herigen Dirigenten offiziell Abſchied zu nehmen. Herrlich zum Vortrag gebrachte Lieder legten zum letzten Male Zeugnis ab, von der Tüchtig⸗ keit unſeres nun zu verlaſſenden Dirigenten. Bevor man in den 2. Teil des Abends über⸗ ging, der als Erſatz des traditionellen Bier⸗ abends noch einige gemütliche Stunden vorſah, nahm unſer hochverehrter Ehrenchormeiſter Herr Mayr die Gelegenheit wahr in bekannt auf⸗ richtiger und zu herzengehender Weiſe die Ver- dienſte der dreijährigen hieſigen Tätigkeit des ſcheidenden Chorleiters zu würdigen. Gleich- zeitig gab er ein anſchauliches Bild über die Tüchtigkeit und zuvorkommende angenehme Per- ſönlichkeit des zukünftigen Dirigenten, Herrn Muſikdirecktor Dr. Riehl, Mannheim. Möge es dem Männergeſangverein unter der neuen Stabführung vergönnt ſein, dem deutſchen Männer- chorgeſang auch weiterhin die ihm gebührende Stellung zu geben. Lokales Viernheim, 11. Oktober Sprechſtunden der NS⸗Volks⸗ wohlfahrt. Die Sprechſtunden der NS- Volkswohlfahrt finden Mittwochs und Freitags, abends von 6—7 Uhr auf dem Rathaus— Zimmer 19— ſtatt. V Begnadetes Alter. Unſer acht⸗ barer Mitbürger Herr Franz Gg. Bauer 1., Wieſenſtraße, begeht heute ſeinen 81. Geburts⸗ tag. Trotz ſeines hohen Alters iſt Herr Bauer körperlich und geiſtig bei beſtem Wohlſein. Er kann noch kleinen Arbeiten nachgehen. Der Ju- bilar erfreut ſich beſter Wertſchätzung. Unſeren Glückwunſch! Der Männergeſangverein 1846 nimmt Abſchied von ſeinem Dirigen⸗ ten. Ueberraſchend erhielt die Sängerſchar des alten Männergeſangvereins Ende der letzten Woche Kenntnis von dem Verluſt ihres ſeitherigen all- verehrten Chorleiters, Herrn Oskar Pfeifer. Man traf ſich daher letztmals unter der alten Stabführung mit Angehörigen am Sonntagabend zu einer Abſchiedsfeier. Die beſchleunigte Rege- lung der Dirigentenfrage veranlaßte daher die Vereinsleitung eben ſo ſchnell von ihrem ſeit— * Aufrechterhaltung der Anwart⸗ ſchaft in der Invalidenverſicherung. Immer wieder ergeht der Mahnruf an die Ver- ſicherten, die Anſprüche aus der Invalidenver⸗ ſicherung nicht verfallen zu laſſen. Prüft die Ouittungskarten nach, ob die Zweijahresfriſt um iſt. Dann wird es höchſte Zeit, daß die etwa noch notwendigen Marken geklebt werden und vorgelegt wird. Die Zweijahresfriſt zählt vom Tage der Ausſtellung der Quittungskarte. Für dieſe Zeit müſſen für den Fall der Weiterver⸗ ſicherung mindeſtens 20 und bei der Selbſtver⸗ ſicherung(d. ſ. ſolche, die eine verſicherungs⸗ pflichtige Beſchäftigung noch nicht ausgeübt und daher von vornherein ſchon freiwillig geklebt haben) ſogar 40 Beitragsmarken zur Verwendung kommen, wenn die Anwartſchaft aus der letzten Quittungskarte und allen früheren Karten nicht verloren gehen ſoll. Ferner muß beachtet wer⸗ den, daß die Wartezeit— alſo die Zeit, die ein Verſicherter zurücklegen muß, um überhaupt einen Anſpruch geltend machen zu können— eine Aenderung erfahren hat. Sie beträgt in der Regel 250 Beiträge, die auf Grund einer verſicherungspflichtigen Beſchäftigung geklebt wor⸗ den ſind. Können keine 250 Pflichtmarken nach⸗ gewieſen werden, dann beträgt die Wartezeit nicht 250, ſondern 500 Beitragswochen. Bei Gewährung der Altersrente müſſen unbedingt 750 Beitragspochen nachgewieſen werden. Da⸗ bei iſt es jedoch gleich, ob die Marken auf Grund der Pllichtverſicherung oder freiwillig ge⸗ klebt worden ſind. Hole alſo jeder ſeine Quit⸗ tungskarte hervor und prüfe, ob die Zeit abge- laufen iſt. Wer es verſäumt, ſeine Verſicherung in Ordnung zu halten, wird es in ſpäteren * von 1933. ſtadt a. d. H. wurde bekannt gegeben diesjährige„Neue“ ter“ erhalten hat. ö 5 N Vereins⸗Anzeiger. Turnverein von 1893. Heute Mittwoch nachm ab 5 Uhr Training ſämtlicher Handballer auf Platz 1(Wieſenweg). In Anbetracht der 10 ginnenden Verbandsſpiele haben alle Hand- baller zu erſcheinen.— Freitag abend punkt ½9 Uhr Pflichtſpielerverſammlung ſämtlichr Handballer. Fehlen ohne Entschuldigung wird mit Sperre beſtraſt. Die Spielleitung. Die Turnſtunde im Lokal fällt aus, dafür von 6— 7 Uhr auf dem Platze. Freitag abend Turnſtunde im Freiſchütz. da den Taufnamen„ Gleiten — Bekanntmachung. Wir erinnern hiermit die Wirte an Ein⸗ reichung der Getränkeſteuer⸗Erkläruug für Monat Sep. 1933. Viernheim, den 10. Oktober 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. *„Gleichſchalter“ heißt de 1 Auf dem großen Wenfeſt 1595 die Karte zum Umtauſch bei der Vürgermeiſterei Jahren bitter bereuen. In komm. Vertretung: Bechtel. Ofenſchirm 175 Sol dstrich oder 28 N becor... Stück 8 „ Ofenschirm. modern dekoriert 3 teilig 8.75, 2 teilig. 95 Scilonkohlen- Kaisten Dekoriert Kohlenföller Stöce 1.65, f. 48, J. 28, riketträger schwarz lackierf m. Gold- strich g 85 75 2 SchWarZz, got lackiert 95 N. 9 Wärmeflasche 1 oval, mit geschnittenem f . Stöck 95, 9 Gewinde. Leibwärn 1 0 rein Kupfer. 1.25 50„ Weissblech... Stück 4 55 ist der nahmen, u. sw. Stück E Kinder⸗ E——— Der Retter in der Not M²edizinal-Verband Viernheim Der Medizinalverband ist eine Mrankenunterstützungs-Masse für Ille. Mit den niedrigen Wochenbeiträgen kann sich jedermann dem Verband anschlieg en.— Was leistet der Medizinal-Verband. Frei ärztl. Behandlung, Vergütung der Medikamente, Krankenhilfe, Wochenhilfe, Sterbegeld, Operationskosten, Zahnziehen, Röntgenauf- aufnahme im Oktober kostenlos * Medizin al- Verband Viernheim. Faſt neuer wagen und einen guterhaltenen weißen Küchen⸗ ſchrank billig zu verkaufen. Louiſenſtraße 8 Prima Wieſen⸗ Heu auch zentnerweiſe zu verkaufen. 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Der Führer. aschen (Langhals) Haul stels edes Quantum Theobald Weinhandlung Hügelstraße 22 ee eee Gemeindehaſſe. Wir machen darauf aufmerkſam, daß Bei⸗ träge zur land- und forſtwirtſchaftlichen Berufs⸗ genoſſenſchaft p. 32, die nach dem 15. Oktober bei unſerer Kaſſe eingehen, mit ganz erheblichen Unkoſten, Verzugszuſchläge und Zinſen, belaſtet werden. Es iſt deshalb ratſam, dieſe meiſt kleinen Beträge noch vor dieſem Zeitpunkt zu werden erstklassig schnell und billig 07 Pplissees 1 honlszume, Kanten. Hnöpfe, Dekatur, Monogramme u. s. w. angefertigt? bel: Schober. Mannneim d 7. 10 IUnahme für Viernheim: Hoock. Friaurcnstrabe d Das gihts nur einmal Schlatzimmer echt Eiche mit Innen- spiegel u. ital. Marmor, compl. nur RM. 299. 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(Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) 1,40 Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 11 frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal-Anzeigeblatt in Viernheim ernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt kfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Nummer 237 Donnerstag, den 12. Oktober 1933 ernheimer Anzeiger Viernheimer Zeitung (Biernheimer Bürger-⸗Ztg. Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſet Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Retlamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähren t übernommen werden 50. Jahrgang Heuchler Es hat auf dem großen Theater der Welt⸗ politik ſchon immer eine gehörige Portion Heuchelei gegeben. Was aber in dieſer Hinſicht von einer ganzen Reihe europä⸗ iſcher Staaten— vorab von Frankreich— augenblicklich geleiſtet wird, das geht, wenn der Ausdruck geſtattet iſt, über das Bohnen⸗ lied. Was wird beiſpielsweiſe über die Fra⸗ ge der Abrüſtung da draußen in der Welt alles zuſammengeheuchelt! Wir haben ſchon oftmals auf dieſe Dinge hingewieſen und die Zuſammenhänge aufgedeckt. Jetzt ſchreibt der bekannte nationalſozialiſtiſche Außenpoli⸗ tiker Roſenberg im„Völkiſchen Beob⸗ achter“ einen inſtruktiven Artikel über dieſes Thema. Unter der Ueberſchrift„Der Milita⸗ rismus der anderen“ macht Roſen⸗ berg einleitend auf das zyniſche Verhalten verſchiedener Mächte aufmerkſam, in dem gleichen Atemzug, der den Weltfrieden und die Abrüſt ung als Notwendigkeit verkünde, ſofort hinzuzufügen, daß ausgerech⸗ net der betreffende Staat am hilfloſeſten da— ſtünde und deshalb notgedrungen unverzüg⸗ lich eine weitere Aufrüſtung für ihn not⸗ wendig erſcheine, und fährt dann fort, in ver⸗ ſchiedenen Parlamenten werde betont, daß, da nun ein neues Deutſchland beſtünde, von einer Reviſion der Verträge keine Rede mehr ſein könne. Dieſe unwahrhaftigen Verſuche gilt es immer wieder ins rechte Licht zu ſet⸗ zen, denn mit keinem Wort ſind die Rechte auf eine Reviſion der unhaltbaren Verträge mit einem beſtimmten politiſchen Regime in Deutſchland verknüpft. Weiter geht Roſenberg auf die ſkandalöſe Haltung verſchiedener Vertreter im Völker⸗ bund in Sachen der Minderheiten ein. Ausgerechnet jene Staaten, die einen jahre⸗ langen Vernichtungskampf gegen die Deut⸗ ſchen innerhalb ihrer Staatsgrenzen geführt hätten, hätten ſich nunmehr als die Ver— teidiger der Minderheiten aufgeworfen mit dem Zweck, das Judentum in Deutſch⸗ land nunmehr für eine Minderheit zu er⸗ klären und den Schutz dieſer angeblich Ver⸗ folgten zu übernehmen. Während der Völ⸗ kerbund es abgelehnt habe, für die vertrie— benen und mißhandelten Wolgadeut⸗ ſchen einzutreten, deren Elend nicht einige Zehntauſend, ſondern weit über eine Mil⸗ lion Menſchen treffe, habe man plötzlich in rührender Weiſe einen Hohen Kommiſſar vom Völkerbund eingeſetzt, um hier zu hel⸗ fen. Neuerdings wird, ſo führt Roſenberg dann weiter aus, neben dem angeblichen Kontrollrecht auch das Recht auf ſogenannte „Sanktionen“ wieder behandelt, und hier läßt ſich der deutſche Standpunkt vom Geſichtspunkt der Gleichberechtigung wie folgt umſchreiben: i 5 Falls irgendeine dem Völkerbund angehö⸗ rige Macht ihren vertraglichen Verpflichtun⸗ gen nicht nachkommt, iſt ein Sanktionsrecht in Ausſicht zu nehmen, das ſich aber auf alle Staaten erſtreckt. Das iſt die Frage, die mit an die Spitze gehört, wenn von Sanktio⸗ nen die Rede iſt, und nicht etwa die„Prü⸗ fung, ob Deutſchland die„Sicherheit“ des waffenſtarrenden Frankreichs bedrohe. a Hinter allen Redensarten, mit denen die Welt aus den verſchiedenen Hauptſtädten ge⸗ füttert wird, ſteht aber in keiner Weiſe ein Nechtsgefühl, ſondern die nackte Gewa(t. In Frankireſch iſt das franzöſiſche Volk heute durchaus friedliebend und ſicher ebenſo wie das deutſche gerne bereit, zu einer ver⸗ nünftigen Abgrenzung der verſchiedenen po⸗ litiſchen Machtſphären zu kommen, aber die große Geſchäfte machende Rüſtungsin⸗ duſtrie fürchtet den Verluſt ihrer Profite und hetzt durch ihre großen Zeitungsorgane zu immer neuen Rüſtungen auf und wirkt dementſprechend auch auf die politiſchen Krei⸗ e in Paris ein. Private Sonderintereſſen bedrohen deshalb den Frieden Europas. Frankreichs Sicherheit iſt nicht etwa durch Deutſchland gefährdet, ſondern ſein inneres Gleichgewicht wird korrumptiert durch Pro; Weitere Tatzeugen Jortſetzung des Neichstagsbrandſtifterprozeſſes— Neue Zeugenaussagen über die Vrandnacht— Die Alarmierung der Feuerwehr— Dimitroff iſt wieder unverſchämt Berlin, 12. Oktober. Die Reichsgerichtsverhandlung um den Reichstagsbrand wurde am Mittwoch im Reichstagsgebäude fortgeſetzt. Es war der 14. Verhandlungstag. Kontrolle und Bewachung des Gebäudes waren noch verſchärft. Die Umgebung des Reichstagsge— bäudes war durch eine Poſtenkette abge⸗ ſperrt, die nur mit Ausweis paſſiert werden konnte, um an die Portale zu gelangen. Als die Angeklagten in den Saal geführt werden, fällt das veränderte Ausſehen van der Lubbes auf, der im Gegenſatz zu ſonſt ſauber friſtert iſt. Nach Eröffnung der Verhandlung teilt der Vorſitzende mit, daß der Lokalter⸗ min vor dem Reichstagsgebäude am Donnerstag abend ſtattfinden ſoll. Dimitroff wird ausgeſchloſſen Der Angeklagte Dimitroff ſteht auf und will eine Frage in Zuſammenhang mit die⸗ ſem Termin ſtellen. Der Vorſitzende lehnt das ab. Dimitroff will trotzdem ſeine Be⸗ merkungen fortſetzen. Der Vorſitzende ent⸗ zieht ihm das Wort. Dimitroff erklärt: Ich bin hier nicht nur Angeklagter, ſondern auch Verteidiger für Dimitroff. Der Senat erhebt ſich bei dieſen Worten von den Plätzen und zieht ſich zur Beſchlußfaſſung über das Ver⸗ halten Dimitroffs zurück. Nach kurzer Bera⸗ tung verkündet der Vorſitzende folgenden Be— ſchluß des Senates: Der Angeklagte Dimikroff wird wegen wiederholten Ungehorſams gegen die An⸗ ordnungen des Vorſitzenden, insbeſon⸗ dere gegen die Anordnungen, durch die ihm das Work enkzogen iſt, bis auf wei⸗ teres aus dem Sitzungsſaal entfernt. Er iſt ins Gefängnis abzuführen. Dimitroff proteſtiert in erregten Worten dagegen und überreicht ſeinem Verteidiger Dr. Teichert ein Schriftſtück mit dem Bemer⸗ ken: Dieſe Frage möchte ich ſtellen! Tun Sie es bitte für mich. Rechtsanwalt Dr. Teichert ruft dem Angeklagten zu: Hätten Sie mir das lieber früher geſagt. Der Angeklagte wird dann abgeführt. Brandſtiſtung, Piſtolen heraus! Es wurde ſodann die Ze ugenein wie r. nahme weitergeführt. Zunächſt ſagte Roli h at nent 1 18 15 8 Brandenburger Tor aus. 55 flärte 4 Gegen 9.15 Uhr betrat ein junger Mann die Wache und teilte mit, daß im Reichstag ein Brand ausgebrochen ſei. Wir fuhren 1 0 eigen ee Fel 2 e bemerkte ich oben einen, en Feu⸗ schein, der zweieinhalb bis drei Meter hoch war. Ich ging hinauf. Der Wachtmeiſter Buwert erſtattete mir age. 90 l W brach ihn ſofort und fragte, ob Feuer⸗ tie d K 100 keſtatte ſei. Als er das bejahte, ſagte ich, es müſſe ſofort Groß⸗Alarm gemeldet werden. Als wir an die große Wandelhalle kamen, gh ich hinter dem Denk mal einen Schein und auch das Denkmal war etmas erleſſchtet. Ich lief und links von mir itjäger, welche mit dem Leid und den 40 Aae Nen glauben Ge— ſchäfte machen zu müſſen. 9 0 chen Schwergewicht kommender Entſchei⸗ dungen liegt deshalb in London. Es ent⸗ ſteht die weltgeſchichtlich bedeutſame Frage, ob dort kühle und verantwortungsbewußte Männer regieren, welche ſich des Anſturms der Rüſtungszentralen vollkommen bewußt und bereit ſind, durch ein Gegengewicht auf der anderen Seite das ſchwer bedrobte Euro⸗ am Eingang zum Plenarsaal ſah ich nun einen Feuerſchein links und einen rechts. In der Mitte des Einganges lag ein brennendes Kiſſen. Rechts hing ein dicker Plüſchvorhang, der von rechts nach links oben brannte. Auch auf der linken Seite gegenüber war ein ſol⸗ cher Vorhang, der höher brannte, ebenfalls ſchräg abwärts. Der Zeuge ſchildert dann, wie er in den Plenarſa al hineinkam. Der Fußboden ſei noch dunkel geweſen, aber der Saal ſei beleuchtet worden durch eine Art flammender Orgel, die ſich über dem Präſidententiſch erhob. In der Mitte brannte eine hohe Flamme in ver— hältnismäßig ruhigem Licht, rechts und links daneben züngelten kleinere einzelſtehende Flammen empor, die wie leuchtende Orgel— pfeifen wirkten. Alle dieſe Flammen vereinigten ſich auf dem Präſidententiſch zu einem zuſam⸗ menhängenden Brandherd. Als ich das ſah, war ich ſofort im Bilde: Brandſtif⸗ kung, Piſtolen heraus! Als der Zeuge dann zum Portal 5 zurück wollte, kam ihm auf der Treppe ſchon ein Feuerwehrmann entgegen. Ueber die Zeiten gibt der Zeuge an, daß er etwa 9.20 oder 9.22 Uhr am Plenarſaal geweſen ſein müſſe. Die Qualmentwicklung iſt, fährt der Zeuge fort, außerordentlich groß geweſen. Da war ein Läufer in Brand geraten, hier brannte ein Papierkorb. Es waren zum Teil nicht eigentliche Brandherde. ſondern mehr kleinere Uebertragungen. In der Wandel— halle fand ich eine Sportmütze. einen Selbſt— binder und ein Stück Seife van der Lubbes Jeſtnahme Dem Angeklagten van der Lubbe, der während dieſer Vernehmung apathiſch in ſei— ner gewohnten gebückten Haltung auf der Bank ſitzt, wird von ſeinem Verteidiger, Rechtsan⸗ walt Seuffert, ſchon zum zweiten oder drittenmal die Naſe geputzt. Der Angeklagte läßt ſich dieſen Dienſt von anderen erweiſen. Wenn ihm von den An— wälten das Taſchentuch hingereicht wird, rea⸗ giert er nicht darauf.— Der Zeuge Polizei— leutnant fährt in ſeiner Schilderung fort: Im Reichstage traf ich mit anderen Polizi⸗ ſten zuſammen und man erzählte mir, daß man ſoeben an der Brandſtelle van der Lub— be feſtgenommen habe. Er ſei nur mit einer Hoſe bekleidet geweſen und ſitze jetzt in der Brandenburger Torwache. Ich begab mich dorthin und fragte van der Lubbe ſofort, ob die von mir gefundenen Gegenſtände ihm gehörten. Er bejahte. Ich fragte ihn dann, ob er den Reichskag angeſteckt habe. Darauf ſagte er: Ja! Dann fragte ich, ob es ſtimme, daß er auch das Schloßz und den Dom in Brand ſtecken wollke. Darauf ſagke er auch„Ja“. Ich fragte den Angeklagten dann, warum er den Reichstag in Brand geſteckt habe. Dar— auf ſchwieg er und lachte Ich hatte den Ein— druck, daß ich es mit einem Irrſinnigen zu tun hatte. Der Zeuge war ſpäter einmal zugegen geweſen, als van der Lubbe mit einer Kommiſſion im Reichstag war. van der Lubbe ſollte den Brandweg noch einmal vorführen. Er ging aber in einem ſolchen Tempo vor, daß die Beamten glaubten, er wolle entweichen und ſtürzten ihm nach. Oberreichs anwalt: Der Zeuge hat bei ſeinem Rundgang überall Stoffreſte herum⸗ liegen ſehen. Waren das Stoffreſte in grö⸗ ßerem Umfange, was für Stoffreſte waren es, war es Brandmaterial? Zeuge: Pa⸗ pier war es nicht, es können verkohlte Reſte von Tiſchtüchern geweſen ſein, es mögen etwa 20 bis 30 Stücke in der Größe eines halben Handſchuhs geweſen ſein. Oberreichsanwalt: Iſt dem Zeugen be- kannt, daß behauptet worden iſt, im Reichstage ſei zentnerweiſe Brandmale. rial gefunden worden? Zeuge: Wir ba- ben alles genau durchſucht, auch die klein. ſten Räume und ſogar Schränke öffnen laſſen. Wir haben nirgends etwas gefun- den. Gegen 11 Uhr abends am Brandtags, ſo bekundet der Zeuge dann noch meldete ſich bei ihm ein Ingenieur Bogun auf der Brandenburger-Torwache und teilte ihm mit, daß gegen 9.10 Uhr, als er vom Ingenieur- haus kam, aus dem Portal 2 ein Mann herausgekommen ſei, der ſich in Richtung Tiergarten entfernte. die brennende Kuppel Der Profeſſor von der Techniſchen Hoch⸗ ſchule., Geheimrat Joſſe, der hierauf als Sachverſtändiger vereidigt wird, fragt den Zeugen, wann er zuerſt die Flammen in der Reichstagskuppel geſehen habe. Lateit erwi⸗ dert, als er um 21.25 in den Reichstag zu⸗ rückging, habe er die Funken in der Kuppel noch nicht geſehen. Das ſei ihm erſt wäter geſagt worden. Er habe ſich darüber ſehr gewunderk, denn er habe doch den Plenarſaal kurz vorher in faſt unverſehrtem Zuftande geſehen. Die Frage Branddirektor Dr. Wagners, ob er den Eindruck hatte, daß der Plenarſaal des Reichstages durch die Feuerwehr ſehr leicht zu retten geweſen wäre, bejaht Lo⸗ teit. Branddirektor Dr. Wagner: Haben Sie den Eindruck, wenn jemand zum erſtenmal im Reichstag geweſen und wenn er noch da— zu in dem verdunkelten Raum auf nicht nor— malem Wege eingeſtiegen iſt, daß er da in in dieſen Räumen ohne weiteres am nächſten Tage mit Geſchwindigkeit den Weg wieder zurücklegen kann.