Danksagung. Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei dem ſchmerzlichen Verluſte unſerer lieben, unvergeßlichen Mutter, Großmutter, Schwiegermutter, Schweſter, Schwägerin u. Tante, frau Ignes Schmitt geb. Diehl ſür das zahlreiche Geleite zur letzten Ruheſtätte und für die vielen Kranz⸗ u. Blumenſpenden ſagen wir hierdurch innigen Dank. Insbeſondere danken wir recht herzlich der Hochw. Geiſt⸗ lichkeit für den ſo troſtreichen Beiſtand, den ehrw. barmherzigen Schweſtern für die liebevolle Pflege, ſowie den Stiftern von Seelenmeſſen. Viernheim, Goddelau, Erfelden, den 11. Juli 1933. Die frauernd Hinterbliebenen. Danksagung. Fir die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme beim Hin⸗ ſcheiden meiner lieben Gattin, unſerer unvergeßlichen Mutter, Tochter, Schwiegertochter, Schweſter, Schwägerin und Tante frau Margareta Werle geb. Trapp ferner für die zahlreiche Beteiligung beim Gange zur letzten Ruheſtätte ſagen wir herzlichen Dank. Beſonders danken wir der Hochwürdigen Geiſtlichkeit für den troſtreichen Beiſtand, ſowie auch den Barmh. Schweſtern, den Altersgenoſſinnen für die Kranzniederlegung und den ehren⸗ den Nachruf, ferner für die ſo überaus große Kranz- und Blumenſpende und den Stiftern von hl. Seelenmeſſen. Viernheim, den 11. Juli 1933. Die tieftrauernden Hinterbliebenen. e „Trauerbrieſe Trauerkarten 5 Dankkarten innerhalb 2 Stunden lieferbar Viernheimer Anzeiger Adolf Hitlerſtraße 36. L ür. f Viernheim. Die Mitglieder werden gebeten, bis zum 15. Juli ſämtliche Rechnungen an den Rechner abzugeben, zwecks Auszahlung derſelben. Der Vorſtand. Vereins⸗Anzeiger Unter bieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieber⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Turnverein von 1893 e. V. Die Turnſtunde der Turnerinnen findet dieſe Woche ausnahms— weiſe am Mittwoch ſtatt. Um reſtloſes Er⸗ ſcheinen bittet Der Turnwart. Sänger⸗Einheit. Donnerstag, den 13. Juli, abends 9 Uhr, im Lokal„Freiſchütz“ außer- ordentliche Generalverſammlung, wozu ſämt⸗ liche Mitglieder und Ehrenmitglieder herzlich eingeladen ſind. Die Aktivität erwarte ich vollzählig. Tagesordnung: Bekanntgabe der Beſtimmungen des Heſſiſchen Sängerbundes bezüglich Gleichſchaltung und Neuwahl des Vorſitzenden. Zöller, 1. Vorſitzender. Bekanntmachung. Eine„Deutſche Schäferhündin“ zugelaufen. Der Eigentümer wolle ſich bis ſpäteſtens Freitag, den 14. Juli 1933 hier melden, an⸗ dernfalls der Verſteigerung des Hundes am gleichen Tage um 10 Uhr vormittags erfolgt. Viernheim, den 10. Juli 1933. Heſſiſches Polizeiamt Viernheim. 5 Kraus füfel und Läer schweine zu herabgeſetztem Preis zu haben. Helfrich Moltkeſtraße Nr. 9 Erbsen und neue Kartoffeln verkauft Repsgasse Nr. 6 (Hinterhaus) Haus u. getragene Aänlel. Anzüge. ieee eee e Sohune, Hosen, Mittel. olier, der- Jachen, Gehrochan- Zuge, Uhren (auch leihweise) An- U. Verkauf ſllannneim J 1. 20 und eindrucksvoller wirkt von allen Werbearten die Toilungs- Anzeige Tausende haben es mit Erfolg erprobt! Mittelſtändige Kaufleute! Mittwoch, den 12. Juli 1933, abends 9 Uhr, findet in „Kaiferhof“ eine Verſammlung der Inhaber von Kolonial-, Lebensmittel- und Rurzwarengeſchäfte zwecks Zuſammenſchluß und Anſchluß an den Ber⸗ band Mittelſtändiger Kaufleute, ſtatt. Erſcheinen jedes Einzelnen iſt Pflicht. Wer nicht erſcheint, wird als Gegner betrachtet. Der Ortsgruppenführer der NS DA. Franzlie. Lorenz Reiß, Kaufmann 5 Althausbeſiter. Morgen Mittwoch, abends 8 Uhr, findet im Gaſthaus zum„Kaiſerhof“ eine Verſammlung ſtatt, wozu das Erſcheinen aller Pflicht iſt. Der Vorſtand. Jermossungsbüro Miaaler Anargasstr. 6 Worms Fürnruf agga Annahme von Hufträgen, luskunfts- erteilungen, jeden Mittwoch nachmittag auf dem hiesigen Rathaus 9 Dringliche Rufträge, durch Karte Oder Fernruf hestellt, werden Sofort ausgeführt! cee Peißweine Rotweine Güdweine und alle Sorten Branntweine kaufen Sie billig und gut bei Ludwig Theobald Weinhandlung eee Acker dbauerwerroler 5 geſ. Keine Eintagsfliege in beſter Lage, 18 ar, 25 u. 50 Pfg. Schlager. aus erſter Hand, ſofort zu verkaufen Tagesgeld Rm. 4,50.— di e ſagt der Angebote unter ff. P. 708 Verlag ds. Bl. an Ma, Hannover. Wochenplan der Sport⸗ Vereinigung Amieitia 09 e. V. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Täglich Betrieb Dienstag nachm. 7 Uhr: Training für 1. Mann- ſchaft im Fußball und Handball. Leichte Schuhe mitbringen. Mittwoch nachm. 5 Uhr Training für die Schüler— abteilung unter Leitung des Herrn Lehrer Reinhardt, Mittwoch nachm. ½7 Uhr: Training für die Jugendabteilung unter Leitung des Herrn Lehrer Sutter. Mittwoch nachm. 9 Uhr: Training für die Kraft— ſportler im Lokal. Donnerstag Nachm. 7 Uhr: Training für die Liga und 1. Jugend Fußball. Freitag Nachm. ab 7 Uhr Training für untere Mannſch., AH. und Handball. Zur Hinderpflege emslenle Gummibetteinlagen, Kinderpuder— Kinderseife, Badethermometer, Kinder-Nahrungsmittel wie: Nestle, Kufeke, Opel-Kalk- zwieback— Edelweißmilch, Traubenzucker. Beerertz Peter Moskonp. Hügelſtraße 22 90— —̃̃ f———— — ——ů— —— —— ——— S —— — Todes- Anzeige. Nach Gottes unerforſchlichem Ratſchluſſe verſchied heute Nacht um ¼2 Uhr unſer lieber, ſtets treuſorgender Vater, Großvater, Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel, ner Franz Hofmann 7. nach längerem, ſchweren Leiden, wohlvorbereitet durch den Empfang der hl. Sterbeſakramente, im Alter von 60 Jahren. Wir bitten um ein ſtilles Gebet für unſern lb. Verſtorbenen. Viernheim, den 11. Juli 1933. Die tieftrauernden Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet am Donnerstag, nachm. 5 Uhr, vom Trauerhauſe, Mannheimerſtraße 61 aus, ſtatt. —.——— — —— B — — — — ——— — ——— —— —— ä S holte 4¹e ee, ame lucht., ,/ E Für ein paar Pfennige besorge ich die gröbste Vasch- arbeit— die Lockerung des Schmutzes!— aber niclit dureh Reiben und Bürsten, nein, so schonend wie nur möglich, namlich allein durch Einweichen] Ein- weichen der Hasche mil Henk ist die einfachste, billigste und fortschriitlichiste Art der Maschepflege. Henko verkürat den Waschtag um die Hälfte l 567/33 9 Zum EinwVaichen der Wäsche, zum Weſchmachen des Wassers!“ 95 dentess Masch und heide Mehmen Sie zum Aufibaschen, Spülen, Reinigen Henbel's ini 1 EA* Statt Karten! Brigitta Fink Hans Angerer Viernhelm Verlobte Salzburg- Mannheim e Schöne 2 Zimmer und Küche ſofort zu vermieten Meunauserssrage 28 — ie eee ee Neue Pfälzer Kartoffel Erſtlinge, gelbfleiſchig 3. billigſten Tagespreis Hen. fallermann Moltkeſtraße 15. 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In ſeiner Antwort hat Sir John Simon dann von ſeiner„Beſtürzung und Sorge über die Lage gewiſſer Minder— heiten in Deutſchland“ geſprochen. Von Deutſchland aus mußte ſchon mehrfach darauf hingewieſen werden, daß die inneren deut— ſchen Verhältniſſe eine innerdeutſche Ange⸗ legenheit ſind, und daß unter keinen Umſtän— den dem engliſchen Paklament, ſo wenig wie irgend einem anderen Parlament der Welt, das Recht zuſteht, ſich kritiſch mit dieſen An— gelegenheiten zu befaſſen. Ebenſowenig hat auch irgend ein Außenminiſter irgend eines Staates das Recht, von der offiziellen Stelle der Regierungsbank aus ſeine„Sorge und Beſtürzung“ über innerdeutſche Angelegen— heiten auszudrücken. Sir John Simon und den Kritikern im engliſchen Unterhaus iſt nun eine Antwort geworden, von einer Seite, von der ſie dieſe Antwort vielleicht nicht erwartet haben. Lord Rothermere hat ihnen dieſe Antwort gegeben, der Inhaber eines der größten engliſchen Zeitungskonzerne und Herausgeber von Zeitungen, die in England wohl die größte Leſerzahl haben. Wir haben den Artikel Lord Rothermeres„Sieghafte Jugend“, den er in ſeiner Zeitung„Daily Mail“ veröffentlicht hat, zum Abdruck ge— bracht. Man darf ihn als einen Durchbruch zur Wahrheit bezeichnen, zur Wahrheit über das neue Deutſchland. Ein Unbefangener ſchildert, was er in Deutſchland geſehen hat und wie er es ſieht. Es iſt eine Stimme, an deren Gewicht die Welt bei Beurteilung der innerdeutſchen Verhältniſſe nicht vorbei— gehen kann. Als Quelle der Wahrheit über Deutſch— land würdigt auch die deutſche Preſſe dieſen Artikel. Der„Völkiſche Beobachter“ bezeichnet ihn als das Ergebnis der erſten großen ſiegreichen Durchbruchsſchlacht des nationalſozialiſtiſchen Deutſchland durch den Wall von Verzerrungen, Unverſtändnis und oft auch böswilliger Verleumdung, den in— tereſſierte Peu der fremden Staaten gegen das neue Deutſchland zu errichten ſich be⸗ mühten. Lord Rothermere weiſe ſelbſt die engen Zuſammenhänge dieſer aus— ländiſchen Hetzer mit den prokommuniſti— ſchen Kreiſen auf und zeige damit am deut⸗ (ichſten die enge Kampfverbundenheit, die zwiſchen dem Deutſchland Hitlers und allen gegen den Kommunismus kämpfenden Kul⸗ turſtaaten beſtehen müßte. Lord Rothermere ſei auch der Erſte, der ein offenes Wort in der Judenfrage finde. Der Aufſatz über den „Sieg der Jugend in Deutſchland“ ſehe den engliſchen Lord wieder in vorderſter Front zur Verteidigung der Wahrheit gegen eine ſyſtematiſch organiſierte Lügenhetze. Die ehr⸗ lich begeiſterten und anerkennenden Worte des engliſchen Politikers bewieſen dabei, daß der Aufſatz nicht eine journaliſtiſche Ge⸗ legenheitsarbeit ſei, ſondern daß Lord Ro⸗ thermere bei ſeinem Aufenthalt in Deutſch⸗ land ſelbſt die Ueber zeugung von den einzigartigen Leiſtungen der nationalſozia⸗ liſtiſchen Bewegung unter der Führung Adolf Hitlers gewonnen habe, und daß er gerade in dem grundlegenden Syſtemwandel in Deutſchland die Leiſtung des National⸗ ſozialismus ſehe. Die Worte, die er in dieſem Zuſammenhang an ſein Heimatland richte, ſprächen die Ueberzeugung aus, wie notwen⸗ dig die Betrauung der Jugend iſt. Wenn Lord Rothermere gerade in dieſem Punkt die nationalſozialiſtiſche Revolution ſeinem Heimatland als Vorbild hinſtelle, ſo ſei dies für uns ein neuer Beweis, daß wir auf dem rechten Wege ſeien. Die„Kreuzzeitung“ weiſt darauf hin, daß Lord Rothermere als ein guter Viernheimer Zeitung Erf. 5 10 täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. k. