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Marbin Gch eſelle 25— Amt Viernheimer Zeitung . ei Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗ Expeditionen eutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes ade en bei Anzeigen werden nach Möglichkeit e h— Für die Aufnahme an eſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr Montag, den 9. Oktober 1933 icht übernommen werden 50. Jahrgang Deutschland und der Oſten Deulſche Außenpolitik verlangt in erſte⸗ Line Rücklicht nach Oſten und nach Weſten. Angeſichts des politiſchen Ringens in Genf zwischen Jrankreich und Deutſchland hat es im Augenblick den Anſchein, als ob der We⸗ 15 unſere ganze Aufmerkſamkeit verlange; as kann ſich aber ſehr ſchnell ändern. Mö⸗ gen wir auch zu einer beſſeren Verſtändi⸗ gung mit Frankreich kommen, bei der fran⸗ zöſiſchen Pſyche, mit der einmal gerechnet werden muß, wird es auch dem größten deutſchen Staatsmann nicht gelingen, über ein korrektes Verhältnis zu unſerem weſtli⸗ chen Nachbar hinauszukommen. Damit ha⸗ ben wir uns abzufinden. Um ſo mehr hat Deutſchland Urſache, darauf zu achten, daß ihm im Oſten nicht gleichfalls eine chineſiſche Mauer entgegengeſtellt wird. Den Begriff „Oſten“ darf man nicht zu eng ziehen. Rußland, das ſein Hauptgebiet in Aſien hat, erkennt immer mehr die Notwendigkeit, ſich dorthin zu orientieren, das gleiche gilt von der Türkei. Aſien iſt das Schickſal Europas, iſt das gewaltige überſchäumende Menſchenreſervoir, das ien wiederholt in der Geſchichte ſeine Maſſen über den alten Erdteil ergoß. Aſien beginnt nicht erſt am Ural, ſondern an der ruſſiſchen Grenze, Sind wir auch nicht mehr unmittelbare Nachbarn des ruſſiſchen Reiches, ſo iſt es für uns gleichwohl von allen Oſtſtaaten das bei weitem wichtigſte. Die Beziehungen zu ihm ſind nicht immer ungetrübt, doch werden ſich die lan 6 Mißverſtändniſſe beſeiti⸗ gen laſſen. Es beſteht kein Grund für die Franzoſen, die ziemlich plötzlich ihr Herz wieder für Rußland entdeckt haben, ſo zu triumphieren, wie es tatſächlich von einem Teil der franzöſiſchen Preſſe geſchieht, die ſchon von einem„neuen Zweibund“ träumt. Es kann nur erheiternd wirken, wenn der ehemalige franzöſiſche Miniſterpräſident Herriot von Rußland nach Paris zurück⸗ gekehrt, ſich in einer ſelbſt für franzöſiche Vegriffe übertriebenen Weiſe über das ihm von den Ruſſen Gezeigte äußerte. Herriot ſah alles in wunderbarem Aufſchwung, von Mißernte, Hungersnot, Verkehrschaos keine Spur. . icht weniger begeiſtert iſt von den Ruſſen, die ſich von jeher auf Regie verſtan⸗ den, auch der franzöſiſche Luftfahrtminiſter Got empfangen worden. Es iſt ſogar zu Verbrüderungsſzenen zwiſchen den militäri⸗ ſchen Vertretern Frankreichs und Rußlands gekommen, und wahrſcheinlich ſind auch Ab⸗ machungen getroffen worden, in der Haupt⸗ ſache wirtſchaftliche, aber darüber hinaus guch ſolche, die ſich auf Lieferungen von Waffen, franzöſiſchen Inſtrukteuren, Flug⸗ 1120 etc. beziehen. Bei alledem liegt zu großer Beunruhigung kein Anlaß vor. In Frankreich hat man die vielen Milliarden Francs, die vor dem Weltkriege nach Ruß land gegangen ſind, und die als verloren gelten müſſen, nicht vergeſſen. Wenn Ruß: land etwa bezweckt, mit der Annäherung an Frankreich einen neuem Pump bei ihm zu verſuchen,(und natürlich will es das), ſo 19 es nicht auf allzu große Gegenliebe en. „Die deutſchen Beziehungen ſind beſſer geworden. Die rung erklärt, daß ſie keine Abſichten habe, eine Politik der Germaniſierung anderen ationen gegenüber zu treiben. Frankreichs Intereſſe für Polen iſt infolge der neuen Freunöſchaft mit Rußland geringer gewor⸗ en, in Warſchau ſchickt man ſich kluger, weiſe in die neue Lage. In Warſchau hat man endlich auch eingeſehen, daß eine lonreſchaftliche Verſtändigung mit Deutſch⸗ and für Polen nur von Nutzen ſein kann; man möchte aber wünſchen, die gebeſſerten daß etzungen beider Staaten führten dahin, aß Uebergriffe gegen Deutſche in Polen endlich aufhörten. Ueber die Baltiſchen Staaten iſt Nan zu ſagen. Alle Bemühungen, eine altiſche Union, womöglich mit Einſchluf zu Polen deutſche Regie⸗ erklärt, daß ſie Dimitroff Die Nolle der Bulgaren Dimitroff entſchuldigt ſich— Die Angſt vor Hitler— Zuſammenkünfte im Vayernhof Leipzig, 8. Oktober. Der Beginn der Samstag-Verhandlung wurde um 20 Minuten verſchoben, da vorher noch Beſprechungen des Senates ſtattfanden; ſie haben den techniſchen Fragen der Berli— ner Verhandlung gegolten. Als die Sitzung eröffnet und die Angeklag— ten in den Saal geführt wurden, ift auch Dimitroff wieder anweſend. Der Vor⸗ ſitzende teilt zunächſt mit, daß vom nächſten Dienstag ab die Verhandlungen im Reichs— tagsgebäude in Berlin ſtattfinden. Der Vorſitzende gibt dann Dimitroff das Wort, der erklärt: Es ſind vielleicht ge— ſtern meine Worte nicht verſtanden worden. Für mich iſt es beſtimmt nicht ſo leicht, in einer fremden Sprache die richtigen Aus— drücke zu finden. Ich erkläre aber, daß meine Abſicht ge⸗ ſtern und früher nicht geweſen iſt, je⸗ manden perſönlich vom Gericht, von der Anklagebehörde, der Verkeidigung oder den Beamten zu beleidigen. Ich habe dieſe Abſicht auch in Zukunft nicht. Ich habe eine einzige Bitte an den Herrn Präſidenten, nämlich über alle Fra⸗ gen, die zur Aufklärung dieſer Brandſache dienen und über alle belaſtenden Momente, die gegen mich vorgebracht ſind, mich ruhig und ſachlich ausſprechen zu können. Der Vorſitzende erwidert, daß dieſe Bitte ſelbſtverſtändlich gewährt werde und ſeiner Anſicht nach auch bisher ſchon in vollem Umfange gewährt worden ſei. Damit iſt der Vorfall erledigt. Reichsanwalt Parriſius weiſt darauf hin, daß Dimitroff zugegeben habe, mit dem früheren kommuniſtiſchen Abgeordneten Nünzenberg zweimal zuſammengekom— men zu ſein. Münzenberg, einer der Ver— faſſer des Braunbuches, habe zuletzt in Ber⸗ lin im Hauſe In den Zelten ga gewohnt. In dieſer Wohnung ſollen öfters Verſamm-⸗ lungen von Kommuniſten ſtattge⸗ funden haben, die letzte Verſammlung am 30. Januar. die Wirtſchafterin Münzen⸗ bergs hat Folgendes bekundet: Damals am 30. Januar hötten ſich 12 bis 15 Perſonen dort eingefunden. Münzenberg habe die Teilnehmer perſönlich empfangen und als in den Mitlagsſtunden durch die Preſſe die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler bekannt wurde, hälten ſämtliche Teilnehmer die Bohnung fluchtarlig verlaſſen Die Wirtſchafterin hat, nachdem ihr die Bil⸗ der der Angeklagten vorgelegt worden ſind, mit aller Beſtimmtheit als einen derjenigen Leute wiedererkannt habe, die des öfteren in der Wohnung Münzenbergs waren, vor allem aber am 30. Januar. Sie glaubt auch, kann dies jedoch nicht mit gleicher Sicherheit ſagen, daß Popoff in dieſer Wohnung ver- kehrt babe. zuſtande zu bringen, ſind an den Eiferſüchteleien geſcheitert. Die baltiſchen Staaten, die an dem deutſch⸗ ruſſiſchen Tranſitverkehr ſehr intereſſiert ſind, leiden an der gegenwärtigen Stockung außerordentlich. Sozlaldemokratiſche und kommuniſtiſche Kräfte ſind im Baltikum be⸗ müht, eine ſtarke deutſchfeindliche Atmo⸗ ſphäre zu ſchaffen. Man ſpricht gegenwärtig, wenig übereilt, von einer bevorſtehenden Balkanunion zwiſchen den Staaten der ſog. Kleinen Entente und Bulgarien Gewiſſe Verkehrs⸗ und Wirtſchaftserleichte, rungen ſind vielleicht durchführbar, daß Polens gegenſeitigen vielleicht ein Dimitroff erklärt hierzu, er kenne Münzenberg dem Namen nach von früher. In ſeiner Wohnung ſei er aber nie ge— weſen. Zweimal habe er Beſorechungen mit Münzenberg gehabt, im Jahre 1931 und im Jahre 1932 und zwar über die Lage in Bulgarien. Auch Popoff erklärt, er habe Münzenberg nie kennengelernt und auch nie— mals ſeine Wohnung beſucht. Vorſitzender: Aus den Telefonnum⸗ mern im Notizbuch Dimitroffs wurde ent— nommen, daß er mit dem Abgeordneten Stöcker verkehrt hat Dimitroff: Ich kenne den Abgeordne— ten Stöcker vom Januar und Februar 1932 aus Moskau. In Deutſchland bin ich aber nie mit ihm zuſammen geweſen. Seine Telefonnummer habe ich nie notiert Der Irrtum der Anklage iſt durch falſches Dechiff— rieren der Beamten entſtanden; die in dem Notizbuch eingetragene Nummer bedeutet etwas anderes. Ich kann heute ſelbſt nicht mehr genau ſagen, was. die Verhaftung der Bulgaren Es kommt dann die Ausſage des Kell— ners Helmer zur Sprache. Dieſer Zeuge hat em 7. März der Polizei mitgeteilt. daß im Bayernhof in der Potsdamerſtraße verdächtige Perſonen verkehrten. Am 9. März hat er eine Mitteilung an die Polizei gemacht, daß im Augenblick gerade dieſe Perſonen wieder da ſeien. Daraufhin iſt nach Prüfung der Anzeige die ſofortige Feſtnahme der betreffenden Perſonen ver— fügt worden. Es waren die drei Bulgaren. Im Wagen hat Dimitroff dann nach Be⸗ kundungen des Polizeibeamten verſucht, ein Schriftſtück zu verſtecken. Es handelt ſich um einen Aufruf des Exekutiv⸗ komitees der Komintern vom 3. März. Di⸗ mitroff gibt das zu und ſagt, er habe ſich damals bei der Polizei als bürgerlicher ſchweizeriſcher Schriftſteller ausgegeben. Der Vorſitzende macht dann weitere Mitteilungen aus den Bekundungen des Zeugen Helmer. Danach ſind im Sommer 1932 ihm und anderen Kollegen gewiſſe Perſonen aufgefallen, die ab und zu nach⸗ mittags im Bayernhof erſchienen. Zu