eee ee eee UD en eee Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 7 20. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Hiltrud holte tief Atem, als wollte ſie eine ſchwere Laſt von der Seele fortatmen.„Ich danke dir, lieber Kurt“, ſagte ſie leiſe,„aber was ich zu ſagen habe, iſt ſchnell ge⸗ ſagt: Ich möchte dich und deine Mitarbeiter bitten, Mutter auch weiterhin ſo wenig wie möglich zu beſchweren; ſie leidet ohnehin ſchon ſehr unter all dieſen Dingen, und ihre Geſundheit iſt, wie mir der Arzt ſagte, auch nicht gerade ſehr feſt. Was dir von uns Schlimmes geſchehen iſt, iſt ja nicht ungeſchehen zu machen. Ich möchte dir nur ſagen“— ihre bis dahin gewaltſam feſte Stimme ſchwankte—,„daß ich viel, ſehr viel darum gäbe, wenn ich manches un⸗ geſchehen machen könnte.“ Sie ſprach nicht weiter und wandte ſich um, damit man die Tränen nicht ſehen konnte, die ihre Augen trübten. Kurt Bremer hatte auch das mit ſeinem Vater gemein⸗ ſam, daß er keine Frau weinen ſehen konnte. Der letzte Groll in ihm ſchwand. Das, was aus Hiltruds Worten zu ihm ſprach, war ungekünſtelt, war Trauer, Reue. Hier ſprach ein Herz, das durch Leiden gereift ſchien. Bewegt ergriff er die Hand ſeiner Stiefſchweſter. 5 Liebe Hiltrud“, ſagte er herzlich,„wir wollen in dieſer ernſten Stunde das Vergangene begraben ſein laſſen, die Gegenwart bietet Schwierigkeiten genug— und wir wollen verſuchen, ſie zuſammen zu meiſtern. Dich trifft das Geſchick ja härter als mich. Ich kämpfe ja nur, um die Verluſte des Werkes wieder auszugleichen; du aber haſt mehr verloren, nämlich einen Menſchen, an den du geglaubt haſt und den du liebteſt.“ Hiltrud ſah den Bruder ernſt an. „Glaube nicht, Kurt, daß ich Axel Ivarſen beweine. Ich habe ihn nie ſo geliebt, wie eine Braut ihren Verlobten lieben muß. Was mich zu ihm führte, war nicht Neigung, ſondern Trotz gegen einen anderen, den ich liebte.“ Sie wurde tiefrot und unterbrach ſich. „Erlaß es mir, darüber zu ſprechen. Ich habe auch hier eine Schuld begangen, da ich ohne wahrhafte Neigung mein Leben mit dem Ivarſens verbinden wollte. Daß mein Name nun in dieſe ſchmutzige Geſchichte gezogen wird, iſt nur eine gerechte Strafe. Aber was mich am meiſten drückt, iſt das Unrecht, das meine Mutter und ich an dir getan haben. Und ſo bitte ich dich dann, bei all euren geſchäftlichen Maßnahmen höchſtens auf meine Mutter Rückſicht zu nehmen. Sie iſt nicht mehr jung genug, um umzulernen. Aber ich kann es; ich weiß, daß nun auf Bremerſchloß alles anders werden muß und daß du vermutlich ſehr ſparſam wirſt ſein müſſen, um Bremer⸗ werk wieder hochzubringen.“ „Ja, das werde ich, Hiltrud, und das war auch mit der Hauptgrund, aus dem ich dich hierher bat. Ich wollte mit dir zuſammen beraten, wie es möglich iſt, die Lebens⸗ haltung hier auf Bremerſchloß einzuſchränken. Ohne Opfer wird es dabei nicht abgehen; du wirſt mir das hoffentlich nicht als Uebelwollen auslegen.“ Hiltrud ſah den Bruder mit einem warmen Blick an: Wenn ich das täte, Kurt, wäre ich immer noch die Hiltrud von früher. Aber glaube mir, auch mich haben die Er- fahrungen der letzten Zeit gewandelt.“ Fünfundzwanzigſtes Kapitel. Auf dem Bremerwerk begann eine neue Zeit. In an⸗ geſtrengter Arbeit wurde der Status des Werkes auf⸗ genommen. Während der Prokuriſt die Leitung des Werkes übernahm, reiſte Kurt Bremer mit einem Bevoll⸗ mächtigten zu allen großen Geſchäftsfreunden und Werken, um das durch die Vorgänge der letzten Zeit erſchütterte Vertrauen wiederzugewinnen. Es wurde ihm gern ge— währt. Der Name des Bremerwerkes hatte noch einen guten Klang. Er konnte durch die Mißwirtſchaft einer kurzen Epoche nicht vernichtet werden. Der alte Kommer⸗ zienrat Bremer war bei ſeinen Freunden noch nicht ver⸗ geſſen. In dem Sohn ſand man den Vater wieder. Die techniſchen Erfindungen überdies, die er gemacht, zeigten ſeine Fähigkeiten und ließen viel für die Zukunft des Bremerwerks erwarten. So verſtanden ſich die Gläubiger dazu, die Fälligkeits⸗ termine für die Rohmaterialien zu verlängern, und die Banken gaben Kredit. Das Bremerwerk begann ſich zu erholen.— Kaum hatte Kurt die dringenden Geſchäftsreiſen hinter ſich, da trieb es ihn zu Erika. Ihre Erkrankung war doch länger und ernſter geweſen, als der Arzt angenommen. Auch nach der glücklich überſtandenen Kriſis war ſie ſo ſchwach, daß jede Erregung vermieden werden mußte. So durfte auch Kurt erſt ſpät zu ihr. Man hatte Erika auf ihre bange Frage nur geſagt, daß der Anſchlag auf Kurts Patente durch ihren Mut vereitelt worden war. Mehr hatte ſie offenbar nicht wiſſen wollen. Sie hatte nur zu⸗ frieden gelächelt und war in einen ruhigen Schlaf ver⸗ fallen. Nun hatte der Arzt keine Bedenken mehr gegen ein kurzes Wiederſehen. Schweſter Raff ela bereitete Erika nach einer beſonders guten Nacht auf Kurts Beſuch vor. Schimmer auf Erikas ſchmal gewordenes Geſicht zu ießen. N Erita ſaß aufrecht in den weißen Kiſſen. Das weiche Haar, in der Krankheit lange nicht geſchnitten, lag wie das Haar eines kleinen Mädchens halb auf dem Halſe, der rührend ſchmal und zerbrechlich aus dem weißen Nacht⸗ kleide herausſah. „Werden Sie ſich gewiß auch nicht erregen, liebe Erika?“ mahnte Schweſter Raffaela nochmals.„Wenn wir heute abend Temperatur haben, iſt's aus mit der Beſuchserlaubnis.“. „Liebe, gute Schweſter Raffaela— Erika legte ihre Wange ſchmeichelnd auf Raffaelas kühle Hand—,„kann Glück jemals ſchaden?“ Ein nachſichtiges Lächeln ſtand auf Schweſter Raffaelas entſagungsvollem Geſicht. „Manchen Menſchen ſchadet das Glück, aber in anderen Dingen, nämlich ſeeliſch. Doch bei Ihnen braucht man das wohl nicht zu fürchten. Sie werden Ihr demütiges Herz auch im Glück nicht verlieren. Bei Ihnen fürchte ich nur die körperliche Schädigung!“ a Sie ſtrich noch einmal über das weiche Haar Erikas, dann ging ſie leiſe zur Tür. „Kommen Sie nun, Herr Bremer; hier wartet jemand ſehnſüchtig.“ Kurt trat in die Türöffnung; einen Augenblick ver⸗ harrte er. Wie im Uebermaße des Empfindens, mit einem unbeſchreiblichen Blick ſahen ſich die beiden jungen Menſchen an— dann ſtreckte Erika die Arme aus. Schweſter Raffaela ſchloß leiſe die Tür. Sie wollte das heilige Wiederfinden zweier Menſchenherzen nicht tören. f Kurt war vor Erikas Bett in die Knie geſunken. Er fühlte, wie Erikas leichte Hand ihm mit ſcheuer Zärtlich⸗ keit über das Haar ſtrich. Endlich richtete er ſich auf. „Meine Erika“, ſagte er ſtockend und nahm die zer⸗ brechliche Geſtalt mit zarter Behutſamkeit in ſeine Arme — fühlte das geliebte Weſen leicht und vertrauensvoll in ſeinen Arm geſchmiegt, fühlte ihr Herz an dem ſeinen ſchlagen. Und mehr als Worte auszudrücken vermochten, ſagte der Kuß, den er ſanft auf ihre blaſſen Lippen drückte. „Oh, Kurt“, flüſterte ſie leiſe,„es iſt mir immer noch wie ein Traum, daß alles gut geworden iſt. Nachts kommt ſo oft die Erinnerung an all das Schreckliche.“ „Denk nicht mehr daran, meine liebe, geliebte Erika! Das Böſe iſt ein Traum geweſen, der vor der Wirklichkeit vergehen muß. Vor uns liegt nur Sonne, nur Glück. Und du biſt es, die durch ihre Tat alles geſchaffen hat. Bremer⸗ werk iſt gerettet.“ Dann erzählte er der Geliebten alles, was ſich während ihrer Krankheit ereignet. „Meine neue Motorendämpfung iſt bereits zum Patent angemeldet“, ſchloß er,„und wir werden aus dieſer Er⸗ findung ſo viel herausholen, daß wir damit ein gut Teil der drückenden Bankſchulden abſtoßen können. Die Land⸗ ſchaftsbank will ſich mit einem beträchtlichen Betrag an der neuen Fabrikation beteiligen. Wir kommen durch, Erie, wir kommen durch— und das danken wir dir! Hätten die Schurken noch eine Weile weiterwirtſchaften können, dann wäre Bremerwerk verloren geweſen. So hat ſie die gerechte Strafe noch zur Zeit ereilt.“ Das glückliche Lächeln wich aus Erikas Augen. „Aber deine Stiefmutter und deine Stiefſchweſter, Kurt — wie werden ſie mir verzeihen, daß ich der Anlaß zu dem Sturze Ivarſens geweſen?“ Ihre Stimme wurde unſicher, und die ganze Erſchütterung löſte ſich in einem heißen Tränenſtrome. „Erie, liebe, gute, kleine Erika!“ Kurt küßte ihr die Tränen fort, die unter den geſenkten Wimpern immer nicht mehr traurig ſein! Hör mich doch an, Liebling, alles iſt doch gut. Meine Stiefmutter iſt durch die trüben Er⸗ fahrungen, die ſie mit ihrem Schwiegerſohn gemacht hat, ſehr verändert. Das ganze Leben iſt ja für ſie anders geworden; ſie iſt froh, daß ſie auf Bremerſchloß wohnen kann. Ivarſen hat ja auch ihr eigenes Vermögen vertan. Der Herr auf Bremerſchloß bin jetzt ich— und ich werde das Mädchen, das ich mir erwählt habe, als meine Gattin dorthin führen.“ Seine Stimme bekam einen ſolch ehernen Klang, daß Erikas Tränen verſiegten. Sie öffnete die Augen und ſah Kurt an, als ſähe ſie ihn zum erſten Male. Frohlockend ging es durch ihr Herz: der Jüngling, den ſie geliebt, er war ein Mann geworden, der ſeinen Willen durchzuſetzen verſtand. „Und Hiltrud?“ fragte ſie noch leiſe. Kurts Augen wurden weicher:„Ja, Hiltrud— das iſt nun eine ganz wunderſame Geſchichte. Ich fürchtete ſelbſt, daß Hiltrud uns die Entlarvung Ivarſens nicht ver⸗ zeihen, daß ſie unter der Enttäuſchung zuſammenbrechen würde. Aber Hiltrud benimmt ſich ſo, daß ich zum erſten Male Achtung und Reſpekt für ſie fühle.“ „Weißt du, was vorhin Schweſter Raffaela zu mir In dem zierlich aufgeräumten Zimmer lag die Aprilſonne in einem hellen, verheißungsvollen Licht. Auf Erikas Nachttiſch ſtand ein großer Alpenveilchenbuſch, und der Schein ſeiner zartroſa Blüten ſchien einen roſigen ſagte, Kurt? Sie ſagte, daß manchen Menſchen das Glück Schaden der Seele brächte— bei Hiltrud ſcheint es ſo ge⸗ weſen zu ſein. Aber dennoch: ich wünſchte, ſie hätte dieſe wieder hervordrangen.„Weine doch nicht, du darfſt doch Hiltrud nie Sie iſt jetzt ein kommt bei jedem Schickſal darauf an, was wir darau machen. Ich ſoll dir von Hiltrud die ſchweſterlichſten Grüße bringen. Sie wäre ſelbſt gekommen, aber der Arzt hat nur mir Zutritt erlaubt, und auch das nur, wenn ich ſchön beſcheiden bin und nicht zu lange mit dir plaudere.“ „Ach, bleibe doch noch“, bat Erika,„ſolange habe ich dich ja nicht gehabt!“ 5 g Aber Kurt blieb feſt.„Ich habe dich zu lieb, kleine Erie, als daß ich deine Geſundheit aufs Spiel ſetzen möchte“— er ſah dabei mit heimlicher Beſorgnis die roten Flecken auf ihren Backen, ſpürte das ſchnellere Pulſen des Blutes in der durchſichtigen Hand.„Wir müſſen ſehr, ſehr ver⸗ nünftig ſein, damit du recht bald wieder zu Kräften kommſt!“ 15 f Er erhob ſich und küßte ſie innig:„Auf Wiederſehen, meine Erie, bis morgen“, ſagte er zärtlich, aber beſtimmt; dann wandte er ſich zur Tür:„Kommen Sie nur, Schweſter Raffaela, ich habe ſchon ſelbſt die Beſuchsſtunde 0 beendet. 0 4 10 So heiter und zuverſichtlich Kurt auch Erika gegen⸗ über ſich gezeigt hatte, ſo ſorgenvoll ſaß er am gleichen Tage dem Arzt gegenüber, der Erika behandelte.„Ich weiß nicht, ſie iſt ſo durchſichtig und zart geworden, Herr Doktor; ich habe wirklich die größte Sorge, daß irgend etwas von dieſer Krankheit zurückbleibt.“ „Beſtimmt nicht, wenn man Fräulein Erika für ein paar Wochen in ein warmes Klima bringen könnte, damit ſie den Rückſchlägen des deutſchen Frühlings nicht aus⸗ geſetzt iſt. Sie müßte irgendwo in ſüdlicher Sonne ein paar Wochen verbringen. Sie ſollten einmal ſehen, Herr Bremer, was das für Wunder tun würde. Hier freilich in unſerem unbeſtändigen Klima—“, der Arzt ſah mit bedenklichem Geſicht durchs Fenſter nach draußen, wo die helle Frühlingsſonne verſchwunden war und graue Schnee⸗ flocken von einem fahlen Himmel herunterjagten. „Dann werden wir Erika nach dem Süden ſchicken“, erklärte Kurt.„Bitte beſtimmen Sie nur, Herr Doktor, wann ſie reiſen ſoll und wohin.“ „Das iſt ſehr gut!“ meinte der Arzt erfreut.„Aber wen ſchicken wir mit? Allein kann ſie ſchwerlich reiſen. Wenig⸗ ſtens nicht, bis ſie eingerichtet iſt und wir ſehen, wie es ihr bekommt. Geht alles gut, ſo kann ſie dann ruhig noch allein fortbleiben.“ Kurt dachte nach:„Auch das wird ſich irgendwie löſen“, meinte er.„Bis wann denken Sie, daß Erika wird reiſen können?“ „Wenn alles ſo gut weitergeht, hoffe ich in vier Wochen!“ war die Antwort des Arztes. 5 . * Kurt war kaum zu Hauſe angelangt, als er Hiltrud aufſuchte. Er fand ſie in ihrem Zimmer, über verſchiedene Briefe gebeugt. Sie machte ein müdes, trauriges Geſicht. „Was iſt denn, liebe Hiltrud?“ fragte Kurt herzlich. „Kann ich dir in irgend etwas behilflich ſein?“ Hiltrud ſchüttelte müde den Kopf.„Ich danke dir, Kurt, aber leider nein. Ich verſuche überall, eine Arbeit zu bekommen, eine Anſtellung; aber überall bekomme ich einen abſchlägigen Beſcheid. Alle die Stellen, die ich allenfalls ausfüllen könnte, ſind beſetzt. Das kommt davon, wenn man nichts anderes kennt als ein paar Sprachen— da gibt es Tauſende, die das gleiche gelernt haben.“ Sie ſah mutlos vor ſich hin. „Gräme dich doch nicht, Hiltrud“, tröſtete Kurt herzlich. „Ich kann dir nur immer und immer wieder verſichern, daß die Verhältniſſe bei uns auf Bremerwerk ſich doch weſentlich gebeſſert haben. Daß es nicht nötig iſt, für dich eine Stellung zu ſuchen. Ihr ſeid ja jetzt ſo haushälteriſch, du und deine Mutter, daß ich die Belaſtung des Haus⸗ haltes wirklich nicht ſpüre. Willſt du unter dieſen Um⸗ ſtänden deinen Plan nicht aufgeben?“ f Sie verneinte ſtumm, und er drängte nicht in ſie; wußte er doch, daß auch der Wunſch, durch eine Tätigkeit ſich ein nützliches Leben zu ſchaffen, ſie beſtimmte. Aber er dachte nach, wie er Hiltrud das Gefühl geben könnte, ſie leiſte etwas für das, was er an ihr und ihrer Mutter tat. Und er glaubte es gefunden zu haben, Sie ſelbſt erleichterte ihm dieſen Plan unbewußt.. „Wie geht es Erika“, fragte ſie;„ich hörte, du durfteſt heut' zum erſten Male zu ihr?“ Sie ſah ihn warm und⸗ teilnahmsvoll an. Kurt machte ein gewollt ſorgenvolles Geſicht.„Der Arzt erklärt, daß Erika nur dann ganz geſund werden wird, wenn ſie für einige Wochen in ein wärmeres Klima kommt. Er denkt an Meran. Aber allein darf ſie nicht reiſen, ſie muß wenigſtens für die erſten Wochen jemand um ſich haben, dem wir ſie anvertrauen können. Sie iſt ja noch nie in der Welt draußen geweſen und würde ſich ſicherlich ſehr unglücklich fühlen. Ich habe nicht einmal Zeit, ſie hinzubringen— wüßte ich nur jemand, der mir dieſen Liebesdienſt erweiſt und Erie für ein paar Wochen begleitet.“ 5 Hiltrud wurde feuerrot, ſie kämpfte mit ſich; er ſah, wie ſie zum Sprechen anſetzte und wieder ſchwieg. Alſo war ſie doch noch zu ſtolz. Es ſchien ihr unter ihrer Würde, eine ſchlichte Erika Schmitt zu begleiten. Immer redete ſie von Dankbarkeit ihm gegenüber— und nun die Ge⸗ legenheit kam, dieſem Dank Ausdruck zu geben durch die Tat, nun verſagte ſie. Brüsk wandte Kurt ſich um und wollte das Zimmer verlaſſen. Da hörte er Hiltruds leiſe Stimme hinter ſich: „Kurt, ich wage es kaum, dir dieſen Vorſchlag zu machen, denn ich fürchte, Erika wird nicht vergeſſen haben, daß ich ihr oft unfreszplich begegnet bin; aber wenn ſie, das verzeihen und ich dir irgendwie helfen kann—“ Sie konnte nicht u. wen, Kurt war auf ſie zugetreten und, ihre beiden.. ergreifend, ſagte er: i Erfahrung nicht machen müſſen.“ (Fortſetzung ſolat.) heimer Anzeiger Semen Lan.— Viernheimer Nachrichten) erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage— Be 1 ub dar, gebe 1 0 k. frei acht.— Gratisb elle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan hrlich Fah monatl. tige illuſtrierte wie einen Wand⸗ 8 en: wöchentl. das — Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim geitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim 117.