Amtlicher Teil Bekanntmachung. Betr.: Reichszuſchüſſe für Inſtandſetzungs⸗ und Umbauarbeiten. Das Heſſiſche Staatsminiſterium, Miniſte⸗ rialabteilung II!(Arbeit und Wirtſchaft) hat zur Durchführung der neuen Beſtimmungen obigen Betreffs nachſtehende nähere Vorſchriften erlaſſen: Viernheim, den 31. Juli 1933. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. In komm. Vertretung: Bechtel. Der Reichsarbeitsminiſter hat in ſeinem Begleitſchreiben vom 15. Juli ds. Is. dazu be⸗ merkt, daß die bisherigen Beſtimmungen vom 17. September 1932 nebſt Anlagen und die bierzu ergangenen Ergänzungsbeſtimmungen bei ⸗ behalten und nur wie folgt abgeändert wurden: 1. Ein Zuſchuß kann auch für die Inſtand- ſetzung von Neubauten gegeben werden. 2. Die Arbeiten müſſen ſpäteſtens vor dem 1. September 1933 begonnen und am 1. März 1934 vollendet ſein. Zur Bekämpfung der Schwarzarbeit wird folgendes beſtimmt: Arbeiten, die in Schwarzarbeit ausgeführt ſind, dürfen nicht berückſichtigt werden. Rech⸗ nungen ſind nur dann anzuerkennen, wenn der Gewerbebetrieb des Ausſtellers am 7. Juli 1933 polizeilich angemeldet und in die Handwerksrolle oder in das Handelsregiſter eingetragen war. Im Zweifel iſt dies durch eine Beſcheinigung der Gewerbepolizei, der Handwerkskammer oder der Induſtrie- und Handelskammer nachzuweiſen. Betriebe, die aus Arbeitsmangel ſtillgelegt oder abgemeldet ſind, ſind zuzulaſſen, ſobald ſie ihre Neueintragung in die Handwerksrolle oder das Handelsregiſter bewirkt haben. 4. Für Gebäude, die im Eigentum oder in der Verwaltung einer Gemeinde, eines Gemeinde- verbandes oder einer ſonſtigen öffentlichen Körper- ſchaft ſtehen, darf ein Zuſchuß nicht gewährt werden, da für Inſtandſetzungs- und Ergänzungs- arbeiten an derartigen Gebäuden in Abſchnitt 1 § 1 Abſ. 1 Nr. 1 des Geſetzes zur Verminde⸗ rung der Arbeitsloſigkeit eine beſondere Hilfs- maßnahme vorgeſehen iſt. 5. Ausländiſche Grundſtückseigentümer darf ein Zuſchuß nur gewährt werden, ſoweit die vor- handenen Mittel durch die Berückſichtigung be⸗ gründeter Anträge deutſcher Hausbeſitzer nicht in Anſpruch genommen werden. Dieſe Einſchrän⸗ kung gilt nicht für ausländiſche Grundſtückseigen⸗ tümer deutſcher Abſtammung. 6. Als Umbauarbeit gilt auch die Schaffung von Wohnungen durch Aufſtockung und Anbau. Fur den Umbau von Räumen, die ſich nicht in Wohngebäuden befinden, iſt ein Zuſchuß nur in veſonders gelagerten Fällen bei einer beſonders günſtigen Auswirkung auf dem Arbeitsmarkt zu- läſſig. Die neuen Beſtimmungen gelten auch für die Verteilung des etwa noch vorhandenen Reſtes der bisher bereitgeſtellten Mittel. Der Zuſchuß wird, wie bisher, in bar ausgezahlt. ö Im Intereſſe der Arbeitsbeſchaffung iſt es von größter Wichtigkeit, daß mit den Arbeiten in möglichſt kurzer Zeit begonnen wird. Der 1. September 1933 iſt nur der ſpäteſte Zeit⸗ punkt zum Beginn der Arbeiten. In dem Vor⸗ beſcheid iſt die Zuſage des Zuſchuſſes nur unter der Bedingung zu erteilen, das die Arbeit inner⸗ halb einer beſtimmten Friſt, die nicht zu lang bemeſſen werden darf, begonnen wird. Die Ein⸗ haltung dieſer Bedingung iſt nachzuprüfen. Falls eine Verteilungsſtelle die ihr zugeteilten Zuſchuß⸗ beträge nicht voll benötigt, ſind dieſe Beträge möglichſt beſchleunigt einer anderen Verteilungs- ſtelle zuzuteilen, bei der noch ein Bedarf an Zuſchußbeträgen beſteht. Beſonderer Wert wird darauf gelegt, daß bei betrügeriſchem Verhalten nicht nur der Zuſchuß verſagt, ſondern auch eine ſtrafrechtliche Verfolgung herbeigeführt wird. Um eine ſachgemäße Ausführung der Ar⸗ beiten zu gewährleiſten, wird vielfach, insbeſon⸗ dere bei Umbauarbeiten und gewiſſen Inſtand⸗ ſetzungsarbeiten, die Heranziehung eines Archi⸗ tekten zweckmäßig ſein. Zur Beſeitigung von Zweifeln wird be— merkt, daß als Wirtſchaftsgebände landwirtſchaft⸗ licher Betriebe auch Wirtſchaftsgebäude von Gärt⸗ nereien gelten, mit Ausnahme der Landwirt⸗ ſchafts⸗ und Friedhofsgärtnereien, der Blumen- und Kranzbindereien ſowie der Betriebe, die ſich ausſchließlich oder überwiegend mit dem Handel oder der techniſchen Verwertung gärtneriſcher Erzeugniſſe befaſſen. Brennereien, Mühlen und Ziegeleien und ähnliche Betriebe ſind gewerbliche Betriebe: die beſonderen Gebäuden ſolcher Be⸗ triebe können daher nicht mehr als landwirt- ſchaftliche Wirtſchaftsgebäude angeſehen werden. Gehören derartige Anlagen jedoch unmittelbar zu einem landwirſchaftlichen Betrieb und befinden ſie ſich in landwirtſchaftlichen Wirtſchaftsgebäuden, ſo iſt eine Zuſchußgewährung zuläſſig. Auf Grund des Abſchnittes O der Schluß⸗ beſtimmungen des Reichsarbeitsminiſters vom 15. Juli 1933 wird für den Volksſtaat Heſſen fol- gendes angeordnet: 1 Oberſte Landesbehörde im Sinne der Ziſſ. 6 iſt das Heſſiſche Staats miniſterium, Abteilung III (Arbeit und Wirtſchaft). II. Anträge ſind in der gleichen Form wie bis- her bei den Bürgermeiſtereien einzureichen. Die Bewilligung des Zuſchuſſes wird für die Städte der Bürgermeiſtereien und für die übrigen Gemeinden dem zuſtändigen heſſiſchen Hochbauamt im Rahmen der beſonders zuge— teilten Mittel, übertragen. III. Bis zum 25. jeden Monats, erſtmalig am 25. Auguſt 1933, iſt der Miniſterialabteilung Ill (Arbeit und Wirtſchaft) je eine Zuſammenſtellung über die erteilten Vorbeſcheids und die erteilten endgültigen Beſcheide vorzulegen. Ueber die Aus- zahlung der darnach erforderlichen Beträge folgt weitere Beſtimmung. Darmſtadt, den 27. Juli 1933. Heſſiſches Staatsminiſterium Miniſterialabteilung Ill(Arbeit und Wirtſchaft) gez. Bergner. Bekanntmachung. Betr.: Feldbereinigung in der Gemeinde Viernheim. Es wird auf Grund von Art. 17 des Ge⸗ ſetzes bekannt gegeben, daß es von jetzt an den beteiligten Grundeigentümern und den beteiligten Verfügungsberechtigten verboten iſt, ohne Ge⸗ nehmigung der Vollzugskommiſſion und ſolange dieſe nicht gebildet iſt, des Kommiſſars der Lan⸗ deskommiſſion(Art. 16, Abſatz 1), auf Grund⸗ ſtücken des Feldbereinigungsbezirks Kulturverän⸗ derungen oder Bauwerke, Feldſcheuern, Brunnen, Gruben und Einfriedigungen herzuſtellen oder herſtellen zu laſſen oder an beſtehenden Anlagen dieſer Art Aenderungen vorzunehmen oder vor⸗ nehmen zu laſſen. Gleiches gilt für die Neu⸗ anlage von Baumſtücken, ſowie von Dauerkulturen. Sind Aenderungen, Herſtellungen und An⸗ lagen dieſer Art ohne die vorgeſchriebene Ge⸗ nehmigung erfolgt, ſo braucht im Feldbereinigungs⸗ verfahren hierauf keine Rückſicht genommen zu werden. Auch kann die Vollzugskommiſſion nicht genehmigte Aenderungen, Herſtellungen und An⸗ lagen, unbeſchadet der Möglichkeit, eine Beſtra⸗ fung nach Art. 72 zu erwirken, auf Koſten des⸗ jenigen, von dem die Aenderungen, Herſtellungen und Anlagen herrühren, nach Maßgabe des Art. 1 der Verordnung, die Zwangsvollſtreckung im Feld⸗ bereinigungsverfahren betreffend, vom 18. März 1922 beſeitigen laſſen. Es iſt im Intereſſe der Grundeigentümer ſelbſt gelegen, mit der regelmäßigen Düngung der Grundſtücke, ſolange die alten Grundſtücke noch in ihrem Beſitze ſind, fortzufahren und darin keine Mängel eintreten zu laſſen, zumal die Voll⸗ zugskommifſfion befugt iſt, die durch mangelhafte Düngung entſtehenden Verſchlechterungen der Grundſtücke zu Laſten der Säumigen durch Geld auszugleichen. Darmſtadt, den 26. Juli 1933. Der Heſſ. Feldbereinigungskommiſſar. Schnittſpahn, Oberregierungsrat. Betr.: Verſteigerung von Allmendgrundſtücken. Am Freitag, den 4. Augnſt 1933, vorm. 11 Uhr, werden im Sitzungsſaale des Rathauſes nachſtehende Allmendgrundſtücke öffent⸗ lich verſteigert: Oberlück Oberlück Alter Garten Großer neuer Garten Langgew. am Kirſchenweg Kleinbruchfeld 2. Gew. Kl. Neuenacker im Gr. Bruchfeld Allmen Allmenfeld Dreiruthen Vierruthen Mittlere Lange Theilung Krottenwieſe(A) Oberbruchweide Schloth Schloth Viernheim, den 1. Auguſt 1933. Beſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. In kommiſſariſcher Vertretung: Bechtel. 10. Gew. 11. Gew. 2. Gew. Nr. Nr. Nr. 46 Nr. 19 Nr. 5 Nx. 18 Nr. 80 Nr. 10 Nr. 16 Nr. 87 Nr. 46 Nr. 108 Nr. 118 Nr. 21 Nr. 48 Nr. 126 36 23 1. Gew. 4. Gew. Betr.: Maßnahmen der Reichsregier zur Vir. billigung von Speiſefette für die minder, bemittelte Bevölkerung. Die nächſte Ausgabe der Verbilligungs ſcheine für den Monat Auguſt erfolgt morgen Donnerstag, den 3. Auguſt 1933 a) an Wohlfahrtserwerbsloſe bei der Kontrolt bei dem Arbeitsamt. f b) für Sozialrentner und Kleinrentner und Ortz. arme nachm. von 1— 2 Uhr, e) für Unfall-, Invaliden, Angeſtellten⸗ und Knappſchaftsrentenempfänger, nachmittags von 2—4 Uhr, bliebene und Kriegsbeſchädigte, ſowie Eltern. rentenempfänger) nachmittags von 4— 5 Uh, e) für die Empfänger von Vorzugsrente, fir Perſonen, deren Lohn und ſonſtiges Einkommen den Richtſatz der öffentlichen Fürſorge nich weſentlich überſteigt, für kinderreiche Familin mit vier(bei Witwen mit drei) oder meh nachmittags von 5—6 Uhr. Die Ausgabe der Verbilligungsſcheine fi den Perſonenkreis b—e erfolgt im Wiegehän chen des Rathauſes. vorzulegen. Beſonders machen wir noch darauf auf merkſam, daß nach dem Erlaß der Reichsregi. Gewährung des Verbilligungsſcheines bei Lan bedarf aus der eigenen Landwirtſchaft oder Vith die auf Grund ihres Arbeitsvertrages ein aus chendes Deputat an Fett, Butter ete. erhalte, nicht vorliegt. Betr.: Tuberkuloſenberatungsſtunden. Die Beratungsſtunden im Monat Aug fallen aus. 6. September ds. Jahres ſtatt. Betr.: Bekämpfung der Feldmäuſe. äcker aufgefordert innerhalb acht Tagen, die al den Aeckern Beauftragte der Gemeinde erfolgen kann. Viernheim, den 29. Juli 1933. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim In kommiſſariſcher Vertretung: Bechtel. Gedruckte Mietzinsbücher 0 ſind zu haben in der Geſchäftsſtelle ds. Blatt Guterhaltener Kinder⸗ wagen für 18 Mark zu ver- kaufen. Aol Hilerstrade 169 Tivoli 2Amer Küche u. Bad(Abſchſuß) in einem Neubau per 1. September billig zu vermieten. Von wem, ſagt der Verlag. Gurken⸗ braucht nicht abgekocht zu werden Gurken halten ſich unter Garantie und bleiben hart und friſch Itr. 30 Pfg. Weineſſig Einmacheſſig Gurkengewürz Paket 10 Pfg. Senflörner, Pfeffer Cellophan, Pergamentpapier empfiehlt Nathaus- Drogerie Peter Moskopp ummõuu-•-ůnZmummmm nua PCC K Hallo! Hallo! D Preisſturzl im Schuhvertrieb Schindler kaufen Sie! 