in großer Auswahl Mu. 3.75, 4.50 Schönes Zimmer an einzelne Perſon zu vermieten. Alicenſtraße 17 Gebrauchter, weißer billig zu verkaufen. Weinheimerſtr. 53 He nennen dor fur. Gauparteitag in Frankfurt a/ M. Sämtliche Teilnehmer ſammeln ſich morgen Samstag am Gaſthaus zum„Storchen“. Ab- marſch von da 1 Uhr. Fahrkarten werden daſelbſt ausgegeben. Heil Hitler! Franzke, Ortsgruppenleiter. union. FiLM-PALAST„ Die prächtigste Tonfilm- Operette Lee Parry u. der gefeierte Tenor, Kammerſänger Karl Jöken in xmlicher Teil Bekanntmachung. Betreffend: Die Umlagen der Gemeinde Viern. heim in 1933 Ri. Da die endgültigen Steuerſätze noch nicht genehmigt ſind, iſt die 3. Rate Gemeindeſteuer ebenfalls in Form einer Vorauszahlung zu leiſten. Ein beſonderer Vorauszahlungsbeſcheid wird den Steuerpflichtigen nicht zugeſtellt, viel⸗ mehr iſt bei Zahlung der 3. Rate, der bereitz für die beiden erſten Raten ausgebenen. Vor⸗ auszahlungsbeſcheid bei der Gemeindekaſſe vor zulegen, worauf auch Quittung erfolgt. Die 3. Rate wird in derſelben Höhe erhoben, wie je weils die beiden erſten Raten und iſt am 25 September 1933 fällig. 5 Wir machen nochmals darauf aufmerkſam daß auch für die 3. Rate Steuergutſcheine ge⸗ währt werden, ſofern dieſe noch in dieſem Monat bezahlt wird. nheimer Anzeiger Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 140 Mi frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ falender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle 19 5(Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten)(Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Vereins ⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Anzeigenpreise: Wie einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchuͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt. 15 Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Turnverein von 1893. Freitag, den 22. ds. Mts. abends 9 Uhr haben alle Mitglieder aktiv ſowie paſſiv vom 17. bis 25. Lebens- jahre im Lokal zum Freiſchütz zu erſcheinen betr. Aufſtellung einer Turnerwehr. Es iſt Pflicht, daß ein jeder erſcheint. Der Führer. Geſangverein„Sängerbund.“ Freitag abend Eine wunderbare Handlung, ein künſtleriſches Ereignis für Jeder— mann. Ueberall die beſten Erfolge. Ueberall Maſſenandrang. Dazu das auserwählte Ton-Beiprogramm Tonluſtſpiel: Kulturtonfilm: „Diva in Vertretung“ Historische Stätten Wundervolle Aufnahmen aus der heiligen Stadt Jeruſalem. Anfang je ½8 Uhr. 2te Vorſtellung punkt 9 Uhr. Ende ½12 Uhr Sonntag Große Jugend vorstellung 15 Nochmals: Lt. Filmgeſetz zahlen Kinder 20 3 u. Jugendliche 30 Empfehle: Deutſche Vollheringe 10 St. 42, 50 u. 65 4 Holl. Vollheringe. 10 St. 85 4 Bismarkheringe 1 Ltr. Doſe nur 657 Rollmops 1 Ltr. Doſe nnr 65 47 Bratheringe 1 Ltr. Doſe nur 60 Marinierte Heringe Stück 9 Süßbücklinge, täglich friſch! Oelſardinen Doſe 15, 18 u. 257 Sauerkraut mit Weingärung, Neue Feigen Kranz 15 Pfg., ſüße Trauben. Alois Walter FLeuerwehrübung Am Sonntag, den 24. September 1933, vormittags/ 6 Uhr findet eine Uebung der freiwilligen feuerwehr ſtatt. Signal um 5 Uhr. Anzu⸗ treten haben auch ſämtliche Führer, Muſik⸗ und Spielleute. Das Kommando. N. B. Wir bitten, da dies die letzte Uebung vor der Schlußprobe iſt, um reſtloſes Erſcheinen. delenennelts- Maul! Zwei prachtvolle blau— ſeidene Steppdecken, zwei feine Deckbetten 180/30 em. Zwei Kiſſen 80/80 em. u. zwei Kiſſſſen 80/100 em. Blauer Inlett, in- danthren, gefüllt mit gu— ten Federn, alles neu und unbenützt, zuſam⸗ men für 115.— Mark gegen Barzahlung zu verkaufen. Näheres, zu erfragen in der Exped ition ds Blattes. ——— Das pints nur sinmal! Schlatzimmer echt Eiche mit Innen- spiegel u. ital. Marmor, compl. nur RM. 95.— Kleiderschränke, Schreibtische sowie Kaninchen Sänger⸗Einheit. ½9 Uhr Singſtunde. Der 1. Vorſitzende. und Geflügelzuchtverein 1916. Sonntag, den 24. Sept. nachmittag 3 Uhr findet in Heppenheim im Saalbau Kärcher die Gründung des neuen Kreisverbandes ſtatt. Die Mitglieder(Abtlg. Kaninchen) werden gebeten vollzählig an dieſer Verſammlung ſich zu beteiligen, ganz beſonders muß der Vor⸗ ſtand geſchloſſen erſcheinen. Abfahrt bei ſchönem Wetter pünktlich 1 Uhr, Treffpunkt Vereins- lokal. Der Vorſtand. Samstag abend 8½ Uhr, Probe für Geſamtchor im Lokal Der Vorſitzende. Viernheim, den 21. September 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim In kommiſſariſcher Vertretung: Bechtel. Bekanntmachung. Betr.: i in der Gemarkung Viern⸗ eim. Die im Bereich der Autoſtraße beteiligten Grundeigentümer werden darauf hingewieſen, daß beiderſeits der abgepflöckten Linienführung ein Geländeſtreifen von je 15 m Breite nicht mehr ausgeſtellt oder zur Ausſtellung vorbereitet wer⸗ den ſoll und daß bei Zuwiderhandlung dafür 3 Ammer und Küche geſucht. Mitte Dorf (Parterre bevorzugt). Angebote mit Preis unt. 2 100 an die Exped. dleſes Blattes. formulare fertigt ſchnellſtens — der Verlag dieſes Entſchädigung nicht gewährt werden können. Blattes. Wir empfehlen den in Betracht kommenden erkrvlle Heroen ,,ij int! Nee e Leit. Feel v. G- gh. Ortseinwohnern, ſich hiernach zu bemeſſen. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. In komm. Vertretung: Bechtel. Bekanntmachung. Betr.: Den Ladenſchluß in Viernheim. Wir weiſen darauf hin, daß die den hie⸗ ſigen Inhabern von offenen Verkaufsſtellen unterm 6. Mai d. Irs. erteilte Erlaubnis, ihre Ge⸗ ſchäfte an 20 Samstagen ab 6. Mai d. Irs. bis 21 Uhr für den geſchäftlichen Verkehr oſſen zu halten, nur bis einſchließlich 16. Sept. 1933 gilt. Die in Betracht kommenden Ge⸗ werbetreibenden haben daher von dieſem Tage an bis auf weiteres auch an Samstagen ihre Verkaufsſtellen wieder um 19 Uhr zu ſchließen. Wir empfehlen allen in Betracht kommen- den Gewerbetreibenden, zukünftig für die pünkt⸗ liche Einhaltung des Ladenſchluſſes bei Meidung von Strafanzeigen beſorgt zu ſein. Viernheim, den 22. September 1933. Heſſiſches Polizeiamt: J. V.: Kraus. Solchen Leistungen verdanken wir unseren Ruf! Neue kompl. Küchen v. 168.— an gebr. kompl. Küchen v. 58.— an neue kompl. Schlafzim. v. 225.— an gebr. kompl. Schlafz. v. 168.— an Küchen- und Kleiderschränke v. 18.— an Waschkom. von 12.— an, Divan, Sofas v. 15.— an, neue Chalselongues v. 23. an Betten v. 10.-, vollständ. Betten v. 23.- an und vieles andere hilligst abzugeben. Bekanntmachung. Es wird immer wieder die Wahrnehmung gemacht, dass den Hoheitszeichen des Reiches, der Länder und der nationalen Uerbände nicht die nötige Achtung ent gegengebracht wird. Wir machen daher darauf aul merksam, dass die Fahnen und sonstigen Hoheitszeichen der vorgenannten Körperschaften und Derbände beim belebung durch Saiſonbedingungen Jahre 1924. Es hat 1 Mungplanes manche Abänderungen erfah⸗ ren, die vor allem den perſonellen Einfluß Nummer 221 politiſche Wochenbetrachtung. Von Argus. die Reichsregierung iſt mit der in der Webſtuhl der Zeit neuen Staatsführung bekannten Schlagfertig⸗ keit mit einem g. a a Programm an die Oeffentlichkeit getreten; mit ſorgfältig ausgearbeiteten einem Wirtſchaftsplan, der in dieſem Augen⸗ blic, wo eine gewiſſe natürliche Wirtſchafts⸗ wieder abflauen könnte, und wo es gilt, nicht nur dieſen ſtillen Punkt zu überwinden, ſondern den bisher erzielten Erfolg auch auszubauen und zu feſtigen, von doppelter Wichtigkeit iſt. Reichswirtſchaftsminiſter Schmitt und Reichs⸗ bankpräſident Schacht haben die Ausführun⸗ gen 145 dem Generalrat der Wirtſchaft im einzelnen noch ergänzt. Von beſonderer Be⸗ deutung iſt dabei das, präſident über die geplante Aenderung des Reichsbankgeſetzes geſagt has. was der Reichsbank⸗ Das jetzige Reichsbankgeſetz ſtammt aus dem 1 0 bereits infolge des der ausländiſchen Finanzkreiſe ausſchalteten. Im Laufe der Zeit aber ſind auch manche an⸗ dere Feſtlegungen des Reichsbankgeſetzes hin⸗ fällig geworden, die ſich beiſpielsweiſe auf die Diskontfrage und auf die Golddeckung bezogen. Der Reichsbank iſt aber nach nee 1 vor, im Gegenſatz zu den Notenbanken ande⸗ rer Länder, die Beteiligung am offenen Wertpapierenmarkt verboten. Gerade hier liegt ihr aber eine beſondere Aufgabe ob und der bisherigen Behinderung durch das Geſetz poll die Aenderung des Geſetzes Abhilfe ſchaf⸗ fen. Die Reichsbank muß in der Lage ſein auf dem Markk der feſtverzinslichen Werte zu intervenieren, wenn es notwendig iſt. Da nach der letzten Geſtaltung des Reichsbank⸗ geſetzes bei Aenderungen des Geſetzes die internationale Bank in Baſel mitwirken muß, bat die Reichsregierung beſchloſſen, dort einen dementſprechenden Antrag zu ſtellen. Im Saargebiet macht zurzeit eine Gruppe von Menſchen unliebſam von ſich reden, die bei ihrer Propaganda gegen Deutſchland von Frankreich aus lebhaft unterſtützt wird. Den Fern dieſer Gruppe bilden ins Saargebiet übergeſiedelte ehemalige rheiniſche Separa⸗ tiſten, um die ſich eine gewiſſe Sorte deutſcher Emigranten geſchart hat. Im ſogenan n⸗ ten Saarbund haben ſie ſich eine Orga⸗ Die neue Belebung der Wirtſchaft Samstag, den 23. September 1933 Staatsſelretär Reinhardt über das zweite Geſetz zur Vermeidung der Arbeitsloſigkeit Berlin, 23. Sept. Staatsſekretär Reinhardt gab vor Vertre— tern der Preſſe Einzelheiten aus dem zweiten Geſetz zur Verminderung der Arbeitsloſigkeit bekannt, das im Reichsgeſetzblatt erſchienen iſt. Danach wird in Abſchnitt 1 der Reichs⸗ miniſter der Finanzen ermächtigt, einen Be⸗ trag bis zu 500 Millionen RM für die För⸗ derung von Inſtandſetzungs- und Ergän⸗ zungsarbeiten an Gebäuden, für die Teilung von Wohnungen und für den Umbau ſonſti⸗ ger Räume zur Verffigung zu ſtellen. Wie Staaksſekretkär Reinhardt bekonke. iſt der Jweck des Geſetzes, einem etwai⸗ gen Wiederanſteigen der Arbeitsloſen⸗ ziffer in den kommenden Monaten mit aller Kraft enkgegenzuwirken. Die Gewährung von Zuſchüſſen in Höhe von 500 Millionen RM wird zu einem Umſaßz von zwei Milliarden führen. In dieſen zwei Milliarden ſei etwa eine Milliarde für Ar⸗ beitslöhne enthalten. Dieſe eine Milliarde ſtelle bei einem jährlichen Lohndurchſchnitt von 2000 RM den Lohn für etwa eine Mil⸗ lion Arbeiter dar. Würde es uns gelingen, in Durchführung dieſes Planes in den kom⸗ menden Monaten einer Million Arbeiter Pe⸗ ſchäftigung zu geben zum Ausgleich des Rück⸗ ganges aus den Außenberufen, dann würde das eine Erſparnis an Arbeitsloſenunterſtüt⸗ zung für dieſe ſechs Monate von 250 Millio⸗ nen RM ſein Da der im IImſatz enthaltene Anteil der Steuern und Soziallaſten etwa 15 Prozent beträgt, führe der Umſatz der zwei Milliarden zu einer Nerbeſſerung der Ein⸗ nahmeſeiten in den Haushalten von Reich, Ländern Gemeinden und Sozialverſiche— rungskaſſen um etwa 300 Millonen, ſodaß insgeſamt ein Erſparnis von 550 Mil⸗ lionen herauskomme. alſo 50 Millionen über den Betrag hinaus. der nunmehr zur Verfügung geſtellt werde. Zum zweften Abſchnitt des neuen Geſetzes führte der Staatsſekretär aus, daß die lan d⸗ wirtſchaftliche Grundſteuer um 100 Millionen RM ermäßigt werden wird. Es bleibe den Landesregierungen über⸗ laſſen, in welcher Weiſe ſie die vorgeſchriebene tete FKleinwohnungen und Eigenheime wer⸗ den die bisher geltenden Vorſchriften über das Jahr 1934 hinaus eraänzt. Die Steuerbefrei⸗ una erſtreckt ſich in Zukunft auf Bauten, die nach Ablauf der bisherigen Friſt, die bis zum 1 März 1934 bzw. 31. Mai 1934 läuft, be⸗ zugsfertig werden. Kleinwohnungen, die in den Rechnungs- jahren 1934 und 1935 und Eigenheime. die in den Nechnungsſahren 1934 bis 1938 bezugsfertig werden, werden von der Einkommen- und Vermögensſteuer, non der Grundſteuer des Landes und von der Kälfte den Grundſteuer der Gemein den oder Gemeindeverbände befreit. Die Beſtimmungen des fünften Abſchnittes über Senkung der Grundſteuer für Neuhaus⸗ beſitz beziehen ſich auf diejenigen Neubauten, die in den Jahren 1924 bis 1930 erſtellt wor⸗ den ſind. Das Gemeindeumſchuldungsgeſet Im Anſchluß an die Mitteilungen über das neue Arbeitsbeſchaffungsgeſetz erläuterte Staatsſekretär Reinhard das neue Gemeinde⸗ umſchuldungsgeſetz. Es regelt die Umſchuldung derjenigen Gemeinden, die wegen ihres Schul⸗ dendienſtes aus kurzfriſtiger Verſchuldung not⸗ leidend geworden ſind oder vor der Gefahr ſtehen, notleidend zu werden. Jede dem Umſchuldungsverband angehö⸗ rende Gemeinde iſt berechtigt, ihren inländi⸗ ſchen Gläubigern vom 23. Dezember ab für bie Tilgung kurzfriſtiger Forderungen die Am⸗ ſchuldung in Schuldverſchreibungen anzubieten. Als kurzfriſtige Forderungen werden jolche an⸗ geſehen, die entweder ſchon fällig ſind, oder bis zum 31. März 1935 fällig werden. Deſſa⸗Kredite für den Neikarkanal Die vom Vorſtand und Kreditausſchuß der Deutſchen Geſellſchaft für öffentliche Arbeiten, AG.(Oeffa), ausgeſprochenen Darlehensbewil⸗ ligungen im neuen Arbeitsbeſchaffungspro⸗ gramm haben nunmehr den Betrag von 200 Mill. Rm. bereits überſchritten. Allein in die⸗ ſer Woche wurden neue Kredite in Höhe von 50. Jahrgang In kurzen Worten: Der Betriebszellenleiter der Pfalz, Claus Selzner, wurde als Nachfolger Muchows zum ſtellvertretenden Leiter der NS und zum Leiter des Organiſationsamtes der Deut⸗ ſchen Arbeitsfront ernannt. Die Kreditbewilligungen im neuen Arbeits⸗ beſchaffungsprogramm haben den Betrag von 200 Millionen RM bereits überſchritten. Nach dem mediziniſchen Gutachten iſt der Reichstagsbrandſtifter van der Lubbe geiſtig zurechnungsfähig. In Paris haben die engliſch⸗franzöſiſchen Abrüſtungsbeſprechungen ihren Fortgang ge⸗ nommen. Von engliſcher Seite wird beſtrit⸗ ten, daß der engliſche Standpunkt in der Kontrollfrage ſich dem franzöſiſchen Stand⸗ punkt anpaſſe. Deutſche Tagesſchan Das Einkopfgerichk. Wie bereits angekündigt worden iſt, wird am 1. Oktober nicht nur in den Privathaus⸗ haltungen, ſondern auch in ſämtlichen Hotels und Gaſtſtätten des Deutſchen Reiches das Eintopfgericht zu Gunſten des Kampfes gegen Hunger und Kälte auf den Tiſch kommen. Das Eintopfgericht wird in einer den üblichen Preiſen der Hotels und Gaſtſtätten entſpre⸗ chenden Preisfolge verabfolgt, aber in j Falle derart, daß der Mehrpreis des Eint gerichtes über 50 Pfennig an das 2 hilfswerk abgeliefert wird. Neue Erfolge in Oſtpreußen. Oberpräſident Gauleiter Erich Koch kann im Rahmen ſeines Arbeitsbeſchaffungspro⸗ grammes für Oſtpreußen wieder einen her⸗ vorragenden Erfolg verbuchen. Das ſeit drei Jahren völlig ſtilliegende Werk Sackheim 1 der Feldmühle AG, Königsberg, wird am 1. November ds. Is. wieder in vollen Betrieb geſetzt. Kommuniſtiſche Propagandazelle. Eine geheime Bezirksleitung der KPD wurde in Dortmund feſtgeſtellt. Sie machte ſich durch erhöhte Propagandatätigkeit be⸗ merkbar. Den Beamten der Staatspolizei⸗ ſtelle gelang es, zehn Spitzenfunktionäre der KPd feſtzunehmer Moba Hupe- billig mmer Maunneim 1 1. 0 U. 8 2.6 gegründet 1905 Der Bau des Hanſa- Kanals. Bei einer Beſprechung der Vertreter des Ruhrbezirk⸗Vereins mit Staatsſekretär Fech hat dieſer erklärt, daß er an der Durchfüh⸗ rung des Baues des Hanſa-Kanals nicht zweifle. Als Bauſumme ſind 260 Millionen lionen Rm. vorgeſehen. Man könnte mit Arbeit für rund Mit den bisherigen Darlehenszuſagen iſt 38 000 Mann für eine Reihe von Jahren etwa die Hälfte der von der Oeffa im neuen rechnen. Arbeitsbeſchaffungsprogramm bereitzuſtellen⸗ den Kredite bewilligt. Patentröste spottbillig Müller, U 2, 8, Hof nſſqation geſchaffen, die durch ihre lärmende 13 1 05 die moraliſche Anrüchigkeit und die zahlenmäßige Geringfügigkeit des Bundes hinwegtäuſchen ſoll. Den Willen des beutſchen Saarlandes wird dieſer Saarbund nie beeinfluſſen können. Die deutſchen Saar⸗ länder klagen aber darüber, daß die Regie. rungskommiſſion dem Treiben der. auch mi: Schußwaffen ausgerüſteten Saarbündler mit viel Rachſicht gegenüber ſteht und daß die franzöſiſche Grübenverwaltung dieſe zweifel⸗ haften Elemente mit Vorliebe als Wächter in eee 5 de Gruben einſtellt. Es er di 10 F 1 0 7 1095 jeſe Zuſtände im Intereſſe der kommender un im Kabinett ſein, wie er— d 0 b 5 Aünamunm und er Freiheit Auſtrofaſchiſt— zweifellos überhaupt die Aufſtänden zu Ende des 18. ee ſorgſam zu überwachen. ſtärkſte Perſönlichkeit unter den. Männern iſt, traditionell und ſie werden auch kaum erkal⸗ a 0 die in Oeſterreich zurzeit Politik machen. Er ten. Die Weſtorientierung, Polens rechnete Mit der Umbildung des Kabinetts Dollfuß hat jetzt den innerpolitiſch wichtigſten Poſten] darüber hinaus bei aller 6 egen ſützlichrelt an ſind die Verhältniſſe in Heſterreich nicht kla- des Vizekanzlers und muß wiſſen, nach wel, Deutſchland doch, mii gan 1 90 115 ter geworden. Daß es innerhalb des Kabi⸗ cher Seite er ſich binden oder zwiſchen welchen Linien der polniſcken und der deutſchen pol nette zu einer Auseinanderſetzung komma Keöſten hin er bewegen will. Es ſind ver⸗ tik. Es war der Kreis um Pilſudſti, oo müſſe, war nach den Demonſtratſonen und ſchiedene Kräfte, aus Deſterreich ſelbſt heraus lem der alte Kreis, dor noc mit den polni⸗ Reden der letzten Woche ſelbſtverſtändlich ge?[und von außen, die auf Oeſterreich wirken. ſchen Sozialdemokraten und Rußlandkämp⸗ worden, die in aller Deutlichkeit gezeigt ha⸗ Das alte Kabinett Dollfuß wußte nicht mehr,] tern verbunden war, der für Polens Weſt⸗ un f b du an n Pte ben, wie brüchig und unterhöhlt die Regie-] wie es dieſe Kräfte meiſtern ſollte, es wird[T entierung eintrat. Sie hofften auf ſo tiſcher e resse für Polen rung der„ſtarken Männer“ 1 ſchon ſich zeigen, ob das neue Kabinett es beſſer was wie 9 e Ane 1 ie e 155 ee d war. Nach der Umbildung will es ſcheinen, perſteht. ſammenarbeit, vor allem im Hinblick a 1 8 a der e ee a8 ö Bundeskanzlers* mögliche ruſſiſche Gefahr. Dieſer äußeren[Donau⸗Slawen zu. In der gnis, Fſt. Seelachs in Scheiben. dolfaß ſeloſt e die wcheigſten Miniſterten In ziemlicher Stille hat Polen eine grund⸗ een des Pilſudſki⸗Kreiſes gegenüber an der Nordweſtgrenze iſoliert 90 Neben neues Sauerkraut mit eee 5 10 ſeine Perſon vereinigt, ſtark gefeſtigt 108 ſätzliche Neuorientierung ſeiner A de d ſtanden die ae e ic nen ane den e 1 7 Binde 6. Aker viellei f een en iti„d. h. es iſt von der die große bürgerlich⸗ reaktionären. ürlie„daß Po 8 Gelbe Lartoſiel Wen Wietuchreſt wird wohl, ace Vaugoin, eſtortentferungt der„oforſenttekung⸗ den dblg chen Politiker Dmowſki, der ſchon] gen mit Frankreich löſt. Man hat nur die 1„ 2 2** 2 0*** 142 5 2 ite geregelt. der langjährige öſterreichiſche Heeresminiſter Pi en. Die Weſtorientierung Polens im zariſtiſchen Rußland eine poliſiſche Rolle] Pezjehumgen zur nn de olaus ler 105 90 ee 0 ter g 90, er war dicht ausſcheßlich durch ſein von Krieg] geſpielt hatte und der in der polniſchen Poli-] Freilich in der Hoffnung, daß es einmal enge eden ſſt, der Heimwehrminiſter Fey, der Dlisherige Sicherheitsminiſter, der ſtarke Lebensmittel. e b rund 21 Mill. Rm. bereitgeſtellt. Hiervon erhält die Neckar⸗AG. für die Fortführung der Bauarbeiten an den Stauſtufen Guttenbach, Neckarzimmern und Gundelsheim einen Betrag von 3,8 Mil⸗ Senkung der Grundsteuer vornehmen wollen. Einem Wunſche der Landwirkſchaft auf einheikliche keſtſetzung der landwirkſchafk⸗ lichen Umſakſteuer enkſprechend werde im dritten Abichnitt der Saz mit Wir- kung vom 1. Oktober ds. Is. für die Landwirkſchaft einheitlich auf 1 Pro- zenk feſtgelegt. Durch die Veſtimmungen des vierten Ah⸗ ſchnittes üben Steuerbefreiung für neuerrich⸗ hissen oder beim Vorbeizjehen von jedem Deutschen mit dem deutschen Gruss zu grüssen sind. Die Folgen bei Bichtbeachtung dieser Bürge! pflicht muss jeder selbst auf sich nehmen. Viernheim, den 22. September 1033 Hessisches Polizejamt J. U.: Kraus. l Nikolaus Effler Neue deutſche Heringe 10 Stück 45 Pfg. Neue holl. Vollfett Heringe 10 St. 65 Pfg. marin. Heringe Stück 9 u. 8 Pfg. Scharfbücklinge Stück 11 Pfg. Süßbücklinge (ſehr ſchöne Ware) Stück 6 Pfg. Oelſardinen Port. Doſe 25 u. 17 Pfg. ur den abendusen frisch eingetroffen! Flelschsaldd, n eringssi 20 Homons Bis- 1 ga Marhheringe] Dole 65 Chester Base Fe 30. chwoelzerkase/ Pfund 20 9 7 5 ohne Rinde/ pid. 20 9 Umpurgerkase ½ Pfund 19 9 Deutsche Heringe e 50 Holl. Heringe 0 e 05 8. m. b. H. Auel Mitlerstralle 38 U.