Leuerwehrübung F kmplehle mich der geehrten Einwohnerschaft 7 Am Sonntag, den 24. September 1933, Inn Aalertigen alter Handardensarünein a 8 tg e n 5 Durch lange Tätigkeit in einem erſten Handarbeitsgeſchäft in freiwilligen feuerwehr Durch Genehmigung des Reichsaulsfch amtes Berlin hat die 1 Arankenunlerstukzungskeass e. NMothilte- Deutscher Landwirte und freier Berufe, außer dem Familientarif für Mk. 1.25, noch einen Einzelperson. tarif von Mk. 0.75 pro Woche eingeführt. Durch die dauernd steigende Mitgliederzahl hat es die Hauptverwaltung verstanden seit einigen Jahren der Kasse eine Existenzfähigkeit zu sichern. Es kann sich daher jedermann gegen diese niedrige Wochenbei- träge ohne jedes Risiko der Krankenunterstützungskasse „Nothilfe“ anschließen. Aufnahmealter bis 65 Jahre Mannheim und durch Ablegung der Geſellenprüfung bin ich in 4 der Lage, alle Arbeiten in Well. und Buntstickereien 10010 ſtatt. Signal um 5 Uhr. Anzu⸗ Monepramms anzufertigen. treten haben auch ſämtliche Führer, und Spielleute. 5 Das Kommando. Biernheimer Anzeiger Viernheimer Zeitung Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl.. N a 1.40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte 2 5 aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, Katharina Träger 4 Wasserstraße 43 letzte Uebung vor der Schlußprobe iſt, um reſtloſes Erſcheinen. Krankengeld, Unterhaltsrente, Alu., Kru. und Rentenbezüge) ſind vorzulegen. .(ernbeimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten)(Biernheimer Würger Dig.. Wiernh. Volksblatt) Faſt neuer Kinder⸗ Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Peti eile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ Amtlicher Teil Bekanntmachung. Betr.: Steuerſprechtag des Finanzamts Heppen⸗ heim. Der nächſte Sprechtag des Finanzamts wird am Donnerstag, den 5. Oktober 1933 auf dem hieſigen Rathaus ſtattfinden. Diejenigen Steuerpflichtigen, die an dieſem Tage vorſprechen wollen, müſſen ſich bis ſpäteſtens Montag, den 2. Okt. 1933, vormittags 11 Uhr bei uns, Zimmer Nr. 21, melden und genau an- geben, in welcher Sache die Beſprechung mit dem Finanzamt gewünſcht wird. Später Anmeldende können auf Erledigung ihrer Steuerangelegenheit an dem betr. Sprech⸗ tag nicht rechnen. Viernheim, den 20. September 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. In komm. Vertretung: Bechtel. Bekanntmachung. Für die eingegangenen Spenden an Natur- alien und Geld anläßlich der Hausſammlung für den durch das Brandunglück geſchädigten Johann Bähr 1. ſagen wir der geſamten Ein⸗ wohnerſchaft unſeren herzlichſten Dank. Durch den Opferwillen der Einwohner war es möglich dem geſchädigten Landwirt einen beträchtlichen Teil Stroh und Heu und einen anſehnlichen Betrag an Geld zu überweiſen. Die erſte Not iſt auf dieſe Weiſe gemildert. Einer für Alle und Alle für Einen! Wir möchten nicht verfehlen auch im Namen des vom Unglück betroffenen Johann Bähr 1. an dieſer Stelle nochmals deſſen aufrichtigſten Dank auszuſprechen. Viernheim, den 18. Sept. 1933. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim In komm. Vertretung Bechtel. Heſſ. Bauernſchaft, Ortsgruppe Viernheim J. V.: Blaeß. Bekanntmachung. Betr.: Mietunterſtützung für 1933 Rj. Die Beſcheide über beantragte Mietunter⸗ ſtützung werden in den nächſten Tagen zugeſtellt. Infolge Einſchränkung der hier zur Verfügung ſtehenden Mitteln mußte ein großer Teil der ge⸗ ſtellten Anträge abgelehnt werden, weil die ge⸗ ſetzlichen Vorausſetzungen nicht gegeben waren. Gegen die Beſcheide ſteht den Antragſtellern beim Vorliegen beſonderer Verhältniſſe, die eine Ueberſchreitung der Richtſätze rechtfertigen, das Recht der Beſchwerde an den Spruchausſchuß beim Kreiswohlfahrtsamt Heppenheim mit Friſt von 14 Tagen— vom Tage der Zuſtellung ab gerechnet— zu. Die Beſchwerden ſind unter Vorlage des Zuſtellungsbeſcheides ſchriftlich ein ⸗ zureichen. Eine Vorſprache bei uns iſt zwecklos. Betr.: Wohlfahrtserwerbsloſenfürſorge; hier Nach⸗ prüfung der Unterſtützungsfälle. Im Laufe der nächſten Tage wird eine Nachprüfung ſämtlicher Unterſtützungsanträge er⸗ folgen. Zu dieſem Zwecke müſſen ſämtl. Unter⸗ ſtützungsempfänger einen Fragebogen beantworten, der am kommenden Freitag bei der Auszahlung ausgegeben wird und wie folgt im Sitzungsſaale des Rathauſes abzuliefern ſind: Montag, den 25. September 1933 nachmittags von 2— 6 Uhr, Buchſtabe AD Dienstag, den 26. September, nachmittags von 2—6 Uhr, Buchſtabe E— Mittwoch, den 27. September, nachmittags von 2—6 Uhr, Buchſtabe J— 1. Donnerstag, den 28. September, nachmittags von 2— 6 Uhr, Buchſtabe MR Freitag, den 29. September, nachmittags von 2—6 Uhr, Buchſtabe O2 Beſcheinigungen über Einkommen, Betrag und Art(3. B. Verdienſt der Ehefrau und Kinder, Kontrollkarten müſſen vorgezeigt werden. Die Angaben ſind der Wahrheit gemäß zu machen. Jede Veränderung in den angegebenen Verhältniſſen muß ſofort dem Wohlfahrtsamt angezeigt werden. Unrechtmäßiger Bezug von Unterſtützung, oder der Verſuch, unberechtigt ſolche zu erhalten, wird ſtrafrechtlich verfolgt. Viernheim, den 21. September 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim In komm. Vertretung: Bechtel. Labanbauverein! ung ———(Früher!) Heute Abend 9 Uhr findet für den jetzigen Verein 1 im Gaſthaus„Zum Roſengarten“ und für den Verein 2 im Gaſthaus zum„Deutſchen Haus“ eine wichtige Versammlung ſtatt. Tagesordnung: 1. Grumpenverkauf und Ab⸗ lieferung. 2. Behandlung des Sandblattes. 3. Behandlung d. Hageltabaks. 4. Verſchiedenes. Wegen Wichtigkeit der betr. Punkten wird um vollzähliges Erſcheinen dringend gebeten. Die Vorſtände. K I 8 E 1 1. reiche Auswahl, gute bewährte Qualitäten enwelzerüse saug ò Pfd. 27. 25.0 Einmeninalerhase o/ nua“ Pfd. 27.5 klamerkäse 20% ¼ Pfd. 18.5 Monsterkäse ½ Pfd. 20. Camembert Romanour- Slrelchhase Allg. Sangenkäse 20% d Pfd. 10.3 Cleverstolz Jualitäts-Margarine ſtei fei 11 50 1 loſe gewogen Pfund 1.55 Molkerelbulter Pfund 1.0 Tesbuller Zalamwurs!— berpelatwurs! dierwurs?— Kakauerwurst Liter 20. Ver aenrst Du dersten-BUnd Rebensall. 80 Hulzest Du der Landuprtschalt! Frische Suapuehlnge pfund 20% dralneringe 1605 in 1 Liter Doſen. Dismarkneringe, Romops Nronsardinen. Herinos In Rahmung. büngst! Ia Füller n 7 u.. Doſaleg-Sauerkraul tal Lorſcherſtraße 10 Telefon 88 kaſtenwagen zu verkaufen. Von wem, ſagte der Verlag. Stahl- 1 Holz: Jollen Schlafzimmer, Polster, Stahlmatr. an jeden, Teilzahl. Kat. frei. EHsenmöbeltsbrig Sun, In. Mitgliederstand 1932: zahlung 1932: 490000.— Die Kasse untersteht der Kontrolle des Reichsaufsichtsamtes Berlin. Mas bietei die Nothilfe? Kein Krankenschein— Freie Arztwahl— Vergütung der Arznei— Operations- und Krankenhauskosten— Zahnbehandlung— Heilmittel— Wochenhilfe— Sterbegeld u. S. w. je nach Tarif. Auskunft erteilt: Verwaltungsstelle Viernheim loh. Jak. Klee, Friedrichstr. 41 24000. Rechnungsaus- E. B. Viernheim Am Sonntag, den 24. September, Schluß der diesjährigen Privatſpiel⸗Saiſon. Es finden folgende Spiele ſtatt: Fußball, Platz 1: 2. M.— Mhm⸗Feudenheim 1. 1 Uhr Platz 3: Jugend— Kleinhauſen Jugend 2 Uhr Handball: Platz 2: 2. Mannſchaft— Lampertheim 2. 2½ Uhr Um 3½ Uhr, Platz 1., großes Handballtreffen: 4 DJK 1. ⸗ Lampertheim 1. Zu dieſem hochintereſſanten und wichtigen Hand⸗ balltreffen laden wir alle Handballfreunde Viern⸗ heims's recht freundlichſt ein. Die Spiele finden auf den Plätzen der erſt⸗ genannten Vereine ſtatt. Die Sportleitung. Freitag, den 22. Sept., abends punkt 8¼ Uhr in der Sporthalle Pflicht⸗Verſammlung für alle aktiven Fuß⸗ und Handballer. Alle Mannſchaften haben vollzählig anweſend zu ſein. Wer von den Spielern dieſer Verſammlung fernbleibt, ſchaltet ſich aus der Aktivität ohne weiteres aus und kann für die jetzt beginnenden Meiſterſchaftsſpiele des D§ BB. unmöglich geſtellt werden. Zu dieſer Verſammlung ſind auch alle paſſiven Mitglieder freundlichſt eingeladen. Am 1. Oktober beginnen die Meiſterſchaftsſpiele. Pünktliches Erſcheinen wird unbedingt erwartet. Mit Sportgruß„Heil Hitler!“ Der 1. techn. Leiter. Empfehle: Deutſche Vollheringe.. 10 St. 50 u. 65 Holl. Vollheringe 10 St. 85 Bismarkheringe 1 Ltr. Doſe nur 65 Rollmops 1 Ltr. Doſe nur 65 7 Bratheringe 1 Ltr. Doſe nur 604 Marinierte Heringe Stück 9 Süßbücklinge, täglich friſch! Oelſardinen Doſe 18 u. 257 Sauerkraut mit Weingärung, Neue Feigen Kranz 15 Pfg., ſüße Trauben. Alois Walter S DGS Nikolaus Effler Lebensmittel Neue deutſche Heringe 10 Stück 45 Pfg. Neue holl. Vollfett Heringe 10 St. 65 Pfg. marin. Heringe Stück 9 u. 8 Pfg. Scharfbücklinge Stück 11 Pfg. Süßbücklinge (ſehr ſchöne Ware) Stück 6 Pfg. Oelſardinen Port. Doſe 25 u. 17 Pfg. Fſt. Seelachs in Scheiben. neues Sauerkraut mit Weingärung d. 12 ö Gelbe Kartoffel 10 515 30 213 Morgen Freitag sceirische Babllaun— Schelllische— Back- fische und Filet! Aadiaus Fier Lebensmittel. S e Ian 2 Bartz m Nu! Susbuchunge, fetttriefend neue moll. ackrüenge Fefneringe weißfleiſchig und zart 10 St. 793 Pllaumenmas, aus friſchen Früchten tg trische Margarine e e 303 9 keinste Schninudeln Pfd. 324 Fer- akkaronl, gut quillend Pfd. 38 9 Her- Zuppennudein/ Pfd. 09 4 Billige Futtermittel: Hunneriutter, Ovator Pfd. 124 Fullerwelzen, Hein ruon Pfd. 19.0 Fütter flohen Pfd. 5 Füllermeni Pfd. 08 Hamburger Hafteslager mcherd Hohmann Tams& Harte Niederlage Adolf Hitlerstrae 62— felefan 63 Iwangs⸗Verſteigernmg 0 Am Freitag, den 22. Sept. 1933, verſteigere ich in Viernheim, teilweiſe im Ver⸗ ſteigerungslokal und teilweiſe an Ort und Stelle, öffentlich, zwangsweiſe, meiſtbietend gegen Bor ⸗ zahlung: Mobilien, Einrichtungs⸗ und Gebrauchs gegenſtände aller Art, darunter insbeſonder 1 Speiſezimmer⸗Einrichtung, 1 Standuhs, 1 Radioanlage, 1 Rolle, ferner die Kar toffelernte von etwa 2000 qm Acker Ober bruchweide 9. Gewann Nr. 8. Zuſammenkunft der Steigliebhaber nach⸗ mittags 2 Uhr, im Hofe des Gaſthauſes zum Pflug, Weinheimerſtraße. Lampertheim, den 21. Sept. 1933. a Köhler, Gerichtsvollzieher in Lampertheim. 7 Ich bin 80 Jahre alt und litt ſeit längerer Zeit an Rheumatis-⸗ mus, Appetit⸗ und Schlafloſigkeit. Nach Ver“ brauch von 4 Flaſchen Zinſſer⸗Knoblauchſaft fühle ich mich wie neu geboren. Karl Hache, Gutsauszügler, Großdorf. 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Sept. der Prozeß gegen van der Lubbe und Ge⸗ noſſen, der Reichs lagsbrandſtiftungsprozeß, hat vor dem vierten Skraffenat de⸗ Reichs gerichts begonnen. 