dieſen Kreiſen hätten Dimitroff, Po- poff und Taneff, aber auch van der Lubbe gehört. Bei einer Gegenüber⸗ ſtellung mik van der Lubbe hal ihn Hellmer mit abſoluker Gewißheit wlie⸗ dererkanntk. Auch die übrigen Kellner fes ſind vernommen worden. ſich überhaupt nicht erinnern einzelnen iſt van der Lubbe ebenfalls be— kannt vorgekommen. Einer aber hat mit der gleichen Beſtimmtheit ausge— ſagt wie Hellmer. der Vorſitzende Lubbe, ob er die den Bayernhof kenne. des Bayernho⸗ Einige haben können und fragt van Potsdamerſtraße und aber auch militäriſche Vereinbarungen gro⸗ ßeren Stils getroffen werden ſollen, er⸗ ſcheint wenig wahrſcheinlich. Zum Schluß ein Wort über Oeſter⸗ reich. Auch der Auſtrofaſchismus wird Dr. Dollfuß nicht vor der Erkenntnis retten, daß ſeine diktatoriſchen Maßnahmen doch verge⸗ bens ſind. Das öſterreichiſche Volk iſt ſchick⸗ ſalsverbunden mit dem deutſchen Volk und wird ſein Schickſal mit ihm teilen, nicht mit ſlaviſchen und anderen Völkerſchaften. Seine „großen“ Freunde denken gar nicht daran, es geſunden zu laſſen. Oeſterreich hat„man eine Verſtärkung ſeiner Wehrmacht geſtat⸗ dat lingarn ſoll ſaagar in aller Stille ſein der van der Lubbe verneint beide Fragen. Auch mit den Bulgaren will er nicht zuſammen geweſen ſein. Ueber ſeinen Aufenthalt im Bayernhof erklärt Dimitroff, er ſei dort nie mit mehr als drei Perſonen zuſammen geweſen, gewöhnlich ſei er mit Jacobus Roßner, einem öſterreichiſchen Schriftſteller, dort ge— weſen. Ein deutſcher Kommuniſt habe an den Zuſammenkünften mie teilge— nommen. Im übrigen ſei er, Dimitroff, am Tage des Reichstagsbrandes überhaupt nicht in Berlin geweſen. Ferner beſtehe die Möglichkeit, Roßner mit van der Lubbe zu verwechſeln. Der Vorſitzende erklärt, daß Roß⸗ ner ſelbſtverſtändlich vernommen werde, wenn ſeine Adreſſe zu ermitteln ſei. Der Angeklagte Popoff erklärt die Ausſage Helmers über ſeine Zuſammenkunft mit van der Lubbe im Bayernhof als eine Lüge. Der Angeklagte Taneff will nur ein einziges Mal, am Tage ſeiner Verhaftung, mit Dimitroff und Popoff im Bayernhof zu— ſammengeweſen ſein. Der Vorſitzende hält Dimitroff die Bekundung des Fahrſtuhlführers Kaufmann vor, er habe Dimitroff am 25. Februar im Reichstage hinauf- und herun— tergefahren. Dimitroff ſagt dazu, er ſei nur ein einziges Mal, nämlich im Jahre 1921, zuſammen mit anderen bulgariſchen Abge— ordneten im Reichstag geweſen. Gespräch mit einem Gefangenen Vorſitzender: Dimitroff, wollen Sie ſich zu dem Geſpräch mit einem Gefangenen im Moabiter Unterſuchungsgefängnis äu— ßern, das in der Anklageſchrift verwertet iſt? Dimitroff: Eines Tages, beim Spa⸗ ziergang im Moabiter Unterſuchungsge— fängnis, ſprach mich ein unbekannter Gefan⸗ gener an. Er ſagte, mein Bild ſtehe in der Zeitung. Ich fragte, ob mein Bild allein dort veröffentlicht ſei oder auch die der an⸗ deren Bulgaren. Er antwortete: Alle drei. Vorſitzender: Nach der Ausſage die⸗ ſes Zeugen ſollen Sie gefragt haben, ob nicht auch ein gewiſſer Launert oder ſo ähnlich verhaftet worden ſei Als er ihnen geani⸗ wortet habe, Nein, nur Popoff und Taneff, ſollen Sie ein gewiſſes Gefühl der Erleichte— rung bekundet haben. Dimitroff: Davon iſt gar keine Rede. Der Vorſitzende hält dann Popoff die Ausſage des Zeugen Frey vor der Popoff zuſammen mit Torgler im Reichstag geſehen haben will und die Ausſage des Zeugen Bo⸗ guhn, der geſehen haben will wie am Tage des Reichslagsbrandes gegen 9g Ahr Popoff aus dem Porkal des Rerchsknges geflüchtet ſei. Popoff erklär dazu, dieſe Ausſagen eien ab⸗ ſolut unwahr. Er ſei niemals im Reichstag Heer verſtärkt haben und bittet nachträglich Frankreich um die Zuſtimmung. N Im fernen Oſten aber erhebt Japan ein Haupt und ruft die Völker Aſiens zum Befreiungskampf: Aſien den Aſiaten. Rußland hat die Gefahr erkannt, nicht ſo die anderen Stagten im Oſten Europas. So lehrt auch dieſer Blick nach dem Oſten, daß Deutſchland ganz auf ſeine ei⸗ gene Kraft angewieſen iſt. Es iſt not⸗ wendig, daß wir in dieſer ſchnellebigen Zeit mit der täglichen Fülle der Begebenheiten nicht den weiteren Blick verlieren, um nicht vom großen Weltgeſchehen überrannt zu werden. geweſen. Er werde ganz genau angeben. wo er ſich am 27. Februar, alſo am Brand⸗ tage von 2 Uhr nachmittags bis 11 Uhr aufgehalten habe. Popoffs und Taneſfs Alibi Nach einer Pauſe wird das Alibi Popoffs und Taneffs erörtert. Popoff gibt an, daß er am Tage des Brandes um 2 Uhr nach⸗ mittags zuſammen mit Taneff in ein Reſtau⸗ rant in der Friedrichſtraße gegangen ſei. Dort ſeien ſie bis 4 Uhr geblieben und dann ins Kaffeehaus Moka Efti in der Leipzigerſtraße gegangen. Dort hätten ſie bis etwa gegen 6 Uhr in der oberen Etage geſeſſen. Beide wollen dann das Cafe wieder verlaſſen haben und durch die Leipziger- und Potsdamerſtraße gegangen ſein. Gegen 7 Uhr ſeien ſie bei Aſchinger unweit der Bülopſtraße eingekehrt und dort bis gegen 9 Ahr geblieben. Von hier aus wollen ſie dann in das Ufakino am Nollendorfplatz gegangen ſein, wo ſie bis zum Schluß der letzten Vorſtellung blieben. Beim Ausgang aus dem Kino bemerkte ich, erklärte Popoff, daß ich meine Handſchuhe zu— rückgelaſſen hatte. Ich kehrte um und wollte ſie holen. Als ich wieder herauskam, ſtand vor dem Kinoausgang ein Zeitungshändler und ſchrie laut Extraausgabe! Ich las etwas über eine neue Notverordnung. Der Angeklagte Taneff beſtätigt dieſe Angaben. Die vergeſſenen Handſchuhe. Vorſ.: Welche Beweiſe können die bei— den Angeklagten für das von ihnen behauptete Alibi angeben? Die bisherigen Ermittlungen haben keine Beſtätigung für ihre Behauptun— gen erbracht. Es hat ſich nichts dafür erge⸗ ben, daß Popoff tatſächlich gegen 11 Uhr die vergeſſenen Handſchuhe aus dem Kinothea— ter geholt hat. Handſchuhe ſind in dieſem Ufatheater allerdings abgeholt worden, aber das war um 7 Uhr, nicht um 11 Uhr. Angekl. Popoff: Als ich nach dem Kino geführt wurde, hat ein junger Mann ſich be— reiterklärt, als Zeuge zu beſtätigen, daß er mich dort um dieſe Zeit geſehen habe. Die Kriminalbeamten ſagten ihm, er ſolle ſich am nächſten Tage auf dem Polizeipräſidium mel— den. Was daraus geworden iſt, weiß ich nicht. Vorſ.: Das wird der Zeuge Heinrich geweſen ſein, deſſen Ladung angeordnet wor— den iſt. Angekl. Popoff: Als ich mit den Kri— minalbeamten im Kino war, bezeichnete ich auch genau die Stellung, die die beiden Kontrolleure an dem Abend eingenom— men hatten, als wir beide die Vorſtellung be— ſuchten. Die Kontrolleure beſtätigten in Ge— genwart der Beamten, daß ſie damals ſo geſtanden n htäten, wie ich es angegeben hatte. Dimitroff wird wieder ausfällig Weitertagung am Dienstag in Berlin. Der Oberreichsanwalt wendet ſich dann an Dimitroff, der in der Vorunterſuchung erklärt hatte, er ſei am 26. und 27. Februar in München geweſen. Dimitroff gibt auswei— chende Antworten, um, wie der Oberreichsan— walt feſtſtellt, Zeit für Ausflüchte zu gewin— nen. Dimitroff: In der Anklageſchrift ſteht als Belaſtungsmoment gegen mich, daß bei meiner Verhaftung in meiner Taſche zwei An— ſichtskarten gefunden worden ſind, vom Reichs— tag und vom Schloß. Ich habe ſchon bei meiner erſten Vernehmung im Polizeipräſidium erklärt, daß ich Ende Januar eine Serie von etwa 12 Berliner Anſichtskarten gekauft habe. Davon hatte ich einige an meine Mutter und meine Schweſter geſchickt. Bei meiner Verhaf— tung hatte ich in meiner Taſche noch ſechs bis ſieben Stück von dieſen Karten. Zu den Akten ſind davon aber nur zwei gekommen, die vom Reichstag und vom Schloß. Die übrigen ſind verſchwunden. i Vorſitzender: Wir werden darüber den Kri⸗ minalbeamten Steinbach vernehmen. Dimitroff: Ich möchte nicht wieder hin⸗ ausgeſchmiſſen werden.. Vorſitzender: Ich empfehle Ihnen. ſich ſo zu verhalten, daß das nicht wieder notwendig wird. Dimitroff verſucht dann wieder nicht zur Sache gehörige Ausführungen zu machen und in ſeiner genügſam bekannken Dreiſtigkeit die Methoden der Unterſuchung anzugreifen. Der Vorſitzende muß ihn energiſch zur Ruhe ver⸗ weiſen. Dimitroff erklärt dann noch, daß ſeine ganze polizeiliche Vernehmung ſich lediglich auf die Ausſage einer einzigen Zeugin ſtützte, die behauptet hatte, ihn am 26. Februar, nach⸗ mittags 15 Uhr, zuſammen mit van der Lubbe in einem Reſtaurant in der Düſſeldorferſtraße geſehen zu haben. In der Anklageſchrift ſtehe aber kein Wort mehr davon, nachdem ſich herausgeſtellt hatte, daß er am 26. Februar in München geweſen ſei. Der Vorſitzende weiſt dieſe Darſtellung als unrichtig zurück und ver⸗ tagt dann die Verlendlung. Die nächſte Sitzung findet am Dienstag aum 10 Uhr in Berlin ſtatt. Sie Verletzte bei Autozuſammenſtoß. Frankfurt a. M., 9. Okt. In der Nacht er⸗ eignete ſich in der Mainzerlandſtraße ein ſchwe⸗ rer Verkehrsunfall. Zwei Perſonenwagen ſtie⸗ ßen, als der eine in einer Nebenſtraße ein⸗ biegen wollte, mit voller Wucht zuſammen. Sämtliche Inſaſſen der beiden Autos, ſieben Perſonen, wurden verletzt. 0 * Frankreichs Bedingungen Daladier verkündet den Pariſer Abrüſtungs⸗ plan.— Erneute Verdächtigungen Deutſchlands. Paris, 9. Oktober. Der Parteitag der franzöſiſchen Radikalen in Vichy wurde durch ein Bankett abgeſchloſſen, bei dem Miniſterpräſident Daladier eine be⸗ ſame Rede hielt. 