Lokales Viernheim, 3. Juli 1933. Vom Sonntag. Nach langer Zeit haben wir endlich wieder einen Sonntag zu verzeichnen, mit dem wir be⸗ züglich der Witterungsverhältniſſe zufrieden ſein können. Es ſcheint nun doch endlich Sommer werden zu wollen. Die merkliche Kühle der letzten Tage iſt nun ſchöner warmer Sommer- temperatur gewichen. Hoffentlich hat es nun ausgeregnet. Dem Landmann iſt mit dieſem Wetterumſchlag ſicher eine große Sorge wegge— nommen worden. Mußte er doch um den Be⸗ ſtand ſeiner Ernte bangen. Wenn wir nun keinen Regen mehr bekommen, dürften wir doch noch eine gute Ernte zu verzeichnen haben.— Das Tellſchauſpiel hatte geſtern wieder einen Bomben⸗ Beſuch. Beſonders zahlreich waren die Beſucher wieder von auswärts vertreten. Die Aufführung dieſes packenden Schillerſchen Dramas wird immer vollendeter. Die geſamte Spielerſchar wächſt über ſich ſelbſt hinaus und haben ſich alle Mitwirkende trefflich in ihre Rollen eingelebt. Bei der geſt⸗ rigen Aufführung waren auch geſchloſſene Schul- klaſſen von Auswärts vertreten. Es finden nun- mehr noch zwei Aufführungen und zwar am 9. und 16. Juli ſtatt. Wer den„Tell“ noch nicht geſehen hat, darf dieſe Vorſtellungen nicht ver⸗ ſäumen.— Der Verein der Hundefreunde hielt auf ſeinem Uebungsgelände im Kirſchenwäldchen eine Schutz- u. Zuchthundeprüfung ab, zu welcher die Hundeliebhaber recht zahlreich erſchienen waren. Die vorgeführten Hunde zeigten, welch vortreffliches Material dem hieſigen Verein zur Verfügung ſteht. Ferner konnte man erſehen, daß prächtige Dreſſuren mit den intelligenten Tieren vorgenommen werden können.— In verſchiedenen Tanzlokalen herrſchte reger Betrieb. Wallfahrt nach Maria Einſiedel. An der Wallfahrt nach Maria Einſiedel beteiligte ſich eine große Zahl der hieſigen Gläubigen. Viele waren per Fuß bereits am Freitag zu dem Gnadenort gewallt. Zahlreich wurde auch der Laſtwagen⸗ und Eiſenbahnverkehr benützt. Geſtern Abend kehrten die Wallfahrer wieder zurück. Unter gewaltiger Anteilnahme der Bevölkerung wurden ſie am Ortsausgang abgeholt und zur Kirche geleitet. Das Gotteshaus war dicht be⸗ ſetzt. Hier wurde nochmals der Segen gegeben, worauf das„Te deum“ mächtig die Kirche durch- brauſte. * Von der Schule. Wie uns jetzt erſt bekannt geworden iſt, wurde Herr Lehrer Müller am 1. Juli aus dem Volksſchuldienſt entlaſſen. * Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 3 wegen Ruheſtörung, und 5 wegen verſpätetem Ladenſchluß. »Vom Standesamt. Im Monat Juni wurden beim hieſigen Standesamt regiſtriert: 12 Geburten, 12 Sterbefälle u. 17 Eheſchließungen. Volls⸗, Berufs⸗ und Betriebs⸗ zühlung in Viernheim. Das amtliche Er⸗ gebnis iſt folgendes: 11963(10808) Einwohner; 1506(1263) Wohnhäuſer; 2974(2356 Haus⸗ haltungen, ſowie 467 Land- und Forſtwirtſchaft⸗ liche Betriebe, die mehr als 50 ar bewirtſchaften. Ferner 241 Gewerbebetriebe in welchem neben dem Inhaber noch andere Perſonen beſchäftigt werden. Die Zahlen in Klammern find das Er- gebnis von 1925. Stand der Erwerbsloſigkeit in Viernheim. Am 1. Juli ds. Is. wurden hier gezählt: 58(61) männliche und 12(17) weibliche Alu⸗ Empfänger; 263(275) männliche und 54(53) weibliche Kru-Empfänger und 880(939) männliche und 23(23) weibliche Wolu-Empfänger. Geſamtzahl 1290(1368). Die Zahlen in Klammern ſind das Ergebnis vom 1. Juni ds. Is. Wir können abſo feſt⸗ ſtellen, daß im letzten Monat ein Abgang von 78 Erwerbsloſen zu verzeichnen iſt, die wieder in den Produktionsprozeß eingereiht wurden. 94 jugendliche Erwerbsloſe, dieſe haben jedoch keine Unterſtützung erhalten, wurden im Monat Juni in der Landhilfe untergebracht. * Vom Fußballſport. Am Samstag Abend trugen die„Grünen“ das fällige Rückſpiel gegen Spielvereinigung Sandhofen aus. Das Spiel endete mit einer knappen 4:3 Niederlage der Viernheimer, die ihre alte gefährliche Durch- ſchlagskraft noch nicht erreicht haben. Wie wir erfahren, wurde von der Vereinsleitung einer Trainer verpflichtet, der die Mannſchaft bis zum Beginn der Verbandsſpiele wieder in Schwung bringen wird. * Rheinfahrt nach Nüdesheim. Wie aus dem Inſeratenteil erſichtlich, beabſich⸗ tigt die hieſige Feuerwehrkapelle mitte Auguſt eine Rheinfahrt nach Rüdesheim zu unternehmen, wozu die Intereſſenten freundlichſt eingeladen ſind. Es braucht wohl nicht beſonders betont zu werden, daß dieſe Rheinfahrt eine der inte⸗ reſſanteſten und unterhaltungsreichſten zu werden verſpricht, die dem hieſigen Publikum jemals ge⸗ boten worden ſind. Unſere Augen werden ſich weiden an den althiſtoriſchen Stätten und Bur- gen an dem das Schiff vorübergleitet, wir be⸗ wundern den ſchönen deutſchen Rhein mit allen ſeinen Herrlichkeiten, wir hören deutſche Muſik, deutſche Lieder. Kurzum wir fühlen uns wieder deutſch, wie zuzeiten unſerer Väter. So ſteuern wir unſerem Ziele zu, dem Symbol deutſcher Einigkeit, deutſcher Kunſt und deutſcher Arbeit, hinauf zum Niederwalddenkmal. Wer alſo einige, wirklich frohe und heitere Stunden verleben will, dem möchten wir heute ſchon zurufen: Auf zur Rheinfahrt. Der geſamte Fahrpreis von Viern⸗ heim nach Rüdesheim und zurück beträgt 4 Mk. und kann wie uns mitgeteilt wird, ratenweiſe entrichtet werden. Näheres im Muſikgeſchäft Hanf, Weinheimerſtraße 74. ö * Sterbefall. Nach längerem Leiden ſtarb letzte Nacht Frau Anna Müller geb. Neff, im blühenden Alter von 25 Jahren. Die Beerdigung findet morgen Dienstag Nach⸗ mittag ſtatt. R. J. P. Mitgliederverſammlung der N. S. D. A. P. Ortsgruppe Viernheim. Am letzten Freitag waren im Saal des Parteilokals„Kaiſerhof“ bei Eröffnung der Mitgliederverſammlung durch Ortsgruppenführer Franzke die Mitglieder vollzählig erſchienen, was beſonders anerkennend feſtgeſtellt werden konnte, während die Mitglieder der N. S. B. O. viele Lücken aufwieſen. Herr Franzke gab ausführliche Aufklärungen über die Pflichten und Rechte der Mitgliedſchaft, über das Uſchla⸗ verfahren, das Tragen der Parteiabzeichen und der Grußpflicht aller Mitglieder, worauf beſon⸗ der ſtreng zu achten iſt. Hierauf erhielt Pg. Schweigert das Wort zu einem Referat über die politiſche Lage ſeit der Berufung unſeres Führers Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler, das Werden unſeres deutſchen Vaterlandes unter nationalſozialiſtiſcher Führung. In einem ausgezeichneten längeren Referat be⸗ handelte Pg. Schweigert die ſchwebenden po⸗— litiſchen Fragen, die Stellung gegenüber dem Auslande, die ganz logiſche und konſequente Durchführung der nat. ſoz. Revolution, gegenüber⸗ ſtellend das ſtückweiſe Flickwerk zentrümlich⸗marxi⸗ ſtiſcher Regierungen, wie ſolches ſchon am Stra- ßenausbeſſern erkenntlich wurde. Seine vortreff⸗ lichen Ausführungen fanden bei den Mitgliedern ſpontanen Beifall, wenn er den Inhalt der nat. ſoz. Bewegung als Leitmotiv voranſtellte: ein einiges deutſches Vaterland, hinweg mit dieſem morſchen Parteienſyſtem, mit dieſen Leuten, die da noch glauben, im Geiſte des vergangenen Kompromißſtaates ein Anrecht auf„eigene Führung“ zu haben. Adolf Hitler iſt der Führer, ihm kann und mus das deutſche Volk vertrauen, er, der den deutſchen Arbeiter, Bauer, Handwerksmann, jeden Deutſchen gleich liebt, wenn er bereit iſt, in national ⸗ſozialem Geiſte mitzuhelfen am Wiederaufbau und damit am Wohlergehen aller Volksgenoſſen, mit dem ſicheren Garant des deutſchen Reiches, unſerem allverehrten Reichspräſidenten von Hindenburg, denen in dieſem Sinne das beſondere, Steg Heil galt! Der Dank des Ortsgruppenführers an Pg. Schweigert für ſeine ausgezeichnete Rede war im Sinne aller Mitglieder und man kann nur wünſchen, daß noch mehr ſolche Gelegenheiten geſchaffen werden, damit aus berufenem Munde durch ſolche Ausführungen von Zeit zu Zeit die akuten politiſchen Fragen eingehend behandelt und aufgeklärt werden. Mächtig erklangen die Strophen des„Horſt Weſſel-Liedes“ durch den Saal, wo⸗ mit die Verſammlung gegen ¼12 Uhr ihr Ende fand mit der Mahnung an alle, ihre Verſamm⸗ lungen künftighin reſtlos zu beſuchen. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗ Mit⸗ glieder ⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Turnverein von 1893. Heute Montag abend punkt ½9 Uhr Fechterſchaft im Freiſchütz. Beginn im Säbelfechten. Reſtloſes Erſcheinen erwartet Der Fechtwart. Jeden Montag und Mittwoch Probe ſämt⸗ licher Spielleute mit Inſtrumenten um halb 8 Uhr auf dem Waldſportplatz. Erſcheinen eines Jeden iſt unbedingte Pflicht. 5 Der Führer. Dienstag nachmittag um 5 Uhr Schülerturn⸗ ſtunde auf dem Sportplatz am Wieſenweg. Vollzähliges Erſcheinen erwartet Die Leitung. Sänger⸗Einheit. Heute abend 9 Uhr Sing⸗ ſtunde. Reſtloſes Erſcheinen iſt unbedingt er⸗ forderlich. Der Vorſtand. Odenwald⸗Klub, Ortsgruppe Viernheim. Mitt⸗ woch, den 5. Juli 1933 abend 8½ Uhr Klubabend im Löwen, Bericht über die Haupt⸗ verſammlung in Neckar-Steinach. Beſchluß über die Teilnehmer an der Einweihungsfeier des Rudi⸗Wünzer⸗Turmus. Zahlreiche Be⸗ teiligung wird erwartet. Friſch auf! Der Vorſtand. Turnverein von 1893 e. V. Wichtig für Aktive! Dienstag abend im Freiſchütz punkt 29 Uhr vollzähliges Erſcheinen ſämtlicher Vereinsturner welche in Waldhof am Sonntag mitmachen. Auch Sportler(5 K) müſſen hier unbedingt anweſend ſein. Es werden die Wetturnkarten und Abzeichen für das Bezirksturnfeſt ausge⸗ geben. Ferner wer ſich Samstags abends an den Schwimmwettkämpfen beteiligen will kann ſich noch anmelden, letzter Termin.— Alle am Tellſpiel beteiligten Turner können ſich am Turnfeſt beteiligen, da bis 11 Uhr die Wettkämpfe beendet ſind. Es iſt daher Pflicht, daß alles reſtlos erſcheint. Die Turnleitung. Danksagung. Für die gütige Teilnahme die uns an- lägglich des großen schmerzlichen Verlustes unser guten unvergeßlichen Verstorbenen dargebracht wurde, für die zahlreiche Be- teiligung an der Beerdigung sowie für die groge Kranz- und Blumenspende und Stif- tern von hl. Seelenmessen, sprechen wir unseren innigsten Dank aus. Die tieftrauernden Hinterbliebenen: Familie 6g. Martin 4. und Kind. Viernheim, den 3. Juli 1933. Größe 2 benötigt. anbauflächen. melden haben. gehen. Bekanntmachung. Betr.: Volks-, Berufs- u. Betriebszählung 1933 Die Zählung in unſerer Gemeinde iſt be- endet. Schwierig war die Arbeit, die hier zu bewältigen war. Ohne die freiwilligen Helfer die ſich ehrenamtlich zur Verfügung ſtellten, hätte die Zählung nicht ordnungsgemäß durchgeführt werden können. Ihnen allen gebührt unſer auf richtiger Dank für die geleiſtete Arbeit, die für den Neuaufbau unſerer Wirtſchafts⸗ und Agrar- politik die wichtigſten Grundlagen gegeben hat. Viernheim, den 1. Juli 1933. Der Gemeindezählkommiſſar: z. billigſten Tagespreis Neue Pfälzer Bekanntmachung. Für die Schulen werden ca. 600 Ztr. Koks Angebote ſind, unter Angabe der Zahlungs- bedingen, verſchloſſen und mit entſprechender Auf- ſchrift verſehen, bis 6. Juli 1933, vormittags 10 Uhr auf dem Büro abzugeben. Angebote werden gewünſcht: 1. Für Gaswerkskoks, frei Bahnhof 2. Für desgl., frei Schulhof mit dem Auto gebracht 3. Für Zechenkoks, frei Bahnhof 4. Für desgl., frei Schulhof mit dem Auto gebracht. Die Lieferung muß im Monat Juli erfol- gen. Zuſchlagsfriſt 8 Tage. Betr.: Ueberſchreitungen der zuläſſigen Tabak— Wir machen die Tabakpflanzer letztmals darauf aufmerkſam, daß bis Mittwoch, den 5. Juli ſpäteſtens auf Zimmer 21 die Landwirte, die ihr Kontingent überſchritten haben, dies zu Gleichzeitig ſind auch die unbe⸗ bauten und umgebrochenen Tabakflächen anzugeben. Eine Kürzung der Anbaufläche bei der nächſt⸗ jährigen Verteilung kann dieſerhalb nicht in An⸗ rechnung gebracht werden falls abige Verfügung gewiſſenhaft befolgt wird. die Fluranmeldungen bis jetzt noch nicht geben haben, ſeien jedoch gewarnt keinen qm zu überbauen um unliebſamen Weiterungen zu ent— Viernheim, den 1. Juli 1933. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim In kommiſſariſcher Vertretung: Bechtel. —— 5— — . Diejenigen, welche abge⸗ —— —— aus, ſtatt. Todes⸗Anzeige. Gott, dem Allmächtigen hat es in ſeinem uner⸗ forſchlichen Ratſchluſſe gefallen, meine liebe Frau, un⸗ ſere liebe gute Tochter, Schwiegertochter, Schweſter, Schwägerin und Tante, Frau Anna Müller geb. Neff nach langem, mit großer Geduld ertragenem Leiden, verſehen mit den hl. Sterbeſakramenten, im blühenden Alter von 25 Jahren, geſtern Nacht um ¼ 12 Uhr zu ſich in ein beſſeres Jenſeits abzurufen. Wir bitten, ihrer Seele im Gebete zu gedenken. Viernheim, den 3. Julii 1933. Die Melrauernd Rinterpnenenen. Die Beerdigung findet morgen Dienstag, nach⸗ mittag 5 Uhr, vom Trauerhauſe, Lorſcherſtraße 34 Zwei ſchöne Zimmer mit kleiner Küche ſofort zu vermieten. Alexanderſtraße 1 Kartoffel Erſtlinge, gelbfleiſchig Hen. Faltermann Moltkeſtraße 15. komm. Bürgermeiſter Bechtel. Alte Zeitungen zu haben in der Druckerei dieſes Blattes. 2 Zimmer und Küche mit Zubehör, im erſten Stock, nach der Lorſcher⸗ ſtraße, billig zu vermie⸗ Krug, Uhrmacher Schöne nehmen. Nneimtanrt naen Rüdesheim! Die hieſige Jeuerwehrkapelle beabſichtigt mitte Au⸗ guſt eine Rnein- Sonderfahrt nach Radesbheim zu unter⸗ Der geſamte Fahrpreis einſchließlich der Fahrt mit der Oc. nach Mannheim und zurück beträgt 4 Mark. Kinder von 4—14 Jahren zahlen die Hälfte. Der Preis kann event. noch reduziert werden, wenn eine größere Anzahl Perſonen an der Fahrt teilnehmen, Weitere finanziellen Auslagen e nicht. ratenweiſe bezahlt werden. Anme Das ahrgeld kann dungen können is nächſten ten. Sonntag im Muſikgeſchäft Hanf, ſowie bei den Mitgliedern der Feuer⸗ wehrkapelle gemacht werden, wo auch nähere Auskunft erteilt wird, Die Leitung. die Wahrheit anlehnen 5 (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) e täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 k. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeila aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjähr en: wöchentl. das achtſeitige illustrierte ich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäſtsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim ernſpr 117.— Fean e Nummer 152 Das ruſſiſche, Paradies“ Sowjet⸗Rußland wird vom Kom⸗ munismus in der ganzen Welt als das„Ar⸗ beiterparadies“ geprieſen. Als es in den Parlamenten noch Jünger Moskaus gab, haben auch dieſe immer wieder die Zuſtände in Rußland als vorbildlich hingeſtellt und keinen Zweifel darüber gelaſſen, daß ſie auch aus Deutſchland ein ſolches Paradies zu ma⸗ chen gedächten. Nun, die nationale Revolu⸗ tion hat den Herrſchaften gründlich das Handwerk gelegt. Mit ihrer Wühlarbeit iſt's aus. Trotzdem bleibt es natürlich intereſſant, die Dinge in Sowjet⸗Rußland weiter zu ver⸗ folgen. Das iſt nicht ganz leicht, weil der Bolſchewismus mit einem Terror arbeitet, der ſo gefürchtet iſt, daß die Leute nicht mehr ſagen können. Denn die OG pl.— die ruſſiſche Geheimpolizei, die gleichzeitig richterliche Gewalt hat,— arbei⸗ tet güt. So gelingt es nur verhältnismäßig ſelten, ein Bild von den wirklichen Zuſtän⸗ den zu erhalten. Aber bisweiſen gelingt es doch. So hat neuerdings das Londoner Blatt „Morning Poſt“ einen Sonderberichterſtar ter nach Sowjet⸗Rußland eniſandt, deſſen Schilderungen ein geradezu erſchütternbes Bild vom Arbeiter, paradies“ Rußland ge. ben. Es heißt darin u. a.,„Anfangs Jun! hat die dritte und äußerſt goroſe„Sau- berung der Parte!“ in der Geſchichte des ruſſiſchen Kommuniswus in den Di⸗ ſtrikten von Moskau und Peirograd einge⸗ ſetzt und wird ſich allmählich über das ganze Sowjet⸗Reich ausdehnen. Inzwiſchen iſt das Syſtem der„Paß⸗Zonen“, in denen kur die Auserwählten wohnen dürfen, mit höchſter Strenge in Kraft geſetzt worden. Unglaubliche Härten müſſen von Hundert⸗ tauſenden von Unglücklichen erduldet wer⸗ den, die buchſtäblich als Geächtete in die Wildnis ausgeſtoßen ſind, ohne örgend⸗ welche Hoffnung, Nahrung oder Anſtellung zu erlangen. Ein lebendige Tod iſt für ſie die einzige Alternative. In dieſem „Paradies“, in dem offiziell jeder„glücklſch und zufrieden“ iſt, liegen völlige Verzweif⸗ lung und Reſignation wie ein dunkles Bahr⸗ tuch über den breiten Maſſen der Bevölke⸗ rung. Nur den erprobten Arbeitern der Par⸗ tei, den„neuen Ariſtokraten“, iſt geſtattet, in verhältnismäßigem Komfort zu leben. Kein noch ſo hochgeſtellte! Parteiarbeiter kane hoffen, dieſer neuen Inqu'ſition über ſeine perſönliche Betätigun; zu entgehen, und dieſe Ungewißheit über das kiliftige Schickſal jedes Einzelnen hat eine Atmo⸗ ſphäre des Schreckens gebüdet Den Par- teiführern ſind genaueſte Direktiven über die Ziele und Methoden gegeben worden, die bei der Ausſchaltung der nicht wünſchens⸗ werten Elemente angewendet werden ſollen, die ſich allmählich in die Parteiorganiſation geſchlichen haben. Dieſe„Säuberung“, Ill dazu dienen. die Kampfkraft der Parkei⸗Organiſation und die geeinte bolſchewiſtiſche Front gegen alle äußeren Eingriffe zu ſtärken. Die ſtrenge Prüfung erſtreckt ſich auf die tatſächlichen Ergebniſſe, welche die einzelnen Mitglieder in der Förderung der Parteiintereſſen er n haben. Leere Beteuerungen der treuen, nterſtützung werden als wertlos erachte! Aus verſchiedenen Berichten von Partei, führern erhellt, daß dieſe Säuberung ſeit langem als überflküſſig angeſehen wird, Die Geſamtziffern der Partei haben ſich enorm geſteigert. In gewiſſen Fällen haben die Organiſationen miteinan- die in der Einſtellung neuer Mitglieder ge⸗ wetteifert.„Verantwortliche Mitglieder ſe⸗ hen hierin eine mögliche Quelle für Spal tungen innerhalb der Partei“. Heroiſche Mit- tel ſelen notwendig, um die Pläne für der 0 Sieg des Sowjet⸗Programme Urchzuführen. 9 aller Behauptungen der Bolſchewi⸗ ſten, daß die Verhältniſſe in Sowjet⸗Ruß⸗ wamme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt tung, Druck u. Verlag! Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Viernheimer Zeitung (VBiernheimer Bürger⸗Ztg. Viernh. Volksblatt) Ae 8 bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plagvorſchriften bei Anzeigen werden na an bestem vorgeſchriebenen Tagen ka Dienstag, den 4. Juli 1933 Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme ſedoch eine Gesa nicht übernommen 222 50. Jahrgang Stillſtand in London Die Erklärung der Währungsländer— Amerikas und Englands„Rein“— Was wird aus der Weltwirtſchaſtskonſerenz?— Vertagung bis Donnerstag f London, 4. Juli. Die Auseinanderſetzungen um die Gold— währung gehen auf der Weltwirt⸗ ſchaftskonferenz weiter. Die Vertre⸗ ter der Goldwährungsländer— Frankreich, Schweiz, Holland, Belgien, Italien ſowie Polen— haben eine Erklärung ausgearbeitet, in der es heißt, daß die Regie⸗ rungen derjenigen Länder, die vom Gold- ſtandard abgegangen ſind, es wiederum als das letzte Ziel ihrer Währungspolitik bezeich⸗ nen, einen internationalen Standard auf Goldbaſis wieder herzuſtellen. Jede der vom Goldſtandard abgegangenen Regierungen erklärt ſich bereit, Maßnahmen zu ergreifen, die am geeignetſten erſcheinen, die Deviſenſpekulation zu beſchränken, wobei ihr die übrigen Unterzeichner der Erklärung ihre Mitwirkung gewähren wollen. Jeder der Unterzeichner erklärt ſich bereit, die Zen⸗ tralbank ſeines Landes zu erſuchen, in Uebereinſtimmung mit den Zentralbanken der übrigen Länder vorzugehen, um die Spekulation einzuſchränken und zu geeigne⸗ ter Zeit einen internationalen Goldſtandard wieder einzuführen. Präſident Rooſevelt hat es abgelehnt, ſich dieſer Erklärung anzuſchließen. Daraufhin hal der engliſche Premier- miniſter Macdonald den Vertretern der Goldſtandardländer mitgekeilt, daß auch Großbritannien ſich ihrer Erklärung über den Goldſtandard ohne Amerikas Teilnahme nicht anſchließen kann. Die Goldwährungsländer erlaſſen nun eine neue Erklärung. In dem erſten Abſchnitt wird betont, daß die Goldſtan— dardländer nun unabhängig von Großbritannien und den Verei nigten Staaten handeln und die ge⸗ meinſame Politik ihrer Zentralbanken fort⸗ ſetzen werden. Der zweite Abſchnitt be⸗ ſchreibt die Apparatur, die der Zuſammen⸗ arbeit der Zentralbanken der Goldſtandard— länder dienen ſoll. Erklärung Nooſevelts Der amerikaniſche Vertreter auf der Weli. wirtſchaftskonferenz, Staatsſekretär Hu 11 erklärte, er habe von dem Präſidenten der Vereinigten Staaten eine Mitteilung erhal- ten, die die Stellungnahme der amerikani⸗ ſchen Regierung zu den Vorſchlägen über eine internationale Maßnahme auf dem Ge— biet des Währungsweſens auseinanderſetze. In der Mitteilung Rooſevelts heißt es u. a. „Ich würde es als eine Kataſtrophe betrach⸗ ten, die einer Welttragödie gleichkäme, wenn ſich die große Konferenz der Nationen, die einberufen wurde, um allen Nationen arö— land befriedigende ſeien, iſt der Mangel an Brot ſo akut, wie man ſich ihn im Aus⸗ lande kaum vorſtellen kann. Der Beweis hierfür liegt in dem fieberiſchen Eifer der Sowiet⸗Behörden, ſicherzuſtellen, daß die Ernten dieſes Jahres eine hinlängliche Menge Korn ergeben, um eine terroriſierte Bevölkerung bei„Hungerrationen“ am Le⸗ ben zu erhalten.“ Soweit die bemerkenswerteſten Stellen des Berichtes. Die„Morning Poſt“ fügt hin⸗ u:„Der Berichterſtatter ging nach Sowfet⸗ ußland als ein überzeugter und enthuſia⸗ ſtiſcher Kommuniſt. Er kehrte als ein völlig enttäuſchter Mann zurück.“ Dieſe Feſtſtel⸗ lung ſpricht Bände. Man braucht nichts mehr dazu zu ſagen. Wir wiſſen nun, wie es im ruſſiſchen„Paradies“ ausſieht! ßeren Wohlſtand! zuz geben, durch; ein Expert⸗ ment, das nur die Währungen einiger Na- tionen betrifft, von ihrer Aufgabe ablenken laſſen würde. Das geſunde innere Wirt⸗ ſchaftsſyſtem einer Nation iſt ein größerer Faktor für ihren Wohlſtand als der Stand ihrer Währung und die wechſelnden Bedin— gungen der Währungen der anderen Natio— nen. Die Vereinigten Staaten ſuchen jene Art des Dollars, der nach einer Generation die gleiche Kaufkraft hat, wie der Dollar, den wir in naher Zukunft zu erreichen hof— fen. Dieſes Ziel bedeutet mehr für das Wohl anderer Nationen als ein für ein oder zwei Monate feſtgelegter Kurs des Pfundes oder des Frances. Unſer großes Ziel iſt die dauernde Ska⸗ biliſierung der Währungen aller Na- tionen. Wenn die Welt feſtumriſſene pläne für die Mehrheit ihrer Nationen ausarbeitet, um ausgeglichene Staaks⸗ haushalle zu erhalten, und innerhalb ihrer Mittel zu leben, dann können wir die beſſere Verleilung von Gold und Silber als Reſerde für die nakionalen Währungen erörkern. 1 Auch für den Welthandel iſt die zeitweiſe Feſtfſetzung von Währungen nicht die wahre Antwort. Wir müſſen eher die beſtehenden Einfuhrverbote mildern, um den Austauſch von Waren zu erleichtern. Die Konferenz iſt einberufen worden, um grundlegende Wirtſchaftsübel zu heilen. Sie darf nicht von dieſer Aufgabe abgelenkt werden.