Lokales Viernheim, 23. Oktober »Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: In der Nacht vom Freitag auf Samstag, ſo gegen 3 Uhr, wurden hier verächtliche Rufe gegen die Reichsregierung ausgeſtoßen. Es gelang dieſen Rufer zu er⸗ mitteln und zwar in einer geiſtig minderwertigen Perſon von hier. * An alle Nundfunkhörer Viern⸗ heims! Alle Rundfunkhörer, welche bereits dem Reichsverband deutſcher Rundfunkteilnehmer beigetreten ſind, melden ſich im Laufe dieſer Woche bei dem Ortsfunkwart Englert, Wein- heimerſtraße oder bei Lehrer Stockert, Bismarck⸗ ſtraße zwecks Zuſammenſchluß zu einer Orts⸗ gruppe. Heil Hitler! Englert, Ortsfunkwart. Stockert, Schriftwart. »An alle Vereinsführer! Heute abend halb 9 Uhr ſindet in der„Vorſtadt“ eine Beſprechung ſtatt, wozu die Vereinsführer ſämt- licher Vereine von Viernheim, ſowie die Lehr⸗ kräfte der beiden Schulen ſowie die Geiſtlichkeit freundlichſt eingeladen ſind. Wir machen nach- drücklichſt darauf aufmerkſam, daß die Ver⸗ einsführer aller hieſigen Vereine ſämtlicher Kategorien eingeladen ſind. Die Beſprechung wird auf Anordnung des Gaues Heſſen-Naſſau im Einvernehmen mit der Ortsgruppenleitung der N. S. D. A. P. abgehalten. * Wiederſehensfeier der 2. Komp. Leibg. Inf. Regts.(1. Großh. Heſſ.) Nr. 115 am 4. und 5. November 1933 in Darmſtadt in den Räumen der Vereinigten Geſellſchaft, Ecke Rhein- und Neckarſtraße. Samstag 20 Uhr Begrüßungsabend. Sonntag 9,30 Uhr Abmarſch zum Denkmal des Regiments. Ehrung der Hel⸗ den des Weltkrieges. Anſchließend Beſichtigung des Schloßmuſeums. Ab 15 Uhr Wiederſehens- feier: Muſik, Geſang, Humor und Tanz. An⸗ meldungen und Auskünfte bei Kamerad A. Raab, Darmſtadt, Hobrechtſtraße 33. Vom Sonntag. Geſtern hatten wir einen ſelten ſchönen Herbſtſonntag. Die liebe Sonne ſtrahlte den ganzen Tag vom Himmel und ſpendete ihre wohltuende Wärme. Zahlreich wurde dieſer ſchöne Sonntag für den Ausflugsverkehr benützt. Auch viele machten einen ſchönen Sonntags- ſpaziergang und ſo waren Feld und Wald ſehr belebt von erholungsſuchenden Menſchen.— In unſerer Gemeinde wurde geſtern das große Ge⸗ bet begangen. Die Gläubigen nahmen hieran gewaltigen Anteil. Die Betſtunden wurden in üblicher Weiſe nach den Nachbarſchaften abgehal⸗ ten.— Die Reichs handwerkerwoche hat nunmehr auch ihren Abſchluß gefunden. Das hieſige Hand⸗ werk hat es in hervorragender Weiſe verſtan- den für ſich zu werben und ſo wünſchen wir, daß ihm auch der Erfolg hierfür beſchieden ſein möge. Deshalb nochmals: Deine Hand dem Handwerk, auch auf den Einzelnen kommt es an.— Der Fußballſport iſt nun mitten in ſei⸗ nem Treiben. Heiß ſind die Kämpfe die um das runde Leder vor ſich gehen. Die„Grünen“ ſpielten gegen Sandhofen in Sandhofen. Es war eine harte Schlacht, die 2:2 endete. Es war ein Punktekampf mit all ſeinen üblen Be⸗ gleiterſcheinungen. Doch eines dürfen wir mit Befriedigung feſtſtellen und zwar, daß die Mann- ſchaft ihren alten Kampfgeiſt wieder gefunden hat, der zu den ſchönſten Hoffnungen berechtigt. — Die D. J. K. ſpielte gegen Schriesheim in Schriesheim und ſiegte dort 4:10. —— Das ganze Deutſchland muß es ſein. Eine gewaltige Kundgebung der Mitglieder der N. S. D. A. P. und ihrer Unterformationen der Ortsgruppe Viernheim zur bevorſtehenden Wahl am 12. November. Schluß. Der Referent des Abends Pg. Warnecke überbrachte die Grüße des Herrn Kreisleiters Dr. Hildebrandt und legte ſeinen Ausführungen zugrunde Feſtigung des Vertrauens zwiſchen den Parteigenoſſen einerſeits und der Beamtenſchaft andererſeits. Mit der Schilderung eigenen Kriegs- erlebniſſe ſchuf er den Rahmen zu ſeinem ein⸗ ſtündigen Vortrage. Er führte insbeſondere einen Vergleich zwiſchen unſerer Bewegung vor einem Jahr und heute an, wie damals der Be⸗ amte zwiſchen vielen Parteien hängte, wie ſeine Errettung vor dem Chaos durch die braune SA Armee Adolf Hitlers kam und wie dieſe brau- nen Kämpfer in den vorhergehenden Jahren ſelbſt in größter Not und ungeheuerlichſten Ent⸗ behrungen und Verfolgungen ihr Letztes, ihr wertvolles Herzblut hingaben, um ein neues, freies und ehrliches Deutſchland zu ſchaffen. Viele bieſer Kämpfer ſind heute noch arbeitslos und da darf kein Beamter Pfennige abwägen, um ſich damit im Sinne eines Almoſens an der NS Volkswohlfahrt zu beteiligen. Wir for- dern keine Almoſen für unſere Volksgenoſſen in Not, ſondern wir fordern Opfer für ſie, einen Opferſinn! Der alte Kaſtengeiſt des Beamten muß endlich vorbei ſein, er muß nach unten ſchauen ins Volk, denn das Volk, der Arbeiter, der Bauer und mitten unter ihnen der Beamte ſind die deutſche Volksgemeinſchaſt! Mit ihnen Hand in Hand, mit einem aufrichtigen warmen Händedruck, der wohler tut als ein paar Gro- ſchen, die nicht aus Liebe und Aufrichtigkeit ge⸗ geben werden. Wo ſtände der Beamte ohne den 5. März Adolf Hitlers? Es gäbe kein Berufsbeamtentum mehr. Darum heißt es: hin