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Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Moglichkeit berück ichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gew t übernommen Nummer 151 Montag, den 3. Juli 1933 50. Jahrgang Spiel um Oeſterreich Zwei Jahre war es ſtill um die öſterrei. chiſchen Te ee ſeit jener großen diplomatiſchen Auseinanderſetzung, die ſich an das Projekt der öſterreichiſch-deutſchen Zollunion anſchloß. Jetzt ſind alle die Be⸗ ſtrebungen, Intrigen und Pläne wieder auf⸗ gewacht, die damals als Abwehr gegen den 1 aufgeſtellt wurden. Die rage, wie ſich die wirtſchaftlichen Verhält⸗ niſſe im Donaugebiet künftig geſtalten ſollen, iſt höchſt aktuell. Die italieniſche und franzö⸗ ſiſche Preſſe behandeln in Leitartikeln dieſe Frage, aber die Erörterungen in der Preſſe ſind doch nur die Folge diplomatiſcher Geſpräche, die bereits vorangingen. Es eigt ſich an den Aeußerungen, beſonders der franzoſiſchen Blätter, daß dieſe diplomatiſchen Geſpräche doch recht konkrete Formen be— reits angenommen hatten. Folgt man die⸗ ſen Erörterungen, ſo kann man rückſchauend darauf ſchließen, daß beſonders der Gedanke einer engeren wirtſchaftlichen: Verbindung zwiſchen Oeſterreich und Ungarn be⸗ reits als ein konkretes Problem beſprochen worden iſt. Es ergibt ſich aus den nachträglichen Aeußerungen und Andeutungen etwa der fol— gende Verlauf dieſer Fühlungnahme: Der franzöſiſche Botſchafter de Jouvenel iſt aus Rom in Paris mit dem Gedanken aufge⸗ taucht, eine engere Verbindung zwiſchen Ungarn und Oeſterreich herzuſtellen. Dabei iſt anſcheinend auch die Frage einer mon⸗ archiſtiſchen Löſung dieſes Projektes angeſchnitten worden, ohne daß man feſtſtel— len kann, von welcher Seite eigentlich. Für Frankreich iſt die Idee an ſich nicht ohne Reiz geweſen und zwar aus zwei Gründen: Enmal ſah man darin eine Bindung Oeſter— reichs an neue Intereſſen, die Ablenkung ſeiner Politik nach Südoſten, zum anderen hielt man es für möglich, auf dieſer Baſis zu einer franzöſiſch⸗italieniſchen Zuſammenarbeit in Mitteleuropa zu kom⸗ men. Beſonders eindringlich fordert der „Temps“ eine ſolche italieniſch⸗franzöſiſche Zuſammenarbeit und bezeichnet ſie geradezu als die erſte Folgerung, die aus dem Vierer⸗ pakt gezogen werden müßte. Aber ehe die Erörterungen dieſer ganzen Fragen über⸗ haupt noch über das Stadium vorſichtigſter und unverbindlichſter Geſpräche hinausge⸗ kommen ſind, haben ſich Hinderniſſe der verſchiedenſten Art eingeſchoben. Zunächſt kennt man die Debatten, die im ungar⸗⸗ ſchen Parlament über die Königs⸗ frage ſtattfanden und aus denen ſich die ſcharfe Ablehnung einer öſterreichiſch— ungariſchen Zuſammenfaſſung mit monarchi⸗ tiſcher Spitze ergab. Obgleich nun dieſe monarchiſtiſche Frage nicht den eigentlichen Weſenskern der ganzen Pläne darſtellte, wirkte ihre Erwähnung doch ſo kompromit⸗ tierend, daß das ganze Projekt geſchädigt wurde. Gleichzeitig ergab ſich aber ein über⸗ aus ſcharfer Widerſtand der Klei⸗ nen Entente gegen eine öſterreichiſch⸗ ungariſche Löſung der wirtſchaftlichen Do⸗ naufragen. Es heißt, daß die Außenminiſter der Kleinen Entente auf Paris mit den ſchärfſten Mitteln eingewirkt haben, um die franzöſiſche Regierung gegen eine ſolche Löſung einzunehmen. Es heißt, daß ſie ſogar mit gewaltſamem Vorgehen gedroht haben ſollen, falls irgendwelche Verbindun⸗ gen zwiſchen Wien und Budapeſt hergeſtellt werden. In dieſem Stadium, alſo ehe aus den Ge⸗ ſprächen überhaupt ein konkretes Projekt werden konnte, iſt an den Widerſtänden und an den Anſprüchen der Kleinen Entente die ganze Angelegenheit geſcheitert. Von Prag, Belgrad und Bukareſt aus hat man den Gedanken in den Vordergrund geſcho⸗ ben, daß nicht nur eine öſterreſchiſch⸗ungari⸗ ſche Verbindung hergeſtellt werden dürfte, ſondern daß in einem ſolchen Falle die Klei⸗ ne Entente eine Erweiterung durch Oeſter⸗ reich und e auch durch Ungarn er⸗ fahren ſoll. Damit verſchob ſich die ganze Frage vom wirtſchaftlichen auf das volitiſch⸗ Papens Veſuch in Nom Größte Verschwiegenheit— Hinderniſſe in den Konkordatsverhandlungen? Berlin, 3. Juli. Die Verhandlungen, die Vizekanzler von Papen mit dem Vatikan führt, ſind, wie alle Angelegenheiten der valikaniſchen Diploma⸗ tie, von größter Diskretion umgeben. Der in der Vatikanſtadt erſcheinende„Oſ— ſervatore Romano“ ging ſogar in den letzten Tagen ſo weit, polemiſche Artikel über die deutſche Entwicklung zu veröffentlichen, ohne auf die Anweſenheit des deutſchen Kabinettsmitgliedes Rückſicht zu nehmen. Kenner der Verhältniſſe erklä— ren zwar, daß der Leitartikler dieſes für of— fiziös gehaltenen Blattes nur die Meinungen einer kleinen Gruppe innerhalb der kirchli— chen Zentralſtelle wiedergibt. Trotzdem iſt auffallend, ſo wird in einer Auslaſſung des halbamtlichen deutſchen Contidienſtes aus— geführt, daß in dieſem Artikel die deut— ſchen Verhältniſſe immer noch vom Standpunkte des liberaliſtiſchen Parteien- und Klaſſenſtaates betrachtet werden und daß aus politiſcher Sympathie mit dem Zent— trum und den ihm naheſtehenden Gewerk— ſchaften deulſche Maßnahmen kritiſiert werden, die ſich weilgehend mil den von der ober⸗ ſten Kirchenaukorikätk ſtets verkrekenen Jorderungen decken. Die Ueberwindung des Klaſſenkampfes, der ſtändiſche Aufbau, die Förderung eines ge— ſunden Familienlebens und vieles andere, was im Mittelpunkt der gegenwärtigen Aufbauarbeit in Deutſchland ſteht, iſt zum Beiſpiel in der Enzyklika Quadrageſimo Anno als Forderungen einer chriſtlichen So— zialpolitik erhoben worden. Es iſt unver— ſtändlich, wie das genannte Blatt trotzdem die in Deutſchland herrſe den Tendenzen als antiwiſſenſchaftlich und antihiſtoriſch be⸗ zeichnet. um mit dieſen vu der Kirche ſtets abgelehnten Begriffen aus dem Arſenal der Aufklärung und des Freumaurertums die Entwicklung in Deutſchland als antireligiö⸗ zu bezeichnen. Die Logik der Tatſache wir auch hier über derartige, mit veralteter Dia— lektik geſtützte Anftenbangen eines offenbar nicht autoriſierten Journaliſten hinwegge— hen. Ein franzöſiſches Blalt glaubt übrigens berichten zu können, daß der heilige Stuhl gegen die Auflöſung des Zenkrums keine Einwendungen erheben würde, da er ſie an- geſichks der unwiderſtehlichen Kraft des Na- kionalſozialismus als unvermeidlich anſehe und Schwierigkeiten religiöſer Ark vermei⸗ den wolle. Dagegen ſcheine es, daß die Ner- handlungen über ein Konkordat auf unvor- hergeſehene Schwiedigkeiten ſtoßen. Es iſt nicht möglich, im Augenblick die Richtigkeit dieſer Informationen nachzuprüfen, zumal die Verhandlungen noch in vollem Gange lun und das Bild ſich fortwährend ändern ann. Auflöſung latholiſcher Verbände Eine Aklion Preußens. Berlin, 3. Juli. Der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt teilt mit: „Das Geheime Skaatspolizeiamt hat in ganz dad den die Geſchäftsſtellen folgender Ver- ände geſchloſſen und deren Schriftenmake- rial und ſonſtiges Vermögen ſichergeſtellt: Friedensbund deutſcher Katholiken, Windtl⸗ horſt⸗Bund, Kreuzſchar, Sturmſchar, Volks- verein für das katholiſche Deukſchland und Volksverein Verlag G. m. b. 9., Katholiſcher Jungmännerverband, ſowie Perſonenver- einigungen, die als Fortſetzung der genann- ken Organiſationen anzuſehen ſind. Dieſe Maßnahmen waren notwendig, da ſich herausgeſtellt hat, daß die genannten konfeſſionellen Hilfsverbände des Zentrums ſich ſtaatsfeindlich betätigt haben und durch eine ſyſtematiſche Hetze die natürliche Ein— gliederung großer Teile des katholiſchen Volkes in das nationale Deutſchland zu ſa— botieren ſuchten. Durch dieſen Mißbrauch religiöſer und kirchlicher Einrichtungen für parteipolitiſche Zwecke mußte das Verhält— nis zwiſchen dem nationalen Staat und der katholiſchen Kirche ernſtlich gefährdet wer— den. Nicht berührt von den Maßnahmen blei⸗ ben die rein kirchlichen Vereine, die ſich von einer parteipolitiſchen Einmiſchung fernhiel⸗ ten und lediglich ſozialen und karitativen Zwecken dienten.“ Zentrum für Selbſtauflöſung Um das Hoſpikantenverhälinis. Berlin, 3. Juli. Ueber das Schickſal der Jenkrumsparlei iſt eine Entſcheidung noch nicht gefallen. Die Beratungen innerhalb der Parkei dürften allerdings ſoweit abgeſchloſſen ſein, daß von dieſer Seite her der Auflöſung der Parkei und einem Holpikankenverhältnis der Jen⸗ krumsabgeordnetien bei den nalionalſozialiſti- ſchen Fraktionen Hinderniſſe nicht im Wege ſtehen. Die abſchließenden Beſprechungen in den amtlichen Stellen über dieſe Fragen haben jedoch bisher noch nicht ſtattfinden können. Nur wenn ſich bei dieſen Beſprechungen eine völlig neue Situation ergeben ſollte, dürfte der Zentrumsführer Dr. Brüning noch ein— mal mit den Parteiinſtanzen beraten. Gebiet. In Paris konnte man ſolche Vor— ſchläge der Kleinen Entente ſchon deshalb nicht ohne weiteres ablehnen, weil ja ein Jahr früher Tardieu ſelbſt einen ſolchen Plan der Zuſammenfaſſung aller Donau— ſtaaten ausgearbeitet hatte. Aber in It a⸗ lien mußte man ſich natürlich ſagen, daß da— durch Beſtrebungen verwirklicht werden würden, die dem italieniſchen Intereſſe ſtrikt zuwiderlaufen. Infolgedeſſen ſind an dieſem Punkte die Geſpräche offenbar abgebro⸗ chen worden. Die große Frage iſt, ob damit die Verſuche, eine gemeinſame Löſung der Donauprobleme zu finden, aufgegeben, oder nur vertagt ſind. Intereſſant für das diplo— matiſche Zwiſchenſpiel, das hier abrollte, ſind jedenfalls die Bemühungen Frankreichs um eine Zuſammenarbeit mit Italien, die ſtän⸗ dig größere Rolle, die die Kleine Entente auf diplomatiſchem Gebiet ſpielt und ſchließlich die Idee