Lokales Viernheim, den 1. Auguſt Die Heimkehr vom Deutſchen Turnfeſt. Geſtern Abend kehrte der hieſige Turnverein mit ſeinen Mannen vom Deutſchen Turnfſeſt aus Stuttgart zurück. Zur Abholung um 9.12 Uhr an der OEcG.⸗Bahn hatte ſich eine gewaltige Schar von Turnfreunden einge⸗ funden, die den Stuttgartfahrern froh zujubelten. Unter den Klängen des Turner⸗Spielmannszugs wurde zum Freiſchütz gezogen, wo noch eine frohe Stunde gemütlich beiſammen verbracht wurde. Der Turner Franz Herbert hat im Zwölfkampf, dem erſten Kampf auf dem Deut- ſchen Turnfeſt, mit 170 Punkten den 51. Preis errungen. Um die Siegespalme hat ſich noch beworben der Turner Hans Binninger, der lei- der infolge einer Verletzung mit drei Minus- Punkte nicht als Preisträger hervorgehen konnte. Der Turner Herbert hat mit dieſem Sieg auf dem Deutſchen Turnſeſt den erſten Kranz von einem Deutſchen Turnſeſt nach Viernheim ge— bracht. An den allgemeinen Freiübungen, welche von 42000 Turnern aufgeführt wurden, haben 14 hieſige Turner teilgenommen. Insgeſamt hat man zwiſchen 40 und 50 hieſige Feſtteil⸗ nehmer gezählt. Erzählen können ſie jedoch alle nichts, was wir hier geſehen, gehört und miter⸗ lebt haben, läßt ſich nicht ſagen, ſo ſprachen alle. Herr Sattlermeiſter Karl Hook hielt noch eine kurze, zündende Anſprache, die in dem Wunſche ausklang, daß alle Turner mehr denn je die Turnſtunden beſuchen, denn ohne Fleiß kein Preis. Herr Hans Winkenbach ſagte Dank für den überwältigenden Empfang. Nach Ab⸗ ſingen des Deutſchland- und Horſt Weſſelliedes ſowie des alten Turnerliedes„Turner auf zum Streite“ kehrten alle Feſtbeſucher und Abholer iu die heimatliche Behauſung zurück, neu ge— ſtärkt an dem friſchen, frohen Turnergeiſte. * Auch ein Dank. fand in Weinheim der Verbandstag der Bad. Gaſtwirte ſtatt. Da ſcheinbar die dortige Ge⸗ ſchäftswelt dieſer Tagung wenig Intereſſe ent- gegenbrachte, gibt der Gaſtwirte⸗Verein in den dortigen Lokalzeitungen folgendes bekannt: Ganz beſonderen Dank unſeren Lieferanten, Einzelhandel, Metzgern und Bäckern, die uns in ſo hochherziger Weiſe durch ihre Ab- weſenheit unterſtützt haben. Wir werden In dieſen Tagen N dies ſteis in angenehmer Erinnerung be⸗ halten und dieſen Geſchäftsleuten die Unter⸗ ſtützung zukommen laſſen, die wir von ihnen gehabt haben. * Eine neue Sonderkarte vom Felsberg. Als Schreiber dieſer Zeilen in den Jahren 1923 und 1924 die römiſche Gra⸗ nitinduſtrie auf dem Felsberg neu bearbeitete, ergab ſich die überraſchende Feſtſtellung, daß ſtatt der bisher bekannten 12 Stücke nicht weniger als 171 noch vorhanden ſind. Der im Verlage Oscar Schneider-Mainz erſchienene„Führer durch die römiſche Granitinduſtrie auf dem Felsberg im Odenwald“ gibt eine vollſtändige Aufzählung mit Beſchreibung der techniſchen Vorgänge; die Werkſtücke ſind laufend in weißer Oelfarbe numeriert. Schon damals wurde im Heſſiſchen Landes vermeſſungsamt der Plan einer Sonder- karte des Gebietes gefaßt, der nur zur Ausführung gekommen iſt. Die im Maßſtab 1:2500 ge⸗ zeichnete Karte hat die Größe 52 zu 34 em; ſie reicht von der Häuſergruppe am Forſthaus im Norden bis an den ſüdlichen Waldrand über Reichenbach und umfaßt in Oſtweſtrichtung das Gebiet der beiden großen Felſenmeere. Die Aus⸗ führung in 7 Farben bringt jede Einzelheit zu lebendigem Ausdruck. Die Gebäude, die hervor⸗ ragen deren Naturgebilde und die wichtigeren unter den römiſchen Weekſtücken ſind nach Art der Pharuspläne perſpektiviſch dargeſtellt, in der Wiedergabe der Felſenmeere iſt verſucht, die geologiſche Entſtehung dieſer gewaltigen Natur- erſcheinung zu verdeutlichen. Dieſe neue Fels- bergkarte, die zu dem erſtaunlich niedrigen Preiſe von 60 Pfg. in den Handel gegeben wird, iſt nicht nur ein Meiſterſtück neuzeitlicher Karten⸗ kunſt, ſie iſt darüber hinaus ein neues Zeugnis für das tatkräftige Verſtändnis, das das Heſſiſche Landesvermeſſungsamt ſeit langen Jahren der Heimatkunde entgegenbringt. Die zahlreichen Beſucher des ſchönen Berges werden ihm für dieſe Gabe dankbar ſein. 0 (Profeſſor Dr. Fr. Behn) Waldſportplatz. Kickers Offenbach auf dem Waldſportplatz. Sp. Vgg. unterliegt Polizei⸗Sp. V. Darmſtadt 0:2 Das war wieder am Sonntag ſo ein rich- tiger Sommer-Fußball, kein Schneid, kein Schmiß im ganzen Spiel; aber eifrige Polizeiſpieler, die mit Wucht kämpften, um ein Renommee für die Neueinteilung mitzubringen, einen Sie einen bekannten Bezirksligaverein. Von Bezirks⸗ liga war wenig zu ſehen, ganz nette Anlagen, aber kein Einſetzen, ein Verſagen der Halben, ein Herumfixieren der Läufer, ſchlechte Ballabſchläge der Verteidigung und kein oder wenig Stellungs⸗ ſpiel. In der erſten halben Stunde hätte das Spiel entſchieden ſein können, aber man glaubt, ſich den Eifer und Energie auf die letzten 15 Minuten aufheben zu können, wenn man zuvor 75 Minuten gebummelt hat. Mit der neuen Führung wird auch bei der 1. Mannſchaft wie⸗ der ein anderer Geiſt einziehen, der Geiſt: daß die erſte Hälfte gewonnen werden muß, dann kann man ſich leichter durch verſtärkte Deckung auf das Halten des Sieges einſtellen. Nächſten Sonntag kommt ein anderer Geg⸗ ner: Kickers Offenbach, der Beſieger der Ein⸗ tracht Frankfurt, des ſüddeutſchen Meiſters! Das wird ein Klaſſe⸗ und Raſſeſpiel geben, wo man mit Leiſtungen aufwarten muß. Um in die höchſte deutſche Spielkaſſe zu kommen, muß man mehr leiſten, ihr Herren Spieler! Am Sonn- tag gilts zu beweiſen, wenn zu Ehren der Kickers die ganze Viernheimer Fußballgemeinde auf dem Waldſportplatz erſcheint. Dazu iſt: 10,jährige Zuſammenſchlußfeier! Da muß man gewinnen! Im Rahmen der 10.jährigen Zuſammen⸗ ſchlußfeier findet am Samstag abend anf dem Platze ein Kommers ſtatt, an dem ſich auch ver⸗ ſchiedene Geſangvereine beteiligen werden. Vor⸗ her um halb 7 Uhr ſtartet die Erſatzliga zu einem Freundſchaftsſpiel gegen den VfL. Lam⸗ pertheim. Um 8 Uhr Beginnen ſchwerathletiſche Kämpfe(Ringen, Stemmen und Pyramidenbau) mit dem Stem⸗ u. Ringklub„Eiche“ Sandhofen. Wochenplan der Sport⸗ Vereinigung Amieitia 09 e. V. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Täglich Betrieb Dienstag Abend 7 Uhr: Leichtathl. Training der Liga, 1. Jugend und Handballer. Mittwoch Abend 5 Uhr: Jugend⸗ u. Schülertraining Mittwoch abend 8 Uhr: Kraftſportler⸗Training im Lokal. Donnerstag Nachm. 6,30 Uhr: Trainingſpiel gegen die Liga. Freitag Nachm. 6,30 Uhr: Training für Ah, 2. Mannſch. NB. Wir machen alle Intereſſenten darauf auf⸗ merkſam, daß das Eintrittsgeld bis zum 1. September 1933 erlaſſen iſt und bitten daher von dieſem Mitgliederwerbemonat recht zahl⸗ reichen Gebrauch zu machen. 9 über —— Oder: Dem rechten deutſchen Mädch Du biſt wie eine Lerche, Die trillernd gen Himmel fliegt. Stets liegt auf deinen Lippen Ein friſches, frohes Lied. Dem Schöpfer willſt du danken, Der dir den Frohſinn gab: Immer heiter zu erſcheinen, Iſt wirklich Gottes Gnad. Du biſt wie eine Lerche Im ſchlichten Federkleid. N Dich ſchmückt nicht Tand noch Seide Dich ziert ein Ehrenkleid! Mögſt du es immer tragen, Im Sturm und in der Not. Und wolleſt nimmer zagen Bei Kampf und derben Spott. Du biſt wie eine Lerche, genügſam, ſchlicht und froh. Im Herzen trägſt du Liebe, Zum freuen deutſchen Sohn. Tief ſchau Ihm in die Augen, Ob er es ehrlich meint: Daß dir im ſpät'ren Leben, Die Sonne auch noch ſcheint. Vekeins⸗Anzeiger Odenwaldklub(Ortsgruppe Viernheim). Die auf den 6. Auguſt angeſetzte Wanderung wird um 8 Tage verſchoben. Der Klubabend findet deshalb am Mittwoch, den 9. Auguſt ſtatt. Der Wanderwart. Turnverein von 1893. Jeden Dienstag und Donnerstag abend 6 Uhr. Training der Volks, turner. 5 Gedruckte Hausorbuunger tück 10 Pfg. Mietzins bücher 170 15 ſind zu haben in der Geſchäftsſtelle ds. Blattes. —— S SD Hallo! Hauo! Prbisstrz! church Scher kaufen Sie jetzt 3. 35 Turnſchlüpfer Opanken beige braun un 11 5 1 00 3.45 Einzelpaare u hübschen g ee i 1 2.45 Herren⸗, Damen⸗ und Kinderſchuhen zu noch nie dageweſenen Preiſen SS S DS Die unentgeltliche Beratungsſtunde für Lungenkranke findet am Mittwoch, den 2. 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Auguſt 1933 Viernheimer Zeitung eint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. (Viernheimer Bürger⸗Zig.— Viernb. Volkablatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchuͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plaßvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewühr nicht übernommen werden Auguſt 1914 Zum zwanzigſten Male jähren ſich jetzt die Tage des erſten, des zweiten, des dritten und des vierten Auguſt 1914, in denen ſich das Schickſal Europas, ja der Welt, blutig ent— ſcheiden ſollte. Unſere Erinnerung geht zu— rück in jene Sommertage und weilt dabei, was damals geſchah, wie es damals war. Die Revolverſchüſſe, die der ſerbiſche Student Princip am 21. Juni 1914 in Serajewo auf den öſterreichiſchen Thronfolger abgeſchoſſen hatte, ſie waren der Feuerbrand, der in das aufgeſpeicherte Pulverfaß, das damals Eu— ropa hieß, fiel und die Flammen hoch lodern ließ. Neunzehn Jahre ſind ſeitdem vergan— gen und noch immer iſt uns das entſetzliche Ereignis entſetzlich nahe. Noch heute leiden wir unter dem, was im Sommer 1914 ſich ereignete und die Welt hat ſich aus dem Flammenbrand, der ſie vier Jahre lang ver— zehrte, noch nicht verjüngt und neu geſtaltet. Es iſt in den vergangenen neunzehn Jah— ren viel darüber geredet worden, wer die Schuld an dem ſchließlichen Ausbruch des Weltkrieges trage. Der Verſailler Vertrag hat einſeitig Deutſchland mit dieſer Schuld belaſtet und hat auf dieſer Schuldtheſe, auf der Lüge von der Schuld Deutſchlands am Kriege, all die Sklavenparagraphen aufge— baut, die Deutſchland in Ketten legten. Deutſchland hat nie aufgehört, gegen dieſe ge zu Mieter und es iſt ſchwer anzunehmen, daß die„großen Fünf“ in Verſailles, als ſie 1919 den Vertrag ent⸗ warfen, in Bezug auf Deutſchlands Urheber⸗ ſchaft und Verantwortung am Krieg in gu⸗ tem Glauben gehandelt haben. Jeder