. . „— „ Biernheimer Anzeiger N ö(Giernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Viernheimer Zeitung (Biernhetmer Bürger⸗gig.— Piernh. Volksblatt) Anzeigen reiſen Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8. Uhr, großere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an een vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Nummer 231 Donnerstag, den 5. Oktober 1933 50. Jahrgang „ Dilioüin, uicht Kriegsgeil! Der Stabschef der SA, Ernſt Röhm, hat in einer Unterredung mit einem Vertreter des Amſterdamer„Allgemeen Handelsblad“ ſich in ſehr bemerkenswerter Weiſe über die Bedeutung der deutſchen Sü⸗, SS- und Stahlhelmformationen geäußert. Stabschef 1 Röhm räumt gründlich auf mit den Behaup⸗ tungen des Auslandes, daß dieſe Formatio⸗ nen militäriſche Verbände ſeien und zur Verwendung in einem künftigen Krieg ge— ö drillt würden. Der Eingang der Ausführungen Röhms iſt bereits bekannt: der Stabschef betonte mit Nachdruck, daß die Reichswehr der einzige Waffenträger des Reichs ſei und daß für die SA und die übrigen Formationen keine Gelder aus öffentlichen Mitteln auf— gewendet werden. Auf die Frage, warum man nach gelun⸗ gener Revolution auch weiterhin größere RfNaſſen SA, SS, Amtswalter, Stahlhelm und Hitlerjugend uniformiert zuſammenfaſſe, obwohl die kommuniſtiſche Gefahr nicht mehr oo groß ſei, antwortete ſodann Stabschef Röhm: In England, Frankreich, Italien, 15 Rußland, Polen und in den Vereinigten Staaten ſei faſt die ganze Jugend unifor⸗ 0 miert gekleidet, und ſie werde von aktiven oder Reſerve-Heeresangehörigen ganz offen mit der Waffe für den Kriegsdienſt gedrillt. Nur in Deutſchland ſolle die Uniform eine Bedrohung des Friedens darſtellen. Das Braunhemd ſei nach Material, Schnitt und Farbe als Felduniform völlig unbrauchbar. Es biete keinen Schutz gegen die Unbilden der Witterung und hebe ſeine Träger durch ſeine leuchtende Farbe aus der Menge heraus, an⸗ ſtatt ſie wie eine richtige Felduniform un⸗ ſichtbar zu machen. Das Braunhemd ſolle le⸗ diglich ſeinen Träger aus der großen Maſſe als Bekenner der nationalſozialiſtiſchen Welt⸗ anſchauung herausheben. Heute nach dem Siege iſt es das Kenn⸗ beichen der nationalſozialiſtiſchen Zu ammen⸗ gehörigkeit, Deutſchland in neuem Geiſte auf der Grundlage der bewährten Zucht und ordnung zu erneuern. Mit militäriſchem C Drill habe Ordnung und Diſziplin gar nichts zu tun. Nur in einem Staate der Unor nung findet der Bolſchewis⸗ mus aſeinsbedingungen. Die SA ſchütze daher nicht nur ganz Deutſchland, ſondern auch Europa vor dem Bolſchewismus, denn ein bolſchewiſtiſches Deutſchland bedeute ein bolſchewiſtiſches Europa. Auf die Frage des Berichterſtatters, was 1 der Stabschef zu den Behauptungen gewiſſer Kreiſe des Auslandes ſage, daß Deutſchland ſeine politiſche Armee ſchnell bewaffnen und im Waffengebrauch ausbil⸗ den könne, wies der Stabschef darauf hin, daß die franzöſiſchen Kontrollkommiſſionen ganze Arbeit geleiſtet hätten. Die Entwaff⸗ nung Deutſchlands erſtrecke ſich auch auf die wwangsweiſe Auflöſung aller zur Herſtellung von Waffen geeigneten Fabriken, von denen ſogar ein Teil niedergerſſſen werden mußte. Die Maſſenarbeitsloſigkeit, die Ausplünde⸗ 5 5 rung Deutſchlands durch Reparationszahlun⸗ gen, der Verluſt wichtiger internationaler Rohſtoffzentren und Verarbeitungsgebiete durch den Verſailler Vertrag machten ſchon aus wirtſchaftlichen Geſichtspunkten eine Auf⸗ rüſtung Deutſchlands unmöglich. Unbewaff⸗ nete und im Waffengebrauch nicht eſchulte Menſchen können nicht durch Bewaffnung plötzlich zu furchterregenden Soldaten ge⸗ macht werden. Wenn das möglich wäre, wäre es eine Sünde wider den geſunden Men⸗ ſchenverſtand, daß die hochgerüſteten Staa⸗ ten der Welt ungeheure Anteile ihres Volks⸗ einkommens für die Vervollkommnung ihrer Kriegsrüſtung und die Ausbildung ihres Heeres anwenden, anſtatt die Waffen einzulagern und ſie im Augenblick der Gefahr an das Volk zu verteilen. Im übrigen lä⸗ gen ſämtliche Induſtriereviere Deutſchlands in der Reichweite der Geſchütze nichtfreundlicher Nachbarn und können bin⸗ nen einer Stunde nach Ausbruch den Kriegs⸗ 5 Torgler beteuert ſeine Anſchuld Der kommuniſtiſche Fraltionsvorſitzende am Brandtag— Sein Aufenthalt im Reichstag— Gegenſätzliche Aussagen Leipzig, 5. Oktober. Der Prozeß wegen der Reichstagsbrand— ſtiftung iſt nach mehrtägiger Unterbrechung durch den Juriſtentag am Mittwoch fortge— ſetzt worden. Der Vorſitzende gibt zunächſt ein von ausländiſchen Perſonen unterzeich— netes Telegramm bekannt, in dem Klage ge— führt wird über Mißhandlung Dimitroffs durch einen Polizeioffizier am Schluß der letzten Sitzung. Es wird durch Zeugenver— nehmung feſtgeſtellt, daß es ſich bei dem fraglichen Vorfall keineswegs um eine Miß— handlung handelt. Im Kreuzverhör Es wird dann über die Beteiligung des Angeklagten Torgler an dem Reichstags— brand verhandelt. Auf die Frage des Vorſit— zenden erwidert Torgler, daß er am Abend vor dem Reichstagsbrand etwa bis 8.15 Uhr oder 8.20 Uhr im Reichstagsgebäude gewe— ſen ſei. Er habe zuſammen mit dem frühe— ren kommuniſtiſchen Abgeordneten Könen und der Sekretärin der kommuniſtiſchen Reichstagsfraktion. Fräulein Rehme, das Reichstagsgebäude verlaſſen. Die beiden Aktentaſchen Der Vorſitzende hält dem Angeklagten dann vor, daß er am 27. Februar mit zwei Aktentaſchen in den Reichstag zurückgekehrt ſei, die beſonders ſchwer geweſen ſein ſollen und den Eindruck erweckt haben, als ob ſie einen ganz beſonderen Inhalt hätten. Torg— ler erklärt, er habe wiederholt, faſt jeden Samstag und jeden Montag, den Reichstag mit zwei Aktentaſchen verlaſſen und betreten. In den Taſchen hätten ſich Zeitungen befun— den, die er noch nicht geleſen habe. Der Vor— ſitzende bemerkte weiter, daß zwei Zeugen in dieſer Sache ihre Ausſagen noch dahin er⸗ gänzt hätten, daß der Angeklagte Torgler ſich ſcheu um geſehen hätte. Torgler erklärt, daß er dazu keinerlei Veranlaſſung gehabt habe. Vorſitzender: Wir müſſen uns jetzt da⸗ mit beſchäftigen, wo Sie ſich am Tage der Brandſtiftung aufgehalten haben. Wann ſind Sie in den Reichstag gekommen? Torg⸗ ler: Etwa zwiſchen 11 und 11.15 Uhr habe ich den Reichstag durch Portal 2 betreten. Ich bin an dem Brandkage nicht eine einzige Minute aus dem Reichskage herausgegangen. Ich bin nur zweimal ins Hauptgeſchoß ge⸗ kommen und zwar vormittags zwiſchen 11.30 und 11.45 Uhr und dann um etwa 4.30 Uhr, um meine Poſt zu holen. Torgler bleibt bei dieſer Ausſage; als ihm Bekundungen von Zeugen vorgehalten wer⸗ den, die anders lauten, wendet er ein, daß vielleicht eine Verwechſelung der Tage vor⸗ liege. Der Angeklagte Torgler gibt weiter an, daß der kommuniſtiſche Abgeordnete Kö⸗ nen um etwa 6.30 Uhr zu ihm in den Reichs⸗ tag kam und daß er dann bis zum Schluß mit ihm zuſammen geweſen ſei. erklärung durch Bombenabwurf tauſender Flugzeuge zerſtört werden, denen Deutſchland michts entgegenzuſetzen habe. Die letzte Frage des Berichterſtatters be⸗ ieht ſich auf die Behauptung, daß die Erzie⸗ Jung der Jugend zur Ordnung und Diſziplin bei ihrem Mangel an kriegeriſchen Erlebniſ⸗ ſen eine den Weltfrieden bedrohende kriege⸗ riſche Stimmung erzeugen könne. Stabschef Röhm erwiderte darauf, daß die vom Be⸗ richterſtatter als„ſtreng militäriſch“ bezeich⸗ nete Diſziplin nicht kriegeriſcher Art ſei. Kriegeriſche und aufrühreriſche Gelüſte ſeien dort am häufigſten, wo die Diſziplin am mei- die Begegnung im Reichstag Der Vorſitzende kommt dann zu der Be— kundung von drei Zeugen, Kahrwahne, Frey und Kreyer, die Torgler am 27. Jebruar, alſo am Monkag, im Reichstag mit ei⸗ nem Mann, der van der Lubbe geweſen ſein ſoll und dann mik einem anderen Mann, der Popoff geweſen ſein ſoll, ge- ſehen haben wollen. Torgler beſtreitet, jemals in ſeinem Leben van der Lubbe kennen gelernt zu haben. Er habe ihn zum erſten Mal geſehen am Vor— mittag des 28. Februar bei der Gegenüber— ſtellung durch Kriminalkommiſſar Heinz. Popoff habe er zum erſten Mal am 24. April 1933 geſehen. die Begegnung im Reichstag ſei ganz anders verlaufen, als ſie von den Zeugen dargeſtellt worden ſei. Nach einer kurzen Unterbrechung der Sitzung hält der Vorſitzende dem Angeklagten Torgler vor, daß er über die ſehr wichtige Begegnung mit den drei Jeugen Karwahne, Frey und Kreyer bei ſeinen verſchiedenen Berneh- mungen in der Vorunkerſuchung wider- ſprechende Angaben gemacht habe. Bei der erſten polizeilichen Vernehmung ha— be er nach dem Protokoll angegeben, daß er ſich von 10.30 Uhr vormittags bis 8.15 Uhr abends ohne Unterbrechung in ſeinem Frak— tionszimmer aufgehalten habe, das er nur zweimal verlaſſen habe, um ſeine Poſt zu ho— len. Das ſtimme doch nicht ganz mit ſeinen heutigen Ausſagen überein. Es werden ihm die verſchiedenen Verneh— mungsprotokolle vorgehalten, um die Abwei⸗ chungen in ſeinen Ausſagen feſtzuſtellen. Der Verteidiger weiſt darauf hin, daß Torg— ler ſich aroße Mühe gegeben habe, die Ver— wechſ lune maufzuklären, die nach ſeiner Mei— nung Zeugen Karwahne, Kreyer und Frey unterlaufen ſei. die Frage an van der Lubbe Der Vorſitzende wendet ſich nun an den Angeklagten van der Lubbe und fragt ihn, ob er am Tage der Brandſtiftung nachmitk⸗ kags im Reichstag geweſen ſei, und zwar zu⸗ ſammen mit dem Angeklagten Torgler.