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Inzwiſchen aber ſind andere Kräfte ſtark geworden und ſetzen, vorhandenen Mäuſelöcher zu, ſtampfen, damit hiernach die Bekämpfung due Hausorbängah tück 10 Pfg. gemeinen nicht genannt. Bulgarien hat drei 1 7 zunächst nicht Rerep i, uchl-⸗ 4pfdlentsteinte pflsumen Aptikosen, ReinekeUe elle ernbelmer Aneizer Uternheimer Tageblatt— Blernheimer Nachrichten) 1.40 k. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das i ier aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich e dh 11 f nd owie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Beitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim rnſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt Franfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Nummer 178 Donnerstag, den 3. Auguſt 1933 Viernheimer Zeitung N täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. (Viernhetimer Bürger-Zig.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile toſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ämtlichen Annoncen ⸗Expebitionen Deutſchlands u. des Autan Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werben Bewegung im Olten Es iſt viel Bewegung im nahen Oſten. Alte Bindungen, wenn ſie ſich auch nicht ge⸗ rade löſen wollen, wollen ſich doch lockern; neue Bindungen ſollen eingegangen werden. Eine politiſche Umwälzung bereitet ſich vor, die in ihrer Geſamtheit und auch in ihrem Ausmaß und in ihren Zielen noch nicht klar zu erkennen iſt, deren Umriſſe ſich aber doch ſchon deutlich abzeichnen. Die Bewegung hat den ganzen Balkan erfaßt, ſie greift darüber hinaus nach Rußland und der Türkei über und ſie kann natürlich nicht ohne Rückwir⸗ kung auf das übrige Europa bleiben. Der Ausgang des Krieges und die nach— 1 folgenden Friedensſchlüſſe haben auf dem Balkan nur labile Gleichgewichtsverhältniſſe geſchaffen. Dieſes künſtliche Gleichgewicht mußte künſtlich erhalten werden durch wohl⸗ aqaa ausbalancierte Verträge einzelner Staaten, die ſich gegen Kräfteſpannungen anderer Staaten richteten und ſtarke Hände in der Fremde mußten das Ganze ſtützen, damit keine Erſchütterung es bedrohe. Das ging eine Zeitlang ganz gut ſo. Die Kleine En⸗ tente hat mit Unterſtützung Frankreichs ſo ein vorläufiges Balkangleichge⸗ an, das alte e zu ſtören und ein neues Gleichgewichk zu ſchaffen. Oeſterreich und Ungarn, die Reſttrümmer des zerſchla⸗ genen Habsburger Reiches treten wieder an; Italien macht 8 eine Balkananſprüche dieſes⸗ mal unter günſtigeren Vorausſetzungen als früher geltend und an der Peripherie des HBalkanzentrums ſind neue politiſche Macht⸗ gruppen groß geworden, Rußland und die Türkei, deren Wirkung ſpürbar wird. Wenn in den letzten Jahren von politiſch ö wirkſamen Kräften auf dem Balkan geſpro⸗ chen worden iſt, ſo wurde Bulgarien im all⸗ verluſtreiche Kriege hinter ſich. Den erſten Balkankrieg zuſammen mit den anderen Balkanvölkern gegen die Türkei. In unmit⸗ telbarem Anſchluß daran den zweiten Bal⸗ kankrieg gegen dieſe Verbündeten und ſchließlich den großen Krieg an der Seite der Mittelmächte. Bulgarien hat rieſige Opfer an Blut, an Land und an materiellen Wer⸗ ten bringen müſſen. Es ſchien ausgeblutet und für irgend welche Mächtekonſtellation mehr in Rechnung ſtellbar. Bulgarien war iſoliert und wollte iſoliert ſein. Es wollte draußen bleiben aus den Händeln der Welt. Das ſcheint jetzt anders zu werden. Auch in Sofia machen ſich die neuen Kräfteſpannungen auf dem Balkan be⸗ merkbar. Ein Beſuch, den König Boris in Rom planen ſoll, wird ſicherlich mehr ſein als nur ein Verwandtenbeſuch. Auch der für September geplante Staatsbeſuch des türki⸗ ſchen Miniſterpräſidenten Ismed Paſcha und ſeines Außenminiſters Achmed Ruſchdi Bey in Sofia dürfte nicht nur dem Austauſch diplomatiſcher Höflichkeiten gelten. Dieſem türkiſchen Beſuch ſoll ein Beſuch des rumä⸗ niſchen Außenminiſters Titulescu folgen, der erſte offizlelle Beſuch eines rumäniſchen Skaatsmannes in Bulgarien übrigens und ſchließlich iſt ein bulgariſcher Beſuch in Athen geplant. Aus Sofig hört man verhältnis⸗ mäßig wenig über den Zweck all dieſer Be⸗ ſuche. Man beteuert dort nur die gute Freundſchaft mit der Türkei und ſpricht im übrigen den Wunſch aus, daß die Pakte und Verträge, die zurzeit in der Welt geſchloſſen werden, dem Frieden dieſer Welt dienen möchten. Wenn man in Bulgarien von die— ſen ſchon geſchloſſenen Pakten ſpricht, ſo denkt man pfelleicht auch an einen Pakt, der noch geſchloſſen werden ſoll und in dem Bul⸗ garien eine aktive Rolle zu ſpielen hätte: es iſt der Pakt der Schwarzmeerſtaa⸗ ten, von dem man zum erſten Mal anläß⸗ lich des Beſuches des türkiſchen Außenmini⸗ ſters in Rom hörte, der zu nicht mehr und zu nicht weniger als einem„Locarno des chwarzen Meeres“ werden ſoll. Für die neue Türkei wäre dieſes Schwarz; meer⸗Locarno von großer politiſcher Be N N 0 50. Jahrgang Auf dem Waſſer und in der Luft Flottenmanöver im Pazifik London, 3. Auguſt. Die japaniſchen Flottenmanöver wie der Korreſpondent des„Daily Narbe in Tokio meldet, begonnen; 150 riegsſchiffe aller Klaſſen, unterſtützt von lugzeugen, werden im weſtlichen Teil des tillen Ozeans zwiſchen Südjapan und Hawai operieren. Die Flokte iſt in zwei Angreifer ſtalt in Angreifer und Verteidiger geleilt. Die Heimatflotte operiert zwiſchen Japan und den Mandatsinſeln im ſüdlichen Pazi— fik. Die beiden Flotten ſtehen unter dem Be— fehl des Konteradmirals Nagauo, der 1931 japaniſcher Delegierter in Genf war, und des Admirals Kobayaſhi. Die Manöver werden zunächſt vom Fürſten Fuſhimi und von Mit⸗ te Auguſt ab vom Kaiſer perſönlich über— wacht werden. Den Abſchluß der Manöver ſoll eine große Flottenparade in der Bucht von Tokio am 25. Auguſt bilden. Der Korreſpondent iſt der Anſicht, daß die Manöver, die umfangreicher ſeien als je zuvor, die Ankwork Japans auf die amerikaniſchen Floktkenmanöver bei haben, Tele- Hawai und die fortdauernde Konzenkra- kion amerikaniſcher Kriegsſchiffe im Stillen Ozean, in der Japan eine grund- loſe Herausforderung erblicke, darſtell- ten. Weiter berichtet der Korreſpondent, von amt— licher Seite werde erklärt, daß Japan beab— ſichtige, bis zur äußerſten Grenze des Lon— doner Flottenvertrages zu bauen, da es da— zu„durch das Beiſpiel anderer Länder“ ge— zwungen werde. Der Marineetat für das nächſte Jahr ſieht u. a. den Bau von 110 Seeflugzeugen und die Moderniſierung von vier Panzerſchiffen vor. 8 der Nütlzug nach Mulden Peking, 3. Auguſt. Amtlichen chineſiſchen Stellen iſt mitgeteilt worden, daß der Rückzug der japaniſchen Truppen entlang der Eiſenbahnlinie Peking⸗ Mukden am 7. ds. Mts. beendet ſein wird. Man rechnet damit, daß der Eiſenbahnver⸗ kehr zwiſchen Schanhaikwan und Peking un⸗ 0 8 darauf wieder aufgenommen wer⸗ en wird. Luftmanöver bei Toulon Paris, 3. Auguſt. Vom Marineminiſterium werden nunmehr weitere Einzelheiten über die großen Manö— ver der franzöſiſchen Luftmarine in der Ge— gend von Toulon bekanntgegeben. An den Uebungen, die jetzt begonnen haben, ſind ewa 100 Flugzeuge bekei⸗ ligt, darunter 40 große Apparate, die für Heoffeees e eingerichtet ſind. Die Aufgabe der Manöyer beſtehl ein der Ab⸗ wehr ſchwerer Bombenangriffe gegen mili⸗ täriſche und zivile Anlagen in der Gegend von Toulon. Marſchall Petam, der Gene— ralinſpekteur der franzöſiſchen Luftflotte, ſo— wie Luftfahrtminiſter Pierre Cot werden erwartet. 2 Franzöſiſche Geländeübungen Anſtelle der in dieſem Jahre abgeſagten großen Manöver in Frankreich werden jetzt in einem Feldlager bei La Courtine von der 25. Infanteriediviſion Geländeübungen ab⸗ gehalten, denen der Generalſtabschef und ſämtliche ausländiſchen Militärattaches, darunter auch der deutſche Militärattache Ge⸗ neral von Kühlenthal, beiwohnen. deutung. Es ſind jetzt etwas über zehn Jah⸗ re her, daß die Türkei ſich in dem Friedens⸗ vertrag von Lauſanne Rechte erſtritten hat, wie ſie keinem der anderen ehemaligen Ver⸗ bündeten in den ie ene e gewährt worden waren. Die neue Türkei war da⸗ mals eben ſchon nach ihrem entſcheidenden Sieg über Griechenland und nachdem die Alliierten andere Sorgen hatten, ein Macht⸗ faktor. Eine letzte Bindung war der Türkei durch das Dardanellenſtatut auferlegt, das die Befeſtigung der Meerengen verbot und 9 Kriegsſchiffen erlaubte, ſie ungehin— ert zu durchfahren. Die Dardanellen aber ſind nach wie vor der Schlüſſelpunkt der mi⸗ litäriſchen Stellung der Türkei. Als mög⸗ licher militäriſcher Gegenſpieler kam von den Schwarzmeermächten für die Türkei nur Rußland in Betracht. Das alte Rußland und die alte Türkei waren ſo etwas wie Erb— feinde. Das neue Rußland und die neue Türkei haben keine Reibungsflächen mehr gegeneinander. Wenn nun durch ein„Lo⸗ carno des Schwarzen Meeres“ in das Ruß⸗ land mit einbegriffen wäre, d. h. durch einen Nichtangriffspakt der Schwarzmeerſtaaten, die Türkei der Sorge eines Angriffes vom Schwarzen Meer über die Dardanellen her enthoben wäre, ſo würden ihre politiſchen Kräfte zum Einſatz auf anderen Gebieten frei. Das heißt die Türkei träte, mit allen gegebenen Einſchränkungen ſelbſtverſtändlich als neues Gewicht in das Gleichgewicht im Mittelmeer ein. Wie die Türkei, ſo gewännen natürlich auch die anderen am Schwarzmeer⸗Locarno beteiligten Staaten, Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Rußland neue Aktionsfreiheit auf anderen Gebieten. So bekäme das Schwarzmeer⸗Locarno weltpolitiſche Bedeu⸗ tung, denn die Kraft, die durch es auf der einen Seite frei wird, muß ſich als natürliche politiſche Folge auf einer anderen Seite wie— der ausgleichen. „Private Armee“ in Irland verbolen. de Valera erklärte im Verlaufe einer Par⸗ lamentsdebatte, die Freiſtaatregierung ſei