1 5 Biernheimer Anzeiger See a5 Viernheimer Zeitung Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. ee Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ i mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- 851 kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands den belle I hicnas cinen age aß Bonlag lg ole die gen Z gesireſten NReiutsche Qlaliu H esleil Fine elles Maulenxial Herren- Socken feingestrickt, Ribbed, eine ganz besondere Guclitätsleistung, reine Wolle, fehlerfrei Herren-Socken gestrickt gute, schwere Qugſität. 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Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Nummer 236 Die Haltung Englands England gehörte bisher zu den Län⸗ dern, von denen man annehmen durfte, ſie ſtänden dem Gedanken einer Rüſtungsbe⸗ schränkung ſympath iſſch gegenüber. Je— denfalls hat die engliſche Regierung die fran— zöſiſchen Winkelzüge in der Abrüſtungsfrage bisher nicht mitgemacht: der Präſident der Abrüſtungskonferenz, der ſich ehrlich bemüht hat, die Konferenz zu poſitiven Leiſtungen zu bringen, iſt ein Engländer— der frühere Außenminiſter Hender ſon. Und der jetzige engliſche Miniſterpräſident Macdo⸗ nald hat der Abrüſtungskonferenz einen vernünftigen Vorſchlag auf Abſchluß einer internationalen Abrüſtungsvereinbarung eingereicht, zu dem Deutſchland, nebenbei be— merkt, ſofort ſeine Zuſtimmung erklärt hat. Will England ſeine Haltung jetzt ändern? Faſt ſieht es ſo aus. In London hat nämlich eine Sitzung des Kabinetts ſtattgefunden, deren Ergebniſſe in einem Kommunique zuſammengekaßt ſind, das die großen Schwierigkeiten trotz oller flüſſigen Formulierungen klar erkenen läßt. Das Kommunigque ſtellt den„Grundſatz der Gleichberechtigung in einem Syſtem, das allen Nationen Sicherheit gewährt“ zwar noch immer als das Ziel, nicht aber als die weſentliche Vorausſetzung jeder Abrüſtungs— konvention hin. Wenn das Kommunique dar— auf hinweiſt, daß es ſich bei der Abrüſtungs⸗ frage um ein hochpolitiſches Pro⸗ blem handelt, ſo entſpricht das durchaus der deutſchen Auffaſſung. Deutſchlands Anſpruch auf Gleichberechtigung iſt und bleibt ein aus den Verträgen ſich ergebendes moraliſches, politiſches und juriſtiſches Recht. Von dieſen grundlegenden Dingen iſt in dem Kommunique allerdings nicht die Re— de. Dagegen wird ausführlich auseinanderge⸗ ſetzt, daß die„geſteigerte Beunruhigung der franzöſiſchen Regierung und des franzöſiſchen Volkes in Bezug auf die Sicherheit beim bri⸗ tiſchen Kabinett Beachtung gefunden habe.“ Die geſchickte und in der Wahl der Mittel bedenkenloſe Taktik Frankreichs, das nach wie vor keinerlei Neigung zeigt, ſeinen Verpflich— tungen nachzukommen, hat alſo offenbar in London doch eine gewiſſe Wirkung gehabt. Der Macdonald⸗Plan, der im März zur Behebung einer ſchweren Kriſe in der Konferenz geſchaffen und von allen Ländern als Diskuſſtonsgrundlage und Rahmen des künftigen Abkommens angenommen wurde, erfreut ſich offenbar nicht mehr der vollen moraliſchen und politiſchen Unterſtützung der Regierung, deren Kabinettschef ihm ſeinen Namen gegeben hat. 385 iſt bon beſonderem Intereſſe, daß vom Büro der Abrüſtungskonferenz der Vertreter Englands, Unterſtaatsſekretär Eden, be⸗ auftragt wurde, Anträge über die augenblick— lich noch ſtrittigen Punkte zu formulieren. Man erinnere ſich der Entrüſtung, mit der alle möglichen Staaten ſich gegen Deutſch⸗ 90 ud wandten, als dieſes im März gewiſſe Abänderungen am Macdonald-Plan ſchlug, ehe dieſer endgültige Geſtalt ange⸗ nommen hatte. Und man kann daher ſein Er⸗ ſtaunen nicht verhehlen, daß jetzt mit leichter Hand an einem Konventionsentwurf grund⸗ ſätzliche und ſchwerwiegende Aenderungen vorgenommen werden ſollen, die geeignet ſind, ihn unter Umſtänden völlig zu ent⸗ werten. Die Dienſte, die Großbritannien gad, Jalien, dem Kommunigque der engliſchen ſiobinettsſitzung zufolge, bei der Vermitt⸗ ung zwiſchen gerechtfertigten und natür⸗ lichen Gleichberechtigungsanſprüchen Deutſch⸗ 1 und der hartnäckigen Abrüſtungsfeind⸗ ichkeit Frankreichs geleiſtet haben, ſind in deutſchland gewiß immer anerkannt wor⸗ dog Deutſchland iſt aber auch der Anſicht, 5 ſich hieraus für England hohe mora— iſche Verpflichtungen ergeben, die es nicht zulaſſen, daß plötzlich die ſittlichen und recht⸗ Dee Tatſachen in der Abrüſtungsfrage un⸗ erückſichtigt bleiben und man ſich hinter an, geblich neue politiſche Aſpekte zurückzieht weil die ſtarre Haltung Frankreichs die urchſetzung von beſtimmten, ſich aus dem vor⸗ 50. Jahrgang Die Brandfackel i der Prozeß um den Reichstagsbrand wird in Verlin fortgeſetzt— Die erſten Zeugenausſagen— Wie der Brand entdeckt wurde Berlin, 11. Oktober. Der Prozeß gegen die brandſtifter wird ſeit Dienstag in Ber— lin fortgeführt und zwar an der Tatſtelle ſelber, im Reichstags gebäude. Der vierte Strafſenat des Reichsgerichts iſt mit den Angeklagten, Verteidigern uſw. nach der Reichshauptſtadt übergeſiedelt. Die Verhand⸗ lung findet im früheren Saal des Haushalts— ceisſchuſſes ſtatt, dem größten Saal, den der Reichstag noch zur Verfügung hat. Vor den Toren des Gebäudes verſammelten ſich am Dienstag früh ſchon vor 8 Uhr zahlreiche Neugierige. Sämtliche Portale waren von Polizei und Reichstagsbeamten ſtark beſetzt, * 1 0* 2 Reichstags⸗ uͤm eine genaue Kartenkontrolle durchzufüh- ren. In beſonderen Räumen, die alle zuge— laſſenen Perſonen nach Eintritt in das Ge⸗ bäude zunächſt paſſieren müſſen, wurde von einem größeren Aufgebot von Beamten eine ſtrenge Durchſuchung nach Waffen vorge— nommen. Um halb 11 Uhr eröffnete Senats— präſident Bünger die Verhandlung. Er erklärte, daß jetzt die Zeugen das Wort hät— ten.„Mögen ſie ſich ihrer hohen und ver— antwortungsvollen Aufgabe bewußt ſein. Der in meinen Anfangsworten in Leipzig er— wähnten Unabhängigkeit der Richter und Freiheit des Anwaltſtandes entſpricht die Freiheit und Unabhängigkeit der Zeugen. Nur ihrem Gott und ihrem Gewiſſen ſollen ſie ſich verantwortlich fühlen. Allein bei einer ſolchen Einſtellung der- jenigen, die in dieſer wichtigen bedeutſa⸗ men Sache berufen ſind, Zeugnis abzu- legen, kann die Rechtspflege das ſein, was ſie ſein ſoll: 54 der Wahr- ei 1** Nach dieſen einleitenden Worten des Vor⸗ ſitzenden wurde in die Verhandlung eingetre— ten. Die Haltung des Angeklagten van der Lubbe iſt unverändert, er hält den Kopf tief auf die Bruſt geſenkt. Der erſte Zeuge Als erſter Zeuge wurde der Verliner Theologie ſtudierende Hans Flöter ver⸗ nommen. Wie er ausſagt, pflegte er jeden Tag in der Staatsbibliothek zu arbeiten und ging abends ſtets über die Linden und durch den Tiergarten vor dem Reichstag vorbei zu ſeiner Wohnung. An dem Abend des Reichs⸗ tagsbrandes, ſo erzählt er. habe ich etwas länger gearbeitet und kam kurz nach 9 Uhr hier am Reichstage vorbei. Als ich den Kies⸗ platz vor dem Reichstag betrat, hörte ich ein Fenſter klirren. Das Klirren wiederholte ſich ein paarmal. Ich ſah dann auch, wie ein Mann ein Fenſter einſchlug. Dieſer Mann hakte einen Feuerbrand in der Hand. dieſe Hand bewegte ſich beim Einſchlagen des Fenſters. Am rechten Porkal unken, wo die Aukoauffahrt iſt, traf ich einen Wachtmeiſter und keilte ihm aufgeregt mit, was ich geſehen habe. Darauf bin ich nach Hauſe gegangen. Nach einer kurzen Zeit kam meine Wirtin und eilte mir mit, daß der Reichstag brenne. Den Mann, der das Fenſter einſchlug, ſah ich auf dem Balkon vor dem Reſtaurations⸗ 0 betrieb. Wie er ausſah, kann ich natürlich nicht ſagen, aber einen Hut hatte er nicht auf. Möglich iſt es allerdings, daß er eine Baskenmütze oder auch eine andere Mütze trug. Auf die Frage des Vorſitzenden, ob es beſtimmt nur eine oder etwa, wie ein ande— rer Zeuge ausgeſagt habe, zwei Perſonen geweſen ſeien, erklärt der Zeuge nachdrück⸗ lich, nur eine Perſon auf N hen zu haben.— Der wei rlauf Verhandlung ergibt, daß der Zeuge Fl ſeine Meldung dem Polizeioberwachtmeiſter Buwert erſtattet hat. Der Angeklagte Di mitroff fragt, was der Wachtmeiſter g ſagt und getan hat, als der Zeuge ihm ſeine Beobachtungen meldete. Zeuge: Der Wachkmeiſter hat nur einige abgeriſſene Fragearlikel gebraucht, wie „Was?“ oder„Wo?“, ſonſt war nicht viel Zeit zum Reden und ich gab dann dem Beamten noch einen Stoß in den Rücken, damit er ſich beeilen ſollte. Dimitroff: Gehörte der Zeuge einer Partei an und welcher? Zeuge: Ich habe nie in meinem Leben einer Partei angehört. Außerdem möchte ich dem Angeklagten mit⸗ teilen, daß es meines Erachtens unmöglich iſt, daß parteipolitiſche Willensbildung die Geſetze der Optik modifizieren könnte.(Hei⸗ terkeit) Die Entdetkung des Brandes N Polizeioberwachtmeiſter Buwert als Zeuge erklärt, nach ſeiner Schätzung ſei Flö⸗ ter ungefähr fünf Minuten nach neun zu ihm gekommen und habe ihm von der klirrenden Fenſterſcheibe Mitteilung gemacht. Wir gin⸗ gen zuſammen zu dem eingeſchlagenen Fen— ſter. Gegenüber dem Fenſter ſahen wir, wie die Flamme hochging. Ich nahm an, daß ein Stor brannte. Wir beobachlelen eine Weile das Feuer, darauf ſagte ich zu dem Jeugen:„Rennen Sie doch ſchnell rüber zur Brandenburger Tor- Wache und alarmieren Sie ſie. Sagen Sie, daß der Reichstag breunk!