er Anzeiger Viernheimer Zeitung Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezu preis monatl 5 Anzei iſe: Di ige Petitzei P ie R ile 60 äg onn⸗ 5 natl. S genpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., 7a hit fre ins Haus gebracht.. Gratisbeila en: wöchentl. das achtſeitige 1 e bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen and⸗ N f mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger f 0 N Geſchaͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes 8 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt U 5 Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme rankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtee. an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden (Wlernbeimer Tagehlatt— Viernheimer Nachrichten) (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Samstag, den 1. Juli 1933 Nummer 150 50. Jahrgang Die Zukunft des Faschismus Ein Vortrag Dr. Goebbels“: Der Nationalſozialismus erobert ſich die Welt Am Webſtuhl der Zeit Politiſche Wochenbelkrachtung. Von Argus. Die völlige Neugeſtaltung der innerpolitiſchen Verhältniſſe des Reiches geht mit Rieſenſchritten 5 Recht. Denn ern voran. Durch das Ausſcheiden des Reichs⸗ miniſters Hugenberg, deſſen Rücktrittsgeſuch am Donnerstagabend vom Reichspräſidenten genehmigt worden iſt, wurde die Möglichkeit geſchaffen, die ſehr wichtigen wirtſchaftlichen Miniſterien mit Vertrauensleuten des Reichs- kanzlers zu beſetzen. Zum Wirtſchaftsminiſter wurde Dr. Schmitt, bisher Generaldirektor des Allianz⸗Verſicherungskonzerns, ernannt, Nee Reichsernährungsminiſter der bekannte eichstagsabgeordnete Walter Darre, der Führer aller nationalſozialiſtiſchen Bauern⸗ organiſationen. Bemerkenswert iſt auch die Ernennung des nationalſozialiſtiſchen Wirt⸗ e Gottfried Feder zum Staats⸗ ekretür im Reichswirtſchaftsminiſterium. Durch dieſe Perſonalveränderungen iſt eine einheitliche Führung der Wirtſchaftspolitik des Reiches gewährleiſtet. Darüber hinaus aber ſind 5 auch von eminent allgemein— 11 er Bedeutung. Hugenberg war im eichskabinett der Exponent der Deutſch⸗ nationalen Volkspartei, nach ſeinem Aus⸗ ſcheiden aber gibt es keine Regierungskoali⸗ tion mehr, Die geſamte Politik des Reiches, der die Länderpolitik bekanntli ſchaltet iſt, wird jetzt nur noch beſtimmt von dem Wollen des 5 der großen na⸗ tionalſozialiſtiſchen Bewegung. So iſt durch ugenbergs Rücktritt gewiſſermaßen der chlußſtrich gezogen unter das parlamentg⸗ riſche Regierungsſyſtem. Es iſt aus damit, eine neue Zeit hat begonnen. Dem Kurs der Reichspolitik, der feſt und entſchloſſen ge⸗ ſteuert wird, können von keiner Seite mehr Schwierigkeiten bereitet werden. 7* Auch von Seiten der Parteien können ſolche Schwierigkeiten nicht mehr kommen. Denn es gibt keine Oppoſition mehr. Die Parteien gehören ja ſchon der Vergangen- heit an. Bereits vor Monaten ſind die Kom⸗ muniſten von der Bildfläche verſchwunden. Vor kurzer Zeit iſt ſodann die Sozialdemo⸗ kratie durch ein Betätigungsverbot und durch e ihrer Mandate ausgeſchaltet worden. Am vergangenen Dienstag hat nun die Deutſchnationale Front, die frühere Deutſchnationale Volkspartei, ihre Selbſtauf⸗ löſung beſchloſſen: ihre Mitglieder ſind, wie Reichskanzler Hitler erklärte, der NSDAP. als neue Mitkämpfer willkommen. Auch die Staatspartei hat erklärt, daß ſie ſich aufgelöſt habe. Und das Zentrum wird ebenfalls die⸗ ſen Weg gehen. Nimmt man dazu, daß der Stahlhelm in die nationalſozialiſtiſche Front bereits eingegliedert wurde, ſo erkennt man, daß die NSA. ſchon heute die einzige Trägerin des Staatsgedankens und des Staates ſelber geworden iſt. So ſchnell hat die nationale Revolution ihr Ziel erreicht. Die bisherigen Parlamente werden übrigens praktiſch kaum noch eine große Rolle ſpielen. Vielmehr iſt damit zu rechnen, daß das Schwergewicht künftig bei den noch zu bil⸗ denden Wirtſchafts⸗ liegen wird. An eine nochmalige Neuwahl von Reichstag und Landtagen nach vier Jah⸗ ren dürfte kaum noch zu denken ſein. An ihre Stelle werden die Wirtſchaftsparla⸗ mente kreten, deren Abgeordnete nach dem Führerprinzip auf Grund ihrer Eignung be⸗ rufen werden. * Von den außenpolitiſchen Vorgängen muß deb der Beſchluß des Hauptausſchuſſes der Genfer en den erwähnt werden, die Konferenz auf den 16. Oktober zu vertagen.„Ein Begräbnis erſter 1 1 at der 9 0 Vertreter, Botſchaf⸗ ter Nadolny, dieſen Beſchluß genannt. Mit acht offenkundig, daß die 15 Konferenz mit ihrem Latein am En⸗ ei. weil ſie das nicht 1 0 880 will, vertagt ſie ſich.„Kommt Zeit, kommt Rat“, gleichge⸗ und Ständeparlamenten Berlin, 1. Juli. Bei der Eröffnung der Sondervortrags— reihe des Sommerſemeſters in der Deutſchen 229095 für Politik hielt Reichsminiſter r. Göbbels einen Vortrag über den Fa— ſchismus und ſeine praktiſchen Ergebniſſe. Der Miniſter verbreitete ſich in ſeinen Aus— fesche i zunächſt über den Faſchismus als olchem und bezeichnete ihn als ein Phäno⸗ men, das mit Muſſolini zum erſten Male in die Welt der Erſcheinung getreten iſt. Von ihm habe der Faſchismus Idee, Form, Ge— ſtalt und Organiſation erhalten. Muſſolini haben zum erſten Male den Marxismus als poliliſche Erſcheinung aus der Welt der Tatſachen ausgeräumt und bewieſen, daß der Marxismus aus ausgeſprochen ſozialen Moliven heraus überwunden werden könne. die poliki⸗ che Richtung, die wir heute in Italien mit dem Titel„Jaſchismus“ und in Deuiſchland mit dem Titel„Nationalſo⸗ zialismus“ zu belegen pflegen, werde nach und nach ganz Europa erobern. Der Marſch auf Rom habe zum erſten Mal die liberale demokratiſche Geiſteswelt zer⸗ trümmert und an ihre Stelle eine neue Art Pane dae und genoſſenſchaftlichen enkens geſtellt. der Faſchismus habe zum erſten Male das Prinzipeiner neuen Perſönlichkeitsführung des Staates, der Wirtſchafl und der Induſtrie gebracht. Er ſei nicht nur antiliberal, ſon⸗ dern antipazifiſtiſch. Trotzdem aber bewahre der Faſchismus mehr den Frieden wie der Pazifismus, denn em national ge— ſinntes Europa ſei hierzu viel beſſer im⸗ ſtande als das Europa des liberalen Geiſtes. Nationalſozialiſten ſtehen auf gleichem weltanſchaulichen Boden. Sie verfechlen nicht nur die Ehre des eigenen, ſondern reſpektieren auch die Ehre des anderen Volkes. Muſſolini übernahm für ſich und ſeine Partei die Macht, um die Verantwortung offen vor der eigenen Nation und vor der ge⸗ ſamten Welt feierlich auf ſeine Schultern zu nehmen. Das bedingt den Kampf gegen jene falſche Art von Humanität. Es war vielleicht das größte Verhängnis Europas im Jahre 1914, daß die Natio- nen von Greiſen regiert wurden. Dieſe ee hat ſich über den krieg hineingeſchleppk. Das war vielleicht das Beleidigendſie und Aufreizendſte für die Jugend der Nationen, die aus den Schützengräben zurückkehrle, daß ſich krotz des Jegefeuers, das ſie durchſchril⸗ ten halte, an der poliliſchen Geſtaklung der Völker nichts geändert haben ſollle. denken die Herrſchaften, die nicht abrüſten wollen. Aber es wird diesmal kein Rat kommen. Denn niemand wird ſich durch das Vertagungsmanöver täuſchen laſſen. Die Außenwelt durchſchaut es vielmehr ſehr ge⸗ nau. Botſchafter Nadolny hat in einer Rede, die von der Konferenz mit großem Ernſt an⸗ gehört worden iſt, vor der Vertagung ge⸗ warnt, weil ſie die Völker grenzenlos enttau⸗ ſchen müſſe. Die deutſche Warnung war ver⸗ gebens. Der Vertagungsbeſchluß wurde gen die deutſche Stimme angenommen. We⸗ nigſtens weiß man nun, woran man iſt: die gabe Konferenz, die nun ſchon weit über ein ahr dauert, iſt nur eine Komödie. Deutſch⸗ land wird die Konſequenz aus dieſer Tatſache iehen, indem es 1 recht für ſeine Gleich⸗ berechtigung in der Rüſtungsangelegenheit kämpfen wird. Entweder wird die Ver⸗ 1„die aus dem Verſailler Vertrag f je Ententemächte reſultiert, eingehalten, b. b. entweder wird wirklich abgerüſtet— Muſſolini als Vorbild Dieſes jugendlich-faſchiſtiſche Italien iſt bie zum Berſten ausgefüllt von ſchöpferiſcher Kraft. Die Blüte der Nation iſt wirklich von dem Ehrgeiz beſeſſen, Geſchichte zu machen. Muſſolini iſt etwas mehr als Cäſar. Er iſt auch mehr als ein Parteiführer. In ihm ballt ſich zuſammen Jugend und Wille. Wenn ich ein gewagtes Wort ſagen darf, dann möchte ich faſt erklären: Muſſolini iſt ein preußiſcher Römer! Ein Mann von ſo herriſcher Selbſt— verſtändlichkeit mußte von vornherein auf dem Standpunkt ſtehen, wenn dieſe Organi— ſation ſiegt, dann gebührt ihr der Sieg hun— dertprozentig. Dieſe Organiſation kann nicht dazu geſchaffen ſein, mit anderen Parteien zu paktieren. Die Mehrheit mag der Allgemeinheit den Stempel geben, aber die Minderheit macht Geſchichte. Der Faſchismus iſt wie der Nationalſozialismus das ſkolze Vor- recht einer Minderheit. Der oberſte Chef des Staates iſt auch der oberſte Chef der Jaſchiſtiſchen Partei. der Faſchismus hal das italieniſche Volk bis in das letzte Glied durchtränkt. Er hat ſich vollſtändig der Jugend bemächtigt, und dieſe Ju- gend wächſt in den faſchiſtiſchen Staat hinein. Der junge Faſchiſt hat das dunkle Empfinden, daß ſich in Deukſchland ein ähnlicher Prozeß vollzieht. Die italieniſche Preſſe iſt nach einem neuen Geſetz reglementiert worden. Wir werden ja in abſehbarer Zeit in Deutſchland ſelbſt Rechte und Pflichten der deutſchen Preſſe feſtlegen müſſen. Wir müſſen die deutſche Preſſe in die Verantwortung des Staates miteinbe⸗ ziehen. Das Recht, Zeilungen zu ſchrei⸗ ben, iſt eine Pflicht dem Staake gegen- über. Das ſoll heißen, daß in den gro⸗ ßen grundsätzlichen Fragen der Nation im Volke eine Meinung herrſchen muß. Der Grundſatz muß gleich lauten. Laulet er nicht gleich, dann müſſen wir Männer des Staates oder des Volkes dieſe Gleich⸗ ſchalkung vollziehen. Die Faſchiſtiſche Partei hat eine Rieſenor— ganiſation von mehreren Millionen aufzu— zählen, in der iſt alles zuſammengefaßt: Volkstheater, Volksſchule, Sport, Touriſtik, Wandern, Singen und wird vom Staate mit allen Mitteln unterſtützt. Auf die kommende Generation darf ein junger Staat niemals verzichlen. oder aber Beutſchland gewinnt in milttari⸗ ſchen Dingen ſeine Freiheit wieder, deren ſich die anderen Mächte nicht begeben haben und anſcheinend auch nicht begeben wollen! * Von Genf zur Londoner Weltwirt⸗ ſchaftskonferenz. Sie arbeitet in ih⸗ ren Ausſchüſſen hinter verſchloſſenen Türen, und die Oeffentlichkeit hat daher keinen Ein— blick, was eigentlich getan wird. In einer Präſidialſitzung hat der Konferenzvorſitzende, der engliſche Premierminiſter Macdonald davon geſprochen, daß man mit den Konfe⸗ renzarbeiten zufrieden ſein könne. Aber man darf auf dieſen amtlichen Optimismus nicht allzuviel geben. Tatſächlich ſieht es nämlich nach wie vor ſo aus, als komme man vor lauter Einzelfragen nicht zu den großen Din⸗ gen, um die es eigentlich gehen ſollte. Ueber⸗ haupt: wie ſoll man die Weltwirtſchaft wie⸗ der in Ordnung bringen, wenn man— wie das auf Wunſch Amerikas geſchehen ſoll— Deshalb können wir Nationalſozialiſten ver⸗ ſtehen, warum Muſſolini ſich mit dem Vati⸗ kan über die Jugendfrage auseinanderſetzen mußte, warum es da kein Nachgeben eben konnte. Der Faſchismus iſt nicht ohne Opfer an die Macht gekommen. Nahezu 5000 Tote ſind für die Machtergreifung, für die faſchi⸗ ſtiſche Bewegung zum Opfer geworden. Dieſe Toten ſind heute die Regimenter, die die fa⸗ ſchiſtiſche Revolution anführen. Der Faſchismus iſt uns zehn Jahre voraus, nicht abſolut, denn wir haben in den zwölf Jahren unſerer Oppoſition man⸗— ches ſchon getan, was er nach der Uebernah⸗ me der Macht tun mußte. Er hat aber Zeit gehabt, zehn Jahre lang in den Staat hin⸗ einzuwachſen. Das müſſen wir nachholen. Eine Revolution hat die hiſtoriſche Pflicht, ganze Sache zu machen und da⸗ bei nicht ſenkimenkale Hemmungen zu verſpüren. Keine Kompromiſſe! Das heißt: Man hat die Macht entweder ganz, oder man hat ſie gar nicht(Beifall). Wenn die Jugend an die Führung des Staa— tes kommt, dann muß ſie arbeiten, mehr ar⸗ beiten als die Alten! Sie darf niemals mü⸗ de werden. Sie muß dem ganzen Staat das Tempo aufdrücken. Es wird viel zu lang— ſam gearbeitet in den Regierungen. Man muß die Dinge anpacken und auch einmal den Mut haben, über die Schranken der Bürokratie hinwegzuſpringen. Was aber ge⸗ tan wird, das muß für das Volk getan ſein. Niemals darf ſich ein revolutionäres Regi⸗ ment im Gegenſatz zum Volke befinden. So wie Italien an ſeinen Duce glaubt, ſo müſſe Deutſchland an ſeinen Führer glauben. Wenn ich zum Schluß noch eine Mahnung ausſprechen darf: Helfen Sie uns, die Par⸗ teien zu zerſchlagen. Es darf davon nichts mehr übrig bleiben. Es darf in der Nation nur einen Willen und eine Geſchloſſenheit geben, und die kann eben nur von einer Organiſakion mobiliſiert werden. Wir werden in zehn Jahren ein einiges Deutſchland dar- ſtellen, ſo wie Ikalien heute ein einiges Volk iſt. Wir werden in dieſen zehn Jahren wieder die Kraft gewinnen, mil allen Schwierigkeiten fertig zu werden. Wir ſtehen heute in Deutſchland im Anbruch einer ganz großen geſchichtlichen Entwicklung. Die größten inneren und äußeren Probleme ſind uns zur Meiſterung in die Hand gege⸗ ben. Wir haben keinen Grund, dieſe Proble⸗ me als unüberwindlich anzuſehen, wir müſ⸗ ſen den Glauben haben, ſie meiſtern zu kön⸗ Nen. Adolf Hitler zeigt uns den V f r rr W 3 über das Kriegsſchuldenproblem nicht ſpre⸗ chen und auch über Währungsfragen kein Abkommen treffen darf? So ſind die Aus⸗ ſichten auf einen Abſchluß der Weltwirt⸗ ſchaftskonferenz mit poſitivem Erfolg immer noch recht gering. 5 * Um die Donaupläne iſt es ſtill ge⸗ worden. Es ſcheint, daß man ſie vorläufig begraben hat. Das wäre das einzig richtige. Denn ob man das heutige Oeſterreich, wie es anſcheinend Italien gerne möchte, mit Un⸗ garn zuſammenſchließt, oder ob man— nach den Plänen Frankreichs— Oeſterreich mit den übrigen Donau⸗Staaten zu einer Wirt⸗ ſchaftsunion zuſammenſchließt— immer wird es eine unbefriedigende Löſung ſein. Oeſter⸗ reich kann nur durch den Anſchluß an Deutſchland geſunden. Darüber darf auch die deutſchfeindliche Politik des derzeitigen öſterreichiſchen Kabinetts nicht hinweg⸗ täuſchen! Lokales Viernheim, 1. Juli 1933. * Wallfahrt nach Maria Einſiedel. 1/5 Uhr Austeilung der hl. Kommunion. Ab⸗ gang des Zuges 5.23 Uhr. Sonntags⸗Billett von hier nach Groß-Rohrheim. Von dort mit der Lampertheimer Prozeſſion nach Maria Ein⸗ ſiedel. Zurück 4.23 mit dem Pilgerzug. An- ſchluß in Lampertheim nach Viernheim. Preis der Fahrkarte Nach Gernsheim 1.60 Mk. Groß⸗ Rohrheim 1.30 Mk, Marienkirche. Wie traut klingt dieſes Wort in den Ohren der Aelteren, die in dieſer Kirche das Sakrament der Taufe emp⸗ fingen, ihren Weißen Sonntag feierten und auch den Bund fürs Leben dort am Altare ſchloſſen. Innen iſt ſie nun wieder hergeſtellt die„Alte Kirche“ und ſie iſt wirklich ſchön geworden. Gewiß ihr äußeres Kleid hätte eine Auffriſchung nötig. Doch ſind die Schulden der Innenherſtellung noch zu groß, als daß man daran denken könnte. Heute am Doppelfeſte, am Patronatsfeſt der Apoſtelkirche und jetzigen Pfarrkirche, am Feſte Mariä Heimſuchung wird in allen Gottesdienſten eine Sammlung ſtatt⸗ finden zu Gunſten der Marienkirche. Möge keiner der Viernheimer Katholiken ſich dieſer Bitte verſchließen. Möge das Alter denken an die Gnaden, die Gott ihm in dieſer Kirche hat zu Teil werden laſſen. Möge die Jugend der großen Vergangenheit unſerer Gemeinde gedenken, die mit dieſer Kirche ſo eng verbunden iſt. Jede, auch die kleinſte Gabe iſt will⸗ kommen. Wer viel hat, gebe viel, wer wenig hat, denke an das Scherflein der Witwe im Evangelium.— Die Sammlung an den Kirchen⸗ türen iſt für den hl. Vater in Ron beſtimmt. * Sonderzug Gernsheim⸗Mann⸗ heim. Der Sonderzug welcher morgen Sonn- tag von Gernsheim nach Mannheim fährt, hat in Lampertheim nach Viernheim Anſchluß, ſodaß die Reiſenden 17.44 Uhr bereits hier eintreffen. Aerztlicher Sonntags dienſt. Bei Verhinderung des Hausarztes übernimmt am Sonntag Herr Dr. Bla eß den ärztlichen Dienſt. Auf zum Tellſchauſpiel! So lautet die Parole aller Viernheimer, die das grandioſe, hiſtoriſche Tellſchauſpiel noch nicht beſucht haben. Wenn von weit her die Fremden kommen, ſo muß es für jeden Viernheimer eine Selbſtver⸗ ſtändlichkeit ſein, ſich dieſen ſeltenen Kunſtgenuß nicht entgehen zu laſſen. Darum die Parole: „Auf, zum Tell!“ Harmonikaklub. Am vergangenen Montag wurde im Lokal„Schwarzer Walfiſch“ der Handharmonika-Club Viernheim gegründet. Herr J. V. Blatz aus Ludwigshafen gab einen Ueberblick über die reichhaltige Verwendungs- möglichkeit der Handharmonika innerhalb gut geleiteter Orcheſter und verwies auf die großen Erfolge, welche jenen in den letzten Jahren in allen Gegenden Deutſchlands erzielten. Auf- gabe des Viernheimer Clubs ſei es nun, junge, national geſinnte Kräfte, welche Luſt und Liebe an der Erlernung des Handharmonikaſpiels oder an deſſen Weiterausbildung haben, zuſammenzu— faſſen und zur Pflege und Förderung dieſer echten deutſchen Volksmuſik beizutragen. Es wurde der Beſchluß gefaßt, jeden Montag Abend im Uebungslokal„Zum ſchwarzen Walſiſch“ Unter— richtsſtunden im Harmonikaſpiel abzuhalten, wo— zu Inſtrumente vorerſt koſtenlos zur Verfügung ſtehen. Mütter, ſeid vorſichtig! In Käſer⸗ tal zog ein einjähriges Kind einen Topf mit kochender Milch wom Tiſche und zog ſich ſchwerſte Verbrühungen zu. — Programm der Sportvergg. Amicitia 09 E. v. Heute Samstag Nachm. 