Der Nationalſozialiſtiſche Reichsverband der deutſchen Arbeitsopfer an die Reichsregierung. Von allen Schichten des deutſchen Volkes, die unter dem Druck der gewaltigen Wirtſchafts⸗ kriſe zu leiden haben, ſind ſicherlich die Millio- nen deutſcher Arbeitsinvaliden am härteſten be⸗ troffen; ſie führen ein Leben das buchſtäblich mit Hunger und Entbehrungen ausgefüllt iſt. Zu ihrem großen ſozialen Elend geſellt ſich Verzweiflung und Verbitterung. Alle dieſe Menſchen haben ihr Leben lang dem Vaterlande und der Wirtſchaft treueſte Dienſte geleiſtet; ſie haben ihre Arbeitskraft und ihre Gefundheit— in hunderttauſenden von Fällen auch ihre heilen Glieder— geopfert, um ihren Mitmenſchen zu dienen. Sie haben daher auch, wie keine andere Volksſchicht, einen Rechtsanſpruch darauf, daß ſie an ihrem Lebens⸗ abend ihr ausreichendes Stückchen Brot verzehren und ein menſchenwürdiges Daſein führen können. Die ſchwere Erſchütterung aller Träger der deutſchen Sozialverſicherung, an der die unglück⸗ lichen Opfer der Arbeit in jeder Hinſicht ſchuld⸗ los ſind, hat den Geſetzgeber in den letzten Jahren zu Notverordnungs⸗Maßnahmen veranlaßt, die ſich in den Haushaltungen der Arbeitsinva⸗ liden kataſtrophal ausgewirkt haben. Wir ver- weiſen nur auf die Tatſache, daß die kargen Invalidenrenten, die etwa 37.— RM. durch- ſchnittlich im Monat betrugen, um 6.— RM., die Witwenrenten um 5.— RM., die Waiſen⸗ und Kinderbezüge um 4.— RM. pro Monat geſenkt worden ſind. Die Knappſchaftspenſionäre, die ihre Rechte in harter gefahrvoller Arbeit unter Tage und unter Aufwendung ſehr hoher Beiträge ehrlich verdient haben, mußten Abzüge erdulden, die z. T. 50—, 60.— und mehr Reichsmark im Monat betrugen. Den Unfallrentnern, den Menſchen alſo, die durch Betriebsunfall ihre heilen Glieder ge⸗ opfert haben, ſind 7½ bis 150% ihrer Renten gekürzt worden, die ganz gewiß auch ſchon vor her nicht allzu hoch bemeſſen waren. Zu allem Unglück kommt hinzu, daß auch die öffentliche Fürſorge heute nicht mehr im⸗ ſtande iſt, den Rentenausfall auf der einen Seite durch erhöhte Fürſorgezuwendungen auf der anderen Seite auszugleichen, im Gegenteil: auch in der öffentlichen Fürſorge hat die Wirt⸗ ſchaftskriſe der letzten Jahre verheerende Folgen ausgelöſt. Die Fürſorgeverbände ſind infolge des gewaltigen Anſteigen der Zahl der Fürſorge⸗ unterſtützungsempfänger zu ſehr ſtarken Kürzungen der Unterſtützungsſätze und Verſchlechterungen der Unterſtützungsrichtlinien gezwungen worden. Wir wiſſen, daß auch die neue natio— nale Regierung nicht von heute auf morgen das Unrecht wieder beſeitigen kann, das dieſen Milli- onen ſo ſchwer geprüfter Volksgenoſſen in den letzten Jahren zugeſügt wurde. Es iſt uns in jeder Hinſicht bekannt, daß die Regierung auch beim beſten Willen nicht über die Mittel verfügt, die ein derartiger Ausgleich erfordern würde. Wir wenden uns trotzdem hiermit an die Reichsregierung, weil wir uns für verpflichtet halten, als Treuhänder unſerer Mitgliedſchaft, der Regierung die Wünſche und die Klagen der— jenigen zu übermitteln, deren Intereſſe wir wahrzunehmen verpflichtet ſind. Es iſt erſchütternd, tagtäglich die Eingaben derjenigen zu leſen, die uns in verzweifelten Worten bitten, ihre Sorgen und Leiden der Reichsregierung zu übermitteln. Es fehlt dieſen Menſchen in der Tat am allernotwendigſten. Von einem menſchenwürdigen Unterhalt kann nicht mehr geſprochen werden. Das Los dieſer Aermſten der Armen kann mit Worten überhaupt nicht geſchildert werden. Aus all den vielen Schreiben, die bei uns eingehen, iſt aber auch gleichzeitig erſichtlich, daß die ſo ſchwer geprüften deutſchen Arbeits- opfer ihr volles Vertrauen in der Hilfs bereit⸗ und Tatkraft der neuen Reichsregierung ſetzen; ſie ſind davon überzeugt, daß die Regierung, die unter der Führung unſeres Reichskanzlers Adolf Hitler ſteht, nichts unverſucht laſſen wird, um ihnen, wenigſtens zum Teil, Gerechtigkeit angedeihen zu laſſen. Das ſtarke Anwachſen unſeres national⸗ ſozialiſtiſchen Reichsverbandes deutſcher Arbeits⸗ opfer, der heute als einheitliche und große Orga- niſation und damit als einzigſter Verband be⸗ rechtigt iſt, im Namen der deutſchen Arbeits⸗ invaliden zu ſprechen, iſt der deutlichſte Beweis dafür. Wir möchten hierdurch die Bitte an die Reichsregierung richten, zu prüfen, inwieweit die ſozialpolitiſchen Verſchlechterungen der letzten Notverordnungen beſeitigt werden können, wie⸗ weit es alſo möglich iſt, Millionen hungernder und darbender Volksgenoſſen die zu den treue⸗ ſten Bürgern Deutſchlands zählen, zu helfen und ihre furchtbare Notlage wenigſtens zum Teil zu lindern. Bei der Prüfung dieſer Frage ſtellen wir die Mitarbeit unſeres Verbandes gern zur Ver⸗ fügung. Wir wären dankbar, wenn uns die Gelegenheit zur Ausſprache mit der Reichsregie⸗ rung und damit zur mündlichen Begründung unſerer Wünſche gegeben würde und hoffen in dieſem Sinne auf eine wohlwollende und bal⸗ dige Erledigung unſerer Eingabe. Nationalſozialiſtiſcher Reichsverband der deutſchen Arbeitsopfer Der Beauftragte der N. S. B. O. Ebeling. Die Ortsgruppe Viernheim der Arbeitsopfer hat zu dem vorſtehenden Auf⸗ ruf noch einen Zuſatz gemacht, den wir nach⸗ ſtehend zum Abdruck bringen: Der unterzeichnete Ortsgruppen Vorſtand erſucht alle Arbeitsopfer Viernheims, von dem Wortlaute der Eingabe unſeres Verbandes, an die Reichsregierung gefl. Kenntnis nehmen zu wollen und richtet an die noch fernſtehende Rent⸗ nerſchaft das Erſuchen, unſerer Organiſation, welche die einzige Intereſſenvertreterin der Ar⸗ beitsopfer Deutſchlands iſt, ihren Beitritt zu erklären, da bei Durchführungen von Berufungen und allen einſchlägiſchen Angelegenheiten, die Mitgliedſchaft von bald unbedingter Notwendigkeit iſt. Auch wollen wir nicht vergeſſen an dieſer Stelle, auf unſre wirklich ſegensreiche Einrichtung, auf unſre Sterbekaſſe, hinzuweiſen. Eintrittsanmeldungen werden von dem Un⸗ terzeichneten bereitwilligſt entgegengenommen. Joſeph Neff 1. Repsgaſſe 6 Lokales *Gemeinderatsſitzung. Heute Abend findet auf dem Rathaus eine öffentliche Gemeinde⸗ ratsſitzung ſtatt. ö * Polizeilich zu melden haben ſich jeden Tag 13 ehemalige Angehörige der SPD. und KPD. bei dem hieſigen Polizeiamt, um laufend eine Kontrolle über ihr Tun und Laſſen zu haben. Auf Halbmaſt geflaggt. Die hieſigen Staats- und Kommunalgebäude haben heute Halbmaſt geflaggt, zum äußeren Zeichen der Trauer, daß das deutſche Volk noch immer unter dem harten Druck des Verſailler Diktats ſteht. Der 28. Juni, iſt nämlich der Jahres- tag, an welchem dem Deutſchen Volke dieſer Schandvertrag aufgebürdet wurde. * In Schutzhaft genommen. Der ehemalige SS⸗Mann Willi Fiſcher wurde wegen undiszipliniertem Verhalten und verleumderiſchen Ausſagen der hieſigen Ortsgruppenführung gegen- über, in Schutzhaft genommen. *Gräßliches Familiendrama. Heute Nacht ereignete ſich hier ein gräßliches Familien ⸗ drama. Der als brav und fleißig bekannte Ge⸗ ſchäftsführer der hieſigen Krankenkaſſe, Johann Dewald 10., Nibelungenſtraße 5 wohnhaft, hat gegen 12 Uhr ſeine 30 Jahre alte Ehefrau Margareta geb. Martin im Bett erſchoſſen und gegen 4 Uhr ſeinem Leben durch Erſchießen und Erhängen ebenfalls ein Ende gemacht. Die Ur⸗ ſache zu dieſer ſchrecklichen Tat iſt in einem un⸗ heilbaren Lungenleiden des Herrn Dewald zu ſuchen. Das Ehepaar hinterläßt ein 10 Monate altes Kind, dem der verzweifelte Vater kein Leid zugefügt hat. An alle Aktiven der Sportvergg. Amieitia 09 e. V. Es wird dringend er- ſucht, unbedingt heute um 6 Uhr im Ver- einshaus zu erſcheinen. Die Verſammlung iſt Pflicht für Fußballer, Handballer, Schwerathleten, Jugend und Schüler. Für Erſcheinen ſind die jeweiligen Spielführer abſolut verantwortlich. * Rechtsauskunft. Am Freitag, den 30. Juni 1933, nachmittags von 5—7 Uhr findet in der„Harmonie“ Rechtsauskunft ſtatt. Die Rechtsauskunft geſchieht an jedermann koſten⸗ los; die notwendigen Schriftſätze werden herge⸗ ſtellt und Vertretungen an den Gerichten über⸗ nommen. Nationalſozialiſtiſche Bauernverſammlung in Viernheim. Dem Rufe zur Nationalſozialiſtiſchen Bauern⸗ verſammlung war eine ſtattliche Zahl von Alt⸗ und Jungbauern gefolgt. Der komm. Vorſitzende, Herr Jean Roos, entbot den Willkommensgruß und ſtellte feſt, daß ſich die Bauernſchaft Viern⸗ heims bereit erkläre, durch ihr zahlreiches Er⸗ ſcheinen beſonders bekundet, mitzuhelfen am Auf⸗ bau unſeres Deutſchen Vaterlandes. Sein be⸗ ſonderer Gruß galt dem Kreis- und Bezirksvor⸗ ſitzenden, Bürgermeiſter Dinges Bobſtadt und Diehl⸗Lampertheim. Bürgermeiſter Dinges über⸗ nahm hierauf ſein Referat. Er betont, daß das Intereſſe des Bauernſtandes mehr gehegt und gepflegt werden ſoll als bisher, zumal der Bauern⸗ ſtand der berufene Stand iſt, auf welchem da Neue Reich aufgebaut wird. Auch die Bauen. ſchaft muß ſich neben den anderen Kampfbünden organiſieren; es wird ſogar in abſehbarer tl von jedem Bauern gefordert werden, daß er un. ganiſiert ſein muß, um als geſchloſſenes Ganztz einwirken zu können auf die Preisgeſtaltung un dieſe ſo zu bilden, daß ſie für ſämtliche Stände tragbar iſt. Die Gleichſchaltung der Bezug. un Abſatzgenoſſenſchaft wird noch erfolgen. Wer ein eigene Wirtſchaft hat, muß dem Altbauernb unt angehören. Diejenigen Bauern, die noch in de Wirtſchaft des Vaters tätig ſind, organiſiertn ſich im Junglandbund. Der Beitrag betrigt 15 Pfg. pro Monat. Alle im Junglandbund organiſierte ſollen das Braunhemd tragen. Jehn ſoll ſich als aktives Mitglied in der Partei be tätigen. Der Jungbauer gehört in die S. oder zur berittenen S. A. In Hinkunft gibt ez auch weiter keine Reitervereine, als die beritten S. A. Der kommiſſariſche Vorſtand ſetzt ſich nn wie folgt zuſammen: f 1. Vorſitzender Jean Roos 2. 1 Adam Helfrich Schriftführer Adam Schneider 1. Beiſitzer Julius Bläß 95 5 Georg Haas 35 5 Matth. Heckmann 4. 