“ Darauf rannke der Zeuge weg. Vorſitzender: War das beſtimmt auch 8⸗ ter? Zeuge Buwert ſagt, nach ſeiner Anſich ſei es Flöter geweſen. Buwert gibt aber auf Vorhalt zu, daß es ſich auch um einen ande— ren Zeugen, Thaler, gehandelt haben kann. Der Zeuge Buwert ſchildert dann weiter ſeine Beobachtungen: Nach ungefähr zwei Minuten ſah ich dann mit einemmal im Par⸗ terre ein Feuer, einen Lichtſchein. Es ſah aus, als wenn ein Mann eine Fackel in der Hand hatte und damit im Erdgeſchoß in Richtung Brandenburger Tor entlang rannte. Ich rannte mit und zog dabei ſchon meine Piſtole. Vorſitzender: van der Lubbe behauptet, es ſei ein Tiſchtuch geweſen, das er hinter ſich herſchleifte. Sie ſprechen von einer Fak⸗ kel. Zeuge: Was ich ſah, war höher, deshalb hielt ich es für eine Fackel. Einen Mann habe ich überhaupt nicht geſehen. Als der Zeuge nun die Freitreppe wieder hinaufging, ſah er den Wachtmeiſter Pö⸗ e Ialfan geie— Balkon ge'e⸗ der ) Gleichberechtigungsprinzip und der Abrü⸗ ftungsverpflichtung ergebenden Folgerungen allerdings erſchwert. 1 15 Der Hinweis auf die veränderte politiſche Lage in Deutſchland als Urſache der Schwie⸗ rigkeiten iſt durchaus fehl am Platz. Deutſch⸗ land hat immer wieder aus berufenem Mun⸗ de erklärt, daß es am Macdonald⸗Plan feſt⸗ zuhalten gewillt ißt. Es bat damit von ſeiner Seite alles getan, um das große Friebens⸗ werk der Abrüſtung zu fördern. Auch die engliſche Regierung kann ſich dieſer, allen Gutgeſinnten geläufigen Tatſache nicht ver⸗ ſchließen und wird ihr nur dann ge recht werden können, wenn ſie ſich nicht von einer Politik abdrängen läßt, die ſie im März die⸗ ſes Jahres im Intereſſe des Weltfriedens und der Abrüſtung großzügig eingeleitet hat. Auf die Frage des Vorſitzenden, ob ch) e l. Er ſchiate iyn zum Wor fal 9 Des Reichstages, um den Pförtner davon Mittei⸗ lung zu machen, daß der Reichstag brennt. Etwa 9.17 Uhr traf nach der Angabe de Zeugen Polizeileutnant Lateit mit ſeinen Beamten vor dem Rei age ein. Die Feuer- wehr kam ſchätzungsweiſe drei bis fünf Mi⸗ nuten ſpäter. 2 Waren es zwei Täter? Der nächſte Zeuge, der 21jährige Schrift⸗ ſetzer Thaler ſagte aus: Ich kam vom Brandenburger Tor her am Reichstage vor— bei und wollte zum Lehrter Bahnhof. An der Ecke des Reichstages, ehe ich zum Haupt⸗ portal kam, hörte ich lautes Klirren. Als ich in der Richtung des Schalles blickte. batte ich den Eindruck, als ob zwei Per ſonen neben dem Hauptportal in ein Fenſter ein⸗ ſtiegen. Der eine war eben in das eingeſchla⸗ gene Fenſter hineingekrochen, auf das Ge⸗ ſicht des anderen fiel oben noch der Schein der Laterne von der Ecke des Reichstages her— ich war allerdings ziemlich weit ent— fernt— und dann ſtieg auch er ein. Ich lief zur Ecke zurück und rief dem Schutzmann, den ich kurz vorher an der Seite des Reichstages überholt hatte, zu, er ſolle herkommen, es ſteige einer ein. Als ich zurückkam, war ſchon ein Schupo da und ein anderer Herr. brannte es bereits oben. Vorſitzender:? wo aus ſahen ſie die Männer einſteigen? Zeuge Thaler: Als ich das Klirren hörte, lief ich die Rampe zum Hauptportal etwas hin⸗ auf, weil ich von unten nichts ſehen konnte und ſtieg auch noch auf die Seitenmauer. Vorſitzender: Sie wollen alſo zwei Per- ſonen geſehen haben? Zeuge Thaler: Ich glaubte, zwei Perſonen zu ſehen. Einer war in gebückter Haltung hinker der Ba⸗ luſtrade des Balkons beim Einſteigen. während die erſte Perſon ſchon drinnen war. Ich ſah noch kurz das Geſicht des zweiten. Vielleicht hat er ſich umgewen⸗ det, weil er geſehen oder gehörk hakte, wie ich die Rampe herauflief. der Mann, der einſtieg, etwas in der Hand hatte, erklärte der Zeuge, daß es zu dieſem Zeit⸗ punkt noch vollkommen dunkel geweſen ſei. Das Geſicht der zweiten Perſon habe er als weißen hellen Fleck geſehen. Um einen Schatten habe es ſich nicht handeln können, weil der andere ſchon im Fenſter drin gꝛwe— ſen ſei. Er habe auch keinerlei Feuer geſe— hen, das etwa einen Schatten hätte zurück⸗ werfen können. Auf weitere Fragen er— klärte der Zeuge, daß durch drei Jenſter des Reſtaurantſaales Feuerſchein zu ſehen war und zwar habe es lichterloh gebrannt. Nach ſeiner Meinung müſſe es auf der gegenüber— liegenden Seite gebrannt haben, während kurz darauf auch an den Fenſtern ſeibſt Feu— erſchein aufgeflammt ſei. Der Vorſitzende weiſt hier darauf hin, daß dieſe Darſtellung mik der des Ange- klagten van der Lubbe übereinſtimme, der erſt die Porkieren an der Tür und dann die an den Fenſtern angeſteckt habe. Auf Fragen des Vorſitzenden erklärt Thaler. er habe den beſtimmten Eindruck gehabt, daß zwei Leute mit Brandfackeln durch die Räume liefen. Der Zeuge glaubt nicht, daß es ſich um brennende Tücher ge— handelt habe, denn dann wäre der Feuer⸗ ſchein nicht ſo gleichmäßig und in gleicher Höhe geweſen.— Zeuge Buwert erkennt den Zeugen Thaler nicht wieder. Er erklärt, e 5 — e Flöter iſt hinter mir hergelaufen, dann habe ich zunächſt in das Fenſter hineingeſehen, und als ich wieder ſeitwärts blickte, ſtand dann dieſer Herr(der Zeuge Thaler) neben mir. Ich glaubte, es ſei derſelbe. Es wird dann noch einmal die Frage erörtert, ob es möglich ſei, daß Thaler den Schatten des Einſteigenden für einen zweiten Mann ge⸗ halten habe. Der Vorſitzende ſchlägt ſchließlich vor, am Abend eine Orksbeſichtigung vorzunehmen. Rechtsanwalt Teichert er⸗ ſucht bei der Ortsbeſichtigung abends auch eine Perſon mit brennender Fackel unten durch die Räume laufen zu laſſen, damit man ſieht, ob etwa Spiegelbildung der Milchglas— fenſter den Eindruck entſtehen läßt, daß zwei Perſonen laufen. van der Lubbe ſagt aus Nachdem der Vorſitzende den Angeklagten Dimitroff zurechtgewieſen hatte, weil er wieder unzuläſſige Fragen ſtellte, wird der Angeklagte van der Lubbe vor den Rich⸗ tertiſch geführt, um ſich zu den letzten Zeu— genausſagen zu äußern. van der Lubbe ver— folgt ſeine alte Taktik. Bald antwortet er mit Ja, bald mit Nein. Manchmal ſchweigt er und gibt dann wieder verwirrte Auskünfte. Der Verteidiger van der Lubbes, Rechtsan— walt Seuffert, ermahnt den Angeklagten. Sie ſtehen, ſo ſagt er, wie wir aus den Brie— fen Ihrer Angehörigen wiſſen, auf dem Standpunkt: Ich werde nie meine Mithelfer verraten und werde immer dafür ſorgen, daß ſie nicht verraten werden. Wenn Sie wirklich glauben, daß den Mitangeklagten Unrecht geſchieht, dann haben Sie doch erſt recht Ver— anlaſſung, klar Ihre Meinung zu ſagen. Vorſitzender: Sind Sie allein eingeſtie⸗ gen an dieſem Abend? van der Lubbe: Ja. Vorſitzender: Haben Sie den Reichs- kag allein angeſteckk? Dimitroff ruft da⸗ zwiſchen: Das iſt unmöglich, ausgeſchloſ⸗ ſen. Vorſitzender: Schweigen Sie, ich ent⸗ ziehe Ihnen das Wort. Ich frage Sie nochmals van der Lubbe: Haben Sie den Reichstag allein angeſteckk? van der Lubbe: Ja. Oberreichsanwalk: Wir ha- ben das ſchon einmal durchexerziert, aber ich möchte krozdem noch einmal fragen: Haben andere es vorbereitet? Haben an- dere Ihnen geholfen? van der Lubbe: Das kann ich nicht ſagen(Bewegung). Dimitroff: Er will nicht zugeben, daß er ein Werkzeug geweſen iſt. Rechtsanwalt Dr. Sack: Dimitroff hat gemeint, daß van der Lubbe ein mißbrauchtes Werkzeug von an— deren ſein müſſe.(Dimitroff: So iſt es!) Ich halte es für meine Pflicht, dem Senat das zu unterbreiten und glaube, daß der Oberreichs— anwalt von ſich aus vielleicht eingreifen wird. — Die weitere Zeugeneinvernahme bringt keine neuen Momente mehr. Die Verhand— lung wird dann auf Mittwoch ver— tagt. Der Donnerstag ſoll ſitzungsfrei blei— ben. Politiſches Allerlei Berlin. Nach einer Mitteilung des Reichsernährungsminiſterjiums ſind Vorträge über das Reichserbhofgeſetz, das Reichsnährſtandgeſetz ſowie über die Neugliederung der landwirtſchaftlichen Marktorganiſation, ſofern nicht der zuſtän— dige Landesbauernführer ausdrücklich die Genehmigung erteilt hat, verboten. Berlin. Der preußiſche Finanzminiſter Po— pitz hat eine Verordnung über die Senkung der landwirtſchaftlichen Grundſteuer vom 9. Oktober 1933 erlaſſen, wonach die ſtaatliche Grundvermögensſteuer für die landwirtſchaft⸗ lich und gärtneriſch benutzten Grundſtücke vom 1. Oktober 1933 ab nicht mehr erho⸗ ben wird. Rom. Der Sekretär der faſchiſtiſchen Par tei vereinigte die Vertreter der Hitlerju⸗ gend und die Faſchiſten, die an den Fußballkämpfen am Sonntag teilnahmen, bei einem Gaſtmahl bei ſich Künſtleriſch nicht auf der Höhe Dr. Göbbels zum Verbot des Horſt⸗Weſſel⸗ Ae Films. e Berlin, 11. Oktober. Das lurz vor der Uraufführung ergangene Verbot des Horſt⸗Weſſel⸗Films hat überall ſtarkes Aufſehen erregt. In einer Un⸗ terredung mit einem Preſſevertreter erklärte Reichsminiſter Dr. Göbbels u. a., daß die nationalſozialiſtiſche Regierung niemals ver⸗ langt habe, daß SA-Filme gedreht werden. Wenn nun doch eine Firma an die Darſtellung der Erlebniswerte unſerer SA oder der natio⸗ nalſozialiſtiſchen Idee herangeht, dann muß dieſer Fin auch von allererſter künſtleriſcher Qualität ſein Ich bin der Ueberzeugung, daß gerade die geſamte Berliner SA es verſtehen und mir beipflichten wird, wenn ich die An⸗ forderungen an einen Horſt⸗Weſſel⸗Film für viel größer erachte, als ſie bei anderen SA⸗Filmen ohnehin ſchon notwendig ſind. Wir haben dieſen Film nicht