5 5 Zur Außenpolitik erklärte Daladier: Die ganze Welt kennt unſeren Friedenswillen. Wir denken weder daran, irgendein Volk zu be⸗ drohen, noch es zu demütigen, welches auch das Regime ſein mag, das dieſes Volk ſich gibt. Deshalb ſind wir entſchloſſen, keine neue Herabſetzung un⸗ ſerer Streitkräfte ohne ein aufrichtiges und loyales internationales Abkommen zuzulaſſen, a das eine progreſſive Abrüſtung organiſiert, die durch die Schaffung einer ſtändigen automati⸗ ſchen Kontrolle geſichert wird. Eine vierjährige Periode, während derer die Kontrolle organiſiert und in Tätigkeit tre⸗ ten ſoll, während der verſchiedene Heerestypen ſich progreſſiv in ein Heer mit kurzfriſtiger Dienſtzeit umwandeln würden, Fortfall der militäriſchen Verbände, Unterwerfung derjeni⸗ gen Staaten, die gegenwärtig Rüſtungsfrei⸗ heit haben, unter das Verbot, neues ſchweres Kriegsmaterial herzuſtellen und wenn die Kon⸗ trolle ſich als wirkſam herausgeſtellt hat, Ver⸗ nichtung des künftig für alle Staaten ver⸗ botenen Kriegsmaterials: das ſind die weſent⸗ lichen Gedankengänge eines Abrüſtungsplanes, der heute die Zuſtimmung Englands, der Ver⸗ einigten. Staaten, Italiens, Rußlands und noch vieler anderer Länder findet. Europa iſt bei der gegenwärtigen Kriſe zum Untergang verurteilt, wenn es den Rüſtungs⸗ wettbewerb beginnt. Europa iſt einer reſtloſen Zerſtörung und des Sieges der Barbarei ſicher, wenn es aufs neue zum Kriege ſchreitet. Aber ich darf eine Frage ſtellen: Was will Deutſchland? In der Vergangenheit ſind ſämtliche Verſuche einer dauerhaften Verſtändigung zwiſchen bei— den Völkern geſcheitert. Niemand beſtreitet das Recht Deutſchlands auf ſeine Exiſtenz als eigene Nation. Niemand denkt daran, Deutſchland zu demütigen. Wir hören ſeine Regierung ihren Friedenswillen betonen und auf diplomatiſchem Wege ihren Wunſch bekunden, an einer An⸗ näherung der beiden Völker zu arbeiten. Aber warum jenſeits des Rheines dieſe für den Krieg erzogene Jugend? Warum dieſe wiederholten Kundgebungen in Reih und Glied aufmar⸗ ſchierter Maſſen? Warum dieſe Verweigerung der erſten Etappe, die zur Abrüſtung führen ſoll? Warum die Forderung, heute ein koſt⸗ ſpieliges Kriegsmaterial herzuſtellen, das, wenn das Abrüſtungsabkommen unterzeichnet iſt, als— dann wieder zerſtört werden muß? Dieſe Fra⸗ gen drängen ſich uns auf. Frankreich bleibt ſeinem eigenen Genius treu, der auf Maßhal⸗ ten, auf die Gerechtigkeit und die Vernunft bedacht iſt. Niemand kann Frankreich verübeln, umſo entſchloſſener an ſeiner Verteidigung zu ar⸗ beiten, als es wiederholte Bürgſchaften für ſeine aufrichtige und loyale Friedensliebe ge⸗ geben hat. „Daladier ſchloß mit einem Appell an ſämt⸗ liche republikaniſch und demokratiſch eingeſtell— ten Elemente des Landes, ſich geſchloſſen hin⸗ ter die Regierung zu ſtellen. Deutſch⸗amerilaniſche Feier Eine Rede des Miniſters Dr. Göbbels. Berlin. 9. Oktober. Am Sonntag vormittag hatte die Carl— Schurz⸗Geſellſchaft, Berlin, zu einer Erinne— rungsfeier an die Einwanderung der erſten Gruppe deutſcher Siedler unter Franz Daniel Paſtorius in den Vereinigten Staaten zu Kroll eingeladen. Reichsminiſter Dr. Göbbels über— brachte im Namen der Reichsregierung die Grüße Deutſchlands an das amerikaniſche Volk und an ſeinen verehrten Präſidenten Rooſevelt. In ſeiner Rede führte Dr. Göb— bels u. a. folgendes aus: „Wir Nationalſozialiſten fühlen uns mit je⸗ dem einzelnen Volksgenoſſen, gleich, ob er im Reich ſelbſt oder jenſeits der Grenzen lebt und arbeitet, aufs engſte verbunden. Deshalb wird das neue Deutſchland auch mit viel größerer innerer Anteilnahme das Schickſal ſeiner Söhne 1915 Töchter auf außerdeutſchem Boden ver— olgen. . A „Wir wiſſen nur zu gut, wie ſehnlichſt der Auswanderer eine ſtete Verbindung mit der Heimat wünſcht und von welch gro⸗ ßem Nutzen es andererſejts für das Hei⸗ matland ſein kann, wenn die Deutſchen im Aeberſee das politiſche und wirtſchaft⸗ liche Geſchehen ihrer alten Heimat ver⸗ ſtehen und zu würdigen wiſſen. Sie, die alle Eigenarten ihres Volkes kennen und lieben, ſs immun gegen tendenziöſe Greuelmeldungen intereſſierter Kreiſe. Man ſagt dem deutſchen Auswanderer nach, daß er ſich allzuraſch und allzuſtark ſeinem Gaſtvolk aſſimiliere. So ſehr dies von dem einen oder anderen behauptet werden kann, ſo iſt es doch ein Beweis mehr, daß der Deut⸗ ſche alles andere als aſozial oder expanſions⸗ lüſtern ſei. So wie Den land gemäß ſeiner ihm eigenen Art mithelfen will an der Wohl⸗ fahrt der Völker, ſo hat jeder einzelne, der Deutſchland verließ, ſeiner neuen Heimat uneing ſhränkte Geſundheit, Kraft und Können zur Verfügung geſtellt.“ Zum Schluß gedachte Reichsminiſter Dr. Göb⸗ bels beſonders der Deutſchen, die ſich um den Aufbau der Vereinigten Staaten große Verdienſte erworben haben, unter ihnen Carl Schurz und Steuben. Namens des neuen Veutſchland dankte der Miniſter allen Deutſch⸗ Amerikanern für die umfangreiche Hilfstätig⸗ keit, mit der ſie während des Krieges und namentlich in den erſten ſchweren Jahren nach dem Kriege, in der Inflationszeit, die Not im alten Heimatlande lindern halfen. Als Sym⸗ bol für den Willen der jungen Generatior beider Völker, die Vorurteile einer überwun. denen Vergangenheit zu beſeitigen und den Gedanken der Freundſchaft der Völker zu pfle⸗ gen, bezeichnete er die Tatſache, daß die t, end und die amerikaniſche Jugend bei dieſer Feier gemeinſam auf⸗ 5 marſchiert ſeien. „Mögen Amerika und Deutſchland, die beid⸗ in heroiſchem Friedenskampfe gegen die furcht⸗ bare Kriſe der Zeit ankämpfen, in Sympathie und Achtung vor einander die Not unſere⸗ Jahre überwinden. Sie werden ſich damit den Dank und die Liebe ihrer Völker erringen und die Welt wird davon großen Segen er— fahren.“ —— Falſche Gerüchte Ueber Deutſchlands Abrüſtungsforderungen. Berlin, 9. Oktober. Zu den in den Vereinigten Staaten über die deutſchen Abrüſtungsforderungen verbrei⸗ teten Gerüchten wird amtlich erklärt: Es iſt völlig falſch, daß Deutſchland nach Ablauf von fünf Jahren die Parität mit Frankreich verlangt. Deutſchland verlangt nach Ablauf von fünf Jahren nur eine weitere Abrüſtung der anderen. Was die Mu⸗ ſterwaffen anlangt, ſo muß jede Diskriminie⸗ rung ſchon jetzt aufhören. Aber Deutſchland fordert nicht dieſelbe Zahl von Waffen, die die anderen Länder beſitzen. Neuregelung des Strafvollzuges Länderkonferenz in Darmſtadt. Berlin, 9. Oktober. Auf Einladung des Reichsminiſters der Juſtiz ſind in Fortſetzung bisheriger Uebung die Strafvollzugsreferenken der Juſtizmini⸗ terien in dieſen Tagen in Darmſtadt zu ei⸗ ner Beſprechung zuſammengerufen, um über aktuelle Fragen ihres Arbeitsgebietes zu be⸗ raten. Die Beratungen haben Fragen der Reviſion, der Grundſätze für den Vollzug von Freiheitsſtrafen, des Strafvollzugs in Stu— fen, der Gefangenenarbeit und der Strafvoll⸗ zugsſtatiſtik zum Gegenſtand. Weiter ſtehen auf der Tagesordnung die Ueberführung der Feſtungshaft⸗Gefangenen in Feſtungen, die infolge der Aenderung des Strafgeſetzbuches notwendig wird, und die Vereinbarung von Grundſätzen für den Vollzug der mit Frei⸗ heitsentziehung verbundenen Maßregeln der Sicherung und Beſſerung, die das von der Reichsregierung beabſichtigte Geſetz gegen gefährliche Gewohnheitsverbrecher und über Maßregeln der Sicherung und Beſſerung in das Strafgeſetzbuch einführen wird. Poſtwerbeſtempel für die am 15. Oktober beginnende Werbewoche des deutſcher Handwerks. 4 1 Monatlich ein Stundenlohn Die Winterhilfsſpende des deutſchen Arbeiters. Der Bezirksleiter der Deutſchen Arbei front Südweſt und NSBO. bam Pg. Fritz Plattner, MdR., erläßt für Baden folgenden Aufruf: Die großen Anſtrengungen, die von allen Seiten zur Behebung der furchtbaren Arbeits- loſennot gemacht wurden, haben zu einer er⸗ 0 Minderung der Arbeitsloſenzahl ge⸗ ührt, konnten jedoch nicht verhindern, daß noch immer Millionen deutſcher Volksgenoſſen außerhalb des Arbeitsprozeſſes ſtehen und kei⸗ nen Arbeitsplatz haben. Daß in dieſen Kreiſen die Not beſonders groß iſt, braucht nicht be⸗ tont zu werden. Doch ſo groß die Not auch ſein mag, wir werden ſie meiſtern, wenn wit zuſammenſtehen. Was die Arbeiterſchaft vermag, wird getan werden. Der Arbeiter hat ſchon immer aus ſeinen beſcheidenen Einkünften willig ſein Scherflein beigeſteuert, wenn es galt, notleiden⸗ den Arbeitskameraden zu helfen. Ich weiß er wird auch diesmal gerne und freudig daz beitragen, daß in dieſem Winter kein Volksge⸗ noſſe hungern oder frieren muß. Um eine geordnete und erfolgreiche Mitar⸗ beit an dem großen Winterhilfswerk des deut⸗ ſchen Volkes zu gewährleiſten, ordne ich daher auf Veranlaſſung des Reichsführers des Win⸗ terhilfswerkes für den Bereich der Gau-Be⸗ triebszellenabteilung folgendes an: Jeder Arbeiter ſpendet während des Win⸗ ters allmonatlich den Ertrag einer einzigen Arbeitsſtunde zu Gunſten des Winterhilfs⸗ werks. Der Einfachheit halber ſind die Bei⸗ träge in alien Betrieben von den Arbeitgebern unter Kontrolle des Betriebsrates der Arbei⸗ ter und des Betriebszellenobmannes einzube⸗ halten und monatlich auf das Poſtſcheckkonto der Gaubetriebszellenabteilung Karlsruhe Nr. 21646— mit dem Vermerk„Winterhilfs⸗ werk“ abzuführen. gez.: Fritz Plattner, Mog. Die Winterhilfe Ausgabe ab Oktober.