* Evang. Gemeinde. Am Sonntag, den 23. Juli l. Is., findet die Wahl der Kirchen⸗ gemeindevertretung ſtatt. Wahlvorſchläge ſind bis ſpäteſtens Donnerstag, den 20. ds. Mts., mittags 12 Uhr, mit 10 wahlberechtigten Unter⸗ ſchriften einzureichen. Bis jetzt iſt ein Wahl⸗ vorſchlag eingegangen. Bis Freitag, den 21. ds. Mts., 18 Uhr, kann ein weiterer Wahlvor⸗ ſchlag eingereicht werden. Wird nur ein Wahl⸗ vorſchlag eingereicht, ſo gelten die darauf Ver⸗ zeichneten als gewählt. Ein baſonderer Wahl⸗ gang am Sonntag erübrigt ſich dann. “ Erntezeit. Mit dem Abmachen des Getreides wurde hier begonnen. Hoffentlich iſt der Ertrag ein guter. In der Hauptſache wäre auch gutes Wetter zum Einbringen des Ge— treides der Wunſch aller Landwirte. Möge die Erntezeit glücklich vonſtatten gehen. * Geſegnetes Alter. Herr Jakob Bugert 4., Holzſtraße 17, begeht morgen Donnerstag, den 20. Juli bei noch guter Ge⸗ ſundheit ſeinen 81. Geburtstag. Wir gratulieren! » Lehrerverſammlung. Heute Abend findet eine Lehrerverſammlung im„Freiſchütz“ ſtatt.(Näheres im Inſerat). Ehrenvolle Berufung. Herr Ge⸗ werbelehrer Alex Heim, der ſich durch ſeine Vorträge über den Luftſchutz bereits große Ver- dienſte erworben hat, wurde zum kommiſſariſchen Leiter des Gas- und Luftſchutzdienſtes der Kreiſe Heppenheim und Bensheim berufen. Herr Heim iſt auch Referent auf dem Gebiete des Luft⸗ ſchutzes der SA-Standarte 221. In den Ruheſtand. Auf Grund des Geſetzes über die Altersgrenze tritt am 1. Auguſt Herr Förſter G. L. Zimmermann, Forſthaus Wildbahn, in den Ruheſtand. * Strafantrag geſtellt wurde gegen den Hüttenfelder Landwirt Sch., der ſich gegen die Perſon des Reichskanzlers in verächtlicher Weiſe geäußert hatte. *Die neue Autoſtraße geht öſt⸗ lich an Lorſch vorbei. Wie zuverläſſi verlautet, iſt man jetzt doch zu der Ueberzeugung gelangt, daß es ein Fehler wäre, die neue Auto⸗ ſtraße Frankfurt— Mannheim—Baſel zu weit weſtlich durch das füdliche Ried und mitten durch den Lorſcher Wald zu führen. Man beabſichtigt jetzt, die Straße an den öſtlichen Waldrändern vorbei mit Sicht auf die Bergſtraße zu führen. Zubringerſtraße zu der großen Autoſtraße wird zwiſchen Bensheim und Heppenheim gebaut werden. Aus der Kaniuchenzucht Die wirtſchaftliche Nöte weiſt uns auf die Haltung und Pflege eines Kleintieres hin, dem man jahrzehntelang in Deutſchland wenig Auf⸗ merkſamkeit geſchenkt hat; es iſt das Kaninchen. Sowohl ſein Fleiſch als auch ſein Fell haben eine Bedeutung erlangt, die man früher nur bei unſeren Nachbarn kannte. Leider beſteht bei uns noch vielerorts eine gewiße Abneigung gegen den Genuß des Kaninchenfleiches. Das kommt daher, daß früher dem Kaninchen wenig Pflege und Aufmerkſamkeit zugewandt wurde, die Tiere ſich kümmerlich in dumpfen Ecken, feuchten Stäl⸗ len und ſchließlich noch mit ſchlechtem Futter be⸗ helfen mußten. Das iſt heute aber anders ge⸗ worden, die Kaninchen werden in ſauberen Kä⸗ figen gehalten und mit gutem Futter verſorgt. Da die Zucht des Kaninchens nicht ſchwer iſt, die Tiere auch ſehr genügſam ſind, iſt es ein leichtes für jede Familie, welche ſonſt kein Vieh hält, aber über einige Quadratmeter Platz im Hof oder Garten verfügt, ſich einige Kaninchen zur Aufzucht zu beſchaffen. Auf dieſe Weiſe iſt es ſehr gut möglich, jährlich 50 bis 75 Pfund Fleiſch, das, richtige Zubereitung vorausgeſetzt, den verwöhnteſten Feinſchmecker befriedigen wird, zu beſchaffen. Zur Ernährung der Kaninchen können alle Küchenabfälle mit Ansnahme der Fleiſchreſte benutzt werden, insbeſondere der ſonſt in der Haushaltung unverwendbare Ausputz aller Gemüſe. Das gibt aber nicht nur gutes Fleiſch, Handelsartikel, wenn man nicht vorzieht, ſich ſchöne Pelzſachen für Kinder und Erwachſene ſondern auch das Kaninchenfell iſt ein geſuchter Der Frankfurter Willibald Kreß, der vom Deutſchen Fußball-Bund ſolange Zeit kaltgeſtellt war, obwohl ſeine„Vergehen“ nicht ſchwerer waren als die von vielen Dutzenden anderer „Scheinamateure“, ſoll jetzt endlich begnadigt werden. Wir hören, daß Kreß, der nach Stuhl⸗ fauths Abgang Deutſchlands beſter Torwart war, ab 27. September ſpielen darf. Kreß wird dann für den Dresdener SC. tätig ſein, dem er nach ſeinem Weggang von Frankfurt beitrat. Der Plan über die Herſtellung einer unterirdiſchen Telegrapheulinie in der Hügel⸗ und Bismarckſtraße in Viernheim(Heſſen) liegt bei dem Poſtamt in Viernheim(Heſſen) auf die Dauer von 4 Wochen aus. Darmſtadt, 19. Juli 1933. Telegraphenbauamt. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Männergeſangverein 1846. Donnerstag abd. 9 Uhr Singſtunde. Pünktliches und reſtloſes Erſcheinen erwartet. Der 1. Vorſitzende. Um 10 Uhr Generalverſammlung zwecks Gleichſchaltung. Der Verſtand. Turnverein von 1893 e. V. Heute Mittwoch abend 8 Uhr Probe der Mandolinenabteilung ſowie der Fechterſchaft im Lokal. Die Leitung. Sänger ⸗Einheit. Donnerstag abend pünktlich um 8 ½ Uhr Singſtunde. Reſtloſes Erſcheinen erwartet. Der Vorſitzende. Gedruckte Hausordunngen greß darſ wieder spielen. ück 10 Pfg. ſind zu haben in der Geſchäftsſtelle ds. Blattes. Praltiſche Wit 5 Die Betten dürfen nicht 0 10 1 ſonnen. Ein großer 1 5 der Hausfrau iſt es, wenn ſie de Betten ſtundenlang in der Sonne lie⸗ gen läßt, denn dies ſchadet nicht nur den Betten, ſondern man findet in ihnen am Abend auch nicht die richtige Erholung. Bet⸗ ten ſollen nur an luftigen nicht zu heißen Tagen lange im Freien lie en Kaltſchalen Die erfahrene Ppft upp kocht jeweils am Tage zuvor eine Obſtſuppe, die ſie am an⸗ deren Tage als Kaltſchale auf den Tiſch bringen kann. Damit erübrigen ſich die oſt recht umſtändlichen Zubereitungsvorſchrij⸗ ten mancher Kochbücher. Als Einlage in Kaltſchalen verwendet man Zwieback, gerö⸗ ſtete Semmelwürfel oder Semmelſcheiben oder auch nur geröſtete Brotwürfel. Bier⸗ kaltſchale verlangt allerdings neben Zwie⸗ backmehl und Zucker auch eine genügende Menge Korinthen. 5 Wilſen Sie das? Unſere gegenwärtige Zeitrechnung iſt um 7 Jahre zu kurz; wir ſollten eigentlich ſtatt des Jahres 1933 das Jahr 1940 ſchreiben; dies hängt damit zuſammen, daß einem Kalender- reformator des Mittelalters, Dionyſius Exi⸗ gus, ein Rechenfehler unterlaufen iſt, indem er Chriſti Geburt ſtatt 746 der Stadt Rom 753 annahm. In dem Körper eines Löwen iſt die dop⸗ pelte Menge Blut enthalten, die der menſch⸗ liche Körper in ſich trägt. — Landwirtſchaſtliche Geld⸗ und Warengenoſſenſchaft e. G. m. b. H.(Bauernverein) Landwirte bekämpft die Feldmäuſe mit FJöllo⸗Giftkörner Gefahrlos bei Gebrauch unſerer Legeflinten. 5 (unentgeltlich zur Verfügung.) Der Vorſtand. kisgonunte Madesneringe s 9. deine Pläuzůr Rariotte! 5 a 30. la Aplelwein Liter, 27. Aal. Münkenbacn Lorſcherſtraße 10 Tel. 83 Weißweine Rotweine A OGüdweine und alle Sorten Branntweine kaufen Sie billig und gut bei Ludwig Theobald Weinhandlung Hügelſtraße 22 Ir Famachzelt empfehle: Glashaut die Packung 25 Pig. Gummiringehen tate 15 Pfg. Drguers Orioinal: Salli Fürgamenipanior die Rolle à Bg. 12 Pfg. Gummierte Aufklebe-Etiketten Kochbücher u. Kochrezeptbucher J. Schweikart Paplier handlung herſtellen zu laſſen. Hauonalsoziaususcher Lenrerbund Bezirk Viernheim. Heute Mittwoch, den 19. Juli, abends 830 Uhr findet im Freiſchütz(früheres Ketteler⸗ ſälchen) die erſte Verſammlung ſtatt. Erſcheinen der Mitglieder des N. S. L. B. iſt Pflicht. Auch die dem Bund noch fernſtehen⸗ den Lehrperſonen find freundlichſt eingeladen. Heil Hitler! Stockert, Bezirksleiter. Maeiakredie fur den Mittelstand! Namhafte Zweckſpargeſellſchaft(A.⸗G.) in jeder Beziehung den geſetzlichen Beſtimmungen entſpr., ſucht noch einige Mitarbeiter mit guten Beziehungen gegen Höchſtproviſion. An⸗ gebote an die Gen,⸗Agt. der„Fides“ Zweckſpar A.-G. Darmſtadt, Kiesſtraße 6607 AAeccddbddddummmend Arpenta Polo Taten Sorte Spezial ca. 19 Sch. 9512 1.38 6½849 88 Agena. Fdelxorn- Paten 27 Sch, lichthoffrei orthoſchromatiſch 9512 2.48 6½½ 49 1.60 28 Sch. 9¹2 2.— 6½880 1.80 Rollfilme, verbeſſerte Qualität (Spezial) 23— 24 Sch. 8 Aufnahmen 80 3 Höchſtempfindl ea. 25 Sch. 8„ nur 1.20 6546 la 12 Aufnahmen nur 1. Filmpack, Papiere, von niedr. Spezialſorte bis zur erſten Marken-Qualität für jeden Lichtbildner das paſſende vorrätig. Pholo 1. anhenpaeh r. Horſt Weſſelſtraße 7 edadadadadadadadadadaadadeddaaeddded eee Aldlduununnummmamninnmutananeannminltänn tinnen munntenmmnmnennmnmenuunmunm —. Trauerdrucksach en in verſchiedenen Muſtern, ſtets vor⸗ rätig und in kürzeſter Friſt lieferbar. Billig ſte Preiſe! Druckerei ee fürs doulsche Heim durch die Eneslandsbelnnte aus dem deutsehen desopält Abnelvgpirled Mannheim, P 7, 9 Kein Laden Ausstellung in 5 Stockwerken Rezept: Bohnen Erhsen Gelberühen Tomaten Endivienlalat empfiehlt Gärtnerei Föcher Scabel Kriſtallklare Ubergüſſe auf Gbſt⸗ torten in 10 Minuten genuß fertig Der mehlige, weißkleiſtrige Überguß auf Obſttorten hat ſchon ſo manch ſchöne Frucht verdorben. In kaum 5 Minuten ſtellt man nun einen köſtlichen, rein nach Frucht ſchmeckenden Überguß her. Man belegt den Tortenboden mit friſchen oder eingemachten Früchten, eventuell auch gemiſcht, und verfährt wie folgt: 75 Den 1855 eines Beutels Trocken⸗Opekta zu 23 Pfg. mit 7 Eßlöffeln Waſſer oder 7 Eßlöffeln ungeſüßtem Fruchtſaft oder 8 Eßlöffeln geſüßtem Fruchtſaft unter Rühren zum Kochen bringen und 1 Minute brauſend durchkochen. Dann gibt man 6 gut gehäufte Eßlöffel Zucker hinzu— keinesfalls weniger—, läßt nochmals aufkochen und nimmt den Topf vom Feuer. Nachdem ſich die Kochbläschen verzogen haben, abſchäumen und die heiße Maſſe eilig über die Früchte gießen oder mit einem Löffel darüber verteilen. Das vorſtehende Rezept iſt dem vor kurzem neu er⸗ Nen ah e Opekta⸗Rezeptbuch ent⸗ nommen.(In den einſchlägigen Geſchäften zum Prei von 20 Pfg. erhältlich.)., ler gule Volksschun eingelrollen! Frauen- Schnür- Halbschuhe Nr. 36—42 3.40 Mk. Herrn- Chromleder- Pantoffel Nr. 40—46 3.95 Mk. (extra ſtark hür Feld⸗ und Hausarbeit) Sommer- Artikel: Weil-Leinen Lauf- u. Strandschuhe Turnschuhe und Schlümfer in großer Auswahl i Ein Posten Minderstiefel Nr. 23— 26 für 2.80 Mk. d ſolange Vorrat reicht d. Hock, Schungeschat Lampertheimerſtraße 1. Uiernheimer Anzeiger Schnaken Fliegen Motten sowie sämtliches Ungeziefer Samt Brut vernichtet Schnakotox /, Liter 90 Pfg. 10 Liter 40 Pfg. Spritzen dazu Stück 80 Pfg. Rathaus- Drogerie Peter Moskonn (Giernheimer Tageblatt— Blernheimer Nachrichten) * 1,40 recher 117.— rt a. M.— Schrif bean Nummer 166 Evangeliſche Verfaſſung Zwei wichtige geſetzgeberiſche Werke lie— gen vor, die der Neugeſtaltung der evange— liſchen Kirche Deutſchlands die Richtung ge⸗ ben: die Verfaſſung der Deutſchen evangeliſchen Kirche, unterſchrieben von der Altpreußiſchen Union und 27 weiteren Lan— deskirchen des ganzen Reichsgebietes, fer⸗ ner das Reichsgeſeß über die Kirchen— verfaſſung mit der Anordnung der Neuwah— len am 23. Juli. Die Verfaſſung der, Deutſchen evangeliſchen Kirche“ unterſcheidet ſich nach Aufbau und Gliederung wenig von den Gedanken und Richtlinien, die durch die Konferenz von Kloſter Loccum feſtgelegt ſind, alſo von den Beſtrebungen, die unter D. Kapler und D. von Bodelſchwingh geführt wurden. Die Kirche gliedert ſich in Landeskirchen, ſie iſt alſo keine eigentliche Reichskirche, ſie umfaßt aber das Reichsgebiet. Ausdrücklich iſt feſtgeſtellt:„Die Landeskirchen bleiben in Bekenntnis und Kultus ſelb⸗— ſtändig.