9 Konrad Brechtel Kaſſier Peter Sander. Dem neuen Vorſtand wird aufgegeben, g. treu nach den Richtlinien der N. S. D. A. P. g handeln. Wer ſich verſtößt, kann jederzeit ſeing Amtes enthoben werden. So wollen wir z ſammenſtehen in einer großen Volksgemeinſcheſ zum Nutzen und Frieden unſeres Bauernſtandt und des ganzen Deutſchen Volkes. Herr G. Julius Bläß ergriff zur Gleichſchaltung da Wort. Wie der politiſche Sieg im Reiche, hat es auch in Viernheim eine Wendung gegeben, Wir nehmen jeden auf, der es ehrlich mein. Wir kriegen geholfen. Der Staat baut ſich auß unſerm Stande auf. Wir werden wieder freie Bauen auf freier Scholle werden. Wir wollen die Mitarbel jedes Einzelnen. Auf Charakterlumpen leiſe wir Verzicht. Nörgler, Miesmacher und Schlech⸗ ſchwätzer ſeien gewarnt, ſie mögen nicht zu un laut ſein. Der Aufbau wird kommen. Es i jedoch nicht möglich, all das, was in 14 Jahn vernichtet worden iſt, in 6 bis 8 Mona wieder aufzubauen. nun das Ziel erreicht, das uns zur friedlich Zuſammenarbeit zuſammenſchmiedet. Der Ortsgruppenführer, Herr Franzke, want davor, irgend welche Hemmungen in partei, litiſcher Hinſicht zu haben, da es über kurz on lang doch keine Parteien mehr gebe. in abſehbarer Zeit durchzuführende Feldberen, gung, die in dem neuen Staat beſtimmt dur geführt wird, wird ſicherlich für den geſamn Bauernſtand nur von Vorteil ſein. Herr Fran erläßt noch einen warmen Appell, in welche aufgefordert wird, der N. S. D. A. P. beizutrein und hierdurch an dem Aufbau des dritten Reich mitzuhelfen. In der anſchließenden Diskuſſin, an welcher ſich die Herren Georg Haas, Mun Schneider und Leonhard Martin beteiligte wurden noch verſchiedene Fragen aufgeklärt. Nah dem Geſang des Horſt Weſſelliedes wurde noh mitgeteilt, daß ſich der hieſige Junglandbund dan Perwaltung des Kreiſes Bensheim unterſtel habe, worauf die Verſammlung geſchloſſen wurde, Gemeindekaſſe. Die 1. Rate Gemeindeſteuer-Vorauszahlung für 1933 kann nur noch dieſe Woche ohne Mahnung bezahlt werden. Wegen Jahres⸗Bücherabſchluß bleiben un⸗ ſere Schalter am Donnerstag, den 29. ds. Mts. geſchloſſen. Winkenbach. Gute Salat- u. Tafelöle Liter 95.—, 1.18, 1.30, 1.40 Molkereibutter Pfund 1.35 Edamerkäse 20%„ Pfund 20 Münsterkäse/ Pfund 20 Allg. Dessertkäse%6earton 28 Alig.Stangenkäse 20% Pfd.-. 9 Reiner Apfelwein ofen Ltr. 28 Erklärung. Ich nehme die Verdächtigungen, die ich gegen den Amtswalter der Ortsgruppe der N. S. D. A. P. Viernheim, Herrn Julius Blaeß, ausgebracht habe mit Bedauern zurück und warne vor Weiter- verbreitung. Ich erkläre folgendes: Es iſt nicht wahr, daß Julius Blaeß geſagt hat, daß die kirchlichen Nachrichten in den Viern⸗ heimer Zeitungen in Zukunft verſchwinden werden. Es iſt auch nicht wahr, daß die N. S. D. A. P. kirchenfeindlich iſt. Georg Stumpf Schmiedemeiſter. öl. Judraumlalelpulter% 5 75 Pig. Wttbg. Markenbutter ½ Pfd. 70 Pfg. Friſche Landbutter/ Pfd. 65 Pfg. Cleverſtolz— Aſtra— Sanella Cocosfett— Palmin— Schweineſchmalz Oelſardinen Doſe von 18 Pfg. an Ochſenmaulſalat Doſe 45 Pfg. Alois Walter inna nunnumeumͤn Täglich friſcher weißer Käſe und Butter zu haben bei Martin Alter 2. Waſſerſtraße amm Neue Pfälzer Kartoffel Erſtlinge, gelbfleiſchig 10 Pfund 55 Pfg. Alte Speiſekartoffel (gelbfleiſchig) 10 Pfund 30 Pfg. eh. faltermann Moltkeſtraße 15. Fahrt nach Maria Einsiedel. Alle diejenigen, welche per Auto nach „Maria Einſiedel“ fahren wollen, können ſich bei Ludwig Brechtel und Heinrich Faltermann bis Samstag Abend melden. Fahr⸗ preis: Hin und zurück 1.20 Mk. Abfahrt wird bekannt gegeben.. — 4 — * faimnmmmumnmunmnmnmtnmnmmnnmnnmeniuunmnm nannten san unt Welzwelne, Nolweine, Eidmelt und alle Sorten Branntweine kaufen Sie billig und gut bei Ludwig Theobald Weinhandlung Hügelſtraße! mmmh Arpenta- Polo Plates Sorte Spezial ca. 19 Sch. 95-12 1.35 6⁰½ 49— 85 Arpenta-Fdelgorn- Pian 27, Sch. lichthoffrei orthoſchromatiſch 98 2.45 6½ 849 1.60 28 Sch. 98412 2.— 6 i849 1.60 Rollfilme, verbeſſerte Qualität Spezial) 23—24 Sch. 8 Aufnahmen 307 Höchſtempfindl eg. 25 Sch. 8„ nur 1.20 6546 la 12 Aufnahmen nur 1.— Filmpack, Papiere, von niedr. 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Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile toſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes e bei Anzeigen werden nach Moglichkeit berücksichtigt.— Für die Aufnahme an be 55 nicht ſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewa übernommen werden Nummer 148 Donnerstag, den 29. Juni 1933 50. Jahrgang Parteien⸗dämmerung Unaufhaltſam ſchreitet die nationale Re⸗ volution vorwärts. Sie marſchiert im Sturm⸗ ſchritt.„Feiger Gedanken bängliches Schwan— ken“ kennt ſie nicht. Für ſie gilt nur die Tat, Was vorher jahrelang, ja, durch Jahrzehnte überlegt, beraten und wieder beraten wurde, ohne daß man eine Löſung gefunden hätte — das wird jetzt in einem kühnen Wurfe erledigt. Man denke etwa an die Frage des Verhältniſſes von Reich und Län— dern, über die ein Meer von Tinte ver— goſſen wurde, bis durch die Einſetzung von Reichsſtatthaltern ganz klare Verhältmiſſe geſchaffen wurden. Auch die Klagen über die Parteien⸗ wirtſchaft— richtiger: Parteienmiß— wirtſchaft— gehören in dieſes Kapitel. Man hat ſchon vor dem Weltkrieg über gie deutſche Parteienzerſplitterung geklagt. Nach der Revolution von 1918 aber wurden die Verhältniſſe geradezu toll. Von Wahl zu Wahl wurde die Zahl der Parteien größer, ſo daß es ſchließlich dreißig und mehr Wahl⸗ vorſchläge gab. Das Scherzwort:„Jebem Deutſchen ſeine eigene Partei!“ hatte einen ſehr ernſten Hintergrand. Die praktiſchen Auswirkungen dieſes Zaſtandes ſind noch in friſcher Erinnerung: arbeitsunfähige Parla⸗ mente, die ihre Zeit mit gehäſſigen Pole— miken oder unwürdigen Intriguen— dieſe meiſt hinter den Kuliſſen— zubrachten. Immer mehr wurden Unhaltbarkeit und Schädlichkeit dieſer Verhältniſſe erkannt. Immer häufiger wurde darüber geſprochen und geſchrieben— aber getan wurde nichts. Und wo einmal ein ſchüchterner Verſuch zur Ueberwindung der Parteienvielheit gemacht wurde, da blieb er in den eeſten Anfängen ſtecken. Und nun— es ging gerade wie bei der vorhin erwähnten Reichsreform— hat die nationalſozialiſtiſche Revolution auch mit dieſen Uebelſtänden raſch und entſchloſſen aufgeräumt. Erſt kam der Schlag gegen den Kommunismus, dann wurde Jos eini⸗ gen Tagen der Sozialdemokratie jede Betä— tigungsmöglichkeit genommen und dess far⸗ lamentariſchen Mandate ihrer Anhänger kaſ— ſiert. Am Dienstag dieſer Woche wurde diele Maßnahme auf die Staatspartei ausgedehnt und am Abend des gleichen Tages kam die Meldung, daß die Deutſchnationale Front— die frühere Deutſchnationale Volkspartei— ihre Selbſtauflöſung beſchloſſen, und daß Reichskanzler Adolf Hitler als Führer der NSDAP. den in der Deutſchnationalen Front ſtehenden Männern die Hand gereicht habe zu gemeinſamem Kampfe. Das iſt ein ungemein bedeutungs— volles Ereignis von hiſtoriſcher Bedeutung. Denn da die Deutſche Volkspartei, deren einziger Parlamentarier nur noch ihr Parteiführer Dingeldey iſt, nur noch auf dem Papier beſteht, gibt es als einzige po⸗ litiſche Partei nur noch das Zentr u m. Sein bayeriſches Anhängſel, die Bayeri⸗ ſche Volkspartei, iſt durch die Ver⸗ haftung aller führenden Leute und durch die Beſetzung ihrer Büros aktionsunfähig ge⸗ worden. Es iſt alſo praktiſch das E nde des Parteienſtaates erreicht, das von der nationalſozialiſtiſchen Bewegung von Anfang an erſtrebt wurde. Auch das Zentrum iſt ja durch die Ueber⸗ nahme der chriſtlichen Gewerkſchaften in die Deutſche Arbeitsfront und durch Abſetzung der chriſtlichen Gewerkſchaftsführer erheblich geſchwächt, und die Reklamierung der katho— liſchen Arbeitervereine, die bisher als Zen⸗ trumsorganiſationen angeſehen wurden, durch Erzbiſchof Kardinal Bertram für die katholiſche Kirche, zeigt, daß man auf katho⸗ liſcher Seite der politiſchen Entwicklung Rechnung zu tragen gewillt iſt, und offen⸗ bar mit einem Ende des politiſchen Katholizismus rechnet. Maßgebende e haben jedenfalls ebenſo wie maßgebende Führer der. NSDAP. von der Möglichkeit einer Auflöſung des Zen trums geſprochen, wenn auch zunächſt nu theoretiſch. Vielleicht tut das Zentrum eine! reits Nach Hugenbergs Rücktritt Kanzlerreiſe nach Neudeik— Beſprechungen über die Nachfolge Hugenbergs— Voranus⸗ ſichtlich wird Walter Darree Neichsernährungsminiſter Berlin, 29. Juni. Wie verlautet, wird ſich Reichskanzler Hitler in den nächſten Tagen nach Neu— deck begeben, um dort mit dem Reichs⸗ präſidenten über die durch den Rück— tritt des Reichsminiſters Dr. Hugenberg geſchaffene Lage zu konferieren. Bekannt— lich war aber Dr. Hugenberg nicht nur Reichswirtſchafts- und Ernährungsminiſter, ſondern ſtand auch an der Spitze des preu— ßiſchen Miniſteriums für Landwirtſchaft, Domänen und Forſten und des preußiſchen Miniſteriums für Wirtſchaft und Arbeit. Ueber die Neubeſetzung dieſer preußi— ſchen Miniſterien iſt noch nicht ge⸗ ſprochen worden. Ob es bei der bisherigen Form bleibt, daß dieſe preußiſchen Miniſte⸗ rien von den zuſtändigen Reichsminiſtern mitverwaltet werden, kann noch nicht geſagt werden. Inzwiſchen unterhält man ſich be— über die Frage der Nachfolge in den Reichsminiſterien. Daß es darüber irgend— eine Diskuſſion gibt, iſt natürlich vollkom— men ausgeſchloſſen. Der Reichskanzler er⸗ nennt und ſein Entſchluß iſt ſelbſtverſtändlich richtig und gut. Als Nachfolger für den Poſten des Reichsernährungsminiſters gilt ſeit lan- gem der nalionalſozialiſtiſche Reichs- bauernführer Walker Darree, der bereits an der Spitze aller auf landwirtſchaft⸗ lichem Boden vorhandenen Keichsorga⸗ niſationen ſteht. Walter Darree iſt bekanntlich der ernſteſte ſachliche Gegner der Landwirtſchaftspolitik des Reichsminiſters Dr. Hugenberg geweſen. Ueber die Neubeſetzung der anderen Mini⸗ ſterien kann man wohl im Augenblick noch nichts Beſtimmtes ſagen. Warum Hugenberg geht Obwohl der Rücktritt Hugenbergs nicht unerwartet kam, wird er in politiſchen Krei⸗ ſen der Reichshauptſtadt doch lebhaft beſpro⸗ chen. Beſonders lebhaft iſt der Mei ungs— austauſch über die Hintergründe die⸗ ſes Rücktritts. Es wird dazu betont, daß ne— ben dem Vorgehen gegen die deutſchnationa— len Nebenorganiſationen und dem vom Par— teivorſtand der Deutſchnationalen Front ge⸗ faßten Beſchluß, dieſe Partei aufzulöſen, in erſter Linie das Memorandum Dr. Hugen— bergs in London und fernerhin die Differen⸗ zen mit führenden nationalſozialiſtiſchen ähnlichen Schritt, wie ihn die Deutſchnatio— nale Front bereits getan hat. Die Einglie⸗ derung des Stahlhelms in die NSDAP. iſt durch den Aufruf Adolf Hitlers noch bekräf— tigt worden. Es gibt alſo nunmehr eine Oppoſition oder eine politiſche Bewegung, die die Grundlage einer Oppoſition bilden könnte, in Deutſchland nicht mehr. Die Eingliederung der deutſchnationalen Parlamentarier in die nationalſozialiſtiſchen Fraktionen bewirkt in Oſt⸗ und Norddeutſch⸗ land, daß faſt überall nur noch eine Frak⸗ tion in den Kommunal- und Provinzparla— menten beſteht. Nur im Weſten beſtehen daneben noch die Zentrumsfraktionen, die aber nach Ausfall der Marxiſten und der da⸗ mit erfolgten Verminderung der Mandats⸗ zahlen eine Minderheit bilden und größten⸗ teils zur Einflußloſigkeit verurteilt ſind. Auf parlamentariſchem Gebiete hat die NSDAP alſo nunmehr ihren Tota litäts ſt an d⸗ punkt durchgeſetzt. Die jetzigen Parlamen⸗ ke ſind in einem Staate, der das Führerprin⸗ zip zum oberſten Geſetz erhoben hat, nur noch beratende Gremien. Sie haben ihre einſtige Bedeutung reſtlos verloren und werden ſie nie wieder erhalten. An ihre Stel⸗ le wird vielmehr nach Beendigung des be⸗ Wirtſchaftspolititern uber Grundfragen der deutſchen Wirtſchaft den Entſchluß Dr. Hu⸗ genbergs herbeigeführt hätten. man weiſt beſonders auf das Zins- problem hin, das ſeit Monaten den ſchärfſten Streitpunkt zwiſchen Dr. Hu⸗ genberg und ſeiner Umgebung einerſeits und den nakionalſozialiſtiſchen Wirt- ſchaftspolitikern andererſeits gebildet habe. Der nationalſozialiſtiſche Reichbauernführer, Walther Darree, hat dieſen Streit wie folgt charakteriſiert: Dr. Hugenberg. handele nach dem Grundſatz, daß das Kapital eine angemeſſene Verzinſung finden müſſe und daß die Zinſen für das in der Landwirt⸗ ſchaft inveſtierte Kapital deshalb nach die⸗ ſem Grundſatz zu meſſen ſeien. Darree da⸗ gegen ſtellt in den Vordergrund die Renta⸗ bilität der bäuerlichen Wirtſchaft und will— von dieſer Rentabilität ausgehend— die Höhe der Zinſen beſtimmen. Er glaubt, ſo zu einer günſtigeren Ge. ſtaltung der Landwirkſchafk und damit zu einer günſtigen Einwirkung auf die deutſche Geſamkwirtſchaft kommen zu können. Dieſe ſcharfen Gegenſätze in einer ſehr wich⸗ tigen Frage haben dazu geführt, daß na⸗ mentlich von bäuerlicher Seite der Rücktritt Hugenbergs ſchon ſeit längerer Zeit gefordert wurde, weil man dort die Auffaſ⸗ fungen Walther Darree's in die Tat um⸗ geſetzt ſehen möchte. Der Kanzler bei den Zeitungsverlegern Reichskanzler Adolf Hitler erſchien am Mittwoch aus Anlaß der erſten Sitzung des neugewählten Vorſtandes des Vereins Deutſcher Zeitungsverleger im Preſſehaus. In ſeiner Anſprache führte der Kanzler u. a. aus, daß wir uns mitltem in Stadium der Bereinigung der Verhältniſſe befänden, die den früheren Zuſtand der Ver— wirrung und Verirrung geſchaffen haben. Da er glaube, daß auf die Dauer die Preſſe nicht exiſtieren könne, wenn nicht ganz klar eine Entſcheidung über die Richtung hervor— trete, die nun endgültig als Sieger in Deutſchland anzuſehen ſei und die deutſche rufsſtändiſchen Aufbaues das parlament treten, das dann das ſche Forum der Reichsregierung und die wirkliche Vertretung des deutſchen Volkes ſein wird. Der Neubau des Deutſchen Reiches nach neuen geſünderen Prinzipien, als ſie der Parlamentarismus unſeligen Gedenkens ge— zeitigt hatte, iſt in vollem Gange, die groß⸗ artige Einigung des deutſchen Volkes, die Reichskanzler Adolf Hitler ſeit 1920 erſtrebte und die er am 30. Januar 1933 auf ſtaat⸗ Stände politi⸗ licher Baſis weiter betreiben konnte, macht ö Rieſenfortſchritte, und der Tag iſt nicht mehr fern, da alle ſchaffenden Deutſchen an einem Strange ziehen und ihren Blick auf ein Ziel gelenkt haben: die deutſche Ein⸗ heit und Freiheit! Die Lage in deſterreich Verfaſſungsänderung angekündigt. Wien, 29. Juni. Bundeskanzler Dollfuß kündigte in ei⸗ ner Unterredung mit einem Preſſevertreter weitere ſtarke Maßnahmen gegen die Natio⸗ nalſozialiſten an, ferner eine Reviſion der Zukunft bestimmen werbe, vegruße er es, daß die deutſche Verlegerſchaft ſich von ſich aus bereits mit dieſen Tatſachen abgefun⸗ den habe und gewillt ei, auf dieſen Boden zu treten. Es ſei nicht beabſichtigt, etwa nur Staatszeit ungen in Deutſchland herauszubringen, aber man müſſe ſelbſtver⸗ ſtändlich jedem Einzelnen die Pflicht aufer⸗ legen, daß er im Sinne der großen weltan⸗ ſchaulichen Linie mitarbeite. Es ſei ſelbſtverſtändlich. daß, auf die Dauer geſehen, die Zeitungen als wirt⸗ ſchaftliche unternehmen genau ſo eine geſunde allgemeine wirkſchafkliche Grundlage brauchen, wie jedes andere Unternehmen, daß aber eine geſunde Wiriſchaft nur dann enkſtehen könne, wenn endlich die politiſc n Skreiligkei⸗ ten enktſck den eien Die Würfel ſeien nun gefallen, und er danke den Zeitungsverlegern, daß ſie ſelbſt bereit ſeien, dieſe Entſcheidung anzuerkennen. Die Maßnahmen auf wirtſchaftlichem Gebiet ſei⸗ en bisher nicht vergeblich geweſen. 1,7 Millionen Menſchen ſeien bisher wieder in die Betriebe zurückgekehrt, da⸗ von mindeſtens 700 000 über die nor⸗ male ſommerliche Aufwärksenkwicklung hinaus. Der Generalangriff gegen die Arbeitsloſigkeit beginne erſt ſetzt und werde mit immer größerer Energie ge⸗ führk. Er ſei überzeugt, daß dieſes Problem abſo⸗ lut gemeiſtert und gelöſt werde. Zuvor mül⸗ ſe allerdings das politiſche Problem endgül⸗ tig gelöſt werden, was jetzt zur Diskuſſion ſtehe: Ueberwindung des Partei⸗ ſtaates der Vergangenheit. Im übrigen glaube er, daß die Probleme, die Deutſchland zurzeit beſchäftigen, allen anderen Regierungen in der Welt auch ge⸗ ſtellt ſeien. Er perſönlich ſei der Ueberzeu⸗ gung, daß vieles von dem, was die übrige Welt heute an uns kritiſiere, ſchon in weni⸗ gen Jahren von ihr übernommen werden würde. Der Kanzler richtete zum Schluß den Appell an die Zeitungsverleger, ſich hundertprozentig hinter die in Deutſchland gefundene Löſung zu ſtellen, die für Deutſch⸗ lands Zukunft die zuträglichſte, und die nicht mehr zu ändern ſei, da das Schickſal die Ent⸗ ſcheidung ſchon getroffen habe. oſterreichiſchen Verfaſſung, weil das derzei— tige Parlament ſeiner Aufgabe nicht gewach⸗ ſen ſei und die Regierung infolgedeſſen Maßnahmen hätte ergreifen müſſen, die den äußeren Anſchein der Diktatur trügen, ohne daß aber ein Diktaturregime geplant ſei. Dieſer Fehler der Verfaſſung würde aus- gemerzt werden, um der Nation eine ihren wirklichen Bedürfniſſen enkſprechende Volks- verkrekung zu geben. Im deutſchen Vereinsheim in Klagen⸗ furt nahm die Polizei eine Hausſuchung vor und verhaftete 19 jugendliche Perſonen, die eine nationalſozialiſtiſche Verſammlung abhielten. Bombenfunde An der Mauer des Gebäudes der Bezirks hauptmannſchaft Kufſtein wurden ſechs Bomben vorgefunden, und zwar fünf klei⸗ nere und eine größere. Die Bomben wurden durch einen Artillerie-Sachverſtändigen ver⸗ nichtet. An der Fundſtelle lag auch eine Mauſerpiſtole. Ein kräftiges Wort Der Landesführer des Salzburger Heimatſchutzes, der frühere Juſtizmini⸗ ſter Dr. Hüber, erläßt an ſeine Heimat⸗ ſchutzktameraden einen Aufruf, in dem er ſei⸗ nen Austritt aus dem Verband des öſter⸗ reichiſchen Heimatſchutzes mitteilt. Er erklärt weiter u. a.: Ich gehörte der Heimwehr ſeit ihrer Gründung als guter Deutſcher und Oeſterreicher an in der a e d(Z durch dieſe Wehrbewegung unſerem Vater⸗ lande ein Inſtrument zur Bekämpfung des Marxismus und zur Erhaltung des Deutſch⸗ tums, ſeiner Religion und Kultur geſchaffen werden ſoll. Bis in die jüngſte Zeit war ei⸗ ne ſelbſtverſtändliche Grundlage unſerer Bewegung die engſte Verbindung mit dem deutſchen Geſamtvolk. Die von der Regierung Dollfuß und dem derzeitigen Heimatlſchutzführer unkerſlützte Politik muß aber nicht nur zu einer dauern⸗ den Entfremdung zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich führen, ſondern bedroht den deut⸗ ſchen Charakter unſeres Volkes. Eine ſolche Politik kann ich für meine Perſon nicht mehr mitmachen, beſonders dann nicht, wenn die Stützung und Finanzierung dieſer Politik (Lauſanne-Anleihe) durch das nichldeutſche Ausland erfolgt. Der bisherige Abwehrkampf der Regie⸗ rung gegen bewußt zu verurteilende poli⸗ tiſche Delikte entwickelt ſich immer mehr zu einem Vernichtungskampf der Chriſtlich⸗ Sozialen Partei und volksfremder Elemente gegen den volksdeutſchen Gedanken in Oeſterreich. Dieſer Kampf muß innerpolitiſch Oeſterreich dem Marxismus in die Arme treiben, außenpolitiſch aber Kombinationen fördern, die wir Oeſterreicher nur ablehnen könnten. „Nicht mehr Prolet Sondern Herrenmenſch— iſt der deutſche Arbeiter Hannover, 29. Januar. Der Führer der Deutſchen Arbeitsfront, Dr. Ley, ſprach bei einer Kundgebung über ſeine Eindrücke von der Genfer Ar⸗ beitskonferenz. Drei Erkenntniſſe ha⸗ be ich mitgebracht, erklärte der Redner: Ein⸗ mal, wir wiſſen, daß es kein Einzelſchickſal irgend einer Klaſſe oder eines Berufes, ſon— dern der Welt gegenüber nur ein deut⸗ ſches Schickſal gibt. Zum anderen: Die Marxiſten in der ganzen Welt ſind gleich minderwertig, gleich verkommen und haſſen alles, was Wert beſitzt. Zum dritten: Eine Nation, die die Ehre verliert, iſt dem Unter- gang geweiht. Darum hat die deutſche De⸗ legation in Genf zunächſt einmal betont, daß im neuen Deutſchland der deutſche Arbeiter ſich ſeine Ehre nicht nehmen laſſe. Arbeiter, Du ſollſt Dich nicht mehr ducken. Du ſollſt nicht mehr ſagen: Ich bin ein Pro- let, ſondern Du ſollſt ein Herrenmenſch wer⸗ den, den Nacken ſtolz und die Augen leuch⸗ tend. Du ſollſt ſagen: Ich bin ein werlvolles Glied meines Volkes, und darauf bin ich ſtolz. Entſcheide Dich für oder wider Deutſch⸗ land. Gehſt Du mit uns, biſt Du unſer Ka⸗ merad und marſchierſt in eine neue Zukunft. Biſt Du aber gegen Deutſchland, dann erklä⸗ ren wir Dich aber ebenſo brukal und rück- fichtslos: Dann mußt Du vernichtel werden um Deukſchlands Willen. Dr. Ley hatte im Eingang ſeiner Rede den Rücktritt Hugenbergs mitgeteilt, worauf ſich brauſender Jubel erhob. Dieſer Rück⸗ tritt, führte der Redner weiter aus, ſei not⸗ wendig geweſen, denn es müſſe alles neu werden. Revolutionen ſeien total oder ſie ſeien nicht. Daher ſei auch die Sozialde⸗ mokratie 1918 geſcheitert weil ſie keinen Mut gehabt habe und keine Nerantw., ung habe tragen wollen. Gegen den Schandvertrag Ein Vortrag Alfred Roſenbergs. Berlin, 29, Juni. Der Leiter des Außenpolitiſchen Amtes der NSDAP., Alfred Roſenberg, hielt am Jahrestag des Verſailler Diktates in der Krolloper in Berlin einen bemerkenswerten Vortrag, in dem er ſich gegen den„Unfrie⸗ den⸗Vertrag“ wandte. Er erklärte, niemand habe das Recht, Deutſchland den Vorwurf der Diskriminierung der Juden zu machen, ſolange eine Entwürdigung des großen deut⸗ ſchen Volkes durch den Verſailler-Unfrie⸗ densvertrag geduldet oder gar verteidigt werde. Wenn in manchen Parlamenten geäußert wurde, ſolange in Deutſchland eine Diktatur herrſche, ſei eine Vertragsreviſion unmöglich, ſo bedeute das eine Verſchleierung der kla⸗ ren Sachlage. Das Reviſionsrecht Deutſchlands iſt nit⸗ gends als mit einer beſonderen Staaksform verbunden bezeichnek. Und wenn nunmehr die anderen nicht abrüſten, ſo ſind ſie ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen. Sie haben alſo mit der Reviſion der Ver⸗ träge begonnen, ihre