Hals rolle nauonag fünuert. vom 18.—16. Oktober in Viernheim im central-Film-Ppalast Das erste deutsche Tonfilm werk das sich mit der Schicksalswende Deutschlands befasst und das Einzel- schicksal eines Sll-Mannes zeigt. J V V J J N AJ Es ist Pllicht eines jeden Deutschen, Sf-Mann Brand“ 15 Diese nfülm mull jeder sehen, em Sich anzusehen. das Schicksal seiner Nation am Herzen liegt. Deutsche Frauen, Deutsche Männer, Deutsche jugend, für kuch wurde dieses grandiose Filmwerk hergestellt. Es ist für alle ein großes und unvergängliches krlennts. Im 2. Lell Ein schängs u. Teehnaliges Deipronramm Des gewaltigen Andrangs am Sonntag wegen, möge man die Werktagsvorstellungen besuchen. Werktags Einlaß 8 Uhr, Anfang/ 9 Uhr, ab 9 Uhr „SA-Mann Brand“. Sonntags 1. Vorstellung 7—/10 Uhr, 2. Vorstellung /½10— /⁰12 Uhr. Sonntag pantag groge qugeng-u. Kündervorstenlung Hinder 20 Fig.— Eltern, lallt euere Hinder das Film- werk des neuen Deutschlands sehen! * * 9 e Ilie 1896 aus ter Schule Entlassenen treffen sich morgen Sonntag halb 4 Uhr im Gasthaus„Zum Stern“ bel Altersgenossin Ehrhardt. Altem Herkommen gemäß soll aueh dieses Jahr die Feier des 50-Slen Gebürtstaonvs 8 gemeinsam begangen werden. Im Auftrage: Klee. 8888388888888 ——— 5 U 7 * 1 ſflarian. dunoungssonalal. Unſeren Sodalen Ludwig Simon hat der Herr durch einen plötz⸗ lichen Unfall zu ſich genommen, 0 Zum letzten Liebesdienſt u. Be⸗ teiligung an der Beerdigung verſammeln ſich unſere Mitglieder und Sodalen am Sonntag nach der Andacht an der Kirche. Der Vorſtand. 1 bernhard Oppenheimer Lorscher- und Adolf Hitler- Straße Prachtvolle Neuheiten in Mantelstoffe Seide für Hrchtwei kleider Anzugstoffe moderne Damen- und wWadgchen-Mämtel Ulsler, Uisler-Faelos, Marenaa-Fateloss N19 derüls-Meuung- dlelle eldung Ikotagen. 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Ortsgruppe Viernheim gez. Franzke tweed Mk. 22 Mu. 33 Mk. 85 R. E. V. Gau Heſſen gez. Sch lu p p (24 Seiten) Seeοοοοοοοοοοοοοοοοοοοοοοοο οο ᷣöheeeeeeeeeeeee PVorſtellung. Welt in fairer Weiſe dem niedergeſunkenen Verſuche . r Waſſer, zu Lande und in der Luft wurde ein unermeßliches Kriegsmaterial abgerüſtet, Heute h Blätlel GWiernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht. Gratisbeila en: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim ernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt N 20 urt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle 8 Viernheimer Zeitung jernheimer Anzeiger (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernb. Volksblatt) a en Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, großere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Modern bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Nummer 240 Montag, den 16. Oktober 1933 D 50. Jahrgang abzuſehen. Der Führer im Rundſunk Am Samstag abend führte der Reichskanzler m Rundfunk über alle deutſchen Sender über die Maßnahmen der Reichsregierung u. a. aus: Als im November 1918 in vertrauensvoller Gläubigkeit auf die in den 14 Punkten des präſidenten Wilſon niedergelegte Zuſicherung as deutſche Volk die Waffen ſenkte, fand in unſeliges Ringen ſein Ende für das wohl inzelne Staatsmänner, aber ſicher nicht die Volker verantwortlich gemacht werden könn⸗ ien. Das deutſche Volk hat nur deshalb ſo heldenmütig gefochten, weil es heilig über⸗ eugt war, zu Unrecht angegriffen und damit zu Recht im Kampfe zu ſein. Pon der Größe der Opfer, die es damals— aſt nur auf ſich allein geſtellt— bringen mußte, hatten die anderen Nationen keine Hätte in dieſen Monaten die Gegner die Hand gegeben, ſo würden vieles eid und zahlloſe Enttäuschungen der Menſch⸗ heit erſpart geblieben ſein. ie tiefſte Enttäuſchung erlitt das deutſche Volk. Noch niemals hat ein Beſiegter ſich ſo eedlich bemüht, an der Heilung der Wun⸗ den ſeiner Gegner mitzuhelfen, wie das deutſche Volt in den langen Jahren der Erfüllung der ihm aufgebürdeten Diktate. Wenn all dieſe pfer zu keiner wirklichen Befriedigung der Voölter führen konnten, dann lag es nur an Weſen eines Vertrages, der in dem N der Verewigung der Begriffe Sieger und Beſiegte auch Haß und Feind⸗ ſchaft verewigen müßte. Das deutsche Volt hat ſeine Waffen zerſtört Vauend auf die Vertragstreue ſeiner ehe⸗ laligen Kriegsgegner hat es ſelbſt die Ver⸗ geradezu fanatiſcher Treue erfüllt. herſtört und verſchrottet. Anſtelle einer ein⸗ ligen Millionenarmee trat nach dem Wunſche der Diktatsmächte ein kleines Berufsheer mit ilitäriſch gänzlich belangloſer Ausrüſtung. Lein Krieg kann Dauerzustand der Menſch⸗ heit werden. Kein Friede kann die Ver⸗ ewigung des Krieges ſein. 9 ohe halb, Jahrzehnte lang hat das deutſche 5 Kgeholft und gewartet, daß das Ende es Krieges endlich auch das Ende des Haſſes und der Feindſchaft werde. Allein der Zweck 1 ich riedensvertrages von Verſailles ſchien der zu ſein, der Menſchheit den end⸗ ichen Frieden zu geben, als vielmehr, ſie in Ameendlichem Haſſe zu erhalten. Die Folgen 1 05 nicht een 0 0 enn das Recht endgültig der Gewalt be hz wird eine dauernde Anſicherheit 0 Ablauf aller normalen Funktionen im Völkerleben ſtören und hemmen. 9 a Man hat bei der Abſchließuna des Vertrages Reichstagsaufl ung dolng vergeſſen, daß der Wiederaufbau der Welt nicht durch die Sklavenarbeit einer ver⸗ gewaltigten Nation, ſondern durch die ver⸗ trauensvolle Zuſammenarbeit aller gewährleiſtet werden kann. Die Schuldfrage Das deutſche Volk iſt zutiefſt überzeugt von ſeiner Schuldloſigkeit am Kriege. Es mögen die anderen Teilnehmer an dieſem tragiſchen Unglück ohne weiteres die gleiche Ueberzeugung hegen. And um wieviel not— wendiger aber iſt es dann, ſich überall zu be— mühen, daß aus einer ſolchen überzeugten Schuldloſigkeit aller nicht erſt recht eine dau— ernde Feindſchaft für immer wird. Es iſt kein Zufall, daß nach einer auf ſo lange Zeit künſtlich hinausgezogenen Erkran⸗ kung der Menſchheit gewiſſe Folgen in Er⸗ ſcheinung treten müſſen. Einem erſchütternden Verfall des wirtſchaftlichen Lebens folgte ein nicht minder bedrohlicher allgemein politiſcher. Was hatte der Weltkrieg aber überhaupt für einen Sinn, wenn die Folgen nicht nur für die Beſiegten, ſondern auch für die Sieger im Erwerbsleben der erſt in einer endloſen Reihe wirtſchaftlicher Kataſtrophen in Erſcheinung treten? Unter den Auswirkungen des Friedens⸗ vertrages und der dadurch bedingten allge⸗ meinen Unſicherheit hatte am meiſten Deutſchland zu leiden. Die Zahl der Er⸗ werbsloſen ſtiegt auf ein Drittel der normal Nation ſtehenden Menſchen. Das heißt aber, daß in Deutſchland unker Einrechnung der Familienmitglieder rund 20 Millionen Menſchen von 65 Millionen ohne jede Exiſtenz waren. Es war eine Frage der Zeit, wann dieſes Heer der wirtſchaftlich Enterbten zu einer Armee politiſch und geſellſchaftlich der Welt entfremdeter Fanatiker werden mußte! Eines der älteſten Kultur⸗ länder der heutigen ziviliſierten Menſchheit ſtand mit über ſechs Millionen Kommuniſten am Rande einer Kakaſlrophe, über die nur der blaſierte Unverſtond hin— wegzuſehen vermag. Wäre erſt der rote Auf⸗ ruhr als Feuerbrand über Deutſchland hin⸗ weggeraſt, ſo würde man wohl auch in den weſtlichen Kulturländern Europas einſehen gelernt haben, daß es nicht gleichgültig iſt ob am Rhein und an der Nordſee die Vor⸗ poſten eines geiſtig⸗revolutionär-expanſiven aſiatiſchen Weltreiches Wache ſtehen oder friedliche deutſche Bauern und Arbeiter nach aufrichtiger Verbundenheit mit den übrigen Völkern unſerer europäiſchen Kultur in redlicher Arbeit ſich ihr Brot verdienen wol— len. Indem die nationalſozialiſtiſche Bewegung Deutſchland vor dieſer drohenden Kataſtro⸗ phe zurückgeriſſen hat, rettete ſie nicht nur das deutſche Volk, ſondern erwarb ſich auch ein geſchichtliches Verdienſt um das übrige Europa. Und dieſe nationalſozialiſtiſche Re⸗ polution verfolgt nur ein Ziel: Vollsabſtimmung Austritt aus dem Völkerbund Berlin, 15. Oltober. Die Neitsregierung hat wegen der demütigenden Lage auf der Abrültungs⸗ konferenz den Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund erklärt. Gleichzeitig bat die deutſche Ver⸗ tretung die Abrüſtungslonſerenz verlaſſen. Um der Nation Gelegenheit zu geben, zu den Lebensfragen des deutſchen Volkes stellung zu nehmen. hat der Reichspräfddent durch Verordnung vom 14. Otober 1933 den Reichstag und die Länderparla⸗ mente aufgelöst. Neuwahlen zum Reichstag ſind für den 12. November ausgeſchrieben worden, wührend die Neichsſtatthalter angewieſen worden find, von Neuwahlen zu den Länderparlamenten einſtweilen Wiederherſtellung der Ordnung in un- ſerem eigenen Volk, Schaffung von Ar- beit und Brok für unſere hungernden Maſſen, Proklamation der Begriffe von Ehre, Treue und Anſtändigkeit als Elemente einer ſittlichen Moral, die an⸗ deren Völkern keinen Schaden zufügen kann, ſondern höchſtens allgemeinen Nutzen. Was immer ſich an Verworfenheit, ehr— loſer Geſinnung und Korruption in unſerem Volke ſeit dem unſeligen Vertrage von Verſailles angeſammelt hatte, wurde von uns angegriffen und bekömpft. Dieſe Bewe⸗ gung verpflichtete ſich der Aufgabe, ohne Anſehen der Perſon, Treue, Glauben und Anzändigkeit wieder in ihre Rechte einzu— ſetzen. Seit acht Monaten führen wir einen heroiſchen Kampf gegen die kommuniſtiſche Be- drohung unſeres Volkes. Der Welt aber, der wir nichts zu Leide tun. und von der wir nur eines wünſchen, daß ſie uns friedlich arbeiten laſſen möge verfolgt uns ſeit Monaten mit einer Flut aon Lügen und Verleumdungen. Während ſich in Deutſchland eine Revolution vollzog, die nicht wie die franzöſiſche oder ruſſiſche Hecatomben an Menſchen abſchlachtete, die nicht Geiſeln ermordete, die nicht wie der Komniumnarden⸗Auſſtand in Paris oder die Räterevolution in Bauern und Ungarn Kul⸗ turbauten und Kunſtwerke durch Petroleuſen vernichtete, ſondern bei der im Gegenteit nicht ein einziges Schauſenſter zertrümmert, kein Geſchäft geplündert und kein Haus be— ſchädigt wurde, verbreiten gewiſſenloſe Het⸗ zer eine Flut von Greuelnachrich— ten, die nur verglichen werden können mit den von den gleichen Elementen fabrizierten