—: Anzei ˖ 1 5 E. ech lng 2 5 0 7 8. Nr. ae Amt Viernheimer Zeitung 828 2 (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die emſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Nlaseg chriften bei A b Moglichkeit berückſichtitzt.— Für die 25 rf 165 nzeigen werben 1 2 Für. Nummer 184 Donnerstag, den 10. Auguſt 1933 50. Jahrgang Schiedlich— friedlich Das Danzig⸗-polniſche Abkommen. Der Vertrag von Verſailles hat die Stadt Danzig und rund herum ein Landgebiet von nicht ganz 2000 qkm mit rund 350 000 Ein⸗ wohnern, die ſich zu 92 Prozent zum Deutſchtum bekennen, ohne Befragung und gegen den Willen der Bevölkerung von Deutſchland losgelöſt und zu einer Freien Stadt gemacht, einem Staatsweſen, das nicht nur külturell, ſondern auch politiſch autonom ſein ſollte. Ihm war in erſter Linie und ausſchließlich die Aufgabe zuge⸗ wieſen, dem neuerſtandenen polniſchen Staa⸗ te einen freien und ungehinderten Zugang zum Meere zu gewährleiſten. Dieſe Aufgabe, die im Verſailler Vertrag niedergelegt war, iſt in den aus dem Verſailler Vertrag reſul⸗ tierenden, zwiſchen Danzig und Polen abge— ſchloſſenen und vom Völkerbund garantier⸗ ten Verträgen noch einmal im Einzelnen umſchrieben worden, Dieſe Verträge geben Polen in Danzig ge— wiſſe Rechte, vor allem ſo weit ſie ſich auf 0 Hafen und Eiſenbahnen beziehen; ſie un⸗ terſtellen die Freie Stadt Danzig auch in der Führung der auswärtigen und Konſularge⸗ ſchäfte dem polniſchen ußenamt. Die Ver⸗ träge legen Polen aber auch Pflichten auf, und neben der ausdrücklichen Achtung vor dem deutſchen Charakter der Stadt Dan⸗ zig und ihrer Bevölkerung iſt es eine der Pflichten Polens, den Danziger Hafen voll auszunutzen. Nun haben die Verträge Polen nicht all das gegeben, was es an der Küſte der Oſtſee erhofft hatte. Polen hatte gebe die Stadt Danzig mit dem Gebiet der Danziger Niederung dem man Staate ganz einverleiben zu kön⸗ nen f Die öffentliche Meinung in Polen hat bis⸗ her nicht verſchmerzen können, daß Danzig politiſch und ſtaatsrechtlich Polen nicht zuge⸗ teilt worden iſt und die polniſchen Behörden ſind dem Drängen der polniſchen öffentlichen Meinung nach„feſterer Hand“ in Danzig und„Wahrung der polniſchen Rechte“ in der Freien Stadt Danzig immer ſtark entgegen- Jekommen. So wurde das deutſche Danzig ſehr ſchnell ſchon in eine gewiſſe Abwehrſtel⸗ lung zu Polen gedrängt. Die Verhältniſſe ſpitzten ſich immer mehr bis zur Unzuträg⸗ lichkeit zu und es verging eigentlich keine Sitzung des Völkerbundrates und keine Ta⸗ gung des Völkerbundes, die ſich nicht mit irgend einem polniſch⸗danziger Zwiſchenfall und mit dem polniſch⸗danziger Dauerſtreit zu befaſſen hatte. Im weſentlichen ging der Streit zwiſchen holen und Danzig darum, daß Polen der ihm vertraglich auferlegten Pflicht der vollen ö Ausnützung des Danziger Hafens nicht nach⸗ kam. Jedenfalls überſchattete dieſes Pro⸗ Hlem, ſchließlich alle andern danzig⸗polniſchen Streitfragen, die zahlreich waren, und die ſich immer wieder um das Zentral⸗Problem Hafen, Handel, gruppierten. Polen hatte ich, zweifellos um durch den wirtſchaftlichen Druck auf die Freie Stadt ſie politiſch ge⸗ ſügiger zu machen, wenige Kilometer von Danzig entfernt, im ſogenannten Rutziger Wiek bei dem kleinen Fiſcherdorf Gdin⸗ gen einen künſtlichen Hafen angelegt, und ſo mächtig ausgebaut, daß er zu einer ſchwe⸗ ren Konkurrenz für den Danziger Hafen wurde, der ſeinerzeit auch wieder mit allen modernen Hafenanlagen von der Freien Stadt Danzig ausgerüſtet worden war. Zum Schluß war es ſo, daß der Danzi K ſo, ziger Hafen . lag, während Gdingen, begünſtigt urch den polniſchen Staat, eine immer ſtei⸗ Bae umſcheiffef aufweiſen konnte. neſer Zuſtand war auf die Dauer für Dan⸗ 100 unerträglich. Danzig lebt von dem Ha⸗ 0 und dem Handel und wenn der Hafen Leer iſt und der Handel niederliegr, ſo muß wol e eine Großſtadt von 250 000 Ein⸗ Ane mit wirtſchaftlichen und kulturellen Gegen und Bedürfniſſen, ſterben. ine Klärung und Befriedung der Bezie⸗ gungen zwischen Danzig und Polen war aber niht nr nötig im Abbes der beiden Die Jahl der bei den Arbeiksämlern ge- zählten Arbeilsloſen ſank um rund 358 500 auf 4 468 5000 am 31. Juli 1933. Dieſes erhebliche Abſinken der Arbeits⸗ loſenzahl iſt jedoch nicht in vollem Umfange auf eine arbeitsmarktliche Beſſerung zurück⸗ zuführen. Vielmehr ſind die Arbeitsdienſt⸗ willigen nach dem Umbau des Arbeitsdien⸗ ſtes erſtmalig nicht mehr in die Zahl der Arbeitsloſen einbezogen worden, während ſie bisher als Arbeitsloſe gezählt wurden, ſo weit ſie ein Arbeitsgeſuch beim Arbeitsamt geſtellt hatten(rund 150 000). Andererſeits ſind aus dem Kreis der„unſichtbaren Ar⸗ beitsloſigkeit“, beſonders infolge der Sonder⸗ aktion für Angehörige der nationalen Wehr⸗ verbände, eine größere Zahl Arbeitsloſer zu den Arbeitsämtern zurückgekehrt, um ſich wegen der geſtiegenen Vermittlungsausſich⸗ ten eintragen zu laſſen, wodurch das ſtati⸗ ſtiſch erfaßte Angebot an Arbeitskräften er— höht worden iſt. Einen umfaſſenden Ueberblick über die Entwicklung in den einzelnen Bezirken ge- ben die auf 1000 Einwohner vezogenen Zah- len der Arbeitsloſen. Zur Jeit des Höchſt⸗ ſtandes Ende Februar entfielen im Keich noch 96,2 Arbeitsloſe auf 1000 Einwohner. am 31. Juli 1933 hingegen nur noch 71,6. Die Abweichungen von dieſem Reichs durchſchnitt ſind für die einzelnen Landesarbeiksamtsbe⸗ zirke beträchtlich und zeigen, wie außeror⸗ denklich verſchieden das Problem der Arbeits- loſigkeit im Reiche liegt. Am höchſten über m Reichsdurchſchnitt liegen die dicht beſie⸗ oelten und hoch induſtrialiſierten Bezirke Sachſen und Brandenburg(Sachſen noch im. mer 111,0 gegen 143.2 Ende Februar, Bran- denburg 102,2 gegen 127,3 Ende Jebruar!. Am tiefſten unker dem Keichs durchſchnilt liegt Oſtpreußen; hier enkfallen nur noch 11.7 Arbeitksloſe gegen 58,1 Ende Jebruar au 1000 Einwohner. Für Pommern beträgt die Anteilzahl 37,6 gegen 72,1 und auch Bagern und Südweſtdeutſchland liegen mit 49,7 ge- gen 69,5 und 46,8 gegen 63,1 erheblich unler dem Reichsdurchſchnitt. Die Fortſchritte im Partner, die durch den Vertrag von Ver⸗ ſailles nun einmal zuſammengekoppelt ſind, ſie war auch nötig im Intereſſe Eur o⸗ pas. Die dauernde Spannung an der Weichſel konnte nicht ohne Rückwirkung bleiben auf die übrigen Staaten. Wenn ſich die Spannung einmal entladen hätte, ſo wäre nicht abzuſehen geweſen, wie weit ſich das Wettergebiet ausgedehnt hätte; jeden⸗ falls, das iſt ſicher, es wäre kein lokales Wetter geblieben. So war das Problem Danzig— Polen über die Intereſſen der bei⸗ den Staaten hinaus ein europäiſches Problem, ſeine Löſung oder Nichtlöſung ging ganz Europa an. In irgend einer Form mußte man zu ei— ner Löſung kommen. Es iſt manchmal ge⸗ ſagt worden, daß, wenn Polen nun durch den Hafen von Gdingen einen eigenen und ſicheren Zugang zum Meere habe, die der Stadt Danzig durch die Verträge geſtellte Aufgabe ja hinfällig ſei, und die Stadt alſo zu Deutſchland zurückkehren könnte. Das wäre aber keine Löſung. Nach dieſer Hin⸗ ſicht kann das Problem Danzig nicht iſoliert betrachtet werden. Es ſteht mitten drin in dem ganzen Korridorproblem. Danzig muß⸗ te, das war die Löſung, wenn Polen dazu nur einigermaßen guten Willens war, zu einer Geſamtbereinigung ſeines Verhältniſſes zu Polen kommen. Das iſt den bisherigen Regierungen nicht geglückt Was bisher nicht gelang, nun iſt es auf einmal der neuen nationalſozialiſtiſchen Re⸗ gierung in Danzig gelungen. Nicht nur über die ſchwierige Hafenfrage, ſondern auch über die ebenſo ſchwierige Frage der Ve- handlung polniſcher Staatsan⸗ gehöriger in Danzig und der Danzi⸗ ger polniſchen Minderheit— ſie beträgt etwa 5 Prozent der Geſamtbevölke⸗ rung— iſt ein Abkommen zwiſchen Danzig und Polen getroffen worden. Die Verhand⸗ lungen ſind eingeleitet worden mit dem An⸗ fang Juli erfolgten Staatsbeſuch des neuen Danziger Senatspräſidenten. Dr. Rauſch⸗ ning, in Warſchau. Im Sinne der am 23. Juli abgegebenen Regierungserklärung und entſprechend den neuen Grundſätzen einer internationalen Zuſammenarbeit auf der Grundlage unmittelbarer Verhandlungen ſind dann Probleme gelöſt worden, die zu löſen bisher weder den beteiligten Regie⸗ rungen noch dem Völkerbund gelang. Die nunmehr paraphierten Abmachungen beſeitigen nicht nur die Erſchwerungen des Danziger Wirtſchaftslebens, ſie bilden, wenn der bisber bewieſene aufrichtige Wille ur Die 4, 5⸗Millionen⸗Grenze Der Rückgang der Arbeitsloſigkeit— Starke Entlaſtung in allen Berufsgruppen Kampf gegen die Arvertslafigkeit ſind, wie aus dieſen Zahlen erſichtlich ſind, allenkhal⸗ ben beträchllich. Im Zuſammenhang mit der Entwicklung am Arbeitsmarkt ſind die Unterſtütztenzah⸗ len nicht unerheblich zurückgegangen. In der Arbeitsloſenverſicherung wur⸗ den am 31. Juli rund 394000 Unterſtüt⸗ ungsempfänger gezählt nach einem Rück⸗ gang um rund 12 000. In der Kriſen⸗ fürſorge wurden am gleichen Stichtage 52 000 Arbeitsloſe betreut, das heißt rund 39 000 weniger als am 15. Juli. In beiden Unterſtützungseinrichtungen zuſam⸗ men wurden am 31. Juli 1646 000 Arbeits⸗ loſe unterſtützt, denen im gleichen Zeitpunkt 1 754 000 arbeitsloſe Wohlfahrtserwerbsloſe gegenüberſtanden. Aus Mitteln der Ar⸗ beitsloſenhilfe wurden weiter Aufwendun⸗ 82 gemacht für 265 000 im Arbeitsdienſt Beſchäftigte, ca. 125 000 Notſtandsarbeiter und 70 000 Fürſorgearbeiter. Sämtliche Berufsgruppen weiſen eine ar— beitsmarktliche Entlaſtung auf. Verſtandigung auch von veiden Vertrags- parteien fernerhin betätigt wird, eine ge⸗ eignete Plattform zur poſitiven Geſtaltung der Danzig⸗polniſchen Beziehungen und da⸗ mit zur Sicherung des Friedens im oſteuropäiſchen Raum. 1* Danzigs Entgegenkommen Berlin, 10. Auguſt. Das zwiſchen Danzig und Polen abge— ſchlo ſene Uebereinkommen ſtellt, wie in 195 litiſchen Kreiſen betont wird, ein außeror⸗ dentliches Entgegenkommen der Danziger Regierung dar. Die Verpflichtung. vorläu⸗ fig auf die Weiterverfolgung des Streues in der Hafenangelegenheit vor dem Haager Gerichtshof zu verzichten, iſt ein ganz außer⸗ gewöhnlicher Beweis für den ernſten Willen der Danziger Regierung, eine gute Zuſammenarbeit mit Polen zu erreichen. Ein ſolches Entgegenkommen n aber ſelbſtverſtändlich nur an die Vor⸗ ausſetzung gebunden ſein, daß es wirklich zu einem für beide Teile ertriglichen modus vivendi kommen wird und muß weiter von der Erwartung getragen ſein, daß Po⸗ len das Abkommen genau ſo durchführen wird, wie es die Danziger Regie ung ſelbſt⸗ verſtändlich durchführt. Der Erſatz der Maſchine Richtlinien für die Entſchädigung in der Zigarreninduſtrie Durch das Geſetz über die Einſchränkung der Verwendung von Maſchinen in der Zi⸗ garreninduſtrie iſt der Reichsfinanzminiſter ermächtigt worden, bis zum Betrage von 2 Millionen Mark Unterſtützungen an ſolche Betriebe zu gewähren, die Maſchinen nicht mehr verwenden oder ſolche Maſchinen her⸗ ſtellen. Wie das VDZ.⸗Büro meldet, ſind jetzt Durchführungsbeſtimmun⸗ gen für dieſe Unterſtützungsgewährung er gangen. Bezüglich der maſchinenherſtellenden Betriebe wird angeordnet, daß Unker⸗ ſtützungen bis zum 5. Sepfember beim Hauptzollamt beantragt werden müſſen. Die Unterſtützungsbeträge werden vom Prä— ſidenten des Landesfinanzamtes nach billi— gem Ermeſſen endgültig feſtgeſetzt. In den beſonderen Beſtimmungen für die— jenigen Betriebe, die Zigarren her⸗ ſtellen, heißt es, daß Anträge nur berück⸗ ſichtigt werden, wenn ſich der Betriebsinha— ber verpflichtet, ſpäteſtens vom 1. November ab Maſchinen nicht mehr zu verwenden. Jorausſetzung der Unterſtützung iſt fer⸗ ner, daß der Betrieb glaubhaft macht, daß er in der Zeit vom 1. September 1933 bis 31. Auguſt 1934 infolge Ueber- ganges zur Handarbeit mindeſtens 10 Prozent mehr Arbeitnehmer beſchäfligen wird als im Rechnungsjahr 1932. Die Unterſtützung wird nur ausgezahlt, wenn der Betriebsinhaber ſich bereit erklärt, die Maſchinen dem Reich als Eigentum au überlaſſen oder, wenn das Reich ſie nicht er⸗ wirbt, dauernd unbrauchbar zu machen. Für die Betriebe, die Maſchinen herſtellen, ſind Berechnungsgrundlage für die Unterſtützung die Koſten, die zur Entwicklung brauchbarer und abſatzfähiger Maſchinen aufgewendet worden ſind. Eine Berückſichtigung der Ko⸗ ſten entfällt, wenn anzunehmen iſt, daß ſie ſich durch die Aufnahme branchezugehöriger, nicht unter die Einſchränkung des Geſetzes fallender Erzeugniſſe ganz oder teilweiſe be⸗ zahlt machen werden. Die Unterſtützung wird nur ausgezahlt, wenn der Betriebs⸗ inhaber ſich bereit erklärt, unter Anrechnung auf ſie, die Maſchinen ſeiner eigenen Erzeu— gung vom Reich wieder zu übernehmen, die das Reich von den Zigarrenfabriken eigen— tümlich erworben hat. i Der Streil um die Maja“ beendet Apenrade, 10. Auguſt. Das deutſche Motorſchiff„Maja“ hat um ſechs Uhr unter der Hakenkreuzfahne den Ha⸗ fen verlaſſen, nachdem die deutſchen National⸗ ſozialiſten die Ladung gelöſcht hatten. Der ausgerufene„Generalſtreik“ war ein völliger Reinfall der marxiſtiſchen Hetzer Der deutſche Generalkonſul hat dem Po⸗ lizeimeiſter von Apenrade mitgeteilt, daß der kommuniſtiſche Abg. Larſen die deutſche Haken⸗ kreuzflagge ſchwer beſchimpft und eine mitge⸗ brachte Fahne mit dem Hakenkreuz vernichtet hat. Gegen den Abgeordneten Larſen wird Anklage erhoben werden. e i 88 4 ee eee Nach dem fremden Schritt“ Frankreich will abwarlen. Paris, 10. Auguſt. Die Auffaſſung, daß die franzöſiſche Re⸗ gierung die deutſche Antwort auf die Schrit⸗ te Frankreichs und Englands nicht als kate⸗ goriſche Ablehnung anſehe und daher die Entwicklung der Dinge azwarten möchte, be⸗ vor ſie ſich zu weiteren Schritten entſchließe, wird durch die Stellungnahme der Morgen- preſſe vollauf beſtätigt. i. Der offiziöſe„Petit Pariſien“ führt u. o. aus, daß die deutſche Antwort keine„Ableh⸗ nung“, ſondern nur eine„Widerlegung“ darſtelle, und daß die Reichsregierung ſchließlich gegenüber den erhobenen Vorſtel— lungen nicht taub bleiben könnte, worauf es eigentlich ankomme. Wenn alſo die Zwi⸗ ſchenfälle ſich nicht wiederholten, werde die Angelegenheit als geregelt anzuſehen ſein. Im entgegengeſetzten Falle bleibe den Mäch⸗ ten immer noch der Rückgriff auf den Völ— kerbund, der dann allerdings rigoros durch— geführt werden müſſe. Nichts neues aus London. London, 10. Auguſt. Die Londoner Blätter beſprechen immer noch die deutſche Antwort auf die fremde Vorſtellung, ohne aber neue Gedankengänge dazu zu bringen. Bemerkenswert iſt nur ei— ne Darlegung im„Evening Standard“, der es unſinnig nennt, anzunehmen, daß die deutſchen Nationalſozialiſten ihre Sympa⸗ thie für die öſterreichiſchen Nationalſoziali— ſten und ihr Intereſſe an deren Ergehen auf— geben könnten. Hieraus ergebe ſich aber nicht, ſo meint das Blatt, daß deutſcherſeits ein nationalſozialiſtiſcher Sieg in Oeſterreich als Vorſpiel zum Anſchluß erwartet werde. Es gebe in Danzig eine nationalſozialiſtiſche Reglerung, die von der nationalſozialiſtiſchen Reichsregierung völlig unabhängig ſei und es beſtehe kein Grund, weshalb dieſelbe La— ge nicht auch in Oeſterreich eintreten ſollte. Braunſchweiger Aktion gegen die KPD. * Braunſchweig, 10. Auguſt. Die braunſchweigiſche Landespolizei hat, nachdem in der letzten Zeit ein Anwachſen der kommuniſtiſchen Wühlarbeit feſtzuſtellen war, durchgegriffen und mit Unterſtützung der Hilfspolizei im Laufe einer zweitägigen Aktion im ganzen Lande Braunſchweig rund 250 Marxiſten, darunter auch einige Frauen, verhaftet. Am Dienstag wurden bereits 70 Marxiſten dem Schnellrichter vorgeführt und 60 von ihnen zu insgeſamt rund 45 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Mindeſt— ſtrafe betrug einen Monat, die Höchſtſtrafe ſechseinhalb Jahre. Fünf Marxiſten kamen in Unterſuchungshaft, während weitere fünf mangels Beweiſes freigeſprochen wurden. Die übrigen Verhafteten kommen heute vor den Schnellrichter. Ein kleiner Teil von ih— nen iſt wieder entlaſſen worden. Warenhausſteuer in Anhalt Das anhaltiſche Staatsminiſterium hat rück— wirkend vom 1. 