Viernheim, 12. Sept. Ein Aufruf zur Hilfe! Wir machen unſere geſchätzten Leſer auf den warmherzigen Aufruf der Bürgermeiſterei und der Heſſ. Bauern- ſchaft in vorliegender Nummer, der zur Hilfe für die brandgeſchädigte Familie Johann Bähr auffordert, aufmerkſam und empfehlen denſelben zu beachten. Volksgemeinſchaft iſt das oberſte Ziel im neuen Staate und deshalb muß jeder ſeine Zugehörigkeit zu dieſer ſchönen Volksge⸗ meinſchaft beweiſen, indem er ſein Scherflein da⸗ zu beiſteuert, um dem geſchädigten Mitbruder zu helfen. *Bürgermeiſter Bechtel am Rund⸗ funk. Heute Dienstag Abend 6,25 Uhr ſpricht Herr Bürgermeiſter Bechtel in einem Dreige⸗ ſpräch mit Herrn Oberfinanzrat Dr. Kratz und Herrn Neundörfer am Frankfurter Sender über „Kurmainziſche Bauſubventionen von 1717“. Hierbei wird auch die Frage der Viernheimer Bauholzrezeßrente zu Sprache kommen. Wir machen alle Rundfunkhörer auf dieſe Sendung beſonders aufmerkſam. * Das Schießjahr 1933 nähert ſich ſeinem Ende, dies merkt man an den Spitzen- leiſtungen, die jetzt auf den Preis- und Gau⸗ ſchießen erreicht werden. So kamen am Sonn- tag in Lützelſachſen Reſultate 5 Schuß mit 53 Ringen nicht mehr in Frage. Von Viernheim erhielten: Albus, Otto 5. Preis mit 56 Ringen; Kempf, Michael 9. Preis mit 54 Ringen; Bei den Jungſchützen: Gerlinger, Hans 2. Preis mit 54 Ringen; Brechtel, Franz 3. Preis mit 53 Ringen. Wir gratulieren! N Verbandsſpiele d. Amieitial Am Sonntag beginnen wieder die Ver⸗ bandsſpiele. Ball und Punkte rollen wieder, reißen die Fußballer wieder in ihren Bann. Die Kämpfe werden unter dem Stern der na⸗ tionalen Erhebung ausgetragen, im rein deutſchen Geiſt, der Kameradſchaftsgeiſt im wahrſten Sinne des Wortes in erſter Linie pflegen will. Die Spieler haben ſich unter allen Umſtänden zu bemühen in dieſem Sinne den Sport zu trei⸗ ben, als echter deutſcher Sportler im Spielfeld aufzutreten, jede Unfairnis zu unterlaſſen, die geeignet iſt, den Sport zu ſchädigen. Daß der deutſche Sportgruß vor dem Spiel auszubringen iſt, iſt eine Selbſtverſtändlichkeit und es iſt auch beſtimmt angebracht, wenn ihn das Publi⸗ kum in derſelben Weiſe erwidert. Mitglieder der Sportvgg. Amieitia haben nur Anſpruch auf halbe Preiſe, wenn ſie die Auguſtmarke geklebt haben. Wir machen des- halb die Mitglieder auf dieſe Beſtimmung auf⸗ merkſam. Es iſt Gelegenheit geboten, abends zwiſchen 6—7 Uhr die Marken zu löſen. Erwerbsloſe! Dieſe machen wir ebenfalls auf die Beſtimmung aufmerkſam, daß ſie nur koſtet 10 Pfg. als Erwerbsloſe gelten, wenn ſie Fußballausweis vorzeigen. Dieſer i Tag von nachm. 2 Uhr bis abends ½8 Uhr im Cafe Vohmann, Clignetplatz ausgeſtellt wer⸗ den. Photographie und neueſter Erwerbsloſen⸗ ausweis iſt mitzubringen. Die Ausſtellung Für die Viernheimer Sportler bieten wir die Gelegenheit ſich einen Paß zu verſchaffen, ohne daß ſie nach Mannheim müſſen. Die in Frage kommenden Sportler bitten wir bis Mittwoch Nachm. 2 Uhr die Stempelkarte, eine Photographie und 10 Pfg. abzuliefern. Der Fußball⸗Erwerbsloſenpaß mit der Stempel⸗ karte kann dann am Donnerstag Vormittag wieder in der Geſchäftsſtelle abgeholt werden. Wochenplan der Sport⸗ Vereinigung Amieitia 09 e. B. Dienstag Abend 6 Uhr: Training für Liga, 2. M. u. Handballer. : Schülertraining. : Training für Jugend und 3. M. 7: Training für Pyrami⸗ denbau. : Training der Kraft- ſportler. : Training für 1., 2. und 3. M. : Training der Handballer 4. M. und AH. : Training der Kraft⸗ ſportler. Mittwoch 5 1 6 „ 8 Donnerstag, 6 Freitag Montag: 5—7 Uhr Uebungsſtunde der Schültr (Leitung Herſchel). i 6 Uhr Training der Fauſtballer. halb 8—9 Uhr Turnabtlg. der Jungfrauen. kongregation. Dienstag: 6 Uhr Training der Leichtathleten (Leitung Beikert). 8— 10 Uhr Uebungsſtunde der Turnabtlg. Mittwoch: 6—8 Uhr Training der 1. und 2. Handballmannſchaften(Platz 3). 6—8 Uhr Training der Privat und Jugend. fußballelf(Platz 1). Donnerstag: 6 Uhr ab Training der Leicht. athleten(Leitung Beikert). 6 Uhr Training der Fauſtballer. 6—7 Uhr Training der Schüler (Leitung Herſchel). ½9 Uebungsſtunde der Fechtabteilung. Freitag: 6—8 Uhr: Training der 1. und 2. Fußballelf(Leitung Sommer). Samstag: Trainingsverbot für alle Sportarten. Zu ſämtlichen angeſetzten Trainings iſt un. bedingt im Sport zu erſcheinen. Der techn. Leiter. chevron Schotten llotte kleidseme Kkdtos in geschmackv. Ausführung, 25 solide Quslitéten Netel Woll Angora die Neuheit füt fesche Herbstbleider, gute feine 7 Wolle, 95 cm breit mitt 610 Mooskrenn reinwollenet, modische Kleiderstoff, vorzügliche Queſität, moderne Farben 75 7150 em breit. 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Die Spenden laſſen wir durch Fuhrwerke übermorgen abholen. Wem nicht die Möglichkeit gegeben iſt, mit Naturalien zu helfen, möge ſich an der Geld⸗ ſpende beteiligen. Wir werden dieſe in den nächſten Tagen als Hausſammlung durchführen. Die Sammler erhalten Liſten, die von der Bürgermeiſterei abgeſtempelt ſind. Viernheim, den 12. Sept. 1933 Heſſiſche Bürgermeiſterei: Bechtel. Heſſiſche Bauernſchaft: i. V.: Bla eß. Alte Zeitungen zum Brot einwickeln und Tapezieren zu haben in der Druckerei dieſes Blattes. Achtung! neue kompl. Küchen. laſ. und farb. in großer Auswahl, von js.— an neue kompl. Schlafzimmer von 198.— an neue stür. eichene Schlafzimmer mit weißem Marmor, von 205.— an Kompl. gebr. mahag. lak. Schlafzimmer 188.— neue kompl. Speisezimmer von 288.— an Gebr. kompl. Küchen von 58.— an Rüchenschränke von 1s.— an, Kleiderschränke von 10.— an, Waschkomm. von 12.— an, Uertiko von 18.— an, neue Chaiselongues von 10,80.— an. 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Die Geiſtlich⸗ keit iſt freundlichſt eingeladen. Heil Hitler! Stockert, Bezirksobmann. Amtlicher Teil Bekanntmachung. Betreffend: Die Dreſchlöhne in der Gemeinde Viernheim. Im Einverſtändnis der hieſigen Dreſch⸗ maſchinenbeſitzer wurden die Dreſchpreiſe auf 14 RM.(Hallendruſch) bezw. 8 RM.(Scheu⸗ nendruſch) ermäßigt. Die Intereſſenten wollen hiervon Kenntnis nehmen. Betr.: Erweiterung des Gas⸗ u. Waſſerrohrnetzes. Die für die Erweiterung der Rohrnetze not⸗ wendigen Arbeiten werden im öffentlichen Wett⸗ bewerb vergeben. Die Angebotsformulare ſind auf dem Büro des Gemeindebaumeiſters in den Vormittags⸗ ſtunden erhältlich. Die Angebote find verſchloſſen und mit entſprechender Aufſchrift verſehen, bis Samstag, den 16. ds. Mts., vormittags 10 Uhr, auf dem vorgenannten Büro einzureichen, woſelbſt auch die Eröffnung der Angebote im Beiſein etwa erſchienener Bieter ſtattfindet. Zuſchlags⸗ und Bindefriſt 14 Tage. Viernheim, den 12. September 1933. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. In komm. Vertretung: Bechtel. 75 Dechen Sie Iren Pholohenar Platten Rollfilme Photopapier D bei mir ein RATHAUS DROGERIE Peter Moskopp Alle Photoarbeiten werden ſchnell und ſauber ausgeführt! Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Krieger- u. Soldatenverein Teutonia(Schütze abteilung). Morgen Mittwoch abend/ Ui Schießübungen für SA. im Lokal zum Schütze, hof. Antreten im SA.⸗Heim. Der Führer, — Hofmann 5. und Angehörige Michael Weinlein und Valentin Kirchner. Gottesdienst⸗Ordnung der katholiſchen Gemeinde Freitag: ¼ 7 Uhr Geſt. hl. Meſſe für Ball Samstag: ¼ 7 Uhr Geſt. hl. Meſſe für Jan. erer een— Brekers Beben E eint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feterta 15 k. frei 115 Haus gebracht.— Gratisbeilagen: at — Dezu monatl. das achtſeitige illustrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchafts ſte u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim 17.— Anzeiger, Biernheim.— cke 21 ret ee were dan 20d rel E68 lr 0 an Viernheimer Zeitung (Sterubetmer Barger- Ott.. Qiernb. Bolkablatt) Anzei tei Die e d koſtet 25„ die Reflamezeile 60 5 A ebe te Na ee e e 13 Inſerate und Notizen 152 mittags 8 Uhr, großere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen im unſerer Geſchäfts u. von ſänitlichen Annoncen ⸗Expebitionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes 2. dect bereden, Ls: Ed Mid drs Cera fitter 50. Jahrgang Enthüllungen über den kommuniſtiſchen Umſturzverſuch am Vorabend der natianalen Nevolnution— Der verfrühte Reichstagsbrand Berlin, 13. Sept. Am Dienstagnachmittag veranſtaltete der Geſamtverband Deutſcher Antikommuniſti⸗ Gen Vereinigungen, die in keinen engeren Beziehungen zur Reichsregierung und zur NSA P. ſtehen, einen Empfang der auslän⸗ diſchen und deutſchen Preſſe, in dem das geſamte Material bekanntgegeben wur⸗ de, das die Antikommuniſtiſchen Vereinigun⸗ gen über den kommuniſtiſchen Putſchplan vom Februar 1933 aus amtlichen Quellen zuſammengetragen haben. Das Material iſt in einem Buch zuſammengeſtellt, das den Titel trägt„Bewaffneter Aufſtand— Ent⸗ hüllungen über den kommuniſtiſchen Um⸗ ſturzverſuch am Vorabend der nationalen Revolution“ und das von Dr. Adolf Ehrt be⸗ arbeitet und beim Eckart⸗Verlag in Berlin erſchienen iſt. Das Material iſt außerordent⸗ lich aufſehenerregend und der Oeffentlichkeit bisher nur teilweiſe bekannt. Die Stärke der KP⸗Armee Aus den Veröffentlichungen der Anti⸗ kommuniſtiſchen Vereinigungen geht zu⸗ nächſt hervor, daß die KPD. alle Vorberei⸗ tungen für einen bewaffneten Aufſtand ge⸗ troffen hatte, für den ſie eine ungeheure Menſchenmenge einzuſetzen beabſichtigte. Nach den Ermiktlungen inbeſondere aus beſchlagnahmten Liſten verfügte die KPD. Ende 1932 über etwa eine Million Menſchen, die zu allem bereit waren. Alle ihre Organiſationen waren in einen kommuniſtiſchen Mobilmachungsplan eingeſetzt, ſie ſollten helfen, noch vor Ab⸗ lauf des Winters 1932/33 mit