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Sämtliche Erwerbsloſen des Vereins und der Schützen melden ſich am Freitag von 4— 6 im Lokal zum Schützenhof. muß dem Arbeitsamt Mannheim eine Liſte unſerer Erwerbsloſen eingereicht ſein, da die Mitglieder bevorzugt in den Arbeitsprozeß eingereiht werden. Kyffhäuſerbund und Klein⸗ kaliber-Sportverband ſind als Wehrverbände Die betr. Schützen Bis Samstag Der Führer. Kaninchen- und Geflügelzuchtverein 1916. Am Sonntag, den 16. Juli feiert der Kaninchen⸗ und Geflügelzuchtverein Lorſch ſein 25jähriges Beſtehen verbunden mit Züchtertag. dieſem Anlaſſe beteiligt ſich der Verein an dieſem ſchönen Feſte. deren Angehörige ſind eingeladen und werden gebeten bis höchſtens/ 12 Uhr zur Abfahrt (per Rad) im Vereinslokal einzufinden. Auf⸗ ſtellung des Feſtzuges 12½— 1 Uhr. Die Beteiligung findet nur bei günſtigem Wetter Aus Die Mitglieder ſowie Der Vorſtand. Donnerstag, den 13. Juli, abends 9 Uhr, im Lokal„Freiſchütz“ außer⸗ ordentliche Generalverſammlung, liche Mitglieder und Ehrenmitglieder herzlich Die Aktivität Tagesordnung: Bekanntgabe der Beſtimmungen des Heſſiſchen Sängerbundes „ bezüglich Gleichſchaltung und Neuwahl des 1. Zöller, 1. Vorſitzender. Männergeſangverein 1846. Donnerstag abend abend 9 Uhr Singſtunde. ben reſtlos zu erſcheinen. Wer unentſchuldigt fehlt, wird paſſiv geſchrieben. Am Samstag abd. außerordentliche Generalverſammlung, wozu alle aktiven, paſſiven und Ehrenmitglieder ein⸗ Der 1. Vorſitzende: wozu ſämt⸗ erwartet er Alle Sänger ha⸗ Schloſſer. Freitag abend Pünktliches Erſcheinen Die Turnleitung. Henn nieht. Hann Hole. Mx. morgen Fraltag abend BJ Uhr- Im IAH MEA U L.-A ulla BB Zwangs ⸗Verſteigerung. Am Freitag, den 14. Juli 1933, verſteigere ich in Viernheim, teilweiſe im Ver⸗ ſteigerungslokal und teilweiſe an Ort und Stelle, öffentlich, zwangsweiſe, meiſtbietend gegen Bar⸗ zahlung: Mobilien, Einrichtungs- und Gebrauchs⸗ gegenſtände aller Art, darunter insbeſondere 1 Kommode, 1 Sofa, 1 Kleiderſchrauk, ferner 1 Teppich, 1 Schreibtiſch, 1 Bücherſchrank, 1 Chaiſelongue mit Decke, 1 Büfet, 1 Kre⸗ denz, 1 Tiſch mit 4 Lederſtühlen, 1 Sofa mit Umbau, 1 Flügel, 2 Seſſel, 1 Blumen⸗ krippe, 1 Teppich, 1 Schreibmaſchine, 1 Nähmaſchine, 1 Dürkopp⸗Sattlernähmaſchine 1 Partie Herren- und Damenſchuhe u. a. Zuſammenkunft der Steigliebhaber nach⸗ mittags 2 Uhr, im Hofe des Gaſthauſes zum Pflug, Weinheimerſtraße. Lampertheim, den 13. Juli 1933. Köhler, Gerichts vollzieher in Lampertheim. — Bekanntmachung. Betreffend: Rückſtände an Gas-, Strom- und Waſſergelder. Nachdem die Rückſtände an Gas⸗, Strom- und Waſſergelder in letzter Zeit wieder ſtark überhand genommen haben, müſſen wir mit den ſchärfſten Maßnahmen zugreifen, um dieſe Gelder hereinzubekommen. Dabei machen wir wiederholt darauf aufmerkſam, daß die laufenden Rechnungen beim Kaſſieren direkt an die Erheber bezahlt werden müſſen. Nur in beſonders dringenden Fällen kann eine Stundung auf eine kurze Friſt bewilligt werden, wenn frühere Rückſtände nicht mehr beſtehen. Wir haben nunmehr die Pfandprotokolle für die Rückſtände bis einſchließlich März 1933 fertiggeſtellt, ſodaß bis zum 20. Juli 1933 mit dem Beitreibungsverfahren begonnen wird. Wer alſo von den erheblichen Koſten verſchont bleiben will, der bringe ſeine Verbindlichkeiten bis zum genannten Termin in Ordnung. Andernfalls haben die Zahlungsſäumigen auch die Einſtellung der Belieferung zu gewärtigen. Viernheim, den 10. Juli 1933. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. In komm. Vertretung: Bechtel. Billige lebensmittel! Vrotmehl 1 Pfd. 14 Roggenmehl 1 Pfd. 15 Hartgrießß⸗Rudel l. gef. 1 Pfd. 34 und 31 Hartgrief Marcaxoni l. gef. 1 Pfd. 35 1 Pfd. 22 % Pfd. 30 3 Stück 22 Grieß weiß Hinterſchinken Matjesheringe Himbeerſtruy Flaſche„95 und 40 Citronade und Orangeade 90 Citronenſprudel Flaſche o. Glas 15 Soeifecke 6. m. h. H. Viernheim Adolf Hitlerſtraße 88 A.- einn dee. Viernheim. Die Mitglieder werden gebeten, bis zum 15. Juli ſämtliche Rechnungen an den Rechner abzugeben, zwecks Auszahlung derſelben. Der Vorſtand. md Alte Zeitungen zum Brot einwickeln und Tapezieren zu haben in der Druckerei dieſes Blattes. dame Nano. Arbgieroepe Unſeren Mitgliedern die trau⸗ rige Nachricht, daß unſer liebes Mitglied, Herr Falz Homann geſtorben iſt. Heute nachmittag um 5 Uhr findet die Beerdigung ſtatt, an welcher ſich unſere Mitglieder vollzählig beteiligen wollen. Der Vorſtand. NB. Die für nächſten Sonntag vorge⸗ ſehene Verſammlung wird auf Sonntag, den 23. Juli, verlegt, da am Sonntag im Karpfen eine Verſammlung des Deut⸗ ſchen Arbeiterverbandes d. Baugewerbes ſtattfindet. Gedruckte Hausordunngen Stück 10 Pfg. ſind zu haben in der Geſchäftsſtelle ds. Blattes. Schnaken Fliegen Motien sowie sämtliches Ungeziefer samt Brut vernichtet Schnakotox / Liter 90 Pfg. 1710 Liter 40 Pfg. Spritzen dazu Stück 80 Pfg. Rathaus- Drogerie Peter Moskopp Weizengries Pfd. 22 Tafelreis Pfd. von 18 0 Grünekern ganz u. gemahlen ¼ Pfd. 10 Grünekernflocken% Pfd. 12 Suppennudeln fein, mittelfein, halbbreit J Pfd. 10 Grünekern, Reis und Hafermehl Zwieback Pak. 10 und 20 Zwiebackmehl/ Pfd. 15 Cacao offen und in Paketen Reiner Bienenhonig— Kunſthonig Marmelade in guter Qualität Citronen— Bananen— Feigen. —— Nikolaus Effler Lebensmittel: Fſt. Salatöl Ltr. 95 Pfg. Kokosfett Pfd. Tafel 54 Margarine Pfd. Würfel 65 Fſt. Süßrahmtafelbutter/ Pfd. 35 Prima Landbutter ½ Pfd. 30„ Cleverſtolz— Aſtra— Sanella Feinſte Gemüſenudeln Pfd. 32 Pfg. 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Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes e bei Anzeigen werden nach Moglichkeit Gewa act— Für die Aufnahme an eſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gew r nicht übernommen werden alois Walter Nummer 161 50. Jahrgang Die Wirtschaftswoche Beginnende Preisbeſſerung.— Höhere Roh- ſtoffpreiſe.— Der Kampf um die ſchlechleſte Währung.— hilfe von innen.— Wachſen⸗ des Verkrauen. Während die wirtſchaftliche Erholung auf faſt allen Gebieten ſtändig Fortſchritte macht, läßt ſich jetzt auch ſchon hier und da eine beginnende Preisbeſſerung feſt⸗ ſtellen. In Deutſchland haben ſich die Prei— ſe ſeit dem Tiefſtand im Durchſchnitt unge⸗ fähr um drei Prozent gehoben. Das iſt et⸗ wa zu einem Drittel auf innerwirtſchaftliche Vorgänge und zu zwei Drittel auf Einflüſſe des Weltmarktes zurückzuführen. Dieſe ſtei— gende Entwicklung der Warenpreiſe hat ſich auch in den Juli hinein dem großen Zuge nach fortgeſetzt. Gerade dieſer Umſtand ver— dient inſofern Beachtung, als es das erſte Mal ſeit vier Jahren der Fall iſt, daß die Rohſtoffpreiſe an den Weltmärkten Mitte des Jahres höher liegen, als zu Jahres— anfang. Im Verlauf der Weltwirtſchafts⸗ kriſe waren die Rohſtoffpreiſe an den Weltmärkten im Durchſchnitt um etwa 60 Prozent, die Großhandelspreiſe aͤn den Binnenmärkten um etwa 30 bis 40 Prozent geſunken. Dieſer Preisſturz und die Umſatzſchrumpfung hatten dazu geführt, daß die Schulden, zur Zeit hoher Preiſe und ho⸗ her Erlöſe der Betriebe aufgenommen, im⸗ mer drückender wurden. Aus dieſem Grun⸗ de war auf die Tagesordnung der Welt— wirtſchaftskonferenz die„Hebung der Prei⸗ ſe“ als eines der Mittel zur Löſung der Kriſe geſetzt worden. Für den Durchſchnitt von 19 wichtigen Weltwaren war die Preisbewegung jeweils in der erſten Jahreshälfte folgendermaßen: 1929— 6 Prozent. 1930— 17 Prozent, 1931— 17 Prozent, 1932— 6 Prozent, 1933 plus 8 Prozent. Die Preiserhöhung ſeit dem Tiefpunkt von Anfang 1933 hat ſich allerdings unter beträchtlichen Schwan⸗ kungen durchgeſetzt. Die Aufgabe des Goldſtandards durch USA. hat eine ſolche Unſicherheit in Handel und Spekulation hineingetragen, daß es ſchwer iſt, die in der konjunkturellen Geſamtlage begründeten und die kurzfriſtigen ſpekulativen Faktoren der Preisbewegung auseinander zu halten. Auf die Frage der Preiſe kommt auch die ſtaatliche Reichskredit AG. in ihrem Halbjahresbericht zu ſprechen, wobei ſie fol⸗ genden Ausblick gibt: Sofern es gelingt, den bisher größtenteils ſpekulativ begründe⸗ ten Preisauftrib marktmäßig zu feſtigen, wird ſich die Lage der Ueber⸗ ſeeländer weiter heben und ihre geſteigerte Kaufkraft den Induſtrieländern zugute kommen. Solange die Produktionsſtätten der Induſtrieländer darauf angewieſen ſind, ihre Erzeugniſſe auf den Auslandsmärkten abzuſetzen, ſolange die Ueberſeeländer ihre Rohſtoffe auf den Zuſatzbedarf der Indu⸗ ſtrieländer abgeſtellt haben, genügt für die gedeihliche Weiterentwicklung nicht eine not⸗ dürftige Aufrechterhaltung von Austauſch⸗ beziehungen, vielmehr bedarf es geſtei⸗ gerter weltwirtſchaftlicher Zu⸗ ſammenarbeit. e Deutſchland hat ſich in Erkenntnis dieſer Notwendigkeit am„Kampfe um die ſchlechteſte Währung“ nicht beteiligt und alle Anſtrengungen gemacht, um ſeine Verpflichtungen der Welt gegenüber zu er⸗ füllen. Die Schrumpfung der Außenhandels⸗ umſätze zwang zur Erklärung eines teilwei— ſen Transfermatoriums. 5 der Weg, der zur Wiedergeſun⸗ dung der Weltwirtſchaft beſchrit⸗ ten werden muß, iſt allen Ländern bekannt. Es bedarf des guten Willens und des Aufgebens vermeintlicher Sondervorteile, um gemeinſam die Kriſenreſte zu beſeitigen. Deutſchland kann bei der gegenwärtigen po— litiſchen und wirtſchaftlichen Weltlage kaum damit rechnen, daß ſeiner Wirtſchaft von außen her ſtarke Impulſe mitgeteilt werden. Um ſo wichtiger ſind deshalb Maß⸗ nahmen, die die W mit Ent⸗ ſchloſſenben un Umſicht zur Ueberwindung edeutung der Stunde Eine Kundgebung des Bevollmächtigten des Reichskanzlers und des Kommiſſars für die evangeliſchen Landeskirchen in Preußen Anläßlich der Einigung in der deutſchen evangeliſchen Chriſtenheit haben der Bevoll— mächtigte des Reichskanzlers, Wehrkreis— pfarrer Ludwig Müller, und der Kom— miſſar für die evangeliſchen Landeskirchen in Preußen, Jäger, folgende Kundgebung erlaſſen: Gott hat in dieſen denkwürdigen Tagen das Wunder der Einigung in der deutſchen evangeliſchen Chriſtenheit vollzogen. Denn es iſt wie ein Wunder, daß ſich die deutſchen evangeliſchen Landeskirchen allem geſchicht— lichen Streit, der Verſchiedenheit der Be⸗ kenntniſſe, der deutſchen Gründlichkeit und Bedenklichkeit zum Trotz zu einer einigen deutſchen evangeliſchen Kirche vereinigt haben. Dieſe neue Kirche vereinigt, wie es in ihrer Berfaſſung heißt, die aus der Re⸗ formation erwachſenen pee nebeneinander ſtehenden Bekenntniſſe in einem feierlichen Bunde und bezeugt dadurch„ein Leib und ein Geiſt, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Baker unſer aller.