eigenen Verträge ver⸗ letzt, und verlieren jedes Recht, weitere For⸗ derungen zu erheben. Deutſche Arbeitsfront Gliederung in 14 Grundverbände. Berlin, 29. Juni. Das Preſſeamt der Deutſchen Arbeitsfront teilt mit: Nunmehr hat das Organiſations⸗ amt der Deutſchen Arbeitsfront unter ſeinem Leiter Muchow die Verſchmelzung der einzel⸗ nen Verbände des Geſamtverbandes der Ar⸗ beiter in die fachlich neu gegliederten 14 Grundverbände abgeſchloſſen. Dieſe Verbän⸗ de heißen jetzt: 5 Deutſcher Arbeikerverband des Baugewer⸗ bes, Deutſcher Arbeiterverband des Berg⸗ baues, Deutſcher Arbeiterverband des gra⸗ phiſchen Gewerbes, Deutſcher Arbeiterver⸗ band der öffentlichen Betriebe, Deutſcher Ar⸗ beiterverband des Nahrungsmitktelgewerbes, Deutſcher Metallarbeiterverband, Deutſcher Fabrikarbeiterverband, Deutſcher Holzarbei⸗ terverband, Deutſcher Texkilarbeilerverband, Deutſcher Tabakarbeiterverband, Deutſcher Sleinarbeiterverband, Deutſcher Lederarbei⸗ kerverband, Deutſcher Landarbeiterverband, Deutſcher Heimarbeiter und Arbeiterinnen⸗ Verband. i die Kirthenreſorm Neubildung der kirchlichen Vertretungen. Berlin, 29. Juni. Der Staatskommiſſar für die evangeliſchen Kirchen in Preußen hat eine Verordnung er- laſſen, nach der die kirchlichen Vertretungen durch Ernennung von Mitgliedern, die durch ſeinen Bevollmächtigten erfolgt, wieder her⸗ geſtellt werden. Die Vorſchlagsliſten werden von den durch den Bevollmächtigten beſtimm⸗ ken Stellen eingereicht, und enkgegenſtehende Beſtimmungen der Verfaſſungen der evan⸗ geliſchen Landeskirchen Preußens bis auf weiteres außer Kraft geſetzt. Weilerhin wer⸗ den die Bevollmächtigten ermächtigt, zur Durchführung der Neubildung Ausführungs- vorſchriften zu erlaſſen. Wer waren bie Flieger? Augenzeugenberichte über den Flieger überfall. Berlin, 29. Juni. Den amtlichen Stellen liegen nunmehr eingehende Berichte zahlreicher Augen⸗ zeugen über den am Freitag über Berlin erfolgten Abwurf von Flugblättern hetzeriſchen Inhalts vor. Hiernach hat es ſich um zwei Doppeldecker Seca deren Bauart in Deutſchland un⸗ ekannk iſt. Beſondere Merkmale, die auf die Nationalität der Flugzeuge hindeuten könn⸗ ten, waren bei dem Flug über Berlin ſelbſt wegen des wolkigen Wekters nicht zu erken⸗ nen. Dagegen ſind von verſchiedenen ande⸗ ren Plätzen des Reiches nähere Angaben über die Abzeichen von zwei auffälligen Flugzeugen eingelaufen. Es wird zurzeit nachgeprüft, ob ein Zuſammenhang zwiſchen dieſen beiden Flugzeugen und den über Ber- lin beobachleten beſteht. Gegenüber Nachrichten in gewiſſen Aus⸗ landszeitungen muß darauf hingewieſen werden, daß die Flugblätter keinesfalls von deutſchen Flugzeugen abgeworfen wur— den. Abgeſehen von der fremden Bauart ha⸗ ben die Luftpolizeiwachen aller deutſchen Flugplätze gemeldet, daß kein Start und keine Landung derartiger Maſchinen 1 erfolgt iſt. Auf Grund zahlreich eingegange⸗ ner Anregungen wird mitgeteilt, daß die chemiſche Unterſuchung der Flugblätter kein einwandfreies Ergebnis über die Herkunft der verwendeten Papierſorte hat erbringen können. Auslands⸗Nundichau Eſtland gibt den Goldſtandard auf. Wie aus Reva! gemeldet wird, hat das Parlament am Mittwoch die Loslöſung der Währung vom Golde beſchloſſen. Der Beſchluß wird ſofort durchgeführt werden, wobei eine Angleichung des Kurſes an den Kurs der ſchwediſchen Krone vorgeſehen iſt. Der Abgang vom Goldſtandard erfolgte zum Zwecke einer Belebung des Ausfuhrhandels. Deutſche Tagesſchan Mandatsniederlegung. Das Mitglied der Zentrumsfraktion des Reichstages, Hauptmann a. D. Farny, hat ſein Reichstagsmandat ohne Angabe einer Be⸗ gründung niedergelegt. Er wa im Wahl⸗ kreis 31(Württemberg) gewählt worden. Einfach und ſchlicht! Rudolf Heß, der Stellvertreter des Reichs⸗ kanzlers Hitler in der Führung der NSDAP., veröffentlicht einen Aufruf, in dem er die Parteigenoſſen und Parteigenoſſinnen zur Einfachheit und Schlichtheit der Lebenshaltung auffordert, um dadurch der großen Not, die in allen Kreiſen des Volkes herrſcht, Rechnung zu tragen. In dem Auf⸗ ruf heißt es u. a., daß zwar die Arbeits⸗ loſenziffer von Monat zu Monat zurückgehe, nichtsdeſtoweniger könne der Wiederaufbau einer durch 15 Jahre zerſtörten Wirtſchaft nur langſam vor ſich gehen. Weiter wird in dem Aufruf den Amtswaltern und Führern der Bewegung die Teilnahme an ſogenannten Feſteſſen unterſagt; ſie haben ſich auch hierin den Führer zum Vorbild zu nehmen, der grundſätzlich die Abhaltung von Feſteſſen zu ſeinen Ehren ſtreng verboten habe. Auflöſung und Verbot des Arbeiter⸗Radio⸗ Bundes. Der Reichsminiſter des Innern hat die Auflöſung und das Verbot des Arbeiter⸗ Radio⸗Bundes Deutſchlands e. V., und ſeiner Ortsgruppen im ganzen Reiche an⸗ geordnet. Aus dem bei der Beſetzung der Ge⸗ ſchäftsſtellen des ARB. beſchlagnahmten Ma⸗ terial geht einwandfrei hervor, daß der Bund als Hilfsorganiſation der Sozialdemokratiſchen Partei anzuſprechen iſt und den weiteren or⸗ ganiſatoriſchen Zuſammenhalt der marxiſtiſchen Mitglieder ermöglicht. Politiſches Allerlei Berlin. Am Donnerstag, 29. Juni, ſpricht der preußiſche Kultusminiſter Ruſt in einer Veranſtaltung der„Deutſchen Chriſten“ zum Thema:„Gott und Volk— Kirche und Staat“. Die Rede wird von 20.50 bis 21.40 Uhr auf alle deutſchen Sender übertragen. Berlin. Kapitän Ehrhardt hat ſeinen Eintritt in die NSDAP. vollzogen und ſich mit ſeinem Verband, der Brigade⸗Ehrhardt, dem Reichsführer⸗SS unterſtellt. Saarbrücken. Die Regierungskommiſſion hatte das Halbmaſtflaggen anläßlich des Jah⸗ restages der Unterzeichnung des Verſailler Vertrages verboten. Kurz nach 8 Uhr war der Rat k beſchluß⸗ fähig. Den Vorſitz führte Herr Bürgermeiſter Bechtel, das Protokoll Herr Verw.⸗Inſp. Alter Vor Eintritt in die Tagesordnung gedachte Bürger meiſter Bechtel in einer kurzen Anſprache des geſtrigen Trauertages, an dem es 14 Jahre iſt, ſeit Deutſchland durch dieſen ungeheuerlichen Schandvertrag von Verſailles geknechtet und ent- rechtet iſt. Unſere Hoffnung iſt am heutigen Tage, daß Adolf Hitler uns frei machen möge von dieſem Sklavenjoch. Zur Tagesordnung: Punkt 1. Feſtſetzung der Steuerausſchlag- ſätze ſür 1933. Es werden folgende Umlageſätze feſtgelegt: Gebäude und Bauplätze 34 Pfg. Land- und Forſtw. Beſitz 58 Gewerbekapital 70,4 Gewerbeertrag 286 auf je 100 Mk. Steuerwert. Mit dieſen Sätzen wird ein Steuerbetrag von 92000 Mk. erreicht. Die Sondergebäudeſteuer erbringt 31320 Mk. 136000 Mk. Umlage wären erforderlich geweſen. Es bleibt ſonach ungedeckt 13000 Mk., die aus den Erſparniſſen an Gehälter uſw. eingebracht werden. Aus dieſem Grunde wurde auch der Ausſchlagſatz bei Land⸗ und Forſtw. Beſitz von 62 auf 58 Pfg. ermäßigt. Alle übrigen Sätze ſind die gleichen geblieben. Die hieſigen Steuerausſchlagſätze liegen über dem Landesdurchſchnitt, der für Geb.⸗ und Baupl. 34 Pfg, Land- und Forſtw. Beſitz 47 Pfg., Gewerbekapital 63 Pfg. und Gewerbeertrag 286 Pfg. vorſieht. 7. 70 77 7 Gemeinderats⸗Sitzung am Mittwoch, den 28. Juni 1933. Punkt 2. Beratung des Projektes der Randſiedlung. Nach eingehender Beratung wird die Erſtellung der Randſiedlungen abgelehnt, da dieſe für die Siedler keine ausreichende Ernäh- rungsmöglichkeit bieten. Es iſt nichts Halbes und nichts Ganzes. Es wird auf das National- ſozialiſtiſche Siedlungsprogramm verwieſen, das den Siedlern auch die Gewähr der Ernährungs- möglichkert gibt und mit deſſen Durchführung in Bälde begonnen wird. Punkt 3. Den Viernheimer Waldrezeß⸗ vertrag; hier Vergleich mit dem heſſ. Fiskus. Der Heſſ. Staat hat der Grmeinde die Rezeßholz⸗ rente, die halbjährlich mit 5200 Mk. zur Aus- zahlung zu gelangen hat, für rückſtändige Steuer der Gemeinde einbehalten. Die Gemeinde hat deshalb ſeiner Zeit einen Prozeß hiergegen an⸗ hängig gemacht mit der Begründung, daß dieſes das Geld der Ortsbürger wäre und deshald nicht gepfändet werden dürfe. Es wurde nunmehr mit dem Fiskus ein Vergleich abgeſchloſſen, nach welchem die Gemeinde im nächſten Jahr die volle Rente erhält und dann alle Halbjahr immer 500 Mk. mehr ſich für rückſtändige Steuer ein⸗ behalten läßt und zwar bis zum Jahre 1936 und ſo, daß der Gemeinde mindeſtens 2500 Mk. halbjährlich ausbezahlt wird. Selbſtverſtändlich ſoll die Gemeinde angehalten ſein, den vom Staat weniger ausbezahlten Betrag aus lanfenden Mit⸗ teln aufzubringen, damit den Ortsbürgern die Bauholzrente in voller Höhe zugute gebracht werden kann. Punkt 4. Anſchlag einer Dienſtwohnung. Der Antrag des Betriebsinſpektors Mandel, der durch die Gewerkſchaft der Gemeindebeamten ver⸗ treten wird, auf Rückzahlung von zuviel bezahler Miete für die Zeit vom 1. April 1931 bis Januar 1932, wird abgelehnt, da die ſeither bezahlte Miete von 40 Mk. nicht dem Wert der Wohnung entſpreche. Von April 31 bis Januar 32 wurden monatlich 66 Mk. Miete bezahlt. Herrn Mandel ſoll evtl. nahegelegt werden, die Werkwohnung aufzugeben und in ſeine eigene Wohnung zu überſiedeln. In dieſem Zuſammen⸗ hang wird noch mitgeteilt, daß der Unterſuchungs⸗ ausſchuß feſtgeſtellt hat, daß die ſr. Zt. eingebaute Badeeinrichtung, anſtatt wie vorgeſehen 1300 Mark, 3300 Mk. gekoſtet hat. Für die Mehr⸗ koſten von 2000 Mark ſoll Herr Mandel nun erſatzpflichtig gemacht werden. Desgleichen wird eine Ueberprüfung des Gas⸗ und Stromver- brauches einſetzen, da dieſer hier gegenüber ande⸗ ren Familien zu gering iſt. Punkt 5. Steuerrückſtände der Firma Hein⸗ rich Jakob wird an den Finanzausſchuß verwieſen, da perſönliche ſteuerliche Angelegenheiten nicht vor die Oeffentlichkeit gehören und das mit Recht. Punkt 6. Wohnungsüberweiſung an Karl Friedrich Haas. Dem Haas wird eine Wohnung, 1 Zimmer und Küche, im Gemeindehaus Schwa⸗ nen verwieſen. Punkt 7. Rezeßholzüberſicht pro 1933. Vom Forſtamt wird die Rezeßholzüberſicht für das Bürgerholz pro 1933 vorgelegt und hier⸗ von durch den Rat Kenntnis genommen. Punkt 8. Antrag der Inſtallateure. Die Inſtallateure haben eine Beſchwerdeſchrift einge- bracht, worin ſie um anteilmäßige Ueberlaſſung der Inſtallationen der Gemeinde erſuchen. Der Rat nimmt hiervon Kenntnis und es ſoll ver⸗ anlaßt werden, daß die Inſtallateure hier be⸗ rückſichtigt werden. Mit der Betreuung des Ortsnetzes bleibt jedoch nach wie vor Herr Mich. Hanf allein betraut, damit hier ein Verantwort- licher zur Verfügung ſteht. Punkt 9. Antrag des Unterſuchungsaus⸗ ſchuſſes auf Einziehung des Pflegegeldes für 2 taubſtumme Kinder des Herrn Architekten Mich. Kühlwein 4., welches von der Gemeinde und dem Kreis aufgebracht wurde. Hierzu wird von der Gemeindekaſſe mitgeteilt, daß in den Jahren 19241926 3075 Mk. Pflegegeld bezahlt wurden und zwar 1151 Mk. von den Eltern und je 962 Mk. von der Gemeinde und dem Kreis. Dieſe 1924 Mk. ſollen nun, da die Fa⸗ milie gutſituiert iſt, zurückgefordert werden. Be⸗ ſchlußfaſſung hierüber wird zur nächſten Sitzung verwieſen. Hiermit war die Sitzung beendet. Letzte Nachrichten Reichsminiſter Dr. Göbbels in Stuttgart. Stuttgart, 29. Juni. Reichsminiſter Dr. Göbbels iſt am Mittwoch auf dem Flug⸗ platz in Böblingen gelandet, wo er von Reichsſtatthalter Murr, Miniſterpräſident Mer⸗ genthaler und führenden Perſönlichkeiten der NSDAP. Württembergs empfangen wurde. Bei der anſchließenden Fahrt nach Stutt⸗ gart wurde der Reichsminiſter von der Be⸗ völkerung begeiſtert begrüßt. 