ſeiner Maſſenarbeitsloſigkeit die Macht in Deulſchland für den Kommunismus und damit für das große Chaos zu erobern. Zur Erreichung dieſes Zieles wurde als einziger Weg beſchloſſen, der Weg des bewaffneten Aufſtandes. Aus einem Ende September 1932 für den Freiſtaat Sachſen ergangenen Befehl geht hervor, daß ſchon damals in der Zeit vom 5. bis 15. Oktober eine Art Probemobil⸗ machung ſtattfand, bei der Liſten der Führer aller Organiſationen der NSDalP. und der Wehrverbände aufgeſtellt wurden, und bei der jeder Unterorganiſation der Kb. die„Entwaffnung“ beſtimmter Teile dieſer Leute zugewieſen wurden. Schwarze Liſten Intereſſant ſind die ſchwarzen Li⸗ ten, die man im Karl Liebknechthaus in Berlin fand. Es wurden mit genauen Adreſſen und Perſonalbeſchreibungen in dieſen Liſten zahlreiche Leute aufgeführt, die zu Be⸗ ginn des kommuniſtiſchen Aufſtandes als erſte in ihren Wohnungen überfallen und erſchoſſen werden ſollten. Auf dieſen Liſten ſtanden auch zahlreiche SA⸗Leute, insbeſondere Trupp⸗ und Sturm⸗ führer. das Nachrichtenweſen din Richtlinien für den Nach richten ⸗ dienſt der PD. die im Februar 1933 an alle Funktionäre ausgegeben wurden, wird gefordert die Beſchaffung von Aufmarſch⸗ und Einſatzplänen der Reichswehr, der Schu⸗ 190 der Wehrverbände, Material über ihre aktik und für ihre Bewaffnung, über ihre 890 Zuverläſſigkeit, über ihre Kaſernen, age der Waffenlager, über ihre telefoni⸗ chen und telegrafiſchen Verbindungen, Ka⸗ elſchächte der Radio⸗ und Polizeikabel, fer⸗ ner die Beſchaffung von Bauplänen wich⸗ tiger öffentlicher Gebäude, insbeſondere aller Polizeireviere, Angabe von Möglichkeiten der Einkreiſung von Polizeirevieren und Polizeikaſernen. Es wird ſchnellſte Ergan— zung der Waffenbeſtände der KPD. ver⸗ langt, weiter die Ueberholung der für den Maſenterror gebildeten Sondergruppen. Beſondere Stoßtruppen Im Dezember 1932 erging der Befehl an ſämtliche Unterorganiſationen der KPD., ſo⸗ genannte Organiſations⸗, Schutz⸗ und Nach⸗ richtenabteilungen(OSN A) zu gründen, in die zehn Prozent aller Mitglieder aufge— nommen werden ſollten. Die OS NA. ſollte eine beſonders zuver⸗ läſſige Eliteorganiſation ſein und in der Parkei als Sonderorganismus wirken. Sie ſollte als Stoßtrupp bei allen be- ſonders ſchwierigen Aktionen eingeſetzt werden. Am 15. Februar erhielten in Thüringen alle gedienten Leute der KPD. Anweiſung, ſich ſofort bei der Bezirksleitung Thüringen zu melden. Der gleiche Befehl erging am 22. Februar in Dresden. Im Kapitel 3(Landesverrat) des Buches wird insbeſondere die Spionage in den wich— tigſten Induſtriewerken, in der Reichswehr, in der Polizei, in den Laboratorien der In⸗ duſtrie, in den Amtsſtuben und dergleichen behandelt. Auch die Feuerwehren und Wach⸗ und Schließgeſellſchaften ſind in das Pro⸗ gramm einbezogen. Zahlreiche unter Aus— ſchluß der Oeffentlichkeit geführte Spionage⸗ prozeſſe haben darüber in einer Weiſe Auf⸗ klärung gegeben, daß die Oeffentlichkeit ge⸗ radezu ſtaunen würde, mit welcher ungeheu⸗ ren Frechheit und Energie in Deutſchland für die Sowjetinduſtrie Spionage getrieben worden iſt. Außergewöhnlich umfangreich war die Organiſation zur Verſchiebung von be⸗ freien politiſchen Gefangenen. Mördern und ſonſtigen von der Polizei geſuchten Elementen, ins Ausland. Ju dieſem Zweck waren regelrechte Aukolinien zu beſtimmlen Grenzſtellen eingerichlek. Auf dieſem Wege wurde auch ſeinerzeit der Mörder von Horſt Weſſel, Ali Höh⸗ ler, nach der kſchechoflowakiſchen Grenze gebracht. Wie umfangreich die Hochverratsaktionen der KPD. waren, geht daraus hervor, daß in den letzten 16 Monaten vor der nationalen Revolution 111 Landesverratsprozeſſe in Deutſchland ſtattfanden. Reichswehr und Polizei Ein beſonderes Muſterſtück iſt die Anwei⸗ ſung für die militärpolitiſchen Aufgaben des revolutionären Proletariats. Dieſes durch Schreibmaſchinen vervielfältigte Dokument, das mit der Bemerkung verſehen war „Streng geheim! Nicht für den Geſchäfts⸗ gang geeignet!“ iſt in ſieben Kapitel geteilt. Eine zweite Broſchüre behandelt die Arbeit unter der Polizei. Kurz vor dem feſtigeſetzten Termin für den kommuniſtiſchen Putſch wurde ein Flugblatt an die Reichswehr verbreitet, das laukele:„Hitler Reichskanzler— ſchießt in die Luft! Paſſive Reſiſtenz! Verabredung mit den Werktätigen! Die revolutionären Soldaten des 3. Wehr kreiſes.“ Mit dieſen Flugblättern ſollten im letzten Augenblick Reichswehr und Polizei zur Dienſtverweigerung veranlaßt werden. Fer⸗ ner wurden Zerſetzungsſchriften an die SA und SS verteilt mit dem Titel:„Der SA⸗ Prolet. SaA⸗ und ScS⸗Oppoſitionsblatt. Sprachrohr der revolutionären SA- und SS⸗Kameraden.“ die Organiſation des Aufſtandes Das wichtigſte Kapitel des Buches iſt das Kapitel 5:„Der bewaffnete Aufſtand“. Hier wird ſchlagartig gezeigt, wie weit bereits die Vorbereitungen der Kommuniſten für einen be⸗ waffneten Aufſtand gediehen waren. Es waren regelrechte Kurſe für einen be⸗ waffneten Aufſtand veranſtaltet und eine regelrechte Gefechtsordnung war ausgege⸗ ben worden. Gleichzeitig hat die KPD. in einer Weiſe Waffenſchmuggel getrieben, wie er kaum zu übertreffen iſt. Hunderte von Fällen wur⸗ den von der Polizei in einem Jahre aufge⸗ deckt und Sprengſtoffdiebſtähle waren an der Tagesordnung. Die KPD. hat mehrfach über mehr als hundert Zentner gefüährlichſten Spreng⸗ ſtofſes verfügt, eine Maſſe, die vollkom⸗ men genügt, ganz Berlin in die Luft zu ſprengen. In der Wohnung eines einzigen Arbeiters in Beuthen zum Beiſpiel wurden 50 Dyna⸗ mitbomben zu je einem Pfund, 36 Dynamit⸗ ſprengpatronen, 50 Sprengkapſeln mit Zünd⸗ ſchnur und große Mengen Munition gefunden. Aehnliche Funde wurden an zahlreichen anderen Stellen gemacht. Die Wehrorganiſationen der KPD. hiel⸗ ten regelrechte Manöver ab, über die an die Zentralſtellen kritiſche Berichte gege⸗ ben wurden. So iſt ſehr intereſſant ein Bericht über eine Uebung am 15. und 16. Oktober 1932 in der Gegend von Stutt⸗ gart. Aus der Kritik geht hervor, daß es ſich um ein regelrechtes Manöver ge⸗ handelt hat. Die letzten Vorbereitungen Anfang Februar 1933, alſo wenige Tage vor dem Reichstagsbrand, trat die Geheime Kopfleitung des bewaffneten Aufſtandes zu den letzten Vorbereitungen für den großen Schlag zufammen. Danach ſollte der Aufſtand in der entmili⸗ tariſierten Zone des Rheinlandes begin⸗ nen. Das Signal ſollte die Ermordung Hitlers bei ſeiner beabſichtigten Rheinland⸗ reiſe werden. Ferner wurde beſchloſſen, ſämtliche Großſendeſtationen zu beſetzen, von denen auch der Aufruf zum bewaff⸗ neten Aufſtand an das Proletariat er⸗ gehen ſollte; im Anſchluß daran ſollten lebenswichtige Betriebe geſprengt oder ſtillgelegt und Sabotageakte verübt wer⸗ den. Die geheime Leitung der bolſchewi⸗ ſtiſchen Revolution ſollte ſich in Krefeld und in Düren befinden. Die militäriſche Leitung lag in der Hand des ruſſiſchen Juden Wollenberg. Am 28. Februar er⸗ ging die Anweiſung für höchſte Alarm⸗ ſtufe. Ferner wurde der Beginn der erſten Aktion auf den 5. März, nachts 12 Uhr, verſchoben. Der vorzeitige Ausbruch des Reichstagsbran⸗ des, das rechtzeitige Erkennen der kommuni⸗ iſchen Abſichten, insbeſondere durch die preu⸗ iſche Regierung, machte in letzter Minute entſcheidende Gegenmaßnahmen möglich. Noch monatelang hat die Polizei damit zu tun, die kommuniſtiſchen Brandherde auszutreten und die letzten Möglichkeiten eines bolſchewiſtiſchen Aufſtandes auszuſchalten. ———— von der Leiſtung aus geregelt Aber der eigentliche Lohn werde Sozialpolitik im neuen Staat Die geſamtpolitiſche Linie des neuen Deutſchland ſteht unumſtritten feſt, ſie iſt von autoritärſter Stelle erneut umriſſen worden. Daneben vollzieht ſich die Klärung in vielen Einzelfragen. Dazu gehören die ſozialpoliti⸗ ſchen Gedanken, die der ſtellvertretende Füh⸗ rer des Geſamtverbandes der deutſchen Ar⸗ beiter, Ludwig Brucker, auf der Taguno der NSBO. vertreten hat. Unter den Einzelfragen ſteht voran das neue Verhältnis zwiſchen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. die Gegenwart verlangt eine völlige Aenderung des Ar⸗ beitsvertrags. Der Arbeitnehmer ſoll als Mitarbeiter ſeines Unternehmens Anſpruch auf berechtigten Anteil am Ertrag der ge⸗ meinſamen Arbeit haben. Der neue Arbeits⸗ vertrag ſoll auf der Schickſalsverbundenheit von Unternehmer und Arbeiter, auf dem gegenſeitigen Vertrauensverhältnis und dem perſönlichen Leiſtungsgrad beider Ver⸗ 17 1 aufgebaut ſein. Deshalb for⸗ dert Brucker bei Kündigung langfjähri⸗ ger Arbeiter die Genehmigung durch eine unabhängige ſtaatliche Stelle. Nach zehn⸗ oder zwölfjähriger ununterbrochener Arbeit dirfe es Kündigungen nur aus wichtigem Grund geben, während dem Arbeitnehmer als dem wirtſchaftlich ſchwächeren Teil ein kürzeres Kündigungsrecht zugebilligt wer⸗ den müſſe. Die Lohn⸗ und Gehaltsfrage ſoll ̃ 8 werden. Die unterſte Lohngrenze, beſtimmt vom not⸗ mendigen Exiſtenzminimum, ſei zu ſichern. l zunächſt hieraus, dann jedoch aus Leiſtungszuſchlä⸗ en, Gewinnbeteiligung und Prämien be⸗ tehen. Leiſtungszuſchläge beſtimmt der Un⸗ ternehmer unter Mitwirkung der Betroffe⸗ nen. Gewinnbeteiligung ſoll ſich nach dem Betriebsgewinn richten, wobei Betriebe von Ausländern höher belaſtet werden ſollten als deutſche Betriebe. Im Vordergrund des Schutzes der Arbeit ſoll der Mutterſchutz ſtehen. Er findet ſeine Fortſetzung im Jugend⸗ ſchutz. Durch rde Unterſuchung ſoll bei Einſtellung von Arbeitskräften die Verwen⸗ dung ungeeigneter Arbeitskräfte verhindert werden. Aerztliche Dauerüberwachung ſoll die Geſundheit der Tätigen ſchützen. Selbſt⸗ verſtändlich wird auch darauf gedrängt, daß bei der Produktion von Giftſtoffen und ex⸗ ploſiven Gütern die Gefahr auf ein Min⸗ deſtmaß beſchränkt wird. Punkt wird die Als ein weſentlicher Wohnungsfrage hervorgehoben. För⸗ derung des Wohnungsweſens wird mit Recht vom nationalen und ſozialen Standpunkt aus als von weittragendſter Bedeutung be⸗ zeichnet. Unterbindung der Landflucht, Um⸗ gruppierung und Umſiedlung der Induſtrie werden verlangt. Eingehend werden Er⸗ d. eterle d und Bildung behandelt. reierlei Vorausſetzungen ſeien für die Be⸗ rufswahl zu prüfen: Begabung, geſundheit⸗ liche Eignung und Arbeitsmarktlage dor einzelnen Berufe.