— van der Lubbe(nach einigem Zögern): Nein, das glaube ich nichl. Vorſitzender: Darauf können Sie doch nur mit Ja oder Nein anlworken. Sie ſind alſo nicht mit Torgler zuſarnmengeweſen? van der Lubbe: Nein Vorſitzender: Kennen Sie Torgler von frü⸗ her? van der Lubbe: Nen Vorſitzender: Er iſt Ihnen alſo ganz unbe⸗ kannt? van der Lubbe: ſten zu wünſchen übrig laſſe. Vie Su habe jahrelang den ſchwerſten Blutterror der Mar⸗ riſten und gleichzeitig Knebelung, Verbot und Auflöſung durch die Regierungen des Weimarer Syſtems hinnehmen müſſen. 400 Kameraden ſeien feigem Meuchelmord zum Opfer gefallen. Tauſendmal habe es in der SA gekocht, tauſendmal wäre ſie aufgeſtan⸗ den, um gleichfalls der Unterdrückung ein Ende zu machen, wenn nicht eiſerne Diſzi⸗ plin gegen ihren Führer ſie zum Gehorſam gemahnt und es ſo dem Führer ermöglichte, im Kampfe um die Macht die geſammelte Kraft der nationalſozialiſtiſchen Bewegung Allein oder mit anderen? Einer Anregung des Verteidigers folgend, frage ich Sie(pan der Lubbe) ausdrücklich, ob Sie den Reichstag allein angeſteckt haben oder ob Ihnen irgendwelche Leute dabei gehol⸗ fen haben? van der Lubbe zögert zunächſt, dann geht ein Lächeln über ſeine Züge und er ant⸗ wortet: Nein. Vors.: Was denn? Sie müſſen uns die Wahrheit ſagen. Ijt Ihnen bekannt, daß durch Gutachten nachzuweiſen iſt, daß Sie allein es garnicht gemacht haben können?— van der Lubbe: Ja. Vorſ.: Haben Sie den Reichstag allein angeſteckt oder mit anderen?— van der Lubbe: Allein. Vorſ.: Niemand hat etwas vorgerichtet?— van der Lubbe: Nein. Vorſ: Wie erklären Sie ſich denn das, daß drei Sachverſtändige feſtgeſtellt haben, Sie können die Sache nicht allein gemacht haben? — van der Lubbe: Kann ich nicht ſagen! RA. Dr. Sack fragt van der Lubbe, ob er, als er die Kohlenanzünder kaufte, dieſen Kauf von ſich aus unternommen oder ob er es auf⸗ grund einer Verabredung mit anderen getan habe, die er nicht nennen wolle?— van der Lubbe verneint das letztere. NA. Dr. Sack fragt weiter, ob ihm jemand die Einſtiegsſtelle in das Reichstagsgebäude vorher gezeigt habe?— van der Lubbe ver⸗ neint auch das. Die Brand gutachten Der Vorſitzende erklärt, es ſei notwendig, noch einmal den Tatbeſtand näher durch die Sachverſtändigen⸗ und Zeugenausſagen feſtzu⸗ ſtellen, worauf Rechtsanwalt Dr. Sack erwidert, daß ihm dieſe Gutachten bekannt feien und daß er dazu bloß bemerken wolle, daß ſie feines Erachtens Fehler enthielten. Als letzter Punkt der heutigen Verhand⸗ lung wird dem Angeklagten Torgler die Aus⸗ ſage des Zeugen Weberſtadt vorgehalten, der angegeben hat, daß er am Brandtage oder an einem dem Brande vorhergehenden Tage gegenüber dem Fraktionszimmer der Kommu⸗ niſten zwei Männer getroffen habe, von denen der eine Taneff und der andere van der Lubbe geweſen ſein ſoll. Der größere habe eine Kiſte auf der Schulter getragen. Angeklagter Torgler erklärt mit aller Be⸗ ſtimmtheit, daß er nie einen Menſchen mit einer Kiſte geſehen habe. Es müſſe eine Per⸗ ſonenverwechſlung vorliegen. Lubbes verwirrte Antworten Vorſ.: van der Lubbe, Sie haben gehört. daß Sie nach der Ausſage eines Zeugen am Tage vor dem Reichstagsbrand mit Taneff zuſammen im Reichstag geweſen ſein ſollen. Iſt das richtig?— van der Lubbe(nach län⸗ gerem Zögern): Nein. entſprechend den Erforderniſſen der polin⸗ ſchen Lage geſchloſſen zum Einſatz zu brin⸗ gen. Die Erziehung der Maſſen zur Diſzi⸗ plin ſei es gerade, die das Aufkommen einer kriegeriſchen Mentalität verhindere. Soweit die Ausführungen des Stabschefs Röhm, denen man weiteſte Verbreitung im Auslande wünſchen muß. Sie werden zwar die böswilligen Verleumder, wie ſie im be⸗ ſonderen in Frankreich ſitzen, nicht über⸗ zeugen, aber ſie werden dort, wo man noch unvoreingenommen denkt, ſicherlich Eindruck machen. 5 5 4 Vorſ.: Sind Sie überhaupt vor dem Brande jemals im Reichstage geweſen?— van der Lubbe: Ja(Bewegung im Zuhörerraum). Vorſ.: Wann denn?— van der Lubbe: Vor dem Brand. Vors.: Am Tage des Brandes oder am Tage vor dem Brande?— van der Lubbe: Am ſelben Tage. Vorſ.: Am ſelben Tage waren Sie ſchon im Reichstag?— van der Lubbe: Nein. Nach einem längeren Hin und Her zwi⸗ ſchen dem Vorſitzenden und van der Lubbe, bei dem diefer lauter widerſprechende und ver⸗ wirrte Auskünfte gibt, fragt der Vorſitzende ſchließlich: Waren Sie am Reichstag oder im Reichstag?— van der Lubbe: Im Reichs⸗ tag.— Vorſ.: Sie haben vorher geſagt, daß Sie ſich den Reichstag vorerſt ſchon einmal angeſehen hätten, um zu ſehen, wo Sie hin⸗ einkommen könnten. Waren Sie ſchon vorher einmal drin im Reichstag?— van der Lubbe: Nein. Vorſ.: Ihre Antwort iſt alſo ſo zu verſtehen, daß Sie vor dem Reichstag waren, etwa um 2 Ahr, wo der Zeuge Schmal Sie ge⸗ ſehen hat. Iſt das damals geweſen?— van der Lubbe: Ja. Vorſ.: Haben Sie das gemeint, wenn Sie vorhin Ja ſagten?— van der Lubbe: Ja. Vorſ.: Innen drin im Reichstag ſind Sie vorher nicht geweſen?— van der Lubbe: Nein. Vorf.: Sind Sie mit einer Kiſte in der Nähe des Reichstages einmal geweſen?— van der Lubbe: Nein. Der Vorſitzende fragt nun den Angeklagten Taneff, ob er mit van der Lubbe einmal im Reichstag geweſen ſei? Taneff: Habe van der Lubbe zum erſten Male im Reichstag geſehen, als ich das erſte Mal vernommen wurde. Auch Torgler habe ich vor meiner Verhaftung nicht gekannt. Dem Angeklagten Popoff wird die Zeu⸗ genausſage vorgehalten, wonach er am Brand— tage etwa um halb 4 Uhr zuſammen mit Torg— ler im Vorraum des Haushaltsaòusſchuſſes ge— weſen ſein ſoll.— Popoff: Niemals bin ich bis zu meiner Verhaftung im Reichstag ge— weſen. Den Angeklagten Torgler habe ich zum erſten Male nach meiner Verhaftung geſehen. Die Weiterverhandlung findet am Donners— tag ſtatt. * Am Dienstag in Verlin Verhandlung im Reichstagsgebäude. Leipzig, 5. Oktober. Wie verlautet, wird der erſte Verhand— lungsabſchnitt im Reichstagsbrandſtifterpro— zeß aller Vorausſicht nach am kommenden Samstag, 7. Oktober, asgeſchloſſen werden. Der Montag doll ſitzungsfrei ſein und den Vorbereitungen für die Ueberſiedlung des Senates nach Berlin dienen, wo die Ver— handlungen dann am dienstag im Reichs⸗ tagsgebäude fortgeführt werden ſollen. Die Badener Spielbank Jeierliche Eröffnung. Baden-Baden, 5. Oktober. Zur Eröffnung der Spielbank verſammel— ten ſich im glänzend erleuchteten Prunkſaal des Kurhauſes die erſten Spieler. Anweſend waren u. a. Preſſechef Moraller, Polizei— direktor Naumann, Kreisleiter Bürkle und eine Reihe weiterer Perſönlichkeiten von Geſellſchaft und Staat. Punkt 8 Uhr rollte die erſte Kugel, geworfen von Apotheker Dr. Rößler, einem der älteſten Mitbürger Baden— Badens, der noch das letzte Spiel im Jahre 1872 erlebt hat. Es folgte dann ein mit all⸗ gemeinem Intereſſe verfolgtes Probeſpiel. Der Pächter des Unternehmens, Paul Sal— les, dankte in franzöſiſcher Sprache für das ihm entgegengebrachte Vertrauen und machte dann die Mitteilung, daß die Spielbank als erſte Stiftung für die Armen der Stadt den Betrag von 1000 Mark ſpendet. Dämmert es? Vernünftige Aeußerungen Daladiers. Paris, 5. Oktober. Durch eine Indiskretion ſind vertrauliche Erklärungen des Miniſterpräſidenten Dala⸗ dier über die deutſch⸗franzöſiſchen Bezie⸗ hungen zur öffentlichen Kenntnis gekommen, die das größte Aufſehen erregt haben. Daladier hat ſich unumwunden darüber be— klagt, daß ihm die ewige Aufreizung gegen das neue Deutſchland ſeine Aufgaben nicht erleichtere. Es ſei nicht ſeine Sache, ein Werk⸗ urteil über die deutſche Regierung abzugeben. Als Chef der franzöſiſchen Regierung indeſ⸗ ſen müſſe er die Verbindung mit Deutſch⸗ land aufrecht erhalten, und er müſſe feſtſtel⸗ len, daß er zu wiederholten Malen bei ſehr ſchwierigen Verhandlungen mit Deutſchland befriedigende Ergebniſſe erzielt habe. Die deutſche Preſſe ſei gegenüber Frank⸗ reich durchaus zurückhaltend, in hö⸗ herem Maße, als dies zur Zeit der republi⸗ kaniſchen Regierungen in Deutſchland der Fall geweſen ſei. Daladier ſoll dann wörklich geſagt haben: „Ich begreife durchaus, daß die Juden, die aus Deulſchland vertrieben worden ſind und in Frankreich Zuflucht gefunden haben, ihren Gefühlen Ausdruck verlewyen. Aver daß die J([das iſt die Eyriſtuch⸗ Soziale Gewerkſchaft franzöſiſchen Zeitungen ſich ihre Anzufrieden⸗ heit zu eigen machen und ihre Spalten mit ihren Klagen füllen, iſt übertrieben. Es ſcheint mir, daß die Refugies einen zu gro⸗ ßen Einfluß auf die Pariſer Jeitungen ge. wonnen haben.“ N Die anweſenden franzöſiſchen Journaliſten waren natürlich ſehr überraſcht. Bisher hatte kein Staatsmann es gewagt oder für richtig gehalten, gegen den Strom der öffentlichen Meinung zu ſchwimmen, die den Unterſchied zwiſchen jüdiſcher Rachſucht und franzöſiſchen Intereſſen vergeſſen zu haben ſcheint. Dazu kommt, daß der Quai d'Orſay die politiſche Tätigkeit der deutſchen Emigranten offen un⸗ terſtützt. Das unruhige Spanien Zum Kücktritt des Kabinetts. Madrid, 5. Oktober. Der Rücktritt der Regierung Lerroux, die nur vier Wochen im Amte war, kommt nicht überraſchend, denn das Kabinett, das von den Radikalen unter der Führung des 70 jährigen Miniſterpräſidenten Alexander Lerroux am 10. September gebildet wurde, trug von Anfang an den Charakter eines Uebergangsregimes. Die ſeit Ausrufung der ſpaniſchen Republik am 14. April 1931 maß⸗ gebenden und durch das Kabinett Azana re— präſentierten linksrevublikaniſchen Kräfte waren durch wirtſchafts- und kulturpolitiſche Meinungsverſchiedenheiten immer mehr aus— einandergetrieben worden. Vor allem war es die ankiklerikale und ſo⸗ zialiſtenfreundliche Politik. die dem religiö⸗ ſen und konſervakiven Sinn des ſpanſchen Volkes widerſtreble. Die anfangs Sepkember abgehaltenen Wahlen zum Skaatsgerichtshof brachten einen bedeukſamen Rechtsruck mit ſich, der die zwar republikaniſche. aber inner halb dieſes Rahmens ſtark nach rechts nei⸗ gende Radikale Partei Lerroux zum ſtärkſten polikiſchen Faktor werden ließ. Die Anarhie in Kuba Militärdiktatur ſehr wahrſcheinlich. Havanna, 5. Oktober. Nach einer amtlichen Mitteilung wurde ein Attentat auf den Präſidenten San— Martin verübt. Es wurden 30 Schuß auf den Kraftwagen abgefeuert, in dem der Prä— ſident ſaß. Weder der Präſident noch die an— deren Inſaſſen des Wagens wurden verletzt. Es ſoll ſich um ein Panzerautomobil handeln. In amerikaniſchen Kreiſen Havannas herrſcht allgemein die Anſchauung, daß die Präſideniſchaft San Markin von einer Mili⸗ kärdiktatur abgelöſt werden wird.