— Die„verſchämten Armen“. Die Vorbereitungen des Winterhilfswerkes ſind dank außerordentlich ſtarker Arbeitslei⸗ ſtung aller beteiligten Stellen, vor allem der NS⸗Volkswohlfahrt, ſoweit gediehen, daß mit dem Beginn der Austeilung an die davon erfaßten Bedürftigen für den 15. Oktober zu rechnen iſt. Die Sammlungs tätigkeit wird auch im weiteren Verlauf des Winter⸗ hilfswerkes fortgeſetzt. Von der umfangreichen Tätigkeit, die allein auf organiſatoriſchem Ge⸗ biete zu leiſten iſt, wenn eine ſolche Aktion ge⸗ lingen ſoll, vermag ſich der Außenſtehende kaum eine Vorſtellung zu machen, wohl nicht einmal dann, wenn man darauf hinweiſt, daß es mindeſtens ſechs Millionen Menſchen im Deutſchen Reich ſein werden, die für etwa ſechs Monate vom Winterhilfswerk verſorgt werden ſollen. Vor allem legt man Wert darauf, die Op⸗ fergaben des deutſchen Volkes nicht in die un⸗ rechten Hände kommen zu laſſen. Die Erfahrun— gen, die bei der Hitlergeburtstagsſpende geſam— melt wurden, ſind da von großem Nutzen. Die zuſtändigen nationalſozialiſtiſchen Stellen haben daher in Zuſammenarbeit mit den Wohlfahrtsämtern den Kreis der in Betracht kommenden Bedürftigen feſtgeſtellt. Auch die Reichspoſt iſt in ſolchen Fällen eine geeig⸗ nete Informationsſtelle, da ſie ja weiß, an wen ſie Sozialrenten auszahlt. Die ermittelten Hilfsbedürftigen werden dann in einer Kar⸗ tothek eingetragen werden. Sie werden durch Anſchlag oder auf andere Weiſe davon unter⸗ richtet, daß die Winterhilfe ihnen in den Ver⸗ teilungsſtellen des Winterhilfswerkes dieſe oder jene Unterſtützung aushändigen wird, wobei allerdings Bargeld in keine m Falle gegeben werden ſoll, ſondern vielmehr Ju- weiſungsſcheine, gegen die an den Ver⸗ teilungsſtellen die Aushändigung erfolgt. Das geſammelte Bargeld wird lediglich zum Kauf der notwendigen Waren benutzt. Dadurch wird zugleich eine Befruchtung der Wirtſchaft erzielt, weil ja ſonſt die Mehrzahl der Un— terſtützten ſich Waren nicht kaufen könnte. Das Winterhilfswer k weiß jedoch, ſehr wohl, daß es viele„verſchämte Arme gibt, Menſchen, die große Not leiden, ohne ſich überwinden zu können, die Not zu offen“ baren. In dieſem Winter aber darf kein Volksgenoſſe hungern oder frieren. Deshalb werden die vom Winterhilfswerk entſandten Pfleger und Helfer, die die Bedürftigen be— chen, beſonders auch die Quartiere der„ver chämten Armen“ bedenken. Der Kreis der für die Unterſtützung in Fra⸗ ge kommenden Perſonen, der auf ſechs Mil- lionen Menſchen etwa zu bemeſſen iſt, dürfte durch die vier Millionen Erwerbsloſen ange deutet ſein, wozu noch bedürftige Sozial rentner, eventuell auch Kurzarbeiter uſw. kommen. Sy. ſtematiſch will und kann die Winterhilfe nicht verfahren. Sie kann nicht einer Perſonen⸗ gruppe einen Rechtsanſpruch auf Beihilfe ge⸗ währen und andere völlig ausſchließen. Ihr einziger Maßſtab iſt die nachgewieſene Not der Volksgenoſſen. Hitlers Tagewerk Ein Tag beim Kanzler in Verlin itlers eigentlicher Wohnſitz iſt in e Dort befaßt ſich ſein Privatſekre⸗ tär mit dem Oeffnen perſönlicher Briefe, dem Einordnen von Photographien und den Geſuchen um Autogramme. In Berlin wohnt und arbeitet er im oberen Stockwerk der neuen Kanzlei. Dort wohnt auch ſein Chauffeur, ein alter Frontſoldat und einer der erſten Nationalſozialiſten, mit ſeiner Frau und einem Münchener Dienſtmädchen. Ferner iſt ſein Schutzengel 5 erwähnen, ein rieſenhafter, tadellos uniformierter Ss⸗ Mann. W um 6 Uhr wird der Führer geweckt. um 6.30 Uhr Frühſtück und telephoniſcher Anruf von ſeinem Vertrauensmann Ru⸗ dolf Heß, der ihn über die dringendſten Fragen auf dem aufenden hält. Zwiſchen 7 und 8 Uhr betritt Hitler ſein Arbeits⸗ zimmer, wo ein Stoß an eſtrichener Zei⸗ lungen 1 6 ihn wartet. Bald erſcheinen die Sekretäre der verſchiedenen Miniſter mit ihren Akten. Alle Fragen werden auf der Stelle erledigt, und nichts bleibt auf dem Arbeitstiſch des Kanzlers zurück. Um 10 Uhr beginnen die Men unter der Leitung des Staatsſekretärs Walter Funk. Aus allen Teilen Deutſchlands kreffen vorher angemeldete Beſucher ein, die beim Eintritt die Hand zum Gruß erhe⸗ ben und an der Türe warten, bis ihnen der Führer den Gruß abnimmt und ſie zum Sitzen auffordert. Er wird„mein Faiüchrer“ angeredet. Spielverderber in der Geſeliſchaft ſihr. Hitler gibt Gemüſen, Obſtſaften und bayerſſchen Milch⸗ und Mehlſpeiſen den Vorzug. Man weiß zur Genüge, daß er Abſtinent und Vege⸗ tarier iſt, doch gönnt er ſeinen Gäſten auch Wein, Braten und Fiſch. Nach dem Eſſen leiſtet er ſich, wenn die Zeit es erlaubt, eine kurze Mittags ruhe. Nachmittags finden dann f Konferenzen über die politiſche 10000 5 tatt. Immer ſteht ſein Flugzeug ſtart⸗ bereſt, 1 haben fliegt er nach München und Königsberg. Im allgemeinen aber geht Hitler ſehr wenig aus. Gegen Mitter⸗ nacht legt er ſich ſchlafen. Nie beſucht er einen Ball oder einen ähnlichen Anlaß, höchſtens das Theater und das Kino. Sonſt beſchließt er den Tag durch Lektüre eines Buches in ſeinem Zimmer. 1 5 Dies iſt das Tagewerk des Führers, wie es vom Sonderberichterſtatter des„Petit Pari⸗ ſien“, Andre Beucler, geſchildert wird. Auſchlag auf Fieſeler? merkwürdiger Vorfall in Paris. Paris, 8. Oktober. Auf dem Flugplatz Villacoublay bei Pa⸗ ris, wo der Zweikampf im Kunſtfliegen zwiſchen Fieſeler und dem Franzoſen De⸗ troyat mit Spannung erwartet wurde, kam es zu einem aufſehenerregenden Zwiſchen⸗ fall. Danach trat ein 26jähriger ſtellungs⸗ loſer Arbeiter plötzlich an den Flughafen- kommandanten heran, der gerade von einem Fieſelers untergebracht war. Den Mechani⸗ kern fiel ſchließlich ſein Benehmen auf und ſie benachrichtigten die Polizei, die ihn ver⸗ haftete. Man fand bei ihm einen geladenen ſchwe⸗ ren Revolver und eiwa 50 Patronen. Auf Befragen erklärte er, daß es gewiſſe Unge⸗ rechtigkeiten auf der Welt gäbe, die er wie ⸗ der gulmachen wolle. Man nimmt an, daß man es mit einem geiſtig Unnormalen zu kun hat, der es auf das Leben des deutſchen Flie gers abgeſehen halle. Handgranate auf Generalſtabschel Zwei Tote, zwei Schwerverletzte. Bukareſt, 9. Oktober. Gegen General Lazarescu, den Chef des rumäniſchen Generalſtabes, iſt bei den Manö⸗ vern von einem Korporal ein Handgranaten⸗ anſchlag verübt worden, bei dem der General ſchwer verletzt wurde. Die Handgranate ſoll von einem Offizier raſch aufgefangen und bei⸗ ſeitegeworfen worden ſein. 6 Brütkeneinſturz in Mailand. Eiſenbahnüberführung bricht zuſammen.— Bis⸗ her fünf Tote geborgen. Mailand, 9. Oktober. In einer belebten Verkehrsſtraße ſtürzte eine nicht mehr benutzte, zum Teil bereits im Ab⸗ bruch befindliche Eiſenbahnüberführung zum früheren Hauptbahnhof zuſammen und begrub zahlreiche Paſſanten der unter ihr hinführenden Straße unter ſich. Bisher ſind aus den Trümmern fünf Tote geborgen worden; man rechnet je⸗ doch mit einer noch größeren Zahl von Opfern. Sport vom Bonntag Fußball. 1. FC. Pforzheim— Karlsruher FV. 0:1. Bayern München— FV. Würzburg 2:3. Pflichtſpiele der Gauliga: 0 Gau 13(Südweſt): b ö FSV. Frankfurt— Boruſſia Neunkirchen 3: Eintracht Frankfurt— Sportfreunde Saar⸗ brücken 0:0. i 3 Kickers Offenbach— Alemannia- Olympic Worms 2:1. 5 f ö FSV. Mainz 05— Phönix Ludwigshafen 313. ö Wormatia Worms— SV. Wiesbaden 073. FK. Pirmaſens— 1. FC. Kaiſerslautern 0:1 Gau 14(Baden): Phönix Karlsruhe— Germania Brözingen 2:0 Vin. Mannheim— Vf. Neckarau 08. 1. Fe. Pforzheim— Karlsruher F. 91. Freiburger Fc.— SV. Waldhof 1:2. Gau 15(Würktemberg): VfB. Stuttgart— SB. Feuerbach 1:2. Union Böckingen— Stuttgarter Kickers 5:0. Sportfreunde Stuttgart— VfR. Heilbronn 371 Bezirksklaſſe Unterbaden(Gruppe Weſt) Sandhofen— 07 Mannheim 5:1. 08 Mannheim— Käfertal 3:0. Altrip— Phönix Mannheim 21. Wallſtadt— Feudenheim 3:5. Viernheim— Friedrichsfeld 2:4. Bezirksliga— Pfalz. VfR. Kaiſerslautern— Sp.⸗Vgg. heim 0:0. 3 Munden Unter dieſen Beſuchern gibt es Kaufleute, ſten und allerhand arme Teufel, die zu Fuß alte Waffenbrüder und Freunde, Journali⸗ oder per Rad von weither nach Berlin ge⸗ reiſt ind, um ihren 1 8655 zu ſehen. Es iſt nicht immer leicht, dieſe Leute abzuferti⸗ gen. Aber der Führer hat es in der Kunſt, keine 9 abzugeben und unbe⸗ queme Leute abzuwimmeln, ſchon weit ge⸗ bracht. Wenn fremde Preſſevertre⸗ ter erſcheinen, ſo muß ein Dolmetſcher alles ſtenographieren. Der Beſucher muß nachher das Protokoll unterſchreiben. Um Mittag indet f der Empfang der Diplomaten ſtatt. Hitler hat inzwiſchen ſich in einen Emp⸗ fangsanzug geſtürzt, den er nach der Verab⸗ ſchiedung des letzten Konſuls ſofort und gerne wieder ablegt. Er empfindet ſteife Krägen als etwas Läſtiges. Das Mittageſſen wird in einem Nebenraum eingenommen, in Geſellſchaft eines Dutzend von Gäſten, die ſich Hitler im Laufe des Vormittags ſcheinbar wahllos zu Tiſch gebeten hat. Ein Arbeiter aus dem Saargebiet oder irgend ein unbekannter SA⸗Mann darf 0 dabei nicht fehlen. Die Unterhaltung iſt laut und lebhaft, und alle Fragen, mit Ausnahme der Innenpolitik, dürfen dabei angeſchnitten werden. Am lieb⸗ ſten ſind dem Führer Geſpräche über Arch i⸗ tektur, Automobilwe ſen und Mu⸗ ik. Er hat eine Vorliebe für volkstümliche, ſaftige, mit Dialektausdrücken geſpickte Spra⸗ kern, licht irgend ein gebildeter Edelhirſch als Uebungsfluge zurückgekehrt war, und fragte ihn, ob er der deutſche Flieger Fieſeler ſei. Als der Kommandant ihm keine erteilte, kehrte der Unbekannte zur Flug ⸗ azeuabhalle zurück in der der Antwort Apparat Im Augenblick des Einſturzes ſollen ſich meh⸗ rere Fahrzeuge und auch Radfahrer unter der Brücke befunden haben. Feuerwehr, Carabi⸗ nieri und faſchiſtiſche Miliz ſind eifrig an der 5 Arbeit, um die Trümmer beſeite zu räumen. J 03 Ludwigshafen— Oppau 1:1. 