Lokales Vom Sonntag. Wenn man am geſtrigen Sonntag, früh zum Fenſter hinausſpähte, da glaubte man, einen herr⸗ lichen Sommertag erleben zu können. Deshalb wurden ſehr viele von der Wanderluſt gepackt und hinaus gings, per Fuß oder Fahrrad, in die herrliche Gottesnatur. Der Vormittag war aber auch ſehr ſchön. Gegen mittag brannte jedoch die Sonne unbarmherzig hernieder und vielen Wetterkundigen war es klar, daß bald ein Ge⸗ witter zu erwarten war. Kurz nach der Mittags- zeit zog denn auch ein Gewitter am Himmel empor, das ſich bald durch grellzuckende Blitze und heftiges Donnergrollen bemerkbar machte. Ein heftiger Sturmwind brauſte daher, der die Staubwolken haushoch in die Luft jagte. Plötz⸗ lich öffnete der Himmel ſeine Schleuſen und eine ungeheuere Waſſermaſſe brauſte hernieder. So plötzlich wie das Gewitter gekommen, ſo plötzlich war es auch wieder vorbei. Doch die weiß⸗ ſcheinende Sonne ſagte uns, daß es mit Regen noch nicht vorbei ſei und ſo war es auch. Kurze Zeit darauf waren wieder Gewitter am Himmel, die jedoch nicht mehr über uns waren, von deſſen Ausläufer wir aber noch Regen erhielten. So ging es denn auch den ganzen Nachmittag und die Nacht hindurch; ab und zu regnete es. Wie wir erfahren, ſind hier drei Blitzſchläge zu ver- zeichnen. Glücklicherweiſe waren es alle kalte Schläge, die weiter kein Unheil anrichteten. In der Kreuzſtraße wurde ein Zwetſchenbaum zer- ſchmettert. In einem Hauſe in der Goetheſtraße ging ein Blitzſchlag durch das Haus, der keinen größeren Schaden verurſachte. Der dritte Blitz⸗ ſchlag ging in einen Schornſtein des Reinhard⸗ ſchen Anweſens in der Mannheimerſtraße. Ueber- all ſoll ein ſtarker Schwefelgeruch wahrgenommen worden ſein.— Das Tell⸗Schauſpiel war wieder ſehr gut beſucht. Das geräumige Zelt war von erwartungsfrohen Beſuchern dicht ge⸗ füllt. Auch die 11. Aufführung reihte ſich wür⸗ dig an die anderen an und wurden zum vollen Erfolg für die Darſteller und die rührige Leitung. Nunmehr findet am nächſten Sonntag die letzte Aufführung ſtatt, die niemand verſäumen darf. — Die Turner des Turnvereins waren auf dem Bezirksturnfeſt in Waldhof, um ſich an dem dortigen Wetturnen zu beteiligen. Einige Viernheimer Turner errangen ſehr gute Preiſe. Die Heimkehr, die meiſten waren per Rad ge⸗ fahren, litt unter dem Regen. Gegen ¼9 Uhr wurde unter klingendem Spiel zum Orte herein⸗ gezogen.— Sonſt war hier nicht viel los. Im „Walfiſch“ fand wieder einer der beliebten bunten Abende ſtatt, der auch reichen Beſuch hatte. Die Gäſte wurden von der flotten Kapelle ge- ſanglich und muſikaliſch ſehr gut unterhalten.— In verſchiedenen Lokalen wurde das Tanzbein geſchwungen. 4 Der Polizeibericht der letzten Woche meldet eine Anzeige wegen Tauben⸗Diebſtahl. Es wurden hier ein paar Tauben aus dem Schlage geſtohlen. * Eine Gemeinderatsſitzung findet morgen Dienstag, abends 8 Uhr, mit folgender Tagesordnung ſtatt: 1. Amtseinführung des kommiſſariſchen Bei- geordneten Brügel und des Ratsmitglieds Schweigert. Begutachtung der Gemeinde⸗Rechnung für 1930; hier Ernennung der Vorprüfer. Verlängerung des Entwäſſerungskanals in der Waſſerſtraße. Rückerſtattung bezahlter Pflegegelder. . Sparkaſſengeſuche. * Sterbetafel. In der geſtrigen Nacht verſtarb nach langem ſchweren Leiden Frau Karoline Kirchner geb. Klimmer im Alter von 58 Jahren. Die Beerdigung findet heute Montag nachmittag um 6 Uhr vom Trauerhauſe, Adolf Hitlerſtraße 64 aus ſtatt. »Jur Landhilfſe wurden heute Früh wieder 31 junge Leute von hier abtransportiert. Die Reiſe ging nach Württemberg und zwar fin- den die Leute im Bezirk Ellwangen Unterkunft. Vorausſichtlich geht im Laufe dieſer Woche noch— mals ein Transport ab und dann werden ziem- lich alle Erwerbsloſe bis zum 25. Lebensjahre untergebracht ſein. Solche, die ihnen zugewieſene Arbeitsſtellen ohne trifftigen Grund verlaſſen, wird keine Unterſtützung mehr gewährt. * Waldwege⸗Chauſſierung. Der Waldweg an der Bauernſchneiſe, vom Lorſcher Weg bis zur Seeſchlagſchneiſe wird chauſſiert. Mit den Vorarbeiten wurde bereits heute ſchon begonnen. Die zu chauſſierende Strecke beträgt ö 2,8 Klm. Trägerin und Ausführende iſt auf Grund der Regierungs verordnung das Forſtamt ſelbſt. Im Laufe der nächſten Woche werden. für dieſe Arbeiten ca. 25 Mann eingeſtellt. In Frage kommen nur Arbeiter, die bereits an der Wegchauſſierung gearbeitet haben. Die Auswahl der Arbeiter erfolgt durch das Arbeits- amt. Die beſchäftigten Perſonen erhalten den ordentlichen Tariflohn. Die Arbeiten werden ausgeführt auf Grund des Sofortprogramms der Regierung. » Evang. Volksfeſt in Hüttenfeld. Nach ſchwerſten Regengüſſen und unter ſtändigem Donnern und Blitzen bewegte ſich am Sonntag, den 9. Juli, ein ſtattlicher Feſtzug mit vielen bunten Wimpeln und Fahnen durch die fahnen⸗ geſchmückten Straßen des Dorfes Hüttenfeld nach dem Kirchen⸗ und Turnplatz zum Feſtgottesdienſt. Bei der liturgiſchen Ausgeſtallnng des Gottes- dienſtes wirkten mit: der Poſaunenchor Lampert-⸗ heim, der Männergeſangverein Hüttenfeld und die Kirchenchöre Lampertheim und Viernheim. In ſeiner Predigt über Apg. 3, 6 forderte der Feſtprediger, Pfarrer Page Mainz, neben dem Umbruch im Staate Umbruch der Herzen als Geſchenk der Gnade Gottes durch die Kirche an an ſein Volk. Dann begab ſich die Feſtver⸗ ſammlung zum nahegelegenen Feſtplatz an der Wilbrandeiche, im ſchattigen, ſchönen Eichenwald. Nach einem Sieg⸗Heil für den Reichspräſidenten und Reichskanzler und dem Deutſchlandlied und nach einem Gedenkwort für den Begründer der evangeliſchen Kirche und dem Lutherlied begrüßte Pfarrer Roos⸗Viernheim die erſchienenen Gäſte und Vereine: Möchten wir alle wieder Kirche werden. Pfarrer Page ſprach über Gottloſen⸗ bewegung und Reichskirche. Nationale Revolution oder kommuniſtiſche Revolution— das war die Schickſalsfrage unſeres Volkes. Daß es dem Kommunismus nicht gelingen konnte, das religiöſe Leben in unſerem Volke zu vernichten, iſt das Werk unſeres Volkskanzler Hitler. Dieſes neu⸗— geweckte religiöſe Leben weiterzubauen und zu vertiefen, wird Aufgabe einer ſtarken Reichskirche ſein, aufgebaut auf die lebendige Gemeinde. Das Schlußwort ſprach warm und herzlich Dekan Zanbitz⸗Bensheim. Auch bei der Nachverſamm- lung gaben die obengenannten Vereine ihr Beſtes. — Im Feſtzug wurden 820 Teilnehmer gezählt, auf dem Feſtplatz mögen es über 1000 geweſen ſein; für das kleine, abgelegene Hüttenfeld eine ſtattliche Zahl. Wir hoffen, daß die Evangeli⸗ ſchen Südheſſens ſich noch lange an dieſem ſchönen Tag erinnern werden. 1 * Ein prächtiger Harry Piel⸗ Tonfilm wird nur noch heute im U.⸗T.⸗Film⸗ palaſt gezeigt. Dieſer Harry Piel-Film iſt das ſchönſte was man ſeit langer Zeit ſchon von Harry Piel, dem beliebten Abenteurer geſehen hat. Verſäume daher kein Filmfreund die heutige Vorſtellung. Wunderbares Beiprogramm. Schafflers Wellervorherſage Für Auguſt 1933. Die Witterungsverhältniſſe des letzten und wichtigſten Sommermonates werden denen des Vormonates wahrſcheinlich nachſtehen. In der erſten Woche ziemlich kühl, regneriſch. Hierauf langſame Beſſerung und Erwärmung. Um den 13. Auguſt kühl, trüb, regneriſch. Wetterlage bis ungefähr um den 16. Auguft anhaltend, darauf Emporſchnellen der Tempe⸗ ratur, heiß bis etwa um den 21. Auguſt. Die letzte Dekade veränderlich, Temperatur mittel. Hagelgefahr beſonders um den 5, 11. und 28. Auguſt. Für September 1933. Im großen ganzen dürfte ſich der dies⸗ jährige Herbſt vorausſichtlich nicht ſo ſchön ge⸗ ſtalten, wie in den vergangenen Jahren. We⸗ gen ſeiner verhältnismäßig häufigen Niederſchläge dürſte der September nur ein mäßig ſchöner Herbſtmonat genannt werden können. Beginn des Monats kühl, trüb, regneriſch. Beſſerung um den 9. September mit Aufklären und Anſteigen der Temperatur, warm. letzte Dekade reichend, ziemlich gleichmäßig. Vom 25. bis 28. September warm. Ende des Monats Verſchlechterung. Für Oktober 1933. Ungünſtiger Herbſtmonat, zumeiſt kühl, ſtark bewölkt, regneriſch. Beginnt wahrſcheinlich ſchon mit den ange- gebenen Wettererſcheinungen und ziemlich ſtark“ ſinkender Temperatur. In ungeſchützten Lagen Gegen die Mitte des Monates Beſſerung, auch leich tes Anſteigen der Temperatur. In der letzten Dekade viel Regenwetter mit ſtürmiſchen Win. Reifbildung, im Gebirge Nachtfroſt. den, im weiteren Verlauf Schneefall. Heute Montag letzimals Harry Piel„Der Sprung in den Abgrund“ Zoſef Schaffler, Gberwölz, Stmt. Im Uni, nur 40 Pig. —— Todes-RAuzeige⸗ Gott, dem Allmächtigen, hat es in ſeinem unerforſchlichen Ratſchluſſe gefallen, geſtern Nacht um ½2 Uhr, unſere liebe, gute Mutter, Großmutter, Schwiegermutter, Schwägerin und Tante, frau Maroline Nirchner geb. Klimmer nach langem, ſchweren Leiden, wohlverſehen mit den heiligen Sterbeſakramenten, im Alter von 58 Jahren, zu ſich in die ewige Heimat abzurufen. Wir bitten um ein ſtilles Gebet für unſere lb. Verſtorbene. Viernheim, den 10. Juli 1933. Die trauernden Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet heute Montag nachm. um 6 Uhr, vom Trauerhauſe, Adolf Hitlerſtraße 64 aus, ſtatt. Ein neuer Garten⸗ ſchlauch 12 Meter lang, billig zu verkaufen. Von wem, ſagt der Verl. 2 Zimmer und Küche mit Zubehör zu vermieten Edmund Wedel Goetheſtraße 28. Zwei Eünleg-Sochtweine zu verkaufen. Annastraße 21 zd Neuheiten in Derby-Damemtaschen aus 1a Saffianleder zu den billigſten Preiſen! Große Auswahl in Aktentaschen Aaldbeulel, rieltsschan ele. Cell. Hüllen für Päſſe und Ausweiſe. J. Schweikart Adolf Hitierstranle 16. Bitte Schaufenſter beachten. ah fühmmpnus fachmann Fördert den Aufbau unſeres Vaterlandes, bringt alles brachliegende Geld auf die S parkaſſe! EEC Trauer-Hilder mit Namen- und Gebets- aufdruck, an liebe Ver- storbene, halten wir stän- dig in großer Auswahl auf Lager. Lieferzeit inner- halb 2 Stunden. 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Juli ſämtliche Rechnungen an den Rechner abzugeben, zwecks Auszahlung derſelben. Der Vorſtand. aaa Alte Zeitungen zu haben in der Druckerei dieſes Blattes. qchgggdganngaaggagngamaaaammamgag 5 Mitteilungen 4 der N. S. D. A. P. N. S. Reichsverband Deutſcher Kriegs opfer e. B. Am Dienstag, den 11. Juli 1933, nach⸗. W 1— 6 Uhr Beratungsſtunde im mittags von Freiſchütz. Der Obmann: Hanf. Bekanntmachung. Betrefferd: Ueberſchreitungen der zuläſſigen Tabal⸗ 5 anbauflächen. Die Tabakkontrollkommiſſion hat in in ihrer heutigen Sitzung eine letzte Friſt zur Vernich⸗ ung der überbauten Tabakanbauflächen bis Mitt woch, den 12. ds. Mts., mittags 12 Uhr, feſ⸗ Bis zu dieſem Zeitpunkt ſteht es den in Frage kommenden Pflanzern frei, auf welchem Acker und an welcher Stelle ſie die Vernichtung Es wird aber ausdrücklich darauf aufmerkſam gemacht, daß die Vernichtung der überbauten Fläche nur einem Stück und in einer quadratiſchen Fläche vorgenommen werden darf und nicht da und dort einige qm. Ferner muß die vernichtete Fläche gleichfalls bis Mit woch, mittags 12 Uhr dem zuſtändigen Feld Sollte jemand über die geſetzt. vornehmen wollen. ſchützen angezeigt ſein. Größe ſeiner Tabakanbaufläche nicht ganz im Klaren ſein, muß der Feldſchütze befragt werden. Letztmals wird darauf aufmerkſam gemacht, daß Uebertretungen dieſer Anordnung mit ſtrenger Strafe geahndet werden. Viernheim, den 10. Juli 1933. