Wir wir nken an ikten ben, zu- inem und eren zung in nde ſe! iſts⸗ oche. der 895 nach bro⸗ tſche chel⸗ ßen⸗ nden recke aus⸗ 2 4 42 Slender Tageblatt— Biernhetmer Nachrichten) Erd 749 täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— e whchentl. das achtſeh aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim ramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktkonto Nr. 21577 Amt tung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtells 5 tige 70 8 9 a (Biernhetmer Bürger-Big.— OBiernh. Volksblatt) mittags 8 Uhr, eſtimmt vorgeſ n reiſe: Die 195 5 70 10 Peti bei Wi 9 5 abgeſtufter Rabatt.— 175 toſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., n mahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von sämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes i a— Fur die Au e bei Anzeigen werben nach 5 e aer Ee Für nahme übernommen werben Nummer 202 Freitag, den 1. September 1933 50. Jahrgang Die Wirtſchaſtswoche neue Wirkſchafispolitik.— Ausfuhr und Binnenmarkt.— Die Leipziger Meſſe. Ueber Grundzüge und einige Einzelheiten der neuen deutſchen Wirtſchaftspolitik gab eine großangelegte Rede des Staatsſekretärs Feder auf dem 69. Deutſchen Genoſſen⸗ ſchaftstag weiteren Aufſchluß. Der Reichs⸗ kanzler ſei von ſich aus mit ſeinem großen Arbeitsbeſchaffungsprogramm an das Volk herangetreten. Er habe den Bau der Auto⸗ bahnen und die Erneuerung des Althausbe⸗ ſitzes als die Zentralaufgaben der Arbeitsbe⸗ ſchaffung erkannt. Bei der Stadtrandſiedlung müſſe man den Menſchen auch die Garantie bieten, daß ſie in der Stadt dauernd Be⸗ cchäftigung finden. aft lichen Siedlung werde nach klaren großzügi⸗ Bei der landwirtſchaft⸗ gen bepölkerungspolitiſchen Gedanken ein neues Pauerngeſchlecht heranwachſen. Die Hauszinsſteuer müſſe in Bälde ganz bverſchwinden, vorher müſſe ſie aber noch ein⸗ mal die große volkswirtſchaftliche Aufgabe 0 der Erneuerung des Althausbeſitzes erfüllen. Eine weitere wichtige Forderung ſei die Ver⸗ breiterung der deutſchen Rohſtoffbaſis. Bei den finanzpolitiſchen Maßnahmen ſei das Wichtigſte der Ausbau des Kredit⸗ apparates für die Aufgaben der Arbeitsbe⸗ ſchaffung. Es ſei noch nicht an der Zeit, im eeinzelnen die Abſichten der Regierung mitzu⸗ teilen. die Brechung der Zinsknecht⸗ ſchaft ſtünde im Vordergrund. Es ſei eine Unmöglichkeit, daß die deutſche Wirtſchaft eine Schuldenlaſt von 90 Milliarden Gold⸗ mark tragen könne. Die Brechung der Zins⸗ knechtſchaft bedeute nicht die Aufhe⸗ 1 1 bung des Zinſes überhaupt, das Vorrecht gehöre aber unbedingt der deutſchen Arbeit 4 und nicht den Anſprüchen des Finanzkapi⸗ als. Um die verderblichen Fehlleitungen in der Wirtſchaft zu beſeitigen, ſei es notwen⸗ dig, die Zerſplitterung des öffentlichen Kre⸗ dikapparates aufzuheben und zu einer Zu⸗ 10 ammenfaſſung, die dem Weſen nach ſtaat⸗ cher Art ſein müſſe, zu gelangen. In der Wirtſchaft gäbe es beſtimmte Bezirke, in die der Staat eingreifen müſſe. Die National⸗ ſozialiſten lehnten aber jedes Sozia⸗ liſierungsexperiment im Bereich der produzierenden Wirtſchaft ab. Staatsſekretär Feder beſchäftigte ſich auch mit der für Deutſchland lebenswichtigen Fra⸗ ge der Ausfuhr. Die Reichsregierung werde, ſo erklärte er, der Förderung des deutſchen Exports alle erforderliche Hilfe an⸗ gedeihen laſſen. Jeder einzelne müſſe ſich anderſeits inbezug auf die Einfuhr fremder Waren immer vor Augen halten, daß durch e 2000 Mark nach Deutſchland eingeführte Varen eine deutſche Arbeiterfamilie brotlos gemacht würde. Ziehe man auch die Fami⸗ zen in Betracht, ſo ergäbe ſich ein Volksſek⸗ tor von 10 Millionen deutſchen Menſchen, die durch eine falſche Handelspolitik mn Not und Elend getrieben worden ſeien. Wenn nun in den letzten Monaten die Ein⸗ uhr den Stand des Vorfahres überſchrit⸗ len hat, ſo iſt dies vor allem auf den größe⸗ ten Rohſtoffbedarf der verarbeitenden In⸗ zuſteſe zurückzuführen. Im übrigen iſt die Belebung von Produktion und Umſatz ledig⸗ ich dem deutſchen Binnenmarkt zuzu⸗ ſchreiben, da die Ausfuhr ſtändig zurückge⸗ dangen iſt. Man kann zwar eine gewiſſe Stabiliſterung in der Ausfuhrentwicklung feſtſtellen aber auf einem niedrigen Niveau. 1 bedauerlich der Ausfuhrrückgang im Anblick auf den Arbeitsmarkt auch it, ſo 0 rf man die Bedeutung der Ausfuhr für die eulſche Volkswirtſchaft doch nicht überſchät⸗ en. Selbſt in guten Exportjahren eſtritt die Ausfuhr insgeſamt nur etwa ein Zehntel der ganzen volkswirtſchaftlichen Gü⸗ zererzeugung einſchließlich der Dienſtleiſtun⸗ gen, Ju dieſer ache bemerkt das Kon⸗ junkturforſchungs⸗Inſtitut:„Das erklärt es, Arduin es in ſchland möglich war, die mc ſchon zu einem Zeitpunkt entſcheidend zu verhindern, zu dem vom Ab⸗ Der Parteitag an der lrbeit Die Donnerstagsverhandlungen des Parteitages— Hochbetrieb in Nürnberg— Der starke Andrang dauert fort— Das Intereſſe des Auslandes Nürnberg, 1. Sept. Der geſtrige Donnerstag war für den Reichsparteitag der NS D A P. ein Tag ſe icher Arbeit der verſchiedenen Son⸗ dergruppen. Es tagten die Gauleiter, die Hitlerjugend, die Preſſe, die Juriſten, die Aerzte, die Ingenieure, die Kommunalpoliti⸗ ker uſw. uſw. Das äußere Bild, das die Stadt Nürnberg bot, war auch am Donners⸗ tag wieder ungemein lebhaft. Schon in den früheſten Morgenſtunden klang ſchmetternde Marſchmuſik durch die Straßen und weckte Bewohner und Gäſte. Sonderzüge aus allen Teilen des Reiches waren eingetroffen, und die Neuangekommenen marſchierten mit Muſik zu ihren Quartieren. Trotz der frü— hen Morgenſtunde waren es ſchon wieder Hunderte von jungen Mädchen vom Bund kolonnen das Geleit gaben. Man ſah ferner hunderte von jungen Mädchen vom Bund deutſcher Mädel, die mit friſchem hellem Ge— ſang in ihre Quartiere zogen. Im Verkehrs— amt und im Quartieramt herrſchte Hochbe— trieb. Es ſtellte ſich heraus, daß die vorgeſehe⸗ ne Zahl der Jüge noch nicht ausreicht, um den ſtarken Andrang zu bewälkigen. Die Reichsbahn war infolge der ſchon eingelegten Sonderzüge nicht in der La⸗ ge, zu den planmäßigen Zügen noch die notwendigen Vor- und Nachzüge zu fahren. Obwohl die Züge mit verſtärkter Wagenzahl Peau wurden, waren alle Abteile völlig überfüllt. Schlafwagenplätze nach Nürnberg ſind ſchon ſeit Tagen ausverkauft. Ueber die Nacht zum Donnerstag iſt noch zu berichten, daß die SA⸗Kapellen, die auf verſchied enen Plätzen konzertiert hatten, ſich zu einem Zu— ge formierten, der am„Deutſchen Hof“ vor— beizog, um dem Führer ihren Gruß zu brin— gen. Als der Führer und Kanzler ſich am Fenſter zeigte, kannte der Jubel keine Gren— zen mehr. Alle Sperrkekten wurden durchbrochen, und die Straße glich weithin einem wo⸗ genden brodelnden Menſchenmeer, aus dem ſich ſteil wie ein Wald die Arme emporſtreckken. Dann klang das Horſt-Weſſel⸗Lied auf. Im⸗ mer wieder und immer wieder hörte man die Klänge des Deutſchlandliedes und natio⸗ nalſozialiſtiſcher Kampflieder. Erſt in den ſpäten Abendſtunden gelang es, die Umge— bung des Hotels von den Menſchenmengen freizuhalten. Englisches und amerilaniſches Intereſſe „Wie aus London gemeldet wird, wird iiber den Parteitag in der ganzen engliſchen Preſſe berichtet.„Daily Telegraph“ ſpricht von einem neuen Triumph für Hitler und ſaat in einer Nürnberger Meldung als vor 10 Jahren Hitler und ſeine Anhänger nach Nürnberg kamen, ſeien ſie verhaßt geweſen. Jetzt ſeien ſie triumphierend zurückgekehrt und hätten einen begeiſterten Willkomm er— halten. Der Nürnberger Parteitag zieht in Ameri⸗ ka die Aufmerkſamkeit der Oeffenklichkeit auf ſich.„Neuyork Times“ bringt z. B. eine län⸗ gere Schilderung der Eröffnungsfeier in Nürnberg und führt als Beweis des allge- meinen Intereſſes für dieſe gewaltige Kund- gebung an, daß über 1000 Preſſeverkreter aus allen Weltteilen in der Pegnitz⸗Skadt verſammelt ſind. Nürnbergs Ehrengabe Die dem Reichskanzler durch Oberbürger— meiſter Liebel überreiche Ehrengabe der Stadt Nürnberg beſteht aus einem roten Ledereinband mit Goldlinien, der in— nen eine künſtleriſche Widmung und einen ſeltenen, Jahrhunderte alten Abdruck eines Werkes Albrecht Dürers enthält. Die; Widmungsadreſſe zeigt oben in der Mitte das Hakenkreuz links und rechts flankiert von den beiden Nürnberger Wappen, darun⸗ ter befindet ſich folgender Text: „Dem Führer Adolf Hikler, dem Begrün- der und ſtanzler des Dritten Reiches, der die Stadt Nürnberg durch Erhebung zur Skadt der Reichsparkeikage zu neuer großer Tradition berufen hat, weiht die Skadtgemeinde aus ihrem Kunſtſchatz dieſes Werk ihres größten Sohnes in kiefſter Dankbarkeit. Nürnberg. am 30. Auguſt 1933. dem Tage des Beginnens des erſten Reichsparkeitages nach dem Siege. Liebel, Oberbürgermeiſter.