“ Bekenntnisverwandte Kirchen⸗ gemeinſchaften können angeſchloſſen werden. Hier iſt wohl an Alt⸗Lutheraner, Baptiſten uſw. gedacht. Die Art dieſes Anſchluſſes wird durch ein beſonderes Geſetz beſtimmt. Die Meinung, daß es nach der neuen Kirchenre⸗ formkeine getrennten lutheriſchen und re-“ formierten Kirchen mehr geben würde, hat ſich demnach als irrtümlich erwieſen. Aller⸗ dings kann die Deutſche evangeliſche Kirche den Landeskirchen für ihre Verfaſſung durch Geſetz einheitliche Richtlinien geben, aber nur inſoweit, als die bekenntnismäßige Bin⸗ dung dadurch nicht berührt wird.. An dem Gedanken des Reichsbi⸗ ſchofs iſt feſtgehalten worden. Sein Amt findet ſich in dieſer Verfaſſung verankert. Er muß lutheriſchen Bekenntniſſes ſein, hat zur Seite ein geiſtliches Miniſterium und eine„Deutſche evangeliſche Nationalſynode“. Ueber das Verfahren bei der erſtmaligen Wahl des Reichsbiſchofs ſind keine beſonde⸗ ren Beſtimmungen getroffen. Es iſt ledig⸗ lich beſtimmt, daß er der Nationalſynode von den im leitenden Amt ſtehenden Füh⸗ rern vorgeſchlagen wird. Es iſt wohl anzunehmen, daß dieſer Vorſchlag erſt dann erfolgen wird, wenn die Landeskirchen ihre Organe auf Grund der Neuwahlen vom 23. Juli geſchaffen haben. f Das geiſtliche Miniſterium be⸗ ſteht aus drei Theologen und einem rechts⸗ kundigen Mitglied. Die Zahl kann erhöht werden. Dabei iſt das Bekenntnisgepräge der Geſamtkirche zu berückſichtigen. Die Na⸗ tionalſynode beſteht aus 60 Mitgliedern, von denen zwei Drittel von den Landeskirchen entfandt und ein Drittel durch die„Deutſche evangeliſche Kirche“ berufen werden. Das Wahlrecht zur Nationalſynode iſt alſo indi⸗ rekt. Das Amt dauert ſechs Jahre, die Na⸗ tionalſynode wird mindeſtens einmal im Jahre durch den Reichsbiſchof e e In einer beſonderen Verordnung iſt die Ver⸗ tretung der einzelnen Landeskirchen unter den 40 zu entſendenden Vertretern der Na⸗ tionalſynode feſtgelegt. Die Altpreußiſche Union erhält dabei 19 Sitze, davon muß mindeſtens ein Drittel der Kirchenleitung angehören. Da einzelne Landeskirchen zah⸗ lenmäßig ſo klein ſind, daß ſie keinen eige⸗ nen Vertreter entſenden können, iſt die Auf⸗ teilung der übrigen 21 Vertreter der Natio— nalſynode in 14 Wahlgruppen erfolgt. Im großen und ganzen iſt alſo die Kirche in ihrer neuen Geſtalt nicht viel anderes, als der bisherige Deutſche evangeliſche Kir⸗ chenbund nur mit dem Unterſchied, daß an ihrer Spitze nicht ein Präſident, ſondern der Reichsbiſchof ſteht, daß der Kirchenbun⸗ desrat durch ein geiſtliches Miniſterium er⸗ ſetzt wird und daß an die Stelle der Kir⸗ chenverſammlung die Nationalſynode tritt. Alles andere bleibt der Entwicklung überlaſ⸗ ſen, und darin darf ein Vorzug Heath werden. nc iſt, daß die Deutſche evangeliſche Kirche keine eigenen Steuern er⸗ hebt, ſondern ihren Finanzbedarf durch Um⸗ lage bei den Landeskirchen erhebt, ähnlich wie es bisher chon der Fall war. en: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte ich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ b Donnerstag, den 20. Juli 1933 Viernheimer Zeitung Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis. cat frei aus Haus gebracht.— Gratisbeila f 1 esckeige iuuftrlert aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjähr kalenber.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim ramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt tung, Druck u. Verlag! Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Viernheimer Anzeiger (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petit 97 0 koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes een be bei Anzeigen werden nach 109900 b Cewühe t.— Für die Aufnahme eſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jeboͤch eine Gewähr t übernommen 50. Jahrgang Eine ſiegreiche Arbeitsſchlacht b Oſtpreußen führt im Kampf gegen die Arbeitslofigleit Vor kurzem iſt gemeldet worden, daß durch planvolle Arbeitsbeſchaffung es in we— nigen Wochen gelungen iſt, die Arbeitsloſig— keit in dem oſtpreußiſchen Kreis Pillkallen zu beſeitigen. Der Kreis war dazu in der Lage, 1000 Arbeiter aus Nachbarkreiſen auf- zunehmen. Wie erfolgreich der Kampf gegen die Ar- beiisloſigkeit in Oſlpreußen weiler geführl wird, zeigt nachſtehendes Telegramm, das an den Herrn Keichspräſidenken in Berlin, an den Herrn Reichskanzler in Berchtesga⸗ den und den Herrn preußiſchen Miniſterprä⸗ ſidenken in Berlin geſandt wurde: „Der ſyſtematiſche Kampf gegen die Er- werbsloſigkeit in Oſtpreußen geht weiter. Heute iſt der zweite Kreis, Preußiſch-Eylau. frei von Arbeitsloſen. Auch dieſer Erfolg, wie der in Pillkallen, zeigt, daß es ſich nicht um eine Jufallserſcheinung handelt, ſondern um die Früchte eines zähen und planmäßi⸗ gen Kingens, das mit allen Kräften fortge- ſetzt wird. Oberpräſidenk Koch, Gauleikung.“ * Wille und Weg! Lofterie zur Arbeilsbeſchaffung. Berlin, 20. Juli. Mit einem ungeheuren Schwung hat der Führer der nationalen Erhebung den Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit begonnen. Tat auf Tat folgte. Wie groß das bisher Gelei— ſtete iſt, das beweiſen die ſenſationellen Be— richte von der Genfer Arbeitskonferenz. Kein Volk der Welt hat eine Regierung, die bis jetzt auch nur ähnliche Erfolge verzeichnen kann. Unſerem Führer war klar, daß die Gelder zur Arbeitsbeſchaffung nicht aus ſteuerlichen Belaſtungen geſchaffen werden können. Neue Wege mußten beſchritten werden. Der Opferwille des Einzelnen und das Fühlen und Denken als Volksgemein- ſchaft ſollen dem Arbeiksbeſchaffungs⸗ programm der nationalen Regierung das wichligſte Fundament ſein. Keiner darf ſich ausſchließen. Die NSDAP. hat im Rahmen deſſen eine Das Reichsgeſetz vom 14. Juli ſpricht die Anerkennung des Reiches zu der Ver⸗ ede der Kirche aus. Die Deutſche evange⸗ liſche Kirche iſt Körperſchaft des öffentlichen Rechtes des Reiches. Der erſte Wahltermin wird im Reichsgeſetz feſtgelegt. Es finden alljährlich Neuwahlen für diejenigen Kir— chenorgane ſtatt, die bisher nach dem gel— tenden Landesrecht durch direkte Wahlen der kirchlichen Gemeindemitglieder gebildet wurden. In der Begründung des Reichsge— ſetzes wird hervorgehoben, daß die weitere Regelung der Fragen zwiſchen Reich und Kirche in Kürze durch einen beſonderen Vertrag vorbehalten bleibt. Damit iſt alſs auch ein evangeliſches Reichskonkordat in Ausſicht geſtellt. * Deutſcher evangelischer Christ! Aufrufe zur Kirchenwahl. Am Sonntag, den 23. Juli 1933, ſollſt Du die Männer Deines Vertrauens zur Füh- rung Deiner Kirche wählen. Der Führer ſelbſt hat Dich zur Wahl auf- gerufen! Er erwartet Stimme abgibſt! Anſpruch auf Deine Stimme haben nur Volksgenoſſen, die ſich vorbehaltlos zum Dritten Reich bekennen. Beachte folgendes zur Wahl! Wer darf wählen? Wählen können alle männlichen und weib⸗ lichen Gemeindemitglieder, die am Wahltage das 24. Lebensjahr vollendet haben und in den kirchlichen Wählerliſten ihrer Gemeinde eingetragen ſind. Wer nicht in der Kirchenwählerliſte einge tragen iſt, muß dies ſchrifklich bis zum 20. Juli, nachmittags 3 Uhr, beankragen. Jedes Pfarramt gibt koſtenlos enkſprechende Vordrucke aus. Wer ſich nicht bis zum vorgeſchriebenen Termin hal einkragen laſſen, kann nicht wählen. wann wird gewählk? Gewählt wird am Sonnkag, den 23. Juli, im Anſchluß an den Haupkgoktesdienſt bis 5 5 Uhr. Die genauen Mahlter⸗ von Dir, daßz Du Deine Geldlotterie zur Arbeitsbeſchaffung aufge— legt, die mithelfen ſoll, Volksgenoſſen, die ſeit Jahren vergeblich nach Arbeit ſuchen, und denen das Wort Arbeitslohn bereite fremd geworden war, wieder in den Rhyth— mus der Arbeit einzuſchalten und ſie zu Lohnempfängern ſtatt Unterſtützungsberech— tigten zu machen. Jeder Nationalgeſinnte muß durch Kauf von Loſen die Arbeitsbeſchaffungslokte⸗ rie mit beſten Kräften fördern. Von dem ideellen Zweck der Lotterie abge— ſehen bietet ſie auch einen noch nie dagewe— ſenen Plan. 200 000 Mark iſt der Höchſtge— winn auf ein Doppellos, 100 000 Mark auf ein Einzellos; faſt 300 000 Gewinne— 1,5 Millionen Mark— werden ausgeloſt. Je— der Losbeſitzer darf das ſtolze Bewußtſein haben, auch ſein Scherflein beigetragen und mitgeholfen zu haben, das Schreckgeſpenſt der Arbeitsloſigkeit aus unſerem Vaterlande zu bannen. mine und den Wahlort gibt jede Kirchenge- meinde durch Anſchlag bekannk. Wie kann der Urlauber wählen? Vorübergehend Abweſende können ihre Stimmen durch ein wahlberechtigtes Mit- glied ihrer Kirchengemeinde abgeben laſſen. welchem ſie Vollmacht erteilen müſſen. Die Vollmacht muß von einer amtlichen Stelle, auch Pfarrer, beglaubigt ſein. Die Beglau— Gbigung erfolgt koſtenlos. * Das einigende Ja! Berlin, 20. Juli. Das Wählen hat im Führerſtaat des Dritten Reiches ſeinen Sinn verloren. Wenn Dich dennoch der Führer ſelbſt zur Kirchen— wahl aufruft, ſo verlangt er von Dir eine innere Entſcheidung. Du haſt zwei Wege vor Dir. Du kannſt auch weiterhin Evangelium und Volkstum ohne Zuſammenhang neben und gegeneinander ſtehen laſſen Du wirſt dieſen ſelbſtmörderiſchen Weg aber nicht wählen. Du wirſt der großen Frage Gottes an Dich die Antwort geben, welche die Einheit von Evangelium und Volkstum auf alle Zeiten beſiegelt. Der Verſuch, den Parteihader auf— leben zu laſſen, iſt ein Verbrechen vor der Geſchichte. Du wirſt dieſen Verſuch rück— ſichtslos niederſchlagen, Steh auf, Du Volk der Reformation! Ach— te Unterſchiede, die ſein mögen, gering. Sprich ein gewaltiges Ja und bekenne: Ich will ein einiges deutſches und evange— liſches Volk ſein! Saarkommiſſion verbietet Kirchenwahlen Saarbrücken, 20. Juli. Die Regierungskommiſſion hat die auch im Saargebiet für den 23. Juli in Ausſicht genommenen kirchlichen Neuwahlen verbo⸗ ten mit der Begründung, daß das Reichsge⸗ ſetz vom 14. Juli über die Verfaſſung der Deutſchen Evangeliſchen Kirche, auf Grund deſſen die Neuwahlen ausgeſchrieben ſind, im Saargebiet keine Gültigkeit hal. Die kirchlichen Neuwahlen könnken daher bis zur geſetzlichen Regelung dieſer Frage im Saargebiet nicht ſtallfinden. Abbau der Wirtſchaftslommiſſariate Berlin, 20. Juli. Das Reichswirtſchaftsminiſterium teilt mit: Nachdem auf Anordnung des Herrn Reichskanzlers Kommiſſare auf dem Gebiete der Wirtſchaft nicht mehr tätig ſein ſollen, hat der Reichswirtſchaftsminiſter die Voll— machten der in den Bezirken der Landes⸗ arbeitsämter ernannten Bezirksleiter der deutſchen Wirtſchaft zurückgenommen. Dieſe Ernennungen waren in dem Aufruf des Reichskommiſſars für die Wirtſchaft und des Führers der Deutſchen Arbeitsfront vom 16. Mai 1933 bekanntgegeben worden. Mit der Rücknahme dieſer Ernennungen erlöſchen ſämtliche von den Bezirksleitern der deut— ſchen Wirtſchaft erteilten Untervollmachten und Aufträge. die Warenhaus⸗Schankbetriebe Keine Einzelaktionen erlaubt. Wie das VDz.