Freilichtbühne Viernheim. Brief und Antwortſchreiben. An die Spielleitung des Turnvereſus von 1893 (zu Händen des Herrn Winkenbach) Ich möchte es nicht unterlaſſen, Ihnen Herr Winkenbach, für Ihre Leiſtung, die Sie an dem Werke des großen Schauſpiels voll- bracht haben, in höchſter Anerkennung zu danken. Herr Winkenbach! Sie haben hier Briefſchreiberin, aber nehmen Sie es auf, da es mir von Herzen geht. Es verbleibt Ihnen eine treue Anhängerin Ihrer großen Sache. Eine Viernheimerin. Antwort auf vorſtehenden Brief: Viernheim, den 1. Auguſt 1933. Sehr geehrte Landsmännin! Da mir Ihre werte Adreſſe unbekannt iſt, bediene ich mich der Preſſe als Sprachrohr. Sehr geehrte Dame! Für die in vor⸗ ſtehenden Zeilen zum Ausdruck gebrachte An⸗ erkennung ſowie die wertvollen Andeutungen troffen werden. Es wird unſer eifrigſtes Be⸗ ſtreben ſein, unſere nächſten Darbietungen ſo zu wählen und zu inszenieren, daß alle ſeh⸗ nende Herzen unſerer treuen Anhänger wie⸗ der vollauf befriedigt werden. f 0 Sehr geehrte Landsmännin! Es würde mich ſehr freuen, wenn Sie alsbald aus Ihrer Anonymität heraustreten würden, denn es beſteht vielleicht die Möglichkeit, Sie auf der Volksbühne geeignet zu verwenden. Mit freundlichem Gruß Ihr ſehr ergebener Winkenbach. Geſchäftliche Mitteilungen. Hallanrt nach Irie? Erſte Fahrt am 5. August. Abfahrt vor⸗ mittags 4 Uhr an der neuen Kirche.(Auto iſt beſetzt.) Zweite Fahrt am 12. Auguſt vormit⸗ tags 4 Uhr. Anmeldungen können gemacht werden. Fahrpreis 6,50 Rm. Heinrich Faltermann. Gebetzeiten derjüd. Gemeinde 5. Auguſt Woeschanan Perek 4 13. Av. Viernheſmer Anzeibrt Slerrbelmer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) 120 eint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. „40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeila en: wöchentl. das achtſeitige illustrierte Viernheimer Zeitung . (Biernheimer Bürger- Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige e toſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— lnnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ Sabatt⸗Anfang 7,30 Uhr aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer und Wünſche ſage ich Ihnen namens der mit Ihren Kenntniſſen und Ideen einen Grundſtock zu einer ſchönen Kunſt in Viern⸗ heim gelegt, für die Ihnen unſer ganzer Heimatort dankbar ſein wird. Es war für mich ein Kunſtgenuß, dies große Werk anzu⸗ ſehen. Ich möchte es nicht unterlaſſen, meine Achtung über die Wahl, die Sie in den Dar⸗ ſtellern getroffen haben, auszuſprechen. Sämt⸗ liche Darſteller verdienen großes Lob. Sie haben ja ſicherlich ſchon wieder eine neue Idee und neuen Plan herausgearbeitet. Ziehen Sie nicht die Sache zu lange hinaus und überraſchen Sie Viernheim wieder mit Ihrer großen Kunſt. Ich glaube, ſagen zu dürfen, alle Herzen warten darauf. Sie müſſen entſchuldigen, ich bin keine Spielleitung und namens der geſamten Spie⸗ lerſchar herzlichſten Dank. Ganz ähnliche Anerkennungsſchreiben erhielt ich von Lehr⸗ kräften höherer Lehranſtalten aus Mannheim und Heidelberg. Der ganze Inhalt Ihres Schreibens charakteriſiert Ihre treue Volks- ſeele ſowie Ihre unbegrenzte Liebe zu Volk und Heimat. Sie haben den richtigen Sinn und Zweck unſerer Volksbühne erfaßt und ich freue mich ganz außerordentlich, ſie als einen geſunden Lebensnerv unſeres volksbil⸗ denden Kunſtwerkes bezeichnen zu können. In der Wahl unſeres nächſten Bühnenſtoffes wird eine Entſcheidung in engſter Fühlungnahme mit Regiſſeur Herrn Hans Hoock alsbald ge⸗ dſchaftsdienſte ſäsben i gema Innige Freundſchaft beſteht ſeit vielen Jahren zwiſchen tüchtigen Hausfrauen und der milden, üppig ſchäumenden Sunlicht Seife. Denn tüchtige Hausfrauen haben die Erfahrung gemacht, daß Sunlicht Seife die Wäſche gründlich reinigt, weiß wäſcht und dabei wirklich ſchont. Grund genug, um Sunlicht Seife die Freundſchaft zu halten. Und jetzt erweiſt Sunlicht Seife allen ihren Freunden einen großen Freundſchaftsdienſt: Sie wird billiger— um volle 5 Pfg.! Das Doppelſtück koſtet nämlich nur noch 22 Pfennig und der Würfel nur noch 18 Pfennig. Das freut alle tüchtigen Hausfrauen! „ Morgen 8,00 Uhr „ Pachm. 4,00„ „ Abend 8.55„ Wochentag⸗Abend 8,00„ „ Morgen 7,00 Gedruckte ——— Hausordunngen Stück 10 Pfg. Mietzinsbücher 0. ſind zu haben in der Geſchäftsſtelle ds. Blattes * rr 5. 1 1 Geschäfts- Eröffnung und-Empfehlung. — e eee — Der Einwohnerschaft sowie 7 allen Kunden und Bekannten zur Kenntnis, daß ich meinen Damen- und Herrensalon 2 ab heute eröffnet habe. Erstklassige, saubere, individuelle Bedienung zugesichert. Sporialntat Dauer wellen Wilhelm Weggler Adolf Hitlers trage 35 8 neben der Post—— —Schmerzgebeugt geben wir Verwandten, Freunden und Bekannten die ſchmerzliche Nachricht, daß unſere liebe, gute Tochter, Schweſter, Nichte und Braut fräulein Juliane Effler geſtern Abend um 9 Uhr nach ſchwerem Leiden, wohlvorbereitet durch den Empfang der heiligen Sterbeſakramente, im Alter von 23 Jahren, von Gott in ſein Reich aufgenommen wurde. Wir bitten um ein ſtilles Gebet für unſere liebe Verſtorbene. Viernheim, den 3. Auguſt 1933. In tiefem Schmerze: Familie Effler Jakob Werle Die Beerdigung findet morgen Freitag nachmittag um 4 Uhr vom Trauerhauſe, Waſſerſtraße 23 aus, ſtatt. „eee erer 8 eee 2. „0. 0.0 — —.— — — 5 2 eee — 25 g N S. B. O. Uisorü n ——.— 0 —— ö f Auf vielseitigen Wunsch, und da viele am Sonntag keinen Platz mehr erhalten konnten, hat sich die Betriebs- zellenleitung entschlossen, am Samstag, den 5. August, abends 8½ Uhr im Karpfensaal den * zu wiederholen. Die Programmfoſge wurde etwas verbessert. Eintritt 80 Pfg. Es ladet hierzu freundlichst ein Die Führung. ee erde eee Alle 1924 zus der Soetheschule Entlassenen beteiligen ſich morgen Freitag nachmittag? 5 4 Uhr an der Beerdigung unſerer ver- ſtorbenen Schulkameradin juliane Effler ſlanrere Schulnameradinnen. 5 a Wir empfehlen 5 Speise-ESSig Liter 19 Pig. a Einmache-Essig% Essig-Essenz— Gurkengewürz Zentrifugen-Butter Pil. 1.25 Feinste leehulter„ 1.35 Delsardinen gr. Dose nur 25% fetineringe i Iomaten u. Dlivend! 270 gr. Dose 50 Pig. Hamburger NMaffeelager füchard Honmann hams 8 Garis Mlederlage Adolf Ritlers trage 62— feleſon 62 Empfehle alle Sorten O bst beſonders Mirabellen zum Einmachen. Ferner ZWisheln auch an Wiederverkäufer. Fra Aug. 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Auguſt, nachm. 4 Uhr: f Jubiläums- Fußball- Ligaspiel gegen Offenbacher Fußballolub„Kickers“ Vorher um 3 Uhr: Handball: Turnverein 1.— Amicitia 1. Vorher 2 Uhr: Schülerfußball: Turnverein 1.— Amieitia 1. Abends von 8 Uhr ab: Großes Sommernacht- fest mit Brillantfeuerwerkl Geſang, Turnen, Kraftſport und Muſik! Wir laden unſere ſämtlichen Mitglieder, unſere Freunde u. Gönner, die ganze Einwohnerſchaft auf das herzlichſte ein. Die Führer. Vereins⸗Anzeiger Odenwaldklub(Ortsgruppe Viernheim). Die auf den 6. Auguſt angeſetzte Wanderung wird um 8 Tage verſchoben. Der Klubabend findet deshalb am Mittwoch, den 9. Auguſt ſtatt Der Wanderwart. Turuverein von 1893. Tell⸗Schauſpiel. Die noch ausſtehenden Koſtüme und Perücken ſind bis ſpäteſtens Donnerstag abend bei dem Unterzeichneten, Adolf Hitlerſtraße 102, ab. zuliefern Wer nicht abliefert, wird baſt⸗ pflichtig gemacht. Winkenbach. Krieger- u. Soldatenverein Teutonia, Schüßen⸗ abteilung. Das auf 30. Juli angeſetzte Gau⸗ und Ehrenſchießen auf dem hieſigen Schieß⸗ ſtand findet nun veſtimmt am kommenden Sonntag den 6. Auguſt von mittags 1 Uhr bis abends 8 Uhr ſtatt. Aus Sparſamkeitz⸗ rückſichten fand im Bereich des Gaues Berg- ſtraße Süd dieſes Jahr noch kein allgemeines Gauſchießen ſtatt. Aber in letzter Stunde entſchloß ſich der Gauleiter doch, die Schützen ſeines Gaues zuſammenzurufen, um einen ge⸗ nauen Ueberblick zu erhalten von den Schützen, die am 20. Auguſt zum Verbands- und an 20. September zum Landesſchießen ausgewähll werden. Auch werden ſämtliche Vereinsführer erſcheinen, um Kenntnis zu nehmen von der kommenden Umgeſtaltung der Gaue und der Neuordnung des Schießbetriebes. Hoffentlich lebhaftes Treiben auf dem Schießſtande ſic entwickeln. Nikolaus Effler Lebensmittel: Gelbe Pfälzer Kartoffel 10 Pfd. 304 Prima neue Fettheringe 3 Stück 223 Bratenſchmalz Pfd. 72 Prima Tafel⸗Magerine Weizenbrotmehl Brotmehl Roggenmehl Bruüchreis„ 113 Vollreis Pfd. von 143 an Himbeerſaft Schoppen 55% Zitronade— Orangeade Zitronen Stück 4 und 5% Eispulver— Eiswaffeln Nikolaus Effler Lebensmittel. zum Brot einwickeln und Tapezieren zu haben in der Druckerei dieſes Blattes. iſt das Wetter günſtig, dann wird ſchon ein 15 g Alte Zellünger kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim enſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Ant Tear rt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plapvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtmmint vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewalr nicht übernommen wer Nummer 179 8 Freitag, Die Wirtſchaftswoche Die Beſſerung der Wirkſchaft.— Belebung am Eiſen- und Kohlenmarkt.— Die Maſchi⸗ nen in der Zigarreninduſtrie.