“ Das Kunſtblatt ſelbſt, das ſich auf der rechten Innenſeite befindet, ſtellt eine Szene aus Dürers Schöpfung„Ritter, Tod und Teufel“ dar. Der Kupferſtich rührt aus dem Jahre 1513 her. Er iſt von Dürer ge— ſtochen und mit ſeinem Signum verſehen. Der Abzug iſt einer der älteſten und ſtammt noch aus Dürers Zeit. Finanzfragen der deutſchen Gemeinden Neben der Arbeitsbeſchaffung ſtanden die Finanzfragen der deutſchen Ge⸗ meinden und Gemeindeverbän⸗ de im Vordergrund auf der Tagesordnung des Parteitages. Der Staatskommiſſar für die Stadt Berlin, Dr. Lippert, führte in einem Referat dazu u. a. aus: Die deutſchen Gemeinden und Gemeindeverbände ſähen ſich zwei großen finanziellen Gegenwartsauf— gaben gegenüber: Der Sicherung der Arbeitstoſenhilfe in den Gemeinden und einer Neuordnung des gemeindlichen Schuldenweſens, die auf eine weſenkliche Verringerung des nalragvar gewordenen Zins- und Til- gungsdienſtes hinausläuft, ſatz auf den Weltmärkten noch keine Anre⸗ ungen ausgingen. Prozentual kleine Ver⸗ änderungen des Binnenabſatzes haben für den größten Teil der deutſchen Wirtſchaft ſtärkere Wirkungen als viel größere prozen⸗ tuale Veränderungen der Ausfuhr.“ Einzel⸗ nen Wirtſchaftsgruppen, wie der Landwirt⸗ chaft, dem Baugewerbe und der Nahrun. mittel⸗Induſtrie, die an der Ausfuhr nur ein eringes eigenes Intereſſe haben, ſtehen an⸗ Nie Gruppen(zum Beiſpiel Spielwaren und Feinkeramiſ gegenüber, für die der Export eine ſehr bedeutende Rolle ſpielt. Aber ſelbſt für eine Induſtrie, die, wie gegen⸗ wärtig die Elektrotechnik, mit 20 Prozent für das Ausland und mit 80 Prozent für das Inſandabſatzes um 5 Prozent ebenſoviel wie eine Ausfuhrſteigerung um 20 Prozent. Ein recht wichtiger Faktor des deutſchen Ausfuhrhandels iſt die Leipziger Meſ⸗ ſe, von ihrer großen binnenwirtſchaftlichen Bedeutung ganz abgeſehen. Da iſt es erfreu⸗ lich, daß die Zahl der ausländiſchen Einkäu⸗ fer auf der diesjährigen Herbſtmeſſe weſeni⸗ lich höher iſt als im Vorjahr. Unter den 5633 Ausſtellern, 300 Ihr als auf der Herbſt⸗ meſſe 1932, befinden ſic ebenfalls 318 Aus⸗ länder. Die Zahl der Einkäufer iſt aus den ſkandinaviſchen Ländern teilweiſe auf das Doppelte geſtiegen, auch Spanien und die Schmeis entandten diesmal mebr. Die Zahl Inland arbeitet, bedeutet eine Zunahme des ſowie in dem bevorſtehenden Neuaufbau bes deutſchen Finanz⸗ und Steuerſyſtems für die Erhaltung der finanziellen Lebensfähigkeit und der finanziellen Selbſtverantwortung der Gemeinden zu ſorgen. Dr. Lippert ſchil⸗ derte dann eingehend die finanzielle Entwick— lung bei den Gemeinden, die unter dauern— der Aufbürdung neuer Laſten rund zwei Drittel unſerer arbeitsfähigen Arbeitsloſen als Ortsarme nach den Grundſätzen der Ar⸗ menpflege betreuen mußten. Nach einer zahlenmäßigen Darſtellung der Lage der Ge— meindefinanzen, nach der die deutſchen Ge— meinden mit ungedeckten Fehlbeträgen in Höhe von rund 1100 Millionen Mark in das Rechnungsjahr 1934 hineingehen würden, richtet Dr. Lippert an die nationalſozialiſti— ſch Regierung die eindringliche Bitte, ihre finanziellen Hilfsmaßnahmen für die deut⸗ ſchen Gemeinden und Gemeindeverbände auf dem Gebiet der Arbeitsloſenhilfe, zu de— nen ſie entſchloſſen iſt, mit der allergrößten Weſchleunigung durchzuführen. Die Geſamtiverſchuldung der deutſchen Gemeinden betrage rund 11,3 Milliar- den Mark, von denen rund 7 Milliar⸗- den Mark langfriſtig und rund 4 Mil- liarden Mark mitktel⸗ und kurzfriſtig ſei⸗ en. Der Zinſendienſt für dieſe Schulden bekrägt ee 720 Millionen ark. Dr. Lippert verlangte von der Reichsregie— rung eine allgemeine Zinsſenkung für die Gemeinden auf vier Prozent. Wir ha⸗ ben den Wunſch, daß die Gemeinden und Ge⸗ meindeverbände in Zukunft nicht mehr in der primitiven Form zu Koſtgängern des Reiches und der Länder gemacht werden, wie dies durch die Erzberger'ſche Finanzre— form geſchehen iſt. Vielmehr erſcheink es uns nokwendig, ein ſelbſtändiges Syſtem der Gemeinde- ſteuern dergeſtalt auszubauen, daß der Wiederherſtellung einer eigenen ver- ankworklichen Enkſcheidungsfreiheik der Gemeinden und ihrer Führung für ihr Tun und Ankerlaſſen auch die volle finanzielle Berankworkung hierfür ent- ſprichl. Wir werden im künftigen Finanzausgleich nach wie vor einen weitgehenden Laſtenaus— gleich zu Gunſten der leiſtungsſchwächeren Gemeinden und Gemeindeverbände benöti— gen. Richtſchnur für unſere Auffaſſung iſt auch der nationalſozialiſtiſche Grundſatz, daß die Gemeinde die Keimzelle des taates bleibt und deshalb alle Aufgaben zur Zu— ſtändigkeit der Gemeinde gehören, die ihren Urſprung in den örtlichen Bedürfniſſen ha— ben. Hierfür müſſen den Gemeinden aus⸗ reichende eigene Finanzmittel unter eigener Verantwortung zur Verfügung geſtellt wer— ö den. der engliſchen, franzöſiſchen und italieniſchen Beſucher iſi dieſelbe wie im Vorjahre, wäh⸗ rend ſie für Oeſterreich und die Tſchechoflo⸗ wakei wegen der zollpolitiſchen Differenzen geringer iſt. Bezeichnend für die Hoffnun⸗ gen, die die Ausſtellerſchaft auf die Herbſt⸗ meſſe ſetzte, iſt es, daß beſonders die Spiel⸗ wareninduſtrie, die Galanterie- und Schmuck⸗ wareninduſtrie und die Nahrungsmittelindu⸗ ſtrie weſentlich mehr Ausſteller aufwies als im Vorjahre. So weit man bis jetzt überſe⸗ hen kann, iſt auch im Meſſegeſchäft allgemein eine Belebung zu verzeichnen. Ausländiſche Verſuche, die Preiſe zu drücken, ſtießen auf einmütigen Widerſtand. Keine Blumen in den Wagen des Führers werfen Nürnberg, 1. Sept. Dem Führer ſind auf ſeinen Fahrten durch Deutſchland und insbeſondere am Mittwoch durch Nürnberg wiederum in großen Men⸗ en Blumen in den Wagen geworfen wor⸗ ben. Der Führer bittet darum, dieſe Blumen, die für ſeine SA beſtimmt ſind, ſofort ſeiner 5A zu geben, da er von dieſen Unmengen von Blumen auch keinen Bruchkeil in ſein Zimmer ſtellen kann. In e da; mit wird darauf hingewieſen, daß das Wer⸗ fen von Blumen in den Wagen des Führers ſeit längerer Zeit verboten iſt, weil bei ſchneller Jahrk durch geworfene Blumen- ſträuße leicht Perſonen verletzt werden kön⸗ Der Arbeitsdienſt Tracht und Rangabzeichen.— Der ſtaats⸗ politiſche Unkerricht. Berlin, 1. Sept. Die einheitliche Tracht für den Ar⸗ beitsdienſt liegt nunmehr im Stoff, Schnitt und Farbton feſt. Sie beſteht aus melier— tem erdfarbigen Tuch. Der Rock hat eine be⸗ queme, zum Sportlichen neigende Form mit offenem Kragen. Auch die Rangabzeichen des Arbeitsdienſtes ſind jetzt endgültig feſt⸗ gelegt worden. Der Arbeitsdienſt gliedert ſich danach in Arbeitsdienſtwillige, Vormän⸗ ner, Truppführer, Obertruppführer, Muſik— und Obermuſikmeiſter, mehrere Kategorien Zeltmeiſter, Arbeitsführer, Oberarbeitsfüh— rer, ſchließlich den Arbeitsdienſtinſpekteur und den Staatsſekretär. Die Keichsleitung des Arbeitsdienſtes führt in einem Erlaß aus, daß der ſtaatspoli⸗ kiſche Ankerricht in den einzelnen Arbeitsla- gern noch nicht die 117 habe, die erreicht werden müſſe. Die Organiſation des ſtaats- politiſchen Unterrichts müſſe deshalb ausge- baut werden mit der Jielſetzung, daß im Winker der ſtaatspolitiſche Ankerricht in der Rll durchgeführt werden könne, die der ationalſozialiſt für notwendig halten müſſe. Von der Reichsleitung werden bis dahin die Norarbeiten für die Schaffung eines Lehrbu⸗ ches und Leſebuches für den ſtaatspolitiſchen Aäterricht zum Abſchluß gebracht werden. Am 1. Dezember ſoll die neue Organiſatſon fei den ſtaatspolitiſchen Ankerricht fertig n. In einem Rundſchreiben der Reichsleitung wird betont, die Ehrenarbeit des Arbeits- dienſtes am deutſchen Grund und Boden er— fordere es, daß die ausgeführten Arbeiten gut erhalten bleiben. Eine Gewähr hierfür böten nur die öffentlich- rechtlichen Körperſchaften, da dieſe unter ſtarker Staatsaufſicht ſtänden. Privaten Genoſſen⸗ ſchaften, bei denen eine Staatsaufſicht