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Oktober 1.60 1.68 1.64 3.10 Veorſtehende Preiſe verſtehen ſich pro Zentner ab Lager. Preisermäßigung bei Abnahme Preisermäßigung bei Abnahme von mindeſtens 20 Ztr. von mindeſtens 60 Ztr. 10 Pfg pro Ztr. 5 Pfg. pro Ztr. auf obige Preiſe bei Lieferung loſe frei vors Haus. Bei Lieferung frei ins Haus erhöhen fich obige Preiſe um 12 Pfg. pro Ztr. Die Preiſe verſtehen ſich als Barpreiſe. ö Verband rheiniſch⸗heſſ. Kohlenhändler Ortsgruppe Viernheim. Medizinal- Verband. Sonntag, den 17. September, nachmittags 3 Uhr, findet im Gaſthaus zum„Stern“(bei Franz Ehrhardt) eine außerordentliche General⸗Verſammlung ſtatt. Tagesordnung: Statutenänderung. Wegen Wichtigkeit der Sache iſt es Pflicht eines jeden Mitgliedes, zu erſcheinen. 5 Der Vorſtand. 57 bechan Sie Aren Fotobedarf Platten Rollfilme Photopapier D bei mir ein RATHAUS DROGERIE Peter Moskopp Alle Photoarbeiten werden ſchnell und ſauber ausgeführt! 3 Zimmer und Müche geſucht. Mitte Dorf (Parterre bevorzugt). 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Riernheimer Anzeiger (Liernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.40 Mt. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim 15 5 recher e Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt rankfurt a. M.— Schrift Deutschlands Außenpolitik Die Rede des Außen miniſters. Der Sinn der Rede, die der Reichsaußen⸗ miniſter vor den Vertretern der ausländi⸗ ſchen Preſſe gehalten hat, war, die Stellung Deutſchlands zu den aktuellen außenpoliti⸗ ſchen Problemen vor dem Wiederbeginn der internationalen politiſchen Aktivität darzu⸗ legen. Wenn in früheren Jahren ein ſol⸗ cher Aufriß des außenpolitiſchen Arbeitspro⸗ gramms vor dem Reichstag gegeben zu werden pflegte, ſo hat die politiſche Entwick⸗ lung in Deutſchland mit der Beſeitigung des Parlamentarismus auch die Bedeutung der Volksvertretung als Reſonanzboden für derartige Erklärungen hinfällig werden laſſen. In den Vertretern der Weltpreſſe hat Freiherr von Neurath die Weltöffentlichkeit in einer viel unmittelbareren und darum wirkſameren Art erreichen können und mit den Anſichten des neuen Deutſchland ver⸗ traut machen können. Mit erfriſchender Deutlichkeit hat der verantwortliche Leiter der deutſchen Außenpolitik die Probleme an⸗ gepackt, und die Verantwortlichkeiten für den ſchleppenden Gang der bisherigen Ent— wicklung eindeutig feſtgelegt. Die Rede war zunächſt eine entſchiedene Zurückweiſung der vom Ausland geübten Methoden, die in der großen Reichstags⸗ rede des Kanzlers vom 17. Mai gemachten grundſätzlichen Darlegungen. deutſchen Außenpolitik entweder zu ignorie⸗ ren oder gar zu entſtellen. Im Mittelpunkt der Darlegungen ſtand eine energiſche und unzweideutige Abrech⸗ nung mit den immer wiederholten Verſuchen der hochgerüſteten Staaten, ein poſitives Er⸗ gebnis der Abrüſtungsverhandlungen da⸗ durch zu hintertreiben, daß man unter ge⸗ fliſſentlicher Außerachtlaſſung der amtlichen Erklärungen der Reichsregierung und der ſtets bewieſenen Verſtändigungsbereitſchaft Deutſchlands der deutſchen Politik die Schuld an einem Fehlſchlagen der Genfer Konferenz zuſchieben will. Der Außenminiſter hat allen ſenen Plänen eine klare Abſage er⸗ teilt, die einen Ausbau und Umbau der in⸗ ternationalen Rüſtungskontrolle in einem Sinne zu bewerkſtelligen wünſchen, der in der Praxis auf eine erneute Verſchiebung jeglicher effektiver Abrüſtungsmaßnahmen und gleichzeitig eine Fortdauer der Gefähr⸗ dung der Sicherheit der abgerüſteten Staa⸗ ten hinauslaufen würde. Mit begrüßens⸗ werter Klarheit ſind auch alle jene Verſuche zurückgewieſen worden, die eine ſolche gefähr⸗ lich eßolitik durch Hinweiſe auf„gewaltpo⸗ litiſche“ Aſpirationen Deutſchlands rechtfer⸗ tigen möchten. In ſeinen folgenden Ausführungen wies der Außenminiſter mit aller Eindringlichkeit darauf hin, daß die Tatſache der volksmä⸗ ßigen Verbundenheit Deutſch⸗ lands und Deſterreichs immer der Ausgangspunkt für die Erörterung des öſter⸗ reichiſchen Problems ſein muß Mit der ein⸗ deutigen Erklärung, daß die Reichsregierung nicht an eine Einmiſchung in innerpolitiſche Verhältniſſe Oeſterreichs denkt, ſind alle der⸗ artigen im Auslande gefliſſentlich und ab⸗ ſichtlich verbreiteten Entſtellungen erneut als gegenſtandslos gekennzeichnet worden. Die Forderung, daß unberechtigte Einmiſchungen anderer Länder in die Auseinanderſetzungen zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich unter⸗ bleiben, wird im Auslande ebenſo beachtet werden müſſen, wie der Hinweis darauf, daß die wirtſchaftliche Notlage Oeſterreichs wäh⸗ rend der vergangenen 14 Jahre von man⸗ chen Seiten gerade dazu bnutzt wurde, die⸗ ſem Lande politiſche Feſſeln aufzuerlegen, Die Rede des Reichsaußenminiſters hat die notwendige Klärung einer durch allerlei Machenſchaften getrübten internationalen Atmosphäre gebracht. daß auf ſolcher Grundlage und auf der Baſis der unbeding⸗ ten Gleſchberechtigung eine aufrichtige und gur wirkliche internationgle Zuſammengrbeit ger leitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Nummer 216 Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchuͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 50. Jahrgang Das Anrecht auf Arbeit die Forderung des Nationalſozialismus und ihre Erfüllung Nürnberg, 16. Sept. In Nürnberg fanden gleichzeitig im Her— kules⸗Saal, im Geſellenhoſpiz, im Deutſchen Hof und im Kulturvereinsſaal Verſamm⸗ lungen der NS. ſtatt, die ſo maſſenhaft beſucht waren, daß ſie polizeilich abgeſperrt werden mußten und viele Hunderte keinen Einlaß mehr erhielten. Im Herkules-Saal hielt der Leiter der Kommiſſion für Wirtſchaftspolitik bei der Reichsparteileitung der NSDAP. in Min⸗ chen einen Vortrag über„Das Recht des deutſchen Menſchen auf Arbeit“. Die natio⸗ nalſozialiſtiſche Bewegung habe, ſo ſagte er, dem deutſchen Arbeiter die Ueberzeugung gebracht, daß der Sozialismus nicht Angele- genheit einer Klaſſe, ſondern eine ſolche des geſamten deutſchen Volkes ſei. Anſtalt Enkeignungen und Verſtaakli⸗- chungen vorzunehmen, wie viele Volks- genoſſen es gewünſcht häkten, habe der Nationalſozialismus nach der Machtergreifung eine ſtarke Regierung gebildet und die Wirtſchaft der Politik untergeordnet. Der Weltkapitalismus trage die Schuld daran, daß der frühere Reichtum unſeres Volkes verſchwunden ſei und wir in eine ungeheure Verſchuldung gegenüber dem internationalen Leihkapital geraten ſeien. Als im Jahre 1921 die Siegerſtaaten Hand in Hand mit dieſem Leihkapital zu einer weiteren Verſklavung Deutſchlands in Lon— don Pläne geſchmiedet hätten, ſei der Na⸗ tionalſozialismus erſtanden mit dem Ziele, Deutſchland aus dieſen Sklavenketten zu be⸗ freien. Als die NS DA p. immer ſtärker gewor⸗ den ſei, habe Adolf Hitler das Recht auf Arbeik proklamiert, das jedem Volksgenoſſen zugebilligt werde. Es ſolle aber nichk bei dieſer Proklamation bleiben, ſondern die deutſche Regierung wolle dieſes Recht auf Arbeit auch ver⸗ wirklichen. vade vom neuen Deutſchland gewünſcht wird, deſſen Regierung„nach feſten Grundſätzen und offen erklärten Abſichten die Geſchicke des Landes leitet“— auch daran hat der Leiter der deutſchen Außenpolitik keinen Zweifel gelaſſen. Am Auslande iſt es nun, zu zeigen, daß es auch ſeinerſeits ge⸗ willt iſt, der Sache des Friedens nicht durch leere Sympathiekundgebungen, ſondern poſitive Beiträge zu dienen. Der Aufbau des Neichsnährſtandes Maßnahmen zur Markt⸗ und Preisregelung. Die neue Staatsführung hat wiederholt den Willen bekundet, den Bauernſtand von den Schwankungen der Konjunktur zu be⸗ freien. Staatsrat Meinberg hat kürzlich ausgeführt: Das Primäre ſei, man ſetze den Bauern feſt auf die Scholle, dann könne ihm keine Inflation und keine Deflation etwas anhaben. Von der Preisſeite aus ſei d Landwirtſchaft allein nicht zu helfen. Es werde ein Bauernſyndikat geſchaffen werden, das größer und ſtärker ſei, als je ein Syndikat vorhanden war.— Das preu⸗ ßiſche Geſetz über das Erbhofrecht, dem in Kürze ein gleiches Geſetz für das Reich fol⸗ en ſoll, war der ſichtbare Ausdruck dieſes illens, den Bauern mit ſeiner Scholle zu verwurzeln, ihn vor Ueberſchuldung zu be⸗ wahren und den Beſitz ſeinen Nachkommen zu erhalten. Ja es werde der Tag kommen, wo dieſes Recht auf Arbeit das Grundgeſetz des deut⸗ ſchen Volkes ſein werde. Der Kapitalismus laſſe nicht nur die al⸗ ten Leute darben, ſondern er ſei auch für die Scheu des Volkes vor Nachkommenſchaft verantwortlich. Demgegenüber wolle der Nationalſozialismus, daß auch jeder deut⸗ ſche Arbeiter ſich für eine ſtarke Nachkom⸗ menſchaft verantwortlich fühlen könne und das Bewußtſein erlange, daß er damit für die Zukunft unſeres Volkes mitverpflichtet ſei. Jerner werde der Nakionalſozialismus dafür ſorgen, daß der deutſche Arbeiter eines Tages ſich auf eigener Scholle ein eigenes Heim bauen könne. Ein vom internationalen Phraſentum be⸗ freites, mit Heimatgefühl und mit dem Recht auf Arbeit ausgeſtattetes Arbeiter⸗ tum, das ſei es, was Deutſchlands Zukunft verbürge. Die mit großem Beifall aufgenommene Rede wurde durch Lautſprecheranlagen auch in die drei anderen Verſammlungsſäle über⸗ tragen. . Das neue Wirtſchaftsrecht Miniſter Frank auf dem Induſtrie- und Handelskag. Berlin, 17. Sept. Der vom Präſidenten des Deutſchen In— duſtrie- und Handelstages, Dr. von Rente— len, berufene Rechtsausſchuß des Deutſchen Induſtrie⸗ und Handelstages trat zu ſeiner erſten Sitzung zuſammen, auf der auch Reichsjuſtizkommiſſar, Miniſter Dr. Frank, ſprach. Er unterſtrich