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte enbelmer Anzeſoer (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petit bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— 5 toſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., lnnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artitel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes an Mittwoch, den 12. Juli 1933 Biden ten bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme eſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 50. Jahrgang Koine zweite Revolution Ein Nundſchreiben des Neichsinnenminiſters an die Neichsſtatthalter und an die Berlin, 12. Juli. Der Reichsminiſter des Innern, Dr. Frick, hat an ſämtliche Reichsſtatthalter und ſämt— liche Landesregierungen— für Preußen an den Miniſterpräſidenten und an den Mini— ſter des Innern folgendes Rundſchreiben ge— richtet: „In ſeinen letzten Anſprachen an die SA— Jührer und an die Reichsſtalthalter hat der Herr Reichskanzler eindeutig feſtgeſtellt, daß die deutlſche Revolution abge- ſchloſſen iſt. Soweit neben der National- ſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeilerpartei noch politiſche Parteien beſtanden, haben ſie ſich ſelbſt aufgelöſt. Ihre Wiederkehr oder Neu- bildung iſt für alle Zeiten ausgeſchloſſen. Die Nationalſozialiſtiſche Deutiſche Arbeiter- 570 iſt damik der alleinige Träger es Staates geworden. Alle Macht die⸗ ſes Skaates liegt in den Händen der von dem Herrn Reichskanzler allein geführten Reichsregierung, in der alle entſcheidenden Aemter mit zuverläſſigen Nationalſozialiſten beſetzt ſind. Damit iſt die ſiegreiche deulſche Revolu⸗ lion in das Sfadium der Evolution, das heißt normaler geſetzmäßiger Aufbauarbeit gelreten. Wichtigſte Aufgabe der Reichsre⸗ gierung iſt es nunmehr, die in ihr vereinigte kokale Macht geiſtig und wirkſchaftlich zu untermauern. Dieſe Aufgabe wird ſofork auf das Schwerſte gefährdek, wenn weiterhin von einer Jorkſetzung der Revolution oder von einer zweiten Revolulion ge- redet wird. Wer jetzt noch ſo redet, muß ſich darüber klar ſein, daß er ſich damit gegen den Führer ſelbſt auflehnt und demenkſprechend behandelt wird. Solche Aeußerungen ſtellen eine glatte Sabo- kage der nalionalen Revolukion dar und ſind insbeſondere geeignek, die deutſche Wirtſchaft, die dank der von der Reichs- regierung zur Löſung des Arbeitsloſen- problems getroffenen Maßnahmen im Kenner Deutſchlands gilt. Er habe mit die⸗ ſem Vorſtoß in der engliſchen Preſſe als erſter den Willen gezeigt, die deutſche Ent— wicklung objektiv und ohne Voreinge⸗ nommenheit zu ſehen. Rothermeres Ar— gumentation und ſeine Darſtellung der deut— ſchen Verhältniſſe ſeien durchaus richtig und wahrheitsgetreu. Er ſehe mit dem Blick des erfahrenen Politikers, daß Deutſchland als ein realitätsnaher und tatenfroher Staat zu— nächſt in Widerſpruch mit dem überlieferten und veralteten Parlamentsdenken Englands und anderer Staaten geraten mußte, und daß dieſem Gegenſatz, ähnlich wie bei Ita⸗ lien, von grundſätzlichen Gegnern Deutſch⸗ lands zu gewiſſenloſen deutſchlandfeindlichen Kampagnen ausgenutzt werden könnte. Rothermeres Artikel ſei das erſte erfreu⸗ liche Anzeichen eines beginnen⸗ den Verſtändniſſes in England, von dem wir nur hoffen könnten, daß es in immer weitere Kreiſe eindringe und die Vor— urteile der Greuelhetzezeit verdränge, die dem auf ſeine Ruhe und Abgeklärtheit mit Recht ſtolzen Engländer nicht anſtänden. Auch die„Morgenpoſt“ weiſt auf die Breſche hin, die der Artikel des Lords in den Ring von Mißtrauen und Nichtverſte⸗ henwollen geſchlagen habe. Es ſeien Feſtſtel— lungen, die in Deutſchland ſelbſt nie⸗ mand überraſchten, für die man aber Lord Rothermere Dank ſagen müſſe. Es ſei für Deutſchland von größter Wichtigkeit, daß endlich einmal die Dinge ſo geſchildert wür⸗ den, wie ſie wirklich ſeien. Landesregierungen erfreulichen Wiederaufbau begriffen iſt, neuen Beunruhigungen auszuſetzen und damit das deulſche Volk in ſeiner Ge— ſamtheik zu ſchädigen. Das der Reichsregierung als Trägerin der nationalen Revolukion in ſteigendem Maße enkgegengebrachte Verkrauen, das gerade in der Belebung der Wirtſchaft und in dem ſtarken Abſinken der Arbeitsloſenziffern ſei- nen ſichtbaren Ausdruck findet, darf unker keinen Umſtänden enktäuſcht werden. Jeder Verſuch einer Sabokage der deutſchen Revo⸗ lution, wie er namenklich in unbefuglen Ein- griffen in die Wirtſchaft und in Mißachtung von Anordnungen der Träger der Staats- aukorität zu erblicken iſt, muß daher auf Grund der Verordnung zum Schutze von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 mit den ſchärfſten Maßnahmen(mindeſtens Schutzhaft), gegen wen immer, geahndet werden. Soweit Eingriffe nötig und berechkigt ſind, dürfen ſie von nun an nur von den Trägern der Skaatsaukorikät und auf deren ausdrückliche Anordnung und un- ker ihrer alleiniger Verantworkung er⸗ folgen. Aufgabe der Herren Reichsſtakt⸗ haller und der Landesregierungen, ins- beſondere der zuſtändigen Miniſter des Innern, iſt es, wie der Herr Reichskanz⸗ ler am 6. Juli ds. Js. ausdrücklich be⸗ konk hat, mik allen Mitteln zu verhin⸗ dern, daß irgendwelche Organiſationen oder Parkeiſtellen ſich künftig noch Re- gierunasbefugniſſe anmaßen. Andernfalls deſteyt die Gefahr, daß die Gegner des Nakionalſozialismus, insbeſon⸗ dere Koenmuniſten und Marxiſten, verſuchen werden, ſich in die N50 oder die Deutſche Arbeiksfront einzuſchleichen, um unter ihrem Schutze die deutſche Wirkſchaft fortgeſetzt zu beunruhigen und der Regierung der natio- nalen Revolution Schwierigkeiten zu berei— ken. Im beſonderen Aufkrag des Herrn Reichs- n „Anſere nächſten Aufgaben“ Ein Artikel von Miniſter Göbbels. Reichsminiſter Dr. Göbbels veröffentlicht im„Angriff“ einen Leitartikel mit folgender Ueberſchrift„Unſere nächſten Aufgaben“. Dr. Göbbels ſchreibt u. a.: Die Welt beginnt all— mählich einzuſehen, daß das junge Deutſch— land, das wir Nationalſozialiſten repräſen— tieren, keineswegs ein politiſches Abenteuer iſt, ſondern eine feſtſtehende Tatſache, mit der man ſich für alle abſehbare Zeit abfin den muß. Hinter Hitler und ſeinen Männern ſteht die ſtählerne Front der nationalſozia— liſtiſchen Parteiorganiſation. Ihre Avant Garde iſt die in der Revolution gehärtete und zuſammengeſchweißte SA und SS. Ob ſie marſchiert oder Gewehr bei Fuß ſteht: Immerdar iſt ſie bereit, für die Sache der deutſchen Revolution mit Leib und Seele einzutreten und zu kämpfen. Die Partei iſt im Begriff, eine innere Umformung zu vollziehen. Von den vie⸗ len Hunderktauſend, die ſeit der Macht- übernahme zu uns kamen, wird der brauchbare Teil nach und nach in den Parteikörper eingeſchmolzen, der andere Teil, ſoweit er unbrauchbar iſt, aus ihm wieder ausgeſchieden. Auch das dauert ſeine Zeit, aber in wenigen Monaten ſchon wird die ganze Organiſation wieder von derſelben wuchtigen Schlagkraft und vormärtsſtürmenden Aktivität erfüllt fanzlers erſuche ich die herren AXeichsſtatt- halter und die Landesregierungen, die Au- korität des Staates auf allen Ge⸗ bieken und unter allen Umſtänden ſicher⸗ zuſtellen und jedem Verſuch, dieſe Au- toritätk zu erſchüktern oder auch nur anzu— zweifeln, woher er auch kommen mag, rückſichkslos und unter Einſatz aller ſtaaklichen Machtmiktel enkgegen zu krelen. Ich bitte ferner dafür zu ſorgen, daß aus dieſen Gründen künftig auch von der bisher geübten Einſetzung von Kommi ſaren und Beauftragten Abſtand ge— nommen wird, da der unter ausſchließlicher nationalſozialiſtiſcher Leikung ſtehende Staatsapparat in der Lage iſt, die in Frage kommenden Aufgaben allein durchzu— führen. Ich bitte daher, in eine beſchleunigte Prüfung darüber einzukrelen, wie die zurzeit noch beſtehenden Kommiſſariate uſto. auf ſchnellſtem Wege abgebaut oder, ſoweik unenkbehrlich, in den or- denklichen Staatsapparat eingeordnet werden können, da jede Art von Neben- regierung mit der Aukorikäf des kolalen Sfaates unvereinbar iſt. Späteſtens bis zum 1. Oktober ds. Js. bitte ich, mir mitzukeilen, auf welchen Gebieten ausnahmsweiſe die Beibehaltung von Kom- miſſaren im Skaaksinkereſſe erfa:gertich er ſcheint.“ Fallſchirmpilotin abgeſtürzt Chemnitz, 12. Juli. Die bekannte Fallſchirmpilotin Frau Lola Schröter⸗Chemnitz ſtürzte mit ihrem Se— gelflugzeug in Hirſchberg(Schleſien) über dem Hirſchberger Flugplatz ab. Beim Auf⸗ prall auf dem Boden brach ſie beide Beine. Sie mußte ſchwerverletzt ins Kran⸗ kenhaus eingeliefert werden; Lebensgefahr beſteht jedoch nicht. ſein, wie in den Zeiten unserer Oppofition. Unſere nationalſozialiſtiſche Betriebszellen— organiſation hat eine große hiſtoriſche Auf— gabe übernommen. Ihr liegt es ob, das deutſche Arbeitertum in den Organismus des Staates einzufügen, und zwar ſo feſt, daß es nie mehr daraus herausgebrochen werden kann. Man wird darauf zu achten haben, daß der Marxismus, ſeiner organiſa— toriſchen Möglichkeiten beraubt, hier nicht ein neues ideologiſches Tummelfeld findet. Auch da iſt mehr Wert auf die Qualität als auf die Quantität zu legen. Nicht jeder, der ein NSBO-Abzeichen anſteckt, iſt damit ein treuer Hitler-Soldat. Und zu glauben, daß der Marxismus nach dem Ende der SPd. und KPD. nun auch weltanſchaulich reſtlos ausgerottet wäre, das mag man anderen, nur nicht uns alten Nationalſozialiſten zu— nuten. Die großen Probleme der Zeit, die An- kurbelung der Wirkſchaft, die Beſeiti- gung der Arbeitsloſigkeit, die in ſo hoff⸗ nungsvollen Anſätzen ſtehen, können bis zum letzten Reſt nur gemeiſtert wer- den durch eine natkionalſozialiſtiſche Führung, die ein ganzes Volk hinter ſich weiß. Der Führer iſt, ſeitdem er zugleich Kanzler des Volkes iſt, derſelbe ge⸗ blieben, der er immer war. Er wird mit der großen Not fertig, wenn wir alle wie ein Mann hinter ihm ſtehen und ihm dabei helfen, der Nation wieder Freiheit und Brot zu geben. IJn k lurzen Worten: Reichsinnenminiſter Dr. Frick hat an ſämtliche Statthalter und Landesregietun⸗ gen ein Rundſchreiben gerichtet, in dem feſt⸗ geſtellt wird, daß die ſiegreiche deutſche Re⸗ volution in das Stadium der Evolution ge⸗ treten iſt. Die Aufbauarbeit der Regierung werde jedoch auf das Schwerſte gefährdet wenn weiterhin noch von einer Fortſetzung der Revolution oder von einer zweiten Re— volution geredet wird. Für die Spende zur Förderung der na⸗ tionalen Arbeit ſind von Mitte Juni bis Ende des Monats rund vier Millionen Mark eingezahlt worden. Nach amtlicher Feſtſtellung beträgt die Zahl der in Schutzhaft befindlichen Perſo— nen im Reich 18 000. Kirchenverfaſſung verkündet! Die Deutſche Evangeliſche Kirche beſteht! Berlin, 12. Juli. Die Vertreter der im