-Büro meldet, hat der preußiſche Innenminiſter im Anſchluß an das Reichsgeſetz über Schankbetriebe in Wa— renhäuſern einen Runderlaß herausgegeben, in dem feſtgeſtellt wird, daß bis zu den von dem Miniſter zu treffenden Entſcheidungen Einzelmaßnahmen der Ortspolizeibehörden gegen Schank- oder Speiſewirtſchaften in Warenhäuſern uſw. zu unterlaſſen ſind. Etwa getroffene Maßnahmen ſind rückgän— gig zu machen. Schaufenſterſteuer unzuläſſig. Die Tatſache, daß mehrere Gemeinden be— ſchloſſen haben, eine Schaufenſterſteuer allge⸗ mein oder für einzelne Gewerbezweige zu erheben, gibt, wie das VDZ. ⸗Büro meldet, den preußiſchen Miniſtern Veranlaſſung, darauf hinzuweiſen, daß eine Schaufenſter⸗ ſteuer nach dem Finanzausgleichsgeſetz nicht zuläſſig iſt. Papen in Nom eingetroffen Rom, 20. Juli. Vizekanzler von Papen, der auf dem Flugplatz Tempelhof nach Rom zur Unter⸗ zeichnung des Konkordates geſtartet war, iſt im Flughafen von Littorie eingetroffen. Er wurde vom deutſchen Botſchafter beim Quirinal, von Haſſell, von Legationsrat Klee und vom bayeriſchen Geſandten beim Hei⸗ ligen Stuhl, Graf Ritter, empfangen. „Die Anorganiſſerten“ Eine Jalſchmeldung des BD.-Büros. Berlin, 20. Juli. Vom Propaganda⸗Amt des Geſamtver⸗ Jandes der deutſchen Arbeiter wird mitge⸗ teilt: Das Nachrichtenbüro der VD. ver⸗ öffentlicht Mitteilungen über den Anſchluß von bisher Unorganiſierten an die Deutſche Arbeitsfront. Hierbei wurde erklärt, daß die Mitteilungen aus„führenden Kreiſen der Arbeitsfront“ herſtammen. Das trifft nicht zu. Die Frage des Anſchluſſes an die Angeſtelltenſäule iſt bekanntlich hinreichend geklärt durch die Verfügung des Führers der Arbeitsfront, Dr. Ley, daß Angeſtellte, die gemäß Paragraph 1 Abſatz 1 und 2 des Angeſtelltenverſiche⸗ rungsgeſetzes angeſtellkenverſicherungs⸗ pflichtig ſind, zugleich von der Angeſtell- kenſäule umfaßt werden. Für die Arbeiterſäule, nämlich den Ge— ſamtverband der deutſchen Arbeiter, trifft eine Pflicht zum Beitritt im Gegenſatz zu den Mitteilungen des Nachrichtendienſtes der VD nicht zu. Ein Juſammenhang zwiſchen der Juge⸗ hörigkeit zu den Arbeiterverbänden und dem Erwerb des Staatsbürgerrechtes, wie ihn die Meldung des Nachrichten- büros des B55. konſtruierte, beſtehl da. her nichl. Auch die übrigen Mitteilungen über eine an— gebliche Werbeaktion der Arbeiterverbände entbehren jeder Grundlage. Das Verufsbeamtengeſetz Nachprüfung der Ruhegehallsempfänger und Hinterbliebenen. Berlin, 20. Juli. Wie das VD.⸗Büro meldet, hat der preußiſche Finanzminiſter nunmehr im Na⸗ men auch des Miniſterpräſidenten und der übrigen Staatsminiſter Durchführungsbe— ſtimmungen zum Geſetz des Berufsbeamten— tums für die Beamten im Ruheſtand und die Hinterbliebenen erlaſſen. Darin werden die maßgebenden Stellen erſucht, an Hand der Perſonalakten und ſon· ſtigen Unterlagen zu prüfen, auf welche Ru— hegehaltsempfänger die Borausſetzungen des Berufsbeamkengeſetzes über eine Streichung oder Kürzung der Bezüge zutreffen. Auch die politiſche Betätigung während der Ruheſtandszeit iſt zu prüfen. Wenn feſtſteht, daß ein Ruhegehaltsempfän— ger nichtariſcher Abſtammung iſt, Parteibuchbeamter war oder ſich als politiſch unzuverläſſig erwieſen hat, iſt das Erforderliche unverzüglich zu veranlaſſen. Eine mildere Behandlung iſt vorgeſehen für Ruhegehaltsempfänger, die ſchon zum 1. April 1921 oder früher in den Ruheſtand traten, ſowie für ſolche, die als Beamte des unteren oder mittleren Dienſtes nach 30“ jähriger Dienſtzeit zum 1. April 1930 oder früher in den Ruheſtand traten. Ueberhaupt ſoll in erſter Linie das Verhalten der ehe⸗ mals leitender Beamten geprüft werden. Gleiche Beſtimmungen ſollen für Witwen und Waiſen gelten. Dabei ſind Abſtammung und politiſche Betätigung des verſtorbenen Beamten maßgebend, nicht die der Hinter- bliebenen. Jeuerüberfall auf Polizei Rinfeln, 20. Juli. Mindener Kommuniſten paſſierten a einem Kraftwagen mit Flugblattmaterial und Hetzſchriften die Stadt. Polizeibeamte und mehrere Hilfspoliziſten verſuchten, den Wagen bei der Ausfahrt aus Rinteln zu ſtellen. Die Komuniſten ſprangen ſofort ab und ſetzten den Beamten die Piſtolen auf die Bruſt. Als ein Hilfspoliziſt einem Kommu⸗ niſten die Waffe aus der Hand ſchlug eröff— neten die anderen Kommuniſten das Feuer auf die Polizel, die nun ihrerſeits gleichfalls von der Schußwaffe Gebrauch machte. Der Polizeihauptwachtmeiſter Menge brach, von mehreren Kugeln getroffen, ſchwerverletzt zuſammen. Ein Hilfspoliziſt wurde leicht, ein Kommuniſt ſchwer verletzt. Zahlreiche Perſonen wurden verhaftet. Rote Flugblätter über Görlitz Waffen- und Munitlonsfunde in Mittel- deutſchland. Görlitz, 20. Juli. In den frühen Morgenſtunden des Mitt⸗ woch wurden in der ganzen Stadt große Mengen kommuniſtiſcher Fluaſchriften gefun⸗ auf den, die vom Antifaſchiſtenbund ausgeſtreur worden ſind. Da die Zettel in verſchiedenen Gegenden der Stadt gefunden wurden, nimmt man an, daß dieſe aus einem Flug⸗ zeug geworfen worden ſind. * In Geraberg bei Arnſtadt wurden in einem zugeſchütteten Bergwerksſchacht 221 Infanteriegewehre Modell 98 und viele hundert Schuß Munition aufgefunden und beſchlagnahmt. Vier Kommuniſten ſind ver⸗ haftet worden. Die von der Polizei durchgeführte Suche nach verſteckten Waffen und Sprengſtoffen hat zur Entdeckung von insgeſamt 46 Rol⸗ len Ammonit, zwei Kiſten mit 50 hochexplo⸗ ſiven Sprengkörpern, 20 Sprengkapſeln mit 75 m Zündſchnur, 15 Stielhandgranaten und 24 Wurfbomben geführt. Zwölf Kom⸗ muniſten wurden feſtgenommen, die ſämi⸗ liche geſtändig ſind. Die Hilfe für Neunkirchen Neunkirchen, 20. Juli. Die Spenden für die Opfer des Explo⸗ ſionsunglückes in Neunkirchen haben bis jetzt die Höhe von 7614000 Franken, alſo etwa 1 300 000 Mark, ergeben. Davon ſind 300 000 Mark bereits ausgegeben. Der Reſt ſoll in erſter Linie der Betreuung der Hin⸗ terbliebenen dienen. Die Verſorgung geſchieht in der Art, daß Witwen mit Kindern eine monatliche Rente von 300 Franken und für das erſte Kind eine monatliche Rate von 60 Prozent der Rente der Mutter erhalten. Doppelwaiſen erhalten ebenfalls 300 Franken, ferner wird eine Rente von 300 Franken mindeſtens auf die Dauer von fünf Jahren gezahlt, wenn ein lediger Verſtorbener ganz oder weſent— lich den Unterhalt ſeiner Angehörigen be— ſtritten hat. Als Abfindung wird eine Summe von 3000 Franken für jedes Kind auf Sparkonto angelegt, wenn die Ehefrau tödlich verunglückt iſt. Der noch verbleibende Reſt des Geldes iſt zur Erſtellung von Eigenheimen beſtimmi, bzw. wird für dieſen Zweck als zinsloſer Kredit an den Vaterländiſchen Frauenverein gegeben. Appell an die Kegler der Welt Frankfurt a. M., 20. Juli. Im Anſchluß an die Tagung des Interna— tionalen Keglerverbandes hatte der Deutſche Keglerbund die ausländiſchen Abordnungen zu einem Eſſen geladen. Die kleine Begrü⸗ ßungsfeier gab den Führern und Teilneh⸗ mern der ausländiſchen Abordnungen Gels⸗ genheit zur Wiedergabe ihrer Erfahrungen, die 10 während ihres Au enthaltes im neuen Deutſchland gemacht hatten. Der Bundesführer der deutſchen Kegler und neugewählte Präſident des Internalto⸗ nal Bowling Aſſociation, Poul Schack, wies alle Auslandsbeſucher auf die nationale Er⸗ hebung Deutſchlands hin und legte ſedem einzelnen der fremden Beſucher dringend ans Herz, in ihrer Heimat zu erzählen, in welch muſtergültiger Ordnung und in welch vorbildlichem Geiſte ſie Deutſchland vorge— funden hätten. Vertreter der ſchweizer, ſchwediſchen, nie— derländiſchen, ſüdafrikaniſchen und amerika⸗ niſchen Kealerverbände ſyrachen ihre Be⸗ Berlin, 20. Juli. Das amtliche deutſche Kommunique und die Erklärungen Henderſons vor der Preſſe über das Ergebnis der Berliner Ausſprache laſſen die Schwierigkeiten erkennen, die nach wie vor für die Fortführung der Abrü⸗ ſtungskonferenz beſtehen. Henderſon hat ſeit 18 Monaten in Genf die Aufgabe, inmitten endloſer Komplikationen und Verzögerun⸗ gen einen gewiſſen maßvollen Optimismus aufrecht zu erhalten, ohne den überhaupt nichts mehr von der Konferenz erhofft wer— den könnte, Tatſächlich enthalten die Erklärungen Henderſons aber das Eingeſtändnis, daß er ſeine Miſſion, eine gemeinſame Grundlage für die weſtere Arbeit der Abrüſtungskonferenz zu finden, nicht habe erfüllen können, weil guf franzöſi⸗ ſcher Seile„Zweifel, Befürchtungen und Mißtrauen“ beſtehen, die erſt aus dem Wege geräumt werden müſſen. Seine Anregung für eine direkte deutſch⸗ franzöſiſche Ausſprache iſt ein ö freundſchaftlicher Rat, den er nicht als Prä⸗ ſident der Abrüſtungskonferenz, ſondern vom Standpunkt der allgemein politiſchen Lage in Europa ausgeſprochen hat, well er offenbar darin die einzige Möglichkeit ſieht, den hartnäckigen franzöſiſchen Widerſtand gegen jede Abrüſtung zu überwinden. Die franzöſiſche Preſſe liefert täglich neue Belege für die unverändert negative Ein— ſtellung Frankreichs zu den von Deutſchland und den anderen Mächten unterſtützten Be⸗ mühungen Henderſons, die Konferenz wie⸗ der arbeitsfähig zu machen. Das„cho de friedigung aus uper die Ruhe und Ordnung, die ſie in Deutſchland angetroffen hätten und wünſchten dem neuen Deutſchland das Beſte. Deutſhe Tagesſchau Nicht Steinhoff, ſondern Jagow. Wie gemeldet wird, iſt zum Führer der Obergruppe 5 der SA mit dem Sitz in Frankfurt a. M. nicht der Obergruppen⸗ führer Polizeipräſident Steinhoff in Frank⸗ furt a. M. ernannt, ſondern Obergruppenfüh⸗ rer von Jagow. Die Vorbereitung des Luthertages. Der Arbeitsausſchuß des Deutſchen Luther⸗ tages 1933 hat an die evangeliſchen Vereine und Verbände im Deutſchen Reich ein Rund⸗ ſchreiben zur Vorbereitung der Veranſtaltungen am 10. November gerichtet. Es wird betont, daß der 450. Geburtstag Martin Luthers ein Tag der Einigung ſein und ein großer Volksmiſſionstag werden ſoll. Auslands⸗Nundſchau „Nationale Skändiſche Front“ in Wien. Unter Führung des Vizekanzlers Franz Winkler hat ſich die„Nationale Ständiſche Front“ konſtituiert. Ihr haben ſich bisher angeſchloſſen: Der Landbund von Heſter⸗ reich, der Oeſterreichiſche Ständebund für Gewerbe und Handel und der in Gründung begriffene Nationale Beamten- und Stände⸗ bund. Bei dieſer Neugründung handelt es ſich um die Bildung einer„nationalen Par⸗ tei der Mitte“, die insbeſondere vom Vize⸗ kanzler Winkler für notwendig gehalten wird. Belgiſche Sozialiſten fordern Kammer- auflöſung. Die ſozialiſtiſchen Kammerabgeordneten Belgiens übergaben der Kammer bei deren Zuſammentritt eine Liſte mit 1 400 000 Namen, die Auflöſung der Kammer ver— langen. Obwohl dieſe Zahl den Stimmen⸗ anteil der Sozialiſten bei den letzten Parla⸗ mentswahlen übertrifft, kommt der Forde⸗ rung keine verfaſſungsrechtliche Bedeutung zu, da es eine Volksabſtimmung zur Parla⸗ mentsauflöſung in Belgien nicht gibt. Vor Anerkennung Außlands durch Spanien Nach einer Havasmeldung aus Madeid iſt man in amtlichen Kreiſen von dem Vorlauf der Beſprechungen fiber eine känſtige Anet⸗ kennung Rußlands durch die ſpaneſche Re⸗ gierung befriedigt. Nach„El Sol“ iſt Dr. Pascua, Generaldirektor des Geſundheits— weſens, zum Botſchafter in Moskau, Lu⸗ natſcharſk! zum Botſchafter in Madrid aus⸗ erſehen. Politiſches Allerlei Konſtantinopel. Wie aus gut unterrichteter türkiſcher Quelle verlautet, hat Trotzki von der franzöſiſchen Regierung die Erlaubnis er⸗ 10 ſich dauernd in Frankreich niederzulaſ— en. Newyork. Hier ſebende