aufs Nachdrücklichſte die Forderung, daß nicht etwa die Wirtſchaft den Staat beſtimmen dürfe, ſondern daß viel— mehr der Staat die Wirtſchaft zwar fördern und ſichern, damit aber auch beſtimmen müſſe. Nationalen Erforderniſſen gegenüber hätten auch die Belange der Wirtſchaft zurückzuſtehen. Damit ſteige die Verantwortung des Staates für die Wirtſchaft. Er habe die Pflicht, ſie gegen jedermann zu ſchützen. Ein weſent⸗ licher Faktor dieſes Schutzes liege im Wirt⸗ ſchaftsrecht, in dem ſich die Sicherungsfakto⸗ ren ſammelten, die der Staat der Wirtſchaft biete. Der ſchöpferiſche und verantwortungs⸗ bewußte Wirtſchaftsführer werde im neuen Deutſchland wieder zu ſeinem Recht kommen. Die Tendenzen der Unperſönlichkeit und der Anonymität, die in den letzten Jahren ſtar! geworden ſeien, gelte es zu bekämpfen nicht nur vom Staate aus, ſondern auch die Wirt⸗ ſchaft werde hieran mithelfen wollen. Die ungeſunde Ausdehnung der ſtaatlichen Re⸗ giebetriebe werde durch die Schließung ſtaatseigener Betriebe zurückgedrängt wer— den. Der Nationalſozialismus habe ſich zu dem Gedanken eines geſunden Prival⸗ eigentums bekannt. Dieſes geſunde Priv teigentum ſei in den letzten Jahren der marxiſtiſchen Mißwirt⸗ ſchaft durch eine unmoraliſche Geſetzgebung, deren Abbau notwendig ſei, zerſtört wurden. Die deutſche Wirtſchaft habe jetzt zum erſien und einzigen Mal in der Welt die Sticher⸗ heit, über ſich eine ſtarke und dem verſön⸗ lichen Unternehmer freundlich gelinnte Staatsgewalt zu haben. Der Miniſter ſagte zu, daß auf dem Gebiete des eigentlichen Wirtſchaftsrechts nichts geſchehen werde, ohne daß maßgebliche Vertreter der Wirtſchaft hinzugezogen würden, wenn uuch nich“ auf dem Boden eines endgültig begrabenen Par— ie ſo doch als beratende Fach⸗ eute. Hinſichklich der allgemeinen Kechksord⸗ nung werde die Wirkſchafk die Sicherheit ha ben, daß die Rechtsverfolgung billig, ſicher und raſch funktionieren werde. Mehr könne die Wirkſchaft nicht von ihr verlangen. 80 werde der Wirtſchaft binnen kurzem ein neu⸗ . verbeſſerker Zivilprozeß zur Verfügung ſtehen. Nun hal die Reichsregierung am 13. Sepiember 1933 ein„Geſetz über den vorläufigen Aufbau des Keichsnähr⸗ ſtandes und Maßnahmen zur Markt- und Preisregulierung für landwirk⸗ ſchafkliche Erzeugniſſe“ erlaſſen. Wie es in der Natur der Sache liegt, han⸗ delt es ſich zunächſt um ein Ermächtigungs⸗ geſetz für den Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft, der für den Aufbau des Reichsnährſtandes eine vorläufige Rege- lung treffen kann. Demnach umfaßt die deutſche Landwirtſchaft im Sinne des Ge— ſetzes auch Forſtwirtſchaft, Gartenbau, Fi⸗ ſcherei und Jagd; zum Reichsnährſtand ge: hören auch die landwirtſchaftlichen Genoſ⸗ ſenſchaften, der Landhandel(Groß⸗ und Kleinhandel) und die Be- und Verarbeiter landwirtſchaftlicher Erzeugniſſe. Der Reichsminiſter kann den Reichs- nährſtand oder einzelne ſeiner Grup- pen ermächtigen, Erzeugung, Abſaß, Preiſe und Preisſpanne von landwirt- ſchaftlichen e zu regeln, wenn dies unker ürdigung der Be- lange der Geſamkwirkſchaft gebolen er⸗ ſcheink. Er kann ferner zur Durchführung dieſer Aufgabe Gruppen und Angehörigen des Nährſtandes, Unternehmen und Einrichtun⸗ en, die landwirtſchaftliche Erzeugniſſe her⸗ tellen oder vertreiben, zuſammenſchließen oder vorbandene Zuſammenſchlüſſe erwei⸗ fern. Wer ſich diejen Vorſchriften widerſetzt, kann durch hohe Strafen getroffen werden. Der Anfang mit dieſer Geſetzgebung des Zuſammenſchluſſes iſt in dem Geſetz über den Zuſammenſchluß von Mühlen geſchaf⸗ fen, das ebenfalls vom 13. September da⸗ tiert iſt. Demnach kann der Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft Vor⸗ ſchriften darüber erlaſſen: unker welchen Vorausſetzungen der Be- trieb einer Mühle erlaubt iſt, unker welchen Vorausſetzungen eine neue Mühle errichtet oder der Geſchäftsbe frieb oder die Leiſtungsfähigkeit be⸗ ſtehender Mühlen erweikerk werden darf; in welcher Weiſe der Amfang der Ausnutzung beſtehender Mühlen zu re⸗ geln iſt. Es wird im weſentlichen auf die Begrün⸗ dung und die Ausführungsbeſtimmungen dieſer weittragenden Geſeze ankommen. Wichtig. iſt aber die Feſtſtellung von zuſtän⸗ diger Seite, daß die Regierung die hier für die Landwirtſchaft und ihre verwandten Betriebe getroffene Regelung als eine Be⸗ nee betrachtet, die aus der ein⸗ igartigen Lage der Landwirtſchaft und des Vinlerntunge entſtanden ſei. Es beſteht nicht die Abſicht, für die übrige Wirtſchaft ähnliche Regelungen zu treffen. * Das deuiſche Erntedanlfeſt Der Tag des deutſchen Bauern. Berlin, 17. Sept. Ueber die feierliche Begehung des deut⸗ ſchen Erntedankfeſtes werden nunmehr von zuſtändiger Stelle nähere Einzelheiten mit⸗ geteilt: Danach wird am 1. Oktober im ganzen Deutſchen Reich der deutſche Erntedanktag unter dem Motto: „Der Tag des deutſchen Bauern“ feſtlich begangen werden. Der Tag des deutk⸗ ſchen Bauern will ein Dank ſein an das deutſche Bauerntum für die geleiſtele Arbeit und ein Bekenntnis zugleich zu ihm als dem Treuhänder des deutſchen Blules.“ Reichsminiſter Dr. Göbbels wird den deut⸗ ſchen Erntedanktag morgens gegen 8 Uhr offiziell mit einer Rundfunkanſprache, die über alle deutſchen Sender geht, eröffnen. Am Vormittag empfängt der Reichskanzler Bauernführer und Bauern aus allen Teilen des Reiches. Am Nachmittag werden an allen Orlen, in Stadt und Land Erntefeſtzüge veran⸗ ſtaltet werden. Die Haupkveranſtalfung an dieſem Tage findet in der Jeit von 17 bis 19 Uhr auf dem Bückeberg bei Hameln ſtakt. Im Mittelpunkt dieſer Veranſtaltung wer⸗ den Anſprachen des Führers und des Reichs⸗ ernährungsminiſters ſtehen. Als Abzeichen für den deutſchen Erntedanktag ſind zwei Kornähren vorgeſehen, die von einer Mohn⸗ blüte zuſammengehalten werden. Ein Teil des Erlöſes vom Vertrieb dieſes Abzeichens wird der Spende zum Kampf gegen Hun⸗ ger und Kälte zugeführt werden. Velenntnis zum Vauerntum Ein Aufruf zum Erntedanktag. Berlin, 18. September. Am 1. Mai hat das deutſche Volk in über⸗ wältigender Geſchloſſenheit ein Bekenntnis zum deutſchen Arbeiter und zur nationalen Arbeit abgeelgt. Der Tag der Nationalen Arbeit wurde im ganzen Reiche feierlich begangen, um dem deutſchen Volke in allen ſeinen Stän⸗ den die Würde und Ehre der wertſchaffenden Arbeit und die innere Verbundenheit ihrer Träger mit der Nation lebendig vor Augen zu führen. Nunmehr ſtehen wir am Ende eines durch Saat und Ernte begrenzten Zeitlaufes. Am Sonntag, den 1. Oktober, ſoll ein Deut⸗ ſcher Erntedanktag das Bewußtſein der Blutsverbundenheit des ganzen deutſchen Vol⸗ kes mit ſeinem Bauerntum zum Ausdruck brin⸗ gen. Der deutſche Bauer hat durch treue Erfül⸗ lung ſeiner immer wiederkehrenden Aufgaben am fruchtbringenden Boden die Vorausſetzun⸗ gen dafür geſchaffen, daß Deutſchland ohne Nahrungsſorgen dem kommenden Winter ent⸗ gegenſehen kann. Der deutſche Bauer will darüber hinaus auch in beſonderem Maße beim Winterhilfswerk des deutſchen Volkes mitarbeiten. In Würdigung der beſonderen Bedeutung des Bauern für die ganze Nation hat die Reichsregierung gerade in dieſen Ta⸗ gen beſonders einſchneidende Maßnahmen auf wirtſchaftlichem Gebiet zu ſeinem Schutze ins Werk geſetzt. Das ganze Volk aber begeht mit dem deutſchen Bauern zu⸗ ſammen in Dankbarkeit gegen Gott den Abſchluß der Ernte. Eine große Kundgebung der deutſchen Bau⸗ ern auf dem Bückeberg bei Hameln wird über alle deutſchen Sender übertragen und vom ganzen Volke miterlebt; in allen Städten und Dörfern wird der Tag des deutſchen Bau⸗ ern würdig ausgeſtaltet und in gemeinſamen örtlichen Veranſtaltunen begangen werden. Das deutſche Volk bekennt ſich am 1. Okto⸗ ber in ſeiner Geſamtheit zu ſeinem Bauern⸗ tum. Es bringt damit feierlich zum Ausdruck, daß es im Bauernſtande die Lebensgrundlage der deutſchen Zukunft erblickt. Der Aufruf iſt unterzeichnet von den Reichs⸗ miniſtern R. W. Darre und Dr. Goebbels. Der letzte Gruß Das Staatsbegräbnis für Muchow und Mähling. Berlin, 18. September. Der Leiter des Organiſationsamtes det Deutſchen Arbeitsfront, Neinhold Mu ⸗ cho w und der Sturmbannführer Willy Mähling wurden unter äußerſt ſtarker Be⸗ teiligung auf dem Luiſenſtädtiſchen Friedhof beigeſetzt. An der Trauerfeier im Sitzungsſaal der Arbeiterbank nahmen Vertreter aller Reichs⸗, Staats- und ſtädtiſchen Behörden ſowie der Gliederungen der RS DA und ihrer Orga⸗ niſationen teil. Die Trauerrede hielt der Bi⸗ ſchof von Brandenburg, Hoſſenfelder. Der Führer der Deutſchen Arbeitsfront, Staasrat Dr. Ley, rief den beiden Toten Worte des Gedenkens nach. Die große Zahl der Trauergäſte, unter ihnen ner, geleiteten dann die ſterblichen Ueberreſte in feierlichem Trauerzuge durch dichtes Men⸗ ſchenſpalier zum Luiſenſtädtiſchen Friedhof, wo die Särge der Erde übergeben wurden. Auf dem Wege zum Friedhof bildeten SA⸗ und NSBO⸗Leute mit brennenden Fackeln Spalier. Ein Fahnenwald umgab die Gruft der beiden. Staatsrat Schuhmann und Stan⸗ dartenführer Mühlberg riefen den beiden To⸗ ten Abſchiedsworte nach. Nach Gebet und Segen des Geiſtlichen legte Dr. Ley im Auf⸗ trage des Führers zwei Kränze nieder und Major Mende, der Adjutant des Miniſter⸗ präſidenten, einen Kranz in deſſen Auftrage. Dann ſenkten ſich bei dem Liede vom guten Kameraden die Fahnen zum letzten Gruß. Naihruf Ein furchtbarer Unglücksfall hat unſeren all⸗ ſeits hochgeſchätzten ſtellvertretenden NSBO⸗ Leiter und Amtsleiter der Organiſationsab⸗ teilung der Deutſchen Arbeitsfront, Rein⸗ hold Much ow mitten aus wertvollſter Auf⸗ bauarbeit jäh herausgeriſſen. Noch am Sonn⸗ tag waren wir mit ihm zu ernſter Arbeit in der Sitzung des Kleinen Arbeitskonvents zuſammen und hatten Gelegenheit, ſeine unver⸗ zwüſtliche Schaffenskraft, ſeinen raſtlo⸗ ſen Eifer, ſeine überragenden Fachkenntniſſe und nicht zuletzt ſeinen kerndeutſchen lauteren Charakter zu bewundern. Alle, die ihn näher kannten, ſchätzten und lobten ihn als einen jederzeit hilfsbereiten aufrichtigen, allem Gro⸗ zen, aufgeſchloſſenen Menſchen, deſſen ganzes Sinnen und Trachten unſerer Bewegung galt. Im Kampf um den deutſchen Arbeiter ſtand er in vorderſter Linie. Als der Erſten einer hatte er die große Bedeutung erkannt, die der Pionierarbeit in den Betrieben zu⸗ kommt, und ſo arbeitete er dann auch all die Jahre hindurch mit leidenſchaftlicher Hingabe an dem Ausbau der Betriebszellen, deren Geſamtorganiſation im Reiche im weſentlichen als ſein Werk angeſehen werden darf. „So war ſein allzu früh beſchloſſenes Leben ein reſtloſer Einſatz für unſere Ideen, für unſeren Führer und unſer Vaterland, zugleich ein ſeltenes Beiſpiel treueſter Pflichterfüllung, das uns ſtets voranleuchten ſoll. In ſeinem Sinne wollen wir weiter arbeiten. Das geloben wir in dieſer Stunde. Sein An⸗ denken wird in uns fortleben. Fritz Plattner, Mdg, NSBoO⸗Landesobmann für Baden, Württem⸗ berg und Heſſen, und Bezirksleiter der Deut⸗ ſchen Arbeitsfront, Südweſt. die Aufgaben des Staatsrates Der Verlauf der erſten Arbeitstagung. Berlin, 18. September. Ueber den Verlauf der erſten Staatsratsſit⸗ zung im Neuen Palais in Potsdam teilt der amtliche preußiſche Preſſedienſt mit: Der Miniſterpräſident legte in eingehenden Ausführungen dar, welche Arbeiten der Staatsrat zu leiſten haben wird, und ging da⸗ bei auf alle wichtigen Fragen ein, die die Staatsregierung gegenwärtig beſchäftigen. Er fordere die Staatsräte auf, dem Staatschef mit Einſatz ihrer ganzen Perſon zu helfen, die Nichtlinien des Führers, die für Preußen als Dienſtanweiſungen zu gelten haben, zur Ver⸗ wirklichung zu bringen. Anſchließend referierten die Staatsräte Gau⸗ leiter Terbovpen⸗Eſſen und Aniverſitäts⸗ profeſſor Dr. Karl Schmitt⸗Köln über das Thema„Staatsverwaltung und kommu⸗ nale Selbſtverwaltung im nationalſozialiſtiſchen Staat“. Während der erſte Redner die ein⸗ Ichlägigen Fragen von der weltanſchaulichen und grundſätzlichen ſtaatspolitiſchen Seite her behandelte und hierbei insbeſondere auf die Grundaufgaben hinwies, die die Partei im Staate zu löſen hat, erörterte Staatsrat Pro⸗ feſſor Schmitt beſonders eingehend Weſen und Geſtaltung der kommunalen Selbſtverwaltung im Nationalſozialismus. Der Miniſterpräſident ſtellte das Ergebnis der Beratung feſt und ſchloß um 17 Uhr die Sitzung. Arbeitstagung in Potsdam Nichtöffenklicher Juſammenkritt des Staals- rals. i Polsdam, 17. Sept. Die alte preußiſche Reſidenzſtadt Pots⸗ dam ſteht wiederum im Me er politi⸗ ſchen Geſchehens. Der vom Miniſterpräſiden⸗ ten Göring in Berlin eröffnete preußiſche Staatsrat hielt ſeine erſte Arbeitsſitzung in der Marmor⸗Galerie des Neuen Palais im Park von Sansſouci ab. Potsdam hat reichen Feſtſchmuck ange⸗ legt. Punkt 10 Uhr kündigten Heilrufe der Schuljugend das Nahen des Miniſterpräſi⸗ denten an. In ſeiner Begleitung befand ſich Staatsſekretär Körner. Wegen der vorge— ſchrittenen Zeit fand nur eine ganz kurze Begrüßung ſtatt. Unter den Heilrufen der Menge ſetzte ſich der Wagen wieder nach der Garniſon⸗Kirche in Bewegung. Vor der Garniſonkirche hatte die Leib⸗ SS⸗-⸗Standarte Adolf Hitler Aufſtellung ge— nommen. Oberbürgermeiſter Rauſcher be⸗ grüßte den Miniſterpräſidenten, indem er zum Ausdruck brachte, daß die Stadt Pots— dam ſich freue darüber, daß der Staatsrat ſeine Arbeitsſitzung in Potsdam abhalte. Die Bevölkerung Potsdams nehme an dieſem Staatsakt herzlichen Anteil. Darauf begab ſich Miniſterpräſident Gö— ring in die Garniſonkirche und legte einen Lorbeerkranz nieder, auf deſſen Schleife fol— gende Worte ſtanden: „Preußens großem König, Jeldherrn und Staatsmann in Ehrerbietung und unauslöſchlicher Treue, der preußziſche Miniſterpräſident.“ Nach dem feierlichen Akt an der Garniſon⸗ kirche fuhr der Miniſterpräſident durch die feſtlich geſchmückten Straßen in den Park von Sansſouci. Der Miniſterpräſident ſchrift vor dem Neuen Palais die Fronten der Schutzpolizei und der anderen Formationen ab. Die Staatsräte ſelber waren inzwiſchen in ihren Wagen am Neuen Palais eingetrof⸗ fen und hatten ſich im Jaſpis⸗Saal zum Emp⸗ fang verſammelt. Der große Saal, in dem die erſte Arbeits⸗ ſitzung des neuen Staatsrates ſtattfindet, iſt überaus feierlich hergerichtet. Als einziger Schmuck iſt an der Schmalſeite eine große Hakenkreuzfahne angebracht, rechts und links flankiert von weißen Fahnen mit dem neuen preußiſchen Adlerwappen. Davor ſtehen Tiſch und Stuhl des Mi- niſterpräſidenten, die aus dem altken Mobiliar des Schloſſes ſtammen und ſchon von Friedrich dem Großen benutzt worden ſind. Zur Rechten des Platzes von Miniſterpräſi⸗ den Göring ſteht das goldene Rednerpult, dem als Motiv das alte Adlerpult zugrunde liegt. Vie Tagung begann kurz nach 11 Uhr. Im Mittelpunkt ſlehen Vorkräge von Profeſſor Karl Schmitt und dem Gauleiter Terboven über Staat und Gemeinde. Die Tagung ſel⸗ ber iſt nicht öffenklich. Staatsſiegel als Ehrengabe Berlin, 17. Sept. Bei den ſilbernen Staatsſiegeln, die Mini⸗ ſterpräſident Göring anläßlich der feierlichen Eröffnung des Preußiſchen Staatsrates dem Reichskanzler als Ehrengabe überreicht hat, handelt es ſich, dem Preußiſchen Preſſedienſt der NSDAP., zufolge, um ſilberne Abdrücke von fünf preußiſchen Staatsſiegeln aus den 1 verſchiedenſten Perioden der brandenbur⸗ giſch⸗preußiſchen Geſchichte. Vizekanzler Papen in Vudapeſt Budapeſt, 17. Sept. Vizekanzler von Papen iſt in Budapeſt eingetroffen. Er wurde am Bahnhof u. g. von dem ſtändigen Vertreter des Außen⸗ miniſters, Graf Khün⸗Hedervary und dem deutſchen Geſandten von Schön empfangen. Nach gegenſeitiger herzlicher Begrüßung fuhr der Vizekanzler von Papen in Beglei⸗ tung des deutſchen Geſandten zur deutſchen Geſandtſchaft. Vizekanzler von P. en erklärte Zeitungs⸗ berichterſtattern u. a. folgendes: Ich kam auf Einladung des Miniſterpräſidenten Gömbös nach Ungarn, um hier einige Tage an der Jagd teilzunehmen. Miniſterpräſident Göm⸗ bös habe ich bei ſeinem Berliner Aufenthalt ſehr gut kennengelernt. Mit dem Außen⸗ miniſter Kanya hatte ich mich ſchon zu jener Zeit befreundet, als er Geſandter in Mexiko und ich der dortigen deutſchen Geſandtſchaft zugeteilt war. Im Laufe unſeres Juſammenſeins wer. den wir natürlich Gelegenheit haben, alle Deukſchland und Ungarn gemein- ſam fee Fragen durchzube⸗ raten. Die Beſprechungen werden in erſter Reihe wirtſchaftlichen Fragen gelten. Vizekanzler von Papen erklärte, er werde vorausſichtlich bis zur Mitte der nächſten Woche in Ungarn bleiben. Englands Kriegsſchulden Beginn der Verhandlungen mik Amerika. London, 16. Sept. „Daily Telegraph“ meldet aus Waſhing⸗ ton, das Staatsdepartement habe jetzt den 4. Oktober für den Beginn der engliſch⸗ame⸗ rikaniſchen Kriegsſchuldenverhandlungen mit Sir Frederik Leith⸗Roß als Vertreter der engliſchen Intereſſen feſtgeſetzt. Der Charakter der Verhandl, gen werde von der Form des Angebotes abhängen, das 59 Frederik Leith⸗-Roß vom Schatzamt mit⸗ ringe. Präſident Rooſevelt dürfte beſtrebt ſein, ſoweit wie möglich zu gehen, um eine Rege⸗ lung herbeizuführen. Zweifellos würden die Ausſichten auf eine Einigung am größten ſein, wenn England ſeine Jorderung und ſein Angebot einzig auf finanzielle Argu⸗ mente gründete und nicht auf einen wieder⸗ holten Hinweis auf die weitreichenden Fol⸗ gen einer Gefährdung des Lauſanner Ver⸗ rages. Schwarzhemden in Finnland unzuläſſig. „In der zuſtändigen Kommiſſion des finn⸗ ländiſchen Parlaments wurde dieſer Tage die Frage beraten, was zu tun wäre, falls die Mitglieder der„Patriotiſchen Volksbe⸗ wegung“ zu einer Parlamentsſitzung in ſchwarzen Hemden erſcheinen würden. die Mehrheit der Kommiſſion ſprach ſich dahin aus, daß ein derartiger Schritt unzuläſſig ſei. 3000 NSBO⸗Mitolieder und 3000 SA⸗Män⸗ OTA Vo ELA Vo NFELLERHAN N. Ein Roman, der Brücken baut von einer reichen, großen, unbekümmerten Vergangenheit über eine trostlose, schier verzweifelte Gegenwart zu einer Zukunft voll Hoffnung und Arbeit. Ein großangelegter, erschütternder Roman, der alle Register menschlicher Gefühle aufzieht, der in mit- reißenden Szenen über Tiefen und Höhen führt. Helma von D Hellermann, die durch die Romane „Aber die Liebe ist die gröſte unter iunen“ „Zwei Schwestern werden glücklich“ bekannt geworden ist, wird mit ihrem neuen Roman „Der Weg in den neuen Tag“ Hunderttausende von neuen Freunden gewinnen. Aus deſchelbronn C um den Wiederaufbau.