— Die Vieh⸗ märkte im Juli. Daß die Beſſerung in der deutſchen Wirt⸗ ſchaft bereits eingetreten und nicht etwa nur ein Wunſchbild hoffnungsvoller Menſchen iſt, beweiſen nicht allein die Ziffern der Neuein- d ſtellungen in Betrieben, ſondern auch von durchaus wiſſenſchaftlicher, von allem Ge— fühlsmäßigen freien Seite wird dies wieder⸗ um beſtätigt. Das Inſtitut für Konjunktur— forſchung ſtellt in ſeinem neuen Wochenbe⸗ richt feſt, daß ſich mit der Belebung von Pro— duktion und Umſätzen auch eine allmähliche Entſpannung auf der Geldſeite der Wirtſchaft anbahnt. Die Zahlungsein⸗ ſtellungen in der deutſchen Volkswirtſchaft ſind in den letzten Monaten auf einen Tief— ſtand geſunken, wie er ſeit vielen Jahre nicht mehr erreicht worden iſt. Die Wirtſchaft iſt aus dem Stadium des akuten Zuſammen— bruches in ein Stadium eingetreten, in dem es möglich geworden iſt, die notwendige Be— reinigung der finanziellen Schwierig— keiten mit milderen Mitteln in Angriff zu nehmen als bisher. Auf den Kredit⸗ märkten ſetzt ſich die Entſpannung nur zögernd durch, jedoch wird dieſer Mangel fürs erſte durch die Finanzierung der Ar— beitsbeſchaffung mit Hilfe des Reiches auf entſcheidenden Gebieten überbrückt. Die durchgreifenden Maßnahmen, die von der Reichsregierung auf den verſchiedenen Ge⸗ bieten getroffen worden ſind, ermöglichten der Induſtriewirtſchaft eine Erhöhung von Produktion und Beſchäftigung ſchon zu ei⸗ nem Zeitpunkt, in dem bei ungehindertem Auspendeln der depreſſiven Kräfte wahr⸗ ſcheinlich an eine Zunahme der volkswirt⸗ etlichen Gütererzeugung noch nicht zu denken geweſen wäre. Auch die Wirtſchaft in Süd⸗ und Weſt⸗ deutſchland ſteht unter dem Gepräge einer in verſtärktem Maße anhaltenden Beſ⸗ ſerung, die immer weitere Wirtſchaftszweige in ihren Bann ſchlägt. Zum Teil ſind die Induſtriezweige in ihrer Produktion über⸗ ſaiſonmäßig geſtiegen, was darauf hindeutet, daß neben den ſaiſonmäßigen Einflüſſen und den Wirkungen der Arbeiſtsbeſchaffung auch konjunkturelle Momente an der Aufwärts⸗ bewegung beteiligt ſind. Beachtung verdient dabei insbeſondere der zum Stillſtand ge⸗ kommene wirtſchaftsverheerende Preisrück— gang, ſo daß ſogar vielfach Preiserhö⸗ hungen Platz greifen konnten. Da am rheiniſch⸗weſtfäliſchen Arbeits⸗ markt die Zahl der Arbeitsloſen die Mil⸗ lionengrenze erſtmalig unter⸗ ſchritten hat und weiter rückläufig iſt, konnten vielerorts die Arbeitszeit verlängert 5 Neueinſtellungen vorgenommen wer— Jen. In der Eiſeninduſtrie weht ein fri⸗ ſcher Zug und der allmählich aufkommende allgemeine Bedarf gewährt für die nächſten Monate eine gewiſſe Sicherung gegen allzu ſtarke Schwankungen in der Beſchäftigung auch dann, wenn das Auslandsgeſchäft wei⸗ ter zurückgehen ſollte. In der eiſenverarbei— tenden Induſtrie haben die Waggonfa⸗ briken und Maſchinenbauanſtal⸗ ten recht anſehnliche Mengen in Auftrag gegeben. Im Giſenhandel geht man dazu über, die Lager in Stabeiſen und Ble— chen anzufüllen, da zum Spätſommer und Herbſt aus der ſich langſam hebenden Bau— tätigkeit noch größere Aufträge zu erwarten ſtehen. Als bemerkenswerte Erſcheinung bei der Erholung auf dem Baumarkt ſſt zu vermerken, daß im Gegenſatz zu früheren Zeiten keine Hauſſe in Baumaterialien ein⸗ getreten iſt, ſo daß nach Anſicht von eee das Bauen heute nahezu 15 1 ig iſt wie in der Vorkriegs⸗ Die ſtärkere Belebung des Ruhrkoh⸗ lenmarktes muß als ne dafür be⸗ rachtet werden, daß die Kohle mehr, als man ſeither gewohnt, in Fabriken und Hüt⸗ 50. Jahrgang Neue Strafrechtspflege Schärfere Durchführung des Strafvollzugs— Erhöhung der Schlagkraft der Juſtiz Berlin, 4. Auguſt. Bei einem Empfang der Preſſe machten der preußiſche Juſtizminiſter Kerrl und Staatsſekretär Freisler Mitteilung über das neue preußiſche Strafvollzugsgeſetz. Das Geſetz zerfällt in zwei Hauptteile. Der eine regelt den Strafvollzug, der andere das G na d en we ſen. Das Strafvollzugs— amt, in deſſen Hand bisher die Vollſtreckung der Strafe gelegen hat, verſchwindet; in Zu⸗ kunft wird die Staatsanwaltſchaft die Auf⸗ gaben der Strafvollzugsämter übernehmen. Die Todesſtrafe iſt durch das neue preußiſche Geſetz für ganz Preußen verein— heitlicht worden. In Zukunft wird ſie, falls das Reich nicht Vollſtreckung durch Erſchie— ßen oder Erhängen beſtimmt, durch das Beil vollſtreckt. Die Hinrichtung durch das Fall— ſchwert oder die Guillotine fällt fort. Die Freiheitsſtra fen ſollen unter Ablehnung aller falſchen Gefühlsſeligkeit mit aller Strenge vollzogen werden. Der Gefangene ſoll in Zukunft das Gefäng⸗ nis verlaſſen unter dem ſtarken Eindruck, nie mehr dahin zurückzukehren. Der Unterſchied zwiſchen Gefängnis und Zuchthaus wird auf das ſchärfſte her— ausgearbeitet. Zuchthäusler erhalten keiner— lei Vergünſtigungen mehr. Nur in den allerſeltenſten Fällen wird es möglich ſein, einen gebeſſerten Gefangenen für den Reſt der Strafe ins Gefängnis zu überführen. Der bisherige Strafvollzug in Stu⸗ fen fällt faſt vollkommen fort. Er kommt in Zukunft nur in Frage bei Gefangenen, die erſtmalig im Gefängnis ſitzen. ſind davon grundſätzlich ausgeſchloſſen. Rückfällige Weniger Gnadenerweiſe Bei Jugendlichen iſt bei der Straf— vollſtreckung ein milderes Verfahren anzu— wenden mit Rückſicht darauf, daß Jugend⸗ liche durch Erziehungsmaßnahmen noch be⸗ einflußbar ſind. Allgemein ſollen die Ar— beiten im Gefängnis ſchwer und anſtrengend ſein. Die Lebenshaltung ſoll unter der der Erwerbsloſen liegen. Dabei ſoll ſelbſtver— ſtändlich die Geſundheit der Gefangenen er— halten bleiben. a Das Endziel der neuen Art des Strafvoll— zugs iſt, die Kriminalität in Deutſchland zu ſenken. 0 Gegen die bisherige Praxis ſoll die Zahl der Gnadenerweiſe vermindert wer— den. Die Begnadigung ſoll eine Ausnahme darſtellen und nur in ſeltenen Fällen verfügt werden. Staatsſekretär Freisler wies ausdrücklich darauf hin, daß das Geſetz über den Straf⸗ vollzug nicht als Einzelmaßnahme ſondern im Zuſammenhang mit den erſten Bemü⸗ hungen des Juſtizminiſters zu verſtehen ſei, die Strafrechtspflege in Preußen überhaupt zu ändern. Der Richter müſſe wieder zu dem Grundſatz zurückkehren, den Normalfall des Geſetzlichen auch als Normalfall im Urteil 1 0 zu laſſen. Mildernde Umſtände müſ⸗ en in Zukunft eine Ausnahme ſein. Es ſei erforderlich, daß die Strafrechtspflege ſchlag⸗ artig arbeite, um ihrem Zweck, den öffent⸗ lichen Frieden zu ſichern, gerecht zu werden. Der Staatsſekretär bezeichnete es auch als notwendig, die Zuſammenarbeit der in der Verbrechenbekämfung arbeitenden Behör— den, nämlich Polizei, Staatsanwaltſchaft und Gericht. nach Möglichkeit zu verſtärken und damit zu verbeſſern und zu veſchleunt— gen. Das Ideal wäre eine gleiche Geſchäfts⸗ verteilung bei Polizei, Staatsanwaltſchaft und Strafgericht. Schließlich erklärte Staatsſekretär Freis— ler, man ſei bei der Ausarbeitung des Ge— ſetzes von dem Gedanken ausgegangen, ein Recht zu ſchaffen, das volkstümlich ſei und auch vom Volk verſtanden werde. Neu auf geſetzgeberiſchem Gebiet und erhöhe die hinzugefügt ſei, warum man dieſe Beſtim⸗ mung erlaſſen habe. Das ſei etwas Neues auf geſetzgebireſchem Gebiet und erhöhe die Volkstümlichkeit des Geſetzes. Die juriſtiſche Ausbildung Bei dem Preſſempfang machte Staatsſe⸗ kretär Freisler auch Auen egen über die völlige Umgeſtaltung der juriſtiſchen Aus⸗ bildung. Man werde ſchon die Ausbildung der Juraſtudenten entſprechend beeinfluſſen. Die Kenntnis der Geſchichte der Vergangen⸗ heit und der Gegenwart und das Schickſal des deutſchen Volkes in der Zukunft ſollten Hauptprüfungsthemen werden. Das Ver⸗ fahrensrecht könne der Prüfling noch recht⸗ zeitig in der Praxis lernen. Eine ausſchlag⸗ gebende Bedeutung bei der Prüfung ſolle haben: der Charakter des Prüflings, ſeine Beurteilung in der Geſamtausbil— dungszeit zu allen Zeiten einſchließlich des Aufenthaltes im Referendarlager, ſeine Fä⸗— higkeiten und Anlagen, ſein Ueberblick über die Probleme des Volkes, ſein gediegenes Grundwiſſen. Gedächtnisakrobatik ſei noch kein Wiſſen. Leeres Einpauken ſei daher künftig zwecklos. tenwerken ihre wirtſchaftsbelebende Tätig— keit entfaltet und der ſtärkere Pulsſchlag neue Energien wachruft, um der neu erſte— henden deutſchen Induſtrie einen immer kräftigeren Auftrieb zu geben. Die Wirkung der Aufhebung der Autoſteuer zeigt ſich in einer ſtetigen Aufwärtsbewegung der Er— zeugung der Kohlennebenprodukte wie Koks und Benzol. Im Ruhrgebiet gehen im Augenblick rieſige Reorga⸗ niſations maßnahmen im größten deutſchen Montankonzern vor ſich, nämlich die Reform Stahlverein Gelſenberg, ein au— ßerordentlich ſchwieriges und gefährliches Unternehmen, da bei einem Fehlſchlagen der Bemühungen, das Unternehmen mit eigenen Mitteln leiſtungsfähiger und rentabler zu geſtalten, auch nach der ſtillen Sanierung zu befürchten ſteht, daß die neuen Mittel gleichfalls wieder den Weg alles Irdiſchen gehen. Von Bedeutung für beſtimmte Teile Süd⸗ deutſchlands ſind die Beſtimmungen gegen die Uebermaſchiniſierung in der Zigar⸗ reninduſtrie. Der Reichswirtſchafts⸗ und Reichsfinanzminiſter haben nunmehr eine Durchführungsverordnung zu dem Ge— ſetz über die Einſchränkung der Verwendung von Maſchinen in der Zigarreninduſtrie er⸗ laſſen. Es wird darin vorgeſchrieben, daß Betriebe, die bei Inkrafttreten des Geſetzes Maſchinen zur Anfertigung des Wickels oder zum Ueberrollen mit dem Deckblatt in Be⸗ ſitz hatten, die bereits ſtillgelegten und die noch in Betrieb befindlich geweſenen Ma⸗ ſchinen nach Zahl und Gattung getrennt bis zum 8. Auguſt dem Hauptzollamt anzumel⸗ den haben. Als ſtillgelegt im Sinne der Vorſchriften des Geſetzes ſollen nur die Maſchinen dieſer Art gelten, die als für die Erzeugung entbehrlich aus dem Arbeitsgan⸗ ge ausgeſchieden ſind. Betriebe, die ſolche Maſchinen verwenden, dürfen im Laufe ei⸗ nes Rechnungsjahres Zigarren, Zigarillos dee e cbeitz und Stumpen nur bis zu der Geſamtmenge herſtellen, die ſie, abgeſehen vom Beſtande aus dem Vorjahr, im Rechnungsjahr 1932 nachweislich neu produziert haben. Die her— ſtellbare Geſamtmenge wird durch das Hauptzollamt feſtgeſetzt, und die Zollauf— ſichtsbeamten haben die Einhaltung der Vorſchriften des Geſetzes zu überwachen. Den Viehmärkten brachte der Monat Juli eine gewiſſe ſaiſonmäßige Belebung. Erfahrungsgemäß laſſen die Auftriebe ins— beſondere an den Schweinemärkten während der Erntezeit nach, weil die Landwirte mit Arbeit der A Das Schweinegeſchäft brachte insbeſondere in der zweiten Hälfte des Berichtsmonats die ſaiſonmäßige Beſſerung bei nachlaſſen⸗ dem Auftrieb. Trotz der Hitzeperiode in der letzten Juliwoche konnten ſich die Preisbeſ⸗ ſerungen im allgemeinen behaupten. Preis— ſtützend wirkten auch verſchiedene Ankäufe für das Fettextraktionsverfahren. Wenn die Abnahme der Erwerbsloſigkeit weiterhin erfreuliche Fortſchritte macht, dann iſt mit dem Einſetzen der kühleren Witte— rung mit einem Anhalten der feſten Tendenz auf