entſchloſſen, alle„privaten Armeen“ zu ver⸗ bieten. Er wiederhole ſeine Erklärungen, daß Kundgebungen in Uniform und das öf⸗ fentliche Tragen von Waffen nicht geduldet würden. Deutſches Voll eutſche Arbeit Erſte Jahresſchau der Deutſchen Arbeit. Berlin, 3. Auguſt. Eine große Kulturſchau des deutſchen Vol⸗ kes und eine Leiſtungsſchau deutſcher Arbeit wird vom 17. März bis 1. Mai 1934 als Ausſtellung„Deutſches Volk— Deutſche Ar⸗ beit“ in den Berliner Ausſtellungshallen am Kaiſerdamm ſtattfinden. Im Hinblick auf die beſondere Bedeutung dieſer erſten Jah⸗ resſchau der nationalen Arbeit hat der Reichspräſident die Schirmherr⸗ ſchaft übernommen. Ehrenpräſident iſt der Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda Dr. Göbbels. Die Ausſtellung wird zum erſten Male im neuen Deutſch⸗ land einen Geſamtüberblick über Raſſekunde und Raſſehygiene des deutſchen Volkes geben. Der nationalpolitiſchen Erziehung iſt die Abteilung„Das Reich der Deutſchen“ gewid— met, die dem Wiedererwachen eines neuen deutſchen Nationalgefühls Ausdruck geben wird. tei Die deutſche Arbeit“ zeigt 1 5 Die Abteilung„Die deutſche, Ark 301g! Ruhe und Ordnung herrſchen. Spitzenleiſtungen der Induſtrie, des Hand— werks und der Landwirtſchaft. Ein Hundstagsgerücht Senfationsmeldungen der Hearſt⸗Preſſe und ihre Jurückweiſung. Berlin, 3. Auguſt. In der Hearſt-Preſſe wird auf Grund einer Meldung in der„Wiener Allgemeinen Zei⸗ tung“ die Nachricht verbreitet, daß es in Nürnberg und Fürth zu Straßen⸗ kämpfen zwiſchen Reichswehr und SA ge⸗ kommen ſei. Fünf Nationalſozialiſten wären ſchwer verwundet. Reichswehrſtreitkräfte und Polizei verhinderten gemeinſam Plün⸗ derung jüdiſcher Privatwohnungen durch die SA. Der Zuſtand ſei bedrohlich, General Ritter von Epp habe beim Reichspräſidenten telegraphiſch um die Genehmigung nachge⸗ ſucht, den Belagerungszuſtand über Bayern zu verhängen. 8 8 Hierzu wird von zuſtändiger Stelle mitge⸗ teilt, daß dieſe 5 tungen in allen Teilen un wahr ſind. Ir iſt vielmehr, daß weder in Nürnberg noch in Fürth ir⸗ dendwelche Unruhen vorgekommen ſind. nungen der werden Plünderungen jüdiſcher Wohnungen und Geſchäfte haben ebenfalls nicht ſtattgefunden. Insbeſondere iſt es unwahr, wenn behaup⸗ tet wird, daß General von Epp bei dem Herrn Reichspräſidenten von Hindenburg ui. die Genehmigung zur Verhängung des Belagerungszuſtandes über Bayern nachge— ſucht habe. Auch iſt es unwahr, daß Reichswehr und Polizei gegen 5A eingeſetzt wor⸗ den ſeien, und daß in dieſen Straßen- kämpfen fünf Naklonalſozialiſten ſchwer verw Lek liegen geblieben ſind. Die Lügenmeldung ſtammt von der„Wiener Allgemeinen Zeitung“, und es dürften nur deutſche Emigrantenkreiſe die Urheber dieſer naiven Lügenmeldung ſein. Bereits ſeit Ta⸗ gen wird beobachtet, daß im Ausland dau⸗ ernd Meldungen von Unruhen und Aufleh— SA in Deutſchland verbreitet die lediglich zum Ziele haben, der Welt gegenüber die Tatſache zu verſchleiern, daß das geſamke Deutſchland geſchloſſen hin⸗ ter Adolf Hitler ſteht und daß vorbildliche Berlin, 3. Auguſt. Wie das Vd. Z⸗Büro meldet, hat die Deutſche Geſellſchaft für öffentliche Arbeit(Oeffa) den oberſten Landesbehörden nähere Mitteilung über die Verteilung der Mittel auf Länder und Provinzen gemacht, die im Rahmen der Arbeitsbeſchaffung bisher für Inſtandſetzungs⸗ arbeiten bei öffentlichen Gebäuden, für Ver⸗ ſorgungsanlagen und für Tiefbauarbeiten zur Verfügung ſtehen. Die Oeffa iſt zuſtändig für die Verteilung dieſer Mittel. Insgeſamt ſtehen ihr für die genannten Arbeiten z. Zt. 300 Millionen Mark zur Verfügung. Um die Aufſtellung eines den Bedürfniſſen der einzelnen Gebiete entſprechenden Geſamt⸗ planes zu erleichtern, hat die Oeffa eine Art Kontingentierung der Mittel vorgenommen. Es handelt ſich dabei um keine ſtarren Kon⸗ tingente. Vielmehr hat ſich die Oeffa vorbe⸗ halten, über die Mittel beſonders in den Fäl⸗ len anderweitig zu verfügen, in denen nicht in angemeſſener Friſt den Beſtimmungen entſpre⸗ chende Anträge geſtellt oder mit der Arbeit begonnen wurde. In kurzen Worten: Die italieniſchen Jungfaſchiſten, die in Berlin weilen, wurden vom Reichsminiſter Dr. Göbbels empfangen. Eine große Kulturſchau des deutſchen Vol⸗ kes und eine Leiſtungsſchau deutſcher Arbeit wird vom 17. März bis 1. Mai 1934 als Ausſtellung„Deutſches Volk— Deutſche Ar⸗ beit“ in Berlin ſtattfinden. Unter Führung des nationalſozialiſtiſchen Kraftfahrerkorps veranſtalteten die deutſch⸗ ſtämmigen Kraftfahrerverbände in der Zeit vom 27. bis 29. Auguſt eine Oſtlandtreue— fahrt nach Oſtpreußen. Die Spende der deutſchen Aerzte für die Opfer der Arbeit hat dieſer Tage den Betrag von 100 000 Mark überſchritten.— Die Be⸗ legſchaft der Perſilfabrik in Düſſeldorf ſpen— dete 25 000 Mark zur Förderung der natio— nalen Arbeit. Im Stillen Ozean finden große japaniſche Flottenmanöver ſtatt, an denen der Kaiſer ſelbſt teilnehmen wird. Die Polizei beſchlagnahmte in Gladbeck einen Aufruf-der kommuniſtiſchen Partei, der gemeine Beſchimpfungen der Reichsre— gierung enthält. gtädtiſche„Liebesgaben“ Die Viertelmillion der Stadt München. München, 3. Auguſt. Auf Veranlaſſung des Oberbürgermeiſters Fiehler wurden, wie der„Völkiſche Beobach— ter“ meldet, durch das ſtädtiſche Rechnungs— amt die in den Jahren 1924 bis 1932 aus der Stadtkaſſe marxiſtiſchen oder marxiſtiſch beeinflußten Organiſationen zugefloſſenen Aufwendungen aufgeſtellt. Es ergab ſich die Summe von 268 017 Mark. In dieſem Be⸗ trag ſind jedoch nur die genau feſtſtellbaren Zuſchüſſe und Leiſtungen, nicht auch die ſonſtigen Vergünſtigungen verſchiedener Art (Hypothekendarlehen, Gebühren- und Steu— ernachläſſe uſw.) enthalten. Kommunifſf auf der Flucht erſchoſſen. Iſerlohn, 3. Auguſt. Von der Polizei wurde mit Unterſtützung von SA und Hilfspolizei eine große Razzia abgehalten, um die kommuniſtiſchen Wühle— reien zu unterbinden. Mehrere Kommuni— ſten wurden im Laufe der Aktion verhaftet. Die Hausſuchungen förderten belaſtendes Material zutage. Es gelang Hilfspolizeibe— amten, einen Kommuniſtenführer zu ſtellen. Der Verhaftete unternahm einen Fluchtver— ſuch, nachdem er einen SA-Mann umgeſto⸗ ßen hatte. Hierauf gab der zweite Hilfspo— lizeibeamte einen Schuß auf den Fliehenden ab, der tödlich traf. * im Carl-Hauplmann-Haus. Dresden, 3. Auguſt. Nach einer Meldung der nationalſoziali— ſtiſchen„Niederſchleſiſchen Tageszeitung“ aus Schreiberhau wurde dort im Carl-Haupt⸗ mann⸗Hauſe, das ſeit längerer Zeit von zwer Großkaufleuten aus Gablenz bewohnt wur— de, eine Kiſte mit neun Gewehren deutſcher und öſterreichiſcher Herkunft und Munition gefunden; die amtlichen Ermittlungen ſind im Gange. Die vom Marineſturm unterſtützte Krimi— nalpolizei hat in Emden fünf Kommuni⸗ ſten verhaftet, die hochverräteriſche Druck⸗ ſchriften herſtellten. Die Vervielfältigungs⸗ apparate und das dazu gehörige Material wurden beſchlagnahmt. — Weh in ein Kloſter Alfred Braun und ſeine Rundfunkhonorare. Berlin, 3. Auguſt. Im Anſchluß an den Abbau der Ueberor⸗ ganiſation in den deutſchen Rundfunkgeſell⸗ ſchaften und den damit in eee ſte⸗ henden Kündigungen von leitenden Ange⸗ ſtellten der Reichsrundfunkgeſellſchaft iſt es gelungen, in dem Zimmer eines bisherigen irektors ein Geheimfach zu entdecken, in dem außerordentlich wichtiges belaſtendes Material für die Geſchäftsführung des alten Rundfunks und ſeines Direktors Dr. Mag⸗ nus gefunden wurde. Dr. Magnus iſt ſchon nach flüchtiger Ueberprüfung des Materials als aufs ſchwerſte belaſtet anzuſehen. Aus der Sichtung des Materials ergibt ſich weiter, wie die verantwortlichen Män⸗ ner des früheren Rundfunkes ſich gegenſei— tig ihre Gehälter hochſchraubten. Intereſſant iſt, anhand der Akten feſtzu⸗ ſtellen, mit welcher Geſchicklichkeit der Ber⸗ liner Rundfunkreporter, Alfred Braun, von Monat zu Monat ſich ein größeres Ge⸗ halt zu verſchaffen verſtand. Alfred Braun erhielt 1924 zunächſt monatlich 1000 Mark, drei Monate ſpäter 1500 Mark, weitere drei Monate ſpäter 2500 Mark. Und in dieſer Form ſteigert ſich das Einkommen bis durch⸗ Waffenfunde ſchnittlich 4500 Mark pro Monat, wofür er nur neun Monate im Jahre für den Rund⸗ funk arbeitete. Herr Braun hat allein vom Rundfunk in den Jahren 1925 bis 1933 rund 300 000 Mark verdient. Als ein Treppenwitz der muß es anmuten, dem Augenblick, als nach der Knöpfke⸗ Weltgeſchichte wenn Alfred Braun in Affare ſeine Poſition untragbar und er aus dem Rundfunk herausgetan wurde, in ei⸗ nem Schreiben an eine amtliche Stelle der Reichsrundfunkgeſellſchaft Mitteilung von ſei⸗ ner Abſicht machte, in ein Kloſter zu gehen. Bevor Alfred Braun dieſen Schritt ausführt, wird es noch die Oeffentlichkeit in⸗ br welche Rolle er in dem Verfah⸗ ren gegen den ehemaligen Rundfunkdirektor Knöpfke ſpielt. Ein Brieſwechſel zwiſchen wahren Deutſchen General Krauß an Generalleutnant Cramon Berlin, 3. Auguſt. Generalleutnant von Cramon, der während des Weltkrieges deutſcher Verbin⸗ dungsoffizier beim K. und K. Großen Haupt⸗ quartier war, hat in einem Brief an ſeinen öſterreichiſchen Waffenbruder Alfred Krauß ſeiner Sorge über den Kurs der jetzigen öſterreichiſchen Regierung Ausdruck gegeben und hervorgehoben, daß die alte Frontkame⸗ radſchaft die jetzt beſtehenden Spannungen überwinden helfen müſſe. In der Antwort des öſterreichiſchen Generals heißt es u. a.: Die gegenwärtig in Oeſterreich herrſchende Willkür und deren Rechtsauffaſſung verbie⸗ ten es mir, Ihr Schreiben ſo zu beantwor⸗ ten, wie es mir am Herzen liegen würde. Jedenfalls bin ich aber ganz Ihrer Anſicht: Die treue Waffenbrüderſchaft hätte es ver⸗ hindern ſollen, daß der, häßliche politiſche Parteikampf verſchärft wird und von Oeſter⸗ reichs Seite Formen angenommen hat, die den jubelnden Baifall der Todfeinde des deutſchen Volkes unden hbahen. Wir Deutſchen in aller Welt ſind ein Volk, eine von Golt gewollte Einheit nach Blut und Abſtammung ohne jede Rückſicht auf die ſtaatliche Zugehörigkeit und auf die keilſtaatlichen Grenzen. Wir Heſterreicher ſind darum nicht ein„Bru— dervolk“ der Deutſchen im Reich, wie gedan⸗ kenloſe Verſammlungsredner oft ſagen, noch weniger ſind dieſe Deutſchen im Reich un⸗ ſere„Vettern“, wie gar jetzt ein erzradikaler Schwätzer behauptete, ſondern wir ſind nur ein Teil dieſes großen Kulturvolkes, dieſes prachtvollen Heldenvolkes.