zur Volksgemeinſchaft unſeres Führers, denn wir gehören alle zueinander! Eine moraliſche Pflicht obliegt der Beamtenſchaft den Trägern des Ehrenkleides der Bewegung gegenüber, die jederzeit, nicht für ſich, ſondern für die Einheit und Ehre der deutſchen Volksgenoſſen eintreten und eingetreten find. Die jüngſten politiſchen Ereigniſſe erfordern ein Eintreten des ganzen deutſchen Volkes. Wenn Zweifler da ſind, die darüber reden wollen, ob der Austritt aus dem Völkerbund richtig war, denen ſoll geſagt ſein: Adolf Hitler begeht keine Fehler, er weiß, was was er will. All ſeine Vorausſagen ſind in Erfüllung gegangen. Der Führer macht die Politit und die iſt richtig! Er hat erklärt, daß es keine Sonderſtaaten mehr gibt, ſondern nur noch ein einziges Deutſchlaud mit ſeinen Gauen. Wir dulden keine Mießmacher in un⸗ ſeren Reihen und in den Amtsſtuben. Der deutſche Geiſt kann durch noch ſo viele und große U-Boote, Tanks und modernſte Waffen der bis über die Zähne bewaffneten Völkerbundſtaaten nicht vernichtet werden. Das ſoll ihnen der 12. November beſtätigen, der ganzen Welt: Deutſchland iſt einig! Sieg⸗Heil unſerem Füh⸗ rer! Mit dem Kampflied unſeres unvergeßlichen Horſt Weſſel hatte Pg. Warnecke ſeine ausge⸗ zeichneten Aus führungen beendet, für die ihm die Anweſenden anerkennenden Beifall ſpendeten. Ortsgruppenleiter Franzke konnte mit Worten des Dankes und der Ermahnung an alle Mit⸗ glieder, mitzuhelfen, wo es nur möglich iſt, gegen 11 Uhr dieſe erſte Mitglieder⸗Kundgebung ſchließen mit der Mahnung: ganz Deutſchland muß am 12. November hinter unſerem Volkskanzler Adolf Hitler ſtehen, er, der jeden Deutſchen vor größter Not und unſagbarſtem Elend beſchützt und uns hilft, daß wir wieder zu Ehre, Freiheit und Brot kommen. Heil Hitler! Eingeſandt. Zur Beachtung! Es iſt eine alte Tatſache, daß der Prophet in ſeinem Lande keine Beachtung findet. Wer noch daran zweifelt, der möge einmal bei unſerer Feuerwehrkapelle anfragen. Während man in Mannheim, alſo in einer Großſtadt, gerade unſere Kapelle als muſtergültig hervorhebt, wie man es bereits vor zwei Jahren, bei dem großen 30. badiſchen Landesfeuerwehrtag und zuletzt wieder bei dem großen hiſtoriſchen Handwerker Feſtzug in Mannheim beobachten konnte, können ſich ge⸗ wiſſe Kreiſe in unſerem Orte nicht verſagen, unſere Kapelle als rückſtändig zu bezeichnen, weil es dieſelbe ablehnt, ſich mit Negermuſik zu be⸗ faſſen. Seit dem Tag der nationalen Erhebung hat unſere Kapelle kein Opfer geſcheut, um allen Anforderungen des neuen Deutſchlands gerecht zu werden. Unter anderem wollen wir nur her⸗ vorheben, daß eine einzige Lieferung von natio- nalen Märſchen über 100.— Mk. zu ſtehen kommt, während dieſen Ausgaben nur kleine Einnahmen entgegenſtehen, die die Ausgaben nicht einmal decken. Klingt es nicht wie Hohn, wenn man auf der einen Seite von uns verlangt nur echt deutſche Muſik zu pflegen, während man auf der anderen Seite uns deutlich zu verſtehen gibt, daß für den Tanzboden zur bevorſtehenden Kirch- weihe nur Muſiker in Frage kommen, die ſich auf Negermuſik verſtehen, für die wir als deutſche Volksgenoſſen kein Verſtändnis aufbringen können. Wenn uns obendrein von einer Stelle von der wir es am wenigſtens erwarteten, der Vorwurf zu hoher Forderungen gemacht wird dann ist es tief bedauerlich. Wir ſtellen noch. mals ausdrücklichſt feſt, daß nach Abzug von unvermeidlichen Ausgaben an Notenmaterial Reparaturen, das ganze Jahr hindurch Probe. beſuch uſw. von einem Verdienſt keine Rede mehr ſein kann. Würde unſere Kapelle, wie an anderen Orten, vonſeiten der Gemeinde, oder von privater Seite einigermaßen Unterſtützung zuteil werden, dann wären wir ſicherlich nicht die letzten, die ſich für das Allgemeinwohl reſt⸗ los einſetzten. Uebrigens muß jeder Volksge⸗ noſſe mit klarem Menſchenverſtand einſehen daß eine ſo große Kapelle wie jeder andere Verein ohne jegliche Einnahme auf die Dauer nicht beſtehen kann. Es iſt beſchämend, in der Oeffentlichkeit feſtſtellen zu müſſen, daß man einer Kapelle, die ſich ſtets opferbereit für die nationalen Ziele eingeſetzt hat, jede Verdienſt⸗ möglichkeit verſagt aus Gründen, die jedes Ehr⸗ gefühl vermiſſen laſſen. Trotz alledem werden wir uns niemals verleiten laſſen, afrikaniſche Kultur anzunehmen, ſondern unſer Möglichſtes dazu beitragen, daß endlich das Indianergeheul auch in den Viernheimer Tanzlokalen verſtummt, und wieder echt deutſche Muſik zu Ehren ge. langt, nach dem Wunſche unſeres Führers. Heil Hitler! Vereinigte Feuerwehrkapelle Viernheim. Vereins ⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Männergeſaugverein 1846. Heute Montag abend 8 ¼ Uhr letztmals Singſtunde. Ab nächſter Woche findet die Singſtunde Sams. tags abend ſtatt. Um reſtloſes und pünkliches Erſcheinen wird dringend gebeten. Der Führer. Odenwaldklub(Ortsgruppe Viernheim). Mitt woch, den 25. Oktober, abends 8 ½ Uhr Klubabend im Klubabend zum Löwen. Thema: Wanderfeſt 1933. Sonderzug nach Bensheim am 5. 