Lohales Vom Sonntag. Schon ſeit einigen Tagen haben wir Herbſt⸗ nebel über uns lagern. Im Gegenſaß zum Samstag gelang es am geſtrigen Sonntag der Sonne die Nebelwand zu durchbrechen, ſodaß wir beſonders am Nachmittag prächtiges Wetter hatten. Im Mittelpunkt des geſamten Intereſſes ſtand das Erntedankfeſt, über deſſen Verlauf wir in einem beſonderen Artikel berichten.— Die „Schlageter⸗Aufführung“ der Spielergruppe der N. S. D. A. P. hat beſonders Anklang gefunden. Die Samstag ⸗Vorſtellung war überfüllt und auch die Sonntags vorſtellung ſah wieder einen vollen Saal. Die Darſtellung dieſes packenden Stückes war erſtklaſſig. Wir werden morgen auf die Vorſtellung näher eingehen.— Der Sportbetrieb war infolge des Erntedankfeſtes ſür die unteren Mannſchaften lahmgelegt. Lediglich die 1. Mann⸗ ſchaft der„Grünen“ ſpielte gegen Feudenheim in Feudenheim und konnte dort einen glücklichen, jedoch verdienten 8:4 Sieg herausholen.— Am Abend fand im Engelſaale Bauerntanz ſtatt. Die Mitglieder der heſſiſchen Bauernſchaft fand ſich zwanglos zuſammen und verlebte zum Abſchluß des Erntedankfeſtes einige gemütliche Stunden. » Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 2 wegen Radfahren ohne Licht, 1 wegen Verſtoß gegen die Melde⸗ ordnung und 1 wegen Milchfälſchung. Weiter wurden 2 ehemalige Kommuniſten feſtgenommen und in Anterſuchungshaft nach Lampertheim ver⸗ bracht. * Standesamtliches. Im Monat September wurden in unſerer Gemeinde 16 Kin⸗ der zur Welt gebracht. 4 Perſonen ſind ge⸗ ſtorben und 16 Eheſchließungen wurden regiſtriert. * Die Eintopfgerichtſammlung, welche geſtern hier zum erſten Mal durchgeführt wurde, erbrachte die ſtattliche Summe von 660 Mark. Dieſe Sammlung wird zu Gunſten der Winterhilfe von jetzt ab jeden erſten Sonntag im Monat durchgeführt. * Reichspräſident von Hinden⸗ burg 86 Jahre alt. Unſer Ehrenbürger, Herr Reichspräſident Paul von Hindenburg, be⸗ geht heute ſeinen 86ſten Geburtstag. In Liebe und Verehrung gedenkt ganz Deutſchland dieſem großen Manne und die beſten Wünſche die einem deutſchen Herzen entflammen, gelten die⸗ ſem großen Manne. Aus Anlaß des Geburts⸗ tages ſind heute alle öffentlichen Gebäude be⸗ flaggt. Die hieſige Einwohnerſchaft hat unſerer Aufforderung, die Fahnen gehißt zu laſſen, ent⸗ ſprochen und ſo prangt Viernheim heute noch im Flaggenſchmuck. e Borromäus Verein. Die Mit⸗ glieder des Vereins, die noch eine Weihnachts⸗ gabebeſtellen wollen werden gebeten ihre Beſtel⸗ lung mit dem entſprechenden Beitrag bis zum 15. Oktober im kath. Pfarrhaus abzuliefern. Das Gabenverzeichnis 1933 bietet reichſte Auswahl. Erntedankfeſt Von ſehr ſchönem Wetter begünſtigt wurde am geſtrigen Sonntage, wie in allen deutſchen Landen, ſo auch hier, das von der Reichs⸗ regierung angeordnete Erntedankfeſt gefeiert. Auch als„Deutſcher Bauerntag“ wurde dieſer 1. Oktober bezeichnet. Dem Bauern ſoll die Blutsverbundenheit des ganzen Volkes mit ſei⸗ nem Stande, dem Nährſtande, gezeigt werden. Deshalb haben ſich auch ſämtliche Schichten der Bevölkerung an dieſem ſchönen Feſte beteiligt. Bereits am frühen Morgen glich unſer liebes Viernheim einem Fahnenmeer. Aus allen Häu⸗ ſern flatterten die alten ſiegreichen Reichsfarben und die neuen Kämpferfahnen des neuen Staa⸗ tes ſowie unſere Heſſenfarben. Alle Straßen, durch welche ſich der Feſtzug bewegte, wurden geſchmückt mit dem herbſtlichen Grün der Maien. Gegen 10 Uhr war Kirchgang beider Konfeſ⸗ ſionen. Unter klingendem Spiel zogen die Wehrformationen der N. S. D. A. P. mit der Heſſ. Bauernſchaft zum Gotteshauſe, um dort dem Allerhöchſten Dank zu ſagen, für die gute, ge⸗ ſeznete Ernte, die in dieſem Jahre, wie ſchon lange nicht, glücklich hereingebracht werden konnte. Am Nachmittag wurde ein großer Feſt⸗ zug veranſtaltet, an welchem unſere geſamte Einwohnerſchaft reſtlos teilnahm. Gleich nach 12 Uhr herrſchte auf den Ortsſtraßen reger Be⸗ trieb. Die Teilnehmer am Feſtzug eilten zum zu ihren Aufſtellungsorten, um ſich dann mit ihren Vereinen geſchloſſen zur Aufſtellung des Feſtzuges zu begeben. In der Horſt Weſſel⸗ ſtraße und dem Hindenburgring bildete ſich bald eine Schlange von Menſchen: der Feſtzug nahm ſeine Aufſtellung. Die SS hatte den Ord⸗ nungsdienſt und es gelang ihr in einer knappen halben Stunde, den Zug marſchbereit zu for⸗ mieren. Faſt pünktlich um halb 2 Uhr ſetzte ſich dieſer ſtattliche Feſtzug, in welchem, zum erſten Male hier, in ſechſer Reihen marſchiert wurde. Die Eröffnung des Zuges bildete eine fünfer⸗Reitergruppe der Heſſ. Bauernſchaft, dann folgten Jungvolk und Hitlerjugend in unüber⸗ ſehbarer Menge, denen ſich die N. S. D. A. P. mit ihren ſämtlichen Unterformationen anſchloß. Ein beſonders feſtliches Gepräge bildeten die neuen Hakenkreuzfahnen, die von der Partei und ihren Untergliederungen zum erſten Male mitgeführt wurden. Die Heſſ. Bauernſchaft bildete eine Mähergruppe ſowie einen ſehr ſinnvollen Ernte⸗ wagen, dem ſich eine Dreſchergruppe mit Dreſch⸗ flegeln anſchloß. Handwerk und Gewerbe bil⸗ deten die Fortſetzung, wovon nur die Metzger⸗ zunft in Berufstracht teilnahm. Dann folgten die Vereine in der angegebenen Reihenfolge. Die Feuerwehrkapelle, der SA⸗ Spielmannszug, der Spielmannszug der Teutonia, der Jüng⸗ lingsſodalität und des Turnvereins bildeten den muſikaliſchen Teil in dem gewaltigen Feſtzuge, der nach 1 ½ſtündiger Dauer auf dem Markt⸗ platze zur Kundgebung anlangte. Der Aufmarſch vollzog ſich in ſchönſter Ordnung. Durch einen ſehr ſinnvollen Prolog, dem Tage angepaßt, in Viernheim. von dem Schulkind Hofmann geſprochen, wurde das Programm eröffnet. Hierauf wurde ein Erntedankreigen aufgeführt, der beifällig auf⸗ genommen wurde. Im Auſtrage der Heſſiſchen Bauernſchaft ſprach Herr Gemeinderat Julius Blaeß. Dem Schöpfer aller Dinge wollen wir danken für den reichen Segen, den er uns zuteil werden ließ. Er kam dann auf die Bauernpolitik des neuen Reiches zu ſprechen und ſicherte zu, daß Reichsbauern⸗ führer Darré alles tun würde, um das national⸗ ſozialiſtiſche Bauernprogramm zur Durchführung zu bringen, das den Bauernſtand heben wird. Doch müſſen wir auch ſelbft mitarbeiten am Wohl und Wehe unſeres Berufsſtandes, Vertrauen in uns ſelbſt und in unſere Regierung haben. Sein Sieg Heil galt der Reichsregierung und dem Reichs bauernführer. Das Danklied„Großer Gott wir loben Dich“ wurde unter Mufikbeglei⸗ tung mit entblößtem Haupte geſungen. Herr Bürgermeiſter Bechtel richtete namens der Ge⸗ meinde tiefempfundene Worte an die Verſammelten. Der Sturm der nationalen Erhebung hat Deutch⸗ land mit Macht durchbrauſt und alles Morſche vernichtet. Marxismus, Demokratie und Zentrum ſind aufgelöſt, das Führertum des Nationalſo⸗ zialismus hat die Macht in Händen. Der 1. Mai war nicht nur das Symbol der erwachenden Natur, ſondern auch der Tag des deutſchen Ar⸗ beiters, der eigentlich jetzt erſt am Tage des deutſchen Bauern durch das Erntedankfeſt ſeinen Abſchluß findet. Sein beſonderer Wunſch galt dem Winterhilfswerk. Der Tag des Erntedank⸗ feſtes ſoll auch zugleich der Tag der Sparſam⸗ keit, zu Gunſten der Winterhilfe ſein. In dieſem Winter darf keiner hungern und frieren, das iſt der Wunſch des Führers. Die reiche Ernte ſoll dazu beitragen. Wir wollen freiwillig Opfer auf uns nehmen. Wir wollen ſein ein einzig Volk von Brüdern. Gott ſegne dieſen Wunſch, wie er auch unſere Ernte geſegnet hat. Unſer Führer iſt auf dem rechten Weg, ein einiges freies Deutſchland zu ſchaffen, helfen wir alle mit, dann wird es in aller Welt einſtens wieder heißen: Deutſchland über alles, über alles in der Welt. Das Deutſchlandlied wurde anſchlie⸗ ßend ſpontan geſungen. Herr Gemeinderat Schweigert ergriff im Auftrage der Orts⸗ gruppe das Wort. Es iſt zum erſten Male, daß ſich das deutſche Volk zuſammengefunden hat, um den Stand der Bauern zu ehren. Der beſonders zu leiden. Wurde doch verſucht, die Bodenſtändigkeit des Bauern zu verhindern und ihn mehr und mehr von ſeinem Boden zu ver⸗ drängen. Heute iſt es anders geworden. Der Bauernſtand erfreut ſich neuen Anſehens. Das Geſundungs verfahren iſt eingeleitet. Der Arzt heißt Adolf Hitler. Wenn der Geſundungspro- zeß nicht ſo ſchnell geht, wie er von vielen ge⸗ wünſcht wird, ſo mache man nicht den Arzt ver⸗ antwortlich, ſondern die, die es fertig brachten, den kranken Volkskörper ſolange einer Geſundung Bauernſtand hatte in den letzten Jahrzehnten zu entziehen. Es bleibt nicht bei ſchönen Worten wie es früher war, ſondern es werden Taten gezeigt. Erbhofrecht, Nährſtandgeſetz, Getreide ⸗ und Milchfeſtpreiſe uſw. ſind Taten, die dem Bauern wieder auf die Beine helfen. Allein geht das alles jedoch nicht. Jeder muß mit⸗ helfen, damit es vorwärts geht. Wir achten jeden, der ſeine Kraft uneingeſchränkt zur Ver⸗ ſügung ſtellt, als vollwertigen Volksgenoſſen. Arbeiter und Bauern müſſen gemeinſam im Kampfe gehen und ein freies Volk auf freier Scholle ſchaffen. Geloben ſie mie treue Gefolg⸗ ſchaft, treu zum Reichspräſidenten, treu zu Hitler, einig und geſchloſſen für ein freies und glückliches Deutſchland. Das Fahnenlied und ein Sieg Heil auf die Reichsregierung durch den Ortsgruppenf. Franzke ausgebracht, bildete den Schluß dieſer gewaltigen Kundgebung, die in ihrer Feierlich⸗ keit ihren Eindruck ſicher nicht verfehlt hat. Der Abmarſch vollzog ſich wieder in ſchönſter Ordnung und auch die zahlreichen Zuſchauer löſten ſich wieder auf. Auf dem Marktplatze ſelbſt wurde dann durch Lautſprecher die Reich feier von Bückeberg übertragen. * Sänger⸗Einheit. Heute abend Spe⸗ zialprobe für Tenöre in der Vorſtadt. Sportvereinigung „Amieitia“ 09 Viernheim Anordnung für alle aktiven Spieler. Dienstag und Donnerstag Abend von 7 bis halb 9 Uhr Hallentraining im„zFreiſchüz ⸗ ſaale“, unter der Leitung des Trainers Herrn Lang. Alle Sportler haben vollzählig und pünkt⸗ lich zu erſcheinen. Das ſonſtige Training wird wie bekannt durchgeführt. Nächſten Sonntag 3. Verbandsſpiel auf dem Waldſportplatz gegen Friedrichsfeld ſowie Beginn der Verbandsſpiele der unteren Mann⸗ ſchaften. Die Führung. Sport u. Spiel Die Reſultate: Feudenheim— Viernheim 3•4 07 Mannheim— Friedrichsfeld 0˙2 Wallſtadt— Altrip 1:6 Käfertal— Sandhofen 15 Die Tabelle: Vereine Spiele gew. unent, verl. Tore Pli. Altrip 2 1 15 Viernheim 2 10.4 Friedrichsfeld 2 4.1 Phönix Mannheim 2 571 Sandhofen 6˙4 08 Mannheim 3:3 Wallſtadt 4:9 Feudenheim 5:9 Käfertal 27 07 Mannheim 18 F SSO 888 do d f e 08892 Gründlichen Klabier- Unterricht erteilt Trudel Lipp staatl. gepr. Klavier- Pädagogin Bekanntmachung. Betr.: Verſteigerung von Allmendgrundſtücken. Am Dienstag, den 3. Oktober 1933, vorm. 10 Uhr, werden im Sitzungsſaale des Rathauſes nachſtehende Allmendgrundſtücke öffent⸗ lich verſteigert: Oberlück 10. Gew. Nr. 15 Oberlück 11. Gew. Nr. 16 Alter Garten 3. Gew. Nr. 5 Kleine Striehten Nr. 33 Kleinbruchfeld 1. Gew. Nr. 35 Kl. Neuenacker im Kl. Bruchfeld Nr. 82 Großbruchfeld 1. Gew. Nr. 22 Allmen Nr. 144 Allmenfeld 2. Gew. Nr. 26 Rothfeld 1. Gew. Nr. 11 Große lange Theilung 52 Mittlere Lange Theilung 939 Krottenwieſe(A) 55 Oberbruchweide An Kleinbruchfeld Nr. 56 Schloth 6197 Kleiner neuer Garten 37 65 Krottenwieſe(Wieſe) 19 Viernheim, den 30. Sept. 1933. