Viernheimer 0. 8.. a Geſangvereine Te 5 3 es Biernheimer Anzei Versammung Heute Abend ½9 Uhr Ziehu ng am Freitag Viernheimer Zeitung im Gaſth. z.„Löwen“ im„Engel“ Lose der Sddd. Klassenlotterie 8 8 Handwerkerwoche * Beginn des Winter ⸗ Zuſammenkunft à 3 Mark per Nchtel sind noch erhältlich! programms. Ich er⸗ warte pünktliches ſämtlicher Vereinsführer der hieſigen Geſangvereine. b Franz Hofmann an der Drehscheibe. Erſcheinen. NB. Sie haben bei mir keinerlei Portoauslagen! Der Führer. W Vollzähliges Erſcheinen erwartet Jakob Schloſſer. Wagen⸗ und Zentner⸗ S hhggggagmgmmanmmmmo (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten)(Sieruheimer Bürger⸗ Ztg.—. Viernb. Volksblatt) 1.— Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 140 Mt. frei ins Haus gebracht.— e ere wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Anzeigenpreiſe! Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Retlamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— mnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ e größere Artikel einen Tag vorher. Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Luft au Pla! — nclerter esl 0 am monnerstag. gen 19. Olleder 1933 /2 Uhr: Aufstellung des Fest- zuges in der Verladestraßge Staatsbahnhof, Spitze gegen Lorscherstraße. 2 Uhr: Abmarsch. Tunstelhe. Spitzenreiter Fahnenschwinger SA.-Spielmannszug Feuerwehrkapelle Festwagen d. Gewerbevereins Schneider- Innung Friseur- Innung Schuhmacher-Innung Maurer- Innung Steinhauer Zimmerleute Dachdecker Gipser und Stukateure Spielmannszug Schreiner- lnnung Glaser Wagner Schlosser- Innung Schmiede- Innung Spengler und Installateure Elektro- Installateure Braugewerbe Bäcker- Innung Spielmannszug Metzger- Innung 5. Tüncher-Innung Buchbinder Sattler und Polsterer Buchdrucker Der Förderer des deutschen Handwerks. O O= H —. — 0 0 0 0 9 . . 2 Der Zug bewegt sich durch die Ernst Ludwigstraße Blauehut-, Weinheimer-, Mann- heimer-, Stein-, Adolf Hitler-, Bürstädter-, Ludwig-, Lorscher- Adolf Hitlerstraße.— Auflösung am Marktplatz. Es wird gebeten, die Straßen zu —flaggen und zu schmücken.— Heil! Hitler! Der Führer des Uiernheimer Nandwerls Wunderle. 2 Wochenplan der Sport⸗ Vereinigung Amieitia 09 e. B. Mittwoch 5 Uhr: Training für Ingend der Schwerathl. im Lokal. Mittwoch 5 Uhr: Training ſämtlicher Jugend- ſpieler. Mittwoch 8 Uhr: Training der Kraftſportler im Lokal. Donnerstag 7 Uhr: Hallentraining ſämtlicher Aktiven im Freiſchützſaale. Reſtloſes Er⸗ ſcheinen ſämtlicher aktiven Fuß- und Hand⸗ ballſpieler iſt Pflicht. Freitag 5 Uhr: Training der Handballer, A.⸗H. und untere Mannſchaften. Freitag 8 Uhr: Training der Kraftſportler im Lokal. Vorſchau für Sonntag, den 22. Okt. 5. Verbandsſpiel gegen Sandhofen. weiſe zu verkaufen. Philipp Wiegand neben Anker. Klavier- Unterricht auf theoretiſcher Grund- lage Lissi Schlatter langjährige Lehrerin an der Hochſchule für Muſik. Stundenhonorar. 1,50 Näheres: Maunheimerſtr. 44 Wein- Flaschen größere Partie zu ver⸗ kaufen. Zu erfragen im Verlag dieſes Blattes. Kleines gemütliches Amer möbliert zu vermieten. Wo, ſagt der Verlag. cena Bevor Sie sich einen Uebergangs- ode, Winter-Mantel kaufen, beſichtigen Sie mein großes Lager ohne Kaufzwang. nauptpreislagen Mu. 42.— 35.— 25.— Karl Slelert Herren⸗Moden⸗Berufskleidung Schulſtraße 6 Telefon 112 e Schillerstranle 7 Prima gelbfleiſchige Der ue 5. 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Martin, Geſcheftsſtelle Nummer 243 Englische Ausflüchte der Austritt Deutſchlands aus dem Völ⸗ erbund und der famoſen Abrüſtungskonfe⸗ enz ſteht noch immer im Mittelpunkt peltpolitiſchen Erörterungen. Neuerdings gat ſich auch der eng liſche Außenminiſter, b Simon, zur Lage geäußert, vor ihm bereits der franzöſiſche Mi⸗ liſterpräſident Daladier darüber geſpro⸗ hen hatte. i Sir John Simon legte ſeine Auffaſſung einem Rundfunkvortrag dar. Was ir aagte, mußte aber ſtark enttäuſchen. Denn etwa der Verſuch, ſich mit dem eutſchen Standpunkte prinzipiell auseinan⸗ Perzuſetzen und di piderlegen— nein, es Eingehen auf war ſtatt deſſen ein nebenſächliche Einzelheiten und ein Drumherumreden. Auf den Kern der 0 Sache ging der engliſche Außenminiſter aum ein. Soweit er es tat, brachte er Aus⸗ lüchte vor, die niemand überzeugen konn— Abrüſtungskonferenz eben doch Vege zu poſitiven ohne jedoch ſagen zu len. So behauptete Sir John Simon, daß die auf dem Erfolgen geweſen ſei, können, worin dieſe Er⸗ folge beſtehen. Er behauptete auch, daß Eng⸗ and nach wie vor zu ſeiner Erklärung über Deutſchlands Gleichberechtigung ſtehe— aber ie Praxis ſieht bekanntlich anders aus Dann ſagte Simon, kürzliche Ereigniſſe in Curopa häkten das Gefühl der Nervoſität er⸗ erzielt werden ſollte. höht, das Gefühl tatſächlicher Beunruhigung, ie der wirkliche Grund ſei, 0 gerüſtete Staaten zögerten, ihre bewaffneten weshalb hoch⸗ reitkräfte zu ſchwächen. Wir haben daher, fuhr Simon fort, in dieſen Beſprechun⸗ n verſucht. die Aenderungen in dem briti⸗ hen Plan auszuarbeiten, die dieſe neue age erforderte, wenn eine Vereinbarung Simon kam dann auf die informellen ereinbarungen zu ſprechen und erklärte, bei der Erörterung dieſes Planes habe Deutſch⸗ land mit Recht gefordert, daß die Abrüſtung ganz im einzelnen im Vertrage niedergelegt werden müſſe und daß die Ueberwachung all⸗ gemein und nicht auf ein oder zwei Länder llein angewandt werden müſſe. Mit all die⸗ m habe er vollkommen übereingeſtimmt. Es werde jetzt geſagt, daß die deutſche Re⸗ ierung erſt beſchloß. aus der Abrüſtungs⸗ 1 onferenz auszutreten wegen ſeiner, Simons, Erklärung gegenüber ſtungskonferenz. Der dem Büro der Abrü⸗ Vertreter der Vereinig⸗ ien Staaten, der unmittalbar nach ihm ge⸗ ſprochen habe, habe nicht nur ſeine Darſtel⸗ ung der Unterredungen beſtätigt, ſondern auch in jeder Weiſe gebilligt und unterſtützt. Simon nannte dann die Tatſache, daß Deutſchland ſich wegen der Erklärung Si⸗ mons von der Konferenz zurückzog, eine ſehr abſurde Behauptung. Wenn der deutſche Außenminiſter ihn, Simon, beſchuldige, eine unwahre Erklärung unbedingt richtig ſei. 0 über den deutſchen Außenminiſter verbreitet zu haben, ſo ſei er verpflichtet, ſeinen Landsleuten zu ſagen, daß ſeine, Simons, Erklärung vollkommen und Soweit der britiſche Außenminiſter. Vom deutſchen Standpunkt iſt zu ſeiner Rede mancherlei zu ſagen. Wenn Sir John i 1 Simon behauptet, ſeine Genfer Rede ſei nicht g er Anlaß für das überraſ Deutſchlands geweſen, dann chende Vorgehen iſt hierzu rich⸗ g zu ſtellen, daß der deutſche Reichsmini⸗ ter des Auswärkigen wie auch Bolſchafter Nadolny ſchon vorher bei ihren Unter⸗ hbaltungen mit ihm ſeine am Samstag ent⸗ wickelten Theſen als für Deutſchland unan⸗ nehmbar bezeichnet hatten, er alſo, wenn er de öffentlich als die amtliche Theſe hinſtellte, und Camenbertkäſe. Große Auswall bereits wiſſen mußte, daß ſie für die Reichs⸗ regierung nicht tragbar waren. f a Ferner iſt die Interpretation, die Frei⸗ 905 von Neurath von der Genfer Rede Sir en Simons gegeben hat, von dieſem heu⸗ d nicht beſtritten oder gar widerlegt wor lch Sie iſt alſo auch von ihm dadurch als richtig anerkannt worden, wenn er auch eine emerkung über die Form dieſer Feſtſtellun⸗ der die deukſchen Argumente zu Donnerstag, den 19. Oktober ————— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeschriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 1288 50. Jahrgang Deutſchland will den Frieden! Aber wir laſſen uns nicht behandeln wie eine Nation zweiten Nanges Eine Rede des Führers zur Reichstagswahl Berlin, 19. Oktober. Wie die Reichspreſſeſtelle der NS D A P. mitteilt, fand die Führertagung der NSDAP. ihren Höhepunkt und Abſchluß in einer großen, richtunggebenden Rede, die der Führer vor den verſammelten Reichsleitern, Gauleitern, höheren SA- und SS⸗Führern ſowie den Gaupropagandalei— tern im Plenarſaal des Preußiſchen Landta— ges hielt. In ſeinen großangelegten Aus⸗ führungen zur politiſchen Lage und über die Aufgaben, die ſich für den Nationalſozialis⸗ mus daraus ergeben, befaßte ſich der Füh⸗ rer zunächſt mit der außenpolitiſchen Situation, die in engem Zuſammen⸗ hang ſtehe mit der innenpolitiſchen Arbeit der nächſten Wochen. Das außenpolitiſche Ringen um die Gleichberechtigung, in deſſen entſcheidendes Stadium die deutſche Nation nunmehr eingetreten ſei, ſei untrennbar ver⸗ bunden mit dem Kampf um den wirtſchaft⸗ lichen Wiederaufſtieg, dem Kampf um das Brot, den das deutſche Volk ſeit über acht Monaten zielbewußt führe. Die politiſche Befriedung der Welt ſei die Vorausſetzung zu jeder wirtſchaftlichen Geneſung. die„Genfer Krankheit“ Der große Irrtum der bisherigen nach⸗ novemberlichen Regierungen in Deutſchland ſei die Nichtbeachtung des Grundſatzes gewe⸗ ſen: Ehe nicht die Gleichberechtigung zuge— ſtanden iſt, iſt jede Beteiligung an interna⸗ tionalen Konferenzen von vornherein zweck— los! Seine Vorgänger in der Regierung ſeien Sanne e von jener„Genfer rantheit“ befallen geweſen, die ſie zu Peſſimiſten für die Ration und zu Op- ümiſten für den Völkerbund werden ließ. Er dagegen ſage:„optimiſtiſch bin ich auf mein Volk, und peſſimiſtiſch bin ich auf Genf und den Völkerbund.“ Deutſchland ſei nie friedliebender geweſen als in dem Au⸗ genblick, da es der bisher ſo wenig erfreu— lichen Atmoſphäre dieſer Stadt, den Rücken gekehrt habe. Das ganze deutſche Volk ſtehe hinter der Regierung, wenn ſie gegenüber demütigenden Zumutungen erkläre: „Wir wollen den Frieden, aber wir laſſen uns nicht behandeln wie eine Na- tion zweiten Ranges!