88 Angeklagt ſind der 24jährige Maurer Ma- rinus van der Lubbe(Leyden- Holland), der 40 jährige kaufmänniſche Angeſtellte Ernſt Torgler aus Berlin, der 51jährige Schrift ⸗ ſteller Georgi Dimitroff aus Radomir-Bulga⸗- rien, der 30jährige Student Blagoi Popoff aus Urjan bei Sofia und der 35jährige Schuh⸗ macher Wafſil Taneff aus Gevgeli⸗Mazedo; nien. Vorſitzender des vierten Skrafſenakes iſt Senatspräſident Dr. h. c. Wilhelm Bünger, ſeit 1919 Reichsanwalt, ſeit 1931 vom Reichs- rat einſtimmig zum Vorſitzenden des vierlen Skrafſenates ernannk. Die Anklage vertritt der höchſte Beamte der deutſchen Anklagebehörde, der Oberreichsan ⸗ walt Werner. Der Angeklagte van der Lubbe wird von dem ſtändigen Mitglied der Anwallſchaft beim Reichsgericht, Seuffert, offfcialiter verkeidigk. Torglers Rechlsbeiſtand iſt Dr. Sack, die drei Bulgaren werden von Nechtsanwalt Teichert verkreten. Der Prozeß findet in vollſter Oeffenklichkeit ſtakt. Jahlreiche Rechtsgelehrte aus dem Auslande und endlich Vertreter der auslän; diſchen Geſandtſchaften. Das Ausland alſo wird ſehen, daß das Reichsgericht völlig ob⸗ jektiv ſein Urkeil fällt, daß ſich der höchſte deulſche Gerichtshof nur von den Grundſät⸗ feht des Rechtes und der Gerechkigkeit leiten Vor Prozeßbeginn Eineinhalb Stunden vor dem Beginn des Prozeſſes in Sachen van der Lubbe und Ge⸗ noſſen, des Reichstagsbrandſtiftungsprozeſ⸗ ſes, haben ſich bereits die erſten Beſucher, aber auch die erſten Schauluſtigen vor dem Reichsgerichtsgebäude eingefunden. Auf dem Reichsgerichtsplatz ſelbſt ſind kaum Abſper⸗ rungsmaßnahmen getroffen Dagegen iſt die Kontrolle am Hauptportal und am Eingang des Saales ſehr ſtreng. i Am Haupfporkal werden alle Zuhörer auf Waffen unlerſucht. Um 8,30 Uhr werden die Beſucher in den Saal gelaſſen. Gegenüber dem Richtertiſch ſind an fünf großen Tiſchen etwa 80 Preſſe⸗ vertreter untergebracht. Die übrigen haben auf den erſten beiden Zuſchauerbänken Platz genommen. Im ganzen ſind 82 ausländiſche und 41 deutſche Preſſevertreter zugelaſſe, Gegenüber der Bank der Angeklagten fin die Sachverſtändigen und ein Teil der einge⸗ ladenen Rechtsgelehrten und ſonſtige Gäſte untergebracht. Dem Prozeß wohnen Frau Torgler und ein Stiefbruder van der Lubbes, T. C. 0 Peute, bei. Beim Richtertiſch, aber auch in der gegen— überliegenden Zuſchauerempore, ſind Tele— ſon, Filmapparate und mächtige Scheinwer⸗ 105 eingebaut. Vor dem Platz des Vorſitzen⸗ 100 des Oberreichsanwaltes, der Angeklag⸗ en und der Verteidiger ſind in flachen Kä⸗ ſten Mikrophone montiert. Wenige Minuten vor 9 Uhr flammen die b cheinwerfer auf. Durch eine kleine Tür inks neben dem hufeiſenförmigen Tiſch des Gerichtes erſcheinen die Angeklagten: ſunachſe der Holländer van der Lubbe n blauer Gefängniskieidung mit Jeſſeln an den Händen, der in der erſten Reihe zu den Preſſeplätzen hin Platz nimmt. mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von sämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes e bel Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an bestimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Freitag, den 225 September 1933 Veginn des Prozeſſes um die Neichstagsbrandſtiftung Rechls und links von ihm ſitzen ein Po- lizei- und ein Juſtizwachkmeiſter, neben ihm ſitzt Ernſt Torgler, der ebenſo wie die anderen Angeklagten nicht gefeſſelt iſt und ſeinen Jivilanzug krägk. Ebenſo ſind die Bulgaren in ihrer Jivilkleidung erſchienen. Während van der Lubbe vor ſich hinſtarrt, ſehen die anderen Angeklagten im Saal um⸗ her. Vor den Angeklagten haben inzwiſchen die Verteidiger Platz genommen, das ſtän⸗ dige Mitglied der Anwaltſchaft beim Reichs⸗ gericht, Seufert, vor dem Hauntangeklagten van der Lubbe, Rechtsanwalt Dr. Sack vor Torgler und Dr. Teichert vor den Bulgaren, die in der zweiten Reihe der Angeklagten— bank untergebracht ſind. Dann betritt der Oberreichsanwalt in weinroter Robe den Saal, dem in ſchwarzer Robe Oberlandge— richtsdirektor Parriſius aſſiſtiert. Das Gericht betritt den Saal Um 9.10 Uhr betritt durch eine hinter dem Richtertiſch gelegene Tür, auf die ſofort alle Scheinwerfer gerichtet werden der Gerichts⸗ hof den Saal, an der Spitze Senatspräſident Dr. Bünger, alle Richter in der roten Robe mit den weißen Väffchen der Reichsgericht— richter. Die Zuſchauer erheben ſich von den Plätzen und grüßen den Gerichtshof mit er— hobener Rechten. Der Prozeß um die Reichskagsbrandſtif⸗ kung. auf den die ganze Welt mik Span⸗ nung gewartet hat, hak ſeinen Anfang genommen. Senatspräſident Dr. Bünger eröffnet die Verhandlung mit dem Hinweis, der Prozeß⸗ gegenſtand ſei in der Oeffentlichkeit mit gro⸗ ßer Leidenſchaft erörtert worden, man habe ſich vielfach bemüht, das Ergebnis des noch ſchwebenden Verfahrens vorweg zu nehmen. Das ſei bisher nicht üblich geweſen. Das deut⸗ ſche Geſetz will, daß der Gegenſtand der Ur⸗ teilsfindung die in der Anklage bezeichnete Tat ſein muß. wie ſie ſich nach dem Ergebnſss der Hauptverhandlung darſtellt. Nur was in dieſem Saale zur Verhand- lung kommt, nicht was von unberufener Seile außerhalb geſchieht, hat für die deutſche Rechtſprechung Bedeukung. Das Bild der Verhandlung, fuhr der Se⸗ natspräſident fort, zeigt ſchon, daß die Oeffentlichkeit nicht nur Deutſchlands ohne ſede Beſchränkung zugelaſſen iſt. Ich brauche hier nicht hervorzuheben. daß die Verteidigung der Angeklagten dem deut⸗ ſchen Recht und dem Brauch entſprechend un⸗ bedingt frei iſt. Aufruf der Angeklagten Der Präſident ruft die aus der Unterſu⸗ chungshaft vorgeführten Angeklagten auf, die nacheinander aufſtehen. Weiter werden die Verteidiger und die beiden NDolmet⸗ ſcher für die holländiſche und die bulgariſche Sprache aufgerufen. Als Sachverſtän⸗ diger iſt zunächſt nur Geheimer Medizinal⸗ rat Dr. Vonnhöfer anweſend. Von den 120 Zeugen ſind zum erſten Verhandlungstage nur ſechs geladen. Präſident Bünger feilt mit, daß etwa vom 11. Oktober ab die Verhandlungen im Reichskagsgebäude in Berlin ſtakt⸗ finden werden. Im übrigen erklärt er noch, er erwarte, daß keine Aeußerung der Billigung oder Mißbil⸗ ligung, auch nicht der Verwunderung laut werde. Die Dolmetſcher ſtellen nach Befragen der Angeklagſen feſt, daß van der Lubbe och 99. 1 5 Popoff noch weniger und Taneff über —— baupf nicht. 8 der Eröffnungsbeſchluß Nach dem nun verleſenen Eröffnungsbe⸗ ſchluß werden ſämle che Angeklagte beſchul⸗ digt, durch ein und dieſelbe fortgeſetzte Hand- lung zum Teil gemeinſchaftlich es unternom⸗ men zu haben, die Verfaſſung des Deulſchen Reiches gewaltſam zu ändern. Es wird ihnen alſo Hochverrat vorgeworfen. Die Reichskagsbrandſtiftung iſt nach dem Eröffnungsbeſchluß begangen worden in der Abſicht, durch dieſen Brend begünſtigt, einen Aufruhr zu unkernebmen. 50. Jahrgang van der Lubbe u. Gen. vor den Nichtern Ban der Lubbe wird außerdem vollendete und verſuchte Brandſtiftung des Wohlfahrts- amkes Berlin-Neukölln, ferner des Ralhauſes und des Stadtſchloſſes vorgeworfen. Auch dieſe Brondſtiftungen ſollen in der Abſicht be⸗ gangen worden ſein, einen Aufruhr zu ur kernehmen. Die Skraffaten fallen nicht nur unker das Skrafgeſetz ſondern für die Beur⸗ teilung der Angeklagken wird auch die Ner- ordnung des Reichspräſidenken zum Schuhe von Polk und Staal und das neue Geſetz über Nerhängung und Vollzug der Todes⸗ ſlrafe herangezogen. Lubbe will leinen Verteidiger Die Vernehmung des Hauptangeklagten Der Vorſitzende weiſt dann darauf bin, daß der Angeklagte van der Lubbe, nachdem er das Verteidigungsangebot des holländiſchen Rechtsanwaltes Pauwels erhalten hatte, eine ſchriftliche Erklärung abgegeben hat. die fol⸗ gendes beſagte:„Ich wünſche keinen Perteidi⸗ ger. Ich will mir die Sache auch nicht noch einmal überlegen. Ich bleibe vielmehr end⸗ gültig dabei, daß ich keinen Verteidiger haben will.“ Senatspräſident Bünger bittet, den Angeklagten van der Lubbe zu fragen, ab er dieſe Erklärung freiwillig abgegeben hat. Nan der Lubbe bejaht es. Rechtsanwalt Dr. Seuffert ſtellt feſt, daß van der Lubbe die⸗ ſelbe Erklärung am Montag erneut abaege— ben hat. ebenſo, als Rechtsanwalt Stompf mit einem Antrag an den Angeklagten herantrat. Senatspräſident Bünger erklärt darauf: „Ich ſtelle gegenüber Nachrichten, daß dieſe Erklärung des Angeklagten künſtlich herbei⸗ geführt worden ſei unter einem gemiſſen Zwang, feſt, daß nach den eigenen Erklä⸗ rungen des Angeklaaten dies nicht der Fall iſt, ſondern daß es ſich um eine freie Erklärung des Angeklagken handelt. der geſagt hal. er wolle über haupt nicht verkeidigt ſein.“ Als dann zur Vernehmung des Angeklag⸗ ten van der Lubbe über ſeine Perſonolien geſchritten wird, läßt dieſer durch den Dol⸗ metſcher mitteilen, daß er auch ohne den Dol⸗ metſcher mit dem Gericht ſelbſt verkehren könne. Der Angeklagte nimmt darauf unmit⸗ telbar vor dem Richtertiſch Aufſtellung und wird von dem Vorſitzenden befragt. van der Lubbe gibt ſeine Antworten mit ganz leiſer Stimme und iſt außer am Gerichtstiſch kaum im Saale vernehmbar. Selbſt der Oberreichs⸗ anwult, der ſeinen Platz unmittelbar neben dem Gerichtstiſch hat, bittet den Angeklagten, lauter zu ſprechen, da auch er ihn kaum ver⸗ ſtehen könne. Aus der Vernehmung ergiht ſich, daß der Vater des Angeklagten Kauf⸗ mann iſt. Einen Teil ſeiner Jugend hat der Angeklagte in einer Erziehungsanſtalt ver⸗ bracht. Er erlernte dann das Maurerhand⸗ werk. Im Dezember 1918 war er zum erſten Mal in Deutſchland, iſt dann aber wieder nach Holland zurückgekehrt. Im Frühjahr 1931 wollte er mit einem Freund eine Fußwande⸗ rung durch Europa unternehmen und dabei auch Rußland beſuchen. Er hat ſich von die⸗ ſem Freund getrennt und iſt ſchließlich in Deutſchland geblieben. Bei dieſer Gelegenheit wird von dem Gericht feſtgeſtellt, daß der Paß. der van der Lubbe bei ſeiner Verhaftung abge⸗ nommen wurde, unzweikelhaft echt iſt, und der Paß van der Lubbe darſtellt. „Sind Sie eigentlich Kommunilt?“ Präſident Dr. Bünger fragt den Angeklag⸗ ten. was das für Kameraden, von denen Briefe bei ihm gefunden wurden, eien und ob es ſich dabei um Kommuniſten handele. Der Angeklagte gibt darauf keine klare Ant⸗ wort. Vorſitzender: muniſt? Angeklagter: Nein! Der Vorſitzende weiſt darauf hin, daß er doch den Sowjetſtern und ein kommuniſtiſches Mitgliedsbuch beſeſſen habe. Der Angeklagte müſſe unterſcheiden, ob er nur aus der Orga⸗ niſation ausgetreten ſei d oder ob er die kom⸗ muniſtiſche Idee aufgegeben habe. Aber dar⸗ über, betont der Vorſitzende, werden Sie uns ſpäter noch etwas zu ſagen haben. Als erſter Zeuge wird dann der Poli⸗ zeikommiſſar Heiſſeg aufgerufen, der die Er⸗ mittlungen nach der Echtheit des Paſſes beim Bürgermeiſteramt in Leyden angeſtellt hat. Die Ausſagen des Zeugen beſtätigen die Echt⸗ heit des Paſſes. Es werden dann die verſchiedenen Vorſtra⸗ fen van der Lubbes beſprochen und auch ein Schreiben der Polizeiverwaltung von Leyden an das Berliner Polizeipräſidium verleſen, das eine ausführliche Schilderung des Le⸗ benslaufes van der Lubbes enthält. Danach kam er Anfang des Jahres 1928 in die Ge⸗ ſellſchaft eines holländiſchen kommuniſtiſchen Studenten. Man darf annehmen, ſo heißt es in dem Polizeibericht, daß dieſer Skudenk van der Lubbe das ABC des Kommunismus beigebracht hal. van der Lubbe verſuchte allmählich ein Führer der Kommuniſten zu werden und vor allem unker den Ar- beiksloſen Anhang zu bekommen. „van der Lubbe tritt“, ſo heißt es weiter, „ſehr frech und rückſichtslos gegen die Polizei auf, mit der er verſchiedentlich in Konflikt geriet. Anfang 1931 läßt ſein Einfluß unter den Arbeitsloſen nach. Vermutlich im März 1931 verläßt er die Kommuniſtiſche Partei. Im Winter 1931 veranſtaltet er wieder Ver⸗ ſammlungen und gehört jetzt anſcheinend einer Gruppe internationaler Kommuniſten an.