— Der bei der Verſchwörung und Pfänderung des Na- cional-Hofels augerichtete Schaden wird auf 150 000 Dollar geſchätzt. Die Schüſſe auf Dollfuß Die Motive zur Tat. Wien, 5. Oktober. Die Polizei veröffentlichte einen Bericht über den Anſchlag ouf den Bundeskanzler Dollfuß. Von beſonderem Inkereſſe iſt, daß die Po- lizei verſucht, wider beſtes Wiſſen die Tat dem Nationalismus in die Schuhe zu ſchie⸗ ben, denn es heißt in dem Bericht wörklich: „Troß ſeiner Zugehörigkeit zum Wehrbund der Soldaken. Die Red.) galt Derkil im Arei⸗ ſe ſeiner Kameraden als Anhänger national ſozialiſtiſcher Ideen. Er hat ſich jedoch durch aktive politiſche Betätigung nicht bemerkbar gemacht.“ Bei der Vernehmung, ſo heißt es in dem Bericht dann weiter, habe Dertil zugegeben, daß er nicht in Tötungsabſicht gehandelt ha⸗ be, obgleich er damit gerechnet hätte, daß die Schüſſe tödlich wirken könnten, mit 155 Tat habe er die Aufmerkſamkeit auf ſeinen Stiefvater, den Schriftſteller Dr. Raimund Günther, lenken wollen, der nach ſeiner An⸗ ſicht allein imſtande wäre,„das Volk in eine beſſere Zukunft zu führen.“ der Täter kein Nationalſozialiſt Ueber die bisherigen Ergebniſſe der zur Aufklärung des Anſchlages auf Dr. Dollfuß von der Polizei geführten Unterſuchung wird bekannt, daß in dem in der Wohnung des Täters Dertil beſchlagnahmten umfangrei⸗ chen Schriftenmaterial auch politiſchen In⸗ halts keinerlei Legitimation oder Belege dafür gefunden worden ſeien, daß er Mit⸗ 1 0 der nationalſozialiſtiſchen Partei gewe⸗ en ſei. Die Schriften hätten nichts Bedenkliches ergeben. Andererſeits hak Dertil während ſeiner Militärzeit als Mitglied des unpoliti⸗ ſchen Wehrbundes auch eine Erklärung un kerſchrieben, er ſei nicht nationalſozialiſtiſcher Parteigänger. Im Verhör zeigte Derkil jetzt bemerkenswerte Ruhe. Nach dem Grund der Tat befragt, antwortete er wiederholt, er ha⸗ be die Oeffenklichkeit auf ſeinen Skiefvater Dr. Günkher aufmerkſam machen wollen, als den einzigen Mann, der Oeſterreich im ſetzi⸗ gen Augenblick rekten könne. Deutsche Preſſeſtimmen Die geſamte deutſche Preſſemißbilligt das Attentat auf den öſterreichiſchen Bundes⸗ kanzler. Die„Deutſche Allgemeine Zeitung“ nennt den Anſchlag eine ganz beſondere Dummheit. Niemand habe ein Intereſſe da⸗ ran, daß der Gewaltakt eines unverantwort⸗ lichen Menſchen etwa die natürliche Entwick⸗ lung des deutſch-öſterreichiſchen Verhältniſ⸗ ſes aufhalte und ſtöre. Der„Völkiſche Beobachter“ ſchreibt: „Wir halten den Revolver nicht als das geeignete Mittel, um polikiſche Kämpfe aus⸗ zufechten und verurkeilen grundſätzlich voli⸗ kiſche Aktkenkatle. Wir freuen uns deshalb, daß die Kugel des Aktenkäters ihr Ziel ver⸗ fehlte. Dieſes Aktenkak beleuchtet aber die verhängnisvolle Situakion Oeſterreichs, in die das Land durch eine Politik gebracht wurde die zwangsläufig zu Verzweiflungs⸗ taten ſener Individuen führen muß, die an den Regierungsmethoden der derzeitigen Machthaber irre geworden ſind.“ Aus Wien wird übrigens mitgeteilt, daß das Befinden des Bundeskanzlers gut iſt. Hakenkreuzjahne vor der Wiener Iper Wien, 5. Oktober. Auf einem der vor dem Gebäude der Oper in der Kärtner Straße ſtehenden hohen Licht⸗ maſten wurde am Mittwoch in den Mittags⸗ ſtunden zur Zeit regſten Verkehrs eine Haken⸗ kreuzfahne aufgezogen. Die Feuerwehr ent— fernte die Fahne. Tauſende von Perſonen hatten ſich inzwi. ſchen angeſammelt und beſprachen den Vor- fall. Die Polizei hatte Mühe, den Straßen. verkehr aufrecht zu erhalten. Der Führer über das deutſche Neih Abſchluß des Deutſchen Juriſtentages f Leipzig, 5. Oktober. In der letzten Sitzung des Deutſchen Juriſtentages erſchien, von ſtürmi⸗ ſchem Jubel begrüßt, Reichskanzler Adolf Hitler. Zunächſt ergriff der Führer der Deutſchen Rechtsfront, Reichsjuſtizkommiſ⸗ ſar Staatsminiſter Dr. Frank das Wort, um in einſtündigen Ausführungen die Er⸗ gebniſſe des Juriſtentages und die Lehren, die die deutſche Juriſtenſchaft daraus zu zie⸗ hen gewußt habe, darzulegen. Der Treueſchwur auf den Führer des deutſchen Volkes im Goltesſtreit um das deulſche Recht, Adolf Hitler, wurde von den Juriſten mit heiligem Ernſt aufge⸗ nommen. Darauf betrat der Führer den Redner⸗ turm und nahm, nachdem der ſtürmiſche Beifall ſich gelegt hatte, unter lautloſer Stille der Verſammlung das Wort. der Führer ſyricht In ſeiner Anſprache erläuterte der Führer die weltanſchaulichen Grundlagen des Rechts und zeigte den Wandel auf, dem in der Ent⸗ wicklung der Völker auch die Rechtsauffaſ⸗ ſungen unterworfen ſind. Er ſprach insbe⸗ ſondere über die raſſiſche Bedingt⸗ heit des Rechtsbegriffes, die zu Er⸗ kenntniſſen führe, die für die Zukunft von entſcheidender Bedeutung auch im interna⸗ tionglen Rechtsleben werden würden. Ein Staat. der ſeine raſſiſche Miſſion be⸗ griffen habe kenne keine Unterdrückung fremder Völker. Nur auf dem Boden dieſer geiſtig ebenſo umwälzenden wie politiſch verpflichtenden Erkenntniſſe könne eine wirkliche organiſche Völkergemeinſchaft als mögliche Weltord⸗ nung entſtehen. Aus dieſer Einheit zwiſchen 1100 und Staat ergebe ſich klar und eindeu⸗ ig die Aufgabe der Staatsführung: Volks- erhaltung, Raſſenſchutz und Raſſenpfle⸗ ge, alle anderen Aufgaben ſeien dadurch in natürlicher Bedingtheit gegeben. Die Rechtsauffaſſung des liberalen Stagtes ende im Zerfall eines Volkes, das am Staat und ſeiner Juſtiz allmählich irre werde. Der totale Staat werde keinen Unterſchied bilden zwiſchen Recht und Moral. Nur im Rahmen ſeiner gegebenen Weltanſchauung könne und müſſe eine Juſtiz unabhängig ſein. Der Führer ſchloß ſeine eindrucksvollen Ausführungen mit einem Appell an die deulſchen Juriſten, ſich im Sinne der Einheit von Skaaksauffaſſung und Kechtsauffaſſung den Verpflichtungen gegenüber dem Volke bewußt zu ſein. Nach der Rede des Führers ſchloß der Reichsſuſtizkommiſſar Dr. Frank den erſten Deutſchen Juriſtentag mit einem dreifachen Siegheil auf das ewige deutſche Vaterland und ſeinen Führer. Bei der Abfahrt war der Führer Gegenſtand der lebhafteſten Hul⸗ digungen der Menge, die die Straßen auf dem Ausſtellungsgelände und in den daran anſchließenden Skraßen in dichten Mauern beſetzt hielt. In lurzen W. Reichskanzler Hitler äußerte 15 auf dem Deutſchen Zuriſtentag in bemerkenswerter Weiſe über das neue deutſche Recht. Der Reichstagsbrandprozeß wurde am Mittwoch mit der Vernehmung des Ange⸗ klagten Torgler fortgeführt. Es ſollte geklärt werden, was Torgler am Tage des Reichs⸗ tagsbrandes im Reichstage gemacht habe. Der 9. November wird in dieſem Jahre in München beſonders feierlich begangen wer⸗ den. Die bisherigen Ergebniſſe zur Aufklärung des Anſchlages auf Bundeskanzler Dr,. Doll⸗ fuß haben keine Beweiſe für die Zugehörig⸗ keit des Täters Dertil zur NSDAP. ergeben. Im Völkerbund wurde am Mittwoch zur Frage der deutſchen Flüchtlinge von deut⸗ ſcher Seite erklärt, daß eine Unterſtützungs⸗ aktion des Völkerbundes nicht auf eine Un⸗ terſtüzung derjenigen Elemente hinauslau— fen dürfe, die vom Auslande her die deut⸗ ſche Regierung offen oder heimlich zu be⸗ kämpfen ſuchten. i Schriftleitergeſetz verabſchiedet Das Reichskabinett beſchließt. Berlin, 5. Oktober. Das Reichskabinett verabſchiedete in ſei⸗ ner Mittwochsſitzung das vom Reichsminiſte⸗ rium für Volksaufklärung und Propaganda vorgelegte Schriftleitergeſetz. Durch dieſes Geſetz wird der Schriftlei. terberuf zu einem Träger öffentlicher Aufgaben gemacht. Das Geſetz enthält Vorſchriften über die Zu⸗ laſſung zum Schriftleiterberuf, über ſeine Ausübung, ſeinen Schutz in verbandsrecht⸗ licher und ſtrafrechtlicher Beziehung und re⸗ gelt die Ueberleitung in den neuen Rechtszu— ſtand. Der Reichsverband der Deulſchen Preſſe erhält die Eigenſchaft einer Körperſchaft des öffenklichen Rechts, die alle Schrift- leiter umfaßzt. Das Geſetz ſieht u. a. auch die Schaffung von Berufsgerichten vor, denen Aufgaben des Rechtsſchutzes unter Ueberwachung der Schriftleiter übertragen werden. Weitere Veſchlüſſe des Kabinetts In der Kabinettsſitzung wurde ferner ein Geſetz über die ſchiedsrichterliche Erledigung privatrechtlicher Streitigkeiten des Reichsfis⸗ kus angenommen. 