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. In komm. Vertretung: Bechtel. Bringe melne fahrbare dTeunbolzsdamasche bei billigſter Berechnung in empfehlende Erinnerung. Georg Knapp, Lampertheimerſtraße 18. Wet⸗ terlage, des öfteren mit Bewölkung, Niederſchlä- gen und Temperaturfall wechſelnd, bis in die (Giernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 k. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim rnſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt rankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Viernheimer Zeitung 8 Niernbelmer Anzeſbet (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petit nzei 15 koſtet 25 Pfg.,. bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ die Reklamezeile 60 Pfg., mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von fämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Pla Nummer 158 Dienstag, den 11. Juli 1933 r nicht übernommen werden Feger bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gew Hi ehe Jrderb. Englands Zeitungslönig zur nationalen Revolution— Wahrheit über das neue Deutſchland Der nachfolgende Artikel iſt ſoeben in Teine der Haupturſachen des Wirrwarrs, in der Londoner Zeitung„Daily Mail“ er- ſchienen und von dem Herausgeber des Blattes, Lord Rokhermere, ſelbſt verfaßt und krägt die Ueberſchrift„Sieghafke Jugend.“ Lord Rolhermere ſchreibk: Ich ſchreibe aus einem neuen Land auf der Landkarte Europa. Es heißt Naziland. Von allen hiſtoriſchen Wandlungen unſe— rer Tage iſt die Umformung Deutſchlands unter Hitler die ſchnellſte, vollkommenſte und plötzlichſte geweſen. Dieſe Nation von 65 Millionen ſteht plötzlich hinter ihm, einig wie nie zuvor. Seitdem, vor fünf Monaten, die Nazis die Macht erlangt haben, iſt Deutſchlands politiſche Struktur revolutio— niert, ſeine Verfaſſung umgeformt worden, und ſeinem Volke wurde Kreuzzugsmut ein— geflößt. Etwas viel bedeutungsvolleres als eine neue Regierung iſt inmitten der Deut— ſchen erſtanden. Eine plötzliche Ausdehnung ihres Nationalgefühles iſt eingetreten, wie damals in England unter der Königin Eliſa— beth. Jugend hat die Befehlsgewalt übernom⸗ men! Ein Strom jungen Blukes belebk das Land neu. Er fließt ſo ſtark in den entfernkeſten Kanälen des Nakional- lebens wie bei ſeinem Herzen. Auf Beſuch in Norddeutſchland finde ich die Anzeichen des neuen Hitlergeiſtes ebenſo offenbar in den entlegenſten Dörfchen wie in den größten Städten. Ueber die kornbelade— nen Felder hinweg ſieht man die Naziflagge auf den Dächern einſam liegender Landhäu— ſer wehen. Faſt jedes Fahrrad, dem man auf den langen, geraden Landſtraßen begegnet, trägt ſeinen Hakenkreuzwimpel, und durch die maleriſchen Gaſſen kleiner Landſtädte ſchreiten die harten jungen Männer in Braunhemden— wie ihre braungekleideten Gehilfinnen— und haben die Herrſchaft über Deutſchland von den untauglichen Ael— teren übernommen. Seit mehreren Jahren habe ich die Ent⸗ wicklung dieſer Bewegung ſehr aufmerkſam verfolgt. Im September 1930 ſchrieb ich von München aus an die„Daily Mail“, daß Deutſchlands junger Nachwuchs„entſchloſſen ſei, die Führung in den nationalen Belän— gen in ſeine Hand zu nehmen.“ Ich habe mit etzt bewieſener Genauigkeit vorausgeſagt, daß dieſe Bewegung zu einer„nationalen Wiedergeburt Deutſchland“ führen würde. Selbſt Sechziger, begrüße ich dieſes der Welt ſo gegebene Beiſpiel. Ich trete für das Recht der Jugend auf Herrſchaft ein. Muf⸗ ſolini hat die höchſte Gewalt Italiens im Alter von 39 Jahren erreicht. Seine Mitar⸗ beiter waren noch jünger. Sie zuſammen ha— ben ihr Land zum beſtregierten in Europa gemacht. Ich baue feſt darauf, daß Hitler, der im Alter von 43 Jahren zur Macht gelangt iſt, ähnliche Erfolge in Deukſchland erzie⸗ len wird. Als Großbritannlen ſein Leben und die Freiheit Europas gegen Napoleon verteidig⸗ te, waren ſeine nationalen Führer auch jung. Pitt, Wellington, Nelſon, alle hatten ſie das volle Maß ihrer Verantwertlichketten mit 40 Jahren erreicht. Während heute die Regierungen von Deutſchland oder Italien aus zehn ader ei⸗ nem Dutzend lebensſtarker, friſcher Männer in der Blüte ihrer Jahre beſtehen, bringt eine britiſche Kabineltsſitzung 20 grauhaari⸗ e alte Herren zuſammen, deren Durch⸗ ſchnittsalter 63 iſt. Die Nachſicht oder Gleich⸗ gültigkeit, mit der die britiſche Oeffentlichkeit abgewirtſchafteten Parteiführern geſtattet, ſich an der volitiſchen Macht zu klammern, iſt dem ſich unſere nationalen Angelegenheiten ſeit langem befinden. Bis ſich die jüngere Generalion in Bri⸗ kannien durchſetzt, wie es die Jugend in Deutſchland und Ilalien gekan hat, werden die ſelbſtzufriedenen Schönred- ner, die jetzt im Amke ſind und durch Preisgabe unſerer Macht in Indien auf den Verfall des Reiches hinſteuern, ihren verhängnisvollen Einfluß weiker aus- üben. Alle britiſchen jungen Männer und Frauen ſollten den Fortſchritt des nationalſozialiſti— ſchen Regimes in Deutſchland genau beob— achten. Sie dürfen ſich nicht durch irrefüh— rende Darſtellungen ſeiner Gegner täuſchen laſſen. Die einfache,„robuſte“ Vaterlands— liebe Hitlers und ſeiner Anhänger ſetzt un— ſere Salonbolſchewiſten und kultivierten Kommuniſten in größte Beſtürzung. Die kückiſchſte Verleumdung der Nalio⸗ nalſozialiſten findet ſich gerade in den Kreiſen des brikiſchen Publikums und der britiſchen Preſſe, wo das Sowjek⸗ regime am eifrigſten geprieſen wird. Sie haben einen geräuſchvollen Feldzug von Anklagen gegen die ſogenannten„national— ſozialiſtiſchen Grauſamkeiten“ begonnen, die, wie jeder Beſucher Deutſchlands ſchnell feſt— ſtellen kann, lediglich in einigen vereinzelten Gewalttaten beſteht, wie ſie unter einer gro— zen Nation unvermeidlich ſind, die andert— halb mal ſo groß iſt als die unſere. Aber dieſe Gewalttaten ſind verallgemei— nert, vervielfacht und übertrieben worden, um den Eindruck zu erwecken, daß die na— tionalſozialiſtiſche Herrſchaft eine„blutdür— ſtige Tyrannei“ ſei. Lord Rothermere erin— nert daran, daß die„alten Weiber beiderlei Geſchlechts“ vor zehn Jahren ebenſo hyſte— riſch wegen der angeblichen i Grauſamkeiten“ in Italien geweſen ſeien. Jetzt, wo Italien während zehn Jahren nicht nur Frieden und Fortſchritt erlebt habe, ſon— dern verglichen mit anderen Ländern ſogar wohlhabend ſei, ſeien die vereinzelten Aus— ſchreitungen der erſten Tage des Faſchismus vergeſſen. In gleicher Weiſe würden die „Miſſetaten“ einzelner Nationalſozialiſten mit den ungeheuren Vorteilen verſchwinden, die das neue Regime Deutſchland bereits zuteil werden laſſe. Der erſte Vorteil ſei die Beſeitigung des republikaniſchen Regimes geweſen, das kein Anſehen, kein Selbſtvertrauen und keine Selbſtachtung gehabt habe. Enthüllungen, die nach dem Sturz der republikaniſchen Mi— niſter gemacht worden ſeien, hätten gezeigt, daß ihre Regierung nur eine Schutzwand geweſen ſei, hinter der ſkrupelloſe Politiker, die ſich Republikaner nannten, das Publikum ſyſtematiſch ausplünderten. Zum erſten Mal in Deutſchlands geſamter Geſchichte hatten Betrug und Beſtechung angefangen, ſich in großangelegter Weiſe über den geſamten Staatsdienſt zu verbreiten. Ueberdies aber fiel das deutſche Volk raſend ſchnell unter die Bevormundung artfremder Elemente. In den letzten Tagen des vorhitleriſchen Regi— ments gab es zwanzigmal ſo viel jüdiſche Regierungsbeamte in Deutſchland wie vor dem Krieg. Israeliten mit internationalen Bindungen hatten ſich in Schlüſſelſtel⸗ lungen der deutſchen Verwaltungsmaſchi⸗ ne eingeſchmuggelt. Nur drei deutſche Mini: ſterien hatten Unmittelbare Beziehungen zur Preſſe, aber in jedem dieſer drei Fälle war der für die Nachrichtenverbreitung und Aus⸗ legung der Politik vor der Oeffentlichkeit verantwortliche Beamte ein Jude. Von ſol⸗ chem Schimpf hat Hitler Deutſchland befreit. „faſchiſtiſchen;, Durch Mobiliſierung der Jugend zur Unkerſtützung einer kraftvollen Natio- nalpolitik hat er ſchon jetzt eine verza⸗ gende, verbitterte Nation zu einer hoff nungsfreudigen, auf ihre Jukunft ver- krauenden gemachk. Die erſte Jolge des neuen Geiſtes, den er Deutſchland einge— haucht hat, iſt eine erſichtliche Wieder belobung feines Binnenßhandels. In England iſt die Einflüſterung weit ver— breitet worden, die Nazis wären finſtere junge Raufbolde, die mit Terror über eine eingeſchüchterte Bevölkerung herrſchten. Das iſt eine gänzliche Verdrehung der Tatſachen. Ich habe mich mit eigenen Augen und Ohren überzeugt, daß die Sympathien der überwäl— tigenden Maſſe der deutſchen Bevölkerung auf Seiten dieſer Organiſation wackerer jun— ger Patrioten ſtehen. Sie ſind der Vortrupp einer nationalen Erhebung, die unter der ſachgemäßen, zweckbeſtimmenden Führung Hitlers und ſeiner Hand voll Gehilfen außer— ordentlich ſchnell Deutſchland das Vertrauen in die eigene Kraft und ſein glückliches Ge— ſchick wiedergibt, das durch die Kriegsnieder⸗ lage erſchüttert war. Nichts hat die Welt heute ſo nötig wie Realismus. Hitler iſt ein Tatſachenmenſch. Er hat ſein Land aus der fruchtloſen Leitung durch zaudernde, halbherzige Politiker gerettet. Er hat ſeinem nationalen Leben den unüberwindlichen Geiſt ſieghafter Jugend eingeflößt. Vedeutſame Erkenntnis Berlin, 11. Juli. Lord Rothermere, der bekannte engliſche Zeitungskönig, hat in ſeinem Artikel in der „Daily Mail“ erneut und mit Nachdruck die Aufgabe fortgeführt, die er als einer der erſten Ausländer dem neuen Deutſchland ge— genüber zu übernehmen ſich verpflichtet fühlte: der Wahrheit freie Bahn zu ſchaffen. Der Aufſatz erſchöpft ſich nicht etwa in der Zurückweiſung all jener aus trübſten Quellen ſtammenden Verleumdungen gegen das neue Deutſchland, ſondern er hebt mit Nachdruck die Bedeutung hervor, die der nationalſozia— liſtiſchen Idee nicht nur für die Neugeſtal— tung des Reiches, ſondern für die ganze Welt zukommt. Der Aufſatz gewinnt ſeine beſondere Bedeutung dadurch, daß hier ein prominenter Führer jenes Volkes das Wort ergreift, das ſich ſtets gerühmt hat, in der politiſchen Auseinanderſetzung ein Höchſtmaß von Fairneß zu üben. Es iſt nicht nur das Gefühl für Sachlich— keit und Anſtand in der politiſchen Ausein— anderſetzung, was Lord Rothermere zum Sprechen bewegt. Es iſt auch nicht allein die Erkenntnis des Unrechtes, das die Welt durch Verſailles gegenüber Deutſchland ſich aufgeladen hat, die dem unermüdlichen Vor— kämpfer für eine gerechte Neuordnung Eu— ropas aus ſeiner intenſiven Beſchäftigung U 0 mit den ungariſchen Problemen erwachſen iſt. Sondern es iſt die mit Eindringlichkeit vertretene Ueberzeugung, daß die Politik Adolf Hitlers für