“ gen in ſeiner Rundfunkrede gemacht hat. Wenn ſchließlich der engliſche Außenmini⸗ ſter die deutſche Beſchuldigung: England habe Waſhington über den deutſchen Stand- punkt falſch unterrichtet, zurückzuweiſen ver⸗ ſucht, ſo iſt dieſer Zurückweiſung gegenüber auf folgendes hinzuweiſen: Nach der Orien⸗ tierung Waſhingtons durch London iſt aus der amerikaniſchen Hauptſtadt die überra⸗ ſchende und auffallende Nachricht verbreitet worden, die Vereinigten Staaten ſeien die Garanten der Verſailler Abrüſtungsbeſtim⸗ mungen, deshalb würden ſie deren Einhal⸗ tung auch gegebenenfalls erzwingen. Wenn nun aber heute von Waſhington klar und deutlich von dieſer Stellungnahme abgerückt wird und die Dinge richtiggeſtellt werden, ſo beweiſt dies doch wohl ſchlüſſig, daß Waſhington ſeinerzeit unrichtige Nachrichten über die deutſche Haltung aus London er⸗ alten haben muß. 100 5 1 ſieht, der engliſche Außenminiſter kann die deutſchen Argumente weder wider⸗ legen noch erſchüttern, Er kann ein paar Ausflüchte vorbringen, mehr nicht. Was beweiſt, wie gut die Poſition Deutſch⸗ lands iſt im Kampf um ſein Recht. Mit derſelben Entſchloſſenheit, mit der nationalſozialiſtiſche Bewegung in den les ten 14 Jahren in Deutſchland für ihr Rech! gekämpft habe, werde Deutſchland ernſt und unerbittlich auch außenpolitiſch auf ſeinem Recht beſtehen und an ſeinem Anſpruch auf Gleichberechtigung feſthalten. Die Ehre ſei genau ſo wenig ein leerer Wahn, wie es die Treue ſei, man könne ohne ſie auf dieſer Welt nicht leben. Deulſchland wolle den Frieden und nichts als den Frieden, aber es ſei ent- ſchloſſen, in Zukunft zu keiner Konfe⸗ renz, in keinen Bund zu gehen, in keine Konvention zu kreten, garnichts zu un⸗ terſchreiben, ſolange es nicht als gleich berechtigt behandelt werde! Irgendwo gebe es eine Grenze, unter die man nicht gehen dürfe, ſonſt ſei man nicht würdig ein Volk zu führen. Unſere Propa— ganda für dieſe Wahl ſei getragen vom größten Ernſt, denn dieſe Wahl ſei mora⸗ liſch einwandfrei und werde für das Lebens- recht der Nation geführt. Mehr vielleicht als irgendjemand hänge gerade das nationalſo— zialiſtiſche Deutſchland am Frieden, weil die nationalſozialiſtiſche Idee dem völkiſchen Begriff einer blutsmäßig gebundenen Staatsführung nach innen zugewandt ſei und deshalb keine imperialiſtiſche Erobe— rungspolitik nach außen hin kenne. Indem wir ſo jede Gewaltpolitik ablehnten, könn⸗ ten und würden wir andererſeits zur Wah⸗ rung unſeres Rechtes ebenſogut entſchloſſen ſein. Der Führer für Verſöhnung im Innern Die Wahlpropaganda der Partei müſſe in dieſem Rahmen geſehen und unter Zurückſtellung alles Unweſentlichen auf dieſe ganz großen Fragen konzentriert werden. Unſer Volk werde in dieſen Wochen im Zei⸗ chen eines tiefen und heiligen Ernſtes ſtehen. Seine Begeiſterung ſei nicht auf irgendeiner oberflächlichen Hurra-Stimmung aufgebaut, ſondern auf tiefinnerſter Erkenntnis vom Be⸗ wußtſein ſeines Rechtes. Dieſe ſeine Hal⸗ tung ruhe auf dem Vertrauen zu ſeinen Führern, die mit größtem Verantwortungs- bewußtſein an die vor ihnen liegenden Auf⸗ gaben herangehen. Das große Werk der Verſöhnung in unſerem Volke. das der Nationalſoaia⸗ die lismus begonnen have, müſſe nunmehr ſeine Krönung finden. Auch unſeren früheren innerpolitiſchen Gegnern wür⸗ den wir in Jeiten dieſes Ringens der ganzen Nation entgegenkommen und ihnen die Hand reichen, wenn ſie bewei⸗ ſen, daß ſie Bekenner der deutſchen Ehre und Friedensliebe ſeien. Jeder Nationalſozialiſt möge ſich bei ſeinem ganzen Tun und Laſſen der Verantwortung bewußt ſein, die er vor der Nation trage. Im Bewußtſein dieſer Verantwortung und unſerer Pflichten müßten wir von der größ⸗ ten Härte gerade gegen uns ſelbſt ſein. Wer etwa als Nationalſozialiſt gegen ſeine natio⸗ nalen Pflichten verſtoße, müſſe wiſſen, daß er noch weniger Schonung erwarten könne als andere Volksgenoſſen. Die Partei habe ihr großes nationales Ziel, und dem ſei alles andere rückſichts⸗ los unterzuordnen. Wir alle müßten dabei auch ein Beiſpiel von Einfachheit und Schlichtheit geben. Indem wir Nationalſozialiſten blieben, was wir immer waren, erhielten wir uns nicht nur unſere Stärke, ſondern auch das Ver⸗ trauen im Volke für alle Zukunft. Aypell an das Pflichtbewußtſein Der Führer ſtreifte kurz auch die wir t⸗ ſchaftlichen Fragen. Wenn die Na⸗ tion heute das Gefühl habe. daß es wirt⸗ ſchaftlich vorwärts gehe, dann müßten wir alles tun, um dieſen Antrieb zu verſtärken. Mit dem Blick nur auf das Große und Ent⸗ ſcheidende gerichtet, müſſe alles Ungeklärte in den nächſten Wochen vor den wirklich gro⸗ ßen zur Verwirklichung reifen Arbeitprojek⸗ ten zurückgeſtellt werden. Menn wir dieſen unſeren Kampf aus dem Gefühl der höchſten Verantwortung heraus führen, dann bin ich ſicher, daß wir ihn erfolgreich führen. Wer mutig ſein Recht verkrikt, wird am Ende auch Recht bekommen. Wenn wir alle unſere Pflicht bis zum Aeußerſten erfüllen, dann wird unſer Volk das er⸗ kennen und wird am 12. November uns ſein Vertrauen ausſprechen, weil es zu anſtändig iſt, dem das Vertrauen zu verweigern, der es verdient.“ Mit einem Siegheil auf den Führer, den Wahrer der deutſchen Ehre, ſchloß Rudolf Heß die bedeutſame Führertagung. Der unterirdische Gang 19. Verhandlungstag im Reichstagsbrandſtifterprozeß Berlin, 19. Oktober. Die Reichsgerichtsverhandlung um das Brandattentat auf den Reichstag wurde am Mittwoch fortgeſetzt. Man behan⸗ delte zunächſt wieder die Frage des„un terirdiſchen Ganges“, der durch das Londoner erlogene Braunbuch zu einer un; verdienten Bedeutung gekommen iſt. In Wirklichkeit iſt es ein harmloſer Verbindungsgang zwiſchen dem Reichstagsgebäude und dem Hauſe des Reichspräſidenten. Geheimniſſe gibt es in dieſem Gang natür— lich gar keine! In der Mittwoch⸗Verhand. lung wies Senatspräſident Bünger auf ausländiſche Preſſeäußerungen hin, in denen immer wieder behauptet wird, man könne in den Reichstag verbotenes Material nur durch den unterirdiſchen Gang hineinbrin⸗ gen. durch die Portale ſei das wegen der Kontrolle der Pförtner nicht moglich. Der Vorſitzende fragt den Reichstagspförtner Wocköck, ob ein Abgeordneter, der mit ei— ner Mappe durch das Reichstagsportal kommt, kontrolliert wird? Der Zeuge Wok⸗ köck verneint die Frage und erklärt wei⸗ ter, daß auch die Fremden, die zuſammen mit einem Abgeordneten kommen, ſelbſtver— ſtändlich nicht kontrolliert werden. Die Schlußfolgerung des Vorſitzenden, daß durch Fremde in Begleitung eines Abgeordneten nach und nach erhebliche Mengen verbokenen Materials unbean⸗ ſtandet in den Reichstag gebracht wer⸗ den können, wird vom Zeugen bejaht. Als Zeuge wird dann der Nachtpförtner des Reichstagspräſidentenhauſes Ader mann vernommen. Er gibt an, daß ſeine Kontroll- gänge etwa vollſtändig 20 Minuten in An⸗ ſpruch nähmen. Er habe dabei verſchiedene Kontrolluhren zu ſtechen. Die letzte Kontroll- uhr befinde ſich im Keller an der Tür zum unterirdiſchen Gang. Dieſe Tür werde ge⸗ wöhnlich ſchon durch das Maſchinenperſonal geſchloſſen. Manchmal habe er ſie auch beim erſten Kontrollgang offen gefunden, dann abe er ſie verſchloſſen. Auf Fragen des orſitzenden ſtellt der Zeuge feſt, daß er am Brandtage von 8 Uhr bis zum Bekanntwer⸗ den des Brandes in ſeiner Loge geſeſſen hat. Als der Nachtpförtner Wendt von dem Bran⸗ de Mitteilung machte, hat der Zeuge zunächſt Geheimrat Galle benachrichtigt, dann das übrige Perſonal. Er hat auch beim preußi⸗ ſchen Innenminiſterium, wo Miniſterpräſi⸗ dent Göring war, angerufen und der Sekre— tärin Beſcheid gegeben. Das war zwiſchen 9.10 und 9.15 Uhr. Es war niemand in dem Gang eee d 0 Es iſt zu prüfen, ob zu dieſer Zeit jemand durch das Präſiden⸗ tenhaus hindurch in den Gang gelangt iſt oder ob ſonſt jemand in dem Gang gelaufen iſt. Zeuge: Es iſt nichts derartiges vorge— kommen. Vorſitzender: Das geht auf Ihren Eid! Der Zeuge verneint nochmals enkſchie⸗ den. Wenn ſich jemand nicht ganz leiſe verhielt, war es in der Loge zu hören, wenn jemand im Gang war. Lelbſt wenn unken Licht geſchaltet wurde, wurde das oben gehörk. Vorſitzender: Wenn nun ſogar zehn oder mehr Mann durch den Gang gekommen ſein ſollen? Zeuge: Ganz ausgeſchloſſen, einer wür⸗ de mindeſtens danebenpoltern. Vorſitzender: Sie haben früher einmal nachts Schritte in dem Gang gehört? Zeuge: Ja, das war mehrmals zwiſchen 11 und 1 Uhr nachts, das letzte Mal etwa zehn Tage vor dem Brande. Das war eine Perſon und ich nahm an, daß jemand kontrollieren wollte, ob wir nicht etwa ſchlafen. Vorſitzender: An ſich würden Sie, wenn der Brand nicht ge— weſen wäre, dabei nichts gefunden haben? Zeuge: Nein, garnichts. Noch mehr ausländiſcher Schwindel entlarot Vorſitzender: In ausländiſchen Zei⸗ tungen iſt geſagt worden, daß im Präſiden— tenhaus eine SS- oder SA-Wache von 30 Mann geweſen ſei. Zeuge: Glattweg Schwindel. Vorſitzender: Das nehmen Sie auch auf Ihren Eid? Zeuge: Jawohl, wenn der Miniſterprä⸗ ſident da war, waren höchſtens zwei Mann mit ihm, der Chauffeur und ſein Begleiter. Vorſitzender: Es iſt weiler⸗ hin behauptet worden, daß in den Kel⸗ lerräumen, die an den Gang angrenzen, Material für die Brandſtiftung aufge⸗ ſtapelt war. Jeuge: Ich habe nie etwas Verdächkiges bemerkt. Auf die Frage des Angeklagten Dimi— troff, welcher Partei der Zeuge angehöre, erklärt Adermann, er habe bis Ende 1931 der SPD. angehört und ſei dann zu einer rechtsſtehenden Partei gegangen. Ange⸗ klagter Torgler: Iſt es richtig, daß faſt täglich im Garten des Präſidentenhauſes SA⸗ oder SS⸗Leute mit einem Hund herum— tollten? Ich komme zu dieſer Frage, weil obachten konnten. Zeuge: SA-Leute kom⸗ men nicht in Frage. Der Herr Präſident hat eine Stabswache gehabt und er hatte auch einen Hund. Da iſt öfters eins A-Mann mit dem Hund in den Garten gegangen. Bei einer nochmaligen Befragung erklärt der Zeuge, der Reichstagspräſident habe eine 70 von etwa ſechs Mann ge— habt. Wenn Miniſterpräſident Göring jedoch nicht im Präſidentenhauſe geweſen ſei, ſeien die Leute von der Stabswache auch nichk dorkhin gekommen. An dem Brandabend ſei Miniſterpräſident Gö⸗ ring nicht im Hauſe geweſen, alſo auch nicht die Stabswache. Der Zeuge Adermann erklärt weiter, es ſei nie eine Wache von SA oder SS ins Prä— ſidentenhaus gekommen. Wenn Herren in Uniform gekommen ſeien, ſo habe es ſich um Beſucher gehandelt. Das Gericht begab ſich ſodann in den unkerirdiſchen Gang, der eingehend be⸗ ſichtigt wurde. Es ſtellte ſich dabei her ⸗ raus, daß ohne Geräuſch ſelbſt ein Mann auf Skrümpfen den Gang kaum paſſieren kann. Der Zeuge Walter Weber, der am Brandtag im preußiſchen Innenminiſterium als Führer eines SS-Kommandos Dienſt ge— macht hat, erklärt u. a.: Miniſterpräſident Göring arbeitete an dieſem Tage im Innen— miniſterium. Abends 9.30 Uhr kam die Mel⸗ dung vom Brand im Reichstag. Ich bekam Befehl von dem Adjutanten des Miniſter⸗ präſidenten, Hauptmann Jacobi, ſofort einen Kraftwagen zu beſtellen, um nach dem Reichstag zu hren. Dort angekommen gab der Hauptmann mir Befehl, mir drei Schupowachtmeiſter zu nehmen und den Kellergang zu durchſuchen. Ich habe den Kellergang bis zum Anſchluß an das Reichs⸗ tagsgebäude durchſucht und feſtgeſtellt, daß im Keller alles in Ordnung war, Rechtsan⸗ walt Dr. Sack hält dann dem Zeugen vor, daß in der Auslandsvpreſſe die Sache ſo dar⸗ geſtellt worden ſei, als ob der Miniſterprä⸗ ſident am Brandtage im preußiſchen Innen⸗ miniſterium geſeſſen und auf die von dem Brande gewartet habe. Zeuge: Das kann niemals zutreffen. Ein wichtiger Zeuge Unter allgemeiner Spannung beginnt dann die Vernehmung des Ingenieurs Bo⸗ gun, der ſehr wichtige Beobachtungen zur Zeit des Brandes gemacht hat.