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. In kommiſſariſcher Vertretung: Bechtel. Für Raucher empfehle: Zigarren nurerſttl, Fabrikate, feinſte Qualitäten. Ein gchlager! 3 Stück zu 20 Pfg. Zigarillos feinſte Miſchungen, zu 3, 4, 5, 6 und 8 Pfg. das Stück. Echte Schweizer Stumpen Preislage: 4, 5, 6, 8 und 10 Pfg., darunter: der Pflanzer Stumpen⸗Rieſenformat 6 7 der feine Flora⸗Stumpen zu b Pfg. 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Da iſt zunächſt das auf die Dauer einfach unmögliche Gebilde des heutigen deſterreich, da ſind aber auch die Staa⸗ len Tſchecho⸗ Slowakei, Südſla⸗ wien, Rumänien, die ſich wie man weiß, zur„Kleinen Entente“ zuſammenge⸗ ſchloſſen haben, und dann Bulgarien— lauter Länder mit einem großen Ueberſchuß an Agrarprodukten. Wohin damit? Das iſt die Frage, die von ihnen immer wie⸗ der 1809255 aber von niemandem beantwor⸗ tet wird. Es ſind in den letzten Jahren unzählige Pläne geſchmiedet worden, wie man den Do⸗ nauländern helfen könne. Aber keiner wurde durchgeführt. Die Franzoſen haben ſich be⸗ ſonders bemüht, weil ſie ſich als Schützer der „Kleinen Entente“ fühlen. Da es aber Frank⸗ reich in erſter Linie darauf ankam, ſeine eigenen Intereſſen zu verfolgen, waren die ſehr kam zu keiner Tat. Jetzt hat mit jener Ener⸗ gie, die alle diplomatiſchen Handlungen des italſeniſchen Miniſterpräſidenten kennzeichnet, [Muſſolini einen Vorſtoß in der Donau⸗ frage unternommen, der geeignet ſein kann, endlich in die dort ſchwebenden und durch mancherlei Intereſſenwünſche komplizierten Probleme Klarheit zu bringen. der Plan, über den Einzelheiten noch nicht bekannt ſind knüpft an an die Emp⸗ fehlungen der Konferenz von Streſa, die vor nun genau einem Jahr ihre Arbeiten ab⸗ ſcchloß, ohne daß es bisher gelungen wäre, die von ihr vorgeſchlagenen Getreidevor⸗ zugszölle für die notleidenden Donau⸗ agrarſtaaten auch wirklich durchzuführen. Hier ſoll der Muſſolini⸗Plan einſetzen Er iſt inſofern erweitert, als auch für andere Pro— dukte eine bevorzugte Zollbehandlung dorge— ſehen iſt, ſo insbeſondere für Erzeugniſſe der öſterreichiſchen Induſtrie. Die italie⸗ niſchen Vorſchläge zeigen eine bemerkens⸗ werte Uebereinſtimmung mit den Grundli⸗ nien der Donaupolitik, die Deutſchland ſtets folgerichtig und in loyaler Berüßſichti⸗ aung der Notwendigkeiten der ſüdoſteuro⸗ päiſchen Staaten vertreten hat. Von allgemeinpolitiſchem Intereſſe iſt bei dem italieniſchen Plan der Vorſchlag, die Verhandlungen aus der Europakommiſſion des Völkerbundes heraus zu nehmen und in 9 irgend einer Form mit dem Inſtrument des Viermächtepaktes zu kombinieren. Dies und die Empfehlung zweiſeitiger Ver⸗ träge zur Löſung der ſchwebenden Fragen bedeutet einen weiteren Schritt in jener von Muſſolini konſequent verfolgten Politik, die Löſung politiſcher und wirtſchaftlicher Schwie⸗ rigkeiten den unmittelbar Beteiligten ſelbſt anheim zu geben. Es wird damit der natür⸗ liche und wirtſchaftlichen Notwendigkeiten gerecht werdende Weg in der Donaupolitik eingeſchlagen, der den wahren Intereſſen der Beteiligten und der europäiſchen Völkerge⸗ meinſchaft mehr entſpricht, als diejenigen Pläne, die unter dem Vorwand einer nicht⸗ beſtehenden Solidarität wirtschaftlicher In⸗ tereſſen in Wahrheit rein machtpolitiſche Ziele bezwecken. Dies und nichts anderes be⸗ deuten die auf der kürzlich abgeſchloſſenen Konferenz von Sina ia erörterten Pläne der Kleinen Entente die bekanntlich eine Aufnahme des Ueberchuſſes der landwirt⸗ ſchaftlichen Erzeugniſſe Rumäniens und Süd⸗ flawiens durch die Tſchechoſlowakei vorſe⸗ hen, was ſchon daran ſcheiterte, daß letztere ſelbſt an landwirtſchaftlichen Produkten Ueberfluß hat. Die Aktivität, nern des kleinen Verbandes, beſonders von dem tſchechoflow⸗ ſchen Außenminiſter Be⸗ neſch entfaltet w. geht immer wieder da⸗ in, auch Ungarn und Oeſterreich in die von den Staatsmän⸗ Verlag: Joh. Martin, Geſchaäftsſtelle Viernheimer Zeitung diernheimer Anzeiger (Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volkablott) Anzeigenpreiſer Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— mittags 8 Uhr, Geſchäft nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ ßere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer u. von ſämtlichen Annoncen ⸗ Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes ate bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Dienstag, den 3. Oktober 1933 1 1 Hindenburgs Geburtstag 0 Jahrgang Kundgebungen zu Ehren des Neithspräſidenten— Hindenburg geiſtig und körperlich friſch— Der Reichskanzler in Neudell Neudeck, 3. Oktober. Auf ſeinem oſtpreußiſchen Stammſitz Neu⸗ deck beging am Montag der Reichspräſident von Hindenburg ſeinen 86. Geburts⸗ tag. Das greiſe Oberhaupt des Reiches konnte den Tag im neuen Deutſchland zum erſten Male feiern und zwar in bewunderns⸗ werter Friſche des Geiſtes wie des Körpers. Es war ein prächtiger Herbſtmorgen, als die erſten Gratulanten erſchienen: die Schul⸗ kinder des Gemeindeverbandes, die kurz nach neun Uhr den Reichspräſiden⸗ ten mit dem Choral„Lobe den Herrn!“ be⸗ grüßten. Der Reichspräſident, der einen au⸗ ßerordentlich friſchen und geſunden Eindruck machte, erſchien in Begleitung ſeines Sohnes auf der Terraſſe des Hauſes. Der Lehrer hielt eine kurze Anſprache. Der Reichspräſident ſprach darauf einige Dankesworte, in denen er ſeiner Hoff⸗ nung auf die heranwachſende deutſche Jugend Ausdruck gab. Hindenburg ſchloß mit einem Hoch auf das deukſche Vaterland.. Anſchließend wurden die Schulkinder vom Reichspräſidenten mit Schokolade bewirtet. Gegen 9.30 Uhr nahm der Reichspräſident ebenfalls auf der offenen Terraſſe die Glück⸗ wünſche ſeiner Inſpektoren und Hofleute ſo⸗ wie der Vertreter der Gemeinden entgegen. Der Reichskanzler gratuliert Reichskanzler Adolf Hitler traf am Montagmittag um 13.40 Uhr mit ſeiner Be⸗ gleitung im Flugzeug auf dem Flughafen Marienburg ein. Nach Begrüßung durch Staatsrat Graf zu Dohne Finkenſtein und Landrat Dr. Schwendowius und Ab⸗ ſchreiten der Front des SS⸗Sturms der 64. Standarte fuhr der Reichskanzler unverzüg— lich im Kraftwagen nach Neudeck weiter Der Reichskanzler ſprach dem Reichs⸗ präſidenten ſeine und der Reichs regie; rung Glückwünſche aus. Der Beſuch voll- zog ſich in ſchlichter Form und enkſprach dadurch dem engen perſönlichen Verhält. nis, das ſich zwiſchen dem Kanzler und dem greiſen Feldmarſchall in den Mona. ten der gemeinſamen Arbeit für Volk und Reich gebildet hat. Der Kanzler toar kurz nach 18 Uhr im Haus Neudeck eingetroffen. Inter dem Jubel einer großen Menſchenmenge fuhr der Kanz⸗ ler zum Schloß Neudeck Der Beſuch des Kanzlers trug ausgeſpro hen perſönlichen Charakter, wie überhaupt der Geburtstag des Reichspräſidenten ohne jeglichen offiziellen Pomp begangen wurde. Auch politiſche Kom⸗ binationen, die verſchiedenllich an den Be⸗ ſuch des Kanzlers geknüpft worden ſind, werden als völlig gegenſtandslos bezeichnet. Es muß vielmehr betont werden, daß die heutige Geburtstagsfeier ausgeſprochen fa⸗ miliären Charakter trägt. Am Abend brachten SA, SS, Stahlhelm, Po ſowie die verſchiedenen Vereine und Feu⸗ erwehren des Kreiſes Roſenberg dem Reichs präſidenten einen Fackelzug. Dabei hielt Oberpräſident Gauleiter Koch eine An⸗ ſppache. den Intereſſenkreis Prag— Bukareſt— Bel⸗ rad einzubeziehen. Die letzten Wochen ha⸗ ben allerdings gezeigt, daß die Gegenſätze in⸗ nerhalb der Kleinen Entente nicht gering ſind. Sowohl Rumänien als auch Südſlawien be⸗ kunden keine Neigung, ſich gewiſſen von Prag ausgehenden Wünſchen anzuſchließen, die ein entſchiedenes Auftreten gegenüber der itglieniſchen Donaupolitik empfehlen. Man Oſtprenzen gedenkt ſeines Netters Der Landeshauptmann der Pro⸗ vinz Oſtpreußen telegraphierte an den Reichspräſidenten:„Am heutigen Tage ge⸗ denkt die Provinz Oſtpreußen mit beſonderer Dankbarkeit ihres großen Sohnes.“ Der Oberbürgermeiſter der Stadt Kö- nigsberg ſpricht in ſeinem Glückwunſch⸗ ſchreiben die kiefe Dankbarkeit der Stadt Königsberg für den hochverehrten Eh⸗ renbürger, den Retter aus Kriegsnot und Förderer in der Nachkriegszeit, aus, beſonders aber die Freude, daß die be⸗ wundernswerte Tatkraft des Reichsprä⸗ ſidenten durch den Enkſchluß vom 30. Januar 1933 Oſtpreußen und feine Haupkſtadt und damit das geſamte deut⸗ ſche Vaterland zum zweiten Male vor dem Untergang bewahrt habe. Namens der oſtpreußiſchen Mehrmacht richtete der Befehlshaber des Wehrkreiſes 1, Generalmajor von Brauchitſch, an den Reichspräſidenten zu ſeinem 86. Geburtstag ein Glückwunſchſchreiben. Glütkwüniche non mnerall her Zum Geburtstag des Reichspräſidenten ſind Gratulationen in außerordentlich gro— ßer Zahl eingelaufen, ſo daß ſie nicht einzeln aufgezählt werden können. Es wird darüber mitgeteilt: Neben den Glückwünſchen der offiziellen Persönlichkeiten, der Reichsminiſter und Staatsminiſter der Länder, der Nerkre⸗ ter von Heer und Marine, von Reichs⸗ bahn und Neichsbank, der Spitzen der Provinziolbehörden, der Städte und Ge⸗ meinden ſowie der Vertreter der deuk⸗ ſchen Mirtſchaft ſind den gerrn Reichs- präſidenken aus allen Kreiſen und non Deukſchen im Nuslande zahlreiche Be⸗ kundungen der Treue und Verehrung zu⸗ gegangen. In dem Telegramm des Reichswehrmini⸗ ſters von Blomberg heißt es u. a.:„Die aufrichtiaſten Glückwünſche von Heer und Flotte Ihnen, Herrn Generalfeldmarſchall, als den Oberbefehlshaber der deutſchen Wehrmacht und den erſten Soldaten des Reiches zum Ausdruck zu bringen, iſt mir Pflicht und aufrichtiges Bedürfnis. Sie ſind uns Symbol einer ſtolzen Vergangenheit. Sie waren uns Führer in ſchwerſter Zeit und haben uns den Weg in eine ſtarke deut⸗ ſche Zukunft gewieſen. Die Wehrmacht kann ihrem verehrten Oberbefehlshaber nicht beſ⸗ ſer danken als durch ihre Treue und die ſtete Erfüllung ihrer Pflicht. Das ſei unſer Ge⸗ löbnis zum heutigen Tage! In der Reichshauntſtadt Berlin. 