Deutſchen Evangeli- ſchen Kirchenbund vereinigten Landeskirchen ſind am Dienskag abend im Reichsminiſte⸗ rium des Innern zuſammengetreken, um durch den Mund des Landesbiſchofs, D. Ma- rahrens, die eee des kirchlichen Ver⸗ faſſungswerkes zu verkünden. mung über den in den vorbereitenden Be- ratungen fertiggeſtellten Entwurf halte die einmütige Annahme der neuen Verfaſſung ergeben. Die Deutſche Evangeliſche Kirche hal damit Geſtalt gewonnen. Der Reichsminiſter des Innern gab ſeiner beſonderen Freude darüber Aus⸗ druck, daß er als erſter Gelegenheit hade. der einigen Kirche des evargeluſchen Deutſch⸗ land die Glückwünſche der Reichsreg gerung in dem denkwürdigen Augenblick zu über— mitteln, in dem dieſe Kirche ihren Eintritt in die Geſchichte des deutſchen Volkes voll- zieht. g Er ſtellte gleichzeitig in Ausſicht, daß die rechtliche Anerkennung der neuen kirch⸗ lichen Verfaſſung im Keichsgeſetzblalt noch in dieſer Woche erfolgen werde. Mit der Vollendung des Verfaſſungswerkes für die Deutſche Evangeliſche Kirche wurde auch die Grundlage für die Beilegung der Kirchenkonflikte vor allem in Preußen geſchaffen. Bereits am Mittwoch beginnen im Reichsminiſterium des Innern die entſcheidenden Verhandlun⸗ gen hierüber und werden noch im Laufe dieſer Woche zu einem befriedigenden Ab— ſchluß gebracht werden. Die Schlacht ſteht gut! Skcatsſekretär Reinhardt über den Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit. Berlin, 12. Juli. Staatsſekretär Reinhardt ſprach Dienstag abend über alle deutſchen Sender über die begonnene Arbeitsſchlacht. Er ſkiz⸗ zierte anfangs kurz die einzelnen Abſchnitte des Geſetzes zur Verminderung der Arbeits— loſigkeit und ging dann insbeſondere auf das Geſetz zur Förderung der Eheſchlie— ßungen ein. Bei dieſem Geſetz handele es ſich nicht um eine einmalige, ſondern um eine Jauernde Entlaſtung des Ar- beilemarktes. ma rechne durch dieſes für die Dauer eines Vierjahresplanes der Reichsregie⸗ rung mit einer Enklaſtung des Arbeits- znarktes von einer Miſſion. schon ſeßzt hebe die Reichsanſkalt für Arbeitsver- wi!tung in ihrem letzten Bericht auf ene fühlbare Enklaftung des Arbeits- marktes hinweiſen können, der auf die⸗ es Heſetz und auch auf das Geſetz über die Ueberführung weiblicher Arbeits- kläfte in die Hauswiriſchaft zurückzu- führen ſei. Staatsſekretär Reinhardt beſchäftigte ſich dann im einzelnen mit der Durchführung der Arbeitsbeſchaffungsmaß⸗ nahmen. In erſter Linie ſollen unter den Arbeitsloſen Familienernährer, kinderreiche und langfriſtige Erwerbsloſe berückſichtigt werden, ferner auch Angehörige der natio— nalen Wehr-Verbände. Der Redner gab ſo— dann eine ausführliche Ueberſicht über die Gegenſtände, die als Erſatzbeſchaf⸗ fungen gelten und für die Steuer⸗ freiheit gewährt wird. Er betonte in dieſem Zuſammenhang, daß es Pflicht aller Behörden und Privaten ſein müſſe, nur neue Gegenſtände zu kaufen. Ablommen über Gemeindelredite Zinsherabſetzung und Jahlungsaufſchub. Berlin, 12. Juli. Die während der letzten Tage hier abge⸗ haltenen Beſprechungen über die kurzfriſti⸗ gen deulſchen Gemeindekredite zwiſchen Ver ⸗ tretern der deutſchen Gemeinden und der ausländiſchen Gläubigerausſchüſſe ſollen zum Abſchluß gebracht worden ſein. Dieſes zuſätzliche Abkommen ſchließt ſich dem Ver. e nach an die Abmachungen über die Stillhaltekredite an, und zwar ſowohl hin⸗ 550 ch der Herabſetzung der Zinſen als auch er vorläufigen Ausſetzung der Kapital- zählung. Die Abſtim⸗ Vier Millionen Arbeitsſpende Die Förderung der nationalen Arbeit— Ein verheißungsvoller Anfang Berlin, 12. Juli. Bei den Finanz- und Zollämtern wurden bis zum 30. Juni für die Spende zur Förde⸗ rung der nakionalen Arbeit nicht weniger als 3 987 530,61 Mark einbezahlt. Da von einem Landesfinanzamksbezirk noch keine Angaben vorliegen, hat die Spende prakliſch die Zahl von vier Millionen bereits überſchritten. Die Sammlung für dieſe Spende hat etwa Mitte Juni eingeſetzt; das Ergebnis wurde alſo in zwei Wochen erzielt. Täglich gingen annähernd 300 000 Mk. ein. Ein Anfangserfolg, wie er beſſer nicht erwarket werden konnte. Der Appell an die Opferbereitſchaft unſeres Volkes iſt alſo nicht vergeblich. In Jahren der Not und inneren Haders ſchien das Be⸗ wußtſein im Volke erſtorben zu ſein, daß, alle Berufsſtände und Erwerbsſchichten ſchick⸗ ſalhaft miteinander verbunden ſind. Heute iſt der Gemeinſchaftsſinn wieder erwacht und drängt zur Tak. Verkreter aller Volkskreiſe haben Ankeil an dem Anfangserfolg der Arbeitsſpende. In Stadt und Land hat der Ruf des Jüh⸗ rers und Kanzlers Widerhall gefunden. Und was beſonders hervorzuheben iſt: Auch Ar⸗ beitnehmer haben es ſich nicht nehmen laſſen, am Lohn- und Gehaltszahlungstag einen Betrag für die Spende abzuführen. Weiter ſo! Dann wird aus Millionen kleiner Quellen und Bäche der Strom wachſen, der in Stadt und Land Segen ſpendet. Annahmeſtellen für die Spende ſind alle Jinanzämter, Jollämter und Haupkzolläm⸗ ker. Ueberweiſungen an dieſe Annahmeſtel- len können erfolgen durch Poſt, Bank, Spar- kaſſe uſw. Deutſche Tagesſihau Die Zahl der Schutzhäftlinge in Deutſchland. Gegenüber der Meldung einer ausländiſchen Telegraphenagentur, worin die Zahl der po⸗ litiſchen Schutzhäftlinge in Deutſchland mit 100 000 angegeben iſt, ſtellt der Amtliche Preu⸗ ßiſche Preſſedienſt feſt, daß zurzeit in ganz Deutſchland nur 18000 Perſonen ſich in Schutzhaft befinden. In Preußen beträgt die Zahl der Schutzhäftlinge nach den Feſtſtellun⸗ gen des Geheimen Staatspoltzeiamtes rund 12 000. Der württembergiſche Landesbiſchof. Der zuſtändige Ausſchuß des württembergi— ſchen Landeskirchentages hat den Kirchenprä⸗ ſidenten Wurm erſucht, unter der Amtsbezeich⸗ nung eines Biſchofs der evangeliſchen Landes⸗ kirche in Württemberg die Kirchengeſchäfte wei— terzuführen. Kirchenpräſident Wurm hat dieſem Erſuchen entſprochen und wird von nun an den Titel eines Landesbiſchofs führen. Kommuniſt erſchießt einen SA⸗Mann. Der kürzlich aus dem Zuchthaus entlaſſene Kommuniſt Lange überfiel in Königsberg mit zwei Helfershelfern den SA-Mann Willi Höll⸗ ger⸗Powayen, indem er ihn mit einem Jagd⸗ gewehr aus einer Entfernung von eineinhalb Schritt anſchoß. Der Ueberfallene, dem die ganze Schrotladung in das Becken gedrungen war, ſtarb unter furchtbaren Qualen. Der Tä⸗ ter wurde feſtgenommen. Juchthaus für Zimmermann Trantow. Das Schwurgericht Berlin verurteilte den Na Trantow zu ſieben Jahren uchthaus. Der Angeklagte hatte am 5. Januar ds. Is. den SA⸗Mann Stenzel mit einem Vierkantſchlüſſel derart ins Geſicht ge⸗ ſchlagen, daß dieſer nach acht Tagen an den Folgen der Verletzung ſtarb. „Daily Expreß“ bewunderk Arbeitslager. Ein Sonderkorreſpondent des„Daily Ex⸗ preß“ ſchildert den tiefen Eindruck, den er bei einem Beſuch in rheinländiſchen Arbeitsla⸗ gern empfangen hat und ſagt, eines der ſchwie⸗ rigſten Weltprobleme, nämlich die Aufrechter haltung der Moral der Arbeitsloſen, werde von den Nationalſozialiſten in bemerkenswerter Weiſe in Angriff genommen. Jeder Arbeiter könne das Lager verlaſſen, wenn er wolle; aber den meiſten gefalle das harte Leben nach der traurigen Erfahrung der Antätig⸗ Luftſchutz tut not! Berlin, 12. Juli. Vom Präſidium des Reichs luft⸗ ſchutzbundes wird u. a.: mitgeteilt: Die Ueberfliegung deutſcher Gebietsteile durch landfremde Flugzeuge und der heraus⸗ fordernde Abwurf von Hetzflugblättern über der Reichshauptſtadt am 23. Juli haben im ganzen Volke einen Sturm der Entrüſtung ausgelöſt. Aus allen Teilen des Reiches ſind uns zahlloſe Aeußerungen in dieſer An— gelegenheit zugetragen worden. Aus allen Stimmen ſpricht die wachſende Sorge um die Sicherheit der Bevölkerung. Die einzige kroſtreiche Zuſicherung, die wir auf alle verängſtigten und enk⸗ rüſteten Zuſchriften geben können, iſt die, daß jeder Volksgenoſſe in derReichs⸗ regierung die ſicherſte Garantie für eine zweckentſprechende und hoffnungsvolle Behandlung des großen Gebietes der Luftgefahr und des Luftſchutzes ſehen kann und ſoll. Der Reichsluftſchutzbund iſt die Gemein⸗ ſchaft aller derer, die durch Selbſtſchutz dem Polks dienen wollen. Unſere Antwort auf aus den Eveiganiſſen der letzten Zeit erwach⸗ ſene und an uns herangetragene Stim⸗ men kann daher nur in der Aufforderung an die geſamte Beoölkerung ausklingen: Helft dem Reichsluftſchutz, damit er Euch helfen kann! Tretet ſeinen Ortsgruppen bei oder gründet ſolche, wo ſie noch nicht beſtehen. Luftichutz iſt das Gebot der Stunde! Luft⸗ ſchutz iſt die Forderung der Nation! Politiſches Allerlei Berlin. Auf einer Lichtung im Bernauer Stadtforſt ſoll ein Reichsſchulungsla⸗ ger der NS D AP errichtet werden. Die ſtädtiſchen Körperſchaften von Bernau haben zu dieſem Zweck 28 Morgen ſtädtiſchen Bodens der NS Da pachtweiſe überlaſſen. Stuttgart. Wie der Stuttgarter„NS-Ku⸗ rier“ von zuständiger Seite erfährt, wurde der frühere ſozialdemokratiſche Reichstagsabgeord⸗ nete Dr. Schumacher⸗Stuttgart auf Veranlaſ⸗ ſung der württembergiſchen politiſchen Po⸗ lizei in Wuppertal verhaftet. Die politiſche Polizei hat ſeine Ueberführung auf den Heu— berg angeordnet. London. Im engliſchen Unterhaus wurde ein Antrag des Führers der Arbeiteroppoſi— tion Lansbury, am Haushalt des Auswär— tigen Amtes Abſtriche vorzunehmen, mit 239 gegen 42 Stimmen abgelehnt. Preisüberwachung in Heſſen Eme Verordnung des Minifterpräſidenten. Darmſtadt, 12. Juli. Unterm 8. Juli hat der Herr Miniſter⸗ präſident auf Grund der Reichsbeſtimmungen und der heſſiſchen Ermächtigungsgeſetze eine Verordnung erlaſſen, die u. a. folgendes be⸗ ſtimmt: Zur Ueberwachung der Preiſe für lebens⸗ wichtige Lebens⸗ und Genußmittel ſowie für lebenswichtige handwerkliche Leiſtungen zur Befriedigung des täglichen Bedarfs wird bei der Miniſterialabteilung 1 eine Preisüberwa⸗ chungsſtelle eingerichtet. Das Nähere beſtimmt der Staatsſekretär. Preiserhöhungen, Erhöhungen von Preis⸗ zuſchlägen und Preisſpannen für die oben be⸗ zeichneten Lebensmittel und Leiſtungen dürfen mur vorgenommen werden, nachdem ſie durch die Ueberwachungsſtelle oder durch die ſon⸗ ſtigen hietfür beſtimmten Organe genehmigt worden ſind. Preiserhöhungen oder ſonſtige Maßnahmen, die bei Gegenſtänden und Le ſtun⸗ gen der erwähnten Art ſeit dem 1. Mai 1933 erfolgt ſind, müſſen ſpäteſtens bis zum 31. Juli durch Vermittlung des Kreisamts der Ueberwachungsſtelle zur Genehmigung vorge⸗ legt werden. Die Vorlage kann aleh durch Verbände und Vereinigungen von Händlern und Gewerbetreibenden erfolgen. Im Handel mit lebenswichtigen Lebens- und Genußmitteln ſowie bei lebenswichtigen hand⸗ werklichen Leiſtungen zur Befriedigung des täglichen Bedarfs dürfen Verbände und Ver⸗ einigungen Mindeſtpreiſe, Mig deſthandelsſpan⸗ nen und Mindeſtzuſchläge jeglicher Art nur mit Genehmigung der Preisüberwachungsſtelle verabreden oder feſtſetzen. Verabredungen oder Feſtſetzungen, die nach Inkrafttreten der Ver⸗ ordnung ohne eine ſolche Genehmigung getrof— fen werden, ſind nichtig.