5 ö FV. Speyer— 04 Ludwigshafen 2.4. Vfe. Neuſtadt— Pfalz Ludwigshafen 3.2. VfR. Pirmaſens— SC. Kaiſerslautern 5:& * N Hollands Thronfolgerin im Rundfunk. Hollands Thronfolgerin, Prinzeſſin Juliana, ſprach im holländiſchen Rundfunk über neue Maßnahmen zur Behe⸗ bung der Wirtſchafts⸗ kriſe und der Arbeits⸗ loſigkeit. 115 „Wenn wir— und wir verzanken uns untereinander, dann werden wir den Herren den größten Dienſt erweiſen und ſie werden uns bald mit Haut und Haar gefreſſen haben“, beſchwichtigte bedächtig ein Alter. „Verſuchen wir's zuerſt mit einem Schreiben!“ ſchlug vermittelnd noch ein anderer vor.„Nützt das nicht, ſo mag einer von uns ſich auf die Wanderſchaft machen. Aber einigen müſſen wir uns darüber, was wir ſchreiben wollen.“ „Zuerſt und vor allem, daß die Herren die Fron⸗ pflichten erhöhen, ſtatt ſie zu mildern, daß uns kaum Zeit bleibt, die eigenen Aecker zu beſtellen, daß ſie mit Rodungen und überflüſſiger Arbeit unſere Zeit rauben, nur weil ſie ſie uns nicht gönnen und uns ihre Macht zeigen wollen.“ „Daß ſie aber ihre Verpflichtungen gegen uns nicht mehr erfüllen, ſondern uns einreden, die ſeien durch die Reformen abgeſchafft. Keine Hilfe mehr gewähren, weder im Krantheitsfall, noch im Todesfall— und für kleine Vergehen ſchon härtere Strafen verhängen als je zuvor.“ „Man muß dem Herrn König den Fall von Reußen⸗ Soll ended schildern. Daß man unſeresgleichen hat Spießruten wollen laufen laſſen, weil ſie ihr gutes Recht ee „Die Herren, die es am ſchlimmſten machen, muß man ' die Grafen Wengers, Thiel und Helnitz..“ den Freiherrn von Goldfus.“ 5 5 „Muß auch ſchreiben, daß die Eigenen des Herrn Leutwin ſtets willig und ruhig geweſen ſind, weil man ſie rechtsgemäß behandelt...“ „... und die vom Herrn von Reden und manchen guten Herren noch!“ „Und daß der neue Herr auf Streunitz, ein Bürger— licher, der Herr Cornelius, ſich mit ſeinen Leuten aufs beſte geeinigt hat.“ „Daß wir keine Rebellen ſind, bloß auch Menſchen. Und wollen haben, was unſer Herr König uns zugedacht.“ Das flackernde Licht der einen Talgkerze, ſo oft Schmieder es auch ſchneuzte, es brannte immer von neuem unruhig— zuckte über heiße, erregt und erregter wer- dende Geſichter, die ſich näher und näher zuſammenrückten. Man ſprach leiſe. Man flüſterte heiſer. Man fürchtete faſt, ſolche„aufrühreriſche“ Reden zu führen. Bertel hatte ſich dicht an Sylveſter geſchmiegt. Ihre großen blauen Augen brannten vor ſtiller Begeiſterung. Wie ſie dieſe Männer liebte, die alten wie die jüngeren, die kämpften und rangen um ihres Standes Zukunft und Ehre. „In der Sache ſind wir einig! Frage iſt nun— und wir müſſen es entſcheiden: Wer ſoll's uns aufſetzen und zu Papier bringen?“ Trotzig ſchwieg der junge Karr. Seine harte Bauern⸗ fauſt konnte die ſchönſten, geſchnörteltſten Buchſtaben malen. Wenn's die anderen nicht anerkennen wollten, er bot ſich nicht zum zweiten Male an. Ehe jemand eine Antwort ausſprechen konnte, dröhnten die harten Schläge einer rückſichtsloſen Fauſt an die leichte Holztür, die den Jaus ſchloß. Das Licht erloſch. Inſtinktiv hatte Schmieder es erdrückt. Sie hielten den Atem an. Keiner wagte ſich zu rühren. Niemand hatte den Hufſchlag eines Pferdes auf dem weichen Waldboden beachtet. Jetzt wieherte das Tier draußen auf; und von neuem erklang die Stimme:„Auf⸗ gemacht. He! Hallo! Schmieder, aufgemacht!“ Jetzt erkannte man die Stimme. „Der Landjäger— der Thielſche Gutsvogt!“ „Verraten!“ Dumpf flüſterte man es ſich zu.“ Die Schläge draußen wurden heftiger. „Was tun wir, als wären wir Uebeltäter?“ ſagte ent⸗ ſchloſſen Schmieder.„Wenn und ſie fangen uns: Iſt es nicht unſer Recht, zuſammenzukommen zu einer einfachen Gaſtlichkeit?“ Er ſchlug Feuer und entzündete das Licht wieder. „Ich komme ſchon“, rief er mit lauter Stimme. Das Pochen draußen hörte ſofort auf. Schweren Schrittes ging der Bauer zur Tür und ent⸗ riegelte ſie. Sie wurde von außen aufgeſtoßen und die ge⸗ waltige Geſtalt des Gutsvogtes, des gräflichen Land— jägers, füllte den ſchmalen Rahmen. Mit einem Blick durch die Tür zum Zimmer hatte er erfaßt, was vor ſich ging. „Na alſo“, ſagte er, und doch hörte man aus ſeinem Ton, daß er das Werk des Häſchers nicht gern vollbrachte, „da ſind die Rädelführer alle beieinand! Schmieder, Er kommt mit! Karr und Wundram!— Ihr anderen: marſch nach Haus! Kenn euch und merk mir eure Namen! Bißchen Aufruhr gegen die allerhöchſte Herrſchaft? Biß⸗ chen Rebellion gegen Zucht und Ordnung?“ „Die allerhöchſte Herrſchaft, Vogt, iſt unſer Herr König — und wir beraten nicht gegen ihn, ſondern darum, wie wir ſeinen Geſetzen Geltung ſchaffen können. Die Herren hier ſind's, die ſie nicht halten!“ „Herr Vater!“ mahnte leiſe Bertel und ſchmiegte ſich an den Arm des eifernden Mannes. „Ei ſieh, habt ihr ſchon die Weiber bei euren Be⸗ ratungen dabei!“ lachte in gezwungenem Hohn der Vogt. „Alsdann!— Jetzt aber marſch. Ein weiches Bett er⸗ wartet euch nicht im Thielſchen Keller. Der Herr Graf wird ſich über die Ratten wundern, die ich ihm bringe!“ „Der Vater muß eine Schütte Stroh haben, Vogt. Er wird ſonſt krank. Sorgt dafür!“ bat Bertel, faſt be⸗ fehlenden Tones.„Ich ſag's der Gräfin Montbillard! Ihr ſind wir hörig, und ſie will nicht, daß uns ein Leid geſchieht!“(Fortſetzung folgt.) 915 L). Nachdruck verboten. Eine feine Röte färbte das zarthäutige Geſicht, das ſich ihm voll unbewußter Anmut entgegenhob.„Der Gaſt meines Mannes iſt auch mir von Herzen willkommen“, erwiderte ſie, in leichter Befangenheit ihre Finger aus ſeinem Griff löſend,„wenn er vorliebnehmen will mit unſerer einfachen, kleinen Häuslichkeit.“ „Iſt ſie einfach?“ Verſonnen ſchweifte ſein Blick durch den Raum.„Mir ſcheint ſie ſchön und heimelig.“ „Das bewirken dieſe Wunderhände“, ſagte Vandro und neigte ſich über die ſchlanken Finger ſeines jungen Weibes, deſſen Augen ihn in ſamtweichem Glanz an⸗ ſtrahlten.„Und nun ſage, ob du zwei hungrigen Männern etwas zu eſſen geben kannſt, wogegen keiner etwas ein⸗ wenden würde!“ Wera nickte, ein wenig verlegen lächelnd.„Die Herren werden ſchon ſatt werden.“ Und verſchwand in die kleine Küche, von wo durch die geſchloſſene Tür das gedämpfte Rane von klappernden Tellern und Töpfen herüber⸗ klang. Magnus Steinherr, behaglich ſeiner ganzen Länge nach in Vandros altem Lederſeſſel ausgeſtreckt, lächelte ſtill vor ſich hin. Er hätte ja leicht ſeinen Koch mit einem fertigen Abendeſſen hierher zitieren können, aber es reizte ihn, zu ſehen, wie die kleine Gräfin— wie er ſie in ſeinen Ge⸗ danken ſtets nannte— ſich mit der Aufgabe eines un⸗ erwarteten Beſuches abfinden würde. Vandro, der ſich nebenan ſchnell umgezogen, erſchien im dunklen Anzug, erfriſcht und heiter. Sein Gaſt nickte ihm zu: „Das war ein guter Gedanke von Ihnen, Doktor— den Sie noch bitter bereuen werden, wenn ich den Aufbruch vergeſſe!“ Und dann begann er von dem zu reden, was ſeinem Herzen am nächſten lag, vom Gang der Arbeit in den Werken. Dem intereſſiert lauſchenden Mann war es, als ob ſich ihm eine Seele erſchließe. Und ſeine Liebe zu dieſem Manne, dem er Brot und Glück verdankte, wuchs und vertiefte ſich. Als die junge Hausfrau mit eifergeröteten Wangen hereinkam, um den Tiſch zu decken, fand ſie die beiden ins Geſpräch vertieft. Aber da ſie das Zimmer betrat, ſchwieg Magnus Steinherr, und die Frau ſpürte, wie das Blut in ihren Wangen ſich vertiefte unter ſeinen Blicken, die unbewußt ihre Hantierungen verfolgten. Wie kam es, dachte ſie, zornig auf ſich ſelbſt, daß die Nähe dieſes Mannes ſie jedesmal in Unruhe verſetzte, daß ihr Herz, halb erregt, halb geängſtigt, zu ſchlagen begann — und bei Georgs beglückender Gegenwart ruhig blieb? War es das Bewußtſein, daß Georg und ſie ihm ihre ganze Exiſtenz verdankten, die er ihnen beliebig wieder rauben konnte? War es die Erinnerung an jene kleine Begebenheit aus der Kinderzeit? Jedesmal, wenn ihre Hände ſich beim Gruß oder Abſchied berührten, fiel ihr die ein... Die Rollen waren vertauſcht worden, der Schmied⸗ ſohn von einſt war ihres Gatten Herr. Ihre Lippen preßten ſich leicht aufeinander. Ohne auf⸗ zuſehen, ging ſie hinaus, um gleich darauf das Tablett mit den fertigen Speiſen hereinzutragen. Vandro ſprang auf, nahm es ihr ab und guckte neugierig auf Platten und Schüſſel. „Wahrhaftig, ſie hat ein richtiges Mahl gezaubert: Hackbraten, Bohnen, Kartoffeln, Spargelſalat— wer ſchalt, als ich die Doſe neulich mitbrachte? Sogar Birnen⸗ kompott gibt es! Herr Steinherr, darf ich zu Tiſch bitten?