wirtſchaft oder Viehhanltung decken können; werden. e bei a d ind ihres Ar⸗ Als Verkaufsſtellen gelten auch bäuerliche beitsvertrages ein ausreichendes Deputat Betriebe, wenn der unmittelbare Verkauf an Fett erhalten; ein Deputat gilt dabei der in Betracht kommenden Fettwaren durch als ausreichend, wenn es dem Arbeiter auf ſie an die Verbraucher nach den örtlichen jeden Kopf ſeiner Familie monatlich 2 Pfd. Verhältniſſen üblich iſt. 1 Butter, Schmalz oder ſonſtiges Speiſefett Heppenheim, den 13. Juli 1933. ſichert. Den Arbeitern mit dieſem Deputat Kreiswohlfahrtsamt— Jugendamt. ſtehen Landarbeiter gleich, die die vorge-“ J. V.: Stieh nannte Fettmenge aus der nach dem Arbeits f 3 vertrag zuläſſigen Rindvieh oder Schweine.„Vorſtehende Bekanntmachung des Kreiswohl⸗ haltung decken können; a fahrtsamts bringen wir hiermit zur allgemeinen bei Perſonnen, die ſtändig vom Arbeitgeber[ Kenntnis. beköſtigt werden, wie Hausangeſtellte, Ge⸗ Die Ausgabe der Reichsverbilligungsſcheine hilfen, Lehrlinge, Geſchäftsangeſtellte uſw. an die in vorſtehender Bekanntmachung genann⸗ es ſei denn, daß der Arbeitsgeber ſelbſt ten Perſonen erfolgt am Mittwoch, den 19. an der Verbilligung teilnimmt; Juli 1933, vormittags von 8—10 Uhr im bei den unter f), g) und 90 aufgeführten Wiegenhäuschen des Nathauſes. Perſonen(Verſorgungsberechtigte, Sozial⸗ Die feſtgeſetzte Zeit iſt genau einzuhalten. rentner, Kinderreiche), wenn auf Grund ihres Perſonen, welche die Reichs verbilligungs⸗ fall⸗, der Invaliden, der Angeſtellten⸗ und der knappſchaftlichen Penſionsverſicherung; h) die Empfänger von Vorzugsrente nach dem Anleiheablöſungsgeſetz, ihre Ehefrauen und unterhaltsberechtigten minderjährigen Kinder; i) Perſonen, deren Lohn und ſonſtiges Ein⸗ kommen den Richtſatz der öffentlichen Für⸗ ſorge nicht weſentlich überſteigt, ihre Ehe⸗ frauen und unterhaltsberechtigten minder jährigen Kinder; kinderreiche Familien mit vier(bei Witwen mit drei) oder mehr unterhaltsberechtigten minderjährigen Kindern für jeden Eltern- teil und jedes unterhaltsberechtigte minder⸗ jährige Kind: Zu d, g bis k: Die Bezugsberechtigung für die Ehefrau und die unterhaltsberechtigten minderjähri⸗ gen Kinder ſetzt voraus, daß alle bezugs⸗ berechtigten Familienmitglieder im gemein- Amtlicher Teil Bekanntmachung. Betr.: Maſzuahmen der Reichsregierung zur Verbilligung der Speiſefette für di⸗ minderbemittelte Bevölkerung. Durch Erlaß der Reichsregierung vom 3. Juli 1933 wurde der Kreis der zum Bezug verbilligter Speiſefette berechtigten Perſonen vom Monat Juli 1933 an erweitert. Dadurch wer⸗ den die Härten beſeitigt, die ſich aus den bis⸗ herigen Beſtimmungen in zahlreichen Fällen er⸗ geben haben. Ferner wurde beſtimmt, daß der Reichs- verbilligungsſchein dann nicht zu gewähren iſt, wenn ein Bedürfnis offenſichtlich nicht vorliegt oder die mißbräuchliche Verwendung mit Grund unbenerAele (Biernbelmer Tageblatt— Glernheimer Nachrichten) Viern heimer Zeitung Er 1 täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feierta 5 N ˖ 1 itzei f i ; b ge.— Bezugspreis monatl. 2 Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., Aae ae eg halb ee e e e e end 1 ger ierfolene abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ f 5—. 1 5 6 i a. a 1 kalender— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Beger e mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer f Geſchͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Peutſchlands u. des Auslands Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim echer 117 Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes men 2 me; Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt f ˖ ichkei i 5 ˖ e e elend denge dean, Vat made Cech Karbe 1 (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) zu beſorgen iſt. Von der Wiedereinziehung der inzwiſchen ſchon ausgegebenen Reichsverbilligungs- ſcheine iſt abzuſehen. Die Einſchränkung wird in dieſen Fällen erſt bei Neuausgabe von Ver⸗ billigungsſcheinen wirkſam. Die ſeitherigen Beſtimmungen ändern ſich wie folgt: 1. Perſonenkreis. Den Reichsverbilligungsſchein erhalten: a) die Hauptunterſtützungsempfänger und Zu— ſchlagsempfänger der Arbeitsloſenverſicher⸗ ung und der Kriſenfürforge; b) die Empfänger von Krankengeld nach 8 117 AVAVG für ſich und ihre Familien- angehörigen, die während des Bezugs von Arbeitsloſen- oder Kriſenunterſtützung Zu— ſchlagsempfänger waren; e) die Empfänger von Kurzarbeiterunterſtütz⸗ ung und ihre zuſchlagsberechtigten Anbe⸗ hörigen; d) die Notſtands- und Fürſorgearbeiter, ihre Ehefrauen und unterhaltsberechtigten minderjährigen Kinder; e) die von der öffentlichen Fürſorge laufend als Hauptunterſtützte und Zuſchlagsempfän⸗ ger in offener Fürſorge unterſtützten Per- ſonen; f) die Empfänger von Verſorgungsbezügen nach dem Reichsverſorgungsgeſetz und ihre Zuſchlagsempfänger. Hierher gehören auch verſorgungsberechtigte Perſonen, denen an⸗ dere Reichsgeſetze ſoziale Fürſorge im Sinne des Reichsverſorgungsſetzes zubilligen. g) Sozialrentner, ihre Ehefrauen und unter⸗ haltungsberechtigten minderjährigen Kinder. Sozialrentner im Sinne dieſes Erlaſſes ſind die Empfänger von Renten-, der Un- ſamen Haushalt leben; ferner die Anſtalten der öffentlichen und der freien Wohlfahrtspflege für die in ihnen in ge⸗ ſchloſſener Fürſorge untergebrachten Per- ſonen, bei denen die ſonſtigen Voraus- ſetzungen für den Bezug des Reichsver⸗ billigungsſcheins nach den vorſtehenden Be⸗ ſtimmungen erfüllt ſind(hierzu gehören auch die aufgrund des Reichsjugendwohl⸗ fahrtsgeſetzes in Anſtalten untergebrachten Fürſorgezöglinge); m) Anſtalten und Einrichtungen der öffent⸗ lichen und der freien Wohlfahrtspflege, die in halboffener oder offener Fürſorge Min⸗ derbemittelte(im Sinne der vorſtehenden Beſtimmungen) beköſtigen, jedoch nur für den vierten Teil der von ihnen beköſtigten Perſonen. Zu nl und m: Die Zahl der an die Anſtalten oder Ein- richtungen auszugebenden Reichs verbillig⸗ uugsſcheine richtet ſich nach der Belegung oder Inanſpruchnahme dieſer Einrichtungen zur Zeit der Ausgabe der Verbilligungs- ſcheine. Aus beſonderen Gründen kann auch die durchſchnittliche Belegung oder Inanſpruchnahme im vorhergehenden Mo⸗ nat als Maßſtab zugrunde gelegt werden. Der Reichsverbilligungsſchein iſt zu verſagen, wo ein Bedürfnis offenſichtlich nicht vorliegt oder die mißbräuchliche Verwendung mit Grund zu beſorgen iſt. Beſonders in folgenden Fällen wird ein Bedürfnis zur Gewährung des Ver⸗ billigungsſchein regelmäßig nicht vorliegen: 1. bei Landwirten oder ſonſtigen Perſonen, die ihren Fettbedarf aus der eigenen Land⸗ Renten- und ſonſtigen Einkommens eine wirtſchaftliche Notlage nicht anerkannt wer⸗ den kann. Dieſe Beſtimmungen gelten auch für An⸗ ſtalten, die ihren Fettbebarf aus der eigenen Landwirtſchaft oder Viehhaltung decken können. 2. Ausgabeſtellen für die Reichsverbilligungs⸗ ſcheine. Die Ausgabe an den neu hinzutretenden Per- ſonenkreis und an die Anſtalten und Ein⸗ richtungen erfolgt durch die für den Wohnort zuſtändigen Bürgermeiſtereien. Die Not⸗ ſtandsarbeiter, für die aufgrund des§ 139 AVAVG. die ſogenannte Grundförderung aus Mitteln der Reichsanſt. an den Träger der Arb. gezahlt wird und die Krankengeldempfänger erhalten die Verbilligungsſcheine von den Ar⸗ beitsämtern. 3. Bezugsſtellen für die verbilligten Speiſe⸗ fette. Abſchnitte des Verbilligungsſcheines, die erſt für einen ſpäteren Monat gelten, dür- fen von den Verkaufsſtellen nicht vorzeitig angenommen werden. Der Verbilligungs⸗ ſchein gilt ferner lediglich für: Butter, Käſe, Schmalz, Rohfett, Speck, Talg, Speiſeöl, Margarine, Kunſtſpeiſefette und gehärtetes Pflanzen⸗ oder Tierfett. Auf geringen Mengen als ½ Pfund Butter oder Käſe oder 1 Pfund der übrigen Fette darf eine Verbilligung nicht gewährt wer⸗ den. Die Abſchnitte dürfen nicht etwa bei Abgabe anderer Waren in Zahlung ge⸗ nommen werden. Wir weiſen ausdrücklich darauf hin, daß Verkaufsſtellen, die gegen dieſe Beſtimmung verſtoßen, als Bezugs- ſtellen für verbilligten Fette aus geſchloſſen ſcheine bereits erhalten haben, ſind bei dieſer Ausgabe ausgeſchloſſen. Viernheim, den 17. Juli 1933. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. In komm. Vertretung: Bechtel. Untererhebſtelle. An den Zahltagen dieſer Woche kann das 2. Ziel Landesſteuer noch ohne Mahnung und das 1. Ziel Kirchenſteuer noch ohne Pfandkoſten bezahlt werden. Kirchner. Vereins⸗Anzeiger Turnverein von 1893 e. V. Dienstag abend 8 ¼ Uhr wichtige Mitglieder⸗ verſammlung aus Anlaß unſeres 40 jährigen Jubiläums. Keiner darf fehlen! Dieſe Woche findet jeden Abend ab 8 Uhr auf dem Waldſportplatz Probe der Spielleute ſtatt. Inſtrumente mitnehmen. Reſtloſes und pünktliches Erſcheinen erwartet. Der Stabführer. Die Tellſchauſpieler werden gebeten ſich heute Montag abend 8 ½ Uhr auf dem Waldſport⸗ platz einzufinden. Die Leitung. Odenwald⸗Klub, Ortsgruppe Viernheim. Diens⸗ tag, 18. Juli, abends 8 Uhr Klubabend bei Mitglied Riehl(Krone). Sonntag, 23. Juli, 10. Programmwander⸗ ung zur Einweihung des Rudi⸗Wünzer⸗Turmes bei Waldmichelbach. Zahlreiche Beteiligung wird erwartet. Friſch auf! Stockert, Wanderwart. NS. Kriegsopfer⸗ verſorgung (Reichsverband). r.: Umſchuldung der Kriegs- beſchädigtenſiedlungen. Ich bitte um umgehende Mit- teilung derjenigen Kriegsbeſchädig⸗ ten, die in den Jahren der Ueber⸗ teuerung ein Wohnhaus erſtellt haben. Die Kriegerwitwen haben ſich ſelbſtver⸗ ſtändlich auch zu melden. Es kommen alle Kriegs- beſchädigten, ohne Rückſicht ob ſie der Organiſation angehören oder nicht, in Frage. Der Obmann: Hanf. Bekanntmachung. Verſteigerung von Allmendgrundſtücken. Am Dienstag, den 18. Juli 1933, vorm. 11 Uhr, werden im Sitzungsſaale des Rathauſes nachſtehende Allmendgrundſtücke öffent⸗ lich verſteigert: Oberlück Betr.: 6. Gew. Nr. 50 Oberlück 11. Gew. Nr. 3 Oberlück 11. Gew. Nr. 11 Mittlerer Garten(Kurzgewann) Nr. 4 Brunnenacker 1. Gew. Nr. 20 Sandgaben Nr. 39 Sandgaben(Reſt) Nr. 76 Kleinbruchfeld 1. Gew. Nr. 57 Kl. Neuenacker im Kl. Bruchfeld Nr. 74 Großbruchfeld 2. Gew. Nr. 26 Rothfeld 2. Gew. Nr. 50 Vierruthen Nr. 48 Vierruthen Nr. Krottenwieſe(A) Nr. Oberbruchweide 2. Gew. Nr. Erlen 1. Gew. Nr. Erlen 5. Gew. Nr. Oberbruchweide 10. Gew. Nr. Kleiner neuer Garten Nr. Schloth Nr. Schloth Nr. Schloth Nr. Schloth Nr. Viernheim, den 14. Juli 1933. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim In kommiſſariſcher Vertretung: Bechtel. Laut kreisamtlicher Verfügung findet der ö diesjährige Saison- Schluni-Verkaul rst db 29. Jull Stall. Bernhard Innonneimer. 3 Zimmer und Küche, Bad, Abſchluß u. allem Zubehör per 1. Okto- ber zu vermieten. Von wem, ſagt der Verlag dieſes Blattes. Radio 3 Röhren, Batteriegerät ſofort billig, gegen bar, zu verkaufen. Von wem, ſagt die Expedition ds. Bl. klemmen Ausſchneiden! Aazuge Manie Neue u. getragene Schuhe Hoſen, Koffer, Lederjacken Gehrock- Anzüge(auch leihweiſe). Havalierhaus Franz Olenizak J 1, 20 Mannheim Tel. 25736 An⸗u. Verkauf nennen kü Arrnenchur bscig Umſtändehalber findet die Geſangſtunde nicht am Mitt⸗ woch, ſondern am Dienstag abend um halb 9 Uhr für den ganzen Chor im Frei— ſchütz ſtat.e. Der Dirigent. L Haulonalsozlaususcner Lehrerhund Bezirk Viernheim. Am Mittwoch, den 19. Juli, abends 830 Uhr findet im Freiſchütz(früheres Ketteler⸗ ſälchen) die erſte Verſammlung ſtatt. Erſcheinen der Mitglieder des N. S. L. B. iſt Pflicht. Auch die dem Bund noch fernſtehen⸗ den Lehrperſonen find freundlichſt eingeladen. Heil Hitler! Stockert, Bezirksleiter. Weißweine Rotweine 4 Güdweine und alle Sorten Branntweine kaufen Sie billig und gut bei Ludwig Theobald Weinhandlung Hügelſtraße 22 6 0 Cisitkarten in ſchönſter Auswahl, mit modernem Schriftaufdruck, liefert ſchnell, ſauber und billigſt Druckerei Oiernheimer Anzeiger Adolf Hitlerſtraße 36 Telefon 117 Weizenkleie, Weizenfuttermehl, Weizennachmehl, Treber, Malzkeime, Schnitzel, Soyaſchrot, Viehſalz, Gerſten⸗ und Haferſchrot. Bruchreis, Weizenkeime, Legemehl, Leinſamen ganz und gemahlen. Kückenkörnerfutter, Spratts Weichfutter, Hirſen. Sämtliche Sorten Hühner-, Tauben- und Vogel⸗ futter, in guter Qualität zu den bekannt niedrigen Preiſen. Alois Walter Althausheſttzer Heute Abend 8 Uhr Versammlung r im Kaiſerhof. Alles muß reſt⸗ los und pünktlich erſcheinen. — l DD. AF Wochenplan der Sport⸗ Vereinigung Amieitia 09 e. VB. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Täglich Betriel ſchaft im Fußball und Handball und 1. b Jugend. Leichte Schuhe mitbringen. Mittwoch nachm. 5 Uhr Training für die Schüler. und 3. Mannſchaſt. ſportler im Lokal. f Liga und 1. Jugend und 2. Mannſchaft. Freitag Nachm, ab 7 Uhr Training für Hand- f ball, 4. Mannſch, und AH. Freitag abend ½9 Uhr: Mitglieder⸗Verſamm— lung der Schwerathleten im Lokal. tiven gewünſcht. Am Mittwoch abend punkt 8 Uhr: Verſammlung aller Jugendlichen und Gg. Sommer. Verimgssungshürg dünner Anureasstr. 5 Worms Fürnrut 4994 Dringliche 0 Hurch Karte oller Fernrut bestellt, werden . Der Vorſtand. Dienstag nachm. 7 Uhr: Training für 1. Mann⸗ Mittwoch nachm. 7 Uhr: Training für Jugen z 9 Mittwoch abend 8 Uhr: Training der Kraft- Donnerstag Nachm. 7 Uhr: Training für die Es wird ein pünktliches Antreten der Al 1 Schüler im Vereinshaus. Erſcheinen iſt Pflicht Unnahme von Nufträgen, Auskunkts- 1 Nummer 164 Dienstag, den 18. Juli 1933 50. Jahrgang Drinnen und draußen „Zwei Ereigniſſe ſtehen im Mittelpunkt des öffentlichen Lebens, ein innenpolitiſches und ein außenpolitiſches. Das innenpolitiſche Er⸗ eignis iſt die Verabſchiedung des großen Geſetzwerkes; das außenpolitiſche iſt die Unterzeichnung des Viererpaktes in Rom. Geſetze und Pakt, ſie ſollen dem Wiederaufbau und dem Frieden dienen; die Geſetze dem Wiederaufbau und dem Frieden Deutſchlands, der Pakt dem Wiederaufbau und dem Frieden der Welt. Das dem offiziöſen Wolffbüro angeglieder⸗ te Contibüro nennt die Freitagsſitzung des Kabinetts eine Rekordſitzung und rechnet aus, daß, da dreißig Geſetzentwürfe in zehn Stunden verabſchiedet worden ſeien, es im Durchſchnitt eine Beratungszeit von zwan⸗ zig Minuten pro Geſetz bedeute. Dieſe Be⸗ trachtungsweiſe könnte etwa äußerlich er⸗ ſcheinen, aber die Meldung des Contibüros weiſt gleichzeitig darauf hin, daß anders als in früheren Jahren, die Vorlagen deshalb ſo ſchnell zum Beſchluß erhoben werden konn⸗ ten, weil ſie gut und verantwor⸗ tungsbewußt vorbereitet waren. Es habe keine langen Meinungsverſchieden⸗ heiten, keine Intriguen, keine„neuen Situa⸗ tionen“ gegeben und keine„Ausſprache zu 0 in der Zimmerecke. Es ſei gearbeitet worden. Das iſt wahr: Es iſt gearbeitet wor⸗ den, Es iſt mit den neuen Geſetzen ein Werk geſchaffen worden, das feſtſtehen wird für die Zukunft, das Ausgangspunkt und Rich⸗ tungspunkt zugleich im neuen deutſchen Staate ſein wird. Es gibt nur wenige Ge— biete des öffentlichen Lebens, die von den neuen Geſetzen nicht ergriffen und beein- flußt werden. Und alle Geſetze zielen letzten Endes auf die eine große Linie hin, die der Kanzler immer wieder als das A und O und die Richtlinie der nationalſozialiſti⸗ ſchen Revolution genannt hat, die Schaffung von Arbeit und Brot. Die Aufgabe ſoll durch die neuen Geſetze gelöſt werden, die der Reichskanzler in ſeiner Rede vor den Gauleitern und Treuhändern der Arbeit auf die klare Formel der„Syntheſe zwiſchen dem idealiſtiſchen Nationalſozialismus und den realen Erforderniſſen der Wirtſchaft“ ge⸗ bracht hat. Dieſe neuen Geſetze ſind die erſte Etappe auf dem Weg der zur Evolution ge— wordenen Revolution. In zwei große Gruppen laſſen ſich die neuen Geſetze einteilen, in eine wirtſchaft⸗ liche und in eine politiſche Grappe. Zu der wirtſchaftlichen Gruppe gehören in erſter Linie und hauptſächlich das Geſetz über die Steuererleichterungen, das auf die Wirk⸗ ſchaft entlaſtend und anregend wirken ſoll. Zwiſchen Wirtſchaft und Politik ſtehen u. a. die Geſetze, die ſich mit Bauern⸗ und Sied⸗ lungsfragen befaſſen. Politiſch ſind die Ge⸗ ſetze, die die Neubildung von politiſchen Parteien unter Strafe ſtellen, die die Be⸗ ſchlagnahme von ſtaatsfeindlichen Vermögen zulaſſen und die Staatsangehörigkeits⸗ und Einbürgerungsfragen regeln. Alle Geſetze aber, ob wirtſchaftliche oder politiſche und wenn ſie ſcheinbar noch ſo weit abſeits von⸗ einander liegen, ſie greifen ineinander ein und ineinander über und ſind eins: Träger des Staates. * Mit der Unterzeichnung des Vie r mä ch⸗ tepaktes iſt eine Abſicht Wirklichkeit ge⸗ worden, wenn auch in etwas anderer Form, als urſprünglich beabſichtigt war. Der Vie⸗ rerpakt entſtammt der Initiative Muſſolinis, der mit ihm ein Inſtru⸗ ment ſchaffen wollte, das die Spannungen, ie Europa immer und immer wieder er⸗ ſchütterten, auffangen und gefahrlos ablei⸗ ten ſollte; die Spannungen vor allen Din⸗ en, die ſich aus e Beſtimmungen des Vertrages von Verſailles ergaben, die ſich in erſter Linje auf Abrüſtung und Reviſion be⸗ zogen, Es hat ein halbes e gedauert, ehe aus der Abſicht Wirklichkeit werden konnte. die Widerſtände, die ſich gegen die urſprünglſche Idee des Paktes wandken, Henderſons Berliner Miſſion Der unbeeinflußte Repräſentant der Abrüſtungskonferenz Berlin, 18 Juli. „Der Präſident der Abrüſtungskonferenz iſt aus Rom kommend in Berlin eingetrof⸗ fen. Er hatte dem n oſtgielen 8. Freiherrn von Neuraht, ſeinen offiziellen Beſuch abge⸗ ſtaktel. Dann halte Henderſon Beſprechun⸗ von Neurath, ſeinen offiziellen Beſuch abge⸗ wehrminiſter von Blomberg und der deut. ſche Vertreter auf der Abrüſtungskonferenz, Botſchafter Nadolny, keilnahmen. Zu den Berliner Zu Verhandlungen des Präſidenten der f Abrüſtungskonferenz und ehemaligen britiſchen Außenminiſtere, Arthur Henderſon, ſchreibt die„Deutſche diplomatiſch-politiſche Korreſpondenz“: Die Verhandlungen Henderſons bilden einen letzten Verſuch, auf dem Bo⸗ den der Konferenz die Schwierigkeiten zu überwinden, die das Schickſal der Abrüſtung ſeit Jahr und Tag aus einer Kriſe in die andere treiben. Alle Schwierigkeiten und Komplikatio⸗ nen, die der Welt ſchon eine ſo große Skepſis gegenüber den Abrüſtungsbe⸗ ſtrebungen eingeflößt haben, kamen da- her, daß Frankreich bisher jede konkrele Einſchränkung ſeines überhöhten Rü⸗ ſtungsſtandes als Schädigung ſeiner In- kereſſen betrachtet hat. Henderſon hat ſtets mit Hingabe und Be— harrlichkeit an einem Erfolg der Konferenz gearbeitet, und man kann zu ihm das Ver— trauen haben, daß er auch in der wichtigen kritiſchen Situation alle Mittel, die ihm ſei— ne große Autorität und ſeine reiche Erfah— rung bieten, anwenden wird, um das Werk des Friedens zu vollenden, dem er ſeit Jah⸗ ren ſeine ganze Kraft geweiht. Es wäre nicht das erſte Mal, daß er in führender Stellung internationale Probleme zu einer vernünftigen Löſung brachte. Ohne klein— liche Bedenken und auf die Gefahr hin, ge— wiſſe Verſtimmungen und Schwierigkeiten hervorzurufen, hat Henderſon Ende 1929 als Außenminiſter die britiſchen Truppen aus dem Rheinlande zurückgezogen und da— mit die Räumung ins Rollen ge— bracht. Wenn ſich Henderſon heute im Zuſam— menhang mit der Abrüſtung wieder ſpeziell mit Deutſchland zu beſchäftigen hat, ſo fin⸗ det er eine Situation, die gleichfalls einer Korrektur dringend bedarf Die Einleitung der allgemeinen Abrü⸗— ſtung iſt die längſt fällige, aber endlos verſchlervie Erfüllung eines Geboles ingen vor allem von Frankreich aus und es hat lange gedauert und mühevolle Arbeit gekoſtet, ehe Frankreichs Vorbehalte modifi⸗ ziert und in eine Form gebracht werden konnten, die bei Aufnahme in den Pakt, den Pakt von vornherein nicht aktionsfähig ge— macht hätten. Nun der Pakt unterzeichnet iſt, wird man hoffen dürfen, daß, wie Reichskanzler Hit⸗ ler es in einem Telegramm an den italie⸗ niſchen Regierungschef Muſſolini ausdrückt „gerade angeſichts der heutigen ſo ernſten Weltlage dieſes Bekenntnis der vier Mächte zu gemeinſamer Arbeit und Verſtändigung ein Lichtblick im Leben der Völker Europas iſt.“ Und daß Muſſolini nicht geneigt iſt etwas von ſeiner urſprünglichen Idee zu opfern, darf man vielleicht dem Wortlaut ſeines Antworttelegramms an den Reichs⸗ kanzler entnehmen, wenn es heißt: „Indem ich Ew. Exzellenz für die herz⸗ lichen mir anläßlich der Unterzeichnung des Paktes für Verſtändigung und Zuſammen⸗ arbeit telegraphierten Worte danke, iſt es mir angenehm, Ihnen zu beſtätigen, daß ich, in dem vollen, mir von Ew. Exzellenz bewie⸗ ſenen Verſtändnis für die Ziele, die meiner Initiative zugrundelagen, und in der von der Reichsregierung und von Ew. Exzellenz perſönlich geleiſteten Zuſammenar⸗ beit einen der Hauptgründe für den glück— lichen Abſchluß der muͤhſamen Verhandlun⸗ gen ſehe. Die zwiſchen unſeren beiden Län⸗ dern beſtehenden Beziehungen der Freundſchaft werden in der Atmoſphä⸗ re des Verſtändniſſes und der Zu⸗ ſammenarbeit, die der Pakt von Rom zwiſchen den vier Weſtmächten im Intereſſe des Friedens und des europäiſchen Wieder⸗ aufbaues ſchafft, neuen Anlaß zur Entwick— lung finden.“ 6 Nun der Pakt unterzeichnet iſt und wohl bald auch ratifiziert ſein wird, iſt zu hoffen, daß er ein Ausgangspunkt ſein wird für eine vertrauensvolle und fruchtbringende Zufammenarbeit der Völker Europas. Telegrammwechſel zum Viererpalt . Berlin, 18. Juli. Der Herr Reichspräſident hat, nachdem ihm der Reichsaußenminiſter bei ſeinem Beſuch auf Gut Neudeck über die Un⸗ des internationalen Rechtes und der in⸗ ternationalen Moral. Henderſon ſelbſt hat ſchon in ſeinen Re— den als Außenminiſter bewieſen, daß er dieſe poſitive Abrüſtungsverpflichtung unbedingt anerkennt. Er kommt nach Berlin und in die anderen Hauptſtädte als der von Son— derintereſſen unbeeinflußte Repräſentant der Abrüſtungsidee, nicht als Sprachrohr beſtimmter Regierungen oder als Vermitt⸗ ler, was eine Gefährdung der allgemeinen Intereſſen der Abrüſtung bedeuten würde. Der erſte Faſchiſtenmarſch durch London London, 18. Juli. Ueber 1000 Mitglieder des britiſchen Fa⸗ ſchiſtenverbandes aus London und den Pro— vinzen veranſtalteten unter ihrem Führer Sir Oswald Mosley einen Demonſtrations— marſch durch das Londoner Weſtend. In einer Anſprache erklärte Mosley, auf dieſen Marſch würden weitere Mürſche in allen großen Städten Englands folgen. Obwohl die Bewegung erſt vor 10 Monaten begon⸗ nen hat, ſei ihr Wachstum ſchneller geweſen als das irgendeiner faſchiſtiſchen Bewegung in der Welt. terzeichnung des Viermachtepaktes Vortrag Achte hatte, folgendes Telegramm an den eichskanzler geſchickt:„Für die mir durch den Reichsaußenminiſter übermittelte Nachricht von der heute erfolgten Unter— zeichnung des Viermächtepaktes ſage ich Ih— nen meinen beſten Dank. Gleichzeitig ſpreche ich Ihnen zur Vollendung dieſes wichtigen Vertragswerkes meine herzlichſten Glück— wünſche aus. gez. Hindenburg.“ Der Reichsaußenminiſter hat, auch von Neudeck aus, an den italieniſchen egierungschef nachfolgendes Tele⸗ gramm uvermutelt:„Ver Herr Reichspra⸗ ſident von Hindenburg, dem ich von der heu⸗ te erfolgten Unterzeichnung des Viermächte⸗ paktes Meldung erſtattet habe, hat mich be⸗ auftragt, Ew. Exzellenz zum Abſchluß dieſes wichtigen der Initiative Ew. Exzellenz ent⸗ ſprungenen Vertragswerkes ſeine herzlich ſten Glückwünſche zu übermitteln. Ich ver⸗— binde dieſe Aeußerung mit dem Ausdruck meiner eigenen herzlichſten Glückwünſche und mit dem Wunſche, daß dieſes Werk zum Segen Europas ſich auswirken möchte. gez. Neurath.