überhaupt, durch Her— ſtellung von Verbindungen zwiſchen Oeſter— reich und Ungarn eine völlige Verlagerung der Wirtſchaftsintereſſen in Mitteleuropa herßbeiezuführen, drei Momente, die auch bei der zukünftigen Entwicklung der Außenpoli— tik nicht außer acht gelaſſen werden dürfen. Für die Goldwährung Enkſchließung der Goldſtandard-Länder. London, 3. Juli. Vertreter der Goldſtandard-Länder auf der Weltwirtſchaftskonferenz ſind zu einer Sitzung zuſammengetreten, an der auch Miniſterpräſident Macdonald und der Vertrauensmann Rooſevelts, Profeſſor Mo— ley, teilnahmen. Die Goldſtandardländer nahmen eine Ent⸗ 7 57895 an, deren Tenor elwa folgendes agk: Die Es iſt notwendig, daß die Goldwährung in allen Ländern, die augenblicklich noch auf der Goldbaſis ſtehen, aufrechterhalten bleibt. Alle Länder, die die Goldwährung verlaſſen haben, ſollten ſich ihr womöglich wieder an— ſchließen. Der Prozenkſatz der Skabiliſierung und der zur Stabiliſierung geignele Zeit- punkt müſſen jedem dieſer Länder in voller Anabhängigkeit überlaſſen bleiben. Die Län- der mit Goldwährung ſind feſt enkſchloſſen, ihre Stellung um jeden Preis zu verkeidigen. Die Länder mit abgewerketer Währung bil⸗ ligen die feſte Haltung, die von den Ländern mit Goldwährung eingenommen wird. Da es unmöglich war, eine Antwort des amerikaniſchen Präſidenten auf die von den Goldwährungsländern gemachten Vorſchläge zu erhalten, wurden die Erörterungen neu erlich vertagt. Deutſchland bleibt beim Gold Schacht über die Transfervereinbarung. Berlin, 3. Zu der Erklärung der Reichsbank über den Transferaufſchub machte Reichsbankpräſident Dr. Schacht vor den Vertretern der deutſchen und der Auslandspreſſe ergänzende Ausfüh⸗ rungen. Deutſchland ſei feſt entſchloſſen, ſein Haus mit eigenen Kräften in Ordnung zu bringen. Es mußte infolgedeſſen auch die Frage der Auslandsſchulden ſelbſt in die Hand nehmen; ſie könne nur mit fairen Mitteln und nicht durch brutale Eingriffe in die Wirtſchaft gelöſt werden. Der Abſatz deutſcher Waren auf dem Weltmarkte ſei durch eine völlig einſeitige Maßnahme, wie ſie die Aufgabe des Goldſtandards verſchiedener Länder darſtelle, in außerordentlicher Weiſe erſchwert worden. Juli. Die Reichsregierung ſei entſchloſſen, ihre Währungspolitik feſt in der Hand zu behal⸗ ten. Wenn man der deutſchen Ausfuhr nicht eine größere Entfaltungsmöglichkeit gebe, ſo werde Deutſchland ſchließlich die Möglichkeit genommen, ſeine privaten Schulden zu bezah⸗ len. Anſpruch auf Bezahlung ihrer Forderun⸗ gen könnten nur die Länder erheben, die bereit ſeien, deutſche Waren aufzunehmen. Deutſchland bringe im Intereſſe der geſam—⸗ ten Weltwirtſchaft ein ungeheures Opfer, wenn es in dieſer Lage an der Gold— parität feſthalte. Es liege im Intereſſe der Gläubigerländer, Deutſchland ſo zu ſtärken, daß es hieran weiter feſthalten könne. Der Neuaufbau der Kirche Ein Schreiben des Keichsinnenminiſters. Berlin, 3. Juli „Der Reichsminiſter des Innern hat an Wehrkreispfarrer Müller ein Schreiben ge— richtet, in dem er u. a. ſagt: „Nachdem mich der Reichskanzler mit der weiteren Behandlung der evangeliſchen kirch⸗ lichen Einigungsbeſtrebungen betraut hat und Sie mir über den Stand der Verhand- lungen Bericht erſtattet haben, erſehe ich aus dieſem Ihrem Bericht, daß das Einigungs⸗ werk bei kreuer Mitarbeik der Beteiligten baldigſt ſein Jiel erreichen wird. Ich wünſche Ihnen für das unter Ihrer 5 70 0 ſtehende Werk vollen Erfolg und Gottes Segen. Ich habe das Vertrauen, daß Sie als Bevollmächtigter des Reichskanzlers das große Werk für Kirche und Volk bald zu einem guten Abſchluß führen werden.“ Aufgaben und Ziele der deutſchen Neyolntion Programmatiſche Rede des Reichskanzlers auf dem S⸗Führertag. Bad Reichenhall, 3. Juli. In dem in feſtlichem Fahnenſchmuck pran⸗ gendne Bad Reichenhall, begann die große SA⸗Führertagung an der der oberſte Führer, Reichskanzler Adolf Hitler, teilnahm. Stabs⸗ chef Röhm eröffnete die Sitzung und begrüßte den Führer, der dann in einer nahezu drei⸗ ſtündigen Rede, grundlegend und rich⸗ tung weiſend das Weſen der deutſchen Re⸗ volution und die Aufgaben ihrer Träger um— riß. Einleitend führte er aus, daß dieſe Revo⸗ lution nur Mittel zu einem höheren Ziele ſei, und zwar zum Zwecke der Erhaltung und Si— cherung unſeres Volkes. Jeder geiſtigen welt— anſchaulichen Revolution habe die Erziehung und Formung der Menſchen zu folgen zu dem Ideal, das dieſer Revolution ihren Sinn gab. Die Revolution der nationalſozialiſtiſchen Bewegung habe die Bedeutung des Raſſe— problems erkannt. Die Fragen des Führer— tums, des Sozialismus, der Autorität uſw. gingen alle auf die gleiche Wurzel des Blutes und des Volkstumes zurück. Unſere Revolution könne ihren Sieg nur darin haben, dieſe Erkenntniſſe zu verwirklichen und nach ihnen das Leben des deutſchen Volkes zu geſtalten. Anſtelle der aus reinen ökonomiſchen Ge⸗ ſichtspunkten heraus gebildeten bürgerli⸗ chen politiſchen Führungsſchicht müſſe wie⸗ der eine art⸗ und blutmäßig bedingte Führerausleſe aufgebaut werden. Sozia⸗ lismus ſei nichts anderes als natürliche Ordnung eines Volkes nach ſeinen angebo⸗ renen Fähigkeiten. Gelinge es uns, eine ſolche politiſche Führer— ſchicht heranzubilden, dann werde die deutſche Revolution für Jahrhunderte das Geſicht der deutſchen Zukunft prägen. Aus dieſen grund— ſätzlichen Erkenntniſſen ergebe ſich das kon— krete Ziel unſerer Revolution: Ordnung im Innren als Vorbedingung zur Entfaltung der Kraft nach Außen. Folgende Phaſen der nationalſozialiſtiſchen Revoultion ſeien zu unterſcheiden:: 1. Die Vorbereitung des Kampfes. 2. Die Erringung der politiſchen Macht, die heute nahezu abgeſchloſſen ſei. 3. Die Herſtellung deſſen, was mit der Totalität des Staates bezeichnet wird: Die nationalſozialiſtiſche Bewegung müſſe dieſen Staat zum Träger ihres Geiſtesgutes machen. 4. Die Löſung des Arbeitsloſenprobleis, auf die heute alle Kräfte konzentriert werden müßten. Sie ſei für das Gelingen unſerer Revolution letzten Endes ausſchlaggebend. Aber auch die Löſung dieſer Frage habe zur Vorausſetzung die Erziehung des deutſchen Menſchen im Geiſte des Nationalſozialismus. Dies ſei die vornehmſte Aufgabe der SA⸗ Führung, deren Verantwortung jährlich Hun— derttauſende junger Menſchen anvertraut wür— den. Die SA⸗Führer müſſen eine Garde bil— den, die unerſchütterlichen Träger unſerer Ge— dankenwelt ſein, damit von hier aus das ganze Volk dann durchdrungen werden könne. Nach der Machtübernahme gelte es nun, auch alle Willensträger der deutſchen Re⸗ volution, insbeſondere die politiſchen Kampfverbände, zu einer Einheit zu ver⸗ ſchmelzen. SA und Stahlhelm haben ſich jetzt zu feruerem Kampfe die Hände ge⸗ reicht. Es gebe dabei nicht Sieger und Beſiegte. Sieger dürfe allein nur das deutſche Volk lein. Das Heer politiſcher Soldaten der deut— ſchen Revolution wolle niemals unſer Heer er— jetzen, oder in Konkurrenz mit ihm treten. Das Reichsheer allein ſei Waffenträger der Nation. Der Führer ſchloß ſeine Rede mit einem be— ſonderen Dank an die SA und SS für ihre beiſpeilloſen Opfer und ihren Kampf, dem das deutſche Voll ſo viel zu verdanken habe. Sichtlich ergriffen trat nun Stahlhelmführer Reichsarbeitsminiſter Seldte herzu und gab ein zugleich erſchütterndes und erhebendes Treuegelöbnis ab. Adolf Hitler habe den größten Vertrauensbeweis gegeben, den ien Mann überhaupt geben könne. Er habe alle Schleier von ſeiner Seele gezogen und das ganze Lieben und Sorgen ſeines Herzens für das deutſche Volk hüllenlos den Kamera⸗ den offenbart und dafür danke er ihm. Er ſei bis zum Ende des vorigen Jahres des Führers Gegenſpieler geweſen, ſein Gegner aber nie! Er ſei auf Wunſch des General⸗ feldmarſchalls am 30. Januar 1933 nüchtern und kritiſch ins Kabinett eingetreten. In den fünf bis ſechs Monaten gemeinſomer Arbeit habe er erkannt, daß Adolf Hitler recht habe, und ſtehe nun in Glauben und voll Vertrauen hinter ihm. Er bringe ihm dieſes Zutrauen entgegen, ſolange er atme. Keine Blumen werfen! Berlin, 3. Juli. Der Adjutant des Reichskanzlers, Brückner, teilt mit: Bei den letzten großen Aufmärſchen und Fahrten haben die Zuſchauer wieder ein Bom⸗ 1 bardement mit Blumen auf den Wagen des 1 Führers eröffnet. Dieſes Werfen mit Blu⸗ men iſt mit Gefahren für die Wageninſaſſen verbunden, wie wiederholte Vorfälle gezeigt haben. So erhielt kürzlich einer der Beglei⸗ ter durch einen mit voller Wucht geſchleudecten, auf Draht gebundenen Blumenſtrauß eine Ge⸗ ſichtsverletzung und hatte es nur einer recht⸗ zeitigen Kopfwendung zu verdanken, daß nicht ein Auge gefährdet wurde. Das Werfen von Blumen auf den Wagen des Führers iſt des⸗ halb ſtrikt unterſagt. Schließung der latholiſchen Verbände in Baden Karlsruhe, 3. Juli. 10 Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium teilt mit: Durch die Polizei ſind im ganzen Lande Baden die Geſchäftsſtellen folgender Verbän⸗ de geſchloſſen und das ſchriftliche Material und das Vermögen beſchlagnahmt worden:: Friedensbund deutſcher Katholiken, Windhorſt⸗ Bund, Kreuzſchar. Sturmſchar, Volksverein für das katholiſche Deutſchtum und Volksver⸗ einsverlag Gmb.., Katholiſcher Jungmänner⸗ verband, Deutſche Jugendkraft ſowie alle Ver⸗ einigungen, die als Fortſetzung deſer Verbä de und Vereinigungen anzuſehen ſind. Wird Frauenfeld verhaftet? Wien, 3. Juli. Das Gerücht von einer angeblich erfolgten Verhaftung des ſtellvertretenden Landesin⸗ ſpekteurs der NSDAP, Frauenfeld, das in der Stadt umlief, rief ſtarke Erregung her— vor. Nach Mitteilung der zuſtändigen Stellen iſt das Gerücht unzutreffend. Bisher ſind weder Frauenfeld, noch andere Mitglieder des Wie⸗ ner Landtags, denen die Immunität genom⸗ men worden iſt, verhaftet. Allerdings könne man, wie erklärt wurde, nicht vorausſagen, was noch geſchehen werde. Mit dem 1. Juli erſcheint in Wien täg⸗ lich die„Deutſchöſterreichiſche Landpoſt“ als offizielles Organ des Landbundes und der nationalen Ständefront. Das nationalſozialiſtiſche Mittagsblatt „Kampfruf“ wurde wegen angeblicher Partei— agitation beſchlagnahmt. 