Deutſchland die richtige iſt, daß es für Deutſchland ein Glück iſt, einen Führer gefunden zu haben, der die ſtärkſten Kräfte des Landes zum all— gemeinen Beſten zuſammenzufaſſen ver— ſteht. Darüber hinaus weiſt der Aufſatz darauf hin, daß das nationalſozialiſtiſche Gedanken- gut auf die ſtaatspolitiſchen Konſtruktionen auch anderer Völker nicht ohne Einfluß blei⸗ ben kann und daß damit die in Deutſchland im Gange befindliche Entwicklung eine bahnbrechende iſt. Der Naum der Donau Der ungariſche Miniſterpräſident Göm⸗ bös, der vor einiger Zeit zu Beſprechun⸗ gen auch in Berlin weilte, iſt in Wien ein⸗ getroffen und hat mit dem öſterreichiſchen zundeskanzler, Dr. Dollfuß, eine Unter— redung gehabt. Der Beſuch des ungariſchen Staatsmannes in Wien iſt ein offizieller Staatsbeſuch und über die Beſprechungen wird aus Wien in amtlicher Form berich— tet. Danach waren Gegenſtand der Verhand— lungen alle die beiden Länder intereſſieren— den politiſchen und wirtſchaftlichen Fragen. Die beiden Staatsmänner waren ſich einig, daß es im Intereſſe ihrer beiden Länder liege, bei der Behandlung von beide Staa— ten intereſſierenden Fragen weitgehendes Einvernehmen zu pflegen. In einer Preſſebeſprechung führte Göm— bös aus, da alle Welt den Frieden wünſche, müſſe man aufrichtig miteinander ſprechen. Er perſönlich ſei der Anſicht, daß man auch auf friedlichem Wege an die Reviſion der Friedensverträge herangehen müſſe. Es ſei unmöglich, daß es unter den Völkern Europas Herren und Sklaven gebe. Der Viererpakt ſolle ein Schritt zur Geneſung der politiſchen Lage ſein. Friede könne nur 9 wenn Gerechtigkeit herrſche. Das ſind ie Grundprinzipien der ungariſchen Poli— tik. Wir wünſchen, Freundſchaften zu ſchlie⸗ ßen. Zwiſchen Wien und Budapeſt Freund⸗ ſchaft zu ſchließen, iſt natürlich leicht. Geo⸗ raphiſch, wirtſchaftspolitiſch, aber auch hi⸗ toriſch ſind wir aufeinander angewieſen. Und ich und auch Bundeskanzler Dr. Dollfuß leben in dem Bewußtſein, daß man eigentlich in den Schlüſſelpunkten der oſteuropäi⸗ ſchen Politik, mindeſtens aber in der Donaupolitik, ohne uns keine Politik machen kann. Wir ſind bereit, auf alle Anregungen einzugehen, um die Hemmniſſe wegzuräumen, die zwiſchen den Völkerndie Entwicklung eines ruhigen Le— bens hindern.“ Auf eine Frage, ob auf Grund dieſer Richtlinien mit der Kleinen En- tente Verhandlungen eingeleitet würden, er— klärtekömbös: Wir haben mit der Kleinen En— tente wirtſchaftliche Beſprechungen auf der Grundlage von Kompenſationsausgleichen eingeleitet. Selbſtverſtändlich ſind dieſe Fra— gen noch nicht endgültig geregelt. Bei dieſem Wiener Beſuch des ungariſchen Miniſterpräſidenten und ſeiner Beſprechun⸗ gen und Erklärungen muß man ſich daran erinnern, daß unabhängig von den wechſeln⸗ den Phaſen der geſamteuropäiſchen Konſtel⸗ lation die einzelnen Nachfolgeſtaaten der Do⸗ naumonarchie ihre Sorgen und In⸗ tereſſen haben. Der ungariſche Miniſter⸗ präſident iſt, wie auch ſein vor einigen Wo⸗ chen in Berlin erfolgter Beſuch beweiſt, eif— rig bemüht, die wirtſchaftliche Lage des aus⸗ geſprochenen Agrarlandes Ungarn durch Vereinbarungen mit denjenigen Ländern, die als Abnehmer in Frage konimen können, zu verbeſſern. Seit Jahren wartet Ungarn vergeblich auf wirkſame Hilfe derjenigen Staaten, die für die Grenzziehung von Trianon und damit für die beſonders ſchrnerige Loge des Lan— des verantwortlich find. Vor drei Jahren hatte Deutſchland durch ſeine Bereitſchaft zu Präferenzverlrägen mit den ſüd⸗ oſteuropäiſchen Stazteg, insbeſondere mit Ungarn und Rumänien, eine Initiatiwe er⸗ griffen, die eine praktiſche Hilfeleiſtung für alle dieſe Staaten mit immer mehr ſchwin⸗ dender wirtſchaftlicher und finanzieller Lei— ſtungsfähigkeit bedeutet hätte. Politiſche und wirtſchaftspolitiſche Rivalitäten von den verſchiedenſten Seiten haben verhindert, daß dieſer Gedanke ſich ſo auswirkte, wie es notwendig geweſen wäre: als ausgeſproche⸗ ne Vorzugsbehandlung einiger beſonders gefährdeter Länder. Die Konferenz von Streſa hat im vorigen Jahre verſucht, dieſen Präferenzgedanken mit dem politiſchen Miß⸗ trauen Frankreichs gegenüber dem deutſchen Einfluß im Donauraum auf eine Formel zu 1 bringen, wodurch lediglich einige totgeborene Reſolutionen zuſtande kamen. Nun iſt in dieſem Jahre— wie es heißt— unter aktiver Förderung durch Italien der Gedanke eines engeren Anſchluſſes zwiſchen Oeſterreich und Ungarn ver⸗ treten worden. Schon vor Wochen, als die⸗ ſer Gedanke in der tendenziöſen Form einer Habsburger Reſtauration auftauchte, wur⸗ de ein wirtſchaftlicher Zuſammenſchluß zwi⸗ ſchen Oeſterreich und Ungarn vor allem in England als die natürliche Löſung des ſo lange verſchleppten Donauproblems befür⸗ wortet. Auch jetzt ſcheint eine Wirtſchafts⸗ union der beiden Länder das Ziel der Verhandlungen zwiſchen Oeſterreich und Un— garn zu ſein, wobei man ſich aber zweifel⸗ los darüber klar iſt, daß dieſe Art von Zu⸗ ſammenſchluß nur unter beträchllichen Schwierigkeiten verwirklicht werden könnte und auch dann noch nicht die wirklicheLöſung wäre. Es braucht nur daran erinnert zu wer— den, daß das Gutachten des Haager Gerichts⸗ hofes vom September 1931 eine Zollunion Oeſterreichs mit einem anderen Staate als iat b der wirtſchaftlichen Selbſtän⸗ digkeit des Landes und damit als unverein⸗ bar mit dem neuerdings beſtätigten Anleihe⸗ protokoll von 1922 erklärt hat. Auf alle Fälle müßten, wie dies Gömbös ſchon angedeutet hat, die Beziehungen zur Kleinen Entente einer umfaſſen⸗ den Regelung unterzogen werden Gömbös ſagt: Ständiger Kontakt Wien, 11. Jult. Miniſterpräſident Gömbös iſt mit dem Flugzeug nach Budapeſt abgereiſt. In Ab— ſchiedsworten betonte er, er verlaſſe Wien mit der Genugtuung, daß er gute Arbeit für Ungarn und für Mitteleuropa geleiſtet habe. Bundeskanzler Dollfuß dankte, daß Miniſter⸗ präſident Gömbös der Einladung nach Wien Folge geleiſtet habe und bei dieſer Gelegen⸗ heit die laufenden Probleme im Geiſte des beſtehenden Freundſchaftsvertrages hätten beſprochen werden können, nicht nur zum Nutzen für die beiden Länder, ſondern auch für Mitteleuropa und darüber hinaus für ganz Europa. Vor ſeiner Abreiſe erklärte Gömbös Preſſevertretern gegenüber, ſein Beſuch ſei bereits ſeit längerer Zeit vorbe⸗ reitet geweſen. Das Schwergewicht der Be⸗ ſprechungen habe bei den wirtſchaft⸗ lichen Beziehungen gelegen. Um dieſe zu vertiefen, etwa auftauchende Hinderniſſe durch perſönliche Fühlungnahme beiſeite zu ſchaffen, ſei das Ziel der Beſprechungen ge— weſen. Das gemeinſame Intereſſe erfordere ſo⸗ wohl in wirtſchaftlichen wie auch in an⸗ deren Fragen einen ſtändigen Kontakt zwiſchen beiden Ländern. Nach einem Hinweis auf die Herzlichkeit des Empfanges den er in Wien gefunden habe, ſchloß Gömbös: Ein gutes Ergebnis unſerer Arbeit iſt umſo gewiſſer, als ich ſehe, daß nicht nur die Politiker, ſondern auch die Völ⸗ ker für die Weiterentwicklung der guten Ve⸗ ziehungen zwiſchen Oeſterreich und Ungarn lebhaftes Intereſſe zeigen. Auslands⸗Nundſchan Polniſche Aufſtändiſche überfallen deutſche Minderheit. In Koſtow bei Myflowitz kam es zu einem neuen ſchweren Zuſammenſtoß zwiſchen Auf⸗ ſtändiſchen und deutſchen Minderheits-Angehö⸗ rigen. Mehrere Minderheitsangehörige wur⸗ den verletzt, einige von ihnen ſchwer. Ein Ver⸗ letzter ſchwebt in Lebensgefahr. Die Unruhen dauerten lange an, ohne daß die Poltzei ein— griff. Reichsdentſche Familien aus Tito! ausgewieſen. Aus Innsbruck wurden drei reichsdeutſche Familien, die dort ſeit 10 Jahren anſäſſig ſind, wegen nationalſoz aliſtiſcher Propaganda ausgewieſen. Alle drei Familien haben gegen den Ausweiſungsbefehl Berufung eingelegt. Das Reichs konkordat Glückwünſche des Caritas⸗Verbandes. Freiburg⸗Br., 11. Juli. Nach Bekanntwerden der Paraphierung des Konkordats zwiſchen dem Heiligen Stuhl und der Reichsregierung hat der deutſche Ca⸗ ritas⸗Verband folgendes Telegramm an den Herrn Reichskanzler geſandt:„Mit aufrichti⸗ gem Dank gegen Gott beglückwünſchen wir die Reichsregierung zum erfolgreichen Abſchluß de Konkordats und geloben allezeit die treue⸗ ſte Pflichterfüllung im Dienſte der Notleiden⸗ den unſeres heißgeliebten Volkes“. * Der„Völkiſche Beobachter“, der darauf hin⸗ weiſt, daß es der Gepflogenheit des Vatikans entſpreche, Verträge erſt nach der Unterzeich⸗ nung zu veröffentlichen, bezeichnet den Ab⸗ ſchluß des Konkordats als eine neue ent⸗ ſcheidende Tat der Regierung Hitler. Alle jene Anwürfe, ſo ſchreibt das Blatt, mit denen das Zentrum jahrelang gegen uns gearbeitet hat, ſind als unwahrhaftig erwieſen worden. Ge⸗ rade mit Adolf Hitler hat der Vatikan ein Abkommen in dem Augenblick unterzeich⸗ net, da das Zentrum von der Bühne der Politik für immer verſchwunden Denulſchlands Erntenusſihten Eine Vorſchätzung von Anfang Juli Berlin, 11. Juli. Auf Grund der mice der Getreide · ernte durch die amtlichen Saalenſtandsbe richkerſtaller zu Anfang Juli ds. Js. wäre unter Zugrundelegung der Ende Mai ds. Js. ee Anbauflächen zu Anfang Juli 8. Js. eine Geſamternke an Roggen von et⸗ wa 8,22 Millionen Tonnen(gegen 8,36 Mill. Tonnen im Vorjahre), an Welzen von 5,06 Millionen Tonnen(5,0), an Fu von 137 000 Tonnen(155 000), an Winkergerſte von 641 000(624 000) Tonnen, an Sommer- gerſte von 2,53 Millionen(2,59 Tonnen und an Hafer von 6,18 Millionen(6,65) Tonnen zu erwarken. Für eine Beurteilung dieſer Ergebniſſe, die im allgemeinen wieder eine gute Ernte verſprechen, iſt jedoch zu berückſichtigen, daß es ſich bei der Schätzung zu Anfang Juli um eine erſte Vorſchätzung handelt, bei der das Getreide noch durchweg auf dem Halm ſteht und bei der überdies vorausgeſetzt wird, daß ſowohl die Witterungsverhältniſſe als auch die Wachstumsfaktoren bis zur Ernte nor— mal ſind. Finanzminiſterium erläutert Das Reichsfinanzminiſterium hat ſoeben unter obigem Titel eine kleine, 15 Seiten umfaſſende Druckſchrift veröffentlicht, die alles Wiſſenswerte über die zahlreichen Ver⸗ günſtigungen enthält. die der neue Staat den e ee unter gewiſſen Voraus⸗ ſetzungen zu bieten bereit iſt. Das Heftchen gliedert ſich in acht Abſchnitte, die ſich zunächſt über den Zweck von Eheſtandsdar⸗ lehen, über den Perſonenkreis der Emp⸗ Benda en über die Form und den erlauf der Antragsſtellung und über die Form der Bekanntgabe des Darlehens aus⸗ ſprechen, und weiter noch wichtige Hinweiſe auf die Verwendung der Bedarfsdeckungs⸗ ſcheine, auf die Rückzahlungsvorſchriften und ſchließlich 10 auf die Fälle bieten, bei de⸗ nen ein Erlaß oder eine Unterbrechung der Rückzahlung eintreten kann. Durch das neue e zur Förderung von aan ſoll folgendes erreicht wer en: 1. Erhöhung der Jahl der Eheſchließungen um jährlich 200 000; 2. Verminderung der Arbeitsloſigkeit um 400 000 im erſten Jahr und 200 000 in jedem weiteren Jahre; 3. Enklaſtung der Arbeitsloſenfürſorge um 200 Millionen Mark im erſten Jahr, 300 Millio- nen Mark im zweilen Jahr, 400 Millionen Mark im dritten Jahr uſw.; 4. Verbeſſerung der Aufkommensſumme an Steuern und Ab- gaben auf die Dauer um rund 100 Millionen Mark jährlich, ſowie ſchließlich 5. Belebung fa aller Zweige der deutſchen Wirkſchaft, nsbeſondere der J belinduſtrie, der Haus⸗ geräkeinduſteie, der Textilinduſtrie, der Bau⸗ wirkſchaft und des Güterverkehrs. ift. Die klare Scheidung der Kompetenzen iſt nunmehr durch den beiderſeitigen Staats⸗ akt klar zum Ausdruck gebracht worden und die Verfügung des Kanzlers wird das Uebrige tun, um den beſten Willen des Deutſchen Rei⸗ ches zur Befriedigung des gegenſeitigen Ver⸗ hältniſſes zu unterſtreichen. Eine allgemeine Beruhigung der Gemüter wird hoffentlich die Folge dieſes Konkordatsabſchluſſes ſein und alle unnützen Konflikte ausſchalten. Ein be⸗ ſonderes Verdienſt für die glückliche Regelung der ſchwierigen Frage kommt dem Vizekanz⸗ ler von Papen zu. 5 Auch die engliſche Preſſe beachtet den Ab⸗ ſchluß des Konkordats und nennt es einen Er⸗ folg des Vizekanzlers. Es wird hervorgehoben, daß das Konkordat„die völlige Zurück- ziehung der katholiſchen Prieſter und der katholiſchen Organiſationen aus der Poli⸗ tik“ bed rate, daß aber die Unverſehrt⸗ hert des katholiſchen Unterrichts voll gewährleiſtet ſei. Beſonders hervorgeho⸗ ben wird die Hoffnung des Reichskanzlers, daß die evangeliſche Kirche ebenfalls ihre Schwierigkeiten regeln werde. 