„Die Zuweiſung der jun⸗ gen Menſchen in ihre Berufe iſt daher nicht mehr allein Sache des Einzelnen, ſondern auch des Staates.“ Die ſchwierigſte ſozialpolitiſche Frage der Gegenwart hatte Brucker an den Schluß ſei— ner Ausführungen geſtellt. die Reform der Sozialverſiche rung, ſchon längſt notwendig, iſt gewiß nicht leicht. Die deut⸗ ſche Sozialverſicherung iſt, nicht zuletzt durch die Inflation, von der geſunden Grundlage auf der ſie einſt aufgebaut war, weggeführt worden. Man fordert von der Sozialverſi⸗ cherung die Gewähr, daß eingezahlte Be— träge für alle Zeiten geſichert ſind. Die Or⸗ ganiſation ſei auf dem Geundſatz der Selbſt⸗ verwaltung aufzubauen. Weſentlich ſchein! uns der Satz, den wir deshalb wörtlich an⸗ führen:„Nur das von einzelnen Volksge— noſſen aus eigener Kraft nicht tragbare Wag⸗ nis des Arbeitslebens bedarf des Verſiche⸗ rungsſchutzes. Der Nationalſozialismus wil den ſtarken, nicht den riſikolos ſchwächlichen Menſchen“. Das iſt in ihrer Grundtenden; eine Abſage an jene übertriebene Fürſorge die allzuoft in den letzten Jahren geglaubt hat, man könne dem Menſchen von der Wiege bis zur Bahre alle Sicherheiten ge⸗ währen, ohne daß er ſelbſt ein Eigenes dazu zu tun habe. Im einzelnen wird für die Kranken⸗ verſicherung die möglichſt gute und langfriſtige Sachleiſtung verlangt. Rieſen⸗ kaſſen ſeien zu vermeiden. Der Familienhil⸗ fe ſei größere Bedeutung zuzuwenden. In der Unfallverſicherung ſei neben dem Schutz der Schwerverletzten den Leichtverletzten die Möglichkeit zu geben, ſich umzuſchulen. Da⸗ mit wird ſehr ſchnell das u. E. längſt fällige Problem der ſogenannten kleinen Renten wieder akut werden. In der Invaliden⸗ verſicherung, bei der die Verhältniſſe heute wohl am ſchlimmſten liegen, wird Neu⸗ einführung des Kapitaldecküngsverfahrens gefordert, d. h. Rückkehr zu jenen Grund⸗ ſätzen, die urſprünglich angewandt und in Friedenszeiten auch eingehalten wurden. Die Invalidenrente ſoll in der Höhe über der Wohlfahrtsunterſtützung liegen. Als letztes wird allgemeine Altersverſor⸗ gung für alle ſchaffenden Deutſchen ver⸗ langt. Kommuniſtenrazzia in Mainz Jortbeſtehen des RIB erwieſen.— 78 Ver- haftungen.— Beſchlagnahme von Spreng- ſtoffen und Waffen. Mainz, 13. Sept. Wie die Staakspolizeiſtelle Mainz mitteilt, wurde im Verlaufe einer großen Polizeiak⸗ lion, die gegen die KPD. durchgeführt wur⸗ de, feſtgeſtellt, daß es ſowohl der Kommuni- ſtiſchen Partei als auch der Revolutionären Gewerkſchaftsoppoſikion(Rho) gelungen war, kroß aller polizeilichen Gegenmaßnah⸗ men wieder neue illegale Tätigkeit zu ent⸗ falten. Der Polizei gelang es nunmehr. den illegalen Apparat der KD. im Ankerbezirk KRheinheſſen zu ermitteln und ſämlliche Funktionäre ſowie noch aktive Mitglieder feſtzunehmen. Nach den Feſtſtellungen der Polizei hat es die KPD verſtanden, wieder einen neuen Apparat aufzuziehen, die Mitgliedsbeiträge wieder regelmäßig zu kaſſieren und die Mit⸗ glieder mit Propagandamaterial zu verſehen. Von Mainz aus führten Fäden nach Frank⸗ furt a. M. und zum Zentralkomitee nach Berlin. Im Verlaufe der Polizeiaktion wurden in Mainz allein 79 perſonen feſtgenommen. Auch in Frankfurt wurde eine Anzahl Füh⸗ rer verhaftet. die Aktion führte ferner zu der Feſtſtellung, daß der Rote Fronkkümpfer⸗ bund in Mainz immer noch forkbeſteht und ſogar Vorbereitungen zu einem Umſturz ge⸗ kroffen hatte. Dieſe Organiſation hatte ſich beſtens be⸗ waffnet und ihren Mitgliedern regelmäßigen Unterricht in der Handhabung von Waffen und der Herſtellung von Sprengſtoffen er⸗ teilt. Beim Roten Frontkämpferbund wur⸗ den u. a. beſchlagnahmt: ſechs ſchwere ge⸗ brauchsfertige Bomben, 40 Stangen Spreng⸗ ſtoff(Ammonit), drei Infanteriegewehre, ſieben Piſtolen, zahlreiche Zündkapſeln, Zündſchnur, 17 Schlagröhren, die als Zün⸗ der zu Sprengungen dienen follten und 500 Schuß Munitton, darunter Dum-Dum⸗Ge⸗ ſchoſſe. 45 Perſonen in Glogau verhaftet Glogau, 13. Sept. In der Stadt waren in den letzten Tagen verſchiedentlich kommuniſtiſche Umtriebe feſt⸗ geſtellt worden. So wurden an zwei Stellen mit der Hand hergeſtellte Plakate ange— bracht, die unterzeichnet waren mit„Rot⸗ Front“ und„KPo.⸗Ortsgruppe Glogau“, Wie die Polizeipreſſeſtelle dazu mitteilt, ſind hierauf 45 Perſonen vorläufig feſtgenommen worden, die der KPD. angehört oder ihr nahegeſtanden haben. Anzuläſſige Einmiſchung Jüdiſch⸗Kommuniſtiſche Kundgebung für die Reichskagsbrandftifter. Paris, 13. Sept. Im Wagramſaal in Paris wurde von der Internationalen Liga gegen den Antiſem!⸗ tismus eine große öffentliche Kundgebung veranſtaltet, auf der die bekannten linksſte— henden Rechtsanwälte de Moro-Giafferi und Torres für die angebliche Unſchuld der Reichstagsbrandſtifter plädierten. Beide Redner kamen aber über die in der deutſch⸗ feindlichen Preſſe in den letzten Monaten aufgeſtellten Behauptungen und Dokumente nicht hinaus. Wer erwartet hatte, von ihnen näheren Aufſchluß zu erhalten, iſt arg ent⸗ täuſcht worden. Die außzerordentlich ſchlecht organiſierte Kundgebung krug überdies ausgeſprochen jüdiſchen und kommuniſtiſchen Charakter. Wiederholt wurde von der im Jagle ver- ſammelten Menge die Internationale ange- ſtimmt, und bezeichnend war die Ankündi⸗ gung des Verſammlungsleiters, daß man nach dem alljüdiſchen Grundſatz: Auge um Auge, Jahn um Jahn, bereits ſetzt in Paris und in anderen europäiſchen Hauplſtädten Geiſeln ausgeſucht habe. die herangezogen würden, falls dem Ehrenpräſidentlen dieser Liga, Albert Einſtein, ein Haar gekrümmt werde. ö Eine größere Menſchenmenge fand ke enen Einlaß im Saalr und demonſtrierte auf der Straße. Ein ſtarkes Polizeiaufgebor mar zur Stelle, das Umzüge verhinderte. Es ſam wiederholt zu leichteren Zuſammenſtößen, bei denen einige Polizeibeamte Verletzungen erlitten. Mehrere Gruppen, die üher die Avenue des Champs Elyſee nach der deut⸗ ſchen Botſchaft vorzudringen verſuchten, ſind durch das Dazwiſchentreten der Polize! an ihrem Vorhaben behindert worden. Grenzverletzung durch Iſterreich Polizeiflugzeug überfliegt deutſches Gebiet. München, 13. Sept. Wie die Landesleitung Heſterreich der NSDAP. mitteilt, hat am Dienstag vormit⸗ tag 9 Uhr das öſterreichiſche Polizeiflugzeug „A 75“ Paſſau überflogen und dort eine Schleife gezogen. In der Veberfliegung deutſchen Gebietes liegt eine eklatante Ver- letzung deutſchen Hoheitsrechtes. der Wiener Katholitentag Anſprachen der ausländiſchen Kirchenfürſten. Wien, 13. Sept. Der zweite Tag des Wiener Katholiken— tages war gekennzeichnet durch Anſprachen, die die ausländiſchen Kirchenfürſten im Sta⸗ dion an die Verſammelten hielten. Hierbei gab der Fürſtprimas von Ungarn, Kardinal Seredi, ſeiner Ueberzeugung Ausdruck, daß die Solidarität der Katholiken Europa und die ganze Welt retten werden, wenn die Katholiken ihrer Vergangenheit und ihrer Geſchichte treu bleiben. Der Erzbiſchof von Paris, Kardinal Verdier, überbrachte „dem edlen Oeſterreich den Brudergruß des katholiſchen Frankreichs“. Weihbiſchof Dr. Schinzel von Olmütz betonte, daß die Katholiken der Tſchechoſlowakei, insbeſonders die deutſchen Katholiken, gekommen ſeien, um an dem Beiſpiel der Volkstreue der Ka⸗ tholiken Oeſterreichs neue Arbeitsfreude zu ſchöpfen. i Zu Ehren der in Wien weilenden Kir⸗ chenfürſten gab Bundespräſident Miklas im Ritterſaal der Hofburg ein Frühſtück, an dem neben den kirchlichen Würdenträgern Bundeskanzler Dr. Dollfuß und die Mitglie⸗ der der Regierung ſowie die leitenden Per⸗ ſönlichkeiten des Katholikentages teilnahmen. Leſterreichs Nationalfeiertag Die 250-jährige Wiederkehr der Türken befreiung. Wien, 13. Sept. Reben dem Katholikentag ſtand Wien am Dienstag im Zeichen der Feier der Wieder⸗ kehr des Tages, an dem die Stadt vor 250 Jahren durch ein deutſches Heer, das unter polniſcher Führung ſtand, von der Türken⸗ gefahr befreit wurde. In Erinnerung an dieſen Tag wurde der 12. September 1933 von der Bundesregierung zum Staats- feiertag beſtimmt, der von der geſamten Bevölkerung feſtlich begangen wurde. Sämt⸗ liche öffentlichen Gebäude und viele private Häuſer trugen aus dieſem Anlaß reichen f Flaggenſchmuck und die Bevölkerung flutete in großen Mengen vor das Burgtor, wo die Auſahrt der Offiziellen, unter denen ſich auch ein türkiſcher Vertreter befand, er⸗ 1 ie Feier wurde auf dem hiſtoriſchen Kahlenberg, von dem der Angriff des deutſchen Entſatzheeres auf die Tüurken er⸗ folgt war, mit einem feierlichen Pontifikal⸗ amt, das Kardinal Dr. Hlond⸗Polen ze⸗ lebrierte, eröffnet. Dann legte Bundeskanz⸗ ler Dr. Dollfuß in der Sobieſki⸗Kapelle einen Kranz nieder. Die Hauptfeier, an der auch das diplomatiſche Korps teilnahm, fand auf dem Heldenplatz ſtatt. Hier zelebrierte Kardinal Dr. Innitzer das Pontifikalamt, wobei er in ſeiner Predigt der Größe des feſtlichen Anlaſſes gedachte. Bundespräſident Mik⸗ las gab dann eine Schilderung der Befrei⸗ ung Wiens, worauf die Feier mit dem Vor⸗ beimarſch der Truppen vor den offiziellen Perſönlichkeiten geſchloſſen wurde. Die Ratifikation des