fehle, könne der Arbeitsdienſt nicht zur Verfügung geſtellt werden. Politiſches Allerlei Berlin. Die Reichsindexziffer für die Le— benshaltungskoſten(Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung, Bekleidung und„ſonſtiger Bedarf“) iſt im Durchſchnitt des Monats Auguſt um 0,3 v. H. auf 118,4 (gegenüber 118,7 im Vormonat) zurückge⸗ gangen. Hamburg. Auf der Moorweide wurde das Hamburger Wehrſtahlhelmregi⸗ ment in Anweſenheit der SA-Führer und der Vertreter des Senats feierlich in die Gruppe„Hanſa“ der SA eingegliedert. Rom. Der Leiter der öſterreichiſchen Heim⸗ wehr, Starhembeeg, und der Propa⸗ gandachef der öſtererichiſchen Eiſenbahnen, Reichl, ſind in Rom eingetroffen. Neichsminiſter a. d. Hermes Anklage wegen fortgeſetzter Untreue. Berlin, 1. Sept. Wie die Reichspreſſeſtelle mitteilt, iſt das Ermittlungsverfahren gegen den frü— heren Präſidenten der Vereinigung der Chriſtlichen Bauernvereine, Reichsminiſter a. D. Dr. phil. Andreas Hermes, abgeſchloſ— ſen. Die Staatsanwaltſchaft hat Anklage wegen fortgeſetzter Ankreue erhoben. Unkreue wird darin erblickt, daß Hermes Gelder, die zur Anterſtützung des landwirtſchafklichen Genoſ⸗ ſenſchaftsweſens beſtimmt waren, für die von ihm geleitete Vereinigung der deutſchen chriſtlichen Bauernvereine verwendet hat. Hermes, der am 21. März ds. Is. in Un⸗ terſuchungshaft genommen war, iſt vor eini⸗ en Tagen aus der Unterſuchungshaft ent⸗ aſſen worden, da Verdunkelungsgefahr und Fluchtverdacht nicht mehr beſteht. Deutſche Tagesſchan Neue Mittel aus dem Arbeitsbeſchaffungs⸗ programm. In der letzten Kreditausſchußſitzung der Deutſchen Geſellſchaft für öffentliche Arbeiten Acc.(OHefjah murden. wie vom Reichsarbeits⸗ werksorganiſationen bedingungslose wlniſterium mitgeteilt wird, im neuen Arbeits⸗ beſchaffungsprogramm weitere Darle⸗ hensbewilligun gen im Betrage von 14,2 Millionen Rm. ausgeſprochen. Hier⸗ von entfallen rund 4,8 Millionen Rm. auf Ar⸗ beiten im Lande Sachſen, annähernd 2 Mil⸗ lionen wurden für Arbeitsbeſchaffungsmaßnah⸗ men in der Provinz Weſtfalen, rund 1,25 Mil⸗ lionen für Schleswig⸗Holſtein, eine Million für Schleſien und 900 000 Rm. für Baden bereitgeſtellt; für Arbeiten der Stadt Hanno⸗ ver wurde ein Betrag von einer Million Rm. bewilligt. Reichsregierung und Getreidemarkt. In Kreiſen der am Getreideumſchlag be— teiligten Wirtſchaftsgruppen wird von gewiſ⸗ ſenloſer Seite das Gerücht verbreitet, die Reichsregierung wolle, da ſie durch organi⸗ ſatoriſche Maßnahmen eine Geſundung des Getreidemarktes anſtrebe, den Markt im übri⸗ gen ſich vollkommen ſelbſt über laſſen. Demgegenüber wird mit Nachdruck darauf hin⸗ gewieſen, daß es die Reichsregierung in dieſem Getreidewirtſchaftsjſahr an der im Intereſſe der Landwirtſchaft gebotenen Marktpflege kei nesfalls fehlen laſſen wird. Mit dieſer Feſt⸗ ſtellung wird nur eine Erklärung wiederholt, die in den letzten Wochen und Tagen mehrfach in aller Eindeutigkeit von amtlicher Seite ab⸗ gegeben worden iſt. Beſchluß der Handwerkskammerpräſidenten. Auf einer Tagung der Handwerkskam— merpräſidenten Deutſchlands wurde eine Entſchließung angenommen, in der die Präſidenten einmütig anerkennen, daß die Geſtaltung der deutſchen Handwerkspolitik durch die Führer des Reichsſtandes, des Reichs⸗ verbandes und des Deutſchen Handwerks- und Gewerbekammertages ihre vollſte Billi⸗ gung findet. Sie ſprechen dem Führer des deutſchen Handwerks ihr Vertrauen aus, und erwarten von allen Unterführern in den Hand⸗ Diſziplin und Eingliederung in die geſchloſſene national⸗ ſozialiſtiſche Front des deutſchen Handwerks. 300 000 organiſierte Beamten der Reichs poſt. Durch die Gründung der Deutſchen Ar— beitsfront ſind die Berufsvereine der Ar⸗ beitnehmer zu neuem Leben erwacht. Beſon⸗ ders der Zuſtrom von bisher unorganiſierten Mitgliedern gibt hiervon ein anſchauliches Zeugnis. Wie die„Deutſche Poſtzeitung“ mit⸗ teilt, gehen aus dem Kreis der bisher nicht organiſierten 60 000 Poſtbeamten gegenwärtig ſo zahlreiche Neuanmeldungen ein, daß in Kürze die Reichsfachgruppe„Pioſt“ des Deutſchen Beamtenbundes weit über 300 000 Mitglieder umfaſſen wird. A2— 5 ——— Auslands⸗Nundſchau Neuer Konflilt zwiſchen Litauen und dem Memelgebiet. Zwiſchen der litauiſchen Regierung und dem Memelgebiet iſt ein neuer Kon⸗ flikt entſtanden. Der Stellvertreter des Gou— verneurs hat an den Landtagspräſidenten ein Schreiben gerichtet, in dem erklärt wird, daß der Landtag ſeine Zuſtändigleiten überſchreiten würde, wenn er die auf der Tagesordnung der letzten Sitzung vorgeſehene Beſprechung über das vor kurzem von der litauiſchen Re⸗ gierung erlaſſene Gerichtsverfaſſungsgeſetz vor— nehme. Auf Antrag der Mehrheit beſchloß der Landtag einſtimmig, eine Kommiſſion zur Nevolverattentat Marienbad, 1. Sept. 0 Auf den früheren Profeſſor an der Tech⸗ niſchen Hochſchule in Hannover, Theodor Sei g, iſt ein Revolverattentat verübt worden. Ein noch unbekannter Täter drang über eine Leiter durch das Fenſter in das Zimmer Leſſings, feuerte zwei Revolver⸗ ſchüſſe auf dieſen ab, von denen einer die rechte Seite des Hinterkopfes durchſchlug. Er wurde in bewußtloſem Zuſtande ins Kran⸗ kenhaus gebracht, wo er e iſt. Der Tat verdächtig iſt der in Schanz bei Marienbad wohnende 31 Jahre alte Arbeiter Max Eckert, der zum Einſteigen in die Villa eine Leiter der Feuerwehr von Schanz be⸗ nutzte. Es wird angenommen, daß Eckerk be. reits über die Grenze geflüchtet iſt. Eckert iſi ein bekannter Wilddieb, der bereits wegen eines Ueberfalles fünf Monate Gefängni⸗ erhalten hat. Unter Verdacht der Beteiligung an der Ermordung des Profeſſors Theodor Leſſing ſind nach amtlicher Mitteilung zwei Perſo⸗ nen verhaftet worden. Vaumwolle aus Holz London, 1. Sept. Im Bericht der Mancheſter Handelskam— mer wird eine angeblich japaniſche Er⸗ findung auf dem Gebiet der Baumwoll⸗ herſtellung erwähnt. Danach ſoll das neue Baumwmollmaterial, das aus der Baumrinde gewonnen wird, von hoher Qualität, weniger geſchmeidig als die ge⸗ 1 Baumwolle, dafür aber viel ſtär⸗ ker ſein. Nach dem„Daily Telegraph“ wird in eng liſchen Textilkreiſen erklärt, daß das japa. niſche Verfahren ſchon von den Deulſchen während des Weltkrieges angewendel wor⸗ den ſei, daß es ſich aber billiger ſtelle als das deulſche. Die kosmiſchen Strahlen London, 1. Sept. In der Zeit vom 6. bis 13. September fin⸗ det in Leiceſter eine Tagung engliſcher Gelehrten ſtatt, wobei man verſuchen wird, der Löſung des Rätſels der kosmiſchen Strahlen näher zu kommen. Es handelt ſich hierbei bekanntlich um jene geheimnis⸗ vollen Strahlen, die bei dem Stratoſphären⸗ aufſtieg des belgiſchen Gelehrten Profeſſor Piccard die Hauptrolle ſpielten. Der deulſche Gelehrte Profeſſor Regener, dem es vor einiger Zeit gelang, mit ſeinen unbemannten Pilotenballons, die mik ſelb⸗ ſtändigen Regiſtriermaſchinen ausgeſtattet waren, um fünf Meilen höher in die Skralo⸗ ſphäre einzudringen, als Piccard mit ſeiner Aluminiumgondel, wird auf das Haupkreferat halten. Mädchenmörder zum Tode verurteilt Verden a. d. Aller, 1. Sept. Das Schwur⸗ gericht verurteilte den 20 Jahre alten Fried- rich Wilhelm Stöver wegen Mordes in Tat- einheit mit Notzucht zum Tode und 5 Jar ren Zuchthaus. Stöver, deſſen Vater zurzr eine mehrjährige Juchthausſlrafe wegen Blutſchande verbüßt, hatte am 5. April auf der Landſtraße bei Okel ſeine 18 jährige Ba⸗ ſe ermordet, nachdem er ſich an ihr vergan- der Tagung 2. 7 5998 ö hafte. Prüfung dieſer Frage einzuſetzen. f gen he Made abe 55575 eb ein N. Gf Cretonne 80%0 cm. 1 8 Kissenbezug, stathföclige u,. 9 Linon mit leine Feston-· Bogen 88. Kissenbezug, unon mit Glanzstickereieinsatzg. 