Lügen zu Beginn des Krieges. Es iſt verderblichen und minderwertigen Subjekten gelungen, in der Welt eine Pſy⸗ choſe hervorzurufen, deren innere krankhafte hyſteriſche Zwieſpährigkeit geradezu klaſſiſch aufgezeigt werden kann: Denn dieſelben Ele⸗ mente, die auf der einen Seite über die „Unterdrückung“ und Tyranniſierung“ des armen deutſchen Volkes durch die national⸗ ſozialiſtiſchen Machthaber jammern, erklären auf der anderen mit unverfrorener Unbe— kümmertheit, daß die Beteuerungen der Friedensliebe in Deutſchland deshalb belanglos ſeien, weil ſie nur ein paar nationalſozialiſtiſche Miniſter oder der Reichskanzler ausſprechen, während im Volk der wilde Kriegsgeiſt tobe. So iſt es: Nach Bedarf wird das deutſche Volk bald als be⸗ dauernswert unglücklich und unterdrückt, bald wieder als brutal und angriffswütig der Welt vorgeſtellt. Appell an Frankreich Ich faſſe als Zeichen eines edleren Gerech⸗ tigkeitsſinnes auf, daß der franzöſiſche Mini⸗ ſterpräſident Daladier in ſeiner letzten Rede Marte des Geiſtes eines verſöbnlichen Ver— ſtehens gefunden hat, für die ihm unzählige Millionen Deutſche innerlich dankbar ſind. Das nationalſozialiſtiſche Deutſchland hat kei⸗ nen anderen Wunſch, als den Wettlauf der europäiſchen Völker wieder auf die Gebiete hinzulenken, auf denen ſie der ganzen Menſch⸗ heit in der edelſten gegenſeitigen Rivalität jene unerhörten Güter der Ziviliſation, der Kul⸗ tur und Kunſt gegeben haben, die das Bild der Welt heute bereichern und verſchönern. Ebenſo nehmen wir in hoffnungsvoller Be— wegtheit von der Verſicherung Kenntnis, daß die franzöſiſche Regierung unter ihrem jet⸗ zigen Chef nicht beabſichtigt, das deutſche Volk zu kränken oder zu demütigen. Ich ſpreche im Namen des ganzen deut⸗ ſchen Volkes, wenn ich verſichere, daß wir alle von dem aufrichtigen Wunſche erfüllt ſind, eine Feindſchaft auszuſüh⸗ nen, die in ihren Opfern in keinem Ver⸗ hältnis ſteht zu irgendeinem möglichen Gewinn. Die Geſchichte der letzten 150 Jahre ſollte durch all ihren wechſelvollen Verlauf hindurch die beiden Völker über das eine belehrt haben, daß weſentliche Veränderungen von Dauer bei allem Bluteinſatz nicht mehr möglich ſind. Das deutſche Volk iſt dazu bereit. Indem wir freimütig die Rechte geltend machen, die uns nach den Verträgen ſelbſt gegeben ſind, will ich aber genau ſo freimütig erklären, daß es darüber hinaus zwiſchen den beiden Ländern keine territorialen Konflikte mehr für Deutſchland gibt. Nach der Rückkehr des Saargebietes zum Reich könnte nur ein Wahn⸗ ſinniger an die Möglichkeit eines Krieges zwiſchen den beiden Staaten denken. Wenn der franzöſiſche Miniſterpräſident aber fragt, warum denn die deutſche Jugend mar⸗ ſchiere und in Reih und Glied antritt, dann nicht, um gegen Frankreich zu demonſtrieren, ſondern um jene politiſche Willensbildung zu zeigen und zu dokumentieren, die zur Nie⸗ derwerfung des Kommunismus notwendig war und zur Niederhaltung des Kommunismus notwendig ſein wird. Es gibt in Deutſchland nur einen Waf⸗ fenträger, und dies iſt die Armee. Und es gibt umgekehrt für die nationalſozia⸗ liſtiſchen Organiſationen nur einen Feind, und dies iſt der Kommunismus. Die Welt muß ſich aber damit abfinden, daß das deutſche Volk für ſeine innere Organiſation zur Be— wahrung unſeres Volkes vor dieſer Gefahr diejenigen Formen wählt, die allein einen Er⸗ folg garantieren können. Wenn die übrige Welt ſich in unzerſtörbaren Feſtungen ver⸗ ſchanzt, ungeheure Fluggeſchwader baut, Rie⸗ ſentanks konſtruiert, enorme Geſchütze gießt, kann ſie nicht von einer Bedrohung reden, weil deutſche Nationalſozialiſten gänzlich waf⸗ fenlos in Viererkolonnen marſchieren und da⸗ mit der deutſchen Volksgemeinſchaft ſichtbaren Ausdruck und wirksamen Schutz verleihen! Wenn aber weiter der franzöſiſche Mini⸗ ſterpräſident Daladier die Frage erhebt, warum dann Deutſchland Waffen fordere, die doch ſpäter beſeitigt werden müßten, ſo liegt hier ein Irrtum vor: Das deutſche Volk und die deutſche Re⸗ gierung haben überhaupt nicht Waffen, ſondern Gleichberechtigung gefordert. Wenn die Welt beſchließt, daß ſämtliche Waf⸗ ſen bis zum letzten Maſchinengewahr beſeitigt werden, wir ſind bereit, ſofort einer ſolchen Konvention beizutreten. Wenn die Welt be⸗ ſchließt, daß beſtimmte Waffen zu vernichten ſind: wir ſind bereit, auf ſie von vornher— ein zu verzichten. Wenn aber die Welt be— ſtimmte Waffen jedem Volke zubilligt, ſind wir nicht bereit, uns grundſätzlich als min- derberechtigtes Volk davon ausſchlie— ßen zu laſſen! Die früheren deutſchen Regierungen ſind einſt vertrauensvoll in den Völkerbund ein⸗ getreten, in der Hoffnung, in ihm ein Forum zu finden für einen gerechten Ausgleich der Völkerintereſſen, der aufrichtigen Verſöh— nung, vor allem aber der früheren Gegner. Dies ſetzte aber voraus die Anerkennung der endlichen Wiedergleichberechtigung des deut— ſchen Volkes. Unter derſelben Vorausſetzung erfolgte auch ihre Teilnahme an der Abrüſtungs— konferenz. Die Deklaſſierung zu einem nicht— gleichberechtigten Mitglied einer ſolchen In— ſtitution oder Konferenz iſt für eine ehrliche Nation von 65 Millionen Menſchen und eine nicht minder ehrliebende Regierung eine un— erträgliche Demütigung. Das deutſche Volk hat ſeine Abrüſtungsverpflichtungen bis zum Uebermaß erfüllt. Die aufgerüſteten Staaten wären nunmehr an der Reihe, die analogen Verpflichtungen nicht weniger aufzunehmen. Die Sicherheit Deutſchlands iſt kein gerin— geres Recht als die Sicherheit der anderen Nationen. Die Verteidigungsanlagen der anderen Völker ſind gegen ſchwerſte An— griffswaffen gebaut, während Deutſchland keine Angriffswaffen, ſondern nur jene Ver— teidigungswaffen fordert, die auch in Zu— kunft nicht verboten, ſondern ſämtlichen Na— tionen geſtattet ſind. Die bewußte Deklaſſierung aber unſeres Volkes, die darin liegt, daß man jedem Volke der Welt ein ſelbſtverſtändliches Recht zubil⸗ ligt, das nur uns allein vorenthalten wird, empfinden wir als die Verewigung einer Diskriminierung, die für uns unerträglich iſt. Ich habe ſchon in meiner Friedensrede im Mai erklärt, daß unter ſolchen Vorausſetzun— gen wir zu unſerem Leidweſen auch nicht mehr in der Lage ſein würden, dem Völker— bunde anzugehören oder an internationalen Konferenzen teilzunehmen. Wir ſind nicht verantwortlich für den Krieg, ſind nicht ver⸗ antwortlich für das, was in ihm geſchah, ſondern fühlen uns nur verantwortlich für das, was jeder Ehrenmann in dieſer Not ſeines Volkes tun müßte und was wir auch getan haben. Es iſt für uns damit aber als Vertreter eines ehrlichen Volkes und eines ehrlichen eigenen Ich unmöglich, an Inſtitu— tionen teilzunehmen unter Vorausſetzungen, die nur für einen Unehrlichen erträglich ſind. Indem wir aus den Erklärungen der offiziellen Vertreter einer Reihe von Großſtaaten entnommen haben, daß von ihnen an eine wirkliche Gleichberechtigung Deutſchlands zurzeit nicht gedacht wird, iſt es dieſem Deutſchland zurzeit auch nicht möglich, ſich weiterhin einer ſo un⸗ würdigen Stellung anderen Völkern auf⸗ zudrängen. Die Drohungen mit Gewalt könnten uns in ihrer Verwirklichung nur Rechtsbrüche ſein. Die deutſche Regierung iſt zutiefſt erfüllt von der Ueberzeugung, daß ihr Appell an die ganze deutſche Nation der Welt beweiſen wird, daß die Friedensliebe der Regie⸗ rung genau ſo wie ihre Ehrauffaſſung und der Ehrbegriff des ganzen Volkes ſind. Ich habe mich entſchloſſen, zur Dokumen— tierung dieſer Behauptung den Herrn Reichs— präſidenten zu bitten, den Deutſchen Reichs— tag aufzulöſen und in einer Neuwahl, ver— bunden mit einer Volksabſtimmung dem deutſchen Volke die Möglichkeit zu bieten, ein geſchichtliches Bekenntnis abzulegen, nicht nur im Sinne der Billigung der Regie⸗ rungsgrundſätze, ſondern auch in einer bedingungsloſen Verbindung mit ihnen. Möge die Welt aus dieſem Bekenntnis die Ueber— zeugung entnehmen, daß das deutſche Volk ſich in dieſem Kampf um ſeine Gleichberechti— gung und Ehre reſtlos identiſch erklärt mit ſeiner Regierung, daß aber beide in tief— ſtem Grunde von keinem anderen Wunſche erfüllt ſind, als mitzuhelfen, eine menſchliche Epoche tragiſcher Verirrungen, bedauerlichen Haders und Kampfes zwiſchen denen zu be⸗ enden, die als Bewohner des kulturell bedeu⸗ tungsvollſten Kontinents der ganzen Menſch⸗ heit gegenüber auch in Zukunft eine gemein⸗ ſame Miſſion zu erfüllen haben. Möge es dieſer gewaltigen Friedens⸗ und Ehrkundgebung unſeres Volles gelingen, dem inneren Verhältnis der europäiſchen Staa⸗ ten untereinander jene Vorausſetzung zu geben, die zur Beendigung nicht nur eines jahrhun⸗ verteiangen Haders und Streites, ſondern auch zum Neuaufbau einer beſſeren Gemeinſchaft erforderlich ſind: Der Erkenntnis einer höhe⸗ ren gemeinſamen Pflicht aus gemeinſamen glei⸗ chen Rechten! Der Reichstagsbrandyrozeß Berlin, 15. Oktober. Die Verhandlung am Samstag begann mit einer Verzögerung von mehr als einer halben Stunde, da das Gericht noch Be⸗ ſchlüſſe zu faſſen hat. Der Angeklagte Dimi⸗ troff iſt noch nicht zugelaſſen. 