Konkordats Kein Memorandum des heiligen Stuhles. Berlin, 13. Sept. In der engliſchen und franzöſiſchen Preſſe iſt davon die Rede, daß der Vatikan e ſam mit der Ratifikationsurkunde zum Kon⸗ kordat dem deutſchen Botſchafter ein Me⸗ morandum überreicht habe, in dem zu der Cra der Katholiken jüdiſcher Abſtammung tellung genommen werde. Von maßzgebender Seite wird dazu er⸗ klärt, daß ein ſolches Memorandum nicht exi⸗ ſtiert; die erwähnte Frage iſt bei den ganzen Verhandlungen überhaupt nicht beſprochen worden. Deutſche Tagesſchan Stand der Rundfunkteilnehmer am 1. Sep- tember. Die Geſamtzahl der Rundfunkteilnehmer im Deutſchen Reich betrug am 1. Septem⸗ ber 4 470 862 gegenüber 4 483 278 am 1. Au⸗ guſt ds. Is. Die Abnahme um 12 416 Teil⸗ nehmer(gleich 0,3 v. H.) hält ſich im Rah⸗ men der üblichen Sommerabmeldungen zur Reiſezeit. Landſtandhilfe für Oeſchelbronn. Der Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft und Reichsbauernführer R. W. Darre hat den Landesbauernführer für Ba⸗ den beauftragt, ſich ſofort nach Oeſchelbronn zu begeben, um an Ort und Stelle in ſeinem Namen eine umfaſſende Nachbarſchaftshilfe für die obdachloſen Bauern des durch Brand ver⸗ nichteten Dorfes Oeſchelbronn durchzuführen. Neuer Biſchof von Münſter. Der Pfarrer an der Lamberti⸗Kirche in Münſter i. W., Clemens Graf von Galen, wurde vom Papſt zum Biſchof von Münſter ernannt. Der neue Biſchof wurde am 16. März 1878 auf Schloß Dinklage geboren. Nachdem er Jahrzehnte lang in Berlin ſeel⸗ ſorgeriſch gewirkt hatte, wurde er 1929 Pfar⸗ rer an der Stad und Marktkirche St. Lam⸗ berti in Münſter. Graf von Galen ſtammt aus einem um den Katholizismus hochverdien⸗ ten weſtfäliſchen Adelsgeſchlecht. Reinhold Muchow tödlich verunglückt Der Organiſationsleiter der N50 von einem Unglücksſchuß getroffen gelbſtmord des unglückſeligen Schützen Bingen, 13. Sept. Der Leiter des Organiſationsamlkes der Deulſchen Arbeitsfront, Reinhold Muchow, der auch die Zeikſchrift„Das Arbeitertlum“ herausgibt und zu den führenden Männern der N50. gehört, iſt am Montagabend in Bacharach a. Ah. tödlich verunglückt. Mu⸗ chom halte ſich mit einigen Freunden, darun⸗ ter dem Skurmbannführer Mehrling in der Sue cee, in Bacharach zum Abend- rot niedergelaſſen. Nach dem Abendbrot ſtand Mehrling, der Muchow gegenüberſaßz. auf, um ſich zu verabſchieden. Als er ſein Koppel umſchnallte, ſchlug der daran beſind⸗ liche Revolver gegen den Tiſch. Es löſte ſich ein Schußz, der Muchow in den Leib kraf. Mehrling riß, ehe ihn jemand hindern konn⸗ te, ſeinen Revolver heraus und jagte ſich zwei Schüſſe in den Kopf. Er war ſoforr kol. Muchow wurde ſchwerverletzt in das Binger Krankenhaus oeſchafft, wo er Diens⸗ tagmorgen um 4 Uhr geſtorben iſt. Mit ihm verliert die Deutſche Arbeitsfront einen ihrer begabkeſten Führer. Reinhold Muchow befand ſich mit dem Führer der Deutſchen Arbeitsfront und Stabsleiter in der Politiſchend rganiſation der NSDAP., Dr. Ley, dem ehemaligen ita⸗ lieniſchen Korporationsminiſter Exzellenz Bottai ſowie dem Leiter des Propaganda⸗ amtes der Deutſchen Arbeitsfront, Graf Reiſchach, auf einer Beſichtigungsreiſe durch Deutſchland. der Lebenslauf Reinhold Muchoms Reinhold Muchow wurde am 21. Dezem⸗ ber 1905 in Berlin geboren. Nach dem Be⸗ ſuch der Volksſchule bildete er ſich auf dem Wege des Selbſtſtudiums weiter. Im Dezem⸗ ber 1925 wurde Muchow Mlilglied der NSDAP. Er übernahm zunächſt das Amr des Schriftführers der Sektion Neukölln (Berlin), doch ſchon im Frühjahr 1926 er⸗ hielt er einen wichtigen Poſten in der Orga⸗ niſationsleitung des Gaues. Von der Grün⸗ dung der Reichsleitung der Botriebszellenor⸗ ganiſation an war er auf dieſem Gebiet ak⸗ tiv beteiligt und zwar wurde er zunächſt deren ſtellvertretender Leiter. Im März 1931 gründete er die Zeitſchrift„Das Arbeiter⸗ tum“, die einen außerordentlich großen Aufſtieg zu verzeichnen hat. Die Auflage des „Arbeitertums“ erreichte ſchließlich 3,2 Mil⸗ lionen. Reinhold Muchow ſiedelte nach München über, wo er ſich weiterhin dem Ausbau der NSBo widmete. Nach der Machtergreifung hat Muchow als eine der wichtigſten Aufgaben in 15 Liqui⸗ dation des alten Syſtems bei der Ausarbei⸗ tung des Planes für die Beſetzung der Ge⸗ werkſchaftshäuſer am 2. Mai führend mitge⸗ arbeitet. Ihm iſt es zu einem erheblichen Maß zu verdanken, daß dieſe großangelegte Aktion ſo reibungslos verlief und zu einem durchſchlagenden Erfolg wurde. Dr. Ley, der Führer der Deutſchen Arbeitsfront, hat ihn dann zum Leiter ſeines Organifationsamtes gemacht, und weiter wurde Muchow in den Kleinen Konvent der Deutſchen Arbeitsfront berufen. So eber er zum Führerſtab der Deutſchen Arbeitsfront, die mit dem Tode von Reinhold Muchow einen ſchweren Ver⸗ luſt erleidet. Bei der Neuorganiſation der Arbeiterverbände im R. een der Deutſchen Arbeitsfront hat Muchow einen ſehr weſent⸗ lichen Anteil. Verabſchiedete Geſetze Kabineltsſitzung in Berlin.— depreiſe.— Bürgerſteuer 1934.— Geſetz über Wiriſchaftswerbung. Berlin, 13. Sept. Das Reichskabinett beſchäftigte ſich in ſei⸗ ner erſten Sitzung nach der Sommerpauſe am Dienstag zunächſt mit den für die Gen⸗ fer Tagung betreffenden Vorbereitungen. Ausführliche Beratungen fanden dann über agrarpolitiſche Maßnahmen itatt, die in der Hauptſache dazu dienen werden, an⸗ gemeſſene Preiſe für die neue Ernte feſtzu⸗ ſtellen. Das Kabinett iſt ſich einig darüber, daß der deutſchen Landwirtſchaft unbeding ein auskömmlicher feſter Preis für Getreide zu⸗ gebilligt werden muß. Auf dieſe Weiſe wird jede Spekulation im Getreide unterbunden und verhindert, daß wie in früheren Jahren. der Landwirt unter einen Verkaufsdruck ge⸗ ſetzt wird. Im Rahmen des ſtändiſchen Auf⸗ baues, wie er jetzt von Reichsminiſter Darre durchgeführt iſt, werden die organiſchen Maßnahmen getroffen, die einen Preisſchutz herbeiführen und auf dem Gebiete der Ge⸗ fe geordnete Verhältniſſe ſchaf⸗ en. Das Reichskabinett verabſchiedete alsdann ein Geſetz über Wirtſchaftswer⸗ bung, wonach beim Reichminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda ein Wer⸗ berat der deutſchen Wirtſchaft gebildet wird, der die Aufſicht über das geſamte öffentliche und private Werbungs⸗, Anzeigen⸗, Aus⸗ ſtellungs-, Meſſe⸗ und Reklameweſen aus⸗ übt. Die Wirtſchaftswerbung iſt an eine Ge⸗ nehmigung des Werberates, die von der Er⸗ hebung einer Abgabe abhängig gemacht wird, gebunden. Weiterhin verabſchiedete das Reichskabi⸗ nett die Vorlage über Gewährung weiterer Zuſchüſſe zur Unterſtützung der Gewerkſchaft Mechernicher Werke in der Eifel ſowie ein Geſetz über Bürgerſteuer im Jahre 1934 und ein Geſetz über das Verbot des Verkaufes von Tabakerzeugniſſen unter Steuerzeichenpreis. Die Vürgerſteuer für 1934 Berlin, 13. Sept. Das Reichskabinett hat die Neuregelung der Bürgerſteuer für das Kalenderjahr 1934 beſchloſſen. Man hat zwar eine Eingliede⸗ rung der Bürgerſteuer in die Einkommen. ſteuer erwogen, angeſichts der kurzen zur Verfügung ſtehenden Zeit hat man aber ſeht auf eine grundſätzliche Neugeſtaltung verzich⸗ kel. Doch ſind gegen die Beſtimmungen von 1933 eine Anzahl Erleichterungen geſchaffen Aufruf an die Viernheimer Vevölkerung! Volksgenoſſen, durch ein Schadenfeuer wurden Scheune und Nebengebäude des Johann Bähr 1. vernichtet. Was er ſich mit ſeiner Hände Fleiß im Lauf der Jahre erarbeitet und erſpart hatte, war im Augenblick ein Raub der Flammen. Die Not iſt durch dieſe Feuersbrunſt geſtiegen, zumal die ganzen Erntevorräte vernichtet ſind. Dem Betroffenen wendet ſich ſtärkſte An⸗ teilnahme der Bevölkerung zu. Aus dieſem Grunde richten wir an die Viernheimer Bevölkerung die herzlichſte Bitte, es möge jeder ſein Teil dazu beitragen, um durch raſche Hilfe die entſtandene Not zu lindern. Zeigt, daß auch hier in Viernheim die wahre Voltsgemeinſchaft Einkehr gehalten hat. Gebt Naturalien!(Heu und Stroh). Die Spenden laſſen wir durch Fuhrwerke übermorgen abholen. Wem nicht die Möglichkeit gegeben iſt, mit Naturalien zu helfen, möge ſich an der Geld⸗ ſpende beteiligen. Wir werden dieſe in den nächſten Tagen als Hausſammlung durchführen. Die Sammler erhalten Liſten, die von der Bürgermeiſterei abgeſtempelt ſind. Viernheim, den 12. Sept. 1933 Heſſiſche Bürgermeiſterei: Bechtel. Heſſiſche Bauernſchaft: i. V.: Blaeß. Bekanntmachung. Betreffend: Erhebung der Gemeindegetränke⸗ ſteuer. Wir fordern hiermit die Wirte zur Ein⸗ reichung der Getränkeſteuererklärung pro Auguſt 1933 auf. Betreffend: Abgabe von Mäuſegift. N Heute Nachmittag von 5—6 Uhr ab wird im Wiegehaus des Rathauſes die reſtliche Menge Phosphorlattwerge, pro Pfund für 40 Pfg., ab⸗ gegeben. Viernheim, den 11. September 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim In kommiſſariſcher Vertretung: Bechtel. Letzte Nachrichten Die Prämie gezogen 0 Berlin, 13. September. n der Dienstagziehung der Preußiſch⸗Süd⸗ be Klaſſenlotterie wurde dhe Prämie von 3000 Mart und die Zuſchlagsprämie von 300 000 Mark auf die Nummer 102 950 ge⸗ zogen. Das Los wird in der erſten Ab⸗ teilung zu Achtelloſen in Brandenburg und in den zweiten Abteilung zu Viertelloſen in Heſſen⸗Raſſau geſpielt. Drei Todesurteile vollstreckt Muller und Sohn gemeinſam enkhauptel. Torgau, 13. Sept. Im Hofe des hieſigen Strafgefängniſſes wurden am Dienskag früh der 21 Jahte alte landwirkſchaftliche Arbeiter Walter Ließ und ſeine 46 jährige Mutter Chriſtine durch Enk⸗ hauplung hingerichtet. Beide hatten Anfang des vorigen Jahres den Vater im Bett überfallen und ermordet. Der damals 14 jährige zweite Sohn des Er⸗ mordeten war Augenzeuge der Tat und mußte auf Geheiß der Mörder helfen, den Toten am