“ Im gläubigen Hinblick auf die großen Ziele haben auch die verantwortlichen Män— ner des Staates ihre verordnete Aufgabe erfüllt. Menſchliche Kurzſichtigkeit gab den unmittelbaren Anlaß zu dem Eingreifen des States, das nie anders als ein or d⸗ nendes und helfendes gedacht war und von dieſer vorgezeichneten Linie auch nie abgewichen iſt. Niemals dachte der Staat daran, auch nur im geringſten in die Subſtanz der Kirche einzugreifen. Es galt vielmehr, lediglich die Vorausſetzungen zu ſchaffen, welche, dann vorhanden, der Kir⸗ che ermöglichen, ihr Geſchick ſelbſt in die Hand zu nehmen und ihren Aufbau nach den ihr eigentümlichen Geſetzen zu geſtalten. Es iſt Großes erreicht worden. Es iſt nicht nur der unſelige Streit über eine Perſonenfrage mit einem Schlage beſei⸗ tigt, es iſt über alles Erwarken und Hoffen hinaus in freiwilliger Zuſam- wirtſchaftlicher Notſtände getroffen. hat. An⸗ geſichts der Weltlage können ſich die Ergeb— niſſe dieſer Maßnahmen ſchwerlich von heu— te auf morgen zeigen. Die geradezu ſenſationelle Wirk⸗ ſamkeit der deutſchen Arbeitsbeſchaf— fungsmaßnahmen iſt inzwiſchen ſogar vom Internationalen Arbeitsamt in Genf, das uns ja nicht gerade beſonders günſtig geſonnen iſt, anerkannt worden. In keinem Lande iſt im letzten Monat die Ar⸗ beitsloſigkeit in dem Maße zurückgegangen wie in Deutſchland. Das Vertrauen wächſt, die Stimmen aus der Wirtſchaft, die eine weitere Beſſerung durch das Regierungs- programm erwarten, mehren ſich. So ſieht 3. B. auch die Tapetenin duſtrie beſ⸗ ſeren Zeiten entgegen, beſonders infolge der ſtarken Vermehrung der Reparaturarbeiten. Der Generaldirektor der bekannten Conti⸗ nental⸗Gummi⸗Werke in Hannover ſtellt ebenfalls feſt, daß das Geſetz zur Verminde— rung der Arbeitsloſigkeit ſich günſtig aus⸗ wirke. Wenn man auch noch nicht davon ſprechen könne, daß im Augen blick alles erreicht wird, was der Geſetzgeber beabſich⸗ tigt, ſo könne man heute doch ſchon ſo viel ſagen, daß es nur der Fortſetzung der Be⸗ ruhigungsperiode bedarf, um die Unternehmungsluſt noch weiter auszudeh— nen. — menarbeit aller Kirchen und verant⸗ wortlichen Männer das Verfaſſungs⸗ werk für die Einheit der Kirche fertigge⸗ ſtellt werden. Ein Werk, das in aller Kürze die feierliche Beſtätigung durch das Deutſche Reich er⸗ halten und dadurch in das Rechts- und Kul⸗ turleben des deutſchen Volkes eingebaut ſein wird. Dieſer Erfolg eilt den urſprünglichen Ab— ſichten, das Verfaſſungswerk durch neuge— bildete kirchliche Körperſchaften beſtätigen zu laſſen, weit voraus. Es lag deshalb der Gedanke nicht fern. das raſche geſchichtliche und rechkliche Werden forderte es geradezu— nun zu allem durch das Volk ein gläubiges und freudiges Ja ſprechen zu laſſen. Dadurch werden alle bisherigen Maßnah⸗ men in eine höhere Sphäre der Vollgültig⸗ keit erhoben. Wenn die Stimme des wirk⸗ lichen Volkes wie die Stimme Gottes zu betrachten iſt, ſo wird das Volk bei dieſer Fortführung der Dinge jedes kleinliche Za— gen und Bedenken in allen ſeinen Gliedern zurückſtellen. Es wird, froh der Tatſache, daß der Knoten der Verwirrung mit einem Schwertſchlag gelöſt wurde, mit Dank an Gott erkennen, daß alles bisherige Tun dem Ziel gedient hat, Volk und Kirche, die in vielfacher und großer Entfremdung ge— geneinander ſtanden, wieder zueinander zu führen. Das Volk ſoll es ſelbſt ſein, das in das zu Gottes Ehre gebaute Haus in feſt— licher Freudigkeit einzieht. Das iſt der Sinn der Wahlen, zu denen das ganze deulſche evangeliſche Kirchen- volk in kürzeſter Friſt ſchreiten ſoll. Es iſt ein Sinn, der hoch über jedem parla⸗ mentariſchen Brauch ſteht. Die Wahlen ſind das Siegel, das dem vollendeten Werk aufgedrückt werden ſoll. Das evangeliſche Kirchenvolk iſt deshalb aufgerufen, im Verſtehen der geſchichtlichen Stunde und der Wege, die uns Gott durch den Aufbruch der Nation hindurch his heute 2 geführt hat, das Recht und De Pflicht zu erfüllen, ſich ſelbſt für das letz⸗ te Ziel einzuſetzen. Berlin, 13. Juli 1933. Der Bevollmächtigte des Reichskanzlers Wehrkreispfarrer Ludwig Müller Der Kommiſſar für die evangeliſchen Landes- kirchen in Preußen Jäger. Hindenburg danlt Hitler Neudeck, 14. Juli. Reichspräſident von Hindenburg hat an den Reichskanzler Adolf Hitler folgendes Telegramm gerichtet: „Mit großer Freude entnehme ich aus Ihrem Telegramm, daß das Verfaſſungs⸗ werk für die deutſche evangeliſche Kirche fertiggeſtellt und der Kirchenkonflikt in Preußen beigelegt iſt. Für dieſe erfolgreiche Arbeit und die Wiederherſtellung des Frie⸗ dens innerhalb der evangeliſchen Kirche ſage ich Ihnen wie auch dem Reichsminiſter des Innern Dr. Frick von Herzen Dank. Mit freundlichen Grüßen gez. von Hin- denburg, Reichspräſident. * Deutſche Chriſter⸗ und neue Kirchenverfaſſung Berlin, 14. Juli. Der Reichspreſſereferent der Glaubensbe— wegung„Deutſche Chriſten“ bemerkte zu dem neuen Verfaſſungswerk der Deutſchen Evangeliſchen Kirche, daß als Träger der vorgeſehenen vier geiſtlichen Miniſterien nur Perſönlichkeiten in Betracht kämen, die durch die vergangenen kirchlichen Streitig— keiten nicht belaſtet ſeien. Es ſei ſelbſtver— ſtändlich, daß die Glaubensbewegung „Deutſche Chriſten“, hinter der 80 v. H. des Kirchenvolkes ſtänden, nun auch berufen ſei, die Neugliederung der Kirche mit dem Le— den ihres Geiſtes zu erfüllen. Der Kanzler über den Nenaufban Rede vor den Gauleitern und den Treuhändern der Arbeit Berlin, 14. Juli Amtlich wird mitgeteilt: Mittwoch abend ſprach Reichskanzler Adolf Hitler im großen Länderſitzungs— ſaale der Reichskanzlei vor den Gauleitern der NSDAP. und den Treuhändern der Arbeit in mehr als dreiſtündigen Ausfüh rungen über die geiſtigen und ſittlichen Grundlagen der nationalen Revolution. Der Verſammlung, die von dem ſtellvertretenden Parteiführer Rudolf Heß geleitet wurde, wohnten die Reichsminiſter Göbbels 1 und Schmitt, die Staatsſekretäre Funk, Fe— der und Staatsrat Grauert, der Führer der Arbeitsfront Dr. Ley ſowie ſämtliche Füh⸗ rer der politiſchen Organiſationen der NSDAP. bei. Ueber den Inhalt der Rede berichtet die Reichspreſſeſtelle der NSDAP., daß der Reichskanzler einleitend zum Ausdruck brachte, daß die gewaltige umwälzende Zeit, in der wir leben, für unſer Volk von reichſtem Segen ſein werde, wenn die wei⸗ tere Entwicklung und Aufbauarbeit ebenſo vlanmäßia verlaufe wie die Vorbereitung tionen und Durchführung der nationalſozialiſtiſchen Revolution bisher. Im Beſitze der Macht, die uns niemand mehr nehmen könne, ſeien wir in der Lage, nunmehr auch die geſamte kommende Entwicklung zu überſehen und planmäßig zu beſtimmen. „Wir haben durch Kampf das Land er- oberk, jetzt müſſen wir es durch Frieden beſtellen.“ Die politiſche Macht habe man ſchnell und in einem Zuge erobern müſſen, auf dem Ge— biete der Wirtſchaft aber wären andere Entwicklungsgeſetze maßgebend. Hier müſſe man Schritt für Schritt vorwärts gehen, ohne das Veſtehende radikal zu zertrüm⸗ mern und unſere eigene Lebensgrundlage zu gefährden. Mit bürokratiſchen Konſtruk⸗ könne man die deutſche Wirtſchaft nicht aufbauen. Die Ausnützung der indivi⸗ duellen Fähigkeiten habe uns groß gemacht und nur durch ſie könne auch unſer großes Wiederaufbauwerk zum Erfolge kommen. Beugung der höheren Arbeitsleiſtung unter die mindere Arbeitsleiſtung werde nicht geduldet. Das fordere das deutſchen Volkes.* Das Tempo unſerer Einwirkung auf die Wirtſchaft und die Stellenbeſetzung in der Wirtſchaft ſei abhängig von der Heranbildung eines wirtſchaftlichen Jührernachwuchſes. Die Betriebſam⸗ keit gewiſſer Organiſationen auf dieſem Gebiete ſei noch keineswegs der Beweis dafür, daß dieſer Nachwuchs bereits vorhanden ſei. Es ſei Grundſatz der NSDAP., eine Stelle nicht eher zu beſetzen, ſolange nicht eine fähigere, durch Leiſtungen erprobte Perſön— lichkeit zur Verfügung ſtehe. Wer nur an die Vergangenheit denke und ſich nicht mit der Zukunft beſchäftige, ſei ein ſchlechter Nationalſozialiſt. Was ihn, den Führer, wirtſchaftlich intereſſiere, ſei allein die Zu⸗ kunftsaufgabe, das deutſche Volk wieder in Arbeit zu bringen und ſeine volle Konſumkraft wieder herzuſtellen. Deshalb habe er auch mit Genugtuung Kenntnis ge— nommen von der Anerkennung, die Deutſch⸗ lands bisherige Leiſtungen in der Vekämp⸗ fung der Arbeitsloſigkeit kürzlich in Genf gefunden habe. Der Führer behandelte im weiteren Ver— lauf ſeiner Rede dann außenpolitiſche Fragen. Im Rahmen der Friedenspolitik des neuen Deutſchland ſei auch das Konkor⸗ dat mit der katholiſchen Kirche, die den nationalſozialiſtiſchen Staat damit offi⸗ ziell anerkenne, von Bedeutung. In dieſem Zuſammenhang wies er auf die neue evangeliſche Kirchenverfaſſung hin und erwähnte, daß am übernächſten Sonntag die evangeliſchen Kirchenwah⸗ len ſtattfinden würden. Zum Schluß kennzeichnete der Führer in eingehenden Ausführungen die verſchieden gearteten Aufgaben von Regierung und Partei. Die große und entſcheiden⸗ de Aufgabe der Partei ſei die Erzie— hung des deutſchen Menſchen, Aufgabe der Regierung, das Leben der Nation funktio— nell im Gang zu halten: Die Syntheſe zwi— ſchen dem idealiſtiſchen Nationalſozialismus und den realen Erforderungen der Wirt— ſchaft gelte es zu verwirklichen. Er kapitu— liere bei allem, was es tue, nur vor der Vernunft. Die Partei habe 14 Jahre lang keine Konzeſſionen an die Popularität ge⸗ macht, 14 Jahre lang an die Perſpektiven gedacht und 14 Jahre lang eine beiſpielloſe Diſziplin geübt. Wenn wir auch in Zukunft nach dieſen bewährten Grundſätzen der Partei handelten, dann werde der Erfolg gewaltig und ein Rückſchlag für das deutſche Volk nicht mehr denkbar ſein. Durchführung des Arierparagraphen Berlin, 14. Juli. Der preußiſche Miniſter für Wirtſchaft und Arbeit weiſt darauf hin, daß das Geſetz zur Wiederherſtellung des Berufsbeamten— tums auch für die Leiter und Lehrer bzw Leiterinnen und Lehrerinnen der nicht— ſtaatlichen öffentlichen Berufs- und Fach⸗ ſchulen, die dem Miniſterium unterſtehen, durchzuführen iſt. Entſprechend dem Geſetz zur Wiederher— ſtellung des Berufsbeamtentums iſt jetzt zur Durchführung der Arierbeſtimmung auch in der deutſchen Arbeitsfront ein erſter offi— zieller Schritt erfolgt. Der Deutſche Hand— lungsgehilfenverband hat angeordnet, daß bei Neuaufnahmen und bei den von gleichgeſchalteten oder aufgelöſten Verbän— den übergeführten Mitgliedern in jedem Einzelfalle vor der erſten Beitrags— zahlung folgende Erklärung abgegeben wer— den muß:„Ich erkläre ariſcher Abſtammung zu ſein, weder meine Eltern noch meine Großeltern ſind nichtariſcher Herkunft.