Wenkämpfe der Volks⸗ ſchüler am Feſteder Jugend. Aus den Wettkämpfen der Volksſchüler am Feſte der Jugend gingen 43 Sieger hervor(d. h. Schüler mit 40 und mehr Punkten). Die Wettkämpfe wurden als Dreikampf(75 mtr. Lauf, Weitſprung, Schlagballweitwurf) ausge⸗ tragen. Die Sieger verteilen ſich auf folgende Alters⸗ und Schulklaſſen: Jahrgang 21—22 1. Altersklaſſe Klaſſe: Lehrer Dr. Seyfried Nik. Jakob 59 Punkte Hans Bauer 48 Hans Benz 40 Klaſſe: Lehrer Kumpa Jak. Träger 60 K. Weidner 57 Hch. Keck 57 Fr. Hofmann 57 N. Weidner 55 Jak. Buſalt 42 W. Flöſſer 40 Klaſſe: Lehrer Riebel Willi Martin 62 Hch. Lammer 50 Hans Koob 50 Fr. Georgi 49 K. Lamberth 48 K. Baus 44 Hans Wieland 43 Erwin Brechtel 43 Nik. Dewald 42 Klaſſe: Lehrer Baldauf K. Winkler 59 Jak. Nägel 55 Ldg. Ringhof 54 Georg Mandel 53 Jakob Hanf 53 Willi Schillinger 47 K. Trapp 44 Joh. Umhauer 41 Klaſſe: Lehrer E. Lipp 1. Willi Wunder 42 Jahrgang 19— 20 2 2. Altersklaſſe Klaſſe: Lehrer Spengler Ernſt Hofmann 55 K. Weiß 54 K. Hanf 49 Joſ. Pfenning 47 Peter Weidner 47 H. Pfüßzer 46 H. Faltermann 42 W. Faltermann 41 Klaſſe: Lehrer Nau K. Kiß 59 K. Merkel 57 W. Burkert 56 L. Martin 51 A. Haas 45 Gg. Beikert 41 Klaſſe: Lehrer Kumpa 1. A. Brechtel 42„ Die Hindenburgurkunde erhalten für die erſte Altersklaſſe: W. Martin(Klaſſe Riebel) und Jak. Träger(Kl. Kumpa), für die zweite Altersklaſſe: Karl Kiß(Kl. Nau). Vom Jahrgang 1921/22 erzielten Beſt⸗ leiſtungen: im Weitſprung K. Weidner(Kl. Kumpa) 3,92 mtr., im 75 mtr. Lauf K. Weid⸗ ner 11,2 Sek., Rudi Burkhardt(Kl. Dr. Seyfried) 11,2 Sek., Hans Adler(Kl. Dr. Seyfried) 11,2 Sek., K. Winkler(Kl. Baldauf) 11,2 Sek, im Schlagballweitwurf Ludw. Ringhof(Kl. Baldauf) 60 mtr. Jahrgang 1919/0 im Weitſprung Karl Kiß(Kl. Nau) 4,10 mtr., 75 mtr. Lauf Karl Weiß(Kl. Spengler) 10,4 Sek., Pet. Weidner S 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. S* (Kl. Spengler) 10,4 Sek., Schlagballweitwurf Alex Faltermann(Kl. Nau) 67 mir. Daneben wurden noch von den z letzten Schuljahren der Goethe- und Schillerſchule 2 Staffelläufe durch⸗ geführt: 475 mtr. Staffel 8. Schuljahr: Sieger Kl. Spengler 46,6 Sek. (erhält den Wanderpreis) Schuljahr: Sieger Kl. Dr. Seyfried 48 Sek. . Schuljahr: Sieger Klaſſe Baldauf 51,8 Sek. 10475 mtr. Staffel Schulj.: Sieger Kl. Spengler 1Min. 59,4 Sek. Schulj.:„ Kl. Dr. Seyfried 2„ 1,6„ . Schulj.:„ Kl. Riebel, e Wenn man berückſichtigt, daß die Wett⸗ kämpfe hier zum erſten Male durchgeführt wurden, und zur Vorbereitung kaum 8 Tage zur Ver⸗ fügung ſtanden, dann darf man mit den erreich⸗ ten Leiſtungen zufrieden ſein und die Sieger zu ihren Erfolgen beglückwünſchen. Mögen dieſe für ſie ein Anſporn ſein, ihre Leiſtungen durch ſtete Uebungen weiter zu verbeſſern, und die andern, die mit einer Anerkennung nicht bedacht werden konnten, aneifern, es ihnen gleichzutun. Dann wird ihnen auch der ſchönſte Lohn zuteil: ein frohes Herz und ein geſunder Körper. Damit ſchafſen ſie ſich die notwendigen Grundlagen, einſt als tüchtige Männer am Wiederaufbau unſeres geliebten Vaterlandes mitarbeiten zu können. Lokales * Eine Warnung! Man meldet uns: Es iſt hier das Gerücht im Umlauf, daß das Verbot und die Beſchlagnahme des Dig.-Ver⸗ mögens auf ungeſetzlichem Wege erfolgt ſei. Die Kriminalpolizei teilt hierzu mit, daß dies nicht wahr iſt, ſondern daß die Aktion gegen die DJK. auf geſetzmäßigen Wege erfolgte und warnt vor Verbreitung dieſer Unwahrheit. Wer trotzdem dieſes Gerücht weiterverbreitet, ſetzt ſich ſtraf⸗ rechtlicher Verfolgung aus und muß damit rech⸗ nen, daß er ohne Anſehen der Perſon, in Schutz- haft genommen und nach Oſthofen verbracht wird. * Die Fabrikarbeiter Viernheims werden zu einer Verſammlung heute Mittwoch Abend 8 Uhr in den Saal zum Karpfen herz- lichſt eingeladen. Einberuferin iſt die N. S. B. O. Es wird gebeten, daß alle Fabrikarbeiter, einer⸗ lei welcher Organiſation dieſe angehören oder angehört haben, ob dieſe in Arbeit ſtehen oder arbeitslos ſind, reſtlos erſcheinen.(Siehe auch die heutige Anzeige.) * Gas⸗ und Luftſchutzvortrag. Der nächſte Lichtbildervortrag findet morgen Donners⸗ tag pünktlich um 8 ¼ Uhr in der Schillerſchule ſtaft. Die Organiſationen der S. A., S. A. R., Rotes Kreuz, Freiwillige Feuerwehr, Schützenabteilung ſowie die S. S. haben zu erſcheinen. Die Führer melden unter Abgabe ihre namentliche aufgeſtell⸗ ten Teilnehmerliſte die Stärke ihrer jeweiligen Truppe. Heim. e Volkszählung. Nach den jetzt vor⸗ liegenden Meldungen hat Deutſchland 66 Milli⸗ onen Einwohner. Faſt 2 Millionen Frauen mehr als Männer.— Preußen hat 39,9 Mil⸗ lionen Einwohner.— In unſerem Nachbarort Lampertheim wurden 13 156 Einwohner gezählt. Die Zunahme ſeit 1925 betrug in Lampertheim 1576 Perſonen. * Vom Stahlhelm. Am 8. und 9 Juli findet in Worms ein großes Stahlhelmtreffen ſtatt. Am Sonntag, den 9. Juli, ſind vormit⸗ tags Wettkämpfe und Feldgottesdienſt, nachmit⸗ tags Fortſetzung der Wettkämpfe und abſchließend Marſch ab Bürgerweide durch die Stadt mit Vorbeimarſch vor den Führern vorgeſehen. Am Abend iſt im Städt. Spiel⸗ und Feſthaus dann Siegerehrung und Konzert. Die auswärtigen Stahlhelmkameraden werden heute nochmals auf die Veranſtaltung aufmerkſam gemacht. Mit der ganzen Bevölkerung des Kreiſes und der Stadt Worms ſind ſie zur Teilnahme an der vater⸗ ländiſchen Kundgebung eingeladen. * Seehelden⸗Gedenkfahrt, ſo nennt mit Recht die Reichsbahndirektion Mainz ihre Sonderfahrt, die in der Zeit vom 15. bis 21. Juli nach Hamburg und zu den Schlachtfeldern der deutſchen Flotte am Skagerrak führt. Bietet Hamburg an ſich ſchon des Anziehenden genug, ſo iſt der Plan der Fahrt um 2 weſentliche Punkte erweitert: Eine dreitägige Fahrt mit einem Ueberſee-Hapagdampfer über Helgoland bis zur norwegiſchen Südküſte bietet ſchon ein unvergeß⸗ liches Wochenenderlebnis. Aber die höchſte Stei⸗ gerung erfährt doch die deutſche Seele in ihrem Empfinden durch die Tatſache, daß dieſe Fahrt über die Schlachtfelder am Skagerrak führt. Dort am Grab der deutſchen Seehelden wird eine Gedächnisfeier abgehalten. Ueber alle Einzel- heiten u. a. auch über den Aufenthalt in Ham⸗ burg unterrichtet ein Programm, das bei allen Fahrkartenausgaben und den Mitteleuropäiſchen Reiſebüros erhältlich iſt. Das Löſen einer Son⸗ derzugrückfahrkarte nach Hamburg wird nicht ab⸗ hängig gemacht von der Beteiligung an der Hoch ſeefahrt. epndiürs Carl Pingel Beigeordneter in Viernheim. Laut Verfügung der Heſſ. Staatsregierung wurde Herr Syndikus Carl Brügel zum kommiſſariſchen Beigeordneten unſerer Gemeinde beſtellt. Herr Brügel gehörte ſeither als Ge⸗ meinderat der Nationalſozialiſtiſchen Rathaus⸗ fraktion an, aus welcher er nun ausſcheiden wird. Als ſein Nachfolger wird der an 6. Stelle des Wahlvorſchlags der N. S. D. A. P. ſtehende, Herr Robert Schweigert in den Gemeinderat aufrücken. Ein feſcher Junge!! Militär ⸗ Schwank in 3 Aufzügen von Müller⸗Malberg. Wie wir aus beſtimmter Quelle erfahren haben, kommt dieſer humorvolle Militär⸗Schwank von der Operetten⸗ und Theatergeſellſchaft im Auguſt im Kaſſerhof zur Aufführung. In dieſem Schwank ſpürt man ſo recht den Verfaſſer des alten Militärs von echtem Schrot und Korn, der über einem ſchier unerſchöpflichen Fundus guten Militär⸗Pumors verfügt. Jeder Spieler iſt eine Type für ſich und trägt an ſeinem Teil zu dem großen Erfolg dieſes Bühnenſchlagers bei. Näheres wird noch in den Tageszeitungen bekanntgegeben. Heſſen voran Zuſammenſchluß der Geſangvereine! Neue Wege und neue Ziele im neuen Staat! Abgeſehen von den Gleichſchaltungen inner⸗ halb der Vorſtände der einzelnen Geſangvereine wird auch das heſſiſche Sängerweſen auf Grund der allgemeinen Richtlinien eine Neugeſtaltung erfahren. Sängertreue, Manneszucht, Unterord⸗ nung, Opferſinn und Vaterlandsliebe, müſſen All⸗ gemeingut der Sänger werden. Wie bei den Turn⸗ und Sportvereinen wird auch bei den Geſangvereinen das Führerprinzip durchgeführt werden. Freie, ſeither nicht dem Deutſchen Sän⸗ gerbund angehörende Geſangvereine können ſich bis zum 30. Juli bei dem heſſiſchen Sängerbund anmelden, widrigenfalls ſie wie die Arbeiterge⸗ ſangvereine der Auflöſung verfallen. Die Zahl der Vereine in einem Ort beſtimmt der Provinz⸗ ialvorſitzende des Heſſiſchen Sängerbundes. Neu⸗ gründungen von Geſangvereinen bedürfen ſeiner ausdrücklichen Genehmigung. Hinſichtlich des Zu⸗ ſammenſchluſſes von Vereinen ſoll angeſtrebt werden, daß es in Orten unter 3000 Einwohnern nur einen Männergeſangverein und nur einen gemiſchten Chor(Kirchengeſangverein) gibt. In der Regel ſoll der kleinere Verein in den größeren und der jüngere in den älteren aufgehen. Doch bleibt dies örtlichen Vereinbarungen überlaſſen. Auch werden in Zukunſt feſtangeſtellte Muſik⸗ lehrer nicht mehr als Preisrichter tätig ſein. Man hat in Städten eine große Anzahl von Dirigenten, die im Chorweſen große Erfahrung in jeder Beziehung mitbringen. Geſangs⸗ wettſtreite, über deren Wert die Meinungen ſchon lange geteilt waren, gibt es in Zukunſt nicht mehr. Sie werden ſowohl vom Staat als auch vom Bund verboten Nur Wertungs⸗ ſingen mit anſchließender Kritik ſind noch zuge⸗ laſſen. Dieſe Wertungsſingen ſollen durchweg mit vaterländiſchen Kundgebungen verbunden werden. Die Jugend ſoll ſchon früh den Weg zum Krieger⸗ veutſchen Lied finden. Aus dieſem Grunde ſoll Veranlaſſung genommen werden, Knabench ür bereits den Vereinen bei ihren Veran zur Verfügung zu ſtellen. Fortbildungsſchülern ſollen die Geſangsübungsſtunden auf ihre Unter ⸗ richtszeit in der Fortbildungsſchule angerechnet werden. f 5 Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands,, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden und Soldatenverein„Teutonia“. Heute Mittwoch abend /9 Uhr Vorſtands⸗ ſitzung im Lokal zum Schützenhof. Die Ver⸗ ſammlung der Schützenabteilung fällt aus. Mitglieder können zur Entgegennahme von Auskünften vor der Vorſtandsſitzung erſcheinen. Der Vorſtand. Odenwald⸗Klub, Ortsgruppe Viernheim. Mitt⸗ woch, den 5. Juli 1933 abend 8 ½¼ Uhr Klubabend im Löwen, Bericht über die Haupt⸗ verſammlung in Neckar Steinach. Beſchluß über die Teilnehmer an der Einweihungsfeier des Rudi⸗Wünzer⸗Turmus. Zahlreiche Be⸗ teiligung wird erwartet. Friſch auf! Der Vorſtand. Kaninchen und Geflügelzuchtverein 1916. Die⸗ jenigen Mitglieder, die für ihr Junggeflügel Ringe benötigen, werden gebeten, ſich bis ſpäteſtens Samstag, den 8. Juli bei A. Jakob, Waldſtraße 31 zwecks gemeinſamer Beſtellung zu melden. Der Vorſtand. Geſangverein„Sängerbund.“ Auf Freitag Abend 1/9 Uhr berufe ich in unſerem Ver⸗ einslokal zur Germania eine außerordentliche Generalverſammlung ein, wozu ich alle Ehren⸗ mitglieder, paſſive und aktive Mitglieder herz⸗ lichſt einlade. Tagesordnung: Gleichſchaltung des Vereins. Peter Müller, 1. Vorſitzender. Fabrikarbeiter Viernheims! Heute Mittwoch abend 8 Uhr findet im Gasthaus„Zum Karpfen“ aller in Arbeit ſtehenden und aller erwerbsloſen Fabrik- arbeiter eine Berſammlung ſtatt. Vor allen Dingen diejenigen, die in dem Fabrikarbeiter⸗ Verband und in den ehemaligen Chriſtlichen Gewertſchaften organiſiert ſind, ſowie ſolche, die in letzter Zeit ausgetreten ſind, müſſen erſcheinen. Der Beauftragte der N. S. B O. Brems ſpricht über:. 