“ Kein übermäßiges Angebot Ein Aufruf des Landesbauernführers für Heſſen und Heſſen⸗Naſſau. Frankfurt a. M., 3. Auguſt. Das Gau⸗-Preſſeamt der NSDAP. gibt nachſtehenden Aufruf des Landesbauernführers für Heſſen und Heſſen-Naſſau bekannt: Durch meine Maßnahmen und Vereinbarun— gen mit den Händlern war ein angemeſſener Frühkartoffelpreis geſichert und die Einfuhr ausländiſcher Frühkartoffeln unterbunden wor⸗ den. Leider muß ich heute feſtſtellen, daß durch die Diſziplinloſigkeit zahlreicher Bauern, die ihre Ware in großen Mengen und zu jedem Preis und zu jeder Zeit zum Teil über wilde Händler verkauften, dieſe Verein⸗ barungen nicht gehalten werden konnten. Ich gebe daher zur bevorſtehenden Ernte folgende Richtlinien bekannt: Ich bitte dringend, daß kein Bauer mehr Früchte auf den Markt bringt, als er unbe⸗ dingt verkaufen muß. Der Reichsbauernführer und Reichsernährungsminiſter Pg. Walter Darre hat dafür Sorge getragen, daß die biesjährige Ernte beſmmungsgemaß zu emem angemeſſenen Preis verwertet wird. Im Gegensatz zu früheren Jahren wird man beſtrebt ſein, die Getreidepreiſe im Laufe des Jahres allmählich entſprechend den Lage⸗ rungsverluſten zu heben. Gegen Störun⸗ gen dieſes Vorhabens von Käuferſeite aus wird unnachſichtlich eingeſchritten. Des⸗ gleichen behalte ich mir als Landesbauern⸗ führer vor, auch gegen Bauern, die durch planloſe Angſtverkäufe und übermäßi⸗ ges Angebot die Preiſe ungünſtig beeinfluſſen, energiſch vorzugehen. gez.: Dr. Wagner. Behebung der Arbeitsloſigkeit Großzügige Ausgeſta tung der Privatinitiative. * Frankfurt a. M., 3. Auguſt. Die Preſſeſtelle des Landesarbeitsamts Heſ⸗ ſen teilt mit: Am 1. Auguſt 1933 fand eine Beſprechung zwiſchen Präſident Dr. Lüer von der Induſtrie⸗ und Handelskammer Frankfurt a. M. und dem amtierenden Präſidenten des Landesarbeitsamts Heſſen, Oberregierungsrat Kühne, über Fragen der Unterbringung von Arbeitsloſen ſtatt. Wie bei der vorangegan⸗ genen unter dem Vorſitz des Herrn Reichs ſtatthalters Sprenger ſtattgefundenen Beſpre⸗ chung zwiſchen den Vertretern der Behörden und der Wirtſchaft, kam erneut zum Ausdruck, daß lediglich eine ſyſtematiſche und organiſch geſunde Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit im Bezirk des Landesarbeitsamts Heſſen zu ſchnel⸗ len und greifbaren Erfolgen wird führen kön— nen. Außer durch die Arbeits beſchaffungsmaß⸗ nahmen der öffentlichen Hand auf Grund der Beſchaffungsprogramme ſoll nach den Vor⸗ ſchlüägen des Landesarbeitsamts durch groß⸗ zügige Ausgeſtaltung der Privatinitiative ein ſtarker Angriff auf die Arbeitsloſigkeit durch⸗ geführt werden. Vor allem ſoll eine plan⸗ mäßige Biſeitigung des Doppelverdienertums erfolgen. Sämtliche Betriebe ſollen auf die Möglichkeit hin überprüft werden, an Stelle von zweifellos noch zahlreich vorhandenen Doppelverdienern andere jetzt arbeitsloſe, vor allem männliche Arbeitskräfte unterzubringen. Nachdem auf Veranlaſſung des Landesar⸗ beitsamts bereits in ähnlicher Weiſe die Frage der Voppelverdiener bei den Behörden uber, prüft worden ift, erſcheint es ehr notwen⸗ dig, mit allem Nachdruck das nertum auch in der Privatwirtſchg fen. Die Durchführung der beabſichtig nahmen wird im auen von Haß delskammer und Landesarbeitsamt bezw. Ai beitsämtern ſtattfinden. Ganz beſonders wird ſich, die Zuſammenarbeit auf die vermehrte Unterbringung von Arbeitsloſen in den Betrie⸗ ben der Privatwirtſchaft erſtrecken. Zu dieſem Zweck werden kleine örtliche Ausſchiſſe von beſonders amhaſten Vertretern von In. duſtrie, Hande und Gewerbe zuſammen mit den Leitern der Arbeitsämter die einzelnen Arbeitsamtsbezirke ſyſtematiſch auf alle Mög. lichkeiten der vermehrten Einſtellung von Au beitsloſen durchprüfen und die ſofortige Be ſetzung dieſer Stellen nach den Richtlinien über die bevorzugte Unterbringung der Wehrver— bandsangehörigen und allen Parteigenoſſen so fort in Angriff nehmen. Dabei iſt los. eine Entlaſtung der von der Arbeitsloſigkeit am ſtärkſten betroffenen ſtädtiſchen Bezirke in Ausſicht genommen. Preispolitik der Landwirtſchaf Tagung der landwirtſchaftlichen Berater dez 3 Rhein⸗Main⸗Gebietes. Frankfurt a. M., 3. Auguſt. Auf der erſten Tagung der landwirtſchaft⸗ lichen Berater nach der Vereinigung der beiden Gaue Heſſen-Naſſau⸗Süd und Heſſen nahn Landesbauernführer Dr. Wagner insbeſon. dere zur Preispolitik Stellung. Die Rettung der Landwirtſchaft könne nicht allein durch die Preiserhöhung erreicht werden, ſon— dern es gehe darum, ein Bauern recht ze ſchaffen, das in wirtſchaftlicher, kultureller und bevölkerungspolitiſcher Hinſicht die Zukunft de; 1 deutſchen Bauern ſichere. Immerhin habe die Reichsregierung Maß. nahmen getroffen, um auch hinſichtlich da Preispolitik den berechtigten Wünſchen der Laudwirtſchaft entgegenzukommen, wobei b ſonders darauf hingezielt werde, Preisſtüty n det Milchwirtſchaft werde dafür geſorgt nne daß ein Ausgleich geſchaffen werde zwiſche den einzelnen Gebieten. wozu in erſter Linn durch Angſtperkäufe zu verhindern. Eine Ollandtreuefahrt Die deutſchen Kraftfahrer beſuchen die Grenzyrovinz Berlin, 3. Auguſt. Unter Führung des nationalſozialiſtiſchen Kraftfahrerkorps veranſtalten die deutſchſtäm⸗ migen Kraftfahrerverbände in der Zeit vom 27. bis 29. Auguſt eine„Oſtlandtreuefahrt“ nach Oſtpreußen, deren Zweck es ſein ſoll, dem durch den Weichſelkorridor abgetrennten Oſt⸗ preußen einen Treuebeweis zu liefern. Den Höhepunkt dieſer Fahrt wird eine große Kundgebung am 27. Auguſt abends in Königsberg bilden. Am 28. ſoll eine Rundfahrt durch Oſtpreußens Schlachtfelder und die oſtpreußiſche Landſchaft erfolgen. Die Rückkehr nach Königsberg wird am 28. abends ſtattfinden und am 29. geht die Fahrt nach Tannenberg, wo am Denk⸗ mal ein großer Appel! und eine Ehrung der Gefallenen ſtattfinden wird. In der Ausſchreibung werden die Städte und Verbände aufgefordert, durch Sendboten⸗ mannſchaften ſich an der Fahrt. die nicht e 8 Die Exploſſons kataſtrophe in Brünn. Unſer Bild zeigt das durch Exploſion zerſtörte Hotel Europa in Brünn. Beim Einſturz des Hauſes wurden mehrere Per⸗ ſonen getötet und zahlreiche verletzt. * bringen ſollen. Den Sendboten wird ein Eh. renbecher und ein Ehrendiplom überreicht we herrn der Oſtlandtreuefahrt, des Reichspräf tragen:„Die Treue iſt das Mark der Elbe“ einer großen Zahl landſchaftliche Oſtpreußen mit ſeiner ur⸗ ſprünglichen und reinen Natur, ſeinen liche Oſtpreußen mit ſeinen Ordensburgen, alten Städten und erinnerungsreichen Schlachteldern, den aktwen deutſchen Vor⸗ poſten Oſtpreußens, ſeine lebendige Haupt⸗ ſtadt, ſeine harte Arbeit und ſeinen erfolg⸗ reichen mit neu erwachter Begeiſterung ge⸗ führten Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit, dort am 27. Auguſt. Fahrt einen längeren Aufenthalt in Oſtpreußen nigsberg gegeben. ſchluß iſt der 20. Auguſt 1933. Ausſchte⸗ hältlich. Auf Gründ des Reichsmilchgeſetzes hal 50 Reichsminiſter für Ernährung und Lad wirtſchaft, Darre, die ihm aus ſammenſchlüſſen auf Breitenhaup, übertragen miſſar für die Milchwirtſchaft beſtellt. Ein Aufruf der KP. Europa⸗ In Gladbeck beſchlagnahmt. Die Staatspolizei fand bei einer Haus i in Gladbeck eine Anzahl Exemyl re eines Aufrufes der kommuniſtiſchen Par Europas, der in gemeinſter Weiſe die den ſche Reichsregierung e und bel leumdek. der Wohnungsinhaber, ein kon muniſtiſcher Funktlonär, würde feſtgenog men. Die Siaakspolizeiſtelle hat ſeſtgeſlag daß die Schmähſchriften in Holland gedru worden ſind. als Nennveranſtaltung, ſondern in der Forme einer Sternfahrt geplant iſt, zu beteiligen Dieſe Sendbotenmannſchaften ſollen aus die Fahrern beſtehen, die die Treuegrüße üben den, die beide die Unterſchrift des Schirn denten von Hindenburg, tragen werden Außerdem wird der Ehrenbecher die Inſchrit Die Oſtlandfahrt ſoll vor allem auch deutſcher Menſchen das Reiſeland Oſtpreußen zeigen: das phierender chen daraus. ſtimmung Wäldern, Seen und Dünen; das geſchicht⸗ er 1866 nach dem entſcheidenden Siege über VBis muri keligiöſes Leben Neue wichtige handſchriſtliche Funde Unſere Anſchauungen über Bismarcks Weſen haben ſchon im Laufe der kurzen Zeit, die ich hinter dem Großen als Nachwelt geſchloſſen hat, einen weſentlichen Wandel erfahren. Galt er gegen Ende ſeines Lebens und in den erſten Jahrzehnten nach ſeinem Tode als der ideale Realpolitiker, als der Wirklichkeits⸗ und Herrenmenſch, der über alle Widerſtände hin⸗ weg zu ſeinen Zielen ſchritt, ſo belehrte eine vertiefte Schau in ſein Weſen gerade in den letzten Jahren, wie ſehr und maßgebend er in allen ſeinen Handlungen und Gedanken nicht nur ſeines perſönlichen Lebens, ſondern vor allem auch ſeiner Politik von religiöſen Ur⸗ gründen beſtimmt war, von denen er ſich zu— fiefſt abhängig wußte. Eine überaus wertvolle religiöſe Natur Bismarcks hat man jetzt auf⸗ gefunden, wie Profeſſor Meyer, Univerſität München, mitteilt. Man wußte ſchon, daß Bismarck ſich mit beſonderer Vorliebe in die „Looſungen und Lehrterte der Brüder⸗Ge⸗ meinde“ zu vertiefen pflegte, die jährlich in Kalenderform veröffentlicht wurden. Es war aber der Aufmerkſamkeit entgangen, daß Bis⸗ marck ſelbſt Anmerkungen innerhalb dieſer Büchlein gemacht hat, die für ſein Leben und Weſen überaus kennzeichnend ſind. Dieſe 35 Bände geben gewiſſermaßen einen Hinter- grund zu ſeinen„Gedanken und Erinnerun— gen“, die die einſame Höhe dieſes tragiſchen Genius, die Notwendigkeit und die Bitterkeit ſeiner Lebenswege beleuchten. Die Anmerkungen Bismarcks zeigen, daß er gerade an den entſcheidenden Punkten ſeines Lebens, ſei es im Kampf oder Sieg, die Ver— bundenheit mit dem Göttlichen beſonders innig fühlte und mit ihm Zwieſprache zu halten pflegte, mit ganz anderen Gefühlen häufig, als man ſie ſich für dieſe Abſchnitte ſeines Daſeins vergegenwärtigen möchte. Iſt der von Ver— langen nach Krieg beſeelt, ein„Mann in Küraſſierſtiefeln“, der am Abend des Mobil— machungstages im Kriege 1870/1 ſich zu den Worten Luthers bekannte:„Dieſer Sache ſoll noch kann kein Schwert rathen oder helfen, Gott muß hie allein Ordnung ſchaffen, ohn alles menſchliche Sorgen und Juthun“? Dieſe — Grundbeſtimmung, daß es nicht menſchliche Macht ſondern letztlich Gott ſei, der die Ent⸗ ſcheidung über dieſen Krieg trage, und daß er ſich zu dem wenden würde, für den das beſſere Recht ſpräche, war während des ganzen Krieges in ihm lebendig. Den Jubeltag, an dem der ſiegreiche Ab ſchluß dieſes Waffenganges durch den Präli—⸗ minarfrieden von Verſailles entſchieden war, kennzeichnete er mit den Verſen des Pſalms: 0; 5 „Denn ſie haben das Land nicht eingenommen durch ihr Schwert, und ihr Arm half ihnen nicht, ſondern Deine Rechte, Dein Arm und das Licht Deines Angeſichts; denn Du hatteſt Wohlgefallen an ihnen.