4. 33 ab eine Warenhausſteuer für Großbetriebe, die Einzelhandel mit Waren betrriben, ſowie für Einheitspreisgeſchäfte und Kleinpreisgeſchäfte eingeführt. Danach betragen die für den Staat und die Gemeinden zu ent— richtenden Zuſchläge zur Gewerbeſteuer 100 Prozent. Durch eine gleiche Regelung hat das Staatsminiſterium die Steuer für Filialbetrie— be von 20 auf 40 Prozent erhöht. Sperre bis 1934 Aufnahmegeſuche in die NSDAP. zwecklos. München, 10. Auguſt. „Der Reichsſchatzmeiſter der NSDAP. ver⸗ öffentlicht im„Völkiſchen Beobachter“ fol— gende Bekanntmachung: Es beſteht Veran— laſſung, darauf hinzuweiſen. daß für die Dauer der Mitgliederſperre, welche voraus— ſichtlich nicht vor 1. April 1934 aufgehoben werden wird, Geſuche um Aufnahme in die NSDAP. zwecklos ſind. Den Ortsgruppen wird es unterſagt, jetzt ſchon Aufnahmeer— klärungen entgegen zu nehmen, um dieſe nach Ablauf der Sperre vorzulegen. Hermann Levis Nachlaß Wie die„Münchener Zeitung“ hört, iſt es dem Generaldirektor der bayriſchen Staats— bibliothek, Dr. Reismüller, gelungen, den kunſtgeſchichtlich ſehr bedeutſamen Nachlaß des langjährigen Kgl. bayeriſchen Hofkapell⸗ meiſters und Generalmuſikdirektors Her— mann Levi in München, des treuen Kämp— fers und Helfers Richard Wagners in Mün⸗ chen und Bayreuth, käuflich zu erwerben. Die Sammlung umfaßt in etwa 1700 Nummern einen Briefwechſel des Dirigenten mit allen Mitgliedern des Hauſes Wahn— fried, darunter gegen 170 autographe Briefe und Briefchen von Frau Coſima, außerdem umfangreiche Korreſpondenzen Levis mit einer großer Zahl führender deutſcher und ausländiſcher Komponiſten uſw., aus der Epoche etwa 1860 bis 1900. Vorläufige Mit⸗ teilungen über die koſtbare, beſonders auch für die muſikaliſchen Verhältniſſe des dama⸗ ligen München aufſchlußreiche Sammlung wird Geheimrat Or. Adolf Sandberger⸗ München demnächſt veröffentlichen. Vier Deutſche in Straßburg verurteilt Paris, 10. Auguſt. „Echo de Paris“ gibt eine Agenturmel⸗ dung aus Straßburg wieder, wonach vor dem dortigen Gericht die vier bei den Streik⸗ unruhen feſtgenommenen Deutſchen erſchie⸗ nen. Der Rechtsanwalt Kaufmann wurde wegen verbotenen Waffentragens und an⸗ geblicher Mittäterſchaft zu drei Wochen Ge⸗ fängnis verurteilt, die übrigen Angeklagten zu je acht Tagen Gefängnis und ſämtliche Angeklagten außerdem zu einer Geldſtrafe von je 50 Francs und zur Traaune der Koſten. Nuheſtörung in Dublin Dublin, 10. Auguſt. Im Zentrum der Stadt Dublin kam es anläßlich einer Vallfeſtlichkeit der Blauhem⸗ den zu ſchweren Ruheſtörungen. Vor dem Gebäude, in dem die Feſtlichkeit ſtattfand, hatten ſich ſchätzungsweiſe 5000 Menſchen eingefunden, die Schmährufe gegen die ein— treffenden Blauhemden ausſtießen. Die Menge warf auch mit Steinen gegen das Haus. Zahlreiche Perſonen wurden verletzt. Die Polizei unternahm einen Angriff mit dem Gummiknüppel und drängte die Menge zurück. Als der vormalige Präſident Cos— grave eintraf, zeigte ſich, daß ſein Wagen durch Steinwürfe beſchädigt war. Machado wil bleiben Havanna, 10. Auguſt. Präſident Machado hat die Erklärung ab— gegeben, daß er entſchloſſen ſei, an ſeinem Präſidentenamte feſtzuhalten. Während ſich in Havanna ſelbſt die Ruhe⸗ ſtörungen nur noch vereinzelt wiederholt ha— ben, wobei zwei Polizeibeamte getötet und zwei andere durch Schüſſe verletzt wurden, kommen aus dem Inneren der Inſel Kuba Nach⸗ richten über ſchwere Zuſammenſtöße, die mehrere Tote forderten. Das Militär in Havanna iſt in die Kaſernen zurückgezogen worden. Neutrale Beobachter der Lage ſind der Met⸗ nung, daß Präſident Machado ſich entſcheiden müſſe, ob er einem Vorſchlag des Botſchafters der Vereinigten Staaten, die Inſel zu verlaſ— ſen, nachkommen oder den Revolutionären wei— ter entgegentreten will, was eine Interven— tion der Vereiniaten Staaten zur Folge ha— ben würde. Deutſche Tagesſchan Badeverbot für Juden in Straub eg. In der Stadtratsſitzung in Straubing wur— de der Antrag geſtellt, den Juden das Baden in der Donau zu verbieten. Der Antrag wurde einſtimmig angenommen. Damit iſt den Juden das Baden in der Donau im Be— reich des Stadtbezirks unterſagt. Der Reichswehrminiſter beim Kanzler. Re. ler Adolf Hitler empfing auf dem Obersalzberg Reichswehrminiſter von Blom— berg zu einer Beſprechung. Drei⸗Millionen⸗Spende. Die dem Arbeitgeberverband Düſſeldorf, Benrath, Reisholz, Hilden angeſchloſſenen Fa⸗ brikanten haben drei Millionen Mark für die Spende zur Förderung der nationalen Arbeit zur Verfügung geſtellt. Bernhard Weiß aus der Rechtsanwaltsliſte geſtrichen. In- der vom Amtlichen Preußiſchen Preſſe— dienſt veröffentlichten Aufzählung der in der Liſte der Rechtsanwälte gelöſchten Perſonen befindet ſich auch der Name des ehemaligen Berliner Vizepolizeipräſidenten Dr. Bernhard Weiß. Fremdes Intereſſe für deutſche Arbeitslager. In den letzten Tagen ſind fünfzehn engliſche und amerikaniſche Studenten auf drei bis vier Wochen zur Dienſtleiſtung in deutſche Arbeits⸗ lager aufgenommen worden. Zahlreiche aus⸗ ländiſche politiſche Perſönlichkeiten, Profeſſoren uſw., haben Arbeitslager beſichtigt. Darunter befinden ſich vorwiegend Briten und Ameri⸗ kaner. Auch ein Franzoſe iſt dabei geweſen. Der mexikaniſche Geſandte hat ebenfalls Ar— beitslager beſichtigt. Für Vollziehungsbeamte verboten. In einem Runderlaß weiſt der preußiſche Miniſter des Innern darauf hin, daß, da neuerdings mit Uniformen oder Uniformteilen vielfach Mißbrauch getrieben wird, es den Vollziehungsbeamten, die keine Dienſtkleidung tragen, verboten iſt, ihren Dienſt anders als in Zivilkleidung auszuüben. Deutſche Studenten beſuhen Langemarck. 250 deutſche Studenten, Teilnehmer des Aachener Studententages, haben eine Fahrt zu den Kriegergräbern nach Flandern unternom⸗ men, wo ſie auch den Friedhof von Langemarck beſuchten. Auf dem Friedhof hielt der Füh⸗ rer der Deutſchen Studentenſchaft, Gerhart Krüger, eine Anſprache. Bei der Kranznieder⸗ legung ſprach auch ein Vertreter der bulgari⸗ ſchen Studentenſchaft. 5 7 5 Auslands⸗Nundſchau Die Streiklage in Straßburg. Ein junger Maurer in Straßburg wurde von Arbeitsloſen aus Rache dafür, daß er der Streikparole zum Trotz gearbeitet hatte, durch Meſſerſtiche ſchwer verletzt. Die Streik⸗ lage iſt unverändert. Die Kommuniſten ent⸗ falten eine eifrige Tätigkeit, hetzen die Ar⸗ beiter auf und wollen auch in den Privat⸗ betrieben einen Streik entfachen. Kämpfe an der Irakgrenze. An der ſyriſchen Grenze des Irak iſt zwi⸗ ſchen aſſyriſchen Chriſten, die erſt vor kur⸗ zem nach Syrien gekommen ſind, und der Grenzarmee des Irak ein ſchwerer Kampf ausgebrochen, bei dem die Soldaten des Irak 45 Tote und die Aſſyrer 95 Tote und zahl⸗ reiche Verwundete verloren haben. Friedhof⸗Anruhen in Tunis. Auf einem islamitiſchen Friedhof in Tu⸗ nis kam es zu Unruhen, als das Kind eines in franzöſiſchen Dienſten ſtehenden Tune⸗ ſiers dort beigeſetzt werden ſollte. Die Men⸗ ge proteſtierte gegen dieſe„Schändung“ des Friedhofes. Militär mußte eingreifen, das erſt nach Salven der Menge Herr werden konnte. Es gab einen Toten und mehrere Verletzte, auch hei den Soldaten Valbo in Liſſabon Unglücksfall beim Start in Delgada. Liſſabon, 10. Auguſt. Die Flugzeuge des Balbo-Geſchwaders ſind auf dem Tajo niedergegangen. Ein aus vierzehn Flugzeugen beſtehendes portugieſi⸗ ſches Geſchwader iſt den Italienern entge— engeflogen. f b Wei 90 Start des Balbo⸗Geſchwaders in Ponta Delgada iſt ein Flugzeug ins Meer eſtürzt. Wie es heißt ſind vier Mann der Beſatzung verletzt. Der Leutnant Squagli ſoll eine ſchwere Gehirnerſchütterung erlitten haben, nach einer Londoner Meldung ſoll er ſeinen Verletzungen, erlegen ſein. „Graf Zeppelin“ in Pernambuco gelandek. Pernambuco, 10. Auguſt. Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ iſt in Per⸗ nambuco gelandet. Franzöſiſches Fiſcherboot reitet Heidelberger Kanufahrer London, 10. Auguſt. Zwei deutſche Studenten aus Heidelberg, der 21 Jahre alte Waldemar Reune und der 19 Jahre alte F. Schnitzel, die den Aermelkanal von Calais nach Dover im Ka⸗ nu zu überqueren verſuchten, gerieten in ei⸗ ne äußerſt gefährliche Lage, aus der ſie von einem franzöſiſchen Fiſcherboot gerettet wurden. Sie befanden ſich im Kanal, unge- fähr noch 12 km von Dover entfernt, als ſchwere Böen einſetzten, das kleine Fahrzeug hin⸗ und herſchleuderten und die beiden jun— gen Leute mit ihrem Boot in Gefahr brach— ten, abgetrieben zu werden. Ein franzöſiſches Fiſcherbook aus Calais rief die ſungen Leute an, die ſich jedoch enkſchloſſen zeigten, durchzuhalten. Die franzöſiſchen Fiſcher rieten aber den jungen Leuten angeſichts der ſchweren See von ihrem weikeren Ankerfangen ab. Schließlich nahmen die beiden Stu- denten auch den Rat der erfahrenen Seeleute an. Sie wurden mit größter Mühe an Bord des franzöſiſchen Fiſcherbootes genommen, deſ— ſen Beſatzung dann auch das zerbrechliche Fahrzeug der beiden Deutſchen barg. Die beiden Studenten hoffen immer noch, vor ihrer Rückreiſe nach Heidelberg die Fahrt nach London antreten zu können. Flugzeugunfälle Prag, 10. Auguſt. Während eines Uebungsfluges ſtürzte in der Nähe von Prag ein Jagdflugzeug ab. Offenbar war es nach einem Sturzfluge nicht rechtzeitig ins Gleichgewicht gebracht worden. Der Pilot ſprang etwa 80 Meter über dem Erdboden ab. Da ſein Fallſchirm ſich nicht öffnete, fand er den Tod. Ein zweites ſchweres Flugzeugunglück er⸗ eignete ſich auf dem Flugplatz Milowic. Ein Flugzeug, das mit einem Photomaſchinenge⸗ wehr Schießübungen vorzunehmen hatte, ſtürzte aus einer Höhe von 400 bis 500 Meter beim Nehmen einer Kurve ab. Das Flugzeug wurde zertrümmert. Der Pilot und der Me⸗ chaniker fanden den Tod. Ein dritter Fliegerunfall auf dem Flugplatz in Mlacky nahm einen glücklicheren Ausgang. Bei der Durchführung eines Uebungsbombar⸗ dements fiel, offenbar infolge eines ſtarken Windſtoßes, ein Korporal aus einem Flugzeug. Der Korporal benutzte den Fallſchirm, der ſich rechtzeitig öffnete und eine glatte Landung er⸗ möglichte. e f be ab. Hearglanz- kräftigt und störłt des US 117 Nachtfunk Die Zahl der bei den Arbeitsämtern ge⸗ zählten Arbeitsloſen iſt in der Zeit vom 6. bis 31. Juli um rund 358 500 auf 4 468 500 am 1. Juli geſunken. f Der„Generalſtreik“ in Apenrade iſt ohne wirkſam zu werden, zuſammengebrochen. Das deutſche Schiff„Maya“ hat den Hafen, nach der Löſchung durch Nationalſozialiſten unter der Hakenkreuzfahne verlaſſen. Ein franzöſiſches Fiſcherboot aus Calais hat zwei Studenten aus Heidelberg, die auf der Fahrt über den Kanal mit ihrem Kanu in Seenot geraten ſind, an Bord genommen. In der Nähe von Mitterteich in der Ober⸗ pfalz iſt an einem 12 jährigen Kind, das für ſeinen Vater die Rente abgeholt hatte, ein Raubmord verübt worden. Das Balbo⸗Geſchwader iſt auf dem Tajo bei Liſſabon gelandet. Beim Start in Del⸗ gada ſtürzte eine Maſchine ins Meer. Ein Offizier ſoll dabei den Tod gefunden haben. Italiens Haltung Der franzöſiſch-engliſche Schritt in Berlin war überflüſſig. Rom, 10. Auguſt. Wie die Agenzia Stefani meldet, werden in verantwortlichen römiſchen Kreiſen mit Bezug auf den kürzlich erfolgten Schritt in Berlin wegen der Frage der öſterreichiſch⸗ deutſchen Beziehungen folgende Mitteilun⸗ gen gemacht: Im Laufe einer langen Unterhaltun über die europäiſche Geſamklage un die italieniſch⸗deulſchen i o hat Miniſterpräſident Muſſolini die Auf. merkſamkeit des Vizekanzlers von Pa- pen bei Gelegenheit ſeines Beſuches in Rom im vergangenen Juli auf die Not⸗ wendigkeß gelenkt, eine Enkſpannung zwiſchen Oeſterreich und Deutſchland zu erzielen, die im Intereſſe der Beziehun- gen zwiſchen beiden Ländern und dieſen Ländern mit den anderen Nakionen liege. Vizekanzler v. Papen hat darauf die Erklä— rung abgegeben, daß er dem Reichskanzler darüber Bericht erſtatten werde und iſt die⸗ ſer Zuſage nachgekommen. Zwiſchen den diplomatiſchen Vertretern der beiden Regie⸗ rungen folgten dann Unterhaltungen über dieſen Gegerdend die— was eigent⸗ überflüſſig, beſonders zu bemerken— ſtets einen ſehr diskreten und privaten Charakter trugen. Da die britiſche Regierung inzwi⸗ ſchen die Initiative zu einem Schritt in Ber⸗ lin ergriffen hatte, wies die italieniſche Re⸗ gerung darauf hin, daß es ihr im Intereſſe des gewünſchten Erfolges zweckmäßiger er⸗ ſcheine, den Ausgang der im Zuge be⸗ findlichen privaten und vertraulichen Unter— haltungen abzuwarten. In Verfolg dieſer Unlerhaltungen hat die deulſche Regierung dem italieniſchen Botſchaftler beruhigende Verſicherungen über die Radſopropaganda und die Ueberfliegung öſterreichiſchen Gebietes abgegeben. Die italieniſche Regierung beeilte ſich darauf, den Inhalt dieſer Antwort dem engli⸗ ſchen und dem franzöſiſchen diploma⸗ tiſchen Vertreter bekanntzugeben und beton— te dabei, daß ſie es für zweckmäßig erachte, den Schritt in Berlin nicht ſtattfinden zu laſſen. Dieſer Schritt hätte vermie⸗ den werden können, wenn die für die ent⸗ ſprechenden Mitteilungen von London und Paris nach Berlin notwendige Zeit zur Ver— fügung geſtanden hätte. Die römiſchen Kreiſe ind der Anſicht, daß es in Zukunft durchaus nolwendig iſt, der Reihe von Zwiſchenfällen Einhalt zu lun, um die erwünſchte Rückkehr zu normalen Be⸗ ziehungen zwiſchen Bertin und Wien herbei⸗ zuführen. Grütze an Hitler und Muſſolin Berlin, 10. Auguſt. Von der Rheinfahrt, die die Avantgardi— ſten gemeinſam mit Hitler-Jugend unternah⸗ men, wurde, wie die Nationalſozialiſtiſche Partei⸗Korreſpondenz mitteilt, an Miniſter— e Muſſolini und an Reichskanzler dolf Hitler folgendes Telegramm geſandt— „Hitler-Zugend und Balilla grüßen auf ihrer Rheinfahrt Ew. Exzellenz. Möge die reundſchaft zwiſchen deulſcher und italien cher Jugend immer inniger und feſter weil, n.— Baldur von Schirach, Alberto Gigli. Die Saar-Journaliſten an den Völkerbund. Genf, 10. Aug. Der Verein der Saarlän— diſchen Preſſe hat an den Generalſekretät des Völkerbundes ein Proteſtſchreiben ge richtet gegen die Maßnahmen der ſaarländ⸗ ſchen egierungskommiſſion, die am 27 März durch ihr Dekret die Tätigkeit del ſaarländiſchen Journaliſten ernſtlich gefähr— det hat. Der Saarländiſche Preſſeverein bit tet den Völkerbundsrat, dafür zu ſorgen, da die nötigen Maßnahmen zur Unterdrückung der überflüſſigen und unwürdigen Ein d der Preſſefreiheit getroffen werden. Propellerboot N Alm, 10. Auguſt. Ein e en auf der Donau in Thalfingen zwiſchen Waſſerübungsplaßz Pi. 5 in der Fahrt ausprobiert. Es war mit wei Herren und einer Dame beſetzt. Der ropeller befand ſich etwa über der Mitte des Bootes, während der Anfahrt und kurz vor dem Landen arbeitete Schraubenkraft mit. Herſteller und Erfinder iſt ein ſtellen⸗ loſer Ingenieur aus Bayern Wieder zwei Opfer der Berge München, 10. Auguſt. Im Wetterſteingebiet ſtürzte der Münche⸗ ner Touriſt Haſelbeck ab. Er war ſofort tot. Seine zwei Begleiter erlitten Kopfverletzun⸗ gen. Im Zugſpitzgebiet ſtürzte in der Nähe des Schneefernerhauſes der 14 jährige Karl Heinz Langer aus Ehrwald ab. Er trug ſchwere Verletzungen davon und iſt auf dem Transport geſtorben. geltſame Art des Geldausgebens Wien, 10. Auguſt. Aus dem Schnellzug Prag—Wien wurden während der Fahrt durch die Station Dürn⸗ krut aus einem Abteil 1. Klaſſe zerriſſene Hundert⸗Schilling⸗Noten in großer Anzahl herausgeworfen. Die Stücke wurden vom Bahnperſonal geſammelt, und es ſtellte ſich haraus, daß die zerriſſenen Banknoten echt waren. Wer der Fabrgaſt war, der ſich der Banknoten entledigt at, iſt noch unbekannt. Aus den Nachbarländern Feſtnahme einer Falſchmünzerbande. Ludwigshafen, 10. Aug. Eine ledige Haus⸗ angeſtellte verſuchte auf m Wochenmarkt bei kleinen Einkäufen falſche Dreimarkſtücke in Ver⸗ kehr zu bringen. In einem Falle gelang ihr zwar der Trick, eine Marktfrau erkannte jedoch das Falſifikat als ſolches und auf deren Veranlaſſung wurde die Hausangeſtellte durch die Polizei feſtgenommen. Sofortige Erhebun⸗ gen durch die Kriminalpolizei ergaben, daß der Geliebte der Hausangeſtellten, ein lediger Uhrmacher von hier, falſche Dreimarkſtücke in größerer Anzahl herſtellte, die er teils ſelbſt, teils durch ſeine Geliebte, ſowie durch einen verheirateten ſtellenloſen kaufmänniſchen An⸗ geſtellten und eine verheiratete Schweſter des Uhrmachers in der Hauptſache in Ludwigsha⸗ fen und Mannheim in Verkehr brachte. Alle Beteiligten wurden feſtgenommen. Eine große Anzahl falſcher Dreimarkſtücke und die zur Herſtellung verwendeten Formen, Metalle uſw. konnten beſchlagnahmt werden. Den Nebenbuhler erſchoſſen. Landau, 10. Aug. Als am Mittwoch mor⸗ gen gegen 2 Uhr der Dreſchmaſchinenbeſitzer Martin Muth in Oberhochſtadt in ſeine Woh— nung zurückkehrte, traf, er den 31jährigen ver— heirateten Milchhändler Ernſt Gensheimer bei ſeiner Frau an. Er griff zur Waffe und feu⸗ erte auf den Nebenbuhler einen Schuß ab, durch den Gensheimer auf der Stelle getötet wurde. 