“ Ferner wird ein Schreiben des holländi⸗ ſchen Juſtizminiſteriums verleſen, in dem mir⸗ geteilt wird, daß die Identität des in Deutſck fand feſtgenommenen Marinus van der Lub⸗ be mit dem unter dieſem Namen in Hol⸗ land bekannten Kommuniſten feſtgeſtellt ſei. Die Verhandlung wird dann durch eine kurze Pauſe unterbrochen. Nach Wiedereröffnung der Verhandlung wird die Vernehmung über die äußeren Le⸗ bensſchickſale des Angeklagten van der Lubbe fortgeſetzt. Auf die Frage des Vorſitzenden, weshalb der Angeklagte ſeine vielen Wande⸗ rungen unternommen habe, antwortete van der Lubbe:„Ich wollte das Ausland kennen⸗ lernen.“ Der Oberreichsanwalt fragt den Angeklagten, ob er, als er nach Rußland wollte, 1 aichher erzählt b be, daß er überfal⸗ Sind Sie eigentlich Kom⸗ len und angeſchoſſen worden ſei. Der Ange⸗ klagte gibt das zu und erklärt, er habe das nur erzählt, es ſei aber Schwindel geweſen. Das Zwiſchenſpiel in Vrockwitz Es war nicht van der Lubbe. Es kommt dann die Sprache darauf, daß van der Lubbe in Brockwitz in Sachſen meh⸗ rere Nächte lang von Nationalſozialiſten ein⸗ quartiert worden ſein ſoll, weil er ſich als Nationalſozialiſt ausgegeben haben ſoll. Der Angeklagte verneint, daß er ſich als National⸗ ſozialiſt betätigt habe, oder ſo getan habe, als ob er Nationalſozialiſt ſei. Zu dieſer Frage werden ſofort die Zeugen Wohlfahrtspfleger Lindner und Bahnmeiſter Sommer vernom⸗ men. Beide betonen, daß der damals verdäch⸗ tige Mann bald nach dem Vorfall verhaftet wurde. Es handelte ſich um einen Mann na⸗ mens Barge. Es kommt dann zu einem kleinen Inker⸗ mezzo mit dem Angeklagten van der Lubbe. Der Vorſitzende ſtellt die Frage, was das Lachen des Angeklagten van der Lubbe zu be⸗ deuten habe. van der Lubbe erklärt:„We⸗ gen der Verhandlung!“ Vorſitzender:„Er- ſcheint Ihnen dieſe ſo komiſch?“ Angeklagter: „Ja!“ Der Zeuge Bürgermeiſter Keil von Brock⸗ witz erklärt auf eine Frage des Vorſitzenden, er habe nach ſeiner erſten Beſprechung mik! Bahnmeiſter Sommer den Eindruck gehabt. daß der von Sommer beherbergte Mann der Reichstagsbrandſtifter van der Lubbe ge⸗ weſen ſei. In vielfachen Kreuzfragen, an denen ſich auch der Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Sack, beteiligt, wird aufzuklären verſucht, wie da⸗ mals die in Flugblättern und Angaben nie⸗ dergelegte Behauptung, jener Beſucher in Brockwitz, der ſich als Nationalſozialiſt aus⸗ gegeben und verdächtige Reden geführt hat, ſef van der Lubbe geweſen, zuſtande gekom⸗ men iſt. Dieſe Behauptung iſt auch in das „Braunbuch“ hineingekommen. Zeuge Keil beſtreitet unter Eid, daß er dazu Material geliefert habe. Oberreichsanwalt Dr. Werner:„Haben Sie heute noch irgend einen Anhalt dafür, daß der von Sommer verpflegkle Mann van der Lub⸗ be war?“— Zeuge Keil:„Ich bin heute da⸗ von überzeugt, daß es van der Lubbe nicht geweſen iſt.“ Verworrene politſſche Anſchauungen Der Vorſitzende geht nunmehr zur Verneh⸗ mung des Angeklagten über ſeine politiſchen Auffaſſungen über. Die Frage des Vorſitzen⸗ den, ob er die kommuniſtiſchen Ziele gebilligt habe, beantwortet van der Lubbe mit ſa. Auf die weitere Frage, ob er für Abänderung der Staatsform geweſen ſei, antwortet der Angeklagte mit nein. Vorſitzender:„Was wollten Sie denn überhaupt erreichen?“— van der Lubbe ſchweigt. Der Oberreichsan⸗ walt greift darauf ein und empfiehlt, dieſe Fragen dem Angeklagten verdolmetſchen zu laſſen, da er die Fragen nicht richtig verſtan⸗ den habe. Der Dolmetſcher lieſt dem Ange⸗ klagten eine entſprechende Frage vor, worauf eine Antwort aber nicht erfolgt. Sagen Sie uns doch einmal auf hollän⸗ diſch Ihre Auffaſſung von der Politik, die Sie verfolgt haben. Angeklagter: Das kann ſch nicht. Der Vorſitzende ſtellt nun eine ganze Reihe von Fragen, um aus dem Angeklagten van der Lubbe herauszubekommen. ob und wann er ſich als echter Kommuniſt gefühlt habe und ob und wann er aus der kommuniſtiſchen Bewegung ausgeſchieden ſei. Die Antworten des Angeklagten ſind knayp und verworren. Auf weitere Fragen gibt der Angeklagte an, daß er in Holland kommuniſtiſche Flugſchrif⸗ ken und Zellenzeitkungen zwar nicht ſelbſt ver⸗ faßt, aber verteilt habe.— Vorſitzender: 1929, als dieſe Zeitſchriften verteilt wurden, waren Sie alſo Kommuniſt? Waren Sie es auch noch im Jahre 19312— Angeklagter: Nein. — Borſitzender: Waren Sie es 1930?— Angeklagter: Nein.— Vorſitzender: Sie ſind alſo öfter vorher ein- und ausgetreten?— Angeklagter: Ja.— Vorſitzender: Aus wel⸗ chen Gründen ſind Sie denn ausgetreten?— Angeklagter: Aus perſönlichen Gründen.— Vorſitzender: Können Zie dieſe Gründe nicht beſtimmter angeben?— Angeklagter: Das kann ich nicht ſagen.— Vorſitzender: Sind Sie vielleicht Anarchiſt geweſen?— Ange⸗ klagter: Nein. Gegen halb drei Uhr ſchließt der Vorſitzende die erſte Sitzung des Prozeſſes mit der Mah⸗ nung an den Angeklagten, ſich bis morgen gründlich zu überlegen, was er als Gruͤnd ſeines Austrittes aus der Kommuniſtiſchen Partei angeben wolle. Die zweite Sitzung am Freitag und alle weiteren Sitzungen ſollen um halb zehn Uhr beginnen. Schwierige Verhandlungen Der Weg zur Wahrheit, der im Verfahren gegen die Reichstagsbrandſtifter heute vor dem höchſten deutſchen Forum beſchritten wird, iſt, das ergeben ſchon die erſten Ver⸗ handlungsſtunden, ſchwer und mühevoll. Das liegt einmal an dem Umſtand der Ankla⸗ Aenderung des Neithsbankgeſetzes Dr. Schacht zum Wirtschaftsplan der Reichsregierung Berlin, 22. September. Reichsbankpräſident Dr. Schacht machte vor Vertretern der Preſſe ergänzende Erläuterun⸗ gen zu den im Generalrat der Wirtſchaft auf⸗ Zeworfenen Problemen, ſoweit ſie in den Auf⸗ gäbenkreis der Reichsbank fallen. Dr. Schacht wandte ſich zunächſt dagegen, daß von unberu⸗ fener Seite immer wieder Kreditprojekte pro⸗ pagiert würden, die der Sache keineswegs dienlich ſeien. Die Reichsregierung werde auf dem Ge⸗ biete des Kredit⸗ und Währungsweſens keineclei unüberlegte Maßnahmen ergreifen. Die Reichsbank könne ohne jede Inflationsge⸗ fahr das für die Belebung der Wirtſchaft not⸗ wendige Geld bereitſtellen. Es ſei jedoch ein Unding, daß ſich ein Betrag von rund ſechs Milliarden kürzfriſtiger Verpflichtungen im Umlauf befinde, die aus der Wirtſchaft ſelbſt finanziert worden ſeien, während der langfri⸗ ſtige Kreditmarkt darniederliege. Der Reichs⸗ bank müſſe die Möglichkeit gegeben werden, wo es nötig ſei, am offenen Markte in feſt⸗ verzinslichen Werten zu intervenieren. Die vorgeſehenen Aenderungen des Bank⸗ geſetzes ſeien der BIZ. mitgeteilt wor⸗ den; man könne erwarten, daß die Bz. gegen die abſolut logiſchen Vorſchläge kei⸗ nen Widerſpruch geltend machen werde. Auch hinſichtlich des Generalrates der Reichsbank müſſe eine Neuregelung ge⸗ troffen werden. Bei dem Problem der Gemeindeumſchuldung handle es ſich nicht um einen zwangsweiſen Eingriff in das Zinſenproblem. D/e Regierung lehne es ab, eine zwangsweiſe Zinsherabſet⸗ zung vorzunehmen, da ſie unbedingt eine orga⸗ niſche Zinsentwicklung in Deutſchland ſuche. Es ſei Tatſache, daß eine Reihe von Gemeinden die auf ihnen liegende kurzfriſtige Schuldenlaſt nicht mehr zu tragen imſtande ſei. An die Stelle der kurzfriſtigen müſſe die langfriſtige Verſchuldung treten, damit die Gemeinden ihre Verpflichtungen zu einem niedrigeren Zinsſatze erfüllen können. Den Gläubigern müſſe die Möglichkeit gege⸗ ben werden, im Laufe der Jahre ihre For⸗ derungen langfriſtig abzuſchreiben, andererſeits müßten die Schuldner in der Lage ſein, ihre Verpflichtungen langfriſtig zu tilgen. Durch das neue Geſetz über die Gemeindeumſchuldung ſonle eine Vergleichsmöglichkeit zwiſchen Glau⸗ biger und Schuldner geſchaffen werden. N* Wieder einſchalten! Der Reichswirtſchaftsminiſter über den Sinn des neuen Programms. Reichswirtſchaſtsminiſter Dr. Schmitt machte in der Reichspreſſekonferenz nähere Aus⸗ führungen über den Sinn des Arbeitsbeſchaf— fungsprogramms. Das Ziel, das mit dem Arbeitsbeſchaf⸗ fungsprogramm erreicht werden ſoll, müſſe ſein, daß die heute noch vorhandenen vier bis fünf Millionen Arbeitsloſen wieder in den Wirtſchaftsprozeß eingeſchaltet wer⸗ den. Dies ſei jedoch nicht von heute auf morgen zu erreichen. Wir kommen aus unſerer großen wirtſchaftlichen Not, ſo betonte der Miniſter nachdrücklich, nur heraus, wenn wir die ein⸗ zelnen wirtſchaftlichen Einheiten wieder in die Lage verſetzen, daß ſie ſich rentieren. Vorausſetzung der Rentabilität ſei eine Senkung der öffentlichen Laſten und Steuern. Im Augenblick ſei es allerdings noch ſehr ſchwer, dieſe durchzuführen, aus Sorge um die Aufrechterhaltung des Etats. Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Schmitt betonte dann die Bedeutung des kommunalen Um⸗ ſchuldungsgeſetzes im Rahmen der Arbeitsbe⸗ ſchaffungsmaßnahmen. Der Sinn des Kom⸗ munalumſchuldungsgeſetzes ſei nicht, daß man zwangsläufig den Zinsfuß herunterkommandie— ren wolle, ſondern die Gemeinden, die infolge ihrer übermäßigen kurzfriſtigen Verſchuldung ſich in einem überaus ungeſunden Zuſtand be⸗ ſinden, ſollen ſaniert werden. Der Miniſter bezeichnete es als einen wün⸗ ſchenswerten Zuſtand, wenn der Zinsfuß allmählich auf eine Höhe von 5 oder 4,5 Prozent geſenkt werde. Aber die Grundbedingung ſei, daß die Sparer, und das ſeien insbeſondere die kleinen Leute, Vertrauen darauf ſetzen könnten, daß ſie ihr Beld mit einem ſtabilen Zinsſatz zurückbekom. men. Sobald dieſes Vertrauen wieder ganz zurückgekehrt ſei, werde auch das Geld wieder herauskommen, das jetzt zu Hauſe liege oder nur kurzfriſtig angelegt werde. ge und des zu prüfenden Beweismaterials, dann aber auch an dem Umſtand, daß vier der fünf Angeklagten Ausländer ſind, daß alſo Frage und Antwort überſetzt werden müſſen. Senatspräſident Bünger leitet die Ver⸗ handlung mit der Umſicht des alten Prakti⸗ kers, abſolut leidenſchaftslos, in ruhigem To⸗ ne. Aber auch dem ſcheinbar Nebenſächlichſten geht er mit peinlicher Genauigkeit nach. Marinus van der Lubbe ſieht kaum wie ein 24jähriger aus. Er iſt groß und breit— ſchultrig, läßt aber die Schultern nach vorn fallen. Wächſern bleich ſtarrt er meiſt vor ſich hin, aber er verändert das Geſicht voll⸗ zommen, wenn er ſpricht, und wird ſofort ſehr lebendig. Ganz anders wirkt dagegen Ernſt Torg⸗ ler, der in dunkelgrauem Anzug ſorgfältig gekleidet iſt. Er trägt die Haare glatt nach hinten gekämmt. Die Augen liegen tief in Höhlen. Durch den ſchmalen Mund und das vorſtehende ſpitze Kinn erhält das Geſicht einen eigenartigen Ausdruck, der durch die tiefen Falten und die herabgezogenen Mund⸗ winkel noch geſteigert wird. Ernſt Torgler iſt lebhaft und unruhig. Er folgt der Ver⸗ handlung nur mit halbem Ohr, und nur bet beſtimmten Worten wie Kommunismus oder Organiſation hört er eine Weile aufmerkſam zu. Gleich darauf wieder muſtert er die lan⸗ ge Reihe der Preſſevertreter und der Zu⸗ ſchauer. Die Arbeitsmarktlage im Reith Nach dem Bericht der Reichsanſtalt für Ar⸗ beitsloſenverſicherung und Arbeitsvermittlung für die Zeit vom 1. bis 15. September 1933 iſt die Jahl der bei den Arbeitsämtern ge⸗ meldeten Arbeitsloſen um weitere 57 000 geſunken: die Vier⸗Millionen⸗Grenze wird damit nur noch um rund 65 000 überſchritten. Da im allgemeinen Ende Auguſt, Anfang Septem⸗ ber der jahreszeitlich bedingte Kräftebedarf gedeckt iſt und in einzelnen Wirtſchaftszwei⸗ gen die Freiſetzung von Arbeitskräften zu beginnen pflegt, iſt dieſer weitere Rückgang ein beachtliches Zeichen für die Wirkſamkeit der von der Reichsregierung eingeleiteten Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeits⸗ loſigkeit. Insgeſamt wurden bei den Arbeitsämtern rund 4067 000 Arbeitsloſe gezählt, das ſind rund 1934000 weniger als zur Zeit des Höchſtſtandes der Arbeitsloſigkeit im Februar dieſes Jahres. Nach den Ergebniſſen der Beſchäftigten⸗ ſtatiſtik der Reichsanſtalt ſtieg die Zahl der Beſchäftigten um rund 238 000 auf rund 13 724 000. Damit iſt die Beſchäftigtenziffer gegenüber dem Tiefpunkt der Beſchäftigung Ende Ja⸗ nuar um 2,2 Millionen, gegenüber dem glei⸗ chen Stichtag des Vorjahres um faſt eine Million geſtiegen. 5 5A⸗Gruß und Deutſcher Gruß Die Grußpflicht in der SA. Wie die NS mitteilt, hat der Chef des Stabes der SA und Ss eine Verfügung über die Grußpflicht innerhalb der SA er⸗ laſſen, in der u. a. folgende Veſtimmungen feſtgelegt ſind: Es iſt zu unterſcheiden zwiſchen dem Deuiſchen Gruß und dem SA. Gruß. Während der Deutſche Gruß in einem Er⸗ heben der rechten Hand in beliebiger Aus⸗ führung beſteht, alſo mehr einen allgemei⸗ nen kameradſchaftlichen Gruß darſtellt, wird der SA⸗Gruß nach den Beſtimmungen der SA-⸗Dienſtvorſchrift uſw. durch Anlegen der linken Hand an das Koppel und Heben des ausgeſtreckten rechten Armes ausgeführt. Der SA-Gruß iſt zu erweiſen allen Ranghöheren der SA und SS. des in die 5A eingegliederten Wehrſtahlhelm, ſowie gegenüber den Offizieren der Reichswehr und der Landes- und Schutz polizei. Der kameradſchaftliche Deutſche Gruß iſt zu wechſeln zwiſchen allen im Range gleich⸗ geſtellten Angehörigen der Sü und SS un⸗ tereinander, ſowie mit den eine entſprechende Dienſtſtellung einnehmenden Angehörigen der Reichswehr, der Polizeien, mit den An⸗ gehörigen des Stahlhelms, des deutſchen Luftſportverbandes, der Hitlerjugend, des Bahnſchutzes ſowie mit der geſamten Partei⸗ genoſſenſchaft, ſofern ſie durch vorſchrifts⸗ mäßige Bekleidung als ſolche erkenntlich iſt. Auslands⸗Nundſchau Vizekanzler von Papen in Ungarn. Der ungariſche Reichsverweſer empfing in Gödöllö Vizekanzler von Papen in Audienz. Nach der Audienz gab er zu Ehren des Vize⸗ kanzlers ein Frühſtück. Ruſſiſche Truppenkczzenkrafion. In Tokioter politiſchen Kreiſen erregt eine Konzentration ruſſiſcher Truppen, die über mehr als 300 Flugzeuge verfügen, an der ruſ⸗ ſiſch⸗mandſchuriſchen Grenze beſondere Auf⸗ merkſamkeit. Im Dienſte des Winter⸗ hilfswerks f Berlin, 22. Sept. Die Preſſeſtelle des Reichsbauernführerz teilt mit: Um dem großen Winterhilfswerk des prak⸗ tiſchen Sozialismus auch auf dem Lande einen durchſchlagenden Erfolg zu ſichern und den geſamten Reichsnährſtand in den Dienſt der Sache zu ſtellen, hat Reichsbauern— führer Darre an ſämtliche Landesbauernflh⸗ rer folgende Anordnung erlaſſen: Bis zum 1. Gilbhart(Oktober) dieſes Jah. res haben laut Verfügung des Führers ſäml. liche Landesbauernführer zu melden, welche Mengen an Lebensmitteln in ihren Landez. bauernſtänden aufgebracht ſind, um das Win. terhilfswerk der Bewegung durchzuführen, Ich ordne daher an, daß ſich ſofort die Lan. desbauernführer mit den Beauftragten der NS-Bolkswohlfahrt in Verbindung ſetzen, um emeinſam mit ihren ſämtlichen Hauptablei. ungen, auch denen der Genoſſenſchaften und des Handels, und den kommunalen Behörden die Sammlung durchzuführen. Die Landesbauernführer haben bis zum 28. ds. Mts, bereits die erſten Angaben der einzelnen Kreiſe zu ſammeln und nach Berlin zum Reichsobmann für die bäuerliche Selbſt⸗ verwaltung durchzugeben. In jedem Kreiſe iſt eine beſondere Liſte über die Beſitzer zu führen, die ſich weigern, für notleidende Volksgenoſſen Spenden zu geben. Der Reichsbauernführer. (gez.) R. Walter Darre. Das Winterhülfswer! Ein Reichswalter ernannt. Berlin, 22. Sept. Amtlich wird mitgeteilt: Der Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Goebbels, hat den Pg. Hilgenfeld zum Reichswalter für das geſamſe Winkerhilfswerk„Kampf gegen Hunger und Kälte“ ernannt. Ergänzend zu dieſer amtlichen Meldung iſt zu bemerken, daß Pg. Hilgenfeld an der Spit⸗ ze der NS-Volkswohlfahrt ſteht und daß er nicht nur große Erfahrungen auf dem HGe— biete von Hilfsorganiſationen beſitzt, ſondern daß er auch gerade an den Vorarbeiten für das Winterhilfswerk bereits lebhaften Anteil nehmen konnte. Die Entlaſtung der Gemeinden Die Reichsanſtalt ſpringt ein. Berlin, 22. Sept. Die neuen großzügigen Maßnahmen der Reichsregierung auf dem Gebiete der Arbeits⸗ loſenverſicherung und der kommunalen Um⸗ ſchuldung bedeuten eine ſehr fühlbare Entlaſ⸗ tung der deutſchen Gemeinden. Allein die Regelung, daß in Zukunft die KReichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung die Geſamtfoſten der Kriſenfürſorge übernimmt, wird die Lage der kommunalen Haushalte erheb⸗ lich erleichtern. Von gut unterrichteter Seite wird darauf hingewieſen, daß in den letzten Monaten die Gemeinden durchſchnittlich 14 bis 15 Millio⸗ nen RM. monatlich auf ihren Beitrag zur Kriſenfürſorge aufbringen mußten, den vom 1. Oktober ab die Reichsanſtalt übernehmen ſoll. Damit dürfte aber auf jeden Fall der bei den Gemeinden für das Jahr 1933 ge⸗ ſchätzte Fehlbetrag aus der Durchführung der Arbeitsloſenhilfe, den Stagtskommiſſar Dr. Lippert kürzlich auf rund 170 Millionen RM. beziffert hat, um einen großen Teil verringert ſein. In dem Kampf zwiſchen Gemeinden und Staat um die Verteilung der Laſten für die Arbeitsloſenhilfe iſt jetzt eine Löſung gefunden, die den Städten nicht mehr zu⸗ mutet, als ſie wirklich leiſten können. Die Reichsanſtalt wird nach dieſer Neure⸗ gelung die geſamte Kriſenfürſorge überneh⸗ men, für die ſie, nach dem Durchſchnitt der letzten Monate gerechnet, etwa 80 bis 90 Millionen RM. monatlich ausgeben wird. Zur Finanzierung dient zunächſt die Abgabe zur Arbeitsloſenhilfe, die in den letzten Mo⸗ naten durchſchnittlich 45 Millionen RM. er⸗ brachte, der Reſt wird aus den Ueberſchüſſen der Reichsanſtaltsgelder gedeckt werden, die zunächſt zwiſchen 30 und 40 Millionen RM. im Monat ſchwanken. Autoabſturz im Engadin Drei Tole. Sk. Moritz, 22. Sept. Oberhalb Silva Plana im Engadin fuhr ein mit fünf Perſonen beſetztes großes Aulo in einer Kurve der Julierſtraße über die Bö⸗ ſchung hinaus und ſltürzte elwa 50 Meter tief auf die untere Straße der ſerpentinenrei⸗ chen Skrecke ab. Der Lenker des Wagens und ſeine neben ihm ſitzende 1 wurden ſchwer verletzt. Die übrigen Perſonen, die aus Tübingen ſtam⸗ men, ſind ihren Verletzungen erlegen. Die„Ideo Bedürfnisloſigkeit“. Die Rolle des Staates.— Enkſchuldung der Gemeinden.— Zielbewußke Führung. er Reichswirtſchaftsminiſter und der Nec e ſelbſt haben auf der Tagung des Generalrates der Wirtſchaft höchſt bedeutſame programmatiſche und konkrete Ausführun⸗ gen einmal über Ziel und Kurs unſerer neuen Wirtſchaftspolitik, zum anderen über eine Reihe von praktiſchen Maßnahmen gemacht. Der Kanzler prägte den Satz von der„Ideo⸗ logie der Bedürfnisloſigkeit“, ein kühnes, aber treffendes Wort. Das Entſcheidende, ſo ver⸗ kündete der Kanzler, iſt nicht, daß alle ſich beſchränken, ſondern daß alle ſich be⸗ mühen vorwärts zukommen und ſich zu verbeſſern. Die deutſche Wirtſchaft kann nur beſtehen unter einer beſtimmten Be⸗ darfshöhe des deutſchen Valkes. Ein bolſche⸗ wiſtiſches Ideal nannte der Kanzler in ſeiner klaren, aus tiefer Erkenntnis geborenen Art, eine ſyſtematiſche Einſchränkung des Bedar⸗ ſes. Er wollte damit ſelbſtverſtändlich nichts gegen eine vernünftige Sparſamkeit des Ein⸗ zelnen ſagen, wohl aber wandten ſich dieſe Worte gegen jene, die Geld ausgeben könn⸗ ten, aus Geiz, Angſt, vor Neid oder falſcher Scham es aber nicht tun. Daß die Wirtſchaft darauf abzielen muß, Erneuerungs⸗ und Inveſtitionsbedarf wieder zu wecken, wurde auch vom Reichs wirtſchafts⸗ miniſter in verſchiedener Form betont. Ueber die Rolle des Staates erklärte er:„Wir er⸗ warten dabei die Geſundung der Wirtſchaft auf die Dauer nicht von einer ſtärkeren Be⸗ tätigung des Staates in der Wirtſchaft, ſon⸗ dern von der wieder wachſenden Initiative der Unternehmungen. Das bedeutet aber nicht, daß der Staat untätig ſein dürfte, ſeine Aktivität hat ſich vielmehr in erſter Li⸗ nie darauf zu richten, in ſeinem eige⸗ nen Bereich Ordnung zu ſchaffen. Nur ſo kann er verhüten, daß von der öffentlichen Wirtſchaft her die private Wirtſchaft neue Störungen oder Hemmungen erfährt. Dar⸗ über hinaus darf und ſoll er in der Depreſ⸗ ſion noch einen Schritt weitergehen. In dieſer Zeit muß er— auch das geht auf alte Er⸗ fahrungsſätze zurück— im traditionellen Be⸗ reich ſeiner Aufgaben planmäßig Arbeiten durchführen, die entweder bisher zurückge⸗ ſtellt waren oder in nächſter Zukunft auszu⸗ führen wären. Arbeitsbeſchaffungs⸗ programme, die ſich in dieſem Rahmen halten, ſind unzweifelhaft rationell, da ſie keine Ueberſteigerung des öffentlichen Auf⸗ wandes, ſondern nur die Verlagerung dieſes Aufwandes in die Konjunkturphaſe bedeuten, in der ihre Ausführung neben dem unmittel⸗ baren Zweck noch unmittelbar die bedeutſame Aufgabe einer Allgemeinbelebung der Nach⸗ fa und der Anregung der Konjunktur er⸗ üllt. Verſchuldung im Zuge der weiterhin geplan⸗ ten kapitalmarktpolitiſchen Maßnahmen zu erwarten iſt, einen entſcheidenden Schritt zur Geſundung der Gemeindefinanzen darſtellt. Die Reichsregierung verfolgt hierbei die