1 Senatspräſident Dr. Bünger gibt zu⸗ nächſt Folgendes bekannt: Das Gericht hat den Angeklagten Dimitroff vor einiger Zeit von den Verhandlungen ausſchließen müſſen, weil er ungeachtet der mehrfachen Verbote ſich in Beleidigungen von Beamten erging. Dem Senat iſt nunmehr von den aus- ländiſchen Rechtsanwälten Dets⸗ hoff, Grigoroff, Gallagher und Willard die Abſchrift eines Schreibens vom 12. Ok⸗ tober zugegangen, das dieſe Rechtsanwälte an den Verteidiger der Bulgaren, Rechts- anwalt Dr. Teichert, gerichtet haben, und das ſich mit den längſt in öffentlicher Sit— zung erfolglos widerlegten Vorwürfen über eine angebliche Mißhandlung des Angeklag— ten Dimitroff befaßt. In dieſem Schreiben ſagen die genannten Rechtsanwälte wörklich, daß ſie der Meinung ſind, daß nach der Behandlung, die Dimitroff bis zum Anfang des Leipziger Prozeſſes von der Polizei und den Unkerſuchungsbehör den erfahren hal, Dimitroff als Menſch nur Verachtung und Hohn dieſen Behörden ge⸗ genüber haben könne. Die Rechtsanwälte, denen in entgegen— kommender Weiſe Dauerzuhörerkarten für die Verhandlung ausgeſtellt ſind, wagen alſo, derartige ſchwere Beleidigungen und Anwürfe dem Rechtsanwalt Dr. Teichert ge— genüber gegen Beamte, insbeſondere dem Unterſuchungsrichter des Reichsgerichtes, zu äußern und durch Ueberſendung einer Ab— ſchrift dem Reichsgericht zur Kenntnis zu bringen, dem Reichsgericht, das ſie zuge— laſſen hat. Ein derartiges Verhalten charak— teriſiert ſich ſelbſt. a Ich entziehe den genannten Herren ihre Juhörerkarten. Unter den geladenen Zeugen befindet ſich auch der frühere Branddirektor Gempp. Rechtsanwalt Dr. Sack bittet feſtzuſtellen, ob der hier anweſende Zeuge Gempp iden— tiſch iſt mit dem Branddirektor Gempp, der am 27. Februar die Leitung der Löſcharbei— ten beim Reichstagsbrande hatte. Es ſei ihm nämlich mitgeteilt worden, daß dieſer Branddirektor Gempp ermor⸗ del worden ſein ſoll. Der Zeuge Branddirektor Gempp prote⸗ ſtiert lächelnd gegen die Behauptung von ſeiner Ermordung. Hierauf wird die Vernehmung des Haus— meiſters Scranowitz fortgeſetzt. Ober— reichsanwalt Dr. Werner weiſt auf den Schlußbericht der Londoner Unterſuchungs— kommiſſion hin, in dem„feſtgeſtellt“ wird, daß der Korreſpondent einer großen auslän— diſchen Preſſekorreſpondenz am Abend des Brandes erhebliche Mengen Brand⸗ material— leicht brennbare Stoffe, Teerpappe, Werg, leicht brennbare Flüſſig⸗ keiten uſw.— geſehen hat. Er hat ferner berichtet, daß die Feuerwehrleute den Sit— zungsſaal geſäubert und das Material in den Korridor geſchafft haben, damit nicht auch dieſes noch Feuer finge. Zeuge Scranowitz: Im Umgang zum Plenarſaal iſt unter einem Pult ein Regal. Da waren Druckſachen aufgeſtapelt im Ge— ſamtgewicht von etwa drei bis vier Kilo— gramm. Dieſe Druckſachen ſind fortgeſchafft worden. Wenn von Brennmaterial, Teer— pappe, Werg uſw. geſprochen wird, ſo iſt das eine Lüge. Keine Verzögerung der Löſcharbeit Als nächſter Zeuge wird der Brand⸗ meiſter Klotz vernommen. Der Vorſit— zende betont. daß der Zeuge beſonders bei ſeinen Ausſagen auf die Zeiten achten ſoll. Brandmeiſter Klotz gibt an, daß die Wache um 9.15 Uhr alarmiert wurde. Sein Zug ſei mit allergrößter Beſchleunigung zur Brandſtelle gefahren, wo er nach etwa vier bis ſechs Minuten eingetroffen ſei. Ein an⸗ derer Löſchzug ſei ſchon vor dem Reichstage Nette und war bereits im Begriff, mit eitern in die Fenſter zu ſteigen. Der Zeuge iſt dann zuſammen mit zwei Feuerwehrleu— ten durch das Portal 5 zur Wandelhalle ge— ſtürmt. Kleine Brandherde an der Säule hat er ſofort mit dem Löſcheimer gelöſcht. Er verſuchte dann, in den Plenarſaal zu kommen; als er die Tür aufmachte, ſchlu⸗ gen ihm ſtarke Hitze und etwas Qualm ent⸗ gegen. Im Hintergrunde ſah er einen Fen⸗ erſchein. Das ſei um 9.24 Uhr geweſen. Den großen Feuerſchein habe er aber nicht am Präſidententiſch geſehen, ſon⸗ dern dieſer Schein ſei links oben von der Galerie gekommen. Auf Vorhalte des Vorſitzenden erklärt der Zeuge mit Beſtimmtheit, daß in dieſer Hinſicht keine Täuſchung möglich ſei. Der Zeuge beſtätigt, daß mit dem Spritzen um 9.26 bis 9.27 Uhr begonnen worden iſt. Der Vorſitzende ſtelln zuſammenfaffend * ſeſt, daß von einer Verzögerung der Löſcharbeit keine Rede ſein könne. Die Frage des Oberreichsanwaltes, ob es um 9.27 Uhr ſchon ſo heiß geweſen ſei, daß niemand mehr in den Plenarſaal kommen konnte, bejaht der Zeuge und erklärt, daß da die Situation ſchon ſo geweſen ſei, daß nichts mehr zu retten war. Oberreichs anwalt: In London hat ein Zeuge geſagt, er habe um 11 Uhr nachts geſehen, daß eine ungeheure Menge von Zeitungen und Brandmaterial im Ple⸗ narſaal auf dem Boden lag, ebenſo leicht entzündbare Flüſſigkeit, und daß die Feuer⸗ wehr dieſes Material aus dem Sitzungsſaal in die Umgänge ſchleppte. Zeuge: Das war unmöglich, der Saal war ſchon in hellen Flammen. Al Fragen des Rechtsanwaltes Teichert erklärt der Zeuge, daß die Feuerwehr glat⸗ te Fahrt hatte, es herrſchte zwar Froſt, es war aber kein Glatteis. Die Durchſchnitts⸗ geſchwindigkeit der elektriſchen Feuerwehr ſei 30 bis 32 Kilometer. Rechtsanwalt Dr. Sack: Kurz vor 12 Uhr iſt das Feuer faſt gelöſcht. Kurz vor 1 Uhr erfolgt das Abrücken der Wache, vier Züge bleiben zurück. Iſt es da überhaupt mög⸗ lich, daß während dieſer Zeit irgendein Journaliſt in der Lage war, in den Ple⸗ narſaal hineinzugehen und beſtimmte Be— obachtungen zu machen. Zeuge: Es dürfte kein Jour naliſt hinein, denn die Träger waren herunter⸗ geſtürzt, und es beſtand Lebensgefahr. Dr. Sack: Die Jeugenausſage in London iſt damit abſolut einwandfrei widerlegt und als objektiv unrichtig feſtgeſtellt. Als nächſter Zeuge wird der Brand⸗ meiſter Wald von der Feuerwache Moa⸗ bit 7 vernommen. Er bekundet, der Zug ſei gleich nach dem Alarm mit größtmöglichſter Geſchwindigkeit zum Reichstag gefahren. Ich ließ, ſo fährt der Zeuge fort, fünf⸗ ten Alarm geben. Als der damit beauf— tragte Beamte die telefoniſche Verbindung noch nicht erlangt hatte, rief ein Polizei— beamter uns zu: „Es brennt ja in allen Ecken, ſorgen Sie für verſtärkten Alarm!“ Darauf ließ ich den 10. Alarm geben, der auch ſofort durchgegeben wurde. Ich habe nachher feſtgeſtellt, daß dieſer Alarmbefehl um 9.32 Uhr bei der Wache eingegangen war. Auf die Frage des Oberreichsanwalts erklärt auch der Zeuge Wald, daß es ganz unmöglich geweſen ſei, gegen 11 Uhr nachts Brandmaterial aus dem Sitzungs— ſaal herauszuſchaffen. Oberreichsanwalk Dr. Werner: Auf deutſch ausgedrückt, wenn ein Menſch behaupket, daß um 11 Uhr nachts derarti- ges geſchehen ſei, wie es in London ange- geben wurde, dann hat er glatt gelogen? 1 ge Wald: Nach meiner Meinung Noch eine Lüge Auf die Frage des Reichsanwalts Pa ri⸗- ſius, ob ſofork SA oder Ss anweſend wa⸗ ren, da nach dem Londoner Braunbuch ſchon vorher eine ekwa 20 Mann ſtarke SA. Abteilung ſich dort befunden haben ſoll, ant⸗ wortet der Zeuge: Ich habe keinen SA. oder SS-Mann geſehen. „Reichsanwalt Pariſius: Auch das iſt alſo eine glatte Lüge. Der Vorſitzende legt nun eine Ver— handlungspauſe ein. Vorher bittet Rechtsanwalt Or. Teichert, in der Paufe über ſeinen Antrag zu entſcheiden, ob Di⸗ mitroff von Montag ab wieder zur Verhand— lung zugelaſſen werde. Dimitroff wieder zugelaſſen Nach Wiedereröffnung der Sitzung teilt der Vorſitzende den Senatsbeſchluß mit, Di— mitroff von Montag ab zur Hauptverhand— lung wieder zuzulaſſen. N Als Zeuge wird dann Oberbrandmei⸗ ſter Puhle vernommen. Wie die vorherge⸗ henden Zeugen erklärt auch er, es ſei ganz unmöglich geweſen, daß gegen 11 Uhr nachts aus dem brennenden Sitzungsſaal Brandſtiftungsmaterial hätte herausgeſchafft werden können. SA⸗ oder SS-Formationen ſeien nicht im Reichstage geweſen. Rechtsanwalt Dr. Sack weiſt auf einen Bericht des Braunbuches hin, daß Oberbrand— direktor Gempp in einer Beſprechung nach dem Brande geſagt haben ſoll, die Feuerwehr ſei viel zu ſpät alarmiert worden. Er ſoll ſich ferner darüber beklagt haben, daß der preußiſche Miniſterpräſident Göring ihm ausdrücklich ver⸗ boten habe, ſofort die höchſte Alarmſtufe zu ge⸗ ben. Der Zeuge bezeichnet dieſe Behauptungen des Braunbuches mit allem Nachdruck als Lügen. Eine Beſprechung, wie ſie Gempp nach dem Reichstagsbrande veranſtaltet habe, ſei nach ſedem großen Brande üblich geweſen. Auch die Behauptung, Gempp habe Beſprechung geſagt, es ſei von ihm 10 worden, Veränderungen im 10 anzubringen, erklärt der Zeuge für Göring am Brand platz Es folgt nunmehr die Zeuge des obenb runder 8 e 10 pp. Mugen erklärt zu den den vorigen Zeugen vorgel 10 ten Behauptungen, daß er weder SA ſeinem Eintreffen geſehen, noch Bran dm rial in großen Mengen beobachtet habe Etwa eine Viertelſtunde na i Einkreffen ſei er auf den 1 Pane herd erſchienenen Miniſterpräſidenten Göring zugegangen, um ihm Meldung zu erſtalten. Der Miniſterpräſident habe als einzige een ihn gerichtet, ob er, 0 105 5 teichstagsdirektor Galle 8 hätte. M. niſterpräſident Göring habe jedoch erwidern, laſſen Sie ſich nur nicht ſtören, Sie haber die Verantwortung. Auf weitere Fragen be kundet der Zeuge Gempp, a daß Miniſterpräſident Görin Brandort eingetroffen ſei, als die gen. erwehr längſt in Tätigkeit war. Bei der Beſprechung am nächſten Tage hal es ſich um eine der üblichen Vprechmnge gehandelt, in denen Erfahrungen ausge⸗ tauſcht und auch Kritik geübt wurde. Die Behauptung, er habe vom Miniſterpräſiden. ten oder ſonſt einer vorgeſetzten Stelle An— weiſung erhalten, nicht zu viel vorzuge⸗ hen, bezeichnete der Zeuge als vollſtän⸗ digen Unſinn. 5 Wichtige Belundungen Oberreichs anwalt: Im Braun— buch wird ausgeſagt, aus den Anordnun— gen des Miniſterpräſidenten Göring habe ſich ergeben, daß man dort an der Ausdeh⸗ nung des Brandes und nicht beſonders an ſeiner Eindämmung intereſſiert geweſen ſei Haben Sie irgendeine Beobachtung gemacht, daß von irgendeiner Stelle aus Maßnah⸗ men getroffen oder Aeußerungen gefallen ſind, die dahin auszulegen waren? Zeuge: Nein, nicht das Geringſte. Oberreichsanwalt: Sie haben zu den Ae engen über Ihre angebli⸗ chen Aeußerungen ſpäter ein Dementi ver— öffentlicht, am 18. Juni. Im Braunbuch wird behauptet, daß dieſes Dementi unter irgendeinem Druck gegen Sie zuſtandege— kommen ſei. Zeuge: Von niemand! Oberreichsanwalt: Auch nicht vom Miniſterpräſidenten Göring? Zeuge: Nein. Oberreichsanwalt: Weiter wird in der, Preſſe behauptet, daß Sie zum Termin aus der Haft vorgeführt ſeien. Sind Sie irgend— wann in Haft geweſen oder iſt iraendwie eine Maßnayme gegen Sie in Verbindung mit dieſem Brand verfügt worden? Zeuge: Nein. Vorſ.: 810 Sie zuſammenfaſſend er. klären, daß die Ihnen vorgehaltenen Mel dungen falſch und unwahr waren? Zeuge: Ja, ſie ſind falſch und unwahrl Vorſ.: Das nehmen Sie auf Ihren Eid, in vollem Bewußtkſein, daß dieſe Bekun⸗ dung ſehr wichtig iſt! Zeuge Gempp: Jawohl. RA. Teichert: Haben Sie irgendeine Wahrnehmung gemacht, daß man beabſich⸗ tigt hat, Sie hinterrücks zu ermor: den? Zeuge: Nein. Die Weiterverhandlung wird dann auf Montag vertagt. Ausweiſung der ausländiſchen 5 Neihtsanwälle In einer kurzen Verhandlungspauſe wil den die von dem Vorſitzenden ausgeſchloſſenen ausländiſchen Rechtsanwälte, und zwar Gi goroff⸗Bulgarien, Detcheff⸗Bulgarjen, Gala gher⸗Amerfka und Willard⸗Frankreich, az dem Saale entfernt und zur Vernehmung ins Polizeipräſidium gebracht. 