nur vom na⸗ tionalſozialiſtiſchen Standpunkt aus beurteilt, ſondern auch von unſerem künſtleriſchen Ge⸗ wiſſen: Je größer die Idee iſt, die zur Ge⸗ ſtaltung rommt, deſto höhere künſtleriſche An⸗ ſprüche müſſen geſtellt werden. Was an dieſem Film wirklich großartig er⸗ ſcheint, iſt die Muſik, die ſchönſte und ergrei⸗ fendſte Trauermuſik, die ich in einem Film kenne. Im übrigen aber bewegt ſich dieſes Werk in einer vielfach ganz unmotivierten loſen Zuſammenreihung von Szenen. Man⸗ ches widerſpricht auch der hiſtoriſchen Wahr⸗ heit. Auch die Figur Horſt Weſſels entſpricht nicht dem wunderbaren Idealbild, das er ab⸗ gegeben hat. Ich glaube mich in Aebereinſtimmung mit dem Gefühl von Hunderttauſenden von SA⸗ Männern, wenn ich verhindert habe, daß in Deutſchland und im Ausland ein Horſt⸗Weſſel⸗ Film läuft, der künſtleriſch nicht auf der Höhe ſteht, auf der dieſer tote Märtyrer menſchlich und politiſch gewandelt iſt. Keine„Prangertafeln“! Ein Erlaß des bayeriſchen Innenminiſters. München, 11. Oktober. In einem Erlaß an die Bezirkspoli— zeidirektionen weiſt der bayeriſche In⸗ nenminiſter Eſſer darauf hin, daß in der letzten Zeit in einzelnen Zeitungen Perſo— nen mit Namen und genauer Adreſſe ge— nannt worden ſeien zu dem Zweck, dieſe Per— ſonen in ihrem Anſehen oder in ihrer wirt— ſchaftlichen Exiſtenz zu ſchädigen. Die Na— mensnennungen ſeien teils erfolgt, weil dieſe Perſonen bei Sammlungen weniger beige— ſteuert haben, wie dies die Leiter der Samm— lungen für richtig hielten, oder weil dieſe Perſonen in ihrer amtlichen oder beruflichen Tätigkeit oder ſogar in Fragen des Wett— bewerbs nicht die Haltung einnahmen, die die Schriftleitung der Zeitungen, die die Namensnennung vornahmen, wünſchten. Der Erlaß des bayeriſchen Innenminiſters be— zeichnet nun dieſe„Prangertafeln“ als unzuläſſig und ſpricht aus, daß der— artige Angriffe gegen Einzelperſonen nicht Aufgabe einer Preſſe ſein könne, die ver— antwortungsbewußt am Aufbau des neuen Deutſchland mitarbeiten wolle. Herabwürdi— gende Angriffe gegen Einzelperſonen, Boy— kottierungen und Streitigkeiten gehören nicht in die Zeitung. Die nationale Regierung müſſe auf Grund ihres Programms und ihrer wiederholten Erklärungen verlangen, daß ihr das volks- ſchädliche Verhalten einzelner Perſonen di- rekt nicht durch die Preſſe, mitgeteilt wird, damit ſie in der Lage ſei, gegen Volksſchäd⸗ linge einzuſchreiten. Die Schriftleitungen da⸗ gegen hätten künftig ihre Zeitungen derarki— gen perſönlichen Angriffen zu verſchließen. Die Durchführung dieſer Anordnung hätten die Bezirkspolizeibehörden zu überwachen und müßen volizeſlich gegen die Schriftlei⸗ kungen vorgehen, ſofern ſich aus den er- wähnken Angriffen Skörungen der öffentli- chen Ordnung ergeben. Ein unſicheres Experiment Vom amerikaniſchen Wiederaufbauwerk. Waſhington, 11. Oktober. Allem Anſcheine nach dürfte ſich der Er— folg oder Mißerfolg des großzügigen wirt— ſchaftlichen Wiederaufbauplanes Rooſevelts innerhalb der nächſten drei Wochen entſchei— (158 084). betrug mithin 24187 gegen 11989 im glei— chen Zeitraum des Vorjahres. Bilbao wurde von einer Gruppe von Faſchiſten gerufen:„Es lebe der den. Seit einigen Lagen hat ein tatträftiger wirtſchaftlicher Feldzug zur Belebung der Kauftätigkeit der breiteren Volksmaſſe einge⸗ ſetzt. Allenthalben ſtößt man auf Plakale und Aushängeſchilder mit der Auffchrift„Jetzt ift die geeignetſte Zeit zum Einkauf“. Die Aung iſt nun die, ob die Verbraucher geneigt ſind, in großen Mengen Waren ein- zukaufen, die in den letzten Wochen rechi ve⸗ krächtlich im Preiſe in die Höhe gegangen ſind. Es handelt ſich ſedenfalls, wie man ſelbſt in Geſchäftskreiſen meint, um ein höchſt unſicheres Experiment, deſſen Ergebnis kein Menſch vorausſagen kann. i Nuß land und Japan Japaniſcher Schritt in Moskau. Tokio, 11. Oktober. Das Miniſterium des Aeußeren hat be— ſchloſſen, bei der Sowjetregierung gegen die Veröffentlichung von Nachrichten, wonach Japan ſich mit der Abſicht trage, die Oſtchinabahn mit Beſchlag zu belegen. Ve— ſchwerde einzulegen oder Moskau vor der Veröffentlichung derartiger Nachrichten zu warnen. In einer Jeitung wird die Schließung des Büros der Telegraphenagenkur der Sowſet⸗ union in Tokio empfohlen, da dieſe Agenkur ſolche Behauptungen aus Moskau verbreitet halte, und angeregt, die Verhandlungen über die Oſtchinabahn abzubrechen, falls die Som- jetregierung ſich nicht entſchuldigt oder ihre Behaupkungen nicht zurückzieht. Auslands⸗Nundſchau Die Bevölkerungsbewegung in Frankreich. Nach der amtlichen franzöſiſchen Bevöl- kerungsſtatiſtik belief ſich im zweiten Viertel jahr die Zahl der Lebendgeburten auf 174 811 (im zweiten Vierteljahr 1932 waren es 185 508), die Zahl der Todesfälle auf 138 680 Der Geburtenüberſchuß Volitiſcher Zuſammenſtoß in Spanien. Bei der Beerdigung eines Sozialiſten in vorbeiziehenden Faſchismus!“ Von der Gegenſeite fielen Schüſſe, durch die ein Faſchiſt getötet und ein anderer verletzt wurde. Vazillen auf dem Butterbrot Wien, 11. Oktober. Ein ganz ungeheuerlicher Vorfall wurde im Zuſammenhang mit dem Selbſtmord eines Dieners im Pathologiſch-Anatomiſchen Inſtitut der Wiener Univerſität aufgedeckt. Der Wiener Fiala hatte ſich im Inſtitut mit Leuchtgas vergiftet. Bei ihm wurde ein Abſchiedsbrief an ſeine Braut Berta aufge— funden, in dem er ſagt, er habe Sorge da— für getragen, daß auch ſie ihm bald rettungs— los nachfolgen müſſe. Die ſofort angeſtellten Nachforſchungen er. gaben. daß Fiala im Inſtitut Bazillen und zwar, wie es ſcheint Typhusbazillen, geſtoh⸗ len hat, die er ſeiner Braut in einem Butter- brot verabreicht haben dürfte. Die Braut wurde ſofork ins Spital gebracht und unker Beobachtung geſtellt. Die Aerzte erklären, daß für den Fall, daß ihr katſächlich dieſe Menge virulenter Bazillen zugeführt worden wäre, eine Rettung nur unter beſonders glücklichen Umſtänden möglich wäre. Ahnentafel des deutſchen Volkes Familienforſchung aus Kirchen⸗, Bürger⸗ und Innungsbüchern Berlin, 11. Oktober. Dr. Thornau vom Aufklärungsamt für Bevölkerungspolitik und Raſſenpflege erklär— te, daß die Familienforſchung heute eine un— geahnte Bedeutung erlangt hätte. Dieſes In— tereſſe ſei geſund und notwendig. Es bedürfe der Förderung in jeder Weiſe, denn nur durch die Bemühungen eines ſeden einzelnen werde das Ziel erreicht, zu dem wir ſtreben, eine Ahnentafel unſeres geſamten Volkes aufzuſtellen. Verſchiedene Quellen könnten zur Erkundung der Familiengeſchichte dienen. An erſter Stelle ſtänden die Kirchenbücher, da die Kir⸗ chen ſich erſtmalig mit der Aufzeichnung des Perſonenſtandes beſchäftigt hätten. Es ſei eine unbedingte Forderung aller Familien⸗ forſcher, dieſe wichtigen Dokumente unter „Schriften⸗Denkmalsſchutz“ zu ſtellen. Es befänden ſich ſchätzungsweiſe noch ungefähr 90 v. H. aller Kirchenbücher in Händen der Geiſtlichen, die ſie nicht immer ſo aufbewah⸗ ren könnten, wie es nötig wäre. Das Sam⸗ meln allein genüge nicht. Die Urkunden müß⸗ ten auch jedem zugänglich gemacht und von amtlicher Stelle u e werden können. Das ſei unmöglich, ſolange nur von jedem Buch ein Exemplar vorhanden ſei. Deshalb ſei es zweckmäßig, die Bücher mehrfach zu nhotgaraphieren. Die vphotoaraphiſchen Ab⸗ züge könnten zerſchnitten und auf Karten ge⸗ klebt werden, ſo daß auf dieſe Weiſe eine Sippenkartei für ganz Deutſchland entſtehe Dieſe Kartei werde von der Zentral— ſtelle für Familienforſchung verwaltet und könne Auskunft in allen Familiengeſchichts⸗ fragen geben. Neben den Kirchenbüchern gebe es noch alte Bürger⸗ und Innungs⸗ bücher, die von Stadtverwaltungen oder Zünften geführt wurden, aber nicht ſo voll⸗ ſtändig ſeien wie unſere Kirchenbücher. Aus dem Studium der alten Urkunden könnten wir auch zwei weitere Tatſachen erkennen, den Auskauſch und den Ueber- gang, der zwiſchen den ländlichen und ſtädtiſchen Berufen ſtattgefunden habe. Dieſe Erkenntnis führe zu einem Aus⸗ gleich der Gegensätze zwiſchen Stadt und Land, zwiſchen körperlicher und geiſtiger Arbeit, denn wir fänden dann überall unſere Vorfahren und achteten mit der gegenſeitigen Schätzung des Berufes zu⸗ gleich unſere Ahnen und unſer Blut. Es gehe heute um die Löſung der Kern⸗ frage des deutſchen Volkes, um das Wiſſen, um unſere raſſiſche Herkunft und um die Be⸗ ſtimmung unſerer raſſiſchen Zukunft. Beides hätten wir weitgehend in der Hand. Ahnen⸗ forſchung ſei Ehrfurcht vor der Vergangen⸗ heit und Bekenntnis zum Blutserbe. ö Uebt nationale Solidarität, ſpendet zum Wil terhilfswerl. Spendeneinzahlungen ſind erwünscht auf Poſtſcheckkonto Karlsruhe 360 Landesflh⸗ rung des W. H. W. 2222 ͤ ³˙¹d⁴1 In kurzen Worten: Der Prozeß gegen die Reichstagsbrand ſtifter wurde am Dienstag im früheren Saal des Reichstagshaushaltsausſchuſſes in Berlin weitergeführt. Es wurden die erſten Zeugen vernommen. Der Reichsbankausweis vom 7. Oktober zeigt eine Notendeckung von 11,8 Prozent ge⸗ gen 11,2 Prozent Ende September. Eine außerordentliche Generalverſamm⸗ lung der Reichsbankanteilseigner iſt auf den 27. Oktober einberufen. Die jetzt beendete achte diesjährige Braſſ— lienfahrt des Luftſchiffes„Graf Zeppelin“ iſt mit 71 Stunden die ſchnellſte bisherige Reiſe des Luftſchiffes