Deutſche und Ame⸗ rikaner deutſcher Abſtammang gründeten einen „Kulturverein im Bunde neuen Deutſchland“. Mangel an gutem Willen Frankreichs Widerſtand gegen die Abrüſtung Paris“ macht heute gegen Henderſons Bee— liner Verhandlungen Stimmung, indem es ſchreibt, er verhandele in Berlin unter dem Vorwande, den Frieden retten zu wollen, darüber, daß Frankreich ſeine Rüſtungen im Austauſch gegen deutſche Verſprechungen herabſetze. Könne denn, ſo fragt das Blatt, Frankreich unter den gegenwärtigen Um⸗ ſtänden ſeine Landesverkeidigung ungeſtraft auch nur um einen Soldaten und eine ein⸗ zige Kanone kürzen? Gegenüber der deut⸗ ſchen Revolution ſei in der Abrüſtungsfrage größtes Mißtrauen erforderlich. Frankreich dürfe nicht an der Genfer Ideologie feſt⸗ halten. Um den Nachweis, baß Frankreich nicht abrüſten dürfe, bemüht ſſch heute das „Journal“, indem es mit der Verffent⸗ lichung einer Artikelſerie iber„Die gehei⸗ men Rüſtungen Deutſchl ang und ſeine mi⸗ litäriſche Vorbereitung“ beginnt. Darin werden, größtenteils in feuilletoniſtiſcher Form, die alten Behauptungen, die das franzöſiſche Publikum immer wieder beein⸗ drucken, neu aufgemacht. Henderſon in Prag Prag, 20. Juli. Der Vorſitzende der Abrüſtungskonferenz, Henderſon, traf aus Berlin kommend in Begleitung des Vorſitzenden der Abrüſtungs⸗ abtellung beim Völkerbund, Aghnides, in Prag ein. Auf dem Bahnhof hatte 5 zur Begrüßung u. a. der Außenminiſter Dr. Beneſch eingefunden. der Freunde des Nach dem oſtpreußiſchen Kreis Pillkallen iſt 16 auch der Kreis Preußiſch⸗Eylau frer von Arbeitsloſen. e Der ede hat die Voll⸗ machten der in den Bezirken der Landes- arbeitsämter der Wirtſchaft ernannten Be⸗ zirksleiter der Wirtſchaft zurückgenommen. Die Saarkommiſſion hat für das Saarge⸗ biet die auf den 23. Juli angeſetzten Kirchen⸗ wahlen verboten. a Kommuniſten verübten in Rinteln einen Feuerüberfall auf Polizeibeamte. Ein Po⸗ lizeiwachtmeiſter wurde ſchwer verletzt, eben⸗ ſo ein Kommuniſt. Durch Großfeuer wurde in Salzwedel ein dreiſtöckiges Lagerhaus mit 1500 Zentnern Getreide und 4000 Zentnern Kohlen gänz⸗ lich vernichtet. Geheimvertrag Polen Rußland Gegen Deutſchland! Berlin, 20. Juli. „Germania“, das Organ des Vize⸗ kanzlers von Papen, bringt aus Wien die Meldung, daß die franzöſiſche Diplomatie fieberhaft bemüht ſei, das nationalſozlaliſti⸗ ſche Deutſchland zu iſolieren. Ei⸗ nen überaus bedeutſamen Abſchnitt in die⸗ ſem Ringen ſtellt ein Geheimvertrag zwi⸗ ſchen Polen und Sowjetrußland dar. Mit ihm werde bezweckt, den Viermächtepakt zu paralyſieren und die Verſtändigung, die ſich zwiſchen Polen und Deutſchland angebahnt hat, zu ſtören. Der polniſche Außenminiſter Beck ſtehe dabei bedingungslos auf Seiten Frankreichs. Im Moskauer Politbüro habe der ſtellvertretende Außenkommiſſar Kreſtinſki die Tatſache des vollzogenen Geheimvertrags bekanntgegeben. Ueber den Inhalt erfährt die„Germania“ von ihrem ruſſiſchenKorreſpondenten folgen⸗ de Einzelheiten: Rußzland und Polen werden zu gemeinſa⸗ men Aktionen für den Fall verpflichtet, daß im Rahmen des Viererpaktes Entſcheidungen zuſtandekommen, die die Inkereſſen der bei. den Länder verleben. In einem Spezial- prokokoll ſind die Richtlinien eines ge⸗ meinſamen Kampfes Polens und Rußlands gegen„imperialiſtiſch⸗chauviniſti⸗ ſche Tendenzen des Deutſchen Reiches feſige. legt.“ Nach den Erklärungen Kreſtinſkis ſol „Nazideutſchland“ in erſter Linie wirtſchaft⸗ lich bekämpft werden. Im Falle eines bewaffneten e zwiſchen Polen und Deutſchland würde Sowjetrußland nicht nur neutral bleiben, ſondern Polen durch Jurverfügung- ſtellen ſeiner Kriegsinduſtrie und zerſehzende ae im deutſchen Hinkerland unter kützen. Kommt Balbo nach Berlin? Geſchwader zum Rückflug geſtartet. Neuyork, 20. Juli. Das italieniſche Ozeangeſchwader Balbos iſt von Chicago nach Neuyork geſtartet. * * Die Der Rückflug des Balbo⸗Geſchwaders über den Atlantiſchen Ozean ſoll in folgenden Etappen vor ſich gehen: 1. Chicago—Neu⸗ ork; 2. Neuyork—Shediac; 3. Shediac— hoal Harbor; 4. Shoal Harbor Valencia (Irland); 5. gegebenenfalls kann bei un⸗ günſtigen Wetterverhältniſſen der Rückweg auch über die Azoren genommen werden. Vielleicht kommt auch ein Beſuch von Ber ⸗ lin in Frage. In dieſem Falle würde das Balbo⸗Geſchwader auf dem Müggelſee waſſern. Die Möglichkeiten dazu ſind bereits vor einigen Wochen erprobt worden. Aus Baden Mannheim, 20. Juli.(4,9 Millionen Defizit.) Der Mannheimer Bürgeraus⸗ ſchuß hat den ſtädtiſchen Voranſchlag verab⸗ ſchiedet. In knapp 40 Minuten wurde nicht nur der Haushaltungsplan für das Rechnungs- fahr 1933, ſondern noch weitere 10 Tagungs- punkte angenommen. Der Voranſchlag ſchließt mit einem Defizit von 4,927 Millionen Mart ab. Die Gründe hierfür liegen namentlich in dem außerordentlich ſtarken Rückgang der Steuereingänge. Die ſtädtiſche Belaſtung für Wohlfahrtserwerbsloſe und Kriſenunterſtützte beträgt 9,4 Millionen. Der Etat wurde ohne Einzelberatung genehmigt. Unter den weiteren Vorlagen wurde u. a. die Zahl der ſtellvertre⸗ tenden Bürgermeiſter und beſoldeten Stadi⸗ räte auf jeweils einen feſtgeſetzt Wiſſen Sie das? In dieſem Jahr jährt es ſich zum 50. Male, daß zum erſten Mal die dan Strecke von Paris bis Konſtantinopel durch den Orient⸗ expreß auf dem Schienenweg wurde; während man ſeinerzeit zur hrt von Paris nach Konſtantinopel 78 Stunden brauchte, dauert heute die Fahrt nur 60 Stunden. Nach einer amerikaniſchen Schätzung be⸗ trägt der jährliche Weltverluſt an 1000 durch Rofl rund 2,5 Millionen Dollar; die Aus- gaben der Deutſchen Reichsba 0 für az des 1er gegen 10 belaufen ſich auf rund 48 Millionen Mark im Jahr. 5 zurückgelegt 1 Buntes Allerlei Srammophonplatte aus Gold. der be⸗ rühmte ruſſiſche Sänger Schaljapin bekam von einer bekannten engliſchen Grammophongeſell⸗ ſchaft eine Grammophonplatte aus reinem old geſchenkt. Den Anlaß dazu bildete der 30. Jahrestag, an dem Schaljapin zum erſten Male eine Grammophonplatte beſungen hatte. Seltſame Tauſſitte auf Helgoland. Auf der Inſel Helgoland iſt noch heuke eine Taufſitte in Gebrauch, die ici einzigartig, aber doch nicht weniger hübſch iſt. Soll ein kleiner, neuangekommener Inſelbürger getauft werden, folgt eine große Schar von 3⸗ bis 14jährigen Kindern dem glücklichen Ehepaar in die Kirche. Alle Kinder kragen Gläſer in den Händen, die gefüllt mit Waſſer ſind. Hat der Geiſt⸗ liche und der Vater des Kindes am Tauf⸗ becken Platz genommen, ſo umſchreiten die Kin- der das Becken, aus dem auch ſie vor mehr oder wenigen Jahren das Sakrament empfan⸗ en hatten. Nach der kirchlichen Handlung begebe ſich die Kinder in das Haus des Täuflings und nehmen ſelbſtverſtändlich an dem fröhlichen Taufeſſen teil. Maiskolben für Thealerbillets. Der Tauſchhandel, der ja auch in Deutſchland einige Anſätze zeigte, beginnt ſich in ande⸗ ren Ländern immer mehr auszubreiten. So gibt es in Budapeſt einen großen Markt, wo man nicht mit Geld kauft, ſondern mit Waren tauſcht. Da ſteht ein Alter, der zwei Biolinen gegen etwas Eßbares tauſcht, hier können Frauen, die weniger Wert auf die allerneueſte Mode legen, gegen Lebensmit'⸗ tel von Kopf bis zu Fuß neu eingekleidet werden. Sie„bezahlen“ vielleicht vier oder fünf Brote oder einige Pfund Fleiſch dafür. Am Rande des Marktes ſteht ein Theater, deſſen Billettkaſſe ſich nicht mit Geld, ſon⸗ dern mit allen möglichen und unmöglichen Gegenſtänden füllt. Am liebſten tauſchen die Bauern einen Korb mit Maiskolben für ein Billett ein. Und damit ſind beide Teile zufrieden. Großes Erdbeben in der Türkei. Im Ge⸗ biete von Mughla bebt die Erde ununter⸗ brochen ſeit 60 Tagen. Alle Wohnſtätten wurden zerſtört, und die Bevölkerung lebt im Freien. Die ganze Gegend ſcheint voll⸗ ſtändig verwüſtet worden zu ſein. Eine Enkführung mit Hinderniſſen. In Smyrna kam es infolge der Entführung eines jungen Mädchens zu blutigen Zwi⸗ ſchenfällen. 70 Männer, entweder Anhän⸗ ger oder Gegner des Entführexs, lieferten ſich ein wahres Feuergefecht, bei dem meh⸗ rere Teilnehmer fielen und 25 verletzt wur⸗ den. Die übrigen Teilnehmer an dem Auf⸗ tritt wurden feſtgenommen. Oeſterreicher bei Nairobi ermordet. Nach einer Blättermeldung aus Nairobi(Oſt⸗ afrika) wurde ein öſterreichiſcher Staatsan⸗ gehöriger, der 63jährige Anton Fabich, von Eingeborenen in ſeinem Lagerhaus, 16 Ki⸗ lometer von Nairobi entfernt, ermordet. Wahrſcheinlich handelt es ſich um Raub⸗ mord. Typhusepidemie in Chile. Wie aus Chile gemeldet wird, iſt in Santiago eine ſehr ſchwere Typhusepidemie ausgebrochen. Der Bevölkerung hat ſich eine Panikſtimmung bemächtigt. Es ſind bereits zahlreiche To⸗ desfälle zu verzeichnen. Die Regierung hat den Belagerungszuſtand verhängt. * Wiſſen sie das? Der höchſt gelegene Gebirgsſee der Welt iſt der Titicacaſee, auf 90205 15 mit den Dampfern hoch über den Wolken fahren kann; die großen Dampfer werden in einzelnen Stücken heraufgebracht und erſt oben zuſam⸗ mengeſetzt; der Waſſerſtand des Sees iſt im⸗ mer der gleiche, obwohl er von verſchiedenen Felsbecken Zulauf hat. Das Klima Spaniens iſt ziemlich gegenſätz⸗ lich; von Madrid ſagt man, daß die Stadt drei Monate Winter habe, und zwar einen ziemlich ſtrengen, und neun Monate Hitze, die zu einer afrikaniſchen Glut anſteigen kann; auch Kaſtilien iſt ein ſehr ödes und trockenes Land, und ein Sprichwort ſagt: Wenn eine Lerche Kaſtilien überfliegen will, muß ſie ſich ihr Futter ſelber mitbringen. Die chineſiſchen Fiſcher malen ihren Boo— ten an der Außenfläche Augen an, damit die Bote beſſer„ſehen“ ſollen, wohin ſie fahren und nicht auf Grund geraten. Die längſte Holzbrücke der Welt führt über eine Strecke von 31 Kilometer über den gro⸗ ßen Salzſee in den Vereinigten Staaten. Die längſte Eiſenbahnbrücke der Welt iſt die ſo⸗ genannte Key⸗Weſt⸗Brücke in den Vereinig⸗ ten Staaten, die die Küſte Floridas mit Key⸗Weſt, einer ſtarken Flottenſtation der Ver⸗ einigten Staaten, verbindet. Die Hafenbrücke von Sydney in Auſtralien enthält den am weiteſten geſpannten Bogen der Welt in einer Länge von 503 Metern. Die Hudſonbrücke in Newyork enthält den größten Hängebogen in einer Länge von 1076 Metern. Die Zahl 7 galt bei vielen Völkern als heilige Zahl, ſo bei den Aſſyrern, Baby⸗ loniern und Hebräern. Bei den Griechen ſprach man von den„ſieben Weiſen“, und bei vielen Völkern glaubte man, daß der 7. Sohn ſtets beſondere, übernatürliche Eigen⸗ ſchaften habe; heute noch halten viele Leute die 7 für eine Gluckszahl. Die Bedeutung der Autobahn Von Oberr gierungsrat Dr. Zierau, Karlsruhe, Präſident der Hafroba Das kürzlich von der Reichsregierung er— laſſene Geſetz über die Errichtung eines Un⸗ ternehmens„Reichsautobahnen“ vom 27.6. 