— Zeuge Lateit: Nein! Die Absperrung Der Oberreichsanwalt agt den Zeugen Lateit, ob damals bei den Ubſperrungen auch SA., SS. oder ſonſtige Formationen heran— gezogen worden ſind, ob ſie ſchon vorher da waren oder wann ſie ſpäter herangezogen wurden. pa zu retten. Großbritannien hat Jahrzehnte über betont, daß es ſich der Laſt, aber auch der Miſſion bewußt ſei, die weiße Menſchheit auf dem Erdball zu vertreten. Wenn es aber zulaſſen ſollte, daß dieſe weiße Menſchheit in ihrem Urſprungslande ſelbſt in Trümmer geht, wie es machtlüſterne Konſortien offen⸗ bar herbeizuführen drohen, dann hätte es die Aufgabe nicht erfüllt, die ihm oon der Ge⸗ ſchichte auferlegt worden war. Die rein vpolitiſchen Konſeauensen, ſo ſchreibt Roſenberg zum Schluß, zeichnen ſich heute ſchon als deutlich ſichtbare Silhouetten am Horizont der Zukunft ab. Es iſt deshalb notwendig, in dieſer ernſten Stunde dieſe möglichen Folgerungen offen zu beſprechen und ernſt ins Auge zu faſſen. Heute iſt das Problem in das akute Stadium getreten, und von den kommenden Entſcheidungen hängt das Schickſal Europas, damit aber auch das Schickfal des britiſchen Weltimperi⸗ ums ab. In kurzen Worten: Im Reichstagsbrandſtiftungsprozeß wur⸗ den am Mittwoch weitere wichtige Tatzeugen vernommen. In Cheſterton explodierte in der Luft ein Paſſagierflugzeug der Strecke Neuyork— Chicago. Alle ſieben Inſaſſen verbrannten. Das Laboratorium des Raketenforſchers Tiling in Arenshorſt(Hannover) iſt in die Luft geflogen. Tiling, ſeine Sekretärin und ſein Monteur erlitten ſchwere Verletzungen, denen die beiden Erſteren erlegen ſind. Die 14. Völkerbundsverſammlung hat am Mittwoch ihre Arbeiten mit der Annahme ſämtlicher Berichte abgeſchloſſen. Durch tropiſchen Regen verurſachte Ueber— ſchwemmungen haben in Honduras große Verheerungen angerichtet; mehrere Perſonen ſind ums Leben gekommen. Der belgiſche Miniſterrat hat beſchloſſen, im Parlament zuſätzliche Kredite in Höhe von etwa 750 000 000 Franken für Rü⸗— ſtungsausgaben zu beantragen. Admiral Byrd iſt nach einer Meldung aus Boſton mit 70 Fachwiſſenſchaftlern zu ſeiner neuen Südpolarexpedition in See gegangen CoCo Der Zeuge erwidert, daß er kurz vor 11 Ahr im Abſperrdienſt abgelöſt worden ſei; bis zu dieſem Zeitpunkt ſeien weder S A. noch SS. da geweſen. Oberreichsanwalt: Es iſt nämlich behauptet worden, daß gleich von Anfang an, aus der Piſtole geſchoſſen ſozuſagen, SA. und SS. da geweſen ſei, alſo ſchon gewiſſermaßen in Vorbereitung lag, um die Brandſtelle abzu— ſperren. Der Zeuge verneint erneut und erklärt, daß ſeine Wache ſtark genug geweſen ſei, er habe keine Verſtärkung gebraucht. Der Feueralarm Der Oberreichsanwalt fragt den Zeugen Bu wert, ob er den Befehl Lateis, Gro ß— alarm zu melden, weitergegeben hat. Der Zeuge Buwert verneint. Die Ausführung des Befehles ſei nicht möglich geweſen, weil er allein an der Stelle Wache hatte. Leutnant Lateit habe ihn garnicht mehr zu Wort kom— men laſſen, als er ihm dieſen Sachverhalt mitteilen wollte. Ueberdies ſeien die Feuer— wehren bereits eingetroffen, und zwar nur zwei oder drei Minuten ſpäter. Auf die Fra— ge des Branddirektors Wagner, ob unter Großalarm ein Großalarm der Polizei oder der Feuerwehr zu verſtehen ſei, erklärt La— teit, es habe ſich um die Alarmierung ſämt— licher Feuerwehren gehandelt. Branddirektor Wagner ſtellt feſt, daß der erſte Alarm um 21.14 Uhr, der zweite um 21.15 Uhr kam, um 21.30 Uhr wurde die zehnte Alarmſtufe durchgegeben und 21.42 Uhr der 15. Alarm angeordnet. Verteidiger Dr. Sack bezeichnet dieſe Jeſtſtellung der ſchnellen Alarmierung als beſonders wichtig, weil der frühere Miniſter Grzeſinſki in London erklärt habe, wenn der Großalarm nicht ange- ordnet ſei, dann müſſe er verboten ge— weſen ſein. Grzeſinſki habe dabei ange— deutet, daß der Großalarm überhaupt nicht gegeben worden ſei. Der nächſte Zeuge Dr. Lepſius hal van der Lubbe am Tage nach dem Brande bei Abſchreiten des Brandweges an jeder Brandſtelle gefragt, wie er das Feuer ange— legt hat. van der Lubbe hat bereitwillig Auskunft gegeben. Der Zeuge hat den Angeklagten auch nach ſeinen Gründen gefragt, worauf der Angeklagte erwiderke, daß die ganze Geſellſchaft vernichtet werden müſſe. Als der Zeuge mit dem Angeklagten in den Plenarſaal kam, hatte er den Eindruck, daß van der Lubbe mit einer gewiſſen Befriedi— gung ſchmunzelnd um ſich ſah. Lokaltermin Donnerstag Am heutigen Donnerstag abend 8 Uhr fin— det ein Lokaltermin vor dem Reichs- tagsgebäude ſtatt, um feſtzuſtellen, ob eine oder zwei Perſonen in den Reichstag einge— ſtiegen ſind, ob Schatten zu ſehen waren uſw. Der Angeklagte Dimitroff wird zu dem Lokaltermin nicht zugelaſſen.— Die nächſte Verhandlung findet am Freitag ſtatt. Die Neichsautobahnen Gegen falſche Meldungen. Berlin, 12. Oktober. In der Preſſe tauchen in der letzten Zeit immer wieder Meldungen über einen angeb— lich geplanten Ausbau der Reichs⸗ autobahnen und über die vorausſicht— liche Linienführung auf. Demgegenüber er— fahren wir von unterrichteter Seite, daß die Linienführung der Autobahnen einzig und allein vom Generalinſpektor für die Reichs⸗ autobahnen beſtimmt wird. Gegenwärtig ſind folgende Strecken ge⸗ plant: 1. Frankfurt am Main— Mannheim; 2. Köln.— Düſſeldorf; 3. München— Salzburg; 4. Berlin—Steltin. Die Linienführu bei dieſen Projekten iſt bisher lediglich für die Strecken Frankfurt am Main— Mannheim und München— Salzburg feſtgelegt. Darlehen für Eigenheime Bisher 25 Millionen Mark bewilligt.— Er höhung der Jörderungsbeträge. Der Präſident der Reichsanſtalt hat den Länderregierungen mitgeteilt, daß die von der Reichsanſtalt für Förderung des Eigen⸗ heimbaues zur Verfügung geſtellten fünf Millionen Mark bisher nur zögernd in An— ſpruch genommen ſeien. Andererſeits ſei es notwendig, gerade für die Wintermonate en im Baugewerbe zu ſchaf— en. Um die Ingangſetzung der Mittel zu be⸗ ſchleunigen, ſoll der Jörderungsbetrag je Eigenheim ſtatt bisher höchſtens 800 nun höchſtens 1500 Mark umfaſſen. Bei Einbau einer ſogenannken Einlieger- Wohnung erhöht ſich der Höchſtbetrag von bisher 1200 auf 2000 Reichsmark. Es ſollen insbeſondere ſolche Vorhaben be— vorzugt werden, deren Herſtellungskoſten 8000 Mark nicht überſteigen. Das Darlehen ſoll nicht mehr als 25 Prozent der Geſamt— koſten einſchließlich des Wertes von Grund und Boden betragen. Als ſpäteſter Zeitpunkt der Bauvollendung iſt der 31. Mai 1934 vor— geſehen. Ueber die Eigenheimförderung im Rah— men der Arbeitsbeſchaffung wird bei dieſer Gelegenheit an unterrichteter Stelle mitge— teilt, daß insgeſamt 45 Millionen Mark öf— fentlicher Mittel für die Förderung zur Ver— fügung ſtänden, und zwar je 20 Millionen Mittel des erſten und zweiten Bauaubſchnit— tes der Reichsregierung und fünf Millionen Sonderfonds der Reichsanſtalt. Von dieſer Geſamtſumme ſeien bisher für Eigenheime 22 bis 25 Millionen auf Abruf gelegt wor— den. Sorgt für die Kriegsbeſchädigten Der Reichsarbeitsminiſter hat die Sozial— miniſterien der Länder darauf hingewieſen, daß es im Kampfe gegen die Arbeitsloſigkeit eine Ehrenpflicht der Behörden wie der Wirt— ſchaft ſei, gerade den Volksgenoſſen Arbeit zu verschaffen, denen das deutſche Volk ſeine ganz beſondere Dankesſchuld abzutragen hat. Es müſſe in abſehbarer Zeit gelingen, allen arbeitsfähigen Kriegsbeſchädigten, die dem Vaterland ihre Geſundheit zum Opfer ge— bracht haben, eine für ſie geeignete Beſchäf— tigung und ein ausreichendes Einkommen zu ſichern. Auslands⸗Rundſchau Finanz- und wirkſchaftspolitiſche Pläne Frankreichs. Wie aus Paris gemeldet wird, ſollen die finanz- und wirtſchaftspolitiſchen Geſetzent⸗ würfe der Regierung neben dem Finanzie— rungsplan eine Reihe von ſozialen Refor— men vorbereiten. U. a. ſei vorgeſehen die Schaffung von Kollektivarbeitsverträgen, die Feſtſetzung von Mindeſtlöhnen und die Her— abſetzung der Arbeitszeit. Dieſe ſoll obli⸗ gatoriſch 40 Stunden in der Woche für alle Unternehmen betragen, die Aufträge vom Staat im Rahmen des Planes zur Förde— rung der nationalen Wirtſchaft erhalten würden. Der Plan ſehe finanzielle Unter⸗ ſtützungen in Höhe von etwa vier Milliarden Francs vor. Neue Kämpfe in Chineſiſch⸗Turkeſtan. In Chineſiſch⸗Turkeſtan iſt es neuerlich zu ernſten Kämpfen zwiſchen Tun⸗ gans und Turkis gekommen. Auf beiden Seiten ſind ſchwere Verluſte eingetreten. Tur⸗ kis⸗Streitkräfte unternahmen am 26. Sep⸗ tember einen heftigen Angriff auf die Neu⸗ ſtadt von Kaſchgar. Die Tungas unter dem Befehl von Matſchan Tſiang halten die Stadt noch. Unter den verwundeten Turkis befindet ſich ihr Führer Tewfik Bey. Die Neuſtadt von Yarkand iſt vermutlich in den Händen der Turkis, während die Altſtadt nach den letzten Mitteilungen von einer gro⸗ ßen S von Khotan-Truppen gehal⸗ ten wird. Politisches Allerlei Hamburg. Die Polizei nahm in den letzten Tagen wiederum mehrere Perſonen wegen ille⸗ galer kommuniſtiſcher und marxiſtiſcher Am⸗ triebe, Verächtlichmachung der Reichsregierung, Verdachtes der Spionage, Vorbereitung zum ift und anderer politiſcher Verbrechen eſt. Dresden. Auf ſeiner Beſichtigungsreiſe durch eine große Anzahl deutſcher Unternehmen im ganzen Reiche traf der Leiter der Deutſchen Arbeitsfront, Staatsrat Dr. Ley, in Dres⸗ den ein. Am Mittwoch fand eine Beſichtigung der Zeiß⸗Ikon⸗Werke ſtatt. Warſchau. Die erſte Sitzung der deutſch⸗ polniſchen Wirtſchaftsunterhänd⸗ ler iſt durch eine kurze Anſprache des pol⸗ niſchen Handelsminiſters Zarzycki eröffnet wor⸗ den, der der Hoffnung Ausdruck gab, daß die Unterredungen zu greifbaren Ergebniſſen füh⸗ ren möchten. Der deutſche Geſandte v. Moltke antwortete in gleichem Sinne. Letzte Nachrichten Redaktion einer illegalen Zeitung. München, 12. Oktober. Eine Reihe führen⸗ der Kommuniſten, unter ihnen der Redakteur Häbich, iſt in den letzten Tagen feſtgenom⸗ men worden. Sie werden beſchuldigt, an der Herausgabe des illegalen Blattes die„Neue Zeitung“ beteiligt geweſen zu ſein. Die Re⸗ daktion des Blattes befand ſich in einem ſchwer auffindbaren Speicherabteil der Prie— ſterhausſtiftung St. Johann Nepomuk. Bis⸗ her konnte noch nicht geklärt werden, auf welche Weiſe oder unter welchem Vorwande die Feſtgenommenen gerade in dieſem Hauſe ihre Arbeitsſtätte aufſchlagen konnten. Dr. Dollfuß wieder im Amt. Wien, 11. Oktober. Bundeskanzler Dr. Dollfuß hat die Leitung der Amtsgeſchäfte wieder in vollem Umfange übernommen. Südpolarexpedition. Boſton, 12. Okt. Admiral Byrd in Be— gleitung von 70 Fachwiſſenſchaftlern und ſon⸗ ſtigen Expeditionsteilnehmern iſt mit dem Ex⸗ peditionsſchiff„Jakob Ruppert“ zu ſeiner neuen Südpolarexpedition in See gegangen. Unwetterkataſtrophe in Mittelamerika. Tegucigalpa(Honduras), 12. Okt. Tropi⸗ ſcher Regen verurſachte in der Nähe des Dor⸗ fes Apolopi einen Bergſturz, wobei 19 Per⸗ ſonen verſchüttet wurden. In anderen Teilen von Honduras kam es zu großen Ueberſchwem— mungen. Mehrere Perſonen ſind ertrunken. Kehraus in Genf Schluß der Völlerbundstagung Genf, 12. Oktober. Die Völkerbundsverſammlung hielt am Mittwoch die Schlußſitzung der Herbſttagung ab. Erledigt wurde u. a. der Bericht über die bekannten Minderheitenfrage. Die bereits Entſchließzungen Nummer 1 und 2 hierzu wurden angenommen, zur Entſchließung Nr. 2 erklärte der deutſche Vertreter, Geſandter von Keller, daß entſprechend ſeiner Erklä— rung im politiſchen Ausſchuß die deutſche De⸗ legation gegen dieſe Entſchließung ſtimme. Der Präſident der Verſammlung ſtellte daraufhin feſt, daß in Anbetracht dieſer deut- ſchen Erklärung die Entſchließung Nr. 2 nicht angenommen ſei. Die Entſchließung bezüglich Einſetzung eines Kommiſſars fur die deutſchen Flücht⸗ linge wurde mit Stimmenthaltung Deutſch⸗ lands angenommen. In ſeiner Schluß⸗ anſprache würdigte der Präſident der Ver— ſammlung die Arbeiten der Ausſchüſſe. Die allgemeinen Ausführungen des Präſidenten waren auf einen zuverſichtlichen Ton ge⸗ ſtimmt. Die Aufgabe des Völkerbundes ſei es, die Zuſammenarbeit ſtärker und ſelbſtbe— wußter Gemeinweſen zu organiſieren und da— mit die Sicherheit, den Frieden und die gute Nachbarſchaft zu fördern. 50 wird„abgerüſtet“! Erhöhung der Rüſtungsausgaben in Belgien. Brüſſel, 12. Oktober. Unter dem Vorſitz des Königs fand ein Miniſterrat ſtatt, der ſich ausſchließlich mit militäriſchen Fragen beſchäftiate. Wie veriautet, werde die Regierung zu- ſätzliche Kredite in höhe von etwa 758 Mil- lionen Franken im Parlament beantragen. Damit ſoll die Hochebene von Herve in Ver- keidigungszuſtand geſetzt, der Befeſtigungs⸗ gürtel an der iuxemburgiſchen Grenze zu En⸗ de geführt und die in den Ardennen liegende Brigade moloriſiert werden. Der Reſt ſoll zur Ausgeſtalkung der Flugzeugabwehr, des Fliegerkorps, zur Verſtärkung der ſchweren Arkillerie und für Munitionsreſerven ver. wendet werden. Nadolnys Genfer Anterredungen London, 12. Oktober. Nach einer Rückmeldung aus Genf ſoll bei der Unterredung zwiſchen Botſchafter Nadol⸗ ny und Außenminiſter Paul-Boncour der Ton der Ausführungen des deutſchen De— legierten äußerſt verſöhnlich geweſen ſein. Er habe Deutſchlands dringenden Wunſch nach einer Abrüſtungskonvention betont. Die Un— terredung zwiſchen Radolny und Norman Davis ſcheine die Spannung etwas erleichtert zu haben In einer Meldung des Genfer Korreſpondenten der„Daily Mail“ heißt es, Norman Davis habe ſich Herrn Nadolny ge⸗ genüber ſehr freimütig geäußert. Der deut⸗ ſche Delegierte mache keine großen Schwierig⸗ keiten wegen der vierjährigen Kontrolk⸗ 5 rio de, aber er ſei nicht bereit, dem Ge⸗ anken zuzuſtimmen, daß es während dieſer Zeit keine wirkſame Abrüſtungsmaßnahme geben ſolle. Die Einladungsflut Erklärung der Reichskanzlei. Berlin, 12. Oktober. Der Staatsſekretär in der Reichskanzlei gibt u. a. bekannt: In letzter Zeit haben Einladungen an den Herrn Reichs⸗ kanzler und die Herren Reichsmini⸗ ſter zu Feſtlichkeiten und Veranſtaltungen aller Art einen geradezu ungeheuren Umfang angenommen. Solche Einladungen gehen nicht etwa nur von Reichsverbänden und Ge⸗ ſamtverbänden aus, ſondern vielfach auch von örtlichen und ganz kleinen Vereinen. Häufig erfolgen die Einladungen gleichzeitig mit der Bitte um Bewilligung ener Getd⸗ ſpende oder um Stftung eines Preiſes; ſie ſind dann vorſichtshalber an ſämtliche Reichs miniſter gleichzeitig gerichtet in der Hoſf⸗ nung, wenigſtens von einer Seite mit einem Beſuch beehrt oder einer Spende teilhaflig zu werden. Dieſe Fülle der Einladungen— man kann krotz der gulen Abſicht geradezu von einem Einladungsunfug ſprechen— verurſacht in den Jenkralbehörden des Reichs einen völlig nutzloſen und zeikraubenden Schriftwechſel. Der Herr Reichskanzler erſucht daher— auch im Hinblick auf das Winkerhilfswerk, für das alle Kräfte angeſpannt werden müſſen— von Einladungen der gekennzeichneten Ar abzuſehen. Deutſche Tagesschau Ueber 165 000 Landhelfer Mitte Seplember. Nach den amtlichen Feſtſtellungen waren am 15. September dieſes Jahres insgeſamt 165 265 Landhelfer im Deutſchen Reich untergebracht und zwar 127 529 männliche und 37 736 weibliche. Gegenüber der letzten amtlichen Ermittlung, die ſich auf den 16. Auguſt als Stichtag bezog, iſt eine Zunahme fal Zahl der Landhelfer um etwa 10 000 er⸗ olgt. Neue Perſonalveränderungen in Preußen. Nach dem Amtlichen Preußiſchen Preſſe⸗ dienſt ſind neuerdings im Bereich der allge— meinen und inneren Verwaltung zahlreiche Per— ſonalveränderungen erfolgt. In den Ruhe— ſtand verſetzt wurde: Landrat i. e. N. von Kardorff in Liſſa, der frühere volkspartei⸗ liche Abgeordnete. Aufgrund des Geſetzes zur Wiederherſtellung des Berufsbeamtentums ſind entlaſſen oder in den Ruheſtand verſetzt worden: Oberpräſident i. e. R. Noske in Hannover und Regierungspräſident i. e. R. Dr. Friedensburg, früher in Kaſſel. Schweres Flugzeugunglütk Cheſterton, 12. Oktober. Ein von Neuyork nach Chicago unterwegs befindliches Paäſſagierflugzeug explodierle unweit von Cheſterkon in der Luft und ſtürz⸗ te brennend in der Nähe einer Jarm auf die Erde nieder. Bier Paſſagiere, der Flugzeug ⸗ führer und ſein Stellvertreter und die Auf⸗ wärterin fanden den Tod. Keſſelerploſion Rom, 12. Okt. In einer Oeldeſtillerie in Terni iſt einer der rieſigen durch zwei Stock⸗ werte reichenden Keſſel explodiert. Zwei Ar⸗ beiter wurden vollſtändig verbrannt aus den Trümmern geborgen. Ein weiterer erlag den chweren Brandwunden, drei andere wurden chwer verletzt. Todesurteil beſtätigt Leipzig, 12. Oktober. Entgegen dem Antrag des Reichsanwalts, eine neuerliche Aufhebung des Urteils im Mordprozeß Straßl zu beſchließen, verwarf das Reichsgericht die Reviſion der beiden Angeklagten, der 46 Jahre alten Landwirts— frau Thereſe Straßl und ihres Mannes Karl Straßl. Damit iſt das Todesurteil gegen die Gift. mörderin rechtskräftig 1 während ihr Mann wegen Beihilfe zum Mord eine ſiebenjährige Juchthausſtrafe abzubüßen hal, von der ihm allerdings ein Jahr vier Mona- 5 der Unkerſuchungshaft angerechnet wer ⸗ en. Die Hauptangeklagte hat gemeinſchaftlich mit ihrem jetzigen Mann, mit dem ſie bereits bei Lebzeiten ihres erſten Mannes ein Lie⸗ besverhältnis unterhielt, im Jahre 1920 ihren Gatten Schöftenhuber aus Wühr bei Pfarr- kirchen beſeitigt, indem ſie ihm eine tödliche Menge Arſen in Pfannekuchen und Kaffee miſchte den ſie ihm bei Rückkehr von der Jagd vorſetzte. a ... einige Topfen Aae Würse verbessern qas einfſochste ESS. „ Wieder gebeſſerter Arbeitsmarkt Abnahme um über 14000 im Monat ö September. Frankfurt a. M., 10. Okt. Die Preſſe⸗ stelle des Landesarbeitgamts Heſſen teilt mit: Die Zahl der bei den Arbeitsämtern gemelde⸗ ten Arbeitsloſen nahm im Monat September um rund 14 250 oder 5,7 v. H. des Stan⸗ des von Ende Auguſt e ab. Die Ab⸗ nahme war, wie in den vorhergehenden Mo⸗ naten, bei den Männern erheblich ſtärker als bei den Frauen. Insgeſamt wurden am 30. September 233 959 Arbeitsloſe gezählt, da⸗ von waren 42 428 oder 18,1 v. H. Frauen. Die Zahl der Arbeitsloſen im Bezirk des Landesarbeitsamtes Heſſen liegt damit um über 64 000 oder 21,5 v. H. niedriger als im gleichen Zeitpunkt des Vorjahres und iſt ſeit dem winterlichen Höchſtſtand, alſo ſeit Mitte Januar dieſes Jahres, um faſt 100 000 oder 30 v. H. zurückgegangen. Die Zahl der Haupt⸗ unterſtützungsemp,änger in der Arbeitsloſen⸗ verſicherung und Kriſenfürſorge ging im Mo⸗ nat September um rund 5700 auf 76 600, die Zahl der anerkannten Wohlfahrtserwerbs⸗ loſen um 9450 auf rund 97000 zurück. Das neue heim der heſſen-naſſauiſchen Bauernſchaft. Frankfurt a. M., 9. Okt. Der Landes— vauernführer gibt bekannt: Am 6. Oktober ds. Is. wurde für die Heſſen⸗Naſſauiſche Bauernſchaft das Anweſen in der Bockenhei— merlandſtraße 25 zu Frankfurt a. M. zum Preiſe von 465 000 Mark käuflich erworben. Damit hat die Heſſen-Naſſauiſche Bauern- ſchaft ein Heim gefunden, in dem die geſamte Verwaltung einſchließlich der vier Hauptab— leſlungen der Bäuerlichen Selbſtperweſtung (ehemalige Landwirtſchaftskammer Darm— ſtadt und Wiesbaden, die beiden Genoſſen— ſchaftsorganiſationen Darmſtadt-Frankfurt. der ehemalige Landbund und der Landhan— del) untergebracht werden. Es iſt dies ein Haus, das in Zukunft nationalſozialiſtiſchen Geiſt und echtes deutſchen Bauerntum in blutvoller Verbindung mit dem Landvolk in alle Teile unſeres Heimatgaues ausſtrahlen wird. Der notwendige Ankaufsbetrag ergibt ſich aus dem vorzunehmenden Verkauf der früheren Gebäude des geſamten Heſſen— Naſſauiſchen Landſtandes. * Saboteure werden beſtraft. Die Landes⸗ ſtelle Baden-Württemberg für Volksaufklärung und Propaganda teilt mit: Der vergangene Sonntag war beherrſcht vom Volksgeſetz des Opfertages, dem ſich alle Schichten der natio— nalſozialiſtiſchen Volksgemeinſchaft, von ver— ſchwindenden Ausnahmen