“ Abbau der Arbeitsloſigkeit Der Zwelk des Geſetzes über Steuererleichterungen In einem von dem Contibüro verbreite— ten Kommentar zu dem Geſetz über die Steuererleichterungen behandelt der Staats⸗ ſekretär im Reichsfinanzminiſterium, Fritz Reinhardt, die einzelnen Beſtimmungen des Geſetzes. Ueber das bisher bekannte hinaus iſt wichtig, was der Staatsſekretär zur Kraftfahrzeugſteuer ſagt. Er erklärte mit aller Eindeutigkeit, daß die Krafkfahrzeugſteuer, die ſich auf Perſonenkraftwagen und Perſonenkraft⸗ räder erſtreckt, die vor dem 1. April 1933 erſtmalig zugelaſſen worden wa⸗ ren, jezt oder ſpäler keinerlei Aende⸗ rung mehr erfahren wird, Zu dem Abſchnitt des Geſetzes Steuerfreiheit für Erſatzbeſchaffungen weiſt Staatsſekretär Reinhardt insbe⸗ ſondere darauf hin, daß Aufwendungen für die Anſchaffung oder Herſtellung von Ma— ſchinen, Maſchinengeräten und ähnlichen Ge⸗ genſtänden gewerblichen oder landwirtſchaft⸗ lichen Anlagekapfitals im Steuerabſchnitt für Anſchaffung oder Herſtellung von ſteuer⸗ pflichtigen Einkommen voll abgezogen wer⸗ den können, wenn beſtimmte Vorausſetzun⸗ en gegeben ſind, insbeſondere wenn die Anſchaffung oder Herſtellung des Gegenſtan⸗ des nach dem 30. Juni 1933 und vor dem 1 Jaun 1985 erfolat. ——— Es iſt bei der Sieuerfreien ſur Erſatz⸗ beſchaffung nicht an Beſchaffungen ge⸗ dacht, die beſtimmt ſind, den Bekrieb zu erweitern, ſondern an ſolche, die be⸗ ſtimmt find, die Betriebsanlagen zu verbeſſern, jedoch mit der Einſchrän⸗ kung, daß die Perbeſſerung nichk zu ei⸗ ner Minderbeſchäftigung von Arbeiineh⸗ mern im Belrieb des Steuerpflichligen führt. Ueber Einzelheiten wird in den nächſten Ta⸗ gen ein ausführlicher Runderlaß erſcheinen. Für die Steuerfreiheit das folgende Bei— ſpiel: Das Geſchäftsjahr 1933 eines Unter⸗ nehmens ſchließt mit 20000 Mark Gewinn ab. In dieſem Unternehmen iſt am 1. Au⸗ guſt 1935 eine unbrauchbar gewordene Ma— ſchine durch eine neue erſetzt worden. Die neue Maſchine hat 5000 Mark gekoſtet. In dem Fall ſind von dem Gewinn nicht 20 000 ſondern nur 15000 Mark zu verſteuern. Das bedeutet eine Ermäßigung der Einkommen⸗ ſteuer des Unternehmers von etwa 3000 Mark auf 2000 Mark, oder anders betrach⸗ tet, daß von dem Kaufpreis für die neue Maſchine, die 5000 Mark koſtet, das Reich 1000 Mark in Form einer Steuerermäßi⸗ gung zu Laſten des Reiches nimmt. Es wird kaum einen zeitgemäß denbenden Un⸗ ternehmer geben der nicht die Gelegenheit wahrnimmt, uin die bereits ſtark verbrauch⸗ ten Teile des Maſchinen⸗ und Geräteparks ſeines Unternehmens gegen neue und tech⸗ niſch verbeſſerte Gegenſtände auszuwechſeln. Das ganze Geſetz, ſo ſchließt Staatsſekre⸗ tär Reinhardt ſeine Ausführungen, ſtellt eine Erleichterung und Fortſetzung des Geſetzes 0 zur Verminderung der Arbeitsloſigkeit vom 1. Juni 1933 dar. Die Reichsregierung Adolf Hitler iſt wie ſich aus dieſem Geſetz ergibt, entſchloſſen, dem Gedanken der Ver⸗ mehrung der Arbeit und ſomit der Vermin⸗ derung der Arbeitsloſigkeit in jeder Weiſe zu dienen. g Die Durchführung des großen Werkes ö zur Verminderung der Arbeiksloſigkeit iſt bereits in vollem Gange. Es iſt ſicher, daß es gelingen wird, die Ar⸗ beitsloſigkeit durchgreifend zu vermindern, wenn alle Volksgenoſſen und Volksgenoſſin⸗ nen ſich in ihrem Denken und Handeln in die Richtung begeben, die die Reichsregie— rung Adolf Hitler durch ihre verſchiedenen Geſetze vorzeichnet. Es iſt den Unterneh⸗ mern aller Zweige der deutſchen Wirtſchafi dringend zu empfehlen, ſich auf Zunahme ihres Auftragsbeſtandes und auf beſſere Ausnutzung ihrer Betriebsanlagen einzu⸗ richten, in jedem Fall auch ſo ſchnell wie möglich eine Ergänzung ihres Lagerbeſtan— des herbeizuführen. Auch dieſe Einrichtung und dieſe Ergänzung des Lagerbeſtandes ſtellen ſehr weſentliche Mittel zur Verminde— rung der Arbeitsloſigkeit und zur Belebung von Wirtſchaft und Finanzen dar. Die Verminderung der Arbeitsloſigkeit und die Belebung von Wirtſchaft und Fi⸗ nanzen führten zwangsläufig zu der Mög— lichkeit, die auf der deutſchen. Produktion ruhende Steuerlaſt allgemein durchgreifend zu ſenken und die Vereinfachung unſeres ge— ſamten deutſchen Steuerweſens herbeizufüh— f f die die geſamte deutſche Wirtſchaft er⸗ ſehnt. Beamte und NS DAN Berlin, 18. Juli. Der Reichsminiſter des Innern, Dr. Frick, hat über die Zulaſſung politiſcher Aushänge in Dienſtgebäuden an die oberſten Reichsbe— hörden und die Landesregierungen ein Schreiben erlaſſen, in dem es u. a. heißt, um zur lebendigen Verbundenheit mit dem Volk und der Volksbewegung zu kommen, ſej der Erwerb des Parteibuches weder er— forderlich noch genügend. Erforderlich ſei in erſter Linie die möglichſt rege Beteiligung an den öffentlichen Kundgebungen, Ver— ſammlungen und ſonſtigen(auch kleineren) Veranſtaltungen der NSDAP., von denen ſich bisher beſonders die höhere Beamten— ſchaft in weitem Umfange zurückgehalten hat. Es ſei Pflicht der Behörden, in ihrem Ge— ſchäftsbereich die nationalſozialiſtiſche Vet— tretung zu fördern. Aushänge der NSDAP. und ihrer parteiamtlichen Unterorganiſatio— nen in den Dienſträumen ſind zugelaſſen, ſo⸗ weit nicht etwa im Einzelfalle ihr Inhalt den Staatsintereſſen zuwiderläuft. Gleiches gilt für Werbeaushänge der parteiamtlichen Zeitungen und Zeitſchriften der NSDAP. ** r Kein Polfzeilnünpel mehr Berlin, 18. Juli. Wie der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt mitteilt, hat der preußiſche Miniſter des In— nern verfügt, daß mit ſofortiger Wirkung der Polizeiknüppel im Straßendienſt von den Polizeibeamten nicht mehr zu tragen iſt. Die Polizeiknüppel ſind bei den Polizeirevieren und-Bereitſchaften, bei der Landjägerei, bei den Abteilungsleitern, unter Verſchluß zu halten. Ihre ausnahmsweiſe Ausgabe bei außergewöhnlichem Anlaß wird der Ent— ſcheidung der Kommandeure oder Landjä— gerabteilungsleiter überlaſſen. Die Ueber— fallkommandos können zunächſt in der bis— herigen Weiſe mit dem Polizeiknüppel aus— gerüſtet bleiben. Die deutſche Zukunft Kanzlerrede beim Sachſenkreffen. Leipzig, 18. Juli. Bei einer Freiheitskundgebung anläßlich des Gau-Parteitages der NSDAP Sachſen vor dem Völkerſchlachtdenkmal hieit der Reichskanzler Hitler eine Rede, in der u. a. ausführte, man werde nicht Natio— nalſozialiſt, wenn man ein Lippenbekennt— nis ablege, ſondern erſt dann, wenn man bereit ſei, aufzugehen im Dlenſte dieſer Be— wegung, im Dienſte des Volkes. Die Form des alten Staates iſt zerſchla— gen. Die neue Form iſt vorhanden. Für ſie müſſen die Menſchen nun erzogen werden. Dieſe Form gilt jetzt und ſoll in Zukunft bis in die fernſten Zeiten hinein Geltung haben. Die gewaltigen Aufgaben der Zukunft wer⸗ den nur gelöſt durch Dienſt- und Pflichter⸗ füllungen und damit tritt die große Volks⸗ bewegung des deutſchen Volkes in ein neues Stadium ein. Wir wiſſen, das Dritte Reich kann nur ein Reich ſein der Ueberwindung von Klaſſen. Es wird nur ſein, wenn die Menſchen dazu erzogen werden. Wir ſind einer Jarbe und ſeht, Kameraden, alle müſſen lernen. um den Volksgenoſ⸗ ſen, den Kameraden uder, z ſehen und aus ſich herauszureißen die Ueberlieferung der Vergangenheit, die uns auseinander brachte,. Das iſt das Band, das uns alle umfaßt. Der Geiſt, der uns alle beſeelt und den wir nen⸗ nen: Deutſchland. In einer Verſammlung der Amtswalter betonte der Kanzler, die Macht zu erringen ſei nicht ſchwer. Schwer ſei es, dieſe Macht auch zu bewahren, am ſchwerſten aber, die Menſchen alle für einen neuen weltanſchau⸗ lichen Zuſtand zu erziehen. Wir wiſſen ganz genau, daß es heute in Deutſchland niemanden mehr gibt, der ſich dieſer Erhebung widerſetzen könnte. Wir wiſſen aber auch, daß für die Geſchicke unſe⸗ rer Aktionen entſcheidend ſein wird, ob es uns gelingt, dieſe 65 Millionen Männer und Frauen geiſtig und innerlich in die Ideen⸗ welt des Nationalſozialismus einzuführen. Die Revolution wird nun übergeleitet in eine planmäßige Evolution. Das iſt die Aufgabe der kommenden Monate und Jahre, daß wir nunmehr dieſes wunderbare Zuſammenſpiel organiſie⸗ ren zwiſchen den ſtaaklichen Funktionen und der Organiſation der Bewegung. Die Staatsgewalt, die unſere Gewalt iſi, und die volkorganiſatoriſche Erziehung, die wieder ein Inſtrument der Staatsgewalt iſt. ſollen beide einander ergänzen. Wir möch— ten nicht, daß der Staat, den wir aufbauen, im Innern beſchützt wird durch Feſtungen und Soldaten; wir wollen, daß er geſchützt wird durch die Millionen lebender Menſchen Neuorganisation der 5A Schaffung von 8 Obergruppen. Berlin, 18. Juli. Die erhebliche Vermehrung der SA nach dem 30. Januar 1933 machte ſchon ſeit eini— ger Zeit eine Neuorganiſation der SA not— wendig da der bisherige Organiſationsrah— men ſchon lange als geſprengt gelten mußte. Während vor zwei Jahren in Deutſchland ſieben Gruppen der SA vorhanden waren, mußte in dieſem Jahre faſt jeden Monat eine Gruppe geteilt und Untergruppen zu Gruppen gemacht werden. Dadurch wurde die Organiſation zu unüberſichtlich, ſo daß eine weitere Gliederung der SA nach oben hin folgen mußte. Es ſind nunmehr Grup— pen zu Obergruppen zuſammengeſchloſſen worden. Im ganzen gibt es acht Obergruppen, da⸗ von ſieben in Deutſchland, während die achte das Gebiet Oeſterreichs umfaßt. Die Obergruppe 1 ſteht in Königsberg in Preußen. Die Obergruppe 2 umfaßt Pom⸗ mern, Mecklenburg und Schleswig⸗-Holſtein. Die Obergruppe 3 umfaßt Brandenburg, den mittleren Teil der Grenzmark und beide Provinzen Schleſien. Die Obergruppe 4 um⸗ faßt Sachſen und Mitte. Die Obergruppe 5 ſteht in Frankfurt a. M. und umfaßt die Gruppen Thüringen, Weſtmark mit Koblenz Trier und Pfalz— Saar, Heſſen und Südweſt, alſo die Provinz Heſſen-Naſſau, den Freiſtaat Heſſen ſowie Baden und Württemberg; Führer iſt Ober— gruppenführer Steinhoff in Frankfurt a. M. Die Obergruppe 6 ſteht in Hannover. Die Obergruppe 7 ſteht in München. Die Obergruppe 8 in Linz umfaßt den Freiſtaat Oeſterreich. Der Nuntius beſucht Göring Skaafsbeſuch des päpſtlichen Nuntius. Berlin, 18. Juli. Wie der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt mitteilt, ſtattete Seine Exzellenz der Apoſto— liſche Nuntius Monſignore Ceſare Orſenigo dem preußiſchen Miniſterpräſidenten Göring einen offiziellen Beſuch ab, der etwa eine halbe Stunde dauerte. Bei der freundſchaftlichen Unterhalkung wurden auch die Beziehungen zwiſchen Staat und Kirche beſprochen, die durch den vor kurzem erfolgten Abſchluß des Reichskonkordates in ein beſonders günſtiges Stadium getreten ſind. In allen beſprochenen Fragen wurde voll— kommene Uebereinſtimmung feſtgeſtellt. Der preußiſche Miniſterpräſident erwiderte ſpä— ter den Beſuch in der Nuntiatur. Wahlrecht jür Kirchenwahlen Berlin, 18. Juli. Zu den Kirchenwahlen, die, wie gemeldet, am 23. Juli ſtattfinden werden, ſind wahl— berechtigt alle evangeliſchen Gemeindemit— glieder, die am Wahltage mindeſten: 24 Jahre alt ſind und die Vorausſetzungen des kirchlichen Wahlrechtes erfüllen. Um ihr Wahlrecht auszuüben, müſſen die Wähler jedoch in die kirchlichen Wählerliſten einge— tragen ſein. Die Wählerliſte iſt bis zum 20. Juli nachmittags 3 Uhr für Anmeldungen geöff— net. Die Anmeldungen müſſen bei dem Vorſitzenden des Gemeindekirchenrates oder ſeinem Beauftragten ſchriftlich eingereicht oder zu Protokoll gegeben werden. Alle Vorſchläge ſind gegebenenfalls bis Donnerstag, den 20. Jult nachmittags nügen. Zu geſchlagenen werden. Eine Beleidigung Valbos Jeitungsverbot auf drei Monate. Berlin, 18. Juli. Die in Berlin erſcheinende„Deutſche Zeitung“ iſt mit ſofortiger Wirkung auf drei Monate verboten worden. Dazu wirt gemeldet, daß das Verbot auf