1 0 Die vier ausländiſchen Rechtsanwälte ſind aus Deutſchland ausgewieſen worden. bleiben bis zur Durchführung der Auswel⸗ ſung in Haft. Drei Raub mörder hingerichtet Magdeburg, 15. Oktober. Samskag früh burden in Magdeburg 00 drei Raubmörder Träger, Meißner un Bartels durch den Magdeburger Scharftich. ker hingerichtet. Sie halten am 8. Hio vun 925 5 eine Greiſin überfallen, gelötet un eraubf. Auslands⸗Mundſchau Deſerteur im Militürflugzeug. Nach dem„Matin“ iſt ein italienisches M, litärflugzeug 8 km von der franzöſiſchen Stad Embrun gelandet. Der Pilot, ein Unteroff unwahs, zier aus der Gegend von Turin, erklärte ze nächſt, er habe ſich verirrt, ſagte aber ſpätet aus, er habe deſertieren wollen, da in Ita lien keine Arbeitsmöglichkeit vorhanden ſei, Protokol Das Brillentragen Das Brillentragen hat niemals gleichmäßige Sympathien gefunden. So war z. B. Goethe ein ausgeſprochener Gegner von Brillen und optiſchen Hilfsmitteln, was er auch an ver⸗ schiedenen Stellen ſeiner Werle zum Aus⸗ druch gebracht hat. Er wollte ſich, wie er ſagte, die Anſchauung der Naturdinge, die Natur ſelbſt, wie ſie ſich im Menſchen widerſpie⸗ gelt, durch Inſtrumente nicht rauben laſſen. Bei der geiſtigen und ſeeliſchen Verarbeitung eines Eindrucks wollte er durch ſcharfe Bilder mit all ihren ablenkenden Einzelheiten nicht ge— ſtört werden. Auch der Kunſtmaler hat ja eine ähnliche Einſtellung. Er liebt nicht das ſcharfe Bild, ſondern zieht eine gewiſſe Undeutlichmachung vor, wobei ihm das Blinzeln eine wertvolle Hilfe bietet. Denn beim Blinzeln. entſtehen durch Veränderung der Eintrittsöffnung für Lichtſtrahlen und durch die Beugung der Licht⸗ ſtrahlen an den Wimpern unſcharfe Eindrücke, die die Farbenwirkung natürlich ganz weſent⸗ lich ändern und die farbige Wiedergabe des Bildes erleichtern. Anders iſt es beim Fehlſichtigen, der ſchon ohne die Brille ganz unſcharfe Bildeindrücke hat. Iſt jemand fehlſichtig, ſo werden ganz erhöhte Anforderungen an ſein Auge geſtellt, die auf die Dauer nicht zu ertragen ſind. Und ſo iſt es ſchließlich zur Einführung der Brille gekommen. Die Augen werden durch ſie in ihrer Sehkraft geſtärkt, was oftmals ſogar zu einer weſentlichen Beſſerung des Augenlei— dens führt. Allerdings wird man gut daran zun, die Brille einmal abzulegen, um ſich nicht daran zu gewöhnen und das Auge anderer⸗ ſeits zu zwingen, ſelbſt das klare Bild aufzu— nehmen. Die optiſche Kunſt hat auch hier zu man— cherlei Konſtruktionen geführt. Vom ovalen Glas iſt man zum Rundglas, ferner zum ge— cchliffenen Glas, ja ſogar zum Hohlglas und neuerdings bereits zum eckigen Glas gekom⸗ men. Das ſind nicht immer nur äſthetiſche Fak⸗ toren, die zu dieſer Verarbeitung führten, hat es ſich doch in vielen Fällen gezeigt, daß ein beſonderer Schliff eine ganz beſondere Seh⸗ wirkung erzielen kann. Wenn man auch nicht immer das Bedürfnis hat, die Dinge in allen Einzelheiten zu ſehen, ſo wird es doch im In⸗ tereſſe der Erhaltung der Sehkraft in der Regel notwendig ſein, das Brillenglas zu be⸗ mtzen, das manches Geſicht ſogar verſchönen ſann. Jedenfalls kann das Tragen des rich⸗ Brillenglaſes das Auge nicht ſhädi⸗ es kann nur nützen. Perſchiedenes Erfinder in der Gefeingniszell:. Strafgefange— ne pflegen oft in der Einſamkeit ihrer Zelle zu Erfindern zu werden, ſofern ſie innere Kraft genug haben, die Haftpſychoſe zu überwinden. Claude Dorothee, Marquis von Jousfroy D' Abbas, jedoch verlor nicht die Friſche ſeines Geiſtes, als er im Jahre 1765 in einen dump⸗ fen Kerker wanderte, weil er mit einem Offi⸗ zier einen folgenſchweren Handel gehabt hatte. Er beſchäftigte ſich mit phyſikaliſchen und tech⸗ niſchen Dngen und entwarf den Plan ein Dampfſchiffes. Als er ſpäter in Freiheit g 5 ge letzt wurde, machte er ſich ſofort an die Ver⸗ wirklichung ſeines für die damalige Zeit Auf⸗ ſehen erregenden Planes. Jetzt, lange Zeit nach jenem Ereignis, iſt ihm zu Ehren in ſei— ner Gefängniszelle eine Gedenktafel angebracht worden. . Das Wunder des Goldzahne⸗ Aus der Geſchichte des Zahnerſatzes. Goldene Zähne ſind uns heutigen Menſchen ſo wenig etwas Ungewöhnliches, daß ſie faſt ſchon als Protzerei gelten. Bei den Amerika⸗ nern zum Beiſpiel ſind ſie geradezu verpönt. Noch vor wenigen Jahrzehnten war das an⸗ ders, und für unſere Großeltern bedeutete ein Goldzahn eine Rarität, eine Koſtbarkeit, die faſt als Zeichen beſonders ſolider Ver⸗ mögenslage angeſehen wurde. Und unſere Ur⸗ großeltern gar wußten überhaupt nichts davon, daß nicht nur die ſprichwörtliche Morgen— ſtunde, ſondern auch bevorzugte Sterbliche Gold im Munde haben könnten.— Trotzdem meldet die Geſchichte, daß die Erfindung der Gold—⸗ krone weit älteren Urſprungs iſt. Im Jahre 1583 ſah in dem ſchleſiſchen Dorfe Weigelsdorf eine Mitſchülerin bei einem acht— jährigen Schulknaben etwas Goldenes im Munde aufblitzen. Bei näherem Beſehen ſtellte es ſich heraus, daß es ein goldener Backenzahn war. Niemand wußte, daß dieſes ſeltſame Phä— nomen das Wert eines geſchicktes Goldſchmieds war, und das„Naturwunder“ machte nicht ge— ringes Aufſehen. Zahlreiche Gelehrte unter— ſuchten den Knaben. konnten aber auch nur feſtſtellen, daß der Zahn ſich in nichts von den normalen unterſchied; keine Fuge, keine Lötſtelle war zu ſehen, geſundes Zahnfleiſch umgab ihn; allerdings war er etwas dicker als die übrigen Backenzähne. Schließlich unterſuchte auch der berühmte Profeſſor der Medizin an der Univerſität Helm“„Jakob Horſt, die ſonderbare Erſchei⸗ nung gründlich, ohne zu einem anderen Re⸗ ſultat zu kommen als ſeine Kollegen. Er ſchrieb eine gelehrte lateiniſche Abhandlung von 156 Seiten darüber, die im folgenden Jahre unter dem Titel„Von dem güldenen Zahn, ſo einem Knaben in Schleſien gewachſen“ ins Deutſche überſetzt wurde und damit den Ruhm eines jungen Mannes begründete, der ſich auf den Jahrmärkten für Geld ſehen ließ. Jakob Horſt fand höchſt allegoriſche Er— klärungen für das Goldzahnwunder: Es ſei ein Zeichen der Gnade, welches Gott dem „Heiligen Römiſchen Reiche Deutſcher Nation“ erweiſe. Daß es der letzte Backenzahn ſei, zeige, daß das Deutſche Reich das letzte vor dem Weltuntergang ſei. Das Gold bedeute einen großen Aufſchwung und Glanz, und der Backenzahn, auf dem ja viel gekaut und zer⸗ malmt werde, bedeute, daß der ſündigen Chri— ſtenheit noch viele Prüfungen bevorſtä Der berühmte Goldzabn war nun aller⸗ Vergnügliche„Weinleſe“ Kurioſa vom deutſchen Wein „Der größte deutſche Weinberg findet ſich an der Moſel zwiſchen dem maleriſchen Winzerſtädtchen Bernkaſtel und dem großen Weindorf Zeltingen. An dem 6 Kilometer langen und 300 Meter hohen Moſelhang werden jährlich gegen 2 Millionen Liter Wein geerntet. * In dem uralten, von den Römern gegrün— deten Moſelweindorf Ediger findet ſich in der Dorfkirche eine Holzplaſtik„Jeſus in der Kelter“. Um 1200 iſt dieſes Ediger im Co— chemer Krampen„Hauptſtadt“ eines eigenen Reiches von 97 Ortſchaften geweſen, die ſich zur Abwehr räuberiſcher Nachbarn verban— den. * Würzburg, die Stadt der Glocken und ba— rocken Münſter, ſpendet als fränkiſche Wein— metropole dem Zecher eigenartige Freuden. „Stein“,„Harfe“ und„Leiſten“ ſind die Spitzenmarken der Gewächſe von Würzburgs Rebhügeln, von„Häckern“— ſo heißen die fränkiſchen Winzer— in„Bocksbeutel“ ge— füllt und verſiegelt. Zu den Eigenarten Würzburgs gehören die Bäcker, die offenen Wein ausſchenken, ſo der„Maulaffenbäck“, der„Brückenbäck“, der, Johanniterbäck“ u. a. Dazu gehören auch die Fiſchwirtſchaften, in denen man als Spezialität„Mainfiſchle mit Moſt“ vorgeſetzt bekommt, ſo beim„Loch— fiſcher“, bei der„Schiffbäuerin“, in den „Drei Kronen“. „unterirdiſche“ Würzburg, die rieſigen Wein— gewölbe und die Trinkſtuben vom Julius— ſpital, vom Bürgerſpital zum heiligen Geiſt, der Staatlichen Hofkellerei der Reſidenz mit dem von Balthaſar Neumann erbauten Meinkeller. Nach altem Kellerrecht wurde einſtmals ohne Unterſchied des Standes auf eine Kellerbank gelegt und weidlich durchge— walkt, wer in dieſen heiligen Räumen etwa Betreffenden geredet wird „Eine große Schönheit, die Gräfin Thiel! willkürlich Ernſt Cornelius. „Ja, ſehr ſchön iſt die Sabine!“ Es klang ein wenig traurig. man ſollte es ihm ſchlechtweg ſagen. Aber nein, verbeſſerte ſie ſich. Eine Gräfin Mont— billard erlaubt ſich keine Falſchheit. „Sidonie hat ein gutes Herz“, erwiderte ſie laut. „Ueber die Leiden des gemeinen Mannes denkt ſie viel- leicht nicht ſo viel nach wie ich. Ich werde meine Güter müſſen. Sie lebt ſelbſtändig Eltern!“ „Die doch auch Ihnen Eltern ſind!“ verwalten ſichern. „Und Gräfin werden ſich vermählen, und der Herr Ge- mag wird den Beſitz verwalten.“ Ignis ſah nachdenklich vor ſich nieder. Sie wußte, daß und wem man ſie verſprochen. Kein Geheimnis dieſer Art kann ſo feſt verwahrt ſein, aß ein neugieriges Mädchenherz es nicht enthüllt. Ein lick genügt, eine halbe Wendung des Kopfes, ein beob⸗ N Zum erſten Male in ihtem Leben empfand Ignis als einen leiſen Schmerz, daß jemand die körperlichen Vorzüge der Geſpielin pries. „Iſt auch ſie eine ſo treue Freundin des gemeinen Mannes?“ fragte Cornelius, ohne die Empfindungen der jungen Lieblichkeit an ſeiner Seite zu ahnen. Hochmütig und mitleidlos iſt ſie, dachte Ignis— und „Oh, freilich, ganz und gar“, beeilte ſich Ignis zu ver⸗ heiten zu wecken. au 1 961 Ignis hatte einen ſehen. Er war ihr völlig gleichgültig geweſen. 5 jungen Bürgerlichen mit jenem, das ſie einma 5 Sehenswürdig iſt auch das 0 Fr:! TydyꝓyꝓꝓyꝓyßfdpdpßpꝓßpfppßppfpfpffppßpdfpfßßffPpfpfdſßpdkꝓfkfßꝓfkhkkfFꝓkfpFfkfFfkfPkPTfkfFfFfFfTkfſfTFyTffkffTfkFfTF—Wf—ꝓꝙG—ͤV—ÿc—kc'C.c'.!'!'!'!:!:!:!:!:!:!:.:.:.:.:..:...... Dieſer iſt hübſcher, dachte geſehen und doch nicht vergeſſen hatte. 2 C Schade! Schade? Warum? „Vielleicht“, antwortete etzte Bemerkung. Cornelius lächelte. einem Standesherrn nicht konnten. 