5. Weiter beſchloß das Reichskabinett ein Geſetz zur Gewährleiſtung des Rechtsfrie⸗ dens, wonach Richter, Staatsanwälte oder Beamte, die mit politiſchen oder polizeilichen Aufgaben betraut ſind, aber auch Angehörige der Wehrmacht, des Luftſchutzverbandes, der SA, des Stahlhelms und Amtswalter der NSDAP. ſowie Schöffen, Geſchworene, Zeu⸗ gen oder Sachverſtändige vor Gericht unter einen beſonderen Schutz geſtellt werden. Danach wird mit dem Tode, lebensläng⸗ lichem Juchthaus oder mit Juchthau⸗ bis zu 15 Jahren beſtraft, wer es unker⸗ nimmt, die angeführken Perſonen aus po⸗ litiſchen Beweggründen oder wegen ih⸗ reramtlichen oder dienſtlichen Tätigkeit zu kölen, oder wer zu einer ſolchen Tö⸗ kung auffordert, ſich erbietet, ein ſolches Erbeiten annimmt, oder eine ſolche Tö- kung mit einem anderen verabredet. Die gleichen ſchweren Strafen werden feſtge⸗ ſetzt für die Herſteller und Verbreiter von hochverräteriſchen Druckſchriften im Auslan— de und für die Einführung und Verbreitung ſolcher Druckſchriften im Inlande. Schließlich wurde ein Geſetz über organ ſatoriſche Maßnahmen zur Förderung des Außenhandels verabſchiedet, das gemeinſam mit den Durchführungsbeſtünmungen dem—⸗ nächſt veröffentlicht werden wird. Ein„Geiſterzug“ Myſteriöſe Beobachtungen in Schweden. Skockholm, 5. Oktober. Unter der ländlichen Bevölkerung Mittel- ſchwedens wird eine ſeltſame Begebenheit eifrig beſprochen. Zwiſchen den Stationen Orreſta und Tortung wurde an einem der letzten Abende von einer Geſellſchaft von mehreren Perſonen beobachtet, wie ein Ex⸗ preßzug mit hellen, erleuchteten Fenſtern in höchſter Geſchwindigkeit lautlos die Strecke durchraſte. Die Erſcheinung rief bei den Beobach⸗ kern große Beſtürzung hervor, da man wußte, daß der Expreß erſt eine halbe Stunde ſpäter an der Stelle durchfahren mußte. Beſonders eigenartig iſt es, wie ſchwediſche Blätter berichten, daß an der gleichen Stelle in jüngſter Zeit wiederholt das gleiche Phä⸗ nomen beobachtet werden konnte. Von der Preſſe wird darauf hingewieſen, daß vor zwei Jahren in einer verlaſſenen Gegend von Lappland, wo es keine Eiſen bahn gibt, das lautloſe Durchfahren eines Schnell“ zuges durch einen Walddiſtrikt beobachtet werden konnte, ohne daß man eine Erklä⸗ run f für die Erſcheinung zu finden ver⸗ mochte. elbltaullöſung der Nou der Tſchechoflowalei Prag, 5. Oktober. Der Parteivorſtand der Deutſchen Natio⸗ nalſozia 00 075 Arbeiterpartei in der tſche⸗ choſlowak ſchen Republik hat auf Grund der ihm vom außerordentlichen Parteitag in Bo⸗ denbach erteilten Vollmacht die Einſtellung der Tätigkeit der Partei und ihre Liquidie⸗ rung beſchloſſen. N Parteiamklich wird erklärt, daß infolge der poliliſchen Verhältniſſe ein erfolg⸗ reicher Einſatz im politiſchen Kampf un⸗ möglich ſei. Die Mandate in den öffentlichen Vertre⸗ tungskörpern ſeien nach Möglichkeit beizu⸗ behalten. b Und gleichzeitig Verbot ö Prag, 5. Oktober. Der Zentrale der Deutſchen Nationalſozia⸗ liſtiſchen Arbeiterpartei ſowie allen Orks, Bezirks-, Kreis- und Landesorganiſationen iſt es von amtlicher Seite unkerſagt worden, noch weilerhin lätig zu werden. In der Begründung zu dieſem Verbot heißt es u. a bereits alle Beſtrebungen der Partei, alle Deutſchen zu vereinigen, ſchlöſ⸗ ſen in ſich die Zeichen der Gewalt ein. Fer⸗ ner werden in der Begründung dieſe Vemü⸗ hungen als Verletzungen ſowohl des Straf⸗ geſezes als auch des Paragraph 113 der Verfaſſungsurkunde(Erhaltung der öffent⸗ lichen Ruhe und Ordnung) bezeichnet. Ein Interview mit Göring Keine Revanchegedanken, aber Rechte zur i Verteidigung. Paris, 5. Oktober. „Paris Soir“ veröffentlich ein Interview ſeines nach Deutſchland entſandten Sonder⸗ berichtereſtatters, Jules Sauerwein, mit dem preußiſchen Miniſterpräſidenten Göring. Nach dieſem Interview erklärte der Mini⸗ ſterpräſident u. a.: Wir wollen keinen Krieg. Ich ſage das als Soldat, deſſen Handwerk jahrelang darin beſtand, Krieg zu führen, und ich werde ſagen, warum wir keinen Krieg wollen. Frankreich und Deulſchland können un⸗ möglich ſich gegenſeadg vernichten wol- en. Sie ſind in keinem früheren Kriege ſoweit gekommen, und es wird ihnen auch niemals gelingen. Um ein Stückchen Erde ſoll nie⸗ mals Krieg geführt werden, aber gegen ei⸗ nen Feind, der uns vernichten möchte, muß Krieg ſein bis auf den letzten Mann und bis zum letzten Atemzug. Wir haben keine Revanchegedanken. Ein altes deut⸗ ſches Lied begann mit den Worten:„Sieg⸗ reich woll mwir Frankreich ſchlagen“, Ich habe Befehl erteilt, es nicht mehr zu ſingen Miniſterpräſidentk Göring ging ſodann zum Flugweſen über, indem er ſagle: Ich brauche Verteidigungswaffen. Als Chef des deulſchen Flugweſens gehe ich von drei Grundſätzen aus. die ich als drei Pflichten anſehe. Junächſt mut ich das Verkehrsflug ⸗ weſen organiſieren. deſſen Budget 1929 dez, miert worden iſt. Das Material iſt nicht mehr modern. Es enkſpricht nicht mehr den Si- cherheilserforderniſſen. Pir brauchen überall drelmolorige Flugzeuge. Iwenens wi ich nicht in Deutſchland den Fliegergeiſt unter ⸗ gehen laſſen. Die deulſche Jugend muß die Freude am Fliegen behalten. Drittens will ich bemeiſen, daß wir ein Mindeſtmaß gon Defenſive in der Luft benötigen wie zu Lan⸗ de und zu Waſſer. Ich verlange eine kleine Luftflotte, beſte⸗ hend aus Flugzeugen, die zu leicht gebaut ſind, um für den Abwurf von Bomben zu dienen und wenn man will ſogar mit einem Brennſtoffvorrat, der ke ne lange Flugzeit geſtattet. Dieſe kleinen Jagdflugzeuge. die zum Angriff ungeriane! ſind, können uns gegen Angreifer nützen. Und jetzt zum Schluß Folgendes: Iſt es nicht elend und abſurd, dieſer ewige Streit und dieſe Spannung, die niemals zwiſchen unſe⸗ ren beiden Völkern aufhören? Glauben Sie, daß wir einen einzigen Gegenſtand der Zwietracht hälken, der es lohnle, daß wir unſere Exiſtenz der⸗ art vergiften? Ich ſehe keinen. Wenn der Führer ſich für das deutſche Volk verpflichtet, handelt es ſich um eine endgültige, vorbehaltloſe Verpflich⸗ tung und die ganze Nation wird ihm folgen. Aber haben Sie in Frankreich trotz Ihres Parteiſtreites und Ihrer parlamentariſchen Kompromiſſe einen Mann? der Dank des Neichspräſidenten Berlin, 5. Oktober. Der Herr Reichspräſident gibt folgendes bekannt: Auch in dieſem Jahre ſind mir zu meinem Geburkskag aus allen Teilen des Reiches und allen Kreiſen der Bevölkerung, beſonders auch von Deukſchen im Auslande, zahlloſe Glückwünſche kelegraphiſch, brieflich ſowie durch die Preſſe zugegangen, die mich herz lich erfreut haben. Da es mir unmöglich iſt, jedem Einzelnen zu danken, ſpreche ich Allen, die meiner freundlich gedacht haben, auf die⸗ ſem Wege meinen kiefempfuündenen Dank aus. Letzte Nachrichten Dritte Reichsautobahn. Berlin, 5. Okt. Wie der„Angriff“ von zu⸗ ſtändiger Stelle hört, kommt als nächſte Au⸗ tobahn die Strecke Berlin— Stettin in Frage. Mit dem Beginn des Baues dieſer Strecke iſt in wenigen Wochen zu rechnen. Die Vor⸗ arbeiten ſind ſoweit gediehen, daß die Bau⸗ leitung der Strecke Berlin— Stettin dem⸗ nächſt in Angermünde eingeſetzt wird. Der 9. November in München. München, 5. Okt. In einer Parteiverſamm⸗ lung teilte der ſtellvertretende Gauleiter Nippold nähere Einzelheiten über die großen Feiern am 9. November mit. Der Zug mit dem Führer wird ſich genau wie am 9 No⸗ vember 1923 vom Bürgerbräu-Keller zur 75. Feldherrnhalle bewegen. Dort wird die Wei— he eines Ehrenmals für die Gefallenen des 9. November vorgenommen werden, ſpäter auch die Vereidigung der Hitlerſtandarte und die Vereidigung von 10 000 bayeriſchen Bür⸗ germeiſtern durch Innenminiſter Adolf Wag⸗ ner. Wegen Verleilung von hetzflugblättern in Haft genommen. Oberhauſen, 5. Okt. Das Polizeipräſidium Oberhausen teilt mit: Nachdem in letzter Zeit die kommuniſtiſche Propaganda wieder in größerem Umfange aufgelebt iſt und in den Nächten vom 30 September zum 1. Ok⸗ tober und vom 1. und 2. Oktober nach dem Erntedankfeſt nicht davor zurückgeſchreckt iſt, in großem Ausmaße Handzettel hetzeriſchen Inhaltes zu verbreiten, hat ſich der Polizei⸗ präſident gezwungen geſehen, rund 100 Per⸗ ſonen, die der früheren KPD. angehört ha⸗ ben, feſtnehmen zu laſſen, um ein derartiges ſtaatsfeindliches Treiben für die Zukunft zu unterbinden. Kommuniſt ſchietzt SA⸗Mann nieder Gelſenkirchen, 5. Oktober. In der Nacht zum Mittwoch wurde der SA-Mann Joſef Wolffmann in Erle auf der Bismarckſtraße von dem Kommuniſten Wontzinſki aus Buer durch einen Unterleivs⸗ ſchuß lebensgefährlich verletzt. Auf die Schüſ⸗ ſe eilten Schutzpolizeibenmle und SA-Män⸗ ner hinzu und nahmen die Verfolgung des feigen Mordgeſellen auf, der ſpäler feſige⸗ nommen werden konnke. die Mordwaffe, eine große Armeepiſtole, wurde in einem Hühnerſtall gefunden. der SA. Mann wurde dem Knappſchaftskrankenhaus zugeführt und ringt mit dem Tode Die Schlaftrautheit Neuyork, 5. Oktober. Die Forſchungen nach dem Träger der Schlafkrankheit in den Vereinigten Staaten dauern unentwegt fort. Wie neuerdings aus Jackſon berichket wird, hat der Gouvernur das Staates Miſ⸗ ſiſſipvi bekanntgegeben, daß an einer A Skräflinge, die ſich hierzu freiwillig zur Ber⸗ fügung geſtellt hätlen, verſuche angeſtellt worden ſeien, um feſtzuſtellen ob nicht die Jliege als Erreger der Schlafkrankheit in Bekracht komme. Nach den ſeitherigen Be⸗ obachtungen komme man zu der Anſicht, daß die Fliege zum mindeſten die Uebertragung der Krankheit begünſtige. Milchfuhrwerk vom Zuge erſfatzt Fulda, 5. Okt. Morgens wurde an dem ſchrankenloſen Bahnübergang der Kleinbahn Fulda⸗Gersfeld zwiſchen Eichenzell und Wel⸗ kers ein Milchfuhrwerk vom Juge erfaßt und völlig zertrümmert. Der Milchhändier wur⸗ de dabei vom Wagen geſchleudert, und der Kopf wurde ihm vom Kumpfe getrennt. Auch das Pferd wurde getötet. Gerettet im letzten Augenblick Kaltowitz, 5. Oktober. Auf der Kohlengrube Eichenau in Oher⸗ ſchleſien ſtürzte ein Förderturm in den Schacht und verſchüttete elf Bergleute. Man hatte alle Hoffnung aufgegeben, die Ver⸗ ſchütteten retten zu können. Wieder Erwar⸗ ten iſt es der Rettungsmannſchaft im letzten Augenblick gelungen, bis zu den Verſchütte⸗ ten vorzudringen und ſie zu bergen. Die alten Handwerks- bräuche leben wieder auf In Berlin wurde erſt⸗ mals wieder nach altem Handwerksbrauch die Lospreiſung und An⸗ preiſung von neuen Lehrlingen vorgenom⸗ men. Die neuen Lehr⸗ linge geloben dem Ober⸗ meiſter, dem Handwerk Ehre zu machen. „Ich glaube an nichts Gutes mehr.