„Ich hatte am Brandabend, ſo erklärt er u. a., im V'DJ.⸗Haus gegenüber dem Reichstagsge⸗ bäude an einem Kurſus teilgenommen. Kurz vor 21 Uhr ging ich fort. Als ich etwa auf der Höhe des Portals 2 war, hörte ich ein Raſſeln an der Tür. Ich ſah hin und bemerkte wie ein Mann im dunklen Paletot aus der Tür herausſah. Ich hatte den Ein⸗ druck, daß er von einem anderen hinausge⸗ ſchoben wurde, der die Tür von innen wie⸗ der zudrückte. Es kamen mir zwei Frauen entgegen, von denen eine offenbar eine Handbewegung machte. Ich hatte den Ein⸗ 1185 daß es ſich um ein Zeichen gehandelt at. Der Mann, der aus dem Portal heraus- ſah, blickte direkt zu mir hin, bekam offen⸗ bar ein Jeichen und rannte dann am Gebäude enklang nach der Siegesſäule zu. Wegen der vorgeſchrittenen Zeit hal- ke ich zunächſt geglaubt, daß es ſich um einen Keichskagsangeſtellten gehandelt hätte. Es fiel mir aber doch auf, daß dieſes Portal garnicht beleuchtet war. Zu Hauſe habe ich dann im Rundfunk von dem Reichstagsbrand gehört und bin ſofort zur Polizeiwache am Bran- denburger Tor gefahren, um dort meine Angaben zu machen.“ „Der Zeuge hat dann bei einer Gegen⸗ überſtellung mit dem Angeklagten Popoff auf die Frage, daß Popoff derſelbe Fremde geweſen ſei, geantwortet, er könne mehr eine zuſagende als eine verneinende Antwort ge⸗ ben. Der Zeuge äußert ſich auch heute in dieſem Sinne. Er wird dann veranlaßt ſich Popoff, der aufſtehen muß, nochmals genau anzuſehen und erklärt darauf: Die Haltung iſt die gleiche, auch die Augenbrauen ſind dieſelben. Die Haare waren ebenfalls dun— kel.„Vorſitzender: Wenn Sie heute unter Berückſich gung aller Umſtände auf die Fra⸗ ge antworten ſollen, ob er es iſt oder nicht, wie lautet dann Ihre Antwort? Zeuge: Ich müßte in derſelben Weiſe antworke wie d mals, daß ich mehr eine zuſagende eine verneinende Ankwor! gaben müßte. Es ſetzt dann eine ſtundenlange ſehr ein— dringliche Befragung des Zeugen durch den Vorſitzenden, den Oberreichsanwalt und ins— beſondere durch die Verteidigung ein. Der Zeuge erklärt noch einmal, daß die ganze Körperhaltung des Popoff identiſch ſei mit der Haltung des geheimnisvollen Fremden am Portal 2. Popoff meint, daß jedes Wort, was der Zeuge über ſeine Perſon ausſage, nach ſeiner Ueberzeugung nicht wahr ſei. Der Zeuge Bogun, der ſchließlich noch auf die große Bedeutung ſeiner Aus— ſage hingewieſen wird, wird dann vereidigt. Damit ſchließt die Sitzung. Der Donnerstag wir von unſerem Fraktionszimmer aus di-, bleibt ſitzungsfrei. rekt in den Garten hineinſehen und das be- Reichsregierung Reichs wirtſchaftsminiſter Dr. des Deutſchen Berlin, 19. Oktober. Auf der Tagung des Reichsſtandes des Deutſchen Handwerks hielt Reichswirtſchafts⸗ miniſter Dr. Schmitt eine Rede, in der er u. a. ausführte, daß dem Mittelſtand und dem Handwerk die beſondere Sorge des Führers und der Reichsregierung gelte. Der nationalſozialiſtiſche Staat, ſo ſagte der Mi⸗ niſter, will gerade den unabhängigen, der eigenen Verantwortung bewußten und ſelb— ſtändig ſchaffenden Menſchen wieder in den Mittelpunkt der Wirtſchaft ſtellen. mit den Jamilienangehörigen, die gerade im Handwerk und in den Betrieben mit- arbeiten, kommt man auf etwa 8 Millio- nen deulſcher Menſchen, die auf Gedeih und Verderb mit der Handwerkswirk⸗ ſchaft verbunden ſind. Das ſind beinahe 12 Prozent unſerer geſamten Bevölke- rung, d. h. faſt ebenſoviel Menſchen als die Bauernwirkſchaft ernährt. Der großzügige Arbeitsbeſchaf⸗ fungsplan der Reichsregierung kann nur Hilfswerk für eine Ueber⸗ gangszeit ſein. Die wirtſchaftliche Ent⸗ faltung auf die Dauer kann nur aus eige— ner Kraft erreicht werden! Dies gilt für das Handwerk wie für die geſamte übrige Wirt⸗ ſchaft. Die Reichsregierung hat Sperren für die Neuerrichtung von Einzelhandelsgeſchäf⸗ ten aller Art, ſo auch von Einheitspreis⸗ Filialgeſchäften und Warenhäuſern erlaſſen. Dieſes Geſetz wird eine Ergänzung durch eine geſetzliche Regelung des Kabakt⸗ weſens finden, durch die allen Verſuchen, das Zugabeverbot durch wirtſchaftlich nicht gerechtfertigte Rabatte zu umge⸗ Nachricht Deutſhe Tagesschau Kundgebungen(er die Reichsregierung. regierung bemerkenswerte ſen geſchloſſen hinter und Reichsregierung ſtellen: ſcher Holzarbeiterverband, ähnlicher Berufe, Deutſcher Textilarbeiter⸗ verband, Deutſcher Deutſcher Arbeiterverband der öffentlichen Betriebe, Deutſcher Arbeiterverband des Baugewerbes, Deutſcher Heimarbeiter- und Hausgehilfenverband und der Verband de weiblichen Angeſtellten. Eine Rede des Reichsjugendführers. In einer überfüllten Rieſenkundgeb a im Berliner Sportpalaſt mit Parallelver— ſammlung auf dem Winterfeldplatz ſprach Reichsjugendfſührer Baldur von Schi⸗ rach. Unter dem begeiſterten Beifall der Verſammlung verkündete er die Auflöſung der NS⸗-⸗Jugendbetriebszellen, nachdem ſie bei der Erringung der Nacht ihre Pflicht erfüllt und ihre Aufgabe gelöſt haben und die Ueberführung ihrer Mitglieder in die Hitler-Jugend. Die Hitler-Jugend verbindet die deutſche Jugend zu einer Einheit der Bluts- und Schickſalsgemeinſchaft. Sie rech⸗ ne auf die Stunde, wo die geſamte deutſche Jugend in ihr organiſiert ſein werde. Auslands⸗Nundſchau Franzöſiſches Arbeitsbeſchaffungsprogramm. Der von der franzöſiſchen Regierung im Parlament eingebrachte Geſetzentwurf zur wirtſchaftlichen und ſozialen Förderung des Landes gibt die Arbeiten, die auf Grund der früheren Regierungsprogramme noch auszuführen ſind. Er enthält außerdem einen Plan neu vorzunehmender Arbeiten. Der Geſamtbetrag für die in den Jahren 1934 bis 1937 auszuführenden Arbeiten iſt mit 24,5 Milliarden Frances veranſchlagt, wovon 13,7 Milliarden als völlig neues Programm zu gelten haben. Politiſches Allerlei Eſſen. Die Eſſener Allgemeine Zeitung wurde bis zum 21. Oktober verboten. Sdarbrücken. Die Deutſche Staats⸗ partei, Landesverband Saargebiet, hat ſich am 31. Auguſt aufgelöſt und fordert ihre Anhänger und Freunde auf, getreu ih— rem bisherigen Ziele, die deutſche Front im Kampfe um die Rückgliederung des Saargebietes durch Mitarbeit in der neuen Volksgemeinſchaft auch weiterhin zu unter— ſtützen. Angora. Der rumäniſche Außenminiſter Titulescu und der türkiſche Außenminiſter Tewfik Rueſchtue Bey haben den rumäniſch⸗ türkiſchen Freundſchafts⸗, Schied's⸗ gerichts⸗ und Nichtangriffspakt Unterzeichnet. * hen, ein Riegel vorgeſchoben wird. Te ee und Handwerk Schmitt auf der Tagung Handwerks Die Aufgaben der Warenhäuſer und Konſumvereine im Rahmen der Ver⸗ teilungswirtſchaft und ihre Anpaſſung an die Belange des gewerblichen Mittelſtandes be— dürfen noch ſorgfältiger Prüfung. Bei den großen Werten an Volksvermögen, die in dieſen Betrieben angelegt ſind, könnte blin— der Uebereifer nie wieder gutzumachende Schäden anrichten. Die Reichsregierung hat bereits den Abbau der Handwerksbetriebe in den Warenhäuſern angeordnet. Sie wird weiterhin für eine wirkſchaftlich kragba⸗ re Beſchränkung dieſer Grofzbekriebe Sorge kragen. Unmittelbare Arbeit und damit Brot ſollen vor allem die 500 Millionen Mark bringen, die die Reichs⸗ regierung außer den bereits früher be⸗ reitgeſtellten 200 Millionen Mark für die Inſtandſetzung von Wohngebäuden zur Verfügung geſtellt hat. Trotz aller grundſätzlichen Bedenken hat die Reichsregierung die Ende Februar 1931 ein⸗ geleitete Stützungsaktion für die gewerbli⸗ chen Kreditgenoſſenſchaften fortgeſetzt. 10⸗Millionen⸗Kredit für Kleingewerbe und Handwerk Wie verlautet, ſind die Richtlinien für die Bereitſtellung eines Zehn⸗Millionen⸗Kredites für das Kleingewerbe und das Handwerk noch in Vorbereitung. Die Verteilung der Summe iſt in der Weiſe vorgeſehen, daß die gewerb⸗ lichen Kreditgenoſſenſchaften und die Privat⸗ bankiers mit je fünf Millionen Reichsmark zu gleichen Teilen berückſichtigt werden. * 4 Folgende Arbeiter⸗ und Angeſtell⸗ tenvereinigungen haben der Reichs⸗ Kundgebungen übermittelt, in denen ſie ſich in Zuſammen⸗ hang mit den jüngſten politiſchen Ereigniſ⸗ Reichskanzler Deut⸗ Deutſcher Arbei⸗ terverband des Graphiſchen Gewerbes, Ver⸗ band der Deutſchen Theaterangeſtellten und Steinarbeiterverband, In kurzen Worten: Reichspräſident von Hindenburg empfſ am Mittwoch den neuernannten britiſ 0 Botſchafter Sir Erie Phipps zur Entgeges, nahme ſeines Beglaubigungsſchreibens. Reichskanzler Adolf Hitler hielt auf Führertagung der NCS. eine graf 00 gelegte Rede zur Außen⸗ und Innenpoliſ, Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Schmitt en klärte auf der Tagung des Deutſchen Ha, werks, die Reichsregierung habe für daz ſelbſtändige Handwerk beſonderes Intereſt, Im Reichstagsbrandſtifter⸗Prozeß wur am Mittwoch die Zeugeneinvernahme fon geſetzt. Der tſchechoſlowakiſche Außenminiſter Je. neſch traf am Mittwoch zu ſeinem angekündig ten Beſuch in Wien ein. Die zurzeit in Vorbereitung befindliche Haushaltsvorſchläge der engliſchen Marige⸗ abteilung ſollen ſehr ſtarke Erhöhungen aul weiſen, u. a. werde ein Programm für den Bau von 25 neuen Kreuzern des modern ſten Typs erwogen. Wie aus Schanghai gemeldet wird. iſt in Gebiet des Gelben Fluſſes eine neue Ueben ſchwemmungskataſtrophe ausgebrochen. Inn einer furchtbaren Hungersnot ſind 20 Ml. lionen Menſchen betroffen. Dr. Göbbels führt den Wahllan