Menſchen, durch Lautſprecher geleitet, vollzieht ſich in kaum 20 Minuten und das Stadion iſt leer! Wir marſchieren dann in unſere Quar⸗ tiere nach Schwanheim. Um 1 Uhr nachts werden wir auf dem Marktplatz durch Pg. von ſchierende Kolonnen vertreiben die Zeit. Der Gauparteitag ſoll um ¼9 Uhr beginnen. Die Uhr zeigt darüber. Endlich: die Führer kommen, aus 250 000 Kehlen brauſt ihnen unſer„Heil“ entgegen. Der möchtige Bau des Stadionsge⸗ zialiſten, treue deutſche an der Seite a 8 Hitler's! Zurück gehts nach Frankfurt. Uebe all braun und braun, nichts als Fahnen, uh grüßende Menſchen. Hier almet man viel ft es iſt ein Stlacgen deres Beuſhlen, de f auf dem Gauparteſtag in Frankfurta/ M. Herrliches Herbſtwetter, eine der wichtigſten Vorausſetzungen für eine ſolche Veranſtaltung, umrahmte dieſe größte Kundgebung nach dem Nürnberger Parteitag im altehrwürdigen Frank⸗ furt. Die Fahrt dahin am Samstag wurde von faſt 100 Parteimitgliedern und Anhängern angetreten, im Sonderzug ab Bensheim, auf allen Stationen neue Bekannte der alten Garde eintreffend. Vor Frankfurt in Louiſa wird der Kreis Heppenheim in Marſch geſetzt, bald 1000 Perſonen und mit Geſang gehts durch den Wald ins Frankfurter Stadion, unterwegs auf an⸗ marſchierende Kolonnen ſtoßend, mit Muſik⸗ kapellen, Trommlerkorps, die alle zur Kundgeb⸗ ung eilen. Nach einem Marſch von 2 Stunden iſt um 7 Uhr abends das Stadion erreicht, es iſt erſt halb gefüllt. Standkonzerte, aufmar⸗ bäudes iſt durch Scheinwerfer taghell erleuchtet. Zehn Raketen explodieren mit lautem Knall: Der Parteitag iſt eröffnet! Gauleiter und Reichs⸗ ſtatthalter Sprenger ſpricht zu ſeinen Parteige⸗ noſſen. Arbeit und Friede iſt das Leitmotiv dieſer Kundgebung! Miniſter Dr. Goebbels ſpricht Gedanken zum Aufbau der Wirtſchaft, über die Bekämpfung von Hunger und Kälte im Winter, kein Deutſcher darf frieren und hun⸗ gern! Wir haben nie geſagt, daß die Arbeits loſigkeit binnen weniger Monate von uns be⸗ hoben wird, wir bekämpfen ſie mit allen Mit⸗ teln. Ueber Winter darf kein Arbeitsloſer mehr dazu kommen und im Frühjahr werden weitere Millionen in Arbeit und Brot kommen. Es kann nur eines geben: alles für Deutſchland, für das Vaterland, getreu dem Führer! Be⸗ geiſtert wird das„Sieg Heil“ und„Horſt Weſel⸗ Schwanheim in die Quartiere gebracht, der ganze Kreis Heppenheim wird verſtaut. Der Sonntag iſt dienſtfrei. Veranſtaltungen in Frankfurt ſind vorgeſehen, jedermann iſt die Teilnahme ins eigene Ermeſſen geſtellt. Die Amtswalter haben um 5 Uhr Gauappell. In Schwanheim wird Sonntag früh unſere Landsmännin, Frau Dr. Oſter⸗Kühner beſucht, wo ein ausgedehnter Früh⸗ ſchoppen ſtattfindet. Nach dem Mittageſſen gehts nach Frankfurt, in der Nähe des Spatenſtiches zur Autobahn vorbei, die tags zuvor durch den Führer eröffnet wurde. Halt, eines ſoll nicht vergeſſen ſein: in Schwanheim wurden wir überall gut aufgenommen, wir waren aus⸗ nahmelos ſehr gut untergebracht, bis ins letzte Knopfloch gut verpflegt, Zufriedenhei war auf jedem Geſicht zu leſen. Dafür gebührt der Schwanheimer Bevölkerung größter Dank! Und hier fühlt inmitten dieſer Großſtadt. Gauanz walter⸗Appell! Vieltauſend erwarten hier ihm Gauleiter. Er kommt von der Kundgebung Niederwalddenkmal, er will zu ſeinen Mitkäm zur alten Garde ſprechen. offenen deutſchen Mannesart: und das war ret pfen, Er tat es, in einn ſo! Herrliche Worte waren es, die ſeine Anz walter ins Volk tragen ſollen, grundſätlch Fragen der Politik. Fünftauſend jubeltem in zu. Auch Gaupropgd. Ltr. Treſz ſprach deutlſh Worte über„Führertum und Führerprinziy (In der nächſten Mitgl. Verſ. wird dar Näheres aus geführt). Um ¼9 Uhr gings h Sonderzug zurück, um /11 Uhr wieder dahen im Marſch zum Rathaus. Daſelbſt durch Orig Führer Pg. Franzke an alle Mitgeweſenen Mm des Dankes und der Zufriedenheit über all uz Lied“ aufgenommen. Gegen 11 Uhr iſt die Kundgebung beendet. Und nun geſchieht das noch eines: alle Straßen waren über und über geſchmückt, in ein Fahnenmeer waren ſie unter⸗ getaucht. Die ganze Bevölkerung: Nationalſo⸗ Erlebte. Eine Strophe des Horſt⸗Weſſel⸗Lichg erſcholl nochmals in die dunkle Nacht und neuen Fahnen der Ortsgruppe wurden nat Hauſe gebracht. Aufruf! Betr.: Erntedankfest am 1. Okt. 1033. Das Erntedankfeſt am 1. Oktober ſoll neben dem 1. Mai der zweite Feiertag der Deutſchen werden. An alle deutſchen Volksge⸗ noſſinnen und Volksgenoſſen ergeht der Ruf, ſich zur Durchführung der örtlichen Veranſtal tung reſtlos zur Verfügung zu ſtellen, um da⸗ mit der Schickſalsverbundenheit mit dem Bauern ſichtbaren Ausdruck zu geben. Es ergeht an alle hiesigen Uereine und Körperschaften die Aufforderung, sich an dem am Sonntag nachmittag stattfinden⸗ den Festzug vollzähllg zu beteiligen. Auch die drei oberen Schuljahre(Knaben u. Mädchen) nehmen an dem Feſtzug teil. Wer ſich an dem Erntedankfeſt zurückhält und den Veranſtaltungen ohne dringenden Grund fernbleibt, der zeigt, daß er keine innere An⸗ teilnahme an dem Schickſal des deutſchen Volkes nimmt.— Zeigen wir durch die Tat, dass die Uolksgemeinschaft marschiert und wir alle sein wollen: „Ein einig Volk von Brüdern“. Heil Hitler! Hess. Bauernschaft, Ortsgruppe Viernheim. NB. Alles Nähere wird rechtzeitig bekanntgegeben. Bekanntmachung. Betr.: Verſteigerung von Allmendgrundſtücken. Am Freitag, den 29. Sept. 1933, vorm. 10 Uhr, werden im Sitzungsſaale des Rathauſes nachſtehende Allmendgrundſtücke öffent⸗ lich verſteigert: Oberlück Oberlück Alter Garten Kleine Striehten Kleinbruchfeld 1. Gew. Kl. Neuenacker im Kl. Bruchfeld Großbruchfeld 1. Gew. Allmen Allmenfeld Rothfeld Große lange Vheilung Mittlere Lange Theilung Krottenwieſe(A) Oberbruchweide Kleinbruchfeld Schloth Kleiner neuer Garten Krottenwieſe(Wieſe) Viernheim, den 26. Sept. 1933. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. In kommiſſariſcher Vertretung: Bechtel. ggg Neuheiten Derby-Bamentasenen 8 10. Gew. 11. Gew. 3. Gew. Nr. 15 Nr. 16 Nr. 5 Nr. 33 Nr. 35 Nr. 82 Nr. 22 Nr. 144 Nr. 26 Nr. 11 Nr. 52 Nr. 39 Nr. 55 Nr. 6 Nr. 56 Nr. 137 Nr. 5 Nr. 19 2. Gew. 1. Gew. aus 1a Saffianleder zu den billigſten Preiſen! Große Auswahl in Uxtentaschen belabentel, Irietissehen ele. 85 Cell. Hüllen für Päſſe und Aus weiſe. J. Schweikart Auel Mitlerstrane 16. Bute Schaulenfter beachten. nn Grandioſe. Der Abmarſch der über 200 000 PEP Schlageter Torgen Dopnepsag. 29.580 im Freiſchütz. Aufgeführt von der Spielſchar der Mar. Jünglingsſodalität. Kie mand verſäume dieſes Stück deutſcher Geſchichte auf ſich wirken zu laſſen. Harten bei Franz Hofmann, Drehſcheibe und an der Abendkaſſe. Anfang 8 Uhr. 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Der Führer. Sänger⸗Einheit. Heute abend 8/ Uhr Tenbre. Keiner fehle! Der Vorſitzende. Geſangverein„Liederkranz.“ Heute Mittwoch abend 8 Uhr Singſtunde des Frauenchors. Stimmbegabte Frauen und Mädchen welche Luſt und Liebe zum Singen haben, ſind hierzu eingeladen. f Der Vorſtand. Kaninchen⸗ und Geflügelzuchtverein 1916. Heute Abend /9 Uhr findet im Lokal Kai⸗ ſerhof eine Mitgliederzuſammenkunft ſtatt. Zwecks 1. Okt. Jeſtzug. Es wird um zahl ⸗ reiches Erſcheinen gebeten. Der Vorſtand. Klub der Geflügelzüchter 1926. Donnerstag, den 28. ds. Mis. findet im Lokal(gold. Stern) eine Mitgliederverſammlung ſtatt. Tages ord⸗ nung iſt ſehr wichtig, darum darf keiner fehlen. Der Vorſtand. 2 Milchſchweine zu verkaufen. Lorenz Roos Mannheimerſtr. 35 2 — Gewerbe⸗ u. Malerſchul⸗ Bensheim a. d. B. Zklaſſ. Abteilung für Bauhandwerker, Mal und Metallarbeiter. Das Winterſemeſter beginnt an 2. November 1933. Der Vorbereitungskurſus zur Meiſterprüfung am 12. Nov. 1933 vorm. 8 ½ Uhr. Anmeldungen zu allen Abteilungen ſind biz zum 25. Oktober an die Schulleitung einn, reichen. Wochenplan der Sport⸗ Vereinigung Amieitia 09 e. V. Dienstag nachm. 6 Uhr: Training für 1. uf 2. Mannſchaft. „: Schülertraining. „: Training für Jugen der Schwerathletik u Lokal. N : Training der Lu ſportler. : Hallentraining ſän cher Aktiven in i Sporthalle. Erſcheinen hierzu wi unbedingt, ins beſonden von der 1. M. erwari : Training der Handbala A. H. und untere 9 : Training der Kuß ſportler im Lokal, Samstag 4 Uhr 1. Schülerverbandsſpiel geg V. f. R. Mannheim auf dem Waldſortplaß Sonntag Verbandsſpiel in Feudenheim und a ginn der Verbandsſpiele der unteren Ma ſchaften. Näheres hierüber wird noch le kannt gegeben. Mittwoch„ 2 5 77 5 5 1 Donnerstag, Freitag 5 77 I — felerlagshalber hielt unser Seschäft Sams- tag, den 30. ds. Mis. geschlossen. Decken Sie Ahren Bedarf rechtzeitig. 0 5 Fehuhverlrteh Schall“ — menen Le liefere ich Ihnen die beſtmöglichſten 5 Abzüge. von Platten u. 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Martin, Geſchaftsſtelle N Anzeigenpreiſet Die einſpaltige Petit bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Nie 9 N 19252 9 1 Biernh. Volleblett) 1 0 koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, großere Artitel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſt e u. von sämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes eee bei Anzeigen werden nach Möglichkeit Saat mice— Für die Aufnahme an r t eſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewä übernommen werden Donnerstag, den 28. September 1933 van der Lubbe ſchweigt weit Neue Zeugen im Leinziger Prozez— Polizei und Anterſuchungsrüßter Vor und hinter den Kulſſſen Die Verhandlungen in Genf. Man hat ſich allmählich daran gewöhnt, daß ſich die diplomatiſchen Verhandlungen in Genf auf zwei Schauplätzen abſpielen: auf der offenen Bühne des Völkerbundes die weniger intereſſanten, teilweiſe direkt lang⸗ offiziellen Beratungen und hinter den Kuliſſen, in den Beſprechungen der Staatsmänner untereinander, die weit intereſſanteren inoffiziellen Geſpräche, von deren Inhalt die Oeffentlichkeit aber meiſt nichts oder doch nur wenig erfährt. Auch dieſes Mal iſt es nicht anders. Die offiziellen Beratungsgegenſtände des Völker⸗ bundes bringen nicht viel Bemerkenswertes. Das wichtigſte Thema aber— die A brü⸗ ſtung— bleibt den inoffiziellen Erörterun⸗ gen vorbehalten. Es ſcheint, als ob bei dieſen offiziellen Verhandlungen augenblicklich eine Pauſe eingetreten ſei. Nach wie vor bemü⸗ hen ſich beſonders die Italiener in loya⸗ ler Weiſe um eine poſitive Inangriffnahme der Erörterungen. Wenn bei dem augen— blicklichen Stand der Dinge hier und da von gewiſſen Seiten der Gedanke lanciert wird, es ſei nun an Deutſchland, mit Gegen⸗ vorſchlägen hervorzutreten, ſo iſt dazu zu hagen, daß eine ſolche Notwendigkeit nicht gegeben iſt. die Vaſis aller Abrüſtungsbeſprechungen der Für Deutſchland iſt und bleibt vom engliſchen Miniſterpräſidenten Mac⸗ donald vorgelegte Entwurf zu einer A b⸗ rüſtungsverein barung. Inſoweit Abänderungsvorſchläge zu ihm gemacht wer⸗ Den, gehen ſie von anderer Seite aus, deren Ainet es dann auch ſein muß, ſie aus, dem chungen in eine allſeitige und konkrete Er⸗ örterung überzuleiten. Stadium unverbindlicher Vorbeſpre⸗ Die Pauſe in Genf wird von allen Staats⸗ männern dazu benutzt, durch zwei- und mehr⸗ ſeitige Ausſprachen beſtimmte Einzelproble⸗ me zu fördern. Der Beſuch des poln iſchen Außenminſters Beck bei Vertretern galt den deutſch⸗polniſchen Bezie⸗ hungen und war von dem entſchloſſenen Wil⸗ len getragen, eine Klärung aller etwa noch beſtehenden Streitfvagen herbeizuführen. Da⸗ bei hat ſich die pſychologiſche Entſpannung als den deutſchen Folge der Bereinigung des Danzig⸗polniſchen ö ie als wertvolles Aktivum erwie⸗ ſen. Bezeichnend für die Stagnation in Genf iſt die Tatſache, daß es nicht möglich war, einen Redner für die politiſche Ausſprache zu gewinnen. Es hat faſt den Anſchein, warte man die Ankunft des tſchechoſlowaki⸗ ſchen Außenminiſters Beneſch ab, der ſich immer als beſonders rühriger Völkerbunds⸗ politiker gezeigt hat, diesmal aber durch ſeine als Anweſenheit bei der Konferenz der Kleinen Entente in Sinaja eine gewiſſe Verſtimmung gegen die Genfer Inſtitution zur Schau ge⸗ tragen hat. Das Intrigenſpiel, das in gewohnter Weiſe ſeinen Gang nimmt, fand deutlichen Ausdruck in der überraſchenden Wahl des Südafrikaners te Water zum Präſi⸗ denten der Verſammlung, Dabei ſcheint der edanke vorgeherricht zu haben, bei der am Montag ſtattfindenden Wahl der drei nicht⸗ ſtändigen Ratsmitglieder den Ring der bri⸗ üſchen Dominions zu sprengen. Anſtelle des turnusmäßig ausſcheidenden Irland wäre an ſich Ausſtralien am Zuge geweſen, was be⸗ ſtimmte Gruppen durch die Präſidentenwahl zu verhindern beſtrebt ſind. Die von dem zum Studium der Rats reform eingeſetzten Ausſchuß vorgeſchlage⸗ ne Erhöhung der Zahl der Ratsſitze