abgeſehen, frei— willig beugten. Umſo bedauerlicher iſt es, wenn einzelne glaubten, ſich demonſtrativ gegen die ergangenen Anordnungen auflehnen zu müſſen. Bei einer Kontrolle wurde feſtgeſtellt, daß ein Gaſtwirt den Gäſten kein Eintopfgericht, ſon⸗ dern das übliche Eſſen anbot. Da eine derar⸗ lige Sabotage des großen Werkes der Win⸗ terhilfe nicht geduldet werden kann, ſah ſich das Geheime Staatspolizeiamt zum Einſchrei⸗ ten veranlaßt. Es begnügte ſich zunächſt mit einer Verwarnung, trotzdem Grund genug zur Inſchutzhaftnahme geweſen wäre. Sollten lünftig neue Sabotageverſuche feſtgeſtellt wer⸗ den, ſo iſt mit keinerlei Rückſichtnahme mehr zu rechnen. Ein neuer Jungbrunnen? Das Geheimnis der Verjüngung entdeckt? Wohl keine andere Frage hat die Menſch⸗ heit von Urbeginn an ſo beſchäftigt, wie die nach dem Aufſchub des Alterns und der Er⸗ longung ewiger Jugend. Die Literaturen aller Völker ſind voll von Vorſtellungen dar⸗ über, vom„Jungbrunnen“ des deutſchen Mittelalters angefangen bis zu den geheim⸗ nisvollſten Anſichten altindiſcher Kulturen. Alles dies trug und trägt aber nur allzu ſehr den Stempel des Märchenhaften und Erfun⸗ denen an ſich, bei dem der Wunſch der Vater des Gedanken iſt. Ganz langſam erſt be⸗ ginnt jetzt die Wiſſenſchaft, der Erforſchung dieſes Urproblems näher zu kommen. Ihre Fortſchritte ſtützen ſich auf die Arbeiten eines hervorragenden franzöſiſchen Arztes. Alexis Carrel, dem es u. a. gelungen iſt, ein Stück eines Hühnerherzens, das er vor 18 Jahren in eine Nährlöſung beſtimmter Zuſammen— ſetzung gelegt hat, am Leben zu erhalten und zum Wachtum zu bringen! Dieſes Stückchen lebender Subſtanz verdoppelt ſeinen Umfang innerhalb 48 Stunden! Wie iſt dieſe rätſelvolle und bisher noch nicht nachgeahmte Erſcheinung zu erklären? Sie hat ihren Grund darin, daß Carrel ein— mal peinlichſt darauf bedacht iſt, ſeinem „Pflegling“ wachstumsſchädigende Keime fernzuhalten, daß er ferner alle Stoffwechſel⸗ ſchlacken(denn auch dies winzige Gebilde le— bender Subſtanz hat einen Stoffwechſel!) entfernt, und endlich, aber nicht zuletzt, daß er der Nährlöſuna Embryonalextrakte zu— ſetzt, die die Eigenſchaft der Wachstumsa,, gung haben. Auf Carrels Erfahrungen baut nun eine Methode auf, die wir dem ruſſiſchen Forſcher Iſchlondſky und den franzöſiſchen „Verjüngungsärzten“ Roſenthal und Vachet verdanken. Sie beſteht in einer Reihe vor⸗ bereitender Kuren im Sinne einer Entgif⸗ tung des Körpers, um ihn ſo für die Auf⸗ nahme entſprechend zubereiteter Embryon— ſubſtanzen empfänglich machen. ö Ob die mit dieſem Verfahren bisher be⸗ reits erzielten Erfolge„objektiv“ oder über ⸗ wiegend ſuggeſtiv verurſacht ſind, läßt ſich heute, ganz im Anfang der Forſchung, noch nicht mit genügender Sicherheit entſcheiden. der Nord an der Emma Vuſſe Mordprozeß Stubenrauch in zweiter Auflage. Frankfurt a. M., 11. Okt. Die letzte Verhandlung dieſer Schwurgerichtsperiode rich⸗ tet ſich gegen die Bäckerlehrlinge Wilhelm Arzt und Lothar Eich, der eine 19, der andere 18 Jahre alt; die ehemaligen Mitangeklagten des zu 12 Jahren Zuchthaus wegen Totſchlags der Emma Buſſe verurteilten 22 Jahre alten Angeſtellten Robert Stubenrauch. Arzt und Eich wurden damals freigeſprochen, aber das Reichsgericht hat auf die Reviſion der Staats- anwaltſchaft das Urteil bezüglich dieſer! den Angeklagten aufgehoben, dahingegen die Entſcheidung gegen Stubenrauch beſtätigt. Stu- benrauch bemüht ſich eine Wiederaufnahme des Verfahrens durchzuſetzen, doch ſcheint aber wenig Ausſicht vorbanden zu ſein. Arzt ift Ehrenmal für die nakionalſozialiſtiſchen Kämpfer. Am 14. und 15. Oktober findet in Oranienburg bei Berlin die Einweihung eines einen verwundeten SA.-Mann dar⸗— ſtellenden hölzernen Standbildes ſtatt, das von dem Bild— hauer Preiß geſchaffen wurde. e des Wordes und ſein Freund Eich der Ber hilfe beſchuldigt. Am Abend des 7. Dezember 1931 ſoll die Hausangeſtellte Emma Buſſe von Stubenrauch und Arzt von der Mitte der Main⸗Neckar⸗Eiſenbahnbrücke in den Main geworfen worden ſein. Eich ſoll am Auf⸗ gang der Brücke auf der Frankfurter Seite Schmiere geſtanden haben. Die Geſchwiſter der Buſſe fanden einen Briefabſchnitt, in dem der Name Stubenrauch ſtand. Der Zufall wollte, daß die Geſchwiſter dann dreiviertel Jahre ſpäter in einem Cafe mit einem Mann bekannt wurden, der ſich Stubenrauch nannte. Das Motiv der Tat ſoll darin beſtanden haben, daß die Getötete ſich in anderen Am⸗ ſtänden befand und ſchriftlich und mündlich Stubenrauch in Anſpruch zu nehmen ſuchte, während dieſer eine Alimentation ablehnte, weil nicht er, ſondern ein Friſeur der Verant⸗ wortliche ſei. Winzerfeſt und Bauernlundgebung Landesbauernführer Dr. Wagner zu den heſſen-naſſauiſchen Bauern. * Braubach, 11. Oktober. Ueberthront von der trutzigen Marksburg, ſtand das Rheinſtädtchen Braubach ganz im Zeichen des Winzerfeſtes und der damit verbundenen Bauernkundgebung für Heſſen⸗ Naſſau. Mit einer Weinprobe im„Nheinta!“ und einer Anſprache des Bauernſchaftsfüh⸗ rers und Landesobmanns Metz wurde der vielverſprechende Tag eingeleitet. Im Mittelpunkt der Geſchehniſſe ſtand den hiſtoriſche Feſtzung. In langer Reihe bot ſich den Zuſchauern ein Bild deutſcher Bauern- und Minzer⸗ arbeit, belohnt mit den Gaben der bebauten Sthylle. Bilder aus mittelalterlicher Zeit, da der Zehnte noch erhoben wurde, der Weingott Bacchus, die Abteilung„Der Wein von der Rebe bis zum Faß“,„Weinbergsanlagen“ und zahlreiche Erntewagen aus den benachbarten Bauernort⸗ ſchaften hinterließen den beſten Eindruck. An⸗ ſchließend ſchilderte Landesbauernführer Dr. Wagner die Lage des deutſchen Bauern im vergan— genen Syſtem, der er die Stellung des Bau- erntums im heutigen Staat gegenüberſtellt. Wenn der nationalſozialiſtiſche Staat dem deutſchen Bauern beſondere Rechte eingeräumt hat, ſo führte der Redner aus, ſo verpflich⸗ ten ihn dieſe auch der Volksgemeinſchaft ge⸗ genüber. Eingehend auf das Erbhofgeſetz, ſagte Dr. Wagner: Wenn jemand glaubt, die⸗ ſem Geſetz ſeine Zuſtimmung zu verſagen, dem halten wir nor, daß wir es nicht dulden, daß an dieſem Geſetz gerüttelt wird, das den Bauern zur mächrigſten Süule des Staates macht. Ein dreifaches Sieg-Heil auf das deutſche Vaterland und ſeinen Führer Adolf Hitler ſowie das Deutſchland- und Horſt Weſſellied beſchloſſen die Kundgebung. Aus Anlaß des Winzerfeſtes fand in ſämtlichen Sälen der Stadt ein gemütliches Beiſammenſein ſtatt. voll 1 mit-Haerglanz- ee macht die Welle haltber und elastisch Es gab ihr indeſſen eine kleine Genugtuung, daß ihr Kopf tatſächlich wie Feuer brannte und wild ſchmerzte, mit langen, böſen Stichen über dem rechten Auge. Ihre zierlichen Samtſchuhe mit den weißen Zähnen haltend, kletterte Ihre Erlaucht vorſichtig aus dem Fenſter. Das Zimmer befand ſich zwar im erſten Stockwerk des mehrflügeligen Baues. Aber die Wand des Schloſſes war hier mit Efeu dicht berankt; und wer die Geſchicklichkeit ſah, mit der das Mädchen ſich herabließ, mußte die Ueber⸗ zeugung gewinnen, daß ſie den Weg nicht zum erſten ale nahm. Ignis brauchte faſt eine Stunde, um zu dem Häuschen Schmieders zu kommen. Sie lief mehr, als daß ſie ging. Sie wollte keine Minute verlieren. Der Tag war trocken, kalt und klar. Das Gebirge grüßte in herbſtlicher Farbenſchöne herüber. Die höchſten Köpfe ſchimmerten ſchon in neuem Weiß. Der gang durch die friſche Luft, die Bewegung milderte das böſe Pochen hinter der Stirn. Ignis wurde faſt fröhlich zumute. Die Stille und Einſamkeit redeten zu ihr. Sie ſprachen von Menſchenliebe und Gottesgüte. Bertel, verweint, ratlos grübelnd, hatte die Zimmer in Ordnung gebracht, die Hühner gefüttert, die Kuh ge⸗ molken. „Vor der Tür des kleinen Hauſes ſitzend, bemerkte ſie plötzlich die dunkel bekleidete Geſtalt, die eilig über das Feld herankam. Sie ſprang auf. Mit einem Male wurde ihr ſehr froh zumute. Die Gräfin!, dachte ſie. Ignis! O du liebes Feuerchen, du bringſt das Glück. Du bringſt mir den Vater. Sie eilte ihr entgegen. Und mitten im Felde trafen ſich die jungen Mädchen und fielen ſich ſchweſterlich um den Hals. „Bertel“, ſchluchzte Ignis von neuem auf,„ich habe getan, was ich konnte. Ich habe geweint. Ich habe ge— beten. Ich habe die Hände gerungen und mich vor dem Herrn Onkel auf die Knie geworfen. Es hat nichts ge— nützt. Er war liebreich und gut. Er hat mich nicht ge— ſcholten. Er hat nur geſagt, immer wieder: ‚Du verſtehſt das nicht, Kind. Du mußt mir vertrauen.“ Aber dein Vater iſt noch nicht frei!“ Hoffnungslos ſchaute das Mädchen vor ſich nieder. „Bertel, was hat er denn getan?“ Langſam gingen ſie dem Häuschen zu. „Nichts, gnädigſte Gräfin!“ „Ach, Bertel. Biſt mir ſo böſe. Sag du, Bertel!“ Um den Mund des Mädchens zuckte es. Du-ſagen ſollte ſie der Herrin, die ihren Vater... Doch ſie gebot dem zornigen Gedanken Einhalt. Nicht Ignis' Schuld war das Geſchehene. Alle wußten, wie mild ſie war und wie wohltätig. „Nichts!“ wiederholte ſie traurig.„Um unſer Recht hat er gekämpft!“ „Von wegen der Ablöſung der Fron?“ Bertel nickte. „Laß mich alles wiſſen, Bertel. Du welh, 5 nichts!“ Bertel lächelte. „Gewiß nicht!“ Und ſie erzählte. „Dem König habt ihr ſchreiben wollen?“ ſagte Ignis nachdenklich.„Vielleicht wäre das nicht ſchlecht. Aber ich habe die Herren zuweilen miteinander reden hören. Sie ſagen, nicht der König wolle die Reformen. Sein Rat⸗ geber, der Freiherr vom Stein. Sie hoffen, der König wird ihn fortjagen. Napoleon iſt ihm ſehr böſe. Aber noch iſt er im Amt, will ſeine Geſetze durchführen. Der verrate Ueberall Unmöglichkeiten, wenn man das Herr König, weißt du— ich glaube, der ſitzt nur ſo da, iſt König und hat weiter keine Beſchäftigung. Dem Stein ſolltet ihr ſchreiben!