Berlin, 19. Oktober, Reichsminiſter Dr. Göbbels hat qz Reichspropagandaleiter der NSDAP. di Führung des bevorſtehenden Wahlkampf übernommen. Der Wahlkampf wird von der Reichspropagandaleitung der NSdalg, im Benehmen mit dem Reichspropagando— miniſterium durchgeführt. ö Berlin, 19. Oktober. Im Hinblick auf den Erlaß des Reichsa— beitsminiſters zur Lohnpolitik weiſt der Reichswirtſchaftsminiſter unter Wiederhh— lung ſeiner bereits früher an die wirtſchaſt lichen Verbände gerichteten Mahnung nun auch in der Oeffentlichkeit darauf hin, daß ebenſo wie Lohnerhöhungen auch Preis- ſteigerungen auf dem Inlandsmarkl unterbleiben müſſen, da ſie die Maßnahmen der Reichsregiereung zur Arbeitsbeſchaffung und die mit ihr au Gil einer Wirtſchaftsbelebung gefährden, n einer Zeit außergewöhnlicher Wirtſchaſtz verhältniſſe muß erwartet werden, daß ſich jeder mit einem Nutzen begnügt, der an der unteren Grenze der Wirtſchaftlichkeit lieg. Dieſe Richtlinien ſind auch dort unbedingt zu beachten, wo ſich die Unternehmer zu Mark regelungen(Kartellen) zuſammengeſchloſſen haben. Franzöſiſche Rütungsinduſtrie nationaliſiel Paris, 19. Oktober. Der Finanzausſchuß der Kammer hal be Beratung der Finanzſanierungsgeſetze mt 22 gegen 9 Stimmen bei fünf Stimmenthal⸗ tungen einen Zuſatzantrag des ſozialiſtiſchen Abg. Leon Blum angenommen, der die Nakionaliſierung der herſtellung und des Verkaufs von Kriegswaffen zum Gegenſtand hat. Der Regierung wid für die Einführung dieſes Monopols die gleiche Friſt vorgeſchrieben, die die in Genf zu beſchließende ſogenannte Bewährungspe⸗ riode ausmacht. Offene Marktpolitil Die Aenderungen des Reichsbankgeſetzes. Berlin, 19. Oktober. Die vom Reichskabinett verabſchiedete No velle zum Reichsbankgeſetz beſtimmt die Beſeil gung des Generalrates der Reichsbank. Fer ner iſt die Ernennung und die Abberufung des Reichsbankpräſidenten in Zukunft in die Hand des Staatsoberhauptes gelegt; entſpre chendes gilt auch für die Mitglieder des Reich⸗ bankdirektoriums. Die bisherige Befugnis dez Generalrates, unter den beſonderen Umſtänden zuzugeſtehen, daß die 40prozentige Deckung der Reichsbanknoten unterſchrit⸗ ten werden kann, iſt dahin abgeändert worde, daß dieſe Deckungsänderung durch einen übel einſtimmenden Beſchluß des Direktoriums und des Zentralausſchuſſes der Reichsbank vol genommen werden kann. Weiter ſind die Bil⸗ dungen an gewiſſe Diskontſätze und die Noten ſteuer, die praktiſch längſt durchlöchert ſind, be⸗ ſeiigt worden. a Das wichtigſte in dem neuen Geſetz ſind die Beſtimmungen fiber die offene Marktpolitil Die durch Kauf am offenen Markt erworbe⸗ nen feſtverzinslichen Wertpapiere werden al bankmäßige Notendeckung zugelaſſen. Dam ſoll der Reichsbankleitung in die Hand gegeben werden, die erforderlichen Beträge, die nach währungspolitiſchen Grundſätzen zuläſſig ſind, ſelbſt zu beſtimmen. Zugleich werden auch die Lombardforderungen der Reichsbank als No' tendeckung zugelaſſen. Eine fürſtliche Kegelbahn ls jüngſte Sehenswürdigkeit Regensburgs f d e da Schloß des Fürſten von urn und Taxis zur öffentlichen Beſichtigung eigegeben worden. Neben zahlreichen Kunſt⸗ chäßen, Gemälden und Gobelins, wertvollen Möbeln, Jagdtrophäen und Waffen, koſtbaren Gläſern und Porzellan findet der Beſucher hier auch eine Kegelbahn, auf deren Wandver⸗ täfelung in langer Reihe die Namen von Fürſt⸗ lichkeiten und Gäſten des Hauſes verzeichnet ind, die von 1898 bis 1932 auf dieſer Bahn alle Neune“ geſchoben haben. Daneben be⸗ findet ſich das Rauchzimmer mit ſchönen Jagd⸗ bildern, im Fahnengang ſieht man Zunftfah⸗ nen lid die alte Truhe der Regensburger M ger⸗Innung. den prachtvoll ausgeſtatteten Geſell⸗ aftsräumen beginnt die große Serie der koſtbaren Gobelins, die Epiſoden aus der Ge⸗ chichte des Thurn und Taxisſchen Hauſes darſtellen. Der bedeutendſte dieſer Gobelins zeigt den Grafen Leonhard 2. von Thurn und Taxis und die Gräfin Alexandrine von Rye, die während des 30 jährigen Krieges das ge⸗ ſamte Poſtweſen des Heiligen Römiſchen Rei⸗ ches deutſcher Nation geleitet hat. Die Ge⸗ ſchichte des Hauſes Thurn und Taxis iſt be⸗ tanntlich mit der Entwicklung des Poſtweſens eng verknüpft. 1516 richtete Franz von Thurn und Taxis zwiſchen Wien und Brüſſel die erſte Poſt ein; hundert Jahre ſpäter erhielt ſein Haus als Lehen das Reichs⸗General⸗Erbpoſt⸗ meiſteramt. Erſt 1867 verkauften die Für⸗ ſten den letzten Reſt ihrer Poſtgerechtſame an Preußen und heute noch erinnert die gelbe Farbe der Poſtfahrzeuge an die Fürſten von Thurn und Taxis, die dieſe Farbe in ihrem Wappen führen. Die erſte Gasmaske Der lothringiſche Chirurg und Luftſchiffer Jean Francois Pilatre de Rozier darſ die Priorität der Erfindung der Gasmaske für ſich in Anſpruch nehmen Pilatre de Rozier, der ſich neben der Medizin eifrig mit phyſika⸗ liſchen und chemiſchen Arbeiten beſchäftigte, war auch der erſte, der mit einem Ballon ei⸗ gener Konſtruktion, der„Roziere“, nicht nur aufſtieg, ſondern am 2. November 1783 auch die erſte freie Luftfahrt machte. Bei einer zweiten Luftreiſe fand er zwei Jahre ſpäter in Boulogne ſeinen Tod. Kurz vor dem Aufſtieg zu der verhängnis— vollen Todesfahrt hatte Pilatre de Rozier der Pariſer Akademie der Wiſſenſchaften ei⸗ nen Apparat vorgelegt, den er als„Reſpira⸗ tor“ bezeichnete,„vermittels deſſen man in giftgasgefüllte Räume hinabſteigen und ar⸗ beiten könne“.„Die an der Naſe des Trä⸗ gers befeſtigte Röhrenhülle“, heißt es in dem beigegebenen Bericht Roziers,„beſteht aus gummiertem Seidenſtoff. Eine im Innern zur Verſteifung angebrachte Meſſingſpirale ſichert der Ballonröhre ihre Kreisform. An der Außenſeite angebrachte Schläuche mün⸗ den in ein kleines Luftreſervoir in Geſtalt einer kleinen Büchſe aus Blech, die der in 1 0 Gaſen arbeitende Träger auf dem Rücken trägt. Ein von dieſem Luftreſervoir ausgehender Schlauch iſt in die Naſe geführt und dort durch eine Schraube befeſtigt, die mit weichem Stoff umkleidet iſt und wie Brillengläſer, den Träger vor Verletzungen ſchützen ſoll. Der Träger hat ſeine ganze Aufmerkſamkeit nur darauf zu richten, daß er durch die Naſe atmet und die Luft durch den Mund wieder ausſtrömen läßt.“ Dieſer Atmungsapparat, der als Vorläufer unſerer Gasmaske zu gelten hat, war von dem Erfinder ſelbſt in Höhlen und Brunnen, die von Giftgaſen verſeucht waren, auf ſeine Zuverläſſigkeit erprobt worden. Welt und Wiſſen Wie ſind geerntete Nüſſe zu behandeln. Es ereignet ſich garnicht ſelten, daß wir im Herbſt eine ganze Menge Nüſſe ernten und wenn dann die Weihnachtszeit kommt und wir die Rüſſe hervorholen, zeigt es ſich, daß ſie meiſt hohl und taub ſind, die Kerne ſind einge⸗ ſchrumpft, ſehen ſchwarz aus und ſchmecken bitter. Schuld an dieſer Sache iſt die unſach⸗ gemäße Behandlung der Nüſſe nach der Ernte, beſonders aber die unzweckmäßige Aufbewab⸗ Handwerk und Wie eine Erlöſung wurde es vom Hand⸗ werk empfunden, daß die Regierung Hitler mit allem Nachdruck dem wirtſchaftlichen Krebsſchaden, der Schwarzarbeit, zu Leibe gehen will. Es gab keine Reſolution, die in den vergangenen vierzehn Jahren unter dem alten Regime gefaßt wurde, in welcher nicht die energiſche Bekämpfung der Schwarzar— beit vom Handwerk gefordert worden wäre. Aus falſcher marxiſtiſcher Einſtellung zu die⸗ ſem Fragenkomplex vermochten ſich die ver⸗ antwortlichen Männer des alten Staates nicht zu Taten aufzuraffen. Man erklärte immer wieder, es handele ſich um Uebertrei⸗ bungen, man könne auf dieſe Weiſe nicht entſcheidend die Arbeitsloſigkeit bekämpfen. Man vermied, den Dingen klar ins Auge zu ſchauen und zu erkennen, daß man mit der ſtillſchweigenden Billigung der Schwarzar— beit der wirtſchaftlichen Gewiſſenloſigkeit huldigte. Die Regierung Hitler, die zum er⸗ ſten Male wirklich ernſthaft und ſyſtematiſch dem Uebel der Arbeitsloſigkeit zu Leibe geht, hat dem ſeit Jahren von den Organiſationen des Handwerks erhobenen Ruf Beachtun, geſchenkt und die Richtigkeit des Kampfrufes „Schwarzarbeit iſt Diebſtahl“ von ſich aus beſtätigt. Sie hat kein Verſtänd⸗ nis mehr für die bequeme und eigenſüchtige Beweisführung des Auftraggebers, daß die Schwarzarbeit ja viel billiger ſei als ord⸗ nungsmäßige Handwerksarheit, ſie hat auch kein Verſtändnis mehr für die, wie man bis⸗ her ſagte,„menſchlich verſtändliche“, in Wahrheit unmoraliſche Begründung des Schwarzarbeiters, man müſſe ihm die Mög⸗ lichkeit geben, neben ſeiner knappen Unter⸗ ſtützung noch etwas hinzuzuverdienen(mög— lichſt ohne den Nebenverdienſt zu melden bzw. ihn in richtiger Höhe anzugeben), denn die Regierung Hitler hat einen ehernen Grundſatz Geltung verſchafft: Gemeinnutz geht vor Eigennutz! And Schwarzarbeit iſt Eigennutz in kraſſeſter Form! Denn ſie ſchädigt den Staat und die Ge— meinden, da der Schwarzarbeiter weder Steuern noch Sozialleiſtungen aufbringt und neben ſeinem meiſt unrichtig gemeldeten Ver⸗ dienſt trotzdem weiter die öffentlichen Kallen Durch die feinen Tropfen, die kalt und ſpritzig fielen, wurde die zornige Stimmung der Bauern, ohne daß ſie ſich das klarmachten, noch mehr gereizt. Rachegedanken wucherten unter ihnen auf. 5 Sie glaubten ſich Herren der Lage, ahnten nicht, daß i der Vogt auf den Bauch durch ihre Reihen gekrochen 5 im Dorf ein Pferd gefordert und erhalten, in wildem Ritt, über Rrachfeld, durch Wald und Sumpf, abkürzend und eiligſt, auf Hirſch⸗ war und, nachdem er vom Wirt berg zuhielt. Längſt hatten ſie das Eiſengitter, das das eigentliche Gutsgebiet von den Feldern und ſelbſt dem Park trennte, überklettert, die geſperrten Tore geöffnet oder ausgeriſſen, ein paar Knechte, die ſich ihnen in den Weg ſtellten, ver⸗ droſchen oder in die Flucht geſchlagen— ſofſern ſie ſich nicht, der Lage Rechnung tragend, ihnen anſchloſſen. Dichter wurde der Hagel der Steine. Man zerſtreute ſich in den Ställen, in den Scheuern, durchſuchte das Amtshaus, in dem Vogt und Inſpektoren wohnten. Trotzdem fand man die Gefangenen nicht. Schon, weil man ſie nicht ſuchte. Man vermutete ſie im Schloß. Und auch die Gefangenen ſelbſt konnten ſich nicht bemerkbar machen. Ihr Pochen wurde nicht vernommen. Das Geſchrei ihrer Befreier übertönte es laut. Je näher Ignis und Bertel, durch den Park ſchleichend, 105 Schloß kamen, deſto bedrohlicher wurde das Ge⸗ chrei. beſſer.