1 Neue Agrarpolitik „Hugenberg hal in allen Ehren das Schwert in die Scheide geſteckt.“ Berlin, 3. Juli. Von maßgebender Stelle des Amtes für Agrarpolitik der NSDAP. wird zu der Um⸗ geſtaltung im Reichsernährungsminiſtenmum bemerkt: Dr. Hugenberg hat in allen Ehren das Schwert in die Scheide geſteckt und tritt als Perſönlichkeit von der politiſchen Bühne, deren nationale Geſinnung und deren reines Wollen von niemanden angezweifelt werden kann. Das muß auch von dem unterſtrichen werden, der den Weg Hugenbergs nicht mit⸗ gehen konnte, weil dieſer Weg an dem Grundgedanken nationalſozialiſtiſchen Den⸗ kens und Fühlens vorbeilief. Die Politik, die nunmehr im Reichsernäh⸗ rungsminiſterium betrieben wird, wird und kann nur Bauernpolitik im wahrſten Sinne des Workes ſein. der Name des neuen Reichsernährungsminiſters Darre bedeutet für den deutſchen Bauernſtand allein ein Programm! Auch für die Durchführung der Neugliederung des Landſtandes iſt nunmehr der Weg zu kalkräftigem Handeln frei. Da⸗ mit iſt zu erwarten, daß die Neugliederung des landwirkſchaftlichen Beruſsſtandes ſchon in abſehbarer Zeit vollendet werden kann. die zwei Wege Vor Preſſevertretern gab der neuernannte Reichsminiſter für Landwirtſchaft und Er⸗ nähring Narre. Erklärungen über ſeine zukünftige Landwirtſchaftspolitik ab. Er führte u. a. aus, daß ſein Ziel gewiſſerma⸗ ßen auf zwei grundſätzlich ver⸗ ſchiedenen Wegen erreicht werden müſſe. Die Stadt zehre am deutſchen Men⸗ ſchen und das Land liefere nur noch müh⸗ ſam die letzten Reſte, die Deutſchland als Volk erhalten. Man habe gar keine andere Wahl, als ſich die Blutquelle im Bauerntum zu erhalten, die notwendig ſei, das deutſche Volk und die geſamte deutſche Kultur zu er⸗ halten. Von dieſem Standpunkt aus ge⸗ denke er an das Problem der Siedlung her— anzugehen. Er verſtehe unker Siedlung die Neubil⸗ dung deulſchen Bauernkums. Das fei das eine große Hauptgebiet. Zum ande⸗ ren müſſe vom Standpunkt des geſam⸗ ken Volkes aus auch wirtſchafklich und landwirtſchaftlich die Landwirkſchaft in Ordnung gebracht werden, um dieckrnäh⸗ rung des Volkes ſicherzuſtellen. Wenn man dieſe grundſätzliche Einſtellung habe und ſie erkenne, dann ſpielten die Methoden, um die Landwirtſchaft in Ordnung zu bringen, eine zweite Rolle. Das ſeien Fragen der Zweckmäßigkeit. Während früher der Blick arf den einzelnen Bauern⸗ und Gutshof gerichtet geweſen ſei und man ſich in dem Begriff der Rentabilität feſtge⸗ rannt habe, gehe er vom Ganzen aus, dem Vanowirt die notwenoige Rentabilität und Lebensmöglichkeit zu ſichern. Der Miniſter betonte, daß er im Augen⸗ blick nicht über einzelne Maßnahmen ſpre⸗ chen wolle. Er halte es für beſſer, ſtatt ein Programm zu entwickeln, von Fall zu Fall die Maßnahmen aufzuzeigen. Deutſche Tagesschau Grußpflicht Stahlhelm, SA und SS. Der Bundesführer des Stahlhelms, Reichs⸗ arbeitsminiſter Franz Seldte, hat einen Bun⸗ desbefehl an den Stahlhelm herausgegeben, in dem er anordnet: Die Kameraden der SA und SS ſind in derſelben Form zu grüßen wie die Kameraden des Stahlhelms. In Uniform mit Kopfbedeckung iſt militäriſch zu grüßen wie bisher. Ohne Kopfbedeckung und in Zivil iſt der Gruß durch Erheben der rechten Hand zu erweiſen. Dieſelben Ehrenbezeugungen ſind den nationalſozialiſtiſchen Fahnen und beim Abſingen des Horſt⸗Weſſelliedes zu erweiſen. Keine Straßenſammlungen zu politiſchen Zwek⸗ ken mehr. Das Reichsminiſterium des In⸗ nern gibt folgendes bekannt:„In der letzten Zeit haben die Straßenſammlungen, deren Ertrag zu politiſchen Zwecken oder zur Ver⸗ wendung durch politiſche Organiſationen be⸗ ſtimmt iſt, vielfach zu Unzuträglichkeiten ge⸗ führt, gegen die mir ein Einſchreiten im In⸗ tereſſe der öffentlichen Sicherheit und Ord⸗ nung notwendig und wünſchenswert erſcheint. Ich geſtatte mir daher die Anregung, der⸗ artige Sammlungen von Haus zu Haus, auf Straßen oder Plätzen, in Gaſt⸗ oder Vergnü⸗ gungsſtätten oder an anderen öffentlichen Or⸗ ten allgemein zu verbieten. Aus der Heimat Gedenktage 3. Juli. 1676 Leopold Fürſt v. Anhalt⸗Deſſau ge⸗ boren. 1792 Der Feldherr Prinz Ferdinand von e in Braunſchweig geſtor⸗ en. 1866 Schlacht bei Königgrätz(Sadowa). 1890 Der Schriftſteller Hanns Johſt in See⸗ hauſen i. Sa. geboren. Prot.: Kornelius, Kath.: Hyazinth. Sonnenaufg. 3,42. Sonnenunterg. 20,26. Mondaufg. 16,13. Mondunterg.— * Wenn wir von Kindheit an gewohnt ſind, unſere Umgebung zu einer freundlichen Ord— nung zu geſtalten, ſo wird auch unſer Inne⸗ res dieſe Ordnung durch eine harmoniſche Stimmung der Seele abſpiegeln. E. v. Feuchtersleben. Der überflüſſige Schlaf Mancher zerbricht ſich wohl heute ſchon den Kopf darüber, was unſere Enkel an un⸗ ſeren Lebensgewohnheiten belachen werden, ſo wie wir uns über unſere Großmütter luſtig machen. Ein Gegenſtand des Spottes kann heute ſchon mit ziemlicher Sicherheit vorausgeſagt werden, daß wir nämlich weder Raum noch Zeit zum Schlafen nötig zu ha⸗ ben— glauben. Gibt es noch Betten? Natürlich, aber man ſieht ſie nicht in den modernen Wohnungen. Sie ſind unter Sofas und in Schränken ver⸗ ſchwunden, um nur am Abend— Hokuspo⸗ kus!— aus der Verſenkung hervorgezaubert zu werden. In den ganz modernen Woh⸗ nungen ſieht man, beſonders in Amerika, in jedem Zimmer eine Scheintüre, hinter der das Bett kagsüber ſeinen Platz findet. Das Zimmer ſelbſt ſoll als Wohn⸗, Speiſe⸗, Mu⸗ ſikzimmer oder auch als Kontor dienen. Nur nicht zum Schlafen, denn erſtens haben wir dafür keine Zeit mehr und zweitens können wir es uns nicht mehr leiſten, Wohnraum für teures Geld zu mieten, den wir nur des Nachts und ſchlafenderweiſe gebrauchen, alſo gar nicht mit vollen Sinnen genießen können. Nein, ſicher, darüber werden unſere Enkel ſich amüſieren. * Die Romreiter auf der Wochenendhoch⸗ ſeefahrt. Wie wir hören, werden die ſieg⸗ reichen deutſchen Romreiter, Major von Wal⸗ denfels, Rittmeiſter von Nagel, Hauptmann von Noſtitz, Rittmeiſter Sahla, Oberleutnant Brandt, Oberleutnant Haſſe und Oberleutnant Momm an der 2. diesjährigen Wochenend⸗ hochſeefahrt der Hamburg⸗Amerika⸗Linie teil⸗ nehmen. Die Reiſe, die durch den Dreiſchrau⸗ ben⸗Luxusdampfer„Reſolute“ ausgeführt wird, beginnt am Samstag, 19. Auguſt, nachmit⸗ tags in Hamburg, führt elbabwärts in die Nordſee, an Helgoland vorbei, über das Ska⸗ gerrak⸗Schlachtfeld, auf dem eine kurze Ge⸗ denkfeier ſtattfinden wird, bis hinauf nach Norwegen in den Fjord von Arendal. Dort macht die„Reſolute“ wieder kehrt, umfährt am dritten Reiſetag um die Mittagszeit die Inſel Helgoland und trifft nachmittags in Cuxhaven ein. Arlaub darf gegen 1932 nicht gekürzt werden. Das Tarifamt der Deutſchen Ar⸗ beitsfront hat zur Behebung von Zweifels⸗ fällen über die Frage des Urlaubs der A“ darf. In jedem zeit, 0 nic vereinbart iſt, lohn unter Zu a Woche zu zahlen, wenn nicht ſeit Zeit verkürzt gearbeitet wurde, Im übri, weiſt das Tarifamt darauf hin, daß für die Entſcheidung ſozialpolitiſcher Einzelfälle nicht das Tarifamt ſondern der jeweilige Leiter der 13 Bezirke der Deutſchen Arbeitsfront zu⸗ ſtändig iſt. f rundelegung de Amtlicher Teil Bekanntmachung. Betr.: Das Arbeitslager in Büdesheim. Von dem Arbeitslager in Büdesheim er⸗ halten wir heute ein Schreiben folgenden Inhalts: Verein z. Förderung des Freiw. Arbeitsdienſtes e.V. Abtlg: IX. Naheregulierung Bingen⸗Büdesheim. Bingen-Büdesheim, den 29. Juni 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Mit dem heutigen Tage verlaſſen einige Arbeits dienſtwillige aus Viernheim unſer Lager mit der Begründung, daß ſie Arbeit bekommen hätten. Aus der Ueberzeugung heraus, daß dieſe Ausſagen nur teilweiſe ſtimmen, möchten wir Sie bitten, die Angelegenheit der zurückkehrenden Ar⸗ beitsdienſtwilligen ſtrengſtens unterſuchen zu wol⸗ len, gegebenenfalls ihnen die Unterſtützung zu ſperren, da die betr. jungen Leute nach unſerer Auffaſſung nur das Frühaufſtehen bezw. die Arbeit ſcheuen. Wir bitten Sie höflichſt, wenn moͤg⸗ An die lich, nach der Unterſuchung einen kleinen Bericht der Preſſe zu übergeben, damit unſer Lager durch unwahre Redensarten dieſer Leute nicht in Un⸗ ruf gebracht wird und möchten Sie gleichzeitig einladen, bei Gelegenheit unſerem Lager einen Beſuch abzuſtatten, um ſich von der Güte der Verpflegung, der Behandlung und der Unterkunft 8 zu überzeugen. Folgende Leute haben unſer Arbeitslager mit dem heutigen Tage verlaſſen: Burkert Karl, geb. 28. 2. 12, Lorſcherſtr. 38 Dieter Adam, geb. 10. 10. 10, Sandſtr. 4 Friedel Adam, geb. 19. 6. 12, Wilhelmſtr. 1 Helfrich Ad. geb. 29. 8. 11, Ernſt⸗Ludwigſtr. 27 Koob Gg. Phil., geb. 6. 8. 12., Sandſtr. 11 Ramge Ernſt, geb. 16. 7. 14, Kiesſtr. 13 Müller OttoErnſt, geb. 22.5.1 1, Neuhäuſerſtr. 10 Samstag Michael, geb. 27. 11. 