um einen zeigt, daß offenbar allgemein irgendwelche wirkſamen Initiativen nicht mehr von der erſammlung, ſondern nur noch vom Rat erwartet werden und iſt damit ein neuer Be⸗ weis für beſtimmte Verfallserſchei⸗ bin nen des Genfer Bundes der wie auch zt a den d 18 Nad en mit dem ickſal der Abrüſtungskon⸗ ferenz ſteht und 115. Leipzig, 27. Sept. Wieder hat ſich das zur Verhandlung im Reichstagsbrandſtifterprozeß zugelaſſene Pub⸗ likum teilweiſe ſchon anderthalb Stunden vor Beginn eingefunden und wartet geduldig vor dem Hauptportal, bis es gegen 9 Uhr in den Sitzungsſaal hineingelaſſen wird. Die Umſtellung des Verfahrens Mit beſonderer Spannung erwartet man die Auswirkungen der von Präſident Dr. Bünger angekündigten Umſtellung im Ver⸗ handlungsverfahren, wonach mit van der Lubbe zugleich die Beamten gehört werden ſollen, die im Vorunterſuchungsverfahren van der Lubbe vernommen haben. Ob an dieſem Tag bereits zur Erörterung des Reichstagsbrandes übergegangen werden kann, läßt ſich zur Zeit noch nicht ſagen. Er wird jedoch wahrſcheinlich im Mittelpunkt der Verhandlungen an den beiden folgenden Sit⸗ zungstagen, am Donnerstag und Freitag, ſtehen. Sodann kritt mit Rückſicht auf den in Leipzig ſtattfindenden Deutſchen Juri- ſtenlag eine Unterbrechung des Prozeſſes bis Dienskag nächſter Woche einſchließ⸗ lich ein. tach Eröffnung der Sitzung weiſt Senats⸗ präſident Dr. Bünger darauf hin, daß es ſich nicht vermeiden laſſen werde, die bisherigen Ausſagen van der Lubbes aufgrund der Aus⸗ ſagen der jetzt geladenen Zeugen noch einmal wiederholen zu laſſen. Der Vorſitzende richtet dann folgende Frage an den Angeklagten van der Lubbe: Wollen Sie nun heute lauter und deutlicher antworten als geſtern? Der Angeklagte ſteht auf und erklärt nach längerem Zögern: Das iſt möglich. Vorſitzender: Wir haben in der Zeitung ge⸗ leſen, daß einige Herren Sie geſtern im Ge⸗ fängnis aufgeſucht haben und daß Sie mit ihnen viel offener und bereitwilliger ge— ſprochen haben und ſich auch munterer ge⸗ zeigt haben. Iſt das richtig? van der Lubbe: Das kann ich nicht ſagen. Zwei neue Zeugen über Lubbe Der Vorſitzende ruft dann den ſchwediſchen Kriminalpſychologen Profeſſor Soe der⸗ mann von der Univerſität Stockholm auf, der geſtern den Angeklagten im Gefängnis in Begleitung eines holländiſchen Journaliſten aufgeſucht hatte. Profeſſor Soedermann wird als Zeuge vereidigt und bekundet u. a.: Ich habe mich geſtern nach dem Unterſuchungsgefängnis zu van der Lubbe begeben, weil man in der Auslandspreſſe ſoviel geſchrieben hat, daß van der Lubbe mißhandelk und gepeinigt würde, daß man ihm Morphium⸗ oder Kokainein⸗ ſpritungen gegeben habe und daß darauf fein eigenartiges Verhalten im Gerichtsſaa! zurückzuführen ſei. Ich habe den Angeklagten in ſeiner Zelle beſucht und alles in beſter Ordnung ge⸗ funden. Ich kann ſagen, daß er beſſer behandelt wird als die übrigen Gefangenen, z. B. was das Eſſen betrifft van der Lubbe hat mich gleich bei meinem Eintritt gefragt— ich habe die Frage wörtlich aufgeſchrieben—: Warum machen Sie dieſe Unterſuchung? Ich ſagte ihm: Weil man in der Auslandspreſſe ſagt, daß Sie ſchlecht behandelt werden. Da hat van der Lubbe ein bißchen gelacht und den Kopf geſchüttelt. Er hat auf mein Verlangen den Oberkörper entblößt, Ich ſtellte feſt, daß er zwar ſtark abgemagert iſt. aber es waren nicht die geringſten Merkmale irgend] über die erſten Vernehmungen einer Mißhandlung zu ſehen. Den Unterkör⸗ per zu entblößen, hatte er eine gewiſſe Scheu. Auf meine Frage ſprach er den Wunſch aus, daß die übrigen Herren während dieſer Un⸗ terſuchung die Zelle verlaſſen möchten. Als das geſchehen war, hat er auch den Unterkör⸗ per entblößt. Ich habe ihn unterſucht und auch hierbei keinerlei Spuren gefunden. Ich fragte van der Lubbe: Fühlen Sie ſich körperlich wohl? Er ankworlete: Jawohl, ich fühle mich wohl. Ich ſagle wieder: Aber vielleicht fühlen Sie ſich ſeeliſch nicht wohl? Darauf fragte van der Lubbe: Was iſt ſeeliſch? Ich ſagte ihm: Das kommt von Seele. Da ſagte er ſehr deuklich: Ich bol mich auch ſeeliſch wohl. Vorſitzender: Er hat alſo bei Ihrem Ein⸗ tritt nicht Ihre Frage abgewartet, ſondern hat gleich intereſſiert Sie ſelbſt gefragt, wa⸗ Keine Spuren fremder Einwirkung Zeuge Soedermann: Jawohl. Ich hatte den Eindruck, daß ich ſtundenlang mit ihm hätte ſprechen können und daß ich auch dann intel⸗ ligente und logiſche Antworten bekommen würde. Mein Begleiter, der holländiſche Journaliſt Luger, hat auch mit ihm geſpro— chen und ebenfalls vernünftige Antworten bekommen. mein ſcheuen und ſchüchternen Eindruck ge— macht. Meiner Anſicht nach wirkt der große Apparat dieſer Reichsgerichtsverhandlung einſchüchternd auf ihn. Rechtsanwalt Dr. Sack: Es wird behaup⸗ tet, daß man an van der Lubbe mit lang- ſam wirkenden Giften arbeite. Zeuge: Ich habe ihn auch gefragt, ob er irgendwann oder irgendwo nach der Einnah⸗ me von Eſſen oder Getränken ſich merkwür⸗ dig in irgendwelcher Weiſe gefühlt habe. Er hat ſehr kräftig verneint. Rechtsanwalt Dr. Sack: Es wird weiler behauptet, van der Lubbe zeige kuypiſche Anzeichen einer Rauſchgifkbearbeitung. Haben Sie ſich davon überzeugt, ob van der Lubbe an ſeinem Körper Iniekkions⸗ einſtichnarben zeigt? Jeuge: Ich habe nichts dergleichen feſigeſtellt. Rechtsanwalt Dr. Sack bittet, vielleicht auch den holländiſchen Journaliſten mit Rück⸗ ſicht auf die ausländiſchen Gerüchte noch zu hören. Dieſer wird als Zeuge vernommen. Er heißt Johann Luger und iſt Vertreter des„Telegraaf“ in Amſterdam. Der Zeuge beſtätigt, was ſchon Profeſſor Soeder⸗ mann geſagt hat. Er habe mit dem Ange⸗ klagten ein einfaches Geſpräch geführt: es habe ſich aber mehr um eine einſilbige Unter— haltung gehandelt. van der Lubbe habe mit ſa und nein geantwortet, nur etwas lebhafter als im Gericht. Rechtsanwalt Dr. Sack: Haben Sie zu⸗ fällig auch den Angeklagten Torgler geſe⸗ hen und in welcher Verfaſſung? Zeuge Lu⸗ ger: Ich ſah zufällig, wie Torgler aus einem Zimmer kam und eine Zigarette rauchte. Es wird dann die Vernehmung van der Lubbes fortgeſetzt und dazu Kriminalkom⸗ miſſar Heiſig vernommen, der über die erſte Vernehmung Lubbes ausſagt. Man wußte bei dieſer Vernehmung nur, daß Lub⸗ be der Reichstagsbrandſtifter ſei, Lubbe ſelbſt nannte ſich als den, der die Brände im Wohlfahrtsamt, im Rathaus und im Schloß 9 5 habe und er äußerte ſich klar über dieſe aten. Die Sache ſollte für die Ark kerſchaft ein„Sigdal und Fanal“ ſein. rum die Unterſuchung vorgenommen wird? van der Lubbe hat einen unge 50. Jahrgang Wie war die Parteizugehörigleit? Oberreichsanwalt: Woran haben Sie van der Lubbe als Kommuniſten erkannt? Zeuge: Wir fühlten das aus ſeiner ganzen Darſtel⸗ lung der politiſchen Verhältniſſe heraus, wenn er z. B. von der Notwendigkeit der Errichtung einer Arbeiterregierung ſprach und Tenden⸗ zen aufſtellte, wie ſie im Programm der KPd zu finden waren. Auf Frage erklärt der Zeuge, Lubbe habe frei geſprochen und in gutem Deutſch und ſo⸗ gar ſo ausführlich, daß man ihn unterbrechen mußte, um nicht ins Uferloſe zu kommen. Hatte Lubbe Mittäter? Rechtsanwalt Sack fragt, ob van der Lubbe auch von ſeiner Zugehörigkeit zur kommuni⸗ ſtiſchen Arbeiterpartei geſprochen habe, es liege im Sinne der Verteidigung, daß dieſe Unterſchiede: Kommuniſtiſche Partei, kommu⸗ niſtiſche Arbeiterpartei und Räte⸗Kommuni⸗ ſten auseinandergehalten werden. Der Zeuge erwidert, er könne ſich nicht er⸗ innern, daß von der kommuniſtiſchen Ar⸗ beiterpartei geſprochen wurde. Rechtsanwalt Dr. Sack fragt weiter, wo ſich van der Lubbe darüber geäußert ha⸗ be, ob er einen Mittäter hatte. Der Jeu⸗ ge erklärt, daß van der Lubbe harknäckig dabei blieb. ſeine Taten allein gemacht zu haben. Auch nach der Gegenüberſtel⸗ lung der Angeklagten van der Lubbe und Torgler habe van der Lubbe erklärk, daß er den Mann nicht kenne. Die„Hauptperſon“ bleibt apathiſch Nach einer Zwiſchenbemerkung Dimitroffs, der wiſſen will, ob er direkte Fragen an den Zeugen ſtellen könne, wird als Zeuge Kri⸗ minalkommiſſar Dr. Zirpens, Berlin, vernommen, der auf die Frage des Vorſitzen⸗ den, ob van der Lubbe ſich bei den Verneh⸗ mungen anders verhalten habe als hier im Gerichtsſaal, antwortet: Wenn man van der Lubbe als Haupfl⸗ perſon reden läßl. ſo wird er ſehr geſprã⸗ chig und findet kaum ein Ende. Der Vorſitzende wendet ſich lächelnd an den zuſammengeſunken daſitzenden Angeklagten van der Lubbe mit den Worten: van der Lubbe, Sie dürfen jetzt als Hauptperſon re⸗ den.(Heiterkeit). Der Zeuge ſchildert dann die Brände im Rathaus und im Schloß in der aus den Ak— ten bekannten Weiſe. Rechtsanwalt Dr. Sack verweiſt auf eine zuſammenfaſſende Feſtſtel⸗ lung des Zeugen, wonach nach ſeiner Auf⸗ faſſung der Brand im Wohlfahrtsamk, im Rat- haus und im Schloß von van der Lubbe ohne Zweifel auen verurſachk worden iſt. Er frogt den Zeugen, ob das auch heute noch ſeine Anſicht ſei. Der Zeuge beſtätigt das. Als nächſter Zeuge wird Kriminalkommiſ⸗ ſar Marowſki, Berlin, vernommen, der Lub⸗ be über die Geſpräche verhört hat, die er vor den Taten mit anderen über das Anzünden von Gebäuden hatte. Bei den erſten Verneh⸗ mungen habe van der Lubbe auf den Vor⸗ halt, daß vom Gebäudeanzünden geſprochen wurde, geſagt:„es iſt möglich“. Später habe er es ſogar abgeſtritten. Schließlich habe er geſagt, daß die anderen davon geſprochen hät⸗ ten, er aber nicht Daß er bei dem Geſpräch ein rotes Mitgliedsbuch der KPD aus der Taſche gezogen habe ſei von Lubbe bei der Vernehmung baeſtritten worden. Dieſe Be⸗ kundung habe aber der Arbeiter Panknin ge⸗ macht. Der Anterſuchungsrichter ſagt aus Intereſſant wurde die Sitzung erſt, als Reichsgerichtsrat Vogt, der für das Reichs⸗ gericht die ganze Vorunterſuchung geleiter hat, zu Wort kommt. Er ſchildert van der Lubbe als empfindlichen Menſchen, der plötzlich mit ſeinen Ausſagen zurückhält, wenn ihm eine Frage überflüſſig erſcheint. Auf den Hinweis:„Heute haben Sie ein biß⸗ chen viel geſchwindelt“ hat er nur die von dreiſtem Lächeln begleitete Antwort:„Das mag möglich ſein!“ und einem der verneh⸗ menden Kriminalkommiſſare erklärte er fri⸗ vol auf einen ähnlichen Hinweis:„Ich habe noch nie behauptet, daß ich ehrlich bin!“ a Reichsgerichtsrat Vogt weiſt dann auf die Bedeutung der neulich erörterten Unterredung vor dem Wohlfahrtsamt in Neukölln hin, wo die Brücke geſchlagen worden iſt zwiſchen van der Lubbe und der Zentrale der KPD. Beſonders wichtig iſt die Jeſtſtellung des Unkerſuchungsrichters, daß es für den holländiſchen Kommuniſten kechniſch un⸗ möglich war, die Brände allein in der Weiſe zu legen, wie er es geſchildert hat. In dem auffälligen Beſtreben, alles al- lein getan zu haben, hak er offenbar die Täkerſchaft für alles übernommen, was ihm an Brandſpuren im Reichskagsge⸗ bäude bekannt geworden iſt. Im übrigen, ſo erklärt der Unterſuchungs⸗ richter, iſt es keineswegs ſo geweſen, daß die Angeklagten— ich nehme in dieſem Fall nur den Angeklagten Torgler aus— mir alles das gleich zugegeben hätten, was nachher feſt⸗ geſtellt wurde. Es hat vielmehr einer ganz erheblichen Mühe und Zeit bedurft, um das zu erreichen. Eine Erklärung zur Lache Dimitroff Der Unterſuchungsrichter gibt dann eine Erklärung ab, in der er ſagt: Aus den Zei⸗ tungen habe ich entnommen, daß hier von Seiten der Bulgaren ein Angriff gegen die Unterſuchungsmethoden und die Führung der Protokolle erhoben worden iſt. Ich lege Ge⸗ wicht darauf zu erklären, daß ich nie etwas unternommen habe, was den Angeklagten ſchädlich ſein könnte. Ich bin zu lange deulſcher Richter, daß ich nicht meiner Pflicht bewußk wäre, alles zu beachten, was zur Belaſtung. aber auch der Enklaſtung der Angeklag⸗ ken dient. Die Protokolle ſind von van der Lubbe un⸗ terſchrieben und ich kann mir nicht denken, daß van der Lubbe oder die Bulgaren be⸗ haupten wollen, ich hätte etwas aufgenom⸗ men, was nicht von ihm ſelbſt geſagt worden iſt. Wenn Dimitroff hier eine derartige Er— klärung abgegeben hat, dann muß ich leider feſtſtellen, daß ſie bewußt unwahr iſt. Keine unzuläſſigen Einwirkungen Der Unterſuchungsrichter ſtellt weiter feſt. es ſei weder gegen van der Lubbe noch gegen einen der anderen Angeklagten etwas unter⸗ nommen worden, was nicht in Ordnung war. Die Beſchuldigung ausländiſcher Blätter. er habe van der Lupve dadurch zum Ge⸗ ſtändnis bringen wollen, daß er ſich auf ein angebliches Geſtändnis Torglers be⸗ rufen habe, weiſt Reichsgerichtsrat Vogt mit Entrüſtung zurück. Inzwiſchen hat ſich die Atmoſphäre mit wachſender Spannung geladen, da Dimitroff mit erregten Vorwürfen eingreift. Als er eine ironiſche