den Viehmärkten zu rechnen. enſtwiligen gleigende Zahl— ſteigende Leistungen Am 30. Juni führten in Deutſchland 252357 Arbeitsdienſtwillige Schaufel und Hacke. Angeſetzt waren dieſe freiwilligen Arbeiter in 4717 verſchiedenen Maßnahmen, die bis auf einen ganz geringen Teil von elch enen Lagern aus durchgeführt wur— en. ſtändig wachſende Einſatz des Ar- brucsdienſtes auf dem Gebiete der Kul- kivierungsarbeiten und Meliorakionen erforderk die größte Jahl von Beſchäf⸗ tigten. Der Verkehr erſchließſenden Ar- beitsaufgaben mit ihrem Kleinwegebau und Vorbereitungsarbeiten für die An⸗ lage von Skraßen, ſleht die zweitgrößte Jahl von Beſchäfkigten zur Verfügung. An dritter Skelle folgt das Aufgabenge⸗ bie der Forſtwirkſchaft. Dann folgt die Siedlung. Die niedrige Zahl der bei Siedlungsarbeiten angeſetzten Arbeitsdienſtwilligen erklärt ſich daraus, daß der größte Teil der dafür in Frage kommenden Arbeiten vorbereitenden Charakter hat und infolgedeſſen unter Me— liorationen und Verkehr erfaßt wird. Im übrigen iſt an der Zahl der Beſchäftigten die von Monat zu Monat anſteigende Kurve des Einſatzes des Arbeitsdienſtes in volks— fab wertvollen Arbeiten zu er— ſehen. Oſtpreußens Aufbauplan In einem Zwiegeſpräch mit dem Schrift⸗ leiter des„Völkiſchen Beobachters“, Hellmut Roſenfeld, entwickelte im Breslauer und Nönigsberger Rundfunk und über den Deutſchlandſender der Oberpräſident von Oſtpreußen, Gauleiter Erich Koch, die Zu⸗ ſammenhänge des großen Arbeitsbeſchaf⸗ ungswerkes in Oſtpreußen mit dem umfaſ⸗ enden Plan eines gewaltigen Aufbauwerkes in der Oſtmark. 110 von„Beltelge denken“ und Oſthilfe ſoll eine generelle Laſtenſenkung * und ſyſtemaliſche Feögſheggen des Ko- ſtendtucks nicht nur die Vorausſetzung ür eine Wiedergewinnung der Provinz, ondern auch für ein ee na ⸗· tionales Aufbauwerk herſtellen. Planmäßig ſoll die Bevölkerung Oſtpreu⸗ ßens im Rahmen dieſes Planes um eine bits anderthalb Millionen Menſchen vermehrt werden. Das ſei nicht durch bloße agra⸗ riſche Beſiedlung zu erreichen— ſo fuhr der Redner fort— ſondern es ſei an eine In⸗ duſtrialiſierung gedacht, für die man ſich die Verhältniſſe in Württemberg zum Vorbild enommen habe. Die Befürchtung, daß der Weſten in dieſem Neuaufbau einer oſtpreu⸗ ßiſchen Induſtrie eine Quelle unerwünſchter Konkurrenz ſehen könnte, wies der Redner mit Entſchiedenheit zurück. * Erſter Arbeitsamtsbezirk Weſtfalens rei Dortmund, 4. Auguſt. Laut Mitteilung des Präſidenten des Landesarbeitsamtes Weſtfalen iſt als erſter Arbeitsamtsbezirk in Weſtfalen nunmehr der Bezirk Gütersloh von Arbeitsloſen freige— macht worden. Schürſſte Gegenmaßnahmen Feſinahme von APD.-Geiſeln. Dortmund, 4. Auguſt. In der Nacht zum Mittwoch wurde der SA⸗Scharführer Kurz von vier Kommuni⸗ ſten überfallen und durch einen Unterarm⸗ ſchuß verletzt. Die Täter konnten in der Dunkelheit unerkannt entkommen. Als Gegenmaßnahmen wurden von der Staatspolizeiſtelle ſofort vier Kommu- niſten, die in der Nähe des Takorles wohnen, als Geiſeln feſtgenommen. Da ſich die Uebergriffe der Kommuniſten in der letzten Zeit wieder vermehrt haben, ſieht ſich die Staatspolizeiſtelle gezwungen, in Zu⸗ kunft auch beim Verteilen hetzeriſcher Druck⸗ ſchriften zu den geſchilderten Maßnahmen zu greifen und in ſedem Falle bekannte frü⸗ here man en der KPD., die ſich bis jetzt noch nicht in Schutzhaft befinden, oder wie⸗ der entlaſſen ſind, als Geiſeln feſtzunehmen. Jedem früheren KPD.⸗Angehörigen ſoll auf dieſe Weiſe zum Bewußtſein gebracht wer⸗ den, das er zweckmäßiger Weiſe die Behörde bei der Abwehr weikerer kommuniſtiſcher Tätigkeit unterſtützt oder wenigſtens auf ſeine Genoſſen dahingehend einwirkt, daß ſie ihre Wühlarbeit unterlaſſen. . Selbſtmordverſuch eines verurteilten Kommu⸗ niſten. Der wegen eines Angriffs auf einen SA⸗ Mann im Gerichtsgebäude zu zwei Jahren Gefängnis verurteilte ee Kommu⸗ niſt Pock verübte in der Strafanſtalt Deren⸗ dorf einen Selbſtmordverſuch, indem er ſich in einem unbewachten Augenblick von Station 12 auf Station 9 hinabſtürzte. Die Verletzun⸗ gen Pocks ſind lebensgefährlich. Anklageſchriſt gegen die Reichstagsbrandſtifter In der Keichstagsbrandſtifterſache iſt die Anklageſchrift den Offizialverteidigern zuge⸗ 59 worden; ſie umfaßt mehrere hundert eiten. f Aufnahmegeſuche in 5A und 85 zweillos Laut NSK. teilt die Oberſte SA.⸗Füh⸗ rung mit:„Auf Grund der in der Preſſe veröffentlichten Sperre für die Aufnahme in die SA. und SS. häufen ſich die Ein⸗ ſtellungsgeſuche bei den höheren Dienſtſtel⸗ len derart, daß der Dienſt hierdurch beein⸗ trächtigt wird. Geſuche um Einſtellung ſind völlig zwecklos und werden in Zukunft nicht mehr beantwortet.“ Alte Vorwürfe in neuer Aufmachung Angebliche deutſche Geheimrüſtungen. London, 4. Auguſt. Das engliſche Arbeiterblatt„Daily Herald“ meldet in großer Aufmachung, das franzö⸗ ſiſche Außenminiſterium beſitze ein neues Ge heimaktenſtück mit Mitteilungen über ſchwe re Verletzungen der Entwaffnungsbeſtim⸗ mungen durch 4 Das Blatt zählt folgende Punkte au 1. Flugzeuge. Es werden Flugzeuge hergeſtellt, die ſich mit größter Schnelligkeit in Bomben⸗ und Kampfflugzeuge verwan⸗ deln laſſen. Eine Vereinbarung zwiſchen dem Deutſchen Luftſportverband und der Hitler⸗ Jugend ſieht die Ausbildung von Fliegern vor, die mit dem 12. Lebensjahr beginnt und mit dem 18. Lebensjahr beendet iſt. 2. Giftgaſe. Mindeſtens eine Fabrik unter nationalſozialiſtiſcher Aufſicht macht Experimente mit Giftgaſen für ſeine künf⸗ tige Erzeugung. 3. Schwere Artillerie. In dieſer Beziehung werden die Verſailler Beſtim⸗ mungen in Deutſchland und in zwei Nach⸗ — * barländern gebrochen, wo auf deutſche Be. ſtellungen hin ſchwere Geſchütze werden. 5 4. Maſchinenge wehre. Im Rhein⸗ land werden große Mengen leichter Maſchi⸗ nengewehre hergeſtellt, die von einem Oeſterreicher namens Strage erfunden wor⸗ den ſind. 5. Gewehre und Revolver. Fa⸗ briken in Deutſchland und mindeſtens eine roße Waffenfabrik in einem Nachbarlande ſtellen Gewehre und Revolver für Deutſch⸗ land her. In der letzterwähnten Fabrik ſind alle Werkführer und Aufſeher Deutſche. In den rheiniſchen Fabriken, wo Gewehre ſten geſtellt werden, ſind nur Nationglſozialiſten beſchäftigt, die vor ihrer Einſtellung durch 928 zur Verſchwiegenheit verpflichtet wer⸗ en. 6. Tanks. Tanks werden entgegen dem Vertrage in Württemberg nach Entwürfen von Herrn Vollmer⸗Berlin hergeſtellt. 7. Mannſchaften. Ein Teil der SA iſt in der Weiſe gruppiert, daß die Reichs⸗ wehr ſofort durch völlig ausgebildete Mann⸗ ſchaften 9 und auf 300 000 Mann gebracht werden kann. „Daily Herald“ bemerkt noch, Bemühun⸗ gen Frankreichs, das Intereſſe der britiſchen Regierung an der Sache zu erregen, ſejen bisher erfolglos geweſen. Es geht um Deſterreich Franzöſiſcher Proteſt in Saarfragen. Paris, 4. Auguſt.“ Havas veröffentlicht, nachdem die franzöſi⸗ ſche Preſſe ſich in den letzten Tagen mehrfach mit den Schritten, die der öſterreichiſche Kanz⸗ ler Dollfuß in Berlin, Rom und London unternommen hat, beſchäftigt, eine amtliche Mitteilung, nach der der franzöſiſche Miniſter des Auswärtigen ſich eit längerer Zeit mit der zwiſchen der deutſchen und der öſterreichi⸗ ſchen Regierung beſtehenden Spannung befaſſe. Der Außenminiſter habe bei einer gewiſſen Anzahl von Regierungen den Ernſt und die Gefahren, die ſolche Geſchehniſſe darſtellen, betont, und er habe mit ihnen die Meinun⸗ gen ausgetauſcht, über Wege und Mittel, etwa die einer gemeinſamen Aktion, um die Wieder⸗ holung ſolcher Geſchehniſſe zu vermeiden. Weiter teilt Havas mit: Der franzöſiſche Botſchafter in Berlin hat bei der deutſchen Re⸗ gierung einen entſchiedenen Schritt unter⸗ nommen, um gegen die Entführung fran⸗ zöſtſcher Staatsangehöriger aus dem Saargebiet zu proteſtieren. Ein gleicher Proteſt iſt bereits über dieſelbe Angelegenheit von der Regierungskommiſſion des Saargebie⸗ tes eingelegt worden. Neue Kraftfahrzeuggebühren Vom Reichsrat genehmigt. Berlin, 4. Auguſt. Der Reichsrat hat in ſeiner letzten Voll⸗ ſitzung die neue Gebührenordnung für be⸗ hördliche Maßnahmen im Kraftfahrzeugver⸗ kehr, die die Gebühren für die Erteilung des Führerſcheines uſw. erheblich herabſetzt, ver⸗ abſchiedet. Von den neuen Gebühren ſind beſonders die für die Erteilung eines Führerſcheines hervorzuheben, der künftig für Krafträder 2 Mark und in allen anderen Fällen 3 Mark koſtet. Für die Prüfung eine Antrages auf Erteilung eines Führerſcheines werden 50 Pfennig für Krafträder und eine Mark für Kraftwagen erhoben, dieſelben Gebühren für die Ergänzung eines Führerſcheines. Die Erteilung einer Typenbeſcheinigung koſtet künftig für Krafträder 8 Mark und für Kraftwagen 16 Mark. Die Gebühr für die Erteilung einer Beſcheinigung, Eintragung des Fanrdeiger in die Lfſte und Zuteilung des Kennzeichens beträgt für Krafträder? Mark, für Kraftwagen 3 Mark. Die gleiche Gebühr gilt für die Erneuerung der Beſchei⸗ nigung bei veränderter Bauart des Fahrzeu⸗ ges, ſowie beim Wechſel des Wohnortes und beim Wechſel des Eigentümers. Die erneute Zulaſſung nach Abmeldung bis zur Dauer von acht Monaten koſtet für Krafträder 1,50 Mark und für Kraftwagen 2,50 Mark. Für die Abſtempelung des Kennzeichens durch die Polizeibehörde wer⸗ den Gebühren von 50 Pfennigen für Kraft⸗ 10 5 und von 1 Mark für Kraftwagen er⸗ oben. Die Gebühr für die Ausſtellung eines Zeugniſſes durch einen beamteten Arzt wird einheitlich auf 6 Mark feſtgeſetzt. Für die Erteilung eines internationalen Zulaſſungs⸗ ſcheines gilt eine Gebühr von 3 Mark für Krafträder und von 5 Mark in den anderen Fällen, die gleichen Gebühren für die Er⸗ teilung eines internationalen Führerſcheines. Die neue Gebührenordnung tritt am 20. Auguſt in Kraft. f Der Streit um den Schienenzepp Kammergericht entſcheidel für Kruckenberg. Berlin, 4. Auguſt. Der Streit zwiſchen dem Erfinder des Schienenzepps, Diplomingenieur Krucken⸗ berg und dem Schweizer Profeſſor Wieſin⸗ er, der Vaterrechte an der Erfindung bean⸗ pruchte, iſt durch Urteil des ammergerich⸗ tes zu Berlin entſchieden. geliefert 0 JZuwiderhandlun Jehle enden ſe Profeſſor Wieſinger hat danach bei mei ⸗ 50 1 5— erich für 1 75 Galdſte fe f oder einer Haflſtrafe bis zu ſechs Monaten die Verbreitung der Behauptung, das Kam- richt habe im Streit über dle„geiſtige an der Propellerſchnellhahn e und am Flugbahngedan⸗ ken für Wieſinger gegen Kruckenberg enk ſchieden, zu unkerlaſſen. Damit findet eine 1 0 5 von Prozeſſen ihren Abſchluß, die Kruckenberg mehr als weieinhalb Jahre lang gegen Wieſinger führen mußte. Einheitsliſte zu den Iynodalwahlen Berlin, 4. Auguſt. Die unterzeichneten Bevollmächtigten der Wahlvorſchläge„Deutſche Chriſten“ und „Evangelium und Kirche“ ſind aus dem Be⸗ ſtreben zu ſachlicher Arbeit am Neubau der Kirche übereingekommen, für die bevorſte⸗ henden Provin ialſynodalwahlen Einheits: liſten einzureichen, Sonderliſten verwirren die Lage. Die Verantwortung gegen Kirche und Volk verbietet ſolche unnötigen Sonder⸗ maßnahmen. Deutſche Chriſten, gez. Hoſſenfe lder, Eckert. Evangelium Jacobi. 