11. zur Totengedenkfeier am Ehrenmal. Bollzähliges Erſcheinen wird erwartet. Friſch auf! Heil Hitler! Stockert, Wanderwart. Turnverein von 1893 e. V. Die Turner⸗ wehr tritt heute Montag abend punkt 8 Uhr am Lokal an. Hemden, ſoweit vorhanden, ſind anzuziehen. Reſtloſe Beteiligung erwarttt Die Leitung. lede Drucksache liefert Ihnen ſchnell, geſchmackvoll u. billig die Druckerei des Viernheimer Anzeiger J Heute Montag A ber Spitzen öroflomlüm der kürüe Luana (Eine Schrechensnacht aul Hawalh Kaſſeneröffnung ½8 Uhr, Anfang 8 Uhr Inaon fim palasl. — Gelbfleiſchige Kartoffeln und Dickrüben zu verkaufen. Kirſchenſtr. 20 N 1 Nut 2 N Schöne beſtehend aus 1 Zim⸗ mer u. Küche ſo⸗ fort zu vermieten. empfehle: Aran Holzſtraße Ur. 38 Wohnung beſtehend aus 1 oder 2 Zimmer und Küche, mit ſeparatem Eingang, 14 1 4 4 * 7 N 1 1 1 * Aier heiden Mae. Selden- U. Kreng Tapiere Ming- und Stangendrant IISchweikart Wess * 1 4 2 + A A * A 2 — Es beginnt ein Kurſus Anſertigen und Verändern von Kleidern, Mänteln ete. Auch das Zuſchneiden kann gründlich erlernt werden. 1 * 1 Die Leitung liegt in Händen einer Meiſterin. 5 Aust N ab 1. November zu vermieten. Weinheimerstr. Hr. 40 Schafft Arbeit und Brot! 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Verlag der Deutſchen Arzteſchaſt Berlin 0 35, Poſtſcheckkonto Berlin 407 88 gerſtaaten die te Geſte (Giernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl 1,40 Mk, frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illustrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim ernprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Ant baff a. M.— Schriftleitung, Druck u Verlag: Job. Warzen Gesche: Viernheimer Zeitung jernheimer Anztiger (Viernbeimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Retlamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Nummer 247 Dienstag, den 24. Oktober 1933 50. Jahrgang Dämmert es? Die großen Reden des Kanzlers und Füh⸗ rers zur außenpolitiſchen Lage haben die Stimmung des Auslandes merklich beein, flußt. Während es unmittelbar nach dem Austritt Deutſchlands aus dem Völkerbund einen antideutſchen Sturm gab, iſt jetzt eine Beruhigung, ja ſogar eine gewiſſe Schwenkung eingetreten. Charakteriſtiſch da— für iſt die Haltung der engliſchen poli⸗ tiſchen Wochenblätter, die jeden Sonntag er⸗ ſcheinen und ſehr weit verbreitet, ſehr ange⸗ ehen und ſehr einflußreich.(Wir in Deutſch⸗ land beſitzen Zeitſchriften dieſer Art leider nicht!) Es gibt unter dieſen Wochenblättern aus— geſprochen deutſchfeindliche wie den„Sun⸗ day Referee“. Aber ſelbſt dieſes Blatt muß jetzt zugeben, daß im großen und ganzen die Hitler⸗Regierung in England eine gute Preſſe findet. Sehr ſachlich urteilt Snowden im„Sunday Chronic ⸗ be.“ Er ſchreibt u. a.: Der Austritt Deutſch⸗ lands aus der Abrüſtungskonferenz könne niemand überraſchen, der eingehend die Ver— handlungen der Konferenz und den Lauf der europäiſchen Diplomatie ſeit Ende des Krie— ges verfolgt habe. Snowden betont, daß während der erſten“ ſechs Monate der Kon— ferenz keinerlei Schritte getan wurden, um das entſcheidende Gleichberechtigungspro— blem zu behandeln, und daß der deutſche An⸗ ſpruch gerechter Weiſe nicht abgelehnt wer⸗ den könnte. Er geht die Liſte der Demüti⸗ gungen durch, die Deutſchland von Seiten der Siegermächte in den letzten 14 Jahren erfahren mußte, und bemerkt zu den Mei⸗ nungsverſchiedenheiten zwiſchen den Außen⸗ miniſtern Deutſchlands und Großbritan— niens, es ſei vollkommen klar, daß zwiſchen Frankreich, Italien, Amerika und Großbri⸗ kannien Beſprechungen ſtattgefunden hätten und Vereinbarungen beſchloſſen worden ſei⸗ en hinter dem Rücken Deutſchlands, dem ſie in Geſtalt eines Ultimatums unterbreitet worden ſeien. Nicht anders als dieſes ſozialiſtiſche Ober— hausmitglied äußert ſich das konſervative AUnterhausmitglied Oberſt Moore, der auf die Frage„Was jetzt?“ und über die Rolle, die Großbritannien ſpielen müſſe, im„Sun⸗ day Diſpatch“ ausführt, daß die Sie⸗ . augenblickliche kataſtrophale Lage ſich ſelbſt zuzuſchreiben hätten. Auch er hebt die Nichteinhaltung des gegebenen Abrüſtungsverſprechens hervor und bemerkt, es ſei daher kein Wunder, daß die deutſche Nation mit ihren großen Traditionen im⸗ mer unruhiger geworden ſei. Aus perſön⸗ cher Bekanntſchaft mit dem Kanzler hebt Moore hervor, daß Frieden und Gerechtig⸗ leit die Schlüſſelworte der Politik Hitlers eien und daß Hitler mit der Unterſtützung des deutſchen Volkes und der Mitwirkung ſeiner Kollegen dieſe Politik zum Erfolg füh⸗ ren werde. Moore befürwortet als verſpäte— 8 gegenüber dem entwaffneten Deutſchland den Abſchluß einer Konvention, die eine wirkliche und raſche Abrüſtung der übrigen Nationen vorſehe. Wenn man Hit⸗ ler vertrauen könne, und dies könne man, werde eine ſolche Aktion nicht nur eine be⸗ reitwillige und ehrliche Erwiderung auslö⸗ en, ſondern eine Atmoſphäre der Verſöh— nung und des Vertrauens entwickeln, die ei⸗ ne Brücke für die Rückkehr Deutſchlands zur Gemeinſchaft der Nationen ſchaffen werde Das ſind ſehr bemerkenswerte Stimmer, die deshalb an Bedeutung gewinnen, daß ſie in angeſehenen Organen ſtehen und von an⸗ geſehenen Autoren ſtammen. Allmählich dämmert es doch!