Bemerkung über die Objektivität des Unterſuchungsrichters fallen läßt, wird ihm vom Vorſitzenden das Wort entzogen. Damit ſchließt die Sitzung. Ruhig Blut Nur keine Angſtverkäufe. Die Trockenheit der letzten Wochen brachte es mit ſich, daß das Herbſtfutter zu wünſchen übrig ließ. Die Folge davon war, daß un⸗ reifes Schlachtvieh in zu ſtarkem Maße von den Landwirten abgeſtoſſen wurde. Die Ver⸗ hältniſſe ſind jedoch nicht derart gelegen, daß Angſtverkäufe ſich in irgend einer Weiſe rechtfertigen laſſen. Wir erſuchen daher dringend, unbedingt alles daran zu ſetzen, daß unreifes Schlacht⸗ vieh nicht auf die Märkte kommt. Durch zu ſtarke Auftriebe von unreifem Schlachtvieh wird der geſamte Viehpreis gedrückt, was ſich dann ſehr nachteilig für die geſamte Preis⸗ bildung des Schlachtviehs auswirkt. Eine normale Beſchickung der Schlachtvieh⸗ märkte liegt im Intereſſen der geſamten Landwirtſchaft. Landwirte, welche noch nicht völlig ausge⸗ mäſtetes Schlachtvieh beſitzen und das ſich zum Ausmaſt gut eignet ſenden dasſeſhe nicht kurzerhand auf die Schlachtviehmärkte Dine Torglers Vernehmung. Ernſt Torgler, der deutſche Kommuniſtenführer, bei ſeinem Verhör im Prozeß gegen die Reichstagsattentäter; vorn: Torglers Wahlverteidiger Dr. Sack. oder nehmen Angſtverkäufe vor, ſondern ſet⸗ zen ſich mit ihren Bezirksviehverwertungs⸗ genoſſenſchaften in Verbindung, welche in der Lage ſind, für Abhilfe zu ſorgen. Landwirte! Ruhig Blut! Angſtverkäufe ſind jetzt nicht am Platze. Friſt zur Vranntwein⸗Ablieſerung Karlsruhe, 28. Sept. Der Landesverband badiſcher Klein- und Obſtbrenner gibt bekannt: Mit dem 30. September läuft die Friſt ab zur Ablieferungsanmeldung der in Klein⸗ und Obſtbrennereien ſowie Stoffbeſitzern noch vor⸗ handenen alten Beſtände an ablieferungsfähi⸗ gen Branntweinen(aus Kernobſt, Kernobſt⸗ treſter, Obſt⸗ und Weinhefe, Weintreſter, Korn, Kartoffeln und Topinambur). Die Reichsmonopolverwaltung für Brannt⸗ wein hat ſich bereit erklärt, dieſe alten Beſtände zum Preiſe von 3 Rm. für 1 Liter Weingeiſt gleich welchen Branntweins zu übernehmen, falls die Anmeldung auf vorgeſchriebenem For⸗ mular bis 30. September 1933 am zuſtändi⸗ gen Zollamt ſeitens des Eigentümers erfolgt. Bei dieſen günſtigen Uebernahmepreiſen ſollen die Klein- und Abfindungsbrenner ſowie Stoff⸗ beſitzer von der hierdurch gebotenen Verwer⸗ tung ihrer bisher nicht abſetzbaren Branntwein⸗ beſtände noch reſtlos Gebrauch machen. Die Uebernahme wird mit dem nächſten Sammeldienſt der Deutſchen Edelbranntwein⸗ ſtelle in üblicher Weiſe vollzogen. Die Anmel⸗ dung zur Ablieferung iſt umſo mehr anzuemp⸗ fehlen, als nach dem 1. Oktober auch der Branntweinhandel durch die neuen einſchrän⸗ kenden Beſtimmungen nicht mehr in der Lage iſt, dieſo ablieferungsfähigen Branntweine im freien Verkehr abzuſetzen. Politiſches Allerlei Berlin. Für das Wi! ö haben Reichswehr und Marine einen Betr von 1 600 000 RM zur 0 be geſtellt Berlin. Der preußiſche M b Göring hat einen Betrag von 18 Milli. nen RM 555 den Fonds der Landesbühnen bewilligt, der in erſter Linie für die preuß ſchen Grenzlandthegter beſtimmt iſt. Genf. Reichsaußenminiſter Freiherr von Neurath und Reichsminiſter Dr. Goebbelz empfingen eine Abordnung von Vertretern der Saarbevölkerung, die die beiden Miniſter über die augenblickliche Lage im Saargebiet und die verſchiedenen aktuellen Fragen eingehend unterrichteten. Aus Heſſen und Naſſan Keine weſenklichen Einſchränkungen im Min. kerzugsverkehr. * Frankfurt a. M., 28. Sept. Mit de Oktober beginnt der Winterabſchnitt 8 Winterfahrplans der Reichsbahn. Gegen⸗ über dem Sommerfahrplan kommen im Win⸗ terabſchnitt nur unweſentliche Aenderungen in Frage. Vieſe Aenderungen ſind bereitz im Sommerfahrplan als im Winter weg⸗ fallend gekennzeichnet; dieſe Bemerkungen Weſentliche Einſchränkungen ſind diesmal jedenfalls im Zugverkehr nicht geplant. Beiſpiele für Schulgebete. Darmſtadt 28. Sept. Die Miniſterialabtei⸗ lung für Bildungsweſen, Kultus, Kunſt und Volkstum hat im Anſchluß an ihr Ausſchrei⸗ ben vom 24. April 1933 nunmehr in einem weiteren Ausſchreiben vom 18. September 1933 den Direktionen und Leitern der höhe⸗ ren Schulen und der Techniſchen Lehranſtal⸗ ten und den Kreisſchulämtern und Stadt⸗ ſchulämtern eine Anzahl von Beiſpielen für Schulgebete bekannt gegeben. Darmſtadt, 28. Sept.(Linderung der Not.) Der heſſiſche Verkehrsbund iſt an ſei⸗ ne ſömtlichen Mitglieder herangetreten, zu Gunſten der Adolf⸗Hitler⸗Spende, Erho⸗ lungsaufenthalte in größerer Anzahl für be⸗ dürftige SA⸗ und SS⸗Leute zur Verfügung 100 ſtellen. Wenn auch ſchon aus den Krei⸗ en des Fremdenverkehrsgewerbes beträcht⸗ liche Opfer gebracht wurden, ſo entbindet dies die Mitglieder des heſſiſchen Verkehrs⸗ bundes denn doch noch nicht von der Ver⸗ pflichtung für die alten Kämpfer der nalio⸗ nalſozialiſtiſchen Bewegung, weitere Erho⸗ lungsmöglichkeiten zur Verfügung zu ſtellen. Anrichtung Leipzig, 28. September. Am Mittwoch wurde im Hof des Landge⸗ richtsgefängnis der 32jährige Kraftwagen. führer Walter Kunze durch Jallbeil hinge ⸗ richtet. Kunze halte am 19. November v.). einen Aukoverkreter unter Vorſpiegelung, einen neuen Lieferwagen gegen Barzahlung kaufen zu wollen, zu einer Probefahrt in die Burgave verlockt und den Ahnungsloſen an einer einſamen Stelle erwürgt, um in den Beſitz des Wagens im Werke von 6000 Mark 7 fernen Der König iſt in ſeiner Hand. Der König— wir en Seidene Röcke machen die Politik in Preußen— und hinter dieſen ſeidenen Röcken verbirgt ſich ein gewiſſenloſer Nichtpreuße, der von den Notwendigkeiten unſeres Staates keine Ahnung haben kann. Muß der König geleitet werden, dann von uns ö Stein iſt landfremd, Ausländer— Jakobiner. Er macht dem franzöſiſchen Kaiſer Zugeſtänd⸗ Er rät dem König zu, den ſchmachvollen Tilſiter Frieden zu erfüllen. Mein Vetter Pfeil hat ihn im Frühjahr in Berlin geſehen. Er ging aus und ein bei Daru. Seine Abſichten ſind nicht rein. Er ſoll das verräteriſche Wort geſprochen haben:„Was ſchiert mich Preußen? Es geht mir um Deutſchland... Ja, Sie ſtoßen überraſchte Ausrufe des Entſetzens aus. Dies Wort von Stein iſt authentiſch. Es entlarvt ſeine vaterlandsloſe Geſinnung. Uns— uns muß der König folgen. Wir ſind der Staat. Uns muß er gehorchen.“ „Herr Vetter“, warnte Graf Dieberlingk den Zornigen, „man muß nicht alles über die Lippen ſpringen laſſen, was das Herz denkt. Wir verſtehen uns auch ſo. Was Stein betrifft, ſo weiß er weder, was er will, noch hat er eine Ahnung von den ſchleſiſchen Verhältniſſen. Außerdem: es iſt die alte Geſchichte. Ein Adeliger, der ſeinen Stand verrät, iſt jedenfalls ſchlimmer als ein Bürgerlicher oder ein Bauer. Denken Sie an den Grafen Mirabeau in wiſſen es!— iſt ſchwach. und den Unſeren. niſſe auf Zugeſtändniſſe. Paris..“ „Auch ich bin dafür“, warf der Hausherr ein, ein älterer Mann von hoher Statur und vornehm⸗klugem Antlitz, „daß wir uns mit Politiker leiſten mögen!“ „Indeſſen. Frankreich, das heißt mit Napoleon gut ſtellen. Er hat Verſtändnis für den Adel und ſeine Anſprüche. Seine Handlungsweiſe zeigt das tagtäglich. Er würde uns nie ſo ſchaden wollen, wie dieſer heimat⸗ loſe Streber, dieſer Stein, das offenſichtlich beabſichtigt. Ich bitte Sie, meine Herren, was will der König mit einem Miniſter, dem es um Deutſchland und nicht um Preußen geht! Ein gefährlicher Kosmopolitismus ſpricht aus dieſem Wort, das man mir auch ſchon von anderer Seite zugetragen, den ſich Dichter und Träumer, aber nicht „Heimatlos, Graf Thiel“, ſagte bedächtig Leutwin, ein hannoverſcher Adeliger, der erſt ſeit kurzem in Schleſien ſich angekauft hatte und den Menſchen und Verhältniſſen noch fremd war, mit wenig erwünſchter Wahrheitsliebe, „können Sie den Freiherrn vom Stein nicht gut nennen. Er iſt im Naſſauiſchen ſehr begütert. Seine Gemahlin, eine geborene Wallmoden, hat ihm weitere beträchtliche Güter zugebracht. Stein iſt vielmehr das, was man einen univerſellen Geiſt zu nennen pflegt. Er gehört zu den gefährlichen und unruhigen Menſchen, denen eine Idee mehr gilt als ſeine perſönlichen Vorteile, obwohl er auch dieſe zu wahren weiß, wie der Ankauf des Dominiums Birnbaum bei Meſeritz beweiſt.“ „Mag er, in drei Deubels Namen, ſeinen Idealen leben. Er ſoll aber uns und unſere Intereſſen aus ſeinem Spiel laſſen“, rief roh der Freiherr von Goldfus in die langſame Rede des bedächtigen Freiherrn von Leutwin. .“, wollte der fortfahren. Aber ein noch junger Herr, der ſich bisher ſtill verhalten hatte, ſprang jetzt temperamentvoll auf und rief mit klingender Stimme: „Geſtatten Sie mir, gräfliche und freiherrliche Gnaden, einen Abſchnitt vorzuleſen aus einer Broſchüre, wie ſie der Reichsfreiherr vom Stein, unſeres Königs verant⸗ wortlicher Miniſter, propagiert. Vielleicht wurde ſie gar auf ſeinen Wunſch geſchrieben— und ſo geſchrieben!“ „Titel— Namen— Ueberſchrift!“ rief es lebhaft aus dem Kreiſe der Herren zurück. „Keine Erbuntertänigkeit“, gab nun der junge Graf Wengers mit Gott!“ jagen!“ Wengers Auskunft.„Sie wurde in den Schleſiſchen Pro- vinzialblättern' warm empfohlen. Ich ließ ſie kommen und finde... Aber hören Sie! Zum Beiſpiel folgende Stellen: Euer ganzes Wirtſchaftsſyſtem iſt auf Hunger und Geiz berechnet... Ihr habt Scharen von elenden, gezwungenen Arbeitern, welche hungern und frieren. Aber dafür habt Ihr auch jährlich Mißwachs und ſchätzt Euch glücklich, im Durchſchnitt das dritte Korn zu ernten... Weiter“, wehrte abwehrender Handbewegung dem aus⸗ brechenden Zorn ſeiner geſpannt lauſchenden Hörer.„Die lohnendſten Wirtſchaften ſind da, wo der gemeine Mann am liebſten hinzieht, wo er am menſchlichſten behandelt wird, wo er am meiſten Menſch iſt...“ Ein Sturm der Entrüſtung unterbrach den Vorleſen— den— Hohnlachen und Ausrufe der Wut. „Jetzt enthüllt ſich der Jakobiner!“ „Das iſt Jakobinismus in reinſter Form!“ „Der Ruſtikalarbeiter— Menſch? Weshalb nur nicht gleich Herr?“ „Wenn man dieſe blöde Maſſe kennt...“ „Geſtatten Sie noch“, verſchaffte Graf Wengers ſeiner Stimme Raum,„Ihnen das Motto dieſes Elaborats be⸗ kanntzugeben. Nur“— und er legte Hohn in ſeinen Ausdruck—„die Arbeit des freien Menſchen ſegnet Ein wahrer Orkan ſpöttiſchen Zorns brach aus in dem Kreiſe von mehr als fünfzehn Herren, die ſich zuſammen⸗ gefunden hatten, um zu beraten, durch welche Maßnahmen man Stein und ſeine Reformen— wenn nicht rückgängig, ſo doch unſchädlich machen könne. „Nieder mit dieſem Jakobiner!“ „Wenn der König unſere Treue will, ſoll er dieſen Verräter an den vornehmſten Intereſſen des Staates fort- „Warum bleibt er nicht in ſeinem Naſſau und bewirt⸗ ſchaftet mit ſolch vorbildlicher Menſchlichkeit ſeine eigenen Güter? Dieſe weſtlichen Praktiken ſind nichts für unſeren ſchlichten, treuen, urdeutſchen Oſten!“ (Fortſetzung folgt.) erhilfswer c ag niſterpräſident ö bis zum Jahres werden allerdings viel zu wenig beobachtet. 1 der und furzen Worten: Ii, erſte Deutſche Nationalſynode wählte 0 benen 11 F Ludwig anger zum Reichsbiſcho ff Mü Feige runder progeß wurde u. d. der Unterſuchungsrichter des Reichsge⸗ richts als Zeuge vernommen, f In Reichsgeſetzblatt werden zwei neue Verordunngen 10 Regelung der Fettwirt⸗ ſchaft veröffentlicht, a ö 0g d der Betriebsrätewahlen iſt ſchuuß verlängert worden. In Leipzig wurde am. Mittwoch der 32 Jahre alte Kraftwagenführer Kunze wegen Erwürgung eines Autovertreters hingerichtet. In Northumberland ſtürzte ein Bomben⸗ ö flugzeu ab und verbrannte mit ſeinen beiden In aſſen. i 5 f politiſchen Zuſammenſtößen zwiſchen epi und der Polizei in Dublin wurden 15 Demonſtranten ſchwer verletzt. Kirche, Volt und staat programmaliſche Rede des Reichsbiſchofs Wittenberg, 28, Sept. ichsbiſchof Müller hielt vor der Natio⸗ e 5 programmatiſche Rede; darin ührte er u. a. au? 0 füße heutige Tag iſt für die Geſchichte der eliſchen Kirche und für die Geſchichte des N dealſcen Fe von größter Bedeutung. in alter Traum Dr. Martin Luthers, eine alte tiefe Sehnſucht deutſchen evangeliſchen Hoffens geht in Erfüllung. Es war nicht ſo ſehr der Gegen ſatz der evangeliſchen Be⸗ kenntnisgruppen, es war vielmehr das läh⸗ mende und unüberſehbare Nebeneinan⸗ Gegeneinander der großen, kleinen und kleinſten Landeskirchen, die zwar in ſich manchmal herrliche Schätze bewahrten, aber in ihrer Geſamtheit nicht zu geſchloſſe⸗ nem Einſatz kamen. Mit dem heutigen Tag beginnt nun ein neuer Geſchichtsabſchnitt. Der ewige Herr der Kirche hat uns als ſeine Streiter ins Feld gerufen. Darum ſei es hier frei und ehrlich bekannt, in der neugeeinten deutſchen evangeliſchen Kirche hal nur einer die Leikung und Jührung: Jeſus Ehriſtus., geſtern und heute, und derſelbe auch in Ewigkeit. Was nun heute auf Grund der neuen Ver⸗ faſſung werden wird, iſt kein lockerer Kirchen⸗ bund, ſondern eine einheitliche Kirche. Gerade der Ewigkeitsauftrag der Kirche verlangt, daß wir die gegenwärtige Stunde erkennen. Ein neues Reich iſt im Werden, der neue Menſch im neuen Reich will auch wer⸗ den. da darf die Kirche nicht warten, bis die Menſchen zu ihr kommen, ſondern die Kirche muß die Menſchen ſuchen⸗ und zwar die Menſchen, wie ſie heute nun einmal da ſind. So heißt der Auflkrag der Kirche: Heran an das deutſche Volk mit einer befreien ⸗ den. helfenden. fröhlichen Botſchaft von Chriſtus dem Kämpfer, dem Heiland, dem herrn! Und das iſt der Ruf zu Kampf und Arbeit. Wir wollen darüber wachen, daß die Be⸗ kenntniſſe in ihrer doppelten Geſtalt unangetaſtet bleiben. Es iſt für uns eine Selbſtverſtändlichkeit, daß wir als deutſche evangeliſche Chriſten mit der Geſtaltung und dem Schickſal unſerer Volksgemein⸗ ſchaft feſt und unzertrennbar verbunden ſind; dieſe Volksverbundenheit empfinden wir als eine gottgewollte. 