Vieruheimer Sport. Der Kampf um die Punkte hat begonnen! In ihrem 1. Verbandsſpiel in der Bezirks⸗ liga haben die Grünen geſtern 07 Mannheim 6:1 geſchlagen. Die Mannſchaft iſt in einer ſehr guten Form und berechtigt zu den ſchönſten Hoffnungen. Der nächſte Sonntag iſt ſpielfrei und am 1. Oktober geht es gegen Feudenheim. Die Feudenheimer haben geſtern gegen Altrip in Altrip 5:2 verloren. Die Reſultate: Viernheim— 07 Mannheim 08 Mannheim— Wallſtadt Friedrichsfeld— Käfertal Altrip— Feudenheim Die Tabelle: Vereine Spiele gew. unent. verl. Tore Pkt. Viernheim 1 6˙1 Altrip 5:2 Friedrichsfeld 271 08 Mannheim 15 Wallſtadt Feudenheim Käfertal 07 Mannheim Sandhofen Phönix Mannheim 0 DJK. ⸗Sport. Fußball: Viernheim 1.— Sandhofen 1. Handball: Biblis 1.— Viernheim 1. 80809808980——— 008908302 208808 00—— 808080 0 88 3:1 4:12 Bekanntmachung. Betr.: a der Tabakfelder durch Hagel⸗ ag. 5 Die durch den letzten Hagelſchlag beſchä⸗ digten Tabakfelder werden durch eine Abſchätzungs⸗ kommiſſion am Donnerstag, den 21. September 1933 nochmals abgeſchätzt. Die Landwirte, die mit der Aberntung noch nicht begonnen haben und glauben, daß die früher geſchätzte Sollmenge durch die Beſchädigung nicht erreicht wird, haben die infrage kommenden Grundſtücke bis ſpäteſtens Mittwoch den 20. ds. Mts. bei dem hieſigen Zollamt anzumelden. Viernheim, den 18. September 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. In komm. Vertretung: Bechtel. Große Firmen florieren, weil ſie inſerieren! bitte ſel bſt probieren! Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Was für den Landmann die Saat, iſt für den Kaufmann das Inſerat! Turnverein von 1893 e. V. Die für Diens⸗ tag abend im Lokal angeſetzte Turnſtunde fällt aus und findet am Mittwoch abend ſtatt. Nach der Turnſtände gemütliches Beiſammen⸗ ſein. Die Turnleitung. Buchdruckerei ak. Mär Viernheim. Alle vorkommenden Druckarbeiten werden ſchnellſtens angefertigt. Für Handel und Gewerbe: Geſchäfts⸗Karten Briefköpfe Mitteilungen Poſtkarten Notablocks Couverts Rundſchreiben Handzettel Plakate Rechnungsformulare Quittungen Quittungsbücher Wechſelformulare Preisliſten Nach Gottes unerforſchlichem Ratſchluſſe verſchied geſtern Abend plötzlich und unerwartet unſere liebe, gute, ſtets 105 ſorgende Mutter, Großmutter, Urgroßmutter, Schwiegermutter Schweſter, Schwägerin und Tante f Fräu frigdg ch Hoa dba Unna Maria geb. Nlee im Alter von 77 Jahren. Wir bitten um ein ſtilles Gebet für unſere lb. Verſtorbene. Viernheim, den 18. September 1933. Die leltrauernu Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet morgen Dienstag nachmittag um 5 Uhr vom Trauerhauſe, Sandſtraße 11 aus, ſtatt. Lecres Zimmer mit Kochgelegenheit per 1. Oktober zu mieten geſucht. Näheres Weinheimerſtr. 79 Trauerkleidung Trauerhüte Trauerschleier stets in großer Auswahl Fischer- Riegel MANNHEIM— Paradeplatz bei Knapp Danksagung. Für die erwiesene Anteilnahme beim Hin- lieben Schwester scheiden herzlichst unserer Elisabeth Bläß geb, Schäfer Marie Bender ger. Schafe, Viernheim, 18. September 1933. danken ispeerbeurren Viernheim. Geſetzliche Geſellenprüfung. Alle Lehrlinge, deren Lehrzeit beendet iſt, haben ſich ſofort zur Prüfung zu melden und zwar: Diejenigen, deren Lehrmeiſter einer Innung angehört, bei dem betreffenden Obermeiſter, alle übrigen bei dem Vorſitzenden des Ausſchuſſes Herrn Zöller. Die Prüfungsgebühr beträgt 6 Rm. und iſt bei der Anmeldung zu entrichten. Gleichzeitig werden diejenigen Geſellen, die die jetzt vorgeſchriebene Ablegung der Meiſter⸗ prüfung machen müſſen um ihr Geſchäft anmel⸗ den zu können, aufgefordert, ſich zu melden, da⸗ mit bei genügender Beteiligung der Vorkurs zu der Prüfung vielleicht hier abgehalten werden kannn. Schluß der Unmeldung für beide Prüfungen am 23. September. Viernheim, den 15. September 1933. Der Vorſtand. Trauerdrucksachen in verſchiedenen Muſtern, ſtets vor⸗ rätig und in kürzeſter Friſt lieferbar Billigſte Preiſe! Druckerei Uierheimer Anzeiger — — ͤ—— ———————̃(— Faſt neuer Kinder⸗ kaſtenwagen zu verkaufen. Von wem, ſagte der Verlag. 3 Zimmer und Küche geſucht. Mitte Dorf (Parterre bevorzugt). Angebote mit Preis unt. 2 100 an die Exped. dieſes Blattes. Leeres Zimmer per ſofort von allein⸗ ſtehender Perſon zu mieten geſucht. Näheres e iel Anheilf und hat sie schon gefunden die Reinigung der Ausguß- becken und Abfluß rohre Venn Sie von Zeit zuleit etwas heiße .- Lösung durch das Abfluß roh des WVaschbeckens u. der Badewanne gie- Ben, so wird im Nu jeder Ansaſz ent- ö fernt, und das Masser ftiagt gut ab. i 378/339 Ind zum Aufwusthen, Shlilon Heinigen, für Beschiſt und alles fiausmerut Hergestellt in den Persilwerlen Verhaule naen die dor Zum wopie der Algemeinnel. 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Die Gefahr, mit einem ähnlichen Ergebnis abzuſchließen, wie es die Weltwirtſchaftskonferenz geſehen hat, wird im Auslande nicht mehr anerkannt. Die Parole, die alles noch einmal retten ſoll, heißt: Rüſtungskontrolle. In Paris atmet man erleichtert auf, man fürchtete ſchon mit Recht, bei dem zu erwartenden Scheitern der Konferenz als der Schuldige vor der gan⸗ zen Welt dazuſtehen. Dieſe Gefahr ſcheint zunächſt gebannt, und wie ſehr ſchon wieder in Frankreich die Hoffnung geſchwellt iſt, nach wie vor den Friede zu ſabotieren, geht aus der„Volonte“ vom 10. September her⸗ vor, in der behauptet wird, die Abrüſtungs⸗ konferenz könne nur bei Aufrechter⸗ haltung der deutſchen Abrüſtung, bei gleichzeitiger Verminderung der franzöſi⸗ ſchen, italieniſchen, polniſchen und tſchechoflo⸗ wakiſchen Rüſtungen und bei Einſetzung der Rüſtungskontrollkommiſſion zum Ziele füh⸗ ren. Die bisherige franzöſiſche Rüſtungspo⸗ litik wird mit der deutſch⸗italieniſchen Feind⸗ ſchaft gegen jede wirkſame Rüſtungskontrolle begründet. Das iſt franzöſiſche Taktik— die eigene Rüſtung beſtändig zu verſtärken, vom Frie⸗ den zu reden und Deutſchland als den eigent⸗ lichen Friedensſtörer hinzuſtellen. Bedarf es eines weiteren Beweiſes dafür, ſo iſt es die Rede anläßlich der Gedenkfeier an die Mar⸗ neſchlacht des franzöſiſchen Miniſters Miellet. Er ſagte u. a.: Der Geiſt von 1914 ſtehe wieder auf. Der Traum des franzöſiſchen Soldaten, ganz Europa der Arbeit des Frie⸗ dens hingegeben zu ſehen, habe ſich nicht ver⸗ wirklicht. Mit Beſorgnis müſſe man feſtſtel⸗ len, daß nicht alle europäiſchen Völker das gleiche Ideal, daß ſie nicht alle den Wunſch haben, im Frieden nach friedlicher Arbeit zu ſtreben. Man müſſe wachſam ſein, um nicht von den Ereigniſſen überraſcht zu werden, die moraliſche und materielle Verteidigung müſſe ſichergeſtellt werden.— Alſo auch hier wieder die Verdächtigung Deutſchlands. Der ehemalige franzöſiſche Miniſterpräſi⸗ dent Painleve hat ſich in dieſen Tagen zu einem Preſſevertreter über den nächſten Krieg verbreitet. Er bewunderte die Phanta⸗ ſie und Einbildungskraft dieſer Propheten, die ſeine Wirkungen in furchtbaren Bildern ſchilderten und ſich an der Exploſivkraft der Fliegerbomben erhitzten, die ganze Städte vernſchten können. Das ſei nach ſeiner An⸗ ſicht eine maßloſe Uebertreibung. Nun verbreitete ſich der Franzoſe über die modernen Abwehrwaffen. Die Flieger⸗ abwehrgeſchütze könnten z. B. bis zu 6000 Meter ein wirkſames Feuer unterhalten, während die Bombenflugzeuge ſich in einer Höhe von 3000 Metern halten müßten, um das Ziel zu treffen. Man kenne ferner ein Luftſpinnetz durch Feſſelballone her⸗ ſtellen, an deſſen Drähten die Flugzeuge zer⸗ ſchellen müßten. Es werde im Kriege auch eine ſogenannte„Luftpolizei“ aus Flugzeugen geben, auch Handelsflugzeuge ließen ſich hierzu verwenden. Deshalb— hier kommt der franzöſiſche Pferdefuß— fördern die Regierungen den Bau ihrer Handelsluft⸗ flotte. Zum Schluß gibt er dem Wunſche Ausdruck, es müßten im Menſchheitsintereſſe Abkommen geſchaffen werden, damit die Luftflotten nur dem Fortſchritt und dem Frieden gewidmet werden— ſtatt der Ver⸗ nichtung. N Soweit Herr Painleve nach den Aufzeich- nungen des Preſſevertreters. Auch hier gibt es anſcheinend für den Franzoſen nur eine Sorge: Wie kann ſich das„ſchutzloſe“ Frank⸗ reich vor einem Luftangriff ſchützen? Die Verteidigung koſte viel Geld, ſagt er, als ob nicht alle Welt wüßte, daß für militäriſche Aufgaben Geld in Frankreich nie eine Rolle geſpielt hat. Auch der ununterbrochene Be⸗ tonwall an der franzöſiſchen Oſtgrenze, nur wenige zundert Meter von der deutſchen entfernt, dient nur der„Verteidigung“, die alerdings ſo würkſam ſein kann, daß die Franzoſen, ohne auch aur einen Schritt nach Viernheimer Zeitung jernheimer Anzeiget (Viernheimer Bürger⸗gtg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 50. Jahrgang Pariser Auftakt zu Genf Die Vorbelprechungen zur Abrüſtungskonferenz— Die franzöſiſchen Forderungen Paris, 19. Sept. Im franzöſiſchen Außenminiſterium haben am Montag die entſcheidenden engliſch-fran⸗ zöſiſchen Beſprechungen begonnen, deren Er⸗ gebnis die Grundlage für die weiteren Ver⸗ h der Abrüſtungskonferenz bilden oll. Daß die Gegenſätze zwiſchen dem ab⸗ rüſtungsfeindlichen Frankreich und dem an einem poſitiven Abſchluß der Konfe⸗ renz inkereſſierten England nicht leicht zu überbrücken ſein werden, haben ſchon in den letzten Wochen die Auseinander- ſetzungen zwiſchen der