5 „Jer Arheter im drien Reich Alle Arbeiter müſſen hierzu erſcheinen, da der Redner die Neugeſtaltung des Geſamt⸗ verbandes der Fabrikarbeiter erläutert. Für Amts⸗ walter und Mitglieder der N. S. B. O. iſt Pflicht. zumal nach der Verſammlung noch ein Referat über Arbeitsbeſchaffung für Betriebszellen⸗Mit⸗ glieder ſtattfindet. Der Ortsgruppenbetriebswart. Bekanntmachung. Betr.: Erhaltung und Schutz der Anlagen auf dem Friedhofe. 0 Es iſt wiederholt Klage geführt worden, daß die Gräber auf dem alten Teile des Fried⸗ hofs ſehr ſchlecht inſtand gehalten und nicht mehr unterhaltene Gräber als Schuttabladeplätze be⸗ nützt werden. Wir erſuchen daher die Angehör⸗ igen der Verſtorbenen, die Gräber für die Folge ordnungsgemäß zu unterhalten, damit auch der alte Teil des Friedhofs jedem Beſucher einen guten Eindruck hinterläßt. Außerdem verweiſen wir auf§ 29 der Friedhofsordnung, wonach alte Kränze und ſonſtige Abfälle an die Ablade⸗ ſtelle am hinteren Ausgang zu verbringen ſind. Der Totengräber iſt angewieſen, jede Perſon, welche dieſer Anordnung zuwiderhandelt, zur Anzeige zu bringen. Viernheim, den 1. Juli 1933. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. In kommiſſariſcher Vertretung: Bechtel. ine enden af. Viernheim. Die Mitglieder werden gebeten, bis zum 15. Juli ſämtliche Rechnungen an den Rechner abzugeben, zwecks Auszahlung derſelben. Der Vorſtand. Schöne Johannis- heeren zu verkaufen. Frau august Heuger Bürſtädterſtraße 8 Faſt neuer Mnderwagen billig zu verkaufen. Ernst Ludwigstr. 22. fühlten Dank. Neue Pfälzer Kartoffel Erſtlinge, gelbfleiſchig z. billigſten Tagespreis Hch. Fatter mann Seelenmeſſen. ksagung. Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Anteilnahme während der Krankheit und beim Hinſcheiden meiner lieben Frau, unſerer unvergeßlichen lieben Schwägerin und Tante, frau Anna Müller Tochter, Schwiegertochter, Schweſter, geb. Neff ferner für das zahlreiche Geleite zur letzten Ruheſtätte und für die große Kranz⸗ und Blumenſpende ſagen wir unſeren tiefge⸗ Ganz beſonderen Dank der Hochw, Geiſtlichkeit für den troſtreichen Beiſtand, den ehrw. barmh. Schweſtern für die liebe ⸗ volle Pflege, ihren S und das bewieſene lezte Ehrengeleite, ſowie den Stiftern von chulkameradinnen für die Kranzniederlegung Viernheim, den 5. Juli 1933. Die trauernd Hinterbliebenen. Moltkeſtraße 15. mm- drürns reden fn blüten der drmenntr run. Qlernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Ae täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 k. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim aan recher N. Schelfleltung Anzeiger, Viernheum.— Poſtſcheckkonty Nr. 21577 Amt ankfurt a. M.— Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Viernheimer Zeitung Viernheimer Anzeiger (Viernheimer Bürger-Zig.— Viernh. Volksblatt) Anzei 1 Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wieder olung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes 15 vorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit Sa n t.— Für die Aufnahme eſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewa r nicht übernommen wer Nummer 154 Donnerstag, den 6. Juli 1933 50. Jahrgang Friedenspalte im Osten Hinter den Kuliſſen der Weltwirtſchafts⸗ konferenz hat ſich ein Schauſpiel vorbereitet, das, wenn einmal ſein letzter Akt geſpielt werden ſollte, für die Welt eindrucksvoller ſein wird als der Streit der großen Akteure über Stabiliſierung oder Nichtſtabiliſierung und die Intereſſen nationaler und inter⸗ nationaler Wirtſchaft. Es iſt der ſogenannte öi Sammelfriedens⸗ pakt. Zwei Ereigniſſe gehen dabei Hand in Hand. Einmal hat der ruſſiſche Vertreter auf der Weltwirtſchaftskonferenz, Lit wi⸗ now, die Gelegenheit mündlicher Ausſpra⸗ chen mit dem engliſchen Außenminiſter Sir John Simon benutzt, um die eng⸗ liſch⸗ruſſiſchen Streitfragen bei⸗ zulegen. In dieſem engliſch⸗ruſſiſchen Streit war der Moskauer Prozeß gegen die engli⸗ ſchen Ingenieure und die Verurteilung von zweien von ihnen zu Gefängnis(die jetzt Streit fi t 800 nur eine Epiſode. Der Streit ſelbſt iſt Jahre alt, und er entſtand, weil nicht nur engliſche und ruſſiſche welt⸗ politiſche Grundſätze, ſondern weil auch eng⸗ liſche und ruſſiſche Handelsintereſſen ſtark gegeneinander ſtießen. Es beſtanden keine offiziellen Beziehungen zwiſchen London und Moskau, wenn unker der Hand natürlich auch manches verhandelt und manches ge— handelt worden iſt, Aber es war ein uner⸗ quicklicher Schwebezuſtand, wobei man manchmal nicht ganz ſicher war, für wen dieſer Zuſtand unerquicklicher war, für Ruß⸗ land oder für England. Bei der Freiheit der Meinungsäußerung in England hörte man jedenfalls aus London mehr Stimmen, die ſich für Wiederherſtellung eines Normal⸗ 1 ausſprachen, als aus Moskau. Aber nach Lage der Dinge war es ſicher, daß auch das Sowjetreich klare Verhältniſſe zu England brauchte, nicht nur im Intereſſe ſei⸗ nes Handels, ſondern auch aus politiſchen Intereſſen. England iſt immer noch die euro⸗ päiſche Macht in Aſien, mit ihr muß Ruß⸗ land politiſch rechnen, muß es umſo mehr, als an Rußlands fernöſtlichen Grenzen die aſiatiſche Macht in Aſien, Japan, taktiſch und ſtrategiſch einen militäriſchen und wirt⸗ ſchaftlichen Aufmarſch mit unerhörtem Ge⸗ ſchick faſt vollendet hat, der einem in Europa gebundenen Rußland eines Tages recht ge— fährlich werden könnte. Mit dem Sicherungswunſch Rußlands in Europa geht Hand in Hand das andere poli⸗ tiſche Ereignis von London, der Abſchluß der oſteuropäiſchen Nichtangriffs⸗ und Siche⸗ rungspakte, die Rußland auf der einen Seite und Polen, Rumänien, Lettland, die Türkei, Afghaniſtan und Perſien auf der anderen Selte umfaſſen, und die noch weiter ausge⸗ dehnt werden ſollen. Sowfetrußland, das nicht nur lange Jahre von den großen Mäch⸗ ten— nur Deutſchland machte durch den Vertrag von Rapallo eine Ausnahme— in einer Nioſſeeung gehalten wurde, ſondern das ſich auch freiwillig lange ſelbſt iſoliert hatte, war durch den Zwang des Weltgeſche⸗ hens allmählich gezwungen worden, ſich in irgend einer Form friedlich mit den Mäch⸗ ten auseinanderzuſetzen. So kam es zu dem franzöſiſch⸗ruſſiſchen Nichtangriffsvertrag, dem der polniſch⸗ruſſiſche Vertrag folgen ſollte, nachdem Moskau mit den anderen Randſtaaten Litauen, Lettland und Eſtland ſchon Verträge geſchloſſen hatte. Zwiſchen Moskau und Warſchau iſt es nicht immer ſo 10 75 gegangen, und die ſehr oft ſtraff ge⸗ pannten politiſchen Fäden drohten manch⸗ mal zu zerreißen. Paris hat dann aber doch verſtanden, alles ins Reine zu bringen. Was zwiſchen Polen und Rußland möglich war, ſollte nach Pariſer Meinung auch zwiſchen Rumänen und Ruß⸗ land möglich ſein. Doch hier war der Wi⸗ derſtand Beten die Aufnahme normaler po⸗ litiſcher Bezlehungen auf beiden Seiten un⸗ ewöhnlich ſtark. Wenn 0 1100 durch mancherlei Streitfragen auch territorialer Art getrennt war, ſo rührte doch keine dieſer Fragen ſo unmittelbar an Moskau von War⸗ Wiederbelebungsverſuche Die Londoner Weltwirtſchaftskonferenz— Man will ſie am Leben erhalten— Aber wie? Widerſtreitende Tendenzen— Eine neue Votſchaft Nooſevelts London, 6. Juli. Es iſt allgemeine Auffaſſung in politiſchen Kreiſen, daß die bekannte Botſchaft Rooſevelts—„die Weltwirtſchafts⸗ konferenz hat ſich nicht um die amerikaniſche Währungspolitik zu kümmern“— tatſächlich „torpediert“ hat. Aber da man das Fiasko der Konferenz nicht ohne weiteres eingeſte⸗ hen wollte, hat das Büro der Konferenz ſich einſtweilen auf den heutigen Don⸗ nerstag vertagt. Dann aber ſoll die Ent⸗ ſcheidung fallen. Man will die Konferenz wieder ins Leben zurückrufen; deshalb ha— ben von verſchiedenen Seiten Wieder— belebungsverſuche eingeſetzt. Auch Präſidenk Rooſevelt hat der ame- rikaniſchen Delegation auf der Wellwirl⸗ ſchaftskonferenz in London neue Wei⸗ ſungen kelegräphiert, denen zufolge ſie nichts unverſucht laſſen ſollen, um einen Jorigang der Konferenz zu ſichern. Die amerikaniſche Delegation hofft übri⸗ gens, daß bis zum Wiederzuſammentritt des Konferenzbüros ſich die Aufregung über die Botſchaft Rooſevelts gelegt haben wird. Von e Seite wird auch angekündigt, a eine neue Botſchaft des amerikaniſchen Präſidenten, die verſöhnlicher gehalten ſei als die erſte, die Lage günſtig beein⸗ fluſſen werde. Nach Meldungen aus Washington er⸗ klärt man dort, daß die neue Botſchaft des Präſidenten den Goldwährungsländern zei— gen werde, was die Welt tun könne, ohne daß zuvor ein„Währungswaffenſtillſtand“ geſchloſſen zu werden brauche. Rooſevelt halte es für ſeine Pflicht, zu beweiſen, daß der Weg noch frei ſei, um die Weltkriſe durch eine internationale Gemein⸗ ſchaftsaktion zu heilen. Die Gegenſätze Wenn es nun auch gelingen mag, die Kon⸗ ferenz am Leben zu erhalten, ſo beſtehen doch die Gegenſätze in wichtigen Fragen fort, ſo daß die Ausſichten auf einen poſi— Kompromißformel zu tiven Ausgang der Beratungen nach wie vor gering ſind. Amerika, England und die ſkandinavi⸗- ſchen Staaten wollen in erſter Linie eine Hebung der Preiſe erreichen, wäh⸗ rend es dem europäiſchen„Goldblock“, Frankreich, Schweiz, Belgien, Italien, Polen, Holland— vor allem auf eine allgemeine Rückkehr zur Goldwährung ankommt. Das Hinarbeiten der Goldblockländer auf die Liquidierung der Konferenz erklärt ſich aus ihrem Beſtreben, von den Verpflichtungen des in Zuſammenhang mit der Weltwirt⸗ ſchaftskonferenz abgeſchloſſenen Zollwaf⸗ fenſtillſtandes loszukommen, um Ge— genmaßnahmen gegen die Auswirkungen des amerikaniſchen Exportes treffen zu kön⸗ nen, der ſich des ſtarken Anreizes einer ent— werteten Währung erfreut. Man hat die verſchiedenſten Verſuche unternommen, um die widerſtrebenden Meinungen auf eine einigen, wobei etwa der Gedanke eine Rolle ſpielen könnte, daß die Steigerung der inneramerikaniſchen Preiſe in Verbindung mit einer entſprechen— den liberalen Zollpolitik eher einen Anreiz für die Weltwirtſchaft und die Einfuhr nach Amerika bieten kann. Aber es leuchtet ein, daß jede Kompromißformel die Gegenſätze nur verſchleiern, nicht aber beſeitigen kann. Engliſche Stimmen Das Londoner Blatt„Daily Telegraph“ ſchreibt, der amerikaniſche Präſident, der ur— ſprünglich ſoviel zum Zuſtandekommen der Konferenz getan habe, habe einen völligen Kurswechſel vorgenommen. Macdonald habe in der Sitzung des Büros der Konferenz ſo bittere Bemer⸗ kungen über die Hallung des amerikani- ſchen Präſidenlen gemacht, daß der ame⸗ rikaniſche Vertreter, Gouverneur Cox, angebolen habe, ſich zu enkfernen, falls ſeine Gegenwart läſtig ſei. Die amerikaniſche Delegation ſei beſtürzt über die Ausſicht, daß Amerika die Schuld am Mißglücken der Konferenz aufgebürdet werden würde. Nach Anſicht der„Times“ iſt es hauptſächlich der Ton der Botſchaft des amerikaniſchen Präſidenten, der den ruſſiſche allgemeine Intereſſen und auch an den ruſſiſchen Patriotismus