Ab⸗ ſicht, den Gemeinden wieder die Pewegungs⸗ freiheit zu verſchaffen, die ſie haben müſſen, um ihre wichtigen Funktionen im Rahmen der Geſamtwirtſchaft zu erfüllen. die Reichsregierung hat mit den Wirt⸗ ſchaftsplänen ein Werk geſchaffen, das alle Möglichkeiten einer wirtſchaftlichen Belebung auszunutzen verſucht. Sie iſt ſich bewußt, daß auch dieſes Werk Menſchenwerk iſt und nicht vollkommen ſein kann. Vor allem iſt ſie der Ueberzeugung, daß das Werk ohne die tatkräftige Mitwirkung aller Schichten der Be⸗ völkerung nicht gelingen kann. Nur das Be⸗ wußtſein der großen wirtſchaftlichen Not wird uns die Kraft und die Beharrlichkeit ge⸗ ben, die Vorausſetzung für die Ueberwindung der heutigen Wirtſchaftskriſe. Ebenſo wie die nationalſozialiſtiſche Bewegung in jahrelan⸗ gem Kampf, der oft ausſichtslos erſchien, da⸗ durch geſiegt hat, daß jeder Einzelne an dem Gedanken am Endſieg unverbrüchlich feſtge⸗ halten hat, ebenſo kann der wirtſchaftliche Wiederaufſtieg Deutſchlands nur gelingen, un jeder Einzelne vom endgültigen Erfolg zutiefſt überzeugt iſt und in dieſem Gedanken die Hinderniſſe bekämpft, die ſich auf dem Weg zum Enderfolg häufen. Je ſtärker und poſitiver die große Anſtrengung der Regie⸗ rung von dem Willen und der Entſchloſſen⸗ heit aller Schichten des deutſchen Volkes ge⸗ tragen wird, deſto mehr wird es der Reichs⸗ regierung möglich ſein, alle Einwirkungen von unſerem Wirtſchaftsleben fernzuhalten und einen lebendigen Beweis dafür zu erbringen, daß auch auf dem Gebiete der Wirtſchaft ohne 1 Führung nicht auszukom⸗ men iſt. 0 Letzte Nachrichten Kab inettsumbildung in öſterreich Wien, 22. Sept. Bundeskanzler Dr. Dollfuß hat infolge der Vorgänge der letzten Tage geſtern beſchloſſen, eine Umbildung ſeines Kabinettes vorzuneh⸗ men. Es wird eine vorläufige Miniſterliſte be⸗ kannt, die ſich von einer früher bekannt ge⸗ wordenen Liſte dadurch unterſcheidet, daß kein Vertreter des Landbundes in ihr enthal⸗ ten iſt. Wie es heißt, ſoll dieſe Liſte in den nächſten Stunden dem Bundespräſidenten zur Genehmigung vorgelegt werden. Die Miniſterliſte lautet: Bundeskanzler Dr. Dollfuß. zualeich Außenamt, Land- und Forſtwirtſchaft. Heer⸗ meſen und Sicherheit(Bundesheer, Polizei, Gendarmerie), Vizekanzler Major Fey. Sicherheitsminiſter, Miniſter für ſoziale Verwaltung Schmitz, Miniſter für Juſtiz und Unterricht Schuſiſchnigg, für Handel und Wirtſchaft Stockinger, Finanzen Bureſch. Miniſter ohne Portefeuille(für Verfaſſung und Verwaltung) Ender, außerdem Miniſter Kerber, ebenfalls ohne Portefeuille. Seine Verwendung iſt noch nicht bekannt. der bisherige * Bundeskanzler Miklas hat die Ernennung des neuen Kabinetts Dollfuß in der zuletzt gemeldeten Zuſammenſetzung vollzogen. Lin ſlaal mann slalral SON V AL SON OO. Der erste historische Roman von Marlise Sonneborn! Marlise Sonneborns Romane: Die Gouvernante Schäfers Gundula Die Fabrik Dr. med. Elisabeth Degeene Abenteuer um Brigitte Tanten, Stromer und ein junger Arzt haben ausnahmslos so gut gefallen, daß man ihrem ersten, historischen Roman mit dem größten Interesse entgegensah. „Ein Staatsmann stürzt“— der Roman Vaugoin— Präſident der Bundesbahnen. Der Präſident der Bundesbahnen, Schonka, iſt zurückgetreten. An ſeiner Stelle iſt der bis⸗ ernte Heeresminiſter Vaugoin ernannt wor⸗ en. Ein Todesurteil Hagen, 21. Sept. Im Prozeß gegen Schidzik und Genoſſen wurde der Hauptangeklagte Schidzik wegen Mordes in Tateinheit mit ſchwerem Landfrie⸗ densbruch zum Tode und zum dauernden Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte verur⸗ teilt. Die Angeklagten Kloſtermeier und Hensmann erhielten je 15 Jahre Zuchthaus. Die Angeklagten Gelazes wurden zu elf Jahren. Wiesner zu acht Jahren, und Petry zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Allen murden die bürgerlichen Ehrenrechte auß die Dauer von zehn Jahren aberkannt. 20 Ange⸗ klagte erhielten Gefängnisſtrafen von Mona⸗ ten bis zu vier Jahren. Ein Angeklagter wurde freigeſprochen. Der Kommuniſt Schidzik und ſeine Genoſ⸗ ſen hatten am 16. Januar einen Ueberfall auf das SA⸗Heim in Iſerlohn verübt, wobei der SA⸗Truppführer Bernſau durch einen Revolverſchuß getötet wurde. Mehrere SA⸗ Männer wurden verletzt. f 1 Erſtaufführung des Films„Hitlerjunge Quer“ Die Berliner Erſtaufführung des Films„Sit⸗ lerjunge Quex“ trug feſtlichen Charakter, ſie ſtand ganz im Zeichen der Hitler-Jugend Wichtige Schritte werden auch zur Ent⸗ ſchuldung der Gemeinden getan. Wird von dieſen ſo der Alpdruck genommen, den die außerordentlich hohe kurzfriſtige Ver⸗ ſchuldung heute darſtellt, ſo ſollen ſie auf der anderen Seite eine durchgreifende Verbeſſe⸗ rung ihres Haushaltes dadurch erfahren, daß ſie weitgehend von den Wohlfahrts⸗ laſten entlaſtet werden. Die Entlaſtung iſt ſo bemeſſen, daß ſie zuſammen mit der Zins⸗ des Freiherrn vom Stein, der verkannt und gehaßt wird, der in die Verbannung gehen muß, der große, unentwegte Kämpfer. Ein Staatsmann stürzt.. Stürzt wirklich Stein, stürzt nicht vielmehr sein großer Gegner Napoleon? Ein Roman, bar jeder Phrase, ebenso wahr und groß in seiner Gestaltung, wie in seinem Geha. Wer hören und fühlen kann, der wird ergriffen, der erkennt in ihm die eigene. die heutige Zeit. erſparnis, die bei der kurzfriſtigen Schuld un⸗ mittelbar eintritt und bei der langfriſtigen von der größere Abteilungen mit Fahnen in den Saal einmarſchierten. Gebietsführer Jahn hob in einer kurzen Anſprache die Bedeutung des Films hervor, deſſen Hauptfigur für die heranwachſende Jugend ein Beiſpiel von Hin⸗ gabe und Opfergeiſt ſein ſoll. Zur 2. Vor⸗ ſtellung waren außer Reichskanzler Hitler(im Bild) erſchienen Miniſterpräſident Göring, die Reichsminiſter Dr. Göbbels, Generaloberſt v. Blomberg, Seldte, ferner der preußiſche Kul⸗ tusminiſter Dr. Ruſt, Staatskommiſſar Hin kel und Gruppenführer Prinz Auguſt Wilhelm Vorſpiel. Die Sonne, die laſtende Regenwolken zuweilen über⸗ redet, ihr einen Blick auf die Erde zu gönnen, läßt eben jetzt den hohen Obelisten in dunklem Glanz aufſtrahlen. Durch die breiten Fenſter ſeines Arbeitsſaales in den Tuilerien könnte Napoleon ſehr gut dieſen Gruß ſeiner liebſten Trophäe bemerken, wenn er Sinn und Zeit bätte, auf irgend etwas anderes als ſeine Gedanken zu achten. Aber, die Hände auf den Rücken gelegt, geht er, in ſeiner einfachen Uniform unſcheinbar wirkend für jeden, der nicht in ſein kluges, hartes Antlitz ſchaut, auf dem teppichloſen Parkett des Raumes hin und her. Sein Blick, auf den Boden geheftet, ſchweift nicht hinaus. Stumm und ſo regungslos wie möglich ſtehen an der Wand die dienſttuenden Kammerherren. Ueber den Tuilerien liegt Gewitterſtimmung. Sogar der Türhüter blickt voll ängſtlicher Spannung. Die Chargen wagen kaum zu atmen. Jetzt tritt der Herrſcher an das Mittelfenſter. Hinter ſeinem Rücken kreuzen ſich verſtehende und fragende Blicke. Napoleons Herz iſt in dieſem Augenblick fern von ſeiner Umgebung. Seltſame Empfindungen durchrieſeln ihn. Selten hat er ſo genoſſen, Herr zu ſein, Herr faſt der Welt. Er fühlt das jetzt ſo ſtart, daß es ihm ſchwer wird, an ſein eigenes Menſchentum zu glauben. Iſt er nicht mehr ein Dämon als ein Sterblicher? Ein Symbol der Macht? Eine Zuchtrute der Völker? Er ſteht noch unter dem Eindruck der enttäuſchenden Ueberraſchung, die ihn jener Brief eines feindlichen Staatsmannes, den er loyal glaubte, bereitet hat. Ein Brief, nicht für ſeine Hände beſtimmt. Der preußiſche Miniſter, Freiherr vom Stein, hat an einen jener kleinen, aber wohlhabenden deutſchen Fürſten geſchrieben. Er bittet darin um ein Darlehen. Er ſucht Geld— offenbar für Rüſtungen! Für Rüſtungen gegen ihn, Napoleon, den Beherrſcher der ziviliſierten Welt. Der Kaiſer ärgert ſich— und fühlt zugleich Genug⸗ tuung. Die Genugtuung entſpringt dem Wiſſen, daß ſein Mißtrauen in keiner Richtung reger geblieben war als gegenüber dem zertrümmerten und zermalmten Preußen. Seine Inſtinkte haben ſich wieder einmal bewährt. Er darf ihnen vertrauen. Sie behalten immer recht. Das ſtärkt ſein Selbſtbewußtſein, gibt ihm den Glauben an ſeine Unbezwinglichkeit. Aerger und Zorn bringt ihm aber der Gedanke an die Vermeſſenheit, die in der Abſicht, ihm trotzen zu wollen, liegt. Als ob er nicht tauſend Augen hätte, die für ihn ſpähen— Ohren, die für ihn lauſchen! Und dies vibrierende Nervenſyſtem, das ihn auf eine ſeltſame, ihm ſelbſt faſt unheimliche Weiſe allwiſſend zu machen ſcheint. Einem ſolchen Menſchen trotzen? Unwillkürlich lacht der Kaiſer halblaut und grimmig auf. Die Chargen ducken ſich. Sie fürchten den Blitz, der zucken und— wen?— treffen wird. Napoleon hängt ſeinen Gedanken nach. Ein treuloſes Volk, dieſe Deutſchen, ſinnt er. Viel Verrat iſt ſchon von ihnen geübt worden. Dienſtwillig vor den Augen. Aber im Rücken? Er geſtattet ſich nicht, zu erkennen, daß der Unter⸗ drückte mit der Notwendigkeit eines Naturgeſetzes treulos ſein wird gegen den Unterdrücker. Knechtſchaft verdirbt den Charakter. Aber Napoleon wittert in jeder Freiheit Gefahr. Er kann nur Sklaven beherrſchen, nicht Freie führen. Er kennt nur ein Mittel der Beeinfluſſung: Gewalt. So muß er die fürchten, die er zu beherrſchen glaubt. Auch er iſt gekettet an ſie durch dies Gefühl. Und ehrlich bedauert er ſich, daß ihm ſo wenig Treue wird. Er ahnt nicht, daß ſeine eigene Art dies Schickſal bedingt. Herrſchſüchtige haben keine Freunde. Die Tür des Saales wird aufgeſchlagen. Es gib kurzes, knarrendes Geräuſch. Sporen klirren, Hacken ſchlagen zuſammen. Der Adjutant meldet:„Seine Königliche Hoheit, Prin; Wilhelm von Preußen.“ Napoleon wendet ſich nicht ſogleich. Hinter ſeinem Rücken ſteht der blonde, junge Preußen prinz, der Bruder des Königs Friedrich Wilhelm III.; ſeine Haltung iſt ehrerbietig, abwartend. So wartet der Prinz aus altem Herrſchergeblüt auf ihn, den einſtmals kleinen korſiſchen Adligen. Napoleons Laune hebt ſich. Er lächelt. So ſcheint die Sonne auf Gletſchereis. Das Lächeln bleibt auf ſeinem Geſicht. Es iſt ein Siegel, das Schickſale beſtätigt. Es bedeutet für Unterlegene keine Hoffnung. Der ſchüchterne blonde Prinz mit den jungen blauen Augen und der ſympathiſchen Geſte perſönlichen Mutes hat das Glück, Napoleon nicht unangenehm zu ſein. Dennoch! „Eure Königliche Hoheit ſehen, wie ſehr in Ihrem Staate Treue eine leere Vokabel iſt“, beginnt der Kaiſer mit ſchneidendem Hohn. Er denkt nicht an Gruß oder Höflichkeitsformen. Die Sitten des Korſen ſind, bei aller gelegentlichen Grandezza, zuweilen immer wieder ple— bejiſch. Er weiß und will das.„Ich tue recht, wenn ich ſo grenzenlos mißtraue. Dieſer neuſte Fall beweiſt es.“ Der Prinz zwingt ſich zu gelaſſener Haltung. „Ein einzelner, Sir, iſt nicht das Volk.