“ „Sylveſter iſt auch gefangen. Wer ſoll es tun?“ „Ich!“ ſagte Ignis, mit vor Bereitwilligteit flam— menden Augen.„Haſt du hier, womit ich ſchreiben kann?“ Es fand ſich nichts als eine abgebrauchte Gänſefeder, ſchlecht geſchnitten; kein Fetzchen Papier. „Dumm“, ſagte Ignis.„Und bis zu Schloß Pickdorf iſt's weit. Auch würde der Verweſer verraten, daß ich dort geweſen bin. Dumm! Auf ſeinem eigenen Beſitz darf man ſich nicht ſehen laſſen. Wir wollen überlegen, was in dem Brief ſtehen muß. Und ich ſchreibe ihn heimlich auf meinem Zimmer!“ „Und wer ſoll ihn befördern?“ „Ach, Bertel, gefangen iſt man— wie gekcngen. Rechte tun will!“ „Iſt es das Rechte für dich?“ fragte ſchüchtern zweifelnd Bertel.„Es geht gegen das, was dir nützt!“ „Das verſteh ich nicht“, ſagte verwundert Ignis.„Es kann doch nur ein Recht geben. Und Nutzen? Muß Recht immer Nutzen bringen? Ich liebe das Recht. Ich würde ihm gern etwas opfern!“ „Vielleicht“, ſagte Bertel beſcheiden,„bin ich nur zu dumm. Der Sylveſter redet zuweilen derartiges, aber ich begreife es wohl falſch.“ „Aber was machen wir? Nein, befördern kann ich keinen Brief, ohne daß der Herr Onkel es merkt.“ „Ich habe ſchon den ganzen Morgen gedacht: Da ſind die Herren Cornelius'. Sie ſind nicht vom Adel. Sie ſtehen uns näher. Es ſollen gerechte Herren ſein. Sie halten ſich genau an die Geſetze, die der Herr König ge— geben hat. Wenn die, und ſie ſchrieben an den Herrn, von dem du ſagteſt.“ Ignis ſah die beiden jungen Männer plötzlich vor ſich, wie ſie ſie vor kurzem auf Schloß Thiel getroffen. Gute kluge, verſchloſſene Geſichter. Sie nickte.(Fortſetzung folgt. 211 MNuchd ruck verboten. Zu allererſt hieß es: feſtſtellen, wie groß ihr Guthaben auf der Bank noch war. Angſtgepeitſcht machte ſie ſich auf den Weg, ohne den alten Diener zu bemerken, der ſie vom Flurfenſter aus zu⸗ fällig forteilen ſah und ihr nun von weitem beunruhigt ſolgte. Was konnte die gnädige Frau fortgetrieben haben, ohne daß ſie ihm ein Wort geſagt hatte? Sie ging doch ſonſt nie ohne ihn aus? Und dieſe Haſt... Herr Stein⸗ herr hatte ihm ſtreng anbefohlen, ja gut auf Frau von Vandro aufzupaſſen, ihm regelmäßig alles zu melden, was ſie betraf. Jetzt verſchwand ſie im Portal der Bank. Der treue Alte folgte ihr in ſeiner Sorge heimlich hinein und blieb in der Nähe des Ausgangs ſtehen. Da vorn an' der Kaſſe ſtand ſie... „Die augenblickliche Höhe Ihres Guthabens? Einen Moment— wie war der Name, bitte? Ich werde gleich nachſehen laſſen.“ Wera von Vandro wartete am Schalter. So ſchmerz— haft ſtark ſchlug ihr Herz, daß es ihr den Atem benahm. Was würde er ſagen? Was geſchah, wenn kein nennens— werter Reſt mehr vorhanden? Wie dann nach Deutſch— land zurückkehren, wenn ſich hier nichts fand— wozu ſo gut wie keine Ausſicht? Dieſe Hilfloſigkeit der Armut... Geprg, du Lieber, wie gut, daß dir das alles erſpart ge— blieben! „Madame von Vandro, wenn ich bitten darf!“ Sie zuckte zuſammen, trat vor.„Ihr augenblickliches Gut⸗ haben iſt bis auf fünfundachtzig Mark erſchöpft, Madame. Doch iſt bereits, wie vor einigen Wochen, nach D. gekabelt worden, wie Ihr Bevollmächtigter, Herr Magnus Stein— herr, Ihren Wünſchen entſprechend ſeinerzeit angeordnet hat. Wir können alſo Madame mit jeder beliebigen Summe dienen. Möchten Sie gleich etwas mitnehmen?“ Ueberaus höflich und bereitwillig war der bebrillte Herr. Wenn die Steinherrſche Schwerinduſtrie für eine Kundin bürgte, konnte man ruhigen Gewiſſens gefällig hein. „Ein Reſt von fünfundachtzig Mark!“, wiederholte die Frau mechaniſch und fühlte, wie ihr das Blut aus den Wangen lief. Das langte noch nicht für eine Wochen⸗ rechnung in der Penſion, geſchweige denn für die Heim⸗ reiſe. Aber es war bereits um Geld gekabelt worden, nach D. Wie vor einigen Wochen, hatte der Mann da geſagt? Verwaltete Steinherr das Geld dort? Die fünf⸗ tauſend Mark mußten aber längſt erreicht worden ſein. Sie mußte das alles einmal in Ruhe berechnen. Ihr wirbelte der Kopf. Mit den fünfundachtzig Mark verließ Wera von Van— dre die Bank, ging langſam wie eine Traumwandelnde durch die von frohen Menſchen belebten, ſonnen— beſchienenen Straßen dahin, von einem einzigen Gedanken erfüllt: Woher kam das Geld? Zu Hauſe angelangt, ſetzte ſie ſich, ohne Hut und Mantel abzulegen, hin und ſchrieb an den alten Juſtizrat Böhme in Berlin, der ſeit Jahren die Geſchäfte der Wetterns ver— waltete. Oft hatte ſie nach des Onkels Diktat an ihn ſchreiben müſſen. Keine ruhige Minute hatte ſie mehr, ehe Klarheit geſchaffen. An der Tür traf Wera den Diener, der ſie unſicher anſah. N „Haben gnädige Frau nicht eben gerufen?“ ſtammelte er, den Brief in ihrer Hand bemerkend. Wera verneinte kürzer, als es ſonſt ihre Art. „Ich habe Kopfſchmerzen“, erklärte ſie, ſich zuſammen— nehmend. Der gute Alte ſah ſie ſo ängſtlich an.„Ich gehe nur ein Stückchen ſpazieren und komme gleich wieder.“ Beſorgt ſah der Treue ihr nach. Da ſtimmte etwas nicht! Heimlich auf der Bank geweſen, ſtatt ihn, wie ſonſt, hinzuſenden, einen Brief geſchrieven, den ſie eigenhändig zur Poſt trug... Das mußte er gleich Herrn Steinherr melden! Vier Tage vergingen, voll marternder Ungewißheit für die Frau, die nicht mehr aus noch ein wußte. Dann lam die Antwort auf ihren Brief. Mit zitternden Fingern riß ſie den Umſchlag auf. Sehr kurz und höflich teilte Juſtizrat Böhme Frau Wera von Vandro, geborene Gräfin Wettern mit, daß ihm auf ſofortige Anfrage bei den Erben des verſtorbenen Grafen die Mitteilung geworden, daß ſie von keiner Seite um Unterſtützung für Frau von Vandro gebeten worden ſeien, einem ſolchen Erſuchen auch nicht hätten entſprechen können, da die gegenwärtigen Verhältniſſe dies gänzlich ausſchlöſſen. Auch ihm perſönlich ſei kein derartiges Er⸗ ſuchen bekannt geworden. Es müßte ein Irrtum vor⸗ liegen. Mit ganz vorzüglicher Hochachtung... Erſtarrt ließ Wera den Briefbogen ſinken. Die Ver⸗ wandten hatten nichts gegeben— andere für ſie in Be⸗ tracht kommende Hilfsquellen aber gab es nicht. Alſo war es Magnus Steinherr geweſen... Alles kam von ihm.. Einunddreißigſtes Kapitel. Verwirrt, hilflos, unfähig eines klaren Gedankens, ſaß die Frau in ihrem Zimmer, Eſſen und Trinken ver⸗ Georg und ſie vom Almoſen dieſes Mannes gelebt und— war es auszudenken: Sie lebte noch hier auf ſeine Koſten! Schmach und Schande... In die Arme wühlte ſie den Kopf. Nichts ſehen, nichts hören! Wäre nur ewige Nacht; ein neuer Tag brachte nur neue Not. Es war ſpät am Abend, als der alte Werner, der in ſeiner Herzensangſt dauernd auf dem Flur zwiſchen ſeinem und Weras Zimmer hin und her gelaufen war, mit tief⸗ ſter Erleichterung die hohe Geſtalt ſeines Herrn auf ſich zukommen ſah. Magnus Steinherr kam ſelbſt als Ant⸗ wort auf ſeinen Brief. Nun war alles gut! Als auf ſein Klopfen nicht geantwortet wurde, öffnete Steinherr kurzerhand die Tür. Das Zimmer war dunkel. Er taſtete nach dem Lichtſchalter. Das aufflammende Licht ließ die zuſammengeſunkene Geſtalt auf dem Stuhl am Fenſter auffahren, Angſt im verſtörten Geſicht. Aber ſchnell klärte ſich der Blick, der lichtgeblendet den Eintretenden angeſtarrt; die zuckenden Züge erſtarrten. Totenblaß, aber beherrſcht erhob ſich Wera von Vandro. Schnell ſchritt Steinherr auf ſie zu. „Frau Wera...“ Aber ſie ergriff nicht die dargebotene Hand, ſondern ſtand ſteil aufgereckt vor ihm. „Es iſt gut, daß Sie kommen, Herr Steinherr“, klang ihm ihre Stimme hart entgegen.„Morgen hätten Sie mich nicht mehr hier angetroffen. Nun können wir gleich abrechnen.“ f Auge in Auge ſtanden die beiden Menſchen ſich gegen⸗ über. Und wieder überkam die Frau das lähmende Be⸗ wußtſein einer dunklen Gewalt über ſie, die ihren Willen niederzwang, der man nicht zu entrinnen vermochte, floh man auch bis ans Ende der Welt. Ihr Herz ſchlug in raſender Haſt, daß der Puls unter der weißen Haut des ſchlanken Halſes wie ein gefangener Vogel flatterte. Der Mann ſah es. „Wie Sie wünſchen!“ erwiderte er ruhig.„Auch mir iſt es recht und lieb, Klarheit zwiſchen uns zu ſchaffen.“ Er machte eine einladende Bewegung nach dem kleinen Empireſofa und zog ſich einen Stuhl heran, als die Frau wortlos gehorchte. Aber dann hob ſie den Kopf: „Klarheit wollen Sie— warum wurde mir die nicht ſogleich zuteil, als mein geliebter Mann verſchied?“ for⸗ derte ſie leidenſchaftlich, vor Erregung zitternd.„Mit welchem Recht ſetzten Sie mich der Demütigung aus, vom Gelde eines Fremden ahnungslos in den Tag hinein zu leben?“ „Mit dem Recht des Freundes, der einem Ster⸗ benden verſprach, für ſeine Frau zu ſorgen“, unterbrach ſie Steinherr gelaſſen.„Sie waren durch die lange Pflege und Georgs Tod körperlich zuſammengebrochen und völlig unfähig, die Laſt einer ungewiſſen Zukunft ſogleich auf ſich zu nehmen. Und da Sie in Ihrem törichten Stolz ſich ſchon geweigert hätten, meine Hilfe für Ihren Mann an⸗ zunehmen, um wie viel ſicherer mußte ich mit einer Ver⸗ weigerung meiner Hilfe für Sie ſelbſt rechnen! Da griff ich zur Notlüge— und bereue ſie nicht. Sie hat ihren Zweck erfüllt, Georg von Vandro iſt beruhigt und in Frieden heimgegangen, nachdem er mir die Sorge für Sie vermacht.“ 0 Ihr Blick wurde unſicher. 0 1 „Die Sorge um mich vermacht?“ wiederholte ſie lang— ſam. Sie begriff nicht. Steinherr beugte ſich vor, legte ſeine Rechte auf ihre Hand, die nervös ein kleines Taſchentuch zuſammenknüllte. „Als wir an ſeinem letzten Lager knieten, Sie auf der einen, ich auf der anderen Seite des Bettes, legte Georg kurz vor ſeinem Ende Ihre Hand in die meine.„Dir ver⸗ mache ich mein Liebſtes, Magnus Steinherr! ſagte er, und ſah mich groß und klar dabei an. Hüte es!