3. Oktober. Auf Wunſch des Reichspräſidenten von beſonderen Feiern abgeſehen Aber die Reichshauptſtadt zeigte Flaagenſchmuck war worden. reichen Bereits in den früben Mor⸗ wird die Meldungen, die von einem baldigen Beſchluß eines„Balkan-Locarno“ unter Ein⸗ beziehung Bulgariens ſprechen, mit Zuxück⸗ haltung aufnehmen, beſonders weil auch Bul⸗ garien auf ſeine reviſioniſtiſche Politik nicht verzichten kann. Inmitten einer ſtets verwirrenden Fülle von Plänen und Erörterungen ſteht nun der italieniſche Plan als konkreter, nützlicher und genſtunden hatte ſich eine unüberſehbare Menſchenmenge in der Wilhelmſtraße einge⸗ funden, die Ereigniſſe, die ſich in Berlin zu Ehren des Reichspräſidenten abwickeln, au⸗ nächſter Nähe zu beobachten Mit der erſt Poſt ſind annähernd 5000 Gluückwunſchſchrei⸗ ben in der Wilhelmſtraße eingegangen. Der größte Teil der poſtaliſchen Sendungen, mehr als im Vorjahre, ging jedoch nach Schloß Neudeck, ſo daß dort eine Extraleitung für die ankommenden Telegramme gelegt werden mußte. Faſt alle Verkreter der ausländiſchen Staaten, Perfönlichkeiten der Politik und Geſellſchaft, der Wirtſchaft und des Handels, der Kunſt und der Wiſſenſchaft ſind im Reichspräſidentenpalais erſchie⸗ nen, um ihre Karten abzugeben und ſich in das Gäſtebuch einzutragen. Mehrfach marſchierten Ehrenabordnungen der SA und Ss von Berlin⸗ Brandenburg mit ihren Standartenkapellen am Präſi⸗ denkenplatz im Paradeſchritt vorbei. Auf dem Paradeplatz ſeiner Berliner Ka⸗ ſerne fand eine Parade des Berliner Wachtregiments vor Reichswehrmini⸗ ſter von Blomberg ſtatt. Unter den Klängen des Präſentiermarſches ſchritt der Reichswehrminiſter die Front ab und hielt danach eine kurze Anſprache, die in drei Hurras auf den Reichspräſidenten und Gene— ralfeldmarſchall von Hindenburg ausklang. Dann folgte der Vorbeimarſch der Truppe. Eine Feier in Amerila Neuyork, 3. Oktober. In Gemeinſchaft mit dem„Bund der Freunde des neuen Deutſchland“ veranſtalte⸗ te der Stahlhelm, Ortsgruppe Neuyork, eine Feier zu Ehren des Geburtstages des Reichspräſidenten von Hindenburg. Unter den zahlreichen Anweſenden befanden ſich auch viele amerikaniſche Kriegsteilnehmer. In Vertretung des Generalkonſuls ſprach Vizekonſul Reichel Worte des Dankes an den „ Schirmherrn des deutſchen Vaterlan⸗ es. Er ſchilderte den Wiederaufbau Deulſch⸗ lands unker der Reichskanzlerſchafk des Führers Adolf hikler und dankte allen deulſchen Organiſakionen in Amerika für ihre kakkräftige Mitarbeit, die amerifa- niſche Oeffenklichkeit über die wahre Be⸗ deukung der nationalen Erhebung im Reich und des nationalen deutſchen Ge⸗ dankens überhaupk aufgeklärk zu haben. Der Vorſitzende des„Bundes der Freunde des neuen Deutſchland““, Spanknöbel, entwarf ein Bild von der überragenden Per⸗ ſönlichkeit Hindenburgs. Dadurch, daß der greiſe Feldmarſchall den durch Handſchlag bekräftigten Bund mit dem Führer der Volksbewegung geſchloſſen habe, ſei er zum Mitbegründer des neuen Deutſchland gewor⸗ den. Das Deutſchtum in Amerika werde im gleichen Geiſt zur ſtarken Erneuerung in treuer Pflichterfüllung ſchreiten. einer baldigen Durchfuhrung würdiger Vor⸗ ſchlag zu einer Behebung der Schwierigkei⸗ ten im Donauraum, die mit Erfolg nur dann in Angriff genommen werden kann, wenn die Intereſſen der beiden anliegenden Groß⸗ mächte Italien und Deutſchland, wie ſie ſich aus der tatſächlichen Lage ergeben, Be⸗ rückſichtigung finden. Veamte und Staat Der Jortgang der Säuberung. Berlin, 3. Oktober. Aus den neuen Ergänzungen der Durch⸗ fägrungsbeſtimmungen zum Geſetz über die der Mandatsfrage auch das Problem der jü⸗ Wiederherſtellung des Berufsbeamtentums ergibt ſich, daß nicht nur die marxiſtiſche oder kommuniſtiſche Betätigung in der Ver⸗ gangenheit ſondern auch die eyptl. Auf⸗ nahme einer ſolchen Betätigung in Gegen⸗ wart und Zukunft zur friſtloſen Ent⸗ laſſung der betreffenden Beamten des öffent⸗ lichen Dienſtes berechtigen ſoll. Was die gro⸗ ße Durchprüfung des geſamten Beamtenkör⸗ vers in Bezug auf das Verhalten in der Vergangenheit anlangt, ſo war der 30. Sep⸗ tember ein Stichtag inſofern, als die Nach⸗ prüfungen mindeſtens dann eingeſetzt haben müſſen, um zu wirkſamen Maßnahmen auf Grund des Geſetzes bis längſtens zum 31. März 1934 zu berechtigen. Bedeutſam iſt ferner die Beſtimmung, daß als Angeſtellter oder Arbeiter nur ſolche Per⸗ ſonen eingeſtellt werden dürfen, die neben der vorgeſchriebenen oder üblichen Vorbil⸗ dung und ſonſligen Eignung auch die Ge⸗ währ dafür bieten, daß ſie jederzeit rück⸗ haltlos für den nationalen Staat eintreten. Wiederum wird unterſtrſchen, daß Nichlarier bzw. Berſonen, die mit Nichtariern verhei⸗ ratet ſind, auch als Angeſtellte oder Arbeiter in der öffentlichen Verwaltung nicht Platz finden können. Wie weiter mitgeteilt wird, haben ſich von den ins Ausland geflohenen, jetzt entlaſſenen Beamten einige nach Paläſtin a, die mei⸗ ſten aber nach Frankreich begeben Der deutſche Beamtenbund verſchwindet Demnächſt wird der Deutſche Bea m⸗ tenbund, der im letzten Jahrzehnt die maßgebende Spitzenorganiſation für die Fachorganiſationen des Verufsheamtentums darſtellte, aufgelöſt werden. Es wird von den zuſtändigen Stellen eine dem natio⸗ nalſozialiſtiſchen Staate entſprechende Neu⸗ geſtaltung des Organiſationsweſens für die Beamtenſchaft vorbereitet. Politiſches Prozeß Reviſionsverhandlung vor dem Oberſten Ge⸗ richt der Tſchechoflowakei. Brünn, 3. Oktober. Am Montag begann vor dem Oberſten Ge⸗ richt der Tſchechoſlowakiſchen Republik in Brünn die Reviſionsverhandlung im ſoge⸗ nannten Volksſportprozeß, der am 24. September v. Is. mit der Verurteilung ſieben junger ſudetendeutſcher National ſozialiſten zu ſchweren Kerkerſtra⸗ fen und zum Verluſt der bürgerlichen Ehren⸗ rechte geendet hatte, weil ſie an der Tätigkeit der Organiſationen der deutſchen national⸗ ſozialiſtiſchen Arbeiterpartei in der Tſchecho⸗ ſlowakei, dem tſchechoſlowakiſchen nationalſo⸗ zialiſtiſchen Jugendverband, nationalſoziali⸗ ſtiſchen Studentenbund und Volksſport teil⸗ genommen hatten. Das Urteil wurde auf gutachtliche Aeußerungen des Sachverſtändi⸗ gen geſtützt, denen zufolge die Beſtrebungen der reichsdeutſchen RSDAP., mit der die tſchechoſlowakiſche identiſch ſei, auch auf die feen dung der Tſchechoſlawakei gerichtet eien. Durch die bekannte Reichskagsrede des Kanzlers vom 18. Maf, in der er die Richtig keit der gutachtlichen Aeußerungen des mili⸗ käriſchen Sachverſtändigen nachdrücklich be⸗ ſtritten hat, kommt dem nunmehr ausgehen den Reviſionsurkeil außerordentliche politi- ſche Bedeutung zu. Die Dauer der Reviſionsverhandlung dürf⸗ te vier Tage betragen. Zunahme der Produktion Das Volumen des Welthandels vergrößert. Genf, 3. Oktober. Der W! haftsausſchuß des Völkerbundes begann mit der Beratung des vom eſtlän⸗ diſchen Außenminiſter vorgelegten Berichtes über die Weltwirtſchaftskonferenz, aus dem die Hinweiſe auf eine Beſſerung der allgemeinen einde an meiſten intereſſierten. Nach Mittejlungen des Direktors der Fi⸗ nanzabteilung des Völkerbundes beträgt die Zunahme der induftriellen Produltion gegenüber dem Vorfahr in den Vereinig⸗ ten Staaten 70 Prozent, in Frankreich 22 Prozent, in Deutſchland 18 Prozent. in Kanada 11 Prozent und in Japan 3 Pro⸗ zent. Zum erſten al ſei ſeit Beginn det Kriſe eire Zunohme des Volumens des Welthandels um 10 Prozent zu verzeich⸗ nen. Die gleichen Fortſchtitte ſejen in der Eingliederung der Arbeitsloſen in die Produ“ on feſtzuſtellen. Der Ausſchuß beauftragte den Präſidenten, für das ſechſte Budgetjc, die Einräumung eines Ausgleichskredites für die eventuelle Fortſetzung der Arbeiten der Weltwirtſchafts⸗ konferenz vorzuſehen Die jüdiſche Auswanderung Paläſtina ſoll eine jüdiſche Heimſtätte werden Genf, 3. Oktober. Im politiſchen Ausſchuß der Völkerbunds⸗ verſammlung wurde heute bei Erörterung diſchen Einwanderungen nach Paläſtina ge⸗ ſtreift. Aus den Reden der verſchiedenen De⸗ legierten ergab ſich, daß eine Anzahl Länder im Augenblik ſtark daran intereſſiert iſt, für ihren jüdiſchen Bevölkerungsüberſchuß eine Anſiedlungsmöglichkeit in Paläſtinga zu ſchaffen. Der auſtraliſche Rabbiner Fred⸗ mar appellierte an England, Paläſtina wirklich zu der blühenden jüdiſchen Heim⸗ ſtätte aufzubauen, die den Sinn und die Verpflichtung des engliſchen Mandats bilde. Der deutſche Delegierte, Geſandter von Keller, erklärte, die Auswanderung nach Pa⸗ läſting intereſſiere die Mandatskommiſſion. Aus den Erklärungen, die hier bereits ab⸗ gegeben worden ſeien, ginge deutlich hervor, daß ſich die Einwanderung in Paläſting in ſteigendem Maße aus einer Reihe von Skaa⸗ ten zuſammenſetze. Was ſeine Regierung an⸗ gehe, ſo könne er mifkteſlen, daß günſtige Verhandlungen mit den zuſtändigen Behör⸗ den eingeleitet worden ſeien. Deutſche Tagesschau Der Reichsaußenminiſter beim Kanzler. Nach einer Berliner Meldung iſt der Reichsminiſter des Auswärtigen, Freiherr von Neurath, nach ſeiner Rückkehr aus Genf von dem Reichskanzler zum Vortrag über die gegenwärtig tagende Völkerbunds⸗ verſammlung und über die von ihm in Genf geführten Verhandlungen empfangen wor— den. Der Reichskanzler hat die Haltung des Außenminiſters in jeder Weiſe gebilligt. Weiterer Rückgang der Konkursziffer. Nach Mitteilung des Statiſtiſchen Reichs⸗ amtes wurden im Monat September 1933 durch den Reichsanzeiger 218 neue Konkurſe, ohne die wegen Maſſemangels abgelehnten Anträge auf Konkurseröffnung, und 89 er⸗ öffnete Vergleichsverfahren bekanntgegeben. Die entſprechenden Zahlen für den Vormo⸗ nat ſtellen ſich auf 255 bzw. 73. Staatliche Schule für Wirtſchaft und Arbeit. In Bad Dürrenberg bei Halle (Saale) fand die Einweihung der„Staat⸗ lichen Schule für Wirtſchaft und Arbeit“ ſtatt, in der in 10 Monatskurſen jeweils 50 jun⸗ ge deutſche Volksgenoſſen in der nationalſo⸗ zialiſtiſchen Weltanſchauung, Staats⸗ und Wirtſchaftsauffaſſung geſchult werden ſollen. Mauſoiter Staafsrat Jordan betonte in ſei— ner Anſprache, die Schule, die nicht leere Wiſſenſchaft, ſondern eine Wiſſenſchaft, die vom Geiſte Adolf Hitlers erfüllt ſei, lehren werde, ſei gerade in das ehemalige Zentrum des roten Mitteldeutſchland gelegt worden. Anslands⸗Nundſchau Politiſche Zuſammenſtöße in Belgien. In der belgiſchen Stadt Gent wollten die flämiſchen Faſchiſten die Parteizentrale ein⸗ weihen, während die Marxiſten Gegenkund⸗ gebungen veranſtalteten,. Ein durch berittene Gendarmerie verſtärktes Polizeiaufgebot ſperrte die Straßen um das„Grüne Haus“ der Faſchiſten ab, welches im Zentrum der Stadt liegt und feſtungsartig ausgebaut iſt. Verſuche der Sozialiſten, im Anſchluß an ei⸗ ne Proteſtverſammlung ſich dem Haus zu nähern, wurden von der Polizei verhindert. Die feierliche Einweihung des„Grünen Hau⸗ a wurde ſchließlich um acht Tage verſcho⸗ en. Bemerkenswertes Urteil eines ſchwediſchen Gerichts. Das Stockholmer Amtsgericht verur⸗ teilte den Herausgeber der kommuniſtiſchen Zei⸗ tung„Ny Dag“, Carl Guſtaf Johanſſon, we⸗ gen vier den preußiſchen Miniſterpräſidenten Göring ſchwer beſchimpfenden Artikel zu ins⸗ geſamt vier Monaten Gefängnis. Skreik in Neuyork. Am Montag ſind 10 000 Mitglieder der „Internationalen Bruderſchaft“ der Kutſcher und Chauffeure von Neuyork in den Aus⸗ ſtand getreten. Sie fordern die Fünftagewo⸗ che mit Sechstagelöhnen. Durch dieſen Streik kommt die Belieferung Neuyorks mit Brot, fand und ſonſtigen Lebensmitteln zum Still⸗ and. Politisches Allerlei Zürich. Der deutſche Philoſophie⸗ und Pä⸗ dagogik⸗Profeſſor Freytag, der in letzter Zeit infolge ſeiner nationalſozialiſtiſchen Be⸗ tätigung in der Schweiz vielfach Anfeindun⸗ gen ausgeſetzt war, iſt zurückgetreten. London.„Daily Mail“ wendet ſich ſcharf gegen die antideutſche Agitation, die in Eng⸗ land von deutſchen Flüchtlingen unter Füh⸗ 15 15 von Profeſſor Einſtein getrieben wird. Waſhington. Der Kommandant des Ma⸗ rineflugplatzes Kenworthy, hat den Befehl erhalten, nach Friedrichshafen zu fahren, um den nächſten Südamerikaflug des Luftſchiffes 1057 80 Zeppelin“ als Gaſtbeobachter mitzu⸗ machen. Deutſch— ariſch— ehrbar Das neue Neichserbhofgeſetz Berlin, 3. Oktober. Die Reichsregierung veröffentlicht ſoeben das neue Reichserbhofgeſetz. Es trägt die Unterſchrift des Reichskanzlers ſelbſt, des Reichsjuſtizminiſters und des Reichsernährungsminiſters. Für die Ausle⸗ gung des Geſetzes wichtig iſt die Einle!