— Auch die Kelhei⸗ mer Kanzlerrede wird von der engliſchen Preſſe in längeren Auszügen wiedergegeben. n der„Times“ und in anderen Zeitungen werden die Stellen hervorgehoben, in denen hitler den Friedenswillen des deut⸗ chen Volkes betont.„Daily Telegraph“ ver⸗ ucht in wahrheitswidriger Weiſe der Frie⸗ enskundgebung einen militäriſchen Charak⸗ Lord Berlin, 24. Oktober. Gange. Während es bei NSDAP. Es dürfte bereits feſtſtehen, daß in ſämk⸗ lichen 36 Wahlkreiſen eine Einheitsliſte aufgeſtellt wird, geführt von zehn Per- ſönlichkeiten, mik dem Kanzler an der Spitze. Dieſe zehn Namen werden die einzigen ſein, die auf dem Skimmzektel abgedruckt ſind. Es iſt auch ein einziger Reichs wahlvorſchlag beabſichkigt. Von beſonderem Intereſſe wird ſein, in— wieweit Vertreter früher ſelbſtändiger Par— teien durch die Nationalſozialiſten nunmehr in den Reichstag wieder hineingelangen wer— den. Insbeſondere gilt das hinſichtlich der früheren Zentrumspartei. Die Ver⸗ Zentrumsmitglieder in das Hoſpitantenver— hältnis bei den Nationalſozialiſten waren vor der Parlamentsauflöſung nahezu abgeſchloi— ſen. Als ſehr wahrſcheinlich wird bereits jetzt bezeichnet, daß unter den auf der Liſte erſcheinenden zehn Kandidatennamen ſich auch die Namen des Bizekanzlers von Papen und des Reichsarbeitsminiſters Franz Seldte befinden. Im übrigen werde die Entſcheidung über die endgültige Geſtaltuna der Kandidatenliſte Berlin, 24. Oktober. Im Reichsgerichtsprozeß gegen die Reichstagsbrandſtifter kamen am Montag die Sachverſtändigen zu Wort. Sie hatten insbeſondere die Frage zu beantwor⸗ ten, ob die Brandſtiftung von van der Lubbe allein durchgeführt ſein kann oder ob er Mittäter gehabt haben muß. Petroleum oder Benzol? Sachverſtändiger Geheimer Regierungsrat Profeſſor Dr. Joſſe(Berlin) erklärt, daß die rapide Brandentwicklung im Plenarſaal die Vermutung habe aufkommen laſſen, daß die Lüftungsein richtungen des Plenarſaales daran beteiligt ſind. Da aber die Lüftungsanlagen am Brandabend nicht in Betrieb waren, bleibt ſomit als die wahr— ſcheinlichſte Urſache für die raſche Entwick⸗ lung des Brandes nur übrig, daß im Ple⸗ narſaal andere Zünd- und Brennſtoffe und zwar beſtimmt auch andere als Koblenzünder ter() beizumeſſen.„Daily Mail“ über⸗ ſchreibt ſeine Meldung mit den Worten: „Hitlers Bedingungen an den Völkerbund“. Die konſervative„Morningpoſt“ ſpricht von einer neuen nachdrücklichen Friedensverſiche⸗ rung des Reichskanzlers. Auch die Rede des Reichspropagandamini⸗ ſters Dr. Göbbels zur Eröffnung des Wahlfeldzuges findet ſtarke Beachtung. Die „Times“ glaubt aus der Rede einen Wunſch nach internationalen Verhandlungen heraus⸗ leſen zu können. Die Vorbereitungen für die Reichstags⸗ wahl am 12. November ſind in vollem früheren Wahlen zwei Dutzend oder noch mehr Wahlvorſchläge gab, wird es dieſes Mal nur einen ein⸗ zigen Wahlvorſchlag geben, den der handlungen auf Ueberleitung eines Teiles der noch Mitte dieſer Woche erfolgen. Das iſt auch deshalb notwendig, weil nach den beſte⸗ henden Geſetzesbeſtimmungen die Kreiswahl— vorſchläge bis zum 26. Oktober und der Reichswahlvorſchlag bis zum 29. Oktober ein⸗ gereicht ſein müſſen. Führerrede im Nundſunk Reichskanzler Adolf Hitler wird am heutigen Dienstag, 24. Oktober, im Rahmen einer Kundgebung der NSDAP., die im Berliner Sportpalaſt ſtattfindet, von 20.15 Uhr bis 22 Uhr über alle deutſchen Sender ſprechen. Der Mittelſtand am 12. November In den offiziellen Veröffentlichungen der Haus- und Grundbeſitzervereine e. V. wird ein Gelöbnis des Haus- und Grundbeſitzes zu treuer Gefolgſchaft für den Volkskonzler Adolf Hitler ausgeſprochen. Der Bodenſtändige Mittelſtand werde am 12. November 1933 ſein Verkrauen zum Führer bekunden und aus ganzem Herzen der Politik der Reichsregierung zuſtimmen. Es iſt anzunehmen, daß bis zum Wahltag noch andere Wirtſchaftsgruppen derartige Kundgebungen erlaſſen werden. „Die Politik braucht den Rundfunk“ Reichsminiſter Dr. Goebbels hat ſich grundſätzlich über die Bedeutung des Rund— funks geäußert in einem Geleitwort, das er für das Buch„Rundfunk im Aufbruch“. her⸗ Wer legte Feuer im Sitzungsſaal? Bemertenswertes Sachverständigen ⸗Gutachten im RNeichstansbrandprozeß in größeren Mengen verwendet worden ſind. Der Sachverſtändige ſchildert dann den wahr⸗ ſcheinlichen Hergang des Brandes im Ple— narſaal und betont, daß die Brennſtoffe im ganzen Saal verteilt worden ſind. Er lenkte beſonders die Aufmerkſamkeit