“ Allgemeiner Peſſimismus Die Erklärung des Präſidenten Rooſe⸗ velt iſt in Kreiſen der Goldw äh⸗ rungsländer ſehr peſſimiſtiſch aufgenommen worden. Obwohl eine endgülkige Stellungnahme noch nicht erfolgt iſt, hört man, die Holländer ſeien der Anſichk, daß durch dieſe Erklärung die Konferenz die Ver- handlungsbaſis verloren hat. Die Fran- zoſen ſind ebenfalls beſtürzt. Die Stimmung der Londoner Weltwirt— ſchaftskonferenz war ſchon bisher nicht ge— rade optimiſtiſch— jetzt kann man ſagen, daß ſie einem offenen Peſſimismus Platz gemacht hat. Die Erklärung Rooſevelts hatte im übrigen eine raſche Rückwirkung auf die Arbeiten der Konferenz. Die Verhandlungen ſcheinen zu einem Stillſtand gebracht zu ſein, der mög⸗ licherweiſe nur zeitweilig iſt, aber der ſich widerſpiegelkt in einer Entſchlie zung, die dem Unkerausſchuß für Han- delspolitik unterbreitet wurde. In Zuſammenhana mit der Erklärung der Preußen und Reich Außjzerkraftſetzung der Verordnungen über das Vorgehen gegen Preußen. Berlin, 4. Juli. Durch eine Verordnung des Reichspräſi⸗ denten„Zur Wiederherſtellung normaler e e in Preußen“, die auch Reichskanzler Adolf Hitler und Reichs⸗ innenminiſter Frick unterzeichnet haben, ſind die Beſtimmungen außer Kraft geſetzt worden, die für das Vorgehen gegen die ſozialdemokratiſche preußiſche Regierung Braun ſeit dem 20. Juli v. Is. erlaſſen wor⸗ den waren. Es handelt ſich dabei um vier Verordnungen, darunter vor allem um die Verordnung des Reichspräſidenten vom. 20. meiſten Velegierten vei der Eroffnung der Konferenz, daß Erfolg ihre Arbeiten nur krönen kann, wenn die Grundlage für den künftigen Welthandel eine ſtabiliſierte Gold⸗ währung iſt, hat der Schweizer Miniſter Stucki einen Antrag unterbreitet, in dem zum Ausdruck gebracht iſt, daß, da dieſe Hypotheſe nach der amerikaniſchen Deklara⸗ tion zuſammengebrochen zu ſein ſcheint, die Arbeiten des Unterausſchuſſes vorüberge— hend unterbrochen werden ſollen. Die Ent⸗ ſchließung wurde einſtimmig angenommen. Die Arbeit des Unlerausſchuſſes wird bis Donnerskag eingeſtellt. Aehnliche Entſchließungen werden in ande⸗ ren Ausſchüſſen erwartet und die Möglich⸗ keit iſt nicht von der Hand zu weiſen, daß die geſamte Arbeit der Konferenz dadurch zum Stillſtand gebracht wird. Die Goldſtandardländer erklären Am Montag abend haben die Goldſtan⸗ dardländer Belgien, Frankreich, Holland, Italien, Polen und die Schweiz eine neue Erklärung in der Frage der Aufrechterhal⸗ tung des Goldſtandards ausgegeben. Sie lautet: In der Ueberzeugung, daß die Aufrechterhaltung dieſer Wäh⸗ rungen für die wirtſchaftliche und finan⸗ zielle Wiederherſtellung der Welt, für die Wiederaufnahme des Kredites und für die Sicherſlellung der in ihren Län⸗ dern erreichten ſozialen Fortſchrikle we⸗ ſenklich iſt und formell ihren Willen be⸗ ſtätigend, ein freies Funktionieren des Goldſtandards in ihren Ländern zu den gegenwärkig geltenden Goldparitälen und im Rahmen der beſtehenden Geld- ſätze aufrecht zu erhalten, fordern die Regierungen ihre Zentralban⸗ ken auf, in engem Kontakt zu bleiben um der gegenwärtigen Erklärung dasHöchſtmaß der Wirkſamkeit zu verleihen. * Franzöſiſches Dementi Das halbamtliche franzöſiſche Nachrichten- büro Havas dementiert das im Auslande aufgetauchte Gerücht, in dem behauptet wurde, Frankreich würde nicht mehr an den Arbeiten der Weltwirtſchaftskonferenz teil⸗ nehmen, wenn dieſe nicht bis 15. Juli zum Abſchluß gekommen ſeien. Dieſe Nachricht, ſo erklärt die offiziöſe Agentur, ſei reine Phantaſie und in autoriſierten Kreiſen füge man hinzu, daß die franzöſiſche Regie⸗ rung niemals die Abſicht gehabt habe, ihren Delegierten derartige Weiſungen zu erteilen. Jult 1932, worin bie Einſetzung des Reichs? kommiſſars verfügt wurde, ferner um den Erlaß des Reichspräſidenten vom 18. No⸗ vember 1932 über die Auslegung des Leip⸗ ziger Urteils, dann um die Verordnung des Reichspräſidenten vom 31. Januar ds. Is., worin die dem Reichskanzler als Reichs⸗ kommiſſar zugeſtandenen Befugniſſe Preußen dem Stellvertreter des Reichskanz⸗ lers von Papen übertragen wurden, und ſchließlich um die Verordnung des Reichs: präſidenten vom 6. Februar 1933, die auch die gte des Leipziger Urteils dem Reichskommiſſar übertrug, die zunächſt der Regierung Braun überlaſſen worden wa⸗ ren. ———ů —.— 8 Vor der Auflöſung des Zentrums Beſchlußverkündung am Dienskag oder Mittwoch. Berlin, 4. Juli. Wie verlautet, ſind die Beratungen des Reichsführerausſchuſſes der Zen⸗ trumspartei über die ſchwebenden Maßnah⸗ men zum Abſchluß gelangt. Der mit allen Vollmachten verſehene Reichsführer der Zentrumspartei, Dr. Brüning, dürfte die Entſcheidung am heutigen Dienstag oder Mittwoch verkünden. Ein der Parteileitung naheſtehendes Kor- reſpondenzbüro teilt dazu mit: Es kann ge. ſagt werden, daß ſowohl auf Seiken der Reichsregierung, als auch auf Seiten der Jenkrumsführunguebereinſtimmung darüber beſteht, daß die Einfügung einer ſeit über ſechs Jahrzehnten im Volke verwurzelten Millionenbewegung poliliſch kätiger Katholi⸗ ken im Inkereſſe der Volksgemeinſchaft in einer würdigen und möglichſt reibungsloſen Jorm vor ſich gehen muß, unter Sicherung des opferbereiten Einſatzes dieſer bewährken und für den Staatsneubau unentbehrlichen Volkskräfte. Der Reichstagsabgeordnete Aug. Wink— ler, Verbandsſekretär in Köln, der dem Zentrum angehörte, hat ſeinen Austritt aus Partei und Fraktion erklärt und um Aufnahme als Hoſpitant in die national⸗ f 90 ialiſtiſche Reichstagsfraktion ge— beten. Auflöſung katholiſcher Verbände Stuffgark, 4. Juli. Die württembergiſche Regierung hat be— ſchloſſen, folgende Verbände aufzulöſen: Windthorſtbund, Kreuzſchar, Sturmſchar, Deutſche Jugendkraft, Volksverein für das katholiſche Deutſchland, Volksvereinsverlag G. m. b. H, Kath. Jungmännerverband, Ka— tholiſcher Geſellenverein, Katholiſcher Jung— frauenverband, Neudeutſchland, Quickborn, Deutſcher Rad⸗ und Motorradfahrerverband „Concordia“, Kreuzfahrer, Jungborn, Frie— densbund deutſcher Katholiken. 8 Verhandlungen in Nom Berlin, 4. Juli. Wie verlauket, ſiehen die Verhandlungen, die der Vizekanzler von Pa⸗ pen in Rom führt, durchaus günſtig. Man hofft, noch im Laufe dieſer Woche zu einem gewiſſen Abſchluß zu kommen. In Rom iſt der Erzbiſchof von Freiburg, Dr. Gröber, eingetroffen, um an den kirchenpoliliſchen Verhandlungen zwiſchen dem Vatikan und der Reichsregierung keilzunehmen. Mahnung an Warenhäuſer Am den Lebensmittelverkauf. Berlin, 4. Juli. Der Präſident des Reichsverbandes der Mit⸗ tel⸗ und Großbetriebe des Deutſchen Einzel⸗ handels hat an die Mitglieder der Fach⸗ gruppe Warenhaus ein Schreiben gerichtet, in dem darauf hingewieſen wird, daß, ſolange einheitliche Qualitätsmerkmale für den geſam⸗ ten Lebensmittelhandel nicht vorliegen, die Preisinſerate der Lebensmittelabteilun— gen der Warenhäuſer in zahlreichen Fällen zu einem ungerechtfertigten Vergleich der Preiſe führen müſſen. f Die Warenhausunternehmungen werden des⸗ halb erſucht, mit ſofortiger Wirkung alle An⸗ zeigen mit Spitzenpreiſen bezw. Anzeigen ſol⸗ cher Lebensmittel zu unterlaſſen, die nicht nur zur regulären Ware gerechnet werden können. Ich bitte, ſchließt der Präſident ſein Schrei⸗ ben, dieſer Aufforderung ſehr ſorgfältig nach⸗ zukommen, da andernfalls mit einem geſam⸗ ten Verbot für Preisinſerate der Lebensmjit⸗ telabteilungen zu rechnen ſein würde. Die Lage in Oeſterreich Sprengkörper explodiert. Graz, 4. Juli. In Sankt Ruprecht an der Raab wurde um drei Uhr in einem Gaſthaus ein Sprengkörper zur Exploſion gebracht, wodurch mehrere Fenſterſcheiben des Gaſt— hauſes und eines gegenüberliegenden Wohn— hauſes zertrümmert und ein Holzzaun be— ſchädigt wurden. Verletzt wurde niemand. „Das deutſche Lied als Verſöhner“ Gemunden, 4. Juli. „Bundespräſident Miklas nahm an dem 75 jährigen Stiftungsfeſt des Oberöſterreichi— ſchen Sängerbundes teil. In einer Anſprache ſpielte er deutlich auf die gegenwärtigen po⸗ litiſchen Verhältniſſe an. In ſeinem Lob⸗ ſpruch auf das deutſche Lied ſagte er u. a:: Im Lied löſen ſich in Wohlklang und Harmonie all die ſeeliſchen Spannungen, die draußen in der Welt unſer herz beſchweren und unſere Seele bedrücken. Das deulſche Lied ſeſ heute unſere Parole. Möge dieſe Stunde des Liedes nicht nur uns heute glücken, möge ſie auch weit darüber hinaus wirken in alle Gaue unſeres Heimalvolkes, auf daß wieder Friede und Einkracht Ein⸗ kehr halle. Deutſche Tagesſchan Das neue Keichsbeamtengeſetz. Nach den Vorſchriften vom 30. Juni wird das Beamtenverhältnis von der Aushändi⸗ gung einer Urkunde abhängig gemacht. Als Reichsbeamter darf nur berufen werden, wer die vorgeſchriebene Vorbildung oder ſonſtige beſondere Eignung für das ihm zu übertragende Amt beſitzt. Wer nicht ariſcher Abſtammung, oder mit einer Perſon nicht ariſcher Abſtammung verheiratet iſt, darf nicht als Reichsbeamter berufen werden. Reichsbeamte ariſcher Abſtammung, die mit einer Perſon nicht ariſcher Abſtammung die Ehe eingehen, ſind zu entlaſſen. Wer vor dem Inkrafttreten dieſer Beſtimmungen als Beamter in den Reichsdienſt berufen worden iſt, iſt Reichsbeamter im Sinne des Reichs⸗ beamtengeſetzes. Die Deutſche Reichsbahn⸗ Geſellſchaft, die Reichsbank und die öffent⸗ lichen Proviſionsgeſellſchaften tigt, c Vorſchriften zu erlaſſen. Weibliche Perſonen dürfen auf Lebens⸗ zeit erſt nach Vollendung des 35. Lebensjah⸗ res berufen werden. Weibliche Beamten ſind zu entlaſſen, wenn der Ehemann unkünd— barer Angeſtellter iſt. Auch hier wirken die Vorſchriften dieſes Geſetzes ſinngemäß für Länder, Gemeinden uſw. Reichskanzler Hitler bleibt in der Katholi⸗ ſchen Kirche. Amtlich wird mitgeteilt: In der ganzen Welt ſind Meldungen des Inhaltes verbrei— tet worden, daß Reichskanzler Adolf Hitler der Evangeliſchen Kirche beigetreten ſei. Dieſe Behauptungen ſind frei erfunden und erlogen. Reichs⸗ kanzler Adolf Hitler gehört nach wie vor der Katholiſchen Kirche an und beabſichtigt nicht, ſie zu verlaſſen. Selbſtauflöſung des Jungdeutſchen Ordens. Vom Jungdeutſchen Orden wild mitgeteilt: Aufgrund der Verbote in den meiſten deutſchen Ländern und der politi— ſchen Entwicklung der letzten Tage ſind Ver— handlungen zur Liquidation der Organiſa— tion Jungdeutſcher Orden e. V. eingeleitei worden. Auslands⸗Nundſchau Horſt-Weſſel-Lied in der Tſchechoſlowakei verbol en. Wie die offiziöſe„Prager Preſſe“ berich⸗ tet, wurde für das ganze Gebiet der Tſche⸗ choſlowakuchen Republik des Horſt-Weſſel⸗ Lied behördlich verboten. Ein von den Deutſchen Nationalſozialiſten herausgegebe⸗ nes Liederbuch, das den Text dieſes Liedes enthält, wurde beſchlagnahmt. f Aus Moskau abgereiſt. Wie die Telegraphen⸗Agentur der Sow— jet⸗Union meldet, ſind die beiden freigelaſſenen engliſchen Ingenieure Thornton und Macdonald nach London abgereiſt. Chinas Aufbaupläne. Die chineſiſche Regierung hatte ſich aber— mals an den Völkerbund gewandt, um für das innere Aufbaupröoaramm Chinas beim Saarbrücken, 4. Juli. In drei Orten des Warndt⸗Gebie— tes, alſo dem Teil des deutſchen Landes an der Saar, auf das es die Franzoſen am meiſten abgeſehen haben, fanden Erſatz⸗ gemeinderatswahlen ſtatt, die ein bemerkenswertes Ergebnis hatten. Die Wah⸗ len mußten ſtattfinden, weil der oberſte Ge⸗ richtshof des Saargebietes die vorhergegan— genen auf, Antrag der Autonomiſtenpartei für ungültig erklärt hatte. In Lu d⸗ weiler, dem einzigen Ort, an dem die Autonomiſten überhaupt eine Liſte zuſtande gebracht hatten, erhielt dieſe Liſte, die mit einem rieſigen, aus franzöſiſchen Geldern be— zahlten Aufwand propagiert wurde, nur einen ganz unweſentlichen Bruchteil der Ge— ſamtſtimmen. Die Nationalſozialiſten haben überall einen ſtarken Stimmenzuwachs er⸗ fahren. Das Geſamtergebnis in Ludweiler iſt dies: NSDAP. 