“ Schloſſes entgegenlag. 24 Verloren, dachte Bertel. Was nun? möglich? andere liefen noch hinzu. „Schau an. „Ei der Daus...“ „Wahrhaftig...“ Gräfin...“ a 61 u ſchaf„Laßt das Fräulein!“ weinte Bertel.„Bei mir iſt ſie Gebeten hat ſie für die Gefangenen. „Kehr' um, Bertel“, bat Ignis,„allein ſchaff' ich's „Ich verlaß Euch nicht, gnädigſte Gräfin!“ Die beiden kamen von der entlegenſten und ruhigſten Stelle des großen Parkes, die Bauern waren von der Seite der Gutsgehöfte und-baulichkeiten und durch jenen Teil des Parkes vorgedrungen, der die Breitſeite des Sie waren keine hundert Schritte mehr von der Mauer⸗ ſtelle entfernt, an der Wein und Efeu emporrankten, an der Ignis zu ihrem Fenſter emporzuklimmen beabſichtigte. Da, um eine letzte Ecke biegend, bemerkten ſie zu ihrem Entſetzen, daß das Fenſter geſchloſſen, die Läden von innen vorgelegt waren. „Entdeckt“, ſagte erbleichend Ignis. Umkehren und zu Schmieders Häuschen zurück? Sie beide dachten es im gleichen Augenblick— und im gleichen Augenblick fragten ſie ſich: Iſt das noch In das blaſſe Entſetzen ihres gegenſeitigen Anſchauens hinein tönte der zornige Ruf empörter Ueberraſchung. „Dies— was ſoll denn nun das?“ Ein Haufen junger Bauern ſtand vor ihnen, ein paar Bertel!“ rief der eine, das Mädchen erkennend.„Willſt wohl den Vater abholen? Noch eine Weile Geduld. Noch trotzen ſie. Aber wir werden ihnen ſchon die Hölle heiß machen!“ g „Wen haſt du denn da bei dir...?“ Brüllendes Gelächter, wiehernder Triumph. Die Vertreter großer Ideen entſprechen nicht immer den Anforderungen, die wir geneigt ſind, an ſie zu ſtellen. „Geht, ruf eins den Geffert. haben wir ein Unterpfand. Die Gefangenen gegen die rung. Man ſchütte die Müſſe, ſobald ſie ent⸗ ſchalt ſind, in eine flache Wanne, nicht ſo viel auf einmal, übergieße ſie mit Waſſer, etwa ſo, wie man Karkoffeln wäſcht und be⸗ arbeitete ſie dann mit einem alten Reiſigbeſen, damit ſich alle Fasern und Schalenteile löſen. Gut iſt es, das Waſſer mehrmals zu erneu⸗ ern, damit die Nüſſe ein ſehr klares Ausſehen erhalten, dann erübrigt ſich auch das Schwe⸗ feln, das ja nur das Ausſehen der Nüſſe be⸗ günſtigen und Schimmelpilze abtöten ſoll. So⸗ bald die Nüſſe klar und ſauber ſind, nimmt man ſie aus dem Waſſer, breitet ſie 1 Bret⸗ tern oder bei ſonnigem, trockenen Wetter auf Tücher im Freien aus. Sind die Früchte gut trocken, ſchütte man ſie in leichte, ſchmale Säcke und ſtelle ſie auf den luftigen Heuboden oder hänge ſie mäuſeſicher am Gebälk auf. Falſch iſt es, die Nüſſe in Back oder Brat⸗ röhren zu ſchütten; durch die Hitze werden Gchwarzarbeit durch AUnterſtutzungsbezug in Anſpruch nimmt. Sie ſchädigt ferner die Arbeitskolle⸗ gen des Schwarzarbeiters, weil letzterer un⸗ ter Tarif arbeitet und wegen der nebenbei bezogenen Unterſtützung auch billiger arbei— ten konnte. Sie ſchädigt lediglich das ehrbare Handwerk, welches ordnungsgemäß ſeine Steuern und Sozialabgaben zahlte und ſeine Arbeitskräfte zu Tariflöhnen beſchäftigte. Es war alſo kein Kunſtſtück, wenn der Schwarzarbeiter billiger arbeiten konnte, und er ſowie ſeine Auftraggeber hatten keine Urſache, ſich deſſen zu rühmen, ſondern ſich nur zu ſchämen, denn die Billig⸗ keit war durch eine Schädigung der dHeffent⸗ lichkeit erreicht. Auf dieſe Weiſe, das erkann⸗ te die Regierung, konnte man ſchließlich die Arbeitsloſigkeit nie beſeitigen. Man muß die Arbeit wieder zu dem er⸗ heben, was ſie von Natur ſein ſoll: ehr ⸗ liche Leiſtung gegen ehrliche Bezahlung. Der Arbeitsvertrag darf nicht länger dunkle Abmachungen darſtellen, die das Licht des Tages zu ſcheuen haben; denn daß der Schwarzarbeiter, wenn er auch unter Tarif arbeitete, nur aus ein bloßes Taſchengeld ſeine Arbeiten aus⸗ führte, glaubte man wohl im alten Staat, heute aber nicht mehr. Die Beſeitigung der Schwarzarbeit iſt eine Lebensfrage für das deut ⸗ ſche Handwerk. Die Reichshandwerks⸗ woche will in allen Bevölkerungskreiſen auf⸗ klärend wirken über das, was not tut, um dem Berufsſtand des Handwerks wieder fe⸗ ſten Boden zu geben und ihn zu einem uner⸗ ſchütterlichen Fundament des Dritten Reiches zu machen. Darum Auftraggeber in Skadt und Land: Unkerſtützt das Handwerk, helft die Arbeils⸗ loſigkeit bekämpfen! Damit dient ihr euch ſelbſt; denn in dem Maße, in welchem es ge · lingt, die Arbeitsloſigkeit zurückzuwerſen, ſenken ſich auch die ungeheuren Wohlfahrts- laſten und damit die von allen Bevölkerungs- kreiſen aufzubringenden Steuern und Bei⸗ kräge aller Ark. eee enkſteht ein frei⸗ er, ehrlicher Gewerbeſtand mit zufriedenen, leiſtungsfähigen Arbeitskräften. Gefälligkeit oder gegen ihnen enthaltene Kerne weich und das Oel wird ranzig. 4 Türkiſche Frauen als Mattoſen. Seit Mu⸗ ſtafa Kemal Paſcha der türkiſchen Frau den Weg in die Freiheit 1 hat, iſt dieſe mit Eifer beſtrebt, ihre weſteuropäiſchen Ge⸗ ſchlechtsgenoſſinnen in jeder Weiſe zu über⸗ trumpfen. Die türkiſchen Frauen drängen ſich faſt überall in die Arbeitsplätze, die ſonſt den Männern vorbehalten ſind. Das Neueſte iſt jetzt der weibliche Seemannsberuf. Stambul wurde vor kurzem eine Schule er⸗ richtet, in der Frauen zu Seeleuten ausgebildet werden. Neues aus aller Welt Schweres Aukobusunglück. Ein von einem SA⸗Appell heimkehrendes, mit 25 Perſonen beſetztes Laſtauto fuhr bei Hof in einer Kurbe in den Straßengraben und ſtürzte um. Dabei wurden fünf SA⸗Leute ſchwer verletzt. Einer iſt im Krankenhaus geſtorben. Nachſpiel beim Kammerfenſterln. In Neuburg an der Donau trafen zwei VBur⸗ ſchen beim Kammerfenſterln mit derſelben Schönen zuſammen. Es gab einen Streit, bei dem der eine Burſche durch einen Bruſt⸗ ſchuß ſchwer verletzt wurde. Der gefährliche Liebhaber iſt jetzt zu anderthalb Jahren Ge⸗ fängnis verurteilt worden. Jeuer bedroht ein Skadkvieriel. In Nan⸗ tes entſtand in einer Drockerer ein Feuer, das auf eine Weinhanolung übergriff und ein ganzes Stadtviertel drohte. Ganze Häuſerreihen mäßten von den Einwohnern fluchtartig geräumt werben. Vor der Ge⸗ walt des Brandes erwies ſich die Feuerwehr als ohnmächtig. Erſt nach achtſtündiger Ar⸗ beit gelang es, das Feuer auf ſeinen Ur⸗ ſprungsherd zu beſchränken. Der Sachſchaden beläuft ſich auf über 20 Millionen Franken. Sieben Tole bei Hauseinſturz. Im römi⸗ ſchen Vorort Centocello iſt infolge eines Erdrutſches ein Wohnhaus eingeſtürzt und hat die ganze Familie eines Hauſierers ver⸗ Kae von der ſieben Perſonen ums Leben amen. Der„italieniſche Landru“ Serviakti hinge⸗ richtet. In Sarzana iſt der„italieniſche Landru“ Ceſare Serviatti durch Erſchießen hingerichtet worden. Serviatti hat in den ver⸗ gangenen Jahren die italieniſche Riviera dauernd in der Maske eines Biedermannes bereiſt. In Wirklichkeit näherte er ſich Kell⸗ nerinnen und Dienſtmädchen und machte ihnen, obwohl er ſelbſt verheiratet war, Hei⸗ ratsverſprechungen. Seine Abenteuer ende⸗ ten meiſt damit, daß Serviatti, nachdem er ſie um ihre Erſparniſſe beraubt hatte, ſeine Opfer beſeitigte. Die Leichen wurden ſtets von ihm zerſtückelt. Der Weg 115 Richtplatz war trotz eines ſtarken Gewitters, das in den frühen Morgenſtunden niederging, von 5000 Menſchen umſäumt. Orkan über Venedig. Eine heftige Bora hat in der Stadt und in den Lagunen von Venedig große Verheerungen angerich⸗ tet. Zahlreiche Kamine ſind eingeſtürzt, viele Barken ſind untergegangen. Im alten Ha⸗ fen erlitt ein Frachtboot Schiffbruch. Auf der Fahrt zu dem auf einer Inſel liegenden Friedhof iſt ein Beerdigungszug von Gon⸗ deln vom Sturm überraſcht und abgetrieben worden. Die Inſaſſen gerieten in Lebensge⸗ fahr, konnten aber von der Feuerwehr ge⸗ rettet werden 5 geweſen. will ſie uns!“ wollen? hölzernen errungene Schickſal ſei. kalten Augen. die Herrn...“ Dies— und da „Und helfen wird s erfährt, wird der Graf wohl die Kellertür entriegeln, und dein Vater mag herausſchreiten...“ f Ignis ſtand blaß daneben, ſtumm, hochaufgerichtet. In ihr war ein großes Wundern. Das— ſo waren die, für die ſie hatte kämpfen Helfen ſie uns. Jetzt— wenn er das Immer nur hatte ſie ſie in der ehrerbietigen Haltung der Knechte geſehen— und geglaubt, daß die beſcheiden⸗ demütige Haltung die natürliche, aus inneren Kämpfen Ueberlegenheit der Entrechteten über ihr Jetzt blickte ſie zum erſten Male der nackten Roheit, der entfeſſelten Rachgier, dem ſchnöden Triumph in die Sie empfand nur einen tiefen Schmerz, ein bitteres, erſchreckendes Erwachen. Das— das waren die Menſchen— ohne die Firnis der Ergebenheit? ſich das? War Knechtſchaft nicht der einzige Adel, zu dem ſie fähig waren? Einer der Burſchen wollte ſie anfaſſen. Sie trat zurück und warf den Kopf in den Nacken. Er lachte laut.„Zier dich nicht, Puppe! Jetzt— ſind wir.. Herrgott, um die zu kämpfen— lohnte Bertel ſchlang ihre Arme um das junge Mädchen. „Hütet euch!“ Geffert kam. Er war ein reiferer Mann, ernſt und ſeiner Verant⸗ wortung bewußt. „Wie kommen Sie hierher, Gräfin?“ fragte er kurz. Bertel erzählte. 5 a „Es tut mir leid, aber— hier gilt's nun doch, die Gelegenheit ausnutzen. wirklich den Bauern helfen, ſo hat ſie ihren Willen.“ Wenn die Gräfin und ſie will (Fortſetzung folgt.) 3 Nachdruck verboten. Die eitle Mutter wollte die vielen Schönheitsfehler ihrer Einzigen nicht ſehen. Vielleicht bemerkte ſie ſie auch wirklich nicht. Da— der Diener führte den letzten Gaſt herein. Ein Rauſchen ging durch die Räume. nach der Tür zum Empfangsſalon. „Herr von Wilſach, herzlich willkommen!