perſönliche Anordnung von Miniſterpräſident Göring erfolgt iſt. Gleichzeitig hat der Miniſterpra⸗ ſident angeordnet, daß der verantwortliche Redakteur in ein Konzentrationslager ge— bracht wird. Zu dieſen Maßnahmen hat ſich der Mini: ſterpräſident wegen des Artikels veranlaßi geſehen, in dem behauptet wird, Balbo ſolle ein getaufter Jude ſein Dieſe Verleumdung ſtammt von der Wiener Preſſe und verfolgt den Zweck, die freundſchaftlichen Beziehun⸗ gen zwiſchen dem deutſchen und dem italie⸗ niſchen Volk zu untergraben. Der Miniſter⸗ präſident werde ſo wird erklärt, auch in Zukunft unnachſichtlich gegen jede Zeitung vorgehen, deren Inhalt geeignet ſei, die au⸗ ßenpolitiſchen Beziehungen Deutſchlands zu Dieuſthe Tagesſchun Der Stand der ſchwebenden Schuld. Die Summe der ſchwebenden Schuld des Deutſchen Reiches betrug am 30. Juni 1933 2053,4 Millionen Rm. gegen 2028 Millionen Rm. am 31. Mai 1933. Der Umlauf an Steuergutſcheinen ſtellte ſich zum gleichen Zeit⸗ punkt auf 726,6 gegen 644,8 Millionen Rm. Inderziſfer der Großhandelspreiſe. Die vom Statiſtiſchen Reichsamt für den 12. Juli berechnete Inderziffer der Großhandels⸗ preiſe ſtellt ſich auf 93,7; ſie iſt gegenüber der Vorwoche unverändert. Die Indexziffern der Hauptgruppen lauten: Agrarſtoffe 86,1(minus 0,1 Prozent), induſtrielle Rohſtoffe und Halb⸗ waren 89,8(unv.) und induſtrielle Fertig— waren 112,8(unv.). Ein Waffenlager ausgehoben. Bei Hausſuchungen, die in Groß-Breitenbach bei Ilmenau(Thüringer Wald) vorgenommen wurden, ſind 28 in Oelpapier verpackte ge⸗ brauchsfertige Infanteriegewehre gefunden und beſchlagnahmt worden. Auslands⸗Nundſchau Die Gattin Gombös' geſtorben. Die Gattin des ungariſchen Miniſterpräſi⸗ denten Gombös iſt an Herzſchwäche geſtorben. Engliſche Luftmanöver. In England begannen die alljährlichen nächtlichen Luftmanöver, an denen 318 Flug⸗ zeuge und 5240 Mann teilnehmen. Die Hungersnot in Rußland. Wie das„Journal“ aus Bukareſt meldet, haben Flüchtlinge, die infolge der Ueber⸗ ſchwemmungskataſtrophe in der Grenzgegend von Beſſarabien Rußland verlaſſen haben und nach Rumänien gekommen ſind, erklärt, daß in Rußland Hungersnot herrſche. Die Bevöl— kerung ernähre ſich von Gras und Stroh. In jedem Dorf ſtürben täglich 15—20 Perſonen vor Hunger. Die Behörden hätten außer den Lebensmitteln ſogar die Obſtbäume beſchlag— nahmt. Keſſelpauler Sambo geſtorben Köln, 18. Juli. Der letzte Paukenſchläger des ehemaligen Leibgardehuſarenregiments in Potsdam, Wilhelm Sambo, iſt im Alter von 48 Jahren vor einigen Tagen geſtor— ben. An ſeinem Grabe ſprach Superinten⸗ dent Klingenburg, der ergreifende Worte für den treuen Neger Sambo aus Kamerun fand. Im Auftrage des ehemaligen Kaiſers legte Ingenieur Dahlgrün einen Kranz am Grabe Sambos nieder, Der aufgeweckte Kameruner Schwarze hatte ſeiner Militärdienſtpflicht beim Eiſen⸗ bahnregiment Nr. 1 genügt. Er wurde dann für würdig befunden, nach gründlicher Un⸗ terrichtung in der Militärmuſik im Schmuck des roten Attilas und der Silberſchnüre auf dem weißen Muſikpferd an der Spitze der Leibhuſaren bei großen Paraden vorauszu⸗ reiten. Im Kriege wurde er mehrmals verwundet. Er war Inhaber mehrerer Eh— renzeichen und wurde zum Vizewachtmeiſter befördert. Alpine Unfälle infolge Wetterſturzes Wien, 18. Juli. Der plötzlich eingetretene Wetterſturz im nördlichen Alpengebiet hat zahlreiche Unfälle zur Folge gehabt. Im Rax⸗Plateau ſtürzten zwei aneinandergeſeilte Touriſten aus Wien im ſchlüpfrigen Geſtein 60 m tief ab; ſie wa⸗ ren ſofort tot. Im Geſäuſe befinden ſich zwei Gruppen, vermutlich Wiener Bergſtei⸗ ger, mit etwa 11 Perſonen in ſchwerer Bergnot. Aus den weſtlichen Alpen werden ferner noch drei Abſtürze mit tödlichem Aus⸗ gang gemeldet. 5 Der aus der Borheimer Dokument tre bekannte ehemalige Landta Schäfer, der ſich fälſchlicherweiſe als Doktor fande hatte, iſt auf einer über einen Eiſenbahnkörper führenden Brücke im Frankfurter Stadtwald erſchoſſen worden. Die unbekannten Täter haben die Leiche dann über das Brückengeländer auf den Bahnkörper geworfen, wo ſie heute früh von der Polizei gefunden wurde. Die Leiche wies drei Schußwunden auf. Schäfer gehörte einige Zeit der NSDAP. an, wurde ſpäter aus der Partei ausgeſchloſſen. von Papen beim Neichspräſidenten Neudeck, 18. Juli. Reichspräſident von Hindenburg empfing hier den Vizekanzler von Papen zum Vor⸗ trag über die in Rom geführten Verhand⸗ lungen und den Abſchluß des Reichskonkor⸗ dats mit der katholiſchen Kirche. Deutſcher Gruß bei der Reichsbahn Berlin, 18. Juli. Da bei der engen Verbundenheit der Deutſchen Reichsbahn mit Reich und Vole die Gründe, die die Reichsregierung zur all⸗ gemeinen Einführung des deutſchen Grußes bei den Reichsbehörden veranlaſſen, in vol⸗ lem Umfange auch für die Reichsbahn gel⸗ ten, hat der Generaldirektor der Deutſchen Reichsbahn mit ſofortiger Wirkung für die geſamte Reichsbahn die Einführung des deutſchen Grußes angeordnet. Die Kirchenwahlen Eine amtliche Bekanntmachung. Berlin, 18. Juli. Der Bevollmächtigte des Reichsminiſters des Innern für die Ueberwachung der un⸗ parteiiſchen Durchführung der Kirchenwah⸗ len erläßt folgende Bekanntmachung: 1. Die freie Wahl des Kirchenvolkes iſt nach dem Wort des Herrn Reichskanzlers ge⸗ mäß dem Reichsgeſetz vom 14. Juli 1933 ge⸗ währleiſtet. 2. Die Tageszeitungen haben Ankrägen der Kirchenbehörden auf Abdruck der amt⸗ lichen kirchlichen Bekanntmachungen über das Wahlverfahren zu entſprechen. 3. Der Bekanntgabe von Wahlaufrufen und Wahlartikeln der kirchlichen Wähler⸗ ruppen ſiehen Bedenken nicht entgegen, ſo⸗ ern die Veröffentlichungen ſich auf kirch⸗ lichem Gebiete bewegen und ſich von ver ⸗ letzenden Angriffen freihalten. Anter der gleichen Vorausſetzung ſteht der Vervielfäl⸗ kigung und Verbreifung von Flugblättern nichts im Wege. 4. Ankrägen auf Julaſſung öffentlicher kirchlicher Verſammlungen, die der Vorbe⸗ reitung der kirchlichen Wahlen dienen, iſt mit kunlichſter Beſchleunigung zu entſpre⸗ chen. Bei der Julaſſung und polizeilichen Sicherung der Berſammlungen iſt hinſicht⸗ lich aller Wählergruppen gleichmäßig zu ver⸗ fahren. 5. Geldſammlungen für Wahlfonds der kirchlichen Wählergruppen ſind im geſamten Reichsgebiet nicht zu beanſtanden. die Wahlen zu den kirchlichen Körperſchaſten Darmſtadt, 18. Jun. Gemäß Vereinbarung zwiſchen der Reichsregierung und den Bevoll⸗ mächtigten der Deutſchen Landeskirchen ſinden vom 23. Juli bis 31. Auguft die Neuwahlen zu allen kirchlichen Körperſchaften ſtatt. Die unmittelbaren Wahlen des Kirchenvolks müſ⸗ ſen am 23. Juli ſein. Alle Vorbereitungen dazu müſſen von den Kirchenvorſtänden um⸗ gehend getroffen werdey. Abweſende können durch Bevollmächtigte wählen. Infolge der beſonderen Lage ſind die Wahlfriſten abge⸗ kürzt, auch ſonſtige Aenderungen im Wahl⸗ verfahren von den beſteßenden Geſetzen mit Rückſicht auf die Kürze der Zeit vorgenoim⸗ men. Mannheimer Produktenbörſe. Es notierten in Rm., per 100 Kilogramm, waggonfrei Mannheim: Weizen inl. 21 bis 21,10; Roggen inl. 18,25 bis 18,50; Hafer inl. 16 bis 16,25; Sommergerſte inl. 18,25 bis 18,50; Induſtriegerſte 17,50; Futtergerſte 16,50; Mais gelber m. S., La⸗Plata, 21; Weizenmehl, Spezial Null, m. Aust. 31,75 bis 32, mit Inl. 30,25 bis 30,50; neue Ernte 29,25 bis 29,50; Weizenauszugsmehl ſüdd. m. Aust. 34,75 bis 35; mit Inl. 33,25 bis 33,50; neue Ernte 32,25 bis 32,50; Weizenbrotmehl ſüdd. m. Aust. 23,75 bis 24; m. Inl. 22,25 bis 22,50; neue Ernte 21,25 bis 21,50; Rog⸗ genmehl nordd. 23,25 bis 24,50; ſüdd. und pfälz. 24,50 bis 25,50; Wetzenkleie feine 7,75 bis 8; Biertreber 12,75 bis 13; Erdnuß⸗ kuchen 15,50. a 955. 2 9 1 0 J Ein Zähler erzählt Siudie von der Volkszählung.— Familien- kunde im Kleinen.— Vier Generationen auf einmal.— Sorgen und Freuden des Landes. Im ganzen deutſchen Reich waren am 16. Juni eine halbe Million ehrenamtliche Zäh⸗ ler am Werk, das deutſche Volk in ſeiner Ge⸗ ſamtheit zahlenmäßig und beruflich zu erfaſ⸗ ſen, Troßdem die Vevölkerung durch die öf⸗ fentliche Aufklärung durch Rundfunk und Arelhe aufs eingehendſte über Zweck und Art der Zählung aufgeklärt war, konnte man doch allerhand ergötzliche Dinge erleben. Der Verfaſſer dieſer Studie zählte in einer Landgemeinde, in der er ſeit einigen Jahren lebt. Die Bauern ſind in der ganzen Umgebung als tüchtige, fortſchrittliche Land⸗ wirte bekannt. Aber mit dem Federhalter umzugehen, haben viele verlernt. Da der Zähltag überdies in die Zeit der Neuernte fiel, ſagte ich mir wohlweislich, du kommſt am beſten zum Ziel, wenn du dich mit Tinte und Feder bewaffneſt und von Haus zu Haus gehſt, um den Leuten das unliebſame Ge⸗ ſchäft abzunehmen. Zunächſt wurde einmal ein Pirſchgang durchs Dorf gemacht, um nach einem Opfer Ausſchau zu halten. Da, ich habe Glück, ein altes Jungferlein treff ich zu Hauſe an. Sie hat ein eigenes Häus⸗ chen. Der Tatbeſtand einer eigenen Haus— haltung war gegeben. Nach dem Austauſch gewiſſer Höflichkeits⸗ formen ging ich gleich auf mein Ziel los. Ich packte eine der großen Haushaltungsliſten aus, zückte die Feder und begann mit dem Verhör. Iſt das Häuschen ihr Eigentum? Ja, aber ſchreiben ſie nur hin, es iſt alt und baufällig und nicht mehr viel wert. Aha, dachte ich, ſie hat Angſt wegen der Steuer. Nachdem ich ſie beruhigt hatte, ging die Sache weiter. Wieviel Stückle haben ſie denn? Auch hier mußte ich ihr wieder einen großen Vortrag halten, daß und warum ſie alles wahrheitsgetreu angeben ſoll. Mit Geduld und Spucke, fängt man manche Mucke. Schließlich hatten wir die nötigen Fragen beantwortet. Das Zeremoniell der Unker⸗ ſchrift war auch glücklich gelöſt. Pann plau⸗ derten wir noch ein bißchen miteinander. Beim Abſchiednehmen meinte ſie noch, was jetzt noch mit dem Papier geſchehe. Das kommt nach Berlin.„Oh, dann laſſeſſes lie⸗ ber do.“ Dann haben Sie keine Nummer in Deutſchland. Sie haben ſo gut ein Recht mit⸗ schieße zu werden wie der Rothſchild. Wir chieden dann verſöhnt voneinander. Weiter zu Nr. 2. Da das Haus von Grund auf umgebaut wird, war kaum ein Plätz⸗ chen zu finden, wo man das Zählwerk vor⸗ nehmen konnte. Im Nu ſtand ein Tiſch im Hof mit Moſt und weißem Käſe gedeckt. Etwa eine Stunde dauerte es, bis wir alles bei⸗ einander hatten. Beinahe reichte die Haus⸗ haltungsliſte nicht aus. Vater, Mutter und 10 Kinder. Aber die Grundſtücksliſte enthäl auch allerhand Zahlen. Mit berechtigtem Stolz macht der Vater ſeine Angaben. Im Gegenſatz zu vielen andern, die gern etwa— pfuſchen wollen, gibt er genau an, wieviel er bebaut. Er holt ſogar die Teilzettel her, um ſich noch einmal zu vergewiſſern, ob die Größe auch ſtimmt. Im Stall muß ich mich ſelber überzeugen, daß er nichts verheim⸗ lichte. Die Geburtsdaten ſeiner zehn Kinder ſtehen fein ſäuberlich in einer Familienchro⸗ nik. Das iſt echt deutſche Gründlichkeit. Da es mittlerweile Veſperzeit geworden, war al— les um den Tiſch verſammelt Noch ſelten Schicksal ruht alles hatte mir ein Imbiß ſo ge; 5 wie dieſer b in Verlin die Liſte auch voll wird mit eigenen Familienangehörigen, meint der bie⸗ dere Bauersmann. Oft wohl nicht, aber es kommt auch vor. Unſer Reichsfinanzminiſter nennt auch ſieben Kinder ſein eigen. 