11. (Alle in Viernheim gebürtig). gez. Raat, Arbeitsführer. Wir bemerken hierzu, daß zwei der Vor⸗ genannten bei uns vorgeſprochen haben und ihren Weggang mit Körpergewichtsabnahme infolge der zu leiſtenden Arbeit begründeten. Für jeden ver⸗ nünftig denkenden Menſchen iſt es klar, daß eine Luftveränderung und ein geregeltes Arbeitsleben für Leute, die ſeit langem nichts gearbeitet haben, eine Beeinfluſſung des Körpergewichtes bedingt, ohne daß der Geſundheitszuſtand als ſolcher ge⸗ ſchädigt wird. Es ſteht feſt, daß gegen die Er⸗ nährung und überhaupt gegen die Zuſtände im Lager Büdesheim nichts einzuwenden iſt und daß Lagerinſaſſen mit Arbeitswillen und Beſucher des Lagers ſich nur lobend über dasſelbe ausge⸗ ſprochen haben. Wir ſtellen in aller Oeffenlichkeit feſt, daß alle diejenigen, die unter nichtigen Vorwänden das Lager verlaſſen haben, nicht arbeiten wollen. Ein Zeichen, wie weit die Moral dieſer jungen Leute geſunken iſt. Es wird nicht mehr allzu⸗ lange dauern, dann werden dieſe arbeitsſcheuen Elemente arbeiten müſſen, ob ſie wollen oder nicht. Im nationalſozialiſtiſchen Staate gibt es keine Faulenzer mehr. Wir haben uns, um der Verbreitung von unwahren Gerüchten entgegenzutreten, zu dieſer Veröffentlichung ganz verpflichtet gefühlt. Viernheim, den 1. Juli 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim In komm. Vertretung: Bechtel. Wochenplan der Sport⸗ Vereinigung Amieitia 00 e. V. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Täglich Betrieb Dienstag nachm. 7 Uhr: Alle Spieler haben im Vereinshaus zur Pflicht⸗Spielerverſamm⸗ lung zu erſcheinen. Die Spielführer ha⸗ ben vor Beginn zu melden wer von ihren Spielern anweſend iſt. a Vorſtellung und Vortrag des Trainers Lang Dienstag abend ½8 Uhr: Konditionstraining der Liga. Leichte Schuhe und Fußball- ſchuhe ſind mitzubringen. 5 Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Schmilt. Sport vom Sonntag Fußball. Baden⸗Pfalz— Mittelthein 12. Bei prächtigem Fußballwetter waren nur 4000 Zuſchauer zu dieſem Vorſpiel um den Pokal des Volkskanzlers ins Mannheimer Sta⸗ dion gekommen, die eine kräftige Enttäuſchung erlebten. Die Elf der Einheimiſchen ſpielte richtigen Sommerſußball, beſonders der Sturm ermies ſich als ein völlig unfähiges Gebilde. Va das Spiel zudem ſchon bald nach Beginn eine äußerſt harte Gangart annahm, war vie Enttäuſchung vollkommen. Nach 10 Minuten ſchon kamen die Gäſte zu ihrem erſten Erfolg, In der 22. Minute fiel das zweite Tor für Mittelrhein. In der 27. Mintue konnte Baden⸗Pfalz ein Tor auf⸗ holen, dann ereignete ſich bis zur Halbzeit nichts mehr, was die Zuſchauer zum Mitgehen hätte veranlaſſen können. Nach dem Wechſel flaute das Spiel noch mehr ab. Alle Anſtrengungen der Badener ſcheiterten an der taktiſch einwandfrei ver⸗ ſtſtärkten Abwehr der Gäſte. Sie ſpielten, als ſie ihre Tore geſchoſſen hatten, für den gro⸗ ßen Reſt des Spieles konſequent defenſiv und gaben dem Gegner keine Gewinnchancen mehr. Niederrhein ſchlägt Main⸗Heſſen⸗Saar 20. Da beide Mannſchaften recht ſtark geſtellt waren, kamen immerhin 8000 Zuſchauer ins Elberfelder Stadion, ſo daß der gute Zweck des Spiels erreicht ſein dürfte. Die ſüdweſtdeutſchen Gäſte kamen ſchon gleich ſchön ins Spiel und berängten die Nieder⸗ rheiniſchen recht erfolgverheißend. Aber nach fünf Minuten brachte gleich der erſte Angriff der Mannen um Fortunas Meiſterſpieler den erſten Treffer der Einheimiſchen. Ehe ſich die Süddeutſchen vom erſten Schrecken erholt hat⸗ ten, überrumpelten ſie die Weſtdeutſchen ſchon ein zweites Mal. Bei dieſem Stand von 2:0 für Niederrhein blieb es bis zum Spiel⸗ ende. Nordheſſen beſiegt Württemberg 32. In Kaſſel beſiegte Nordheſſen Württem⸗ berg mit 3:2. Die favoriſierten Württem⸗ berger mußten ſich einwandfrei und zu Recht Recht geschlagen bekennen. Zwar waren ſie lechniſch beſſer und auch im Zuſammenſpiel er⸗ kolareicher als ihr Gegner, aber ihr Sturm konnte ſich nicht durchſetzen. Bei den Nordheſſen war Leugers⸗Fulda der weitaus beſte Mann, der auch alle drei Trefefr erzielte. Die übri⸗ gen Mannſchaftsteile ſchlugen ſich recht an⸗ ſprechend, ſo daß der Sieg verdient iſt. * In Königsberg ſchlug Berlin die Oſt⸗ preußen⸗Mannſchaft einwandfrei mit 5:0. Das Spiel zwiſchen Schleſien und Sach⸗ ſen⸗Thüringen in Breslau endete mit 2:3 für Sachſen⸗Thüringen nach Verlänge— rung. Mannheimer Nuderregatta Aeberraſchungen am erſten Tag. Der erſte Tag der 30. Oberrheiniſchen Re⸗ gatta auf der 1900 Meter Rennſtrecke im Mannheimer Mühlau⸗Hafen war bei gutem Beſuch von einem organiſatoriſch und ſport⸗ lich großem Erfolg begleitet. Stark enttäuſcht haben die beiden teilnehmenden Züricher Ver⸗ eine. Die in Luzern über Italien ſiegreiche Faß al Club⸗Mannichaf.(Meiſter 1) 2) wurde im Gaſt⸗Vierer nur Dritter. Sieger blieb in dieſem Rennen überraſchender Weiſe. RV. Würzburg vor Undine Saarbrücken und Kaſte— ler RG., deren Bugmann unpäßlich war. Im Straßburg⸗Gedächtnis⸗Einer war Paul-Sach⸗ ſenhauſen das Rennen gegen den Schweizer Meiſter Studach und im Bürenſtein⸗Gedächt⸗ nis⸗Vierer der Aletter-Mannſchaft der Erſte Vierer gegen Undine Saarbrücken nicht zu nehmen. Beide Rennen wurdenk jeweils mit orei Längen nach ſtändiger Führung gewonnen. Einen zweiten ſchönen Erfolg errang der Würzburger RV. im Pfalz⸗Achter vor den beſten zweitklaſſigen ſüddeutſchen Mannſchaften. Er gewann ſicher mit eineinviertel Längen vor der Wormſer Rudergeſellſchaft. Auch der zweite Tag der 50. Oberrheiniſchen Regatta war ein voller Erfolg. Es gelang Amicitia im Meiſter-Vierer o. St. mit einer Bootslänge Vorſprung ſeinen Gegner Ruder— Sektion FC. Zürich glatt zu ſchlagen. Im Zweier o. St. konnte nach mehrmaligem Füh— rungswechſel RG.„Wikung“ Berlin den Sieg napp vor der Mannheimer Amicitia errin— gen. Ueberraſchend gut haben noch die Heil— bronner R„Swaben“ und der Würzbur⸗ ger RV. 1875 abgeſchnitten, die bei dem größten Teil der Rennen, an denen ſie teilnah— men, den Sieg davontragen konnten. Im Einer für Jungmannen war der gleichmäßig fahrende fahrende Frankfurter R Germa— nia wiederum erfolgreich. Auch die Schweizer Gäſte und der Mannheimer RC konnten zwei Rennne für ſich entſcheiden. Der Sternenhimmel im Juli Der Abendhimmel dieſes Monats zeigt uns gleich vier Planeten und bald nach dem Untergang Merkurs kommt Saturn hervor, ſo daß der Sternfreund alle fünf hellen Plane— ten unſeres Sonnenſyſtems an einem einzigen Abend zu ſehen bekommt. Merkur iſt zu Monatsanfang am günſtigſten zu ſehen, da er am 2. in größter ſcheinbarer Sonnenferne ſteht; er geht in WNW. etwa 22 Uhr unter, während die Sonne ſchon um etwa 20.45 Uhr unter den Horizont geſunken iſt. Im Verlauf des Mogats nähert er ſich jedoch der Sonne und wird unſichtbar; am 30. ſteht er in unterer Konjunktion(alſo zwi⸗ ſchen Sonne und Erde) und erreicht ſeinen diesjährigen kleinſten Erdabſtand 87,7 Mill. Kilometer. Außer Merkur iſt auch Venus Abendſtern, ſie geht den ganzen Monat über explodieren. Der 9 hatte für Lynchzuſtiz nichts etwa um 21.15 Uhr unter. Dann leuchter im großen Löwen Jupiter bis 23.30 Uhr, zu Monatsende bis 21.45 Uhr über dem Hori⸗ zont und öſtlich von ihm der rote Mars, der vom Löwen in die Jungfrau wandert und um 23.45 Uhr bezw. 22.30 Uhr untergeht. Und ſchließlich geht zu Anfang um 22.15 Uhr, zu Ende aber ſchon um 20.15 Uhr im Südoſten des Steinbock ſtehend der ringsum⸗ gürtete Saturn auf. Der abendliche Firſternhimmel zeigt am Oſthimmel Adler und Schwan, darunter Pegaſus, Andromeda und Perſeus, während der Südhimmel von Herkules, Krone und Bootes beherrſcht wird, faſt im Scheitel⸗ punkt Wega in der Leier leuchtet und ſüdlich von Herkules der Schlangenträger mit det Schlange und der Schütze zu finden iſt. Im Südweſten finden wir den Skorpion mit ſei⸗ nem blutroten Auge, dem Antares. Am weſt⸗ lichen Himmelsteil ſtehen Löwe, Jungfrau und der Wagen(weſtlich vom Polarſtern). Die Milchſtraße zieht im Oſten durch Adler und Schwan, dann durch den Cepheus zu der im Nordoſten ſtehenden Caſſiopeia. Der Mond ſtrahlt am 7. in vollem Licht, letztes Viertel iſt am 14., der 22. bringt den Neumond, wogegen das erſte Viertel a2 30. eintritt.— Die Sonne wandert nach ihrem Höchſtſtand am 21. Juni wieder ſüdwärts, ſo daß die Tage langſam kürzer werden. Die Tagesdauer(mit Einſchluß der Morgen⸗ und Abenddämmerung) beträgt an wolkenloſen Tagen zunächſt 18 Stunden, zu Monatsende nur noch 16.45 Stunden. Auf ihrer ellip⸗ tiſchen Bahn um die Sonne erreicht unſere Erde am 2. um 22 Uhr abends ihre größte Entfernung von der Sonne(152 Millionen Kilometer). Neues aus aller Welt Nach Schanghai ſtatt nach Schongau! Mitte April ſandte eine Buchdruckerei in Dachau ein Paket mit Druckarbeiten an das Finanzamt Schongau. Das Paket kam aber nicht an. Vor einigen Tagen nun erhielt die Druckerei vom Finanzamt Schongau die Nachricht, daß das Paket irrtümlicherweiſe nach Schanghai in China geleitet worden iſt. Von dort kam es dann nach Schongau zurück. Tod der Mutter bei Autounfall des Sohnes. Auf der Staatsſtraße zwiſchen Mindelheim und Buchloe verlor der Kaufmann Adolf Hör⸗ mann aus München infolge plötzlichen Unwohl⸗ ſeins die Herrſchaft über ſeinen Wagen und fuhr in ſcharfem Tempo gegen einen Baum. Er riß außerdem noch einen Telegraphenmaſt nieder. Der Wagen wurde völlig demoliert, Hörmann ſelbſt erlitt einen Schlüſſelbeinbruch, während von den übrigen Inſaſſen die Schwe⸗ ſter des Hörmann eine Gehirnerſchüttung er⸗ litt. Beſonders tragiſch iſt, daß Hörmann ſeine Mutter, die bisher im Spital Baben⸗ hauſen war, von dort zu Beſuch nach München abholen wollte; die Mutter fand bei dem Unglück den Tod. Denkmal für den„Schneider von Ulm“. Auf Anregung des Schöpfers des Deutſchen Museums, Oskar von Miller, iſt beabſichtigt, dem Dichter-Ingenieur Max Eyth zu Ehren an der hiſtoriſchen Stelle des Abſprungs des „Schneiders von Ulm“, der Flugverſuche ma— chen wollte, einen Bronzegedenkſtein am würt⸗ tembergiſchen Donauſteilufer