von Südamerika nach Europa. In Waldſaſſen wurden zwei Kommuni— ſten beim Schmuggel von Hetzſchriften feſt— genommen. Auf der Sitzung der Gewerkſchaftsinter— nationale in Wien iſt eine Art Nichtan⸗ griffspakt zwiſchen der kommuniſtiſchen und der zweiten Internationale zur Bekämpfung des Faſchismus geſchloſſen worden. Das japaniſche Miniſterium des Aeuße— ren hat beſchloſſen, bei der Sowjetregierung gegen die Veröffentlichung von Nachrichten, wonach Japan ſich mit der Abſicht trage, die Oſtchinabahn mit Beſchlag zu belegen, Ve— ſchwerde einzulegen. Der angebliche Einmarſchplan Neue Verdächtigungen„Augurs“. Berlin, 11. Oktober. Amtlich wird mitgeteilt: Am 29. Septem—⸗ ber iſt bereits eine Veröffentlichung des un— ter dem Pſeudonym„Augur“ ſeit Jahren in der Londoner Preſſe in deutſch⸗feindlichem Sinne ſchreibenden Ruſſen Poliakoff über einen angeblichen deutſchen Einmarſchplan durch die Schweiz nach Frankreich de⸗ mentiert worden. Dieſes Dementi hindert Herrn Poliakoff nicht, ſeine„Enthüllungen“ erneut in belgiſchen und franzöſiſchen Blät⸗ tern zu wiederholen. Der Gedanke, das ab⸗ gerüſtete Deutſchland, das der primitioſten militäriſchen Sicherheitsmittel entbehrt, denke an eine Offenſive gegen das ſchwerbewaff⸗ nete Frankreich, iſt ſo abwegig, daß ein Dementi eigentlich überflüſſig iſt. Angeſichts der wiederholten Behaup⸗ kungen Poliakoffs über einen deutſchen Einmarſchplan durch die Schweiz nach Frankreich wird jedoch ausdrücklich 10 geſtellt, daß ſie ſeder Grundlage entkbeh⸗ ren. Sie ſollen offenbar dem Zweck dienen, Deutſchlands Friedenswillen zu verdächtigen und ſeinen Anſpruch auf Gleichberechtigung zu diskreditieren.. Daßz die Artikel Poliakoffs im„Petit Pa- riſien“, der verbreitelſten Zeitung Frank- reichs, die als offiziös gilt, erſchienen ſind, hal hier ſtarkes Befremden hervorgerufen. Flugboot mit Kanone Ein neuer Beikrag zur„Abrüſtung“. London, 11. Oktober. Den Blättern zufolge iſt in Brough (Vorkſhire) ein neuartiges Flugboot für die Admiralität fertiggeſtellt worden. Es hat den Namen„Perth“ erhalten und iſt das erſte von vier Flugbooten dieſer Klaſſe. Es iſt ein völlig aus Metall gebauter Dop- peldecker, der mit einem am Bug aufmon⸗ kierten 3,75 cm- Schnellfeuergeſchütz ſowſe mit drei Maſchinengewehren und Bomben im Geſamtgewicht von 2000 Pfund ausgerüſtel iſt. Das Schnellfeuergeſchütz vermag in einet Minute 100 Granaten von ſe anderkhalb Pfund abzufeuern.„Daily Telegraph“ will wiſſen, daß ein Geſchwader dieſer neuen Flugboote in Malta ſtationierk werden ſo. Pflichtprüfung für Kaufmannsgehilfen? Bei den zuſtändigen Reſſorts des Reiches und Preußens wird u. a. auch an der Frage einer Neuregelung der für den Kaufmanns beruf beſtehenden geſetzlichen Beſtimmungen gearbeitet. In Kreiſen des Deutſchen Hand. lungsgehilfen⸗Verbandes wird vermutet, das neue Handelskammergeſetz werde auch die obligatoriſche Kaufmannsgehilfenprüfung bringen. Dies würde bedeuten, daß in Zu⸗ kunft der kaufmänniſche Nachwuchs nach Be⸗ endigung der Lehrzeit nicht mehr lediglie) ſein Lehrzeugnis, ausgeſtellt vom Lehrherrn. als Ausweis für die 10 Berufsausbit dung bekommen würde. Es würde vielmehr eine Art öffentlichen Atteſtes ausgeſtellt wer“ den, ſelbſtverſtändlich nach entſprechender Ab. ſchlußprüfung. Es würde dann nicht mehr jeder im Stande ſein, ſich„kaufmänniſcher 1 00 oder„Handlungsgehilfe“ nennen zu irfen. 0 ohr Leetzte Nachrichten g Doktor der Brauwiſſenſchaft. Berlin, 11. Oktober. Bei der 50⸗Jahrfeier der Verſuchs⸗ und Lehranſtalt für Brauerei gab der 1 der Landwirtſchaftlichen Hochschule bekannt, daß den Studenten der Brauwiſſenſchaft an der Landwirtſchaftlichen Hochſchule nunmehr auch das Prombtions⸗ recht verliehen worden ſei. Sozlaliſtiſch⸗marxiſtiſche Einheitsfront gegen den Faſchismus. Wien, 11. Oktober. Wie das Zwölfuhr⸗ Blatt berichtet, iſt es auf der Sitzung der Ge⸗ werkſchaftsinternationale zum Abſchluß einer Art Nichtangriffspakt zwiſchen der kommuniſtiſchen und der zweiten Internatio⸗ nale zur Bekämpfung des Faſchismus ge⸗ kommen. Ergänzend ſeſen auch Richtlinien für die Zuſammenarbeit aller ſozialdemokra⸗ liſchen Parteien Europas mit Ausnahme Englands mit der Komintern feſtgelegt wor⸗ den. Schiffsunglück e 11. Oktober. Der griechiſche Frachkdampfer„Annaulla“ iſt auf der höhe von Leekout geſunken. Gerettet wurden der Kapifän und vier Mann, 21 Mann werden vermißlk. Deutſche Tagesschau Nach der Revolulion die Verſöhnung. Bei einem zu Ehren des Vizekanzlers von Papen gegebenen Eſſen in Frankfurt am Main ergriff der Vizekanzler das Wort zu einer kurzen Anſprache, in der er u. a. ſagte: Hinter der nationalen Revolu— tion ſteht der Geſichtspunkt der Verſöhnung. Es iſt dies eine Konzeption ſtaatsmänniſchen Denkens ebenſo wie Nicolsburg hinter Kö⸗ niggräß ſteht. Dieſer Prozeß des Vergeſſens und des Einſchmelzens von uns zu anderen und von den anderen zu uns, iſt der aus⸗ drückliche Wunſch des Führers, zu deſſen Ver— wirklichung alle miteinander arbeiten ſollten. Treuebekenntnis der Polizeibeamten Deutſch⸗ lands. Am Donnerstag, 12. Oktober, veran⸗ ſtaltet der Kameradſchaftsbund deutſcher Poli⸗ zeibeamten, Gau Groß-Berlin, ſeine erſte öf— fentliche Kundgebung, die den Zuſammen⸗ ſchluß ſämtlicher deutſchen Polizeibeamten im Kameradſchaftsbund und ihr Treuegelöbnis zur Führung und Regierung unſeres Volkskanzlers bezeugen ſoll. Auf der Kundgebung werden der preußiſche Miniſterpräſident, Polizeigeneral Göring und der preußiſche Juſtizminiſter Kerrl ſprechen. Es ſind zahlreiche Abordnun⸗ gen der Polizei aus dem Deutſchen Reiche mit ihren Fahnen angemeldet ſowie außerdem Fah⸗ ner ordnungen der SA und SS. Himmliſches Feuerwerk Großer Sternſchnuppenfall. Berlin, 11. Oktober. „Mehrere deutſche Sternwarten melden übereinſtimmend, daß ſie am Montag abend Sternſchnuppenfälle beobachtet ha⸗ ben, die in ihrer Reichhaltigkeit faſt diejeni⸗ den der Jabre 1833 d 1886 noch übertra⸗ fen. In einer Zeit von 15 Minuten wurden etwa 200 Sternſchnuppen gezählt. Der Haupt⸗ ausſtrahlungspunkt der Sternſchnuppen 0 in den Sternbildern Schwan und Leier. Höchſtwahrſcheinli time 7 5„ e e 1 75 11 die bei i enraum in die Nähe unſerer Erde ge⸗ kommen ſind. Durch die Anziehung der Erde ſind einzelne Teile aus ihrer urſprünglichen Bahn herausgeriſſen, durch die Reibung in der Erdatmoſphäre erhitzt und f uns ſichtbar Neo den ee eines dufgelöſten unperiod 5 Bahn durch de. Welt und Wiſſen Die Poſikuiſche vom Sk. Gollhard im Deut⸗ chen Muſeum. Das Deutſche Muſeum hat ein intereſſantes Geſchenk erhalten. Die Berner Poſtverwaltung ſchenkte ihm eine der hiſtori⸗ chen Poſtkutſchen vom St. Gotthard. 7 Alſche verkehrte vor hundert Jahren— wie auf der Richtungstafel noch zu leſen iſt— auf der Strecke Göſchenen—Gletſch— Brig und konnte auf jeder Fahrt ſieben Reiſende befördern. Die nationalen Minderheiten Annahme von Entschließungen im Völkerbundsausſchuß Genf, 11. Oktober. Der politiſche Ausſchuß des Völ⸗ kerbundes ſtimmte am Dienstag drei Entſchließungen zur Minderher⸗ tenfrage zu. Die Entſchließungen, die noch der Zuſtimmung der Vollverſammlung be— dürfen, haben folgenden Wortlaut: 1. Die Verſammlung ſpricht unter Bezugnahme auf ihre Empfehlung vom 21. September 1922 die Hoffnung aus, daß die Staaten, die ge— genüber dem Völkerbund durch keine rechtli⸗ chen Verpflichtungen hinſichtlich der Minder— heiten gebunden ſind, dennoch bei Behand— lung ihrer Minderheiten der Raſſe, Religion oder Sprache mindeſtens das gleiche Maß der Gerechtigkeit und Toleranz beachten werden, die von den Verträgen und nach der ſtändi— gen Praxis des Völkerbundsrates gefordert wird. 2. Die Verſammlung iſt der Meinung. daß die in Entſchließung Nummer 1 aufge⸗ ſtellten Grundſätze ohne Unterſchied auf alle Kategorien von Staatsangehörigen, die ſich von der Mehrheit der Bevölkerung durch die Raſſe, die Sprache oder die Religion unter— ſcheiden. Anwendung finden müſſen. 