11 Vizekanzler von Papen traf von Rom kom⸗ mend in Berlin ein. bald Die zwei Aufgaben Rede des Reichskanzlers auf dem weſtfä⸗ liſchen SA. Treffen. Dorkmund, 11. Juli. Auf dem großen SA-Treffen in Dort- mund hielt Reichskanzler Hitler eine Re⸗ de, in der er nach einem Rückblick auf die letzten vierzehn Jahre betonte, in den letzten fünf Monaten habe der Nationalſozialismus dem deutſchen partekulariſtiſchen Kaiſerſtaat den Todesſtoß verſetzt und dem Partikula— rismus der Parteien ein Ende gemacht. Die Parteien ſeien nicht vorübergehend vergan— gen, ſie ſeien endgültig beſeitigt. Auch das Jen dt habe kapituliert und wir ſeien Naa darüber, denn wir wollen, daß der Kampf in den religiöſen Lagern ein Ende nimmt. Wir ſind auch glücklich, daß es ge— lang, in Rom ein Konkordat zu para⸗ phieren, nach dem es nunmehr für alle Zu⸗ kunft den Prieſtern verboten ſein wird, ſich politiſch in den Parteien zu betätigen. Damit iſt der politiſche Machtkampf abgeſchloſſen. Wir ſehen heute zwei rieſige Aufga⸗ ben vor uns, die uns in der nächſten Zeit beſchäftigen werden. Wir 1 den deutſchen Menſchen für 1 Staat erziehen. Wir wiſſen, daß dieſe Erziehung nicht in der Theorie möglich iſt, ſondern wir ſchaffen die Schule der Praxis, in die in Zukunft ſe⸗ der Deutſche kommen wird, um geſchult zu werden für deukſches Sein. Die zweite Aufgabe iſt die größte Auf⸗ abe, die je einem Staat geſtellt worden iſt: ie Millionenarmee der Arbeitsloſen in die Wirtſchaft wieder einzugliedern. Als 1 am 30. Januar die Macht übernahm, bat ich mir vier Jahre Zeit aus. Nun ſind von dieſen vier Jahren nicht ganz ſechs Monate vergangen und wir haben in dieſer Zeit die Zahl der Arbeitsloſen um rund 2 Millionen heruntergekämpft und wir werden ſie weiter herunterkämpfen, Monat um Monat, Jahr um Jahr, Wir werden die Konſumkraft unſeres Volkes wieder herſtellen und die ganze Wirtſchaft wieder befruchten und werden damit den Millionen Menſchen nicht nur Lebens möglichkeit ſchaſſen im materiel⸗ len Sinn, ſondern werden ihnen die Verzagkheit nehmen, die in der Aus- ſichtsloſigkeit liegt, mit der ſie bisher den Aufgaben des Lebens gegenüberſtanden. Ich möchte ane dieſer ganz großen Aufgabe einen Appell an Sie richten: Wir ſind die größte Organiſation, die jemals in Deutſchland bebanden hat, wir ſind auch die einzige Organiſation. Wir haben die Ver⸗ antwortung und können ſie nicht auf fremde Schultern laden. Indem wir unſere ahne in ganz Deutſchland als Staatsfahne aufgezogen haben, haben wir die Aufgabe bekommen, darauf zu achten, daß dieſe Fahne nicht geſchändet wird. Fahnen wer⸗ den niemals vom Gegner geſchändet, ſondern nur von den Trägern. Darum ſchart Euch um dieſes Symbol und führt Euch ſo, daß die kommende Generation in Euch die ſtolzen Fahnenträger der deutſchen Erhebung ſieht. Wir müſſen die große Aufgabe, die un⸗ ſerer Zeit geſtellf iſt, erfüllen, denn au⸗ ßer uns iſt niemand mehr da, der es könnte. Nach uns würde nur die Ver- zweiflung kommen. Nach der Rede des Reichskanzlers ſtimmte die Menge das Deutſchlandlied und das Horſt⸗Weſſel⸗Lied an. Noch ſtundenlang dauerte der Abmarſch der braunen Kolon— nen. Dank der bis ins Kleinſte gehenden Organiſation verlief die Durchführung des Programms ohne jede Störung. Politiſches Allerlei Dresden. Nach wochenlangen Beobachtun⸗ gen hat die Polizei eine Sitzung von Funk⸗ kinären der„Roten Wehr“ bei Moritzburg aus⸗ gehoben und vier umfangreiche Waffenlager dieſer Leute ermittelt. Bis jetzt ſind insgeſamt 65 Perſonen, darunter auch ein Polizeiober⸗ wachkmeiſter, in Haft genommen worden, von denen zum Teil auch bereits volle Geſtändniſſe vorliegen. Frankreichs Außenpolitik Im Departement Vaucluſe gab in einer Rede Miniſterpräſident Daladier eine Art Rechenſchaftsbericht über die Innen⸗ und Außenpolitik ſeiner Regierung. Das Ziel der franzöſiſchen Außenpolitik ſei die Zuſammenarbeit mit allen Ländern. Frankreich werde von dem Grundſatz gelei⸗ tet, daß eine Regierung weder das Recht ha⸗ be, in die Angelegenheiten eines anderen Staates einzugreifen, noch ſie von Gründen beſtimmen zu laſſen, die ſich auf die Verſchie⸗ denheit der politiſchen Regimes beziehen. Zur Abrüſtung erklärte Daladier, Frankreich ſei zu einer gleichzeitigen Abrü⸗ ſtung mit den anderen Mächten bereit, aber dieſe Abrüſtung müſſe„der ſtrikteſten Kon⸗ trolle, einer dauernden, beweglichen und automatiſchen Kontrolle unterworfen ſein und ſich ſowohl auf die private Waffenfabri⸗ kation und den privaten Waffenhandel er⸗ ſtrecken, deren Abſchaffung die franzöſiſche Regierung mit allen Kräften zu erreichen ſich bemühen wird, als auch auf alle militä⸗ riſch organiſierten Formationen, deren ſchleu— nigſte Beſeitigung die Regierung ebenfalls verlangen wird.“ Daladier wies auf den Viererpakt hin, den Frankreichs Alliierte, die Kleine Entente und Belgien gebilligt hätten. Frankreich wolle die Aussprache mit dem großen Nach⸗ barn(gemeint iſt Italien), von dem man zu lange durch Meinungsverſchiedenheit ge⸗ trennt geweſen ſei, ſorſehen 1 1 In lurzen Worte Lord Rothermere i ee in der Londoner Zeitung„Daily Mail“ einen Ar⸗ tikel über Deutſchland, der die Bedeutung der nationalſozialiſtiſchen Idee für die Neu⸗ eſtaltung Deutſchlands und der ganzen elt hervorhebt.„ Der ungariſche Miniſterpräſident Gömbös, der in Wien mit dem öſterreichiſchen Bun⸗ deskanzler Dr. Dollfuß eine Beſprechung ge⸗ habt hat, iſt nach Budapeſt ſih beſe ehrt. Beide Staatsmänner äußerten ſich befriedigt über das Ergebnis der Aufgabe. Die Gleisanlagen an der Stelle der Eiſen⸗ bahn⸗Kataſtrophe bei Apolda ſind wieder hergeſtellt, die Züge verkehren wieder. Ueber die Urſache des Unglücks herrſcht noch Unklarheit. Die amtliche Saatenſtandsberichterſtattung gibt eine vorläufige Schätzung der deutſchen Getreideernte. Danach iſt eine gute Ernte u erwarten, vorausgeſetzt, daß alle natür⸗ 1 8 Einflüſſe auf die Ernte bis zur Ernte normal ſind. In Myslowitz haben polniſche Aufſtändi⸗ ſche erneut deutſche Minderheitsangehörige überfallen. Papens Meldung Und des Keichspräſidenken Glückwunſch. Berlin, 11. Juli. Vizekanzler von Papen hat an den Herrn Reichspräſidenten aus Rom folgendes Tele⸗ gramm gerichtet: „Es gereicht mir zur großen Freude, Herrn Generalfeldmarſchall melden zu kön⸗ nen, daß nach ſchwierigen Verhandlungen das Konkordat Fatah wurde. Ich bin feſt bereue aß der Abſchluß des Ver- tragswerkes ſowohl der Verinnerlichung der Kirche wie durch die Ned großer Ju- ſtändigkeiten ganz beſonders dem inneren Frieden des deulſchen Volkes dienen wird, und ich bin dankbar, daran habe mitwirken zu können, das neue 8 chice auf den geeinten Autoritäten der chriſtlichen Kirche und des Staates auszubauen.“ Der Herr Reichspräſident hat wie folgt geantwortet: „Jür die Mitteilun Reichskonkordales danke ich beſtens und be⸗ glückwünſche Sie Handi zu dem in ſchneller, e Verhandlung erzielten Ergeb- nis, in dem ich eine wertvolle Förderung des Reichsgedankens und der inneren Befrie⸗ dung unſeres Volkes erblicke.“ Eine Million Depotunterſchlagungen Berliner Bankiers verhaftet. Berlin, 11. Juli. Auf Antrag der Staatsanwaltſchaft wurde das Geſchäftsgebaren des Bankhauſes Paul N. Meyer in der Dorotheenſtraße einer ein⸗ gehenden Kontrolle unterzogen. Es ergab ſich, daß umfangreiche Depotunterſchlagungen ver⸗ übt worden waren, die die Höhe von einer Million erreichen werden. Der eigentliche In⸗ haber des Bankhauſes, Hans Richau, war bereits am 29. Jun wegen Deviſenſchiebung von der Zollfahndungsſtelle feſtgenommen worden. Am Samstag wurden die Bankiers Paul Mayer und der Freiherr Odal Knigge ſowei drei Angeſtellte feſtgenommen. Imnibus unmgeſtürzt Stavelot, 11. Juli. In der Nähe von Stavelot ſtürzte ein Autobus, deſſen Bremſen gebrochen waren, um. Auf der abſchüſſigen Straße war der Chauf⸗ feur nicht mehr in der Lage, den Wagen zum Stehen zu bringen, da die Bremſen ver⸗ ſagten. Ber dem Verſuch, anzuhalten, ſchleu⸗ derte der Wagen gegen eine Mauer und ver⸗ urſachte ſo das Unglück. Zwei Inſaſſen ſtarben ſofort, ein Dritter bei der Ankunft im Ho⸗ ſpital, in das auch ſieben Verletzte eingelie⸗ fert wurden. Aeberſchwemmimgslataſtroph 2000 Perſonen obdachlos. Prag, 11. Juli. Karpath⸗Rußland, der öſtliche Zipfel der Tſchechoſlowakei, iſt von einer kataſtro⸗ phalen Ueberſchwemmung heimgeſucht wor⸗ den. Bisher wurden zwei Tote geborgen. 50 weitere Perſonen werden vermißt und man befürchtet, daß dieſe in ihren Wohnun⸗ ach 10 ſind. 2000 Perſonen ſind ob⸗ achlos. a Die Fluten überraschten die Einwohner während der Nacht. In einer einzigen Ge⸗ meinde ſind 250 Häuſer eingeſtürzt. Das Waſſer ſteht ſtellenweiſe ſieben Meter über Normal. Die Bevölkerung konnte nur das nackte Leben reiten. Unterhalb Wylock bildet die Theiß einen 10 Kilometer breiten See. In der Theiß wurden mehrere ſchwimmende Leichen 55 6 Da die Telefon⸗, Telegraphen⸗ und Ci⸗ enbahn verbindungen open unterbro⸗ chen ſind, iſt eine erſchöpfende Darſtellung der Kataſtrophe vom Abſchlu des ö 0 0 ö „Schnell jetzt, Williams! Ich danke Ihnen für Ihre Letzte Nachrichten Auf Zumatra: 5 Tote, 16 Verletzte Padang(Sumatra), 11. Juli. Bei Mocara⸗Laboch ſtürzte ein Autoomni⸗ bus eine ſieben Meter tiefe Böſchung hin⸗ unter. Fünf Inſaſſen fanden den Tod, 16 wurden ſchwer verletzt. Die Weltwirtſchaftslonſerenz Das Büro vertagt ſich. London, 11. Juli. Das Büro der Weltwirtſchaftskonferenz f v ſich, nachdem es die Einſetzung von vier Berichterſtattungsausſchüſſen beſchloſſen atte, um einen Tag. Das Büro nahm den ericht des Wirtſchaftsausſchuſſes an. Der Währungsausſchuß wird um 16 Uhr wieder zuſammentreten, um dem Büro der Welt⸗ wirtſchaftskonferenz ſeine endgültigen Vor⸗ ſchläge zu unterbreiten. Eine ernſte Stockung Bei der Wiederaufnahme der Unterhaus⸗ debatte über die Voranſchläge des Foreign Office ſchilderte Schatzkanzler Chamberlain die Ausſichten der Weltwirtſchaftskonferenz. Er gab zu, daß die Arbeit der Konferenz „eine lehr ernſte Stockung erlitten habe, er hoffe jedoch. daß es in den aller- nächſten Tagen möglich ſein werde, die Schwierigkeiten zu überbrücken. Cham⸗ berlain betonte, daß die Stockung den Ausſichlen, zu einem Uebereinkommen über die weſenklichen Weltprobleme zu gelangen, keinen Todesſtoß verſetzt habe.