91 Kommuniſten verhaftet. Recklingshauſen, 29. Juni. In Ahlen bei Recklingshauſen wurden 86 Kommuniſten feſt⸗ genommen, die bis in die letzte Zeit hinein Unterricht in der Handhabung von Schuß waffen erteilt und an militäriſchen Gelände⸗ übungen teilgenommen hatten. Von den 86 feſtgenommenen Kommuniſten ſind 50 des ver⸗ ſuchten Hochverrats überführt.— In Gel⸗ ſenkirchen wurden 5 Kommuniſten wegen Vor⸗ bereitung zum Hochverrat feſtgenommen ſo⸗ wie eine große Menge hochverräteriſchen Schriftenmaterials beſchlagnahmt. Vizekanzler von Papen in Nom Rom, 29. Juni. Vizekanzler von Papen iſt zuſammen mit dem deutſchen Botſchafter in Rom, von Haſſel, am Mittwoch in Rom eingetrof⸗ fen. Die Reiſe gilt Beſprechungen über kirchliche Fragen, über die der Vizekanz⸗ ler ſchon anläßlich ſeines Oſteraufenthaltes in Rom konferierte. Amicitia 09 E. V. V' heim. 6 V Sportplatz im Wald mi 8 g Reſt.„Jur Waldſchenke“ Heute Donnerstag Abend halb 7 Uhr auf dem Waldſportplatz: V. D. O. Privatm.— Amieitia Ah. Samstag, den 1. Juli 33, abends 8 Uhr in Schifferſtadt: b V. f. K. Schifferſtadt— Amieitia 00 1. Ringerſtaffeln. Abfahrt per Auto um halb 7 Uhr ab Lokal. Sonntag, den 2. Juli vormittags 11 Uhr auf dem Waldſportplatz: Sp. Vgg. Sandhofen Amieitia 09 1 Handballmannſchaften.. Sonntag vormittag: 10 Km. Gepäckmarſch mit 18 Pfd. Gepäck. Start uſw. wird be⸗ kannt gegeben. Der Vorſtand. 9 Programmreden Goebbels Bei ſeinem Beſuch in Stultgart. Stultgart, 29. Juni. Reichsminiſter Dr. Göbbels ſtattete der Stadt Stuttgart, der württembergiſchen F und dem Süddeutſchen Rundfunk einen Beſuch ab. Nach einer kur⸗ zen Begrüßung im Staatsminiſterium, an die ſich ein einfacher Imbiß ſchloß, begab ſich Dr. Göbbels, von einer großen Menſchen⸗ menge umjubelt, zum Hauſe des Süddeur⸗ ſchen Rundfunks. Im feſtlich geſchmückten großen Senderaum hatten ſich die Angeſtell— ten und Künſtler des Süddeutſchen Rund⸗ funks eingefunden. Nach der Begrüßung durch den Intendan— ten hielt Reichsminiſter Dr. Göbbels eine Anſprache, in der er betonte, es ſei kein Zu⸗ fall geweſen, daß die nationalſozialiſtiſche Regierung eine ihrer erſten revolutionären Taten darin ſah, den Kontakt mit dem Volk zu einer Funktion des Staates zu erheben. Wir wollen, erklärte Dr. Göbbels, Volk und Staat zur Nation, zu einem nationalen Le— benskörper der Welt gegenüber formen. Eines der Hauptmittel hierzu iſt der Rund⸗ funk. Er wird einmal der große Lehrmei— ſter der Völker ſein. Er iſt der ehrliche Mak⸗ ler zwiſchen den Ständen und Konfeſſionen. Organiſationen und einzelnen Individuen. Der Rundfunk iſt für uns nicht ein objek— tives Uebertragungsinſtrument, ihm muß eine Tendenz innewohnen. Wenn ich ihm ſeine nationaliſtiſch revolutionäre Tendenz zurückgegeben habe, ſo glaube ich ihm keinen Schaden zugefügt zu haben. Der Verſuchen, fuhr Dr. Göbbels fort, durch Grenzſender propagandiſtiſch zu arbeiten, haben wir bis⸗ her untätig zugeſehen. Wir wollen dieſe Entwicklung vorläufig erſt einmal verfolgen, aber nicht, um untätig zu bleiben, ſondern um im entſcheidenden Augenblick unſere Entſchlüſſe zu faſſen und zur Konkurrenz anzutreten. Wer dann, wenn mit gleichen Waffen gekämpft wird, am Ende der Unter— legene ſein wird, das dürfte noch ſehr die Frage ſein. Dieſer Hinweis dürfte genügen, um unſere Nachbarn in dieſer Hinſicht zur Vernunft zu bringen. „Der Parteienſtaat iſt tot“ Göbbels vor den Amkswallern und der Preſſe. Im Halbmondſaal des württembergiſchen Landtages empfing Reichsminiſter 0 Göbbels im Beiſein des Reichsſtatthalters und der geſamten württembergiſchen Regie— rung die Amtswalter der RSA. und de württembergiſche Kreſſe, Verſeger und Re⸗ dakteure. In ſeiner Rede äuß te ſich Reichsminiſter Dr. Göbbels ausführlich über das Weſen und die Ziele der deutſchen Revolution. Mit großer Schärfe wandte ſich Dr. Göb⸗ bels gegen das Zentrum, das als einzige größere Partei noch übrig bleibe. Wenn das Zenlrum gut beraten ſei, mache es ſeinen Laden ſelbſt zu. Jedenfalls werde die nakionalſozialiſtiſche Staatsführung den Experimenlen des Zentrums nicht mehr lan⸗ ge mit verſchränkten Armen zuſehen. Das Zentrum iſt, ſo betonte Dr. Göbbels mit Nachdruck, ziemlich überflüſſig und hat keine Exiſtenzberechtigung mehr. Was dem Katholizismus dient. wiſſen wir ſelbſt, wir N OMAN VON GERT ROTHBERG pen 5 Martin F e 195 Halle Saale 775 Wenn ſchon geheiratet ſein muß— mich ſoll der Himmel vor dieſer Dummheit bewahren—, alſo wenn er wirklich heiraten will, da gibt es doch junge, hübſche, nette Mädels in unſeren Geſellſchaftskreiſen, wo der elegante Reveloor ein höchſt willkommener Freier wäre. Einer mit wirklichen Heiratsabſichten wird doch dort ganz anders angeſehen als wir zwei liederlichen, ſchwarzen Schafe. Uebrigens hat er eine ganz nette Eroberung gemacht. Die Kunſtreiterin iſt ſchön und hat verteufelt viel Raſſe. Aber jetzt ſcheint mir, als ob es ihr doch nicht gelungen wäre, Reveloors Gedanken von ſeiner verlorenen Jugendliebe abzulenken. Na, er muß nun ſehen, wie er allein damit fertig wird. Ich kann mich nicht zu ihm ſetzen und mit ihm trauern. Ich will mein Leben genießen; man iſt nur einmal jung. Hu, wenn ich bloß daran denke, daß ich als alter Mummelgreis zum Fenſter hinausglotze und nur noch zuſehen darf, wie andere mit ſchönen Mädels los⸗ ziehen. Brr— das ertrage ich nicht! Ich glaube, wenn die Erkenntnis erſt mal bei mir einſchlägt, daß des Lebens angenehmſte Sache für mich endgültig zu Ende iſt, dann ſage ich ganz ſicher der verrückten Welt freiwillig Lebe⸗ wohl.“ Ringald gab ihm vollſtändig recht. Und da in dieſem Moment zwei allerliebſte Mädels ihren Weg kreuzten, hatten ſie anderes zu tun als an Reveloor und ſeinen Kummer zu denken. * N*. 1. Harry Reveloor wankte mühſam vorwärts. In ſeinem Hirn war nur der eine Gedanke: Iſt Lu Karell wahn⸗ ſinnig? Was ſoll das heißen? Wie kann er es wagen, ſein Leben ſo leichtſinnig aufs Spiel zu ſetzen, als ſei er Sentehsalsgewamen * wiſſen aber auch, was der deutſchen Nation dient. Wenn wir das Zentrum aus der Welt der politiſchen Realitäten entfernen, erweiſen wir der Kirche nur einen Dienſt, für den ſie uns dankbar ſein ſoll. Anſer Standpunkt iſt, wir dulden ne⸗ ben uns keine Partiel. Kraft unſerer Skärke vernichten wir die anderen Par⸗ keien. Wenn ſie nicht von ſelbſt auflö⸗ ſen, löſen wir ſie ſelbſt auf. Der Weg zum totalen Staate iſt beſchritten und wird zu Ende gegangen werden. Am Ende ſteht ein deutſcher Einheitsſtaat von nationalſoizaliſtiſchem Gepräge. Wir wollen niemanden terroriſieren, erklärte Dr. Göb⸗ bels weiter, ſondern alle heranziehen. Hun⸗ dertprozentig nehmen wir aber nur die Ju⸗ gend auf. In zwanzig Jahren wird es in Deutſchland überhaupt keine andere Weltan⸗ ſchauung mehr geben als unſere. Dann erſt wird Deutſchland außenpolitiſch aktiv ſein. Der Parteienſtgat, ſo führte Dr. Göbbels weiter aus, iſt endgültig tot. Heute iſt Hit⸗ ler unumſchränkter Herr in Deutſchland. Der Vorwurf, es regiere ja nur eine Minderheit den Staat, iſt unhiſtoriſch. Immer regierten Minderheiten, es fragt ſich nur, wie ſie zur Macht kamen. Beruft ſich eine Minderheit auf das Votum der Mehrheit, dann iſt dies edelſte auf, germaniſchen Grundſätzen aufge— baute Demokratie. Damit iſt ein Idealzu⸗ ſtand der deutſchen Führungshierarchie wie— der hergeſtellt. Im Anſchluß an den Empfang im Land⸗ tag begab ſich Reichsminiſter Dr. Göbbels im Auto wieder nach Böblingen, um von dort aus die Rückreiſe anzutreten. Aus Baden Mannheim, 29. Juni.(Schwere Ha⸗ gelſchäden.) Ein etwa 10 Minuten an⸗ dauerndes Hagelwetter hat auf Mannheimer Gebiet bei Käfertal großen Schaden angerich⸗ tet. Viele Roggenfelder ſind platt zu Boden gedrückt, die Gerſtenfelder teilweiſe wie ge⸗ walzt, Dickrüben und Tabakpflanzungen total vernichtet. Die Gewächſe bieten einen trau⸗ rigen Anblick. Der Geſamtſchaden iſt groß. Mannheim, 29. Juni.(Ein Lebensmü⸗ der.) In der Neckarſtadt hat ſich ein 31 Jahre alter verheirateter Arbeiter in der elterlichen Wohnung einen Schuß in die rechte Schläfe beigebracht. Schwerverletzt wurde der Mann in das Städtiſche Krankenhaus eingeliefert, wo er am gleichen Tage ſtarb. Mißliche Fa⸗ e dürften die Urſache der Tat ein. Mannheim, 29. Juni.(Jeitungsver⸗ bot.) Wie das Hakenkreuzbanner erfährt, wur⸗ den die Mannheimer Nachrichten verboten und der Reſtbeſtand beſchlagnahmt. Bei dem Blatt handelt es ſich um ein erſt vor kurzer Zeit ins Leben gerufenes Unternehmen. Verlag und Druckerei befanden ſich in Pforzheim. Mannheim, 29. Juni.(Politiſche Ver⸗ haftungen.) Im Gebiet der Oberen Ried⸗ ſtraße und der Dalbergſtraße wurde eine Raz⸗ zia durch ſtarke Polizeikräfte vorgenommen. Zahlreiche Waffen und erhebliches verbotenes Schriftenmaterial wurden beſchlagnahmt. 6 Perſonen mußten in Haft genommen werden. 16 Perſonen wurden aus politiſchen Gründen in Schutzhaft genommen. Mannheim, 29. Juni.(Eigenes Flug⸗ zeug.) Oberbürgermeiſter Renninger gelang es in wenigen Tagen 30 000 Rm. zum Kauf vollſtändig unabhängig, als 75 zuſtieß? Zuſtande? 4² Reveloor rief ein vorüberfahrendes Auto an, ſtieg ein und lehnte ſich müde in die Ecke. Jetzt wollte er ſchneller Violette würde ja Beſcheid wiſſen. Reveloor klammerte ſich an die eine Hoffnung: Es war wahrſcheinlich ein anderer Artiſt, der den Sprung aus- führen wollte, und die Direktion bediente ſich nur des be— Violette würde ihm ja alles ſagen. Wenn es aber wirklich Karell war, dann mußte er daran gehindert werden, dieſe Tollkühnheit auszuführen. nach dem Zirkus. rühmten Namens. May! ſchien das Reveloor. habe er nicht die geringſten Pflichten? Wußle May davon? Aber das war doch unmöglich. Wie konnte dann aber Karell ſo leichtſinnig handeln! Was ſollte aus May werden, jetzt in dieſem In Fräulein Violettes Garderobe herrſchte Unordnung. Ein umgeworfenes Glas Wein, eine naß gewordene Bonbonniere, ein weißer Glacéhandſchuh, eine Reitgerte und ein kleiner Hund breiteten ſich in ſchönſter Harmonie auf dem Tiſche aus. Es roch nach verwelkten Blumen und nach Schminke. Und Harry Reveloor lächelte ſchmerzlich. Schön und liebenswert und leichtſinnig— ja, das war Violette Monteé. Doch begehrenswert, ſo begehrenswert, daß er ſie zu ſeiner Frau machen möchte, das würde ſie nie ſein. Und er gab der alten Regel recht: Dieſe Mädchen müſſen wir Männer lieben, doch heiraten werden wir die Frau, die uns durch ihre Reinheit beſiegt.