Scheunentor aufzuhängen, um ei⸗ nen Selbſtmord vorzutäuſchen. Eine unvor⸗ ſichtige Bemerkung des Mörders führte zur Entdeckung des Mordes. Hinrichtung in Augsburg Augsburg, 13. Sept. Der 23 Jahre alte Dienſtknecht Magnus Strobel aus Ettenbeuren, der am 10. Auguſt 1932 ſeine Geliebte, die 17 Jahre alte Magd Sophie Ley erhängt halle, wurde am Mitkt⸗ woch morgen 6 Uhr im Hofe des Landge⸗ richtsgefängniſſes Augsburg durch das Fall- beil hingerichlet. Strobel war am 12. April ds. Is. vom Schwurgericht Augsburg zum Tode verur⸗ leilt worden. Ein an den Reichsſtatthalter in Bayern eingereichtes Gnadengeſuch wur— de von dieſem am Montag abgelehnt, wo⸗ rauf das Urteil vollſtreckt wurde. Todesſtrafe gegen die Mörder Inukais beankragk. Wie aus Tokio berichtet wird, hat der Marine⸗Staatsanwalt gegen die Marine⸗ offiziere, die im Mai vorigen Jahres den ja— paniſchen Premierminiſter Inukai erſchoſſen haben, die Todesſtrafe beantragt. Die geſam⸗ de Preſſe drückt ihre tiefſte Sympathie für die Attentäter aus. Die Eſſektengeſchäfte der Nordwolle Der neunte Verhandlungslag im Lahuſen⸗ Prozeß. Bremen, 13. Sept. Am neunten Verhandlungstag wurde die Vernehmung der Brüder Lahuſen fortge⸗ 5 ie erſtreckte ſich in der Hauptſache auf ie Effektengeſchäfte des Nordwolle⸗Kon⸗ zerns. Von der Anklage wird den Brüdern La⸗ ſen vorgeworfen, daß u. a. das Guldenkon⸗ do der Altramare dazu dienen ſallke, zwei Millionen Mark Alrova-Aktien von der Nordmolle au übernehmen, damit die NW Mordwolle⸗Kämmerei) auf die erheblichen Kursverluſte dieſer Aktien keine Abſchreibun⸗ gen v e brauchle. Der Angeklagte G. C. Lahuſen begründete dieſes Vorgehen mit der Notwendigkeit, den Grad der Belei⸗ ligung an Toga und Alrova nicht der Oef⸗ fenklichkeit zu zeigen. Anklage und Gutachten, betonte der Ange⸗ klagte, ſeien in einer Zeit entſtanden, die be⸗ herrſcht geweſen ſei von der Geldherrſchaft. Heute ſtehe der ſchaffende Menſch mit den ſchaffenden Einlagen, wie Berückſichtigung der Produktion in lebenswichtigen Artikeln für den Maſſenkonſum, wieder im Vorder⸗ grund. Es ſei eine gewiſſe Tragik, daß die⸗ ſes Verfahren eben noch unter den Geſichts⸗ punkten einer liberaliſtiſchen Epoche abrolle. Großfeuer in Bautzen 15 000 Zentner Getreide verbrannt.— Ueber 300 000 Mark Schaden. Bautzen, 13. September. In der Nacht auf Dienstag brach in der Frankenſtein'ſchen Kunſtmühle in Bautzen ein Großfeuer aus, das mit größter Schnellig⸗ keit um ſich griff und in kurzer Zeit einen rie⸗ ſigen Getreideſilo und einen großen Getreide⸗ ſpeicher erfaßte. Innerhalb kurzer Zeit wur⸗ den die Dachſtühle und Obergeſchoſſe beider Gebäude zerſtört, worauf der Brand infolge Funkenflugs auch auf das an die Mühle an⸗ grenzende Wohngebäude übergriff, das eben⸗ falls in kurzer Zeit in Flammen ſtand. Da die Gefahr eines weiteren Umſichgrei⸗ ſens des Feuers groß war, wurden zu der am Brandplatz tätigen Bautzener Feuerwehr noch die Fabrikwehren der großen Fabriken alar⸗ miert. Als dieſe eintrafen, ſtanden bereits ſämtliche Mühlengebäude in Flammen. Da an ein Löſchen des Brandes nicht mehr zu den⸗ zen war, beſchränkte ſich die Tätigkeit der Weh⸗ ren darauf. ein weiteres Ueberareifen des Neu⸗ ers zu verhindern und aus den Gebäuden zu retten, was zu retten war. Hierbei gelang es, das Vieh und die Pferde zum großen Teil in Sicherheit zu bringen, desgleichen das Mo⸗ biliar aus dem Wohngebäude, das nicht ver⸗ ſichert war. Der Gebäudeſchaden, der durch Ver icherung gedeckt iſt, beläuft ſich auf über 200 000 Mark, während der Schaden an verbranntem und verdorbenem, nur zum Teil verſicherten Ge⸗ treide und Mehl über 100 000 Mark beträgt, Der Brand konnte erſt nach ſtundenlanger Tä⸗ tigkeit der Feuerwehren lokaliſiert werden. Seine Entſtehungsurſache iſt bis jetzt noch un⸗ bekannt. An dem Rettungswerk hatten auch SA und SS hervorragenden Anteil. Wirbelſturm über Frankreich Vier Tote. Narbonne, 13. September. Die Gegend von Corbiere wurde von einem Wirbelſturm heimgeſucht, der ſich in einer ver⸗ heerenden Waſſerhoſe äußerte. Der Fluß Nielle ſchwoll ſo ſtark, daß ein Brückenbogen ein⸗ ſtürzte. Fünf Perſonen wurden in die Fluten geriſſen und nur eine konnte gerettet werden. Die Ortſchaft Ornaiſons ſteht nahezu vollſtän⸗ dig unter Waffer. Schweres Flugzeugunglück bei Agram Acht Tote. Agram, 13. September. Ein Flugzeug der Linie Laibach—Suſak ge⸗ kiet Dienstag früh 6.30 Uhr bei ſtarkem Nebel in die Baumkronen eines in der Nähe des Flugplatzes gelegenen Waldes und ſtürzte ab. Der Pilot, der Mechaniker und ſechs Inſaſſen kamen dabei ums Lehen. Unter den Toten befindet ſich ein Deutſcher namens Gg. König, die übrigen ſind fämtlich ſüdflawiſcher Staatsangehörigleit. Auslands⸗Aundſchau Das neue ſpaniſche Kabinett gebildet. Das neue ſpaniſche Kabinett Lerrour iſt end⸗ gültig wie folgt gebildet worden: Miniſterprä⸗ ſident: Lerroux, Inneres: Martinez Barrios, Finanzen: Lara, Oeffentlicher Unterricht: Do⸗ mingo Barnes, Oeffentliche Arbeiten: Guerra del Rio, Auswärtiges: Sanchez Albornoz, Landwirtschaft: Feced, Marine: IJranzo, Ju⸗ ſtiz: Botella Aſenſi, Industrie und Handel Comez Paratcha, Verkehr: Santalo, Arbeiten: Samper, Krieg: Rocha. Bergarbeiterſtreik in Amerika. In Umingtown(Pennſylvanien) befinden ſich gegenwärtig 10 000 Bergarbeiter im Ausſtand. Die Gewerkſchaftsleiter haben die Vertreter von 60 000 Vergarbeitern auf den 13. September zuſammenberufen, um mit ihnen die Frage eines Generalſtreikes der Bergarbeiter in den Kohlengruben des ſüd⸗ weſtlichen Pennſylvanien zu erörtern. Politiſches Allerlei Berlin. Reichskanzler Adolf Hitler traf Dienstag vormittag wieder in Berlin ein. Darkehnen. Reichspräſident Generalfeldmar⸗ ſchall v. Hindenburg traf im Sonderzug auf dem Bahnhof Darkehnen ein, um an den ge⸗ genwärtig in dieſer Gegend ſtattfindenden Bri⸗ gadeherbſtübungen teilzunehmen. Berlin. Der bekannte Berliner Strafrechts⸗ verteidiger, Univerſitätsprofeſſor Dr. M. Als⸗ berg, iſt in Samaden in der Schweiz geſtorben. Friedrichshafen. Das Luftſchiff„Graf Zep⸗ pelin“ iſt am Dienstag mittag von ſeiner Süd⸗ amerikareiſe zurückgekehrt. Eſſen. Der frühere preußiſche Miniſter Hirt⸗ ſiefer, der einen Zuſammenſtoß mit SA⸗Män⸗ nern gehabt hatte, iſt in Schutzhaft genommen worden. n Jeſt der deutſchen Schule. Unſer Bild gewährt einen Blick in das Deutſche Stadion in Berlin während der Freiübungen der Turner bei dem vom Volksbund für das Deutſchtum im Ausland veranſtalteten Feſt der deutſchen Schule. An der gewalti⸗ gen Kundgebung nah⸗ men über 30 000 Ber⸗ liner Schulkinder als Mitwirkende und wohl 100 000 Menſchen als Zuſchauer teil. „Seht, Herr, meine Linda iſt eine treffliche Hausfrau; ſie wüßte ſchon, ein Anweſen inſtand zu halten. Aber von den Männern mag ſie nichts wiſſen. Ihr wißt, ich bin reich genug, um dem Mädchen einen Freihof zu kaufen; aber ſie hängt an der Scholle, ihre Ahnen haben hier ge⸗ lebt, gerad' wie die Euren. Und noch eins, Herr! Durch das Erbgut des Heinrich Rotacker bin ich reich geworden, und nun möchte ich das Gut wahren.“ Henning Rotacker hob den Kopf. Welches Erbgut?— Die Erbpacht meint Ihr!“ Der Müller machte einen Schritt auf Henning zu. „Es iſt ſchon ein Erbteil von Herrn Heinrich Rotacker, das mögt Ihr glauben, Herr!“ „Und Ihr habt's mir vorenthalten, Müller! Ich bin der Erbe von Rotacker!“ fuhr Herr Henning auf. f Gebhardt lächelte ſchlau.„Ihr könnt mir's nicht ſtreitig machen, Herr! Mein Gerechtſam iſt verbrieft!“ Henning ſtützte den Kopf in die Hand. a „Ihr redet in Rätſeln, Gebhardt. Was kümmert mich ein Gut, von dem ich nichts weiß. Mag Eure Tochter alſo nach Eurem Tode, mit oder ohne Mann, die Mühle in Pacht behalten, wenn ſie nur den Zins zahlt!“ N Da dankte der Müller und verabſchiedete ſich. Doch in Henning Rotacker fraß das Mißtrauen.— Der Burgherr nahm die Schlüſſel vom Brett und öffnete die leeren Stuben ſeines Hauſes. Es war eine auf dem Boden lag der Staub. Henning ſeufzte. Es fehlte viel an der Wohlhabenheit hatte. nicht loswerden. vorteilen. Reiter. der früheren Burg. Er war in all den Jahren nicht recht vorwärts gekommen, trotz äußerſter Sparſamkeit. Und es würde nicht anders werden. Der Müller ſagte, er ſolle ſich eine reiche Frau ſuchen! Henning lachte bitter auf und ſchüttelte den Kopf. Er dachte an das ſeltſame Geſchwätz des Müllers von dem Erbgut, von dem niemand etwas wußte. Zweihundert Gulden hatte ihm der Vetter hinterlaſſen. Es mochte ſich in dem alten Gut durch Zins und Pacht Reichtum an⸗ gehäuft haben. Wo war er geblieben? Einen Teil hatte der ſchlaue Advokatus erhalten. Henning hatte damals nicht viel danach gefragt. Von dem anderen wußte der Müller. Das ſtand bei Henning feſt. Vielleicht, daß der Vetter in den ſchweren Kriegszeiten einen großen Teil ſeines Geldes vergraben hatte unter Mitwiſſen Gebhardts, der ſich den Schatz nach Heinrichs Tode zunutze gemacht Aber dann ſchalt ſich Henning ſeiner Gedanken. Er hatte den Müller ſtets als ehrenwerten Mann kennen⸗ gelernt. Trotzdem konnte er das Mißtrauen gegen ihn Häufiger als früher ritt er nach dem Rabenwald hinüber und nahm den Weg nach den Feldern und Wieſen, die an die der Mühle grenzten, als fürchtete er, Gebhardt könnte die Grenzſteine verrücken oder ihn ſonſtwie über⸗ Henning trabte durch den Rabenwald. Der junge Mai⸗ morgen atmete eine köſtliche Friſche. Ein paar Rehe, die auf dem Waldwege äſten, ſprangen, erſchreckt durch den Reiter, in das ſchützende Unterholz. Das Pferd ließ Henning nicht ins Träumen verfallen. Er hatte es vor ein paar Wochen gekauft und hatte ſeine Freude an dem jugendlichen Ungeſtüm, das ſich gegen die Fauſt des Reiters aufbäumte. Aber nach ſtundenlangem Ritt mußte das Tier in dem Menſchen den Stärkeren dumpfe Luft in den verſchloſſenen Räumen. Von den erkennen. In tänzelndem Schritt gehorchte es willig dem iß getü änden hi i ben, und VT Henning ritt durch den Schwarzbachgrund zurück. Die Sonne lag flimmernd über den Wieſen und Feldern. glauben, Herr. als Henning aus dem Grund herauskam. Vor ſich ſah er die Mühle liegen. Seine Gedanken nahmen wieder den Weg zum Müller. In dem einſamen Reiter klang es wie ein Mißton durch den jungen Sommertag. Ihm ſchien es, als wären die Felder, durch die er ritt, die beſten des Gutes, und ſie gehörten zur Mühle. Der Müller ſaß im Ueberfluß, während er, der Gutsherr, darbte. Henning ſuchte ſeine Bitternis gegen den Mann abzuſchütteln. Langſam ritt er über die Brücke und kam auf den Weg nach dem Dorfe. Vor ihm ſchritt gemächlich ein Mann, ſonntäglich gekleidet. nd. ſich um, als er den Hufſchlag hinter ſich hörte. Läſſig griff er nach dem Hut. Henning achtete nicht auf den Gruß. Er ſprang neben Gebhardt aus dem Sattel. „Ich muß mit Euch reden, Müller!