engliſchen und der franzöſiſchen Preſſe gezeigt. Während in England gerade in den letzten Tagen mit großer Entſchiedenheit betont wird, daß die von Frankreich geforderte Kon— trolle allgemein durchgeführt wird und von einer ſofortigen Begrenzung und einer feſten Verpflichtung zur ſpäteren Herabſetzung der Rüſtungen begleitet ſein müſſe, wiederholt jetzt die offiziöſe franzöſiſche Preſſe in aus⸗ führlicher Form die alten Garantieforderun— gen. Der„Excelſior“ erklärt, mehr denn je habe die franzöſiſche Regierung allen Grund, jede etwaige Herabſetzung ihrer Verteidi⸗ gungsmittel von der Wirkſamkeit einer ihr angebotenen internationalen Garantie ab— hängig zu machen. Die Min deſtgaran⸗ tie beſtehe in Folgendem: 1. In der Vereinheitlichung der Armeety⸗ pen auf der Grundlage einer Miliz mit kurz- friſtiger Dienſtzeit unker Ausſchluß aller balb⸗ militäriſchen Verbände, aufomaliſchen, ſtändigen, an Ork und Stelle durchzuführenden Konkrolle, die Sanktionen vorſieht und ſich ſowohl auf den Ankauf wie die Herſtellung von Kriegsmaterial ſowie die angemeldeten oder geheimen Waffenlager erſtreckt, 3. in der Annahme einer vier- oder fünf⸗ jährigen Probezeit durch alle Staaten, die die Feſtſtellung ermöglicht, daß die in Frage kommenden Konkrollen regelmäßig und wirk⸗ ſam funkkionieren. Das Blatt glaubt, daß dieſes Programm den Prüfſtein für den guten Willen der anderen Regierungen bilden werde. Es e von der beſonderen„pſychologiſchen age“ Frankreichs, das von Deutſchland nur durch den Rhein getrennt ſei. In dieſer Lage könnte keine Regierung ihre na⸗ tionale Verteidigung abbauen, nachdem 81 000 Führer von Sturmverbänden aufmarſchiert ſeſen, die als Gruppenführer von mehr als zwei Millionen Mann in Frage kommen(!). Nichts werde Frankreich von ſeiner ſtändigen Politik der Eintracht ab⸗ bringen können, die man zu Unrecht in Ber⸗ lin als Einkreiſungspolitik betrachte. Die franzöſiſche Regierung ſei nach wie vor bereit, auf politiſchem wie auf wirtſchaftlichem Ge⸗ biet mit Deutſchland bei Gleichheit der Rechte und der Pflichten zum Zwecke des Friedens zuſammenzuarbeiten. Aber es wäre unver⸗ 0 wird, um 2. in der Schaffung einer inkernationalen, nünftig von ihm, eine einſeitige Abrüſtung gegenüber einem Deutſchland zu fordern, deſ⸗ ſen moraliſche und materielle Aufrüſtung offen zutage trete. Dieſe Ausführungen des offiziöſen franzö⸗ ſiſchen Blattes ſind vor allem an die Adreſſe Englands gerichtet, das von den verſöhnlichen und friedlichen Abſichten Frankreichs über⸗ zeugt werden ſoll. In Wirklichkeit iſt der naive Egoismus Frankreichs, das an ſeinen Rüſtungen nichts ändern und nur die enkwaffneten Länder einer neuen ſchikanöſen Kontrolle unterwerfen möchte, unverändert ge⸗ blieben. Von den Abrüſtungsmaßnahmen, die Frank⸗ reich bei Erfüllung ſeiner überſpitzten Forde⸗ rungen vornehmen würde, iſt bezeichnender⸗ weiſe auch jetzt mit keinem Worte die Rede. Engliſch⸗franzöſiſche Gegenſätze Das franzöſiſche amkliche Nachrichtenbüro gibt über den bisherigen Verlauf der Vorver⸗ handlungen der engliſchen und franzöſiſchen Vertreter über die Abrüſtung einen Bericht, in dem geſagt wird, daß in zahlreichen Punk⸗ ten noch Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen der britiſchen und der franzöſiſchen Delega⸗ kion beſtehen. Weiterhin wird mitgeteilt. daß der engliſche Vertreter auf der Ab- rüſtungskonferenz, und der Skaatsſekrekär Eden gemeinſam mit dem amerikaniſchen Vertreter Norman Davis nach Rom reiſen mit der italieniſchen Regierung Jühlung zu nehmen. Frankreichs Ziel Der Juſammenbruch der Abrüſtungs⸗ konferenz wird angeſtrebt. Berlin, 19. Sept. In den Berliner politiſchen Kreiſen ver— folgt man die engliſch⸗franzöſiſchen Vorbe⸗ ſprechungen mit größtem Intereſſe. Denn die Pariſer Verhandlungen drehen ſich um nichts geringeres als um die Frage, ob Frankreich nun endlich bereit iſt, den Macdonald⸗ Plan, der von der Abrüſtungskonferenz vor der Vertagung als Verhandlungsgrundlage angenommen worden iſt, nun auch ſeinerſeits anzunehmen, oder ihn endgültig abzulehnen. Dabei dürfte jetzt ſchon feſtſtehen, daß die Neigung Frankreichs, nun auch ſeinerſeits etwas zur Abrüſtung und damit zur Siche⸗ rung des Friedens beizutragen, nicht ſehr groß iſt und daß infolgedeſſen die Ausſichten für den Plan des engliſchen Miniſterpräſiden⸗ ten denkbar ſchlecht ſind. Da nun umgekehrt die Engländer größtes Intereſſe an der Annahme des Planes haben, läßt eine Bemerkung des Londoner„Obſer⸗ ver“, der engliſche Unkerſtaatsſekrekär Eden, der in Paris die Verhandlungen führt, ſei von ſeiner Regierung offiziell verſtändigt worden, daß Baul-Boncours Haupkinkereſſe vorwärts zu tun, das ganze deutſche Grenz⸗ gebiet im Weſten mit ſeinen großkalibrigen Geſchützen(die uns verboten ſind) in Trüm⸗ mer legen kann. Kein Wort verliert Pain⸗ leve über die furchtbare franzöſiſche Luftan⸗ griffswaffe, beſtehend aus mehreren tauſend Kriegsflugzeugen. Kein Wort verliert Pain⸗ leve über die modernen Giftgaſe Wie dieſe Männer, dieſe Painleve, Herriot, Tardieu u. a. m. in einem Atemzuge ſchwere Drohungen und überſchwengliche Friedensbe⸗ teuerungen auszuſprechen vermögen, iſt für den deutſchen Verstand nicht janbar. In wenigen Wochen ſetzt die Arbeit in der Abrüſtungskommiſſion ein. Man wird wie⸗ der von der Atmoſphäre des Vertrauens reden und wird weiter zum Kriege rüſten, den alle unbedingt verhindern wollen. Soll die Welt noch einmal in einen Krieg hinein⸗ ſchliddern? Sollen franzöſiſche Ränke noch einmal einen Weltkrieg entfeſſeln? Das ſind die Fragen, die auf der Ab⸗ rüſtungskonferenz an die in ihren Waffen faſt erſtickenden Staaten gerichtet werden müßten. ö J —————— darin beſtehe, die Verantwortung für einen Juſammenbruch der Konferenz auf andere als Frankreichs Schultern abzuwälzen, den wahrſcheinlichen negativen Ausgang ſowohl der Pariſer Beſprechungen als auch der Gen⸗ fer Konferenz jetzt ſchon erkennen. „Da es nun weiterhin keinen Zweifel dar⸗ über gibt, daß die Pariſer Diplomatie ihr altes Gauklerſpiel, Deutſchland als Sünden⸗ bock vor alle Welt hinzuſtellen, in Genf wie⸗ derholen will, wird dieſem Manöver von deutſcher Seite in Genf mit aller Entſchieden⸗ heit entgegengetreten und klar und eindeutig zum Ausdruck gebracht werden, das die Ab⸗ g rüſtungskonferenz jetzt endlich zu wirklichen Rüſtungseinſchränkungen kommen muß. Aufgabe der gegenwärtigen Pariſer Beſprechungen iſt es aber, dafür zu ſorgen, daß das Grundproblem der Herabſet⸗ zung der Rüſtungen bei den hochgerü ſte⸗ ten Staaten nun endlich in Angriff genom⸗ men wird. Als Verausſetzung dazu dient zunächſt einmal die Anerkennung des Mac⸗ donald⸗Planes durch Frankreich. * 7 7 8 66 „It Genf eine Gefahr? Berlin, 18. Sept. Am Dienstag, den 19. September, von 20 bis 20.10 Uhr ſendet der Deutſchlandſender einen Vortrag des Generalleutnants a. D. von Metzſch zum Thema„Iſt Genf eine Ge⸗ fahr?“. Der Vortrag geht über alle deutſchen Sen⸗ der, zum Teil direkt, zum Teil von Wachs⸗ platten. Ein Kommunique, das nichts beſagt Paris, 19, September. Das Kommunigque, das nach Schluß der engliſch⸗franzöſiſchen Verhandlungen im Außenminiſterium ausgegeben wurde, lautet: Miniſterpräſident Daladier und Außen⸗ miniſter Paul⸗Boncour haben den engliſchen Botſchafter Lord Tyrell und den engliſchen Unterſtaatsſekretär im Foreign Office, Eden, den britiſchen Delegierten auf der Ab⸗ rüſtungskonferenz empfangen. Die Unterre⸗ dung dauerte von 11 bis 13 Uhr und von 15 bis 16.30 Uhr und war der Prüfung der Lage gewidmet, ſo wie ſie ſich vor Wieder⸗ aufnahme der Arbeiten der Abrüſtungskonfe⸗ renz darſtellt. Bei dem Meinungsaustauſch, der in einem Geiſte gegenſeitigen Vertrauens geopflogen wurde, haben die Vertreter der beiden Län⸗ der die Anſichten ihrer Regierungen über die verſchiedenen gegenwärtig offenen Probleme auseniandergeſetzt in dem Gedanken, zu einer Annäherung der Theſen zu gelangen. Die britiſchen Vertreter erſtattenten ihrer Regierung über die Ergebniſſe der Verhand⸗ lungen Bericht. Eine neue Ausſprache iſt bin⸗ nen kurzem vorgeſehen. Verlins Katholiken an Hitler Dank für das Keichskonkordat. Berlin, 19. Sept. Anläßlich des Inkrafttretens des Konkorda⸗ tes ſandte die Katholiſche Aktion an Reichs⸗ kanzler Adolf Hitler folgendes Telegramm: Die Katholiken des Biskums Berlin im Dankgokkesdienſt für die KNakifikation um den Apoſtoliſchen Nunkius vereint, ſenden in Dankbarkeit ehrfurchksvollſſe Grüße mi dem Gelöbnis, alle Kraft für Volk und Va⸗ kerland einzuſetzen. An Papſt Pius XI. wurde ein Dank⸗ und Ergebenheitstelegramm gerichtet. Das Konkordat iſt in Nr. 38 des Reichs⸗ geſetzblattes vom 18. September veröffent⸗ licht. Der Neichsrat einberufen Beratung von Verwaltungsvorſchriften und Vorlagen. Berlin, 19. Sept. Für Donnerstag, den 21. September, iſt der Reichsrat zur nächſten öffentlichen Voll⸗ ſitung in das Reichstagsgebäude einberufen worden. Da auf Grund des Ermächtigungs⸗ geſetzes die Reichsgeſetze unmittelbar vom Kabinett beſchloſſen und vom Kanzler ver⸗ kündet werden, liegen die Hauptaufgaben des Reichsrates gegenwärtig auf dem Gebiete der Reichsverwaltung. Auf der Tagesordnung der kommenden Reichsratsſitzung ſteht daher eine Reihe von Verwaltungsvorſchriften, u. a. die Feſtſetzung des Pauſchbetrages der Deutſchen