4 Dörnbach, 10. Aug.(Wom Blitz er⸗ ſchlagen.) Der in den 5ber Jahren ſtehende ledige Georg Steller von hier, der auf dem Felde melt elfe war, wurde vom Butz er⸗ ſchlagen. Steller hatte unter einem Baum vor einem heranziehenden Gewitter Schutz ge⸗ ſucht. Der Blitz ſchlug in den Baum ein und traf den Mann, der nach einigen Minu⸗ ten unter großen Schmerzen verſchied. Seine Familienangehörigen ſtanden in der Nähe. Lampertheim, 10. Aug.(Beſtrafte in dieſem Frühjahr etwa 50 Doppelzentner Weizen auf dem Hofgut Kirſchgartshauſen nach und nach geſtohlen und im Auto fort⸗ geſchafft haben, wurde jetzt von dem Schöf⸗ fengericht Mannheim abgeurteilt. Sieben Angeklagte erhielten Gefängnisſtrafen von vier bis neun Monaten. — 2 Gaggenau, 10. Aug.(mit dem Mo⸗ torrad ins Schaufenſter.) An einer gefährlichen Verkehrsſtelle bei der katholiſchen Kirche ereignete ſich ein ſchwerer Unglücksfall. Der Kaufmann Albert Weſtermann aus Ba⸗ den⸗Baden wollte mit ſeinem Motorrad einen Auto vorfahren. Das Auto bog aber im ſelben Moment in die Adlerſtraße ein. Dadurch verlor Weſtermann die Gewalt über ſein Mo— torrad. Er fuhr mit voller Wucht auf den Bürgerſteig und direkt in das große Schau— fenſter des Kaufhauſes Guggenheim, wobei er einen Radfahrer aus Biſchweier, der vor dem Schaufenſter ſtand, umwarf und ſchwer ver— letzte. Das Schaufenſter wurde vollſtändig zertrümmert. Auch Weſtermann trug ſehr ſchwere Verletzungen davon. Die Schlagader mußte ihm ſofort abgebunden werden, damit er nicht verblutete. Er wurde dann nach Ba— den-Baden ins Krankenhaus überführt. Lörrach, 10. Aug.(Unter das Auto geraten.) An der Ecke Tumringer⸗ und Riesſtraße kam der 53 Jahre alte Ernſt Heu— berger beim Radfahren unter ein Auto. Er zog ſich dabei einen ſchweren Unterſchenkelbruch ſowie einen Schlüſſelbeinbruch zu und wurde in das Städtiſche Krankenhaus eingeliefert. Emmendingen, 10. Aug.(Eine weiße Schwalbe.) Hier hat ſich im Hofe des Landwirts Wilhelm Sautter eine weiße Dchmalbe niedergelaſſen. Intereſſant iſt 2 Mitterteich(Obpf.), 10. Auguſt. Seit dem 1. Auguſt iſt ein 12 jähriger Junge, der Sohn eines Invaliden aus Gro— ßendorf, vermißt worden. Der Junge war von ſeinem Vater nach Mitterteich geſchickt worden, die fällige Monatsrente von 51.70 Mark abzuholen und iſt von dieſem Weg nicht zurückgekommen. Man befürchtete gleich, der Junge könnte einem Verbrechen zum Opfer gefallen ſein und dieſe Befürch⸗ tung hat ſich, wie bereits einmal kurz ge— meldet, jetzt beſtätigt. Die Leiche des Kindes iſt in einem Korn- acker aufgefunden worden, um den Hals war ein Strick gelegt. Es iſt anzunehmen, daß es ſich um einen Raubm ord handelt. Der Mörder hatte wahrſcheinlich davon Kenntnis, daß der jun⸗ ge Fiſcher die Rente ſeines Vaters heimbrin— gen ſollte. Man vermutet, daß der Knabe in ein Verſteck gelockt und dort ermordet Copyright by Martin Feuchtwanger. Halle(Saale) 5 18 4 Sie hatte die Haare in modiſcher Art hochgeſteckt. Schmaler und raſſiger erſchien das Geſicht, von Purpur⸗ röte übergoſſen, ein Lächeln von rührender Verlegenheit um den Mund. „ Henning Rotacker ſchritt auf ſie zu und neigte ſich vor ihr wie vor einer Edeldame. Es war im Scherz ein zwingender Ernſt. Aber Berbe flog an ſeinen Hals und barg beſchämt das Geſicht an ſeine Schulter. „Oh, du—, flüſterte ſie. Henning zog ſie lachend an den Tiſch. „Komm, wir wollen die Küchlein koſten; die Gret iſt ſtolz auf ihr Backwerk.“ Sie ſaßen ſich einander gegenüber, knabberten an den Kuchen, knackten Nüſſe, tranken den Wein und waren von Liebe trunken. Aber das glückliche Staunen verlor ſich nicht aus Hennings Augen. Die häßlichen Schimpfworte der Bauernburſchen kamen ihm in den Sinn. Er lachte heimlich auf. Er beſaß einen Schatz, von dem keiner etwas wußte, einen Edelſtein, den die anderen für einen Kieſel anſahen. * 1* Kurz nach Neujahr kam der Dillinger im Schlitten nach 75 Er ſchnaufte die Treppe herauf und polterte in ie Stube. Sein feiſtes Geſicht glänzte von der kurzen tacker. Fahrt durch den Wintertag. „Ihr ſeid mir ein netter Nachbar, Rotacker! Dacht' mir, Ihr würdet mir in Dillingen einen Beſuch abſtatten. Dabei drückt Ihr den Pferderücken nicht halb ſo wie ich und ſchnappt nicht wie ich nach Luft wie ein Karpfen!“ Henning empfand s Dillingen gemacht hatte. reiten“, log er. nicht lange dürſten laſſen!“ Herren die Becher voll. Dunkeln!“ ſagte Henning. Iſt's nicht ſo, Hendel?“ aus...“ zugeſtellt. Getreidediebe.) Die Diebesbande, die len anderen Schwalben offenſichtlich gemieden und ſich ſelbſt überlaſſen wird. Ludwigshafen, 10. Aug.(Dieb zer⸗ trümmert das Schaufenſter.) Am Mittwoch früh gegen 3.30 Uhr wurde durch einen unbekannten Täter an einem Fotogeſchäft in Frieſenheim eine Schaufenſterſcheibe ein⸗ geworfen und aus der Auslage drei Foto⸗ apparate im Geſamtwerte von 400 Mark geſtohlen. 5 3 2 Freiburg, 10. Aug.(Deutſchlands jüngſte Großſtadt.) Die endgültige Zu⸗ ſammenſtellung der bei der Volkszählung ein⸗ gegangenen Ziffern haben ergeben, daß die Einwohnerzahl Freiburgs die Hunderttauſend um 708 Perſonen überſchritten habe. Freiburg iſt damit die jüngſte Großſtadt Deutſchlands geworden. Aus Anlaß der erfreulichen Tat— ſache behält ſich die Stadtverwaltung vor, eine Stiftung für ſoziale Zwecke zu errichten. Herbolzheim, 10. Aug.(Feldfrevel durch Kinder.) Einem hieſigen Landwirt wurden auf ſeinem Acker etwa 200 bis 250 Ta⸗ bakſtöcke ausgeriſſen. Als Täter wurden drei Kinder aus Wagenſtadt ermittelt, von denen das älteſte 6 Jahre alt iſt. Emmendingen, 10. Aug.(Eine weiße Schwalbe.) Hier hat ſich im Hofe des Landwirts Wilhelm Sautter eine weiße Schwalbe niedergelaſſen. Intereſſant iſt zu beobachten, wie das Tierchen von den vie⸗— len anderen Schwalben offenſichtlich gemieden und ſich ſelbſt überlaſſen wird. Todesfahrt mit dem Motorrad Schwetzingen, 10. Auguſt. Ein aus Karlsruhe kommender Polizeibe⸗ amter raſte mit ſeinem ſchweren Motorrad mit Beiwagen zwiſchen Hockenheim und Schwetzin⸗ gen gegen einen Baum, der durch den äußerſt ſtarken Auprall geknickt wurde. Die Maſchine fuhr noch weiter und beſchädigte einen zwei⸗ ten Baum ſtark. Der Führer wurde auf der Stelle getötet, das Motorrad wurde völlig eine Unſchicklichkeit, daß er dem Nachbar nicht, wie es die Sitte erheiſchte, einen Beſuch in „G'rad' in den nächſten Tagen wollt' ich zu Euch „In den nächſten Tagen?“ ſpottete der Dicke.„Viel⸗ leicht, wenn ſie meine Leiche begraben hätten!?'s wär' mir eine Ehr', die letzte Ehr'— aber ich hätt' nichts mehr davon.— Doch das iſt gewiß: Euer Wein iſt beſſer denn meiner. Drum ſetz' ich das Stück Wegs dran.“ ö Henning lachte und rief nach Hendel.„Ich will Euch Der Hausmeiſter brachte den Wein und ſchenkte den „Leg Holz aufs Feuer, Mann!“ rief Dillinger.„Der Wind weht ſcharf vom Wetterſtein her. Schlitten die Füße halb erfroren!— Trinkt, Rotacker! Kein beſſer Freud' auf Erden iſt als gutes Leben han!— Steck' die Kerzen gleich an, Hendel, ich ſitze nicht gern im „Ihr ſcheint Euch hier wohl zu fühlen, wie zu Hauſe!“ „Freilich, Rotacker! Zu Heinrichs Zeit war ich häufig zu Gaſt allhier, daß man von Gaſt kaum noch reden konnte. Der Alte nickte.„Ihr habt recht, Herr! Einmal ſchlieft Ihr drei Tage lang in der Gaſtkammer Euren Rauſch Dröhnend klang Dillingers Lachen.„Sag's ja immer, der Wein in Rotacker war allzeit gut!“ Hendel hatte die Kerzen angezündet und die Fenſter Dillinger rief ihn an der Tür zurück.„Hendel, vergiß nicht, daß zum Trinken auch das Eſſen gehört. Schau dich ein wenig in Küche und Keller um. Herr Rotacker mag ſicherlich nicht, daß ſeine Gäſte Hunger leiden.“ „Ich danke Euch, Herr Dillinger, daß Ihr mir die Laſten des Gaſtgebers ein wenig abnehmt“, ſpottete Henning; aber er konnte dem fröhlichen Dicken nicht gram ſein. zertrümmert. Naubmord an einem Kind Die Leiche im Kornatler gefunden Die Leiche muß der Mörder einige Tage lang verſteckt gehalten und ſie erſt am Sonnkag oder Montag in das Kornfeld gelegt haben. Der Bevölkerung von Mitterteich und Um— gebung hat ſich wegen des gemeinen Verbre— chens große Erregung bemächtigt. Wie das„Nürnberger Acht-Uhr-Abend⸗ Blatt“ meldet, war die Leiche ſchon ſtark in Verweſung übergegangen. Es iſt noch nicht mit Sicherheit feſtgeſtellt, ob der Knabe er— droſſelt oder erſchlagen worden iſt. Die Gendarmerie verſtändigte die Mord⸗ kommiſſion Nürnberg, ſowie Profeſſor Mo⸗ litoris⸗Erlangen, der am Tatort eintraf, um weitere Unterſuchungen an der Leiche vor— zunehmen. Es fehlten ſowohl der Schirm als auch die Einkaufstaſche, ſowie das ge⸗ ſamte einkaſſierte Geld. Die Fundſtelle der Leiche wurde von Hunderten von Neugieri— gen umlagert, ſo daß abgeſperrt werden mußte. Die Mordkommiſſion hat bereits zahlreiche Perſonen bernommen, doch fehlt noch jede Spur doe tere nicht!“ Ich hab' im Tiſch. Dillinger?“ beobachten, wie das Tierchen von den pie⸗ * Schwetzingen, 10. Aug, Grierumnre n.) Im Rhein bei Neulußheim ertrank in den Abendſtunden der 19 Jahre alte Willy Salz⸗ geber beim Baden. Die Leiche iſt noch nicht geborgen. 8 Bruchſal, 10. Aug.(Zentrumsfüh⸗ rer in Unterſuchungshaft.) Der frühere Stadtrat des Zentrums, Rechtsan⸗ walt Duttenhöfer, würde nun aus der Schutzhaft in die Unterſuchungshaft ver⸗ bracht, nachdem das Material wegen ſchwe⸗ rer Beſchuldigungen der Staatsanwaltſchaft übergeben wurde. Märkte und Vörſen vom 9. Auguſt. (Amtlich). Karlsruher Produktenbörſe. Es notierten per 100 Kilo in Reichsmark bei Waggonbezug: Weizen neue Ernte 19.50 bis 18.75; Noggen neue Ernte 15.75 bis 16.25; Wintergerſte 15.50 bis 16; Hafer alte Ernte 15.50; Weizenmehl mit Austauſchweizen alte Ernte 29.50 bis 30; Weizenmehl Inlandsmah⸗ lung alte Ernte 28.50 bis 29; Weizenmehl mit Austauſchweizen Sept.⸗Okt. 28.50 bis 29: Weizenmehl Inlandsmahlung per Sept.⸗Okt. 27.50 bis 28; Roggenmehl alte Ernte 23.50; Weizenbollmehl 10.50; Weizenkleie feine 7.75 bis 8; dito grobe 8.25 bis 8.50; Biertreber 13; Trockenſchnitzel 7.75; Malzkeime 11 bis 12, Erdnußkuchen 15.75 bis 16.25; Palmkuchen 14 bis 14.25; Soyaſchrot 15 bis 15.25; Lein⸗ kuchenmehl 16.25 bis 16.50; einſchließlich Mo⸗ nopolabgabe; Frühkartoffeln inl. gelbe, ein⸗ ſchließlich Sack 5.10 bis 5.30; dito weiße 4.90 bis 5; Wieſenheu neue Ernte 5 bis 5.50; A 6 bis 6.50; Weizen- und Roggenſtroh 40. Frankfurter Produktenbörſe. Weizen 190; Roggen neu 155 bis 160, Sommergerſte Wetterauer 177.50 bis 180, Wintergerſte vierzeilig 150, Hafer 149 bis 150 je Tonne; Weizenmehl mit Austauſchweizen 28.75 bis 29.75; dito ohne Austauſchweizen 27.75 bis 28.75, Rogoenmehr 23 bis 23.50, ſüddeutſches 23.25, M ie 7.50 bis 7.60: Schifferſtadter Gemüſeauktion v. 9. Aug. Auf der Auktion wurden folgende Preiſe notiert: Tomaten 10 bis 14, Weßkohl 3 bis 5. Rotkohl 5 bis 6, Wirſingkohl 6 bis 7,5, Buſchbohnen 6 bis 10, Stangenbohnen 13 bis 15, Erbſen 11 bis 13, Zwiebeln 3,25 bis 3,75, Kartoffeln 2 bis 2,25, Blumenkohl 5 bis 18, Einleggurken pro 100 Stück 60 bis 100, Gurken pro Stück 15 bis 20, Kopfſalat 2 bis 4, Endivienſalat 2 bis 5, Kohlrabi 2 bis 3, Rettiche 1 bis 3, Karotten 2 bis 3, Grünes Bündel 2 bis 255. Badiſch-pfälziſche häuteauktion. Auf der in Karlsruhe ſtattgefundenen Zentral-Häute⸗ auktion für das badiſch⸗pfälziſche Gefälle ga⸗ ben Kalbfelle und Häute 1 bis 3 Pfennig im Preiſe nach. Zum Angebot kamen 14162 Stück Großviehhäute, 18 959 Stück Kalbfelle und 930 Stück Hammelfelle. Es erzielten in Pfennig pro Pfund: Kuhhäute rote 35 bis 51,25, Ochſenhäute 27,5 bis 46, Rinderhäute 46 bis 52, Bullenhäute 27 bis 37, Schuß⸗ häute 24,75, Kuhhäute bunte 26 bis 32, Ochſenhäute 28 bis 31, Rinderhäute bunte 40, Bullenhäute bunte 21 bis 24,5, Kalbfelle r. 55 bis 74, Schußkalbfelle 39 bis 40, Kalb⸗ felle bunt 44 bis 51, Schaffelle grobwollig 33,5 bis 36,5. Die nächſte Auktion für das badiſch⸗pfälziſche Gefälle findet am 14. Sep⸗ tember in Mannheim ſtott. Als ſie allein waren, beugte ſich der Dillinger zu Henning vor.„Die Berbe habt Ihr mir nicht geſchickt, Rotacker. Iſt Euch das Waldſtück zu klein, leg' ich Euch noch ein paar Hufen Acker dazu.“ Eine ſcharfe Falte lag auf Hennings Stirn. Er ſtieß den Becher hart auf den Tiſch. „Ich ſagt' Euch ſchon einmal, daß ich keinen Handel treibe. Die Berbe mögt Ihr ſelber fragen, ob ſie mit Euch nach Dillingen fahren will.“ Er ſtand auf und rief nach Hendel auf den Gang hinaus.„Laß die Berbe kommen, Hendel!“ „Will ſehen, Herr, ob ſie im Hauſe iſt!“ „Ihr habt wohl ſelbſt Gefallen an der Dirne ge— funden?“ fragte Dillinger.„Ein Wunder wär's am Ende Die kleinen Aeuglein Dillingers blitzten Henning in luſtigem Spott an. „Und wenn es ſo wär', Dillinger“, rief Henning,„ich laß der Berbe freien Willen!“ „Gebt mir die Hand darauf, Rotacker!“ Henning lachte hell auf. Da kam die Berbe in die Stube.„Du ließt mich rufen, Herr!?“. Henning wandte ſich nicht nach der Frau um. Er blickte lächelnd auf den Dillinger. einem Ruck aus dem Stuhl empor. Er riß die Augen in maßloſem Staunen auf. „Das— das wär' die Berbe?“ Henning ſprang lachend auf und führte Berbe zum Der richtete ſich mit „Wollt Ihr meine Herzliebſte nicht begrüßen, Herr Der Dicke ſchob den Stuhl zurück und erhob ſich ſchwer⸗ fällig. Er neigte ſich vor der Berbe tief, andächtig. „Du— Ihr— habt Euch recht herausgemauſert, ſeit ich Euch letzthin ſah“, ſagte er. Um Berbes Mund zuckte ein Lachen.„Und Ihr ſeid noch dicker geworden in der Zeit.“ 5 „Du ſollſt uns ein wenig Geſellſchaft leiſten, Berbe!