wie der Streit um Beſſarabien. Beſſarabien iſt das Land zwiſchen Pruth und Dnujeſtr. Er war jahrhundertelang rumäniſches Gebiet, auch als Rumänien noch ein Glied des Türken— reichs war; es mußte dann in den zwanzi⸗ ger Jahren des vergangenen Jahrhunderts von dem von den Türken befreiten Rumä⸗ nien an Rußland abgetreten werden als Preis für die ruſſiſche Waffenhilfe im Frei⸗ heitskampf gegen die Türkenherrſchaft. Nach dem militäriſchen Zuſammenbruch der ru— mäniſchen Front und nachdem ganz Ru⸗ mänien von den Soldaten der Mittelmächte beſetzt worden war, wurde Beſſarabien ru—⸗ mäniſches Etappengebiet, und nach dem ruſ⸗ ſiſchen Zuſammenbruch gelang es Rumänien, Beſſarabien gegen die roten Soldaten Räte⸗ rußlands zu behaupten und ſchließlich dem rumäniſchen Staat wieder anzugliedern. Rußland hat dieſe Annektion Beſſara⸗ biens durch Rumänien nie anerkann!:. Alle ruſſiſch⸗rumäniſchen Verhandlungen ſind bisher an dieſem Streitobjekt geſcheitert. Wenn jetzt in dem ruſſiſch⸗rumäniſchen Pakt über Beſſarabien eine Formel gefunden worden iſt, die die Welt in ihrem Wortlaut noch nicht kennt, die aber doch die durch eu- mänien geſchaffene tatſächliche rechtliche Lage anerkennt und andererſeits ruſſiſche natio⸗ nale Gefühle ſchont, ſo werden beide Ver⸗ tragspartner ſagen können, daß ſie zum Schluß gut gefahren ſind. Die beſſarabiſche Frage iſt nun kein Streitpunkt mehr zwi— ſchen Moskau und Bukareſt, und ſomit gibt es kaum noch Streitpunkte zwiſchen beiden Ländern. Bedeutſam bei dieſen Paktverhandlungen iſt, daß dabei Rumänien nicht als Einzel⸗ ſtaat aufgetreten iſt, ſondern getreu dem kürzlich geſchaffenen Organiſationsſtatut der „Kleinen Entente“, als Glied dieſes oſteuropäiſchen Staatenbundes, der, wie man weiß, die Tſchecho⸗Slowakei, Südfſla⸗ wien und Rumänien umfaßt. Das eröffnet die Ausſicht, und das iſt bei Abſchluß der Paktverhandlungen ja auch inoffiziell ange— deutet worden, daß auch Südſlawien und die Tſchechoſlowakei, die beide keine ausgeſprochenen Streitpunkte mit Sowjetrußland zu bereinigen haben, die aber offiziell noch keine Beziehungen zu Moskau unterhalten, dem oſteuropäiſchen Friedens⸗ pakt in irgend einer Norm ſich anſchließen weiteren Fortbeſtand der Konferenz geſähr— det habe. Der Erbitterung darüber gibt das Blatt an anderer Stelle Ausdruck, wenn es ſagt, die endgültige Entſcheidung ſei aufge⸗ ſchoben worden, um der amerikaniſchen De⸗ legation Gelegenheit zu geben,„die volle Bedeutung des Tones und des Inhaltes der Mitteilung“ zu erläutern, die ihr Präſident einer„Verſammlung ſouveräner Staaten“ gemacht habe. Kreiſe, die der amerikaniſchen Delegation naheſtehen, erklären, daß Verſuche unter⸗ nommen werden, nicht ſo ſehr um die Kon⸗ ferenz zu retten, als um die perſönliche Ani⸗ moſität zu vermindern, die während der letzten Tage entſtanden iſt. „Die Konferenz iſt tot!“ Die franzöſiſche Preſſe zweifelt nicht daran, daß die Konferenz am Donners⸗ tag vertagt wird, wenn nicht etwas ganz Unerwartetes eintritt. Die Vertagung wird aber als das Ende, als das Begräbnis des Weltwirtſchaftsunkerneh⸗ mens von London betrachtet.„Journal“ ſchreibt, durch die theoretiſche Aufrechterhaltung einiger unbe⸗ deutender Ausſchüſſe, die ſich mit Getreide, Weinen und Zöllen befaßten, dürfe man ſich nicht täuſchen laſſen. Wenn die Konferenz jemals wieder zuſammentreten ſollte, ſo erſt nach Beendigung der amerikaniſchen Infla— tion. Dann allerdings werde man von einer wahren Auferſtehung ſprechen können. Die Amerikaner fühlten wohl, daß die Konferenz nicht weiter beraten könne. Sie wollten jetzt nur die Verantwortung für die Trennung auf die anderen Nationen abwälzen. Sie wollken Europa ſchwächen, um die Konferenz unker für ſie günſtigeren Be. dingungen wieder aufzunehmen. Fei das nicht charakteriſtiſch für Amerika? Hälten nicht die amerikaniſchen Finanz- magnaten zweimal oder dreimal banke⸗ rot gemacht, ehe ſie Milliardäre gewor- den ſeien? Jetzt müſſe man ſich vor jedem falſchen Schein hüten. Bedingung ſei, daß die Vor⸗ kämpfer der Währungsordnung die Mittel in der Hand behielten, um ſich zu verteidi— gen, da die Schlacht nun einmal nicht ver⸗ mieden werden könne. werden, ähnlich wie es auch von f Finn⸗ land erwartet wird Damit wäre der Kreis der„Litwinow— Pakte“ geſchloſſen. Rußland hätte durch Nichtangriffs- und Friedensſicherungen ſeine empfindliche Oſtgrenze, die vom Baltiſchen bis zum Schwarzen Meer Tauſende von Kilometern lang und reicht durch natürliche Hinderniſſe nur wenig geſchützt iſt, entlaſtet. Es hätte freie Hand in anderen Gegenden, und man wird wohl nicht fehl gehen in der Vermutung, daß dieſe Gegenden im Fer nen Oſten liegen. So wird in dieſem Zu— ſammenhang auch die Vereinbarung mit England bedeutſam. Zwiſchen Deutſchland und Rußland ſind die Beziehungen durchaus normal. So kann Deutſchland durch die Oſt⸗ pakte Rußlands kaum berührt werden. Alte deutſch-ruſſiſche Verträge, deren Verlänge— rung noch nicht ratifiziert war, ſind durch Reichskanzler Hitler— es war eine ſeiner erſten Amtshandlungen— wieder in Kraft geſetzt worden und das offizielle Rußland ſelbſt hat erklärt, daß durch den Abſchluß der neuen Verträge die alten Verträge mit Deutſchland in keiner Weiſe beeinträchtigt werden. Neue Anordnung der NS DAN Keine Einzelaktionen gegen Konſumvereine. Berlin, 6. Juli. Der Stabsleiter der Oberſten Leitung der Parteiorganiſation der NSDAP., Dr. Ro⸗ bert Ley, erläßt folgende Anordnung: „Unverantwortliche Elemente treiben ihr Spiel. Im Einvernehmen mit dem Stellver— treter des Führers, Pg. Heß, wird folgendes verfügt: Jede Einzelaktion gegen Konſumvereine oder gegen die eingeſetzten Beauftragten in den Konſumvereinen 0 ſtrengſtens unter- ſagk. Jeder Parkeigenoſſe, der ſich an ſolchen unverantworklichen Akkſonen beleiligt, wird aus der Partei ausgeſchloſſen. Darüber hin- aus hal mich der Herr Innenminiſter Wag⸗ ner gebeten, ihm in Bayern jeden Stören fried dieſer Art namhaft zu machen, damit er augenblicklich verhaftet wird. Daß durch ſolche Eingriffe eine halbe Million Menſchen broklos würden, ſcheint dieſen ſelbſtſüchtigen Elementen gleichgültig zu ſein. Die Abwicklung und Umbildung der Kon— ſumvereine geſchieht organiſch von oben. Die Gauleiter ſind mir dafür verantwort— lich, daß meine Anordnung rückſichtslos durchgeführt wird.“ Aufnahmeſperre Berlin, 6. Juli. Die Preſſeſtelle der oberſten S A⸗Führung teilt mit: Jür die geſamten der oberſten SA Jüh⸗ rung unierſtelten Gliederungen(SA, SS, Stahlhelm) ordne ich ab 10. Juli 1933 eine Juftahmepperte bis auf weiteres an. Ausnahmen in beſonders gelagerken Jäl- len find in jedem 122851 der Genehmigung der oberſten SA-Jührung vorbehalten. Der Chef des Stabes: Röhm. Kommiſſar für das agrarpolitiſche Preſſeweſen Der Reichsernährungsminiſter, Darre, hat zum Referenten für das agrarpolitiſche Preſſeweſen im Amt für Agrarpolitik bei der Reichsleitung der NSDAP. Roland Schul⸗ e zum Kommiſſar für das agrarpolitiſche Preſſeweſen in den Miniſterien und bei den landwirtſchaftlichen Organiſationen ernannt. Dieſes Kommiſſariat gliedert ſich folgender— maßen: Preſſe-Referat beim Reichsernäh⸗ rungsminiſterium, Preſſe-Referat beim preu⸗ ßiſchen Landwirtſchaftsminiſterium, Agrar— politiſche Preſſeſtelle des Amtes für Agrar- politik der Reichsleitung der NSDAP., Preſ⸗ ſeſtelle des Stabamtes beim Reichsbauern— führer. Dieſe Preſſeſtelle hat die Aufgabe, ſämtliche Preſſeangelegenheiten der land— wirtſchaftlichen Organiſationen zu erledigen; deshalb ſind ihr auch alle Preſſeſtellen bei den landwirtſchaftlichen Organiſationen un— terſtellt. Im preußiſchen Polizeiinſtitut in Berlin- wie übe Herr Dr. Klaus das Preſſereferat innehaben. Aypell an die Anternehmer Sie ſollen die Verſammlungen der Deutſchen Arbeitsfront beſuchen. Berlin, 6. Juli. Das Preſſeamt der Deutſchen Ar⸗ beitsfront teilt mit: Die erſte große Ver— ſammlungswelle der Deutſchen Arbeitsfront rollt. In allen großen Städten Deutſchlands finden gewallige Maſſenkundgebungen des ſchaffenden Volkes ſtatt. In Nürnberg, Frank— furt a. M., Koblenz und Köln marſchierten Zehn- und Hunderttauſende deutſcher Volks— genoſſen und legten ein Bekenntnis zu Volk und Vaterland ab. Arbeiter und Angeſtellte aller Berufe demonſtrierten gegen den zerſtö— renden Klaſſenkampf für die deutſche Volks— gemeinſchaft. Es iſt der Wunſch des Führers der Deutſchen Arbeitsfront, Dr. Ley, daß auch die deut⸗ ſchen Unternehmer als Mitglieder der Deut⸗ ſchen Arbeitsfront ſich an den Kundgebun⸗ gen beteiligen. Der zuſammen mit ſeinen Mit⸗ arbeitern, mit den Arbeitern und Angeſtell⸗ ten in dee Demonſtration marſchierende Un⸗ ternehmer vervollſtändigt auch nach außen das Bild wahrer Volksgemeinſchaft. Alle deut⸗ ſchen Unternehmer werden deshalb aufgefor⸗ dert, durch reſtloſe Teilnahme an den Ver⸗ anſtaltungen der Deutſchen Arbeitsfront für die Ueberwindung dis Klaſſenkampfgedankens zu demonſtrieren. Gegen das Denunziantentum Reichskanzler Hitler gegen„verächlliches Angeberkum“. Braunſchweig, 6. Juli. Reichskanzler Adolf Hitler hat an den Reichsſtatthalter in Braunſchweig, Löper, einen Brief gerichtet, in dem er ſich aufs neue ſchärfſtens gegen jedes Denunzianten⸗ tum wendet. Der Reichskanzler erklärt da⸗ bei, daß die Sucht, überall Nachforſchun⸗ feel nach Vergehen aus früherer Zeit anzu⸗ tellen, wie das beſonders in den letzten Wo⸗ chen beobachtet worden ſei. unter allen umſtanoen aufhoren müſſe. In die⸗ ſem Zuſammenhang gebraucht der Kanzler die Worte„verächtliches Angeber⸗ tum“ und fährt dann weiter fort: „Ich kann mich des Eindrucks nicht erweh⸗ ren, daß in vielen Fällen nicht das Verlan⸗ gen nach Gerechtigkeit der Ankrieb iſt, füh⸗ rende Männer der Wirtſchaft vor Gericht zu jehen, ſondern oft perſönliche Gefühle, viel⸗ lach ſogar Rachsucht und die Verfolgung eigener egoiſtiſcher Ziele die Triebfeder des Handelns ſind. Wenn die Staatsanwaltſchaft und die Polizei in jedem Falle, der zur Anzeige kommt, die vorläufige Jeſitnahme verfügen, ſo wird auf der einen Seite ſenes Angeberkum gefördert, das den niederen Inſtinkten der Menſchen und nicht der ſitklichen Erhebung des Volkes enktſpringt; auf der anderen Seite enkſteht mit der Jeit bei den Jührern der Wirtſchaft ein Gefühl der Vogelfreiheit, das geradezu die Lähmung der verankworklichen Leitung der wirkſchafklichen Unkernehmungen nach ſich ziehl.“ Zum Schluß bemerkt der Kanzler, daß be— deutſame Fälle von Korruption natürlich ge⸗ ahndet werden müßten. Bei Verfehlungen, die weniger aus Eigennutz, als im Ringen um die nackte Exiſtenz begangen worden ſei— en, ſei jedoch Großzügigkeit am Platze. Politisches Allerlei Berlin. Im Reichsminiſterium für Volks⸗ aufklärung und Propaganda ſind der perſön⸗ liche Referent Karl Hanke und der Leiter der Abteilung Propaganda Wilhelm Haegert zu Miniſterialräten ernannt worden. Berlin. Vom wirtſchaftspolitiſchen Amt der NSDAP. wird darauf hingewieſen, daß ge— mäß der Verfügung vom 1. 7. 