“ Frau Bürgermeiſter lächelte ſüß zu dem hoch⸗ gewachſenen, breitſchultrigen Mann empor. Er lachte, und alle Damenherzen ſchlugen ihm ſehn⸗ ſüchtig entgegen. Eine Vorſtellung war nur oberflächlich nötig, denn die meiſten Gäſte kannten ihn ja. Sein fröhliches, offenes Lachen trieb alle Scheu weg. Er unterhielt ſich lebhaft, ſagte jeder Dame eine kleine Schmeichelei und blieb trotz⸗ dem auf der Hut. Als man ſpäter tanzte, war er ſich der Vorſicht doppelt bewußt. Er tanzte mit jeder der jungen Damen genau ſo viel wie mit der anderen. Olga Sander, von der Mutter noch einmal dringend gewarnt, eröffnete das Feuer auf ihn. Faſt ein bißchen mitleidig blickte der Bär von Wilſach in ihr roſiges Geſicht, das ver⸗ Alles drängte ſchwommene Züge und einen für ſeine Begriffe häßlich⸗ wulſtigen Mund aufwies. Aber er ſagte ihr einige Liebenswürdigkeiten, weil er ſchon heute wußte, daß ſie nie für ihn in Frage kam. Die Töchter des Landgerichtsdirektors Mellendorf intereſſierten ihn ſchon eher, aber heiraten würde er auch keine davon. Köſtlich unterhielt er ſich mit Ilſe von Korreck. Die lachte ungeniert, war nicht ein bißchen kokett und ſprach lieb und offen mit ihm. Dabei lag heller Spott in den jungen, klaren Augen. „Na, wie gefallen Sie ſich ſo als gejagtes fragte ſie ihn. Und er verkroch ſich nicht hinter der elenden Phraſe: Wie meinen Sie das, mein gnädiges Fräulein?— Nein, er lachte herzlich und ſagte: „Sie wiſſen gut Beſcheid? Ich auch! Aber da wird nichts draus!“ „Großartig! Ich habe das ſchon vor einigen Tagen geſagt, aber es glaubt mir ja keiner. Sehen Sie doch nur, wie man mich herausgeputzt hat! Ekelhaft iſt's. Ich hab' viel lieber eine Schürze um und füttere meine Hühner.“ Er betrachtete ſie aufmerkſam. Sie fing an, ihm zu gefallen. Wenigſtens intereſſierte ihn ihre offene Revo⸗ lution gegen das Syſtem. Das Syſtem war in dieſem Falle die allgemeine Jagd auf ihn. Und weil ihm ihre natürliche Friſche gefiel, ohne daß er die Abſicht hatte, ſie zu ſeiner Frau zu machen, unterhielt er ſich angeregter und länger mit ihr als mit den andern jungen Damen. Wurde alſo ſeinem Vorſatz, alle jungen Damen gleich zu behandeln, untreu und erweckte dadurch einen Sturm im Herzen der übrigen Damen. Frau von Korreck dachte völlig überraſcht: Die Ilſe? Und ſie hat gar nichts von der ganzen Sache wiſſen wollen. Na, aber ſo was!— Frau Bürgermeiſter bemerkte ſpitz: „Liebſte Freundin, finden Sie nicht, daß Ihre Jüngſte ein bißchen zu ſehr mit Herrn von Wilſach flirtet?“ Die Mutter Ilſes, in ſchönen Zukunftsträumen und frohem Stolz geſtört, meinte: „Oh, meine Ilſe iſt ein offenes, liebes Geſchöpf, und von Männerdreſſur hat ſie nie was wiſſen wollen. Viel⸗ leicht gefällt ihm das gerade? Und Unterricht bei Pro⸗ feſſor Seidler hat ſie auch nicht genommen, um einen Mann mit ihrem Wiſſen überraſchen zu wollen.“ Letzteres zielte auf Olga Sander, und Frau Sander ſchoß einen Blitz des Haſſes auf ihre alte Freundin. So alſo war das gemeint! Der Wilſach ſollte die Ilſe Korreck heiraten! War denn ſolche Niedertracht nur möglich? Eine tiefe Feindſchaft erſtand zwiſchen den Damen, aber nach außen hin wurde die Haltung gewahrt. Denn man wußte ja noch immer nicht, wie Wilſach ſich ent⸗ ſcheiden würde. Jedenfalls ging das Feſt beim Bürgermeiſter Sander zu Ende, ohne daß ein Menſch hätte ſagen können, was der Bär von Wilſach nun eigentlich dachte oder zu tun beabſichigte. 5 Aber er hatte geſagt, daß er ſelbſt ein Feſt draußen in Wilſach veranſtalten würde. Nun, da konnte ſich noch vieles ereignen. Die Mütter waren faſt alle nicht zufrieden und ließen es die Töchter fühlen. Nur Frau von Korreck lächelte freudig zu ihrer Jüngſten hinüber. Ihr Mann aber dachte: Ilſe? J wo. Da gibt's'ne Teufelei, nichts weiter.— N Und in allen andern Familien wurde noch des langen und des breiten der heutige Abend durchgehechelt. Olga Sander aber, die Tochter des Bürgermeiſters, weinte heiße Tränen, weil ſie ſchon jetzt das Gefühl hatte, als würden ſich die kühnen Träume nie verwirklichen. Und Wild?“ Der Bär von Wilſach aber dachte: „Ihr armen kleinen Mädels, ihr könntet ſo nett ſein, wenn ihr nicht immer gleich ans Heiraten denken würdet. Keine von euch könnte ich zu meiner Frau machen. Keine! Vernünftig war die kleine Korreck. Solch fröhliches liebes Kerlchen! Nicht im mindeſten angekränkelt von dieſer Sehnſucht nach dem Ehemann. Die gefällt mir. Aber vor⸗ ſichtig muß ich auch hier ſein, denn die Mama lag ganz ſchön auf der Lauer.— Na, er würde ſich nicht fangen laſſen. Nie und nimmer. Bei ſeinen Leuten war der Bär ſehr beliebt. Er ſetzte ſich draußen auf der großen Wieſe mitten unter ſie und frühſtückte mit ihnen. Und dabei war er ſo kernig und natürlich, daß die Leute auch fröhlich aus ſich heraus⸗ gingen und die verbiſſene Scheu gegen den Herren⸗ menſchen fallen ließen. Dittrich von Wilſach war ein Herrenmenſch! Durch und durch war er es. Aber er zeigte es nicht. Niemals zeigte er es im Verkehr mit ſeinen Leuten. Die ſollten Ver⸗ trauen zu ihm haben, ſollten ihn nicht haſſen. Sein Vater hatte da ja immer trotz aller ſonſtigen Güte eine Grenze gezogen, die er nicht überſchritten ſehen wollte. Der Sohn war anders. „Wir ſind alle nur Menſchen. Ich fühle mich wohl unter meinen Leuten. Was, ich falle aus dem Rahmen? Zahle zu hohe Löhne? Das iſt Anſichtsſache. Wer arbeiten muß, ſoll anſtändig leben können. Und ich ſehe nicht ein, warum ich immer den Herrn herausſtecken ſoll, wenn ich unter meinen Leuten bin. Es gibt ſehr gute und geſcheite Menſchen unter ihnen. Mancher Hochgeborene könnte da ſo ein bißchen Herzensbildung lernen.“ Das hatte Dittrich von Wilſach mal vor einigen Jahren bei irgendeiner landwirtſchaftlichen Sitzung geſagt. Das war, als ihm einige ältere Gutsbeſitzer über Verſchiedenes belehren wollten. Er hatte ſich damals Feinde geſchaffen, aber er lachte darüber. Der Bär von Wilſach ſchritt über ſeinen Wirtſchafts⸗ hof. Und die Jungmagd, die gerade die Hühner fütterte, ſah ihm mit hübſchen dunklen Augen verliebt nach. Aber der Bär blieb ſeinem Vorſatz treu. In ſolchen Augen- blicken richtete er immer eine Schranke zwiſchen ſich und ſeinem weiblichen Dienſtperſonal auf. Und dieſe kleine Marthe hier, die ſollte nur ruhig ihrem Karl treu bleiben. Zu ihm paßte ſie, und er hatte ſie lieb, war ein ordent⸗ licher, ſparſamer Burſch, der gut verdiente. Als der Bär draußen an der Mauer ſeines Parkes entlang ging, hörte er plötzlich lautes Kichern. Und es klang ſo abſichtlich laut, daß er ſich umſah. Richtig, da taten ſie ſehr ſittſam und pflückten Blumen. Sie waren ihrer vier und waren alle ganz reizend. Die beiden Töchter des Landgerichtsdirektors, Ilſe von Korreck und Lore Anſtetten. Wilſach lächelte über den Trick. Natürlich war das kein Zufall, ſondern ſie wußten es ganz genau, daß er um dieſe Zeit auf die Wieſen hinausging. Gerade ſchwankte wieder ein hochbeladener Heuwagen herein. Die Augen der jungen Mädchen hingen aufleuchtend an der großen, ſtattlichen Geſtalt des Bären. Er verbeugte ſich tief. „Welch unverhoffte Freude und Ehre! Darf ich Ihnen den Park zeigen?“ Sie zierten ſich ein wenig, aber Ilſe von Korreck ſagte reſolut: „Soll das etwa daran ſcheitern, daß wir keinen An⸗ ſtandswauwau mit uns führen? Niemals. Wir ſind vier und fürchten uns nicht. Guten Tag, Herr von Wilſach. Das hatte ich vergeſſen.“ Lore Anſtetten war verlobt. Und Ilſe zwinkerte dem Bären luſtig zu, worauf er zwiſchen den beiden Fräulein Mellendorf den Weg zum Park einſchlug. Lore und Ilſe gingen Arm in Arm hinterher. Und Ilſe brachte die andern immer wieder zum Lachen. Angelockt durch dieſes frohe Gelächter der Mädchen⸗ ſtimmen, in das ſich die Stimme des Bären wohllautend miſchte, trat die Kuhnerten vorſichtig näher. Jeſſes! Mädels! Hatte der Bär ſich die etwa ein⸗ geladen? Himmelherrgott, hatte er denn jede gute Sitte vergeſſen? Die Kuhnerten kam herbei, begrüßte knixend die jungen Damen. Ein warnender Blick traf den Herrn. Dann ſagte die Kuhnerten: „Wie gut das iſt, daß ich gerade heute ſo etwas Gutes gebacken habe! Soll ich den Kaffee hier im Garten ſer⸗ vieren? Eine Rieſenſchüſſel mit Schlagſahne gibt es auch.“ Die jungen Mädchen ſahen ſich begeiſtert an, und der Bär von Wilſach meinte pomadig: „Natürlich futtern wir gleich hier im Garten. Das ſoll gemütlich werden.“ Ilſe Korreck wußte, wie mißtrauiſch ſie von den beiden Mellendorf gemuſtert wurde. Die glaubten nämlich ſicher⸗ lich, daß ſie hierher gewollt hatte. Nun hielt ſie ſich klug zurück, und nur ihre luſtigen Augen trafen ſich ab und zu mit denen des Bären. der Herr Bürgermeiſter hatte wenig angenehme Stunden in ſeinem ſchönen Heim. f Es wurde ſehr gemütlich. Aber die jungen Damen drängten dann doch alle vier ganz plötzlich zum Aufbruch. Es war ihnen zum Bewußtſein gekommen, daß ſie ge⸗ ächtet werden würden, wenn dieſer Beſuch beim Bären von Wilſach herauskam. Dittrich wußte das, und ſo brachte die Kuhnerten die jungen Damen ein ganzes Stück des Weges nach der Stadt zu. Man traf unterwegs Frau Doktor. Ach, wie die Augen der Dame funkelten! Aber die Kuhnerten ſagte: „Ach, Frau Doktor, die jungen Damen haben ſich unter meiner Aufſicht mal ein bißchen den Park von Wilſach angeſehen. Und als Herr von Wilſach dazukam, hat er ſie alle zuſammen zum Kaffee eingeladen. Das war ein ſehr nettes Stündchen. Schade, daß Ihre beiden Fräulein Töchter nich! dabei ſein konnten.“ Die alte Kuhnerten ſah der Dame feſt in die Augen. und die wurde unter dieſem Blick doch unſicher. Imponierend in ihrer ſtattlichen Breite und in ihrem grauſeidenen Kleide ſtand die Kuhnerten da. Und die jungen Damen verabſchiedeten ſich dankbar von ihr, weil ſie doch die Situation gerettet hatte. Und die Kuhnerten ging wieder nach Schloß Wilſach zurück, während die jungen Damen mit nach Gut Korreck hinübergingen, wo ſie heute zu Beſuch weilten. Am Abend brachte der Wagen der Korrecks die drei jungen Damen den kurzen Weg bis zur Stadt zurück. Die Frau Doktor erzählte aber trotz der knappen, ſtich⸗ haltigen Erklärung der Kuhnerten: Manche Mädels ſeien doch eben ſehr ſchlecht erzogen. Sie kenne da welche, die zu jungen Herren allein zu Beſuch gingen, ohne die Eltern, und ſich dann mit Kaffee und Kuchen bewirten ließen. Das gab natürlich ein Getuſchel, denn man erfuhr ja auch ſo ganz nebenbei unter dem Siegel tiefſter Ver⸗ ſchwiegenheit die Namen der jungen Mädchen. Das gab nun unerquickliche Stunden für die Be⸗ treffenden. Der Bär von Wilſach hatte keine Ahnung davon. Er fuhr jetzt viel in die Kreisſtadt in den Klub. Die Kuhnerten machte beſorgte Augen, wagte aber nichts zu ſagen. Und er meinte einmal: „Ich erſticke hier, Kuhnerten.“ Als ſie ihn entſetzt anſah, ſagte er: „Ich will frei ſein. Hier aber muß ich jedes Lächeln vorſichtig abwägen— das iſt direkt ekelhaſt.