6,30 Uhr ſpielt die Liga in Sandhofen. Die Mannſchaftsauf- ſtellung iſt die übliche. Nach der Pauſe werden vorausſichtlich Jugendſpieler eingeſetzt. Eben⸗ falls heute Abend 9 Uhr in Schifferſtadt iſt die 1. Ringerſtaffel am Start mit Koob, Alex; Wörner, W.; Benz, J.; Froſchauer Karl; Wörner, H. und Adler, P. Mitfahrende er halten Karten zu 50 Pfg. für die Fahrt am Auto. Die Handballer ſpielen morgen früh um 11 Uhr gegen die Spielvergg. Sandhofen auf unſerem Platze. Morgen früh um 8 Uhr ſtar⸗ tet die Jugend auf dem Sportplatze zum 10 kg. Gepäckmarſch mit 10 Pfd. Belaſtung. Alle Jugendliche werden darauf aufmerkſam gemacht, da es ſich hier um eine Vorübung zur Erlang- ung des Reichsjugendabzeichens handelt, das jeder Jugendliche haben muß. Den Schieds⸗ richtern zur Kenntnis, daß am Montag Abend in Mannheim eine Pllichtſitzung ſtaftfindet. D. J. K.⸗Sport. Morgen Sonntag finden die vom Gau an- geſetzte Nothilfeſpiele ſtatt. Die erſte Fußball⸗ mannſchaft kämpft gegen den Meiſter der Vorder⸗ pflalz Royheim und die 1. Handballmannſchaft gegen die DK. Ziegelhauſen. Beide Mann⸗ ſchaften ſind beachtliche Gegner, die für intereſ⸗ ſante Kämpfe garantieren. Außerdem finden noch verſchiedene Spiele der unteren Mannſchaften ſttat.— Heute Samstag tragen unſere 1. Hand- und Fußballmannſchaft die fälligen Rück⸗ ſpiele in Waldhof aus. Auch dieſe Spiele ſind als Nothilfeſpiele gedacht. Unſere Freunde finden ſomit wieder ein abwechslungsreiches Programm vor. U. T.⸗Filmſchau. Wir zeigen dieſe Woche unſeren werten Film⸗ freunden wieder ein prächtiges Tonfilmprogramm. Als Hauptſchlager kommt„Frau Lehmanns Töchter“. Ein Film aus dem Leben für das Leben. Ur⸗ wüchſig in ſeinem Humor und tieftraurig in ſeiner Tragik. In den Hauptrollen finden wir bekannt gute Filmkünſtler wie Hanſi Nieſe, Elſe Elſter, Carla Carlſen, Fritz Kampers u. Anzon Pointner. Ein ſelten ſchönes Filmwerk, das geſehen zu werden verdient. Im 2. Teil kommt noch der glänzende Film„Komm auf mein Schloß mit mir“. So haben wir dieſe Woche wieder ein pracht⸗ volles Filmprogramm zuſammengeſtellt, das ſich kein Filmfreund entgehen laſſen ſollte. Darum jedem Filmfreund die Parole: Jede Woche ein⸗ mal in's U. T. Die nächſte Woche kommt der ſenſationelle Harry Piel-Film„Der Sprung in den Abgrund“, eine ganz große Harry Piel- Kanone. Zur 8. und 9. Tellaufführung Eine kritiſche Betrachtung. „Wunderbar!“—„Einzig ſchön!“— „So was Schönes haben wir noch nicht geſehen!“ —„Ich muß es nochmals ſehen.“ Das ſind ſo die Lobſprüche, die man nach jeder Tellauf⸗ führung in hundertfachen Variationen immer wieder hören kann. Kein Wunder, daß der Fremdenbeſuch von Aufführung zu Aufführung wächſt und daß die Fremden neidlos bekennen: „Das hätten wir von Viernheim nicht erwartet. Hut ab! Viernheim wird zweifel⸗ los durch ſeine Naturbühne noch berühmt.“ Warum auch nicht? Da müßte ja das alte Wahrwort auf einmal trügen:„Das Gute bricht ſich Bahn.“ Es war aber auch ein äußerſt glücklicher Gedanke, nachdem einmal die Schaffung einer Naturbühne beſchloſſen war, Schillers ſchönſtes und gewaltigſtes Werk„Wil⸗ helm Tell“ zu bieten Wer vermöchte ſich den gewaltigen Eindrücken verſchließen, welches dieſes einzig daſtehende vaterländiſche Freiheitsdrama bei glänzender Darſtellung hinterläßt! Nur ein Stumpfſinniger, ein normaler Menſch nicht. Nicht genug anzuerkennen iſt, daß die Geſamt— leitung und Regie immer noch zu beſſern ver— ſtehen, obwohl die glänzende Darſtellung kaum mehr einen Wunſch offen ließ. So boten die beiden letzten Aufführungen trotzdem wieder er⸗— freuliche Neuerungen, die dem wiederholten Be— ſucher ſofort aufs angenehmſte anffielen. Da ſind es beſonders die heiteren„Hutſcenen“, die von Aufführung zu Aufführung volkstümlicher geſtaltet werden. Ihr kennt die Volksſeele, ihr Herren Winkenbach und Hook, und habt recht, wenn ihr auch denen etwas Rechnung traget, für die ein Schauſpiel nur dann ſchön iſt, wenn es dabei etwas zu lachen gibt. Eine weſentliche Beſſerung wies bei den beiden letzten Aufführungen die Geßler'ſche Sterbeſcene auf, die an die Hauptbeteiligten ſchwierige Anforderungen ſtellt und gar zu leicht ihre Wirkung verfehlt, wenn nicht die Rolle des Harras auf darſtelleriſcher Höhe ſteht. Wir trauten unſeren Augen kaum, als wir an Stelle des verunglückten früheren Dar— ſtellers den Regiſſeur ſelbſt hoch zu Roß als Harras erſcheinen ſahen und als ſtolzen Reiter bewundern konnten, ihn, der ſein ganzes Leben noch auf keinem Roß geſeſſen. Ein Braviſſimo dem Regiſſeur, der in eigener Perſon einzuſpringen vermag, wo's not tut. Durch ſeine natürliche, lebenswahre Dar⸗ ſtellungsweiſe ſam die ganze Scene auf künſt⸗ leriſche Höhe.— Alle anderen Darſteller und Darſtellerinnen haben wir ſchon gebührend ge⸗ würdigt, und es hieße Waſſer in den Rhein tragen, ihre glänzenden Leiſtungen nochmals zu rühmen. Erwähnen möchten wir nur noch, daß die Hauptdarſteller immer mehr in ihren Rollen aufgehen und das auch bei ſtummen Scenen zei⸗ gen, einzelne geradezu in ergreifender Weiſe. Nehmt euch ein Beiſpiel daran, ihr Mägde des Attinghauſen, die ihr immer noch ſo wenig Teil⸗ nahme zeigt, wenn Rudenz verzweiflungs voll ausruft: „Verſchwunden iſt meine Berta, heimlich weggeraubt, mit kecker Freveltat aus unſerer Mitte.“— Oder:„Entriſſen iſt mir die Ge⸗ liebte. Wer weiß, wo ſie der Wütende verbirgt.“ Bliebet ihr auch ſo kalt, wenn euer eigener Geliebter geraubt würde? Gellt, nein! 8 Und weil ich gerade die kritiſche Sonde anlege, noch eine Mahnung an die Herren Ordner. Es ſoll und darf nicht mehr vorkom⸗ men, daß aufmerkſame Zuhörer bei den wirk⸗ ſamſten Scenen durch herumtreibende Kinder aus ihren Illuſionen herausgeriſſen werden. Frei⸗ lich müßten die Eltern ſelbſt ſoviel Einſicht haben, daß ſie nicht Kinder frei umherlaufen laſſen. Wo dieſe Einſicht fehlt, muß eben nachgeholfen werden und das gründlich.— Morgen findet die 10. Aufführung ſtatt. Möge ein gleichguter Stern über ihr walten wie über der letzten. Möge ſich wiederum ein recht zahlreiches kunſtbegeiſtertes Publikum einfinden, auf daß ſich das Meer von Arbeit lohnt, die Spielleitung und Regie hinter ſich haben. Laßt uns die Hingabe der Spieler für die edle große Sache, ihre namenloſen Opfer an Zeit und Mühe nicht nur bewun⸗ dern, ſondern durch die Tat fürdern! Drum ſorgt für Maſſenbe ſuch der 10. Tell⸗ auf führung! Gottesdienst⸗Ordnung 4. Sonntag nach Pfingſten. Mariä Heimſuchung Peter und Paul Apoſtelkirche: 7 Uhr 1. hl. Meſſe. 8 Uhr 2. hl. Meſſe mit Predigt. 10 Uhr Hochamt mit Predigt. 2 Uhr Veſper. Marienkirche: 8 Uhr hl. Meſſe. 10 Uhr Kindermeſſe. 1 Uhr Kindergottesdienſt. Heute in allen Kirchen Sammlung für die Marienkirche. In der Apoſtelkirche an Werktagen: Montag: ¼7 Uhr 2., 7 Uhr 3. S.⸗A. für Maria Adler geb. Zipp. Dienstag: ¼7 Uhr 1. S.⸗A. für Peter Beikert 1. 7 Uhr beſt. Amt für Jakob Hook, an Stelle eines Jahresgedächtniſſes Mittwoch:/ 7 Uhr 3. S.-A. Magd. Haas geb. Hanf. 7 Uhr 1. S.⸗A. für Johannes Dewald und Ehefrau Marg. geb. Martin. Donnerstag:/ 7 Uhr 2., ¾7 Uhr 3. S.-⸗A. für ledig 1 Kath. Bauer. Freitag:/ 7 Uhr 2., ¼7 Uhr 3. S.⸗A. für Anna Maria Bugert geb. Thomas. J½7 Uhr geſt. hl. Meſſe für Mich. Klee 1. und ledig 7 Jakob Klee und Eltern. Samstag: ¼7 Uhr 2. S.⸗A. für Kath. Lammer geb. Becker. 7 Uhr geſt. hl. Meſſe für Mich. Heckmann und Eliſ. Jäger geb. Lang. für Maria 37 Uhr Segensmeſſe für Maria Bugert geb. Gutperle, beſt. von Schulkam. Während der Meſſe gemeinſchaftliche heilige Kommunion der diesjährigen Erſtkommuni⸗ kanten. 10 Bänke rechts und links bleiben frei. Am Montag und Mittwoch iſt bei den Engl. Fräulein, am Dienstag und Donnerstag bei den Barmherzigen Schweſtern um ¼ 7 Uhr hl. Meſſe. Dienstag und Freitag um ½7 Uhr in der Marienkirche hl. Meſſe. Am nächſten Donnerstag von 5—7 Uhr Gelegenheit zur hl. Beicht wegen Herz⸗Jeſu⸗ Freitag. Am Freitag Abend 8 Uhr Herz ⸗Jeſu Andacht. Für die Wallfahrt nach Maria Einſiedel ſind bereits von Samstag Mittag an Billette für Hin⸗ u. Rückfahrt zu 1.60 RM. zu haben; dieſelben gelten bis Montag 12 Uhr. Am Sonntag Morgen geht der Zug ab 5,23 Uhr, Weiterfahrt in Lampertheim 6.44 Uhr. Vor der Abfahrt ¼25 Uhr Austeilung der Kommunion. Am nächſten Sonntag gemeinſchaftliche hl. Kommunion für die Jünglings⸗Sodalität. An dieſer Kommunion beteiligen ſich die oberen Knabenklaſſen. Ebenſo gemeinſchaftl Kommunion der oberen Mädchenklaſſen. Die Mädchen beich⸗ ten am Samstag 2 Uhr. Kirchliche Anzeigen der Ev. Gemeinde Viernheim Sonntag, den 2. Juli 1933. 3. S. n. Tr. Vorm. 9½ Uhr: Gottesdienſt. Vorm. 10½ Uhr: Kindergottesdienſt. Abends 8 Uhr: Jugendbund. Montag, den 3. Juli 1933. Abends 8 ½ Uhr: Uebungsſt. des Kirchenchors. Mittwoch, den 5. Juii 1933. Abends 8 Uhr: Turn⸗ und Spielſtunde. Donnerstag, den 6. Juli 1333 Abends 8¼ Uhr: Männerverſammlung. Aus Heſſen Ehrung des Miniſterpraſidenten. Darmſtadt, 1. Juli. Der Vorſtand der Hanpiſtele der Techniſchen Nothilfe hat dem Herrn Miniſterpräſidenten Prof, Dr. Werner die goldene Nothelfernadel mit Kranz mit folgender Urlunde überreicht: Mit dankbarer Anerkennung gedenkt dee Vorſtand der Verdiente, welche Sie durch Ihr tatkräftiges Eintreten bei der Durchführung der Beſtrebungen der kechniſchen Nothilfe nicht nur um dieſe ſelbſt, ſondern auch unmittelbar um die Allgemeinheit erworben haben. Der Vorſland überreicht Ihnen als äußeres Zeichen ſeiner Anerkennung die goldene Not⸗ helfernadel mit Kranz. Möge bei Ihnen die Erinnerung an die Gelegenheiten, bei denen Sie die gemeinnützige Tätigkeit der Tech⸗ niſchen Nothilfe werkvoll unkerſtützten, ſtets wachbleiben.“ Der Treuhänder an der Arbeit. Frankfurt a. M., 1. Juli. Die Geſchäfts⸗ räume des Treuhänders der Arbeit für das Wirtſchaftsgebiet Heſſen befinden ſich in den Dienſträumen der preußiſchen Induſtrie⸗ und Handelskammer für das Rhein⸗Mainiſche Wirt⸗ ſchaftsgebiet Frankfurt a. M., Börſe (Eingang Börſenſtraße), 1. Obergeſchoß, Zim⸗ mer 374, Telefon: vorläufig über Hanſa 20361 zu erreichen. a die Dienſträume des Reichsſtatthalters Die Dienſträume des Reichsſtatthal⸗ ters in Heſſen befinden ſich nunmehr Dar m⸗ ſta ddt, Neckarſtraße 7, Fernruf 5001, Neben⸗ ſtelle 202. Für alle Zuſchriften: Poſtſchließfach 266. Es wird dringend erſucht, bei der ge⸗ nannten Anſchrift nur Anliegen vorzubringen, die den Reichsſtalthalter betreffen. Die Anſchrift des Gauleiters Spren⸗ ger iſt nach wie vor Frankfurt a. M., Elbeſtraße 61. Amilicher Teil Bekanntmachung. Aus verſchiedenen Gründen ſehen wir uns veranlaßt, die nachſtehende Bekanntmachung des Kreisamts Heppenheim vom 30. März 1927 erneut bekanntzugeben. Gleichzeitig wird auch darauf hingewieſen, daß das Offenhalten der Fri⸗ ſeurgeſchäfte an Werktagen bis 20 Uhr und an Samstagen bis 21 Uhr geſtattet iſt. Der Waren⸗ verkauf iſt jedoch von 19 Uhr ab verboten. Wir erwarten deshalb nunmehr, daß alle in Betracht kommenden Geſchäftsinhaber die An⸗ ordnung des Kreisamts Heppenheim ſowie unſere beſonderen Hinweiſe unbedingt beachten. Auch die hieſige Einwohnerſchaft bitten wir, ſich hiernach zu bemeſſen, ihre Einkäufe ſowie Beſorgungen alſo nur in den zuläſſigen Zeiten zu tätigen. Unſere Beamten ſind angewieſen, gegen Zuwiderhandlungen mit Anzeigeerhebung vorzugehen. Viernheim, den 30. Juni 1933. Heſſiſches Polizeiamt Viernheim. Oechler. Betr.: Sonntagsruhe im Friſeurgewerbe. Unter Aufhebung unſerer Bekanntmachung vom 28. April 1925 bezw. 11. Dezember 1922 ordnen wir für den Gewerbebetrieb der Friſeure und Barbiere im Kreiſe Heppenheim das nach⸗ ſtehende mit ſofortiger Wirkung an: 1. Die Beſchäftigung von Arbeitern(Geſellen, Lehrlingen und Gehilfen) an den Sonn- und Feiertagen wird bis 12 Uhr vormittags ge⸗ ſtattet. An den 2. Weihnachts-, Oſter⸗ und Pfingſt⸗ feiertagen iſt die Beſchäftigung von Arbeitern vollſtändig verboten. 5 Wenn die Sonntagsarbeiten länger als drei Stunden dauern, ſo ſind die Arbeiter an jedem 3. Sonntag für volle 36 Stunden oder an je⸗ dem 2. Sonntag mindeſtens in der Zeit von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends oder in jeder Woche während der zweiten Hülſte eines Arbeits⸗ tages, und zwar ſpäteſtens von 1 Uhr nachm. ab, von jeder Arbeit frei zu laſſen. Wenn die Arbeiter durch die Sonntagsarbeit am Beſuch des Gottesdienſtes gehindert werden, ſo iſt ihnen an jedem 3. Sonntag die zum Beſuch des Got⸗ tesdienſtes erforderliche Zeit freizumachen. Der Warenverkauf iſt an Sonn⸗ und Feier⸗ tagen überhaupt verboten. Wo Verkaufs- und Arbeitsraum zuſammenfallen, ſind die Waren in Verſchluß zu nehmen und die Auslagen zu ver⸗ decken. Im übrigen unterliegt die Sonntags ⸗ arbeit der ſelbſtändigten Friſeure und Barbiere keiner Beſchränkung, doch iſt dafür zu ſorgen, daß der Oeffentlichkeit keine Gelegenheit geboten wird, daran Anſtoß zu nehmen. Zuwiderhand⸗ lungen werden beſtraft. Heppenheim, den 30. März 1927 Heſſiſches Kreisamt Heppenheim. gez.: Pfeiffer 4 N In kurzen Worten: Reichsminiſter Dr. Göbbels hat in einem laß angelegten Vortrag über die Zukunft des Faſchismus der Auffaſſung Ausdruck ge⸗ geben, daß der Nationalſozialismus ſich die Welt erobern werde. Reichspräſident von Hindenburg hat an Reichskanzler Hitler ein Schreiben gerichtet, in dem er daum bittet, daß in der Kirchen⸗ frage Verhandlungen mit den evangeliſchen Landeskirchen aufgenommen werden. Auf der Londoner Weltwirtſchaftskonfe⸗ renz iſt infolge der Weigerung Amerikas, den Dollar zu ſtabiliſieren, eine neue ſchwere Kriſe ausgebrochen. Der Generalſtaatsanwalt beantragte gegen den Generallandſchaftsdirektor von Hippel we⸗ gen Betrugs eineinhalb Jahre Gefängnis und 20000 Mark Geldſtrafe. Bei einer Durchſuchung nach verbotenen Flugſchriften wurde ein SS⸗-Hilfspoliziſt von Kommuniſten aus dem Hinterhalt erſchoſſen. Der Reichspräſident hat an Dr. Hugen— berg ein Dankſchreiben gerichtet, in dem er ihm ſeinen Dank für die geleiſtete vaterlän⸗ diſche Arbeit ausſpricht. Die Miniſterbeſprechung Begrüßung der neuen Männer.— Dank an Hugenberg. Berlin, 1. Juli. In der Miniſterbeſprechung am Freitag begrüßte der Reichskanzler Adolf Hitler zu— nächſt den neuen Reichswirtſchaftsminiſter Schmitt und den neuen Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft, R. Wal⸗ ter Darre, ſowie den ſtellvertretenden Füh— rer der NSDAP., Rudolf Heß, der eben— falls zum erſten Mal an der Kabinettsſitzung teilnahm. Der Reichskanzler ſprach ſodann ſein Be. dauern über den Rücktritt des Reichswirt⸗ ſchaftsminiſters Dr. Hugenberg aus, deſ⸗ ſen verdienſtvolles Wirken in der deutſchen Politik und im Reichskabinett er noch in einem Schreiben zum Ausdruck bringen werde. Der Reichskanzler Adolf Hitler berichtete dann über ſeinen Beſuch beim Reichs⸗ präſidenten in Neudeck und hob hervor, daß er beſonders erfreut über die Friſche und das gute Befinden des Reichspräſidenten ſei, der dem Reichskabinett die beſten Grüße und Wünſche übermitteln ließ. Das Reichskabinett genehmigte ſodann die Ernennung des Abg. Feder zum Staats— ſekretär im Reichswirtſchaftsminiſterium und Jes erklärte ſein Einverſtändnis damit, daß der Miniſterialdirektor im Reichswirtſchafts— miniſterium, Dr. Poſſe, zum zweiten Staatsſekretär im Reichswirtſchaftsminiſte⸗ ium vorgeſchlagen wird. Der Reichsbankpräſident Schacht berich— tete über die Samstag in Kraft tretende Re— gelung des Transfers der Zinſen und Amor— tiſation der ausländiſchen Anleihen, wie ſie auf Grund der Londoner Verhandlungen mit den Auslandsgläubigern nunmehr ſtatl— findet. Das Kabinett billigte die Vorſchläge und Keichkskanzler Adolf Hitler dankte Dr. chacht im Namen des Reichs kabinetts für eite unermüdlichen Bemühungen, der vor— ondenen Schwierigkeften Herr zu werden. Hindenburg und Hitler einig i Die Bedeutung der Neudeck-Reiſe Berlin, 1. Juli. Zu dem Beſuch des Reichs⸗ zanzlers beim Reichspräſidenten auf Schloß Neudeck ſchreibt die ö„Nationalſozialiſtiſche Partei⸗Korreſpondenz“: Wer von den innerpolitiſchen Faktoren die die Wende zur neuen Zeit noch übrig ge— aſſen hat, etwa geglaubt hatte, ſeine Hoff⸗ ung auf etwas anderes als die Ueberein⸗ timmung des Reichspräſidenten mit dem Kanzler ſtellen zu können, der muß begreif⸗ licherweiſe enttäuſcht ſein von der Harmonie und dem politiſchen Geichklang der beiden Männer, die iin dieſen Tagen in Neudeck einen geradezu ſymboliſchen Aus⸗ druck gefunden hat. 8 8 Der Reichspräſident von Hindenburg un der Reichskanzler Adolf Hitler haben durch ihr in Neudeck beſiegeltes Verkrauensverhälli⸗ nis dem ganzen deulſchen Volke ein leuchten ⸗ des Beiſpiel der Einigkeit gegeben, das alle Deutſchen verpflichtet, ihnen nachzueifern im Dienſte am neuen Skaak und in der Treue zu denen, die zu ſeiner Führung berufen ſind. Letzte Nachrichten Hinrichlung eines Kindermörders. Hannover, 1. Juli. Der Kindesmörder Otto Buchheim iſt am Freitag morgen im Hofe des Landgerichſsgefängn ses Hannover hin⸗ gerichtet worden. Buchheim hatte im Som⸗ mer des vergangenen Jahres eine 115jährige Schülerin im Walde erdroſſelt, nachdem er ſich an ihr vergangen hatte. Prieſter und Staat Bedingte Freilaſſung katholiſcher Geiſtlicher aus der Schutzhaft. Stuklgark, 1. Juli. Eine Anzahl katholiſcher Geiſtlicher hat in der letzten Zeit ihren ſeelſorgeriſchen Einfluß dazu mißbraucht, politiſche Beſtrebungen zu unterſtützen, die ſich gegen den neuen Staar und ſeine Regierung richteten. Es konnte ihnen nachgewieſen werden, daß ſie durch Aeußerungen beleidigender Art oder durch Verbreitung unwahrer Nachrichten über die nationale Bewegung oder die von ihr getra— gene Regierung in der Oeffentlichkeit Unruhe ſtifteten. Teilweiſe hat ſich dieſe Betätigung katholiſcher Geiſtlicher ſogar in ſtrafbaren Formen bewegt. Aus Gründen der Staats— autorität mußten daher, wie in der Preſſe bekannt gemacht worden iſt, eine Anzahl ka— tholiſcher Geiſtlicher in Schutzhaft genommen werden. Dieſe Sachlage hat das biſchöflich⸗ Ordinariat veranlaßt, an das württem⸗ bergiſche Innenminiſterium heranzutreten. Das Ordinariat hat in unzweideutiger Weiſe erklärt, daß es das Verhalten der Geiſtlichen mißbillige und daß es ſeinerſeits durch b geeignete Maßnahmen gegen die betreffen⸗ den Geiſtlichen zur Herbeiführung des inner⸗ politiſchen Friedens