44 Unfall auf Kreuzer„Karlsruhe Kiel, 4. Auguſt. Auf Kreuzer„Karlsruhe“, der zurzeit in der Kieler Bucht liegt, iſt beim Uebungsſchießen eine 5⸗Zentimeter⸗Hülſenkartuſche beim Laden vorzeitig zur Entzündung gekommen, bevor der Abſchluß ganz geſchloſſen war. Leider ſind dabei vier Verletzte zu beklagen, die in das Garniſonslazarett Kiel⸗Wit eingeliefert wurden. Deutſche Tagesſchau Staatsrat Anfang Seplember. Entgegen anderslautenden Meldungen wird von maßgebender preußiſcher Regie⸗ rungsſeite mitgeteilt, daß der Staatsrat zwar wahrſcheinlich Anfang September zu⸗ ſammentreten werde, daß aber ein genauer Zeitpunkt noch nicht vorliege, ebenſo wenig wie der Tagungsort endgültig entſchieden ſei. Keine Schlachtſteuerveranlagung nach Schlacht⸗ gewicht. Wie das Vdg⸗Büro meldet, ſchweben auf⸗ grund verſchiedener Wünſche von Intereſſenten bet den zuſtändigen Stellen Erwägungen auf Aenderung der Schlachtſteuer. Die Veranla⸗ gung nach Schlachtgewicht anſtatt nach Lebend⸗ gewicht iſt jedoch von den zuständigen Stellen 95 Rahmen der Schlachtſteuer abgelehnt wor⸗ n. und Kirche, gez. Schulz, Nur eine Denunziation. Das Sondergericht in Düſſeldorf hat die Perſonen, die unter dem Verdacht feſtge⸗ nommen waren, einen Handgranatenan⸗ ſchlag auf den Wuppertaler Polizeipräſiden⸗ ten Veller geplant zu haben, freigeſprochen, da die Beweisaufnahme ergeben hakte, daß ein übelbeleumundeter, bereits elfmal vorbe⸗ ſtrafter Menſch ſeine fünf Mitgefangenen in der Hoffnung auf eine hohe Belohnung de⸗ nunziert hatte. Die Avanguardiſten nach Potsdam. Die italieniſchen Gäſte fuhren von Berlin nach Potsdam zur Garniſonkirche, wo ihnen in deutſcher und italieniſcher Sprache ein Vor⸗ trag über die Bedeutung dieſer Stätte gehalten wurde. Beſonderes Intereſſe fanden die deut⸗ ſchen und franzöſiſchen Fahnen, die an den Wänden aufgehängt ſind. Nach dem Vor⸗ trag defilierten die Avanguardiſten einzeln an dem Grabe Friedrich des Großen vorbei, und jeder Avanguardiſt erwies dem großen Kö⸗ nig einzeln die Ehrenbezeugung. Auslands⸗Rundithau Die Lohnkürzungen in Oſtoberſchleſien. Der von einem außerordentlichen Schlich⸗ tungsausſchuß in Kattowitz gefällte Spruch über eine 6⸗ bis gprozentige Kürzung der Bergarbeiterlöhne in Oſtoberſchleſien iſt vom polniſchen Miniſterium für Arbeit und öffent⸗ liche Fürſorge beſtätigt worden. Deutſche gus Holland ausgewieſen. Blättermeldungen zufolge hat der Bürger⸗ meiſter von Kertrade in der Provinz Limburg gegen drei Deutſche einen bis zum 3. Auguſt befriſteten Ausweiſungsbefehl erlaſſen. Wie verlautet, ſollen weitere Deutſchen⸗Ausweiſun⸗ eh im holländiſchen Bergwerksgebiet bevor⸗ ehen. Auto überſchlägt ſich. Auf der Chauſſee nach Nimwegen, in Holland, 1 ſich beim Ausweichen vor einem verkehrs⸗ widrig fahrenden Radfahrer ein mit vier deutſchen Jeſuitenpatern aus Valkenburg be⸗ Lets Auto. Zwei der Pater erlitten le⸗ bensgefährliche Verletzungen, während der ührer und der vierke Pater mit leichteren erletzungen davon kamen. Einer der Pater, der kurz vorher ſein ſilbernes Prieſterjubi⸗ läum begehen konnte, iſt auf dem Transport ins Krankenhaus geſtorben. ä duenne 5 reisler haben in einer P ittellungen über die neue Strafvollzu ordnung und das neue Gnadenrecht in Preußen gemacht. 1 5 Wegen des Korruptionsſkandals im frü⸗ heren deufhen Nad ſind die Bezüge des ehemaligen Rund unkkommiſſars Bre⸗ dow geſperrk worden. e Der SA⸗Scharführer Kurz wurde von vier Kommuniſten überfallen und verletzt. Die Täter entkamen. Als Gegenmaßnahme ver⸗ haftete die nee vier in der Nähe des feln wohnende Kommuniſten als Gei⸗ eln.. Präſident Rooſevelt hat den Bau von 21 neuen Kriegsſchiffen genehmigt. Eine 41 wöfige Verbrecherbande iſt jetzt in Köln dingfeſt gemacht worden. Außer 34 Einbruchsdiebſtählen werden ihnen Anſtif⸗ tung zum Mord, Eidesverletzung, Anſtiftung zum Meineid, Brandſtiftungen aller Ar und Sachbeſchädigungen mit Verſicherungs, betrug zur Laſt gelegt. Ein mit ſieben Perſonen beſetzter Kraft— wagen iſt bei der Stadt Purmerend in den nordholländiſchen Kanal geſtürzt; ſämtlich⸗ Inſaſſen ſind ertrunken. Letzte Nachrichten gchwere Zuchthausſtraſen in einem Sprengſtoffprozeß. Breslau, 4. Auguſt. Vor dem Breslauer Sondergericht hatten ſich neun Angeklagte aus Beuthen wegen Sprengſtoffvergehens zu verantworten De hatten im Juni vorigen Jahres Sprengkör⸗ per hergeſtellt, indem ſie von inem Eiſen⸗ zaun 21 fauſtgroße hohle Kugein abgebro⸗ chen haben und mit Sprengſtoff gefüllt mit einer Zündſchnur verſahen, Zwei der Angeklagten ergielten je zehn Jahre Zuchthaus und zehn Jahre Ehrverluſt, ein Angeklagter ſieben Jahre Zuchthaus, en weiterer ſechs Jahre und drei der Angeklag⸗ ten je fünf Jahre Zuchthaus und entſpre— chenden Ehrverluſt. Schlimmes Wetter auf Neufundland Balbos Abflug verzögert. Shoal Harbour, 4. Auguſt. Das Meer bei Neufundland iſt ſtürmiſch bewegt, da zwei Wirbelſtürme die Wogen aufpeitſchen. Im Hafen iſt die Waſſerfläche ſo unruhig, daß man für die Sicherheit des Balbogeſchwaders Befürchtungen hegt. Daz Wetter ſcheint ſich noch zu verſchlechtern. Es beſteht keine Ausſicht, daß der Abflug vor Samstag früh erfolgen kann, Wird zu dritt verhandelt? London, 4. Auguſt. „Times“ ſchreiben, es verlaute, daß die britiſche, die franzöſiſche und die italieniſche Regierung miteinander Rat pflegen wegen der Frage der Ueberfliegung öſterreichiſchen Gebietes durch deutſche Flugzeuge und we⸗ gen des Abwurfes von Flugblättern mit An. 1 65 auf die öſterreichiſche Regierung. u dieſer Handlung wird ein Verſtoß gegen den Geiſt des Viermächtepaktes erblickt. E iſt möglich, daß die Anſichten der drei ande ren Vertragsunterzeichner in einem oder n zwei Tagen der deutſchen Regierung zur Kennknis gebracht werden. 21 neue Kriegsſchiffe Das Bauprogramm von As A. Hydepark(Neuyork), 4. Aug. Präſident Rooſevelt hat die Pläne des Marineamtes für den Bau von 21 neuen Kriegsſchiffen genehmigt. * General Hugh Johnſon, der Helfer des 1. Präſidenten bei der sene des Wie, derankurbelungsfeldzuges, plant einen gro ßen Feldzug unter der Parole„Kauf letzt!“ Dieſer Feldzug ſoll den Verbrauch fördern, was notwendig iſt, um den Al ſtrengungen Rooſevelt helfen Sieben Tote bei Autokataſtropße Amſterdam, 4. Auguſt. Mehrere junge Leute aus Amſterdam, de ich zu einem Fiſchzug nach Andyk begeben atten und ſeltdem verſchwunden ware ind mit ihrem Auto in den nordholländ! chen Kanal geſtürzt. Der ie Perſo⸗ nenkraftwagen, in dem die Vermißten an Montag nachmittag Amſterdam verließen, konnte in der vergangenen Nacht bei del Stadt Purmerend im nordholländiſchen Ka nal enkdeckt und aus dem Wader gezogen werden. Die ſieben Inſaſſen ſind fämtlih ertrunken. dopnen Wochen in Berlin trotz Verlängerung mit 2:2 Bett!“ befahl er. zur Wiederherſtel. lung der„Proſperity“ zum Erfolge zu belt! prend: Penaten · Creme eee Auszeichnung für Flugkapitän Baur. Der altbewährte Flugzeugführer Baur, der alle Flugreiſen Adolf Hitlers führt, iſt von der italieniſchen Regierung mit dem „Corona d'Italia“ und dem Rang „cavaliere“ ausgezeichnet worden. Sportvorſchau Zweites Endſpiel um den Hitler⸗Pokal. Leichtathletit Ungarn— Süddeutſchland und Baden— Elſaß.— Deutſche Kanu⸗Meiſter⸗ ſchaften in Berlin.— Deutſche Schwimm⸗ Meiſterſchaften in Weimar. Nach dem Ausklang des 15. Deutſchen Turn⸗ feſtes, dieſer größten und machtvollſten Kund⸗ gebungen der deutſchen Leibesübungen über⸗ haupt, wendet ſich das allgemeine Intereſſe wieder den anderen Sportarten zu, von denen in erſter Linie der Fußball zu Saiſonbeginn mit einer Reihe von intereſſanten Treffen auf⸗ wartet. Das wichtigſte Ereignis iſt hier das zum zweiten Male anberaumte Endſpiel um den„Adolf⸗Hitler⸗Pokal“, das in München die Gaue Bayern und Brandenburg zuſam— menführt. In der Leichtathletik gibt es acht Tage vor den Deutſchen Meiſterſchaften noch eine Reihe von Sportfeſten und Repräſentativ⸗ impfen, im Vordergrunde den Länderkampf 1—Elſaß in Karlsruhe. Die Internatio⸗ Deutſchen Tennis⸗Meiſterſchaften in ſind das bedeutendſte Ereignis im n Sport“ und bilden den Ausklang der Weimar iſt der Schauplatz der Deut⸗ Schwimm⸗Meiſterſchaften. Hiſtoriſche Be⸗ deutung kommt dem Verbandstag des Süd⸗ deutſchen Fußball- und Leichtathletik⸗Verban⸗ s in Stuttgart zu, auf dem die Auflöſung s V d ſchloſſen wird. Das wichtigſte ürfereignis iſt der Nationale Renntag in Karlshörſt und im Uebrigen wird das Pro⸗ gramm des Sonntags durch zahlreiche Ereig⸗ niſſe im Radſport, Motorſport, Boxen und N. 1mergänzt. Hervorzuheben iſt noch der 14. Rhön⸗Segelflug⸗Wettbewerb auf der Waſ⸗ ſerkuppe, der am Sonntag ſeinen Anfang mmmt. Fußball, Zum zweiten Male ſtehen ſich die Auswahl⸗ mannſchaften von Bayern und Brandenburg iin Endkampfe um den„Adolf⸗Hitler⸗Pokal“ Orden eines Programm der Freundſchaftsſpiele iſt recht reichhaltig. Eintracht ane bereit Mit teldeutſchland. Der FSV. Frankfurt ſpielt am Samstag gegen Rot⸗Weiß Frankfurt und am Sonntag in Wiesbaden gegen den dor⸗ (igen Sportverein. Freiburger Fc. und Fe. Pforzheim treffen ſich in Freiburg, und beim Almer FV. 94 gibt der 1. Fel. Nürnberg ſeine Karte ab. Aus dem Reich nennen wir das Gaſtſpiel des Fc. Budapeſt bei Hertha Berlin. 