“ (Fortſetzung folgt.) Nach dem fremden„Schritt“ Frankreich will abwarlen. Paris, 10. Auguſt. Die Auffaſſung, daß die franzöſiſche Re⸗ gierung die deutſche Antwort auf die Schrit⸗ ke Frankreichs und Englands nicht als late⸗ goriſche Ablehnung anſehe und daher die Entwicklung der Dinge ahwarten möchte, be⸗ vor ſie ſich zu weiteren Schritten entſchließe, wird durch die Stellungnahme der Morgen⸗ preſſe vollauf beſtätigt. Der offiziöſe„Petit Pariſien“ führt u. o. aus, daß die deutſche Antwort keine„Ableh⸗ nung“, ſondern nur eine„Widerlegung“ darſtelle, und daß die Reichsregierung ſchließlich gegenüber den erhobenen Vorſtel⸗ lungen nicht taub bleiben könnte, worauf es eigentlich ankomme. Wenn alſo die Zwi⸗ ſchenfälle ſich nicht wiederholten, werde die Angelegenheit als geregelt anzuſehen ſein. Im entgegengeſetzten Falle bleibe den Mäch⸗ ten immer noch der Rückgriff auf den Völ⸗ kerbund, der dann allerdings rigoros durch⸗ geführt werden müſſe. Nichts neues aus London. London, 10. Auguſt. Die Londoner Blätter beſprechen immer noch die deutſche Antwort auf die fremde Vorſtellung, ohne aber neue Gedankengänge dazu zu bringen. Bemerkenswert iſt nur ei⸗ ne Darlegung im„Evening Standard“, der es unſinnig nennt, anzunehmen, daß die deutſchen Nationalſozialiſten ihre Sympa⸗ thie für die öſterreichiſchen Nationalſoziali⸗ ſten und ihr Intereſſe an deren Ergehen auf⸗ geben könnten. Hieraus ergebe ſich aber nicht, ſo meint das Blatt, daß deutſcherſeits ein nationalſozialiſtiſcher Sieg in Oeſterreich als Vorſpiel zum Anſchluß erwartet werde. Es gebe in Danzig eine nationalſozialiſtiſche Regierung, die von der nationalſozialiſtiſchen Reichsregierung völlig unabhängig ſei und es beſtehe kein Grund, weshalb dieſelbe La⸗ ge nicht auch in Oeſterreich eintreten ſollte. Insgeſamt 45 Jahre Gefängnis Braunſchweiger Aktion gegen die APD. * Braunſchweig, 10. Auguſt. Die braunſchweigiſche Landespolizei hat, nachdem in der letzten Zeit ein Anwachſen der kommuniſtiſchen Wühlarbeit feſtzuſtellen war, durchgegriffen und mit Unterſtützung der Hilfspolizei im Laufe einer zweitägigen Aktion im ganzen Lande Braunſchweig rund 250 Marxiſten, darunter auch einige Frauen, verhaftet. Am Dienstag wurden bereits 70 Marxiſten dem Schnellrichter vorgeführt und 60 von ihnen zu insgeſamt rund 45 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Mindeſt⸗ ſtrafe betrug einen Monat, die Höchſtſtrafe ſechseinhalb Jahre. Fünf Marxiſten kamen in Unterſuchungshaft, während weitere fünf mangels Beweiſes freigeſprochen wurden. Die übrigen Verhafteten kommen heute vor den Schnellrichter. Ein kleiner Teil von ih⸗ nen iſt wieder entlaſſen worden. Warenhausſteuer in Anhalt Das anhaltiſche Staatsminiſterium hat rück⸗ wirkend vom 1. 4. 33 ab eine Warenhausſteuer für Großbetriebe, die Einzelhandel mit Waren betrriben, ſowie für Einheitspreisgeſchäfte und Kleinpreisgeſchäfte eingeführt. Danach betragen die für den Staat und die Gemeinden zu ent⸗ richtenden Zuſchläge zur Gewerbeſteuer 100 Prozent. Durch eine gleiche Regelung hat das Staatsminiſterium die Steuer für Filialbetrie— be von 20 auf 40 Prozent erhöht. Sperre bis 1934 Aufnahmegeſuche in die NSDAP. zwecklos. München, 10. Auguſt. „Der Reichsſchatzmeiſter der NSDAP. ver⸗ öffentlicht im„Völkiſchen Beobachter“ fol⸗ gende Bekanntmachung: Es beſteht Veran⸗ laſſung, darauf hinzuweiſen, daß für die Dauer der Mitgliederſperre, welche voraus- ſichtlich nicht vor 1. April 1934 aufgehoben werden wird, Geſuche um Aufnahme in die NSDAP. zwecklos ſind. Den Ortsgruppen wird es unterſagt, jetzt ſchon Aufnahmeer— klärungen entgegen zu nehmen, um dieſe nach Ablauf der Sperre vorzulegen. hermann Levis Nachlaß Wie die„Münchener Zeitung“ hört, iſt es dem Generaldirektor der bayriſchen Staats⸗ bibliothek, Dr. Reismüller, gelungen, den kunſtgeſchichtlich ſehr bedeutſamen Nachlaß des langjährigen Kgl. bayeriſchen Hofkapell⸗ meiſters und Generalmuſikdirektors Her: mann Levi in München, des treuen Kämp⸗ fers und Helfers Richard Wagners in Mün⸗ chen und Bayreuth, käuflich zu erwerben. Die Sammlung umfaßt in etwa 1700 Nummern einen Briefwechſel des Dirigenten mit allen Mitgliedern des Hauſes Wahn⸗ fried, darunter gegen 170 autographe Briefe und Briefchen von Frau Coſima, außerdem umfangreiche Korreſpondenzen Levis mit einer großer Zahl führender deutſcher und ausländiſcher Komponiſten uſw., aus der Epoche etwa 1860 bis 1900. Vorläufige Mit⸗ teilungen über die koſtbare, beſonders auch für die muſikaliſchen Verhältniſſe des dama⸗ ligen München aufſchlufreiche Sammlung wird Geheimrat Or. Adolf Sandberger⸗ München demnächſt veröffentlichen. Vier Deutſche in Straßburg verurteilt Paris, 10. Auguſt. „Echo de Paris“ gibt eine Agenturmel⸗ dung aus Straßburg wieder, wonach vor dem dortigen Gericht die vier bei den Streik⸗ unruhen feſtgenommenen Deutſchen erſchie— nen. Der Rechtsanwalt Kaufmann wurde wegen verbotenen Waffentragens und an⸗ geblicher Mittäterſchaft zu drei Wochen Ge⸗ fängnis verurteilt, die übrigen Angeklagten zu je acht Tagen Gefängnis und ſämtliche Angeklagten außerdem zu einer Geldſtrafe von je 50 Frances und zur Traaunse der Koſten. Ruheſtörung in Dublin Dublin, 10. Auguſt. Im Zentrum der Stadt Dublin kam es anläßlich einer Ballfeſtlichkeit der Blauhem⸗ den zu ſchweren Ruͤheſtörungen. Vor dem Gebäude, in dem die Feſtlichkeit ſtattfand, hatten ſich ſchätzungsweiſe 5000 Menſchen eingefunden, die Schmährufe gegen die ein⸗ treffenden Blauhemden ausſtießen. Die Menge warf auch mit Steinen gegen das Haus. Zahlreiche Perſonen wurden verletzt. Die Polizei unternahm einen Angriff mit dem Gummiknüppel und drängte die Menge zurück. Als der vormalige Präſident Cos⸗ grave eintraf, zeigte ſich, daß ſein Wagen durch Steinwürfe beſchädigt war. Machado will bleiben Havanna, 10. Auguſt. Präſident Machado hat die Erklärung ab— gegeben, daß er entſchloſſen ſei, an ſeinem Präſidentenamte feſtzuhalten. Während ſich in Havanna ſelbſt die Ruhe⸗ ſtörungen nur noch vereinzelt wiederholt ha— ben, wobei zwei Polizeibeamte getötet und zwei andere durch Schüſſe verletzt wurden, kommen aus dem Inneren der Inſel Kuba Nach⸗ richten über ſchwere Zuſammenſtöße, die mehrere Tote forderten. Das Militär in Havanna iſt in die Kaſernen zurückgezogen worden. Neutrale Beobachter der Lage ſind der Mei⸗ nung, daß Präſident Machado ſich entſcheiden müſſe, ob er einem Vorſchlag des Botſchafters der Vereinigten Staaten, die Inſel zu verlaſ⸗ ſen, nachkommen oder den Revolutionären wei⸗ ter entgegentreten will, was eine Interven— tion der Vereiniaten Staaten zur Folge ha— ben würde. Deutſche Tagesſchan Badeverbot für Juden in Straub. g. In der Stadtratsſitzung in Straubing wur— de der Antrag geſtellt, den Juden das Baden in der Donau zu verbieten. Der Antrag wurde einſtimmig angenommen. Damit iſt den Juden das Baden in der Donau im Be— reich des Stadtbezirks unterſagt. Der Reichswehrminiſter beim Kanzler. Re... ler Adolf Hitler empfing auf dem Obersalzberg Reichswehrminiſter von Blom⸗ berg zu einer Beſprechung. Drei⸗Millionen⸗Spende. Die dem Arbeitgeberverband Düſſeldorf, Benrath, Reisholz, Hilden angeſchloſſenen Fa⸗ brikanten haben drei Millionen Mark für die Spende zur Förderung der nationalen Arbeit zur Verfügung geſtellt. Bernhard Weiß aus der Rechtsanwaltsliſte geſtrichen. In-der vom Amtlichen Preußiſchen Preſſe⸗ dienſt veröffentlichten Aufzählung der in der Liſte der Rechtsanwälte gelöſchten Perſonen befindet ſich auch der Name des ehemaligen i Vizepolizeipräſidenten Dr. Bernhard eiß. Fremdes Intereſſe für deutſche Arbeitslager. In den letzten Tagen ſind fünfzehn engliſche und amerikaniſche Studenten auf drei bis vier Wochen zur Dienſtleiſtung in deutſche Arbeits⸗ lager aufgenommen worden. Zahlreiche aus⸗ ländiſche politiſche Perſönlichkeiten, Profeſſoren usw., haben Arbeitslager beſichtigt. Darunter befinden ſich vorwiegend Briten und Ameri⸗ kaner. Auch ein Franzoſe iſt dabei geweſen. Der mexikaniſche Geſandte hat ebenfalls Ar⸗ beitslager beſichtigt. Für Vollziehungsbeamte verboten. In einem Runderlaß weiſt der preußiſche Miniſter des Innern darauf hin, daß, da neuerdings mit Uniformen oder Uniformteilen vielfach Mißbrauch getrieben wird, es den Vollziehungsbeamten, die keine Dienſtkleidung tragen, verboten iſt, ihren Dienſt anders als in Zivilkleidung auszuüben. Deutſche Studenten beſuche! Langemarck. 250 deutſche Studenten, Teilnehmer des Aachener Studententages, haben eine Fahrt zu den Kriegergräbern nach Flandern unternom⸗ men, wo ſie auch den Friedhof von Langemarck beſuchten. Auf dem Friedhof hielt der Füh⸗ rer der Deutſchen Studentenſchaft, Gerhart Krüger, eine Anſprache. Bei der Kranznieder⸗ legung ſprach auch ein Vertreter der bulgari⸗ ſchen Studentenſchaft. 5 5 0 1 Auslands⸗Nundſchau Die Streiklage in Skraßburg. Ein junger Maurer in Straßburg wurde von Arbeiksloſen aus Rache dafür, daß er der Streikparole zum Trotz gearbeitet hatte, durch Meſſerſtiche ſchwer verletzt. Die Streik⸗ lage iſt unverändert. Die Kommuniſten ent⸗ falten eine eifrige Tätigkeit, hetzen die Ar⸗ beiter auf und wollen auch in den Privat⸗ betrieben einen Streik entfachen. Kämpfe an der Irakgrenze. An der ſyriſchen Grenze des Irak iſt zwi⸗ ſchen aſſyriſchen Chriſten, die erſt vor kur⸗ zem nach Syrien gekommen ſind, und der Grenzarmee des Irak ein ſchwerer Kampf ausgebrochen, bei dem die Soldaten des Irak 45 Tote und die Aſſyrer 95 Tote und zahl⸗ reiche Verwundete verloren haben. Friedhof⸗Anruhen in Tunis. 1 Auf einem islamitiſchen Friedhof in Tu⸗ nis kam es zu Unruhen, als das Kind eines in franzöſiſchen Dienſten ſtehenden Tune⸗ ſiers dort beigeſetzt werden ſollte. Die Men⸗ ge proteſtierte gegen dieſe„Schändung“ des Friedhofes. Militär mußte eingreifen, das erſt nach Salven der Menge Herr werden konnte. Es gab einen Toten und mehrere Verletzte, auch hei den Soldaten Valbo in Liſſabon Unglücksfall beim Start in Delgada. Liſſabon, 10. Auguſt. Die Flugzeuge des Balbo⸗Geſchwaders ſind auf dem Tajo niedergegangen. Ein aus vierzehn Flugzeugen beſtehendes portugieſi⸗ ſches Geſchwader iſt den Italienern entge— engeflogen. N 5 Bei dein Start des Balbo⸗Geſchwaders in Ponta Delgada iſt ein Flugzeug ins Meer eſtürzt. Wie es heißt ſind vier Mann der agu verletzt. Der Leutnant Squagli ſoll eine ſchwere Gehirnerſchütterung erlitten haben, nach einer Londoner Meldung ſoll er ſeinen Verletzungen erlegen ſein. „Graf Zeppelin“ in Pernambuco gelandet. Pernambuco, 10. Auguſt. Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ iſt in Per⸗ nambuco gelandet. Franzöſiſches Fiſcherboot reitet Heidelberger Kannfahrer London, 10. Auguſt. Zwei deutſche Studenten aus Heidelberg, der 21 Jahre alte Waldemar Reune und der 19 Jahre alte F. Schnitzel, die den Aermelkanal von Calais nach Dover im Ka⸗ nu zu überqueren verſuchten, gerieten in ei⸗ ne äußerſt gefährliche Lage, aus der ſie von einem franzöſiſchen Fiſcherboot gerettet wurden. Sie befanden ſich im Kanal, unge⸗ fähr noch 12 km von Dover entfernt, als ſchwere Böen einſetzten, das kleine Fahrzeug hin⸗ und herſchleuderten und die beiden jun— gen Leute mit ihrem Boot in Gefahr brach— ten, abgetrieben zu werden. Ein franzöſiſches Fiſcherboot aus Calais rief die ſungen Leute an, die ſich jedoch enkſchloſſen zeigten, durchzuhalten. Die franzöſiſchen Fiſcher rielen aber den jungen Leuten angeſichts der ſchweren See von ihrem weiteren Unterfangen ab. Schließlich nahmen die beiden Stu- denten auch den Rat der erfahrenen Seeleute an. Sie wurden mit größter Mühe an Bord des franzöſiſchen Fiſcherbobtes genommen, deſ⸗ ſen Beſatzung dann auch das zerbrechliche Fahrzeug der beiden Deutſchen barg. Die beiden Studenten hoffen immer noch, vor ihrer Rückreiſe nach Heidelberg die Fahrt nach London antreten zu können. Flugzeugunfälle Prag, 10. Auguſt. Während eines Uebungsfluges ſtürzte in der Nähe von Prag ein Jagdflugzeug ab. Offenbar war es nach einem Sturzfluge nicht rechtzeitig ins Gleichgewicht gebracht worden. Der Pilot ſprang etwa 80 Meter über dem Erdboden ab. Da ſein Fallſchirm ſich nicht öffnete, fand er den Tod. Ein zweites ſchweres Flugzeugunglück er⸗ eignete ſich auf dem Flugplatz Milowic. Ein Flugzeug, das mit einem Photomaſchinenge⸗ wehr Schießübungen vorzunehmen hatte, ſtürzte aus einer Höhe von 400 bis 500 Meter beim Nehmen einer Kurve ab. Das Flugzeug wurde zertrümmert. Der Pilot und der Me⸗ chaniker fanden den Tod. Ein dritter Fliegerunfall auf dem Flugplatz in Mlacky nahm einen glücklicheren Ausgang. Bei der Durchführung eines Uebungsbombar⸗ dements fiel, offenbar infolge eines ſtarken Windſtoßes, ein Korporal aus einem Flugzeug. Der Korporal benutzte den Fallſchirm, der ſich rechtzeitig öffnete und eine glatte Landung er⸗ möglichte. N J 19 8. Hserglanz- krftigt und störłct des dar Die Zahl der bei den Arbeitsämtern ge⸗ 175 Arbeitsloſen iſt in der Zeit vom 6. is 31. Juli um rund 358 500 auf 4 468 500 am 1. Juli geſunken. 3 5 Der„Generalſtreik“ in Apenrade iſt ohne wirkſam zu werden, zuſammengebrochen. Das deutſche Schiff„Maya“ hat den Hafen, nach der Löſchung durch Nationalſozialiſten unter der Hakenkreuzfahne verlaſſen. Ein franzöſiſches Fiſcherboot aus Calais hat zwei Studenten aus Heidelberg, die auf der Fahrt über den Kanal mit ihrem Kanu in Seenot geraten ſind, an Bord genommen. In der Nähe von Mitterteich in der Ober⸗ pfalz iſt an einem 12 jährigen Kind, das für ſeinen Vater die Rente abgeholt hatte, ein Raubmord verübt worden. Das Balbo⸗Geſchwader iſt auf dem Tajo bei Liſſabon gelandet. Beim Start in Del⸗ gada ſtürzte eine Maſchine ins Meer. Ein Offizier ſoll dabei den Tod gefunden haben. Italiens Haltung Der franzöſiſch-engliſche Schritt in Berlin war überflüſſig. Rom, 10. Auguſt. Wie die Agenzia Stefani meldet, werden in verantwortlichen römiſchen Kreiſen mit Bezug auf den kürzlich erfolgten Schritt in Berlin wegen der Frage der ö6öſterreichiſch⸗ deutſchen Beziehungen folgende Mitteilun⸗ gen gemacht: Im Laufe einer langen Ankerhaltung über die europäiſche Geſamklage und die italieniſch⸗deulſchen i hat Miniſterpräſidentk Muſſolini die Auf. merkſamkeit des Vizekanzlers von Pa- pen bei Gelegenheit ſeines Beſuches in Rom im vergangenen Juli auf die Not- wendigke gelenkt, eine Entſpannung zwiſchen Deſterreich und Deukſchland zu erzielen, die im Intereſſe der Beziehun⸗ gen zwiſchen beiden Ländern und dieſen Ländern mit den anderen Nationen liege. Vizekanzler v. Papen hat darauf die Erklä⸗ rung abgegeben, daß er dem Reichskanzler darüber Bericht erſtatten werde und iſt die⸗ ſer Zuſage nachgekommen. Zwiſchen den diplomatiſchen Vertretern der beiden Regie⸗ rungen folgten dann Unterhaltungen über dieſen Gegerlend die— was eigent⸗ müberflüſſig, beſonders zu bemerken— ſtets einen ſehr diskreten und privaten Charakter trugen. Da die britiſche Regierung inzwi⸗ ſchen die Initiative zu einem Schritt in Ber⸗ lin ergriffen hatte, wies die italieniſche Re⸗ gerung darauf hin, daß es ihr im Intereſſe des gewünſchten Erfolges zweckmäßiger er⸗ ſcheine, den Ausgang der im Zuge be⸗ findlichen privaten und vertraulichen Unter⸗ haltungen abzuwarten. In Verfolg dieſer Unterhalkungen hat die deulſche Regierung dem italieniſchen Botſchafler beruhigende Verſicherungen über die RNadſopropaganda und die Ueberfliegung öſterreichiſchen Gehietes abgegeben. Die italieniſche Regierung beeilte ſich darauf, den Inhalt dieſer Antwort dem engli⸗ ſchen und dem franzöſiſchen diploma⸗ tiſchen Vertreter bekanntzugeben und beton⸗ te dabei, daß ſie es für zweckmäßig erachte, den Schritt in Berlin nicht ſtattfinden zu laſſen. Dieſer Schritt hätte vermie⸗ den werden können, wenn die für die ent⸗ ſprechenden Mitteilungen von London und Paris nach Berlin notwendige Zeit zur Ver⸗ fügung geſtanden hätte. Die römiſchen Kreiſe ind der Anſicht. daß es in Zukunft durchaus nokwendig iſt, der Reihe von Zwiſchenfällen Einhalt zu kun, um die erwünſchte Rückkehr zu normalen Be⸗ ziehungen zwiſchen Bertin und Wien herbei zuführen. Grüße an Hitler und Muſſolini Berlin, 10. Auguſt. Von der Rheinfahrt, die die Avantgardi⸗ ſten gemeinſam mit Hitler-Jugend unternah⸗ men, wurde, wie die Nationalſozialiſtiſche Partei⸗Korreſpondenz mitteilt, an Miniſter⸗ präſident Muſſolini und an Reichskanzler Adolf Hitler folgendes Telegramm geſandt. „Hitler⸗Zugend und Balilla grüßen auf ihrer Rheinfahrt Ew. Exzellenz. Möge die Freundſchaft zwiſchen deulſcher und italieni⸗ 135 Jugend immer inniger und feſter wer. n.