1 Aus allen bisherigen Eröckerungen dürfte klar geworden ſein, daß die deulſche evange⸗ liſche Kirche keine gleich gültige Neukralikät dem Staake gegenüber kennt. Wir wollen aber auch andererſeit wieder nicht Staats- kirche ſein. Was wir aner als gewaltige Auf⸗ gabe erkennen, das iſt die Verantwortung gegenüber dem Sfaat. Der Staat iſt nicht Herr der Kirche; aßer die deutſche Kirche lebt im deutſchen Staak.. Dabei iſt es für uns eine herzſtärkende Freude, daß dieſem Verantwortungswillen der Kirche auch ein neuer Staat gegenüber ſteht, mit dem ausgeſprochenen Willen, die kirchliche Arbeit zu fördern und ihr im Gan⸗ zen der Volksgemeinſchaft den Raum und die Freiheit zu gewähren, die ſie braucht. Die Gewiſſensfreiheit, wie ſie un⸗ lere Reformatoren förderten und wie ſie die Kirche braucht, wird und will er nicht hin⸗ dern, ſondern gerade anerkennen, So bleibr der Staat Staat und die Kirche Kirche. Ver⸗ trauen ſoll und wird auch die Grundlage un⸗ ſerer Beziehungen zu den evangeliſchen Kir⸗ chen des Auslandes 5 daher die Gelegenheit, von dieſer Stätte aus, auf welche die geſamte evangeliſche Chriſten⸗ heit der Welt mit Dankbarkeit blickt, Gruß und Segenswunſch der geeinten deutſchen evangelischen Kirche zu entbieten. Auch zu den übrigen Kirchengemeinſchaf⸗ ten innerhalb unſeres Valerlandes möch⸗ ten wir freundſchaftliche Beziehungen unterhalten. Wir wünſchen nicht, daß die werdende neue Volksgemeinſchaft durch konfeſſionelle Kämpfe zerriſſen wird. Eine Sorge liegt uns beſon⸗ ders am Herzen. Es iſt die Sorge um den Neuaufbau der Gemeindearbeit. Der junge hebloge muß den Dienſt am Volk und Va⸗ terland in der SA und im Arbeitsdienſt als Ehrenpflicht anſehen. Begeiſterte Pre⸗ ſein. Ich benutze diger und vehrer ſouen ins Land ziehen, nicht„geiſtliche Beamte“ wollen wir haben, ſondern Kämpfer unſeres Herrn Jeſu Chriſti, die zum Dienſt an der Gemein⸗ de berufen ſind. Brachte uns das neue Reich eine neue Volkskameradſchaft, ſo, ſoll uns die Kirche eine neue Kameradſchaft des Glaubens und des Opfers bringen. Das Alte geht zu Ende, das Neue kommt herauf, Der kirchenpolitiſche Kampf iſt vorbei, der Kampf um die Seele des Volkes beginnt. f In einem Schlußgebet erbat der Reichsbi⸗ ſchof den Segen Gottes für ſein verantwor- tungsvolles Amt, für das deutſche Volk, den Reichspräſidenten, den Kanzler und Führer. Der Reichsbiſchof ſchloß mit dem Segensſpruch für die Gemeinde und vertagte die Synode. Am Abend wurde dem Reichsbiſchof ein Fackelzug dargebracht. die Vürgerſteuer Erhöhung nur in Ausnahmefällen. Berlin, 28. Sept. In einem Erlaß macht der Reichsfi⸗ nanzminiſter darauf aufmerkſam, daß der Zeitpunkt vom 21. Oktober für die Be⸗ rückſichtigung von Gemeindebeſchlüſſen über die Bürgerſteuer der alleräußerſte iſt. Es liege, um die ordnungsmäßige Ausſchrei⸗ bung der Steuerkarten und die rechtzeitige Einbehaltung der Steuer nicht zu gefährden, im dringenden Intereſſe der Gemeinden ſelbſt, über die Höhe der Bürger⸗ ſteuer ſo früh Beſchluß zu faſſen, daß er ſpäteſtens am 10. Oktober— ſoweit erforder⸗ lich nach Genehmigung durch die Landes⸗ regierung— wirkſam wird, ſo daß aleich nach Wittenberg, 28. Sept. In der alten Lutherſtadt Wittenberg tagte am Mittwoch die erſte deutſche Nationalſynode der evangeli⸗ ſchen Kirche, um durch Abſchluß des kirchlichen Verfaſſungswerkes die deutſche Nationalkirche zu ſchaffen, an deren Spitze ein Reichs biſchof ſtehen ſoll. Die erſte deutſche Nationalſynode hat den preußiſchen CLandesbiſchof Ludwig Müller zum Reichsbiſchof gewählt. Wittenberg war am Mittwoch in ein Meer von Fahnen getaucht. Der Feſttag war von ſchönſtem Sonnenſchein übergoſſen. In den frühen Morgenſtunden formierte ſich ein feier⸗ licher Zug, beſtehend aus der SA, SS, dem Stahlhelm, der Hitlerjugend, den Verbänden und Innungen Wittenbergs mit ihren Fah⸗ nen und endlich auch dem erſten deutſchen Theologenſturm aus Auguſtusberg, der am Vortage mit Autobuſſen eingetroffen war. Die Straßen waren Kopf an Kopf von Schau⸗ luſtigen beſetzt, die die Vertreter der Regie⸗ rung und der Kirche mit erhobener Rechten begrüßten. Der Zug begab ſich in die Schloß: kirche zu einem felerlichen Gottesdienſt, bei dem der württembergiſche Landesbiſchof D. Wurm die Predigt hielt. Die Wahl Die Wahl des Reichsbiſchofs fand am Mitt⸗ woch nachmittag 6 Uhr ſtatt. Die Stadtpfarr⸗ kirche war außerordentlich ſtark beſetzt. Den Vorſitz übernahm Profeſſor Fetzer. Während ſich alle Anweſenden von ihren Plätzen erho⸗ ben, konnte er mitteilen, daß von den dazu berufenen Vertretern der Landeskirche. der Lan⸗ desbiſchof Ludwig Müller als Reichsbiſchof der Deutſchen Evangeliſchen Kirche vorgeſchla⸗ gen worden ſei. Er bat die Synode um Kund⸗ gebung ihres Willens zu dieſem Vorſchlag. dieſem Tage mit der Ausſchreibung der Steuerkarten begonnen werden kann.. der Reichsfinanzminiſter ſieht übigens keinen Anlaß, den Sleuerſatz für die Bürger⸗ ſteuer zu erhöhen, oder höchſtens in Ausnah- mefällen. Nach ſeiner Meinung iſt vielmehr zu prüfen, ob die Verhällniſſe nicht ne ge; wiſſe Ermäßigung der Sleuerſätze ſtalten: dies gelte iusbeſondere für die Gemeinden, die die Bürgerſteuer 1933 mit autzerordenk⸗ lich hohen Sätzen erhoben hälten. Die Fettwirtſchaft Neue Verordnungen. Berlin, 28. September. Im Reichsgeſetzblatt ſind zwei neue Ver⸗ ordnungen zur Regelung der Fettwirt⸗ ſchaft erſchienen, durch die die bisher be⸗ ſtehenden Beſtimmungen über die Margarine-⸗ kontingentierung, den Bezug verbilligter Fette für Minderbemittelte, die Deklarationspflicht und die Verordnung über die Fettſteuer er⸗ gänzt werden. Nach der ſozialpoliti⸗ ſchen Seite iſt in Zukunft vorgeſehen, daß die Inhaber von verbilligten Scheinen vom 1. November an auch Anſpruch auf die billige Konſummargarine haben. Weiter er⸗ halten die Minderbemittelten in Zukunft für den Bezug von neun Kilogramm Fetten im Jahr ſogenannte Bezugsſcheine und für drei Kilogramm Verbilligungsſcheine. Die Bezugs⸗ ſcheine gelten zum Einkauf von Haushaltsmar⸗ garine, für deren Höchſtpreis 38 Pfennige pro Pfund beſtimmt werden und die in Zukunft eine beſondere Kennzeichnung tragen muß. Eine weitere Aenderung iſt noch inſofern in der Verordnung vorgeſehen, als die Bezugsſcheine neuerdings auch für Wurſtwaren gelten. Reichsbiſchof Müller schaffung einer deutschen Nationallirche Die Synodalen betundeten durch die ge⸗ meinſame laute Erklärung„Ja“ ihre Zu⸗ ſtimmung zu dieſer Berufung. Gegen die Berufung des Landesbiſchofs Ludwig Müller wandte ſich keine Stimme, ſo daß Ludwig Müller durch einſtimmige Wil⸗ lenserllärung der Deutſchen Evangeliſchen Nationalſynode zum erſten Reichsbiſchof det Deutſchen Evangeliſchen Kirche beru⸗ fen iſt. Feierlicher Choralgeſang ſetzte ein, als er verklungen war, fragte Profeſſor Fetzer den Landesbiſchof Ludwig Müller, ob er bereit ſei, das Amt des Reichsbiſchofs anzunehmen und gemäß der Verfaſſung der Deutſchen Evange⸗ liſchen Landeskirche die Aufgaben und Sorgen der evangeliſchen Geſamtkirche Deutſchlands auf ſein Herz und Gewiſſen zu nehmen als erſter lutheriſcher Reichsbiſchof der Deutſchen Evan⸗ geliſchen Kirche. Landesbiſchof Ludwig Mül⸗ ler antwortete:„Ja, ich will es mit Gottes Hilfe!“. Der Reichsbiſchof ſprach ſodann ein Gebet. Der Reichsbiſchof übernahm ſodann den Vorſitz der Synode und berjef in das geistliche Miniſterium den Landesbiſchof Schöffel⸗Hamburg für die Lutheraner, den Seminardirektor Weber⸗Münſter i. W. für die Reformierten, Biſchof Hoſſenfelder⸗ Berlin für die Uniierten und als juriſti⸗ ſches Mitglied ee Dr. Werner⸗ erlin. Biſchof Hoſſenfelder dankte im Namen des deutſchen evangeliſchen Kirchenvolkes dem Reichsbiſchof und legte in deſſen Namen ein Treuebekenntnis ab, das er ſchloß:„Mein Reichsbiſchof Ludwig Müller, wir begrüßen Dich!“ Darauf hielt der neue Neichsbiſchof eine programmatiſche Anſprache. Der Neichsbiſchof Reichsbiſchof Ludwig Müller iſt in Gütersloh in Weſtfalen als Sohn eines Reichsbahnbeamten geboren. Er beſuchte in ſeiner Geburtsſtadt das evangeliſche Gymnaſium und ſtudierte in Halle und Bonn Theologie. In Rödinghauſen wirkte er zunächſt als Pfarrer und ging dann in die Militär⸗ ſeelſorge über. 1914 kam er als Marine⸗ pfarrer ins Feld, ſpäter wirkte er in Cuxhaven und Wilhelmshaven. Er trat hierauf in die Dienſte der Reichswehr und war zuletzt Wehr⸗ kreispfarrer in Königsberg. Eine Begegnung mit Adolf Hitler machte den damaligen Wehrkreispfarrer zum überzeugten Anhänger des Nationalſozia⸗ lismus. Nach dem ſtaatlichen Umſchwung ernannte Reichskanzler Adolf Hitler Wehr⸗ kreispfarrer Müller, der inzwiſchen Führer der Glaubensbewegung der Deutſchen Chriſten geworden war, zu feinem Bevoll⸗ müchtigten für die Angelegenheiten der Evangeliſchen Kirche. Wehrkreispfarrer Müller wurde zunächſt zum preußiſchen Landesbiſchof und jetzt zum Reichs⸗ biſchof gewählt. Der neue Reichsbiſchof ſag e uber ſeine Begegnung mit Adolf Hitler im Jahre 1926:„Ich ſah ſofort, daß wir zuſam⸗ mengehörten, weil ich wußte, daß in Hitler ein Mann von einer ganz großen Verantwor- tung vor Gott zutieſſt bewegt iſt und weil ich erkannte, daß dieſer Mann die letzten und innerſten Kräfte zu ſeinen übermenſchlichen Aufgaben aus einem ganz ſchlichten, aber fel⸗ ſenfeſten Gottvertrauen nimmt!“ Vom 1. November d. J. ab wird ein Bel⸗ miſchungszwang für inländiſche Fette, und zwar zunächſt nur für ſogenanntes neutrales Schweinefett in Höhe von 5 Prozent ange⸗ ordnet. der je nach dem Anfall dieſes Fettes allmählich geſteigert wird. In gleicher Höhe 125 auch das Margarinekontingent erweitert werden. Neues Militärbündnis Vereinheitlichung der Heere der„Kleinen Entente“. 1 Bulareſt, 28. September. Wie bereits bekannt, finden in Sinaja wichtige Verhandlungen der ſogen.