— Verabredungen oder Feſtſetzungen, die nach dem 1. Mai 1933, aber vor dem Inkrafttreten dieſer Verordnung getroffen worden ſind, werden mit dem Ab⸗ lauf des 31. Juli 1933 nichtig, wenn ſie bis dahin nicht genehmigt worden ſind, ſoweit nicht die Nichtigkeit ſchon auf Grund ander⸗ weitiger Vorſchriften eingetreten iſt. Die Entſchließungen der Preisüberwachungs⸗ ſtelle ſind endgültig. Die Preisüberwachungs⸗ ſtelle iſt berechtigt, gemäß der Verordnung über Auskunftpflicht Auskunft zu verlangen. Zuwiderhandlungen werden beſtraft. Strafbeſtimmungen Wer gegen die ergangenen Maßnahmen der Preisüberwachungsſtelle vorſätzlich oder fahr⸗ läſſig verſtößt, wird beſtraft. Einem Verſtoß iſt es gleichzuachten, wenn die Vorſchrift um⸗ gangen wird, namentlich dadurch, daß ein geſellſchaftlicher Druck ausgeübt oder eine Per⸗ ſon verächtlich gemacht wird. Die Ueberwachungsſtelle kann die Fortfüh⸗ rung von Betrieben, durch die lebenswichtige Lebens⸗ und Genußmittel ſowie lebenswichtige handwerkliche Leiſtungen zur Befriedigung des täglichen Bedarfs in den Verkehr gebracht werden, unterſagen, wenn der Inhaber oder der Leiter des Betriebes den auf Grund die⸗ ſer Verordnung erlaſſenen Anordnungen zuwiderhandelt Tatſachen die Annahme rechtferti Inhaber, die geſetzlichen Ve Betriebsleiter die für den Bet er oder 8 eb erforder⸗ liche Zuverläſſigkeit nicht beſitzen. Die Ueber⸗ wachungsſtelle kann die Schließung der Be⸗ triebs⸗ und Geſchäftsräume ſolcher Unternez⸗ mungen anordnen. 1 Die Namen derjenigen Perſonen und ſhrer Firmen, die auf Grund dieſer Verordnung beſtraft worden ſind, werden auf Beſchluß der Preisüberwachungsſtelle öffentlich auf Ko⸗ ſten der Beſtraften bekannt gemacht. die Belanntmachungen Die Entſchließungen der Preisüberwachungs⸗ ſtelle werden für den Bezirk der Kreisämter, * ri für deren räumlichen Umfang die Entſchlie⸗ ßung ergeht, in den Amtsverkündigungsblät⸗ tern der Kreisämter veröffentlicht. Die Ver⸗ ordnung iſt mit der Verkündigung in Kraft getreten. Uebergang der Dienſtgeſchäfte der Schlich⸗ tungsausſchüſſe in Heſſen auf das Staats⸗ miniſterium. Darmſtadt, 12. Juli. Die Staatspreſſeſtelle teilt mit: Mit Wirkung vom 1. Juli d. J. ab werden im Volksſtaat Heſſen die Dienſtge⸗ ſchäfte der Schlichtungsausſchüſſe und deren Spruchkammen von dem heſſiſchen Staats⸗ miniſterium, Miniſterialabteilung 3(Arbeit und Wirtſchaft) mitverſehen. Alle für dieſe Be⸗ hörden beſtimmten Anträge und Eingaben ſind daher nunmehr an das heſſiſche Staats⸗ miniſterium, Miniſterialaoteilung 3(Arbeit und Wirtſchaft), Darmſtadt, Adolf-Hitler⸗Platz 5(Altes Palais) zu richten. Zum Regierungsrat beim Reichsſtatthalter ernannt. Darmſtadt, 12. Juli. Die Staatspreſſeſtelle teilt mit: Der Herr Reichsſtatthalter in Heſ⸗ ſen hat den juriſtiſchen Referenten in ſeinem Stab, Pg. Gerichtsaſſeſſor Dr. Hans Rein⸗ hard Koch, mit Wirkung vom 1. Juli 1933 zum Regierungsrat ernannt. iſt 30 Jahre alt und war vor ſeiner Beru⸗ fung zu dem Reichsſtatthalter in der heſſiſchen Juſtiz richterlich tätig. Er iſt alter Partei⸗ genoſſe und Gaufachſchaftsleiter der Fach⸗ ſchaft Juſtiz. der Reichsſtatthalter in Mannheim Generalmitgliederverſammlung der NS DA. Mannheim, 12. Jult. In einer von der Ortsgruppe Mannheim? der NSDAP. abgehaltenen Generalmitglieder⸗ Verſammlung ſprach Reichsſtatthalter Robert Wagner über„Die national⸗ ſoztalrſtiſche Revolution“. Der Red⸗ ner brachte einleitend den Dank und die An⸗ erkennung für die geleiſtete Arbeit zum Aus⸗ druck und führte weiter aus, daß es in wenigen Monaten gelungen ſei, eine geſchloſſene Volks⸗ front aufzurichten und den Kampf um die Lebensrechte unſerer Nation auch nach außen hin aufzunehmen. Nachdem der Kampf um die Macht abgeſchloſſen ſei, gelte es jetzt, den Kampfum die Erhaltung der Macht zu führen. Neben der Aufgabe der Erziehung unſeres Volkes im nationalſozialiſtiſchen Sinne ſei es weiterhin unſere Aufgabe, die deutſche Wirktſchaft wieder aufzurichten. Der natio— nalſozialiſtiſche Staat werde nur Wirklichkeit werden, wenn die Nationalſozialiſten auch wei⸗ terhin die opferbereiten und kampfestüchtigen Soldaten Adolf Hitlers blieben. Wer an den Lebensfragen der Nation rüttele und die Grundfeſten des neuen Deutſchland zerſtören wolle, werde unſere Entſchloſſenheit und Ent⸗ ſchiedenheit kennen lernen. Die neuen Führer des Volkes ſeien nach wie vor bereit, jedem die Hand zu reichen, der entſchloſſen ſei, am Wiederaufbau des Vaterlandes mitzuarbeiten. Die Zeit der po⸗ lütiſchen Konfeſſionen ſei für alle Zei⸗ ten vorbei ünd den politiſierenden Prälaten könne gesagt werden:„Wir freuen uns, daß lie endlich wieder ihren eigentlichen Aufgaben zugeführt ſind.“ Dem Führer Adolf Hitler müſſe man dankbar ſein, daß es ihm gelungen iſt, die verderblichen Einflüſſe des Katholizismus zu überwinden. Aber auch der Reakkion mülſe unſere ganze Aufmerkſamkeit gewidmet werden und alles drangeſetzt werden, daß die marxiſtiſche Idee nicht wieder auflebt. Das Volk ſelbſt müſſe überall dort, wo ſich die Kräfte des Verfalls zeigen, dieſelben niederringen. In dieſem Sinne müſſe die nationalſozialiſtiſche Revolu⸗ tion ſolange fortgeſetzt werden, ots der letzte abſeits ſtehende Menſch erfaßt iſt. Wir vertrauen auf den Führer, daß es ihm auch gelingen wird, die äußeren Feſſeln zu ſprengen, die uns noch umgeben. Unſere letzte große Aufgabe ſei die Wiederherſtel⸗ lung der Wirtſchaft. Unter der Füh⸗ rung des Volkskanzlers könnten wir dieſem Ziele getroſt entgegenſehen, ſeien doch jetzt ſchon zwei Millionen Volksgenoſſen dem grauen Elend entriſſen worden. Wir wollen arbei⸗ ten, opfern und kämpfen für Deutſchland⸗ Wiederaufſtieg. 5 Der Generalappell, in dem die Maſſen dem Reichsſtatthalter begeiſtert zujubelten, wurde mit dem Geſang des Horſt⸗Weſſelliedes ge⸗ ſchloſſen. 9 Pg. Dr. Koch 1 * Zeit wann können wir schwimmen? Der geſündeſte Sport im Wanbel der Zeiten. Im Sommer 1772 mußte ſich der Kanoni⸗ kus an der Kathedrale von Terlizzi in der Provinz Bari, Oronzo de Bernardi, zur Auf⸗ friſchung ſeiner Geſundheit einer Seewaſſer⸗ kur unterziehen. Kleine Urſachen, große Wirkungen! Oronzo de Bernardi machte nämlich die merkwürdige Entdeckung, daß er nicht untergehen könne. Als Wiſſenſchaftler ging er der Sache nach und kam ſchließlich u dem Ergebnis:„Der Körper eines leben⸗ en Menſchen ſchwimmt im Waſſer von ſelbſt und ohne die geringſte Beihilfe einer Bewegung; in gerader Lage bleiben Kopf und Hals über Waſſer, ſo daß das Atmen nicht gehindert wird.“ Wir wiſſen heute, daß das nicht ganz ſtimmt, denn der Menſch iſt nur mit luftgefüllter Lunge etwas leichter als Waſſer, ſonſt aber ſchwerer. Damals jedenfalls erregte die Entdeckung des Kanonikus großes Aufſehen. Der König von Neapel ſelbſt beauftragte ſeinen Kriegs⸗ miniſter, General von Giovanni Aetan, mit der Unterſuchung, die dann im Beiſein von Lehrern der Militärakademie vorgenommen wurde. Der Bericht darüber, erſchienen am 9, Oktober 1792, enthielt folgende Sätze: „Man kann daher als Regel anſehen, daß der Menſch, um zu ſchwimmen, erſtens die Ueberzeugung braucht, daß er leichter als das Waſſer ſei(), zweitens eine hinreichen⸗ de Anweiſung, ſich ohne großen Aufwand von Bewegung und Kräften im Gleichge⸗ wicht zu halten. Durch die Begründung der vom Entdecker aufgeſtellten Grundſätze wird von der einen Seite das, was er geſagt, be⸗ ſtätigt und von der anderen Seite die öffent⸗ liche Meinung berichtigt, die ihn etwas zu voreilig des Glaubens beſchuldigte, der Menſch könnte ohne weiteres ſchwimmen.“ 1794 erſchien auf Koſten des Königs von Neapel ein zweibändiges Werk von Bernar— di über die Schwimmkunſt, das 1897 von Friedrich Kries aus Weimar ins Deutſche überſetzt wurde. Das deutſche Schwimweſen lag damals noch in den Anfängen. Unſere germaniſchen Vorfahren waren ausgezeichnete Schwim⸗ mer, wie das an vielen Stellen Tacitus Ca— zar, Caſſius u. a. bezeugen. Auch die Recken der Heldenſagen hatten nicht nur Triumphe auf dem Lande gefeiert! Im Mittelalter konnte aber von einer vollstümlichen Pflege des Schwimmens nicht meyr die Rede ſein, nur noch die Ritter übter es. Die Badehäu— ſer des Mittelalters waren nur Reinigungs— anſtalten. Als ſie ſpäter% Orte zunehmen— ben Sittenverfalles in N uf gerieten, muß⸗ te unter den Folgen leider auch der unſchul⸗ dige Schwimmſport leiden, der mit dieſen Dingen nichts zu tun hatte. Es iſt bezeich⸗ nend, daß das älteſte bekannte deutſche Schwimmlehrbuch, das unter dem Titel „Colymbetes“ 1538 in Augsburg erſchien, von einem Humaniſten, alſo einem aufge⸗ klärten Gelehrten ſtammt. Erſt im 18. Jahr⸗ hundert ſetzte eine friſchere Strömung ein. Die großen philoſophiſchen und pädagogi⸗ ſchen Führer Rouſſeau, Comenius, Baſedow und ihre Anhänger erweckten mit ihrem Ruf nach„Rückkehr zur Natur“ auch den„ſün⸗ digen“ menſchlichen Leib aus ſeinem Dorn⸗ röschenſchlaf und damit auch die lange ver⸗ fal verwahrloſte Schwimmkunſt, die ſie 5 kräftig förderten. In Männern wie Guths Muths, Vieht, Jahn und Pfuel entſtanden dann dem deut⸗ ſchen Schwimmſport große Vorkämpfer und Anreger, Guths Muths bearbeitete das Buch Oronzo de Bernardis und gah danach eine Schwimmlehre heraus. Er iſt auch der Schöpfer des Trockenſchwimmunterrichts allerdings keine Sache für richtige Schwim⸗ mer!— und auch, wer an der„Angel“ ſchwimmen lernt, darf an ihn denken. In ſeiner Schwimmſchule in Schnepfenthal bei Gotha wurden ſogar internationale Wettbe⸗ werbe abgehalten. Von Pfuel— 1848 preu⸗ ßiſcher Kriegsminiſter und Miniſterpräſident, war der Organiſator des militäriſchen Schwimmunterrichtes. Die älteſte Schwimmſchule in Deutſchland wurde in der erſten Hälfte des 18. Jahr⸗ hunderts von Halliſchen Salzwirkern, den fo enannten„Halloren“ gegründet. 