einzel⸗ ne der Staatsmänner der Entente mußte aus den Tagen unmittelbar vor Kriegsaus⸗ bruch wenigſtens die Akten kennen, die ſein eigenes Land betrafen und überdies waren damals ſchon die Teile der ruſſiſchen Geheim⸗ akten von den Bolſchewiſten veröffentlicht worden, die Rußlands große Mitſchuld und Mitverantwortung am Kriegsausbruch un— zweideutig dartaten. Inzwiſchen haben auch die anderen am Krieg beteiligten Völker ihre Archive geöffnet, am vorſichtigſten und zu⸗ rückhaltendſten Frankreich. Es ſind private Aufzeichnungen der Welt bekannt gegeben worden und aus allem was man nun weiß, iſt klar zu erkennen, daß von einer Schuld oder gar einer Alleinſchuld Deutſchlands am Krieg nicht die Rede ſein kann; daß die The⸗ ſe von der Schuld Deutſchlands am Krieg falſch iſt, daß der Verſailler Vertrag auf ei— ner Lüge baſiert. Als im Auguſt 1914 das feldgraue Heer hinauszog an die Fronten des Krieges, war jeder einzelne Soldat dieſes Heeres überzeugt von dem guten Recht Deutſchlands, von dem guten Recht, die Waffen zu erheben zum Schutze der Heimat. Im Be⸗ wußtſein dieſes Rechtes hat das deutſche Volk die ſchwere Laſt des Kampfes auf ſich ge— nommen; das Heer der Arbeitenden und Helfenden in der Heimat und das Heer der Kämpfenden vor dem Feind. Im Bewußt⸗ ſein dieſes guten Rechtes ſind zwei Millionen Deutſcher gefallen auf den Schlachtfeldern Frankreichs, Rußlands, Rumäniens, in den Karpathen und auf dem Balkan, in Klein⸗ aſien und in Afrika und auf allen Meeren und ſind Hunderttauſeſde geſtorben in der Heimat als Folge der Hungerblockade, die gegen jedes Völkerrecht die Entente über Deutſchland verhängte. Das Bewußtſein ſeines Rechtes hat Deutſchland die Kraft gegeben, die vier ſchwe— ren Jahre hindurch auszuhalten, Ueber⸗ menſchliches zu leiſten, Opfer jeder Art zu bringen, wie all dieſes die Geſchichte bisher nicht kannte. Auf den ſtrahlenden Auguſt von 1914, in dem es nur ein Volk gab und nur einen Willen zum Sieg, iſt ein trüber Ropember von 1918 gefolgt und ſind noch diele trübe Tage zu allen Zeiten der letzten Jahre gefolgt. Deutſchland hat während des Rrſeges Schweres durchmachen müſſen und noch oiel Schwereres war ihm in den Jah⸗ ten nach dem Kriege, in der Zeit eines ſo— genannten Friedens, auferlegt. 1 50. Jahrgang Englands indiſche Sorgen Luftbomben auf unruhige Grenzſtämme— Wiederbeginn des paſſiven Widerstandes England iſt ſeine indiſchen Sorgen noch nicht losgeworden. Es war in dem Indien der Nachkriegszeit immer unruhig, wenn die Welt von dſieſer Unruhe auch nicht immer erfahren hat. Aſien, das von England zum Kriege gegen Deutſchland mobiliſiert worden iſt, iſt wach geworden und rebelliert gegen die weißen Zwingherren. Vor allem Indien fordert den Lohn, der ihm für ſeine Kriegs— hilfe verſprochen worden iſt, die Selb ſtän— digkeit. Gandhi war lane der Vorkämpfer dieſer Selbſtändigkeitsbewegung und wurde ſo zum indiſchen Nationalhelden. Er iſt es nicht mehr. Nicht ſo ſehr deshalb, weil er dem Ziel ſeiner Bewegung mit ſeiner nicht im— mer klaren Taktik nicht näher gekommen iſt, als vielmehr, weil es ihm nicht gelungen iſt, einmal eine Verbindung zwiſchen den Hin— dus und den Mohammedanern herzuſtellen, die die Vorausſetzung iſt für ein politiſch ſelbſtändiges Indien und dann, weil er es nicht fertig gebracht hat, die Kaſtentrennung innerhalb der Hindus zu beſeitigen, was po⸗ litiſch, wirtſchaftlich und kulturell gleich wich⸗ tig geweſen wäre. Gandhis Zeit iſt vorbei. Die neue Verhaftung, von der die nachſtehen— den Meldungen berichten, kann ihm nur für kurze Zeit ſeinen alten Volksruhm wie— der bringen. Aber ob mit oder ohne Gandhi, Englands indiſche Schwierigkeiten bleiben beſtehen. Die Kämpfe an der afghaniſchen Grenze ſind ſtändige Erſcheinungen im indiſchen Grenzgebiet. In normalen Zeiten würden ſie kaum beachtet werden, höchſtens durch die Verwendung des ganz modernen Kriegsmit— tels des Bombenabwurfes aus Flugzeugen. In dieſen Kriſenzeiten haben die Kämpfe na— türlich auch ihre beſondere Bedeutung. 2 Die aufſtändiſchen Bafauri Simla, 2. Aug., Britiſche Bombenflugzeuge belegten das Dorf Kotkai im Gebiet der Bajauri-Stämme an der Nordweſtgrenze Indiens mit Bom— ben. Die Strafmaßnahme wird nochmals wiederholt werden. Den Bajauri-Stämmen war auferlegt worden, drei Agitatoren. dre Unruhe angeſtiftet hatten, den britiſchen Be— hörden auszuliefern. Als ſie dieſer Auffor— derung nicht nachkamen, war ein Ultimatum über dieſem Gebiet abgeworfen worden, in dem die jetzt ausgeführte Strafmaßnahme angedroht wurde. Bei den Bombenabwürfen auf das Ba— jauridorf Kotkai, das nur etwa 100 Einwoh⸗ ner zählt, wurde niemand verletzt. Für den zweiten Bombenabwurf wird ein anderes Ziel ausgeſucht werden, nachdem die Behör⸗ de in Erfahrung gebracht hat, wo die drei Agitatoren ſich aufhalten, um deren Auslie— ferung es ſich handelt. * Der Stamm der Bajauri lebt in dem un— befriedeten Gebiet zwiſchen Indien und Af⸗ ghaniſtan, in dem immer lokale Aufſtände zu verzeichnen ſind. Bei dem Vorgehen der Enaländer Gegen die Baiauri. das, wie ena⸗ Deutſchland, das im November 1918 tot— wund niedergeſunken iſt, hat ſich wieder auf— gerichtet, es hat die Wunden verbunden, ſie ſind geheilt, nur die Narben ſind geblieben und ſie ſchmerzen. Deutſchland iſt den Dor— nenweg aus dem Chaos gegangen und hat ſich den Weg aus ſchlimmer Vergangenheit in eine beſſere Zukunft geſucht. Es iſt ein Heldenweg geweſen, vor dem die Welt ſo ſtaunend ſtand, wie vor dem Heldenweg von;! 1914. Wenn Deutſchland dieſen Weg gehen konn— te, ſo in Erinnerung an die, die 1914 aus— zogen. An die vor allem, die auszogen und nicht wiederkamen, die ſtarben, damit Deutſchland leben könne. Ihnen, unſeren Toten des Weltkrieges, ſoll in die— ſem Auguſt 1933 unſer Exinnern gelten. Denen, die uns vorgeſtorben ſind, wollen wir geloben, nachzuleben, damit ihr Sterben ſei— nen tieferen Sinn behalte. 4 Todesurteile vollſtreit Berlin, 2. Der Amlliche Preußiſche Preſſedienſt keilt mit: In Alkona ſind die vier Kommuniſten, Lütgens, Möller, Karl Wolff und Bruno Teſch hingerichtet worden, die das Sonder⸗ gericht in Allkona am 2. Juni 1933 wegen der SA-Männer Koch und Büppig am Alko- nager Blutſonnkag zum Tode verurkeilt hatte. Auguſt. Nadelny geht nach Moskau von Dierkſen nach Tokio verſetzt. Berlin, 2. Auguſt. Wie der„Angriff“ erfährt, iſt Botſchafter von Dierkſen von Moskau nach Tokio ver⸗ ſetzt worden. Botſchafter Nadolny wurde als Nachfolger von Dierkſens mit der Leitung der Geſchäfte der Votſchaft in Moskau be⸗ auftragt. 1 Die Tütigleit von Kommiſiaren liſche Quellen melden, auf Wunſch des Kö— nigs von Afghaniſtan erfolgt ſein ſoll, han— delte es ſich einmal darum, daß die Bajauri einen englandfreundlichen Stamm angegrif— fen haben ſollen und dann, daß ſie drei Flüchtlingen, darunter dem ſogenannten „Tollen Mullah““, die auf afghani⸗ ſchem Gebiet Unruhen erregt haben und verfolgt werden, Schutz gewährten. Wenn die Bajauri die verlangte Auslieferung die— ſer drei Männer verweigerten, ſo iſt dabei zu beachten, daß den Hochlandſtämmen an der afghaniſchen Grenze, die Mohammedaner ſind, das Gaſtrecht ſehr heilig iſt. * Gandhi verhaftet Ahmadabad, 2. Auguſt. Gandhi iſt mit ſeiner Frau verhaftet wor⸗ den. Er hatte beabſichtigt mit ſeinem Pro⸗ pagandafeldzug für die Verweigerung der Staatspflichten zu beginnen. Die Verhaftung wurde von einer Anzahl höherer und unterer Polizeibeamten vollzo⸗ gen, die in vier Automobilen bei dem Land⸗ haus eintrafen, wo der Mahatma ſchlief. Die Zurufe einer kleinen Menſchenmenge, die ſich ſchon am Vorabend in Erwartung der Verhaftung angeſammelt hatte, weckten Gandhi auf. Die Beamten gaben ihm eine Friſt von 30 Minuten, um Gebete zu ſpre— chen und ſeine perſönliche Habe zuſammen⸗ zupacken. Gandhi hat bisher in Indien drei Gefängnisſtrafen vorbüßt. Außer Gandhi wurden 33 ſeiner Anhänger feſtgenommen. Ein Nunderlaß des preußiſchen Miniſterpräfdenten Berlin, 2. Auguſt. Wie der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt mitteilt, hat Miniſterpräſident Göring an die nachgeordneten Behörden einen Rund— erlaß über die Tätigkeit von Kommiſſaren gerichtet. In dem Erlaß heißt es u. a.: Kommiſſare für Gemeinden und Gemeindeverbände, die nicht auf Grund ihrer von der Kommunal— aufſichtsbehörde im Rahmen ihrer Zuſtän— digkeit getroffenen Anordnung Aemter be— urlaubter oder ſonſt an Amtsausübung he— hinderter Beamten oder durch Verabſchie— dung uſw. freigewordenen Stellen verſehen, ſind ſofort abzuberufen. Dies gilt auch von den Kommiſſaren, die neben dem Maaiſtrat, Oberbürgermeiſter, mit beſonderen Vollmach ten eingeſetzt ſind. Sollten die Staatskommiſſare den Rah⸗ men ihres Auftrages überſchreiten oder ſoll⸗ ten andere Perſonen, ohne von dem Mini- ſtervräſidenten, einem der Fachminifter oder, in Ausnahmefällen— von einem Oberprä— ſidenten unker nachträglicher Juſtimmung des Miniſterpräſidenlen oder von der zu— ſtändigen Kommunalaufſichksbehörde im Rahmen ihrer Juſtändigkeit mit der Wahr- nehmung einer Stelle in der Gemeindever⸗ waltung beauftragt zu ſein, ſich ſämtliche Funktionen zulegen oder ſich als Kommiſſa⸗ re bezeichnen, ſo ſetzen ſie ſich ſtrafrechtlicher Verfolgung aus. Fälle dieſer Ark ſind von dem Leiter der Behörde, in deren Zuftän⸗ digkeit eingegriffen wird, unverzüglich zur Kenntnis der zuſtändigen Staaksanwallſchaft zu bringen. Dieſe wird auf Grund einer all⸗ gemeinen Verfügung des Juſtizminiſteriums für eine rückhaltloſe und kakkräflige Verfol⸗ gung derartiger ftrafbarer Handlungen sorgen. Veamte und 5p Die Beziehungen müſſen gelöſt werden. Berlin, 2. Auguſt. Der preußiſche Miniſterpräſident hat an die nachgeordneten Behörden— nach einer Meldung des Amtlichen Preußiſchen Preſſe⸗ dienſtes— den folgenden Runderlaß gerich— tet: „Mit dem offen zukage liegenden lan- desverräteriſchen Charakter der ſozial⸗ demokratiſchen Beſtrebungen iſt eine weitere Zugehörigkeit von Beamten, Angeſtellten und Arbeitern, die aus öf⸗ fenklichen Mitteln Gehalt, Lohn oder Ruhegeld beziehen, zur ſozialdemokra⸗ liſchen Partei Deutſchlands unvereinbar. Die Behördenleiter erſuche ich, die in Frage kommenden Perſonen zu einer ſchriftlichen Erklärung innerhalb von drei Tagen, daß ſie jegliche Beziehungen zur SPD. oder ihren Hilfs- und Erſatzorganiſationen gelöſt ha⸗ ben, zu veranlaſſen, mit dem Hinweis, daß falſche Angaben die Entlaſſung aus dem Dienſte nach ſich ziehen.