3. Die Verſammlung erſucht den Generallekretär, den Völkerbundsrat die Ausſprache in der ſechſten Kommiſſion über die Geſamtheit der Minderheitenfrage zur Kenntnis zu brin— gen. Den Entſchließungen 1 und 3, die nur formelle Bedeutung haben, hat die deuk⸗ ſche Delegation durch eine Erklärung des Geſandien von Keller zugeſtimmt. Da- gegen hat ſie der Entſchließung Nummer 2 ihre Juſtimmung bereits im Ausſchuß verſagt, ſo wie ſie in der Verſammlung gegen ſie ſtimmen wird. Die deutſche Delegation, ſo erklärte Geſandter von Keller, iſt der Anſicht, daß der Anwen- dungsbereich der Entſchließung ſich auf die eigentlichen Minderheiten zu beſchränken hat. Aus der Verhandlung im ſechſten Ausſchuß und im Unterausſchuß hat ſich jedoch erge⸗ ben, daß mit der Entſchließung 2, die die er— ſte Entſchließung auflöſen ſoll, in der Haupt⸗ ſache bezweckt wird, die Behandlung der Juden in Ddeutſch⸗ land in den Anwendungsbereich der Ent- ſchließung einzubeziehen. Dies widerſpricht der faſſung der deutſchen Delegation, wie ſie der deutſche Vertreter in ſeinen Ausführungen im Laufe der Ausſprache des Ausſchuſſes darge— legt hat und nach denen die Frage in den Be— reich der inneren Geſetzgebung Deutſch— lands fällt. Die deutſchen Flüchtlinge Der Wirtſchaftsausſchuß des Völkerbun⸗ des hat die Entſchließung über die„Hilfe für die Flüchtlinge aus Deutſchland“ ange⸗ nommen, die der Vollverſammlung die Be— ſtellung eines Oberkommiſſars zur Löſung grundſätzlichen Auf⸗ dieſer Fragen vorschlägt. Die an den Problemen inkereſſierten Slaaten und privalen Organiſationen ſollen in einem Verwaltungsrat ſich ver kreten laſſen, dem der Oberkommiſſar allein verantwortlich iſt. Alle finanziel⸗ len Beiträge ſollen völlig freiwillſgen Charakter fragen. Der Völkerbund wird nur einen einmaligen alsbald zurück zu⸗ zahlenden ee 35 000 Franken eiſten. Neues aus aller Welt Wildererdrama nach elf Jahren aufge⸗ klärt. Am 17. Oktober 1921 wurde der Ober⸗ jäger Riegler in den Wäldern von Fei⸗ ſting bei Dachau von einem Wilderer erſchoſſen. Jetzt, nach 11 Jahren, gelang es, den Täter zu ermitteln und zu überführen. Als Täter kommt der Zimmermann Simon Lutz in Betracht, der ſich ſeit dem 17. Juli ds. Is. in München in Unterſrchungshaft be⸗ findet. Lutz war ſchon früher der Tat ver⸗ dächtigt worden, doch genügten die Ver⸗ dachtsmomente nicht, ihn zu überführen. In letzter Zeit haben ſie ſich aber nun ſo verdich⸗ tet, daß er in Unterſuchungshaft genommen wurde. Nachdem er die ganze Zeit die Tat beſtritten hat, hat er nunmehr ein Geſtänd⸗ nis abgelegt. Jeſtgenommen. In Waldhauſen wurden zwei Kommuniſten aus Eger feſt⸗ genommen, als ſie verſuchten, ausländiſche Heft⸗ und Agitationsdruckſachen nach Deutſch⸗ land einzuſchmuggeln. Im Steinbruch verſchükket und erſchlagen. Bei Arbeiten im ſtädtiſchen Steinbruch Hil— desheim löſten ſich große Steinmaſſen. Von den flüchtenden Arbeitern wurden zwei nerſchüttet und erſchlagen. Es dauerte vier Stunden, bis die Feuerwehr in Gemeinſchaft mit 25 Mann der Techniſchen Nothilfe die beiden Toten, zwei Arbeiter im Alter von 30 bzw. 50 Jahren bergen konnte. Beim Aepfelpflücken ködlich verunglückt. Der 64 jährige Maurer und Landwirt Steg⸗ müller in Dillingen(Donau) war mit Aepfelpflücken beſchäftigt, als plötzlich ein Aſt brach, wodurch der Mann aus zierlicher Höhe herabſtürzte und ſich ſo ſchwere innere Verletzungen zuzog, daß er bald darauf ver— ſtarb. von den Problemen, die die ö keiner redete. Leicht hätten ihre leidenſchaftlichen Gefühle ſie in harten Kampf mit ihrer ſtreng ariſtokratiſchen und auch eng ariſtokratiſchen Umgebung bringen können. Aber einmal wußte ihre graziöſe Art ſich durchzuſetzen ie Eigenſinn und Trotz, und dann war es das große i Mitleid, das ſie ihres traurigen Geſchickes wegen in allen G aus dem heraus man ſie gewähren ließ, und ihr dete oft nur durch ſtillſchweigendes Ueberſehen iſſen, was ſie tat, erteilte für alles mögliche, was man n jungen, adeligen Damen niemals geſtattet haben „ ſelbſt nicht, wenn ſie es verlangt hätten. ndlich aber litt Ignis ſeit ihrer früheſten Kindheit 15 nfällen heftigſter Migräne, oft von Fiebern begleitet; 13 da dieſe meiſt nach Erregungen und heftigen Szenen uſtraten, vermied man alles, was zu ihnen führen konnte. ü eee dieſen Umſtand früh auf ihre eigene andere würde an A all Sie war ein Kind, und ein kluges Kind! Und wie en Kindern war ihr jedes Mittel recht, die Erwachſenen zu übertölpeln ach Jet älter ſie freilich wurde, deſto seltener wiederholten 0 die wirklichen und bezweckten Krankenlager, und m begann, ſich ihrer kindiſchen Schauſpielereien en. Die beiden Komteſſen ſaßen im Schulzimmer. Ma⸗ So ſchön Sabine war: recht iſt!“ Sabine gähnte. Bauern an?“ Vater!“ Sie danken mit Undank!“ lag in dem Ton. Kopf brennt wie Feuer!“ demoiſelle unterrichtete ſie in der franzöſiſchen Literatur. Mademoiſelles Ignis, die Halbfranzöſin, die Tochter eines franzöſiſchen [Grafen. Auch Mademoiſelle trug einen adeligen Namen. Niemand im Schloß behandelte ſie wie eine Dienerin. Die verarmte und verwaiſte Emigrantin war Standesgenoſſin. „Ignis, Sie merken nicht auf!“ „Mademoiſelle, wie könnte ich...“ 117„Der Herr Onkel weiß beſſer als Sie, was nötig und Freilich erfuhr und wußte Ignis nur herzlich wenig 1 Welt bewegten. Aber ein ſicherer Inſtinkt ließ ſie ahnen und erfühlen, wovon ihr „Ohne Zweifel, Mademoiſelle. Aber ich bin ſo traurig, daß nötig und recht iſt, was mir grauſam erſcheint!“ Mademoiſelle ſeufzte. So war nun einmal das Leben; aber was wußte das junge Ding davon? „Du biſt langweilig, Ignis. „Mich— viel!“ flammte die andere auf.„Es ſind meine Leute— wenigſtens Schmieder. Und es iſt Bertels „Um ſo ſchlimmer. Du haſt ihnen viel Gutes getan. „Ach Gott, Sabine...“ Was weißt du ſchon davon?, „Komteßchen, was können Sie tun? Sie haben ſich Ihre Augen rot geweint. Der Herr Graf erfüllt Ihnen jeden Wunſch. Wenn er jetzt auf ſeinem Nein beſteht...“ „Freilich hat der Onkel recht. Nur es hat mich ſo ſehr erregt. Mademoiſelle, darf ich mich zurückziehen? Mein „Und Sie ſind blaß wie Schnee, arme Kleine. Gehen Sie ſchlafen. Ich werde die Jungfer rufen!“ „Am liebſten blieb ich allein. Ich lege mich zu Bett. Entſchuldigen Sie mich bei der gnädigen Frau Tante, Mademoiſelle. Ich bin ſo müde. Ich möchte nichts wie ſchlafen, mich in den Schlaf weinen!“ „Weine lieber nicht, Ignis. Es macht dich immer krank. Es macht dich auch ein wenig häßlich!“ „Ach, Sabine! Was bin ich neben dir?“ Aufmarſch der ſchleſi⸗ ſchen SA. Unſer Bild zeigt den Aufmarſch der braunen Kolonnen auf dem Breslauer Flughafen. Liebling war die Schulſtube. können: Was gehen uns dieſe Zofe. geſſen. . en ee,. Es lag keine Bitterkeit in dem Ton der jungen Kom— teſſe. Es lag eine zärtliche Schelmerei darin. Das kannte man an Ignis. Sie lächelte noch liebenswürdig-graziös unter den heftigſten Schmerzen. Mit tiefer und ehrerbietiger Verneigung verließ Ignis 5 Sabine, ruhigen Gemütes und von einem beharrlichen Fleiß, wenn auch von langſamerer Faſſungsgabe, neigte den ſchönen Kopf über das Buch. Sie hatte nicht ungern, wenn Ignis einmal in den Stunden fehlte. Zuweilen kam ſie nicht ſo ſchnell mit, wie der ſprühende Geiſt der Gefährtin anzog. War ſie allein, gab ſie das Tempo an. 0 Mademoiſelles Gedanken aber folgten der Lieblings— ſchülerin. Jetzt war ſie es, zu der man hätte ſagen „Sie merken nicht auf!“ * 24. „Laß mich, Liſette“, wehrte Ignis der dienſtbereiten 8„Ich möchte mich ſelber auskleiden. ſchlafen. Bring mir Eſſigwaſſer und ein Tuch. Ich lege mir die Kompreſſen ſelbſt auf. Und laß niemand herein. Sobald ich wach bin, rufe ich...“ Aber Ignis kleidete ſich nicht aus. a. Wohl warf ſie ihr Kleid auf den Stuhl vorm Bett, aber ſie zog ſogleich ein anderes, einfacheres und dunkles über, legte ihr Nachtgewand, mit ein paar Tüchern aus⸗ geſtopft, tief unter die ſeidene Steppdecke; ein Häubchen, ebenfalls ausgefüllt, bekam die wohlausgerungene Kom— preſſe an die Stelle, wo die Stirn geweſen wäre, wenn Ihre Erlaucht, die Gräfin Montbillard, das Häubchen auf ihren Kopf geſetzt hätte. Die Gardinen des Bettes wurden ſorgfältig zuſammengezogen. Ei, wie feſt ich ſchlummere!, dachte die Schelmin ver⸗ gnügt. Einmal noch, aber gewiß zum letzten Male, das ſchlimme Spiel! Sie hatte dieſes Gelübde bereits des öfteren getan. Aber jedesmal von neuem wurde es ver— Möcht' nur (Fortſetzung folgt.) f 201 Nachdruck verboten. Beim Klang der tiefen Männerſtimme hob Wera von Vandro das Haupt. Kaum weniger bleich war es als das Antlitz des Kranken. Wie aus Marmor gemeißelt ſchien das ſchöne Geſicht mit dem ſtarren Ausdruck halber Geiſtes⸗ abweſenheit. Nur das blonde Haar ſchimmerte und gleißte in aufreizender Lebendigkeit. Fremd, verſtändnislos ſah ſie die beiden Männer neben dem Pfleger an der anderen Seite des Bettes an, ohne ſich zum Gruß zu erheben— und ließ den Kopf wieder auf die Kiſſen ſinken, die Hand immer noch in die des Kranken geſchmiegt. Mit unbeſchreiblicher Liebe umfaßte Georg von Vandro die Geſtalt ſeines jungen Weibes— hob dann den Blick zu dem Freunde. Der verſtand die ſtumme Bitte und neigte ſich näher. „Dir vermache ich mein Liebſtes, Magnus Steinherr! Hüte es— das Leben iſt— ſo— hart!“ „Ich trete dein Erbe an, Georg, und werde es ehren und hüten mein Leben lang!“ erwiderte der Mann ſtark und hatte Mühe, die Erſchütterung aus ſeiner Stimme zu bannen. Tief, lange ruhten ihre Augen ineinander. Dann verſuchte Vandro, die Hand ſeiner Frau in die des Freundes zu legen, und da es ihm nicht gelang, kniete ſich Steinherr neben ihn und ergriff die ſchmale Hand, an der der Goldreif blinkte. Die Frau merkte es nicht. Alle Emp⸗ findung für die Umwelt war erſtorben. Und wieder ging ein lichter Freudenſchein über des Sterbenden Antlitz, da er die beiden ihm teuerſten Men⸗ ſchen vereint an ſeinem Lager ſah. Seine Miſſion auf Erden war erfüllt, nun würde der Freund ſeines Amtes walten. Ein Seufzer tiefſter Erleichterung. Noch einmal grüßten die ſchönen, blauen Augen, klar bis zuletzt, den blonden Kopf an ſeiner Schulter, den Freund, der ihm mit zuckenden Zügen zunickte, als ver⸗ ſichere er ihn nochmals ſeines Gelöbniſſes, lächelten den alten Diener und Freund ſeiner Kindheit an, über deſſen faltiges Geſicht jetzt doch die dicken Tränen liefen, den Pfleger, deſſen ſtille Freundlichkeit ihm oft wohlgetan. „Dank euch allen...!