— Eyiſoden beim Beſuch des Kanzlers. Oeſchelbronn, 17. Sept. ittelbar nachdem der Führer und dcplonzler Adolf Hitler, den Ort verlaſ⸗ hatte, fand im Rathauſe unter Vorſitz von Landrat Wenz⸗ Pforzheim eine Beſpre⸗ chung ſtatt, an der Bürgermeiſter Diehl⸗ wann und Vertreter de⸗ Kampfbundes der deutschen Architekten und Ingenieure teil⸗ men. Die Grundlage der Ausſprache bul⸗ dete die vom e Adolf Hitler bei der Beſichkigung der Brandſtätte gegebene Anordnung. Es wurde beſchloſſen, eine vor⸗ mufige allgemeine Bauſperre durchzuführen, um ſo den Wiederaufbau nach höheren Ge⸗ üchtapunkten ſicherzuſtellen und ein übereil⸗ 171 orgehen von dieſer oder jener Seite ouszuſchließen. Auf dem in Frage kommen⸗ den Baugelände ſoll die Bauplanung im na⸗ Konalſozialiſtiſchen Geiſte durchgeführt wer⸗ den. Ueber den Kanzlerbeſuch in Oeſchelbronn entnehmen wir dem een Anzeiger u. d. noch: Stumme Ergriffenheit und Ernſt auf dem Antlitz des Kanzlers, wortlos äberblickte er die Trümmer. Zunächſt zeigte man dem Kanzler den Entſtehungsherd des Brandes. Landrat und Bürgermeiſter erläu⸗ ſerten an Hand eines Planes die verheeren⸗ de Ausbreitung des Feuers. Dann ſtieg der Kanzler mitten durch die Trümmerhaufen, immer wieder blieb er ſtehen und ließ ſich berichten. Er zeigte ſich befriedigt über den Erfolg der Aufrufe zur Linderung der erſten Not. Reichsſtatthalter und Landrat gaben näheren Aufſchluß über die Aufbaupläne. Hierzu äußerte der Kanzler wiederholt den Wunſch, daß alle Verzögerungen und lang⸗ wierige Ueberlegungen zu vermeiden zeien. Er freute ſich, daß das Aufbauwerk ſofort in Angriff genommen werden ſoll:; er ſelbſt werde ſich bemühen, zuſätzliche Mittel aus dem Winterprogramm zu ſchöpfen und ſie ür den Wiederaufbau der Gemeinde zur Berſügung zu ſtellen. Am Schulhaus, von wo der Kanzler noch einmal die Brandſtätte überblickte, wurde er von dem vierjährigen Söhnchen des Bürgermeiſters mit einem krüftigen„Heil Hitler“ begrüßt, während ihm das Töchterchen des Oberlehrers Blumen überreichte. Dann ſtellten ſich die Schul⸗ kinder auf, um unter Leitung des Oberleh⸗ rers das Horſt⸗Weſſel⸗Lied zu ſingen. Ge⸗ rührt dankte der Führer den Kindern— er lächelte hier während ſeines Aufenthaltes in Deſchelbronn das einzige Mal! Inzwiſchen waren die Wagen vorgefahren und der Kanzler mußte zur Abfahrt drängen. Nach⸗ dem er ſich vom Landrat und dem Bürger⸗ meiſter verabſchiedet hatte, beſtieg er ſeinen Wagen, auf dem ganzen Wege durch die Ortsſtraßen im blumengeſchmückten Wagen ſtehend und der Bevölkerung nach allen Seiten zuwinkend. Ueber die Durchfahrt des Führers durch Pforzheim berichtet der„Pforzheimer Anzei⸗ ger“ u. a.: Neben dem Wagenlenker ſtehend und nach links und rechts die Menge grü⸗ ßend, nahm der Kanzler die begeiſterten Huldigungen entgegen. Am Marktplatz wur⸗ de 1 ein vierjähriger Knabe im Braun⸗ hemd faſt in den Wagen hineingeſchoben. der Führer erwiderte auch dieſe Huldigung mit einem herzlichen Händedrack. Zahlreich, ole dem Kanzler zutell wurden, und die Wärme und die Begeiſterung, die darin zum Ausdruck kamen, bezeugten 0 recht die Ver⸗ bundenheit des Fützrers mit dem Volke. Ein ebenfalls unveꝛgeßlicher 11100 hat 1 in der Ispringerſtraße abgeſpielt. Vork ſprang ein Arbeiter in ungehemmter Begeiſterung mit großen Sätzen guf den Wagen des Füh⸗ rers und überſchrie die Menge mit ſeinen Heilrufen. Der Reichskanzler ſtreckte ihm beide Hände entegen und zog den unb kannten Volksgenoſſen zu ſich herauf aufs Trittbrett. Der Wagen hielt einen Augen⸗ blick an und der Reichskanzler tauſchte Auge in Auge mit dem Arbeiter einige herzliche Worte. N Ueber einen anderen Vorfall auf der Wil⸗ ſerdinger Höhe wird berichtet: der 13 Jahre alte Volksſchüler, Konrad Moderi, durfte mit dem Kanzler bis in die Stadt fahren. Der Junge war aufs Trittbrett geſprungen, um dem Führer von ſeinem kleinen Schwe⸗ ſterchen zu erzählen, bei dem der Reichskanz⸗ ler Pate iſt. SS⸗Leute wollten den Knaben herunterheben, aber dieſer rief„Ich möchte dem Herrn Hitler erſt etwas ſagen“, worauf der Führer befahl:„geben Sie den Jungen mal in den Wagen herein“. Dort drückte er dem Buben herzlich die Hand, der vor Auf⸗ regung zu weinen anfing. Der Kanzler ſtrich ihm über den Kopf und beruhigte ihn mit der Frage:„Na, was haſt Du mir denn er⸗ zählen wollen?“ Der Junge:„Ich wollte Ihnen ſagen, daß ich der Bruder von Ihrem Patenkind Adolfine Moderi bin“.„Das iſt recht!“ erwiderte der Kanzler.„Haben Sie nicht ein paar Groſchen für den Jungen da?“ wandte er ſich dann an den Wagen⸗ führer. Dieſer zog einen 50⸗Mark⸗Schein und reichte ihn dem hochbeglückten Jungen, der jetzt zutraulicher wurde.„Mein Vater hätte Sie in Nürnberg gern ſprechen wollen“ ſagte er wieder zu dem Führer.„Ja, da ha⸗ be ich aber gar keine Zeit gehabt“ antwortet der Führer. Bei der Luiſen⸗Unterführung hielt dann der Wagen.„So, nun lauf mal wieder heim!“ So entließ der Kanzler den hochbeglückten Jungen, der voller Stolz und Fröhlichkeit wieder zu ſeinen Kameraden enteilte. und manniafolfia waren die Besrüßungen. Aus Vaden Mannheim, 17. Sept.(Eine falſche Rechnung.) Sechs gefälſchte Beſtellungen lieferte der 41jährige verheiratete Kaufmann Karl Hegener aus Altona bei dem hieſigen Vertreter eines Hamburger Aerztebuchverlages ab, für die er 35 Rm. Proviſion erhielt. Die Bücher hatte er an ſeine Adreſſe kommen laſ⸗ ſen und ſie auf ſein Konto gebucht. Der Vertreter der Anklage forderte eine Gefäng⸗ nisftrafe von einem Jahre, das Schöffenge⸗ richt bemaß die Strafe auf acht Monate. Mannheim, 17. Sept.(mannheim und ſein Theater helfen.) Am Freitag, den 29. September 1933 wird das Nationalthea⸗ ter einen großen„Bunten Abend“ im Nibe⸗ lungenſaal des 9 veranſtalten. Die Stadtverwaltung ſtellt den Saal unentgeltlich zur Verfügung. Das Soloperſonal des Natio⸗ naltheaters, das Orcheſter, der Chor und das Ballett wirken mit. Der Geſamtertrag des Abends wird den durch das Brandunglück in Oeſchelbronn Geſchädigten überwieſen wer⸗ den. Heidelberg, 17. Sept.(Spende für Oeſchelbronn.) Für die durch die Brand⸗ kataſtrophe in Oeſchelbronn betroffenen badi⸗ ſchen Volksgenoſſen hat der Oberbürgermeiſter eine Spende in Höhe von 1000 Rm. aus ſtäd⸗ tiſchen Mitteln bewilligt. Außerdem haben die Heidelberger Schuhhändler eine Samm⸗ lung von Schuhwaren veranſtaltet, bei der bis jetzt ſchon eine große Anzahl von Schuhen zuſammengekommen iſt. Buchhalter unterschlägt 20 000 Marl Köln, 17. Sept. Die Polizei nahm den Buchhalter eines Kölner Großunternehmens feſt, der ſeine Firma in den letzten Monaten um viele Tauſende betrogen hat. Der unge⸗ treue Angeſtellte hatte es durch ein raffiniert ausgedachtes Buchungsmanöver verſtanden, je⸗ weils einlaufende Beiträge auf ſein Poſtſcheck⸗ konto abzuzweigen. Da der Buchhalter das beſondere Vertrauen ſeiner Vorgeſetzten ge⸗ noß, konnten ſeine Unterſchjagungen längere Zeit unentdeckt bleiben. Die Firma dürfte einen Schaden von 20000 Mark erleiden. „Der Herr von Rotacker iſt gekommen, um dich zu Schwetzingen, 17. Sept.(Backofen ex plodiert.) Aus bisher noch ungeklärter A ſache explodierte der Backofen einer hieſigen Bäckerei. Glücklicherweiſe iſt das Unglück, das leicht hätte größere Folgen zeigen können, noch gut abgelaufen. Außer einer Anzaht Fenſterſcheiben im Haus und den Türen des Ofens, die herausgedrückt wurden, entſtand lein größerer Schaden. f a Buchen, 17. Sept.(Nächtlicher Ein⸗ bruch.) Nachts drangen Einbrecher in das Büro des Lagerhauſes ein, brachen den Akten⸗ ſchrant auf und durchwühlten die Papiere. Auch der Kaſſenſchrank wurde durch Werkzeu beſchädigt, konnte jedoch nicht geöffnet wer⸗ den. Jedenfalls hatten es die ungebetenen Be⸗ ſucher auf die im Kaſſenſchrank lagernden 3500 Mark Getreidegelder abgeſehen. Von den Tätern ſehlt noch ſede Spur. 5 Wertheim, 17. Sept.(Einbrüche in Schulhäuſern.) In der Nacht wurde das hieſige Gymnaſium und die Volksſchule vorm Einbrechern heimgeſucht, die die Schrände durch⸗ wühlten, in der Volksſchule eine Schreibma⸗ ſchine beſchädigten, im Gymnaſium die Bib⸗ liothek verunreinigten und aus dem Direl⸗ tionszimmer 3 Mark entwendeten. Erſt vor zwei Jahren war im Tauberbiſchof⸗heimer Gymnaſium ein Einbruch verübt worden. Da Fußſpuren und Fingerabdrücke gegeben ſind, hofft man der Täter habhaft werden zu kön⸗ nen. Karlsruhe, 17. Sept.(Jugend ſol! Schach ſpielen.) Unterrichtsminiſte? Dr. Wacker erſucht in einem Erlaß die im Schach⸗ ſpiel erfahrenen Lehrer aller Schularten, nach Benehmen mit dem Schulleiter und gegebenen⸗ falls mit dem Führer des örtlichen Schach⸗ Hubs im badiſchen Landesverband die ſchach⸗ ſpielenden Schüler zu einer freien Arbeitsge⸗ meinſchaft an der Schule zuſammenzuſchließen und durch Vorträge, Schulungskurſe uſw. in der Ausübung des Spieles zu fördern ſowie Jungmannſchaften in die Spielregeln einzufüh⸗ ren und ſie für dieſes Spiel zu gewinnen. Ueber die getroffenen Maßnahmen und die dabei gemachten Erfahrungen iſt bis 1. Auguft 1934 ein entſprechender Bericht dem Anter⸗ richtsminiſter vorzulegen. Adolf Hitler in Oeſchel⸗ bronn. Der Führer weilte in dem von einer furcht⸗ baren Brandkataſtrophe heimgeſuchten badiſchen Dorf Oeſchelbronn, um ſich perſönlich von den erſten Hilfsmaßnahmen für die obdachlos ge⸗ wordenen Bewohner zu überzeugen. Der Müller ließ an der Hochzeit etwas draufgehen. 51 Henning trat ans Fenſter und ſtarrte in die ſommer⸗ helle Nacht. Vom Walde her ſchrie ein Kauz, und die Grillen zirpten. Schwer und drückend laſtete plötzlich die Einſamkeit, die er jahrelang kaum empfunden hatte, auf Henning. Und in ihm keimte ein leiſer Wunſch empor, einen Menſchen um ſich zu haben, der ihm ein liebes Wort ſagte. Da ſah er wieder die Müllerin vor ſich. Er fröſtelte in der Nachtluft. Ob der herbe Mund wohl ein liebes Wort ſagen konnte?— Er ſchüttelte den Kopf und ſchloß das Fenſter. Seine Sehnſucht galt der Toten. f Wenn Henning aber mit Klaus Ruppert die Wirt⸗ ſchaftsfragen beſprach, wenn er ſah, wie er als Gutsherr mit dem Heller rechnen, an ſeinen perſönlichen Bedürf⸗ niſſen knauſern mußte, um die alten Schulden an die Händwerksmeiſter in der Stadt zu zahlen, da kam ihm doch der Gedanke an Linda Gebhardt öfter. Er wurde ihm vertrauter, und ſchließlich reifte er zum Entſchluß. Eines Tages ging Henning Rotacker zur Mühle und freite um Linda Gebhardt. f 8 Der Müller lachte.