Lokales Viernheim, 14. Sept. „Ein heftiges Unwetter zog heute Vormittag über unſeren Ort Heftiger Regen, vermiſcht mit Hagel, ging nieder. Grellauf zuck⸗ ten die Blitze und grollender Donner wurde hörbar. Wenn die Bauernregeln recht behalten, ſo dürfen wir einen ſtrengen Winter bekommen, denn es heißt:„Nach Septembergewittern muß man im Winter vor Kälte zittern“ oder auch Septemberdonner prophezeit viel Schnee zur Winterszeit.“ Einbrecher bei der Arbeit. In Heddesheim und Muckenſturm wurden vergangene Nacht Einbruchsdiebſtähle verübt. Die hieſigen Bewohner ſeien gewarnt. Der Heilige Rock reponiert. Nach Schluß der Trierer Ausſtellung wurde der Heilige Rock in einer feierlichen Uebertragungszere⸗ monie reponiert, d. h. wieder in ſeinen geheim gehaltenen Aufbewahrungsort verbracht. Der Mahagoni⸗Schrein, der das heilige Gewand enthält, wurde in einem dreifach verſchloſſe⸗ nen Stahltreſor untergebracht undder Stahl⸗ ſchrank ſelbſt mit dem biſchöflichen und dem Siegel der Stadt Trier verſehen. Der Zere⸗ monie wohnten der Biſchof Dr. Bornewaſſer, das geſamte Domkapitel, ſowie ein Vertreter d.e Stadt Trier bei. * Ein Totenkopfſchmetterling, ein ſelten ſchönes Exemplar, wurde uns heute auf die Redaktion gebracht. Der Schmetterling iſt recht groß, von Farbe gelb und ſchwarz und trägt auf ſeinem Rücken einen Totenkopf. Vor nicht allzulanger Zeit haben wir über die Toten⸗ kopfraupen berichtet, die auch in hieſiger Ge⸗ markung gefunden wurden. Das Vorkommen dieſer Tiere ſoll in hieſiger Gemarkung ſehr ſelten ſein. Gau⸗Parteitag Heſſen⸗Naſſau. Der Aufruf in der Tagespreſſe, wonach ſich die Parteigenoſſen der„alten Garde“ bei der Adjutantur des Gaues melden ſollen, zwecks Einladung zum Gau⸗Parteitag, bezieht ſich lediglich auf alte Parteigenoſſen, die ſich nicht mehr im Bereich des Gaues aufhalten. Alle Parteigenoſſen innerhalb des Gaues bezw. im Gebiet der einſtigen Gaue Heſſen⸗Naſſau⸗Süd und Heſſen⸗Darmſtadt werden durch ihre zu⸗ ſtändigen Gliederungen erfaßt und erfahren durch dieſe Näheres. Heſſiche sanittstolonnen tagen Offenbach, 13. Sept. In Offenbach, wo vor 25 Jahren der Landesverband Heſſen vom Roten Kreuz gegründet wurde, haben ſich die Freiwilligen Sanitätskolonnen vom Roten Kreuz in einer Tagung getroffen. Der Vor⸗ abend vereinigte ſie in der großen Halle des Stadtgartens zu einer Begrüßungsfeier Der eigentliche Feſtakt des Jubiläums wurde mit einer Totengedenkfeier im Stadtgarten einge⸗ leitet. Studienrat Weiß⸗Darmſtadt hielt in der darauf folgenden Tagung die Feſtan⸗ ſprache. Er verlas den Bericht des durch Er⸗ krankung verhinderten Ehreavorſitzenden Haupt⸗ mann Lotheißen und kam auf die Gründung des Verbandes zu ſprechen, der ein Kind des Heſſiſchen Landesvereins ſei. Geheimrat von Hahn überbrachte darauf im Auftrag des Heſ⸗ ſiſchen Landesvereins die herzlichſten Grüße und Glückwünſche. Er brachte den Wunſch zum Ausdruck, daß der Verband noch viele Jahre in gleicher Tätigkeit beſtehen möge. Ob das in der bisherigen Form geſchehen könne, das werde die Zukunft zeigen. Der Führer des Reichsverbandes deutſcher Sanjitätskolonnen, Dr. Koch, überbrachte die Glückwünſche des Reichs verbandes, und ſprach dabei in treffenden Worten den Gedanken aus, daß Reichsverband und Landesverband Heſſen feſt zuſammenge⸗ hören. Nach weiteren Begrüßungsanſprachen überreichte der Vorſitzende des Heſſiſchen Lan⸗ desverbandes, Provinzialinſpekteur Dr. Schlink, einigen verdienſtvollen Herren Ehrenurkunden, und zwar dem Kameraden Schneider, Dr. Groſch⸗Offenbach und dem ehemaligen Kolon⸗ nenführer Georg Wolf. In der Tagung des Landesverbandes teilte Geheimrat von Hahn mit, daß der Präſident des Deutſchen Roten Kreuzes die 2. Klaſſe des Ehrenzeichens des Deutſchen Roten Kreuzes dem Provinzialinſpekteur für die Provinz Starkenburg, Dr. med. Hans Simeth, und Georg Griesheimer verliehen habe. Polizei⸗ oberſt a. D. Schröder hielt dann einen Vor⸗ trag über das Thema„Gaskrieg und Luft⸗ ſchutz“. Die Einziehung volks⸗ und ſtaatsſfeindlichen Vermögens. Darmſtadt, 13. Sept. Eine Verordnung des Miniſterpräſidenten beſtimmt: Für die zur Durchführung des Geſetzes über die Einziehung kommuniſtiſchen Vermögens vom 26. Mai 1933 und des Geſetzes über die Einziehung volks⸗ und ſtaatsfeindlichen Vermögens vom 14. Juli 1933 vorgeſehenen Maßnahmen ſind außer dem Landespolizeipräſidenten als oberſter Lan⸗ desbehörde das Staatspolizeiamt Darmſtadt, die Kreisämter und die Polizeidirektionen zu⸗ ſtändig. Die erforderlichen allgemeinen Vor⸗ ſchriften werden vom Landespolizeipräſidenten erlaſſen. Dieſe Verordnung iſt wirkſam vom Tage des Inkrafttretens der Geſetze vom 26. Mai bezw. 14. Juli 1933 an. Die Preiße für Herbſtſaatgetreide. Darmſtadt, 13. Sept. Nach einer Mittei⸗ lung der Heſſiſchen Bauernkammer beträgt der Saatgutzuſchlag für Wintergerſte, Winterrog⸗ gen und Winterweizen für anerkannte erſte Ab⸗ ſaat 2,75 Rm. und für anerkannte zweite Abſagat 2,25 Rm. je Zentner. Die Zuſchläge erfolgen zur Frankfurier Börſenhöchſtnotierung für Wintergerſte, Roggen und Winterweizen am Tage der Lieferung und, wenn am Lie⸗ fertage nicht notiert wurde, zur letztbekam⸗ ten Notierung. Für Original⸗Saatgut gelte, die von den Züchtern feſtgeſetzten Preiſe und Bedingungen. 2 4 4 Beilagen⸗Hinweis. Unſerer heutigen Ausgabe iſt eine Beilage des bekannten Schuhhauſes Carl Fritz& Cie, Mannheim H 1, 8, Breiteſtraßze, beigefügs, deren Beachtung wir unſeren geſchätzten Leſern beſtens empfehlen. Gemeindekaſſe. Die Auszahlung der Militär⸗Zuſatzrenten erfolgt Samstag Vormittag. Winkenbach. Gebetzeiten der jüd. Gemeinde 16. Sept Nizowim⸗Wajelech 25. Elul Sabatt⸗Anfang 6,10 Uhr -Morgen 8,00 Uhr „ Nachm. 4,00„ „»Abend 7,25„ Wochentag⸗Abend 7,00„ „ Morgen 5,15„ Frische Töllbuckinge 1 Pſund 20 1 Doulsene Heringe 0 8- 0 Hol. Heringe 10 Stüc 00 Roumops 1 Liter Doſe 00 Dismarhneringe 1 Lt. Doſe 00 eue grünzern a 30 f 155 Neue Uinsen 1 Pfund 25 15 Aaues Zauer kraut 1 fd.. 10 9 5 Harte mleltwurs!. 29 Jaltschnnen ne- 32 0 Lebensmittelhaus 15 Gedecke b. mb. H. Adolf Hitlerſtraße 38. Fördert den Aufbau unſeres Vaterlandes, bringt alles brachliegende Geld auf die Sparkaſſe! Schweizerkäse mit und ohne Rinde Edamer⸗Kugelkäſe, Allg. Stangenkäſe mit und ohne Rinde, Große Handkäſe Stück 7 Pfg. Cambert und Münſterkäſe Frühſtückskäſe Stück von 5 Pfg. an Süßbücklinge ſtets friſch Rollmops— Bratheringe. Neues Delikateß⸗ ſauerkraut mit Weingärung. Oelſardinen Doſe von 18 Pfg. an. ALOIS WALTER Dachen Sig Iren Fhotobedar! 10 Platten Rollfilme 5 Photopapier D bei mir ein RATHAUS DROGERIE Peter Moskopp Alle Photoarbeiten werden ſchnell und ſauber ausgeführt! H. K. V. u. lung-H. K. V. Sonntag, den 17. ds. Mts. beſuchen wir in Muckenſturm unſeren früheren Lokalwirt. Treffpunkt nachm. 3 Uhr an der Kapelle am Wein⸗ heimerweg. Unſere Mitglieder mit Familienange⸗ hörigen ſind hierzu freundlichſt eingeladen und wird um rege Teilnahme gebeten. Der Vorſtand. I Aalunpen dar Ish Schulungskurs für Amtswalter. Heute Donnerstag, den 14. ds. Mts., abends 8 Uhr, findet im Gaſthaus zur Eintracht in Weinheim der vorgeſchriebene Schulungs- abend ſtatt, Sämtliche Amtswalter ſind zur Teilnahme verpflichtet und treffen ſich 7½ Uhr am Ortsausgang nach Weinheim. Mitglieder⸗Verſammlung. Zu der am Freitag, den 15. September, abends 8½ Uhr, im Gaſthaus zum Kaiſer⸗ hof ſtattfindenden Mitgliederverſammlung wird hiermit eingeladen. Vollzähliges Erſcheinen iſt Pflicht! Es nehmen teil alle Mitglieder der SA., SAM., SS., SSM., NSB0O., BDM., HI., NSBA., NSBL. Die Partei⸗ mitglieder ſetzen ſich blockweiſe zuſammen. Die Blockwarte melden dem Kaſſenwart in ihren Meldebüchern, die NSBO.⸗Amtswalter melden dem NSB0O.⸗Betriebszellenwart.— Soweit möglich, Dienſtanzug vorgeſchrieben. NSDAP., Ortsgruppe Viernheim. gez. Franzke. Rationalſozialiſtiſcher Lehrerbund. Bezirk Viernheim(Heſſen) Heute Donnerstag, 14. Septbr., 17 Uhr, im Thema: Erſcheinen aller Mit⸗ glieder und Anwärter iſt Pflicht. Die Geiſtlich⸗ mit dem „Freiſchütz“ „Novemberverbrecher“. Bezirkstagung keit iſt freundlichſt eingeladen. Heil Hitler! Stockert, Bezirksobmann. Vereins⸗Anzeiger. Männergeſangverein 1846. Heute Donners⸗ tag abend punkt 8 ⅛ Uhr vollzählige Sing⸗ ſtunde, zu der alle aktiven Sänger dringend um ihr Erſcheinen gebeten werden. Der Führer. Geſangverein„Sängerbund.“ Freitag abend ½9 Uhr Singſtunde. Der 1. Vorſitzende. SSD S SSS SS Nikolaus Effler Lebensmittel Neue deutſche Heringe 10 Stück 50 Pfg. Neue holl. Vollfett Heringe 10 St. 65 Pfg. marin. Heringe Stück 9 u. 8 Pfg. Bismarkheringe (ſehr ſchöne Ware) Süßbücklinge (ſehr ſchöne Ware) Oelſardinen Fſt. Seelachs in Scheiben. neues Sauerkraut mit Weingärung Pfd. 12 Pfg. 10 Pfd. 30 Pfg. Liter Doſe 70 Pfg. Stück 6 Pfg. Gelbe Kartoffel Lebensmittel. Port. Doſe 25 u. 17 Pfg. 0 g Sportvereinigung Heute Donnerstag, den 14. Sept., abends 1/8 Uhr findet im Vereinshaus eine Verſammlung ſämtlicher Aktiven ſtatt. Sämtliche Fußballer, Handballer und Schwerathleten haben zu erſcheinen, da die Verſammlung wegen Beginn der Verbands- ſpiele ſehr wichtig iſt. Der Führer. Am Sonntag, den 17. Sept. nachm. 3 Uhr 1. Verbandsſpiel gegen 07 Mannheim Vorſpiele: 2. Mannſchaft um 1 Uhr, 3. Mannſchaft um 11 Uhr. Wir laden die Viernheimer Sportfreunde zu dieſen Spielen freundlichſt ein und bitten durch zahlreichen Beſuch unſerer Mannſchaft den notwendigen Rückhalt zu geben. Der Führer. In Heppenheim vormittags 10 Uhr: Amieitia Viernheim A.— Heppenheim A. H. Abfahrt 9 Uhr per Rad ab Lokal Stern. In Bürſtadt vormittags 10 Uhr: Viernheim 1. Jugend— Bürſtadt 1. Igd. Abfahrt per Rad um 9 Uhr ab Lokal Stern. Eintrittspreiſe: Sitzplatz 80 Pfg., Allgemeiner Stehplatz 50 Pfg., Erwerbsloſe, Mitglieder und Damen, ſowie Angehörige der nationalen Ver⸗ bände, letztere nur in vollſtändiger Uniform, 25 Pfg., Jugendliche 15 Pfg. u. Schüler 10 Pfg. Mitglieder und Erwerbsloſe haben ihren Aus⸗ weis vorzuzeigen anſonſt der verbilligte Eintrits⸗ preis nicht gewährt wird. D. O. Taschenmesser von 30 Pfg. an Haushadlungs-Schgsran von 60 Pig an Haut-Scheeren, Ragel-Scheeren, Slick-Scheeren, Zigarren-Scheeren Rasierklingen das Stück zu 3, 5, 10, 12 Pfg. usw. I. Schweikart Adolf Hitlerstrage 16. Frisch eingetroffen: Sünbücklinge fettriefend Pfd.. 28 a Billige Fischmarinaden: Bratheringe 1 Liter Doſe 62 Rollmops 1 Liter Doſe 712 Heringe in Milch 72 Hamburger Mafieelager fchard nohmann hams& Garis Hiederlage 0 Adolf Hitierstrase 62— felefen 63 echnungs- formulare fertigt ſchnellſtens der Verlag dieſe⸗ Blattes. Faſt neuer Hinderwagen billig zu verkaufen. Von wem, ſagte der Verlag. Frische F Suben e, 30 dralneringe 15 in 1 Liter Doſen. dismarner inge, Nöumons Ironsarunen Her ung In Raamlunks. dilngst! a füllhernne e 7„ h. Do talag-Saberkrabl 5. lakoh Winkenbach Lorſcherſtraße 10 Telefon 83 Fwangs⸗erſteigerung Am Freitag, den 15. Sept. 1933, verſteigere ich in Viernheim, teilweiſe im Ver⸗ ſteigerungslokal und teilweiſe an Ort und Stelle, öffentlich, zwangsweiſe, meiſtbietend gegen Bar- zahlung: ö Mobilien, Eiurichtungs⸗ und Gebrauchs⸗ gegenſtände aller Art, darunter insbeſondere 1 Komode, 1 Kleiderſchrank, ferner 1 Chaiſe⸗ longue, 1 Sofa mit Umbau, 1 Bücherſchrank, 1 Schreibtiſch, 1 ovaler Tiſch, 2 Seſſel,! Büffet, 1 Standuhr, 1 Speiſezimmerein⸗ richtung, 1 Waſchkommode mit Spiegel und Marmor, 1 Piano, 1 Blumenkrippe, Kaſſenſchrank, 1 Radioanlage, 1 Parti Schuhe u. Pantoffel, 1 Pferd, 1 Kuh u. 6. Zuſammenkunft der Steigliebhaber nach⸗ mittags 2 Uhr, im Hofe des Gaſthauſes zum Pflug, Weinheimerſtraße. Lampertheim, den 14. Sept. 1933. a hler, 45 5 Gerichtsvollzieher in Lampertheim. jernheimer Anzeiger Elernbeimer Tageblatt— Biernhetmer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Auen me ber Sonn- und Feiertage.— Bezu 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeila aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſt preis monatl. : wöchentl. das achtſeitige e Sand e u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Erd amme: Anzeiger, Vie im.— konto Nr. 21577 tung, en S. dlagt 98. Werks. un Viernheimer Zeitung (Biernbeimer Bürger-Ztg.— Siernb. Volksblatt) . reiſe: Die 7 e bei 1 9 0 abgeſtufter Rabatt. 1 r, größere Geſchaftaſt 1 1 10 toſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer e u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Beutſchlands u. des Auslande Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plazvorſchriften bei . kenn jeboch eine Gewühr übernommen igen werden nach Möglichkeit ee ene me Tagen t Nummer 214 die Wirtſchaſts woe Zeichen des Konjunkluranſtiegs.— Guter Er⸗ folg der Meſſen.— Belegſchaftsvermehrungen — Von der Aukoinduſtrie.— Die Spareinla⸗ gen.