786 Stimmen, s Sitze(bisher 50 Stimmen, keinen Sitz, Kommuniſten 841 Stimmen, 9 sitze(bisher 887 Stimmen, 11 Sitze), kommuniſtiſche Oppoſition 270 Stimmen, 2 Sitze(bis⸗ her 401 Stimmen, 6 Sitze), Bür erliche Bereinigung(Volksparlei, Wirtſchaſte⸗ partei und Jenkrum) 360 Stimmen, 3 Sitze(bisher 568 Stimmen, 6Sſtze), Un⸗ abhängige Bürger keinen Sitz(bisher 1). Von den beiden anderen Orten, in denen ge⸗ wählt wurde, iſt nur intereſſant, daß die NSdaA., die bei den vorigen Gemeinde⸗ ratswahlen dort überhaupt keinen Sitz hatte, einen großen Erfolg errungen hat. In Karlsbrunn errang ſie 111 Stimmen und ſind ermäch⸗ Völkerbund Hilfe und unterſtützung zu fin⸗ den; die chineſiſche Regierung wünſcht die Ernennung eines ſtändigen techniſchen Be⸗ raters. Der Rat hat zunächſt beſchloſſen, einen Ausſchuß einzuſetzen, der den Antrag 155 chineſiſchen Reglerung eingehend prüfen oll. f Politiſches Allerlei Berlin. Die Reichsregierung hat für das aus dem Verwaltungsrat der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft ausgeſchie⸗ dene Mitglied M. Herrmann in Nürnberg, den Präſidenten der Induſtrie- und Han⸗ delskammer Köln, Freiherrn von Schrö⸗ der zum Mitglied des Verwaltungsrates ernannt. Berlin. Die Notendeckung der Reichsbank betrug am 30. 6. 7,8 Pro⸗ zent. Weimar. Die thüringiſche Regierung hat beſchloſſen, ein thüringiſches Luftamt ins Leben zu rufen. In dieſem Amt ſollen alle bisher bei den einzelnen Miniſterien verteil— ten Fragen der Luftfahrt bearbeitet wer— den. Exploſionskataſtrophe Toke und Schwerverletzte. Recklinghauſen, 4. Juli. Am Montag nachmittag gegen 2 Uhr er⸗ eignete ſich auf der Zeche 1/2 eine ſchwere Exploſion über Tage und zwar in der Kohlenverladung. Es wurden zu⸗ nächſt vier Perſonen tot aus den Trüm⸗ mern geborgen. Wie weiter gemeldet wird, entſtand die Exploſion in dem Raume, in dem die Kohle vor der Wäſche ſortiert wird. Durch Skichflamme wurden vier Arbei⸗ ter auf der Stelle getötet. Die Leichen ſind bis zur Ankennklichkeit verbrannt. Elf Perſonen wurden ſchwer verletzt, von dieſen iſt inzwiſchen eine geſtorben. Die Urſache des Unglücks iſt noch nicht ge⸗ klärt. Die im erſten Stock befindlichen elek⸗ triſchen Motoren, die durch Glasfenſter iſo⸗ liert ſind, blieben unbeſchädigt. Sie können die Exploſion alſo nicht herbeigeführt haben. Die Stichflamme war ſo ſtark, daß ſie von der Straße aus noch geſehen werden konnte. Einer der Schwerverletzten lief noch, obwohl ihm die Kleider vollkommen verbrannt waren, in ſeinem Schmerz bis auf die Straße. Durch die Exploſion hatte das Dach der Kohlenwäſche Feuer gefangen, doch konnte der Brand durch die Werkfeuerwehr ſchnell gelöſcht werden. 8 Gasunglück.— Drei Tote. Augsburg, 4. Juli. Ein 33 Jahre alter Mechaniker namens Anſelm Jordan wollte ſich ſpät abends Teewaſſer auf dem Gas be⸗ reiten, ſchlief aber dabei ein. Durch das überkochende Waſſer wurde die Gasflamme elöſcht. Als die Frau nachts and ſie ihren Mann in der Küche und zwei Kinder im Alter von 6 und 7 ahren tot auf. Wahlſieg der Nod Ap an der Saar Niederlage der Französlinge und der 3ozialdemokraten 5 Sitze von insgeſamt 10 und in Naßweiler mit 124 Stimmen 4 von 12 Sitzen. Die Bedeutung der Wahl Das charakteriſtiſche Merkmal des Wahl⸗ ergebniſſes iſt die Niederlage der ſogen.„Un⸗ abhängigen“— in Wirklichkeit ſind es natürlich Französlinge— und der So⸗ zualdemokraten. Obwohl dieſe beiden Gruppen ihren Preſſeapparat ausgedehnt hak⸗ ten, iſt es ihnen nicht gelungen, trotz un⸗ erhörteſter Propaganda und anderer Druckmit⸗ tel auch nur einen Sitz zu erlangen. Wenn die Kommuniſten noch ihre Poſition leidlich behaupten konnten, ſo iſt zu beachten, daß gerade auch ſie im Saargebiet die SPD. mit dem Vorwurf zu bekämpfen pflegen, mit den heimatfremden und ſeparatiſtiſchen Ten⸗ denzen zu ſympathiſieren, und ſich nicht, wie ſie ſelbſt, rückhaltlos zur Rückgliederung an Deutſchland zu bekennen. Die Erfolge der Nationalſozialiſten, die bisher in dieſen Gemeinden überhaupt nicht vertreten waren, ſind umſo bemer⸗ kenswerter, als ihnen ſede Propaganda im Saargebiet nach Möglichkeit unterbun⸗ den wird, während die Bemühungen der Gegner, das nationalſozialiſtiſche Regime ſelbſt durch Verleumdungen an der Saar in Miß kredit zu bringen, keinerlei Ein⸗ ſchränkungen unterworfen ſind. So iſt das Wahlergebnis außerordentlich erfreulich, denn es iſt ein erneuter Beweis für die treudeutſche Geſinnung der Bevölkerung des Saargebiets. Alle Machen⸗ ſchaften der Franzoſen und ihrer Kreaturen waren vergebens: die Saar iſt deutſch und wird es bleiben! erwachte, In kurzen Worten: Die Goldſtandardländer haben in einer Er⸗ klärung zum Ausdruck gebracht, daß die ge⸗ genwärtig geltenden Goldparitäten aufrecht zu erhalten ſind. 15 5 Eine Erklärung des Präſidenten Rooſevelt zur Währungsfrage hat auf der Londoner Konferenz eine peſſimiſtiſche Stimmung her⸗ vorgerufen. Verſchiedene Ausſchüſſe haben ſich bis Donnerstag vertagt. Die Warenhausunternehmungen ſind vom Präſidenten des Reichsverbandes der Mittel⸗ und Großbetriebe des Deutſchen Einzelhan⸗ dels erſucht worden, alle Anzeigen ſolcher Le⸗ bensmittel zu unterlaſſen, die nicht zur regu⸗ lären Ware gerechnet werden können. Die württembergiſche Regiereung hat zahl⸗ reiche katholiſche Verbände aufgelöſt. Der neue Präſident des Danziger Senats Dr. Rauſchning, hat der polniſchen Regie⸗ rung am Montag einen offiziellen Beſuch ab⸗ geſtattet. Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ hat wäh⸗ rend der erſten beiden Tage ſeiner dritten Südamerikareiſe mit günſtigem Rückenwind eine Geſchwindigkeit von 179 Stundenkilo⸗ metern erreichen können. Der Völkerbundsrat iſt zu einer außeror⸗ dentlichen Tagung zuſammengetreten, um 1 innere Aufbauprogramm Chinas zu be⸗ raten. Infolge ſchwerer Regenfälle kam es in Nordoſt⸗Korea zu großen Ueberſchwemmun⸗ gen. 35 Perſonen ſind ertrunken. Beilegung des Kirchenkonflittes Verhandlungen im Keichsminiſterium des Innern. Berlin, 4. Juli. Entſprechend dem ihm vom Reichskanzler erteilten Auftrag, im Sinnne des Schreibens des Reichspräſidenten vom 30. 6. 1933 Verhandlungen mit den Organen der preußiſchen e de und den Vertretern der preußiſchen Landeskirchen ein⸗ zuleiten, hat der Reichsminiſter des Innern zu einer Beſprechung mit den Beteiligten am Freitag, den 7. Juli 1933, in das Reichs⸗ miniſterium des Innern eingeladen. Zuſammenſchluß der Baufparkaſſen Berlin, 4. Juli. Die NSK. meldet u. a.: Gemäß der Verfügung vom 1. Juli 1933 der Reichskommiſſare Dr. h. c. Wagener und Di⸗ rektor Möllers werden ſämtliche Bauſparkaſ⸗ 15 aufgelöſt und liquidiert. Der Zuſammen⸗ chluß aller deutſchen Bauſparkaſſen ſoll in der neu zu gründenden„Reichs gemein⸗ ſchaft der Deutſchen Bauſparka⸗ ſen“ erfolgen. Den Vorſitz des Verwaltungs⸗ rates führt der preußiſche Juſtizminiſter Kerrl. Alle in Genoſſenſchaftsform gekleide⸗ ten Bauſparkaſſen werden in dem Reviſions⸗ verband Deutſcher Bauſparkaſſen, e. V., zu⸗ ae Die Zuſammenfaſſung er Bauſparkaſſen iſt Vorausſetzung dafür, daß die Bauſparkaſſen in das Arbeitsbeſchaf⸗ fungsprogramm eingegliedert werden. Die deutſche Nundſunleinheit Die„Nationalſo liſtiſche Rundfunkkammer“ gegründel. Berlin, 4. Juli. Die„Nationalſozialiſtiſche Rundfunkkammer e. V.“, wurde am Montag gegründet. Im Einverſtändnis mit dem Reichspropagandaminiſterium hatte der „Reichsverband Deutſcher Rundfunkteilneh⸗ mer, e. V.“ zum Zuſammenſhluß aller Funkſchaffenden aufgerufen. Die Aufgaben der Kammer ſind u. a.: Zu⸗ ſammenarbeit aller Gruppen des deutſchen Rundfunkweſens im nationalſozialiſtiſchen Verantwortungsbewußtſein und Gemein⸗ ſchaftsgeiſt; Unterſtützung der vom Reich ge⸗ leiteten Rundfunkbetriebe; Schutz gegen Ueberfremdung des deutſchen Marktes und Ueberſchwemmung mit Auslandsfabrikaten. Or. Nauſchning in Warſchau Danzig zur Mitarbeit bereit. Warſchau, 4. Juli. Während eines Eſſens, zu dem der polni⸗ ſche ſtellvertretende Miniſterpräſident zu Ehren der Danziger Gäſte geladen hatte, erwiderte Dr. Ranch auf eine Anſprache Zawadſkis, daß Danzig aufrichtig zur Mit⸗ arbeit bereit wäre. Beide Teile müßten je⸗ 155 gegenſeitig ihre Rechte und Pflichten Achten. Weitere Opfer des Zechenunglütks Recklinghauſen, 4. Juli. Die Zahl der Toten auf der Zeche„Blu⸗ menthal“ hat ſich auf zehn erhöht, nachdem von den Schwerverletzten zwei weitere ge⸗ ſtorben ſind. Unter den Token befinden 115 im Alter von etwa 15 Jahren, auch von den Verletzten ſind mehrere Jugendliche. Neues Wehrſyſtem in Oeſterreich. Wien, 4. Juli. In den Verhandlungen der Abrüſtungskonferenz iſt auch die Umgeſtal⸗ tung des öſterreichiſchen Söldnerheeres in eine Miliz behandelt worden. Maßgebende Mächte haben kein Bedenken mehr, Oeſter⸗ reich ein für das Land finanziell tragbares Wehrſyſtem zuzubilligen. Enttäuſchte Anglückskünder Die ewig ängſtlichen Gemüter und Un⸗ ilskünder, die immer in Sorge ſind, es önnte ſich in kürzeſter Zeit irgendeine fürch⸗ terliche Weltkataſtrophe ereignen, die den Welt⸗ untergang im Gefolge hat, können für die nächſte Zeit völlig unbeſorgt ſein. Die Aſtro⸗ nomen der bedeutendſten Sternwarten haben ſich nämlich gelegentlich einer Tagung in Eng⸗ land über dieſen Punkt in einer Reihe von Vorträgen eingehend verbreitet. Demnach beſteht für die nächſten dreißig Jahre keine Gefahr, daß ein Planet in die Nähe des Erdluftwirbels kommt, auch ein Komet wird uns mit ſeinem Schweif nicht berühren. Kurzum, mit dem ſo oft prophezei⸗ ten Zuſammenſtoß iſt es mal wieder nichts, und die Leute, die ſo gern Schauergeſchichten erzählen, daß die Erde eines Tages verſchwin⸗ det, die aus irgendwelchen Büchern Weltkata⸗ ſtrophen herausleſen wollen, und ſich gar nicht genug tun können in der Ausmalung des grauſigen Geſchehens, müſſen nun nach an⸗ deren Gründen und Urſachen für ihre Un⸗ heilsprophezeiungen ſuchen. Daß ſie die fin⸗ den werden, darüber iſt kein Wort zu ver⸗ lieren. Wenn es ſich erſt herumgeſprochen hat, daß die Erde vorläufig noch weiterhin ruhig ihre Bahnen wandeln wird, dann werden ſicherlich die bekannten Geſchichten von dro⸗ henden fürchterlichen Erdbeben, blutrünſtigen Sintfluten uſw. wieder neue Nahrung fin⸗ den. Wie geſagt, es iſt uns nicht bange darum, daß jene ſenſationsluſtigen Leute und phantaſiegeängſtigten Geiſter, in denen noch mittelalterliche Vorſtellungen ſpuken, eine neue Theſe finden, wonach die Erde nun doch keine dreißig Jahre mehr ſteht. Aber bange⸗ machen gilt nicht. Die Herren der Wiſ⸗ ſenſchaft von den Sternen haben feſtgeſtellt, daß die Welt vorläufig nicht untergeht, und das genügt uns. Wir hätten auch ſowieſo nicht daran geglaubt, daß die Geſchichte ſo ſchnell gehen ſollte. Aber in dreißig Jah⸗ ren wird das Thema wieder aktuell werden. —— Für die Hausfrau Speik hilft wirtſchaften Es gibt tatſächlich wenige Küchenhelfer, die ſich als ſo vielſeitig erweiſen wie der ge⸗ räucherte Speck. In ganz dünne Scheiben geſchnitten, bildet guter Speck einen ganz vorzüglichen Brotbelag, der beſonders ſchwer arbeitenden Menſchen zu raſcher Sättigung verhilft. Ausgebraten gibt er das vorzügliche Speckfett. Er wird dazu in kleine, gleichmä⸗ ßige Würfel geſchnitten, in einer eiſernen Pfanne über gelindes Feuer geſetzt und un— ter öfterem Durcheinanderrühren gelb ge— braten. Speck mit Eiern iſt das beliebteſte engliſche Frühſtücksgericht. Man läßt dazu dünne Speckſcheiben in einer Eierkuchen⸗ 11 über gelindem Feuer unter häufigem mwenden heiß