“ Da iſt kein trium⸗ Stolz darin, kein Selbſtgefühl, wenn es doch auch nur zu berechtigt geweſen wäre; dankbare Demut und tiefer Ernſt ſpre⸗ Weit mehr noch von Sieges— entfernt ſind die Worte, die die Oeſterreicher wählte:„Denn wie von treuen Quelle für die 5 N Nane en ihm ſeine Kinder— Tenn Not und Trübſal blitzen— In einem Schoße ſitzen.“ b J Bismarcks religiböſes Denken und Empfin⸗ den war mit ſeinem Leben ſo innig verbunden, daß er verwundert war, wenn man in man⸗ chem ſeiner Worte etwas Beſonderes, aus ſei⸗ nem ſonſtigen Leben Herausragendes ſehen wollte. Als ſeine Worte:„Wir Deutſchen fürchten Gott, aber ſonſt nichts in der Welt“ einen Begeiſterungsſturm beim Volke auslöſten, trug er in das Büchlein ein:„Straßenjubel, worüber?“ Das war nicht eine Formulierung, die der große Redner, den Erforderniſſen des Augenblicks in genialer Weiſe gerecht werdend, „Wie wird das Wetter?“ lautet die tag⸗ täglich geſtellte Frage, die jeder einzelne von uns, ganz gleich, was er ſein mag, erörtert, um dementſprechend ſeine Dispoſitionen zu treffen. Der Sommerfriſchler und der Tou— riſt, die ihre ſo karg bemeſſenen Urlaubstage natürlich nicht bei Regenwetter irgendwo verſitzen wollen, würden ſicherlich gern den Termin ihrer Ferientage auf gutes Wetter verlegen, wenn ihnen dies an Hand von un— trüglichen Vorherbeſtimmungsmethoden we— nigſtens zu einem gewiſſen Prozentſatz möglich wäre. Sogar der Sportler, für den oft genug nicht nur der Augenblickserfolg von den Witterungsverhältniſſen abhängt, würde ganz entſchieden ſeine Schlußfolge— rungen daraus ziehen und dadurch vor man— Witterung das Wachstum ſeiner Saaten iſt dieſer Faktor bon ausſchlaggebender Be— deutung, da hieran ſeine ganze Exiſtenz ge— knüpft iſt. „Natürlich können wir das Barometer ſtu— dieren und daran herumklopfen, aber damit iſt beſtimmt nichts getan, da das Varometer allein nicht ausſchlaggebend für die Geſamt— wetterlage iſt. Und mit dem Leſen von Wet— terkarten iſt es bei uns noch arg beſtellti Nur die allerwenigſten ſind imſtande, hier— aus Nutzen zu ziehen. Es dürfte deshalb äußerſt wertvoll ſein, ſich neben den amt— lichen Auskünften und Vorausſagen der öf— fentlichen Wetterdienſtſtellen auf ſeine eigene Beobachtungsgabe zu verlaſſen. Während für den Meteorologen Barometer, Thermo— meter und Hygrometer die weſentlichſten Arbeitsinſtrumente ſind, ſoll ſich der Laie auf ſeine geſunden Sinne ſtützen, um ſo has Wetter des kommenden Tages im voraus beſtimmen zu können. Um dies dem Unge— übten etwas leichter zu machen, ſeien im Nachſtehenden einige wiſſenſchaftlich aner— kannte Wetterregeln wiedergegeben, die je— der für ſich in ſeinen Mußeſtunden auspro— bieren und überprüfen kann. Wenn Federwolken langſam von fand, es war Ausfluß einer ihm natürlichen und dauernden Geiſteshaltung. Das religiöſe Grundgefühl gab Bismarck nicht nur innere Beſcheidenheit im Erfolg, es verlieh ihm auch Troſt und Halt in jenen ſchweren Jahren, als er nicht mehr ſelbſt das Steuer des Rei⸗ ches führen durfte und ſich völlig mißverſtan⸗ den ſah. Am 10. Juni 1892 ſtreicht er das Pfalmwort an:„Die mich ohne Urſache haſſen, rer iſt mehr, denn ich Haare auf dem Haupte habe“ und kurz darauf am 5. Novem⸗ ber:„Wie kann ich zuſehen dem Uebel, das mein Volk treffen würde“. Es gab keinen Tag, an dem er nicht für ſein Volk gedacht hätte in Bangen und Sorgen, und er hätte ſeinen Weg, der ſchwerer und härter war, als er auch außergewöhnlichen Menſchen gegeben iſt, nicht ſo zielbewußt gehen können, wenn er nicht in ſeiner tiefen Frömmigkeit die Hilfe gehabt hätte, die ihm der wertvollſte Beiſtand ſeines cher Enttäuſchung bewahrt bleiben. Und erſt dem Landmann, für den vom Verlauf der und das Einbringen ſeiner Ernte abhängt, Lebens war. Dr. F. Bechtold. Regen oder Sonnenſchein? Jeder ſein eigener Weiterprophet wolken, die ſich gegen Abend nicht verzie— hen, ſich nicht auflöſen., kann man ebenfalls auf ſchlechtes Wetetr und Regen rechnen. Sind im Frühjahr, Sommer oder Herbſt vereinzelte Wolken am Tage ſichtbar, die ge— gen Abend verſchwinden, dann kann man beſtändiges und trockenes Wetter erwarten. Ein Zeichen von gutem, ſchönem Wetter iſt es, wenn der Himmel frühmorgens unbe— wölkt iſt und ſich gegen Mittag abgerundete Haufenwolken zeigen, die ſich bis in die Nachmittagsſtunden immer mehr anhäu— fen, um gegen Abend wieder zu verſchwin— den. Sind die Nächte windſtill und erhebt ſich frühmorgens, ein paar Stunden nach Sonnenaufgang, ein leichter Wind, der gegen Mittag ſtärker wird und ſich abends wieder legt, kann man auf anhaltend klares und trockenes Wetter hoffen. Verſtärkt ſich da— gegen am Abend der Wind, ſo iſt mit gro— ßer Wahrſcheinlichkeit Regen oder ſogar Sturm zu erwarten. Starker Tau iſt immer ein Zeichen von gutem Wetter! Hört man das Läuten von Glocken aus der Ferne, ſo iſt die Tatſache hoher Luftfeuchtigkeit in den unteren Luft— ſchichten gegeben und man muß mit der Möglichkeit von Niederſchlägen, unter Um— ſtänden ſogar mit Gewitter, rechnen. Ein Vorbote von kommendem Regen iſt auch ſtets die purpurne Farbe des Morgenrots Sinkt bei bedecktem Himmel, ſchwachen Winden und ſteigendem Barometer der Taupunkt unter Null Grad, beſteht Nachtfroſtgefahr. Ein ſicheres Zeichen für die Beurteilung der kommenden Witterung iſt ebenfalls in der Beobachtung des Nebels gegeben. Der Nebel kann ſteigen oder fallen. Im erſten Falle wird das Wetter gut, im zweiten Fall neigt es zu Regen. Sieht man bei regneri— ſchem Wetter am Firmament fahrende Wol— kenfetzen, ſo muß man mit länger dauern— dem Landregen rechnen. Sehr roter, faſt glutroter Sonnenuntergang deutet auf Re— gen, ein ſandgelbgefärbter Abendhimmel da— gegen auf trockenes Wetter hin. Die Sonne kann hinter einer ſchiefergrauen Wolken— wand untergehen oder ihren Tageslauf hin— Selbſtverſtändlich erheben die vorſtehen⸗ den Aufzeichnungen keinen Anſpruch auf Vollſtändigkeit, da ſich naturgemäß je nach Lage des Beobachtungsortes und Intereſfe des Beobachters die Reihe der wahrſchein⸗ lichen Witterungsanzeichen noch erheblich vermehren läßt. Wem es Freude macht end wer ſich daran gewöhnt, dieſe Wetterregeln in der Praxis anzuwenden, wird ſehr bald ſo geſchickt ſein, daß er ſein eigener W prophet ſein wird. * 0 Valterien werden geangelt Am aus einer Balterienkultur beſtimunte Bakterien herausfiſchen zu können, hat man eine Art„Bakterienangel“ konſtruiert. Dieſes Wunderinſtrument beſteht im weſentlichen aus einem Faden von geradezu unvorſtellbarer Feinheit. Seine Spitze muß imſtande ſein geſuchte winzige Beuteſtück mit Sicherhe faſſen und aus der Maſſe der übrigen, die ja ungeheuer groß iſt, abzuſondern. Dazu hat man einen Wolframdraht, wie er in unſeren Glühlampen häufig Verwendung findet, einem ein Spinngewebe an Feinheit noch übertreffenden Faden ausgeſponnen. Seine Spitze iſt nicht ſtärker als ein Tauſe Millimeter. Dieſer Faden nun, den die menſch⸗ liche Hand nicht ohne Hilfsmittel zu führen im— ſtande ſein würde, iſt in einen beſonde n ſtruierten Melallarm eingeſpannt und kann mit⸗ tels beſonderer Schraubenführung in jeder be liebigen Weiſe belegt werden. Mährend der Forſcher durch das Mikroftot ſein Jagdgebiet beobachtet, führt er durch entſprechende Hebel- und Schrau l lung die Bakterienangel an die Kultur heran natürlich in die nächſte Nähe der vorgeme Beute. Dieſe Annäherung bringt reges Le in die Kleinſtlebewelt. Deutlich iſt eine v nicht zu bemerkende Unruhe zu beobachte; in nächſter Nähe der Nadelſpitze befindlichen Bakterien eilen auf ſie zu. Mit ſicheren, ſehr ſchnellen Griffen wird die Spitze ſo geſtellt daß gerade die geſuchte Bakterie ſie zuerſt er reicht. Im gleichen Augenblick auch hebt ſich, die Nadel ſchon wieder mit der ihr anhaftenden Beute in die Höhe. Die Bakterie wird nun ſorgfältig auf einen neuen Nährboden ge— bracht und erhält dort Gelegenheit, ſich zu vermehren. Die geſonderte Züchtung von Bakterien iſt' eines der wichtigſten Forſchungsmittel int Kampf gegen dieſe winzigen Feinde von Menſch und Tier. Aus dieſem Grunde iſt de geſchilderte Konſtruktion ein überaus volles Hilfsmittel für die Bakteriologie. Aus der Welt des Wiſſens rar Wert Die Biererzeugung in Deutſchland betrug im Jahre 1913-14 66 Millionen hl, der Bierverbrauch 102 Liter pro Kopf im Jaht, 1932⸗33 betrug die Biererzeugung 33,8 Mill hl, der Verbrauch pro Kopf 50 Liter; die höchſte Nachkriegsziffer hatte das Jahr 1929. 