“ Seine übermütige Heiterkeit wirkte anſteckend; es wurde ein fröhliches Mahl und ſchmeckte vorzüglich, trotz⸗ dem der Braten ein wenig zu weich und die Soße zu dünn geraten war, was Steinherr insgeheim feſtſtellte, ohne ſich jedoch dadurch den Appetit verderben zu laſſen. Es mochte ſchwer für die junge Frau ſein, nun auf ein⸗ mal alle häuslichen Künſte zu beherrſchen, dachte er, die ſchönen Hände betrachtend, die eher in einen Salon als in eine Küche gehörten. Ringlos waren ſie bis auf den ſchmalen Goldreif an der Rechten. Er mußte plötzlich an die juwelenbeladenen Hände jener beiden Frauen denken, von denen er ſeinen Lebensweg gelöſt, und empfand die Einfachheit hier geradezu als Erleichterung. „Sitzenbleiben!“ gebot der Hausherr, als Wera ſich er⸗ heben wollte, um abzudecken.„Das kann ich viel beſſer! Da drüben auf dem kleinen Tiſch müſſen noch Zigaretten ſein.“ Steinherr ſtand auf und holte ſie, ehe Wera es tun konnte.„Wiſſen Sie, daß Ihr Onkel, Graf Wettern auf Wetternwalde, geſtorben iſt, Frau von Vandro?“ fragte er, ihr ſein Feuerzeug hinhaltend.„Ich las es geſtern in einem Berliner Blatt. Er hinterließ ein beträchtliches Ver⸗ mögen, ſagt man.“ „Ja“, Wera von Vandro blies den blauen Rauch ge⸗ laſſen vor ſich hin,„die Wetterns dieſer Linie ſind wohl⸗ habend, ich weiß es.“ „Alſo leicht imſtande Ihnen...“ Sie hob den Kopf, ihre ſchwarzen Augen flammten. „Keinen Pfennig nähme ich von ihnen an! Was kümmern 1 —— und eigentlich verpflichtet, uns die anderen, Georg und ich gehen unſeren Weg auch ohne Hilfe!“ Wie ſchön ſie war in ihrem Zorn! „Sie ſind ſtolz und unklug“, erwiderte er ruhig.„Das el, . a 7 Ha.* 7 Leben iſt hart; wer beſitzlos, iſt meiſt rechtlos. Unter⸗ ſtützung, die einem gebührt, iſt kein Almoſen.“ „Nie, nie!“ Mit zitternden Fingern zerdrückte ſie das glimmende Ende ihrer Zigarette in der kleinen Aſchen⸗ ſchale.„Lieber tot.“ 5 Er ſah ſie gedankenvoll an. Sie wär's imſtande. Alſo gab es doch noch Frauen, die nicht an äußerem Beſitz hingen. Aus der Küche klang das Geräuſch heftigen Huſtens. Eine Tür ging. Nun hörte man es kaum mehr. Beide Menſchen hatten betroffen aufgehorcht. Die Erregung auf dem Geſicht der Frau ſchwand. Angſtvoll lauſchte ſie. „Seit wann huſtet Ihr Mann denn ſo ſtark?“ fragte Steinherr halblaut. Erſtaunt ſah ſie ihn an.„Schon ſeit Wochen!“ Hatte Steinherr es nie bemerkt? Der hatte das Empfinden einer Schuld bei ihrem ver⸗ wunderten Blick. Nichts hatte er bemerkt in ſeiner böſen, menſchenverachtenden Stimmung. Auf dem Bettrand im Schlafzimmer ſaß Georg von Vandro mit hängenden Schultern und ſtarrte auf das Taſchentuch in ſeiner Hand. Es war mit hellem Blut gefärbt. Siebenundzwanzigſtes Kapitel. Sorgenvoll ſah Wera dem Gatten nach, als er in der grauen Dämmerung des naßkalten Novembermorgens das Haus verließ. Dank ihrer Sorglichkeit, die altbewährte Hausmittel angewandt, hatte Vandro eine gute Nacht ver⸗ bracht und eilte nun zu ſeinem Dienſt, froh, daß Frau und Freund nichts ahnten von der Blutung. Sie war wahrſcheinlich bedeutungslos, wohl durch das Platzen irgendeines Aederchens bei dem heftigen Huſten verurſacht worden. Seine Bruſt fühlte freier als ſeit Tagen. Aber auf dem halben Wege zum Werk packte ihn ein neuer Anfall von derartiger Heftigkeit, daß ihm das Steuer des großen Wagens beinahe entglitt. Mit knapper Not brachte er ihn zum Stehen. Steinherr ſprang heraus, ſetzte ſich neben den nach Atem Ringenden und zwang ihn dann mit ſanfter Gewalt auf den Nebenſitz. „Ruhig, keinen Widerſpruch— ich werde doch noch meinen eigenen Wagen ſteuern dürfen, wenn ich will!“ Der andere lächelte, zu matt, um nochmals zu prote⸗ ſtieren. Der Maybach wurde gewendet und jagte nun in ſchnellſter Fahrt der Stadt zu. „Ja, wohin fahren wir denn. Das iſt...“ „.. der kürzeſte Weg zum Arzt“, lautete die energiſche Antwort. Die zuſammengeſunkene Geſtalt ſtraffte ſich.„Nein, Herr Steinherr, das will ich nicht!“ Kurz und befehlend klang es.„Wegen des bißchen Huſtens— er wird ſchon wieder vergehen.“ „Und wenn nicht, Vandro?“ Der Blick des anderen ruhte in ernſter Herzlichkeit auf dem Erregten.„Wollen Sie dem Freund nicht geſtatten, ſeine Sorge zu be⸗ ruhigen?“ In dem blaſſen Geſicht zuckte es.„Es muß vergehen“, 99 55 er leiſe, vor ſich hinſehend,„was würde denn onſt...“ „Es wird vergehen“, ſagte Steinherr laut und riß mit harten Händen das Steuer herum. Nun flogen ſie die lange Hauptſtraße hinunter.„Und jetzt kein Wort weiter! Noch bin ich Ihr Chef, verſtanden?!“— „Lungenkatarrh in fortgeſchrittenem Stadium— Bett⸗ ruhe— äußerſte Schonung, hätte ſchon längſt liegen müſſen“, meinte der Profeſſor lakoniſch, als die Unter⸗ ſuchung beendet und Steinherr allein mit ihm war, wäh⸗ rend Vandro ſich nebenan wieder ankleidete.„Er mag ſich heute nachmittag im Krankenhaus melden.“ „Nicht nötig, Profeſſor.“ Der große Mann hatte ſich erhoben.„Ich bitte Sie, die Behandlung in meinem Hauſe zu übernehmen und für einen zuverläſſigen Pfleger zu ſorgen. Herr von Vandro und ſeine Frau werden bei mir wohnen.“ „Nanu!“ In unverhohlenem Staunen ſah der be⸗ rühmte Arzt zu dem Manne empor. Seit wann gefiel ſich Magnus Steinherr in der Rolle des barmherzigen Sama⸗ riters? Und warum wohl? Ob die Frau... 2 „Nicht wahr, Sie kommen, Profeſſor?“ „Gewiß, da Sie es wünſchen.“ Wenn die lange Fahrt jedesmal'ne ordentliche Stange Geld koſtete, ſo war das ſchließlich Steinherrs Sache. Als Georg von Vandro, dazutretend, von dem Vor⸗ 9010 erfuhr, ſträubte er ſich heftig. Das ginge auf keinen a „Und Ihre Frau“, fragte Steinherr,„ſoll ſie allein da draußen bleiben und jedesmal den weiten Weg zum Krankenhaus machen? Sie ſehen, es iſt am beſten ſo!“ Und er nahm den Verſtörten kurzerhand beim Arm und führte ihn hinaus.„Gönnen Sie mir die Freude, einem Freund zu helfen“, bat er, ungewohnte Wärme im Ton. „Was gern getan wird, kann doch nicht kränken— nicht wahr?“ Vandro ſchwieg. Ihm war plötzlich ſterbenselend zu⸗ mute. Die ſeit Wochen aufgepeitſchte Energie und Kraft drohten ihn zu verlaſſen. Blaß, ſtumm lehnte er in der Ecke des Wagens, der pfeilgeſchwind dahinſchoß. Und an dieſem jähen Verfall erkannte Magnus Steinherr, wie es um den kleinen Doktor beſtellt war, der das letzte her⸗ gegeben in ſeinem Dienſt.— Daheim war bereits alles telephoniſch beſtellt worden. Nun rief Steinherr ſelbſt im Gartenhaus an. Wera zuckte zuſammen, als ſie ſeine Stimme hörte. Georg krank— oh, ihre Ahnung! „Sie werden zu mir überſiedeln, hier kann beſſer für Ihren Mann geſorgt werden. Es iſt ſchon alles vor⸗ bereitet.“ b „Nein“, unterbrach ſie heftig, dunkelrot vor Erregung, „das geſtatte ich auf keinen Fall, Herr Steinherr! Ich werde meinen Mann hier pflegen, oder mit ihm ins Krankenhaus...“ „ wo er mit vierzig anderen Patienten im Maſſen⸗ ſaal für Arme liegt“, ſchloß die klingende Stimme, brutal vor Ungeduld,„eine paſſende Erholungsſtätte für einen Mann wie Georg von Vandro! Es geht nicht anders“, milder, da er ein unterdrücktes Schluchzen gehört.„Seien Sie vernünftig und packen Sie ſchnell das Nötigſte zu⸗ ſammen, Werner holt Ihre Sachen.“ Die Frau ſtarrte mit hängenden Armen vor ſich hin, Angſt und Zorn im Herzen, deſſen wildes Schlagen ſie bis in den Hals hinauf ſpürte. Georg, der Geliebte, krankt— und ſie ſtand mit leeren Händen, unfähig zu helfen, mußte danken, daß der Fremde es tat. Alles in ihr bäumte ſich auf bei dem Gedanken. Und ſank wieder in ſich zuſammen in dumpfer Ergebung. Was konnte ſie denn gegen ſeinen Willen tun in ihrer Armut! Es war ein ſchwerer Gang für die Frau ins Herren⸗ aus.—— In hohen, hellen Räumen lag der Kranke, an deſſen Kraft nun wochenlang das Fieber fraß. Aber noch ein⸗ mal rang ſich das Leben durch zum Sieg. Als es beſſer ging, übernahm Wera die Pflege allein, was ihr über die Peinlichkeit des Aufenthaltes in dieſem Hauſe hinweghalf. In ihrer Empfindung war und blieb ſie der geduldete Gaſt, den nur Gutmütigkeit und Mitleid beherbergten. Aber um des Geliebten willen harrte ſie aus. Täglich kam Steinherr, um nach dem Patienten zu ſchauen, dem er ſeine ſo ſchwer zu erringende Freundſchaft geſchenkt und der ihn ſchon immer ungeduldig erwartete. Und täglich ſpürte die Frau einen ſtechenden Schmerz, wenn ſie die aufrechte, kraftvolle Erſcheinung des anderen mit der abgezehrten Geſtalt des Kranken, das gebräunte, ſchöne Geſicht mit den bleichen Zügen im Bett verglich. Wie böſer Hohn wirkte dieſe geſtählte Geſundheit auf ſie. Und die Unruhe, die dieſes Mannes Nähe ſtets in ihr auslöſte und die in den ſchlimmſten Krankheitstagen ge⸗ ſchlafen, erwachte und regte ſich von neuem. Oft wanderte des Kranken Blick in lächelnder Ver⸗ ſonnenheit von einem zum anderen, wenn die beiden Menſchen, die er am meiſten liebte, an ſeinem Bett ſaßen oder, nebeneinander ſtehend, gedämpft miteinander ſprachen. Sie gaben ein ſchönes Paar ab, der große, tiefbrünette Mann und die hochgewachſene, ſchlanke Frau in ihrer lichtblonden Schönheit— beide trugen ſie das Haupt hoch, ſchauten frei und ſtolz in die Welt. Sehr ähnlich waren ſie einander im innerſten Weſen, daher des Weraleins geheimer Trotz; ſie ſpürte den ſtärkeren Willen, den der Gatte ihr gegenüber nicht beſaß. Er, der von all ihrer Not, ihrem Leid wußte, war ſo gern nachgiebig. Heilen, tröſten, beruhigen wollte ſeine Liebe. Jeder nach ſeiner Art!