⸗ tung, die die Grundſätze der ganzen Rege⸗ lung enthält:„Land⸗ und forſtwirtſchaftlicher Beſitz in der Größe von mindeſtens einer Ackernahrung und von höchſtens 125 Hektar iſt Erbhof, wenn er einer bauernfä⸗ higen Perſon gehört. Der Eigentümer der Erbhofes heißt Bauer. Dauer kann nur ſein, wer deulſcher Skaalsbürger, deutſchen oder ſtammes⸗ gleichen Blutes und ehrbar ſſt. Der Erbhof geht ungeteilt auf den Anerhen über. Die Rechte der Miterben beſchränken ſich auf das übrige Vermögen des Bauern. Nicht als Anerben berufene Abkömmlinge erhalten eine den Kräften des Hofes entſpre⸗ chende Berufsausbildung und Ausſtaltung; geraten ſie unverſchuldet in Not, ſo werd ih⸗ nen die Heimatzuflucht gewährt Das Aner— benrecht kann durch Verfügung von Todes⸗ wegen nicht ausgeſchloſſen oder beſchränkt werden. Der Erbhof iſt grundſötzlich unver⸗ äußerlich und unbelaſtba r.“ Bauer— ein Ehrenwort Das neue Geſetz ſchützt die Standesbezeich⸗ nung„Bauer“ und macht ſie zu einem Ehrennamen, während ſie bisher oft⸗ 1010 geradezu als Schimpfwort gebraucht wurde Künftig heißt in Deutſchland nur der Eigenlümer eines Erbhofes Bauer. Der Eigentümer oder Beſitzer anderen land⸗ oder forſtwirtſchaftlich genutzten Grund. eſjgentums heißt Landwirt. Streng ſind auch die Erforderniſſe, die an die Ab⸗ ſtammung des Bauern geſtellt werden. Deulſchen oder ſtammesgleichen Blutes iſt nämlich nicht, wer unter ſeinen Vor- fahren väterlicher oder mükterlicherſeits jüdiſches oder farbiges Bluk hal. Nakür⸗ lich mußte den Nachforſchungen eine Grenze geſetzt werden, und zwar iſt der 1. Januar 1890 gewählt worden. Ferner muß der Bauer ehrbar ſein. Er muß fähig ſein den Hof ordnungsgemäß zu bewirtſchaften, wobei mangelnde Altersreife ö allein keinen Hinderungsgrund bildet. Iſt der Bauer aber nicht ehrbar oder nicht zur Ve⸗ wirtſchaftung fähig oder kommt er ſeinen Schuldverpflichtungen nicht nach, obwohl ihm dies bei ordnungsmäßiger Wirtſchaftsfüh⸗ rung möglich wäre, ſo kann das Anerbenge⸗ richt auf Antrag des Landesbauernführers die Verwaltung und Nutznießung des Erb⸗ hofs dauernd oder auf Zeit auf den Ehegat⸗ ten des Bauern oder auf denjenigen übertra⸗ gen, der im Falle des Todes des Bauern der Anerbe wäre. Anerbengerſizt Bei den Amtsgerichten werden A n— erbengerichte errichtet, die auch die Erbhöferolle zu führen haben; ſie entſcheiden in der Beſetzung von einem Richter und zwei Bauern. Gegen ihre Entſcheidung iſt Beru⸗ fung an das Erbhofgericht beim Ober⸗ landesgericht zuläſſig, das aus einem Richter als Vorſitzenden. zwei weiteren Richtern und zwei Bauern heſteßt. Oberſte Inſtanz ſoll das Reichserbhofgericht werden, das noch durch beſondere Verordnung geregelt werden wird. Die Eintragungen in die Erb⸗ höferolle und ins Grundbuch ſind gebühren⸗ frei. Wichtig iſt vor allem, daß der Anerbe keine Erbſchafts⸗ oder Grunderwerbsſteuer zu zahlen hat. Veräußerung oder Belaſtung des Erb⸗ hofs iſt nur ut Zuſtimmung des An- erbengerichts zeteig, wenn ein Mich; liger Grund vorſiegt. Der Erbhof ſteht jedoch unter Vollſtreckungsſchutz. Und ſelbſt die auf dem Erbhof gewonnenen landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe ſind ge⸗ gen Iwangsvol ſtreckung geſchützt, ſoweit ſie zum Zubehör gehören oder zum An⸗ lerhalt des Bauern oder ſeiner Jamilie bis zur nächſten Ernke erforderlich ſind. Im übrigen iſt eine Durchführungsverord⸗ nung angekündigt, durch die die Zwangsvoll⸗ ſtreckung in die Erzeugniſſe des Erbhofs noch weiter auf öffentliche Abgaben und ſonſtige öffentlich ⸗rechtliche Geldforderungen be⸗ ſchränkt wird, ſo daß private Gläubiger den Erbhof und ſeine Erzeugniſſe überhaupt nicht mehr angreifen können. Das Reichserbhof⸗ geſetz findet Anwendung auf alle Erbfälle, die nach dem 1. Oktober 1933 eintreten. Gleichzeitig ſind die landesgeſetzlichen Vor⸗ ſchriften außer Kraft geſetzt worden. Nachtfunt Reichspräſident von Hindenburg beg am Montag auf ſeinem Gut Neudeck denne 86. Geburtstag. Der Reichskanzler überbrach⸗ te ihm ſeine und der Reichsregierung Glück. wünſche. Der Reichsaußenminiſter hat dem Reichs kanzler über die Völkerbundsverſammlun und die von ihm in Genf geführten Verhand⸗ lungen Bericht erſtattet. Der Kanzler billigte die Haltung des Außenminiſters. Die Reichsregierung veröffentlichte am Montag das Reſchserbhofgeſetz, das wichtige Neuerungen bringt. Die Feier des deutſchen Erntedankfeſtes hat 5 im Ausland großen Eindruck ge⸗ macht. 8 Kundgebung in Neudeil Ein Fackelzug der SA.— Hindenburgs Dant Neudeck, 3. Oktober. In einer durch ihre Schlichtheit tief ergrei⸗ fenden Kundgebung der SA, SS und St. im Park von Neudeck hat Montagabend die Fei⸗ er des 86. Geburtstages des Reichspräſiden⸗ ten in Gegenwart des Reichskanzlers Adolf Hitler ihren Höhepunkt erreicht. Vor der Schloßterraſſe ſammelten ſich die Jormationen in dem Park, deſſen dunkler Wald durch den Schein von lau. ſend Fackeln erleuchtet war. Dann trat der Reichspräſident in großer Uni form an die Brüſtung und blickte lange auf die braunen, ſchwarzen und grauen Kolon— nen, auf die Fahnen. die dem Feldmarſchall an ſeinem Ehrentage den Gruß des erwach— ten Deutſchland entboten. SS⸗Brigadeführer Lorenz hielt eine kurze Anſprache, die mit einem dreifachen Hoch auf den Reichspräſidenten und General feldmarſchall ſchloß. Dann antwortete der Reichspräſident mit kräftiger, weithin hörbarer Stimme. Er dankte vor allem den vor ihm aufmar— ſchierten Soldaten des alten und jungen Deutſchland für ihre Treue zum Vaterland und brachte ein dreifaches Hurra auf das deutſche Vaterland aus. Unter den Klängen des Präſentiermarſches marſchierten dann die Fahnen und der Vorbe marſch begann. Es war ein unvergeßliches Bild, in gewi⸗ ſem Sinnne noch eindrucksvoller als manche Maſſenkundgebung: wie unter leuchtenden 0 0 die braunen, ſchwarzen und grauen olonnen unter den Bäumen vorüberzogen, wie der Feldmarſchall immer wieder grüßend die Hand an die Mütze hob, während hinter ihm unter den Gäſten der junge Korzler ſtand, der Deutſchlands innere Freiheit er⸗ kämpfte. Im Schloß fand dann ein Fſſen ſtatt, an dem außer dem Reichskanzler und den in Neudeck anweſenden Verwandten des Reichs⸗ präſidenten u. a. Oberpräſident Gauleiter Koch, Kammerherr von Oldenburg⸗ Januſchau und eine Reihe von alten Mi⸗ litärs und jungen Führern der SA und S8 teilnahmen. Dank der Führer Für die Durchführung des Ernkedanktages. Berlin, 3. Oktober. Der Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft. Walter Darre und der Reichsminiſter für Volksaufklärung und Pro⸗ paganda, Dr. Göbbels, erlaſſen folgenden Aufruf: Die Kundgebung der deutſchen Bauern auf dem Bückeberg bei Hamelin anläßlich des Deutſchen Erntedanktages hat in einem bis⸗ her noch nicht dageweſenen Ausmaß das deutſche Bauerntum vereinigt und ein macht⸗ volles Bekenntnis des deutſchen Bauern zum nationalſozialiſtiſchen Staate dargeſtellt. Eine Kundgebung derartigen Ausmaßes kann nur durch vorbildliche Zuſammenarbeit aller amt⸗ lichen und nicht amtlichen Stellen ermöglicht werden. Ihnen ſoll hiermit dafür beſon⸗ derer Dank ausgeſprochen werden. Ins⸗ beſondere haben die Führung des deutſchen Bauerntums, die Reichswehr, die Polizei, die Reichsbahn und die Deutſche Reichspoſt und die örtlichen Verwaltungsſtellen in vorbild⸗ licher Weiſe mit allen Organiſationen und Formationen der nationalſozialiſtiſchen Be⸗ wegung zuſammengearbeitet. Am Gelingen der Kundgebung haben weiterhin in anerken⸗ nenswerter Weiſe die an der techniſchen Aus⸗ geſtaltung der Kundgebung Bekeiligten mit⸗ gewirkt. Beſonderer Dank und Anerken⸗ nung gebührt jedoch den Männern des Ar⸗ beitsdienſtes, die in aufopfernder Arbeit bei Tag und Nacht die techniſchen Vorausſetzun⸗ 15 150 Gelingen der Kundgebung geſchaf⸗ en en. Schließlich ſei auch allen denjenigen Dank ausgeſprochen, die im ganzen RNeich zu ihrem Teil mit dazu beigetragen haben, den„Deul⸗ ſchen Erntedanktag 1933“ zu einem machl⸗ vollen Bekenntnis des deuiſchen Volkes zu ſeinem Bauerntum zu geſtalten. Der deulſche Ernkedanktag iſt durch das Juſammenwirken der neuen Volksgemein⸗ ſchoft in Stadt und Land zum größten Sym⸗ bol dieſer N des geſamten deuk⸗ ſchen Volkes geworden. b Letzte Nachrichten Der Kampf gegen die Staatsfeinde. Bottrop, 3. Okt. Die KP. entfaltete in den letzten Tagen in Bottrop eine beſonders rührige Tätigkeit. Es wurde von ihr der Verſuch unternommen, ſich wieder neu zu or⸗ ganiſieren. Dieſen Verſuch hat die Staats⸗ polizeiſtelle Recklinghauſen im Keime erſtickt und 95 Kommuniſten feſtgenommen. Die Feſtgenommenen wurden in ein Konzentra⸗ flonslager gebracht. Die Betriebsbeſichtigung. Berlin, 3. Okt. Der Führer der Deutſchen Arbeitsfront, Dr. Ley, iſt von Hannover aus nach Königsberg geflogen, wo die ſechswöchige Beſichtigungsfahrt durch die Betriebe ganz Deutſchlands begann. Dreiecksfahrt des Luftſchiffes„Graf Jeppelin“ Hamburg, 3 Okt. Wie die Hapag mitteilt, wird das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ vom 14. bis 31. Oktober eine Fahrt nach Süd⸗ und Nordamerika unternehmen, die als große Dreiecksfahrt wieder einmal die Au⸗ gen der ganzen Welt auf das deutſche Ver⸗ kehrsunternehmen lenken wird. Die Reiſe be⸗ ginnt mit der gewöhnlichen Südamerika⸗ Route Friedrichshafen— Rio de Janeiro Pernambuco, geht dann nach Miami auf Florida und von dort nach der Weltausſtel⸗ lung in Chicago. Ueber Neuyork fährt das Luftſchiff dann am 28. Oktober nach Sevilla in Spanien. Dieſe Fahrt kann zugleich als eine Art Probeflug gedeutet werden zur Vor⸗ bereitung eines Luftſchiffdienſtes zwiſchen Neuyork— Spanien und Batavia auf Java. Aaubmord Tilſit, 3. Okt. In Neuargeninglen wurde die Beſitzersfrau Zahlka in ihrer Küche von dem 17jährigen bei ihr beſchäftigten Arbeiter Balzer in beſtialiſcher Weiſe erſchlagen, beraubt und im Hausgarten vergraben. Der Mörder iſt geſtändig. Dampferkataſtrophe Tokio, 3. Okt. Ein japaniſcher Vergnügungsdampfer iſt auf dem Meer in der Nähe der Küſte von Kumamoto gekenkerk. 22 Perſonen fanden den Tod, mehr als 100 werden vermißk. Nur 40 konnten gerettet werden. Das Unglück iſt auf Sturm und Ueberlaſtung des Schiffes zurückzuführen. Denkmalsweihe Daladier und Macdonald ſprechen. Paris, 3. Oktober. In Allone und Beauvais wurde ein Denkmal für die Beſatzung des engliſchen Luftſchiffes„R 101“ eingeweiht, das vor drei Jahren an dieſer Stelle im Sturm abgeſtürzt war. In ſeiner Gedenkrede erklärte Mini⸗ ſterpräſident Daladier u. a.: Abgeſehen von der natürlichen Anteilnahme an dieſer Kataſtrophe haben wir auch die Lehre daraus gezogen. Sie zeigt, daß der wahre Mut ru⸗ hig und friedfertig iſt, daß er der Gefahr ent⸗ gegentritt, ohne jenen zu bedrohen. Die engliſch-franzöſiſ reundſchaft iſt auf dem e ite bean dem 8 5 re Nebel deln „Ich freue mich, Graf Wengers, daß dieſes Wort Ihnen bekannt iſt!“ Thiel miſchte ſich ein. Die Unterhaltung zwiſchen den beiden jungen Heiß⸗ Vergeblich hatte Heinrich verſucht, ſeinem Bruder durch ein Zeichen zu veranlaſſen, dem Geſpräch eine gleichgültige Wendung zu geben. Ernſt, der ſofort eine lebhafte Abneigung gegen Wengers empfunden, hatte ſich gar nicht nach ihm um⸗ ſpornen drohte verfänglich zu werden. gewandt. „Ein glücklicher Zufall, daß Sie, Oberförſter Cornelius, eine ſtaatliche Anſtellung ganz in der Nähe des Beſitzes Ihres werten Bruders erhielten!