“ Es waren ſeine letzten Worte. Ein feierliches Auf⸗ strahlen— dann ſchloſſen ſich die Lider leicht und ſchmerz⸗ los zum ewigen Schlaf. Und ein unbeſchreiblicher Friede lag auf des Toten Geſicht. Regungslos verharrten die Menſchen um das Lager. Wie lange?— Keiner wußte es. Die Zeit ſtand ſtill in ihren Herzen. Endlich erhob ſich Steinherr. Er ſah grau und ver— fallen aus. Leiſe berührte er die Schulter der knienden Frau. „Liebe Frau Wera...!“ Herzlich und warm bat ſeine Stimme. Aber Wera von Vandro rührte ſich nicht. Ihre Seele ſuchte den Weg zum Geliebten und ſtand vor ver— ſchloſſenem Tor. 0 Dreißigſtes Kapitel. Was nun?— Ach, dieſe furchtbare Frage, hinter der die ganze Grauſamkeit des Lebens lauerte, die ſeit Rück⸗ kehr des Bewußtſeins unabläſſig in ihrem armen, müden Kopf kreiſte, ohne Antwort zu finden. Mit ſtumpfem Blick ſtarrte die Frau vor ſich hin. Wenn nur dieſe lähmende Apathie nicht geweſen wäre, die, jeden klaren Gedanken verhindernd, bleiſchwer auf ihr laſtete. Sie mußte doch überlegen, wie ſich ihre Zu— kunft nun geſtalten ſollte, mußte berechnen, was übrig⸗ blieb von dem Geld der Verwandten. Wie würde es ihr ie gelingen, es zurückzuzahlen in dieſen Zeiten der Not, in denen ſelbſt der größte Fleiß, die größte Begabung nicht imſtande war, mehr als das karge tägliche Brot zu friſten? In ſchwarze Nacht gehüllt lag der Lebensweg vor der verzweifelten Frau— der Weg, den die Güte und Liebe des Heimgegangenen für eine kurze Strecke fin Sonne getaucht. So friedlich hatte er dagelegen, der Geliebte, ſo ganz der Süße des Schlafs hingegeben— und ſie ſchleppte weiter an der Laſt ihres elenden Seins... Bewegt ſah Magnus Steinherr in das blaſſe, ſpitz gewordene Geſicht, da Wera ſich ſchwerfällig erhob, um ihn zu begrüßen. Ihm war, als verblute dieſe Frauen- ſeele nach innen. Keine Träne war ihr vergönnt worden zur Linderung der Qual. Das ſchlichte weiße Wollkleid, das ſie trug, wirkte erſchütternder als die tiefſte Trauer. Als auf Steinherrs Geheiß ſchwarze Kleider zur Aus⸗ wahl ins Sanatorium geſandt wurden, hatte Wera ſich geweigert, ſie anzulegen.„Georg liebte helle Farben ſo ſehr“, ſagte ſie leiſe und ſah hinaus in den leuchtenden Sonnenſchein.„Alles an ihm war licht und froh. Er wäre traurig, ſähe er mich in ſchwarze Schleier gehüllt, die er nie leiden mochte. Ich darf es nicht, verlangt es mich auch danach. Die Helle tut ſo weh—“ 0 Daran dachte Steinherr, als er die blonde Frau in dem weißen Kleid begrüßte, das nur an Gürtel, Kragen 5 Manſchetten äußere Zeichen der Trauer aufwies. Herzlich war ſein Händedruck.„So, Frau Wera— das Geſchüftliche wäre nun alles zufriedenſtellend erledigt, Sie werden nicht mehr mit leidigen Fragen behelligt, alles iſt geregelt und in beſter Ordnung. Aber eins gibt es, das ich vor meiner Abreiſe gern mit Ihnen beſprechen möchte: Ihre Zukunft.“ Er hatte ſich einen Stuhl herangezogen.„Haben Sie beſtimmte Wünſche für die nächſte Zeit? Nein? Dann ſchlage ich Ihnen vor, die nächſten Wochen oder Monate noch ruhig hierzubleiben, unter der Obhut Werners, dem ein Urlaub ſowieſo zukommt, und der glücklich wäre, Sie betreuen zu dürfen. In der Fürſorge des guten Alten wüßte ich Sie geborgen.“ Ein ſchmerzlicher Zug war um den feinen, ſchön ge⸗ ſchwungenen Mund, den Georg von Vandro ſo gern ge⸗ küßt.„Ach wie gern bliebe ich hier, aber ich habe nicht die Mittel dazu, Herr Steinherr.“ „Aber ja doch!“ widerſprach er.„Ihr Gutachten auf der Bank weiſt noch ein ganz ſtattliches Plus auf.“ Sie ſah ihn fragend an, krauſte nachdenkend die Stirn. „Nein— das kann nicht ſtimmen. Die letzte Krankheit, das Begräbnis—“, ihr Blick verdunkelte ſich wieder, wurde ſtumpf und ſtarr. „Der Reſt des Geldes wurde erſt dieſer Tage ein⸗ gezahlt“, erklärte Steinherr. Wieder flatterten ihre Augen unſicher zu ihm empor. Aengſtlich, ungläubig forſchten ſie in dem dunklen Geſicht, das ruhig ihrem Fragen ſtandhielt. „Der Reſt“, ſtammelte ſie,„das iſt doch gar nicht— das iſt...“ „Das iſt das Geld, das Ihnen rechtmäßig zugekommen wäre, hätten Sie durch Ihre Flucht nicht alle Beziehungen zu den Verwandten abgebrochen“, vollendete Steinherr betont.„Ihr Vater hätte ein Viertel des Geſamtver— mögens des verſtorbenen Grafen geerbt. Alſo nur keinen falſchen Stolz. Sie treten nur in Ihre Rechte, das wiſſen die Verwandten ganz genau, deshalb halfen ſie auch ſo willig.“ Das zarte Geſicht der Frau überzog eine helle Röte. Sie ſchluckte— würgte. Warum ſprang ſie nicht auf. „Nein! Ich nehme nichts von jenen Menſchen, deren Kälte und Herzloſigkeit mich aus dem Hauſe trieben. Ich brauche keine Almoſen, ich will frei ſein von erzwungener Dankbarkeit.“ Worte, leere Worte. Sie war arm, verlaſſen, hilflos. Hunger tat weh; ſie wußte es allzu gut. „Sie werden es annehmen, Frau Wera?“ In der drängenden Frage ſchwang ein leiſer Befehl. Tief ſank das blonde Haupt. „Ja!“ murmelte ſie gehorſam.„Ja!“ Steinherr nickte zufrieden. „So iſt's recht! Und nun möchte ich Sie ein wenig ſpazieren führen. Um dieſe Stunde iſt es draußen faſt leer. Seit vier Tagen ſind Sie nicht aus dem Hauſe gekommen.“ Sie wehrte ſich, ängſtlich und eigenſinnig; aber ſein Wunſch ſiegte. Lange gingen ſie in der köſtlichen Friſche des ſinkenden Tages, deſſen bläuliche Schatten ſich ſchon auf die ſchneeige Weiße geſenkt. Nur auf den Bergeshöhen zögerte ein letzter heller Schein des längſt geſchwundenen Lichts. Und die Stille war wie eine linde Hand, die ſich heilend und tröſtend auf Weras wunde Seele legte. Unbewußt hatten ſie die Schritte nach dem Friedhof ge— lenkt, ſtanden lange nebeneinander an dem friſch auf⸗ geworfenen Hügel, der die ſterblichen Ueberreſte Georg von Vandros barg. Die Blumen der Kränze waren ſchon verwelkt; von kurzer Dauer war ihre Pracht geweſen— wie das Glück, das ſie deckten, dachte die Frau ſchwer— mütig. Steinherr blickte um ſich. A „Ein ſchönes Fleckchen Erde zum letzten Schlaf, be⸗ ſonders für ihn, deſſen hochgemutes Herz ſo voller Frie⸗ den war.“ Wera nickte langſam. 5 „Und doch wüßte ich ihn gern daheim. Hier iſt doch Fremde.“ Voll ſehnſüchtigen Verlangens dachte ſie an die wald— umrauſchte Stille des großen Parks, in dem ein weinlaub⸗ überranktes Häuschen ſtand. Dort... Aber es war frem— der Beſitz. Wie durfte ſie wagen, einen derartigen Wunſch auszuſprechen! Wieder überkam ſie das überwältigende Gefühl ihrer Hilfloſigkeit, nichts vermochte ihr Wille mehr. Steinherr antwortete nicht. Und der Ueberempfind⸗ lichen war es, als habe er ihre geheimen Gedanken erraten und abgewieſen. In drückendem Schweigen legte Wera den Weg an ſeiner Seite zurück, ein Schweigen, das Magnus Steinherr mit keinem Wort zu brechen ſuchte. Und doch wurde die Leere größer, die Einſamkeit tiefer, als er wieder von ihr geſchieden. So ſtill war die Stube, die eben noch ſeine lebensvolle Gegenwart erfüllt hatte... Vom Fenſter aus ſah ſie dem Wagen nach, bis er ihren Blicken entſchwand. O dieſes furchtbare Alleinſein! Aber wie Wera ſich umdrehte, gewahrte ſie den alten Werner, der reſpektvoll im Hintergrunde ſtand und ſie aus guten Greiſenaugen anſah. „Nun darf ich für die gnädige Frau ſorgen“, ſagte er froh. Wera ging auf ihn zu, reichte ihm beide Hände. „Gottlob, daß ſie da ſind, Sie Getreuer!“ Ihre Stimme brach ab in einem jähen Aufſchluchzen. Sanft ge⸗ leitete der Diener ſie zum Diwan, in deſſen Kiſſen ſich der blonde Kopf vergrub. Dann ging er leiſe ins Neben⸗ zimmer. Endlich, endlich konnte ſie weinen, die Arme. Tage vergingen, Woche reihte ſich an Woche in un⸗ gebrochener Gleichförmigkeit. Täglich pilgerte Wera von Vandro zum Grab des Gatten, hielt ſtumme Zwieſprache mit dem Geliebten, deſſen Seele der ihren unlösbar ver⸗ bunden war. War es nicht ſeine ſorgende Treue, die aus des alten Dieners rührendem Eifer, aus Magnus Stein⸗ herrs herzlichen Briefen ſprach? Seltſam verbunden waren all dieſe Menſchen im Geiſt. Es war, als eine ſie der liebende Wille eines Toten. Und langſam, allmählich und unmerklich verebbte der verzweifelte Schmerz zu einer ſtillen Traurigkeit, die ſich tatenlos treiben ließ, ohne mehr an Ziel und Zukunft zu denken. Auf das Sorgſamſte betreut von Werner, ohne deſſen feierlich wirkende Würde man die junge Frau nie ſah, nahm Wera ihre Spaziergänge wieder auf, übte auf der Eisbahn in den Stunden, da ſie ſie leer wußte, las ge⸗ horſam die Bücher, die Steinherr ſchickte, lag ſtundenlang in träumendem Dahindämmern im Liegeſtuhl auf ihrem kleinen Balkon und vergaß die Unhaltbarkeit ihrer jetzigen Lage— bis ein zufällig erlauſchtes Geſpräch ſie ihr mit einem jähen Schlag wieder zum Bewußtſein brachte. Sie hatte geleſen, das Buch fallen gelaſſen und die Augen geſchloſſen, als auf dem Balkon nebenan, den nur eine vunte Glaswand von dem ihren trennte, Stimmen herüberklangen. Zwei neuangekommene Damen ſprachen, lobten die„himmliſche“ Luft und klagten über die Preiſe. Erſt plätſcherten ihre Worte unverſtanden an Weras Ohr vorüber; ihre Gedanken waren gewandert und halb traum— befangen— da wurde ſie plötzlich aufmerkſam, hob den Kopf, lauſchte: Die eine Dame nannte laut Zahlen. „Kein einziges Zimmer war unter ſechzig Frank täg⸗ lich zu haben!“ ſchalt ſie.„und das nennt man mä ß ige Preiſe! Unmäßige nenne ich es!