werden, gibt ſie auf eine Schüſſel richtet Setzeier erwärmte und darauf an. Für Rühreier mit Speck nimmt man Speckwürfel. In der Suppe machen ſich Speckklößchen als beſonders nahrhafte Be— ſtandteile recht gut. Wer ſich an die ſüd⸗ deutſche Herſtellungsweiſe der Speckklöſe oder Speckknödel nicht heranwagt, dem ſei empfohlen, Klöße ſo herzuſtellen, wie er es bisher gewohnt war. Nur mit dem Unter⸗ ſchiede, daß man eine größere Menge würf⸗ lig geſchnittener und geröſteter Semmel und wiebel zuſammen der Kloßmaſſe beifügt. ibt man noch einige gehackte Kräuter dazu, o hat man Speckklöße, die ſicher Beifall fin⸗ den werden. Damit iſt natürlich die Verwendungsmög⸗ lichkeit des Speckes noch längſt nicht er⸗ chöpft. In Holſtein erfreut ſich die Speck⸗ uppe allgemeiner Verbreitung. Speckſtrudel n die Suppe gibt man in Süddeutſchland und Oeſterreich. Speckſoße gibt man beſon⸗ ders gern zu Fiſchgerichten, doch paßt ſie auch zu faſt allen Fleiſchſpeiſen. In man⸗ en Gegenden zieht man Speckſalat ſeiner ſättigenden Wirkung wegen allen anderen Wie Wie man ſich das Ausſehen der Bewohner der germaniſchen Urwälder vorſtellt, iſt leicht zu beſchreiben. Nämlich halbnackt, den Reſt der Glieder in unordentliche Felle einge⸗ hüllt, alles ſtarrend von Büffelhörnern und Bärenklauen. So nämlich zeigt man uns die Germanen auf der Bühne, etwa in Wagners Nibelungenring, und ſo ſieht man ſie auf den bekannteſten Bildern in unſeren Gemälde— galerien. Ihre Vorbilder reichen über die germaniſtiſch in ſo vielen Dingen vorbildlich forſchende Romantikerzeit und durch das ganze Barock bis in die Renaiſſance zurück. amals wurden ſie erfunden und das Bild fraß ſich ſo feſt in der volkstümlichen Vorſtel— lung, daß es zuletzt ſchier unausrottbar ſchien. Die eigentlichen Hauptſchuldigen ſind dio Humaniſten, die mit ihren Anſchauungen die ihnen vielfach befreundeten Künſtler des 16. Jahrhunderts beraten haben. Die Mehr— zahl dieſer Humaniſten war ſtolz darauf, mit den Augen der von ihnen vergötterten Schriftſteller des klaſſiſchen Altertums zu ſehen, und da dieſe alle Völker, die nicht un— mittelbar zum eng begrenzten antiken Kul— turkreis gehörten, als Barbaren bezeichnet hatten, ſo waren eben vor allem auch die Ger— manen Barbaren. Solche Barbaren aber hatten gefälligſt auch ſo barbariſch wie möglich auszuſehen, und da— bei blieb es, bis ſchließlich doch die Erkennt— niſſe der Vorgeſchichtsforſchung allgemeiner zum Gute der Volksbildung wurden. Das hat lange gedauert. Schon vor mehr als einem Menſchenalter hat Ludwig Lindenſchmit im Römiſch⸗Germaniſchen Zentralmuſeum in Mainz die lebensgroße Geſtalt eines germa— niſchen Kriegers der Völkerwanderung genau nach den Funden gekleidet und bewaffnet, aufgeſtellt, und von da ab gab es eigentlich für falſche Darſtellungen dieſer Zeit keine Entſchuldigung mehr. Viel länger und beſſer hätte man eigentlich über die Germanen aus der Zeit des Caeſar und Tacitus Beſcheid wiſſen müſſen, alſo aus den Jahrhunderten, wo unſere Vorfahren zu— erſt in nähere Berührung mit den Römern kamen. Denn ſie ſind auf zahlreichen römi— ſchen Bildwerken dargeſtellt, und zwar als Leute in einer ſehr würdigen Tracht und von hoheitsvollem Auftreten. Dieſe„barbariſche“ ſo angepaßt, daß die Römer Teile desſelben in den Gegenden an Rhein und Moſel ihrer— ſeits unbedenklich angenommen haben, ſon— dern ſie war auch ſo kleidſam, daß ſie zeitwei— Tracht war nicht nur den nordiſchen Ländern; Salatformen vor. Speckauflauf iſt ebenfaus eine recht ſchmackhafte und dabei nicht zu teure Angelegenheit. Und daß Speckkuchen nicht übel ſein kann, geht aus ſeiner weiten Verbreitung hervor, berichten doch unſere Kochbücher von heſſiſchem, kurländiſchem, öſterreichiſchem, ſächſiſchem, ſchwäbiſchem und Schweizer Speckkuchen. Kochrezepte Hecht auf Stettiner Art.(Für 4 Perſonen). Zutaten: 1,5 Kg. Hecht, 125 Gramm Speck— ſcheiben, 100 Gramm Tomaten, drei junge Karotten, Peterſilie, Thymian. eine kleine die Germanen ausfahen Klelderlunſt unſerer Vorfahren— Zweckmäßig und ſchön lig in Rom Mode wurde und daß einzelne römiſche Kaiſer ſich nicht ſcheuten, ſich und ihr Gefolge als Germanen zu maskieren. Später erſt hat man dann auch die immer— hin bis zu dreitauſend Jahren zurückliegende Tracht der Germanen der Bronzezeit kennen— gelernt, aber auch ſie iſt uns nun in allen Einzelheiten genau bekannt. In den nord— deutſchen Mooren und im benachbarten Däne— mark hat man eine Anzahl der ſogenannten Moorleichen entdeckt, an denen das Moor ſeine erhaltende Wirkung ausgeübt hat, fo daß jeder Faden der Kleidung genau ſo vor— handen geblieben iſt, wie vor den Jahrtau— ſenden, als der Tote im Bruch verſank oder dort verſenkt wurde. Danach läßt ſich nun vom Schuhwerk bis zu der runden geſtrickten Wollmütze jedes Stück genau wieder her— ſtellen, und nun ergibt ſich die Ueberraſchung, daß dieſe Germanen vor dreitauſend Jahren auch für unſere Begriffe durchaus unauffällig und ſehr praktiſch gekleidet waren. Den Män— nern fehlt allerdings um dieſe Zeit die uns gewohnte Hoſe, dafür ſtammt die lange Hoe aus der Kleiderkammer der ſpäteren Germa— nen aus dem Beginn unſerer Zeitrechnung und die Römer haben ſie wie auch den mit einer Kapuze verſehenen Umhangmantel, der gegenwärtig noch in den Alpendörfern allge— mein übliche Tracht iſt, von den„Barbaren“ kennengelernt und übernommen! Hat man ſein Auge einmal an den zeitbedingt anderen Schmuck- und Zuſchnittſtil gewöhnt, ſo iſt man dann völlig überraſcht, wenn man ent— deckt, daß gewiſſe Anläufe dieſer dreitauſend— jährigen Bronzezeit noch immer in der Bau— erntracht der verſchiedenen deutſchen Gaue er— halten ſind. Bekennen müſſen wir allerdings, daß wir die altgermaniſchen Trachten noch nicht in ihrer ganzen Vielſeitigkeit kennen. Wir ha— ben noch keinen Begriff von der Mannigfal— tigkeit der Gewebe- und Strickmuſter, die ganz außerordentlich groß geweſen ſein muß, wie wir aus ihrer Vielgeſtaltigkeit bereits in der Steinzeit ſchließen können, über die wir allmählich ebenfalls eine immer vertieftere Ueberſicht gewinnen. Wir kennen auch die Farben noch nicht, weil das Moorwaſſer dieſe zerſtört hat. Nur teilweiſe können wir die Unterſchiede zwiſchen den einzelnen damali— gen Stämmen ermitteln, dürfen aber anneh— men, daß dieſe ebenſo im Zuſchnitt der Ge— wandung betont wurden, wie wir es vom Schmuck bereits genau wiſſen. ö W. Scheuermann. Schicksalsge walten ROMAN VON GERT ROTHB ERG 5 Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 0 15 Die junge Frau ſaß lachend vor dem kleinen Spiegel und handhabte eifrig die billige Schminke. Einmal kam ſie dem Leuchter zu nahe, und ein ganzer Büſchel Haare verſengte. Dadurch wurde die Luft nicht beſſer in dem engen Raum. Eifrig zupfte die junge Frau die Löckchen nach der Vorſtellung finden. zurecht. Dann maſſierte ſie ihr freches Puppengeſichtchen. 1 „Nimmſt dir ja reichlich Zeit heute“, ſagte der Mann giftig.„Glaubſt vielleicht gar, der ſchöne La Roſe blicke nach dir? Da wirſt du aber eine Enttäuſchung erleben, ſage ich dir.“ Sie antwortete nicht, ſondern trällerte leiſe: „Die Augen einer ſchöne Frau...“ „Du ſcheinſt ganz zu vergeſſen, daß die Violette Monteé auch noch da iſt“, ſagte der Kunſtreiter. Ein böſer Zug legte ſich über das hübſche Geſicht der Frau. Dann ſagte ſie: „Ach, du meinſt, weil du die 10 10 das 1195 in aller Erinnerung, wie La Roſe ſie immer ab⸗ gbr 5 die wird ſich auch diesmal wieder umſonſt den Hals verrenken.“ geblitzt hat. Der hat ſie durchſchaut, „Genau wie du“, meinte er hohnvoll. Sie warf die Bürſte nac ihm. „Warum habe ich dich gebeiratet? Was konnte ich von einem Rohling Beſſeres verlangen?“ Der Zank ging weiter. Nebenan hatte Violette Montes ihre Garderobe. Durch die dünne Wand hatte ſie jedes Wort mit angehört. Ihre kleinen, feſten Zähne knirſchten aufeinander. Der würde ſie noch einmal abgelegte Kleider ſchenken, damit die damit protzen konnte! So ein undankbares Geſchöpf! Doch dann lächelte ſie und blickte in den Spiegel, der ihre verführeriſche Geſtalt voll zurückwarf. Die echte Körper. tiefſte Herzensangſt. fragte er. „Er—— er— iſt tot.“ Frau an ſich. um die Ecke und winkte. Perlenkette, das Geſchenk Reveloors, ſchmückte den ſchönen Nacken und hing ihr lang über die Bruſt herunter. Einen Gruß hatte ſie Lu ja bereits geſandt. Er war alſo vorläufig wenigſtens an ſie erinnert worden. Das andere würde ſich Sie goß ein paar Tropfen des feinen franzöſiſchen 146 Parfüms, das die Männer toll machte und deſſen Namen ſie niemand verriet, in den Ausſchnitt ihres Reirkoſtüms. Auf ihre Bitte hatte der Direktor ſich einverſtanden erklärt, daß ihre Nummer heute die dritte war. Sie wollte den Sprung La Roſes ſpäter mitanſehen und ihn dann ſofort in ſeiner Garderobe aufſuchen. Auf dem langen Gange draußen wartete. eine blaſſe Frau. Scheu und ängſtlich an die Wand gedrückt, ſtand ſie da. Ab und zu ſchüttelte ein qualvolles Schluchzen ihren Um die Ecke kam eine groteske Geſtalt. Ein Clown! Schnell ſchritt er auf die Frau zu. Sein bemaltes Geſicht war eine grinſende Fratze, doch aus ſeiner Stimme klang „Warum biſt du hier? Du haſt Bob allein gelaſſen?“ Ein einziger herzzerreißender Aufſchrei war dieſe Ant⸗ wort. Erſchüttert ſtand der Mann da. Dann zog er die „Nun iſt es zu ſpät. La Roſes Geſchenk nützt uns nichts mehr. Mit dieſem Geld konnten wir die Operation be⸗ zahlen, die das Leben unſeres Jungen vielleicht gerettet hätte. Mein lieber Junge!“ ſagte er. Und er dachte daran, wie ſie beide geſpart und gedarbt hatten, um den Jungen etwas lernen zu laſſen. Er hatte nie den Zirkus betreten dürfen. Und nun war alles umſonſt, die jahrelangen Opfer und Entbehrungen, die grenzenloſe Liebe. Drinnen ſetzte die Muſik ein. Ein zweiter Clown kam „Bradſon, wir müſſen hinein.“ ging er. bezahlt.“ 1 ſchleiert. Doſis Champignons, einen holven eelter Fleiſchbrühe aus zwei 19 Fleiſchbrüh⸗ würfeln, ein Achtel Liter Weißwein, braunes Buttermehl zum Binden. Zubereitung: Der Hecht wird ſauber vorbereitet, gut mit Salz eingerieben, in einen Fiſchkeſſel auf den Fiſch⸗ roſt gelegt, oben mit Speckſcheiben belegt, auf dieſen die in Scheiben geſchnittenen Toma⸗ ten, Karotten und Champignons verteilt, und dieſe dann mit gehackter Peterſilie und Thy⸗ mian beſtreut. Unter den Hecht gießt man die Fleiſchbrühe und den Weißwein und kocht nun den Fiſch unter fleißigem Begießen langſam gar. Die Kochbrühe wird dann mit. braunem Buttermehl zu ſämiger Soße ge— kocht. Man richtet den Fiſch mit der Auf⸗ lage von Speck-, Pilz- und Gemüſeſcheiben an, umgibt ihn mit einem ſchaumigen Kar— toffelbrei und reicht die Soße extra. Rahmpudding mit Käſe. Drei Achtel Liter ſanren Rahm, 2 Dotter, 50 Gramm gertiebe— nen Hartkäſe. Salz, werden mit Mehl zu dickem Schmarrnteig abgerührt. 