Reichspoſt zur Ablöſung der Ver⸗ waltungskoſtenzuſchüſſe für 1933. Ferner ein dritter Nachtrag zum Abgabentarif für den Kaiſer⸗Wilhelmkanal, die Ernennung eines Reichsratsmitgliedes für den Reichstuberku⸗ loſenausſchuß uſw. Unter den Vorlagen, die dem Reichsrat zugegangen ſind, befindet ſich der Entwurf einer Verordnung zur Ausfüh⸗ rung des Milchgeſetzes. Generalrat der Wirtſchaft Die erſte nichtöffentliche Sitzung. Der Generalrat der Wirtſchaft iſt wie ver⸗ breitet vom Reichswirtſchaftsminiſter auf Mittwoch, den 20. September, zu einer erſten Sitzung eingeladen worden. In der Sitzung werden allgemein- und wirtſchaftspolitiſche Fragen behandelt werden. Es iſt die erſte Sitzung, die dieſe beratende Körperſchaft hält deren Aufgabe es iſt, bei der Vorbereitung wirtſchaftlicher Maßnahmen mitzuwirken. Die Verhandlungen ſind nicht öffentlich. Prof. Werner zurückgetreten Staafsſekretär Jung heſſiſcher Min er. Darmſtadt, 19. Sept. Der Keichsſtakthalter in Heſſen, Gauleiter Sprenger, hat den heſſiſchen Staatsminiſter Prof. Dr. Werner, ſeinem Anſuchen enkſpre⸗ chend, von ſeinem Amte enthoben. An ſeine Skelle kritt unter Ernennung zum Skaatsmi⸗ niſter und Vorſitzenden der Landesregierung der ſeitherige Staatsſekretär der heſſiſchen Regierung Philipp Wilhelm Jung. Das Gaupreſſeamt teilt hierzu noch mit, daß der Reichsſtatthalter ſich nur ſchwer und nur im Hinblick auf die weſentliche Verein⸗ fachung in der heſſiſchen Staatsführung dazu entſchließen konnte, dem Anſuchen Prof. Dr. Werners zu entſprechen. Soweit bis jetzt feſt⸗ ſteht, ſind noch einige ſonſtige Veränderungen im heſſiſchen Perſonalkörper bevorſtehend. Deutſche Tagesschau Die neue Führung der Deutſchen Frauenfronk. Der Stellvertreter des Führers, Pg. Ru⸗ dolf Heß, erläßt, wie die NSK. meldet, fol⸗ gende Anordnung: Hiermit ernenne ich nach Rückſprache mit dem Stabsleiter der PO. Pg. Dr. Robert Ley den Pg. Landrat Dr. Krummacher zum Leiter der NS-Frauen⸗ front. Pg. Dr. Krummacher tritt mit ſoforti⸗ ger Wirkung ſein Amt an. Die Leitung der Frauenfront und Frauenſchaft hat ihren Sitz künftig in München. Miniſterpräſident Göring Mitglied des Großen Konvenks der Arbeitksfronk. Der Führer der deutſchen Arbeitsfront, Staatsrat Dr. Ley, hat— wie der National⸗ ſozialiſtiſche Zeitungsdienſt meldet— den preußiſchen Miniſterpräſidenten gebeten, in den Großen Arbeitskonvent der Deutſchen Arbeitsfront einzutreten. Miniſterpräſident Göring hat dieſer Bitte mit großer Freude entſprochen und dabei zum Arsdruck ge— bracht, daß er ihr beſonders gern nachkomme, weil er ſich immer mit der deutſchen Arbei⸗ terſchaft verbunden gefühlt habe. Annahme von Orden unlerſagk. Der„Völkiſche Beobachter“ veröffentlicht folgende Anordnung des ſtellvertretenden Führers Rudolf Heß:„Den Mitgliedern der NSDAP wird hiermit unterſagt, im Zuſam⸗ menhang mit ihrem Wirken im Rahmen der NSDAP für Verdienſte in der nationalen Bewegung, um die Erhebung Deutſchlands und dergl., Orden anzunehmen.“ Wird die Schlachtſteuer ermäßigt? Der Deutſche Fleiſcherverband hat den zu⸗ ſtändigen Länderminiſterien Vorſchläge unter⸗ breitet, die auf eine Milderung der ſich aus der Schlachtſteuer ergebenden Härten hinaus⸗ laufen. Es wird u. a. die Einführung von Einheitsſteuerſätzen für die Schlacht⸗ ſteuer erſtrebt. Die„Fleiſcherverbandszeitung“ teilt mit, daß am 12. oder 13. Oktober eine Konferenz der Schlachtſteuergemeinſchaft der Länder ſtattfinden werde, um die vom Deut⸗ ſchen Fleiſcherverband angeregten Maßnahmen zu prüfen. Der deutſche Gruß für die Polizei in Preußen. Nach einer Mitteilung des amtlichen preußi⸗ Winde über dieStoppeläcker und herbſtlichen präſident Göring in ſeiner Eigenſchaft als Miniſter des Innern einen neuen Runderlaß betreffend Grußbeſtimmungen für die Polizei an alle Polizeibehörden gerichtet. Danach ha⸗ ben künftig— abweichend von den bisherigen Beſtimmungen— die Beamten der Schutzpoli⸗ zei, der Landesjägerei und der kommunalen Polizei, auch mit Kopfbedeckung, in und e dem Dienſt den deutſchen Gruß anzu⸗ wenden. Der deutſche Luthertag Kirchlicher Feiertag am 10. November. Berlin, 19. Sept. Auf einer Kulturtagung der Glaubensbe⸗ wegung Deutſche Chriſten gab das Mitglied des Reichsarbeitsausſchuſſes für den Deut⸗ ſchen Luthertag 1933, Alfred Birſchwale, Ein⸗ zelheiten zu dem am 10. November zu bege⸗ henden Deutſchen Luthertag 1933 bekannt. Er teilte mit, daß die Idee des Deutſchen Luther⸗ tages die ganze Welt ergriffen habe. Die Reichskirche habe die Landeskirchen an⸗ gewieſen, den 10. November als kirchlichen Jeiertag zu begehen. Die Reichsregierung habe ſich darüber die Enkſcheidung vorbehal⸗ ken, ob der 10. November auch als geſetzlich anerkannter Feiertag begangen werden ſoll. Vom Reichspoſtminiſterium wurden eine Lutherbriefmarke und eine Lutherpoſtkarte herausgegeben, um den großen Deutſchen auch auf dieſe Weiſe zu ehren. Viltenberg wird Wallfahrtsort. Der aus Anlaß des Luthertages 1933 ge⸗ bildete Reichsarbeitsausſchuß erhält haupt⸗ ſächlich die Aufgabe, vom Jahre 1934 ab für jedes Jahr zum 31. Oktober den Deutſchen Proteſtantentag vorzubereiten, der in Witten⸗ berg abgehalten werden ſoll. Dieſe Proteſtan⸗ tentage ſollen dazu beitragen, Wittenberg als den Wallfahrtsort des Proteſtantismus der ganzen Welt auszugeſtalten. Die Haushaltungen im Reich Rückgang der Kopfzahl. Die Geſamtzahl der Einzel⸗, Familien- und Anſtaltshaushaltungen im Deutſchen Reich beträgt nach dem vorläufigen Ergeb⸗ nis der letzten Volkszählung 17 550 000. Ge⸗ genüber der Zählung von 1925 mit insge⸗ ſamt 15 350 000 Haushaltungen ergibt ſich nach den Angaben des Statiſtiſchen Reichs⸗ amtes eine Zunahme um rund 2,2 Millionen Haushaltungen oder 14,3 v. H., während die Einwohnerzahl gleichzeitig nur um 4,4 v. H. zugenommen hat. Die Zahl der Haushaltun⸗ gen iſt alſo mehr als dreimal ſo raſch ge⸗ wachſen wie die Einwohnerzahl. Die Durch⸗ ſchnittsgröße der Haushaltungen iſt aber ge⸗ genüber den vorhergegangenen Zählungspe⸗ rioden erneut zurückgegangen. Sie beläuft ſich heute nur noch auf rund 3,72 Perſonen je 109250 gegenüber 4,07 Perſonen im Jahre 1925. Dieſe rückläufige Entwicklung iſt ſchon ſeit mehreren Jahrzehnten zu beach⸗ ten, heute entfällt auf eine Haushaltung rund eine Perſon weniger als in den 80⸗er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Kartoſfelfeuer brennen! Ja— die Kartoffelfeuer brennen! Mächtig ſteigen die grauen Rauchſäulen in die kühle Herbſtluft hinein und laſſen ſich vom flotten Wieſen treiben. Und die Jungen tragen im⸗ mer mehr trockenen Kartoffelkrautes herbei und werfen es in die züngelnden Flammen. Und dann ſitzen ſie dabei und braten Kar⸗ toffeln. Hei— wie gut die ſchmecken! Viel beſſer als die daheim aus Mutters Brat⸗ pfanne! Das iſt heute noch ſo, wie es früher Jungen über die praſſelnden Flammen, über die Rauchſchwaden, die im Herbſtwind zer⸗ ſtieben! Kartoffelfeuer brennen— das ge⸗ hört nun einmal zum Herbſt, und das ge⸗ hört zum Leben eines richtigen deutſchen Jungen, der die Freiheit der Natur liebt und in deſſen Blut dabei etwas auflebt wie Erinnerung an das Leben der Vorfahren, die in den rauhen Wäldern Germaniens ge⸗ nau ſo am Feuer ſaßen. Solche Erinnerun⸗ gen werden am lodernden Kartoffelfeuer wach, zeigen ſie uns doch, wo wir die Kräf⸗ te zu neuem völkiſchen Leben finden: in der Verbundenheit mit der Natur, im Deutſch⸗ empfinden einer geſunden Jugend. Nicht Stubenhocker braucht der deutſche Aufbau, ſondern Jugend, die ſich Wind und Wetter um die Ohren brauſen läßt, die Freude hat an Natur und an den Gewohnheiten unſerer Väter und Vorväter. Und wenn am Kartof⸗ felfeuer ſolche Erinnerungen wach werden, wenn man ſie pflegt und lebendig erhält, dann wird Deutſchland wieder feſten Boden zur Neugeſtaltung ſeines Schickſals finden. Herbſt, Kartoffelfeuer, Jugend— dieſen Dreiklang möchte ich aus meinem Leben nicht miſſen. Er war mir ſeliges Erleben, als ich noch die Kniehoſen trug, und heute iſt er mir glückliches Erinnern an Stunden der Jugend, die ich nicht ungelebt wiſſen möchte! Arbeit und Frieden Kundgebung für Arbeit und Friede am 24. Seplember 1933. Die bereits in der Preſſe angekündigte Kundgebung, die anläßlich der 50. Wieder⸗ kehr des Tages der Einweihung des Nieder⸗ walddenkmals im Rahmen des großen Par⸗ teitages des Gaues Heſſen⸗Naſſau vor ſich geht, ſteht unter der Forderung„Arbeit und Friede“. Dieſe Kundgebung unter dieſem hohen ethiſchen Motto übt ſchon jetzt eine ganz beſondere Anziehungskraft aus. Die Beteiligung wird vorausſichtlich ſehr groß ſein. Die Vorbereitungen ſind im vol⸗ len Gange. Täglich laufen zahlreiche Anmel⸗ dungen aus allen Teilen Deutſchlands ein von Volksgenoſſen, die an dieſem denrwürdi⸗ gen Tage nor dem Niederwalddenkmal ſte⸗ Berlin, 19. Sept. Reichsſendeleiter Hadamovsky hat auf dem Bückeberg bei Hameln an der Weſer, dem Schauplatz der großen Bauernkundgebung, zum deutſchen Erntedankfeſt am 10. Oktober die entſcheidenden Anordnungen für die Rundfunkübertragung der feſtlichen Ereig⸗ niſſe der Kundgebung getroffen, auf der auch der Führer das Wort nimmt. Die Uebertragungen werden von der Reichsſendeleitung gemeinſam mit dem Nord⸗ deutſchen Rundfunk in Hamburg durchgeführt und überwacht. Reichsſendeleiter Hadamovs⸗ ky konnte im Auftrage von Reichsminiſter Dr. Goebbels dem bisherigen Geſchäftsführer des Norddeutſchen Rundfunks, Guſtav Gru⸗ pe, ſeine kommiſſariſche Ernennung zum Intendanten des gleichen Senders übermitteln. 