“ 8 Es war durchaus deutlich zu verſtehen. Die Rednerin hatte ſich nicht die Mühe gegeben, ihre Stimme zu dämpfen. Sechzig Frank— Wera ſetzte ſich ſo heftig auf, daß das Buch auf ihrem Schoß zu Boden fiel. Sie zahlte doch nur die knappe Hälfte! Steinherr, der für ſie und den Diener in der kleinen exkluſiven Penſion auf halber Bergeshöhe gemietet, hatte auf ihre angenehme Ueberraſchung ob der Billigkeit ge⸗ ſagt, daß alle Preiſe im Ort außerordentlich ermäßigt worden ſeien, der miſerablen Wirtſchaftslage wegen. Die Wochenrechnungen wurden auf ſeinen Wunſch direkt auf der Bank präſentiert und bezahlt. So wäre ſie jeder Mühe enthoben. Und in ihrer ſtumpfen Schmerzensgleichgültig— keit hatte ſie ihn nach Belieben verfügen laſſen. Hatte ſie ihn mißverſtanden, oder hatte die nette Beſitzerin der Hotelpenſion ihr eine Extravergünſtigung gewährt? Am beſten fragte man ſie offen. Es war höchſte Zeit, daß ſie Klarheit über ihre Verhältniſſe erlangte. Schnell entſchloſſen ging Wera ſogleich hinunter in das neben dem Eßſaal liegende Büro, wo Madame Maerkle um dieſe Zeit meiſt rechnend über ihren Geſchäftsbüchern ſaß. „Verzeihen Sie, daß ich ſtöre“, bat Wera, ein wenig zögernd.„Ich wollte nur etwas fragen. Eine Bekannte bat um genaue Auskunft über Ihre Penſion— und nun weiß ich nicht genau, wieviel ich für mich und wieviel für des Dieners Zimmer bezahle.“ Sie lächelte verlegen. „Die ſchweren Erlebniſſe der letzten Monate haben mich ſehr vergeßlich gemacht.“ Die vollbuſige Madame nickte wie ein Porzellan— chineſe vor lauter Teilnahme, während ein diskretes Lächeln ſchnell wieder aus ihren funkelnden Vogelaugen verſchwand. Die„Vergeßlichkeit“ war natürlich. Wer weiß, ob dieſe reizende junge Frau die ſchönen geſalzenen Wochenrechnungen mit all den kleinen Extras überhaupt ſelbſt bezahlte.“ i „Aber bitte ſehr, liebe gnädige Frau! Bitte ſehr! Das iſt ja allzu verſtändlich! Wenn man ſoviel Trauriges durch— macht, denkt man nicht gern an die dummen kleinen Dinge des Alltags!“ erwiderte ſie ſehr liebenswürdig und ſchlug eifrig ein großes Buch auf.„Hier ſteht es; Madame kann es ruhig ſelbſt leſen: ſechzig Frank für das Vorder-, vierzig für das Hinterzimmer. Es iſt eins meiner- allerbeſten Zimmer.“ „Ja!“ nickte Wera und hatte größte Mühe, ihre Be⸗ ſtürzung zu verbergen.„Ja, gewiß. Alſo ſechzig und vierzig Frank! Danke ſehr, Madame Maerkle!“ „Aber bitte, bitte...“ Ganz benommen, ſtieg Wera die Treppe wieder hin— auf, ſetzte ſich hin und begann mit ſorgengefurchter Stirn zu rechnen. Hundert Frank je Tag waren ſechzehn Mark nach jetzigem Kurs, dazu die Extraausgaben, die Schlitten⸗ fahrten, zu denen Steinherr ſie in jedem Brief überredet. Zwanzig Mark betrug ihre Tagesrechnung hier minde— ſtens. Das waren ja volle ſechshundert in einem Monat! Großer Gott— und ſie wohnte nun ſchon wochenlang blind und taub dahin, ohne ſich um irgend etwas zu kümmern. War ſie denn von Sinnen geweſen? Stöhnend barg ſie den Kopf in den Händen. Ach, wie grauenhaft war das alles! Aber ſchnell raffte ſie ſich wieder auf. Was nützte alles Klagen— handeln mußte ſie! Sofort abreiſen. Ja, wohin denn? Verſtört irrten die ſchwarzen Augen durch den großen, behaglichen Raum. Das Häuschen im Park gehörte Magnus Steinherr; ohne ſeine Erlaubnis konnte ſie nicht dahin zurückkehren. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als ihn darum zu bitten. Und wovon leben? Der Steinherrſche Beſitz war nur mit Auto oder auf weitem Umweg mit der Eiſenbahn zu er“ reichen. Wie konnte ſie von da draußen je eine Stellung in der Stadt finden? „Ich muß mir ein Zimmer im Zentrum mieten, von da aus die Suche nach Arbeit beginnen“, überlegte Wera, vor ſich hinſtarrend. O wie deutlich ſah ſie dieſe ver⸗ zweifelte Suche ſchon vor ſich, die vergeblichen Wege, das Hoffen und Harren, die Enttäuſchungen— und wieder Wege, endloſe Wege... Aber es mußte ſein, man ver⸗ hungerte nicht, ohne ſich bis zum letzten Atemzug zu wehren..(Fortſetzung folgt.) zund ſeinen Aus der Heimat Gedenklage Stobbe r 331 Der ſchweizeriſche Reformator Ulrich N 581 Zwingli fällt bei Kappel. ö 1 1825 Der Dichter Konrad Ferdinand Meyer in Zürich geboren. 1870 General v. d. Tann erobert Orleans. 1917(bis 19. Oktober) Eroberung der Inſeln Deſel, Moon und Dagö durch die Deut⸗ ſchen. Prot. und kath.: Burchard. Ponnenaufg. 6.17 Sonnenunterg. 17.15 Mondaufg. 14.29 Mondunterg. 21.39 Es weiß niemand, wo der Schuh drückt, denn der ihn an hat., a Nicht hinausgeworfenes Geld Die Erntezeit iſt nun vorüber und es naht die Jahresperiode, der Herbſt, in der man ſich jeden Abend auf die Zeitung freut. Nur wenn man die täglichen Vorkommniſſe in der Politit, auf den Märkten und in der geſam⸗ Wirtſchaft gründlich verfolgt, kann man den Augenblick richtig für ſich nützen. In der eutigen Zeit, wo vor allem die politiſchen . 8 Ereigniſſe aktuelle Gegenwartsfragen darſtel⸗ len, iſt es doppelt notwendig, das Heimat⸗ latt zu halten. Es wäre ein Sparen am falſchen Fleck, wenn man glauben ſollte, ohne eitung auszukommen. Wenn man in das Hei⸗ ſnatblatt hineinſchaut, da iſt es intereſſant, Nes gibt einen Spiegel deſſen, was ſich in der Welt täglich ereignet und bringt auch vieler⸗ zur Belehrung und Unterhaltung. Der dmann wie der Gewerbetreibende braucht Heimatblatt notwendig und das Abonne⸗ t des Blattes iſt kein hinausgeworfenes ld. 4 * Berufstätige Frauen werden nicht aus Lohn und Brot verdrängt. Für das Auf⸗ llärungsamt für Bepölkerungspolitik und Raſ⸗ ze ſetzt ſich die Reſerentin Frau Maria r mit den Gerüchten auseinander, als zie berufsmäßigen Frauen von heute auf orgen aus ihren Stellen verjagt werden ſoll⸗ ten. Das ſei Unſinn. Wenn man die Frau beſtimmten akademiſchen Berufen heraus- „dann ſei das zu begrüßen. Sicher aber e das Heer der Lehrerinnen, Fürſorgerin⸗ nen, Verkäuferinnen, Stenotypiſtinnen, Sekre⸗ ärinnen uſw. bleiben, weil die Frau auf die⸗ ſen Poſten zweifellos geeigneter ſei als der Mann. Der Nationalſozialismus erhebe ledig⸗ lich die Forderung, daß die Frau ihrer wirk⸗ m Beſtimmung als Hausfrau und Mut⸗ obald wie möglich zugeführt werden könne; heißt, daß die jungen Männer ſchon in erſten Jahren ihres Berufslebens durch ausreichendes Gehalt in die Lage verſetzt den müßten, heiraten zu können. Durch ere Heiratsmöglichkeit würde ein großer junger Mädchen aus dem Berufsleben cheiden. Die Referentin wendet ſich gegen tigen Frauen, die unter dem Einfluß der [Frauenrechtlerinnen ein vom Mann unabhän⸗ s Leben durch die Schaffung einer ſelb⸗ digen Exiſtenz erſtreben. Neue Wohlfahrtsbriefmarken der iſchen Reichspoſi. Im Rahmen des Win— lerhilfswerks gibt die Deutſche Reichspoſt für 55 Deutſche Nothilfe vom 1. November an zohlfahrtsbriefmarken und eine Wohl— hrtspoſtkarte heraus, die Richard Wagner 70 Werken gewidmet ſind. Die ohlfahrtspoſtkarte trägt als Wertſtempel n Bruſtbild Richard Wagners und auf der linken Hälfte der Anſchriftſeite ein Bild des Feſtſpielhauſes in Briefmarken von 3 bis 40 Pfennig bringen Bayreuth. Die neun beſtenungen aus ſeinen Werken. Näheres ber Vertrieb uſw. wird noch bekanntgege— en. Märkte und Vörſen Vom 10. Oktober. (Ohne Gewähr.) Mannheimer Pferdemarkt. Dem Pferdemarkt waren zugetrieben: 50 AUcbeits- und 55 Schlachtpferde. Bezahlt wur⸗ 125 900 pro Stück in Rm.: Arbeitspferde 300 bis 900, Schlachtpferde 25 bis 120. Der Handel Var in Arbeits- wie in Schlachtpferden ruhig. . Mannheimer Großviehmarkt. Zufuhr und Preiſe: 230 Ochſen 23 bis 32; 5 Bullen 25 bis 30; 211 Kühe 11 bis 26; 57 Futſen 24 bis 33, 76 Kälber 25 bis 4a. R Schafe 21 bis 27; Schweine 50 bis 57 m.; 3 Ziegen nicht notiert.— Marktver⸗ lauf: Großvieh und Kälber ruhig, langſam geräumt; Schweine mittel, Ueberſtand. Karlsruher Schlachtviehmarlt. guſtrieb: 37 Ochſen, 36 Bullen, 23 Kühe, zahl Jürſen, 261 Kelber, 950 Schweine, Be N. wurden pro 50 Kilo Lebendgewicht in 26„ Ochſen 27 bis 31, 25 bis, 24 bis 5% 22 bis 24, 20 bis 22, 19 bis 20; Gallen 28 bis 29, 23 bis 28, 22 bis 23, 19 Ik be cühe., 22 bis 28, 16 bis 50, Kälber 16 Färſen 27 bis 33, 19 bis 25 10 bie 22, J bis 39, 34 bis 37, 80 bie ae 54. 5 24; Schweine—, 52 bis 55, 51 bis „46 bis 52, 46 bis 46,—, 38 bis 40.— FJabrikbrand Millionenſchaden. Karlsruhe, 11. Oktober. In der Lumpenſortieranſtalt und Kunſt⸗ wollfabrik Vogel u. Schnurmann im Weſten von Karlsruhe entſtand vermutlich durch Kurzſchluß Feuer, das ſich mit rieſen⸗ hafter Geſchwindigkeit auf die Haupthalle und das Lager ausdehnte. 30 Meter hohe Flam⸗ men erhellten den dunklen Nachthimmel. Das Gebäude, das reſtlos niederbrannte, war über 120 Meter lang und 70 Meter breit. Sämtliche Feuerwehren, Fabrikfeuerwehren ſowie die ganze Polizei, SA., SS. und Frei⸗ williger Arbeitsdienſt wurden aufgeboten. 20 Minuten nach Mitternacht ſtürzten zwei Stockwerke des ſechsſtöckigen Gebäudes ein, wodurch vier Mitglieder der SA. und des FA d. Brandwunden davonkrugen. Um halb 1 Uhr nachts war die Gefahr zum größ- ten Teil beſeitigt, nachdem der geſamte in⸗ nere Lagerraum, die Maſchinenanlagen und die Lager in ſich zuſammengebrochen wa⸗ ren. Nur die Jaſſade des Haupkgebäudes ragt wie eine geſpenſterhafte Mauer in den himmel. der Fahrnis- und Gebäudeſcha⸗ den beläuft ſich, wie wir erfahren, auf an⸗ nähernd zwei Millionen Mark. Durch einſtürzende Mauern wurden ein Berufsfeuerwehrmann und fünf SA.