⸗T.⸗Tonfilmſchau. Ein Großtonfilmſchlager. „Liebe auf den erſten Ton“ heißt der be⸗ zaubernde Großtonfilmſchlager, der dieſe Woche im beliebten U.⸗T.⸗Filmpalaſt zur Aufführung gelagt. Ein erſtklaſſiges Künſtler⸗Enſemble bürgt für eine lebendige mitreißende Handlung. Es wirken mit: Lee Parry, ganz in ihrem Element Sie ſtrahlt.. überraſcht durch ihren vollende⸗ ten Vortrag der Chanſons. Karl Jöcken, der zur Zeit gefeierte Tenor und Kammerſänger, der durch ſeine prachtvolle Stimme den Film zu einem beſonderen genuß macht, Lizzi Waldmüller, ſprühend, temperamentvoll, ſelten ſo pikant. Sonderapplaus, Hans Leibelt, umwerfend komiſch, ſchauſpieleriſch bezwingend, erreicht, daß die Wände ſich nur ſo biegen. Johannes Riemann, charmant und überlegen wie immer und zum Schluß Adele Sandrock als Herzogintante, eine köſtliche Leiſtung, zwerchfellerſchütternd. Sie ſehen alſo, daß wir dieſe Woche wieder einen ſelten ſchönen Tonfilm auf die Leinwand bringen. Sehr gutes Beipro⸗ gramm. Verſäumen ſie daher nicht, dieſe Woche wieder dem beliebten U.⸗T.⸗Filmpalaſt Jyren Beſuch abzuſtatten. Sie werden ſich köſtlich amüſieren. Schall abel ud Brot fühle für Frankreich ſind in Polen ſeit den menfaſſung der flawiſchen Volker, wobe! er 2 auf lange Zeit geſehen auf eine Aenderung des augenblicklichen Sowjetkurſes in Rußland hoffte. Nun hat ſeine politiſche Maxime ge⸗ ſiegt und in erſter Linie haben wirtſchaftliche Gründe zu dieſem Siege beigetragen. Polen hofft für ſeine Induſtrie auf den öſtlichen Markt. Polen war ja ſchon im alten Rußland das Zentrum für die ruſſiſche Fertiginduſtrie und es möchte etwas non dieſer alten Stel⸗ lung zurückgewinnen. Dazu kommt als pe Empfehle: fla. Wermutwein loſe Liter 95 Orig. Flaschen San Marco Zlaſche 1. 30 Frascati Flaſche 1. 10 Elsa weiß Flaſche 1. 60 loſe Liter 1.40 Rathaus- Drogerie Peter Moskopp i er ältni it Pilſudſti i lte] Beziehungen werden könnten. eden her datierendes Verhältnis zu fit Pilſudſtis Gegenſpieler war. Er wo 3 5 e beftimmt. Die freundlichen Ge-] immer zur Oſtorientierung d. h. zur Zufam⸗ een 18 755 een„%%% œ Tl ̃ ˙ 1 TTTEECV 4 1 Die Bürgermeiſterei gibt der Oeffentlichteit folgendes bekannt: Eine der in letzter Zeit oft erörterten Fragen iſt die„Können rückſtändige Steuern erlaſſen Dieſe Frage iſt mit aller Entſchieden⸗ Wohl hat es Leute gegeben, die daran glaubten, daß bei Uebernahme der Macht durch die Nationalſozialiſten alle Schulden geſtrichen würden und Steuern nicht mehr be⸗ Einzelne Steuerpflichtige waren beſtrebt, mit Steuerzahlungen zurückzu⸗ halten und ſich ihren ſteuerlichen Verpflichtungen Dieſen Leuten muß es aber nun doch endlich klar werden, daß ſie ſich mit dieſer Auffaſſung in einem großen Irrtum werden?“ heit zu verneinen, zahlt werden müßten. möglichſt zu entziehen. befinden. Kein Reich, kein Staat und keine Gemeinde kann ohne Steuern beſtehen und namentlich jetzt nicht, wo noch immer die hohen Zinſen für die Es iſt wirklich an der Zeit, daß ſich ein jeder Staats- bürger auf ſeine Pflichten beſinnt und mit allen ſeinen Kräften an dem Wiederaufbau unſeres Arbeiten, noch⸗ mals arbeiten und ſparen, ſoll der Leitgedanke beſtehenden Schulden zu zahlen ſind. Vaterlandes tatkräftig mithilft. der Zukunft ſein. Dann wird auch wieder der deutſche Bauer und Handwerker frei werden von all den hemmenden und drückenden Laſten, ſodaß die Kinder und Enkelkinder wieder voll Stolz und Kraft auf dem Erbe ihrer mit der Heimat⸗ erde verbunden geweſenen Väter und Vorfahren wohnen können als Glieder eines geeinten, flei⸗ ßigen und geachteten Volkes. Drum heute nichts für uns, ſondern alles für die kommenden Ge⸗ ſchlechter. Es wäre eine große Härte und Ungerech⸗ tigkeit, wollte man den Steuerpflichtigen, die bisher die Steuerentrichtung zurückgeſtellt und die Rückſtände haben anſchwellen laſſen, einen Erlaß zugeſtehen. Gerade die Aermſten ſind es, die oft unter den größten Entbehrungen ihre Steuergroſchen zuſammenſparen und ſie gewiſſen⸗ haft, manchmal nur in kleinen Raten, abführen. Wie wäre es da zu verantworten, wenn man denjenigen, die in den vergangenen Jahren bei einigem guten Willen hätten zahlen können und bei denen die Steuer⸗, Waſſer⸗, Gas- und Stromgelder ſowie andere Rückſtände heute in die Hunderte und teilweiſe in die Tauſende gehen, die Rückſtände ſtreichen oder auch nur ermäßi⸗ gen wollte. Aus dem Rechnungsjahr 1932 allein be⸗ tragen die rückſtändigen Steuern Rm. 42 000 unter Berückſichtigung, daß das Steuerſoll ſich auf Rm. 179 000 beläuft. Wir verſchließen uns nicht der Tatſache, daß in dem einen oder anderen Fall mit Rückſicht auf die herrſchende Notlage eine Entrichtung der Steuer nicht mög ⸗ lich war. An derartige Fälle wird jedoch bei Beurteilung derſelben ein ſtrenger Maßſtab an- gelegt werden. Hierbei entſteht nun die Frage, durch welche Maßnahmen und Mittel die Steuerrück⸗ ſtände nach und nach baldigſt abgedeckt werden können. Es iſt ohne weiteres einzuſehen, daß das ſeitherige Betreibungsweſen auf Zeiten zu- geſchnitten war, als noch beſſere Verhältniſſe herrſchten. Um nun rückſtändigen Steuerzahlern zu ermöglichen, ohne allzu große Beeinträchtigung ihres Lebensunterhaltes die Gemeindeſchuldig⸗ keiten zu bezahlen, mußten auch andere Maß⸗ nahmen ergriffen werden. Bekanntlich werden kleinere Beträge pünktlicher bezahlt als größere. Aus dieſem Grunde werden unſere Gelderheber in nächſter Zeit in etwa 14⸗tägigen Abſtänden bei den Steuerſchuldnern vorſprechen und Teil⸗ beträge bis zu RM. 1.— herab einziehen. Ge⸗ gen Zahlung dieſer Beträge erteilt der Erheber Quittung. Es wird ſomit dem Steuerzahler eine weſentliche Erleichterung geſchaffen. Dabei iſt zu erwähnen, daß hierbei dem Steuzahlern keine beſondere Unkoſten entſtehen. Bei gutem Willen iſt ſo dem Volksgenoſſen die Möglichkeit gegeben, auf möglichſt reibungsloſe Weiſe eine Abtragung der Steuer-Rückſtände zu erreichen. Bei rechtzeitigem Eingang der Steuern wird dann ſpäterhin ſicherlich eine Steuerſenkung ein⸗ treten. Wer aber von dieſer Maßnahme keinen Gebrauch macht und ſeine Pflicht gegenüber der Allgemeinheit nicht erfüllt, treibt Sabotage und muß die hieraus ſich ergehenden Folgen auf ſich nehmen und der Zwangmaßnahmen gewärtig ſein. Es wird erwartet, daß die Steuerſchuldner ſich dieſer Maßnahme bedienen, zumal ja heute jeder Bürger das Vertrauen haben kann, daß ſeine ſauer verdienten Groſchen richtig und ſpar⸗ ſam verwaltet und angelegt werden. te S e wenn Perſil dazu genommen wird. Ein ge ⸗ häufter Eßlöffel Perſil auf je 2 Liter kaltes Waſſer, darin die Sachen leicht ausdrücken, und ſchon ſind ſie wie neu. Deshalb für zarte 5 taumel. lore ſein. len, der wird erſchoſſen. Schlageter. ein glühender Patriot, ein guter Katholik. lebte er und ſo ſtarb er: deutſche Volk, ſchichte gebührt.“ im Freiſchütz. Eintritt 40 Pfg. Apoſtelkirche. Paris im Blutrauſch und Sieges⸗ Deutſchland muß vernichtet werden. Der Rhein muß Frankreich, die Ruhr der Triko⸗ Wer wagt zu widerſprechen, zu kriti⸗ ſieren an den Plänen des großen Haſſers Poincare, wer gar wagt ſich entgegenzuſtel⸗ Das Opfer dieſer Ge⸗ waltpolitik wurde Oberleutnant a. D. Albert Leo Er war ein ganzer Deutſcher, So „Möge das ganze frei vom Haß und Hader der Parteien, erkennen lernen, was die Männer und Frauen an Rhein und Ruhr in Zeiten harter und rechtswidriger Knechtung für die Freiheit deutſcher Lande getan und gelitten haben. Dann wird auch die Tat eines Schlageter das hohe Verſtändnis und die ehrende Würdigung finden, die einem Helden des Vaterlandes in der Ge⸗ (Reichskanzler a. d. Cuno.) Beſuche jeder morgen das Spiel„Sqhlageter“ — Hochzeit im Braunhemd Die erſte Hochzeit im Braunhemd fand am letzten Samstag in unſerer Gemeinde ſtatt. Das Brautpaar war Herr Willi Lenz und Frau Thereſe geb. Helfrich. zeigt das Brautpaar nebſt Trauzeugen und Links und rechts haben die Kameraden der SA. Aufſtellung genommen. Viernheim. Der Einzelhandel(Ortsgruppe Viernheim) hatte am letzten Montag abend im„Karpfen ⸗ ſaale“ zur Verſammlung eingeladen. Unſer Vorſitzende eröffnete die Verſammlung, begrüßte die Erſchienenen und ſtellte die hieſige Orts⸗ gruppe dem 1. Vorſitzenden des Landesverbandes Heſſen, Herrn Stabel, und dem Syndikus Herrn Dr. Möſner vor. Beide Herren referierten und längeren Ausführungen über Zuſammenſchluß und Weiterorganiſierungaller Handelsgewerbetreibenden damit auch dieſer Berufsſtand einig daſtehe und ſeine Intereſſen an höchſter Stelle wirkſam ver⸗ treten werden können. Herrn Stabel bedauerte, daß in Viernheim die Gewerbetreibende ſeither ſo wenig für Kameradſchaft übrig hatten und er erfreute ſich umſomehr für den jetzigen ſtarken Zuſammenſchluß des hieſigen Einzelhandels. Herrn Dr. Möſner, Syndikus, brachte zum Aus- druck, daß die neue Zeit auch neue Forderungen ſtelle, man ſoll nicht nur die Verſammlungen beſuchen, ſondern ſich auch für eine nene Ent⸗ wicklung intereſſieren. Dankbaren Beifall Aufnahme und Photo: H. Blaschke. Unſer Bild Angehörige beim Verlaſſen der Zwölf⸗ Die D. J. K. Viernheim iſt in Kreisklaſſe 2 eingeteilt. Die Deutſche Jugendkraft Viernheim iſt durch den Fußballfach⸗ verband in Kreisklaſſe 2(Bezirk Bergſtraße) eingeteilt. Die Spiele beginnen am 1. Oktober. Die Terminliſte werden wir noch bekannt geben. In dieſer Klaſſe(Abt. 2) ſpielen folgende Ver⸗ eine: Tv. Gorxheim, Sportverein Laudenbach, 1. Fußballverein Hemsbach, Fußballvergg. 1919 Schriesheim, T. G. Weinheim, D. J K. Viern⸗ heim, D. J. K. Laudenbach, Turnverein Secken⸗ heim, D. J. K. Weinheim, D. J. K. Feudenheim. Alſo 10 Vereine im Kampf um die Punkte! Die Einteilung für Handball nächſte Woche. Aerztlicher Sonntagsdienſt. Bei Verhinderung des Hausarztes übernimmt am Sonntag, den 24. Sept., Herr Dr. Büttner den ärztlichen Dienſt. N Sport und Spiel der Sp.⸗Vgg. Amicitia 09 Die Erſatzliga ſpielt am Sonntagnachmittag um 3 Uhr in Hemsbach mit folgender Auf⸗ ſtellung: Fettel M., Weidner J., Weidner V., Ehrhard M., Weiß A., Baureis P., Martin H., Mandel P., Kiß W., Faltermann H., Rößling A. Abfahrt pünktlich halb 2 Uhr ab Lokal Stern. Die 1. Jugend ſpielt morgen Sonntag vormittag um 10 Uhr in Bürſtadt. Die Mann⸗ ſchaftaufſtellung iſt folgende: Buſalt Adam, Huber M., Dewald W., Sellbach J., Biſchler J., Burkert H., Friedel J., Friedel J., Helfrich E., Kirchner W., Platz W. Abfahrt ½9 Uhr per Sachen immer Perſil nehmen! Rad ab Lokal. Reiſebegleiter Adam Alter. Ev. Gemeinde Viernheim Sonntag, den 24. Sept. 1933. Vorm. 10 Uhr: Gottesdienſt. Vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienſt. a Abends 8 Uhr: Jugendabend für die männliche Abends 8 Uhr: Turn- und Spielabend. Kirchliche Anzeigen der 15. S. n. Tr. und weibliche Jugend. Mittwoch, den 27 September 1933. ernteten die beiden Herve Anſchließend wurde länge Fälle, die die hieſige. An der regſam geführte Ausſprache beteiligte vor allem der Ortsgruppenführer der 98510 Herrn Franzke, ſowie mehrere Mitglieder. 0 der Anſprache wurde durch den Vorfiten für die einzelnen Handelsgruppen Dozen ernannt. Zum Schluß dankte der Vorſhan den Erſchienenen und beſonders nochmals 1 beiden Referenten. ö Mit einem dreifachen oberſten Führer wurde die ſchloſſen. Der Vorſtand des Einzelhandelverbadg 778 Jahre alt. Geſtern feierte uz beſtbekannter und beliebter Mitbürger, Hen Metzgermeiſter Cornelius Beyer, Waftz ſtraße, die Vollendung ſeines 78. Lebensjahut Wir gratulieren recht herzlich. f Gottesdenst⸗ Ordnung Apoſtelkirche: 7/7 Uhr 1. hl. Meſſe. 8 Uhr 2. hl. Meſſe mit Predigt 10 Uhr Hochamt mit Predigt. 2 Uhr Andacht, darauf Verſammlung ger Jungfrauen⸗Kongregation. Marienkirche: 8 Uhr hl. Meſſe. 10 Uhr Kindermeſſe. 1 Uhr Kindergottesdienſt. In der Apoſtelkirche an Werktagen: Montag: ¼7 Uhr Requiem für die in Gerne, heim 7 Frau Rektor Illert geb. Niebler. /8 Uhr beſt. Amt für Sabina Lambert geb. Adler, beſt. von ihren Altersgenoſſen, Dienstag: 7 Uhr 1., ½8 Uhr 2. 8. für Anna Maria Koob geb. Klee. ür ihre Ausführn 1 Zeit diskutiert. l Sieg Heil auf Verſammlung 1 7/8 Uhr beſt. S.⸗A. für Anna Maria Blu geb. Keller und ledig f Kath. Keller. Donnerstag: 7 Uhr beſt. E.-A. für Philipp Hanf, Sohn Georg und Angehörige. 8 Uhr beſt. E.⸗A. für Johannes Träger! Eltern: Adam Träger, Ehefrau Eliſe gebar, Gutperle, Schwiegereltern: Jakob Mandel, Ehefrau Sabina geb. Hanf, Kinder u. Angel Freitag: 7 Uhr beſt. Amt für Margalen Winkenbach geb. Bildſtein, Schwiegervater Franz Reiſchert und Angehörige. 3/7 Uhr geſt. hl. Meſſe für Familie Jalob Koob 2., Ehefrau Kath. gebor. Bugert ind Enkel f Krieger Jakob Haas. 8 Uhr beſt. Amt für Sebaſtian Mandel!, Ehefrau Eliſe geb. Brechtel, Sohn Peter ung Angehörige. Samstag: ¼7 Uhr beſt. E.⸗A. für Friedrich Knapp, Ehefrau Anna Maria geb. Ehrhart und Angehörige. 3/7 Uhr geſt. hl. Meſſe für Familie Mich Sax und Joh. Bläß 1. 77 Uhr Segensmeſſe an Stelle eines bet. Amtes für Joh. Lammer 2., Kinder: Mich. und Maria und Angehörige. Am Montag und Mittwoch iſt bei den Engl. Fräulein, am Dienstag und Donnerzlag bei den Barmh. Schweſtern um/ 7 Uhr hl. Meſee In der Marienkirche keine hl. Meſſe. Am nächſten Samstag gehen die diesjährigen Erſtkommunikanten gemeinſchaftlich zur hl. Kom⸗ munion; die Knaben beichten Freitag 5 Uhr, die Mädchen 6 Uhr. Die 9 erſten Bänke bitte freilaſſen für die Kommunikanten. Am nächſten Sonntag gemeinſchaftliche hl. Kommunion für die Schülerinnen des Herrn Lehrer Schmuck und Frl. Hofmann und Penſel. Beicht für dieſe Kinder am Samstag um 2 Uhr. Zugleich gemeinſchaftliche heil. Kommunion für die 1. und 2. Abteilung der Jungfrauen ⸗Kongr. Am nächſten Sonntag wird das Roſenkranz⸗ feſt gefeieiert. Weinheimerſtr. 58 Gebrauchter, weißer Herd billig zu verkaufen. 3 Zimmer und Küche geſucht. Mitte Dorf (Parterre bevorzugt). Angebote mit Preis unt. 2 100 an die Exped. Für die vielen und Tante dleſes Blattes. kaſtenwagen zu verkaufen. Verlag. Faſt neuer Kinder⸗ c Von wem, ſagte der gange unſerer lieben, nun in Gott ruhenden Mutter, mutter, Urgroßmutter, Schwiegermutter, Schweſter, Schwägerin ſowie für die zahlreiche Beteiligung Ruheſtätte ſagen wir unſeren innigſten Dank. Beſonderen Dank der Hochw Geiſtlichkeit für den troſt⸗ en Beiſtand, für 1551 bens 5 f — nanksagung. eim roß⸗ Beweiſe herzlicher Teilnahme beim fn Hand maria Hoah dus. geb. Klee beim Gange zur letzten Kranzſpenden und den Stiſtern von Seelen⸗ Viernheim, den 23. September 1933 ie trauernden Hinterhllebenen gruppe intereſſen der Mittwoch:/ 7 3. S.⸗A. f. A. M. Koob geb le dAdnem voſihnpnotiſchen 1 i 55 4 1 1 1 6 1 be iſt zurechnungsfähig Die Vergangenheit des Neichstagsbrandſtiſters— Seine holländiſchen Freunde Die Familie ſchreibt an Hindenburg Per zweite Verhandlungstag Leipzig, 23. Sept. ereſſe von Publikum und Preſſe 105 0 e dem 1 60 Tag des Rei sbrandſtiftungsprozeſſes, unvermin⸗ 8 1 0 55 Die Kontrolle und Waffendurchſu⸗ hungen werden mit gleicher Strenge durchge⸗ 10 rt. Da die Zuhörerkarten nur immer für einen Tag Gültigkei haben, ſind die Zuhörer⸗ bänke heute neu beſetzt. Auch die Photogra⸗ en ſind wieder anweſend, während die Eoafümoperateure ihre Apparate heute nicht mehr aufgeſtellt haben. Der Beginn der Verhandlung verzögert ſich um eine gute Viertelſtunde. Nach Eröffnung Sitzung nimmt der Oberreichsanwalt zu 11 815 rklärung das Wort: be heule morgen ein Telegramm von 53 Sberfögrer, Polizeipräſident, preußiſcher g al Heines folgenden Inhaltes bekom⸗ „ und in der in- und ausländiſchen Vreſſe werde ich der Brand- im Reichskagsgebäude verdächligk. 50 er vom 26. Februar bis 1. März 1933 in Gleiwitz und habe dorf im Hotel Haus Hherſchleſien“ gewohnt und bin in Gleimit von nielen Perionen geſeßen morden. Ich bitte das Gericht. mich gegen dieſe Verdäch⸗ gungen zu ſchützen.“ In einem Teil der ausländiſchen Preſſe. ſo fährt der Oberreichsanwalt fort. iſt die Be⸗ hauptung verbreitet worden, daß der Abſen⸗ dieſes Telegrammes. Polizeipräſident Heines, Anführer einer Kolonne geweſen ſei, die durch den oft erwähnten unterirdiſchen Gang in das Reichstagsgebäude eingebrochen ſef und den Brand gelegt habe. Ich werde mir vorbehalten, entſprechende Anträge zu stellen. wenn dieſer Komplex zur Sprache kommt. Dem Angeklagten van der Lubbe wird, nachdem er in der Anklogebank Platz ge⸗ nommen hat, die Handfeſſel abgenommen. Keine pfnchiſchen Störungen Ein mediziniſches Gukachlen. Der Porſitzende gibt dann dem medizini⸗ ſchen Sachperſtändigen, Pr. Bonnhoeſ⸗ 5 fer, das Wort zu einem Gutachten über den Geſundheitszuſtand des Angeklagten van der a Lubbe. Der Sachverſtändige führt aus, van der Lubbe ſei ein kräftiger Menſch, der beſtreite, an irgendwelchen Krankheiten zu leiden Es bei, im Gegenſatz zu dem Bild des erſten Ver⸗ bandlunastages, nicht ſchwer gemeſen, mit ihm in Kontakt zu kommen. Er habe offen von ſeiner Tat erzählt. In anderen Sachen ſei er wieder zurückhaltend geweſen. Er habe auch einen dreiwöchigen Hungerſtreik durch⸗ gemacht. Der Angeklagte hat uns dann auch Moliv⸗ ſeines Handelns angegeben und dabei keinen Imeifel darüber gelaſſen. daß es ſich um eine Aktion von ihm handelte. die aus kommuniſtiſchen Gedankengän⸗ gen hervorgegangen war. 1 Er habe ein Vorbild ſein wollen für andere. in ähnlicher Weiſe vorzugehen. Ich habe leinen Anhaltspunkt gewonnen zu der Annahme, daß etwa eine nſychiſche Störung bei ihm vorliegen könnte. Der Verteidiger Dr. Seuffert macht auf ge⸗ 5 wiſſe Erregunaszuſtände van der Lubbes auf⸗ merkſam und fragt: Iſt es denkbar, dan der Angeklagte unter Einfluß lenkt? Sachverſtändiger: Das halte ich für aus⸗ geſchloſſen. van der Lubbe und der Kommunismus Ermiltlungen in Holland. Als Zeuge wird dann der Berliner Krimi⸗ nalkommiſſar Heiſig vernommen, der in Holland Ermittlungen über das Vorleben van der Lubbes angeſtellt hat. Heiſig hat Kom⸗ muniſten in Leyden und Umgebung aufge⸗ ſucht, die als Freunde van der Lubbes ge⸗ nannt wurden. Dabei ſei er auch zu einem Studenten van Albara gekommen. Dieſer er⸗ klärte, er ſei Anhänger des ſogenannten„In⸗ ternationalen Kommunismus“, einer Son⸗ derbildung, die in ganz Holland etwa 20 und in Leyden etwa fünf Mitglieder zählt. Auf die Frage, was eigentlich der internatio⸗ nale Kommunismus bezwecke, erklärte der Student, dieſe Leute würden ſich nicht nach irgendwelchen Weiſungen einer Zentralin⸗ ſtanz richten, ſondern als ſelbſtändige Kom⸗ muniſten die kommuniſtiſche Idee verfolgen und vertreten. Auch das Programm der kommuniſtiſchen Partei vertreten ſie. Lubbe habe in der Partei ein gewiſſes Anſehen er⸗ worben. Albara iſt zu der Ueberzeugung ge⸗ kommen, daß van der Lubbe für die Kom⸗ muniſtiſche Partei ein geeignetes Objekt war, beſondere Aktionen durchzuführen. Die Partei habe van der Lubbe immer vorgeſchickt, um ſelbſt im Hintergrund zu bleiben und van der Lubbe war ſo an- ſtändig, die Schuld immer auf ſich zu neh⸗ men. Im Jahre 1931 ſei van der Lubbe der Aus⸗ tritt aus der Kommuniſtiſchen Partei nahege⸗ legt worden. Er wußte jedoch nicht, was ſchließlich daraufhin geſchehen ſei, glaubte aber kaum, daß Lubbe dieſer Aufforderung nachgekommen iſt. van der Lubbe ſollte ſo⸗ zuſagen kaltgeſtellt werden. Aber die Gründe hierfür waren nicht zu erfahren. Der Zeuge hat auch noch mit anderen Freunden geſprochen und den Eindruck ge— wonnen, daß van der Lubbe nicht aus der Partei ausgeſchieden iſt. 5 Der Zeuge macht dann noch eine wichtige Bekundung über Aufzeichnungen des Ange⸗ klagten, die, wie mitgeteilt wird, am Tage vor dem 1. März von einem Vertreter der Kom⸗ muniſtiſchen Partei Hollands abgeholt wur⸗ den. Es handelte ſich um ein Tagebuch und um einen alten Paß van der Lubbes. In dem Tagebuch waren Bdreſſen inländiſcher und ausländiſcher Kommuniſten verzeichnet; es waren auch deutſche Namen darin. Aus dem Abholen der Sachen iſt zu entnehmen, daß die Kommuniſtiſche Partei Hollands In⸗ tereſſe daran hatte, dieſe Aufzeichnungen nach dem Bekanntwerden der Feſtnahme van der Lubbes verſchwinden zu laſſen. Das Geſtändnis nach der Verhaftung Ueber das Benehmen des Angeklagten nach ſeiner Feſtnahme in Berlin erklärt der Zeuge Heiſig: Zunächſt gab es bei ſeiner Verneh⸗ mung kleine Schwierigkeiten, weil van der Lubbe ja noch aufgeregt und erſchöpft von den vorhergegangenen Dingen war. Aber ſchon ſehr ſchnell— ſchon gegen 12 Uhr nachts — war er zu einer fließenden Unterhaltung fähig. Es war bemerkenswert, mit welchem ſe über die Dinge ſprach und d Intereſſe er ſelbſt über die Ding e ee len 5 5 5 Feſtſtellung iſt deshalb wichtig, weil in dem wie er mir alles genau erklärte. Wenn ihm das Protokoll ſeiner Ausſage vorgelegt wur⸗ de, ſo erbat er hier und da Korrekturen und erklärte dann eingehend. marum er dieſe oder jene Faſſung lieber in das Protokoll aufge⸗ nommen ſehen möchte. Weiter erklärte der Jeuge: Bei ſeiner erſlen Vernehmung gleich nach der Tat war van der Lubbe keineswegs niederge⸗ ſchlagen, fondern er hat ganz offen und frei bekannt, daß er die Reichslagsbrand⸗ ſtiftung gemacht hätte und auch dafür f einſtehen wolle. Er fragte, ob die Sache auch in die holländi⸗ ſchen Zeitungen käme. Als ich das bejahte, ſagte er erfreut:„So iſt's recht!