“ ſagte er gönnerhaft. „Es iſt allerdings kein Zufall, Graf Thiel. danken dieſen Umſtand günſtigen Verbindungen!“ »Und es wäre unerlaubt zu fragen, welchen?“ „Keineswegs. Doch würde es unintereſſant und auch umſtändlich ſein, die Zuſammenhänge zu erklären!“ Man wechſelte Blicke untereinander. Dieſe Cornelius' ſchienen äußerſt ſelbſtbewußte Leute. Standen ſie unter hoher Protektion? Man mußte warten, abwarten. Es würde ſich hoffentlich Gelegenheit bieten, ihnen zur gegebenen Zeit deutlich zu machen, daß ſie Bürgerliche und Neuherzugekommene ſeien. N Heinrich Cornelius hatte ſich inzwiſchen mit einigen der Großgrundbeſitzer über landwirtſchaftliche Fragen unterhalten. „Sie wiſſen doch“, ſagte Leutwin, dem die Brüder ſympathiſch waren— für ihn hatten ſie etwas„Weſt⸗ engliſche Premierminiſter Ile t be Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Mut ſeinen friebn chen Charakter zu erhalten, und daf 0 Glauben an das gebe Ideal der menſchlichen Freiheit und Würde. Nach Miniſterpräſident Daladier hielt der Macdonald eine Anſprache. Wie aus London gemel⸗ det wird, hat Macdonald über ſeine Zuſam⸗ menkunft mit dem franzöſiſchen Miniſterprä⸗ ſidenten folgende Erklärung abgegeben:„Der Tag war zu ſehr erfüllt von Erinnerungen und Gemütsbewegungen, als daß Daladier oder ich den Wunſch gehabt hätten, über politiſche Dinge zu ſprechen“ Motorradunglück am Vodenſee Vom Jug erfaßt.— 2 Tote. Stuttgart, 3. Oktober. Am Montagnachmittag um 2 Uhr durch— fuhr ein Motorrad mit Beiwagen in großer Geſchwindigkeit die geſchloſſene Bahnſchranke am Wegübergang beim Bahnhof Fiſch⸗ bach am Bodenſee. Das Mokorrad wurde von dem um dieſe Zeit fälligen Perſonenzug Radolſzell— Fried. richshafen erfaßk und zerkrümmerk. Der Lenker, ein Kaufmann aus Rom, wurde ge⸗ köket, ſein Begleiter, ein Steward aus Wil- helmshaven, erlitt ſo ſchwere Verletzungen fear er auf dem Transport ins frankenhaus karb. Tödlicher Abſtu z ins Waſſer. Berlin. 3. Okt. Der Sportflieger Wirth verunglückte bei Warnemünde auf einem Uebungsflua mit einen Klemmflug zeug: er ſtürzte mit ſeiner Maſchine in den Breitling und ertrank. ö Familientragödie Ludwigshafen a. Rh., 3. Okt. In der Nacht zum Montag hat die 39 Jahre alte Ehefrau des Waffenhändlers 9. Mann ihren Ehemann, ihre beiden Töchter im Alter von 14 und 16 Jahren und ſich ſelbſt durch Kopfſchüſſe getötet. Auto vom Zuge erfaßt Regensburg, 3. Okt. Wie die Reichsbahn⸗ direktion Regensburg mitteilt, wurde auf der beſchrankten Staatsſtraßenüberfahrt zwiſchen den Bahnhöfen Steinrain und Neu⸗ fahrn von der Lokomotive eines Perſonen⸗ zugs 1004 ein Perſonenkraftwagen, Beſitzer Joſef Freudelsberger aus Mallersdorf, ſeit⸗ lich erfaßt und beiſeite geſchleudert. Die vier Inſaſſen Joſef und Luzia Freu⸗ delsberger, hans Unterpailner und Rupperk Brandſtetter aus Mallersdorf wurden getöket. Die geſchloſſene Schranke wurde beſchädigt. Jur Jeit des Unfalls herrſchle ſtarker Boden⸗ nebel. Wettkampf in der Luft Paris, 3. Oktober. Für den 8. Oktober iſt in Villacoub⸗ lay ein Kräftemeſſen in der Luft zwi⸗ ſchen dem bekannten deutſchen Kunſtflieger Fieſeler und dem franzöſiſchen Meiſterflieger Detroyat vorgeſehen. In franzöſiſchen Luft⸗ fahrtkreiſen und in der Preſſe wird das be— vorſtehende Ereignis ledhaft beſprochen. Bekannklich hafte der deulſche Meiſter be⸗ Dl Nähe haben? Garniſon!“ Cornelius nickte. nicht. ſchloß er halb fragend. paarmal Unruhen gehabt. Herren. Wir ver⸗ mentvolle Goldfus. ſondern um Herrſchaft. liches“—,„daß Sie in Streunitz die Franzoſen in nächſter Hirſchberg iſt noch beſetzt und eine große „Meine Bauern haben mir erzählt. die Herren noch nicht zu Geſicht bekommen, fürchte ſie auch Im allgemeinen, wenn man ſie zu nehmen weiß, ſind die Franzoſen ſehr umgängliche Leute. darf man nicht vergeſſen, iſt nicht Napoléon. 1⁰ höre, ſtehen ſich die Herrſchaften hier in der Umgebung auch nicht ſchlecht mit den Offizieren der Beſatzung?“ Man zeigte leichte Verlegenheit.„Wir haben hier ein Man hat franzöſiſche Soldaten requiriert, um Ordnung zu ſtiften“, erklärte einer der „Franzöſiſche Soldaten— gegen deutſche Bauern?“ machte erſtaunt Heinrich Cornelius. ſehr weitherzig gehandelt!“ ö „Hüter der Ordnung— gegen aufrühreriſche Unter⸗ tanen“, ſagte ſchroff Graf Thiel. „So erachten Sie, Graf Thiel, die Schranken der Nationen für weniger trennend als die Schranken des Beſitzes?“ fragte ironiſch Heinrich Cornelius. „Beſitz? Beſitz?“ ereiferte an Thiels Statt der tempera⸗ „Hier geht Was wiſſen Sie Grundbeſitzer von geſtern und heute? Koofmich von Standesprivilegien und deren Wahrung?“ „Sie geben mir im Augenblick eine gute Lektion in dieſer Hinſicht“, ſagte kalt und mit ſo ſchneidendem Hoch⸗ mut, daß keiner der adeligen Herren ihn darin überbieten konnte, Heinrich Cornelius. und deren Bewahrung ſtehen den adeligen Herren über jedem Menſchenrecht und ſelbſt über der nationalen Ehre.“ „Wollen Sie, ein Bürgerlicher, mich belehren...“, brauſte Goldfus auf. Doch Thiel trat energiſch dazwiſchen. „Beruhige dich, Freund“, ſagte er mahnend,„und beleidige nicht Gäſte meines Hauſes. Ihnen, Herr Cor⸗ reits vor zwei Monaten vei eimer Flugveran⸗ ſtaltung in Lyon Gelegenheit, mit ſeinem Gegenpariner ein Luftringen auszufechten, das aber dadurch unentſchieden blieb, weil die Maſchine des Franzoſen während des Fluges defekt wurde. Sportnacs richten Nülckſchau auf den Sonntag Nur wenig Punktekämpfe. Inkereſ⸗ ſante Freundſchafts⸗ und Repräſentativ⸗ kämpfe. Kaum die Hälfte der 16 deutſchen Fußball⸗ gaue konnte an dieſem Wochenende ihre Meiſterſchaftskämpfe fortſetzen. Vielfach war wegen des Erntedankfeſtes ein allgemeines oder doch wenigſtens ein Verbot für Punkte⸗ kämpfe erlaſſen worden. In den Gauen Südweſt, Württemberg, Baden und Nordheſſen ruhte der Spielbetrieb am Sonntag völlig, in Baden hatte man allerdings die Punkte⸗ kämpfe bereits am Samstag ausgetragen. Das wichtigſte Spiel war hier das Karls⸗ ruher Lokalderby zwiſchen Mühlburg und KV. Mühlburg konnte hier ſeine Erfolgs⸗ ſerie fortſetzen und den KFV 110 ſchlagen. Damit hält Mühlburg hinter dem Freiburger FIC den zweiten Tabollenplatz. In Baden wird es wohl ſo werden, daß im Kampf um die Meiſterſchaft die auf fremden Plätzen zu erobernden Punkte den Ausſchlag geben, denn die Spielſtärke der Clubs ſcheint uns nicht all»weit auseinander zu liegen. Eine dominierende Stellung jedenfalls iſt keiner Mannſchaft einzuräumen, auch dem Fi nicht, der„in der Fremde“ ſchon bald die nötigen Federn wird laſſen müſſen. die badiſchen Handballer trugen zwei Spiele aus, die mit Bomben⸗ ſiegen für die DSB-Vereine Waldhof(20:2) und 08 Mannheim(11:1) über die Turner⸗ mannſchaften Ettlingen und TB Durlach endeten. Einen Großkampftag gab es im Gau Bayern. Das wichtigſte Spiel kam in Nürnberg zwi— ſchen dem Club und München 60 zum Aus⸗ trag. Die„Löwen“ bewieſen erneut, daß ſie gegenwärtig zuſammen mit Schwaben Augsburg wieder die zuverläſſigſte Mann⸗ ſchaft des Gaues ſind, der Club wurde ein⸗ wandfrei mit 4:2 geſchlagen. Der vorjährige Deutſche Meiſter Bayern München iſt zur Zeit völlig außer Form, er wurde zu Hauſe non der Spielvereinigung Fürth ſicher mit 3:1 beſiegt und weiſt nun nach vier Spielen bereits fünf Verluſtpunkte auf. Bon den Punktekämpfen in den übrigen Gauen des Reiches verdienen die hohen Siege von Fortuna Düſſeldorf und OSV beſondere Erwähnung. Wie gut der Deutſche Meiſter Fortuna Düſſeldorf iſt, das bewies er wieder mit ſeinem 6:0(!) über die gewiß nicht ſchlechte Alemannia Aachen. Der Hamburger SM ſchickte die Lübecker Polizei mit einer 8:1 Niederlage heim. Ich ſelbſt habe Frankreich, Wie ich „Das iſt allerdings es nicht um Beſitz, davon, Sie Was weiß ein gebung!“ „Ich erkenne, Privilegien „Geburt einer neuen Veit“ Nachklänge zum Erntedankfeſt. Berlin, 3. Oktober. Der Verlauf des Erntedankfeſtes war, wie die im Laufe des Montags in der Reichs ⸗ hauptſtadt eingegangenen Berichte zeigen, in ganz Deutſchland machtvoll und erhe⸗ bend. Das durch den Führer wiederum ge⸗ einte deutſche Volk bekannte ſich zu der Wur⸗ zel ſeines Lebens, zum Bauerntum, und hat gleichzeitig das größte ſoziale Werk, das die Welt je erlebt hat, in der Winterhilfe geſchaffen, zur Bekämpfung von Hunger und Kälte. Im Mittelpunkte der einheitlich über das ganze Reich verbreiteten Feiern ſtand die Hauptkundgebung auf dem Bückeberg bei Hameln, wo Hunderttauſende von Deutſchen zuſammengeſtrömt waren und wo das deutſche Erntedankfeſt in ganz neuer Form wiedererſtand. Auch im Ausland haben die Feiern im ganzen Reiche große Beachtung gefunden; eben⸗ ſo iſt die Anordnung, am Sonntag nur Ein⸗ topfgerichte zu verabreichen, mit lebhaf⸗ tem Intereſſe verfolgt worden. Der Berliner„oereſpondent der„Moe⸗ ning⸗Poſt“ ſagt: Die Mittagsmahlzeit von einem Gang war ne hiſtoriſche Begeben⸗ heit. Es muß in der modernen Geſchichte das erſte Mal geweſen ſein, daß eine Re⸗ gierung fühig war, die öffentliche Mit⸗ tagsmahlzeit einer ganzen Nation zu be⸗ aufſichtigen. Eine warmherzige Schilderung findet ſich im„Daily Expreß“, deſſen Sonderkorreſpon⸗ dent in Dresden„der Geburt einer neuen Welt“ beigewohnt zu haben erklärt. Er ſagtz Niemals iſt ein mächtigeres Feſt veranſtaltet worden. Hitler, der Meiſterregiſſeur, hat das Bündnis zwiſchen Stadt⸗ und Landleuten be⸗ ſiegelt. Am deutschen Etk Eine große Kundgebung gab es am Deut⸗ ſchen Eck in Koblenz. Aus der Umgebung tra⸗ fen 140 Erntewagen ein, die ſich zu einem Feſtzug durch die Straßen von Koblenz zum Deutſchen Eck formierten. Zugleich trafen auf Rhein und Moſel feſtlich geſchmückte Ernteſchiffe vom Oberrhein, vom Main, Neckar und Lahn, aus dem Mittelrhein und Moſelgebiet ein. Sie alle trugen mittelalterlichen Zierat und brach⸗ ten Erzeugniſſe ihrer Heimatſcholle mit nach Koblenz, die ſie am Deutſchen Eck für das Winterhilfswerk des deutſchen Volkes nieder⸗ legten. Die Schmach der Fremdenlegion Berlin, 3. Okt. In der letzten Zeit häufen ſich die Anfra⸗ gen, ob deutſche Fremdenlegionäre, die ent⸗ laſſen werden und in die deutſche Heimat zu⸗ rückkehren wollen, ausgewieſen werden oder ihre Staatsangehörigkeit verlieren. Nach An⸗ fragen an zuſtändiger Stelle iſt daran kein wahres Wort. Lediglich deutſche Fremdenle⸗ gionäre, die während des Krieges in franzö⸗ ſiſchen Dienſten ſtanden, könnten Schwierig⸗ keiten haben. Die franzöſiſche Propaganda für die fran⸗ zöſiſche Fremdenlegion iſt in der letzten Seit überhaupt ſehr rege. Wir haben die Pflicht, unſeren jungen Deulſchen ins Gewiſſen zu hämmern: Kein deukſches Blut mehr für die franzöſiſche Fremdenlegion. nelius, brauche ich nicht zu verſichern, wie ſehr ich bedaure daß mein guter alter Freund, deſſen heißes Gemüt ihn manchmal mit ſich fortreißt, Sie durch Anſpielung auf Ihren früheren Stand beleidigt hat...“ „Aber keineswegs“, lächelte verbindlich Heinrich Cor⸗ nelius, nicht ohne ironiſches Mienenſpiel.„Der Kauf⸗ mannsſtand iſt ein durchaus ehrenwerter. Ich ſchäme mich nicht, ich bin ſtolz darauf, ihm angehört zu haben. Uebrigens ſollen ſich unter Umſtänden ja auch die Herren vom Adel recht gut auf— Geſchäfte verſtehen!