“ Er ſah ſie wieder vor ſich wie an jenem Tage in Maiville. May, das große Glück in den leuchtenden Augen und den ſeligen Stolz auf ihre herrliche Hoffnung. Und das konnte Karell aufs Spiel ſetzen? All das? Unfaßlich Die alte Negerin mit den böſen, ſchwarzen Augen ſchaffte jetzt etwas Ordnung. Als Violettes ſeidene Unter⸗ wäſche vom Seſſel herunter und hinter den Spiegel ge— räumt worden war, konnte Reveloor ſich endlich ſetzen. Die eines ſtadteigenen Flugzeugs zuſammenzubriſ⸗ gen. Die Sammlung erfolgte auf Grund eines Aufrufs des Landesgruppenführers Schlerf im Zuſammenhang mit dem Flugzeugüberfall auf Berlin. Insgeſamt ſollen auf Baden 20 bis 25 Flugzeuge kommen, die hauptſächlich zur Ausbildung von Jungfliegern dienen werden. Plantſtadt, 29. Juni.(Meineid und Verleitung dazu.) Die Gendarmerie ver⸗ haftete zwei jüngere Leute aus Plankſtadt wegen Meineids und Anſtiftung zum Meineid. Ein übelbeleumundeter Menſch verſprach einem jungen Mann von 18 Jahren 20 Mark, falls er beſtimmte Ausſagen vor Gericht machte. Der junge unbeſcholtene Mann ließ ſich in ſeiner Unerfahrenheit verleiten und leiſtete für dieſen Judaslohn einen Meineid. Beide wur⸗ den in das Bezirksgefängnis eingeliefert. Einheits verband im Weinhandel Unter dem Vorſitz des Vizepräſidenten des Reichsſtandes des deutſchen Handels, Wildt, iſt die Bildung des Einheits verbandes des deutſchen Weinhandels zuſtande⸗ gekommen. Dem neuen„Reichsverband des deutſchen Weinhandels“ gehören an: Der Bund der ſüd⸗ deutſchen Weinhändlerverbände, der Zentral⸗ verband der Weinhändler Norddeutſchlands, Berlin, der Verband hanſeatiſcher Weinhänd⸗ lervereine, Bremen, der Bund weſtdeutſcher Weinhändlervereine, Köln, der Verband deut⸗ ſcher Weinexporteure, Wiesbaden, der Reichs⸗ verband nationaler Kellereien Deutſchlands. Das vorläufige geſchäftsführende Präſidium wird von dem nationalſozialiſtiſchen Reichstags⸗ abgeordneten Pies-Langlonsheim geführt. Weiter gehören ihm an: Karl Erich Schmitz⸗ Mainz; Otto Pentenbach-Trier; Adolf Hues⸗ gen⸗Traben-Trarbach; Kommerzienrat Karl Hoch⸗-Neuſtadt an der Haardt; Dr. H. Lautſch⸗ Bremen und Paul Rondholz-Berlin. Als Sitz des Reichsverbandes wurde Koblenz beſtimmt. Eine Nebenſtelle der Geſchäftsſtelle wird in Berlin eingerichtet werden. Sie wird von Dr. Joſef Neumann geleitet. Glaubensbewegung Deutſcher Chriſten * Gelnhatſen, 29. Juni. Hier verſammelten ſich etwa 50 Pfarrer der Glaubensbewegung Deutſcher Chriſten aus Heſſen und Heſſen⸗ Kaſſel⸗Süd. Anſtelle des verhinderten Pfarrers Probſt⸗Frankfurt am Main ſprach Pfarrer Bauer Fechenheim. Er hob hervor, daß das Ziel nicht eine Staatskirche, ſondern eine Volkskirche ſei. Er ſchilderte die Schwierigkei⸗ ten, an denen die urſprünglich geplante Zu⸗ ſammenarbeit mit der ſeitherigen Kirchenlei⸗ tung ſcheitern mußte. In einer einſtimmig angenommenen Reſolution wurde dem Leiter der Bewegung, Pfarrer Probſt, das Vertrauen nusgeſprochen. Eine Autokataſtrophe Guntersblum, 29. Juni. Auf der Straße zwiſchen Guntersblum und Dienheim ereignete ſich ein ſchweres Autounglück. Ein Möbel— transportwagen, der von einem Traktor ge— zogen wurde, ſtieß mit einem entgegenkommen— den Perſonenauto, in dem ſich ein Ehepaar aus Ludwigshafen und der Bruder der Frau befanden, zuſammen. Der Oberteil des Per— ſonenwagens würde vollſtändig weggefegt und Wenn ihm nun etwas Alte warf dann alles vom Tiſche herunter, auch den kleinen Hund traf das harte Schickſal mit, und ſtellte Reveloors Blumen auf den Tiſch. Da kam Violette. Als ſie des Beſuches anſichtig wurde, ſchoben ſich ihre dunklen Brauen etwas ärgerlich zuſammen. Sie heuchelte aber ſogleich Freude, als ſie die Blumen ſah. Doppelt freudig überraſcht war ſie jedoch, als Reveloor ihr die Kette um den ſchönen, ſchlanken Hals legte. a Aber das nützte nun alles nichts, ſie mußte jetzt an Lu Karell gutmachen, ſelbſt auf die Gefahr hin, daß dieſer freigebige Verehrer verlorenging. Sie ſetzte ſich auf die Lehne ſeines Seſſels und ſann ein Weilchen vor ſich hin. Dann fragte ſie: „Morgen abend kommſt du doch zur Vorſtellung? Dieſe 1 die drei Inſaſſen bewußtloös auf die Srraße geſchleudert. Sanitäter und Polizei waren bald zur Stelle. Ein von Oſthofen kommendes Po⸗ lizeiauto überführte die Schwerverletzten ins. Mainzer Krankenhaus. Die Frau ſtarb bereits auf dem Wege zum Krankenhaus, während der Bruder der Frau ſpäter ſeinen ſchweren Ver⸗ letzungen erlag. Es handelt ſich bei den Toten um das Ehepaar Kurt Krall aus Ludwigs⸗ hafen und den Elektrotechniker Friedrich Tag. Der Vatikan wird geſichert Rom, 24. Juni. Infolge des jüngſten Bombenattentats vor der St. Peters⸗Kirche ſind neuerdings ſtrenge Maßnahmen für den Fremdenver⸗ kehr und insbeſondere für die Pilgerzüge anläßlich des Heiligen Jahres angeordnet worden. Beſonders verſchärft worden ſind die Beſtimmungen zum Betreten der Vati⸗ kan⸗Stadt durch Ausländer. Die Befugniſſe der Schweizergarde haben entſprechende Aenderungen erfahren, ſo daß ſie ſich jetzt auch auf die Kontrolle ſämtlicher Be⸗ ſucher des Vatikans erſtrecken. Alle Gepäckſtücke werden geöffnet und unterſucht. Am e wird der Papſi an- läßlich der Jubelfeier der Baſilika St. Paul dieſe Kirche beſuchen. Aus dieſem Grunde ſind beſondere Sicherheitsvorrichtungen ge⸗ kroffen worden. Innerhalb der Kirche wird eine Reihe Dekektive anweſend ſein, um alle Beſucher des Gokteshauſes ganz ſorgfültig zu ee hauſes ganz ſorgfältig z Verſchiedene⸗ Der Bleikeller im Bremer Dom. Unter dem alten, aus dem 11. Jahrhundert ſtam⸗ menden Bremer Dom befindet ſich der ſoge⸗ nannte Bleikeller, in dem vor Jahrhunderten die Bleitafeln gegoſſen worden ſein ſollen, mit denen der Dom bedeckt wurde. In dieſem Keller bleiben Leichen vor der Verweſung bewahrt. Hier ſteht in offenen Särgen eine Anzahl Toter, die vor Jahrhunderten in Bre- men geſtorben, deren Körper aber noch heute unverſehrt, wenn auch gänzlich ausgetrocknet ſind. In der Nähe von Bonn, auf dem ſo⸗ genannten Venusberg, liegt ein altes Kloſter, in deſſen Keller ebenfalls die Toten unverſehrt aufbewahrt werden. Dies ſind Gegenſtücke zu den berühmlen Katakomben von Kiew, in de⸗, nen die mumifizierten Toten reihenweiſe an den Wänden ſtehen. Aus der Welt des Wiſſens Bienenſchwärme, die mit einer Königin aus⸗ fliegen, beſtehen meiſt aus 10000 bis 18 000 Bienen. Die gelben Sterne, zu denen auch unſere Sonne gehört, haben eine Durchſchnittstempe⸗ ratur von 5000 bis 6000 Grad; am höͤchſten ſteigt die Hitze auf den weißen Sternen, wo ſie 15 000 bis 25000 Grad und noch mehr beträgt; auf Sternen, die uns rot er⸗ ſcheinen, Grad higausgehen. Det Tiger ſpringt etwa r hoch, ein Hund kann es allenfalls auf 3 teéter Sprung⸗ höhe bringen, ein Pferd ſpringt etwas mehr als 2 Meter; bei Weitſprung ſteht das Kän⸗ guruh an der Spitze, das nicht weniger als 10 Meter mit einem Satz zurücklegt; die Flöhe und die Heuhüpſer ſpringen das Vierhundark⸗ zache ihrer eigenen Länge. 5 Senſation darfſt du doch nicht verpaſſen? Und damit ich zur Tür. es nicht vergeſſe, ich habe da eine furchtbare Dummheit gemacht. La Roſe iſt wieder bei uns. Es— es iſt gar nicht Lu Karell. Er ſieht ihm nur ähnlich.“ Sie war unter ſeinen ſcharfen Blicken unſicher ge⸗ worden. Reveloors Miene wurde kalt und abweiſend. „Merkwürdig dann nur, daß Sie an jenem Abend ſagten, La Roſe hieß Lu Karell“, ſagte er ſchneidend. Violette biß ſich auf die Lippen. Dann ſagte ſie: „Er heißt ja auch mit ſeinem bürgerlichen Namen Karell. Aber er iſt nicht der Sohn jenes Grubenmenſchen in K., wie Sie mir ſagten, ſondern das iſt der, den Sie kennen, Ihr Freund. Unſer Karell oder La Roſe iſt ſeit ſeinem zehnten Jahre Artiſt.“ Das kleine Rad in Reveloors Kopfe ſurrte wieder. Was war nun Wahrheit, was war Lüge? Reveloor ſchritt „Ich möchte nicht weiter in die Geheimniſſe des Zirkus Rochus dringen, Fräulein Violette. Ich fühle mich ſeit Tagen nicht wohl, die Luft hier bekommt mir nicht. Leben Sie wohl, und ich danke Ihnen für die Stunden, die Sie mir ſchenkten.“ Eine tiefe Verbeugung, und er war gegangen. Violette blickte traurig zur Tür. (Fortſetzung folgt.) durfte die Hitze nit: über 4000 CC 8— eee eee ee — ĩ Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 6 Nachdruck verboten. Lebensverſicherung? Du biſt nie im Leben krank ge⸗ weſen. Das iſt ja Unſinn. Auf der Bank trägt das Geld viel mehr Zinſen. Das iſt alles noch altmodiſcher Quatſch! Und an deiner Frau ſparſt du es dann ab.“ Da war Hermann Stenzel ſtumm hinausgegangen. Es gab keine Verſtändigung. Jenny hatte keine Vorſtellung von den einfachſten Pflichten eines Familienvaters. Viel⸗ leicht durfte er ihr keine Vorwürfe machen. Er war ſelbſt ſchuld, weil er ſchwach war, viel zu ſchwach. Er tat alles, was ſie wollte. Er würde ihr auch das neue Auto ſchaffen. Und wenn er darüber die Prämienzahlungen ausſetzen müßte. Er konnte es nicht ertragen, daß ſie böſe war, ihre Tür vor ihm verſchloß. aK 5* Das Land lag wie in einem Weihnachtsmärchen dick in Schnee verpackt. Der Himmel ſtrahlte blau. Der Fluß trug eine glitzernde Eisdecke. Schreiend flogen ein paar Raben darüber hin. Wilhelm Göldner ging gedankenvoll in dem kleinen Wäldchen hinter Hagenow auf und ab. Die Schlittſchuhe klirrten leiſe, wenn ſie am Riemen aneinanderſtießen. Wieder eine vergebliche Hoffnung! Da war er an dem Fluſſe bis hinunter faſt an die Kreisſtadt gelaufen, immer in der Hoffnung, vielleicht Inge zu begegnen. Sie war eine leidenſchaftliche Schlittſchuhläuferin. Wie oft hatte er ſich in der Jugendzeit mit ihr auf dem Eiſe getummelt! Er hatte ſie gehalten, als ſie die erſten ängſtlichen Verſuche machte. Und als ſie dann ſicher auf dem blitzenden Eiſe ſtand, war er es, der ihr das Kunſtlaufen beigebracht. Er hatte beſtimmt gedacht, ſie würde heute draußen ſein. Und nun kehrte er müde und enttäuſcht zurück. Ueberhaupt, die Weihnachtsferien daheim, ſie waren ſo ganz anders, als er ſie ſich erträumt. Freilich, die Eltern waren liebevoll und gütig wie immer. Ihre Freude, ihn dazuhaben, ſprach aus jedem Wort und Blick. Aber dennoch, etwas Gedrücktes lag auf den Eltern und im ganzen Hauſe. Er konnte nicht dahinterkommen, was es war. Irgend etwas bekümmerte den Vater. Ja, jetzt fiel es ihm ein. Seit ein paar Jahren war der Vater ſo plötzlich gealtert. Früher immer fröhlich, immer zu Scherzen aufgelegt, war er ſtill geworden. Ein grübleriſcher Zug lag um ſeine Augen. Und auch die Mutter ſah oft ſo traurig aus. Ein paarmal hatte er gefragt. Aber der Vater hatte nur ge— ſagt: „Laß nur, mein Junge, jetzt ſind eben auch für den Landwirt die Zeiten nicht mehr roſig. Es wird immer ſchwerer, mit ſeinem Kram zurecht zu kommen.