“ Es verlautet, daß diejenigen nichtariſchen Mitglieder, die in früheren Organiſationen aus der Beitragsleiſtung beſtimmte Anſprü— che erworben ha en im Wege des Härte— ausgleiches eine gewiſſe Erſatzleiſtung er— warten dürfen Wohl des Die neuen Nundfunkwellen Ausbau des deukſchen Sendenetzes. Berlin, 14. Juli. Nach dem Luzerner Wellenplan der am 15. Januar 1934 in Kraft freten ſoll, erhalten die deut chen Großrundfunk— fender folgende Wellen: Deutſchlandſender 191 k;(1571 m) Mühlacker 574 kHz(522,6 m) Langenberg 658 kz(455,9 in) München 740 k93;(405,4 m) Leipzig 785 kj;(382,2 m) Berlin 841 kz(356.7 m) Hamburg 904 k5z(331,9 m) Breslau 950 hz(315,8 m) Heilsberg 1031 153;(291 m). In Verbindung hiermit werden die Sen— der Mühlacker, Langenberg, München, Ver⸗ lin und Hamburg auf die zuläſſige Höch ſt⸗ leiſtung von 100 k W gebracht. Weiter⸗ hin iſt der Bau eines neuen Deutſch⸗ landſenders mit der zuſäſſigen Höchſt⸗ leiſtung von 150 kW und möglichſt wirkfa⸗ mer Antenne vorgeſehen. Die Umſtellung der Sender Mühlacker, München und Berlin wird vorbereitet. Die Sender werden ihren Vetrieb im Dezember 1933 vorübergehend auf folgenden Wellen Großer Erfolg der Arbeitsſpende Bereits 10 Millionen Reichsmark eingegangen— Vorbild zur Nachahmung Berlin, 14. Juli. Der Skaatsſekretär im Reichsfinanzmini⸗ ſterium, Fritz Reinhardt, führte zur „Freiwilligen Spende zur Förderung der nationalen Arbeit“ im Rundfunk über alle deuklſchen Sender das folgende aus: „Das ganze deulſche Volk in allen ſeinen Ständen nimmt lebhaften Ankeil an der Freiwilligen Spende zur Förderung der na⸗ klonalen Arbeit. Unzählige Arbeiter, Ange⸗ ſtellte und Beamte haben ihre Arbeitgeber erſucht, bis auf weiteres einen beſtimmten Hunderkſatz ihres Lohnes oder Gehaltes einzubehallen und für ſie als freiwillige Spende zur 1 der nationalen Ar- beit an das Finanzamt abzuführen. Der erſte Spender war ein Arbeiter im Hauſe des Deukſchlandſenders. Als dieſer Volksgenoſſe am 29. Mai 1933 in ſeinem Arbeiksraum meinen Vortrag über das Ge⸗ ſetz zur Verminderung der Arbeitsloſigkeit gehört hatte, ſchrieb er unverzüglich an ſei. nen Arbeitgeber einen Brief mit der Bitte, ihm von ſeiner nächſten Lohnzahlung 10 Mark einzubehalten und für ihn als freiwil⸗ lige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit an das Finanzamt abzuführen. Im Reichsfinanzminiſterium laufen käglich Telegramme und Briefe ein, in denen Volksgenoſſen aller Stände ihre Zuſtimmung zur Freiwilligen Spende zur Förderung der nationalen Arbeit bekunden. Die RSO. Magirus in Augsburg drah⸗ kel:„Angeſtellte und Arbeiter der Magirus⸗ Werke Ulm haben beſchloſſen, bis auf wei⸗ teres ein Prozent ihres Verdienſtes der Spende zur Förderung der nationalen Ar- beit zu überweiſen.“ Die ſtädtiſche Beamtenſchaft Rodewiſch drahtet:„Rodewiſcher Gemeindebeamte ſpenden einhalb vom Hundert ihres Brutto- gehaltes bis auf weiteres für die nakionale Spende.“ Ein ſchwerkriegsbeſchädigter Parteigenoſ⸗ ſe aus Berlin ſchreibk:„Ich habe ſelbſt als ein hunderkprozenklig arbeitsunfähiges Kriegsopfer 125 Mark monatlich, ſonſt kei⸗ nerlei Verdienſt oder Unkerſtützung. Aber ſolange Volksgenoſſen Hunger haben, vor allem die Verheirateten mit Kindern, iſt es wohl erſte und vornehmſte Pflicht, dieſen zu helfen. Deshalb habe ich das Verſorgungs⸗ amt beauftragt, von meiner Rente allmo⸗ naklich 2,5 Prozent als freiwillige, leider nur geringe Spende zur Jörderung der na⸗ tionalen Arbeit abzuziehen und dem Finanz- amt zuzuführen.“ Allergrößte Hochachtung vor dieſem Volksgenoſſen, ſchädigten, der von ſeiner monaklichen Aente 3,10 Mark abgibt zu Gunſten ſolcher Volks- genoſſen, die„Hunger haben“. Es iſt zu ö e daß alle Volksge⸗ noſſen und Volksgenoſſinnen von dieſem Geiſt wahrer Volksgemeinſchaft erfaßt werden. Es gibt Millionen Volksgenoſ⸗ zſen, denen es der höhe ihres Ein kom mens gemäß beſtimmt leich- ter als unſerem Schwerkriegsbeſchädigten fallen würde, einen kleinen Hundertſatz ihres Einkommens zu Gunſten derjenigen Volks⸗ dem Kriegsbe⸗ genoſſen zu ſpenden, die„hunger haben“. Es iſt zu wünſchen, daß alle Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen ſich unſeren Schwer⸗ kriegsbeſchär/gtlen Vorbild wahrer deutſcher Volksgemeinſchaft ſein laſſen. Ein erwerbsloſer Volksgenoſſe aus Bres⸗ lau ſendet ohne Angabe ſeines Namens in Briefmarken eine Mark in der Erkenntnis, dadurch an dem großen Werk der Vermeh⸗ rung der Arbeit und der Verminderung der Arbeitsloſigkeit teilzunehmen. Ein Mindeſtbetrag für die Spende iſt nicht vorgeſchrieben. Auch der kleinſte Bekrag bedeutet einen Teil der Hilfe zur Vermehrung der Arbeit und zur Verminderung der Arbeitsſoſigkeit. Die Superinkendenkur Berlin-Land 2 leilt mit, daß die Herren Pfarrer des Kirchen- kreiſes Berlin⸗Land 2 freudigen Herzens be⸗ ſchloſſen haben, ſich an der Jörderung der nationalen Arbeit mit einer Spende von e 10 Mark monatlich zu betei- igen. Es liegen Nachrichten von Finanzämtern vor, wonach Skeuerpflichtige, denen in der vergangenen Woche der Einkommenſteuer⸗ veranlagungsbeſcheid für das Jahr 1932 zu- gegangen iſt, und denen auf Grund dieſes Beſcheides ein Betrag zu erſtatken war, das inanzamt erſucht haben, den Erſtattungs⸗ ekrag als Freiwillige Spende zur Förde⸗ rung der nationalen Arbeit zu verwenden. Es iſt zu wünſchen, daß auch viele andere Volksgenoſſen, die auf Grund des Veranla⸗ gungsbeſcheides einen Anſpruch auf Erſtat⸗ kung haben, ein Erſuchen auf Umwandlung dieſes Erſtattungsbekrages in Arbeitsſpende an ihr Finanzamt richken. Es iſt zu wün⸗ chen, daß von den Unternehmern ſich mit größeren Summen insbeſondere alle dieſeni⸗ gen an der Freiwilligen Spende zur Förde- rung der nakionalen Arbeit beteiligen. die in unmittelbarer und mittelbarer Auswir- kung unſeres Geſetzes zur Verminderung der Arbeitsloſigkeit vom 1. Juni 1933 in den nächſten Monaten höhere Umſätze zu verzeichnen haben werden als bisher. An Freiwilliger Spende zur Förderung der nationalen Arbeit ſind in der zwei ten Hälfte des Juni rund vier Millio- nen und in den erſien 10 Tagen des Juli rund 6 Millionen, alſo bis jetzt rund 10 Millionen Mark eingegangen. Die Spendefriſt läuft bis zum 31. März 1934. Wenn bis dahin die Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen aller Stände, dem Geiſte wahrer Volksgemeinſchaft entſpre⸗ chend, ſich katkräftig an dem großen Werk der Freiwilligen Spende zur Förderung der nationalen Arbeit beteiligen, ſo wird die Spende eine Summe erbringen, die Arbeit für Hunderktauſende von Familienernäh⸗ rern und einen anſehnlichen Schritt auf dem Wege zur Geſundung von Wirtſchaft und Jinanzen bedeuten wird. Deukſche Männer und Frauen, zeigt. daß Ihr Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen ſeid, beleiligt Euch alle an der freiwilligen Spende zur Förderung der nationalen Ar⸗ beit, dem großen Werk der Verminderung der Arbeitsloſigkeit und damit des ſozialen und wirtſchaftlichen Aufbaues der Nakion!“ aufnehmen: Mühlacker auf Welle 563 kHz(732,9 m), München auf Welle 716 kHz (419 m), Berlin auf Welle 832 kHz(360.6 Meter). Ab 15. Januar 1934 werden die Sender mit der neuen Welle arbeiten. Wegen des ſchwierigen Umbaues von Mühlacker wird dieſer Sender im Herbſt für einige Zeit außer Betrieb geſetzt werden. Während dieſer Zeit wird der alte Stutt— garter Sender den Betrieb übernehmen. Näheres wird ſ. Zt. noch bekannt gegeben. Im Frankfurter Gleichwellen⸗ netz(jetzige Welle 1157 kHz(259,3 m), neue Welle 1195 kHz(251,9 m) in dem zurzeit der Sender Frankfurt a. M. und der Sender Trier zuſammenarbeiten, werden der Sen— der Kaſſel demnächſt und der Freiburg(Breisgau) im ſchloſſen. Ferner ſind Gange, ob daneben noch ein neuer Zwi— ſchenſender in Koblenz anzuſchließen ſein wird. Seine Erneuerung iſt jedoch in Ausſicht genommen. Sender a Oktober ange— Vorermittlungen im Deutſche Tagesschau Dr. Beſt heſſiſcher Landespolizeipräſident. Der Staatskommiſſar in Heſſen, Dr. Beſt, 15 zum Landespoltzeipräſidenten ernannt wor⸗ en. Auf der Flucht erſchoſſen. Der Strafgefangene Hermann vant'Ende unternahm, als er von der Strafanſtalt Mün⸗ ſter zum Polizeigefängnis in Eſſen zur Ge⸗ genüberſtellung mit einem Schutzhäftling über⸗ geführt werden ſollte, auf dem Transport einen Fluchtperſuch, bei dem er erſchoſſen wur⸗ de. Es handelt ſich um den bekannten Kom⸗ muniſten, der am 12. 10. 