5 Leichtathletik. Dret Ereigniſſe ragen am Sonntag dem leichtathletiſchen Programm hervor. Für des SCC. mit den Europa bereiſenden Ame⸗ rifanerß und Argentiniern am Start, das als Berlin, 4. Auguſt. Die in den letzten Tagen bekanntgeworde— nen Korruptionsſkandale im deutſchen Rund⸗ funk haben die Frage aufgeworfen, wer letz⸗ ten Endes für die moraliſche Verwerflichkeit einer verſchwenderiſchen Mißwirtſchaft ver⸗ antwortlich iſt. Nachdem durch die letzten Veröfſenkli⸗ chungen die Direktoren der RKeichsrund⸗ funk⸗Geſellſchaft Dr. Magnus und Mi⸗ niſterialrat a. D. Gieſecke aufs ſchwer⸗ ſte bloßgeſtellt ſind, wurden jetzt neue Schriftſtücke und aktenmäßige Unterla- gen ermittelt, die als den Mithaupflver⸗ ankworklichen für den fkandalöſen Miß⸗ brauch der Hörergelder den ehemaligen Kundfunkkommiſſar Skaatsfekretär a. D. Dr. ing. e. h. hans Bredow eer⸗ ſcheinen laſſen. In unverantwortlichem Eigennutz hat er ſeine unter de arxiſtiſe Regime f gebaute Macht ung zu einer Geldmac beſondere Delikateſſe das Hochſprungduell zwi⸗ ſchen dem amerikaniſchen Meiſter Georges Spitz und dem deutſchen Meiſter und Rekordmann, dem Turner Bornhöfft⸗TV. Limbach, bringt. Schwimmen. Das 42. Verbandsfeſt des Deutſchen Schwimm⸗Verbandes, zugleich die Deutſchen Meiſterſchaften, führt am Samstag und Sonn⸗ tag in Weimar die Aktiven, die Alten und aus uns im Süden iſt der Länderkampf Ungarn — Süddeutſchland in Budapeſt das wichtigſte Ereignis. Eine weitere für den Süden inker⸗ eſſante Begegnung iſt der Repräſentativkampf Baden— Elſaß in Karlsruhe. Das wichtigſte Ereigms im Reich iſt das„Internationale“ Der Skandal beim gperrung der Bezüge beim ehemaligen Kommiſſar Bredow teile aus der neuen Stellung ziehen wolle mißbraucht. Als er die Leitung des gegenüber, nachdem das Treffen vor zwei 4 Copyright by Martin Feuchtwanger. E Henning betrachtete den unförmigen Körper mit ge⸗ Er ging nach der Tür und rief nach runzelter Stirn, Hendel. „Hol die Knechte her und bringt den *. 0 Henning Rotacker ſtreifte mit Ruppert durch den Wald. Da und dort kam ihnen Wild oder Raubzeug zu Geſicht, aber der Herr rührte nicht an die Büchſe, die über der Schulter hing. Und der Jäger mahnte ihn nicht zum Schießen. Herr und Knecht hatten ihre ſtille Freude an der herbſtlichen Natur, an dem beſchaulichen Beob⸗ achten. Klaus Ruppert führte den Herrn Waldes. Als ſie wieder in das Erlicht hinunterſchritten, lag die* Abenddämmerung in dem Grund. Die Männer bogen den Pfad nach dem Hof ab, der am Waldrand hinführte, dort, wo das zerfallene Häuschen der Kathrin ſtand. Da klang ihnen Geſchrei und Gezänk ans Ohr. „Laßt ſie nicht aus, die Hurendirn, das Hexenmenſch!“ „Laufen ſoll ſie, daß ihr der Atem vergeht!“ „Einen Denkzettel wollen wir ihr geben!“ Rotacker und Ruppert ſahen dunkle Geſtalten gegen den gelben Abendhimmel auf der Wieſe. Sie ſprangen auf das Häuschen zu. Saufbold ins auf verſteckten Wegen, die außer ihm wohl kaum ein Menſch kannte, durch den Forſt und wies ihm die Schönheiten des die Jugend des DSV. zum Wettſtreit zu⸗ ſammen. Aus 51 verſchiedenen Orten haben 84 Vereine rund 186 Meldungen abgegeben. Waſſerſport. Die Offenbacher Regatta hat nicht ganz die Beſetzung erfahren, wie ſie für den 15.16. Juli zu erwarten war. Immerhin ſind aber 105 Boots- und 501 Ruderer-Meldungen aus 23 Vereinen abgegeben worden. Die Paddler haben ihr Hauptereignis in den Deutſchen Kurzſtrecken-Kanu⸗Meiſterſchaften in Berlin— Grünau und auf dem Muggelſee. Nundfunk funks hauptberuflich übernahm, vertunboete er in der Oeffentlichkeit, daß es nur die Liebe zu ſeinem„Kinde“— dem Rundfunk— ſei, die ihn veranlaßt habe, ſeinen Beamtenpo— ſten aufzugeben. Zum Zeichen dieſes Idea— lismus beteuerte er, daß er ſich auch weiter⸗ hin mit dem Gehalte eines Staatsſekretärs „begnüge“, alſo keinerlei wirtſchaftliche Vor— In einem höchſt merkwürdigen Gegenſatz zu dieſer Beteuerung ſtehen jedoch die long⸗ jährigen und verwickelten Verhandlungen, die er ſofort nach Antritt ſeiner neuen Slel— lung mit der Reichsrundfunk-Geſellſchaft über ſeine künftigen Bezüge und ſeine Pen⸗ ſion führte. Die Penſion ſollle jährlich 20 000 Mark betragen: dazu mußke ein Kapital von 241000 Mark aufgebracht werden. Von den verantwortlichen Stellen der Reichsrundfunk⸗Geſellſchaft iſt jetzt die Wei ung ergangen, umgehend die Bezüge von Staatsſekretär Bredow zu ſperren. Mürkte und Vörſen vom 3. Auguſt 1933. (Ohne Gewähr.) 0 be e Kleinviehmarkt. Zufuhr und Preiſe: 62 Kälber, nicht notiert; 27 Schafe, nicht notiert; 121 Schnee nicht notiert; 754 Ferkel und Läufer, Ferkel bis pier Wochen 9 bis 10, über vier Wochen 11 0 100 ae 15 bis 18. Marktverlauf: Fer⸗ i äufer ruhig, Kälber, Schweine, S nicht notiert. ee e Frankfurter Schlachtvich markt. 0 „Auſtrieb: 116 Rinder, 737 Kälber, 119 Schafe, 694 Schweine. Preiſe: Kälber a) 36 bis 41, b) 31 bis 35, c) 26 bis 30, d) 20 bis 25 Schafe e) 26 bis 28, f) 21 bis 25, g) geſtriche; Schweinne a) geſtrichen, b) 42 bis 45, c) 43 bis 45, d) 41 bis 44, e) bis g) geſtrichen. Marktoverlauf: Kälber mittelmäßig, Schafe und Schweine lebhaft, alles ausver⸗ kauft. Luſtige Eile Der Schiffsarzt der„Charlotte“ unterrichtet die Schiffsjungen über Geſundheitspflege. Er fragt:„Was kennt ihr für Seuchen?“ „Malaria“, ruft Schiffsjunge Meyerholz. „Ruhr“, antwortet Schiffsjunge Hampe. 1 9005 Und noch eine, die gefährlichſte von allen!“ er Keine Antwort mehr. „Na, Cho, Cho, der Stabsarzt. Da kommt dem Schiffsjungen Krauſe die Erleuchtung und er ruft:„Kohldampf, Herr Stabsarzt!“ Chol—“, ermuntert Lehrerin:„Jetzt habe ich euch alſo an Hand von Beiſpielen erklärt, was Verant- wortung bedeutet. Kann mir nun einer ſelbſt ein neues Beiſpiel geben?“ Max:„Ja, Fräulein. Alle meine Hoſen⸗ möpfe bis auf einen ſind mir abgegangen. Nun trägt dieſer eine Knopf die ganze Ver⸗ antwortung!“. 5 Pokal⸗Mannſchaft der Ueberreichung der Die glücklichen Sieger. Auf unſerem Bild ſehen wir die engliſche Davis⸗ nach wertvollen Trophäe in Paris. Von links nach rechts: der Führer der engliſchen Mannſchaft Barnett(mit dem Po⸗ kal), die Spieler Hughes, Lee, Auſtin(mit dem Unterſatz des Pokals) und der engliſche Bot⸗ ſchafter in Paris Lord Tyrrell. Plötzlich ſchrie einer erregt und wollte vorſtürzen. Henning hielt ihn zurück:„Warte!“ Die S e ſtanden gedeckt hinter einem Haſelbnſch. nahe pirſchten ſich zwei Männer 13 das Häuschen. mit abwehrenden Händen. „Berbe!“ Rotacker hatte ihre Hände gefaßt. verzerrtes letzten Augen. Tageslicht ein hinunter. Verwundeten. vor das Geſicht geſchlagen. * ſtiegen ſchwere Wolken auf. „Setz die Laden vor, Line!“ lötz 0 auf, heulend und gellend:„Sie mich getroffen! Mein Auge— mein Auge!“ „Saut ſie in Stücke, die Satausbrut!“ ſchrie ein andrer. „Sie ſind hinter der Berbe her!“ flüſterte der Jäger Ha i Da ſchoß eine Geſtalt aus dem der Hütte wie ein aufgeſchrecktes Wild hervor. ſprung ſtürzte ſie den einen der Angreifer zu Boden und ſprang über den Liegenden hinweg, taumelte aber zurück Ueber die Wieſe ſtürmten die Burſchen heran. ö„Halt!“ rief Rotacker.„Wer dieſes Mädchen aurührt, den ſchieße ich nieder wie einen räudigen Hund!“ Da wandten ſich die Burſchen und liefen die Wieſen Aus der Ferne klang noch das Heulen des Berbe war in die Knie geſunken und hatte die Hände „Bring ſie nach Hauſe, Klaus“, ſagte Henning kurz und ging, den beiden voran, der Burg zu. Henning Rotacker ſtand am Fenſter. ein Wind aufgemacht. Es ſang und ſauſte um das Haus. Die Scheiben klapperten in der Bleifaſſung. Im Weſten Sie wuchſen zu finſteren Ungeheuern heran und verſchlangen die blitzenden Sterne. Henning fröſtelte. Er wandte ſich nach der Magd um, die die Reſte des Abendeſſens vom Tiſch räumte. Henning ſuchte aus der alten Lade, die in der Schlaf— Ganz an ihnen vorüber an Schatten Im An⸗ „Es kommen.“ iſt kalt . Er ſah in dem Geſicht, haßtrunkene nieder. ſträhnt. war blütenweiß. gehalten. lachend. Sie nickte. kammer ſtand, einige Bücher hervor. Er hoffte Aufzeich⸗ nungen aus Vetter Heinrichs Leben zu finden. Aber er fand nur Angaben über gezahlte Pachtgelder, von einer ungelenken Hand eingetragen. 5 . Henning lächelte über die peinliche Genauigkeit des Vetters. Er ſchob die Bücher zurück und ſtarrte in di zuckenden Flammen der Kerzen.— 5 Die Tür. klappte ins Schloß. Die Berbe huſchte ins Zimmer. Sie nickte Henning zu. Sie ſtreichelte den Kopf des Hundes. Sie bückte ſich, nahm einige Buchenſcheite auf und warf ſie ins Feuer. draußen. Werden wohl Schnee be— Sie kauerte ſich wieder neben dem Hund am Kamin Henning drehte ſich im Stuhl nach ihr um und be⸗ trachtete ſie ſchweigend. Sie hatte die Haare friſch ge— Das Hemd, das aus dem Mieder hervorſah, ar b! Um die Schultern trug ſie ein rotes Tüchlein, von einer Nadel über der Bruſt zuſammen⸗ „Du haſt dich ja fein gemacht, Berbe!“ ſagte Henning „Meinſt du das Tüchlein, Herr? Es deckt einen Riß im Mieder. Es barſt mir heute entzwei.“ „Als die Burſchen hinter dir her waren?“ 1„Was hatteſt du mit den Burſchen?“ Es hatte ſich .„Ich kenn's nicht anders, Herr, als daß ſie mich ſchmähen und ſchlagen, wenn ſie mich treffen. Willſt du mich ſchelten, daß ich mich wehre?“ „Was tateſt du ihnen?“ „Das hab' ich mich auch gefragt. Als die Mutter noch lebte, taten ſie ihr gleich mir. N ee ſchwach und konnte ſich nicht wehren wie ich.“ „Und du tateſt niemandem vorher ein Leid?“ „Ich tat's nicht, aber ich könnte es tun!“ Der Haß klang aus ihrer Stimme. Aber die Mutter war (Fortſetzung folgt.) OMAN VON OTL DE vod STEONMANN- STEIN. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 16. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Unwillkürlich ſchritt Erika ſtraffer aus; der Schnee, hart gefroren, knirſchte unter ihren Füßen, die ruhige Kälte ſtieg ihr prickelnd in die Wangen; ſie fühlte, wie das Blut lebhafter pulſierte, wie die Schwere und Ver⸗ zagtheit von ihr wichen. Sie war ſo tief von Kindheit an mit der Natur verbunden, daß die ihr immer Troſt und Ruhe ſpendete. So auch heute. Bald fühlte ſie nichts mehr von der Not und dem Kummer vorhin, ſie fühlte nur die Luft, die Stille, die reine Schönheit der Gottes natur und die federnde Kraft ihres jungen Körpers, wie ſie allein durch die Winterlandſchaft ſchritt. Wie konnte ſie nur ſo kleinmütig werden, da ſie ſo reich war! Sie war noch jung, ſie konnte arbeiten; an ihr war es, den Vater zu tröſten und aufzurichten, anſtatt ſich von ſeiner ſtummen Verzweiflung anſtecken zu laſſen. Sie würde ſchon Arbeit finden; das Jahr würde auch vor⸗ übergehen— und dann kam Kurt wieder. „Kurt, lieber Kurt!“ flüſterte ſie im Gehen vor ſich hin, und ein heißes Gefühl der Zärtlichkeit und Sehnſucht flutete durch ihr Herz. Wenn er wüßte, was für Sorgen und Not über ſie und den Vater gekommen war— aber er durfte es nicht ahnen, er ſollte ganz ruhig und ungeſtört ſeinen Studien leben. Um ihretwillen ſollte ſein Herz nicht mit einem einzigen trüben Gedanken beſchwert werden, das nahm ſie ſich feſt vor. Konnte kommen, was da wollte, ſie mußte allein hindurch; um ihretwillen ſollte keine Wolke ſein Leben verdunkeln— das ſchwor ſie. ſich in dieſer Stunde zu. Entſchloſſen wandte ſie ſich dem Heimwege zu. N * 117* Inzwiſchen ſaß Betriebsingenieur Moeller bei dem alten Schmitt. Es war eine ſchwere Stunde, und wenn Moeller den alten Mann anſah, deſſen Geſicht in ein paar Stunden um Jahre gealtert war, dann ſtieg eine wilde Wut gegen die neuen Machthaber auf Bremerwerk in ihm auf— gegen die Machthaber, die ſo gar nicht im Sinne des gütigen Herrn handelten. Was er auch dem alten Schmitt zum Troſt ſagte— der hatte immer nur eine einzige Antwort darauf: „Friſtlos entlaſſen haben ſie mich, als ob ich ſelbſt ge⸗ ſtohlen hätte. Hätten ſie mir ordnungsgemäß gekündigt, ich hätte mich damit abgefunden, obgleich—“, ſeine Stimme zitterte bedenklich.„Ich weiß nicht, was ich ohne das Werk hier machen ſoll“, ſchrie er plötzlich.„Sein ganzes Leben hat man hier gearbeitet— ſeine beſten Jahre hat man drangegeben, und nun wird man hinausgejagt, ſchlimmer als ein Hund, herausgejagt wie ein Ver— brecher!“. Mit einem dumpfen Laut war er zuſammengeſunken über den Tiſch, und Moeller hatte ihn ruhig ſeinem Ver⸗ zweiflungsausbruch überlaſſen. Alles war beſſer als das ſtundenlange Schweigen. Nach einer Weile erſt ſagte er energiſch: „So, mein alter Schmitt— und nun faſſen Sie ſich. Sie ſind doch ein Mann, Sie müſſen die Dinge nehmen, wie ſie nuͤn einmal ſind. Und Sie werden doch denen da drüben“, dabei machte er eine Kopfbewegung in Richtung nach Bremerſchloß hin,„nicht die Freude machen, daß Sie an den Gemeinheiten von denen drüben kaputt gehen.“ Der alte Schmitt erhob ſein verſtörtes Geſicht: „Da haben Sie recht, Herr Ingenieur! Gemeinheit iſt es, einen alten ehrlichen Kerl wie mich friſtlos'rauszu⸗ ſetzen, als wäre man ein Betrüger oder ein Spitzbube. Was kann ich dafür, wenn man in der Werkſtatt ein⸗ gebrochen hat; ich bin nicht als Wächter für die Nacht engagiert, ich habe nur abends vor dem Schlafengehen noch mal zu ſehen, ob alles gut und ordnungsgemäß ver⸗ ſchloſſen iſt. Das hab' ich getan. Für das andere iſt der Nachtwächter da— aber dem hat's kein Haar gekrümmt. Nicht, daß ich das wünſche! Der Gottwald iſt ein ehr⸗ licher, fleißiger Menſch und hat auch ſeine Not, jetzt, wo er jede Nacht allein wachen muß, ſeitdem dieſe neumodi⸗ ſchen Sparmaßnahmen herausgekommen ſind— aber eher hätte es doch ihn angehen müſſen als mich. Das iſt über⸗ haupt eine ſonderbare Geſchichte mit dem Diebſtahl— können Sie begreifen, Herr Ingenieur, was die Diebe ausgerechnet in dem alten Verſuchswerkſtättenſchuppen geſucht haben ſollen?“ „Nein!“ erwiderte Moeller; er war froh, daß der alte Schmitt ſich endlich ſeine Verzweiflung von der Seele redete, und dann fuhr er auch ſchon fort: „Vielleicht kommen wir dahinter, und Sie ſind dann gerechtfertigt. Was werden Sie denn nun beginnen, Vater Schmitt? Die Wohnung ſoll ja wohl der Nachfolger bekommen?“ Der alte Schmitt nickte bitter: „Soll er, Herr Ingenieur! Und ich bleibe doch nicht bier. Denken Sie, ich könnte hier ſo oben ſitzen und zu⸗ ſehen wie ein anderer meine Arbeit macht? Ach nein, da kennen Sie den alten Schmitt nicht. Ich ziehe hier fort, ziehe in die Stadt, wo ich nichts ſehe und nichts höre von der ganzen Bagaſche hier.“ 4 „Das iſt ein guter Gedanke, Vater Schmitt“, ſagte Moeller erfreut.„Wenn Sie in die Stadt ziehen, habe ich auch Möglichkeiten, Ihrem Mädel, der Erika, Arbeit zu verſchaffen. Da erhielt ich neulich einen Brief von einem Geſchäftsfreund, der mir von einer Vakanz ſchrieb, die durch die Verheiratung ſeiner Sekretärin eintritt. Die Erita würde ich ihm mit gutem Gewiſſen empfehlen. Sie iſt ein fixes Mädel— und zuverläſſig.“ „Na, Herr Ingenieur“, meinte der alte Schmitt bitter, „dann ſagen Sie dem Herrn aber nicht, daß ſie meine Tochter iſt“— er ſtöhnte auf—,„das würde eine ſchlechte Empfehlung ſein. Ich bin ſicher, ſie würden das Mädel dann nicht nehmen.“ „Nun hören Sie aber auf mit dem Unſinn“, polterte Moeller.„Kenne ich Sie ſeit all den Jahren oder kenne ich Sie nicht?— Na alſo! Ich werde im Gegenteil meinem alten Freunde Schallert ganz offen erzählen, was hier vorgefallen iſt. Er weiß ohnehin ſo einiges von den Veränderungen im Bremerwerk ſeit dem Tode des alten Herrn. Er wird auf meine Empfehlungen hin Erika kommen laſſen. Vielleicht findet ſich auch in ſeinem Betrieb ein Vertrauenspoſten für einen Menſchen wie Sie.“ Der alte Schmitt war nach der Empörung und Er⸗ regung wieder ganz zuſammengefallen: „Mich laſſen Sie nur, Herr Ingenieur. Mir kann keiner helfen. Mich hat's zu tief getroffen.“ Er legte die Hand aufs Herz:„Ich werde es nicht mehr lange machen.“ „Na, na, Schmitt, nun aber nicht übertreiben, das bitte ich mir aus“, ſchalt der Ingenieur. „Ich übertreibe nicht“, ſagte der alte Schmitt.„Sehen Sie, Herr Ingenieur, wie meine Frau mir ſo früh ge⸗ ſtorben iſt, da habe ich zuerſt gedacht, ich überlebe es nicht, und habe es doch überlebt. Und wiſſen Sie, warum? Weil ich mit den Wurzeln im Bremerwerk ſtecke, Herr In⸗ genieur. Meine Frau und mein Kind ſind mein halbes Leben. Aber das andere Leben iſt hier im Bremerwerk verankert. Wenn mir das auch noch mit der Wurzel aus⸗ geriſſen wird, dann bleibt nichts mehr.“ „Aber Vater Schmitt, verſündigen Sie ſich nicht!“ mahnte Moeller.„Vergeſſen Sie denn Ihr prächtiges Mädel ganz und gar? Was ſoll denn Erika ohne Sie an⸗ fangen?“ 5 Der alte Mann ſchüttelte kummervoll den Kopf. „Ich kann ihr ja nichts mehr ſein, Herr Ingenieur. Höchſtens eine Laſt. Ja, ſolange ich noch hier im Werk angeſehen war und mein gutes Auskommen hatte, da dachte ich, ich könnte fürs Mädel ſorgen, bis ſie einmal einen braven, ordentlichen Mann findet. Und wenn ſie teinen findet— ich habe genug in ihre Ausbildung geſteckt, in ein paar Jahren hätte ſie auf eigenen Füßen geſtanden —, und ich habe immer gedacht, ſie wird hier mal im Bremerwerk arbeiten, wie ich hier im Bremerwerk ge⸗ arbeitet habe. Nun muß ich hier fort— und ſie hat noch die Laſt auf dem Halſe mit dem alten Vater, denn meine Penſion ſchützt uns gerade vor dem Verhungern— mehr nicht. Herr Ingenieur, am beſten wäre es ſchon, ich lebte nicht mehr lange.“ Ein Aufſchrei ertönte von der Tür her. Erika, die ſoeben erfriſcht und zuverſichtlich von ihrem Spaziergang heimgekommen, hatte die letzten Worte des Vaters gehört. Sie flog auf ihn zu und ſchmiegte ihr von der Winter⸗ luft gerötetes friſches Mädchengeſicht an ſeine Wange. „Vater, lieber Vater“, bat ſie flehend,„wie kannſt du ſo etwas ausſprechen? Was ſoll ich denn ohne dich be⸗ ginnen?“ Ihre Stimme zitterte, aber tapfer unterdrückte ſie die Tränen.„Sei doch nicht ſo verzweifelt! Es wird ja alles beſſer werden, als es dir jetzt erſcheint. Du haſt mich ſoviel lernen laſſen, und ich bin jung. Vater, ich ſehne mich danach, dir zu beweiſen, daß ich auch etwas kann! Und, nicht wahr, wir haben ja Freunde, die uns beiſtehen!“ Sie ſah mit einem flehenden Blick zu Moeller hinüber, während ſie unabläſſig und wie in Angſt über die gefurchten Wangen des Vaters ſtrich. Moeller nickte ihr aufmunternd zu. „Sie ſollten ſich ein Beiſpiel nehmen an der Tapferkeit der kleinen Erika. Schämen Sie ſich, ſo zu verzagen. Es leben doch auch anderswo Leute— nicht nur auf dem Bremerwerk. Laſſen Sie mich nur machen. Erika findet eine Stellung, ich habe es Ihnen ja ſchon geſagt— ich habe da jemanden, der wird ſie mit Kußhand nehmen.“ „Oh, Herr Moeller!“ Erika flog Moeller einfach um den Hals und ſchlang ihre Arme wie ein Kind um ihn. Dann aber wurde ſie glühend rot...„Verzeihen Sie“, ſagte ſie leiſe,„ich vergeſſe immer noch, daß ich ja kein Kind mehr bin.“ Moeller ſchmunzelte: a „Na, bei mir darfſt du es ruhig mal vergeſſen, meine kleine Dirn. Na, paſſ' mal auf, wenn ihr in einer hübſchen kleinen Vorortwohnung ſitzen werdet, und die Erika erſt wohlbeſtallte Sekretärin in einer Bank iſt, werden Sie das wieder ganz anders anſehen, mein guter Schmitt.— Und nun muß ich gehen! Kopf hoch, Schmitt! Alles kommt wieder ins Lot. Erika, du kommſt morgen früh in meine Wohnung. Ich will jetzt mal ein Geſpräch mit meinem alten Freunde in der Landſchaftsbank führen.“ Er erhob ſich und ſchüttelte dem alten Schmitt herzlich die Hand. Dieſer ſah mit einem halb hoffnungsloſen, halb erwartungsvollen Blick zu ihm auf.„Wenn es wahr würde, Herr Ingenieur, und wenn man noch einmal Arbeit fände... Aber ſeine Ehre findet man doch nicht mehr wieder.“ f 15 N „Das ſteht in Gottes Hand, lieber Schmitt. Ihre Ehre vor Gott hängt doch nicht von dieſer Stellung hier auf Bremerwerk ab. Denken Sie einmal darüber nach.“ „Wie ſoll ich Ihnen danken, Herr Moeller?!