„Ich dachte mir ſchon, daß Ihr eines Tages kommen würdet. Ihr wißt ja, daß ich nicht dagegen bin. Nun wäre noch das Mädel zu fragen. Vom Fenſter aus rief er einen Knecht an und befahl ihm, die Tochter in die Stube zu ſchicken. Sie kam aus dem Garten mit aufgekrempelten Aermeln, im ſchlichten Hauskleid, in derben Schuhen. Sie war erſtaunt, Notacker in der Stube zu ſehen. Der Müller huſtete ein wenig verlegen und räuſperte fragen, ob du ſeine Frau werden willſt, Linda“, ſagte der Müller. b Ueber Linda Gebhardts Geſicht zog ein feines Rot. Ruhig entgegnete ſie: „Wenn du es für recht Frau werden.“ 5 Faſt gleichgültig klang's. 0 995 Müller iſchte lich mit dem Sacktuch über die Stirn. b 1 „Ja, Mädel, ich glaub', ihr werdet ein gutes Paar. „So hab' ich Euer Wort, Jungfer?“ fragte Rotacker. „Ja, Herr!“ 1 Sie ſtreckte ihm die Hand hin. Henning ergriff ſie und neigte vor dem Mädchen den Kopf. 5 5 Sie ſprachen von Aufgebot und Hochzeit wie von einem Geſchäft, und als Henning nach einer Stunde nach Hauſe ging, hatte er das Geſühl, als habe er ſich ſelbſt verkauft.— hältſt, Vater, will ich ſeine Er ging wöchentlich mehrere Male zur Mühle hin⸗ unter. Kein innerer Drang trieb ihn dazu, er folgte mehr einer Sitte. Er traf ſeine Braut inmitten einiger Schneide rinnen, die aus der Stadt gekommen waren, in eifrigſter Beſchäftigung. i ü eie begrüßte ihn kühl und gemeſſen, brachte ihm einen Krug Wein und ſetzte ſich wohl auch ein Viertelſtündchen zu ihm. Dann ließ ſie ihn allein und entſchuldigte ſich mit der Ausſteuer. Von Liebe und Zärtlichkeiten war bei ihnen nicht die Rede. 1 Henning ließ den Wein meiſt unberührt ſtehen und brach bald wieder auf. f Er ſchob die Beſuche in der Mühle oft von einem Tag zum andern auf wie eine läſtige Pflicht. 1 Länger als ſonſt ſtreifte er mit der Büchſe durch die Wälder, oder er ritt zur Stadt. In ſeinem Haus arbeiteten die Schreiner und Maler, die der Müller ge⸗ ſchickt hatte, bis ſpät in den Abend, und ließen den Burg⸗ herrn kaum zur Ruhe kommen. **. * Wochenlang danach erzählten noch die Leute in der ganzen Gegend von den Schmauſereien in der Rotacker Müble. Henning hatte mit gequältem Geſicht neben ſeiner jungen Frau auf dem Ehrenplatz unter den ſchmauſenden und ſaufenden Bauern geſeſſen. Während Linda Gebhardt ſonſt meiſt Kleider von ſtädtiſchem Schnitt getragen hatte, ſo war ſie an ihrem Hochzeitstage in der Tracht einer wohlhabenden Bäuerin, als wollte ſie damit ihre bäue⸗ riſche Herkunft betonen. Die ſchwarzen Bänder der Haube umrahmten das Geſicht, das auffallend blaß war und einen ſtolzen Hochmut zeigte. 5 0 Das ernſte ſteife Brautpaar wirkte lähmend auf die Fröhlichteit der Bauern. Erſt als der Wein in den Köpfen zu wirken anfing, begann der Bann zu weichen. „Wir wollen gehen!“ ſagte Henning zu ſeiner Frau. Linda ſenkte zuſtimmend den Kopf und ſtand auf. Die Dämmerung kam ſchon herauf, als ſie aus dem Hoftor der Mühle ſchritten. Aus den feuchten Wieſen ſtiegen die Nebel. Die Neuvermählten gingen ſtumm nebeneinander her, als wie zwei Fremde, die denſelben Weg hatten. f. „Wir gehören nun wohl zuſammen, Linda! 5 „Ja!“ Die Stimme der Frau klang heiſer. h aber dicht neben Henning und legte ihre Hand in den Arm, den er ihr ritterlich reichte.. Henning hatte das Gefühl, als wenn die leichte Hand ſeinen Arm drückte wie eine Laſt, daß er ermüdete. Stumm ſchritten ſie an den gafſenden Dorfleuten vorüßer. Man hatte das junge Paar auf der Burg noch nicht erwartet. So war es um die Begrüßung von dem Not⸗ acker Geſinde gekommen. Klaus Ruppert nur empfing die beiden an der Haustür und wünſchte der jungen Frau eil und Segen. 9 Er ging über den faſt dunklen Korridor voraus und öffnete die Wohnſtubentür. Eine Magd war beſchäftigt, die Kerzen in den Leuchtern anzuzünden. Sie knixte ver⸗ legen vor der neuen Herrin und huſchte ſchnell zur Tür. (Fortſetzung folgt.) 1 EIHEULCKNRIE GEW VON HEUH AEO 15 Nachdruck verboten. In ihren erſten Morgenſchlummer hinein, der ſie hin⸗ wegtäuſcht über die brennenden Schmerzen an ihrem Arm, Hlingt aus der Ferne gedämpft und feierlich:„Vater, ich rufe dich!“ In verhaltenem Andachtsſchweigen umſtehen die ſchwarzen Jäger das offene Grab ihres Kameraden Theodor Körner. Erde fällt dann auf den jungen Sänger von Leier und Schwert, der in ſeiner tollen, überſchäumen⸗ den Jugendkraft Symbol der Lützower geweſen iſt. Iſt ſo, als ſchlöſſe ſich eine Kette rund um das Grab des jungen Freiheitsdichters, eine Kette von Herzen. Die Kette aber ſchließt ſich nimmer, geht hin über ganz Deutſch⸗ land bis in fernſte Tage, denn ſo lange ein Herz deutſch zu fühlen vermag, wird nicht vergeſſen die kleine ver⸗ wegene Freiſchar mit ihrem tollkühnen Anführer. Durch die Bäume aber, unter denen Theodor Körners letzte Ruheſtätte liegt, rauſcht der frühe Morgenwind in der Kühle des vergangenen nächtlichen Gewitters. In ihm iſt der Sang der ſchwarzen Schar. 0 Drum, die ihr uns liebt, nicht geweint und geklagt, ö Das Land iſt ja frei, und der Morgen tagt, Wenn wir's auch nur ſterbend gewannen. Und von Enkel zu Enkel ſei's nachgeſagt: Das war Lützows wilde, verwegene Jagd. *** „Hihihi! Ein nettes Töchterchen habt Ihr, Frau Anna! Als Soldat verkleidet, ſtromert es durchs Land!“ Die Kräutermarie kichert ihr häßliches Lachen. Ueber Frau Annas blaſſes Geſicht rinnt leidſchwere Träne. „Laßt es doch, Marie! Hab' genug Sorgen. So lange hab' ich nichts mehr von Kaſpar gehört.“ Die Frau wiſcht ſich mit der Schürze über das verſorgte Geſicht. Gar nicht recht iſt es ihr geweſen, daß die gnädige Frau ihrem Manne die Erlaubnis zum Ausziehen gab. Aber eben die Männer. Und nun das Furchtbare mit Friederike. Daß aber auch immer die Kräutermarie alles weiß! Haſſen könnte man die alte Schleicherin mit den rötlichen Hexenaugen. Nun geht ſie auch noch neben ihr zum Gutshaus her. Der Kräutermarie Haßſeele feiert letzten Triumph. Bald wird ſie ihr Ziel erreicht haben. Hat ſich aber auch etwas koſten laſſen, das raſtloſe Nachforſchen nach der ver⸗ 0 EV NOHA AU OE ſchwundenen Friederike. Und mit ihr wird auch der junge Herr auf Saßnitz fallen. f Frau Sophie hört ſchweigend der Alten Erzählung zu. Ihr Geſicht iſt noch ſchmaler geworden. Schickt ihr der Sohn doch keinerlei Nachricht. So ruhelos iſt die einſt ſo Harte geworden. Nacht für Nacht treibt es ſie von ihrem Lager. Dann ſchleicht ſie ſich vor das Bild des Helden von Jena und Auerſtädt, hält lange Zwieſprache mit ihm. Das Bild hat plötzlich Stimme bekommen, ganz andere zwar, als die Frau früher gehört. Aber drum nicht minder eindringlich. Von dem Bild aber wandert Frau Sophie hinaus auf den Kirchhof zu der Tochter Grab. Blumen bringt ſie der Unglücklichen, Blumen, die zeugen von verzeihender Liebe. Am Tage aber ſteht die Gutsherrin lange Stunden am Fenſter von Annettes Zimmer im Fremdenflügel, ſtarrt die Landſtraße hinauf und hinunter und wartet— wartet.. Die Kräutermarie findet nicht ſo willig Ohr wie ſonſt, hegt Frau Sophie doch großes Mißtrauen gegen ſie, weil ſie Annettes junges Leben ſo quälte. Und dann liegt etwas in der Luft, etwas Beſonderes, Glückverheißendes. Die Aſtern und Georginen draußen im Garten nicken ſo freudenbunt in ihren leuchtenden Kleidern. Da knirſcht Räderknarren über den Gutshof. Frau Sophie weiß ſelbſt nicht, wie ſie hinunter⸗ gekommen, wie ſie in des Sohnes Arm liegt. Helmut von Saßnitz aber macht ſich frei. Ich weiß, daß Ihnen meine zukünftige Frau nicht recht iſt, Frau Mutter. Aber trotzdem bitte ich Sie, nehmen Sie ſie unter Ihren mütterlichen Schutz. Friederike hat ihr Menſchentum und ihre Liebe draußen in der Welt be⸗ wieſen. Und dann, Frau Mutter— eiſern iſt unſere Liebe in eiſerner Zeit, wie Sie uns immer gepredigt. Eiſerne Zeit aber erfordert Ausnahmemenſchen. Seien Sie ſolch Ausnahmemenſch!“ Da zieht Frau von Saßnitz die junge zukünftige „ der der Sohn aus dem Wagen hilft, ans erz. g„Gott ſegne deinen Eingang auf Saßnitz, mein liebes Kind!“ Ihre ſonſt ſo harte Stimme bricht in verhaltenem Weinen. 5 Ueber den Hof taſtet ſchleichender Schritt. Noch am Ziel ſieht ſich die Kräutermarie getäuſcht. Da richtet ſich der Haß, den ſie gegen die von Saßnitz und gegen die glück⸗ lichere Mitſchweſter gehegt, gegen ſich ſelbſt. Noch in ſelber Nacht flammt blutroter Schein durch den ſternklaren Herbſt. Das iſt die Hütte der Kräutermarie. Sie ſelbſt aber findet in den Flammen ein Ende. 8 N 1 4. Die kleine Dorſtirche der Herrſchaft Saßnitz iſt am Abend feſtlich beleuchtet. Bunte Aſtern, Georginen und Dahlien ſchmücken den weißgedeckten Altar. Und vor ihm ſtehen wieder zwei junge Menſchen, die den Bund fürs Leben ſchließen wollen. Friederite hat nicht nachgegeben, bis ſie dem geliebten Manne angetraut wird, muß Helmut doch ſchon in der erſten Frühe des Morgens abreiſen, um zu ſeinem Truppenteil zu ſtoßen. Der alte Pfarrer iſt ſo bewegt, daß es ihm faſt die Stimme verſchlägt. Und er gibt dem jungen, durch die Zeit ſo ernſten Weibe und dem tollkühn, heldenhaften Mann mit auf den Lebensweg, der für ſie ſchon ſo ſchwer beginnt, das urewige Wort von der Treue bis zum Tode. „Sei getreu bis an den Tod, ſo will ich dir die Krone des Lebens geben.“ 5 Frau Sophie von Saßnitz hat tief das Haupt geneigt in inniger Demut, weiß ſie doch nun, was Friederikes Herz all die Zeit gelitten. a a So warm und ſelig klingt das gelobende„Ja“ der beiden Neuvermählten. Es ſingt die Orgel wie damals bei der Trauung der jungen Annette, iſt aber heute anderer Klang in ihr, ein beſeligter, jubelnd reiner, der aus den Tiefen einer eiſernen Zeit kommt und dem Morgenrot der neuen Freiheit entgegenjauchzt. *. 