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November 1923 an der Spitze der na— tionalſozialiſtiſchen Freiheitskämpfer von den Maſchinengewehrkugeln an der Feldherrn halle ſchwer verwundet Gegen den Schwer⸗ verletzten wurde Haftbefehl erlaſſen, ſo daß ihn ſeine Freunde als iodwunden Mann auf nächtlichen Wegen nach Tirol ſchaffen muß⸗ ten. In Innsbruck ſchweble Göring damals monatelang in Todesgefahr. Auch hier muß⸗ te er dem Steckbrief der öſterreichiſchen Re⸗ gierung weichen, die dem deutſchen Ausliefe⸗ rungsbegehren zugeſtimmt hatte. Der Haft⸗ befehl hetzte ihn weiter nach Italien, nahm ihm die Möglichkeit, zur Heimat zurückzukeh⸗ ren, bis im Herbſt 1926 die Amneſtie ihm den Weg nach Deutſchland wieder frei machte. das Berufsbeamtentum Beamkenkagung der NS DAP. in Nürnberg. Nürnberg, 1. Sept. Auf der Sondertagung der Beamtenabtei⸗ lung, an der als Ehrengäſte der bayeriſche Kultusminiſter Schemm und der preußiſche Juſtizminiſter Kerrl teilnahmen, ſprach der Leiter der Beamtenabteilung, Neef, über „Das Berufsbeamtentum im neuen Reich“. Das Aufgabengebiet der Beamtenorganiſa⸗ tion werde in Zukunft völlig verändert wer⸗ den. Die Beamten⸗ und Beamtenverbände würden ſich im Intereſſe der Allgemeinheit in ihrem eigenen Intereſſe in Uebereinſtim— mung mit dem Reichsminiſter des Innern von jeglicher Warenwirtſchaft zurückhalten. Der einheitliche Berufsſtand der Beamten ſolle ſeinen Ausdruck finden in einer Orga— niſation, der alle Beamten ohne Unterſchied des Standes angehören. Der Ehrenpräſident der Deutſchen Beam⸗ tenſchaft, Reichsſtatthalter Sprenger, erklärte daß die Entwicklung der Beamtenpolitik in mancher Hinſicht noch nicht abgeſchloſſen, daß ſie ſich aber in der richtigen Zielrichtung be— finde. Der Beamte müſſe in erſter Linie dem Führer nachtun und ſo handeln, wie der Führer es erwartet. Märkte und Vörſen Vom 31. Auguſt. (Ohne Gewähr.) Mannheimer Prod ktenbörſe. Es notierten in Rm. per 100 Kilo, waggon— fret Mannheim: Weizen 18,75 bis 18,90, Roggen 15,15 bis 15,25; Hafer inl. 13 bis 13,25; Sommergerſte inl. 17,50 bis 19,50 Futtergerſte 155 Mais m. Sack 17,25 bis 17,75; Erdnußkuchen 15,50 bis 15,75; Soya⸗ ſchrot 14,10 bis 14,50; Rapskuchen 14,75 bis 12; Palmkuchen 13,75 bis 14; Kokostuchen 14,75; Seſamkuchen 14,75 bis 15; Leinkuchen 15 bis 15,25; Biertreber 13,50 bis 14; Trol⸗ kenſchnitzel 7,75 bis 8: Wieſenheu loſes 4,50 bis 5; Rotkleehen 4,70 bis 5,20; Luzernklee— heu 5,60 bis 6; Stroh gepr. 1,80 bis 2, geb. 1,40 bis 1,60; Weizenmehl, Spezial Null, m. Aust. 28 bis 28,25, mit Inl. 25,0 bis 26,75, ſüdd. Wetzenauszugsmehl 31 bis 31,25 bezw. 28,50 bis 29,75; ſuüdd. Weizenbrotmehl 21 bis 21,25 bezw. 19,50 bis 19,75; Roggen mehl nordd. neue Ernte 20,25 bis 21,50, pfälz. und ſüdd. neue Ernte 21,25 bis 22,25 Weizenkleie feine 7,60 bis 7,75, grobe 8,10 bis 8,25; Roggenkleie 8 bis 8,50; Weizen⸗ futetrmehl 10,25, Roggenfuttermehl 9,50 bi⸗ 11 und Weizennachmehl 14 bis 15,50. Mannheimer Kleinviehmarkt. Zufuhr und Preiſe: 20 Kälber nicht notiert, 32 Schafe nicht notiert; 134 Schweine nicht notiert; 791 Ferkel und Läufer, Ferkel bis vier Wochen 7 bis 10, über vier Wochen 11 bis 14, Läufer 15 bis 18. f N General der Infanterie Göring der Reichswehrminiſter zum Generaloberſt, Reichsminiſter Göring zum General be⸗ fördert. Berlin 1. Sept. Amtlich wird mitgeteilt: Der Herr Reichspräſident hat mit Wirkung vom heuti⸗ gen Tage den Herrn Reichswehrminiſter, eneral der Infanterie von Blomberg, zum Generaloberſt befördert. Er hal ferner im Rahmen anderer Beför⸗ derungen den preußiſchen Miniſterpräſiden⸗ ten und Hauptmann a. D. Göring, Ritter des Pour-le-merite, in Anerkennung ſeiner hervorragenden Verdienſte in Krieg und im rieden Charakter als General der In⸗ anterie verliehen mik der Berechtigung zum Tragen der Uniform des Reichsheeres. . Hermann Görings militäriſcher Lebenslauf Der preußiſche Miniſterpräſident und Reichsluftfahrtminiſter Hermann Göring wurde am 12. Januar 1893 in Roſenheim in Bayern geboren. Er kam mit fünfzehn Jah⸗ ren ins Kadettenkorps zunächſt nach Karls⸗ ruhe, dann nach Lichterfelde. Seine Perſön⸗ lichkeit wird durch das Urteil treffend charak⸗ teriſtert, das ſein Lehrer bei der Entlaſſung aus dem Kadettenkorps fällte:„Ein famoſer Kerl, allerdings ſchwierig, aber der gebore⸗ ne Revolutionär.“ Bei der Mobilmachung ieht er als 21 jähriger Leutnant ſofort ins eld und nimmt an der Schlacht von Mül⸗ 11 1 7 teil. Als Göring im Lazarett von Freiburg liegt, ſchlägt ihm ſein Freund Lör⸗ zer vor, als ſein Fliegerbeobachter an die Front zu kommen. Aber Görings Komman— deur verweigert die Genehmigung. Da wird er einfach Flieger von eigenen Gnaden. Mit einer geſtohlenen Maſchi⸗ ne flieht er mit ſeinem Freund Lörzer an die Fronk. Bei den Flügen zeichnet er ſich durch ſeine gule Beobachkungs⸗ gabe aus. Bald überreicht der Kron-⸗ prinz ihm und Lörzer das Es 1. 1916 wird Göring bei einem Luftgefecht, in dem er ſich durch ſeine Tollkühnheit auszeich⸗ net, ſchwer verwundet. 60 Treffer hat die Maſchine, Göring ſelbſt einen Streifſchuß und einen ſchweren Hüftſchuß durch einen Querſchläger. Im Mai 1917 wird er Füh⸗ rer der Jagdſtaffel 27. Im Mai 1918s verleiht ihm der Kalſer den Pour-le-merite. lm 27. April 1918 fiel Manfred von Pichthofen, der„rote Kampfflieger“ und Führer des nach ihm benannten Geſchwa⸗ ders. Im Juni ſtarb ſein Nachfolger, Haupt— mann Reinhard, den Fliegertod. Da wird Göring zum Kommandeur des verwaiſten Geſchwaders ernannt, das er getreu der Tradition des großen Richt⸗ hofen führte. Keiner konnte mit größerer Berechtigung den berühmten„Richthofen⸗Stock“ tragen. In unzähligen ſchweren Kämpfen iſt Her⸗ 0 mann Göring Sieger geblieben. Aus den Nath arländern dieb in SA⸗Heimen Ludwigshafen, 1. Sept. Der Ludwigsha⸗ ener Kriminalpolizei iſt es gelungen, einen Mann zu faſſen, der in den letzten Monaten in SA⸗Heimen und Arbeitsdienſtlagern Die⸗ bereien verübt hat. Es handelt ſich um den am 25. Dezember 1914 in Eſſen geborenen Bäckerlehrling Karl Bierbrauer, der früher ein⸗ mal Angehöriger eines SA⸗Sturmes in Eſ⸗ ſen war, dort aber den Laufvaß erhielt, und ſich dann im Januar auf die Wenderſchaft be⸗ gab. Nach einem ſechswöchigen Aufenthalt in einem Arbeitsdienſtlager war er eines Ta⸗ ges mit einem geſtohlenen Fahrrad, einer ge⸗ ſtohlenen SA⸗Uniform und einem entwendeten SA-⸗Ausweis, verſchwunden. Bierbrauer erſchloß ſich darauf ein neues „Arbeitsfeld“ in Süddeutſchland, tauchte in mehreren Städten Badens, ſo zuletzt auch in Heilbronn, Heidelberg und Mannheim auf. In Ludwigshafen lief er der Polizei ins Garn. Seine Diebesreiſen führten Bierbrauer auch verſchiedene Male in die Pfalz. Spuren über ſeinen Aufenthalt wurden auch in Kai⸗ ferslautern, Landau, Neuſtadt und Speyer feſtgeſtellt. Bierbrauer hat zahlreiche in SA⸗ Heimen verübte Diebſtähle auf dem Gewiſſen. Er machte ſich die geſtohlene SA⸗Uniform beſonders zu Nutzen, erweckte damit Vertrauen bet ſeinen Kameraden und verſuchte dieſe noch um Leihbeträge zu prellen. Zur reſtloſen Aufklärung aller ſeiner Straf⸗ taten wird er wie folgt beſchrieben: 1.59 Meter groß, ſchlank, rundes gebräuntes Geſicht. bell⸗ blondes Haar, graublaue Augen, eingebogene Naſe, weſtfäliſche Mundart; er nannte ſich vornehmlich Erichſen, aber auch Haaſe und Kramer. 8 Mannheim, 1. Sept.(Der ſchnellſte Zug.) Der ſogenannte Rheingoldzug wied im kommenden Winter der ſchnellſte Zug Deutſchlands ſein. Er durchfährt die 60,7 Kilo⸗ meter lange Strecke von Mannheim nach Karlsruhe in 38 Minuten. Das entſpricht einer Stundengeſchwindigkeit von faſt 96 km. Heidelberg, 1. Sept.(Verbot des„Hei⸗ delberger Tageblattes“ auf 14 Tage.) Die badiſche Regierung bezw. das zuſtändige Miniſterium hat das„Heidelberger Tageblatt“ auf 14 Tage verboten. Karlsruhe, 1. Sept.(Tödlicher Mo⸗ torradunfall.) Auf der Straße zwiſchen Leopoldshafen und Linlenheim wurde ein Mo⸗ torradfahrer zwiſchen zwei Fahrzeuge einge⸗ klemmt, wober er mit der Lenkſtange den hin⸗ teren Kotflügel des einen Wagens ſtreifte. Er ſtürzte und geriet unter die Räder des An⸗ hängerwagens, die ihm den Bruſtkorb ein⸗ 1 ſo daß der Tod auf der Stelle ein⸗ rat. Pforzheim, 1. Sept.(Tod im Stall.) Ein verheirateter Wagner wurde von ſeinen Angehörigen im Stall neben einer Kuh lie⸗ gend tot aufgefunden. Man vermutet, daß er einem Schlaganfall erlegen iſt. Grenzach, 1. Sept.(Schäferhund zer⸗ rerßt 22 Haſen.) Als ein hieſiger Ein⸗ wohner dieſer Tage ſeinen Haſenſtall betrat, ſah er, daß die maſſiven Drahtgitter von den Ställen geriſſen waren und alle 22 Haſen tot vor ihren Ställen lagen. Als Täter vermutete man einen ſtarken Hund und ſtellte daraufhin eine Falle. Richtig hatte ſich auch am anderen Morgen darin ein Schäferhund verfangen. Breiſach, 1. Sept.