1931 den SS Mann Erich Garthe in Eſſen erſchoß Auslands⸗Nundſchau Mandſchureiſtaat als Monarchie. Für den Mandſchureiſtaat, deſſen Verfaſſung ſich augenblicklich in Vorbereitung befindet, ſoll die konſtitutionelle Monarchie als Staats- form vorgeſehen ſein. Argentiniſche Regierung gegen Juflation. Wie Havas aus Buenos Aires meldet, wird der argentiniſche Finanzminiſter vor dem Fi⸗ nanzausſchuß des Senats unverzüglich die Er⸗ klärung abgeben, daß ſich die Regierung dem im Senat eingebrachten Inflationsantrag wi⸗ derſetze, da dieſer den Kredit des Landes beeinträchtigen und die Stabilität von Wäh⸗ rung und Finanzen gefährden könnte. Die Re⸗ gierung ſei auch gegen eine Ausſetzung des Zinſendienſtes. Giriechiſches Schulſchiff in Konſtantinopel. Das griechiſche Schulſchiff„Aras“ mit 80 Seekadetten an Bord iſt im Hafen von Kon⸗ ſtantinopel eingetroffen und von den tür⸗ liſchen Behörden ſehr herzlich begrüßt worden. Dies iſt der erſte offizielle Freundſchaftsbeſuch eines griechiſchen Kriegsſchiffes in einem tür⸗ kiſchen Hafen. Iriſchwurſt auf Jettlarten? Berlin, 14. Juli. Der Reichskommiſſar für den gewerblichen Mittelſtand hat auf eine Anfrage des Deutſchen Fleiſcherverbandes dieſem mitgeteilt, daß er ſich wegen der Ausdehnung der Fettverbilligungsſcheine auf den Bezug von Frichwurſt mit de Reichsernährungsminiſterium in Verbin⸗ dung geſetzt habe. Die zurzeit geltenden Fettkarten ließen eine derartige Maßnahme nicht möglich erſcheinen, es werde aber er⸗ wogen, bei der nächſten Fettkartenſerie dieſe Anregung zu berückſichtigen. In kurzen Worte Vor den Gauleitern c euhän⸗ dern der Arbeit hielt der Reichskanzler eine Rede, in der u. a. auf die Notwendigkeit planmäßiger Aufbauarbeit hinwies, Der Bevollmächtigte des Reichskanzlers, Wehrkreispfarrer Müller, und der Kom⸗ miſſar für die evangeliſchen Landeskirchen in Preußen, Jäger, erloſſen eine Kundge⸗ bung anläßlich der Einigung der deutſchen evangeliſchen Chriſtenheit. 0 Die Freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit hat bis jetzt 10 Mil⸗ lionen Mark eingebracht. Der Viererpakt ſoll am 15. Juli in Rom von Muſſolini und den Botſchaftern der be⸗ teiligten Mächte unterzeichnet werden. Die Wirtſchaftspolitik im Staat Dr. Schmitt über ſeine Aufgaben. Berlin, 14. Juli. Vor fob Perſönlichkeiten der Wirt⸗ ſchaft ſprach Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Schmitt über die wirtſchaftspolitiſchen Auf⸗ gaben im neuen Staat. Der Miniſter er⸗ klärte: Die Aufgaben, die der deutſchen Wirtſchaft geſtellt ſind, können nur von der Wirtſchaft ſelbſt, d. h. von den aus ihr her⸗ ausgewachſenen verantwortlichen Führern gelöſt werden. Der Staat ſoll verwalten und mit ſeiner Wirtſchaftspolitik die 1 führen, aber nicht ſelbſt wirtſchaften. Es iſt nicht die Aufgabe des Wirtſchaftsminiſte⸗ riums, in die einzelnen Wirtſchaftszweige einzugreifen und darin herumzuregieren. Man muß aber natürlich die Möglichkeit da⸗ zu offenhalten. Der Staat wird von dieſer Befugnis aber nur einen ſehr weißen Ge⸗ brauch machen. Die Aufgabe, die ruhige Arbeit in der Wirtſchaft zu fördern, glauben wir dadurch am beſten löſen zu können, daß wir den unmittelbaren perſönlichen Konkakt mit der Wirtſchaft draußen ſuchen. Wir haben deshalb die Abſicht, zunächſt einmal den Wirkungskreis der Treuhänder der Arbeit auf allgemeine wirtſchaftliche Fragen auszudehnen und dieſe bei unſeren uns unmittelbar unter⸗ ſtellten Organen als Verbindungsmänner zu benutzen. Der ſtändiſche Aufbau iſt im Augenblick abgeſtoppt und zurückgeſtellt worden, weil die Gefahr beſtand, daß eine ganze Reihe unberufener Elemenke verſuchle, auf dieſem Gebiete Experimente zu ma⸗ chen. Es iſt deshalb der Mile des Jüh⸗ rers, hier zunächſt einmal e klare Li- nie zu ziehen und den Weg ger langſa⸗ men und geſunden Enkwicklung zu gehen. Helfen Sie, daß wir die Belebung unſerer 5 Wirtſchaft bekommen. Ich weiß, man kann keine künſtliche Belebung machen. Tragen Sie infolgedeſſen den Glauben hinaus, daß der Könner und Schaffer den ſtärkſten Schutz im deutſchen Staate von heute hat. Zum Schluß noch ein Wort Weltwirtſchaft und unſere Einſtellung zum Weltwirlſchafts⸗ ö problem. Es iſt ganz klar, daß bedingt durch die Weltkriſe und die Nöte jedes Volk zunächſt verſucht, ſich ſelbſt zu helfen. Das heißt na⸗ kürlich keineswegs, daß wir eine Chance, die uns geboten iſt, um unſere Beziehungen zum Auslande zu fördern, auslaſſen. über die Der Gesamtverband der Angeſtellten 1.25 Millionen Mitglieder. Berlin, 14. Juli. Der erſte Teil der Maßnahmen iſt been⸗ det worden, die der Reichstagsabgeordnete Pg. Forſter⸗Danzig als Führer der deut⸗ ſchen Angeſtelltenſchaft angeordnet hatte. Rund 1,25 Millionen männliche und weibliche Angeſtellte aller Berufe, die bis⸗ her in mehr als 100 Verbänden und Verei⸗ nen organiſiert waren, ſind in den Geſami⸗ verband der Deutſchen Angeſtellten über⸗ führt und unker einheitlicher Leitung zu⸗ ſammengefaßt worden. Der Geſamiverband gliedert ſich in acht Männerverbände und einen Frauenverband. Die Deutſche Arbeitsfront hat durch den Führer, Dr. Ley, folgende Anordnung ergehen laſſen:„Der Geſamtverband der Deutſchen Angeſtellten umfaßt alle deutſchen Volksgenoſſen, welche gemäß Paragraph 1 Abſatz 1! und 2 des Angeſtelltenverſiche⸗ rungsgeſetzes in die Angeſtelltenverſicherung gehören, auch wenn ſie infolge ihrer Ein⸗ kommenshöhe nicht mehr verſicherungs⸗ pflichtig ſind.“ Demgemäß haben alle deut⸗ ſchen Angeſtellten. die bisher keinem der neuen Verbände angehören, ihre Eingliede⸗ rung bei dem für ihren Beruf zuſtändigen Berufsverband des Geſamtverbandes vorzu⸗ nehmen. Ausgenommen werden nur Ange⸗ ſtellte ariſcher Abſtammung. ei Wundsein- Penaten- Creme In Apoth.-Dtog. 30,. 55, J. 0 Anſere Schulden— beim Staat Es wird wohl eine ganze Menge Staats⸗ bürger geben, die ſich der Tatſache nicht be⸗ wußt ſind, daß ſie außer ihren höchſt perſön⸗ lichen Schulden bei gutmütigen Darlehens⸗ gebern, Abzahlungsgeſchäften und anderen Kreditquellen auch noch ihr Teilchen mitzu⸗ tragen haben an den öffentlichen Schul⸗ den des Landes. Und wer nun den Einwurf macht, daß er ſeine Verpflichtungen gegenüber dem Staat ja durch die Steuerzahlungen ab⸗ decke, der iſt auf ein Nebengleis geraten, denn die ſtaatlichen Steuereinnahmen dienen vor allem der Abdeckung des laufenden Finanz⸗ bedarfs der öffentlichen Hand, während der Staat darüber hinaus durch Aufnahme von Anleihen, Ausgabe von Schatzanweiſungen u. J. w. auch noch einen Finanzbedarf für außer⸗ ordentliche Zwecke hat, der umſo größer iſt, je ſtärker die Verpflichtungen des Staates in wirtſchaftlich ſchwierigen Zeiten auf allen möglichen Gebieten werden. Das Statiſtiſche Reichsamt, deſſen Aufgabe es iſt, mit dem Rechenſtift fortgeſetzt Bilanz über das Leben des deutſchen Volkes und des Auslandes auf allen Gebieten zu ziehen, hat jetzt feſtgeſtellt, daß die deutſchen Länder ein⸗ ſchließlich der Hanſeſtädte am 31. Dezember 1932 insgeſamt eine Schuldenlaſt von etwas über 3 Milliarden Rm, aufzuweiſen hatten. Ein ganz reſpektabler Betrag, der aber ein wenig ſeine Schrecken verliert, wenn man be— denkt, daß die Länder ja auch über wert⸗ vollſten Vermögensbeſitz verfügen, und zwar nicht nur in Geſtalt der Steuerkraft ihrer braven Einwohner, ſondern auch in Geſtalt von Grundbeſitz, Sachbeſitz und geſetzgeberi— ſchen Möglichkeiten, immer neue Einnahme— quellen zu ſchaffen. Die deutſchen Länder allein, ohne Hanſeſtädte, hatten ber Jahres⸗ beginn 1933 2363,5 Millionen Rm. Schul⸗ den. Auf den Kopf des Einwoh⸗ ners berechnet, ergibt ſich alſo, daß im Durchſchnitt jeder deutſche Volksgenoſſe zu dieſem Stichtag 39 Rm. Staatsſchul⸗ den auf ſeinem Debet hatte. In kleineren Ländern wie Mecklenburg-Schwerin, Braun- ſchweig und Mecklenburg⸗-Strelitz haben die Bewohner die gottlob nur theoretiſch fühlbare öffentliche Schuldenlaſt von 100 bis 200 Rm. pro Kopf zu tragen. Die Bewohner der Hanſeſtädte ſind eigent⸗ lich beſonders beklagenswert. Sie müſſen den Ruf, die Verbindung zwiſchen Ueberſee und Vaterland an den Küſten der deutſchen Meere herzuſtellen, mit einer Schuldenlaſt von durch⸗ ſchnittlich 450 Mark pro Kopf bezahlen, wäh⸗ rend z. B. Württemberg mit einem Durch- ſchnittsſchuldenſatz von 17 Mark je Einwoh⸗ ner weitaus am geringſten belaſtet iſt. Zu den Länderſchulden an ſich tritt noch eine gleichfalls die Zwei⸗Milliarden⸗Grenze überſteigende Summe von Bürgſchaftsverpflich⸗ tungen, die u. a. beſtehen für Kredite an In⸗ duſtrie und Landwirtſchaft. Von den 2,86 Milliarden Rm. Schulden der Länder ſind 39 Prozent ſeit der Währungsſtabiliſierung auf⸗ genommen worden, und zwar ein Fünftel im Ausland und vier Fünftel im Inland. Wir wollen nicht vergeſſen, am Ende dieſer Aufzählung darauf hinzuweiſen, daß der Staatsbürger ſelbſtverſtändlich auch prozentual an den Schulden ſeiner Heimatgemeinde be⸗ teiligt iſt. Aber die von den öffentlichen Stellen übernommenen Anleihen uſw. kommen dem Volke zugute. Dafür kann man ſchon die theoretiſche Verſchuldung auf ſich nehmen. Wiſſen sie das? Die Zigarette, die in dieſem Jahre ihr 100⸗ jähriges Jubiläum feiert, wird heutzutage vor⸗ wiegend von Maſchinen hergeſtellt, die bis zu 1350 Stüc in der Minute anfertigen. Die Birlenpflanzungen, die man allenthal⸗ ben entlang den Bahnanlagen als Begrenzung von Nadelwäldern ſieht, haben den Zweck, die leicht brennbaren Nadelbäume vor Fun⸗ lenflug der Lokomotiven zu ſchützen; die ſaft⸗ reiche Birke ſängt nur ſchwer Feuer. Der Zylinder, den wir heutigentags noch bei feierlichen Anläſſen tragen, iſt aus dem Quä⸗ kerhut der nordamerikaniſchen Puritaner ent⸗ ſtanden, die ſich mit dieſer einfachen, einfar⸗ bigen Kopfbedeckung von den Elegants der damaligen Zeit ſichtlich abheben wollten; bei den Jakobinern bedeutete die einheitliche Kopf— bedeckung die freiheitliche Geſinnung; als der „Zylinder“ in Rußland Eingang fand, verbot Kaiſer Paul das Tragen dieſes„Umſturz— hutes“, und in England wurde im Jahre 1796 ein gewiſſer John Harrington, wie aus alten Papieren hervorgeht, verhaftet und zu einer Geldſtrafe verurteilt mit der Begrün— dung, daß das Tragen eines ſolchen Sutes groben Unfug darſtelle. Heldeufriedhof Ein Zeuge ehrwürdiger Vergangenheit Der erſte deutſche Soldat, der 1871 in Paris. einzog. In Wetzlar beging dieſer Tage Oberzoll⸗ einnehmer 1. R. Eckart Ital ſeinen 89. Ge⸗ burtstag. Um die Perſon dieſes alten Beamten windet ſich geſchichtlicher Mythos. Ital iſt Zeuge eines denkwürdigen geſchichtlichen Er— eigniſſes geweſen und hat der deutſchen Ge⸗ ſchichte Auge in Auge