“ „Dieſer einzelne iſt verantwortlicher Miniſter. Ich kann nicht glauben, daß er nicht als ſolcher der Vertreter der letzten und höchſten Inſtanz iſt!“ „Mein Herr Bruder, Seine Majeſtät der König von Preußen, haben an dieſem Freiherrn vom Stein immer eine zu große Selbſtherrlichkeit getadelt. Es wird auch hier ohne ſeinen allerhöchſten Willen gehandelt worden ſein. Er wünſcht, mim Eurer Kaiſerlichen Majeſtät in beſtem Einvernehmen zu bleiben.“ Fortſetzung folgt) von Helma von flellermann. Nachdruck verboten. An einem Riemen hängend, ſtand Wera Wettern im Gang des dahinratternden Wagens, hin- und hergeſchoben vom ſich durchdrängenden Schaffner. Vor ihr ſaß eine junge Frau, blaß, müde, ein ſchlafendes Kind auf dem Schoß, daneben ein Mädchen mit abgetragenem Mantel aus Pelzerſatz, der wie eine Bettvorlage ausſah. Sie hatte viele funkelnde Ringe an den manikürten Händen, deren rotgefärbte Fingerſpitzen gewandt mit Spiegel und Lippenſtift hantierten. Es roch nach Patſchuli, Zwiebeln und Benzin. Alle Menſchen hatten müde Geſichter. Der Herr im Auto hatte es gut, dachte Wera, ein Gähnen unterdrückend. Die Trauer der ganzen Welt laſtete auf ihrem Herzen. Sie wußte nicht, daß ſie am heutigen Tage zweimal das Schickſal geſtreift.— Fünftes Kapitel. Straße auf, Straße ab wanderte Wera Wettern, die erſchreckend kleine Liſte der Stellenangebote in der Taſche, Treppe hinauf und Treppe hinunter. In kleinen düſteren Kontoren ſtand ſie, in teppichbelegten Räumen mit Klub⸗ ſeſſeln, in zugigen Vorhallen. Aber überall war ihr irgend jemand zuvorgekommen oder man verlangte Kennt⸗ niſſe, die ſie nicht beſaß. Ein alter Geſchäftsinhaber mit dicken Tränenſäcken unter rotlidrigen Augen wollte ſie gleich zärtlich tätſcheln, ein anderer entließ ſie kurz mit der Bemerkung, daß ſie ihm„zu zart“ ausſähe für ſeinen großen Betrieb. Ihre ſchüchterne Erwiderung, daß ſie geſund ſei, wurde nicht geglaubt. Der dritte verlangte ſpaniſche Korreſpondenz, der vierte ihre Zeugniſſe. Sah ſie dann ſcharf über die Brille an: Warum hatte Fräulein Wettern ihre Stellung im Kaufhaus des Volkes verlaſſen? „Auf eigenen Wunſch“, antwortete das Mädchen. Und ſpürte, wie ihr das Blut in die Wangen ſchoß. „Hm— kommen Sie morgen früh um neun mal wieder.“ Als Wera ſich meldete, trat ihr ſchon an der Tür eine ältere Frau entgegen: Das Fräulein brauche ſich nicht erſt zum Chef zu bemühen, die Sache ſei erledigt. Wortlos verließ Wera das Haus. Erſt auf der Treppe ſiel ihr ein, daß der Beſitzer des Handſchuhgeſchäftes wahrſcheinlich das Kaufhaus um Auskunft über ſie erſucht hatte. Die war gewiß wenig günſtig ausgefallen. Nutz⸗ los der Verſuch, ſich zu verteidigen. Sie vermochte es einfach nicht, Fremden die Begebenheit im Büro des Direktors zu erzählen, die tieferliegende ſeeliſche Urſache ihrer Empörung über des Mannes dreiſte Zudringlichkeit. Du lieber Gott, wenn man jeden Zudringlichen gleich mit f Fauſtſchlägen traktieren wollte!— Die Tage vergingen in raſender Geſchwindigkeit. Weras Angſt ſtieg. Immer leerer wurde die kleine Börſe, immer ſchmäler ihr Geſicht, in dem die ſchwarzen Augen jetzt unnatürlich groß wirkten. verkäufe waren vorbei, die Geſchäfte durch die miſerable Wirtſchaftslage, die allgemeine große Not des Volkes leer. Man brauchte keine neuen Hilfskräfte, ſondern entließ an Perſonal, was nicht unbedingt erforderlich war. Im Speiſeſaal des Volkswohls ſaß Wera Wettern, würgte an einem Teller weißer Bohnen mit Speck zu vierzig Pfennig und fühlte, wie ihr Magen ſich hob, als der junge Mann gegenüber ſein Meſſer mit der dicken Maſſe vollbeladen in den Mund ſchob. Sie legte die Gabel fort und ſah mit im Schoß ruhenden Händen ſtumpf vor ſich hin auf das Wachstuch, deſſen Muſter vom vielen Abwiſchen ſchon halb blind war. Warum nur hatte der unſelige Traum ſie an ver⸗ gangene Zeiten gemahnt, warum war ſie zu ſpät ge⸗ kommen? Hatte Fräulein Henners nicht ganz recht gehabt mit ihrem Verweis? Wer den guten Willen zur Arbeit hatte, wartete nicht bis zur letzten Bahn, kam nicht zu ſpät. Sie ſelber hatte die Meldung bei Bösling ver⸗ ſchuldet, der ſie ſonſt wohl nie geſehen. Sollte ſie zurück ins Kaufhaus, um Verzeihung, um neue Anſtellung bitten, oder zu dem zärtlichen Alten, der ſie ſo gern in die Geheimniſſe der doppelten Buchführung einweihen wollte?— Die Kiefer ſtrafften ſich unter der blaſſen Haut. Niemals! Eher tot! Es gab Dinge, die man nicht tun konnte. Aber die Not wuchs, das letzte Geld ſchwand. Zwei Wochen, nachdem Wera Wettern entlaſſen worden war, zwei Wochen nach jenen unvergeßlichen Stunden in der Gemäldegalerie ſtand ſie inmitten einer langen Reihe Menſchen beiderlei Geſchlechts in der Halle des Arbeits⸗ nachweiſes, um ſich die Unterſtützung für Arbeitsloſe zu erbitten. Und was ſie da an Elend ſah, erſchütterte ſie derart, daß ſie die eigene Not vergaß. Wie viele abgemagerte, vergrämte Geſichter waren da unter den Männern und Frauen jeglichen Alters, wieviel Bitterkeit ſprach aus ihren Zügen, wieviel dumpfe Ver⸗ zweiflung, und wie furchtbar groß war die Armut! Ein hoffnungsloſes Beginnen ſchien es, hier helfen zu wollen. War ja alles nur ein Tropfen im Meer! Aber dieſer Tropfen, dieſer Verſuch, helfen zu wollen, der war der eine Lichtpunkt im Dunkel der Sorge. Man erhielt dort ein paar Mark, die vor Verhungern bewahrten, oder eine Aushilfe, gar ein. Stellung zugeteilt. An dieſe Hilſe und Die Wochen der Aus⸗ Hoffnung klammerte man ſich wie an eine ſtarke, ſchützende Hand. Hierher kam nun auch Wera Wettern zur vorgeſchriebe⸗ nen Zeit. Aber ſo furchtbar war ihrem Stolz das ge⸗ botene Almoſen, daß ſie ſeeliſch krank davon wurde. Die kleine Stube, deren ſchmutzige Tapete und ab⸗ genützte Möbel ſie ſo oft geſtört, wurde mit einer Kammer vertauſcht, von deren Wänden der Kalk fiel. Sie ſah es nicht mehr. Saß ſtumpfſinnig auf dem einen Holzſtuhl am Fenſter, das auf einen Kohlenhof hinausging, oder auf den Bänken im Park, den ein früh und jäh herein⸗ brechender Frühling mit Sonnenſehnſüchtigen bevölkerte. Zu Häupten, auf den kahlen Aeſten, jubelten Finken. Die Vorübergehenden blieben ſtehen, lächelten hin zu den emſigen kleinen Sängern, die wieder und wieder ihren köſtlichen Schlag probten. Das Mädchen hörte ihn nicht. Es war, als habe die Not ihre Lebenskraft erſchöpft. „Die ſieht aber elend aus“, bemerkte ein älterer Mann in ſchäbiger Joppe zu ſeinem jungen Nachbar,„grad, als könnte ſie umfall... Hoppla, ſagte ich's nich?“ Wera war plötzlich gegen ihn, der hinter ihr ſtand, ge⸗ ſchwankt. Der Alte griff zu, hilfreiche Hände trugen die Ohnmächtige in einen leeren Büroraum, betteten ſie auf die Holzbank an der Wand. „Hier, nehmen Sie meine Jacke als Kiſſen“, ſagte der junge Mann, ſich haſtig ſeiner Windjacke entledigend. „Haben Sie zufällig Kognak oder Kaffee im Haus?“ „Leider nicht“, bedauerte der Beamte, der gutmütig mitgeholfen,„aber gerade gegenüber iſt eine Gaſtwirt⸗ ſchaft. Wenn Sie kein Geld haben, will ich...“ Doch der junge Mann war ſchon zur Tür hinaus. Als Wera nach einigen Minuten aus dem tiefen Frieden der Bewußtloſigkeit erwachte, mühſam die Lider hob, auf denen Blei zu laſten ſchien, fand ſie ſich auf einer Bank liegend, irgendeine Rolle unter dem Kopf. Fremde neigten ſich über ſie. Eine Frau mit gutem Muttergeſicht nickte ihr zu.„Wieder beſſer, Fräuleinchen? Das is ſchön! Sie haben uns alle'nen mächtigen Schreck eingejagt, als ſie ſo umpurzelten.“ 8 „Hier haben Sie Taſche und Hut...“ Der alte Mann, der ſie aufgefangen, hielt ihr beides entgegen.„Es fehlt niſcht“, ſetzte er treuherzig hinzu. Und half dem Mädchen, als er merkte, daß es ſich erheben wollte. „Bleiben Sie nur ruhig ſitzen, Fräulein“, ſagte der uniformierte Beamte freundlich,„hier ſtören Sie nie⸗ manden.“ Mitleidig ſah er auf das zarte Geſchöpf hin⸗ unter, deſſen blondes Haar in der Sonne wie eine gold⸗ funkelnde Gloriole das blaſſe Geſicht umgab. Er hatte eine kranke Tochter zu Hauſe.„Gleich gibt es— ach, da kommt der Herr ja ſchon!“ Wieder ein fremdes Geſicht, aber eine Stimme, die be⸗ kannt ſchien:„Darf ich Sie bitten, dieſen Kaffee zu trinken? Er iſt ſtark und heiß, wird Ihnen wohltun.“ Willenlos trank Wera, lächelte matt.„Ich danke Ihnen ſehr.“ „Hier, noch eine Taſſe— bitte! Das Kännchen iſt noch halbvoll!“ Dieſe angenehme Stimme hatte ſie ſchon früher gehört. Kluge, klare Augen ſahen ſie freundlich an; ſehr blau waren ſie. Die kannte ſie doch! Sie runzelte die Brauen, dachte nach— vergeblich. In ihrem Kopf war es leer. Ganz ruhig ſaß ſie da, gegen die Schulter der fremden Frau gelehnt, die ihre Hand tätſchelte und ermunternd auf ſie einſprach. Wie ein lauer, beruhigender Strom glitten die Worte vorüber, kaum erfaßt, nicht verſtanden. Es tat wohl, hier zu ſitzen, die wärmende Nähe eines Menſchen zu ſpüren. Allmählich aber kehrten Kraft und Beſinnung zurück. Die Frau begann, Fragen zu ſtellen.„Wohnen Sie bei Ihren Eltern? Soll ich ſie heimbegleiten? Oder ſtehen Sie gar allein? Dann...“ „O nein“, wehrte Wera haſtig,„ich wohne nicht allein, bedarf auch keiner Begleitung— tauſend Dank!“ Sie richtete ſich auf. Ihre Abwehr ſchien die Frau zu kränken. „Na, da kann ich ja auch gehen, man hat auch noch anderes zu tun“, meinte ſie kurz und verließ mit ſchwerem Tritt das Zimmer. So eine Verſchloſſene, nichts war aus der herauszubringen. Die hatte wahrſcheinlich gute Ur⸗ ſache, ſo verſchwiegen zu ſein! Wera Wettern ſetzte ihren Hut auf. Der Beamte, der bei ihr geblieben war, trat herzu und half ihr in den Mantel.„Wieviel ſchulde ich für den Kaffee, bitte?“ „Nichts“, entgegnete der lächelnd,„den hat der Herr ſchon bezahlt, der ihn holte.“ „Ich nehme von Fremden nichts an“, fuhr das Mädchen auf. Ihr eben noch blaſſes Geſicht glühte. „Das müſſen Sie mit ihm ſelbſt abmachen, mein Fräu⸗ lein“, zuckte der Uniformierte die Achſel. Sehr dankbar ſchien ſie nicht. „Und wem gehört die Jacke hier?“ „Demſelben Herrn, der ſich nach dem Kaffee bemühte“, kane die betonte Erwiderung. Wera merkte es nicht. In ihren Zügen zuckte es nervös. „Da muß er ja zurückkommen und ſie holen. Ich werde eine Mark hierlaſſen, und Sie werden die Güte haben, dem Herrn das Geld mit vielem Dank für ſeine gütigen Bemühungen zurückzuerſtatten.“ Es klang wenig nach einer Bitte. Wera erhob ſich, gewaltſam die Schwäche niederkämpfend.„Auch Ihnen danke ich ſeh In⸗ ſpektor!“ Sie neigte das Haupt, zwang ſich Lächeln ab und verließ das Büro. Kopfſchüttelnd ſah der Beamte ihr nach. Komiſches Mädel— tat faſt beleidigt, weil man gut zu ihr geweſen. Es gab eben ſolche und ſolche.. 