4 mit ihren hatte ſich bezogen. Sie beide fühlten, Sehr enttäuſcht. ſtand nicht ganz die noch ahnte. achtendes oder nachdenkliches Mienenſpiel, wenn von dem 9 ſie ihm abſwehrend e Vielleicht?, dachte er. Eine Gräfin— ſeine Mutter hatte ihm erzählt!— vorenthalten. wie ſie glaubt, iſt dieſe kleine Dame nicht. Der Gedanke ließ ihn ſehr ruhig. Ernſt Cornelius wußte, daß ſolche Roſen, wie die da neben ihm, von bürgerlichen Händen nicht gepflückt werden fahl Bertel, die nagende, ſorgende Unruhe Herzens, das eigenſinnig und in ſaugender Sehnſucht einen Weg flatterte, deſſen Richtung ſie ſelbſt nicht kannte * an die Fäſſer klopfte, fluchte oder ſich ſtraf— würdig aufführte. Das nördlichſte Weingebiet Europas iſt das ſchleſiſche Weinland, deſſen Mittelpunkt Grünberg iſt. Der„Grünberger“ iſt ja viel beſſer als ſein Ruf! Auch hier lockt an den Bürgerhäuſern als Schankzeichen der Wein— kranz an langer Stange, auch hier wird all— herbſtlich ein fröhliches Winzerfeſt gefeiert; vor dem Rathaus wird dabei ein gewaltiges, rebengeſchmücktes Faß aufgeſtellt. Kurz vor der Jahrhundertwende war Grünberg ſogar eines der größten preußiſchen Weinbauge— biete: Auf 1500 Hektar Weingärten in guten Weinjahren bis 30000 Hektoliter Wein geerntet. * Obwohl Mathias Claudius in einem cherlied den thüringiſchen Wein hat, findet neuerdings wieder S Unſtruth-Tafelwein in den Fei ten Mitteldeutſchlands willige A * Um die Moſtzeit verkehrt auch zwiſcher Meißen und Leipzig ein berüchtigter n, er Zug“. Er befördert die Seliger wärts, die im Meißner„Spaargebirge chus huldigten. Dort gedeiht ſeit 800 Jahren Sachhſens beſter Wein. Die kleinen Winzer mien Rot und Weiß zuſammen zum Meiß— ner„Schieler“. Im Spaargebirge en kel ſich zur Moſtzeit frohes Treiben, ur „Kapitelberg“, im„Bauernhäuschen“ Moſt,„Federweißer“ oder„Hölle“ probiert. Auch der Lößnitzer Weinbau vor den Toren Dresdens iſt uralt(888 urkundlich erwähnt). Nicht ohne Grund ließ Auguft der Starke anno 1725 auf der Veſte Königſte'n ſein „Großes Faß“ bauen, das noch groͤf ale das berühmte Heidelberge: geweſen Faßinnern tafelt l e er einmal mit einer köpfigen Hofgeſellſchaft. dings nicht maſſiv und nutzte ſich deshalb mit der Zeit ab. Nach einigen Jahren wuchſen, wie berichtet wird, auf dem Zahn„zwei bei⸗ nerne Zacken“. Zunächſt wurde auch dieſe Tatſache prophetiſch verwertet. Als aber ſchließ⸗ lich die Platte auf dem Zahn und der Ring ſich lockerten, konnte es nicht länger verborgen bleiben, daß ein tüchtiger Goldſchmied die hervorragendſten mediziniſchen Autoritäten ſei⸗ ner Zeit geprellt hatte. Der Träger des Wun⸗ derzahnes aber wanderte ins Gefängnis. Aus der Welt des Wiſſens Vor dem Krieg betrug der Fleiſchverbrauch pro Kopf der deutſchen Bevölkerung jährlich 49,5 kg, nach dem Krieg(von 1918 bis 1925) 39,5 kg und im Jahre 1930 rund 31 kg; trotzdem alſo der Verbrauch an Fleiſch in Deutſchland geſtiegen iſt, hat die deutſche Land⸗ wirtſchaft durch Steigerung ihrer Erzeugung Deutſchland in der Fleiſchverſorgung vom Aus⸗ land beinahe unabhängig gemacht. * Paris hat 80 Millionäre, und zwar 75 einfache und 5 mehrfache Millionäre; aller⸗ dings iſt zu berückſichtigen, daß es Franken⸗ millionäre ſind. Verbot des„Wehrwolf' aufgehoben Karlsruhe, 13. Okt. Nachdem der oherſte SA⸗Führer die Eingliederung des„Wehr⸗ wolf“ in die SA genehmigt hat, hat der badiſche Innenminiſter das am 21. Juni d. J. ausgeſprochene Verbot des Bundes„Der Wehrwolf“ aufgehoben. NS⸗Volkswohlfahrt bittet um Gehör Der Amtsvorſtand ſpricht: Wie kaun eine Mutter mit einem unehelichen Kinde ihr Le⸗ ben friſten, wenn ſie für beide Perſonen 1,18 Rm. täglich für Eſſen und Kleidung vom Wohlfahrtsamt erhält? Wenn eheliche Kinder in Not Elend ind, ſo iſt das ein überaus trau An⸗ blick in einem Kulturſtaat und eine Gefahr für die ft. Aber hier iſt h noch die Stütze einer Familie, ein r, der die haltung ihrer N 1 11 1 Verzweiflung kämp Eltern en 3, iſt 1111830* 47 1 utungen und Gewiß⸗ in ſeinem gro IS dem in dem Stein ö Jetzt hob ſie den Blick und verglich das Profil des ihn mit Beſorgnis ſowohl wie mit Ungeduld 1 ſie unvoreingenommen.— Se auf die eee Graf Thiel oſtpreußiſchen Adel, die ihn als hleſiſchen Adelsverbandes kannten. hreiben,„iſt erſt ha als Außenminiſter bereits demiſſioniert. Aber als Miniſter des Innern iſt eee. ing langſam und gemeſſenen Schrittes n Arbeitszimmer auf und ab Der Brief, der heute morgen mit der mal wöchentlich Thiel berührte, angekommen war, erfüllte die zwei⸗ 11 Man ſchrieb ihm aus Königsberg: Geſinnungsfreunde Haupt des Die Gefahr“, hieß lo gebaunt. Zwar iſt unmöglich geworden und hat er für uns noch gefährlich genug. Seine jakobiniſchen Ge⸗ Erbtochter wie dieſe junge wird man So gar privat, Bei Schmieders Häuschen nahm der Begleiter Abſchied von den Mädchen. Er em heimzugeleiten, zugleich verſprach er ernſt und feſt, für ihren Vater und die Rechte der Bauern zu tun, was er könne... doch müſſe er ſich mit dem Bruder bereden. Dankend knickſten die Mädchen. Hand in Hand, aber gedankenvoll— und voll ſehr ver— ſchiedener Gedanken— ſchritten die beiden weiter. Es war längſt über die Mittagsſtunde hinaus. Der Himmel Ein paar Regentropfen fielen. Wind kam kalt vom Gebirge her. daß der Morgen enttäuſcht hatte. Bertel wußte, inwiefern. Gebieterin Der Ignis ver⸗ ihres danken ſind im Begriff, Preußen, das Preußen, das uns am Herzen liegt, völlig zu zerſtören. So lange er oder einer ſeiner Freunde am Ruder iſt, haben wir nichts zu hoffen. Seine Keckheit wächſt in dem Maße, als er glaubt, die Zähmung, die er mit uns zu vollziehen ſich vor⸗ genommen hat, ſei ihm gelungen. Wir haben uns im erſten Erſtaunen viel zu leicht in den Hintergrund drängen laſſen. Unſer Ziel muß ſein, den König, der in ſeiner an⸗ erkannten Einfältigkeit gar nicht merkt, welchen Kurs Stein treibt, über ihn richtig zu informieren. Der Weg geht am beſten über die Königin. Das zweite Ziel aber ſei, auch ſeine Pläne und Ziele zu infamieren. Der König fürchtet und bewundert Napoleon. Wenn man ihn pon der Unbeſiegbarkeit dieſes Mannes überzeugt, wird er, einfach aus Angſt vor einer kriegstreiberiſchen Politik, Stein und alle ſeine Anhänger aus ſeiner Nähe entfernen. Endlich muß aber auch der Kaiſer überzeugt werden, daß Preußens ſchwankende Haltung ihm gegenüber nur auf dieſen Freiherrn vom Stein zurückgeht. Stein muß ihm als Verräter und Gefahr erſten Ranges dargeſtellt werden, Was will dieſer Mann? In einer Zeit, wo es wahrlich nur darauf ankommt, die Intereſſen zu wahren, treibt er eine Politik der Moral und des chriſtlichen Katechismus und will ſein Land erlöſen, indem er der Canaille den Kamm ſchwellen läßt und dem Hornvieh, das uns hinterm Pflug geht, den Kopf ſchwirren macht von den Gedanken über ſein Menſchenrecht und ſeine Freiheit.“ (Fortſ. folgt.) Nachdruck verboten. Auf einmal war die Stimmung umgeſchlagen. Der unerwartete Schuß und ſeine Folgen hatten die künſtlich gegen den Fabrikherrn aufgeputſchte Empörung gegen die ſremden Urheber der ganzen Unruhen gewendet. In wenigen Minuten war der große Platz leer; nur von weitem hörte man noch die aufgeregten Rufe und Stimmen der abziehenden Menge. Magnus Steinherr wußte von alledem nichts. Er kniete vor dem Lager, auf das er mit Hilfe der Köchin und des alten Werner die Verwundete gebettet, und forſchte angſtvoll in den bleichen Zügen, auf denen er ſchon die Todesſchatten zu ſehen vermeinte. So raſend ſchlug ſein Herz, daß er den ſchwachen Schlag des anderen nicht zu hören vermochte. Großer Gott, nur das nicht... Das erſte, was Wera ſah, als ſie aus der Ohnmacht erwachte, war das über ſie geneigte Geſicht des Gatten. „Magnus“— ſie hob die Hand, um das zerquälte, angſt— verzerrte Geſicht zu ſtreicheln—,„lieber Magnus.“ Dann horchte ſie.„So ſtill— ſind ſie ſort, iſt's wieder— gut?“ „Alles iſt gut, daß du mir lebſt, mein einziger Lieb— ling.“ Mit zitternden Händen fuhr er über die ſchlanken Glieder ſeines jungen Weibes, ihre Arme, ihre Wangen. Da wandte ſie den verbundenen Kopf und küßte ſeine Hand. Und der in allen Tiefen erſchütterte, aufgewühlte Mann ſpürte, wie ihn Tränen in der Kehle würgten ob dieſer ſtummen Liebkoſung, die alles verriet, was die Lippen noch verſchwiegen. Bayer, der mit dem Wagen nach dem nächſten Dorf zurückgeraſt war und von dort das Ueberfallkommando alarmiert hatte, war ſogleich wieder losgefahren und brachte nun den Arzt. „Gottlob, nur ein Streifſchuß“, ſtellte der feſt.„Aber“, er richtete ſich auf, ſehr ernſt ſah er den neben ihn ſtehenden Mann an,„eine winzige Bewegung nach rechts— und es wäre ein Schläfenſchuß geworden. Ein Wunder hat Ihre Frau Gemahlin davor bewahrt, durch die Kugel eines gewiſſenloſen Schurken hingemordet zu werden. Hat man den Kerl ſchon?“ n Steinherr zuckte die Achſel. lebte—— 8 Aber der Chauffeur, der an der Schwelle gezögert, trat vor und bejahte des Arztes Frage.„Sie haben ihn gleich feſtgenommen und eben der Polizei übergeben“, meldete er mit ernſtem Geſicht.„Es war einer von den Frem— den, die vor drei Wochen im Dorf gemietet hatten— das ganze Pack wurde aufgeladen! Unſere Leute ſind ganz aus dem Häuschen vor Wut und vor Angſt. Sie glauben doch, die gnädige Frau ſei erſchoſſen worden, und ich ließ ſie dabei, als ſie mich eben fragten. Laß ſie nur ruhig zappeln, das geſchieht ihnen ganz recht. Und ſie ſind alle wüdder an die Arbeit gegangen“, ſchloß er triumphierend. Die Verwundete, die alles gehört, lächelte mit naſſen Augen. So waren doch nicht alle untreu geweſen, die Bitterkeit blieb Magnus erſpart. Magnus— ihr Herz wiederholte ſeinen Namen immer wieder wie ein Gebet. Daß die Geliebte nur Sechs unddreißigſtes Kapitel. So wandelte ſich alle Not und Unruhe zum Segen für zwei Menſchen, die, füreinander beſtimmt, nun endlich zueinander gefunden. Ernüchtert durch den großen Schrecken, befreit von den Hetzereien der fremden Genoſſen, nahm die geſamte Arbeiterſchaft der Steinherr-Werke am folgenden Morgen die Arbeit in vollem Umfange wieder auf, dankbar, daß alles ſo glimpflich abgelaufen. Und in der tiefen Freude ſeines Herzens gewährte Steinherr unter Verzicht auf einen Teil ſeines Vermögens ihnen freiwillig, was er ſich nicht hatte abzwingen laſſen: eine allgemeine Gehalts— aufbeſſerung nebſt ſtattlichem Zuſchuß für die Wohlfahrts— kaſſe, was die gute Stimmung beträchtlich erhöhte und das alte Band freundlicher Beziehungen zwiſchen Arbeit— geber und Arbeitnehmern aufs neue und diesmal un— zerreißbar feſtigte. Auch für Wera gab es eine ſtille Ueberraſchung. Als ſie nach Wochen am Arm ihres Mannes an einem linden Maiabend langſam durch die verträumte, blütenduftende Stille des alten Parks ging, lenkte er ihre Schritte zu dem 2 1 kleinen Gartenhäuschen, das ſie lange nicht beſucht. Nur mit Mühe unterdrückte ſie einen erſchrockenen Ausruf— es war abgeriſſen worden. An ſeiner Stelle wölbte ſich eine luftige Halle aus hellem Geſtein, zu deſſen Füßen Roſen gepflanzt worden waren. „Bald wird alles von Roſen überrankt ſein“, lächelte Steinherr, ſich an der geheimen Beſtürzung ſeiner jungen Frau weidend.