0 Weiter gehts, der Vormittag iſt bald vor⸗ ber. Ueber die Mittagsſtunden trifft man 115 Leute am beſten an, da heißt es ſich ſpu⸗ Ich ſitze in einer kleinen Küche, die Haus⸗ frau macht Spätzle. Junges Eheglück ein kleiner blonder Junge ſpielt in der Ecke. Scherzhaft frage ich die pausbackige, junge Bäuerin: Wieviel werden wohl bei der näch⸗ ſten Volkszählung aufgeſchrieben werden? Wenn die Zeiten jetzt beſſer werden, ſoll es mir nicht darauf ankommen. Ich ſollte auch da mithalten bei Spätzle und grünem Salat. Aber da müßte man ein Schulzenbäuchlein haben. Segne es euch Gott. Ueber der Straße wohnt mein guter Spezel; zu dem gehe ich heute abend, da kommt man doch nicht ſo leicht weg. Es gelingt mir noch zwei Haus⸗ haltungen während der Mittagszeit aufzu⸗ nehmen. Merkwürdig, wie mißtrauiſch die meiſten Leute ſind. Oft bedarf es aller Ueberredungskünſte, die Leute zu wahrheits— gemäßen Angaben zu bringen. Ich machte dann ihnen immer klar, daß jedes Verſchwei⸗ gen ſich bitter am Einzelnen rächen kann. Ob das noch Nachwirkungen von den Beſtands⸗ aufnahmen zurzeit der Zwangswirtſchaft ſind. Die wenigſten machen ſich auch einen Begriff davon, wie ungeheuer vielſeitig die Ausbeute dieſer Zählung iſt. Um nur eines zu erwähnen: Wieviele junge Vauernbur— ſchen ſitzen daheim, ſie haben wohl ihr Eſſen und ihre Arbeit, ſind aber eigentlich ar⸗ beitslos, da der Vetrieb auch ohne ſie be⸗ wirtſchaftet würde. Sie hätten in normalen Zeiten ein Handwerk erlernt und wären dann in die Stadt gezogen. Gerade darin wird die Zählung ſehr aufſchlußreich ſein. Am Nachmittag geht, während ich in den Häuſern herumkrieche, ein ſchweres Gewitter über unſer Dorf hinweg. Schlag auf Schlag, das reinſte Trommelfeuer. Angeſichts dieſes ungeheuren Tobens der Naturgewalten Menſchenwerk. Wir verharren einige Zeit im ſtillen Gebet. Vor Blitz, Hager und Ungewitter bewahre uns o Herr. Einer 84jährigen Matrone in unſerer Mitte denkt manches Gewitter, aber ſo fürchterlich wars noch nie. Das Urgroßmütterlein kommt in Erzählung. Sie bräucht ich doch eigentlich nicht mehr aufzuſchreiben,„ſie gehört ſchon längſt geſtorben“. Der kleine Max erinnert ſich jetzt des Gedichtes, das er vor nicht langer Zeit in der Schule gelernt hat.„Urahne, Großmutter, Mutter und Kind. in dumpfer Stube beiſammen ſind uſw.“ Jetzt iſt's bei uns auch ſo wie in dem Gedicht. Er iſt ganz glücklich über dieſe Feſtſtellung. Das Un— wetter zog vorüber, ohne den traurigen Schluß, den das Gedicht nimmt. Die Tat— ſache, einmal vier Generationen beiſammen zu haben, läßt mich mein Zählwerk vergeſſen. Wir treiben eine Stunde Familienkunde. Es war eine Feierſtunde für uns alle, für mich ein Erlebnis beſonderer Art. Ich komme mal wieder, dann könnt ihr mir noch mehr er— zählen. Um die Leute bei ihrer Arbeit nicht unnö⸗ tig aufzuhalten, habe ich mich auch in den Stall geſetzt. Während der Bauer ſein Pieh fütterte, haben wir das Zählwerk abge— fertigt. Wäre ich nicht ſelbſt im Stalle ge— weſen, feblte bei der aroßen Zählung ein N N Langſam ſtand ſie auf. ROMAN VON Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Unten in einem der Feſträume hatte man den un⸗ bekannten, mit Lu tödlich verunglückten Flieger aufgebahrt. Das Mitleid gehörte ihm, doch der troſtloſe Schmerz ſtand an Lus Totenbett. Und eine Stunde ſpäter— die drei Anweſenden ſtanden auf vor der Majeſtät dieſer hoheitsvollen Trauer, die da ins Zimmer getreten war. Die große, ſchlanke Frau ſchlug den Trauerſchleier zurück. „Ich bin Lu Karells Mutter.“ Die Herren wollten ihr die Hand küſſen, Sie wehrte ihnen. „Nein. Ich will Ihnen an Lus Bahre erzählen, was in unſerem Leben war. Einmal ſollen Sie die Wahrheit wiſſen.“ Harry Reveloor verbeugte ſich tief. * Lus Geheimnis kenne.“ Groß blickten ihre machtvollen, dunklen Augen in die ſeinen. „Und trotzdem blieben Sie ſein Freund?“ Reveloor nickte ernſt und ſchwer. „Gerade deswegen blieb ich ſein Freund.“ 1 Bianke Karell lehnte ſich im Seſſel zurück und hörte, was man ihr von dem Unglück erzählte. Eben ſagte Harry Reveloor: 7 „Eine ſonderbare Entdeckung machte die Polizei. Der Motor des Flugzeugs iſt auf eine ganz ſeltſame Weiſe zer⸗ ſtört worden. Der eine der Herren behauptete, die Maſchine ſei durch Elektrizität vernichtet worden. Die anderen Herren lachten ihn erſt aus, wurden jedoch ſpäter nach⸗ denklich!“ IERT RO THB ERG 75 „Ich bin Lus Freund, Frau Karell! Ich teilte es Ihnen ſchon mit. Doch will ich noch bemerken, daß ich ſeit langem ſich und iſt völlig unkenntlich. 58 faßte. gefunden? Tod fand.“ „Lu!“ ſeine Hände. zog ſie an ſich. i ſo an?“ Weg zu ihr finden konnte. Ein Zucken ging über das weiße Geſicht Bianke Karells. „Wie heißt der tote Flieger?“ fragte ſie leiſe. „Das weiß man nicht. Er trug keinerlei Papiere bei Doch ſtellten die Aerzte feſt, daß er verwachſen geweſen iſt.“ Er hatte kaum ausgeſprochen, als er ſich an die Stirn Der Verwachſene! Welche Tragödie hatte hier ihr Ende gefunden? Und das Telegramm, das man bei Lu Karell Das angeblich von Grensburne aufgegeben worden war und von dem alten Herrn mit größter Be— ſtimmtheit als gefälſcht hingeſtellt wurde? Bianke Karell ſagte tonlos: „Es ſind keine Erörterungen mehr nötig. Lu Karell wurde von ſeinem Bruder ermordet, der dabei ſelbſt ſeinen Frau Grensburne blickte aus verweinten Augen auf. Sie konnte es nicht faſſen, daß die Frau, die Lus Mutter ſein ſollte, das namenloſe Unglück ſo ruhig ertragen konnte. Das Weinen eines Kindes klang aus einem Zimmer. Biankes Arme hoben ſich empor. „Lus Kind, ich will Lus Kind ſehen. Doch erſt, erſt meinen Sohn und ſeine arme May!“ Sie ging langſam durch die Tür, trat an Lus Lager heran. Ein Schrei durchhallte das Zimmer. Sie ſtreichelte das kalte Geſicht, ſie drückte einen Kuß auf Da blickte May erſtaunt auf die fremde Frau. Bianke „Ich bin Lus Mutter. Kind, warum ſiehſt du mich May antwortete ihr nicht. Sie rückte ganz nahe an das Lager, legte ihr Köpfchen neben Lu. Da wußte Bianke Karell, daß die treueſte, höchſte Liebe bei Lu wachte, daß erſt der verſteinerte Schmerz ſich löſen mußte, ehe May den Grensburnes und Reveloor waren ihr gefolgt. Nun Kälbchen. Es iſt verkauft, drum, ſo meint der Bauer, braucht's nicht mehr gezählt zu werden. zem Dorf an dieſem Tage viele verkaufte Kälbchen Bei manchem Bauer habe ich auch vraktiſche Geometrie getrieben. Die Begriffe Niertel, Morgen, Ar und Hektar wirbelten bunt durcheinander. Während der Begriff Ar den meiſten geläufig iſt, wiſſen die mei— ſten mit dem Hektar nicht viel anzufangen. Was bei dieſer Zählung nicht erforſcht wird, was aber auch mal der gründlichen Aufklärung Wert wäre, das iſt die Zahl der Ehen unter Blutsverwand⸗ den. Ich habe aus perſönlichem Intereſſe da einmal Nachforſchung gehalten. Zu meinem Entſetzen konnte ich feſtſtellen, daß in unſe— rer Gemeinde etwa 10 Prozent der Ehegat— en in zweitem Grad miteinander verwandt, d. h. Geſchwiſterkinder ſind. Der Nachwuchs iſt auch ganz darnach. Wenn ich mich nach d ünden umſehs für diefes Heßel, dann iſt in dey Hauplſache wahf der Umſtand ſchuld daran, daß unſer Dorf, in ſich ſelbſt konfeſſio⸗ nell ungemiſcht, von Ortſchaften in einer an⸗ deren Konfeſſion umgeben iſt. Da müßte meines Erachtens der Staat im Intereſſe eines geſunden Nachwuchſes ſtärkere Bindun— gen auferlegen. Zuſammenfaſſend kann ich ſagen, daß für mich dieſe Tage der Volkszählung von viel⸗ ſeitigem Intereſſe waren. Um den Leuten die Bedeutung der Zählung klar zu machen, wäre es unbedingt notwendig, daß die ſtati⸗ ſtiſchen Ergebniſſe, kurz zuſammengefaßt, ih⸗ nen in mündlicher oder gedruckter Form nahe— gebracht werden. Dann wird ſich bei einer wie— derkehrenden Zählung die häufig geſtellte Frage erübrigen: Warum dieſer große Auf⸗ wand an Zeit und Papier. „Hier liegt der Hund begraben, Altgermaniſche Bauweiſe und neuzeitliches Sprachgut. Faſt zwei Jahrhunderte hat es gedauert, ehe die römiſche Steinbauweiſe die germaniſche Art des Hausbaues überwand. Zäher aber als die Gewohnheit des Bauern hat ſich der ein— gewöhnte Ausdruck erhalten, und ſo treffen wir heute noch auf Wörter und ſtehende Redensarten, die der altgermaniſchen Bau— weiſe entſpringen, Das altgermaniſche Haus war recht einfach: Vier Pfähle, durch Flechtwerk verbunden, das mit Moos verſtopft und mit Lehm beworfen wurde, bildeten einen Raum, über den ſich, ohne Decke, das Schilfdach ſtülpte. Gegen die Erdfeuchtigkeit ſchützt ein Bohlenbelag des Bodens, der in der Mitte eine runde Oeff— nung freiließ für, die Feuerſtelle. Die vier Pfähle waren die äußerſten Punkte des Baues. Wer immer zu Hauſe hockt, wer ſich nicht die Welt um ſeine Behauſung anſah, wer ſich nicht an dem öffentlichen Leben beteiligte, der „lam aus ſeinen vier Pfählen nicht hinaus“, der„kannte nur ſeine vier Wände“. Uns allen aber gehören dieſe beiden Redensarten noch heute zum ſtets gewärtigen Sprachgut. An der Feuerſtelle des germaniſchen Hauſes zeigte ſich die bloße Erde. Die Feuerſtelle war der Mittelpunkt des Hauſes und des Fa⸗ milienlebens. Am die Erde, auf der das Feuer brannte, ſammelte ſich die Häuslichkeit, der Kreis des Gemeinlebens. Aus dieſer „Erde“ wurde der„Herd“. Nicht nur wort⸗ bildneriſch, auch inhaltlich und ſinnbildlich ha— hen wir Nachfabren den Herd übernommen. eee Parſe. ſcheinbar. reiterin. genommen. Auffallenderweiſe ſtanden in unſe⸗ „Das iſt der Pferdefuß“, oder„Hier tiegt der Hund begraben“ ſind Redensarten, ie wir oft genug gebrauchen, ohne uns daräber klar zu ſein, daß wir damit auf Vorgänge zurückgreifen, die auch mit Gebräuchen des germaniſchen Hausbaues zuſammenhängen. Am der Götter Segen auf den Neubau des Hau⸗ ſes herabzuflehen, opferte man ihnen Tiere. Pferd und Hund waren mit die wertvoll⸗ ſten Begleiter des Menſchen, ihr Opfer war ſchwerwiegend. Man grub, ehe man den Haus⸗ bau begann, die Leichen der geopferten Tiere an der Bauſtelle ein, damit die Götter immer an die Gabe erinnert würden. Wer nun einer Sache bis tief auf den Grund eines Baues im eigentlichen und im übertragenen Sinne) nachging, der erreichte ſchließlich den begra⸗ benen Hund oder gar den Pferdefuß. Wer aber ſein Gut bewirtſchaftete, wem bald ſein Dach, ſeine Wände, ſein Gerät im Haufe nicht mehr gehörten, dem blieb am Ende nicht viel übrig, der war„auf den Hund gekom⸗ men“, eben jenen begrabenen Hund. Dieſe paar Beiſpiele für viele! Für viele, die wir vor allem auch im Hausgerät und täglichen Gebrauchsgegenſtänden ſprachlich auf— bewahrt finden, und die alle Zeugnis ab⸗ legen von der wohlerhaltenen Kraft, die Zei⸗ ten und Wandlungen beſſer überdauert als der Stoff und ſeine Verwendung. Wie muß Schokolade beſchaffen ſein? Der Reichsrat hat eine Ausführungsver— ordnung zum Lebensmittelgeſetz angenom⸗ men, die am 1. Oktober in Kraft treten foll und ſehr genaue Beſtimmungen über Ka⸗ kao und Kakao⸗Erzeugniſſe enthält. Hervor⸗ gehoben ſei beſonders, daß Schokolade min⸗ deſtens 40 v. H. Kakaomaſſe oder eines Ge⸗ miſches von Kakaomaſſe und Kakaobutter und nicht mehr als 60 v. H. techniſch reinen weißen Verbrauchszucker enthalten ſoll. Von einem Gemiſch von Kakaomaſſe und Kakao— butter müſſen mindeſtens 33 Teile Kakao⸗ maſſe ſein, ſelbſt wenn der Zuckergehalt ge⸗ ringer iſt. Die Verwendung künſtlicher Ge⸗ würze iſt unzuläſſig, dagegen können künſt⸗ liche Aromaſtoffe unter Kenntlichmachung zugeſetzt werden; von Vanilleſchokolade darf dann aber nicht geredet werden. Enthält eine Schmelzſchokolade nur 50 v. H. eines Gemiſches aus Kakaomaſſe und Kakaobutter, ſo dürfen in dieſem Gemiſch nicht mehr als 15 Teile zugeſetzte Kakao⸗ butter ſein. Iſt der Gehalt an Kakasobeſtand⸗ teilen höher, ſo darf auch der Kakaobutter— zuſatz entſprechend höher genommen wer— den, doch müſſen ſtets 35 v. H. Kakaomaſſe vorhanden ſein. Sahneſchokolade, Milchſcho⸗ kolade und Magermilchſchokolade müffen mindeſtens 10 v. H. Kakaomaſſe enthalten; der Milchfettgehalt der Sahneſchokolade muß mindeſtens 5,5 v. H. betragen. Zur Herſtellung von Nußſchokolade dürfen keine anderen Nüſſe als Haſelnüſſe oder Walnüſſe verwendet werden. Nur figürliche Darſtel⸗ lungen aus Schokolade und Schokoladeneier dürfen mit geſundheitsunſchädlichen Farben