1933 hat endlich die Grundlage für die Ver— wirklichung des von der Hafraba ſeit Jah— ren verfochtenen Autobahnproblems ge⸗ bracht. Das Geſetz iſt geeignet, eine neue Epoche in der Entwicklung unſerer deutſchen Verkehrswirtſchaft einzuleiten und verdient daher weiteſtgehende Beachtung. Es handelt ſich dabei nicht nur um die Schaffung eines vollkommen neuen Verkehrsnetzes für den motoriſierten Verkehr, ſondern auch um ein— ſchneidende mittelbare Wirkungen in volks— wirtſchaftlicher und kultureller Hinſicht, de— ren Bedeutung in vollem Umfang ſich erſt dann zeigen wird, wenn einmal der groß⸗ zügige Gedanke des Reichskanzlers, ein deutſches Autobahnnetz von rund 5000 Kilo⸗ meter zu ſchaffen, in die Tat umgeſetzt ſein wird. Der Autobahngedanke beſchäftigt ſchon ſeit Jahren die mit der Wahrung der öf— fentlichen Verkehrsintereſſen betrauten Ver⸗ waltungen aller europäiſchen Länder. Zeiten, in denen man die Anhänger des Autobahngedankens als Utopiſten ver⸗ lacht hat, ſind längſt vorüber. Der Gedanke, eigene Verkehrswege für das Kraftfahrzeug zu ſchaffen, iſt aus Italien übernommen worden. Es iſt eine intereſſante Parallele mit der deutſchen Entwicklung des Auto⸗ bahngedankens darin zu ſehen, daß ſich auch in Italien der Chef der italieniſchen Regie— rung, Muſſolini, mit zielbewußter Energie vor die von mir für richtig erkannten Pläne des Ingenieurs Puricelli geſtellt und ihnen mit eiſerner Willensſtärke trotz großer ent— gegenſtehender Schwierigkeiten zum Durch⸗ bruch verholfen hat. Zum allgemeinen Verſtändnis darf her— vorgehoben werden, daß die Autobahn dem motoriſierten Verkehr alle Vorbedingungen ſchoffen ſoll, die für die reſtloſe Ausnützuͤng der Eigenkräfte des Automobils und die Er— reichung größtmöglichſter Verkehrsſicherhekt notwendig ſind. Dieſen Anforderungen ver— mag das vorhandene allgemeine Straßennetz: das aus Zeiten ſtammt er ee 2 Die Arthur küßte Mays Bild in krankhafter Liebe und Raſerei. Lu wußte es und eine tiefe, ſchwere Feindſchaft erhob ſich zwiſchen den Brüdern. Ich ſtand machtlos dabei. Lu kämpfte doppelt. Die Allgewalt ſeiner Natur zog ihn zu May, und ſeine Nerven verlangten nach dem gefahr⸗ vollen Berufe zurück. Einmal unterlag Lu! In jener. Nacht, als ſein kleines Mädchen geboren wurde, führte Lu noch einmal ſeinen berühmten Todesſprung im Zirkus Rochus aus. Mein Sohn Arthur hat mich ſeit Wochen berlaſſen. Er hatte Lus Untergang beſchloſſen. Sein Vor⸗ haben iſt ihm gelungen. Lu, der gegen alles gefeit ſchien, iſt nun von ſeinem eigenen Bruder zur Strecke gebracht worden. Nun wiſſen Sie alles. Lu ſoll Frieden finden. Nichts Unwahres ſoll zwiſchen ihm und ſeinen nächſten 2 ſchweben. Die Liebe der Karells bringt kein ück.“„ Tief ſenkte ſie den Kopf. Niemand ſprach ein Wort. Da erhob ſich May. a g Mama!“ Langſam trat ſie auf Bianke Karell zu. „Mama, ſage das nicht. Mir hat Lus Liebe Glück gebracht. Ein großes Glück! Ein ſolches Glück konnte nicht von Dauer ſein.“ f Große Tränen liefen über ihr blaſſes Geſicht, in das ein rieſengroßer Schmerz eingemeißelt war. Dann ging das junge Weib wieder auf den Platz am Bett zurück. Harry Reveloor war leiſe hinausgegangen. Jetzt kam er mit dem Kinde auf dem Arm zurück. Bianke ſtreckte die Arme aus, nahm Lus Kind an ſich. 2s wandte das blonde Köpſchen; ſchließlich warf es den Kopf trotzig zurück. Eine Bewegung, die an Lu erinnerte. 8 Kind ſtemmte die kleinen Hände gegen die Bruſt Biankes und wehrte ſich kräftig gegen jede Liebkoſung. Schicksalsge walten ROMAN VON GERT ROTHBERG Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Harry Bianke: dann Bianke Karell. wandte ſich um. Er trat näher. zweifle am Erfolg.“ f Pläne werde ich vernichten.“ Reveloor ſagte langſam: Wieder lächelte Bianke. Reveloor nahm das Kind wieder auf ſeine Arme. Es ſchlang die dicken Aermchen um ſeinen Hals und drückte das Geſicht gegen das ſeine, immer noch furcht⸗ ſam auf Bianke blickend. Ein wehes Zucken ging über Biankes Geſicht. Leiſe murmelte ſie: „Nun habe ich auch noch das Letzte ausgekoſtet: Die 60 reine Seele ſeines Kindes wendet ſich von mir ab.“ Ein paar Minuten blieben ſie ſchweigſam, dann fragte „Herr Reveloor, darf ich zu meinem anderen Sohn?“ Stumm verbeugte er ſich. Er trug das Kind wieder hinaus in ſein Zimmer zu der Wärterin und begleitete Lange ſtand die unglückliche Frau an der Bahre ihres Sohnes. Mitleidig verhüllte ein weißes Leinentuch der Mutter die ganze Tragik ſeines jähen Todes. „Herr Reveloor, hat man gar nichts bei ihm gefunden?“ „Ja, gewiß, gnädige Frau! Einen kleinen Apparat. Er war faſt unverſehrt. Doch der hinzugezogene techniſche Beamte konnte nichts mit ihm anfangen. Apparat mit in ſein Laboratorium genommen. Er wollte damit Verſuche anſtellen, obwohl er bereits bemerkte, er Bianke Karell lächelte ſchwach, und dieſes Lächeln war ein letzter Stolz auf ihren Vater und ihre toten Söhne. „Der Apparat iſt wertlos ohne die Pläne, und dieſe „Wollen Sie das wirklich tun? Bedenken Sie, die Re⸗ gierung würde Ihnen dafür jeden Preis bezahlen.“ „Sie meinen, die Regierung hätte noch eine Kriegs⸗ waffe gebraucht? Ich hätte dieſe Erfindung wohl ſchon damals verkaufen können. Der Kaufpreis hätte uns ſoviel gebracht, daß wir damit Rache an Ralf Karell nehmen konnten. Doch dazu, das männermordende Scheuſal Krieg noch ſtärker zu machen, dazu ſollte die Erfindung niemals in denen das Automobil noch keine kehrsbedeutung hatte, nur in unzureichen⸗ dem Maße zu genügen. Auch ein alma h⸗ licher Ausbau dieſes allgemeinen Stra— ßennetzes kann den beſanderen Bebürfniſſen des Kraftwagens nicht in genügendem Maße gerecht werden, weil die allgemeinen Straßen dem gemiſchten Verkehr gewidmet bleiben müſſen. Die gleichzeitige Zulaſſung aller Wegebenützer muß aber notgedrungen eine Erdroſſelung des motoriſierten Ver— kehrs zur Folge haben. Auch bei Aufwen⸗ dung ſehr bedeutender Mittel zur Verbeſſe— rung des allgemeinen Straßennetzes durch Verbreiterung der Fahrbahn, Herſtellung non Umgehungsſtraßen und dergl. laſſen ſich dieſe Mißſtände nur in einem beſchränk⸗ Ver⸗ ten Umfang vermindern. Die Auto ba hn kann natürlich als Sammelader zwiſchen größeren Verkehrs- und Wirt⸗ ſchaftszentren gedacht werden. Ihre weſent⸗ lichen Kennzeichen beſtehen darin, daß ſie einen eigenen, mit dem Bahnkörper ver— gleichbaren Wegkörper beſitzt. der jede Kreuzung mit anderen Wegen, Bahn⸗ übergängen und dergl. im Niveau aus- ſchließ t. Die Autobahn iſt in ihrer gan⸗ zen Längenausdehnung von dem übrigen Wegenetz abgeſchloſſen und nur an beſtimm⸗ ten Stellen, bei denen ſogenannte Zu— bringerſtraßen einmünden, mit dem allge⸗ meinen Wegeſyſtem organiſch verbunden. Die Zuleitung des Verkehrs auf die Auto— bahn erfolgt in einer Weiſe, daß der ſich auf der Autobahn bewegende Richtungsver⸗ kehr nicht geſtört wird. Für die Benützung der Autobahn ſoll ein Entgelt erhoben wer— den als Gegenleiſtung für die beſonderen Vorteile. die die Autobahn dem Kraftfahr— zeugverkehr bietet. „Die generelle Projektierung der Hafraba ſieht eine von den Hanſeſtädten nach Baſel führende durchgehende Nord⸗Südlinie vor, die gedacht iſt als Teil einer großen inter— nationalen Nord⸗Südverbindung. Die Ha⸗ frabalinie ſoll in Baſel von der Schweiz übernommen und mit dem italieniſchen Autobahnnetz in Zuſammenhang gebracht werden. Die Baukoſten für die etwa 100 Kilometer lange Teilſtrecke Main— Neckar nur nur chen Staaten ſteht, ſteht es werden einſchließich der Grunderwerbs⸗ koſten auf rund 27 Millionen Mark, d. h. auf rund 273 000 Mark für den Kllometer Autobahn, veranſchlagt werden können. In einer Eingabe an den Herrn Reichs⸗ finanzminiſter vom 28. Auguſt 1932 hat die Hafraba den Nachweis geführt, daß die Frequenz der Autobahnen in dem bezeich⸗ neten Wirtſchaftsgebiet mutmaßlich ſo groß werden wird, daß die Verzinſung und Til⸗ gung des Anlagekapitals und die laufende Unterhaltung und Verwaltung der Anlage durch die aus dem Betrieb zu erzielenden Einnahmen aus dem Benutzungsentgelt, aus der Verpachtung der Stationen, Tank⸗ und Reparaturſtellen uſw. ſowie aus der Streckenreklame, unter Berückſichtigung einer gewiſſen Anlaufszeit, gedeckt werden können. Wie aus den Ausführungen zu Eingang dieſer Abhandlung hervorgeht, bildet die Hafrabalinie lediglich einen Teil des von der Reichsregierung geplanten großen deutſchen Autobahnnetzes. Als Hauptberkehrs⸗ ader für das Autobahnnetz kommen zwei große Nord⸗Süd⸗Verbindungslinien lein⸗ ſchließlich der Hafrabalinie) und im weſent⸗ lichen drei große Weſt⸗Oſt⸗Verbindungen in Frage. Der Geſamtumfang des Netzes kann auf rund 5000 Kilometer geſche werden. Die führende Rolle in der Weiterbehand⸗ lung des Netzausbaues hat die Deutſche Reichsbahn übernommen, als deren Zweig⸗ unternehmen die zu errichtende Weſellſchaft „Reichsautobahn“ anzuſehen iſt. Wenn auch mit der Möglichkeit gerechnet werden muß, daß im einzelnen kleine Aenderungen an der von der Hafraba vorgeſchlagenen Li⸗ nienführung vorgenommen werden,(o ſcheint doch heute ſchon feſtzuſtehen daß die Priorität der Hafrabaſtrecke ſowohl hon der Deutſchen Reichsbahn wie von dem neu er⸗ nannten Straßeninſpektor anerkannt wird. Die Erwerbung des für die Anlage der Kraftfahrbahnen benötigten Geländes wird keinen Schwierigkeiten begegnen, zu dem Unternehmen Reichsautobahn durch das Ge⸗ ſetz vom 27. Juni 1933 das Enteignungs⸗ recht verliehen worden iſt. Selbſtverſtändlich erfordert die Inangriff⸗ nahme eines ſo ungeheuren Werkes wie es der Ausbau eines 5000 Kilometer umfaſſen⸗ den deutſchen Kraftfahrbahnnetzes Harſtellt, ein gewiſſes Vertrauen in die wirtſchaftliche Entwicklung, und es muß daakbar aner⸗ kannt werden, daß der Führer der Reichs⸗ regierung die Entſchloſſenheit gezeigt hat, auch auf dieſem Gebiet des deutſchen Wie— deraufbaues mutig in die Zukunft zu blicken, Gegenüber peſſimiſtiſchen Einſtellungen darf darauf hingewieſen werden, daß die räumliche Kraftverkehrsdichte in Deutſchland weit über dem Weltdurchſchnitt legt. Im Weltdurchſchnitt entfällt auf Menſchen und auf 4 Quadratkilometer Land ein Kraft⸗ wagen. In Deutſchland entfällt zurzeit auf 4 Einwohner, aber ſchon auf zwei Drittel Quadratkilometer ein Kraftwagen. Während Deutſchland nach ſeinem Beſtand an Hraft⸗ fahrzeugen, bezogen auf den Kopf der Be⸗ völkerung, erſt an 17. Stelle unter fämtli⸗ hinſichtlich der räumlichen Verkehrsdichte ſchon au achter Stelle. Mit Einſchluß des Saatgevietes ſogar ſchon an 7. Stelle. J inerhalb Heutſch⸗ lands halten ſich die Gebiete Heſſen, Heſſen⸗ Naſſau und Baden bezüglich der Zahl der auf das Kraftfahrzeug entfallenden Einwoh⸗ ner in der Nähe des Reichsdurchſchnilts. dienen. Bianke davon. Er hat den Vielleicht hätte man ſie gar als Waffe benützt gegen das Land, deſſen genialer Sohn einſt in langen, ein⸗ ſamen Nächten die Pläne dieſer Erfindung ausarbeitete“ Reveloor beugte ſich zu ihr hin und küßte ihre Hand „Sie haben ſchwer gelitten.“ Bianke ſtreichelte ſein dunkelblondes Haar. „Ich danke Ihnen für die treue Freundſchaft, die Sie meinem Sohne entgegenbrachten.“ Reveloor richtete ſich auf. „Was werden Sie beginnen, gnädige Frau.“ „Ich werde in jenes Kloſter gehen, vor deſſen Schutz ich einſt floh. Und es wäre doch ſo gut geweſen, wenn ich mit der himmliſchen Liebe zufrieden geweſen wäre. Mein Urteil ſprach mir Lus Kind, deſſen unſchuldige Seele ſich von mir wandte mit ſicherem Inſtinkt. Leben Sie wohl.“ Tief verbeugte ſich Harry Reveloor, als ſie an ihm vorüberſchritt. Wenige Minuten ſpäter trug das Auto ſie Harry Reveloor ging langſam wieder in die oberen Räume hinauf. Als heiliges Vermächtnis ruhte auf ſeiner Bruſt Lu Karells Brief. — Ende.— Jungen bei und „Doch“, nur auf die Straße. die ihn dir ziehen.