beitragen wolle. Darüber hinaus hat das Ordinariat die Wiederholung einer Anordnung verfügt, ne der ſich die Geiſtlichen jeglicher Tätigkeit auf politkiſchem Gebiet zu enthallen und ſich aus⸗ ſchließlich ihrem ſeelſorgeriſchen Beruf zu widmen haben. Das würktembergiſche In⸗ nenminiſterium hat ſich in vollem Vertrauen auf die Erklärung des biſchöflichen Ordina⸗ riales, insbeſondere auch im Hinblick auf die Gehorſamkeit der Geiſtlichen dem biſchöflichen Ordinariat gegenüber, mit dieſer Regelung zufrieden geben können, die Freilaſſung der in Schutzhaft befindlichen katholiſchen Geiſt⸗ lichen angeordnet. Nach einer Verfügung des biſchöflichen Ordinarigles werden alle Geiſt⸗ liche nicht mehr auf ihre Amksſtellen zurück kehren. Die Betreffenden ſind inzwiſchen auf n Fuß geſetzt worden. Der Zerfall der Parteien Vor der Selbſtauflöſung der Bayeriſchen Volkspartei. München, 1. Juli. Wie von gulorientierter Seite mitgeteilt wird, ſleht innerhalb der Bayeriſchen Volks- parkei der Beſchluß feſt, ſich ebenfalls ſelbſt aufzulöſen. Nähere Einzelheiten hierüber ſind jedoch erſt in den nächſten Tagen zu erwar- ten. 95⸗Mann erſchoſſen 30 Verhaftungen in Braunſchweig. Braunſchweig, 1. Juli. In der Stadt Braunſchweig war der SS— Mann Gerhard Landmann mit einem Sonderkommando von einigen SS-Män⸗ nern im Auftrage der SS,Hilfspolizei un⸗ terwegs, um Durchſuchungen nach verbote— nen Flugſchriften vorzunehmen. Dabei wur⸗ de in einer Wirtſchaft eine große Anzahl kommuniſtiſcher Flugſchriften feſtgeſtellt. Die Beſitzer der Flugſchriften flüchteten. Als Landmann die Flüchtigen anrief, fie. len einige Schüſſe, von denen Landmann ſo ſchwer an Kopf und Hals getroffen wurde, daß er kurze Zeit darauf verblutete. Das ganze Straßenviertel wurde ſofort abgerie⸗ ell und etwa 30 Verdächtige feſtigenommen. Hindenburg zum Kirchenproblem Ein Schreiben an den Reichskanzler— Der Reichspräsident wünſcht Verhandlungen Berlin, 1. Juli. Reichspräſident von Hindenburg hat an Reichskanzler Hitler in der Frage der Aus— einanderſetzungen in der Evangeliſchen Kir— che folgendes Schreiben gerichtet: „Sehr verehrker Herr Reichskanzler! Die Auseinanderſetzungen in der Evan. geliſchen Kirche und die Gegenſäte, die zwiſchen der preußiſchen Staatsregierung und der Leitung der Preußiſchen Cvange⸗ liſchen Landeskirchen enlſtanden ſind, er⸗ füllen mich als evangeliſchen Chriſten wie als Oberhaupt des Reiches mit ernſter Sorge. Jahlloſe an mich gerichtete Tele- gramme und Juſchriften beſtätigen mir, daßz die deutſchen evangeliſchen Chriſten durch dieſe Auseinanderſetzungen und durch die Sorge um die innere iheit der kirche aufs Tiefſte bewegt ſin us einer Jorkdauer oder gar einer Verse arſung die⸗ ſes Juſtandes muß ſchwerſter Schaden für Volk und Vaterland erwachſen und die na⸗ kionale Einheit leiden. Vor Gott und mei⸗ nem Gewiſſen fühle ich mich daher ver⸗ pflichtet, alles zu lun, um ſolchen Schaden abzuwenden. Aus meiner geſtrigen Beſprechung dieſer Iragen mit Ihnen weiß ich, daß Sie, Herr Reichskanzler, dieſen Sorgen vollſles Verſtändnis enkgegenbringen und bereit ſind, auch Ihrerſeits zur Ueberbrückung der Hegenſatze mitzuhelfen. Deshalb habe ich die Zuverſicht. daß es Ihrer ſtaalsmänni⸗ ſchen Weiiſicht gelingen wird, durch Ver⸗ handlungen ſowohl mit den Vertretern der beiden in Widerſtreit befindlichen Richlun⸗ gen der evangeliſchen Kirchen als auch mit den Vertretern der preußiſchen Landeskir⸗ chen und den Organen der preußiſchen Re⸗ gierung den Frieden in der evangeliſchen Kirche wieder herzuſtellen und auf dieſer Grundlage die angeſtrebte Einigung der verſchiedenen Landeskirchen herbeizuführen. Mit freundlichem Grüßen bin ich Ihr er⸗ gebener gez.: von Hindenburg.“ * Nach Erhalt des Schreibens des Reichs⸗ präſidenten hat Reichskanzler Adolf Hitler, wie von der Reichskanzlei mitgeteilt wird, den Reichsminiſter Dr. Frick beauftragt, im Sinne des Schreibens des Herrn Reichspräſi⸗ denten mit den evangeliſchen Landeskirchen Verhandlungen einzuleiten. Ueber den Zeit⸗ punkt dieſer Verhandlungen werden jedoch noch keine näheren Mitteilungen gemacht. Man darf jedoch annehmen, daß, da die Kirchen— frage zurzeit eine rein preußiſche Angelegenheit iſt, Reichsminiſter Dr. Frick ſich zunächſt mit dem preußiſchen Miniſterpräſidenten Göring in Verbindung ſetzen wird, der dann ſeiner⸗ ſeits die Fühlung mit dem preußiſchen Kul— tusminiſter Ruſt aufnehmen dürfte, durch den auch die Bevollmächtigten eingeſetzt wurden. Proteſtaufmarſch gegen Verſailles. f Ein Bild von der Berli⸗ ner Rieſendemonſtration gegen das Schmachdiktat von Verſailles. Generalangriff des Marxismus Kommuniſtiſche Altenkats vorbereitungen ge⸗ gen den Nakionalſozialismus. Wien, 1. Juli. Das„Acht⸗Uhr⸗Blatt“, das ſich als Organ der ſozialen Katholiken Oeſterreichs bezeich⸗ net, berichtet in beſtimmter Form, daß vor einigen Tagen in Prag unter dem Vorſitz des Leiters der Auslandsabteilungen der kuſſi⸗ ſchen GPll eine Geheimſitzung der kommu⸗ niſtiſchen Parteien Mitteleuropas ſtattgefun⸗ den hat, in der beſchloſſen worden ſein ſoll. alle Kräfte des Marxismus auf den Kampf gegen den Nationalſozialismus zu konzen⸗ trieren. Nach Möglichkeit ſoll noch im Juli der Ge⸗ neralangriff gegen das nationalſozialiſtiſche Deukſchland eröffnet werden, wofür Sowfel⸗ rußland die erforderlichen Geldmittel zur Verfügung ſtelle. Die kommuniſtiſche Partei Oeſterreichs habe jetzt ſchon aus Moskau die Weiſung erhalten, in Wien einige Terror- akte gegen öſterreichiſche und reichsdeutſche nationalſozialiſtiſche Führer zu verüben. Hierbei ſei beabſichtigt, die Attentate aus den Reihen der Heimwehr oder der Sozialdemo- kralie, in die Provokateure geſchickt werden ſollen, verüben zu laſſen, wodurch eine we⸗ ſenkliche Verſchärfung der deutſch⸗öſterreichi⸗ ſchen Beziehungen erreicht werden würde. Deutſche Tagesſchau Reichszuſchuß bei ſofortigem Baubeginn. Der Reichsarbeitsminiſter hat angeordnet, daß bei der Vergebung von Zuſchüſſen des Reiches für Inſtandſetzungs⸗ und Ambauarbei⸗ ten in erſter Linie die Anträge berückſichligt werden ſollen, bei denen ſofort oder in kürzeſter Friſt mit den Arbeiten begonnen werden kann. Bereits früher genehmigte Zuſchußbeträge für Arbeiten, die noch nicht in Angriff genommen ſind, ſollen, ſofern die für den Arbeitsbeginn geſtellte Friſt verſtrichen iſt, möglichſt be⸗ g andern Antragſtellern zugeteilt wer⸗ Miniſterbeſprechung in München. Der württembergiſche Miniſterpräſident Mer⸗ genthaler, der badiſche Miniſterpräſident Köh⸗ ler und der württembergiſche Finanzminiſter Dehlinger trafen am Freitag nachmittag in München ein, um mit dem bayeriſchen Mini⸗ ſterpräſidenten Siebert über eine Reihe von wichtigen finanziellen, wirtſchaftlichen und Ar⸗ beitsbeſchaffungsfragen, die die gemeinſamen Intereſſen der drei Länder betreffen, Rück⸗ ſprache zu halten. Anziehende Reichsindesziffern. Die Reichsindexziffern für die Lebenshal⸗ tungskoſten(Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung, Bekleidung und„ſonſtiger Be⸗ darf“) beläuft ſich für den Durchſchnitt des Monats Jum 1933 auf 118,8 gegenüber 128,2 im Vormonat; ſie iſt ſomit um 0,6 Prozent geſtiegen. Die Inderziffer für Ernährung hat ſich um 1,1 Prozent auf 110,7 erhöht; für die Gruppe Bekleidung ergab ſich ein leichtes Anziehen von 0,1 Prozent auf 110,6. Inner⸗ halb der Gruppe Ernährung haben hauptſäch⸗ lich die Preiſe für Gemüſe, Kartoffeln, Schweineſchmalz(ausländiſches) und Butter angezogen. Zurückgegangen ſind dagegen hauptſächlich die Preiſe für Eier. Gegen ſtörende Sonderaktionen. Veranlaßt durch verſchiedene Vorkommniſſe hat der Führer der Deutſchen Arbeitsfront, Robert Ley, folgende Anordnung erlaſſen: Ich ordne hiermit nochmals an, daß Eingriffe jedweder Art in finanzieller oder organiſatori⸗ ſcher Hinſicht in die Angeſtelltenverbände nur vorgenommen werden dürfen, wenn der Füh⸗ rer der Angeſtellten, Pg. Forſter, Gauleiter von Danzig, ſeine ausdrückliche Genehmigung dazu erteilt hat. Jeder Zuwiderhandlung ge⸗ gen dieſe meine Anordnung werde ich auf das Schärfſte entgegentreten. Mordanſchlag gegen den Papft? Rom, 1. Juli rinnert, iſt am letzten irche eine Bombe ˖ Die poli⸗ Nachforſchungen haben nun zu der ung eines ſeltſamen Mannes der im itze eines ſpaniſchen Reiſe⸗ es iſt. Nach dem Bombenanſchlag am Sonntag wurde beobachtet, wie ſich ein Manm eim Laufſchritt davonmachte und, wäh⸗ rend er einen Brunnen paſſierte, ein Notiz⸗ ſer warf. mnisvolle Notizbuch konnke 51 fiſcht werden. Die darin ent⸗ ien Angaben enthalten angeblich einen der ſich direkt gegen das Leben des let. Es ſollle nämlich eine Bombe ien Koffer verpackt und in der 2 Papſtes, während dieſer einer gergruppe Audſenz gewähre, gegen ihn gewotſen werden. Dieſes war unter dem Vorwond der Koffer enthalte Devoklonalien, die dey Vayſt ſegnen ſollte, ein Leichtes. Der Name es Eigentümers des vorgefundenen Nolizouches war leider zerriſſen. Yrt, der im Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 83 Nachdruck verboten. „Nein, das tut ſie nicht“, gab Karl Dormann zur Ant⸗ wort,„ſie behält ihren Wert. Die Summe, auf die du dich verſichert haſt, bleibt. Du kannſt ſie erhöhen, wenn du dazu in der Lage biſt. Die Prämienzahlungen merkſt du gar nicht, wenn du ſie deinem Einkommen entſprechend angleichſt. Und du haſt immer für ſpäter die Sicherheit. Ich ſage euch, das Glück dieſer armen Frau, von der ich euch erzählt habe, wie ich ihr plötzlich die ſechstauſend Mark auf den Tiſch zählen konnte, alſo das war ſchon rührend! In ſolchem Augenblick iſt man für tauſend Schwierigkeiten und für alle Wege, die man oft genug vergeblich macht, entſchädigt. Die Frau hat mir unter Tränen geſagt, wie dankbar ſie jetzt ihrem Manne wäre, daß er nicht auf ſie gehört hätte. Denn ohne die Ver— cherung wäre ſie verloren geweſen. Nun kann ſie das Geſchäft halten. Ein Bruder von ihr, der ſelber In— ſtallateur iſt, geht hinein, und bei Fleiß und einigermaßen Glück kommt die junge Frau ſchon weiter.“ „Weißt du, Karl, wenn man das ſo hört“, meinte Wilhelm Göldner,„da könnt' man ja beinahe Luſt be⸗ kommen, ſich auch zu verſichern oder wenigſtens ſeinen alten Herrn zuzureden. Oder nehmt ihr ſo alte Leute nicht mehr auf? Da iſt doch das Riſiko für euch zu groß.“ „Natürlich iſt es beſſer, wenn man ſich jung verſichert; denn dann ſind die Prämienzahlungen natürlich niedrig. Aber wenn jemand nur geſund iſt, dann nehmen wir ihn auch bei vorgerücktem Alter auf.“ 5 „Alſo geſund muß man ſein, wenn man in eine Ver— ſicherung hinein will?“ „Ja, ihr könnt es uns nicht verdenken, Wilhelm, daß wir ſchwerkranke Leute abweiſen. Denn wir haben ja nicht nur unſer eigenes Jutereſſe zu wahren, ſondern viel mehr das Intereſſe der Tauſende, die ſich uns an⸗ vertrauen. Wenn wir aber Verpflichtungen auf uns nehmen, die uns zu unverhältnismäßigen Auszahlungen zwingen, daun gefährden wir ja die Sicherheit der All- gemeinheit. Und das dürfen wir nicht. Ich habe auch ſchon Fälle erlebt, wo die Leute es ſich ſo lange überlegt haben mit der Verſicherung, bis es zu ſpät war. Dann war der Jammer groß. Ich habe einen ſolchen Fall jetzt auch erſt in meinem Arbeitsbezirk gehabt. Da war ein Geſchäftsmann über fünfzig, noch leidlich rüſtig. Monate⸗ lang habe ich mit ihm wegen Verſicherungsabſchluß ver— handelt. Er hat ſich nicht entſchließen können.„Ich habe es nicht nötig“, ſagte er. Außerdem, wenn's mir einmal ſchlecht gehen ſollte, meine Familie hat reiche Verwandte, die würden ſchon weiterhelfen.“ So hat er mich unverrichteter Sache nach Hauſe ge⸗ ſchickt. Acht Tage ſpäter war er tot. Und was geſchah? Es war kein Bargeld aus dem Geſchäft herauszuziehen, die Warengläubiger drängten auf Bezahlung der Schulden, die Hypothekengläubiger auf Zahlung der Zinſen. Sie erklärten, daß bei Ablauf der Hypothek dieſe zurückgezahlt werden müßte, da mit dem Tode des Mannes ihnen das Geſchäft nicht mehr ſicher wäre. Jetzt lief die Frau zu ihren Verwandten. Und wißt ihr, was die taten? Nach langem Bitten und Betteln erklärten ſie, ihr ein Darlehen zu geben, aber nur gegen Wucherzinſen.“ „Ach, ich weiß ſchon. Du ſprichſt von dem Sattler⸗ meiſter Strupp und ſeiner Frau— nicht wahr? Es iſt ja in der ganzen Stadt herum geweſen, wie hariherzig ſich die Verwandten der Frau Strupp gezeigt haben.“ Karl Dormann nickte: „Ja, da ihr es wißt, brauche ich ja den Namen nicht zu verſchweigen. Es iſt wirklich ein Jammer. Die Frau iſt ihr geſamtes Hab und Gut los. Ich glaube ſogar, es wird noch zur Zwangsverſteigerung kommen. Sie wird nicht einmal ihre Möbel und Wäſche behalten. Denn das alles hat ja der Mann angeſchafft. Alles wird ver⸗ ſchleudert werden; und was dabei herauskommt, wird noch nicht einmal ein Bruchteil der Schulden ſein. Aber Proſt! Reden wir jetzt von erfreulicheren Dingen. Ich will euch nicht graulig machen. Und ihr denkt dann am Ende noch, ich will unter euch für mein Geſchäft werben.“ „Nein, nein, Karl, das denken wir nicht“, ſagte einer der jungen Leute.„Wir wiſſen ja, du haſt dich uns nie⸗ mals aufgedrängt und wir haben dich ſtets ja ſelber des⸗ wegen befragt. Aber jetzt wird mir erſt klar, wie wichtig 15 1005 Dinge ſind. Das Leben iſt doch eine zu unſichere a 100 „Wer wüßte das beſſer als ich“, beſtätigte der junge Aſſiſtenzarzt Hübner, der Sohn des Paſtors aus Hagenow. „Es iſt ſchrecklich, wie machtlos man doch noch immer der Natur gegenüberſteht. Vielleicht werde ich mit der Zeit eim noch etwas dickeres Fell bekommen. Aber jetzt komme ich noch immer nicht darüber hinweg, wenn einem ein Patient ſtirbt trotz aller Mühe und Sorgfalt, die man aufgewandt hat. Und mit dem Sterben iſt es ja doch noch nicht zu Ende. Dieſer Jammer der Angehörigen, die ratlos und hilflos zurückbleiben. Ja, ja, die Schwere der Zeit ſpürt vielleicht keiner ſo wie wir Aerzte. Und darum muß ich Karl recht geben. Man muß daran denken, wie man ſeinen Hinterbliebenen das ſchwere Schickſal wenig— ſtens äußerlich leichter macht.“ „Na, nun iſt aber genug geunkt“, erklärte Fritz Kleiner energiſch und ſtand auf.„Ich werde jetzt mal den Spiel- automaten andrehen. Da kommen wir auf andere Ge— danken.“ „Und ich“, erklärte Karl Dormann,„werde mal eine Runde für euch ſchmeißen. Kunſt iſt ſchön, aber Kießling— Bier iſt beſſer. He, Franz, eine Runde für die Herr— ſchaften! Aber ein bißchen dalli!“ Gerade als der Muſikapparat den Torgauer Marſch ſchmetterte, marſchierte Franz, gefolgt von dem Pikkolo, herein, die ſchäumenden Gläſer in der Hand. Sechſtes Kapitel. Weihnachten war vorüber. In allen Häuſern hatten die Lichterbäume feierlich gebrannt. Selbſt die kleinſte Hütte im Umkreis hatte ihr Tannenbäumchen. Bei Göldners war das Feſt nach alter, ſchlichter Sitte gefeiert worden. In der guten Stube hatten die langen Tiſche für die Hausangeſtellten und das Geſinde ge— ſtanden. Nach dem Choral und der Beſcherung zogen ſich die Leute in die Geſindeſtube zurück, um dort miteinander das Feſtmahl zu verzehren. Es beſtand nach altem Brauch für die Leute aus den heimatlichen Mohnklößen und dem knuſprigen Schweinebraten von dem friſchgeſchlachteten Schwein. Sauerkraut und Kartoffelklöße von Fauſtgröße ſtanden in den großen Schüſſeln auf dem weißgedeckten 9 0 Zu beiden Seiten des Tiſches ein Faß mit früſchem ier. Frau Liesbeth Göldner und Elſe, die verheiratete Tochter, gingen zwiſchen den Tiſchen hin und her und achteten darauf, ob auch jeder zu ſeinem Recht kam. Erſt nachdem die Leute alle ihr Feſttagseſſen hatten, ſetzte ſich die Familie Göldner in ihrem behaglichen Wohnzimmer zu Tiſch. Auf dieſen Weihnachtsabend freute ſich Wilhelm von Jahr zu Jahr. War doch dieſer Tag immer wieder die Erinnerung an die Kinderzeit. An der Spitze des Baumes hing, wie vor Jahren, der Wachsengel mit dem blauen Flitterkleidchen und den ausgebreiteten Schwingen. Der Chriſtbaumſchmuck war gleichfalls ſeit der Kindheit unverändert. Die bunten Füllhörner aus Golddraht mit ihren bunten Sammetblumen, die kleinen Laternchen, durch deren rote und gelbe Gelatineſcheiben das Licht ſchien, die Kugeln in Rot, Gelb, Grün, Silber, ſie waren alle noch die gleichen. Wilhelm und Elſe packten ſie vor dem Weihnachtsfeſt mit der gleichen ehrfurchtsvollen Liebe aus wie als Kinder. Es mochte neueren und moderneren Chriſtbaumſchmuck geben, aber keinen, der einem mehr ans Herz gewachſen war. Nun ſaßen ſie an dem weißgedeckten Tiſche mit dem ſchönen alten Porzellan. Der Baum brannte, die Kerzen glänzten. In dem leiſen Lufthauch, der von der Flamme ausging, leuchteten die Kugeln und die Silberfäden des Lamettas. Auf dem Tiſche ſtand der Karpfen in ſeiner bräunlichen Soße, die nach Rotwein und Mandeln duftete. Die Schüſſel mit Mohnklößen ſtand auf der Anrichte bereit. „Auf gute Feſttage!“ Vater Göldner hob ſein Glas mit dem hell leuchtenden Wein. Alle ſtießen an. Aber es war nur ein gedämpfter Klang. Die etſvas gedrückte Stimmung lag heute, wie immer, über dem Hauſe. Der Vater ſprach nur wenig. Die Mutter ebenfalls. Elſe und Wilhelm ſahen ſich heim⸗ lich an. Was waren das früher für andere Weihnachten geweſen. 8 5 Der Druck, der auf dem Hauſe lag, ſchien und ſchie nicht weichen zu wollen. Auch Elſes Mann ſprach wenig. Was war das früher für ein lebendiger und geſelliger Menſch, der Schwager Walter!, dachte Wilhelm. Jetzt iſt er immer ſtill, gedrückt. Er blickt oft ſo ſcheu, als hätte er etwas auf dem Gewiſſen und fürchtete, entdeckt zu werden!— 5 Hier war ein Geheimnis, an dem offenbar Vater, Mutter und Schwager gleicherweiſe trugen. Wilhelm wurde beinahe zornig. Dieſem Geſpenſt mußte man doch zu Leibe kommen. Und er würde es. So verſuchte er immer wieder eine Unterhaltung in Gang zu bringen. Er erzählte luſtige Ereigniſſe aus ſeiner Studienzeit. Und lichen Gedanken leicht von der Fand. n d ließlich gelang es ihm, die trübe Stimmung lim ee Es 1 zum Schluß noch ganz fröhlich a Heiligabend im Hauſe Göldner. 