6 Einem Preſſevertreter gegenüber machte Reichsſendeleiter Eugen Hadamovsky auf Den Bückeberg folgende Mitteilung über die Auf⸗ gabe des Rundfunks am Deutſ 15 danktag 1933: 6 f ütſchen Ernt Der Rundfunk wird dieſen Tag des deul⸗ ſchen Bauern beſonders ſorafällig vorberei⸗ geweſen. Immer noch die alte Freude der ken, weil es das erſte Mal iſt, daß das deuk⸗ ſchen Führer in Deutſchland Uhr. Es wird nur eine ſehr beſchränkte! zahl von Ehrenkarten he e 1 0 Es iſt daher zweckmäßig, wenn Einzelperſo⸗ nen und Vereine ſofort bei der für dieſen Zweck beſonders eingerichteten Geſchäfts⸗ ſtelle in Rüdesheim, Darmſtädter Hof, Kar. ten und Feſtabzeichen beſtellen, da es am Sonntag, den 24. September, ſehr ſchwer ſein wird, noch Karten zu dem großen feier⸗ 0 15 0 f b. ie Preiſe für die Karten und Feſtabzej⸗ chen ſind folgende: Karten für e Sitzplätze zu 10, 5, 3 und 2 Mark. Feſtabzei⸗ S 0 15 190 e berechtigt, das ück e ennig, bei Sammelbeſte 70 lennlg ſtellungen Der feierliche Feſtakt hat folgendes Pro⸗ gramm: 1. Einleitung durch Fanfarenmarſch der vereinigten SA⸗ und SS⸗Kapellen aus Wiesbaden; 2. Eröffnung durch den Gaulei⸗ ter von Heſſen⸗Naſſau, Reichsſtatthalter Sprenger; 3. Mit dem Badenweiler Marſch wird der große Redner des Tages begrüßt. Anſchließend Ueberreichen von Ehrenbür⸗ gerbriefen; dann Volksfeſt auf dem Markt⸗ platz in Rüdesheim. Bei der Saarkundgebung ſtauten ſich di Menſchenmaſſen um das A deu dem e der Einigung der deutſchen Stämme Auch diesmal werden viele Zehn— tauſend hinaufwallfahrten, um Zeugen der feierlichen Proklamation unſeres Willens zum Frieden und zur Arbeit zu wer⸗ den. Die Augen von ganz Europa ſind an dieſem Tage auf das Denkmal bei Rüdes⸗ heim gerichtet. Saarkundgebung in Frankfurt Begrüßung der Saarferienkinder. Frankfurt a. M., 18. Sept. 25 000 Frank- furter Schüler und Schülerinnen veranſtalte⸗ ten einen rieſigen Feſtzug zum Römerberg, um dort die Saarferienkinder zu begrüßen und ihre Zuſammengehörigkeit mit ihnen zu ſche Bauerntum ſo ſtark im Mittelpunkt aller dokumentieren. Sämtliche durch das Schand⸗ diktat von Verſailles vom Mutterlande ab⸗ Der Tag des deutſchen Vanern Der Rundfunk rüſtet zum Erntedanlfeſt Zendungen des Deutschen Kundfunks ſtehl. Ihm erwächſt als ſchöpferiſche Aufgabe die Geſtaltung einer lebendigen Synlheſe von Blut und Boden. Der Nundfunk wird ſich mit dieſem Bekenntnis zum deutſchen Bauerntum auch ſelbſt einen Dienſt erweiſen; denn das breite Land in dem der Rundfunk bisher weniger Anhänger als in den großen Städ. ken gefunden hakte, wird durch ſolche Höhe. punkke der volkstümlichen Geſtaltung eine engere Beziehung zum Rundfunk gewinnen. Schließlich iſt noch feſtzuſtellen, daß zum erſten Male ſeit der geſcheiterten Lappo-Be⸗ wegung der Bauern in Finnland das Bau⸗ erntum alle Macht und Autorität eines Staa⸗ tes hinter ſich habe. Deshalb wird die natio⸗ nalſozialiſtiſche Bauernkundgebung, die die größte der Welt zu werden verſpricht, für die um ihre Exiſtenz ringende Bauernſchaft der europäiſchen Länder, vielleicht auch des ame⸗ rikaniſchen Kontinentes zu einem Fanal des ſchöpferiſchen und geſunden Staatswillens der nationalſozialiſtiſchen Regierung werden. Der Deutſche Rundfunk ſtellt ſich folgerichtig und bewußt in den Dienſt der Aufgabe, das Sprachrohr des deutſchen Volkes bei dieſer Gelegenheit zu ſein und damit auch jenſeits der Grenzen Sympathien für den National⸗ ſozialismus zu werben. ſchen Preſſedienſtes bat der vreußiſche Miniſter⸗ — W N 909 N , 1 9 hen wollen. Faſt aue prommenten poln. g ſind gel J Die Kundgebung beginnt pünktlich 110 00 Warum Segelflug? Von Hans Schaller, Berlin. Als im Sommer 1911 Darmſtädter Primaner unter Führung von Hans Guter⸗ muth in der Rhön die erſten Flüge ohne Motor ausführten, ahnte wohl keiner, daß der Segelflug einſtmals zum deutſchen Volks⸗ ſport werden würde. Gutermuth ſtellte 1912 auf der Waſſerkuppe den erſten Weltrekord im motorloſen Fluge auf mit 1 Minute 52 „Sekunden Dauer und 838 Meter Strecke. Ein J Kreis flugbegeiſterter Jugend, dem u Gründen die damals im Aufblühen begriffene Motorfliegerei verſchloſ⸗ en blieb, beſchäftigte ſich, auf der Idee Li⸗ ſenchalz fußend, mit der Ausübung des motorloſen Fluges. Der Ausbruch des Krie⸗ ges bereitete den erſten Segelflugbeſtrebun⸗ gen ein Ende. 5 2 i das Ende dieſes gewaltigſten Völkerrin⸗ gens brachte der deutſchen Fliegerei durch den Verfailler Schandvertrag das Unfaßbare: Pernichtung unſerer geſamten Militär⸗ und Zivilluftfahrt! Ueber 14000 Flugzeuge und ſaſt doppelt ſoviel Flugmotoren mußten zer⸗ ſtört, verſchrottet und Flugzeug- ſowie Luft⸗ ſchifhallen unbrauchbar gemacht werden! In dumpfer Verzweiflung, jeder Möglich⸗ ſeit fliegeriſcher Betätigung beraubt, ſchien Deutſchlands kommende Fliegergeneration dem Untergang geweiht. 1920 rief der Frank⸗ ſurter Ingenieur Oskar Urſinus in der Er⸗ kenntnis, daß jetzt die Zeit gekommen ſei, die 1911 begonnenen Segelflüge weiterzuführen, zum erſten deutſchen Segelflug⸗Wettbewerb auf der Waſſerkuppe auf und gab ſo den Anſtoß zum Aufſtieg der großen deutſchen Segelflugbewegung. Unbeugſamer, zäher deutſcher Wille hatte ſich wieder einmal allen Knebelungen zum Trotz durchgerungen. Un⸗ ſerer Jugend war durch den Segelflug ein wenn auch nicht voller Erſatz für die brutal unterdrückte Motorfliegerei geſchaffen.. Zuerſt muß feſtgeſtellt werden, daß der Segelflug nicht nur in ſeinem Urſprungsland Deutſchland Verbreitung gefunden, ſondern weit darüben hinaus bei anderen Nationen Fuß gefaßt hat und dort eifrig betrieben wird. Wenn wir an die rieſigen Militärluft⸗ flotten in anderen Ländern denken, die doch dem Fliegernachwuchs ein reiches Betäti⸗ gungsfeld bieten, dann hebt der Einzug des Segelfluges in dieſe Gebiete das beſondere Intereſſe dafür hervor. Im Ausland, wo ſa auch die Sportfliegerei ſtaatliche Unterſtüt⸗ zung erhält und die Fliegerjugend die Segel⸗ fliegerei nicht als Notbehelf ausübt, hat der Segelflug eine mehr ſportliche Note. Bei uns dagegen ſtellt die private Sportfliegerei, die laut Verſailler Vertrag bis auf den heutigen Tag keinerlei Zuſchüſſe vom Staat erhalten darf, an den Geldbeutel des einzelnen nicht unerhebliche Anforderungen. So bleibt dem größten Teile der deutſchen Jugend— da wir auch keine Militärflugzeuge unterhalten dürfen— nur die Möglichkeit, ſich der Segel⸗ fliegerei zuzuwenden, die immerhin ein höchſt intereſſantes Gebiet eröffnet. Die Segelfliegerei iſt eine gute Erziehung zur Kameradſchaft, Ausdauer und Pünktlich⸗ keit, drei Faktoren, die gerade in der geſam⸗ ten Fliegerei wie im öffentlichen Leben von unſchätzbarem Wert ſind. Erinnert ſei an den kürzlich ausgeführten 36einhalb⸗Stunden⸗ Segelflug des Königsberger Studenten und SA.⸗Mannes Kurt Schmitt, der den bisheri⸗ gen mit etwa 21einhalb Stunden von Ameri⸗ ka gehaltenen Dauerrekord nach Deutſchland brachte, eine Leiſtung von äußerſter Energie und Ausdauer. Ein Beiſpiel für den grenzen⸗ loſen Idealismus im Segelfliegerlager liefert ferner die Tatſache, daß Mitglieder einer Fliegergruppe im Winter 1923 ihre Mäntel verſetzten, nur um das Geld für die Fertſ⸗ ſtellung des im Bau befindlichen Segelflug zeuges heranzuſchaffen. Bei der Arbeit in den Werkſtatt, draußen im Fluggelände, überal: hilft einer dem anderen, überall heißt es zu ſammenhalten, damit alles klappt. Miesma⸗ cher und Spielverderber haben hier keine Exi⸗ ſtenzberechtigung. Neben dieſen charakterbildenden, zur Volksgemeinſchaft erziehenden Werten gibt die Ausübung des Segelfluges dem Mokor⸗ flug manche Anregung. Wie oft haben Kon⸗ ſtrukteure bautechniſche oder aerodynamiſche Einzelheiten des Segelflugzeuges auf die Konſtruktion und Verbeſſerung eines Motor- flugzeuges angewandt, ein Zeichen für die enge Zuſammenarbeit dieſer beiden Luft⸗ fahrtzweige und zugleich ein Beweis, daß der Segelflug nicht als Spielerei, ſondern als ernſtzunehmender Teil der geſamten Luft⸗ fahrt zu betrachten iſt. Abgeſehen von der Billigkeit des Segel⸗ Das Münchener Oktoberfeſt Das traditionelle Feſt iſt bereits im Gange In dieſem Jahre begann das bayeriſche große Volksfeſt ſchon am 16. September und endet am Sonntag, den 1. Oktober, ſo daß es eigentlich kein Oktober⸗Feſt mehr iſt. Aber: das Münchener„Oktoberfeſt“ iſt jetzt genau ſchon 123 Jahre alt. Es verdankt ſeine Entſtehung der altbayeriſchen Vorliebe für „Rennats“(Rennat— Pferdewettrennen). Sein richtiger Geburtstag iſt der 12. Okto⸗ ber 1810. An dieſem Tage führte der dama⸗ lige Kronprinz Ludwig(der ſpätere König Ludwig J.) ſeine Braut, die Prinzeſſin The⸗ reſe von Sachſen-Hildburghauſen, an die Iſar— und an dieſem Tage erblickte auch das Münchener Oktoberfeſt„das Licht der Welt“. Erſtens war der Brauteinzug für München ein Anlaß zu einer kräftigen Ar⸗ beits⸗ und Genußpauſe, zum anderen wollte man keine Pauſe im Genießen machen, ſon⸗ dern einmal„ein ganz richtiges Feſt“ feiern, wie es die Schwaben, Franken und Nieder— bayern, vor allem auch die Baſuvaren aus den Alpenbergen kum gewöhnt waren. Mit dem damals reſtlos verehrten König, dem Kronprinzen und allen allerhöchſten und