gegenübergeſtanden. Als Stabstrompeter bei den 14. Huſaren in Kaſ⸗ ſel war er der erſte deutſche Soldat, der am 1. März 1871 den Boden von Paris betrat. An der Spitze eines von Leutnant v. Colomb geführten Detachements kletterte er als erſter unter den Trümmern des Arc de Triomphe hindurch und wartete auf ſeige Kameraden. Dann ſaß er wieder auf und ritt in das Innere der Stadt, gefolgt von der Vorhut. Jetzt aber ereilte ihn ſein Schickſal. Sein Pferd ſcheute und ſchleuderte den Reiter auf die Straße. Dabei wurde Ital nicht un— erheblich verletzt. Noch heute zeigt er ſtolz ſeine hiſtoriſche Narbe. — in Feindesland Auch Belgien und der Iſten werden erſchloſſen Alljährlich fahren während des Sommers mehrere Sonderzüge zu den deutſchen Krie— gergräbern in Frankreich. Jedes Jahr wächſt die Zahl der Teilnehmer. Diesmal werden 12 große Geſellſchaftsreiſen veranſtaltet; außer— dem ſieht die Deutſche Studentenſchaft eine Helden-Gedächtnisfeier in Langemark vor. Nach den Anmeldungen zu ſchließen, wird der Kreis der Beteiligten in dieſem Jahr um ein Drittel größer ſein als der des Vor— jahres. Die Verhältniſſe haben ſich weſentlich ge— beſſert. Die Aufnahme durch die Fran— zoſen iſt beſſer geworden. Und vor allem: es wurden im vergangenen Jahr wieder neue Gräber entdeckt. Bis in die letzte Zeit kam es vor, daß jemand, der als vermißt galt und den man im Maſſengrab des Unbekann— ten Soldaten vermutete, auf einmal in den von Frankreich geſchickten Nachweiſen auf— tauchte. Dann konnte man den Eltern, Kin— dern oder Witwen mitteilen: Euer Ange— höriger liegt nunmehr dort und dort. Das iſt natürlich für die Hinterbliebenen ein Grund mehr zum Beſuch der Toten. Ungefähr von 85 bis 90 Prozent der in Frankreich Gefal— lenen ſteht einwandfrei ihre letzte Ruheſtätte ſeſt. Man muß daher jetzt mit einem gewiſſen Stillſtand rechnen. Das heißt aber nicht, daß neue Gräber nicht mehr bekannt werden könn— ten. Die Aufräumungsarbeiten ſind noch lange nicht beendet. Es gibt ja Gebiete, die bewußt in ihrem Kriegszuſtand erhalten werden: als Sehenswürdigkeit für die ſich daran erregenden Fremden. Solange dieſe Unſitte nicht ver— ſchwindet und die Stätten blutiger Kämpfe des Weltkrieges zur Befriedigung der Neu— gierde einer Reihe ungebildeter Menſchen dies⸗ und jenſeits des Ozeans dienen müſſen, wird ſich daran auch nichts ändern. Die Gebiete um die Höhe 304 und am Cornillet⸗Bera in der Chamvaane, einige Kilometer öſtuch von Reims, erinnern noch heute allzu deutlich an die vielen Schlach— ten. Das Gelände liegt ſo, wie es nach Be⸗ endigung des Krieges zurückgelaſſen wurde. Das rächt ſich übrigens oft bitter: Granat⸗ trichter bedecken zahlreich das Feld und ge— fährden die Anweſenden. Italiener, Polen und andere werden, aber nur ganz langſam, mit den Aufräumungsarbeiten beſchäftigt. Sie ſuchen vor allem nach Sprengſtücken; denn ſchließlich ſtellen dieſe einen gewiſſen Erin— nerungs- und Gegenſtandswert dar. Die Arbeiten ſind ſehr gefährlich und Un— fälle nichts Ungewöhnliches. Dabei ſtößt man ſelbſtverſtändlich auch hin und wieder auf Grä⸗ ber. Vielen Gefallenen ſehlt jedes Erkennungs— zeichen; ſie kommen in das Grab des Unbe— kannten Soldaten. Bei manchen aber entdeckt man noch den Namen und kann den Ange— hörigen davon Mitteilung machen, wo die Toten nunmehr ihr Einzelgrab erhalten. Die allmonatlich aufgefundenen Leichen ſind etwa zu gleichen Teilen Franzoſen und Deutſche, und ungefähr bei der Hälfte dieſer Deutſchen weiß man, um wen es ſich handelt, So liegen aber die Frankreich. In Belgien iſt man noch nicht ſo weit. Da ſind bisher keine ausreichenden Liſten nach Deutſchland gegeben. Die Ver— handlungen ſind aber in Fluß, und man hofft, auch hier bald einen Zuſtand zu erzie— len, der dem in Frankreich Erreichten gleich— kommt. Die Deutſche Geſandtſchaft in Brüſ— ſel, das Generalkonſulat in Antwerpen und der Amtliche Sonderdienſt der Kriegergräber— fürſorge ſind mit den Vorbereitungen be— ſchäftigt. Lediglich in Weſt-Flandern iſt man ſchon weiter gekommen; dort können etwa 75 Prozent der Begrabenen als namentlich erkannt angeſehen werden. Es gibt dort nur verhältnismäßig wenig Fälle, über die man im Unklaren iſt. Verhältniſſe nur in Anders in den übrigen Provinzen; da liegt alles ſehr im Argen. Es werden ſicher einige Jahre vergehen, ehe das Nachweisamt in, Spandau alle Liſten erhalten und durchgear⸗ beitet hat. Manche Wigehörige der in Bel⸗ gien während des Weltkrieges Gefallenen dür⸗ fen alſo hoffen, daß das Grab ihres Verwand⸗ ten noch ausfindig gemacht wird. Troſtlos ſind dagegen die Zuſtände in vie⸗ len Teilen des Oſtens. Da iſt bisher ſo gut wie gar nichts geſchehen. Die Polen leiſten erheblichen Widerſtand. Man hat allerdings im vorigen Jahr Verhandlungen mit der pol⸗ niſchen Regierung aufnehmen können, iſt jedoch nur zu einem vorläufigen Abſchluß gelangt. Es muß ſehr vorſichtig vorgegangen werden. Die Polen ſind mächtig argwöhniſch und ver⸗ muten in jedem Deutſchen, der das Grab ſei⸗ nes Angehörigen beſuchen will, einen Spion. Wo Gräber bekannt ſind, ſtößt deren Pflege größtenteils auf Widerſtand. Und wagt es gar jemand, die letzte Ruheſtätte eines deut⸗ ſchen Soldaten aufzunehmen, ſo ſetzt er ſich der Gefahr einer Feſtnahme aus. Trotzdem läßt man nichts unverſucht, um auch die Po⸗ len für den menſchlich ſo ſchönen und ſelbſt⸗ verſtändlichen Gedanken der Kriegergräberfür⸗ ſorge zu gewinnen. In der Wojwodſchaft Warſchau begin⸗ nen demnächſt die erſten Umgrabungen. Die Deutſche Geſandtſchaft verhandelt mit allen amtlichen Stellen wegen der Aushändigung der Friedhofsliſten. Ferner werden bereits die nötigen Unterlagen zur Ausgeſtaltung der Plätze beſorgt. Man kann alſo erwarten, daß bald ein Anfang gemacht werden wird. In den Randſtaaten Litauen, Eſtland und Lettland ſind die Dinge etwas günſtiger. Dort zeigen die Behörden größeres Entgegenkom⸗ men. Das Reich hat ſchon entſprechend vor⸗ gearbeitet. Die Ausſchmückung der Friedhöfe nimmt einen befriedigenden Fortgang. Wer von den Angehörigen beſondere Pflege der Gräber wünſcht— es geſchieht über den Volksbund für Deutſche Kriegergräberfürſorge — ſtößlt hier auf wenig Schwierigkeiten. Es läßt ſich durchſetzen, daß an beſtimmten Ge⸗ denktagen Kränze im beſonderen Auftrag nie— dergelegt werden. Selbſtverſtändlich ind mit der Zeit verſchiedene Anlagen verfallen. Die Toten werden jetzt daher umgebettet und fin⸗ den eine würdigere Ruheſtätte. Luſtige Ele mein Herr, Sie ſind aller⸗ . ſchlafen Sie denn Arzte„Ja, dings recht nervös des Nachts gut?“ Patient:„Nein, jedenfalls ſehr ſelten!“ Arzt:„Hm, haben Sie denn irgend eine Ahnung, woher das kommen kann?“ Patient:„Ja— vielleicht kommt es daher, daß ich Nachtwächter bin!“ „Hienunet“. * Ein Schneider ſchrieb:„Sehr geehrter Serr! Ich muß Ihnen mein Erſtaunen und meine große Verwunderung mitteilen, daß ich immer noch nicht den Betrag erhalten habe, um den ich Sie ſchon wiederholt gebeten habe.“— Der faule Kunde antwortete„Sehr geehrter Herr! Ich kann Ihr Erſtaunen und Ihre große Verwunderung nicht verſtehen, denn ich habe das Geld noch nicht abgeſchickt.“ („Nebelſpalter“). Schicksalsge walten ROMAN VON GERT ROTHB ERG 1 Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) „Lu, wollteſt du nicht May von mir erzählen? Ich ſehne mich ſo nach ihr und dem Kinde. Werde ich noch einmal dein Kind küſſen dürfen?“ Er ſah in das edle Geſicht ſeiner Mutter, und zum erſten Male empfand er, wie einſam ſie war, wie ſie in Sehnſucht lach ſeinem Kinde verging. Ein Entſchluß reifte in ihm. May ſollte jetzt die Wahrheit erfahren. Dann würde die „Mutter endlich teilhaben an ſeinem Glück. „Mama, gedulde dich ein paar Tage, dann hole ich dich. May wird von mir die volle Wahrheit erfahren. Ihren Eltern gegenüber wird es bleiben müſſen, wie es bisher war, damit nicht unnötig Staub aufgewirbelt wird.“ Sie beſprachen nun noch einiges. Als er ſich von ihr verabſchiedete, hielt ſie lange Zeit ſeine ſchlanke, kraftvolle Hand in der ihren. Sie fühlte das heiße Leben durch dieſe „Hand pulſieren. „Vater im Himmel, wenn du ein Opfer verlangſt, dann nimm mein einſames Leben; nur ihn, ihn laß glücklich ſein, erhalte ihn den Seinen!“ betete ſie im Herzen. f Als er ſchon längſt fortgegangen war, ſtand Bianke noch hören— doch alles blieb ſtill. N i g 1 4 Blumen wollte er May überreichen und ſie bitten, ſeine Beichte anzuhören. Jetzt endlich ſollte, ſein Glück voll⸗ kommen ſein. Die düſteren Ahnungen, die ihn peinigten, 1 lime auf demſelben Platz und horchte hinaus. Es war obe als müſſe ſie noch einmal den raſchen Männerſchritt 1. 5 5 „ Lu Karell ging zu den Roſenbeeten ſeines Parks und e ein paar langſtielige, dunkelrote Blumen ab. Dieſe mußten weichen, wenn er May im Arme hielt, die ihm ver fie hatte und ihn liebte wie immer. Schneller ſchritt er aus. Als er um das Haus herum⸗ ſchießen wollten. das Telegramm ein. Bruſt. fahre nach K.. ging, das noch in tiefer Ruhe dalag, in dieſer Morgen— ſtunde, wo noch der Tau auf Blumen und Grün glitzerte gleich großen, wehen Tränen. Auch May ſchlief noch, und er hatte ſich fortgeſchlichen, um ihr die Blumen zu holen. Der Hausmeiſter kam ihm entgegen. „Herr Karell, ein Telegramm.“ 15⁵ Karell nahm das Papier, faltete es auseinander. „Sofort kommen, mehrere Anſchläge auf die Gruben. Wachen haben verwachſene Geſtalt geſehen. Sind macht— los. Wurden ſofort gelähmt, als ſie angreifen oder Ungeheurer Schaden. Kommen dringend erforderlich. Leute in Gruben un— ruhig, fürchten für ihr Leben. Karell blickte noch immer auf das Papier; dann ballte er es zuſammen. Das Schickſal griff ein in dieſer Stunde, in der er May beichten wollte, und dieſes Schickſal hieß Arthur Karell. Jetzt wußte er wenigſtens, wo er den Un⸗ ſeligen zu ſuchen hatte. Nun mußte die Mutter, die gewiß die Stunden zählte, bis er kam und ſie holte, noch länger warten. Sie würde es gern tun, wenn er ſie verſtändigte, daß Arthur in K... war. Er mußte hin— ſoviel ſtand feſt; die Gruben waren ſein Stolz. Und er konnte dann ſeinen bedauernswerten Bruder in Sicherheit bringen. Er ſteckte „Es iſt gut. Sagen Sie dem Chauffeur Beſcheid. Mein Rennwagen muß in einer Stunde fertig ſein. Eine Tour von vielen Stunden. Nichts ſoll vergeſſen werden.