“ Wir müfſſen, ſo erklärte er, Gleichmut be— wahren und uns nicht durch die zeitweiſen ſtörenden Faktoren der Entwertung des Dollars, die in hohem Maße künſtlich nur das Ergebnis der Spekulation iſt, zu über⸗ eilten und ſchlecht überlegten Entſchlüſſen treiben laſſen. Die Katastrophe bei Apolda Vier Tole, 16 Verletzte— Unkerſuchung der Urſachen des Unglücks. Erfurt, 11. Juli. Die Reichsbahndirektion Erfurt gibt über das Zugunglück bei Apolda, das, wie be⸗ kannt iſt, vier Todesopfer gefordert hat, und wobei 16 Perſonen verletzt wurden, folgen— des bekannt: Der Unfall fand um 15.16 Uhr ſtatt. Um 15.43 und 15.45 fuhren die Hilfszüge von Erfurt ab. Schon vor der Ankunft der Hilfs⸗ züge waren alarmierte Hilfskolonnen und Aerzte zur Stelle, ſo daß die Verletzten ſehr ſchnell geborgen und nach dem Apoldaer Krankenhaus gebracht werden konnten. Nach kurzer Zeit war der oberſte Betriebsleiter der Eiſenbahndirektion zur Stelle. Reichs⸗ ſtatthalter Sauckel, Miniſterpräſident Marſchner und der Landrat von Wei⸗ mar trafen nach kurzer Zeit gleichfalls ein und begaben ſich in das Krankenhaus zu den Verletzten. Noch am Nachmittag beſuchte auch der Vertreter des abweſenden Präſiden⸗ ten der Reichsbahndirektion die Verunglück⸗ ten im Krankenhaus. Nachmittags ließ ſich der Generaldirektor der Reichsbahngeſell⸗ ſchaft, Dr. Dorpmüller, der mit dem General⸗ ſekretär der Reichsautoſtraßen, Or. ing. Loor ſich auf der Fahrt nach Frankfurt a. M. be⸗ fand, um wegen der zwiſchen Frankfurt und Heidelberg geplanten erſten Teilſtrecke der deutſchen Reichsautoſtraßen Verhandlungen zu führen, von dem Vizepräſidenten und dem Betriebsleiter der Eiſenbahndirektion Erfurt Bericht erſtatten. Nach den erſlen Meldungen hieß es, daß das Unglück auf eine Verwerfung der Schienen zurückzuführen ſei. Ob dieſe Vermutung zutrifft, ſteh! nicht feſt und dagegen ſpricht, daß an der Unfallſtelle der beſte und ſtärkſte Bahnbau liegt, der bei der Reichsbahn verwandt wird. Dieſer iſt einer der ſtärkſten der ganzen Welt. Der Gleisbau an dieſer Stelle liegt bereits ſeit 1929 und hat ſeit dieſer Zeit ge— halten. Die Gleisanlagen an der Stelle wuͤr— den erſt vor kurzem durch den Oberbaumeß— wagen unterſucht und als vorzüglich befun— den. Auch der Vorſtand des Betriebsamtes Weimar hatte noch zwei Tage vorher ſich von der guten Gleisanlage überzeugt. Irgend— welche Unregelmäßigkeiten ſind von den zahlreichen Schnellzügen, die kurz vorher die Unfallſtelle paſſiert haben, nicht bemerkt worden. Am Montag früh wurde die Un— terſuchung durch zwei Kommiſſare der Hauptverwaltung fortgeſetzt. Von zwei der vier Toten ſind die Perſo⸗ nalien noch nicht feſtgeſtellt. Bei den 16 Verletzten, die noch im Krankenhaus Apolda ſich befinden, beſteht keine Le— bensgefahr. Durch einen der entgleiſten Wagen waren zunächſt beide Hauptgleiſe geſperrt. Einzelne Züge wurden über Naumburg—Jena umge⸗ leitet. Jetzt ſind die Gleiſe wieder fahrbar emacht, ſo daß es dadurch gelungen iſt, den zerkehr wieder in Gang zu bringen. * Zugunglück auch in Spanien Patis, 11. Juli. Wie Havas aus La Coruna meldet, iſt der von Madrid nach der Provinz Silicien fahrende Schnellzug 41 Kilometern von as Coruna entfernt zwiſchen Curti und Ceſuras entgleiſt. Nach den erſten Nachrichten ſol— len zwei Perſonen ums Leben ge⸗ kommen und 47 verletzt worden ſein. Die Veſſerung hält an Entlaſtung der Arbeitsämter im Juni um faſt 8000. * Frankfurt a. M., 11. Juli. Bei den Arbeitsämtern ging die Zahl der verfügbaren Arbeitſuchenden in der zweiten Junihälfte um rund 4000 oder 1,3 v.§. des Standes von Mitte Juni zurück. Insge⸗ ſamt ergibt ſich für den Monat Juni damit eine Entlaſtung der Arbeitsämter um faſt 8000, da die Entlaſtung in der erſten Juni— hälfte etwa in gleicher Höhe lag. Der An— teil der Männer an dem Abgang der Ar— beitſuchenden war wieder erheblich ſtärker als bei den Frauen. Insgeſamt wurden Ende A. A termene 607 Weihe eines neuen Berliner SA.⸗Heimes. In Berlin fand die Weihe eines neuen SA.-Heimes ſtatt, das den Namen „Hermann Göring“ erhielt. Prinz Augu t Wilhelm, daneben Sturmbannführer Schil⸗ hung während der Weißefeier. Juni 29,1 049 Arbeitſuchende gezahlt, davon waren 242 649 Männer und 49 000 Frauen. Wie ſich aus der Entwicklung der Zahl der Beſchäftigten nach der Krankenkaſſenmitglie⸗ derſtatiſtik ergibt, iſt die Entlaſtung des Ar⸗ beitsmarktes an ſich höher als dies in den Zahlen der Arbeitsämter zum Ausdruck kommt. Die Verbeſſerung der Arbeitsmarktlage ergibt ſich aber nicht nur aus der Zahl der zuſätzlich Beſchäftigten, ſondern auch aus der Abnahme der Kurzarbeit. In der zweiten Junihälfte war die Ent⸗ laſtung beſonders ſtark in der Eiſen⸗ und Me⸗ tallerzeugung und-verarbeitung, im Holz⸗ und Schnitzſtoffgewerbe und im Baugewerbe. Eine Entlaſtung ergab ſich ferner in den Gruppen Papiererzeugung und verarbeitung, Leder⸗ erzeugung und»verarbeitung, im Nahrungs- und Genußmittelgewerbe, im Verkehrsgewerbe ſowie bei der Gruppe der ungelernten Arbeiter. Auch die Zahl der Angeſtellten nahm nicht unweſentlich ab. Im Bekleidungsgewerbe nahm die Zahl der Arbeitſuchenden infolge Ab⸗ flauens der Satſon weiterhin etwas zu. Die Zahl der Hauptunterſtützungs⸗ empfänger in der Arbeitsloſenverſicherung iſt von Mitte zu Ende Juni um 3343 zurück⸗ gegangen, in der Kriſenfürſorge hat ſie um 23 zugenommen. Es wurden Ende Junt in der Arbeitsloſenverſicherung 20 758, in der Kriſenfürſorge 67841, in beiden Unterſtüt⸗ zungseinrichtungen zuſammen 88 599 Haupt- unterſtützungsempfänger gezählt. Die Zahl der zurzeit beſchäftigten Land⸗ helfer betrug Mitte Juni 7602 gegenüber 4064 Mitte Mai. Nach dem vorläufigen Ergebnis beträgt die Zahl der Wohlfahrtserwerbsloſen Ende Junk 119 6693 gegenüber 124005 Ende Mai. 8 Mürkte und Vörſen (Ohne Gewähr.) vom 10. Juli 1933. Frankfurter Produktenbörſe. Es notierten: Weizen 20.40 bis 20.50, Rog⸗ gen 18, Hafer 15.75 bis 16, Treber 12.25 bis 12.50, Heu alte Ernte 5.50 bis 6, Neue Ernte 4, Weizen⸗ und Roggenſtroh 2.30 bis 2.40, gebündelt 2 bis 2.20 Mark. Tendenz: Roggen und Roggenmehl feſt, alles andere nachgebend. Mannheimer Produktenbötſe. Es notierten in Reichsmark, per 100 Kilo⸗ gramm, waggonfrei Mannheim: Weizen inl. 20.90 bis 21, Roggen inl. 18.50, Hafer inl. 16 bis 16.25, Futtergerſte 16.50 bis 16.75, La⸗Plata⸗Mais, gelber mit Sack 21.25; Wei⸗ zenmehl, Spezial Null, mit Austauſchweizen 31.50 bis 31.75, desgleichen aus Inlandswei⸗ zen 30 bis 30.25; ſüddeulſches Wetzenauszugs⸗ mehl 34.50 bis 34.75, bezw. 33 bis 33.25; füddeutſches Weizenbrotmehl 23.50 bis 23.75, bezw. 22 bis 22.25; desgleichen ſüddeutſches und pfälziſches 24 bis 25.50, Weizenkleie fein 7.75 bis 8, Biertreber 12.75 bis 13, Erdnuß⸗ kuchen 14.50 bis 14.75. Frankfurter Schlachtviehmarkt. Auftriev: 1039 Rinder, darunter 304 Och⸗ ſen, 73 Bullen, 34 Kühe, 285 Färſen. Preiſe: Ochſen: 31 bis 34, 27 bis 30, 23 bis 26, Bullen: 27 bis 30, 23 bis 26, Kühe: 25 bis 29, 21 bis 24, 17 bis 20, 12 bis 16, 30 bis 34, 26 bis 29, 22 bis 25, Färſen: ö Kälber: a) geſtrichen, b) 39 bis 42. Schicksalsge walten — ̃.—̃—̃—ñ̃̃— ROMAN VON GERT ROTIHB ERG Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Er ſtieg die Treppe hinauf und ging in ſein Ankleide⸗ zimmer. Sein Diener kam ſofort auf das Klingelzeichen. Er blickte erſchrocken auf den ſtaubigen Anzug ſeines Herrn. Er wollte etwas ſagen. Karell ſchnitt ihm das Wort ab. „Unauffällig ein Bad, Williams! Und— warum ſeid ihr eigentlich alle noch auf?“ Williams Geſicht war eitel Sonne. „Wir haben ein kleines Mädchen, Herr Karell. Ich gratuliere untertänigſt.“ Karells Hand krampfte ſich in den koſtbaren Stoff der Portiere, Er ſchloß einen Moment die Augen. Dann raffte er ſich guf. Grgtulation.“ 8 Eine Viertelſtunde ſpäter war Lu Karell wieder in tadelloſer Verfaſſung. Niemand ſah ihm das Abenteuer dieſer Nacht an. Er wartete im Salon. Williams ſollte Herrn Grensburne herausſchicken. Grensburne kam mit ausgeſtreckten Armen auf ihn zu. „Lu, du mußt es geahnt haben. Weißt du es ſchon durch Williams?“ Die beiden Männer umarmten ſich herzlich. i „Wann iſt mein kleines Mädchen geboren?“ fragte Karell. „Punkt zehn Uhr abends“, ſagte der glückliche Groß⸗ papa ſtolz. de bleich. Punkt zehn Uhr hatte er ſeinen Karell wurde ch. P 3 da ben berühmten Todesſprung ausgeführt, deſſen.. Papa, wie geht es May?“ fragte er und fuhr mit der Hand abe! die Stirn, als könne er ſo ſeine folternden Ge⸗ danken fortwiſchen. 15² Lu!“ * Liebe. haben. „Alles gut! Der Arzt will jetzt fortgehen. Er ſieht keine Gefahr mehr. Eine gewiſſenhafte Pflegerin hat er mit⸗ gebracht. Ich will May vorbereiten.“ Er nickte ſeinem Schwiegerſohn lächelnd zu und ver⸗ ſchwand im Schlafzimmer. Eine Zeitlang blieb alles ſtill. Dann ließ ſich Mays Stimme vernehmen: Karell ſtürzte hinüber, kniete am Bett nieder. ſprechen vermochte er kein Wort. Er küßte nur immer wieder die kleinen, weißen Hände. Und dann hielt Lu Karell ſein Kind im Arm. Er küßte den blonden Flaum, der das Köpfchen bedeckte, und ſeine Schuld drückte ihn gleich einer Galeerenkette, die er nach— ſchleppen mußte in allem Glück. 21 * Lu Karell ſtand am Fenſter und blickte in den. Park hinab. Ein Jahr war vergangen ſeit jener Nacht, in der ihm ſein Kind geboren wurde und er zum letzten Male ſeine Kunſt ausgeführt hatte. Ein reſtlos glückliches Jahr! Unten, zwiſchen den blühenden Bäumen, ſpielte May mit dem Kinde. Lu Karell atmete tief auf. Die Mächte der Vergangenheit hatten ihre Kraft verloren. glücklicher, zufriedener Menſch geworden durch Mays Er lebte ſeiner Arbeit und ſeinem Glück. Nie trennte er ſich mehr von May. Wenn er die Gruben im Süden inſpizierte, dann begleitete ſie ihn, und die glück⸗ lichen Großeltern kamen dann ſofort und. waren froh, ihren Abgott, die kleine Alice, einmal allein für ſich zu Karell war ganz in den Anblick von Frau und Kind verſunken. May blickte zu dem Fenſter hinauf. Sie ſah ihren Mann und winkte ihm. a „Lu, komm zu uns!“ rief ſie zärtlich. Er beugte ſich weit zum Fenſter hinaus. a „Noch ein Stündchen, May, dann komme ich.“ N 5 „Papa!