1771 ent⸗ 19 0 das erſte deutſche Freibad auf dem hein bei Mannheim. 1793 wurde in Do⸗ beran(Mecklenburg) das erſte deutſche See⸗ bad eröffnet. Halloren, die Springkünſtler Tichy und eine Reihe begeiſterter Waſſer⸗ freunde, gründeten 1840 in Berlin die erſte deutſche Schwimmvereinigung, die ſich „tichyſche Fröſche“ nannte. Das verhältnismäßig geringe Alter dieſes Sports dürfte manchen überraſchen. Wenn man von der modernen ſportlichen Ausge⸗ ſtaltung abſieht, iſt die Fähigkeit des Men⸗ Deutſches Vier in Japan Reis anſtatt Malz und Gerſte Welch hohes Anſehen deutſche Qualitäts⸗ ware in der Welt genießt, iſt dekannt. So verſucht Japan neuerdings, ſich den Welt⸗ ruf, den das deutſche Bier genießt, zu⸗ nutze zu machen, indem es ein ſogenanntes „Dortmunder Bier“ ausführt, das im Lande ſelbſt gebraut iſt, aber nicht unter Verwendung von Malz und Gerſte, ſondern aus Reis, und das allein ſchon aus dieſem Grunde die Güte deutſchen Bieres nicht er— reichen kann. Nach dem deutſchen Geſeßz darf untergäriges Lagerbier, auf das rund 93 Prozent der geſamten Biererzeugung ent— fallen, nur aus Gerſtenmalz, Hopfen, Hefe und Waſſer hergeſtellt werden. Das ſind die⸗ jenigen Rohſtoffe, die ſich auf Grund tau— ſendjähriger Erfahrungen als das edelſte Braugut bewährt haben. Die Verwendung künſtlicher Zuſätze, alſo auch Malz aus an— derem Getreide, geſchweige denn aus Mais oder Reis, ſowie Zucker oder andere Stoffe, ſteht in Deutſchland unter ſchärfſten Stra⸗ fen. Für die große volkswirtſchaftliche Be— deutung des Bieres hat kürzlich Amerika wieder einen überzeugenden Beweis gelie— fert. Nach Aufhebung der Prohibition ſind den Vereinigten Staaten im erſten Monat 53 Millionen Dollar und im zweiten ſogar 100 Millionen Dollar an Einnahmen aus der Bierſteuer zugefloſſen. Es iſt aber nicht allein das deutſche Reinheitsgebot, das eine in hygieni⸗ ſcher Beziehung einwandfreie Beſchaffenheit unſeres Vieres gewährleiſtet. Vielmehr iſt es der auf Grund wiſſenſchaftlicher For— ſchung und reichſter praktiſcher Erfahrung in allen ſeinen Teilen zweckvoll geſtaltete Braupr'ozeß ſelbſt, der die Geſundheit des deutſchen Bieres verbürgt. In erſter Linie kommt es auf die zweckmäßige Füh⸗ rung des Gärprozeſſes an, der nach Jahr- hunderten ſchwerſter Enttäuſchungen von dem modernen Brauer vollkommen be— herrſcht wird. Zweck der Vergärung iſt die Umwandlung der leicht verderblichen Be— ſtandteile der Bierwürze, d. h. des Malz⸗ zuckers und eines Teils des Dextrins, in Alkohol und Kohlenſäure, und zum andern die Ausſcheidung gewiſſer dem Angriff von Bakterien beſonders ſtark ausgeſetzter Eiweißkörper. Beide Aufgaben erfüllt der Hefepilz, der durch ſeinen Lebensprozeß Zuk— ker und Dextrine in Alkohol und Kohlen- ſäure umſetzt, beides Stoffe, die in hervor— ragendem Maße geeignet ſind, das Bier ha⸗t⸗ bar zu machen. Bei dieſer ihrer Lebenstätig⸗ eee gezüchtete Bierhefe noch einen weiteren wich— tigen Zweck, ſie verleibt die leicht dem Zer— fall und Verderben ausgeſetzten Eiweißbau— ſteine der Bierwürze ihrer eigenen Zellſub— ſtanz ein und führt hierdurch einen für die Lagerfeſtigkeit des Bieres überaus wichti— gen Vereinigungsvorgang durch. Wenden wir uns der Rolle zu, die der Alkohol und die Kohlenſäure beim Lager— bier zu ſpielen haben. Bekannt iſt zunächlt die antiſeptiſche Wirkung des Alkohols. Aber auch die Kohlenſäure iſt ein wirkſames und natürliches Mittel, um die Tätigkeit uner⸗ wünſchter oder gar ſchädlicher Kleinlebewe— ſen(Mikro⸗Organismen) auszuſchalten. Der Brauer weiß aus langjähriger Erfahrung, in welchem Umfange ſich ſein Bier mit Koh⸗ lenſäure anreichern muß, um nicht nur ge⸗ wiſſe hygieniſche Anforderungen, ſondern vor allem auch den Anforderungen ſeines Kunden an einen erfriſchenden und erquik— kenden Trunk zu entſprechen. Die Spun⸗ dung, bezw. die Einſtellung auf einen be⸗ ſtimmten Druck im Lagerfaß, gibt ihm das Mittel in die Hand, um dieſe Verhältniſſe zu meiſtern. Durch ſinngolle Einrichtungen bei der Abfüllung auf Faß oder auf Fla— ſchen wird dafür geforgt, daß der Kohlem ſäuregehalt konſtant bleibt. Es hieße, die hygieniſche Seite des Gär— prozeſſes unvollſtändig betrachten, würde man bei den Aufgaben, die die Bierhefe, bzw. der von ihr erzeugte Alkohol, und die Kohlenſäure erfüllt, ſtehenbleiben. Die Bitterſtoffe des Hopfens treten im Abwehr— kampf gegen unerwünſchte Kleinlebeweſen dem Alkohol und der Kohlenſäure als mäch— tige Bundesgenoſſen zur Seite. Mit der Hefe gut verträglich, ihre Gärwirkung in gewiſſem Sinne fördernd, iſt der Hopfen ein Antiſeptikum von großer Wirkſamkeit. In dem Dreibund, Alkohol, Kohlenſäure und Hopfenbitter, beſitzt das Bier diejenigen Mittel, die ſeine Lagerfeſtigkeit abſolut ſicherſtellen. In ihnen geſellt ſich aber auch das Angenehme zu dem Nützlichen. Sind es doch gerade dieſe Stoffe, welche die wicht. ſten Träger der allbeliebten Genußmittei— eigenſchaften des Bieres ſind: zu der leich— ten Anregung, die der geringe Alkoholgehalt des Bieres verſchafft, tritt die erfriſchende Wirkung der Kohlenſäure und das edle Feinbitter des Hopfens. Nicht zu unter— ſchätzen iſt auch die anregende, fördernde Wirkung dieſer drei Stoffe auf Appetit und Verdauung, kurzum auf die Bekömmlichkeit unſerer Nahrung. ſchen, ſich im Waſſer fortzubewegen, uralt, es iſt nicht nachzuweiſen, daß die Urzeitmen⸗ ſchen ſchwimmen konnten, man darf das aber auf Grund der teilweiſe ganz unerhörten Schwimmkünſte mancher Naturvölker beſon⸗ ders der Ozeanier, annehmen. Die früheſten bis jetzt bekannten Darſtellungen ſchwim⸗ mender Menſchen ſtammen aus Babglonien und Aſſyrien; ſie beweiſen auch, daß man damals Schwimmgürtel verwandte, die aus aufgeblaſenen Fellen beſtanden. Unter den Völkern der Antike der Kultur des Mittel⸗ meerkreiſes war die Kenntnis des Schwim⸗ mens weit verbreitet. Man denke nur an Odyſſeus, an die Sage von Hero und Lean⸗ der uſw. Die Griechen waren es auch, die von einem ungebildeten Menſchen ſagten: „Er kann weder ſchwimmen noch buchſtabieren!“ Verſchiedenes Waſſerkoſter, ein ſchwieriger Beruf. Zu den Obliegenheiten der Verwaltungsbeamten in den Waſſerwerken von Paris gehört es auch, das Waſſer zu koſten, das für die Geſundheit von Millionen von entſcheidender Bedeutung iſt. Dieſe Sachverſtändigen entnehmen Tag und Nacht Proben aus dem Sammelbecken und in den verſchiedenen Haushaltungen, um den Ge⸗ ſchmack des Waſſers zu prüfen. Zu dieſer Aufgabe muß der Beamte eine natürliche Be⸗ gabung mitbringen, ſeine Geſchmacksnerven werden außerdem vor der Anſtellung einer genauen Prüfung unterzogen. In Paris, wo das Leitungswaſſer nicht nur filtriert wird, ſondern zur Reinigung noch einen Chlorzuſatz erhält, iſt die Aufgabe des Waſſerkoſters be⸗ ſonders ſchwierig. Zuweilen zeigt es ſich näm⸗ lich, daß ſich der Chlorgeſchmack, der in Sam⸗ melbecken gar nicht hervortrat, umſo ſtärker geltend macht, wenn das Waſſer den Lei⸗ tungshahn in den Haushaltungen verläßt. Hier muß der Waſſerkoſter die Geſchmacksdifferenzen mit ganzer Aufmerkſamkeit beobachten und für ihrem Ausgleich ſorgen. Shakeſpeare, der Weinkenner. Shakeſpeares genaue Kenntnis der verſchiedenſten Weinſor⸗ ten hat viele ſeiner Bewunderer zu der Be⸗ hauptung veranlaßt, daß man auch hieräus die Univerſalität des Wiſſens und der Inter⸗ eſſen des Dichters erſehen könne. Nun hat ſich aber herausgeſtellt, daß Shakeſpeare wahr⸗ ſcheinlich ſeinen Weinverſtand William Tur⸗ ner verdankte, der 1568 eine Schrift mit dem Titel veröffentlichte:„Ein neues Buch über Natur und Gehalt aller Weine, die in England getrunken werden, und eine Berichtigung des Irrtums, daß Rhein⸗ und andere Weißweine nicht getrunken werden dürfen, weil ſie un⸗ bekömmlich ſind.“ Da Shakeſpeare genau die⸗ ſelben Weinſorten erwähnt wie der Verfaſſer des genannten Buches, iſt die Annahme ge⸗ rechtfertigt, daß er es gründlich ſtudiert haben muß. Ein alter Hochzeitsbrauch. Im Harz ſind. alte Volksbräuche noch in großer Jahl erhal⸗ ten. Beſonders originell iſt ein Hochzeits⸗ brauch in den Oberharzer Bergwerksſtädten. Das Brautpaar wird, wenn es aus der Kirche kommt, zu einem Sägebock geführt. Hier muß es einen möglichſt aſtreichen Holzſcheit durch⸗ ſägen. Die Hochzeitsgäſte können bei dieſer, Arbeit als Augenzeugen feſtſtellen, ob das junge Paar in der Lage ſein wird, gemeinſam am häuslichen Herd zu wirken und allen Alltagskorgen zu trotzen. ROMAN VON GERT ROTHBERG Copyright py Martin Feuchtw e 1 87. Halle Saale) 77 5³ Sofort riß er ſich zuſammen. May war kurz vor dem Hauſe unter einem roten Schirm, der als Schutz gegen die ſengenden Sonnenſtrahlen gedacht war und zwiſchen all dem Grün wie ein rieſiger roter Pilz winkte, ohnmächtig zuſammengeſunken. Dadurch erwachte das Kind und fing nun in ſeiner unbequemen Lage ängſtlich an zu ſchreien. Ein paar Mädchen liefen ſuchend durch den Park. 5 die Mädchen an. „Er war ſonſt ſehr freundlich mit dem Perſonal; doch der tiefe Schreck hatte ſeiner Stimme den ſchroffen Ton gegeben. Er folgte den Mädchen, die eilig davonliefen. Oben legte er May auf ihr kühles Lager, und dann ſchickte er die Mädchen fort. May erholte ſich bald wieder. Mit entſetztem Ausdruck hingen ihre Augen an Lu. Er lachte auf ſie nieder und hielt ihr das Kind entgegen. „Dummchen, was machſt du für Sachen? Wie kannſt du deinen Mann ſo ängſtigen?“ May richtete ſich auf. Mit zitternder Hand ſtrich ſie ſich das blonde Haar aus der feuchten Stirn. „Lu, ich— ich habe ſo ſchwer geträumt. Und ich könnte letzt meinen, es ſei Wirklichkeit geweſen. Denke dir, Lu, ich ſah dich und du warſt verwachſen, ein Zwerg, und du haſt mich ſo abſcheulich angeſehen; einen Apparat oder ſo Lu, es war ſo entſetzlich!“ Sie verhüllte ſchaudernd ihr Geſicht. Karell war bei ihren Worten totenbleich geworden. Er wußte ja jetzt, daß etwas hielteſt du in der Hand. Schicksalsgewalten Lu Karell hörte oben in ſeinem Arbeitszimmer das Weinen ſeines Kindes. Mit ein paar Sätzen war er draußen. Die Mädchen hatten unterdeſſen May und das Kind am Boden gefunden. Da war Karell ſchon bei ihnen angelangt. Er nahm May und das Kind auf ſeine Arme. „Gehen Sie, machen ſie oben alles zurecht!“ herrſchte er daß ich dir das erzählte?“ kuſchelte ſich in die Kiſſen. innig. ſich in den Seſſel zurück. Seite kommen? hatte er gefragt. herauszuſchnüffeln.