“ Und er war davongefahren. Dabei ſah er jetzt immer ſo müde aus. Alſo hatte ihn die Stadt! Weil er dort frei und ungebunden ſein durfte. Weil— ihn dort vielleicht irgendeine ſchöne Frau feſthielt, der er keinen Ehering anzuſtecken brauchte. Was war nun beſſer? Das letztere doch nicht etwa? Drittes Kapitel. Tante Eugenie war nicht zufrieden mit der Entwick⸗ lung der Dinge. So hatte ſie ſich das nun nicht gedacht. Sie wollte mit dem Wilſach verwandt werden, darum hatte ſie ihr Geld geopfert. Nur darum! Nun ſchien da vorläufig nicht die geringſte Ausſicht auf baldige Er⸗ füllung dieſer Wünſche zu beſtehen. Zudem hatte die Guſti Jordan einen fürchterlichen Klatſch eingerührt. Sie war einige Tage in der Kreis— ſtadt zum Beſuch ihrer Freundin geweſen und hatte dort den Bären von Wilſach mit einer Dame geſehen. Jawohl! Ganz intim! In einem eleganten Wagen hatten ſie mit⸗ einander geſeſſen. Waren ſpazierengefahren. Und Guſti hatte ſich auch gleich erkundigt, wer die Dame ſei. Die Witwe eines reichen Engländers. Die Frau ſei aber eine frühere deutſche Schauſpielerin. Ha! Tante Eugenie wußte genug. Und ſie ſchleuderte wahrhaft vernichtende Blicke auf ihre Nichten. Die duckten ſich erſchrocken. Da es aber in dieſen Tagen genug zu tun gab— das Feſt in Wilſach war am Sonnabend—, ſo vertrug man ſich eben doch wieder. Tante Eugenie ſtiftete noch einmal Toiletten. Das ſchöne Geld tat ihr leid, aber wenn der Zweck noch erreicht wurde, dann mußte ihr alles recht ſein. Der Sonnabend kam! Und die gaſtlichen Räume in Wilſach füllten ſich. Wie immer bei ſolchen Anläſſen war die Stiftsdame von Langen da, eine Schweſter der ver⸗ ſtorbenen Frau von Wilſach, die an ſolchen Tagen die Hausfrau vertrat. Sie war wegen ihres Witzes und ihrer kernigen Ausſprüche beliebt und gefürchtet. Letzteres war wohl überwiegend, was ſie aber nicht kümmerte. Sie war eine kleine, behäbige Dame mit ſchneeweißen Locken und flinken, dunklen Augen, die aber ſehr klug und prüfend blicken konnten und nicht jedem Menſchen angenehm waren. N Frau von Langen in ſchwerer ſchwarzer Seide, das große goldene Kreuz auf der Bruſt, empfing die Gäſte ihres Neffen an ſeiner Seite. Aber heute blickten die Gäſte doch nicht ſo wie ſonſt auf die kleine und dennoch ſo im⸗ poſante Frau. Sie blickten mit krampfhafter Neugierde auf die ſchlanke große Frau, die neben einer älteren, ſehr vornehm ausſehenden ſtand. „Wer iſt das?“ Niemand konnte Beſcheid geben. Aber dann brachte die Vorſtellung Gewißheit und damit allen, die in den Klatſch eingeweiht waren, Entſetzen und ſittliche Em⸗ pörung. Frau verwitwete Dalomuts, die ehemalige berühmte Schauſpielerin Geraldine Hußler! Die Herren blickten ſich vielſagend an. Die Damen aber wußten nicht, wie ſie ſich zu verhalten hatten. Da machte die weitere Vorſtellung der Ungewißheit ein Ende. „Exzellenz von Rödern⸗Grelingen, die Mutter Frau Dalomuts!“ Nun war die Sache geklärt. Geſellſchaftlich konnte man nichts unternehmen. Das Feſt war ſehr ſchön. Es gab beſtimmt nichts auszuſetzen. Aber die Anweſenheit der ſchönen Frau im ſchweren gelben Samtkleide wirkte niederdrückend auf alle anweſenden jungen Damen, weil jede, aler auch jede von ihnen es einſah, daß ſie mit dieſer Frau niemals konkurrieren konnte. de, zum Außenminiſter Bundespräſidenten und dem Bundeskanzler Luftſchiff„Graf Zeppelin“, das Kilometer lange Strecke Per, Tonne; 59.75 bis 29.50, dito ohne Austauſchweizen Futter- (Fortſ. folgt. Letzte Nachrichten Frankfurt überreicht den Goethepreis. Fraulfurt a. M., 19. Okt. Zum ſiebenten Mal verlieh die Stadt Frankfurt den von ihr geſtifteten Goethepreis. Oberbürgermeiſter Dr. Krebs begrüßte den Preisträger Hermann Stehr, der im beſonderen Maße die Verkör⸗ perung bodenwüchſiger Kraft und Ausdruck deutschen Lebens ſowie der Verbundenheit von Blut und Boden ſei. Hermann Stehr verbrei⸗ tete ſich über die Frage, was iſt uns Goethe in unſerer heutigen Vorſtellung als geſtaltender Deutſcher. 500 000 Mark Arbeitksbeſchaffungsſpende. Bielefeld, 19. Okt. Die Firma Dr. A. Oet⸗ ter hat für Zwecke der Arbeitsbeſchaffung die Spende von 500 000 Mark geſtiftet. Imwei Mörder von SS-Männern zum Tode verurteilt. Chemnitz, 19. Okt. Der Blattbinder Mar⸗ quardt und der Schloſſer Beck wurden wegen Feuerübexfalls auf die SS am 4. April 1932 in Chemnitz, wobei ein Ss⸗ Mann getötet und einer ſchwer verletzt wur⸗ Tode und zu je 10 Jahren Zuchthaus verurteilt. Der kſchechoſlowakiſche Außenminiſter in Wien. Wien, 19. Okt. Der tſchechoſlowakiſche ſtattete am Mittwoch dem Beſuche ab. Mit Dr. Dollfuß hatte Dr. Be⸗ neſch eine längere Unterredung über politi— ſche und wirtſchaftliche; allem wurden handelspolitiſche Fragen er⸗ Probleme. Vor örtert und in Zuſammenhang damit das ita— lieniſche Donaumemorandum. Neuer„Zeppelin“⸗Rekord Hamburg, 19. Oktober. Wie die Deutſche Seewarte mitteilt, iſt das fahrplan⸗ mäßig in den Abendſtunden des 17. Oktober in Pernambuco einkreffen ſollle, bereits um 13 Uhr dort gelandet und hal ſomit die 8000 Friedrichshafen— pPernambuco in 63,75 Skunden zurückgelegt. Das Luftſchiff hat dadurch für die Ausreiſe nach Braſilien einen neuen Geſchwindigkeits- rekord aufgeſtellt. 18 Königinnen Auf ſeiner letzten planmäßigen Südame— ikafahrt hatte das Luftſchiff„Graf Zeppe⸗ lin“ nicht weniger als 18 Königinnen gan Bord. Es handelt ſich dabei allerdings nicht um gekrönte PBienenköniginnen, die an der Spitze ihrer Schwärme nach Santos reiſten. Die öbbniglichen Gäſte wurden zunächſt mit dem Sonderflugzeug der nach Friedrichshafen gebracht, um dort in das Luftſchiff verladen zu werden, das ſie mit nach Rio beförderte. ö. eberſchwemmungslataſtrophe Häupter, ſondern um Deutſchen Lufthanſa Moskau, 19. Oktober. Die Telegraphen-Agentur der Sowjet⸗ Union verbreitet eine Meldung aus China, erzufolge es im Gebiet des Gelben Fluſſes vieder zu einer Rieſenüberſchwem⸗ nung gekommen iſt, die ſogar noch die jroße Ueberſchwemmung vom Jahre 1931 ibertreffen ſoll. Die Bevölkerung der nokleidenden Gebie⸗ e iſt furchtbar heimgeſuchl. die Jahl der Opfer ſteht noch nicht annähernd feſt. Die Aataſtrophe iſt durch einen Dauerregen ver⸗ urſacht, der weite Gebieke und große Teile nehrerer Provinzen in einen unüberſehba⸗ Jen See verwandelt hat. Die Bewohner die⸗ er Gebiete haben all ihr Hab und Gut ver. foren. Anker ihnen herrſcht eine furchtbare ungersnot, von der mindeſtens 20 Millio- en Menſchen betroffen ſind. Den Belroffe⸗ en iſt bisher keinerlei Hilfe zuteil geworden Märkte und Vörſen vom 18. Oktober 1933. (Ohne Ge ähr.) Frankfurter Produktenbörſe. Weizen 194, Roggen 161 bis 162, Som⸗ Nergerſte 182.50 bis 185, Hafer 137.50, alles Weizenmehl mit Austauſchweizen 25 bis 28, Roggenmehl 22.50 bis 23, dito ſuddeutſches 23.75, Weizenfleie 8.35, Rog⸗ Penkleie 8.60. Tendenz: ſtetig Karlsruher Produktenbörſe. Es notierten amtlich in Reichsmark für 100 Nilo: Inlandsweizen 19.50 bis 19.75, In⸗ 19 00toggen 16.25 bis 16.50, Sommergerſte bis 20, Wintergerſte ohne Angebot, nl und Sortiergerſte 15.75 bis 17.50, Alandshafer 14.25 bis 14.50, Weizenmehl 98 Null mit Austauſchweizen 29.25, dito nlolbvember 29.40, Weizenmehl Spezial Null ſoandsmahlung 27.75, per November 27.90, gdenmehl 22.50 bis 25.25, Weizenbolmehi ziert ee Veizenkleie feine 9, dito grobe 9.50, im, eber. 16.50, Trockenſchnitzel 8.75, Malz⸗ Aus Heſſen und Naſſau Gegen die Preisſchleuderei im Tabakhandel. Frankfurt a. M., 19. Okt. Auf Anord⸗ nung und unter Mitwirkung des Rhein⸗Mai⸗ niſchen Induſtries und Handelstages fand in dem Vortragsſaal der Handelskammer Frank⸗ furt a. M. eine Tagung des geſamten Ta⸗ balwarengroßhandels des rhein⸗mainiſchen Wirtſchafksgebietes ſtatt. Die Preisſchleuderei im Tabakwarengroßhandel hatte namentlich in Jigaretten. ein Ausmaß angenommen, daß der Rhein⸗Mainiſche Induſtrie- und Handelstag, der als diejenige Stelle, die innerhalb ihres Bezirks in erſter Linie darüber zu wachen hat, daß der Wettbewerb ſich in lauteren Bahnen vollzieht, der Entwicklung dieſer Zu— ſtände nicht länger untätig zuſehen könnte. Ohne dem Verbraucher im geringſten einen Vorteil zu bieten, würde die Preisſchleuderei in Kürze den Zuſammenbruch des Tabakwa— rengroßhandels herbeiführen und ſomit den Wirtſchaftsfrieden in höchſtem Maße gefähr⸗ den. Aus der Notwendigkeit heraus, hier Ab⸗ hilfe zu ſchaffen, wurden für das ganze Rhein⸗ Mainiſche Wirtſchaftsgebiet einheitliche Preis⸗ feſtſetzungen und Vereinbarungen im Tabakwa⸗ rengroßhandel getroffen. An dieſen Beſchluß iſt jeder Tabakwarengroßhändler gebunden; Verſtöße werden auf Grund des Geſetzes gegen den unlauteren Wettbewerb verfolgt. 20 Maikammer, 19. Okt. Ueberfahren und tödlich verletzt.) Auf der Straße nach Diedesfeld wurde die 20jährige Ehe— frau Eliſe Orth geborene Straſſer von hier von dem Perſonenkraftwagen des Weinhänd— lers Fr. A. Hennrich aus Haardt überfahren und ſo ſchwer verletzt, daß ſie im Krankenhaus Edenkoben ſtarb. Näheres über den Hergang des Unglückfalles und die Schuldfrage iſt noch nicht bekannt. Lokales Gedenktage 19. Oktober. 1693 Gründung der Univerſität Halle. 1806 Goethe wird mit Chriſtiane Vulpius in der Sakriſtei der Schloßkirche zu Wei⸗ mar getraut. 1812 Napoleon tritt den Rückzug aus Mos— kau an. 1863 Der Dichter Guſtav Frenſſen geboren. Sonnenaufg. 6.12 Sonnenunterg 16.58 Mondaufg. 6.55 Mondunterg. 