1933 der Reichskommiſſar Dr. h. c. Wagener und Di⸗ rektor Möllers ſämtliche beſtehenden Bau— ſpar kaſſen verbände aufgelöſt und liquidiert würden. Die einzelnen Bau— ſparlaſſen würden dagegen durch dieſe Maß— nahmen in ihrem Beſtande keineswegs berührt. Rom. Vizekanzler von Papen iſt am Mittwoch vormittag von Papſt Pius XI. und am Abend von Muſſolini in Privat— audienz empfangen worden. Die Verhandlun— len für den Abſchluß eines Reichskonkor— dates gehen weiter und ſtehen nicht ungün— ſtig. Aus dem Fernen Oſten Neuorientierung der japaniſchen Politik? Nanking, 6. Juli. In chineſiſchen n e ſchenkt man einem in der japaniſchen Zeitung„Oſaka Mai⸗ nitſchi“ veröffentlichten Aufsatz über eine Neuorientierung der japaniſchen Außenpo⸗ litik große Bedeutung. Vorausſetzung dieſer neuen Politik ſoll eine Regelung der japa— niſch⸗chineſiſchen Streitfragen ſein. Jalls eine ſolche zuſtande komme, ſei Ja- pan bereit, den zenkralen und örklichen Be⸗ hörden Chinas materielle und moraliſche Unkerſtützung zu gewähren und ein endgül⸗ tiges Bündnis mik Ching nach dem Vorbild des mit Mandſchukuo abgeſchloſſenen Verkra⸗ ges zu vereinbaren. Der Aufſatz fügt hinzu, daßz Japan die nokwendigen Gegenmaßnah⸗ men ergreifen würde, wenn dieſer Politik von China oder von anderen Mächten Hin- derniſſe in den Weg gelegt würden. . Zur Erinnerung an die erſte Radfernfahrt Wien— Berlin fand in der Reichshauptſtadt am 40. Jahres- lag des erſten großen Straßenrennens eine ſchlichte Jubiläumsfeier ſtatt. Die noch leben⸗ den alten Teilnehmer fuhren an dem ehe⸗ maligen Ziel, am Steuerhäuschen die„Ehren— runde“. Die alten Kämpen füh- te Georg Sorge an, der damals hinter Joſeph Fiſcher Zweiter geworden war. Wer zahlt am beſten? „Times“ melden aus Schanghai: Drei chi— neſiſche Kriegsſchiffe haben ihren Heimatha— fen Tſingtau vor einer Woche eigenmächtig verlaſſen und ſteuern anſcheinend nach Süd⸗ china, um ſich den Machthabern von Kan⸗ ton zur Verfügung zu ſtellen. Sie halten vorher auf drahtloſem Wege mit Tſinan, Peking, Nanking und Kankon verhandelt, um feſtzuſtellen, welche Seite ihnen das günſtigſte Angebot machen werde. Deutſihe Tagesschau Danziger Zentrum lehnt Auflöſung ab. Die„Danziger Landeszeitung“, das Organ der Danziger Zentrumspartet, beſchäftigt ſich mit der Auflöſung der Zentrumspartei in Deutſchland und lehnt für Danzig eine Auf— löſung des Zentrums ab. Sie nimmt zur Lage u. a. mit folgenden Worten Stellung: Wir wollen der Parteileitung in keiner Weiſe vorgreifen, aber für uns in Danzig liegen die Dinge klar. Das Danziger Zenkrum iſt ſeit Schaffung unſeres Freiſtaates eine völlig ſelbſtändige Partei, die nur ideelle Verbindung mit der Mutterpartei im Reich hat, und es iſt ſelbſtverſtändlich, daß ſie weiter beſteht und ihre Aufgabe erfüllt wie bisher. Anſer Danziger Zentrum, die ſtarke Baſtion des katholiſchen Volksteils, hat auch weiter eine große Miſſion zu erfüllen. Darum muß und wird bei uns das Zentrum weiterbeſtehen. Die neue gtellung des Reiches Her Zweik der neuen Geſetze— Die Länder politiſch bedeutungslos 5 2 Berlin, 6. Juli. Mit großem Intereſſe wurde ein Vortrag das Staatsſekretärs im Reichsminiſterium des Innern, Dr. Pfundtner, in der Ver⸗ waltungsakademie aufgenommen, der ſich mit dem Sinn und dem Zweck des Gleich⸗ ſchaltungsgeſetzes, des Reichsſtatthalterge⸗ ſetzes und des Geſetzes zur ederherſtellung des Berufsbeamtentums befaßte. Das Gleichſchaltungsgeſetz ſtelle das Verhältnis von Reich und Ländern auf eine völlig neue verfaſſungsrechtliche Grund— lage mit dem Ziel einer ſtarken Reichs⸗ gewalt. Der Dualismus zwiſchen Reich und Preußen werde damit endgültig beſei— tigt und Preußen werde als Hausmacht un⸗ mittelbar in die Hand des Reiches gelegt. Eine kerritorigle Neugliederung ſtehe im Augenblick nicht zur Erörlerung. Aber eine Garantie des gegenwärkigen Län- derbeſtandes ſei nicht gegeben und ein gewiſſer Auskauſch der zahlreichen En⸗ und Exklaven werde ſich auf die Dauer nicht umgehen laſſen. Durch die drei neuen Grundgeſetze iſt die Stellung des Reiches gegenüber den Län⸗ dern weſentlich ſtärker geworden. Politiſch geſehen gibt es heute bereits den einheit⸗ lichen nationalen Staat, da in Reich und Ländern nur ein einheitlicher politiſcher Wille herrſcht. Die Länder haben in politiſcher Hinſicht ihr Daſein verloren. Eine beſondere Stellung nimmt jedoch Preußen ein. Eine beſonders enge Zuſammenarbeit zwi. ſchen Reich und Preußen iſt ſichergeſtellt und“ ein Einfluß Preußens auf die Geſtaltung auch der vereinfachten Geſetzgebung iſt ge⸗ währleiſtet. Das Haupftaufgabengebiet der Länder liegt in der Verwaltungstätigkeit. Daneben bleiben ihnen wichtige Aufgaben auf finan⸗ ziellem, kulturellem und wirtſchaftlichem Ge⸗ biet. Eine Mitwirkung des Reichsrates bei der vereinfachten Geſetzgebung kommt nicht mehr in Frage. Ein Reichsangehörigleitsgeſetz Im weiteren Verlauf ſeiner Ausführun⸗ gen kam Staatsſekretär Pfundtner auf das in Ausſicht genommene Reichsangehö⸗ rigkeitsgeſetz zu ſprechen, das nicht nur an Stelle der deutſchen Staatsangehö⸗ rigkeit trete, ſondern Unterſcheidungen in⸗ nerhalb der Reichsangehörigkeit vorſehe, die davon abhänge, ob der Reichsangehörige deutſchen oder fremden Blutes iſt. Das Reichsvolk ſetzt ſich nur aus den Keichsdeutſchen zuſammen. Daher werde ein neues Reichsbürgerrecht ge⸗ ſchaffen werden 111 100 das den Bür⸗ fich feierlich verliehen wird, wenn ſie ich durch kreue Dienſte und Leiſtungen um den Skaat verdient gemacht hätten. Weiterhin bemerkte der Redner, daß durch ein Reichsgeſetz die in das Ausland geflüch⸗ teten ſozialdemokratiſchen Führer als Lan⸗ desverräter bezeichnet und aus dem Ne Volksverband ausgeſtoßen werden ollen. In kurzen Worten: Die Reichsbahn hat ein neues Arbeits⸗ programm finanziert, das 560 Millionen Mark erfordert; dadurch können 250 000 Arbeitskräfte durchſchnittlich für die Dauer eines Jahres beſchäftigt werden. Die Verhandlungen, die der Reichsinnen⸗ miniſter zur Beilegung des Kirchenkonfliktes führt, laſſen erhoffen, daß das neue Ver⸗ faſſungswerk der Kirche in kurzem fertigge⸗ ſtellt und damit der Konflikt aus der Welt geſchafft ſein wird. Ein mit 45 Frauen des Ev. Frauenvereins Walſum beſetzter Perſonenomnibus iſt bei Mettmang eine Böſchung hinabgeſtürzt. 18 Frauen wurden zum Teil ſchwer verletzt. Im Eſſener Vorort Ueberruhr wurde eine Lehrerin während des Unterrichts von einem ins Klaſſenzimmer eingedrungenen wahnſin⸗ nigen Schuhmachergeſellen erſtochen. Die Palme des Sieges Rundfunkrede von Reichsminiſter Seldle. Berlin, 6. Juli. Reichsarbeitsminiſter Seldte ſprach Mitt⸗ woch abend im Rundfunk über die Einglie⸗ derung des Stahlhelms in die nationalſozia⸗ liſtiſche Bewegung. Er führte u. a. aus: Deutſches Frontſoldatentum hat ſich nun⸗ mehr reſtlos zuſammengefunden. Wir danken ganz beſonders dem Kanz⸗ ler Adolf Hiller, dem Führer, für ſeine Großzügigkeit, mit der er uns die Hand reichte. Das deutſche Frontſoldatentum hat ſich durchgeſetzt, ſteht wieder führend an der Spitze der deutſchen Nation und ſteht unter einem deutſchen Reichskanzler, der ein Frontſoldat iſt. In allen unſeren ſchweren Kämpfen und Fragen erhob ſich auch die Frage, ob es nötig wäre, zur Einheit des deutſchen Volkes noch einmal einen Bru⸗ derkampf durchſchreiten zu müſſen. Ich bin glücklich, daß wir in der Lage ge. weſen ſind, um des deulſchen Schickſals wil⸗ len, dieſen Bruderkampf unker ſoldakiſchen Männern in Deutſchland vermeſden und mit ehrlichem Herzen Volkskanzler Adolf Hitler die Palme des Sieges reichen zu können. Heule erhebe ich das Lied„Hakenkreuz am nee wieder zum Bundesliede, und ſeine feierlichen und ſtolzen Weiſen ſollen er klingen, wenn wir mit Adolf Hitler und un⸗ ter Adolf Hitlers duschen den Kampf bis zum endgültigen deutſchen Siege vorwärks⸗ tragen. Die neuen Kirchen vertretungen Mit 70 Prozent Nakionalſozialiſten. Berlin, 6. Juli. Zu der amtlichen Mitteilung, daß der Ab⸗ ſchluß der Neuordnung des kirchlichen Ver⸗ faſſungsweſens für die evangeliſche Kirche für Ende dieſer oder Anfang nächſter Woche bevorſtehe, meldet das VD-Büro, daß der erſte Vertragsentwurf bereits von den maß⸗ e Perſönlichkeiten erörtert worden ei. Im einzelnen verlautet, daß die anfäng- lich von der Glaubensbewegung„Heulſche Chriſten“ geforderten Neuwahlen zu den Kirchenverkretungen ſich erübrigen, weil man die Kirchenverkretungen nach den Grund. ſätzen des Geſetzes über die Gleichſchallung der Länder⸗ und gleichſchalten wolle. Geſtützt auf die letzten großen Wahlen und die weitere polſtiſche Entwicklung werde beſtimmt, daß in den neuen Kirchenvertkrekrungen 70 Prozent der Mitglieder Nationalſozialiſten, alſo Vertre- ker der Gluͤubensbewegung„Deufſche Chr! ⸗ ſten“ ſein müſſen. Erweiterte Fettverbilligung Neue Beſtimmungen über die Ausgabe von JFektkarten. Berlin, 6. Juli. Für die Monat Juli hat der Reichsarbeitsminiſter gemeinſam mit den anderen beteiligten Reichsminiſterien die Ausgabe von Fettkarten an weitere Perſo⸗ nenkreiſe zugelaſſen. 5 21 Anſpruch auf den Verbilligungsſchein ha⸗ be., nunmehr auch die Notſtands- und Jür⸗ ſorgearbeiter, die Empfänger von Vorzugs⸗ renten, von Verſorgungsbezügen nach dem Reichsverſorgungsgeſetz ſowie Verſorgungs- berechtigte, denen andere Keichsgeſetze ſo⸗ ziale Fürſorge im Sinne des Keichsverſor⸗ ungsgeſetzes zubilligen, änger, die während des Bezugs von Ar- beilsloſen- oder Ariſenunterſtützung erkrankt ſind, kinderreiche Familien mit vier(bei Wit⸗ wen mit 3) oder mehr unlerhaltungsberech⸗ tiglen minderjährigen Kindern, und alle ae deren Lohn und 0 es Ein⸗ ommen den Jene der öffentlichen Jür⸗ 15 e nicht weſenklich überſteigt. Auch die uſtalten der öffenilſchen und freien Wohl ⸗ fahrtspflege 0 unter beſtimmten Vor ⸗ aussetzungen Reichsverbilligungsſcheine. Der Reichsverbilligungsſchein für Speiſe⸗ fette darf aber dann nicht gewährt werden, wenn ein Bedürfnis dafür offenbar nicht vorliegt. — Nelord im Tleſſtand der Geburten Nach den Erhebungen des ſtatiſtiſchen Reichsamtes iſt, zum erſtenmal ſeit 1841(d. h. ſeit Vorliegen einer Statiſtik), die Zahl der Geburten in Deutſchland im Jahre 1932 unter eine Million geſunken. Mit 978 161 lebendgeborenen Kindern bleibt Deutſchland ſogar hinter dem an Bevölkerungszahl klei⸗ neren Italien mit 992 049 lebendgeborenen Kindern zurück. Deutſchland ſteht nach Schweden an letzter Stelle in Europa; ſelbſt hinter Frankreich, deſſen Zweikinderſyſtem bisher als abſchreckendes Beiſpiel galt, bleibt die Geburtenzahl in Deutſchland im letzten Jahr zurück. Während je auf 1000 der Bevölkerung im Jahre 1928 in Deutſchland noch 18,6 Lebend— geborene, in Frankreich 18,2 zu verzeichnen waren, ſank die Zahl in Deutſchland im letz— ten Jahr auf 15,1 und in Frankreich auf 17,2. Noch deutlicher wird das Bild, wenn man die Zahlen der ehelich Geborenen zu— ſammenſtellt. Auf je 1000 verheiratete Frau— en wurden geboren im Jahre 1913 203,3. im Jahre 1928 127,9, 1930 118,3 und 1932 100,7 Kinder. Seit 1913 iſt die Zahl der ehe⸗ lichen Geburten auf die Hälfte geſunken. Er⸗ wähnt ſei noch, daß in den letzten vier Jah— ſind mindeſtens 300 000 Ehen unterblieben ind. Das Bevölkerungsſchwergewicht der Erde verſchiebt ſich ſtark von Europa auf Amerika und Aſien. Innerhalb Europas ſinkt der An- teil der germaniſchen Völker infolge des bei ihnen beſonders ſtark ausgeprägten Gebur— tenrückganges gegenüber den Romanen und vor allem den Slawen. Auf 1000 Einwoh⸗— ner wurden 1931 mehr geboren als ſtarben: in Deutſchland 4.7, in der Tſchechoſlowakei 7,2, in Polen 14,8 und in Rußland zwiſchen 20 und 25. 