“ ö Der Lehrling. on Jo Hanns Rösler. (Nachdruck verbenen.) Auf der Straße ſteht der Lehrling Steppke. Klein, jung, dürr und unſcheinbar. 0 ſich zieht er einen Handwagen. roß, hoch, ſchwer und vollbeladen. Steppke ſtemmt und u fich Der Wagen rührt ſi 0 Kommen zwei beſſere Herren vorbei. Springen dem armen iehen den Wagen an ſeinen Beſtimmungs⸗ nicht. f ort. Durch vier Straßen. „Unerhört von deinem Meiſter“, ſchimpfen ſie,„dich kleinen ſchwachen Kerl ſo einen Wagen ziehen zu jaſſen. Haſt du ihm nicht geſagt, daß er dir viel zu ſchwer iſt.“ N freut ſich der Junge, chen 1 geantwortet: Geh Du wirſt ſchon ein paar Dumme finden, DONNA Ve IX IOHAHDE VON STEGMANN-STENN 2 4 Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 3. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Mit finſterem Geſicht ſtieg er hinauf. Auf der Treppe zum erſten Stock ſtieß er mit ſeinem Stiefbruder Hans Egon zuſammen. „Na, Kleiner“, ſagte der herablaſſend,„mal wieder von der teuren Alma mater zurück? Wer's doch auch noch mal ſo gut hätte, freier Student zu ſein— unſereiner muß ſich mit den blöden Akten totſchuften.“ Kurt mußte trotz ſeiner Wut unwillkürlich lächeln. Wer Hans Egon ſo ſah, im Reitdreß, elegant vom Scheitel bis zur Sohle, roſig und gepflegt, der glaubte nicht recht ans Totſchuften. „Na, du haſt es ja lange genug genoſſen, das Student⸗ ſein, Hans Egon“, meinte er etwas anzüglich. Denn der Bruder hatte ſich reichlich Zeit bis zu dem Referendar gelaſſen, den er endlich beim zweiten Male mit Ach und Krach beſtanden hatte. Hans Egon war gar nicht böſe über dieſe kleine Spitze. Er war im Grunde genommen ein gutmütiger, nur hoffnungslos leichtſinniger Menſch. „Uze du mich ruhig, mein Junge“, ſagte er faul,„mir tut das gar nichts. Ich bin froh, daß ich mir mit dem Studium Zeit gelaſſen habe. Warum wie ein Kuli arbeiten, wenn man einen reichen alten Herrn hat? Wozu verdient denn der ſo unmenſchlich viel Geld, wenn man es nicht mit Grazie ausgeben ſoll? Na, Servus, du ſehnſt dich wohl ſchon nach deiner unvermeidlichen Werkſtatt?“ „Ja“, ſagte Kurt eilig,„vielleicht entſchuldigſt du mich bei Mama, wenn ich nicht zum Abendbrot komme; es ſind ja ſo viele Gäſte da...“ „Du wirſt entſchuldigt, mein Teurer“, meinte Hans Egon phlegmatiſch.„Ihr beide liebt euch ja nicht allzuſehr, die teure Mama und du— und ihr habt ja in den Ferien noch genug Gelegenheit, euch in den Haaren zu liegen.“ Kurt mußte lachen. Er hatte den Stiefbruder ganz gern, der nach dem Grundſatz„Leben und leben laſſen“ handelte. Nur freilich, daß dieſe Lebensauffaſſung dem Geldbeutel des Vaters viel koſtete. Oft klagte der Vater über die übergroßen Anſprüche, die Hans Egon ſowie die beiden Damen an ihn ſtellten. Aber immer war er zu ſchwach, um einmal ein energiſches Wort zu ſprechen. Da war man ſchon wieder bei der Frage, die einem das Herz beſchwerte: Warum der Vater gerade dieſe Frau als ſeine zweite Gattin in ſein Haus geführt. Unmutig ſchüttelte Kurt den Kopf, er kam doch zu keinem Reſultat — es war beſſer, nicht daran zu denken Schnell lief er hinauf in ſein Zimmer. Karl, der Diener, hatte ſchon ſeinen Koffer ausgepackt. Die Bücher ſtanden geordnet auf dem Bücherbord, die Anzüge hingen ſauber auf den Hügeln im Schrank. Raſch vertauſchte Kurt ſeinen weißen Anzug mit einem alten, unſcheinbaren— denn in dieſem Geckenzeug, wie er den weißen nannte, konnte er unmöglich in ſeine ge— liebte Werkſtatt. Erſt aber mußte er Erika abholen; es war Zeit. Denn ſchon klangen von der Kirche neben dem Schloß ſechs Uhrenſchläge. In den letzten miſchten ſich ſchon die Glocken, die den Feierabend kündeten. Eilig lief Kurt hinunter, guckte im Vorüberflitzen noch einmal ſchnell in die Küche, wo Anna, die alte Wirt⸗ ſchafterin, waltete, die ihn von dem erſten Tage ſeiner Geburt an kannte. Ihr dickes rotes Geſicht ſtrahlte, als ſie den jungen Mann ſah. „Tag, Anna!“ nickte er ihr zu.„Gib mir ſchnell einmal ein paar ordentliche Butterbrote; ich bin von dem ſüßen Kleinkram da draußen beim Tee ordentlich flau ge— worden.“ 0 „Gewiß doch, gewiß, junger Herr!“ Sie eilte, ſo ſchnell es ihr ihre Rundlichkeit erlaubte, und bei ſich brummte ſie: „Von dem Getue da draußen kann einem noch mehr als flau werden.“ Bald kehrte ſie wieder zurück, ein paar zierlich verpackte Päckchen in der Hand haltend:„Das iſt für Euch, junger Herr! Ich hab' von der Jagd noch Reh⸗ braten übrigbehalten— und das hier iſt für Fritz, Sie gehen doch ſicher mit ihm in die Werkſtatt.“ „Biſt ein guter Kerl, Anna“, meinte Kurt gerührt. Er wußte, wie gut es Anna mit jedem meinte, der zu ihm hielt. „Aber zum Abendbrot ſind Sie doch da, junger Herr?“ fragte Anna bittend.„Ich hab' extra Hühner gemacht, obgleich die Gnädige Täubchen beſtimmt hat; aber ich hab' mir gedacht, wenn Sie ſo gerade von der Univerſität kommen, da ſind Täubchen ein zu ſpirrliges Eſſen für einen Studenten.“ „Du biſt ein kluges junges Mädchen“, neckte Kurt die alte Anna.„Wann iſt denn die Abfütterung? Und ißt mein Vater mit?!“ „Um acht Uhr, junger Herr. Und der Herr Kommer⸗ zienrat eſſen mit. Sonſt, wenn ſoviel Klimbim drin iſt“, ſie deutete mit der breiten, verarbeiteten Hand verächtlich nach draußen,„dann eſſen der Herr ja immer drüben im Kontor bei der Arbeit. Aber ſeit der junge Herr aus Schweden da iſt, da kommt er immer zu Tiſch. Und wenn Sie da ſind, junger Herr, na, da läßt er es ſich doch nicht nehmen.“ Und ſie ſah mit einem Blick des Stolzes und der Zärtlichkeit auf Kurt. „Du, Anna“, meinte der,„am liebſten würde ich ja mit dem Vater zuſammen im Kontor eſſen, das wäre ent⸗ ſchieden gemütlicher, aber das geht vermutlich nicht. Na, alſo ich bin um acht Uhr wieder hier; aber beine Butter— brote, die ſchenke ich dir doch nicht!“ Und lachend ging er weiter. Draußen ſah er auf die Uhr— halb ſieben! Ein weiches Lächeln kam auf ſein Geſicht, als er nun ſchnell durch das Seitenportal des Hofes hinausging, den kleinen Anlagen zu, die am Fluſſe entlang von der Stadt hereinführten. Fünftes Kapitel. Erika kam mit ihrer kleinen, abgegriffenen Aktenmappe langſam durch die Anlagen. Sie bog von dem Hauptwege ab. Der Weg am Waſſer war überhangen von den licht— grün belaubten Zweigen der alten Weiden. Es duftete leiſe von den blühenden Kätzchen. Wie eine zarte Paſtell— zeichnung lag jenſeits des Fluſſes der Turm einer alten Burg. Der Fluß ſandte leiſe ſeine Wellen gegen die Steine des Ufers. Durch die zart belaubten Zweige ſah der blaue Frühlingshimmel. Das Mädchen ging wie in tiefe Gedanken verſunken. Wie ſie ſo dahinſchritt, geſtrafft und feſt, mit ihrer ſchlanken und doch kräftigen Geſtalt, dem ſchmalen Kopf mit dem goldbraunen weichen Haar, paßte ſie ſo ganz zu dieſer einfachen ſchönen Landſchaft, zu dieſen klaren Linien von Himmel, Wieſe, Feld und Ebene. Die Hände waren, obwohl fein geformt, dennoch verarbeitet— gewöhnt, bei der Arbeit im Hauſe mit zuzufaſſen. Aber der Kopf mit den klaren lichtgrauen Augen, dem kluggeſchnittenen Munde hatte eine edle Vornehmheit. Hinter einem großen Ahorn verborgen, der auf dem Wege zwiſchen niedrigem Gebüſch ſtand, folgte Kurt mit heißem Entzücken den anmutigen Schritten des jungen Mädchens, das gleichmäßig und federnd durch die frühlingsgrünen Anlagen ſeinem Heim zuſchritt. Jetzt horchte ſie auf: Von einem Baume oder aus einem Gebüſch rief der Kuckuck— erſt einmal, dann wieder und nun noch einmal. Unwillkürlich hielt Erika an, um auf den Ton des Vogels zu lauſchen; es war das erſte Mal in dieſem Frühling, daß ſie ihn hörte. Er mußte ſehr nahe ſein; dort hinter dem Gebüſch, an dem großen, weitſchattenden Ahorn ſchien er ſich verborgen zu halten. Seltſam, daß er ſo nahe am Wege ſaß, der ſcheue Vogel, den ſie noch nie zu Geſicht bekommen, wie oft ſie auch in der Kinderzeit mit ihrem Freunde Kurt zuſammen ver— ſucht hatte, den Frühlingsboten zu entdecken. Unwilltürlich ging ſie auf den Zehenſpitzen auf das Ge⸗ ſträuch neben dem Ahornbaume zu. Wirklich, dieſer Kuckuck mußte ein ſehr ſorgloſer Geſelle ſein, denn unentwegt und immer lauter ertönte ſein„Kuckuck“. Leiſe bog Erika die Zweige auseinander— mit einem leiſen Aufſchrei fuhr ſie zurück: Eine kleine hölzerne Vogel⸗ pfeife im Munde, ſah ihr das lachende Geſicht Kurts ent⸗ gegen. Und im gleichen Augenblick war er auch ſchon zwiſchen den grünenden Zweigen heraus und ſchüttelte Erika die Hand: „Guten Tag, Erie! Na, das haſt du denn doch nicht erwartet?“ Auch in Erikas grauen, lichten Augen war warme Freude. „Kurt, du Uebermut“, ſie ſah ihn halb ſtrafend, halb erfreut an,„wie kannſt du es wagen, anſtändige junge Mädchen ſo zu narren?“ Kurt machte ein komiſch erſchrockenes Geſicht. „Ich habe gemeint, du biſt der alte liebe Eriekerl! Von den anſtändigen jungen Damen— ſprich Gänschen!— habe ich nämlich genug.“ Er machte eine bezeichnende Kopfbewegung nach Bremerſchloß hin. „Du biſt eben ganz verwildert draußen, Kurtchen“, neckte Erika,„höchſte Zeit, daß du wieder hierher und in Ordnung kommſt.“ Sie ſah nicht, wie der Blick des jungen Menſchen ſie mit einem eigentümlich heißen und ſehn⸗ ſüchtigen Ausdruck ſtreifte. „Ja, höchſte Zeit“, ſagte er mit gepreßter Stimme. Dann ſich zuſammennehmend, griff er, ehe ſie es hindern konnte, nach ihrer Aktenmappe.„Damit das gnädige Fräu— lein ſehen, daß ich noch nicht ganz verwildert bin...“ „Aber Kurt, wenn das die Leute ſehen, daß du mir die Aktenmappe trägſt“— Erika wurde ganz rot—,„das geht doch nicht.“ „Warum nicht?“ fragte er ruhig zurück. Ihr eben noch ſo unbefangen fröhliches Geſicht bekam einen gequälten Ausdruck: „Sie reden doch ſchon genug über unſere Freundſchaft, Kurt. Du biſt doch der Sohn des Beſitzers vom Bremer⸗ werk und ich die Tochter vom Materialverwalter.“ „Fang du auch noch mit dem Unfug an, Erie! Weder kann ich dafür, daß mein Vater der Beſitzer vom Bremer⸗ werk, noch du dafür, daß dein Vater Angeſtellter bei meinem Vater iſt. Hier handelt es ſich doch um uns. Und wenn ich dir die Mappe abnehme, ſo geht das keinem was an, ebenſo wie unſere Freundſchaft keinem was angeht.“ „Aber deine Mutter? Kurt, du weißt, ſie ſieht unſere Freundſchaft nicht gern, und ich fürchte immer, ſie wird es einmal meinem Vater entgelten laſſen. Sie hat ihm ſchon ein paarmal geſagt, er möchte verbieten, daß ich immer mit dir'rumſtrolche; wir wären keine kleinen Kinder mehr, und es ſchickte ſich nicht.“ Kurts offenes klares Geſicht bekam einen Ausdruck von Zorn und Bitterkeit: N e „Haſt du nicht ſchon oft genug miterlebt, Erie, daß ſie mir alles kaputtmachen möchte, was mir Freude bereitet? Sie kann und kann es nicht verſchmerzen, daß ſie das Bremerwerk nicht für ihre Kinder allein haben kann— dabei macht Hans Egon ſich gar nichts aus dem Werk. Wenn der nur ſeinen großen Wechſel regelmäßig bezieht, iſt ihm alles andere egal. Tu mir den einzigen Gefallen, Erie, nenne ſie nicht meine Mutter“, Du weißt“, Kurt ſprach leiſer,„dieſen Namen gebe ich nur einer, meiner wirklichen Mutter. Die Frau von Stübben, die zweite Frau meines Vaters, nenne ich nur Mama, und auch das nur notgedrungen, weil ich meinem Vater nicht wehtun will. Ach, Erie, der einzige Grund überhaupt, aus dem ich noch in den Ferien herkomme, iſt Vater— das Bremer⸗ werk— und du.