zu ſchaffen. Reichsernährungsminiſter Dr. Darrs. Das Goldene Sportabzeichen für 51jährigen Prieſter. Der Vorſtand des Inſtituts füt Lei⸗ besübungen an der Univerſität Würzburg konnte in der Sportſtunde der Theologen des Prieſterſeminars dem 51 Jahre alten Pfarr. Joſeph Fröhlich von Waldbrunn das Goldene Sportabzeichen überreichen. Fröhlich iſt der erſte katholiſche Prieſter in Unterfranken, der ſich durch Ablegung der vorgeſchriebenen Prü⸗ fungen das Sportes brechen erwarb. Auſſehenerregende Brandſtiftung bei Nord⸗ wolle. Laul Mitteilung der Polizeidirektion Bremen brach in den am Wall gelegenen Büroräumen des zurzeit verreiſten Konkurs- verwalters der Nordwolle Feuer aus. Die Ermittlungen haben zweifelsfrei ergeben, daß Brandſtiftung in den der Abwicklung des Nordwolle⸗Konkurſes dienenden Räumen vor⸗ liegt. Ein Zimmer, das jedoch nur unwich⸗ tige Akten enthielt, iſt vollſtändig ausgebrannt. Im Nebenzimmer waren Aktenſchränke mit einer leicht brennbaren Flüſſigkeit begoſſen. Hagel am Lido. Das ſchöne Sommerwetter in Venedig wurde plötzlich durch ein äußerſt heftiges Gewitter mit Hagelſchlag unterbro⸗ chen. Die Hagelſchloßen fielen ſo dicht, daß die Stadt in wenigen Minuten das feltſame Ausſehen einer Winterlandſchaft hatte. In überſtürzter Flucht vermochten die Badegäſte am Lido ſich noch einigermaßen rechtzeitig in Sicherheit zu bringen; doch wurde eine große Menge Spaziergänger und Erholungſuchende auf der Fahrt nach Venedig von dem Hagel⸗ wetter überraſcht. Die längſte fünſtliche Waſſerſtraße. Durch die ſoeben beendete Schiffbarmachung des gro⸗ ßen Kanals vom Baltiſchen Meere zum Wei⸗ zen Meere iſt dieſe künſtliche Waſſerſtraße mit 142 Meilen die längſte der Welt. Die Eiſen⸗ konſtrultionsarbeiten wurden ohne Unterbre⸗ chung ſelbſt in dem harten Winter der nörd⸗ lichen Regionen von Sträflingen durchgeführt. Im Vergleich mit dem Panama⸗Kanal über⸗ trifft die neue ruſſiſche Waſſerſtraße dieſen Kanal noch um 40 Meilen Länge. Jack Diamonds Witue tot aufgefunden. In einer Wohnung in Brocklyn wurde eine Frau tot aufgefunden. Wie die Polizei dazu mitteilt, handelt es ſich bei der Toten um Alice Dia⸗ mond, die Witwe des vor einiger Zeit erſchof⸗ ſenen Unterweltkönigs Jack Diamond. Klamauk bleiben, wo der Pfeffer wächſt. Doch noch eine Dentebeeale gew cena ROMAN VON GERT ROTHB ERG f Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 145 Der Reklamechef zupfte aufgeregt an ſeinem motten⸗ zerfreſſenen Bart. Er ſpürte einen flauen Druck in der Magengegend. Verſtohlen ſah er immer wieder auf die Uhr. Die Zeiger rückten bedenklich weiter, und der be⸗ rühmte Artiſt war noch immer nicht da. Große Leute ließen warten, ſelbſtverſtändlich. Daran war man ja auch gewöhnt. Doch jetzt hätte La Roſe wirklich da ſein können. Von draußen tönte bereits die Muſik bis in den vor⸗ nehmen Raum herüber. Der Reklamechef mußte innerlich die abwartende Ruhe des Direktors bewundern. Wenn La Roſe nicht kam? Heiliger Gott, dann wehe der Zirkusleitung und ihm ſelber, der es in die Welt hinauspoſaunt hatte mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln, daß der berühmte La Roſe heute ſeinen Todes⸗ ſprung hier ausführte. Die Angſt ſchüttelte ihn und er wagte dem Direktor eine leiſe Andeutung zu machen. Rochus lächelte mitleidig. Doch dann wurde ihm plötzlich die volle Bedeutung der Worte klar. Es war ihm, als ſäße er in einem Karuſſell, das ſich mit raſender Geſchwindigkeit um ſeine Achſe drehte, um dann mit plötzlichem Ruck ſtehenzubleiben. Wenn Rochus nicht genau gewußt hätte, daß er ſich im Zirtus befand, hätte er geglaubt, er ſei auf einem Schiff und es wäre ein Seekrankheitsfall ſchlimmſter Sorte. Dann aber würgte er heraus: „Sie ſind ein Idiot. Wir haben es hier mit einem Gentleman zu tun. Was La Roſe verſpricht, das hält er auch.“ 505 Reklamechef ſenkte ſchweigend das kluge, findige Haupt. Mochte der Himmel es geben, daß der Direktor recht behielt! Die geladene Spannung des Publikums würde bei Nichterſchienen La Roſes über ihnen beiden übrig. Er war früher als Korreſpondent im Weſten tätig geweſen und er hatte von dieſer Sorte menſchlicher Nächſtenliebe genug geſehen, um nicht ſchon beim bloßen Gedanken daran ſchaudernd an ſeinen langen dünnen Hals zu faſſen. Da wurde die Tür haſtig geöffnet. Beide Herren blickten wie erlöſt auf den Eintretenden. Rochus ging ihm mit ausgeſtreckter Hand entgegen. „Willkommen! Wir wollen nicht ſtören. Sie werden Ruhe nötig haben. Wenn Sie etwas benötigen, hier ſind die Klingeln. Draußen warten zwei Bediente. Sie ſtehen zu Ihrer Verfügung.“ „Ich brauche keine Bedienung. Doch wenn die Leute einmal dazu herzitiert ſind, nun— ſo mögen ſie mir ſämt⸗ lichen Beſuch vom Leibe halten. Das iſt das einzige, was ich verlange.“ Er legte ab und tat, als ſeien die Herren nicht mehr vorhanden. 5 Rochus ſagte vorſichtig: „Ich— ich habe noch ein kleines Anliegen. Die Leute, denen Ihre hochherzige Gabe gilt, wollen ſich natürlich bei ihrem Wohltäter bedanken. Wie könnte das geſchehen?“ La Roſe wandte ſich mit einer ärgerlichen Bewegung an den Direktor zurück. „Ich will keine Dankesbezeugungen. Wenn Sie reinen Mund gehalten hätten, wüßten es die Leute nicht und hätten glauben können, Sie hätten ihnen das Geſchenk ge⸗ macht.“ Rochus ſtand mit offenem Munde da. „Aber— aber die Leute müſſen es doch wiſſen, daß Sie es ſind, der ihnen ſo großherzig aus der Not ilft.“ N 97 Artiſt ſchob den breiten Siegelring an ſeinem linken Goldfinger hin und her. „Ich hätte gern darauf verzichtet, als Wohltäter zu glänzen. Jedenfalls will ich weder jemand ſehen noch ſprechen.“ b. „Schön, ſchön. Soll die ganze Geſellſchaft mit ihrem Frage: Wo wohnen Sie, Miſter La Roſe?“. Ein ärgerliches Lachen und dann: „Das braucht Sie weiter nicht zu intereſſieren. Es muß Ihnen genügen, wern ich die drei vereinbarten Abende pünktlich da bin.“ Rochus verbeugte ſich abermals. „Sehr wohl. Der Diener wird Sie alſo dann nachher erinnern, wenn Sie ſich bereithalten müſſen. Viel Glück und auf ein frohes Wiederſehen.“ Der Reklamechef verbeugte ſich tief. La Roſe ſah weder dieſe noch des Direktors Verbeugung. Als die Tür ſich hinter den beiden Herren geſchloſſen, atmete Lu Karell tief auf. Die rauſchende Muſik draußen wirkte auf ihn wie ſüßes Gift. Und doch ſollte das ſein endgültiger Abſchied von der bunten Welt ſein, deren falſchen Glanz er haßte und deren Gefahren er ſo liebte. Seine Blicke fielen auf die Blumen, die in der hohen Kriſtallvaſe ſtanden. Ein Kärtchen hing an der einen Seite herab. Lu Karells Mund verzog ſich verächtlich. Das alte Lied! Er las die Karte: „Herzlich Willkommen! Violette Montes! Lu Karell lächelte.„May“, dachte er. Dann legte er ſich auf die Chaiſelongue, um zu ruhen. Die paar Minuten nachher forderten eine eiſerne Ruhe, ſonſt war es um ihn geſchehen. Vor der Tür draußen liefen die Diener auf den Zehenſpitzen. Nichts durfte den Mann ſtören, der ſein Leben einſetzte und die hohe Summe, die er dafür erhielt, ihnen allen zukommen ließ. Weiter hinten aus einem kleinen Raum tönte eine Frauenſtimme. 3 „Ich werde mich anblicken laſſen, ſobiel ich will. So⸗ lange ich mit Geld verdienen muß, laſſe ich mir von dir nichts befehlen und nichts verbieten.“ f „Du biſt meine Frau“, ſagte der Kunſtreiter mit böſen, eiferſüchtigen Blicken.„Was gehen dich die geſchniegelten Affen an? Ich drehe ihnen den Kragen um.“ (Fortſetzung folgt) Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 91 Nachdruck verboten. Die Tiſche für die Hausangeſtellten waren fertig. Auch der Tiſch für die Stiefmutter wurde von ihr aufgebaut. Der Vater hatte ihr ſeine Geſchenke übergeben. Und nun wurde ihr Geſicht doch ernſter. Wie konnte der Vater das alles beſtreiten? Dieſe koſtbare Uhr in Platin, mit Brillanten beſetzt! Der Ring mit der großen Perle! Die neue Pelzjacke mit dem kleinen Muff und dem Barett dazu! Und noch tauſend Kleinigkeiten! Wenn ſie daran dachte, wie einfach die Mutter ſich getragen, dann wurde ihr doch bitter zumute. Aber es kam ihr nicht zu, den geliebten Vater zu kritiſieren. Er mußte wiſſen, was er tat. Sie hatte nicht mit ihm zu richten. Aber wo baute ſie den Tiſch für den Vater auf? Und was ſtellte ſie auf dieſen Tiſch? Sie hatte zwar ihre eigenen Geſchenke bereit. Aber ſicher hatte die Stiefmutter noch ein paar liebe Ueberraſchungen in Bereitſchaft. Schnell lief ſie hinauf in den erſten Stock, wo Frau Jenny ihr Schlaf- und Wohnzimmer hatte. Sie klopfte an der Tür. „Wer iſt da?“ rief Frau Jenny. „Ich bin es. Ich wollte dich fragen: Wo haſt du die Bicle für den Vater? Es wird Zeit, daß ich ſie auf— baue.“ Der Schlüſſel wurde in dem Schloß herumgedreht. In dem Türſpalt erſchien Jennys dunkles, pikantes Geſicht. „Geſchenke für den Vater?“ fragte ſie, und es war nun doch etwas wie leiſe Verlegenheit in ihrer Stimme. „Ach, weißt du, Inge, ich habe es mir lange überlegt. Aber ich bin auf nichts gekommen. Der Vater hat doch ſchließlich alles, was er braucht. Und was ich ihm kaufe, iſt doch alles von ſeinem Geld. Da wäre es doch kindiſch, wenn ich ihm etwas Unnützes beſorgen und nur Geld ausgeben würde.“ Inges Geſicht erblaßte. 5 kelſe haſt nichts für den Vater zu Weihnachten?“ fragte ſie leiſe. „Nein“, ſagte Frau Jenny,„nichts.“ 5 Aber das Geſicht Inges ſchien ihr doch ungemütlich. „Wart einen Augenblick“, ſagte ſie haſtig. Die Abſätze ihrer hochhackigen Seidenſchuhchen klapperten, während ſie zu ihrem Toilettenſchrank lief; ſie kam mit einer ele⸗ ganten Brieftaſche aus Krokodilleder zurück.