auf den Ste⸗ nografenraum, von dem aus die Vorbereitung des Brandes höchſtwahrſchein— lich erfolgt ſei Der Sachverſtändige kam zu dem Schluß, daß die Brennſtoffmenge, die in den Plenarſaal gebracht worden ſei, weſent⸗ lich mehr als 20 Kilogramm bekragen ha- ben müſſe. Aus der koloſſalen Kußenk⸗ wicklung zog Profeſſor Joſſe den Schluß, daß es ſich entweder um Pekroleum oder Benzol gehandelt haben müſſe. Die Entzündung der an verſchiedenen Stel— len verteilten Brennſtoffe, fuhr der Sachver— ſtändige fort, braucht nur an einer einzigen Stelle zu erfolgen, wenn man Zündſchnüre, Zündſtreifen oder auch eine entzündliche Hülfsflüſſigkeit verwandte. Auf dieſe Weiſe könnte auch die Entſtehung der Flamme auf der Diplomatentribüne erklärbar ſein. Das plötzliche Aufgehen des Plenarſaales in ein Flammenmeer iſt ein Beweis dafür, daß im Saal in den unteren Schichten noch Luft ge— weſen war und daß in den oberen Schichten ein brennbares aber nicht exploſives Gasge— miſch vorhanden war. 5 Brandlegung mit Fachkenntnis Der Sachverſtändige erklärt weiter, daß die Vorbereitungen der Brandlegung eine gewiſſe Zeit erfordert baben und von einer Der Kanzler als Spitzenkandidat Vor der Reithstagswahl— In jedem Wahlkreis nur ein Wahlvorſchlag— Nur eine Neichsliſte— Der Kanzler führt die Wahlliſten— Politik und Nundfunk ausgegeben vom Reichsverband deutſcher Rundfunkteilnehmer e. V., geſchrieben hat. Das Geleitwort ſagt u. a.: Wir haben die Aufgabe, auf allen Gebieten des täglichen Lebens den Gedanken der Führerperſönlich⸗ keit und der notwendigen Verbundenheit des Einzelnen mit den Belangen des Geſamtvol⸗ kes zum Siege zu führen. Deshalb wird auch unſere geiſtige und politiſche Arbeit grund- ſätzlich von denſelben Geſichtspunkten und Erwägungen geleitet ſein. Wenn der Rund⸗ funk ſpricht, hört das Volk am Lautſprecher. Der Rundfunk kann deshalb nicht heute zu den Bauern, morgen zu den Arbeitern und Bürgern reden. Er muß immer zum Volke in ſeiner Geſamtheit eine lebendige Brücke ſchlagen.. Deshalb verbinden ſich die weſenseigenen Geſetze dieſes neuen Inſtrumenkes in wunderbarer Weiſe mit den politiſchen Nokwendigkeiten unſerer Zeit. Hier ha⸗ ben ſich iechniſcher Erfindungsgeiſt und politiſcher Geſtaltungswille, die lange auseinander liefen, wiedergefunden, um Hand in Hand neue, gemeinſame Wege zu beſchreilen. Die Politik von heute braucht den Rundfunk. Der Rundfunk braucht die Politik. Er muß im Mutterboden des Volkstumes verwurzelt ſein, um echte und tiefe Kultur zu vermitteln. Gelingt ihm dies, dann wird er ein Fackelträger der Zukunft ſein und mit den Flammen deutſchen Geiſtes und Schöp⸗ ferwillens ein kommendes großes Jahrtau— ſend erleuchten. oder mehreren anderen Perſonen ausgeführt ſein müſſe. Er hält es aber für ganz ausgeſchloſſen, daß dieſe Porbesenlungen pon va 2 Lubbe kurz vor dem Brande gekroffen worden ſeien. Die Anlegung des Bran- des ſei mit Sachkenntnis erfolgt. Dafür ſpreche die Wahl des Brennſtoffes und ſeine Verteilung auf eine große Anzahl von Skellen. Ohne die Verpuffung hätten die Brandſtellen ſchnell gelöſcht werden können, wie es im Rektorat des Verwalters geſchehen ſei. Der weſentliche Zweck der Brandlegung außer⸗ halb des Plenarſaales ſei der geweſen, die Aufmerkſamkeit vom Plenarſaal fernzuhal⸗ ten. Dr. Joſſe hält es durchaus für möglich, daß die Käſten hinter den Abgeordnetenſit— zen als Behälter für den Brandſtoff benutzt worden ſind Besprechung des Gutachtens Der O berreichs anwalt bezweifelt die Auffaſſung des Sachverſtändigen, daß die Brandſtellen außerhalb des Plenarſaales nur ein Ablenkungsmannöver geweſen ſeien. Tatſächlich ſei man doch auf den Brand ſchon Naufmerkſam geworden, als er im Reſtaurant ausbrach. Auch der Sachverſtändige Dr. Joſſe gibt ze 00h 15 117 1 van der Lub⸗ s bei der Brandlegung ein pfychologi⸗ ſches Rätſel ſei. 0 5 Bei der folgenden Erörterung des Gutachtens des Sachverſtändigen Joſſe weiſt Rechtsan⸗ walt Dr. Teichert darauf hin, daß man nach dem Brande, wenn der flüſſige Brennſtoff in Kaniſtern oder Flaſchen hereingebracht worden wäre, Roſte hätte finden müſſen. Der Oberreichsanwalt erklärt, er wolle einmal zu ungunſten des Angeklagten Torgler annehmen, daß dieſer ſich von 8.20 bis 8.45 Uhr mit dem Brandmaterial befaßt hat. Hätte der Angeklagte Torgler dann beim Verlaſſen des Reichstages nicht ir end⸗ einen Geruch ausſtrömen müſſen? Der ach⸗ verſtändige meint, dieſe Frage könne er nicht ganz präziſe beantworten, worauf Rechts⸗ anwalt Dr. Sack betont, daß er, wenn er als Autofahrer einmal nur für einen Moment an ſeinen Benzinbehälter herangehe, nachher einen ganz erheblich wahrzunehmenden Ge⸗ ruch nicht nur an ſeinen Fingern, ſondern auch an ſeiner Kleidung habe. Der Angeklagte Torgler erklärt mit Nachdruck, daß er 8.45 Uhr längſt nicht mehr im Reichstag war, ſondern im Re ſtaurant Aſchinger. Nach ſeiner Erinne- rung