4** Herbſtnebel ſteigen auf aus den Wieſen um Gut Saß⸗ nitz, Nebel mit feuchten, näſſeſchwerem Atem, der ſich gegen den noch ungewiſſen Morgenhimmel ſchlagen will. Aber die Sonne ſetzt ſich durch. Da ſtehen Helmut von Saßnitz und Friederike am Grab der ſo früh verſtorbenen Annette. Gegangen ſind ſie ihren Weg drüben vom Heiligtum Frau Sophies, dem Bilde des Helden von Jena und Auerſtädt aus, ſind aus ſchwerer, eiſerner Zeit gekommen, die tief im Herzen Helmuts ge⸗ wurzelt. Aus der Tieſe dieſer Tragik aber führt gnädiger Weg zum Kampfe um die Freiheit, der geſegnet ſein wird, weil er rein und heilig. f Innig zieht Helmut von Saßnitz ſein junges Weib in die Arme. „Eiſerne Zeit, Friederike! Wir haben ihren Sinn ver⸗ ſtanden. Brauchten an ihr nicht zerſchellen, wie die dort unten, die mit ihrem zarten Seelchen, das einer anderen Zeit angehörte, zerſchellte am Felſen unſerer Tage. Eiſerne Zeit! Noch iſt ſie nicht zu Ende, noch fordert ſie höchſte Kraft. Wir aber wollen ihr gewachſen ſein als eiſerne Menſchen einer neuen Freiheit!“ Mit offenen Augen ſchauen Helmut von Saßnitz und Friederike der aufgehenden Sonne entgegen, die flammend⸗ rot im Oſten auftaucht, im Oſten, woher auch Deutſchlands Schickſalsſtunde ſchlug. — Ende.— Den Ftende von Eibſee Von Petri Kettenfeier⸗Wurzinger. . Zu einer Zeit, in der das Werdenfelſer Land in Oberbayern zwar ebenſo ſchön wie heute, aber unwirtlich und nur ſchwach beſiedelt war und von den Reiſenden nach Norden oder Süden ohne längeren Aufenthalt durchzogen wurde, kehrte ab und zu in Fremder in einem Fuhrwerksgaſthof ein, der an der Stelle tand, wo heute der Weg hinaufführt zum Kloſter Ettal. Der Kreis der ſtändigen Beſucher des Gasthofes war nur klein. Bauern aus der näheren und weiteren Umgebung ſchloſſen dort ihre Geſchäfte ab, Jäger kehrten ein, reiche Reiſende und Bettel⸗ volk wechſelten ab mit ſonſtwelchen fahrenden Leuten. Und Darum fiel der fremde Mann, der nur alle ſechs Wochen oder wei Monate erſchien, ſeine ſchwere Armbruſt an einen Haken ing, ſich vor dem Kruzifix bekreuzigte und dann breit und be⸗ 990 0 9 einem abſeits ſtehenden Tiſche Platz nahm, ſchließlich 1* Der Wams des Fremden war aus gutem Stoff, das breite Barett, das über das rechte Ohr herabhing, ſchmückte eine Adlerfeder, die derben Schuhe, die, entgegen der Sitte des Landes, bis zum Knie verſchnürt waren, zeigten gute Arbeit und ſchweren Nagelbeſchlag. Und das Silber. mit dem der Fremde ſeine Zeche bezahlte, hatte feinen Klang. Wenn ein reiſender Handelsmann anweſend war, kaufte der Seen e wohl weißes Linnen, wie es die Mädchen und Frauen trugen, oder einige Ellen guten Stoff für Weibskleidung. Auch ein goldenes Kettlein mit einer Schaumünze erſtand einſt deu de Aber wenn der Wirt des Gaſthofes katzbuckelnd nahte, den Fremden zu einem Schoppen Tiroler Wein einlud und ihn vorſichtig 2 5 ſein Woher und Wohin aushorchen wollte, dann kam in das gutmütige Geſicht des Fremden ein ſtolzer Zug, die Augen⸗ ande furchten ſich zu einer drohenden Falte, und den breiten und langen Bart mit den Fingern ſtrählend, wandte ſich der Fremde ab, als ob er die Frage nicht gehört hätte. Gleichviel, ob Sommer oder Winter, ſtand der Fremde um fünf Uhr nach⸗ mittags auf, ſchulterte ſeine Armbruſt und verſchwand in der Richtung der Grünen Aue auf einem der vielen Steige, die weiter über die Loiſach nach Grainau und Grieſen zu führten. Da war aber auf dem Werdenfelſer Schloſſe ein gar junger, zurwitziger Gaſt, ein Verwandter eines der Vögte, eingezogen. Der kümmerte ſich wenig um alten Brauch und bäueriſche Sitte, zog auf ſeinem Rappen talab, talauf, ſcherzte unziemlich mit den Töchtern der Bauern und den Ehefrauen und warf mit dem Geld um ſich, als ob die Taler Bettelpfennige wären. Auch in dem Fuhrwerksgaſthof an der Straße nach Ettal war der junge Mann Gaſt. Und wenn er kam, da rollten die Würfel und die Karten knallten auf den Tiſch. Und als einſt der Fremde aus den Bergen. wie man den ſchweigſamen Gaſt nannte, der ab und zu einkehrte, ruhig an ſeinem Tiſche ſaß, da forderte ihn der junge Mann auf, ein Spielchen mit ihm u machen. Finſter ſchob der Fremde den Becher mit den 8 97655 0 8 8510 ae 3 5 den Arm des jungen 7 l Sofort hatte aber der ſeinen? ſum die Unbill zu rächen. ee ee „Verfluchter Bauer!“ ſchrie er a end 100 10 105 und drang auf den Fremden ö er ſchon hatte ihn der Fremde um den Leib gefaßt. t chrie der Werdenfelſer auf— doch im nächſten Agen dic dag er der Länge nach auf der Straße im tiefen Schnee. Er kam nicht mehr in die Stube, und ſeinem im Galopp mit ihm davon⸗ nun floh der junge Menſch zu Tal, verfolgt von Joſua. Ein 00 Rappen ſcholl das brüllende Gelächter der Bauen „Wer iſt der Fremde?“ herrſchte am nächſten Tage der junge Mann den Wirt an.„Ich bin Offizier im kaiſerlichen Heer 5 3 iſt mein Name—, und ich muß die Beleidigung 11 sell boch 1 0 5 Eidedt ſagte der Wirt.„Und och o am Eibſee als Einſiedler hauſen. Me. wir alle nicht!“ g„ Stumm drehte der junge Mann dem Wirt den Rücken und ging.— Wochen vergingen— in den Bergen war der Schnee ge— ſchmolzen, warm ſchien die Sonne auf die Fluren und die Loiſach war zum brauſenden Fluß geworden. Da kam der Fremde aus den Bergen wieder ins Tal. Er hatte ein Maul⸗ tier mit, das zwei ſchwere Säcke mit Mehl trug. Wie immer, bezahlte zer nach einem Trunk ſeine Zeche und machte ſich dann auf. „Paßt auf!“ rief ihm ver Wirt nach.„Der Werdenfelſer Herr will euch nicht wohl!“ i 10 Aber lachend rief der Fremde zurück:„Er ſoll mir nur kommen!“ Und dann nahm ihn der Wald auf. 9 1 0 klang die Glocke des Maultieres durch die anbrechende acht. Joſua, der Fremde, hörte nicht die leiſen Schritte ſeines Verfolgers; aber der hörte das Klingen der Glocke und konnte den Weg nicht verfehlen. Zuerſt ging der Weg eben am Ufer der Loiſach, dann ſteiler durch dichten Wald, am Rande der ungeheuren, himmelſtrebenden Wände entlang, und endlich ſteilhoch, um dann wieder bergab zu führen. Und plotzlich ſah der junge Offtzier Hannes Vollrat, der Joſua aus Rachſucht und um ſein Geheimnis zu lüften, gefolgt war, einen großen See im Mondlicht unter ſich liegen. Den Eibſee. Unten am See erklang die Glocke des Maultieres. Der Fremde ſchritt mit ihm um den See herum. Und Hannes Vollrat, der ihm folgte, bemerkte plötzlich einen Lichtſchein. Es war acht Uhr abends geworden. Näherſchleichend, ſah der junge Offizier eine rohgezimmerte Hütte. Mit einer Fackel in der Hand, ſtand ein junges Weib an der Türſchwelle. Zwei Kinder, anſcheinend e e e Wiang e ſich am Maultier zu L äffen rangen zwei gr i Hei boch gen z große Hunde an ihrem „Mit einem Male rollte ein großer Stein unter den Füßen des Offiziers fort in den See. Die Hunde hörten auf zu bellen. Sie hatten den ungewohnten Ton gehört und wurden ſcheinbar ſtutzig. Wie ihr Herr, der aufmerkſam im Schein der Fackel nach der Stelle blickte, wo der Offizier nun⸗ e 1 e Herzen verſteckt lag. Maria! Mit den Kindern ins Haus! Und die Balken vor!“ hörte Hannes Vollrat jetzt den Fremden rufen.—„Und 105 Horr!“ ſchrie der Fremde ſeinen Hunden zu.„Auf Eiſige Furcht kroch nunmehr dem Offizier über den Rücken Raſch begann er den Rückzug. Aber immer näher und näher kamen die Hunde. Hinter einen Felſen geduckt, erwartete der Offizier den erſten Hund. Mit einem kräftigen Hieb zer⸗ chmetterte er ihm den Schädel. Das Tier ſtürzte ohne Laut n die Tiefe. Mit wſitendem Gebell nahte das zweite Tier. Beim Hieb auf den Schädel des Hundes zerbrach der Degen des Offiziers. Der Hund blieb aufheulend am Wege liegen. Und Bolzen aus der Armbruſt des Fremden ſauſte am Kopfe des ſchon ſah er von weitem im Mondſchein Häuſer liegen. Bald 1910 der Offizier die Straße erreicht— der Gaſthof lag vor l. Atemlos rannte er um das in tiefer Ruh liegende Haus, und durch ein offenes Fenſter gelangte er in das Innere. Erſchöpft ließ er ſich im Gaſtzimmer auf eine Bank niederfallen. Aber es dauerte keine zwei Minuten, da ſtieg durch das gleiche Fenſter der Fremde von den Bergen in das Gaſtzimmer. Eniſetzt ſprang der Offizier auf. „Bleibt ſitzen!“ ſagte mit eiſerner Ruhe der Fremde.„Ihr ſeid ohne Waffen— ich bin bewaffnet; Ihr ſeid eben ſolche Wege nicht gewöhnt— ich wohl! Zuerſt Licht! Dann wollen wir weiterſprechen!“ Der Fremde brannte mit Stahl und Zunder ein Talglicht Armen neben den Offizier. Die Armbruſt, geſpannt mit auf⸗ gelegtem Bolzen, ſtellte der Fremde neben ſich. Raſch fuhr die Hand des jungen Mannes in den Wams. Aber ebenſo raſch hatte Joſug die Hand gefaßt. Ein Stilett entwand er leicht der Fauſt des Erſchöpften. Und lachend klopfte er ſeinem Nachbaen auf die Schulter. Polternde Schritte näherten ſich die Treppe des Hauſes herab. Der Wirt erſchien und ſtarrte erſchrocken auf die ſpäten Gäſte. Der Offizier wollte aufſpringen; aber mit eiſerner Fauſt zwang ihn der Fremde auf den Stuhl. „So“, rief er dem Wirt zu,„nun Würſel her! Wir 1 noch ein Spielchen machen! Und dann Wein— aber guten!“ Der Wirt wollte ſprechen; aber vor dem böſen Blick 11 0 Fremden verſtummte er, brachte den Würfelbecher und ein. „Nun Schluß mit der Narrheit!“ ſchrie der Offizier. Aber mit knirſchenden Zähnen faßte ihm der Fremde nach der Gurgel und zwang ihm den Würfelbecher in die Hand. Dann den Liſch Fremde in die Taſche und warf zehn Goldſtücke auf Höhniſch blickte er auf den Offizier, der vergebens Geld ſuchte, dann aber den Wirt um Geld bat. Aber als der Wirt davoneilen wollte, da hielt ihn der Fremde zurück, ſchloß die Tür zur Treppe ab und ſteckte den Schlüſſel ein. „Ich nehme Wechſel!