höchſten Herrſchaften richtig in der Mitte. Ganz toll ſollte die Sache werden. Die Stadt München lud alſo ganz Bayern zu einem großen Volksfeſt ein, auf dem ſich Land und Stadt einmal richtig kennenlernen konnten. Den erſten Teil des Feſtes bildete eine Aus⸗ ſtellung von Rindern und anderem Nutz⸗ und Zuchtvieh(Ehrenſache für den bayeri⸗ ſchen Landwirt, dieſe zu beſchicken). Und ſo wogte denn 1810 von überall her das Volk in ſeinen Feſtkleidern, kreuz und quer, zur Thereſienwieſe. Richtig dauert das Oktoberfeſt nur acht Tage, nämlich vom erſten Sonntag im Ok⸗ tober bis zum nächſtfolgenden. Aber: was neben und nach der offisiellen landwirtſchaft⸗ lichen Ausſtellung der Kurzweil. Unterhal; tung, dem Vergnügen dienen ſoll, die Er⸗ friſchungszelte und Bierſchänken, die Schieß⸗ Schaukel⸗ und ſonſtigen Rummelbuden— die brauchen Zeit zum Aufbau, hernach auck zum Abriß. Und ſo beginnt der lebhafte Umtrieb auf der Thereſienwieſe ſchon tage— lang vor dem eigentlichen erſten Sonntag des traditionellen Oktoberfeſtes und endet erſt tagelang nach dem Feſt. Man feiert es nach alter Tradition mit Wettſchießen, Volksbeluſtigungen und dem obligaten Och— ſen am Spieß. Das jetzt alſo 123 Jahre alte Oktoberfeſt iſt ſo wirklich wurzelecht bayeriſch, daß es ohne Maſſenbeſuch völlig undenkbar iſt und „Klaus, bring einen Krug Wein herauf und gib den Leuten zu trinken, ſoviel ſie wollen“, befahl der Herr. Ruppert eilte davon. Henning ſah zu ſeinem Weib hinüber. Sie ſtand in⸗ ſchloß hinter ihr die Tür. Weibe gemacht hatte. polternd mit ſich. mitten der Stube. Ihre Hände ſtrichen über die ſchweren 4 Falten des ſeidenen Rockes. Etwas Ratloſes war in ihren Bewegungen. „Du biſt daheim, Linda!“ Langſam taſteten ihre Hände nach der ſchweren Bänderhaube und löſten die Schleife. Sie legte die Haube auf einen Stuhl und ſetzte ſich zögernd Henning gegenüber an den Tiſch. Ruppert brachte den Wein und wünſchte eine gute Nacht. Henning goß die beiden Becher voll. Linda rührte kaum den Rand mit den Lippen, als er ihr zutrank. „In der Mühle gab's beſſern Wein als den“, lachte Henning gequält.„Es iſt nur ein Haustrunk auf dem Hof.“ Linda ſchwieg. Ihr Geſicht glich einer ſchönen, leb⸗ loſen Maske. Henning ſchüttete haſtig den Wein hinunter. Er goß den Becher wieder voll. „Du trinkſt nicht?“ ch mag nicht! Ich bin müde— der Tag— und vorher— es gab viel zu tun“, redete ſie in abgeriſſenen Worten. „Soll ich die Magd rufen, daß ſie dir beim Auskleiden behilflich iſt?“ „Nein! Ich werde allein fertig.“ er daheim? Henning trug ihr einen Leuchter in die Kammer und Leiſe ſeufzend ließ er ſich wieder in ſeinen Stuhl fallen. Er löſchte alle Kerzen bis auf eine und trank. In ſeinen Gedanken ſtieg die kurze, ſelige Brautnacht herauf, in der er den Menſchen zum Trotz ſeine Liebſte zu ſeinem Henning preßte die Fäuſte gegen die heiße Stirn. Die Tote ſtand lebend vor ihm. wiſchen— er trank, bis der bauchige Krug leer war. Er wollte aufſtehen. Er ſchwankte in ſeiner Trunken⸗ heit. Er ſtürzte zu Boden und riß im Fall den Stuhl Für Henning Rotacker war Stube, Haus und Hof zu eng. Er hatte ein beklemmendes Gefühl, wenn er daheim war. Er ritt davon in den Wald, oftmals auch in die Stadt. Er kletterte in den Bergen herum, die Büchſe über der Schulter. Kein Wetter war ihm zu ſchlecht. Was ſollte Die Wirtſchaft ging ohne ihn, ſeit er eine Hausfrau hatte. Henning wunderte ſich im ſtillen über ſein Weib, wie es in wenigen Wochen die Leitung des Gutes in die Hand bekommen hatte. Als erſte war Linda früh auf den Beinen. Sie ſah in den Ställen nach dem Rechten, ſie ſchaltete und waltete in Küche und Keller. Sie ordnete die Arbeiten an, die auf den Feldern zu tun waren. Und das Geſinde fügte ſich ihr ohne Murren. Henning ſelbſt redete ihr mit keinem Wort darein. Er nahm das Regiment ſeiner verſtändliches hin. Er aß und trank an ſorgſam gedecktem Tiſch, wie nie zuvor. Die Magd trug die Speiſen auf in blanken Tellern und Schüſſeln. Die beiden Eheleute ſaßen ſich beim Eſſen meiſt wort⸗ karg gegenüber; und wenn ſie etwas redeten, ſo ſprachen ſie über die Wirtſchaft. Linda brachte dieſe und jene Vor⸗ ſchläge vor, die Henning guthieß, wenn er auch nur mit halbem Ohr zugehört hatte. alle anderen deutſchen Volksfeſte(man dente an den„Frankfurter Wäldchestag“, an die „Dresdener Vogelwieſe“ u. a.) in jeder Art überholt. Die mit ſolchen Volksfeſten ves⸗ bundenen„Tombolas“, Schützenkönige, Wett⸗ und Pferderennen aller Art gibt es überall. Aber das gibt es(in Deutſchland) nur einmal, daß die Volkstrachten ſich im Raume ſtoßen, daß die Unterfranken ihren „Hammeltanz“ vorführen und die Kirſchan⸗ ſchöriger aus dem Tale der Salzach dem „Bandeltanze“ vor Hunderttauſenden von Augen huldigen. Schließlich klatſcht auch der Schuhplattler. Und niemals mehr trifft man in der Welt mehr ſo viele alte Bekannte, ſo viele„Originale“, ſo viele echte Münchener und Bayern wie gerade bei dieſem Volksfeſt München⸗ Bayerns. a Da iſt zunächſt der„Bierführer“. In na⸗ gelneuem Trachtenſtaat hat er ſich auf den Feſtplatz begeben: einen ſchwarzbraunen runden Samthut über dem gebräunten Ge⸗ ſicht: die Silberknöpfe ſeiner bunten Weſte leuchten weithin, die lange, bocklederne Hoſe iſt neu geſchwärzt, und die hohen Schaftſtie⸗ fel blinken nur ſo. Wie ein König ſitzt er auf dem Bock des neu und hell lackierten Bierwagens. dem ein Viererzug prächtig gepflegter Hengſte ſchon an ſich einen be⸗ ſonderen Charakter leiht. In den improvi⸗ ſierten Gärten vor den Rieſenzelten(die erſte ganz große Bierhalle wurde 1889 erbaut) ſchwenkt die„Zenſi“ allemal gleich zehn und mehr Bierkrüge in jeder Hand... Lieber Gaſt: wenn du einmal ein ganz, ganz volles Maßkrügerl erwiſcht haſt, dann ſag's keinem andern, ſondern freu dich im Stillen. Denn dann haſt ein ganz großes Glück, a Malefiz⸗ glück gehabt. Mit ſüßer Stimme ruft ein Steckerlfiſchbrater ſeine echt bayeriſche Ware aus. Dazwiſchen ruft das Lebkuchen⸗Weiberk: „Ein Zuckerl fürs Schnuckerl, ein Herzl fürs Herzl!“ Oder der„Brezengeneral“ erſcheint im weißen Leinenkoſtüm: ſeine Epauletten ſind Brezeln und ſeine Freiburger Verkaufs⸗ ware hängt an einem kühn gezückten Holz⸗ ſchwert. Daneben ruft der Wurzelſepp in ſeinem Rieſenreklamehut ſeinen Enzian aus, Und nicht nur die„Luci“ und die„Kari ſind Helferinnen im ſtilechten Enziankoſtüm, ſondern unzählbare„Lieblichkeiten“ von ſieb⸗ zig bis einhundertvierzig Pfund. Alles läuft, ſchreit, ſingt: um⸗, neben⸗ und durcheinander; denn ſonſt gäb's„ka Hetz“. Aber die muß ſein. Sonſt wär's kein„Mün⸗ chener Oktoberfeſt“ mit einer mehr als hun⸗ dertjährigen Tradition —— fliegens ſtellt es die ſchonſte Art des Fliegens überhaupt dar; davon zeugt der Beſuch del deutſchen Segelflugſchulen durch unſere Ver⸗ kehrs⸗ und Sportflieger, die es ſich nicht neh⸗ men laſſen ohne Motorengeräuſch lautlos im Aether zu ſegeln und den eigentlichen Genuß des Fliegens reſtlos auszukoſten. Schließlich ſei noch die praktiſche Bedeutung der ſegel⸗ fliegeriſchen Vorbildung hervorgehoben, Jie ſich ohne Frage bei ſpäterer Motorflugaus⸗ bildung günſtig bemerkbar macht und dieſe weſentlich vereinfacht und erleichtert. Wie hoch heute die Kunſt des Segelfliegens einge“ ſchätzt wird— das ſei zum Schluß bemerkt—, zeigt der Beſchluß, den Segelflug offiziell in das Programm der 1936 in Berlin ſtattfin⸗ denden Olympiſchen Spiele aufzunehmen! In nächſter Zeit erſcheint bei der Ufa ein Segelflugfilm„Rivalen der Luft“, der als erſter Tonfilm dieſer Art das Leben und Treiben unſerer Jungflieger vor Augen führt und damit auch einen Herzenswunſch der Segelflieger erfüllt. Eine ſpannende and zugleich luſtige Spielhandlung wird im Se⸗ gelfliegermilieu auf der Waſſerkuppe ung in Roſſitten abgerollt. Für die Hausfrau Wie lange kocht Fleiſch? Dieſe Frage iſt gar nicht ſo leicht zu be⸗ antworten. Bei manchen Hausfrauen wird beiſpielsweiſe Rindfleiſch niemals richlig weich, und man ſchiebt dann die Schuld auf die geringe Güte des Fleiſches. Nicht immer aber iſt die Fleiſchbeſchaffung daran ſchuld, ſondern die Art der Feuerung. Wer 3 auf Holz und Kohlen kocht, der muß gas Feuer fortwährend inſofern überwachen, als es notwendig iſt, gleichbleibende Heizentwick⸗ lung zu erzielen. Wenn aber zehn Minuten loderndes Feuer, dann aber eine halbe Stug⸗ de wieder ganz ſchwaches Feuer brennt daef man ſich nicht wundern, wenn das Fleiſch hart bleibt. Das iſt ja auch der Grund, ma⸗ rum auf Gas, in elektriſchen Oefen und Her⸗ den ſowie auf Spiritus⸗ oder Petroles cas das Fleiſch immer weich wird. In den nachſtehend angegebenen Zeiten it es alſo erforderlich, daß das Fleiſch wirklich auf gleichmäßigem Feuer ſteht. Für Rind⸗ fleiſch brauchen wir zweieinhalb bis gret Stunden, doch kommt auch ganz altes Fleſſch in den Handel, wo wir damit nicht ganz aus⸗ kommen werden. Für Kalbfleiſch iſt mit ein⸗ einhalb bis zwei Stunden recht gut gugzu⸗ kommen. Hammelfleiſch kocht etwas ſchneſlet als Rindfleiſch; zwei bis zweieinhalb Stun⸗ den werden hier genügen. Friſches Schweine⸗ fleiſch haben wir am ſchnellſten weich. Hier genügt eineinhalb Stunde. Das gepöleſte Schweinefleiſch dagegen hat ſeine Poren und und Faſern durch die Pökellauge geſchloſſen und wird erſt in drei bis dreieinhalb Stun⸗ den ſo weit ſein, daß es uns ſchmeckt. Schin⸗ ken im Ganzen muß man vier Stunden lang leiſe kochen laſſen. Kocht man zu ſchnelt, ſo wird er nicht recht zart und ſaftig. Kaſus⸗ kopf wird in zwei Stunden gar ſein, während Schweinskopf zweieinhalb bis drei Stunden verlangt. Kochfleiſch läßt man, wenn es gar iſt, ruhig noch zehn bis fünfzehn Minuten in der Brühe ſtehen, es wird dadurch ſaftiger. Er wollte ihr Bild weg⸗ war ſie. Die gleichmäßige, ſtolze Ueberlegenheit der Frau ent nervte den Mann. Es gab Stunden, wo er die bes kalten Augen haßte. Manchmal ſtieg aber auch ein wärmeres Gefühl ſein Weib in ihm auf. Er ſah die blaſſe Winterſonne leuchtend auf dem hellen Scheitel, ſah den ſchlanken Nacken ein wenig gebeugt zu dem ſurrenden Spinnrad. Er ſaß den Fingern zu, die den Faden drehten. Nimmermüde Er trat zu Linda und ſtrich ihr leicht über das blonde Haar. Sie zuckte zuſammen und bog den Kopf zur Seite. als wäre ihr die Berührung unangenehm. Ihre Augen ſahen ihn ſeltſam an. Er war verlegen wie ein Schul⸗ 4 bub, drehte ſich ſchnell um und ging hinaus.