“ Jetzt war die Reihe, erboſt aufzufahren, an Goldfus. „Wenn ich einen Teil der bäuerlichen Beſitzungen, die nach den Geſetzen dieſes nauſſauiſchen Jakobiners frei⸗ werden, aufkaufe, ſo iſt es doch wohl ſelbſtverſtändlich, daß ich verſuche, ſo billig wie möglich dazu zu kommen. Wen man Ihnen erzählt hat...“ Cornelius winkte ab. Ganz ungewollt und unbewußt wirkte dieſe Bewegung überlegen und verächtlich zugleich. „Ich ſprach völlig allgemein, Freiherr von Goldfus. Die chronique scandaleuse der Gegend iſt mir noch nicht zugetragen. Ich würde ſie auch kaum über die Schwelle meines Hauſes kommen laſſen.“ „Haus iſt gut“, warf Graf Pfeil ein. nitzſche Schloß iſt eines der großartigſten in der Um⸗ „Das Streu⸗ Die Brüder Cornelius hatten einen Blick gewechſelt. „Die Herrſchaften geſtatten, daß wir uns verabſchieden“, ſagte Heinrich mit erleſener Höflichkeit,„wir möchten dieſen unverbindlichen nachbarlichen Beſuch nicht über die ſchickliche Zeit ausdehnen.“ Aber Thiel, der längſt gemerkt hatte, daß die Cor⸗ nelius' Leute ſeien, mit denen man ſo oder wo zu rechnen haben würde, und der ſie gern ein wenig länger beob⸗ achten wollte, hielt ſie mit allen Künſten der Ueberredung. „In wenigen Augenblicken ruft man uns zu einer kleinen Veſper— die Herren dürfen ſich nicht ausſchließen. Es iſt nicht landesüblich, Gäſte ohne Speiſe und Trauk zu entlaſſen...“ (Fortſetzung folgt.) 131 5 Nachdruck verboten. Um zehn Uhr erhob ſich Vandro, um ſich umzuziehen. Zum erſten Male ſah Wera ihn in der dunkelgrünen Chauf⸗ feurtracht, die ſeine ſchlanke Geſtalt gut kleidete. Er lachte, als er ſich vorſtellte, legte die Hand grüßend an die Mütze, die er keck ſchief geſetzt. „Sehe 10 lch ede aus in der Kluft? Rein zum Eroberungenmachen— nicht?“. In der Frau Augen ſchoß es heiß empor. Sie erzwang ein Lächeln, nickte, ein Würgen in der Kehle, und ſchlang die Arme um ſeinen Hals. a „Ich habe dich lieb“, flüſterte ſie und ſuchte ſeine Lippen.„Komme ſobald du kannſt— ich warte..“. Und der Mann erzitterte vor Glück und merkte nichts vom Schmerz, der ſeines Weibes Seele mit eiſernen Fängen umkrallte. * 50 4 Früh am nächſten Morgen trat Georg von Vandro ſeinen Dienſt wieder an. Es wurde ein einſamer Tag für Wera, der endlos ſchien, denn ihr Mann konnte es nicht ermöglichen, zu Mittag nach Hauſe zu kommen, ſondern aß irgendwo in der Stadt und fuhr ſeinen Herrn, der mehrere Sitzungen abſolvierte, direkt hinaus nach den Werken. Erſt gegen Abend, als die Sonne letzten flam⸗ menden Gruß durch die Stämme der alten Eichen ſandte, vernahm die junge Frau das Hupen des am Parktor Ein⸗ laß begehrenden Wagens. 5 „Endlich!“ ſagte ſie laut und richtete ſich in ihrem Näh⸗ winkel am Fenſter aufatmend auf. Leiſe ſummte ſie das ruſſiſche Volkslied:„Näh' nicht, liebes Mütterlein, an dem roten Sarafan“, vor ſich hin, während ſie ihre Arbeit zu⸗ ſammenfaltete— und lachte plötzlich hell auf. Das war kein roter Sarafan, den ſie da in der Schublade verſtaute, ſondern mehrere Paare höchſt proſaiſcher Socken, des Stopfens kaum mehr wert. Ihre Hand glitt über die wenigen Wäſcheſtücke. Alles, weſſen Frau und Haus be⸗ durft, hatte Georg angeſchafft— ſich ſelbſt vergeſſen. Nun kam er aber an die Reihe, ſobald Neuanſchaffungen wieder möglich waren! Sie nahm eine der Sockenrollen hoch, ſchmiegte ihre Wange dagegen.„Georg, der Gütige, ſo nennt dich mein Herz!“ Nun kam er gleich. Die Sehnſucht trieb ſie ihm entgegen. Schmal waren die Wege in dieſem abgelegenen Teil des rieſigen alten Parks, der in ſeiner Ausdehnung bei⸗ nahe einem kleinen Walde glich, oft überdacht von breit ausladenden Aeſten, vom ſüßen Duft blühender Linden erfüllt und von einer ſanften grünen Dämmerung, die geheimnisvolle, weltentrückte Märchenſtimmung ſchuf. Da! Wera horchte auf. Schritte auf dem Kies. Georg kam! Sie eilte vorwärts— und blieb plötzlich ſtehen. Zwei Männer kamen daher durch den ſinkenden Abend, ſchlank, ſchmalgebaut, in dunkler Chauffeurlivree der eine, um halbe Kopflänge überragt von ſeinem Begleiter, der, die Hände in den Taſchen ſeines hellen Sommerjacketts, eine Zigarette zwiſchen den Lippen, neben ihm ging, ab und zu einen prüfenden Blick über den Baumbeſtand zu beiden Seiten ſendend. Nun ſprach er, Georgs hellere Stimme antwortete. Er lachte. Auch in des anderen Ge⸗ ſicht blitzten weiße Zähne auf. Ein zufälliges Aufſehen— zu gleicher Zeit entdeckten beide die junge Frau, die am Ende des Pfades ſtand und erhobenen Hauptes den Männern entgegenſah, ohne ſich vom Fleck zu rühren. Und in der abwartenden Haltung lag eine Kühle, die merkwürdig gegen Vandros frohen Ausruf:„Ach, meine Frau!“, abſtach. Der Fremde nahm ſich Zeit, die Zigarette im Sand zu zertreten, ehe er ſich näherte. „Liebe Wera, darf ich dich mit Herrn Steinherr be⸗ kanntmachen...“ 5 Ein Neigen des blonden Hauptes, ein Lächeln, das trotz aller Verbindlichkeit irgendwie erzwungen ſchien. „Verzeihen Sie die ungewohnte Beſuchszeit, Frau von Vandro; aber tagsüber werde ich in der nächſten Zeit kaum zu Hauſe ſein, und ich wollte meinen Glückwunſch zu Ihrer Vermählung doch gern perſönlich wiederholen. Möge Ihnen eine freundliche Zukunft beſchert ſein.“ Mit kurzem, feſtem Druck umſpannte Magnus Steinherr die Hand, die ihm faſt zögernd gereicht wurde. Mechaniſch antwortete Wera, was die Höflichkeit gebot. Sie freute ſich, dankte für die ſchönen, praktiſchen Geſchenke zur Hoch⸗ zeit.„Wundervoll waren die Roſen!“ Verwundert, ein wenig enttäuſcht, ging Vandro neben den beiden Menſchen einher. Er hatte ſich dieſes Kennen⸗ lernen ganz anders gedacht, ſich darauf gefreut. Aber die feinen Züge der Frau, auf deren blondem Haar das letzte Licht des erlöſchenden Tages hellen Schimmer legte, ſchienen zur leerlächelnden Maske gefroren.„Sie mag ihn nicht!“ dachte er, traurig und betroffen. Das dunkle Geſicht des anderen war gelaſſen wie ſtets, während er gemächlich an der jungen Frau Seite kreuz und quer durch den Park weiterſchritt. Den ſeltſamen Ausdruck in den Tiefen ſeiner Augen verbarg die Däm⸗ merung. Nur ab und zu flog ein heimlich prüfender Blick zu ſeiner Begleiterin. a Schön war Wera Wettern geworden, die kleine Wera, Spitzenrobe hätte ihr beſſer ſtehen können als dieſes ein⸗ fache weiße Waſchkleid mit dem roten Lackledergürtel und der roten Roſe am Bruſtausſchnitt. Schlank und wunder⸗ voll geformt waren die nackten Arme, voll ſtolzer Anmut Haltung und Gang. Ja, ja, ſo ſchön hatte ſich das elfen⸗ zarte Prinzeßlein von einſt entwickelt, das zu allen Bauern „du“ ſagte— und nun als Frau ſeines Chauffeurs im Gartenpavillon hauſte. Närriſche Seitenſprünge erlaubte ſich das Leben heutzutage! g Vor dem Häuschen angelangt, blieb Steinherr ſtehen und betrachtete es, das ſchier verſchwand unter der Fülle des wuchernden Grüns.„Auch hier könnte abgeholzt werden— ſonſt erhalten Sie vor lauter Laub nicht genug Licht“, meinte er, zu Vandro gewandt. Er hob dann, ſchon auf der kleinen Treppe, die linke Hand, auf die Uhr zu ſehen.„Oh, es iſt ja viel ſpäter, als ich dachte— Sie werden hungrig ſein und mein alter Werner un⸗ geduldig. Sein König hatte ihn an Pünktlichkeit gewöhnt. Auf Wiederſehen, Frau Vandro! Darf ich mir ein ander⸗ mal das Vergnügen eines Beſuches machen? Falls es Ihnen an irgend etwas Nötigem gebricht: der Fernſprecher befördert willig alle Wünſche.“ 5 Georg begleitete ſeinen Chef ein paar Schritte. Auf der oberſten Treppenſtufe ſtand ſeine Frau und ſah den beiden Männern nach, die nun plaudernd ſtehenblieben. Was hatten ſie ſich nur zu erzählen? Warum kam Georg nicht? Wußte er nicht, daß ſie wartete? Heiß zitterten Zorn und beleidigter Stolz in ihr. Kam man ſo um die Abendzeit, um eine Dame das erſte Mal zu beſuchen?— Ein bitteres Lächeln. Dame? Machte man der Frau eines Chauffeurs feierliche Aufwartung in Frack und Zylinder? Damit war es doch wahrlich lange genug vorbei. Wie un⸗ befangen und heiter Georg mit ihm ſprach; der empfand nichts von Demütigung. War ſie kleinlich geworden in ihrer Armut? i Unwilltürlich verglich ſie die beiden. So grund⸗ verſchieden waren ſie, an dem Geliebten alles verinner⸗ licht; ſein feiner, vornehmer Geiſt offenbarte ſich nur in der Stille. Von dem anderen ging ſtärkere Wirkung aus. Warum wohl hatte ihre Hand gezittert, als ſie ſie ihm zum Abſchied gereicht? Fürchtete ſie ihn etwa? Fremd und fern blieb ihr dieſer Menſch, ſolange Georg von Vandro in ſeinen Dienſten ſtand. Ihr allein gehörte Georg, ihren ganzen Willen würde ſie aufbieten, ihn aus dieſer unwürdigen Stellung zu befreien. Sie ſtraffte die Schultern, preßte die Lippen feſt zu⸗ ſammen, Trotz in jedem bebenden Nerv. Und ſpürte es doch in jener hellſeheriſchen Deutlichkeit, die tiefe Erregung feinfühligen Menſchen manchmal verleiht: ihr Kampf war nutzlos, der da war ſtärker als ſie. Zwanzigſtes Kapitel. Allmählich, ohne daß man es gemerkt, war der Sommer vergangen. Sacht, ſtetig, löſte ſich Blatt um Blatt von den hohen Baumkronen, auf die der Herbſt ſeine Farbenfülle in verſchwenderiſcher Geberlaune ausgeſchüttet, ſank müde zur Erde, wo ſich ein dicker Laubteppich gebreitet, in dem der Fuß leiſe raſchelnd verſank. Schon reckten kahle Aeſte ihre Arme hilfeſuchend gen Himmel, deſſen leuchtende Sommerklarheit zu verwaſchenem Graublau verblaßt. Spät ging die Sonne auf, und früh ſank ſie wieder, ein leiſes Fröſteln war in der Luft, die die Strahlen nicht mehr zu erwärmen vermochten. Wenn Wera ihren Mann frühmorgens an die Garten⸗ pforte begleitete, verſchwand ſeine Geſtalt bald ihren ſehn⸗ ſüchtigen Blicken im Nebel, deſſen weißgraue Schleier in bewegungsloſer Dichte zwiſchen den Bäumen hingen und ſich erſt gegen Mittag widerwillig verflüchtigten. Und der einſamen Frau war es, als ob mit dem Geliebten alles Licht aus Haus und Herz verſchwunden ſei. Aber wenn Vandro ſich ſorgte, ob ſie denn nicht zuviel allein wäre, lächelte ſie ihn heiter an. „Ich hab' doch unſer Häuſel und allerlei Näherei, Lieber! Ihr Männer wißt nicht, wieviel eine Frau ſelbſt im kleinſten Haushalt zu tun findet! Siehſt du da die Mullgardinchen am Flurfenſter, die Blumenecke im Eß⸗ zimmer, daß der alte Tiſch und Bücherſchrank aufpoliert wurden und wie Seide glänzen, daß der Diwanüberzug kunſtgerecht geſtopft und die Decke friſch eingeſäumt wurde? Nein, natürlich nicht— für dergleichen habt ihr keinen Blick! Und abends genieße ich ſo nach und nach all deine ſchönen Bücher. Du ahnſt ja nicht, wie oft mich nach guter Lektüre hungerte!“ Vandro zog ſein junges Weib an ſich und ſah ihm tief in die Augen.„Wie ſoll ich derlei Kleinigkeiten bemerken, wenn meine Wera mich anlacht? Achtet man der Sterne, wenn die Sonne ſtrahlt?“ Zärtlich ſtrich ſie über ſein Haar. Etwas Mütterliches lag in ihrem innigen Liebesgefühl für dieſen Mann, in deſſen Herzen ſie als unbeſchränkte Königin herrſchte. Aber Georg von Vandro merkte es nicht, daß er mehr und anderes gab, als er empfing, und dankte jeden Tag von neuem für das Glück, das ihm beſchert. Die Glocke des Fernſprechers ſchlug an. Unwillkürlich zuckten beide zuſammen. Vandro ließ Wera aus ſeinen Armen und hob den „Aber gewiß, gern, Herr Steinherr— meine Frau und ich werden uns herzlich freuen!