“ May nicht geträumt, wie ſie glaubte, ſondern daß alles Wirklichkeit war. Sein Bruder war es geweſen. Karells Zähne knirſchten aufeinander. Eine ſonderbare Falte er— ſchien auf ſeiner hohen Stirn. „Lu, warum biſt du mir nun ſo böſe? War es kindiſch, „Ich dir böſe, May? Wie kannſt du ſo etwas denken!?“ Und er küßte ſie. Jetzt galt es, ſeine qualvolle Unruhe zu verbergen. So hatte alſo der Unſelige ſeine wahn⸗ ſinnige Leidenſchaft noch immer nicht überwunden. May „Es iſt ſo friedlich hier oben; ich will ein wenig ſchlafen. Und Kleinchen iſt auch noch nicht fertig. Laß die Tür zum Arbeitszimmer offen, dann weiß ich mich geborgen, Lu!“ Karell legte die Kleine zu May und küßte beide Als er drüben in ſeinem Arbeitszimmer am Schreib— tiſch ſaß, war es ihm unmöglich, noch weiter geſchäftliche Dinge zu erledigen. Er verſuchte ein paarmal, dort weiter— zuarbeiten, wo er vorhin aufgehört hatte. Doch es gelang ihm nicht. Er ſchob die Papiere endlich von ſich und lehnte Sollte die Zerſtörung ſeines Glücks nun von dieſer Es half alles nichts, er mußte in den nächſten Tagen zu ſeiner Mutter fahren und mußte ſie überreden, Arthur in ein Sanatorium zu bringen. Der Unglückliche war krank, ſein genialer Geiſt umnachtet. Und weiter wanderten Lu Karells Gedanken. Er dachte daran, daß, als er eine Woche nach ſeinem letzten Abenteuer in Neuyork ſeine Mutter beſuchte, um ihr perſönlich die Geburt ſeines Töchterchens zu melden, er auch noch einmal bei Rochus geweſen war. „Sind über mich Erkundigungen eingezogen worden?“ Der Direktor hatte verſchmitzt gelächelt. „Viele, Herr La Roſe. Die vielen ſchönen, jungen Damen, die hier waren, um im Büro Ihre Privatadreſſe erfahren.“ worfen. zu ſagen. Zeit dazu ließ. Lu Karell hatte ärgerlich mit den Schultern gezuckt. „Was ſchert mich das! Sonſt war es nichts weiter?“ Der dicke Herr wurde plötzlich ernſt. „Tja, da war dann eben doch noch etwas. Ein Herr war hier. Mir ſcheint, Polizei. Natürlich hätte er ebenſo— gut einen Stockfiſch befragen können. Und die Violette Monteeé, alle Achtung vor der! Wie die dem Herrn die Meinung ſagte, war köſtlich. Ich war manchmal ſchon eklig wütend auf die Kleine, doch damit, wie ſie Ihnen die Kameradſchaft hielt, hat ſie alles gutgemacht. Sie wußte abſolut nichts über Sie, abſolut nichts. Und ich auch nicht. Einen Aufruf hatte der Kerl in den Zeitungen erlaſſen. Der Chauffeur, der Sie, lieber La Roſe, gefahren hat, ſollte ſich gegen hohe Belohnung melden. Der Mann hat ſeinen Halteplatz täglich hier am Zirkus. Er hat ſich ge⸗ meldet, hat aber auch nichts ausſagen können. Er hat den Herrn bis in eine ſtockfremde Gegend gefahren. Kein Haus war in der Nähe, und dort iſt der Fremde dann aus⸗ geſtiegen. Sie ſehen alſo, Herr La Roſe, wenn der Kerl wirklich von der Polizei war, wird es ihm hölliſch ſauer gemacht, etwas Näheres über den berühmten Artiſten zu Der Direktor hatte ſich wohlgefällig in die Bruſt ge⸗ „Einen Aufruf?“ hatte Karell gefragt, nur um etwas N „Ja, weil das Auto keine Nummer gehabt hat. Der Herr meinte, der Artiſt müſſe ihn erkannt und die Nummer abgehängt haben. Ja, alſo wie geſagt: von uns aus, da ſtehen Sie mir viel zu nahe, da verehre ich den berühmten Artiſten viel zu ſehr, um ihm irgendwelche Unannehmlich⸗ keiten zu machen.“ N Er hatte dem Direktor die Hand gedrückt, und als er hinausging, hatte er gedacht, daß er vielleicht den Zirkus doch noch einmal aufſuchen könnte, die Treue und Anhäng⸗ lichkeit hier verdienten es wohl. Und er war dann doch nicht mehr hingekommen, weil ſein Familienglück ihm keine (Fortſetzung folgt.) Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 17 Nachdruck verboten. Georg Göldner ſtreckte ihm beide Hände entgegen. „Mein guter alter Hermann, es braucht gar nicht vieler Worte. Da bin ich— und da biſt du! Worin kann ich dir helfen? Was kann ich für dich tun?“ „Aufklärung kannſt du mir geben, Georg. Und darum bin ich zu dir gekommen. Wollte Gott, ich hätte es ſchon eher getan, dann wäre mir vielleicht vieles erſpart ge— blieben.“ „Und uns auch“, ſagte Georg Göldner.„Aber es hat keinen Zweck, Vergangenem nachzutrauern! Was ge— ſchehen iſt— iſt geſchehen! Wir ſind doch Männer, alter Freund, und müſſen ſehen, es für die Zukunft in Ord— nung zu bringen.“ „Georg“, fuhr nun Hermann Stenzel fort,„ich muß wiſſen, was in Wahrheit ſich zwiſchen meiner Frau und euch hier begeben hat. Bis jetzt habe ich Jennys Erzäh— lungen unbedingt geglaubt. Heute aber—“ Er ſtockte. Sollte er vor dem Freunde die ſchwerſte Schande aus— breiten, die ihm angetan wurde? Nein, das war nicht nötig.„Heute alſo habe ich eine Entdeckung gemacht, die mich an Jennys Ehrlichkeit zweifeln läßt. Ich habe ge⸗ grübelt und gegrübelt, und plötzlich ſchien es mir, als wäre auch in jener Nacht, ehe Jenny zu mir floh, alles nicht ſo geweſen, wie ſie geſagt. Iſt es wirklich Wahrheit, daß dein Schwiegerſohn Walter Ewerth Jenny in jener Nacht überfallen hat, und daß ihr dazwiſchengekommen wäret, um ſie vor dem Schlimmſten zu retten?“ „Nein, Hermann, ſo war es nicht. Und hätteſt du nur damals, als du deine Verlobung mit Jenny meiner Frau mitteilteſt, Liesbeth zu Worte kommen laſſen, vielleicht wäre es dann zu dieſer Heirat mit Jenny überhaupt nicht gekommen. Es iſt eine lange Geſchichte, Hermann, die ich dir erzählen muß. Sie iſt traurig und bitter für uns alle. Du mußt mir dein Manneswort geben, daß niemand etwas davon erfährt.“ „Ich gebe es dir!“ Die Hände der beiden Männer legten ſich für einen Augenblick feſt ineinander. Dann begann Georg Göldner: „Du weißt, Hermann, daß Jenny das einzige Kind meines verſtorbenen Vetters iſt. Ich bin mit dieſem Vetter in meiner Jugendzeit ſehr befreundet geweſen. Dann kamen wir auseinander. Er heiratete eine Frau, die in jeder Hinſicht weit unter ihm ſtand und einen ſchlechten Ruf in meiner Heimat hatte. Sie muß ihm wohl den Kopf verdreht haben, denn ſie war hinreißend ſchön. Jenny iſt ihr Ebenbild. Nach ein paar Jahren ging dieſe Frau auf und davon, ließ meinen Vetter mit der kleinen Jenny allein und in bedrängten Verhältniſſen zurück. Das hat wohl dem ohnehin widerſtandsloſen Manne den letzten Stoß gegeben. Er kränkelte, konnte ſeinem Geſchäft nicht mehr nachgehen, geriet immer mehr in Schwierigkeiten, und ſchließlich machte er ſeinem Leben ein Ende. Jenny war damals ſiebzehn Jahre alt. Am Tage ſeines Todes erreichte mich ein Brief von ihm, der ſeine letzte Bitte enthielt, ich ſollte Jenny zu mir nehmen. Ich war über dieſe Bitte ehrlich erſchrocken. Mein Vetter war ein ziemlich haltloſer Menſch geweſen. Seine Frau ein minderwertiger Charakter. Was konnte das ſeind dann Gutes geerbt haben? Dennoch beſann ich mich teinen Augenblick, die letzte Bitte des Unglücklichen zu er⸗ füllen. Und meine gute Frau war ganz meiner Meinung. „Es iſt Menſchenpflicht und Verwandtenpflicht', ſagte ſie, das Mädchen nicht ſchutzlos in der Welt zu laſſen. Gerade wenn ſie von der Mutter her vielleicht kein gutes Erbe übernommen hat, muß ſie den Schutz eines ordent⸗ lichen Hauſes haben. Vielleicht wird dann ein ordentlicher und tüchtiger Menſch aus ihr.“ So nahmen wir denn Jenny bei uns auf. Aber trotz aller Liebe und Fürſorge gelang es uns nicht, einen Men⸗ ſchen nach unſerem Sinne aus ihr zu machen. Sie war von Anfang an verſpielt, putzſüchtig, kokett und verlogen. Oft habe ich meiner Frau geſagt: Wir wollen ſie wieder aus dem Hauſe geben— wir können ſie ja unterſtützen; aber ſie paßt nicht zu uns. Sie iſt anders und wird ſich niemals ändern. Dann brachten wir es aber nicht übers Herz. Wir ſahen ja, wie Jennys Schönheit die Männer alle heranzog. Solange wir ſie hier im Hauſe hatten, war noch eine gewiſſe Kontrolle möglich. Würde ſie allein in der Welt ſein, vielleicht würde ſie das Schickſal ihrer Mutter teilen. Hätten wir gewußt, was dann kam, dann freilich hätten wir nicht gezögert. Als Elſes Verlobter, Walter Ewerth, aus Weſtdeutſchland hierher verſetzt wurde und Jenny ſah, begann das Unglück.“ „Alſo doch Walter Ewerth?!“ warf Hermann Stenzel dazwiſchen.„Darin hat mich Jenny alſo nicht belogen?“ „In der Tatſache nicht: aher wis 155 Ne Tatſache zu⸗ ſammengeſtellt hat, da ſcheint mehr Lüge als Wahrheit zu ſein. Wahr iſt, daß vom erſten Tage an Jenny verſuchte, Walter für ſich zu gewinnen. Sie kokettierte mit ihm, ſie drängte ſich zwiſchen ihn und Elſe. Es gelang ihr, den ſonſt ſo ruhigen, ordentlichen Menſchen vollſtändig zu verwirren. Sie verſprach ihm, daß ſie mit ihm fliehen wollte, ihn heiraten. Ja, ſie bekam ihn ſo weit, daß er wirklich alles vergeſſen wollte, was Ehre und Pflicht von ihm verlangten. Ich habe erſt nachträglich in jener Nacht, da ich Jenny aus dem Hauſe wies, erfahren, wie weit die Dinge gediehen waren. Weißt du, weſſen ſie fähig war? Am Tage, ehe ſie in dein Haus floh, beſuchte ſie Walter auf der Kreisſparkaſſe. Sie kam nach Dienſtſchluß un⸗ erwartet, wollte ihn beſtimmen, mit ihr auf und davon zu gehen. Ein Telephongeſpräch rief Walter für längere Zeit aus dem Zimmer. Nichts ahnend ging er. Er hatte gerade eine größere Summe Geldes für eine Ueber— weiſung an eine Kundin zurechtgelegt. Als er wiederkam, war das Geld verſchwunden— und Jenny auch. Der arme Junge war wie von Sinnen; er wußte nicht, was beginnen. Sollte er Jenny des Diebſtahls bezichtigen, dann mußte er zugeben, daß ſie ihn beſucht hatte. Und da ſie keinerlei Grund zu dieſem Beſuch hatte, ſo mußten Elſe und ich uns das Notwendige dazu denken. Ohnehin hatte es zwiſchen Elſe und Walter Jennys wegen ſchon heftige Auftritte gegeben. Zeigte er Jenny nicht an, nun, ſo galt er als der Dieb und mußte für die ungeheure Summe von dreißigtauſend Mark aufkommen. Es müſſen ſchreck⸗ liche Stunden für ihn geweſen ſein. Und er hatte keinen Menſchen, mit dem er darüber ſprechen konnte. Wir waren an dem Abend mit Elſe beim Paſtor ge⸗ weſen und erwarteten auch Walter. Er telephonierte ab, er hätte noch ſehr viel zu tun. Wir glaubten es, bis wir etwas vorzeitig— denn ich fühlte mich an dieſem Tage nicht recht wohl— nach Hauſe kamen. Es war Licht in Jennys Zimmer. Wir hörten laute Stimmen und eilten hinauf. Da ſahen wir, wie Walter mit Jenny rang. Zuerſt glaubten wir ſelbſt an dies Fürchterliche, was Jenny dir erzählt hat. Aber als Walter uns ſah, brach er zuſammen, und im Beiſein von Jenny beichtete er uns alles. Sie ſtand dabei, le ichenblaß, wie gelähmt. Sie hatte kein Wort der Ausrede. Das Schuldbewußtſein ſtand ihr auf die Stirn geſchrieben. Ich forderte mit harten Worten das Geld von ihr zurück. Aber es war nicht mehr bei ihr. Sie hatte es noch am ſelben Abend irgendwohin gebracht. Und ich ſah, ich würde es ohne Gewalt nicht von ihr wieder heraus⸗ bekommen. Einen Augenblick überlegte ich, ob ich die Polizei rufen ſollte. Aber ſofort verwarf ich dieſen Ge⸗ danken wieder. Dieſe Schande konnte ich weder Elſe, noch uns antun. Ueberdies tat mir auch Walter leid. Seine Reue war ſo ehrlich und das, was Jenny getan, eine ſchreckliche Strafe für ihn. Ich konnte nicht erbarmungs⸗ los gegen ihn ſein. Jenny wies ich aus dem Hauſe. Für Walter nahm ich eine Hypothek auf mein Grundſtück auf. Damals bekam man ja noch leicht Hypotheken. Jenny floh zu dir. Am nächſten Tage kamſt du, ließeſt Liesbeth gar nicht zu Worte kommen und erklärteſt deine bevorſtehende Verlobung mit Jenny. Konnte da Liesbeth noch irgend etwas ſagen? Damals hätteſt du ihr vielleicht nicht geglaubt.