„Weißt du, was dieſe Halle werden ſoll?“ Ein ſtummes Verneinen. „Die Ruheſtätte für Georg von Vandro“, ſagte er leiſe und zog die zarte Geſtalt an ſeiner Seite feſt an ſich,„dem wir beide unbegrenzte Dankbarkeit ſchulden und der in unſeren Herzen leben wird, ſolange wir atmen.“ Mit jäher Bewegung fuhr Wera herum.„Magnus— das war ja ein Herzenswunſch von mir! Wie ſoll ich dir nur danken?“ Durch einen Tränenſchleier lächelte ſie zu ihm empor, in dieſem Lächeln eine Welt von hingebungs— voller Liebe verſtrömend. Georg, der ewig Unvergeſſene, der Gütige.— Nun wußte ſie, daß Gott ihn ihr geſandt hatte als Erſatz für Mutter und Bruder. Die zärtliche Neigung zu ihm hatte die tiefſten Gründe ihres Frauentums nicht berührt, die waren zu ſeliger Fülle erwacht und erblüht unter dem Kuß des Mannes, der ſie erſt ganz zum Weibe gemacht: Magnus Steinherr, in deſſen ſtarke Hand der Sterbende mit hellſeheriſchem Blick die ihre gelegt. Sie reckte ſich, berührte mit den Lippen ſeine Wange, die ſich, herabneigend, gegen die ihre ſchmiegte. „Wie wunderbar iſt das doch, daß wir beide uns durch dieſen prachtvollen Menſchen gefunden haben!“ ſagte er verſonnen.„Die allererſte Ahnung von der Süßigkeit der Liebe hat mit die Begegnung mit einem kleinen, blonden Prinzeßlein in weißem Kleidchen geſchenkt, dem Prinzeßlein, das durchaus nicht„bitte“ ſagen wollte zu dem garſtigen Bauernbub, der ſie ſo erſchreckte.“ Er hatte ſie an beiden Armen ergriffen und lachte mit tiefer Zärtlichkeit in den blitzenden Augen die ſchöne Frau an. „Und nun hat der Hans im Glück ſeine Königin gefreit!“ „Und das böſe Prinzeßlein ſeinen Meiſter gefunden“, lächelte die alſo Gefangene ſchelmiſch,„und bitte ſagen kann es jetzt auch: bitte, bitte, bitte———“ Steinherr bückte ſich und verſchloß den holden Mund mit einem langen Kuß. Glitt dann behutſam über die rote Narbe, die wie ein feiner Blutſtreifen auf der weißen Stirn brannte:„Tut ſie noch weh, Geliebtes?“ Da hob die Frau das Haupt.„Nichts ſpüre ich, Magnus, außer dem unermeßlichen Glück deiner Nähe, dem Glück, das tief und rein iſt, weil wir wiſſen, daß Georg es ſegnet.“ Eng umſchlungen ſchritten ſie beide glückverſunken durch den ſtillen Abendfrieden dem Hauſe zu. einten. Von Eva Gräfin von Baudiſſin. Baronin Hammer lachte. Die vier, fünf Menſchen, die um ihren niedrigen, mit einer zarten Spitzendecke belegten Teetiſch ſaßen, bekamen plötzlich gefaltete Stirnen und argwöhniſche oper ängſtliche Augen. Und dies letzte Lachen hing verhallend in irgendeiner Zimmerecke. „Darüber kann doch gar kein Zweifel ſein: er iſt ein Schwindler“, ſagte die Baronin. Aber ſie beruhigte niemand mit dieſem Wort. Doktor Vermühlen klemmte ſich das ungefaßte Einglas feſt und ſah ſie mit dieſem ſeltſam vergrößerten Auge kritiſch an. „Sie wollen alſo behaupten, Sie bezweifelten ſeine Täuſchungen nicht— und empfingen ihn trotzdem?“ „Nicht trotzdem, ſondern deswegen— ja, lieber Doktor! Es macht mir ungeheuer viel Spaß, zu beobachten, wie weit jemand ſeine Keckheit treibt; wie er meine geiſtigen Gaben unterſchätzt und ſich ſelbſt in ſeine Idee hineinredet, bis er an ſie glaubt und ſich in ihr verwirrt. Und dann komnit die Stunde der Enthüllung und die klägliche Niederlage.“ „Ein ſonderbarer Sport“, bemerkte Profeſſor Dymann. „Und Sie tun ſo gewandt, als hätten Sie ihn ſchon öfters betrieben“, fügte Frau von Haugner, die Jüngſte und Schönſte der Hotelgeſellſchaft dieſes Winters, nicht ohne Bosheit hinzu. Die Baronin ſah ſie ernſt an.„Sie haben recht, Johanna. Es iſt nicht das erſte Mal, daß ich auf Jagd ausgehe. Jeh ſtalpiere geiſtig— in unerwarteten Augenblicken. Dann ſehe ich das echte Menſchenantlitz.“ Sie erhob ſich. Denn der, von dem ſie eben geſprochen hatte, erſchien in der Tür, die von der Jungfer im ſchwarzen Kleid und weißen Häubchen für ihn geöffnet worden war. „Graf Simmer-Adi; Sie kennen ja meine Gäſte. Darf ich Sie nur noch meiner Kuſine, Fräulein Rödermann aus Bremen, vorſtellen...?!“ Sie nahm wieder Platz;: der Graf zog ſich einen Stuhl an ihr Sofa heran. „Ich unterbrach Ihr Geſpräch“, begann er und blickte von einem zum andern.„Das bedaure ich.“ Niemand antwortete. „Ich hörte Ihre Stimme“, wandte er ſich an die Wirtin: „Ja, ich ſprach von Ihnen“, ſagte ſie kühn. Es war ihr eine Genugtuung, die Unruhe der andern zu fühlen, zugleich mit der nur ſekundenlangen Betroffenheit des Neuangekommenen. Jetzt lachte er ſchon und fragte ſpöttiſch:„Von mir? Bin ich ſo intereſſant?! Ein rechter Durchſchnittseuropäer und noch dazu eine heutzutage beſonders beliebte und bekannte Type: Johann ohne Land. Was wir je beſaßen— in den letzten Jahr⸗ hunderten war es nicht mehr viel—. haben die Rumänen ein⸗ geſteckt.“ „Ach, dieſe ewigen Rumänen oder Serben oder Tſchechen— was man denen alles in die Schuhe ſchiebt, denn ihre Schuhe wären dafür zu klein! Was für unzählig viele Menſchen müſſen da unten in den für uns unausſprechlichen Ländern anſäſſig geweſen ſein!“ warf Profeſſor Dymann hin, ſeine Augen in die Doktor Vermühlens heftend, die mit einem verſtändnis⸗ vollen Lächeln entgegneten. Die Offenſive der Baronin hatte 0 0 das gegeben, was ſie ſpöttiſch bei ſich„Geſellſchaftsmut“ nannten.. „Sie meinen, ich ſchwindle Ihnen etwas vor?“ Die Stimme des Grafen klang amüſiert.„Ich nehme es Ihnen durchaus nicht übel“— die Baronin konſtatierte, daß die beiden Herren heimlich leiſe aufatmeten—,„die heutigen Verhältniſſe fordern ja förmlich zu Schaumſchlägereien heraus. Wer zum Beispiel 7 39 könnte feſtſtellen, ob ich die Wahrheit ſpräche oder Aber ich bitte Sie! Wozu gibt es Geſandtſchaften, Konſulate, piplomatiſche und geſchäftliche est e Es ſtellt ſich doch immer wieder heraus, wie klein die Welt iſt.“ 19 erwiderte der Angegriffene,„ſetzen Sie den Apparat in ewegung! Ich gebe Ihnen Vollmacht. auch bei meinen Be⸗ kannten, wie hier bei der Baronin, nach mir zu forſchen. Dann unterrichten Sie mich bitte vom Reſultat!“ Er verneigte ſich lächelnd und verließ den Raum mit der Sicherheit des Weltmannes.— „Ihm iſt der Boden zu heiß geworden“, ſagte Johanna von Haugner hinter ihm her.„Er hat neulich behauptet, einer der vier Offiziere geweſen zu ſein, die ſich im Burenkrieg durch die berühmte Schwimmtour gerettet haben.“ „Da ſieht man's ſchon“, rief Doktor Vermühlen,„was für ein unverſchämter Lügner er iſt! Denn einer der vier“, die junge Frau wandte ſich ihm lebhaft zu, als wollte ſie ihn unter- ſtützen,„war ja ich!“ Johanna und das Fräulein aus Bremen ſahen ſich an, dann brachen ſie in ein lautes Gelächter aus. „Aber was haben Sie denn?“ fragte der Doktor verblüfft und ärgerlich. „Es iſt nur“, Fräulein Rödermann trocknete ſich die Augen, „weil Johanna und ich Buch über die führen, die dieſes Schwimmquartett mitgemacht haben wollen! Es iſt jetzt ſchon ein Chor geworden mit zehn oder elf Stimmen.“ Sie lachte wieder. Doktor Vermühlen ſtieß ſeinen Stuhl zurück, ſein Auge blitzte durch das Glas.„Das iſt mir noch nie paſſiert, daß meine Worte angezweifelt werden, meine Damen! Und ich muß bitten...“ „Aber wer zweifelt ſie denn an?“ unterbrach die Bremenſerin ihn ruhigen, wenn auch ſpöttiſchen Tones.„Ganz gewiß haben vier Herren dieſe gewagte Tour unternommen— vier müſſen alſo echt ſein. Weshalb ſollten Sie nicht einer von dieſen ſein. Herr Doktor?“ Aber dieſe Anerkennung erſchien ihm zu ſpitzfindig.„Sie begreifen, Baronin, daß ich mich keinem Verdacht ausſetzen mag! Bis ſich die Damen nicht davon überzeugt haben..“ „Das wird Ihnen doch ein leichtes ſein, Doktor! Weshalb nich ſo tragiſch? Dieſe Ueberempfindlichkeit ſteht Ihnen gar nicht.“ Doch er ließ ſich nicht halten und verabſchiedete ſich mit vollendeter Verbeugung, die trotzdem eine Nichtachtung der An- weſenden ausdrückte. „Gehts, Kinder“, ſogte die Wirtin betrübt und verfiel in ihr gemütliches Oeſterreichiſch.„Ihr vertreibts mir ja alle Gäſte! Ihr fallts in mein Revier ein und ſtellts die Fallen zu plump auf.“ „Was wiſſen Sie denn von den beiden Herren eigentlich, Baronin? Sie taten, als wüßten Sie um alles Beſcheid?“ „Nix weiß ich“, gab ſie zur Antwort.„Und i hab alleweil g'meint, der Doktor ſei Ihr Spezi, Herr Profeſſor.“ „Der meine?! Oh. bewahre! Wir haben in der Halle ein paarmal Schach miteinander geſpielt— von ſeinen Perſonalien kenn' ich nicht das gerinaſte!“ „Aber mir war doch ſo, als hätten Sie neulich erzählt, daß Sie ihn zuweilen in Dresden auf den Bällen nach dem Rennen getroffen hätten...“ „Ich? Mag ſein, daß ich mich ſeiner daher erinnere. Aher im allgemeinen bin ich zu taktvoll, zu diskret, um das zufällige Beieinanderſein im ſelben Raum auszunützen und ſofort Be⸗ kanntſchaften zu ſchließen. Der Doktor weiß ſicher gar nicht, daß wir uns ſchon begegnet ſind.“ Die drei Damen ſchwiegen. Dem Profeſſor war das ver⸗ drießlich: War die Stunde der Baronin gekommen, in der ſie ihre Nächſten entlarvte und verlangte ſie noch mehr Opfer nach den beiden erſten? Man wog doch ſonſt nicht eine flüchtige Randbemerkung auf ihre Echtheit hin ab. „Ich möchte noch vor dem Eſſen einen Spaziergang machen. Lockt die Sonne nicht auch eine von Ihnen?