— Und das leiſe Lächeln in ſeiner Betrachtung verklärte ſich zu tiefer Zärtlichkeit. Als der Patient wieder aufſtehen und ſich ein wenig im Zimmer bewegen konnte, trat Magnus Steinherr eines Tages bei Wera ein. b „Ich muß etwas mit Ihnen beſprechen, Frau von Van⸗ dro“, begann er ohne Umſchweife.„Sie wiſſen, daß der⸗ artige ſchwere Lungenkatarrhe geraumer Zeit bedürfen, um völlig auszuheilen. Profeſſor Neubert meinte neulich, daß das nur bei längerem Aufenthalt in reinerer Luft, am beſten in der Schweiz, ſein könne. Aber Reiſen mit einem Kranken erfordert erhebliche Mittel, die Sie nicht beſitzen. Und da ich leider annehmen mußte, daß Sie dieſelben nicht von mir annehmen würden—“ Die junge Frau machte eine unbewußte Bewegung der Abwehr. Ein kaum merkliches Lächeln zuckte um des Mannes Mundwinkel.„— habe ich mich in Ihrem Intereſſe, und Ihre Zuſtimmung vorausſetzend, an die Erben Ihres Onkels, des Grafen Wettern auf Wetternwalde, gewandt.“ Wera ſprang auf.„Das haben Sie gewagt, trotzdem Sie wußten——“ Ihr Atem flog. Sie mußte die Hände ballen, um ihr jähes Zittern zu verbergen. „Ja, das habe ich gewagt“, erwiderte Steinherr ruhig. Er hatte ſich ebenfalls erhoben, ſtand aufrecht und ge⸗ bietend vor ihr, die vergeblich nach Faſſung rang.„Denn es geht hier nicht um Stolz und Empfindſamkeit, Frau von Vandro, ſondern um das Leben des Mannes, den wir beide lieben. Fünftauſend Mark wurden bereitwillig zur Verfügung geſtellt unter der Bedingung, daß ich das Geld verwalte und das Weitere ebenfalls ſchriftlich melde und vermittle. Das genügt vorläufig.“ Die ſchwarzen Augen der Frau irrten verſtört durch das Zimmer.„Georg wird es nicht annehmen“, flüſterte ſie erſtickt. 5 „Er wird es, wenn Sie ihn darum bitten!“ „Das kann ich nicht!“ Es war ein Aufſchrei.„Das kann— ich— nicht—“ Sie wandte ſich kurz ab, daß er nicht die aufquellenden Tränen ſehe. „Sie meinen: das will ich nicht“, korrigierte die tiefe Stimme hinker ihr unerbittlich. Ein paar Minuten blieb es ganz ſtill zwiſchen ihnen. Wera von Vandro ſtarrte hinaus in den winterlichen Park. Dick lag der Schnee, ein lehmfarbener Himmel hing über der froſtſtarren Erde, als trüge er ſchwer an eigener Laſt. Seit Tagen keine Sonne, troſtlos und grau ſchlichen die Tage dahin. Wie hatte der Mann da hinten geſagt: es ginge um Georgs Leben.— Und ſie weigerte ſich, das Almoſen anzunehmen, das Mitleid bot... Schwerfällig drehte die Frau ſich um.(Fortſetzung folat.) Landmlirtfchaſtlhe Land Schuldenregelung Erlaß einer vierten Durchführungsverordnung. Berlin, 9. e Im Reichsgeſetzblatt Nr. 111, Seite 719, if ad Vierte Verordnung zur Durchführung der landwirtſchaftlichen Schuldenregelung vom 5. Oktober 1933 veröffentlicht, welche die Be⸗ ſtimmungen über die für die Verfahren nach dem Geſetz vom 1. Juni 1933 maßgebende Mündelſicherheitsgrenze bringt. ö Die Mündelſicherheitsgrenze beträgt da⸗ nach zwei Drittel des Betriebswerts. Als Betriebswert gilt bei landwirtſchaftlichen und forſtwirtſchaftlichen Betrieben ein Pro⸗ zentſatz der Einheitswerte vom 1. Januar 1933 und zwar von 90 Prozent bei einem Einheitswert von 40000 Mark und mehr, bei geringeren Einheitswerten geſtaffelt an⸗ ſteigend bis zu 135 Prozent. Für Betriebe mit einem Einheitswert unter 10000 Mark iſt der Betriebswert noch nicht feſtgeſezt. Die oberſten Landesbehörden können jedoch mit Zuſtimmung des Reichsernährungs- und Reichs⸗ finanzminiſters auch für dieſe Betriebe einen Betriebswert feſtſetzen und für alle Betriebe in einzelnen begrenzten Gebieten eine Abwei⸗ chung in beſchränktem Umfang zulaſſen. Für gärtneriſche Betriebe wird der Be⸗ kiiebswert auf Antrag der Entſchuldungsſtelle durch die untere Verwaltungsbehörde im Be— gehmen mit dem Finanzamt feſtgeſetzt. Die gleiche Regelung ſieht die Verordnung für beſtimmt angegebene Zweifelsfälle bei land— wirtſchaftlichen und forſtwirtſchaftlichen Prundſtücken vor. Aufruf ö Auf zum Herbſt in die weinfrohe Rheinpfalz! Der Herbſt iſt da. An den Hängen der Haardt und in den Winzerdörfern hat flei⸗ ßiges Schaffen begonnen: Weinleſe in der Pfalz. Im größten Weinland des Reiches ſind die Tage der Ernte angebrochen. Die Arbeit des Winzers, ſein Hoffen und ſein Sorgen finden Erfüllung. Es iſt die hohe Zeit der Pfalz am Rhein. Es iſt auch ihre ſchönſte Zeit. Alle Volksgenoſſen ſollen dieſe Zeit in der Pfalz erleben. Wir rufen Sie daher auf, in die Pfalz zu kommen, in ihre Städte und Weindörfer und mit den Pfälzern die Wein⸗ leſe zu erleben. Kommt alle! Freudig erwar⸗ tete Gäſte ſeid Ihr! Der Winzer erwartet Euch und auch der neue Wein, die wunder⸗ volle Herbſtlandſchaft und die feſtlichen Fluren! Auf zum Herbſt in die weinfrohe Rheinpfalz! Gauleitung der NSDAP. Mannheimer National⸗Theater Im Nationaltheater: Dienstag, 10. Oktober, Miete C 4, Son⸗ dermiete C 2: Suſanna oder Der Men⸗ ſchenſchutzvberein. Komödie von Robert Wal⸗ ter Anfang 20, Ende 22 Uhr. kütt woch, 11. Oktober, für die Deutſche Bühne, Abtlg. 21 bis 36, 136 bis 138, 225 bis 225 und Gruppe D: Mona Liſa. per von Max von Schillings. Anfang 20, Ende nach 22.15 Ahr. Donnerstag, 12. Oktober: Miete D 5, zum letzten Male: Egmont von Goethe. Anfang 19.30, Ende 22.30 Uhr. reitag, 13. Oktober: Miete F 5, Son⸗ dermiete F 8: Der Vetter aus Dings⸗ da. Operette von Eduard Künneke. Anfang 605 Ende gegen 22.15 Uhr. ams tag, 14. Oktober, Miete B 5: Urauf⸗ e Kickers, ein Volksſtück von Jitz Peter ö 0, Ende etwa 22.30 Uhr. Buch. Anfang 20, But teg g, 15. Oktober, Vortrag Anna⸗ ahr⸗Mildenburg:„Muſikund Gebär⸗ el. Anfang 11.30, Ende etwa 12.30 Uhr. 90 J. Vorſtellung für Erwerbsloſe(ohne artenverkauf): Suſanna oder Der Men⸗ chenſchutverein. T Lokales Gedenktage 9. Oktober 1477 Gründung der Univerſität Tübingen. 1813 Der Komponiſt Giuſeppe Verdi in Ron⸗ cole geboren. 1841 Der Architekt Friedrich Schinkel in Ber⸗ lin geſtorben. 1906 Zeppelins Luftſchiff ſteigt zu ſeiner er— ſten größeren Fahrt auf. Prot. und kath.: Dionyſius Sonnenaufg. 6.14 Sonnenunterg, 1720 Mondaufg. 13.07 Mondunterg. 19.21 Wer mit dem Leben ſpielt, Kommt nie zurecht, Wer ſich nicht ſelbſt befiehlt, Bleibt immer Knecht. Joh. Wolfg. v. Goethe. Beſſer einteilen! Obgleich die Jahre der Not die Menſchen im allgemeinen das Rechnen gelehrt haben, ſind ſo manche in dieſer Kunſt doch noch nicht zur rechten Vollkommenheit gelangt. Sie könnten ein ſorgenfreieres und ruhigeres Leben führen, wenn ſie ſich daran gewöhnen würden, die ihnen zur Verfügung ſtehenden Mittel, die an ſich meiſt knapp bemeſſen oder gegen früher ſtark gekürzt ſind, beſſer einzu— teilen, beſſer hauszuhalten, vom erſten Tag des Monats oder vom Lohntage an. Vielen ſcheint überhaupt der rechte Maß⸗ ſtab zu fehlen, wie lange eingentlich ſo ein Geldſchein reicht und was man mit ihm alles anfangen kann. Sobald ſie ihr Geld erhalten haben, das ſie ſich in angeſtrengter Arbeit verdienten, haben ſie gewiß das Recht, ſich eine kleine beſondere Freude zu gönnen und auch ihre Angehörigen einmal ducch eine Ueberraſchung zu erfreuen, es ſollte ſich aber alles in den rechten Grenzen halten. Genau ſo wie der Einkäufer in einem Geſchäft oder der Inhaber ſelbſt für den Betrieb auf län— gere Zeit im voraus disponieren können muß, genau ſo muß es auch der Haushat— tungsvorſtand, der ſeine laufenden Verpflich— tungen zu erfüllen hat, wenn er nicht in Schwierigkeiten geraten will, die bei über— legter Wirtſchaftsführung zu vermeiden wären. 4 e Dezemberviehzählung. Die Jahresvieh⸗ zählung und Ermittlung der nichtbeſchaupflich— tigen Hausſchlachtungen in den vorhergehenden ſechs Monaten im Reiche iſt zum 5. Dezember 1933 angeordnet. Der Umfang entſpricht im allgemeinen dem der letzten Hauptzählung. Die Zählung der Edelpelztiere, die 1931 erſt⸗ mals gezählt wurden, wird wiederholt. Die Landesregierungen ſind vom Reichsernährungs⸗ miniſter auf die Geheimhaltung der ſtatiſtiſchen Angaben hingewieſen worden. Dieſe dürfen keinesfalls zu Steuerzwecken, Umlagen oder zur Erhebung von Gebühren-Umlagen, Beiträgen u. a. Verwendung finden. Die richtige und zuverläſſige Beantwortung der im Rahmen der Viehzählung geſtellten Fragen liegt im eigenſten Intereſſe der Bauern. n Arbeitseinkommen der Ehefrauen von Wohlfahrtserwerbs lein Die Löhne für weib⸗ liche Aushilfstrafte bind namentuch in der Landwirtſchaft ſo niedrig, daß die Frauen von Wohlfahrtserwerbsloſen ſich häufig über⸗ legen, ob es überhaupt noch lohnt, eine Be— ſchäftigung anzunehmen, wenn ihnen ein großer Teil dieſes kargen Verdienſtes doch wieder verloren geht, da er ihrem erwerbsloſen Mann auf die Wohlfahrtsunterſtützung angerechnet wird. In einem Schreiben an die Sozialmini⸗ ſterien der Länder bitten der Reichsarbeits⸗ miniſter und der Reichsinnenminiſter, auf die Fürſorgeverbände einzuwirken, daß ſie bei der Prüfung der Anrechnungsfrage insbeſondere auch den Geſichtspunkt der Erhaltung des Ar⸗ beitswillens der Ehefrauen ausreichend Gel⸗ tung verſchaffen. Der preußiſche Innenminiſter hat eine ſolche Anweiſung an die Fürſorge— verbände erlaſſen. Vom Sonntag. Ein trüber regneriſcher Herbſttag war der geſtrige Sonntag. Bereits in der Samstagnacht fing es zu regnen an. Der Vormittag des Sonn- tags und auch ein Teil des Nachmittags war regenfrei, jedoch gegen Abend ging wieder ein heftiger Regen nieder— Der Fußballſport ſteht wieder hoch im Kurs. Ca. 1000 Zuſchauer waren auf dem Waldſportplatz Zeuge, wie die „Grünen“ in einem unfähigen Spiel 2 Punkte abgeknöpft erhielten. Mit 2:4 Toren ſiegte Friedrichsfeld, die einen gewaltigen Kampfgeiſt und Siegeswillen mitgebracht hatten.