(Fünffacher Le⸗ bensretter.) Der 15jährige Willi Reut⸗ ter rettete unter eigener Lebensgefahr an der Rheinbrücke einen Kameraden vor dem Tode des Extrinkens. Es iſt bereits das fünfte Mal, daß Reutter, der ſich im hieſigen Arbeitslager befindet, dem Rhein ein Opfer entriß. Meersburg, 1. Sept.(Unter Mord⸗ verdacht.) Der 21jährige Schloſſer Paul Siebenrock iſt als mutmaßlicher Mörder ines in München getöteten SA⸗Mannes feſtgenom⸗ men worden. Er wurde in Polizeigewahrſam gebracht. Aus der Pfalz 2882 Mark auf Anhieb Die Arbeit der VS. Landau, 1. Sept. In Landau fand auf Veranlaſſung von Kreisleiter Kleemann eine Verſammlung zur Pſbce des Aktions⸗ radius für die Volksſoziale Pfalzhilfe ſtatt. Bereits vier Stunden nach dieſer Verſamm⸗ lung lagen von 55 Landauer Betrieben und Behörden die Verpflichtungsſcheine zur Ab⸗ lieferung eines Opferbeitrages vor, wonach nach dieſem erſten Ergebnis monatlich ſchon 32 Mark auf den erſten Anhieb zur Ver⸗ jügung ſtehen. f i 37 Schüſſe ſaneckten den Herrn von Rotacker aus dem Schlaf. Er ſprang aus dem Bett und zog ſich eilig an. Er ſtülpte die Eiſenhaube auf den Kopf und griff nach dem Degen. Ein brenzliger Geruch wehte ihm entgegen. Vom Gangfenſter aus ſah er eine Rauchwolke hinter dem Tor⸗ bogen hervorquirlen und ſich über den Burghof wälzen. Henning haſtete in den Hof hinunter und ſprang auf die Mauer. Da ſah er: Die Landgräflichen hatten Feuer an das Tor gelegt. Der Morgenwind blies in die Flammen und ließ ſie gegen die Eichenbohlen des Tores ſchlagen. An der Mauerbrüſtung ſtand Ruppert und ſchoß auf die Angreifer, die Holzſcheite in das Feuer zu ſchleudern ſuchten. „Die Feuereimer!“ ſchrie Rotacker.„Alle Hände an⸗ faſſen!“ Knechte und Mägde, Herr und Frau ſtanden in der Reihe und ließen die Eimer von Hand zu Hand gehen. Die Balken und Bohlen des Tores trieften von Waſſer, das in weiße Wolken verdampfte. Kugeln pfiffen über den Hof, ſchlugen tlatſchend an die Mauer des Hauſes, trafen klirrend ein Fenſter. Der Brunnen war erſchöpft, man mußte den Steintrog wieder vollaufen laſſen. Die Innenſeite des Tores be⸗ gann zu ſchwelen. Wieder ziſchte das Waſſer auf das glimmende Holz. Dampf und Rauch füllten den Hof; durch die Fugen des Tores quoll er hervor. Kleine Flämmchen ſprangen aus den Lücken. Das Tor batte Feuer gefangen. . Die Menſchen im Hof wichen zurück vor den Flammen. Eine Magd kreiſchte auf:„Das Haus brennt!“ Sie ſtarrten alle nach dem Burggebäude. Aus dem Dach züngelte eine Flamme. „Das iſt Verrat!“ ſchrie Ruppert und ſtürmte die Frei⸗ treppe hinauf in das Haus. Henning duckte ſich wie unter einem Schlag. Dann aber flog über ſein Geſicht der Ausdruck finſterer Ent⸗ ſchloſſenheit. Er reckte ſich empor und riß den Degen aus der Scheide. „Laßt brennen, was brennt!— Die Frauen in den Turm!— Haltet zuſammen, Männer!“ Neben den Herrn traten die bewaffneten Knechte. Keiner wandte ſich nach dem brennenden Haus um. Die Augen hingen an dem Tor, an dem die Flamme fraß. Der ſchwere Querbalken brach entzwei und fiel herab. Die beiden Stücke ſchwelten am Boden. Die brennenden Bohlen hingen noch in den Angeln. Dann brach das Tor zuſammen. Der flammende Holzhaufen lag im Torbogen. Das Feuer ſchützte noch die Burg. „Bringt Holz herbei!“ befahl der Rotacker. Die Knechte warfen Klötze und Bretter in das Feuer. Die Angreifer aber ſchleuderten Steine und feuchte Erdklumpen und ſuchten die Flammen zu erſticken. Da⸗ zwiſchen jagten ſie ihre Kugeln durch die Toröffnung. Ruppert ſtand ſchon lange wieder an der Mauer⸗ brüſtung und ſchoß auf die Landsknechte, aber er konnte es nicht hindern, daß die Steinwürfe die glimmenden Holzblöcke zum Erlöſchen brachten. Kampfbereit ſtand Henning inmitten des Hofes, den Degen feſt in der Fauſt. Da fühlte er ſeinen Arm um⸗ klammert. „Henning!“ „In den Turm, Berbe!“ herrſchte er die Frau an. „Nein, du ſollſt nicht um mich ſterben! Ich will..“ „Hinweg, Berbe!“ ſchrie er. Sie riß ſich von ihm los und hob winkend die Arme. Einige Schritte ſprang ſie vorwärts nach dem Tor. Doch taumelnd wankte ſie zurück Henning hielt ſie in ſeinen Armen. Angſt ſtand in ihren weit geöffneten Augen. Ihr Mund aber lächelte weich. „Henning!“ flüſterte ſie. Ihre Hand krampfte ſich in das Kleid über der Bruſt Ihr Kopf ſank an die Schulter des Mannes. Henning fühlte, wie ihre Glieder erſchlafften. Er ſchrie auf, als Blut über ihre Hand aus der Bruſt floß. „Berbe!“ 1 Sein Degen klirrte zu Boden. In lebloſer Schwere glitt ihm die Liebſte aus den Armen. ö „Berbe!“ ſchrie er. Er kniete neben ihr nieder und hielt ihren Kopf in ſeinen Händen. Das Lächeln ihres Mundes war erſtarrt, die blühenden Lippen verblaßt. Es war ihm, als ſtürzze die Welt zuſammen. „Berbe!“ Wie ein ſchluchzendes Weinen klang's. Die Umwelt verſank um ihn vor dem Anblick ſeines toten Weibes.— Stimmengewirr ſchreckte Henning auf. Er taumelte empor. Wie geiſtesabweſend ſtarrte er auf die Menſchen, die um ihn ſtanden, Landsknechte und Bauern. Er ſah den Hauptmann Engling, meinte ein höhniſches Lachen in ſeinem harten Geſicht zu ſehen. Sein Schmerz gab ihm den Mut der Verzweiflung. Er riß ſeinen Degen vom Boden auf und ſtürzte auf die Eindringlinge. Er hörte nicht den Zuruf des Haupt⸗ manns. Er ſchlug— er ſtieß— er raſte. Entſetzt wichen die Menſchen vor ihm zurück. Da traf den Raſenden ein ſchwerer Schlag auf den Kopf. Lautlos ſtürzte Henning Rotacker zu Boden. Das Meer des Ver⸗ geſſens ſchlug über ihm zuſammen. * * 5 Henning hörte ein ſanſtes Brauſen, wie das Rauſchen von ſtürzendem Waſſer. Er wollte die Augen öffnen; aber die Lider waren ihm ſchwer. Er fühlte einen dumpfen Kopfſchmerz. Er ſtöhnte leiſe. Er riß die ſchmerzenden Augenlider auf. Er richtete ſich empor und fiel auf⸗ ſtöhnend in die Kiſſen ſeines Lagers zurück.(FKoriſ folat.) — 3 ewigen Zeiten iſt's und geht in die Ewigkeit hinüber. Von En Rom g 0 1 16509 %, 1] Nachdruck verboten. Maienſchleier weben über deutſches Land, atmen Ge— heimnis im friſchen Duft ſpringenden Quellwaſſers, im Blütenkoſen blühender Obſtbäume. Und der bräutlichen Birke zarte Kätzchen ſind überſät mit feinem Goldſtaub. Durch das Gras flüſtert der Wind ein leiſes Lied; er atmet wie ein ſelig jung Herz durch die lauen Nächte und ahnt träumend den Traum vom Glück. Denn das Glück iſt einzig Traum geworden in deut— ſchem Land. Durch die Tage, die Nächte, durch jedwede Stunde geht der dröhnende Schritt marſchierender Soldaten. Wie ſeit Weſten klingt die eiſerne unbarmherzige Ewigkeit, die Zeit bedeutet; der Weſten iſt blutige Vergangenheit und erdrückende Gegenwart. Wer weiß, was die Zukunft bringen mag? Die Alten falten ſtill die Hände, die Mannesjahre krampfen die Fäuſte, und der Jugend Augen werden ſtarr und offen über ihre Jahre hinaus; Napoleons unabänder— licher Herrſcherwille, der alles außer ſich ſelbſt vernichtet, er wird Zukunft ſein. f Durch die deutſchen frühlingsſeligen Nächte, da die Natur vom Wunder der Liebe und des Werdens träumt, geht das unterirdiſche Grollen und Rollen: Regimenter ziehen gen Oſten, gen Rußland, Armeen marſchieren durch Deutſchland durch den Machtwillen des ſiegestrunkenen Korſen. Marſchieren, marſchieren— bis in die Ewigkeit. Und mancher deutſchen Mutter Sohn muß mit⸗ marſchieren, gezwungen durch des Eroberers Willen. 215 1** 255 „Annette!“ Hart klingt die Frauenſtimme durch den gleichmäßig hellen Raum, der keine Winkel und Ecken zu haben ſcheint. Alles glänzt, ſtrahlt, wirft weißes Licht in den Raum mit den hellen Möbeln, den gerafften weißen Gardinen zurück. „Annette!“ Die Stimme der Frau Sophie von Saßnitz wird noch ſpröder. Hoch aufrichtet ſich die ein wenig hagere Geſtalt, die Verkörperung ſcheint von Unnachgiebigkeit und Härte. Nur um den Mund liegt manchmal ein weich-weher Zug, der von ſchlafloſen Nächten zu erzählen weiß, wenn Arbeit und unermüdliches Schaffen nicht mehr betäuben können. „Annette!“ Zum dritten Male beherrſcht die harte Stimme den Raum, der ſich in heller gerader Tür in ein anderes Gemach öffnet. „Frau Mutter!