“ ſagte Erika leiſe, wie ſie den Gaſt zur Tür hinaus begleitete. „Danken? Aber Kind, ſind wir nicht alle vom Bremer⸗ werk miteinander verbunden? Und noch mehr, ſeit der Herr tot iſt? Jetzt heißt es für uns: Einer für alle, alle für einen! Das ſoll auch dein Wahlſpruch werden, Kind!“ „Einer für alle, alle für einen!“ wiederholte Erika er⸗ ſchauernd, und vor ihr ſtand das Bild des Geliebten, der einſt der Herr hier auf Bremerwerk werden ſollte— und dem ſie alle das Werk hier erhalten wollten, das Werk der Vaterhände—, einmal, in naher Zukunft, auch— ſein Werk. 97 8 Zwanzigſtes Kapitel. Die nächſten Wochen nach dem rätſelhaften Einbruch in die Verſuchswerkſtatt hatte Axel Jvarſon immer mehr in Privatgeſchäften in der nahen Hauptſtadt zu tun. Bald war es ein Geſchäftsfreund, der durchkam und mit dem er etwas zu bereden hatte, bald waren es neue Geſchäfts⸗ verbindungen, die er für Bremerwerk anknüpfen wollte. Immer hatte er einen Grund, ſich vom Bremerſchloß zu entfernen. Frau Melanie war über die Fahrten des Schwieger⸗ ſohnes nicht gerade erfreut. Sie war an ſeine amüſante und heitere Unterhaltung gewöhnt, ſo daß ſie ihn ſchmerz⸗ lich vermißte. Es war ja jetzt ſo langweilig auf Bremer⸗ ſchloß, ſeitdem, der Trauer wegen, die Geſelligkeit ſich auf wenige Freunde beſchränkte. Frau Melanie hätte, ganz gegen ihre ſonſtige Neigung zur Etikette, die Trauerzeit ganz gern ein wenig verkürzt. Aber Hiltrud lehnte ſich mit einer unbegreiflichen Energie gegen alle geſellſchaft⸗ lichen Veranſtaltungen auf. „Kannſt du das begreifen, lieber Schwiegerſohn?“ fragte Frau Melanie ein wenig ungeduldig.„Hiltrud iſt vollkommen verändert. Sie trauert wirklich um den Stief⸗ vater, und ſie iſt ſo ernſt geworden— der reine Bücher⸗ wurm. Ich kenne mein eigenes Kind nicht mehr.“ „Mädchenlaunen, verehrte Schwiegermutter“, tröſtete Ivarſon lächelnd.„Wenn Hiltrud erſt meine liebe kleine Frau iſt, werden ihr derartige Marotten ſchon vergehen. Nur ein paar Monate Geduld, dann ſoll auf Bremerwerk ein anderes Leben herrſchen. Auch äußerlich wird alles viel, viel glänzender werden als zu den Lebzeiten Ihres Gatten. Meine neuen Geſchäftsverbindungen werden einen Aufſchwung bringen, von dem ſich das Bremerwerk nichts hat träumen laſſen. Wenn ich erſt die großen Ge⸗ ſchäfte abgeſchloſſen habe, dann ſoll man einmal ſehen, wie die Millionen uns nur ſo zufliegen.“ Frau Melanie ſah bewundernd ihren ſchönen Schwieger⸗ ſohn an, und es war ihm nach ſolchen Geſprächen leicht, die törichte Frau zu allen Geſchäftsanordnungen und Unterſchriften zu bekommen, die er nur wollte. 1 1 1 Weihnachten war vorübergegangen. Der alte Schmitt hatte vom Bremerwerk Abſchied genommen. Alle Beamten hatten ihn auf den Bahnhof begleitet, wie um gegen die Werkleitung zu demonſtrieren. Nun ſaß er in einer kleinen behaglichen Zwei⸗Zimmer⸗ Wohnung draußen in einem Vorort der Hauptſtadt, und Erika hatte durch Moeller eine Stellung in der Land⸗ ſchaftsbank bekommen. Das Leben ging ſeinen Gang, aber für den alten Schmitt ging es ſchwer und ſtockend. Er konnte die Tren⸗ nung vom Bremerwerk nicht verwinden. Die Untätigkeit fraß an ihm ebenſoſehr wie der Gram. Er alterte ſichtlich in dieſen Wochen. Endlich fand ſich, durch die Bemühungen Moellers, eine kleine Anſtellung als Bote in der Bank, und Erika atmete auf. Nun hatte der Vater doch wieder eine Be⸗ ſchäftigung, lief nicht mehr wie ein gefangenes Tier durch die Wohnung.. Sie ſelbſt hatte ſich raſch in ihren neuen Wirkungskreis gefunden. Nach einer kurzen Probe hatte einer der Direk⸗ toren ſie ins Privatſekretariat genommen. Erila trug eine heitere und zufriedene Miene zur Schau. Aber in Wahrheit ſah es anders in ihr aus. Die Trennung vom Bremerwerk war auch ihr bitter ſchwer geworden. Es war die Jugend, die ſie dort zurückgelaſſen hatte. Dort kannte ſie jeden Baum, jeden Strauch, den Fluß, jedes Haus, und alles war verknüpft mit der Er⸗ innerung an den Geliebten. Jetzt erſt war ſie in Wahr⸗ heit von ihm getrennt. Das brauſende Getriebe der Stadt imponierte ihr, aber es war ihr fremd. Die Nacht, die keine Nacht war in der Grelle der Reklameſchilder, war ihr unheimlich. Nirgends konnte der Blick frei herausgehen, in die Weite der Landſchaft und des Horizonts. Ueberall ſtieß er ſich an Mauern, Schornſteinen, Rauch und Dunſt, der ſogar den Himmel verhängte. An Kurt ſchrieb ſie gleichmütig und ſtellte ihm eine Ueberſiedlung in die Stadt als eine wirtſchaftliche Not⸗ wendigkeit dar. Auf ſeine verzweifelten Briefe, ſie bei den nächſten Ferien nicht mehr in der Heimat zu finden, tröſtete ſie ihn. Die Hauptſtadt wäre ja nicht außer der Welt, und er könnte genau ſo gut einmal zu ihr herüberkommen. Dabei wußte ſie ganz genau, daß mit ihrer Trennung vom Bremerwerk alles anders ſein mußte; die Familie würde ſchon dafür ſorgen, daß er nicht zuviel Zeit hatte, ſich noch um die Tochter eines entlaſſenen Materialver⸗ walters zu kümmern. Außerdem würde Kurt ja genug mit ſeinen neuen Verſuchen zu tun haben. Er wollte ja ſeine neue Motorendämpfung zu den Frühjahrsrennen ausprobieren und hoffte auf einen großen Erfolg der auf Bremerwerk erbauten Jacht. f N (Fortſetzung folgt.) Viernheim, den 4. Auguſt Aus der N. S. D. A. P. Heute abend findet im Kaiſerhof eine ſehr wichtige Mitglieder⸗ verſammlung ſtatt. Es wird gebeten, die dies⸗ bezüglichen Mitteilungen an anderer Stelle dieſer Ausgabe zu beachten. 5 * Filmſchau. Das Union⸗Theater zeigt von heute ab ein außerordentlich ſpannen⸗ des Programm. Ein Beſuch iſt ſicher lohnend. Bitte heutiges Inſerat beachten. Deutſcher Werkmeiſter⸗Verband. Wir verweiſen unſere Mitglieder nochmals auf die am morgigen Samstag Abend in der Vorſtadt ſtattfindenden Mitglieder Verſammlung. Auch Werkmeiſter, die noch keine Mitglieder ſind, können an dieſer Verſammlung teilnehmen. Noch iſt der Beitritt zu dem Berufsverband für alle diejenigen möglich, die ſich erſt jetzt ihrer Ver ⸗ pflichtung bewußt werden und ihren Anſchluß an die Deutſche Arbeitsfront herſtellen wollen. Es liegt aber durchaus in dem Bereich der Mög⸗ lichkeit, daß auch dieſes Tor der Mitarbeit eines Tages verſchloſſen wird. Der Kampf wird gelten allen Unorganiſierten und wird geführt werden mit dem Ziele, alle deutſchen Arbeitnehmer in die Deutſche Arbeitsfront einzureihen. N. *Der Tabak läßt zu wünſchen übrig. Nach den Nachrichten aus dem Bezirk Schwetzingen läßt der Stand des Tabaks im Gegenſatz zu den anderen Feldfrüchten teil⸗ weiſe ſehr zu wünſchen übrig. Auf vielen Grund ⸗ ſtücken kann man heute noch ganz geringe Pflan⸗ zen beobachten, die in der kurzen Zeit bis zur erſten Ernte im September ſich wohl kaum noch ſo weit erholen werden, daß ſie einen einiger⸗ maßen guten Ertrag abgeben.— Aus der hieſi⸗ gen Gemarkung konnte, wie oben berichtet, gleich ähnlicher Stand des Tabaks beobachtet werden. Wenn noch reichliche Niederſchläge und noch wär⸗ meres Wetter anhält, dürfte das rückſtändige Wachstum noch gefördert werden. e Weibliche Blutzapfer. Ein ſtörendes Element im menſchlichen Leben ſind im Hoch⸗ ſommer die Stechfliegen oder Schnaken. Sie ſind namentlich abends und bei Nacht Blut⸗ zapfer übelſter Art, die Menſch und Tier das Leben ſauer machen. Die Schnaken ſind Mücken mit ſtachelförmigem Leib. Sie ha⸗ ben zwei dünne, faſt farbloſe Flügel und un⸗ ter denſelben zwei ſchwingende verborgene Kölbchen, mit denen ſie ſingen können. Nur iſt der Geſang für den Angegriffenen kein angenehmer. Wenig bekannt dürfte es ſein, daß nur die Weibchen der Schnaken das Geſchäft des Blutſaugens betreiben. Dio Weibchen beſitzen einen Rüſſel, der ihnen mitten im Geſicht ſitzt und der zum Stechen zbenſo e de iſt wie zum Blutſaugen. Die Männchen dagegen ſtechen nicht und begnü⸗ zen ſich mit pflanzlichen Säften. Namentlich an Gewäſſern üben in den Hochſommertagen dieſe Blutſauger ihr„Handwerk“ aus. Eingeſandt. Für Einſendungen unter dieſer Rubrik übernimmt die Redaktion außer der preßgeſetzlichen keine Ver⸗ antwortung). Ein moderner Seelſorger! Wer hat nicht ſchon am letzten Sonntag beim Beſuch der Gottesdienſte in der Zwölf Apoſtelkirche den ſchönen Schriftenſtand geſehen? Uebrigens eine ſehr vorbildliche Einrichtung! Moderner Seelſorger nennt er ſich. Und mit dieſen beiden Worten iſt uns Sinn und Zweck dieſet Einrichtung kein Rätſel mehr. Nicht mit lauten, beläſtigenden Zurufen drängt er ſich den Vorübergehenden auf, ſondern bleibt ganz be⸗ ſcheiden in der Ecke ſtehen als wollte er uns ſagen:„Intereſſierſt du dich für mich, dann komm bitte näher und ſuche dir etwas aus.“ Denn auch für uns junge Mädchen iſt dieſer moderne Seelſorger ein kluger Berater, weiſer Führer und aufrichtiger Freund Wenden wir uns deshalb vertrauensvoll an ihn, der uns helfen wird im Strome des Alltags. Auch jene ſollen zu ihm kommen, die ſich das hohe Gut wahren Mädchentums verſcherzt haben, denn er wird ſie führen und ihnen helfen, wie⸗ der in den Beſitz echter Mädchentugenden zu ge⸗ Aus Heſſen und Naſſau der Mord an Handwerk Anklage gegen drei Perſonen. f* Frankfurt a. M., 4. Auguſt. Die Staatsanwaltſchaft hat Anklage im Fall Handwerk gegen drei Perſonen erhoben. Es wird der 19 jährige Kochlehrling Joſef Rei⸗ tinger des Mordes an Hans Handwerk und Mordverſuches an drei Zeugen, darunter dem Bruder des Hans Handwerk ſowie des ſchwe⸗ ren Landfriedensbruchs beſchuldigt. Der 23. jährige kaufmänniſche Angeſtellte Erich Götte iſt der Begünſtigung Reitingers und der 29. jährige Fuhrmann Ernſt Kniedel des ſchweren Landfriedensbruchs angeklagt worden. Die Angeklagten waren Kommuniſten und Reitin⸗ ger und Götte gehörten dem roten Frontkämp⸗ ferbund an. Der Fall Handwerk trug ſich am 4. Juli v. J. in der Langeſtraße zu. Die drei Gebrü⸗ der Handwerk kamen von einer Demonſtra⸗ tion und wollten nach ihrer Wohnung im Städelshof. Beim Einbiegen in den Städels⸗ hof ſah Willi Handwerk, daß ein alter Mann ſich am Koppel zu ſchaffen machte und Hand⸗ werk drehte ſich um, da er einen Angriff ver⸗ mutete. Inzwiſchen hatte Kniedel einen SA⸗ Mann angefallen und als der Ueberfallene Kniedel an die Wand des Eingangs zum Städelhof drückte, fielen fünf