5 Der Bevölkerungsrückgang in den germa— niſchen Ländern gegenüber den romaniſchen und flawiſchen iſt auffallend. Es entfielen nämlich im Jahre 1931 auf je 1000 Einwoh⸗ ner Lebendgeborene: in Schweden 14,8, in Großbritannien 16,2, in Oeſterreich 15,8, in der Schweiz 15,7, in Norwegen 16,8, in Deutſchland 16, in Frankreich 17,4, in Bel⸗ gien 18,1, in der Tſchechoſlowakei 21,5, in Ungarn 25,2, in Italien 24,7, in Spanien 28,3 ung in Polen 30,3. Englands Plagen Seit Jahren führt England einen erbit— terten Krieg mit Rauch und Ruß. Der mittelbare Schaden, den der Rauch verurſacht, wird von Sachverſtändigen auf 80 Millionen Pfund Sterling geſchätzt. Allein in London berechnet man dieſen Schaden auf rund 7 Millionen, in Mancheſter auf 3 Millionen und in Birmingham und Liverpool auf mehr als 2 Millionen Pfund. Aber dieſe Zahlen tragen den Koſten, die durch geſundheitliche Schäden unter der Bevölkerung verurſacht werden, keinerlei Rechnung. Einen weſentlichen Poſten in der Schadens⸗ rechnung bilden die Verheerungen, die der Rauch in der Pflanzenwelt anrichtet. Die Wirkung des Rauches auf die Pflanzen iſt größer, als man anzunehmen geneigt iſt. So erfordert das Auswechſeln der abgeſtorbenen Pflanzen und der Erſatz durch Neupflanzungen eine Jayresausgabe von ioo Pfund Ster⸗ ling. Der Rauch beſchädigt die Vegetation auf verſchiedene Weiſe. Er ſetzt die wirkſamen Kräfte des Sonnenlichtes herab und läßt die ultravioletten Strahlen nicht durch. Die Ab⸗ lagerungen des Rauches auf dem Blätter⸗ werk verkleben die Poren, mit denen die Pflanze atmet, und die Säurebeſtandteile des Kohlenrauches bringen die Blätter und Zweige zum Welken. Der zu Boden ſinkende Ruß ver⸗ hindert ferner eine Durchlüftung des Wurzel⸗ werks. Noch bedenklicher ſind die Schäden für die Volksgeſundheit. Hier iſt es ſchwer, wenn nicht unmöglich, eine ziffernmäßige Schät⸗ zung zu geben. Der erwachſene Menſch per⸗ braucht im Durchſchnitt rund 5 Pfund Nah⸗ rung und Waſſer am Tage. Er benötigt aber für die Atmuta 38 Pfund Luft. Während die Reinheit und Bekömmlichkeit der Nahrung und des Waſſers beſtändiger Kontrolle unter⸗ liegen, iſt das bei der Luft nicht der Fall, obwohl man auch hier die Reinheit nachzuprü⸗ fen imſtande wäre. Wenn nach dieſer Richtung auch ſchon verſchiedenes geſchehen iſt, ſo bleibt dennoch recht viel zu tun übrig. Solange dieſe Frage nicht endgültig gelöſt iſt, werden Krankheiten der Luftwege, auf die in England, roh gerechnet, ein Zwölftel aller Todesfälle zurückzuführen iſt, und die im Ge⸗ ſundheitszuſtand eine ausſchlaggebende Rolle ſpielen, an der Tagesordnung bleiben. Wenn Der Verliner Witz Eigene Sprache und eigener Wortschatz—„Kolomalſtabt“ Berlin Der derbe Humor, die Schlagfertigkeit, die mit einem Witz über peinliche Situationen hin— weghilft, wird von allen, die nach Berlin kom⸗ men oder die mit Berlin zu tun haben, raſch aufgegriffen. Die Spottluſt des Berliners, die faſt immer nur aus der Abwehr geboren wird, bringt viel Lachen in das nicht immer leichte Leben hinein. Der Berliner will näm⸗ lich ſich und den Nächſten beluſtigen und erhei— tern, wenn das auch oft auf ſeine eigenen Koſten geht. Bei dieſer Abſicht, das Lachen zu fördern, iſt ihm die mit der Denkweiſe ver— hundene Sprache ſehr dienlich. Das Berlineriſche iſt nicht, wie vielfach von Unwiſſenden und Uebelwollenden behauptet wird, ein entartetes Hochdeutſch, es iſt vielmehr eine eigene Sprache mit eigener Grammatik und eigenem Wortſchatz. Zwar gilt das Ber— lineriſch für etwas Gewöhnliches, weil es vor allem von den ſogenannten niederen Schich— ten geſprochen wird. Doch dieſer angeblich barbariſche Miſchmaſch von Sprache wird gar nicht nur von den ungebildeten Leuten geſpro— chen. Alle Berliner Volksſchichten wurzeln mit ihrem Sprachgefühl im Berlineriſchen. Sie benutzen nicht nur den berlineriſchen Tonfall, den Akzent. Die meiſten Berliner verwenden auch, oft abſichtlich, oft aber auch unabſichtlich, Worte und Ausdrücke berlineriſcher Art. Selbſtverſtändlich ſprechen ſie nicht das voll⸗ endete derbe Berlineriſch der unteren Schich— ten. Ja, ſie legen manchmal Wert auf ihr Hochdeutſch. In beſtimmten Situationen aber dringen auch dem Gebildeten rein berlineriſche Worte auf die Zunge. Dann hört man ick und det, knorke und keß, Boom(Baum) und Jöhre. Mindeſtens ebenſooft aber hört man Berliner Redensarten und witzige Wendungen. Wieweit die vorausſetzungsloſe Freude des Berliners an humoriſtiſchen Wendungen geht, die Hans Oſtwald in ſeinem Buch„Ber— lineriſch“ zuſammengetragen hat, kann man erfahren, wenn man mit Berlinern zuſammen— kommt. Um ihre Vorurteilsloſigleit zu be— weiſen, erzählen ſie irgendeinen Scherz von der berüchtigten Berliner Schnauze, wie etwa dieſen: Ein Berliner ſagt zu einem Wiener: „Bei uns an der Klinik hat man einem Manne beide Beine amputiert, durch künſtliche erſetzt, und der Mann hat den erſten Preis bei dem Sechstagerennen gewonnen!“—„Das iſt gar nichts“, antwortete der Wiener.„Bei uns hat man einem Berliner die Ohren mehr nach rückwärts verſetzt, damit er das Maul noch mehr aufreißen kann.“ In dieſem Witz wird die Großſchnäuzigkeit Berliner nimmt das gar nicht ubet, ſondern hat ſelbſt ſeinen Spaß daran. Dieſe Fähig⸗ eit zur Selbſtironie iſt eine beſondere Eigen— ſchaft des Berliners und liegt wohl in ſeinem Werdegang begründet. Die Reichshauptſtadt wird zu Recht Kolonialſtadt genannt, wo immer viele Menſchen aus aller Welt zuſam⸗ mengekommen ſind. Alle mußten im Erwerbs— leben herzhaft zupacken. So wurde der Ber⸗ iner Witz abwehrend und ſchlagfertig, ätzend und lachend zugleich. Die erſten Anekdoten und Witze berlineriſcher Art werden aus der Mitte des 17. Jahrhunderts überliefert. Da fragte ein Goldſchmied den Ratsherrn Schön— brunn, woher es käme, daß die neuen dop— pelten Groſchen ſo bald rot würden? Dem antwortete Schönbrunn:„Sie ſchämen ſich, daß te arm von Silber ſind.“ Dann rückte Ber⸗ in durch den erſten Preußenkönig in eine be— veizugte Stellung, belam durch den großen Hof eine gewiſſe Lebhaftigkeit. Der Soldaten— lönig fügte ſeine Grobheit hinzu. zuter Friedrich dem Großen ſtrömten viele unerſchrockene Elemente in ſein Heer und in ſeine Hauptſtadt. Der Aufſtieg Preußens, der ſich in den Zeiten der Aufklärung vollzog, wuchs ſich zu einer freiwilligen Ueberlegenheit aus. Aus jener Zeit erzählt Roſenberg eine Anekdote, die das Weſen des ſogenannten Urberliners zeigt:„Leſſing traf ſich gern mit ſeinen Freunden in der Banmannhöhle“. einem nach dem Küfer Baumann benannten Weinkeller in der Brüderſtraße. Dort las der Philoſoph Mendelsſohn eines Abends ſei⸗ nen„Phaedon, über die Anſterblichkeit der Seele“ vor. Ein Berliner hörte aufmerkſam zu und trat nach der Vorleſung an den Tiſch, an dem Leſſing, Mendelsſohn und Nicolai ſaßen.„Ick jloobe nich an ihr“, meinte er.„Woran glauben Sie nicht?“ fragte Leſ⸗ ing.—„Nu, an de Anſterblichkeit.“ zarum denn nicht?“—„Ja, ſehn Se, wenn ick dran jloobe, un ſe kommt nicht, denn ärgerte ick mir. Wenn ick dran jloobe, un ſe kommt doch noch, ſo finde ick weita niſcht dabei; wenn ick aba nich dran jloobe, un ſe kommt, ſo freie ick mir. Merken Se wat? Drum jloobe ick nich an de Unſterblichkeit.“ Sprach's und verließ das berühmte Dreigeſtirn. Hier offenbart ſich auch der nüchterne Verſtand des Urberliners, ein Verſtand, der trotz des ſtrengen Lebens⸗ kampfes auf dem dürren Boden der Mark und in der arbeitſamen Großſtadt durch Hilfs⸗ bereitſchaft und Gutmütigkeit zu gefühlvoller Vernunft gemildert wurde. die Lodesrate der Kinverfervuchteit, die durch Lungenentzündung und Bronchitis verurſacht wird, in den Städten zweimal ſo groß iſt wie auf dem Lande, ſo iſt dafür ſo gut wie ganz der Rauch verantwortlich zu machen. Teer und ſchweflige Säuren reizen die Schleim⸗ häute der Atmungswege, wodurch gegebenen⸗ falls eine unvollſtändige Sauerſtoffbildung des Blutes entſteht und die Gefahr von Herz⸗ ſchwäche, die durch unreines Blut verurſacht wird, nähergerückt wird. Schlimme Mirkun⸗ gen auf den Geſundheitszuſtand hat ſchließ⸗ lich auch die Minderung der Sonnenbeſtrah⸗ lung, die für die Funktionen des menſchlichen Organismus nicht minder wichtig iſt als für den der Pflanze. Allgemeines Der Köhler als Dichter. Flintsbach am Inn, eine kleine Sommerfriſche unweit von Brannenburg, dem Ausgangspunkt der Wen⸗ delſteinbahn, kann in dieſem Jahre das Jubi⸗ läum des 250jährigen Beſtehens ſeines Volks⸗ theaters feiern. Es ſpielt hauptſächlich Stücke von Joſef Schmalz, einem Kohlenbrenner, der von 1806— 1850 gelebt hat. Dieſer Bauern⸗ dichter hat den„König Dorglas von Morni“ ſowie 24 andere Ritterſtücke, in denen es von Königinnen und Prinzeſſinnen, Minneſängern und Schurken wimmelt, geſchrieben und mit einer entzückenden Muſik verbrämt. Die Flintsbacher ſind ſtolz auf ihre Theaterüber⸗ lieferung und hüten dieſes Erbgut von Gene⸗ ration zu Generation. Diejenigen, die ſchon dreißig und vierzig Jahre mitſpielen, geben die Ueberlieferung weiter an die Jungen, die ſie getreu im Sinne ihrer Urväter fortführen. Jagd und Fiſcherei im Juli Rot⸗ und Damhirſche haben frisch auf⸗ geſetzt und beginnen gegen Ende des Monats mit dem Fegen des fertigen Geweihs. Der Rehbock ſteht, wie der„Deutſche Jäger“, München, mitteilt, in der Feiſtzeit, iſt heim⸗ lich und faul und tritt gegen Ende Jui in di Brunft. Die Blattzeit bietet dem manche genußreichen Stunden und Getegen⸗ heit, ſeinen Abſchuß in weidgerechter Weiſe nach wohlüberlegtem Plan zu erledigen. Doch empfiehlt es ſich, mit dem Blatten ſo lange zu warten, bis man die Sicherheit hat, daß die Böcke richtig treiben, da man ſich ſonſt die beſten Ausſichten verdirbt. Die Haſen ſetzen noch. Wald⸗ und Feldhühner ſotie Fa⸗ ſanen führen junge Geſperre und Ketten oder ſind, wo die erſten Gelege chtet murden, mit der Bebrütung zweiter beſchäftigt. Junge Wildenten befinden ſich noch in den verſchiedenſten Entwicklungsſtadien rend ſolche normaler Bruten nahezu se ſind, ſind die ſpäten oder zweiten B ſtammenden Jungenten noch erhebt cher, ſo daß die in den meiſten deutſchen Ländern erſt am 16. Juli einſetzende Schuß⸗ zeit dem verſchiedenen Wachstum der Schof entſpricht. Die Erpel mauſern das fieder und ſind daher zeitweilig flu, Aeſche, Bachſaibling, Bach- und genforelle ſind vollwertig. Die Schleie! Der Hecht beißt beſſer. Gut beißen 9 Aitel, Barbe, Barſch, Blei, Karpfen, Schied und Zander. Gemeindeparlamente Krankengeldemp⸗ in einem einzigen Park einer engliſchen Stadt Cehicksalsgewalten ——8̃—Z——ͤü——nß̃ ROMAN VON GERT ROTHB ERG Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 148 Ein langer Blick des Artiſten, und auf dem ſchönen Männergeſicht ein Zug tiefſter Verachtung. Dann war er von ihr gegangen. Sie blieb in wilder Verzweiflung allein, zog noch einmal Vergleiche. Mitten in ihre ſeeli⸗ ſchen Kämpfe kam ein Telegramm aus England. Ihre Mutter war ſchwer erkrankt, wollte ſie unbedingt um ſich haben. Lady Sſmuoths traf ihre Vorbereitungen zur Ab⸗ reiſe. Dabei dachte ſie daran, wie ihre Mutter ihr von früheſter Jugend an gelehrt: „ Verfalle nie der Liebe. Liebe iſt ein Begriff, nichts weiter. Wer ihr verfällt, iſt ein Tor. Die Stellung im Leben und Reichtum bedeuten hingegen alles.