“ Johanna von Haugner entſchloß ſich, ihn zu begleiten. „Sie hofft ſogar auf dieſen Erzphiliſter— wenn ſie nur 61 5 Mann bekommt“, ſagte das Fräulein aus Bremen hinter ihr her. „Warum müſſen die Leut' nur alle aufſchneiden?“ fragte die Baronin betrübt.„Glaubſt du, daß dieſer Profeſſor je auf einem Renndiner war? Das lieat ihm doch auch gar nicht, er hat nur ſeine Blumen lieb— die armen Dinger ſammelt und trocknet er— und eigentlich findet er alle Menſchen, die nicht Botaniker ſind, fad. Aber da muß er ſich nun mit einer Gloriole des Lebemanns umgeben.“ 5 „Johanna hat ihn längſt durchſchaut, die nimmt die kleinen Unechtheiten gern mit in Kauf— ſie ſpielt ſelbſt in dieſem Winter ihre letzten Trümpfe aus. Im nächſten reicht's nich! mehr zu Toiletten und zum Aufenthalt in einem Grand-Hotel.“ „Wie das Leben unehrlich macht“ geſtand Baronin Hammer zu.„Es iſt ſchon am beſten, man erwartet für ſich nix mehr.“ Dennoch waren ſie auf den Abend geſpannt. Die Plätze des Grafen Simer⸗Adi wie des Doktors Vermühlen blieben leer d, Mit dem Schloß in Rumänien is doch nix“, meinte die Baronin lächelnd. i „Und der Doktor ſchwimmt“, bemerkte das Fräulein aus Bremen.„Er holt nach, was er verſäumt hat— er iſt mit dem Schiff abgereiſt.“ 5 Von drüben grüßten Johannas Augen: ſie ſpeiſte an einem kleinen Tiſch allein mit dem Profeſſor. ö „Kinder“, ſagte ſie und kam zum Schluß der Mahlzeit, die Kaffeetaſſe in der Hand, eilig zu ihnen herüber,„er iſt ein ganz guter Kerl. Er hat mir auch eingeſtanden, daß er nie auf einem Rennen, geſchweige auf einem Ball hinterher war— und ich ihm, daß meine echten Perlen längſt verkauft und dieſe falſch ſind.“ e 1 „Na, wenn ihr ſchon ſo weit ſeid“, unterbrach Fräulein Rödermann ſie. „Ja, wir wollen ehrlich ſein, durchaus ehrlich gegeneinander! Sagt um Gottes willen nichts von der kleinen Epiſode in San Margarita im letzten Herbſt— ſie war ja auch ganz unſchuldig.“ „Gewiß“, riefen die beiden Frauen wie aus einem Munde. „Seht ihr: jetzt glaubt ihr's ſchon ſelbſt“, ſagte Frau von Haugner lachend.„Das meiſte im Daſein beruht auf Auto⸗ ſuggeſtion!“ f e Das Fabhriktor. Von Hans⸗Eberhard Lex. Außerhalb der Stadt liegt die Fabrik, mit einer ziegelroten Mauer umgeben, dahinter graues Schichtwert mit blind gewordenen Fenſtern und rußigen Eſſen, die in den Himmel zu wachſen ſcheinen. Vor dem ſchwarzglänzenden Fabriktor ſpielen Kinder im Sand, blaſſe, ſchmutzige Kinder, die nicht auf die Sonne achten und ihre Strahlenwärme nicht fühlen: die auf das Surren und Stöhnen ſauſender Maſchinen hören und immer wieder lauſchen, weil der Vater geſagt hat, das ſeien ſeine beſten Bekannten und die müßte man liebhaben. Da ſitzen nun die Kinder jeden Tag um die Mittagszeit am Straßenrain und horchen, weil ſie fühlen, daß das Erkenntnis bringt.—— Heute ſchrillt eine Glocke durch Gedanken und Schaffen, und alle blicken auf das Fabriktor, das ſich in ſeiner Trägheit ſchuͤttelt. Das Fabriktor iſt den Kindern ein ſtiller Freund, wie dem Vater die ſingende Maſchine, weil ſie es täglich ſehen. In ihrem kindlichen Gemüt wird dies Denken nicht müde; ſie wiſſen nichts von mechaniſcher Gewöhnung, ſondern ihre kleine Seele umfaßt in dieſer Bekanntſchaft eine Naivität des Seins, im Gegenſatz zu der Erkenntnis. Dann lachen ihre Herzen, wenn das Tor ſich langſam öffnet und ſein Geſicht gegen die ziegelrote Mauer drückt. Wenn dann die Männer ſchwatzend aus dem Qualm in den Tag ſchreiten, in die blauen Kinderaugen ihre ebe Blicke tauchen und an den kleinen Händchen ihre Liebe zum Weibe fühlen. ie kommen aus der Erkenntnis, die lebenſprühende e iſt, und ruhen aus an der Naivität des Seins. Das Fabriktor iſt Vermittler zwiſchen beiden, das ae die Kinder, darum Protokoll Herr Verw.⸗Inſp. Alter. mit je 5 Herren. okale Nachrichten SGemeinderats⸗Sitzung am Samstag, den 14. Oktober 1933. Am Samstag Abend um 7 Uhr fand nach langer Pauſe wieder eine Sitzung, und zwar die erſte der neuernannten Ratsmitglieder ſtatt. Für das ausſcheidende Ratsmitglied Herrn Adam Winkenbach und für die ausgeſchiedenen Vertreter des Zentrums und der SPD. wurden 13 Herren von der Regierung in den Viernheimer Gemeinde- rat berufen. Zu dieſer Sitzung war der Rat mit Herrn Beigeordneten Brügel erſchienen. Den Vorſitz führte Herr Bürgermeiſter Bechtel, das Herr Bür⸗ germeiſter Bechtel eröffnete die Sitzung und be⸗ grüßte die erſchienenen Herren und hieß ſie herz- lich willkommen. Er verwies die neuen Herren des Gemeiaderats auf ihre Pflichten als ſolche, die ſie nicht treu genug erfüllen könnten. Er forderte ſie auf, ſich reſtlos für das Wohl der Gemeinde einzuſetzen und warnte davor„Vetter⸗ lespolitik“ zu treiben.— Von der Wand grüßten unſere zwei Ehrenbürger, Herr Reichspräſident Paul v. Hindenburg und unſer verehrter Volks- kanzler Adolf Hitler, deren Bilder in friſches Grün gehüllt dem Saale ein feierliches Gepräge gaben.— Herr Bürgermeiſter Bechtel forderte auf, genau ſo getreu wie dieſe beiden Männer, ſeine Pflicht zu erfüllen, worauf er unter Hand- ſchlag die feierliche Verpflichtung vornahm und ſo die neuen Herren als vollgültige Männer im Rate unſerer Gemeinde einführte. Die Vertretung unſerer Gemeinde ſetzt ſich nun wie folgt zuſammen: Hanns Bechtel, Bürgermeiſter Carl Brügel, Beigeordneter Julius Blaeß, Gemeinderat Joſef Kempf, Ignaz Riehl, Ferdinand Sax, Robert Schweigert, Jakob Schneider, Valtin Neff 1., Gottlob Franzke, Adam Winkenbach 11., Lorenz Reis, Leonhard Martin 3., Georg Hofmann 17., Franz Reinhard, Franz Lamberth, Peter Albert, Auguſt Müller, Valtin Ditſch, Adam Seelinger, Nun erfolgte die Beſetzung der Ausſchüſſe, 5 Sie ſetzen ſich wie ſolgt zuſammen: Finanzausſchuß: Riehl, Schweigert, Kempf, Franzke, Reis. Bauausſchuß: Neff, Kempf, Müller, Ditſch, Lamberth. Gas-, Waſſer- und Elektrizitäts⸗Ausſchuß: Reinhard, Albert, Martin, Hofmann, Riehl. Fürſorgeausſchuß: Schneider, Reis, Franzke, Müller, Sax. Güterausſchuß: Blaeß, Sax, Martin, Winkenbach, Seelinger. Unterſuchungsausſchuß: Schneider, Schweigert und Kempf. Es wird durch den Vorſitzenden daraufhin⸗ 9 gewieſen, daß pünktliches Erſcheinen zu den Sitz- ungen oder im Nichterſcheinungsfalle ordnungs- mäßige Entſchuldigung erforderlich iſt. Weiter wurde noch die Feſtſetzung der Bür- gerſteuer pro 1934 in der gleichen Höhe wie 1593 beſchloſſen. 1 Bürgerſteuer iſt davon abhängig, daß die Ge⸗ meinde Zuweiſungen für Wohlfahrtshilfe und aus dem Ausgleichsſtock erhält, zumal es bei einem Hehlbetrag im Voranſchlag Pflicht iſt, die Bür⸗ herſteuer in dieſer Höhe zu erheben und die Ge- meinde hat einen Fehlbetrag von über 170000 Die Erhebung der 500% igen Mark aufzuweiſen. Es wird in dieſem Zuſam⸗ menhang noch erwähnt, daß bei der Steuerre— form im Frühjahr 1934 auch hier evtl. eine Ab- 1 änderung geſchaffen wird. Wir hoffen und wünſchen, daß ſich die Tä⸗ ligkeit der neuen Herren zum Segen unſerer lieben Heimatgemeinde auswirken wird und wünſchen hierzu recht viel Glück. Während ber Sitzung wurde die Rede des 5 Herrn Reichskanzlers Adolf Hitler übertragen, der der Rat zuhörte. Nach der Sitzung wurde durch den Photograph Herrn L. Winkenbach eine ufnahme des Rates vorgenommen. Nach der ö Sizung, die Herr Bürgermeiſter Bechtel mit einem dreifachen Sieg Heil auf unſere Ehrenbürger be⸗ ſchloß, beteiligte ſich die ganze Gemeindevertre⸗ ung geſchloſſen an dem Fackelzug aus Anlaß der Handwerkerwoche. Die Fünfzigjährigen verſammelten ſich geſtern bei Altersgenoſſin Frau Ehrhardt zum Stern. Man war ſich darüber einig, altem Herkommen gemäß auch dieſes Jahr das Jubelfeſt gemeinſam feiern. Da an Weihnachten drei Sonn⸗ und Feiertage ſind, einigte man ſich auf den 1. Feiertag. Mit der Durchführung der Vorbe— reitung wurde ein Fünferausſchuß gebildet be⸗ ſtehend aus den Altersgenoſſinnen Frau Frieda Brechtel und Margarete Ehrhardt, aus den Alters- genoſſen Jakob Klee, Michael Hanf und Hans Stumpf. Die nächſte Verſammlung findet bei Altersgenoſſin Babylon in der Harmonie ſtatt. „3116 Beſucher der Gewerbeaus⸗ ſtellung. Am geſtrigen Sonntag haben 3116 Beſucher die Gewerbeausſtellung in der hieſigen Schillerſchule beſucht. Ein Beweis dafür, welch reges Intereſſe dieſer großartigen Ausſtellung ent⸗ gegengebracht wird. Heute Montag iſt die Aus- ſtellung bis 9 Uhr abends geöffnet. Verſäume niemand den Beſuch. Erde Uiernnefmer Tonimschau „S. A.⸗Mann Brand“ Nur noch 2 Tage im Cental⸗Film⸗Palaſt. Einen erbauenden Abend erlebt man, wenn man noch heute Montag oder morgen Dienstag das Central⸗Theater beſucht. Alle die ſich bis jetzt das erhabene deutſche Tonfilmwerk angeſehen haben waren voller Begeiſterung. Müſſen wir doch von Tag zu Tag mehr zuſammenhalten um unſer Deutſchland wieder noch Oben zu führen. Dieſes Tonfilmwerk zeigt uns, daß unſere SA. Männer der Grundſtein ſind des neuen Deutſch— lands. Deshalb iſt es Pflicht aller Deutſchen der Grundſteinlegung beizuwohnen d. h. das große deutſche Tonfilmwerk S. A.⸗Mann Brand ſich an— zuſehen. Dieſes Filmwerk hat das Prädikat „Volksbildend und Künſtleriſch“ und ſteht als deutſcher Film an erſter Stelle.„Deutſchland erwache“. Auch Sie müſſen ſich dieſes Tonſilm— werk heute oder morgen anſehen. Niemand darf ſich ausſchließen. Anfang 8 Uhr ab 9 Uhr kommt SA.