„Kleinen Entente“— ſo nennt ſich bekanntlich das Bündnis der drei Staaten Tſchechoſlowakei, Südſlawien und Rumänien— ſtatt, denen man große Bedeutung beimißt. In Buka⸗ reſt laufen Gerüchte um, daß bei den Ver⸗ handlungen der Kleinen Entente die Möglich- leit von militäriſchen Vereinbarun⸗ gen gegeben ſei. g Möglicherweiſe ſtehe hierbei eine wichtig Entſcheibung vor der Tür. Beiſpielsweiſe werde ſeit langem die Frage der Vereinheitlichung der Heere der Staaten der Kleinen Entente erörtert, und es wäre nicht ausgeſchloſſen, daß auf die politiſche Konferenz eine militäriſche Beſprechung folgen würde. Letzte Nachrichten Kommuniſtiſcher Jeuerüberfall aufgeklärt. Hamburg, 28. Sept. Der Feuerüberfall, der am 14. Februar dieſes Jahres auf ein SA⸗Lokal durch Mitglieder des RF B, ge⸗ nannt„Einheit“ gemacht wurde, konnte jetzt aufgeklärt werden. Die Aktion war von der Gauleitung des verbotenen RF angeord- net worden, wurde von Mitgliedern des zweiten und neunten Verbandes dieſer Orga⸗ niſation ausgeführt und von Gauleiter Fed⸗ derſen, der ſich inzwiſchen im Unterſuchungs⸗ gefängnis erhängt hat, überwacht. An dem leberfall waren 30 Perſonen beteiligt, die ſich ſämtlich in Haft befinden. Amerika verzichlet nicht. Waſhington, 28 Sept. Die amerikaniſche Regierung teilte der engliſchen Regierung mit, ſie werde ihr in Ausführung befindliches Flottenbauprogramm nicht verſchieben, wie das in der letzten Woche in London angeregt worden ſei. Drama im Walde Kaſſel, 28. September. Auf einem Spaziergang im Walde bei Zimmersrode gab ein 22jähriger Kaufmann aus Kaſſe! einen Schuß auf ſeine Braut, eine Hausangeſtellte“ aus Niedermeiſer ab und jagte ſich dann ſelbſt eine Kugel in den Kopf. Trotz ſeiner ſchweren Verletzung eilte der Tä⸗ ter nach Zimmersrode zurück, um den Vorfall zu melden. Die ſchwerverletzten jungen Leute wurden nach Kaſſel ins Landeskrankenhaus gebracht, wo das junge Mädchen ſeinen ſchweren Ver⸗ letzungen erlegen iſt. Auch die Verletzung des jungen Mannes iſt ſehr ſchwerer Natur, ſo daß eine Vernehmung noch nicht möglich war. Höllenmaſhine Agram, 28. September. In der Ortſchaft Dfievdjelija an der jugoſlawiſch⸗griechiſchen Grenze explodierte eine Höllenmaſchine in dem Augenblick, als ein Kaffeehausbeſitzer, der ſie zuerſt bemerkt hatte, ſie gemeinſchaftlich mit einem Poltzei⸗ beamten unterſuchen wollte. Zwei Perſonen wurden getötet, fünf verletzt. Es iſt feſtgeſtellt, daß es ſich um eine Ma⸗ ſchine handelt, wie ſie von den Komitatſchis an⸗ gewandt zu werden pflegt. Zwei Abteſlun⸗ gen ſolcher Komitatſchis ſind nicht weit von Djiepdjeliſa auf helleniſchem Gebiet bemerkt und verfolgt worden. Der Anſchlag iſt zwei⸗ fellos auf eine dieſer Banden zurückzuführen. Märkte und Vörſen Vom 27. September. (Ohne Gewähr.) Frankfurter Produktenbötcſe. Weizen 19,50; Roggen 15,85; Sommergerſte 18,50 bis 18,75; Hafer 13,75 bis 14, alles je Tonne; Weizenmehl ſüdd. Spezial Null 28,50 bis 29,25, ohne Aust. 27 bis 27,75; Roggen⸗ mehl 23,25 bis 23,50, ſüdd. 23,50; Weizen⸗ kleie 9 bis 9,25; Roggenkleie 8,75 bis 9. Tendenz feſt. Karlsruher Produktenbörſe. Weizen inl. 19,75 bis 20; Roggen inl. 16,25 bis 16,50; Sommergerſte 18,50 bis 20, Fut⸗ tergerſte 15 bis 17; Hafer inl. 14,25 bis 14,50; Weizenmehl Spezial Null m. Ausl. 29 bis 29,25, Inl. 27,50 bis 27,75; Roggen⸗ mehl 22,50 bis 23,25; Futtermehl 10,50; Wei⸗ zenkleie fein 9 bis 9,50, grob 9,50; Biertte⸗ ber 15,50; Trockenſchnitzel 8,50 bis 8,75; Malzteime 10 bis 10,50; Erdnußkuchen 16 Palmtuchen 14; Soyaſchrot 17.50 bis 18: — Leinkuchenmehl 17.50 bis 18 Nachdruck verboten. Vandro verneigte ſich leicht und nahm die Mappe ent⸗ gegen, wieder ganz der aufmerkſame Angeſtellte. Magnus Steinherr war nicht der Mann, den man länger als nötig mit Privatgeſprächen behelligte, jede Minute ſeiner Zeit war koſtbar. ** 4* Pfeilgeſchwind glitt der Wagen durch den nebel⸗ verhangenen Morgen, der einer ſchwülen Gewitternacht gefolgt war. Kleine Pfützen ſtanden noch im Graben zu beiden Seiten des Weges, ſammelten ſich zu dünnen Rinn⸗ ſalen in jeder Furche. Wald wurde durchquert, der noch nicht dem Moloch Stadt zum Opfer gefallen war. Von den alten wind⸗ zerzauſten Lärchen und Fichten tropfte es leiſe. Es ſah aus, als trauerten die Bäume in Tränen. Zwei Siedlungen huſchten vorbei, kleine Häuſer in ſchmucken Gärtchen. Sonſt erlebte Magnus Steinherr dieſe ſtillfriedliche Landſchaft mit innerſtem Behagen. Im Dorfe geboren, lag ihm die Liebe zur Erde im Blut; er war außerordent⸗ lich empfänglich für all die wechſelhaften Erſcheinungen in der Natur. Aber heute ſahen ſeine Augen nur ein einziges Bild vor ſich, heraufbeſchworen durch den Namen, den Georg von Vandro vorhin genannt. Achtzehn Jahre alt war er damals geweſen, als er zum erſten Male ſeit Beginn der Lehrzeit im Steinherr⸗ ſchen Werk ſeinen Vater in Wetternwalde wieder beſuchte, ein hoch aufgeſchoſſener Jüngling, mit ſtrengem, ver⸗ ſchloſſenem Geſicht, hart an der Grenze ſeines frühreifen Mannestums, von brennendem Ehrgeiz erfüllt, ſich ein vollgerüttelt Maß Erfolg im Leben zu erzwingen. Der alte, kinderloſe Mann, deſſen weitberühmtes Geſchäfts⸗ genie den verbiſſenen Fleiß und die hervorragende Tüch⸗ tigkeit des jungen Arbeiters bemerkt, hatte hier bald das Werden einer ungewöhnlichen Perſönlichkeit herausgefühlt und ließ ihm jedmögliche Förderung angedeihen. Letzthin war Magnus öfters Gaſt bei ſeinem Chef geweſen, deſſen Gefallen an dem ſcharfen, jungen Verſtand mit jedem Male wuchs. Nur ungern hatte er ihm den Urlaub nach Hauſe bewilligt; er fürchtete jede Einwirkung anderen Einfluſſes. Aber Magnus fühlte ſich wohler im Werk als daheim bei dem polternden Vater, deſſen Sinn über die einfachſten Dinge des nüchternen Alltags nie hinaus⸗ geſtrebt. Was der Junge an Geiſt und Ehrgeiz beſaß, hatte er von ſeiner Mutter, einer Lehrerstochter, geerbt, die ſich in den ſchönen, kraftvollen Mann verliebt hatte und nach kurzer, aber ſchon unglücklichen Ehe in jungen Jahren geſtorben war. Der Beſuch beim Vater entſprang nur einem Pflichtgefühl. Und gelegentlich dieſes Beſuches hatte Magnus das blondlockige Kind zum erſten Male geſehen, deſſen ſchwarze Augen voll Entzücken an dem glühenden Eiſen gehangen, aus dem der Schmiedegeſell mit harthämmerndem Schlag ſprühenden Funkenregen zauberte. Magnus, der vor der Tür auf der Steinbank ſaß, hörte ſie in die Hände klatſchen und das weiche, helle Stimmchen lachend aufjubeln. Als ſie an der Seite des alten Kutſchers herauskam und den jungen Menſchen daſitzen ſah, blieb ſie ſtehen und ſtrahlte ihn an aus glänzenden Augen.„Der Auguſt kann aber Funken machen! Haben Sie das geſehen? Fein!“ „Ja“, nickte Magnus ernſthaft,„fein!“ Wie ein Elf⸗ lein hatte ſie vor ihm geſtanden in ihrem weißen Kleidchen. Und da der Alte in die Schmiede zurückhumpelte, wo er eine Frage vergeſſen hatte, trat die Kleine in kindlicher 1 einen Schritt näher.„Kennen Sie den Auguſt auch?“ „Ja. „Da wohnen Sie wohl hier?“ „Nein“, antwortete der Jüngling. Und ein ſeltſames, nie gekanntes Gefühl ſüßer Beklommenheit beengte ihm auf einmal den Atem.„Ich wohne weit weg— in D.“ „Iſt's da ſchön?“ „Ja— ich glaube doch“, ſtammelte Magnus Mahler verwirrt. Was wußte er von der Schönheit der Stadt, der nur für die Arbeit in„ſeinem“ Werk lebte.. „Wir wohnen in Moskau“, erzählte die Kleine.„Da haben die Kirchen viele goldene Türme, und im Winter liegt furchtbar viel Schnee— da fahren wir mit der Troika weit, weit hinaus...“ Sie breitete die Arme aus. Ein zarter Duft umwehte den Jungen, den er noch nie ein⸗ geatmet, der ausging von dieſem ſüßen, ſorgfältig ge⸗ pflegten Kindeskörper.„Da läuten all die Glöckchen am Geſchirr der Pferde— das klingt luſtig.“ Sie lachte leiſe, tat einen kleinen Hopſer.„Mögen Sie auch Schlitten fahren, Herr—? Wie heißen Sie denn?“ „Magnus— Magnus Mahler!“ „Mahler?“ wiederholte die Kleine verwundert.„So heißt ja der Schmied hier!“ Ihr Blick wanderte von dem ſchlanken, jungen Menſchen im gutſitzenden, dunklen Anzug zu der vierſchrötigen Geſtalt des Mannes mit dem derb⸗ zügigen Geſicht, das übermäßiges Trinken ſtark auf⸗ geſchwemmt hatte, der neben dem Feuer, die Hände im Gurt der Lederſchürze, ſtand und dröhnend lachte zu irgendeiner Bemerkung des alten Kutſchers. Der flackernde Feuerſchein ließ ihn noch gröber und röter erſcheinen. Und wieder betrachtete das Kind den Jüngling. „Er iſt mein Vater“, ſagte der lächelnd und beugte ſich vor und zog die Kleine an beiden Händen zu ſich heran. Ein unbändiges Verlangen erfüllte ihn, einmal über dieſe ſamtweiche Kinderwange, das goldflimmernde Haar zu ſtreichen. Ganz ſcheu und unverſehens regte ſich die Sehn⸗ ſucht nach Zärtlichkeit in ihm. Er hätte gern dieſe kleinen Aermchen um ſeinen Hals geſpürt. Aber— war der Schreck ob ſeiner plötzlichen Bewegung zu groß, ſein Griff zu hart: der zarte Körper ſteifte ſich, ganz blaß wurde das eben noch roſige Geſichtchen. „Loslaſſen!“ herrſchte das Kind den Verdutzten an. Etwas in Ton und Blick ließ dem Jungen das Blut zu Kopf ſteigen. Er ließ die zerrenden Hände nicht locker. „Sag' bitte“, forderte er,„dann biſt du frei!“ Die kleine Perſon bebte vor Zorn.„Nie ſage ich bitte zu dir— nie!“ ſtieß ſie hervor. Es war charakteriſtiſch für Wera, daß ſie dabei nicht einmal die Stimme hob; es fiel ihr gar nicht ein, um Hilfe zu rufen. „Aber duzen kannſt du mich auf einmal ganz freund⸗ lich“, lachte Magnus gezwungen. Die Kleine warf den Kopf zurück.„In Rußland ſagen wir zu allen Bauern du!“ „Ah, ſo iſt's gemeint! Du biſt ebenſo höflich wie auf⸗ richtig.“ Jäh lockerte der Junge ſeinen Griff.„Ich wünſche dir, daß das Leben dich bitten lehrt!“ ſagte er hart. Frei und furchtlos ſtand das Kind vor ihm. Zwei Augenpaare ſprühten ſich an. Dann drehte ſich die Kleine auf dem Abſatz herum und ging auf den alten Kutſcher zu, dex ſoeben aus der Haustür kam.. Das war Magnus Mahlers erſte Begegnung mit Wera Wettern geweſen. Tags darauf reiſte ſie mit ihrer Mutter in ein Bad. Zehn Jahre vergingen. Er führte ſchon längſt den Namen ſeines Chefs, der ihn nach dem plötzlichen Tod des Vaters in aller Form als Sohn und Erben adoptiert hatte. Um den Verkauf der Schmiede, die er bis dahin verpachtet, zu erledigen, war Magnus in ſeine Heimat gereiſt. Auf dem Feldweg zum Bahnhof, der am Gutspark vorbeiführte und den er in einer ſeltenen Aufwallung von Kindheitserinnerungen eingeſchlagen hatte, ſah er an der Mauerbrüſtung eine weibliche Geſtalt ſtehen. Regungslos ſtand ſie da, mit hängenden Armen, und ſah in das ernte⸗ reife Land, das ſich bis zum Horizont in ungebrochener Fläche dehnte. Golden flimmerte blondes Haar um ein feines, blaſſes Geſicht. Er erkannte ſie ſofort wieder. Aber die ſchwarzen Augen, die damals ſo geſtrahlt und ihn dann ſo zornig angeſprüht, ſtarrten ſtumpf und glanzlos vor ſich hin, als ſähen ſie nichts von Sonne und Fruchtbarkeitsſegen. Das Mädchen da oben hatte den Schmerz kennen⸗ gelernt, fuhr es ihm durch den Sinn, während er un— bemerkt von ihr weiterſchritt. Deutlich ſtand auf einmal jene kleine Szene vor der Schmiede vor ihm, und ſein Wunſch, das Leben möge ſie bitten lehren, fiel ihm ein. Wie dumm und töricht! Trug nicht jeder Menſch irgend⸗ eine Bürde durchs Daſein? Beleidigter Jungenſtolz, an ſeiner empfindlichſten Stelle getroffen. Richtig, in Ruß⸗ land hatte Wera Wettern ja damals gelebt. Was mochte ſie in all dieſen Jahren durchgemacht haben?! Als ſolle ihm Antwort werden, traf Magnus Stein⸗ herr auf der kleinen Station mit dem Pfarrer zuſammen, der ſeinen ehemaligen Schüler lebhaft begrüßte und in ſeiner freundlichen Redſeligkeit ſchnell ins Plaudern ge⸗ riet. Da erfuhr der junge Fabrikherr unter allerlei anderen Begebenheiten, daß Wera Wettern ſeit vier Jahren das Gnadenbrot bei den Verwandten aß, die der alte Pfarrer ob ihrer Güte in dieſen ſchweren Zeiten pries. Und wenn ſie tauſendmal gut ſind: das Annehmen⸗ müſſen bleibt hart!, dachte Magnus Steinherr, als er im Zuge ſaß und durch das ſonnenbeſchienene Land fuhr, über deſſen Feldwege hochbeladene Getreidewagen von ſtämmigen Pferden gezogen wurden. Wie ſtolz hatte die Kleine ihr Köpfchen getragen. Reizend war ſie damals geweſen, bis er mit ſeiner dummen Jungenderbheit ihre Zutraulichkeit zerſtört hatte. Lange dachte Steinherr an das Mädchen, das un⸗ bewußt den erſten Hauch von Weiblichkeit in ſein Leben gebracht, bis Arbeit und neue Eindrücke ihr Bild ver⸗ wiſchten. Und nun wußte er, daß jenes Mädchen, das er vor Wochen zweimal auf der Straße geſehen, wirklich Wera Wettern geweſen war— jene Wera Wettern, die nächſtens in ſein Haus zog, als Frau ſeines Chauffeurs. Wahrlich, das Schickſal führte einen manchmal wunder⸗ liche Wege! Vierzehntes Kapitel „Herr Steinherr, gnä' Frau!“ Jenny Maloreen ließ das Buch fallen, in dem ſie ſoeben 4 5 hatte, und zerdrückte ihre Zigarette im Aſchen⸗ echer. „Ich laſſe bitten!“ Sie hatte gewußt, daß er den Weg zu ihr finden würde. Man erreichte ſtets, was man wollte, wenn man es nur ſtark genug wollte und— warten konnte. Dieſen Mann zwang ſo leicht niemand. „Wiſſen Sie, was ich ſoeben las?“ ſagte die klangloſe Stimme, die Steinherr ſo lange verfolgt.„Hören Siel⸗ Sie nahm das Buch, ſchlug es auf.„Nur den Menſchen die ſich ihren Weg aus dem ſteinigen Felſenchaos dez Lebens ſelber Schritt für Schritt heraushauen, iſt Erfolg auf die Dauer beſchieden. Die anderen nennen das Glück haben“ und bedenken nie, daß nur intenſivſter Wille höchſte Kraft dieſes unſicherſte und wankelmütigſte aller irdiſchen Güter feſtzuhalten verſtehen.“ Sie hob den Kopf und ſah ihn an, ein Leuchten in den ſeltſamen Augen.„Als ich das las, mußte ich an Sie 1 Und es ſchien mir ſoeben ganz natürlich, Sie zu ehen.