30 mit 58,8 Millionen hl und einen Verbrauch von 90 Liter pro Kopf. In Deutſchland werden 80 Prozent alſer Pelze aus Kaninchenfellen hergeſtellt. In Deutſchland gibt es ſchätzungsweiße Millionen Fahrräder. Wir haben in Deutſchland etwa 1, Mil⸗ lionen Geiſteskranke, 1 Million Schwachfir neben Tauſenden von erbblind und erbtaub' Müttern— In ſchweren Ungewittern— Die Die Teilnehmer fahren einzeln oder in Gra pen nach Königsberg und verſammeln fi Es empfiehlt ſich ſehr, an dieſe dreitägiee anzuſchließen, um die Schönheiten des Lau des in allen Einzelheiten kennen zu lerſen Sachkundige Beratung wird hierzu in A 5 Nennungen zur Fahrt ſind an den Arbeit 155 ausſchuß der Oſtlandtreuefahrt Berlin Wü 6“ Landgrafenſtraße 18, einzuſenden. Nennung bungen ſind bei den Kraftfahrverbänden a Neichslommiſſar für Milchwirtſchaf Paragraph 38 dieſes Geſetzes zuſtehenden Befugniſſe zu Durchführung von miſchwirtſchaftlichen u Freiherr von Kane und dieſen u Rahmen diner Befugniſſe zum Reichs kene Kindlein hier auf Erden — Mit Fleiß be⸗ wahret werden. e a — Ales guch und nicht min⸗ Weſten her heranziehen, ſo iſt dies ein Zei— chen für Niederſchläge, die in ein bis zwei Tagen zu erwarten ſind. 9 12 „Hab ich auch!“ rief der Dillinger.„Wie der Herr, ſo das Geſcherr. Mein Streitroß trüg drei von Eurer Sorte.— Steig zwar nicht gern auf den Gaul, aber die Neugier packte mich, den Erben von Rotacker lennen⸗ zulernen und ihm meinen nachbarlichen Beſuch zu machen. —— Mach Euch aber darauf aufmerkſam, daß Ihr über meiner Körperfülle den Paſtor da nicht überſeht.'s iſt zwar ein Tropf, da er Euren Wein verſchmäht, aber da iſt er nun einmal.“ Pfarrer Limprecht trat aus dem Dunkel des Zimmers. „Ich treffe Euch zu ungelegener Stunde, Herr. Ge— ſtattet, daß ich morgen wiederkomme.“ „Wollt Ihr davonlaufen, Paſtor?“ rief Dilling. „Vielleicht trinkt Ihr den Wein, wenn Euer Baron Euch den Becher vollgießt. Einen Willkommentrunk müſſen wir dem Erben von Rotacker darbringen. Darauf müßt Ihr den Becher leeren, Paſtor!“ „Bleibt nur, Pfarrer“, ſagte Henning lächelnd,„tres fh colloquium! So Ihr kein Verächter des Weins eid!“ Widerwillig nahm Limprecht mit den beiden Edel— herren am Tiſch Platz. Der Dillinger redete und trank. Er foppte den Paſtor. f „Ihr nippt von dem edlen Wein wie ein ſchämiges Mägdlein. Tät Euch ganz gut, ein Trunk, trieb Euch das Blut in die Backen.„Solltet Euch ein Beiſpiel an Herrn Martinus Luther nehmen. Der war kein Koſt⸗ verächter. Mäſtet Euch ein Bäuchlein an wie ich! Die Rotacker Pfründe iſt doch nicht ſo ſchlecht, meine ich!“ zuckte es. * 2„— Maß mißt als Ihr. Es Eurer Körperfülle zu leicht befunden würdet.“ ter Haufenwolken beenden. Zeigen ſich Haufen— eee Henning lachte. In dem „Es gibt einen Herrn über uns, der könnte ſein, mit daß Ihr trotz „Glaubt mir, Paſtor, einen fröhlichen Zecher hat Gott ebenſo lieb wie einen Pfarrer. Er hätte ſonſt nicht den Wein erſchaffen.“ Pfarrer Limprecht wandte ſich zu Henning Rotacker. Man hörte es an dem Beben ſeiner Stimme, daß er ſich zur Ruhe zwang. „Gebt mir Urlaub, Herr, daß ich gehen kann! Es iſt nicht meines Amtes, der Trunkenheit zu wehren.“ „Ihr ſolltet Scherz verſtehen, Paſtor“, begütigte Henning.„Ihr ſeht, es iſt nicht die Zeit zu ernſten Reden. Ihr müßt Euch ſchon ein drittes Mal bemühen.“ Als der Pfarrer die Tür hinter ſich geſchloſſen hatte, lachte der Dillinger hell auf und ſchlug mit der Fauſt auf den Tiſch. „Der Schleicher, der Leiſetreter!“ ſchimpfte er.„Dem ſeid Ihr ungelegen gekommen, Rotacker. Die Pfründe iſt gut, aber wieviel beſſer wäre ſie, wenn die ganze Herrſchaft Rotacker Kirchgut geworden wäre. Der Pfarrer hätte zwar Freund Heinrich inniger in ſein Gebet eingeſchloſſen, glaub aber, er ruht ebenſo gut unter ſeinem Stein.“ „Ihr kennt das Teſtamentum?“ „Freilich, freilich. Der alte Rotacker war ſchon ſchwach im Kopfe dazumal. Da haven der Advokat und der Pfarrer bei dem Teſtamentum Pate geſtanden. Gut, daß ſie zu zweit waren. Ihr könnt Euch drum als ſich freuender Dritter die Hände reiben.“ Dilling hob den Becher.„Auf Vetter Rotacker!“ f Henning tat Beſcheid. Der Dicke ſchob ſeinen Stuhl näher an den Hennings heran. Er räuſperte ſich und dämpfte ſeine dröhnende Stimme. „Einen kleinen Anteil an dem Erbe meines lieben 1 gute Nachbarſchaft, 1 Trifft erſtes zu, kommt Regen, andernfalls kann man gutes den nächſten. Tag annehmen. blaſſen Geſicht Limprechts anderm Geborenen; das ergibt über 4 Prozent der deutſchen Geſamtbevölkerung. Freundes ſollt Ihr mir zukommen laſſen, Henning Rot- acker, eine Nichtigkeit, die Euch ſelbſt nichts nützt. Weiß nicht, ob Ihr die Dirne, die Berbe, ſchon zu Geſicht bekommen habt!“ „Die Närrin?“ „Närrin?— Sie iſt vielleicht ebenſoſehr Närrin als Ihr und ich und jeder Menſch“, lachte Dilling.„Aber ſeht, Freund, Ihr braucht ſie nicht. Ihr ſeid jung und werdet Euch bald eine hübſche Hausherrin nehmen, wenn Ihr geſcheit ſeid. Da iſt Euch die Berbe nur im Weg. Ich aber bin alt und könnte ſchon ſo ein weiches Ding wie die Berbe gebrauchen, das mir die Einſamkeit auf meinem Hof vertreiben tät.— Alſo laßt mir die Dirne. Ich begehr ſie nicht umſunſt. Sollt das Waldſtück dafür haben, das an Euer Gebiet im Rabenwald grenzt. Gäb's Euch lieber als dem Tragos.“ Rotacker fuhr empört auf. „Ich bin kein Sklavenhalter und treibe mit Menſchen.“ Dilling guckte luſtigt an. „Was Ihr für große Worte braucht! Wär's im deutſchen Land nicht möglich, daß Ihr Euch eine Haus⸗ frau kauftet oder eine Kebſe oder einen Knecht?— Seht Euch nur um, Henning Rotacker, da erkennt Ihr, daß mehr Menſchenhandel getrieben wird, als Ihr denkt.“ Trotzig entgegnete Rotacker:„Ich halte das Mädchen nicht. Die Berbe kann bleiben oder gehen nach ihrem Willen.“ „So ſchickt ſie mir hinüber, wenn ſie mag, und das Waldſtück iſt Euer.“ 8 „Behaltet's!“ „Mir auch recht.“ Er ſtieß den Becher zurück und ſaßte nach der ſchweren Kanne. Er hob ſie und trank ſie bis zur Neige aus. „'s iſt ein guter Wein!“ lallte er. Schwer lehnte er ſich in den Stuhl zurück. Die tiefen Atemzüge wurden zum Schnarchen. keinen Hande! mit ſeinen Aeuglein Henning be- (Fortſetzung folgt.) eee er ee lb vo STEONANN-SIEIIN. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 15. Foriſetzung. Nachdruck verboten. „Es tut mir leid, Herr Baron, ich muß Sie ſofort ſprechen, es iſt in die Verſuchswerkſtätte eingebrochen worden.“ „Was, eingebrochen? Das iſt doch unmöglich!“ rief Jvarſen mit offenbarem Staunen zurück.„Wer ſollte denn in der kleinen Verſuchswerkſtatt irgend etwas zu finden gehofft haben?“ „Das weiß ich nicht, aber es iſt da eine hölliſche Un— ordnung, und vor allem iſt die Zeichnung von Herrn Kurt Bremer verſchwunden.“ „Ich bin in ein paar Minuten drüben“, rief Ivarſen zurück und hing ab. Er ſprang aus dem Bett, holte unter dem Ropfkiſſen vorſichtig ein eingeſchlagenes, flaches Paket hervor. Dieſen flachen Gegenſtand ſteckte er in einen Um⸗ ſchlag, ſiegelte ihn und ſchloß ihn in das Sicherheitsfach ſeines Schreibtiſches. Dann zog er ſich an und war nach kurzer Zeit fertig. Im Frühſtückszimmer fand er trotz der frühen Morgen— ſtunde Hiltrud. Sie ſaß, ſchön und ſchmal mit ihrem hoch— mütigen weißen Prinzeſſinnengeſicht, auf ihrem Platze und las aufmerkſam eine Zeitſchrift. Als ihr Verlobter un— erwartet hereinkam, flog ein Zug des unmutigen Staunens über ihre Züge. Aber ſie nahm ſich zuſammen und er— widerte ſeinen Gruß mit gleichmäßiger Freundlichkeit. „Du biſt ſchon ſo früh auf, Hiltrud?“ fragte er er— ſtaunt. N Hiltrud lächelte leicht:„Wenn du nicht ein ſolcher Spätaufſteher wäreſt, lieber Axel, würdeſt du mich ſchon öfters hier frühmorgens gefunden haben; ich ſtehe ſchon lange ſehr frühzeitig auf.“ „Um Himmels willen“, Axel hielt ſich die Hand vor den Mund, um ſein Gähnen zu verbergen,„wie man früh aufftehen kann, wenn man nicht muß, iſt mir immer unklar geblieben. Was machſt du denn ſo den ganzen Morgen?“ Und er griff neugierig nach dem Buche, das neben ihrem Platze lag.„Was, über Technik lieſt du?“ Er ſah ſie ver⸗ blüfft an.„Was heißt denn das?“ „Das heißt, daß ich mich für das intereſſiere, was hier auf Bremerwerk gearbeitet und geſchafft wird. Kurt hat mir auf meine Bitte hin dies gemeinverſtändliche Buch empfohlen.“ In Axels überlegen lächelndes Geſicht kam ein Zug von Verwunderung und Mißtrauen:„Seit wann ſtehſt du denn mit deinem Stiefbruder ſo, daß du deine Lektüre mit ihm berätſt? Ich denke, du haſt ihn nie leiden können? Das ſind ja ſchöne Heimlichkeiten hinter meinem Rücken“, fuhr er mit unvermuteter Heftigkeit fort.„Ich wünſche keine näheren Beziehungen zwiſchen dir und dem Grün— ſchnabel ohne mein Wiſſen.“ Hiltrud ſah ihren Verlobten mit kühler Verſtändnis— loſigteit an:„Du vergreifſt dich entſchieden im Ton, lieber Freund. Erſtens tue und laſſe ich, was ich will, und brauche keine Einwilligung zu Dingen, die ich für richtig halte. Zweitens berührt es mich höchſt eigentümlich, daß ein beſſeres Verſtehen zwiſchen Kurt und mir dich ſo er— regt— eigentlich müßteſt du dich doch freuen, wenn die Entfremdung zwiſchen ihm und mir ſich löſt.“ Ivarſen biß ſich auf die Lippen— da hatte er ſich zu etwas hinreißen läſſen, was er niemals hätte zeigen dürfen. Hiltrud durfte nicht wiſſen, daß die Kühle zwiſchen Kurt und ſeinen Angehörigen für das Gelingen ſeiner Pläne wichtig war. So zwang er ein entſchuldigen— des Lächeln auf ſein ſchönes Geſicht. Seine Augen ſchauten lief und zärtlich in die Hiltruds, als er ſich jetzt zu ihr neigte— ſeine Stimme vibrierte: „Verzeih, meine Hiltrud, ich habe mich ſchlecht be— nommen, meine Heftigkeit ging durch mit mir— weißt du nicht, daß ich eiferſüchtig bin, raſend eiferſüchtig auf jeden, dem du auch nur einen Gedanken widmeſt, und wenn es auch der eigene Stiefbruder wäre? Ich glaubte im Augenblick, dein Vertrauen nicht mehr ſo uneingeſchränkt zu beſitzen, weil du mit deinem Stiefbruder in näherer Korreſpondenz zu ſtehen ſcheinſt und ich davon nichts weiß— ich möchte dich ganz allein für mich haben— jeden Gedanken von dir allein beſitzen— verzeih das meiner übergroßen Liebe“, und er wollte ſie in ſeine Arme ziehen. Mit einer leichten Bewegung entzog ſie ſich ihm.„Der Diener kommt“, flüſterte ſie mahnend— und atmete wie etlöſt auf, als ſie draußen das leiſe Klirren des Kaffee⸗ ſervices hörte. „Aber du, warum biſt du denn ſchon auf, Axel?“ fragte Hiltrud ihn nun. „Ach“, antwortete der ausweichend,„ich habe eine eilige Sache mit dem Betriebsingenieur zu beſprechen, nichts, was dich intereſſieren könnte!