“ „Nein, vermutlich nicht, Georg; ich war ja wie blind und vollkommen in Jennys Bann.“ „Das haben wir uns gedacht. Wir kennen ja Jennys Einfluß auf Männer. Darum haben wir auch nicht mehr verſucht, dir die Augen zu öffnen. Aber daß nach alledem jede Beziehung zwiſchen dir und uns aus ſein mußte, war uns klar. Leicht iſt es uns nicht geworden, alter Freund, das kannſt du uns glauben. Hat uns doch kein Menſch in der Verwandtſchaft ſo nahe geſtanden wie du. Aber ein Haus, in dem Jenny die Herrin war, das konnten wir nicht mehr betreten.“ Und nun ſchwieg Göldner und ließ ſeinem alten Freunde Zeit, ſich zu faſſen. Der ſaß mit geſchloſſenen Augen in ſeinem Lehnſeſſel, hatte die Hand vor das Ge⸗ ſicht gelegt. So ſaß er lange bewegungslos da. Georg Göldner wagte nicht, ihn zu ſtören. Endlich ließ Stenzel die Hände ſinken. „Ich danke dir, Georg!“ Seine Stimme war unendlich müde und erloſchen.„Nun weiß ich wenigſtens, woran ich bin. Daß ein Menſch ſo lügen kann wie Jenny, ſo mit dieſer glatten Selbſtverſtändlichkeit, es iſt nicht vorſtellbar, und doch muß man es glauben. Wer weiß, was ſie mir noch alles vorerzählt hat! Aber mein Leben iſt ſo oder ſo verpfuſcht, darauf kommt es nicht mehr an. Jetzt muß ich nur ſehen, was mit meiner Inge wird. Vielleicht hat Jenny in dieſer Sache auch ihre Hand im Spiele.“ „In welcher Sache, Hermann?“ ö „Ach“, ſagte Hermann Stenzel müde,„bei der 5 ver lobung Inges mit Büdow.“ Georg Göldner fuhr auf. „Deine Inge mit Büdow verlobt?“ „Ja, Jenny ſagte es mir, daß Büdopw ſich um Inge bewerbe. Und Inge hat mir das beſtätigt. Aber weißt du, Georg, einen ſehr glücklichen Eindruck machte ſie mir nicht gerade dabei. Es war mir, als wäre ſie durch irgend⸗ welche ſchweren Dinge zu einer Uebereilung getrieben worden.“ 5 Georg Göldner ſtand auf. Erregt ging er im Zimmer hin und her. Endlich blieb er vor ſeinem alten Freunde ſtehen: „Ich glaube, Hermann, auch da droht ein Unglück durch Jennys Falſchheit. Jetzt nach unſerer Ausſprache kann ich es dir ja ſagen: Mein Junge, der Wilhelm, hat mir ge⸗ ſtanden, daß er deine Inge liebt. Und daß er ſich wieder⸗ geliebt glaubt.“ N „Aber das iſt doch nicht möglich? Wie kann er glauben, von Inge geliebt zu werden, wenn ſie ſich doch mit einem anderen verlobt.“ „Da iſt ja eben wieder jener Widerſpruch, Hermann, Wilhelm ſagte nicht nur, daß er an Inges Gegenliebe ge⸗ glaubt, ſondern er ſagte noch etwas anderes—“ Georg Göldner erzählte in gedrängten Worten, was ihm Wilhelm von ſeiner Unterredung mit Inge mitgeteilt: i „Inge warf Wilhelm in heftigen Worten vor, daß er Jenny geliebt habe und vielleicht noch liebe. Daß die Ver⸗ lobung mit ihr nur ein Verſuch Wilhelms wäre, wieder in Beziehungen zu euch und dazu zu Jenny zu kommen. Dann kam Büdow dazwiſchen, und Inge erklärte Wilhelm, Büdow wäre ihr Verlobter. Daraufhin blieb Wilhelm nichts anderes übrig, als zu gehen.“ Hermann Stenzel ſtand auf. Sein Geſicht war ſo ver⸗ ändert, daß Georg Göldner erſchrak. Er war geradezu unheimlich vor Zorn. Stumm ging er zur Tür. „Was willſt du tun?“ fragte Georg Göldner be— unruhigt. „Nach Hauſe zu ihr, zu dieſer Frau“, kam es heiſer von ſeinen Lippen.„Nun iſt es genug. Nun rechne ich ab. Und deinem Jungen ſage, er ſoll morgen kommen— morgen, wenn ich ruhiger bin. Ihm ins Geſicht ſoll ſie die Verleumdung noch einmal wiederholen. Ihm und Inge ins Geſicht. Wir wollen ſehen, ob ſie es dann noch einmal wagt. Ich bin unglücklich geworden durch meine Torheit; aber unſere Kinder ſollen es nicht werden.“ Und ehe Georg Göldner noch etwas ſagen konnte, war Stenzel ſchon an ihm vorbeigeſtürzt und hinaus. Georg Göldner ſtand einen Augenblick betroffen da. Dieſer wilde Zorn des ſonſt immer ſo beherrſchten, gütigen alten Freundes hatte ihn geradezu erſchreckt. Nun riß er den Hut vom Ständer und lief Stenzel nach. Gerade als Hermann Stenzel draußen in ſein Auto ſprang, war auch Georg Göldner neben ihm. „Ich laſſe dich nicht allein fahren, Hermann, aufgeregt, wie du biſt. Wenn du jetzt Jenny gegenübertrittſt, könnte es ein Unglück geben.“ „Und wenn es das gibt, würde das auch nichts tun! Mein Leben iſt doch verpfuſcht. Beſſer heute zu Ende als morgen. Und um ſie wäre es erſt recht nicht ſchade. Bleibe hier, Georg! Laß mich die Abrechnung mit ihr allein führen!“ Geradezu gewaltſam drängte ſich Georg Göldner auf den Sitz neben Hermann. „Auf keinen Fall! Entweder du fährſt mit mir oder heute überhaupt nicht mehr.“ Da kurbelte Hermann Stenzel den Wagen an. Stumm fuhren ſie in die Nacht hinaus. Das Haus Göldners lag am einen Ende der ſtatt⸗ lichen Dorfſtraße, das Gemeindehaus am anderen. „Was iſt denn das?“ ſagte Georg Göldner und horchte. Lärm und Geſchrei tönten ihm aus der Dunkelheit ent⸗ gegen. Vor dem Gemeindehauſe ſtanden dicht gedrängt Menſchen. Reden flogen hin und her. Alles ſprang aus⸗ einander, als die Hupe von Stenzels Wagen erklang. Un⸗ deutlich glaubte Georg Göldner im Scheinwerferlicht einen Augenblick das Geſicht Wilhelms zu ſehen, ſeine Hand, die ihm zuwinkte, zu halten, eine Stimme zu hören, die irgend etwas Angſtvolles hinter ihm herrief. Aber ſchon hatten Nacht und Wind alles verſchluckt. Stenzel fuhr geradezu raſend. Er ſprach kein Wort, ſaß mit ſcharf zuſammengezogenem Geſicht am Steuer. Da plötzlich— bei der Kreuzung auf dem Wege nach Mangersdorf— wuchſen aus der Dunkelheit zuſammen⸗ geballte Haufen. Menſchenſtimmen ſchrien ihm entgegen. Ein wüſtes Pfeifenſignal ſchrillte auf. Taſchenlampen blitzten auf, dahinter ſchon die Scheinwerfer von Autos. „Halt, nicht weiterfahren!“ klang eine rohe Stimme. Ein Mann verſuchte aufs Trittbrett zu klettern. „Wer ſeid ihr? Seid ihr vielleicht die, die uns die Landgendarmen auf den Hals gehetzt haben? Anhalten!“ Hermann Stenzel wollte ſchon bremſen. Aber Georg Göldner ſagte ſcharf:„Weiterfahren! Wir werden uns doch von den Kerlen nichts vorſchreiben laſſen!“ Schon ſchaltete Stenzel einen neuen Gang ein. Das Auto ſauſte vorwärts. Menſchen ſpritzten rechts und links zur Seite, Flüche aus der Dunkelheit. Neues Schreien. Plötzlich machte das Auto ein paar Zickzack⸗Sprünge, raſte gegen einen Chauſſeebaum, überſchlug ſich und be⸗ grub die beiden Jugendfreunde unter ſich. Z3Zwölftes Kapitel. Wilhelm Göldner kam kurz nach der Abfahrt ſeines Vaters zu Hauſe an. Im Wohnzimmer war alles dunkel. Nur oben im Schlafzimmer war noch Licht. Gut, daß der Vater eher nach Hauſe gegangen iſt!, dachte er bei ſich. Es war nur eine falſche Nachricht, daß die Teilnehmer an der Ver⸗ ſammlung zum Gemeindehaus ziehen und es ſtürmen wollten.. a(Fortſetzung folgt.) Lokales Arbeit Von der Hütte bis zum Thron Kann kein Menſch auf Erden Wahrhaft glücklich, wahrhaft froh Ohne Arbeit werden. Preisgekrönter Nadfahrer⸗Ber⸗ ein. Am vergangenen Sonntag beteiligte ſich der Radfahrer⸗Verein„Vorwärts“ beim 30 jähr. nationalen Stiftungsfeſt in Bürſtadt. Mit einer großen Konkurrenz von 14 Vereinen errang er ſich in der A-Klaſſe den 1. Preis. Voller Jubel keyrte der Verein in ſein Lokal„Zum Brauhaus“ zurück. Hier richtete der junge Fahrwart K. Klemm einige ernſte Worte an die Mitglieder. Er forderte ſie auf, treu zur Seite ihres erſten Vorſitzenden zu ſtehen, an dem Aufbau des neuen Reiches mitzuwirken. Zuletzt brachte er ein drei⸗ faches„Sieg Heil“ auf unſeren Reichskanzler Adolf Hitler dar, wobei alle Anweſenden kräftig einſtimmten. Zum Schluſſe wurde voller Be⸗ geiſterung das Deutſchlandlied geſungen. Nach einigen angenehm verlebten Stunden kehrten alle befriedigt nach Hauſe zurück. * Gas⸗ und Luftſchutzvortrag. Der nächſte Lichtbildervortrag findet morgen Donners- tag pünktlch um 8½ Uhr in der Schillerſchule ſtatt. Die Organiſationen der S. A., S. A. R., Polizei, Rotes Kreuz, Freiwillige Feuerwehr, Schützenabteiluug ſowie die S. S. haben zu er- ſcheinen. Die Führer melden unter Abgabe ihrer namentlich aufgeſtellten Teilnehmerliſte die Stärke ihrer jeweiligen Truppe. Heim, Gas⸗ und Luft⸗ ſchutzreverent der Standarte 221. Tag für die Opfer der Arbeit. Die Sportvereinigung Viernheim hat in erfreulicher Weiſe den Plan gefaßt, für die Opfer der Arbeit ihren Obulus beizutragen. Es iſt ihr nach vielen Mühen gelungen, eine ſpielſtarke Mannſchaft in der Kombination zwiſchen Vf. und Olympia Lampertheim zu einem Spiel für dieſen Gedanken zu gewinnen. Es ſteht alſo der Viernheimer Sportgemeinde, da nur die heſten Kräfte Lampertheims mit am Werk ſein werden, ein beſonderer ſportlicher Genuß bevor. Näheres über dieſen Tag wird wohl noch von der Vereinsführung bekannt gegeben werden. * Blitzſchlag ſetzt Brandſirene in Tätigkeit. Am Sonntag Nachmittag ſchlug der Blitz in die Leitung der Brandſirene in Gernsheim, die dadurch ſich in Tätigkeit ſetzte und ſo die ganze Bevölkerung in Aufregung verſetze. Ueberall kamen die Bewohner aus den Häuſern, ſuchten aber vergeblich nach dem ver⸗ meidlichen Brande. * Der Papft außerhalb Noms. Am Montagnachmittag um 5 Uhr verließ der Papſt in Begleitung eines kleinen Gefolges zum erſten Mal Rom und die Nähere Umgebung, um ſich nach dem in den Albanerbergen gelegenen Caſtel Gandolfo zu begeben und dort perſönlich die Inſtandſetzungarbeiten im Palaſt und Park zu beſichtigen. Im Verlauf des Som- mers dürfte er ſich zu längeren Aufenthalt nach dieſem hiſtoriſchen Sommerſitz der Päpſte begeben. * Hannover hat die meiſten Schweine. Nach der Schweinezwiſchenzählung vom 7. Juni verzeichnet die Provinz Hannover einen Schweinebeſtand von 2,74 Millionen Stück. Sie ſtehl damit an erſter Stelle unter allen preußiſchen Provinzen und deutſchen Ländern. Die Zahl der in der Provinz Hannover Schweine beſitzenden Haushaltungen beträgt 336 040. * Wettervorherſage: Wieder warmes Wetter, ſtellenweiſe noch Gewitter und Niederſchläge. Gedenktage 1e 100 v. Chr. der römiſche Feldherr und Staatsmann Gajus Julius Cäſar geb. 1694 Eröffnung der Univerſität Halle. 