“ Er habe mit ſeiner Tat die Arbeiter aufrütteln wollen, die ſchon viel zu lange gezögert hätten. Um die beſtehende Ordnung des Staates zu ſtürzen, müſſe man gewaltſam vorgehen. Als Ziel des Kampfes bezeichnete er die Arbeiterregierung. Die Ablehnung der Verteidiger Der Oberreichsanwalt verweiſt auf die Mit⸗ teilung eines holländiſchen Nachrichtenbüros. das eine Erklärung der Familie van der Lubbe verbreite, wonach dieſe mit Beſtürzung erfahren habe, daß ihr Brief an den An⸗ geklagten, worin ſie dem Angeklagten drin⸗ gend die Annahme des Rechtsanwaltes Stomps als Verteidiger angeraten haben, an van der Lubbe nicht ausgehändigt worden ſei. Das habe zur Folge gehabt, daß Lubbe in ſeinem Mißtrauen gegen auferzwungene Verteidiger auch dieſen Verteidiger abgelehnt habe. Die Familie habe ſich in dieſem Zuſam⸗ menhang telegrafiſch an den Reichspräſi⸗ denten von Hindenburg gewandt, um die⸗ ſen dringend um eine Vermittlungsaktion beim Reichsgericht zu erſuchen, daß der Brief an Lubbe ausgehändigt werde. Die Befragung ergibt, daß van der Lubbe den Brief erhalten hat. Der Gefängnisvor⸗ ſteher ſelbſt hatte ihn ihm übergeben und kann bekunden, daß Lubbe nach Uebergabe erklärte: „Ich will den Verteidiger Stomps nicht haben!“ Der Vorſitzende Präſident Dr. Bünger un⸗ terbricht dann die Verhandlung, um Rechts⸗ anwalt Stomps Gelegenheit zu einer Aus⸗ ſprache mit dem Angeklagten zu geben. Die Pauſe dehnte ſich auf etwa eine Stunde aus. Es werden dann die Briefe, die in der Ver⸗ teidigerfrage vorliegen, verleſen, auch der Brief der Familie an van der Lubbe, in dem ihm zur Annahme des Verteidigers Stomps gera⸗ ten wird. Auf die widerſprechenden Antworten Lubbes auf die Frage, ob er mit dem Rechtsanwalt Stomps während der Pauſe geſprochen habe, bittet der Oberreichsanwalt RA. Stomps ſelbſt als Zeugen zu vernehmen. Der Senat ſchließt ſich dann an. RA. Stomps erklärt, daß die Unterredung ſtattgefunden habe. Der Offizialverteidiger hat mir Gelegenheit gelaſ⸗ ſen, allein mit Lubbe zu ſprechen, alſo nur in Gegenwart des Dolmetſchers. Ich habe auf verſchiedene Art und Weiſe verſucht, einige Worte aus ihm herauszu⸗ bekommen. Er hat es völlig verweigert, mir eine Antwort zu geben. Auf eine Frage des Verteidigers von Torg⸗ ler, RA. Dr. Sack, beſtätigt RA. Stomps, daß von allen Freunden und Bekannten des Angeklagten van der Lubbe entſchieden be⸗ ſtritten worden ſei, daß van der Lubbe homo⸗ RA. Dr. Sack: Die ſogenannten Braunbuch nur der Anfang des Satzes ſteht:„Ich habe ein balbes Jal Beginn des Leipziger Prozeſſes. Von links nach rechts die Angeklagten hinter ihren Verteidigern. Nr. Lubbe, 2. Torgler, 3. Dimitroff, 4. Taneff, 5. Popoff. f b gendienſt zu verlangen. van der Lubbe zuſammengewohnt.“ Die em⸗ ſcheidende Fortſetzung aber:„und ich kann ſagen, daß er nicht homoſexuell iſt“ iſt im Braunbuch unter den Tiſch gefallen. Welche Schlüſſe aus dieſer Weglaſſung gezogen wer⸗ den müſſen, iſt nun verſtändlich. f Oberreichsanwalt Dr. Werner verlieſt hier⸗ auf einen von Oberleutnant P. Schulz einge⸗ gangenen Brief, in dem Oberleutnant Schulz die in der„Weltbühne“ aufgeſtellte Behaup⸗ tung zurückweiſt, daß er an der Reichstags⸗ brandſtiftung beteiligt fei. Oberleutnant Schulz weiſt darauf hin, daß er ſich zur Zeit des Reichstagsbrandes in Tutzing am Starn⸗ berger See wegen einer Nierenerkrankung in ärztlicher Behandlung befunden habe. Auf eine Frage des Vorſitzenden erklärt Sachverſtändiger Prof. Dr. Boennhoef⸗ fer, eine Pyromanie liege bei dem Angeklag⸗ ten van der Lubbe nicht vor. Er ſei alſo nicht inſofern geiſteserkrankt, daß er einen unwiderſtehlichen Zwang ver⸗ ſpüre, Feuer anzulegen. 9 Wollte Lubbe gewaltſamen Umſturz? Der Vorſitzende erklärt es für notwendig, nun die Frage zu unterſuchen, ob van der Lubbe eine gewaltſame Aenderung der gegen⸗ wärtigen deutſchen Verfaſſung erſtrebe und da⸗ für eine Staatsverfaſſung nach dem ſowjet⸗ ruſſiſchen Vorbild erreichen wolle. Oberreichsanwalt Dr. Werner verlieſt zu dieſem Thema Briefe holländiſcher Freunde van der Lubbes. In einem Brief heißt es u. a.:„Lieber Kamerad, dieſer Brief hat die Aufgabe, Dir namens des internationalen Proletariats, das mit Deinen Anſichten ſoli⸗ dariſch iſt, brüderliche Grüße zu übermitteln. Dein Verhalten während der Tat hat Anlaß zu Nachdenken und zu Diskuſſionen in jeder Strömung der Bewegung gegeben.“ Rechtsanwalt Dr. Sack fragt den Angeklag⸗ ten, ob er im September 1932 in Haag in einer Verſammlung ſtreikender Chauffeure ſich dahin ausgeſprochen habe, man müſſe ge⸗ gen den Willen der Kommuniſtiſchen Partei Terroraktionen ausführen. van der Lubbe er⸗ klärt: Das glaube ich nicht. Es wird dann noch einmal eine kurze Pau⸗ ſe eingelegt, in der geprüft werden ſoll, in⸗ wieweit Teile einer Broſchüre verleſen wer⸗ den ſollen, die dem Angeklagten aus Holland zugeſandt ſind. Tendenzberichte in Südamerika Nach der Pauſe gibt Rechtsanwalt Dr. Sack eine Erklärung ab, in der es u. a. heißt: Mir iſt während der Pauſe Mitteilung gemacht worden, daß in Südamerika in den Rio⸗ Blättern ein Bericht erſchienen iſt, in dem das Gerichtsverfahren, das hier unter Ihrer Lei⸗ tung ſtattfindet, Herr Präſident, dargeſtellt wird als ein Theater und daß man nur zu⸗ gunſten der Nazi den Reichstagsbrand aus⸗ ſchlachten wolle. Als deutſcher Anwalt fühle ich mich verpflichtet, dies in aller Oeffentlich⸗ keit dem Gericht zu melden. Es erſcheint mir eine ſelbſtverſtändliche Pflichtausübung, wenn dieſen Berichterſtattern, die ſolche Tendenz⸗ meldungen in die Welt ſetzen und denen wir als Gäſten bereitwilligſt zugeſtanden haben, an dieſem Verfahren, das in ſeiner ernſten Würde durch kein anderes Gericht überboten werden kann, teilzunehmen, die Freizügigkeit entzogen wird. Senatspräſident Dr. Bünger: Ich habe ſchon in meinen einleitenden Worten hervor— gehoben, daß es eine Selbſtverſtändlichkeit iſt, daß das Reichsgericht unabhängig und nur nach Recht und Geſetz urteilt Das immer wieder zu wiederholen, lehne ich ab, denn es iſt eine Selbſtverſtändlichkeit. Der Vorſitzende und der Oberreichsanwalt find der Auffaſſung, daß in dieſen Fällen möalichſt die Strafe auf dem Fuße folgen müſſe und bitten Rechtsanwalt Dr. Sack, ihnen die entſprechenden Plätter mitzuteilen. Die Broſchüre der Brüder Lußhes Die Broſchüre wird hierauf verleſen. Sie iſt von den Brüdern und Stiefbrüdern van der Lubbes verfaßt und verbreitet worden. In der Broſchüre wenden ſich die Verfaſ⸗ ſer mit großer Leidenſchaft gegen die Be haupkung, daß van der Lubbe ein faſchi⸗ ſtiſcher Spitzel ſei. Ueber ſeine politiſche Geſinnung heißt es u. a.:„Sein Intereſſe iſt nach Spartakus gerich⸗ tet, doch iſt er nie ein Mitglied geweſen. Er bemühte ſich, die Einheit der Arbeiter durch Herausgabe von Pamphleten zu ſtärken. An anderer Steſle der Broſchüre heißt es, daß, wo er eine Gefahr für andere geſehen habe, Lubbe ſich ſelbſt aufopferte, ohne einen Ge⸗ Er ſei aus keinem anderen Grund jemals mit dem Geſetz in Konflikt geraten als wegen ſeiner Grundſötze. Die Verhandlung wird dann auf Samstag halb zehn Uhr vertagt. Die Vernehmung über die Perſönlichkeit des Angeklagten van der Lubbe iſt jetzt abgeſchloſſen und das Ge⸗ richt will, ehe zu der Tat ſelbſt ſibergegangen wird, zunächſt die Perſöp testen der ande⸗ ren Angeklagten feſtſtellen Famstag⸗ Sitzung wird alſo das Vorleben des Ange⸗ klagten Torgler im Mittelpunkt der Verhand⸗ lungen ſtehen. Nachdruck verboten. Wera, die ſchweigend, voll innerer Bewegung, zu⸗ gehört, hatte auf einmal große, glänzende Augen. War das nicht ein Wunder? Es gab einen Menſchen auf der Welt, der ſich berufen fühlte, ihr zu helfen; der es als ein Glück empfand, ſie zu kennen. „Sehen Sie nur, Gräfin, wie die Sonne ſcheint“, ſagte Vandros frohe Stimme neben ihr,„mir ſcheint, ſo blau wie heute war der Himmel noch nie.“ In ſeinen Augen ſpiegelt er ſich wider!, dachte Wera, den ſchlanken Mann betrachtend, der mit ſolch jüngling⸗ hafter Freude in den hellen Tag ſchaute, als kenne er keine Sorge auf der Welt. „Wollen wir uns nicht ein wenig ſetzen?“ Er wies auf eine nahe Bank. Wie ſelbſtverſtändlich er annahm, daß ſeine Gegenwart ihr willtommen! Sie lächelte leiſe, da er Platz nahm neben ihr, und ſpürte auf einmal ein ſtarkes Gefühl der Freude in ſich. Stolz und Wehr ſchwanden dahin wie Winterſtarre vor dem Himmelslicht. Nichts außer dem Namen wußten ſie voneinander, und doch webten ſchon feine Fäden der Sympathie zwiſchen ihnen ihr unlösbares Netz. „Ich bin doch ein rechter Glückspilz!“ Vandro nahm den Hut ab, fuhr ſich übers Haar und ſtrahlte das ſchöne Mädchen an, das fragend die Brauen hob.„Sie zweifeln daran, Gräfin— wegen des Ganges zum Arbeits⸗ nachweis? Davon laſſe ich mich nicht bedrücken; das ſind Uebergänge, die ſich in jedem Lande nach verlorenem Krieg und politiſchem Umſturz zeigen. Man muß nur den Mut nicht verlieren. Schadet gar nichts, wenn man mal ſeine Kräfte erproben muß. Was man da für ungeahnte Talente in ſich entdeckt! Mit den meinen iſt's nur leider nicht weit ber, Kunſthiſtoriker ſind augenblicklich kein ſehr begehrter Artikel.“ Er lachte gutmütig.„Als ich mir meinen Beruf wählte, lagen die Verhältniſſe anders— und mein Ver⸗ mögen in guten Papieren in der Schweiz. Meinem älteren Bruder genügten die Zinſen nicht, die ihm und mir immerhin ein ſorgloſes Leben geſtatteten. Er glaubte, ſie erhöhen zu können, ſpekulierte, nahm mein Geld dazu, verlor auch das. Nun läuft er als Verſicherungsbeamter herum, beläſtigt ſämtliche Bekannte und ſchimpft auf die Zeiten, die Regierung und ſonſt noch alles, was ihm gerade einfällt.“ Nun hatte ſich doch ein Unterklang leiſer Bitterkeit in die friſche Stimme geſchlichen. „Und Sie?“ fragte Wera, die aufmerkſam zugehört. „Jeh bin Mädchen für alles. Erſt Tennis- und Sti⸗ lehrer geweſen, dann bei einer Hochgebirgstour geſtürzt, zwei Rippen verknackſt. Alſo umlernen. Die Rolle des Eintänzers ſpielte ich nur ein paar Wochen, überließ ſie dann neidlos anderen, die ſich beſſer dazu eigneten. Dann einen erkrankten Bibliothekar vertreten, der leider wieder geſund wurde. Da geiſtige Arbeit ſich nicht wieder bot, wurde ich Chauffeur. Früher ſteuerte ich meinen eigenen Wagen, jetzt bezahlt ein anderer die Koſten. Sie ſehen, Gräfin, der Unterſchied iſt gar nicht ſo ſchlimm. Alles gleicht ſich aus.“ „Aber Sie waren doch im...“ „.. Arbeitsnachweis? Tja, die Vereinigten Webereien haben pleite gemacht.“ „Ach da— der Direktor iſt doch geflüchtet?“ „Stimmt. Und da ſie mich nicht zu ſeinem Nachfolger wählten, ſucht der Herr Chauffeur ſich eine neue Stellung“, vollendete Vandro vergnügt. War das ein Menſch! Dieſe wundervolle Lebens— bejahung trotz aller Schickſalsſchläge! „Ja, ja, ſchnurrig geht es heutzutage zu— nicht wahr? Früher hätten Gräfin Wettern und Doktor von Vandro ſich wohl kaum auf dem Arbeitsamt kennengelernt, da wäre das auf irgendeiner Geſellſchaft geſchehen, und ich bätte im Frack meinen ſchönſten Kratzfuß vor Ihren ver— ehrten Eltern, ſpeziell vor Ihrer Frau Mutter gemacht, denn durch die Mütter gewinnt man die Gunſt der...“ Er ſtockte beſtürzt; das Mädchen hatte den Kopf ab⸗ gewandt.„Verzeihen Sie, Gräfin, habe ich Ihnen weh getan mit meinem Unſinn? Ich wollte Sie ja nur ſo gern ein wenig aufheitern.“ Zaghaft griff er nach ihrer Hand. „Verzeihen Sie“, bat er nochmals leiſe. Wera wandte ſich ihm wieder zu, ſah ihn an aus tränenverdunkelten Augen.„Es iſt nur, weil Sie von meiner Mutter ſprachen...“ Kaum war es verſtändlich, ſo bebten ihre Lippen.„Alles Glück ſtarb mit ihr.“ „Ich wüßte gern um Ihr Schickſal, Gräfin.“ Alles Leichte war aus des Mannes Stimme geſchwunden. „Manchmal erleichtert es, ſich das Schwere vom Herzen zu reden. Meiner tiefſten Teilnahme dürfen Sie gewiß ſein.“ Er hob die Hand, die er leiſe umſpannt gehalten, an ſeine Lippen. Wera Wettern ließ es geſchehen. Sie fühlte es: der meinte es gut. Und ſich zurücklehnend, den Blick in die Ferne gerichtet, als grüße ſie dort die Vergangenheit, begann ſie zu erzählen. Siebentes Kapitel. „Die Wettern ſtammen aus der Mark. Unruhiges Blut und Abenteurerluſt trieb manche von ihnen in die Ferne. Die hierblieben, wurden reich und angeſehen, denn ſie heirateten gern unter ſich; ſo blieb alles in der Familie. Nur mein Großvater, den der große Friedrich in diplomatiſcher Miſſion an den ruſſiſchen Kaiſerhof geſandt, machte darin eine Ausnahme. Er lernte dort die Tochter eines Grafen Subeſkoi kennen, und da ſeine Neigung erwidert wurde, heirateten die beiden ſich vald. Das einzige Kind aus dieſer Ehe war mein Vater. Die ganze Verwandtſchaft ſchloß ſich zuſommen in froſtiger Abwehr gegen das fremde Element, das nun in ihrer Mitte auftauchte und trotz aller Hinderniſſe bald zum ſtrahlenden Mittelpunkt der Geſellſchaft wurde. Wie oft hörte ich darüber als Kind! Großmama muß in ihrer Jugend entzückend geweſen ſein, ſchön, liebenswürdig und beweglichen Geiſtes, an große Verhältniſſe, Reiſen und Abwechſlung gewöhnt. Noch nach zwanzig Jahren nannten ſie ſie„die Ruſſin', und freuten ſich, als Groß⸗ mama nach dem Tode ihres Gatten wieder nach Rußland zog. Sie hatte ſich nie ſo recht wohl im ſteifen, preußiſchen Geiſtesmilieu gefühlt, und auch ihr Sohn, mein Vater, der die Regierungskarriere eingeſchlagen, verbrachte ſeine ganze Urlaubszeit bei ihr, ſtatt auf den Gütern der Ver⸗ wandten, was jene ſehr verſtimmte. So kam es, daß er auch als Ehemann— er heiratete eine Baltin— ſeine Familie oft zu Beſuch nach Rußland brachte und Mutter mit mir und meinem Bruder Kolja ganz zu ihrer Schwiegermutter zog, als Papa im Jahre 1912 einer Lungenentzündung erlag. Das waren herrliche Jahre! Großmama beſaß ein kleines Juwel von Palais in Moskau, es kam viel Beſuch. Meine ſchöne Mama wurde ſehr gefeiert. Es gab köſtliche Schlittenfahrten, Kinderfeſte von märchenhafter Pracht. Im Winter reiſten wir mit dem ganzen Troß der Diener⸗ ſchaft nach der Krim, im Sommer auf die Newainſel Yeragin, wo Großmama eine Datſche(Landhaus) beſaß und wo wir uns nach Herzensluſt tummelten. 1914 kam mein Bruder in die Privatſchule eines franzöſiſchen Profeſſors. Da brach der Weltkrieg aus. Im Begriff, mit uns allen nach der Schweiz zu reiſen, erlitt Großmama vor Aufregung einen Schlaganfall, der ſie halb lähmte. Um keinen Preis hätte Mama ſie nun verlaſſen, beſonders da ſie durch einflußreiche Freunde bei Hof und der Armee die Erlaubnis erhielt, mit ihren beiden Kindern in Rußland zu bleiben. Vom Kriege ſpürten wir ſo gut wie nichts. Man lebte wohl ein wenig ſtiller und einfacher, aber ſonſt ging alles ſeinen gewohnten Gang— bis die Revolution ausbrach. Da war es zu Ende mit unſerem friedlichen Glück, das die Erwachſenen wohl ſchon lange nicht mehr geteilt.“ Ein tiefes Atemholen. „Gerüchte von einem Zuſammenbruch drangen zu meiner Mutter— ſie glaubte ihnen nicht. Wer hätte denn eine derartig furchtbare Kataſtrophe für möglich gehalten! Rußland konnte den Krieg verlieren, dann gab es vielleicht Unruhen; aber waren ſie bisher nicht ſtets von der Armee unterdrückt worden? Murrer, die die Unzufriedenheit ſchürten, hatte es in dem großen Reich immer gegeben. Die vielen Dienſtboten, faſt alles ältere Leute, hielten treu zur Herrſchaft, ſpotteten über das Geraune vom Nahen einer neuen Zeit. Sie brauchten ſie nicht, es ging ihnen gut. Erſt als Prinz Trubetzkoi, Oberſt in einem Garde— Kavallerieregiment, der auf kurzem Urlaub in Moskau geweſen, meiner Mutter dringend zur Abreiſe riet, ent⸗ ſchloß ſie ſich, Großmama aufzuklären und alles vor⸗ zubereiten. Dem Prinzen glaubte ſie, denn er kam von der Front. Gregor Gregorowitſch liebte meine Mutter— nach Beendigung des Krieges wollten ſie heiraten. Es kam anders.“ Die Augen des Mädchens waren ſtarr geradeaus gerichtet. Sie ſchien die Gegenwart des ſchweigenden Zuhörers auf der Bank neben ihr ganz ver— geſſen zu haben. „Großmama ſträubte ſich zuerſt heftig gegen die Reiſe nach Finnland. ‚Wer wird mir alten, kranken Frau denn etwas tun?“ meinte ſie ungläubig, ‚äund ihr ſeid ja Deutſche!!“ Aber als des Prinzen treuer Burſche die Nachricht brachte, daß ſein Herr von den eigenen Soldaten erſchoſſen worden war, wurde unſere ſofortige Abreiſe beſchloſſen. Der Kutſcher und die gute, alte Katja, unſere Kinderfrau, ſollten uns begleiten; die andere Dienerſchaft wurde nach Hauſe entlaſſen. Sie trugen Großmama in den Schlitten, die Pferde jagten dahin, ohne das fröhliche Schellengeläut von einſt, unnötiges Geräuſch ſollte vermieden werden. Die Frauen ſchwiegen; auch wir Kinder ſaßen ſtumm und bedrückt, als ahnten wir die nahende Gefahr. In einer Straße der Vorſtadt kam uns ein Trupp halbberauſchter Soldaten entgegen. Es war zu ſpät zur Umkehr. Im Nu waren wir umzingelt, aus dem Schlitten gezerrt. Umſonſt rief meine Mutter, daß wir alle Deutſche ſeien, wies unſere Päſſe. Einer der Burſchen, ein von ihr entlaſſener junger Hilfsgärtner, hatte Großmama erkannt. Sie war doch Ruſſin von Geburt! Und leugnete es nicht. Sie wurde an einen Laternenpfahl geſchleift. Den umſchlang ſie mit ihrem geſunden Arm, richtete ſich plötzlich ganz gerade auf und ſah erhobenen Hauptes ihre Mörder an.„Gott ſegne Rußland', ſagte ſie laut und feſt. Da krachten Schüſſe.. Die Kerls fuhren in unſerem Schlitten lachend und 1 johlend davon, Katja und den alten Anton in ihrer Mitte.) Wir knieten neben Großmamas Leiche im Schnee, küßten ihre Hände— Mama ſprach ein Gebet. Dann zog ſie uns an ſich, wir rannten weiter, immer weiter—— Die Flucht war furchtbar. Mitleidige Menſchen nahmen uns dann im Wagen mit an irgendeine Bahn⸗ ſtation. Der Zug war überfüllt mit Flüchtlingen; man ſtand eng aneinandergepreßt. Zu eſſen gab es nichts. Dann die Jagd nach dem Schiff— nur um Jeſu willen nicht zurückgelaſſen werden——— Da ſchrie Mama plötzlich den Namen meines Bruders, Er war in dem fürchterlichen Gedränge von ihrer Seite geriſſen worden! Sie wollte zurück ans Land; doch daz war ganz unmöglich. Die Maſſen riſſen ſie mit ſich aufs Schiff. Auch hier die lebensgefährliche Ueberfülle. Man ſtand, weil kein Raum zum Umfallen war. Erſt nach der Landung konnte an ein Suchen nach dem Vermißten ge⸗ dacht werden. Aber Kolja war und blieb verſchwunden— wir haben ihn nie wiedergeſehen.