— Entwicklung des Handels. Die Aufwärtsbewegung der deutſchen Wirtſchaft findet nunmehr ihre Beſtätigung auch in dem Bericht des Inſtituts für Konjunkturforſchung, der ein erfreuliches Bild über die Wirtſchaftsentwick⸗ lung im Monat Auguſt veröffentlicht. Der Verlauf der Meſſen in Leipzig, Königsberg und Dortmund deutete auf ein beſchleunig⸗ teres Tempo des Handelsverkehrs hin. Von der bevorſtehenden Kölner Herbſtmeſſe darf man ſich ein mindeſtens ebenſo günſtiges Bild der Weiterentwicklung der Wirtſchafts⸗ lage verſprechen. Es werden auch von den verſchiedenſten Induſtriewerken erhebliche Belegſchaftsvermehrungen gemeldet. Beſon— ders bemerkenswert iſt, daß der Ruhr⸗ bergbau ſeine Belegſchaft im Monat Auguſt um 2350 Mann erhöhen konnte. Bei Beſſerung der Abſatzverhältniſſe fällt beſon⸗ ders die fortſchreitende Belebung in Indu⸗ ſtriekohle auf. Selbſt die Ruhrkohlenausfuyr befriedigt einigermaßen. Wie weit durch die Friedr. Krupp AG. Eſſen das Arbeitsbeſchaf⸗ fungsprogramm der Reichsregierung geför⸗ dert worden iſt, zeigen die jetzt für den 31. Auguſt vorliegenden Belegſchaftsziffern. Da⸗ nach hat allein die Gußſtahlfabrik ihre Beleg⸗ ſchaft um 4116 Arbeiter und Angeſtellte er⸗ höht, alſo um faſt 25 Prozent. Am 30. Sep⸗ tember v. J. hatte die Belegſchaft der Guß⸗ ſtahlfabrik nur 16812 Mann betragen. Gut beſchäftigt iſt auch die Autoinduſtrie. Die Adam Opel AG. in Rüſſelsheim hat im Frühjahr 1933 ihre Geſamtbelegſchaft von 6⸗ auf 10 000 Köpfe erhöhen können. Nachdem im April der ſprunghafte Konjunkturauf— ſchwung einſetzte, waren für die Folgemonate Mai bis Auguſt ſämtliche Betriebe voll, einige ſogar in zwei und drei Schichten be⸗ ſchäftigt. Dieſe Tatſache iſt um ſo bemerkens— werter, als in der entſprechenden Vorjahrs⸗ zeit die etwa halb ſo ſtarke Belegſchaft durchſchnittlich nur drei bis vier Tage in der Woche arbeiten konnte. Wie die monatlichen Abſatzziffern zeigen, iſt entgegen allen bishe⸗ rigen Erfahrungen die Abſatzkurve durch die ſonſt gegen Sommerende allgemein ein⸗ ſetzende ſtille Zeit kaum beeinflußt worden. Im Juli— dem Ferienmonat— liegt ſie. was ſonſt nicht der Fall, ſogar über dem Juni und im Auguſt nur um etwa 10 Pro⸗ zent unter dem Juli. Insgeſamt hat Opel im erſten Halbjahre 1933 auf dem deutſchen Markt 70 Prozent mehr Wagen abſetzen kön⸗ nen als im erſten Halbjahre 1932. Der Ab⸗ latz der Monate Juli und Auguſt 1933 liegt ſogar um 170 Prozent über den entſprechen⸗ den Vorjahrsmonaten, d. h. er iſt faſt ver⸗ dreifacht. Die Leitung der Opelwerke erklärt, daß ſie ihre Belegſchaft den Winter über durchhalten wolle. Auch ſonſt fehlt es nicht an Anzeichen für einen Konjunkturanſtieg: So waren beiſpiels⸗ weiſe am 1. September 144 dem Verbande deutſcher Reeder angeſchloſſene Schiffe mit 578 438 BRT aufgelegt, d. h. außer Betrieb, gegenüber 164 Schiffen mit 618 720 BRT am 1. Auguſt. Danach hat ſich im Auguſt die auf⸗ gelegte Tonnage insgeſamt um 20 Schiffe mit 40 286 BR verringert. Eine günſtige Entwicklung nimmt auch der Einlagebeſtand der deutſchen Sparkaſ⸗ ſe n. Nach den nun abgeſchloſſenen Ermitt⸗ lungen haben Ende Juli d. J. die Spareinla⸗ 10 bei den deutſchen Sparkaſſen insgeſamt 9490 Mill. Mark gegenüber 10 467 Mill. Mark gegen Ende Juni betragen Im Juni waren die Spareinlagen um 10 Mill. Mark eſunken. Im Juli beliefen ſich die Einzah⸗ ungen einſchließlich der Zins⸗ und Aufwer⸗ tungsgutſchriften auf 433 Mill. Mark, die Auszahlungen auf 412 Mill. Mark. Da die Zins⸗ und Aufwertungsgutſchriften 8 Mill. Kanzlerbeſuch in Der Reichskanzler in Karlsruhe— Feierlicher Empfang— Fahrt nach Oeſchelbronn Der Kanzler beſichtigt die Vrandſtätte Karlsruhe, 15. Sept. Reichskanzler Adolf Hitler traf am Donnerstag mittag 12 Uhr auf dem hieſigen Flugplatz mit dem großen Junkersflugzeug „Immelmann“ ein. Zu ſeiner Begrüßung hatte ſich die geſamte badiſche Regierung, an ihrer Spitze Robert Wagner, ſowie die Vertreter der ſonſtigen Behörden eingefun— den. Nach einer kurzen Begrüßung ſchritt der Führer die Front der Ehrenkompagnie der Schupo und eines Ehrenſturmes der SA ab. Dann begab er ſich zum Staatsminiſte— rium. Im Nu halte ſich eine rieſenhafte Men- ſchenmenge eingefunden, die die Straßen umſäumte und dem Führer zujubelle. Die Karlsruher Schulen hatten frei be- kommen. die Begeiſterung der Men- ſchenmaſſen kannke keine Grenzen mehr. Alle jubelten dem geliebten Führer zu. Das Auko konnte ſich nur mit Mühe einen Weg durch die Straßen bahnen. Unmittelbar nach der Ankunft in der ba— diſchen Landeshauptſtatt begab ſich Reichs⸗ kanzler Adolf Hitler nach Oeſchel⸗ bronn bei Pforzheim. Führer und Volk Wie der Blitz durcheilte am Donnerstag— vormittag die Nachricht die Stadt Karls— ruhe, daß der Führer, Reichskanzler Adolf Hitler, mit dem Flugzeug nach Karlsruhe kommen und im Auto nach Oeſchelbronn fahren werde. In der Bevölkerung entſtand große Erregung. Alles wollte den Führer ſehen und ſtrömte nach dem Flugplatz oder hielt die Durchgangsſtraße beſetzt. Schleu⸗ nigſt holt man die Flaggen heraus. Auch vor der Grenzland⸗Werbe-Meſſe hatte ſich eine rieſeige Menſchenmenge angeſammelt, weil man der Meinung war, daß her Reichskanz⸗ ler auch die Grenzland⸗Werbemeſſe beſuchen werde. Das gleiche Bild der Begeiſterung boten die Städte Durlach und Pforz⸗ heim ſowie ſämtliche am Wege liegen⸗ den Ortſchaften. Die NS⸗Formationen und die Schulkinder ſtellten ſich durch Spalierbil⸗ dung auf. Um 11 Uhr wurde aus ſonſt wohl⸗ informierter Quelle die Ankunft des Führers mitgeteilt. Dieſe Mitteilung erwies ſich als verfrüht, da ſie auf einem bedauerlichen Mißverſtändnis beruhte. Umſo größer waren Freude und Jubel, als die Erwarkung der Bevölkerung zur Wirklichkeit wurde, und der Jührer des deutſchen Volkes, wenn auch nur für kurze Zeit und aus dem erſchükternden Anlaß der Oeſchelbronner Brandkaka⸗ ſtrophe, das Badener Land beſuchte. Seine Teilnahme an dem ſchweren Unglück wurde außerordentlich wohltuend empfun⸗ den. Wie alle zuſtändigen Stellen, ſo legt auch der Führer das größte Gewicht darauf, daß möglichſt ſchnell wieder aufgebaut wird. Mark ausmachen, war ein Einzahlungs⸗ überſchuß von 13 Mill. Mark zu verzeich⸗ nen. Was die Entwicklung des Handels an⸗ langt, ſo beſtätigt ſich nach dem jetzt vorlie⸗ genden Bericht der Forſchungsſtelle für den Handel für das erſte Halbjahr 1933, daß der Handel als letzte Wirtſchaftsſtufe einen Kon⸗ junkturumſchwung am ſpäteſten verſpürt. nnerhalb des geſamten Handels hat der roßhandel die Wirtſchaftsbelebung frühe⸗ als der W geſpürt. Seine Umſätze zeigten im erſten Halbjahr 1033 erſtmalig eme Tendenz aur Konſolidierung, in den len⸗ 5 ö An der Brandſtätte von deſchelbronn Ueber die Fahrt des Kanzlers nach Deſchel⸗ bronn wird mitgeteilt: Von Karlsruhe aus fuhr der Reichskanzler mit ſeiner Begleitung und mit der badiſchen Regierung ſofort im Kraftwagen nach dem am Sonntag aoge: brannten Dorf Oeſchelbronn über Pforzheim. Die Durchfahrt in Pforzheim geſtalteie ſich zu einem wahren Triumehzuge. Um 1.45 Uhr traf der Führer in Oeſchel⸗ bronn ein, von einer rieſigen Menſchen⸗ menge begrüßt, die aus der geſamten Umgebung zu Rad, mit Autos uſw. zu- ſammengekommen war. Der Kanzler be- ſichtigte dann mik ſeinem Gefolge die Brandſtäkte. Reichskanzler Adolf Hitler iſt am Donners— tag vondeſchelbronn kommend um 15.30 Uhr auf dem Flugplatz Stuttgart-Böblin⸗ gen eingetroffen und hat um 15.39 Uhr Böblingen im Flugzeug wieder verlaſſen. Nückblick und Ausblick Reichsminiſter Dr. Göbbels. Berlin, 15. Sept. Auf der Mitgliederverſammlung des Gau⸗ es Groß-Berlin der NSDAP. hielt Reichs⸗ miniſter Dr. Göbbels eine wiederholt von Beifallsſtürmen unterbrochene Rede. Er führte u. a. aus: Für uns iſt es ſehr ſchwer. über alle großen Aktionen der letzten Monate ſchon heute zu urteilen, was denn eigentlich das Bleibende, das Ueberzeitliche und das Hiſtoriſche an ihnen ſein könnte. Ich glaube aber, das Entſcheidendſte und das hi⸗ ſtoriſch Wertvollſte iſt die Tatſache, daß wir jetzt in Deutſchland eine einzige zen— trale Leitung haben, daß nicht mehr hundert Inſtanzen durcheinanderpfuſchen. Die Einigung, die wir in Deutſchland vollzogen haben, iſt noch bedeulungsvol⸗ ler für unſere Zukunft als die Bismarck⸗ ſche Einigung. Denn Bismarck einigte nur die Fürſten und die Länder. Hitler aher einigte das Volk. Das iſt das Enk⸗ ſcheidende. Denn damit iſt Deulſchland wieder als Faktor in die große Welkpo⸗ litik eingeſchalket. Es gibt im Reich nur einen zentralen Willen, der das deutſche Schickſal geſtaltet und leitet. Ich will damit nicht ſagen, daß der verfaſ— ſungsmäßige Umbauprozeß ſchon beendet ſei. Das Geſetz über die Reichsſtatthalterſchaften iſt nur ein Anfang, und dieſer Anfang muß weiter fortgeſetzt werden. Der Führer hat es ja ſeioſt in Nürnberg geſagk, daß wir nicht die Aufgabe haben, die Länder zu konvertieren ſondern vielmehr die Aufgabe, ſie zu liquidieren. Es iſt gut, daß wir mit dem Erreichten nicht zufrieden ſind. Denn wollten wir einmal zu⸗ frieden ſein, dann wäre es das Beſte, wir ten Monaten teilweiſe auch zu einer leichten Steigerung. Die Einzelhandelsum⸗ ſätze ſind im erſten Halbjahr 1933 gegen⸗ über dem ſchon ſehr niedrigen Vorjahres— ſtand nochmals um reichlich 10 Prozent zu⸗ rückgegangen. Anzeichen einer Beſſerung zeigten ſich im Einzelhandel inſofern, als d Ausmaß des Umſatzrückgangs ſich gegenüber dem Vorjahr halbierte und im Verlauf des erſten Halbjahres 1933 ſichtlich geringer wur⸗ de. Bei dieſer allgemeinen noch immer un⸗ günſtigen Umſatzgeſtaltung des Einzelhan⸗ dels iſt jedoch eine Reihe von Sonderentwick⸗ lungen zu beobachten. Wirtſchaftspolitiſche angekommen, träten von der Bühne der öffentlichen Poli⸗ tik ab. Menſchen, die zufrieden ſind, werden niemals mehr vorſtürmen. Für uns war die Macht nie Selbſtzweck. Wir wollten ſie be⸗ ſitzen, um dann ein Volk frei und glücklich zu machen, wir wollten es in den Kreis der an⸗ deren Nationen als ehrlichen und gleichwer⸗ tigen Partner zurückbringen. Keine kommuniſtiſche Gefahr mehr Reichsminiſter Dr. Göbbels erklärte alsdann: Es iſt uns manchmal hart deutſche Menſchen, die als Verführte der kommuniſtiſchen Fahne gefolgt waren, mit harten und drakoniſchen Strafen zu belegen. Aber auch das war notwendig. Denn wie Deutſchland im Februar und An⸗ fang März ſtand, dafür iſt das jüngſte Buch „Bewaffneter Aufſtand“ ein be⸗ redtes Zeugnis. Wir waren damals im Be⸗ griff in den bolſchewiſtiſchen Umſturz hinein⸗ zuſchliddern. Häklte die Regierung Hitler in dieſem Augenblick nicht zugegriffen, dann wäre das Chaos ganz unvermeidlich geweſen. Heute allerdings kann von einer kom⸗ muniſtiſchen Gefahr ganz und gar nicht mehr geſprochen werden. Das ſind Sektierer, die heute noch verſuchen, Unfrieden im Lande zu ſtiften und auf Schreibmaſchinenblättern die breiten Maſſen zu mobiliſieren. Sie werden Mann für Mann und Schlag für Schlag ihre verdiente Strafe erhalten. Großer Propagandaſeldzug Der Miniſter betonte, die Partei müſſe das deutſche Volk erziehen, damit das natio⸗ nalſozialiſtiſche Denken dem Volk in Fleiſch und Blut übergeht. Dann erklärte Reichs- miniſter Dr. Göbbels weiter: Im Auftrag des Führers habe ich für die geſamte Orga— niſation die Anordnung herausgegeben, daß mit dem 1. Oktober ein großer Propaganda⸗ feldzug der nationalſozialiſtiſchen Bewegung einſetzt. Jeder Redner iſt aufgefordert, wenn er ein hohes Skaatsamt bekleidet, in zwei Monaten 15, und wenn er kein Skaats⸗ amt, in zwei Monaken 25 Termine für Berſammlungen zur Verfügung zu ſtellen. Wir werden in zwei Monaten 150 000 öffentliche Verſammlungen ab- halten. Der Führer wird, wie immer, ſo auch hier ſich an die Spitze der Ver- ſammlungskampagne ſtellen. Nachdem wir in den Regierungsgeſchäften das Gröbſte hinter uns haben. werden wir uns dann wieder mit voller Kraft unſerer Bewegung widmen. Reichsminiſter Dr. Göbbels ſchloß mit dem Ruf:„Es lebe unſer Führer, es lebe unſere Partei!“ Mächtig brauſte das dreifache Siegheil der verſammel⸗ ten Parteigenoſſen donnernd durch die weit⸗ läufige Halle des Sportpalaſtes. eee Maßnahmen(Aufhebung der& aftfahrzeug⸗ ſteuer für neue Fahrzeuge, Eheſtandsdarle⸗ hen) brachten den davon beeinflußten Han⸗ delszweigen in den letzten Monaten beträcht⸗ liche Umſatzſteigerungen. Konſumverei⸗ ne und Lebensmittelabteilungen der Wa⸗ renhäuſer hatten an der Konſolidierur der Umſätze des Lebensmitteleinzelhande. keinen Anteil. Für die Warenhäuſer gilt ganz allgemein die Feſtſtellung, daß ihre Um⸗ fue ſich im Gegenſatz zu früheren Jahren infolge Kundenabwanderung in die Spezial⸗ geſchäfte ſeit März erheblich ungünſtiger als die der Spezialgeſchäfte entwickelt haben. 