“ „Man läßt uns rückſichtslos verarmen!“ „Der gemeine Mann gilt dem Staat mehr als wir!“ „Ein Blitz vom Himmel, trümmerte!“ So ging es hin und her— ſo rief man durcheinander. „Der Abend hatte ſich inzwiſchen mit der Nacht ver⸗ mählt. Es war ein klarer Herbſttag geweſen, und rein und ſtill leuchteten auch jetzt vom nächtig⸗blauen Himmel die Sterne. Die Formen und Farben der Landſchaft waren Dunkel, wie eine Wolkenbank, lagerte nur im Weſten die ſcharfgeſchnittene Silhouette längſt verſchwommen. des Rieſengebirges. „Durch dieſe ſtille und friedliche Nacht ſprengte, aus ſeinem Reittier das äußerſte herausholend, vorbei an den der dieſen Stein zer⸗ Zucht und Sitte nur warnt. älteſten Söhne. ſchlummernden Dörfern, den einſamen Gehöften und ſpät. Katen, ein einzelner Reiter. Graf Heinitz, vor wenigen Stunden erſt aus Königs⸗ berg zurückkommend, hatte in ſeinem Schloß zu Blotſch die Aufforderung des Grafen Thiel vorgefunden, ſich an einer Zuſammenkunft derjenigen Adeligen, die den neuen Ge⸗ ſetzen abgeneigt ſeien, zu beteiligen. Es erſchien ihm Pflicht, dieſer Einladung noch nach⸗ zukommen, obwohl die Zeit knapp und es möglich war, daß er die Verſammlung nicht mehr vollzählig antraf. „Doch er konnte auf alle Fälle mit Thiel, den ſie alle als hrer anerkannten, reden, Sein Herz brannte von der Votſchaft, die er trug. Er empfand ſie als einen Triumph, als einen Sieg ſeiner Kaſte. aus dem Sattel ſprang. dienung!“ Heinitz war kein junger Menſch mehr. Er ſtand den Fünfzigern näher als den Vierzigern. Er war kurz ge— wachſen und von apoplektiſchem Bau. Eine durch adelige mühſam zeichnete ſein rotes, rundes, bärtiges Geſicht. „Es wird dir zuviel werden“, hatte die Gattin ihn ge⸗ Aber ſie war es zufrieden, daß er ſich, kaum zurück, ſchon wieder für einen oder zwei Tage beurlaubte. Es war friedlicher und heimiſcher auf Schloß Blotſch, wenn der Hausherr fehlte. Sie lebte ſtill und glücklich ihren acht Kindern und trieb äſthetiſche Betrachtungen mit dem liebenswürdigen und geſcheiten Präzeptor ihrer beiden So wenig Anlaß dazu vorhanden war— denn das ungeheuer ſtarke Standesbewußtſein der Gräfin bewahrte ſie vor jeder unziemlichen Vertraulichkeit mit„Unter⸗ gebenen“—, der Graf neigte zu einer rohen Eiferſucht. Wenn er da war, fiel jede Gelegenheit zu gemeinſamer Lektüre und gefühlvoller Philoſophie. Als Heinitz nach einem ſcharfen Ritt von mehr als fünf Stunden— Blotſch lag nordöſtlich von dem Thiel⸗ ſchen Kerngut— in die Birkenallee einbog, bemerkte er, daß alle Fenſter des Herrenhauſes noch erleuchtet waren. Stolze Freude ſchwellte ſein Herz. Alles, was Haß, Genugtuung; und Siegestriumph in einem Herzen lodern machen kann, erfüllte die Bruſt des Herrn von Heinitz, als er jetzt vor der Rampe des Schloſſes Da zu ſo ſpäter Stunde— es mochte faſt zehn Uhr ſein— niemand ſeine Ankunft bemerkt hatte, alſo auch kein Diener oder Knecht herbeieilte, rief er mit herriſcher Stimme, als wäre er bei ſich zu Hauſe:„Hallo! Be⸗ Als aber keiner kam, band er, zornig, ſein Pferd an eine Stange des kunſtvollen Eiſengitters mit dem Zügel feſt und ging, ſchweratmend, denn der Ritt war an⸗ ſtrengend geweſen, die Freitreppe hinauf. gemilderte Brutalität lernt zu ducken. iſt geſtürzt!“ Er kam nicht zu Flügeltür, war einem Zimmermädchen und einem jungen Burſchen in Livree gegenüber, die die Gelegenheit benutzt hatten, ihren Zuneigungsgefühlen einen natürlichen Ausfluß von Zärt⸗ lichkeiten zu verſchaffen. Rückſichtslos ließ Heinitz die Peitſche auf den Rücken des Dieners niederſauſen und ſchlug mit der flachen Hand rechts und links dem Mädchen ins Geſicht. „Das Pferd draußen abreiben und unterſtellen! Hafer! Marſch!“ befahl er außer Atem. „Meld' der Gräfin, daß ich um ein Nachtquartier bitte!“ Die flogen, den Befehlen nachzukommen. Heinitz aber ging großen, etwas ſchwankenden Schrittes auf das Herrenzimmer zu. In Schloß Thiel kannte er ſich aus wie auf Blotſch. So, dachte er zufrieden, alte Sitte, guter Ton! Man wagte ja kaum noch, die Kanaillen an⸗ zupacken. Jetzt ſollen ſie von neuem parieren lernen— jetzt werden die Zügel doppelt ſtramm angezogen. Wäre man nicht ſo human geweſen, die Hunde hätten nie ver⸗ Die Eingangstür zur Halle, eine mächtige, geſchnitzte unverſchloſſen. Unverſehens ſtand er Zur Magd gewandt: Damit ſtieß er die Tür auf und rief in den Qualm und Weindunſt mit ſtarker, durchdringender Stimme:„Stein „Heinitz!“ riefen überraſcht und faſt ungläubig wein⸗ rauhe Stimmen.„Zurück?“ „Was ſagſt du?“ „Wie meinen Euer Hochwohlgeboren?“ „Was ſagt der Herr Graf?“ „Bind' uns keinen Bären auf, Heinitz!“ Der griff nach dem erſten beſten Glas, das in ſeiner Nähe ſtand und ſtürzte den Inhalt hinunter. Breitbeinig und nonchalant warf er ſich auf einen der Stühle, die leer geworden waren, weil ſich die Geſellſchaft auf ſeinen Sturmruf hin wie ein Mann erhoben hatte. Heinitz wiſchte ſich den Bart, warf aus kleinen und ſtechenden Augen einen raſchen Blick über die Anweſenden und ſetzte ſich in eine weniger nachläſſige Poſitur. (Fortſetzung folgt.) Nachdruck verboten. Im Nu ſaß Vandro am Steuer, manövrierte den Wagen vor das Hotelportal, ſprang herab und ſtand, die Hand an der Mütze, grüßend am Schlag. Drei Herren waren mit herausgekommen, ſprachen, lebhaft geſtiku⸗ lierend, alle zugleich auf ihn ein. Georg von Vandro, der das Franzöſiſch vollkommen beherrſchte, verſtand ſchneller als Steinherr, der auf Deutſch antwortete. Sie wollten nach dem Lunch das Werk beſichtigen. Steinherr bedauerte, ſich heute nicht zur Verfügung ſtellen zu können; wichtige Sitzungen erforderten ſeine Gegenwart. Sie bedauerten ebenſo höflich wie er, der merkwürdig kühl und unbeteiligt wirkte im Schwall ihrer ſprudelnden Beredſamkeit. Eine Dame kam vorbei, ſchlank, im ſchwarzen, pelz⸗ veſetzten Koſtüm. Unter einer Federtoque kräuſelte ſich ſilberblondes Haar. Schwerlidrige Augen betrachteten flüchtig die Herrengruppe, leuchteten lächelnd auf, da Steinherr ſich zufällig umſah. Sofort ging er auf ſie zu. Das war Schickſalsfügung! Vielleicht verriet ſie ſich. „Darf ich Ihnen die Herren vorſtellen?“ ſagte er, ſie begrüßend.„Doktor le Brun, Monſieur Meilhac, Mon⸗ ſieur Marion, Monſieur Regnier— der Ihnen übrigens bekannt ſein dürfte...“ Die Maloreen hob fragend die Braunen, fixierte für Sekundenlänge den eleganten jungen Menſchen vom brünetten Typ der Südfranzoſen, und ſchüttelte dann lächelnd den Kopf. „Nicht, daß ich wüßte, lieber Freund!“ „Monſieur Regnier flog mit uns nach London. Er ſaß Ihnen gegenüber, hob Ihre Sachen auf.— Sie ſehen, ich habe ein gutes Gedächtnis, Monſieur.“ „Verzeihen Sie, wenn das meine verſagt“, lachte die Frau liebenswürdig.„Es iſt ſchrecklich unhöflich von mir. Aber man trifft ſo viele Menſchen, wenn man viel reiſt— nicht wahr? Monſieur muß mir verzeihen!“ Der Franzoſe beugte ſich über die ihm gereichte Hand. „Madames Vergeßlichkeit iſt ebenſo begreiflich wie mein Erinnern. Ich bin ein Typ, wie man ihn tauſend⸗ mal im Jahre trifft. Madame dagegen kann keiner ver⸗ geſſen, der ſie je geſehen.“„ Ein leiſes Auflachen.„ „Ah! Was iſt der Franzoſe für ein ritterlicher Mann! Mitten aus wichtigem Geſpräch geriſſen, findet er Zeit, einer fremden Frau Komplimente zu machen. Deutſchland kann von Ihnen lernen!“ Die grünen Augen funkelten Steinherr an. Dann eine leichte, graziöſe Geſte der weiß⸗ behandſchuhten Hände:„Meine Herren! Mein Freund! Die Sonne lacht und lockt— und einer Lockung ſoll man bekanntlich nie widerſtehen.“ Mit einem liebenswürdigen Neigen des Hauptes ſchritt Jenny Maloreen weiter. 5 Man ſprach weiter. Steinherr bat die Herren zu ſich zum Abendeſſen. Am nächſten Tage ſollte dann das Werk beſichtigt werden. Ein neuer Wortſchwall höflicher Ver⸗ abſchiedung— wollten die Herren mitfahren? Nein! Lieber zu Fuß durch die Stadt bummeln, meinte der grau⸗ haarige le Brun mit dem roten Geſicht derer, die gern gut eſſen. Man mußte ſich das Straßenleben doch ein bißchen anſehen! Schnell glitt der Wagen davon. Kein Wort ſprachen die beiden Männer auf der Fahrt. Und doch umkreiſten ihre Gedanken die gleichen Fragen. Dreiundzwanzigſtes Kapitel. Als der Wagen im Hofe des Werkes eingefahren war, wandte ſich Steinherr dem Führer zu: „Bitte mit hereinkommen, Doktor!“ Wortlos gehorchte der Jüngere. Stand dann im großen, hell, aber nüchtern wirkenden Arbeitszimmer vor ſeinem Chef, der ihm Zigaretten anbot und auf einen Stuhl wies. „So, Doktor. Und nun ſagen Sie mir einmal, warum Sie Frau Maloreen und den Franzoſen ſo intereſſiert be⸗ trachteten!“ Scharf, durchdringend ruhten ſeine Augen auf dem offenen Geſicht, deſſen leichte Sonnen- und Luftbräune die aufſteigende Röte ſchlecht verbarg. „Tat ich das, ſo geſchah es unbewußt, und ich bitte ſehr, mir die Taktloſigkeit zu verzeihen, Herr Steinherr.“ Der machte eine ungeduldige Handbewegung. „Warum, Doktor?“ Jetzt war das Drängen in ſeiner Stimme unverkennbar. Georg von Vandro ſah ihn an. „Ich war neugierig!“ ſagte er einfach. „Fremde intereſſieren Sie auf einmal?“ „Nicht Fremde.“ „Ach ſo...