— Auf dem DK. Stadion haben ebenfalls die Ver⸗ bandsſpiele begonnen. Die D J. K. ler ſpielten gegen Laudenbach und ſiegten 4:0.— Der hie⸗ ſige K.K. V. beteiligte ſich an dem Goldenen Ver einsjubiläum des K. K. V. Columbus Mannheim, das am Samstag und Sonntag in einem ſeſt⸗ lichen Rahmen begangen wurde.— Beim Männer⸗ geſangverein wurde Abſchied gefeiert. Abſchied mußten die Sänger nehmen von ihrem verehrten Dirigenten, Herrn Oskar Pfeiffer⸗Mannheim, der wegen Vermeidung des Doppelverdienertums den Dirigentenſtab niederlegen mußte. In gemüt⸗ 1 lichem Rahmen wurde dieſe Abſchiedsfeier ver⸗ anſtaltet und die große Männergeſangvereins- Familie verbrachte wieder einmal einige vergnügte Stunden. 1 Die Gemeinde unternimmt, wie aus einer auswärtigen Zeitung zu entnehmen iſt, unter der Führung des kommiſſariſchen Bürgermeiſters Pg. Bechtel z. Zt. einen heftigen Sturmlauf auf die Arbeitsloſigkeit, die auch hier ganz beſonders weite Kreiſe in Mitleidenſchaft gezogen hat. Hoffentlich wird das Projekt der Gemeinde in die Tat umgeſetzt, um einerſeits viele Unter⸗ ſtützungsempfänger von der Straße in den Ar- beitsprozeß zu bringen und andererſeits dem Viernheimer Wirtſchaftsleben neuen Impuls zu geben. Die Erwerbsloſigkeit iſt vielfach darauf zurückzuführen, daß z. B. viele Bauhandwerker ſeither in Mannheim nicht unterkommen konnten, weil ſie jenſeits der Grenzpfähle— in Heſſen— ihren Wohnſitz hatten, nachdem ſich die Zuge— hörigkeit zum Arbeitsamt Mannheim praktiſch mehr auswirkt. Nicht nur hieſige, ſondern viele auswärtige Beſucher haben unangenehme Bekanntſchaft mit den ſingenden, ſaugenden und ſtechenden Plage geiſtern— Schnaken genannt— gemacht. Dieſe kommen hauptſächlich aus den Waſſertümpeln an den Ortseingängen, da ihnen dort Gelegenheit geboten iſt, ein Leben in Freiheit, Schönheit u. Würde zu friſten zum Schrecken der Viernheimer Bürgerſchaft. Dieſem Mißſtand will man end- lich abhelfen, eine neue, beſſere Kanaliſation in den Weg leiten. Das Schmutzwaſſer wird umgeleitet in das„Kiesloch“ und in die Trän⸗ ken am Sandhofener Weg und am Gaswerk ſoll in Hinkunft nur noch Regenwaſſer fließen. Hierzu iſt beabſichtigt zwei Abſaugkanäle herzu⸗ ſtellen. Ein nördlicher und ein öſtlicher vom Uebergang der Staatsbahn am Gaswerk aus, um endlich auch den Waſſernöten der Friedrich- und Waſſerſtraße abzuhelfen. Man hat 153000 Mark angefordert, um dieſen Plan in die Tat umzuſetzen. In den rund 12 500 Tagewerken wird eine Kanaliſation von rund 2,5 Kilometer zu errichten ſein. Vielleicht können auch die er⸗ forderlichen Zementröhren am Platze hergeſtellt werden, denn dadurch wird immerhin ein ſchönes Sümmchen Geld in Viernheim bleiben.— Sonſt werden auch die Straßen, u. a. die Adolf Hitler⸗ und die Schulſtraße, ſoweit bedürftig hergeſtellt. Von der Autoſtraße hört man, daß am 15. Oktober mit den Abholzarbeiten begonnen werden ſoll, denen ſich dann die Erdarbeiten bald anſchließen. Der kathol. Jungmännerverein führt am kommenden Dienstag das Volksſtück„Schlageter, ein deutſcher Held“ von Eckersbom im Freiſchütz⸗ ſaale zugunſten der Winterhilfe auf. Es han- delt ſich hier nicht um das Stück der NS- Theatergruppe von Hanns Johſt. Uns freut dieſe Mitarbeit am Hilfswerk der NSDAP. Zurzeit wird hier eine außerordentliche Propaganda für die NS⸗Volkswohlfahrt betrie⸗ betrieben. Die Aufnahmeſcheine werden durch Ratsdiener verteilt und die anfließenden Gelder ſollen durch die Gasgelderheber in Empfang ge— nommen werden. Eine nachahmenswerte Idee. N f 0 » Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 1 wegen Ruheſtörug, 1 wegen Schwarzarbeit und 1 wegen Radfahren ohne Licht. * Herbſtſchauturnen des Turn⸗ vereins. Am 29. Oktober veranſtaltet der hieſige Turnverein im„Freiſchütz“ ſein dies- jähriges Herbſtſchauturnen. * Das Finanzamt gibt bekannt: Da die Vornahme einer neuen Einheitsbewertung auf den 1. 1. 1935 hinausgeſchoben worden iſt, die Ausfüllung derjenigen Spalten in den Haus- liſten, die Angaben über die Miete enthalten (Spalte 4—8 auf Seite 2—4 der Hausliſte) nicht erforderlich. Die Grundſtückseigentümer haben alſo nur die Spalten 1—3(3a) aus- zufüllen. Ebenſo genügt auf Seite 1 der Haus- liſte die Ausfüllung der Ziffer 1(Eigentümer). Von der Ortsgruppe der N. S. 0 D. A. P. werden wir darauf aufmerkſam gemacht, daß Sammlungen irgendwelcher Art, die nicht durch die Unterſchrift der Ortsgruppenleitung beſtätigt ſind, ſtreng verboten ſind. Es braucht niemand auf irgendwelche Liſten zu ſpenden. Sammlungen zum Winterhilfswerk ſind öffent- lich angezeigt. Und die Sammler müſſen amt⸗- liche Ausweiſe haben. Um die Gewähr zu haben, daß die Spenden richtig verwaltet werden, wolle alſo die Einwohnerſchaft hierauf beſonders achten. i Die hieſigen Schützen weilten geſtern in Weinheim beim Landesverbands- und Preis- ſchießen. Welchen Aufſchwung die Schützenſache im letzten Jahre genommen, zeigten die Reſultate und der Beſuch des Schießens. Zeitweiſe waren die Stände dicht umlagert. Für die Altſchützen ſtanden 23 Preiſe zur Verfügung. Drei hier- von wanderten nach Viernheim. Es errangen Schütze Michael Kempf den 7. Preis mit 35 Ringen, Johann Gallei den 15. Preis mit 34 Ringen und Philipp Hoock den 16. Preis mit 33 Ringen. Mit dieſen Ringzahlen wurden ſeit⸗ her erſte Preiſe errungen. Die Jungſchützen ſtritten ſich um drei Preiſe, zwei davon fielen nach Viernheim und zwar holte ſich Jungſchütze Franz Brechtel den 2. Preis mit 33 Ringen und Hans Gerlinger den 3. Preis mit 31 Ringen. In dem Mannſchaftskampf um den Gauwander⸗ preis ſteht die Viernheimer Jung⸗Mannſchaft mit 378 Ringen an der Spitze, dann folgt Lampert⸗ heim mit 315 Ringen, alſo ein großer Abſtand. Somit dürfte der Wanderpreis zum zweitenmale nach Viernheim fallen. Dreimal muß er errun⸗ gen werden, bis er Eigentum iſt. Der Wander- preis der Stadt Weinheim, ſeither in Beſitz von Käfertal, fiel an Weinheim, der Wanderpreis des Gaues iſt für Käfertal ebenfalls verloren. Käfer⸗ tal iſt von Weinheim überſchoſſen. Die 1. Viern⸗ heimer Altmannſchaft und Lützelſachſen werden ſich mit Weinheim um den Beſitzſtreiten. Hoffent⸗ lich wiſſen die Viernheimer ihre Rechte zu wahren. Gegen 5 Uhr mußte das Schießen abgebrochen werden, es regnete in Strömen. An eine Heim- fahrt war nicht zu denken. Bei den frohen Weiſen der Weinheimer SA.⸗Kapelle wurde aber die Zeit nicht lange. Nach 7 Uhr mußte doch an die Rückfahrt gedacht werden.„Feucht“ fröh⸗ lich⸗kamen alle wohlbehalten zurück. *Steuergutſcheine. Fälligkeit 1934: 99.75; 1935: 92.50; 1963: 85 /; 1937: 80.25; 1938: 77/8; Verrechnungskurs: 86.90. * Diözeſan⸗Delegiertentag ber katholiſchen Männervereine. Der dies- jährige Diözeſan⸗Delegiertentag der katholiſchen Männer- und Arbeitervereine ſindet am Sonn⸗ tag, denn 12. November im Heppenheim ſtatt. Anträge ſind bis ſpäteſtens 15. Oktober einzureichen. Das Programm der Tagung wird noch bekannt gegeben. Heinrich Lanz AG. Mannheim. Die Heinrich Lanz AG. konnte die in dieſem Jahr auf 3270 Köpfe angewachſene Belegſchaft auch im Monat September beibehalten. Für die kommende Wintermonate, in den die letzten Jahre hindurch ſaiſonbedingte Entlaſſung nicht zu vermeiden waren, werden von der Geſellſchaft große Anſtrengungen gemacht, die Belegſchaft voll zu beſchäftigen. Für die Arbeitsbeſchaffung der Reichsregierung hat die Firma 10 000 Mk. geſtiftet. Auch för die Oeſchelbronner Brand- kataſtrophe wurde ein namhafter Betrag ge— zeichnet. »Winterhilfsſpenden. Von der Mann⸗ heimer Induſtrie ſpendeten weiter: Brown, Boveri& Cie., AG. 10000.—, C. F. Boeh⸗ ringer Söhne 5000.—, Großkraftwerk Mann- heim AG. 4000.—, Kraftwerk Rheinau AG. 4000.—. Der Führerrat der deutſchen Turner- ſchaft hat beſchloſſen, für das Winterhilfswerk einen Betrag von 10000 Mark zu ſpenden. 6000 Mark ſind ſofort überwieſen worden, die reſtlichen 4000 Mark werden zu Beginn des nächſten Jahres zur Verfügung geſtellt. Lied der Elektrizität. Ich bin ein Teil von jener Kraft, Die ſchon vom Schöpfungsurſprung an Als Werkzeug Gottes Dienſt getan Und ewig durch ihn wirkt und ſchafft. Geheimnisvoll und weſenlos, Verwoben mit der ganzen Welt wirkt meine Kraft vom Sternenzelt Bis in der Erde tiefſten Schoß, Wer mich zu ſeinem Helfer macht, Dem diene ich zu jeder Zeit Stets willig, dienſt⸗ und hilfsbereit, Für wenig Geld bei Tag und Nacht. Sport u. Spiel Die Reſultate: Viernheim— Friedrichsfeld Wallſtadt— Feudenheim 08 Mannheim— Käfertal Sandhofen— 07 Mannheim Altriv— Phönix Mannheim Die Tabelle: Spiele gew. unent. verl. Tore Pkt. 3 13:3 8:3 12:8 11:5 6:3 4.3 10:12 7:14 o M 0 O —— OS Vereine Altrip Friedrichsfeld 3 Viernheim 2 Sandhofen 2 08 Mannheim 0 Phönix Mannheim? 1 Feudenheim 1 Wallſtadt 0 Käfertal 0 2:10 07 Mannheim 0 2:13 re SS Winkerhilfswerk des Deutſchen Volkes 1933/34 Gauführung Heſſen⸗Naſſau. Frankfurt a. M., Taunusſtraße 11/J., Te⸗ lefon 322 88, Poſtſcheckkonto: Ffm. 280 00, Bankkonto: Naſſauiſche Landesbank Frank⸗ kurt a. M., Girokonto 6200. D οο ν ο ο οο ο ο 008080800 % e 2 08 O„S E