habe er ſchon um 8.20 Uhr den Reichstag verlaſſen. Er habe nie in ſei⸗ nem Leben mit Benzin oder irgendwie gearketen Brandmaterial etwas zu kun gehabl. Der Angeklagte Dimitroff fragt den Sach⸗ verſtändigen Joſſe, ob er es für möglich hal⸗ te, daß ein Brandſtifter in einer Viertelſtun⸗ de dieſen Brand entfachen könnte. Der Sach⸗ verſtändige Joſſe antwortet, er ſei eine Zeit⸗ lang der Meinung geweſen, daß das nicht möglich ſei, als er aber bei der Beſichtigung ſah, mit welcher Fixheit van der Lubbe ar⸗ beitete, machte er doch glauben, daß bei ent⸗ ſprechender Vorbereitung die Entzündung ſo möglich war. Van der Lubbe schweigt Es wird dann nochmals Hausinſpektor Scranowitz als Zeuge vernommen, der U. d. erklärt, daß er am 27. Februar weder im Sitzungsſaal noch im Stenografenzimmer etwas Auffälliges bemerkt hat. Bei einer po⸗ lizeilichen Durchſuchung der Räume der Kommuniſten am 14. Februar ſeien keine Benzinflaſchen uſw. gefunden worden. Dem Angeklagten van der Lubbe wird nunmehr das Gukachten Profeſſor Joſ⸗ ſes vorgehalten. van der Lubbe ſchweigt jedoch und muß schließlich wieder auf ſei⸗ nen Platz zurückgeführt werden, ohne daß die Befragung irgendwelchen Erfolg gehabt hätte. Auf Veranlaſſung Dimi⸗ troffs wird van der Lubbe nochmals ge⸗ fragt, ob er den Brandweg, wie angege; ben, zurückgelegt habe. van der Lubbe flüſtert: Ja! Auf die Frage, ob er den Plenarſaal mit dem brennenden Tuch angeſteckt habe, erwi⸗ dert van der Lubbe. das könne er nicht ſagen. Wie lam der Brand zuſtande? Als nächſter Sachverſtändiger ſchildert Branddirektor Dr. Wagner Verbren⸗ nungsverſuche an dem Eichengeſtühl des Ple⸗ narſaales. Es ſei verſucht worden, die maſ⸗ ſiven Eichenſtühle älterer Art mit einem Koh⸗ lenanzünder zu entflammen. In 18 Minuten ſei es ſedoch nicht gelun- gen, die Stühle in Brand zu bringen. Auch bei den neueren Stühlen habe man durch Kohlenanzünder ein Weiterbrennen des Holzes aus eigener Kraft nicht erreichen können. Es ſei dann weiter verſucht worden, einen Teppich, auf dem Tiſch und Stuhl ſtanden, mit Hilfe einer brennbaren Flüſſig⸗ keit zu entzünden, aber erſt als Reſte eines Kleidungsſtückes dazugeworfen wurden, ge— lang es, die Holzteile ſo in Brand zu ſetzen, daß ſie aus eigener Kraft weiterbrennen konnten. Der Sachverſtändige Dr. Wagner kommt zu dem Schluß, daß das Feuer den don den Zeugen geſchilderten Umfang ohne Aenderung der gewöhnlichen Verhältniſſe im Plenarſaal nicht hätte annehmen können. Zu einer ſolchen Veränderung der Ver- hältniſſe ſei entweder eine längere Zeit erforderlich oder eine Unkerſtützung von mehreren Perſonen, wahrſcheinlich aher beides. Die Verwendung leichtbrennba⸗ rer Stoffe, wie Zelluloid oder Benzin in größerem Umfange hält der Zeuge nicht für wahrſcheinlich, weil dann das Brandbild hätte anders ſein müſſen. Ueberdies würde ein Ausgießen größe⸗ rer Mengen von Benzin oder Benzol den Raum in kürzeſter Friſt mit einem explo⸗ ſiven Gemiſch angefüllt haben. Ein An⸗ zünden wäre dem Brandſtifter lebens ⸗ gefährlich geworden. Es müſſen alſo Stoffe verwendet worden ſein, die an⸗ ders gewirkt haben; welche, vermöge er nicht anzugeben. Jedenfalls habe ſich der Brand im Plenar⸗ ſaal anders entwickelt, als an den anderen Stellen. Eine geheimnisvolle Flüſſigkeit Auch der nächſte Sachverſtändige, Gerichts⸗ chemiker Dr. Schatz- Halle kommt zu dem Ergebnis, daß der Brand im Plenarſaal kei⸗ nen natürlichen Ablauf gehabt hat. Nach poſitiven Jeſtſtellungen, erklärt der Sachverſtändige, bin ich der feſten Ueber ⸗ eugung, daß im Plenarſaal mit einer ſelbſtentzundlichen Flüſſigkeit gezündet worden iſt, deren Natur ich noch bekannt geben werde und 85 zur Ausbreitung des Feuers eine Löſungsflüſſigkeit ge dient hat. Der Sachverſtändige bittet darauf das Ge⸗ richt, im Intereſſe der allgemeinen Sicher⸗ heit die Oeffentlichkeit auf kurze Zeit auszu⸗ ſchließen, in der er die Brandflüſſiakeit be⸗ kannt geben werde. Ver Vorſitzende ſchlägt vor, ſogleich ohne nähere Bezeichnung nur von 1 „Jlüſſigkeit“ u ſprechen. Der Sachverſtändige iſt damit e Der Sachverſtändige betont, daß die ſtarke Nebelbildung, die bei dem Brande beobachtet worden ſei, beſonders cha⸗ rakteriſtiſch für die Anwendung der„Flüſſig⸗ keit“ wäre. Vier bis fünf Liter dieſer„Flüſ⸗ ſigkeit“ hätten durchaus genügt, die ſtarke Brandwirkung hervorzurufen. 