6 Letzte Nachrichten Jeichnungen für das Winkerhilfswerk. Berlin, 15. Sept. Der Verein Deutſcher Zeitungsverleger hat für das von der Reichs⸗ regierung geführte Winterhilfswerk 50 000 Mark geſtiftet. Das Präſidium des Vereins wird alsbald zu der Frage Stellung nehmen, in welcher Weiſe die deutſchen Zeitungsver⸗ leger ihre Blätter in den Dienſt des Winter⸗ kampfes gegen Hunger und Kälte einſetzen können, um auch ihrerſeits zu einem größt⸗ möglichen Erfolg beizutragen. Aufhebung der Verordnung über Arbeits- kammern im Bergbau. Berlin, 15. Sept. Die Reichsregierung hat durch Geſetz vom 13. September die Verord⸗ nung vom 8. Februar 1919 über die Errich⸗ tung von Arbeitskammern im Bergbau auf— gehoben. Die„Ponkiniſchen Sümpfe“ der Nordmark. Flensburg, 15. Sept. In Friedrichsſtadt in Schleswig⸗Holſtein wurde am Donnerstag mit den erſten Arbeiten zur Eider-Abdäm⸗ mung gegen die Nordſee begonnen. Hierzu war Reichsminiſter Darre in Begleitung von Oberpräſident Lohſe erſchienen. Der Mini⸗ ſter wies in einer kurzen Anſprache auf die Bedeutung des großen Werkes hin, deſſen Ausführung in Zukunft verhindern werde, daß im Frühjahr und Herbſt eines jeden Jahres 178 000 Morgen fruchtbaren Landes vom Meer überflutet würden. Schritt für Schritt müſſe nunmehr das Meer von der Küſte zurückgedrängt werden, wodurch die „Pontiniſchen Sümpfe“ unſerer Nordmark unſerer Heimat gerettet würden. Hierauf vollzog Reichsminiſter Darre den erſten Spa— tenſtich. Skreikzuſammenſtöße im pennſylvaniſchen Kohlenrevier. London, 15. Sept. Wie Reuter aus Union— town(Pennſylvanien) meldet, kam es auf den Zechen des ſüdweſtlichen pennſylvani— ſchen Kohlenreviers, wo die Bergleute in den Ausſtand getreten ſind, zu Unruhen. Sechs Perſonen erlitten Schußverletzungen. England und die Winterhilfe Gewaltiger Eindruck des deutſchen Planes in London. London, 15. Sept. Das deutſche Winterhilfswerk findet in der Londoner Morgenpreſſe außerordentliche Beachtung.„Daily Expreß“ ſpricht von dem gewaltigſten Angriff auf Not und Elend, den Deutſchland und die Welt je geſehen hät— ten und ſagt: Dieſes Programm ſei die Ankwort auf den ironiſchen Vorwurf, daß die nakionalſoziali⸗ ſtiſche Regierung nur imſtande ſei, Maſſen⸗ kundgebungen und rieſige Paraden zu ver⸗ anſtalten. Deutſchland und Italien Die Reiſeeindrücke des italieniſchen Miniſters Bokkai. Berlin, 15. Sept. Der ehemalige italieniſche Korporations— miniſter Bottai gewährte vor ſeiner Ab⸗ reiſe aus Deutſchland einem Vertreter des nationalſozialiſtiſchen„Zeitungsdienſt“ eine Unterredung, in der er die Eindrücke ſeiner Reiſe durch Deutſchland ſchilderte. Die Tatſache, daß Deutſchland und Italien an die Stelle des Klaſſenkampfes die aufbau- ende Gemeinſchaft geſtellt hätten, ſei die Ga⸗ rantie dafür, daß beide Länder ohne weiteres in der Lage ſeien, auch einer Zuſammenar⸗ beit der europäiſchen Völker den Weg zu ehnen. Es gelte, eine neue europäiſche, ja eine Weltziviliſatkion zu gründen und eine neue Form der Zuſammenarbeit zwiſchen den Völkern zu ſchaffen, auf der ſich eine ſo⸗ ziale und wirtſchaftliche Gemeinſchaft auf⸗ bauen laſſe. Vatermord Berlin, 15. Sept. Ein in der Nacht zum 13. Seplember an dem Markthändler Splinter in Wilmersdorf verübter Raubmord iſt reſtlos aufgeklärt worden. Der Mörder iſt der wegen Einbruchs mehr⸗ fach vorbeſtrafte 23jährige wohnungsloſe Sohn des Händlers. Er iſt geſtändig, ſeinen Vater heimlich aufgelauert zu haben in der Abſicht, ihn zu berauben. Vrückeneinſturz Paris, 15. Sept. In der Weingegend von Cortierres, die von wolkenartigen Re⸗ gengüſſen betroffen wurde, ereignete ſich ein olgenſchwerer Brückeneinſturz. Als etwa 100 erſonen auf der über den Nielle⸗Fluß bei St. Laurent⸗les⸗Capreriſſe führenden Brücke ſich befanden, um die reißende Strömung zu beobachten, ſtürzte infolge Berſtens einer der Pfeiler des Hauptbrückenbogens zuſammen, wobei zahlreiche Perſonen mitgeriſſen wur⸗ den. Auf die gellenden Hilferufe der Ertrinken den eilten mehrere Boote herbei. Während es gelang, die 0 12 der Verunglückten zu reifen. kamen fünf Perſonen ums Leben. Drei feige Komplette aus unserem großen Lager Bettstelle 90%% 33 mm ohr, 1 Zteilige Seegrasmafratze mit Keil, 1 Deckbett, 1 Kissen echffarbiger und federdichter Beſfbarchent komplett 47 00 Bettstelle 90/1, 33 mm Rohr, mit Fußbreſt, 1 Zteilige Wollmatraße mit Keil, I Ded bett, I Kissen, echſtarbiger und fedlerdichter eee 49. 75 Bettstelle 90%, 33 mm Rohr, mit Fußbreſt, 1 Zteilige Kapokmatraßhe m. Keil, hübsch. gebluntem Drell, 1 Deckbett, Kissen(indanthten-rot oder andere Farben: blau, tomie 75.00 Liebhold Das große Spezialhaus für Betten und Aussteuern Mannheim H 1. 2 H 1, 4 H 1, 13 N 1. 14 ö zum Vorſitzenden der Kommiſſton ernannt wor⸗ den war. Anweſend war u. a. der engliſche Arbeiterführer Lansbury. Intereſſant war, daß der Vorſitzende Pritt die Fotografen bat, keine Lichtbilder von den verſammelten„Zeu⸗ gen“ zu machen. Der Generalanwalt der letz⸗ ten Arbeiterregierung, das Unterhausmitglied und Rechtsanwalt Stafford Cripps fungierte als„Berichterſtatter“ und bemühte ſich, die „Notwendigkeit“ des Londoner Ausſchuſſes darzulegen, wobei er ſich der gleichen Argu⸗ mente bediente, mit denen die jüdiſch⸗mar⸗ kiſtiſche Preſſe die Greuelpropaganda beſtreitet. Eine große Enttäuſchung mußte Cripps den„Befürwortern“ dieſer ſeltſamen Ver⸗ handlung mit der Mitteilung bereiten, daß drei der urſprünglichen Mitglieder der Kommiſſion es vorgezogen haben, nicht zu erſcheinen. Es ſind dies der frühere italieniſche Miniſter Nitti, der franzöſiſche Advokat Giafferi und der Schweizer Dr. Huber. Ein Mißgeſchick gab es gleich zu Beginn der „Verhandlung“, als man nämlich entdeckte, daß der Dolmetſcher, der das amtliche deutſche Preſſekommunique über den Brand auf Eng⸗ liſch vorleſen ſollte, nirgends zu finden war. Als„Zeuge“ wurde zunüchſt Dr. Hertz, einer der vielen„konfeſſionsloſen“ früheren ſozialdemokratiſchen Reichstagsabgeordne⸗ ten gehört, der eine ausführliche Beſchrei⸗ bung des Reichstagsgebäudes lieferte. Der Ausſchuß beabſichtigt, bis zum Diens⸗ tag mit ſeiner Tätigkeit fertig zu werden. Dieſe Beſchleunigung erfolgt zu dem Zweck, ſchon vor Beginn des Leipziger Prozeſſes mit einem „Ergebnis“ aufwarten zu können. Der Neithstagsbrandprozeß Peginn 21. September— die Angeklagten Leipzig, 15. September. Nunmehr liegt der amtliche Terminzet⸗ tel in dem Prozeß gegen die Reichstagsbrand⸗ ſtifter vor. Die Verhandlung iſt auf Don⸗ nerstag, den 21. September, 9 Uhr, im Hauptſitzungsſaal des Reichsgerichtes vor dem 4. Strafſenat feſtgeſetzt. Die Namen der fünf Angeklagten lauten: Marinus van der Lubbe, Maurer; Ernſt Torgler; Georgi Dimitroff, Schriftſteller, geb. in Radomir, (Bulgarien); Popoff, Student, geb. in Drjan; Waſſil Tanoff, Schuhmacher, geb. in Gepgeli (Mazedonien). Die Anklage lautet auf Hochverrat und andere Verbrechen. Im Laufe der Be⸗ weisaufnahme dürften im Berliner Ab⸗ ſchnitt des Prozeſſes etwa 120 Zeugen vernommen werden, nachdem in der Vor⸗ unterſuchung über 300 Zeugen gehört worden ſind. Von den Angeklagten beſitzt lediglich Torg⸗ ler die deutſche Staatsangehörigkeit. Der Hauptangeklagte van der Lubbe iſt Hollän⸗ der, während die übrigen Angeklagten bul⸗ gariſche Staatsangehörige ſind. Eine internationale Komödie London, 15. September. Die ſogenannte internationale juriſtiſche„Un⸗ terſuchungskommiſſion“ über den Reichstags⸗ brand hat am Donnerstag ihre„Verhand⸗ lung“ über den Brand begonnen. Große Vor⸗ ſicht war angewendet worden, damit niemand ohne Einlaßkarten den Raum betreten konnte. In der Mitte einer langen Reihe von„Rich⸗ tern“ ſaß der enagliſche Advokat Pritt. der ruhig. Die neuen Rerbst- Hüte sind da. Große s- wänl, die ſnre bochgespannlen Erwarlungen Ubertreffen wird. er einige Beispiele! Aus der Heimat Gedenktage 15. September. 1834 Der Geſchichtsſchreiber Heinrich von Treitſchke in Dresden geboren. 1869 Der Maler Fritz Overbeck in Bremen ge⸗ boren. ö 1882 Der Unterſeebootführer Otto Weddigen in Herford geboren.. 1926 Der Philoſoph Rudolf Eucken in Jena geſtorben. Sonnenaufg. 5.33 Sonnenunterg. 18.16 Mondunterg. 16.52 Mondaufg.— Prot. und kath.: Nikomedes. * Willſt du dich deines Wertes freuen So mußt der Welt du Wert verleihen. J. W. von Goethe. * U Herbſtnebel wallen Herbſtnebel wallen über Berg und Tal. Der frühe Septembermorgen zaubert ſeine weißen Schwaden auf Bergkuppe und Hügel. Im Stoppelfeld, über Wieſen und die Heide zogen ſeine melancholiſchen Schleier. Hinter Schleierwolken und weißem Dunſt verbirgt ſich Frau Sonne. Es herbſtelt ſchon: der graue Tage iſt da.„Viel Nebel im Herbſt, viel Schnee im Winter“, ſagt der Volksmund. „So hoch die Nebel vor Michaeli ſteigen, ſo weit verfrieren im Winter die Wingert“, kla⸗ gen die Weinbauern.„Nebel und Son⸗ nenſchein bringen uns viel Obſt und Wein“. Aufſteigender Nebel bringt Regen. Daher rührt wohl auch die Redensart:„Ein Nebel und ein Reg' begegnen einander auf einem Steg“. Fallender Nebel wird als Gutwetter⸗ prophet geſchätzt:„Nebel im Fallen gefällt uns allen“. 5 Bekämpfung des öffentlichen Bettelns. Zur Bekämpfung des öffentlichen Bettelns hat Miniſterpräſident Göring einen Runder⸗ laß an alle Polizeibehörden gerichtet, in dem es u. a. heißt: Das Publikum iſt wiederholt in geeigneter Weiſe darauf hinzuweiſen, daß die Unterſtützung von einzelnen Straßenbett— lern nicht angebracht iſt, ſondern daß es ſich ſtatt deſſen empfiehlt, die Beträge und Gaben. die bisher Bettlern verabreicht wurden, den anerkannten Einrichtungen der öffentlichen oder privaten Wohlfahrtspflege zu überwei⸗ ſen. Man kann erwarten, daß auch in den übrigen Ländern ſo verfahren wird. Märkte und Vörſen Vom 14. September. (Ohne Gewähr.) Mannheimer Produktenbörſe. Es notierten in Rm. per 100 Kilo, wag⸗ gonfrei Mannheim: Weizen 19,25 bis 19,45; ſüdd. Roggen 15,60 bis 15,75; Hafer 13,25 bis 13,50; Sommergerſte 18 bis 20; Fut⸗ tergerſte 15,50 Mais m. S. 17,75; Erd⸗ nußkuchen 15,75 bis 16; Soyaſchrot 14,50 bis 14,75; Rapskuchen 12; Palmkuchen 13,75 bis 14; Kokoskuchen 15,50 bis 15,75; Seſam⸗ kuchen 15 bis 15,25; Leinkuchen 16,25 bis 16,50; Biertreber 15; Trockenſchnitzel 8 bis 38,25; Wieſenheu 4 bis 4,60; Rotkleeheu 4,40 bis 4,80; Luzern⸗Kleeheu 5,80 bis 6,20; Nog⸗ gen⸗ und Weizenſtroh gepr. 1,50 bis 2, geb. 1,40 bis 1,70; ſüdd. Weizenmehl, Spezial Null, m. Aust. 28,50, mit Inl. 27, ſüdd. Wei⸗ zenauszugsmehl 31,50 bezw. 30, ſüdd. Weizen⸗ brotmehl 21,50 bezw. 20, Roggenmehl 21,50 bis 22,50, füdd. und pfälz. 21,75 bis 23, Weizenkleie fein 8,25, grob 8,25 bis 8,75; Weizenfuttermehl 10,25; Roggenfuttermehl 9,50 bis 11,50; Weizennachmehl 14 bis 15,50. Tendenz ſtetig. Mannheimer Kleinviehmarkt. Zufuhr und Preiſe: 399 Kälber, 30 Schafe und 253 Schweine nicht notiert; 104 Ferkel und Läufer, Ferkel bis vier Wochen 7 bis 9, über vier Wochen 10 bis 13, Läufer 13 bis 18 Rm.— Marktverlauf: Ferkel und Läufer deutsche Tabesſthau Die deulſche Abordnung zum Völkerbund Das Reichskabinett hat den Reichs miniſter des Auswärtigen, Freiherrn von Neurath, mit der Führung der deutſchen Delegation für die bevorſtehende Vollver⸗ ſammlung des Völkerbundes in Genf beauf— tragt. Als Delegierte werden neben dem Reichsaußenminiſter der Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda Dr. G ö h⸗ bels ſowie der ſtändige deutſche Vertreter im Völkerbundsrat Geſandter Dr. v. Kel⸗ ler treten. Zu Erſatzdelegierten ſind Mini⸗ ſterialdirektor Gaus, Staatsſekretär a. D. reiherr von Rheinbaben und der deutſche eſandte in Bern, Freiherr von Weizſäcker beſtimmt. Beförderungen in der preußiſchen Polizei. Der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt teilt mit: Um ſeine enge Verbundenheit mit der preußiſchen Schutzpolizei auch äußerlich zum Ausd zuck zu bringen, hat der Miniſterpräſi⸗ den Göring als Oberbefehlshaber der preußiſchen Polizei der ihm vorgetragenen Bitte der Mannſchaften und des Offiziers⸗ korps folgend, ſich entſchloſſen, die Uniform eines Generals der Landespolizei anzulegen. Der Miniſterpräſident hat einem weiteren Wunſche der Mannſchaften und des Offizierskorps Rechnung getragen, indem er den Leiter der Polizeiabteilung im preußi⸗ ſchen Innenminiſterium, Staatsrat und Ss⸗ Gruppenführer Daluege, in Anerkennung ſeiner hervorragenden Verdienſte um den Aufbau der Polizei mit dem Tage der Staatsratseröffnung zum General der Landespolizei und Befehlshaber der Polizei in Preußen ernannt hat. Auslands⸗Nundſchau Gandhi kampfmüde. Gandhi, der indiſche Freiheitsführer, hat ſich verpflichtet, bis zum 3. Auguſt nächſten Jahres ſeine Kampftätigleit für den zivilen Ungehorſam aufzugeben, um ſich nicht einer neuen Wiederverhaftung auszuſetzen. Er er⸗ klärte, daß er noch mehrere Wochen zur Wie⸗ derherſtellung ſeiner Geſundheit brauche und fügte hinzu, daß ſein Entſchluß nichts mit der Aufforderung zum individuellen Ungehor⸗ ſam zu tun habe, die er an das Land nach dem Kongreß von Puna gerichtet habe. Propagandamarſch in Newyork. 