“ Eine merkwürdige Frau! Ohne jede Spur weiblicher Koketterie ſaß ſie nun da, das blaſſe Geſicht juſt dem Schein einer grellen Mittagsſonne preisgegeben, die er⸗ barmungslos auf die winzigen Fältchen beginnenden Alterns, die Dünne der Haare an den Schläfen wie mit Fingern wies. Von kreidiger Trockenheit ſchien die matte, ſehr feine Haut. Noch nie hatte Steinherr eine Frau getroffen, die ſo wenig auf den Mann in ihm wirkte— und doch war er gekommen. Ein ſtarkes Verlangen war in ihm, zu wiſſen wer, oder vielmehr was dieſes Weib war, die vor etwa Jahresfriſt in D. aufgetaucht war. Keiner konnte ſagen woher... Es hieß, ſie ſei die Witwe eines holländiſcher Pflanzers in Niederländiſch⸗ Indien. Andere wollter wiſſen, daß ſie unverheiratet und deutſch von Geburt, unt daß Maloreen nur ein angenommener Name ſei. Sie ſprach ein ebenſo flüſſiges Engliſch wie Franzöſiſch und Italieniſch und erzählte im Lauf der Unterhaltung, daß ſie jetzt eifrig ruſſiſche Sprachſtudien treibe. „Man kann ſich überall auf der Welt zurechtfinden, wenn man die Sprache des Landes beherrſcht“, meinte ſie mit einem Lächeln, das jäh das ganze Geſicht in weiche Weiblichkeit verwandelte. ... und viel erfahren!, fuhr es Steinherr durch den Sinn. Woher kam ihm nur der Gedanke? Abſonderliche Frauen waren ſtets harmlos. Wer geheime Zwecke ver⸗ folgte, tauchte in der Maſſe unter. Es gab keinen beſſeren Deckmantel als den der Alltäglichkeit. ö Nun, es lohnte ſich ſchon, hier ein wenig den un⸗ beteiligten Beobachter zu ſpielen; ſolch anregende Stunden hatte Steinherr lange nicht verlebt, wie bei dieſer faſt kränklich ausſehenden Frau mit dem männlichen Geiſt, die ſo viel verſtändnisvolle Teilnahme für ſeine Intereſſen bewies. Mit Bedauern ſchied er und wußte, daß er wieder⸗ kommen würde. Freiwillig, ſo glaubte er. Aber es ge⸗ ſchah, weil das Weib es wollte. * 5* „Du kommſt doch heute abend, Magnus? Brinkmanns haben mich nach dem Theater ins Eſplanade eingeladen. Sie ſagten, ſie hätten dich auch gebeten, aber noch keine feſte Zuſage erhalten.— Nein?! Ja, warum denn in aller Welt— London?— ſo plötzlich? Vorgeſtern ſagteſt du mir kein Wort davon. Ja, ich weiß, das geht oft ſchnell; aber es liegt doch bei dir, Tag und Stunde zu beſtimmen— da könnteſt du doch... Ach, ewig„Geſchäft, Geſchäft“!“ Sag' doch gleich, daß du gern gehſt! Nein, ich bin nicht vernünftig, ich bin wütend...“ Klick! Er hatte angehängt.* Die Kaleſſo horchte noch einen Augenblick. Nichts regt ſich. Da drückte ſie den Hörer ſo heftig auf die Gabel, daß dieſe klirrend proteſtierte, ſtützte den Kopf auf beide Hände und ſtarrte auf das kleine Schreibtiſchtelephon, das ſie boshaft und ſchadenfroh anzuglitzern ſchien. Was war das mit Magnus? Einmal in dieſer ganzen Woche hatten ſie ſich geſehen, ein einziges Mal. Dann hatte er Arbeit vor⸗ geſchützt, Blumen und eine Amethyſtkette geſchickt, die ſie beim letzten Bummel durch die Stadt irgendwo bewundert hatte. Was lag ihr an dem Zeug! Nur dann hatte es Wert, wenn ſie ſich damit für ihn ſchmückte. Und nun— ſie begann zu weinen, ſchluchzte ein paarmal laut auf— und verſtummte jäh, als das Telephon ſchrillte. Haſtig riß ſie den Hörer ans Ohr. Aber es war nur Frau Marie Brink⸗ mann, die ſoeben Steinherrs Abſage erhalten hatte. „Es iſt ſchon für Erſatz geſorgt“, freute ſie ſich.„Der reizende Jimmy Johnſton, mit dem Sie ſich neulich ſo glänzend unterhielten, kommt gern! Sie wiſſen doch: Johnſtons Käſe iſt das beſte Nährmittel der Welt' und Johnſtons Millionen nähren auch nicht ſchlecht!“ Ein ver⸗ gnügtes Lachen. Li Kaleſſo biß ſich auf die Lippen. Lachte dann ebenſo heiter und hell.„Schön, Frau Marie, ich werde mich alſo an den Käſe halten!— Ja, ſofort nach der Vorſtellung! Tauſend Dank— Wiederſehen!“ ö Dann ſaß ſie mit verbiſſenen Zügen da und riß ihr Spitzentaſchentuch in kleine Streifen.„Er kommt nicht, weil ihm mein Uebertritt zum Variete nicht paßt!“, dachte ſie erbittert.„Alle Welt feiert mich als neuen Revueſtar— und er bleibt fort und gefällt ſich in kritiſcher Poſe!“ Ach, dieſe Männer, nichts als Aerger und Aufregung brachten ſie einem ins Leben! Statt mit Magnus, deſſen Beſitz ihr allgemein geneidet wurde, Triumphe zu feiern, würde ſie nun heute abend die Huldigungen des kleinen Jimmy über ſich ergehen laſſen, der ja ein lieber Kerl war, aber... Ein langer, tiefer Seufzer.„Ich werde ſo mit ihm flirten, daß ihm Hören und Sehen vergeht!“, beſchloß ſie, erboſt das Bild Steinherrs, das auf dem Schreibtiſch ſtand, gegen die Wand werfend.„Mag Magnus es ruhig erfahren!“ 55 Sie ſtand auf, ging, den Kopf ſteif im Genick, trällernd hinüber ins Schlafzimmer— und warf ſich auf das Bett, von hemmungsloſem Weinen geſchüttelt. Fünfzehntes Kapitel. „Alſo es geht beſſer— das iſt ja famos!“ Steinherr ging ſchneller auf Jenny Maloreen zu, die aus ihrem Wagen ſtieg, und zog den weichen Filz, unverkennbare Freude im braunen Geſicht 1930 Der Sonnenaufg. 5.54 Mondgaufg. 15.58 Herbſt und Winter. Wildfutter tärkereich. loſe. Reichsarbeitsminiſter und nenminiſter 55 8 in einem Runderlaß zu ſchonendem wverbsloſe auf, die wieder Arbeit haben und naturgemäß zur Rückzahlung auf⸗ eewendeter Fürſorgekoſten nicht ſofort in ber Lage ſind. Dringend geboten ſei es, ſo⸗ Aus der Heimat Gedenktage 28. September 1861 Der Maler Artur Kampf in Aachen geboren. iche Ber franzöſiſche Romanſchriftſteller E; 215 chherſſche Generalfeldmarſchall Prinz Leopold von Bayern zu Mün⸗ chen geſtorben. Prot. und kath.: Wenzeslaus Sonnenunterg. 17.46 Mondunterg.— Aus dem Willen wächſt die Tat, und in dem(lauben an unſer Recht und an unſere Kraft wurzelt der Erfolg. Die Blätter fallen Faſt über Nacht iſt nun Herbſt geworden. Feurig leuchten jetzt die grellen roten und 1 1 Farben im Blätterdach Und 0 ärten, Wälder und Alleen. Und trotz der falt ieder ſommerlichen Witterung hat bei⸗ nahe auf den Tag genau mit dem kalender⸗ mäßigen Herbſtbeginn der große Blätterfall einen Anfang genommen. Aber mag jetzt im Herbſt das Laub von den Bäumen fallen und das Abſterben der Natur anzeigen, das Leben iſt nicht tot. Es zeigt ſich nur in der blühenden Pracht des Frühlings, nicht in den ſatten Farben des Sommers. Ganz im Stillen. Verborgenen wirkt es. Tief im Schoße der Erde liegen ſeine Kräfte, die nur darauf warten, wieder alles grün und bunt machen zu können, die Felder und Wälder, die Gärten, die Wieſen. Nein— der Herbſt und der Winter können keine Gleichniſſe für das Sterben ſein. Nur dafür vielleicht, daß es nicht allein im Leben des Menſchen Zei⸗ ten gibt, wo alles um uns zuſammenbricht, wo es ſcheint, als ob das Ende gekommen. Und doch geht das Leben weiter, ballen ſich irgendwo die Kräfte zuſammen, die nach neuem Licht, nach neuer Schönheit drängen. Wie froh ſollten wir Menſchen darüber ſein! Und wie ſtark ſollten wir werden in dieſem Erkennen! Was ſich ſelbſt behauptet, kann keine Hand vernichten. Am wenigſten das Leben, das immer und immer wieder Sieger wurde gegen Schatten der Nacht, gegen Die Roßkaſtanien. Die Jugend hat ein beſonderes Gefallen an den ſchönen braunen Früchten der Roßkaſtanie: denn ſie laſſen 5 ſich zu vielen Spielſachen verwenden. Nur ollten die Kinder abwarten, bis die reifen Früchte zur Erde fallen und nicht, wie man das überall beobachten kann, ſie vorzeitig herunterwerfen. Dies ſchadet den Bäumen. Die Roßkaſtanien werden als Pferde- und verwendet, denn ſie ſind ſehr Schonendes Vorgehen gegen Erwerbs- Reichsin⸗ orgehen gegen ehemals Er⸗— gefunden lange zu warten, bis der Erſatzpflichtige den notwendigen wirtſchaftlichen Rückhalt ge⸗ funden habe. g * Vom Einbringen der Zimmerpflan- g en im Herbſt. Werden Pflanzen im Herbſt ins Zimmer gebracht, ſo dürfen ſie nicht leich zu warm, ſondern ganz kühl und nur allmählich wärmer geſtellt werden. Zu be⸗ N lachten iſt ferner, daß die Pflanzen ungezie⸗ lerfrei ſind, und daß das Abzugsloch der Töpfe nicht verſtopft iſt, Von außen müſſen ie Töpfe ſauber von der Erde befreit ſein. 79 8 Wettervorherſage: Meiſt heiter, am Tage warm, Morgennebel. 0 inſe haben leinen Frieden. Eigenmächtige Pfändung von Vieh bei Weidefreveln. Von Juſtizoberinſpektor Karl Fuchs, Neuß. . Tiere, insbeſondere Gänſe und Hühner, die stel, herumlaufen, ſind nicht beſonders wäh⸗ ch in ihrer Weideſtätte und haben da⸗ bang hon manche Nachbarn zu Feinden . cht. Nach dem Recht der früheren Bau⸗ ten durfte das auf fremdem Grund⸗ i Fete angetroffene Vieh ohne weiteres ge⸗ etel„werden. Hiervon legen die überliefer⸗ en Rechtsſätze Zeugnis ab:„Gänſe haben 10 Frieden, ſie zahlen mit dem Kopf“, nd„Die Ente hat ihr Recht auf dem 18 Unſer heutiges Recht iſt zwar nicht iche o drakoniſch, jedoch geſtattet das preu⸗ 1 che Feld⸗ und Forſtpolizeigeſetz vom 21. danugr 1926 dem geſchädigten Grundſtücks⸗ gentümer das übergetretene und auf fri⸗ fein Tat ertappte Vieh einzufangen und zu eden Das Tier als ſolches haftet näm⸗ cc für den eniſtandenen Schaden oder die ſalaggelder und für alle durch die Pfändung 8 pitce chen e alſo insbeſondere für die osten der Einſtellung und Fütterung. Die Ausübung dieſes Pfandrechtes iſt ein Akt erfaßten Ba 0 f Berückſichtigung der De entſtandene Schaden iſt grundſatzlich im Zivilprozeß einzuklagen, bei Waldfrevel hat der Geſchädigte die Wahl, ob er die Erſtattung des nachweisbaren Schadens be⸗ anſpruchen will oder die Zahlung des Erſatz⸗ geldes Dieſes iſt auch dann verfallen, wenn ein Schaden nicht entſtanden iſt. Der Anſpruch auf Erſatzgeld iſt bei der Ortspolizeibehörde anzubringen, die Höhe iſt im Geſetz geregelt; der Bezirksausſchuß kann jedoch die feſtgeſetzten Beträge unter örtlichen Verhältniſſe bis auf das Doppelte erhöhen oder bis auf die Hälfte ermäßigen. Das geſetzliche Erſatz⸗ geld beträgt, wenn die Tiere auf vollwerti⸗ gem Land betroffen werden— Fall A— insbeſondere auf beſtellten Aeckern vor der beendeten Ernte, auf künſtlichen Wieſen, be⸗ ſäten Weiden, in Garten, Vaumſchulen, Weinbergen oder auf anderen in Kultivie⸗ rung befindlichen Flächen: für ein Pferd, Eſel, Maultier oder Rindvieh für ein Schwein, Schaf oder eine Ziege für eine Gans für ein Stallkaninchen, Huhn oder eine Ente 0,20 RM Werden die Tiere auf minderwertigem Land betroffen, auf dem ſie naturgemäß kei⸗ nen größeren Schaden anrichten können— Fall B— ſo ermäßigen ſich die Sätze von 2,— RM auf 0,50 RM; von 1,.— RM auf 0,20 RM; von 0,30 RM und 0,20 RM auf 0,02 RM. i Sind gleichzeitig mehrere Tiere übergetre— ten, ſo darf der Geſamtbetrag des zu entrich⸗ tenden 1 nicht überſteigen: bei Pferden, Eſeln, Maultieren, Rindvieh, Schweinen im Fall A 60,.— RM, im Fall B 15,.— RM; bei Gänſen, Enten, Hühnern und Stallkaninchen im Fall A 15,.— RM, im Fall B 2.— RM. Von der vorgenommenen Pfändung iſt dem Gemeindevorſteher, bzw. der Ortspolizei⸗ behörde ſofort, ſpäteſtens innerhalb 24 Stun⸗ den Anzeige zu erſtatten. Wird dieſe unter⸗ laſſen, kann der Beſitzer der Tiere deren Rück⸗ gabe verlangen, alsdann beſteht für ihn keine Verpflichtung zur Bezahlung der durch die Pfändung entſtandenen Koſten Die Ortspolizeibehörde läßt die gepfände⸗ ten Tiere öffentlich verſteigern, falls der Ei⸗ gentümer es bis dahin nicht vorgezogen hat dieſe gegen Erſtattung des feſtgeſetzten Be⸗ trages einſchließlich des Erſatzgeldes wieder in ſeinen Beſitz zu bringen. Der Verſteigerungs⸗ erlös dient zur Deckung der vorgenannten Anſprüche. Ein etwa verbleibender Ueber⸗ ſchuß wird dem Gepfändeten ausgehändigt. 2. RM 1. RM 0,30 RM Das Eintopſgericht Eine Anordnung des Reichsführers des WH W. Nach Vereinbarungen mit dem Präſiden⸗ ten des Reichsverbandes des deutſchen Gaſt⸗ wirt⸗ und Hotelgewerbes, Pg. Görke, wird angeordnet, daß die örtlichen Führer des WHW. in Verbindung mit dem örtlichen Führer des Reichseinheitsverbandes die Ho⸗ tels, Gaſtwirtſchaften und Speiſebetriebe ihres Ortsbereiches in drei Klaſſen einzutei⸗ len haben. In den Betrieben der Klaſſe 1, kleine ein⸗ fache Gaſtwirtſchaften, beträgt der Preis des Eintopfgerichtes 60 Pfennig. Von dieſen 60 Pfennigen ſind 10 Pfennig an das WHW̃᷑ abzuführen. In den Betrieben der Klaſſe 2, ſogenannte bürgerliche Gaſtwirtſchaften und Hotelbetrie⸗ be ſowie Speiſewagen der Reichsbahn, be⸗ trägt der Preis des Eintopfgerichtes 1 Mark. Davon ſind 50 Pfennig an das WHW abzu⸗ führen. In den Betrieben der Klaſſe 3, Gaſtſtätten erſter Klaſſe, beträgt der Preis des Eintopf⸗ gerichtes ſoviel wie der Preis des ſonſt nor⸗ malen Gedeckes. Davon iſt der 50 Pfennig überſchreitende Betrag an das WH W. abzu⸗ führen. Betreffs der Erhebung der für das WHW. vereinnahmten Beträge verweiſe ich auf An⸗ ordnung Nummer 7 Abſatz 3. Es wird den Gaſtſtätten⸗Inhabern freigeſtellt, den Betrag in bar abzuführen oder dafür eine entſpre⸗ chende Anzahl Freieſſen in der Güte des Eintopfgerichtes zu 50 Pfennig zur Verfü⸗ gung zu ſtellen. Die Anzahl der zur Verfü⸗ gung geſtellten Gedecke ergibt ſich aus der Markſumme geteilt durch 50. Bis 5 Uhr nachmittags darf in allen Be⸗ trieben nur das Einheitseſſen(Eintopfge⸗ richt) verabfolagt werden. Der Herſtellungs— preis des Einheitseſſens ſoll nicht über 40 Pfennig liegen. Es können mehrere Ein⸗ topfgerichte angeboten werden. Ab 5 Uhr nachmittags iſt dem Betriebe geſtattet, die normale Bewirtſchaftung wieder aufzuneh— men. Die Einführung des Eintopfgerichtes ver⸗ folgt nicht nur den Zweck, Geldmittel für das Winterhilfswerk aufzubringen, ſondern ſoll auf Wunſch des Führers vor allem den Ar⸗ men unſeres Volkes zeigen, daß das ganze Volk mit ihnen fühlt und wenigſtens einen Tag lang jeder deutſche Mann und jede deut⸗ ſche Frau ihr Schickſal teilen. 