16.29 Prot.: Ferdinand. Kath.: Petrus von Alvan— tara. in Barlt Ehret Eure deutſchen Meiſter, dann bannt Ihr gute Geiſter. * Handwerk und Kunſt Das deutſche Handwerk iſt mit Wirtſchaft, Geſellſchaft und Kunſt innig verbunden. Das Kunſthandwerk als handwerkliches Erzeugnis iſt das Arbeitsergebnis von Meiſter- und Ge— ſellenhänden. Die Kunſt wirkte fördernd auf das Handwerk und wurde zum weſentlichen Beſtandteil handwerklicher Arbeit. Schon in der Umgebung des Kindes finden wir Hand— werkskunſt. Die Puppen des kleinen Mädchens, das Schaukelpferd des Buben, die Holztierchen, Soldaten, der Kindertiſch u. a. m. ſind Erzeug⸗ niſſe des Handwerks, die ſich tief in das kind— liche Hirn einprägen und den Geſchmack des kleinen Menſchenkindes bilden. Das Handwerkserzeugnis ſelbſt iſt in der Kunſt nicht nur von großer Bedeutung, in⸗ dem es durch ſein Daſein für ſich wirbt, ſon⸗ dern auch der Arbeitsvoraanag. der zu ſeiner Verachtet mir die Meiſter nicht Das Handwerk in der Dichtung— der vielbeſungene Schmied— Mär⸗ chen und Viſionen aus der Schuſterkugel—„Zar und Zimmermann“ »Dieſes Wort von Hans Sachs, in einer Zeit ausgeſprochen, als das Handwerk in vollſter Blüte ſtand, hat heute mehr Wert als damals— heute, wo das Handwerk zu— meiſt mechaniſiert iſt und einen ſchweren Kampf gegen die Maſchine führt. Von jeher hat es den Künſtler gelockt, ſeine Motive aus der reichen Welt des Handwerks zu ſchöpfen, deren Atmoſphäre geſättigt iſt von Gedanken und Rechtſchaffenheit und die ſchon durch die Fülle des Materials eine weite Grundlage zu Betrachtungen und Er— kenntniſſen verleiht. Beſonders die Litera— tur hat ſich zu allen Zeiten dieſes Vor— wurfs bemächtigt und die Handwerksſtuben in dem milden Licht erſtrahlen laſſen, das von den gefertigten Gegenſtänden und ihren Fertigern ausgeht. Schon in der Edda wird dem Handwerk ein Lied geſungen, das Lied von Wieland dem Schmied, der in der Gefangenſchaft dem König Nidung allerhand Koſtbarkeiten ſchmiedet. Das Schmiedehandwerk iſt eines der allerälteſten und angeſehenſten, ein Handwerk, das Könige erlernten. Ein guter Schmied war nach der Eddaſage auch Reigen, in deſſen Haus Siegfried vor dem Kampf mit dem Drachen kam. Er ſchmie⸗ dete Siegfried ein Schwert, das hieß Gram und war ſo ſcharf, daß, als er es in den Rhein ſteckte und eine Wollenflocke den Strom hinabtreiben ließ, die Flocke wie das Waſſer voneinander teilte. Die größte Anerkennung aber fand das Handwerk im Mittelalter, wo es ein richtiges Kunſthandwerk war. Heute noch zeugen Muſeen und Antiquitätenhandlun⸗ gen von der Vollendung, die 3. B. das Tiſchlerhandwerk erreichte. Es ſcheint, daß dieſe Kunſtfertigkeit nicht zu überbieten iſt; das Geheimnis, Schreine und Truhen ſo ſchön und für die Ewigkeit dauerhaft her— zuſtellen, ſcheint ausgeſtorben. Die Zünfte waren damals eine Macht. Ihren Glanz und ihre Macht ſpiegelt uns die Wagner— oper„Die Meiſterſinger“ wider, daneben die Schuſterwerkſtatt des Meiſters Sachs, von dem der Vers ſagt: Hans Sachs war ein Schuh— macher und Poet dazu. Ihm zur Seite ſteht der tiefſinnige philo⸗ ie 10.50 bis 11. Erdnußkuchen loſe 16, „ ſophiſche Jakob Böhme, deſſen Geiſt her⸗ überſtrahlt bis in die heutige Zeit. Wilhelm Raabe, der ſo gern die Sache des Hand— werks verfochten hat, führt uns in das arme Heim des„Hungerpaſtors“, der, noch ein Kind, ſeine Märchen und Viſionen aus der väterlichen Schuſterkugel auftauchen ſieht. Das Handwerk iſt arm und klein geworden, Not und 0 folgen ihm, und nur der Geiſt Jakob Böhmes, des genialen Schuh— machers, ſtreut etwas Licht in die finſtere Werkſtatt ſeines Nachfolgers. Not und Hunger zwingen auch die„We— ber“ Gerhart Hauptmanns zur Empörung. Das Handwerk kämpft einen bitteren Kampf und die geſättigte Ruhe einer fernen Zeit iſt dahin. Zern taucht man daher in Zeitläufte un⸗ ter, die noch ein wenia Schelmerei aufbrin⸗ gen. Der Spötter Gryphius Hondwerksmeiſter, den Herrn Peter Squenz, nach Shakeſpearſchem Muſter eine Komödie aufiführen und ſchont ſeine Leute, die alle Handwerksmeiſter ſind, nicht. In derben Worten läßt er ſie Dummheiten reden und ergötzt ſich an ihrer Naivität. Der Volks witz, der oft recht ſcharf und beißend ſein kann, hat überhaupt das Auge auf einige Handwerke geworfen, die ihm nicht männlich und ertragreich genug er— ſcheinen. Das Schneiderhandwerk findet ſich mit Hunderten von Liedern verſpottet, eben— ſo wie die Leineweber und Beſenbinder. Aber es iſt ſo wie mit vielem— es iſt nur Schelmerei und nicht böſe gemeint. Wundervoll ausgeglichen iſt dagegen die Geſchichte„Meiſter Martin und ſeine Geſellen“. E. T. A. Hoff mann hat hier mit genaueſter Sachkennt⸗ nis und großer Künſtlerſchaft das Bild des Küfermeiſters Martin entworfen, die ganze ſaubere Atmoſphäre von trocknendem Holz, duftendem Wein und penibelſter Hand— werkskunſt iſt hier lebendig, ein Lob des Handwerks, wie man es ſich wünſchen kann. Albert Lortzing, den erſt ſo ſpät zum Ruhm gekommenen Komponiſten, zog das Handwerk ebenfalls mächtig an. Seine Opern„Zar und Zimmermann“ und der „Waffenſchmied“ ſuchen die Schönheit und Rechtſchaffenheit des Handwerks zu rühmen, und die launigen Lieder der erſtgenannten Oper trauern einer ſchöneren Zeit nach, in der alles beſſer geweſen ſein ſoll, auch das Anſehen des Handwerks. „Handwerk hat goldenen Boden“ heißt wohl das beſte und bekannteſte Sprichwort, das die Handarbeit rühmt. Beſonders zahl⸗ reich aber ſind die Lieder, die vom Hand— werk handeln. Zumeiſt von wandernden Handwerksgeſellen gedichtet, die uns ihre Sorgen, Kümmerniſſe, Liebesabenteuer und Betrachtungen über ihr Handwerk erzählen, bilden ſie den wertvollſten Teil unſerer Volkslieder, ſie aufzuzählen, iſt unmöglich, denn ihre Zahl iſt Legion. Tauſende von Beiſpielen ſind dem Hand— werksleben entnommen.„Schuſter bleib bei deinem Leiſten“, ruft man dem Hochmütigen zu, und ſagt doppelſinnig:„Wo gehobelt wird, da fallen Späne“.„Jeder iſt ſeines Glückes Schmied“, verſichert man aneifernd und ſpricht, wenn man eine große Menge bezeichnen will und ein weitverbreitetes Ge⸗ werbe, von„Gevatter Schneider und Hand— ſchuhmacher“. Täglich und ſtündlich ſind uns Beiſpiele Meder bet die das Handwerk zu ihrem rheber haben. Es geht eine eigenartige Kraft von dieſem ſoliden Stande aus, der zwar nicht mehr den Glanz der Zünfte be⸗ ſitzt, dazu iſt unſere Zeit zu pietätlos gewor⸗ den, und das Handwerk oftmals zu reiner Schablonenarbeit e Es hat aber noch die Wurzeln in Zeiten, die uns Ehrfurcht abnötigen, und wir ge⸗ denken Joſefs, der ein ſchlichter Zimmer⸗ mann in Nazareth war laßt ſeinen Schaffung nötig war. Wie oft ſind Handwer⸗ ker bei ihrer Arbeit von deutſchen und nieder⸗ ländiſchen Malern dargeſtellt worden. Die künſtleriſche Tätigkeit des Handwerks⸗ meiſters hängt von dem Handwerkszweig und von ſeiner Perſönlichkeit ab. Wir haben wohl kaum ein Handwerk, in dem der Sinn für Ge⸗ ſchmackvolles zu entbehren iſt; aber trotzdem haben die bauenden und bildenden Handwerke in der Kunſt den Vorzug. Die beſten und gewaltigſten Zeugniſſe hand⸗ werklichen und künſtleriſchen Könnens ſind die Kirchen, ihre innere Ausſtattung und volks⸗ tümliche Bauten. Auch in den heimatkund⸗ lichen und kunſtgewerblichen Muſeen finden wir Handwerkskunſt. Hier fühlen wir die Größe und den Wert des deutſchen Hand- N und ſeine innige Verbundenheit mit der Kunſt. k Eine Fernſprechbuchſtabiertafel. Seit kurzem iſt für die Uebermittlung ſchwer— verſtändlicher Wörter und Namen im In— lands-Fernſprechverkehr eine neue Buchſta⸗ biertafel(vergleiche Vorbemerkungen zum Amtlichen Fernſprechbuch) eingeführt. Es ſind zu buchſtabieren: A gleich Anton. 2 gleich Arger, B gleich Bruno, C gleich Cä— ſar, Ch gleich Charlotte, D gleich Dora, E gleich Emil, F gleich Fritz, G gleich Guſtav, H gleich Heinz, J gleich Ida, J gleich Jot, K gleich Kurfürſt, L gleich Ludwig, M gleich Marie, N gleich Nordpol. O gleich Otto, 8 gleich Sſe, P gleich Paula. O gleich Quelle, R k gleich Richard, S gleich Richard. S gleich Siegfried, T gleich Toni, U gleich Ulrich, u gleich Übel, Vügleich Viktor. W gleich Wil- helm, X gleich Kantippe. Y gleich Mpeen, 3 gleich Zeppelin. n Inſlandſetzungszuſchüſſe auch für Fremdenheime? Der Deutſche Gemeindetag iſt beim Reichsarbeitsminiſterium vorſtellig geworden, um eine Ausdehnung des Krei⸗ ſes der Maßnahmen für die Inſtandſetzungs⸗ zuſchüſſe im Rahmen der Arbeitsbeſchaffung zu gewähren Es wird hervorgehoben, daß die bisherige Auslegung des Begriffes der Wohngebäude in dieſem Sinnne diejenigen Gebäude betrachten, die nicht ausſchließlich, aber überwiegend dazu beſtimmt ſind, Fa— milien oder Enzelperſonen eine dauernde Unterkunft zu bieten. Es wird dann vor allem Bezug genommen auf die ſogenann⸗ ten Vermiethaus-Grundſtücke, Fremdenhei⸗ me, Penſionen beſonders in Bade- und Kur⸗ orten und die in der Regel in die Förde⸗ rungsmaßnahmen durch Inſtandſetzungszu— ſchüſſe nicht einbezogen ſeien. * Bekämpfung des unerlaubten Angelns. Der„Reichsverband Deutſcher Sportangler“ als nunmehr alleinige Spitzenorganiſation der deutſchen Angelſportverbände hat Klage dar⸗ über geführt, daß die Ausübung des Fiſch⸗ fangs durch Angler, die nicht im Beſitze eines Erlaubnisſcheines ſind, außerordentlich zuge— nommen habe. Der preußiſche Landwirtſchafts— miniſter hat die Fiſchereibehörden auf die ge— ſetzlichen Vorſchriften beſonders hingewieſen, er verlangt von ihnen energiſches Einſchreiten ge— gen Zuwiderhandlungen. Im Bedarfsfalle ſollen Beamte der Ortspolizei, der Landjäge⸗ rei und der Waſſerſchutzpolizei ſowie die Fiſche⸗ reiaufſeher zu beſonderen Streifen herangezo— gen werden. In anderen Ländern wird wohl ähnlich vorgegangen werden. * Im Inſtitut St. Mariä beginnt demnächſt ein Kurſus im Anfertigen und Ver- ändern von Kleidern, Mäntel etc. Die Teil⸗ nehmerinnen wollen ſich bitte baldigſt melden. Der Handwerker⸗Feſtzug wird ſich heute nachmittag durch unſere Ortsſtraßen bewegen. Die verſchiedenen Innungen haben Werbewagen hergerichtet, um ſo für ihren Be- rufszweig Reklame zu machen. Der Feſtzug ſtellt ſich in der Verladeſtraße des Staatsbahn⸗ bahnhofs auf, Kopf Lorſcherſtraße und zieht daun gleich die Ernſt Ludwigſtraße zurück, um ſo auch dem Feſtzugsteilnehmer Gelegenheit zu geben, den Feſtzug zu ſehen. Nach dem Durch- zug durch die verſchiedenen Ortsſtraßen löſt ſich der Werbeumzug auf dem Marktplatze auf. Es wird gebeten, daß die Häuſer geflaggt werden, um ſo die Volksverbungenheit des ganzen Vol⸗ kes mit dem Handwerk zu dokumentieren. Aus der Welt des Wiſſens Auf den Kopf der Bevölkerung gerechnet iſt in Deutſchland die Zahl der Poſtſendungen von 133 auf 114 Stück im Jahre nach dem Krieg zurückgegangen; vor dem Krieg ſtand Deutſchland hinter der Schweiz an zweiter Stelle; heute ſind Belgien, Dänemark, England und Holland nach vorn gerückt. * In Deutſchland gibt es 17 Automobilfa⸗ briken, die 60 Wagentypen herſtellen.