“ Der andere tat einen Zug an ſeiner Zigarette, kniff die Augen zuſammen:„Sie kannten den Herrn?“ „Und die Dame, Herr Steinherr. Richtiger: ich er⸗ kannte beide.“ „Aber die beiden nicht Sie?“ „Weil ſie mich nie ſahen.“ Georg von Vandro zerdrückte das glimmende Tabak⸗ ende im Aſchenbecher. „Es war vor Jahren, als ich in Sankt Moritz das Schneeſchuhlaufen lehrte— und mir dann bei einer von zwei Ameritanern beſtellten Tour die Rippen brach. Der eine war an einer Bergwand abgeglitten und riß mich mit. Ich lag wochenlang im Krankenhaus und nachher zur Nachkur im Grand⸗Hotel, deſſen Beſitzer— ein gut⸗ herziger Landsmann— mich engagiert hatte. Er fühlte gewiſſermaßen die Verpflichtung, mich wieder auf die Füße zu bringen, von denen der eine auch arg verſtaucht war. Ich bekam ein nettes Zimmer im dritten Stock, klein und einfach möbliert, aber recht behaglich und nach vorn heraus, wo es ſtets viel zu ſehen gab. Später humpelte ich manchmal abends, wenn die Gäſte bei Tiſch ſaßen, her⸗ unter und ſaß bei der kleinen Hauskapelle— ein paar früheren öſterreichiſchen Offizieren—, die auf einer Eſtrade, von Grün und Blumenkübeln verdeckt, ihre Weiſen ſpielten. Eine gewiſſe Sympathie, Schickſals⸗ gemeinſchaft, verband uns. Da ſah ich zum erſten Male Frau Maloreen, in Geſell⸗ ſchaft jenes Mannes, den ſie heute als Fremden begrüßte. Sie bewohnten eine Flucht im zweiten Stock, und man nannte ſie Monſieur und Madame Traillon.“ Er ſchwieg einen Augenblick; es ſchien, als zögere er. „Das— Ehepaar verkehrte ausſchließlich in auslän⸗ diſchen, hauptſächlich franzöſiſchen Kreiſen. Von den Deut⸗ ſchen dort wurde...“ Wieder ſtockte er. Eine befehlende Geſte Steinherrs.„.. wurde es gemieden!“ vollendete Georg von Vandro, angeſtrengt den Aſchenbecher betrach⸗ tend.„Es hieß, die beiden ſtänden in franzöſiſchem Nach⸗ richtendienſt.“ Das Geſicht des aufmerkſam lauſchenden Mannes hatte ſich verfinſtert, aber es blieb ruhig.. „Ich dachte mir ſchon Aehnliches“, ſagte er langſam. „Es wäre durchaus möglich, daß.... Laſſen Sie mich Ihre Mitteilungen mit meinen Erfahrungen während des Londoner Beſuches ergänzen.“ Georg von Vandro horchte überraſcht auf. „London? Als Sie mit Madame— mit Frau...“ Steinherr bejahte kurz. 5 f „Daß der ihr alſo wohlbekannte Franzoſe mitflog, haben Sie vielleicht gehört, auch daß ſie ſich ſeiner kleinen Ritterdienſte abſolut nicht mehr entſinnen konnte.“ Ein ſtummes Kopfneigen. Geſpannt hingen des jüngeren Mannes Blicke an den Lippen des anderen, der nun von jener ſeltſamen Begegnung im nächtlichen Nebel und von dem kleinen Heft, das die Maloreen ihm ſo ſchnell entriſſen, berichtete. „Ich verſuchte zu kombinieren; aber jede Löſung be⸗ ruhte auf Vermutungen. Mir fehlte jeglicher klare Be⸗ weis. Immerhin, ich war mißtrauiſch geworden, und von da ab auf der Hut. Sie wiſſen ja, daß ich nach London flog, um mir das neue, ſtahlhärtende Verfahren, das der in England lebende Doktor Everlein erfand, zu er⸗ werben, ehe mir andere zuvorkamen. Es gelang mir auch. Aber jene anderen hatten wohl Kenntnis vom Zweck meiner Reiſe. Zweimal wurde ein Einbruch ins Labora⸗ torium nur durch die Wachſamkeit des Erfinders und ſeiner Helfer verhindert. Und zweimal verſuchten ſie es bei mir. Als wir— immer vorſichtshalber zu viert— auf die Bank von England fuhren, um den einen Teil der Formel auf mein Treſor zu bringen, gab es direkt vor dem Portal einen Zuſammenſtoß mit Fremden. Ein Kerl riß mir den Mantel auf— es gelang mir aber, ihm den Arm umzu⸗ drehen. Er ſchrie auf. Sofort war Polizei um uns. Aber die Kerls waren ſchon verſchwunden. Unglaublich ſchnell ging alles.“ „Und das zweite Mal?“ fragte Georg von Vandro, atemlos zuhörend. „Da beehrten ſie mich im Hotel mit ihrem Beſuch“, lachte Steinherr kurz auf,„und zwar in der Nacht, in der ſie mich im Beſitz der ganzen Formel wähnten. Da ich ein wenig von Chemie verſtehe, intereſſierte mich die Zu⸗ ſammenſetzung des Wundermetalls, und ich hatte mir eine Kopie erbeten; wollte ſie einmal durchſtudieren und dann ſofort verbrennen. Unterließ es jedoch, wiederum: vor⸗ ſichtshalber— was durchaus kein Fehler war, wie ich ſpäter merkte. Während ich ſpät nachts am Schreibtiſch ſaß und aller⸗ lei alte Briefſchaften durchſah, hatte ich auf einmal das Gefühl, beobachtet zu werden. Aber nirgends war etwas Verdächtiges zu merken, ſo gründlich ich jede Ecke und jeden Winkel im Zimmer, an der Wand und an der Decke abſuchte. Da kam mir eine Idee. Ich legte einen alten Brief in einen Umſchlag, ſchrieb„Geheimformel“ darauf, verſiegelte ihn und legte ihn unter mein Kopfkiſſen. Ich war feſt entſchloſſen, wachzubleiben, um einen eventuellen Beſuch gebührend empfangen zu können. Doch überfiel mich gegen Morgen plötzlich eine derartige bleierne Müdig⸗ keit, daß ich wie ein Sack in Schlaf verſank. Als ich ſehr ſpät und mit ſcheußlichen Kopfſchmerzen erwachte, fehlte der Brief unter meinem Kopfkiſſen, während ſich ſonſt alles im Zimmer in tadelloſer Ordnung befand. Hoffentlich hat der Briefinhalt Freude bereitet!“ „Und jetzt?“ fragte Georg von Vandro nach kurzer Pauſe. „Tja— jetzt ſcheinen die lieben Freunde zu wiſſen, daß der eine Teil der Geheimformel ſich in Deutſchland befindet!“ lächelte der andere, dem Rauch ſeiner Zigarette nachblickend. Er lächelte dann Vandro an:„Die Herren man ihnen laſſen. — und bringen ſich gleich einen Kündſcha breiten Schultern reckten ſich, als Steinherr ſich aufrich „Aber wir wollen unhöflich ſein und ihre Neugier nicht befriedigen, daher liegt das Rezept des Wundergebräus in drei verſchiedenen Ländern in drei verſchiedenen Tre⸗ ſors. Nur richtig zuſammengeſtellt, ergibt ſich das richtige Reſultat. Und dieſe letzte Formel befand ſich für eine einzige Nacht hier. Heute früh wurde auch ſie in ſicheren Gewahrſam gegeben. Das wiſſen die Freunde meiner Tätigkeit aber nicht. Ich laſſe Werk und Geſchäftsräume noch Tag und Nacht bewachen. Wollen mal ſehen, ob ſie darauf hereinfallen und die Koſtbarkeit wieder hier ver⸗ muten.“ f 8 „Wer bürgt für die Unbeſtechlichkeit der Wächter?“ fragte Georg von Vandro. N „Ihre Zahl“, erwiderte Steinherr lakoniſch, auf die Klingel auf ſeinem Schreibtiſch drückend.„Einer paßt auf den anderen auf, denn es ſind hohe Belohnungen für Ent⸗ deckung und Meldung jeder kleinſten Unregelmäßigkeit ausgeſetzt worden, und bekanntlich gönnt man die ſich ſelber in erſter Linie. Die Poſt!“ Zu dem an der Tür erſcheinen⸗ den Boten gewandt.„In zehn Minuten ſoll Herr Siegel zum Diktat kommen!— Um zwölf Uhr müſſen wir wieder hineinfahren; Aufſichtsratsſitzung in der Deutſchen Bank.“ „Sehr wohl, Herr Steinherr.“ Georg von Vandro ſprang auf, ſtand rank und ſchlank vor dem großen Mann im Seſſel, der ihm freundſchaftlich zunickend die Hand bot. 1 Welch feſten Handdruck der kleine Blondling hatte; an dem war nichts Schlappes und Halbes. Einen Augenblick lang ſah Steinherr ihm nach, dann kam die eingelaufene Poſt, der Sekretär— die Arbeit begann. i Müde, durchfroren, langte Georg von Vandro abends gegen neun Uhr im Gartenhäuschen an. Aber ſein Geſicht hellte ſich auf, als Wera ihm entgegenlief und die Arme um ſeinen Hals ſchlang. Feſt drückte er ſie an ſich, küßte ihr Haar, ihre Wange, die ſich endlich ein wenig zu run⸗ den begonnen, den Mund, der ſich willig ſeiner Zärtlich⸗ keit darbot. „Ach, das tut wohl!“ Er ſtellte ſich mit dem Rücken gegen den alten großen Kachelofen, dem ſtetige Wärme entſtrömte, und rieb ſeine Schultern nach Kinderart da⸗ gegen.„Und wie behaglich und reizend alles ausſieht, Weralein. Es lohnt ſich, fortzumüſſen, um ſo empfangen zu werden!“ a 0 „Es war ein anſtrengender Tag für dich, Lieber“— und ein einſamer für mich, fügte ihr Herz ſtumm hinzu; aber das durfte Georg nicht wiſſen. Beſorgt betrachtete ſie die blaſſen, abgeſpannten Züge des Gatten; aber ſogleich ſpannten die ſich zu einem Lächeln. „Müde bin ich wohl, Schatz, aber ſonſt wohlauf. Ich freue mich auf den ſchönen Abend mit dir!“ ö Sie gab ſich anſcheinend damit zufrieden, blies ihm einen Kuß zu.„Es gibt Lende und Rotkraut!“ Alsdann verſchwand ſie in die Küche. Aber trotzdem das Eſſen diesmal vorzüglich zubereitet war, vermochte Vandro nur wenig davon zu genießen. Erſt als er auf Weras Nötigen einen heißen Grog gebraut und, das dampfende Glas vor ſich, mit ſeiner jungen Frau in der Sofaecke ſaß, ſchwand endlich das Kältegefühl auf Bruſt und Rücken, das er den ganzen Tag geſpürt. Ganz in die wunſchloſe Stille des Beiſammenſeins verſunken waren die beiden Menſchen, die das Schickſal ſo ſeltſam zuſammengeführt, und genoſſen aus tiefſtem Herzen ihr Glück, als ahnten ſie, daß ſeine Dauer nut kurz ie—!!! 8 Vierundzwanzigſtes Kapitel. „Sie wollen die Güte haben, mitzukommen zur Werk⸗ beſichtigung der Herren? Wie liebenswürdig von Ihnen, Frau Jenny.— Aber gewiß— vielen Dank!“ „Aber nur, wenn es Ihnen wirklich recht ift!“ vernahm er die Stimme der Maloreen im Hörer.„Ich merkte geſtern, daß Sie das Franzöſiſch etwas mangelhaft ſprechen, und da dachte ich, es ſei Ihnen vielleicht lieb. eine befreundete Seele zur Seite zu haben Das ſpottende Lächeln um des Mannes Mund vertiefte ſich.„Und da will Frau Jenny den rettenden Engel ſpielen. Famos! Ich bin Ihnen wirklich zu außerordent⸗ licher Dankbarkeit verpflichtet!“ Schwer war es, den Hohn aus ſeiner Stimme zu halten. „Ich werde etwas früher kommen, um bei der Ankunft der Herren zur Stelle zu ſein!