“ Die Stimme der Erzählerin brach in jäh aufſchluchzen⸗ dem Laut. Der Mann neben ihr griff nach den zuſammen⸗ gefalteten Händen, ſtreichelte die eiskalten behutſam. Auch ihn würgte es in der Kehle. Großer Gott, was hatten all dieſe Menſchen gelitten! Wie klein war ſeine eigene Not dagegen. Minutenlang ſaßen ſie ſchweigend nebeneinander. „Und dann—?“ fragte von Vandro endlich leiſe. „Im Flüchtlingslager brach Mama infolge der er⸗ littenen Aufregung und Strapazen zuſammen— drei Wochen ſpäter wurde ſie dort auf dem kleinen Kirchhof beerdigt. Und mich ſchob man mit einem der großen Züge nach Deutſchland ab zu meinen Verwandten. Die waren wenig erbaut ob des Gaſtes. In den guten Zeiten hatten wir ſie gemieden, nun ſollten ſie mich erhalten, die ihnen innerlich und äußerlich völlig fremd. Dazu die ſchweren Sorgen, der politiſche Umſturz, die Inflation— hatte da nicht jeder genug mit ſich zu tun?“ Wera Wetterns Stimme ſchwankte nicht mehr. Hart und voll Kälte war ſie.„In jenen fünf Jahren habe ich gelernt, was es heißt, als unwillkommener Gaſt das Gnadenbrot zu eſſen. Jeder Biſſen davon hat mich ge⸗ würgt. Ich half, wo ich konnte, lehrte die Kinder Ruſſiſch und Franzöſiſch; aber meinen Kopf trug ich hoch. Und das verziehen ſie mir nicht.“ Sie ſaß ſteil aufgerichtet, die feinen Naſenflügel bebten. Nein, dachte von Vandro, ſie betrachtend, du lernſt das Ducken nie, du dienſt nur freiwillig, als Gnade, die deine ſchönen, ſchmalen Hände verſchenken. „Nur ein Menſch, eine einfache Frau aus dem Volke, erriet meine Not. Es war die Mamſell, die derbe, grob⸗ knochige Köchin; im Schloß wegen ihrer raffinierten Koch⸗ künſte ebenſo geſchätzt wie gefürchtet wegen ihres Jäh⸗ zorns und ihrer böſen Zunge. Die kam eines Abends herauf in meine Stube, in der ich ſtrümpfeſtopfend ſaß. „Warum bleiben Sie eigentlich hier, Komteſſe Wera?“ fragte ſie mich ohne jede Einleitung. „Weil ich nicht fort kann“, erwiderte ich, ſie erſtaunt an⸗ ſehend. Noch nie hatte ſie ein freundliches Wort an mich gerichtet— und doch ſpürte ich ſofort, daß mir hier Teil⸗ nahme entgegengebracht wurde. „Aber wenn Ihnen nun jemand dazu verhülfe“, forſchte ſie weiter. 9 „Dann auf der Stelle, wenn mir dieſer Jemand Mittel und Wege weiſen könnte“, antwortete ich. Da langte ſie in die Taſche, zog zwei in Papier ge⸗ wickelte Rollen heraus und legte ſie vor mich auf den Tiſch. „Da ſind fünfhundert Mark drin“ ſagte ſie in ihrem gewohnt barſchen Ton,„alles in lauter guten Zwanzig⸗ Mark⸗Stücken. Ich war nicht ſo dumm, mein gutes Geld auf die Bank zu geben, hab's heute noch verſteckt, wo es keiner findet außer mir. Das nehmen Sie, fahren nach Berlin und gehen dort ſofort in die Beratungsſtube des Frauenſchutzes. Hier, der Herr Paſtor hat mir alles guf, geſchrieben. Ich ſagte, es wäre für eine Nichte. Da können Sie wohnen, und die helfen Ihnen, daß Sie was Ordent⸗ liches lernen und dann auf eigenen Füßen ſtehen können. Wenn Sie noch länger hierbleiben, gibt's ein Unglück. Die Karte nach Berlin beſorge ich Ihnen, morgen hab' ich frei. Sie armes Wurm können ja nie weg. Wenn Sie reich werden, geben Sie mir das Geld wieder, wenn nicht, iſt's auch gut. Ich hab' meine Altersrente ſicher, und noch mehr von dem Zeug da; man iſt nicht umſonſt ſechsund⸗ zwanzig Jahre in einem guten Hauſe in Dienſt geweſen. Werden Sie gehen?“ Ich ſtarrte auf das Gold, dann auf die dicke Frau mit dem roten Geſicht im Kattunkleid— und wieder auf das Gold. Und dann ſprang ich auf, ſtreckte ihr beide Häude hin, wortlos vor tiefſter Dankbarkeit und Erregung. Sie nahm ſie nicht einmal, nickte nur befriedigt: Dann iſt's gut. Morgen abend finden Sie die Fahrkarte unter Ihrem Kopfkiſſen. Schnell weg mit dem Geld— jemand kommt!“ Und damit eilte ſie hinaus, ehe ich auch nur ein Wort hatte ſagen können.— Zwei Tage ſpäter ſaß ich im Heim des Frauenſchutzes — allein, aber frei! Zwei Jahre blieb ich dort und lernte. Dann bot ſich die erſte Stellung, ich ſtand auf eigenen Füßen; zwar noch recht unſicher, aber ich ſtand! Seitdem war ich Buchhalterin, Tippfräulein, Sekretärin, Ver⸗ käuferin, überall abgebaut, friſch angefangen. Der Brief an meine Verwandten, im Zuge nach Berlin geſchrieben, wurde nicht beantwortet. Ich hatte es nicht anders er⸗ wartet, denn was ich getan, war ihnen ebenſo unverſtänd⸗ lich wie unverzeihlich. f f Dreimal ſandte ich einige Zeilen und Abzahlungs⸗ raten an Mamſell. Die Briefe behielt ſie, das Geld kam zurück mit dem Vermerk: Adreſſatin verweigert An⸗ nahme.“ Da ſchrieb ich an den Paſtor. Auch er ſchickte das Geld zurück. Daß ich die fünfhundert Mark als Geſchenk behalten ſolle, ſei der letzte Wunſch Mamſells geweſen, ehe ſie nach kurzem Unwohlſein verſchieden. Wieder eine Tote! Es iſt furchtbar, immer nur an Tote denken zu 1 5 können.“(Fortſetzung ſolgt.) Mein Boch 57 vom E Heideholz. Spätſommer. Das Jahr wendet ſich, auf dem Oedland blüht die Heide. Naß vom Sprüh⸗ regen und Dunſt ſind Stengel und Blattriſpen der Erika; an ihren feinen Glocken hängen kleine Waſſerperlen. Ein Fußſteig, kaum ſicht⸗ bar, führt durch den violett⸗xötlichen Teppich; er beginnt bei der letzten, halbverfallenen Kate des Dorfes und endet am Heideholz, einem Waldſtück, das ein halbes Hundert Morgen groß und faſt kreisrund iſt. Gemächlich ſchreite ich dahin in den nahenden Abend und laſſe die Blicke wandern. Auf der Doldenblüte einer Schafgarbe ſitzt eine verklammte Hummel; auf⸗ gepluſtert hockt im Weißdornbuſch linker Hand der Neuntöter. Inmitten einer kleinen Wieſe iſt ein pere auf Froſchjagd; ſein Wild, die Mäuſe, blieben zu Hauſe, um ſich keinen Schnupfen und keine naſſen Füße zu holen, denn der Regen der letzten drei Tage hat den Erdboden ſchwammnaß gemacht. Ein paar Graukrähen eräugen den krummſchnäbligen Ge⸗ ſellen, haſſen ſofort auf ihn, bis er verärgert, aber phlegmatiſch den Platz verläßt und zu den Stoppeläckern ſtreicht. Eine freiliegende Sand⸗ ſteinplatte am Steig präſentiert mir die Be⸗ ſuchskarte Reinekes und unter der Wetterkiefer liegt ausgekröpftes Gewölle des großen Kauzes, der allabendlich hier reviert. Hinter leichten Bodenwellen, über die Wacholderſtauden und Kümmerkiefern ſteigt im Dunſt und Nebel des ſinkenden, ſonnenloſen Tages das Holz auf, dem ich zuſtrebe. Eine milchweiße Schwaden⸗ wand, die aus Bruch und Moor braut, ſteht vor derſelben. Welle auf, Welle ab ſchnüre ich, biege um einen kleinen Buchenhorſt, von dem der Fußſteig ſchnurgerade durch Bieſen, Brom⸗ fahrer und Birkenanflug nach meinem Ziele ührt. Durch das Heideholz ziehen oft Sauen, ſuhlen gelegentlich in einem Schlammloch, das in der Weſtecke einer von Erlen umſtandenen Blöße liegt, um dann zu den Lartoffelſchlägen des Gutes zu wechſeln. Auf Schwarzlittel habe ich hier freie Büchſe, auch auf einen ſagenhaften ſtarken Bock, der hier herum ſeinen Stand haben ſoll. Der alte Schäfer und der Stell⸗ macher des Gutes, die vor einigen Tagen im Holze Stäbe zu Schafbännern ſchlugen, wollten einen Bock geſehen haben, der„ganz etwas Dolles“ auf dem Kopfe trug, einen„ganzen Zweig von Zacken“. Schäfer ſind„Späuken⸗ kieler“, ich traue ihnen nicht. Aber um der Sache auf den Grund zu gehen, ſaß ich bereits geſtern und vorgeſtern. Ich ſah und hörte von dem mir beſchriebenen Bock nichts. Im Bruch trete ich die Mooreule aus; ſie nimmt ſich unhörbaren Schwingenſchlagens auf und fällt hinter den Ginſterbüſchen, bei den drei Birken, nahe dem tiefen Abzugsgraben, ein. Zwei Elſtern ſchackern, als ich es mir hinter der krummen Birke an der Suhle be⸗ quem mache; ſie haſten ſort, als ich ſie mit dem Drilling anviſiere. Dann bin ich für lange Minuten allein. Leiſer Tropfenfall um mich und naſſer Boden, der nach verweſenden Pflanzenreſten ſüß⸗fäuerlich riecht. Hier im Winkel der Blöße rührt ſich kein Lufthauch. Einmal, für Sekunden nur, ſcheint zes heller zu werden; der Nebel leuchtet merkwürdig auf, bekommt die ſieben Farben des Regenbogens und iſt plötzlich wieder grau. Hundegebell, in der Ferne verſchwimmend, dann verſchwommen die Eſſensglocke vom Gut. Der Abend iſt da. Tannenmeiſen hinter mir zirpen und klingeln, und die Mooreule quäkt und rüttelt über einen Fuchs, der die Blöße überquert. Ich bin weidmänniſch ſchwer erblich belaſtet. Meine Jagdleidenſchaft, ans Pathologiſche grenzend, iſt zeitweiſe ſo ſtark, daß ich Dauer⸗ ier im Revier bin, auch wenn alle Hoff⸗ nungen, etwas zu erlegen, die minimalſten ſind. So auch heute. Ich ſitze. Es wird dunkel um mich her und wieder hell, denn der Dreiviertelmond llettert in den buntbelaubten Aeſten des Holzes hoch und hängt bald darauf frei am blau⸗ ſchwarzen Himmel. Die Blöße iſt taghell, im Holze dämmert geiſterhaftes Licht. Rotwild lommt. Es zieht rechts von mir. Schluß als fünftes Stück ein Zehner. Unſichtbar im irri⸗ herenden Mondlicht ziehen nun Zugvögel gen Weſten mit heiſeren Schreien. Der alte Wald⸗ haſe, der ſchon jahrelang hier wechſelt, erſcheint. Vorſichtig wie ein Stück Hochwild verhofft er am Rande der Blöße, ſcheuert ſich mit langem Hals ſeine Kehle an einem Dürrzweig, windet und dann hoppelt er in die Helle. der Ramm⸗ ler will äſen, hat es plötzlich auffallend eilig, über Binſen und Hartgräſer zu kommen und hinter Welden und Harfriegel zu verſchwinden. Die Uhr des Gutes, auf dem ich Gaſt bin, ſchlägt die elfte Stunde. Und nur wenige Mi⸗ nuten ſpäter bricht es ſeitlich von mir im Holze. an muß mit der Natur verwachſen ſein, beſter ſein ſollte, der mir je beſchieden war. „Bock kommt, der Schäfer⸗Stellmacher⸗Bock mit dem„Dollen' auf dem Kopfe!“ Wie einſt mein Aegidenhirſch in den hinter⸗ pommerſchen Bergen, genau ſo vorſichtig und lautlos ſchiebt ſich zwiſchen Erlen und Birken ein Stück Rehwild auf die Blöße. Der Wild⸗ körper gleißt ſilbern und zwiſchen den Lau⸗ ſchern ſehe ich zwei Hände voll Enden. Alle guten Geiſter! So ſtark hatte ich mir den Bock nicht träumen laſſen. Ein Lichtſtrahl flirrt auf dem Lauf meines Drillings, im Zielfernrohr tanzt der Bock und will nicht in den Stachel. Ich habe ſo allerhand erlegt in meinem Jäger⸗ daſein, glaubte gefeit zu ſein gegen Jagdfieber und muß einſehen, daß ich noch ein Waiſen⸗ knabe bin.— Zuſammengeriſſen, Kolben feſt ein— und dann bin ich im Blatt des Urbocks, den das fahle Mondlicht mir in die leichten Schwaden des Nebels hingeſtellt hat. Nach dem Kauz, der ſein„Komm mit— komm mit!“ aus nächſter Nähe wimmert, der ihn mahnt, ab⸗ zuſpringen, ſolange es noch Zeit iſt, äugt der Bock— zu ſpät! Das Hartblei des Kugellaufes faßt ihn, Mündungsfeuer und Pulverſchwaden reißen mir für Sekunden ſein Bild fort, der Rauch ſinkt. Drüben bei herbduftenden Porſt⸗ ſtauden liegt der Freiherr des Waldes; ſein Herzblut tropft in verblühten Sonnentau und dunkelgrünes Moos. Ein Schreck geht durch den Wald. Lautloſe, unheimliche Stille nach dem Schuß. Dann heult der Herr der Nacht, der große Waldkauz, mit der Mooreule um die Wette; ein abſtreichender Reiher kreiſcht über die Blöße, und fahler geiſtert das Silber des Mondes über Buſch und Baum.„Mordio— Mordio!“ rufen ziehende Kraniche. Ich ſtehe vor meinem erſten Zehnerbock in dreißig⸗ jähriger Jägerlaufbahn. Der Jäger Dannhauſer. Von Ulrich Kamen. Den jungen Jäger Dannhauſer hatte ſich der Beſitzer des weitläufigen Hochwildreviers tief drinnen im Steiriſchen aus Kärnten ver⸗ ſchrieben. Seinen Vorgänger, den alten Jäger Mützler, hatte man eines Tages tot im Revier, unweit des Dorfes, aufgefunden. Das war ſo eine eigenartige Sache mit dem Totſein des alten Jägers. Es war eine Kommiſſion ge⸗ um ihre Sprache zu verſtehen, und iſt man es, dann ſprſcht ſie tlare Worte. Ich mache mich Großmutter. —. * .— 1 ſertig zum Schuß auf einen Bock, der, wie es kommen aus der Kreisſtadt mit einem Arzt und ſich einige Augenblicke ſpäter herausſtellte, mein zwei Gendarmen und vielen Ziviliſten, die hatten die Leiche des alten Jägers angeſehen und konſtatiert, daß er ſich ſelber erſchoſſen habe. Und es fanden ſich alte Weiber im Dorf, die ſagten, daß der alte Hallodri, der Mützler, Schulden in den Wirtſchaften gehabt habe und eine Liebſchaft mit einer Wittib in einem be⸗ nachbarten Dorf, und zwei Kinder, für die er bezahlen mußte, Die Schulden hätten ihn in den Tod getrieben. Und die Wilddiebe hätten gar nichts damit zu tun. Das wären gute Leute, die ihr Stückerl Wild aus dem reichen Revier noch ſo holen könnten, daß kein Jäger etwas davon merkte. Und der alte Mützler ſchon gar nicht. Weil der, wenn er nicht in der Wirt⸗ ſchaft ſaß, bei ſeiner Wittib war. Der Herr von der Gerichtskommiſſion, der die Unterſuchung leitete, zuckte die Achſeln. Der Arzt gab die Möglichkeit zu, daß ſich der Alte ſelbſt erſchoſſen habe. So wurden einige Bogen vollgeſchrieben; die Gendarmen kamen einige Male ins Dorf und fragten dort und da nach. Dann war die Geſchichte vorbei. Und den Mützler begruben ſie ſtill an der Kirchhofs⸗ mauer. Der junge Jäger Dannhauſer zog ein in die Wohnung ſeines Vorgängers. Sie beſtand aus zwei Stuben im Gemeindehauſe, ſauberen Stuben. Aus den Fenſtern blickte man hinauf zum Walde, über dem gar ſchroffe Zacken und Zinnen hervorlugten, zwiſchen denen auch im Hochſommer der Schnee lag. Ein breites Bett war da und ein alter Schrank, deſſen oberſte Leiſte die Jahreszahl 1764 trug. Dann waren Bilder an den Wänden, Kaiſerbilder, ein Segelſchiff im Sturm, ein Wettrennen und Jagdbilder. Auch ein Kampf mit Wildſchützen. Und viele Nägel in den acht Wänden. Sonſt aber nichts. Ein Mäderl vom Schuſter kam ab und zu und reinigte die Zimmer. Aber nicht alle Tage. Tag für Tag tat der junge Jäger im Revier ſeinen Dienſt, und alle zwei Tage ſchrieb er ſeinen Bericht an den Herrn in Graz, den er noch gar nicht geſehen hatte. Nur auf ſeine guten Empfehlungen hin war er angeſtellt worden. Als nach vierzehn Tagen ein Brief des Jagdherrn kam, ſtand nur darin, Dann⸗ hauſer möge ſich doch umſehen, ob der alte Jäger Mützler wirklich Selbſtmord begangen hätte oder ob er von Wilddieben erſchoſſen worden ſei. Drei Tage ſpäter ſtellte der junge Jäger Orig. Photo von E. Will. Dannhauſer auf einer Waldwieſe einen Wild⸗ dieb. Einen ganz dummen, weil er Pfeife rauchte, um ſich der Mücken zu erwehren. Dannhauſer ging dem Tabakgeruch nach und fand einen Holzhauer im Graben liegen mit einer alten Büchſe im Arm. Mit eiſernem Griff packte Dannhauſer zu. „Oha!“ ſagte der Holzhauer.„Net ſo ge⸗ ſchwind! Wennſt mich loslaßt— ich hab' ſechs Kinder daheim—, dann zeig' ich dir den, der den, Mützler erſchoſſen hat! Willſt oder willſt net? Dannhauſer ſagte zu, und ſie gingen mit⸗ einander gar nicht weit. Am oberen Ende der Waldwieſe lag wieder einer. Es war der Sohn des Dorfwirts, ein ſtarker, junger Menſch. Der Verräter ſchlich ſich weg, und plötzlich ſtand Dannhauſer neben dem Wilderer. Die Sonne ging in dieſem Augenblick unter hinter dem Walde und ein Hirſch trat heraus, fünfzig Schritte von den beiden Männern entfernt. Dannhauſer warf ſich auf den Wilderer und packte ihn an der Kehle. Der Hirſch bemerkte das Ringen der beiden Menſchen und flüchtete zurück in den Wald. Und die Sonne ſank tiefer hinter die Wipfel der Tannen.— Gefeſſelt brachte eine Stunde ſpäter der junge Jäger Dannhauſer den Wirtsſohn ins Dorf. Die zerbrochene Jagdflinte des Wilderers hing über ſeiner Schulter. Der Jäger blutete aus Mund und Naſe. Aus der Wirtſchaft kamen die Leute, und der Wirt und ſeine Frau.„Fort hier!“ brüllte der Jäger Dannhaufer.„Ich bringe meinen Ge⸗ fangenen jetzt gleich in die Kreisſtadt. Er hat den alten Jäger Mützler erſchoſſen, und das wird ihm heimgezahlt werden!“ Da knallte es zweimal kurz hintereinander oben in den Bergen. Und die Mutter des Ge⸗ fangenen kniete vor Dannhaufer nieder und ſagte: „Jäger, laß mir meinen Sohn! Ich ſchwöre dir, der, der da droben geſchoſſen hat, hat den Mützler erſchoſſen. Nicht mein Sohn!“— Am nächſten Tage wurde die Gerichts⸗ kommiſſion ſchon wieder ins Dorf gerufen tief drinnen im Steiriſchen. Sie mußten tüchtig ſteigen, die Herren, bis ſie an der Leiche des jungen Jägers Dannhauſer ſtanden, der einen Herzſchuß hatte. Jetzt war die Geſchichte der Behörde aber doch zu toll. Drei Gendarmen bezogen die zwei Stuben des Jägers Dannhauſer und vier Häger durchſtreiften das weite Revier Tag und Nacht. Sie ſahen wohl Hirſche und Rehe und den Adler hoch oben über den Wipfeln; aber ſie fanden den Mörder Dannhauſers nicht.— Im Sommer vorigen Jahres fand ein Wan⸗ derer in der Gegend von Liezen, wo ſich die Geſchichte abſpielte, ein Marterl, auf dem zu leſen war: „In einem halben Jahre ſind hier die Jäger Mützler und Dannhauſer von Wild⸗ dieben erſchoſſen worden. Herr, gib ihren Seelen die ewige Ruh' und richte den Mörder. f Auguſt 1865.“ Der Wanderer konnte aber nicht erfahren, ob der Mörder entdeckt worden war, nur die Ge⸗ ſchichte hat er erfahren, von alten und von jungen Leuten und von Jägern, die ihre beiden Kollegen heute noch nicht vergeſſen haben und aufpaſſen, ob es hoch oben in den Bergen knallt, was heute noch der Fall iſt. Vom Geldausgeben. Menſchen gibt es von höchſt„einnehmen⸗ dem“ Weſen, die dennoch„ausgebende“ Ten⸗ denz beſitzen. Merkwürdig iſt, wie das Geld in ihren Händen ſozuſagen einen chemiſchen Prozeß durchmacht, indem es nämlich aus dem feſten Zuſtand in einen„flüſſigen“ gerät, und in dieſem durch ihre Finger hindurchfließt! Ihre Vorfätze, zu ſparen, ſind Wechſel auf die Zukunft, die ſie ſich von der Gegenwart honorieren laſſen! Ihr Sparſyſtem beginnt ſtets mit dem Worte„Morgen...“ Dafür drücken ſie aber für„heute“ nur allzu gern noch einmal ein Auge zu! Auch wiſſen ſie immer ganz genau, wo etwa der liebe Nächſte ſparen könnte, und ſind in ſolchen Fällen ſtets mit ebenſo guten wie billigen Ratſchlägen bei der Hand. Und dann gibt es wieder jene anderen, deren Finger anſcheinend mit Pech beſtrichen ſind; denn wie wäre es ſonſt möglich, daß jedes Geldſtück oder jeder Geldſchein ſo feſt daran kleben bliebe! Ihnen ſcheint der ſchnöde Mammon nur Mittel zum Selbſtzweck zu ſein, nämlich möglichſt viel von der Sorte zuſammen⸗ zuſcharren, nicht um damit edlen Lebenszwecken zu dienen, ſondern lediglich um des Bewußt⸗ ſeins des Beſitzes willen! Geldausgeben verurſacht ihnen einen direkt phyſiſchen Schmerz, den ſie ſich darum auch nach Möglichkeit erſparen. Schade, daß ſie nicht wie der Drache im Märchen ſich höchſtperſönlich auf ihren Geldſack ſetzen können! Könnte man doch dieſe beiden Menſchen⸗ ſorten ein wenig durcheinander kneten, ſo wie es die Hausfrau mit dem Kuchenteig macht, vielleicht würde dann doch aus beiden ein ſchmackhaftes Gericht! So aber ſind ſie gleich nutzlos im großen Haushalt des Lebens, ſo⸗ wohl der Verſchwender, der vergeudet, um ſpäter anderen zur Laſt zu fallen, als auch der Geizige, dem das Geld eine tote und keine ebendige Macht darſtellt. J. Adams. Klein⸗Hänschen zählt jetzt ſchon bis zehn; Das geht ganz ohne quälen. Er hebt das Beinchen, wie wir ſeh'n, Und kann die Zehen zählen. Fünf zählt von dieſen es je Fuß, Nicht weniger und nicht mehr. Was dies zum Schluß ergeben muß, Das iſt für euch nicht ſchwer. Bei euch, da geht es wie geſchmiert. Ihr rechnet, ſagt es an. Doch ihr habt jahrelang trainiert— Klein⸗Hänschen fängt erſt an. Wenn es ſeine Zehen zählt, Dann nimmt's es äußerſt wichtig. Kommt es mal vor, daß eine fehlt, Dann iſt etwas nicht richtig.