“ rief der Fremde. Und es begann das Würfelſpiel. Zuerſt gewann der Offizier, dann aber ſtets der Fremde. Und immer wieder mußte der Offizier ſeinen Verluſt auf das Papier ſchreiben, das der Wirt im Schanktiſch gefunden hatte. Vierhundert Goldgulden folgte der Rappe, der im Stall des Wirtes ſtand. Und als der Morgen graute und die erſten Fuhrleute an die Tür des Gaſthofes klopften, da ſtand der Fremde auf, ſteckte den Schuldſchein in die Taſche, holte den Rappen des Offiziers aus dem Stalle und machte ſich bereit zum Heimgang. Beim Abſchied aber zog er den lungen Offi⸗ zier beiſeite und raunte ihm ins Ohr:„Ich ſchenke euch die Schuld und den Rappen dazu, wenn ihr verſchweigt, wo ich meine Hütte habe!“ Pferdes, rief der Offizier und griff nach dem Zügel ſeines es. „Halt!“ ſagte der Fremde.„Heute übers Jahr bringe ich euch den Rappen und das Papier! Eher nichth⸗ Und ſie ſchieden voneinander.— Aber niemand kam jemals zur 76055 des Fremden. Als er nach einem Jahre den jungen Offizier ſuchte, da ſagte man dem Fremden, daß er im Kriege erſchlagen worden ſei. Der Fremde aber 1 den Rappen dem Kloſter Ettal, das das Offiziers vorbei. Unaufhaltſam ging ſeine Flucht weiter. Und ferd ein Jahr lang in ſeinem Stalle beherbergt hatte. a e hängt das Bild des Rappen. N 990 5 unter an, das an der Wand hing und ſetzte ſich behäbig mit breiten 13 orten) und Gemeinden mit Charaktee darf der Laib Brot zu 4 Pfd. höch⸗ beſſere Zufam 075 bis 78 Pf auf 62 bis 66 dier Kirchenzufammenſchluß Darmſtadt, 17. Sept. Die neue Kirchen⸗ regier geſetzte gemeinſamen ung und der von der Landessynode ein⸗ een e traten zu einer Sitzung zuſammen, nachdem durch Verhandlungen mit den anderen Landeskirchen Beteiligung der ſtaatlichen Behörden eine Klärung der Lage eingetreten war. Die Kirchenregierung und der Verfaſſungsausſchuß, ie durch die Synode zur Schaffung der Ver⸗ ſaſeung euſprechend als legitimiert zu be⸗ trachten ſind, haben 5 einſtimmig die von den Landeskirchen Naſſau und Frankfurt bereits am 12. d. M. angenommene Verfaſſung für die großheſſiſche Kirche nebſt Einführungsge⸗ ſetz auch ihrerſeits für die Landeskirche in Heſſen rechtsverbindlich angenommen, und zwar vorbehaltlich des nachträglichen Ein⸗ baues der Richtlinien der Deutſchen Evangeli⸗ ſchen Kirche für die Verfaſſungen der Landes⸗ lirchen und unter der Vorausſetzung der Ge⸗ nehmigung der Verfaſſung durch die Deutſche Evangeliſche Kirche. b N Nachdem die Vereinigung mit den beiden andern Landeskirchen von der heſſiſchen Lau⸗ desſynode beſchloſſen wurde und jetzt rechts⸗ verbindlich für die Heſſiſche Landeskirche auch die Verfaſſung der künftigen großheſſiſchen Kirche angenommen iſt, handelt es ſich nur darum, wann die großheſſiſche Kirche ins Le⸗ ben treten wird, was durch Bevollmächtigte beſtimmt werden ſoll. Für die Evangeliſche Landeskirche in Heſ⸗ ſen iſt als Bevollmächtigter zur Durchführung der gefaßten Beſchlüſſe, insbeſondere zur Be⸗ ſtimmung der Abgeordneten aus Heſſen für die großheſſiſche Synode, der Synodale Rechts⸗ anwalt Klein⸗Darmſtadt berufen worden. Ueber den endgültigen Namen der großheſ⸗ ſiſchen Kirche ſchweben noch Verhandlungen. die N⸗Volkswohlfahrt Frankfurt a. M., 17. Sept. Das Gau⸗ 5 preſſeamt Heſſen⸗Naſſau teilt u. a. mit: In dem unaufhaltſamen Zuge der Entwicklung zum„Totalſtaat“ erſteht zurzeit im ganzen Reiche eine Organiſation, der große Aufgaben übertragen wurden. Die geſamte private 4 Wohlfahrtspflege ſoll unter eine zentrale Lei⸗ tung, die der Nationalſozialiſtiſchen Volks⸗ wohlfahrt, gebracht werden. Nach der Ver⸗ fügung des Führers iſt die NS. Volkswohl⸗ fahrt für alle Fragen der Volkswohlfahrt und Fürſorge zuſtändig. Die Reichsrichtlinien ſet⸗ zen den Namen dieſer Organiſation ſo weit, daß alle Gebiete unſeres öffentlichen Lebens, welche unter den Begriff„Wohlfahrt“ fallen, eingeſchloſſen werden. Dieſe Organiſation kann auf die Vereinheitlichung aller der vielgeſtal⸗ teten Aufgaben der privaten Fürſorge nicht verzichten, ſie muß die Führung übernehmen. Jeder Volksgenoſſe ariſcher Abſtammung holl ſich tatkräftig dem großen Werk zur Ver⸗ fügung ſtellen. Die Aufnahmeformulare wer⸗ den von den Zellenverwaltern der NS.⸗Volks⸗ wohlfahrt jedem Volksgenoſſen zugeſtellt wer⸗ den. Die Aufnahmegebühr beträgt 50 Pfen⸗ nig, der Mindeſtbeitrag für Mitglieder 50 Pfennig, für Nichtmitglieder 1 Mark. der Brotpreis in geſſen Darmſtadt, 17. Sept. Unterm 12. Septem⸗ ber erläßt Staatsſekretär Jung als Leiter der ü gleisüberwachungsſtelle folgende Bekanntma⸗ chung: Auf Grund des Paragraphen 2 der Verord⸗ 9 1991 des Reichspräſidenten vom 9. Dezember (Reichsgeſetzblatt Teil 1, S. 702) und 5 det Verordnung zur Preisüberwachung vom Juli 1933(Darmſtädter Zeitung vom 10. Juli 1933) beſtimme ich hiermit auf Grund der gegenwärtigen Preis- und Erzeugungsver⸗ haältniſſe folgende Broipreishöchſtſpannen: „Roggenbrot. Ju den Städten(mit Vororken) und Gemeinden mit ſtadtähnlichem Charakter darf der Laib Brot zu 4 Pfd. höch⸗ 11 ſtens 60 bis 62 Pfg., in Gemeinden mit rein ländlichem Chararter höchſtens 56 bis 58 Pfg. koſten(bei 6 Pft. 84 bis 87 Pig.) Miſchbrot. In den Städten(mit Vor⸗ ſtadtähnlichem ſtens 70 bis 72 Pfg. koſten,(bei einem Miſch⸗ eerhältnis 0,50 Roggenauszug und 0,50 Wei⸗ en, Spezial Null), in den Gemeinden mit Lein ländlichem Charakter höchſtens 66 bis 68 fg. kosten. Falls das Miſchverhältnis eine 9 menſetzung enthält(3. B. 0,25 mogen zu 0,75 Weizen), iſt ein entſprechender 1 ſelezuſchlag zu den vorgenannten Preiſen ſatthaft(3. B. für 0,25 Roggenauszug und 5, Weizen, Spezial Null, bei der Stadt 74 5 g., bei dem Land 70 bis 72 Pfg.). Enthält das Miſchverhältnis eine geringere Juſammenſetzung, z. B. zwei Drittel Roggen und ein Drittel Weizen, ſo hat ein entſpre⸗ ö Gd Abſchlag zu erfolgen, z. B. in der adt auf 66 5 68 Pfg., auf dem Land 80 g. Soweit in einzelnen Städten und Land⸗ ſeweinden bereits ein Brotpreis für die ver⸗ ciedenen Brotſorten gilt, der unter den obi⸗ en Höchſtpreiſen liegt, darf eine Preiserhö⸗ hung nicht stattfinden. 1 In Städten und Gemeinden mit ſtadtähn⸗ 0 Charakter iſt die Ueberſchreitung des die eiſten Satzes der obigen Spannen an 10 Genehmigung der Preisüberwachungsſtelle 0 Den die nur in Sonderfällen aus be⸗ üderem Anlaß erteilt werden wird. Im Statiſtiſchen Reichsamt dienen der Aufbereitung der Volkszählung, für die diesmal etwa 9,5 Millionen Mark an Reichs⸗ und Landesmitteln zur Verfü⸗ gung geſtellt worden ſind, während für die von 1925 insgeſamt rund 20 Mark, alſo etwa das Doppelte an ſchen Cenſus(USA.) auf rund 160 Millio⸗ nen Mark beziffert werden. Die erſten Ergebniſſe der ſind bereits mitgeteilt. Die Bevölkerungsvermehrung in den ein⸗ zelnen Gebieten Deutſchlands war in der Zeitſpanne von 1925 bis 1933 ſehr unter⸗ ſchiedlich. Auffällig iſt beſonders die geringe Zu- nahme in den landwirtſchafklichen Ge⸗ bielen des Oſtens, die keilweiſe ſogar ſchon eine Abnahme zu verzeichnen ha⸗ ben. Dieſes Ergebnis wird für die künftige Siedlungspolitik hinſichtlich der Aufnahmefähigkeit von Menſchen von großer Bedeutung ſein. Die Bevölkerungsdichte der Oſtländer wie z. B. der Grenzmark Poſen-Weſtpreußen beträgt nur 44,3, die von Mecklenburg-Stre⸗ litz ſogar nur 38,5. Ein ganz anderes Bild zeigen dagegen die induſtrialiſierten Lande Deutſchlands. Sachſen hat z. B. eine Be⸗ völkerungsdichte von 347, die Rheinprovinz 318, Weſtfalen 249, das ſind Werte, die teil⸗ weiſe von keinem ausländiſchen Staat er— reicht werden. Der harte Zwang zu äußerſter Sparſam⸗ keit, der bei der Geſamtplanung des Zäh⸗ lungsprogramms maßgebend war, hatte al⸗ lerdings inſofern auch ſein Gutes, als durch die ſtarke Vereinfachung des Erhebungs⸗ und Bearbeitungsprogramms die Möglich⸗ keit zu einer beſchleunigten Durchführung der Bearbeitung gegeben iſt. Gerade eine Notzählung im Zeitpunkt einer unerhörten Wirtſchaftskriſis hat nur dann ihre Berech⸗ tigung, wenn ſie ſo einfach und ſo ſchnell wie möglich durchgeführt wird, ſo daß ihre Ergebniſſe für die Vorbereitung und Durch⸗ führung eines planvollen Wiederaufbaus der Volkswirtſchaft noch zurechtkommen. Dieſes Ziel ſoll durch Einführung eines Zwei⸗Schichtenbetriebes und ähnliche orga⸗ niſatoriſche Maßnahmen in den ſtatiſtiſchen Aufbereitungsſtellen und durch äußerſte An⸗ ſpannung aller Kräfte erreicht werden. Volkszählung große Volks-, Berufs⸗ und Betriebszählung Millionen Koſten aufgewendet wurden. Zum Vergleich ſei er⸗ wähnt, daß die Koſten des letzten amerikani⸗ Statiſt herrſcht au⸗ genblicklich Hochbetrieb. Die Hauptarbeiten ö 0 5 1 ö 5 * Das Neich macht Inventur Die Aufbereitung der Vollszählung— Abſhluß Ende 1934 zu erwarten Das Ziel muß ſein, die Hauplergebniſſe der Volkszählung noch in dieſem Jahr, die grundlegenden Ergebniſſe der Be. rufszählung im Frühjahr 1934 und die Ergebniſſe der landwirtſchaftlichen und gewerblichen Bekriebszählung ebenfalls in der erſten Hälfte des nächſten Jahres fertigzuſtellen und die ſtakiſtiſchen Auf⸗ bereitungsarbeiten des geſamken Zäh⸗ lungswerkes möglichſt im Laufe von el⸗ wa eineinhalb Jahren zum Abſchluß zu bringen. Gelingt es in gemeinſamer und enger Zu⸗ ſammenarbeit zwiſchen dem Statiſtiſchen Reichsamt und den Statiſtiſchen Landesäm⸗ tern dieſes Ziel zu erreichen und die Ergeb⸗ niſſe der neuen Inventur von Volk und Volkswirtſchaft innerhalb der angegebenen Friſt zu bewältigen, ſo wird das nicht nur ein Beweis für die Leiſtungsfähigkeit der amtlichen deutſchen Statiſtik ſein, ſondern auch einen nicht zu unterſchätzenden Beitrag zur Vorbereitung und Förderung des volkswirtſchaftlichen und nationalen Auf⸗ bauwerkes darſtellen, an deſſen verhei— ßungsvollem Anfang wir ſtehen. * 17550000 Haushaltungen Rückgang der Kopfzahl. Die Geſamtzahl der Einzel⸗, Familien⸗ und Anſtaltshaushaltungen im Deutſchen Reich beträgt nach dem vorläufigen Ergeb⸗ nis der letzten Volkszählung 17550 000. Gegenüber der Zählung von 1925 mit insgeſamt 15 350 000 Haushaltungen ergibt ſich eine Zunahme um rund 2,2 Millionen Haushaltungen oder 14,3 Prozent, während die Einwohnerzahl gleichzeitig nur um 4,4 Prozent zuge nommen hat. Die Zahl der Haushaltungen iſt alſo mehr als dreimal ſo raſch gewachſen wie die Ein⸗ wohnerzahl. Die Durchſchnittsgröße der Haushaltun⸗ gen iſt aber gegenüber den vorhergegange— nen Zählungsperioden erneut zurückgegan⸗ gen. Sie beläuft ſich heute nur noch auf rund 3,72 Perſonen je Haushaltung gegen- über 4,07 Perſonen im Jahre 1925. Dieſe rückläufige Entwicklung iſt ſchon ſeit mehre— ren Jahrzehnten zu beobachten. Heute ent⸗ fällt auf eine Haushaltung rund eine Per⸗ ſon weniger als in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Groß-Gerau.