“ Das letzte fügte er leiſer hinzu. Mit einem warmen Freundſchaftsblick, in dem aber noch die ganze Unbefangenheit eines Kinders war, ſah Erika den Jugendgeſpielen an:. „Du mußt nicht ſo bitter ſein, Kurt. Verdirb dir die ſchönen Ferientage nicht; deine Mama wird auch einmal zur Einſicht kommen...“ „Die— nie!“ war die heftige Antwort des jungen Mannes. Dann lenkte er gewaltſam ab:„Was macht deine Stenographie, Erie, und deine Schreibmaſchine? Wieviel Silben in der Sekunde? Ich hab' ſchon jeden Tag Angſt, daß du mir etwa auch einmal einen kalten Schreib⸗ maſchinenbrief ſchreibſt— aber nicht wahr, das tuſt du mir nicht an? Haſt du viel zu arbeiten?“ „Ach, es geht. Ich möchte doch nach dem Kurſus bald eine Stelle finden; da muß ich fleißig üben. Weißt du, Vater wird auch jetzt oft ſchon ſehr müde; wenn er nicht mehr arbeiten kann— wer ſoll dann für ihn ſorgen?“ „Aber Erie, er braucht ſich doch keine Gedanken zu machen. Solange mein Vater da iſt, wird doch keiner der alten Angeſtellten jemals Not leiden.“ Erika ſchwieg. Sie mochte dem Jugendfreunde nicht ſagen, was man ſich auf dem Bremerwerk von der Ge— ſundheit des Kommerzienrats Bremer erzählte: Daß er plötzlich mitten in einer geſchäftlichen Beſprechung blaß wurde, ſich nach dem Herzen griff, und daß er immer öfter mitten aus der Arbeit heraus ins Schloß hinübergehen müſſe, um ſich hinzulegen. So lenkte ſie denn die Unter— haltung ab: „Du haſt recht, Kurt, das ſind Sorgen, die wir uns heute und morgen noch nicht zu machen brauchen. Aber daß ich gern bald auch auf eigenen Füßen ſtehen möchte, das kannſt du dir denken. Um ſo mehr, als die anderen Leute auf dem Werk ſchon immer ſpitze Bemerkungen machen, daß mein Vater und ich hoch hinaus wollen, weil er mich auf die beſſere Schule geſchickt hat und nun noch was lernen läßt, anſtatt mich zu Hauſe zu behalten und mich möglichſt bald an irgendeinen von den jungen Leuten aus unſerem Stande zu verheiraten.“— Abſichtlich hatte Kurt ſein Studium nicht in die nahe Univerſität verlegt, ſo bitter ſchwer es ihm auch wurde, ſich vom Vater, vom Bremerwerk und von Erika zu trennen. Aber es war leichter ſo. Zum erſten Male jetzt bei Erikas Worten kam ihm ſchreckhaft der Gedanke, daß ein anderer ihm zuvorkommen, ein anderer dieſe Lippen küſſen, ein anderer dieſe ſchlanke, knoſpende Geſtalt im Arme halten würde. Dieſe Vorſtellung ließ ſein Blut ſchmerzhaft aufrauſchen; er konnte ſich nicht bezwingen— das eine mußte er wenigſtens fragen: „Erika, nicht wahr, das vorhin war doch nur ein Scherz, mit dem, was die Leute reden, daß dein Vater dich bald verheiraten will...“ In ſeiner Stimme ſchwang etwas mit, was ſie auf⸗ ſehen ließ; aber in ihrer kindlichen Unbefangenheit ahnte ſie nicht, was den Jugendfreund bewegte. „Du haſt wohl Angſt“, lachte ſie,„daß ich eines Tages die Frau von einem der Angeſtellten werden könnte? Ach nein, Kurt, das ſind doch nur die Leute, die reden, die es mir und dem Vater nicht gönnen, daß er mich beſſer ge⸗ halten hat als die anderen Eltern ihre Mädels. Er ſagte immer, die Mutter wär' was Feineres geweſen als die Mädels ſeines Standes, und ich ſollte auch was Beſſeres kennen als nur Waſchküche und Zimmeraufräumen und Kochen. Mitgeben könnt' er mir nichts, da wollt' er mir wenigſtens das eine mitgeben, daß ich ordentlich was ge⸗ lernt hätte, um auch mal auf eigenen Füßen zu ſtehen. Und vorläufig denk' ich ja überhaupt nicht ans Heiraten; dazu hab' ich noch lange, lange Zeit. Da müßte erſt der Richtige kommen.“ „Und wie müßte er denn ausſehen, der Richtige?“ fragte Kurt ſtockend. Er ſah mit heißer Sehnſucht auf das blühende, klare Mädchengeſicht neben ſich, über das jetzt ein ſchelmiſcher Zug ging.. „Ich hab' mich wirklich mit dem Gedanken noch nicht geplagt, Kurt. Ich hab' ja noch Zeit, viel Zeit, ich bin ja noch ſo jung und muß noch ſo ſchrecklich oiel lernen. Aber gut müßte er ſein und lachen müßte er können, und man f ſo viel Vertrauen zu ihm haben wie zu...“ Sie ſtockte. J „Wie zu wem, Erie?“ fragte Kurt in tiefer Erregung. Unwilltürlich blieb er ſtehen, ſah ſie an; ſeine dunklen, ernſten Augen forſchten in ihrer Seele.„ Ein unbekanntes Gefühl ſchauerte durch das Mädchen. „Wie zu dir!“ ſagte es unwillkürlich und ſcheu. 75 Und dann ging ſie, wie auf der Flucht vor ſich ſelbſt, ſchneller vorwärts. Kurt ſchwieg einen Augenblick und ging in gleichem Schritt neben Erika her. Eine zarte Befangenheit lag auf einmal zwiſchen den beiden jungen Menſchen.. 425 Ehe ſie in den ſchmalen Weg einbogen, der zu den Werkwohnungen führte, ſagte Kurt: 5 „Das war ein gutes Wort, Erika. Willſt du immer daran denken, daß du einem Manne, dem du einmal gut ſein kannſt, ſoviel Vertrauen entgegenbringen mußt wie mir?“. i Jortſetzung folgt“ dung, gegebenenfalls unter Hinzi gungsverfahren vor der ſtelle erfolgt gebührenfrei. Verbraucher) durchzuführen. der ſeiner Mutter die Preisüberwachung Die Ausführungsbeſtimmungen zum Geſetz. Die Staatspreſſeſtelle teilt folgende Be⸗ Ausführungsverordnung betreffend, vom 18. kanntmachung, die zur Preisüberwachung Juli 1933 mit: Auf Grund des Paragraphen 1 Abſatz 1 der Verordnung des heſſiſchen Miniſterpräſi⸗ denten zur Preisüberwachung vom 8. Juli 1933(Darmſtädter Zeitung Nr. 158 vom 16. Juli 1933) wird beſtimmt: Paragraph 1. Die Leitung der durch Para⸗ graph 1 der Verordnung zur Preisüberwa⸗ chung vom 8. Juli errichteten Preisüberwa⸗ chungsſtelle obliegt dem Staatsſekretär oder dem von ihm beſtellten Bevollmächtigten. Zu ſeiner Beratung kann der Staatsſekretär b ſachverſtändige Perſonen im Benehmen mit den beſtehenden wirtſchaftlichen Verbänden und Vereinigungen oder den berufsſtändiſchen Ver⸗ tretungen von Händlern und Gewerbetreiben⸗ den ſowie aus den Kreiſen der Verbraucher heranziehen. Die Tätigkeit der Sachverſtändigen iſt ehren⸗ amtlich. Eine Vergütung von Auslagen aus der Staatskaſſe findet nicht ſtatt. Paragraph 2. Der Antrag auf Erteilung von Genehmigungen nach Paragraph 2 oder 3 der Verordnung vom 8. Juli 1933 ſoll durch Vermittlung der zur Wahrnehmung der beſonderen Intereſſen der beteiligten Wirt⸗ ſchaſtskreiſe gebildeten Verbände und Vereini⸗ gungen geſtellt werden und iſt an das zuſtän⸗ dige Kreisamt zu richten. Liegt ein ſolcher Antrag vor, ſo iſt der einzelne Händler und Gewerbetreibende von der Pflicht zur Stellung eines Antrags befreit. Dies gilt auch dann, wenn der Händler oder Gewerbetreibende dem Verbande nicht ſelbſt angehört. Dem Antrag iſt eine e Begrün⸗ 6 s fügung von Unterlagen, beizuſchließen. Paragraph 3. Die Anmeldungsvorſchrift im Paragraphen 2 Abſatz 1 der Verordnung vom 3. Juli 1933 über die Genehmigung von Preis⸗ erhöhungen, Erhöhung von Preiszuſch ägen und Preisſpannen wird vorerſt ausgeſetzt. Die im Paragraphen 2 Abſatz 2 vorgeſehene Einholung der Genehmigung von Preiserhö⸗ hungen, Erhöhung von Preiszuſchlägen und Preisſpannen, die ſeit dem 1. Mai 1933 bis zum Erlaß dieſer Verordnung erfolgt ſind, wird vorerſt beſchränkt auf Roggenbrot, ge⸗ miſchtes Brot und Backlöhne. Paragraph 4. Das Antrags⸗ und Genehmi⸗ Preisüberwachungs⸗ Darmſtadt, 18. Juli 1933. Der Staatsſekretär: Jung. Das Recht auf Milchlieferung Eine Bekanntmachung des Milchverſorgungs⸗ verbandes Heſſen. Nachdem bis zum 15. Juli 1933 laut mei⸗ 5 ner Bekanntmachung betreffend die Bildung des Rhein⸗Mainiſchen Milche zeugungsverban⸗ des uno die Errichtung der Milchabſatzgenoſ⸗ ſonſchaften vom 26. Jum 1933(Darmſtädter Zeitung Nr. 151 vom 1. 7. 33) die Bildung der Milchabſatzgenoſſenſchaſten im weſentlichen durchgeführt ift, verlieren alle einer Milchab⸗ ſctz⸗ bezw. Moſtereigenoſſenſchaft nich t ange⸗ ſchloſſenen Milcherzeuger das Recht auf Miich⸗ 5 1 lieferung. Die Miſchab atzgenoſſenſchaften ſind verpflichtet, vom 1. Auna d. J J. ab den Verkauf der Milch für ihre Mitglieder an die Milchabnehmer(Milchhändler, Molkereien, Milchhändler, die Milch bisher von einzel⸗ nen Landwirten bezogen haben, dürfen von dem gleichen Zeitpunkt ab dieſe nur noch von den Milchabſaßgenoſſenſchaften ihres bisherigen Lieferkreiſes beziehen. 1 0 e A Ueber die ſpätere Ab⸗ ſatzgeſtaltung erfolgt beſondere Anordnung des 5 Milchverſorgungsverbandes Heſſen. Die Aus⸗ zahlung und Verrechnung des Milchgeldes hat für noch über die Milchabſatzgenoſſenſchaften zu erfolgen. Milchhändler, die unter Umge⸗ bung dieſer Bekanntmachung und derjenigen vom 26. 6. 1933 weiterhin von einzelnen Land⸗ wirten Milch beziehen, ſetzen ſich des Entzuges ihrer Konzeſſion aus. Der Ver⸗ er Gefahr lehr mit Markenmilch wird durch dieſe Be⸗ kanntmachung nicht berührt. Frankfurt a. M., 14. Juli 1933. Milchverſorgungsverband Heſſen der Beauftragte: Birkenholz. Haudls letter Gang Die Beiſetzung dis verunglückten SS⸗Gruppen⸗ führers. Mainz, 20. Jult. Die Beiſetzung des SS⸗ Gruppenführers Wilhelm Hauck zuſammen mit and unter außerordentlich ſtarker Beteiligung der Bevölkerung ſtatt. An r eindrucksvollen Trauerfeier vor dem Lei⸗ enhaus auf dem Friedhof nahmen teil der Sturmbann 3 der Standarte 117, die SS Aheinheſſens, die RS B., die Beamtenfach⸗ 1 die politiſche Leitung der NSDAP., der Stahlhelm, die einzelnen Ortsgruppen der Parte und die Polizei. Pfarrer Knab⸗Gu⸗ — 1 ſtasburg gedachte in ergreifenden Worten des ſo ſäh aus dem Leben geriſſenen Soldaten des Dritten Reiches und wies beſonders auf die Tragik des gleichzeitigen Todes der Mutter des verunglückten Führers Hauck hin. Dann bewegte ſich der Zug mit den beiden Särgen, voraus der der Mutter, dahinter der mit der Falentreuaflagge bedeckte Sarg des toten SS⸗ Mannes, unter Trauerklängen nach dem ge⸗ m aſamen Grabe, wo Pfarrer Knab die Ein⸗ ſegnung vornahm. Drei Salven als letzte Ehrung für den toten Führer Hauck über dem Grab folgten, während das Lied vom guten Kameraden erklang. f In endloſer Zahl wurden dann Kränze mit kurzen Anſprachen niedergelegt, in denen die Verdienſte des Dahingegangenen rühmend her⸗ vorgehoben wurden. Am Grabe ſprachen u. a. der Beauftragte des Gruppenführers der SS Abſchnittsführer Redieß⸗Frankfurt a. M., der Führer der SS⸗Standarte Herbert⸗Darm⸗ ſtadt, für die heſſiſche Regierung Polizeiprä⸗ ſident Dr. Beſt, für die Stadt Mainz Staats⸗ kommiſſar Dr. Barth, für den Gauleiter Staatspreſſechef Falk, für die Kreisleitung Mainz Stabsleiter Ehrgott und Gauführer Lochner vom Stahlhelm. Ns Reichsſumphonſeorcheſter in Nainz Am kommenden Samstag, den 22. Juli, wird das NS: Reichsſymphonieorcheſter ate Kapellmeiſter Franz Adams hervorragender Leitung in der Stadthalle der rheiniſch⸗maini⸗ ſchen Muſikſtadt Mainz wirken. zende Preſſeecho, welches dem Auftreten der nationalſozſaliſtiſchen Künſtlerſchaft in dieſen Tagen überall folgt, enthebt uns hier der Not⸗ wendigkeit einer beſonderen Betonung des Wertes und des hohen Genuſſes eines ſolchen Abends. Wir halten es für unſere Pflicht, jeden deutſchen Volksgenoſſen in Stadt und Land darauf aufmerkſam zu machen, daß er die für wahrſcheinlich längere Zeit letzte Mög⸗ lichkeit, das Reichsſyn phonieorcheſter zu hören, in Mainz haben wird. Bekanntlich geht das Orcheſter demnächſt ins Ausland, ſo daß allen denen, die mittelbar viel, aber unmittelbar noch nichts von dieſem Orcheſter hörten, drin⸗ gend zu raten iſt, die Gelegenheit, am kommen⸗ den Samstog ein deutſches und erhebendes Wochenende in Mainz zu erleben, nicht vor⸗ übergehen zu laſſen. — Lokale Nachrichten Sterbetafel. Geſtern nachmittag um 5 Uhr verſchied plötzlich und unerwartet unſere hochachtbare Mitbürgerin Frau Johann Sommer 3. Wwe, Anna Maria geb. Pfenning, Lorſcher⸗ ſtraße 40, im Alter von nahezu 76 Jahren. Die ſo unerwartet in die ewige Heimat Abge- rufene führte einen arbeitsreichen und gottge⸗ fälligen Lebenswandel. Noch geſtern Vormittag beſuchte ſie die hl. Meſſe und kommunizierte, wie ſie dies jeden Tag getan hat; ſchon ſeit 30 Jahren hat ihr Mann das Zeitliche geſegnet, ſie mit noch 5 unverſorgten Kindern zurücklaſſend, die ſie in raſtloſer Arbeit, ohne jegliche Unter⸗ ſtützung, groß gezogen und verſorgt hat. Möge ihr, die 76 Jahre voll Gottvertrauen im Le⸗ benskampf geſtanden hat, die Erde leicht ſein. Sie ruhe in Frieden. Die Zeit der Beerdigung iſt aus der Anzeige erſichtlich. Gas⸗ und Luftſchutz⸗Vortrag. Der nächſte Luftſchutzvortrag findet heute Donners⸗ tag Abend pünktlich um ½9 Uhr in der Goethe⸗ ſchule ſtatt. Die Organiſationen der Sal., SA., Rotes Kreuz, Freiwillige Feuerwehr u. Schützen⸗ abteilung haben zu erſcheinen. Die Geräte zur praktiſchen Vorführung ſind mitzubringen. Die Führer melden unter Abgabe ihrer namentlich aufgeführten Teilnehmerliſte die Stärke ihrer jeweiligen Truppe. Heim, Gas- und Luftſchutz⸗ referent der Standarte 221 und Kommiſſar der Kreiſe Heppenheim und Bensheim. * Nochmals ungekürzte Auffüh⸗ rung des Tellſchauſpiels. Am Sonn- tag nachm. 