— Er ſtieg die Treppe hinauf und ging über den Haus⸗ Frau als etwas Selbſt⸗ boden zum Turm. wieder er ſelbſt. in dem er ſich zur Ruhe fand. Er warf ſich auf das Lager, hörte auf den Wind, der um den Turm heulte, und ſah auf die ſpringenden Funken im Ofen. Dann rührte wohl das Geſicht Berbes mit ſeligem Lächeln ſeine Wange.— Es war Frühling geworden. Henning war über die Felder geritten und hatte die Leute bei der Frühjahrs⸗ beſtellung beauſſichtigt. Früher als ſonſt ritt er heim. Er ſtellte das Pferd ſelbſt in den Stall, da die Knechte alle noch auf den Feldern waren. Er fand die Wohnſtube leer. Am Fenſter ſtand Lindas Spinnrad, als wäre ſie eben davon aufgeſtanden. Henning ſchloß die Tür und ſtieg leiſe zum Turm hinauf. Ein brenzliger Geruch ſchlug ihm auf der Turm⸗ treppe entgegen. Er haſtete die Stufen empor und riß die Tür zum Turmgemach auf. Verblüfft ſah er auf Linda, die vor dem Ofen kniete und das Feuer ſchürte. Die Frau richtete ſich auf. Ihr Geſicht war leichenfarben und die Augen dunkel im Schreck. Ihre Finger löſten ſich von einer Schere, die klirrend zu Boden fiel. „Was tuſt du hier?“ In Berbes Turmkammer war er Dort war das Reich ſeiner Gedanken, (Fortſetzung ſolgt.) PCFCCCCCCCGCCCCCCCPCCPCPPPCCCCCCCPCCCTTCCCCTCC Nachdruck verboten. Erſtes Kapitel. „Katja, Katja— ſieh nur, wie ſchön!“ Die alte Dienerin, die ſoeben am anderen Fenſter des großen Schlafgemachs die ſchweren gelbſeidenen Vorhänge zurückzog, wandte ſich um. „Unſer Seelchen wird ſich erkälten und iſt kaum ge⸗ fund“, meinte ſie, beſorgt herbeieilend,„ſo vom warmen Wett mit bloßen Füßen ans Fenſter...“ Aber das zwölfjährige Mädchen, das im weißen Nacht⸗ hemd im Erker ſtand, ſchüttelte lachend den Kopf, legte einen Arm um den Hals der alten Frau und wies mit der Rechten hinaus. „Sieh nur, wie der Schnee glitzert, Katja— es muß die ganze Nacht geſchneit haben! Wie weiß und ſchön alles ausſieht, und wie herrlich die Sonne ſcheint! Ach, ich bin ſo froh...“ Die Kleine breitete plötzlich beide Arme aus und ſtieß einen hellen Jubellaut hervor. Es war auch wahrlich ein herrlicher Tag. Aus tief⸗ blauem Himmel ſtrahlte die Sonne herab auf die ſchnee— verhüllte Stadt, die in ihrer weißglitzernden Pracht etwas non märchenhafter Unwirklichkeit hatte. Von den zwiebel⸗ förmigen Türmen der vielen Kirchen ragten die goldenen Kreuze wie funkelnde Lichtſpeere gen Himmel. Gedämpft klang das Geläut einer vorüberfahrenden Troika herauf; luſtig bimmelten die Glöckchen am Geſchirr der drei präch— tigen Rappen, die ein herrſchaftlicher Kutſcher in hoher Aſtrachanmütze und Pelzmantel gewandt und kraftvoll lenkte. Zwei Offiziere ſaßen im offenen Gefährt, in ernſtes Geſpräch vertieft, ſahen aber beide im Vorbeifahren am Hauſe empor und grüßten lachend das kleine Mädchen, das, von Katjas ſorgenden Händen mit einem wattierten Kimono umhüllt, ihnen in lebhafter Freude des Erkennens zuwinkte. „Iſt mein Vögelchen denn ſchon auf, daß ich es ſo fröh— lich zwitſchern höre“, frabe eine klangvolle Stimme hinter der Kleinen, die herumfuhr und ſtracks in die weit— geöffneten Arme der Mutter lief. „Eben fuhr Onkel Gregor vorbei“, berichtete die kleine Wera eifrig,„mit Onkel Saſcha zuſammen, und dann folgte ein zweiter Schlitten mit lauter Koffern. Gewiß muß er wieder fort.„Schade“, meinte ſie bedauernd,„er zpielte ſo fein mit mir und brachte immer ſo feine Bonbons! Er geht auch gar nicht gern, glaub' ich, denn er ſah furchtbar ernſt und böſe aus. Erſt als er mich ſah, lachte er und winkte. Er wollte halten laſſen, aber Onkel Saſcha ſchüttelte den Kopf und ſagte was und legte die Hand auf ſeinen Arm. Da ließ er weiterfahren.“ Die ſchlanke blonde Frau wandte ſich ab, legte un— bewußt die Hand aufs Herz und ſah hinunter auf die ſchneebedeckte Straße, als könne ſie noch einen Gruß des Mannes erhaſchen, deſſen Lippen geſtern abend abſchied— nehmend auf den ihren geruht. Sie fühlte es in abgrundtiefer Hoffnungsloſigkeit: Es gab kein Wieder— ſehen.— „Gregor Gregorowitſch iſt an die Front zurückgekehrt“, ſagte ſie leiſe, mit weit in die Ferne ſchauendem Blick, „wir wollen beten, daß es bald Frieden gibt.“ „Ja“, nickte Wera eifrig,„und dann fahren wir wieder nach Deutſchland zurück— nicht wahr, Maminka? Ich freu' mich ſchon auf die feine lange Reiſe und——“ Sie ſtockte, betrachtete die Mutter. Ganz groß und andächtig wurden die ſaßſwarzen Augen, die dem zarten, hellhäutigen Kindergeſicht mit den goldflimmernden Locken einen be— ſonderen Reiz verliehen.„Wie ſchön du biſt, Maminka“, flüſterte ſie, als fürchte ſie ſich, die Stille zu ſtören„gerade ſo ſchön wie das Bild der heiligen Gottesmutter von Kaſan, das Großmama uns in Petersburg zeigte— nein, noch viel, viel ſchöner!“ ö Gräfin Wettern fuhr aus ihrer Gedankenverſunkenheit zuſammen. Sie zog ihr Töchterchen an ſich und ſchloß den Kindermund mit einem Kuß. „Närrchen du, lächelte ſie, zärtlich über das noch etwas ſchmale Geſicht ihres ſoeben von ſchwerer Diphtheritis ge— neſenen Kindes ſtreichelnd,„willſt mich wohl eitel machen, hm? Iſt das Bad fertig, Katja? Schön. Nun beeile dich, Liebes. Wenn es windſtill bleibt, darfſt du vor Tiſch eine kleine Schlittenfahrt mit mir machen; der Arzt hat es erlaubt. Und heute abend kommt Kolja an, ſeine Ferien haben begonnen.“ Die ſchwarzen Augen, die Wera von der Großmutter und dem vor einigen Jahren verſtorbenen Vater geerbt, ſtrahlten wie dunkle Sterne. Glückſelig lachte ſie die Mutter an, die in ihrer zarten, lichtblonden Schönheit wie die verkörperte Verheißung des herrlichen Tages vor ihr ſtand. Sie war wieder geneſen, durfte ausfahren, Kolja kam. * allen Poren pochte das Blut, lachte und lockte das Leben. 5 Gopvri. „Du Unband, willſt du dich wohl betragen“, lachte die Gräfin, ſchnell von der Schwelle des weißgekachelten Bade— zimmers zurückweichend, da Wera übermütig mit flachen Händen aufs Waſſer ſchlug,„wir haben den Böſewicht zu ſehr verwöhnt, Katja! Das ſollte Onkel Gregor ſehen...“ Rrrrr! Ein raſſelnder Lärm verſchlang plötzlich die Stimme der Mutter. Was war denn das für ein Nebel im Raum, man konnte ja nichts mehr ſehen. Rrrrrr 1 Wera Wettern fuhr empor. Sie lag im Bett. Um ſie ſchwarze Nacht, nur durch die ſchlechtſchließende Jalouſie ſickerte ein Strahl trübgelblichen Laternenlichtes. Auf dem Nachttiſch raſſelte der Wecker. Mechaniſch griff ſie danach und ſteckte ihn unter das Federbett. Hockte dann, die Arme um die hochgezogenen Knie geſchlungen, auf dem ſchmalen, harten Lager und ſtarrte ins Dunkel. Ueberall im Hauſe regte es ſich. Schritte polterten in der Wohnung über ihr, eine Tür wurde zugeworfen. 5 Mama, ihr Zimmer, die Sonne— war ja alles nur ein Traum geweſen, nur ein Traum... Der Kopf des Mädchens ſank herab. Ein trockenes Schluchzen ſchüttelte den ganzen Körper wie im Krampf. Mama, die Zarte, Zärtliche; Kolja, der geliebte Unband mit dem lachenden Frohſinn ſorgloſer Jugend; Groß— mama, das Haus in Moskau, in dem ſchon fünf Gene⸗ rationen Freud und Leid erlebt— tot, vorbei. Auf ewig vorbei... Irgendwo ſchlug eine Uhr. Das Schluchzen verſtummte jäh. Wera Wettern hob das Haupt. Im Treppenflur Stimmen, Lachen— ein ſcheltender Nachruf. Die eben noch bebenden Lippen preßten ſich zu ſchmaler Linie. Was galten Träume in dieſer Welt grauſamer Wirklichkeiten? Vergeſſen mußte man, nur der Gegenwart leben. Sie kam zu ſpät ins Geſchäft! Das Mädchen ſprang aus dem Bett, zündete das Gas— licht an und begann ſich in fieberhafter Haſt zu waſchen und anzukleiden. Ein Schnürſenkel riß. Auch das noch! Kaum vermochten die zitternden Finger die zerfranſten Enden zuſammenzuknoten, ſo peitſchte die Unraſt. Zum Frühſtück langte es nicht mehr. Schnell ein Schluck des abends zuvor zubereiteten Kaffees aus der Thermosflaſche — die Brötchen mußten warten. Hut, Mantel, Handſchuhe, Taſche— gottlob lagen ſie bereit. Das Haus war ſtill, die Treppe leer, als Wera Wettern ſie betrat. Die andern berufstätigen Menſchen in der großen Mietkaſerne waren ſchon alle fort. Zwiſchen den hohen Häuſerreihen brütete der ſchwarz— graue Nebel eines naſſen Wintermorgens, der zögernd und unluſtig gen Oſten heraufdämmerte. An einzelnen Geſchäften wurden ſchon die Läden hochgezogen, kreiſchend und knarrend rollte