— Es hat ſich nur geirrt. Hallo! Komplett ſind ſeine Füße. Und Hänschen fühlt ſich wieder froh— Als kleiner Adam Rieſe. bberlistele . Will. 105 4 98 8 N 5 105 0 2 1 i— 0 2 Ein Eſel und ein Fuchs, die miteinander befreundet waren, gingen einſt über Land. Wie ſie ſo ſpazierten, begegneten ſie einem Löwen. An ein Entrinnen war nicht zu denken.„Warte hier“ ſagte der liſtige Fuchs zum Eſel,„ich will mit dem König der Tiere verhandeln, daß er uns nicht auffrißt.“ Der Eſel war's zufrieden und der Fuchs ging auf den Löwen zu. „Hoher Gebieter über alle Tiere“, begann er zu ſchmeicheln, »ſchone mein Leben; ich bin doch bloß ein Fuchs und viel zu klein als Speiſe für dich. Sieh dort den Eſel, der gäbe eine ahlzeit für dich. Ich weiß unweit eine Fallgrube, die Jäger gegraben haben. Ich will den Eſel dorthin locken und du magſt ihn in Ruhe verſpeiſen.“ Der Löwe knurrte etwas, was der Fuchs als Zuſtimmung auffaßte. Flugs hüpfte er zu dem Eſel zurück und ſagte:„Der Löwe wird uns nichts tun; ich habe auch für dich geſprochen. Du ſiehſt, was treue Freund⸗ ſchaft wert iſt!“ Damit führte er ihn zur Fallgrube. Der Fuchs ging, vermöge ſeines geringen Gewichts, darüber hin⸗ weg, der Eſel aber brach ein und war gefangen. Der Löwe, der ihnen gefolgt war, ſah, daß ihm der Eſel nicht mehr entkommen konnte. Mit einem Satz ſtürzte er ſich auf den verräteriſchen Fuchs und verſchlang ihn, dann erſt fiel er über den Eſel 1 W. B. Ein Zauberkunſtſtüch. 2. A D Ein Hut und eine Taſſe werden vorgezeigt, die Taſſe um⸗ gedreht und eine Münze auf den Boden der Taſſe gelegt. Dann wird der Hut darüber gedeckt. Wird er wieder abgehoben, dann iſt die Münze verſchwunden.(Abb. 1 und 2.) ee(Abb. 3.) Das Schweißband des Hutes wird an einer Seite durch ein dazwiſchengeklemmtes halbes Zündholz etwas 5 Wenn man den Hut oben im Kniff ergreift, nimmt man die Münze mit, hebt den Hut ab, bewegt 89 eee und läßt die Münze hinter das Schweißband rutſchen Der Eſel. Eine ſchöne und lehrreiche Geſchichte von Onkel Peter. Ein kleiner Zirkus war ins Dorf gekommen. Der Direktor, ein kleiner, dicker Mann, mit einem rieſigen Schnurrbart und in einer roten, goldbetreßten Uniform ſteckend, beſaß nur einen Schimmel, einen Eſel, drei Affen und einen ſchwarzen Pudel. Die Frau des Direktors hatte, wenn ſie frühmorgens aus dem Wohnwagen trat, tüchtige Holzpantoffeln an den Füßen und eine Schürze um. Abends aber, bei der Vorſtellung, trug ſie ein blauſamtenes Kleid, mit langer Schleppe, und goldene Schuhe Es war aber noch ein zehnjähriger Junge daz: ſchlank, blond, mit großen, braunen Augen. Dieſer turnte bei der Vorſtellung an einem Trapez, das vom Dach des Zeltes herunterbaumelte, und führte dann den Eſel vor. Der Eſel war gut dreſſiert, wußte, wieviel 17 und 16 und die Hälfte von 34 iſt. Das Tier ſuchte dann aus einer Reihe Papptafeln mit Zahlen darauf die richtige Zahl heraus! Dann fand er aus einem Spiel Karten das Herzaß, und was derlei luſtige Sachen mehr waren. Als der Sohn des Kaufmanns im Dorfe, Peter, am Tage nach der erſten wunderbaren Vorſtellung des Zirkus, die er mit ſeinen Eltern beſucht hatte, in die Schule kam, ſaß auf Peters Nebenplatz ein fremder Junge. Peter aber erkannte den Jungen ſofort. Es war der Trapezkünſtler aus dem Zirkus, der dann ſpäter auch dem Eſel die ſchwierigen Auf⸗ gaben ſtellte. Schü“nern ſaß der junge Künſtler, der ſo gut turnen konnte, in einen abgetragenen Anzug auf der Bank, während er im Zirkus ein flitterbeſetztes Trikot trug, kühn hoch oben auf dem wackeligen Trapez ſeine Fertigkeit zeigte und dreiſt mit einem Teller bei den Zuſchauern abſammeln ging. Raſch hatte ſich Peter mit dem Jungen, der Fridolin hieß, befreundet; alle Tage beſuchte Peter die Vorſtellung. Und eines Tages bat Peter ſeinen Vater, den Kaufmann, er möge ihm doch geſtatten, mit dem Zirkus zu reiſen. Erſtaunt blickte der Vater ſeinen Sohn an. „Gut!“ ſagte er dann.„Wir gehen jetzt zum Zirkusdirektor und ſprechen mit ihm. Fridolin verlebt einen Tag bei uns, und du gehſt in den Zirkus.“ Der Vater Fridolins, dem der kleine Zirkus gehörte, ſchmun⸗ zelte, als ihn Peters Vater zuſammen mit Peter beſuchte und ſein Anliegen vortrug. Er ſtrich ſeinen Schnurrbart, ließ eine lange Peitſche durch die Luft knallen und ſagte, daß es ihn ſehr freuen würde. den kleinen Peter zum Zirkusmann zu erziehen. Am nächſten Morgen, Zirkus. „So, mein Junge“, ſagte die Frau Direktor,„nun mahle erſt mal Kaffee!“ Betrübt nahm Peter die Kaffeemühle; viel lieber wollte er zu den Affen und dem Eſel. Dann gab es dünnen Kaffee und trockenes Brot, worauf der Herr Direktor kam und Peter be⸗ fahl, ſofort den Pferdeſtall auszumiſten, das Pferd zu füttern und ſauber zu putzen und dann den ſchwarzen Pudel ab⸗ zubürſten. Aber da der alte Schimmel laut wieherte, als der fremde Junge den Stall betrat, wagte ſich Peter nicht hinein. Der Pudel bellte ihn an und zeigte ſeine Zähne. Betrübt ſchlich Peter zurück in den Wohnwagen. „So!“ rief die Frau Direktor.„Nun kommt der Eſel dran! Da mußt du ein wenig aufpaſſen, denn er beißt!“ Und tatſächlich fletſchte der Eſel die Zähne, als Peter ſich ihm näherte. Ein Affe ſprang auf Peter zu und riß ihn bei den Haaren. Erſchöpft kam Peter in die Schule, wo ſchon freudeſtrahlend Fridolin, der Junge aus dem Zirkus, ſaß. Er hatte Peters faſt neuen Anzug an und biß kräftig in eine Schinkenſtulle, die ihm Peters Mutter zurechtgemacht hatte. Nach der Schule wanderte Peter wieder dem Zirkus zu. Nun hieß es. im Wohnwagen Schularbeiten machen. Aber Peter war die Luſt vergangen, und er ſaß ganz ſtill da und zählte die vielen Fliegen, die im Wagen umherſchwärmten. Abends trafen ſich die beiden Jungen vor dem Zirkus. „Peter!“ ſagte Fridolin.„Ich halte es nicht aus bei euch. Ich muß eu meinen Tieren. Wie geht es dem Eſel und dem Schimmel? Haſt du den Affen Aepfel gegeben?“ „Der Teufel ſoll deinen Affen Aepfel geben!“ ſchrie Peter. „Ich gehe nach Hauſe!“ Und ſpornſtreichs liefen Peter nach rechts, Fridolin nach links in den Zirkus. Heute noch iſt Peter bei ſeinen Eltern und Fridolin in ſeinem Wohnwagen. Beide fühlen ſich wohl dabei und ſind zufrieden mit ihrem Los. Als der Zirkus abreiſte, blieb der Eſel, der hinter den Wagen herlief, vor dem Hauſe von Peters Eltern ſtehen. Er ſchüttelte den Kopf und ſagte zu einem Affen, der auf dem Dache des Wagens ſaß: „Das wäre ſo ein Zirkusmann geworden, der Peter!“ Dann verſchwanden die Wagen in einer Staubwolke. Selbſtgebaute Wetterpropheten. Eine Baſtelanleitung von Gertrud Reinſch. Wir brauchen uns nicht mehr einen Froſch im Glaſe zu halten, um zu wiſſen, ob es ſchönes oder Regenwetter geben wird, ſondern können uns auf zweierlei Weiſe eine „Wetteruhr“ ſelbſt bauen und ſchon Stunden vorher ſagen, ob ſich das Wetter ändert. Wir beſorgen uns einen trockenen, 10 oder 12 Zentimeter langen Strohhalm, ſpalten ihn vorſichtig in der Längsrichtung in fünf bis ſechs Teile. Dieſe Teile werden ſich, wenn der Halm wirklich trocken war, ſtets nach innen zu krümmen. Weiter beſorgen wir ein Holzbrettchen in der Größe 10 Zentimeter mal 15 Zentimeter und von 2 bis 3 Zentimeter Stärke. Am unteren ſchmalen Ende il eh wir nun eine runde Holzſcheibe mit einer Schraube. Die Scheibe hat etwa die Größe eines Mark⸗ ſtücks und iſt rund dreimal ſo dick wie ein ſolches. In dieſe⸗ Scheibe haben wir vorher einen ſchmalen Schlitz von etwa Strohhalmſtärke gefeilt, und zwar führt dieſer Schlitz von der Schmalſeite der Scheibe nach innen, mittelpunktwärts. Da hinein kommt der Strohhalm, der nun mit dem anderen Ende wie ein Uhrzeiger auf dem Brett liegt. Jetzt benetzen wir ihn mit warmem Waſſer: er ſtreckt ſich gerade. Dann halten wir ihn an den Oſen oder über den warmen Herd und er wird ſich ſtark biegen. Die beiden ver⸗ chiedenen Endpunkte werden mit 1 und mit 100 bezeichnet. ie geſamte Strecke wird ausgemeſſen und in 1 gleiche Ab⸗ ſchnikte 8 die die Bezeichnungen 1, 10, 20, 30, 40, 50, 60, 70, 80 und 100 erhalten. Steht nun der Halm mehr auf 100, iſt warmes, trockenes Wetter in Ausſicht— der Halnt biegt ſich alſo; biegt er ſich nicht, ſondern ſtreckt er ſich, wird er ſich mehr auf 1 zu neigen, und es gibt bald Niederſchläge. früh um fünf Uhr, war Peter im Ein anderer Wetterprophet iſt folgender: Auf einem Brettchen wird ein ſenkrechter Balken von etwa 15 Zentimeter Länge aufgeſchraubt, an dem wieder ein waag⸗ rechter Balken drehbar 159 wird. Dann wird ein kleiner Schwamm in Salzwaſſer gelegt und in der Nähe eines Ofens gut getrocknet. Dieſen Schwamm hängt man dann an die eine Seite des Waagebalkens und balanciert dieſen nun auf der anderen Seite mit einem kleinen Stück Metall als Gewicht aus. Dazu verwendet man ein Stück Draht, das an einem Bind⸗ ſaden befeſtigt wird, alſo ebenſo wie der Schwamm. Nun gilt es, darauf zu achten, ob ſich der Waagebalken nach der Seite des Schwammes zu ſenkt, oder nach der anderen, alſo ob er in die Höhe geht. Senkt ſich der Schwamm, ſo iſt das ein Zeichen, daß er ſich voll Feuchtigkeit ſaugt, alſo daß die Luft viel Feuchtigkeit enthält und daß es Regen gibt; hebt er ſich aber und ſinkt demnach das Gewicht, ſo gibt es gutes Wetter oder es bleibt eben ſchön. So kann man ſchon Stunden, ge⸗ gebenenfalls einen Tag vorher ſagen, ob es Regen gibt. Ein Wunderſtern. Dieſer„Wunderſtern“ iſt in einem einzigen Zuge gezeichnet. Wer wagt es, ihn nachzuzeichnen? Haſſan und Ali haben einen Schatz gefunden: 36 Gepäckſtücke verſchiedenen Wertes. Der ſchlaue Haſſan kennt die Wertſtücke. Er legt alles im Kreiſe aus und beginnt abzuzählen. Jedes zwölfte Stück ſoll für ihn ſein. So zählt er ſeine Hälfte— 18 Stücke— aus, und nach ſeiner Methode hat er die 18 werte volleren Sachen. Ali merkt nichts. N Auf dem Bilde: Die 18 Punkte ſind die Wertſtücke, die 18 weißen Felder die anderen. Nimm einen Bleiſtift und zähle 12 Stück ab. Das zwölfte Stück muß ein ſchwarzes ſein. Dieſes darf beim zweiten Male nicht mehr mitgezählt werden.— Wo du anfangen ſollſt? Ja— das mußt du ſelbſt erraten, das iſt doch die Aufgabe! 5 oe 8 uoigpe wmnzog Scope dupfuz a0 A zun ug dio gefunden en da bun gin Wer zeichnet mit? Motiv Nr. 1:„Mutter Krauſe.“ N. Motiv Nr. 2:„Papa Krauſe.“ 30 ls Püntograyl Humoreske von Gg. Wilh. Rapp. Eigentlich ſollte ich ein Päckchen Backpulver kaufen, Marke S ce 1100„Felnſchmecke, nur echt in Originalpackungen; man achte auf die Firma. Dies hatte mir meine Frau nach⸗ drücklich eingeſchärſt. Der Verkäufer war aber ſehr höflich, machte bei jeder Antwort eine untadelige Verbeugung, kam vom Wetter über den Umweg Eckener— Azoren auf Ibſen, van Dyck und Kaulbach auf die moderne Bildniskunſt zu ſprechen; und als ich den Laden verließ, gefolgt und für meinen ferneren Lebensweg beglückwünſcht von einem Troß höflich⸗ keitsbefliſſenen Perſonals, trug ich ihn wohlperpackt unter dem Arm. Den Photoapparat. Trotzdem der Verkaufsleiter fort⸗ während von 9 mal 12 geſprochen hatte und 9 mal 12 nach der altbewährten Methode Adam Rieſe gleich 108 iſt, hatte die Kiste nicht 108, ſondern 250 Emmchen gekoſtet, die ich in Raten von monatlich 50 Pfennigen bis zu meinem ſeligen Ende ab⸗ zutragen gedachte. Noch umfangreicher als die Kiſte ſelbſt war der ſonſtige Plunder, den ich nach der Auffaſſung des mit Fachausdrücken mir unbekannten Sinnes geradezu überfütter⸗ ken Verkäufers unentbehrlich benötigte. 0 Als meine Frau den Abſchluß öffnete, erſchrak ſie zu Tode, woran ſowohl das rieſige Paket, wie auch das dumme Geſicht ſchuld geweſen ſein mochte, das ich dazu machte. Die Miete ſei noch zu bezahlen, für ihr neues Komplet hätte ich immer kein Geld gehabt, und nun komme ich mit ſolchem Firlefanz. Da ich gegen ihre Argumentation nichts Vernünftiges ins Feld führen konnte, rechnete ich ihr vor, daß ich allein an Bekannten und Verwandten, die ſich doch nun nur noch von mir verbild⸗ niſſen ließen, ein Henry⸗Ford⸗Vermögen erſchaffen könnte, daß wir uns dann eine Villa im Grunewald kauften, und warf mit theatraliſchem Stolz mit den unverdauten Fachausdrücken um mich, die ich ſelbſt nicht verſtand. Darin war von Aplanat, Anaſtigmat, 9 mal 12, ſaurem Fixierſalz und anderem Miſt die Rede. Das half, wenn auch das ſaure Fixierſalz die Wirkung hatte, daß ſie auch weiterhin ein ſaures Geſicht machte. Als die Sonne wieder ſchien(hier meine ich die aſtro⸗ nomiſche), verſammelten ſich in ſteifem Sonntagsſtaat, mit Schmuck behangen wie Schlittenpferde, um mich und meine Zauberkiſte: meine Urgroßmutter, meine Großmutter, der alte Erbonkel Kaſimir und ſeine unausſtehliche Gemahlin Anaſtaſia, meine Frau, unſere Perle und der alte, gichtbrüchige Hofhund Hektor. Ich klappte mit amtswürdiger Feierlichkeit das Stativ auseinander und ſagte, nachdem es einige Male zuſammen⸗ geknickt war wie eine blattlauskranke Lilie, im Vollbewußtſein meiner Bildniskunſt: Bitte recht freundlich! f Am ſchwierigſten erwies ſich die Aufgabe, den vierbeinigen Hektor zum Stillhalten zu bewegen. Ich verſprach ihm eine Hütte aus Meißener Porzellan, ſtatt Meiers prima Hunde⸗ kuchen ein Beefſteak à la tatare und eine Kette aus achtzehn⸗ karätigem Feingold. Leider waren die Qualen, unter denen er endlich ſtillhielt, vergeblich gelitten, denn zu ſpät fiel mir ein, daß ich nur ſechs Kaſſetten und daher den Heltor über die Urgroßmutter photographiert hatte. Dieſes zoologiſch⸗ anatomiſche Wunder lähmte mein bildniskünſtleriſches Fähig— ketlsbewußtſein ganz erheblich.. Bei der Entwicklung, die ich der erforderlichen Dunkelheit halber alsbald an einem verſchwiegenen Ort vornahm, deſſen nur kleines Fenſter ich mit rotem Papier verklebt hatte, rang ich mich zu der Ueberzeugung durch, daß ich dieſes Konterfei, auf dem meine liebe, alte Urgroßmama über dem alther⸗ gebrachten Spitzenkrägelchen eine Wolfshundsſchnauze hatte und unter dem ſchwarzen Sonntagsſeidenrock neben zwei menſchlichen Gehvorrichtungen auch vier tieriſche aufwies, un⸗ möglich präſentieren konnte; zornvoll warf ich es in den Aſcheneimer, und begann mit der Entwicklung der Großmutter. Dieſe alte, würdige Dame ſchwamm nun ſchon eine gute halbe Stunde im Entwicklungsbad herum und noch immer zeigten ſich keinerlei Spuren ihres Vorhandenſeins auf der Platte. Endlich kam mir die Erleuchtung(wie immer zu ſpät): ich hatte vergeſſen, bei der Aufnahnie den Kaſſettendeckel aufzu⸗ ziehen. Wutſchnaubend feuerte ich die Großmama zu dem vorigen Wunder in den Aſchenkaſten. Nun ging es weiter in der Entwicklung, freilich nicht in die der Platten, ſondern eine dichte Wolke von Ruß entwickelte ſich über der rot⸗ bezylinderten Funzel, ſtank markerſchütternd nach Petroleum, erſtickte das Licht und überzog langſam, aber ſicher alles im Raum mit einer lieblichen ſchwarzen Schicht. Unterdeſſen badete ich Onkel Kaſimir ſchon reichlich lange in der Entwickler⸗ löſung. Während er ſich in natura, wie ſein idealer Bruſt⸗ und Bauchumfang von 2,20 Meter erweiſt, ſehr ungehindert entwickelte, ging es mit ſeinem Werden auf der Platte peinlich langſam. Endlich, endlich ſah ich in der Mitte der Platte einen werdenden Fleck. Freudvoll hielt ich ihn an das Licht und er⸗ lannte zu meinem Entſetzen, daß es ſeine gewohnheitsgemäß über dem Bauch gefalteten Hände waren, auf die ich wohl ein⸗ geſtellt haben müßte, daß aber ſeine übrige Körperlichkeit ſo verſchwommen ausſah wie die Goetheſtraße, wenn ich früh um fünfe aus dem„Goldenen Adler“ herausgefallen komme. Auf⸗ atmend aber nahm ich wahr, wie das Bild meiner lieben Erbtante Anaſtaſia, die eine nußgroße Warze auf der Naſe thronen hat, mit beſtrickender Schnelligkeit aus dem Bad kam. Mein in allen Dur⸗ und Molltonarten ausgeſtoßener Jubelruf entpuppte ſich aber bald als blinder Lärm Denn als ich die Platte an das Licht hielt, erwies ſich mit erſchreckender Evidenz die klaſſiſch gewordene Duplizität der Ereigniſſe: Tante Anaſtaſia hatte auf dem Bilde zwei Naſen, vier Aeuglein, ebenſoviel Ohren, zwei Geſangbücher in vier Händen und— was ſie mir wohl am wenigſten verziehen hätte— zwei Warzen. Wollte ich nicht von ihr mit Sicherheit ſenterbt werden, ſo konnte ich unmöglich mit dieſem Porträt vor ihrem ge⸗ ſtrengen Antlitz erſcheinen. Zu ſpät wurde mir klax, daß das Stativ gewackelt hatte und die Verdoppelung der Taute war irreparabel. Nun kam das Bildnis meiner Frau. Oder rich⸗ tiger ausgedrückt: es kam nicht. Statt ſeiner aber wurde ein immer dichter werdender Schleier auf der Platte ſichtbar, und ich mußte mich und ſie damit tröſten, daß im Orient. B. die Damen ja auch immer hinter Schleiern verborgen ſind. In der Hitze der Ausſprache über dieſe Kulturfrage legte ich das nächſte ild, das unſerer edlen Perle, verſehentlich zuerſt ins Natron und beſiegelte damit ſein Schickſal. Anng, ſo hieß die Perle, war empört und kündigte zum Erſten. Meine Frau jammerte, und die Debatte endigte mit der etatmäßigen Bewilligung eines ee 10 b Wache nderntags zog ich einen ſchwarzen Rock an, beſu Reihe nach die While zu 1 bis 5, erzählte ihnen mit Leichen⸗ bittermiene, der Apparat ſei mir ſamt Platten in der letzten Nacht aus dem offenen Fenſter heraus geſtohlen worden— die Welt wäre aber auch zu ſchlecht, was auf die Kriegskoſt zurück⸗ geführt werden müſſe, und das Mädchen hätten wir fort⸗ gejagt, weil es das Fenſter offengelaſſen habe. Die Urgroß⸗ mutter, die Großmutter ohne Ur und die Tante Anaſtaſia weinten ein bißchen über die Schlechtigkeit ihrer Mitwelt, und Onkel Kaſimir wollte gleich zu einem befreundeten Polizei⸗ kommiſſar, wovon ich ihn händeringend abhielt. 5 Dann ſchob ich wutſchnaubend zu dem Photogeſchäft, ſchimpfte über den Schund im allgemeinen und über die Lieb; haberphotographie im beſonderen, und zitierte im Laufe der Lehrerin:„Was willſt du denn, Trudchen?“ 2 Trudchen:„Fräulein, die Grete ſagt, wo die Broſche ſitzt, iſt vorn!“ Lehrerin:„Na— und?“ 5 Trudchen:„Da habe ich ihr geſagt: Bei Ihnen aber nicht. bloß Ihr Kopf ſitzt auf der falſchen Seite.“ Der Rieſe. „Du, Iroßvater! Is et bei dir da oben boch ſo kalt wie hier unten?“ U — b Hausherr.—„Und ich der Hals!“ lächelt die Gattin. dreh mal den Kopf ohne mich!“ Gedankenarmut. „Ich ſage ſtets nur, was ich denke!“ „Ach, deshalb waren Sie auch den ganzen Abend ſo ſchweigſam, Herr Müller!“ Ein unnötiger Wunſch. „Sie wünſchen, mein Herr?“ „Ich wünſchte Ihnen zu ſagen, daß Sie hübſch ſeien f — aber ich ſehe, daß ich 9 1 mich getäuſcht habe und—. bitte um Entſchuldigung.“— 2. uu. A vue 5 Kindermund. Sag mal, Papa, iſt Mädchenhandel eigentlich erlaubt?“ 196 Junge— wie kommſte denn auf ſon Auaiſchs“ „Na, es gibt doch überall Mädchenhandelsſchulen! Gute Antwort. Onkel:„Nun, Fritz, warum habe ich dich vor⸗ hin einen kleinen Ddumm⸗ kopf genannt?“ Fritz:„Weil ich noch nicht ſo groß bin wie dy!“ Ausſprache einen ſehr gangbaren Satz aus dem„Götz von Berlichingen“, worauf ich mit Klagedrohung herausgeſchmiſſen wurde, und gab im„Täglichen Intelligenz- und Anzeigenblatt“ folgende Anzeige auf: Photoapparat, wenig gebraucht, ungewöhnlich leiſtungs⸗ fähig, erſte Marke, glänzend bewährt, Familienverhältniſſe halber billig abzugeben. Drei Tage ſpäter wurde er abgeholt. Die 50 Mark, über die wir, nachdem ich 500 gefordert hatte, endlich einig wurden, verſprach der Uebernehmer, ſofern er einmal Geld hätte, ab 1938 ratenweiſe abzuzahlen. „Ich hin eben (Behauptungen.) „Ich bin eben nervös“— behauptet der Menſch, wenn er ſeinen Launen die Zügel ſchießen läßt. „Ich bin eben aufrichtig“— behauptet der Menſch, wenn er ohne Not ſeinem lieben Nächſten eine unangenehme Wahr— heit ins Geſicht ſagt. „Ich bin eben anders eingeſtellt“— behauptet der Menſch, wenn er einer unbequemen Verpflichtung entgehen will. „Ich bin eben unverſtanden“— behauptet die junge Frau, wenn ſie ſich einmal langweilt. „Ich bin eben für Sauberkeit“— behauptet die Hausfrau und putzt ſo lange, bis ſie den teuren Gatten zum Hauſe hinausgeputzt hat. „Ich bin eben die Stütze“— behauptet das neue Fräulein und ſetzt ſich mit dem Roman ins Wohnzimmer. „Ich bin eben das Haupt der Familie“— behauptet der „Bitte, J. Adams. Logik. „Herrgottnochmal, machen Sie doch das Fenſter zu! Merken Sie nicht, daß es draußen verdammt kalt iſt?