1 N Und als Wilhelm ſagte:„Wir müſſen doch eigentlich dankbar und zufrieden ſein. Wir ſitzen hier alle zuſammen, Wir ſind geſund, wir haben uns alle lieb— kann man eigentlich noch mehr verlangen?“, da legte die Mutter die Hand auf den Kopf des Sohnes: f 2 55 „Ja, mein Junge“, ſagte ſie leiſe,„eigentlich iſt man undankbar, wenn man noch mehr verlangen wollte. Sorgen und Kummer bleiben kleinem Menſchen erſpart. Aber wenn man nur immer wieder zum Frieden zurück⸗ findet in ſich und der Familie, dann muß man dankbar ein.“ f Bei dieſen Worten wandte ſie einen Blick zu Walter, dem Schwiegerſohn, hinüber. Der nickte ihr dankbar zu und legte ſeinen Arm mit einer ſcheuen, aber zärtlichen Gebärde um die Schultern ſeiner jungen Frau. Ganz anders verliefen die Feſttage im Hauſe Stenzel. Für den Heiligabend zwar hatte Stenzel mit ungewohnter Energie darauf beſtanden, nur mit ſeiner Frau allein zu ſein. „Für die Feſttage kannſt du Gäſte einladen, ſoviel du willſt“, hatte er Jenny erklärt,„der Heiligabend aber gehört der Familie. So habe ich es immer gehalten und will es auch weiter tun.“ Achſelzuckend hatte ſich Frau Jenny gefügt. Sie hatte für den Heiligabend andere Pläne gehabt. Sie wollte ein paar junge Leute einladen, um unauffällig Arnolf von Büdow bei ſich haben zu können. Aber der Ton ihres Mannes hatte ſo beſtimmt geklungen und war ſo un⸗ gewohnt, daß Jenny in ihrer inſtinktiven Klugheit ſpürte, hier war der Punkt, wo er nicht nachgeben würde. Da war es denn beſſer, bis zum nächſten Tage zu warten. Aber ſie wollte es ihm ſchon zeigen, daß ſie für de⸗ trauten Familienkreis und ſolche Gefühlsduſelei nicht ſeh⸗ zu haben war. So wurde denn auch der Abend gerade das Gegenteil von dem, was Hermann Stenzel ſo innig gehofft hatte. Jenny hatte ſich den ganzen Tag kaum unten in den Räumen blicken laſſen. Stenzel war bis zum letzten Moment noch im Büro beſchäftigt. Wäre nicht Inge ge— weſen, es wäre bis zum Feſtabend nichts gerichtet worden. Inge hatte bis zum letzten Augenblick mit den Feſt⸗ vorbereitungen gewartet. Sie wußte, wie eiferſüchtig die junge Stiefmutter darüber wachte, daß man ihr keins ihrer Rechte als Hausfrau ſchmälerte. Als es aber drei Uhr wurde und Frau Jenny immer noch nicht daran gedacht hatte, die Geſchenke aufzubauen, machte ſich Inge ans Werk. Die alte ſchöne Sitte, daß man mit den Angeſtellten der Fabrik zuſammen feierte, hatte Stenzel ſelbſt aufgegeben. Ohnehin war dieſer Tag ſchwer genug für ihn. Erinnerte er ihn doch immer wieder an ſeine unvergeßliche Frau. Wie hatte ſie es verſtanden, für jeden der Angeſtellten das Richtige zu beſorgen und, hübſch verpackt, auf die bunten Weihnachts- ſchüſſeln zu legen! Aber Frau Jenny hatte ſofort nach ihrer Verheiratung erklärt, ſie dächte gar nicht daran, ſich ihr ſchönes Parkett und die koſtbaren Perſerteppiche von fremden Leuten zertrampeln zu laſſen. So hatte denn Inge die verſchiedenen Gaben, mit Zetteln verſehen und grünen Tannenzweigen geſchmückt, alle bereitgeſtellt. Der Chauffeur nahm ſie in Empfang, um ſie am Nachmittag des Heiligabends bei den Adreſ⸗ ſaten abzuliefern. Aber im Hauſe ſelbſt war noch viel zu tun. Frau Jenny hatte ſofort nach ihrem Einzug als junge Frau erklärt, daß ſie mit dem alten Perſonal nicht mehr auskäme. Nun liefen zwei Stubenmädchen, ein Dienerchauffeur und eine Köchin im Hauſe herum und ſtanden ſich gegenſeitig mehr im Wege, als daß ſie wirk⸗ liche Arbeit leiſteten. Sie alle wollten beſchert ſein, und die Geſchenke lagen noch in einem greulichen Durch- einander in der verſchloſſenen Plättſtube. Da machte ſich Inge ans Werk. Mit Hilfe des Dieners ſtellte ſie Tiſche im Salon auf, deckte ſie mit feinen weißen Tüchern und baute die Geſchenke auf. Dann holte ſie ſich aus dem Garten einen Arm voll Tannenzweige, verteilte kleine Zweiglein zwiſchen die Geſchenke auf dem weißen Tiſchtuch und ſchmückte ſie mit ſilberglänzendem Lametta. Zufrieden beſah ſie ſich ihr Werk. Die Auswahl der Geſchenke hatte Frau Jenny ihr überlaſſen.. „Ich verſtehe doch nicht, was ſolche Leute für einen Geſchmack haben“, hatte ſie hochmütig erklärt. Inge war über dieſe Ueberheblichkeit ehrlich entſetzt. Wie ein Menſch ſo ſchnell vergeſſen konnte, daß er ſelber noch vor kurzem arm und abhängig geweſen! Hätte der Vater Jenny Brauer nicht geheiratet und als Frau in ſein Haus geführt, vielleicht wäre ſie heute auch nichts anderes als eine Hausangeſtellte und würde zu jenen Leuten gehören, von denen ſie jetzt ſo verächtlich sprach. Aber in einem war es Inge ganz lieb geweſen, dieſe Be⸗ ſorgungen allein machen zu können. War ſie doch dadurch der ſtundenlangen Geſchäftswege mit der Mutter ent⸗ hoben. Mit Grauen dachte ſie noch an jenen Einlauf im Warenhauſe gleich nach ihrer Ankunft. i Nur die unerwartete Begegnung mit Wilhelm hatte ſie für die peinliche Situation entſchädigt. Wilhelm! Wie es ihm wohl gehen mochte? Sie hatte ihn ſeither nicht mehr geſehen. Und es war doch ſchon acht Tage her. Jetzt bedauerte ſie es beinahe, daß ſie ihm ein Zuſammen⸗ ſein abgeſchlagen hatte. Schließlich waren ſie beide doch erwachſene Menſchen. Sie nahm ſich vor, falls ſie ihn noch einmal treffen ſollte, weniger Bedenken zu gaben. Ihr ernſtes Geſicht erhellte ſich, wenn ſis an Wichelm dachte. Er hatte etwas ſo Zuverläſſiges und Kares. 68 ſtrömte ſoviel Wärme von ihm aus. Man flihlte eh ge⸗ borgen bei ihm. Die Arbeit ging ihr unter diesen Wöb⸗ Wort ſpiatir Von Liſa Honroth⸗Lvewe. Das Haus des Heiſigwirts ſtand ſeitab vom Dorfe an der großen Sandkuhle. Und es war ganz gut ſo. Denn hätte das Haus ſo mitten zwiſchen den anderen Gehöften gehockt, das ganze Dorf hätte den ehelichen Kampf der Heiſigwirtsleute aus nächſter Nähe miterlebt. Denn Kampf und Streit gab es, ſoviel Tage der Monat hatte. Mitunter, wenn die Mäuler nicht ausreichten, griffen Fäuſte, Stühle und Küchengeräte mit in den Kampf ein. Der Grund zu den Streitigkeiten war immer der gleiche. Heiſig, der als junger Mann Schiffer auf dem Kanal zwiſchen Oder und Spree ge⸗ weſen, hatte es während der monatelangen Ab⸗ weſenheit mit der Treue nicht ſo genau ge⸗ nommen. Und dieſe Gewohnheit hatte er mit in ſein Dorf und ſeine Ehe hinübergenommen. Fehr zum Mißvergnügen ſeiner Frau. Und ſo gab die Verſchiedenheit der Lebensauffaſſung dauernd Anlaß zu handgreiflichen Debatten. Als ſich darum die Heiſigwirtin in einem kalten Winter nach einer Lungenentzündung zum Sterben hinlegte, dachte jeder im Dorfe, daß der Heiſigwirt nach der erſten Trauer mit keinem Gedanken mehr an ſeine ſtreitbare Ehe⸗ frau denken würde. Um ſo mehr, als nach wenigen Monaten ein fröhliches Leben im Wirtshaus begann, mit Kegelſchieben, Freibier und Tanz, wobei der Heiſigwirt der eifrigſte war. Als er ſich nach Ablauf des Trauerſahres eine ſchmucke Witwe holte, deren Grundſtück an feines ſtieß, ſchien die Selige vollkommen ver⸗ geſſen. Es mochte etwa zehn Jahre nach dem Tode der erſten Heiſigwirtin ſein, als der Nußhbaum⸗ krauſe über die kleine Neißebrücke ging, die un⸗ weit des Dorfes über den Fluß führte. Auf der Neißebrücke kam gerade der Heiſigbauer vom euen. 5 5 Plötzlich, als ſie gerade nebeneinander ſind, holt der Heiſigwirt aus und haut dem nichts⸗ ahnenden Nußbaumkrauſe eine ſo gewaltige Ohrfeige herunter, daß der gegen die Brüſtung taumelt. Der Heiſigwirt geht ſeelenruhig weiter. Der Nußbaumkrauſe, noch ſchwankend von dem gutgezielten Hieb, wendet ſich ſporn⸗ ſtreichs der Stadt zu, um den Ueberfall an⸗ zuzeigen. Und bald darauf hat der Heiſigwirr ſeine Anklage vor dem Schöffengericht auf dem Halſe. 1 i Der Heiſigwirt leugnet und beſtreitet nichts. Mit einer fröhlichen Offenheit gibt er zu, den Nußbaumkrauſe geohrfeigt zu haben. ö 1 0 „Aber warum haben Sie denn das gemacht, Heiſig?“ fragt der alte Schöffenrichter.„Sie ſind doch ſonſt kein Raufbold. Was hat Ihnen denn der Krauſe getan?“ „Getan?“ ſagt der Heiſigwirt.„Mir hat er gar nichts getan. Aber er hat einmal meine Selige beleidigt.“ „Was hat er denn zu ihr geſagt?“ „Er hat geſagt, ſie wäre eine alte Zankhexe. Und ſie wäre bloß ſchuld, wenn zwiſchen uns kein Frieden nich ſein kann.“ „Aber, Heiſig, das war doch die Wahrheit und beinah eine Schmeichelei für Sie?“ 5 „Herr Rat“, ſagt der Heiſigwirt,„alles muß ſeine Ordnung haben. Natürlich war meine Selige eine Zankhexe. Aber das geht dem Nußbaumkrauſe nichts an. Und kurz und gut, ſie hat und hat ſich beleidigt gefühlt. Und auf dem Totenbett hat ſie zu mir geſagt: Heiſig, hat ſie geſagt, wenn du, und du wirſt dem Nuß⸗ baumkrauſe auf der Neißebrücke begegnen— dann hau' ihm eine'runter!— Und da hab' ich ihm auf der Neißebrücke begegnet und da hab' ich ihm eine'runtergehaun!“ 5 „Aber, Heiſig, Ihre Frau iſt doch ſchon ſo lange tot? Wann hat Sie Ihnen denn das ge— ſagt?“. „Zu Michaeli werden's zehn Jahre, Herr Rat“, ſagt der Heiſigwirt. „Und da haben Sie nicht eher—“ 5 „Aber wenn ich ihn doch erſt jetzt auf der Neiße brücke getroffen habe“, ſagt der Heiſig⸗ wirt vorwurfsvoll. Der Heiſigwirt wird wegen tätlicher Be⸗ leidigung zu einer Geldſtraſe verurteilt. Er nimmt das Urteil fröhlich hin. 5 „Wiſſen Sie, Herr Rat“, ſagt er,„einmal habe ich doch wenigſtens meiner Seligen die Treue gehalten, und ſo leicht iſt es mir noch nie geworden. Und den Nußbaumkrauſe werde ich ſchon wieder verſöhnen.“ Mensch und Tier. Von Richard von Schaukal. Verſuch, dem Tier zu gleichen: ſei wahr! f: An Schönheit kannſt du's nicht erreichen. Dieſe Verſe habe ich einer jungen Dame ins Stammbuch geſchrieben. Nehmt ſie als meine innigſte Ueberzeugung. Das Tier iſt voll⸗ kommen, denn es drückt unbedingt die Gattung aus, das Geſetz ſeines Daſeins. Und es iſt wahr, weil ſein Bewußtſein dieſes Geſetz nie⸗ mals verleugnet. In dieſer objektiven und ſub⸗ jektiven Geſetzmäßigkeit beruht ſeine unan⸗ greifbar in ſich ruhende Schönheit. Denn ſchön ſein heißt unbefangen im Gleichgewicht ſein. Dieſes unbefangene Gleichgewicht können wir durch die beirrende Vernunft mißleiteten Ge⸗ ſchöpfe niemals auch nur annäherungsweiſe erreichen. Bewußtſein iſt in uns nicht wie im Tier Naivität des Zuſtandes, ſondern Vergleich und Urteil, im günſtigſten Falle Sehnſucht. Das Kind als ein unvollkommener Menſch kann nicht als Einwand geltend gemacht werden. Kindſein iſt ja nicht unſer Ziel, ſondern unſer Ausgang. Wir leben vom Kinde als einer meinem Standpunkt aus geſehen, eine höhere Form, weil die dem Tier, der Gattung, dem naiven Bewußtſein nähere, bedeutet. Aber das iſt ein innerhalb menſchlicher Weltbetrachtung nicht gültiges Paradoxon. Der Menſch kann von ſeiner Beſtimmung aus das Kind in ſich nur als zu überwindende Vorbedingung an- ſehen. 1 So ſeid denn wenigſtens wahr, das heißt, verſuchet zu leben, ohne euern Ausgang vom „zweckloſen“, aber ſinnvollen Leben im Para- dies der Gattung gefliſſentlich um eurer arm⸗ ſeligen Menſchlichkeit willen zu verleugnen. Jede Hingebung, jedes ſogenannte Opfer, jede Pflichterfüllung, vor allem aber die Liebe, das iſt das Aufgeben des Ich im Du, iſt ein Schritt . 2 „primitiven“ Stufe unſer ſelbſt weg: wir er⸗ ſkwachſen. Es iſt'kein Zweifel, daß das Kind. von aus der menſchlichſten e usch Zeit, in Gottes Wahrheit, die Ewigkeit. Die Selteribasserbude. Von Peter Prior. Gegenüber meiner Wohnung befindet ſich eine Selterwaſſerbude. Frühmorgens gegen neun Uhr erſcheint die Pächterin— eine alte, nette, ſaubere Frau, die einſt beſſere Tage ge— ſehen hat, wie ſie ihren Kunden oft genug erklärt. Bald nach ihrem Erſcheinen kommt ein großer Wagen, natürlich Laſtkraftwagen, der eine Unzahl Selterwaſſerflaſchen bringt. Der Kutſcher, der gar nicht nach Selterwaſſer aus⸗ ſieht und dem man es anmerkt, daß er Selter nur ſelten, Waſſer noch ſeltener trinkt, unter hält ſich einen Augenblick mit der alten Frau und fährt weiter. Er hat zehn oder zwölf ſolcher Lokale zu bedienen. Die Frau macht ihren Laden zurecht. Vornan ſtehen die Flaſchen mit Himbeer- und Zitronen⸗ ſaft, wenigſtens iſt der Inhalt rot und gelb. Dann kommen die Zigaretten: Zuerſt die Drei⸗— pfenniger, dann die vornehmen Marken zu fünf und ſechs Pfennig. Dann nimmt die Frau den Strickſtrumpf. Nach meiner Berechnung muß ſie im Laufe des letzten Jahres mindeſtens ſiebenhundert Paar Strümpfe geſtrickt haben. So gegen halb zehn Uhr kommt der erſte Gaſt. Der Fahrer eines Geſchäftsrades. Trinkt eine Selter, zahlt und fährt weiter. Dann ſchlängelt ſich ein Handwerksburſche heran, der ſoeben irgendwo bei einem Meiſter ein Trink⸗ geld erhalten hat. Er will eine Zigarette. Ein Selbſttäuſchung, der Ich hatte ein gutes Gedicht beendet. Wenn ich dies ſage, ſo hat es ſchon etwas damit auf ſich. Meine Gedichte gefallen mir nur ſelten. Aber dieſes war gut. Einen Rhythmus hatte es, ſage ich Ihnen! Ich las es mir einmal durch, zweimal, ſechsmal. Das Gedicht ſaß. Ich las es mir immer noch einmal durch. Dann trommelte ich nervös mit den Fingern. Schade. daß ich niemanden hatte, dem ich es vorleſen konnte! So etwas durfte nimmermehr un⸗— angehört verkümmern. Ich rief meine Wirtin. Ob ſie mir Butter für das Abendbrot beſorgt habe? Wie? Noch nicht? Dann möchte das bald geſchehen. Und während ich dies ſagte, ſuchte ich an⸗ geſtrengt nach einer Gedankenbrücke, die mich ungezwungen zu der Möglichkeit einer Dekla⸗ mation meiner Verſe hinüberführte. Ich wollte das Gedicht an den Mann bringen. Auf alle Fälle. Es war ſo ſehr ſchön. Ich lechzte nach einer Seele, die es anhörte. Wäre es ſelbſt die meiner Wirtin geweſen. Ich wagte kühne Ideenſprünge. Ich redeie vom Sommer. den mein Gedicht zum Gegen— ſtand nahm. Meine Wirtin ging auf das Geſpräch ein. Alſo: noch ein geſchickter Dreh. Ich prägte einen raffinierten Satz, der unmittelbar zum Ziel führen ſollte. Aber da hatte ich arglos ein Wort in den Satz geflochten, in dem meine Wirtin hängenblieb. Aſſoziationen nach Aſſo⸗ ziationen löſte es in ihr aus, die in fließender Rede ſie wieder ſo völlig von dem Stoff des Gedichts abführten, daß ich die Hoffnung bald beerdigte.— Zwei Stunden ſpäter kam mein Freund, der Kollege. Es iſt durchaus nicht üblich, daß wir uns mit unſeren Geiſtes⸗ langer Diskurs entwickelt ſich. Schließlich zieht produkten behelligen. Wir übergehen das. was er mit einer Dreipfennigzigarette ab. Dann geht das Geſchäft flotter. Erlaubniseinholung das Glas durſtig leert. Eine Ruhepauſe iſt eingetreten: die Mittags⸗ zeit. Aber gleich nach zwölf Uhr kommen die Privatmittagstiſch und trinken ihre Selter, bevor ſie ſich in die kleinen Angeſtellten vom Arbeit ſtürzen. Nachmittags, 1 6 großer Betrieb; der Strickſtrumpf muß warten Und abends erſt! Die Ecke iſt Rendezvous⸗Ecke Zwei und drei Perſonen ſtehen zugleich an der Quelle. Ein gräßlich verkatert ausſehender Herr ſteigt aus einem Auto und trinkt gleich drei Selter. Er läßt das letzte Glas halbvoll ſtehen, was ſich ein kleiner Junge zunutze macht und nach wenn die Sonne hochſteht, iſt wir beide ſchreiben. Wir deikien in unſerer Unterhaltung eine ſouveräne Verachtung aller Literatur an. Immerhin: in dieſem Ausnahme⸗ ſalle, bei dieſem wirklich guten Gedicht? Hätten wir da nicht einmal abweichen können! Ich mußte mich von dem Druck der Güte befreien. die dieſes Gedicht aufwies und die auf meiner Seele laſtete. Ich mußte mich mitteilen. Aber nur vorſichtig, ſacht. Ich lehnte mich in den Stuhl zurück, gähnte ſehr nachläſſig:„Ich bin gerade, als du kamſt, mit einem Gedicht fertig geworden. Mit einem übrigens. das mir faſt ſelber gefällt.“ Eine Pauſe entſtand, eine ſchwüle Pauſe. in der ich tückiſch den Stoß vorbereitete. Jetzt . 5 I 7 ji i bas f. das die Vorleſung un⸗ der Stadt. Zuerſt kommt er. Sie iſt noch nicht würde ich etwas ſagen, das die Vorleſung da. Er trinkt eine Selter und wandelt fort Dann kommt ſie und trinkt auch Unſer täglich Brot. „mit „ohne“ über dem Strick ſtrumpf ein. Da ſchlägt es vom Turme. Laden ſchluß, wenigſtens für ſie. Wie aus geſtorben Straße. Kaſſe. zehn Mark acht zehn Pfennig.— Sie ſchließt 2115 faltig die Tür.„„ c N 9 J Menſchen wieder. Ich habe künftighin keine Luſt, als nachts Böſe ſtreifen eine Selter. Dann trinken beide zu⸗ ſammen eine, ſie Schuß“. er Dann kommt ein Schupo, löſcht ſei⸗ nen brennenden Durſt. Ein Poſt⸗ bote ſteigt vom Rade und trinkt. Es wird ſpät. Die Frau nickt iſt die Schnell leert die Frau die Einnahme vermeidlich machte. Da platzte der Kollege mit der bedauernden Bemerkung dazwiſchen, daß er heute gleich drei Gedichte heruntergeſchmiert habe. Mir ver- ging die Luſt. Abends kam dann Lotte. Sie würde gewiß nicht alte Erinnerungen herſchwatzen und alles Geiſtige als Handwerk auffaſſen. Nein, das tat ſie nicht. Aber dieſe Lotte hatte ſchlechte Laune. Ihr Frühjahrskleid war nicht fertig geworden und das verdroß ſie. Es hatte mich ſchon häufig genug an ihr geärgert, daß ſie ſolcher Nichtigkeiten wegen deprimiert ſein kann. Ich hatte ihr oft genug ſchon klar ge— macht, daß ich das wenig ſchätze. Auch heute hätte ich wieder auffahren, ihr beibringen mögen, daß es wichtigere Dinge auf Erden gäbe als ein Frühjahrskleid. Aber ich unter⸗ ließ die Zurechtweiſung. Ich wollte mein autes Gedicht an den Mann bringen und brauchte „dazu eine ſeeliſchen Erſchütterungen geneigte Dispoſition. Die war durch Schroffheit nicht zu ſchaffen. Ich ſcherzte. Ich trieb dennoch die Grilligkeit nicht ganz aus ihr heraus. Ich kämpfte einen äußerſten Kampf um gute Laune, die Vorausſetzung einer Willigkeit zum Ge⸗ dichte-Anhören. Es gelang mir nicht, ſie zu erzeugen. Lotte dachte an ihr Kleid und blieb murrig. Der Abend endete mit Tränen. Ein gutes Gedicht ſchreibe ich nun nicht gleich Bettler zu kommen, die Welt um Gehör an⸗ umher, und es zuſchnorren. ſind noch für drei Selter⸗ Mark er waſſer und fü zehn Mark Ziga⸗ retten in ihre Bude. Und dies nun einmal geſchriebene Gedicht ſchicke ich an eine Redaktion. Sie wird es be⸗ r ſtimmt veröffentlichen. Es iſt ja ſo gut, das Gedicht. 