die Holzwand empor. Laſtkraftwagen ratterten vorüber. Schwer zog ein ſtämmiges Pferde⸗ geſpann an einem vollbeladenen Kohlenwagen, deſſen Kutſcher ſoeben gähnend den Mund aufriß und dann mit lautem Fluch den Kragen ſeines Mantels hochklappte. Die Luft war von einer eiſigen, durchdringenden Kälte und doch ſeltſam unfriſch. Im Laufſchritt hatte das Mädchen die nächſte Halte- ſtelle der Autobuslinie erreicht. Nichts zu ſehen. Von der nahen Andreaskirche begann es dröhnend zu ſchlagen, langſam, unerbittlich. Achtmal. Wenn ſie auch den nun heranratternden Bus benützte, die Jagd war vergeblich geweſen: ſie kam zu ſpät! Aufſeufzend ſank Wera Wettern auf den leeren Eckplatz des nur ſpärlich beſetzten Wagens und reichte dem Schaffner mechaniſch die Karte hin. Aber kein noch ſo tiefes Atemholen vermochte den Druck zu löſen, der ſich mit Zentnerlaſt auf ihre Bruſt geſenkt. Zu ſchrecklich war das Erwachen geweſen. Wieder ſtand das Geſicht der Mutter vor ihr, wie ſie neben der alten Dienerin im ſonnenüberfluteten Zimmer ſtand, ein ſchwermütiges Lächeln im ſchönen Geſicht. Zum Greifen deutlich und nahe— und war doch zwölf Jahre ſeit jenem Tag, dem letzten glücklichen ihrer Kindheit. Im Paradies war ſie geweſen; was dann kam, war Hölle. Angſt, Armut und endloſe Not. Und dennoch lebte ſie, konnte ſie noch leben! Wozu eigentlich? Die Augen ſchließen— verſinken im tiefen, wohligen Frieden des Nichtmehrſeins... „Königsplatz!“ Mit einem Ruck hielt der Wagen. Das Mädchen, das ganz in ſich zuſammengeſunken dagehockt, fuhr auf. Hinter zwei ſich lebhaft unterhaltenden Herren ſtieg ſie aus und ging mit matt ſchleppenden Schritten die breite Straße hinauf, die ſchon reger Großſtadtverkehr durchflutete. Wie doch im Leben alles vom Zufall abhing! Oder war es Fügung? Hätte Großmama damals nicht krank daniedergelegen, wäre vielleicht die Flucht aus Rußland geglückt. Daß Mama bei der Schwiegermutter blieb, war ſelbſtverſtändlich. Eine Wettern verließ den Poſten nicht, auf den ſie geſtellt. Deswegen trug wohl auch ſie ihr Leben weiter, Fahnenflucht war feige. Ein elegantes Privatauto glitt leiſe an der Grübelnden vorüber und hielt vor der Deutſchen Bank, deren Tore ſoeben geöffnet wurden. Stahlbeſchläge funkelten auf koſt⸗ barem Holz. Die Tür flog auf, ein Herr ſtieg aus, wandte ſich an den Chauffeur mit irgendeiner Weiſung. Aufrecht ragte die hohe Geſtalt neben dem hellen Wagen. „So etwa ſah Onkel Gregor von hinten aus“, fuhr es Wera durch den Sinn,„ſo trug er den Kopf, ſo breit waren ſeine Schultern, ſo ſchmal die Hüften. Gregor Gregorowitſch, den ſeine Soldaten einen Tag nach dem Abſchied in Moskau getötet...“ ö Im Umdrehen gewahrte der Herr das nahende Mäd— chen, deſſen Blick gedankenverſunken an ihm hing, und das ſich nun, erſchrocken über das fremde Geſicht, jäh ab⸗ wandte. Um Gott, ſie war ja kein Kind in Moskau mehr, war eine Verkäuferin, die zum zweiten Male in dieſer Woche zu ſpät kam zum Dienſt... Sie begann zu laufen. Der Fremde aber, der im Begriff geweſen, ein Notiz⸗ buch aus der Bruſttaſche zu ziehen, als er Wera gewahrte, hielt in der halben Bewegung inne und ſtarrte der Davon⸗ eilenden nach, eine tiefe Falte zwiſchen den dichten Brauen, die ſich in ungläubigem Staunen zuſammengezogen. Das große Warenhaus da an der Ecke— in einem Seiten- portal verſchwand ſie. Einen Augenblick ſtand der Mann regungslos. Dann hob er das Kinn. Es war, als wehre er irgendeinem aufſteigenden Gefühl.„Warten, Peters“, befahl er. Und ging in die Bank hinein. Zweites Kapitel. Wera Wettern war die große Treppe hinaufgehaſtet, ranute in die Garderobe für die Verkäuferinnen und ent⸗ ledigte ſich raſch ihrer Hüllen. Aus dem Spiegel, vor dem ſie glättend über die Haare ſtrich, blickte ihr ein ſchmal⸗ wangiges Geſicht entgegen, auf deſſen blaſſer Haut rote Erregungsflecke brannten. Unnatürlich groß ſchienen die ſchwarzen, dichtumwimperten Augen durch die dunklen Schatten, die darunter lagen. Sie ſah es nicht, prüfte nur die Feſtigkeit der kleinen Krawatte, rückte am Gürtel der dunklen Wollbluſe und eilte eine halbe Etage tiefer in die Abteilung für Herrenkonfektion, an deren hinterſter Tafel, ſie Krawatten und Handſchuhe verkaufte. Kein Tageslicht drang hier hinein, auch bei hellſtem Wetter mußten dieſe Räume künſtlich beleuchtet werden. „Na, Wera, kommſte ſchon wieder zu ſpät? Hier, ſchnell, ich hab' die Tafeltücher ſchon zuſammengelegt— da ſteht der Karton mit den neuen Selbſtbindern, die wir auslegen ſollen“, begrüßte ſie eine kleine dicke Brünette, die eifrig hinter dem Verkauftstiſch hantierte. Aus dem runden Geſicht ſtach eine Stupsnaſe vergnügt und unter⸗ nehmungsluſtig in die Luft. Wera ſtreichelte ihren Arm.„Du Gutes, haſt meine Arbeit mitgemacht— tauſend Dank! Ich mache dafür die deine heute abend.“ „Laß nur“, wehrte die Kleine gutmütig,„haſt wohl wieder Kopfſchmerzen? Siehſt ſo furchtbar blaß aus. Ein Glück, daß die Alte noch nicht bis hierher kam, ſie iſt ſowieſo nicht gut auf dich zu ſprechen. Ich glaube, du biſt ihr zu ſein—— paß auf...“ Das letzte ein ziſchendes Geflüſter. Eine ſtattliche Frau, etwa Mitte dreißig, kam durch den langen Gang auf die beiden Mädchen zu. Das Geklapper ihrer hohen Stöckelſchuhe klang irgendwie herausfordernd und unangenehm, fand Wera, deren kalte Hände mecha⸗ niſch weiter die ſeidenen Schlipſe ſortierten. Die Schritte hielten.„Das iſt ja ungemein freundlich von Ihnen, Fräulein Wera, daß Sie ſich ſo pünktlich ins Geſchäft bemüht haben!“ Ein Blick auf die diamanten⸗ funkelnde Armbanduhr.„Es iſt ja erſt halb neun durch! Darf man fragen, welche Ausrede Sie heute zu benützen belieben?“ Das Mädchen hielt inne mit der Arbeit, richtete ſich auf, ſtand ſehr gerade und ſah der Fragenden voll ins geſchickt geſchminkte Geſicht. Sie war plötzlich ganz ruhig geworden. Nur der letzte Tropfen Blut wich aus den etwas hohlen Wangen. a „Ich bitte ſehr um Verzeihung, daß ich wiederum zu ſpät kam, Fräulein Henner. Es wird nicht wieder vor⸗ kommen.“ Der warme Klang ihrer ſchönen, kultivierten Stimme ſtach merkwürdig ab gegen die grelle Schärfe der anderen. (Fortſetzung folgt.) 5 ſebiete wie Danzig, Memel, uſw. waren im Feſtzuge dar⸗ e dem auch der erſte Erntewagen i tlich geſchmückten Schnittern und 0 mitfuhr. Die Saarkundge⸗ bung auf dem Römerberg wurde durch 12 anfarenbläſer aus dem Saargebiet eröffnet. Oberbürgermeiſter Dr. Krebs begrüßte die Jugend und insbeſondere die Saarkinder. Deutſchland ſtehe treu zu ſeinen Brüdern an der Saar. Reichsſtatthalter Sprenger be⸗ rüßte ſodann ebenfalls die Jugend. Die aarjugend und das Sagrland könnten per⸗ ſichert 10 daß das geſamte deutſche Volk in dem kommenden ſchweren Kampf an ihrer Seite ſtehen würde, und daß die Saarländer im deutſchen Volke eine unüberwindliche Rückendeckung hätten. Namens des VDA betonte ſodann noch Pfarrer Meyer die Zu⸗ ſammengehörigkeit und die enge Verbunden⸗ heit mit dem Saarlande, das wieder zum Heimatlande zurückkehren müſſe. Winzerſeſt in Bensheim Bensheim, 19. Sept. Das ſchöne Bergſtraßenſtädtchen Vens⸗ heim feiert in dieſen Tagen das Winzerfeſt. der Bensheimer Verkehrsverein hatte ſich wirklich eine ganz große Aufgabe geſtellt, als er zu dem traditionellen Feſtzug das Motiv „Bensheim im 30⸗jährigen Kriege“ wählte. Dieſer Leitgedanke hat ſeine Wirkung nicht verfehlt. Als der Reichsſtatthalter in Heſſen mit ſeinem Gefolge in dem flaggengeſchmückten Städtchen eintraf, war kaum noch ein Durch⸗ kommen durch die Straßen zu finden und im⸗ mer noch brachten Züge, Kraftwagen und Motorräder neue Menſchenmaſſen herbei. Der Jeſtzug. gab ein Bild von dem Leben und Treiben, das ſich in den Jahren von 1618 bis 1648 in Bensheims Mauern abſpielte. Da zogen 36 Gruppen u. a. Simplizius Simpliziſſimus, der Kurfürſt Friedrich V. mit ſeiner Gemah⸗ lin, die kurfürſtlichen Truppen unter dem Grafen Georg Albrecht und Kaſimir von Er⸗ bach, der General Marcheſe Spinola mit ſei⸗ nen ſpaniſchen Truppen, Markgraf Karl von Baden und Hochberg, Horace de Vier mit engliſchen Truppen, der Erzbiſchof und Kur⸗ fürſt von Mainz, Johann Schweickard von Kronenberg mit ſpaniſchen Edeln, der Schwedenkönig Guſtav Adolf, Bensheims Zünfte mit ihren Fahnen, franzöſiſche Trup⸗ pen unter Oberleutnant Schmidt, die Stadt⸗ fahne von Bensheim mit der Inſchrift „Recht muß Recht bleiben“, der Burggraf von Starkenburg, Wilhelm, Freiherr von Metternich, dann die bayeriſchen Generäle von Mercy und Werth, die mit Hilfe der „Fraa vun Benſem“ die Stadt eroberten und zum Schluß die Bensheimer Bürger⸗ wehr. Alle Teilnehmer waren in die ent⸗ ſprechenden hiſtoriſchen Uniformem gekleidet, ſo daß ſich ein überaus farbenfrohes Bild bot, das durch zahlreiche Muſikkapellen ſo⸗ wie eine große Anzahl von Bagage- und Troßwagen den paſſenden Rahmen erhielt. Im Anſchluß daran entwickelte ſich in dem großartig angelegten Winzerdorf auf dem Marktplatz und den Gaſthäuſern des Ortes bei Muſik⸗, Geſangsvorträgen und Tanz, owie Faßreiten, Faßrollen, turneriſchen 2 ein fröhliches Leben und Treiben Der erſte Spatenſtich Miniſterpräſident Köhler beginnt den 5 Maxauer Brückenbau. Karlsruhe, 19. Sept. Die Preſſeſtelle beim Staatsminiſteriun teilt mit: Eine der großen Aufgaben, die ſich Mini⸗ ſterpräſident Walter Köhler ſofort nach