“ Muſſolinis Dank Der italieniſche Miniſterpräſident, Muſſo⸗ lini, hat auf die Glückwunſchtelegramme, die er anläßlich der Feier ſeines 50. Geburts⸗ tages von dem Reichskanzler Adolf Hitler und dem preußiſchen Miniſterpräſidenten Göring erhalten hat, mit Danktelegram⸗ men geantwortet. In dem Telegramm an den Reichskanz⸗ ler heißt es u. a.:„Ich beabſichtige, in den nächſten Jahrzehnten für das Ziel zu arbei⸗ ten, das Ew. Exzellenz als die Feſtigung des europäiſchen Friedens bezeichnen, der auf Gerechtigkeit beruhen muß.“ Induſtrielle Oſtſiedlung Württemberg als Vorbild. Die Abſicht der Regierung, Oſtpreußen zu⸗ ſätzlich zu induſtrialiſieren und die neue In⸗ duſtriearbeiterſchaft gleichzeitig durch Bereit⸗ ſtellung von Siedlungsland bodenſtändig zu machen, iſt der durchaus richtigen Erkennt⸗ nis entſprungen, daß zur wirtſchaftlichen und nationalpolitiſchen Sicherung des deutſchen Oſtens jedes Mittel ergriffen werden muß, das einigermaßen Erfolg verſpricht. Selbſt⸗ verſtändlich kommt durch die induſtrielle Oſt⸗ ſiedlung keinesfalls eine Zerſchlagung der Landwirtſchaft zugunſten einer neuen Indu⸗ ſtrie in Frage. Der Gedanke geht vielmehr dahin, neben den in ſeinem Beſtand geſicher⸗ ten geſunden Teil der oſtdeutſchen Landwirt⸗ ſchaft und neben den möglichen zuſätzlichen bäu⸗ erlichen Siedlungen den Oſten mit induſtriel⸗ len Bollwerken zu durchſetzen. Vorbild ſoll da⸗ bei die wirtſchaftliche Struktur Württembergs ſein, wo die Induſtrie gleichmäßig über das Land verteilt iſt und die Arbeiter zum größ— ten Teil ein Stück Grund und Boden beſitzen, das ſie mit ihrer Familie nebenbei bewirtſchaf— ten und das ſie in ſchweren Zeiten beſonders kriſenfeſt macht. Es ſei übrigens in dieſem Zuſammenhang hervorgehoben, daß amerikaniſche Großindu— ſtrielle wie Henry Ford neuerdings auch zu der Erkenntnis gekommen ſind, daß es für In⸗ duſtrie und Landwirtſchaft gleichermaßen am beſten ſei, wenn ſich die Induſtrie nicht an einzelnen Punkten zuſammenballt, ſondern wenn die einzelnen Werke inmitten eines größe— ren agrariſchen Gebiets liegen, und ſo einen regen Wirtſchaftsaustauſch zwiſchen Induſtrie und Landwirtſchaft ermöglichen. Weder darf ſich aus der Lohngeſtaltung der Induſtrieſiedlung eine unnötige Verſchärfung des induſtriellen Konkurrenzkampfes und damit auch ein Druck auf das Lohnniveau der ſtädti— ſchen Arbeiterſchaft entwickeln, noch dürfen um⸗ gekehrt aus dem Verkauf einzelner Agrarpro— dukte, die der aus ſeinem Fabrikeinkommen im weſentlichen exiſtierende geſiedelte Arbeiter als Nebenverdienſt billig auf den Markt geben kann, ſich Gefahren für die rein landwirt— ſchaftlichen Betriebe ergeben. Dieſe Dinge müſ— ſen ſorgfältig abgewogen werden. Der Ausbau der Propagandaſtellen Berlin, 2. Auguſt. Reichsminiſter Dr. Göbbels hat am 31. Juli die für die 13 Landesſtellen für Volksaufklärung und Propaganda vorgeſe⸗ henen Referenten ernannt. Die Stellen neh— men mit dem 1. Auguſt ihre Tätigkeit auf. Neben den 13 Landesſtellen werden wei— tere 18 Propagandaſtellen geſchaffen, deren Leiter ebenfalls am 31. Juli vom Herrn Reichsminiſter Dr. Göbbels ernannt worden ſind. Von den 13 Landesſtellen iſt die Propagandaſtelle Koblenz Trier der Lan⸗ desſtelle 5 Rheinland von Wilhelm Mi— chels⸗Koblenz verſehen. Die Landesſtelle 6 Heſſen⸗Naſſau wird von Müller Scheld⸗Frankfurt a. M. geleitet; ihr ſind die Propagandaſtellen Kurheſſen, Leiter Gerland⸗Kaſſel und Heſſen, Leiter Trefz⸗Darmſtadt angegliedert. Die Lan— desſtelle 7 Baden⸗- Württemberg un⸗ terſteht Moraller-Karlsruhe. Die Lan— desſtelle 8 Bayern hat eine Propagandaſtelle Rheinpfalz, die von R. Trampler⸗ Neuſtadt a. d. Hdt. geleitet wird. Bei den Referenten der Landesſtellen han— delt es ſich um Referenten für Preſſe- und Rundfunkangelegenheiten. Für Heſſen⸗ Naſſau iſt Preſſereferent G. W Müller und Rundfunkreferent Wambold-Frank⸗ furt a. M., für Baden-Württemberg iſt Preſſereferent Adolf Schmid und Rund— funkreferent A. Kleinwort-Karlruhe. Zur Zuſammenarbeit bereit Schachts Appell an Amerika. In ſeiner Rundfunkanſprache an Amerika unterſtreicht der Reichsbankpräſident Dr. Schacht noch einmal die Gedankengänge, die er in ſeiner großen Rede anläßlich der Schlußſitzung der Weltwirtſchaftskonferenz in der vergangenen Woche darlegte. Er zieht dabei nur das Fazit aus dem in Lon⸗ don offenkundig gewordenen Zuſammenbruch des Syſtems internationaler Konferenzen, wenn er mehrfach die Notwendigkeit direkter Beſprechungen zwiſchen den in Frage kom⸗ menden Parteien betont, die allein imſtande ſind, eine Löſung im beiderſeitigen Intereſſe herbeizuführen. Solche direkten Beſprechungen ſeien be⸗ onders erforderlich für eine Regelung es Schuldenproblems, wobei Deutſch⸗ land zu gegenſeiligen direkten Abma⸗ chungen mit ſeinen Gläubigern über eine Adjuſtierung ſeiner Schuldenver⸗ pflichtungen zu kommen gedenke. Man wird es allerſeits als einen Beweis für Deutſchlands Willen zur loyalen und po⸗ 0 7055 Mitarbeit an der Löſung der durch ie Weltkriſe hervorgerufenen Probleme be⸗ trachten, wenn hier von autoritativer Seite getont wird, daß trok des verhängnisvollen Peylſchlages der Weltwirtſchaftskonferenz Deutſchland ſeine Bemühungen um eine Aus⸗ weitung des Welthandels durch zwei⸗ oder mehrſeitige Handelsabkommen mit dem Aus⸗ lande intenſiver zu geſtalten beſtrebt iſt. Es liegt auch nur im Intereſſe einer nutzbrin⸗ genden internationalen Kooperation, wenn Deutſchland danach trachtet, während der Dauer der Weltkriſe die Subſtanz ſeiner Wirtſchaft nach Möglichkeit zu erhalten. Zu einer ſolchen Politik, die naturge⸗ mäßz nur unker perſönlichen Opfern durchzuführen iſt, iſt das neue Deutſch⸗ land deshalb imſtande, weil es an die neuerweckten ſeeliſchen Kräfte des Volkes appellieren kann. Man wird in den Vereinigten Staaten, die vielfach vor den gleichen Aufgaben ſtehen, mit beſonderem Intereſſe die Darlegungen des Reichsbankpräſidenten über das große Arbeitsbeſchaffungsprogramm der Reichsre⸗ gierung oerfolgt haben. Das Fortſchreiten der Wirtſchaftskriſe hat auch in den Gläubi⸗ gerländern die Erkenntnis reifen laſſen, daß eine volle Tilgung und Verzinſung der von Deutſchland aufgenommenen Schulden nicht möglich iſt, wenn nicht ein genügender E x⸗ port ermöglicht wird. Da dieſer wiederum den Intereſſen der Gläubigerländer nicht entſprechen würde, ſo bleibt als Löſung nur der genannte Weg direkter Adjuſtierungs⸗ verhandlungen. Die Rede des Reichsbank⸗ präſidenten iſt ein klarer Beweis dafür, daß Deutſchland ſeiverſeits bereit iſt, die einem wirtſchaftlichen Wiederaufſtieg der Welt ent— gegenſtehenden Hemmniſſe in aufrichtiger Zuſammenarbeit mit den übrigenLändern zu beſeitigen, an denen nun nach dem eindring— lichen Appell Dr. Schachts das Wort iſt. Keine Denkmäler der Arbeit Ehe nichk alle Arbeitsloſen untergebracht ſind. Berlin, 2. Auguſt. Vreſſeamt der Deutſchen Arbeitsfront teilt mit: Seit einiger Zeit ſind in vielen deutſchen Städten Pläne für ein zu ſchaffendes Denk- mal der Arbeit aufgetaucht. Der Führer der Deutſchen Arbeitsfront, Pg. Dr. Ley, ſowie das Propagandaminiſterium machen darauf aufmerkſam, daß ſolche Denkmäler zurzeit nicht erwünſcht ſind, und erſuchen alle die Stellen der Partei und der Deutſchen Ar⸗ beitsfront, ſich an der Errichtung derartiger Denkmäler nicht zu beteiligen und auch ähn⸗ lichen Plänen von anderer Seite entgegen— zutreten. Die Zeit zum Bau eines Denk— males der Arbeit iſt erſt dann gekommen, Wenn der letzte Arbeitsloſe wieder Arbeit er⸗ ſührun hat. Jetzt ſollten die für die Durch⸗ jührung dieſer Pläne notwendigen Gelder beſſer für Arbeitsbeſchaffungszwecke ver⸗ wandt werden. Die ſtalieniſchen Avantgardiſten a Berlin, 2. Auguſt. Die italieniſchen Avanguardiſten, die zum Beſuch nach Deutſchland gekommen ſtnd, ſind in Berlin eingetroffen. Zum Empfang hatten ſich eingefunden die Spitzen der Be— hörden, von der SA. Stabschef Sander, von der SS. Gruppenführer Dalüge, Oberführer Henze, der italieniſche Botſchafter in Berlin, Cerruti, Miniſterialrat Hägert für das Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda, Gebietsführer Jahn für die Hitlerſugend, und Oberbürgermeiſter Dr. Sahm für die Stadt Berlin. Am Bahnſteig war auch die Stabswache der SS. aufmar⸗ ſchiert, die bei den Avanguardiſten helle Be— geiſterung wegen der ungewöhnlichen Kör— pergröße ihrer Mitglieder hervorrief. Die Avanguardiſten marſchierten nach der italie— niſchen Botſchaft, wo ſie vom italieniſchen Botſchafter begrüßt wurden. Ins Konzentrationslager K PD.