“ Annette von Saßnitz reibt ſorgſam die Fußtapfen ab, die ihr ſchmaler Fuß auf dem Tritt hinterlaſſen. Der Tritt aber ſteht vor einem großen Bild an der Wand, das einen ſcharfgemeißelten Männerkopf darſtellt: Hans⸗ Joachim von Saßnitz, gefallen Anno 1806 bei Jena. Das iſt das Leid um die ſchmalen Lippen Sophie von Saßnitz'. Das iſt auch ihre Härte, die ſie allüberall gefürchtet ſein läßt. Jetzt ſchmiegt ſich friſches, zärtliches Maiengrün um das Bild, daß es ausſchaut, als lächle irgendwo verſteckt ein lieber, harmloſer Schelm, der ſo gar nicht paßt zu der Strenge, die ſonſt durch dieſe Räume ſchreitet. „Frau Mutter, hab' ich's nicht recht gemacht?“ Annettes Hände zupfen verlegen am ſchlichten, hoch⸗ gehaltenen Kleid, das eng die jugendweiche Geſtalt um⸗ ſchmeichelt. Frau Sophies Augen gehen prüfend vom Bild des toten Gatten zum blühenden, roſigen Grübchengeſicht der noch kinderjungen Tochter. Einen Augenblick will Mit⸗ leid ihr Herz gefangennehmen. Hart iſt die Zeit für (heranwachſendes Geſchlecht, eiſern diktiert unerbittlicher Griffel des Schickſals einer Jugend, die ſich kaum ſelber ihrer Schönheit und berechtigten Sorgloſigkeit bewußt werden kann. Aber es darf nicht ſein. Eiſerne Zeit braucht eiſerne Menſchen! Und Preußen, das arme zertretene Land, Spielball und augenblicklicher Verbündeter, alles in Napoleons Händen und von ſeiner Gnade, hat eiſerne Jugend mehr denn je nötig für eiſerne Zukunft, die es einmal zwingen ſoll. Denn allüberall gärt es ſchon in deutſchen Landen, gärt es zum Aufſtand, der Untergang oder Befreiung bedeuten wird. 5 „Kind!“ Frau Sophie legt die kühle Hand auf Annettes weiche Schultern, die das vorn gehaltene Buſen⸗ tuch ſittſam bedeckt.„Kind, wie oft ſoll ich dir noch ſagen, daß ſolch Maigrünen und Blütenduft nicht in unſere Zeit Haus. Haſt du denn vergeſſen, in welch entſetzlicher Schlacht dein Vater fiel?“ Annettes Kopf mit dem blonden Gelock ſinkt tief auf die Bruſt herab. „Ja, ich weiß, Frau Mutter.“ Rote Lippen hauchen Entſchuldigung.„War ja nur, daß ich den Herrn Vater auch ein wenig teilnehmen laſſen wollte an dem Frühling da draußen. Gerad' eben, weil ich den Herrn Vater nimmer vergeſſen kann. So nah iſt er mir eben geweſen, als ich das Grün hinter das Bild geſteckt habe!“ Da wird die Frau doch noch ein wenig weich. Zieht das Mädchen für einen Augenblick an ſich.„Daß dir der Herr Vater immer ſo nah ſein mag, Nette, daß du ihm immer in die Augen ſchauen kannſt bei allem, was du tuſt!“ 4 Annette verſpricht, gelobt es mit dem Sturm ihres jungen, unverbrauchten Herzens. Schon löſen ſich der Frau Arme.„Wo Helmut nur wieder ſtecken mag?“ „Aufs Feld iſt er den Morgen geritten!“ verteidigt Annette den Bruder, für den ſie leiſen Vorwurf aus der Mutter Worten heraushört. Frau Sophies Lippen preſſen ſich ſchmal, welt— verachtend zuſammen. „Die Kinder wiſſen nicht, was für ſchwere Zeit wir haben. Iſt doch noch alles unbekümmert an ihnen. Aber ich will ſie hinführen zu dem altpreußiſchen Sinn, Hans⸗ Joachim, ich verſpreche dir's!“ al. 5*. 2* „Der gnädige Herr ſoll nicht allweil ſo dumme Späße mit mir machen.“ Glührot richtet ſich Friederike, des Tagelöhners Kaſpar Tochter, vom Erdboden auf, wo ſie unnütze Hälmlein und Kräuter ausrupft. Helmut von Saßnitz lacht hell auf, daß es wie junge, friſche, ſtrahlende Sonnenkraft durch den Garten geht. „Warum ſoll ich denn immer nur Spaß mit dir treiben, Riekchen, und auch noch dummen? Kann ich's denn nicht ernſt meinen?“ Helmuts Hand legt ſich um des Mädchens ſchlanke Taille.„Wenn ich's nun ernſt meine, Riekchen... 2“ Da rafft Friederike eilig das Körbchen mit dem Un⸗ kraut, ſchlägt beide Hände vors Geſicht und läuft ins Haus hinein. „Was ſie nur immer hat!“ Helmuts junge Un⸗ bekümmertheit denkt nicht viel nach, faßt den gegen⸗ wärtigen Tag, wie er iſt, aber will vom kommenden noch nichts wiſſen. Langſam geht er dem Hauſe zu, groß, ſtark und im Gefühl ewig ſiegender Jugend, die mit allem fertig zu werden glaubt. 27 8 „Friederike, du haſt geweint!“ Annette ſieht in die verweinten Augen der früheren Geſpielin, die man, als ſie herangewachſen, zu Haus- und Gartenarbeiten heran— zieht. War ihr Vater doch urſprünglich dem Gut hörig und iſt's jetzt in gewiſſem Sinne trotz der großzügigen Reformen des Miniſters Stein noch immer. Denn um ſich ſelbſtändig zu machen, fehlt noch allzuviel. Und die Guts⸗ herrin iſt ja auch gerecht, wenn ſie auch ſtreng iſt. „Ich hab' gar nicht geweint!“ Friederike verſucht zu leugnen. Hilft ihr aber nichts. „Warum haſt du geweint?“ Annette forſcht.„Hat dir jemand etwas zuleide getan?“ Aber die andere will nicht antworten, preßt nur ſcheu, hilflos hervor:„Davon verſtehſt du noch nichts!“ „Verſteh' ich nichts von?“ Annettes Geſichtchen wird lang.„Aber warte mal. Ich weiß, wann ich es verſtehe.“ Widerſtandslos läßt Friederike ſich mitziehen. Bis die beiden Mädchen vor dem Bild des Barons Hans-Joachim von Saßnitz ſtehen. „So, Riekchen, jetzt mußt du es mir erzählen. Unter Vaters Bild verſtehe ich alles. Und weißt du, wenn ich Trauriges oder Böſes froh und gut machen kann.“ Friederile ſchaut auf zu des Freiherrn Bild, zu den ſcharfen und doch gütigen Geſichtszügen. „Ach, Nette“— erneutes Schluchzen ſchüttelt des Mädchens herb⸗ſchlanken Leib—,„hier kann ich es gar nicht ſagen. Ich hab' ja auch gar nichts, wirklich nichts.“ Feine Röte ſteigt auf in des Mädchens ſonnen⸗ gebräuntem Antlitz. So ſchwer iſt es, das Leben, und dann gar vor den ſo ſeltſam goldleuchtenden Braun⸗ augen Annettes! „Was macht ihr denn hier?“ Frau Sophies Stimme paſſen, am allerwenigſten in unſer Preußen und unſer den Herrn Vater anſchaue, ſo recht mit Ehrfurcht und Liebe, dann fällt mir immer gleich ein, wie ich etwas „Friederike weint, Frau Mutter!“ Annettes Augen betteln um Troſt bei der Mutter. Frau Sophies Lippen aber können nimmer Troſt ſpenden, weil ihr ſelbſt nach des Gatten Tod niemals Troſt geworden. „Unſere Zeit braucht eiſerne Menſchen ohne jeglich Tränen!“ Friederike zuckt zuſammen.„Merk dir das Und nun an die Arbeit! Die Gartenwege ſprießen nur ſe vom Unkraut. Drunten die Wäſche iſt auch noch nicht ge— räumt. Und du, Annette, ſchaffſt wohl einmal in deinem Zimmer Ordnung.“ Friederike iſt ſchon hinausgeſchlichen. Nur ganz von ferne klingt noch der Herrin ſcharfe, leidharte Stimme an ihr Ohr: „Immer biſt du ſo weich, Annette. Eiſern ſollt ihr werden, du und Helmut. Mit dem muß ich übrigens auch einmal ſprechen. Wird Zeit, daß er ſich nach einer Frau umſieht, nach einer, die auch ein wenig Vermögen mit— bringt. Denn die Zeiten ſind gar ſo ſchlecht.“ „Aber Frau Mutter!“ Lachend, ſonnig ſteht Helmut von Saßnitz auf der Schwelle.„Mit dem Heiraten möchte ich mit Ihrer gütigen Permiſſion doch noch ein klein wenig warten. So eilig hab' ich's doch nicht. Müßte ja auch erſt einmal von unſerer Scholle herunter und mir die Frauen ein wenig anſehen.“ In Frau Sophies ſtrengen Zügen wächſt Erſtaunen. „Ich glaube, du irrſt dich.“ Herb preſſen ſich ihre Lippen aufeinander.„Nach einer Frau für dich habe ich mich ſchon lauge umgeſehen.“ Spott kommt auf in der Frau metallener Stimme.„Ich denke, daß du dich einverſtanden erklären wirſt mit der Wahl deiner Mutter.“ „Aber Frau Mutter?“ Helmuts ſonſt ſo ſonniges Ge— ſicht zeigt dunkles Gewölk, aufſteigendes Gewitter.„Ich heirate doch!“ Da mißt die Frau den Sohn von Kopf zu Fuß.„Aber ich habe die Erfahrung. Ich weiß, welche Frau dazu paßt, Gutsherrin auf Saßnitz zu werden. So iſt es auch der Wille deines Vaters, der bei Jena den Heldentod für ſein Vaterland ſtarb.“ Frau Sophies Kleid rauſcht über den Boden. Die helle Tür ſchluckt ihre dunkle, ſchmal aufgerichtete Geſtalt. „Helmut!“ Annettes weiche Hände wollen den Bruder ſtreicheln, tröſtend, mitempfindend. Aber Helmut wehrt ab, hart und entſchloſſen. „Von eiſerner Jugend ſpricht die Frau Mutter immer. Gut! Sie ſoll ſehen, daß ich eiſern bin. Ich heirate nur ein Mädchen, das ich liebe!“ f Helmuts Augen blitzen gleich leuchtenden Sonnen. Iſt faſt ein wenig Trotz in ihnen, daß die ſanfte Annette erſchrickt. „Wenn die Frau Mutter es doch beſtimmt— und es klingt unbarmherzig durch den Raum. im Willen des Herrn Vaters liegt...