3 Uhr findet im Rahmen des 40jährigen Jubiläums des T. V. die letzte und ungekürzte Aufführung des Tellſchauſpiels als Benefizvorſtellung für die Schauſpieler ſtatt. Die Eintrittspreiſe hierzu ſind ſtark ermäßigt und betragen: 1 Platz 1.—, 2. Platz 0.70.— 3. Platz 0.40 Mk. Im Vorverkauf gelöſie Karten berechtigen zum freien Eintritt zum Ju⸗ biläums⸗Feſtabend am Samstag, weshalb wir heute ſchon auf die bekannten Vorverkaufsſtellen hinweiſen. ——— Erntezeit. Durch die naßkzlte Witterung, die vor ellem im ſüdlichen Deutſchland im Mai und Juni vorherrſchend war, hat der landwirtſchaft⸗ liche und gäctneriſche Pflanzenbau vie fach eine Einbuße erlitten, denn Licht und Wärme ſind das Lebenselement im Pflanzenleben. Trotzdem hört man allgemein, daß in Viern⸗ heim, die Ernte recht gut ausfällt. Auch dem Städter iſt in den letzten Monaten ſo recht zum Bewußtſein gekommen, welch grund⸗ legender Unterſchied zwiſchen land wirtschaftlicher und induſtrieller Tätigkeit beſteht und wle ſehr die Arbeit im landwirtſchaftlichen Betrieb von der Witterung abhängig iſt. Heu, Wintergerſte, Raps, ſollten heute bereits unter Dach u. Fach ſein und in Frühdruſchgebieten die Roggen⸗ ernte beginnen Bei der Unſicherheit der Witter⸗ ung kann nur eindringlich angeraten werden, die geſchnittene Ernte nicht am Boden liegen zu laſſen, wo ſie am raſcheſten verdirbt, ſondern in die Hohe zu bringen, damit ſie zu rechter Zeit ſtärkeree Durchlüftung ausgeſetzt iſt. Das Einfahren in feuchtem Zuſtand iſt nur zu häufig die Utſache von Bränden und ſchädigt den Gebrauchswert der Ernte durch Beeinträchtigung von Farbe, Geruch, Keimfähigkeit und innerer Geſundheit. Zu früher Schnitt iſt von Uebel In dieſem Fall braucht das Getreide erſt recht längere Zeit zum austrocknen und Nachreifen auf dem Felde. Kleine Garben, nicht zu feſt gebunden, werden leichter durchlüftet u. trocknen raſcher. Das lang- und ſtarkhalmige Getreide. wie Roggen und Weizen, wird allgemein auf ⸗ geſtellt, während Gerſte und Hafer noch gern ungebunden im Schwad getrocknet werden. Das ſollte aber nur bei ganz ſicherem Wetter und höherer Stoppel geſchehen. Bei uns in Viernheim hat man ja ſchon mit der Ernte begonnen und die harte und mühſame Arbeit des Jahres findet jetzt ihren Lohn. — Generalverſammlung der D. J. K. Viernheim. Wir erhalten hierüber den nachſtehenden Bericht: Die D. J. K. Viernheim hielt am Montag abend eine außerordentliche Generalverſammlung ab. Dieſe war notwendig geworden, da ein Teil der Mitglieder des Vorſtandes aus dem Vorſtand ausgeſchieden war, teils durch Wegzug, teils aus anderen Gründen. Herr Präſes Weil gab zuerſt einen Ueberblick über die letzten Er⸗ eigniſſe. Nachdem nun die D. J. K. und die kathol. Vereine von dem Heren Reichskanzler nicht verboten, ſondern wieder in ihre alten Bahnen geleitet wurden, iſt es auch für uns Pflicht, nach dem Wunſche des Herrn Reichs⸗ kanzlers die Jugend zu bilden. Treu der Kirche — Treu dem Vaterlande. Alle müſſen nun, nachdem alle Parteien aufgelöſt ſind, ſich zu- ſammenfinden zu geſchloſſener Einheit, um das Vaterland aufzubauen und ſo allen Deutſchen wieder Arbeit und Brot zu verſchaffen. Für unſere Heimatgemeinde Viernheim iſt dies beſon⸗ ders notwendig, da wir als Vorſtadt von Mann- heim beſonders unter der Geiſel der Arbeits- loſigkeit leiden. Einigkeit nur kann uns retten. Wir Katholiken müſſen hier an der Spitze ſtehen. Unſere Miſſion in den konfeſſionellen Vereinen iſt nicht beendet, ſie fängt jetzt erſt an. Cha- arakterfeſte Menſchen heranzubilden, das iſt unſer Ziel geweſen und iſt es jetzt wieder neu. In Viernheim iſt es nicht möglich, daß alle in einem Sportverein ſind. Dafür iſt Viernheim mit faſt 13000 Seelen zu groß. Wir wollen zu den anderen Vereinen in freundſchaftlichem Verhältnis ſtehen, es ſoll wieder werden wie einſt, wo nach dem Spiel beide Gegner in traulicher Unterhaltung beiſammen ſaßen und ſich gemeinſam freuten. Weg mit der Rekord⸗ ſucht, die ſchon ſo viel Unheil gebracht hat. Wenn andere ſich über das Verbot der D. J. K. gefreut haben, ſo ſoll es vergeſſen ſein. Auch dem Feinde, der eben noch ſein Eigenſüppchen kocht, müſſen wir mit offener Stirn entgegen- treten und ſo die Feindſchaft in Geſelligkeit wandeln. Nachdem noch die Eigentumsverhältniſſe be- kanntgegeben waren— die Anlage mit der ge— ſamten Inneneinrichtung iſt Eigentum der kath. Kirche und ſteht deshalb allen kathol. Vereinen, auch der weiblichen Jugend zur verfügung— ſchritt man zur Vorſtandswahl. Der neue Vorſtand ſetzt ſich wie folgt zuſammen: Joh. Wilh. Weil, Präſes Joh. Engel, 1. Vorſitzender(Führer) Nikolaus Schloſſer, 2. Vorſitzender Adam Hofmann, Kaſſier Joſef Klee, Schriftführer Hch. Rudershauſen, Beiſitzer Von den fünf letztgenannten gehören vier nationalen Verbänden an. Die Jugendkraft Viernheim iſt ſomit der erſte Sportverein, deſſen Vorſtand den Forderungen der Gleichſchaltung entſpricht und wird auch faſt der erſte Verein am Orte ſein, der ohne amtlichen Auftrag ſich ſelbſt gleichgeſchaltet hat, Mit einem Gelöbnis der Treue ſchloß die Verſammlung, nachdem der 1. Vorſitzende noch einige ermunternde Worte an die Verſammelten gerichtet hatte. Die Verſammlung ſang noch Das glän⸗ iſts nichts von Segen“. das Deutſchlandlied und das Horſt Weſſellied. Mit wirklicher innerer Befriedigung ging man auseinander. Friede ernährt, Unfriede verzehrt. Deshalb mit neuem Eifer und neuer Kraft an die Arbeit. Das Vaterland, die Kirche, die Gemeinde braucht es. Der Stemm- u. Ringelub Lampertheim auf dem Waldsportplatz. Im Juli iſt Hochſaiſon bei den Kraftſport⸗ lern, wie in allen ſolchen Vereinen. Nach den ſchönen Kämpfen gegen Lampertheim und Schif⸗ ferſtadt tritt nun am kommenden Sonntag der Lampertheimer Club in Viernheim mit 2 Mann⸗ ſchaften an. Lampertheim iſt z. Zt. äußerſt kampfſtark, das beweiſt die Siege über erſtkl. Vereine. Der Kampf findet am Sonntag Nach⸗ mittag 3 Uhr auf dem Waldfportplatz ſtatt und zwar mit 2 Mannſchaften. Vorher ſpielt die Ah gegen Olympia Lampertheim. NB. Am Feeitag Abend findet im Lokal zum„Gold. Stern“ eine Verſammlung aller Viern⸗ heimer Schwerathleten ſtatt. Alle Viernheimer Intereſſenten am Kraftſport, ob aktiv oder paſſiv, verfolgen den morgen Freitag erſcheinenden Artikel. Gedenktage 5 2 0. Juli. J 1832 Der Schriftſteller Karl Julius Webel Demokritos) in 0 ee geſtorben. 1859 Der Botaniker Otto Warburg in Ham⸗ burg geboren. 1866 Seeſteg der Oeſterreicher über die Ita⸗ liener bei Liſſa. 1880 Der Philoſoph Hermann ach Keyſer⸗ ling in Koenno in Livland geboren. Prot.: Elias— Kath.: Margareta Sonnenaufg. 4.01 Sonnenunterg. 2011 Mondaufg. 1.04 Mondunterg. 19.26 Wie die Frucht, ſo der Baum. (Sprichwort.) der Margaretentag St. Margaret, deren Namensfeſt auf den 20. Juli fällt, zählt zu den 14 Heiligen Nothelfern. Die volkstümliche Bezeichnung für Margaretziſt Gretl. Die Volksſage be⸗ richtet, daß in der Nacht zum 20. Juli die ſchlimme, ſchwarze Margaret auf einem wei⸗ ßen Roß durch die Lüfte ſauſt. Die Heilige Margaret gilt als Patronin der Gärtner. Im Bauernkalender iſt der Margaretentag eine Art Lostag:„Bringt Margret Regen, Der Bauer jam⸗ mert:„Margareten-Zorn fällt ins Korn“. —„Regnets an St. Margaret, vier Wochen lang der Regen ſteht.“— Auch für den Nußbaum ſoll Margareten-Regen nicht be⸗ kömmlich ſein:„Regnets an St. Margaret, dann die Nuß ſehr ſchlecht gerät.“ St. Margareta, die Märtyrerin zu An⸗ tiopien in Piſidien, wurde von ihrem Va⸗ ter, dem heidniſchen Oberprieſter Odeſius, wegen ihres Chriſtenglaubens verſtoßen. Als Hirtin durchzog ſie die Lande und fiet im Jahre 304 dem grauſamen Edikt des rö— miſchen Kaiſers Diokletian zum Opfer. Der Richter, von der Schönheit Margaretens überwältigt, verliebte ſich in ſie und wandte alle Mittel der Beredſamkeit und Verfüh⸗ rungskunſt an, um Margarete zum Abfall zu bringen. Margarete blieb jedoch ſtand⸗ haſt. Die verſchmähte Liebe verwandelte ſich in Haß, und der zornige Richter ließ Margareta enthaupten. 8 Auswirkung der Beitragserleichterung für Hausgehilfinnen. Die neuen Erleichterun⸗ gen für die Beſchäſt'gung von Hausgehilfinnen wirten ſich naturgemäß auf die Finanzlage der Invalidenverſſcherung aus, wenigſtens ſo⸗ lange der Ausfall an Beiträgen nicht durch Mehreinſtellung von Hausgehilfinnen ausge⸗ glichen wird. Zurzeit ſind in Deutſchland etwa 840 000 Hausgehilfinnen tätig, die für Bei⸗ tragsleiſtungen zur Invalidenverſicherung in Frage kommen. Im Jahre 1925 betrug die Zahl der beſchäftigten Hausgehilfinnen noch 1310000. Ein Beweis, in wie ſtarkem Aus⸗ maß ſich die wirtſchaftliche Lage Deutſchlands auch bei der Beſchäftigung von Hausgehilfin⸗ nen ausgewirkt hat. Wenn man die Differenz zwiſchen den alten und den neuen verbilligten Beitragsſätzen mit 30 Pfennig pro Woche oder rund 15 Mark pro Jahr annimmt, ſo ergibt ſich, daß allein die Invalidenver⸗ ſicherung zurzeit eine Mindereinnahme von jährlich 12,5 Millionen Mark haben wird. Wahl von Vornamen. In einem Rund⸗ erlaß des preußiſchen Innenminiſters wird folgendes beſtimmt: Wird bei einem Stan⸗ desbeamten der Antrag geſtellt, den Namen des Herrn Reichskanzlers als Vornamen, ſei es auch in der weiblichen Form, Hitlerine, Hit⸗ lerike oder dergl. einzutragen, ſo hat er dem Antragſteller nahezulegen, einen anderen Vor⸗ namen zu wählen, da die Annahme des ge⸗ wählten Vornamens dem Herrn Reichskanzler unerwünſcht iſt. Entſpricht der Antragſteller der Anregung des Standesbeamten nicht, ſo iſt dem Minſſter zu berichten. * „ Weltervorherſage: Meiſt heiter, warm und trocken.