250 000 Einwohner Newyorks marſchier⸗ ten, begleitet von 200 Muſikkapellen, die fünfte Avenue entlang an General Johnſon vorbei, um für den Feldzug des Präſidenten Rooſevelt für den wirtſchaftlichen Wiederauf⸗ bau Propaganda zu machen. Arbeitgeber und Arbeitnehmer aller Betriebe waren vertreten. Mehr als eine Million Zuſchauer hatten ſich in den Straßen verſammelt, um dem Zug zu⸗ zuſehen, an deſſen Spitze zwei Mädchen einher⸗ ſchritten, von denen das eine das Geſetzeswerk über den Wiederaufbau der amerikaniſchen Wirtſchafl, das andere die Statue der Freiheit darſtellte. Noch keine Klarheit Die Unlerſuchung über die Urſache der Oeſchelbronner Ktalaſtrophe. Pforzheim, 15. Sept. Zu dem Brandunglück in Oeſchelbronn teilt die Staatsanwaltſchaft Pforzheim mit: Die von der Staatsanwaltſchaft mit der Kri⸗ minalpolizei an Ort und Stelle alsbald auf⸗ U Ermittlungen über die Entſte⸗ zung des Brandes haben im Laufe des Sonntags zur Verhaftung der Witwe Brei⸗ ſenſtein und ihres Sohnes Wilhelm geführt. In der Scheuer der Witwe Breitenſtein iſt der Brand ausgebrochen. Ihr in einem an⸗ deren Hauſe wohnender Sohn Wilhelm Brei⸗ tenſtein war kurz vor Ausbruch des Brandes i ſeiner Mutter, um das Vieh zu beſorgen. Er hatte ſich im Hauſe ſeiner Mutter auch eine Pfeife Tabak angezündet, will mit die⸗ ſer aber nicht in der Scheuer geweſen ſein Millionenſchiebung Der frühere preutziſche Wohlſahrtsminiſter Hirtſieſer einer großen Schiebung bezichtigt Eſſen, 15. September. Wie die„Nationalzeitung“ mitteilt, wird der frühere Wohlfahrtsminiſter Hirtſie⸗ fer bezichtigt, öffentliche Mittel in Millio⸗ nenhöhe geſetzwidrig verwandt zu haben. Der Arbeiter⸗-Spar⸗ und Bauverein Oberhauf en, eine Gründung der Chriſt⸗ lichen Gewerkſchaften, der 1930 in wirtſchaft⸗ liche Schwierigkeiten geriet, wandte ſich an die damalige preußiſche Regierung, um de⸗ ren Mithilfe bei der Sanierung zu erhalten. Das wurde abgelehnt. Es wurde daher bei Miniſter Hirkſiefer perſönlich vorgeſprochen und erreicht, daß Hirtſiefer bei einem Beſuch in Eſſen aus öffenklichen Mitfeln 50 600 Mark überweiſen ließ, denen geraume Zeit ſpäler weilere 97 000 mark folgten. Eine Deckung für die gewährten Darlehen war nicht vorhanden. Als dieſe Mittel nicht ausreichten, wandte man ſich an den ſozial⸗ demokratiſchen Miniſterialdirektor Me her, der zuſammen mit Hirtſiefer einen Sanie⸗ rungsplan entwarf, deſſen Grundlage die Hergabe von weiteren öffentlichen Geldern in Höhe von einer Million Mark war. Ein Reviſionsbeamter erklärte, daß auch dieſe Million das Unternehmen nicht retten könn— te. Trotzdem beſtand Hirtſiefer darauf, bis dann die Anweiſungen ausgeführt wurden. Die zur„Auszahlung zuſtändige Kreiskaſſe wandte ſich nun an den damaligen Finanz⸗ miniſter Höpker⸗Aſchoff, der die Aus⸗ zahlung ſperren ließ. Eine eleklriſche Leitung war nicht in der Scheuer. Wie der zugezogene Sachverſtändi⸗ ge feſtgeſtellt hat, liegt nach dem objektiven Befund Selbstentzündung des Fullers nicht vor. Es muß als feſtgeſtellt angeſehen wer⸗ den, daß der in dem Schutt vorgefundene verkohlte Kopf einer Tabakspfeife ſich in der Taſche eines Rockes befunden hat, den Wil- helm Breitenſtein am Tage vor dem Brand halle hängen laſſen. Die Pfeife, aus der Breitenſtein kurz vor dem Brandausbruch geraucht hat, befand ſich noch im Beſitz des Breitenſtein. Da die Ermittlungen gegen die Witwe Breitenſtein keine weiteren Verdachtsgrün⸗ de ergeben haben, iſt ſie aus der Haft ent⸗ laſſen worden. Die Unterſuchung über die Entſtehung des Brandes wird fortgeſetzt. Neue Schikauen Wie die Regierung Dollfuß gegen die Nalio⸗ nalſozialiſten kämpft. Wien, 15. Sept. In Oeſterreich gehen die großen und klein⸗ lichen Schikanen gegen Nationalſozialiſten weiter. In Baden bei Wien wurde der ehe⸗ malige Oberleutnant Othmar Freiherr von Gottesheim verhaftet, weil er Papierhaken— kreuze geſtreut haben ſoll. Vier Mädchen der Hitlerjugend wurden in Hartberg in Steier⸗ mark wegen„Kundgebungen“ vor dem Be⸗ zirksgericht zu 20 Schilling Geldſtrafe oder 24 Stunden Arreſt verurteilt. Der wegen na⸗ tionalſozialiſtiſcher Betätigung verhaftete Verfaſſer des Kaiſerjägerliedes, Ingenieur Depolo, wurde in Innsbruck zu 14 Tagen Arreſt verurteilt, weil er öffentlich mit Heil Hitler gegrüßt habe. Die Bezirkshaupkmannſchaft in Tulln in Niederöſterreich hat die Polizeibehörden an⸗ gewieſen, alle Nationalſozialiſten, die ſtatt des verbokenen Hitlergrußes die Hond wie beim Salutieren emporheben oder vor den Mund hallen, ſofort feſtzunehmen. der ehe. malige S A- Führer von Becklabrück, Eibel. mayr wurde bei einer Kontrolle im Eiſen⸗ bahnzug unter dem„Verdacht der Flucht nach Deukſchland“ verhaftet und zu 14 Tagen Die Folge dieſer Sperrung war eine parlamenkariſche Aktion des Zenkrums gegen Höpker-Aſchoff, in deren Verlauf dieſer zum Rücktritt gezwungen wurde. Sein Nachfolger, der Sozialdemokral Klepper, genehmigte ſofork nach Amks⸗ ankritt die Auszahlung der Gelder. Der Spar⸗ und Bau⸗Verein bekam ſeine Million und ging, wie der Reviſionsbericht, vorausgeſagt hatte, doch zu Grunde. * Die Säuberung der Krankenkaſſen Berlin, 15. Sept. Laut Mitteilung der Juſtizpreſſeſtelle hat jetzt der Sonderſtaatsanwalt für die Unter⸗ zuchung bei den Krankenkaſſen die ſtrafrechtlichen Ermittlungen im weſentlichen abgeſchloſſen und jetzt gegen insgeſamt 21 Perſonen Anklage erhoben. Gegenſtand aller Verfahren iſt die ge- wiſſenloſe Verſchleuderung öffentlicher Geldmitlel und das ſkrupelloſe Befkre⸗ ben der Angeklagten, ihre Privalkaſſen auf Koſten der Verſſcherungsträger und damit auch der verſicherken Arbeilneh⸗ mer zu füllen. Beſonders ſchwerwiegend ſind die Vorwürfe, die gegen die früheren verantwortlichen Lei⸗ ter des Hauptverbandes Deutſcher Kranken⸗ kaſſen, e. V., und des Verbandes der Kran⸗ kenkaſſen im Bezirk des Oberverſicherungs⸗ amtes Berlin(Krankenkaſſenverband) erho⸗ ben werden. Arreſt verurielt. In zahlreichen Orken Oeſterreichs wurden Tag für Tag die ſoge⸗ nannken Putzſcharen nach dem Belieben der Behörden zur Arbeit gezwungen. Das Schöffengericht Wien verurteilte den 25 Jahre alten Verſicherungsbeamten Flan⸗ geir wegen Vergehens gegen das Spreng⸗ ſtoffgeſetz zu zehn Monaten ſchweren Kerkers. Der Verurteilte war der Beihil⸗ fe bei dem Sprengſtoffanſchlag gegen das Warenhaus der Kleinigkeiten“ beſchuldigt. Menſchenleben waren dabei nicht zu Schaden gekommen. Das Warenhaus wurde einen Tat ſpäter wieder geöffnet. Nach Behaup⸗ tung der Anklageſchrift ſollen ſich die Haupt⸗ ſchuldigen im Auslande aufhalten. Halbmaſt in Vochum Jeierliche Beiſetzung der verunglückten S A- Männer. Bochum, 15. Sept. „Einen würdigen Heimgang bereitete die Stadt Bochum und die NSDAP. ihren toten Kameraden der S A⸗Standarte 17. Alle öf⸗ fentlichen Gebäude und faſt alle Privathäu⸗ ſer hatten halbmaſt geflaggt. In der in ei⸗ nen Lorbeerhain umgewandelten Turnhalle des Lyzeums verſammelten ſich in der Mit⸗ tagsſtunde die Führer der SA und die zahl⸗ reichen Ehrengäſte ſowie die Angehörigen der Toten mit der Geiſtlichkeit beider Konfeſ⸗ ſionen, während von den Türmen der Stadt, die Glocken läuteten. Die Reichsregierung hatten den Präſidenten des Landesfinanzam⸗ tes Münſter als Vertreter entſandt. Nach Anſprachen der Geiſtlichen wurden die zehn Särge, mit der Hakenkreuzfahne und Blumen geſchmückt, zum nahegelegenen Ehrenmal getragen, wo die Särge aufge⸗ bahrt wurden. In geſchloſſenen Formatio⸗ nen begann hierauf der Vorbeimarſch der Standarte 17. Zu beiden Seiten der Stra⸗ ßen, durch die der Trauerzug ſeinen Weg nahm, bildete SA, SS, Hitlerjugend und Stahlhelm Spalier. Eine ungeheure Men⸗ ſchenmenge erwartete den Leichenzug, der ſich gegen 15.30 Uhr zum Friedhof in Bewegung ſetzte. Kapitän Königs Heimgang. In Gnadau bei Magbe⸗ burg wurde Kapitän u der Führer der „U. Deutſchland“, unter großer Beteiligung zur letzten Ruhe beſtattet. Etahlhelmkuneraden tragen den mit der Flagge des Norddeut⸗ ſchen Lloyd bedeckten Sarg zur Beiſetzung. Aller lonnte nicht lommen Berlin, 15. Sept, 11 Reichspreſſeſtelle der NS DAN. teilt it: keichskanzler Adolf Hitler, der heute dem durch Brand ſo ſchwer heimgeſuchten Dorfe Oeſchelbronn in Baden einen Beſuch abſtat⸗ tete, hatte die Abſicht, am Nachmittag an der feierlichen Beiſetzung der zehn durch Unglück ums Leben gekommenen SA⸗Kameraden auf dem Ehrenfriedhof in Bochum teilzuneh⸗ men. Die Kundgebungen der Bevölkerung auf dem Wege vom Flugplatz Karlsruhe bis zum Dorf Oeſchelbronn verzögerten die Fahrt des Führers jedoch ſolange, daß es auch mittels Flugzeuges nicht mehr möglich war, zum vorgeſehenen Zeitpunkt Bochum zu erreichen. Der Reichskanzler konnte daher zu ſeinem größten Bedauern an den Trauerſeierlichkei⸗ ken in Bochum nicht leilnehmen. Für die Opfer der Arbeit Die erſten Bewilligungen aus der Skiftung. Berlin, 15. Sept, Am heutigen Freitag wird im Propagan⸗ daminiſterium der aus den Herren Walter Schuhmann, Dr. Fritz Thyſſen und Dr. von Stauß beſtehende Ehrenäusſchuß der Stif⸗ tung für Opfer der Arbeit“ zur erſten Ar⸗ beitsſitzung zuſammentreten. In die⸗ ſer Sitzung werden die erſten Bewilligungen an die Hinterbliebenen tödlich verungtückler Arbeiter auf Grund der eingegangenen und nachgeprüften Geſuche erfolgen. Die Anzahl der insgeſamt eingegangenen Geſuche beläuft ſich auf rund 2500, von de⸗ nen allerdings eine erhebliche Anal nicht unker die Beſtimmungen der Sti Fällt, weil ſie ſich nicht auf das Vorliegen 5d⸗ lichen Berufsunfalles beziehen. * „Der Kampf gegen Hunger und Kälte Berlin, 15. Sept. Die Reichs rundfunk-Geſellſchaft m. b. H. zeichnete heute früh für das große ſoziale Hilfswerk der Reichsregierung„Kampf ge⸗ gen Hunger und Kälte“ 50 000 Mark. Der Großinduſtrielle Dr. Robert Boſch und die Robert Boſch AG. in Stuttgart ha⸗ ben zuſammen für das Winterhilfswerk den Betrag von 75 000 Mark als Spende ange⸗ zeigt. 5—— Vom eigenen Kameraden erſchoſſen Die Wahrheit über die Ermordung des Heim⸗ wehrmannes Schwanninger. München, 15. Sep:. Wie die Landesleitung Oeſterreich der NSDAP. mitteilt, hat der Mord an dem Heimwehrmann Schwanninger, der an der Grenze bei Kufſtein erſchoſſen aufgefunden worden war, ſeine Aufklärung gefunden. Der Heimwehrmann Klingler hat Schwanninger auf einem Dienſtgang an der Grenze erſchoſſen. Es fiel vor allem einmal auf, ſo heißt es in dem Bericht u. a., daß der Kamerad Schwanningers, der Heimwehrhilfspoliziſt Klingler, ſich an die Einzelheiten des oemeim⸗ ſamen Dienſtganges ſo gar nicht erinnern wollte. Die Widerſprüche, in die ſich der Burſche verwickelte, waren zu aufgelegt. Di Verhöre nahmen ihn ſo mit, daß er plötzlich mit einem ſchweren Nervenzuſammenbruch in Spitalpflege gegeben werden mußte. In ſeinen Delirien und halbwachen Reden kehrte nun die Verſicherung immer wieder:„Ich habe ihn garnicht erſchießen wollen!“ Schließ⸗ lich geſtand Klingler, er habe Schwannin ger verſehentlich, als ſie zuſammen lagerten, und er mit dem Gewehr hantierte, erſchoſſen. Dieſes Geſtändnis, das nur ein enger Kreis von Perſonen zu Ohren bekam, drang allerdings nie in die Oeffentlichkeit. Der un⸗ bequeme Klingler ſitzt in der Tiroler Lan⸗ desirrenanſtalt in Hall. Den Vater des er⸗ ſchoſſenen Schwanninger aber ſperrte man ins Kufſteiner Bezirksgericht, weil er ſeiner Meinung Ausdruck gegeben hatte, ſein Sohn ſei von Klingler erſchoſſen worden. Oeſterreichiſche Offiziere gemaßregelt. Salzburg, 15. Sept. Die Polizeidirektion Salzburg hat dem Oberleutnant Fuſchlberger und dem Oberleutnant Schwarzäugel die Landesbürgerſchaft aberkannt, weil beide nach Deutſchland„geflüchtet“ ſeien. Gleich⸗ zeitig wurden beide aus dem Heeresverbond entlaſſen. Schreckenstat eines Amollüufers Amſterdam, 15. Sept. Bei einem Hoch⸗ zeitsfeſt auf der Inſel Taliaboe auf nieder⸗ ländiſch Indien, ergriff der vom Tropenkol⸗ ler befallene Brautvater plötzlich ein Meſſer und tötete vier Frauen aus dem Kreiſe der entſetzten Gäſte. Drei weiteren F auen und einem Manne brachte er ſchwere Verletzun⸗ gen bei. Der Täter konnte im Getümmel entkommen. PPPPPPTTCTC0T00C0T0T0T0T0T0TTT ECV ROMA AUS DEN FNEYHM EVT SKRI/EGENV VON EFEL N 131 Nachdruck verboten. Das Reich, das Heilige Deutſche Reich, hat wieder ſeine wilde Jagd wie in grauer Vorzeit, da ſie in ſtürmiſchen Herbſttagen durch die Lüfte ſauſte. Dieſe wilde Jagd aber bedeutet den Deutſchen nicht Schrecken noch Grauen, ſon⸗ dern Freiheit, den Franzoſen aber Tod und Untergang.— Pferdegetrappel miſcht ſich in den Geſang. Rittmeiſter von Saßnitz hält vor ſeinen Leuten. Und mit ihm Major von Lützow, deſſen eigene Tollkühnheit ihn hinreißen läßt zu jedem verwegenen Streifzug, der trotz ſeiner geringen Beteiligung oft dem Feind größten Schaden zufügt. Im Nu wird aufgeſeſſen. Und dann—— eine Staub⸗ wolke, gedämpfter Hufſchlag, den der weiche Waldboden faſt verſchlingt. Die Nacht hat die kleine ſchwarze Schar aufgenommen. Schweigend reitet man nebeneinander her, bis Lützows befehlsgewohnte Stimme den Plan entwickelt. Eine Ab⸗ teilung franzöſiſcher Soldaten mit einem bedeutenden Lebensmitteltransport ſoll auf der Landſtraße an dem jenſeits gelegenen Wäldchen vorüberkommen. Den gilt es abzufangen. Major Lützows dunkle Augen ſprühen Tollkühnheit. „Leute, alles dranſetzen! Nun, es iſt ja nicht das erſte Mal!“ Das Wäldchen bietet den ſchwarzen Jägern genug Schutz, daß ſie nicht von der Landſtraße aus geſehen werden. Wie Ewigkeiten ſchleichen die Minuten dahin. Friede⸗ rikes Herz klopft faſt hörbar unter der ſchwarzen Uniform. Geübt zwar iſt ſie in allen kriegeriſchen Handgriffen. Trotz⸗ dem— es iſt ihr erſter Streifzug, den ſie zu ſo wenig Mann mitmacht. Und dann——— Das matte Mondlicht fällt gerade in Helmut von Saßnitz' wettergebräuntes Geſicht. Das iſt ſo verwegen, ähnelt in ſeiner Tollkühnheit im Augenblick faſt ein wenig dem des Majors. An gefährlichſte Stelle wird er ſich ſicher wagen. Wenn er fällt... Friederikes Herz ſchlägt mädchenhaft angſtvoll. So unruhig iſt ſie, ſeit ſie den Geliebten in ihrer Nähe weiß. Was wird er ſagen, wenn er ſie erkennt? Da— Wagenräder wuchten in der Ferne ſchwer durch den Sand der Straße. Jetzt ſind ſie faſt am Wäldchen. Schon im nächſten Augenblick ſind die ſchwarzen Jäger den Pferden in die Zügel gefallen. Wilde, panikartige Un⸗ ordnung entſteht. Bis die Franzoſen ſich endlich zur Ver⸗ teidigung geſammelt haben, ſind die Lützower längſt zum Angriff übergegangen. Rotes Blut fließt. Und dann gellt eine Stimme durch die feierliche Ruhe der Nacht:„Setzt euch zur Wehr! Die Lützower ſind es. Rur wenige Mann. Mit ihnen müſſen wir fertig werden. Und keinen Pardon!