“ rief das Kind, und ſein weiches Stimmchen klang dem jungen Vater wie Muſik. Er winkte May und dem Kinde zu. Dann riß er ſich gewaltſam von dem Bilde los. Er hatte noch eine Stunde tüchtig zu arbeiten. Die Zu bald ein. 5 danken. Er war ein nicht träume. wirkten, Beamten der Gruben ſpürten es täglich, daß die oberſte Leitung wachte. May nahm das Kind auf den Arm und ging mit ihm tiefer in den Park hinein. Das Kind hob jauchzend die Hände nach den bunten Faltern. Zwiſchen den großen, roten, nickenden Blumen ſtand eine weiße Bank. May ließ ſich auf ihr nieder, und das Kind ſchlief in ihren Armen Eine rieſige Akazie breitete ihre ſchattigen Zweige ſchützend über ihnen aus. May ſah in die bunten Blumen hinein und träumte vor ſich hin. Mitten zwiſchen den Blumen erhob ſich ein Faun aus Marmor. May blickte plötzlich furchtſam in das Geſicht der Figur. Grinſte der Faun nicht teufliſch auf ihr Glück herab? Die ruhigen Atemzüge des Kindes riſſen ſie aus ihren Ge⸗ Dann lächelte ſie. ſteinernen Ungetüm zu fürchten haben? May blickte erſtaunt darauf. bunten Reflexe kamen! Ihr taten die Augen weh davon, und ſie bemühte ſich, nicht mehr hinzuſehen. Doch immer wieder wanderten ihre Augen zu den Beeten hin, in deren Mitte der Faun ſtand. Plötzlich ſchrie May leiſe auf. Mit beiden Händen preßte ſie das Kind an ſich, um ſich zu überzeugen, daß ſie Was ſollte ſie von dem Wie komiſch heute die die von den Sonnenſtrahlen Dort an der Marmorfigur ſtand doch Lu!? Doch das war gar nicht möglich!? ſchreckliche, verwachſene Figur her? May fühlte, wie es ihr ſchwarz vor den Augen wurde. Krampfhaft hielt ſie das Kind feſt, das noch immer ſchlief. Wie durch einen Schleier ſah May, daß der Unheimliche einen Apparat in den Händen hielt, deſſen Strahlen über ſie hinweggingen. Da riß May ſich mit letzter Kraft empor, drückte das Kind an ſich und floh mitten durch die Blumen davon, dem Hauſe zu. Mit weit offenen Augen ſtarrte Arthur Karell ihr nach. Dann blickte er auf den Apparat. „Du elendes Machwerk! Du haſt nicht die Macht, mir ihre Llebe zu erzwingen, denn May flieht vor mir!“ ächzte er und ſchlich dann davon. Wo hatte er auf einmal die (Fortſetzung folgt.) N— 7 8 N Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 161 Nachdruck verboten. „Immer— bis—“ „Bis ich einmal frei bin“, ſagte Jenny.„Manchmal denke ich, ich ertrage es nicht länger. Eine ſo junge Frau wie ich und ein alter Mann! Ach, Arnolf—“ Sie unter⸗ brach ſich. „Still!“ ſagte ſie leiſe und haſtig. Geräuſch?“ Beide lauſchten. „Nein— nein!“ ſagte Büdow. ſollte es denn auch ſein?“ „Augenblick mal!“ Jenny lief leiſe zur Tür, öffnete ſie lautlos. Korridor und Treppenhaus lagen ſtumm und dunkel da. i„Sicher ein Geräuſch von der Straße. Laß doch, du biſt nervös!“ Arnolf verſuchte Jenny wieder zu ſich auf das Sofa zu ziehen. Aber es gelang ihm nicht, ſie zu beruhigen „Ich weiß nicht, ich habe auf einmal ſolche Angſt.— Geh lieber, Arnolf, es iſt beſſer! Wir dürfen nicht im letzten Augenblick noch einen Fehler machen.“ „Wann ſehe ich dich wieder?“ „Nun, du kommſt ja morgen um Inges Hand an— halten. Dann ſehen wir uns. Und für die nächſte Zeit Vorſicht, mein Lieber, äußerſte Vorſicht!“ Arnolf von Büdow war längſt gegangen. Jennys offenſichtliche Angſt hatte ihn ſelbſt angeſteckt. Er hatte ſich rechts und links umgeſchaut. Aber nichts war zu ſehen geweſen. Das ganze Haus war till. Jenny hatte ſich ſicher getäuſcht. Seine Schritte waren ſchon lange verhallt. Da löſte ſich von der Mauer hinten an der Gartenſeite die Geſtalt Hermann Stenzels. Kraftlos wie ein Fieberkranker taſtete ſich Stenzel an der Wand entlang, dann am Gartenzaun im Dunkeln vorwärts. Endlich war er wieder an dem Fabrikeingang. Seine Füße zitterten, als er langſam und gebückt in ſein Bürozimmer zurückſchlich. Wie gefällt ſank 0 110 270 28 0 zuſammen. Er hatte nur einen Ge⸗ anken: Betrogen! Nur ein Gefühl: das itzi Verzweiflung. 929 75 ee War er denn blind geweſen, daß er dies s ni längſt! geſehen? e e e Wie lange mochte ſich hinter ſeinem Rücken ſchon dieſe Leidenſchaft zwiſchen Jenny und Büdow abgeſpielt haben? Vielleicht hatten es alle gewußt. Hatten hinter ſeinem Rücken gelacht. Mit Fingern gezeigt auf den alten Mann, der geglaubt hatte, Jugend und Schönheit an ſich feſſeln zu können. Sein Geld hatte Jenny genommen, ſein ſchwer erarbeitetes Geld vertan. Nichts hatte er geerntet als Undank, Liebloſigkeit, Kälte. Und als Schlimmſtes: das Betrogenwerden. Wäre er nicht durch Zufall noch einmal aus dem Büro zurückgekommen, um ſeine vergeſſene Brief⸗ taſche aus dem Herrenzimmer zu holen— der Betrug hätte vielleicht noch Jahr und Tag gewährt. Und nicht nur er war hintergangen, ſondern auch Inge, ſein reines, vertrauendes Kind. Im Korridor, im Dunkeln ſtehend, hatte er alles mit angehört. 8 Nun wußte er, warum Büdow um Inge geworben und Jenny dieſe Werbung unterſtützte. Und nun ſaß er hier und ſah den Schiffbruch ſeines Lebens. Er wußte im Augenblick noch nicht, was er beginnen ſollte. Sein erſter Impuls war geweſen, die Tür aufzureißen, hineinzuſtürmen, den Elenden ihre Schuld ins Geſicht zu 16 0 5 Aber um Inges willen durfte es keinen Skandal geben. Die Angelegenheit zwiſchen ihm, Büdow und Jenny mußte anders geregelt werden. Und plötzlich, wie geiſter⸗ haft, tauchte das Geſicht Liesbeth Göldners, der alten Freundin, vor ihm auf. Was hatte ſie damals geſagt, als er kam, ſeine Verlobung mit Jenny Brauer zu verkünden? „Gott ſchütze Sie, lieber alter Freund!“ Damals hatte er ihre Worte nicht verſtanden. Aber heute begriff er ſie. Liesbeth Göldner hatte das Elend vorausgeahnt, dem er entgegen gegangen war. Vielleicht hatte ſie ihn warnen wollen und hatte es nicht vermocht angeſichts ſeiner Starr⸗ ſönnigkeit. Und nun ſich dieſe Gedankenkette in ihm einmal auf⸗ zurollen begann, mußte er weiterdenken. Als Jenny da⸗ mals in jener Nacht in ſein Haus kam, hatte er ihr be⸗ ſinnungslos geglaubt. So, wie ſie jene letzte Szene im Hauſe Göldners geſchildert, ſo mußte ſie nach ſeiner Meinung auch geweſen ſein. Jetzt hatte er erkannt: Jenny war lügneriſch bis in die letzte Faſer ihrer Seele. Konnte ſie da nicht vielleicht auch jene Szene anders dargeſtellt haben, ſie ſo geformt, daß er, von Mitleid er⸗ füllt, ſie im Hauſe behielt? Es war durchaus möglich, „War da nicht ein „Da war nichts. Wer und alle Mittel benutzte, um den reichen älteren Mann für ſich zu gewinnen. Er ſtöhnte auf. So wie ein Erdbeben den Grund aus— einanderreißt, auf dem der Menſch ſteht, ſo war ihm jetzt zumute. Alles, was er aufgebaut, wankte. Alles, was er geglaubt, ſchien ein lügneriſches Gebäude. Jene Sicher⸗ heit ſchwand. Und nur Empörung und Scham blieben zurück. Endlich raffte er ſich auf. Dies mußte ein Ende haben. Er mußte Klarheit gewinnen. Und nur einer war es, der ſie ihm geben konnte. Elftes Kapitel. Georg Göldner hatte den ganzen Nachmittag und Abend mit ſich gerungen, wie er die Zuſammenkunft mit ſeinem ehemaligen Freunde Hermann Stenzel bewerk⸗ ſtelligen könnte. Es kam ſeinem Stolz hart an, zu Stenzel ins Haus zu gehen. Aber es würde keinen anderen Weg geben. Denn daß Stenzel zu ihm käme, war ganz ausgeſchloſſen. An drittem Orte aber war eine ſo ſchwerwiegende Aus⸗ ſprache unmöglich. Endlich hatte er ſich zum Entſchluß durchgekämpft. Morgen würde er in die Stadt fahren und Stenzel auf⸗ ſuchen. Die Tür würde der ſeinem alten Freunde ja nicht weiſen. Dann konnte er ſprechen und dieſes ganze Lügen⸗ gewebe Jennys durchhauen. Er hatte es ſeinem Jungen verſprochen, und er hielt ſein Wort. Aber er mochte nicht daran denken, wie er Hermann Stenzel mit alledem treffen würde. Der Arme hatte ja ſo feſt an Jenny geglaubt, war wohl noch heute genau ſo in den Banden der Frau wie am Tage ſeiner Ehe⸗ ſchließung. Tauſendfach hatte Georg Göldner ſchon bereut, Jenny aus verwandtſchaftlicher Sorge ins Haus ge⸗ nommen zu haben. Wohltun ſollte, wenn man der Bibel glauben wollte, ja Zinſen tragen. Aber ſo gläubig er auch ſonſt war, hier hatte ſich an ihm dies Wort nicht bewahr⸗ heitet. Unglücklich waren ſie alle geworden durch Jenny Brauer. Was gäbe er darum, wäre ſie nie in ihr Leben gekommen! Es war wie ein Verhängnis um ſie, das immer neues Leid ſchuf. Aber ſein Junge ſollte ihm nicht zugrunde gehen. Der nicht.— Am liebſten wäre er noch heute zu Stenzel gefahren. Was man ſich einmal vorgenommen hatte, das ſollte man nicht lange aufſchieben. Aber er konnte unmöglich in der halben Nacht jetzt zu Stenzel. Wie würde das ausſehen! Außerdem, heute war eine politiſche Verſammlung im Gemeindehauſe; er als Gemeindevorſteher konnte nicht fehlen. Wenn es am Stammtiſch oder bei einer Gemeinde ſitzung einmal zu politiſchen Geſprächen kam, ihm war es noch immer gelungen, mit ſeiner Ruhe und Mäßigkeit die heißen Gemüter zu beſchwichtigen. Beim Abendbrot bemühten ſich alle, ein unbekümmertes Geſicht zu zeigen. Frau Liesbeth war nach dem Geſpräch mit ihrem Sohne gleichfalls in ſchweren Zweifeln herum⸗ gegangen. Sollte ſie mit ihrem Manne über Wilhelms Fragen ſprechen? Sollte ſie ſchweigen? Es wäre das erſtemal, daß ſie mit dem Lebensgefährten nicht alles beredet hätte. Aber ſie fürchtete den Sturm der Erinne⸗ rungen in ihrem Manne. War doch ſelbſt ihr die Kata⸗ ſtrophe jener Tage nach Jennys Flucht noch heute wie ein Alpdruck.— Sie fürchtete ſich geradezu, dieſes Geſpenſt der Vergangenheit wieder zu beſchwören. Wilhelm wiederum war ſeit der Unterredung mit dem Vater von ernſter Gefaßtheit. Der Vater hatte ihm ver⸗ ſprochen, den ſchweren Vorwurf der Lüge und des Be⸗ trugs von ihm zu nehmen. Er war überzeugt, der Vater würde es richtig anfangen. Damit war der erſte Schritt getan. Ehe er nicht von jedem Verdacht gereinigt vor Inges Seele ſtand, war alles Weitere unſinnig. War aber der Makel von ihm genommen, erkannte Inge, wie unrecht ſie ihm getan hatte, dann war der Weg frei. Niemand, ſelbſt der geliebte Vater nicht, würde ihn hindern, dann dieſen Weg zu Inge zu gehen.— 6 9 1 0010 eine Stunde zur Verſammlung“, arte Hermann Göldner nach dem Abendbrot. du mit, Wilhelm?“ N h „Gern, Vater!“ Wilhelm war froh, ſeinen Gedanken für den Abend zu entrinnen. Außerdem wußte er, daß er ſeine Freunde dort treffen würde. Er hatte ſie durch dieſe ſchrecklichen Ereigniſſe ſehr vernachläſſigt— und bald ging es ja wieder ans Abſchiednehmen. ae ie e e 10 mahnte Frau Liesbeth.„Ich er Angſt bei den politiſchen daß es einmal Unruhe gibt 19 e (daß ſie ſchon damals einen feſten Plan verfolgt hatte Göldner lachte: doch unſere Leute hier beſſer kennen, da iſt kein S macher darunter. Alles vernünftige Leute, die wiſſen, vom Schreien und Dreinſchlagen wird's nicht beſfer, nur ſchlimmer.“ „Na, dann geht nur, ich bleibe ſolange auf und leſe noch ein bißchen, habe ſeit den Feiertagen die Zeitung gar nicht mehr zur Hand genommen.