ʒ“„ Wie ein Schleier legte es ſich nach dem erſten blitzartigen Erſchrecken über Weras eben noch zärtlich belebten Züge. „Herr Steinherr bat, auf ein Stündchen herüberkommen zu dürfen“, ſagte Vandro, ein wenig unſicher ſeine Frau betrachtend, die das Tiſchtuch aufgenommen hatte und mit haſtigen Griffen zuſammenfaltete.„Er fährt nicht, wie geplant, in die Oper.— Es iſt dir doch recht?“ „Aber gewiß!“ Den feinen, blaßroten Mund dehnte ein dünnes Lächeln.„Und ſelbſt wenn nicht— Bitte und Befehl ſind ſich in dieſem Falle gleich; eine Abſage wäre doch nicht gut möglich— nicht wahr?“ Die Taſſen in ihrer Hand klirrten leiſe, als ſie ſie aus dem Büfett holte.„Ich werde ihm Tee anbieten— leider ſind die Keks alle. Haſt du Zigaretten, Georg? Die Liköre muß ſich Herr Stein⸗ herr denken.“ a ö Was hatte Wera nur! Dieſe unfreundliche Haſt! Ver⸗ ſchwunden war die wohlige Ruhe ihrer ſchönen Zweiſam⸗ keit. Aber als Steinherrs hohe Geſtalt ins Zimmer trat, hatte ſie ſich wieder in der Gewalt und reichte dem Gaſt liebenswürdig bewillkommnend die Hand. 0 „Wie kalt ſie ſich anfühlt“, dachte der Mann, ſie um⸗ ſpannend. War es ein Zeichen innerer Erregung? Wieder prüfte ſie ſein Blick in heimlichem Wohlgefallen an ihrer raſſigen Erſcheinung, in der Würde ſich ſo reizvoll mit An⸗ mut paarte. Ihr ganzes Weſen atmete unbewußt und un⸗ gewollt den Stolz des Herrenkindes, den keine Not, keine Demütigung zu brechen vermochte, dem jede Poſe, lede Berechnung fremd war. Und der Blick der forſchenden Augen wurde verſonnen und weich, da er den Mann grüßte, an deſſen Herzen Wera Wettern eine Heimat ge⸗ unden. 55 f„Wie unendlich gemütlich es hier iſt“, ſagte er un⸗ vermittelt und ſah ſich um in den beiden Zimmern, deren hellgetünchte Wände und zierlich geraffte Mullgardinen im Licht der gelbverhangenen Lampe freundliche Helle aus⸗ ſtrahlten.„Hier hat alles ſeinen ſinnvollen Platz. Sie haben ſich ein Heim geſchaffen— bei mir gibt es nur viele Räume, in denen Möbel ſtehen.“ 5 Ueberraſcht ſah die junge Frau auf. So viel Tiefe des Gefühls hätte ſie Magnus Steinherr nie zugetraut, dieſem Magnus Steinherr, der es fertigbrachte, einen Georg von Vandro ſtundenlang in Wind und Regen warten zu laſſen. Die weichere Regung ſchwand wieder. f „Es iſt ſtets die Frau, die dem Heim ihren Stempel aufdrückt“, hörte ſie ihres Mannes klare Stimme.„Hier offenbart ſich ihr Weſen unverhüllt und ganz.“ Sein Blick umfaßte in ſtiller Beglückung die ſchlanke Geſtalt ſeines jungen Weibes, deſſen blondes Haupt im Schein des Lichts wie von einer flimmernden Gloriole umwoben wurde. N Auch Steinherr betrachtete ſie ſtumm. Anmutig han⸗ tierten die ſchönen Hände zwiſchen dem einfachen Töe⸗ gerät. Nur der goldene Ehering ſchmückte ſie. Sorgende Frauenhände, die ſchafften und ſchenkten, nicht ewig gierig ausgeſtreckt, zum Nehmen bereit— gab es die wirklich noch? Ob ſie auch zärtlich ſein konnten, dieſe Hände? „Geſtatten Sie, daß ich Ihnen helfe?!“ Er trat hinzu, nahm ihr das Tablett mit dem leeren Teekeſſel ab, das ſie auf das Büfett ſtellen wollte. Er ſah ſie an. Und Wera ſpürte, wie ihr das Blut jäh in die Wangen ſtieg. Sie lächelte, zornig über ſich ſelber. „Ach, danke, es iſt gar nicht ſchwer!“ Sie mußte aber dem ſanften Zwang gehorchen, was neue Erregung ſchuf. Ihr ſchien, als bedeute dies Nachgeben ihm gegenüber irgendwie Schwäche, ein Unterliegen gegen ſeinen Willen. Sie richtete ſich auf. Die feinen Naſenflügel bebten leiſe. Sie ſetzte ſich in den Seſſel, der an Vandros Seite ſtand, als könne ſie dadurch die Zuſammengehörigkeit mit ihin betonen. 0 Bald kräuſelte ſich feines Tabakgewölk durch die Luft. Auch Wera rauchte, während die beiden Männer, die immer mehr ihre Stellung zueinander vergaßen, bald in eifriges Geſpräch vertieft waren. Das heißt, Vandro ſprach. Er hatte erfahren, daß Steinherr alle Angeſtellten und Arbeiter ſeiner Werke am Gewinn prozentuat be⸗ teiligt hatte. „Das iſt famos, Herr Steinherr! Eine derartig, wahr⸗ haft ſoziale Tat iſt mehr wert als tauſend ſchöne Reden; die ſpornt an, ermutigt andere zur Nachfolge.“ Seine ſchönen, klugen Augen glänzten vor Begeiſterung. Auch Wera mußte wider Willen das Opfer bewundern, denn ein Opfer war es, in dieſen Zeiten höchſter wirt⸗ ſchaftlicher Not, auf den Hauptanteil des ohnehin ſtark ver⸗ ringerten Gewinns zu verzichten. Der Mann mochte hart und rückſichtslos ſein, kleinlich war er nicht. „Ja, das iſt ſchön!“ ſagte ſie leiſe. In dem kühnen, braunen Geſicht ſtand ein ſeltſam ſpottendes Lächeln.„Ich weiß nicht, ob das ſo ſehr ſchön, ob es nicht vielmehr natürlich iſt“, meinte Steinherr, mit dankender Verneigung ſeine friſch gefüllte Teetaſſe von der jungen Hausfrau entgegennehmend.„Wer aus dem Volke ſtammt, hat wohl mehr Verſtändnis dafür, als die oberen Geſellſchaftsklaſſen, die den Arbeiter ihr Lebtag lang als untergeordnetes Geſchöpf betrachten.“ „Ihr Herr Vater?“ fragte Vandro, verwundert ob der Schärfe in des andern Stimme. Der alte Steinherr war doch einer rheiniſchen Induſtriefamilie entſproſſen. „Der Geheime Kommerzienrat Steinherr war nur mein Pflegevater“, erwiderte der Gaſt und ſpürte eine böſe Luſt an den erſtaunten Geſichtern der beiden Menſchen. „Zwar adoptierte er mich als Sohn nach Geſetz und Recht, geboren bin ich aber in dem kleinen märkiſchen Dorf Wetternwalde, als Sohn des dortigen Schmiedes— deſſen altes Haus mit dem Storchneſt auf dem Strohdach Ihnen vielleicht erinnerlich iſt, wenn Sie Ihre Verwandten auf dem Schloß beſuchten, Frau von Vandro.“ 80 Ganz groß und rund, voll unverhohlenen Staunens die durchaus nicht„Bitte!“ ſagen wollte. Keine elegante Hörer ab. waren jetzt die ſchwarzen Augen der Frau. Sie beugte ſich über den Tiſch.(Fortſetzung folgt.) haus hatten ſich die Vertreter der ſtaatlichen, Nate wohlfahrt geſtellt hat. Es ſollen aufge⸗ Gedenktage 0 3. Oktober 1226 Franz von Aſſiſi in Aſſiſi geſtorben. 1859 Die italieniſche Schauſpielerin Eleonora Duſe in Vigevano geboren. 1866 Friede zu Wien zwiſchen Heſterreich And Italien. 1929 Reichsaußenminiſter Guſtav mann in Berlin geſtorben. Sonnenaufg. 6.03, Sonnenunterg. 17.34. Mondunterg. 5.41, Mondaufg. 17.06. Prot.: Jairus. Kath.: Candidus. Streſe⸗ Studiere die Menſchen, nicht um ſie zu überliſten und auszubeuten, ſondern um das Gute in ihnen aufzuwecken und in Bewegung zu ſetzen. 4 Gottfried Keller. SGeſundheitspflege im Herbſt Der Monat Oktober bringt die richtige Herbſtwitterung. Kühle Nächte, ſchöne herr⸗ liche Tage, naßkalte Nebel und rauhe Abend⸗ winde wechſeln miteinander ab. Da heißt es in geſundheitlicher Beziehung einigermaßen vorſichtig zu ſein. Beim Eintritt der Herbſt⸗ witterung muß ſich die Kleidung der Wit⸗ terung anpaſſen. Solange es ſchön und warm iſt, kann man wohl noch mit leichter Klei⸗ dung auskommen; macht ſich aber die Kälte bemerkbar, dann muß man Unter⸗ oder Ue⸗ berkleider anziehen. Alle Perſonen, die ſchon am frühen Morgen hinaus müſſen oder die der Beruf erſt ſpät abends heimkehren läßt, werden auch an ſchönen Tagen eines Schutzes nicht entbehren können, da es frühmorgens und am Abend ſchon recht empfindlich kühl werden kann. Zur Vermeidung von Erkältungen muß auf das Schuhwerk größte Sorgfalt gelegt werden. Naſſe Füße ſind häufig die Urſache ſchwerwiegender Erkältungskrank⸗ heiten. Wenn es kälter wird, muß natürlich auch der Ofen in Anſpruch genommen wer⸗ den. Da erfahrungsgemäß auch an ſchönen Tagen die Wohnungen unter der Einwirkung der kalten Nächte ſehr kühl ſind, empfiehlt es ſich einzuheizen, aber auch darauf zu achten, daß die Temperatur ca. 15 bis 17 Grad Cel⸗ ſius beträgt. Der Winterfahrplan für den Perſonen⸗ verkehr der Reichsbahn. Der Winterfahrplan⸗ Abſchnitt des Jahresfahrplans 1933—34 für den Perſonenverkehr der Reichsbahn beginnt in dieſem Jahre am 8. Oktober. Da die Auf⸗ ſtellung des Perſonenfahrplans alljährlich nur einmal ſtattfindet, unterſcheidet ſich der Win⸗ terfahrplan⸗Abſchnitt in der Hauptſache nur dadurch, daß die lediglich für den Sommer⸗ reiſeverkehr vorgeſehenen Züge ausfallen. In dieſem Jahr iſt von beſonderer Bedeutung, daß keinerlei Beſchränkungen des Reiſezugs⸗ verkehrs über das durch die Jahreszeit be⸗ dingte Maß vorgenommen werden. Der neue Standpunkt entſpricht dem Beſtreben der Reichsbahn, die Entfettung der Wirtſchaft durch günſtige Zugvei indungen ſoweit wie möglich zu unterſtützen. Bevorzugung des einheimiſchen Ge⸗ werbes. Zu den Richtlinien über die Verge⸗ bung öffentlicher Aufträge veröffentlicht der Reichswehrminiſter eine Auslegung, die der Vehebung von Zweifeln dienen ſoll. Der Miniſter weiſt darauf hin, daß eine Be⸗ borzugung einheimiſcher und ortsanſäſſiger unternehmer über den in den gesetzlichen Bo⸗ immungen gezogenen Rahmen hinaus nicht beabſichtigt ſei. Eine beſondere Berückſichti⸗ gung einheimiſcher und ortsanſäſſiger Unter⸗ nehmer ſei alſo nur bei handwerksmäßigen Leiſtungen und auch bei dieſen nur, ſoweit es ſich nicht um umfangreiche Veiſtungen oder Spezialarbeiten handelt, gerechtfertigt. N eervorherſage: Nachts Neben, am Tage zeitweiſe aufhei⸗ ternd, aber i Appell der NS⸗Wohlfahrt Reſchsſtatthalter Gauleiter Sprenger er⸗ öffnet die Winterhilfsſchlacht. Irankfurt a. M. Im Frankfurter Rat⸗ ſreis⸗ und Kommunalverwaltungen, der kirchlichen und militäriſchen Behörden, der caritativen Verbände, der Induſtrie- und Handelskammern, der Landwrtſchafts⸗ und Handwerkskammern uſw. verſammelt, um die Richtlinien für den Kampf gegen die Winter⸗ not entgegenzunehmen. Reichsſtatthalter Gauleiter Sp reng richtete einen ein⸗ dringlichen Appell an die Verſammlung, mit aller Kraft ans Werk zu gehen, um die un⸗ verſchuldet in Not Geratenen zu unterſtützen 3* Durch diefes Hilfswerks iſt ur Durchführun efes Hilfswerks allein die NJ. olkewogiſahrt berechtigt. Alle Jerbände und caritaliven Vereine werden ihre Aufträge erhalten durch die N s⸗Volks⸗ doblfahrt, Eines kann nicht geſtattet werden, aß einzelne Vereine glauben irgend eine Sonderarbeſt zu leiſten. Rieſig iſt die Aufgabe, die ſich die NS⸗ acht morden entſprechend der Anbaufläche des Gaügebiets 820 000 Zentner Kartoffein, 65 000 Zentner Getreide uſw. Garantiert ſind heute ſchon 710 000 Zentner Kartoffeln und 40000 Zentner Getreide. Davon ſind aufgebracht über 113 000 Zentner Kartoffel, über 16 000 Zentner Getreide, über 6 000 Zentner Obſt, 800 Zentner Gemüſe uſw. Wenn alle an ihrer Skelle die Triebkraft ab⸗ geben, wenn die Verbände, Behörden uſw. das Beſte daranſetzen, dann wird dieſes Werk gelingen. Hierauf umriß der Leiter der NS⸗ Volkswohlfahrt Heſſen⸗Naſſau Haug in mar⸗ kigen Worten die Aufgaben, die der NS⸗ Volkswohlfahrt geſtellt ſind. Erntedankfeſt in Darmſtadt Darmſtadt, 1. Okt. Die ganze Bevölkerung der Stadt, die reichen Fahnen⸗ und Blumenſchmuck zeigt, beteiligte ſich am Erntedanktag. Gegen Mit⸗ tag ſetzte ſich ein Feſtzug durch die Straßen der Stadt in Bewegung. Prachtvoll ge⸗ ſchmückte Erntewagen mit den Erzeugniſſen des Landes, goldgelbes Getreide, Obſt und Gemüſe, Reben und Blumen erfreuten das Herz und legten Zeugnis ab für den Fleiß unſerer deutſchen Bauern