ausgeſchmückt oder mit Sandarak-Venzoe⸗ zack oder anderen geſundheitsunſchädlichen Lacken überzogen werden. Um den Verbrau⸗ cher beim Ankauf von Mohrenköpfen oder anderen ſchokoladebraunen Konditorwaren vor Täuſchung zu bewahren, wird Kenunt— lichmachung nach genau vorgeſchriebenem Wortlaut verlangt, wenn der Ueberzug nur aus Schokoladeerſatz beſteht. ſaßen ſie am Lager Lus und hörten aus dem Munde ſeiner Mutter die Tragödie ſeines Lebens: „Meine Mutter war die Tochter des ſpaniſchen Grafen, Sie lernte auf einem Ausflug einen deutſchen Ingenieur kennen. Sie liebten ſich und ließen ſich heimlich trauen. Meine Mutter wurde von zu Hauſe verſtoßen; ſie ſtarb bei meiner Geburt. einer alten Dame. techniſchen Plänen. Eines Nachts machte ein Gehirnſchlag ſeinem Leben ein Ende. Ich war damals vierzehn Jahre alt. Ich unterſtand ſomit der Vormundſchaft meines Groß⸗ vaters. Er, der in mir nur die Tochter des mittelloſen, wenn auch hochbegabten deutſchen Ingenieurs ſah, dem er nie verziehen hatte, kannte keine Liebe für mich. Ich ſollte ſühnen, was meine Mutter durch ihre Liebe gefehlt, und ich wurde für das Kloſter beſtimmt. Ich fügte mich Mein Vater lebte mit mir bei Er ſaß Tag und Nacht über ſeinen Doch in einer Nacht floh ich zu einer Artiſtenfamilie, die in der Nähe ihre Vorſtellungen gegeben hatte. Sie verſteckten mich und nahmen mich mit ſich. Ich wurde ſpäter in einem großen Zirkus eine berühmte Schul⸗ Als ſolche lernte mich der auf einer Vergnügungs⸗ reiſe begriffene junge Millionär Ralf Karell kennen. Wir liebten uns unſagbar, und ich ging mit ihm als ſeine rechtmäßig angetraute Frau. Wir waren reſtlos glücklich Doch am Jähzorn und an der Eiferſucht meines Mannes zerſchellte unſer Glück. Dem berüchtigten„Propheten James Knox gelang es, meinen Mann für ſich zu ge⸗ winnen. Karell machte ihn zu ſeinem Freund, und damit hatte er ſich den Totengräber unſeres Glückes ins Haus Knox ſtellte mir nach, und bei einer ſchamloſen Annähe⸗ rung von ſeiner Seite aus ſchlug ich ibm ins Geſicht. Von da an mied er mich. Als ich meinem Manne, der ſeit längerer Zeit mir gegenüber fremd und kalt geworden war, Mitteilung davon machte, lachte er nur verächtlich. Ich hatte meinem Manne Zwillinge geboren. Zwei ſchöne, geſunde Knaben.. (Fortſetzung folgt.) * W TU DE v TESA NN-SLTEIN Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 1. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Die Arbeit hatte man für eine Weile hinter ſich. Die Pfingſtſerien waren da. Und mit ihnen Zeit für alles, was man liebte. Zeit für den Park hinter dem väterlichen Hauſe. Zeit für den Fabrikhof und die Fabrik. Für das neue Schiffsmodell, das man ſich in dem kleinen Schuppen gebaut, den der Vater ihm für die Baſteleien eingerichtet hatte. Und Zeit für Erika. 5 g Ein weiches Lächeln ging über das herbe Jungmänner⸗— gesicht. Hoffentlich würde auch Erika für ihn Zeit haben. Ach, ſie alle konnten ja nicht begreifen, was ſolche Jugend— kameradſchaft bedeutete! Der einzige, der es verſtand, war vielleicht der Vater. Aber die Mutter? Doch wie ſollte ſie auch, dieſe hoch— mütige, kühle Dame, ſeine Stiefmutter. Das fröhliche Lächeln auf Kurts Geſicht wich einem ſpöttiſchen Ausdruck. Wie hatte der Vater doch einmal zu der Stiefmutter geſagt: „Ich glaube, Melanie, im Traume redeſt du dich ſelber mit Hochverehrte Gnädigſte' an. Kannſt du es denn nie— mals lernen, daß du jetzt nicht mehr Melanie von Stübben biſt, ſondern eine ganz gewöhnliche Frau Bremer?“ und dann hatte der Vater mit einem gutmütigen Lächeln der Stiefmutter einen Kuß gegeben und begütigend geſagt: „Na, ſei nur nicht böſe, Melanie; ich weiß ja, es iſt eine Ehre für mich geweſen, daß du mich geheiratet haſt. Aber kes wäre ſchöner, wenn du mir das nicht alle Tage aufs Butterbrot ſtricheſt.“ Kurt ſeufzte. Immer wieder verſuchte es der Vater, aber niemals würde es ihm gelingen, den Dünkel der Stieftautter zu beſiegen. Den gleichen Dünkel hatte Hil— trud, ſeine Stiefſchweſter. Und darum konnten ſie nie begreifen, daß er mit Erita Schmitt, der Tochter des Materialverwalters, befreundet ſein konnte. Aber mochten ſie auch reden— ihm war es egal. Er war mit Erika be— freundet, ſolange er denken konnte. Solche Freundſchaft war mehr wert als alle die eleganten Bekanntſchaften, die ſo um ſeine Mutter und ſeine ſiebzehnjährige Schweſter Hiltrud herum waren. Was war das für ein Betrieb im Hauſe, ſeitdem der Vater die zweite Frau heimgeführt! Als wäre das ſchöne alte Haus ein Hotel geworden. Dauernd Gäſte über Gäſte, das Auto kam kaum noch in die Garage. Es war ſo weit getommen, daß der Vater ſich für ſeine Geſchäftszwecke einen zweiten Wagen angeſchafft hatte, obgleich die Zeiten gar nicht danach waren. Ja, es war alles anders, ſehr anders geworden, ſeit— dem die Mutter von ihnen gegangen. Ob der Vater wohl glücklich war?— Das war eine Frage, über die Kurt ſchon oft nachgedacht hatte und die ihm immer Unruhe und Kummer bereitete. Das Geſicht des Vaters ſah oft ſo müde aus, ſein Blick war ſo ſorgenvoll; er war richtig gealtert in dem letzten Jahre. Einmal hatte Kurt mit dem Prokuriſten Degener, ſeinem alten Freunde, da ber geſprochen. Aber der hatte ein ſo verbittertes Geſicht gemacht und nur kurz geſagt: „Junger Herr, davon verſtehe ich nichts, und verſtehen Sie nichts. Seit die neue Gnädige ins Haus gekommen iſt, iſt eben alles anders geworden. Damit muß man ſich abfinden. Ihr Herr Vater hat's ja ſo gewollt.“ Da hatte Kurt geſchwiegen. In dieſen Worten des treuen Beamten hatte mehr gelegen als in einer ſcharfen Kritik. Ja, man mußte ſich abfinden mit den Verände⸗ rungen in dem lieben alten Hauſe, mit den Launen und dem Hochmut der Mutter, der törichten Hochnäſigkeit Hil⸗ truds. Und man hatte ja auch noch genug, worüber man ſich freuen konnte. Bei dieſem Gedanken wurden die Blicke des jungen Menſchen wieder hell, und als jetzt an einer Straßen⸗ biegung die beiden Kirchtürme der kleinen Heimatſtadt auftauchten, ſchnalzte er ermunternd und wippte ganz leicht mit der Peitſche über den Rücken des Pferdes. Der Apfelſchimmel ſpitzte die Ohren, ließ wieder ein fröh⸗ liches Wiehern hören; er lief ſchneller, die Steine der Chauſſee tanzten fröhlich an ihm vorbei. Nun kam der Schlagbaum; die Hufe des Pferdes ſchlugen härter auf — nun der Bahnhof. Die Stadt begann. Kurt ſetzte ſich gerader, er hielt die Zügel knapp und elegant, mit einer Hand. Hierhin und dorthin grüßend, lenkte er den Wagen über den Marktplatz, nun in die kleine Gaſſe, vorüber an dem fliederüberdufteten Kirch⸗ platz. Und da war das Haus, da war Bremer-Schloß. An ihm vorbei führte der Weg ins Bremerwerk. Kurt fuhr in elegantem Bogen in den Werkshof ein. Mit einem glücklichen Blick umfaßte er den weiten Hof, in den hinein das Hämmern der Maſchinen, das Sauſen der Treibriemen tönte, der ganze ſtarke Geſang der Arbeit — Arbeit, die der Vater hier in jahrelangem, zähem Ringen aufgebaut. Die Schiffs⸗ und Motorenwerke Bremer hatten ſich aus einer kleinen Firma, die der Vater übernommen, unter ſeiner Leitung zu einem Unternehmen entwickelt, das ſeinen Ruf ſchon über die Grenzen Deutſchlands erſtreckte. Gerade im letzten Jahre waren einige größere Auslands⸗ jachten mit den Bremer⸗Motoren ausgeſtattet worden und Kurt ſtand noch einen Augenblick neben dem Pferd, das der kleine Stalljunge nun hielt, dann ſah er ſich ſuchend um, pfiff ſeinen alten Jungenspfiff. Aus der Stallung hinten kam Fritz Kirſtein, der junge Kutſcher, eilig herbeigelaufen. Er trocknete ſich die Hände an der blauen Schürze ab; ſein Geſicht ſtrahlte vor Freude. „Tag, Fritz!“ Kurt reichte dem ehemaligen Spiel- genoſſen herzlich die Hand. „Na, nehmt mal die Schecke— ordentlich heißgelaufen, was?“ „Ja, wenn's heimgeht, dann rennt die immer ſo.“ Fritz gab dem Pferde einen liebevollen Klatſch auf die Seite. „Na, dann wollen wir ſie mal ordentlich mit Stroh abreiben.“ Er unterbrach ſich, denn das Pferd ließ ein Wiehern hören und wandte ſchnuppernd ſeinen Kopf nach Fritz.„Aha, der ſucht.“ Fritz holte aus ſeiner Taſche eine Mohrrübe, die er dem Tier ins Maul ſteckte.„Nu aber hü!“ Aber dann blieb Fritz noch einmal ſtehen und fragte mit einem verlegenen Blick zu Kurt: „Und wie wird es denn heut abend, junger Herr?“ „Du biſt ein Dummkopf, Fritz“, erwiderte Kurt energiſch.„Wenn du noch einmal ‚Junger Herr' ſagſt, dann bin ich mit dir böſe. Für dich bin ich noch lange nicht Herr, für dich bin ich Kurt. Haben wir dazu all die gemeinſamen Streiche gemacht, daß wir jetzt auf einmal fremd tun? Na alſo, was wollteſt du mit heute abend?“ „Ob's heute abend was wird mit der Werkſtatt und dem Schiffchen?“ „Natürlich, gleich nach dem Eſſen.“ Kurt ſchlenderte über den Fabrikhof, nickte hier und dort einem der Leute zu. Sie alle waren ſeit Jahrzehnten hier auf dem Bremerwerk; manch einer hatte ihn auf dem Rücken getragen und reiten laſſen. Es war wie eine große Familie, die Arbeiterſchaft hier auf dem Bremerwerk, das wenige Minuten von hier eine ſchöne Siedlung für die Leute aufgebaut hatte. Der Grundſatz des Vaters war immer: Sage mir, wie deine Leute wohnen, und ich werde dir ſagen, was du für ein Arbeitgeber biſt!— Danach hatte er gehandelt. Die Arbeiterſiedlung war muſtergültig und Vorbild geworden für ſo manche im Reiche. Ueberhaupt der Vater! Eine heiße Welle floß durch das Herz des jungen Menſchen. Der Vater war alles, niemand kam ihm gleich an Güte, Verſtand, Lebenskraft. Kurt verehrte ſeinen alten Herrn bedingungslos. Nur in einem verſtand er ihn immer weniger: in ſeiner zweiten Heirat. Oft lag es ihm auf den Lippen, wenn er ſah, wie ſelbſt der humorvolle, gütige Vater unter dem Weſen ſeiner Frau und ſeiner Stieftochter litt:„Vater, warum haſt du dieſe Frau zur Nachfolgerin der Mutter gewählt?“ Aber es kam ihm nicht zu, zu fragen. Was der Vater tat, war gut und durfte nicht kritiſiert werden. Im Gegen⸗ teil: um des Vaters willen war es ſeine Pflicht, immer und immer wieder mit der Stiefmutter und Hiltrud aus⸗ zukommen ſuchen. Wenn das nur nicht ſo ſchwer wäre, ſo ſehr ſchwer!— „Nanu, Junge, du ſtehſt ja da, als wäre dir der Weizen verhagelt“, tönte eine Stimme hinter ihm. Kurt fuhr aus ſeinem Sinnen auf. „Vater!“ Er ſagte es zärtlich, und das fröhliche Leuchten kam wieder auf ſein Geſicht.„Ich bin eben an⸗ gekommen und habe dich ſchon geſucht.“ „So?“ meinte der Kommerzienrat lächelnd und blickte mit heimlichem Stolz auf den Sohn.„Ich bin doch kein Kieſelſtein, daß du mich hier mitten im Hofe auf der Erde ſuchſt. Ich beobachte dich nämlich ſchon eine ganze Weile, wie du hier ſtehſt und Löcher in den Erdboden ſchauſt.“ Kurt lachte Vaters. „Ich mußte denken, Vater.“ Um den Mund des Vaters zuckte es. „Darum ſahſt du auch ſo geiſtesabweſend aus, mein Sohn. Na, laß nur, in den Ferien hat man keine Ver⸗ pflichtung, zu denken, da ſoll man ausruhen.“ „Na, erlaube mal, Vater!“ Kurt machte ein entrüſtetes Geſicht.„Glaub nur ja nicht, daß ich meine Ferien ſo nutzlos vertue. Allerdings von dem Bücherkram will ich nichts wiſſen, der hängt mir ſchon zum Halſe heraus; aber die Motoren hier, meine Werkſtatt— ach, Vater, wie ich mich freue! Wäre ich nur erſt mit der Univerſität fertig und in der praktiſchen Arbeit! Für die allein bin ich beſtimmt, Vater.“ Der Vater ſah mit liebevollem Blick in das Geſicht ſeines Jungen. Wie glich Kurt doch ihm ſelbſt Zug um Zug, nur daß hier noch die Friſche und Begeiſterungs⸗ fähigkeit der Jugend lebten, wo bei ihm Alter, Reſignation und der heimliche Kummer in ſeiner zweiten Ehe alles matt gemacht. Aber dennoch ſein Sohn, bis in jede Falte auch des Herzens. „Ich weiß, mein Junge, daß du für die praktiſche Arbeit beſtimmt biſt. Aber gerade darum ſollſt du den wiſſenſchaftlichen Boden für dieſe Arbeit feſt und gut gründen. Ich wollte, mein Vater hätte es mir ermöglichen können, in Jahren des Lernens auch die wiſſenſchaftlichen und ſchob ſeinen Arm unter den des wichtiger iſt es mir, daß du, mein Junge, n alte gerecht wirſt. Ich hoffe, du ſiehſt das ein.