“ Und ich ver⸗ ſprach dem Freund, ſein Erbe anzutreten. Nicht nur, weil er es wollte, ſondern weil mein Herz den gleichen Wunſch hegte. So, nun wiſſen Sie, wie es zwiſchen uns beiden ſteht, Frau Wera. Wiſſen, warum ich Ihnen bis jetzt die Wahr⸗ heit verſchwieg. Ich wollte Sie ‚hüten', wie Georg es getan hätte. Das Leben iſt grauſam, wenn man ihm allein und wehrlos ausgeliefert iſt, Frau Wera. Wiſſen Sie das nicht mehr?“ Ganz ſtill ſaß ſie da und ſah ſtarr vor ſich hin. Ob ſie es noch wußte!? Steinig, grau und freudlos lag der Weg in die Zukunft vor ihr, von tauſend Hinderniſſen belagert. Wie ſollte ſie die je überwinden? Aber ſie mußte es ja, mußte ſich freimachen vom Zwang dieſer fremden Güte, die ſie als unerträgliche Laſt empfand. „Haben Sie irgendwelche Wünſche für die nächſte Zu⸗ kunft, Frau Wera?“ klang die ruhige Stimme in ihr ver⸗ zweifeltes Sinnen. Sie zwang ihre Gedanken zuſammen. „Ich möchte gern die Einrichtung unſeres kleinen Heims verkaufen“, begann ſie ſtockend.„Der Erlös wird langen, bis ich eine Tätigkeit gefunden habe.“ „Ja, wußten Sie denn nicht, daß die Möbel erſt zur Hälfte abgezahlt waren, zur Zeit von Georgs Erkran⸗ kung?“ fragte Steinherr leicht verwundert. Ein großes Mitleid war in ihm für dieſe zarte, leidgeprüfte Frau, die ihn jetzt ganz entſetzt anſah. f ſchmähend. Wie ein glühendes Eiſen fraß ſich das demü⸗ tioende Bewußtſein in ihre Seele: monatelang hatten „Nur zur Hälfte?! Ja, da— da muß ich ja...“ „Gar nichts müſſen Sie. Frau Wera“, unterbrach er ſie voll ruhiger Herzlichkeit.„Es iſt alles beglichen worden 5 und ſteht zu Ihrer Verfügung.“%ͤ;ͤŔ?. Nichts durfte ſie ihr eigen nennen, nichts... Alles kam von der Gnade dieſes Mannes, der, wie das Schickſal ſelbſt, ihr Leben lenkte. kaum verſtändlich kam es über ihre Lippen, und war doch ein Aufſchrei aus gepeinigter Seele. 1 1. „Ihre Zutunft in meine Obhut geben, Frau Wera.“ Wieder ergriff Steinherr ihre Hände.„Es wird mir Glück und Ehre ſein, ſie Ihnen ſo freundlich wie möglich zu ge⸗ ſtalten. Aber es gibt nur eine Art, auf die ein unver⸗ heirateter Mann für eine alleinſtehende Frau ſorgen darf, ohne die guten Sitten zu verletzen: Ich bitte Sie, nach Ablauf des Trauerjahres meine Gattin zu werden.“ Die ſchwarzen Augen weiteten ſich. Was— war— das? War ſie bei Sinnen? Die Frau Magnus Stein⸗ herrs ſollte ſie werden, ſie, die mit jeder Faſer ihres Herzens Georgs Eigentum war und ewig bleiben würde? 4 5 5295 „Sie ſind das Heiligtum, das Georg von Vandro mir vermachte. Ihm verſprach ich, Sie zu behüten— Ihnen verſpreche ich es wieder!“ tönte die klingende Stimme an ihrem Ohr weiter. Wie Meeresrauſchen dröhnte ſie. Georg! So hilf mir doch!— Ach, er half nicht, er ſelbſt hatte ſie verſchenkt an einen anderen, ſtieß ſie fort von ſeiner Seite, jenem zu. Georg war fern, unerreichbar, furchtbar fern. i „Quälen Sie ſich doch nicht ſo, liebe Frau Wera!“ bat Steinherr, bewegt ob der verſteinerten Angſt in dem fah⸗ len Antlitz.„Ich meine es herzlich gut mit Ihnen! Sie wiſſen doch, wie ungeheuer ſchwer der Kampf ums tägliche Brot in unſerem armen, entrechteten Land geworden iſt. Sie haben Not und Sorge am eigenen Leibe erfahren.“ Wollen Sie zurückſinken in die Armut und Einſamkeit, der Sie kaum en! inen ſind und die das Beſte, Schönſte in Ihnen ertöter? Wäre es nicht beſſer, den weiteren Lebens⸗ weg an der Hand eines guten Freundes zu wandern. mit dem Sie vor allem anderen die Erinnerung an den Toten verbindet, den auch er geliebt hat? Trauern Sie um ihn, wie Georg von Vandro es ver— dient. Bleiben Sie ruhig hier oder reiſen Sie, wohin es Ihnen beliebt. Der alte Werner wird Sie weiter betreuen — bis ich es darf. Und ſeien Sie nochmals meiner auf richtigen. verehrungsvollen Freundſchaft verſichert!“ Freundſchaft! Das war das eine Wort, das ſie begriff. Das vertrieb die Angſt vor dem Kommenden, das irgend— wie unmöglich und unwirklich ſchien. Stumm, ergeben, neigte ſich der blonde Kopf. Der Mann nahm es als Zuſtimmung und führte ſchweigend die Hand Wera von Vandros an ſeine Lippen— jener kleinen Wera Wettern, die nun ſein Weib werden würde. Z3Zweiunddreißigſtes Kapitel. Gab es je ſeltſameren Brautſtand? Mit dem Schmerz um einen Verſtorbenen im Herzen, mußte Wera von Vandro ſich als zukünftige Gattin eines anderen betrachten, jenes Mannes, deſſen Willen ſie ver⸗ fallen war, weil keine andere Möglichkeit beſtand, die un⸗ geheure Dankesſchuld abzuzahlen, die er ihr aufgebürdet. Aber nicht kampflos ergab ſie ſich in ihr Schickſal. Kurz nachdem Steinherr ſie wieder verlaſſen, reiſte ſie nach Deutſchland zurück und ließ ſich in Berlin in einer kleinen Penſion nieder, deren billige Schäbigkeit dem alten Werner ein entſetztes Kopfſchütteln abzwang. Auf Stein— herrs Geheiß war er bei der jungen Witwe geblieben, was g ſeinen geheimſten Wünſchen durchaus entſprach. Aber das war doch kein paſſender Aufenthalt für„ſeine“ gnädige Frau, dieſes ärmliche Loch mit dem dunklen, muffigen Flur, in dem es ewig nach Gas roch! Und immer mußte er ihr Zeitungen kaufen, immer ſchrieb ſie Briefe, die ſie ſelbſt zum Kaſten trug, ging ſtundenlang allein fort und ö kam dann blaß und müde zurück, einen hoffnungsloſen Ausdruck in den ſchönen Augen, die gar nicht mehr ſtrahlen konnten. f i 5 f Es war auch hoffnungsloſes Beginnen, in dieſer über⸗ völkerten Stadt Arbeit zu finden, auf die ſchon Hunderte, ja Tauſende von halb verhungerten, verzweifelten Men⸗ ſchen warteten. Und das eine blieb: ſelbſt wenn ſie eine ſchlechtbezahlte Stellung fand, wie konnte ſie je die Schuld an Magnus Steinherr abtragen? Sollte ſie ſie ungetilgt laſſen? Eine Wettern ließ ſich nichts ſchenken! Immer ſchwerer wurde ihr Schritt, immer müder ihr Blick, zu viel des Elends ſchaute er. Ihr graute auch un⸗— ſagbar vor der Not und Verlaſſenheit, die Steinherr ihr ſo deutlich ins Gedächtnis zurückgerufen; ſie fand nicht mehr den Mut, den Kampf dagegen aufzunehmen, zu ſehr hatte Georgs Liebe ſie verwöhnt. Georg, der ewig Nahe und doch Ferne, der ſie verlaſſen... N Und die Monate vergingen, und mit ihnen die letzte Hoffnung auf einen Ausweg, der ſie rettete vor dem, was nun unerbittlich näherrückte. Ein einziges Mal hatte Steinherr ſie in Berlin beſucht, ohne ein Wort der Ver⸗ wunderung über ihren ſeltſamen Aufenthalt, hatte ruhig, in gemeſſener Kameradſchaftlichkeit von ſeiner Arbeit, dies und jenem aus D. erzählt, ſie für ſchöne, ſtille Stunden nach Sansſouei mitgenommen— und von der Zukunft überhaupt nicht geſprochen. Was ſie ebenſo erleichtert hatte, wie mit Unſicherheit erfüllt. Dann hatte er einige Male telephoniſch angerufen, im übrigen aber ſie— wie verſprochen— ganz ſich ſelbſt überlaſſen. Doch am Vorabend des Tages, an dem Georg von Vandros Heimgang ſich jährte, kündete eine Depeſche ſein Kommen an, das wenige Stunden darauf erfolgte. „Sie ſollten den morgigen Tag nicht allein ſein, Frau Wera. Wir wollen ihn gemeinſam begehen und ſeiner gedenken, der uns zuſammengeführt.“ Wera, die ſo grau ausſah wie ihr ſchmuckloſes Kleid, erwiderte zag ſeinen feſten Händedruck, fragte nach ſeinem Ergehen, dem Verlauf der Reiſe.„Flogen Sie wieder hierher?“(Fortſetzung ſolgnz Gebrochen waren Zorn und N Widerſtand. Sie ſah ihn an.„Was ſoll ich tun veiſe, ratung durch die Kom. Pol. NS. D. A. P. 5 ten 400 Geſchäftsinhaber beſchloſſen, durch ihre BVerkaufsſtellen zuſammen 800 000 Pfund . Sonntag nachmittag ſtattfindenden Konzert der * reichhaltige und ausgewählte Programm einen pbohen Kunſtgenuß, umſomehr, als es gelungen 9 Sänger iſt in letzter Zeit bei bedeutenden Ver⸗ anſtaltungen in Mannheim, Heidelberg uſw. mit beriſches Können unter Beweis geſtellt. fiume daher niemand dieſes vielverſprechende Langern des Vereins, Kaſſier Laiſt und im . Adu hat ſich auf der Landſtraße zwiſchen Viernheim und Weinheim, auf badiſchem Gebiet, eu junges blühendes Menſchenleben zum Opfer chr von Herrn Jakob Simon 2., Waſſerſtraße, Lokales Viernheim, 12. Oktober Merkſpruch. Wenn dich die Läſterzunge ſticht, So laß dir dies zum Troſte ſagen: Die ſchlechteſten Früchte ſind es nicht, Woran die Weſpen nagen. *Die neuen Gemeinderäte. Von der Regierung wurden folgende Herren zu Ge- meinderäten ernannt: Jakob Schneider Valtin Neff 1. Gottlob Franzke Adam Winkenbach 11. Lorenz Reis Leonhard Martin 3. Georg Hofmann 17. Franz Reinhard, Lehrer Franz Lamberth Peter Albert Auguſt Müller Valtin Ditſch 3. ö Adam Seelinger. Die Einführung und Verpflichtung erfolgt in der Gemeinderatsſitzung am nächſten Samstag Abend 7 Uhr. Sitzung des Gemeinderats am Samstag, den 14. Oktober 1933, abends 7 Uhr mit folgender Tagesordnung: Einführung und Verpflichtung der neuernannten Mitglieder des Ge⸗ meinderats. anläßlich der Handwerkerwoche ſtatt, zu dem um s Uhr Aufſtellung auf dem Marktplatz erfolgt. Unſere Feuerwehrkapelle hat den ehrenvollen Auftrag erhalten, am nächſten Sonn⸗ tag bei dem großen Handwerker ⸗Feſtzug in Mann- heim, in kompletter Stärke von 30 Mann, mit- zuwirken. Im ganzen ſpielen über 20 Muſik⸗ kapellen in dieſem großen hiſtoriſchen Handwerker- feſtzug. N* Einzelhandel. Auf Anregung des Landesverbandes des Einzelhandels weiſen wir unſere Mitglieder darauf hin, daß ſie zur Unter- ſtützung der Handwerkswoche ihre Schaufenſter finngemäß ausſchmücken. Achtung! Landwirte und Gärt⸗ ner! Wer an der Entſchuldung und Um⸗ ſchuldung ſeines Anweſens intereſſiert iſt, er⸗ ſcheine zu der Zuſammenkunft am Montag, den 16. Oktober abends 1/9 Uhr im„Storchen“. Dortſelbſt erfolgt nähere Aufklärung und Be⸗ Abteilung der Stiftung zum Winterhilfswerk. 