“ verſprach die Frau. Legte den Hörer langſam und ſorgſam auf den Apparat zurück und wandte ſich dem Manne zu, der, die Hände hinter dem Kopf verſchränkt, auf der Chaiſelongue lag und ihre Be⸗ wegungen in fauler Behaglichkeit verfolgte. a „Er erlaubt es?“ Unter breiten weißen Lidern funkelten die ſmaragd⸗ grünen Augen ihn gereizt an— ſchloſſen ſich dann, als wollten ſie einen unerwünſchten Anblick ausſchließen. „Aber natürlich!“ Es klang gleichgültig und müde. Der Mann lachte. Unter dem kleinen dunklen Schnurr⸗ bart ſchimmerten ſpitze weiße Zähne. 0 „Natürlich, ſagt ſie und ſchläft beinah ein, während wir vor Spannung den Atem anhalten! Meine liebe Jenny, du biſt das ſeltſamſte Weſen, das Gott je erſchuf. Wenn man dich endlich genau zu kennen wähnt, gibſt du neue Rätſel auf. Aber vielleicht iſt es gerade das, wäs einen immer wieder anzieht. Du biſt die einzige Frau, derer ich noch nie überdrüſſig geworden bin.“ 9 Er nahm eine Zigarette aus der Glasdoſe vom Rauch tiſchchen neben dem Diwan und ſetzte ſie in Brand. „Wir werden wahrſcheinlich wieder nach England müſſen. Aber zunächſt treffen wir uns in Prag. Die iſche⸗ chiſche Grenze iſt am bequemſten zu erreſchen. Deine trinken, meine Liebe! Dein Freund hat Durſt.“ Shen ge Papiere ſind doch in Ordnung! Gut! Beſtelle etwas zu ollswohlfahrt will, daß ſich am 7. NS 462 vnd g. Oktober die Volksgemejnſchaft bewährt. Sie ſammelt für die Armen. Der ſelbſtändige Handel Dt. Luer vor dem Nahrungsmittel⸗ Großhandel Frankfurt a. M., 5. Oktober. In der Ortsgruppe Frankfurt des Reichs⸗ vetbandes des Deutſchen Nahrungsmittel- Großhandels e. V. Berlin ſprach Handelskam⸗ merpräſ D. Luer. Einleitend betonte er, daß die Frage nach der Bedeutung des Handels für die Geſamtwirtſchaft den Aus⸗ gangspunkt jeglicher Neuordnung zu bilden habe, in die der Handel unter allen Amſtänden irgendwie einzuſchalten ſei. Für die Volks⸗ wirtſchaftslehre ſei es ſchon längſt kein Pro⸗ blem mehr, daß die wichtigſte Tätigkeit des Handels in der volkswirtſchaftlich richtigen Ver⸗ teilung der Gütekerzeugung beſteht. Vorteil⸗ hafte Bezugsgebiete müſſen aufgeſucht werden, um den Einzelhandel mit preiswerter Ware zu verſorgen, dem Fabrikanten ſind ſeine Roh⸗ ſtoffe ſchnell und ſeinen Bedürfniſſen entſpre⸗ chend zuzuleiten. Die Konkurrenz zwingt dazu, die Haudelsſpanne minimal zu halten, aus der noch ein Ausgleich für die Verluſtgefahr geſucht werden me. Gerade die Lagerhal⸗ tung von Lebensmitteln gründe ſich auf jahr⸗ hundertealter Tradition. Es ſei ein Irrtum zu glauben, der Natio⸗ nalſozialismus wolle gegen die grundlegende Erlenntnis der Bedeutung des Handelsſtandes ankämpfen. Er wende ſich lediglich gegen Ueber— ſetzung eines ſo wichtigen Wirtſchaftszweiges und gegen die mit ihr häufig verbundene Ver⸗ ſtlabung vor- oder nachgeordneter Wirtſchafts⸗ einheiten. Gewiß ſei auch in Zukunft in den Kreditfunktionen des Handels, in der Finan- zierung des Transportes, der Lagerung und — mit Einſchränkung— auch des Einzelhan⸗ dels eine ſeiner vornehmſten Aufgaben zu ſehen. Aber der Großhändler müſſe auch die Grenze kennen, wo die Kaufmannsehre aufhört und die Zinsknechtſchaft beginnt! Das ſei nicht ein nationalſozialiſtiſches Ziel, daß der Handel in irgendeinen anderen Wirtſchaftszweig aufgenommen und in ihm als nicht ſelbſtändiger Stand untergehen müſſe. Dr. Lüer richtete den dringenden Appell an den Handel, über der Sorge für den eigenen Betrieb nicht den Blick aufs Ganze zu verlie⸗ ren. Gewiß ſeien dem Importeur von Nah⸗ rungsmitteln durch die Einfuhrbeſchränkung und Deviſenbewirtſchaftung Opfer und Schwierig— keiten auferlegt. Der Nationalſozialismus erſtrebe die Au⸗ tarlie nicht im Sinne einer Abwürgung des deutſchen Außenhandels, ſondern im Sinne einer bewußten Regelung von Ein⸗, Aus⸗ und Durchfuhr. Der Leiſtung eines Landes ſolle grundſätzlich die Gegenlei⸗ ſtung entſprechen. In der Außenhandelspolitik werde man ſich von dem Syſtem der Meiſtbegünſtigungsver⸗ träge endgültig zu löſen haben. Ob der Weg der autonomen Zollpolitik ſtets der richtige ſein werde, könne die Gegenwart noch nicht ent⸗ ſcheiden. Man könne auch nicht erkennen, ob die ſtaatlichen Verrechnungsabkommen und der private Warenaustauſch ſich zu dauernden Ein⸗ richtungen entwickeln werden. Anſere finan⸗ ziellen Verpflichtungen gegenüber dem Aus- lande verlangen eine erhöhte Aktivität unſerer Handelsbilanz. Die Reichsregierung gab erſt vor wenigen Tagen das neue Zuſatz⸗Ausfuhr⸗ verfahren bekannt, um jener Notwendigkeit durch Förderung des deutſchen Außenhandels zu entſprechen. Den deutſchen Exportgeſchäften werde dadurch kein Dumping⸗Charakter aufge⸗ prägt. Wir haben uns als ehrliche Kaufleute Held geliehen und zahlen es als ehrliche Kaufleute zurück. Neue Spenden für Oeſchelbronn. Karlsruhe, 5. Okt. Auf den Aufruf des Reichsſtatthalters zu Gunſten der Brandgeſchä⸗ digten in Oeſchelbronn ſind bei der Städtiſchen Sparkaſſe in Karlsruhe weiter eingegangen: 1019 Rm. von der RSBO. Mannheim, 710 Rm. von Gäſten des Brenners Parkhotel Kur⸗ hof Baden⸗Baden, 500 Rm. von der Stadtge⸗ meinde Säckingen, 450 Rm. vom Verlag des Alemannen“, 400 Rm. von der Geſellſchaft für Spinnerei und Weberei Ettlingen; ferner eine große Zahl von Ueberweiſungen unter 0 Nm., deren namentliche Aufzählung infolge Platzmangels unmöglich iſt. Die Summe der is jetzt hier eingegangenen Spenden beträgt 157 7% 910 gegang p 9 Nächtlicher Zuſammenſtoß. Baden⸗Baden, 5. Okt. Der Holzhauer Fr. Schweigert ſtieß mit ſeinem Motorrad in der Kurve bei der Kläranlage in ſchneller Fahrt gegen den auf dem Fahrrad entgegenkommen⸗ 10 Reisenden Hillert. Hillerts Rad war be⸗ euchtet, er iſt auch rechts gefahren. Hillert wurde vom Rad geſchleuderk und blieb mit leer ſchweren Knieverletzung liegen. Auch der eichtſinnige, anſcheinend betrunkene, Kraftrad⸗ ahrer erlitt verſchiedene Verletzungen am 1 00 Beide Verletzte mußten ins Kranken⸗ haus eingeliefert werden. Das Fahrrad wurde ante zertrümmert, auch das Kraftrad wurde beſchädigt. Schweigert wird ſich wegen lauer Körperverletzung zu verantworten Lokales Viernheim, 5. Oktober Rechtsauskunft. Morgen Freitag, den 6. Oktober findet, nachmittags von 5—7 Uhr, in der Harmonie Rechtsauskunft ſtatt. Die Rechtsauskunft geſchieht an jedermann koſtenlos, die notwendigen Schriftſätze werden hergeſtellt, die notwendigen Vertretungen übernommen. »Deutſcher Werkmeiſter⸗Verband Ortsgruppe Viernheim. Wir verweiſen nochmals auf die heute Donnerstag Abend in der Vor⸗ ſtadt ſtattfindende Monatsverſammlung. Die Verſammlung beginnt pünktlich 8 Uhr, da die auswärtigen Redner mit der Bahn wieder früh- zeitig fort müſſen. Beſonders werden auch die Mitglieder gebeten, zu erſcheinen, die bis jetzt den Verſammlungen noch ferngeblieben ſind. N. S. Volkswohlfahrt. Die Mit⸗ gliederwerbung für die N. S. Volkswohlfahrt hat heute begonnen. Allen noch im Erwerbsleben ſtehenden Volksgenoſſen und Volks genoſſinnen werden durch die Werber Aufnahmeſcheine zum Beitritt in die N.S. V. zugeſtellt. Es braucht wohl nicht beſonders erwähnt zu werden, zu welchem Zweck die N. S. V. ins Leben gerufen wurde, denn durch die wiederholten Aufrufe in allen Zeitungen dürfte jeder hinreichend über Zweck und Ziel dieſer Organiſation unterrichtet ſein. Wie aus den Aufnahmeſcheinen näher her⸗ vorgeht, iſt eine Aufnahmegebühr von 50 Pfg. zu zahlen und ferner ein monatl. Mindeſtbeitrag von 50 Pfg. für Pg. u. 1 RM. für alle Uebrigen. Es ſoll jedoch nicht nur der Mindeſtbeitrag, gezeichnet werden, ſondern jeder ſoll nach ſeinem Einkommen und ſeinen Vermögens verhältniſſen den Beitrag entſprechend höher einſetzen. Im letzteren Falle kann der Betreffende bei den dem⸗ nächſt ſtattfindenden Sammlungen für das eigent⸗ liche Winterhilfswerk verſchont werden(ausge- nommen jedoch die Eintopfgerichtſammlungen, an der ſich jeder im Erwerbsleben ſtehende zu be⸗ teiligen hat). Ein weterer Aufruf erfolgt in den nächſten Tagen. Nähere Auskunft wird auf der Geſchäftsſtelle der N. S. V.(Rathaus Zimmer 19) während der Sprechſtunde am Freitag, den 6. ds. Mts. abends von 6— 7 Uhr gerne erteilt. * Ausflugſonderzug nach Kochen⸗ dorf und Bad Wimpfen am Neckar. Am nächſten Sonntag, den 8. Oktober gehts zum letztenmal in dieſer Reiſezeit hinaus in die ſchöne deutſche Heimat, zu dem Neckartal nach Bad Wimpfen, Jagſtfeld und Kochendorf. Es heißt Abſchied nehmen vom Sommer, heißt noch einmal in ſich aufnehmen für den langen Win- ter, das was deutſche Landſchaft uns bietet. Aber nicht nur die Landſchaft, die ſich im Fluß⸗ tal dem Auge bietet, ſoll genoſſen werden, auch die Herrlichkeiten deſſen, was der Schoß der Erde tief innen birgt: Das Salzbergwerk von Kochendorf. Wer ſollte da zurückbleiben. Alle, die im Laufe des Sommers mit der Reichsbahn in den beliebten Sonderzügen mitgefahren ſind, werden ſich bei dieſer letzten Fahrt ein zwang⸗ loſes Stelldichein geben. Drum auf zur Fahr- kartenausgabe, drum auf zum Reiſebüro um ſich die Fahrkarte zu ſichern, die am Ende der Woche nach den Erfahrungen zu urteilen knapp werden. Der Preis iſt niedrig, da 600% Fahr- preisermäßigung gegeben werden. * Für Zunge und Magen iſt gut geſorgt, wenn in der Küche Maggi's Würze verwendet wird. Denn wenige Tropfen der ſeit Jahrzenten bewährten Maggi's Würze verbeſſern und verfeinern nicht nur ganz überraſchend den Geſchmack der Suppen, Soßen, Gemüſe und Salate, ſondern ſie machen die Speiſen — wie ärztlicherſeits anerkannt— zugleich bekömmlicher. Die ſorgſame Hausfrau ſollte des⸗ halb Maggi's Würze ſtets vorrätig halten. Germania Friedrichsfeld ⸗ Sportvergg.