“ Und er griff nach der Taſſe, die der Diener ihm mit dem goldgelben, bernſtein⸗ farbenen, duftenden Tee gefüllt hatte. Er konnte vor dem Diener doch nicht ſprechen, und es war ihm im Augenblick auch ganz lieb. Achtzehntes Kapitel. In der Werkſtatt wartete Betriebsingenieur Moeller voll Unruhe. Ivarſen trat ſchnell ein.„Guten Morgen, Herr Moeller!“ Er ſchüttelte den Schnee von ſeinen Aermeln und Handſchuhen ab und gab dem Beamten die Hand.„Alſo, was ſind das für Räubergeſchichten, um ſeinem Inſpektionsrundgang fort zu Herrn Ivarſen ins derentwillen Sie mich vor Tau und Tag aus den Federn holen?“ g „Leider keine Räubergeſchichten, Herr Baron!“ er⸗ widerte der Beamte bekümmert; er deutete mit der Hand auf die Wand gegenüber dem Werktiſch.„Sehen Sie hier, die Zeichnung von Herrn Kurt, ich habe ſie ſelber geſtern hier angeheftet, ſie iſt verſchwunden— und alles auf dem Werkzeugtiſch: die Motorenteile, die Werkzeuge, alles iſt durchwühlt, die Schemel umgeſtoßen— unbegreiflich.“ „Nun“, meinte Ivarſen, indem er ſich aufmerkſam um⸗ ſchaute,„die Sache wird ſich ganz einfach aufklären; irgend⸗ welche Diebe haben was von Wert vermutet, vielleicht haben ſie es auf die Kupferfaſſungen abgeſehen gehabt, oder die Werkzeuge— ja, das neue Werkgerät fehlt— na alſo, das haben Sie es ja.“ „Und die Zeichnungen?“ „Wie, wenn Sie das geſtohlene Werkzeug vielleicht in das Papier eingepackt haben? Das wäre doch immer⸗ hin denkbar. Die Zeichnungen an ſich können ſie ja nicht intereſſiert haben; jeder“ einigermaßen Sachverſtändige muß ſich doch ſagen, daß ein Konſtrukteur ſeine Zeich— nungen doppelt ausgefertigt hat— und es war doch deut⸗ lich, daß dieſe Zeichnung, die Sie mir geſtern flüchtig zeigten, eine Pauſe war.“ Der Betriebsingenieur ſah Ivarſen mit widerwilligem Erſtaunen an:„Ihre Schlußfolgerungen ſind zwingend— wie von einem Detektiv!“ Ivarſen lachte auf:„Nein, nur wie von einem Men⸗ ſchen, der eine Sache durchdenkt, lieber Moeller. Auf alle Fälle werde ich noch heute meinem Schwager ſchreiben und ihn bitten, uns noch eine Pauſe ſeiner neuen Kon⸗ ſtruktion zu ſchicken, damit wir die Sache genau durch— arbeiten können. Wir wollen ihn aber mit der Diebſtahls⸗ nachricht nicht aufregen— wollen auch hier im Werk kein großes Aufſehen machen, die Geſchichte nach Möglichkeit totſchweigen. Natürlich muß man vorforgen, daß ſolche Dinge nicht wieder vorkommen. Sonſt begnügen ſich die verehrten Herren Spitzbuben das nächſte Mal nicht mit ein paar guten Werkzeugen und einer Konſtruktionszeich⸗ nung als Einwickelpapier, ſondern gehen auch mal ins Kontor und an die Geldſchränke. Das wäre bedeutend peinlicher. Ich werde dafür Sorge tragen, daß die Be— wachung ſorgfältiger gehandhabt wird. Der alte Schmitt wird ſchon ein wenig unzuverläſſig; ich ſage es Ihnen vertraulich, Herr Moeller, daß die Frau Kommerzienrat ſchon lange ſeine Penſionierung erwogen hat und eine andere, jüngere Kraft wünſcht.“ Ehe der Ingenieur noch etwas zu erwidern vermochte, ging Ivarſen mit einem ſchnellen Gruß hinaus und in das Privatkontor hinüber. Der Materialverwalter Schmitt erſchrak, als er von Privatkontor gerufen wurde. Eine Viertelſtunde ſpäter, als er hineingegangen war, kam er leichenblaß heraus; ſeine Augen waren abweſend und voll Schrecken— er ging un⸗ ſicher, wie ein Betrunkener, an dem Prokuriſten vorbei, der gerade ins Kontor hinein wollte.„Nanu, Schmitt, was iſt denn mit Ihnen?“ fragte er erſtaunt, denn der alte Mann ging ſo unſicher, daß er gegen ihn anrannte— aber Schmitt machte nur eine unbeſtimmte Bewegung in die Luft und ſchlurfte ſtumm davon, den Kopf tief geſenkt. Noch am gleichen Vormittag ging es wie ein Lauffeuer durch das ganze Werk, daß der alte Materialverwalter Schmitt ſeine Kündigung erhalten habe, und daß er die Werkswohnung zu räumen hätte, da die neue Werks— leitung bereits einen Nachfolger für ihn von auswärts engagiert habe. Als der Prokuriſt, dem Ivarſen die Entlaſſung Schmitts kurz mitgeteilt hatte, ein Wort für den Alten einlegen wollte, hatte Ivarſen kurz und ſchroff erklärt: „Mein lieber Degener, Sie müſſen ſich daran gewöhnen, daß die neue Leitung ihre Entſchlüſſe nicht durch irgend⸗ welche ſentimentale Anwandlungen zurückzunehmen pflegt. Der alte Schmitt mag ein braver und guter Mann ſein; aber ſo ein Diebſtahl, beinah unter ſeinen Augen, das kann nicht geduldet werden. Es iſt eine feſtbeſchloſſene Maßnahme von der Frau Kommerzienrat. Haben Sie ſonſt noch etwas, Herr Degener?“ fragte er; ſein eben noch ſcharfer Ton wurde freundlich, aber in ſeinen graugrünen Augen ſtand eine Warnung, die auch Degener verſtand. Der Beamte ſchwieg. Er wußte, es hatte keinen Zweck, zu widerſprechen. Seit der alte Herr tot war, gab es nur einen Willen hier: den der Kommerzienrätin— und hinter dieſem Willen ſtand dieſer Fremde mit den graugrünen Augen, die bald ſamtweich, bald gefährlich funkelnd auf⸗ leuchten konnten, und dem niemand hier auf dem ganzen Bremerwerk auch nur über den Weg traute. 1* f* Der alte Schmitt ſaß am Tiſche in dem kleinen Wohn⸗ zimmer; er hatte die Hände flach auf die Tiſchplatte gelegt und ſah ſtarr vor ſich hin. Seit Stunden ſaß er ſo da, redete nicht, antwortete nicht, ſtarrte nur immerfort vor ſich hin mit dieſen leeren, entzündeten Augen. Erika ging leiſe durch das Zimmer, angſtvoll ſah ſie zwiſchen ihren Hantierungen immer wieder zum Vater hinüber; ſie ſetzte zum Sprechen an, immer wieder, aber dann ſtockte ihr der Laut in der Kehle. Sie hatte ja 5 ſchon alles geſagt, was nur zu ſagen war. Vergeblich zer⸗ marterte ſie ihr Hirn nach neuen Troſtworten, nach Gründen, die den Vater überzeugen mochten, daß das alles nicht ſo ſchlimm war. Alles hatte ſie ihm geſagt, aber er hatte auf nichts geantwortet, immer ſtarrte er mit dieſem Blick vor ſich hin— ſie konnte es nicht mehr mit anſehen, ſie hielt es nicht mehr aus— ein Schluchzen würgte ſie in der Kehle— ſie ſtellte die Taſſen, die ſie ſo⸗ eben geſpült hatte, in den Schrank— und dann, wie ge⸗ jagt von ihren eigenen Gedanken, riß ſie den Mantel vom Haken und floh durch die Korridortür hinaus, die Treppe hinunter, hinaus, wo ſie allein war und dieſe ſtarren Augen des Vaters nicht mehr zu ſehen brauchte. Gerade, als ſie unten an der Treppe war, die von ihrer kleinen Wohnung hinunter auf den Werkhof führte, kam Moeller über den Hof ihr entgegen. „Nun, Erika“, ſagte er und ſah ſie mitleidig an,„wie hat es der Vater aufgenommen— hat er was geſagt?“ Mit einer troſtloſen Gebärde zuckte Erika die Schultern:„Wenn er nur was geſagt hätte, Herr Moeller — es hat ihn ſchrecklich getroffen, das können Sie ſich ja denken; aber wenn er es wenigſtens ausſprechen würde, dann wäre es ihm ja leichter— aber ſo— ſo...“ Sie vermochte nicht weiterzureden, die Stimme ver⸗ ſagte ihren Dienſt. „Na, kleine Erika, nur tapfer; vielleicht kann ich ihm ein bißchen zureden. Du mußt mir nur ſagen, wie es um ihn ſteht.“ f „Ja, wenn ich das nur ſelbſt wüßte, Herr Moeller. Er kam rauf und ſprach kein Wort und ſtarrt ſeitdem nur immer vor ſich hin. Wenn mir nicht die Frau Schulze von nebenan geſagt hätte, was vorgefallen iſt— aus dem Vater hätte ich kein Wort herausbekommen. Es hat ihn zu tief getroffen— und wiſſen Sie, wer ſchuld iſt an der ganzen Sache? Ich!“ Sie zeigte mit einer leidenſchaft⸗ lichen Gebärde auf ſich ſelbſt. „Kind, du haſt wohl den Verſtand verloren? Nun wird mir's aber zu bunt!“ Erika ſah den väterlichen Freund mit einem herz⸗ zerreißenden Ausdruck an.„Und doch bin ich ſchuld, Herr Moeller, wenn Sie's auch nicht zugeben wollen. Hätte ich damals dieſem frechen Menſchen, dem Bräutigam von Fräulein Hiltrud, nicht die Ohrfeige heruntergehauen, der Vater ſäße jetzt nicht oben und wäre nicht aus der Stellung gejagt worden.“ Der Betriebsingenieur packte das zitternde Mädchen am Handgelenk:„Du kommſt jetzt in den Hausflur, Mädel, und erzählſt mir genau, was da vorgefallen iſt. Du haſt dem Norweger eine Ohrfeige gegeben— warum?“ „Weil er frech gegen mich wurde, Herr Moeller! Ich konnte mir nicht anders helfen— wie ich ſeine Hände auf meinem Halſe fühlte— es ſchüttelte mich vor Ekel— da hab' ich halt zugeſchlagen!“ „So ein Hund!“ ſagte Moeller zwiſchen den zuſammen⸗ gebiſſenen Zähnen.„Wenn man könnte, wie man wollte, Herrgott, Mädel, dem möcht' man noch mal ein paar 'runterhauen, aber mit der Handſchuhnummer.“ Und er ſah ingrimmig auf ſeine großen, ſtarken Hände. „Ach, Herr Moeller“, ſagte Erika müde,„was nützt uns jetzt das alles— wir müſſen eben ſtillhalten. Wenn man ein armes Mädel iſt, darf man es ſich nicht leiſten, gegen die Launen des Herrn ſich zu empören; da heißt es eben: Friß Vogel oder ſtirb.“ „Du mußt nicht ungerecht ſein, kleine Erika!“ tadelte Moeller.„Du weißt ganz genau, wie wir's bei dem alten Herrn hatten, und Kurt— denkſt du nicht, daß er einmal ein ſehr gerechter, ein ſehr guter Arbeitgeber für ſeine Angeſtellten ſein wird?“ „Kurt!“ Ein leiſes Rot kam in die blaſſen, verhärmten Wangen des Mädchens— und dann ſchwieg ſie. Aber Moeller hatte verſtanden.„Was meinſt du, Erika, ob ich Kurt einmal einen Brief ſchreibe und ihm berichte, was ſich hier auf dem Bremerwerk ſo alles begibt?“ „Um Gottes willen, tun Sie das nicht, Herr Moeller!“ flehte Erika.„Jedenfalls erwähnen Sie nichts von der Sache zwiſchen Herrn Jvarſen und mir— was ſoll denn Kurt tun? Solange er noch nicht volljährig iſt, haben ja die anderen alle Macht, und ich habe ſolche Angſt vor Ivarſen— ich habe ſolche Angſt, daß man hier was gegen Kurt tut!“ „Du ſiehſt ſchon Geſpenſter, Mädel!