“ ſagte er kurz. „Was wünſcht Ihr, Herr?“ 0 „Gebt mir Antwort, Müller.— Was habt Ihr mir von meinem Erbgut genommen?“ „Ich verſteh' Euch nicht“, ſagte der Müller ruhig. Rotacker brauſte auf. „Ihr habt mich betrogen, alle, der Advokat, die Bauern, und Ihr— Ihr—“ „Daß bei Eurer Erbſchaft Tragos, der Fuchs, Euch um manchen Silberling gebracht hat, will Doch die Bauern und ich— um was ſollten wir Euch betrogen haben?“ „Was iſt das für ein Erbgut, das Euch reich gemacht haben ſoll, wie Ihr neulich behauptet habt?“ Der Müller lachte pfiffig. „Das war das Gerede eines geſchwätzigen Alten.“ „Aber es iſt Wahres daran?“ fragte Henning lauernd. „Nicht ſo, wie Ihr glaubt, edler Herr. Irrtum, wenn Ihr mir mißtraut. mich an fremdem Gut zu bereichern. Ich frag' Euch heute wie ehemals: was iſt Euch die Herrſchaft Rotacker wert? — Trotzdem beſitze ich ein Gut von Herrn Heinrich Rot⸗ acker, das mir keiner ſtreitig machen kann. kleine Geſchichte erzählen Es war der Müller. Er wandte ich gern Ihr ſeid im Ich hab's nicht nötig, Laßt Euch die Fortſetzung folgt.) Nachdruck verboten. Eine Hand pocht vorſichtig an den Laden des Zimmers, in dem Friederile ſich ſchlaflos von einer Seite auf die andere wälzt. „Riekchen!“ Eine zärtliche Stimme flüſtert es. Und dieſe Stimme... Unter tauſenden würde Friederike ſie erkennen. Kaum ſelber weiß ſie, wie ſie in die Kleider gekommen. In ſtummer Seligkeit weinend, ſinkt ſie dem Geliebten in die Arme. Und Helmut von Saßnitz bettet das blonde Köpfchen an ſein rauhes Bauernwams, ſchützt den ſchlanken Körper unter ſeinem großen, dunklen Mantel. 0„Riekchen, mein Einziges, Liebes! Mein tapferes Lieb!“ Koſend ſtreicheln des Mannes Hände über das regenfeuchte Geſichtchen, das ſo vertrauend und liebesſelig zu ihm aufſchaut. Und der alte Brunnen rauſcht genau ſo geheimnisvoll wie vor einem Jahre und raunt von ſüßeſtem Geheimnis, das zwei Menſchenherzen bewegen kann. Bis dann in die zarten Küſſe tropfenweiſe hineinrieſelt das viele Leid, das Friederike Helmut zu berichten hat. Erſchüttert hält der Mann das Mädchen im Arm.— „Nettchen, liebes Nettchen!“ Scham überkommt ihn, daß er einſt ſo hart über die Schweſter geurteilt, die ihn ſo ſehr geliebt, denn Friederike erzählt alles, auch die ſchauerliche Szeue bei der Kräutermarie, die Helmut zu heller Wut entflammt. Und dann gehen die beiden durch die dunkle Nacht, ſtehen Hand in Hand vor dem Grab derer, die ihre ſüße Sommerliebe mit dem Tode hat bezahlen müſſen. Da er⸗ wacht in Helmut von Saßnitz doppelte Kraft, um ſein Liebesglück zu kämpfen, dem ſich die Frau Mutter eiſern entgegenſtemmen wird. Eiſerne Zeit! Noch nie iſt Friederike der Geliebte ſo männlich er⸗ ſchienen wie in dieſer regennaſſen Vorfrühlingsnacht. Scharf tritt jeder Zug des Geſichts hervor. Entſchloſſen ſpielt jeder Muskel der ſehnigen, kraftvollen Geſtalt. „Ich kämpfe um mein Glück!“ Starker Händedruck umſchließt des Mädchens Finger. „Eiſern iſt die Zeit. Aufgewacht ſind wir aus dem ſüßen Liebesgetändel und Liebesſpiel, deſſen Zartheit Annette zum Verhängnis wurde. Eiſern müſſen wir werden, auch im Kampfe um unſer Glück! Vorher aber gibt's noch größeren Kampf— den Freiheitskampf fürs Vaterland!“ Friederites Augen werden Erſtaunen. Da hebt der Mann in Begeiſterung die Schwurhand zum Himmel. „Ja, Riekchen, es iſt ſoweit! Freiheitskampf fürs Vater⸗ land. Porcks Tat hat hundertfältig Frucht gezeitigt. Einen Aufruf zur Bildung eines Jägerkorps unter dem Major von Lützow hat der König zu Breslau ſchon erlaſſen. Der Sturm bricht los!“ Heiße Welle vaterländiſcher Begeiſterung durchflutet den Mann.„Nicht mehr werden wir bei Nacht und Nebel aus unſerem eigenen Lande fliehen müſſen, uns verſtecken in abgelegene Schlupfwinkel. Frei werden wir ſein— frei leben oder— frei ſterben! Das Recht auf unſer Vaterland wollen wir uns erkämpfen!“ Groß ſchaut Friederike auf. Das Recht auf unſer Vater⸗ land erkämpfen! „Riekchen!“ Helmut von Saßnitz faltet über den Fingern der Geliebten die Hände, fromm, wie zum Gebet. „Riekchen, wir werden ſiegen; geſungen haben es ſchon alle die, denen die Muſe ihre Leier geliehen. Heiliger Kampf iſt's, ja! Der Gott, der Eiſen wachſen ließ, der wollte keine Knechte! Riekchen, iſt das nicht herrlich? Und dann Freiheit— Freiheit für das Vaterland, für das wir mit Einſatz unſeres Leben gekämpft, an das wir deshalb ein doppeltes Anrecht haben!“ Friederike hört, lauſcht, trinkt jedes Wort des Be⸗ geiſterten in ſich hinein. „Helmut, du biſt ſo groß!“ Da zieht der Mann das Mädchen an ſich, küßt es leiden⸗ ſchaftlich.„Ich bin nicht größer als hunderttauſend andere Männer und Frauen; denn die Frauen, die haben ſich auch in eiſerner Zeit bewieſen!“ * 1* Verſteckt und heimlich, in der Verkleidung eines Bauern, betritt Helmut von Saßnitz in der erſten Frühe des nächſten Morgens das Gut ſeiner Väter; weiß er doch, daß die Frau Mutter ſchon vor Morgengrauen nach dem Rechten ſchaut. In ihrem Heiligtum, dem Zimmer, in dem das Bild Hans Joachims von Saßnitz wieder an der Wand hängt, überraſcht er Frau Sophie. „Frau Mutter!“ So warm und lebendig jung klingt die Stimme durch den toten, kalten Raum, den Frau Sophie ſo ſorgſam vom Leben abgeſchloſſen. „Frau Mutter!“ In erſter Wiederſehensfreude will Helmut der Frau Hände ergreifen und ſie an die Lippen preſſen. Aber Frau Sophie weicht zurück. Ihr verhärtetes Herz kennt einzig Anklage. „Schönes erfährt man von dir ja in allererſter Morgen⸗ ſtunde! Mit deinem Liebchen treibſt du dich die Nacht herum, ſtatt zu deiner Mutter zu kommen! Pfui!“ Des Mannes Einwand ſchneidet ſie kurz ab.„Aus beſter Quelle weiß ich es!“ ETV OH AOS DENN TS KNRHUE GEN VON FEE Da begehrt Helmut auf.„Wohl die Kräutermarie?“ Iſt aber etwas in der lebenſprühenden Stimme, was die Frau noch mehr erbittert. Eiſern ſpricht ihr ſchmaler Mund, der faſt nur noch ein dünner Strich: „Jawohl, von der Marie! Sie wird wohl ſchon wiſſen, was ſie geſehen hat. Iſt ja wohl in dem Alter, daß ſie Traumſpuk von Wahrheit unterſcheiden kann. Oder willſt du es leugnen, daß du dieſe Nacht mit dieſes Hörigen Tochter zuſammen geweſen biſt?“ „Hörigen⸗Tochter?“ Helmut brauſt auf. „Sie irren, Frau Mutter, es gibt keine Hörigen mehr in Preußen. Dem Himmel und dem klugen Miniſter vom Stein ſei Dank! Denn wahrlich, um die große Volks⸗ erhebung wäre es jetzt ſchlecht beſtellt!“ Die Frau hört gar nicht zu. Nur das eine will ſie. „Warſt du die Nacht mit Friederike Friedmann zu⸗ ſammen? Ja oder nein?“ Helmut richtet ſich auf. „Nun ja denn— ja! Aber...“ „Kein aber... Ich weiß genug!“ Unerbittlich ſteht der Frau hohe, ſchmale Geſtalt im Raum, in den erſtes Morgenlicht fällt.„Auf keinen Fall dulde ich, daß du die vaterlandsloſe Dirne zur Herrin auf Saßnitz machſt. Auf keinen Fall! Das iſt mein letztes Wort.“ „Frau Mutter!“ Helmut will es mit Liebe verſuchen, denkt an das traurige Schickſal der verſtoßenen Schweſter.„Frau Mutter, Friederike iſt das beſte, reinſte Mädchen, das ich kenne. Hätten Sie es denn geduldet, daß Annette mit einer Schlechten verkehrte? Sie ſich zur liebſten Freundin nahm?“ Der Name Annettes berührt eine wunde Stelle in der Frau ſteinernem Herzen. „Laß Annette aus dem Spiel!“ fordert ſie kurz.„Sie iſt tot. Ueber die Toten ſoll man nichts mehr ſagen!“ „Frau Mutter!“ Helmut ſteht blitzenden Auges vor der Mutter, die auch ihr zweites Kind von ſich weiſen will. Helmut von Saßnitz iſt aufgewachſen in eiſerner Zeit für eiſerne Zeit. Er läßt ſich nicht zerbrechen, wie die weiche, kleine Schweſter. Und er erzählt der Mutter all das, was Friederike ihm berichtet über den Kampf Annettes für ihr Vaterland, für ihren Bruder. Nichts läßt Helmut aus. Er beſchönigt ſich auch nicht ſelbſt. Nur das eine will er: Wahrheit und ein wenig Mutterliebe für die Tote, die draußen auf dem Kirchhof ſo armſelig liegt, wie das letzte Mädchen des Dorfes, deſſen Grab aber wenigſtens noch ein paar Wieſenblumen ſchmücken. Mit ſtarren Augen hört Frau Sophie alles. Tief drinnen im Herzen das verſiegte Brünnlein, die Liebe der einzigen Tochter, die die wunderſchönen Braunaugen des bei Jena und Auerſtädt Gefallenen geerbt, will wieder fließen. So weh tut das, daß die Frau ſich auf einen Augenblick ſetzen muß. „Geſündigt haben wir an Annette, wir alle beide— Sie, Frau Mutter, wie ich. Liebe läßt ſich nicht binden an Volk und Land, Liebe iſt Geiſt, iſt Seele, Herz, die ſich in keine Grenzen fügen.