“ Ob die Mutter recht gehabt hatte? Sie ſandte noch ein paar Zeilen an La Roſe. Doch keine Antwort kam. So reiſte ſie ab mit dem zerriſſenen Innern und der wilden Sehnſucht nach der Liebe des Mannes, der ihr zürnte. Als ſie in England ankam, war die Mutter bereits ge⸗ ſtorben. In ihre Trauer hinein kam ſpäter ein Brief aus Ohio von ihrer Freun n. Sie teilte ihr mit, daß La Roſe für immer den Zirkus Rochus verlaſſen habe. Die letzte Hoffnung brach bei dieſer Nachricht in ihr zuſammen. Wo ſollte ſie ihn ſuchen? Sie war im ſchwerſten Kampfe mit ſich ins reine gekommen. Sie wollte La Roſe wieder be⸗ ſitzen, ſelbſt auf die Gefahr eines geſellſchaftlichen Skan⸗ dals hin. Und nun ihre Liebe geſiegt, wußte ſie nicht, wo ſie ihn ſuchen ſollte.„ ü Zwei Jahre vergingen. Ihre Schönheit feierte unerhörte Triumphe, doch ihr Herz war weitab von all dieſen Triumphen. Vor einem halben Jahre wurde ihr Mann in politiſcher Miſſion nach Amerika berufen Seit kurzem weilten ſie hier in Neuyork, um das Leben der Weltſtadt kennenzulernen. Und hier des Berliners rückſichtslos gekennzeichnet. Der Een r TTT ſollte ſie La Roſe ſo unverhofft wiederſehen. Er war alſo doch wieder zum Zirkus Rochus zurückgekehrt. Und nun ſaß ſie da und wartete auf ſein Erſcheinen. Sein Vorhaben ängſtigte ſie weiter nicht. Hatte ſie ihn doch in Ohio ſo oft ſeinen berühmten Sprung ausführen ſehen. Ihre Auf— regung beruhte lediglich darauf, ihn endlich, endlich wieder— ſehen zu können. Die Muſik ſpielte, dann plötzlich Totenſtille. In der Mitte der Arena ſtand eine hohe, ſchlanke Geſtalt in blut— rotem Trikot, eine rote Maske vor dem Geſicht. Ehe man ihn recht anſehen konnte, ſchwebte er bereits am Seil, das aus der Zirkuskuppel herunterhing. Nach kurzer Zeit war er oben. Einen Moment. Dann von oben:„Fertig!“ Trommelwirbel, und durch die Luft ſauſte ein leuchtend roter Körper. Beim Publikum höchſte Nervenſpannung. Die Muſik fiel jauchzend ein. Der Artiſt verbeugte ſich und war im Augenblick aus der Arena verſchwunden. Das Publikum erholte ſich langſam. Klatſchte, brüllte, ſcharrte. Der Artiſt kam nicht mehr. Auch in dieſem Punkte ein ſeltener Menſch. Er verzichtete auf den Beifall der Menſchen. Auf einem der höchſten Plätze ſaß Kommiſſar Handings. Er ſaß wie erſtarrt. Dann, als eine Stimme gutmütig neben ihm ſagte:„Na, kommen Sie nur wieder zu ſich, die Geſchichte hat doch ganz gut geklappt; Sie könnten natürlich nicht dort herunterſpringen, wenn Ihnen ſchon vom Anſehen ſchlecht wird“, erwachte er wie aus einem Traum. N Er griff ſich an die Stirn. Dieſer Artiſt und der be⸗ rühmte Einbrecher, der ſeit einem reichlichen Jahre wie vom Erdboden verſchwunden war, waren ein und dieſelbe Perſon. Mit blitzartiger Erkenntnis ſtand das plötzlich bei ihm feſt. Die unfaßlichen Leiſtungen fanden ihre Erklärung. Doch wenn er ſich nun irrte! 5 Auf Grund welchen Beweiſes wollte er den Artiſten verdächtigen und überführen? Sein ganzes Material be⸗ pte doch vorläufig nur darauf, daß der außergewöhnlich schöne, athletiſch gebaute Männerkörper ihm aufgefallen war, verbunden mit dieſer Leiſtung, die auf der ganzen Welt nicht ihresgleichen fand, und daß er 5 ſich an die Worte. Herrn Gagenhs erinnerte, der von ſeinem nächtlichen Be— ſucher behauptet hatte, einen ſchöner gewachſenen Menſchen! trüge die Erde nicht. Das war ſein ganzes Material, und auf dieſes geſtützt konnte er nichts, gar nichts unternehmen. Sein Verdacht wurde durch den Umſtand beſtärkt, daß dern berühmte Artiſt ſeinen Sprung in der Maske ausfüghrte Das mußte die Gefahr bedeutend erhöhen. 1 Der Kommiſſar dachte angeſtrengt nach. Ihm blieb vor läufig nur eins übrig: Er mußte in aller Stille das Leben des Artiſten La Roſe zu ergründen ſuchen. Unerſchütterlich war ſein Glaube daran, daß er endlich die rechte Spur gefunden habe. i r n Harry Reveloor drückte ſich ganz an die Wand, ſo daß er von der Portiere vollkommen verdeckt war. Schon eine ganze Weile ſtand er hier. Während ſeine Freunde in höchſter Spannung auf das Erſcheinen des Artiſten war teten, hatte er ſich leiſe weggeſchlichen. Die Diener, die der Direktor vor La Roſes Garderobe aufgeſtellt hatte, hatten ſich davongeſchlichen, um die Seu— ſation mit anzuſehen. So war es Harry Revelboor ge- lungen, hier hereinzukommen. Der entſetzliche Sprung mußte jetzt vorüber ſein, dem Jubel nach zu urteilen. Ein paar Sekunden, und herein trat Lu Kare Reveloor ſah ſofort an der Kopfform, daß er ſich nicht terte trotz der Maske. Karell warf dieſe jetzt ab. Reveloor“ meinte, ſein Herzſchlag müſſe ihn verraten, ſo laut und ſchwer war dieſer. ö Karell entledigte ſich jetzt des Trikots. Er rieb ſich dest Körper mit kaltem Waſſer ab. Und kurze Zeit darauf ſtaud der elegante Kavalier Lu Karell vor dem Spiegel. Ein kurzer Blick noch, dann warf Karell das Trikot und die Maske in den Koffer, desgleichen die ſchwarzen Lackſchuhe, Eben wollte Reveloor aus ſeinem Verſteck heraus⸗ treten, als vor der Tür ein kurzer Wortwechſel ertönte. Gleich darauf trat eine ſchlanke, ſchöne Frau über die. Schwelle. Sie ließ die Tür offen. Die ängſtlichen Gesichter der zwei Diener blickten herein.(Fortſetzung folgt.) Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 1 12 Nachdruck verboten. „Vielleicht habe ich dir weh getan, Inge“, ſagte ſie mit behutſamer Stimme,„denn ich weiß, daß du und mein Vetter Wilhelm Jugendgeſpielen waren. Da bleibt denn oft eine kleine Liebe hängen. Es würde mir in der Seele weh tun, hätte ich da an etwas gerührt...“ „Wo denkſt du hin!“ warf Inge heftig ein. Sie hatte ſich aus ihrer Erſtarrung aufgerafft und rang mit Energie ihre Erregung nieder. Nur nicht den neugierigen Augen dieſer Frau da zeigen, was in ihr vorging, nur nicht ihre eben erblühte Liebe durch Blicke und Worte entweihen! Der Traum, ſchon im Keime ſo grauſam vernichtet, durfte keinem anderen offenbar werden. Am wenigſten der Frau, die ſich der Leidenſchaft Wilhelms gerühmt und ſie abgewieſen hatte. „Ich habe Wilhelm Göldner ſeit dem Zerwürfnis zwiſchen Vater und ſeinen Eltern nicht mehr geſehen“, ſagte Inge und wunderte ſich, wie leicht ihr dieſe Lüge iber die Lippen kam. Aber nun war ja ſchon alles gleich. Da kam es auf eine Unwahrheit auch nicht mehr an. Frau Jenny ſeufzte wie erleichtert auf: „Das iſt mir lieb, Kind. Ich fürchtete ſchon— aber das iſt ja ganz ausgeſchloſſen. Ein Mädchen wie du han doch ein ſicheres Gefühl für den Wert und den Un— wert keines Menſchen. Das wird ſich doch nicht an einen Menſchen hängen, der wehrloſe Mädchen abends über— fällt: Sie ſtand auf. „Da habe ich es doch ausgeſprochen. Inge, verzeih, ich hätte es vor dir, einem jungen Mädchen, gar nicht erwähnen dürfen. Aber immer, wenn ich daran denke, geht die Empörung mit mir durch. Vergiß, was ich geſagt— und lerne aus meinem Schickſal nur das eine: Der Schein trügt. ſcheinen, ſind meiſt alles andere wie harmlos. Und die⸗ jenigen, die ſich den Anſchein geben, leichtſinnig zu ſein, verbergen hinter ihrer Art oft ein treues und feinfühliges Herz.“ Sie ſtrich Inge leicht über das Haar. Inge zuckte zu— ſammen, die Berührung der Stiefmutter war ihr wie ein förperlicher Schmerz. Starr ſah ſie Frau Jenny nach, die mit ihrem gleitenden Schritt, ſich weich in den ſchlanken Hirften wiegend, aus dem Zimmer ging. So alſo mußte eine Frau beſchaffen ſein, die den Männern gefiel? Die einen Mann toll machte bis zur Selbſtvergeſſenheit? Vor der alles in einem Manne ver⸗ ſank an Selbſtzucht, Vornehmheit und Zurückhaltung? Sie ſtand müde auf, ging mit ſchleppenden Schritten zu dem Mahagoniſpiegel über der Anrichte. Ein bitteres Lächeln legte ſich um ihren Mund. Törin, die ſie war, zu glauben, ſie könnte ſo leichte Eroberungen machen! Mit dieſem farbloſen Geſicht, dieſen verſchloſſenen Augen? Nein, man mußte wohl eine herausfordernde, glühende Schönheit ſein, wie die Stiefmutter. Dann bezauberte man alle Männer. Elſes Verlobter, jetzt ihr Mann, er hatte den Reigen ungeführt; dann war Wilhelm gekommen, ſie ſtöhnte auf; und zuletzt— eine glühende Welle floß durch ſie hin— der Vater. Auch er hatte ſich ja von den Reizen Jenny Brauers betören laſſen. Durfte ſie mit Wilhelm rechten, wenn ſogar der vergötterte Vater ſich durch ihr ſchönes Aeußeres hatte blenden laſſen? Nein, eher mußte ſie ſich ſelbſt und ihre Unerfahrenheit beklagen. Wirklich, ſie wußte nicht, wie das Leben wirklich war. Aber das eine konnte ſie nicht vergeſſen, daß Wilhelm ſie betrogen. Vielleicht fühlte er überhaupt noch für Jenny— und verſuchte nur, ſie aus der Ehe mit dem Vater zu löſen, um ſie doch noch für ſich zu gewinnen? Anders war das alles ja gar nicht zu erklären. Wenn Wenn ſie doch nur einen Menſchen hätte fragen können! Aber auch der Weg zum Vater war ihr verſchloſſen. Wie furchtbar mußte ihm Jennys Erlebnis im Hauſe Göldner geweſen ſein. Nein, mit keinem Worte durfte man an die Vergangenheit rühren. Schmutzig, ſchmutzig war das alles; man erniedrigte ſich ſelbſt, rief man es in die Gegenwart zurück. Seltſam leer und kalt war ihr das Herz. Kein Leid mehr, keine Empörung. Nur eine unſägliche Müdigkeit. Mochte alles gehen, wie es wollte, ſie hatte keine Kraft mehr. Ihr konnte keiner helfen, und ſie nicht dem Vater. Jeder mußte den Weg gehen, den das Schickſal ihm beſtimmt. 1 4 * Wilhelm wartete von Tag zu Tag auf eine Nachricht von Inge. Seine Unruhe ſtieg aufs höchſte. Warum ſchwieg ſie? Sie hatte ihm doch ſo ſeſt baldige Mii⸗ deilung versprochen. Sie konnte ſich doch denken, wie ſehr Die Männer, die am harmloſeſten er mit all ſeinen Gedanken bei ihr war. Aber bei jeder Poſtbeſtellung ging der alte Briefträger Palchen am Hauſe vorüber oder reichte nur Briefe für den Vater herein. Wilhelm wagte gar nicht, ſich aus dem Hauſe zu entfernen, denn es konnte ja ſchließlich auch ein Telephon⸗ anruf von Inge kommen. Vielleicht hatte es eine heftige Auseinanderſetzung zwiſchen ihr und der Stiefmutter ge⸗ geben; vielleicht brauchte ſie ihn gerade in der Stunde, in der er fern war. „Was haſt du nur, Wilhelm?“ fragte die Mutter ein paarmal, wenn ſie ſeine Unruhe bemerkte. Aber er ant⸗ wortete ausweichend oder verſuchte irgendeinen Scherz. „Ich bin das ruhige Leben hier auf dem Dorfe eben nicht mehr gewohnt, Muttchen. Siehſt du, das kommt davon, wenn man ſeinen Jungen auf die landwirtſchaft⸗ liche Hochſchule in die große Stadt ſchickt. Da ſchmeckt die dörfliche Stille nicht mehr.