“ Da hatte er gefragt: „Koſtet meine Ausbildung zuviel, Vater? Du mußt es ſagen! Es iſt ja nicht nötig, daß ich auf die landwirtſchaft⸗ liche Hochſchule gehe. Ich kann ja bei dir hier in deinem Muſterbetrieb auch genügend lernen.“ Aber da hatte der Vater abgewehrt: „Nein— nein, mein Junge, an der Ausbildung eines Kindes zu ſparen, iſt das Falſcheſte, was man tun kann! Mein Betrieb iſt gut— das gebe ich gern zu—, aber er iſt doch auch ſchon ein bißchen altmodiſch. Es iſt jetzt eine andere Zeit wie früher, mein Junge, auch für die Land⸗ wirtſchaft. Man kann nicht mehr in dem alten Trott weitergehen. Die ganze Weltwirtſchaft hat ſich verändert. Der Bauer kann nicht mehr abgetrennt von dieſer Welt⸗ wirtſchaft ſeinen Kohl bauen. Er muß bedenken und prüfen, wie er am rationellſten wirtſchaftet, was er an⸗ baut, was nicht, auf welchen Zweig der Veredelungs⸗ wirtſchaft er beſonderen Wert legt. Kurzum: er muß alles das wiſſen, was ihr auf eurer Hochſchule lernt. Mit dem Praktiſchen allein iſt es nicht getan. Und darum, damit du es mal leichter haſt als ich, mußt du dein Studium voll⸗ enden. Bis dahin halte ich noch durch. Es wird ja nicht mehr lange ſein, dann kann ich dir den Hof übergeben, und ich ziehe mich mit Mutter aufs Altenteil zurück. Ich habe nur den einen Wunſch“, hatte er hinzugefügt,„daß ich ſo lange durchhalten kann!“ Dieſe letzten Worte hatten ſo ſeltſam geklungen. Sie waren Wilhelm lange nicht aus dem Kopf gegangen. Mit dem Durchhalten, das konnte der Vater doch nur in bezug auf ſeine Geſundheit gemeint haben. Aber freilich, die war ſeit dem Krieg und dem ſchweren Treffer bei Gorlice arg erſchüttert. Auch die Gicht hatte er ſich mitgebracht. Und es wurde ihm manchmal wohl ſehr ſauer, dem großen Beſitz vorzuſtehen. Aber er hatte wirklich recht, der Vater. Man brauchte heute auch theo⸗ retiſches Wiſſen, Einblick in die Wirtſchaft des Heimat⸗ landes wie in die Wirtſchaft der Welt. Das ſah Wilhelm mit jedem Studienmonat mehr ein. b Er war ja auch ſo gluhend gern auf der landwirtſchaft⸗ lichen Hochſchule. Je mehr er lernte, um ſo ſtärker wurde das Gefühl in ihm: wenn man dem eigenen Boden etwas nützen konnte, ſo nützte man auch dem Vaterland. Und jedes Stückchen Wiſſen mehr war Rüſtzeug zu dieſem Ziel. Aber jetzt, während er ſo ging und dies alles über- dachte, kam ihm der Gedanke, ob die Ausgaben für ihn dem Vater nicht doch zu ſchwer würden. Die Eltern ſahen richtig verſorgt aus; aber er konnte und konnte den Grund nicht herausbekommen. Er hatte ſchon Schweſter Elſe ge— fragt geſtern, als er zum Beſuch bei ihr und dem Schwager in der Kreisſparkaſſe geweſen. Doch Elſe hatte auch nichts gewußt. „Es iſt wirklich nur die ſchwere Zeit, Wilhelm, ich weiß es ja von Walter. Die Beſitzer haben es heute alle ſchwer. Ich denke nur, wenn der Vater zu viel Sorgen hätte, er würde einmal mit Walter ſprechen. Walter in ſeiner Stellung hier in der Kreisſparkaſſe wüßte vielleicht einen Rat. Ich habe Walter ſchon gefragt. Aber der Vater hat ſich ihm nicht anvertraut.“ Sie war einen Augenblick verſtummt und hatte ſinnend vor ſich hingeſehen. Dann hob ſie ihren klaren Blick zu dem Bruder: „Sag mal, Wilhelm, iſt es dir nie aufgefallen: die Ver⸗ änderung mit den Eltern iſt vorgegangen, ſeitdem ſie mit Onkel Stenzel auseinander ſind. Ich denke oft, ob das nicht der Grund iſt.“ „Du meinſt, daß ſie über den Verluſt dieſer Freund— ſchaft ſo niedergedrückt ſind?“ „Es könnte wenigſtens ſein“, ſagte Elſe Ewerth nach- denklich.„Weißt du, die Eltern haben ſich doch mit keinem Menſchen ſo gut geſtanden wie mit Onkel Stenzel. Sie haben ſich ſeitdem auch an niemanden mehr angeſchloſſen. Im Gegenteil— ſie haben ſich ſeitdem förmlich von allem zurückgezogen.“ „Vielleicht haben ſie dieſe Entfremdung nicht über⸗ winden können“, ſtimmte Wilhelm zu.„Weißt du viel⸗ leicht, Elſe, was da eigentlich vorgefallen ſein mag? Ich habe früher Mutter ſchon oft deswegen befragt; aber ſie hat mir nur immer ſehr ernſt erklärt: ſie könne es mir nicht ſagen!“ „Ich habe gleichfalls keine Ahnung. Und Walter ſagt auch nichts. Dem gegenüber darf man überhaupt Stenzels nicht erwähnen. Wer weiß, was Jenny da für Klatſche⸗ reien gemacht hat— ſie grüßt nicht einmal, wenn wir uns zufällig einmal in Falkenburg begegnen. Na, und ich denke nicht daran, das zuerſt zu tun. Weil ſie nun Frau Kommiſſionsrat iſt, denkt ſie, ſie wäre alles und andere Leute nichts. Wieviel Gutes haben der Vater und die Mutter an ihr getan— und nun nicht einmal einen Gruß! Na, ich finde es empörend!“ ſchloß ſie, und ihre Augen blitzten. Wilhelm mußte unwillkürlich lächeln. Seine kleine Schweſter hatte die Abneigung gegen die Kuſine immer noch nicht überwunden. Ihm ſelbſt war ja Jenny Brauer mit ihrer koketten Art immer aufs tiefſte in der Seele zuwider geweſen. Er hatte nicht begriffen, daß ſich alle jungen Leute immer um ſie ſcharten. Aber freilich— ein weicher Ausdruck trat in ſeine blauen Augen—, er hatte ja einen guten Schutzgeiſt, und das war die Liebe zu Inge. Wie ſchön hätte alles ſein können, wäre nicht dieſes Zerwürfnis zwiſchen beiden Familien geweſen. Ob am Ende Elſe recht hatte mit ihrer Vermutung, daß vielleicht Jenny hinter all dem ſtecken könnte? Schließlich wäre es doch Jennys Aufgabe geweſen, nach all den Wohltaten im Hauſe der Eltern eine Ausſöhnung anzubahnen. Was Männer in raſchem Zorn zerſtörten, das konnte die verſtändnisvolle Güte einer Frau wieder zuſammenführen. Ergebnislos war er von der Schweſter nach Hauſe gegangen. Er war genau ſo klug wie zuvor. Aber er fühlte, die Sehnſucht nach Inge zerſtörte ihm die ganze Weihnachtsfreude. Jetzt ging er ziellos am Fluſſe entlang. gegen drei Uhr nachmittags. Die Sonne ſtand niedrig am Horizont. Zu Hauſe konnte ihn jetzt keiner brauchen. Vor Weihnachten war es im Elternhauſe immer noch ſo, daß ſelbſt die großen Kinder in die gute Stube nicht hineindurften. Die Mutter hatte alle Hände voll zu tun. Auch Elſe war herübergekommen. Die Weihnachts⸗ bäckereien wurden ausgelegt und die Geſchenke für die Leute zurechtgemacht. Der Vater war in der Gemeinde⸗ ſitzung. Da konnte er noch bis zum Abend fortbleiben. Ach richtig, er hatte ja heute vormittag Fritz Kleiner verſprochen, einnnal mit zum Abendſchoppen zu kommen. Da würde er ein paar alte Freunde wiederſehen, alles junge Leute, die jetzt in allen Teilen Deutſchlands ver⸗ ſtreut waren und zum Feſt in die Heimat zurückkehrten. Es war Er konnte einen Umweg über Kantersdorf machen, dort im Wirtshaus ſchnell einen Kaffee trinken. Dann würde er gerade um ſechs Uhr zum Abendſchoppen im Gaſthaus „Zu den drei Kronen“ wieder in Hagenow ſein. Er überquerte die Chauſſee; da klang von fern ein Hupenſignal. Ein Auto ſauſte näher. Er konnte gerade noch zur Seite treten. Es blitzte an ihm vorüber. Erſt, als es vorüber war, erkannte er es genau. Das war das Auto Stenzels geweſen. Hinter den Scheiben glaubte er, Inges liebes Geſicht und den dunklen Kopf eines Herrn erkannt zu haben. Traurig ſchaute er dem Auto nach, das ſchon um die Straßenbiegung ver⸗ ſchwunden war. Da fuhr ſie an ihm vorüber und ahnte nicht, daß er hier den ganzen Tag in Sehnſucht herum⸗ gelaufen war und ſie geſucht hatte! Aber ſo ging es nicht weiter! Er würde ihr heute abend ein paar Zeilen ſchreiben. Er mußte ſie ſprechen und wenn zehn Mütter ſich dagegenſtellten. 8 Energiſch ſchritt er weiter. Die friſche Luft wehte ihm entgegen. Er faßte plötzlich wieder Mut. Irgendwie würde ſich das alles löſen. Wenn man einen Menſchen ſo liebte wie er Inge, dann mußte man ihn auch erringen können. * 15* Wilhelm Göldner hatte recht geſehen. In dem vorüberſauſenden Auto hatte wirklich Inge geſeſſen, neben ihr Aſſeſſor von Büdow. Inge hatte Wilhelm nicht erblickt. Sie ſaß gerade aufgerichtet in der Ecke des Wagens und ſchien für nichts anderes Augen zu haben als für die Landſchaft, die draußen vorbeiflog. In Wahrheit wollte ſie damit Herrn von Büdow zeigen, daß ſie für ſeine Unterhaltung wenig übrig hatte. f Hätte ſie es nur vermeiden können, mit ihm zuſammen zu fahren; aber es war nicht möglich geweſen. Er hatte ſich unangemeldet im Hauſe Stenzels eingefunden, um, wie er ſagte, das gnädige Fräulein zu begrüßen. Und da er, genau wie Inge, drüben auf Gut Arnswalde ein⸗ geladen war, ſo blieb ſchließlich nichts anderes übrig, als ihn zur Mitfahrt aufzufordern. Inge hatte allerdings erwartet, daß auch Frau Jenny mit von der Fahrt ſein würde. Aber Jenny war von ihrem Nachmittagsſchlaf noch nicht erwacht und hatte be— ſtellen laſſen, ſie käme ſpäter nach, und man möchte ihr den Wagen dann zurückſchicken. „Eine unerwartete Freude, mein gnädiges Fräulein“, ſagte Büdow mit ſeiner flachen, etwas ſchnarrenden Stimme,„daß ich die Ehre habe, mit Ihnen zuſammen fahren zu dürfen. Man hat Sie ja ſeit Ihrer Rückkehr überhaupt noch nicht zu Geſicht bekommen. Immer, wenn ich mich habe melden laſſen, hieß es, Sie wären nicht da. Sie glauben gar nicht, wie Sie uns hier fehlen auf den Wintervergnügen hier in der Kreisſtadt. Immer nur eine Stimme unter den jungen Leuten, daß es keine junge Dame gibt, die ſo verehrt wird wie Sie.“ Inge antwortete nicht. Sie preßte ihre feinen Lippen zuſammen und ſah wie unbeteiligt geradeaus. Büdow ließ einen ſchnellen, ſchrägen Blick über Inge dahingleiten. ö „Sie tun ſo unbeteiligt, gnädiges Fräulein, als ob Ihnen das alles vollkommen gleichgültig wäre. Haben Sie gar keine Freude an der harmloſen Geſelligkeit der Jugend?“ Jetzt ſah Inge den Fragenden an: „Harmloſe Freude der Jugend, Herr von Büdow? O ja! Aber ich möchte dieſe kurze Zeit, die ich jetzt hier im Hauſe verlebe, nicht ſoviel fort ſein. Ich glaube, mein Vater freut ſich recht, mich wieder da zu haben. Wir müſſen die wenigen Ferientage ausnützen, Vater und ich. Bald muß ich ja doch wieder in meine Arbeit zurück.