“ Der alte Mann machte eine Verbeugung. „Sehr wohl, Herr Karell.“ Lu Karell ging ſchnell hinauf und betrat das Schlaf⸗ zimmer. May kam ihm entgegen. a „Lu!?“ fragte ſie und ſah bang in ſein Geſicht. ö Er zog ſie an ſich, bettete ihren Blondkopf an ſeine „Ich wollte dir heute mein Leben beichten, May. Nun kann ich es nicht. Ich muß in einer Stunde fertig ſein. Ich In den Gruben ſind Unruhen aus⸗ gebrochen. Hopkins rief mich dringend.“ f May zuckte erbleichend zuſammen. Perſönliches ſein Herz. Hopkins.“ „Lu, jetzt? Nimm mich mit, Lu! Ich will bei dir ſein.“ Er küßte ſie, und er dachte dabei an die wahnſinnige Leidenſchaft Arthurs, der ſich in K... befand. May konnte nicht mitfahren. Diesmal nicht. Er durfte ſie keiner Gefahr ausſetzen. Zudem fuhr er mit ſeinem Rennwagen, und Mays Leben durfte er bei dieſer raſenden Fahrt nicht mit gefährden. Seine Stimme klang feſt. „Diesmal geht es nicht, May.“ May ſah ihn traurig an. „Wann kommſt du wieder?“ Er ſah auͤf ſie nieder, und etwas Kaltes krallte ſich in „In wenigen Tagen bin ich wieder bei dir, May. Die Eltern kommen ſo gern. Ich werde gleich Auftrag geben, daß telephoniert wird.“ May ſchlang die Arme um ihn. „Bleib' die paar Minuten bei mir, Lu! Ich telephoniere dann, wenn du fort biſt.“ 5 Er fühlte eine ſeltſame Schwere in den Gliedern. Seine ganze große Liebe ſchüttete er noch einmal über May aus in dieſer Stunde. Zitternd ruhte ſie in ſeinen Armen. „Lu, bleib' bei mir!“ Wie viele Male ſie es geflüſtert hatte, ſie wußte es nicht. Als er ſich ſpäter über ſein Kind beugte, ſchlug dieſes die Augen auf und ſah ihn groß an. May nahm die Kleine an ſich. Sie begleitete ihren Mann zum Auto. Noch einmal küßten ſie ſich innig, dann ſprang Karell in den Wagen. „Auf Wiederſehen!“ Tränen verdunkelten Mays Blick. Er nickte ihr noch einmal zu— dann ſauſte der Wagen, der berühmte rote Mercedes, davon. Lu blickte ſich noch einmal um. Auf der Terraſſe ſtand May mit dem Kinde. Jetzt waren ſie ſeinen Blicken entſchwunden. Er beugte ſich zum Chauffeur hin. „Geben Sie Höchſtgeſchwindigkeit!“ 1 5 Dann lehnte er ſich zurück. Noch immer fühlte er Mays Abſchiedskuß auf ſeinen Lippen. Bäume, Felder und Tele⸗ graphenſtangen flogen an ihm vorüber. Auf der einſamen Landſtraße gab es für den Wagen kein Hindernis. (Fortſetzung ſolgt.) Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 191 Nachdruck verboten. Viel ſchlimmer aber ſah es bei Stenzels aus, wo der Konkurs vor der Tür ſtand. Wilhelm hatte Inge zu ſeiner Mutter gebracht. Sie ſollte nicht in ihrem Vaterhauſe Zeuge der wirtſchaftlichen Auflöſung ſein. Er ſelbſt mußte ſeine Kräfte in dieſen Tagen verzehnfachen und kam doch nicht zu Rande. Der einzige Ruhepunkt in ſeinem gehetzten Hin und Her, aber ein trauriger, war der Begräbnistag. Zwiſchen den beiden Frauen ſtand er an dem feuchten, grauen Januartage an den offenen Gräbern. Er konnte nicht weinen. Er ſah hinab in das Grab des Vaters. Aber beſſer als Tränen und haltloſer Schmerz war das Gelöbnis ſeines Herzens: Mit der letzten Kraft für dieſe beiden Frauen zu ſorgen, denen ſeine ganze Liebe ge— hörte. Inge hatte ſich nach dem Tode ihres Vaters nur müh— ſam aufrecht erhalten. Unmittelbar nach der Beerdigung brach ſie zuſammen. Ein heftiges Fieber ſtellte ſich ein. Sie lag beſinnungslos, von der Gemeindeſchweſter und Mutter Göldner gepflegt, oben in dem kleinen Fremden— ſtübchen. Wilhelm raſte im Wagen zwiſchen ſeinem Heimatdorf und Hagenow hin und her. Er kam und kam mit den Gläubigern nicht ins reine. Am unbarmherzigſten waren die Gläubiger Stenzels. Sie ließen ſich auf keine Ver— handlung ein. Sie verlangten, ſofort ein paar tauſend Mark Bargeld zu ſehen, oder ſie wollten den Konkurs über Haus, Fabrik und die geſamte Hinterlaſſenſchaft Stenzels beantragen. Wilhelm war das Herz unſäglich ſchwer. Wenn dem Antrag der Gläubiger ſtattgegeben würde, be— ſaß Inge nichts, keinen Pfennig. Auch das Eigentum Frau Jennys war beſchlagnahmt worden. Sie war nicht mehr ins Haus zurückgekehrt. Hatte nur am Morgen durch einen Dienſtmann einen Teil der Sachen zuſammenpacken und zur Bahn ſchicken laſſen. Wilhelm hatte nicht gefragt und geforſcht, was ſie mit⸗ genommen. Er wollte mit Jenny nichts mehr zu tun haben. Mochte ſie an ſich reißen, was ſie wollte! Wenn ie nur für immer aus Inges Leben verſchwand! Inge hatte gleich am Tage nach dem Tode des Vaters Wilhelm Generalvollmacht gegeben. Er hatte alſo Zutritt zu allen Schränken und dem Schreibtiſch des verſtorbenen Stenzel. Stunde um Stunde hatte er heute mit der Sichtung der Papier verbracht, die Geſchäftsabkommen durchſtudiert und verzweifelt nach einem Ausweg geſucht. Müde legte er jetzt alles zuſammen in eine große Mappe und ſchob das, was für ihn wertlos war, wieder in die Fächer zurück. Mit einem bitteren Ausdruck ſah er unter dieſen wert⸗ los gewordenen Papieren die Lebensverſicherungspolice des Verſtorbenen. Sie lautete auf fünfzigtauſend Mark. „Wenn er nur weitergezahlt hätte“, dachte Wilhelm, „dann hätte man jetzt hier wenigſtens die Fabrik für Inge retten können.“ Namenloſe Angſt überkam ihn, als er daran dachte, daß er die Geliebte in ſein Vaterhaus geholt und daß dieſes Vaterhaus ihm ſelbſt alsbald nicht mehr gehören würde. Zuſammenbruch hier, Zuſammenbruch dort. Mittellos und arm würde auch er daſtehen. Inge hatte ihr Schickſal an einen Mann geknüpft, der nicht einmal wußte, wie er ſie ernähren ſollte.. Er hatte ein Gefühl, als ob er erſticken müßte. Bis jetzt hatte er Mut bewahrt. Aber heute war es ihm, als könnte er nicht mehr. Es war zuviel. Und dennoch durfte er nicht fahnenflüchtig werden. Wenn er auch nichts hatte, ſo hatte er doch noch ſeine Arbeitskraft. Und die gehörte der Mutter und Inge. Es war gegen fünf Uhr nachmittags, als er wieder bei ſich zu Hauſe anlangte. „Meine Mutter nicht da?“ fragte er die Magd. „Nein. Die Frau iſt auf den Friedhof gegangen, nach dem Grab ſehen.“ „Und Fräulein Inge, wie geht es der?“ „Der Herr Doktor war vorhin da. Das Fieber iſt herunter. Er denkt, es wird beſſer. Sie ſchläft jetzt.“ Wilhelm ſeufzte erleichtert auf. Wenigſtens eine kleine tröſtliche Nachricht. Wie gern wäre er hinaufgegangen, hätte wenigſtens einmal durch die Spalte der Tür zu dem Bett der Geliebten herübergeſehen. Aber dann hätte er ſie vielleicht geweckt. Und Schlaf war die beſte Medizin. i Er zog den Hausrock an, ſetzte ſich ins Wohnzimmer. Eigentlich hätte r noch arbeiten müſſen, Briefe ſchreiben, noch einmal ſeine Clänbiger um Geduld bitten, obwohl das hoffnungslos war. Aber dennoch, er hatte ſeine eigenen Angelegenheiten um Inges willen beinahe ver⸗ nachläſſigt. Er konnte jetzt nichts tun. Er war müde zum Umfallen. Wie ſtill es im Hauſe war! Nichts regte ſich. Man konnte glauben, alles Leben wäre erſiorben. Wilhelm legte den Kopf auf die Tiſchplatte. Er fühlte eine vollkommene Hoffnungsloſigkeit, hatte nur einen Wunſch: Nichts denken! Nichts wiſſen! Hatte er einen Augenblick geſchlafen? Er wußte es nicht. Aber er fuhr förmlich verſtört auf, als jetzt die Tür geöffnet wurde und die Magd erſchien. „Hier iſt Herr Dormann. Er möchte Sie ſprechen, Herr Göldner.“ „Ach, Karl“, ſagte Wilhelm und ſtand ſchwerfällig auf, „das iſt nett, alter Junge, daß du mal nach mir ſiehſt. Du biſt neulich bei dem Begräbnis ſo ſchnell verſchwunden geweſen. Ich konnte dir gar nicht mehr danken für den ſchönen Kranz.“ „Ja, ich mußte geſchäftlich ſchnell weiter, Wilhelm. Ich habe mir gerade die Zeit für die Beerdigung abſtehlen können. Aber ich wollte doch deinem lieben Vater die letzte Ehre erweiſen. Du ſiehſt, ſobald ich konnte, bin ich zu dir gekommen. Mußte doch einmal nach dir ſehen, lieber alter Freund. Wie geht es dir? Wie kommſt du über das alles hinweg?“ Wilhelm zuckte müde die Achſeln. „Was ſoll ich ſagen? Ich habe kaum Zeit, um den Vater zu trauern. Mit ſeinem Tode bricht ja alles zu⸗ ſammen. Die Hypothekengläubiger wollen zum nächſten Termin dreißigtauſend Mark ausgezahlt haben.“ Er lachte bitter auf.„Wo ſoll ich dreißigtauſend Mark hernehmen? Die kriege ich heutzutage von keinem Menſchen.“ „Nun, nun“, ſagte Karl Dormann, und es ging ein ganz kleines Lächeln um ſeinen Mund,„man ſagt doch, dein Vater wäre ein wohlhabender Mann geweſen.“ „Wäre er auch, wenn er nicht für einen andern mit einer großen Summe eingeſprungen wäre. Und nun weiß ich nicht ein noch aus. Wenn ich wenigſtens zehntauſend hätte, vielleicht würden ſich die Gläubiger mit einer Ab⸗ ſchlagszahlung begnügen und weiter auf meine Arbeits⸗ kraft vertrauen.“ „Na, und wenn einer das Geld beſchaffen könnte, Wilhelm? Was wäre dann?“ Wilhelm ſchüttelte den Kopf. „Es geſchehen keine Wunder mehr, Karl. Was machſt du denn da? Was iſt denn das?“ fragte er erſtaunt. Karl Dormann zog einen Brief aus der Taſche: „Lies einmal, Wilhelm! Ob du dann noch ſagſt, daß keine Wunder geſchehen? Das heißt, es iſt eigentlich kein Wunder oder höchſtens für Menſchen, die nicht über das Leben hinaus zu denken vermögen. Dein Vater hat aber zu denen nicht gehört. Der war vorausſchauend und hat gewußt, wie unſicher alles Menſchenleben iſt. Du ſagſt, er hat nichts geſpart. Lies hier den Brief! Ich bin ſo glücklich, daß ich ihn dir ſelbſt überbringen kann, Wilhelm.“ Wilhelm drehte verſtändnislos den Brief hin und her. „Mach ihn nur ruhig auf, Wilhelm!“ ſagte der Freund. „Er enthält eine Lebensverſicherungspolice deines Vaters. Heute früh kam ich gerade zu einer Beſprechung in die Direktion, als man das Schreiben an dich ausfertigte. Der Direktor wußte, wohin ich reiſen wollte und daß ich dich kenne. ‚Na“, meinte er, dann können Sie ja gleich ſelber der Ueberbringer der Botſchaft ſein.“ Ich glaube, Wil⸗ helm, dein lieber Vater hat dafür geſorgt, daß du auch nach ſeinem Tode noch ſeine väterliche Fürſorge ſpürſt.