— Baldur von Schirach, Alberto Gigli. Die Saar-Journaliſten an den Völkerbund. Genf, 10. Aug. Der Verein der Saarlän— diſchen Preſſe hat an den Generalſekretär des Völkerbundes ein Proteſtſchreiben ge richtet gegen die Maßnahmen der ſaarländ⸗ ſchen egierungskommiſſion, die am 27. März durch 10 Dekret die Tätigkeit der ſaarländiſchen Journaliſten ernſtlich gefähr⸗ det hat. Der Saarländiſche Preſſeverein bit tet den Völkerbundsrat, dafür zu ſorgen, daß die nötigen Maßnahmen zur Unterdrückung der überflüſſigen und unwürdigen Ein: e der Preſſefreiheit getroffen werden. 5 Bropellerboot i Alm, 10. Auguſt. Ein Propellerboot wurde auf der Donau in Thalfingen zwiſchen Waſſerübungsplatz Pi. 5 in der Fahrt ausprobiert. Es war mit wei Herren und einer Dame beſetzt. Der ropeller befand ſich etwa über der Mitte des Bootes, während der Anfahrt und kurz vor dem Landen arbeitete Schraubenkraft mit. Herſteller und Erfinder iſt ein ſtellen⸗ loſer Ingenieur aus Bayern Wieder zwei Opfer der Verge München, 10. Auguſt. Im Wetterſteingebiet ſtürzte der Münche⸗ ner Touriſt Haſelbeck ab. Er war ſofort tot. Seine zwei Begleiter erlitten Kopfverletzun⸗ gen. Im Zugſpitzgebiet ſtürzte in der Nähe des Schneefernerhauſes der 14 jährige Karl Heinz Langer aus Ehrwald ab. Er trug ſchwere Verletzungen davon und iſt auf dem Transport geſtorben. geltſame Art des Geldausgebens f Wien, 10. Auguſt. Aus dem Schnellzug Prag— Wien wurden während der Fahrt durch die Station Dürn⸗ krut aus einem Abteil 1. Klaſſe zerriſſene Hundert⸗Schilling⸗Noten in großer Anzahl herausgeworfen. Die Stücke wurden vom Bahnperſonal geſammelt, und es ſtellte ſich haraus, daß die zerriſſenen Banknoten echt waren. Wer der Fabrgaſt war, der ſich der Banknoten entledigt at, iſt noch unbekannt. Aus den Nachbarländern Feſtnahme einer Falſchmünzerbande. Ludwigshafen, 10. Aug. Eine ledige Haus⸗ angeſtellte verſuchte auf in Wochenmarkt bei kleinen Einkäufen falſche Dreimarkſtücke in Ver⸗ kehr zu bringen. In einem Falle gelang ihr zwar der Trick, eine Marktfrau erkannte jedoch das Falſifikat als ſolches und auf deren Veranlaſſung wurde die Hausangeſtellte durch die Polizei feſtgenommen. Soforlige Erhebun⸗ gen durch die Kriminalpolizei ergaben, daß der Geliebte der Hausangeſtellten, ein lediger Uhrmacher von hier, falſche Dreimarkſtücke in größerer Anzahl herſtellte, die er teils ſelbſt, teils durch ſeine Geliebte, ſowie durch einen verheirateten ſtellenloſen kaufmänniſchen An⸗ geſtellten und eine verheiratete Schweſter des Uhrmachers in der Hauptſache in Ludwigsha⸗ fen und Mannheim in Verkehr brachte. Alle Beteiligten wurden feſtgenommen. Eine große Anzahl falſcher Dreimarkſtücke und die zur Herſtellung verwendeten Formen, Metalle uſw. konnten beſchlagnahmt werden. Den Nebenbuhler erſchoſſen. Landau, 10. Aug. Als am Mittwoch mor⸗ gen gegen 2 Uhr der Dreſchmaſchinenbeſitzer Martin Muth in Oberhochſtadt in ſeine Woh⸗ nung zurückkehrte, traf er den 31jährigen ver⸗ heirateten Milchhändler Ernſt Gensheimer bei ſeiner Frau an. Er griff zur Waffe und feu⸗ erte auf den Rebenbuhler einen Schuß ab, durch den Gensheimer auf der Stelle getötet wurde. 1 Dörnbach, 10. Aug.(Vom Blitz er⸗ ſchlagen.) Der in den 50er Jahren ſtehende ledige Georg Steller von hier, der auf dem Felde beschäftigt war, wurde vom Butz er⸗ ſchlagen. Steller hatte unter einem Baum vor einem heranziehenden Gewitter Schutz ge⸗ ſucht. Der Blitz ſchlug in den Baum ein und traf den Mann, der nach einigen Minu⸗ ten unter großen Schmerzen verſchied. Seine Familienangehörigen ſtanden in der Nähe. Lampertheim, 10. Aug.(Beſtrafte Getreidediebe.) Die Diebesbande, die in dieſem Frühjahr etwa 50 Doppelzentner Weizen auf dem Hofgut Kirſchgartshauſen nach und nach geſtohlen und im Auto fort⸗ geſchafft haben, wurde jetzt von dem Schöf⸗ fengericht Mannheim abgeurteilt. Sieben Angeklagte erhielten Gefängnisſtrafen von vier bis neun Monaten. —* Gaggenau, 10. Aug.(mit dem Mo⸗ torrad ins Schaufenſter.) An einer gefährlichen Verlehrsſtelle bei der katholiſchen Kirche ereignete ſich ein ſchwerer Unglücksfall. Der Kaufmann Albert Weſtermann aus Ba⸗ den⸗Baden wollte mit ſeinem Motorrad einem Auto vorfahren. Das Auto bog aber im ſelben Moment in die Adlerſtraße ein. Dadurch verlor Weſtermann die Gewalt über ſein Mo⸗ torrad. Er fuhr mit voller Wucht auf den Bürgerſteig und direkt in das große Schau— fenſter des Kaufhauſes Guggenheim, wobei er einen Radfahrer aus Biſchweier, der vor dem Schaufenſter ſtand, umwarf und ſchwer ver⸗ letzte. Das Schaufenſter wurde vollſtändig zertrümmert. Auch Weſtermann trug ſehr ſchwere Verletzungen davon. Die Schlagader mußte ihm ſofort abgebunden werden, damit er nicht verblutete. Er wurde dann nach Ba— den-Baden ins Krankenhaus überführt. Lörrach, 10. Aug.(Unter das Auto geraten.) An der Ecke Tumringer⸗ und Riesſtraße kam der 53 Jahre alte Ernſt Heu⸗ berger beim Radfahren unter ein Auto. Er zog ſich dabei einen ſchweren Unterſchenkelbruch ſowie einen Schlüſſelbeinbruch zu und wurde in das Städtiſche Krankenhaus eingeliefert. Emmendingen, 10. Aug.(Eine weiße Schwalbe.) Hier hat ſich im Hofe des Landwirts Wilhelm Sautter eine weiße Dchwalbe niedergelaſſen. Intereſſant iſt au und ſich ſelbſt überlaſſen wird. Ludwigshafen, 10. Aug.(Dieb zer⸗ in Frieſenheim eine Schaufenſterſcheibe ein⸗ geworfen und aus der Auslage drei Foto⸗ apparate im Geſamtwerte von 400 Mark geſtohlen. 1 5 2 Freiburg, 10. Aug.(Deutſchlands jüngſte Großſtadt.) Die endgültige Zu⸗ ſammenſtellung der bei der Volkszählung ein⸗ gegangenen Zifſern haben ergeben, daß die Einwohnerzahl Freiburgs die Hunderttauſend um 708 Perſonen überſchritten habe. Freiburg iſt damit die jüngſte Großſtadt Deutſchlands geworden. Aus Anlaß der erfreulichen Tat⸗ ſache behält ſich die Stadtverwaltung vor, eine Stiftung für ſoziale Zwecke zu errichten. Herbolzheim, 10. Aug.(Feldfrevel durch Kinder.) Einem hieſigen Landwirt wurden auf ſeinem Acker etwa 200 bis 250 Ta⸗ bakſtöcke ausgeriſſen. Als Täter wurden drei Kinder aus Wagenſtadt ermittelt, von denen das älteſte 6 Jahre alt iſt. Emmendingen, 10. Aug. Schwalbe.) Hier hat ſich im Hofe des Landwirts Wilhelm Sautter eine weiße Schwalbe niedergelaſſen. Intereſſant iſt zu beobachten, wie das Tierchen von den vie⸗ len anderen Schwalben offenſichtlich gemieden und ſich ſelbſt überlaſſen wird. — Todesfahrt mit dem Motorrad Schwetzingen, 10. Auguſt. Ein aus Karlsruhe kommender Polizeibe⸗ amter raſte mit ſeinem ſchweren Motorrad mit Beiwagen zwiſchen Hockenheim und Schwetzin⸗ gen gegen emen Baum, der durch den äußerſt ſtarken Anprall geknickt wurde. Die Maſchine fuhr noch weiter und beſchädigte einen zwei⸗ ten Baum ſtark. Der Führer wurde auf der Stelle getötet, das Motorrad wurde völlig (Eine weiße zertrümmert. Naubmord an einem Kind Die Leiche im Kornader gefunden Mitterteich(Obpf.), 10. Auguſt. Seit dem 1. Auguſt iſt ein 12 jähriger Junge, der Sohn eines Invaliden aus Gro— ßendorf, vermißt worden. Der Junge war von ſeinem Vater nach Mitterteich geſchickt worden, die fällige Monatsrente von 51.70 Mark abzuholen und iſt von dieſem Weg nicht zurückgekommen. Man befürchtete gleich, der Junge könnte einem Verbrechen zum Opfer gefallen ſein und dieſe Befürch⸗ tung hat ſich, wie bereits einmal kurz ge— meldet, jetzt beſtätigt. Die Leiche des Kindes iſt in einem Korn- acker aufgefunden worden, um den Hals war ein Strick gelegt. Es iſt anzunehmen, daß es ſich um einen Raub m or d handelt. Der Mörder hatte wahrſcheinlich davon Kenntnis, daß der jun— ge Fiſcher die Rente ſeines Vaters heimbrin⸗ gen ſollte. Man vermutet, daß der Knabe in ein VBerſteck gelockt und dort ermordet Copyright by Martin Feuchtwanger. Halle(Saale) 1 118 1 Sie hatte die Haare in modiſcher Art hochgeſteckt. Schmaler und raſſiger erſchien das Geſicht, von Purpur⸗ röte übergoſſen, ein Lächeln von rührender Verlegenheit um den Mund. Henning Rotacker ſchritt auf ſie zu und neigte ſich vor ihr wie vor einer Edeldame. Es war im Scherz ein zwingender Ernſt. Aber Berbe flog an ſeinen Hals und barg beſchämt das Geſicht an ſeine Schulter. „Oh, du—, flüſterte ſie. Henning zog ſie lachend an den Tiſch. „Komm, wir wollen die Küchlein koſten; die Gret iſt ſtolz auf ihr Backwerk.“ Sie ſaßen ſich einander gegenüber, knabberten an den N Kuchen, knackten Nüſſe, tranken den Wein und waren von iebe trunken. Aber das glückliche Staunen verlor ſich nicht aus Hennings Augen. Die häßlichen Schimpfworte der Bauernburſchen kamen ihm in den Sinn. Er lachte heimlich auf. Er beſaß einen Schatz, von dem keiner etwas wußte, einen Edelſtein, den die anderen für einen Kieſel anſahen. *. 1*. Kurz nach Neujahr kam der Dillinger im Schlitten nach Rotacker. Er ſchnaufte die Treppe herauf und polterte in Sein feiſtes Geſicht glänzte von der kurzen die Stube Fahrt durch den Wintertag. „Ihr ſeid mir ein netter Nachbar, Rotacker! Dacht' mir, Ihr würdet mir in Dillingen einen Beſuch abſtatten. Dabei drückt Ihr den Pferderücken nicht halb ſo wie ich und ſchnappt nicht wie ich nach Luft wie ein Karpfen!“ Dillingen gemacht hatte. reiten“, log er. nicht lange dürſten laſſen!“ Herren die Becher voll. Dunkeln!“ ſagte Henning. Iſt's nicht ſo, Hendel?“ aus...“ zugeſtellt. Henning empfand ſeine Unſchicklichkeit, daß er dem Nachbar nicht, wie es die Sitte erheiſchte, einen Beſuch in „G'rad' in den nächſten Tagen wollt' ich zu Euch „In den nächſten Tagen?“ ſpottete der Dicke.„Viel⸗ leicht, wenn ſie meine Leiche begraben hätten!?'s wär' mir eine Ehr', die letzte Ehr'— aber ich hätt' nichts mehr davon.— Doch das iſt gewiß: Euer Wein iſt beſſer denn meiner. Drum ſetz' ich das Stück Wegs dran.“ Henning lachte und rief nach Hendel.„Ich will Euch Der Hausmeiſter brachte den Wein und ſchenkte den „Leg Holz aufs Feuer, Mann!“ rief Dillinger. Wind weht ſcharf vom Wetterſtein her. Schlitten die Füße halb erfroren!— Trinkt, Rotacker! Kein beſſer Freud' auf Erden iſt als gutes Leben han!— Steck' die Kerzen gleich an, Hendel, ich ſitze nicht gern im „Ihr ſcheint Euch hier wohl zu fühlen, wie zu Hauſe!“ „Freilich, Rotacker! Zu Heinrichs Zeit war ich häufig zu Gaſt allhier, daß man von Gaſt kaum noch reden konnte. Der Alte nickte.„Ihr habt recht, Herr! Einmal ſchlieft Ihr drei Tage lang in der Gaſtkammer Euren Rauſch Dröhnend klang Dillingers Lachen.„Sag's ja immer, der Wein in Rotacker war allzeit gut!“ Hendel hatte die Kerzen angezündet und die Fenſter Dillinger rief ihn an der Tür zurück.„Hendel, vergiß nicht, daß zum Trinken auch das Eſſen gehört. Schau dich ein wenig in Küche und Keller um. Herr Rotacker mag ſicherlich nicht, daß ſeine Gäſte Hunger leiden.“ „Ich danke Euch, Herr Dillinger, daß Ihr mir die Laſten des Gaſtgebers ein wenig abnehmt“, ſpottete Henning; aber er konnte dem fröhlichen Dicken nicht gram ſein. 8 Die Leiche muß der Mörder einige Tage lang verſteckt gehalten und ſie erſt am Sonnkag oder Monkag in das Kornfeld gelegt haben. Der Bevölkerung von Mitterteich und Um— gebung hat ſich wegen des gemeinen Verbre— chens große Erregung bemächtigt. Wie das„Nürnberger Acht-Uhr-Abend⸗ Blatt meldet, war die Leiche ſchon ſtark in Verweſung übergegangen. Es iſt noch nicht mit Sicherheit feſtgeſtellt, ob der Knabe e r⸗ droſſelt oder erſchlagen worden iſt. Die Gendarmerie verſtändigte die Mord— kommiſſion Nürnberg, ſowie Profeſſor Mo⸗ litoris-Erlangen, der am Tatort eintraf, um weitere Unterſuchungen an der Leiche vor— zunehmen. Es fehlten ſowohl der Schirm als auch die Einkaufstaſche, ſowie das ge⸗ ſamte einkaſſierte Geld. Die Fundſtelle der Leiche wurde von Hunderten von Neugieri— gen umlagert, ſo daß abgeſperrt werden 1 0 151 Mordkommiſſion hat bereits zahlreiche Perſonen bernommen, doch f noch jede Spur dee tene e „Der Ich hab' im nicht!“ Tiſch. Dillinger?“ beobachten, wie das Tierchen von den vie⸗ len anderen Schwalben offenſichtlich gemieden trümmert das Schaufenſter.) Am Mittwoch früh gegen 3.30 Uhr wurde durch einen unbekannten Täter an einem Fotogeſchäft 8 Schwetzingen, 10. Aug, rrunre n.) Im Rhein bei Neulußheim ertrank in den Abendſtunden der 19 Jahre alte Willy Salz⸗ geber beim Baden. Die Leiche iſt noch nicht geborgen. Bruchſal, 10. Aug.(Zentrumsfüh⸗ rer in Unterſuchungshaft.) Der frühere Stadtrat des Zentrums, Rechtsan⸗ walt Duttenhöfer, würde nun aus der Schutzhaft in die Unterſuchungshaft ver⸗ bracht, nachdem das Material wegen ſchwe⸗ rer Beſchuldigungen der Staatsanwaltſchaft übergeben wurde. Märkte und Vörſen vom 9. Auguſt. (Amtlich). Karlsruher Produktenbörſe. Es notierten per 100 Kilo in Reichsmark bei Waggonbezug: Weizen neue Ernte 19.50 bis 18.75; Roggen neue Ernte 15.75 bis 18.25; Wintergerſte 15.50 bis 16; Hafer alte Ernte 15.50; Weizenmehl mit Austauſchweizen alte Ernte 29.50 bis 30; Weizenmehl Inlandsmah⸗ lung alte Ernte 28.50 bis 29; Weizenmehl mit Austauſchweizen Sept.⸗Okt. 28.50 bis 29: Weizenmehl Inlandsmahlung per Sept.⸗Okt. 27.50 bis 28; Roggenmehl alte Ernte 23.50; Weizenbollmehl 10.50; Weizenkleie feine 7.75 bis 8; dito grobe 8.25 bis 8.50; Biertreber 13; Trockenſchnitzel 7.75; Malzkeime 11 bis 12, Erdnußkuchen 15.75 bis 16.25; Palmkuchen 14 bis 14.25; Soyaſchrot 15 bis 15.25; Lein⸗ kuchenmehl 16.25 bis 16.50; einſchließlich Mo⸗ nopolabgabe; Frühkartoffeln inl. gelbe, ein⸗ ſchließlich Sack 5.10 bis 5.30; dito weiße 4.90 bis 5; Wieſenheu neue Ernte 5 bis 5.50; Luzerne 6 bis 6.50; Weizen⸗ und Roggenſtroh 2.40. Frankfurter Produktenbörſe. Weizen 190; Roggen neu 155 bis 160, Sommergerſte Wetterauer 177.50 bis 180, Wintergerſte vierzeilig 150, Hafer 149 bis 150 je Tonne; Weizenmehl mit Austauſchweizen 28.75 bis 29.75; dito ohne Austauſchweizen 27.75 bis 28.75, Rogoenmehr 23 bis 23.50, ſüddeutſches 23.25, M ie 7.50 bis 7.60: Schifferſtadter Gemüſeauktion v. 9. Aug. Auf der Auktion wurden folgende Preiſe notiert: Tomaten 10 bis 14, Weßkohl 3 bis 5. Rotkohl 5 bis 6, Wirſingkohl 6 bis 7,5, Buſchbohnen 6 bis 10, Stangenbohnen 13 bis 15, Erbſen 11 bis 13, Zwiebeln 3,25 bis 3,75, Kartoffeln 2 bis 2,25, Blumenkohl 5 bis 18, Einleggurken pro 100 Stück 60 bis 100, Gurken pro Stück 15 bis 20, Kopfſalat 2 bis 4, Endivienſalat 2 bis 5, Kohlrabi 2 bis 3, Rettiche 1 bis 3, Karotten 2 bis 3, Grünes Bündel 2 bis 2,5. Badiſch⸗-pfälziſche häuteauktion. Auf der in Karlsruhe ſtattgefundenen Zentral⸗Häute⸗ auktion für das badiſch⸗pfälziſche Gefälle ga⸗ ben Kalbfelle und Häute 1 bis 3 Pfennig im Preiſe nach. Zum Angebot kamen 14162 Stück Großviehhäute, 18 959 Stück Kalbfelle und 930 Stück Hammelfelle. Es erzielten in Pfennig pro Pfund: Kuhhäute rote 35 bis 51,25, Ochſenhäute 27,5 bis 46, Rinderhäute 46 bis 52, Bullenhäute 27 bis 37, Schuß⸗ häute 24,75, Kuhhäute bunte 26 bis 32, Ochſenhäute 28 bis 31, Rinderhäute bunte 40, Bullenhäute bunte 21 bis 24,5, Kalbfelle r. 55 bis 74, Schußkalbfelle 39 bis 40, Kalb⸗ felle bunt 44 bis 51. Schaffelle grobwollig 33,5 bis 36,5. Die nächſte Auktion für das badiſch⸗pfälziſche Gefälle findet am 14. Sep⸗ tember in Mannheim ſtott. Als ſie allein waren, beugte ſich der Dillinger zu Henning vor.„Die Berbe habt Ihr mir nicht geſchickt, Rotacker. Iſt Euch das Waldſtück zu klein, leg' ich Euch noch ein paar Hufen Acker dazu.“ Eine ſcharfe Falte lag auf Hennings Stirn. Er ſtieß den Becher hart auf den Tiſch. „Ich ſagt' Euch ſchon einmal, daß ich keinen Handel treibe. Die Berbe mögt Ihr ſelber fragen, ob ſie mit Euch nach Dillingen fahren will.“ Er ſtand auf und rief nach Hendel auf den Gang hinaus.„Laß die Berbe kommen, Hendel!“ „Will ſehen, Herr, ob ſie im Hauſe iſt!“ „Ihr habt wohl ſelbſt Gefallen an der Dirne ge— funden?“ fragte Dillinger.„Ein Wunder wär's am Ende Die kleinen Aeuglein Dillingers blitzten Henning in luſtigem Spott an. „Und wenn es ſo wär', Dillinger“, rief Henning,„ich laß der Berbe freien Willen!