⸗Geheimorganiſationen aufgelöſt. Berlin, 2. Auguſt. In der Nacht zum 1. Auguſt ds. Is. wur⸗ den in Berlin 46 Perſonen feſtgenommen, die im Begriff waren, kommuniſtiſche Flug⸗ blätter, in denen zur Beteiligung am ſoge— nannten„Antikriegstag“ aufgefordert wur⸗ de, zu verteilen. Durch die Wachſamkeit der Polizei iſt dieſer Verſuch im Keime erfſtickt worden. Das geheime Staatspolizeiamt hat die ſofortige Ueberweiſung der 46 Kommu— niſten in ein Konzentrationslager angeord— net. — * Der Staatspolizeiſtelle Aachen iſt es ge⸗ lungen, den in den letzten Monaten insge⸗ heim neu aufgezogenen kommuniſtiſchen Kampfbund gegen den Faſchismus aufzu⸗ löſen. Es wurden 15 Perſonen, die als Hauptfunktionäre für den Aachener Bezirk in Frage kommen, feſtgenommen und dem Amtsgericht zugeführt. Sie werden ſich we⸗ gen Hochverrats zu verantworten haben. In Melchendorf bei Erfurt iſt eine illegale kommuniſtiſche Druckerei ausgehoben wor⸗ den. 29 Perſonen wurden feſtgenommen. Ihre Vernehmungen haben weitere Auf⸗ ſchlüſſe über die illegalen Neuorganiſationen der kommuniſtiſchen Kreiſe ergeben. Zwei kommuniſtiſche Kuriere ſind von der Polizei geſtellt worden. Da ſich die beiden, ein Mann und eine Frau, nicht freiwillig erga⸗ ben, wurde von der Schußwaffe Ge⸗ brauch gemacht. Beide Kuriere waren im Beſitz von neueſtem kommuniſtiſchem Schrif⸗ tenmaterial. Italieniſch⸗ruſſiſche Verhand tungen N Paris, 2. Auguſt. Der„Matin“ läßt ſich aus Rom melden, daß die Verhandlungen über einen italieniſch⸗ ſowjetruſſiſchen Pakt große Fortſchritte ma⸗ chen. Der Vertrag werde in ſeinen Beſtim⸗ mungen und Auswirkungen viel weiter ge⸗ hen als die kürzlich zwiſchen Rußland und anderen Staaten abgeſchloſſenen Nichtan⸗ griffsverträge. Es handle ſich um ein regel⸗ rechtes politiſches Abkommen, des dem Aus⸗ bau der Wirtſchaftsbeziehungen als Grund⸗ lage dienen werde. Deutſche Tagesſchau Wechſel im Statiſtiſchen Reichsaml. Geheimrat Profeſſor Dr. Wagemann, der ſeit Jahren an der Spitze des Statiſtiſchen Reichsamtes ſteht iſt jet aus dem Amte ausgeſchieden. Sein Nachfolger an der Spit⸗ ze des Statiſtiſchen Reichsamtes iſt Miniſte⸗ rialdirektor Reichardt aus dem Reichs⸗ wirtſchaftsminiſterium. Arbeilsbeſchaffung in München. Der Münchener Stadtrat genehmigte die Aufſtellung eines umfangreichen Arbeitsbe⸗ ſchaffungsprogramms, deſſen Koſten auf 16,4 Millionen Mark veranſchlagt ſind. Das Pro- gramm ſieht in der Hauptſache Inſtandſet⸗ zungs⸗ und Ergänzungsarbeiten an Verwal⸗ tungs⸗, Werk⸗ und Wohngebäuden der Stadtgemeinde vor. Ferner iſt eine Reihe wichtiger, vom Verkehrsſtandpunkt aus ſeit langem als vordringlich erkannter Brücken⸗ bauten und Unterführungen geplant, darun⸗ ter auch der Bau einer neuen Brücke über die Iſar. Auslands⸗Nundſchau Deulſchland als Vorbild. Wie der„Zeitungsdienſt“ meldet, hat der ſchwediſche Ausſchuß zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit den Beſchluß gefaßt, nach dem deutſchen Vorbild einen Verſuch mit der Einführung des Freiwilligen Arbeitsdienſtes zu machen. Kommuniſtenverhaftungen in Wien. Wegen der von den Kommuniſten für den 1. Auguſt geplanten Kundgebung hat die Wiener Polizei bei bekannten Führern der ver⸗ botenen Kommuniſtiſchen Partei Hausſuchun⸗ gen vorgenommen. Wegen verbotener poli⸗ tiſcher Betätigung wurden 17 Perſonen mit Arreſt von 1 bis 6 Wochen beſtraft. Zwölf Perſonen wurden wegen des Verdachtes des Hochverrats verhaftet, Herriots Rußlandreiſe. Herriot, der ſich demnächſt nach der Türkei und nach Rußland begibt, erklärte einem Preſſevertreter, daß ſeine Reiſe zu Studien⸗ zwecken erfolge. Die Sowjetregierung habe ihn, ſo erklärte der ehemalige Miniſterpräſi⸗ dent, eingeladen, und er werde der Einladung umſo lieber folgen, als er ſich über die Wie⸗ deraufnahme der Beziehungen zwiſchen Frank⸗ reich und Rußland freue und ſtolz darauf ſei, daß er den Anſtoß zur Unterzeichnung des Nichtangriffspaktes gegeben habe. Vrandſtiftung an Landeſtegen Rieſige Schadenfeuer in England. London. 2. Auguſt. Der 200 m lange hölzerne Landungsſteg von Morecambe(Lanraſhire) mit ſeinem Pa⸗ villon im Werte von 60 000 Pfund Sterling wurde durch Feuer völlig zerſtört. Der herr⸗ ſchende Sturmwind vereitelte die Bemühun⸗ gen der Feuerwehr. Dies iſt der dritte gro⸗ ße Landungsſteg an der Nordweſtküſte Eng- lands, der innerhalb einer Woche einem Brande zum Opfer gefallen iſt. Es gilt als nicht ausgeſchloſſen, daß Brandſteftung vor⸗ liegt. Berlin. Die DeutſcheLandsmannſchaft(Co⸗ burger L. C.) hat angeordnet, daß jeder immatrikulierte Landsmannſchafter ſofort ſeinen Eintritt in den NS DST, zu erklä⸗ ren habe. Die Deutſche Landsmannſchaft iſt ſomit der erſte waffenſtudentiſche Verband. der korporativ Mitglied des Nationalſozia⸗ liſtiſchen Deutſchen Studentenbundes ge⸗ worden iſt. Frankfurt. In Frankfurt fand der Welt⸗ kongreß der neuen Apoſtoliſchen Kirchen ſtatt, dem Kirchenpräſidenten von Nordame⸗ rika, Kanada, Südamerika, Afrika, Auſtra⸗ lien, Holland und der Schweiz beiwohnten. Friedensrichter Schnappof(Südafrika) ſagte in ſeiner Schlußanſprache, die ausländiſchen Vertreter hätten geſehen, daß es mit Deutſch⸗ land aufwärts gehe. Kattowitz. Die„Polonia“ in Kattowitz be⸗ richtet von neuen Verhaftungen Reichsdeut⸗ ſcher in Oberſchleſien, die geplant hätten, die Aufſtändiſchen⸗Denkmäler in Königshütte, Lipine und Brzozolitz in die Luft zu ſpren⸗ gen. Die Polizei ſchweigt ſich über die dunk⸗ le Angelegenheit aus. In tur zen Wort Der preußiſche Miniſterpräſident hat in ei⸗ nem Runderlaß an die Behörden erklärt, daß die Zugehörigkeit von Beamten, Be⸗ hördenangeſtellten und Behördenarbeitern ur ſozialdemokratiſchen Partei nicht zu ge⸗ ſtatten i die betreffenden SPD.⸗Mitglieder haben innerhalb von drei Tagen aus der Partei auszutreten. Die italieniſchen Jungfaſchiſten ſind Diens⸗ tag nachmittag zum Beſuch in Berlin einge⸗ troffen. Die vier Kommuniſten, die wegen der Er⸗ mordung von zwei S A.⸗Männern am Alto⸗ naer Blutſonntag zum Tode verurteilt wor⸗ den waren, ſind hingerichtet worden. An der deutſch⸗däniſchen Grenze iſt man einem gutorganiſierten Perſonen hend der früheren SPD. nach Dänemark auf die Spur gekommen. Bisher wurden ucht Per⸗ ſonen feſtgenommen. 5 In der Nacht zum 1. Auguſt wurden in Berlin 46 Perſonen feſtgenommen, die kom⸗ muniſtiſche Flugblätter zum een „Antikriegstag“ verteilten. Die Kommuni⸗ ſten wurden in ein Konzentratkonslager ge⸗ bracht. Engliſche Flugzeuge haben die Dörſer von aufſtändiſchen Stämmen an der afghani⸗ ſchen Grenze bombardiert. Der indiſche Freiheitskämpfer Gandhi iſt erneut verhaftet worden. Zwei Todesopfer des Verkehrs Frankfurt a. M., 2. Aug. Ein Erwerbs⸗ loſer, der an der Honſell⸗Brücke auf ein Laſt⸗ auto geſtiegen war, ſtürzte ab und wurde vom Anhänger tödlich überfahren.— Ein Radfahrer, der die Mainzer Landſtraße kreu⸗ zen wollte, wurde von einem Perſonenkraft⸗ wagen erfaßt und ebenfalls auf der Stelie getötet. ö 0 Mandolinen⸗ und Handharmonikakonzert. Die großen Kundgebungen des 26. und 27. Auguſt, anläßlich des Landestreffens der NSB0O., ſollen durch volkstümliche Muſik eine beſondere Note erhalten. Wir bitten hierzu alle Mandolinen⸗ und Handharmonika⸗Vereine um ihre Mitwirkung. Sie wollen ihre genaue Anſchrift unter Angabe der Mitgliederſtärke richten an die Gau⸗NS BO. Frankfurt a. M., Klüber⸗ ſtraße 12, Tel. 74 049. Die Finanzlage Heſſens Darmftadt, 2. Auguſt. Der amtliche Monatsausweis über die Ein⸗ nahmen und Ausgaben des Landes Heſſen für den Monat Juni 1933 verzeichnet im Ordentlichen Haushalt für das Rechnungsjahr 1933 folgende Zahlen: Einnahmen ſeit Be⸗ ginn des Rechnungsjahres 13 581000 Rm. und zwar nach Ueberweiſung von 2930 000 Rm. an die Gemeinden noch 10 905 000 aus Reichs und Landesſteuern, aus der Rechtspflege 467000 Rm., aus Schulweſen, Wiſſenſchaft, Kunſt und Kirchen 15 000 und aus der übrigen Landesverwaltung 2 575 000 Nm. Bei den Ueberſchüſſen der Betriebe und Unternehmungen iſt noch ein Ausſtand von 382 000 Rm. verzeichnet. Am gleichen Stich⸗ tag, 1. Juli 1933, betragen die Geſamtaus⸗ gaben 17 638 000 Rm. und zwar 2858 000 für allgemeine innere Verwaltung(einſchl. Polizei), 1587000 für Rechtspflege, 52 000 für Verkehrsweſen, 5 982 000 für Schulweſen, Wiſſenſchaft, Kunſt und Kirchen, 647 000 für ſoziale Maßnahmen und Geſundheitsweſen und 717 000 für Schuldendienſt, 3 846 000 für ae und 1 979 000 für ſonſtige Aus⸗ gaben. Im Außerordentlichen Haushalt ſind am gleichen Tag 16000 Rm. Einnahmen und 99 000 Rm. Ausgaben(darunter 30 000 Nm. für Landeskultur⸗ und Landwirtſchaftliche Siedlung, 14000 Wohnungsweſen, 25 000 für ſonſtige Ausgaben der Hoheitsverwaltun⸗ gen und 30 000 Neuinveſtierungen für Be triebe) verzeichnet. Frankfurt a. M., 2. Aug.(Freiſpruch im Beſtechungsprozeß.) Der wegen Be⸗ ſtechung angeklagte Polizeihauptmann Mäh⸗ ler und der Brauszeidirektor Morſchhäuſer wurden freigeſprochen. In der Urteilsbegrün⸗ dung heißt es, daß Verfehlungen durch ener⸗ giſche Beſtrafung bekämpft werden müßten, ſei an ſich richtig, aber namens des Gerichts müſſe man zwei Vorausſetzungen dar⸗ an knüpfen, erſtens, daß die Verfehlungen erwieſen ſeien, und zweitens, daß ſie nach unſeren Geſetzen ſtrafbar wären. Wenn die Anklagebehörde nicht in der Lage ſei, die nötigen Beweismittel zu erbringen und die Mittel nicht überzeugen von der ſtrafbar Schuld, dann müſſen die Angeklagten frei⸗ geſprochen werden. Es ſei nun nicht etwa geſagt, daß die Vorgänge ohne jede Sühne bleiben und es ſei ſelbſtverſtändlich, daß Mäh⸗ ler dieſerhalb diſziplinariſch zur Verantwor⸗ tung gezogen werde, und daß er zum minde⸗ 6 15 der Gefahr der Dienſtentlaſſung rech⸗ nen 0 1 Stehifndzengdienk uach üpreuſen etzte Nachrichten 10 5 Berlin, 2. Auguſt. Anſtelle des im vergangenen Jahre in Fortfall gekommenen Nacht e s nach Kön Mera. D 3 und d 4, wird jetzt ein Schnellfracht⸗ und Poſtflugdienſt nach 0 eingerichtet werden. Die dafür vorgeſehenen Maſchinen werden in den nächſten Tagen fertiggeſtellt ſein. Nach Ab⸗ ſchluß der Probeflüge wird der Dienſt ſofort aufgenommen. Milionenſchaden durch Großfeuer i Paris, 2. Auguſt. Durch eine Feuersbrunſt wurde heute ei⸗ nes der größten Baumwollager Europas in Marc⸗en⸗Vauoeul bei Lille vernichtet. 