50 Jahre Niederwald⸗Denkmal Zum 28. September Deutſchland ſtand vor 50 Jahren auf der Höhe ſeiner Macht. Dem Sieger auf ſo vie⸗ len Schlachtfeldern konnte niemand die Vor⸗ machtſtellung in Europa beſtreiten, und Bis⸗ marck, der treueſte Diener des greiſen Hel⸗ denkaiſers, nutzte die Macht zur Wahrung des Friedens. Deutſchland trachtete nicht nach neuen Eroberungen. Daß es aber gewillt mar, die neugewonnene Einigkeit und das Reich mit aller Kraft zu verteidigen, dafür ſollte ein Denkmal als ewige Mahnung er— richtet werden. 30 Schon während der Befreiungskriege fin— den wir bei Ernſt Moritz Arndt den Gedan— ken, ein Merkmal deutſcher Einheit ſichtbar zu geſtalten. Die Idee, die hehre Geſtalt der Germania als„Wacht am Rhein“ darzuſtei⸗ len, iſt auf ein Gemälde Lorenz Claſens in Leipzig zurückzuführen, das gegen 1860 ent⸗ ſtanden iſt. Als dann aber 1870 ganz Deutſchland aufſtand, um die entehrenden Zumutungen eines neiderfüllten Nachbars zurückzuweiſen und nach ſiegreichem Kampfe wieder ein herrliches, machtvolles Kaiſerreich entſtehen ſah, reiften die alten Pläne zur Wirklichkeit. Den Auftrag erhielt Johannes Schilling, deſſen Denkmalsentwurf entſchie⸗ den der ſchönſte war. Das gewaltige Monu⸗ ment ſollte auf dem Niederwald errichter werden. Auf einem 25 Meter hohen Unter⸗ bau, der mehrfach geſtuft iſt, erhebt ſich die 10,5 Meter huhe Koloſſalfigur der Germania. Sinnvoll ſind die Sockelfiguren und Reliefs. In der Mitte des Sockels der Vorderfront reicht der alte Vater Rhein der jungen Mo⸗ ſella das Ruferhorn, die von nun an die Grenzwacht übernehmen ſoll. Darüber iſt das große Relief, das in nahezu 200 lebens: großen Figuren König Wilhelm, umringt von ſeinen Feldhern und Kriegern, darſtellt. Zwei ſchöne Sockelgeſtalten verſinnbild⸗ lichen den„Krieg“ und den„Frieden“, und die beiden anderen Reliefs zeigen uns den „Auszug zum Kampfe“ und die„Heimkehr der Krieger“. Die Hauptinſchrift des Denk⸗ mals lautet:„Zum Andenken an die ein⸗ mühtige, ſiegreiche Erhebung des deutſchen Volkes d 15 die Wiederaufrichtung des Deutſchen Reiches.“ Ber 28 September 1883 war der Tag der feierlichen Enthüllung. Der alte ehrwürdige Kaiſer und die deutſchen Fürſten waren mit glanzvollem Gefolge zugegen. Die erhebende Feier fand in der Weltpreſſe lebhaften Mi⸗ derhal. Vor der Enthüllung hielt Kaiſer Wilhelm folgende kurze Anſprache:„Wenn die Vorſehung ihren Willen zu mächtigen Ereigniſſen auf Erden kundgeben will, ſo wählt ſie dazu Zeit, Länder und Werkzeuge— um dieſen Willen zu vollbringen. Die Jahre 1870/¼71 waren eine Zeit, in welcher ein ſol⸗ cher Wille geſtaltet wurde. Das bedrohte Deutſchland erhob ſich in Vaterlandsliebe wie ein Mann, und das Werkzeug, ſeine Fürſten an der Spitze, war das Volk in Waffen. Der Allmächtige führte dieſe Waf⸗ fen nach blutigen Kämpfen von Sieg zu Sieg, und Deutſchland ſteht in Einheit in der Weltgeſchichte da. Millionen Herzen haben ihre Gebete zu Gott erhoben, ihm für dieſe Gnade ihren demütigen Dank dargebracht und ihn geprieſen, daß er uns für würdig be⸗ fand, ſeinen Willen zu vollziehen. Aber für die ſpäteſten Zeiten will Deutſchland dieſem Danke bleibenden Ausdruck geben; in dieſem Sinne iſt das vor uns ſtehende Denkmal ge⸗ ſchaffen, das nun enthüllt werden ſoll. Und mit den Worten, die ich hier bei der Grund⸗ ſteinlegung ſprach, welche nach den Befrei⸗ ungskriegen 1813—1815 mein Vater, wei⸗ land König Friedrich Wilhelm III., in eiſer⸗ ner Schrift der Nachwelt hinterließ, weihe ich dieſes Denkmal: Den Gefallenen zum Ge— dächtnis, den Lebenden zur Anerkennung den kommenden Geſchlechtern zur Nacheife— rung. Das walte Gott!“ Daß ein ſolches Denkmal, wie es unſere Väter errichteten, kein toter Stein iſt, konn⸗ ten wir erleben, als 80000 Saarländer kürzlich auf dem Niederwald zu Füßen der ſtolzen Germania ihr Treuegelöbnis zum Reiche ablegten. Wieder haben mit dieſen Getreuen Millionen Herzen ihre Gebete zu Gott erhoben, daß uns aus dem Geiſte der Väter die Kraft erwachſen möge, die Treue der Saarländer zum Siege zu führen. Wir zweifeln nicht daran. Das edle Erinnerungs⸗ mal, das vor 50 Jahren enthüllt wurde, blickt zwar auf ein tiefgeprüftes Volk, aber auf ein Volk, das ſich wiedergefunden hat unter ſtar⸗ ker Führung, und in dieſer Stunde ergrei⸗ fen uns die Weiheworte Kaiſer Wilhelms doppelt:„Wenn die Vorſehung ihren Willen zu mächtigen Ereigniſſen auf Erden kundge⸗ ben will, ſo wählt ſie dazu Zeit, Länder und Werkzeuge, um dieſen Willen zu vollbrin⸗ gen.“ Stiefel guter Boden Gummi- Absatz Größen 40/48 Boxrind- Besatz. Stiefel Gummi- Absatz Art. 24 Größen 40/468 schwarz u. hraun la Boxrind- Touren- 2 8 vollständig mit Leier gefüttert 2sohllg Art. 52 Größen 39/47 Schwarz u. hraun Boxcalf- Besatz- Stiefel N 0 sf F ha fabnek-Arbeit Art. 6037 Grölon 40% 12³⁰ 2 N Carl Fritz& Cie. H 1, 8 MaxmnEIM, Breite Strage Oie Ffrma Fritz ist urdeutsch 9 Nate 9 6 Zum erſten Erntedankfeſt aller Deutſchen am 1. Oktober 1933 „Windet zum Kranze die goldenen Aehren, Flechtet auch blaue Zyanen hinein!“ Mit dieſem Hymnus auf die Mutter der Erde, die griechiſche Göttin Demeter, leitete Schiller eines ſeiner ſchönſten Gedichte aus der antiken Sagenwelt, das„Eleuſiſche Feſt“, ein. Wieder iſt die Zeit herangekommen, da die Aecker und Triften leer, die Scheuern und Speicher gefüllt ſind, die Zeit der gemähten goldenen Aehren, die Zeit der eingeernteten Saat, da die Männer und Frauen vom Lande nach Willy Hermann Lange von ſich bekennen dürfen: „Ueber kahle Felder der Wind nun weht, Es ging juſt wie in allen Jahren: Wir haben gepflügt, geeggt, geſät, Und haben dann mühſam eingefahren!“ Wieder iſt aber auch die Zeit herangekommen, da der Städter ſich auf den Landmann beſinnt, ſich zu ihm aufs Dorf bemüht, um mit ihm bei fröhlichem Mahl und reichlichem Trunk das Erntedankfeſt feſtlich zu begehen. „Es gibt nur ein Erntedankfeſtl“ Endlich hat die neue Zeit mit einem alten Uebel auf⸗ geräumt, hat in der Erkenntnis, daß wir eines Stammes ſind, daß die Ernte nicht Sache des einzelnen, ſondern der Geſamt⸗ heit iſt, auf dem Wege des Geſetzes verordnet, daß von nun an in Deutſchland vom Oſten bis zum Weſten, vom Norden bis zum Süden an ein und demſelben Tage, und zwar für alle Zukunft am 1. Oktober, das Erntedankfeſt ſtattzufinden hat. Die Reichsregierung geht aber gemäß ihrer nationalſozialiſti⸗ ſchen Einſtellung und unter dem Eindruck, daß Deutſchlands Führer Adolf Hitler ſelbſt ein Sohn der Scholle iſt, noch einen Schritt weiter und ſpannt den Rahmen der feſtlichen Ver⸗ onſtaltungen ſo umfaſſend, daß Land und Stadt gemeinſam dem Spender der Ernte den ſchuldigen Dank abzutragen haben, und darin liegt gerade von jetzt an der ſo weiſe und verſtänd⸗ nisvoll vertiefte Sinn eines deutſchen Erntedankfeſtes! So wie wir in dieſem Jahre den 1. Mai, den Tag der nationalen Arbeit, unter der Anteilnahme der geſamten Be— völkerung erleben durften, ſo ſoll auch der 1. Oktober ein in würdigen Feiern verbundenes, geeintes deutſches Volk ſehen, das unter Ueberbrückung der ſinnlos gewordenen Gegenſätze ſzwiſchen Stadt und Land an dieſem Tage ſich eins fühlen foll und will in dem Gedanken, daß der Bauer mit dem Städter nicht nur denſelben Magen, ſondern auch dasſelbe deutſche Herz hat. „ Solange die Welt beſteht, wird geſät und wird geerntet, ſolange man auch ſchon die Felder der Mutter Erde in müh⸗ ſeliger Arbeit beſtellt hat, um ſie nach Erfüllung ihrer Be⸗ ſtimmung abzuernten, ſolange hat man auch ſchon die Zeit des Fruchteinbringens, von dem ja Wohl und Wehe der Menſch⸗ heit abhängig iſt, mit einem Feſtakt abgeſchloſſen, bei dem es mehr oder weniger würdig herging. Weit reichen die reli⸗ giöſen Gebräuche zurück, die im Anfang ſicherlich den Sinn des Tages beherrſchten, die dann aber im Laufe der kulturellen Fortentwicklung an Verflachung zunahmen, um in reine Volks⸗ beluſtigungen von ausgelaſſenſter Prägung auszuarten, dann aber wieder Anſchluß ans Volksgemüt fanden und mit der Vorführung von ſinngemäßen Tänzen verknüpft wurden. Die alten Hellenen feierten um die Erntezeit in tagelangen Feſten zu Eleuſis ihre Demeter, während die Römer ihre Dankopfer der Ceres brachten. Da uns Deutſchen aber vor allen Dingen das deutſche Ernte⸗ dankſeſt am Herzen liegt, wollen wir uns weniger um die Ge⸗ pflogenheiten fremder Völker kümmern, als vielmehr um die Sitten und Gebräuche, wie ſie in unſerem Vaterlande zum Schon am Vorabend müßte die Dorfjugend mit vor⸗ bereiteten Girlandenſchmuck und anderen Blumen auf dem Dorfplatze zuſammentreten, in fröhlichem Zuge nach dem Gotteshauſe wandern und dort feierlichen Einzug ins Innere halten, um unter Orgelſpiel Altar und Kirchenſchiff ſtimmungs⸗ voll herzurichten. Natürlich müßten der ſteife ſchwarze Rock oder liederlicher Anzug wie ſelbſtverſtändlich verpönt ſein und die alte, fröhliche, bunte Bauerntracht wieder zu Ehren kommen. Nicht von dem Erntefeſt zu trennen wäre eine gleich⸗ zeitige Spende von Gaben für die Armen und Aermſten der Gemeinde. Die Eröffnung des eigentlichen Feſttages gehört unbedingt der Kirche: eine feierlich erweiterte Liturgie, Chor⸗ geſang und Feſtpredigt, Vortragen des 104. Pſalmes im Sprechchor und Abgeſang froher Erntelieder hätten die Be⸗ deutung des Tages herauszuſtellen. Nach dem Feſtakt in den Kirchen dürfte dann zum allgemeinen Teil übergegangen werden. Mit dem gemeinſam geſungenen Lied„Nun dankelt alle Gott“ müßte auf einem Stoppelfeld vor dem Dorfe die Ge⸗ meinde Aufſtellung nehmen, um ſich in einem anſprechenden Prolog die wirtſchaftliche und vaterländiſche Bedeutung des Tages vor Augen führen zu laſſen. Im Mittelpunkt dieſes Zufammenfindens hat jedoch die Anſprache des Pfarrers zu ſtehen, der ſich allerdings nicht auf ein allgemein gehaltenes Dankgebet beſchränken dürfte, ſondern auch wirtſchaftspolitiſch und vaterländiſch ſich mit der Würde des Tages befaſſen müßte. Feſtaufführungen ſind unerläßlich; denn ſchließlich ſoll ja das Erntedankfeſt vornehmlich ein Freudenfeſt ſein, an dem man jauchzen und jubeln darf, ohne zugleich in Theatralik oder gar Auswüchſe verfallen zu müſſen. So würden Hans⸗ Sachs⸗Spiele durchaus dem Charakter des Tages Rechnung tragen, ſo wäre etwa aus dem erſten Teile der Sammlung „Schnozelborn“ von dem Jenenſer Pfarrer Auguſt Ludwig die„Spinnſtube“ ein dankbares Aufführungsobjekt, ſo würde nur deutſche Tänze in Betracht kommen, die deutſch ſind, weil ſie uns im Blute liegen, iſt ſo ſelbſtverſtändlich, wie die Forde⸗ rung, nicht im modiſchen Gewand an dieſem Feſte zu er⸗ ſcheinen. Hoſen in langen Stiefeln, Hemdärmel, buntes Hals⸗ tuch und möglichſt grellfarbige Weſte zieren den Burſchen ebenſo, wie die Mädels in buntem Rock, weißer Bluſe oder im Trägertleid auch äußerlich den Glanz des Tages aufs an— genehmſte zu erhöhen vermögen. Umzüge dürfen auf keinen Fall fehlen. Da wären Gruppen, die Sicheln, Senſen, Rechen oder Dreſchflegel tragen, am Platze wie Schnittergeſpanne, über denen eine Erntekrone thront. Auch Gegenüberſtellungen von einem Sämann mit Säſchürze, einer Drillmaſchine, einer Schar Burſchen mit Senſen, einem Bindemäher, einer Schar Mädchen mit bändergeſchmückten Rechen, einer Harkmaſchine und Alten in herausſtaffierten Kutſchen würden ſich entſchieden äußerſt dekorativ ausnehmen. Wer denkt dabei nicht auch an die ſymboliſche Darſtellung der Roggenmuhme, die von Kornhaſen umgeben iſt? Das alles läßt ſich natürlich am beſten auf dem Lande in⸗ ſzenieren, aber auch in den Städten gibt es die mannigfachſten Möglichkeiten zur feierlichen Ausgeſtaltung des Erntedank⸗ feſtes, nur müſſen die Städter dabei von dem Gedanken aus⸗ auch ein luſtiger„Röpeltanz“ in dieſen Rahmen paſſen. Daß gehen, daß ſie ja gar nicht ſo von aller Ländlichkeit aus⸗ geſchloſſen ſind, wie ſie ſehlſchließend immer wähnen; denn an der Ernte ſind ſie doch im Grunde genommen genau ſo beteiligt wie der Landmann. Gerade in dieſer Beziehung will die neue Zeit in neuem Sinne verſtanden werden: Chriſtus⸗ kreuz und Hakenkreuz in gleichem Denken verbunden, Scholle und Stadt auf gleichem Grund gedacht, das muß ſich von nun an wie ein roter Faden durch die Beziehungen zwiſchen Stadt und Land ziehen! Wenn die Umzüge durch die Städte erfolgen, wenn Wagen mit Transparenten„Eßt nur deutſches Obſt und Gemüſe!