0 r* Und an dem Tage, an dem es in der Zeitung Langſam ſteht, gehe ich in ein Lokal und warte ſo lange, geht ſie nun nach Hauſe, ihre Ein⸗ bis ein Gaſt das Blatt in die Hand nimmt. Und wenn ich ſehe, daß er das Gedicht lieſt, nahme feſthaltend.] dann beobachte ich während des Leſens eiſer⸗ Und ſtill Morgen. liegt die Stätte des kleinen Geſchäfts⸗ betriebes bis zum füchtig ſeine Mienen und ſpreche m. Gedicht leiſe mit. Ich kann es auswendig. Auch von hinten nach vorn. Es iſt ja ſo gut, das Gedicht. Gerade Sie ſollten es einmal hören! 7 2 3 8 S — Wißt ihr auch, liebe Kinderlein, Was für euch tut das Mütterlein? Was lehrt euch tun den erſten Schritt Und gängelt euch bei jedem Tritt? Wer fängt, wollt fallen ihr im Lauf, Euch ſchnell in ſeinen Armen auf? Wer lehrt euch ſprechen Wort um Wort, Geduldig, freundlich fort und fort? Wer lehrt euch beten:„Vater mein, Ich will auch immer artig ſein!“ Wer hilft euch, wenn euch etwas ſchreckt? Wer ſorgt, daß es euch immer ſchmeckt? Wer ſchmückt zum Ringelreihentanz Euch ſchön mit dem Maßliebchenkranz? Wer ſchreibt euch vor das i und a Und iſt beim Leſen immer da? ſie an ſeinem Ohr,„ich bringe dich auch wieder heim, ſei nur ſtill, weine nicht mehr.“ Dabei zerdrückte Annelieſe ſelbſt ein Und wer ſagt mit Geduld euch vor Das Einmaleins ins kleine Ohr? Wer ſorgt, wenn euch was traurig macht. Daß ihr bald wieder fröhlich lacht? Wer macht im Bad euch blitzeblank? Wer pflegt geſund euch, wenn ihr krank? Wer hält euch eure Kleider rein? Wer ſpielt mit euch im Sonnenſchein? Wer weiß, wo Oſterhäsleins Neſt? Wer ſchmückt den Tiſch zum Wiegenſeſt? Wer ruft, wenn kam das Chriſtkindlein, Klingeling, klingeling, nun kommt herein?“ Wer tut das treu jahraus, jahrein? Das liebe, gute Mütterlein! Johanna Weiskirch Es war einmal ein Zwerg, der hieß Puck. Bei ſeinem Volte im weiten unterirdiſchen Reich war er wohlbe— kannt. Nicht etwa, weil er beſonders weiſe oder fleißig geweſen wäre— nein, wegen ſeiner Vergeßlichkeit war er bei jung und alt berühmt. Es war aber auch wirklich ſchrecklich mit Puck. Sollte er im Felde . arbeiten, ſo hatte er gewiß ſeine Hacke oder ſeine Schaufel vergeſſen. Schickte nian ihn mit friſcher Farbe zum Fliegenpilzmännlein, das ein ſchadhaftes Dach wieder leuchtend rot anſtreichen wollte, ſo lief er gewiß zum Pfifferling, der ihm empört die Tür wies. Und kam er dann glücklich ans Ziel, ſo hatte er doch noch die beſtellten Pinſel vergeſſen und erntete auch vom „Aiegenpilz böſe Worte. Ueberhaupt vor lauter Schelte und hüffe wußte Puck manchmal nicht, wo ihm der Kopf ſtand, und er beſchloß, zu der klugen Mooshexe zu wandern, um ſich ein Tränklein gegen die Vergeßlichkeit brauen zu laſſen. Eines morgens machte er ſich auf den Weg. Stieg unheimlich viele Stufen zum Tageslicht empor und pilgerte durch den Wald. Jedes Käferlein begrüßte er, und mit zwei vom Honigſeim an— geheiterten Bienen tollte er ſchließlich lärmend dahin. Ueber— mütig warf er dabei ſein Mützchen in die Luft und fing es meine Macht vergeblich geweſen, und nie hätteſt du zu uns ſprach, nie wieder etwas zu vergeſſen. Sein Mützchen behielt lachend wieder auf. Bei ſo viel Bewegung wurde ihm ſo heiß, daß ihm die Schweißtropfen nur ſo über das Geſicht liefen. Als er ſie abtrocknen wollte, merkte er, daß er ſein Taſchentuch vergeſſen hatte. Lachend nahm er ſein Mützchen zu Hilfe, wiſchte ſchtließlich an einem Grashalm zum Trocknen auf. Als die beiden neuen Freunde Puck eine Portion Honig in Ausſicht ſtellten, lief er ſofort mit ihnen. die Bienen waren ſchneller als er und verſprachen, mit ihrem Schatz bald wieder bei ihm zu ſein. So wartete denn Puck, faul neben einem Ameiſenhaufen hingeſtreckt, deſſen emſige Bewohner eifrig ihre ſchweren Laſten nach Hauſe trugen. Von fern leuchtete das rote Zipfelmützchen wie ein Blümchen im Mooſe.„Sieh, Karl, ach, ſieh nur, ein Zwerg!“ hörte Puck mit einem Male eine laute Stimme neben ſich und erſchrak fürchter⸗ lich. Sofort griff er nach ſeinem Kopfe, um ſich mit ſeiner Mütze unſichtbar zu machen. Aber da hatte ihn ſchon eine kraftige Jungenshand ergriffen und hob ihn ſo hoch, daß ihm ſchwindlig wurde.„Fritz, den nehmen wir Annelieſe mit und ſetzen ihn in den Puppenwagen.“ Und ohne auf das Strampeln und Schreien Pucks zu hören, ſteckte er ihn in die Taſche und ſauſte mit ſeinem Bruder davon. Puck hatte kaum Zeit, an ſeinen Großvater zu denken und ihn um Hilfe zu rufen, da ren die Buben ſchon mit ihm daheim und ſetzten ihn „wiſchen zwei Teddybären in ein weiches Puppenbett. Schnell heſen ſie davon, um von ihrem Fund zu erzählen. In heller Verzweiflung weinte Puck und vermißte dabei zweimal ſein Taſchentüchlein. Herauszuklettern wagte er nicht, denn mit Teddys war nicht zu ſpaßen Der eine hatte vorhin ganz laut gebrummt, als die Knaben ihn etwas beiſeite rückten, um für das Zwerglein Platz zu machen So wartete Puck, laut vor ſich hinſchluchzend, ſein Schickſal ab. Die ſchöne Steppdecke vor ihm fing ſchon an ſeucht zu werden von ſeiner Tränenflut. Da kam die kleine Aunelieſe. Neugierig trat ſie an den Puppen⸗ wagen und wollte jubelnd in die Hände klatſchen über das lebendige Püppchen, als ſie das tränennaſſe Geſicht des Zwerg⸗ leins ſah und ſein jämmerliches Weinen hörte.„Was fehlt dir denn? Tut dir etwas weh?“ fragte ſie mitleidig.—„Mein Mützchen.. ich habe kein Mſttzchen. ohne Mützchen Doch nur ein Stückchen, denn ſtieß er mit tränenerſtickter Stimme hervor und wühlte ſich aufgeregt durch das Haar.—„Sei nur ſtill, Kleiner, ich nähe dir ein Mützchen, ein richtiges Zipfelmützchen, wie ich es im Märchenbuche von Schneewittchen geſehen habe.“ Und dabei zog ſie ein rotſeidenes Läppchen aus ihrem Schubfach, holte Nadel und einen goldig glänzenden Faden und fing an zu arbeiten. Ab und zu ſtand ſie auf und tröſtete den noch immer vor ſich Hinweinenden. Schließlich konnte ſie ſein heftiges Schluchzen nicht mehr hören:„Kleiner, du Zwerglein“, flüſterte Tränchen, denn das liebe Spielzeug gleich wieder herzugeben, wurde ihr doch ſchwer. Weil ſie aber aus Mitleid und Liebe zu dem kleinen unglücklichen Weſen ſo eifrig nähte, brachte ſie auch ein wirkliches Zwergmützchen zuſtande, das genau ſo wunderbar war wie das, was im Walde auf dem Grashalm ſchaukelte. Glücklich ſetzte Annelieſe dem Zwerglein die Kappe auf; ſie paßte, und ehe ſie es ſich verſah, hatte Puck das rote Mützchen über das Geſicht gezogen und war verſchwunden. Als der reuevolle Sünder vor ſeines Großvaters Thron ſtand, ſenkte er beſchämt die Augen.„Danke du dem lieben kleinen Mädchen, das dich errettet hat; ohne ſein Mitleid wäre zurückkehren dürfen.“ Da bar Puck um Verzeihung und ver⸗ ex aber von dieſem Tage an ſtets auf, und jeden Abend zog er es liebevoll über die Ohren und ſagte:„Ich danke dir, kleine Annelieſe.“ Onkel Heinrich. verladen wurde. Stigennutz dem Gemein„ 4 41* D ee Eine Fabel von Walter Sperling. In einem prächtigen Buchenwalde ſtanden am Rande einer Lichtung zwei verirrte, artfremde Bäume. Ein Ahorn und eine Eſche. Sie nahmen ſich ſonderbar aus inmitten dieſer Um⸗ gebung voll erhabener Schönheit. Ihre eigenſinnig nach allen Richtungen wegſtrebenden Aeſte fuhren ſich gegenſeitig in die Quere, und es ſah aus, als kämpften die beiden verkrüppelten Bäume miteinander. Tatſächlich beſtand ſeit der Stunde ihrer Geburt eine er⸗ bitterte Feindſchaft zwiſchen beiden. Teils galt das Ringen den Regentropfen, teils den wenigen Sonnenſtrahlen, die die Lichtung durchbrachen, und in dieſem Kampfe um Waſſer, Licht und Wärme wuchſen ſie nebeneinander auſ. Doch dieſer ewige Hader ging auf Koſten ihrer Schönheit. Kreuz und quer wuchſen ihre Aeſte durcheinander, und man konnte kaum ihre Herkunft feſtſtellen, denn wenn der Ahorn einen Aſt der Lichtung zu⸗ reckte, dann mußte ihn die Eſche ſofort um eine Blattlänge ſchlagen. So währte der Kampf der beiden einige Jahre, bis ihre 0 2 damit auch den beiden Bienen über die Köpſe, und hing es 76% 4 , 2 zunehmende Größe zur Eutſcheidung drängte. Einer von beiden mußte vernichtet werden zu Gunſten des anderen. 1 f In einer ſommerlauen Mondnacht beſchloſſen ſie einen letzten Zweikampf, riſſen ſich aus ihren Standplätzen, humpel⸗ ten in die Mitte der Lichtung, brachen jeder einen ſtarken Aſt von ihrem Körper und ſchlugen ſich damit, daß die Blätter flogen. 1„ Es war ein fürchierliches Duell, daß ſich hier auf einſamer Lichtung abſpielte, und die einzigen Zeugen waren die Buchen und die Tiere des Waldes. ö 5 Konnte der eine Kämpfer geſchickt einen Hieb abwehren, dann rauſchten die alten Buchen im Umkreiſe Beiſall, wurde aber mit unlauteren Mitteln gekämpft, dann ſchüttelten ſie mißbilligend ihre Kronen. a So währte dieſer ſeltſame Kampf wohl einige Jahre, und im Eiſer merkten beide nicht, wie ſich ihre Wurzeln allmählich tief in die Erde fraßen, und als ſie ermüdet von vielem Kampf endlich einſahen, daß ſie einander ebenbürtig waren, da mußten ſie feſtſtellen, daß ſie nicht mehr auf ihren alten Standplatz zurück konnten. Die Erde hielt ſie feſt mit kräftigen Armen. Gerade an dieſem Tage ging Hegemeiſter Kadereit durch das Revier, und als er über die Lichtung kam, ſah er mit Erſtaunen die beiden verwachſenen Bäume ſtehen— ein Schandfleck in⸗ mitten ſoviel Schönheit. Kadereit beſah ſich die beiden Un⸗ glücksbäume aus der Nähe, und ſchon war das Urteil über ſie eſprochen. Er gab Anweiſung, ſie zu fällen, und kurze Zeit Naga fielen die beiden Feinde, die blind im Kampſe ihr Unglück verſchuldeten, unter den Aexten der Waldarbeiter. Dann lagen ihre hölzernen Glieder wild durcheinander, ſo, wie ſie gelebt hatten, im Meter geſtapelt, und die alten Buchen im Kreiſe herum lächelten ſchadenfroh, als das Holz zur Stadt Das iſt die ſeltſame Geſchichte zweier Bäume die ihren — 4577275 28222272729 277%% 1 Punktbild⸗ Z.oeichenaufgabe. Verbindet die Punkte der Zahlen nach mit einem Strich und ihr habt her— aus, warum die kleine ſchwarze Bande ſo ſchnell 9 3 f 0 Na das Weite ſucht! Bilderrätſel. Welcher Siunſpruch umſchließt das Wappen? „lanu gauſe io inivig aun fung“ pi ene ee n engen ee ont een Pose nean mod mu epos dd uu uo; e epo erbat uv uod zolun ugq y hne ond ent odor uv: dunleiln v Vorbei gelungen. Humoreske von Hans Hammer. Das Bier, das nicht getrunken wird, hat ſeinen Beruf verfehlt!“ Dieſen richtigen Satz praktiſch im Leben zu verwirk⸗ lichen, iſt die Aufgabe der Gaſtwirte— ein Beruf, dem auch Friedrich Rümpler angehörte. Er war jedoch zugleich auch Mitglied einer noch weit mehr verbreiteten Menſchenklaſſe, der Unzufriedenen. Da ſaß er nun draußen in Großlichterfelde bei Berlin und wartete die ganze Woche in Gemeinſchaft mit ſeiner Frau und einer Anzahl Fliegen auf Gäſte, und am Sonntag wußte er dann wieder nicht, wo er ſie alle unterbringen und wie er ſie bedienen ſollte. Er, wie ſeine beſſere Hälfte waren dieſes Leben überdrüſſig; er verkaufte daher Haus und Wirtſchaft und ging auf die Suche nach einer ſolchen in Berlin.„Ein treuer, regelmäßig ver- kehrender Kundenſtamm, das iſt unſere Sache.“ Dieſen Grundſatz hatten ſich beide Eheleute auserkoren. Natürlich mußte man die Sache wohl überlegen, lieber ein bißchen warten und nicht gleich hereinfallen. Halt! Da ſtand in der Zeitung eine Wirtſchaft, im Norden Berlins gelegen,„mit gutem Umſatz, Geſchäft noch ſehr er— weiterungsfähig“. Na, die alte Geſchichte, aber probieren konnte man es ja einmal. Nümpler ſchrieb den geforderten poſtlagernden Brief uad bekam tags darauf von Herrn Reſtaurateur Drinnel die Ant⸗ wort, das verkäufliche„Reſtaurant“ ſei die„Traube“; der„Um⸗ ſatz ſei ſehr gut, das Geſchäft noch ſehr erweiterungsfähig“. Der kaufluſtige Mann ſchrieb ſofort zurück, er werde ſich zu mündlicher Verhandlung am Donnerstag gegen Abend ein— ſinden, und pünktlich ſetzte er ſich auch auf die Eiſenbahn und gondelte darauf mit dem Omnibus nach dem Norden der Weltſtadt. Rümpler, der gar nicht ſo ungewitzt war, nahm ſich vor, eilnſtweilen ſein ſchützendes Inkognito zu wahren und ſo das Geſchäft recht hübſch aus der Vogelperſpektive zu betrachten. Beim Eintritt fiel ihm ſofort auf, daß das Lokal, ein ziem— lich großes Zimmer, ganz gefüllt war; Wirt und Kellner hatten alle Hände voll zu tun. Mit Mühe erhielt der neue Gaſt noch einen Platz, beſtellte ein Glas Bier und lauſchte der Unterhaltung, die ſich am Tiſche angeſponnen hatte. Ein ſchwarzbärtiger Mann erzählte ſoeben von den Tüten, die er fabrizierte, erwähnte die verſchiedenen Formate, Farben und Aufdrucke und erklärte zum Schluß ſein Tütengeſchäft für ſehr intereſſant, was die Hörer mit einem ſtummen Kopfnicken beantworteten. In dieſem Augenblick wandte ſich ein Herr, der Rümpler bisher den Rücken zugekehrt hatte, zufällig um. Er wie Rümpler faßten ſich ins Auge, erhoben ſich und ſchüttelten ſich die Hände. en Tag, Fritz! Wo kommſt du denn her?“ „Direkt aus Lichterfelde, hatte hier in der Nähe eine Be— ſorgung.“ „Willſt du dich nicht mit zu mir ſetzen?“ Nümpler holte ſein Bier und nahm am mit Platz Nachdem ſich ſein guter Freund Gericke über ſeine Familie erkundigt hatte, fragte Rümpler:„Hier iſt's ja mächtig voll und noch dazu ſo zeitig?“ „Ja, weißt du“, meinte Gericke flüſternd,„die Sache iſt ſo: der Budiker hier, der Drinnel, der will nämlich den Kram ver— kaufen, und heute ſoll, wie ich ganz unter der Hand erfahre— der ‚Neue' kommen. Nun haben wir alle Freibier und auch noch ſauren Aal— verſtehſt du?“ „Sobo?“ machte Rümpler erſtaunt; ſofort faßte er ſich aber wieder:„Sehr gut; famoſe Idee! Uebrigens kannſt du mir einen Gefallen tun, nenn' mich hier nur Schneidt!“ „Warum denn?“ anderen Tiſch Rümpler flüſtert Gericke einige Worte zu, worauf dieſer ſich vor Lachen ſchüttelte. „Noch ein Glas gefällig, meine Herren?“ fragte der Wirt bald darauf. „Na, was meinſt denn du, Schneidt?“ äußerte Gericke, und zwei friſche Gläſer erſchienen. Nun entſpann ſich am Tiſche ein lebhaftes Geſpräch, an dem der in ſein Inkognito gehüllte Rümpler vergnügt teilnahm. Das Bier ſchmeckte ihm wie allen anderen vorzüglich; auch dem ſauren Aal tat er volle Ehre an. Und als er ſchließſich ( chlLoppęs Schluppes und Struppes. „Struppes iſt erfinderiſch.“ UAH.. BV iC MO DEY TA Ho FFENTLICH BRA OUCH cr HEUTE A, LEBEN! S gufbrach und dabei dem Wirt in die Hände lief, ſchüttelte er ihm die biedere Rechte mit den Worten:„Gute Nacht, Herr Wirt; beſten Dank für alles! Es iſt das erſtemal, daß ich bei Ihnen verkehre; aber es hat mir ſehr gut gefallen.“ Und am nächſten Morgen ſaß Rümpler ſchmunzelnd an einem Briefe und ſchrieb:„Nochmals beſten Dank für freund— 10 0 Bewirtung, die ich geſtern unbekannterweiſe bei Ihnen erhielt. Ihr Aal war ſehr gut, das Bier vorzüglich; ich kann Ihnen als Kollege nur empfehlen, bei der Brauerei zu bleiben.“ „ Gemiſchte Sorte. Kellnerin(Guſammenrechnend):„Alſo Sie haben einen Kalbskopf, Ihre Frau hat ſaure Nieren und der junge Herr hat einen Schweinsrüſſel.“ Herunter⸗ gekommen. „Sehen Sie, erſt woll— . 5 g 5 ten Sie bei mir als Kraftmenſch nicht auf⸗ treten, weil ich, wie Sie ſagten, eine Hungergage zahle; und nun können Sie dieſen Monat als Schlangenmenſch, und am, darauffolgenden als Geiſt beim Zauberer auftreten.“ Er kennt ſie. „Egon wird dir jeden Tag ähnlicher.“ „Was hat er denn ſchon wieder ausgefreſſen?“ Lehrer: Schüler: „Was iſt das Gegenteil vom Einfachen?“ „Das Bayriſche!“ Die Lehre fürs Leben. Richter(zum Verbrecher): „Nie haben Sie eine Lehre angenommen. Nun muß ich Sie zum Tode veraͤrteilen!“ Verbrecher:„Herr Richter, es ſoll mir eine Lehre fürs ganze Leben ſein!“ Fou sraöppES LN N. VN 20 J GC ENV AOP SEA ——— e (Chou ur 9A 1(CARNICtiN, N) eee 4 n ON ER HRT!) J o S CEIBT YEN —Criezscgorz—- — 2 eee 55 0%, ee 2 oN AA! EINE IDEE! Aa U eee Zehn Gebote für die Eiſenbahnfahkt. 1. Bedenke beim Einnehmen eines Platzes im Wagenabteil, daß es in dieſem Raume keine Höflichkeit gibt, ſondern nur Eckplätze und Rückſitze. 2. Aber erinnere dich auch, wenn du einen gemütlichen Eckplatz einzunehmen im Begriff biſt, jener Eiſenbahnfahrt, die du ſicherlich ſchon einmal unter Qualen überſtanden haſt, auf der du gern Eckplatz, Rückſitz und wer weiß noch was hergegeben haben würdeſt, wenn du im⸗ ſtande geweſen wäreſt, mit der hübſchen jungen Dame zu plaudern, die in der anderen Ecke des Abteils ſaß und von der dich ſechs Perſonen trennten. 3. Denke, wenn der Zug aus dem Bahnhof fährt, daran, daß auch deine Abteilgenoſſen gern ihren Angehörigen zurückwinken wollen, und daß ſie ſich ebenſo wie du zu dieſem Zweck ein ſauberes Taſchentuch zurückbehalten haben. Erwäge, daß das rückſichtsloſe Einnehmen des Abteilfenſters bei der Ausfahrt aus dem Bahn⸗ hof dich deinen Reiſegenoſſen ſchon gleich beim Beginn der Fahrt— auch rein körperlich be⸗ trachtet— von der unvorteilhafteſten Seite zeigt. 5 4. Iß und trink nicht auf der Bahnfahrt alles mögliche und unmögliche durcheinander, lediglich aus Langeweile, denn du, haſt noch reichlich Zeit, dir am Zielpunkt deiner Fahrt den Magen zu verderben. 