6 zeugt, daß man bei der Brandlegung im Ple⸗ narſaal Kohlenanzünder mit! der ſelbſtent⸗ zündlichen„Flüſſigkeit“ getränkt und ſie auf eine mit Petroleum oder Schmierbenzin ge⸗ tränkte Unterlage, etwa abgeriſſene Vorhän⸗ ge, gelegt habe. Auf dieſe Weiſe würde innerhalb von 20 Minuten bis eineinhalb Stunden eine Selbſtentzündung eintreten, ohne daß ein Menſch ſeinen Jinger krümmt. Für dieſe Fündungsart ſpreche das Jorl⸗ ſchreiten des Feuers von einer höheren Stufe nach einer niederen. Die anderen Brandſtellen in den Umgängen ſeien ganz anderer Natur. Die Vorbereitung des Brandes im Plenarſaal könne nicht von einer Perſon in der von van der Lubbe angegebenen Zeit vorgenommen werden. Nach ſeiner Ueberzeugung mußte eine Perſon im Plenarſaal mindeſtens 20 bis 25 Minuten Zeit gehabt haben, vorausgeſetzt, daß das Brandmaterial bereitſtand. Die„Flüſſigkeit ſei leicht zu verſchaffen und habe karbolähn⸗ lichen Geruch, den man ſchwer loswerden könne. Der Sachverſtändige betont nochmals, daß er die Angabe van der Lubbes über die Inbrandſetzung für ganz ausgeſchloſ⸗ ſen halte. In dem Umgange habe er wahrſcheinlich gar keinen Brand beabſichtigt, ſondern zufällig die Zündungsmittel verloren. Auf einen Einwurf Dr. Sacks erwidert der Sachver⸗ ſtändige Dr. Schatz, daß er aus dem Verhal- ten van der Lubbes den Schluß gezogen ha⸗ be, daß beſtimmte Dinge in das Wiſſen van der Lubbes geſetzt waren, denn das Verhal- ten auf dem Balkon ſei nicht normal gewe— ſen. van der Lubbe müſſe beim Einſteigen ſchon gewußt haben, daß bereits andere Vorgänge in den Räumen ſich abſpielten und er nur die Schuld durch ſein eigen⸗ artiges Verhalten auf ſich zu ziehen hälte. Auf Frage des Oberreichsanwalts erklärt der Sachverſtändige, daß der Zeit nach die Mö chkeit beſtehe, daß Torgler der Täter ſei. Eine längere Erörterung entſpinnt ſich darüber, ob man, wenn Torgler mit dem Brandſtoff befaßt war, am Portal beim Ver⸗ laſſen des Hauſes den Geruch vernehmen mußte. Der Sachverſtändige läßt verſchiedene Möglichkeiten offen. Wenn er von der Flüſ⸗ ſigkeit nicht direkt etwas an Hände oder Klei⸗ dung bekam, brauchte der Geruch nicht auf ihn überzugehen. Dr. Seuffert: Wenn van der Lubbe dieſe getränkten Lappen auf den Plätzen vorfand und anzündete, mußte er nicht ſelbſt den Geruch an ſich haben, als er feſtgenommen wurde? Sachverſtändiger: Jawohl, deshalb bin ich der Meinung, daß van der Lubbe da nichts zu ſuchen halte und im Plenarſaal nichts getan hat. Er ſei über⸗ Auf die Frage, ob beim Verbrennen der „Flüſſigkeit“ ein Geruch auftritt, erklärt der Sachverſtändige, daß nur ein leichtes Prickeln zu bemerken ſei. Arbeiter, die in der chemi⸗ ſchen Induſtrie tätig ſind, Studenten aus La⸗ boratorien, Apotheker uſw. wüßten Beſcheid darüber. Die Verhandlung wird dann auf Dienstag vertagt. Teilerlaß von Steuerrückſtänden Darmſtadt, 23. Oktober. Das Staatspreſſeamt gibt folgende Anord⸗ nung des heſſiſchen Staatsminiſters bekannt: In letzter Zeit iſt erfreulicher Weiſe eine Beſ⸗ ſerung des Aufkommens an Staatsſteuern feſt⸗ zuſtellen. Dies iſt wohl nicht nur eine Wir⸗ kung der verſchiedenen Regierungsmaßnahmen, ſondern es darf darin auch ein Zeichen da⸗ für erblickt werden, daß die Bevölkerung mehr und mehr bereit iſt, ihre ſteuerlichen Verpflich⸗ tungen dem neuen Staate gegenüber zu er⸗ füllen. In der Tat muß gefordert werden, daß insbeſondere die ſeit der Machtergreifung durch die neue Regierung anfallenden Steuern pünktlich entrichtet werden. Die Bevölkerung hat nunmehr die Gewähr, daß mit den Steuer⸗ geldern auf das ſparſamſte gewirtſchaftet wird. Dazu muß die Einſicht kommen, daß der Staat die Steuern zur Erfüllung ſeiner vielfältigen Aufgaben unbedingt braucht. Andererſeits iſt die Regierung gewillt, die Abwicklung der Rückſtände aus früherer Zeit nach Möglichkeit zu erleichtern. Darüber haben die Finanzämter folgende Anweiſung erhalten: Zahlungen auf Landesſteuern ſind, wenn der Pflichtige nicht anders beſtimmt, zuerſt auf das Soll des laufenden Steuerjahres zu verrechnen. Bei pünktlicher Entrichtung der laufenden Steuerraten ſind die Fi⸗ nanzämter ermächtigt, de 6 a sſteuerrück⸗ ſtände aus Vorjahren zinslos zu ſtunden. Die Abtragung dieſer Rückſtände ſoll nach einem feſten Plan erfolgen, der unter Beuch⸗ tung der beſonderen Verhältniſſe des Einzel⸗ falles und nach Benehmen mit dem Steuer⸗ pflichtigen vom Finanzamt aufzuſtellen iſt. Die Tilgung kran ſich nötigenfalls über einen Zeit⸗ raum bis zum 1. Apri! 1936 erſtrecken. Wenn neben den laufenden Steuern dieſe Tilgungsraten auf die Rückſtände pünktlich geleiſtet werden, ſo wird ein Teil der Rück⸗ ſtände niedergeſchlagen. und zwar von den Rückſtänden aus dem Steuer⸗ jahr 1932 ein Viertel, von Rückſtänden aus dem Steuerjahr 1931 ein Drittel, von Rück⸗ ſtänden aus dem Steuerjahr 1930 und früher die Hälfte. Auf je 100 Mark Rückſtände ſind alſo nur zu bezahlen aus 1932 75 Mark, aus 1931 66 zwei Drittel Mark, aus 1930 und früher 50 Mark. Anders ausgedrückt: Durch Zah⸗ lung von je 1 Mark werden getilgt: von den Rückſtänden aus 1932 1,33 Mark, von den Rückſtänden aus 1931 1.50 Mark, von den Rückſtänden aus 1930 und früher 2 Mark. Zahlungen auf die Rückſtände ſind zunächſt auf die älteſten Reſte zu verrechnen. Die Nie⸗ derſchlagung erfolgt nicht erſt nach Beglei⸗ chung der geſamten Rückſtände, ſondern Zug um Zug mit jeder Teilzahlung; ſie kann nur zurückgenommen werden, wenn der Tilgungs— plan