Schüſſe. Friedr. Handwerk wurde in den Oberſchenkel, Hans Handwerk in den Kopf getroffen. Hans Hand⸗ werk verſtarb alsbald im Heiliggeiſt⸗Hoſpital. Doppelverdienſt und Schwarzarbeit im Rhein⸗ Main⸗Gebiet. Frankfurt a. M., 4. Aug. Die auf Ver⸗ anlaſſung von Gauleiter Sprenger errichtete „Kontrollſtelle für Arbeitsbeſchaffung“ hat über ihre bisherige Tätigkeit einen Zwiſchen⸗ bericht ausgegeben, dem folgendes zu entneh⸗ men iſt: Im Zeitraum von nur 20 Tagen ſeien ca. 1600 Angaben über Doppelverdie⸗ r, ca. 150 über Schwarzarbeiter und ca. 1000 über Nebenerwerb eingeſandt worden. Der Platz Frankfurt a. M. habe an Doppel⸗ verdienern ca. 800 Fälle ermittelt. Eine ein⸗ heitliche Erfaſſung aller der als bevorrechtigt in Arbeit zu bringenden Volksgenoſſen ſei durchgeführt worden. Neben Tauſenden von Einſtellungen von beſonders geſuchten Fach⸗ kräften wurden 500 der älteſten Parteimitglie⸗ der von 1 bis 300 000 in Arbeit gebracht. Tag des Pferdes in Darmſtadt. Darmſtadt, 4. Aug. Der 10. September wird in Darmſtadt ein Ehrentag für das deut⸗ ſche Pferd ſein und eine Unmenge an Sehens⸗ wertem und Anregendem bieten. Neben einer großen ſtädtiſchen Geſpannparade wird zum erſten Male im Gau Heſſen und Heſſen⸗Naſſau ein großes Treffen der SA⸗Reiterſtürme ſtatt⸗ finden. Am 10. September treffen ſich die SA⸗Reiter aus Starkenburg und größtenteils auch aus Rheinheſſen in Darmſtadt. Gegen den Samstag abend werden auswärtige Reiter⸗ ſtürme bis in die Nähe von Darmſtadt und ins Quartier rücken, um am Sonntag in der Früh auf dem„Griesheimer“ eine Uebung zu machen, deren Abſchluß dann die Reiter⸗ parade gelegentlich des Tages des Pferdes auf dem Turnierplatz bildet. Als Turnier⸗ platz für die Großveranſtaltung am Sonntag nachmittag dient die Turnierarena hinter der Schupokaſerne zwiſchen Holzhofallee und Feſt⸗ halle. Das Nachmittagsprogramm, eingeleitet durch die ſtädtiſche Geſpannparade, bringt in bunter Folge intereſſante und neuartige Schau⸗ nummern und Turnierſport⸗Wettbewerbe. * * Frankfurt a. M., 4. Aug.(Ein Gau⸗ haus in Frankfurt.) Reichsſtatthalter Gauleiter Sprenger teilt mit, daß er für die Gauleitung ein größeres Bürohaus in der Gutleutſtraße käuflich erworben hat. Die Ver⸗ einigung der Gaue Heſſen⸗Naſſau⸗Süd und Heſſen⸗Darmſtadt und die außerordentliche Ent⸗ wicklung des Gaues habe die Frage der Be⸗ ſchaffung von Arbeitsräumen brennend wer⸗ den laſſen. Der Reſt des Kaufpreiſes muß noch aufgebracht werden. Alle Gliederungen der Bewegung werden daher aufgefordert, ſich nach Maßgabe ihres Vermögens mit einer freiwilligen Spende zu beteiligen. Außerdem wird von ſämtlichen nach dem 30. Januar 1933 eingetretenen Parteimitgliedeen(auch von denen, die noch nicht im Beſitz der roten Mitgliedskarte ſind) eine ehemalige Sonder⸗ umlage von mindeſtens 3 Mark(Erwerbslose langen. Eine 20⸗Jährige. 1 1 Mark) erhoben. Die Beträge ſind bis ſpä⸗ teltens 15. Auguſt 1933 einzuzehlen. DER SAISONScH Bringt grosse Vorteile Restpartien u. Einzelpaare enorm billig! 8, Merkt- P 7, 20, Heidelbergersfr.-Schwehingersfr. 48- Mittelstr. 50- Neckerau, Rheingoldstr. 29 Mannheim, Verkaufsstell.: Qu 1,8 ——— Amtlicher Teil Bekanntmachung. Betr.: Invalidenverſicherung. Der Kontrollbeamte der Landesverſicherungs⸗ anſtallt Heſſen nimmt vom 7. Auguſt des Jahres an eine Nachpröfung der Quittungskarten der invalidenverſicherten Perſonen in Bezug auf ord⸗ nungsmäßige Beitragsentrichtung vor. Die Arbeitgeber werden aufgefordert, die Quitungskarten der von ihnen beſchäftigen Ar⸗ beiter, Geſellen, Gehilfen, Lehrlinge und Dienſt⸗ boten ete. am 8. und 9. Auguſt dſs. Jahres von 8— 12 Uhr vormittags und 2— 6 Uhr nach⸗ mittags auf der Bürgermeiſterei, Zimmer 16, zur Vornahme einer Kontrolle der Markenver⸗ wendung perſönlich vorzulegen oder durch einen Beauftragten, der über die Höhe des Lohnes uſw. Auskunft geben kann, vorlegen zu laſſen. werbetreibende(Hausſchneider uſw.) ſowie un⸗ ſtändige Arbeiter(Hausſchlächter, Taglöhner, Putz⸗ frauen, Wäſcherinnen etc.) und die freiwillig Verſicherten ihre Quittungskarten vorzulegen. Die Arbeitgeber ſowie die vorgenannten Ver⸗ ſicherten ſind noch 8 2 und 7 der Ueber- wachungsvorſchriften vom 1. November 1929 bei Vermeidung von Beſtrafung(bis zu 1000 RM.) hierzu verpflichtet. Während der Kon- trolle wird auch Auskunft erteilt über alle die Invaliden⸗ und Hinterblibenenverſicherung betref⸗ fenden Fragen. Viernheim, den 1. Auguſt 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim In komm. Vertretung: Bechtel. Bekanntmachung. Gefunden wurde ein Photo⸗Apparat. Viernheim, den 4. Auguſt 1933. Heſſiſches Polizeiamt Viernheim. J. V. Kraus. Steuerterminkalender für Monat Auguſt 1933. Am 5. Abführung der Lohnſteuer für die Zeit vom 16. bis 31. Juli ſowie Abgabe der im Monat Juli einbehaltenen Lohnſteuer⸗ beträge und Abgabe der Arbeitsloſenhilfe der nicht pflichtverſicherten Perſonen. Keine Schonfriſt. 10. Umſatzſteuer⸗Voranmeldung und Vor- auszahlung der Monatszahler für Monat Juli. Schonfriſt 17. Auguſt. 15. Vermögensſteuer⸗Vorauszahlung(ausge- nommen Landwirte) für das 2. Kalender- vierteljahr 1933 in Höhe von einem Vier- tel der im letzten Steuerbeſcheid feſtge— ſetzten Steuerſchuld. Keine Schonfriſt. 15. 2. Ziel Kirchenſteuer(Kultusſteuer) lt. Steuerbeſcheid. Keine Schonfriſt. „ 20. Lohnſteuer für die Zeit vom 1. bis 15. Auguſt ſofern der Steuerabzug den Betrag von 200 RM. überſteigt, ſowie Abgabe der Arbeitsloſenhilfe der nicht pflichtver— ſicherten Perſonen und der Eheſtandsbei— hilfe von den ledigen, verwitweten und geſchiedenen Arbeitsnehmern ohne Kinder. Keine Schonfriſt. 25. 3. Ziel Landesſteuer nach dem Voraus— zahlungsbeſcheid über Heſſ. Staatsſteuern für das Rechnungsjahr 1933. Schonfriſt bis 5. September. Gepflegte Böden und Treppen ſind die Viſitenkarte des Hauſes. Ata macht die Pflege leicht und iſt ſparſam und billig da- zu. Beſonders vorteilhaft durch die praktiſche Streuſiebflaſche. Ata putzt und reinigt alles. gl—. Hasrglanz- erhaſt das ſſaar jung und schon Zu der angegebenen Zeit haben auch Hausge⸗, Beſcheinigung über die Geſamtſumme der Aus der Heimat Gedenktage 4. Auguſt. 1848 General Otto von Emmich, der Erobe⸗ rer von Lüttich geboren. 1870 Sieg der en und Bayern über die Franzoſen bei Weißenburg. 1875 Der Märchendichter H. Chr. Anderſen in Kopenhagen geſtorben. 1914 England erklärt Deutſchland den Krieg. 1930 Der Komponiſt Siegfried Wagner in Bayreuth geſtorben. Prot. und kath.: Dominikus. Sonnenaufg. 4.23 Sonnenunterg. 19.48 Mondunterg. 1.47 Mondaufg. 19.28 Iſt es Muſik von echtem Klang, ſo klingt die Seele mit.(Sprichwort) * Warum schlafen wir? Es iſt vielfach die Meinung verbreitet, daß der Schlaf auf Ermüdung der Körpermuskula⸗ tur zurückzuführen ſei. Dies iſt jedoch nicht die einzige Urſache. Die Einſeitigkeit dieſer Anſchauung läßt ſich ſchon durch die Erfahrung widerlegen, daß auch der Müßiggänger, der nicht arbeitet, das Bedürfnis zum Schlafen hat. Wohl fördert die Ermüdung den Schlaf, aber ſeine Haupturſache iſt ſie nicht. Die Ur⸗ ſache des Schlafes iſt hauptſächlich auf Blut⸗ fülle des Gehirns zurückzuführen. Dies hemmt den Gedankengang, macht unruhig und apa⸗ thiſch, dämmt das Bewußtſein ein und läßt es ſchließlich verſchwinden. Die Blutfülle im Gehirn tritt unter nor- malen Verhältniſſen mit der Dunkelheit ein und hört auf mit der Morgendämmerung. Wir ſchlafen alſo, weil unter dem Einfluß der Nacht die Blutgefäße unſeres Gehirns überfüllt werden. Während Blutfülle im Ge⸗ hirn Schlaf erzeugt, ruft andererſeits völlige Blutleere des Gehirns jenen Zuſtand hervor, den wir als Ohnmacht bezeichnen. Schlaf und Ohnmacht, ſcheinbar miteinander verwandt, werden alſo durch ganz verſchiedene Urſachen hervorgerufen. * » Vorſicht beim Getreidenusdruſch! Jahn für Jahr ereignen ſich eine Reihe von Un⸗ fällen bei der Bedienung der Dreſchmaſchinen Als Heizer oder Einleger ſollen nur nüchtern und verläſſige Perſonen angeſtellt werden. Eine anſcheinend nicht auszurottende Unſitte beim Dreſchen— insbeſondere bei den Jugend⸗ lichen— iſt das Zigarettenrauchen. Nicht ſel. ten ſind durch das Wegwerfen von Zigaret⸗ ten⸗ und Zigarrenſtummeln, die noch brann⸗ ten, verhängnisvolle Brände verurſacht wor⸗ den. Die Verabreichung geiſtiger Getränke außerhalb der für die Einnahme der Mahl⸗ zeiten und der Brotzeiten vorgeſehenen Ruhe⸗ zeit während des Dreſchens iſt auch ein Miß⸗ ſtand, der ſchon mehrere Unfälle zur Folge hatte. *** Nehmt keine Aehren in den Mund... Immer wieder muß auf die gefährliche Un⸗ ſitte, Aehren in den Mund zu nehmen, auf⸗ merkſam gemacht werden. Dieſer Tage iſt in Unterfranken der 40jährige Pferdepfleger An⸗ dres an den Folgen einer Erkrankung an Strahlenpilz geſtorben, die er ſich vor etwa zwei Jahren zugezogen hatte. Wiederholte Operationen konnten den Mann nicht retten. Der Strahlenpilz wird durch Getreideähren meiſt auf das Gebiß des Menſchen übertragen und iſt eine der gefährlichſten Erkrankungen. Alſo: Nehmt keine Aehren in den Mund! ** Die neuen Maße für Poſtſendungen. Vom 1. Auguſt an gelten für Briefſendungen mit Ausnahme der Poſtkarten, der Druck— ſachen in Kartenform und der Bahnhofszeitun⸗ gen folgende neue Maße: im Rechteck, Breite und Höhe zuſammen 80 cm, größte Länge 60 cm, in Rollen Länge und zweifacher Durch— meſſer zuſammen 100 cem, Länge nicht über 80 em, Mindeſtmaß: Länge 11,4, Durchmeſſer 2 cm. Poſtkarten und Druckſachen in Karten dürfen 14,3 em Länge und 10,5 em Breite nicht überſchreiten. Die Mindeſtmaße betra⸗ gen 10,5 und 7,4 cm. Bahnhofszeitungen müſ— ſen ſo beſchaffen ſein, daß ſie in Säcke ver⸗ packt werden können. Höchſtmaße werden jetzt auch für geſchloſſene Briefe, Geſchäftspapiere und Drucksachen im Umſchlag oder Streifband eingeführt. Alte Hüllen dürfen noch bis Ende Juli 1934 aufgebraucht werden. Für den zwi— ſchenſtaatlichen Verkehr bleibt es vorläufig bei den verſchiedenen Abmeſſungen. 5 * Wettervorherſage: Meiſt heiter, jedoch immer noch g f zeitweiſe Neigung zu Niederſchlägen. KE