“ des Fabrikgebäudes zu, aber dann hielt er inne. „Du, Junge“, ſagte er und ſah Kurt bedenklich an, „haſt du denn ſchon Mama begrüßt?“ Kurt wurde rot.„Nein, Vater, ich bin gleich hierher⸗ gelaufen zu dir.“ „O weh!“ Kommerzienrat Bremer wiegte den Kopf. „Du, dann mach aber ſchleunigſt, daß du'rüberkommſt. Du weißt, Mama iſt gekränkt, wenn du ihr nicht zuerſt guten Tag ſagſt. Und mach dich ein biſſel niedlich, Kurt“, ſetzte er mit grimmigem Humor hinzu,„damit du nicht abſtichſt gegen die feinen Leute, die da'rumwimmeln.“ „Kann ich nicht erſt zu den Motoren mit dir, Vater?“ Kurt warf einen ſehnſüchtigen Blick hinüber zu den Fabrik⸗ räumen. „Nein, nein.“ Kommerzienrat Bremers Geſicht zeigte etwas wie Sorge.„Geh nur, Kurt, mir zuliebe. Du weißt, Mama iſt ſo leicht aufgeregt. Morgen, mein Junge, kannſt du alles beſichtigen.“ f Kurt zog ohne ein Wort ſeinen Arm aus dem des Vaters. „Wie du wünſchſt, Vater“, ſagte er ehrerbietig und küßte den Vater. Dann ging er mit ſeinen langen Beinen über den Hof. An dem Tor, das von dem Fabrikgrundſtück hinüber zum Herrenhauſe führte, ſah er ſich noch einmal um. Da ging der Vater wieder den Werkſtätten zu. Täuſchte er ſich? Der vorhin ſo elaſtiſche Schritt des Vaters war jetzt müde und ſchwer, ſeine Haltung gebeugt. Zum erſten Male kam es Kurt erſchreckend zum Bewußtſein, daß auch der Vater alt wurde. Drittes Kapitel. Auf der Terraſſe, die vor dem Speiſeſaal des Schloſſes Bremerwerk lag, war wie gewöhnlich eine größere Geſell— ſchaft verſammelt. Die Hausherrin Melanie Bremer, ehe⸗ mals Frau von Stübben, ſaß in einem Korbſeſſel, deſſen bunte Seidenkiſſen eine ſchöne Folie abgaben für die noch immer ſehr reizvolle Frauengeſtalt. Melanie Bremer mochte etwa achtundvierzig Jahre alt ſein. Aber ihre Figur war noch die eines jungen Mädchens, ihr Teint roſig und faltenlos; nur zwei ſcharfe, abwärtsgehende Falten um den ſorgfältig geſchminkten Mund waren Verräter dafür, daß die Jugend vorüber war. Das Haar, das in kunſtvoll geordneten Wellen über die Stirn und die Ohren fiel, zeigte in ſeiner Schwärze noch keinen einzigen weißen Faden, die Stirn war glatt. Und ſo wäre Frau Melanie Bremer noch immer eine ſchöne Frau geweſen, hätte nicht ein Zug von hochmütiger Kälte in ihren Augen gelegen, der dieſes gleichmäßige, ſchöne Geſicht beherrſchte. Die blaßblauen Augen, an ſich ein pikanter Kontraſt zu dem dunklen Haar, ſprachen von maßloſer Eigenliebe; es ging eine Kühle von ihnen aus, die jede wärmere Herzensregung erſticken mußte. Man ſpürte es: dieſe Frau konnte nie gütig, nie ſelbſtlos lächeln; alles, was ſie tat und ſprach, war wohlüberlegt, bar jeder impulſiven Regung. Hier war ein Menſch, deſſen Herz be⸗ herrſcht wurde von einem kalt rechnenden Verſtande. Und ſo war auch das ganze Benehmen Melanies von einer abgezirkelten Gleichmäßigkeit, die auf impulſive Menſchen lähmend wirkte. ö Jetzt ſaß ſie, kerzengerade, ihr blauweißes ſommer⸗ liches Seidenkleid in ſchöne Falten gelegt, in ihrem Seſſel und unterhielt ſich in liebenswürdig herablaſſender Art mit einer ſchlicht gekleideten Dame, die neben ihr ſaß und mit beſcheidener Stimme antwortete. Gerade machte Frau Melanie eine entſcheidende Be⸗ wegung mit ihrer Hand: „Nein, meine liebe Frau Paſtor, Sie können mich nicht überzeugen, daß wir in der Stadt noch einen weiteren Kinderhort einrichten müſſen. Ich habe ſchon meinem Manne gegenüber meine ernſten Bedenken ausgeſprochen, hat, aber in ſeine privaten Wohltätigkeitsbeſtrebungen kann ich ihm nicht hineinreden, obwohl ich ſie für ſehr übertrieben halte. Aber meinen Grundſätzen ſo untreu zu werden, daß ich den Ehrenvorſitz mit in dem ſtädtiſchen Hort übernehme, das können Sie nicht erwarten.“ „Aber der zweite Tageshort für die Kleinkinder und Säuglinge iſt dringend nötig, Frau Kommerzienrat“, ver⸗ ſuchte die kleine, zarte Frau Paſtor zu überzeugen. „Ich bin da anderer Anſicht, meine liebe Frau Paſtor“, wiederholte Frau Melanie Bremer beſtimmt.„Je mehr wir die Arbeiterfrauen daran gewöhnen, daß wir ihnen die Sorge für ihre Kinder abnehmen, um ſo mehr werden ſie dazu erzogen, ſelbſt nichts mehr zu tun. Sollen ſie die Kinder, die ſie bekommen, nur ſelbſt großziehen; ſie haben es ja gewollt.“ „Aber es handelt ſich um Frauen, die ſelbſt arbeiten gehen, Frau Kommerzienrat. Und wohin ſollten ſie denn in dieſer Zeit die Kinder tun? Sie können ſie doch nicht ohne Aufſicht laſſen.“ „Ach“, ſagte Frau Melanie leichthin und nahm ein Stück Butterkuchen von dem bunten, goldgeäderten Meißener Kuchenteller,„ſolche Leute haben ja immer irgendwen im Hauſe, entweder ſo eine alte Großmutter oder etwas ältere Geſchwiſter.“ W 0 „Verzeihen Sie, Frau Kommerzienrat, ſelbſt wenn das einmal zutreffen ſollte, iſt dieſer Schutz durch alte Groß⸗ mütter oder minderjährige Geſchwiſter nicht immer aus⸗ reichend. Die armen Frauen müſſen ja während ihrer Arbeit immer in Angſt leben, was inzwiſchen zu Hauſe Während die alte Großmutter das Kochwaſſer für die Grundlagen mir anzueignen. Dann wären mir viele hatten ein paar Konkurrenzen ſiegreich beſtanden.— ſorgenvolle Zeiten und Irrwege erſpart geblieben. Um ſo erfüllen?“ (Fortſetzung folgt.) Kommerzienrat Bremer ſteuerte auf den linken Flügel daß er hier im Werk ſolch einen Tageshort eingerichtet 1 Sache. Auge über jene getarnten bolſchewiftiſchen f niſſe 1 Jahrhundert zu ſichern und auszubauen. Es Mangel an revolutionärem paſſiert! Geſtern erſt iſt ein dreijähriges Kind verunglückt. Wäſche zurechtmachte, iſt es in den Keſſel gefallen. Wo ſollen denn da die Frauen die Ruhe und die Kraft her⸗ nehmen, um ihre Arbeit außerhalb des Hauſes richtig zu richtigen wir den Skaat mit ſeiner ganzen Machfkülle üäſident der Abrüſtungskonferenz, Henderſon, iſt in Berlin eingetroffen und hat Verhandlungen mit dem eutſchen Au⸗ ßenminiſter Neurath aufgenommen. Der preußiſche Innenminiſter hat verfügt, daß mit ſofortiger Wirkung der Polizeiknüp⸗ 10 im Straßendienſt nicht mehr zu tragen It. Die SA iſt neuorganiſiert und in acht Obergruppen zuſammengeſchloſſen worden. Die litauiſchen Ozeanflieger ſind nach glücklicher Ueberquerung des Ozeans in der Neumark abgeſtüzt und tödlich verunglückt. Der Flieger Poſt iſt nach einer Zwiſchen⸗ landung in Königsberg in Moskau ange⸗ kommen. Etwa 1000 engliſche Faſchiſten veranſtal⸗ teten unterßührung von Sir Mosley einen ene durch London-We⸗ ſtend. „Volk an der Arbeit“ Der erſte Abſchnitt des inneren Aufbaues vorläufig abgeſchloſſen.— Rundfunkrede des Reichsminiſters Dr. Göbbels. Berlin, 18. Juli. Reichsminiſter Dr. Göbbels hielt Montag abend über alle deutſchen Sender eine Re⸗ de im Rundfunk. Der Miniſter ſagte u. a. Adolf Hitler iſt nun faſt ein halbes Jahr an der Macht. Das von ihm geführte Reichskabinett hat am vergangenen Frei⸗ tag in einer Dauerſitzung von morgens elf bis nachts um zwölf Uhr die letzten dring⸗ lichſten Geſetzentwürfe durchberaken und an⸗ genommen und damit den erſten Abſchnitt der inneren Aufbauarbeit zu einem vorläu⸗ figen Abſchluß gebracht. Man braucht nicht zu übertreiben, wenn man behaupket, daß das Kabinelt hitler im vergangenen halben Jahr mehr an ſtaalspolitiſchen Talen ver⸗ wirklicht hat, als alle anderen ihm vor- angegangen Regierungen im Verlauf der verfloſſenen 14 Jahre deulſchen Nie- derbruchs und deuiſcher Schande. Der Parteienſtaat gehört endgül⸗ tig der Vergangenheit an und wird nie wieder von den Toten auferſtehen. Die na⸗ tionalſozialiſtiſche Bewegung hat ſich, allein und auf ihr eigenes Recht zur Macht geſtützt, ſiegreich durchgeſetzt. Auf ihr ruht die zen⸗ trale ſtarke Autorität, die in Hitlers Per⸗ ſon vereinigt iſt und die von ihm und ſei⸗ nen Männern eingeſetzt wird zur Durch⸗ führung der ſchweren hiſtoriſchen Aufgaben, die unſerer Zeit und unſerer Generation ge⸗ N ſtellt ſind. Daß Hitler den Parkeienſtaat über⸗ wand und das ganze deutſche Volk in einem Willen, in einer Talbereilſchaft zuſammenſchloß, das iſt vielleicht die größte hiſtoriſche Leiſtung der vergan⸗ genen ſechs Monale. Eine Regierung ohne ſolides und verant⸗ wortungsfreudiges Beamtentum wird auf die Dauer keinen Beſtand haben können. Darum mußte das Kabinett Geſetze er⸗ laſſen, in deren Vollzug es möglich war, die Beamtenſchaft von jenen Elementen zu rei— nigen, die in den vergangenen 14 Jahre auf Grund ihres Parteibuches, aber unter Mangel jeglicher Fähigkeit und ſittlichen Reife für ihr hohes Amt in ſie hineinge⸗ drungen waren. Das brachte die eine oder andere Härte mit ſich, war aber notwendig, wenn nicht das großangelegte Aufbauwerk 19e Regierung am Ende doch ſcheitern ſollte. Die Reinigung des Beamlenſtandes von Menſchen, die ſeiner nicht würdig ſind, iſt zwar noch nicht beendet, aber auch hier werden wir bald ſchon zu ei⸗ nem gewiſſen Abſchluß kommen und damii auch in dieſer Beziehung die allgemeine Ru⸗ he, Sicherheit und Stabilität, die ſo drin⸗ gend vonnöten iſt, erreicht haben. i Revolutionen ſind nicht Selbſtzwecke, ſon⸗ dern nur Mittel zum Zweck. Selbſtzweck iſt die Erhaltung des Lebens unſeres Volkes und des Fortbeſtandes unſerer nationalen Die Regierung hält ein wachſames Elemente, die von einer zweiten Revolution ſprechen, m einem Zeitpunkt, in dem das Volk und die Nation ſich eben anſchicken, die Ergeb⸗ unſerer Revolution für das nächſte oll auch niemand glauben, daß er einen b Mut in der Zeit, da wir in der Oppoſition ſtan⸗ den oder den Staat eroberten, dadurch wett⸗ machen könnte, daß er heute mit hyperrevolutionären Redensarken die Hühner aufſcheucht und die Kinder bange macht. Etwas beſeitigen darf nur der, der augenblicklich den beſſeren Erſatz zur Hund at. Wer nicht zu arbeiten verſteht, ſondern nur Phraſen zu dreſchen und glaubt 71 der Geſinnung anderer zu machen, der ſchweige beſſer in der Gemeinde. Hitler hat unſere Revolution genau lin ugenblick aufgefangen. Nachdem gleichen gelungen, die ſchwindelnde ſehden 0 1465 b zeuen mit Gewalt zu erobern, mäßig unſer eigen find. 9 1 Kurz bevor wir zur Macht kamen, ſchrie unſere Gegner:„Ein a 90 5 11 der Regierung, und Ihr ſeid verlo⸗ ren!