“ über das Pflaſter rollen, wenn von den Kanzeln herab tieſ— 5 ernſte und frohſelige Worte zum Höchſten emporſteigen, wenn in Sälen und Gartenanlagen, auf Plätzen und in Schreber⸗ gärten gedankt und getanzt wird, dann darf es nur einigen Sinnes geſchehen; denn heilig iſt der Tag und unheilig der, der ſich abſondert! Für jede Gabe dankt man ſeinem Nächſten; es iſt einfach eine Pflicht der Selbſtverſtändlichkeit, dem Schöpfer aller Dinge heißen Dank zu ſpenden! Ein großes Volk braucht große Tat; Ihr Söhne, lebt den Vätern zum Preiſe! Drum den Pflug ins Herz, und dann edle Saat— Und dann geerntet nach deutſcher Weiſe! Gustay Stange. Ausdruck kamen und kommen. In ſinniger Weiſe riefen unſere Alwordern vor dem erſten Schnitt die Hilfe der Götter an und weihten ihnen, um ſie gnädig und günſtig zu ſtimmen, auch die erſten und beſten Garben. Das kann man ſogar jetzt noch in manchen Gegenden beobachten. Da iſt es da und dort nach Mockel noch üblich, inmitten der ährenentblößten Aecker mit Kornblumen umwundene Halmbüſchel aufrecht ſtehen zu laſſen. Mit dem Einzug des Chriſtentums war es natürlich auch mit dem heidniſchen Kult zu Ende, an die Stelle von Götzen ver⸗ anſtalteten Dankopfern traten die chriſtlichen Erntedankfeſte, bei denen in natürlicher Zweiteilung, in gottesdienſtliche Feiern und allgemeine Veranſtaltungen, dem alleinigen Gott als dem Vater der Erde und Menſchen für den Segen der Scholle ge⸗ dankt wurde. Dieſe Art der Erntedankfeſte hat ſich im großen und ganzen bis auf den heutigen Tag erhalten, wenn auch, wie ſchon oben angedeutet wurde, die Weihe dieſes Tages nicht immer glück⸗ lich gewahrt wurde; denn nicht ſelten führte das von den Guts⸗ herren geſpendete Erntebier zu argen Exzeſſen, und nicht ſelten wurden auch von den Arbeitnehmern dem Arbeitgeber Ernte⸗ krone und Erntekranz nur um des zu erwartenden materiellen Lohnes willen überreicht. Das iſt natürlich wider Art und Sitte des deutſchen Weſens! Wie wäre nun etwa ein deutſches Erntedankfeſt, zu dem von der Reichsregierung noch die nötigen eingehenden Richt⸗ linien herausgegeben werden, in Uebereinſtimmung mit nationalſozialiſtiſchen Tendenzen aufzuziehen? Da möge uns als Geleitwort zunächſt ganz allgemein eine dichteriſche Würdigung der ganzen Erntezeit weiſend helfen: „Wer vor der Ernte lernt ſich regen, Wer nach der Ernte friſch beginnt, Dem blüht zur Erntezeit der Segen, Den nur ein Schaffender gewinnt!“ ——— ber Gambrinushalle(U.-T. Filmpalaſt) geſtern kinen außerordentlich guten Beſuch großes Inte⸗ die für Freitag, den 29. Sept. vorgeſehene Schlageter⸗Schauſpiel⸗ 1 hrung des Schlageter'ſchen Stoffes übertragen batte, insbeſondere wenn man wußte, daß ſi has eigene Stück weder inhaltlich noch künſtleriſch rama„Schlageter“(von Hanns Joyſt) auch ur vergleichsweiſe auf eine Stufe ſtellen läßt. 2 bſicht der NSDAP, Schlageter zur Aufführung g kreiſe, die noch vor nicht gar langer Zeit dul⸗ beten, daß man in einer öffentlichen Zentrums⸗ 1 euerer baffenen Verhältniſſe im heutigen Staate für Steuergutſcheinel Dis 30. September 1933 fälligen und entrich⸗ een Steuergutſcheine erteilt. baden zu erleiden, werden die Steuerzahler ö ochmals darauf hingewieſen, daß bereits fällige nſaßzſteuern bis ſpäteſtens 30. Sept. 1933 ei der Finanzkaſſe bezw. den Untererhebſtellen i Gemeindekaſſen eingegangen ſein müſſen. Pas 3. Ziel der Gemeindeſteuer 1933 muß halb diesmal bereits bis 30. September ent⸗ Pahlungsfriſt liegt danach im eigenen Intereſſe g Viernheim, 28. Sept. „Achtung! auf die ſehr wichtige Be⸗ anntmachung der Gemeindekaſſe zwecks Erlang⸗ ng von Steuergutſcheinen ſei beſonders hinge⸗ pieſen. .„Im Silberkranze. Herr Sattler⸗ meiſter Karl Hook und Frau Kätchen geb. Schlamp, Weinheimerſtraße, feiern heute Donners⸗ ag das Feſt der ſilbernen Hochzeit. Dem Ju⸗ belpaare zu ihrem Ehrentage unſere herzlichſten hlüͤck und Segenswünſche und ein frohes chlück Auf“ zur Goldenen! „ Immerbrand⸗Vortrag. Dem in Übend ſtattgefundenen Vortrag wurde durch keſſe entgegengebracht. Näheres hierüber folgt orgen. „ Verſteigerungs⸗Zurücknahme. Perſteigerung von 2 Aeckern Kartoffeln fällt aus. Roßmann, Vollziehungs⸗Beamter. Aufführung Samstag und Sonntag abends halb 9 Uhr im Saale z. goldenen Karpfen. Wir hätten als ſelbſtverſtändlich angenom⸗ hen, daß man— wie ſchon einmal betont,— m erſter Linie uns das Vorrecht zur Auf⸗ nit dem von uns zur Aufführung gelangenden Die daraus ſich ergebenden Folgen ſind von der inderen Seite zu tragen, da deren Leitung die bringen zu wollen, frühzeitig genug bekannt ge⸗ vorden war. Es iſt befremdend, das Angehörige jener berſammlung von Schlageter als einem Aben⸗ ſprachen, die von der NSDAP ge⸗ hre Sonderintereſſen auszuſchlachten. Es erſcheint für jeden Nationalſozialiſten ls ſelbſtverſtändlich, daß, unter dem politiſchen Beſichtspunkt betrachtet, allein die NSDAP das lufführungsrecht für den Schlageter'ſchen Stoff zuf Grund ihres jahrelangen Kampfes um die Erneuerung von Staat und Kultur erworben hat. Mir erſcheint auch in dieſen Fällen Klar⸗ geit zu ſchaffen, als dringende Notwendigkeit. Der Propagandaleiter der NS DA Brügel. Achtung Steuerzahler! Für die in der Zeit vom 1. Oktober 1932 elen Grund-, Gewerbe- und Umſatzſteuern wer⸗ Der Antrag auf Husſtellung der Steuergutſcheine iſt bei dem zu⸗ ländigen Finanzamt zu ſtellen. Um nun keinen ind noch nicht entrichtete Grund-, Gewerbe- und chtet werden. Genaue Einhaltung dieſer s Steuerpflichtigen, denn 40 Prozent der ge⸗ ahlten Grund-, Gewerbe- und Umſatzſteuer er⸗ fült der Steuerzahler in Form von Steuergut⸗ ſheinen wieder zurück. Anbrgl In bersten- U. Haberl. N damwest In der Landuirtschatt! 0 0 Hechte dh aat . e h 8e Ot NAHIUTU CHN CHNν. iel doit das Häslein. Dann gidl or auch das dräslein Die armen Schweſtern aus dem St. Joſefs⸗ heim in Charlottenburg, die mit ihren vielen armen Kindern in großen Sorgen und Schul⸗ den ſind, bitten herzlichſt um eine gütige Spende für den leeren Kartoffelkeller. Für jede liebe Hilfe werden ſich dieſelben durch ihr tägliches Gebet dankbar erweiſen. Im Voraus ſagen herzlich: Gott vergelt's, die dankbaren Schweſtern des St. Joſefsheimes Charlottenburg, Lützower⸗ ſtraße La, Poſtſcheckkonto Berlin Nr. 458. Elzach vor 350 Jahren Vor 350 Jahren, ain 26. September 1583, wurde Elzach durch eine verheerende Brand⸗ kataſtrophe nahezu vernichtet. das Feuer brach um die Mittagszeit im Hauſe eines Schmiedes aus. Feuerſpritzen gab es zur da⸗ maligen Zeit noch nicht und ſo mußte das Waſſer in Kübeln herbeigeſchleppt werden. Durch den ſtarken Wind angefacht, breitete ſich das Feuer mit raſender Schnelligkeit aus und nach drei bis vier Stunden war Elze h eine glühende Trümmerſtätte, nur die Kirche. Pfarrhof und Amtshaus ſtanden noch. Der geſamte Feuerſchaden wurde auf 25 000 Gulden geſchätzt, eine für die damalige Zeit ſehr hohe Summe. Der Wiederaufbau El⸗ zachs vollzog ſich ſehr langſam. Erſt nach zehn Jahren konnte unter einem tatkräftigen e der Wiederaufbau vollendet werden. Ans Vaden Tagung der Segelflieger. Schopfheim, 28. Sept. Hier fand eine Sit⸗ zung der Gruppenführer der oberbadiſchen Segelfliegergruppen ſtatt. Anweſend waren die Vertreter von Haagen, Lörrach, Rhein⸗ felden. Wehr, Säckingen, Zell und Schopf⸗ heim. Zur Beratung ſtanden die in Angriff zu nehmenden Vorarbeiten für das erſte ba— diſche Segelfliegerlager. Der Senior der Se— gelfliegerbewegung des Oberlandes, Müller⸗ Hagen, gab einen Bericht über die in Gang befindlichen Beſtrebungen, in Gersbach eine Halle für die Flugmaſchinen zu bekommen. Er bemerkte dabei, daß auch ſeitens der Lan⸗ desgruppe Baden⸗Pfalz die Unterſtützung in dieſer Hinſicht zugeſagt worden ſei, zumal das Gersbacher Gelände für Segelflüge aus⸗ gezeichnet geeignet iſt. Architekt Menner er⸗ hielt den Auftrag, für den Hallenbau einen eigenen Plan anzufertigen, um ſo raſch wie möglich mit dem Bau beginnen zu können. Verhandlungen über die Finanzierung wur— den geführt und die entſprechenden Anwei⸗ fungen der Ortsgruppe Schopfheim zugeteilt. Großfeuer in Oktenheim. Ottenheim. A. Lahr, 28. Sept. Aus bis jetzt noch nicht geklärter Urſache brach im Anweſen des Landwirts Heinrich Ringwald im Oberdorf Feuer aus. Das Wohnhaus, Oekonomiegebäude und Tabakhänge wur— den vernichtet. Der Brand griff auch auf das Anweſen des Joſeph Fritſch über, welches teilweiſe zerſtört wurde. Dem Landwirt Karl Auguſt Ziegler wurde eine Menge Tabak, die er bei Fritſch untergebracht hatte, ver⸗ brannt. die hieſige Löſchmannſchaft zuſam⸗ men mit dem Motorzug aus Lahr hatten große Mühe den ſchwer bedrohten Ortsteil vor einem weiteren Umſichgreifen des Bran⸗ des zu ſchützen, was aber nach zweiſtündiger harter Arbeit doch gelang. Der Schaden be⸗ ziffert ſich auf ca. 20 000 Mark bei den Ge⸗ Uhhlichkeiten und 10 000 Mark bei den Fahr⸗ niſſen. in Mannheim am Paradeplatz ist altbewährt Fist 50 Jahre Erprobte Qualitäten Fröllte Auswahl! Die„Vifitenkarte“ der Bienen Ablage an falſcher Stelle. Mit einer Schadenerſatzklage beſonderer Art hatte ſich das Reichsgericht zu beſchäfti⸗ gen. Der Beſitzer einer in der Nähe von Köln gelegenen Lederfabrik beobachtete, wie die Bienen ſeines Nachbarn das auf der Wieſe zum Trocknen ausgebreitete Lackleder umſchwärmten. Schließlich ließen ſie ſich darauf nieder, und„beſtäubten“ es nach ech⸗ ter Bienenart. Der Fabrikbeſitzer verklagte darauf den Imker auf Schadenerſatz in Höhe von 6100 Mark. Angeblich war er um die⸗ ſen Betrag durch die mit Bienenfleiß vorge— nommene Verunreinigung geſchädigt wor⸗ den. Der beklagte Imker beſtritt jede Erſatz⸗ pflicht, da das Halten von Bienen im ſoge— nannten„Vorgebirge“ in der Umgebung Kölns ortsüblich ſei. Eine vom Gericht beim zuſtandigen Bürgermeiſter eingeholte Aus⸗ kunft ergab tatſächlich, daß Bienenzucht we⸗ gen ihrer Bedeutung für den örtlichen Obſt⸗ bau von jeher gefördert worden ſei. Das Landgericht wies die Klage ab und betonte dabei, daß nicht feſtzuſtellen ſei, ob gerade die Bienen des beklagten Imkers Roß und Reiter mit Gasmaske. Das Schaufenſter eines Geſchäfts für Luftſchutzgeräte im Berliner Weſten. Die Gasſchutzmasken ſind nach den Vor⸗ ſchriften des Reichsluftſchutzbundes angefertigt. n den Schaden angerichtet hätten. Auch beim Oberlandesgericht Köln hatte der Fabrikant kein Glück. In der Begründung des klageab⸗ weiſenden Urteils wurde ausgeführt, daß ei⸗ ne Schadenerſatzpflicht des Tierhalters ſelbſt dann entfällt, wenn die Beeinträchtigung zwar weſentlicher Natur, aber ortsüblich iſt, Feſtgeſtelltermaßen iſt aber die Bienenzucht in der fraglichen Gegend allgemein üblich. Die gegen dieſe Entſcheidung eingelegte Re⸗ viſion wurde vom Reichsgericht als unbe⸗ gründet zurückgewieſen, ſo daß die Bienen auch weiterhin die Beſtäubung und ſonſti— gen natürlichen Bedürfniſſe„in ortsüblicher Weiſe“ erfüllen können. Bienen und ihrem Imker kann der dreifache Stachel des Leder— fabrikanten nichts mehr anhaben. deutscher Wald Der Wald iſt ein Hort des urtümlichen Volkstums. Geringſchätzend ſpricht man von einem„Hinterwäldler“. Zu Unrecht, denn wenn die, die hinter dem Walde ſitzen, auch noch nicht die zweifelhaften Errungenſchaften des Fortſchritts aufgenommen haben, ſo be— wahrten ſie dafür unſerem Volksleben noch die Reſte ur anfänglicher Geſit⸗ tung in naturfriſchem Glanze. In unſeren echten Walddörfern lebt noch ein friſcher, zä⸗ her Menſchenſchlag, knorrig und noch nicht gleichgeſchliffen, der dem großen Volk immer wieder die urſprünglichen, un verbrauch⸗ ten Kräfte zuführt, die es zu ſeiner dauern— den Blutauffriſchung braucht, wenn es nicht langſam zugrunde gehen will. Die Walddörfer ſind oft ſehr arm, aber man wird dort ſelten ein mißvergnügtes länd— liches Proletariat finden, das allen ſchlechten Einflüſſen zugänglich wäre. Es iſt intereſſant und durch Jahrhunderte hindurch zu verfolgen, daß bei jeder Revo— lution ein Generalangriff auf den Wald un⸗ ternommen wird. Man verlangt und er— zwingt Zugeſtändniſſe von den Regierungen in Bezug auf Waldrodung und freigegebene Waldnutzung. Pläne, den Wald zu zex— ſchlagen und in kleine armſelige Ackerſttſck⸗ chen aufzuteilen, tauchen auf, die zum Glück nie verwirklicht werden. Dder Wald wird verwüſtet, bis nach aufgeregten Tagen die Ordnung wiederkehrt und die Regierung ihn durch ſchärfere Maßnahmen als bisher ſchützen kann. Denn die(:s npinis daß wir den Wald brauchen, ſetzt ſich letzten Endes immer wieder durch. Und wenn Wiſſenſchaft und Technik eines Tages ſo weit fortſchrei⸗ ten ſollte, daß der Wald als Holzquelle ent⸗ behrlich wäre, das deutiche Balk wird einen Wald doch brauchen, den deulſchen Wald der ſein Weſen mit gebildet hat und der in ſeinen Sagen, Märchen und Liedern lebt.