2 bis 3 Klar-Schnee darunter mengen und in gefet— teter mit Bröſeln ausgeſtaubter Pudbing— ſorm ein halbe Stunde kochen. Mit Butter beträufelt und mit Käſe beſtreut ſchmeckt das Gericht beſonders fein zu Erbſen oder Kalbs— gulaſch. Aus der Welt des Wiſſens Eines der Haupterzeugniſſe der Goldküſte von Afrika iſt heute der Kakao, da dort jetzt jährlich 500 Millionen Pfund gewonnen werden, während noch im Jahre 189! fur 80 Pfund erzeugt wurden. e Auf der Erde werden etwa 3000 lebende Sprachen gezählt, von den 850 wichtigſten Sprachen entfallen 48 auf Europa, 118 auf Afrika, 143 auf Aſien, 424 auf Südamerika und 117 auf Ozeanien. Intereſſante Ueberſetzung der Abel In dieſen Tagen iſt die Bibel zum 636. Male überſetzt worden. Allerdings liegen nur die erſten Kapitel dieſer Ueberſetzung in die Worrora-Sprache vor. Es hat damit ſeine eigene Bewandtnis. Die Worrora ſind ein nur eta 1000 Köpfe umfaſſender Volksſtamm, der den un— wirtlichen Nordweſten Auſtraliens Jepölkert und der, wie Forſcher erzählen, gänzlich un⸗ berührt von jeder Ziviliſation ein Daſein auf der niedrigſten Kulturſtufe lebt. Wit aller Abſicht bemüht ſich die auſtraliſche Reglerung, dieſen Stamm, der als einer der wenigen Reſte der auſtraliſchen Urbevölkerung ange⸗ ſehen wird, von den Einflüſſen moderner Zi— viliſation zu bewahren, die zum Studium der Raſſenforſchung unerläßlich iſt. Lernen jene Stämme erſt einmal fremdländiſche Zivi⸗ liſation kennen, ſo legen ſie, wie die Erfah- rung lehrt, ſehr raſch die ihnen eigentüm⸗ lichen Sitten und Bräuche ab, und es iſt bald keine Gelegenheit mehr vorhanden, ihrer kul— turellen Entwicklung nachzuſpüren. Bisher ſind alle Verſuche, die Eingeborenen zu chriſtianiſieren, geſcheitert; nun müll man verſuchen, das Chriſtentum auf dem Wege iber die jenem Stamm vertrauten Schriftzei— chen dort zu verbreiten. Obwohl wie geſagt, der Stamm der Worrora nur etwa 1000 Leute zählt, hat man ihre Sprache gewählt, weil ſie auch den gebildeteren Angehörigen al— ler Nachbarſtämme bekannt iſt. „Lache, Bajazzo!“ ̃ ö 2 5 Clown!“ So hieß es für ihn.„Lache, denn du wirſt dafür Bradſon nickte müde. „Ich komme.“ f. Er drückte ſeiner Frau noch einmal die Hand, daun So hieß es doch. Und:„Lache, Mühſam taſtete er ſich vorwärts. Vor dem Eingaug ſtraffte ſich ſeine Figur. Er durfte nicht noch ſeine Stellung verlieren. Und das Publikum lachte ſich halbtot über die beiden Spaßmacher. *. 1* 15 In einer Loge ſaß Bianke Karell. Sie war tief ver— Krampfhaft preßte ſie die Lippen zuſammen⸗ Mitten zwiſchen ſtockfremden Menſchen ſaß ſie ſo, und die Minuten verrannen mit ertötender Langſamkeit. 5 In einer der Nebenlogen ſaßen drei junge Mäuuer. Dadden zupfte Reveloor. a „Du ſiehſt ja erbärmlich aus. Erlaub' mal, biſt du viel⸗ leicht ernſtlich krank?“ Reveloor ſchüttelte den Kopf. „Laßt mich.“ Ringald zuckte mit den Schultern. „Verrückt“, ſagte er nur lakoniſch. i Dadden ſpähte umher. Seine Augen begegneten ſth mit den Augen einer blonden, jungen Dame, die mit ihren Angehörigen in einer Nebenloge ſaß. Sein leichtſinniges Herz brannte wieder einmal lichterloh. Aber ſein Verſtand N hielt ihn zurück. Wenn er hier anbandelte, legte er ſich feſt. Senator Briggs würde in dieſem Punkte keinen Spaß verſtehen. Aber mußte man ſich ſchließlich feſtlegen? Wer konnte ihn denn hindern, in aller Stille noch ein bißchen ſeinen Junggeſellenangewohnheiten zu frönen? mußte die Geſchichte nur ſchlau andrehen, dann nützte dem Senator und Schwiegervater in spe alle Diplomatie nichts. Und obendrein, was konnte er bei ſeinen Angehörigen für. einen Eindruck ſchinden, wenn er mit ſo einer guten Parte angerückt kam? Mat (Fortſetzung folgte Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 10 Nachdruck verboten. Aber Inge blieb ſtill und einſilbig. Die laute Feſtes— freude an der Tafel war ihr wie ein greller Mißklang. Wußte ſie doch, wie es in Wahrheit hinter den Kuliſſen der väterlichen Ehe ausſchaute. Frau Jenny aber war ganz in ihrem Element. Sie lachte und ſcherzte. Sie trank in durſtigen Zügen und kokettierte nach allen Seiten hin. Stenzel ſelbſt war für ſie offenbar nicht vorhanden. Zwar ſaß er, um der guten Sitte zu genügen, als Hausherr neben ihr an der Kopfſeite der Tafel. Aber man hatte nicht den Eindruck, daß er in Wahrheit der Hausherr wäre. Das Geſpräch ging über ihn, der ſtill und gedrückt daſaß, hinweg. Inge beobachtete das Geſicht des Vaters. Immer tiefer grub ſich der Zug der Qual um ſeinen lieben Mund. Sie konnte es kaum noch ertragen. Mechaniſch nur ant— wortete ſie auf die Reden Büdows und ſchaute immer wieder durch das koſtbare Blumen-Arrangement der Tafel hindurch zum Vater. „Warum ſind Sie ſo ſtill, gnädiges Fräulein?“ fragte Büdow.„Ich glaube, Sie ſind die einzige hier, die in dem allgemeinen Vergnügtſein nicht mitmacht. Sind Sie denn immer ſo ernſt? Das paßt gar nicht für ein junges Mädchen. Alſo lächeln Sie einmal! Sie glauben nicht, wie bezaubernd Sie ſind, wenn Sie lächeln. Auf einen ſchönen Abend und auf alles, was wir lieben!“ Er hob ſein Glas mit dem ſchäumenden Sekt und ſah ihr bedeutungsvoll in die Augen. Inge hatte ganz mechaniſch gleichfalls den Kriſtallkelch erhoben. Sie hatte die Worte Büdows kaum in ſich auf— genommen. So ſehr war ſie in Gedanken mit ihrer Stief— mutter und ihrem Vater beſchäftigt. „Auf alles, was wir lieben!“ Dieſe letzten Worte aber klangen vernehmlich in ihr wider. Hart ſetzte ſie das Glas hin. Mit Büdow konnte ſie nicht auſtoßen auf das, was ſie liebte. Der Vater und vielleicht noch... Aber hier wagte ſie ſchon nicht mehr weiterzudenken. Gekränkt wandte ſich Büdow ab und unterhielt ſich ge— fliſſentlich quer über den Tiſch hinüber mit Frau Jenny. . 7* Das Eſſen war zu Ende. In dem ſchnell ausgeräumten Salon wurde getanzt. Ein Klavierſpieler und ein Geiger ließen die neueſten Schlager ertönen. Die älteren Herr— ſchaften hatten ſich in das Herrenzimmer zurückgezogen. Dort ſtanden ein paar Tiſche für Kartenſpiel. Jedoch die züngeren Leute gaben ſich dem Vergnügen des Tanzes hin. Die unerſättlichſte war Frau Jenny. Sie flog in ihrem maisgelben Kleide von einem Arm in den anderen. Ihr dunkles Geſicht, bacchantiſch zurückgeworfen, lehnte jetzt in den Armen Büdows. Ihr ganzes Weſen atmete zügel— loſe Lebensgier. Sie vergaß ganz, daß ſie hier Hausfrauenpflichten hatte. Und wieder war es Inge, die ſtillſchweigend alles übernahm. Sie ſorgte dafür, daß die Erfriſchungen immer wieder gereicht wurden. Sie kümmerte ſich darum, daß die älteren Damen im Salon ihre Bridgepartien zu⸗ ſammenbekamen. Sie ſchaute ſchnell einmal in das Herren— zimmer, ob auch dort alles in Ordnung wäre. Suchend ſah ſie ſich um. Wo war der Vater? Eben hatte er doch hier im Geſpräch mit Paſtor Hübner geſeſſen. Jetzt war er nirgends zu finden. i„Haben Sie meinen Vater nicht geſehen, Herr Paſtor?“ fragte ſie. Paſtor Hübner ſah aus ſeinem Geſpräch mit ſeinem Kirchenpatron, dem Gutsbeſitzer von Borckfeld, auf. „Eben war er noch hier, mein liebes Kind. Er ſagte, er fände es hier ſchrecklich heiß. Er wollte einen Augen⸗ blick friſche Luft ſchnappen. Vielleicht, daß er hinaus auf die Terraſſe gegangen iſt.“ „Dann will ich gleich einmal nach ihm ſchauen!— Schönen Dank!“ Inge ging ſchnell davon, um den Vater zu ſuchen. Er würde doch nicht aus dieſem überhitzten Zimmer hier in die kalte Winterluft hinausgegangen ſein? Der Paſtor ſah ihr nach. „Ein Prachtmädel geworden, die Inge! Ich kenne ſie ja, ſchon von klein an, habe ſie getauft und konfirmiert. Ich habe immer gedacht, ich würde ſie vielleicht noch ein⸗ zmgl vor dem Traualtar einſegnen. Aber ſeitdem ſich hier um Hauſe alles verändert hat, flüchtet das Mädel ja förm⸗ lich immer von hier. Und dabei habe ich das Gefühl, ſie eiſt die einzige Stütze für unſeren lieben Stenzel.“ Rittergutsbeſitzer von Borckfeld nickte: „Sie haben recht, Herr Paſtor. Man ſoll ja über ſeine Wirte nicht reden— aber wenn es nicht Stenzel zuliebe treibt's zu toll, die gute Jenny. Stenzel muß von allen Göttern verlaſſen geweſen ſein, als er dieſen Irrwiſch in ſein Haus genommen hat. Ich hätte von vornherein für dieſe Ehe keinen guten Groſchen gegeben.“ „Ja, er ſieht recht kummervoll und alt aus, unſer guter Freund!“ b „Ja— und das Schlimmſte iſt, daß dieſe Frau ihn mit ihrer Verſchwendungsſucht am Ende noch einmal ruinieren wird.“ „Glauben Sie wirklich?“ Der Paſtor ſah erſchreckt Herrn von Borckfeld an.„Meinen Sie etwas Beſtimmtes damit?“ Borckfeld ſah gedankenvoll dem Rauch ſeiner Zigarre nach. „Ich will mir nicht den Mund verbrennen, lieber Paſtor. Aber man hört ſo einiges; ich wünſchte, Stenzel zöge die Kandare an, ehe die Karre in den Abgrund ge— fahren iſt.“ *. 1* Inge war inzwiſchen vom Herrenzimmer aus durch das Eßzimmer gegangen. Die Türen zur Terraſſe waren nur angelehnt. Sie öffnete ſie raſch. Aber unwillkürlich ſchauerte ſie zuſammen. Die Winterluft kam kalt und ſchneidend herein. 5 Wirklich— dort an der ſteinernen Baluſtrade der Terraſſe, im Schatten kaum zu ſehen, ſtand der Vater. Inge eilte auf ihn zu. „Aber, lieber Vater“, ſagte ſie,„wie kannſt du nur ohne Mantel, ohne Hut hier in der Kälte ſtehen? Schnell, komm herein! Du kannſt dir etwas holen— es kann dein Tod ſein!“ Da ſtöhnte Hermann Stenzel auf. „Ich wollte, es wäre ſo!“ ſagte er dumpf. Inge umfaßte angſtvoll die Schultern des Vaters. „Aber wie kannſt du ſo reden? Um Gottes willen! Denkſt du denn nicht ein bißchen an mich?“ Da faßte ſich Hermann Stenzel. „Wenn ich nicht an dich dächte, Inge, Kind, dann wäre ich—— Komm nur“, ſagte er,„das iſt dummes Zeug! Man hat wohl manchmal ſolch trübe Gedanken. Aber nun muß ich dir ſelbſt Vorwürfe machen. Inge, du ſchiltſt über mich, daß ich ohne Hut und Mantel hier herausgehe und haſt ſelber nichts an als das dünne Ballkleid. Wenn einer von uns krank wird, dann biſt du es am Ende noch eher.“ Inge verſuchte ein ſorgloſes Lachen; aber ſie fühlte, es gelang ihr ſchlecht: „Ich werde nicht krank, Väterchen— du weißt ja, Un⸗ kraut vergeht nicht!“ Sie hing ſich in den Arm des Vaters und drängte ihn liebevoll den erhellten Räumen zu. Aber in ihrem Herzen war ein unbeugſamer Entſchluß. Sie mußte mit irgend⸗ einem Menſchen über die Zuſtände hier im Hauſe ſprechen. Der Verzweiflungsausbruch des Vaters hatte ihr ge— zeigt, wie des Vaters Willenskraft nahe am Ende war. Irgendwie mußte hier zu helfen und zu retten ſein. Sie konnte jetzt keine Rückſicht mehr nehmen. Sie mußte handeln. Es gab nur einen Menſchen, der ihr ſo weit als Freund galt, wie es in dieſem Falle nötig war. . 11 a. Wilhelm Göldner traute ſeinen Augen nicht, als ihm die Poſt am dritten Feſttage einen Brief von Inge brachte. Ein Glück nur, daß er den Briefträger als erſter ab⸗ gefangen hatte. Wenn Vater oder Mutter den Brief in die Hand bekommen hätten, ſie hätten ſich zum mindeſten über den Poſtſtempel„Falkenburg“ gewundert. Denn daß er mit niemandem in Hagenow mehr in Korreſpondenz ſtand, war ihnen ja bekannt. Sein Herz tat einen jähen Schlag, als er den Brief⸗ umſchlag geöffnet. Inge ſchrieb ihm! Sie hatte es ſich alſo doch überlegt. Sie wollte alſo nicht um einer Familienzwiſtigkeit willen die Freundſchaft zwiſchen ihnen aufgeben. Sie hatte es wohl endlich eingeſehen, eine ſolche Jugendfreundſchaft war zu wertvoll. Man durfte ſie nicht um anderer Menſchen willen zugrunde gehen laſſen. Er lief mit dem Briefe hinauf in ſein Zimmer. Ganz allein wollte er die Worte der Geliebten leſen. In ihrer klaren, energiſchen Mädchenſchrift ſtand da: Lieber Wilhelm! Ich habe eine große Sorge auf dem Herzen, und ich weiß keinen anderen Menſchen als Dich, der mich bei unſerm Zuſammenſein neulich ſo warm und aufrichtig mitlag nach B. hineinfahren. Ich werde in der Kon⸗ ditorei Malitſch von vier bis fünf Uhr auf Dich warten. Wenn du kommen könnteſt, würde ich ſehr froh ſein. Es grüßt Dich herzlich f ö Deine alte Freundin Inge, Glück und Sorge ſtritten in Wilhelms Herzen. Glück, weil er, ſo bald und unvermutet, die Geliebte wiederſehen ſollte. Sorge, weil er die Not ihres Herzens aus ihren wenigen Zeilen dennoch ſpürte. Was hatte ſie? Wer hatte ihr etwas getan? Würde er ihr helfen können? Was für eine Art Sorge drückte ſie? Aber was es auch war— daß ſie ſich an ihn wandte, war wie ein köſtliches Ge⸗ ſchenk. b 1 5 1 Der dritte Feiertag war herangekommen. 