5. Daher ſpare dir den Einkauf jener be— rühmten kulinariſchen Spezialitäten, wie Spritz⸗ kuchen, Brezeln. Baumkuchen, Käſe, die es auf verſchiedenen Stationen gibt und die man zweifellos zur Erweiterung ſeiner Bildung 3—————— Krankheiten und Unpäfßlichteiten auf der Reiſe. Recht unangenehme Erſcheinungen auf Reiſen ſind alle jene Krankheiten und Unpäßlichkeiten, die man direkt als Reiſekrankheiten bezeichnen lönnte. Solcher Krankheiten gibt es eine ganze Anzahl. Da iſt zunächſt die„Fahrkraukheit“ auf der Eiſenbahn. Manche werden auf einer Eiſen⸗ bahnfahrt immer von einer Uebelkeit befallen, andere nur, wenn ſie rückwärts fahren müſſen. Im allgemeinen tritt die Fahrkrankheit auf der Eiſenbahn viel weniger hervor, wenn man nach vorwärts hin fährt. Uebrigens werden aber manche Leute auch im Automobil von der Fahrkrankheit ß beſallen. Sogar eine verhältuis⸗ mäßig kurze Fahrt in einer Straßenbahn läßt bei empfindlichen Perſonen ſchon die Anfänge der Fahrkrankheit entſtehen. Das beſte Mittel, dieſer Krankheit zu entgehen oder ſie wenig— ſtens nur in ihren Anfängen entſtehen zu laſſen, iſt, beim Fahren auf der Eiſenbahn dem Magen öfter einmal Eſſen zuzuführen, jedenfalls nie ein Hungergefühl entſtehen zu laſſen. Allerdings ſind fette Speiſen zu ver- meiden, auch die Ueberladung des Magens mit Schokolade, Konfekt, Südfrüchten uſw. iſt nicht gut für Leute, die der Fahrkrankheit ausgeſetzt ind. Die ſchlimmſte aller Fahrkrantheiten iſt die Seekraukheit. Es hat ſchon Fälle gegeben, in denen die Seekrankheit ſo deprimierend auf die davon Befallenen wirkte, daß dieſe Selbſt⸗ mordverſuche unternahmen. Ein wirkſames rhutzmittel gegen die Seekrankheit gibt es nicht, doch haben Männer und Frauen, die öfter zur See gereiſt ſind, die Erfahrung ge— macht, daß die Seekrankheit weniger un- angenehm auftritt, wenn man ſich bei den erſten Begleiterſcheinungen der Seekrankheit in einen Liegeſtuhl legt. So mancher Städter holt ſich auf der Reiſe das Heufieber oder Heuaſthma, das bekanntlich durch das Einatmen der Pollen verſchiedener Pflanzen entſteht. Gehört das Heufieber auch nicht zu den gefährlichen Er— krankungen, ſo kann es doch einer ganzen Fa— milie die Reiſe verderben. Mancherlei Unpäß— lichkeiten entſtehen bei etlichen Erholungſuchen— den inſolge des Luftwechſels. Plötzlich in eine andere Luft verſetzt, ſtellt ſich Unbehagen ein; das Eſſen will nicht mehr ſchmecken, die Funk— tion des Magens geht nicht mehr ſo gut vor ſich. Manche überwinden die Wirkungen des „Glückliche Erholungsreiſe 4 5 7 . V = 0 55 e 0 Ne 10 10 u e Amade kennenlernen muß, für die Rückfahrt auf, Dann hat man noch eine Chance, auf der Rückfahrt die betreffende Station zu verſchlafen, oder man kann die kulinariſchen Berühmtheiten, die meiſt, außer für den Bahnhofswirt, der damit ein gutes Geſchäft macht, keinen Wert haben, lieben Angehörigen mitbringen. 6. Da von der angenehmen Reiſegeſellſchaft im Eiſenbahnabteil zum großen Teil die Be⸗ haglichkeit des Reiſens abhängt, bedenke wohl, daß wie es in das Abteil hineinſchallt, es auch wieder herausſchallt. Zeige dich alſo deinen Abteilgenoſſen von der liebenswürdigſten Seite, damit du von ihnen ebenſo behandelt wirſt. 7. Daher lache bei den älteſten Witzen, die deine Abteilgenoſſen erzählen, und wenn du irgend kannſt, krümme dich ſogar vor Lachen. 8. Werde aber gleichwohl nicht grob oder wütend, wenn jemand, ſobald du ſelber Witze erzählſt, behauptet, ſie ſeien„uralt“ oder „faul“, ſelbſt wenn es die funkelnagelneueſten und beſten ſind. 9. Unterhalte dich niemals über Politik, Religion oder ſonſtwie ernſtere Dinge, denn du kannſt darauf ſchwören, daß deine Abteil⸗ genoſſen über alle ernſten Fragen des Lebens gerade die gegenteiligſten Anſichten haben wie du; daß du, ſobald du ſolch Thema berührſt, Gefahr läufſt, für einen Idioten, Schurken oder dergleichen gehalten zu werden. 10. Halte, wenn du dich nicht an der Unter⸗ haltung deiner Abteilgenoſſen beteiligſt, das Buch eines als Humoriſten bekannten Autors in der Hand, damit du, falls du über die un⸗ ſinnige Aeußerung eines anderen mit Lachen herausplatzen mußt, vortäuſchen kannſt, du lachteſt über das Buch. Luſtwechſels ſchon in wenigen Tagen, andere haben wochenlang darunter zu leiden. Auch der Wechſel des Trinkwaſſers macht bei vielen Perſonen ſeinen Einfluß geltend. Biertrinker wollen manchmal auch dem Wechſel des Bieres ungünſtige Einwirkungen zuſchreiben. Wieder andere werden von Unpäßlichkeiten befallen, weil ſie die gewohnte Koſt nicht mehr vorgeſetzt erhalten. So kann auch die ſchönſte Reiſe ihre Unannehmlichkeiten haben. ö Die Wirkung der Hitze. auf dicke und dünne Menſchen. Faſt allgemein herrſcht die Meinung, daß ein dicker Menſch mehr unter der Hitze leide als ein magerer. Nun haben die von Dr. Howell an der John⸗Hopkins⸗Univerſität in Baltimore vorgenommenen Unterſuchungen jedoch das Gegenteil bewieſen. In ſeinem Laboratorium, in dem zahlreiche Verſuchsperſonen ſtarker Wärme unter wechſelnden Feuchtigkeitsverhält⸗ niſſen ausgeſetzt wurden, machte man die Beob⸗ achtung, daß die dicken Perſonen den Aufent⸗ halt in einer Wärme von mehr als 35 Grad Celſius bei gleichzeitigem ſtarken Feuchtigkeits⸗ gehalt der Luft, einem Klima alſo, bei dem die Zahl der Pulsſchläge ſchließlich auf 180 ſtieg, beſſer vertrugen als magere Menſchen. Aller⸗ dings war bei ihnen der Waſſerverluſt infolge der ſtarken Tranſpiration größer, aber die be⸗ trächtliche Feuchtigkeit der Luft ſchien dieſen Verluſt einigermaßen wieder auszugleichen. Bei den Mageren war natürlicherweiſe ein ge⸗ ringerer Waſſerverluſt zu verzeichnen, ſie litten aber gleichwohl viel ſtärker unter der Hitze als die Dicken. Heiße Luft wurde von beiden viel leichter vertragen, wenn ſie trocken war, als wenn ſie viel Feuchtigkeit enthielt. Alldeutsche Sprüche her den Hund Beſſer des Hundes Freundſchaft, als ſeine Feindſchaft. 1 Das muß ein ſchlechter Hund ſein, der des Pfeifens nicht wert iſt. 7 ö Man binde die M. Hunde swürſten an! * nicht mit Brat Man gibt einem böſen Hunde lieber zwei Ztück Brot, als einem guten eins. * Wer den Hund nicht füttern will, füttert den Dieb. i * Hundehinlen und Morgenregen dauern nicht lange. * Der gute Hund bekommt nicht eſtele nochen. den beſten * Der Hund bellt Narren und Weiſe an. a1. Der Hund bellt ſchlecht, wenn er aus Furcht bellt. * 1 Der Hund iſt am ſtärkſten am eigenen Herd. * Der kranke Hund ſucht ſchon frühzeitig ſein Heilkraut. * Ein alter Hund gewöhnt Halsband. über frühere verhältniſſe zu befragen. Die Wanderung wird erſt zum wirklichen und nachhaltigen Erlebnis, ſich ſchwer an ein KHR. Die Holländer haben ſehr viele Vornamen, um möglichſt viele Verwandten damit zu ehren. Die Geehrten werden dadurch zu Paten⸗ und Konfirmationsgeſchenken verpflichtet. So kam es, daß ein witziger Holländer im Jahre 1915 eine Vornamenſteuer beantragen konnte. Aller⸗ dings iſt er damit nicht durchgedrungen. * In Frankreich ſterben jährlich 40 000 Per⸗ ſonen an Krebs, täglich alſo rund 10 Menſchen. * Das älteſte Gaſthaus Deutſchlands ſteht in Miltenberg am Main(Bayern). Es iſt dies das Hotel„Zum Rieſen“, das im Jahre 1590 erbaut wurde. 4 In jüngſter Zeit bekämpft man die Moskitos in Amerika in der Weiſe, daß Flugzeuge über das von den Inſekten heimgeſuchte Gelände fliegen und die Felder und Sumpfgebiete mit Gift beſtäuben, wodurch die Larven der ſchäd⸗ lichen Tiere getötet werden. * Unter Hermaphroditismus verſteht man Zwittrigkeit. Der Name geht auf Hermes und Aphrodite zurück, deren Sohn Hermaphroditos in der Kunſt gewöhnlich als ein zwitter⸗ geſchlechtliches Weſen dargeſtellt wird. Das Vorkommen männlicher und weiblicher Ge⸗ ſchlechtseigenheiten wird namentlich bei niede⸗ ren Tiergattungen angetroffen, ſeltener bei höheren. Ein Beiſpiel für die ſelteneren Fälle iſt die Weinbergſchnecke. Dieſe Tierart hat kein Geſchlecht, denn die Weinbergſchnecke iſt zugleich Männchen und Weibchen. * Im Dickdarm eines jeden Menſchen lebt eine Menge von 128 Billionen Mikroben, die unter Umſtänden dem Menſchen gefährlich werden können, wenn Verdauungsreſte zurückbleiben. Mit Hilfe dieſer Verdauungsrückſtände er⸗ zeugen die Mikroben Produkte, die vom Körper aufgenommen werden und zu ſchweren Ver— giftungen führen. Nach dem Geſchichtsſchreiber Herodot arbeite— ten an der Cheopspyramide 100 000 Mann(ſo groß iſt heute die Reichswehr) zwei Jahrzehnte lang. Wenn es techniſch möglich wäre, daß ein Mann die Pyramide erbaut, ſo brauchte er nach dieſer Berechnung zwei Millionen Jahre. Mit modernen Kranen würden heute 1000 Arbeiter dieſes Werk in zwei Jahren vollenden. Strand krabben. Michtige Ferienioinlee. Nichts iſt während der Ferien nachteiliger, als Enttäuſchungen erleben müſſen oder ſich über Mängel, hohe Preiſe und Fehlſchläge ärgern. Deshalb überlege man ſich ſchon vorher recht gut, was alles zu beachten iſt und ſtelle ſich ſelbſt ſo ein, daß alles möglichſt reibungslos abläuft. Zwang ſchadet ebenſo wie Aerger! Iſt in der Kaſſe Ebbe, ſo iſt das noch lange kein Grund, den Urlaub zu Hauſe zu ver⸗ bringen. Dann lernen wir eben die Umgebung unſeres Wohnortes einmal kennen— aber nicht mit dem Fahrrad oder Auto, ſondern Schritt um Schritt. Sonntagsausflüge ergeben kein klares Bild, denn Sonntags ſieht alles anders aus. Und dann nicht nur ſehen, ſondern auch hören, und zwar den Leuten ein wenig auf den Mund. Es iſt ſehr intereſſant, ſich mit alten Leuten im Dorfe zu unterhalten und ſie Zeiten, die Fluren und Orts⸗ wenn man ſie zur„Forſchungsfahrt“ ausbau. Gehen wir auch einmal in ein Bauernhaus älteren Stils hinein und ſehen es uns nicht nur von außen an. Der Inhaber wird, wenn es nicht gerade Erntezeit iſt, ſtets gern dazu bereit ſein und Aufſchluß erteilen. Dann komm die alte Dorfkirche an die Reihe, der Brunnen, das Wappen der Stadt und die Flurnamen. So erſt lernt man wirklich eine Gegend. einen Ort, eine Stadt kennen and kann das dann mit Dann dehnt man den Kreis weiter aus. Mit e fährt man billig in die weit entfernt liegende Gegend und gehn dieſe dann Endlich reifen wir weiter, mit der Bahn. 00 mbalichſt dahin, wo es uns hinzieht. Am ſchönſteu iſt es daun, in aller Morgenſrühe durch die alten Gäßchen zu gehen oder zu weiterer Fahrt aufzubrechen. N Zu beachten iſt vor allem, daß man nie im billigſten Gaſthauſe wohnen ſollte. Die Kleinig⸗ keiten— und ſei es nur ein ſauberes Tiſch⸗ tuch— machen doch viel aus. Wo ſie fehlen. iſt es zwar billig, aber die Atmoſphäre taugt nichts.. f 90 billiges Zimmer, denn der Portier biete! zuerſt immer das teure an. Gibt er kein billiges Zimmer heraus dann gehe man lieber ins nächſte Hotel. Wird das Zimmer gezeigt. be⸗ anüge man ſich nicht nur mit ſchönen Tapeten, ſondern ſehe ſich auch das Bet genau an. Nach Badegelegenheit und dem Preis dafür ſollte gefragt werden. denn Schlafen in fremden Retten fordert erhöhte Sauberkeit am Körper, Es iſt auch immer aut im ſauberſten Hotelbett im Schlafanzug zu ſchlafen weil vielfach ge⸗ brauchte Wäſche nicht gewaſchen ſondern nur eingeſprenat und geplättet wird. Außerdem iſt ratſam, ſich möglichſt ſelbſt zu beköſtigen. da das Hoteleſſen— auch der Morgenkafſee wenn er nicht im Preiſe enthalten— teuer iſt Vor allem aber frage man nach dem Bedienunas⸗ zuſchlag. um ſich vor Ueberraſchungen zu ſchützen. Wird auf mehrere Tage gemietet, fordere man Mieterlaß. Ueber ſich ſelbſt erzähle man nichts: die geringſte Andeutung hat Ein⸗ fluß auf den Bedienungszuſchlag. Zum Kleiderſchrank hat das Perſonal oder der Wirt ſtets Nachſchlüſſſel. Deshalb läßt man ſeine Sachen am beſten im Koffer unter Ver— ſchluß. Wer in der Wahl des Quartiers ganz ſicher gehen will, frage im Orte und ein naar Straßen hinter dem Bahnhof einen„Ein— geborenen“, am beſten ältere Leute oder einen Schutzmann. Ebenſo kann nach auter Koſt ge⸗ fragt werden. Es iſt ſehr wichtig, die Ausgaben nach dem Inhalt der Kaſſe zu bemeſſen und von Zeit zu Zeit eine Kontrolle vorzunehmen um ſchließlich nicht am letzten Tage mit leeren Taſchen dazuſtehen Mit fraalichen Reiſe⸗ bekanntſchaften oder auf Ferienfreundſchaften ſollten ſich kluge Menſchen nicht einlaſſen: es iſt oft beſſer, wenn man allein bleibt und tun und laſſen kann. was man will und— was die Kaſſe erlaubt. Dies alles bedacht, kann es ſchwerlich Ent⸗ täuſchungen oder Aerger geben, wenn es auch kein abſolut ſicheres Mittel gibt, ſich davor zu ſchützen. Doch die Möglichkeiten werden auf dieſe Weiſe herabgemindert und die für die Erholung erhöht. Malsel- Feld FFF Fülrütſel. 4 Man trage die Buchſtaben: ds d ed e e e eee Bike KE nnn op bit 1 d 8 1 r derart in die waagrechten Reihen(leere Felder) ein, daß Wörter folgender Bedeutung ent⸗ ſtehen: 1. Luftbewegung, 2. Gliedertier, 3. Wertſtücke, 4. Augenkrankheit, 5. Negationen, 6. ſtud. Kor⸗ poration, 7. deutſche Univerſitätsſtadt, 8. Meſſer⸗ teil, 9. Haustier, 10. Metall, 11. Schulklaſſe, 12. Stadt am Niederrhein, 13. ſchlechte Hand⸗ lungsweiſe, 14. landwirtſchaftlich. Zuchtbetrieb, 15. Betrüger, 16. Berliner Baumeiſter(Alte Wache), 17 Stoffart, 18. Schmuckgegenſtand Rüfſel. Im Dickicht des Waldes, zu nächtlicher Stund', Beim Scheine des Mondes, auf blumigen Grund Der Silben zwei erſte ſich zeigen; Da hat wohl das Sonntagskind ſtaunend geſeh'n, Wie ſeltſam die erſten zwei Silben ſich dreh'n Mit Hilfe der dritten im Reigen. Die dritte der Silben iſt doppelt verlieh'n Uns allen. Der Feigling benutzt ſie zum Flieh'n! Auch bringt ſie uns täglich zum Ziele. Das Ganze gehört einem mächtigen Tier als Waffe. Wir brauchen's zum Schmuck und Gerundet auch häufig zum Spiele.[zur Zier; Auflöſung des Füllrätſels: J. Wind, 2. Spinne, 3. Kleinode, 4. Erblin⸗ dung, 5. Verneinungen, 6. Verbindung, 7. Tü⸗ bingen, 8. Klinge, 9. Rind, 10. Zinn, 11. Quinta, 12. Urdingen, 13. Gemeinheit, 14. Schweine⸗ maſt, 15. Schwindler, 16. Schinkel, 17. Leinen, 18. Ring. N 4 Recht behaupten. Auflöſung des Röſels:„Elfenbein.“ Anders im Hotel: dort verlange man tlaaat und Kirche Der Erzbiſchof über ſeine Romreiſe. Freiburg, 1. Juli. In dem überfüllten Freiburger Münſter ſprach der Herr Erzbiſchof Dr. Gröber über ſeine Eindrücke und Erlebniſſe anläßlich ſeiner Romreiſe. Er führte aus, er habe über das Verhältnis zwiſchen Staat und Kirche feſtgeſtellt, daß Staat und Kirche ver⸗ ſchie dene Bezirke umfaſſen, daß aber die Kirche immer den Staat und die Autorität des Staa⸗ tes geſtützt habe. ö Die katholiſche Kirche habe die Monarchie, die Republit geſtützt, ſie werde auch die heu⸗ tige moderne Staatsform und den Staat der Gegenwart ſtützen. Die katholiſche Kirche liebe das deutſche Volk und Vaterland und be⸗ grüße die feſte Autorität des Staates, der vor allem betonte, daß die Menſchen in chriſt⸗ lichem und ſittlichem Sinne erzogen werden, und der großen Wert lege auf die Heiligkeit der Familie und die Reinheit des Familien⸗ lebens. Der neue Staat könne nur gedeihen, wenn ſeine Autorität von Jedermann geachtet werde und wenn die Träger der Autorität, die von einer höheren Macht eingeſetzt worden ſeien, im Volk volle Anz erkennung finden. Der Herr Erzbiſchof gab dem Wunſche Aus⸗ druck, daß das geſamte deutſche Volk durch die Zucht und dem Willen Aller einer beſſeren Zukunft entgegengehen werden. Nur die Wahrheit, Gerechtigkeit und menſchliche Liebe vermögen Treue und Einigkeit im deutſchen Volle zu erzielen. i Die neu zu beſetzenden Stellen Karlsruhe, 1. Jull. Miniſterpräſident Köh⸗ ler hat eine Bekanntmachung erlaſſen, in der angeordnet wird, daß ſämtliche Landesbehör— den Inbeſchadet der Vorſchriften zugunſten der Wartegeldempfänger und Inhaber von Ver⸗ ſorgungsſcheinen ſowie der Schwerkriegsbeſchä— digten, neu zu beſetzende Stellen von Ange— ſtellten und Arbeitern grundſätzlich nur im Benehmen mit dem örtlich zuſtändigen Arbeits- amt beſetzen dürfen. Von den Vorſchlä— gen des Arbeitsamts iſt, ſoweit es die dienſt⸗ lichen Stellen ermöglichen, in weitgehendem Umfang Gebrauch zu machen. Den Gemeinden und fonſtigen öffentlich-rechtlichen Körperſchaf⸗ ten wird ein entſprechendes Vorgehen hier— mit dringend empfohlen. Aus Vaden Geheime marxiſtiſche Kundgebung.— 28 Verhaftungen. Heidelberg, 1. Juli. Es wurde feſtgeſtellt, daß am 24. Juni abends auf einer Höhe im Walde bei Heidelberg eine Kundgebung ehe— maliger Mitglieder der marxiſtiſch eingeſtellten Freien Turnerſchaft ſtattgefunden hat. Es handelte ſich um eine Art Sonnwendfeier mit Anſprache und einem marxiſtiſchen Treueſchwur der Anweſenden. 30 der Teilnehmer ſind jetzt namentlich feſtgeſtellt und von ihnen ſind ge⸗ ſtern und heute 28 in Schutzhaft genommen worden, unter ihnen auch der Redner der Kundgebung, ein ehemaliger Arbeitsamtsan— geſtellter, der vor kurzem entlaſſen worden War. * Mannheim, 1. Juli.(MannheimsEin⸗ wohnerzahl.) Die Volkszählung hat in Mannheim vorläufig ergeben, daß die Stadt Mannheim einen Einwohnerſtand von 273 300 . hat. Dieſe Zahl drückt lediglich die orksan⸗ weſende Bevöllerung am Zähltag aus und nicht die tatſächliche Wohnbevölkerung, die für die Volkszählung maßgebend iſt. Das endgültige Ergebnis iſt vor Oktober kaum zu erwarten. Mannhein, 1. Juli.(Neueinteilung des Stahlhelms.) Der Stadtkreis Mann⸗ heim des Stahlhelm iſt vom Landkreis Mann⸗ heim abgetrennt und in vier Ortsgruppen un⸗ tergeteilt worden. Die bisherige Ortsgruppe Mannheim wurde damit zum Kreis Groß⸗ Mannheim. Die Fahne der ſeitherigen Orts⸗ gruppe wurde der neuen Ortsgruppe Süd (Lindenhof) übergeben. Die anderen drei Orts⸗ gruppen erhalten neue Fahnen, die dem⸗ nächſt durch Landesführer Dr. Wenzl-Frei⸗ burg geweiht werden. N Maunheim, 1. Juli.(Siedlerhaus in Flammen.) Auf dem der Evangeliſchen Kollektur gehörigen Gelände am ſogenannten Schwarzen Weg iſt aus bisher noch nicht er— mittelter Urſache ein Fedlerhaus in Brand geraten, das zum großen Teil zerſtört wurde. Karlsruhe, 1. Juli.