1868 Der Dichter Stefan George in Büdes— heim geboren. 1874 Der Dichter Fritz Reuter in Eiſenach geſtorben. 1919 fand der Blockade gegen Deutſch— and. Die alte Lampe Es möchte gewiß niemand mehr das elek— triſche Licht miſſen, der ſeine Annehmlichleiten und Vorteile einmal kennengelernt hat und etwa wieder zur Gas- oder gar zur Petro— leumbeleuchtung zurückkehren. Ich würde mich auch ſelbſt heftig dagegen ſträuben, und doch habe ich eine heimliche Liebe zu unſerer alten Petroleumlampe zurückbehalten und freue mich jedesmal wieder, wenn ich während des Ur— laubs zu meiner Mutter komme und am Abend die alte ſo vertraute und trauliche Lampe mit ihrem milden Scheine auf den Tiſch ge— bracht wird. Es iſt noch die gleiche, bei der ich als Junge meine Schularbeiten gemacht habe und bei der wir abends beim Eſſen und beſonders an den langen Winterabenden zu— ſammenſaßen, laſen, ſpielten, oder uns unter⸗ hielten. Still und freundlich blitzt ſie wie friſcher Schnee und in den Ecken des großen Zimmers liegt geheimnisvolles Halbdunkel, aus dem nur ab und zu die ſpiegelnde Fläche eines Möbel⸗ ſtückes hervortritt. Richtig hell war ſtets nur der Tiſch und die nächſte Umgebung, der enge Kreis, der uns im Licht vereinte, trotzdem trug die Lampe immer einen Schirm, damit das„grelle“ Licht nicht blendete, und ſie trägt ihn auch heute noch. Ich kann mich noch erinnern, daß er ſtets grün war und, ſo oft er auch inzwiſchen erneuert worden iſt, die Farbe hat er nicht gewechſelt. Es iſt auch ſonſt noch ganz wie früher, nur daß der eine fehlt, der mit ſei⸗ nem prachtvollen Humor und ſeiner köſtlichen Erzählergabe dieſe Abende mir unvergeßlich gemacht hat und daß ein neues Frauengeſicht hinzugekommen iſt. Und wir ſitzen wieder und erzählen. Die Stunden vergehen ſo ſchnell und es kommt dabei auch jetzt noch vor, daß einmal die alte Lampe ſtreikt, weil ihr Le— bensſaft zur Neige geht. Dann heißt es wie früher:„Nun aber ſchleunigſt ins Bett, es iſt höchſte Zeit!“ Nichts hat ſich hier geändert und iſt doch ſonſt alles ſo ganz anders ge— worden. Das Leben hat hier ſtillgeſtanden ſeit drei⸗ ßig, vierzig Jahren, eine Oaſe des Friedens hat ſich erhalten im Wirbel der unruhigen Zeit und welterſchütternden Geſchehens. Zu ihr gehört die alte Lampe, paßt einzig und allein zu ihr, unmodern wie ſie iſt, zu einer unmodernen aber unendlich lieben alten Zeit. Gemeinderats⸗Sitzung am Dienstag, den 11. Juli 1933. Bald nach 8 Uhr war das Plenum be— ſchluzfähig. Den Vorſitz führte Herr Bürger- meiſter Bechtel, das Protokoll Herr Verw. Inſp. Alter. Der Zuhörerraum iſt ſchwach beſetzt. Vor Eintritt in die Tagesordnung gab Herr Gemeinderat Heinrich Hofmann namens der Zentrumsfraktion eine Erklärung ab: Infolge der Auflöſung der Zentrumspartei hat ſich auch die hieſige Zentrumsfraktion aufgelöſt. Wir bejahen den Staat in ſei⸗ ner jetzigen Form und erklären uns zur Mitarbeit bereit. Das Handeln in ſeinem Sinne iſt jedem Mitglied der Fraktion freigeſtellt; ſein Beginnen ſtellt eine ſelb⸗ ſtändige Handlung dar. Punkt 1. Amtseinführung des kommiſſari⸗ ſchen Beigeordneten Brügel und des Ratsmit- glieds Schweigert. Herr Syndikus Carl Brügel wurde durch Anordnung der Regierung zum Beigeordneten beſtellt. Als ſein Nachfolger in der Fraktion der NSDAP. tritt Herr Robert Schweigert in den Gemeinderat ein. Herr Bür⸗ germeiſter Bechtel übernahm nun in der geſtri⸗ gen Sitzung die Einführung und Verpflichtung der beiden Herren. Er verwies ſie auf ihre Pflichten, forderte ſie zu uneigennützigem Mit- arbeiten zum Wohle der Gemeinde auf und ließ ſich durch Handſchlag treueſte Pflichterfüllung zu- ſichern. Punkt 2. Begutachtung der Gemeinde⸗Rech⸗ nung für 1930; hier Ernennung der Vorprüfer. Da dieſe Vorprüfung nur eine Formſache iſt, zumal die Durchprüfung der Rechnungen durch die Oberrechnungskammer genau erfolgt, wird von der Ernennung der Vorprüfer Abſtand ge— nommen. Punkt 3. Verlängerung des Entwäſſerungs— kanals in der Waſſerſtraße. Damit die Tränke am Lachenweg vor zu großer Waſſerzufuhr be— wahrt bleibt ſoll Abwaſſer zum Teil umgeleitet werden und zwar in die Tränke am Gaswerk, da dort die Möglichkeit beſteht, das Waſſer ab— zupumpen, wenn es nicht ſchnell genug verſickert. Zu dieſem Zwecke müſſen die Kanäle an der Horſt Weſſel⸗ und Waſſerſtraße und der Fried— richſtraße umgelegt werden. Die Koſten hier⸗ für betragen ca. 2200 Mk. Das Projekt wird genehmigt. Punkt 4. Rückerſtattung bezahlter Pflege- gelder. Herr Michael Kühlwein nimmt zur Rückforderung des Gemeinderats Siellung und beleuchtet die Sachlage von ſeinem Standpunkt. Jedes Kind in der Anſtalt, ob arm oder reich, erhält den Zuſchuß von Gemeinde und Kreis, zumal es Pflicht iſt, die Kinder in dieſer An⸗ ſtalt unterzubringen. Für Ausbildung der Schulkinder in der Volksſchule wird ja auch keine beſondere Zahlung von den Eltern ver- langt. Der Gemeinderat findet ſich damit ein- verſtanden einen Teil der ſachlichen Koſten zu übernehmen, den größeren Teil hat Herr Kühl⸗ wein zu tragen. Punkt 5. Einſtellung von Hilfsfeldſchützen. Die Einſtellung von 12 Hilfsfeldſchützen wurde beſchloſſen. Es werden eingeſtellt: 8 SS. und 3 SA. Männer ſowie ein NSB0O. Mitglied. Die Indienſtſtellung erfolgt bereits am Montag der kommenden Woche. Als Bezahlung iſt der ortsübliche Lohn der Gemeindearbeiter vorge⸗ ſehen. Die Dauer der Beſchäftigung hängt von der Aberntung der Felder ab. Gegen Felddiebe ſoll mit aller Strenge vorgegangen werden. Als Hilfsfeldſchützen wurden eingeſtellt: Martin, Nikolaus Neuhäuſer, Karl Roſchauer, Peter Roſchauer, Willi Schmitt, Martin Winkler, Adam Nocky, Eugen Schneider, Jakob Winkenbach, Wilhelm Mögelin, Hans Kuntz, Eugen Hanf, Hans Unter Punkt Verſchiedenes wurde die An- frage geſtellt, ob es ſtimmt, daß 2 oder 3 Per- ſonen gemeindeeigenes Gelände ohne Berechti⸗ gung angebaut haben und zwar an den Wingerts— bückel. Es wird hierzu geſagt, daß die Feld— ſchützen mit der Feſtſtellung der angebauten Flä— chen betraut werden und hierfür evtl. eine Pachtnachzahlung erfolgen wird. Die Angelegen— heit wird zur Aufklärung an den zuſtändigen Ausſchuß verwieſen. Hiermit war die öffentſiche Sitzung beendet. In der anſchließenden geheimen Sitzung wurden Sparkaſſengeſuche erledigt. Das Eiſenbahn- unglück bei Apolda Unſer Bild zeigt einen der abge— riſſenen Teile des bei Niedertreba entgleiſten D-Zu⸗ ges Stuttgart— Berlin. 4 Fahr⸗ gäſte fanden den Tod und zahl⸗ reiche wurden mehr oder weni⸗— ger ſchwer verletzt Große Turnererfolge des Turnvereins. Bei dem am vergangenen Sonntag unter ſtarker Beteiligung ſtattgefundenen Bezirks⸗Turn⸗ feſt in Waldhof war auch der Turnverein 1893 e.V. gut vertreten. Unſere einheimiſche Turner konnten folgende Siege erringen: Geräte⸗Turnen: 12 Kampf, Stuttgarter Uebung. Herbert, Franz 3. Sieger 185½½ Punkte Binninger, Hans 4. 181 12 Kampf Oberſtufe Träger, Valt. 25 Helbig, Jakob 5. 12 Kampf Unterſtufe. Alter, Georg 2. 199 Hofmann, Bernhard 12. 10 Kampf Oberſtufe. Bauer, Alois 35 Müller, Engelbert 5. 4 Kampf für Aeltere. Roſchauer, Peter 3. 7 Kampf Jugend. Schmitt, Jakob Kiß, Hans 8. Volksturnen Oberſtufe. Hoock, Philipp 8. Helfrich, Auguſt 11. 5 Kampf Unterſtufe. Winkenbach, Michael 10. Träger, Mathias 14. Lang, Valt. 15. Lang, Georg 15. 5 Kampf für Aeltere. Träger, Edmund 17 0 3 Kampf Jugend(1915-16) Beckenbach, Georg 5.„ 3 Kampf Jugend(1917—18) Beckenbach, Adam 8. Buſalt, Hans 75 Säbel⸗Fechten. Knapp. Ludwig 3.. Trotz der großen Konkurrenz gelang es 177½ 165 ½ 9 unſeren einheimiſchen Sportlern ganz anerkennens⸗ werte Erfolge zu erzielen. Wir wollen hoffen, daß durch eifriges Training bei dem nächſten Sportfeſt die Leiſtungen noch geſteigert werden. Gut Heil! Gift im Kaffee. Mannheim, 12. Juli. Eine Bauernfamilie in Brühl wäre beinahe durch vergifteten Kaffee ums Leben gekommen. Der Giftmi⸗ ſcher war kein anderer als der eigene Sohn Hermann, der 20 Jahre alt iſt. Wegen ſeiner Tat hatte er ſich nun vor dem Schwur ge⸗ richt zu verantworten. Mit einer 21 jähri⸗ gen Arbeiterin hatte er ein Verhältnis, dem die Mutter ſich heftig widerſetzte; ſie wollte kein Mädel mit ſtädtiſchem Gebahren als Schwiegertochter. Häufig gab es Streit zwiſchen Mutter und Sohn wegen des Mäd— chens, ſo auch am 13. Mai. Als Hermann allein zu Hauſe war, holte er ein Pflan⸗ zenſchutzmittel, deſſen Hauptbeſtand⸗ teil Schweinfurter Grün iſt, und ſchüttete es in die Kaffeekanne, die den Trunk für die ganze Familie zum Abend enthielt. Das Pulver löſte ſich jedoch nicht richtig auf, ſo daß die Mutter, als ſie trinken wollte, ſtutzig wurde. Die Angehörigen hol⸗ ten ſofort die Polizei. Der mediziniſche Sachverſtändige hält den Angeklagten für geiſtig normal, er ſei nur durch eine gewiſſe Nervenſchwäche leicht erregbar. Das Urteil lautete auf 2 Jahre 7 Monate Zuchthaus Robert Klausmann entflohen. Weinheim, 12. Juli. Der frühere Frar⸗ tionsvorſitzende der Kommuniſtiſchen Partei im Badiſchen Landtag, Robert Klaus⸗ mann⸗Weinheim, der bekanntlich ſeinerzeit in Karlsruhe trotz ſeiner Verkleidung erkannt und in Schutzhaft genommen wurde, iſt am Sams⸗ tag in Heidelberg flüchtig gegangen. Kurze Zeit nach Pfingſten wurde Klausmann wegen Krankheit in ein Krankenhaus nach Heidelberg eingeliefert. Auf bis jetzt noch unaufgeklärte Weiſe iſt es ihm am Samstag gelungen, von dort zu entfliehen. Im Felde ermordet Eine Frau mit einer Hacke erſchlagen. Worms, 12. Juli. In einem Haferfeld der Gemarkung Horch⸗ heim wurde die Leiche der Frau Marie König aus Pfeddersheim gefunden. Der Schädel der Toten war zertrümmert. Es wurde durch die Polizei feſtgeftellt, daß Frau König mit einer Hacke erſchlagen worden iſt. In Pfeddersheim nimmt man an, daß ein Mann, der ſie auf dem Weg durchs Feld begleitete, die Tat verübt hat. Drei Perſonen, die des Mordes dringend ver⸗ dächtig erſcheinen, wurden feſtgenommen. Die weiteren Ermittlungen ſind im Gange.