15 Auf dem Beſitztum von Georg Göldner ging die Arbeit wie gewöhnlich vor ſich. Der Vater mußte wegen einer landwirtſchaftlichen Beſprechung nach Hagenow hinüber. Die Mutter hatte alle Hände voll zu tun, um die Frauen, die zum Federnſchleißen gekommen waren, zu beauf— ſichtigen. 1 So ergab es ſich ganz leicht, daß Wilhelm am Nach— mittag mit ſeinem Motorrad fortfahren konnte. Schon von halb vier Uhr an ging er vor der Konditorei Malitſch auf und ab. Er konnte die Zeit nicht erwarten. Es war ihm, als wäre die Uhr gegenüber an der Stadtwache noch niemals ſo langſam vorgerückt wie heute. Endlich aber, kurz nach vier Uhr, löſte ſich aus der Dunkelheit der Stadtpromenade eine ſchlanke Geſtalt in grauen Pelzjackett, überquerte jetzt die Straße. Schon ſtand Wilhelm vor ihr. „Inge“, ſagte er atemlos,„liebe Inge!“ Inges ernſtes Geſicht leuchtete auf. „Ich danke dir, Wilhelm, daß du gekommen biſt!“ Ihre Hand lag warm und vertrauend in der ſeinen, „Danken? Du mir? Oh, Inge, weißt du nicht, wie glücklich ich bin, wenn du irgend etwas von mir brauchſt? Du biſt es, die mir damit ein Geſchenk macht, liebe Inge! Aber nun komm, ich will dir nicht von mir erzählen! Ich bin ja jetzt nur dazu da, um dir zu helfen, wenn ich es vermag.“ Inge nickte. Die beiden gingen in die kleine Kon— ditorei hinein. Sie war nicht allzu voll; jetzt, am dritten Feiertag, waren die meiſten Menſchen noch ſehr häuslich oder verbrachten den Nachmittag im Familienkreiſe. „Hier ſitzen wir ungeſtört, Inge.“ Wilhelm wies auf eine kleine Niſche, die unter der Treppe lag. Ein kleines Sofa und ein behaglicher Seſſel, eine bunte Lampe auf dem runden Tiſche gaben dem Platz etwas Verſteckt⸗-Trauliches. Der Kellner näherte ſich ihnen. „Beſtelle mir bitte einen Tee!“ ſagte Inge. „Dann mir auch einen Tee“, entſchied Wilhelm. Und als der Kellner das Verlangte gebracht, ſagte Wilhelm dann: „So, Inge, nun erzähle mir einmal: Was gibt es?“ Und wie kann ich dir helfen?“ f Inge zögerte einen Augenblick. Nun ſie Wilhelm gegenüberſaß, war es doch ſchwer, von dem Unglück in ihrem Hauſe zu ſprechen. Mußte ſie doch nicht nur das eigene Leid vor ihm ausbreiten, ſondern auch das Leid des Vaters, ſoweit ſie es kannte. Aber Wilhelms Augen waren ſo ernſt und liebevoll, daß ſie ihre Scheu über— wand. Als hätte er ihre Gedanken herzlich: „Ich glaube ſchon zu erraten, Inge, was dich be— kümmert. Es iſt die Stellung zu deiner Stiefmutter 8 nicht wahr?“ 4 „Ja, Wilhelm! Und nicht nur meine Stellung, ſondern erraten, ſagte er jetzt ſollſt, muß ich ganz, ganz offen ſein und dir ganz ver⸗ trauen.“ f 0 Er nahm behutſam ihre Hand. N „Das darfſt du, Inge! Von dem, was du mir ſagſt, wird kein Wort zu irgendeinem anderen Menſchen über Da begann Inge zu ſprechen. Sie ſchilderte die Ehe ihres Vaters, wie ſie ſich von Anbeginn geſtaltet hatte. Alles ſagte ſie ihm: von der Launenhaftigkeit, der Herrſch⸗ ſucht Jennys und von ihrer großen Verſchwendungsſucht. Nichts verſchwieg ſie. Nicht ihre Sorge, wie der Vater den Aufwand ſeiner Frau auf die Dauer beſtreiten ſollte— und nicht den Verzweiflungsausbruch geſtern abend in dem Dunkel auf der Terraſſe. Ganz vertieft war ſie in ihren Bericht. Alles um ſie herum ſchien fort. Denn um Wilhelms Weſen legte es ſich wie ein Zauberkreis von Verſtehen und um ſie. So verſunken waren ſie in ihre Unterhaltung, daß ſie die herein⸗ und herausſtrömenden Gäſte der kleinen Kon⸗ ditorei kaum bemerkten.. Sie überſahen auch ein elegantes Paar, das in leb⸗ haftem Geplauder jetzt durch die Glastür des Lokals hereinkam. zu ſein ſchien. Da zuckte er plötzlich zurück. „Vorſicht!“ flüſterte er, machte eine Kopfbewegung nach den dort ſitzenden jungen Leuten hin. ohne ein Wort, verließen die beiden das Lokal. f Wie auf der Flucht, gingen ſie beide draußen wortlos raſch die Straße entlang bis zur Ecke. Hier erſt, im Schatten der Nikolaikirche, hielten ſie an. 1 „Na“, ſagte Aſſeſſor von Büdow zu Frau Jenny,„das wäre, keine zehn Pferde brächten mich hier ins Haus! Sie ſeiner Freundſchaft verſicherte. Ich werde, wenn ich keine Gegenantwort von Dir bekomme, morgen nach⸗ ſein!“ Fortſetzung folgt.) auch die des Vaters. Ich fühle— wenn du mir raten meine Lippen kommen.“ 5 Liebe Der junge Mann wollte mit ſeiner Begleiterin gerade auf die kleine Niſche zu, die ihm ein wohlbekannter Platz Die Frau blickte auf. Auch ſie wich zurück. Und haſtig, 5 hätte ja gut werden können, wenn wir den beiden in die Arme gelaufen wären! Ein Pech! Nicht auszudenken! Ich habe es dir ja immer geſagt: wir müſſen vorſichtiger Letzte Nachrichten Brüder Lahuſen in Schutzhaft. Bremen, 4. Juli. Um zu verhindern, daß in der Oeffentlichkeit weitere Beunruhigung durch das Treiben der Brüder Lahuſen ent⸗ ſteht, hat der Polizeiherr die Schutzhaft über G. Carl Lahuſen und Heinz Lahuſen verhängt. Nach Berlin berufen. Landau, 4. Juli. Schriftleiter Gärtner von Landau iſt vom Führer der Deutſchen ſchen Turnerſchaft als Hauptſchriftleiter der neu herauskommenden Deutſchen Turnzeitung nach Berlin berufen worden. Er wurde gleichzeitig beauftragt, die geſamte deutſche Turnpreſſe neu zu organiſieren und in einer großen Zen⸗ trale in Berlin zuſammenzufaſſen. Eine halbe Milſion unterſchlagen. Düſſeldorf, 4. Juli. Ein 53jähriger Bank⸗ vertreter aus Düſſeldorf wurde wegen Betrugs und Untreue in Haft genommen. Er hat zahlreiche Perſonen, die ihm höhere Geld⸗ beträge anvertrauten, faſt reſtlos um ihr ein⸗ gebrachtes Geld gebracht. Es handelt ſich bei der veruntreuten Summe um einen Betrag von etwa 500600 000 Rm. Anfall eines Militärkraftwagens. Friedrichsroda, 4. Juli. Bei dem Verſuch, einem Poſtauto auszuweichen, geriet ein vollbeſetzter Militärkraftwagen in einer Kurve der Zufahrtsſtraße zum Großen In⸗ ſelberg ins Rutſchen und ſtürzte den ſteilen Abhang hinunter. Ein Teil der Inſaſſen ret⸗ tete ſich durch Abſpringen. Drei Soldaten erlitten ſchwere Verletzungen. Aus Baden Der„Badiſche Beobachter“ verwarnt. Karlsruhe, 4. Juli. Die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium teilt mit: Die in Karls⸗ ruhe erſcheinende Tageszeitung„Badiſcher Be⸗ obachter“ wird wegen der in ihrer Nummer 160 vom 20. Juni 1933 enthaltenen Aus⸗ führungen unter der Ueberſchrift„Um den evangeliſchen Reichsbiſchof“ hiermit auf Grund des Paragraphen 9 Ziffer 6 der Verordnung zum Schutze des deutſchen Volkes vom 4. Februar 1933 in Verbindung mit Paragraph der Verordnung des Herrn Reichspräſidenten zum Schutze von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 verwarnt. Der beanſtandete Artikel, namentlich der Schlußabſatz, ſtellt eine Verunglimpfung der evangeliſchen Kirche dar. Wieder ſehend geworden. Konſtanz, 4. Juli. Der 82 Jahre alte In⸗ valide Auguſt Stoerck, der ſeit Jahren voll⸗ kommen erblindet iſt, hat ſich in der Tuttlinger Augenklinik einer Operation unterzogen. Dieſe verlief ſo glücklich, daß Stoerck wieder ſehend wurde und ſchon nach einigen Tagen die Zei⸗ tung wieder ohne Anſtrengung leſen konnte. Stoerck iſt der älteſte kriegsfreiwillige Soldat der deutſchen Armee und Mitglied des Badi⸗ ſchen Blindenvereins. 5 * Mannheim, 4. Juli.(Sparkaſſendi⸗ rektor verurteilt.) Der Direktor der Be⸗ zirksſparkaſſe Ladenburg, Johann Lackert, ſo⸗ wie deſſen Schwager, Karl Otto Stumpf, hat⸗ ten ſich vor Gericht wegen Untreue bezw. Bei⸗ hilfe zur Untreue zu verantworten. Die ſtraf⸗ bare Handlung wird darin erblickt, daß Stumpf ſeinen Schwager veranlaßt hatte, einem Ladenburger Tünchermeiſter, deſſen Kre⸗ dit bei der Bezirksſparkaſſe ſchon ſeit Anfang 1925 überſchritten war, einen weiteren Kredit in Höhe von 6000 Mark zu gewähren. Als dann im Jahre 1928 die Reviſion den Kredit des Lunchermeiſters von 41000 auf 20000 Marl herabſetzte, erteilte Direktor Lackert trotz⸗ dem einen weiteren Kredit in Höhe von 3500 Mark. Dadurch wurde die Bezirksſparkaſſe um 6000 Mark geſchädigt. Lackert wurde zu Monaten, ſein Schwager Stumpf, zu 6. Wochen Gefängnis verurteilt. Mannheim, 4. Juli.(Ver hafteterEin⸗ brecher.) Die Kriminalpolizei in Mannheim konnte einen Einbrecher feſtnehmen, der in Frankfurt neben anderen ſtrafbaren Hand⸗ 7 auch einen Wohnungseinbruch verübt hatte, „Mannheim, 4. Juli.(He rzſchlag beim [Stahlhelmappell.) Stahlhelm erlitt Baurat Vorbeimarſch Beim Appell des Lippert nach dem der Gruppen einen Herzſchlag. Der anweſende Arzt konnte nur noch den ein⸗ getretenen Tod feſtſtellen. Die Leiche wurde zum Hauptfriedhof gebracht, wo in der Halle 10 Stahlhelmer die Ehrenwache übernahmen. Heidelberg, 4. Juli.(Neue Schwurge⸗ richtsperiode.) Am Montag, den 10. Juli, beginnt vor dem Schwurgericht eine dreitägige Sitzungsperiode, die drei Fälle we⸗ gen Meineids umfaßt. Vier Perſonen haben ſich am erſten Verhandlungstag zu verantwor⸗ ten. Sie ſollen in einem Eheſcheidungsprozeß einen Meineid geleiſtet haben. Der zweite Tag bringt die erneute Verhandlung gegen den derhetraketen Kraftwagenführer Sp. von hier, der im Frühjahr dieſes Jayres vom Schwur⸗ gericht wegen Meineids um ein Jagdvergehen zu einem Jahr drei Monaten Zuchthaus ver⸗ urteilt worden war. Infolge der Reviſion des Verurteilten wurde der Fall vom Reichs⸗ gericht zur erneuten Verhandlung zurückgewie⸗ ſen. Beim dritten und letzten Fall ſoll in f Strafprozeß falſch geſchworen worden Neuhausbeſitzer gleichgeschaltet FJaſt alle 70 Ortsgruppen der Notgemein⸗ ſchaft des heſſiſchen Neuhausbeſitzes hatten zu der in Darmſtadt ſtattfindenden Vertre⸗ terverſammlung ihre Vertreter entſandt. Der Geſchäftsführer, Herr Dipl. Ing. gab den Geſchäftsbericht, dem unter anderem zu entnehmen iſt, daß ſeit der Gründung der Notgemeinſchaft des heſſiſchen Neuhaus⸗ beſitzes im September 1932 ſich die Organi⸗ ſation ſtetig und günſtig entwickelt hat, ſo daß ſie heute ungefähr 3000 Mitglieder in 70 Ortsgruppen zählt. Vorgelegtes Zahlen⸗ material zeigt mit erſchreckender Deutlichkeit die kataſtrophale Notlage des Neuhausbe⸗ ſitzes. Der Vorſitzende. Dr. Neuſchäffer, be⸗ richtet über den Zuſammenſchluß der Neu⸗ hausbeſitzerorganiſationen im ganzen Reich: Nachdem vor einigen Wochen der Haus- und Grundbeſitz in einer Reichsführergemein— ſchaft zuſammengeſchloſſen wurde, war es notwendig, daß ſich der deutſche Neuhaus⸗ beſitz, der eine Fachſäule der Reichsführer⸗ gemeinſchaft bildet, im Sinne der von der nationalen Regierung verlangten Verein— fachung aller wirtſchaftlichen Verbände zu einem einheitlichen Verbande zuſammen⸗ ſchließt. Die bisherigen Reichsorganiſatio⸗ nen, die Reichsarbeitsgemeinſchaft des deut⸗ ſchen Neuhausbeſitzes, ſowie der Reichsbund der deutſchen Neuhausbeſitzer und Siedler ſind deshalb übereingekommen, ſich aufzulö⸗ ſen und haben gleichzeitig den Reichsbund deutſcher Neuhausbeſitzer und Eigenheim⸗ ſiedler gegründet. Der Reichsverband ſtellt nun innerhalb der Führergemeinſchaft, der Reichsverband des Haus⸗ und Grundbeſitze⸗ die einzige Vertretung des privaten Neu— hausbeſitzes dar. Seine Geſchäftsſtelle befin⸗ det ſich in Berlin W 35, am Karlsbad 16, 3. Im Rahmen der getroffenen Abmachungen übernimmt die Notgemeinſchaft des heſſi⸗ ſchen Neuhausbeſitzes Darmſtadt, Mathilden⸗ platz 17, die Aufgaben des heſſiſchen Lan desverbandes. In der Diskuſſion wird aus der Verſamm⸗ kung heraus immer erneut auf