„Nimm! Ich hatte ſie eigentlich für Büdow beſtimmt. Aber für den habe ich noch etwas anderes. Und hier den Schlips kannſt du auch hinlegen.— Aber was haſt du denn?“ fragte ſie. 5 Inge ſtand ſteif da und machte keine Miene, die Gegen⸗ ſtände aus der Hand der Stiefmutter zu nehmen. End⸗ lich ſagte ſie langſam: „Ich glaube, dem Vater würden die Sachen keine Freude machen, wenn er wüßte, daß ſie für einen andern beſorgt waren. Ueberdies iſt der Schlips wohl für einen jungen Mann wie Herrn von Büdowp geeignet, aber nicht für den Vater. Laß nur! Ich habe ſelbſt ein paar Kleinigkeiten.“ Sie ſah die Stiefmutter mit einem empörten Blick an und ging der Treppe zu. Frau Jenny ſah ihr nach. Ihr ſchönes Geſicht war von Haß erfüllt. „Höchſte Zeit, daß hier eine Aenderung eintritt“, ſagte ſie im ſtillen zu ſich,„die gute Inge fängt an, ſich gegen mich aufzulehnen.“ * 1* Wie Inge die Treppe hinuntergekommen war, wußte ſie nicht. In ihr war die Empörung gegen die Stiefmutter ſo ſtark, wie eigentlich noch nie bisher. Um des Vaters willen hatte ſie immer und immer wieder verſucht, gute Eigenſchaften an der ſchönen Stief— mutter zu entdecken. Aber ſie wollte es ſich nur nicht ein⸗ geſtehen, daß ſie ſich ſelbſt damit täuſchte. Jetzt aber war dieſe Kraft zur Selbſttäuſchung zerriſſen worden. Soviel Herzloſigkeit hatte aus den Worten der jungen Stiefmutter geſprochen, ſoviel Taktloſigkeit, ja, Roheit! Alſo nicht einmal nachgedacht hatte ſie darüber, dem Manne, der ihr jeden Wunſch erfüllte, eine kleine Weihnachtsfreude zu machen, Ihr ſollte er ſchenken, immer wieder ſchenken, aber ſie wollte mit leeren Händen daſtehen. „Es iſt ja doch nur ſein Geld.“— Wie häßlich und lieblos! Hätte ſie nur gewollt, ſie hätte von ihrem über⸗ reich bemeſſenen Wirtſchaftsgeld wohl genügend erſparen können, um dem Vater einen Weihnachtstiſch aufzubauen. Oder ſie hätte ſichseinmal ein Kleid, eine Taſche, einen Hut weniger angeſchafft. Nicht einmal, um dem immer Gütigen eine kleine Freude zu machen, konnte die Stief⸗ mutter ihre Putzſucht überwinden. Gott ſei Dank, daß Inge ſelbſt für den Vater ihre Gaben bereit hatte! Von dem Geld, das der Vater ihr ſandte, hatte ſie ſich ein gut Teil erſpart. In der Buch- handlung hatte ſie ein neues Werk über die neueſten Bau— methoden geſehen, das würde ihn gewiß intereſſieren; ſtrebte er doch danach, ſeine Kenntniſſe auf ſeinem Arbeits— gebiet immer mehr zu erweitern. Eine warme Unterzieh— weſte aus weicher dunkelbrauner Wolle hatte ſie ihm ſelbſt gearbeitet; die ſollte er tragen, wenn er frühmorgens hinausfuhr in die Ziegelei oder auf ſeine Felder. Eine gute Photographie von ſich hatte ſie anfertigen laſſen; der Vater hatte ſich einmal in den Ferien beklagt, wie lange er ſchon kein gutes Bild mehr von ihr bekommen. Viel war es nicht, was ſie auf das kleine weiße Tiſchchen zu legen hatte; ſie war faſt beſchämt, dachte ſie daran, wie überreich der Vater ſie immer bedachte. Aber es kam wohl nicht ſo auf die Fülle und die Koſtbarkeit der Gaben an, ſondern mehr auf die Innigkeit, mit der ſie gegeben wurden. Und die würde der Vater ſchon herausfühlen. Sie baute alles zierlich auf, ſtellte die Schüſſel mit buntem Lebkuchen, Aepfeln und Nüſſen in die Mitte, ver- ſtreute Tannenzweiglein mit gleißendem Lametta da— zwiſchen und rote Beeren an grünen Stengeln. In die Mitte des kleinen Gabentiſches ſtellte ſie einen ſchönen, handgeſchnitzten Weihnachtsleuchter mit einem roten Licht. Nun ſah das alles ſchon recht feierlich aus. Sinnend ſtand ſie davor— nun ſchmückte ſie für den Vater den kleinen Tiſch, wie es die Mutter einſt getan. Seit ſie von ihnen gegangen, hatte der bunte Holzleuchter in ſeiner Schachtel in Watte verpackt geruht. Heute hatte ſie ihn, einem unklaren Empfinden folgend, wieder herausgeholt. Die Mutter hatte ihn ſelbſt bemalt; ſie war geſchickt und von Natur künſtleriſch be⸗ gabt in dieſen Dingen geweſen. Wie oft hatte Inge als kleines Kind neben der Mutter geſeſſen und auf ihre kindiſche Weiſe verſucht, mit Farben und Buntſtiften der Mutter nachzuahmen. Ach, nicht im kleinen, nicht im großen konnte man eine Mutter erſetzen. f Wie glücklich war ihr und Vaters Leben geweſen, da ſie noch bei ihnen weilte, ihnen den Feſttiſch ſchmückte, wie ſie ihnen überhaupt ihr ganzes Leben reich und feſt⸗ lich gemacht. Nun war alles anders. Der Vater vor der Zeit gealtert, mit einem leidvollen Geſicht, die alten treuen Freunde, Göldners voran, entfremdet und verfeindet. Die Stiefmutter wie ein Geiſt des Unfriedens im Hauſe. f Wie ſollte das einmal enden? Bange fragte Inge es ſich, wie ſie ihre letzten Vorbereitungen traf. Hätte ſie nur einen Menſchen gehabt, mit dem ſie ſich hätte aus⸗ ſprechen können. Aber ſie wußte keinen außer Wilhelm— und der war der Sohn von Onkel Göldner. Selbſt wenn ſie ſich um die Feindſchaft der beiden Familien nicht küm⸗ mern würde— durfte ſie die Frau des Vaters vor einem anderen anklagen und herabſetzen? Nein, ſie mußte, um des Vaters willen, den Schein wahren. So ſtand ſie denn am Weihnachtsabend, etwas blaß, aber tapfer lächelnd, neben dem Vater unter dem brennen— den Baum. Feſt hielt ſie Hand umſchloſſen; ſie fühlte die tiefe Bewegung in den Vaterherzen. Frau Jenny war mit übellauniger Miene— eine Viertelſtunde zu ſpät— endlich aus ihren Zimmern heruntergekommen, während die Hausangeſtellten ſchon ungeduldig warteten. Inge hatte gedacht, die Mutter würde nach dem traditionellen Weihnachtslied, das ſie alle zuſammen ſangen, ehe das Feſtzimmer geöffnet wurde, die Leute an ihre Plätze führen. So war es früher Brauch im Hauſe geweſen. ö Aber Frau Jenny tat, als ginge ſie die ganze Sache nichts an. Mit ſpöttiſcher Miene ſtand ſie während des frommen Geſanges in der Ecke, um dann, als die Türen des Weihnachtszimmers geöffnet wurden, eilig auf ihren Gabentiſch zuzuſtürzen. Niemand war für ſie vorhanden, weder Mann noch Tochter, noch die Dienerſchaft. Mit kritiſchen und gierigen Augen muſterte ſie die Herrlichkeiten, die Stenzel für ſie aufgebaut. Inge war es, die mit freundlichen Worten die Leute an ihre Plätze führte; Stenzel vermochte es nicht. Zu bitter war ihm der Gegenſatz zwiſchen dem heutigen und den früheren Weihnachtsabenden. Endlich konnte auch Inge ſich um den Vater kümmern. „Komm, Väterchen“, ſchmeichelte ſie,„hier dein Tiſch! Er iſt nur klein— aber ich denke, du freuſt dich doch ein wenig.“ Das trübe Geſicht des Vaters erhellte ſich. „Das iſt ja eine prächtige Ueberraſchung, Kinder!— Die ſchöne, warme Weſte! So haſt du doch daran ge— dacht, Jenny!“ Er faßte beinahe reuevoll nach der Hand ſeiner Frau.„Ich habe nämlich die letzte Zeit immer darüber geklagt, daß ich bei meinen Feldwegen friere; die Pelzjacke iſt oft zu ſchwer— ſo iſt dieſe ſchöne gerade das Richtige. Ich danke dir herzlich, liebe Je Inge wurde blaß und Jenny doch ein wenig rot, keine der beiden Frauen tat etwas, um den Irrtum auf⸗ zuklären. In Inge war tiefe Scham. Wie rührend war der Vater in ſeinem Vertrauen— man konnte ihm nicht die Enttäuſchung bereiten und ihm die Wahrheit ſagen. So nickte ſie denn nur liebevoll, als der Vater, nun ſich zu ihr wendend, zärtlich ſagte: „Dies ſchöne Buch iſt von dir— nicht wahr, mein liebes Kind? Da habe ich in den Weihnachtstagen einmal ſchöne Muße, hineinzuſchauen. Und das Bild— wie gut getroffen— immer ähnlicher wirſt du deiner lieben Mutter!“ Die letzten Worte ſagte er mit leiſer Stimme, als dürfte ſie nur Inge hören, als wären andere Ohren eine Entweihung. Frau Jenny war ſchon wieder mit der Prüfung ihrer Geſchenke beſchäftigt; ſie hatte den Ring auf ihre ſchlanke, weiße Hand gezogen, die Pelzjacke um die Schultern ge⸗ legt und prüfte nun im Spiegel eitel verliebt ihre eigene Schönheit. Als wäre die ganze Welt nicht für ſie vor⸗ handen, ſo verzehrend ſtarrten ihre lodernden ſchwarzen Augen das eigene Spiegelbild an.— Seufzend wandte ſich Stenzel ab. „Komm, meine Inge, hier iſt nun dein Gabentiſch. Beſcheiden genug— aber du haſt mir ja durchaus keine weiteren Wünſche verraten wollen.“ „Oh, Väterchen, beſcheiden?“ Inge muſterte mit Ent⸗ zücken ihre Geſchenke, ein paar Bücher, die ſie ſich ge⸗ wünſcht, eine neue Aktenmappe, ein paar Kunſtgegenſtände und ein paar Kleinigkeiten für ihre Garderobe. Inge küßte den Vater zärtlich, Tränen ſtanden in ihren Augen. Die Leute waren herangekommen und be— dankten ſich bei dem Hausherrn. Dieſer ſtreckte einem jeden von ihnen die Hand entgegen. Frau Jenny dagegen nickte nur hochmütig mit dem Kopfe. „Gott ſei Dank, daß die Leute hinaus ſind!“ ſagte ſie nach einer Weile, als nun alle mit ihren Geſchenken das Zimmer verlaſſen hatten.„Nun können wir wohl endlich eſſen! Das iſt ein langweiliger Abend. Ich begreife nicht, Hermann, warum du mir nicht erlaubt haſt, ein paar Menſchen einzuladen...“ „Weil der Heiligabend ein Familie iſt, liebe Jenny!“ Jenny zuckte die Achſeln.„Na, ſchön, wenn ihr euch langweilen wollt! Aber das ſage ich dir, Hermann, die Feiertage entſchädige ich mich dafür. Ich habe für morgen eine größere Abendgeſellſchaft geplant— die Einladungen ſind längſt hinaus, die Vorbereitungen getroffen.“ „Warum haſt du mich denn nicht wenigſtens vorher gefragt, Jenny? Du weißt, wie abgearbeitet und müde ich bin, wie ſehr ich die paar Feiertage für meine Er⸗ holung brauche...“ „Ich brauche aber Abwechſlung, Leben, Menſchen, lieber Hermann! Wenn du dazu zu alt biſt— von mir 15 du nicht verlangen, daß ich wie ein Einſiedler ebe.