“ Bald darauf ſaß Frau Göldner behaglich unter der großen Hängelampe und blätterte die Zeitung durch. Die amtlichen Nachrichten und auch die politiſchen las ſie mit der gleichen Sorgfalt, denn ſie wußte, das Wohl und Wehe auch des Dorfes hier hing mit allem zuſammen, was im Vaterlande vor ſich ging. Ihr Mann hatte ſie immer über alles unterrichtet und über alles mit ihr geſprochen. Zum Schluß kam das größte Vergnügen: der Roman. Das letzte Mal hatte der gerade an einer ſo ſpannenden Stelle abgebrochen— und man konnte trotz allen Nachdenkens nicht herausbekommen, wer der Täter in dem Kriminal⸗ falle ſein mochte. f Frau Liesbeth las ſo eifrig, daß ſie das Geräuſch einer Hupe dicht vor dem Hauſe ganz überhörte. Erſt als die Hupe dicht unter dem Fenſter ertönte, und nun das an— haltende Surren des Motors dazwiſchen, wurde ſie auf merkſam. Jetzt noch Beſuch? Wer mochte das ſein? Sie ging zur Haustür, öffnete... Da prallte ſie zurück. Im Licht der Scheinwerfer ſtand Stenzel vor ihr. „Hermann Stenzel— Sie?“ a Stenzel nickte.„Ja, ich, Frau Liesbeth! Darf ich hereinkommen? Ich habe mit Georg etwas zu beſprechen!“ „Was wollen Sie von Georg?“, wollte Frau Liesbeth feindlich fragen. All ihre Erbitterung gegen den Mann Jenny Brauers ſtieg in ihr auf. Da trat Stenzel näher; das Licht im Hausflur legte ſich grell auf ſein Geſicht. Erſchüttert ſtreckte Frau Liesbeth dem ehemaligen Freunde die Hand entgegen: Wie konnte ſie vor dieſen leidensvollen Augen, dieſem müden Geſicht noch Zorn fühlen! Nichts wie ein tiefes Erbarmen war in ihr. So ſah nur einer aus, dem alle Hoffnungen und der Glaube zerſtört waren. Frau Liesbeth öffnete weit die Tür. „Kommen Sie, mein lieber alter Freund!“ Schwerfällig ging Stenzel neben Frau Liesbeth ins Haus hinein. In dem kleinen, ſtehen. 0 „Alles wie einſt!“ ſagte er halb zu Frau Liesb ale ſag J zu Frau Liesbeth, „Und auch wir ſind wie einſt, Hermann Stenzel.— Kommen Sie nur— ſetzen Sie ſich! Soll ich Ihnen etwas zu trinken holen?— Herrgott, Sie zittern ja!“ Mitleidig drückte die Frau Hermann Stenzel in den alten Großvaterſtuhl. Dann eilte ſie hinaus in die Küche und holte eine Flaſche Rotwein, die vom Feſttag noch an⸗ gebrochen ſtand. „So, lieber Stenzel, nun trinken Sie erſt einmal ein 4% dann wird Ihnen warm und beſſer zu Sinne ein Stenzel trank haſtig.„Das tut gut, Frau Liesbeth! Und nun kann ich Georg ſprechen? Oder ſchläft er ſchon?“ „Wo denken Sie hin? In der politiſchen Verſammlung iſt er. Sind Sie nicht am Gemeindehaus vorbeigefahren?“ „Ja, das bin ich“, meinte Stenzel enttäuſcht.„Da muß ich wohl wieder gehen. Ich hätte viel dafür gegeben, wenn ich Georg getroffen hätte. Sie können ſich denken, wenn ich heute ſpät am Abend zu Georg komme, daß mir etwas ſehr Ernſtes auf dem Herzen liegt.“ Statt einer Antwort ging Frau Göldner zum Telephon. „Ich werde Georg anrufen, er möchte herkommen.“ „Aber nicht doch, Sie werden ihn doch nicht aus der Verſammlung holen laſſen!“ „Was Sie ihm zu ſagen haben, denke ich, wird wohl wichtiger ſein als das, was der Redner in der Verſamm⸗ bing zu erzählen hat. Das kann Georg morgen auch noch in der Zeitung leſen.“ Stenzel widerſyrach nicht mehr. Er wußte, ein zweites Mal würde er nic die Kraft haben, hierher zu kommen. „So“, ſagte Frau Liesbeth nach einer Weile und hing den Hörer an,„in ein paar Minuten wird Georg da ſein. 1 1 beide allein— Sie werden ganz un⸗ geſtört ſein. Wilhelm iſt auch in der Verſam wird wohl dort bleiben.“ a e e Stenzel ſah Frau Liesbeth warm an.„Wie gut Sie zu mir ſind— ja, ich möchte allerdings mit Georg ganz allein ſprechen. Ich habe ihm viel abzubitten— und Ihnen auch, Frau Liebeth.“ „Sprechen Sie nicht von abbitten, Stenzel! Denken Sie nur daran, daß es Sie vielleicht erleichtern könnte, dieſe ganzen Jahre ſich vom Herzen herunterzureden. Wir e das wiſſen Sie.“ ie horchte— draußen klangen Schritte, di 5 wurde aufgeſchloſſen.... 1 e „Da iſt Georg ſchon!“ Frau Liesbeth ging ſchnell hinaus, ſie wollte d Mann vorbereiten. 7 och ihren „Was iſt denn los“, fragte der draußen mich zurückgerufen haſt?“ 5 ee Frau Liesbeth unterrichtete ihn in leiſen Worten von dem 9 ö Beſuch drinnen. „Sei gut zu ihm, Georg! Er ſcheint mir anz zu⸗ ſammengebrochen. Vermutlich ſind 155 über 1 0 10 endlich die Augen aufgegangen. Das wird eine bittere Erkenntnis ſein. Sonſt käme er ja auch nicht zu dir.“ Bittend griff ſie nach der Hand ihres Mannes. Zärt⸗ lich ſtrich Göldner ſeiner Frau übers Haar. „Wie könnte ich unverſöhnlich gegen meinen alten Freund ſein? Der Weg hierher mag ihm ſauer genug ge⸗ worden ſein. Hab' keine Angſt, ich hoffe, ich werde die richtigen Worte finden.“ Damit ging er in die Stube, i Hermann Stenzel ſtand ſchwerfällig auf. „Georg“, ſagte er mit ſtockender Stimme,„ich bin— ich behaglichen Wohnzimmer blieb er „Unruhe bei uns im Dorfe, Mutter! Da ſollteſt du habe—“ Er konnte nicht weiterſprechen Bewegun chen. g und Scham übermannten ihn. Gortſetzung folgt.) tandal⸗ ſtatt. Naägheres noch berichten. deutlich ſichbaren Gedenktage 11. Juli. 1657 König Friedrich I. von Preußen in önigsberg geboren. 1700 tiftung der Akademie der Wiſſenſchaf⸗ ten in Berlin. 1897 Der ſchwediſche Ingenieur Salomon Auguſt Andree ſteigk auf Spitzbergen im Freiballon zur Fahrt nach dem Nordpol auf, blieb verſchollen, ſeine und ſeiner zwei 1000 a Leichen wur⸗ den im Auguſt 1930 auf der Weißen Inſel gefunden. Prot. und kath.: Pius. Sonnenaufg. 3.49 Sonnenunterg. 20.20 Mae 8.54 Mondaufg. 22.14 2* Wer gute Menſchen liebt, kann wenigſtens nicht ganz verdorben ſein. Leſſing. Sterbetafel. Unſer wohlachtbarer Mitbürger, Herr Franz Hofmann 7., Mann- beimerſtraße 61, hat heute Nacht im Alter von 60 Jahren das Zeitliche geſegnet. Die Zeit der Beerdigung iſt aus der Anzeige erſichtlich. » Einführung des neuen Beige⸗ ordneten. In der heute Abend ſtattfindenden Sitzung erfolgt die Einführung und Verpflichtung des neuen Beigeordneten, Herrn Syndikus Karl Brügel, ſowie des nachfolgenden Gemeinderats Herrn Robert Schweigert. “Metallarbeiter ⸗Verſammlung. Donnerstag Abend um 8 Uhr findet im„Karpfen“ eine Metallarbeiter⸗Verſammlung ſtatt, zu welcher alle Berufskollegen, in und außer Arbeit, er⸗ ſcheinen wollen. Nähere Bekanntmachung er⸗ folgt noch. Verwaltungs ⸗ Sonderzug und Wochenend Hochſeefahrt. Der von der Reichsbahndirektion Mainz vom 15. bis 21. Juli in Ausſicht genommene Sonderzug nach Hamburg kann wegen nicht ausreichender Be⸗ ſetzung nicht gefahren werden. Bereits gelöſte Karten werden gegen Erſtattung des Fahrgeldes zurückgenommen. * Mittelſtändige Kaufleute! Mor⸗ gen Mittwoch abend 9 Uhr findet im Kaiſerhof eine wichtige Verſammlung ſämtlicher Inhaber von Kolonial, Lebensmittel⸗ und Kurzwarengeſchäfte Der Zweck iſt: Zuſammenſchluß und Anſchluß an den Verband Mittelſtändiger Kauf⸗ leute. Erſcheinen iſt Pflicht. Wer nicht erſcheint, wird als Gegner betrachtet. Wir machen der Wichtigkeit wegen alle Intereſſenten auf dieſe Verſammlung aufmerkſam. Was geſchieht im Viernheimer Sport in dieſer Woche? 1. Alle Aktiven der Sportvergg. Amieitia werden auf die angeſetzte Trainings aufmerkſam gemacht. Jeder hat ſich ſtreng daran zu halten, pünktlich in Sport zu erſcheinen. 2. Am kommenden Sonntag Vormittag 10 Uhr ſteigt nach längerer Zeit wieder eine SGroßveranſtaltung der Kraftfportabteilung der Sportvergg. Amicitia 09, zu der ſie den Vf. Schifferſtadt, eine der beſten deutſchen Ringer⸗ mannſchaften, verpflichtet hat. die Reklame. Verfolgen Sie 3. Am kommenden Sonntag Nachm. findet . auf dem Sportvergg.-Platz ein Spiel ſtatt, zur Hilſe für die„Opfer der Arbeit“. Nach den jetzt ſoweit abgeſchloſſenen Verhandlungen iſt ein Städteſpiel zwiſchen Viernheim und Lampert⸗ heim abgeſchloſſen worden. werden Beyer⸗Olympia und Vallendor⸗Vfe. mit⸗ wirken, was beſtimmt ſeine Anziehungskraft In der Mannſchaft nicht verfehlen wird. Auch hierin werden wir Vergeſſen Sie nicht: . Ringen gegen Vf. Schifferſtadt am Sonntag Vormittag und Städteſpiel gegen Lampertheim zu Gunſten der Opfer der Arbeit! Halt rein den Wald! Haſt du gegeſſen und geruht Und auch geleert die Flaſche, So ſteck' die Reſte— ſei ſo gut! Hübſch wieder in die Taſche. Papier und Glas, das merke nur, Verſchönern niemals die Natur! Die Unſitte des Wegwerfens oder Liegen⸗ laſſens von Papier, Speiſeüberreſten, Glä⸗ ſern und Flaſchen im Walde oder in öffent⸗ lichen Anlagen iſt trotz aller Bemühungen zu ihrer Beſeitigung ſcheinbar nicht auszu⸗ rotten, wovon man ſich leider immer wieder überzeugen kann. In den Städten iſt wohl inſofern eine gewiſſe Beſſerung eingetreten, als man überall große Sammelkörbe mit childern angebracht hat, die dazu auffordern, dieſe Einrichtung auch zu benutzen, und daß mancher ſich dadurch und unter dem Zwang beobachtender Blicke veranlaßt fühlt, der Aufforderung wirklich Folge zu leiſten. Draußen im Freien aber, in Wald und Feld, glauben die meiſten immer noch, gehen laſſen zu können, ohne zu bedenken, wie häßlich eine ſolche La⸗ gerſtatte aussieht, auf der die Ueberreſte einer n zurückgelaſſen worden ſind. Sie iſt ein Schandfleck in der ſchönen Natur. Wenn man ſich ſchon die Mühe gemacht hat, ſeine Eßvorräte mit hinauszuſchleppen, iſt es nicht zuviel verlangt, die Ueberbleibſel wieder mit nach Hauſe zu nehmen oder we⸗ nigſtens Papiere, Obſt⸗ und Eierſchalen zu vergraben. Flaſchen und Gläſer liegen zu laſſen oder gar zu zerſchlagen, iſt ein grober Unfug, weil Kinder oder Erwachſene, die beim Pilze⸗ und Beerenſammeln den Wald durchſtreifen und die Scherben im Kraut und im Geſtrüpp nicht ſehen, ſich daran ſchwere Fuß verletzungen zuziehen können. Jeder ſollte auf ſeinen Spaziergüngen und namentlich auf Wanderfahrten in grö⸗ ßerem Kreiſe daran denken, daß der Wald nicht nur für ihn allein iſt, ſondern daß auch alle anderen, die hün ihm dorthin kommen, ſich an ſeiner Schönheit erfreuen und nicht den Eindruck haben wollen, ſich auf einem Müllplatz zu befinden, denn Papier und Glas, das merke nur, verſchönern niemals die Natur! Ueber 100 000 Jugendliche in der Land⸗ hilfe. Am 15. Juni waren insgeſamt rund 77 500 männliche und 22 800 weibliche Ju⸗ gendliche unter 25 Jahren als Landhelfer in bäuerlichen Betrieben beſchäftigt. Nach dem übereinſtimmenden Urteil der landwirtſchaft⸗ lichen Berufsverbände ſind die Leiſtungen der Helfer durchaus zufriedenſtellend. Die Helfer ſelbſt haben ſich nur mit geringen Ausnahmen in ihren neuen Arbeitsſtellen trotz der viel⸗ fach ungewohnten Arbeit gut eingelebt und ſind zu einem Teil ſchon heute entſchloſſen, den ſechsmonatigen Helfervertrag über den Winter hinaus zu verlängern. Aus Heſſen Müller⸗Scheld Leiter der Landesſtelle Heſſen⸗ Naſſau für Volksaufklärung und Propaganda. Frankfurt a. M., 11. Juli. Das Gau⸗ preſſeamt Heſſen⸗Naſſau teilt mit: Der Reichs⸗ miniſter für Volksaufklärung und Propaganda hat im Reichsgebiet 13 Landesſtellen errichtet. Zu dieſen Stellen kommen in den nächſten Wochen noch eine ganze 1 9 von Neben⸗ ſtellen. Die Provinz Heſſen-Naſſau und das Land Heſſen bilden die Landesſtelle Heſſen⸗ Naſſau für Volksaufttfärung und Propaganda. Zum Leiter dieſer Lundesſtelle wurde der Gau⸗ propagandaleiter der NSDAP., Wilhelm Müller⸗Scheld, vom Min ſter ernannt. Müller⸗ Scheld hat den Auftrag, ſofort mit der Orga⸗ niſation ſeines Büros zu beginnen. Die Auf⸗ gaben der neuen Landesſtellen ſind außeror⸗ dentlich groß. Faſt die geſamte Volksaufklä⸗ rung ſowie die Propaganda für alle Regie⸗ rungsmaßnahmen werden in engſter Zuſam⸗ menarbeit mit der politiſchen Führung durch dieſe Landesſtellen erfolgen. Einzelheiten über die neue Organiſation und ihr Programm werden in den nächſten Tagen der Oeffcatlich⸗ keit bekanntgegeben. Lindenfelſer Burgfeſt. Lindenfels, 11. Juli. Das Lindenfelſer Burgfeſt begann mit einer Beleuchtung der Burgruine und der Stadtſilhouette.