Uebernahme ſeines Amtes geſtellt hat, iſt der für Baden und die Pfalz zu einer Lebensnot⸗ mendigkeit gewordene Rheinbrückenbau bei Maxau. Seiner Zähigkeit und ſtarken Ener⸗ gie gelang es in überraſchend kurzer Zeit, alle die Widerſtände zu überwinden, die ſich die⸗ ſem Projekt ſeit Jahrzehnten entgegengeſtellt aafton. Mit freibigem Stolze kann deshalb Die deutſche Völkerbundsabordnung. Keichsminiſter des Auswärtigen, Freiherr oon Neurath(Mitte), der mit der Führung der deutſchen Delegatlon flür die bevorſtehende Vollverſammlung des Völkerbundes in Genf beauftragt wurde. Als Delegierte werden neben den Reichsaußenminiſter der Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Goebbels(links), ſowie der ſtändige deutſche Vertreter im Völkerbundsrat, Geſandter Dr. von Keller(rechts), treten. der badiſche Miniſterpraſident Walter Koh⸗ ler perſönlich den erſten Spaten⸗ ſtich in den nächſten Tagen vornehmen. Am Mikltwoch vormiklag einhalbzwölf Uhr werden ſich die geſamte badiſche Regierung, der Präſident der Reichsbahndirektion und die Spitzen aller übrigen Reichs- und Landesbe⸗ hörden ſowie ſonſtige Ehrengäſte bei Knie- lingen zuſammenfinden, wo in feierlicher Jorm die Arbeiten am Rheinbrückenbau be⸗ gonnen werden. Auch die bayeriſche Regie- rung iſt eingeladen. Wenn es morgen auch erſt wenige ſein werden, denen die Inangriffnahme des 20 Millionen⸗Projektes wieder Brot und Arbeit gibt, ſo werden doch ſehr raſch die weiteren Arbeitsvergebungen folgen, die unſere geſam— te badiſche Wirtſchaft befruchten werden. Das Zuſammentreffen dieſes freudigen Augen— blickes mit der großen badiſchen Grenzland— kundgebung mag als Zeichen nationalſoziali— ſtiſcher Tatkraft gelten, die nicht verzagt, ſon— dern eiſern vorwärtsſtrebt. Aus der Pfalz Dürkheim.(Pfälzer Schaumwein für Amerika.) Die Sektkellerei Wachen— heim AG hat in den letzten Tagen einen Auftrag auf Lieferung von 50 000 Flaſchen Sekt nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika erhalten. Deutſche Betriebe in England London, 19. Sept. Das Innenminiſterium hat 20 deutſchen Geſchäftsleuten die Erlaubnis erteilt, in Eng⸗ land Betriebe zu eröffnen, in denen bisher in England nicht hergeſtellte Waren produziert werden ſollen. Mehrere andere Geſuche ſind abgelehnt worden weil die Firmen mit eng⸗ liſchen Häuſern in Konkurrenz treten wür— den. Es handelt ſich bei den genehmigten Unternehmungen um Spielzeugfabrikation nach Nürnberger Art, Textilien, mediziniſche Inſtrumente, Handſchuhe uſw. Die NReichsführertagung des Stahlhelms in Hannover Hannover, 19. Sept. Für den am Samstag in Hannover ſtatt⸗ findenden Reichsführerkag des Stahlhelme, an dem auch der Stabschef der SA. Ernſt Röhm, teilnehmen wird, iſt endgültig folgen⸗ des Programm vorgeſehen: Freitag, den 22. September: Zwangloſes Zuſammenſein im Hotel Ernſt Auguſt in Hannover, Samstag, den 23. September: Reichsführertagung des Stahlhelms; um 19 Uhr Empfang der Gäſte in der Kuppelhalle, 20.30 Uhr großer Zapfen⸗ ſtreich vor dem Rathaus,. Sonntag den 24 September: 8.30 Uhr Aufmarſch zum Führer⸗ appell, 9 Uhr Beginn des Führerappells: Einmarſch der Fahnen, Fahnenweihe, 10 Uhr: Abfahren der Front, Vorbeimarſch und Abmarſch. Aus der Heimat Gedenktage 19. September. 1814 Der preußiſche Rechtslehre Karl Friedrich von Savignv in Berlin geb. 1870 Paris wird von den Deutſchen einge⸗ ſchloſſen. 1914 Lüderitzbucht dern beſetzt. Prot. und kath.: Januarius Sonnenaufg. 5.40 Sonnenunterg. 18.07 Mondaufg. 5.10 Mondunterg. 17.45 wird von den Englän⸗ Haſt du nicht das deine recht getan, Was gehen dich der Leute Reden an? Wer für alles gleich Dank begehrt, Der iſt ſelten des Dankes wert. Johannes Trojan. . Altweiberſommer In dieſem Spätſommer und erſten Herbſt— tagen ſtrecken ſich feine weiße Fäden über Felder, Wieſen und Gärten aus, die Zeichen des Altweiberſommers, Mariengarn, Herbſt— faden oder fliegender Sommer, wie der Volksmund poetiſch ſagt. Wenn Geſicht und Hände des Spaziergängers von dieſen fei⸗ nen Fäden umſponnen wird, ſo können ſelbſt die wärmſten Sonnenſtrahlen und der blaueſte Himmel nicht mehr darüber hinweg— täuſchen, daß nun wieder ein Sommer zu Ende gegangen iſt, der Herbſt beginnt; Vo⸗ gelgeſang verſtummt. Wenn der Altweiber— ſommer gekommen, hat der Herbſt ſchon be— gonnen, ſo heißt es beim Landvolk. Altwei— berſommer, Marienfaden haben ſchon den Herbſt geladen. Die ſilbern ſchimmernden Altweiberſommerfäden ſtammen übrigens von kleinen Spinnarten und haben die Funk- tion von Wegen, auf denen ſich dieſe kleinen Tierchen in ihre Winterquartiere zurückzie⸗ hen. Nach altem heidniſchen Glauben ein mannigfach gedeutetes Zeichen der Götter, wurden dieſe Fäden mit dem Einzug des Chriſtentums ein Zeichen der Gottesmutter und erhielten den ſchon oben erwähnten Na— men Mariengarn oder Marienfäden. * uk Die Hherbſtzeitloſe. Nachdem für die Wieſenblumen das letzte Stündlein geſchlagen hat, wagt ſich noch ein vorwitziges Blümlein hervor: Die Herbſtzeitloſe. Ihren Namen „Zeitloſe“ hat ſie wohl daher, daß ſie ſich nicht an die eigentliche Blütenzeit hält. In Schwaben wird ſie auch Lausblume genannt, weil ſie die Läuſe vertreiben ſoll oder„Spin— nerin“, da ſie nach dem Volksglauben die zur Herbſtzeit in der Luft hängenden Spinnfäden, genannt„Altweiberſommer“, ſpinnt. Man nennt ſie auch„nackte Jungfrau“, weil die Blüte der Herbſtzeitloſe aus der Erde ſproßt, bevor man die Blätter zu ſehen bekommt. Die Herbſtzeitloſe enthält ein ſtarkes Gift. Vor ihrer Giftwirkung hatten die Griechen ſchon großen Reſpekt, denn ſie nannten die Herbſt— zeitloſe„Ephemoren“, d. b. die in einem Tag Die Beiſetzung Reinhold Muchows und Willy Mählings. Die auf ſo tragiſche Weiſe ums Leben ge— kommenen führenden Nationalſozialiſten Reinhold Muchow. der Leiter des Organiſa⸗ tionsamtes der Deut⸗ ſchen Arbeitsfront und ſtellvertretender Führer der NSBO. und der Sturmbannführer Willy Mähling wurden am Sonnabend in Berlin zur letzten Ruhe beſtat⸗ tet. Unſer Bild zeigt die Aufbahrung im Sitzungsſaal der Berli⸗ ner Arbeiterbank. totende. Zur Vertilgung der Herbſtzeitloſe wird das Begießen mit ſcharfen Kainitwaſſer empfohlen. e Bei Druſcharbeiken nicht rauchen! Man muß immer wieder beobachten, daß es ſich junge Leute nicht verſagen können, bei den Druſcharbeiten zu rauchen. Ein ein⸗ zig weggeworfener Zigarettenſtummel kann bei den großen Erntevorräten, die infolge der anhaltenden Dürre beſonders trocken eingebracht wurden, und bei dem zurzeit all⸗ gemein großen Maſſermangel Kataſtrophen von ungeahntem Ausmaß zur Folge haben. Der Brand von Oeſchelbronn, der auf leicht⸗ ſinniges Rauchen in einer Scheuer zurückge⸗ führt wird, ſollte allen eine Warnung ſein, in landwirtſchaftlichen Betrieben gegenwär⸗ tig beſonders vorſichtig mit offenem Licht umzugehen. Letzte Nachrichten „Welt am Abend“ verboten.— Berlin, 19. Sept. Die Tageszeitung „Die Welt am Abend“ iſt mit ſofortiger Wir⸗ kung bis auf weiteres verboten worden. Selbſtmord eines zum Tode Verurteilten. Lübeck, 19. Sept. Wie die Preſſeſtelle des Senates mitteilt, hat der wegen Ermordung des Nationalſozialiſten Willi Meinen zum Tode verurteilte Arbeiter Kähding ſich in ſei⸗ ner Gefängniszelle erhängt. 2 Schwerer Verdacht gegen einen General- direktor. Wie die Juſtizpreſſeſtelle Berlin mitteilt, wurde der 68jährige Generaldirektor Rudolf Möller aus Berlin-Strelitz auf ſeinem Gut Aalgraben bei Stettin feſtgenommen. In ſeinem Beſitz wurden verbotene ſtaatsfeind— liche Zeitungen gefunden. Inzwiſchen kam die Zollfahndungsſtelle Stettin zu der Feſt— ſtellung, daß Möller in den Jahren 1931 und 1932 aus Mitteln ſeines bei einer Brüſſeler Bank beſtehenden Kontos ausländiſche Wert- papiere angekauft hatte. Möller unterhält bei dieſer Bank unter verſchiedenen Bezeich⸗ nungen Sonderkonten. Das Amtsgericht Ber— lin hat auf Grund dieſer Feſtſtellungen gegen Generaldirektor Möller, der die Bezugsver— einigung der deutſchen Landwirte leitet, wegen Deviſenvergehens einen Haftbefehl er— laſſen. Märkte und Vörſen Vom 18. September. (Ohne Gewähr.) Mannheimer Produktenbörſe. Amtlich notierten in Rm., per 100 Kilo, waggonfrei Mannheim: Weizen 19,25 bis 19,50; Roggen ſüdd. 15,75 bis 16; Hafer 13,75; Sommergerſte 18 bis 20; Futtergerſte 15,50 Mais m. S. 17,75; Erdnußkuchen 15,75 bis 16; Soyaſchrot 14,50 bis 14,75; Rapskuchen 12; Palmkuchen 13,75 bis 14; Ko⸗ koskuchen 15,50 bis 15,75; Seſamkuchen 15 bis 15,25; Leinkuchen 16,25 bis 16,50; Bier⸗ treber 15; Trockenſchnitzel 8 bis 8,25; Wieſen⸗ heu 4 bis 4,60; Rotkleeheu 4,40 bis 4,80 Luzernelleeheu 5,60 bis 6,20; Weizen- ut Roggenſtroh gepr. 1,860 bis 6, geb. 1,40 bis 1,70; Weizenmehl, Spezial Null, m. Aust. 28,50, m. Inl. 27, ſüdd. Weizenauszugsmehl 31,50 bezw. 30, ſüdd. Weizenbrotmehl 21,50 bezw. 20; Roggenmehl nordd. 21,50 bis 22,50, ſüdd. und pfälz. 21,75 bis 23; Weizenkleie feine 8,25 bis 8,50, grobe 8,75 bis 9,25; Rog⸗ genkleie 8,25 bis 9; Weizenfuttermehl 10,25; Rog genſuttermeh!l 9,50 bis 11,50; Weizen⸗ nachmehl 14 bis 15,50. Tendenz: ſtetig, Fut⸗ termittel feſt. 90 Ix ti li ei gehme man bei Magenbeschwerden, Sod- brennen, Magensdufe nur Kaiser- Natron. Höchste Reinheit garantiert. Sie werden erstaunt sein über die gute Wirnung. 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