“ Aber er war rot geworden und hatte geſchwiegen, denn die Mutter ſah ihn mit ihrem Blick an, der ſchon dem Kinde und dem Knaben bis ins Herz gedrungen. „Kannſt noch immer ſchlecht lügen und dich verſtellen, Junge. Du und die Stille in der Heimat ſatt haben? Mach mir keine Flauſen vor! Ich hab's wohl geſehen, mit welcher Seligkeit du die erſten Tage hier draußen allein herumgeſtreift biſt in der ſchönen Gottesnatur. Kaum daß du dich einmal mit deinen Freunden zu einem Glas Bier zuſammengefunden haſt. Und jetzt willſt du auf einmal Sehnſucht nach dem Lärm und der Unruhe der großen Stadt haben? Nein, mein Junge, wenn du deine alte Mutter hinters Licht führen willſt, mußt du es ſchon ſchlauer anfangen. Jawohl— wer hat ſich neulich mit Händen und Füßen geſträubt, nach B. hereinzufahren, um ein paar Beſorgungen zu machen? Wo war denn da Ihre Vergnügungsſucht, mein Herr Sohn?“ Lachend hatte ſie ihn an ſeinem blonden Schopf gefaßt; aber ſie hatte in ſeinen Augen einen ſo plötzlichen Aus⸗ druck der Qual geſehen, daß ſie erſchrak. „Nun komm einmal her, Wilhelm!“ Liebevoll legte ſie ihren Arm auf ſeine Hand.„Was iſt mit dir? Was drückt dich? Haſt du kein Vertrauen mehr zu deiner Mutter?“ Wilhelm folgte der Mutter ſtumm zu dem Fenſter⸗ platz, der, von grünen Zimmerlinden eingehegt, wie eine kleine Frühlingsoaſe in dem Erker lag. Hier war ſchon der Platz geweſen, wo der Knabe ſich Kummer und Zorn vom Herzen geredet, wo manche Jugendtorheit im liebe⸗ vollen Geſpräch mit der Mutter ſich geklärt, wo man immer wieder Kind ſein konnte, ſelbſt wenn die Jahre des Kindſeins vorüber waren. Ja, er hatte noch eine Zuflucht, das Herz der Mutter! Tauſendfach reicher war er als Inge. Zwiſchen der und dem Vater ſtand Jenny. Da war er bei dem, was nun endlich ausgeſprochen werden mußte. „Mutter“, er hob entſchloſſen den Kopf,„du haſt recht, ich habe vorhin nur ſo hingeredet, weil ich dich von meinem Kummer ablenken wollte. Mutter, ich habe bei meinem Beſuche in der Stadt neulich vor Weihnachten eine Begegnung gehabt, habe einen Menſchen wieder— geſehen, der mir ſeit meiner Kindheit teuer— Inge Stenzel.“ N Frau Göldner wurde blaß: „Du haſt mit ihr geſprochen? War ſie allein?“ „Nein, Mutter, ſie war mit Jenny; aber es gelang uns, unbeobachtet miteinander zu reden. Und nun läßt es mir keine Ruhe, ich muß es wiſſen: Mutter, iſt das Zerwürfnis zwiſchen Onkel Stenzel und euch wirklich nie wieder gutzumachen? Und woran iſt eure Freundſchaft zerbrochen?“ Seine Frage kam ſo drängend, ſeine Augen waren ſo bittend, daß Frau Göldner klar erkannte, es ging ihrem Sohne hier um alles, um eine tiefe und unabänderliche Liebe. Hätte Gott geben mögen, daß ſie ſeine Frage hätte beantworten können, ihm eine kleine Hoffnung laſſen. So aber? Es gab keine Hoffnung, ſolange Jenny als Frau Stenzel drüben weilte. f Sanft nahm ſie die Hand ihres Sohnes: „Mein Junge, du weißt, ſchon als du noch ein Kind warſt, habe ich immer verſucht, dir auf alle deine Fragen eine Erklärung zu geben. Nicht wahr, du haſt es ſehr, ſehr ſelten von mir gehört, was andere Mütter ſo raſch zur Hand haben: Das verſtehſt du nicht, das kann ich dir nicht ſagen?“ 5 Wilhelm nickte:„Ja, Mutter, das haſt du wirklich nur in ganz ſeltenen und ernſten Fällen getan.“ „Und du haſt gewußt, wenn ich einmal ſagte: Kind, du mußt dich in dies und jenes fügen, auch ohne daß du es begreifſt', dann mußte es ſo ſein.“ „Ja, Mutter.“ „Und, Wilhelm, wenn ich nun heute wieder einmal ſagen müßte: Du mußt es ſchweigend hinneh kann dir das alles nicht erklären!“, Antwort ſein?“ 9 i „Daß ich heute kein Kind mehr bin, Mutter, ſondern ein Mann. Daß du mir heute Dinge ſagen kannſt, die du dem Kinde und dem Jüngling verſchweigen mußteſt.“ Mit trauervoller Miene ſah Frau Göldner zu Wil⸗ helm hinüber: „Für Eltern bleibt auch der erwachſene Menſch noch ein wenig Kind— und er muß es reſpektieren, wenn manches ungeſagt bleiben muß. Du mußt dich damit zu⸗ frieden geben, mein Junge, daß die Trennung zwiſchen unſerm alten Freunde Stenzel und uns nicht zu über⸗ brücken iſt. Niemals kann zwiſchen ihm und uns noch eine Gemeinſchaft ſein.“ Ihre ſonſt ſo gütige Stimme war hart geworden; ein verſteinerter Schmerz formte ihren Mund zu ungewohnter Strenge. Wilhelm ſah ratlos in das Antlitz der Mutter. Angſt ſtieg in ihm auf. Welch dunkles Schickſal ſchob ſich zwiſchen ihn und Inge? „Mutter, ſag mir nur das eine: Iſt Jenny ſchuld an all dem?“ Frau Göldner nickte ſchwer: i „Ja, mein Junge, das iſt ſie. Sie iſt wahrlich der böſe Geiſt nicht nur in Stenzels Leben, ſondern auch in unſerm. Aber da habe ich beinahe ſchon zuviel verraten. Vergiß es, Wilhelm, und frage nicht weiter! Zwiſchen der Families Stenzel und uns muß es aus ſein, für immer.“ „Mutter, wenn Jenny ſchuld iſt, warum muß die ganze Familie daran tragen? Was geht zum Beiſpiel mich und Inge dies alles an? Wir ſind uns keiner Schuld bewußt. Unſere Jugendfreundſchaft war ſchön und ungetrübt; und wenn wir ſie weiter pflegen, warum ſollen wir uns durch den Zwiſt zwiſchen euch beirren laſſen? Können wir beide dafür, daß Jenny der böſe Geiſt, wie du ſie nennſt, unſerer Familien iſt? Wir haben nichts damit zu ſchaffen.“ „Was ihr damit zu tun habt, mein Sohn? Genau ſoviel, wie ein Sohn und eine Tochter mit ihrer Familie zu tun haben. Du biſt unſer Kind, Inge das von Her⸗ mann Stenzel. Es gibt auch eine Treueverpflichtung aus dem Blut, mein Sohn. Und dieſe Verpflichtung lautet für euch: Jeder gehört zu ſeiner Familie und muß mit⸗ tragen, was dieſe Familie trägt. Es kann keine Gemein⸗ ſchaft zwiſchen uns und ihnen drüben geben. Dem mußt auch du dich unterordnen.“ „Ich kann nicht, Mutter, ich kann nicht! Ich liebe Inge mehr als mein Leben. Ich muß um ſie werben dürfen, bis ſie mir ihr Jawort gegeben.“ „Du mußt entſagen, Wilhelm, ich kann es dir nicht erſparen. Könnte ich es ändern, ich würde mein Herz⸗ blut dafür geben. Aber ich kann es nicht und kein Menſch. Solange Jenny die Frau Stenzels iſt, ſolange kann mein was würde deine Sohn uns niemals die Tochter Hermann Stenzels als Braut ins Haus führen.“ Mit dieſen Worten ging Frau Göldner hinaus. Gram lag auf ihren Zügen, Unerbittlichkeit. Wilhelm blieb ratlos und verzweifelt zurück. Er fühlte wohl den ſchweren Ernſt in den Worten der Mutter. Aber zum erſten Male war es ihm nicht möglich, ſich ihr unterzuordnen. Wenn dann alle ſchwiegen, wenn alle Mauern zwiſchen Inge und ihm aufbauten, er würde dieſe Mauern niederreißen. Niemand, ſelbſt die Eltern halten nicht das Recht, ihn von der Geliebten zu trennen. Höher als die Pflicht der Fami Liebe. 5 N 5„„ Das Hinterzimmer im Hotel zum Gelben Löwen lag voll Rauch. Die Vorhänge, dicht vor die Fenſter gezogen, verhinderten auch die geringſte Luftzufuhr. Ueberhitzt und verbraucht ſtand die Luft in dem Raum. Um den grün⸗ bezogenen Tiſch ſaß eine Geſellſchaft von Herren. Karten lagen auf der Tiſchplatte, Geldnoten, Zettel, Bleiſtifte in buntem Durcheinander. Gierige Geſichter, verbiſſene Münder, zitternde Hände, die Karten in nervöſen Fingern haltend: Spieleratmoſphäre. Unter den Herren ſaß ſeit Stunden Aſſeſſor von Büdow. Er war der erſte heute abend geweſen und ſchien als letzter gehen zu wollen. Denn immer wieder riß er das Päckchen Karten an ſich, miſchte mit zitternden Händen, war ganz verbiſſen in das Spiel mit dem reichen Holz⸗ händler Kallweit. ö Längſt waren die letzten Geldſcheine aus ſeiner Taſche zu dem breit lachenden Kallweit hinübergewandert. Längſt ſchrieb er mit dem goldenen Bleiſtift Schuldſcheine auf Papier aus. Aber er konnte und konnte ſich nicht dazu bequemen, aufzuhören. Die Karten ſchienen wie durch eine hölliſche Magie an ſeinen Händen feſtgeſchmiedet. „Wollen Sie nicht endlich Schluß machen, Büdow“, mahnte der Regierungsreferendar Behme, der hinter Büdow ſtand und das ſinnloſe Spiel beobachtete.„Sie haben heute eine Pechſträhne, mein Beſter. Man ſoll das Glück nicht zwingen wollen.“ Büdow wandte ſein weißfleckiges Geſicht nicht von den Karten. „„Ich will es aber zwingen“, ſtieß er zwiſchen den Zähnen hervor und gab eine neue Karte. a ö „Gewonnen“, meinte der dicke Holzhändler phlegma⸗ tiſch und zog die Karten zu ſich herüber. „Revanche“, ſagte Büdow mit heiſerer Stimme, und ie„ich gehe nur ein Glas Bier trinken, bin gleich zurück.“ f 8 „Seien Sie der Vernünftigere, Herr Kallweit“, wandte ſich der Regierungsreferendar leiſe an den Dicken.„Sie ſehen doch, Büdow iſt nicht mehr Herr ſeiner Sinne— der Verluſt hat ihn vollkommen verrückt gemacht, er ſpiekt um Kopf und Kragen.“ i 1 Kallweit zuckte die Schultern.„Ich habe ihn nicht gezwungen, Herr Reſerendar— des Menſchen Wille it ſein Himmelreich.“ Woriſedung sola) 2 5 45 Eine Warnung Darmſtadt, 6. Juli. Die Staatspreſſeſtelle teilt mit; Aus verſchiedenen Teilen des Lan⸗ des treffen Meldungen über beſchlagnahmtes kommuniſtiſches Propagandamaterial mit hoch⸗ und landesverräteriſchem Inhalt ein, das auf folgende Art und Weiſe verbreitet wird: Ge⸗ wiſſe Leute erhalten eine äußerlich ganz harm⸗ loſe Druckſache mit dem Firmenaufdruck„Ta⸗ bak⸗Verſandhaus, Berlin W 135“ oder„Tee⸗ Verſandhaus“ oder unter der Firmenbezeich⸗ nung irgend einer beſtehenden oder nicht be⸗ ſtehenden Verſicherungsgeſellſchaft. Manchmal enthalten die Umſchläge noch einen großen Aufdruck, wie Sonderangebot oder ähnlich, um der betreffenden Sendung erſtens einen rein geſchäftlichen Anſtrich zu geben und zwei⸗ tens den Empfänger zum Durchleſen zu veran⸗ laſſen. Alle dieſe unter den verſchiedenartigſten Ab⸗ ſenderfirmen verſchickten Druckſachen enthalten aber kein Work von einem verlockenden An⸗ gebot, ſondern maſchinenſchriftlich geſchriebene und vervielfältigte kommuniſtiſche Hetz- und Hochverratsſchriften— gewöhnlich ſechs Sei— ten mit ganz ungeheuerlichem Inhalt. Jeder Empfänger einer ſolchen Sendung iſt verpflich⸗ tet, ſie ſeiner örtlichen Polizeibehörde auszu⸗ händigen. Etwaige öffentliche oder geheime Weiterverbreitung zieht ſchwere Beſtrafung nach ſich. Wird jemand im Beſitze einer ſolchen Schrift angetroffen, wird ihm nicht geglaubt werden, daß er ſie nicht geleſen hat und un⸗ beachtet weggelegt habe. Wer ein derartiges Schreiben bekommt und ſofort Meldung macht, hat keinerlei Beſtrafung zu erwarten. Die Po— lizeibehörden behandeln derartige Fälle ſtreng vertraulich. 