23 000 Ballen Baumwolle ſind den Flammen zum Opfer gefallen. Der Schaden beträgt 40 bis 50 Millionen 55 100 190 Politiſche Verhaftungen an der däniſchen Grenze f Flensburg, 2. Auguſt. Seit Samstag ſind 16 Flensburger und ein auswärtiger Kommuniſt feſtgenommen worden. Zwei Kuriere, die nach Dänemark gehen woll⸗ ten, wurden an der Grenze abgefaßt. Ein Motorrad, Druckſchriften, Beitragsmarken und anderes Beweismaterial ſind beſchlagnahmt worden. i Ferner iſt es gelungen, einen gutorganiſier— ten Perſonenſchmuggel der früheren Spßd nach Dänemark zu unterbinden. Von hieſigen SpPD⸗ Leuten wurden Genoſſen, die aus Deutſchland verſchwinden mußten, auf illegalen Wegen, meiſt in Booten, nach Dänemark gebracht. In dieſer Sache ſind bisher acht Perſonen feſtgenommen worden. Zufammenſtößze im pennſylvaniſchen Streilgebiet Brownsoille, 2. Auguſt. Im pennſylvaniſchen Weichkohlengebiet, wo über 20 000 Bergarbeiter in Strelk ge⸗ treten ſind und mehr als 20 Gruben ſtillge— legt werden mußten, kam es zwiſchen Streik⸗ poſten und Polizei zu ſchweren Zuſammen⸗ ſtößen, bei denen zehn Perſonen durch Schüſſe verletzt wurden oder Tränengasver⸗ giftungen erlitten. Der Gouverneur hat den Belagerungszuſtand verhängt und eine ſtar⸗ ke Abteilung der Nationalgarde mit Maſchi⸗ nengewehren in das Streikgebiet entſandt. Die Urſache des Brünner Unglück⸗ Selbſtmörderpaar verurſacht Exploſion. Brünn, 2. Auguſt. Jahren ein Liebesverhaunis unkerhielt, hat offenbar mit ihr gemel lbſtmord ver ⸗ übt und dab⸗ ee 0 5 Aus den Schuttmaſſen konnten im Laufe des Tages noch drei Tote geborgen werden, 110 Frau und zwei Männer, die im Augen⸗ lick der Kataſtrophe am Hotel vorübergen⸗ gen und durch herabſtürzendes Mauerwerk getötet wurden. Damit konnten bis jetzt fünf Tote aus den Trümmern geborgen werden. Gefährliches Speiſeeis Amſterdam, 2. Auguſt. In der Ortſchaft Winſum(Provinz Gro⸗ ningen) ſind 250 Perſonen nach dem Genuß von Speiſeeis mehr oder weniger ernſtlich erkrankt. Die Aerzte haben bei einigen Pa⸗ tienten Typhus feſtgeſtellt. ö 40 Todesopfer einer Hitzewelle g Neuyork, 2. Auguſt. Eine furchtbare Hitzewelle hat im Oſten und mittleren Weſten der Vereinigten Staa⸗ ten etwa vierzig Todesopfer gefordert, da⸗ von in Neuyork allein zehn. Das Thermo⸗ meter zeigte zeitweilig 37,5 Grad Celſius im Schatten und 60 Grad in der Sonne, was den Höchſtſtand ſeit 15 Jahren bedeutet. Zur gleichen Zeit iſt der Staat Montana von einer Kältewelle heimgeſucht worden Feuer im Theaker. Krefeld, 2. Aug. Im Schaltraum des Stadttheaters brach Feuer aus, das jedoch durch die Feuerwehr lokaliſiert und erſtickt werden konnte Man hofft in zwei bis drei Wochen die Bühne wieder ſpielfertig zu machen. Rücktrittsgerüchte um Macdonald. London, 2. Aug. Die von gewiſſen Stellen verbreiteten Nachrichten aus London, daß Premierminiſter Macdonald aus dem Kabi⸗ nett zurücktreten und den Poſten des Bot⸗ ſchafters in Waſhington übernehmen werde, werden in politiſchen Kreiſen Londons als leeres Gerede betrachtet. Geiſtes kranker erſchlügt Frau und Kind Hamburg, 2. Auguſt. Von der Hamburger Polizei wurde ein Arbeiter feſtgenommen, der Frau und Kind in ſeiner Wohnung mit einem Hammer nie⸗ dergeſchlagen hatte. Er legte über ſeine grauenvolle Tat ein Geſtändnis ab. Die zweieinhalbjährige Tochter des Täters iſt be⸗ reits den ſchweren Verletzungen erlegen. Seine Frau wurde mit ſchweren Hieb⸗ und Stichverletzungen in ein Krankenhaus ge⸗ bracht. Der Täter befand ſich vor kurzem in einer Nervenanſtalt, weil er geiſtig nicht normal erſchien, er ſoll ſich jedoch in letzter Zeit ruhig verhalten haben. Ein viertes Todesopfer des Stadionunglücs Berlin, 2. Auguſt. Das Unglück, das ſich am Sonntag nach⸗ mittag im deutſchen Stadion im Grunewald abſpielte, hat ein viertes Todesopfer gefor⸗ dert. Im Krankenhaus verſtarb der ſchwer⸗ verletzte Chauffeur Ducat. Der Zuſtand des ſchwerverletzten Rennfahrers Kurt Wemhö⸗ ner iſt unverändert ſehr ernſt. Der Verun⸗ glückte iſt faſt dauernd bewußtlos. Auch die anderen Schwerverletzten, beſonders der ver⸗ e eh ſind noch nicht außer Le⸗ Hensgefahr. Maſfenmörder und Vrandſtifter Ueberraſchendes Geſtändnis vor der Polizei Innsbruck, 2. Auguſt. In der Gemeinde Hopfgarten ſind in der letzten Zeit wiederholt Wrände angelegt worden. Die Gendarmerie hat nun als die Urheber der Brandſtiftungen drei junge Leu⸗ le verhaftet. Bei dem Verhör geſtanden die Verhafteten, daß ſie auch drei Morde! gan- 10 0 haben und weitere Verbrechen vorhai⸗ en. Bei der Unterſuchung gegen die wegen Brandſtiftung verhafteten Burſchen Franz Bachler und Alois Lechner in Hopf⸗ garten ſtellte ſich heraus, daß ſie noch einen dritten Komplizen, den 26 jährigen Hilfsar— beiter Anton Clementi zu ihren Unta⸗ ten beigezogen haben. Die Ermittlungen ergaben, daß ihnen drei vollendete Morde zur Laſt gelegt werden müſſen, die ſeit Jahren die Be⸗ hörden beſchäftigt hatten. Am 7. September 1930 hatten die drei nach ihrem eigenen Geſtändnis den Hausdiener Johann Kruckenhauſer aus Hopfgarten in eine entlegene Gegend gelockt und ihm dort in räuberiſcher Abſicht die Kehle durch⸗ ſchni tten. Sie konnten jedoch die Zwan⸗ zigſchilling⸗Note, die ſie bei ihm geſehen hat⸗ ten, nicht mehr finden. Ein Jahr darauf, am 11. Oktober 1931, lockten ſie die Geliebte des Bachler, Barbara Stöckl, die von ihm ſchwanger war, in einen Feldſtadel, er ſtück⸗ ten ſie dort im Heu und hängten ſie, um Selbſtmord vorzutäuſchen, an einem Balken auf. Außerdem ſteckten ſie den Sta⸗ del in Brand, ſo daß nicht einmal feſtgeſtellt werden konnte, ob Mord oder Selbſtmord vorlag. Außerdem haben die drei den Mos⸗ nerbauern aus Hopfgarten durch Schläge mit einem Eiſenhantel auf den Kopf getötet, um ihn des Erlöſes zu berauben, den er beim Verkauf eines Stieres einge⸗ nommen hatte. „Bezeichnend für die Roheit der Burſchen iſt, daß ſie ſich nach ihrem Verbrechen ruhig ſchlafen legten, ſo daß jeder Verdacht von ihnen abgelenkt wurde. Auch zwei Mord⸗ verſuche haben ſie auf dem Kerbholz, weitere Raubmordüberfälle waren nach ihrem Ge⸗ ſtändnis in Vorbereituna. Vom Deutſchen Turnfeſt Unſer Bild zeigt die Ehrentribüne bei dem großen Feſtakt im Adolf⸗ Hitler⸗Stadion. Dritter (von links nach rechts): Reichsaußenminiſter Freiherr von Neurath, Die Exploſionskataſtrophe im Brünner Hotel„Europa“ ſcheint jetzt ihre Aufklärung gefunden zu haben. Im Laufe des Tages wurde der 31 jährige beſchäftigungsloſe Bauaſſiſtent Zdenko Knop und die 23 Jahre alte Irma Zwieſelbauer und ihr acht Wo⸗ ben altes Kind als vermißt gemeldet. Die Schrift der Eintragung des angeblichen Adolf Bauer in das Fremdenbuch des Hotels„Eu⸗ rope“ ſtimmt mit jener des vermißten Knop überein. ö Oopyright %!„ „Am Tag bin ich nicht viel daheim. Ich weiß, ich bin ein unnütz Ding, und die Leute auf dem Hof ſehen mich ſcheel darum an, aber, Herr, es gibt doch mancherlei zu wirken, für das die andern keine Zeit haben. Es kümmert ſich ſonſt keiner um den Blumengarten hinter der Mauer und zieht die Kräuter, wenn ich's nicht tät'.— Ich weiß auch, wo die beſten Beeren und die Pilze im Walde wachſen, kann manch heilkräftiges Tränklein brauen und weiß von der Mutter gute Sprüchlein. So bin ich doch nicht ſo unnütz, als du denken wirſt, Herr.— Sieh, Herr, die Kerze iſt faſt niedergebrannt, und du biſt ſchlaf⸗ trunken. Da will ich gehen.“ „Ja, es iſt Zeit zum Schlafengehen!“ Berbe war aufgeſtanden und an Hennings Stuhl getreten.„Darf ich morgen wieder zu dir kommen, Herr?“ Henning nickte lächelnd.„Du darfſt jeden Abend kommen, Berbe!“ „Gute Nacht, Herr!“ ſagte ſie und huſchte aus der Tür. *. 5. Der Knecht hielt den Rappen am Zügel. Als Henning Rotacker ſporenklirrend die Freitreppe hinunterſchritt, ſtieß er auf Pfarrer Limprecht. Der machte ihm reſpektvoll Platz und trat an das ſteinerne Geländer. Er zog den Hut vor dem jungen Herrn. a Rotacker muſterte den Mann. „Ihr ſeid der Paſtor loci!“ fragte er. „Fa, Herr! Emanuel Limprecht, Paſtor von Rotacker. Ich komme, um Euch meine Aufwartung zu machen.“ N ö ö genug. Kommt in der Dämmerung wieder, da iſt Zeit zu Geſprächen.“ ö Henning fühlte den prüfenden Blick des Pfarrers, der aber den Kopf vor ihm neigte und entgegnete: „Der Weg in der Dämmerung zu Euch ſoll mich nicht verdrießen, Herr. Ich werde wiederkommen.“ „Ja, kommt nur, ein Trunk Weins ſoll für Euch bereitſtehen.“ Damit ſprang Henning die Stufen hinunter und ſchwang ſich auf das Pferd. Ziellos ritt er über die Felder. Der Hund Treu ſprang neben dem Rappen her. — Durch ein enges Waldtal zwängte ſich der Bach. Er ließ kaum Platz über für den zerfahrenen Weg. Nach einer halben Stunde aber erweiterte ſich das Tal. Der Hochwald trat mit den Bergen zu beiden Seiten zurück. Schlanke, junge Fichten und Buſchwerk wuchſen auf dem Talboden. Unweit der Straße überquerte eine alte Linde den jungen Baumbeſtand. Durch das Gebüſch ſchimmerte graues Gemäuer. Das mußte die Wüſtung Kramersdorf ſein, von der Klaus Ruppert erzählt hatte. Henning ſuchte ſich einen Weg durch das Geſtrüpp. Aber wildes Brombeergerank und ſumpfiger Boden ließen ihn wieder umkehren. Treu hatte einen Luchs aufgeſtöbert. Vor dem bellenden Hund war er auf die Linde geflüchtet. Henning ſah das Tier zum Sprung geduckt, mit funkelnden Augen. Der Hund war dem Raubtier an Stärke überlegen, aber Henning zweifelte doch, ob er der Sieger in einem Kampf bleiben würde, wenn ſich der Luchs von oben herab auf Treu ſtürzen und ſich in ſeinem Nacken feſtbeißen würde. Henning wollte es auf einen Kampf nicht ankommen laſſen— er ritt an den Baum heran und ſtach mit ſeinem Degen nach dem Tier. Da flüchtete der Luchs in den Gipfel des Baumes. 6 Zur unrechten Zeit, Paſtor, wie Ihr ſeht! Ich will von meinem Ausritt nicht abſtehen, denn der Tag iſt kurz Vizekanzler von Papen, Reichskanzler Adolf Hit⸗ ler, Reichsminiſter Dr. Goebbels. fragte der alte Wartturm. Ein Fenſter in dem Turm blitzte im Licht. Dort mußte die Berbe wohnen, nahe der Sonne und dem Himmel. Und Hennings Gedanken flogen zu dieſem ſonderbaren Erbe ſeines Vetters Heinrich, zu dieſem närriſchen Kind, das die Schönheit einer Albin beſaß. 1 . Die Dämmerung ſtieg ſchnell herauf. Es war faſt Nacht, als Henning auf den Hof kam. Aus der Wohn⸗ ſtube dröhnte eine tiefe Stimme und ein breites, behag⸗ liches Lachen. Der Hausmeiſter kam Henning mit einer brennenden Kerze entgegen. „Sind Gäſte im Haus?“ i a„Ja, Herr, der Dillinger und der Pfarrer ſind drinnen in der Stuben und warten auf Euch!“ Rotacker öffnete die Tür und trat in die Stube. „Ha, da iſt er!“ Eine maſſige Geſtalt rekelte ſich aus dem Stuhl, griff nach dem Leuchter und ging Henning entgegen. g Der Rieſe leuchtete ihm ins Geſicht. „Laß ſehen, wie der Erbe von Rotacker ausſchaut!