(Berufung.) Reichs⸗ präſident von Hindenburg hat den Fabrikan⸗ ten Robert J. Rees, Mitglied der Handels⸗ kammer Karlsruhe, zum Mitglied des Verwal— tungsrates der Deutſchen Reichspoſt ernannt. Buntes Allerlei Curopäiſche Wörter exoliſcher Herkunft. Es gibt eine ganze Reihe Wörter in den europäiſchen Sprachen, denen man es gar nicht anſieht, daß ſie aus exotiſchen Gegen— den übernommen wurden. Die bekannteſten aus Amerika entlehnten Wörter ſtammen aus Weſtindien. Die Spanier haben den Mais und den Tabak, den Leguan und den Kaiman, das Kanu und die Hängematte in Weſtindien kennengelernt und mit der Sache gleich das Wort exportiert. Der Grkan kommt in ſeiner engliſchen und niederländi— ſchen Form(hurricane, orkaan) aus de Spaniſchen(huruagcan), in ſeiner italien ſchen(urogano) aus dem Franzöſiſchen (ouragan). Für den Vaukahn, das Kanu der wilden Völker, wurde im Deutſchen zu— nächſt das dem Spaniſchen entlehnte Canoa verwendet. Als die franzöſiſche und engliſche Kolonialmacht aufſtieg, kraten die Formen Canot und Canoe dafür ein. Andere dem Frotiſchen entſtammende Wörter ſind: Die Hängematte, die ſpaniſch hamacg heißt, der Tabak(indianiſch tabacos). der Mais(india— niſch mahiz), der Leguan-Baumeidechſe. Ma⸗ hagoni, Rum, Kolibri, Kakao, Schokolade, Tomate, Opoſſum. Wia wap: Der Sommerſchlaf der Tiere. Wie ſich in den nördlicher gelegenen Gegenden viele Tiere beim Herannahen des Winters tief in den Boden eingraben und dort in einen tod⸗ ähnlichen Schlaf oder in einen nur ſelten unterbrochenen Winterſchlaf verfallen, ſo gibt es in ſüdlicher gelegenen Gegenden, beſonders in den Tropen, auch Tiere, Kriechtiere und Fiſche, die während der heißen Jahreszeit einen Sommerſchlaf abhalten. Iſt der Win⸗ terſchlaf in der Erde im Norden ein Schutz— mittel der Tiere gegen die zu große Kälte, ſo iſt der Sommerſchlaf vieler Tiere in den heißen Gegenden ein Schutz gegen den Waſ— ſermangel. Es gibt in Afrika und Südame⸗ rika Fiſche, die ſich im Sommer beim Aus⸗ trocknen des Waſſers eine förmliche Kapſel erzwingen. Jetzt richtete Arthur Karell ſich auf. Er ſchaltete den ſelektriſchen Strom ein, und die kleine Maſchine arbeitete. Das winzige Werk beſaß eine ungeheure Kraft und war auf dem Gebiete moderner Technik einzigartig. Spielend ließ Karell die rieſigen Kräfte ſeiner Erfindung entwickeln. Dabei wanderten ſeine Gedanken zu Lu, und ein wilder Haß ſtand in ſeinen Augen. „Wenn ich ihn vernichten könnte“, murmelte er. Es klopfte behutſam, und ſeine Mutter trat zu ihm ins Zimmer. Er ſtellte den Apparat ab und blickte ihr ent⸗ * U gegen. W»Arthur“, ſagte ſie ſanft,„ich wollte dich nur fragen, chicksalsgewalten ROMAN VON GERT ROTHBERG Copyright by art in Leuc htw anger, Halle(Saale) er ſich. fahren.“ ſtand da in fetten Lettern. jedoch kein Wort heraus. rheiniſchen Geſchichtsſchreibers ob du Luſt hätteſt, mit mir ein wenig auszufahren. nehmen unten ein Auto und laſſen uns ganz langſam fahren. Uns tut beiden friſche Luft not.“ Er nickte, doch Bianke merkte es wohl, daß ſeine Ge— i 8 danken ganz woanders waren. Nach einem Weilchen erhob 144„Wenn es dir recht iſt, Mama, dann können wir jetzt Reveloor atmete auf. Das war der einzige Ausweg. Karell mußte es bei dem einen Male bewenden laſſen. Er mußte den unſeligen Trieb niederkämpfen um Mays willen. Das wollte er ihm morgen abend ſagen. 1. 1* Arthur Karell ſaß zuſammengeſunken an ſeinem Arbeitstiſche. Mit müden Augen ſah er vor ſich hin ins zeere. Seit Lu ihm Mays Bild genommen, ſaß er oft ſo tatenlos da. Er hatte keine Luſt mehr zu ſeiner Arbeit; vor ihm ſtieg in klaren Augenblicken auf, wie unſinnig das ſei, eine Maſchine bauen zu wollen, die einen Menſchen zwingen ſollte, einen anderen Menſchen zu lieben. Die May zwingen ſollte, ihn zu lieben. Aber dann verbohrte ſich ſein krankes Hirn um ſo feſter in die Idee. Dieſer ein⸗ ſame, vor Hunger nach Glück und Liebe halbtolle Menſch wußte ja nicht, welch ein Genie er war, was er der ge⸗ ſamten Menſchheit durch ſeinen genialen Geiſt hätte geben können, wenn er ſich nicht verrannt hätte in den unſeligen Gedanken, die Liebe von ſeines Bruders Frau ſich zu Sie wählten die weniger belebten Straßen. Auf dem großen Platze unweit des Freiheitsdenkmals ſammelten ſich Menſchen vor einer Reklamewand. Das Auto fuhr langſam vorüber. Auf einmal krampfte Bianke Karell ihre Hand in den Arm ihres Sohnes. Mit großen Augen, in denen wildes Entſetzen ſtand, las ſie das Plakat, das die zwei Männer, auf einer Leiter ſtehend, anklebten. „Die große Senſation im Zirkus Rochus. La Roſe, der Mann ohne Nerven, mit ſeinem tollkühnen Todesſprung“, Bianke kämpfte mit einer Ohnmacht. Das war doch Lu! Aber das war ja nicht möglich. Lu wieder im Zirkus? Was ſollte das heißen? Nein, es konnte nicht ſein. Wie käme Lu dazu, jetzt, wo er vor aller Welt das Recht hatte, ſich als Sohn des Grubenkönigs zu bezeichnen und er auch deſſen Erbe war? Jetzt, wo er es nicht mehr nötig hatte, jetzt ſollte Lu im Zirkus auftreten? Unmöglich. Aber wenn es nun doch Wahrheit war? Was hatte ihn dazu getrieben? Wie ein Fieberſchauer ſchüttelte es ſie. Scheu blickte ſie in das Geſicht ihres Sohnes, und da ſah ſie in ſeinen Augen ein Leuchten wilden Triumphes. Er hatte es alſo auch geleſen. Sie wollte etwas ſagen, brachte Ein höhniſches Lächeln lag um Arthur Karells Mund. Vielleicht griff das Schickſal ſelber ein und räumte den Verhaßten aus dem Wege. Nichts war in ſeinem Herzen mehr von der großen, brüderlichen Liebe, die er einſt für Lu gefühlt. Nur Haß, tiefer, grenzenloſer Haß. Und eines ſtand feſt bei ihm: Er mußte den berühmten Todesſprung endlich einmal ſehen. Vielleicht hatte Lu kein Glück gefunden in ſeiner Ehe, und er ſuchte aus dieſem aus Schlamm herſteillen, in die ſie ſich ver⸗ kriechen, und dieſe Kapſel iſt ſo dauerhaft, daß die Fiſche darin auf weite Entfernungen hin verſandt werden können. Andere Fiſche graben ſich beim Herannahen der Trocken⸗ periode tief in den Uferſchlamm der Flüſſe ein und warten dort die Zeit ab, bis wieder Waſ⸗ ſer über ſie hinwegflutet. Uebrigens ſollen auch heimiſche Fiſche in einen derartigen Sommer⸗ ſchlaf verfallen, wenn ſie in der heißen Jah⸗ reszeit das Waſſer entbehren müſſen. ——— Merkwürdigkeiten vom Rhein Das große Stromtal deutſcher Kultur und Geſchichte, in Sagen, beſchwingten Schwän⸗ ken und immer neuen Liedern verklärt bis auf den heutigen Tag, iſt unerſchöpflich in fruchtbaren Ausſtrahlungen auf die Gemü— ter ſeiner begeiſterten Freunde. Aber die Fülle der Landſchaft, die das Leben am Rhein ſo reich und ſprudelnd geſtaltet, ge— fällt ſich auch in Merkwürdigkeiten, denk— würdigen Bildungen, die dem Auge des flüchtigen Wanderers entgehen, die aber doch zuweilen ſo recht eindringlich rheiniſches We— ſen kennzeichnen. Wer kennt das Kirchlein im Ehrental, die luſtigſte Kirche am Strom, denn ſie iſt mit dem Gaſthaus„Zur Traube“ in einem Ge— bäude vereinigt? Noch bis vor einem halben Dutzend Jährlein mußte jeder Kirchgänger die fröhliche Gaſtſtube paſſieren, wenn er ſeiner Chriſtenpflicht genügen wollte. Zwei Welten unter einem Dach, ſymboliſches Zei— chen rheiniſcher Weſensart, die keine Schwere kennt und ſelbſt den Herrgott mit echter rheiniſcher Fröhlichkeit zu verſöhnen weiß. Seit 1926 hat die Kirche einen beſonderen Eingang— die Grenzen ſind wieder ſtraff gezogen, die beim Klirren der Weingläſer doch etwas ſtark zu verwiſchen drohten. Seltſame Bildungen zeigen die felſigen Schroffen der Rheinhöhen, am bekannteſten die„betende Nonne“ oberhalb Bad Salzig. Ein merkwürdiges Spiel der Natur, das hier einen Felsvorſprung in der ſcharf umriſſe— nen Geſtalt einer Nonne formt, die mit eng anliegender Haube und fattenreichem Ge⸗ wand den Hang hinanzuſchreiten ſcheint. Ebenſo eigenartig iſt der Roßkopf in einer Felswand gegenüber von Oberweſel. Mit einer erſtaunlichen Natürlichkeit zeichnet die Felsbildung den Kopf unſeres edelſten Tie— res mit fliegender Mähne und hochgezogenen Nüſtern nach. Nicht weit davon, in derſelben Gebirgswand, begenet der Wanderer einer weiteren Felsbildung, die in ihrer merkwür— digen weiblichen Form mit Haarſchleife und Mieder das Schwarzwaldmädel genannt wird. Selbſt dem Dichterfürſten Schiller hat der Rhein ein Denkmal geſetzt, denn aus den Trümmern der Burg Fürſtenberg ha! die Zeit einen Ueberreſt in der Geſtalt des Dichters in langem Mantel mit wehenden Locken gekormt. Ein rührender Zug von unverlöſchlicher Liebe zum ſchönſten Strom der deutſchen Heimaterde offenbart ſich in der Geſchichte vom eingemauerten Herzen im Rhein. Am Rüdesheimerberg, ein paar Schritte von der alten Zollmauer rheinaufwärts, ragt aus dem Strom der graue Kamm eines Quarz— felſens, der große Mühlſtein, in dem aus Flacheiſen ein kleines Kreuz eingelaſſen iſt. Hier ruht das Herz eines Mannes, der den Rhein bis über den Tod hinaus liebte, des Voat. Kurz Wir Zimmer. Die Nacht Aus dem Walde tritt die Nacht. An den Bäumen ſchleicht ſie leiſe, Schaut ſich um im weiten Kreiſe, Nun gib acht! Alle Lichter dieſer Welt, Alle Blumen, alle Farben Löſcht ſie aus und ſtiehlt die Garben Weg vom Feld. Alles nimmt ſie was nur hold, Nimmt das Silber weg des Stromes, Nimmt vom Kupferdach des Domes Weg das Gold. Ausgeplündert ſteht der Strauch: Rücke näher, Seel an Seele. Oh, die Nacht! Mir bangt, ſie ſtehle dich mir auch. Hermann von Gilm. SO SS SSS SSS SSS vor ſeinem Tode beſtimmte der ausgezeich— nete Kenner des Rheins und begeiſterte Freund ſeiner perlenden Weine, daß ſeine Gebeine unter den Rebſtöcken der Wein⸗ berge beſtattet würden, ſein Herz aber ſollte für immer mit dem geliebten Strome ver— einigt ſein. — 2 Die geheimnisvolle Oaſe Tief im Innern der Lybiſchen Wüſte liegt eine geheimnisvolle Oaſe, von der ſchon Herodot zu berichten wußte. Man nennt ſie die verlorene Oaſe von Zerzura und erzählt von fabelhaften Schätzen, die ſie bergen ſoll. Sie iſt noch von keines Europäers Fuß be⸗ treten worden. Zum erſten Male wurde ſie von Sir Robert Clayton Eaſt-Clayton ge⸗ ſichtet, der ſie im Vorjahre vom Flugzeug aus entdeckt haben will. Er brachte von ſei⸗ nem Flug auch eine ausführliche Beſchrei⸗ bung ihrer Pracht, aber alle Verſuche, die Stelle im Kraftwagen wiederzufinden, wa— ren zum Scheitern verurteilt. Auf einer die⸗ ſer Expeditionsreiſen erkrankte Sir Robert; er mußte ſich nach England zurückbegeben, wo er bald darauf ſtarb. Jetzt iſt ſeine Witwe in Begleitung des Lieutenant⸗-Commanders Roundell in einem kleinen zweiſitzigen Sportflugzeug von Kairo aus nach der Lybiſchen Wüſte aufgebrochen, um die geheimnisvolle Oaſe aufzuſpüren. Die Expedition, ſo beſchwerlich ſie auch ſein mag, kann reiche Früchte tragen, wenn die Erzählungen zutreffen ſollten, die ſeit Jahr⸗ hunderten über dieſe Oaſe verbreitet werden. In einer arabiſchen Handſchrift aus dem 15. Jahrhundert heißt es, Zerzura ſei voll von Palmen, Weinſtöcken und zahlloſen Quellen. In ihrer Mitte liege eine mauer⸗ umgürtete Stadt, Zerzura genannt, ganz aus weißem Marmor erbaut. Die Bevölke⸗ rung habe ſie verlaſſen, aber überall befän⸗ den ſich reiche Schätze, Gold und wertvolle Edelſteine, Schmuck und Juwelen, die des Entdeckers harrten. Zahlloſe Forſcher haben ſich bereits ver⸗ geblich bemüht, zu dieſer Schatzkammer zu gelangen. Der letzte war Major H. A. Bag⸗ nold, der 1930 eine Expedition ausrüſtete, jedoch erfolglos heimkehren mußte. Grunde den Zirkus wieder auf. Die Gedanken jagten ſich hinter der Stirn Arthur Karells. ö Bianke aber dachte, daß es keinen anderen Weg für ſie geben konnte, als zu Lu zu gehen. Er ſollte ihr ſagen, was ſein wahnwitziges Vorhaben zu bedeuten hatte. — Bianke ſtockte der Atem— war ſein Glück ſo ſchnell ſchon zuſammengebrochen? Schweigend verlief die Fahrt. Arthur Karell ſaß ver⸗ biſſen in ſeiner Ecke; und Biankes Herz hämmerte in angſtvollen Schlägen gegen die Bruſt. Zu Hauſe angekommen, verabſchiedete ſich Arthur mit kurzem Händedruck von ſeiner Mutter und ging in ſein Bianke wußte, jetzt würde dort drüben noch ſtundenlang dieſes fruchtloſe Arbeiten und zermürbende, quälende Grübeln ſein. Bianke Karell blieb im Dunkeln ſitzen. Doch aus allen Ecken grinſten ſie die Worte an: 4 „La Roſe, der Mann ohne Nerven, mit ſeinem be⸗ rühmten Todesſprung.“ 5 e ee Und Bianke Karell ſchlug beide Hände vor das Geſicht und weinte bitterlich. 8 7 Oder 908 0 . 3 Zirkus Rochus war zwei Stunden vor der Vorſtellung; ausverkauft. Mit ſeinem Reklamechef lief der Direktor den langen Gang hinunter. Trotz der Aufregung lag ein ver⸗ gnügtes Schmunzeln auf ſeinem Geſicht. Seine Erwar⸗ tungen waren noch weit übertroffen. Die beiden Herren öffneten die Tür, die zu der für La Roſe beſtimmten;, Garderobe führte. Der Direktor prüfte mit kritiſchem Blick die Einrichtung. Er atmete auf. Gott ſei Dank! Seine Beſehle waren alle richtig verſtanden und genau ausgeführt worden. Die Garderobe konnte ſich ſehen laſſen. Der verwöhnte Mann ſollte nichts auszuſetzen haben; hierein hatte Direktor Rochus ſeinen Stolz geſetzt. Liebkoſend fuhr ſeine Hand über den weichen Samt der Chaiſelongue. Ein weicher Seſſel ſtand vor dem Toilettentiſch. Ein echter Teppich dämpfte jeden Schritt, und auf dem ovalen Tiſch mit dern koſtbaren chineſiſchen Decke ſtanden in einer hohen Vase 0 herrliche roſa Chryfanthemn. ö ortſetzung folgt.) Aus ber Heimat Gedenktage 1. Juli. 1646 Der Philoſoph Gottfried von Leibnitz in Leipzig geboren. 1881 Der Philoſoph Hermann Lotze in Ber⸗ lin geſtorben. f Prot. und kath.: Theobald Sonnenaufg. 3.41 Sonnenunterg. 20.27 Mondaufg. 13.14 Mondunterg. 23.31 2. Ju li. „ 1714 Der Komponiſt Chriſtoph Wilibald Rit⸗ ter v. Gluck auf Weidenwang geboren. 1724 Der Dichter Friedrich Gottlieb Klopſtock in Quedlingburg geboren. Prot. und kath.: Mariä Heimſuchung Sonnenaufg. 3.42 Sonnenunterg. 20.26 Mondaufg. 14.41 Mondunterg. 23.46 * Fürchte nichts und niemanden. Das Teuerſte in dir kann durch nichts und nie— manden Schaden leiden. Leo Tolſtoi. gonntagsgedanlen Unſerer irdiſchen Sehnſucht iſt von Gott ein überirdiſches Ziel geſteckt. Nicht glücklich, ſelig ſoll der Menſch werden; die Seligkeit iſt des Menſchen ewige Beſtimmung. Das iſt Gottes Plan, uns zur Seligkeit zu führen und dieſen Plan will Gott auf vielerlei Weiſe verwirklichen. Mannigfach ſind ſeine Wege, die er uns Menſchen zu ſeinem letzten Ziele führt und alles muß ihm dazu helfen. Alle Dinge ſollen uns dabei zum Beſten dienen, Freude wie Leid.„Wir wiſſen, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Beſten dienen, denen, die nach dem Vorſatz berufen ſind!“ So ſpricht der heilige Paulus und aus ſeinen Worten wiſſen wir, daß alles, was uns Men— ſchen widerfährt, auch das allerſchwerſte Elend, auch die allerdrückendſte Not, einen Sinn ha— ben, den, uns zur Seligkeit zu dienen. Der heilige Paulus war eine Kämpfer— natur. Er war ſtark und in ſich gefeſtigt. Er wußte ſeinen Weg und kannte ſein ewiges Ziel. Ihm konnten die irdiſchen Ereigniſſe nichts anhaben, er war ihr Meiſter. Er kannte keine Furcht, er war nicht ſchickſal— gebunden. Er vertraute der ewigen Güte Got— tes und glaubte nicht an einen Zufall, ſon— dern vertraute der Vorſehung. Wir Menſchen kennen die Furcht, wir ſind leicht verzagt und hadern mit dem Geſchick, das uns auferlegt iſt. Wenn wir wirklich feſt im Glauben wären, ſo wie der heilige Paulus es war, wüßten wir, daß alles uns von Gott geſchickt iſt und würden ihm rück— haltlos und mit ganzer Seele vertrauen. Denn nicht was uns trifft, entſcheidet unſer Ge— ſchick, ſondern wie es uns trifft. Alles was Gott uns ſchickt dient ſeinem letzten Ziele, auch wenn der Weg dorthin weit und hart und ſchwer iſt. Die ewige Seligkeit will er— arbeitet und erkämpft ſein. Auf uns Men⸗ ſchen kommt es an, daß wir Menſchen Got— tes werden. Sein Wille iſt unſer Geſchick und denen, die ſich ſeinem Willen unterwer— fen, wird alles zum Beſten dienen. * Allerlei vom Juli Mit dem Eintritt des Juli findet die erſte Jahreshälfte ihren Abſchluß und das Jahr bewegt ſich damit auf dem abſteigenden Aſt. Im alten Rom nahm der Juli nach damaliger Zeitrechnung, die den März als den erſten Monat nannte, die fünfte Stelle ein. Der Juli war der Quintilius. Seit dem Jahre 45 nach Chriſtus wird der Monat Juli nach Julius Cäſar, deſſen Geburtstag in den Quin⸗ tilius fällt, Julius oder kurz Juli genannt. Nach einer anderen Verſion ſteht der Juli wie das Jul-Feſt der nordiſchen Völker mit der Sonnenwende in Zuſammenhang. Unter ſeinen 31 Tagen führt der Juli als Lostage Mariä Heimſuchung am 7., den Sie— ben⸗Brüdertag am 10., den St. Margareten⸗ tag am 13. und den Jakobstag am 25. Juli. In den Monat fallen verſchiedene Patronats⸗ tage: am 4. Juli Ulrich, Patron der Diözeſe Augsburg, am 7. Juli Willibald, Patron des Bistums Eichſtätt, am 8. Juli Kilian, Patron des Bistums Würzburg, und am 15. Juli Heinrich, Patron des Erzbistums Bam⸗ berg. a N Die Hundstage beginnen am 23. Juli. Für den Landmann iſt der Juli ein Arbeitsmonat erſten Ranegs. Um zur Getreideernte voll⸗ ſtändig gerüſtet zu ſein, trachtet man alle übri— gen Feldarbeiten zu Ende zu bringen. Die Wander⸗ und Reiſeluſt erreicht im Juli ihren Höhepunkt. Uralt iſt den Deutſchen dieſe Luſt eingegeben. Mit dem Beginn der Schulferien werden Tauſende von den been⸗ genden Kleidern und den dumpfen Stadt⸗ mauern ſich loslöſen, um draußen in der freien Natur wieder Körper und Geiſt zu erholen. Ja, es iſt doch immer ſo am ſchönſten geweſen: Irgendwo in einem Felde liegen, ganz allein, das Annen der Saaten neben ſich, weit, weit entfernt vom Alltag und nichts anderes zu wiſſen, als daß hier Ruhe und Himmel iſt. Und von der Welt und von ihrem Getriebe nichts mehr hoͤren müſſen als 0 verhallenden Glockenton eines ſernen Kirch⸗ eins i Die Mitgliederzahlen des Deutſchen Handlungsgehilfen verbandes. Der DHB. der Berufsverband der deutſchen Kaufmannsgehil⸗ fen in der Angeſtelltenſäule der Deutſchen Ar⸗ beitsfront wird vom 1. 7. 