“ In Inge war wieder der Zorn aufgeflammt gegen die Stiefmutter, die den lieben Vater höhnte und kränkte. Aber ſie dachte nur: Ruhig— ruhig! Sonſt wurde alles nur noch ſchlimmer. Doch der Abend wurde ihr zur Qual. Jenny ſaß mit einem ſpöttiſch⸗gleichgültigen Geſicht da und las in einem franzöſiſchen Modeblatt. Der Vater und ſie bemühten ſich, eine Unterhaltung zu führen. Aber ſie wußten beide, im ſtillen dachten ſie beide nur eins: wie ſchön es einſt ge⸗ weſen— und wie anders es nun war. Die Kerzen waren kaum heruntergebrannt, als man ſich ſchon zur Ruhe zurückzog. Lange ſtand Inge an dem Fenſter ihres Mädchen⸗ zimmers, ſah hinaus in die ſchweigende, reine Winter⸗ nacht. Eine Seele nur haben, in die man ſein Leid einmal ergießen könnte— und ohne daß ſie es ſo recht wußte, ſchaute ſie in die Richtung hinüber, in der ſie den Jugend⸗ freund wußte. Abend für die engſte Siebentes Kapitel. Erſter Feiertagabend. Alle Zimmer in dem prächtigen neuen Hauſe Stenzels waren hell erleuchtet. In der Küche hantierte ein dicker Koch mit weißer Mütze über dem feuer⸗ geröteten Geſicht. Zwei Lohndiener walteten in dem Eß⸗ zimmer ihres Amtes. Die Tafel war mit koſtbarem Por⸗ zellan gedeckt, der Dekorateur war noch damit beſchäftigt, die letzten Blumengirlanden auf dem Tiſchtuch zwiſchen Tellern und Kriſtallgläſern zu legen. 0 Frau Jenny in einem Kleide aus maisgelbem Samt, wie ein fremdartiges Bild, mit ſehr langen Korallen⸗ ohrgehängen und einer leuchtenden Kette um den ſchlanken Hals, ging von Zimmer zu Zimmer. Inge, die eben her⸗ untergekommen war, mußte ſich ſagen;: berückend ſchön iſt ſie, die zweite Frau des Vaters. Was bin ich ſelbſt da⸗ gegen!, dachte ſie in ihrer Beſcheidenheit und warf einen flüchtigen Blick in den hohen Spiegel. 125 Ach, ſie ahnte nicht, wie mädchenhaft und lieblich ſie in dem lichtblauen Seidenkleid ausſah. i Das warme Blau ihrer Augen wirkte ſtrahlender und tiefer im Zuſammenklang mit der ſanften Farbe der Seide. Ihr blondes Haar leuchtete metalliſch wie Gold. Sie wirkte ſo vollkommen rein und geſund. Sie über⸗ e ſogar Frau Jennys dunkle, verführeriſche Schön⸗ heit.. Arnolf von Büdow maßte ſich geſtehen, daß Inge wirklich eine ſcharfe Konkurrenz für Frau Jenny bildete. Zum erſten Male, daß ihm der Gedanke, dieſes Mädchen zur Frau zu gewinnen, nicht mehr unangenehm war. Frau Jenny hatte ihm Inge zur Tiſchdame gegeben. Sie ſelbſt ſaß ſchräg gegenüber und beobachtete verſteckt das Paar. Büdow bemühte ſich, ſo liebenswürdig wie möglich zu ſein, ohne jedoch Inge durch allzu plumpe Schmeichelei wieder zurückzuſchrecken. f (Fortſ. folat! „der Wanderer“ Dr. Göbbels' Bühnenſtück im Mannheimer Roſengarten. Der Wanderer, das Bühnenſtück von Reichs⸗ miniſter Dr. Göbbels, das am Samstag und Sonntag im Neuen Theater zur Aufführung kam, geſtaltet die Lebensauffaſſung der bis⸗ herigen dekadenten Geſellſchaft und bringt ſie in Gegenſatz zur Weltanſchauung des heutigen Deutſchland. Es rollt einen großen Fragen⸗ komplex auf. Ein junger Dichter, der hinaus⸗ ſtrebt aus der Welt, in der er verzweifelt, begegnet dem„Wanderer“. Dieſer iſt als ſymboliſche Figur gedacht, als der flammende Verkünder der Wahrheit, voll unbeirrbarer Hoffnung auf ein neues Daſein. Er läßt den Dichter in das Leben der Zeit hinein⸗ ſehen. Bilder der Not, der Fehler und Gefahren der Geſellſchaftsordnung mit ihrer Jagd nach dem Geld und mit perſönlicher Intereſſenwirtſchaft jagen vorbei. Die Pro⸗ bleme des dogmatiſchen Chriſtentums werden im Gegenſatz zum Chriſtentum der Tat be⸗ rührt. Grinſend ſteht der Tod über dem Chaos. Gott Mammon regiert die Welt! Durch eine Stimme aus dem Dunkel, die mit⸗ fühlend, betrachtend, erklärend, hoffnungsfreu⸗ dig erklingt, werden die einzelnen Bilder rheto⸗ riſch verbunden. Dem unter den Eindrücken des grauen Reigens müde gewordenen„Dich⸗ ter“ gibt im Epilog der„Wanderer“ den Glauben an Ehre, Sitte und heldiſche Tat zurück. Das Stück iſt eine Paſſion des deut⸗ ſchen Volkes, wie ſie in den letzten Jahren erlebt wurde, das Werk eines revolutionären Kämpfers und wurde von den Schauſpielern in revolutionärem Geiſt geſpielt.„Sei ſtark und glaube!“ Dies Schlußwort des Stückes gilt allen, die es hören wollen. Das Pu⸗ blikum war tief ergriffen. Autor und Dar⸗ ſteller wurden durch wiederholte brauſende Bei⸗ fallsſtürme gefeiert. Der Vorſtellung wohn⸗ ten auch die führenden Perſönlichkeiten der NSDAP. und die Spitzen der Behörden bei. Die Begeiſterung klang in das Horſt-Weſſel⸗ lied aus. der Erzbischof an die Seelſorger Freiburg, 2. Juli. Der Freiburger Erzbiſchof hat folgenden Er⸗ laß an den Seelſorge⸗Klerus der Erzdiözeſe gerichtet: „Die Ausübung des Predigt⸗ und kate⸗ chetiſchen Amtes ſtellt an die Seelſorger in Zeiten, wie wir ſie jetzt durchleben, erhöhte Anforderungen. Sie werden zwar auch jetzt die katholiſche Lehre in ihrer vollen Integri⸗ tät vortragen, dabei aber diejenigen Wahr⸗ heiten beſonders betonen, welche zur Erhal⸗ tung des Friedens und der Einigkeit zur Stär⸗ kung der ſtaatlichen Autorität und zur ſeeliſchen Aufrichtung unſeres Volkes geeignet ſind. Im Intereſſe der Seelſorger ſelbſt und der Kirche ſehen wir uns weiter zu der Mahnung und Weiſung veranlaßt, in Predigt, Chriſten⸗ lehre und Religionsunterricht ſowie in der Vereinstätigkeil und privaten Ausſprache, alles zu vermeiden, was als Kritik der leitenden Perſönlichkeiten in Staat und Gemeinde oder der von ihnen vertretenen ſtaatspolitiſchen An⸗ ſchauungen ausgelegt werden könnte.“ Aus Baden Zwei Tote bei einem Faltbootunglück. Waldshut, 2. Juli. Der Fabrikarbeiter Gu⸗ ſtav Göpfert aus Ihringen a. K. und ſeine 22 Jahre alte Schweſter Maria, waren von Zurzach(Schweiz) mit einem Faltboot auf dem Rhein, der zurzeit Hochwaſſer führt. Da⸗ bei wurden ſie gegen einen Pfeiler der Rhein⸗ brücke getrieben. Durch den Anprall ſchlug das Boot um, ſo daß die beiden Geſchwiſter er⸗ tranken. Ein Wirt aus Zurzach eilte zwar mit einem Kahn ſchnell herbei, er konnte jedoch die beiden Ertrinkenden nicht mehr erreichen. 20 Leichen konnten noch nicht geborgen wer⸗ en. Schweres Laſtwagenzuſammenſtoßz Fünf SA⸗Männer ſchwer verletzt. Hagen(Weſtf.), 3. Juli. Auf der Rembergſtraße im Stadtteil Eppen⸗ hauſen fuhr ein Laſtkraftwagen aus Iſerlohn, der 30 SA⸗Männer nach Hagen bringen ſollte, mit voller Wucht einem anderen Laſtkraftwa⸗ gen in die Flanke. Der Iſerlohner Wagen kippte zur Seite, ſo daß die 30 SA-Männer herausgeſchleudert wurden. Fünf von ihnen er⸗ litten ſchwere Verletzungen. Der Chauffeur wurde in Schutzhaft genommen. Tödliches Verkehrsunglück. Schwetzingen, 3. Juli. Auf der Landſtraße Plankſtadt— Eppelheim, unmittelbar vor dem Ortsausgang von Plankſtadt, ereignete ſich ein ſchwerer Verkehrsunfall, der ein Todes⸗ opfer forderte. Der Schuhmachermeiſter Buſch aus Plankſtadt ging zu Fuß nach Eppelheim. Ein aus Heidelberg kommendes Mietauto wich dem Fußgänger aus, doch fiel dieſer im glei⸗ chen Augenblick auf den rechten Kotflügel, wurde zur Seite geſchleudert und erlitt einen tödlichen Schädelbruch. Buſch hatte nur ein Bein, er trug eine Protheſe. Piratenſtreich im Gelben Meer. Dairen, 3. Juli. Die japaniſche Polizei bat Prei Europaer verhaftet, die unter dem Ver⸗ dacht ſtehen, ſich auf hoher See eines Schif⸗ fes bemächtigt, und die Beſatzung getötet und über Bord geworfen zu haben. Angeblich be⸗ abſichtigten die Mörder, nach den Vereinig⸗ ten Staaten zu fahren und das erbeutete Schiff ſamt Ladung dort zu Geld zu machen. Zwei Jahre Gefängnis für Hippel. Königsberg, 3. Juli. Im Prozeß gegen den vorläufig ſeines Amtes enthobenen Ge⸗ nerallandſchaftsdirektor Dr. von Hippel wur⸗ de der Angeklagte wegen Betruges zu zwei Jahren Gefängnis und 15 000 Reichsmark Geldſtrafe verurteilt. Aus Heſſen Beaufkragte des Reichsjugendführers. ** Frankfurt a. M., 2. Juli. Der Jugend⸗ führer des Deutſchen Reiches, Baldur von Schirach, hat zu Beauftragten in Heſſen-Naſ⸗ ſau den Obergebietsführer Hartmann Lau⸗ terbacher, in Heſſen den Bannführer Heinz Deinert ernannt. Heſſiſche Polizei geſäubert Darmſtadt, 2. Juli. Der Staatskommiſſar für das Polizeiweſen in Heſſen, Dr. Beſt, teilt mit: Auf Antrag der heſſiſchen Regierung hat der Reichsſtatthalter zum 1. Juli 69 Polizei⸗ beamten des Einzeldienſtes, des Kriminal⸗ dienſtes, des Verwaltungsdienſtes und der Gendarmerie gemäß Paragraph 4 des Ge⸗ ſetzes zur Wiederherſtellung des Berufsbe— amtentums als für die neue Staatsführung nicht zuverläſſig entlaſſen. Außerdem wur⸗ de einem Praktikanten und drei Telephoni⸗ ſtinnen bzw. Schreibgehilfinnen gekündigt. Nachdem ſchon vor einiger Zeit ein Drittel aller Polizeioffiziere und 65 Wachtmeiſter der Landespolizei entlaſſen worden ſind, iſt damit die große Säuberungsaktion in der heſſiſchen Polizei vollendet. Die Entlaſſungs⸗ ziffer muß im Vergleich zu dem Beamten⸗ ſtand als außerordentlich hoch, höher wohl als in allen anderen Verwaltungszweigen bezeichnet werden. Die Entlaſſungen in der Polizei werden nunmehr als abgeſchloſſen betrachtet. Nur wenn noch ſchwere Verfehlungen feſtgeſtellt werden, die bisher nicht bekannt waren, werden nachträgliche Entlaſſungen vorge⸗ nommen werden. Im übrigen werden zur⸗ zeit zahlreiche Verſetzungen von Polizeibe— amten, deren Entfernung aus ihrem bishe⸗ rigen örtlichen Wirkungskreis erwünſcht iſt, durchgeführt. Die Koſten des Umzugs wer⸗ den den Beamten, die ein wenn auch leichte⸗ res Verſchulden an ihrer Unbeliebtheit tra— gen, nicht erſtattet. Perſonalveränderungen in heſſen Es wurden ernannt: Am 24. Juni: der Oberſchulrat Friedrich Ringshauſen in Darmſtadt mit Wirkung vom 1. Juli 1933 zum Miniſterialrat und Leiter der Miniſterialabteilung 2 für Kultus und Bildungsweſen; der Lehrer Alfred Klo⸗ ſtermann in Darmſtadt mit Wirkung