„Amieitia“ 09 Sonntag 3 Uhr— Waldſportplatz. Das 3. Verbandsſpiel ſteigt am Sonntag zwiſchen zwei alten Bekannten, Friedriechsfeld und Viernheim, die früher in der Kreisliga harte Kämpfe um Meiſterehren ſich lieferten. Die Grünen blieben meiſtens Sieger, nur voriges Jahr ſiegten die Gäſte an jenem verregneten September⸗Sonntag mit ſeinen üblen Begleit⸗ umſtänden. Damals waren die Grünen unge⸗ ſchlagen an der Spitze der Rhein- Bezirksliga, vor Waldhof, mit einem unbeugſamen Sieges⸗ willen beſeelt— das Spiel ging 3:1 verloren, damit der 2. Tabellenplatz und— man kann ſagen— auch die Gauliga! Inzwiſchen ſind andere Zeiten ins deutſche Land gezogen, neuer Geiſt im Zeichen des Gemeinnutzes, der ſport⸗ lichen und perſönlichen Disziplin. Es war wirk⸗ lich Zeit, auch beim Fußballſport! Und ſo heißt es am Sonntag: Die Niederlage von voriges Jahr wieder gutmachen in ſportlich⸗fairem Kampf unter Einſatz des ganzen Sportsmannes, mit einem unbeugſamen Siegeswillen! Allerorts 1 bringt man gerade unſeren Spielen das größte Intereſſe entgegen, haltet dieſes Jahr ſtets wach durch: ſportliche Kämpfe und Siege, durch ſchöne Leiſtungen. Aufruf! an alle Gehörloſe Deutſchlands. Der Reichsverband der Gehörloſen Deutſch⸗ lands E. V., Berlin(Regede), hat ſich bei ſei⸗ ner Oſtertagung in Berlin in der ſeitherigen Form aufgelöſt und auf völlig neue Grundlage im Sinne der Nationalen Regierung des Volks- kanzlers Adolf Hitler umgeſtellt. Der Neuauf⸗ bau der Organiſation iſt inzwiſchen beendet worden und vom 1. Oktober ab werden nur noch Ortsgruppen, Kreiſe und Gaue zu finden ſein. Die Vereine, oft 3, 4, 10, in Berlin 22 an der Zahl wurden aufgelöſt, und in ein⸗ heitlicher Form iu den Regede eingegliedert. Zum Reichsbundesleiter des Regede iſt der Ortsgruppenleiter der N. S. D. A. P. Ortsgruppe für Gehöͤrloſe und Schwerhörige Berlin von der Reichsregierung durch den Reichswalter Pg. Hilgenfeld anerkannt worden. Seit der Gleich- ſchaltung der Gehörloſen⸗Organiſation ſind Tau- ſende von Gehörloſen in richtiger Erkenntnis der Volkhgemeinſchaft zu uns gekommen, aber noch viel mehr als dieſe Tauſende ſtehen noch abſeits Nehmt euch ein Beiſpiel an der Ge⸗ ſchloſſenheit der N. S. D. A. P., die uns täglich vor Augen ſteht, die große Opfer gebracht hat und noch täglich bringt für ein einiges und ſtarkes Deutſchland, unſer Paterland. Für uns Gehörloſe iſt es nicht oder nur ſehr ſchwer mög⸗ lich, in der Su oder anderen Formationen Dienſt zu tun; darum müſſen wir uns in unſe⸗ rer eigenen Schickſalsgemeinſchaft zuſammenſchlie⸗ ßen, um hier für unſere Sache einzutreten, die noch nicht genügend aufgeklärten Schickſalsge- noſſim im Sinne der nationalen Volksgemein⸗ ſchaft zu erziehen, um ſie dadurch zu nützlichen Mitgliedern dieſer Gemeinſchaft zu machen. An der Spitze unſerer Bewegung ſtehen überzeugte Nationalſozialiſſen, aber auch die Unterführer, bis in die kleinſten Orte, arbeiten in dieſem Sinne. Dies genügt noch nicht, nein, ſondern jedes einzelne Mitglied muß mithelfen, muß ein Werber werden für unſere Schickſals⸗ gemeinſchaft. Nur dann, wenn alle Gehörloſen reſtlos vereint ſind, können wir durch unſeren Führer, Pg. Albroghs, Berlin, unſere Wünſche der Regierung unterbreiten und auf wohlwol⸗ lende Prüfung und Berückſichtigung rechnen. Ge⸗ hörloſe, die ſich uns noch immer nicht anſchlie⸗ ßen, tun dies zu ihrem eigenen Schaden. Sie müſſen es fühlen, was es heißt, abſeits ſtehen, Die Mitarbeit vieler Taubſtummenlehrer, die unſere Freunde ſind, iſt uns ſicher. Die Ortsgruppe Weinheim, in der Ge- ſelligkeit, Bildung durch allerlei Darbietungen gepflegt wird, einſchließlich Sport, nimmt jeder- zelt Beitrittsmeldungen an. Mit dem Jahres- ſchluß werden die Liſten vorlänfig geſchloſſen. Gehörloſe, kommt al le zu uns! Mit deutſchem Gruß und Heil Hitler! Der Gaubundesleiter: J. A. gez. K. Schlegel. Der Ortsgruppenleiter: W. H. Dieter, Wohnung: Viernheim, Goetheſtraße 24. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Krieger- und Soldatenverein Teutonia und Schützenabteilung. Wanderpreiſe in Weinheim wurde wegen des Erntedankfeftes auf kommenden Sonntag, den 8. Oktober verlegt. Gleichzeitig findet mit dieſem Schießen das Verbandsſchlußſchießen, geplant war es in Sulzbach, ſtatt. Am kommenden Sonntag treten alſo in Weinheim ſämtliche Ehrennadelträger nud die beiden Mannſchaften für die Wanderpreiſe an. Richt- linien für die Durchführung werden heute Donnerstag Abend halb 9 Uhr im Lokal be⸗ kannt gegeben. Auch ſämtliche Spielleute haben zu erſcheinen. Morgen Freitag von 4—6 Uhr Uebungsſchießen auf dem Stand. Der Führer. Turnverein von 1893 e. V. Turnerwehr: Freitag abend ½9 Uhr Pflicht⸗Turnſtunde. Es wird darauf aufmerkſam gemacht, daß alles anzutreten hat. Sport iſt mitzubringen. Die Führung. Handball: Freitag abend Zuſammenkunft ſämtlicher Handballer im Lokal, betreffs Ver⸗ bandſpiele. Die Jugendſpieler werden an die Ablieferung der Lichtbilder erinnert. Keiner darf fehlen. Der Spielwart. Nach jeder Haarwäſche mit„Haarglanz“ nachſpülenl Das iſt notwendig, um Ihr Haar geſund und ſchön zu erhalten und ihm den wunder⸗ vollen natürlichen Glanz zu geben. Auch läßt es ſich dann beſſer wellen und friſieren.„Haarglanz“ liegt jedem Beutel, Schwarzkopf⸗Schaumpon“ bei. Das Schießen um die mer, mei die gelb-roten ö MAG Gl-Fleischbrüh-Würfelg sind erstklassig— Ottenhöfen, A. Bühl, 5. Okt.(mit dem Motorrad verunglückt.) Der im Gaſt⸗ haus„Zum Waldhorn“ beſchäftigte Herm. Käshammer ſtürzte mit ſeinem Motorrad, das ſofort Feuer fing. Infolge eines durch den Sturz erlittenen Beinbruchs konnte Käsham⸗ mer ſich nicht wehren und erlitt ſtarke Brand⸗ wunden. Er wurde ins Krankenhaus gebracht. Ludwigshafen, 5. Okt.(Gefängnis we⸗ gen verſuchten Einbruchsdieb⸗ ſtahls.) Der 25jährige Sattler O. Bitſch aus Ludwigshafen war in der Nacht vom 21. zum 22. Juli in den Keller eines hieſi⸗ gen Metzgermeiſters eingebrochen um zu ſteh⸗ len. Hausbewohner überraſchten den Eindring⸗ ling jedoch und übergaben ihn der Polizei. Wegen verſuchten ſchweren Einbruchsdiebſtahls wurde er vom Amtsgericht Ludwigshafen zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Aus der Heimat Gedenktage 5. Oktober. 1609 Der Dichter Paul Flemming in Harten⸗ ſtein i. Sa. geboren. 1813 Eleonore Prochaska, Heldin des Befrei— ungskrieges, in Dannenberg geſtorben. 1857 Der Schriftſteller Fedor von Zobeltitz in Spiegelberg geboren. Prot. und kath.: Placidus Sonnenaufg. 6.07 Sonnenunterg. 17.29 Mondunterg. 8.20 1 Mondaufg. 17.32 Mit Halbheiten wird nichts Ganzes ge⸗ wonnen, der höchſte Preis darf den höchſten Einſatz fordern. Theodor Fontane. Brennt der Ofen? Nicht mehr allzulange wird es dauern, bis man an kühlen und beſonders an regne⸗ riſchen Tagen das Verlangen verſpürt, den Stubenofen, den treuen Kameraden in der kalten Winterzeit wieder anzuheizen. Nicht ſelten erlebt man dann eine recht unange— nehme Ueberraſchung. Der Ofen zieht nicht und raucht; in dicken Schwaden dringt der ſchwere, beißende Qualm zur Ofentür und zu allen Fugen heraus. Gasangriff. Türen und Fenſter müſſen aufgeſperrt werden, um den unangenehmen Geruch zu entfernen. Die Freude, einen gemütlichen Abend im gut durchwärmten Zimmer zu verbringen, iſt da⸗ hin. Fröſtelnd und unzufrieden ſitzt man bei⸗ ſammen, und die Stimmung nähert ſich be⸗ denklich dem Nullpunkt. Die Hausfrau iſt verzweifelt. Der ganze Aerger kommt nur daher, daß wir dem Ofen in den Sommermonaten nicht die nötige Pflege haben angedeihen laſſen, obgleich Tauſende von arbeitswilligen Hän— den bereit waren, jedem Schaden abzuhel— fen. Im Sommer jedoch brauchte man ihn nicht, da hat man ſich einfach nicht um ihn gekümmert, und jetzt rächt er ſich für dieſe Vernachläſſigung. Hat man alſo ſeine Pflicht ihm gegenüber in der warmen Jahreszeit verſäumt, ſo ſollte man wenigſtens jetzt, wo man ſeiner bald dringend bedürfen wird, das Verſäumte nachholen und ihn durch ei⸗ nen Fachmann einer eingehenden Prüfung unterziehen laſſen. Das iſt auch deshalb wich— tig, damit das zum Ausmauern verwendete Material bis zum Beginn der neuen Heiz⸗ veriode gut austrocknen kann. Aber auch die Schornſteine bedürfen ſtändiger Aufſicht. Je⸗ der einzelne iſt aber dafür verantwortlich, daß vom deutſchen Volksvermögen durch ver— meidbare Brandſchäden nichts unnötig ver— loren geht. * * 100prozentiges Brennrecht im Betriebs⸗ jahr 1933-34. Von behördlicher Seite wird mitgeteilt, daß die Reichsmonopolverwaltung für Branntwein das Brennkontingent für das Betriebsjahr 1933-34 neu geregelt und auf 100 Prozent des regulären Brennrechtes feſt⸗ geſetzt hat. Den landwirtſchaftlichen Bren⸗ nereien wurde nun ein Uebernahmepreis bei einem Brennrecht bis zu 600 Hektoliter, aus⸗ ſchließlich der Hefelüftungs⸗ und Melaſſebren⸗ nereien auf 54 Mark je Hektoliter für die erſten 50 Prozent des Brennrechts und auf 41 Mark für die reſtlichen 50 Prozent feſtge⸗ ſetzt. Für Brennereien mit einem regelmäßigen Brennrecht über 600 Hektoliter, ſowie für Brenn⸗Hefelüftungs⸗ und Melaſſebrennereien gilt ein Uebernahmepreis von 47,50 Mark. Ueberſchüſſig hergeſtellter Branntwein wird zu einem Preiſe übernommen, der bei Obſtbrenne⸗ reien um 20 Prozent und bei anderen Bren⸗ nereien um 50 Prozent geringer iſt, als der Grundpreis von 4/50 Mark. Im vorigen Jahr war das Brennkontingent auf 85 Pro⸗ zent feſtgeſetzt. Wettervorherſage: 1 e heiter, nachts kühl, am Tage wär⸗ ſt trocken. . FFC