“ meinte Moeller und gab ſeiner Stimme einen unmutigen Klang, denn er wollte nicht zeigen, daß die Worte Erikas eine unbeſtimmte Angſt in ihm verſtärkt hatten, die er ſchon lange in ſich trug. Seitdem dieſer Jvarſen ſeine Hände in dem Fabri⸗ kationsbetriebe hatte, ſchien das Bremerwerk vom Pech verfolgt zu ſein. Es klappte nirgends: nicht mit Lieſe⸗ rungen, nicht mit der Hereinholung neuer Aufträge. Die anderen Werke, das konnte er jg aus den Veröffent⸗ lichungen der Fachblätter ſehen, holten viel mehr Auf⸗ träge herein— die Konkurrenz bekam die Ueberhand. Neunzehntes Kapitel. Erika ging erſt zögernd, dann ſchneller durch den Werkshof, bog in den kleinen Weg ein, der in die An⸗ lagen führte. Vielleicht war es unrecht, daß ſie fort⸗ gelaufen war, den Vater allein gelaſſen hatte; aber Herr Moeller hatte ſo energiſch darauf beſtanden, daß ſie nicht zu widerſprechen gewagt hatte. Und nun ſie im Freien weilte, war es ihr auch, als würde ihr geängſtigtes Herz ſtiller. Die Natur nahm ſie auf in ihr reines, ſtilles Reich. Der Wintertag lag mit blauem und reinem Glanz über der Landſchaft, die weißen Schneefelder diesſeits und jenſeits des Fluſſes dehnten ſich in reiner Klarheit aus— der Fluß ſchlief unter der Eisdecke, und die Tannen am Wege ſtanden weiß beladen unter der weichen, weißen Laſt. Die kahlen Zweige der Birken dicht am Ufer zeichneten ſich wie Filigranwerk gegen den klaren Winterhimmel ab, von dem eine kühle Sonne herniederſchien— alles war ſo friſch, ſo rein und ſo entrückt aller Wirrnis des Menſchenlebens. (Fortſetzung folgt.) Mondunterg. 0.24 wurde die Familie Effler, Waſſerſtr. 23 heimgeſucht. Ihre erſt 23 Jahre alte Tochter, in die Ewigkeit gegangen. Freitag nachmittag um 4 Uhr vom Trauer⸗ Weg derholt. Der am letzten Sonntag im Karpfen Mcab Deutſche Abend, welcher von der die Milchabſagenoſſenſchaften ve⸗ rufen ſeien. In ähmicher Weiſe ſoll 10 hin⸗ ſichtlich des Schlachtviehabſatzes eine Regelung getroffen werden. Bezüglich der Siedlung führte Dr. Wagner aus, daß neben den bereits in Angriff ge⸗ nommenen! Arbeiten im heſſiſchen Ried im Weſterwald eine Rückſiedlung der Arbei⸗ ter geplant ſei, die nicht mehr in der Indu⸗ ſtrie unterkommen könnten. Für die Arbeits⸗ beſchaffung ſollen ausreichende Mittel bereit⸗ geſtellt werden. Eine begrüßenswerte Entla⸗ ſtung des Arbeitsmarktes bringe ſchon der Bau der neuen Autoſtraße mit ſich, vor allem durch infolge des Baues notwendige Feldbereinigungen und durch die Belebung der Steinbruchsarbeiten. Als be⸗ ſondere Aufgabe des agrarpolitiſchen Appa⸗ rates bezeichnete der Landesbauernführer die Verbreitung des nationalſozialiſtiſchen Gedan⸗ kengutes im Bauernſtand. Anſchließend ver⸗ ſicherte der Vertreter des Gauleiters, Heyſe, daß der Bauernſtand ſtets in Gauleiter Spren⸗ ger einen ausreichenden Förderer ſeiner In⸗ tereſſen finden werde. Der ſtellvertretende Gaufachberater Willi Metz gab ſeiner Freude darüber Ausdruck, daß durch den Zuſammen⸗ ſchluß der Landwirtſchaft im Rhein⸗Main⸗Ge⸗ biet endlich die Grundlage geſchaffen ſei, auf der gemeinſam der Neuaufbau der Landwirt⸗ ſchaft erfolgen könne. Aus Heſſen Der Ausbau der Landesſtellen für Volks⸗ aufklärung und Propaganda. Frankfurt a. M., 3. Aug. Reichsminiſter Dr. Göbbels hat am 31. Juli die für die Landerſtellen vorgeſehenen Referenten ernannt. Die Landesſtellen für Volksaufklärung und Propaganda nehmen mit dem 1. Auguſt ihre volle Tätigkeit auf. Neben den 13 Landesſtel⸗ len wurden weitere 18 Propagandaſtellen ge⸗ ſchaffen, deren Leiter ebenfalls am 31. Juli von Herrn Reichsminiſter Dr. Göbbels er— nannt worden ſind. Leiter der Landesſtelle Heſſen⸗Naſſau(Provinz Heſſen⸗Naſſau und Freiſtaat Heſſen) 0 Müller⸗Scheld⸗Frankfurt a. M. Innerhalb dieſer Landesſtelle ſind die Propagandaſtellen Kurheſſen(Leiter Gerland⸗ Kaſſel) und Heſſen(Leiter Trefz⸗Darmſtadt) geſchaffen worden. Zu Referenten der Lan⸗ desſtelle Heſſen⸗Raſſau ſind ernannt worden:“ Wamboldt⸗Frankfurt a. M. vorwiegend für Rundfunkangelegenheiten und Georg Wilhelm Müller vorwiegend für Preſſeangelegenheiten. Autoſtraße Frankfurt Mannheim. Darmſtadt, 3. Aug. Die Staatspreſſeſtelle teilt mit: Im Miniſterium fand die erſte Be⸗ ſprechung zwiſchen den mit dem Bau beſchäf⸗ tigten Behörden und der oberſten Bauleitung der Reichsbahndirektion Frankfurt ſtatt. Ein⸗ leitend gab Miniſterialrat Prof. Knapp als Vorſitzender einen Rückblick über die Entwick⸗ lung des Autoſtraßenbaues und erläuterte dann den Geſchäftsgang, wie er von dem Herrn Staatsſekretär Jung zur reibungsloſen Zu⸗ ſammenarbeit der heſſiſchen Regierung mit der Bauleitung angeordnet iſt; es wurde allgemein anerkannt, daß damit eine weſentliche Erleich— terung und raſchere Abwicklung des Verkehrs zwiſchen den Beteiligten erzielt wird. Im An⸗ chuß daran erläuterte Reichsbahnoberkat Pük⸗ lel den derzeitigen Stand der Entwurfsarbeiten und gab auf die verſchiedenſten Anfragen be⸗ reitwilligſt Auskunft. Lokales Viernheim, den 3. Auguſt Gedenktage 3. Auguſt. 1402 Kolumbus tritt ſeine erſte Entdeckungs⸗ „ fahrt an. 1770 Friedrich Wilhelm III. von Preußen in 7 Potsdam geboren. 1013 Gründung der Univerſität Breslau. 914 Kriegserklärung Deutſchlands an Frankreich. ö Prot.: Auguſt. Kath.: Stephans Erfindung. Sonnenaufg. 4.21 Sonnenunterg. 19.51 Mondaufg. 18.54 * Nicht größeren Vorteil wüßt ick b h zu nennen Als des Helſdes Verdienſt erkennen. 7 Sterbetafel. Von tiefem Leide Juliane, iſt geſtern Abend nach längerem Leiden, Den ſchmerzbe⸗ troffenen Hinterbliebenen wendet ſich allgemeine Teilnahme zu. Die Beerdigung findet morgen hauſe aus ſtatt. Friſeurgewerbe. Herr Wilhelm g ler eröffnete heute in der Adolf Hitler ⸗ ſtraße 35(Haus Eppel, neben der Poſt) einen Herren- und Damen⸗Salon.(Siehe Inſerat.) Der Deutſche Abend wird wie⸗ 1 Meiſterſchaften wurden geholt. Ochſenmaulſalat 1 Pfd. 45. Fliegenfanger tag, den 5. Auguſt abends/ Uhr im Kar⸗ pfenſaale wiederholt. Die vielen, die am Sonn⸗ tag keinen Platz mehr finden konnten und ſolche, die am Beſuch verhindert waren, haben nun am Samstag Gelegenheit, dieſen ſelten ſchönen abend mitzuerleben. Siehe auch Inſerat! Die Schwerathletinabteilung der Sportvereinigung Amieitia ladet hiermit alle junge Kraftſportler im Alter von 9 bis 17 Jahren zu der heute abend 8 Uhr im Lokal zum Goldenen Stern ſtattfindenden Uebungsſtunde ein. Ganz beſonders wollen wir von den Jungen verlangen, daß ſich dieſelben voll und ganz dem Pyramidenbau widmen. Wir machen daher die hieſigen Sportintereſſenten die ſer Abteilung auf die am Samstag und Sonn⸗ tag im Rahmen der 10.jährigen Zuſammen⸗ ſchlußfeier ſtattfindenden Kraftſportwerbetage auf⸗ merkſam. . 2 55 Der kaufmänniſche Stellenmarkt auch im Juli gebeſſert. Nach den Beobachtungen der kaufmänniſchen Stellenvermittlung machte die Beſſerung des Stellenmarktes weitere Fort⸗ ſchritte. Zuſätzliche Neueinſtellungen in die Betriebe haben ſich in Auswirkung der Regie⸗ rungsmaßnahmen zur Bekämpfung des Dop⸗ pelperdienerunweſens und zur Beſeitigung ver⸗ meidbarer Ueberarbeit in größerem Umfange ergeben. Gleichzeitig machte ſich verſchiedent⸗ lich der Wille bemerkbar, im Sinne des Auf⸗ rufes der Regierung als Hauptverdiener der Familie Kaufmannsgehilfen anſtelle weiblicher Hilfskräfte zu beſchäftigen.. Die Zuſammenſchlußfeier der Sporiugg. Amieitia 09. Im Auguſt 1923 war es, als ſich die beiden Vereine FC Amicitia 09 und Sportver⸗ ein 09 zu der Sportvereinigung Amicitia zu⸗ ſammenfanden, zu der Sportvereinigung, die heute zu den Großvereinen Süddeutſchlands zählt. Wer denkt noch zurück an die Pokalſpiele gegen den VfR Mannheim, mit 1:1 und 0:4. Später an die Pokalſpiele mit Plankſtadt, 07 Mannheim uſw. Es wurde die Pokalmeiſter- ſchaft des Odenwaldkreiſes errungen. Dazumal waren die Verhältniſſe im Odenwald untragbar und ſo kam es, daß die Sportvergg. in den Kreis Unterbaden des Rheinbezirkes überſiedelte. Es gab harte Kämpfe in all den Jahren, drei Erſt bei dem dritten Anlauf gelang es den Grünen mit 1 Punktverluſt und ohne ein Gegentor zu erhal- ten den Aufſtieg für die Amieitia zu ſichern. Die Erfolge der Grünen in der Bezirksliga waren und ſind auch heute noch in ganz Deutſch⸗ land bekannt. Der Verein iſt groß geworden. Er hat Fußball-, Handball-, Schwerathlekik⸗ Abteilungen, eine Tennisabteilung wird in An- griff genommen und ſo wird alles aufgeboten um allen Bevölkerungsſchichten Gelegenheit zu geben Sport in der Sportvereinigung zu treiben. Dieſen Zuſammenſchluß will die Sportvgg. im ſchlichten Rahmen feiern. Am Samstag Abend wird auf dem Waldſportplatz ein Kom- mers unter Mitwirkung hieſiger Geſangvereine und der Schwerathletikabteilung abgehalten. Die Ringer und Stemmer treten mit 3 Mannſchaf⸗ ten gegen den Süddeutſchen Meiſter im Mannſchaftsringen„Eiche“ Sandhofen an. Dieſe haben wir ſchon zur Genüge geſchildert, die Eiche ſtellt ohne Zweifel eine der beſten deut⸗ ſchen Ringermannſchaften. Am Sonntag Nachmittag tritt der OFC „Kickers“ Offenbach zum Jubiläumsſpiel gegen die Sportvergg. an. Kickers haben am letzten Sonntag den Süddeutſchen Meiſter„Eintracht“ Frankfurt auf eigenem Platze geſchlagen und mit dieſer ſelben kompletten Mannſchaft kommen die Kickers nach Viernheim. Es wird beſtimmt ein großes Spiel werden. Im Vorſpfel treffen die Handballer auf den Turnverein 93 um ſich zum erſten Mal mit einem Lokalverein zu meſſen. Vorher ſpielen die Schüler. Sonntag Abend iſt der Abſchluß: Das Sommernachtfeſt mit Brillantfeuerwerk. Geſangliche Darbietungen, athletiſche und turneriſche Vorführungen, Konzert der Vereinigten Feuerwehrkapelle werden das Programm ausfüllen. Feinſtes Welzenauszussment Feinſtes Weizenmehl 00 Pfd. 19 Feinſtes Weizenmehl 0 Spezial Pfd. 17 Pfg. Margarine Pfd. 50 Cocosfett— Schweineſchmalz Feinſte Süßrahmtafelbutter täglich friſch Markenbutter— Landbutter Friedrichsdorfer Zwieback Paket 10 Butter⸗Zwieback Paket 20 H Schokolade 100 gr. Tafel 20 10 Stück 25 Alois Walter S. B. O. veranſtaltet wurde, wird am Sams⸗ 9 5 9 9 9 8 0 0 e N 2 9 2 , 4 4 9 7 , „% 0, 5 N e, Mullen, 1 1 7 . 2 75 „ 7 2 9 0 9 . . 9 44 9 5 % e, 9 9 ee, b, ,, 9 1 . po, 9 7 ee, , e 4% ec, Y 7 Eine frohe Botschaft för alle. Jetzt kann sich jede Hausfrau die seit mehr als 30 Jahren be- Währte Sunlicht Seife leisten. Darum för die Wäsche und den Hausputz nur noch die gote 5SUNTIICHT SEIFE Abch SMA, dos Waschmit— tel för den Kochkessel ist billiger. Das Originalpaket kostet ab heute 30 Pfennig. l .