5** So ſchnell es die zitternden Knie geſtatteten, ſehr gerade aufgerichtet, ging Wera Wettern durch den langen Flur, trat durch ein Seitenportal über den Hof hinaus ins Freie. Noch immer brannten ihr die Wangen. So weit war es mit ihr gekommen, daß dieſe armen Unter⸗ ſtützungsempfänger ihr Almoſen boten. Gab es größere Demütigung? Daß ihre Kraft nicht mehr dazu ausreichte, vor all dieſen Menſchen Haltung zu bewahren... Was ſollte denn nun werden? Blind für das geſchäftig ſie umlärmende Leben, für den blauen Himmel und den Sonnenſchein, der die winter⸗ müde Erde mit Wärme und ſtrahlendem Licht überſtrömte, ſchritt das Mädchen dahin. Bog, ohne es zu wiſſen, in die Anlagen ein, ſtand auf der Holzbrücke und ſtarrte hinunter auf das graugrüne Waſſer des Sees, auf dem Schwäne in geruhſamer Anmut lautlos dahinglitten. Dieſer Tage hatte hier ein junges Liebespaar den Freitod geſucht— und gefunden. Das Waſſer war tieſ. Und das Leben ſo grauſam.„Ich ertrage es nicht länger“, dachte ſie, ſich über das geſchnitzte Geländer beugend. Da unten war Frieden, man durfte ausruhen. „Kann ich Ihnen irgendwie behilflich ſein, meine Dame?“ fragte plötzlich eine Stimme neben ihr, voll ruhiger Herzlichkeit. Wera zuckte zuſammen und richtete ſich jäh auf. Es war der junge Fremde, der ihr vorhin geholfen. Sechſtes Kapitel. Sie ſah den Mann an ihrer Seite an, ohne zu ant⸗ worten. Jetzt erkannte ſie ihn. Wie eine Maske legte es ſich über ihre eben noch verzweiflungsvollen Züge. Sie ſtraffte die Schultern, ſtand ſchlank und aufrecht vor ihſn, deſſen Blick ſchon zu viel geſehen. a „Es ſcheint mein Schickſal, Ihnen zu Dank verpflichtet zu ſein, mein Herr. Sie waren es doch auch, der meine Börſe im Automaten fand?“ Der Fremde verneigte ſich.„Jawohl, ich hatte die Ehre, ſie Ihnen wieder zuſtellen zu dürfen.“ Ton und Haltung verrieten den Gebildeten, der etwas ſchäbige Anzug und der dünne Mantel ſeine Armut. Aber in der Stimme, in den dunkelblauen Augen lag etwas, das das Mädchen unwiderſtehlich anzog. Ihre Abwehr ſchwand. Sie lächelte, ohne es zu wiſſen. „Geſtatten Sie, daß ich mich vorſtelle“, ſagte der Fremde.„Vandro, Georg von Vandro.“ „Ich bin Gräfin Wera Wettern“, entgegnete ſie einfach und reichte ihm impulſiv die Hand.„Ich danke Ihnen für Ihre freundliche Hilfeleiſtung vorhin, Herr von Vandro Der Beamte hat Ihnen Ihre Auslagen hoffentlich zurück⸗ erſtattet?“ Er bejahte.„Obwohl es durchaus nicht nötig geweſen wäre.“ Um Weras Lippen zuckte es wie leiſer Spott.„Ich glaube, Herr von Vandro, wir beide haben nichts zu ver⸗ ſchenken! Oder gingen Sie etwa auf den Arbeitsnachweis, um— einen Scheck einzulöſen?“ Vandro lachte beluſtigt. Sein vornehmes Geſicht mit der edlen Stirn war wie in Sonne getaucht.„Vielleicht, gnädigſte Gräfin, vielleicht! Das Schickſal, das mir letzt⸗ hin einiges ſchuldig geblieben iſt, hat die ihm präſentierte Rechnung mit dem Glück Ihrer Bekanntſchaft gezahlt. Das iſt ein weit höherer Gewinn, als ich ihn je erträumt!“ „Sie geben dem Zufall eine liebenswürdige Deutung, Herr von Vandro.“ „Die wertlos wäre, Gräfin, wäre ſie nicht wahr.“ Sie hörte die Aufrichtigkeit aus ſeiner warmen Stimme und ſchwieg, eine leichte Röte in den Wangen. Befangen ſah ſie fort, hinunter auf das Waſſer, deſſen Fläche dunkel und ruhig dalag. Ob ſie den Mut gefunden hätte, ſich in die Flut gleiten zu laſſen, wenn der Mann an ihrer Seite nicht dazugekommen? Man ſtarb doch ſchwer, wenn man jung war und die Sonne ſchien. „Wie kamen Sie jetzt hierher?“ fragte ſie aus ihren Gedanken heraus, ohne aufzuſehen. „Ich bin Ihnen gefolgt, Gräfin“, geſtand Vandro offen, das feine Profil betrachtend, das ſich über das Holzgeländer neigte.„Verzeihen Sie— ich dachte, ein zweiter Schwächeanfall könnte Sie übermannen“, ſetzte er ein wenig verlegen hinzu.„Als ich in das Büro des Arbeitsnachweiſes zurückkam, waren Sie ſchon fort, auch auf der Straße nirgends mehr zu ſehen. Da entdeckte ich Sie plötzlich ganz weit vorn, aber eine Verkehrsſtockung geriet dazwiſchen. Ich verlor Sie aus den Augen und bog ab in die Anlagen, voller Bedauern über die Erfolg⸗ loſigkeit meines allerdings unentſchuldbaren Nachjagens. Da, bei einem Einbiegen nach dem See, deſſen Schwäne ich gern füttere, gingen Sie auf einmal langſam vor mir her. Da wußte ich, daß das ſo oft von mir geſchmähte Schickſal meine Schritte hierher gelenkt hatte.“ Der Mann ſah gleich ſeiner Nachbarin auf das Waſſer hinunter, das nun, von Sonnenlicht getroffen, zu glitzern und zu gleißen begonnen. Er ſchwieg einen Augenblick, hob dann den Kopf und ſah ſie an:„Was mich hinter Ihnen hertrieb, war das unerklärliche, aber ganz be⸗ ſtimmte Gefühl, daß Sie meiner Dienſte irgendwie be⸗ dürfen könnten. Schon das erſte Mal, im Automaten, empfand ich ſtarkes Bedauern darüber, Sie im Menſchen⸗ gewühl verſchwinden zu ſehen. Ich merkte ſofort, daß Sie in andere Umgebung gehörten, denn dort wirkten Sie wie koſtbares Kopenhagener Porzellan unter lauter Küchen⸗ geſchirr. Womit ich nicht ſagen will, daß letzteres nicht auch ſeine Berechtigung beſitzt, beſonders, wenn man ordentlichen Hunger verſpürt!“ Wieder das leiſe, wohl⸗ klingende Lachen, das ſo anſteckend wirkte.(Fortſ. ſolat.) Diarmſt feilt mil: es sich, das Porgehen SGeonntag, den 24. Sept. uam. Wer Sch la lich und als dichteriſch⸗künſtleriſche Vollendung ö nem„Sch la Hanns Johſt's ami den Schwützern adt, 21. Sept. Das Staalspreſſeamt Um in den letzten Tagen anläß lich der Regierun, sumbildung auftauchen ö den Gerüchlen ein ür alle Mal mit dem nö⸗ enzutretlen, empfiehlt 10 50 er 1 0 60 r 11 uwenden, die kurzerhand jeden Ver- delle derarliger Gerüchte feſtnimmk und ins Konzentrakionslager verbringt. Nur ſo kann dieſen Volksſchädlingen das Handwerk gelegt werden.. Der Polizeidirektor in Offenbach teilt U. d. mit: In den letzten Tagen wurden in Offenbach von unverantwortlicher Seite Ge⸗ rüchte über angebliche Vorgänge in Heſſen verbreitet. Ich mache darauf aufmerkſam, daß ich rückſichtslos und ohne Anſehen der Perſon, ihres Alters, ihres Geſchlechts und ihrer Stellung im öffentlichen Leben gegen diejenigen vorgehen werde, die derartige Gerüchte weiter verbreiten. Perſonen, die auch nur im entfernteſten an der Weiter⸗ verbreitung ſolcher Gerüchte ſich beteiligen, werden, ſelbſt wenn dieſe Perſonen den Zu⸗ ſatz machen ſollten, daß ſie ſelbſt nicht an dieſe Gerüchte glaubten, ſofort feſtgenom⸗ men und in das Konzentrationslager über⸗ führt werden. Auch auf langjährige Partei⸗ angehörigkeit oder die Bekleidung einer Amtswalterſtelle wird in dieſem von mir keine Rückſicht genommen werden. Die Preſſeſtelle der Polizeidirektion gibt dazu bekannt, daß bereits eine der Perſonen, die ſich an ſolchen Schwätzereien beteiligte, welche ſeit 1931 Mitglied der NSDAP. iſt, verhaftet wurde. Weitere Verhaftungen ſte⸗ hen bevor. Lokales Viernheim, 22. Sept. ligen Nachdruck entg * Das Polizeiamt veröffentlicht in der heutigen Ausgabe ſehr wichtige Bekanntmachungen, worauf das hieſige Publikum auch an dieſer Stelle aufmerkſam gemacht wird. Tag des deutſchen Nadfahrers, Im weiteren Verlauf der für dieſen Tag geplanten Veranſtaltungen des Radfahrer⸗Vereins„Vorwärts“ Viernheim, findet morgens um 8 Uhr ein Rennen für die Jugend, ſowie auch für die älteren Herren ſtatt. Nachmittags um ½3 Uhr wird der Verein ein Korſofahren durch ganz Viernheim veran⸗ ſtalten, wobei die Jugend zum erſtenmal mit ihrem neuen Wimpel an die Oeffentlichkeit tritt. Somit wird der 24. September ein großer Tag für die Radfahrer Viernheims werden. Ehrliches Gewicht. Gelegentlich der Flugblattreklame eines auswärtigen Konſum⸗ vereins wird als beſondere Empfehlung darauf hingewieſen, daß die Käufer„ehrliches Gewicht“ erhielten. Die Heſſiſche Handwerkskammer nimmt Veranlaſſung, demgegenüber darauf aufmerkſam zn machen, daß das„ehrliche Gewicht“ für das Handwerk eine Selbſtverſtändlichkeit bedeutet und darüber hinaus die diesbezügliche Erwäh⸗ nung auf einem Flugblatt im heutigen national⸗ 5 ſozialiſtiſchen Staat recht überflüſſig erſcheint. * N. S. D. A. P. Unſere mehrmo⸗ natigen Bemühungen, Hanns Johſt's„Schla⸗ geter“ auf die Bühne zu bringen, reifen jetzt zur Tat. Ende kommender Woche wird das Werk zum erſten Mal über die Bühne gehen. Wir haben bei der Erwählung des erſten Spieler⸗ termius abſichtlich jede Beeilung vermieden, um nicht in letzter Minute das künſtleriſche Niveau des Stückes zu gefährden. Selbſt die von anderer Seite geſchaffene Konſtellation konnte uns zu einem ſolchen Schritt nicht bewegen, da die Pſyche des Dramas keine Uebereilung ver- trägt. Daß der Abend ein großer Erfolg wird, dafür bürgen Hanns Johſt, der als einziger Verarbeiter des Schlageter ſchen Stoffes die An⸗ erkennung der maßgebenden Stellen der N. S. D. A. P. fand, ſowie als Darſteller die aus dem Tellſchauſpiel beſtens bekannten Perſonen: Nikolaus Hofmann, Karl Englert, Georg Knapp, Geſchwiſter Herbert, Ferdinand Sax, Karl Adler geter zu tiefſtinner⸗ ſehen will, reſerviert ſich dieſes Erleben bis zu diefen Aufführungen. Es iſt noch intereſſant zu wiſſen, daß das Stück bisher nur an den be⸗ deutendſten deutſchen Bühnen Deutſchlands und überall mit nicht zu beſchreibendem Erfolg auf⸗ geführt wurde. Die Preſſe betont immer und immer wieder: daß ſich Hanns Johſt mit ſei⸗ 0 geter“ mit in die erſte Reihe en deutſchen Dichter geſtellt habe. Die N. S. D. A. P. hat ſich zum Ziel geſetzt, mit „Schlageter den An⸗ fang zum Ende einer uns weſensfremden Kunſt zu machen und glaubte, daß den Auftakt zu einer neuen Kulturepoche nur Johſt's„Schla⸗ geter“ bilden könne. 105 Der Beauftragte der Propagandaleitung der NS Da, Ortsgr. Viernheim. Das Abzeichen für das Ernkedankfeſt. C ¹—wö j i Aus Heſſen. Aukounfall des Polizeidirektors Hauer. Eberſtadt, 21. Sept. Der zum kommiſſari⸗ ſchen Polizeidirektor in Darmſtadt ernannte Brigadeführer Hauer erlitt nachts hier einen Autounfall, bei dem er einen Knöchelbruch davontrug, ſo daß er ins Krankenhaus ein— geliefert werden mußte. Das Auto wurde ſtark beſchädigt. Marburg, 22. Sept.(Vom Pferd tödlich verletzt.) Als der 71jährige Land⸗ wirt Tobis Dönges in Frankenberg ein Ge⸗ ſpann anſchirren wollte, wurde ein Pferd ſtör⸗ riſch und warf den alten Mann um. Es tram⸗ pelte ſodann auf ihm herum und trat ihm mehrere Rippen entzwei. Der alte Mann iſt morgens an ſeinen Verletzungen in der hieſigen Klinik geſtorben. Darmſtadt, 22. Sept.(Aktion gegen das Bettlerunweſen.) Bei einer Aktion gegen das Bettlerunweſen, die in Darmſtadt von der Polizei unternommen wurde, kamen 56 Perſonen in Haft, darunter 2 Ausländer ohne Aufenthaltsgenehmigung, 2 von der Staatsanwaltſchaft geſuchte Perſonen und ein Fahrraddieb. Ein Bettler hatte in ſein Taſchen⸗ tuch eingeknotet 289,41 Mark bei ſich! Darmftadt, 22. Sept.(Des Kindes Schutzengel.) In der Wendelſtadtſtraße lief die fünfjährige Marie Langendorfer aus Gräfenhauſen in das Auto eines Darmſtädter Fabrikanten. Das Kind wurde ſofort von dem Autofahrer zum Arzt gebracht, der feſt— ſtellte, daß die Kleine völlig unverletzt war. Neu- Iſenburg, 21. Sept.