“ 0 Friederike zuckt zuſammen. So genau kennt ſie dieſe Stimme. Nur Gaſton de Guillié kann ſo ſprechen. Doch dann gibt es kein Beſinnen, kein Bedenken. Lützow ſelbſt iſt ſchnell von Franzoſen umzingelt. Den Führer wollen die Feinde haben. Wie ein Raſender ſchlägt Lützow um ſich. Mehrere ſeiner Angreifer ſind ſchon aus dem Sattel gehoben, liegen brechenden Auges am Boden. Doch jetzt! Da— der Offizier! Helmut von Saßnitz wütet blindlings um ſich, ſtößt noch im rechten Augenblick dem Franzoſen den Säbel in die Bruſt.„Verrecke, du welſcher Hund!“ Zu Tode getroffen ſinkt Gaſton de Guillie vom Pferd. Da bemächtigt ſich der Franzoſen Todesangſt. Der Führer iſt gefallen. Zu entfliehen ſuchen ſie, enttommen ihrer aber nur wenige. Der Lebensmitteltransport iſt in Händen der Lützower. Die Pferde werden wieder angeſchirrt, die Wagenräder aus dem Boden herausgedrückt. Eine lange Zeit dauert das. Friederike iſt beauftragt, auf die Pferde der ſchwarzen Jäger zu achten, denn zum Wagenheben— Helmut von Saßnitz hat mitleidig gelächelt— tauge ſie wohl doch nicht. Durch das Rufen und Befehlen der Lützower klingt das Todesröcheln der franzöſiſchen Soldaten, für die jede Hilfe zu ſpät kommt. Friederike ſchaut um ſich. Da, kaum zehn Schritte von ihr entfernt, liegt Gaſton de Guillié, totenbaß, mit der klaffenden Wunde vorn auf der Bruſt. Mit ein paar Schritten iſt das Mädchen neben dem, den Annette ſo ſehr geliebt.„Kann ich noch etwas für Sie tun?“ Da leuchtet unbeſiegbarer Haß in des Franzoſen Augen. „Ehe ich Hilfe von einem Preußen, vor allem aber einem Lützower, annehme, verrecke ich lieber wie ein Tier!“ Aber Friederike läßt ſich nicht zurückſchrecken. Einen Trunk Waſſer holt ſie dem, den der Tod ſchon deutlich gezeichnet. Mühſam richtet der Mann ſich auf. „Wie kommen Sie gerade als Lützower dazu... 2“ „Wir ſind doch auch Menſchen. Wie Sie für Ihren Kaiſer kämpfen, ſo kämpfen wir für die berechtigte Freiheit unſeres Vaterlandes. Sind wir denn deshalb Un⸗ menſchen?“ Gaſton de Guillié lieſt in dem ſchönen, ſchmalen Geſicht des blutjungen Lützowers. Und dann überkommt den Todgezeichneten jähes Er⸗ kennen.„Ich ſah Sie doch ſchon einmal, zu Saßnitz, aber da waren Sie ein Mädchen.“ Röchelnd bricht ſeine Stimme. Angſtvoll iſt Friederike zuſammengezuckt. Der Fremde hier hat ſie erkannt. Wird nicht auch Helmut——? Aber deſſen Augen ſind wohl gehalten, durch die Unmöglichkeit des Gedankens und dann wohl vor allem durch die pul⸗ ſende vaterländiſche Begeiſterung. „Ja, ich bin Friederike Friedmann, die Freundin Ihrer Frau!“ geſteht das Mädchen. Der Franzoſe fragt nicht nach der, die er daheim zurück⸗ gelaſſen. Er ſtarrt Friederike wie eine überirdiſche Er⸗ ſcheinung an. „Aus Frauen ſelbſt erweckt ſich dieſes Preußen Männer, Kämpfer in ſeinem Freiheitskrieg. Das ift das Ende für Napoleons Herrſchaft!“ Schwer ſinkt der Mann zurück, röchelt nur noch einmal:„Mein Kaiſer!“ Dann hat er ausgelitten. Erſchüttert ſteht Friederike an der Leiche Gaſton de Guilliés, der nichts anderes gekannt als die Liebe zu ſeinem Kaiſer, und der in ſeiner Todesſtunde den Unter⸗ gang dieſes Kaiſers ſchauen mußte. Die Räder der Wagen ſind gehoben, die Pferde an⸗ geſchirrt. Die Lützower ſitzen wieder auf. So ruhig ſieht die Landſtraße wieder aus. Nur der frühe Morgenwind raunt noch in den Baumkronen des Wäldchens von einem kühnen Reiterunternehmen. Das iſt Lützows wilde, verwegene Jagd! * 2 2: „Nicht zu glauben iſt ſo etwas!“ Helmut von Saßnitzü' Stimme klingt tiefe Verachtung. Die Kameraden ſtimmen zu.„Daß man es aber ſo lange nicht gemerkt hat! Erſt als ſie verwundet wurde.“ „Schließlich ganz gleich. So eine Frau ſollte mir ein⸗ mal begegnen!“ Helmuts Augen blitzen.„Verachten würde ich ſie, verachten aus tiefſter Seele. Als ob es im Augenblick für Frauen nicht genug Frauenarbeit gäbe!“ Am Wachtfeuer lagert die ſchwarze Schar wieder. So erregt haben ſie ſich über den zu ihnen gedrungenen Fall, daß bei irgendeinem Truppenteil ein verkleidetes Mädchen geweſen. Major von Lützow lacht plötzlich.„Macht Schluß mit dem armen Mädchen, Kameraden! Schließlich, ich kann es verſtehen, wenn heute ein Mädchen klagt, daß es nicht als Junge zur Welt kam, und dieſes Unheil etwas zu korri⸗ gieren ſucht.“ „Herr Major!“ Helmut von Saßnitz iſt aufgeſprungen. „Das Schönſte an der Frau geht doch verloren, wenn ſie ſich vermännlicht. Und da würden Sie...“ Lützows dunkle Augen, die ſonſt ſo tollkühn blitzen, werden nachſichtige Güte.„Ja, ich würde beide Augen zudrücken, wenn ich ſolch Mädchen entdecken würde. Natür⸗ lich, möglichſt bald abſchieben. Aber trotzdem kein Auf⸗ ſehen, keine Strafe!“ Helmut von Saßnitz iſt heller Unwille.„Schamlos iſt eine ſolche Frau!“ knirſcht er in ſich hinein. Friederike hat alles mit angehört. Eine furchtbare Angſt ſteigt in ihr auf. Wenn man ſie entdeckt! Und dann Helmut... So wenig verſteht der tolle Draufgänger von der Seele einer Frau. Aber jetzt gibt es nichts anderes als durchhalten und weiter! Straff richtet das Mädchen ſich auf, verſucht mit den anderen zu reden, zu räſonnieren und zu ſchelten, und wird doch wieder ſo glührot, als Helmut von Saßnitz' Blick ſie trifft. Ob er etwas ahnt? Aber nein, ſonſt würde er ſie ja wohl mit Schimpf und Schande bloßſtellen. „Fehlt dir etwas. Weber?“ Heinrich Weiſer, der Hallenſer Student, fragt beſorgt.„Haſt d eine Verwundung abbekommen, die di ſchwiegen?“ 1 5 „Eine Verwundung?“ Faſt entſetzt wehrt Friederite ab.„Nein, nein, ich bin wirklich mit heiler Haut davon⸗ gekommen! Aber ſchlafen möchte ich. Morgen wird's wohl etwas Neues geben!“ 0 Da gibt der Freund ſich zufrieden, breitet den Mantel über den noch ſo knabenjung Ausſehenden und bewacht faſt väterlich ſorgſam ſeinen Schlaf. Und ſeltſam, das laute Lachen und Sprechen um Friederite verſtummt.„Pſt, der Kleine ſchläft!“ Aller Herzen hat der jüngſte Lützower ſich gewonnen, alle haben ihn lieb; und wer jetzt Lärm zu machen wagte, wo der „Kleine“ ſchläft, würde ſchlecht bei den ſchwarzen, ver⸗ wegenen Geſellen ankommen. Selbſt Helmut von Saßnitz wird in den allgemeinen Bann gezogen, trotzdem er, wohl als einziger, eine gewiſſe Abneigung gegen den jungen Schläfer hat. Iſt ihm und allen anderen unbegreiflich, aber es iſt nun einmal ſo. Brummend ſtreckt der Mann ſich aus. „Mutterſöhnchen, Schoßkind!“ knurrt er vor ſich hin. Das iſt aber auch alles. 5* *.* 9 So heiß brennt die Auguſtſonne auf das niederdeutſche Land. Ausgedörrt liegen die Felder da. Und die Bauern ſchauen mit Sorge nach dem Himmel, ob es denn immer noch nicht regnet. Aber der Himmel iſt blau, recht ein feiertäglicher Sonntagshimmel ohne das geringſte Wölt⸗ chen, das auf das erſehnte Naß deuten könnte. Die Hauptabteilung der Lützower liegt in einem Gehöft. In den niederen Stuben brütet förmlich die Hitze. Aber der ſchwarzen Schar kann nichts etwas anhaben. Ein Liedchen trällern die drei dunklen Geſtalten am Brunnen.„Waſſer, Waſſer, Waſſer!“ Heinrich Weiſer, der Student, netzt lechzend die trockenen Lippen.„Zum Braten! Was, Weber, das muß ſelbſt dein kühles Temperament ſagen. Knöpf dir doch den Rock auf, Junge. Mußt ja förmlich erſticken!“ Friederike wehrt ab, lachend.„Laß nur, Weiſer, ich kann nun einmal gut Hitze vertragen!“ Der Student ſchüttelt den Kopf. „Ein ſeltſamer Bub biſt du. Auch daß du niemals einem Mädel einen ſchönen Blick zuwirfſt. Haſt denn nicht gemerkt, daß des Bauern kleines Aennchen jedesmal hör⸗ bar ſeufzt, wenn du an ihr vorübergehſt?“ Friederike wehrt ab.„Du mußt doch immer Unſinn machen. Aber laß jetzt! Ich ſoll dem Herrn Rittmeiſter friſches Waſſer bringen.“ Vorſichtig trägt die Junge das Gefäß in die Stube, da Helmut von Saßnitz arbeitend am Tiſch ſitzt.„Herr Ritt⸗ meiſter, das Waſſer!“ Der Mann nimmt es ihr aus der Hand, barſch und danklos. Schon ſeit Tagen hat Friederike unter des Ritt⸗ meiſters ſchroffem Weſen zu leiden. Und der Rittmeiſter iſt doch ſonſt dank ſeiner Freundlichkeit überall ſo beliebt. Aber bei Max Weber gibt es in ſeinen Augen immer etwas zu tadeln. So zimperlich iſt der Junge. Und neulich, als ſie das Flüßchen durchwateten, welch zarter kleiner Fuß kam bei Weber zum Vorſchein. Mutterſöhnchen! „Morgen ſind Sie zum Streifzug auserſehen, Weber. Und daß Sie nicht wie ſonſt bei jedem Tropfen Blut blaß werden! Verſtanden?“ Kein Wort der Entgegnung wagt das Mädchen. So tapfer iſt ſie doch immer geweſen. Scheu ſchleicht ſie über den langen, dämmerigen Gang, durch deſſen winzige Fenſter goldgrün die Blätter der alten Kaſtanie ſchimmern. So weh wird es dem Mädchen ein paar Augenblicke ums Herz. Doch da reißt ſie eine muntere Stimme aus ihrem Träumen. „Hallo, Weber!“ Theodor Körner hält Friederike am Arm ſeſt.„Dachten wohl gerad an das Schätzel daheim. Oh, regen S' ſich nit auf.“ Körner lacht.„Wir denken doch alle daran. Oder glauben S' nit, daß unſer Major des Nachts von ſeiner Eliſa träumt. Du liebe Zeit, der Krieg dauert ja auch nicht ewig.“ Körner ſchiebt Friederike vor ſich her bis zu ſeinem Zimmer. „Kommen Sie. Ich hab' eben auch einmal nicht an das Schwert gedacht. Mehr an die Leier.“ Körners dunkle Augen glühen.„Nur daß Leier und Schwert eigentlich bei mir eins ſind.“ Liegt faſt wie Andacht über dem kleinen Raum mit dem Tiſch in der Mitte, drauf ein Haufen ungeordnetes Papier liegt. Scheu ſtreicheln Friederikes ſchmale Hände darüber. „Hier iſt Friede!“ Da aber begehrt Körner auf.„Wo ich bin, iſt nimmer ac ſo lange dieſer Napoleon noch das Land unglücklich macht.“ 0 Und dann eine ſtille Feierſtunde, die dem lauſchenden Mädchen wie ein Heiligtum vorkommt. Bis Körners weiche, melodiſche Stimme, eingehüllt in ein Myſtiſches, Geheimnisvolles, die letzte Strophe von der„wilden Jagd“ vor ſich hinſingt: „Drum, die ihr uns liebt, nicht geweint und geklagt! Das Land iſt ja frei, und der Morgen tagt, Wenn wir's auch nur ſterbend gewannen. Und von Enkel zu Enkel ſei's nachgeſagt: Das war Lützows wilde verwegene Jagd.“ Ganz leiſe iſt des Dichters Stimme am Ende geworden. Klingt in ſie hinein das unaufhörliche Plätſchern der drunten im Hof in Bewegung geſetzten Pumpe. Friederike hat die Augen geſchloſſen— iſt ihr doch, als ſähe ſie Körners ſchmales, begeiſtertes Geſicht vor ſich, ein Geſicht, das von einem beſtimmten Etwas ſeltſam verklärt. Wenn wir's auch nur ſterbend gewannen! Eine heiße Angſt überkommt das Mädchen plötzlich. „Eine große Bitte hab' ich an Sie, Herr Leutnant.“ Plötzlich würgen ſie die Worte im Hals. Aber vor Körners Augen gibt es kein Zurück.(Fortſetzung folgt 7 5 tes Allerlel Beben, das deutſche Taballaud. Nach den 4 Feſtfteftungen des flatiſtſſchen Neichsamks ſind in dem vom 1. Juli 1932 bis 30. Juni 1933 rechnenden Erntefahr 1932 im Deutſchen Reich 55 748 Tabalpflanzer gezählt worden. Baden mit 31110 Pflanzern hat den größten Anteil, dann folgt der Bezirk Würzburg mit 12 923. Bebaut ſind 1082 032 Ar. Der Hauptanteil entfällt wiederum auf Baden mit 528 952 Ar, alſo über die Hälfte der Geſamtanbaufläche. Was den Ernteertrag betrifft, ſo ſteht Baden wiederum mit 14 840 703 Kilogramm an der Spitze, dann folgen Würzburg mit 6490 815 Kilogtamm usw. Der mitklere Tabakpreis lag auf 115,79 Mark gegenüber 96,19 Mark je Doppelzentner. Man beobachtet alſo bei einer Erweiterung der Anbaufläche und Steigerung det Erträge auch ein erheblich günſtigeres finanzielles Ergebnis. Schiller wollte ſich nicht foppen laſſen. Schil⸗ ler hatte eine kleine Schwäche für Rang und Würden. So hätte er gar zu gern den Doktor⸗ hut gehabt. Seine Freunde, die ihn kann⸗ ten, wollten ſich daraus eines Tages einen Scherz machen. Sie ließen aus Erfurt einen Brief an Schiller ſchreiben, wonach die dor⸗ tige Univerſität ihn zum Ehrendoktor machen wolle, falls er ſich mediziniſche Kenntniſſe aneigne. Am Tage nach dem Empfang des Briefes erzählte Schiller den Freunden davon und berichtete, er habe ſofort einen Boten aus⸗ geſandt, damit er ſich an der Aniverſität nach dem Näheren erkundige. Das war den Freunden natürlich ſehr peinlich und ſie ſchick⸗ en nun ihrerſeits einen Boten an die Ani⸗ verſität, damit er dort den Scherz aufkläre. Als diefer Bote abgegangen war, meinte Schiller lächelnd zu den Freunden, daß ſie ſich die Mühe nicht hätten machen brauchen, derm er habe den Scherz ſofort durchſchaut und ſelbſtverſtändlich niemanden weggeſchickt. Doch da war die Blamage der Freunde nicht mehr aufzuhalten. Seit— vor.„Mein Oheim iſt ſeit vierzig Jahren in die Stadt gezogen.“ Iſt denn der gute Oheim auf ſeinem 40jährigen Zuge auch durch die Wüſte gekommen?„Der Umzug in die nahe Stadt war bald erledigt; das war vor vierzig Jahren, und ſeit der Zeit wohnt der Oheim in der Stadt.