“ „Gebt mir die Hand darauf, Rotacker!“ Henning lachte hell auf. Da kam die Berbe in die Stube.„Du ließt mich rufen, Herr!?“ 5 Henning wandte ſich nicht nach der Frau um. Er blickte lächelnd auf den Dillinger. Der richtete ſich mit einem Ruck aus dem Stuhl empor. Er riß die Augen in maßloſem Staunen auf. „Das— das wär' die Berbe?“ Henning ſprang lachend auf und führte Berbe zum „Wollt Ihr meine Herzliebſte nicht begrüßen, Herr Der Dicke ſchob den Stuhl zurück und erhob ſich ſchwer⸗ fällig. Er neigte ſich vor der Berbe tief, andächtig. „Du— Ihr— habt Euch recht herausgemauſert, ſeit ich Euch letzthin ſah“, ſagte er. Um Berbes Mund zuckte ein Lachen. noch dicker geworden in der Zeit.“ „Du ſollſt uns ein wenig Geſellſchaft leiſten, Berbe!“ „Und Ihr ſeid (Fortſetzung folgt.) N ea ROMAN VON Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 21. Fortſetzung. Nachdruck verboten. „Hiltrud, jetzt bin ich es, der dich um Verzeihung bitten muß. Ich glaubte, du wollteſt meine unaus⸗ geſprochene Bitte, mit Erika zu reiſen, nicht verſtehen; glaubte, es paßte dir nicht, ein einfaches Mädchen wie meine Erie zu begleiten— ich habe dich immer noch nicht richtig erkannt bis heute. Aber nun ſehe ich, wie du biſt— und ich danke dir. Wenn du mir meine Erie ein paar Wochen behüten willſt, werde ich ruhig ſein. Eries Ge⸗ fühl dir gegenüber glaube ich zu kennen. Niemand wird glücklicher und dankbarer ſein als ſie, wenn ihr euch näher⸗ kommt. Und auch dir wird es gut tun, einmal heraus⸗ zukommen! Du ſiehſt ſehr elend und angegriffen aus.“ „Ach, laß nur, Kurt, ich bin zähe. Ich bin bald wieder friſch. Nur die Mutter macht mir Sorgen. Sie iſt ſo hinfällig ſeit der Kataſtrophe, ſo verändert; ich trenne mich ſchwer von ihr— wer wird ſich um ſie kümmern?“ „Aber Hiltrud, bin ich nicht auch noch da? Sollte ich von dir das Opfer deiner Reiſe mit Erika annehmen und dabei denken müſſen, daß du dir inzwiſchen um deine Mutter Sorgen machſt? Ich werde ſchon alles aufbieten, ſie die Einſamkeit vergeſſen zu laſſen. Große Geſelligkeit allerdings können wir uns ja nicht leiſten, und ich habe auch den Eindruck, daß deine Mutter derartige Wünſche gar nicht hegt; aber vielleicht können wir ihr irgend jemand einladen, an dem ſie hängt, damit ſie nicht nur auf mich angewieſen, deſſen Zeit mehr als knapp iſt. Denk' einmal über meinen Vorſchlag nach, liebe Hiltrud, und beſprich ihn gelegentlich mit Mutter.“ Hiltrud ſah ihn mit ſchweſterlichen Augen an:„Das erſtemal, daß du ‚Mutter' ſagſt, Kurt!“ ſprach ſie leiſe. „Ob, wenn wir doch früher zueinander gefunden hätten, damals, als der Vater noch lebte.“ Ihre Augen wurden feucht. Auch Kurts Stimme klang bewegt:„Daß es in ſeinem Geiſte iſt, wie wir jetzt miteinander ſtehen, das muß uns Troſt ſein, liebe Schweſter Hiltrud.“ Sechs undzwanzigſtes Kapitel. Auf Bremerſchloß war es ſtill geworden. Hiltrud war mit Erika abgereiſt, und die erſten Karten, auf denen eine lachende Frühlingslandſchaft abgebildet war, flogen in den nordiſchen Vorfrühling.— Frau Melanie lebte mit ihrer Kuſine, einem älteren, beſcheidenen Fräulein, in völliger Zurückgezogenheit. Sie hatte ſich von dem Schick⸗ ſalsſchlage immer noch nicht erholen können und hatte eine beinah krankhafte Menſchenſcheu. f Kurt ſteckte tief in der Arbeit— es galt unter Auf⸗ bietung aller Kräfte die Scharten auszuwetzen, die Ivarſen dem Werk geſchlagen hatte. Aber Schulter an Schulter mi ſeinen getreuen Mitarbeitern kämpfte er ſich weiter. Auch die Arbeiterſchaft des Bremerwerks, alles alteingeſeſſene Leute, arbeitete nun mit erneuter Luſt. Von allen Seelen war es wie ein Alp gewichen, ſeit Ivarſen unſchädlich gemacht war und wieder eine reine, edle Atmoſphäre über Bremerwerk lag. ***. Erika erholte ſich in der milden Frühlingsſonne GMA N- STEIN Hiltrud, die ein beſonderes Sprachtalent beſaß, hatte einmal bei einer Reiſe mit ihrer Mutter und ihrem Stief⸗ vater Holland beſucht und dabei die neuholländiſche Sprache ſo ziemlich erlernt. Jetzt griff ſie in das Durch⸗ einander ein und ſpielte in freundlicher Weiſe den Dol⸗ metſcher. Nachdem die Holländer mit ihren Billetts für die Autofahrt das Büro verlaſſen hatten, wandte ſich der Geſchäftsinhaber mit warmem Dank an Hiltrud: „Ich bin Ihnen ſo ſehr verpflichtet, mein gnädiges Fräulein“, ſagte er.„Ohne Ihre gütige Hilfe wäre mir dieſe Reiſegeſellſchaft ſicher zur Konkurrenz gegangen. Es iſt wirklich ein Pech, daß meine langjährige Aſſiſtentin jetzt ſo ſchwer erkrankt iſt. Ich habe mich ſchon um Erſatz bemüht, aber alle tüchtigen Kräfte mit guten Sprachkennt⸗ niſſen ſind jetzt in der Saiſon längſt vergriffen.“ Ein Gedanke kam Hiltrud:„Wie wäre es, wenn Sie mich als Vertretung einſtellen würden, Herr Moſer?“ Der Geſchäftsinhaber ſah die elegante junge Dame un⸗ gläubig an:„Sie, mein gnädiges Fräulein? Sie machen einen Scherz. Sie würden doch niemals eine Stellung an⸗ nehmen, die nicht übermäßig bezahlt wird, und dazu eine in einem immerhin kleinen Büro!“ „Hören Sie, Herr Moſer“, ſagte Hiltrud entſchieden, „laſſen Sie das meine Sorge ſein. Mir liegt daran, erſt einmal eine Stellung zu haben, damit ich ein Zeugnis auf⸗ weiſen kann. Ueber das Gehalt werden wir uns einigen. Vorausgeſetzt, daß meine Schwägerin mich jetzt ſchon am Tage entbehren kann, möchte ich die Stellung bei Ihnen gern übernehmen. Sind Sie einverſtanden? Ich gebe Ihnen heute mittag Beſcheid.“ Herr Moſer ſah der eleganten jungen Dame nach— die Welt wurde immer verrückter. Alles hätte er vermutet, aber das nicht. Daß dieſes elegante junge Fräulein den Ehrgeiz hatte, Auskunftsdame in ſeinem Reiſebüro zu werden— was mochte hinter dieſer Marotte ſtecken? Na, ihn ging es ja nichts an— aber er war überzeugt, daß er eine Abſage bekommen würde. Doch er hatte ſich getäuſcht. Hiltrud war ſofort ins Hotel gegangen, wo Erika ihre allmorgendliche Liegekur auf der herrlichen Sonnenterraſſe des Hotels abſolvierte. Roſig und blühend lachte ihr Geſicht unter dem bunten Sonnenſchirm der Schwägerin entgegen. „Wie geht es dir, meine kleine Erie?“ fragte Hiltrud und ſetzte ſich auf einen bunten Korbſeſſel neben ſie. „Gut, ſehr gut!“ rief Erika.„Ich wünſchte nur, ich könnte dir von meinem Gutgehen etwas abgeben. Ich glaube, wir müßten jetzt einmal die Rollen tauſchen. Du ſiehſt ſo elend aus, daß du dir meine Pflege gefallen laſſen ſollteſt, nicht ich die deine!“ „Nein, Erie“, entgegnete Hiltrud mit ſanfter Beſtimmt⸗ heit,„das wäre das verkehrteſte Rezept! Mir bekommt nur das Nichtstun nicht. Wenn ich eine Beſchäftigung hätte, würde ich bald wieder friſch und vergnügt ſein. Und da wir gerade bei dieſem Thema ſind, möchte ich ein⸗ mal etwas mit dir beſprechen. Kurt hat dir ſicherlich davon erzählt, daß ich gern eine ernſthafte Tätigkeit übernehmen möchte— nicht wahr?“ „Ja, Hiltrud, das hat er! Und ich kann dich in dieſem Wunſche durchaus verſtehen. Ich ſelbſt fühle mich, nun es Merans überraſchend ſchnell und gut. Der Arzt, den ſie dort befragt hatte, war ſehr zufrieden, und Hiltruds Be⸗ richte beſtätigten den guten Befund. Erita ſelbſt vergaß die Bangigkeit nach ihrem Liebſten in der zauberhaften ſüdlichen Natur. Ihre ſchönheitsempfängliche Seele öffnete ſich weit und dankbar den Wundern der Bergwelt. Ihre Briefe atmeten eine ſolche Friſche, zeugten von ſo tiefer Naturfreude und feiner Beobachtung, daß ſie für Kurt ein Labſal nach der harten Tagesarbeit bedeuteten. Auch mit Hiltrud ſchien das Zuſammenleben über Erwarten gut zu ſein. „Sie iſt ſo rührend beſorgt um mich, ſo gut und lieb“, ſchrieb Erita,„daß ich ſie von ganzem Herzen liebe und verehre. Wie konnten wir früher glauben, daß ſie kein Herz hätte? Sie hat das beſte, feinſte Gemüt von der Welt. Aber Kurt, ich glaube, ſie hat auch das trauervollſte. Sie leidet im ſtillen ſicherlich viel mehr unter der Trennung von dieſem Ivarſen, als ſie je zugeben würde. Neulich wachte ich nachts auf, ſah durch die Türſpalte Licht— und hörte ein leiſes Schluchzen aus Hiltruds Zimmer. Ich habe natürlich nicht gezeigt, daß ich irgend etwas gehört hatte; aber wenn ich ſo oft am Morgen ihre geröteten Augen, ihre blaſſen Züge ſehe, weiß ich, daß unter ihrer gleichmäßigen Freundlichkeit ein ſchweres Herzeleid verborgen ruht.“ 5 Nachdenklich las Kurt dieſe Zeilen in Erikas Briefe— welch ein Kummer konnte es ſein, der Hiltrud ſo tief quälte? Sie hatte es ihm ja einmal angedeutet, aber er ahnte nicht, wer es war, dem ihre hoffnungsloſe Neigung galt.* 6* Eines Vormittags ging Hiltrud in ein Touriſtenbüro, n die Dolomiten zu erkundigen. Es war ein kleines Büro, das einzige, das noch in deutſchen Händen war. ort fand ſie den Inhaber in heller Verzweiflung. Zwei olländiſche Herren verſuchten vergeblich, ſich mit ihm wegen eines Ausflugs zu verſtändigen. 95 ſich über eine Autoverbindung für eine Ausflugstour mir beſſer geht, ſchon ſo unnütz wie eine Drohne und möchte wieder arbeiten.“ „Du wirſt bald eine andere und ſchönere Lebensaufgabe bekommen, kleine Erie, wenn du erſt verheiratet biſt. Ich aber ſehe keinen Lebenszweck vor mir— und ich muß mir einen ſchaffen. Etwas hat ſich mir heute geboten—“ Und ſie erzählte von dem Erlebnis in dem Reiſebüro. „Aber Hiltrud, du wirſt dich doch nicht in ſo einem kleinen Laden anſtellen laſſen?“ fragte Erika entſetzt. Hiltrud lächelte reſigniert:„Die großen Stellungen warten nicht gerade auf mich, Erie, wenigſtens vorläufig nicht. Ich habe ja leider außer meinen Sprachkenntniſſen nichts, was ich in die Waagſchale zu werfen hätte; aber vielleicht, wenn ich erſt einmal die erſte Stellung hatte, findet ſich langſam etwas Beſſeres. Ich bin feſt ent⸗ ſchloſſen, anzunehmen, vorausgeſetzt, daß du glaubſt, tagsüber ohne mich auskommen zu können. Abends und Sonntags können wir natürlich immer beiſammen ſein.“ 9 4 4 Hiltrud trat mit Beginn der neuen Woche in dem Reiſebüro von Herrn Moſer ein. Den Bekannten im Hotel erklärte ſie auf deren erſtauntes Befragen ſehr ruhig, daß ſie das Nichtstun ſatt hätte und ſich für eine größere Stellung einarbeiten wolle. Allgemein hielt man dieſe Betätigung Hiltruds für eine Marotte, wie ſie reiche junge Mädchen mitunter haben, denn die beiden jungen Schwäge⸗ rinnen galten hier in dem Hotel als reiche Mädchen. Kurt hatte dafür geſorgt, daß es ihnen in der Zeit ihres Meraner Aufenthalts an nichts fehlte, was für ein behag⸗ liches Leben nötig war. Tag für Tag ſtand nun Hiltrud in dem kleinen Laden von Herrn Moſer, gab in Deutſch, Engliſch, Franzöſiſch, FItalieniſch und in vielen anderen Sprachen Auskunft über Reiſeverbindungen, Autotouren, Ausflüge. Dank ihrer Weltgewandtheit und ihrer eigenen großen Reiſekenntnis fand ſie ſich ſehr ſchnell in allem zurecht, und Herr Moſer Das ſchöne und vornehm ausſehende war bald eine Anziehungskraft geworden, die das Büro Länder füllte. Dieſe Dame der beſten Geſellſcha hier tagsüber hinter dem Tiſche ſtand, delle gab, Ver⸗ bindungen nachſah, ſich über bunte Reiſeproſpekte beugte, war eine Senſation für den Kurort. N 0 Aber die Hoffnung der jungen eleganten Männer, die mit Hiltrud eher einen kleinen Flirt anfangen zu können glaubten, ſeitdem ſie hier als Angeſtellte hinter der Laden⸗ ſchranke ſtand, wurde enttäuſcht. Hiltrud wußte haar⸗ genau die Grenze zu ziehen zwiſchen der Höflichkeit, die man einem Kunden ſchuldig iſt, und der Abwehr der großen Dame. Als ein ſiegesſicherer junger Franzoſe ſich einmal er⸗ laubte, ſie zu einer Autofahrt mit einem von Herrn Moſer gemieteten Wagen nach Venedig einzuladen, ſah ſie ihn groß an und wandte ſich mit ruhiger Stimme zu Herrn Moſer:„Bitte, wollen Sie vielleicht den Herrn ab⸗ fertigen? Ich kann mich nicht mit ihm verſtändigen.“ Dann wandte ſie ſich gelaſſen einem anderen Kunden zu, indeſſen der junge Franzoſe mit blutrotem Kopf hinausging. Der andere Herr, ein junger Amerikaner, hatte mit einem erſt empörten und dann beluſtigten Geſicht die Unterhaltung zwiſchen der jungen Dame und dem Franzoſen mit angehört. Nun wandte er ſich ehrerbietig an Hiltrud— und bald hatte ſie ihm geſchickt und ſchnell eine gute Tour zuſammengeſtellt. Während ſie ſich eifrig über die Karte beugte und ihm in ihrem tadelloſen Eng⸗ liſch die Vorzüge dieſer und jener Autofahrt auseinander⸗ ſetzte, hatte er ihr feines, edles Profil, ihr duftendes hellblondes Haar dicht vor ſich— es ging ein Hauch von Vornehmheit von dieſem Mädchen aus, der ihn entzückte. Archibald Failwoth verlängerte ſeine Beratung mit Hiltrud, ſolange er konnte, um immer wieder die ruhige und wohltuende Stimme der jungen Dame zu hören, ihre langen, ſchmalen Hände zu ſehen, die vor ihm Proſpekte aufſchlugen, Zahlen notierten. Endlich war beim beſten Willen aber nichts mehr zu fragen. „Thank you very much!“ ſagte Archibald und ver⸗ neigte ſich ehrfurchtsvoll vor Hiltrud, indeſſen ſeine grauen, offenen Augen mit reſpektvollem Wohlgefallen auf Hiltrud ruhten. Draußen vor dem Laden ging er noch lange auf und ab, ſah durch die Scheibe die Silhouette des ſchlanken blonden Mädchens, das, über Bücher ge⸗ beugt, ſchon wieder arbeitete. Wer mochte ſie ſein? Was für Schickſale mochten ihr beſchieden geweſen ſein? Daß ſie nicht von Anbeginn an dazu beſtimmt geweſen, in einer kleinen Touriſten⸗ Office zu ſitzen und jedermann Auskunft zu geben, der es für ſein Geld verlangen konnte, das war ihm ſofort klar geworden, als er die unnachahmlich überlegene Art ſah, in der ſie dieſen jungen Franzoſen abgefertigt hatte. Wenn Archibald Failwoth irgend etwas erreichen wollte, ſo erreichte er es. Er ging ſchnurſtracks zu dem Portier ſeines Hotels, des„Meraner Hof“, des größten Hotels des Kurortes:„Hören Sie“, ſagte er und ſteckte ihm eine Zehn⸗Dollar⸗Note in die Hand,„ich möchte wiſſen, wer die junge Dame iſt, die in der kleinen Touriſten⸗Office da drüben Auskunft gibt, wo ſie wohnt und dergleichen. Bitte, machen Sie es ganz unauffällig!“ Bereits am Abend wußte Archibald Hiltruds Namen und Heimat. Wenige Tage ſpäter hatte ein Inſtitut aus Berlin Miſter Archibald Failwoth alles Wiſſenswerte über Hiltrud von Stübben mitgeteilt. Archibald wußte nun, was für ſchwere Schickſale hinter Hiltrud lagen; er wußte von dem Skandal um Ivarſen und die finanziellen mit zahlreichen eleganten jungen Leuten gus aller rren ebe 0 e anzunehmen. Es war merkwürdig, was für ein Bedürfnis Archibald auf einmal nach Ausflügen aller Art hatte. Und zwar ſonderbarerweiſe immer nach Ausflügen, die nicht länger als einen Tag dauerten— und nach denen man ſich alle Tage in der kleinen Touriſten-Office erkundigen mußte.— Hiltrud war der junge Amerikaner mit ſeinem offenen, freimütigen und dabei doch zurückhaltenden Weſen ſym⸗ pathiſch. Sie bevorzugte ihn als beſten Kunden bei der Bedienung— und in arbeitsſtillen Stunden plauderten ſie wohl auch ein wenig miteinander. Sie hörte inter⸗ eſſiert zu, wenn er ihr von dem Leben drüben erzählte, von dem Tempo, in dem ſich dort die Arbeit abſpielte— und den breiteren Lebensverhältniſſen, die man bei Klug⸗ heit und Fleiß ſich ſchaffen konnte. „Sie ſollten Amerika einmal ſehen, Miß von Stübben“, meinte er eines Tages.„Ich denke, Sie wären das Rich⸗ tige für Amerika, um dort voranzukommen. Geſchickt, ent⸗ ſchloſſen, überlegen— man kann dort viel Geld machen, wenn man geſchickt iſt. Hätten Sie nicht Luſt, einmal hinüberzufahren?“ Ein trüber Schein kam in Hiltruds Augen:„Luſt ſchon, Miſter Failwoth; aber ich kann hier nicht fort, ich habe eine Mutter, die durch ſchwere Schickſale gebeugt iſt, die kann ich nicht verlaſſen— ſonſt— ich ginge gern aus Deutſchland— um vieles hinter mir zu laſſen“, ſetzte ſie leiſe hinzu. „Und warum können Sie Ihre Mutter nicht mit⸗ nehmen?“ fragte Archibald.„Iſt ſie zu alt, die Ueber⸗ ſiedlung mitzumachen?