(Jagd auf einen durchgegangenen Schlacht⸗ ochſen.) Beim Abladen vor der Wurſtfa⸗ brik Wirth entſprang ein Schlachtochſe, lief in die Wilhelminenſtraße und dort in einen Garten. Nachdem das Tier einen der Fuhr— leute, der es einfangen wollte, über den Hau— fen gerannt hatte, gab man weitere Verſu— che auf. Polizeimeiſter Heinzel erſchoß den Ochſen mit einem wohlgezielten Kopfſchuß. Alzey, 21. Sept.(Von der Dreſch⸗ maſchine den Arm abgeriſſen.) Bei der Arbeit an der Dreſchmaſchine geriet der 32 jährige J. Dannenfelſer aus Framers— heim mit einem Arm in die Dreſchtrommel, wobei ihm der Unten em vollſtändig abge— riſſen wurde. Kochrezepte Karkoffeln in brauner Soße. Zutaten: 2 Pfund Kartoffeln, 3 Maggis Fleiſchbrüh⸗ würfel, 20 Gramm Butter, 1—2 Eßlöffel Mehl, etwas Salz, 1 Priſe Pfeffer, 1 kleines Stück Lorbeerblatt. Zubereitung: Man wäſcht die Kartoffeln, ſchält ſie und ſchneidet ſie in nicht zu dünne Scheiben, ſetzt dieſe mit kaltem Waſſer zum Feuer, läßt einmal auf⸗ kochen und gießt dann das Waſſer ab. Unter⸗ deſſen macht man die Butter heiß, tut das Mehl hinein und macht eine nicht zu dunkte Einbrenne(Mehlſchwitze), löſcht dieſe mit dreiviertel Liter Fleiſchbrühe, aus Maggis Fleiſchbrühwürfeln hergeſtellt, ab, rührt glatt, gibt Lorbeerblattſtückchen und die abge⸗ brühten Kartoffeln hinein und läßt garko⸗ chen. Beim Anrichten ſchmeckt man nach Salz und Pfeffer ab. Wer die Kartoffeln ſäuer⸗ 965 wünſcht, kocht 3—4 kleine, in Scheiben geſchnittene Pfeffergurken mit oder fügt et⸗ was Eſſig oder Zitronenſaft hinzu. Tomatenſoße mit Meerrettich, vorzüglich zu kaltem Fleiſch.(Für vier Perſonen.) Zu⸗ taten: 500 Gramm reife Tomaten, Priſe Salz, Pfeffer und Zucker, 1 Löffel Weineſſig, 3 Löffel geriebenen Meerrettich, 2 Löffel dicke, ſaure Sahne, 1 Löffel Oel, 10 Tropfen Mag⸗ gi⸗Würze. Zubereitung: Die Tomaten wer⸗ den in ſehr feine Scheiben geſchnitten, dann roh durch ein feines Sieb getrieben, mit dem Salz, Pfeffer, Zucker und Eſſig vermiſcht und eine Stunde kühl geſtellt. Erſt wenn man die Soße anrichten will, gibt man den geriebenen Meerettich, die dicke ſaure Sahne, das Salatöl und die Maggi⸗Würze dazu, ver⸗ rührt alles gut miteinander und gibt die Soße dann ſofort zu Tiſch. Bei ſehr ſaftreichen To- maten tut man gut, etwas vom Tomatenſaft zurückzulaſſen, damit die Soße nicht zu dünn⸗ flüſſig wird. 0 und Ulm. Eine bunte Sportvorſchau Jußball. Noch nie war die Spannung im Fußball⸗ ſport ſo groß wie heute. Die neue Gebiets⸗ einteilung hat dazu geführt, daß über allen Spielen ein gewiſſes Dunkel ſchwebt, da faſt Sonntag um Sonntag Mannſchaften im Punktekampf zuſammentreffen, die in fru— heren Jahren nur auf den Privatſpielverkehr angewieſen waren. Der kommende Sonntag bringt in allen Gauen wieder eine Reihe ſchöner Spiele. Die Terminliſte der ſüddeut⸗ ſchen und ſüdweſtdeutſchen Gaue bringt für den Sonntag folgende Treffen: Gau Süd⸗ weſt: SV Wiesbaden— Phönix Ludwigs— hafen, Wormatia Worms— FSV Mainz 05, Sportfreunde Saarbrücken— Kickers Offenbach, Boruſſia Neunkirchen— FK. Pirmaſens, 1. FC Kaiſerslautern— Ale⸗ mannia/ olympia Worms; Gau Baden: VfB. Mühlburg— 1. FC. Pforzheim (Samstag), Freiburger FC— Phönix Karlsruhe, VfL. Neckarau— SC Freiburg, SV Waldhof— Germania Brötzingen; Gau Württemberg: Fe Birkenfeld gegen Spfr Stuttgart, SV Feuerbach— Stuttgarter Kickers, VfR Heilbronn— VfB Stuttgart, SC Stuttgart— Ulm 94(Sa); Gau Bayern: Wacker München— Fc München, 1860 München— FE Schwein⸗ furt 05, ASV Nürnberg— Bayern Mün— chen, Jahn Regensburg— 1. Fc Nürn⸗ berg, FC Bayreuth— Spogg Fürth, Schwa⸗ ben Augsburg— Würzburg 04; Gau Nordheſſen: SC Kaſſel 03— Kur⸗ heſſen Marburg, Boruſſia Fulda— Heſſen Hersfeld, VfB Friedberg— Sport Kaſſel, Hermannia Kaſſel— Hanau 93; Gau Mittelrhein: Sülz 07— Vonner FV, Eintracht Trier— Mühlheimer SV, VfR Köln— Kölner Sc 99, FV Neuendorf— Weſtmark Trier, Kölner EfnR— Rhenania Köln. Auch im Reich werden in allen übrigen zehn Gauen die Fußballpflichtſpiele fortge⸗ ſetzt. Ein Ereignis von beſonderer Bedeu⸗ tung iſt noch das Fußball⸗Städteſpiel Ham⸗ burg— Frankfurt, das in der Hanſeſtadt ausgetragen wird. Aus dem Ausland ſind drei Länder— ſpiele zu nennen, von denen zwei bereits Ausſcheidungsſpiele zur Weltmeiſterſchaft ſind. In dieſem Rahmen treffen ſich Schwe⸗ den— Norwegen in Oslo und Jugoflavien gegen Schweiz in Belgrad. Außerdem ſpielt noch die Schweizer B-Mannſchaft in Neuen⸗ burg gegen Luxemburg. Handball. Von den ſüddeutſchen Gauen nimmt der Gau Württemberg ſeinen Verbandsſpielbe⸗ trieb als erſter auf. Die übrigen Gaue fol— gen erſt am 1. und 8. Oktober. In Weſt⸗ deutſchland ſind alle drei Gaue bereits mit des öfteren Punkteſpielen beſchäftigt. Radſpork. Mittelpunkt des deutſchen Radſportes iſt am Sonntag der vom Führer des Deutſchen Radſport⸗Verbandes angeordnete„Tag des deutſchen Radfahrers“ mit großen Veranſtal⸗ tungen in allen deutſchen Städten. Im Ray⸗ men dieſer Kundgebung werden in Berlin die letzten Bahnrennen auf der Stadion— Rennbahn abgewickelt, die dann wegen des Umbaues für die Olympiſchen Spiele abge⸗ brochen wird. An der Berliner Veranſtal⸗ tung nehmen 30 Verufsfahrer teil. In Halle iſt das Hauptereignis der„Hallorenpreis“ für Dauerfahrer und in Leipzig erfolgt im gleichen Rahmen der letzte Start der BDR⸗ Nationalmannſchaft, dem auch die Ehrung der Sieger folgt. Mokorſpork. In Deutſchland ſtehen keine Ereigniſſe von Belang mehr auf dem Programm. Mit gro⸗ ßem Intereſſe verfolgt man den Abſchluß der mit deutſcher Beteiligung in Wales aus⸗ getragenen Motorrad-Sechstagefahrt, die am letzten Tage die Schnelligkeitsprüfung bringt. Beim Autopreis von Spanien in San Sebaſtian geht erſtmals der neue Bu— gatti-Rennwagen an den Start. Leichtathletik. In Frankfurt findet ein großes SA-Sport⸗ feſt ſtatt, bei dem die Leichtathletik den Hauptbeſtandteil bildet. Im Rahmen des Feſtes führt die Frankfurter„Hota“ ihren Adolf⸗Hitler⸗Gepäckmarſch über 30 km durch Aus der Heimat Gedenklage 22. September 1593 Der Kupferſtecher Matthäus Merian d. A. in Baſel geboren. 1792 Der franzöſiſche Nationalkonvent pro⸗ klamiert die Republik. 1862 Aufhebung der Sklaverei in Amerika durch Abraham Lincoln. 1914 Kapitänleutnant Weddigen, der Führer von U-Boot 9, vernichtet drei engliſche Panzerkreuzer bei Hoek van Holland. Prot. und kath.: Moritz Sonnenaufg. 5.44 Sonnenunterg. 18.00 Mondaufg. 9.21 Mondunterg. 18.24 Es bildet ein Talent ſich in der Stille, Sich ein Charakter in den Strom der Zeit. Joh. W. v. Goethe. Der Wermut blüht Wenn der Sommer ſich neigt und der na— hende Herbſt die Trauben kocht, blüht an dürren Bergen, Rändern und Triften des deutſchen Bodens eine kräftige Würzpflanze: der bittere Wermut. Seine faſt kugeligen nickenden, hellgelben Blütenköpfchen ſtehen auf 50 bis 125 em hohem, aufrechten, ober⸗ wärts riſpig geteilten Stengel, die ſeiden— haarigen Blätter ſind zwei- bis dreifach⸗ fiederteilig, haben lanzettlich ſtumpfe Zipfel und eine weißgraue Färbung. Der Wermut (Artemiſia abſinthium) verdankt ſeinen Würzgehalt ätheriſchen Oelen und Gummi⸗ harzen, die in einem beſonderen Balſam— oder Oelgangsſyſtem Wurzel, Stengel und Blätter und Blütenzweige durchfließen. In der Natur dienen die bitteren Extraktio— ſtoffe der Pflanze als Schutzmittel gegen Tierfraß. In der Medizin hat der offizielle Wermut als Heilmittel bei Magenbeſchwer— den ſeit altersher Bedeutung. Die Volksheil— kunde rühmt ihm außerdem als„ein gut Mittel für Leber und Milz und gegen Wür⸗ mer“. Ueber die Schwäbiſche Alb, ihre Fel⸗ ſen und Ruinen iſt der Wermut ziemlich verbreitet. Er hat zudem im ganzen Land de in Bauerngärten ſeit Jahrhunderten Ein⸗ gang gefunden. Der oberſchwäbiſche Volks⸗ mund ſagt:„Wer in der Jugend viel Honig ſchleckt, muß im Alter viel Wermut freſſen.“ Von einem mürriſchen Menſchen ſagt man „Der macht ein Geſicht, wie wenn er Wer— müt geſchlotzt hätte.“ 4 *** Taſchenlampe beim Radfahren genügt nicht. In letzter Zeit iſt es wieder zu beob⸗ achten, daß trotz Verbot beim Eintritt der Dunkelheit mit Fahrrädern gefahren wird. die entweder keine Beleuchtung oder nur eine mangelhafte haben. Dabei iſt noch auf folgendes aufmerkſam zu machen: Man kann beobachten, daß Perſonen bei Dunkelheit ihr Fahrrad benutzen, indem ſie in der Hand eine Taſchenlampe halten. Dieſe Art von Beleuchtung iſt mangelhaft und da⸗ her ungenügend. Die geſetzlichen Vorſchriften ſchreiben ausdrücklich vor, daß am Rad ſelbſt eine hellbrennende Laterne angebracht ſein muß, die ihren Schein in der Richtung der Fahrbahn wirft. Die Polizeibeamten ſind auch auf dieſe Uebertretung aufwork!s 1 8 macht. Pferdeſport. Das hervorſtechendſte Ereignis im Turf iſt das„Hürden⸗-Rennen“ in Karlshorſt, bei dem die beſten Dreijährigen an den Ab⸗ lauf gehen. Weitere Rennen finden in Bres⸗ lau, Dresden und Horſt-Emſcher ſtatt und das franzöſiſche Rennen des Tages wird in Longchamps gelaufen. Verſchiedenes. Große SA-⸗Sportfeſte mit Darbietungen ir allen Sportarten gibt es in Frankfurt a. M Sportrevue bring; auch das„Feſt des Sports im Oſten“ ir Breslau. In Würzburg ies die Herbſt regatta abgewickelt, die Deutſchland⸗Rieg, der DT. turnt in Hannodel und in Berli! tritt der Internationale Leichtathletikver band zu einer zweitägigen Tagung zuſam men. 0 A- Aus Baden Markierung der Autobahnlinien. Die Städtiſche Preſſeſtelle Mannheim teilt mit: Um dem Herrn Reichskanzler ber ſeinem Flug zur Feier des erſten Spaten⸗ ſtiches der Reichsautobahn zu ermöglichen, die Linienführung der Autobahn vom Flugzeug aus zu verfolgen, werden in Abſtänden von 500 Metern Dreiecke von 2,5 Meter Seiten⸗ länge ausgelegt. Dieſe Holztafeln bleiben bis zum Samstagabend liegen. Die Bevölkerung wird erſucht, mit dafür Sorge zu tragen, daß 10 Tafeln nicht beſchädigt oder verdeckt wer⸗ den. Märkte und Vörſen (Ohne Gewähr.) Mannheimer Kleinviehmarkt. Zufuhr: 12 Kälber, 37 Schafe, 482 Schweine, ſämtlich nicht notiert; 868 Ferkel und Läufer. Es wurden bezahlt: Ferkel bis ſechs Wochen 7 bis 99, über ſechs Wochen 10 bis 13; Läufer 13 bis 18.— Marktverlauf: Käl⸗ ber, Schweine und Schafe nicht notiert, Fer⸗ kel und Läufer ruhig. Mannheimer Produktenbörſe. Infolge des Deutſchen Getreidehandels⸗ und Müllertages in München wurden amtlich Preiſe an der Mannheimer Produktenbörſe nicht feſt⸗ geſetzt. Auch im Vormittagsverkehr waren zu⸗ verläſſige Notierungen für Brotgetreide ſowie Gerſte und Hafer nicht zu ermitteln. Die For⸗ derungen für Weizen⸗ und Roggenmehl ſind um etwa 50 Pfg. höher gehalten. Am Fut⸗ . lag beſonders Kleie im Preiſe eſter. Was für den Landmann die Saat, iſt für den Kaufmann das Inſeratl!