“ Wilhelm hatte den Brief geöffnet. Karl Dormann ſtand leiſe auf und ging hinaus. Er ſah in Wilhelms Augen Tränen. Er wollte den Freund jetzt mit ſich allein laſſen. **. Frau Göldner kam in der Dunkelheit vom Friedhof zurück. Sie hielt ein paar Tannenreiſer in der Hand. Die hatte ſie von dem Grab mitgebracht, um, wie täglich, das Bild ihres Mannes damit zu ſchmücken. „Ach, Wilhelm, du biſt da?“ fragte ſie.„Nun, mein Junge, hat ſich inzwiſchen etwas ereignet? Aber du ſiehſt ja ſo verändert aus, ſo als ob in allem Unglück etwas Freudiges geſchehen wäre.“ Wilhelm nahm die Hände der Mutter. „Mutter“, ſagte er mit erſtickter Stimme,„es iſt etwas Freudiges geſchehen. Sag, Mutter, hat dir Vater niemals erzählt, daß er eine größere Lebensverſicherung ab⸗ geſchloſſen hat?“ 0 Frau Liesbeth ſchüttelte den Kopf: „Nein, niemals, Wilhelm. Und er erzählt. Iſt das denn möglich?“ „Es iſt nicht nur möglich, Mutter. Es iſt ſogar gewiß. Sieh, hier den Brief der Geſellſchaft— wir bekommen in wenigen Tagen eine Summe von dreißigtauſend Mark ausgezahlt. Damit können wir unſere Schulden ahtragen, Mutter.“ Frau Göldner weinte vor Freude: „Oh. Wilhelm, welch eine unerwartete Füaung! Der hat mir doch alles Vater hat uns nicht ganz verlaſſen. Auch über den Tod hinaus ſchützt er uns. Würde doch auch jemand über Inges Erbteil ſo wachen können. Aber da iſt wohl nichts zu hoffen?“ ö 1 1 Sie ſah ihn fragend an.. „Vielleicht doch, Mutter“, meinte Wilhelm nach kurzer Ueberlegung.„Wenn ich mit Inges und unſern Gläu⸗ bigern ſpreche, wenn ich die Summe teile, wenn jeder fünfzehntauſend Mark bar auf den Tiſch bekommt, viel⸗ leicht kommen wir da zu einer Verſtändigung. 5 Ich bin ja ſchließlich auch ein Menſch mit Arbeitskraft und Arbeitswillen. Wenn ich wüßte, ich könnte unſern Beſitz halten und die Fabrik für Inge, ich glaube, ich würde von früh bis nachts ſchaffen können. Aber ob es mir gelingt, die Gläubiger umzuſtimmen?“ Frau Göldner legte die Hand auf die ihres Jungen: „Wilhelm, jetzt glaube ich auch das. Dieſer Hoffnungs⸗ ee e e e ſchimmer kann nicht trügen. Vielleicht ſollteſt du dich mit dem alten Handorff beraten, er hält ſo treu zu Hermann Stenzel und zu Inge. Er iſt erfahren und weiß vielleicht noch andere Wege als du.“ „Das iſt ein guter Gedanke, Mutter, das will ich tun. Ohnehin iſt es für mich doch ein ſchweres Amt, nun für uns und für Inges Erbteil zu denken. Und ich bin viel⸗ leicht noch zu jung, um alles bis in die letzten Möglich⸗ keiten zu überſchauen. Gleich will ich wieder hinüber und mit Handorff beraten.“ „Ich glaube, vorher ſollteſt du erſt einmal deiner Inge guten Tag ſagen, Junge. Der Doktor hat es erlaubt; ſie iſt bei Beſinnung und hat nach dir gefragt.“ „Oh, Mutter...“ Wilhelm wollte ſchon hinaufſtürmen, aber die Mutter hielt ihn feſt: „Langſam, Junge, langſam! Nur eine Minute darfſt du zu ihr— und kein aufregendes Geſpräch. Wir dürfen keinen Rückfall haben.“ Da ging Wilhelm, ſo leiſe er konnte, öffnete nach kurzem Klopfen behutſam die Tür zum Krankenzimmer. „Kommen Sie, Herr Göldner!“ Die Gemeindeſchweſter nickte ihm freundlich zu.„Unſerer Patientin geht es heute ſchon ganz nett; aber übermütig dürfen wir darum doch nicht werden.“ Inge lag ſchneeweiß und durchſichtig in den Kiſſen. Sie verſuchte die Arme nach Wilhelm auszuſtrecken, aber ſelbſt dazu war ſie zu ſchwach. Nur ihre aufleuchtenden Augen ſagten Wilhelm, was ſie fühlte. Sanft näherte er ſich ihr, ſetzte ſich auf den Bettrand, nahm die kleine Hand, die durch die Krankheit wie die eines Kindes ſchmal und zerbrechlich geworden war. „Inge, liebes Herz, ſiehſt du, nun wirſt du bald geſund ſein— und bald iſt alles gut.“ „Alles?“ Ihre Augen fragten, dann ſagte ſie mühſam: „Und Vaters Fabrik? Wird es zum Konkurs kommen? Was wird dann aus den Angeſtellten, den Arbeitern?“ Sie atmete haſtiger, eine fleckige Röte kam auf ihre Wangen, zeigte ihre Erregung. N „Ruhig, ruhig, Inge! Ich ſagte dir ja ſchon: Alles wird gut, bei uns und auch bei dir. Vertraue mir nur und denke nichts anderes, als daß du geſund werden mußt— für mich.“ Sie nickte tapfer und legte ſich zufrieden wie ein Kind wieder zum Einſchlafen auf die Seite. Er küßte ihre Stirn und ihr Haar; ſie ſeufzte leicht und dankbar auf. Als Wilhelm auf den Zehenſpitzen das Krankenzimmer verließ, lag Inge ſchon in ruhigem Schlummer der Ge⸗ neſung. N Ich komme mir ſchon vor wie der fliegende Holländer, dachte Wilhelm, als er gleich darauf mit ſeinem Motor⸗ rade der Stadt zu ſauſte. Er hatte telephoniſch den alten Handorff von ſeinem Kommen benachrichtigt. Der er⸗ wartete ihn denn auch in ſeinem kleinen Siedlungshauſe. „Gott grüß Sie, Herr Göldner“, und ſein vergrämtes Geſicht leuchtete auf.„Was bringen Sie? Hoffentlich end⸗ lich einmal Beſſeres?“ „Das denke ich, Herr Handorff. Hier— leſen Sie einmal!“ Er übergab dem alten Manne den Brief der Verſiche⸗ rungsgeſellſchaft. Handorff überflog ihn. Er wurde dunkelrot vor freudiger Ueberraſchung. „Das freut mich aber von Herzen für Sie, Herr Göldner, da gratuliere ich Ihnen. Nun wird Ihnen ja der Beſitz erhalten bleiben. Und das arme Ding, die Inge, wird wenigſtens auch nicht ganz in Not kommen, wenn hier alles in die Konkursmaſſe geht.“ a „Aber Herr Handorff, glauben Sie wirklich, ich würde nur meinen väterlichen Beſitz allein retten und nicht an das Werk hier denken? Deswegen komme ich doch zu Ihnen, weil ich nicht weiß, wie ich es anfangen ſoll, beiden gerecht zu werden. Denn die unerwarteten dreißig⸗ tauſend Mark reichen zwar für meinen Betrieb, ſind aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn's für die Sanierung beider Unternehmen reichen ſoll.“ „Und Sie würden bereit ſein, wenn ich die Einigung mit unſern Gläubigern in die Wege leiten würde, die Hälfte, alſo fünfzehntauſend Mark, als Bürgſchaft für unſer Werk zu geben?“ a f. „Jawohl, Herr Handorff.“ 15 Da wurde das kummervolle Geſicht Handorffs hell: „Ich danke Ihnen, Herr Göldner, im Namen meines lieben, dahingeſchiedenen Chefs. Dann ſind wir gerettet. Hören Sie mich an, Herr Göldner. Wir alle hier im Werke, vom Prokuriſten bis zum kleinſten Arbeiter, wir hängen an unſerer Arbeit und unſerer Arbeitsſtätte. Wenn hier nicht weitergearbeitet würde, es wäre ein grenzenloſes Unglück für alle; denn heute neue Arbeit finden, das iſt kaum möglich. Nun ſind doch einige unter uns, die ſich ein paar Groſchen erſpart haben. Und alle, ich voran, wollen alles, was wir flüſſig machen können, bereitſtellen, um den Betrieb fortführen zu können. Wenn Sie den Anfang machen, Herr Göldner, an uns ſoll's nicht fehlen. Wie ſtehen mit unſeren Spargroſchen zum Wett e mit. unſern Röpfen und Händen.“ ae elan Nreich oder würden, finden, wie die römiſche„Times“ gelöſten Deutſchen Reichskanzler geantwortet, daß den bishe⸗ Beobachtungen gemacht. egen ſolle. es Badiſchen a. D. Auguſt Anheuſer, iſt hier im 87. Le⸗ Letzte Nachrithten „Braf Zeppelin“ gelandet ö Friedrichshafen, 13. Juli. Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ iſt in Friedrichshafen gelandet. Das Luftſchiff hat insgeſamt 600 000 Kilometer zurückge⸗ legt. Arbeitsdienſt und Ernte Berlin, 14. Juli. Da in verſchiedenen Gegenden während der Erntezeit ein Mangel an Arbeitskräften zu befürchten iſt, hat die Reichsleitung des Arbeitsdienſtes auf Bitten der Landwirt— ſchaft eine Verfügung erlaſſen, in der die Arbeitsdienſtlager angewieſen werden, Wünſchen der Landwirte auf Hilfe bei der Einbringung der Ernte Rechnung zu tragen. Mit beſonderem Nachdruck wird jedoch darauf hingewieſen, daß mit dem Einſatz des Freiwilligen Arbeitsdienſtes kein Mißbrauch gekrieben werden darf, um nicht andere Ar- beilskräfte in ihren Verdienſtmöglichkeiten zu ſchädigen. Mißbrauch wird nach Anſicht der Reichs⸗ leitung vermieden, wenn der Grundbeſitzer verpflichtet wird, Beträge in Höhe der ſonſt zu zahlenden Löhne an das Arbeitslager ab— zuführen. Vor Unterzeichnung des Viererpaktes Paris, 14. Juli. Nach einer Havasmeldung wird der Vie— eerpakt wahrſcheinlich am 15. Juli in Rom unterzeichnet werden. Gerüchte, daß irgendwelche führende Per— ſönlichkeiten aus Großbritannien, Frank⸗ Deutſchland nach Rom kommen Korreſpondent meldet, keinen Glauben, viel⸗ . mehr erwartet man, daß die Botſchaf⸗ ter der drei Länder und Muſſolini die Un⸗ 5 terzeichnung vollziehen werden. ngeſtörte Abwidlung der DBB. Berlin, 14. Juli. Auf ein Schreiben des Führers der auf— Volkspartei hat der rigen Mitgliedern aus der Zugehörigkeit Zur Partei kein Nachteil entſtehe und daß den Abwicklungsgeſchäften der Organiſatio— nen durch Eingriffe keine Schwierigkeiten in den Weg gelegt würden. Piccard verzichtet Auf der Durchreiſe nach Brüſſel hat Pro⸗ Iſeſſor Piccard in Paris dem„Quotidien“ er⸗ klärt, er habe in Amerika ſehr intereſſante 90 0 Er plane keinen deuen Aufſtieg in die Stratoſphäre, ſon— dern werde ſeinen Ballon ſeinem Mitarbeiter d Verfügung ſtellen, der ſeine Arbeit fort⸗ Aus Vaden Generalmajor Anheuſer. Karlsruhe, 14. Juli. Der Ehrenpräſident Kriegerbundes, Generalmajor bensjahre geſtorben. Er ſtand in badiſchen und preußiſchen Dienſten und machte als Leutnant im 4. badiſchen Infanterie-Regiment den Feldzug 1870-71 mit. Anheuſer war ſpä⸗ bOdberſt und Reaimentskommandeur des Infanterieregiments 155 und wurde am 14. September 1900 mit dem Rang eines General⸗ majors in den Ruheſtand verſetzt. Mannheim, 14. Juli.(Seiratsſchwin⸗ del) Alle ſtaatlichen Erziehungsverſuche und Strafen an dem 81jährigen Elektromonteur Alfred Dörrwang aus Mannheim ſind bis jetzt fehlgeſchlagen. Dieſes Mal wurde er bei einem Heiratsſchwindel ertappt. Er lernte auf der Straße ein Zimmermädchens eines hieſi⸗ gen Hotels kennen und verſprach ihr die Heirat. In der kurzen Verlobungszeit hat er der „Braut“ ihre ganzen Barmittel und Ausſteuer herausgelockt. Mit dem Gelde machte er ſich dann vergnügte Tage. Das Gericht verur⸗ teilte ihn zu einer Gefängnisſtrafe von einem Jahr neun Monaten, abzüglich zwei Monate Unterſuchungshaft. Ketſch, 14. Juli.