(Apfeldiebe im Laſt⸗ auto.) An der Landſtraße nach Mainz wurden in der Nähe von Nauheim in einer der letzten Nächte von Dieben, die mit einem Laſtauto gekommen waren, etwa 25 Zentner Aepfel von den Bäumen geſtohlen. Bensheim, 17. Sept.(Reichsſtatthal⸗ ter Sprenger beſichtigt die Ried⸗ meliorationen.) Der Herr Reichsſtatthal— ter unternimmt am Dienstag, den 19. Sep⸗ tember, eine Fahrt durch das Meliorationsar⸗ beits⸗ und Siedlungsgebiet des Rieds. Aus dieſem Anlaß trifft der Herr Reichsſtatthalter um 11.30 Uhr hier ein. Die Herren Bürger⸗ meiſter der in Frage kommenden 12 Gemeinden nehmen in der Aufbauſchule Aufſtellung, um den Herrn Reichsſtatthalter zu begrüßen. Zu der Beſichtigung ſind auch die Beigeordneten und landwirtſchaſtlichen Ortsgruppenfachbera⸗ ter geladen. Die Beſichtigung erſtreckt ſich auf die Gemeinden Bensheim, Heppenheim, Viernheim, Lampertheim, Hofheim, Nordheim, Wattenheim, Biblis, Bobſtadt, Bürſtadt, Lorſch und Kleinhauſen. Deutſche Tagesſchan Die erſte Straßenbrücke des Arbeitsdienſtes. Das Arbeitsdienſtlager Gaden unweit von Erding in Oberbayern hat eine Stra⸗ ßenbrücke gebaut, die erſte, die in Deutſch⸗ land durch den Arbeitsdienſt geſchaffen wor⸗ den iſt. Die Brücke liegt im Zuge der Straße Freiſing—Gaden— Moosburg. Sie trägt die Inſchrift„Arbeitsdienſt Gaden 1933“ und ein Hakenkreuz. Der Schwager des ehemaligen Kaiſers f. Fürſt Hans Carl zu Carlolath⸗Beuthen, ein Schwager der zweiten Gemahlin des vormaligen Kaiſers, iſt im Alter von 41 Jahren in Berlin geſtorben. Fürſt Carlo⸗ lath⸗Beuthen hat den Weltkrieg als Leut⸗ nant mitgemacht und nach Kriegsende ſich um die Organiſierung des Grenzſchutzes an der polnichen Grenze hervorragende Ver⸗ dienſte erworben. 75 1 5 5 nehme man bei Magenbeschwerden, Sod- brennen, Magensdute hurt Kaiser- Natron. Höchste Reinheit garantiert. Sie werden erstaunt sein über die gute Wirkung. Grune Original- Pachung. niemais lose, in den meisten N Geschôften. ferepte gratis. 9 Arnold Holste Hive, Sieleſeſd 2.685◻ Aus der Heimat Gedenklage 18. September. 1426 Der Maler Hubert van Eyck in Gent geſtorben. 1786 Der Dichter Juſtinus Kerner in Lud— wigsburg geboren. Prot.: Titus— Kath.: Thomas v. Villanova Sonnenaufg. 5.38 Sonnenunterg. 18.09 Mondaufg. 3.50 Mondunterg. 17.34 * Deukſpruch. Ein Jeder kehre vor ſeiner Tür Und reiner iſt jedes Stadtquartier. Ein Jeder über ſeine Lektion, So wird es gut im Rate ſtohn! Joh. W. v. Goethe. Treibt Heimat⸗ und Familienkunde Faſt überall in deutſchen Landen begegnen wir Stätten von irgendeiner hiſtoriſchen Be⸗ deutung. Zwar ſind dieſe von einander oft grundſätzlich verſchieden, die einen tragen meiſtens ganz weſentlich zum Fremdenver⸗ kehr bei, während die anderen über eine lo⸗ kale Bedeutung nicht hinausgelangen kön⸗ nen, oder aber auch noch nicht genügend er⸗ forſcht ſind. Hier eröffnet ſich ein Gebiet, das bis jetzt noch nicht die Beachtung fand, die ihm eigentlich zukommt. Wenn bisweilen bei Straßenbauten oder ſonſtigen Erdarbeiten Mauerreſte, alte Grab— ſtätten uſw. zum Vorſchein kommen, taucht unwillkürlich die Frage nach der Herkunft dieſer Dinge auf. Meiſtens muß erſt irgend ein Gelehrter herbeigerufen werden, der dann die notwendige Auskunft und Aufklä⸗ rung erteilen kann. Gerade die Heimat⸗ kunde müßte noch vielmehr in der Volksſeele verankert ſein. Sie iſt es doch, die zur Stär⸗ kung des Heimats- und Volksgedankens ganz weſentlich beiträgt. Zur Ausübung braucht man gar nicht an geſchichtlich hochbedeutſa⸗ men Orten zu wohnen. Jede Stadt und jedes Dorf weiß über die Gründung und Entſte⸗ hung Intereſſantes zu berichten. Ein parallel laufendes Gebiet iſt die Fa⸗ milienkunde. Jeder Volksgenoſſe ſollte über ſeine Vorfahren mehr als bisher Kenntnis haben, Letztere reichte über die ſeiner Groß⸗ oltern. allerhöchſtens Uraroßeltern, ſelten hinaus. erade in unſerer Zeit, in der doch das Raſſen⸗ und Blutproblem an vordexſter Stelle unſeres Ringens um die deutſche Kul⸗ tur ſteht, dürfte dieſer Sache eine erhöhte Bedeutung zukommen. Die Urkunden und Protokollbücher auf den Pfarr⸗ und Bür⸗ germeiſterämtern ſowie eine überall vorzu⸗ findende Heimatliteratur wird die Grundlage zu einer Arbeit bilden, die, wenn auch erſt nach Feierabend ausgeübt, eine Fülle neuer Anregungen und Gedanken bringen dürfte. Vom Sonntag. Der letzte Sonntag im kalendermäßigen Sommer hat uns nochmals prächtiges Wetter geſchenkt. Am Vormittag war es trotz Sonnen- ſchein recht kühl, jedoch Nachmittags war es außerordentlich angenehm, ſich im Freien aufzu- halten. Es iſt Herbſt. Die Tage haben ſchon ſehr abgenommen. Es bricht ſchon ſehr früh die Dunkelheit herein. Die Landwirtſchaft iſt zur Zeit emſig beſchäftigt das Oehmd und den Tabak einzubringen. Das ſchöne Wetter iſt dieſem Vorhaben ſehr günſtig.— Größere Ver⸗ anſtaltungen hatten wir geſtern hier nicht. Der Raſenſport iſt nun wieder Trumpf. Wie ſagte doch da ein verkanntes Dichtergenie:„Wenn es Herbſt wird und das Wetter kühl, ſo ziehen wir zum Fußballſpiel.“ So zogen auch geſtern die„Grünen“ der Amicitia im erſten Verbands- ſpiel gegen 07 Mannheim wieder in den Punk- tekampf. Sie zogen gleich mächtig vom Leder und fertigten den Gegner gleich 6:1 ab. Hier- mit iſt der erſte Sieg und die erſten zwei Punkte daheim. Weiter ſo dann klappt es.— Auf dem DK ⸗Stadion war Sandhofen zu Gaſt und wurde von den Blauweißen 3:1 ge⸗ ſchlagen. Die DiK⸗Handballer ſpielten in Biblis und ſiegten dort ganz groß 4:12. Am Abend hatten die Jugendkraftler eine beſondere Freude. Konnten ſie doch mit ihrem ehemaligen verehrten Präſes, Herrn Pfarrer Eidenmüller in der„Harmonie“ einige Stunden gemütlich bei frohem Gedankenaustauſch zuſammen ſein. Es war ein recht gemütlicher Abend, der die alten und jungen DJK Freunde in traulicher Runde beiſammen ſein ließ. Herr Pfarrer Eidenmüller war vor ca. 10 Jahren als Kaplan in unſerer Gemeinde und hatte damals die Führung der mächtig aufſtrebenden Jünglings⸗ ſodalität und der DJK. Heute iſt er Pfarrer in Oberabtſteinach.— Viele Viernheimer unter- nahmen einen Ausflug in Gottes ſchöne Welt. So war geſtern teils das Ziel der Dürkheimer „Worſchtmarkt“ und das immer mehr beliebt werdende„Bergſträßer Winzerfeſt“, das geſtern mit einem prächtigen hiſtoriſchen Feſtzug, der ſich uuter der Deviſe„Bensheim im dreißig⸗ jährigen Kriege“ den überaus zahlreich Beſuchen⸗ den präſendierte. Auch unſer allverehrter Herr Reichsſtatthalter Sprenger nahm an den Feier⸗ lichkeiten teil und unter Jubel und„Heil“⸗ Rufen nahm er wieder Abſchied von den fröh⸗ lich Feiernden. + Plötzlicher Todesfall. Geſtern Abend wurde unſere wohlachtbare Mitbürgerin, Frau Friedrich Koob Wwe., Anna Maria geb. Klee nach einem arbeitsreichen Leben im Alter von 77 Jahren plötzlich und unerwartet aus dem Kreiſe ihrer Lieben abgerufen. Die Zeit der Beerdigung iſt aus der Anzeige erſichtlich. R. I » Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 3 wegen Betteln, 2 wegen Vergehen gegen die Straßenverkehrsord⸗ nung(Schlafen auf Fuhrwerken bei Nachtzeiten), 1 wegen Verſtoß gegen das Kraftfahrzeuggeſetz (Fahren ohne Führerſchein) und 1 wegen Betrug. * Verdiente Ehrung. Der bekannte Viernheimer Sportfreund, Herr Cornelius Mandel, zur Zeit Inhaber der Wirtſchaft „Zum Pflug“, erhielt vom erſten Deutſch⸗Ameri- kaniſchen Fußballklub in Philadelphia zum Zeichen der beſonderen Hochachtung und in Anerkennung der beſonderen Verdienſte, die er ſich um das Wohl dieſes Vereins erworben hat, die Goldene Ehrennadel des Klubs. Herr Mandel war bekanntlich lange Jahre in Philadelphia und hat dort als Führer dieſes Klubs hervorragende Pionirarbeit für den Fußballſport geleiſtet. Wir freuen uns über dieſe ſchöne Ehrung dieſes ver⸗ dienſtvollen Sportlers. Herr Mandel hat auch hier in ſeiner Heimatgemeinde für den Sport und insbeſonders für den Fußballſport ſehr viel geleiſtet. Zu der ſchönen Ehrung durch ſeine amerikaniſche Sportkameraden unſeren herzlichſten Glückwunſch! * Beſichtigungsfahrt des Herrn Reichsſtatthalter Sprenger durch das heſſiſche Ried. Morgen Dienstag findet die bereits gemeldete Beſichtigungsfahrt des Herrn Reichsſtatthalter Sprenger durch das Meliorationsarbeits⸗ und Siedlungsgebiets des Rieds ſtatt. Herr Reichsſtatthalter trifft um ½12 Uhr in Bensheim ein, wo er durch die Bürgermeiſter der beteiligten 11 Gemeinden begrüßt wird, worauf die Beſichtigung beginnt.