“ Nun mußte Hiltrud trotz ihrer trüben Gedanken lächeln. „Aber Miſter Failwoth, wo bleibt Ihre praktiſche Ueberlegung? Die Stellung möchte ich ſehen, die ſo gut bezahlt iſt, daß ſie mir erlauben würde, gleich meine liebe Mutter mitzunehmen und drüben zu ernähren. Ach nein, ſo etwas paſſiert vielleicht nur der Prinzeſſin in unſerem deutſchen Märchen.“, „Auch in Amerika geſchehen manchmal Märchen, Miß von Stübben“, verſetzte Archibald mit eigentümlicher Be⸗ tonung und empfahl ſich etwas plötzlich. Hiltrud ſah ihm erſtaunt nach. Was hatte er denn, ſo auf einmal das Geſpräch ab⸗ ſtrahlte über die neue Kraft. zubrechen?(Fortſetzung folgt.) Gründe, die ſie vermutlich dazu bewogen, eine Stellung DOppELSTUCK N.. WURFEI. nur 187 kia Grund mehr, für alle Wäsche nur die bewährte SNtiCHT SFF E zu nehmen. Aus der Heimat Gedenktage 10. Auguſt 995 Otto der Große ſchlägt die Ungarn auf dem Lechfelde. 9 95 n g 1792 Revolution in Paris: Erſtürmung der Tuilerien; Abſetzung Ludwigs XVI. 1912 Der Architekt Paul Wallot in Langen⸗ ſchwalbach geſtorben. 1914 Kriegserklärung Frankreichs an Oeſter— reich⸗Ungarn. 1916 Die Türken beſetzen Hamadan. Prot. und kath.: Laurentius Sonnenaufg. 4.33 Sonnenunterg. 19.37 Mondunterg. 10.29 Mondaufg. 20.52 Zwiſchen heut und morgen Liegt eine lange Friſt; Lerne ſchnell beſorgen, Da du noch munter biſt. Reiſeſieber Stiller als im Lenz, ſtiller als im Vor⸗ ſommer iſt es ſeit kurzem geworden in den Gärten und Wäldern, das Konzert der ge⸗ fiederten Sänger iſt nicht mehr ſo vielſtim⸗ mig und laut wie einſt, denn die Nachtigall iſt längſt verſtummt, der Pirol flötet nicht mehr, der Kuckuck ſtreicht ſtumm umher, die ſonſt ſo lauten Meiſen haben ihr Liedchen vergeſſen und die rätſchende Eichelhäher— geſellſchaft iſt unter die Schweiger gegan⸗ gen. Selbſt der Buchfink weiß nichts mehr zu ſagen und Mönch und Rotkehlchen, Spöt⸗ ter und Amſel, die ſonſt ewig Quickleben⸗ digen, tun ſo, als ob ſie nie Geſangsunter⸗ richt genoſſen hätten. „Sie alle, mögen ſie nun Winter- oder Sommervögel ſein— die heutige Vogel⸗ kunde unterſcheidet nicht mehr zwiſchen Stand-, Strich⸗ und Zugvögeln— hat das Reiſefieber gepackt, und das macht ſtumm, oder die Mauſer hat ſie beim Wickel, und die gibt auch keinen Anlaß zur Fröhlichkeit. Wenige Wochen oder gar Tage nur noch, dann fliegen die einen ab; die Nachtigall, die Nachtſchwalbe, der Wiedehopf, der Spöt⸗ ter, der Vogel Wupp und der Wiegelwagel, allo Mauerſegler und Pirol, treten ihre Reiſe nach dem Süden an. Aber die an⸗ 97 zeigen uns, ſobald das Herbſtgefieder ois auf das letzte Federchen fertig iſt, daß 115 der Sommer Herrſcher iſt.. nd was ſchadet es, wenn ſchließlich nach Aa e doch der Herbſt ins 5 7 i ſei Wa r wiſſen, daß auch er ſeine Goethe. „ Berufsbetätigung im ſozialen und ſchaſchen Dienſt. Der Rech eltgeein⸗ ddl der Berufe im ſozialen und ärztlichen Dienſt, der allein anerkannten Berufsorga— bilatton aller im Kranken- und Geſundheits⸗ 1 tätigen Perſonen iſt nunmehr durch 10 Reichsinnenminiſterium auch die Ver⸗ i der wirtſchaftlichen Belange ihrer Pflicht der übertragen worden. Damit iſt es Klan eines jeden, der berufsmäßig im Nene und Geſundheitsdienſt ſteht, der eichsarbeitsgemeinſchaft anzugehören. 9 Neugliederung des Jugendherbergwerles. ſchl einer Tagung ſämtlicher Gau⸗ und Ge⸗ waftsführer des Deutſchen Jugend⸗Herberg⸗ fh gab der Kommiſſar des Reichsjugend⸗ e Bannführer Rodatz, die Grundlagen far Neuordnung des Jugendherbergwerkes be⸗ 0 Die Gaue werden nach den Ländern teilt den preußiſchen Provinzen neu einge⸗ Ne Die Gauleiter ſind dem Leiter des dun beverbandes, dem Reichsjugendführer Bal⸗ 10 1110 Schirach, verantwortlich, der als ſei⸗ 05 ſtändigen Vertreter den Hitler⸗Jugendfüh⸗ 3 Roda als Kommiſſar für die geſamten ugend⸗Herbergsfragen eingeſetzt hat. Wettervorherſage: ene meiſt heiter, vielfach Gewitter⸗ Aus heſen Sprechſtunden bei der Handwerkskammer. Darmſtadt, 10. Aug. Infolge der ſtark ge⸗ ſteigerten Inanſpruchnahme der Handwerks⸗ kammer wird gebeten, die Sprechſtunden 1 zwiſchen 10 und 12 Uhr einzu⸗ halten. Die Nebenſtellen Offenbach, Mainz, Worms und Gießen ſind nach wie vor für die ihnen zugewieſenen Aufgabengebiete zu⸗ ſtändig. Vorkommendenfalls wende man ſich unmittelbar an dieſe. Alle Schreiben in Kammerangelegenheiten ſind nicht an den Herrn Vorſitzenden, ſondern direkt an die Handwerkskammer ſelbſt zu richten. Die Beſſerung hält an Wieder 15 000 Arbeitsloſe weniger. Die Preſſeſtelle des Landesarbeitsamts Heſſen teilt mit: Ende Juli lag die Zahl der Arbeitsloſen im Bezirk des Landesarbeits⸗ amts Heſſen um rund 15 400 oder 5,5 v. H. niedriger als Ende Juni. Insgeſamt wur⸗ den am 31. Juli ds. Is. 264 650 Arbeitsloſe gezählt, davon waren 218 210 Männer und 46 440 Frauen. Die Abnahme erfſtreckte ſich auf ſämtliche Arbeitsamtsbezirke mit Aus⸗ nahme von Gießen, wo ſich eine Zunahme um 259 oder 2,4 v. H. ergab. Der zahlenmäßig erhebliche Rückgang der Arbeitsloſen iſt nicht allein aus der Ver⸗ beſſerung der Arbeitsmarktlage, ſondern auch zum Teil daraus zu erklären, daß die bei Maßnahmen des Arbeitsdienſtes beſchäf— tigten Arbeitsdienſtfreiwilligen ſeit Ende Juli nicht mehr als Arbeitsloſe mitgezählt werden. Die Zahl der Hauptunterſtützungsempfän— ger in der Arbeltelcſenbe er 1 Anfang bis Ende Juli um 258 geſtiegen, in der Kriſenfürſorge hat ſie um 1796 abge⸗ nommen, ſo daß ſich insgeſamt in beiden Unterſtützungsein richtungen ein Abgang von 1538 ergibt. Es wurden Ende Juli in der Arbeitsloſenverſicherung 21009, in der Kri— ſenfürſorge 66 666, in beiden Unterſtützungs⸗ einrichtungen zuſammen 87075 Hauptunter⸗ ſtützungsempfänger gezählt. Die Zahl der beſchäftigten Landhelfer betrug Mitte Juli 11 220 gegenüber 7602 Mitte Juni. 5 Nach dem vorläufigen Ergebnis beträgt die Zahl der von den Arbeitsämtern aner— kannten Wohlfahrtserwerbsloſen Ende Juli 113 582 gegenüber 120 782 Ende Juni; ſie hat alſo um 7200 abgenommen. Die Eintrittspreiſe für Kinos Neuregelung ab 15. 9.— Das neue Film⸗ kammergeſetz. Frankfurt a. M., 10. Auguſt. Der erſte Vorſitzende des Landesverbandes der Lichtſpieltheaterbeſitzer von Heſſen und Heſ— ſen⸗Naſſau, Pg. Robert Matter, ſtreifte in einer Mitgliederverſammlung alle Berufs- und Standesfragen des Gewerbes, u. a. die für die Lichtſpieltheaterbeſitzer vorteilhafte Erledi— gung aller Klang-Filmangelegenheiten, die be— vorſtehende Heranziehung aller Schwarzſpieler zu den Klangfilm⸗Vergleichsgebühren und gleichzeitige bedeutende Ermäßigung der Ver⸗ gleichsgebühren für die bisherigen Vergleichs— ſpieler, Säuberungsaktion der Filminduſtrie gegen raſſenfremde und unlautere Elemente, das neue Filmkammergeſetz, die neuen Maßnahmen gegen die Eintrittspreisunterbie⸗ tungen und das Mehrſchlagerprogramm, die beide ab 1. 10. dieſes Jahres aufgrund des unter ſtaatlicher Aufſicht ſtehenden und durch— geführten Spio⸗Planes aufgehört haben wer⸗ den, die Zwecke und Ziele der vorläufigen Filmkammer und der erweiterten Befugniſſe für den Reichswirtſchaftsminiſter(Verhängung von Sperren und Schließung von Betrieben) und die Rettung der deutſchen Filminduſtrie durch die Gründung der Filmkreditbank. Mattern betonte. wer jetzt noch nicht organi⸗ — ſtert iſt, wird von allen Filmangevoten der neuen Produktion ausgeſchloſſen. Wir haben in Heſſen und Heſſen⸗Naſſau ein Ueberange⸗ bot an Sitzplätzen. Dieſer ungeſunde Zuſtand müſſe verſchwinden, wenn nicht die geſunden Betriebe darunter leiden ſollen. Bei der Feſt⸗ legung, der Mindeſt⸗Eintrittspreiſe wurde nach den Richtlinien des Reichsverbandes verfahren. Die Regelung für ganz Heſſen und Heſſen⸗ Naſſau kritt am 15. 9. 1933 in Kraft. Tod durch eine Kahe. Bühl, 10. Aug. Dem SA⸗Mann Alois Meier, der mit dem Motorrad, auf dem ſei— ne Frau als Soziusfahrerin ſaß, nach Vim⸗ bach fuhr, ſprang kurz vor einer Brücke eine Katze ins Rad, wodurch er zu Fall kam und derartig gegen die Brücke ſtürzte, daß er mit ſchweren inneren Verletzungen in ein nahes Gaſthaus gebracht werden mußte, wo er kurz darauf verſchied. * Mannheim, 10. Aug.(23 Bücher Ra⸗ battmarken gefälſcht.) Drei Män⸗ ner und zwei Frauen hatten ſich vor dem Schöffengericht zu verantworten, weil ſie dle Verwertung gefälſchter Rabattſparmarken im Großen betrieben. Insgeſamt hatten ſie 23 Bücher mit gefälſchten Rabattmarken beim Rabattſparmarkenverein eingeliefert und dieſen um 121 Mark geſchädigt— eine geringe Summe im Verhältnis zum Auf— wand und zum Riſiko. Die Marken waren in Straßburg gedruckt worden; dort liegen noch 100 000 Marken verſandbereit. Das Gericht ſprach Gefängnisſtrafen von 1 Jahr 10 Monaten, 6 Monaten und 4 Monaten ge⸗ gen die Männer, 4 und 3 Monaten gegen die Frauen aus. Mannheim, 10. Aug.(Autounglück. Auf der Dürkheimer Straße in Oatershelſ (Pfalz) rannte das Perſonenauto des Kraft⸗ fahrlehrers Heinrich Eberts aus Mannheim⸗ Feudenheim beim Aeberholen eines in gleicher Richtung fahrenden Pferdefuhrwerks ſeitlich an einen Baum. Das Auto kam dadurch ins Schleudern. Sämtliche Inſaſſen, der Kraft— fahrlehrer Eberts, ſeine Ehefrau und ein ge⸗ wiſſer Friedrich Krämer aus Feudenheim, wur⸗ den im Bogen aus dem Fahrzeug geſchleudert. Sie trugen ſchwere Verletzungen davon und mußten in das St. Marienkrankenhaus nach Ludwigshafen verbracht werden. An Krämers Aufkommen wird gezweifelt. Ladenburg, 10. Aug.(Reviſion auf dem Rathaus.) Um die Verhältniſſe auf dem Rathaus in den letzten Jahren, ſpeziell in der Amtszeit des Bürgermeiſters Koch, einer genauen Nachprüfung zu unterziehen, wurde unter dem Vorſitz des Bürgermeiſters eine kleine Kommiſſion gebildet. Die Arbeiten ſind bereits im Gange. Heidelberg, 10. Aug.(Feſtnahme eines Verbrechers.) Durch die Aufmerkſamkeit eines auf Streife befindlichen Polizeibeam— ten wurde ein in einen Laden in der Berg— heimerſtraße eingedrungener Einbrecher feſtge— ſtellt und alsbald von der durch den Not⸗ rufmelder herbeigerufenen Polizeiverſtärkung auf friſcher Tat feſtgenommen. 0 Weinheim, 10. Aug.(Spende für die nationale Arbeit.) Angeſtellte und Di⸗ rektion der Erſten Badiſchen Teigwarenfabrik Wilhelm Henſel GmbH., Weinheim, haben nel Mark für die nationale Arbeit gezeich— Leutershauſen, 10. Aug.(Auf friſcher Tat ertappt.) In das Anweſen des Land⸗ wirts Adam Bitzel wurde ein Einbruchsdieb— ſtahl verübt. Der Täter, der verſchiedene Schränke aufbrach, erbeutete eine ſilberne Uhr, einen kleinen Geldbetrag, ſowie Lebensmittel und Rauchwaren im Werte von 40 Mark. Der Beſtohlene kam gerade nach Hauſe als der Dieb das Haus verließ. Die Verfolgung führte zur Feſtnahme des Diebes kurz vor Laden— burg. Es handelt ſich um den 286jährigen Schloſſer Karl Müller aus Mannheim. dpekta uchl- Pfd. entsteinte Pflaumen, Zwetschen, Aprikosen, Reineklauden odet Mitebellen— ein- zeln oder in beliebiger Mischung— seht gut zètr- kleinen und mit 4 Pfd. Zucket zum Kochen btin- gen. Hiersuf 10 Minuten statk dutrchkochen, dann 1 Notmalflesche Opekta zu 86 pig. hinzutühten u. in Gläser füllen. Aus fühtl. Rezepte sowie ktiketten ö für lhre Matmeledengläset liegen jedet flasche bei. Opekte ist nut, echt mit aus Ftüchten gewonnen dem 10-Minuten- Topf. Trocken- Opekta ist Opekta in pulvetfotm und wirg Rezept Pfirsiche, getne für kleine pottlonen von 2 bis 4 pfund Matmse- ſade vetwendet, da es schon in päckchen zu 23 Pfennig und 45 pfennig zu haben ist.— Packung füt 7 pfund Mar. melade 86 Pfennig. Genaue Nezepte sind aufgedtuckt. bas Opekla-Rezepibuch, teich bebildert. erhalten Sie fue 20 Pfennig in den Geschätten, fells vetgtitten, gegen Votelnsendung von 20 ptengig in Stietmatken von ger OpPEKTOSE SS UESCHAFf T M. 8. H., KOCN- NEAT die Jahrt der Jungfaſthiſten Der Beſuch in der alten Kaiſerſtadt. Jrankfurt, 10. Aug. Zum Empfang der italieniſchen Jungfa⸗ ſchiſten in Frankfurt hatte ſich die Hiller. jugend auf dem Hauptbahnhof eingefunden. Die Behörden und Parteidienſtſtellen waren durch Regierungspräſident Zſchintzſch, Bür⸗ germeiſter Linder, den Landesleiter für Volksaufklärung und Propaganda, Müller⸗ Scheld, den ſtellvertretenden Gauleiter und Gebietsführer der HJ. Heſſen⸗Naſſau, Kra⸗ mer, Gaubetriebszellenleiter Becker und SA⸗ Standartenführer Wehner vertreten. Vor dem Bahnhof entbot Gauleiter Kramer gleichzeitig na⸗ mens und im Auftrag des Reichsſtatthalters der faſchiſtiſchen Jugend ein herzliches Will⸗ kommen in der alten Kaiſerſtadt. Die fa⸗ ſchiſtiſche Jugend ſei gekommen, um das na⸗ tionalſozialiſtiſche Deutſchland kennen zu lernen und dem jungen Deutſchland die Hand zu reichen, ſeien doch die Welten, in die uns unſere Führer führten, nahe ver— wandt. Gauleiter Kramer begrüßte insbeſondere, duß ſich faſchiſtiſche und d eee Jugend zuſammenfände und ſich kennen und ſchätzen lerne. Gerade die Jugend ſei beru⸗ fen, das neue Europa geſtalten zu helfen, deſſen ſtärkſte Kräfte ſich zuſammenfänden in dem Italien Muſſolinis und dem Deutſch⸗ land Adolf Hitlers. Durchdrungen von der Gewißheit, daß aus der inneren Verbundenheit beider Völker ſich diejenigen Kräfte ergeben wür⸗ den, die dem neuen Europa den Weg bahn— ten zu einer Welt des Friedens, bringe die Hitlerjugend und das naſſauiſche Land dem jungen Italien ſeinen Gruß. Bürgermeiſter Dr. Lind begrüßte die Gäſte namens der Stadt und wünſchte ihnen einen angenehmen Aufenthalt. Nach einem Dankeswort des italieniſchen Jugendführers unternahmen die Gäſte eine Rundfahrt durch die Stadt und begaben ſich dann zum Haus der Jugend. Beſichtigung der Skadk. Nach einer Erholungspauſe begaben ſich die jungen Italiener zum Palmengarten und beſichtigten anſchließend die Altſtadt. Nach dem Abendeſſen wohnten ſie auf dem Römerberg einer Aufführung der„Jung⸗ frau von Orleans“ von Schiller bei. Auch Oberpräſident Prinz Philipp von Heſſen be— fand ſich unter den Beſuchern. Am Mittwoch früh ſind die jungen Gäſte nach Bingen gefahren und haben von dort aus mit einer größeren Zahl von Hitlerjun⸗ gen eine Rheinfahrt nach Bonn gemacht. Schwere Bluttat Die Ehefrau niedergeſtochen. Waldmohr, 10. Auguſt. Auf der Bezirksſtraße Dietſchweiler— Börnborn hat der frühere Metzger und Wirk und jetzige händler Chriſtian Schröer ſeine 40 Jahre alie Ehefrau, von der er ſeit eini⸗ gen Wochen getrennt lebt, mit einer Schlachtmeſſer niedergeſtochen. a Nach der Tat floh Schröer mit ſeinem Fahrrad in Richtung Nanzweiler. Die ge⸗ ſamte Sa des Bezirks wurde zur Suche des Flüchtigen eingeſetzt. Die Frau liegt im Landeskrankenhaus Homburg in bedenk— lichem Zuſtande darnieder. Straffreiheit in Bayern Für Taten aus nationaler Ueberzeugung. München, 10. Auguſt. Der Reichsſtatthalter für Bayern hat die bayeriſche Landesregierung ermächtigt, für Straftaten, die ſeit dem Inkrafttreten der Verordnung über die Gewährung von Straffreiheit vom 21. März 1933 bis ein⸗ ſchließlich 25. Juli 1933 zur Durchſetzung des nationalſozialiſtiſchen Staates aus politiſcher Ueberzeugung und nicht aus Eigennutz oder ſonſtigen niedrigen Beweggründen began⸗ gen ſind, Stra iheit zu gewähren. Obſt⸗ und Gemüſemärkte Weinheimer Obſtgroßmarkt Weinheim, 9. Auguſt. Heute notierten: Pflaumen 5— 10, Zwetſchgen 10—12, Birnen 1. Sorte 10— 17, 2. Sorte 5— 10, Pfirſiche 9—25, Aprikoſen 27, Reineclauden 8-10, Stangenbohnen 8— 11, Brombeeren 23— 27, Himbeeren 21, Türkiſche Kirſchen 6—9, Aepfel 7-16 Pfg. Anfuhr 350 Ztr. Abſatz und Nachfrage gut. Handſchuhsheimer Großmarktpreiſe Heidelberg, 9. Auguſt. Es wurden notiert: Pfirſiche 22, Aprikoſen 18, Birnen 1. Sorte 14— 16, 2. Sorte 7—13, Aepfel 9 bis 12, Reineclauden 7— 14, Mirabellen 1. Sorte 15 17, 2. Sorte 10-14, Zwotſchgen 12 bis 13, Tomaten 1. Sorte 14—15, 2. Sorte 12 bis 13, Stangenbohnen 1. Sorte 1416, 2. Sorte 10— 13, Eierzwetſchgen 6— 10. Anfuhr und Nachfrage gut.