⸗ und FAD.⸗Männer verletzt, die ſofort ins Kran⸗ kenhaus gebracht wurden. Die Fabrik beſchäf⸗ tigt zurzeit 300 Arbeiterinnen und Arbeiter, die jetzt beſchäftigungslos geworden ſind. Vrandſtiftung? Wie weiter mitgeteilt wird, iſt das Befin⸗ den der beim Einſturz des Mauerwerks Ver— letzten zufriedenſtellend. Es handelt ſich glücklicherweiſe durchweg um leichtere Verletzungen, Brandwunden, Quetſchungen uſw. Auch einige Rauchvergiftungen waren zu verzeichnen. Zu dem Brand meldet der Polizeibericht, daß über die Urſache keine Wahrnehmungen mehr gemacht werden konnken. Es wird je. doch Brandſtiftung vermutet. Die Ermikt⸗- lungen ſind im Gange. Einer der Inhaber wurde vorläufig feſtgenommen und in das Bezirksgefängnis eingeliefert. Die Höhe des Schadens läßt ſich noch nicht genau überſe⸗ hen. Bon dem maſſiven Sandſteinbau ist nur noch eine große Ruine übriggeblieben. Alibi nachgewieſen. Der in Haft genommene Teilhaber der Firma Vogel und Schnurmann,. Vogel, iſt nach einigen Stunden wieder freigelaſſen worden, da er ſein Alibi einwandfrei nach— weiſen konnte. Der Sachſchaden beträgt etwa 600 000 Mark. Durch das Feuer ſind 70 Prozent des Warenbeſtandes an gewa— ſchener und gefärbter Wolle zerſtört worden, die reſtlichen 30 Prozent wurden gerettet. Die Einſturzgefahr der übriggebliebenen Mauerreſte iſt noch ſehr groß. Großfeuer bei Villingen. Villingen, 11. Okt. In der Ortſchaft Ueberhauchen brach im Hauſe des Kauf⸗ manns Hitzmann ein Brand aus,. der ſich in— folge des ſtarken Windes auf das Haus der Landwirte Albiez und Schmid ausdehnte. Da die drei Häuſer im Zentrum des Dorfes lie⸗ gen, war die Situation ſehr bedenklich, ſo— daß die Autoſpritze von Villingen geholt werden mußte. Nach einer Stunde konnte das Großfeuer lokaliſiert werden. Die drei Anweſen ſind vollſtändig niedergebrannt. Aus Vaden Bettler mit einem Bankkonto. Waldkirch, 11. Okt. Die hieſige Gendar⸗ merie wurde auf einen Mann aufmerkſam, der auf zwei Krücken von Gaſthaus zu Gaſt— haus zog und nahm ihn in Haft. Bei der Durchſuchung kam ein Bankkontobuch mit 5132 Mark zum Vorſchein. An Bargeld fand die Gendarmerie die unglaubliche Summe von 1509 Mark. Zu ſeiner Bettelei bezog dieſer Arbeitsinvalide noch eine monatliche Invali— denunterſtützung. Dieſer Fall rechtfertigt wieder erneut das Vorgehen der Reichsregierung ge⸗ gen das Bettlerunweſen. Mannheim, 11. Okt.(14 Perſonen in Schutzhaft.) Aus politiſchen Gründen, hauptſächlich wegen Verbreitung illegaler kom⸗ muniſtiſcher Drückſchriften, wurde über 14 Per⸗ ſonen die Schutzhaft verhängt. Heidelberg, 11. Okt.(Den Verletzun⸗ gen erlegen.) Das fünfjährige Söhnchen des Johann Hochlehnert aus Eppelheim, das von einem Hockenheimer Perſonenkraftwagen überfahren wurde, iſt im Heidelberger Akadem. Krankenhaus jeinen Verletzungen erlegen. Durlach, 11. Ott.(Ven Gasautroma⸗ ten erbrochen.) Wegen ſchweren Dieb⸗ ſtahls ſtand vor dem Einzelrichter der Tag⸗ löhner Gerhard Bühler aus Durlach. Er hatte bei Verwandten in Durlach den Gasautoma— ten erbrochen und daraus Münzgeld im Ge— ſamtbetrag von 1,80 Rm. entwendet. Das Gericht ſprach eine Gefängnisſtrafe von drei Monaten aus. Sport u. Spiel Die D J. K. Viernheim beginnt ihre Meiſterſchaftsſpiele mit einem ſchönen Erfolg! Ein 4:0 Sieg gegen Laudenbach bringt die erſten Punkte. Seit einigen Wochen befaßte man ſich im D. J. K. Lager hauptſächlich mit dem Thema „Klaſſeneinteilung“ und erwartete mit Spannug die Einreihung der verſchiedenen DJK.-Mann- ſchaften und Vereinen. Es gab freudige und unangenehme Ueberraſchungen. Hierüber leſen wir im Hauptorgan des Jugendkraft-Reichsver⸗ bandes u. a. folgendes:„Die Einteilung im Gau 14 Baden ſteht heute ſo ziemlich feſt. Wir ſprechen es offen aus, Härten ſind nicht ausge— blieben, manche Abteilung die das Recht auf eine höhere Klaſſe durch ihre ſpieleriſche Leiſtung gehabt hätte, mußte ſich mit einer minderen Klaſſe begnügen. Trotzdem, ein echter Jugend- kraftler murrt nicht, auch wenn es einmal anders geht als er gedacht hat, ſeine ſportliche Disziplin und der in ihm lebendige Geiſt der Bewegung laſſen ihn vieles mit Leichtigkeit überwinden. In Fußball kamen nur wenige Mannſchaften in die Kreisklaſſe 1, keine einzige in die Bezirks- klaſſe, alle übrigen in die 2. Kreisklaſſe. Wir glauben aber nicht fehl zu gehen in der Annahme, daß zu Ende der Spielſaiſon da und dort eine Jugendkraftmannſchaft als Tabellenführer er— ſcheint und das wäre für die Jugendkraft, pro— pagandiſtiſch betrachtet ein größerer Erfolg, denn ein ſchlechter Platz in einer höheren Klaſſe.“ So urteilt und ermahnt unſer Reichsverband. Der erſte Punktekampf gegen Laudenbach war ein guter Anfang und gegen dieſe Mannſchaft ein 4:0-Sieg herausholen war eine ganz ſchöne Leiſtung der Din ⸗Elf. Es wird manche Nuß zu knacken geben, aber der Kameradſchaftsgeiſt und die Einigkeit, ein wenig Technik und Taktik bringt jeder Mannſchaft großen Erfolg. Die 2. Mannſchaft gewann 8:1— Unſere Schüler⸗ mannſchaft verlor ihr Meiſterſchaftsſpiel gegen die etwas kräftigeren Kameraden der„Amicitia“ nach einem wirklich ſchönen Spiel beiderſeits mit 4:1 Wo es im Haushalt viel zu ſäubern gibt, da iſt Mi Ihr beſter Verbündeter im Kampf um die häusliche Reinheit. Beim Geſchirrauf— waſchen genügt 1 Teelöffel Mi für eine normale Aufwaſchſchüſſel. Henkel's i Mi zum Aufwaſchen und Spülen für Geſchirr und alles Hausgerät. die Getreideſeſtpreiſe lür Baden Nach den Grundſätzen der Reichsverordnung über Preiſe für Getreide vom 29. September 1933 wurde durch die badiſche Zentralgenoſſen⸗ ſchaft der Preis feſtſtehend geregelt. Das Ge⸗ ſetz ſchreibt vor im Paragraph 5, daß die Preiſe für geſunde, trockene Ware von durch⸗ ſchnittlicher Beſchaffenheit gelten. Der Quali- litätsbegriff durchſchnittlich iſt für Baden feſt⸗ geſtellt: Weizen 76 bis 77 Kilogramm hl⸗Ge⸗ wicht, Roggen 72 Kilogramm hl⸗Gewicht. Die Abſchläge berechnen ſich nach Paragraph 4 dieſes Geſetzes, der lautet: Abſchläge ſind nur zuläſſig, wenn eine von Abſatz 1 abweichende Art der Lieferung vereinbart wird und dem Käufer hierdurch offenbar Mehrkoſten, ins⸗ beſondere durch vorübergehende Einlagerung, Anfuhr zur Verladeſtelle, Verladen der Ware in Waggon oder Schiffe entſtehen. Für Baden ſind zwei Gebietspreiſe maßgeblich, und zwar: 1. für Roggen: Gebietspreis R 13 155 Mark je Tonne, Gebietspreis R 9 158 Mark je Tonne; 2. für Weizen: Gebietspreis W 9 188 Mark je Tonne, Gebietspreis W 11 193 Mark je Tonne. Zur Feſtſtellung des Preisgebiets ſei geſagt: Preisgebiet R 13(Roggen) und Wö9 lau⸗ fen parallel: es handelt ſich hier um den Lan⸗ deskommiſſärbezirk Konſtanz: die Orte Engen, Konſtanz, Meßkirch, Pfullendorf, Stockach und Ueberlingen. Preisgebiet R 9 und W' 11 ſind für Baden alle anderen Amtsbezirke, welche nicht in R 13 und W 9 aufgeführt ſind. Nach Paragraph 13 iſt das Geſetz zur Sicherung der Getreidepreiſe vom 26. Septem⸗ ber 1933 mit dem 1. Oktober 1933 in Kraft getreten. Mindeſtpreiſe für Spiritnoſen Karlsruhe, 11. Okt. Durch eine kürzlich her— ausgegebene Anweiſung der Reichsmonopolver— waltung für Branntwein an die nachgeordne— ten Dienſtſtellen ſind für einfachen Brannt— wein und Kornbranntwein neue Mindeſtpreis⸗ beſtimmungen herausgegeben worden. Dieſe Mindeſtpreiſe ollen verhindern, daß die Reichs⸗ monopolverwaltung für Branntwein durch Sprit anderer Herkunſt(Schwarzbrennerei) un— terboten wird. In den letzten Jahren hat ſich immer wieder gezeigt, daß eine ganze An⸗ zahl von Preisſchleuderern ihre Betriebe nur durch Steuerhinterziehung aufrecht erhalten ha— ben. Werden in Zukunft die feſtgeſetzten Min⸗ deſtpreiſe nicht eingehalten, ſo hat nicht nur der Lieferant, ſondern auch der Abnehmer ein Verfahren wegen Verſtoßes gegen das Brannt— weinmonopolgeſetz zu erwarten, wobei beſon⸗ ders darauf hingewieſen werden muß, daß neuerdings die Strafbeſtimmungen weſentlich verſchärft worden ſind. * Badiſch-pfälziſche Häuteauktion am 17. Okt. Die Süddeutſche Fettſchmelze bringt zu der auf den 17. Oktober angeſetzten Häuteauktion für das badiſch-pfälziſche Gefälle in Karls⸗ ruhe insgeſamt 46078 Stück Häute und Felle der ihr angeſchloſſenen Innungen und Verwertungsgenoſſenſchaften zur Verſteige— rung. Es ſind dies 18 854 Stück Großvieh⸗ häute. 25 852 Stück Kalbfelle und 12372 Stück Hammelfelle. Marktbericht der Bad.⸗Pfälz. Eierzentrale. Karlsruhe, 11. Okt. Man erzielte in den letzten Tagen für Deutſche Handelsklaſſeneier G1 im Kleinhandel in Pfg. je Stück: S über 65 g 11,50 bis 12,50(im Großhandel 10,75 bis 11,25 bezw. Berliner Notierung vom 9. 10.33 11) A 60 bis 65 g 11 bis 11,75 (10,40 bis 10,75 bezw. 10,50); B 55 bis 60 g 10,50 bis 11(9,90 bis 10,25 bezw. 10,25); C 50 bis 55 g 10,25 bis 10,50(9,60 bis 99,90 bezw. 9,50); D 45 bis 50g 9,50(9 bezw. 8,25); Enteneier 9 bis 9,25 ohne Koſten für Fracht, Verpackung, Umſatzſteuer und Han— delsſpanne. Verbraucherpreiſe liegen daher um 2—3 Pfg. je Stück höher als obige Klein— handelspreiſo. Tendenz: ſtetig. Für die ge⸗ ringe Nachfrage reichten die angelieferten Eier⸗ mengen trotzdem nicht aus, ſo daß wieder eine Preisbefeſtigung eingetreten iſt. Die Ausſich⸗ ten ſind weiterhin feſt. , ,..