33 ab rund 650 000 männliche Kaufmannsgehilfen und Lehrlinge zählen. Davon ſtammen in runden Zahlen: 405 000 aus dem DH V., 150 000 aus dem GdA., 50 000 aus dem 3d A., 30 000 aus dem Deutſchen Bankbeamken⸗Verein, 10 000 aus dem Allg. Verband der Verſicherungs⸗ angeſtellten, 4000 aus dem Verband junger Drogiſten, 10000 aus verſchiedenen kleineren Verbänden. Die Jugendabteilung des DHV. wird ungefähr 85000 Mitglieder zählen. Wettervorherſage: Wechſelnd wolkig, gewittrig, Regen, mäßig warm. Kennzeichnungszwang für Margarine und Kunſtfett Das preußiſche Innenminiſterium hat ge⸗ meinſam mit dem Landwirtſchaftsminiſterium und dem Miniſterium für Wirtſchaft und Ar⸗ beit eine Durchführungsverordnung zu den neuen Beſtimmungen über den Verkehr mit Erzeugniſſen der Margarine-Fabriken und Oel— mühlen erlaſſen, die ſo oder ähnlich wohl bald für das ganze Reich Gültigkeit be⸗ kommen dürfte. In der Verordnung wird betont, daß ge— mäß der neuen Beſtimmungen Gaſt⸗ und Schankwirtſchaften, Speiſewirkſchaften, Bäcker, Konditoren und andere Kleinhandelsfirmen, die Lebensmittel feilhalten, die unter Verwen— dung von Margarine uſw. hergeſtellt ſind, dies durch velonoeren Aushang kennt⸗ lich machen müſſen. Zur Durchführung dieſer Anweiſung wird beſtimmt, daß deklarations⸗ pflichtig vor allem Hotels, Reſtaurants, Pen⸗ ſionen, Privatmittagstiſche, Bahnhofreſtau⸗ rants, Speiſewagen und Schiffsreſtaurants, ferner Bäcker und Konditoren und ſolche Be⸗ triebe ſind, die Back- und Konditorwaren nicht ſelbſt herſtellen, ſondern beziehen und im Einzelhandel abſetzen. Der Zwang zur Kennzeichnung von Margarine, Kunſtfetten uſw. bezieht ſich auf ſämtliche Lebensmittel mit Ausnahme von Dauerwaren, wie z. B. Konſerven, Dauer⸗ fleiſchwaren und Dauerbackwaren. In größeren Gaſtwirtſchaften uſw. ſind die Aushänge in ſolcher Zahl anzubringen, daß ſie für jeden Gaſt von jedem Platz aus deutlich ſichtbar ſind. Die Polizeibehörden ſind er⸗ ſucht worden, hiernach alsbald das Weitere zu veranlaſſen. Dazu werde in erſter Linie erforderlich ſein, ſobald wie möglich bei den betreffenden Betrieben durch Stichproben feſt⸗ ſtellen zu laſſen, ob die Vorſchriften beach— tet werden. den Ehemann erſchoſſen f Oberſtein(Nahe), 1. Juli. Mit mehreren Schußwunden, die nach kur⸗ zer Zeit den Tod herbeiführten, iſt Tiefbau⸗ unternehmer Braun in Weierbach in ſeiner Wohnung aufgefunden worden. Die Ehefrau ſoll die Schüſſe wegen Familienſtreitigkeiten auf ihren Mann abgegeben haben. Die Un⸗ terſuchung iſt im Gange. Aus dem Vilderbuch des Lebens Verſchuldetes oder unverſchuldetes Unglück— Brigitte verſöhnt den Großzvapa— Ankurbelung des Glücks— Das Eheverſprechen Wir Menſchen ſtolpern manchmal in unſer Unglück, und wenn die Recht haben, die das Verlieben ein Unglück nennen, dann müßten ſie eigentlich mit einer Vertragsklauſel ſehr einverſtanden ſein, die ſich in dem Vertrag befindet, den ein großes Kurhaus in einem franzöſiſchen Seebad mit ſeinen Angeſtellten geſchloſſen hat. Die Muſiker, Tänzer und die anderen Angeſtellten dieſes Kurhauſes dür— fen nach dieſem Vertrag„keine ſichtbharen Beziehungen zu Mitangeſtellten des anderen Geſchlechts haben“. Jede Verletzung dieſer Klauſel, ob nun innerhalb der Räumlöchke! ten des Kurhauſes oder außerhalb, ſoll als Vertragsbruch gelten und ein Grund ſein für friſt- und entſchädigungsloſe Entlaſſung. Als nun einem Angeſtellten das„ünglück“ paſſierte, ſich in eine Mitangeſtellte zu ver⸗ lieben und beide nun friſt- und entſchädi⸗ gungslos entlaſſen werden ſollten, hat die franzöſiſche Angeſtelltenvereinigung, der die beiden angehörten, die ominöſe Vertrags- klauſel bei dem Arbeitsgericht angefochten. Es wird erklärt, die Klauſel ſei eine Ner⸗ letzung des Rechtes der perſönlichen Frei— heit, und das wird damit begründet, daß das Sichverlieben zu den unvermebbllichen Zwiſchenfällen des menſchlichen Lebens ge— höre und wie jedes andere„unverſchuldete Unglück“ behandelt werden müſſe. Das Pa— riſer Arbeitsgericht iſt ſo in der ſchwierigen Lage, zu entſcheiden, ob der Menſch es ver— meiden kann, ſich zu verlieben, oder ob das Sichverlieben ein verſchuldetes oder ein un— verſchuldetes Unglück iſt. Es iſt nur gut, daß manchmal die Zeit über das Ja oder Nein dieſer Frage hinweg hilft. Als der Prinz Lennart, der Enkel des Königs von Schweden, ſich in eine bürger— liche Stockholmerin verliebte, mag ihm das ein Glück geweſen ſein, nach den Geſetzen des königlich-ſchwediſchen Hauſes Bernadotte der Preußiſch⸗Süddeutſchen ſollen billiger werden. Alſo auch für den klei⸗ ö war es ein Ungluct, und der Prinz mußte auf Würden und Rechte verzichten und war nur ein einfacher Leutnant Lennart Berna— dotte. Nun, mit der Zeit hat ſich mancherlei eingerenkt. Der Herr und die Frau Leutnant bekamen ein Kind, das war die Tochter des Herrn und der Frau Leutnant Bernadotte, aber es war auch gleichzeitig die Urenkelin des Königs von Schweden. Den Reizen eines Urenkels widerſteht nur ſelten ein Urgroß— papa. Auch der König ließ ſich verſöhnen, und er dokumentierte das damit, daß er bei der Taufe des jüngſten Sprößlings des Hau— ſes Bernadotte Pate ſtand. Das Kind erhielt den Namen Brigitte und hat vorerſt noch keine Ahnung davon, daß es ein bißchen Un⸗ glück in ein bißchen Glück verwandelt hat. Da wir gerade beim Glück ſind: Die Loſe Klaſſenlotterie nen Mann iſt die Möglichkeit vergrößert, ſein Glück etwas anzukurbeln. Drei Mark für ein Achtellos und dann 10000 Mark Ge⸗ winn, das wäre doch eine Sache. Aber die Fantaſie geht noch weiter. Das Lotterie— ſpielen ſoll zu einem Volksfeſt werden. Jedes zweite Los ſoll gewinnen, und damit hätte jeder Lotterieſpieler die 50prozentige Hoff⸗ nung, mit einem Treffer herauszukommen. Dazu wäre freilich nötig, daß die mittleren und kleinen Treffer auf Koſten der ganz gro— ßen vermehrt würden. Es wäre ja ganz ſchön, nach dem bisherigen Gewinnplan bei einem Achtellos mit 5000 Mark herauszu— kommen. Aber wer kommt ſchon damit heraus? Das große Los gewinnen, das iſt gerade ſo ein Glück, wie heutzutage eine or— dentliche und ſichere Stellung haben oder ein autgehendes Geſchäft. Aber wenn die 50 000 Mark in fünf mal 10 000 Mark zerlegt wür⸗ den, oder auch nur in zwanzigmal 5000 Mk., wäre man dem Glück doch ſchon ein gan⸗ Deutſche bei der Ungarn fahrt. An der ſoeben in Budapeſt geſtarteten Radfernfahrt„Rund um Ungarn“ beteiligt ſich auch eine deutſche Mannſchaſt, die ſich aus den Fahrern Albrecht(links). Stach(Mitte) und Händel(rechts) zuſammenſetzt. Außerdem vertreten die deutſchen Farben die Amateure Paulus, Klötzer und Mlin⸗ zer. Auf der erſten Etappe, die der Schweiger Stettler ge wann, belegte Händel den zweiten Platz. zes Stück näher. Und womög für einen Taler. Das lohnte, da könnte man mal was riskieren und 5000 Mark oder gar 10 000 Mark auf einen Schlag, dicht beiein⸗ ander, in ſauberen Scheinen(und wenn ſie ein bißchen dreckig wären, das ſchaget donn auch nichts), glatte Sache! Aber oorläufig ſind das alles nur noch Einbildungen. das Achtel koſtet immer noch 5 Mark, und das große Los iſt genau ſo ſelten, wie alles Glück. Der eine verſucht ſein Glück in einem Lotterielos, der andere mit etwas anderem, und auf ganz ſonderbare Weiſe hat es ein junges Mädchen in England verſucht. Das ſaß als kleines Kind oft in einer Konditorei, in der auch der Bürgermeiſter des Ortes zu verkehren pflegte. Das war damals ein Mann in den ſogenannten beſten Jahren (die ja nicht gerade mehr die guten zu ſein pflegen). Dieſer Bürgermeiſter hatte Freude an dem klugen und netten kleinen Mädchen, er unterhielt ſich gerne mit ihm und ver⸗ ſprach ihm, wenn es einmal groß ſein werde, werde er es heiraten. Dann vergingen etwas mehr als ein Dutzend Jahre und der Bür⸗ germeiſter, der im Laufe dieſer Jahre aus den beſten in noch beſſere Jahre gekommen war, war ſehr erſtaunt, als eines Tages eine 20jährige junge Dame bei ihm erſchien und ihn an ſein„Eheverſprechen“ erinnerte. Erſt erſchrak der gute alte Herr, dann aber zeigte er ſich der Situation gewachſen und ſagte galant:„Da ich Sie nun vor mir ſehe, weiß ich, daß mein Verſprechen damals tat⸗ ſächlich ernſt gemeint war.“ Und aus dem Herrn in den beſſeren Jahren und der jun⸗ gen Dame wurde ein Ehepaar, das neugie⸗ rigen Reportern gegenüber von ſich behaup⸗ tet, es ſei höchſt glücklich. Hans Dampf. Politisches Allerlei Berlin. Der Reichspropagandaminiſter hat eine Verordnung erlaſſen, die die Voraus⸗ ſetzungen für die Einfuhr ausländiſcher Bild⸗ ſtreifen und für die Anerkennung deutſcher Bildſtreifen regelt. Berlin. Das Direktorium der Reichsverſiche⸗ rungsanſtalt für Angeſtellte hat beſchioſſen, den Zinsſatz für langfriſtige Darlehen don 6 auf 5,5 Prozent herabzuſetzen. Berlin. Der Reichskanzler hat den Reichs⸗ miniſter a. D. Dr. Hugenberg nunmehr auch von ſeinem Amte als Kommiſſar des Reiches für das preußiſche Miniſterium für Land⸗ wirtſchaft, Domänen und Forſten und gas preußiſche Miniſterium für Wirtſchaft und Arbeit entbunden. Luſtige Etke Der bekannte Herr. Im„Tageblatt“ ſtand folgende Notiz:„Der be⸗ und erkannte Herr, der mir geſtern meine Brieftaſche aus meinem Mantel nahm, wird erſucht, ſie ſofort im Lokal wieder abzugeben, andernfalls Anzeige erfolgt.“ Am folgenden Tage war zu leſen:„Bitte holen Sie ſie von mir ab. Ich habe es aus Verſehen getan.“ Darauf las man:„Ich weiß Ihre fetzige Wohnung nicht. Bitte um nähere Angabe.“ And darauf:„Ich habe ſeit zehn Jahren immer noch dieſelbe Wohnung. Ich erwarte Sie.“ (Aus der„Hamburger Illuſtrierten). 4 5 Verkaufskunſt. 25 Vertreter ziehen jeden Morgen hinaus und klingeln von Haus zu Haus. Sie wollen Kleiderſtoffe verkaufen. Abends werden dann die Erfahrungen ausgetauſcht. Eines Tages ſagt der Inhaber:„Mein lieber Müller, wie bringen Sie es nur fertig, daß Ihre Umfätze um rund 20 Prozent höher als die der anderen Herren liegen?“„Ganz einfach“, ſagt Müller, „das lommt von den erſten ſieben Worten meines Verkaufsgeſpräches“—„Und was ſind das für Worte?“—„Fräulein, kaun ich Ihre Frau Mutter ſprechen?“ * Ein Unterſchied. „Betty, ſagteſt du nicht, daß er nicht meiß, wie man küßt!“ „Nein, ich ſagte, daß er nicht wußte, wie man küßt!“ i„Tit⸗Bits“ * Wie meint er es. „Meine Frau hat den ganzen Tag noch, kein Wort mit mir geſprochen, obwohl heute mein Geburtstag iſt!“ 5 „Ich gratuliere!“ N en Aus der Welt des Wiſtens Wenn die deutſchen Landwirte für den Liter Milch 1 Pfennig mehr bekommen, ſo macht das im Jahr etwa 240 Millionen Mart aus; das wäre rund ein Drittel der geſamten Zin⸗ ſenlaſt der deutſchen Landwirtſchaft. Deutſchland hatte im Jahre 1932 mit 1671 Geburten auf 1000 Einwohner nächſt Schwe⸗ den die niedrigſte europäiſche Geburtenziffer, iſt alſo auch unter Frankreich, das noch 17/2 Geburten auf 1000 Lebende aufweiſt, ge⸗ ſunken. 1 i In Deutſchland wurden im Jahre 1930 zehn Milliarden Mark für Bekleidung aus⸗ gegeben. Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei dem ſchmerzlichen Verluſte meines lieben, unvergeßlichen Gatten, unſeres herzensguten Vaters, Großvaters, Schwiegervaters, Bruders, Schwagers und Onkels, neren Peter Beikert 1. ferner für das zahlreiche Geleite zur letzten Ruheſtätte und für die vielen Kranz⸗ u. Blumenſpenden ſagen wir hierdurch innigen Dank Insbeſondere danken wir recht herzlich der Hochw. Geiſt⸗ lichkeit für den ſo troſtreichen Beiſtand, den ehrw. barmherzigen Schweſtern für die liebevolle Pflege, dem Polier⸗, Werk⸗ und Schachtmeiſterbund für die erwieſene letzte Ehre und Kranz— niederlegung ſowie den Stiftern von Seelenmeſſen. Viernheim, den 1. Juli 1933. Die trauernden Hinterbliebenen. 6—.———.—.—.— Hllen denjenigen, weldie uns anldhlid unserer Ve F- mdhlung mit Glucbunscien und Gesdienhen bedudifen, sagen bir hierdurch Hetlidien Dank. Dienheim, den J. Juli 1933. Christian Hdler und Frau Maria geb. Fischer. K Mitteilungen der N. S. D. A. P. Die Ortsgruppenleitung gibt bekannt: Die Geſchäftsſtelle der Partei iſt offen täglich von 7—9 Uhr abends. In der Zeit ſind die Dienſtgeſchäfte abzuwickeln. Anträge und Mitteilungen ſind möglichſt ſchriftlich feſt⸗ zulegen, damit keine längere mündliche Verhand⸗ lung notwendig iſt. Der Ortsgruppenleiter iſt nur auf der Geſchäftsſtelle zu den Dienſtſtunden zu ſprechen. Er verbittet ſich Beſuche in ſeiner Privatwohnung. Samstags iſt die Geſchäfts⸗ ſtelle geſchloſſen. Parteiangehörige und Andere, die mit der Ortsgruppenleitung zu tun haben, wollen Vor⸗ ſtehendes beachten. N. S. D. A. P. Ortsgruppe Viernheim gez. Franzke, Ogruf. D. J. K. Viernheim Sonntag, den 2. Juli: Kothiltespiele auf dem I I. K.-Stadion 1 y Fußball— 3 ½ Uhr— Platz 1. Viernheim 1. gegen Roxheim 1.(Meiſter der Vorderpfalz) — Handball— Viernheim 1.— Heidelberg ⸗ Ziegelhauſen 1. 2½ Uhr. Viernheim 2.— Ziegelhauſen 2. Fußball— Platz 3 Viernheim 2.— Roxheim 2. 2 Uhr Viernheim Jug.— Seckenheim Jug. 3/ Uhr Wir laden zu recht zahlreichem Beſuche obiger Spiele freundlichſt ein und bitten alle Sport- freunde Viernheims dieſes edle Hilfswerk gefl. zu unterſtützen.(Einheits⸗Eintrittspreis 30 4) Die Sportleitung. In Mannheim⸗Waldhof am Samstag(1. Juli) Handball: Waldhof 1.— 1. M. 5 Uhr Fußball: Waldhof 1.— 1. M. 6 Uhr Abfahrt der beiden Mannſchaften einſchl. Be⸗ gleiter punkt 4 Uhr ab Dreſchhalle am Sand- höferweg per Rad. Es mögen ſich recht viele Jugendkraftler einfinden. D. O. 1½/½ Uhr Hünslige auswahl! Eine Anzahl geſpiel⸗ ter ſehr gut erhaltener Pianos darunter 1. Marken billig zu verkaufen. Heckel, Pianolager Mannheim 0 3, 10 Kunſtſtraße denen man ihren inneren Wert ansieht; Schohe, die der Fuß nicht spört. Sie vereinigen in sich Bequemlichkeit u. Eleganz Frau Jakob Hook Wu,. Sohuh geschäft Lampertheimerstr. I. Leistungsfähige Wäscherei vergibt Für Ladenbesitzer geeigneten Nebenverdienst. Gefl. Offerten unter FT 85 an die Geschäftsstelle ds. Blattes. add Auddaaddttuadnagaunddtadtddnadadaunudmddgthdn ace Argenld F Old- Plate Sorte Spezial ca. 19 Sch. 952 1.35 6½ 8949—. 85 Apenta-üelnorn Flaten 27 Sch. lichthoffrei orthoſchromatiſch 9 2.45 6½ 9 1.60 28 Sch. 9812 2.— 6½ 9 1.60 Rollfilme, verbeſſerte Qualität (Spezial) 23—24 Sch. 8 Aufnahmen 803 Höchſtempfindl ca. 25 Sch. 8„ nur 1.20 646 la 12 Aufnahmen nur J.— Filmpack, Papiere, von niedr. Spezialſorte bis zur erſten Marken-Qualität für jeden Lichtbildner das paſſende vorrätig. Pholo I. Wiakanbacn Ir. Horſt Weſſelſtraße 7 Aud Illnnnnnentnnmtnnntennnnnnaannmtnmnannintnnnniniunmnnmnuutnu nut — 0 aaggagggaaggagggagggaggagggggagaagaagaggaagaaggagaggaggaggagcaggaggaadaagaamag Die Leinziger Messe hat eine starke Erhöhung der Möbelpreise gebracht Faſt neue Häckſel⸗ maſchine billig zu verkaufen. agg Möbelfabrik Heck. Mes! NQ Vortellhafter Holzkauf und güastige Anbeilts bedingungen ermöglichen mir es, dieser Preissteigerung die Spitze zu bieten. Schlemmer bananen 209.-Ufl. naturlaslert, auch Lack, in allen Farben. Prelse nach Größe und Ausführung. Eine Lagerbesichtigung lohnt sich, Jahnſtraße 8 Ju Veraulen ſchwere, hochträchtige (Schwarzſcheck) ſowie ein zweijähriger Oldenburger Fuchs⸗ Wallach dohann Scheuermann 9. Birkenau Tel. 2527 5600000000 Derain den Hundelreunde Morgen Sonntag Nachmittag ab 2 Uhr hält die Ortsgruppe für Deutſche Schäferhunde auf dem Dreſſurplatz, Kirſchenwäldchen, eine— Zucht- und Schutz- Hundeprüfung ab.— Nach der Prüfung Bekanntgabe des Reſultats und Preisverteilung. Un- ſere Mitglieder, ſowie Sportsfreunde mit Angehörigen laden wir zu dieſer Veran— ſtaltung recht herzlich ein Der Vorstand. ccccoococecg 8888800808888 8808080800808 Amicitia 09 E. V. V'heim. U V Sportplatz im Wald mit 0 J Reſt.„Zur Waldſchenke“ Abfahrt der Liga iſt um 5 Uhr per Auto ab Lokal. Samstag, den 1. Juli 33, abends 8 Uhr in Schifferſtadt: V. f. K. Schifferſtadt— Amieitia 09 1. Ringerſtaffeln. Abfahrt per Auto erſt um 7 Uhr ab Lokal. Sonntag, den 2. Juli vormittags 11 Uhr auf dem Waldſportplatz: Sp. Vgg. Sandhofen Amieitia 09 1 Handballmannſchaften. Sonntag vormittag 8 Uhr: Abmarſch zum Gepäckmarſch. Jeder Jugendliche muß daran teilnehmen. 10 Pfd. Belaſtung iſt im Ruck— ſack mitzubringen. Montag abend in Mannheim: Pflichtſitzung der Schiedsrichter. Der Vorſtand. 65 Uisitkarten in ſchönſter Auswahl, mit modernem Schriftaufdruck, liefert ſchnell, ſauber und billigſt Druckerei Uiernheimer Anzeiger 7 Telefon 117 Adolf Hitlerſtraße 86 2 4 9,0% Hergesſeſft in Deutschlands grösster Eyntemaschinenfabrih in Neuss d/ Rhein jean Wunderle Lanumaschinen: Mernheim Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder ⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Kaninchen und Geflügelzuchtverein 1916. Sams- tag, den 1. Juli, abends 9 Uhr, bei Mit⸗ glied Johann Lanz Gaſthaus„Zum Reingold“ außerordentliche Mitglieder⸗Verſammlung, be- treffs Gleichſchaltung. Die Mitglieder werden gebeten, zahlreich zu erſcheinen, beſonders Die— jenigen, welche am Klee(Wieſenweg) beteiligt ſind. Auch können Tiere zur Tiſchbewertung mitgebracht werden. 8 Uhr Vorſtands⸗ Sitzung. Der Vorſtand. Sänger⸗Einheit. Heute abend 9 Uhr dringende Vorſtandsſitzung im Lokal. Die Kegelfreunde treffen ſich ebenfalls um 9 Uhr. Montag abend 8½ Uhr Singſtunde. Um pünktliches und vollzähliges Erſcheinen wird gebeten. Der Vorſtand. Turnverein von 1893. Am Sonntag, den 2. Juli, nachmittags ¼2 Uhr Freundſchaftsſpiel der Handballjugend auf Platz 1: Tv. Viern⸗ heim 1. Jugend— Tv. Weinheim Jugend. Die Leitung. Krieger⸗ und Soldatenverein„Teutonia“. Schützenabteilung. Morgen Sonntag ½2 Uhr beginnen in Weinheim und Laudenbach die Gauſchießen. Den Mitgliedern iſt es freige- geſtellt, ſich hieran zu beteiligen. Abfahrt nach Vereinbarung. Der Schießbetrieb auf unſerem Stande beginnt um 3 Uhr. Für kommenden Sonntag ſollen für das Freiſchießen in Weinheim eine Jung- u. Altmannſchaft ge— ſtellt werden. Uebungsſchießen hierzu morgen Sonntag auf unſerem Stande. Eine weitere Uebungsſtunde wird im Laufe der Woche ein— gelegt. Zeit wird noch bekannt gegeben. Der Vorſtand. ſganmgmmdnmgnanane Neuheiten Der- Damenlaschen ee aus 1a Saffianleder zu den billigſten Preiſen! Große Auswahl in Uktentaschen delubaulel. Irieaschen eig Aus weiſe Hüllen für Päſſe und Cell 1 1 J. Schweikart Adolf Hitlers trale 16. Bitte Schaufenſter beachten.. cee adam e