— Die Stirn und die Augen haben nichts Rotackerſches. Aber die Naſe— ja, die Naſe, die iſt echt— das iſt des alten Günther Rotackers Naſe— das war Euer Groß⸗ vater— nicht wahr?“ „Mein Großvater hieß Henning wie ich!“ „Dann war der Günther Eures Großvaters Bruder— na, gleichviel, die Naſe iſt echt. Der Mund iſt bei Euch trotzig im Vergleich zu dem meines Freundes Heinrich.“ „Seid Ihr nun fertig mit der Beſichtigung?“ lachte Henning. N 5 „Ich bin's, wahrhaftig, ich bin's!“ „So laßt mich Euch anſchauen“, rief Rotaclker luſtig und nahm dem Gaſt den Leuchter aus der Hand. 6 Der Lichtſchein fiel auf ein ſeiſtes, gerötetes Geſicht mit luſtigen Aeuglein und auf ein wohlgerundetes Bäuchlein. Langſam ritt Henning den Weg nach Rotacker zurück Wunderſam leuchtete die Burg in der Abendſonne. Trotzig „Ihr müßt ein ſonderliches Pferd haben, mit dem Ihr von Dillingen geritten ſeid!“ a (Fortſetzung folgt.) RONMN VON ODE e SLES N-SIEIIU Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 14. Fortſetzung. Nachdruck verboten. „Verzeih, lieber Axel“, hatte ſie kühl geſagt und ſich über die wirren Haare geſtrichen,„ich liebe es nicht, wenn man ſich ſo derangiert. Gefühlsausbrüche liegen mir über⸗ haupt nicht, und du mußt ſchon zufrieden ſein, wenn unſer Verhältnis ein freundſchaftlich ruhiges iſt und bleibt.“ Mit dieſen Worten hatte ſie ſich in einen entfernteren Seſſel geſetzt und ganz ruhig und gleichmütig über irgend etwas zu plaudern angefangen. Als er ein andermal davon ſprach, daß der Termin der Hochzeit ſobald als möglich angeſetzt werden ſollte, da antwortete ſie kühl: „Vor Ablauf des Trauerjahres iſt an eine Heirat nicht zu denken. Erſtens einmal habe ich es mit der Ehe gar nicht ſo eilig— und zweitens würde es pietätlos gegen meinen verſtorbenen Stiefvater ſein, wollten wir vor Ende des Trauerjahres an eine Heirat denken.“ Axel Ivarſen hatte ſich nur mühſam beherrſcht. Die kühle Abweiſung durch Hiltrud verletzte ſeine Eitelkeit aufs tiefſte. Er war nicht gewohnt, daß die Frauen ihm widerſprachen oder ſeine Liebkoſungen abwehrten. Dieſe hochmütige Deutſche war die erſte, die ſich ſo benahm, ab⸗ geſehen von dem kleinen Tippmädel, dem man den Schlag ja aber noch einmal heimzahlen würde. Hier aber mußte er vorſichtig ſein, den Ergebenen und Rückſichtsvollen ſpielen, ſollte ihm nicht alles verlorengehen. Aber er würde es ihr heimzahlen. Wenn ſie erſt ſeine Frau war, würde man ja ſehen, nach weſſen Willen die Ehe ging— vielleicht würde ſie ihm noch einmal nachlaufen, um ſeine Zärtlichkeiten betteln, die ſie jetzt mit dieſem Prinzeſſinnenhochmut abwehrte. Wie gut, daß er mit Lona noch nicht gebrochen hatte! Er beſchloß, ſie in den nächſten Tagen zu beſuchen, eine Geſchäftsreiſe ließ ſich ja leicht vorſchützen. Zwar war ſie reichlich anſpruchsvoll geworden, die gute Lona, und ſeine Mittel ſchmolzen zuſammen. Das Werk, an dem er noch beteiligt war, da oben in Norwegen, arbeitete ſchlecht und ſchlechter. Wenn man nicht bald einen großen Coup machte, war es aus mit der Herrlichkeit. Er hatte gehofft, Hiltrud zu einer früheren Heirat zu beſtimmen. Wenn er ſie erſt einmal ſicher hatte, konnte er über ihr Vermögen verfügen— und die Bezüge aus dem Bremerwerk ganz anders für ſich verwenden. Aber ſie war nicht umzuſtimmen— das wußte er nun. Etwas bos⸗ haft verſetzte er: „Ich bewundere deine Pietät, Hiltrud, der du unſer Glück opferſt. Ich habe nie gewußt, daß dein verſtorbener Stiefvater dir ſo viel bedeutet hat.“ „Das habe ich ſelbſt nicht gewußt“, gab Hiltrud ernſt zur Antwort.„Solange er lebte, habe ich mich gar nicht viel bemüht, ſein Weſen zu verſtehen. Aber ſeitdem er tot iſt, muß ich mehr und mehr an ihn denken und daran, daß wir ihm vielleicht mehr hätten ſein können, wenn wir uns mehr bemüht hätten, ſeine Liebe zu erwerben.“ Sie unterbrach ſich, denn ſie ſah, daß ihr Verlobter mit einem gelangweilten Geſicht hinausſah in den Herbſtabend und offenbar mit ſeinen Gedanken anderswo weilte. „Entſchuldige, wenn ich dich mit meinen Privat⸗ angelegenheiten langweile“, meinte ſie etwas ſcharf. Axel fuhr zuſammen. „Aber ich bitte dich, Hiltrud“, erwiderte er haſtig.„Du weißt doch, daß alles, was in dir vorgeht, mir wichtig und teuer iſt. Du biſt ſeit einiger Zeit ſo gereizt— man kann es dir trotz aller Liebe niemals rechtmachen— und das bekümmert mich aufrichtig. Es iſt gerade ſo, als liebteſt du mich nicht mehr.“ Er ſah ſie ſchmerzvoll an— und unwillkürlich wurde Hiltrud rot. Ja, das war es; er hatte es ausgeſprochen. Sie liebte ihn nicht mehr, das heißt, ſie hatte ihn nie geliebt. Was ſie zu dem Jawort getrieben, das war ja nur ihr unſeliger Trotz geweſen, ihr Wunſch, dem anderen zu zeigen, daß ſie ſich nichts aus ihm gemacht— und daß ſie jeden Mann haben könnte, den ſie wollte. In ihrer Ver⸗ zweiflung waren ihr die Schmeicheleien des ſchönen und eleganten Mannes ein ſüßes Gift geweſen, das ihr Herz betäubte, ihr Vergeſſen ſchenkte. Sie war erwacht— und hatte erkannt, daß ſie nichts an ihren Verlobten band. Seine Schönheit ſchien ihr ſchal, ſeine Liebenswürdigkeit phraſenhaft und unecht— auch an ſeinem Charakter be— gann ſie immer mehr auszuſetzen. Und je mehr ſie aus ihrem Rauſch erwachte, um ſo unerbittlicher ſtand die Liebe zu Olaf vor ihr. Nächte um Nächte verweinte ſie in ihrem kühlen Mädchenzimmer. 5 Aber Entlobung mit all dem Klatſch, den Fragen, der Neugier, die ein ſolcher Schritt im Gefolge hatte, war für Hiltrud undenkbar. Vor allem aber war die Bindung an Axel Jvarſen die Schutzwehr auch gegen ihre eigenen ſehn⸗ ſüchtigen Gedanken, die immer wieder zu jenem anderen flohen, der ſie verſchmähte. 8 Aber man mußte ſich zuſammennehmen, man durfte ſein eigenes Unglück den Verlobten nicht entgelten laſſen. So zwang ſich denn Hiltrud immer wieder zu jener gleich⸗ mütigen Freundlichteit— mehr aber konnte ſie nicht— es ging über ihre Kräfte. Hioätte ſie geahnt, daß Axel ein ſo frevelhaftes Spiel die Kraft gehabt, ſich zu löſen. Aber ſie ahnte ja nicht, wem ſie ſich in der Verzweiflung ihrer verſchmähten Liebe in die Hände gegeben. Axels Herz war von Wut und Ingrimm erfüllt. Nichts ging ſo, wie er es wollte. Die norwegiſchen Motorenwerke konnten ſich nur noch wenige Monate halten. Die Aufträge gingen immer mehr zurück. Alles konzentrierte ſich hier auf das Bremerwerk. Wenn es nicht bald gelang, neue Modelle herauszubringen, war es mit den norwegiſchen Motorenwerken aus. Es war ja ganz ſchön, hier als Schwiegerſohn der reichen Frau Kommerzienrat Bremer zu leben; aber endlich wollte man doch einmal hier heraus — dieſes Süßholzraſpeln war nichts für Ivarſen; er ſehnte ſich nach Großſtadt, nach dem Leben, das er ge— wöhnt war— und von dem man hier nichts ahnte. Siebzehntes Kapitel. Eines Morgens ging der Betriebsingenieur Moeller mit einem Briefe herüber zum Bremerſchloß. Frau Melanie, in einem eleganten Hauskleid aus ſchwarzer Seide, ſaß mit ihrem Schwiegerſohn beim Frühſtück. Hiltrud war noch nicht erſchienen. Axel ſaß behaglich in einer ſeidenverſchnürten, dunkelblauen, geſteppten Seiden— jacke da, die ſeine brünette Schönheit noch hob, und ſtrich ſich ſein Brot mit Honig. Dieſe Frühſtücksſtunden waren das Angenehmſte am ganzen Tage. Der Kaffee duftete, das Gebäck, das die Mamſell auf Wunſch der Kommerzienrätin täglich in anderer Form für den verwöhnten Schwieger⸗ ſohn zu backen hatte, lag locker geſchichtet in dem ſilbernen Kuchenkorbe; der Tiſch mit ſeinem zierlichen Gerät aus Porzellan und Silber, den Schüſſelchen mit dem zartroſa Schinken, den Eiern in den kleinen Bechern, der taufriſchen Butter— alles atmete Behaglichkeit, Reichtum, Sorgloſig— keit. Heute war Ivarſen beſonders gutgelaunt. Er hatte wieder einmal eine ſeiner kleinen Spritzfahrten in die nahegelegene Großſtadt vor, wo ihn Lona erwartete. Da konnte man ſich wieder einmal ſchadlos halten für dieſe Familienidylle hier. Man mußte vorſichtig ſein, denn all⸗ mählich, trotz des Trauerjahres mit ſeiner Zurückgezogen⸗ heit, hatten ſich Freunde und Bekannte des Bremerſchen Hauſes eingefunden, die in dem ſtets gaſtlichen Hauſe freundlichen Willkomm fanden. Man war ja auch neu⸗ gierig auf den Schwiegerſohn. Frau Melanie hätte am liebſten gleich wieder einen großen geſellſchaftlichen Verkehr angefangen. Aber Hil⸗ trud hatte ſehr beſtimmt widerſprochen. So hatte man mit Axel auch nur bei den nächſten Freunden Beſuch ge⸗ macht, die alle von der gewandten, liebenswürdigen Art des jungen Norwegers entzückt waren.— Aber um ſo vor⸗ ſichtiger mußte Axel ſein. Nun, man richtete es eben ſo ein, daß er und Lona nie zuſammen geſehen wurden.. Da klopfte es. Das Mädchen meldete den Betriebs— ingenieur. „Was heißt denn das?“ fragte Frau Melanie unmutig. „Hier, in der Privatwohnung— und um dieſe Zeit? Warum meldet ſich der Mann denn nicht im Büro bei dir, Axel, wenn er was will?“ „Verzeih', Mama, ich habe drüben angeſagt, daß ich heute verreiſe; vielleicht iſt es etwas Eiliges— alſo ge⸗ ſtatte!“— und er winkte dem Stubenmädchen, den Warten⸗ den eintreten zu laſſen. Der Betriebsingenieur begrüßte die Frau ſeines ver⸗ ſtorbenen Chefs mit einer tiefen Verbeugung— eine zweite Verbeugung galt Axel. „Alſo, Herr Moeller, was bringen Sie Schönes?“ fragte Axel. Moeller antwortete ihm nicht direkt, ſondern wandte ſich an Frau Melanie: „Gnädige Frau“, ſagte er,„hier habe ich einen Brief von Herrn Kurt— von Herrn Bremer“, verbeſſerte er ſich ſchnell, als eine Unmutsfalte über Frau Melanies Geſicht ging;„er fragt an, ob wir in unſeren Werkſtätten Ver⸗ ſuche mit dem Bau einer neuen Dämpfungsvorrichtung beim Schiffsmotor machen wollen, zu denen er die Zeich⸗ nungen ausgearbeitet hat.“ „Ich habe Ihnen ſchon mehrmals geſagt, Herr Moeller, daß alle geſchäftlichen Entſcheidungen meinem Schwieger⸗ ſohn vorgelegt werden ſollen“, wies Frau Melanie Moeller ſcharf zurecht; eine heftige Röte ſtieg dem alten Angeſtellten in die Stirn, aber ehe er noch etwas erwidern konnte, fuhr Frau Melanie fort: „Bitte, lieber Sohn, prüfe du die Sache; auf keinen Fall dürfen aber die Bremerwerke mit koſtſpieligen Ver⸗ ſuchen belaſtet werden, nur weil Kurt es ſo gefällt. Dazu haben wir das Geld wirklich nicht.