9 Wie uns mitgeteilt wird, haben die in der Ar- beitsgemeinſchaft Thames& Garfs vereinig- 0 Lebensmittel im Werte von mindeſtens Rmk. . 150000,— zur Verfügung zu ſtellen. „ Herbſtkonzert der Sänger⸗ Einheit. Mit Intereſſe ſieht man dem am Sänger⸗Einheit entgegen. Verſpricht doch das . ih, den ſehr beliebten Konzertſanger Hans Kohl aus Mannheim zu verpflichten. Der blinde großem Erfolg aufgetreten und hat ſein künſt- 15 5 Herr Kohl ſingt mit ſeeliſcher Hingabe und iſt mit einem lyriſchen Stimmaterial ausgeſtattet. Ver⸗ den. Der Kartenvorverkauf iſt im vollen 5 e Daher iſt es notwendig, rechtzeitig amen Platz zu ſichern. Karten ſind bei allen Lokal zu haben. Schwerer Unglücksfall. Heute ein ſchwerer Unglücksfall ereignet, dem leider Kfallen iſt. Der 18 Jahre alte Ludwig Simon, war mit ſei Weinheim. Weiſe geriet nem Fahrrad auf dem Wege nach Auf bis jetzt noch unerklärliche e, der bedauernswerte junge Mann 0 0 ein Perſonenauto, das ſeinen Tod zur Ja hatte. Das Auto überſchlug ſich. Die 3 10 blieben unverletzt. Den Angehörigen n ſo tragiſche Weiſe ſo plötzlich ums Leben nei enen braven Burſchen bringt man allge⸗ meine Anteilnahme entgegen. * fehlt ar Warnung. Der Maurer Philipp igen Bl Herth in Langen hat ſich auf der dort⸗ lden Bl rgermeiſterei ungebührlich benommen und don der Seiſter beleidigt. Er wurde deshalb 1 Staatspolizei in Schutzhaft genommen. %,„Handwerken ine öffent⸗ 1 kammer. Eine öffent ice Sitzung der Heſſiſchen ee Anſchließend findet der Fackelzug g mittags 11 Uhr, im Sitzungsſaal der Kammer, Hügelſtraße 16, ſtatt. Auf der Tagesordnung ſtehen u. a. die Wahl des Vorſtandes und der Ausſchüſſe und die Feſtſtellung des Haushalts- planes 1933. Verſetzt wurde am 4. Oktober 1933 der Rektor Dr. Eduard Berlet zu Lorſch, Kreis Bensheim, an eine Lehrerſtelle in der Volksſchule zu Worms. Zur Haudwerkerwoche vom 15.—21. Oktober. Seppel und Peter können heute Abend leider nicht kommen. Philipp: Sind ſie verreiſt? Jakob: Nein.— Sie haben hier etwas ganz beſonderes vor. Die verreiſen nur 15 wenn ſie unbedingt müſſen. Philipp: Da hat ſich der Seppel aber arg ge⸗ beſſert. Wenn er früher das Geringſte gebraucht hat, iſt er nach Mannheim gefahren. Heute nicht mehr. Er kauft ſeine Sachen reſtlos bei der Viernheimer Geſchäftswelt. Philipp: Das wundert mich aber. Jakob: Man ſieht allmählich auch allerorts ein, daß mit dem Kauf in Waren- häuſern gebrochen werden muß. Philipp: Es wird aber auch Zeit. Wo wäre denn der Handwerkerſtand hingekommen. Deshalb fort mit den Schädlingen des Handwerks. Philipp: 255 Warenhäuſer werden die größten ein. Jakob: Gleich nebenan ſteht die Schwarzarbeit. Philipp: Wer kommt denn hier? Ah' der Georg. Georg: Heil Hitler! Philipp: Heil Hitler! Daß Du Dich einmal auszugehen getrauſt. Georg: Nanu? Jakob: Was macht die Kunſt? Philipp: Die iſt verhunſt! Jakob: Durch des Metzgers Kunſt darf das Schwein in die feinſte Geſellſchaft hin- ein. Georg: Das ſtimmt! Philipp: Ich kenne auch einen Spruch. Muß mich mal beſinnen.— Ich hab ihn: Energie und Kraft a Fleiſch und Wurſt Dir ſchafft. Jetzt hört mal von mir einen: Ochſen, Rinder, Kälber, Schweine haben Köpfe und Gebeine. Deshalb muß beim Fleiſch verwiegen jeder etwas Knochen kriegen. Philipp: Daß Du die Knochen nicht alle für Dich behalten kannſt, iſt begreiflich. Georg: So mein ich auch. Du ſiehſt das wenigſtens ein. Philipp: Sag mal, die Hausſchlachtung ſcheinen etwas nachzulaſſen. Den Leuten geht es wie Dir. Inwiefern? Der Philipp hat die Naſe voll von Hausſchlachtungen. Philipp: Ja! Nie und nimmer! Jakob: Haſt Du nicht gut abgeſchnitten? Philipp: Mein Profit war nichts als die Arbeit. Ausgaben von Einnahme ab, blieb was ich lebend bekommen hätte. Es ſchmeckt nichts, ohne verſucht. Jeder Schuſter bleib' bei ſeinen Leiſten. Ganz richtig! Die gewaltigen Aus- gaben, die man im Geſchäft hat, ſtellt ſich ein Außerſeiter gar nicht vor. Es iſt nicht alles Gold, was glänzt. — Bei uns im Bäckergewerbe geht's genau ſo. Man muß ab und zu ſtaunen, wie an den Preiſen herumge— pfuſcht wird. Philipp: Daß dadurch ehrliche Geſchäftsleute Jakob: Jakob: Jakob: Georg: Georg: Jakob: Georg: Georg: Jakob: Georg: Jakob: Ohne Zweifel. Man darf nur einen Kleinbetrieb mit mit einem Großbetrieb vergleichen. Die Statiſtik weiſt nach, daß in einem Kleinbetrieb eine Arbeitskraft 8 bis 10 Sack und in einem Großbetrieb eine ſolche 30 bis 32 Sack Mehl ver⸗ arbeitet. Wer hat alſo größere Un- koſten? Der Kleinbetrieb. Wer gibt die größte Arbeitsmöglichkeit? Der Kleinbetrieb. Das ſtimmt. Haben die Konſumver— eine und die Gemiſchtwarengeſchäfte nicht auch Brot zum Berkauf? Gewiß! Schon jahrelang. Brot, Brötchen oder ſonſtige Backwaren kaufe ich nirgends als in der Bäckerei, nicht in einem Geſchäft, das Petroleum, Heringe oder ſonſtige Gebrauchsartikel führt. Jakob: Wo kaufſt Du Dein Mehl, Philipp? Philipp: Was eine Frage! Beim Bäcker. Fakob: Bei welchem Bäcker? Philipp: Unterſchiedlich, einmal hier, einmal dort. Jakob: Und Du, Georg? Georg: Mehl! Das kaufe ich ſelbſtverſtändlich bei dem Bäcker, der mir auch die Kuchen backt. Sehr richtig! Ein anderer kann doch gar nicht in Frage kommen. Ihr Herren, ich bin geſpannt was es kommenden Samstag Neues gibt! Warum, ſteht etwas beſonderes bevor? Ruhe iſt des Bürgers erſte Pflicht.— Ich gehe, Heil Hitler! N Georg: Warum ſo eilig auf einmal? Jakob: So leid mir's tut, ich muß. Philipp: Heil Hitler! Amtlicher Teil Bekanntmachung. Betreffend: Unterbrechung der Stromlieferung. Wegen dringender Reparaturarbeiten wird von Seiten des Kraftwerkes morgen früh von 24—4 Uhr der Strom abgeſtellt. Wir weiſen die Intereſſenten darauf hin. Jakob: Georg: Jakob: Georg: Jakob: Betreffend: Wieſendüngung 1934. Für die Wieſndüngung 1934 werden 600 Zentner Thomasſchlackenmehl und 400 Zentner Kainit benötigt. Die Lieferung wird im öffent- lichen Wettbewerb vergeben. Angebotsformulare ſind auf dem Baubüro erhältlich. Die Angebote ſind ſchriftlich, verſchloſſen und mit entſprechender Aufſchrift verſehen bis Dienstag, den 17. ds. Mts., vorm. 10 Uhr, auf dem vorgenannten Büro einzureichen, woſelbſt auch die Eröffnung der Angebote im Beiſein etwa erſchienener Bieter ſtattfindet. Zuſchlags- und Bindefriſt 14 Tage. Betreffend: Unterhaltung des Faſelviehes in der Gemeinde Viernheim; hier Anlieferung von Futterartikel. Für den Faſelſtall benötigen wir ca. 140 Zentner Speiſekartoffeln. Die Lieferung hat amtlich verwogen frei Faſelſtall zu erfolgen. Angebote ſind verſchloſſen und mit ent— ſprechender Aufſchrift verſehen bis Montag, den 16. ds. Mts, vormittags 10 Uhr, auf dem Büro, Zimmer 5, abzugeben, woſelbſt auch die Eröffnung der Angebote im Beiſein etwa er— ſchienener Bieter ſtattfindet. Muſter ſind dem Angebot beizufügen. Viernheim, den 12. Oktober 1933. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim In komm. Vertretung untergraben werden, iſt begreiflich. Gedenktage 12. Oktober 1492 Kolumbus entdeckt Amerika: er landet auf Guanahani(Weſtindien). 1855 Der Dirigent Arthur Nikiſch in Szent⸗ Miklos geboren. 1896 Der Komponiſt Anton Bruckner in Wien geſtorben. 1896 Der Forſchungsreiſende Oskar Bau— mann in Wien geſtorben. 1924 Das Zeppelinluftſchiff LZ 126 verläßt Friedrichshafen zur erſten Fahrt nach Amerika. Prot. und kath.: Maximilian Sonnenaufg. 6.19 Sonnenunterg. 17.13 Mondaufg. 14.55 Mondunterg. 22.52 Im Lachen liegt der Schlüſſel, mit dem wir den ganzen Menſchen entziffern. Neuer billiger Taſchenfahrplan zu 30 Pfg. Der„Amtliche La ee für Mannheim, Ludwigshafen unb Heidelberg“, der ſich bei ſeinem erſtmaligen Erſcheinen im Sommer 1933 überraſchend gut eingeführt hat, wurde auch für den Winterfahrplanabſchnitt 1933. 34 in neuer Bearbeitung herausgegeben. Der Taſchenfahrplan behandelt bekanntlich die ganze Pfalz, faſt ſämtliche Strecken der Reichsbahn— direktion Mainz, Nordbaden bis zur Linie Karls- ruhe-Pforzheim einſchließlich der beiden Haupt- ſtrecken Mannheim-Heidelberg- Offenburg und Mannheim-Heidelberg-Würzburg ſowie die an⸗— ſchließenden württemb. Strecken. Der Taſchen⸗- fahrplan enthält 2 vorzügliche Ueberſichtstarten. Der Preis beträgt bei einem Umfaug von 192 Seiten nur 30 Pfg. Der Fahrplan iſt in allen Buch- und Zeitſchriftenhandlungen und an den Fahrkartenſchaltern zu erhalten. UE mn fer Ash Am Fackelzug der Handwerker beteiligt ſich die NS DAP. Es treten an SA, SAR, Parteigenoſſenſchaft, SS. Beamtenſchaft und Bauernſchaft beteiligen ſich mit ihren Fahnen. Standort punkt 8 Uhr Adolf Hitlerſtraße an der Spitalſtraße. Vollzähliges Erſcheinen der Parteigenoſſen iſt Pflicht. Soweit möglich: Dienſtanzug. gez. Franzke, Ogruf. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder ⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Sänger Einheit. Heute Donnerstag abend punkt 8 Uhr Sitzung ſämtlicher Funtionäre des Vereins. Um 8 ½ Uhr letzte Chorprobe vor dem Konzert. Ich erwarte den letzten Mann! Programme müſſen unbedingt abge⸗ rechnet werden. Zöller, Vorſitzender. Turnverein von 1893 e. V. Freitag abend ½9 Uhr Mitgliederverſammlung im Lokal. Ins- beſondere die Turnerwehr hat reſtlos zu er— ſcheinen. Die Leitung. Gemeindelkaſſe. Wir machen darauf aufmerkſam, daß Bei— träge zur land- und forſtwirtſchaftlichen Berufs- genoſſenſchaft p. 32, die nach dem 15. Oktober bei unſerer Kaſſe eingehen, mit ganz erheblichen Unkoſten, Verzugszuſchläge und Zinſen, belaſtet werden. Es iſt deshalb ratſam, dieſe meiſt kleinen Beträge noch vor dieſem Zeitpunkt zu bezahlen. J. V.: Zöller. des U dunkles HA ON D 1 P- Sc 2 Sc Y α R T Bechtel. HAAR GLANZ kerdfriqt das Har! find b el am Donnerstag, den 19. Ottober, vor⸗ ,, ———