“ „Ich glaube aber nicht, daß es draußen wärmer wird, wenn ich das Fenſter zumache.“ U. E. Gefahr im Verzuge. „Du, Georg, warum ſtrömt alles aus dem Salon heraus? Sind die Erfriſchungen angeſagt worden!“ 2 Georg:„Nein, aber Tante Mathilde ſchickt ſich zum 75 an 2. R. Die Taube. „Paßt mal auf, Jungens! Eine Taube fliegt von Paris nach Berlin, das ſind 1050 Kilometer. Sie braucht für 50 Ktlo⸗ meter eine Stunde— wie lange braucht ſie für die Reiſe, Emil?“ „Dreiundzwanzig Stunden.“ 5 30 „Falſch! Rechne nach: 1050 durch 50 macht? „Einundzwanzig.“ 5 5 „Warum ſagteſt du dreiundzwanzig?“ „Ich dachte, die Taube würde ſich unterwegs elwas aus⸗ geruht haben.“ f Stolz. Prinzipal:„Sag mal, Fritz, haſt du den runden Tinten— klecks ins Hauptbuch gemacht?“ 5 Lehrling:„Ja, det jloom Se nich— janz ohne Zirkel!“ Ein Glücklicher. „Na, warum freuen Sie ſich denn ſo, Herr Müller? Sie ſtrahlen ja übers ganze Geſicht!“. „Ja, denken Se mal, eben habe ich'nen Schneider entdeckt, bei dem ich noch nicht gepumpt habe!“ Schlehen hergeſtellt, iſt vortrefflich gegen Skrofeln. 0 a Die Kerne der Hagebutte liefern einen ſehr wohlſchmeckenden Tee, der harntreibend und für Blaſenleidende von günſtigem Einfluß iſt. Grüne Pomeranzen werden vielfach als Extrakt in Rotwein gegen Erſchlaffung der Verdauungsorgane und gegen Blähungen ein⸗ genommen. ö Die Wacholderbeere leiſtet bei anſteckenden Krankheiten als Desinfektionsmittel vortreff⸗ liche Dienſte. Wacholderbeeren werden auch zu Schnaps gebrannt und zu Einreibungen gegen d 8 i s a rheumatiſche Leiden angewendet. NN Die Kerne der Quitte werden mit kaltem Waſſer übergoſſen und der ſich bildende Schleim Der letzte Korb kommt weg. Nur Waſſer, Sand und Dreck!— Der Dampfer pfeift zum Gruß: Die Saiſon macht Schluß. Was ſich hier eingefunden, Iſt alles jetzt verſchwunden: Perſönchen und Perſonen— Die ganzen Senſationen.— Der Graf ſah ſchneidig aus! Doch kam es ſpäter'raus. Er hieß Herr Müller ſchlicht Und ging freiwillig nicht. Zehn Mille waren's bloß— Das iſt Kaſſiererlos! Herr Amadäus Kännchen, Ein kleines, dickes Männchen (Futter und Getreide), Der ging hier draußen pleite.— Der Doktor Ziegenblick, Der hatte auch kein Glück. Trotzdem— im Sturm erprobt— Hat er ſich hier verlobt. Oberlehrer Meckerling Verlor hier ſeinen Ehering. Ihm hat's, mit finſt'rem Grollen, Die Frau nicht glauben wollen.— Kurz, wie geſagt, es war Die Saiſon von dieſem Jahr Für jeden, der am Strande lieſ— Nicht poſi...— ſondern negativ! Will. Früchte als Medizin. Die Zitrone iſt die Perle unter dem Obſt. Ihr Saft durchdringt und reinigt den Körper. Andauernd mäßig gebraucht, belebt der Saft ſelbſt abgeſtorbene graue Stellen in der Schleim- haut. Die Zitrone löſt Steinbildungen, gich⸗ tiſche und rheumatiſche Ablagerungen, tötet Pilz⸗ bildungen. Sie hat blutbildende Kraft, weil ſie die Blutgefäße zuſammenzieht, auch be—⸗ fördert ſie die Rückbildung von Venenerweite— rung. Der Apfel, ein beſonders edles Obſt, enthält viel Eiſen; ſein Genuß empfiehlt ſich daher bei Bleichſucht zur Unterſtützung der Blutbildung. Er iſt reich an Sauerſtoff, den er an das Blut abgibt, wodurch er die Lungentätigkeit erhöht und aſthmatiſche Zuſtände lindert. Vor allem aber ernährt er die Milz und durch dieſe das Gehirn. Daher kommen die glänzenden Er— folge, die durch eine Koſt aus Schrotbrot und Aepfeln bei Nervenkrankheiten erzielt wurden. Auch gilt der Apfel aus demſelben Grunde als Beruhigungs⸗ und Schlafmittel. Die Birne iſt ſehr nahrhaft, enthält viel Kalk für die Knochenbildung, wird hauptſächlich durch den Speichel gelöſt und durch die Nieren ausgeſchieden. Pflaumen ſind ſehr nahrhaft, wirken ausgezeichnet gegen trägen Stuhlgang. Bei ſchwachem Darm ſollten die Pflaumen ge⸗ ſchält werden. Pfirſiche und Aprikoſen regen die Lunge und vor allem die Leber an. Die Schale iſt beſonders wertvoll. Weintrauben reinigen das Blut, die Lunge und Leber. Weintraubenkuren werden gegen Unterleibsſtockungen verordnet. Die große Menge Kaliumbikarbonat und Waſſer, die ſie enthalten, beſchleunigen die Tätigkeit der Nieren. Ihr Gehalt an Zucker regt die Leber— tätigkeit an, und das ihnen innewohnende Cremor tartari verleiht ihnen die ſtark ab⸗ führende Wirkung. Erdbeeren ſind reich an Phosphor; daher vorzügliche Nervenkoſt. Ihr Genuß ruft jedoch bei manchen Menſchen mit empfindlicher Haut leicht Hautfrieſel hervor. Das Mitgenießen von Brot ſoll dieſe unangenehmen Folgen ver⸗ hindern. das Blut bis zum Fieber. Nüſſe geben Nervenkraft. Mandeln und Wal⸗ nüſſe enthalten Blauſäure in ihren Schalen— darum legen ſie ſich leicht auf die Stimmbänder und veranlaſſen Heiſerkeit. Haſelnüſſe ſind die feinſten und zuträglichſten Nüſſe. Himbeeren, als Saft gegeben, iſt, mit Waſſer gemiſcht, ein für Kranke ſehr geſchätztes Ge⸗ tränk. Bei Gallenleiden iſt der Genuß von Himbeereſſig meiſt ſchmerzſtillend und ſänf⸗ tigend. Auch Himbeereſſig wird mit Waſſer gemiſcht.. Brombeeren und Ebereſchen ſind altbewährte Mittel gegen Durchfall. Die getrockneten Blätter und Blüten der Brombeeren, mit heißem Waſſer überbrüht, werden vielfach als Gurgelwaſſer benutzt. Die Wurzeln wirken harntreibend. Heidelbeeren haben merkwürdigerweiſe in rohem, getrocknetem und in gekochtem Zuſtande eine verſchiedene Wirkung. Roh oder gekocht genießt man ſie gegen Verſtopfung, getrocknet oder als Heidelbeerwein gegen Durchfall. Preiſelbeeren als Kompott ſind vorzüglich für Magen⸗ und Gichtleidende, ebenſo für Fieberkranke, denen ſie auch in friſchem Zu⸗ ſtande, wenn ſie gequetſcht dem Trinkwaſſer beigegeben werden, gute Dienſte leiſten. Hollunderbeeren— als Mus gekocht— ſind ſchweiß⸗ und harntreibend und empfehlenswert bei Katarrhen und rheumatiſchen Leiden. Die Blüten werden als Tee gegen geſchwollene 14 9 55 Heiſerkeit und Halsſchmerzen ge⸗ raucht. Die Blätter der wilden Schlehe ſind als Tee Sehr reichlich genoſſen, erregen ſie, als Heilmittel gegen Augenkrankheiten ge⸗ braucht. Eingemachte Quitten wirken gegen Durchfall. Der Nährwert der Banane iſt bedeutend. Feigen und Datteln ſind vorzügliche Nahrungs⸗ mittel, die allerdings ihre beſondere Wirkung durch das Dörren teilweiſe einbüßen. Friſch ſind die Feigenkörnchen am geſündeſten, ge⸗ trocknet ſtopfen ſie leicht Nieren⸗ und Leber⸗ kanälchen. Der Tee von abgekochten Feigen iſt ein vortreffliches Mittel gegen Katarrh und Huſten, ein gut löſendes Gurgelwaſſer und bei entzündlichen Reizungen der Harnorgane und des Darms von ſehr guter Wirkung. Apfelſinen wirken milder als Zitronen, durch⸗ dringen aber auch die Schleimhäute. Die Schalen von Zitronen und Apfelſinen enthalten dieſelben Bitterſtoffe wie Pfirſiche, nur be⸗ deutend konzentrierter. Die Ananas iſt nicht nur ein ſehr wohl⸗ ſchmeckendes Genußmittel, ſie enthält viel Nährſtoff, nämlich 15 Prozent Zucker; außer⸗ dem iſt ſie durch ihren Saftreichtum leicht ver⸗ daulich. 1 Mund oer ſorgung. Die zehn Gebote für ein kräftiges Gebiß ſind: 1. Stillt euren Durſt mit Waſſer. 2. Trinkt Milch, wenn möglich ungekochte, denn dann enthält ſie genügend Kalk. Soll ſie aber abgekocht werden, dann laſſe man ſie auf einem nicht zu ſtarken Feuer eben bis zum Kochen kommen. 3. Kocht das Gemüſe nicht ab, denn dadurch büßt es ſeine wertvollen Salze und Vita⸗ mine ein. Man laſſe das Gemüſe daher nur langſam gar ſchmoren. Eßt viel Salat und viel Obſt; letzteres, nachdem es vorher gut gewaſchen worden iſt, am beſten mit der Schale. Gebraucht nur wenig Zucker und eßt wenig Kuchen und ſonſtige Süßigkeiten. Verwendet niemals Zahnſtocher aus Metall, ſondern nur ſolche aus Holz, Zelluloid oder Federkielen. Durch das Eſſen einer harten Brotkruſte entfernt man die nach der Mahlzeit zwiſchen den Zähnen ſitzenden Speiſereſte. Putzt eure Zähne abends gründlich; morgens ge— nügt es, den Mund auszuſpülen. Zahn⸗ paſta oder Zahnpulver dürfen keine ſcharſen Stoffe enthalten. Eßt nicht zu heiße, aber auch nicht zu kalte Speiſen. Auf jeden Fall vermeide man den ſchnellen Wechſel von kalten und warmen Speiſen. „Nach dem Genuß von Süßigkeiten ſoll man immer den Mund gut ausſpülen oder ein Stückchen Brot kauen. Laßt eure Zähne von Zeit zu Zeit nachſehen und wartet nicht, bis euch unerträgliche Schmerzen zum Zahnarzt führen. Je länger man wartet, deſto größer werden die Schmerzen und Koſten. geſundes und friſchem, reinem ſtark blutreinigend. Tee, aus getrockneten Wein man Infolge der ſchlechten wirtſchaftlichen Ver⸗ hälin fe geraten immer mehr unſerer Volks⸗ genoſſen in harte Bedrängnis. Der größte Teil von ihnen iſt mit nicht unerheblichen Steuer⸗ beträgen im Rückſtand und kann die fällig wer⸗ denden Steuern nicht zahlen. Daher kann leder Steuerpflichtige, für den die Einziehung der Steuer mit erheblichen Härten verbunden iſt, Stundung beantragen, die auch bewilligt werden muß, wenn die Steuerforderung durch die Stundung nicht gefährdet wird. Allerdings ſind in dieſem zahlen. Die Finanzämter haben jedoch Stundungs⸗ geſuche, auch ohne den eingehenden Nachweis. daß Mittel zur Zahlung der Steuerſchuld nicht vorhanden ſind, beſchleunigt zu behandeln und nach Möglichkeit durch Vereinbarung von Raten⸗ zahlungen mit dem Steuerpflichtigen zu er⸗ ledigen. Hat man alſo gegen einen Steuerbeſcheid Einſpruch eingelegt, ſo wird man zweckmäßiger⸗ weiſe Ausſetzung der Beſteuerung bis zur end⸗ gültigen Entſcheidung beantragen. Wie iſt es nun, wenn das Verfahren ſchon bis zur eee gediehen iſt? Zuerſt iſt dabei zu beachten, daß die Aufrechterhaltung des Betriebs des Steuerpflichtigen durch die Beitreibung nicht gefährdet werden darf. Die Veräußerung von Betriebsgegenſtänden ſoll auch nicht zu Preiſen erfolgen, die dem Steuer⸗ pflichtigen nicht zugemutet werden können. Der Reichsfinanzminiſter hat in einem Erlaß aus⸗ drücklich betont, daß es nicht nur im Intereſſe des Staates liegt, wenn in Fällen, in denen durch freiwillige Abzahlungen die Steuer⸗ rückſtände abgedeckt werden, nicht in überſtürzter Wir zu Vollſtreckungsmaßnahmen geſchritten wird. Der Geſetzgeber hat ein Verzeichnis der Gegenſtände aufgeſtellt, die unpfändbar ſind. Das bedeutet aber nicht etwa, daß zum Zweck der Beitreibung der Steuern ohne weiteres die Pfändung aller Gegenſtände vollſtreckt werden kann, die nicht zu den unpfändbaren Sachen gehören. Bevor Vollſtreckungsmaßnahmen ergriffen werden, muß vielmehr ſehr ſorgfältig geprüft werden, ob die Einbuße, die ein Steuerpflich⸗ tiger durch die Vollſtreckung erleidet, in einem angemeſſenen Verhältnis zu dem für den 0 zu erwartenden Vollſtreckungsergebnis eht. Dies wird zum Beiſpiel dann nicht der Fall ſein, wenn zum Zwecke der Beitreibung eines Steuerrückſtandes von beträchtlicher Höhe Gegenſtände des Hausrats oder Betriebsmittel gepfändet werden, deren Wert nur zu einem geringen Teil die Steuerſchuld deckt, deren Ver⸗ ſteigerung den Steuerpflichtigen aber empfind⸗ lich treſſen würde. Unnötige Härten ſollen eben vermieden werden. Die Zwangsvollſtreckung in das bewegliche Vermögen geſchieht durch Pfändung, und zwar dürfen nicht mehr Sachen gepfändet werden, als zur Deckung der Forderung und der Koſten nötig ſind. Schließlich muß die Pfändung ganz unterbleiben, wenn lein Ueberſchuß über die Koſten der Zwangsvollſtreckung zu erwarten iſt. Weiſt der Schuldner dem Vollziehungsbeamten nach, daß ihm Stundung gewährt worden iſt oder daß er die Schuld bereits bezahlt hat, ſo darf nicht mehr gepfändet werden. Auch iſt der Beamte verpflichtet. Teilbeträge entgegen⸗ zunehmen. Gewiſſe Gegenſtände dürfen, wie ſchon geſagt, nicht gepfändet werden. Hierzu gehören vor allem die unentbehrlichen Kleidungsſtücke ſowie Betten, Wäſche, Haus⸗ und Küchengeräte, Nah⸗ rungs⸗ und Feuerungsmittel auf vier Wochen oder der zur Beſchaffung derſelben auf zwei Wochen erforderliche Geldbetrag, ferner auch Gegenſtände, die zur Fortführung des Ge⸗ Straßen konzert Falle Stundungszinſen zu werbes der Landwirtſchaft oder der Kung enen.. 15 Ueberſchreitet der Vollziehungsbeamte e die eben geſchi 7 0 o iſt Beſchwerde an das Landesfinanzan geben. Sie iſt iich due l 9 inanzamt einzureichen, damit dieſes unter Um⸗ ſtänden ſchon von ſich aus die erforderlichen Schritte unternehmen kann. Zugvögel. Lebensregeln. Das Urteil der Menge mache dich immer nachdenkend, aber niemals verzagt. 1 * Quäle dich nicht mit Mutmaßungen über ein Leben nach dem Tode. Sobald du die Zwecke deines jetzigen Lebens immer vor Augen haſt im redlichen Streben treuer Pflicht⸗ erfüllung, ſo iſt dein Tun vollendet, wenn dich auch der Tod mitten unter deinen Hoffnungen und Plänen hinwegnimmt. * Der Zweck deines Lebens iſt Vervollkomm⸗ nung im Guten. Gut iſt alles, was zur Geſundung deines eigenen Körpers und Geiſtes wie jener anderer Menſchen beiträgt. Lebe den Pflichten und Beſchäftigungen nach, die dein Stand dir auflegt, aber bedenke immer, daß du vorzüglich für deine Ausbildung als Menſch zu ſorgen haſt. * Sei auf deiner Hut vor Aufwallungen des Zorns. Laß deinen Unmut niemals Leuten fühlen, die dir nichts darauf erwidern dürſen und mögen. Anſichtspoſtkarten. Zumpes ſind vom Urlaub zurückgekommen. In ihr kleines Heimatſtädtchen. „Zaratuſtras ſind böſe!“, kommt am erſten Abend Zumpe nach Hauſe. „Warum denn?“ „Weil wir ihnen keine Karte geſchrieben haben. Sie haben geſagt, wenn man ſchon daheim bleiben muß, ſollten einem wenigſtens die Leute, denen es beſſer geht, ſchreiben.“ „Und Zeros'?“ „Zeros' ſind auch böſe.“ „Warum denn?“ „Weil wir ihnen eine Karte geſchrieben haben. Sie haben geſagt, wenn man ſchon daheim bleiben muß, ſollten einem wenigſtens die Leute, denen es beſſer geht, keine protzigen Karten ſchreiben.“ J. H. R. Nalsel- Ecke Diagonalrätſel. 3j 8 FH˙„FFFFFVV, — i i- i- tl lm- m- m m— n— n— n- n- n n n Dieſe Buchſtaben ſind ſo in obenſtehende Figur einzuordnen, daß die waagrechten Reihen Wörter mit folgender Bedeutung ergeben: 1. Stimmlage, 2. italieniſcher Erfinder, 3. ein deutſcher Sozialpolitiker, 4. Schlaginſtrument, 5. Seehundart, 6. Bewegung des Eiſes im Waſſer, 7. Afrikanerin. Die Diagonalen ergeben bei richtiger Löſung: 1. Berühmter Rundfunkfänger, 2. berühmter Wagnerſänger. zuu vues g uuvunveß ir nejvpnuobre — unn e Guben ed eee et ee Mon h uuvwun vg g uod e none. 1: o ipajvuob vc sg bunſoilnz Neue Geſetze Eine Reichskulkurkammer.— Regelung der Wohnſiedlung. Berlin, 23. Sept. Des Reichskabinett verabschiedete in ſeiner Stbung am Freitag das vom Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda vor⸗ gelegte Reichskultürkammergeſetz. Danach wird der Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda ermächtigt, die Angehörigen der Tätigkeitszweige, die ſeinen Aufgaben⸗ kreis betreffen, in Körperſchaften des öffent⸗ lichen Rechts zuſammenzufaſſen. Errichtet werden: Eine Reichsſchrifttum⸗ ſammer, eine Reichspreſſekammer, eine Reſchsrundfunkkammer, eine Reichslhea⸗ ſerlammer, eine RKeichsmuſikkammer umd eine Reichskammer der bildenden Künfte. Die vorläufige Filmkammer er- bhülk den Namen Reichsfilmkammer. Alle ee Körperſchaften werden zu einer Reichskullurkammer vereinigt. Das Reichskabinett genehmigte ferner Aen⸗ derungen des Geſetzes zur Wiederher⸗ ſtellung des Berufsbeamten⸗ tums vom 7. April 1933 wodurch Zwei⸗ felsfragen geklärt werden, die ſich aus der bisherigen Faſſung des Geſetzes ergeben ha— ben. Weiterhin beſchloß die Regierung ein Ge⸗ ſetz um Schutz der deutſchen Wa⸗ renausfuhr, das eine handelspolitiſche Verteidigungsmaßnahme darſtellt und die Möglichkeit ſchafft. gegenüber ſolchen Län⸗ dern, die deutſche Erzeugniſſe Einfuhrhe⸗ ſchrünkungen unterwerfen, zum Schutze der deutſchen Warenausfuhr ebenfalls Einfuhrbe⸗ ſchrüönkungen anzuordnen. 0 Schließlich wurde das vom Reichsarbeits⸗ minister bereits früher heantragte Geſet über die Aufſchließung von Wohnſiedlungsgebieten durch'die Reichsregierung beſchloſſen. Dieſes Geſetz ſoll die Beſiedlung des Bo- dens ordnen und nur in ſolchen Mohnſied⸗ lungsgebieten Anwendung finden. in denen ohe die Vorſchriften des Geſetzes die ausfüh⸗ renden Slellen nicht mehr in der Lage wa⸗ ren, die Siedlungsbewegung in geordneten Bahnen zu halten. Die Pariſer Beſprechungen „Jortſchritte erzielt?“ Paris, 23. Sept. Jeber die Pariſer Beſprechungen wurde vo franzöſiſchen Außenminiſterium ein offizielles Kommunique herausgegeben, in dem es heißt: „Im Laufe des Nachmittags haben ver- ſchiedene Beſprechungen über die Abrüſtung zwiſchen den Vertretern der franzöſiſchen, amerik niſchen und engliſchen Regierung ſtattgefunden. Mit dieſer Klärung wird be— zweckt, die Verhandlungen der Abrüſtungs— konferenz zu erleichtern, wenn ſie in naher Zukunft in Genf wieder anheben. Subſtan⸗ tiele Fortſchritte ſind auf dieſer Be— prechung erzielt worden.“ Rücktritt von Nohrs Berlin, 23. Sept. 1 80 Staafsſekretär im Reichsminiſterium ür Ernährung und Landwirtſchaft, von. Rohr, iſt unter Gewährung des geſetzlichen Wartegeldes in den einſtweili eise eden ſtweiligen Ruheſtand Zwei Todesurteile rechtskräftig Leipzig, 23. Sept. Das Reichsgericht verwarf die von den bei⸗ den Chemnitzern Bartl und Winkler gegen das Urteil des Schwurgericht Chemnitz vom 23. Mai, das ein Todesurteil gegen beide aus geſprochen hatte, eingelegten Reviſionen als unbegründet. Bartl und Winkler waren in der Nacht zum 5. Auauſt v. Is. in das natio⸗ nalſozialiſtiſche Verkehrslokal Herold in Chemnitz eingedrungen und hatten unter dem Ruf„Hände hoch!“ ihre Revolver auf die dort anweſenden Gäſte gerichtet. Als der Dentiſt Krebeck dem Bartl die Maffe entreißen wollte, erſchoß Winkler den Dentiſten von hinten durch einen Kopfſchuß, als Bartls Revolver infolge Ladehemmung verſagte. Münzenberg wegen Vetruas geſucht Amfkerdam, 23. Sept. Einer Meldung des„Telegraaf“ zufolge hat die Stgatsanwaltſchaft der Stadt Almelo einen Haftbefehl gegen den bekannten deut— ſchon Kommunfſtenführer Milli Münzenberg, den Herausgeber des berüchtigten Braunou⸗ ches über den Reichstagsbrand, erlaſſen. Alle Polizeibehörden werden aufgefordert, nach Münzenberg zu fahnden und ſeine Feſtnahme zu bewirken. „Der Haftbefehl geht auf einen Betrug zu⸗ rück, den Münzenberg beim Ueberſchreiten der holländiſchen Grenze begangen haben ſoll. Er kam mit einem großen Mercedeswagen und lieh ſich Geld, da er nicht genug Geld bei ſich hatte die Grenzgebühren für den Wagen zu bezahlen. Seit der Zeit hat er nichts mehr von ſich hören laſſen, auch das geliehene Geld nicht zurückbezahlt. Man nimmt an, daß er den Wagen ver⸗ 01 0 und mit dem Erlös die Weite geſucht hat. Aus heſſen Große Polizeiaktion in Lampertheim. Lampertheim, 23. Sept. Durch ein Kom⸗ mando von Worms. SA und SS wurde hier eine umfangreiche Aktion gegen Funktions⸗ mitglieder der KPD durchgeführt. Dieſe dau⸗ erte von morgens 6 Uhr bis mittags 2 Uhr. Im Verlaufe wurden 32 Perſonen vorläufig in Schutzhaft genommen und zum weiteren Verhör nach Worms gebracht. von wo aus ihre Ueberführung in das Konzentrations⸗ lager Oſthofen erfolgte. Bei den Hausſu⸗ chungen wurden zahlreiche Gegenſtände be⸗ ſchlagnahmt und zwar: zwei Parkeifahnen der KPd, zwei große Trommeln, 4 Schlagdeckel und 1 Signalhorn, 10 Muſikinſtrumente der Schalmeikapelle des ehemaligen Rotfront⸗ kämperbundes, ein Radioapparat, eine Wal⸗ ther-Piſtole und 10 Fahrräder mit kornblu— menblau geſtrichenem Rahmenbau und gel⸗ ben Felgen, die durch ihre Einheitlichkeit zweifellos die Zugehörigkeit zu einer Ge— heimorganiſation erkennen ließen. Außerdem wurden eine Menge Zeitſchriften ſowie Uni⸗ formſtücke des ehemaligen Rotfrontbundes beſchlagnahmt und ſichergeſtellt. Rhein⸗Dürkheim, 23. Sept.