“ Ein bitteres Gefühl ſtieg in dem Betriebsingenieur auf. Für Verſuche des Sohnes war niemals Geld da— aber für Toiletten, Reiſen und koſtſpielige Geſchenke ſowie Renten an den Schwiegerſohn wurde aus der Kaſſe immer und immer wieder angefordert. „Bitte geben Sie mir doch einmal die Zeichnungen!“ ſagte Axel. „Ich habe ſie drüben im Büro, Herr Baron.“ „Nun, was halten Sie von ihnen?“ „Ich halte ſie für außerordentlich gut, um nicht zu flüchtig prüfen können, denn die Sachen gingen erſt he früh bei mir ein.“ 4 i „Ich gebe auf Ihr Urteil unendlich viel, Herr Moeller“, antwortete Axel mit einer gänzlich ungewohnten Freund⸗ lichkeit.„Wenn die neue Konſtruktionsidee meines Schwagers ſo vielverſprechend iſt, ſo bin ich durchaus dafür, ſie auszuprobieren— dir iſt es recht, liebe Mama?“ Frau Melanie blätterte längſt in ihrem franzöſiſchen Modejournal.„Mache es, wie du es für richtig findeſt, lieber Sohn.“ „Alſo, Herr Moeller, ſowie ich morgen komme, werden wir die Zeichnungen von Herrn Bremer junior durch⸗ ſehen. Vielleicht können Sie ſich heute ſchon ein wenig damit beſchäftigen.“ „Ich werde ſie mit in die Werkſtatt nehmen und die letzten Motorenmodelle, die Herr Kurt Bremer im Früh⸗ ling anfertigen ließ, damit vergleichen.“ „Schließen Sie nur die Werkſtätten gut ab, damit uns kein Unberufener hereinkommt“, ſagte Ivarſen beiläufig. „Wer ſollte da hereinkommen, Herr Baron“, lächelte der Betriebsingenieur,„bei uns iſt alles ſicher; außerdem hat der alte Schmitt ja die Werkſtätten unter Verſchluß.“ „Na alſo, dann iſt ja alles in Ordnung!“ Axel reichte dem Ingenieur freundlich die Hand.„Entſchuldigen Sie mich jetzt, ich habe Eile, wenn ich meinen Zug erreichen will. Es kann übrigens ſein, daß ich erſt morgen mittag heimkomme— ich rufe Sie dann ſofort herüber.“ N* . Gegen Abend hatte ſich ein Schneeſturm aufgemacht. Als der Materialverwalter Schmitt um neun Uhr noch einmal die Runde durch den Hof machte, pfiff der Wind vom Fluß her in harten Stößen und warf ganze Ladungen Schnee in das Geſicht des alten Mannes. Die Fußtapfen, die er im Schnee zurückließ, waren ſofort wieder verweht von neuem Schnee, der, halb mit Regen untermiſcht, die ganze Welt in ein gleichmäßig ſtiebendes Grau einhüllte. Schmitt klinkte noch einmal an allen Türen, ja, es war alles zu und dunkel, nachdem der Betriebsingenieur noch bis vor kurzem für ſich allein in den Motorenwerkſtätten gearbeitet hatte. Der weite Hof lag ſtill da; das Lied der Maſchinen, das ſonſt laut und in gleichmäßigem Rhythmus durch den Hof ſcholl, war verſtummt— nur vom Fluß her kam das Dröhnen, mit dem die Eisſchollen, die ſich im Tauwind gelöſt hatten, gegen die Ufer ſtießen. Schmitt ſchüttelte ſich, als er in den warmen Hausflur trat. Das war ein ungemütlicher Abend, und man konnte froh ſein, ins Warme und Trockene zu kommen. Erika ſchlief ſchon, ihr Zimmer war dunkel, das Kind war jetzt oft ſo müde und blaß; ſie grämte ſich wohl, daß ſie keine Stellung auf dem Werke gefunden hatte. Schmitt hatte ja ſelbſt den Prokuriſten darum gebeten, aber der hatte ihm erklärt, es wäre jetzt bei den ſchlechten Zeiten nicht möglich, Neueinſtellungen vorzunehmen. Erita müßte ſich gedulden bis zum Frühjahr, da würde vielleicht ſchon manches anders ſein. Nun, es ging ja ſchließlich ſo, am Verhungern war man nicht. Das Kind ſollte ſich nicht ſo grämen; ordentlich ſchmal war ſie ge⸗ worden, und ein ſo ernſter Ausdruck war in ihr Geſicht gekommen. Sie war auch zuviel für ſich, hatte ſo wenig Umgang mit anderen jungen Mädchen, immer nur die Hausarbeit und nachmittags über den Büchern, das tat nicht gut. Er würde einmal morgen ihr ernſtlich ins Ge⸗ wiſſen reden. Er ſtapfte die Treppe hinauf, ſchaltete das Licht ein— ein gutes Kind war ſie doch, die Erika, alles ſtand bereit, wie er es gewöhnt war: die warmen Filz⸗ ſchuhe neben dem Ofen und der Tee in der Ofenröhre. Behaglich zog ſich der alte Schmitt ſeinen Hausrock an, holte ſich den Tee und las noch ein Viertelſtündchen, dann ging er auch in ſeine Schlafkammer— und bald kündeten laute Atemzüge an, daß der alte Mann entſchlummert war. 1: 8 25 Durch den ſtiebenden Schnee der Nacht und den ſauſen⸗ den Sturm ſchlich vorſichtig ein Mann— lauſchte nach allen Seiten— alles war ſtill— der Wächter machte gerade ſeine Außenrunde um die Waſſerſeite der Fabrit⸗ anlagen— der Mann ſchloß leiſe mit einem Schlüſſel die kleine Tür der Werkſtätten auf und ging vorſichtig hinein. Eine Taſchenlampe blitzte auf und warf ihren zuckenden Schein auf das Innere der Werkſtätte und die Zeich⸗ nungen, die gegenüber den Motorenteilen über dem Arbeitstiſche hingen. Gleich darauf war das Licht erloſchen, und vorſichtige Schritte ſchlichen wieder über den ſtillen Fabrikhof. Am nächſten Morgen kam der Betriebsingenieur Moeller als erſter in die Werkſtätte. Er wollte die Zeich⸗ nungen von Kurt noch einmal durcharbeiten, ehe Ivarſen zur Konferenz kam.— Er war kaum in die Werkſtatt hereingekommen, da ſtutzte er. Die Zeichnungen Kurts hingen nicht mehr an der Wand, an die er ſie geſtern be⸗ feſtigt hatte— und in dem ganzen Raum war ein Durch⸗ einander, als hätten unbefugte Hände darin herum⸗ gearbeitet. Moeller ſtand einen Augenblick erſtarrt da; blickte wieder auf die leere Wand, auf der ſich geſtern noch der Zeichnungsplan befunden hatte, dann griff er haſtig nach dem Telephon. Gleich darauf meldete ſich ein Diener vom Bremerſchloß. „Die gnädige Frau ſchlafen noch“, ſagte er auf die haſtige Frage des Beamten;„auch Herr Ivarſen iſt noch nicht zu ſprechen.“ „Verbinden Sie mich dennoch mit ihm“, erklärte Moeller energiſch, und als der Diener zögerte, rief er wütend hinein:„Herrgott, Menſch, nun aber fix, und wenn Sie Herrn Ivarſen zehnmal wecken ſollten, ich nehme es auf meine Verantwortung.“ Er lauſchte erregt; endlich, nach einer langen Zeit, die ihm eine Ewigkeit dünkte, meldete ſich Ivarſens ver⸗ ſchlafene Stimme, die etwas ärgerlich klang:„Na, wo brennt's denn, Herr Moeller? Ich bin hundemüde, bin heute früh erſt mit dem letzten Zuge heimgekommen.“ mit ihr und ihrer Mutlet ſpielte, vielleicht hätte ſie doch ſagen genial, Herr Baron— ich habe ſie bisher nur (Fortſetzung folgt.) Maria Einſiedel Poſtesdienſtordnung wie am Sonntag, den 13. Aug. Beichtgelegenheit. uhr. Freitag, den 25. Auguſt, Feſt des hl. Ludwig, 7 Uhr 8, um 10 Uhr Hochamt mit Predigt. n heiligſten Herzen Jeſu. Bereins⸗Auzeiger Pbenwaldklub(Ortsgruppe Viernheim). ö 1 Tage verſchoben. Der Klubabend findet deshalb am Mittwoch, den 9. Auguſt ſtatt. lurerein von 1893 Tell⸗ Schauspiel. 9 110 ausſtehenden Koſtüme und Perücken ſind is ſpäteſtens Donnerstag abend bei dem „ Unterzeichneten, Adolf Hitlerſtraße 102, ab⸗ zuliefern pflichtig gemacht. Rrnverein von 1893 e. V. Heute Mittwoch abend ½9 Uhr Fechterſchaft im Lokal. Frei- tag von 7 Uhr ab Training der Handballer 1 0 Platz 1. Abends 9 Uhr Spielerverſamm⸗ ung ſämtlicher Handballer im Lokal. Reſt⸗ Vorſchau für Sonntag: Freundſchaftsſpiel der g leger⸗ u. Soldatenverein Teutonia, Schützen⸗ abteilung. l lung. lte Zeitungen zu haben in der Druckerei dieſes Blattes. kales Viernheim, den 2. Auguſt * Verlängerung des Heili Jahres? In Rom verlautet, 10 00 e werde möglicherweiſe das Heilige Jahr vom 2. April 1933 an noch bis Oſtern oder Dreifaltig⸗ keitsſonntag 1934 verlängern, da geſchichtlich das Jahr 34 noch in die Todeszeit des göttlichen Erlöſers eingerechnet werden könne. Die Zeit bis zum 2. April iſt auch zu kurz, um die ganze Reihe von Selig- und Heiligſprechungen, die ge. plant ſind, innerhalb des Heiligen Jahres vor⸗ ehmen zu können. *Das Blinklicht vom Meliboeus. Seit Samstag abend iſt die Blinklicht⸗Anlage auf dem Turm des Melibocus in Betrieb ge⸗ nommen worden und beſtreicht, weither ſichtbar, während des nächtlichen Dunkels in unterbrochenem Kreislauf den Himmel. Das phantaſtiſche Dahinhuſchen des Lichtkegels dient zur Orien- tierung im Flugverkehr. bei Gernsheim. Goltesdienſtordnung. Für Sonntag, den 6. Auguſt: 7 und ½9 Uhr hl. Meſſe, um 10 Uhr pochamt mit Predigt; von 6 Uhr an Beichtge⸗ egenheit. Nachmittags 2 Uhr Andacht, um 5 Uhr Roſenkranz. An den Werktagen hl. Meſſe um ½7 u. 8, am Freitag um ½7 und 10 Uhr. Für Sonntag, den 13. Auguſt: Hl. Meſſe um 7 und ½9 Uhr, um 10 uhr Hochamt mit Predigt; von 6 Uhr an Beichtgelegenheit Nachmittags 2 Uhr Andacht um 5 Uhr Roſenkranz. 0 An den Werktagen hl. Meſſe um ½7 u. am Freitag um ½7 und 10 Uhr. Dienstag, den 15. Auguſt Mainz, 2. Nug. Wette.) Ein laſahriger die verrückte Wette ab Zigaretten zu rauchen. f ohnmächtig zuſammen. ſchwere Nikotinvergiftung feſt. Mainz, 2. Aug.(Se ä f 3, 2. g. gelunfälle a 955 5 Rhein.) Ein Segler, 1 mit fe 0 100 nom Gewitter überraſcht wurde, ſchlug Nad n b eld der alten Eiſenbahn⸗ K 0 blieb in den Leinen des Segels 1 und trieb hilflos und dem Erkkinten e Wel 910 1 Kraft gewann er r der Brücke, wo man ihn f. A 1 ſpäter auffand und in Sicherhelt e— Bei Schierſtein ertrank während a Faltbootfahrt mit Segel der Zajährige Nahnahn Dr. Wachenhuſen. Das Boot ken⸗ tte Wachenhuſen, der ſich ſchwimmend zu 10 en ſuchte, verſank im Rhein; ein zweiter Bootsinſaſſe konnte gerettet werden. Erntemerkwürdigkeiten Sicheldengeln und Senſenwetzen ſind die typiſchen Zeichen der Ernte des Brotkorns. Wohl und Weh eines Staates hingen früher mit der guten oder ſchlechten Ernte, als die Verkehrsmittel noch mangelhaft waren, zu⸗ ſammen. Deshalb auch der breite Raum, den 1 115 Geſchichte und Poeſie das Getreide ein— nimmt. (Leichtſinnige Hausburſche ſchloß hintereinander 56 Er tats und brach Als beſondere Merkwürdigkeit ſtellt ſich uns in der Bibel die 30⸗, 50. und 100fältige Frucht vor, die tatſächlich heute noch in den fruchtbarſten Teilen Aegyptens gedeiht. Aber auch bei uns gab es im Laufe der Jahrhun— derte Einzelheiten von vielfélligen Fruch ähren. So wird 1312 berichtet, daß auf dem Nikolas⸗ friedhof zu Höchſter eine Roggenähre gewach—⸗ ſen ſei mit einer Hauptähre und 12 Neben⸗ ähren, die insgeſamt etwa 1200 Fruchtkörner trugen. Das Kloſtergut Lorch verzeichnet in ſeinen Annalen von 1554, daß einem Korn 61 Aehren entſproſſen. 