“ ordnung des Schul CFortſ. folgt.) Neues aus aller Welt uſammenſtoß zweier Molorradfahrer. Au 11 Handke bei Wilhelmsdorf (Mittelfranken) ſtießen in einer Kurve zwei Motorradfahrer in voller Fahrt zuſammen. Der Zuſammenſtoß war von derartiger Wucht, daß beide Fahrer ſchwer verletzt am Platze blieben. Einer davon wurde lebens⸗ gefährlich verletzt ins Krankenhaus gebracht. Tödlicher Stich mit der Schere. Bei einem Streit verſetzte ein Former in Nürnberg einem ledigen Arbeiter mit einer Schere einen Stich in die Herzgegend. Der Ver⸗ letzte verſtarb auf dem Transport nach dem Krankenhaus. Der Täter wurde feſtgenom⸗ men. Aus dem D-Zug geſtürzt. Aus dem aus Köln kommenden D⸗Zug iſt zwiſchen Gü⸗ tersloh und Oelde der in Köln⸗Mer⸗ heim wohnende Kaufmann Hans Mylke ge⸗ ſtürzt und tödlich verunalückt. die Prüfungen im Kraftfahrweſen Ermäßigte Gebühren in Heſſen. Die Staatspreſſeſtelle in Darmſtadt teilt mit: Es iſt bekannt, daß auf Anregung des Reichskanzlers die amtlichen Gebühren für die Prüfung von Kraftwagen und Kraftwagen⸗ führern geſenkt werden. Die neuen amtlichen Sätze ergeben ſich aus folgenden zwei Tabel⸗ len: A. Für die Prüfung von Kraftfahr⸗ zeugen. Angabe des Prüfungsgeſchäfts. l. Für die Typenprüfung: 1. am Wohnſitz des Sachverſtändigen: für einen Kraftwagen 60 Mark, für ein Kraftrad 25 Mark; 2. außer⸗ halb des Wohnſitzes des Sachverſtändigen: für einen Kraftwagen 75 Mark, für ein Kraftrad 32.50 Mark. II. Für die Prüfung einzelner Kraftfahrzeuge 1. am Wohnſitz des Sachver⸗ ſtändigen für einen Kraftwagen 15 Mark, für ein Kleinkraftrad(Antriebsmaſchine) 7 Mark, für ein anderes Kraftrad 10 Mark; 2. außer⸗ halb des Wohnſitzes des Sachverſtändigen: für einen Kraftwagen 18 Mark, für ein Klein⸗ kraftrad(Antriebsmaſchine) 10 Mark, für ein anderes Kraftrad 13 Mark. B. Für die Prüfung von Kraftfahr⸗ zeugführern. Angabe des Prüfungsge⸗ ſchäfts: Kraftwagen— Krafträder. 1. Für die erſte Prüfung von Führern am Wohnſitz des Sachverſtändigen 10 Mark(Krafträder 1.50 Mark), außerhalb des Wohnſitzes des Sachverſtändigen 13.50(10.50 Mark.) 2. Für jede weitere im gleichen Prüfungstermin mit demſelben Prüfling abgehaltene Prüfung für ein Kraftfahrzeug einer anderen Betriebsart oder Klaſſe 6 Mark(3 Mark). Die neuen Gebührenſätze gelten mit Wirkung vom 26. 3. 1935. Es wird jedoch darauf hingewieſen, daß bei Vornahme derartiger Prüfungen durch die Beamten der Heſſiſchen Dampfkeſſelinſpek⸗ tion zu Darmſtadt, Heinrichſtraße 56, die Ge⸗ bühren im Voraus auf das Poſtſcheckkonto der Heſſiſchen Dampfkeſſelinſpektion(Frankfurt am Main Nr. 70000) einzuzahlen ſind, ba Prüfungen ſonſt nicht vorgenommen wer⸗ den können. Die Senkung der Prüfungsgebühren beträgt gegenüber den alten Sätzen etwa 20 bis 30 Prozent durchſchnittlich. Die Gebühren für Feſtſtellung des Hubraums(Cylindernach⸗ meſſung) betragen wie ſeither: 1. Kraftwagen 5 Mark, in Darmſtadt; 8 Mark außerhalb; 2. Kraftrad 3.75 in Darmſtadt; 6.75 außer⸗ halb; 3. Kleinkraftrad 2.50 in Darmſtadt; 5.50 Mark außerhalb(bis zu 200 Cubikzentimeter). Für die Prüfungen außerhalb Darmſtadts be⸗ trägt der Zuſchlag von 1 bis 3 nicht mehr 5 Mark, ſondern nur 3 Mark. Aus Heſſen und Naſſau „Bensheim, 1. Sept.(Die katholiſchen Jugendverbände aufgelöſt.) Die tatholiſchen Jugendverbände in Bensheim und War die Jungſchar, die Sturmſchar, die Schwarze Schar und Neudeutſchland ſind von der Heſſiſchen Staatspolizei mit ſofortiger Wir⸗ 1500 aufgelöſt und verboten worden. Das Verbot erfolgte, wie das„Bergſträßer An⸗ zeigeblatt“ mitteilt, im Zuſammenhang mit der bei der Verſetzung des Kaplan Münch ſtattgefundenen Demonſtration, an der ſich die. genannten Verbände beteiligt haben. Religjöſe Andachten an den Schulen. Darmſtadt, 1. Sept. Miniſterialrat Rings⸗ hausen erläßt an die Direktionen der höheren ſahranſtalten und an die Kreis- und Stadt⸗ ſchulämter folgendes Ausſchreiben: Bei zahl⸗ 1 Schulen beſteht die Uebung, daß Schul⸗ ern und vaterländiſche Weiheſtunden mit dier religiöſen Andacht verbunden werden. Wir beſtimmen hiermit, daß auf Anforde⸗ fal des Schulleiters bei derartigen Veran⸗ ſialkungen die im Schuldienst befindlichen Geiſt⸗ ichen beider e Konfeſſionen der An⸗ 5 eiters entſprechend mitzu⸗ wirken haben. fee g VLuter Wille, Mut, Vertrauen Lokales Viernheim, 1. Sept. „Wallfahrt nach Trier am Fe Mariä Geburt: Bei genügender e wird am Tage vor Schluß der Wallfahrt noch ein ſüdheſſ. Pilgerzug nach Trier verkehren. Gr wird vorausſichtlich am Donnerstag, den 7. Sept. zwiſchen 10 und 11 Uhr abends in Worms ab⸗ fahren und in Trier am Freitag(8 September) frühmorgens zwiſchen 3 und 4 Uhr eintreffen. In Trier zu ehren des Feſtes Marik Geburt hl. Meſſe. Anſchließend iſt eine Lichterprozeſſion zum Dom zur Verehrung des hl. Rockes vorge⸗ ſehen. Näheres Programm wird noch bekannt⸗ gegeben. Infolge der frühen Ankunft in Trier bleibt den Pilgern reichlich Zeit zum Beſuch der anderen Heiligtümer und Sehens würdigkeiten. Die Rückfahrt wird ſo erfolgen, daß die Teil⸗ nehmer von den anderen Stationen mit fahrplan⸗ mäßigen Zügen heimfahren können. Sofortige Anmeldung durch das katholiſche Pfarramt an das Caritas Sekretariat Worms notwendig. Gleichzeitig muß der Betrag(ab Worms 7.30 Mk. für Fahrt und Pilgerabzeichen uſw. auf das Poſtſcheck Ffm. 56529(Caritas-Sekretariat Worms) eingezahlt werden. Gegen Löſung einer Zuſatzkarte von 3 Mk. können die Pilger in be⸗ ſchränkter Zahl innerhalb von 7 Tagen mit einem anderen fahrplanmäßigen Zug zurückfahren. Wettbewerb im Dirigieren. Bei dem am Mittwoch abend im Palaſt⸗Kaffee Rhein⸗ gold in Mannheim ſtattgefundenen großen Preis⸗ dirigieren konnten zwei Viernheimer bei ſtarker Konkurrenz die erſten Preiſe für das ſchönſte Diri⸗ gieren mit nach Hauſe nehmen. Den erſten Preis mit der böchſten Punktzahl erhielt Herr Jakob Müller(Knauber) den zweiten Preis Herrn Michael Hanf, Dirigent der hieſigen Feuerwehrkapelle. Das Preisgericht war das anweſende Publikum ſelbſt. Wir gratulieren 8. Baugeldzuteilung der Oeffent⸗ lichen Bauſparkaſſe. Die achte Baugeld⸗ zuteilung der Oeffentlichen Bauſparkaſſe(Abtei⸗ lung der Landeskommunalbank-⸗ Girozentrale für Heſſen) in Darmſtadt findet am Dienstag, den 3. Oktober, vormittags 10 Uhr, in Darmſtadt, im Sitzungsſaal der Landeskommunalbank⸗Giro- zentrale, Peter Gemeinderſtraße 14, ſtatt. Zu⸗ teilungsberechtigt ſind ſämtliche Bausparer, deren Vertrag ſpäteſtens am 1. Juli 1933(für Tarif 18 ſpäteſtens am 1. Juni 1933) begonnen hat und die mit Einzahlungen nicht im Rückſtand ſind. Jeder Bauſparer, der ſich als ſolcher aus⸗ weiſt, kann der Zuteilungshandlung beiwohnen. Alle Oeffentlichen Bauſparkaſſen in Deutſchland haben bis Ende April 1933 insgeſamt 52 500 Bauſparverträge über zuſammen 267 Millionen Reichsmark abgeſchloſſen. Bisher wurden an 8600 Bauſparer RM. 53 Millionen zugeteilt, ein anſehnlicher Betrag, den die Oeffentlichen Bauſparkaſſen in dieſer kapitalarmen Zeit dem Bau- und Hypothekenmarkt zugeführt haben. Allerhand Neuigkeiten aus dem Viernheimer Sport. Es gab ſchon vieles Neues in den letzten 8 Tagen: Hohe Niederlage der Grünen in der Reſidenz gegen die Polizei, Ortsmeiſterſchaften, Handball zwiſchen Dick und SpVgg., Stemmen und Ringen gegen Ludwigshafen, ſowie Kirch⸗ weihſpiel in Sandhofen. Ueber alles das ſoll man berichten, ausführlich und doch kurz, weil der Setzer mit Arbeit überhäuft iſt. Alſo zu⸗ erſt das Drama in Darmſtadt. Es ſtimmt ſchon, die Grünen unterlagen 8:2, acht zu zwo. Es hätte auch 12:5 ausgehen können. Daran iſt vor allem der Platz ſchuld, denn auf Raſen⸗ plätzen finden ſich die Grünen ſelten. Sie ver⸗ lieren auf dem Teppich die Sicherheit in der Behandlung der Lederkugel. Zudem hatte man noch Erſatz für Faltermann Phil., Kiß Karl, Schmidt Mich. und Weiß. Genau ſo wie es bei den Grünen nicht klappte, lief es bei den grünen Poliziſten wie am Schnürchen. Dazu kam noch, daß der linke Verteidiger Mandel Fritz und dann noch Krug im Tor Schnitzer machten, die das Score in dieſer Höhe erbrachte. Im Sturm herrſchte völlige ägyptiſche Finſter⸗ nis, denn das erſte Tor fabrizierte Darmſtadt ſtelbſt, indem der rechte Verteidiger eine Bombe Fetſch's in das eigene Netz lenkte und das 2. war faſt ähnlich, denn hier boxte der Darm⸗ ſtädter Cerberus eine Flanke Rößlings in ſein Gehäuſe. Spielerkritik: Zwei, drei waren gut, die anderen hatten ſcheinbar ihr Können in Schutzhaft gegeben. Am Sonntag kamen die Ortsmeiſterſchaften im Zeichen der nationalen Einigung auf dem Dag⸗Stadion. Die„Einigung“ iſt ein wun⸗ derbares Wort, es hat aber verdammt