(Steigt ein Büblein auf den Baum Doppeltes Glück hatte ein Tippelbruder, der ſich auf der Landſtraße nach Mainz nicht da⸗ mit begnügte, heruntergefallenes Obſt aufzu⸗ leſen, ſondern zur reicheren Ernte auf einen Baum ſtieg. Ein Aſt brach und der Burſche ſtürzte auf die Straße, wo er blutend und halb bewußtlos aufſchlug, als im gleichen Augenblick ein Auto heranfuhr. Hätte der Fahrer nicht geiſtesgegenwärtig knapp vor dem Daliegenden den Wagen zum Halten gebracht, dann wäre der Abgeſtürzte auch noch überfahren worden. Nachdem er den doppelten Schrecken überſtanden hatte, war der Walzbruder bald ſo erholt, daß er ſich wieder auf die Strümpfe machen konnte. Nierſtein, 23 Sept.(Waffenfund im Acker.) Der Feldſchütz fand auf einem Acker ein guterhaltenes Infanteriegewehr, Modell 98. Man nimmt an, daß es von einem Geg— ner der jetzigen Regierung aus Angſt vor einer Hausſuchung dort hingeworfen wurde. Das Gewehr wurde auf der Bürgermeiſterei abgeliefert. Bingen, 23. Sept.(Rheinfähre „Stadt Rüdesheim“) Die neue Auto⸗ fähre, die in den nächſten Tagen zwiſchen Bingen und Rüdesheim eingeſtellt wird, iſt 30 Meter lang und 9 Meter breit. Auf zwei Fahrbahnen können auf ihr zwei Laſt⸗ züge, 5 Perſonenwagen und etwa 200 Per⸗ ſonen Platz finben. Zwei Dieſelmotore zu 90 PS geben der modern ausgeſtatteten Fähre den nötigen Antrieb. Weiſenheim a. B., 23. Sept.(Polizei⸗ diener ſeines Amtes enthoben.) Der hieſige Polizeidiener mußte wegen Verfehlun⸗ gen im Amte ſeines Dienſtes enthoben wer⸗ den. Zum vocläufigen Erſatzpolizeidiener wurde unter mehreren Bewerbern der SS-Mann J. Weber gewählt. Karlsruhe, 23. Sept.(Bis jetzt 300 000 Rm. für Oeſchelbronn.) Eine vorläufige vorſichtige Schätzung beziffert den Schaden an den Gebäuden in Oeſchelbronn auf 800 000 Rm., eine weitere Schätzung bezieht ſich auf die Höhe der bisher geſpendeten Beträge, die auf insgeſamt 300 000 Rm. angeſtiegen ſind. Die Naturalien ſind dabei nicht berück⸗ ſichtigt. Das große Schulhaus dient bis un⸗ ler das Dach als Aufbewahrungslager und weiſt eine große Reichhaltigkeit auf. Prozeßvorſitzender Senatspräfident Dr. Bünger Im Rahmen der bevölkerungspolitiſchen Aufklärungsaktion des Reichsminiſteriums für Volksaufklärung und Propaganda iſt für den Monat September eine Aufklärungs⸗ ſchrift herausgegeben worden, deren oben wiedergegebenes Titelbild den im ganzen Reich verbreiteten Plakaten entſpricht. Die⸗ ſes kleine Heft enthält das grundlegende Wichtigſte was jeder deutſche Volksgenoſſe über die Fragen der Erbbiologie und Raſſen⸗ pflege wiſſen muß. Die Tatſache, daß die Be⸗ völkerungspolitik die lebenswichtigſte und vordringlichſte Zukunfts⸗ und Exiſtenzfrage des deutſchen Volkes iſt, muß jedem Deut⸗ ſchen zur Selbſtverſtändlichkeit werden. Da⸗ zu dient dieſe Broſchüre, die von der NS. Volkswohlfahrt durch die örtlichen Organiſa⸗ tionen der NSDAP. mit Hilfe der Verbände und Vereine verbreitet wird. Einzelexempla⸗ re können auch an jedem Poſtſchalter im ganzen Deutſchen Reich für 10 Pfennig ge⸗ kauft werden. Das Geſchäft auf der Möbelmeſſe Frankfurt a. M., 23. Sept. Die Süd⸗ weſtdeutſche Möbelmeſſe brachte einen befrie⸗ digenden Erfolg. Zu einer guten Beſchickung (ca. 200 Firmen auf einer 8000 qm faſſen⸗ den Ausſtellungsfläche) kam ein verhältn' mäßig guter Beſuch. Insgeſamt fanden ſich rund 5000 Beſucher ein. Ca. 5 Prozent Be⸗ ſucher entfielen auf das Ausland, vor allem auf Holland, Luxemburg und die Schweiz. Einkäufer aus dem Saargebiet waren recht zahlreich erſchienen. Auch das geſchäftliche Er⸗ gebnis kann im allgemeinen als befriedigend, 3. T. ſogar als gut bezeichnet werden. Küchen, Kleinmöbel und Schlafzimmer gingen recht gut. Der Abſatz von Speiſe⸗ und Herrenzim⸗ mern war weniger ſtark. Ausgeſprochene Qua⸗ litätsmöbel und Stilmöbel fanden lebhafteres Intereſſe. Die ſogenannten Mittelgenres be⸗ gegneten nur ſchwacher Nachfrage, wenngleich auch hier an einigen Ständen ſehr befriedi⸗ gende Auskunft gegeben wurde. In Herren⸗ zimmern konzentrierte ſich das Geſchäft faſt ganz auf ſchwere Ware. In Holzbearbeitungsma⸗ ſchinen und Zubehörteilen kam es zu größeren Abſchlüſſen. Der Prinz, immer noch ſtehend, ohne zu wiſſen, wie „Man muß die Freiwilligkeit der Patrioten anrufen. iSi gel Gos vria bt! „Wenn der König von Preußen ſich allerdings von ſeinen Dienern derartig hintergehen läßt...“ Der Prinz hat ſeine Inſtruktionen von Stein emp⸗ fangen. Sie lauten: Entgegenkommen! Die Gunſt des Kaiſers ſuchen! Unterwerfung! Muß es ſein: Unter⸗ würfigkeit. Stein gilt in gewiſſen Kreiſen Preußens nicht nur als Franzoſenfreund— nein, faſt als Jakobiner. Und Aun dieſer unſelige, erwiſchte Brief, in dem er, wenn die franzöſiſche Interpretation richtig iſt, für Rüſtungen gegen Frankreich wirbt? Was ſoll der Prinz tun? Er hält ſich an die erhaltenen Inſtruktionen, bis ſie offiziell wider⸗ rufen werden. „Dieſer Freiherr vom Stein hat unſerem ſchwer— geprüften Staat große Dienſte geleiſtet“, verteidigt er dennoch den Freund. „Dieſer Freiherr vom Stein iſt im Begriff, Preußen zu vernichten“, erwidert ſchneidend Seine Kaiſerliche Majeſtät.„Ein Preußen, das nicht pariert, hört auf zu ſein.“ „Eure Majeſtät, der Zar wünſcht Preußens Be⸗ ſtand!“ Napoleon lacht hart und verächtlich auf. Das iſt ſeine Antwort. Was iſt ihm der Zar? Hekuba! Dieſer junge Preußenprinz iſt nicht offiziell Politiker. Er iſt nichts als ein antichambrierender Prinz, der zuweilen, wie eben jetzt, die ſtaatlichen Angelegenheiten ſeines Volkes vom mehr perſönlichen Standpunkt aus vertreten ſoll. Ihm gegenüber kann Napoleon offener zeigen, wie er denkt. Es hat leine weiteren Konſequenzen. ſehr ſeine Haltung die eines Unterwürfigen iſt, ſchweigt. Sein friſches Geſicht iſt ratlos und blaß. Napoleon winkt einem Bedienten. Gegen Leute, die ſo tief gedemütigt ſind, mindeſtens wenn ſie aus könig— lichem Geblüt ſtammen, kann der Korſe gütig ſein. Ein Seſſel wird herangeſchoben. Steif und inneren Widerſpruches fetzt ſich der Prinz. „Die Verträge, die Sie zu unterzeichnen haben werden, Prinz“, fährt Napoleon unerbittlich fort,„hallen vom Echo dieſer neuſten preußiſchen Perfidie.“ „Sir, Stein iſt nicht Preußen!“ „Die Rücknahme der Truppen wird ſich verzögern. Ein rebellierendes Preußen können wir nicht von unſeren Soldaten entblößen!“ „Die Truppen, die in Preußen ausgebildet werden, ſind keine Drohung für Eure Majeſtät. Ich wurde vor bald einem Jahr hierhergeſandt, um Eurer Majeſtät ein Bündnis anzutragen.“ „Was ich vom preußiſchen Heeresweſen bei Jena und Auerſtädt geſehen und ſpäter gehört habe, macht es mir zweifelhaft, ob ich ein derartiges Bündnis wünſchen ſoll“, ſpricht Napoleon in ſchneidendem Hochmut. Der Prinz bezwingt ſich. „Unter der Führung Eurer Majeſtät würde der an ſich tapfere preußiſche Soldat keinem anderen nachſtehen“, ſagt er mit einem Verſuch zu gefälliger Schmeichelei. „Wir erhöhen die Kontribution um ein Nennens⸗— wertes“, fährt ungerührt der Gewaltige fort. „Sir“, entgegnet der Prinz mit der eiſernen Ruhe der Verzweiflung,„Preußen kann nicht mehr zahlen.“ „Die Majeſtäten ſpeiſen noch von goldenen Tellern“, präſentiert Napoleon, gut unterrichtet, ſeine Rechnung. „Es iſt längſt beſchloſſen, ſie den Kontributionen zu⸗ gute kommen zu laſſen!“ „Es hängt noch manches Schmuckſtück von hohem Wert an dem Hals preußiſcher Edelfrauen!“ „Der Eingriff in das Privateigentum ſcheint, auch zu vaterländiſchen Zwecken, gefährlich, Eure Majeſtät!“ voll Es gilt zu zeigen, was eine Nation vermag, die Kraft und Mut beſitzt“, zitiert Napoleon den Steinſchen Brief. Der Prinz ſchweigt. In dieſem Augenblick haßt er Stein. Ein Verdacht ſpringt in ihm auf. Stein iſt kein Preuße, gilt— als Naſſauer— in Preußen faſt für einen Ausländer. Will Stein das Land an Napoleon verraten? „Majeſtät“, ſagt er und zwingt mit ſeinen hellen Augen den Blick Napoleons, dem ſeinen zu begegnen. „Ich wiederhole mein einſtiges Angebot. Meinen Kopf für die Bündnistreue Seiner Majeſtät des Königs von Preußen!“ Napoleon ſieht prüfend und ein wenig geringſchätzend den Prinzen an. Er denkt flüchtig an Tilſit, an den Bitt⸗ gang der Königin Luiſe. „Betteln könnt ihr— und euch opfern“, ſagt er nach⸗ läſſig.„Konſequenzen, junger Mann, Konſequenzen! Damit macht man Politik. Romantik ſchillert zwar in heroiſchen Farben, aber das hat ſie mit— Seifenblaſen gemein. Die Politik, die Erfolg bringt, iſt unromantiſch!“ Junger Mann! Der Militärſchüler von Brienne fagt ſo zu dem Sprößling ſouveräner Fürſtlichkeiten— und die Welt hebt ſich nicht aus den Angeln! Junger Mann! N Dies Wort zertrümmert den Heroismus des Prinzen, legt ſich wie Aſche auf die Flammen ſeiner Bereitwillig⸗ keit. Es wirft ihn hinunter in die Lächerlichkeit belang⸗ loſer Privatexiſtenz. Das iſt er dem Allgewaltigen: junger Mann! Was kann er für ſein Land tun? Sterben? Nicht einmal das. Er iſt zu gering— zu gering ſelbſt, um ein vollwertiges Opfer zu bringen. Vernichtet von dieſer Erkenntnis verneigt ſich der Prinz. Napoleons Geſte hieß: Schluß der Audienz. Wilhelm von Hohenzollern ſteigt die Treppen hinunter wie befangen in einem Traum— in einem Traum, ver— worren und verwirrend, aus dem es nur ein Erwachen gibt: und dies Erwachen heißt Haß. (Fortſetzung ſolat.) Aus der Heimat Gedenktage 2 3. September 1783 Der Maler Peter von Cornelius in Düſ⸗ ſeldorf geboren. 1791 Theodor Körner in Dresden geboren. 1885 Der Maler Karl Spitzweg in München geſtorben. Prot.: Hoſeas— Kath.: Thekla Sonnenaufg. 15.46 Sonnenunterg. 17.58 Mondaufg. 10.52 Mondunterg. 18.44 2 4. September. 1473 Der Landsknechtführer Georg von Frundsberg in Mindelheim geboren. 1541 Der Arzt und Naturforſcher Philippus Aureolus Theophraſtus Bombaſtus o. Hohenheim, genannt Paracelſus, in Salzburg geſtorben. 1583 Albrecht von Wallenſtein auf Gut Her⸗ manitz geboren. 1862 1 wird preußiſcher Staatsmini⸗ ter. Prot. und kath.: Johannis Empfängnis. Sonnenaufg. 5.48 Sonnenunterg. 17.56 Mondaufg. 12.22 Mondunterg. 19.17 Durchgrüble nicht das einzigſte Geſchick, Daſein iſt Pflicht und wärs ein Augenblick. J. Wolfgang v. Goethe. Sonntagsgedanlen Der Heiland begegnet nicht nur den Seinen, den Nächſten, jenen, die ihm wohlwollen, mit Hochachtung und Güte, ſondern auch jenen, die ſein Reden und Handeln mißverſtanden und ſalſch deuten, die ihm darum feindlich geſinnt ſind. Chriſtus geht es eben um die Seele des Menſchen. Dieſe zu retten, iſt ihm kein Gang zu ſchwer, kein Opfer der Selbſtüber⸗ windung zu groß. Er iſt immer bereit, ver⸗ ſöhnend zu wirken. Chriſtus war gekommen, nicht bloß für ſeine Freunde zu ſterben, ſon⸗ dern auch für ſeine Feinde. Auch der Gegner iſt ein Menſch. Darum hat er auch Anſpruch auf menſchliche Behandlung. Für den„Heiden“ in uns iſt die Nach⸗ ahmung dieſes Vorbildes Chriſti nicht leicht. Das Blut wallt ſchnell in uns auf, wenn wir unſeren Gegnern gegenüberſtehen, und wir ſind ſo gern bereit, ihm gegenüber Kläger und Richter zugleich zu ſein. Die Geſchichte lehrt uns, daß Gewalt, brutale Machtanwendung, gegenüber dem Gegner nur Augenblickserfolge zeitigt. Die Geſchichte der Glaubenskämpfe zeigt, daß man geiſtige Bewegungen nicht mit äußeren Kampfmitteln niederzwingen kann, ſon⸗ dern nur mit geiſtigen Mitteln von innen her. Der Kampf für die Wahrheit iſt nur ſieg⸗ reich durch Wahrheit und Liebe. Anders kann man wohl den Gegner äußerlich beſiegen, nicht aber bekehren und gewinnen. Uns Chriſten lehrt ausdrücklich der Heiland Ritterlichkeit, wohlwollende Liebe gegenüber dem Gegner. „Wer ſich ſelbſt erhöht, wird erniedrigt wer⸗ den. Wer ſich ſelbſt erniedrigt, wird erhöht werden.“ Die Tänze des Winters Auf Anordnung des Gau⸗Kulturwarts der NSDAP. fand in Köln eine Tagung der Tanzlehrerſchaft der Regierungsbezirke Köln, Koblenz, Aachen, Trier und Düſſeldorf ſtatt. Tanzlehrer Meyer betonte, daß man nicht verhindert habe, veraltete Anſchauungen in den Geſellſchaftstanz hineinzumiſchen. Es ſei daher auch irrig, etwa von einer Ausrot⸗ tung der bisher üblichen Tanzart zu ſpre⸗ chen. Nicht minder verfehlt ſei es, jetzt mit neuen Tänzen aufzuwarten, die niemals ei⸗ ne Zukunft haben könnten. Das Primäre ſei vielmehr geweſen, den deutſchen Tanz von allen undeutſchen Einflüſſen zu befreien und ſeiner urdeutſchen Weſensart wieder zu⸗ zuführen. Und das ſei erreicht worden. Mit der Zeit hoffe man, zu einer geord⸗ neten Tanzkunſt zurückkehren zu können, denn der Tanz habe von jeher im Mittel⸗ punkt des geſelligen Lebens geſtanden. Die Freude an der Bewegungsart, die lockere und ſchlichte Form des Geſellſchaftstanzes, werde wieder zur Geltung kommen. Die im Ein⸗ heitsverband Deutſcher Tanzlehrer E. V. zu⸗ ſammengeſchloſſenen Tanzlehrer hätten von nun an beſtimmte, feſtliegende Aufgaben bezüglich des Tanzunterrichts zu erfüllen. Nach dieſen grundlegenden und richtung⸗ gebenden Ausführungen des Verſammlungs⸗ leiters wurden die neuen Tänze vorgeführt. Während einige die Anlehnung an die bis⸗ her übliche Tanzweiſe deutlich erkennen laſ⸗ ſen und die jetzige lockere Form beſonders hervorſtach, haben andere, z. B. die Polka, gegenüber früher eine grundlegende Wand⸗ lung erfahren. Herbſtwetterregeln Das Volk, beſonders das ländliche, iſt ein aufmerkſamer Beobachter der Natur und die Wetterregeln, die es ſich im Laufe der Zeit zurecht gemacht hat, treffen gleich den Prog⸗ noſen der modernen Wiſſenſchaft nicht im⸗ mer, aber doch rechthäufig zu. So heißt es im Volke vom Anfang des Herbſtes: Herbſt⸗ anfang deutet das Wetter für den ganzen Herbſt an. Und ſo pflegt es auch zu ſein; denn ſetzt im letzten Drittel des September regneriſches Wetter ein, ſo bleibt ſolches auch ſehr lange mit kurzen Intervallen, in denen die Sonne lacht, beſtehen. Ein bekanntes Sprüchlein lautet: Sitzt im Herbſt feſt das Laub an den Bäumen, deu⸗ tet es auf einen ſtrengen Winter,.— und ein anderes behauptet: Wenn die Bäume zwei⸗ mal blühen, wird ſich der Winter bis Mai hinziehn. i 1 Auch die Roſen ſind Wetterkünder. Von ihnen heißt es: Späte Roſen im Garten ſol⸗ len einen ſchönen Herbſt und Winter anzei⸗ en. 5 Beſonders aber die Tierwelt iſt es, aus deren Verhalten das Volk auf die Art der kommenden Jahreszeit ſchließt. Von den Ameiſen ſagt es: Liegen die Ameiſen tief im Haufen, ſo bedeutet dies einen kalten Winter, und von den Schnecken: Wenn ſich die Schnecken früh deckeln, ſo gibt es ei⸗ nen frühen Winter. Ein milder Winter aber ſoll eintreten, wenn ſich im Spätherbſt Mük⸗ ken zeigen und ein ſchneereicher Winter, wenn im Herbſt ſich noch Donner vernehmen läßt. f e Die giftige Herbſtzeitloſe. Auf naſſen Wieſen ſtehen eben ſchwachroſa Blüten ohne grünes Blätterwerk. Das iſt die Herbſtzeit⸗ loſe(Colchixum), die ein botaniſches Unikum darſtellt inſofern, als bei ihr die Blätter erſt nach dem Abſterben der Blüte zum Vor⸗ ſchein kommen. Sie iſt ſehr giftig. Kühe, die auf der Weide mit dem ſaftigen Gras die Herbſtblume gefreſſen haben, geben mit Blut vermiſchte Milch. Es iſt äußerſt gefährlich, die Blüte in den Mund zu nehmen; die Kin⸗ der ſpielen gerne mit der Samenkapſel der Herbſtzeitloſe, die das Pflanzengift noch kon⸗ zentrierter enthält als die Blüten. Iſt die Wirkung dieſes Giftes auch nicht ganz ſo tra⸗ giſch wie etwa bei der Tollkirſche, ſo ſtellen ſich doch langwierige Magen⸗ und Herzer⸗ krankungen ein. Darum hütet euch vor der Herbſtzeitloſe. Lubbe it kein Nätſel Das Ergebnis des zweiten Verhandlungs⸗ tages, Zwei Punkte ſtanden am zweiten Verhand⸗ lungstage des Prozeſſes um die Brandſtif⸗ tung im Reichstag im Vordergrund, zwei Punkte, die bei van der Lubbe beſonders im Braunbuch, das übrigens in den Händen faſt aller Prozeßbeteiligten iſt, eine beſondere Rolle geſpielt haben: einmal die Frage nach dem phyſiſchen und vor allem pfſychi⸗ ſchen Geſundheitszuſtand des Hauptange⸗ klagten van der Lubbe, dann die Frage ſeiner politiſchen Einſtellung. Das Ergebnis der Unterſuchung des pfychiatriſchen Gutachtens des Berliner Geheimen Medizinalrates Prof. Dr. Bonhöffer und die Ergebniſſe der Ver⸗ nehmungen des Berliner Kriminalkommiſſars Heiſig, der das erſte Verhör durchführte, dar⸗ über hinaus aber auch in Holland ſehr gründ⸗ liche Nachforſchungen bei Freunden und Par⸗ teigenoſſen, Verwandten und Erziehern van der Lubbes und auch bei holländiſchen Be⸗ hörden unternahm, iſt eindeutig: Marinus van der Lubbe iſt kein Rätſel, weder als Menſch noch als Politiker. Sein körperlicher Geſundheitszuſtand und ſeine geiſtigen Kräfte, die Verſchloſſenheit, das zögernde, ſchwankende Antworten, das ſchein⸗ bar unmotivierte Lächeln ſind keine Beſon⸗ van der Lubbe etwa nicht im vollen Beſitz ſeiner geiſtigen Kräfte ſei. Denn als ihm klar wurde, daß Profeſſor Bonhöffer und ſein Aſſiſtent aus Anlaß ſeines angedrohten Hun⸗ gerſtreiks als Pſychiater zu ihm kamen, er⸗ klärte er lächelnd von ſich:„Er hat das Reichstagsgebäude angezündet, dann macht er Hungerſtreik, alſo muß er geiſteskrank ſein.“ Dieſe Aeußerung paßt durchaus zu dem Ge⸗ ſamtbild, das der Gutachter gezeichnet hat und das ſich mit der Ausſage des früheren Lehrers van der Lubbes deckt: er iſt abſolut normal, mittelmäßig begabt, hat etwas durch⸗ aus Selbſtbewußtes, ſogar etwas Uebermäßi⸗ ges, und ſeine Aeußerung, daß er der Arbei⸗ terſchaft ein Vorbild ſein wolle, ſpricht für ſein ſtarkes Geltungsbedürfnis. Wenn er manchmal grundlos lacht, dann iſt das dem Verhallen vieler durch⸗ aus normaler Kinder ähnlich, die aus irgend einem, dem Außenſtehenden un⸗ bekannten Anlaß, aus irgend einer Ge⸗ dankenverbindung 9005 Lachen gereizt werden. Gerade im Augenblick dieſer Unterhaltung wies der Vorſitzende auf den lächelnden van der Lubbe, der dadurch bewies, wie genau er der Verhandlung folgte. Von einer poſthypnotiſchen Beeinfluſſung kann keine Rede ſein, ſexuelle Anormalikäten ſind nicht feſtzuſtellen. Sein zeitweiliges Erregtſein iſt ebenſo wie ſein plötzliches Schweigen eine Art Reaktion, nichts Ungewöhnliches, denn 9 iſt er lebhaft, mitteilſam, faſt geſprä⸗ ig. Genau ſo eindeutig wurde die zweite Frage geklärt, war van der Lubbe Kommuniſt? Er hat ſchon in der kommuniſtiſchen Jugendbe⸗ wegung eine Rolle geſpielt, hat Verſammlun⸗ gen geleitet, Reden gehalten und jedes Kind in Leyden wußte, daß van der Lubbe Kommuniſt reinſten Waſſers, ja ſogar ein beſonders rühriges, enkſchloſ⸗ ſenes Parteimitglied war. Daß er bei der Befragung, ob er die Tat im Reichstag allein verübte, ausweichend ant⸗ wortete, deckt ſich vollauf mit der Erklärung ſeines intimen Freundes van Albara,„van der Lubbe ſei in ſeiner Einſtellung anſtändig geweſen, daß er nie die Schuld auf die Partei oder andere ſchob, ſondern auf ſich nahm.“ Daß er Kommuniſt war, das hat niemand bezweifelt. Ludwigshafen, 23. Sept.(Gefängnis für eine diebiſche Hausbeſitze rin.) Die 36jährige Hausbeſitzerin Katharina Kunz in Mutterſtadt hatte die Mietsparteien, die eine in ihrem Hauſe befindliche Metzgerei ge⸗ mietet hatten, ſeit Jahren fortgeſetzt beſtoh⸗ len. Erſt am 20. Juni d. J. konnte man ſie endlich auf friſcher Tat ertappen, obwohl ſie ſchon lange vorher von anderen Mietern, die ihren Schaden ziemlich hoch bezifferten, ver⸗ dächtigt worden war. Sie erhielt vom Schöf⸗ fengericht Ludwigshafen wegen fortgeſetzten Diebſtahls 10 Monate Gefängnis. Wilgartswieſen, 23. Sept.