“ Von dem Umzuge hieß es zuerſt: ſeit vierzig Jahren, und jetzt heißt es: vor vierzig Jahren. Wir müſſen uns den Unterſchied klar machen. Vierzig Jahre in Verbindung mit„ſeit“ bezeichnen den Anfangspunkt eines dauerndes Zuſtandes. Nicht der Umzug iſt ſeit vierzig Jahren dau⸗ ernd oder hat vierzig Jahre gedauert, ſon⸗ dern das neue Wohnen. Dagegen bezeichnen vierzig Jahre in Verbindung mit„vor“ nur den, Zeitpunkt eines früheren Geſchehens ohne Rückſicht auf ſpätere Ereigniſſe. Wenn der Oheim vor vierzig Jahren in die Stadt ge⸗ zogen iſt, kann er inzwiſchen ſeinen Wohnſitz ſiochmals gewechſelt haben oder auch geſtorben ſein. Glücklicherweiſe wohnt er aber ſeit vier⸗ zig Jahren in der Stadt, in die er vor vierzig Jahren gezogen iſt. Versuche mit 180 Störchen. Die Vogel⸗ warte Roſſitten beabſichtigt, intereſſante wiſ⸗ ſenſchaftliche Verſuche mit 180 Jungſtörchen vorzunehmen. Die Störche öſtlich der Elbe nehmen ihren Weg nach dem Süden über den Balkan und Kleinaſien, während die Störche weſtlich der Elbe zu ihrem Zuge den Weg über Spanien nehmen. Die Vogelwarte Roßfitten ſchickte nun am 28 Juli 180 Juna⸗ ſtörche, die in Oſtpreußen geboren ſind, zu Eſſener Vogelwarte. Dort werden die Tiere vier Wochen verpflegt und dürfen dann von Eſſen aus den Zug nach dem Süden an⸗ treten. Es wird beabſichtigt, feſtzuſtellen, wel⸗ chen Weg die beſonders geleanzeichneten Tiere einſchlagen werden, ob ſie den übrigen weſt⸗ lich der Elbe geborenen Artgenoſſen einfach folgen oder ob ſie infolge Vererbung den Weg über den Balkan—Kleinaſien wählen. Aus Vaden Oeſchelbronn wird wieder aufgebaut. Oeſchelbronn, 15. Sept. Die Aufräumungs⸗ arbeiten in Oeſchelbronn haben bereits einge⸗ ſetzt. Außer dem badiſchen und württember⸗ giſchen Freiwilligen Arbeitsdienſt werden auch 53 Erwerbsloſe von Oeſchelbronn an den Auf⸗ räumungsarbeiten beteiligt ſein. Ueberall ſieht man fleißige Hände, die zunächſt den Schutt und andere Hinderniſſe von den Straßen weg⸗ ſchaffen und zuſammen mit der Weckerlinie die noch vorhandenen Brandherde zerſtören. Für die Neugierigen war der Brandplatz nur kurze Zeit geöffnet. Sie wurden von SA-Leu⸗ ten geführt und bezahlten eine Mark„Ein⸗ trittsgeld“ für die Brandgeſchädigten. Im Rathaus fand inzwiſchen eine Beſprechung über den Wiederaufbau der Gemeinde ſtatt. Die badiſche Gebäudeverſicherungsanſtalt ſoll den Schaden nach einzelnen Brandbezirken abſchät⸗ zen. Weiter wird im Auftrag des Miniſte⸗ riums eine Neugeſtaltung des Bebauungsge⸗ biets ausgearbeitet. Die Pläne ſollen ſchon in etwa 14 Tagen dem Gemeinderat vor⸗ gelegt werden. Mit ganzer Macht ſchreitet auch das Hilfswerk fort. Obwohl von aus⸗ wärtigen Heimen und Privathäuſern für die Brandgeſchädigten Unterkünfte angeboten wur⸗ den, die ſicher beſſer ſind, als hier die Not⸗ wohnungen, ſo wollen doch die Leute nicht von ihrem Heimatort weg. Ebenſo anhänglich zeigen ſich die Kinder, die in den Kinderhei⸗ men der Städte bequem hätten untergebracht werden können. Reichsminiſter Darre in Karlsruhe. Karlsruhe, 15. Sept. Am Samstag vor⸗ mittag, den 23. September. wird Reichsland⸗ wirtſchaftsminiſter Barre in einer großen Kundgebung vor ſämtlichen Kreis⸗ und Orts⸗ bauernführern Badens in der Feſthalle in Karlsruhe ſprechen. . Heidelberg, 15. Sept.(Verurteilter Kommuniſt.) Am 4. März d. J.— vor der Reichstagswahl— hatte der 26jährige Kommuniſt Fritz Niebecbühl aus Kirchheim eine nationalſozialiſtiſche Flugblattkolonne mit einem nicht angemeldeten Karabiner bedroht. Niederbühl, der mittlerweile 11 Wochen Er⸗ holungsurlaub im Konzentrationslager Heu⸗ berg verbracht hatte, wurde deswegen vom Einzelrichter beim Amtsgericht zu drei Mo⸗ naten zwei Wochen Gefängnis verurteilt. Neulußheim, 15. Sept.(Von einem Auto überfahren.) Auf der Straße von Waghäuſel nach Neulußheim wurde Heinrich Heiler aus Kirrlach von einem Auto überfah⸗ ren und ſchwer verletzt. Der Verunglückte. wurde in die Heidelberger Klinik verbracht. Heppenheim, 15. Sept.(Vom Spiel in den Tod.) Das vierjährige Töchterchen eines Arbeiters von hier zeigte beim Spielen plötz⸗ lich Anzeichen einer ſchweren Erkrankung. Trotz⸗ dem ſofort ärztliche Hilfe zur Stelle war, konnte das Kind nicht gerettet werden. An⸗ ſcheinend war ihm ein Fremdkörper in die Luftwege geraten, woran es erſtickt iſt. Karlsruhe, 15. Sept.(Revolver in Kommuniſtenbeſitz.) Das Amtsgericht verurteilte den früher der KPD. angehören⸗ den Mechaniker Friedrich Johann H. von hier wegen unerlaubten Waffenbeſitzes zu vier Mo⸗ naten Gefängnis. In ſeinem Beſitz befanden ſich zwei Revolver, die er„gefunden“ haben 1 Hinter den Scheiben Hinter den Scheiben iſt das Reich der Ve⸗ ſchaulichkeit. Ich kann mir nichts Schöneres denken, als nach des Tages Mühe und Laſt, Benn die Stunde des Feierabends gekommen, vinter der Scheibe zu ſitzen und meinen Blick auf die Straße zu lenken, wo viele Menſch noch in geſchäftiger Haſt hin⸗ und hereile n. Ein Gefühl der Ruhe und Beſchaulichkeit überkommt Lehnſtuhl, den ich mir ganz dicht an das Fen⸗ ſter gerückt habe, und laſſe das Leben an mir Die Berliner Olympia-Glocke. Für die 11. Olympiade wurde von dem Berliner Bildhauer Walter Lemcke das oben abgebildete Modell der großen Glocke geſchaffen, die am 1. Auguſt 1936 vom Marathon⸗ Turm des Deutſchen Stadions die Olympiade einläuten ſoll. mich dann. Ich ſitze in einem ten des Abends ſich über die Straße legen und die hellen Lichter der Lampen aufflam⸗ men, halte ich inne. Aber ſolange die golde⸗ nen Strahlen der Spätnachmittagsſonne noch über die Giebel und Dächer faien ſitze ich hinter den Scheiben und ſchaue hinaus und laſſe meine Gedanken überall hin wandern. Im Geiſte wandere ich mit ihnen durch die Wieſen und Felder und lauſche am Waldrand auf das Rauſchen der Bäume. Ich pflücke die Blumen des Herbſtes und ſchreite durch die N der Bäume mit den leuchtenden Aep⸗ eln. N Ja, hinter den Scheiben iſt eine Welt der Träume und des Friedens. Nur allein möchte ich dabei ſein, ganz allein. Weil meine Ge⸗ 1 dann wandern können, wohin fie wollen. borüberziehen. Erſt, wenn die dunklen 17 70 Luſtige Elle „Nun haſt Du mit Deinem Vortrag Erfolg gehabt?“ „Ja, aber nur an einer Stelle!“ „Wann war denn das?“ „Als ich ſagte: Meine Damen und Herren, ich bin jetzt am Ende meiner Rede— da brauſte der Beifall los!“ 8 Sie:„Ich finde es ſehr gut ausſehend, wenn Herren mit ſchwarzen Haaren ſchwarze Anzüge tragen!“ Er:„So, und was ſollen die Glatzköpfigen anziehen... 2“ g „Mein Bräutigam iſt herkuliſch“, ſchwärmte Annemie.—„So, da wirſt du alſo Frau Kuliſch?“ * „Ich habe mir ſagen laſſen“, ſchmollte ſie, „daß du allen Mädchen, die bei dir kaufen, in die Backen kneifſt. Was ſoll das heißen?“ —„Liebes Kind“, lächelte der Krämer.„Das ſind ſo kleine Geſchäftskniffe.“ —— Wiſſen Sie das? Ein erwachſener Menſch hat nach den Un⸗ terſuchungen des Engländers Halbane drei⸗ einhalb Liter Blut; davon kann er einen Li⸗ ter verlieren, ohne daß Lebensgefahr entſteht. Im Ei iſt das Gelbe viel nahrhafter als das Weiße; der Dotter liefert 59, das Weiße nur 17 Kalorien. Von den Geborenen kommen 104 Knaben auf 100 Mädchen. Bei mäßiger Füllung ſoßt der Magen des Menſchen zweieinhalb bis fünfeinhalb Liter Flüſſigkeit. * 8 Am allerdichteſten in der menſchlichen Haut liegen die Schmerzpunkte, durch die die Schmerzeindrücke vermittelt werden; man hat gefunden, daß auf einer Fläche von einem Quadratzentimeter 100 Schmerzpunkte oder mehr vorhanden ſind; darauf folgen die Druck⸗ punkte und ſchließlich die Kältepunkte; am ſeltenſten ſind die Wärmepunkte, die ſich nur in ganz geringer Zahl auf einem Quadrat⸗ zentimeter finden; alles in allem rechnet man, daß ein erwachſener Menſch etwa 30 000 Wärmepunkte, 250000 Kältepunkte, 500 000 Druckpunkte und mehrere Millionen Schmerz. punkte hat. Kopf. Er hatte genug von dem Lachen und Gexreiſch, — Dann ſprach er mit feſter Stimme: „Männer und Frauen von Rotacker! Es iſt in den langen Jahren, da ich Herr in Rotacker bin, das erſte Mal, daß ich unter Euch weile. Ihr ludet eine Schuld auf Euch und branntet mir eine Wunde ein. Die Wunde ſchmerzt noch, aber die Jahre verwiſchen Eure Schuld. Sie iſt getilgt; nicht durch Sühne, ſondern durch die Erkenntnis, daß wir alle fehlen können. Ich veiche Euch die Hand zum Segen unſeres Gemeinde⸗ weſens, daß wir freudig unſre Arbeit miteinander ver⸗ vichten. In dem Erkennen, daß wir füreinander leben, mahne ich Euch zu Eurer Pflicht gegen mich, wie ich Euch auch ein gerechter Herr ſein werde. Das ſei mein Wunſch an dieſem Tage.“ Zur Bekräftigung ſeiner Worte reichte er dem Schulzen Mühlmann die Hand. Wenn auch die Leute den Sinn ſeiner Rede nicht recht verſtanden hatten, ſo fühlten ſie doch, daß der ſtrenge Herr freundlich zu ihnen geredet hatte, und jubelten ihm zu. Die Menſchen zerſtreuten ſich, nur der Schulze blieb noch neben Rotacker ſtehen. Henning fragte:„Was erheiſcht die Sitte von mir, Mühlmann?“ f „Herr Heinrich pflegte eine Tonne Bier zu ſpenden zum Pfingſttag, Herr!“ Rotacker nickte:„Gut! So ſoll's auch künftighin ſein; ſorgt dafür, daß das Bier ausgeſchenkt wird, Schulze!“ „Ich will's beſorgen, Herr!“ Henning ſaß wieder allein an ſeinem Tiſch. In der ſchwüflen, ſtaubigen Luft des Junitages ſchmerzte ihm der von dem ſchalen Bier und der quietſchenden Muſik. «An dem Tiſch in der Laube waren die Bauern auch gegangen, nur der Pfarrer ſaß noch mit dem alten Engel⸗ mann im Geſpräch. Henning ſtand auf und ging. Als er in den Dorfweg einbiegen wollte, kam ihm der Müller Gebhardt entgegen. „Ihr wollt ſchon heimgehen, Herr?— Gewiß iſt's Euch auch zu heiß auf dem Plan und das Bier zu ſchlecht. Wie wär's, Herr, wenn Ihr einen Trunk in der Mühle einnehmen wolltet? Ich habe einen Wein, den der Land— graf nicht verſchmähen würde.“ Henning ſah den Müller erſtaunt an.„Ihr ladet mich zu Gaſte? Ihr habt wohl vergeſſen, daß ich ein Rotacker bin?“ „Ihr wäret ja nicht zum erſten Male mein Gaſt, Herr!“ ſagte Gebhardt ruhig.„Aber Ihr ſagtet vorhin, daß die Zeit Schulden tilgen kann und daß ſie Wunden heilen laſſen kann. Und ſeht, Herr, das Alter gibt uns ein beſſer Verſtehen. Kommt mit zur Mühle, Herr, wenn Euch die Gaſtfreundſchaft eines Bauern nicht zu gering iſt.“ Henning ſchüttelte den Kopf. „Ihr ſeid ſonderbar, Müller! Ich habe Euren Groll gegen mich nie verſtehen können. Doch wenn er durch mein Kommen ausgelöſcht werden kann, ſo ſei's!“ Sie gingen den kurzen, ſchattenloſen Weg zur Mühle ſtumm nebeneinander her. Gebhardt ließ den Gaſt voran in das Haus eintreten. In der Stube ſtreckte er ihm die Hand hin: „Seid willkommen, Herr!“ Henning dankte und neigte zur Begrüßung den Kopf vor Linda Gebhardt, die erſtaunt den Gaſt anſah. „Willſt du den Herrn nicht willkommen heißen?“ tadelte der Müller. Da reichte ſie Henning die Hand und ſprach ein leiſes: „Willkommen!“ „Bring Wein, Linda, aus dem kleinen Fäßchen im hintern Keller“, befahl der Müller.„Nein, warte, ich will ſelbſt gehen, du verdirbſt dir dein Sonntagskleid.“ Er lief hinaus. Henning war an das offene Fenſter getreten und ſah auf den ſauberen Hof. Der Kettenhund lag träge in der Sonne, auf dem Miſt ſcharrten die Hühner, Fliegen ſchwirrten durch das Weinlaub am Fenſter. „Wollt Ihr nicht Platz nehmen, Herr!“ Henning wandte ſich um. Linda Gebhardt war noch in der Stube. Er hatte ſie ganz überſehen. „Danke, Jungfer!“ ſagte er und ſetzte ſich an den Tiſch. Henning ſah die Müllerstochter an. Eine leichte Röte rann unter ſeinem Blick über ihr Geſicht. „Es iſt lange her, daß wir uns zuletzt ſahen, Müllerin!“ „Ja, Herr! Wohl ſieben Jahre und länger!“ „Iſt's ſo lange her?— Und Ihr ſeid allzeit in der Mühle geweſen?“ „Nein, Herr! Vier Jahre lang war ich bei einer Baſe in der Stadt.“ Henning nickte nur, als hätte er ſich das nach ihrer ſtädtiſchen Kleidung denken können. „Findet Ihr es nicht ſonderbar, Jungfer, daß mich Euer Vater als Gaſt in ſein Haus lädt?“ ſagte er nach einer Weile. Sie nickte.„Ja, Herr, das iſt ſonderbar.“ 5 Der Müller kam zurück, die ſchwere Zinnkanne in der Hand. „Wo ſind die Becher, Linda?— Richte einen Imbiß!“ Linda ging und brachte die Becher. „Wollt Ihr uns nicht Geſellſchaft leiſten, Jungfer?“ „Nein, Herr, ich bin nicht gewohnt, Wein zu trinken.“ „Geh nur und richte das Eſſen, den Wein trinken wir allein“, lachte der Müller. d Er ſchenkte die Becher voll und nötigte den Gaſt zum Trinken. Der Wein war gut. Solch Getränk gab's ſeit Jahren nicht in Hennings Keller. Die Männer tranken Becher um Becher leer. Der Müller wurde geſprächig. Er erzählte von ſeiner Jugend, da die Schweden das Dorf angezündet hatten, und wie er ſpäter in die Mühle eingeheiratet hatte. (Fortſetzung folgt.) „Weit aufgeſchlagen iſt die Heide, hier iſt die Ferne nah und die Nähe geht auf im unendlich ſcheinenden Rund. Dorn an den Weidenzäunen entlang dehnt ſich ein ganz ſchmaler Wieſen⸗ pfad. Hintereinander ziehen Jungen ſowie Mädchen im forſchen Wanderſchritt, ſingend und ſpielend. Luſtig wedeln die Klampfenbänder und die Haare der Barhäuptigen im Winde.