⸗Mann Brand. Sitzung der Obermeiſter. Die Obermeiſter ſämtlicher Innungen treffen ſich heute Abend 9 Uhr im Lehrerzimmer der Schiller⸗ ſchule zu einer Sitzung, wobei das Programm für dieſe Woche, insbeſondere für den Feſtzug am kommenden Donnerstag, feſtgelegt wird. N. G. Volbswohlfahtt A.. B.] und Winterhilfswerk W. H. W.] Verſchiedentlich wird die N. S. Volkswohl— fahrt mit dem Winterhilfswerk verwechſelt. Es muß darauf hingewieſen werden, daß die NS eine Untergliederung der N. S D. A. P. darſtellt, deren Aufbau und Einrichtungen genau dieſelben ſind wie die Organiſationen der Partei. Jeder Volksgenoſſe, der rein ariſcher Abſtammung iſt und das 21. Lebensjahr vollendet hat, kann Mitglied der N. S. V. werden, ſobald er ſich ver— pflichtet ein Eintrittsgeld von 0.50 RM. und den vorgeſchriebenen Mindeſt-Monatsbeitrag zu bezahlen. Nur wer ein Vielfaches als Monats- beitrag gibt, wird von den Sammlungen zum Winterhilfswerk verſchont. Als Mitglied der N. S Wi darf er ſich jedoch nicht auf den Stand— punkt ſtellen, daß er ſich vom Winterhilfswerk 1933/34 ausſchließen kann. Im W. H. W. foll ſich die lebendige nationale Solidarität des deutſchen Volkes beweiſen. Jeder von uns muß im Herzen die perſönliche Verantwortung für ſeinen Nächſten tragen und ſeine Nächſtenliebe in die Tat umſetzen. Nicht Almoſen können helfen, ſondern nur wirkliche Opfer. Es darf nicht vorkommen, daß ein Bauer mit 4— 5 Morgen Kartoffeln ſagen und ſchreibe/ Zentner hier- von für ſeine unſchuldig in Not geratene Volks- genoſſen übrig hat. Die N. S. V., der die Durch- führung des W. H. W. 1933/34 übertragen iſt, gibt jedem deutſchen Volksgenoſſen, der noch im Arbeits- und Dienſtverhältnis ſteht, noch einmal Gelegenheit, ſeine gezeichneten Opfer zu erhöhen. Sprechſtunden der N. S. V. finden bis auſ wei— teres Mittwochs und Freitags von 18—19 Uhr im Rathaus, Zimmer 19, ſtatt, auch iſt der unterzeichnete Geſchäftsführer der R. S. V. bereit, täglich, auch Sonntags, von 12— 13 Uhr in ſeiner Wohnung, Bismarckſtraße 70, Anträge entgegenzunehmen. Denkt an das Wort unſeres Führers: In dieſem Winter darf kein Volksge— noſſe hungern und frieren! Heil Hitler! Stockert, Geſchäftsführer der N. S. V. Herbſt⸗ Konzert der Sänger⸗Einheit Geſtern nachmittag um 3 Uhr fand im re— novierten Freiſchützſaale das traditionelle Herbſt— Konzert der Sänger-Einheit ſtatt. Leider ließ der Beſuch etwas zu wünſchen übrig, was um ſo mehr zu bedauern iſt, da das Konzert künſt— leriſch ſehr hochſtehend und für jeden Beſucher einen beſonderen Kunſtgenuß bedeutete. Die Reichshandwerkerwoche und ſonſtige Umſtände haben zu dem ſchlechten Beſuch ſehr viel beige- tragen. Die Eröffnung der Vortragsfolge bildete der Chor„Gott meine Zuverſicht“ von Franz Schubert, mit Klavierbegleitung. Schon die Er- öffnung zeigte uns, daß Herr Chormeiſter Emil Hartmann Mannheim, der Leiter des Einheit— Chors, ſeine Sänger in ſicherer Hand hatte. Der Chor wurde klangvoll und ſtimmlich beſon— ders rein zum Vortrag gebracht. Der Baritoniſt, Herr Konzertſänger Hans Kohl, ein blinder Künſtler aus Mannheim, erfreute uns durch ſeinen prächtigen, wohldurchgebildeten Bariton mit dem Vortrag von 3 Sologeſängen von Franz Schubert lund zwar„Der Wanderer“,„Nachtſtück“ und„Erlkönig“ Reicher Beifall lohnte den Künſtler für ſeine wundervollen Darbietungen. Der Männerchor„Ueber Nacht“ von F WNie— meyer, mit wohltuendem Stimmenausgleich ge— ſungen, bildete die Fortſetzung. Herr Kohl ſang dann„Der Geneſene an die Hoffnung“ und„Der Freund“ von H. Wolf, und in dem folgenden Chor mit Klavierbegleitung„Landerkennung“ den Baritonſolo. Dieſer Chor, der beſonders viel geſungen wird, war ein Glanzſtück des Konzertes. Das gute Stimmenmaterial des Chors kam, vor- züglich zur Geltung. Frl. Lucie Schuhmacher, Pianiſtin, Mannheim, leiſtete hier Großartiges. Ueberhaupt ſei feſtgehalten, daß Fräulein Schuh- macher dem Flügel mit künſtleriſcher Virtuoſität beherrſchte und durch ihre prächtige Begleitung die Chorwerke und Sologeſänge wundervoll her— aushob. Zwei ſchöne Perlen aus dem Schatz des deutſchen Volksliedes„Lebewohl“ von F. Silcher und„Mein Dorf“ von G. Nellius, leicht beſchwingt und anheimelnd durch den Chor geſungen, bildeten eine angenehme Abwechslung in all den ſchwierigen Chören.„Archibald Dou⸗ glas“ von Löwe, gab Herrn Hans Kohl noch⸗ mals Gelegenheit, uns von ſeiner ſchönen, gut— gepflegten Stimme und ſeinem Vortragstalent zu uͤberzeugen. Der reiche Beifall erzwang noch eine Dreingabe. Nun folgte als Schluß des Konzertes, das ſich, und das ſei beſonders lobend erwähnt, ohne Störung und reibungslos in ca. 1 Stunden abwickelte, das ganz neuzeitliche Chorwerk„Volk“ v. H Heinrichs, dem Kompo— niſten des vielgeſungenen Chores„Deutſchland, dir mein Vaterland“, das er im Weltkrieg im Schützengraben komponierte. Dieſes Chorwerk, das faſt durchweg in fk geſungen wurde, riß die Beſucher in ſeinen Bann. Die gewaltigen Worte, die packenden Töne, der exakte wirkungsvolle Vortrag durch den Chor, vereinigten ſich für jeden Beſucher zu einem erhebenden Erlebnis. Wir veröffentlichen nachſtehend den Text dieſes gewaltigen Chorwerks: Was steht ihr abseits, du und du? Kommt her!- Sechs Hände schaffen mehr als zwei. Die sollen sich zu andern gesellen, zu denen, die wie Meereswellen, die neue Erden im Feuer schweigen, die Sterne und Sonnen vom Himmel reihen, sich ein neues Licht zu geben und anderes Leben zu leben. Hände des Volks! Wir müssen zusammenstehn und zusammen schaffen: Maschinen, die Berge bewegen, und pflüge, die Schollen legen. Wir zwingen doch noch die Welt in Bann, Versöhnung bringend, Ehre erzwingend, Hände, Fäuste, packt an! Vaterland, sie warfen dich nieder, zerschlugen dein Herz, zermürbten die Glieder. Kein Volk ward stärker geknechtet als deins! Wir aber, wir in Hütten und Hallen, beim Sägensurren und Hammerfallen, in Werken, Werften, Schächten und Stollen, beim kolbengestampf, beim Förderkorbrollen sinnen nur eins, denken nur eins: Und wärst du nichits als Sorge und hot: Wir schaffen Sonne, erzeugen Brot. Heue Lieder wollen wir singen, neue Lieder dir, o Vaterland! Wir hauen dir neue Schwingen, Vaterland, Vaterland! Zum Schluſſe des Konzertes begrüßte Herr Ver— einsführer Joſef Zöller die Beſucher, insbeſon— ders die auswärtigen Gäſte und die Vertreter der Lokalzeitungen in herzlichen Worten und lud zu einem anſchließenden gemütlichen Beiſammen⸗ ſein ein. Und ſo wurden nach dem Konzert noch einige frohe Stunden in fröhlichem Sängerkreiſe verbracht. Wir beglückwünſchen die rührigen Sänger ⸗Einheitler zu dem ſchönen Erfolg ihres Konzertes, der ja nicht vom Beſuch, ſondern von den gebotenen Leiſtungen abhängt, und die waren gut. F. K. Gleichſchaltung der Freiw. Ganitäts⸗ kolonne vom Roten Kreuz Viernheim. Am Donnerstag Abend, 12. Oktober, fand im Gaſthaus zum Storchen eine Pflichtver- ſammlung der Sanitätskolonne ſtatt, zwecks Gleichſchaltung. Kamerad Moskopp eröffnete um ½9 Uhr die Verſammlung, begrüßte die faſt vollzählig erſchienenen Kameraden, ganz beſonders die Ver— treter der Ortsgruppenleitung der NS DAP. Herrn Franzke, Schweigert u. Albert. Zunächſt richtete Herr Franzke an die Mitglieder der Kolonne einige Worte, und ſprach dann in längeren Ausführ— ungen über den Sinn und Zweck des Roten Kreuzes und deren Gleichſchaltung. Dem Orts- gruppenführer wurden neue Vorſchläge»als Füh— rer der Kolonne unterbreitet, und dieſelben ge— nehmigt. Es wurden folgende Kameraden als Führer ernannt: 1. Kolonnenführer Franz Mich. Winkler, Stellvertreter Peter Moskopp, Schrift— führer Nik. Kühlwein, als Kaſſenwart der Ehren⸗ kolonnenführer Mich. Beikert. Weiter ernannte dann der Kolonnenführer ſeine Unterführer: Mich. Wunder, Zugführer, Gg. Babylon, Stell— vertreter und Transportführer, Adam Schmitt, 1. Zugführer, Nik. Winkler, Gruppenführer des Gastrupps und weitere Gruppenführer Adam Schmitt 5., Adam Brechtel. Kolonnenführer Winkler dankte der Ortsgruppenleitung der N. S. D. A P. ſowie ſeinen Kameraden für das entgegengebrachte Vertrauen und verlangte von allen Kolonnenmitgliedern ſtrengſte Disziplin und Gehorſam, auch den Unterführern gegenüber getreu den Vorſchriften unſeres oberſten Führers, des Volkskanzlers Adolf Hitler. Mit dreifachem Sieg⸗Heil auf unſeren Reichspräſidenten und Reichskanzler ſchloß Winkler ſeine Worte. Es wurden noch weitere Angelegenheiten erörtert und beſprochen, worüber Herr Franzke und Schwei— gert den notwendigen Aufſchluß gaben. Daß die Sanitätskolonne Viernheim ſeine Exiſtenzbe— rechtigung hat, und daß ſie ſogar betr. Gasſchutz führend daſteht, davon überzeugten ſich ebenfalls die anweſenden Herren der Ortsgruppenleitung, das auch unſer inaktives Mitglied, Herrn Jak. Klee, der Gründer und 1. Führer der Kolonne in Vorkriegszeiten war, begründete und betonte. Bedauerlich ſei nur, daß die Kolonne nur noch 26 aktive Mitglieder und 7 Kolonnenhelferinnen zu verzeichnen hat, da doch unſer Ort 12000 Ein- wohner zählt, die Unfälle aber ſich von Tag zu Tag vermehren. An Ausrüſtungsgegenſtänden wur- den gezeigt bezw. vorgeführt: 2 Kohlenoxidge- räte, 5 neue Gasmasken, deren noch 8 alte Heeresmasken vorhanden ſind, ſowie 2 Gas— ſchutzanzüge, die es ermöglichen jedem Gefähr- lichen, Gas und Rauch zu widerſtehen. Ver— bandsutenſilien und Tragbahren gelten als erſte Ausrüſtung einer Sanitätskolonne. Ein praktiſch eingerichtetes Krankenauto wird auch bald zur bequemen Beförderung aller Kranken dem Dienſte übergeben werden können. So hat ſich die Kolonne Viernheim im Laufe der Zeit trotz ge— ringer Mittel emporgearbeitet, zum Wohle der Allgemeinheit mit dem Wahlſpruch: „Edel ſei der Menſch— Hilfreich und gut.“ Die Gemeinde Viernheim kann ſtolz ſein, eine ſolche Kolonne zu zeigen, in der ſich 30 Perſonen unter der Leitung ihres langjährigen Arztes, Herrn Dr. Günther, in uneigennütziger Weiſe zur Verfügung ſtellen. Denn die Not— wendigkeit derſelben iſt ein Gebot der Stunde. Heil Hitler! N. K. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder- u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Sänger ⸗ Einheit. Heute abend 8¼ Uhr be— nötige ich 10 kräftige Mann im Lokal. Der Führer. Turnverein von 1893. Die für heute nachm. angeſetzte Turnſtunde um ¼6 Uhr Schülern ſällt aus. Ebenſo wird die Turnſtunde der älteren Schülerinnen um ½¼8 Uhr auf mor— gen Dienstag um dieſelbe Zeit verlegt. Die Leitung. Heute Montag Vollzähliges Männergeſaugverein 1846. Abend 8¼ Uhr Singſtunde. Erſcheinen wird erwartet. Der Führer. Verein der Hundefreunde. Morgen Dienstag abend 9 Uhr Monatsverſammlung im Vereins- lokal. Tagesordnung, die dringend und ſehr wichtig iſt, wird im Lokal bekannt gegeben. Erſcheinen jedes einzelnen iſt Pflicht. Der Vorſtand. 1 80 a f 2 warten ſie am Wege, bis die N fc Babe nd die rußigen Männer kommen. Wenn das Fa faken ließt, ö 5 f dann werfen ſie wohl noch einen flüchtigen Blick zurück und 5 5 1. aus ſeinem Knarren hallt es, als ob es ſagen wollte:„Auf i 0 Wiederſehen, meine Freunde!“ ö ö— N