vom 1. Juli 1933 an zum Schulrat in der Mini⸗ ſterialabteilung 2 für Kultus und Bildungs- weſen. * Auf Grund des Paragraphen 4 des Ge⸗ ſetzes zur Wiederherſtellung des Berufsbeam— tentums vom 7. April 1933(Reichsgeſetz⸗ blatt 1 S. 175) werden mit Wirkung vom 1. Juli 1933 ab aus dem Heſſiſchen Staats⸗ dienſt entlaſſen neben anderen: Miniſterial⸗ rat Dr. Otto Kammer in Darmſtadt; die Kreisſchulräte Friedrich Haſenzahl bei dem Kreisſchulamt in Schotten, Wilhelm Loos bei dem Kreisſchulamt in Groß-Gerau, Karl Rauſch bei dem Kreisſchulamt in Alsfeld, Karl Storck bei dem Kreisſchulamt in Darmſtadt; der Stadtſchulrat Martin Fiſcher bei dem Stadtſchulamt in Gießen. . Der Kreisdirektor des Kreiſes Bingen, Frhr. von Gemmingen, wurde am 29. Juni 1933 mit ſofortiger Wirkung bis auf weiteres be— urlaubt. Im ganzen kommen auf Grund des Para⸗ graphen 4 des Geſetzes zur Wiederherſtellung des Berufsbeamtentums etwa 100 Lehrperſo— nen zur Entlaſſung, darunter 4 Dozenten der Univerſität Gießen und ein Dozent der Tech— niſchen Hochſchule Darmſtadt. Heſſiſcher Landesſeuerwehrtag Schotten, 28. Juni. Zu dem vom 21. bis 24. Juli in Schotten ſtattfindenden 27. heſ⸗ ſiſchen Landesfeuerwehrtag ſind nach den be⸗ reits vorliegenden Anmeldungen mehrere tau— ſend Beſucher zu erwarten. Um den Wehren den Beſuch der Tagung möglichſt angenehm zu machen, werden von Frankfurt a. M. aus mehrere Sonderzüge durchgehend nach Schotten gefahren werden und zwar mii Preisermäßigung. Außerdem werden wahrſcheinlich ſchon von Donnerstag ab Sonntagskarten von allen heſſiſchen Statio⸗ nen ausgegeben. Für Uebernachtungen am Ort ſind zeitgemäße Preiſe feſtgelegt worden. Nach Schluß der Tagung iſt den Beſuchern Gelegenheit gegeben, mit billigen Autorund⸗ fahrten die Schönheiten und(öchſten Erhe⸗ bungen des Vogelsberges kennen zu lernen. Vereinfachung der heſſiſchen Staatsverwaltung Durchgreifende Maßnahmen der national ſozialiſtiſchen Regierung. Auf Grund des Beſchluſſes des Miniſter⸗ rates vom 21. Juni 1933, an dem der Reichsſtatthalter in Heſſen teilgenommen hat, wird die folgende Verordnung erlaſſen. Verordnung über die Neuorganiſakion der heſſiſchen Oberſten Landesverwaltung. Vom 22. Juni. 1933. Auf Grund des Art. 45 der Heſſiſchen Ver— faſſung wird folgendes verordnet: § 1. Die bisher noch beſtehenden Miniſterien des Innern, für Kultus und Bildungsweſen, der Juſtiz und der Finanzen werden unter der Bezeichnung„Heſſiſches Staatsminiſte— rium“ zu einem einzigen Miniſterium zu— ſammengefaßt. Die Leitung des Staats— miniſteriums hat der Miniſterpräſident und Staatsminiſter, ſein Vertreter iſt der Stgats— ſekretär. 8 2. Das Staatsminiſterium drei Miniſterialabteilungen: J. die Miniſterialabteilung für Polizei, Innere Verwaltung, Juſtiz, Finanzen und Landwirtſchaft; II. die Miniſterialabteilung für Bildungs— weſen, Kultus, Kunſt, Volkstum und III. die Miniſterialabteilung für Arbeit und Wirtſchaft. Die Miniſterialabteilungen können in Ab— teilungen gegliedert werden: 1. Die Miniſterialabteilung 1 beſteht aus den Abteilungen: la(Polizei), Ib(Innere Verwaltung), Ic(Juſtiz, Id(Finanzen), le(Landwirtſchaft). 2. Die Miniſterialabteilung II beſteht aus den Abteilungen: IIa(Bildungsweſen), IIb(Kultus, Kunſt und Volkstum). 84. Für die Perſonalangelegenheiten wird ein Perſonalamt errichtet. Es unterſteht unmit— telbar dem Staatsſekretär. § 5. Die nähere Verteilung der Verwaltungs— geſchäfte auf die Miniſterialabteilungen und die Abteilungen regelt der Staatsſekretär im Einvernehmen mit dem Miniſterpräſiden⸗ ten. Er kann nach Bedarf bei den Abteilun⸗ gen für geſchloſſene Arbeitsgebiete Abſchnitte oder Gruppen bilden. Der Staatsſekretär übernimmt die Lei— tung der Miniſterialabteilung J. § 6. Die Miniſterialabteilungen werden von geſchäftsleitenden Miniſterialräten geführt. Ihnen wird die erforderliche Anzahl von Sachbearbeitern beigegeben. § 7. Die entgegenſtehenden Beſtenmmeangen der Verordnung, die Organiſition der oberſten Staatsbehörde betreffend vom 15 März 1879 werden aufgehoben. 8 8. Dieſe Verordnung tritt mit dem Juli 1933 in Kraft. 5 Darmſtadt, den 22. Juni 1933. Der heſſiſche Miniſterpräſidenk: Dr. Werner. Dazu ſchreibt die Staatspreſ⸗ ſeſtelle: Durch die umfaſſende Neugliederung und Vereinfachung der heſſiſchen Staatsverwal— tung iſt dieſe ſo klar und überſichtlich gewor— den, daß jedermann ihre Organiſation leich gliedert ſich in überſehen kann, wie es das obige Schema beweiſt. Soweit bis jetzt bekannt iſt, iſt eine ſo weit gehende Vereinfachung bis jetzt noch in keiner anderen Staatsverwaltung in Deutſchland durchgeführt worden. Heſſen wird alſo hierin vorbildlich ſein. In dieſem Zuſammenhang darf auch noch einmal dar⸗ auf hingewieſen werden, daß Heſſen nach dem Umſturz unter Führung des Gauleiters Sprenger die erſte legal zuſtande gekomme⸗ ne nationalſozialiſtiſche Regierung erhielt. Auch in oben geſchilderten Maßnahmen iſt die feſte und ſichere Hand des Reichsſtatthal⸗ ters“ und der von ihm betrauten Männer zu ſpüren. Die Vereinfachung wurde bereits vor 10 Jahren von dem heutigen Miniſter⸗ präſidenten in der obigen Form gefordert. Es iſt ganz ſelbſtverſtändlich, daß ſich aus dieſer ſtarken Vereinfachung auch bedeutende Erſparniſſe ergeben werden. Dies entſpricht ſowohl dem nationalſozialiſtiſchenProgramm als auch den berechtigten Wünſchen der Steuerzahler. Begrüßenswert iſt auch, daß durch das Ausſcheiden verſchiedener älterer Perſonen jüngeren Kräften Wirkungsmög⸗ lichkeiten gegeben worden. Eine wichtige Neuerung iſt auch die Gründung des unmit⸗ telbar dem Staatsſekretär unterſtellten Per⸗ ſonalamtes. Das Perſonalamt wird die a e innerhalb der taatsverwaltung zu bearbeiten haben. Zugeführt: Die oben genannten Maßnahmen ſind na⸗ türlich nur ein erſter, wenn auch großer Schritt auf dem Wege zu einer organiſch gewachſenen Staatsverwaltung. So wie das deutſche Volk nun die ſeiner Art entſprechen⸗ de Staatsführung hat, wird es auch die ihm entſprechende Staatsverwaltung erhalten. Während ſich allerdings die Revolution auf geiſtigem Gebiete mehr ſprunghaft vollzog; hat, kann natürlich auf ſtaatlichem Geb. nur ſchrittweiſe vorgegangen werden. Zu⸗ rückbildung aufgeblähter Teile auf ein ge⸗ ſundes Maß und die Neu- bzw. Fortbildung lebensnotwendiger Teile ſind das Gebot der Stunde. Das Ziel aber heißt unverrückt: Schaffung einer Staatsverwaltung, die bei größter Einfachheit und Anſpruchsloſigkeit dem Wohle des Volkes am meiſten dient. Wie der drei Hinrichtungen Verden an der Aller, 2. Juli. Auf dem Hofe des Landgerichtsgefängniſſes wurden der 24jährige Steinmetz Heinrich Borg⸗ wardt aus Walsroda und der 22jährige Schuhmacher Ferdinand Stolle aus Henſtede im Kreiſe Syke durch den Scharfrichter Gröpler aus Magdeburg mit dem Hand⸗ beil hingerichtet. Jeder von ihnen hatte ſeine Braut ermordet. Altona, 2. Juli. Der wegen Mordes an der Ehefrau eines Kapitäns in Blankenſee zum Tode verurteilte Reiſende Guſtav Koppel aus Hamburg iſt enthauptet worden. Die Mordtat erregte damals wegen ihrer beſonderen Brutalität größte Empö⸗ rung. Der Mörder hatte neben der Leiche noch eine Flaſche Wein getrunken. Eine Giftmiſcherin Zum Tode verurkeilt. Paſſau, 2. Juli. Im Mordprozeß Straßl wurde das Urkeil geſprochen. Es lautete für die Angeklagte, die 45 jährige Landwirksehefrau Therese Straßl von Wühr bei 1 0 wegen Giftmordes auf Todesſtrafe. Ihr Gatte, der 46 jährige Karl Straßl, wurde wegen Bei⸗ hilfe zu einem Mord zur Juchkhausſtrafe von 7 Jahren verurkeilt. Thereſe Straßl hatte vor 13 Jahren an N ihrem erſten Ehegatten Schöftenhuber einen Giftmord verübt. In der erſten Verhand- lung im Dezember 1932 waren die beiden Angeklagten zu der gleichen Strafe verur⸗ teilt worden, wie ſie das Paſſauer Schwur⸗ gericht nunmehr ausſprach. Gegen dies erſt⸗ inſtanzliche Urteil hatten die beiden Reviſion zum Reichsgericht eingelegt. Mannheimer National⸗Theatet Im Nationaltheater: Monlag, 3. Juli, 20 Uhr: Der 138. Oktober. Schauspiel von Walter Erich Schäfer. Miete A 28, Sondermiete A 14. Dienstag, 4. Juli, 20 Uhr: Friede⸗ mann Bach. Oper von Paul Graener. Miete E 29. Mittwoch, 5. Juli, 14.30 Uhr: Schüler⸗ Vorſtellung für die Schüler Höherer Lehr⸗ anſtalten(ohne Kartenverkauf: Minna von Barnhelm. Luſtſpiel von Leſſing. — 20 Uhr: Annelieſe von Deſſau. Operette von Robert Winterberg. Donnerstag, 6. Juli, 20 Uhr: Zum erſten Male: Freie Bahn dem Tüchtigen. Komödie von Auguſt Hinrichs. Miete G 29, Sondermiete G 15. ö Freitag, 7. Juli, 16 Uhr: 13. Vorſtellung für Erwerbsloſe(ohne Kartenverkauf): Der 18. Oktober. Schauſpiel von Walter Erich Schäfer.— 20 Uhr: Minna von Barnhelm. Luſtſpiel von Leſſing. Miete F 29. Samstag, 8. Juli, 20 Uhr: Freie Bahn dem Tüchtigen. Komödie von Auguſt Hinrichs. Miete A 29. Sonntag, 9. Juli, 18 Uhr: Die Mei⸗ ſterſinger von Nürnberg von Rich. Wagner. Miete D 29. Im Neuen Theater Roſengarten): Montag, 3. Juli, 20 Uhr: Für die Thea⸗ tergemeinde Deutſche Bühne— Bühnen⸗ volksbund— Abtlg. 69, 71 bis 72, 74 bis 78, und Jungkheatergemeinde Mann⸗ heim und Gruppe B: Martha. Oper von Friedrich Flotow. Handſchuhsheimer Großmarkipreiſe. Kirſchen 1. Sorte 19— 25 Pfg., 2. Sorte 14-18 Pfg., Erdbeeren 1. Sorte 21— 24 Pfg., 2. Sorte 18— 20 Pfg, Walderdbeeren 46— 58 Pfg., Heidelbeeren 26—30 Pfg, ſaure Kirſchen 17—19 Pfg., Johannisbeeren 10—13 Pfg, Stachelbeeren 11—14 Pfg., Erbſen 6—7 Pfg., Gurken 18 19 Pfg. Anfuhr und Nachfrage ſehr gut. Weinheimer Schweinemarkt. Stück 417 Verkauft: 291 Stück Milchſchweine das Stück 8—14 Mk., Läufer das Stück von 15— 35 Mark. Marktverlauf mittelmäßig.