— Haben wir eine Wiedergeburt des Volksliedes erlebt? Iſt nicht endlich aufgebrochen alles, was verſchüttet war? Vor dem Kriege hatte man darüber geſtritten, ob das Volkslied noch lebe oder ob es ſchon ganz tot ſei. Gewiß, das Volk ſang noch; aber daß es nicht mehr das war, was es einſt geweſen, daß es ein Leben führte, das eher als ein Ausſterben zu bezeichnen war, konnte niemand leugnen. Der feinſinnige Biſchof Dr. Keppler ſchilderte den Zuſtand ſo:„Wo ſingt das Volk noch? Da und dort auf dem Lande, in Wald und Flur, am Sonntag und bei mancher häuslichen Arbeit; im übrigen faſt nur noch in Kneipen, im Rekrutenſtand, beim Militär. Was ſingt es? Nicht mehr die Volks⸗ lieder, die man noch vor drei oder vier Dezen⸗ nien ſang. Häufig nichts als rohe Sauf⸗ und Zotenlieder. Lieder, die nicht die Volksſeele ſingt, ſondern der wüſte Geiſt des Alkohols— Lieder, zuſammengedichtet aus Blödſinn und Wolluſt— Gaſſenhauer, neueſte Couplets, Ope⸗ rettenmelodien aus Theatern und Tingeltangels, wiederholt bis zum Ekel, dann weggeworfen und mit anderen vertauſcht, die womöglich noch banaler und laſziver ſind.“ Gewiß, la, die Schule hat immer dafür ge⸗ ſorgt, daß das wirkliche Volkslied nicht ſtirbt: man hat Wanderlieder gepflegt und Vaterlands⸗ lieder; man ſang alte und neue Kirchengeſänge und ſchöne Weihnachtslieder. Man ſang ſie, weil ſie auf dem Lehrplan ſtanden. Die Jungen und Mädchen ſangen echte Volkslieder mit unechtem Gefühl. Man mußte ſingen, genau, dreiſtimmig, kunſtverbrämt, Text bis zur nächſten Singſtunde auswendig. Und dann? Dann vergaß man wieder die ſchönen Lieder, in der Werkſtatt, im Büro. Der erwachſene Studioſus ſtand viel zu hoch darüber. Er ſang nur noch„Gaudeamus 3 0 Nie mehr:„Der Mai iſt gekommen...“ Zu dumm, Schullieder ſingen— wir ſind nun erwachſene Menſchen! War es ſo oder war es anders? Die ſchönen, alten Volkslieder waren zu eingepaukten Schulliedern geworden. Doch auch eines iſt zu bedenken: die meiſten echten Volkslieder paſſen in ihrem Gefühlsüberſchwang und ihrer ſtarken Liebeslyrik einfach nicht in die Volksſchule. Nur eine Gattung blieb lebendig— das Wanderlied.„Das Wandern iſt des Müllers Luſt...“ Nur ganz wenige ſind es, die dem Menſchen auf ſeinem ganzen Lebensweg als Nachklang aus der Schule lebendig blieben. Das Volk braucht mehr. Draußen in Buſch und Hain, wenn die Burſchen um die Mädchen buhlen und ſie zu Scharen zuſammenſitzen, klingt etwas anderes auf, das nicht von der Schülbank kam und nicht zum Wandern gehört. Da bindet das Volk die roten Blumen in den weißen Kranz der Unſchuldslilien. Da ſingen ſie von der Liebe Luſt und der Liebe Not. Die 9 00 Blume war immer das Motiv der heißen iebe. Jetzt leg i mi nieder auf Heu und auf Moos, Do falle drei Röſele, ſeind roſerot, Jetzt weiß i net, lebt mei Schatz oder iſch er tot. Hier iſt die Quelle, aus der die meiſten unſerer echten und wahrhaftigen Volkslieder kommen. Zumeiſt weiß niemand den Dichter zu nennen und niemand etwas von dem, der die Weiſe fand. Und würden wir einen Gelehrten fragen, ſo würde er uns erklären, daß das Liebeslied die älteſte Form der deutſchen Volkslyrik iſt, e 7 Krente-ca ru? „das Wandern iſt des Müfers Luft. und er wüßte Proben aufzuſagen aus allen Eut⸗ wicklungsſtuſen der deutſchen Sprache. Wie die Ritter ſangen und die Minneſänger und die Burgfräuleins, wie es in den Handwerksſtuben klang und auf den Bauernhöfen. Das älteſte ſoll dies ſein: Du biſt min, ih bin din: Des ſolt du gewis ſin. Du biſt beſchlozzen In minem herzen; Verlorn iſt das fluzzelin: Du muoſt immer drinne ſin. Das viel variierte Thema vom Herzens⸗Schlüſſe⸗ lein ſtammt alſo ſchon aus dem 11. Jahrhundert. Wenn wir ſchon ganz alte Volkslieder ſtreifen, e „Am Brunnen vor dem Tore...“ ſo dürfen wir Haus Sachs nicht vergeſſen, der in ſeinem 75. Faſtnachtsſpiel dieſes Lied nieder⸗ geſchrieben hat(die Herzogin ſingt es, als ſie das erſte Veilchen findet): Der mayen, der mayen, Der pringt vns plüemlein vil: Ich trag ain freis gemüete, Gott wais wol, wem ich's wil. Ich wils ein freyen geſelen, Der ſelbig wirbt vmb mich, Er tregt ein ſeiden hemat an, Darein ſo preiſt er ſich. Er maint, es ſüng ain nachtigal, Da wars ein junckfraw fein, Vnd kan ſie im nit werden, Trawret das herze ſein. Das iſt das berühmteſte Mai⸗ und Sommerlied des 16. Jahrhunderts; auch im 17. Jahrhundert wurde es noch viel gedruckt. Draußen auf dem Lande ſang man beim Reigen Liebeslieder von des Herzens Schlüſſelein, vom Jungbrunnen, vom Mühlrad und anderem. Das Mühlrad⸗ motiv iſt uralt. In Süddeutſchland iſt noch folgende Form erhalten: Dört hoch auf jenem berge Da geht ein mülerad. Das malet nichts denn liebe Die nacht bis an den tag. Die müle iſt zerbrochen, Die liebe hat ein end, So gſegen dich got, mein ſeines lieb! Jez fahr ich ins ellend“). Von den heute noch geſungenen alten Volks⸗ liedern iſt wohl das älteſte:„Morgen muß ich ö 1 Ein Frühlingslied. Es ſteht ſchon in„Des Knaben Wunderhorn“. Nur die dritte Strophe ſcheint nicht volkstüm⸗ lich zu ſein, die beginnt: 9700 dir ein Lüfte⸗ lein Wangen oder Hände, denke, daß es Seufzer ſehr die ich zu dir ſende..“ Das klingt 0 ehr kunſtvoll, als daß es eine reine Volksweiſe „ Ellend“ bedeutet ſoviel wie in die Fremde, ins Ausland. ſein könnte. Ganz alt iſt auch das Lied von den drei Lilien:„Drei Lilien, drei Lilien, die pflanzt ich auf ihr Grab/ Da kam ein ſtolzer Reiter und brach ſie ab...“ Es wurde ſchon 1647 zum erſten Male bei Hans Daubmann in Nürnberg gedruckt. Dieſe echten alten Volkslieder wurden mit der Verfeinerung des künſtleriſchen Geſchmacks er⸗ drückt durch Kunſtlieder im Volkston. Einer der bedeutendſten Meiſter darin war der ſchwäbiſche Schullehrer, Dichter und Komponiſt Silcher. Er griff in den alten Born hinein und geſtaltete die Stoffe neu. Der Text zu dem bekannten Lied:„Jetzt gang i ans Brünnele, trink aber net...“, ſteht zwar ſchon im bekannten„Wunder⸗ horn“, es gehen davon aber im Neckar⸗ und Remstal(Silchers Heimat) Variationen um, die ſechs und neun Strophen haben. Silcher hat das Lied bleibend geſtaltet. Er ſchuf auch ganz neue Volkslieder, die ſehr echt den Volks⸗ ton treffen. Wie Kunſtlieder zu Volksliedern geworden ſind, zeigt auch das im Oſten noch viel geſungene Lied:„Wie die Blümlein draußen zittern“, mit dem bekannten Kehrreim:„Bleib bei mir und geh nicht fort, an meinem Herzen iſt der ſchönſte Ort.“ Der Oſten und Süddeutſch⸗ land iſt viel ſangesfroher als Norddeutſchland; dort iſt für den Forſcher des Volkstums, der den Spuren des Volksliedes nachgehen will, ein weitaus ergiebigeres Feld. i Wie ſich Volkslieder erhalten, ſei noch an einem Beiſpiel gezeigt. In dem handſchrift⸗ lichen Liederbuch der Herzogin Ammelia zu Cleve(geſt. 1586) befindet ſich das folgende Lied: Wann it roſen ſniet und regent kuelen win, ſo willen wir, allerliefſte, all bi einander ſin. Das iſt das Motiv, das in einem viel ſpäteren Lied wiederkehrt: „Wann kommſt du aber wieder, Herzallerliebſter mein?“— „Wann's ſchneiet rote Roſen, Und regnet kühlen Wein!“ Es ſchneiet keine roten Roſen, Und regnet auch kein' kühlen Wein— So lommſt du auch nicht wieder, Herzallerliebſter mein. Charakteriſtiſch iſt die traurige Stimmung, die überhaupt das Kennzeichen des wahr⸗ haftigen Volksliedes iſt. Die in der Fremde arbeitenden Lippiſchen Ziegler ſingen ein Lied, das nicht nur den Liebeskummer darſtellt, ſondern auch die ſozialen Nöte des Volkes. Auf den einſamen Ziegeleien in Brandenburg oder f. fort von hier und muß Abſchied nehmen.“ Der Chorleiter. in Schleſien kann man heute noch die Ziegler fingen hören: Es wollt' ein Jüngling reiſen geh'n, Sein Mädchen ließ er traurig ſteh'n. Sie weinte, daß die Träne floß Von ihren Aeuglein bis in den Schoß. Die Mutter ſprach: Mein liebes Kind, Du weinſt dir deine Aeuglein blind. Was ſoll der Jüngling fangen an, Wenn er dich nicht ernähren kann. „Ach. Mutter, das hat keine Not, Ich denk' ſchon längſt an meinen Tod.“ Denkſt du ſchon längſt an deinen Tod, So blüht dein Grab ſchon roſenrot. Die Mutter ſchrieb ins ferne Land Dem Jüngling ſeinen Trauerſtand. Wenn er nicht 1 60 bald zurück, So käm' er um ſein Lebensglück. In fein nat kam aus ſernem Land Ir wüste le e dec r wußte nicht, wie ihm geſchah, Als er ſein krankes Mud en ſah. Die zarten Wangen waren weiß, Die zarten Hände kalt wie Eis, Ganz unſchuldsvoll und engelrein, Schlief ſie in ſeinen Armen ein. In unſerer Zeit iſt Löns zum populären Volkslieder⸗Dichter geworden. Sein völkfſch⸗ germaniſches Weſen machte ihn zum echten Töner des Volksliedes. Das im Weltkrſeg populär gewordene:„Denn wir fahren gegen Engelland...“, iſt ſchon 1911 entſtanden. In ſeinem kleinen Roſengarten finden ſich mauche Perlen echten deutſchen Volksgeſanges. Das Buch iſt eine Fundgrube für die Komponiſten geworden. Wenn wir uns heute daran er⸗ innern, wie gerade dieſes Bändchen mit ver⸗ ſtändnisloſem Spott von ſeiner Mitwelt auf⸗ genommen worden iſt, darf das als eine Be⸗ ſtätigung der herben Worte des Biſchos Keppler angeſehen werden, die dieſer für die Jahre vor dem Kriege fand. Löns populärſtes Lied, das ſchon wahrhaftig zum Volkslied ge⸗ worden, iſt das bekannte Lied von der Heide: Grün iſt die Heide, Die Heide iſt grün, Und rot ſind die Roſen, Wenn ſie erblüh'n. Mit dem Wiederaufblühen des. Wanderns, ganz beſonders aber des Jugendwanderns durch die vielen Jugendbünde, iſt nun eine Renaiſſance des Volksliedes entſtanden. Das Volkslied iſt nicht tot und wird auch nicht ſterben. Ihm kommt die herbe und notgebun⸗ dene Zeit entgegen, denn das deutſche Volkslied wird getragen von einer leiſen Melancholie. Das Volk nimmt in ſeiner einfacheren Lebens⸗ beobachtung das Leben ſelbſt viel tiefer und wahrer als der ſogenannte gebildete Menſch. Die Melancholie des Volksliedes quillt aus der Tiefe des Gemüts.„Wo iſt das deutſche Lachen hingekommen?“ fragt Ernſt von Wilden⸗ bruch.„Deutſchland war einſtmals ein fröh⸗ liches Land. Es hat lachen können, herzhaft wie irgendein Volk, ja, mächtiger als alle. Wo iſt das alles hingekommen? Ueber dem Gewieher der Großſtädte, die importiertem Ueberbrectl⸗ rats gards. „Auf die Berge mücht' ich wieder..“ witz zujauchzen, hört man das Lachen des deut⸗ ſchen Landes nicht mehr. Ueber dem Arme⸗ Leute⸗Geruch, der gus unſerer naturalſoziali⸗ ſtiſchen, dem perverſen Sexualparfüm, das aus unſerer modernen Weiberliteratur dampft, hat ſich das Lächeln aus dem Angeſicht Deutſch⸗ lands verloren; es hat Falten bekommen, die es früher nicht hatte, Runzeln, in denen Miß⸗ mut, Aengſtlichkeit und Müdigkeit wohnt. Wenn er doch aufwachen wollte, der Schläfer, der mächtig lachende Kerl, der deutſche Schalk! Daß unſer Volk wieder ein freudiges Herz bekäme, das Lachen über ſich ſelbſt, daß es ſich daran geſund lachte und Nörgelei und Schimpferei und Verbitterung und Verbiſſenheit von der Seele lachte, daß es wieder lernte, mit friſcher⸗ Augen in die Welt zu blicken.“ Ob es wieder lachen wird? Wir glauben es; die Jugend, ewig hoffnungsfroh, ſingt wieder. Es kommt nur auf die ugend an. Ein kluger Menſch hat geſagt:„Der Feinde des Volksliedes ſind es in der modernen Welt ſo viele als Feinde der Singvögel. Stürbe der Sin el aus, wäre die Natur arm; ſtürbe das Volkskled aus, wäre ein Stück Freude am Volksleben dahin.“ Nux wenn die Freude im Volksleben ehlt, wird das Volkslied nicht gedeihen. Mit em Volkslied ſchwindet die Vo 10155 beide leben und ſterben miteinander. 100 nicht ein Funde Augenblick, frohe gend ſingend urch des Herrgotts großen Garken ziehen zu ſehen? a Ein kleines Lied, wie geht's nur an! Daß man ſo lieb es haben kann? arl Anlauf. 