die Notwen— digkeit von Hilfsmaßnahmen ſeitens der Kommunen, Länder und Reichsregierung hingewieſen und das Verlangen geſtellt, daß die heſſiſche Regierung baldmöglichſt über die Frage der Verzinſung und Tilgung der verb. Baudarlehen Entſcheidung treffen möge. Die Neuwahl des Vorſtandes hatte folgen— des Ergebnis: 1. Vorſ.: Bauinſpektor Dörr, Worms; 2. Vorſ.: Rechtsanwalt Dr. Neu— ſchäffer, Darmſtadt; Beiſitzer: Hofmann, Rüſſelsheim; v. Foullen,g Lampertheim; Möbius, Mainz⸗Gonſenheim; Sprengel, Bad Nauheim; Geſchäftsführer: Dipl. Ing. Blö— cher, Darmſtadt. Eine Warnung an die Trinkhallen⸗Inhaber Die Staatspreſſeſtelle teilt mit: Es ſind berechtigte Klagen darüber geführt worden, daß die Inhaber der Trinkhallen die Verlän⸗ gerung der Polizeiſtunde von 7 Uhr abends auf 10 Uhr abends zu ungeſetzlichen Ver⸗ käufen benutzen. Ich weiſe ausdrücklich darauf hin, daß der Verkauf von Genußmitteln wie Zigarren uſw. nur in den zum ſofortigen Gebrauch genehmig⸗ ten Mengen erfolgen darf, wenn gleichzeitig damit eine Erfriſchung(Getränk) genoſſen wird. Falls lünftig weitere Verfehlungen feſtgeſtellt werden, ſehe ich mich gezwungen, die Polizei⸗ ſtunde für Trinkhallen wieder auf 7 Uhr abends herabzuſetzen. Der Heſſiſche Miniſter des Innern. Aktileriſtentag in Darmſtadt Darmſtadt, 4. Juli. Zu Ehren vieler Tauſende heſſiſcher Ar⸗ tilleriſten und ihrer Gäſte aus anderen ehe⸗ maligen Kriegsformationen, hatte die Landes⸗ hauptſtadt ein Feſtkleid angelegt, das beinahe dem der erſten Feier des Tages der Arbeit entſprach. Fahnen und blumendurchwirktes Grün grüßten die Beſucher in allen Straßen; abends glänzten Reſidenzſchloß und Monument im Scheinwerferlicht und Illumination und die Fontänen ſpieen vielfarbiges Waſſer. End⸗ lich zeigte auch das Wetter ein ſommerliches Geſicht. In der Jahreshauptverſammlung des Offi⸗ ziersvereins des FAR. 61, die das Feſt ein⸗ leitete, gelobte der Vorſitzende, Oberſtleutnant Lauteſchläger, dem Führer des Volkes, Adolf Hitler, Treue. Ber dem anſchließenden Feſt⸗ eſſen konnte Exzellenz General v. Klein⸗ ſchmitt auch den Großherzog und Erbgroß⸗ herzog begrüßen, die dann ebenfalls an dem Begrüßungsabend im Orangeriegarten teil⸗ nahmen, wo ein Doppelkonzerk ehemaliger Mi⸗ litärmuſiker unter wechſelnder Leitung des Ver⸗ einsdirigenten Greiling und der Obermuſik⸗ meiſter Mickley und Rühlemann eine froh⸗ bewegte Menge im Freien unterhielt. Am Sonntag traten im großen Hof der ehemaligen 25er Kaſerne, vor der ein Ehren⸗ doppelpoſten in der Friedensuniform wachte, die 25er und 6ler mit ihren Reſerve⸗ und Ne⸗ benformationen, Kriegsopfer, SA⸗Standarte 115, Abordnungen verſchiedener Regimenks⸗ vereine und Kriegervereine, des Stahlhelms, der Standarte 143, und des Freiwilligen Ar⸗ beitsdienſtes zum Feldgottesdienſt an, bei dem Pfarrer Irle-⸗Darmſtadt die Predigt hielt. Blöcher, Reichsſtanhzlter Sprenger ſprach in einer öffentlichen Kundgebung: Wenn es heute gelte, Bekennknis zu Reich und Volk abzulegen, ſo ſchließe das auch ein Bekenntnis zum Notwehrrecht des deutſchen Volkes ein. Die allgemeine Wehrpflicht, erwachſen aus dem Wehrrecht des freien Deutſchen, habe das deutſche Heer niemals zu einem Inſtrument der Kriegsvorbereitung gemacht, es habe viel⸗ mehr ſtets dem Schuß des Friedens gedient. Ein in der Welt wieder geachtetes Deutſch— land, das auch bereit ſei, von ſeinem Nok⸗ wehrrecht Gebrauch zu machen, werde das feſteſte Bollwerk des Friedens in der Welt ſein. Der Redner ſchloß mit einem begeiſtert aufgenommenen Sieg-⸗Heil auf den Führer. Der Ehrenvorſitzende, Hauptmann a. D. Bickel, gedachte der Gefallenen und wandte ſich mit aller Schärfe gegen die Kriegsſchuld— lüge und das Diktat von Verſäailles. Nach einem Hoch auf das Vaterland und dem Ge— ſang des Deutſchland- und Horſt-Weſſelliedes gedachte Miniſterpräſident Dr. Werner der engeren Heimal und der Landeshauptſtadt mit dem nahen Truppenübungsplatz. Der Feſtzug wurde eröffnet von 6 berittenen Fanfarenblä— ſern, denen die heilige Barbara, die Schutz⸗ patronin der Kanoniere, auf einem von 6 Pferden gezogenen Wagen folgte. An dem Zug beteiligten ſich außer den Tauſenden alter Artilleriſten Abordnungen anderer Regi⸗ ments⸗ und Kriegervereine, die SA-Standarte 115, Muſikkapellen und Spielmannszüge. Be⸗ ſondere Aufmerksamkeit fanden Gruppen zu Fuß und zu Pſerd in den farbenfrohen Frie⸗ densuniformen und ein beſpanntes Geſchütz. Der Zug endigte in dem Orangeriegarten, wo die alten Soldaten wiederum bei Muſik vereint ſind. Ein großes Feuerwerk mit dem Schlußbild„Hindenburg und Hitler reichen ſich die Hände“ beſchloß den Feſttag der heſſiſchen Artilleriſten. i Denlmalsweihe in Mainz Gefallenenehrung für die 117er und ihrer Formationen. Mainz, 4. Juli. Auf dem Horſt⸗Weſſel⸗Platz fand die feier. liche Enthüllung des Ehrenmals für die Ge⸗ fallenen des Infanterie⸗Leibregimentes(8. Großherzogliches Heſſiſches) Nr. 117 und ſei⸗ ner Kriegsformationen ſtatt. Nachdem der Mainzer Männer⸗Geſangverein„Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ und„Heilig iſt der Herr“ zum Vortrag gebracht hatte, be⸗ grüßte namens des Regiments Oberſt Koett⸗ ſch au die Feſtverſammlung. Er gab einen Rückblick auf die ruhm- und ehrenreiche Ge⸗ ſchichte des Regiments und ſchloß mit der Hoffnung auf den baldigen Wiederaufſtieg des deutſchen Vaterlandes. Während die Hüllen vom Denkmal fielen und die Muſik„Ich hatt“ einen Kameraden“ intonierte, legte der Großherzog mit den Worten„Liebe um Liebe, Treue um Treue“ am Ehrenmal den erſten Kranz nieder. Ihm folgte ein Vertre⸗ ter der Traditionskompagnie. Dann ergriff Reichsſtatthalter Sprenger das Wort. Er betonte, daß es eine der wichtigſten Aufgaben des neuen Deutſchland ſein werde, die ruhmreiche Tradi⸗ tion unſeres alten Heeres über die Gegenwart in die Zukunft hinein zu retten. In dieſem Sinne lege er ſeinen Kranz nieder. Slaatskommiſſar De. Barth ülerrahmdes Denkmal in die Obhut der Stadt Mainz. Die Stadt Mainz wolle die Erinnerung an das ruhmreiche Regiment dadurch fördern, daß dieſer Platz, der bisher den Namen des Na⸗ tionalhelden Horſt Weſſel geführt habe, von nun an„117er-Ehrenhof“ heißen ſolle. Anſchließend legten Kränze nieder ein Ver— treter der Standarte 117, ferner ein Vertre— ter des Stahlhelms, der Haſſia und Vereini— gungen von Angehörigen des Regiments und ſeiner Kriegsformationen. Das Altniederländi⸗ ſche Dankgebet und das Deutſchlandlied und Horſt⸗Weſſellied ſchloſſen die Feier, an die ſich ein Umzug durch die Stadt ſchloß, der am Gutenbergplatz vom Reichsſtatkhalter Sprenger und der großherzoglichen Familie abgenommen wurde. — Aus Heſſen Darmſtadt, 4. Juli.(Gefaßte Fahr⸗ radmarder.) Den Bemühungen der Darm— ſtädter Kriminalpolizei iſt es gelungen, einen Kaufmann und einen Former aus Darmſtadt einer Reihe von Fahrraddiebſtählen aus den Jahren 1932.33 zu überführen. Dieburg, 4. Juli.(Wirkſame Be⸗ kämpfung der Felddiebſtähle.) Um dem Ueberhandnehmen von Felddiebſtählen ein Ende zu bereiten, hat ſich die Gemeindeverwal⸗ tung Dieburg entſchloſſen, die Diebe in Be⸗ gleitung von SA Leuten durch die Straßen 855 und ihre Schandtaten ausrufen zu aſſen. Heppenheim, 4. Juli.(Neuer Vor⸗ ſtand der AO K. Heppenheim.) Von dem neuernannten Geſamtvorſtand wurde der Arbeitnehmervertreter Adam Steffen, Bir⸗ kenau, zum 1. Vorſitzenden und der Arbeit⸗ geberverkreter Auguſt Strauch, Heppenheim, zum 2. Vorſitzenden ernannt. Wochenplan der Sport⸗ Vereinigung Amieitia 09 e. V. f Vereinshaus„Waldſchenke“.— Täglich Betrieb Dienstag nachm. 7 Uhr: Alle Spieler haben im Vereinshaus zur Pflicht⸗Spielerverſamm⸗ lung zu erſcheinen. Die Spielführer ha⸗ ben vor Beginn zu melden wer von ihren Spielern anweſend iſt. Vorſtellung und Vortrag des Trainers Lang Dienstag abend ½8 Uhr: Konditionstraining der Liga Leichte Schuhe und Fußball- ſchuhe ſind mitzubringen. Mittwoch nachm. 6 Uhr Training für Jugend⸗ und Schülermannſchaften unter der Leitung des Herrn Sommer. Abends 8 Uhr Training der Kraftſportler im Lokal zum„Goldenen Stern“ Abends ¼8 Uhr Training der Handballer. Donnerstag Nachmittag 67 Uhr Training der 2. und 3. Mannſchaft. 7 Uhr Training der Liga mit Erſatzleute Freitag Nachmittag ab 6 Uhr Training der Ah. und 4. Mannſchaft. N 1/28 Uhr Training für 1. und 2. Jugend für das Reichsſportabzeichen. NB. Wir machen beſonders darauf aufmerkſam, daß Civilperſonen, außer dem Vorſtaad, ſlreng verboten iſt, den Platz bei Trainings zu be⸗ treten. Die Spielführer haben unter allen Um- ſtänden dafür zuſorgen, daß ihre Mannſchaft pünktlich und vollzählig anweſend ſind. Mannheimer Produktenbörſe. Es notierten in Rm. per 100 Kilo, wag⸗ gonfrei Mannheim: Weizen inl. 21,25 bis 21,50, Roggen inl. 18,25 bis 18,50; Hafer inl. 15,75 bis 16; Sommergerſte ini. 18,25 bis 18,50; Futtergerſte 16,75; La⸗Plata⸗Mais gelber m. S. 20,75 bis 21; ſüdd. Weizen⸗ mehl, Spezial Null, m. Aust. 31,75 bis 32,25; ſüdd. Weizenauszugsmehl 34,75 bis 35,25; ſüdd. Weizenbrotmehl 23,75 bis 24, 25; Rog⸗ genmehl nordd. 23 bis 24, ſüdd. und pfälz. 24 bis 25,50; Werzenkleie feine 8,25; Bier⸗ treber 12,75; Erdnußkuchen 14,75 bis 15. 4 360 „Graf Jeppelin Mit 179 Stundenkilometer nach Südamerika. Jriedrichshafen, 4. Juli. Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ ſtar⸗ tete am en S5 abend zu ſeiner dritten diesjährigen Südamerikafahrt; es war faſt voll beſetzt. Wie die Funkſprüche von Bord beſagen, paſſierte es am Sonntagnachmittag 4 Uhr Gibraltar. An der Weſtküſte Nordafrikas kraf das Luftſchiff auf beſonders günſtigen Rücken ⸗ wind, ſo daß es mit der bisher noch nicht er · reichten Reiſegeſchwindigkeit von 179 Stun- denkilometern am Monkag morgen um 5 Ahr Mes die Höhe von Cap Blanco an der Südgrenze des Staates Rio de Oro erreichte. Die NSDAP. Kreis (Württbg.) hat der neugegründeten Orts- gruppe Pernambuco eine Hakenkreuz⸗ flagge und ein Begrüßungsſchreiben mit dem Luftſchiff überſandt.— Uebrigens wa⸗ ren am 1. Juli genau 25 Jahre ſeit der erſten großen Zeppelinfahrt verfloſſen. Graf Zep⸗ pelin machte am 1. Juli 1908 ſeine erſte Rundfahrt über die Schweiz und voll⸗ brachte damit eine epochemachende Tat. Die deutſhe Frau Ein engliſches Urteil. London, 4. Juli. In einem Artikel über das Leben der deu tſchen Frau unter der nationalſo⸗ zialiſtiſchen Regierung wird von„Evening News“ der Frohſinn, der das neue Deutſch⸗ land und beſonders die Jugend erfüllt, mit warmen Worten geſchilderk. Das deutſche Mädchen erkenne an, daß die Aufgaben der Ehe allen anderen vorangingen, aber es ſoll nicht nur eine tüchtige Hausfrau werden, ſondern betätige ſich in zahlloſen Erwerbs⸗ zweigen, ſei in Literatur und Muſik oft beſ⸗ ſer bewandert als die Engländerin und i ſich durch Höflichkeit und Sparſam⸗ eit aus. Die deulſche Frau kue mehr für den Mann als die Engländerin, und es werde weniger für ſie getan mit dem 5 daß ſie weit 10 70 r ſei. Alles ſei glücklich und geſund. ine ſchwenglichke as neue Berlin. Mainz, 4. Juli.(Aus dem Rhein ge⸗ rettet.) Eine geſchiedene Frau, die in einer Wirtſchaft zwei Glas Wein krank, äußerte dem Wirt gegenüber, daß ſie jetzt in den Rhein gehen werde. Nachdem ſie das Lokal verlaſ⸗ ſen hatte, folgte ihr der Wirt vorſichtshalber an den Rhein nach. Dort ſprang die Lebens⸗ müde tatſächlich in das Waſſer, aus dem ſie von dem Wirt und zwei Schiffern, die herbei⸗ geeilt waren, gerettet werden konnte. Sie kam in das Städtiſche Krankenhaus. Tettnang 8 0 0 85 von Jugend und UAeber⸗ t kennzeichne