“ Die ganz Schlauen unter ihnen meinten ſogar, man folle es einmal mit uns probieren, um uns ein für allemal unſchädlich zu machen. Wir wiſſen nicht, ob ſie auch heute noch dieſer Meinung ſind. Das deutſche Volk hat es mit uns probiert, und unſchädlich gemacht wurden nur unſere Feinde. Dieſe Regierung hat um des Volkes wil— len nach einem großangelegten Plan den Krieg gegen die Zeitkrankheit der Arbeitsloſigkeit eröffnet. Es iſt ihr in einer Kraftanſpannung ohne⸗ iffer der Erwerbsloſigkeit in einem halben 15 ſchon um zwei Millionen zu ſenken. Es iſt dieſer Regierung gelungen, Steuererleichte⸗ rungen zu ſchaffen, keine neuen Laſten zu dekretieren und krotzdem die Leiſtungen für die Armen und Aermſten zu vermindern. Auch die Welt wird auf die Dauer an dem Ernſt, mit dem dieſe Regierung ans Werk gegangen iſt, nicht teilnahmslos vor⸗ beigehen können. Hitler hat den aufrichtigen Willen zum Frieden der Welt. Wenn dieſe Regierung— was vor ihr noch keine an— dere, ſelbſt nicht eine vom Zentrum ge⸗ führte, fertig brachte— ſich eben anſchickt, unverwiſchbare Klarheit zu ſchaffen 3 wi⸗ ſchen dem Staat und den Kirchen und dieſe Klarheit in feierlichen Verträgen zu ſanktionieren, ſo iſt das ein Zeichen da⸗ für, wie ehrlich ſie um den Frieden im Lan⸗ de ſelbſt und in der Welt beſorgt iſt. möge die ganze Welt einſehen, daß die deulſche Regierung und mik ihr das deutſche Volk nichts ſehnlicher wünſchen, als in Frieden und innerer und äußze⸗ rer Ruhe ſeiner Arbeit nachzugehen und ſich durch ſie ihr kägliches Brot zu ver⸗ dienen. Und gearbeitet haben wir: vom Kanzler und Führer angefangen bis zum letzten Straßenkehrer. Zwar ruhen noch Millionen Hände, aber ſchon fiebern ſie danach, einge⸗ ſetzt zu werden beim Neubau von Volk und Reich. Das iſt es auch, was uns alle ſo glücklich macht: zu wiſſen, daß wir von der Liebe und vom Vertrauen des ganzen Volkes ge— tragen ſind, und daß das Volk bereit iſt, mit uns zu ſchaffen. Dafür ſefgefſſ dem deutſchen Volk der ganze kiefgefühlte Dank der RKeichsregie⸗ rung, den ich hier, auch im Namen des Kanzlers und Führers, zum Ausdruck 8 bringen möchke. Das deutſche Volk verdient es, daß man ſich leiner annimmt und für ſeine Freiheit und ſein Brot arbeitet und ſchafft. Mut und Selbſtvertrauen gehören dazu, dann wird uns das ſchwere Werk gelingen. Dann werden wir dem verehrungswür⸗ digen Feldmarſchall und Präſidenken für die Hochherzigkeit ſeines Entſchluſſes und die tiefe Weisheit, mit der er ſegnend die Hand über uns hält, einen beſſeren Dank abſtalten, als durch Worte möglich iſt: durch die Tat eines in allen Sklämmen und Skänden ge- einten deutlſchen Volkes, das vor der ganzen Welt wieder Ehre und Achtung genießt. Aus Baden Ein Laſtzug abgeſtürzt. Weiſenbach⸗Neudorf, 18. Juli. Auf der Murgtalſtraße bei Neudorf ereignete ſich ein ſchwerer Verkehrsunfall. Ein mit etwa 100 Zentnern Mehl und Hafer beladener Laſtzug wurde an der Stelle, wo das Unglück paf— ſierte, von einem anderen Laſtwagen überholt, wobei dieſer überholende Laſtwagen den Mo— torwagen des Laſtzuges an der Vorderachſe erfaßte und ihn dadurch auf die rechte Seite ſchob. Der Laſtzug ſtürzte über die Böſchung und blieb in einem Bodenfeld liegen, ſo daß die Räder nach oben ſtanden. Von den drei Männern, die im Führerſitz ſaßen, konnte einer noch rechtzeitig abſpringen, während die anderen beiden mit in die Tiefe ſtürzten. Dieſe beiden Männer befanden ſich in einer ſehr gefährlichen Lage, denn in jedem Augen⸗ blick konnte der noch laufende Motor und der gefüllte Benzintank explodieren. Nur mit äußerſter Kraft gelang es den beiden Män⸗ nern, ſich aus dem Trümmerfeld herauszuar— beiten. Der 28jährige ledige Utz aus Kuppen⸗ heim hatte jedoch ſehr ſchwere Verletzungen erlitten. Schrecklicher Flammentod eines Kindes. Ilmſpan, A. Tauberbiſchofsheim, 18. Juli. Die 10jährige Noſa Leſch wollte in Abweſen⸗ heit der Eltern ihrem Brüderchen Milch auf einem Spirituskocher wärmen. Dabei fingen ihre Kleider Feuer und das Mädchen rannte auf die Straße, wo ihr Onkel die Flammen mit der Hand erſtickte. Beide wurden ins Krankenhaus verbracht, wo die Kleine an ihren ſchweren Brandwunden ſtarb. Der Onkel hat Verbrennungen an beiden Händen erlitten. * Mannheim, 18. Juli.(Zwei ſchwere Verkehrsunfälle.) In der Caſterfeld⸗ ſtraße lief ein vierjähriges Kind rückwärts von dem Radfahrerwea auf die Fahrbahn. Ein ö gerade die Stelle paſſterender Perſonenkraft⸗ wagen fuhr das Kind an und verletzte es lebensgefährlich.— Auf der Straßenkreuzung Viehhofſtraße⸗Schwetzingerſtraße ſtieß ein Laſt⸗ kraftwagen mit einem Motorrad zuſammen. Der Führer des Kraftrades wurde zu Boden geſchleudert und lebensgefährlich verletzt. Mannheim, 18. Juli.(Invaſion ſtaats feindlicher Literatur.) Die Agitation linksradikaler Elemente gegen den neuen Staat dauert namentlich an der Grenze zur Schweiz und zum Saargebiet ungeſchwächt fort. Das Sondergericht hatte ſich nun am Samstag in fünf Fällen mit der Verbreitung verbotener Schriften zu befaſſen. Die Ange⸗ klagten erhielten hohe Freiheitsſtrafen. Aus Heſſen Miniſterpräſident Dr. Werner Reichskomm ſſar für das deutſche Wandern. Schotten, 18. Juli. Miniſterpräſident Dr. Werner, der nicht nur ein eifriger Vogelsberg⸗ wanderer iſt; ſondern auch in Würdigung ſei⸗ ner großen Verdienſte um die deutſche Wan⸗ derſache kürzlich vom Odenwaldklub zu ſeinem erſten Vorſitzenden gewählt wurde, iſt nun⸗ mehr zum Reichskommiſſar für das deutſche Wandern ernannt worden. Der Herr Reichs⸗ kommiſſar verſteht unter Wandern nicht das Kilometerfreſſen, ſondern ein ſinnvolles Durch— wandern der deutſchen Landſchaft mit ihrem Reichtum an Kulturgütern und ihren zahlrei— chen volkskundlichen, geſchichtlichen, literariſchen, naturwiſſenſchaftlichen Beziehungen. Die Autobahn näher an der Bergſtraße. Von der Beegſtraße, 18. Juli. Urſprüng⸗ lich war geplant, die Autobahn Frankfurt— Mannheim Heidelberg, die als erſte der deut⸗ ſchen Reichsautobahnen ausgeführt werden ſoll, auf ihrer Strecke durch das Ried mitten durch den Wald laufen zu laſſen, ſo daß die Ausſicht ſicht auf die Bergſtraße für die Durchreiſenden durch den Wald verſperrt geweſen wäre. Den Bemühungen der Verkehrsvereine und Städte auf die Bergſtraße für die Durchreiſenden dungen jetzt gelungen ſein, durchzusetzen, daß die Bahn am Oſtrande des Waldes entlang mit guter Sicht auf die Bergſtraße gezogen wird. Eine Zubringerſtraße von der Berg⸗ ſtraße ſoll zwiſchen Bensheim und Heppenheim nach Lorſch abzweigen. Sechzig Jahre Tierſchutzverein Ausbau zum großen Seſſiſchen Heimatbund. Darmſtabt, 18. Juli. In Anweſenheit des Miniſterpräſidenten, der Vertreter verſchiedener Behörden, der Kirche ſowie befreundeter Organiſationen beging der Tierſchutzverein für Heſſen in einer Kundge⸗ bung die Feier ſeines 60jährigen Jubiläums. Der 1. Vorſitzende, Miniſterialrat Ringshau⸗ ſen, kündigte in ſeiner Anſprache den Juſam⸗ menſchluß aller ähnlich gerichteten Organiſa— tionen zu einem großen Heſſiſchen Heimatbund an, der ſich aufbauen ſoll aus dem Hundes, Katzen⸗, Kaninchen-, Vogelzucht- und ähnlichen Vereinen, aus Naturpflege-, Pflanzenſchutz⸗ und Wandervereinigungen und aus Organiſati⸗ onen, die ſich mit Volkskunde und Volks⸗ pflege befaſſen. Die Führer innerhalb der ein⸗ zelnen Gruppen ſollen zu einer Art kleinen Senaten zuſammentreten und zuſammen einen großen Senat unter einem Führer bilden. Miniſterpräſident Dr. Werner, der ſeit langem ſeine Kraſt in dieſem Sinue einge ezt hat, wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Miniſterpräſident Dr. Werner legte in ſei— nen Dankesworten ſein warmes Empfinden für das Tier, den Helfer und Freund des Menſchen, an den Tag. Nach weiteren Glück⸗ wunſchanſprachen wurde mitgeteilt, daß der Tierſchutzverein für Heſſen beſchloſſen hat, 1500 Mark als Spende für die nationale Arbeit zu übermitteln. Aus der Heimat Gedenktage 18. Ju. 1864 Die Dichterin Ricarda Huch in Braun⸗ ſchweig geboren. 1865 Der Geograph Robert Gladmann in Lauffen am Neckar geboren. 1870 Verkündung des päpſtlichen Unfehlbar⸗ keitsdogmas auf dem Vatikaniſchen Konzil in Rom. Prot.: Roſina— Kath.: Friedericus Sonnenaufg. 3.58 Sonnenunterg. 20.13 Mondunterg. 17.42 Mondaufg.— die Heimlichkeit iſt der nächſte Nachbar des Betrugs.(Sprichwort) Pilzzeit Die Zeit der Pilze iſt gekommen. So ſehr ſich auch die Mehrzahl der Menſchen auf den Genuß dieſes würzigen Fruchffleiſches freut, ſo ſehr iſt beim Einſammeln wie beim Zubereiten und beim Genuß der Pilze auf vielerlei Obacht zu geben. Die reichen Nie- derſchläge dieſes Jahres laſſen allenthalben eine gute Pilzernte erhoffen. Trotzdem ſoll man nicht wahllos und leichtſinnig Pilze ſammeln, die man für genießbar hält, ohne ſie ganz genau zu kennen. Wir wiſſen, daß die Zahl derer, die alljährlich durch den Ge⸗ nuß giftiger Pilze erkranken oder gar um Leben en, noch immer recht hoch iſt, Giftige und ungenießbare Pilze werden oft für Pfifferlinge oder Steinpilze gehal⸗ ten, e au.) die Grünlinge werden leicht mit anderen als Nahrung nicht geigneten Pilzen verwechſelt. Nur wer ſich in den Pil⸗ zen ganz genau auskennt, ſollte ſie im Walde einſammeln. Angefaulte und ver⸗ faulte Pilze bereite man niemals zu. Ihr Verkauf iſt auch in den Geſchäften aufs ſtrengſte verboten. Beim Zubereiten von Pilzen mache man zuweilen Stichproben. Man ſchneide das Fleiſch am Wurzelende ein Stück ab. Wenn das Fleiſch ſeine Färbung nicht ver⸗ ändert, ſo iſt der Pilz eßbar, läuft das Fleiſch hingegen rot, roſa oder rotbräunlich an, iſt er in jedem Falle ungenießbar. Be⸗ ſondere Vorſicht iſt auch noch geboten beim Einſammeln von Morcheln und Lor cheln. Gerade von dieſen braun⸗ſchwarzen ſchwammartigen Pilzgewächſen gibt es eine Reihe von tückiſchen Verwandten, deren Ge⸗ nuß höchſt verhängnisvoll werden kann. * Keine Kirſchkerne verſchluken! Eine War⸗ nung vor dem Verſchlucken der Kirſchenkerne bedeutet ein immerhin noch glimpflich verlau⸗ fener Fall, der ſich dieſer Tage zugetragen hat. Ein Landwirt hatte reichlich Kirſchen gegeſſen und dabei die Steine mit verſchluckt. Kurze Zeit ſpäter ſtellten ſich ſo heftige »Schmerzen bei ihm ein, daß er ins Kranken⸗ haus eingeliefert werden mußte. Die Kir⸗ ſchenſteine hatten ſich in den Gedärmen ver— lagert und erſt ärztlicher Kunſt gelang es, den Leichtſinnigen von ſeinen Schmerzen zu befreien. Keinen Abfall auf die Straße werfen. Immer wieder wird beobachtet, daß Per⸗ ſonen leichtſinnig Obſtkerne, Obſtreſte, Bana⸗ nenſchalen, Papier- und leere Zigarettenſchach⸗ teln auf die Straße werfen, ohne daber zu bedenken, daß ſie dadurch Leben und Ge— ſundheit ihrer Mitmenſchen gefährden und gleichfalls das geſamte ſaubere Straßenbild verunzieren. Dieſe Unſitte kann nicht ſcharf genug gerügt werden. Alle diejenigen, die in dieſer Weiſe ihre Pflichten gegenüber der All⸗ gemeinheit ſo vernachläſſigen, haben damit zu rechnen, daß ſie zur Tragung der nicht unerheblichen Koſten herangezogen werden, die meiſtens mit ſolchen Unfällen verbunden ſind. 8 Wektervorherſage: Auch weiterhin unbeſtändiges Wetter. Bekanntmachung Betr.: Unterhaltung des Faſelviehes; hier An⸗ lieferung von Futterbedarfsartikel. Für den Faſelſtall werden 22 Zentner Hafer und 20 Zentner Speiſekartoffeln benötigt. Außerdem iſt beabſichtigt den ewigen Klee von 1718 ar großen Acker, 2. Ernte, anzukaufen. Die Lieferung des Hafers und der Kartoffeln muß amtlich verwogen, frei Faſelſtall erfolgen. Angebote ſind verſchloſſen und mit ent⸗ ſprechender Aufſchrift verſehen, bis Freitag, den 21. Juli 1933, vormittags 10 Uhr auf Zim⸗ mer 5 einzureichen, woſelbſt auch die Eröffnung der Angebote im Beiſein etwa erſchienener Bie- ter ſtattfindet. a Zuſchlags⸗ und Bindefriſt 14 Tage. Viernheim, den 18. Juli 1933. Beſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. In kommiſſariſcher Vertretung: Bechtel. Bekanntmachung Betr.: Saiton⸗Schlußverkäufe. In Abänderung des§ 9 Abſ. 2 unſerer Bekanntmachung vom 27. Mai 1932 und zu⸗ folge Verfügung des Miniſters des Innern (Arbeit und Wirtſchaft) zu Nr. 28 202 vom 29. Juni 1933 wird für die Durchführung der diesjährigen Saiſon⸗Schlußverkäufe im Kreiſe Heppenheim die Zeit vom Montag, den 31. Juli bis Samstag, den 12. Auguſt 1933 leinſchließlich) beſtimmt. Für die Gemeinde Viernheim wird der Beginn dieſer Friſt auf den 29. Juli 1933 feſtgeſetzt. Außechalb des angegebenen Zeitraumes dürfen Saiſon-Schlußverkäufe nicht ſtattfinden. Heppenheim, den 10. Juli 1933. Heſſiſches Kreisamt Heppenheim. J. V. gez. Strieh. Vorſtehende Bekanntmachung des Kreisamts Heppenheim bringen wir hiermit zur allgemeinen Kenntnis und empfehlen allen in Frage kom⸗ menden Gewerbetreibenden, ſich hiernach bei Meidung von Strafanzeigen zu bemeſſen. Viernheim, den 18. Juli 1933. Heſſiſches Polizeiamt Viernheim. J. V. Kraus. Untererhebſtelle. An den Zahltagen dieſer Woche kann das 2. Ziel Landesſteuer noch ohne Mahnung und das 1. Ziel Kirchenſteuer noch ohne Pfandkoſten bezahlt werden. Kirchner.