und Gärtner. Auf dem Dietrich⸗Eckartplatz ſpielte ſich dann der Feſtakt ab. Umgeben von herr⸗ lich geſchmückten Häuſern war auf dem Platz eine Feſttribüne aufgebaut, wo vier große Wagen mit Erntefrüchten des Landes auf⸗ fuhren. Ein großes Hakenkreuz von Aepfeln und weißen Blumen überragte die Ernte⸗ ſchau. Vor einer dichtgedrängten Menſchen⸗ mauer eröffnete Kreisleiter Zürtz die Kund⸗ gebung. Nach dem Lied„Nun dankel alle Gott“ gedachte er der großen Erfolge, die die nationalſozialiſtiſche Regierung bereits errun⸗ gen habe und betonte die am heutigen Tage des deutſchen Bauern zum Ausdruck kom⸗ mende Verbundenheit des deutſchen Ernährer⸗ ſtandes mit der Bevölkerung der Städte. Bauernführer Göcke lj⸗Langen behandelte den Kampf des deutſchen Bauern um ſeine Scholle. Am heutigen Tage gedenke der deut⸗ ſche Bauernſtand in tiefer Dankbarkeit des Mannes, der das deutſche Volk aus dem Elend wieder herausführen werde. Die Spendewagen wurden dann von Landwirt Seibel im Na⸗ men des Darmſtädter Oekonomenvereins, von Gärtnereibeſitzer Günedler und Gärtner Bo⸗ narius für den Kleingärtnerverein der NS- Volkswohlfahrt Heſſen⸗Naſſau, Bürgermeiſter Haug, übergeben. Dieſer dankte im Namen des Winterhilfswerks, deſſen Ziel, kein Volks⸗ genoſſe ſoll im Winter hungern und frieren, erreicht werde, wenn Stadt und Land brü⸗ derlich zuſammenhielten und opferten. Lolaltermin im Städelshof * Frankfurt a. M., 3. Oktober. Nach Abſchluß des Zeugenverhörs fand am Montag abend die Tatortbeſichtigung in der Breitegaſſe und in der Hans Handwerkſtraße ſtatt. Zu der Inaugenſcheinnahme waren zahl⸗ reiche Zeugen beſtellt, um Auskunft darüber zu geben, wie die Situation damals geweſen ſei. Ein Zeuge bekundete, daß er die Breitegaſſe herunterging und daß ihm die Gebrüder Hand⸗ werk begegnet ſeien, denen er zurief, es ſei dicke Luft. Kaum einige Minuten danach wurde ſchon geſchoſſen. Der Zeuge ſchilderte den Schützen als einen Mann mit langer Hoſe und geſtreiftem Hemd. Nach Anſicht des Zeu⸗ gen wurde von mehreren Perſonen geſchoſſen. Ein anderer Schütze habe hohe Schnürſtiefel und Reithoſe getragen. Mehrere Zeugen ha⸗ ben die Tatvorgänge in der Langeſtraße vom Fenſter ihrer Wohnung beobachtet. Sie ver⸗ mögen aber in keinem der Angeklagten einen Beteiligten wiederzuerkennen. Eine Zeugin glaubt, fünf Schüſſe vernommen zu haben. Der Mann, der ſchoß, ſei in die Menge zurück⸗ gelaufen. Ob er richtig gezielt hat, kann die Zeugin nicht ſagen, es kam ihr eher ſo vor, daß er aufs Geratewohl ſchoß. Aus Heſſen und Naſſau Eiſenbahnunglück im Odenwald.— 10 Perſonen ſchwer verletzt. Darmſtadt, 2. Okt. Sonntag früh ſtieß auf der Nebenbahnſtrecke Reinheim-Reichels⸗ heim(Odenwald) ein Triebwagen mit einer Lokomotive zuſammen. Während der Führer des Triebwagens abſpringen konnte, wurde der Lokomokiv- führer aus ſeinem Sland geſchleuderk und ſchwer verletzt. unter den Fahrgäſten, die den Juſammenſtoß kommen ſahen, entſtand eine Panik. Nach dem Juſammenſtoß fing der Benzintank des Triebwagens Feuer. Von den 25 Inſaſſen des Triebwagens erlitten neun Perſonen ſchwere aber nicht lebensgefährliche Verletzungen. Der Triebwagen brannte bis auf die Räder nieder. * Neuer Staatskommiſſar für das ſtaatliche Prü⸗ fungsweſen der Muſiklehrer und ⸗lehrerinnen. Darmſtadt, 3. Okt. Die heſſiſche Staats⸗ regierung ernannte den muſikaliſchen Ober⸗ leiter des 5 Feder Landestheaters, Kapell⸗ meiſter Karl Friderich, zum Prüfungskommiſ⸗ Tonkunſt in Darmſtadt und der Muſikhoch⸗ ſchule in Mainz. * Erlaubte Straßen⸗ und Hausſammlungen. Darmſtadt, 3. Okt. Das Heſſiſche Staats⸗ miniſterium hat der NS.⸗Volkswohlfahrt, Gau Heſſen⸗Naſſau, für das Gebiet des Volksſtaates Heſſen die Erlaubnis erteilt zur Sammlung von Geldſpenden und Sachgegenſtänden zu Gunſten ihrer Wohlfahrtszwecke. Die Erlaub⸗ nis gilt für Hausſammlungen in der Zeit vom 1. Oktober d. J. bis 31. März 1934. Die Er⸗ laubnis für Straßenſammlungen erſtreckt ſich auf den 8. Oktober 1933 und jeweils auf den 1. Sonntag jeden Monats in der Zeit vom 1. Oktober 1933 bis 31. März 1934 und auf Sammlungen in öffentlichen Gaſtſtät⸗ ten ſowie bei öffentlichen Veranſtaltungen jeder Art. Bekanntmachung der Ortsgruppenleitung der NSDAP. Nachdem auf dem Gauparteitag in Frank- furt der Herr Reichsſtatthalter und Gauleiter Sprenger ausdrücklich bekanntgegeben hat, daß die Ortsgruppenleiter für alle Vorkommniſſe in ihrem Dienſtbereich einzuſtehen haben und ihnen demgemäß entſprechende Befehlsgewalt zukommt, mache ich hierdurch bekannt: 1 Veranſtaltungen, Verſammlungen und alle Sachen, die aus dem Rahmen des normalen Dienſtbetriebes fallen, ſind mir acht Tage vor⸗ her von folgenden Unterabteilungen ſchriftlich zu melden: Jungvolk, Hitlerjugend, Bund deut- ſcher Mädel, Frauenſchaft, NS O, NS Be⸗ amtenſchaft, NS Kriegsopferverſorgung, Scr, SAR, SAM, SS, SSm. II. Das außerdienſtliche Verhalten aller Mit- glieder u. ihrer Unterformationen wird von mir überwacht und bei Verſtößen gegen unſere Grund- ſätze werde ich rückſichtslos einſchreiten. III Alle Vereine ſind gehalten mir ihre Pro- gramme für Theaterabende und ſonſtige öffent- lichen Darbietungen zur Genehmigung vorzu⸗ legen. Sportveranſtaltungen, die im Rahmen des allgemeinen Spielbetriebes liegen, ſind hier⸗ von ausgenommen. Gleichſchaltungen werden nur anerkannt, wenn ich denſelben 1 708 und ſie genehmige. V Ich verbiete letztmals aufs ſchärfſte die Bildung einer Stahlhelmortsgruppe oder Kame- radſchaft und mache Zuwiderhandelnde eindring⸗ lichſt auf die Folgen ihres Tuns aufmerkſam. V In meiner evtl. Abweſenheit wende man ſich an den ſtellvertretenden Ortsgruppenleiter, Pg. Robert Schweigert, den ich zu meinem Vertreter beſtimmt habe. Viernheim, den 2. Oktober 1933. gez. Franzke Ortsgruppenleiter. Bekanntmachung. Betr.: Maßnahmen der Reichsregierung zur Ver⸗ billigung von Speiſefette für die hilfs⸗ bedürftige Bevölkerung. Die nächſte Ausgabe der Verbilligungsſcheine für den Monat Oktober erfolgt am Donnerstag, den 5. ds. Mts. a. an Wohlfahrtserwerbsloſe bei der Kontrolle beim Arbeitsamt, b. für Ortsarme, Sozial- und Kleinrentner, nachmittags v. 1 bis 2 Uhr, c. für Unfall-, Invaliden-, Angeſtellten⸗ und Knappſchaftsrentenempfänger, nachmittags von 2 bis 4 Uhr, für Empfänger von Zuſatz renten(Kriegshin⸗ terbliebene und Kriegsbeſchädigte, ſowie Eltern⸗ rentenempfänger), nachmittags v. 4 bis 5 Uhr. für die Empfänger von Vorzugsrenten, für Perſonen, deren Lohn- und ſonſtiges Ein⸗ kommen den Richtſatz der öffentlichen Für⸗ ſorge nicht weſentlich überſteigt, für kinder⸗ reiche Familien mit 4(bei Witwen mit 3) oder mehr unterhaltungsberechtigten minder⸗ jährigen Kindern, nachmittags von 5 bis 6 Uhr. Die Ausgabe der Verbilligungsſcheine für den Perſonenkreis b— e erfolgt im Wiegen häuschen des Rathauſes. Rentenbeſcheide und Rentenſtammkarten ſind vorzulegen. Viernheim, den 3. Oktober 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim In komm. Vertretung: ſar als Machfolger von Prof. Dr. Arnold Bechtel. Mendelsſohn. Als ſolcher überwacht er die Staatsprüfungen der Städtiſchen Akademie für N- Wohlfahrt will am 7. und s. Oktober den in Not geratenen Volksgenoſſen helfen. Sie ſammelt an dieſen Tagen für das Winker⸗ hilfswerk. Wir gehen in die Vetriebe Ein Aufruf des Gaubetriebszellenleiters. Der Führer der Deutſchen Arbeitsfront, Dr. Robert Ley, hat an ſämtliche Redner und Dienſtſtellen folgenden Aufruf erlaſſen: „Wie bereits angekündigt, findet im Rahmen des großen Propagandafeldzuges des Reichspropagandaminiſteriums gegen Hunger und Kälte ein Werbefeldzug der Deutſchen Arbeitsfront ſtatt. Unter dem Motto: „Wir gehen in die Betriebe.“ darf in dieſen Wochen kein Betrieb Deutſch⸗ lands unberührt bleiben. Ich ſelbſt werde im Verein mit den Führern der Geſamt⸗ verbände der Deutſchen Arbeitsfront Tag für Tag unterwegs ſein und erwarte, daß alle Dienſtſtellen und Redner der Deutſchen Arbeitsfront dasselbe tun. Wir wollen dem arbeitenden Menſchen im Betriebe die Hand drücken. Es muß wahr werden, in dieſem Winter darf kein Volksgenoſſe hun⸗ gern und frieren. Die früheren Machthaber führten das Wort Sozialismus auf den Lippen, wir wollen es in die Tat umſetzen. Vorwärts mit Hitler gegen Hunger und Kälte!“ Gemäß dieſer Anordnung wird auch in Heſſen und Heſſen-Naſſau in den nächſten Wochen kein Betrieb unberührt bleiben. Auch ich und mein Stellvertreter, der Reichstags⸗ Obgeordnete Pg. Fritz Kern, werden zu jeder Stunde unterwegs ſein, um für den deutſchen Sozialismus, die wahre Volks- und Brot⸗ gemeinſchaft, zu werben. Davon unberührt bricht am 9. Oktober eine ungeheure Ver⸗ ſammlungslawine auf die Betriebe los. Nach Plänen der örtlichen Kreisbetriebszellenleiter in Verbindung mit ſämtlichen anderen Dienſtſtellen in der Partei wird hier gehan⸗ delt werden, um den Sozialismus der Tat zu beweiſen. Es werden käglich mehr als 100 Beiriebe des rhein ⸗mainiſchen Wirtſchaftsgebietes be. ſucht werden. Sämtliche rhein⸗mainiſchen Arbeiterführer werden in dieſen Wochen unterwegs ſein. Die geſamte Preſſe wird laufend über dieſe noch nie dageweſene Verſammlungsaktion unter einer beſonderen Rubrik„Wir gehen in die Betriebe“ berichten. Aus der Preſſe wird auch erſichtlich ſein, was unmittelbar beabſichtigt iſt. Ich hoffe und erwarte. überall richtig verſtanden wird.„Für den Sozialismus der Tat“. Heil Hitler! (gez.) Willi Becker Gaubetriebszellenleiter, M.d, L. Bezirksleiter der Deutſchen Arbeitsfront. 0 2 1325 Märkte und Börſen Vom 2. Oktober. (Ohne Gewähr.) Mannheimer Produktenbörſe. Offizielle Preiſe per 100 Kilo, waggon⸗ frei Mannheim: Weizen inl. 20 bis 20,10, Feſtpreis Bezirk 9 18,80, Bezirk 10 19, Be⸗ zirk 11 per Oktober 199,30; Roggen ſüdd. 16,25 bis 16,50, Feſtpreis Bezirk 9 15,80, Be⸗ zirk 8 15,50; Hafer inl. 14 bis 14.25; Som⸗ mergerſte 18 bis 19,50; Pfälzer Gerſte 19 bis 20,50; Futtergerſte 16,50; Mais m. S. 18,25; Erdnußkuchen 16; Soyaſchrot 14,75; Raps⸗ kuchen 12; Palmkuchen 14; Seſamkuchen 16; Leinkuchen 16,75; Biertreber 15; Trockenſchnit⸗ zel 8,75; Wieſenheu loſe 4,80, Rotkleeheu 8; Luzernekleeheu 6 bis 6,50; Roggen⸗ und Wei⸗ zenſtroh gepr. 2, geb. 1,40 bis 1,70; Hafer⸗ und Gerſteſtroh gepr. 1,80 bis 2, geb. 1,20 bis 1,40; Weizenmehl Spezial Null m. Aust. 29,25, November 29,40, Dezember 29,55, m. Inl. 27,75 bezw. 27,90 bezw. 28,08; Roggen⸗ mehl nordd. 22,50 bis 23,50, ſüdd. und pfälz. 2275 bis 23,75; Weizenkleie feine 9,25, grobe 9,75; Roggenkleie 7,50 bis 9,50; Weizenfut⸗ termehl 10,50; Roggenfuttermehl 9,75 bis 11,50; Weizennachmehl 14 bis 15,50 Rm. Frankfurter Produktenbötſe. Weizen 19,65; Roggen 16,10; Sommergerſte 18,50 bis 18,75; Hafer 13,75 bis 14 je Tonne; Weizenmehl 28,50 bis 29,50, ohne 27,25 bis 28; Roggenmehl 23,25 bis 23,50; ſüdd. 23,753 Weizenkleie 9 bis 9,25; Roggenkleie 8,75 bis 9; Soyaſchrot 8.65 bis 8,85; Palmkuchen 9,10, daß mein Appell Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt: 564 Stück Verkauft: 254 Stück Milchſchweine das Stück 5—9 Mk. Läufer das Stück von 12— 25 Mk. Marktverlauf mittel. Die unentgeltliche Werne für Lungenkrankle findet am Mittwoch, den 4. Okt. von 2—4 Uhr im hieſigen Krankenhauſe ſtatt.