— Den Hauptſtrom der Gäſte brachte der Sonntag. Leider verzögerte ein kräftiges Gewitter den Beginn der Veranſtaltung, was andererſeits den Gaſtſtätten zugute kam, die ſämtlich über⸗ füllt waren. Als dann der„Guß“ vorüber war, ſtrömte alles auf die Straßen, um den Feſtzug nicht zu verſäumen. Der Feſtzug ſelbſt wurde eröffnet von einer Gruppe Reiter in Tracht, denen drei Fahnenſchwinger folgten. Zwiſchen zahlreichen Trägern der hübſchen Odenwälder Trachten, vor allem großen Scha— ren von Kindern, folgten Wagen der Land⸗ wirtſchafl, des Gewerbes und der im Oden⸗ wald heimiſchen Elfenbeinſchnitzerei, einer mit einem rauchenden Kohlenmeiler mitſamt rußi⸗ gem Köhler und ſchließlich mit kräftigen Stein⸗ hauern, die Odenwälder Granitinduſtrie dar⸗ ſtellend. Viel belacht wurde ein Magiſter mit ſeinen Kindern. Zwölf Soldaten zeigten ſich in ſchnucken Uniformen von Einſt und Jetzt. * Daemſtadt, 11. Juli.(Zuchthaus für die Herſtellung von Sprengkör⸗ pern.) Vor dem Strafſenat des Heſſiſchen Oberlandesgerichts in Darmſtadt wurde un⸗ ter Ausſchluß der Oeffentlichkeit der 33jährige Kraftwagenführer Joh. Gg. Kilian aus Fürth i. O. wegen Verbrechens gegen das Spreng⸗ ſtoffgeſetz und Vorbereitung zum Hochverrat zu zwei Jahren Zuchthaus und Stellung unter Polizeiaufſicht verurteilt. Die vier Monate Unterſuchungshaft wurden nicht angerechnet. Der Staatsnawalt hatte vier Jahre Zucht⸗ haus beantragt. Am 6. März; wurden in Furth i. O. in einem Abflußgraben zwei Aukoſchläuche mit Infanteriemunition und be⸗ helfsmäßigen Sprengkörpern aufgefunden. Als Eigentümer kamen nur Kommuniſten in Be⸗ tracht. Bei einer Hausſuchung bei Kilian, der dafür bekannt war, daß er ſich mit Reparatu⸗ ren von Schußwaffen und Anfertigung von Patronen beſchäftigte, wurden eine Reihe der⸗ artiger Sprengkörper vorgefunden, dazu Waf⸗ fenteile und verſchiedene Arten Sprengpulver. Darmſtadt, 11. Juli.(Verlegung der Dienſträume.) Die Geſchäftsräume des Herrn r und Staatsminiſters befinden ſich nunmehr im Miniſterialgebäude am Adolf⸗Hitler⸗Platz. Ebenſo iſt die Staars⸗ preſſeſtelle in das 1. Stockwerk des Mini⸗ 0 05 am Adolf⸗Hitler⸗Platz verlegt wor⸗ n. Darmſtadt, 11. Juli.(Selbſtauflö⸗ ſung des Heſſiſchen Philologen⸗ vereins.) Der Vorſtand des Heſſiſchen Phi⸗ lologenvereins beſchloß nach eingehendem Be⸗ richt ſeines Vorſitzenden einſtimmig die 1700 löſung des Vereins zum nächſtmöglichen Zeik⸗ punkt. Die nach der Vorſtandsſitzung ta⸗ gende Verkreterverſammlung billigte dieſen Be⸗ ſchluß. Gernsheim, 11. Juli.(Sturz vom Heu⸗ wagen.) Die Frau des Landwirts Diehl in der Fiſchergaſſe ſtürzte von einem Heu⸗ wagen. Sie erlitt einen Schädelbruch. Steinbach(Odenwald), 11. Jull.(T d⸗ licher unglücksfall.) Der Fahrradhänd⸗ ler Wilhelm Sulzbach hantierte in ſeiner Werk⸗ ſtatt an einem 6 Millimeter Flobertlauf, den er ausbohren wollte. Als er den Lauf des einen Schraubſtockes eingeſpannt hatte, pro⸗ bierte er eine Patrone. Dabei löſte ſich ein Schuß, der den 27jährigen Jakob Beller aus Rehbach in den Unterleib traf. Trotz ſoforti⸗ ger Operation im Michelſtädter Krankenhaus erlag Beller noch in der Nacht ſeinen ſchweren Verletzungen. Erziehertagung in Darmſtadt Veranſtaltet vom Nationa ſozialiſtiſchen Lehrerbund, Gau Heſſen. Darmſtadt, 11. Juli. Der Nationalſozialiſtiſche Erziehertag, zu dem 5000 heſſiſche Lehrer in Darmſtadt er⸗ ſchienen waren, begann mit einem Begrüßungs⸗ abend im Saalbau, auf dem Miniſterialrat Ringshauſen eine Anſprache hielt. Nach einem Kirchgang am Sonntag morgen fand der exakte Aufmarſch der Lehrerſchaft unter der techniſchen Leitung des ſtellv. Gau⸗ obmanns Studienrat Grundberger auf dem Marienplatz zur Fahnenweihe ſtatt. Vor dem Spalier von 21 Fahnen, das der Reichsleiter des Nationalſozialiſtiſchen Leh⸗ rerbundes und bayeriſche Kultusminiſter Schemm, ebenſo wie die übrige Front unter den Klängen des heſſiſchen Präſentiermarſches abſchritt, wurden die Anſprachen gehalten. In ſeiner Weiherede wies Miniſterialrat Rings⸗ hauſen auf die Bedeutung der Fahne im Kampf um die Idee hin. Kultusminiſter Schemm ſprach von den überragenden Be⸗ griffen Volk und Gott, die die Grundkräfte eines Staates ausmachten. Kundgebung in der Feſthalle. Darauf zogen die Verſammelten zur Feſt⸗ halle. In den Begrüßungsworten des ſtellv. Gauobmanns wurde unter ſtarkem Beifall die Hoffnung laut, Hans Schemm möge bald auch Kultusminiſter des Reiches ſein. Kurz be⸗ grüßte dann auch Reichsſtatthalter Spren⸗ ger vor allem die alten nationalſozialiſtiſchen Kämpfer unter den Lehrern. a Oberkirchenrat D. Müller überbrachte die Grüße der evangeliſchen Landeskirche und des Prälaten D. Dr. Diehl.— Dekan Dr. Gaſtell vereinte mit den Grüßen des Mainzer Biſchofs den Dant für den chriſtlichen Charak— ter des neuen deutſchen Staates. Wir wol⸗ len arbeiten nach den Grundſätzen des Chri⸗ ſtentums für unſer Vaterland. Miniſterialrat Ringshauſen betonte, der Charakter des Nationalſozialis⸗ mus als einer geiſtigen Macht liege nicht im Umſtürzen, ſondern im Wegräumen von Scher⸗ ben und im Aufbau einer neuen Welt. Sein Ziel ſei, die Umformung aller Deutſchen, vorab in der Schule, im Glauben an Gott und Vaterland. Wer nicht beten und kämpfen kann, iſt lein deutſcher Mann— das gelte vor allem für den Erzieher. Gegen das frü⸗ her überſchätzte Wiſſen ſtelle der National⸗ ſozialtsmus das Wollen. Auch die Bildung einer Familie ſei nationale Pflicht. Nicht der „Taglöhner“, ſondern der Pflichtmenſch ſchaffe die Nation. Es gelte, ein hartes Geſchlecht zu formen. Kultusmmiſter Schemm betonte, letzter Zweck und Ziel des Volles ſei ſeine geiſtige und ſittliche Entfaltung. Das Volks⸗ und Weltbild des Nationalſozialismus findet man bei der Stellung der Frage nach dem Woher. Es iſt die alte Frage nach der Ewigkeit, nach Gott. Sie führt zu der Herr⸗ ſchaft des Geiſtigen und Charakterlichen über das Körperliche und Stoffliche. das jenem dienen muß. Ver Nationalſozialismus hat ge⸗ ſiegt, weil er in dieſem Sinne geſund war. Denn Glück iſt kein Faß voll Genuß für das Ich; Glück iſt die Orientierung am Du und Wir, das ſorgenvolle Glück der Mutter um ihre Kinder. Die Berufung zum Dienen. Ueber die Ganzheiten Familie und Volk rich⸗ tet ſich unſer Blick auf die nächſte Ganzheit, den Chor der Völker. Es iſt die Aufgabe der ſchöpferiſchen Kraft des Deutſchtums, hier füh⸗ rend zu ſein und die anderen mit empor zu reißen in geiſtige Höhen. So ſteht am An⸗ fang und am Ende unſeres Fragens Gott. Da das Gemeinſame der beiden chriſtlichen Konfeſſionen weit ſtärker ift als das Ver⸗ chiedene, werde man mie mehr dulden, daß eine Kluft zwiſchen beiden aufgeriſſen werde. So könne man hoffen, daß das Chriſtentum in Deutſchland eine neue Blüte erlebe. Kom⸗ promiſſe in Grundfragen kennen und dulden wir nicht, weil wir der Anſicht ſind, daß der Nationalſozialismus die einrig richtige Weltanſchauung iſt. In ſeinem Schlußwort gab Miniſterialrat Ringshauſen den Wortlaut von folgendem Telegramm an den Reichskanzler bekannt: Die in Darmſtadt zu machtvoller Kundgebung verſammelten Erzieher aller Schulen Heſſens geben ihrem harten Willen Ausdruck zur Arbeit am gewaltigen Wieder⸗ aufſtieg unſeres Volkes und zur Heranbildung einer geſunden, willensſtarken, völkiſchen deuk⸗ ſchen Jugend und grüßen dankerfüllt in alter Heſſentreue ihren Führer. Mannheim, 11. Juli.(Daimler-Benz teilweiſe wieder in Mannheim.) Den Bemühungen des Oberbürgermeiſters iſt es gelungen, den Aufſichtsrat der Firma Daim⸗ ler⸗Benz AGG. zu veranlaſſen, die Gießerei für den geſamten Konzern wieder in Mann⸗ heim zu konzentrieren. Die Firma hat ſeit März dieſes Jahres etwa 3000 Arbeiter in den Werken in Gaggenau, Untertürkheim und Mannheim neu eingeſtellt, was auf die Aus⸗ wirkung des Reichsgeſetzes über die Autoſteuer zurückzuführen iſt. In Mannheim ſelbſt ſind etwa 300 Leute neu eingeſtellt worden. Mannheim, 11. Juli.(Zwei Bade⸗ opfer.) Beim Baden im Neckar ertrank in der Nähe der Feudenheimer Fähre ein 15jäh⸗ riger Burſche, der in größerer Geſellſchaft badete. Obgleich ſofort nach ihm geſucht wurde, war es nicht möglich, den Untergegan⸗ genen zu faſſen. Faſt gleichzeitig ereignete ſich auch im Strandbad ein Todesfall durch Er⸗ trinken. Verſchiedene Badegäſte bemerkten plötzlich, wie unterhalb der Badegrenze etwa 12 Meter vom Ufer entfernt ein Schwimmer untertauchte und nicht wieder zum Vorſchein kam. Man ſah nur noch eine Hand verſchwin⸗ den und konnte nicht einmal feſtſtellen, ob es ſich um eine ältere oder jüngere Perſon han⸗ delte. Mit Beſtimmtheit glaubte man erkannt zu haben, daß es ein Mann geweſen iſt. Ver⸗ ſchiedene Schwimmer tauchten ſofort an der Unfallſtelle und weiter unterhalb, konnten aber nichts mehr finden, ebenſowenig die Lebensret⸗ ter, die auch raſch zur Stelle waren. Heidelberg, 11. Juli.(Erfolgreicher Proteſtſtreik.) Auf der hieſigen Stra⸗ ßenbahn brach ein Proleſtſtreik des Fahrper⸗ ſonals aus, weil der kürzlich entlaſſene Kon⸗ trolleur Müller wieder eingeſtellt worden war. Die Straßenbahnſchaffner ſammelten ſich hier⸗ bei vor dem Verwaltungsgebäude an. Ein Dokument des Elends. Wieder einmal wütet in der Sowjetunion eine furchtbare Hungersnot. Die alten Ernte⸗ vorräte ſind erſchöpft, die neuen ſtehen noch nicht bereit. Zu Tauſenden ſterben die Menſchen. Beſonders erfaßt von der Kataſtrophe ſind die ſüdruſſiſchen Gebiete, die wegen ihrer Fruchtbar— keit bekannt ſind, nun aber infolge der über- ſtürzt durchgeführten Sozialiſierung der Land- wirtſchaft ganz beſonders zu leiden haben. Spärlich ſind die Nachrichten, die über das Elend in das Ausland gelangen, denn die Sowjetregierung übt eine ſcharfe Zenſur. Spär⸗ licher noch iſt das ins Ausland gelangende Bild- material. Die obige Photographie ſtellt eines der unglücklichen Opfer der Kataſtrophe dar, ein Kind aus Südrußland, das im letzten Augen- blick vom Hungertode gerettet werden konnte und von deſſen Geſichtszügen das Elend eines ganzen Volkes abgeleſen werden konn. Wirkliche Erholung 8 findet nur der gepflegte Körper, wobei Mund und Zähne e ihrer kläglichen Mitarbeit beſonders pflegebedürftig ſind. Zur richtigen Zahn⸗ und Mund⸗ pflege gehören unbedingt die Qualltätserzeugniſſe Chlorodont⸗Zahnpaſte,⸗Mundwaſſer und ⸗Zahn⸗ bürſte; ſie ſind in den kleinſten Orten erhältlich.