wenig Wert, wenn man nicht den gegenſeitigen Kontakt findet. Kurz es fehlte etwas, vielleicht lag es auch an der Organiſation, vielleicht auch an der Zerriſſenheit des Gebotenen, daß das Pub⸗ likum nicht warm wurde. Vor allem müſſen ſich die Führer näher kommen, denn ſonſt fällt die ganze Einigung ins Waſſer! Die Leiſtungen ſelbſt, alſo die der Sportler, waren nicht überragend. Dies lag auch viel da⸗ ran, weil die Anſetzung des Termines zu kurz war. Solche Veranſtaltungen müſſen von langer Hand vorbereitet werden, damit die Nichtſpezia⸗ liſten Gelegenheit haben, ſich einzutrainieren. Die Zeiten, die Sprünge und Würfe dürften bedeu⸗ tend verbeſſert werden können. Ich will hier nur ein Fall herausgreifen: die 1500 Meter für ö Senioren wurden 4,48,4 Minuten gelaufen, ein Jungmann benötigte für 3000 Meter knapp 11 Minuten. Bei den nächſten Meiſterſchaften müſſen die Aktiven unbedingt vom Kampfrichtertiſch ver⸗ ſchwinden, das wirkt höchſt unſchön. Die Sportler ſollten ein Unterkunftsraum für ſich haben, in dem Gelegenheit geboten iſt, ſich maſſieren zu ö laſſen, oder auch Verletzungen uſw. zu beheben. Man ſtemmte und rang auch. Die Schwarz- blauen der Amicitia traten gegen den Oberliga⸗ klub Stemm- und Ringklub Ludwigshafen an. Sie hatten Erſatz für Wörner und Benz, ſodaß die Niederlage mit 15:4 hoch ausfiel. Uebrigens wurden feine Gänge geboten. Im Stemmen ging der Sieg ebenfalls über den Rhein. Im beid⸗ armig Reißen brachte es L'hafen auf 875 Pfd. im Gegenſatz zu den 825 Pfund der Viernheimer. Das beidarmig Stoßen iſt eine Sache der Viern⸗ heimer, die 1110 Pfund erzielen, während Lud⸗ wigshafen nur 1100 Pfund zur Strecke brachte. Summa ſummarum 1975 Pfund für die Gäſte und 1935 Pfund für die Viernheimer. Man trug noch ein Haudballſpiel zwiſchen der DK. und der Sp. BVgg. aus. Man„einigte“ ſich hier auf ein 2:2, nachdem die Grünen die Führung mit 2:1 errungen hatten. Facit der Ortsmeiſterſchaften? Es muß noch viel beſſer, inniger zuſammengearbeitet werden, wenn die große Idee verwirklicht werden ſoll. Zuletzt noch die beſten Sportler: Hoock Phil.; Sommer A.; Helfrich Aug.; Trapp Karl; Werle Joſef; Helfrich Eugen.— Nun zum Sandhöfer Kerweſpiel. Die Grünen errangen ein 3: 3! Bei der Halbzeit lagen Sie mit 3:1 in Führ⸗ ung, nach einem glänzenden Spiel der Mannſchaft obwohl Kiß 1, Faltermann Phil., Weiß und Schmitt M. fehlten. Nach der Pauſe ſtellte man um, mit dem Erfolg, daß aus dem 3: 1 ein 3:3 wurde. Die Lehre aus dieſem Spiel war, daß der Rechtsaußen Kiß einen guten Mittelſtürmer abgab. Zudem ſchoß er zwei feine Tore. Es war Leben in der Mannſchaft, was die Piernheimer ſehr erfreute. Ein gutes Omen für die kommenden Verbandsſpiele. W. L. U. T.⸗Tonſilmſchau. Wer nimmt die Liebe ernſt. mit Max Hanſen, Jenny Jugo und Otto Wallburg. Im beliebten U. T.⸗Filmpalaſt läuft ab heute wieder ein ganz fabelhaftes Tonfilmprogramm. Wir ſehen die bekannten Filmſchauſpieler Max Hanſen, Jenny Jugo und Otto Wallburg. Dieſe drei Namen bürgen allein ſchon, daß„Wer nimmt die Liebe ernſt...“ wirklich ein Schlager von Klaſſe, ein Volltreffer iſt. Im 2. Teil ſehen Sie den herrlichen Zirkus-, Senſations⸗ und Abenteuerfilm„Zirkus Tromboli“. Ein wunder- bares Filmwerk. Weiter kommt noch ein Ton⸗ lachſchlager. Sie ſehen alſo, wir haben wieder ein prächtiges Programm zuſammengeſtellt, das jeden Kinofreund befriedigen und beſtimmt er- freuen wird. Verſäumen Sie deshalb nicht, auch dieſe Woche wieder den U T.⸗Filmpalaſt zu be⸗ ſuchen. Bekanntmachung. Betr.: Das Faſelweſen in der Gemeinde Viern⸗ heim. Wir haben einen Faſel abzugeben. Die Bedingungen der Abgabe liegen auf unſerem Büro, Zimmer 5, offen. Die Beſichtigung des Faſels kann im Faſelſtall erfolgen. Schriftliche Angebote ſind verſchloſſen und mit entſprechender Aufſchrift verſehen bis zum 8. September ds. Ihs. vormittags 10 Uhr auf dem vorgenannten Büro einzureichen. Zu- ſchlags⸗ und Bindefriſt 14 Tage. Betr.: Verſteigerung des Ohmetgraſes von den gemeinheitlichen Wieſen. Am Mittwoch, den 6. September 1933, vormittags 9 Uhr wird im Saale des Gaſt⸗ hauſes zum Engel das Ohmetgras von den gemein- heitlichen Wieſen öffentlich verſteigert. Steigerer, die noch aus früheren Jahren Rückſtände an Gras, Pacht pp. an die Gemeinde haben, können als Steigerer nicht zugelaſſen werden. Betr.: Verſteigerung von Bühler⸗Frühzwetſchen. Am Samstag, den 2. September 1933, vormittags 10 Uhr werden im Sitzungsſaale des Rathauſes die Frühzwetſchen in der Gemar⸗ kung Viernheim öffentlich verſteigert. Viernheim, den 1. September 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim In kommiſſariſcher Vertretung: Bechtel. Ein gutes Beiſpiel von ſozialer Betätigung hat der Dreſchmaſchinenbeſitzer Herr Va lt. Bugert gegeben. Heute Vormittag hat er armen Aehrenleſern ihre Garben mit ſeiner Maſchine koſtenlos gedroſchen. Es ſei ihm da⸗ für öffentlich gedankt. Gedenttage 1. September. 1842 Der Nordpolfahrer Julius von Payer in Schönau bei Teplitz geboren. f 1854 Der Komponiſt Engelbert Humperdingk' in Siegburg a. Rh. geboren. 1870(1. und 2.) Schlacht bei Sedan. Prot. und kath.: Aegidius i Sonnenaufg. 5.09 Sonnenunterg. 18.4% Mondunterg. 0.53 Mondaufg. 17.53 Eingeſtandene Uebereilung iſt oft lehrreicher als kalte, überdachte Unfehlbarkeit. Leſſing. 0 September Im September, der auch Herbſt⸗ oder Obſt⸗ monat genannt wird, nehmen wir Abſchied vom Sommer. Meiſt iſt es ſo, daß wir ſchon an einem der letzten Auguſttage nach dem er⸗ wachen mit einem Blick durchs Fenſter feſt⸗ ſtellen; es will Herbſt werden. Ein zarter Dunſt liegt über allem, die Bläue des Him⸗ mels wird durchſichtig und vor allem: den Herbſt riecht man— er liegt in der Luft. „Was der erſten Jahreshälfte der Mai, das iſt dem zweiten Halbjahr der September. Not einmal ſchüttet Allmutter Natur ihre Farben aus, die nun aufleuchten in letzter Glut vor dem Abſchied. Tief beugen ſich die Bäume unter dem Rot, Gelb und Blau der reifenden Früchte. In den Gärten entzündet der Sep⸗ tember noch einmal alle Pracht in Dahlien und Aſtern. Bald flammt der ganze Wald auf und ſein Laub nimmt in rötlich⸗brauner Glut Abſchied: die Schwalben ziehen fort, über die kahl werdenden Felder fegt der erſte rauhe Wind und trägt die bunten Schilder der Drachen hoch hinauf. Nun geht es ſchnell mit der Abnahme des Tageslichts, gegen Mo⸗ natsende(23.) iſt ſchon Tag- und Nacht⸗ gleiche. Wenn man dem hundertjährigen Kalender glauben darf, dann beginnt der September mit ſchönem und warmem Wetter und mit vereinzelten Gewittern. Eine unbeſtändige Wet⸗ terperiode, die am 11. einſetzt, ſoll Wind(18.) und am 22. ſogar Schnee bringen. In der letzten Woche des September wäre es dann wieder ſchön, aber zum Monatsende(28.) ſolls regnen. U Amicitia 09 E. V. V'heim. U V Sportplatz im Wald mit 0 2 Jg Reſt.„Zur Waldſchenke“ Sonntag, den 3. September, nachm. 3,30 Uhr Liga⸗Freundſchaftsſpiel gegen B. f. L. Neu⸗Iſenburg auf dem Waldſportplatz. Vorſpiel um 2 Uhr. In Heppenheim 3 Uhr: Starkenburgia 2.— Amicitia 09 komb. M. In Heppenheim halb 2 Uhr: Starkenburgia 1.— Amicitia 09 komb. M. Abfahrten werden bekannt gegeben. Der Führer. VfL Neu⸗Iſenburg gaſtier auf dem Waldſportplatz! Die Sportvergg. Amicitia empfängt am Sonntag den ſpielſtarken Vfs Neu⸗Menburg zum fälligen Nückſpiel. Dieſes verſpricht inte- reſſant zu werden, denn Yenburg iſt in der Zwiſchenzeit eine ſchnelle und harte Elf gewor- den, die ſich beſtimmt nicht mehr 3:1 ſchlagen läßt. Zu Beginn der Saiſon waren die Neu- Jſenburger in Kaiſerslautern und gewannen dort gegen den ſpielſtarken Fußballclub 3:1, das will etwas heißen. Dasſelbe haben die Schwarz- weißen doch ſicher auch in Viernheim vor, um⸗ ſomehr als ſie auf ihrem Platze von den Grünen beſiegt wurden. Die verſtärkte zweite Mannſchaft weilt in Heppenheim um gegen den Bezirksligaverein Starkenburgia anzutreten, und die 3. Mannſch. ebenfalls dort gegen 2 M. 0 1 Raiser-Natron ide im Geschmaeh und sehr betômmſiof. bringt Erleſchteung und Linderung bei Sodbtengen, Magens dure, wirkt beruhigend. Man verlange ausdrüch- lien Naiser- Natron nur in giuner Original- Fachung. Aο,⁰ Reinheſt garantiert, niems/s Jose, in den meisten Ooeschaften. NRorepte gratis. Arnoſd Holste Me., GieſefeId