(Knabe töd⸗ lich verunglückt.) Auf der Wellbachſtraße wurde der 14jährige Joſef Serr durch einen auf der abſchüſſigen Straße weiterrollenden Laſtwagenanhänger, den er abkuppeln wollte, totgequetſcht. Aus dem Bilderbuch des Lebens Die Rache— Die Spritze brennt— Erſolge— Kitſch⸗Blüten Wie ſage ich es Rache iſt ſüß, ſagt man oft; das ſtimmt aber nicht immer, wenigſtens mußte das der Schreiber eines Zeitungsartikels in einer oberſchwäbiſchen Stadt feſtſtellen, den er gegen die Feuerwehr gerichtet hatte. Die Wache war zur Löſchung eines Autobran⸗ des erſchienen, nachdem die Flammen durch einen Handfeuerlöſcher bereits erſtickt wor⸗ den waren. Ein früheres Eintreffen war nicht möglich, aber man kritiſierte in den Zeitungen die Feuerwehr. Ein Artikelſchrei⸗ ber hatte ſeinen Finger jedoch auf eine ſehr empfindliche Wunde gelegt und die Feuer⸗ wehr rächte ſich auf ihre Weiſe. Denn es erſchien nicht nur eine entrüſtete Erwide⸗ rung in der Preſſe, ſondern der Verfaſſer des Anklageartikels wurde auch in der Nacht aus ſeinem Schläfchen geſtört: die Feuerwehr hatte ausgerechnet ſein Haus zu einer ausgiebigen Nachtübung auser⸗ ſehen. In einer oſtpreußiſchen Stadt wurde der Freiwilligen Feuerwehr ſehr übel mit⸗ geſpielt. Die erſt kürzlich neu angeſchaffte Motorſpritze geriet durch einen unglück⸗ lichen Zufall in Brand, der erſt gelöſcht werden konnte, als alle brennbaren Teile der Spritze vernichtet waren. Daß man zu⸗ erſt brennendes Benzin mit Waſſer löſchen wollte, war natürlich ein ausſichtsloſer Ver⸗ ſuch. Nur dem Umſtand, daß es gelang, das brennende Gerät aus dem Spritzenhaus zu ſchaffen, war es zu verdanken, daß nicht auch dieſes noch Feuer fing. Ob die Feuer⸗ löſchſpritze gegen Feuer verſichert war, konnte leider nicht feſtgeſtellt werden. Es iſt bedauerlich, daß man Feuerſpritzen nicht dreſſieren kann, daß ſolche Sachen un⸗ terbleiben. Aber auch wenn es möglich wäre, der Erfolg am Dreſſieren ent⸗ ſpricht oft nicht den Wünſchen und den Be⸗ mühungen. Ein Jager erhielt einen jungen Hühnerhund, der jedoch nicht zimmerrein war. Gleich am erſten Tag beſchmutzte er, ſo berichtet der„Anzeiger vom Oberland„das Zimmer. Sein Herr wandte die bekannte Methode an: er rieb die Naſe des Hundes in der„Miſſetat“ ein paarmal hin und her, packte ihn beim Genick und warf ihn zum Fenſter hinaus in den Garten. Viermal wiederholte ſich der Fall. Als der Jäger zum fünften Male den Fall entdeckte, ereig⸗ nete ſich ſchon etwas Merkwürdiges: Der Hund lief, als er ſeinen Herrn nahen ſah, nach ſeiner eigenen Loſung hin, rieb ſich die Schnauze ein paarmal daran und ſprang dann zum Fenſter hinaus.— Immerhin noch ein Erfolg! n i Erfolgreicher war ein Mann, vermutlich ein Stammgaſt, der wohl Streit hatte we⸗ gen der Striche auf dem Bierunterſatz, die den Konſum anzeigen ſollen. Dieſer Mann hat eine Zähluhr zum Gebrauchsmuſter⸗ ſchutz angemeldet, die im Henkel eines jeden Glaſes untergebracht werden kann und vom Ober mit Hilfe eines beſonderen Schlüſſels bei jeder neuen Lieferung um eine Nummer weitergedreht wird. 5 5 Ueber dieſe Erfindung läßt ſich reden, ſchauderhaft dagegen ſind die„Erfin⸗ dungen“, die man unbedingt als Kitſch bezeichnen muß, der ja jetzt geradezu Blü⸗ ten treibt. Der„Reichsanzeiger“ veröffent⸗ licht eine Reihe von Entſcheidungen auf Grund des Geſetzes zum Schutz der natio⸗ nalen Symbole. Danach ſind vom Reichs⸗ miniſterium für Volksaufklärung und Pro⸗ paganda u. a. für unzuverläſſig erklärt wor⸗ den: ein von einer ſchleſiſchen Firma herge⸗ ſtelltes Matratzendrell mit Hakenkreuzmu⸗ ſter; eine von einer Hamburger Firma ange⸗ fertigte Backſorm mit Hakenkreuz und der derheiten, die den Rücſchluß zulleßen, dad 47 eit entgegen gend, ei akenkreiz auf weißem Felde, mit einem ſchwarz⸗weiß⸗ro, ten Rande umgeben; ein von einer lithogra. hiſchen Kunſtanſtalt hergeſtelltes Land, ſchaſtshud mit dem Reichskanzler Adolf Hit ler und dem ae Miniſterpräſiden. ten Muſſolini im Vordergrunde und dem Hakenkreuz ſowie dem Liktorenbündel im Hintergrunde; Zigaretten einer Hamburger Firma mit aufgedrucktem Hakenkreuz and der Aufſchrift:„Unſere Marke“. „Seine Marke“ hinterließ ein Architekt in einer Ortſchaft im Moſeltal an einem unter ſeiner Leitung errichteten Dienſtgebaud⸗ Dieſer Architekt wurde ſchwer geplagt durch die Hähne, die, wie die„Kölniſche Zei tung“ erzählt, in der Nachbarſchaft seiner 1 krähten. Und wie krähten ſie! Es hätte noch hingehen mögen, wenn ſie gerade mal„Kikeriki“ geſchrien hätten; denn das kommt einem Hahn zu. Aber die nichtswür⸗ digen Paſchas der Hühnerhöfe machten ii ein Vergnügen daraus, in allen Tonarten zu krähen. Dieſe Morgengeſänge fingen nt „Kokerokooo“ an, durchliefen eine ganze O tave und hörten mit einem„Kikeriki—1—)“ auf. Dann ging es mit„Kokerokooo“ wiede; los. Dex Architekt war verzweifelt. Er gu den Hahnbeſitzern gute Worte, er machte 65. fällige Bemerkungen, er ſchrieb den Veit, ern der Hähne einen groben Brief. Der Be⸗ ſiger des Kokeroko⸗Hahns gab keine Ant⸗ wort. Er nahm den Brief vielmehr mit in die Bierſtube, wo er ihn den zum Abend. ſchoppen Verſammelten vorlas. Fröhlige; Gemecker am Stammtiſch. Ein anderer Hahnbeſitzer ließ dem Architekten durch ein achtjähriges Töchterchen einen Brief Form eines Schulaufſatzes ſchreiben, der folgendermaßen lautete: 1. Ueberſch ren Der Hahn. 2. Inhalt: der Hahn kr. Wir haben einen Hahn. Folglich kräht mer Hahn. 3. Schluß: Hochachtungsvoll Gertrud. Das war ja ein ganz infamer Brief, val ſtäͤndig ungeeignet, die argen Meinungs zer, ſchiebenheiten zu überbrücken. Der Strat ging weiter, es kam zu„Eingeſandts“ in der Zeitung, zu Gängen zum Rechtsanwalt, jour Polizei. Aber nichts dauert ewig, beſonders keine Bauarbeit. Denn es kam der Tag ger⸗ bei, ar dem der Neubau vollendet war. Er war mit Pomp eingeweiht. Der Architekt reiſte ab. Erſt ſechs Wochen ſpäter entdeckte man ſeine Rache. Sie war mild und boch geiſtvoll: Auf den großen eiſernen Torfi geln, Meiſterwerken der Schmiedekunſt, a. hen die Einwohner zwei handgroße, in Schmiedeeiſen getriebene Hähne in Kampf⸗ ſtellung dargeſtellt; ſie heben leiſe die 7 gel und krähen triumphierend in den Mor gen hinein, als wollten ſie ſchreien:„Lei wohl“. Der Architekt hat es verſtanden ſeinen Leuten zu ſagen was er ihnen ſagen wollt wenn auch auf Umwegen. Aber das iſt nicht immer leicht. Ein Miſſionar in Afrika ver⸗ ſuchte, einen Neger davon zu überzeugen, daß es nichr richtig ſei, mehrere Frauen ze haben. Er ſollte ſich doch mit einer begaü⸗ gen und gut zu ihr ſein.„Wenn du jetzt nach Hauſe kommſt, dann ſage allen deinen Frauen mi: Ausnahme von einer, daß ſie in Zukunft nicht mehr als deine Gattin. nen betrachten willſt.“ Doch der Neger ſchüt⸗ telte trüb den Kopf.„Dann geh' lieber du zu mir nach Hauſe und ſage das!“ Und jetzt ſage ich: Auf Wiederhören. Hans Damp Aus der Welt des Wiſſens Badeſchwämme werden aus dem Meer ge. holt, wo ſie meiſt an Steinen feſtgewach en ind, beſonders das Mittelländiſche und das driatiſche Meer liefern Badeſchwämme, doch auch im Roten Meer, an den Küſten dul Japan und bei Weſtindien findet wal Schwämme in Menge, die durch beſon dene Taucher heraufgeholt werden; wenn 1705 Schwämme an die Oberfläche kommen, 11 ſie noch ſehr dunkel, faſt ſchwarz, und er, wenn ſie gewaſchen, mit Sand eingerieben und mit verſchiedenen Chemikalien behan del wurden, bekommen ſie ihre helle Farbe der Regel ſind die Schwämme nicht gröſſet als ein Kinderkopf, aber es gibt auch ſo große Fremplare, daß ſie, wenn ſie ſich vollgeſaugt haben, mehrere Liter Waſſer faſſen. Das Wort„Leichenbitter“ hat mit dem A 0 jektiv„bitter“ nichts zu tun; der Leichenbitte „bittet zur Leiche“, d. h. er ladet die Trauer gäſte ein; in manchen Gegenden Deutſchlau gibt es noch heute außer dem Leichenbitter auch den Hochzeitsbitter. d. Die Speiſen halten ſich ein bis drei 70 5 den im Menſchen auf.— Das Herz ef wachſenen Menſchen iſt fauſtgroß und wiegt ungefähr ein Zweihundertſtel ſeines Körper gewichts, * — u. Moſtfäſſer aus Eſchenholz, füllen Neue Wein u. 0 fäſf dens oſchenpez, 0 N Föhr 5,50 7% 10.7 14.10 70 Ltr. 200 300%% 400 l 21 13 77 50 1 0 1 8 75 150 g„. Reinigungstürchen RM. 1.69 dorch. Mehr abel Hessental(Württemberg) andt. nſendur un r dieſer Rubrik übernimmt 2 Redaktion außer der preßgeſetzlichen keine Ver⸗ 0 g antwortung). Aus Kreiſen des Kleinge⸗ werbes ſchreibt man folgendes: Wir in Deutſchland leben heute in einer Zeit wirtſchaftlicher Umwälzung und Umſtellung. So oft hört man klagen: Es wird immer ſchlechter, die Arbeitslöhne ſind nicht mehr ſo hoch wie vor Jahren, die Gehälter der Beamten und Angeſtellten ſind gekürzt, alle Preiſe gehen in die Höhe uſw. Nun zur Sache. Wo ſtünden wir denn heute in Deutſchland, Du deutſcher Bauer, Beamter, Arbeiter, Geſchäftsmann, Ren⸗ ten- und Wohlfahrtsempfänger, wenn uns die Vorſehung nicht einen Adolf Hitler als Führer geſchickt hätte? Wer hätte denn das Chaos aufgehalten? Iſt Euch denn noch nicht klar bewußt, vor welchem Abgrund das deutſche Volk geſtanden hat? Unſer großer Führer ſagt: Wir ſind ein armes Volk geworden und haben von keiner Seite Hilfe zu er⸗ warten. Auf eigene Füße müſſen wir uns ſtellen. Volksgemeinſchaft, Schickſalsver⸗ bundenheit, unſere Intelligenz, unſer Fleiß, unſer Erfindergeiſt, unſer ſtarker und unbeugſamer Wille, nur dies ſind noch die einzigen Macht- mittel, mit denen wir unſer zerſchlagenes, deutſches Reich wieder aufbauen können. Du, deutſcher Bauer! Unſer Führer nimmt ſich Deiner beſonder an und verſucht, Deinen Be⸗ ruf als wichtigſter Beſtandteil eines Volkes wieder zur Geltung zu bringen und Dich zu retten. Du, deutſcher Beamter und Angeſtellter! Du bekommſt wohl nicht mehr ſo viel Geld in die Hand, wie die letzten Jahre her. Du weißt jedoch ganz genau, wieviel Du für den Monat erhältſt und kannſt Dich dementſprechend ein⸗ richten. Du deutſcher Arbeiter! Wenn Du auch weniger verdienſt, doch Du haſt jede Woche bares Geld in den Händen. Du, deutſcher Renten- und Wohlfahrtsunterſtützungsempfänger! Wenn Du auch über wenig Geldmittel verfügen kannſt, es iſt aber doch beſſer wie garnichts. Wer muß denn die Gelder für Dich aufbringen? Doch nur die Steuerzahler.— Schickſalverbun⸗ denheit.— Nun kommt der ſelbſtändige Gewerbe⸗ treibende. Wer ſorgt dena für dieſe Exiſtenzen? Wer könnte etwas daran ändern, wenn alle deutſchen Bauern, Beamten, Angeſtellte, Arbeiter, Renten- und Wohlfahrtsunterſtützungsempfänger ihr weniges Geld nehmen und dasſelbe für Wohnungseinrichtungen, Wäſche, Schuhe, Kleider und nicht zuletzt Lebensmittel uſw. beinahe reſt⸗ los in die großen Verkaufshäuſer und Groß⸗ filialen tragen, deren Kapital vielleicht nicht deutſchen Urſprungs iſt, ſondern auf internatio- naler Grundlage beruht, und bei denen der er⸗ zielte Gewinn nicht in die Maſſen des Volkes zurückflutet, ſondern vielleicht irgendwo in einem Treſſor als Reſerve(evtl. für Kreditbeleihungen oder Erweiterung der rieſenhaften Unternehmen) aufgeſpeichert wird. Du, deutſcher Volks⸗ und Schickſalsgenoſſe! Nehme dieſe Gedankengänge in Dich auf. Ueberlege es Dir, ob auch Du zu denen zähleſt, die das unbekannte Großkapi⸗ tal unterſtützen und die kleinen Exiſtenzen in⸗ direkt vernichten! Laſſe Dein weniges Geld, ſoweit Dir überhaupt jegliche Möglichkeit ge⸗ geben iſt, unbedingt am Platze, und ſorge nicht indirekt dafür, daß auswärtige Unternehmen florieren, während die ortsanſäſſigen Handwerker und Kleingewerbetreibenden vergebens auf Beſſe⸗ rung warten und ihre letzten Kräfte anſpannen müſſen, um noch einigermaßen den ſteuerlichen Verpflichtungen uſw. nachkommen zu können. Nur gegenſeitige Treue und größte Disziplin gegenüber unſeren Führern, wird dem deutſchen Volke einſt zum Segen werden. 20 Kauft am Platze! Eine Mahnung, die jahraus, jahrein in den Spalten der Zeitungen zu leſen iſt. Und dennoch iſt es eine betrübliche Tatſache, daß einheimiſche Gewerbeaufträge dem hieſigen Gewerbe entzogen und nach auswärts vergeben werden. Es iſt doch allſeits bekannt, daß das hieſige Gewerbe ſchwer um ſeine Exi⸗ ſtenz zu ringen hat. Die Gewerbebetriebe am Platze beſchäftigen hieſige Arbeiter und Angeſtellte, ſie zahlen hier ihre Steuern, deshalb ſollte es eine Selbſtverſtändlichkeit ſein, daß auch alle Arbeitsaufträge, ſoweit dieſe hier getätigt werden können, am Platze verbleiben. Wer ſo handelt, fördert das heimiſche Gewerbe und dient der Allgemeinheit. Rr ae Nut 1 Schlagete ein deutscher Held. Morgen Sonntag, 24. September und Donnerstag, 28. September im Freiſchütz. Aufgeführt von der Spielſchar der Mar. Jünglingsſodalität. Niemand verſäume dieſes Stück deutſcher Geſchichte auf ſich wirken zu laſſen. Karten bei Franz Hofmann, Drehſcheibe. Anfang 8 Uhr. Eintritt 40 Pfg. U.⸗T.⸗Tonfilmſchau. Ein Großtonfilmſchlager. „Liebe auf den erſten Ton“ heißt der be⸗ zaubernde Großtonfilmſchlager, der dieſe Woche im beliebten U.⸗T.⸗Filmpalaſt zur Aufführung gelagt. Ein erſtklaſſiges Künſtler⸗Enſemble bürgt für eine lebendige mitreißende Handlung. Es wirken mit: Lee Parry, ganz in ihrem Element Sie ſtrahlt.. überraſcht durch ihren vollende⸗ ten Vortrag der Chanſons. Karl Jöcken, der zur Zeit gefeierte Tenor und Kammerſänger, der durch ſeine prachtvolle Stimme den Film zu einem beſonderen genuß macht. Lizzi Waldmüller, ſprühend, temperamentvoll, ſelten ſo pikant Sonderapplaus, Hans Leibelt, umwerfend komiſch, ſchauſpieleriſch bezwingend, erreicht, daß die Wände ſich nur ſo biegen. Johannes Riemann, charmant und überlegen wie immer und zum Schluß Adele Sandrock als Herzogintante, eine köſtliche Leiſtung, zwerchfellerſchütternd. Sie ſehen alſo, daß wir dieſe Woche wieder einen ſelten ſchönen Tonfilm auf die Leinwand bringen. Sehr gutes Beipro⸗ gramm. Verſäumen ſie daher nicht, dieſe Woche wieder dem beliebten U.⸗T.⸗Filmpalaſt Ihren Beſuch abzuſtatten. Sie werden ſich köſtlich amüſieren. Vereins⸗Anzeiger. Kaninchen ⸗ Sonntag, den 24. Sept. nachmittag 3 Uhr findet in Heppenheim im Saalbau Kärcher die Gründung des neuen Kreisverbandes ſtatt. Die Mitglieder(Abtlg. Kaninchen) werden gebeten vollzählig an dieſer Verſammlung ſich zu beteiligen, ganz beſonders muß der Vor⸗ ſtand geſchloſſen erſcheinen. Abfahrt bei ſchönem Wetter pünktlich 1 Uhr, Treffpunkt Vereins⸗ lokal. Der Vorſtand. Sünger⸗Einheit. Samstag abend 8 ½ Uhr, Probe für Geſamtchor im Lokal Der Vorſitzende. Krieger u. Soldatenverein Teutonia(Schützen ⸗ abteilung), Sonntag Früh 9 Uhr beginnend Uebungsſchießen der beiden Abteilungen der SA., um halb 11 Uhr anſchließend Uebungs⸗ ſchießen der Alt- und Jungſchötzen. f Der Führer. Turnverein von 1893. Handball: Morgen Sonntag nachm. 2 Uhr auf Platz 1 Pflicht⸗ Trainings⸗Spiel der 1. und 2. Mannſchaft. NB. Die Spiele gegen Hemsbach fallen aus (Terminverlegung.) Der Spielwart. Feuerwehrübung Am Sonntag, den 24. September 1933, vormittags ½ 6 Uhr findet eine Uebung der freiwilligen Feuerwehr ſtatt. Signal um 5 Uhr. Anzu⸗ treten haben auch ſämtliche Führer, Muſik⸗ und Spielleute. Das Kommando. Ns. Wir bitten, da dies die letzte Uebung vor der Schlußprobe ist, um reſtloſes Erſcheinen. und Geflügelzuchtverein 1916. Landw. Geld⸗ u. Waren⸗ genoſſenſchaft e. G. m. b. H. (Bauernverein) Kaufen Getreide aller Akt zu Böchſtpreiſen. Der Vorſtand. Schal rhei Ind Brot Lauf⸗ burſche (möglichſt Radfahrer) DJK. ⸗Hand ballſport. Morgen Sonntag großes Band ball⸗ treffen auf dem D J. K.⸗Stadion! Zum Abſchluß der Privatſpielſaiſon im Handball gaſtiert morgen Sonntag nachmittag 7/4 Uhr der Südheſſenmeiſter Lampertheim auf dem DiK.⸗Stadion. Begegnungen mit Lampert heim haben noch nie ſeine Anziehungskraft ver- fehlt und immer waren ganz erſtklaſſige Spiele zu ſehen. Unſere 1. Handballelf muß auch ganz beſonders darauf bedacht ſein, ein ſchönes und erfolgreiches Spiel zu liefern, denn nächſte Woche vollzieht ſich jedenfalls auch die Einteilung zu den Meiſterſchaftsſpielen. Alſo aufgepaßt Auch etwas Neues wird das morgige Spiel bringen: Die allgemeine Spielregel. Deshalb bitte ich die Spieler, wie auch die Zuſchauer, doch die Entſcheidungen des Schirdsrichters anzuerkennen und nicht reklamieren. Der mehrmalige Süd- heſſenmeiſter Lampertheim wird in ſtärkſter Auf⸗ ſtellung antreten, und wenn ſich die Viernheimer Elf die Wichtigkeit des Spieles vor Augen hält, wird es ein ſchönes Handballſpiel geben und eure Anhänger müſſen befriedigt und voll Hoff-. nung auf die Meiſterſchaftsſpiele den Platz ver⸗ laſſen können. findet Beſchäftigung. Näheres in der Exp. 3 Zimmer u. Küche mit allem Zubehör, im erſten oder zweiten Stock, nach Wunſch, ab ſofort zu vermieten. Von wem, ſagt der Verlag ds. Bl. Schönes Gewiss, Sie lieben Ihr Kind, Aimmer I D-»Schuhe an einzelne Perſon zu vermieten. Alicenſtraße 17 nn Ein wachſamer guter, Hofhund drahthaariger Schnauzer ſofort billig zu ver⸗ kaufen. sind schön und haltbar und haben Verkaufsstelle in Viernheim: fas dtn kun wu Lampertheilmerstrasse 1 Von wem, zu er⸗ fragen im Verlag. in großer Auswahl Mk. 3.75, 4.50 F kmplenle mich der geehrten Einwohnerschatt In Anlertigen aer Handardeusar hein 1 Hosen Durch lange Tätigkeit in einem erſten Handarbeitsgeſchäft in 1 Mannheim und durch Ablegung der Geſellenprüfung bin ich in der Lage, alle Arbeiten in Wein- und Bantstlekereien sdwle Monogramme anzufertigen. Katharina Träger NN Untererhebſtelle. Wir machen darauf aufmerkſam, daß bis zum 30. Sept. 1933 das dritte Ziel Staats⸗ ſteuer 33, ſowie die noch rückſtändigen Ziele be⸗ zahlt ſein müſſen, da Zahlungen, welche nach dieſem Zeitpunkt geleiſtet werden, nicht mehr ſteuergutſcheinfähig ſind. Die Zahlungspflichtigen wollen ſich danach bemeſſen. J. A.: Winkler. Bekanntmachung. Betr.: Verſteigerung von Allmendgrundſtücken. Am Dienstag, den 26. Sept. 1933, vorm. 10 Uhr, werden im Sitzungsſaale des Rathauſes nachſtehende Allmendgrundſtücke öffent⸗ lich verſteigert: Oberlück 10. Gew. Nr. 15 Oberlück 11. Gew. Nr. 16 Alter Garten 3. Gew. Nr. 5 Kleine Striehten Nr. 33 Kleinbruchfeld 1. Gew. Nr. 35 Kl. Neuenacker im Kl. Bruchfeld Nr. 82 Großbruchfeld 1. Gew. Nr. 22 Allmen Nr. 144 Allmenfeld 2. Gew. Nr. 26 Rothfeld 1. Gew. 11 Große lange Theilung Nr. 52 Mittlere Lange Theilung Nr. 39 Krottenwieſe(A) Nr. 55 Oberbruchweide 5. Gew. Nr. 6 Kleinbruchfeld 2. Gew. Nr. 56 Schloth Nr. 137 Viernheim, den 23. Sept. 1933. Beſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Wasserstraße 43 Ao. Marta. 5, In kommiſſariſcher Vertretung: Bechtel. Landwirtſchaftliches. Erzeugt mehr Eiweiß im eigenen Betriebe! Neben dem verſtärkten Anbau von Leguminoſen können auch unſere Wieſen und Weiden zur erhöhten Eiweißerzeugung herange— zogen werden, wenn durch richtige Pflege und Düngungsmaßnahmen der Pflanzenbeſtand ent⸗ ſprechend beeinflußt wird. Es iſt wiederholt durch Verſuche feſtgeſtellt worden, daß eine Kali- phosphatgabe die Entwicklung der Kleearten wie auch der eiweißreichen Untergräſer in weiteſt⸗ gehendem Maße fördert, wobei durch die Kali⸗ gabe die Unkräuter zurückgedrängt und mehr Raum für die wertvollen Untergräſer geſchaffen wird. Kleearten und Untergräſer ſind aber die Haupteiweißträger des Grünlandes, weshalb auch die Kaliphosphatdüngung ein unentbehrliches Mittel darſtellt, um die Grasnarbe in dieſer Hinſicht zu verbeſſern. Zweckmäßig wird die Kaligabe bereits im Herbſt in Form von 40er Kalidüngſalz oder Kainit verabfolgt, da die Herbſt⸗ düngung gleichzeitig dazu beiträgt, den im Früh⸗ jahr ſich häufenden Arbeitsanfall auf eine längere Zeitſpanne zu verteilen. Trede Alte Zeitungen zum Brot einwickeln und Tapezieren zu haben in der Druckerei dieſes Blattes. face