(Vorſicht beim O b ſt⸗ genuß.) Zwei Töchter einer hieſigen Fami⸗ lie, die plötzlich erkrankten, mußten in das Krankenhaus nach Heidelberg verbracht wer— den. Nunmehr wurde auch der Vater der beiden Mädchen dorthin überführt. Es wird vermutet, daß die Krankheit auf den Genuß von ungewaſchenem Obſt zurückzuführen iſt. Bei einem der Mädchen beſteht Lebensgefahr. Baden⸗Baden, 14. Juli.(Von einem Pferd gebiſſen.) Als ein hier wohnhafter Hoteldiener einem am Bahnhof ſtehenden Droſchkenpferd ein Stück Zucker gegeben hatte, biß ihm das Pferd das erſte Glied eines Fingers vollſtändig ab. Pforzheim, 14. Juli.(A nfälle.) Ein ſchweres Mißgeſchick widerfuhr dem 16jähri⸗ gen Metzgerlehrling Walter Baral im Schlacht- hof. Er wollte ein Kalb ſtechen und rutſchte dabei über den Griff vom Meſſer und ſchnitt ſich zwei Sehnen am Ring- und Mittelfinger der rechten Hand ab. Während des Sportnach⸗ mittags im Walter-Flex-Lager bei Würm rutſchte beim Diskuswerfen der 25 Jahre alte Arbeitsdienſtler Auguſt König aus und brach beim Sturz den rechten Fußknöchel. Meißenheim, A. Lahr, 14. Juli.(Vom Zuge erfaßt und getötet.) Anweit des hieſigen Ortes wurde der 57jährige in Stein a. Rh. geborene Kaufmann Joſef Scheffel, zurzeit auf der Wanderſchaft, von der Maſchine des Frühzuges der Mittelbadi— ſchen Eiſenbahn AG. erfaßt und ihm das linke Bein abgefahren. Scheffel erlag bald darauf im Bezirkskrankenhaus ſeinen ſchweren Ver— letzungen. Mannheimer Produktenbörſe. Es notierten in Reichsmark, per 100 Kilo, waggonfrei Mannheim: Weizen inl. 20.90 bis 21, Roggen inl. 18.50, Hafer 16, Futtergerſte 16.50, La⸗Plata⸗Mais gelber mit Sack 21.25 bis 21.50, ſüddeutſches Weizenmehl Spezial Null, mit Austauſchweizen hergeſtellt, 31.75 bis 32; desgleichen mit Inlandsweizen herge— ſtellt, alter Ernte, 30.25 bis 30.50, desgleichen mit Inlandswetzen hergeſtellt, neuer Ernte 29.25 bis 29.50, ſüddeutſches Weizenauszugs⸗ mehl 34.75 bis 35, bezw. 33.25 bis 33.50 bezw 32.25 bis 32.50, ſüddeutſches Weizenbrotmeh 23.75 bis 24, bezw. 22.25 bis 22.50 bezw 21.25 bis 21.50, Roggenmehl 70 bis 60pro⸗ zentige Ausmahlung, norddeutſches 23 bis 24.50, desgleichen ſüddeutſches und pfälziſches 24.50 bis 25.50, Weizenkleie feine 7.75 bis 8, Biertreber 12.75 bis 13 und Ecenußkuchen 14.50 bis 15. Weinheimer Obſtgroßmarkt. Weinheim a. d. B., 13. Juli. Bei einer Anfuhr von 160 Zentnern und reger Nach⸗ frage wurden folgende Preiſe notiert: Kir⸗ ſchen 12 bis 22, Johannisbeeren rot 9 bis 10, dto. ſchwarz 15 bis 17, Spillinge 18 bis 21, Aepfel 20 bis 22, Virnen 10 bis 17, Erdbeeren 17 bis 21 Pfirſiche 10 bis 26, Stachelbeeren 8 bis 16. Himbeeren 23 bis 25, Zwetſchen 17 bis 20. Lokales Gedenktage 14. Juli. 1884 An der Kamerunmündung deutſche Flagge gehißt. 1909 Rücktritt des Reichskanzlers Fürſt Bü⸗ low; v. Bethmann Hollweg wird ſein Nachfolger. 1917 Staatsſekretär Michaelis wird Reichs⸗ kanzler. Prot. und kath.: Bonaventura Sonnenaufg. 3.53 Sonnenunterg. 20.18 Mondunterg. 12.49 Mondaufg. 22.46 wird die Nur der verdient ſich Freiheit wie das [Leben, der täglich ſie erobern muß. J. W. v. Goethe. 2 Geſegnetes Alter. Herr Franz Valentin Weidner, Moltkeſtraße, kann morgen Samstag in voller körperlicher Rüſtigkeit ſeinen 76. Geburtstag feiern. Wir gratulieren! »Reichsbund der Kinderreichen. Es wird auf den Vortrag des Reichsbundes der Kinderreichen heute Abend 8 ½ Uhr im„Tann⸗ häuſer“ hingewieſen. Es wäre ſehr zu begrüßen, wenn auch hier eine Ortsgruppe dieſer Beweg⸗ ung zuſtande käme; es ſollte daher keine inder⸗ reiche Familie es verſäumen, ſich den Vortrag anzuhören. Bund deutſcher Mädchen. Die hieſige Ortsgruppe der N. S. D. A. P. wird einen Bund deutſcher Mädchen ins Leben rufen. Mäd- chen, im Alter von 14—18 Jahren, die dieſem Bund beitreten wollen, melden ſich jeden Tag, außer Samstags, in der Geſchäftsſtelle der N S. D. A. P., Lorſcherſtraße(Traube), und zwar abends zwiſchen 7 und 8 Uhr. Hans in allen Gaſſen, ſo heißt der großartige Tonfilm, der ab heute im U.⸗T.⸗ Filmpalaſt aufgeführt wird. In der Hauptrolle wirkt hier der beliebte Filmſchauſpieler Hans Albers, der Liebling, mit. Kein Filmfreund ſollte dieſen wunderbaren Film verſäumen. Tierhalter denkt an eure Pfleglinge. Wenn die Sonne heiß herniederſcheint ſo muß der gewiſſenhafte Tierhalter ſeine Tiere oft tränken. Ein Schluck friſches Waſſer erfriſcht die erſchöpften Tiere genau ſo wie die Men⸗ ſchen. Vergeßt den treuen Wächter, den Ket⸗ tenhund nicht. Katzen ſaufen bei großer Hitze viel Waſſer, man ſollte ihnen ein Schüſſel⸗ chen erreichbar hinſtellen. Die Stallhaſen brau— chen ebenfalls Erfriſchung, beſonders wenn ſie mit Hafer gefüttert werden. Stellt die Haſen⸗ ſtälle in den Schatten und ſetzt ſie nicht der glühenden Sonne aus. Durch das vielleicht gut gemeinte dichte Zuhängen der Kleintierſtälle iſt die Ausdünſtung umſo erdrückender. Auch mit dem Geflügel ſoll man Erbarmen haben, die Ausläufe müſſen nicht gerade in der hei— ßeſten Sonne liegen. Vögel in Käfigen brau⸗ chen ein Waſſerbad, hängt ihre Käfige nicht in die heiße Küche, hängt ſie aber auch nicht in Zugluft. Auch der treue Arbeitsgenoſſe, das Pferd, muß öfters getränkt werden; ein Trank friſchen Waſſers bringt neue Arbeitskraft und Erholung. Der Paketverluſt geht zurück. Die in den letzten Jahren unverkennbare Beſſerung der Paketverluſtzahlen hat weiter angehalten. Im Rechnungsjahr 1932 ſind auf eine Million eingelieferte Pakete nur noch 27,1 Stück ver⸗ loren gegangen und 6,8 Stück beraubt wor— den. Damit ſteht die Deutſche Reichspoſt ſeit 1927 in der Sicherheit der Paketbeförderung beſſer da als vor dem Kriege. 1918 wurden zuſammen 81,3 Pakete auf eine Million be— raubt und verloren, 1919 aber 3320,5, 1922 noch 755,7, 1926 66,3, 1930 36,5 und 1935 Die Hochzeit des Pour- le-mérite-Fliegers. In Nienſtätten bei Hamburg feierte der Präſident des Deutſchen Luftſportverbandes Hauptmann a. D. Loerzer ſeine Hochzeit. Auf unſerem Bilde ſehen wir das Brautpaar auf dem Wege zur Kirche, begleitet von dem preu⸗ ßiſchen Miniſterpräſi⸗ denten Göring. Die Ehrenwache bildete ein SS.⸗Fliegerſturm. nur 33,9 Stück. Auch die Verluſte der Ein⸗ ſchreibſendungen gehen zurück. Während 1929 noch 35,2 Stück abhanden kamen, waren es im Berichtsjahr bloß 24,3 auf eine Million. * Weitervorherſage: Weiterhin unbeſtändiges Wetter, ſtellenmeiſe wieder Niederſchläge. Vom Kraftſport wird aus hieſigen Sportskreiſen nachſtehender Bericht veröffentlicht: In der deutſchen und hierbei ganz auffallend in der Viernheimer Sportöffentlichkeit, iſt eine Neigung vorhanden, Popularität und Wert einer Sportart gleich zu bewerten, obwohl es vom ſportlichen Geſichtspunkte aus ganz gleichgültig iſt, ob eine Sportart ſich bei der Maſſe größerer Beliebtheit erfreut oder nicht. Es iſt ganz auf⸗ fallend, daß Deutſchland gerade in ſolchen Sport- arten am beſten abſchneidet, die am wenigſten vopulär ſind. Während zum Beiſpiel bei den Olympiaden in Amſterdam und Los Angeles alles Intereſſe der deutſchen Sportwelt ſich auf Leicht⸗ athletik und Fußball konzentrierte, als ob es keinen anderen Sport mehr gäbe, waren es die kaum beachteten, leider oft genug über die Achſel angeſehenen Schwerathleten, die für Deutſchland Erfolge erringen mußten. Alles ſtarrte auf die Leichtathleten, die aber nicht entfernt den Er— wartungen gerecht wurden. Der Durchſchnitt aller Sportintereſſenten ſcheint auf eine Bronze⸗ medaille der Leichtathleten mehr wert zu legen, als auf eine goldene der Schwerathleten, vielleicht weil er ſich für Leichtathletik mehr intereſſiert, oder weil für dieſen Sport mehr Reklame ge⸗ macht wird. Es iſt notwendig, dieſer irrigen Auffaſſung einmal entgegenzutreten. Ein Sport iſt ſo gut wie der andere und eine Goldmedaille wird nicht wertloſer, wenn ſie ein Schwerathlet errungen hat. Keinesfalls läßt Popularität auf den Wert einer Sache ſchließen. Die Schwerathleten waren ——— 1 8 die Herausreißer in Los Angeles und iſt es ihnen zu danken, daß Deutſchland gerade noch den ſechſten Platz belegen konnte. Wenn ſich nun hier in Viernheim einige Mannen, äußerſt beſcheiden, aber um ſo zäher der kaum beachteten Schwerathletik zugewandt haben und in der Unterabteilung der Amicitia dieſen Sport ausüben, ſo wäre etwas mehr Be⸗ achtung erforderlich, denn letzten Endes hat jede Sportart auch ihre finanzielle Seite und kann man dazu ſagen, daß beide auf Gedeih und Ver- derb miteinander verbunden ſind, zumal bei der augenblicklichen Arbeitsloſigkeit, wobei ein Aktiver ſich nicht mehr ſelbſt finanzieren kann und die Mannſchaften auf die Unterſtützung der Zuſchauer angewieſen ſind. Es iſt bekannt, daß die Athleten der Vor⸗ kriegszeit ganze Wochenlöhne an ihren Verein verwandten, ohne ſich um die heute ſo ſehr be— gehrten Zuſchauermaſſen zu kümmern oder zu werben, was leider heute nicht mehr verlangt werden kann. Auch bei den Schwerathleten wird man nun von der Allgemeinheit verlangen dürfen, daß ſie mithilft, dem Schwerathletikſport die Weltgeltung zu behaupten, die er ſeither einge— nommen hat. Wenn nun auch nicht geſagt ſein ſoll, daß die Viernheimer Schwerathleten die neuen Mannen für die kommende Olympiade in Berlin ſein ſollen, ſo iſt es doch erforderlich, daß dieſerhalb dieſer Sport nicht notleidet und iſt es ja nicht ausgeſchloſſen, daß wir doch ein— mal einen Viernheimer mit repräſentativen Ehren überſchütten dürfen. Wo Kräfte ſind, ein Wille und ein Weg, da winkt auch einmal der Sieg. Am kommenden Sonntag ſtartet auf dem Waldſportplatz der Amicitia, morgens 10 Uhr, (mit Rückſicht auf die Tellſpiele) etwas früh, die bekannte Ringermannſchaft, die kommenden Männer von 1936. Wenn hierbei nicht im entfernteſten an einen Sieg zu denken iſt, ſo ſind doch ſehr intereſſante Kämpfe zu erwarten und werden unſere Viernheimer Ringer beweiſen, daß ſie fleißig bei der Sache waren. Der Eintrittspreis iſt mit 20 Pfg. für jeden tragbar gehalten. Kraft Heil! aumü. Leokrem bräunt schneller und verjüngt die Haut 00S8E: 90, S0, 22, 18 Pf