5 Poffnung bedeutete. Te nicht verſichert ſein. den Anzeigen erſichtlich. zales Viernheim, 15. Sept. Hagelwetter über Viernheim! Gewaltiger Flurſchaden! Geſtern nachmittag kurz vor 3 Uhr ging, ichdem bereits am Vormittag ein Unwetter er unſeren Ort gezogen war, nochmals ein ſtiger Hagelſchauer über die Viernheimer Ge⸗ arkung. In der Größe von Taubeneier wurde r Hagel auf die Erde gepeitſcht. Tiere, ins⸗ ſonders Tauben, die in der Luft flogen, wurden uf die Erde gepreßt und waren hilflos dem oben der Elemente preisgegeben. Von dem agelſchlag wurde beſonders unſere tabakbauende evölkerung ſehr hart betroffen. Sehr viel abak, insbeſonders am Großſachſener⸗, Wein⸗ imer⸗, Lampertheimer und Sandhöfer⸗Weg durch den Hagel zerſchlagen worden. Die Tabak- lder ſehen aus wie ein Trümmerhaufen, es iſt wüſtes Bild der Zerſtörung. Zerfetzt und ſchlagen liegt am Boden, was für viele eine Bittere Not wird das Ge⸗ ge dieſes Hagelſchlags ſein. Die Hagelver⸗ herung iſt ſehr hoch, deshalb werden wohl Die Regierung wird erwägen haben, inwieweit ſie den hier ge⸗ zädigten Bauern Hilfe angedeihen läßt. Glück cherweiſe iſt der Tabak der gegen Heddesheim d Mannheim angebaut iſt, von dem Hagel rſchont geblieben. Auch bei den Zuckerrüben⸗ d Dickrübenfelder ſind die Blätter alle zerfetzt. war aber auch ein Hagelſchlag, wie er in ſerer Gemarkung ſehr ſelten vorkommt. Nach um einer Viertelſtunde glaubte man ſich ſchon eine Winterlandſchaft verſetzt. An manchen tellen lag der Hagel zentimeterhoch. * Einzelhandel. Es wird heute ſchon fmerkſam gemacht, daß für den Einzelhandel den nächſten Tagen eine wichtige Verſamm⸗ ung ſtattfindet. Der 1. Vorſitzende des Landes⸗ erbandes von Heſſen, ſowie der Syndikus Dr. ösner werden in dieſer Verſammlung ſprechen. lle Ladengeſchäftsinhaber die beim Einzel- andel noch nicht organſiert ſind, mögen zu eſer Verſammlung unbedingt erſcheinen. Nä⸗- res erfolgt durch Bekanntmachung in der Beitung. Sterbetafel. Nach langem, ſchweren iden verſchied im Alter von 68 Jahren Frl. NRaria Dölcher, wohnhaft im Hindenburg⸗ Ing. Des weiteren iſt das Ableben von Fräu⸗ in Katharina Schäfer, einer geborenen ziernheimerin, die in Mannheim geſtorben iſt, melden. Die Zeit der Beerdigung iſt aus Mögen ſie ruhen in ieden. * Kohlenpreiſe ab heute. Die hie⸗ gen, im Verband rheiniſch⸗ heſſiſcher Kohlen⸗ lündler, geben in unſerer heutigen Ausgabe die euen Kohlenpreiſe ab 15. September bekannt. diehe Inſerat! Sänger⸗Einheit. Im Rahmen der ubiläums-Veranſtaltungen des Sängerkranzes Nannheim e. V. folgt dem geſtern Abend im ſoſengarten unter Chormeiſters Emil Hartmann's Leitung ſtattgefundenen Feſtkonzert, am Samstag end 20,30 Uhr das große Feſtbankett mit Pall im Friedrichspark. Außer dem Jubelverein Feten als Gäſte geſanglich auf, Vereine aus chen, Kehl, Galw und die Sänger ⸗Einheit fiernheim. Letztere mit rund 80 Sängern. aſſive und Ehrenmitglieder wollen das heutige uſerat im Vereinsanzeiger beachten. Das 5. Bergſträßer Winzerfeſt in Bensheim. Samstag Nachmittag 3 Uhr findet die feier⸗ che Eröffnung des Winzerfeſtes ſtatt. Zu dieſer und neben den Herren der Regierung, neben den ſertretern der ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behör⸗ kn und der Preſſe, alle Amtswalter der N. S. D. P. des Kreiſes eingeladen. Der Sonntag rd ſein Gepräge durch den großen hiſtoriſchen eſtzug, Bensheim im 30 jährigen Krieg, erhalten. zas hier in 36 Gruppen dargeboten wird, gibt u anſchauliches Bild deſſen, was ſich während 48 verheerenden Krieges in Bensheims Mauern dgeſpielt hat. Etwa 600 Perſonen, alle in itgemäßiſchen Koſtümen gekleidet, 100 Pferde en im Zuge mit, ebenſo werden etwa 20 roß.Bagage⸗ und Markedenterwagen zwiſchen kn Truppenteilen der einzelnen Nationen ein⸗ gliedert. Der Feſtzug wird eine Länge von % km überſchreiten. Die Bedeutung, die m Bergsträßer Winzerfeſt als einem echten iſchen Volksfeſte auch höheren Ortes beimißt, daraus hervor, daß nunmehr der Herr eichsſtatthalter in Heſſen, Gauleiter Sprenger, großem Gefolge ſein Erſcheinen am Sonntag achmittag feſt zugeſagt hat. Auch im Ausland ſcheint man den deutſchen Volksfeſten wachſendes Intereſſe entgegenzubringen. Und das iſt gut ſo, das Ausland ſoll wiſſen, daß der Deutſche ſich gefunden hat zum wahren, echten Volkstum, das die Grundlage bietet zu einem Zuſammengehörig keitsgefühl, das allen Gefahren, die von innen und außen drohen, die Stirn bietet. In die⸗ ſem Sinne iſt es zu begrüßen, daß durch Ver⸗ mittlung des Heſſ. Verkehrsverbandes zahlreiche Vertreter des Auslandes an den Veranſtaltungen in Bensheim teilnehmen werden. Es ſteht feſt, daß die Vertreter der 4 größten Zeitungen der Vereinigten Staaten von Nordamerika Sonntag und Montag in Bensheim verweilen werden. Ebenſo werden Preſſevertreter der maßgebenden Zeitungen von Dänemark, Schweden, Norwegen, Holland, Italien und Argentinien Gäſte unſerer Stadt ſein. Es iſt in Ausſicht geſtellt, daß außerdem noch Preſſevertreter anderer Länder ſich anſchließen werden. Am Montag wird Herr Miniſterpräſident Prof. Dr. Werner, der am Samstag und Sonntag durch die Sternwander⸗ ung der deutſchen Wanderervereine nach Frank- furt, am Kommen verhindert iſt, dem Bergſträßer Winzerfeſt ſeinen Beſuch abſtatten.„Gemeinnutz geht vor Eigennutz“, das war die Triebfeder aller, die den Grundſtein zu dieſem Feſte legten. „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“, unter dieſem Wahlſpruch führte man es zu beiſpielloſem Er⸗ folge.„Gemeinnutz geht vor Eigennutz“, unter dieſem Zeichen wird es weiterbeſtehen und hoffent⸗ lich auch den nachkommenden Geſchlechtern zu gute kommen. Mieter Schulze gegen Alle! Der hervorragende Spitzentonfilm im U.⸗T.⸗Filmpalaſt! Sie werden lachen, Sie werden ſich köſt⸗ lich amüſieren, wenn Sie dieſe Woche dem U.⸗T.⸗ Filmpalaſt Ihren Beſuch abſtatten. Sie finden bei uns ein ſolch großartiges Programm, wie es nur ſelten geboten werden kann. Wir führen hier zwei Preſſeſtimmen an, die Ihnen den Wert des Filmes treffend kennzeichnen. ... Da hat ein Kollektiv von Darſtellern mit guten und beſten Namen einen Film geſchaffen, der techniſch vorzüglich und inhaltlich bezaubernd iſt. Carl Froelich hat eine muſtergültige Regie geführt.. Und wie es gemacht iſt— mit ſoviel Humor und Verſtändnis für alles.. Mit ſoviel künſtleriſchem Takt— das alles iſt ſo ſelten im Film und darum wert, von allen genoſſen zu werden. Den Film möchte ich noch einmal ſehen. Hamburger Fremdenblatt. Der ſchlichte Titel des Films„Mieter Schulze gegen Alle“ läßt nicht ahnen, welcher hohe volks- erzieheriſche Wert hinter dieſem Film ſteckt, der ſo unterhaltſam und ſo luſtig vorübergleitet, daß immer wieder fröhliches Lachen das Haus erfüllt. .. Ein Meiſterwerk! Chemnitzer Tageblatt. Außerdem haben wir noch ein ſehr ſchönes Beiprogramm. Sie werden deshalb Ihren dies- wöchigen Beſuch im U⸗T.⸗Filmpalaſt nicht ver⸗ ſäumen. Immer wieder muß die Parole ſein: Jede Woche einmal in's U.⸗T. Hitlerjugend 1(Schar Viernheim) Heute abend 20 Uhr an der Schillerſchule in Uniform antre- Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Beneralverſammlungen u. Singſtunden Kaninchen⸗ und Geflügelzuchtverein 1916. Am Samstag, 16. Sept., abends 8½% Uhr, findet im Lokal„Kaiſerhof“ eine Mitglieder⸗ verſammlung ſtatt.(Nur für Geflügelzüchter). Alle Geflügelzüchter werden gebeten, zahlreich und pünktlich zu erſcheinen. Der Vorſtand. Sänger⸗Einheit. Samstag abend beteiligt ſich der Verein am Feſtbankett des„Sängerkranz“ Mannheim e. V. im Friedrichspark. Die Aktivität tritt dort vollzählig auf. Paſſive und Ehrenmitglieder ſind herzlich willkommen. Vereinsabzeichen anlegen. Abfahrt 19,45 Uhr O. E. G. Rückfahr 0,50 Uhr ab Neckarſtadt (Sonderzug). Sonntagskarten Neckarſtadt löſen. Erwerbsloſe und Stimmkontrolleure erbitte ich frühzeitig an den Bahnhof. Zöller, Vorſ. Nes. Juen Am kommenden Sonntage(17. September ds. Is.) finden folgende Spiele ſtatt: Handball: Bihlis 1.—1. Mannsch. 3½ Uhr. Fuß ball: Biblis(komb.)— Jugend 2½ Uhr Abfahrt der beiden Mannſchaften pünktlich 12½ Uhr per Auto Drehſcheibe. Mhm.⸗Käfertal 1.— 2. Mannſchaft 4 ¼ Uhr. Abfahrt punkt 3 Uhr per Rad Drehſcheibe. Mit Sportsgruß„Heil Hitler“ 1. techn. Leiter Bekanntmachung. Betreffend: Abgabe von Mäuſegift. Wir haben noch ca. 10 Kg. Phosphorlatt- werge abzugeben. Die Abgabe kann morgen Samstag, den 16. September 1933, vorm. von 9 bis 10 Uhr auf dem Rathaus(Wiege⸗ häuschen) zum Preiſe von 40 Pfg., für das Pfund erfolgen. Viernheim, den 15. September 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim In kommiſſariſcher Vertretung: Bechtel. Der Reichskanzler beſucht die ver⸗ letzten A⸗Männer Eſſen, 15. Sept. Der Reichskanzler hat ſich nach ſeinem Be⸗ ſuch in Oeſchelbronn vom Flugplatz Böblin⸗ gen im Flugzeug nach Eſſen begeben. Da es ihm nicht mehr möglich war, ſeinem ur⸗ ſprünglichen Wunſche gemäß an der feier⸗ lichen Beiſetzung der zehn durch Unglück ums Leben gekommeneg SA-Kameraden auf dem Ehrenfriedhof in Bochum teilzunehmen, fuhr er im Kraftwagen nach Solingen, wo er den bei dem Anglück verletzten 21 A-Mäunern im Krankenhauſe einen Beſuch abſtattete. Qualitäts tabak tut not Die Kontingentierung bleibt bestehen. Lampertheim, 13. Sept. Der Heſſiſche Tabakbauverband, unter dem Vorſitz von Oberlandwirtſchaftsrat Dr. Fin⸗ ger, Darmſtadt, hielt eine Sitzung der Ver⸗ einsvorſitzenden ab. Dr. Finger wies auf ihre ganz beſondere Bedeutung hin, da es die erſte im Heſſiſchen Tabakbauverband ſei, die na h der nationalſozialiſtiſchen Machtergreifung ſtattfinde. Das Bauerntum müſſe künftighin wieder die Grundlage der Nation werden. Die Zielſetzung Hitlers und Darres ſei ganz klar und würde unbedingt auch zur Geſun⸗ dung unſerer Nation und unſeres Bauern⸗ ſtandes führen. Weſentlich beſſer würden ſich auch die Verhältniſſe im deutſchen Tabakban zu Gunſten der Pflanzer geſtalten. Die Grundbedingung ſei jedoch der Anbau von Qualitätstabak. Die Kontingentierung werde auch fernerhin beſtehen bleiben, die ſchlechten Pflanzer würden ausgemerzt und der Freibau komme überhaupt nicht mehr in Frage. 5 Hierauf erteilte Dr. Finger zu dem zweiten Punkt der Tagesordnung„Der heſſiſche Ta⸗ bakbau im Jahre 1933“ dem Geſchäftsführer des Heſſiſchen Tabakbauverbandes Landwirt⸗ ſchafts⸗-Aſſeſſor Dr. Schmidt das Wort zu ſei⸗ nem Referat. Der Referent ging hierbei noch einmal in kurzen Worten auf die Kontingen⸗ tierung im Jahre 1933 ein und richtete bei dieſer Gelegenheit an die Anweſenden die dringendeBitte künftighin gerade hierbei tat⸗ kräftig mitzuhelfen, damit die Durchführung der Kontingentierung weſentlich vereinfacht werden könne. Im Anſchluß daran ging er auf die im Jahre 1933 vorgenommenen Beet⸗ prämiierungen und die von ihm veranſtal⸗ tete Vorführung zur Bekämpfung der pilz⸗ lichen und tieriſchen Schädlinge ein und wies hierbei auf die noch beſtehenden Mängel hin. Von dem Vorſitzenden wurden dann die in dieſem Jahre für das heſſiſche Tabakbauge⸗ biet in Frage kommenden Bonitierer be⸗ ſtimmt. Die Entſcheidung dieſer Bonitierung iſt bei der Verwiegung dieſer Tabake maß⸗ gebend, ſowohl für Pflanzer, wie für Käufer. In Zweifelsfällen jedoch ſteht dem Käufer ein Einſpruchsrecht bei der amtlichen Fachbera⸗ tung zu, bei der auch ein Schiedsgericht be⸗ ſteht. Die Koſten des Schiedsgerichts für dieſe Entſcheidung trägt jeweils der unterliegende Teil. Nur ſolche Firmen werden künftighin noch zu den Entſcheidungen als kaufberechtigt zugelaſſen, die eingetragene Mitglieder der Tabakgewerbeverbände ſind, ſich hierüber ausweiſen und nur auf eigene Rechnung kau⸗ fen. Weiterhin wurden auch die Verkaufs- bedingungen für die Einſchreibungen der dem Deutſchen Tabakbauverband angeſchloſſenen Landesverbände bekanntgegeben. Politisches Allerlei München. Der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, weiſt in einer parteiamtlichen Anordnung nochmals darauf hin, daß das Tragen von Braunhemden für vorüber⸗ gehend im Auslande befindliche National⸗ ſozialiſten ohne Genehmigung der Reichsleitung verboten iſt. München. Am Donnerstag überflogen zwer öſterreichiſche Flugzeuge den Ort Freilaſſing bei München und machten ſich dadurch einer neuerlichen Grenzverletzung ſchuldig. Hamburg. Die Verwaltung der Freien Stadt Hamburg ſoll weſentlich vereinfacht werden. Es wird künftig neben dem regieren⸗ den Bürgermeiſter nur noch 5, ſtatt bisher 12, Senatoren geben. Sämtliche Senatoren wer⸗ den von der NSDAP. geſtellt. Dr.-Ing. Stäbel Führer der Deulſchen Studenkenſchaft. Der Reichsminiſter des Innern hat den Reichsführer des Studentenbundes, Stäbel, zum Führer der Deutſchen Studentenſchaft ernannt. Nationalſozialiſtiſchen rechtfertigt. Dr.⸗Ing. Oskar Ein Beitrag zur Herbſtbeſtellung. Die Landwirtſchaft kann wieder für die Herbſtbeſtellung größere Aufwendungen rechtfertigen. Landwirt, ſondern das ganze deutſche Volk glaubt feſt an ein allmähliches Vorwärtskommen der Geſamtwirtſchaft, und gerade der Bauer iſt überzeugt, daß die in den Betrieb geſteckten Auf⸗ wendungen ſich rentieren werden denn die Beſtrebungen der Regierung gehen dahin, daß er für ſeine Produkte einen gerechten Preis erzielt, der die aufgewandte Arbeit, Mühen und Koſten Nicht nur der praktiſche Für die Herbſtbeſtellung ſtellt die deutſche Düngemittel⸗In⸗ duſtrie dem Landmann Düngemittel zur Verfügung, die es ge⸗ ſtatten, eine reichliche Zuführung der notwendigen Nährſtoffe bereits im Herbſt vorzunehmen, ohne einen Verluſt durch Aus⸗ waſchung oder andere Umſtände befürchten zu müſſen. Be onders für ſpäte Winterſgaten. die ſich noch gut vor Eintritt von Schnee etc. entwickeln ſollen, wird eine Erſparnis an Nährſtoffen nicht richtig ſein, ſondern wieder beſtätigen. wie die Erfahrung und Verſuche immer die Verwendung eines Miſchdüngers wie Scheiblers Kalkammonphosphat(Kamp I 7/17) in einer Nenge von etwa 300 kg je ha angebracht ſein. Kamp enthält einen Kalkanteil, der dem Werte nach etwa 357 kohlenſaurem Kalt alter d und verhindert ſomit eine weitere Bodenperſauerung. Weiter verfügt er über einen Stickſtoffgehalt von 7) in Ammo⸗ niakform. Dieſe Menge genügt in den allermeiſten Fällen voll⸗ kommen für eine gute und kräftige Entwicklung der Saaten vor Winter. Weitere Stickſtaſſ⸗Mengen erhält die Frucht im Früh⸗ jahr je nach Bedarf in Form reiner Salze. Der Phosphorfäure⸗ anteil als zitr. lösliche Phosphorſäure im Kamp I beträgt 7%. Phosphorſäuxe iſt als wichtiger Eiweißbeſtandteil zur Ausbil⸗ dung der Körner unbedingt notwendig. Kalk, Stickſtoff, Phos⸗ phorfäure können mit dieſer Düngung in richtiger U gegeben werden. Will die deutſche Getreidewirtſchaft dahin⸗ führen, daß aus deutſcher Scholle genug und beſtes Brotgetreide erzeugt wird, ſo iſt die richtige Düngung eines der wichtiaſten Produktionsmittel. Die beſondere Preiswürdigkeit des Düngers iſt dabei ein Moment. welches die Beachtung des Landwirtes in, bohem Maße verdient. erteilung Divlomlandwirt Behrend.