“ Immer begeiſterter hat Helmut geſprochen. g Da erwacht Frau Sophie plötzlich aus dem heimliche Lauſchen auf das Brunnenſtimmchen in ihrem Herzen. „Mag Annettes Schuld oder Unſchuld ſein, wie ſie will. Du heirateſt Friederike deshalb doch nicht. So viele Mädchen gibt es, deren Familie im Schoß des durch Generationen wurzelt. Weshalb da ausgerechn dieſe halb Vaterlandsloſe, deren Vorfahren noch von Beſitz zu Beſitz verteilt?“ f „Weil ich ſie liebe!“ Helmut von Saßnitz' ſonſt ſo jugendoffenes Geſicht iſt eiſerne Verſchloſſenheit. Frau Sophie hat ſchon den Türgriff in der Hand.„Ich glaube, wir haben uns nichts mehr zu ſagen!“ „Frau Mutter, ich ziehe in den Krieg!“ Der Mann tut einen Schritt vor.„ 5 „Und Friederite?“ eee „Friederike wird Herrin auf Saßnitz, wenn ich geſund heimkehre!“ Da ſtößt Frau Sophie das zweite ihrer Kinder hart von ſich. a „Nein, ich habe dir nichts mehr zu ſagen, wenn du meinem Willen zuwider biſt und dein vaterlandsloſes Liebchen zu meiner Nachfolgerin machſt. Wenn das der Herr Vater erlebt hätte!“ Eine Tür ſchlägt, dann das Rauſchen eines dunklen Ge⸗ wandes. Frau Sophie von Saßnitz hat den Sohn allein gelaſſen, hat ihm kein Segenswort mitgegeben für den Kampf, den er mit viel tauſend und tauſend kämpfen will für die Freiheit der ererbten Scholle. Helmut von Saßnitz aber iſt nicht gebrochen. Stark richtet er ſeine Jungmanngeſtalt auf. Eiſerne Zeit! Hin⸗ ausgewachſen iſt er über das Schickſal der Schweſter, die nicht die letzte Kraft zu eigenem Glück gehabt. Helmut von Saßnitz aber wird ſie haben, ſchlägt ſein Herz doch mit den Herzen derer, die als eiſerne Jugend in den Freiheits⸗ kampf hinausziehen und ſich ihre Zukunft unter Einſatz ihres Lebens ſelbſt ſchaffen werden. Feſter Schritt klingt durch das Heiligtum der Frau Sophie von Saßnitz. Helmuts junge Manneskraft drängt nach Tat. Draußen auf dem Flur aber trifft er die, der die Liebe ſeines Herzens gehört. „Riekchen, du haſt ja geweint!?“ i Da wirft ſich die ſonſt ſo herbe, gehaltene Friederike dem Manne leidenſchaftlich ſchluchzend in die Arme. „Oh, Helmut, ſei nicht böſe! Ich habe alles gehört. Wir müſſen aufeinander verzichten. Deine Frau Mutter wird ja nie die Erlaubnis zu unſerer Ehe geben. Und dann ein Fluch...“ Da hebt der Mann das tiefgeſenkte Köpfchen der Ge⸗ liebten. „Hab' doch die Kraft zu deinem Glück, Riekchen! Eiſerne Zeit erfordert eiſerne Menſchen, die ſich nicht im Alltäg⸗ lichen binden. Und nun Kopf hoch! Ich komme ſchon wieder aus dem großen, blutigen Freiheitsringen. Heilig iſt es— wird ſchon nicht alle verſchlingen, die hinaus⸗ ziehen.“ „Und wohin gehſt du jetzt?“ Friederike hat ſich nach außen hin ſchon wieder gefaßt. „Ich weiß noch nicht.“ Helmut von Saßnitz haucht einen innigen Kuß auf der Geliebten rote Lippen, abſchiednehmend.„Lebe wohl, mein Lieb! Auf Wiederſehen in einem glücklichen, befreiten Preußen und Deutſchland!“ Friederike ſteht allein da. Freiheitskampf, Kampf für die Heiligkeit des Vater⸗ landes! Iſt plötzlich gar keine Unruhe noch Angſt um den Ge⸗ liebten in ihrem Herzen, nur eine andere raſtloſe Unruhe, die ihr das Blut ſeltſam erregt durch die Adern treibt. Das Recht auf unſer Vaterland wollen wir uns er⸗ kämpfen! Auf und ab tanzen Helmut von Saßnitz' Worte vor ihren Augen. Und dann wieder das eine, die ſchroffe Abweiſung der Herrin auf Saßnitz:„Weshalb ausgerechnet dieſe halb Vaterlandsloſe?“ Scharf ruft Frau Sophie durch das Haus nach dem Mädchen, das halb träumend noch immer an derſelben Stelle ſteht, wo Helmut ſie verlaſſen. „Ich komme ſchon!“ Friederike rafft ihr Kleid, eilt hinunter in die Küche. Ueber ihrem von goldblonden Flechten gekrönten Köpfchen aber ſchwebt der Schein letzter Entſchloſſenheit. „Friederike!“ Kaſpar Friedmann fallen die Worte ſchwer. Aber wenn es nun einmal ſein muß...„Rielkchen, ſchau, mußt aufhören mit der Liebe zu dem jungen Herrn! Heiraten wird er dich doch nimmer.“ „Wer weiß!“ Des Mädchens Antlitz iſt in überirdiſches Licht getaucht. Traurig ſchüttelt Kaſpar Friedmann den grauen Kopf. „Schau, Mädel, die Leute ſprechen ſo ſchnell ein raſches Wort. Und dann iſt ſo ein armes Mädchen erledigt für ſein ganzes langes Leben.“ Friederike ſchmiegt ſich ſcheu— Zärtlichkeiten ſind ver⸗ pönt in dieſem ernſten Hauſe— an den Vater.„Ich will Euch und der Frau Mutter doch keine Schande machen.“ Kaſpar Friedmann ſtreichelt unbeholfen über ſeines Kindes Goldhaar. „Und geſtern nacht, Friederike? Die Kräutermarie iſt hier geweſen.“ Die Kräutermarie, immer wieder die Kräutermarie! Friederike erſchauert. Kein Wort ſagt ſie, nur die ver⸗ arbeiteten Hände des Vaters hält ſie in ihren ſchlanken Fingern mit einem ſo beruhigenden Druck, daß Kaſpar Friedmann alle Sorgen vergißt. „Weißt, Mutter, ſie iſt doch ein ganzes, tüchtiges, un⸗ tadeliges Mädchen!“ meint er am Abend in der Kammer zu ſeiner Frau.„Sie läßt ſich nichts zuſchulden kommen. Da mögen die Leute reden, was ſie wollen. Und die Kräutermarie“— der Mann dreht ſich krachend im Bett auf die andere Seite—,„die hat mit allem Verlaub ein Läſtermaul. Wir haben jetzt andere Sachen zu bedenken. Wer weiß, was in den nächſten Tagen alles geſchieht. Iſt doch eine beſondere Zeit!“ ö Beſondere Zeit! Leiſe erhebt ſich Friederike von ihrer harten Lagerſtätte. Gortſetzung folgt.) e ne, 0 T Mwinpen fer Iso zokales Viernheim, 13. Sept. „Das Dreigeſpräch am Nund⸗ funk, zwiſchen den Herren Bürgermeiſter Bechtel, Oberſinanzrat Dr. Kratz und Herrn Neundörfer, welches geſtern Abend 6,25 Uhr über den Frank⸗ furter Sender gebracht wurde, konnte leider zum g großen Teil hier nur ſehr ſchlecht aufgenommen werden. Die Aufnahme des Geſprächs erfolgte im Mannheimer Senderaum. Es wurde haupt⸗ ſächlich über die kurmainziſche Bauſubventionen von 1717 und auch über den Viernheimer Wald⸗ rezeßvertrag geſprochen. Wtr werden morgen auf die Ausführungen zurückkommen. Der erſte Spatenſtich zur Auto⸗ ſtraße wird am Samstag, den 23. September in Frankfurt erfolgen. Im Zuſammenhang mit dieſem hiſtoriſchen Moment wird auf dem Nieder⸗ walddenkmal am Sonntag, den 24. September eine große Kundgebung für Arbeit und Friede ſtattfinden. So wird nun der Bau der Auto⸗ ſtraße in abſehbarer Zeit durchgeführt, an wel⸗ chem auch ein großer Teil der Viernheimer Er- werbsloſen Arbeit und Brot finden werden. » Beſichtigungsfahrt durch das Me⸗ liorationsarbeits⸗ und Siedlungsgebiet des heſſ. Rieds. Am 19. September findet nachmittags eine Beſichtigungsfahrt durch den Herrn Reichs- ſtatthalter ſowie der Bürgermeiſter, Beigeordneten und landwirtſchaftlichen Fachberater der betrof⸗ fenen 12 Gemeinden ſtatt. Die Fahrt geht ab Bensheim und bewegt ſich durch das ganze Riedgebiet. Schulungskurs für Amtswalter. Am Donnerstag, den 14. ds. Mts., abends 8½ Uhr, findet im Gaſthaus zur Eintracht in Weinheim der vorgeſchriebene Schulungs- abend ſtatt. Sämtliche Amtswalter ſind zur Teilnahme verpflichtet und treffen ſich 7½ Uhr am Ortsausgang nach Weinheim. Mitglieder⸗Verſammlung. Zu der am Freitag, den 15. September, abends 8¼ Uhr, im Gaſthaus zum Kaiſer⸗ hof ſtattfindenden Mitgliederverſammlung wird hiermit eingeladen. Vollzähliges Erſcheinen iſt Pflicht! Es nehmen teil alle Mitglieder der SA., SM., SS., SSM., NSB0O., BDM., HJ., NSBA., NSBL. Die Partei⸗ mitglieder ſetzen ſich blockweiſe zuſammen. Die Blockwarte melden dem Kaſſenwart in ihren Meldebüchern, die NSBO.⸗Amtswalter melden dem NSBBO.⸗Betriebszellenwart.— Soweit möglich, Dienſtanzug vorgeſchrieben. NSDAP., Ortsgruppe Viernheim. gez. Franzke. Nationalſozialiſtiſcher Lehrerbund. Bezirk Viernheim(öHeſſen) Donnerstag, den 14. Septbr., 17 Uhr, im „Freiſchütz“ Bezirkstagung mit dem Thema: „Novemberverbrecher“. glieder und Anwärter iſt Pflicht. Die Geiſtlich⸗ keit iſt freundlichſt eingeladen. i Erſcheinen aller Mit⸗ Heil Hitler! Stockert, Bezirksobmann. Bekanntmachung. Gefunden wurde ein Herrenfahrrad. Viernheim, den 13. September 1933. Heſſiſches Polizeiamt: J. V.: Kraus. Ver zenrst Du Gersen- And mobensall 80 Huzest du der Lauduirtsehaft! Hilfe für Oeſchelbronn Ein Aufruf des badiſchen Miniſterpräſidenten. Karlsruhe, 13. September. Nach einer Mitteilung der Preſſeſtelle beim badiſchen Staatsminiſterium hat Miniſterprä⸗ ſident Köhler einen Aufruf erlaſſen, in dem es u. a. heißt: „Wenn auch ein Teil der Fahrniſſe geret⸗ tet werden konnte, ſo iſt doch die ganze Ernte vernichtet. Am der dringendſten Not abzu⸗ helfen, iſt raſcheſte Hilfe nötig! Reichsſtatthal⸗ ter und Landesregierung haben ſofort erheb⸗ liche Geldbeträge zur Verfügung geſteltt; eine Geldſammlung in der Allgemeinheit iſt von dem Herrn Reichsſtatthalter bereits eingeleitet. Die Behörden werden im übrigen alles daran ſetzen, der Not des Ortes zu begegnen. Dar⸗ über hinaus aber iſt eine alsbaldige ausrei⸗ chende Hilfe durch Spende von Lebensmitteln, Futtermitteln, Kleidungsſtücken und ſonſtigem Sachbedarf jeder Art notwendig. Die badi⸗ ſche Regierung bittet daher dringend, Spenden dieſer Art raſcheſtens und unmittelbar an das Bürgermeiſteramt Oeſchelbronn zu überm tteln. Geldſpenden erſucht ſie mit dem Vermerk „Brandkataſtrophe Oeſchelbronn“ an die Städ⸗ tiſche Sparkaſſe in Karlsruhe, Poſtſcheckkonto 16 805, zu überweiſen.