1634 überbrachten Land— leute dem Herzog von Schleſien einen bei Strehl gefundenen Kornhalm mit 18 großen Aehren. Von einem Naturwunder wird 1636 aus Themar berichtet. Auf einer Brandſtätte unweit der Stadtmauer wuchs ein Kornhalm mit 21 ausgewachſenen Aehren, die im Juni Feſt Mariä Himmelfahrt. Für Sonntag, deu 20. Auguſt: Hl. Meſſe um 7 und ½9 Uhr, um 10 hr Hochamt mit Predigt; von 6 Uhr an Nachmittags 2 Uhr Andacht m 5 Uhr Roſenkranz. 5 An den Werktagen hl. Meſſe um ½7 u. ges Patrons des 3. Ordens: Hl. Meſſe um heneralabſolution für Terziaren. Gelegenheit zur hl. Beicht. Für Sonntag, den 27. Auguſt: Hl. Meſſe um 7 und ½9 Uhr, um 10 Uhr dochamt mit Predigt; von 6 Uhr an Beichtge⸗ genheit. Nachmittags 2 Uhr Andacht, um 5 Ahr Roſenkranz. An den Werktagen hl. Meſſe um ½7 u. ö Uhr, am Freitag, den 1. Sept.: hl. Meſſe n ½7, um 10 Uhr Segensmeſſe mit Andacht Von 6 Uhr U Die auf den 6. Auguſt angeſetzte Wanderung wird Der Wanderwart. Die Wer nicht abliefert, wird haft⸗ Winkenbach. loſes Erſcheinen iſt unbedingt erforderlich. 1 Handballmannſchaft egen Amicitia 1. Mannſchaft. 10 Die Leitung. 1 0 Heute Mittwoch abend 9 Uhr okal zum Schützenhof Mitgliederverſamm⸗ 10 Am kommenden Sonntag findet das 1 und Preisſchießen ſtatt, deshalb fehle iner. Der Führer. zum Brot einwickeln und Tapezieren aber wenig backfähiges Mehl lieſern. blühten und im Auguſt reiften. Täglich kamen viele Leute, um dieſe Erntemerkwürdigkeit zu beſichtigen. Eine ähnliche Attraktion erlebte 1617 Mit⸗ telwaldau in der Grafſchaft Glatz mit einem Gerſtenhalm, der 9 kleine und 15 große Aehren trug, die alle voller Körner waren. Man ſandte dieſe Merkwürdigkeit als Rarität nach Wien. Außer dieſen Einzelheiten wird von einer ganz beſonderen Fruchternte aus der Heilbronner Gegend zu Ende des 17. Jahr- hunderts berichtet. In Kriegszeitläuften ver⸗ heerte die Soldateska die noch grünen Frucht— äcker. Roß und Mann traten die Halme in der ganzen Umgegend in die Erde, um durch eine Hungersnot der Stadt zu ſchaden. Merkwürdigerweiſe aber grünten erneut die verwüſteten Getreidefelder, und dank der guten Witterung konnte im Spätherbſt eine reiche Ernte eingefahren werden. Dieſe Erntemerkwürdigkeiten fanden Eingang in den Blättern der Geſchichte. Als Wun⸗ derweizen aber wird heute noch eine Art des Kegelweizens bezeichnet, die auch angebaut ver— äſtelte Aehren trägt, die zwar ertragreich ſind, Der Arzt ſtellte eine Aus der Heimat Gedenktage 2. Auguſt. 1815 Der Dichter Adolf Friedrich E 0 i) Graf von Schack in Schwerin geboren. f 1868 Konſtantin, König von in Athen geboren. 1870 Gefecht bei Saarbrücken. 1914 Deutſcher Einmarſch in Luxemburg— ö Ultimatum Deutſchlands an Belgien. Prot.: Guſtav— Kath.: Portiunkula Sonnenaufg. 4.20 Sonnenunter 9.5 lufg. 4.2 g. 19.51 Mondaufg. 18.01 Mondunterg.— Griechenland Mitten iſt kein' Schand' dem Mann, Aber— nicht helfen, wenn man kann! Ferienzeit Die Schulen haben ihre Pforten für eini 0 len n h fe inige Wochen geſchloſſen; die Reiſezeit hat 11 Höhepunkt erreicht. Die Koffer gepackt und alles daheim gelaſſen in den vier Wänden, und Verantwortung, einmal ausſpannen und ein ganz freier Menſch ſein— ſo will es die Reiſezeit, die Zeit des Urlaubs. Die rau⸗ ſchenden Wälder, die trotzigen Berge mit ihren ſchneeigen Häuptern, die wogende See. und die ſtille Heide rufen und locken den erho— lungsbedürftigen Menſchen und bieten ihm ihre Schönheiten. In Urlaub gehen— o ja es iſt ein Erlebnis für jeden, der tagaus, tag⸗ ein das ganze Jahr hindurch ſeine Pflicht tut. Lange hat er ſich nach dem Tag geſehnt, wo es für einige Wochen einmal heißt: Feier⸗ abend! And nun iſt es ſo weit! Die ſchöne deutſche Heimat iſt das Reiſeziel all derer die die Bahnſteige bevölkern und in die Züge klettern. Die deutſche Heimat, die nirgends in der Welt ihresgleichen findet, lockt ſie alle an, und wer ſie aufſucht, der möchte nicht mehr von ihr gehen. Ueberall iſt es ſchön, wo deutſche Sprache klingt auf deutſchem Boden! 8 * Fahrgeldermäßigung bei Kraftpoſtfahr⸗ ten von Kindern nach und von Lanzdpflege⸗ ſtellen. Die Deutſche Reichspoſt gewährt von jetzt an Kindern, die von der Reichszentrale Landaufenthalt für Stadtkinder E. V. in Ber⸗ lin W 9, Eichhornſtraße 8, und von den ihr angeſchloſſenen Behörden und Wohlfahrtsver— einigungen zur Erholung in Landpflegeſtellen untergebracht werden, bei der Hinfahrt mit Kraftpoſten zu den Landpflegeſtellen und ebenſo bei der Rückfahrt eine Ermäßigung von 50 v. H. auf das Regelfahrgeld für Er⸗ wachſene. Den Begleitern der Kinder ſteht dieſelbe Fahrgeldermäßigung zu. Die Vergün⸗ ſtigung wird ferner auch bei Einzelfahrten der Kinder und Begleiter nach oder von Kin— derſammelorten, in Krankheitsfällen, bei Rück— fahrten der Begleiter uſw. zugeſtanden. Die Kinder und die Begleiter müſſen ſich wie bei Reiſen mit der Reichsbahn in beſtimmter Weiſe ausweiſen. LVorſicht beim Sammeln von Steinpil⸗ zen. Neben dem Pfifferling iſt der Steinpilz wohl der am meiſten zum Eſſen geſammelte Pilz. Wiederholt wurde in letzter Zeit bei der Heſſiſchen Landesſtelle für Pilz, und Haus— ſchwammberatung(Mykologiſches Inſtitut der Deutſchen Geſellſchaft für Pilzkunde) über bittere Steinpilzgerichte geklagt. Schuld daran war zumeiſt der ſehr bittere Gallenröhrling, Der große Jeſtzug in Höhepunkt des Deutſchen Turnfeſtes was der Alltag mit ſich bringt an Pflichten“ der im Nadelwald wächſt und an ſeinen im Alter roſa werdenden Röhrchen auf der Hut⸗ unterſeite kenntlich iſt. Es gibt noch andere bitter ſchmeckende Röhrlingsarten. Ebenſo hüte man ſich vor Röhrlingen, deren Fleiſch beim Aufbrechen blau anläuft, um Verwechflungen mit dem giftigen Satansröhrling zu vermeiden. Wettervorherſage Meiſt noch unbeſtändige Witterung. * Sonntagsrückfahrkarten zum Feſt„Ma⸗ tia Himmelfahrt“. Sam das e fab arte 9 60 Feſt„Maria Himmelfahrt“ am 15. Auguſt werden in dieſem Jahr von denjenigen Bahn⸗ höfen, bei welchen ſolche Karten aufliegen, mit verlängerter Geltungsdauer ausgegeben. Sie gelten: zur Hinfahrt von Samskag, 12. Au⸗ uſt, 12 Uhr bis Dienstag, 15. Auguſt; zur ückfahrt von Samstag, 12. Auguſt bis Mitt⸗ woch, 16. Auguſt, 12 Uhr. Die neuen Poſtgebühren Gültig ab 1. Auguſt. Neue Verſendungsvorſchriften: für Brief⸗ ſendungen, mit Ausnahme der Poſtlarten, der Druckſachen in Kartenform und der Bahn⸗ hofszeitungen, gelten folgende Höchſt⸗ und Mindeſtmaße: a) in rechteckiger Form: Höchſt⸗ maße: Länge, Breite und Höhe zuſammen 80 em; größte Länge jedoch nicht mehr als 60 cm, Mindeſtmaße: Länge 11,4 cm, Breite 8,1 cm; b) in Rollenform: Höchſtmaße: Länge und der zweifache Durchmeſſer zuſammen 100 em, Länge jedoch nicht über 80 cm, Mindeſt⸗ maße: Länge 11,4 cm, Durchmeſſer 2 cm. Poſtkarten und Druckſachen in Kar⸗ tenform dürfen 14,8 em in der Länge und 10,5 em in der Breite nicht überſchreiten; die Mindeſtmaße betragen 10,5 em in der Länge und 7,4 cm in der Breite. Aenderung im Drucſachenverkehr: mechani⸗ ſche Vervielfältigungen eines handſchriftlich oder maſchinenſchriftlich angefertigten Schrift⸗ ſtücks, die im Abziehverfahren, im Schablonen⸗ verfahren oder durch ähnliche Amdruckverfah⸗ ren hergeſtellt ſind, werden nur noch gegen die Druckſachengebühr befördert, wenn gleichzeitig mindeſtens 20 Sendungen mit vollkommen glei⸗ chen Stücken dieſer Vervielfältigungen am Poſtſchalter oder, zu Bunden vereinigt, durch den Briefkaſten aufgeliefert werden. Die Gebühr für Druckſachen: Gebühr für Druckſachen unter Umſchlag oder Streifband bis 50 Gramm 4 Pfennig. Poſtwurfſendungen: a) Druckſachen bis 20 Gramm eineinhalb Pfennig, über 20 bis 50 Gramm 2 Pfennig; b) Miſchſendungen, Druck⸗ ſachen und Warenproben bis 20 Gramm 4 Pfennig. Geſchäftspapiere, Warenproben und Miſch⸗ ſendungen: bis 100 Gramm 8 Pfennig, über 100 bis 250 Gramm 15 Pfennig, über 250 bis 500 Gramm 30 Pfennig. Ferner iſt noch der Sperrgutzuſchlag für b von 100 auf 50 v. H. herne r n. Neu eingeführt iſt ſchließlich noch eine be— ſondere Gebühr von 10 Pfennig für die Be⸗ handlung der Wertbriefe, verſiegelten Wert— pakete, Einſchreibbriefſendungen und Poſtan— weiſungen mit dem Vermerk„Eigenhändig“ zum Ausgleich für die häufig bei der Zuſtel⸗ lung ſolcher Sendungen für die Poſt(durch urbelt Zuſtellverſuche) entſtzhende Mehr⸗ Arbeit. Märkte und Vörſen vom 1. Auguſt 1933. (Ohne Gewähr.) Mannheimer Großviehmarkt. Zufuhr und Preiſe: 120 Ochſen, 26 bis 32 145 Bullen, 23 bis 30; 307 Kühe 11 bis 24; 251 Färſen, 25 bis 53, 829 Kälber, 22 bis 40; 15 Schafe, 21 bis 27; 2187 Schweine, 36 bis 42; 4 Ziegen, 10 bis 17. Marktverlauf: Großvieh mittel, geräumt; Kälber ſehr ruhig, Ueberſtand; Schweine mittel, geräumt. Karlsruher Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 29 Ochſen, 55 Bullen, 22 Kühe, 100 Färſen, 302 Kälber, 750 Schweine. Be— zahlt wurden pro 50 Kilo Lebendgewicht in Reichsmark: Ochſen 27 bis 31, 25 bis 27 24 bis 26, 22 bis 24, 20 bis 22, 19 bis 20, Bullen 26 bis 27, 21 bis 22, 20 bis 21, 17 bis 20; Kühe—, 20 bis 22, 16 bis 20, 11 bis 16; Färſen 27 bis 33, 19 bis 25; Kälber—, 39 bis 41, 36 bis 39, 32 bis 36, 20 bis 26; Schweine—, 43 bis 45, 42 bis 45, 39 bis 43, 37 bis 39,—, 29 bis 31. Marktverlauf: Beſte Qualität über Notiz bezahlt; mit Groß vieh langſam, geringer Ueberſtand; mit Schweinen und Kälbern langſam, geräumt. der Königſtraße. Wirkliche Echelung. findet nur der gepflegte Körper, wobel Mund und Zähne infolge ührer täglichen Mitarbeit beſonders pflegebedürftig ſind. Zur richtigen Zahn⸗ und Mund⸗ plleße gehören unbedingt die Qualitätserzeugniſſe Chlorodont⸗Zahnpaſte,⸗Mundwaſſer und ⸗Zahn⸗ bürſte; ſie ſind in den kleinſten Orten erhältlich.