“ „Unbegreiflich, mein gnädiges Fräulein“, ſchnarrte Büdow.„Wenn man Sie ſo reden hört, könnte man wirklich denken, Sie wären ein armes Mädchen und einmal auf den Verdienſt aus Ihrer Arbeit angewiefen. Sie haben es doch wirklich nicht nötig, immer ſo fleißig und tätig zu ſein.“ „Jeder Menſch hat es nötig, tätig und fleißig zu ſein, Herr von Büdow.“ Etwas wie Spott zuckte um Inges Lippen. „Ich jedenfalls meine, daß einem das Geld eines Vaters noch lange nicht die Berechtigung gibt, die Hände in den Schoß zu legen. Wenn man keine Pflichten hat, muß man ſich welche ſchaffen.“ „Aber was denken Sie bloß mit Ihrer ganzen Ge— lehrſamkeit einmal zu tun, mein gnädiges Fräulein? Wollen Sie denn wirklich ſo ein Blauſtrumpf werden? Dazu ſind Sie viel zu ſchön. Das ſollten Sie anderen Mädchen überlaſſen, die keine Ausſicht haben, jemals einen Mann zu bekommen. Aber Sie? Für Sie müßte es doch ein anderes Zukunftsideal geben. Sie müßten...“ „Ich glaube, Herr von Büdow, dieſes Zukunftsideal von mir ſieht anders aus, als Sie es ſich denken. Und wir brauchen darüber nicht zu ſtreiten. Ihre Anſichten ſind ein wenig überholt. Heutzutage iſt es nicht mehr ſo wie früher, daß die Mädchen daſitzen und nur auf den Mann warten. Heutzutage wollen ſie ſich ſelbſt ihr Leben formen. Kommt dann ein Mann, den ſie wirklich lieben und der ihre Achtung hat, dann wird ihnen das erworbene Wiſſen nicht ſchaden. Irgendwie werden ſie es immer verwenden können.“ Sie hatte ſich ordentlich in Hitze geredet. Ihre Wangen glühten. Ihre Augen leuchteten. Wunderſchön ſah ſie ſo aus. 5 Das empfand auch Büdow. Er beugte ſich näher zu ihr herüber. Ein verlangender Blick traf ſie: „Und wie müßte denn der Mann beſchaffen ſein, gnäviges Fräulein, den Sie lieben könnten?“ fragte er. „Jah gäbe viel darum, wenn Sie es mir ſagen würden.“ Inge rückte ganz ſchnell in ihre Ecke. 7 5(Fortſetzung ſolat.) aa 10 Mi dte u Immer ſtärker tritt das geſunde, deutſche Obſt für die Ernäh⸗ rung in den Vordergrund. Wir wiſſen jo längſt, welchen Reich⸗ tum an lebenswichtigen Beſtandteilen, wie Vitaminen, Nähr⸗ ſalzen uſw unſere prächtigen heimiſchen Früchte in ſich tragen. Leiden gehen alljährlich mehrere hundert Millionen deutſchen Volksvermögens verloren, wei! in den Hauptreifezeiten die Früchte nicht ſchnell genug eingekocht werden können. Es iſt jedoch für den deutſchen Obſtbau und die deutſche Landwirt, ſchaft von weittragenden Bedeutung, daß viele hunderttauſend Zentner Obſt vor dem Verderben bewahrt und durch die ein— fachſten Methoden für ſpätere Verwendung nutzbar gemacht werden Nachdem nunmehr durch Opekta die Kochzeit auf 10 Minuten geſetzt iſt, nimmt die Bereitung von Marmeladen im eigenen Haushalt immer mehr zu— Da wir jetzt mitten in der Erdbeerernte ſtehen, folgt hier ein ganz vorzügliches Erdbeer⸗Marmeladen-Rezept. Rezept: Zutaten: 3½ Pfund Erdbeeren, 3 ½ Pfund Zucker, Normalflaſche Opekta zu 86 Pfg 3½ Pfund Erdbeeren. Die Erdbeeren müſſen ge— nau gewogen und dürfen nicht„nach dem Gefühl“ geſchaätzt werden. Die Früchte wäſcht man und befreit ſie 1 a erſt dann von Stielen und Blättchen. Da den Früchten kein Waſſer mehr anhaften ſoll, muß man ſie auf einem Sieb unter Schütteln ſehr gut abtropfen laſſen. Früchte dann gut zerdrücken Das Zerdrücken erfolgt am beſten mit einem Holzſtampfer und muß ganz gründlich ge⸗ ſchehen Größere Frucht- ſtücke können nämlich in der kurzen Kochzeit von 10 Minuten nicht genügend durchkochen, wodurch das Feſtwerden und die Halt— barkeit der Marmelade be⸗ einträchtigt werden. Große Früchte ſchneidet man zweck— mäßig vorher ein. oder zweimal durch und zerdrückt ſie erſt dann. Alſo keine größeren Fruchtſtücke laſſen, ſondern alle Früchte richtig zu dünnem Fruchtbrei zerſtampfen! 3% Pfund Zucker beifügen. Es darf aber keinesfalls weniger ſein als 3½ Pfund, denn eine geringere Zuckerzugabe würde das Feſtwerden und die Haltbarkeit der Marme- lade beeinträchtigen Sie ſparen durch Opekta aber auch ſehr viel Zucker; denn für 7 Pfund Opekta⸗Mar⸗ melade brauchen Sie nur 3½ Pfund Zucker. Ohne Opekta benötigen Sie, um 7 Pfund Marmelade zu erhalten, 4—5 Pfd. Zucker und mindeſtens 6 Pfund Erdbeeren, da durch das lange Kochen alles audere verdampft. Die Fruchtmaſſe muß man in reichlich großem Topf unter Rühren zum Kochen bringen— aber kein Waſſer beifügen! 2 10 Minuten auf möglichſt ſtarker Flamme brauſend durchkochen. Sehen Sie dabei auf die Uhr! Die 10 Minuten Koch— zeit beginnen erſt, wenn die Maſſe durch und durch brauſend kocht. Beſſer ein mal eine Minute mehr kochen, abei nicht weniger!! Kochen Sie auch nicht auf einer ſchwachen Flamme, da ſonſt die Fruchtteilchen nicht jenügend durchkochen und die! Haltbarkeit leidet. Während des Kochens abſchäumen! Nachdem es nun 10 Minuten gekocht hat, eine Normalflaſche Opekta zu 86 Pfg. in dien, kochende Maſſe rühren. Sehr anzuraten iſt es, gleichzeitis den Saft einer Zitrone mit einzurühren. Hierdurch kommt das duf; tige, feine Aroma der Erd— beere beſonders ſchön zur Geltung. Nachdem Opekta und Zitronenſaft eingerührt ſind, läßt man die Maſſe unter leichtem Rühren wie— der zum Kochen kommen und nochmals 4—5 Sekunden durchkochen. Ganz heiß in Gläſer füllen. Damit die Gläſer nicht ſpringen, ſchwenkt man ſie vorerſt mit einer Kleinigkeit heißer Marmelade zum Anwärmen aus oder ſtellt ſie auf ein feuchtes Tuch. Den Ver⸗ ſchluß kann man in der bis. her gewohnten Weiſe vor nehmen. Beſonders zu emp fehlen iſt aber der Opekta. Gläſerverſchluß, der ohne beſondere Ausgaben und Arbeit vor Schimmelbil. dung ſchützt. Genaue Beſchreibung des Gläſerverſchluſſes ſowie Rezepte für alle Früchte liegen jeder Flaſche bei. Kirſch⸗, Johannisbeer-, Stachelbeer⸗ Marmelade Aus dunklen Süßkirſchen bereitet man eine beſonders wohl ſchmeckende Marmelade. Es iſt ſehr zu empfehlen, eine ſäuer— liche Frucht, wie Johannisbeeren, Stachelbeeren oder Sauer- kirſchen beizumiſchen. Der Geſchmack wird dadurch noch bedeu— tend erhöht. Man verfährt hierbei nach folgendem Rezept: 3 Pfund dunkle, ſüße Kirſchen, entſteint gewogen, und 1 Pfund Johannisbeeren loder reife Stachelbeeren oder ſaure Kirſchen) gründlich zerkleinern, beſſer noch durch die Fleiſch— maſchine drehen; dann mit 4 Pfund Zucker— aber keinesfalls weniger— zum Kochen bringen und 10 Minuten brauſend durchkochen; darauf 1 Normalflaſche Opekta zu 86 Pfg. hinein- rühren und in Gläſer füllen. Im ubrigen iſt der Kochvorgang der gleiche wie bei Erdbeer-Marmelade. Jucker ſparen! Aus 3%½ Pfund Erdbeeren, 3½ Pfund Zucker und einer Flaſche Opekta bekommt man etwa? Pfund Marmelade. Bei allen anderen Obſtſorten nimmt man 4 Pfund Früchte, 4 Pfund Zucker ſowie 1 Flaſche Opekta und erhält dann etwa 8 Pfund Marmelade. Auf jedes Pfund Frucht kommt demnach ſtets 1 Pfund Zucker. Der Kochverluſt iſt un— erheblich, da er durch das hinzugefügte Opekta, das ja auch etwa ½ Pfund Frucht entſpricht, faſt ausgeglichen wird. E88 muß eindringlich davor gewarnt werden, den Zucker auch nur um ein Pfund zu verringern, da dieſes eine ſehr koſtſpielige Selbſttäuſchung iſt; denn man erhält aus 4 Pfd. Früchten + 4 Pfd. Zucker etwa 8 Pfd. Marmelade dagegen aus 4 Pfd. Früchten* 3 Pfd. Zucker etwa 2 Pfd. Marmelade. Der Verluſt an fertiger Marmelade beträgt alſo nicht nur 1 Pfund, ſondern ſogar faſt 2 Pfund. Denn wenn man 1 Pfund Zucker weniger nimmt, gibt es ja auch 1 Pfund Marmelade weniger. Ferner geht weiter noch bis zu einem Pfund Marme⸗ lade verloren; denn die Marmelade iſt durch den verminderten Zuckerzuſatz dünnbreiiger geworden. Je dünnbreiiger aber eine Maſſe— ein Kochgut— iſt, je höheren Feuchtigkeitsgehalt ſie beſitzt, um ſo mehr muß ſie natürlich an Gewicht beim Kochen durch Verdampfen einbüßen, bis ſie die nötige Feſtigkeit er hält, bis ſie zu einem feſten Gelee geworden iſt. Das weiß jede Hausfrau, die aus einem dünnflüſſigen Brei einen feſten Kloß kocht. Außerdem trocknen dünnbreiige Marmeladen ſelbſt noch in den verſchloſſenen Gläſern außergewöhnlich ſtark ein und verlieren auch dadurch noch erheblich an Gewicht. Wenn man alſo ein Pfund Zucker zu 38 Pfg.„ſparen“ möchte, verliert man gerade dadurch 2 Pfund Marme— lade im Selbſtherſtellungswert von 90 bis 95 Pfg. Man ſieht alſo, daß„Zucker weniger nehmen“ und„Geld ſparen“ noch lange nicht das gleiche iſt, und man weiß jetzt, daß man beim richtigen Zuckerzuſatz, nämlich— Pfund auf Pfund— nur verdient, aber beim geringeren Zuckerzuſatz viel weniger Marmelade erhält und einen recht fühlbaren Geld- betrag bei jeder einzelnen Kochung verliert. Kriſtallklare Abergüſſe auf Opſttorten in 10 Minuten genußfertig Der mehlige, weißkleiſtrige Überguß auf Obſttorten hat ſchon ſo manch ſchöne Frucht verdorben. In kaum 5 Minuten ſtellt man nun einen köſtlichen, rein nach Frucht ſchmeckenden Über— guß her. Man belegt den Tortenboden mit friſchen oder einge⸗ machten Früchten eventuell auch gemiſcht und verfährt wie folgt: Rezept mit Trocken⸗Opekta: Den Inhalt eines Beutels Trocken-Opekta zu 23 Pfg. mit 7 Eßlöffeln Waſſer oder 7 Eßlöffeln ungeſüßtem Fruchtſaft oder 8 Eßlöffeln geſüßtem Fruchtſaft unter Rühren zum Kochen bringen und! Minute brauſend durchkochen. Dann gibt man 6 gut gehäufte Eßlöffel Zucker hinzu— keinesfalls weniger—. läßt nochmals aufkochen und nimmt den Topf vom Feuer. Nachdem ſich die Kochbläschen verzogen haben, abſchäumen und die heiße Maſſe eilig über die Früchte gießen oder mit einem Löffel darüber verteilen(ſiehe Bild). Die vorſtehenden Rezepte und Bilder ſind dem vor kurzem neu erſchienenen Opekta-Rezeptbuch entnommen. Das Buch zeigt in anſchaulicher Form die müheloſe und ſparſame Berei— tung von Marmeladen, Gelees, Tortenubergüſſen, Kremes, Eis- und Süßſpeiſen und Fruchtpaſten(In den einſchlagigen Geſchäften zum Preiſe von 20 Pfg. oder falls vergriffen, gegen Voreinſendung don 20 Pfg. in Briefmarken von der Opekta— Geſellſchaft meb. H., Köln-Riehl, erhältlich.] ble Voftfäge werden während det ganzen zlnmachzeit jede Woche gehalten Berliner Funkstunde jeden Mittwoch 10.50 (Setlid, Stetüun, Megdebutg) Bayer. Rundfunk. jeden Donnerstag 11.40 (Munchen, Augsbutg. Nufnbetg“ Mitteld. Rundfunk (Leipzig. Otes den) jeden Mittwoch 11.45 (Konigsdetg Heilsderg (Steslsu, Gleiwitz) Nordd. Rundtunk. jecen Donnerstag 10.30 (Hamburg, Btemen, Flensburg. Hannover. Kieh Ostmarken-Runctunk jeden Mittwoch 24.30 Schlesischer Runctunk jeden Mittwoch 10.45 jeden Mitwoch 11.40 (Mahlecket. Fteibutg) Sücwestfungk. jeden Donnerstag 10.50 (Frankftuttes M, Kassel) We std. Rundtunk... jeden Faittwech 9.50 (engenbetg)