“ An der Brandſtütte Wie notwendig ſchnelle Hilfe iſt, lehrt ein Beſuch der Brandſtätte. Immer noch glühen die Trümmer und ziehen Rauchwolken über den Ortsteil. Pioniere mußten die Mauerreſte durch Sprengungen niederlegen. Faſſungslos ſtehen die Betroffenen vor dem Nichts; ein Bild des Jammers und Elends. Da öffnet ſich der edlen Tugend barmherziger Nächſtenliebe ein weites Feld. In dieſem Zuſammenhang ver⸗ dient das Entgegenkommen der Nachbargemein⸗ den, die, wenn notwendig, bereitwillig Lebens⸗ und Futtermittel zur Verfügung ſtellen wol⸗ len, höchſte Anerkennung. Beſonderer Dank gebührt vor allem den SA, SS, Stahlhel⸗ mern und Mitgliedern des Freiwilligen Ar⸗ beitsdienſtes und nicht zuletzt der Pforzhei⸗ mer Polizei. Am Brandplatze waren insgeſamt 10 Feuerwehren mit rund 1500 Mann tätig. Sie waren jedoch zur Ohnmacht verurteilt, als gegen 15 Uhr ſo gut wie kein Waf⸗ ſer mehr vorhanden war, und das wütende Element in der Trockenheit und in dem ſtarken Oftwind gute Stützen hatte. Der Verſuch, mittels einer faſt 5 Kilometer langen Schlauchleitung das Waſſer der Enz heraufzubringen, mußte infolge des Höhenunterſchiedes zwiſchen Niefern und Oeſchelbronn(über 120 Meter) ſcheitern. So konnte es kommen, daß ſich der Brand durch ganze Häuſerreihen längs des Tales und an den ſüdlichen Hängen durchfreſſen konnte. Unter den 203 zerſtörten Gebäuden befinden ſich genau 35 Wohnhäuſer. Die Feuerwehren, Polizei, die NS⸗Formationen uſw. vollbrach⸗ ten übermenſchliche Leiſtungen. Die Löſchmann⸗ ſchaften ſtanden zunächſt von 11 Uhr vormit⸗ tags bis gegen 8 Uhr abends ununterbrochen im Kampfe mit dem Feuer. Das Vieh, das nachts zum Teil noch im Freien lag, iſt jetzt in den Scheunen und Ställen des Orts untergebracht. Rührend war die gegenſeitige Hilfeleiſtung der Einwohner. Der nördliche Ortsteil mit Kirche, Rathaus und Schulhaus ſind völlig verſchont geblie⸗ ben. Auch dieſe Gebäude waren angefüllt von den Habſeligkeiten der Brandgeſchädigten. Die Ernte iſt mit nur wenig Ausnahmen verſichert. Der Ernteſchaden wird auf etwa eine halbe Million Mark ge⸗ ſchätzt. Die Verſicherungsgeſellſchaften haben ſich bereit erklärt, mit größeren Summen vor⸗ ſchußweiſe helfend einzugreifen. Die Auf⸗ räumungsarbeiten werden wohl meh⸗ rere Wochen in Anſpruch nehmen. Zur Linderung der Not In allen Betrieben werden Sammlungen durchgeführt. Die Pfälziſchen Mühlenwerke a 60 000 kg Mehl geſtiftet, der württem⸗ ergiſche Gemeindetag 3000 Mart, der„Füh⸗ rer“⸗Verlag Karlsruhe 1000 Mark, ebenſo der Landesverband Baden des Kyffhäußſerbundes. Die Verſicherungsgeſellſchaften wollen den Ge⸗ ſchädigten umgehend 20 000 bis 40000 Mark Vorſchuß leiſten. Dieſer Betrag ſoll in er⸗ ſter Linie zum Wiederaufbau der abgebrann⸗ ten Gebäude dienen. Reichsſtatthalter Robert Wagner beſichtigte die Brandſtätte und ſtellte eine Hilfsaktion der NSDAP. in Ausſicht. Die Urſache des Brandes konnte durch die Geheime Staatspolizei noch nicht aufgeklärt werden. Es beſteht nach wie vor die Vermutung der fahrläſſigen Brandſtif⸗ tung. Der Stiefſohn der Witwe Breitenſtein hat zugegeben, daß er in der Scheune Pfeife geraucht hat. Mit der verhafteten Mutter hat er noch am Vortage das Getreide gedroſchen. Aus den Nachbarländern Sturmbannführer niedergeſchlagen Schwere Ausſchreitungen auf dem Wurſtmarkt. Bad Dürkheim, 13. September. Aus noch unbekannter Arſache gerieten Be⸗ ſucher des Wusſtmarktes, die aus Darmſtadt gekommen waren, miteinander in Streit. Der Adjutant der 10. SS⸗Standarte, Sturmbann⸗ führer Kemmet, wollte den Streit ſchlichten. Einer der Streitenden ſchlug nun ohne wei⸗ teres mit einer Flaſche auf Kemmet ein, der blutüberſtrömt zuſammenbrach. Mit einem ſchweren Schädelbruch wurde er in das Kran⸗ kenhaus verbracht. Ludwegshafen, 13. Sept.(Wurſtmarkt⸗ verlehr der Rhein⸗Haardtbahn.) Begünſtigt durch das beſonders ſchöne Wet⸗ ter und die weſentliche Fahrpreisermäßigung durch den Vorverkauf zu ermäßigten Preiſen war es möglich, die Zahl der beförderten Per⸗ ſonen am Samstag und Sonntag um rund 43 Prozent zu ſteigern. Befördert wurden am Samstag, den 9. September, rund 15 900, am Sonntag, den 10. September, rund 9700, insgeſamt rund 25 600 Perſonen. Durch die erhöhte Frequenz wurde indeſſen keine Mehr⸗ einnahme erzielt; es gelang jedoch, den vor⸗ jährigen Einnahmeſtand zu erreichen, aller⸗ dings durch einen erheblich größeren Betriebs— aufwand wie im vergangenen Jahr. Aus Vaden Tag des Deutſchen Radfahrers. Mannheim, 13. Sept. Die unter dem Titel„Tag des Deutſchen Radfahrers“ vor⸗ geſehene Werbekundgebung des deutſchen Rad⸗ ſportes wird im Bezirk Mannheim⸗Ludwigs⸗ hafen von den Radfahrervereinen Mannheims und Ludwigshafens gemeinſam durchgeführt. Für Mannheim iſt die Veranſtaltung auf Sonntag, den 17. September, für Ludwigs⸗ hafen auf Sonntag, den 24. September, feſt⸗ gelegt worden. Die Mannheimer Kundgebung wird mit einer großen rennſportlichen Veran⸗ ſtaltung auf der Radrennbahn des Mannhei⸗ mer Fußball⸗Clubs„Phönix 02“ bei der Uhlandſchule eingeleitet. Es iſt gelungen, hier⸗ zu die Deutſche Radſport⸗Nationalmannſchaft zu verpflichten, deren Auftreten der Veran⸗ ſtaltung eine ganz beſondere Note geben wird. Mannheim, 13. Sept.(Fahrpreis er⸗ mäßigung zum Beſuch der Vorſtel⸗ lungen des Nationaltheaters.) Die während der Spielzeit 1932⸗33 den aus⸗ wärtigen Beſuchern der Vorſtellungen an Mitt⸗ wochnachmittagen(ab 12 Uhr) auf Sonntag rückfahrkarten gewährte Fahrprersermäßigu n von 33,33 v. H. wird von den gleichen Bahn⸗ höfen auch für die Spielzeit 193384 bewilligt. Die Karten ſind für die Rückfahrt nur gültig, wenn ſie den Stempel der Theaterkaſſe auf der Rückſeite tragen. Die Theaterkarte oder an deren Stelle eine Beſtätigung des Theaters ſind beim Löſen der nicht mehr vorzuzeigen. Neue Elbbrücke bei Tangermünde. Reichswehr beim Zug über die neue Elbbrücke, deren Einweihung gleich⸗ zeitig mit der Tauſend⸗ jahrfeier der Stadt Tan⸗ germünde erfolgte. 1863 Der 2 Sonntagsrückfahrkarte Aus der Heimat Gedenktage 13. September. 1830 Die Dichterin Marie v. Ebner ⸗(ſchen⸗ bach auf Schloß Zdislavitz in Mähren 1 1 dmiral Franz v. Hipper in Weilheim, Oberbayern, geboren. 1877 Der Forſchungsreiſende Wilhelm Felch⸗ ner in München geboren. Sonnenaufg. 5,29 Sonnenunterg. 18,21 Mondunterg. 15,59 Mondaufg. 22.44 Prot.: Amatus. Kath.: Maternus. 8 Vier Dinge kommen nicht zurück: das ge⸗ ſprochene Wort, der abgeſchoſſene Pfeil, das vergangene Leben und die verſäumte Gele⸗ genheit. Lange Abende im Herbſt Herbſtabende haben ihre beſonderen Reize. Der lange Winterabend mit ſeiner Steigerung häuslicher und öffentlicher Geſel⸗ ligkeit bereitet ſich vor, ſommerliche Gepflo⸗ genheiten klingen leiſe nach. Der Herbſt iſt der Mittler zwiſchen Sommer und Winter, er verbindet zwei Extreme und hat wie ſein Pendant, der Frühling, von jedem dieſer bei— den etwas. „Die Tage ſind kürzer geworden. Künſt⸗ liches Licht beherrſcht ſchon die Straßen der Stadt, ehe noch da und dort die Arbeit des Tages ihr Ende erreicht hat. Und auf dem Lande, wo naturgemäß die Arbeit mehr als in der Stadt vom Tage abhängt, wo zumin⸗ deſt die Außenarbeiten mit Beginn der Dun⸗ kelheit abgebrochen werden müſſen, läutet es früher Feierabend. Herbſtabende ſind Zwitter, ſind nicht halb und nicht ganz. Länger als in anderen Jah⸗ reszeiten kämpfen Licht und Dunkel um die Herrſchaft, Stunden vergehen, ehe der erſte Abendſchatten ſich zu nächtlichem Dunkel ver⸗ größert hat. Und in dieſem Zwitterzuſtand, in dieſem zeitlich ausgedehnten Ringen zwi⸗ ſchen Licht und Nacht, liegen die geheimſten Schönheiten herbſtlichen Seins. In der Stadt zwar merkt man wenig davon; man muß auf dem Lande ſein, um den Herbſtabend richitg genießen zu können, muß an einem warmen, klaren Herbſtabend den verlöſchen⸗ den Tag belauſchen können, oder erleben, wie die wallenden Herbſtnebel gegen Licht und Helligkeit ſtreiten. e Rechnungen nichtariſcher Aerzte wer⸗ den nicht mehr erſtaltet. Am 1. Sep⸗ tember 1933 iſt das Abkommen zwi⸗ ſchen dem Hartmann⸗Bund Deutſcher Aerzte und dem Verband privater Krankenkaſſen⸗ verſicherungen in Kraft getreten. Rechnun⸗ gen nichtariſcher Aerzte für Behandlungen, die nach dem 4. September liegen, ſind von der Erſtattung durch die Krankenverſicherun⸗ gen ausgeſchloſſen. Selbſtverſtändlich gelten ebenſo wie bei der Kaſſenpraxis auch für dieſe Aerzte die Ausnahmebeſtimmungen des Be⸗ rufsbeamtengeſetzes. Die für die Behandlung der Mitglieder zugelaſſenen Aerzte ſind in Verzeichniſſe zuſammengefaßt worden, die bei den örtlichen Verwaltungsſtellen vorliegen und auf Wunſch auch den Mitgliedern ausge- händigt werden. 5 * Friſtablauf für Ablöſung der Krafk⸗ fahrzeugſteuer. Es ſind Gerüchte im Umlauf, wonach die Kraftfahrzeugſteuer für Altwagen in abſehbarer Zeit beſeitigt oder durch Ge⸗ währung ſteuerfreier Wintermonate er⸗ mäßigt werde. Dieſe Gerüchte entbehren je⸗ der Grundlage. Eine Steuervergünſtigung für Altwagen kann nach wie vor nur durch Ablöſung erreicht werden. Der Antrag auf Ablöſung iſt ſpäteſtens am 1. Oktober 1933 zu ſtellen. 4 Wettervorherſaze: Meiſt heiter und weiterhin tree ter. Wet⸗ Mürkte und Vörſen Vom 12. September. (Ohne Gewähr.) Mannheimer Großviehmarkt. Zufuhr und Preiſe: 204 Ochſen, 23 bis 32; 139 Bullen 22 bis 29; 292 Kühe 10 bis 25; 475 Färſen 22 bis 33; 704 Kälber 283 bis 45; 10 Schafe 21 bis 27; 2635 Schweine 43 bis 47; 69 Arbeitspferde 300 bis 1100; 85 Schlachtpferde 30 bis 130; 12 Ziegen nicht notiert.— Marktverlauf: Großvieh größerer Ueberſtand; Kälber mittel, geräumt; Schweine mittel, kleiner Ueberſtand; Arbeits⸗ und Schlachtpferde mittel. Karlsruher Schlachtviehmarkt. Für den Schlachtviehmarkt am Dienstag be⸗ trug der Auftrieb: 42 Ochſen, 49 Bullen, 39 Kühe, 154 Färſen, 195 Kälber, 903 Schweine. Bezahlt wurden pro 50 Kilo Lebendgewicht in Rm.: Ochſen 27 bis 31, 25 bis 27, 22 bis 24, 20 bis 22, 19 bis 20; Bullen 28 bis 20, 23 bis 26, 22 bis 23, 19 bis 22; Kühe—, 22 bis 23, 16 bis 20, 11 bis 16; Färſen 27 bis 33, 19 bis 25; Kälber—, 38 bis 40, 35 bis 38, 31 bis 35, 19 bis 25; Schweine 46 bis 49, 45 bis 48, 42 bis 48, 40 bis 42.—. 32 bis 34.