1925— 1933 Zunahme der Bevölkerung um etwa 5 Prozent. Darmſtadt, 6. Juli. Auf Grund der von den Gemeindebehörden ermittelten vorläufigen Ergebniſſe hat das Heſ— ſiſche Landesſtatiſtiſche Amt die ortsanweſende Bevölkerung des Volksſtaates Heſſen am 16. Juni 1933 mit 1426 830 Perſonen feſtge⸗ ſtellt; davon ſind 697358 Perſonen männlich und 729 472 weiblich. Die ortsanweſende Bevölkerung iſt um 68 385 Perſonen oder rund 5 Prozent höher als bei der letzten Volkszählung 1925. Die für verwaltungsrechtliche Zwecke maßgebende ſogenannte Wohnbevölkerung muß erſt noch an Hand der jetzt zur Einlieferung gelangen⸗ den Zählpapiere im Landesſtatiſtiſchen Amt ermittelt werden. Die Zahlen aus Darmſtadt Wie von der Bürgermeiſterei Darmſtad! mitgeteilt wird, ergibt ſich für die Stadt Darmſtadt eine ortsanweſende Bevölkerung von 42 025 männlichen und 48 287 weiblichen, zu⸗ ſammen 90 312 Perſonen. Das bedeutet einen Bevölkerungszuwachs von 847 Perſonen in den letzten 8 Jahren. Am 16. Juli 1925 waren die Zahlen: 42 037 männlich und 47428 weiblich, zuſammen 89 465 Perſonen. und aus Mainz. Die ortsanweſende Bevölkerung der Groß— ſtadt Mainz betrug 137019 Perſonen(und zwar 64053 männliche und 72 966 weibliche Perſonen). Die ortsanweſende Bevölkerung der Stadt Mainz nach dem heutigen Gebiets ſtande hatte im Jahre 1925: 131537 Per ſonen betragen, nach dem damaligen Gebiets ſtande(alſo ohne Berückſichtigung der inzwi⸗ ſchen erfolgten Eingemeindungen) 109 285 Per⸗ ſonen, Vergſtraßengemeinden und Autobahn Wünſche für das großzügige Profekt. Darmſtabt, 6. Juli. Die Induſtrie ud Handelskammer Darmſtadt nahm zur Führung der Autobahn⸗Teilſtrecfe Frankfurt— Hei⸗ delberg wie ſolgt Stellung: Prozent höher. Die bisher bekanntgewordenen Pläne über die Linienführung ſehen vor, daß die Straße mehrere Kilometer weſtlich von Darmſtadt und der Bergſtraße entlang im Ried führt. So begrüßenswert ſich dieſes großzügige Projekt, namentlich unter dem Geſichtspunkt der Ar⸗ beitsbeſchaffung und Wirtſchaftsbelebung dar⸗ ſtellt, ſo muß doch vom Standpunkt der un— mittelbar beteiligten Gegenden aus die Forde— rung erhoben werden, den Abſtand der Auto— bahn von den auf Fremdenverkehr angewieſe— nen Gemeinden der Bergſtraße möglichſt ſo zu halten, daß der Verkehr nicht vollkommen an dieſen vorbeigleitet. Gleichzeitig muß durch eine genügende Anzahl von Ab- und Zufahrts— ſtraßen die Gewähr geboten ſein, die anliegen— den Orte in den Verkehr der Autobahn ein— zubeziehen. Beſonders wird es für notwendig erachtet, die nördlichen Bergſtraßenorte durch eine Zu— fahrsſtelle etwa in der Höhe von Bicken— bach anzuſchließen; auf dieſem Wege wäre auch der Rheinhafen Gernsheim von der Auto— bahn aus leicht zu erreichen. Die Städte Bensheim und Heppenheim müſſen erhebliches Gewicht darauf legen, daß die Autobahn dich— ter als bisher vorgeſehen an ihnen vorüber— geführt wird, da bei einer zu großen Ent— fernung erhebliche wirtſchaftliche Nachteile zu befürchten ſtünden. Allgemein ſollte darauf geachtet werden, den Ausbau der Straße ſo zu geſtalten, daß dem Benutzer der Auto— bahn die reichen landſchaftlichen Schönheiten der Bergſtraße nicht verloren gehen. Aus Heſſen Reichsprüſident von Hindenburg übernimmt das Protektorat über die Saarkundgebung am Niederwald⸗Denkmal am 3. September. Frankfurt a. M., 6. Juli. Aus Berlin wird uns berichtet: Reichspräſident von Hin— denburg hat ſich bereit erklärt, das Protektorat über die diesjährige Jahresveranſtaltung des Bundes der Saarvereine in Bingen am 2. September, verbunden mit der großen Saar- lundgebung am Niederwalddenkmal am 3. September zu übernehmen. Der Bund der Saarvereine trägt mit dieſer Veranſtaltung der Tatſache Rechnung, daß das Saargebiet in dem Endkampf um ſeine nationale Freihelt, um ſeine Wiedervereinigung mit dem deutſchen Vaterland eingetreten iſt. Die Saargebietsbe⸗ völkerung ſelbſt wird bei dieſer Kundgebung in Maſſen beteiligt ſein, um Zeugnis vor aller Welt abzulegen, daß ſie in nationaler Ge— ſchloſſenheit die Heimkehr zu Deutſchland will. * Maunheim, 6. Juli.(Deutſche Luft- fahrtausſtellung.) Die Vorbereitungen zur Deutſchen Luftfahrtausſtellung„Dela“, die in Mannheim von der Stadt, der Badiſch— Pfälziſchen Luft⸗Hanſa und der Landesgruppe Baden⸗Pfalz im Deutſchen Luftfahrtverband veranſtaltet wird, haben bereits begonnen. Die Ausstellung findet vom 15. bis 30. Juli in den Rhein-Neckar-Hallen ſtatt. Aus der Heimat Gedenktage 6. Juli. 1415 Der Reformator Johann Hus in Kon— ſtanz verbrannt. 1832 Ferdinand Maximilian, Kaiſer von Mexiko geboren(1867 in Queretaro er— ſchoſſen). 1854 Der Phyſiker Georg Simon Ohm in München geſtorben. 1887 Der Dichter Walter Flex in Eiſenach ge— boren(gefallen 1917 im Kampf auf Oeſel). Prot. und kath.: Jeſaias Sonnenaufg. 3.34 Sonnenunterg. 20.24 Mondunterg. 1.35 Mondaufg. 20.17 Mit dem Genius ſteht die Natur in ewi⸗ gem Bunde. Was der eine verſpricht, leiſtet die andre gewiß. Schiller. 8 Reichsbahn ſchafft Arbeit Veſchäftigung für 250 000 Arbeitskräfte auf ein Jahr Berlin, 6. Juli. Die Geſamteinnahmen der Reichs- bahn ſind nach dem vorläufigen Unberblick im erſten Halbjahr 1933 gegenüber der glei— chen Zeit des Vorjahres um 4,3 Prozent, ge⸗ genüber 1929 aber um 47,7 Prozent zu⸗ rückge gangen. Gegenüber 1932 ſind le⸗ diglich die Einnahmen im Perſonenver⸗ kehr beträchtlich niedriger. Die Einnahmen im Güterverkehr liegen um rund 2 Dieſe Tatſache berechtigt zu der Hoffnung, daß die wirtſchaftliche Ent⸗ wicklung die bisherige Einnahmeſchätzung für 1933 rechtfertigen wird. Die Reichsbahn wird ihrerſeits die Entwicklung durch ein großes Arbeitsbeſchaffungsprogramm fördern. In eingehenden Beſprechungen mit der Reichsregierung und der Reichsbank iſt ein Arbeitsprogramm in Höhe von 560 Millionen Mark aufgeſtellt und finanziert worden. Da zu⸗ nächſt die Auflegung einer langfriſtigen An⸗ leihe noch nicht möglich iſt, erfolgt die Auf⸗ bringung des Geldbedarfs i durch Wechſel, deren Unterbringung ge— ſichert werden konnte. Mit den Arbeiten können 250 000 Ar- beitskräfte durchſchnitklich für die Dauer eines Jahres beſchäftigt werden. Der Verwaltungsrat beſchloß ferner, von der reichsgeſetzlichen Ermächtigung zur Grün⸗ dung des Zweigunternehmens„Reichs- autobahnen“ Gebrauch zu machen. Da⸗ mit die Arbeiten ſofort in Angriff genom⸗ men werden können, ohne die endgültige Fi⸗ nanzierung abzuwarten, ſtellt die Reichsbahn dem neuen Unternehmen ein Darlehen von zwiſchenzeitlich. 50 Millionen Mark zur Verfügung. Die Ar⸗ beiten haben auf der Strecke Frankfurt— Mannheim bereits begonnen. Generalinſpelteur für das Straßenwesen Der Reichskanzler hat Dr. Ing. Fritz Todt in München zum Generalin⸗ ſpekteur für das deutſche Straßen⸗ weſen beſtellt. Dr. Fritz Todt wurde ge⸗ boren in Pforzheim in Baden, iſt 42 Jahre alt und kommt aus der Induſtrie. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Bauleiter großer Tiefbauwerke war Dr. Todt ſeit 1928 Ge⸗ ſchäftsführer und techniſcher Leiter der Bau⸗ unternehmung von Sager und Wörner, Straßenbau G. m. b. H., München Durch ſeine Tätigkeit in der Induſtrie iſt Dr. Todt nicht nur in Süd- und Mittel- deutſchland, ſondern auch im Norden und vor allem in Oſtpreußen, Pommern und der Grenzmark mit den ſtraßenbau- lichen Verhältniſſen verkrauk und kennt aus ſeiner bisberigen Tätigkeit auch den Straßenbau in Italien, Frankreich. Ju- goflawien und der Tſchechoſlowakel Im Kriege war Dr. Todt vom erſten bis zum letzten Tage an der Weſtfront, zunächſt als Artilleriſt beim Feldartillerieregiment Nummer 14 in Karlsruhe, dann als Batail⸗ lonsadjutant beim Grenadierregiment Num⸗ mer 110 und ab 1916 als Fliegerbeobachter im Abſchnitt Toul Verdun, wo er im Au— guſt 1918 im Luftkampf verwundet wurde. Der nationalſozialiſtiſchen Partei gehört Dr. Todt ſeit 1922 an. Der neue Völkerbund⸗ Palaſt in Genf ſteht kurz vot ſeiner Vollendung. Neuer Korruptionsfall? Eſſen, 6. Juli. Wie die Eſſener„Nationalzeitung“ aus zuverläſſiger Quelle erfahren haben will, ſol⸗ len die bei verſchiedenen Hilfsverbänden des Zentrums durchgeführten Polizeiaktionen zur Aufdeckung eines weiteren Korruptions— ſkandals geführt haben. Die amtliche Sichtung des beſchlagnahm⸗ len Schriften- und Aktenmakerjals dürfle den hinreichenden Verdacht begründen, daß bei dem„Volksverein für das katholiſche Deutſchland“ bzw. beim„Volksvereinsver⸗ lag“, G. m. b. 9. München-Gladbach, äußzerſt zweifelhafte Geſchäfte getätigt worden ſind. mit deren Verfolgung ſich die Staalsanwalt. ſchaft. insbeſondere das Korrupkionsdezer nat, beſchäftigen werde. In dieſen Skandal⸗ fällen ſollen, wie das Blatt weiter hört, auch die Vorgänge bei der Gewerbebank in Glad bach eine Rolle ſpielen. Es wird Sache der Staatsanwaltſchaft ſein, feſtzuſtellen, wie weit die„Geſchäfte“ der Gewerbebank mit denen des Volks— vereins verquickt worden ſind. Hintze vom Reichsgericht abgewieſen. Berlin, 6. Apr. Der wegen Tötung ſeiner Ehefrau, der Sängerin Gertrud Bindernagel, zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilte Bankier Hintze hatte gegen das Urteil Reviſion eingelegt, die, nach Mitteilung des Verteidigers, vom Reichsgericht zurückgewieſen wurde. Das Segelbodtung'ück in Bremen. Bremen, 6. Juli. Das mit 11 Perſonen auf der Weſer gekenterte Segelboot iſt durch einen Taucher gehoben worden. Im Boot fand man die Leichen der drei noch vermiß— ten Kinder. Das Unglück hat demnach fünf Menſchenopfer gefordert. Die ſechs erwochſenen Inſaſſen ſollen alle gerettet worden ſein. Fluggeſchwader Balbo. Londonderry, 6. Juli. General Balbo iſt mit ſeinem Flugzeuggeſchwader am Mittwoch um 13 Uhr in Richtung Island geſtartet. Mord im Schulzimmer Eſſen, 6. Juli. In dem Vorort Ueberruhr ereignete ſich am Mittwoch eine ſchwere Bluffat. Der 21 Jahre alte Schuhmacherge⸗ ſelle Ronig, der erſt vor kurzer Jeit aus der Irrenanſtalt entlaſſen worden war, drang in eine Mädchenklaſſe der katholiſchen Volks- ſchule ein und ſtürzte ſich mit einem Dolch auf die den Unterricht abhaltende 43 Jahre alte Lehrerin. Durch mehrere Stiche in Bruſt und Kopf wurde die Lehrerin von dem Wahnſinnigen auf der Stelle getötet. Die Kinder mußten der Blutte“ zuſehen, ohne Hilfe leiſten zu können. Der Täter flüchtete, konnte aber kurz darauf feſigenommen wer- den. Zentrums auflöſung Berlin, 6. Juli. In einer Mitteilung des Zentrums wird bekanntgegeben, daß ſich die Partei im Ein⸗ vernehmen mit dem Reichskanzler aufgelöſt hat. Amerika für Vertegung Einige Ausſchüſſe ſollen in Genf zuſammen⸗ kommen. London, 6. Juli. Die amerikaniſche Delegation iſt auf Grund des transatlankiſchen Telefongeſpräches mit Präſident Rooſevelt bereit, einer Vertagung der Weltwirtſchaftskonferenz zuzuſtimmen. Sie wird ſich aber gegen eine permanente Vertagung der Konferenz erklären und wird nachdrücklich dafür einkreten, daß einige der Ausſchüſſe der Konferenz wieder zuſam⸗ menkommen ſollen, wahrſcheinlich in Genf. Die Delegationsführer, die heute abend eine Sitzung abhalten wollen, werden den amerikaniſchen Bericht entgegennehmen und die Entſchließung betreffend die Vertagung aufſtellen, die der Plenarſeſſion unterbreitet werden ſoll. Märkte und Vörſen (Ohne Gewähr.) Vom 5. Juli. Karlsruher Produktenbörſe. Weizen inl. 21,75 bis 22; Roggen jnl. 18,50; Sommergerſte 18,25 bis 19,75; Futter⸗ gerſte 16,50 bis 17,75; Hafer inl. 15,75 bis 16; Weizenmehl, Spezial Null, m. Aust. 31,75 bis 32; Roggenmehl 24 bis 24,50; Fut⸗ termehl 10,50 bis 10,75; Weizenkleie fein 8,25, grob 8,50 bis 8,75; Bierkreber 12,25 bis 12,50; Trockenſchnitzel 7,50 bis 7,75; Malz⸗ keime 11 bis 11,50; Erdnußkuchen 12; Palm⸗ kuchen 9; Soyaſchrot 9,50; 540% gene 123 Speiſekartoffeln 6,20 bes 6,40; Wieſenheu 12 bis 12,50; Luzerne 6,50 bis 7; Stroh draht⸗ gepreßt 2,50 bis 2,80 Rm.