ohne zwingende Gründe nicht eingehalten wird. Rückſtändige Zuſchläge und Zinſen werden erlaſſen, ſobald die Hauptſchufd getilgt iſt. Bereits früher erfolgte Erläſſe und Nieder⸗ ſchlagungen werden auf die nunmehr zu bewil⸗ Dr. Goebbels eröffnet den Wahlkampf. Der Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Goebbels, ſprach im Sportpalaſt⸗Berlin vor 32 000 Ber⸗ linern über„Deutſchlands Kampf um Frieden und Gleich⸗ berechtigung“. Neben ihm ſtehend der ſtellvertretende Gau⸗ leiter Staatsrat Görlitzer. „henden Eririchterungen nicht ö Ein Entgegenkommen chtlich der Rück ſtände kann ausnahmsweſſe abgelehnt werden wenn die bisherige Nichtzahlung offenſichtlch auf böſem Willen und nicht auf wirtſchaft⸗ lichen Schwierigkeiten beruhte. Die Nieder⸗ ſchlagung erfolgt unter dem Vorbehalt des Widerrufs für den Fall, daß die Zwangs⸗ verſteigerung des Grundſtücks, auf dem die Steuern laſten, betrieben oder das Konkurs⸗ verfahren eröffnet wird. Die Anordnungen gelten nicht nur für Land⸗ wirte, ſondern für alle Steuerpflichtige in Stadt und Land. Sie gelten auch hinſichtlich derjenigen Rück⸗ ſtände, die beſonders, zum Beiſpiel durch Hypo⸗ thekbeſtellung, Bürgſchaft uſw. geſichert wird. Nochmals ſei betont, daß dieſe weitgehenden Erleichterungen nur dem gewährt werden kön⸗ nen, der ſeine laufenden Steuern pünktlich ent⸗ 00 und daneben ſeine Rückſtände planmäßig ilgt. 5 Den Gemeinden und Gemeindeverbänden iſt empfohlen worden, bezüglich ihrer Steuerfor⸗ derungen in gleicher Weiſe zu verfahren wie der Staat. „Zum deutſchen November!“ Gauleiter Sprenger beginnt den weſtdeutſchen Wahlkampf. Die Amtswalter und Unterführer aller Sen⸗ dergliederungen der geſamten nationalſozia⸗ liſtiſchen Bewegung des Gaues Heſſen-Naſſau waren am Sonntag zu einer einmaligen Ar⸗ beitstagung für den 12. November zuſam⸗ menberufen worden. Trotzdem der Termin nur ſehr kurzfriſtig angeſetzt werden konnte, bot dieſe ſtolze Tagung ein grandioſes Bild der Stärke und Diſziplin des rhein⸗mainiſchen Na⸗ 11 tionalſozialismus. Die unermüdlichen Träger der gewaltigen Organiſations- und Propagandakraft der NS. DAP. im Rhein⸗Main⸗Gebiet empfingen vom Gauleiter Reichsſtatthalter Sprenger zunächſt eine grundſätzliche Entwicklung der politiſchen Lage und im Anſchluß daran die entſcheidenden Anweiſungen für die Vorbereitungen des erſten wieder wahrhaft deutſchen Novembers. Der Gauleiter konnte mit berechtigtem Stolz und unter lebhafteſter Zuſtimmung auf die vorbild⸗ lich geſchloſſene Verbundenheit der Partei und ihrer Sondergliederungen hinweiſen, die ſo— wohl untereinander wie mit der Führung den unerſchütterlichen Kern wahrſter Volksgemein— ſchaft verkörpere. Seine Worte feſtigten die in ſolchen Tagungen immer zu erlebende begei⸗ ſterte Bereitſchaft zu einer harten, bei Tag und Nacht einſatzbereiten Entſchloſſenheit. Die verſammelten Männer brachten das ihrem Gauleiter einmütig und ſpontan zum Aus⸗ druck in einem gemeinſamen feierlichen Treue⸗ gelöbnis. In dieſe ſtolze Weiheſtimmung konnten nun die für den Kampf beſonders verantwortlichen Hauptabteilungsleiter des Gaues ihre grund⸗ ſätzlichen Sonderanweiſungen geben. So ſpra— chen zu den Amtswaltern, Unterführern und den Führerinnen der Frauenſchaften, des„Ro⸗ ten Hakenkreuzes“ und des BdM. Gauorga⸗ niſatjonsleiter Mehnert, Adjutant Heyſe, Gau— propagandaleiter Müller⸗Scheld und der Gau⸗ preſſeamtsleiter Woweries. Nach dem begeiſterten Treuegelöbnis auf den Führer Deutſchlands beſchloß der gemein— ſame Geſang des Heſſen-Naſſau⸗Kampfliedes dieſen machtvollen Auftakt zum großen Volks⸗ bekenntnis an die Welt. Der Eindruck, den dieſe aus einer nüchter⸗ nen Arbeitstagung zu einem ſtolzen Appell des unbedingten Willens zur nationalen Ehre gewordene Kundgebung bei allen Teilnehmern hinterlaſſen hat, berechtigt zu der Hoffnung, daß der Gau Heſſen⸗Naſſau ſeine ſchon ſeit⸗ her ſtets beſonders beachtlichen Erfolgt am 12. November noch weiter übertreffen wird. Die kraftſpendende Wirkung dieſer Frans fuürter Tagung wird ſich ſchon heute über das ganze rhein⸗mainiſche Gebiet von Stad zu Stadt, von Dorf zu Dorf und dann vos Haus zu Haus übertragen, wird den unbändi gen nationalſozialiſtiſchen Freiheitswillens zu einmütigen Verlangen des ganzen geeinten deutſchen Volkes machen und der Welt am 12. November zum erſten Male das neue deutſche Volk zeigen, wie es im neuen Reich zu werden beginnt. Zuſammenſchluß des Handwerl Gründung des Nhein⸗Mainiſchen Handwerks tages. ö * Frankfurt a. M., 23. Okt. Die Verein heitlichung des Rhein⸗Main⸗Gebietes wurde einen weiteren Schritt durch die Gründung des Rhein⸗Mainiſchen Handwerkstages vorge⸗ trieben, die in beſonders feierlicher Form er folgte. 5 Am frühen Nachmittag hatte ſich im Kaiſer⸗ ſaal des Nömers eine große Zahl Ehren gäſte verſammelt, um dem Gründungsakt dur den Reichsſtatthalter Sprenger beizuwohnen. Reichsſtatthalter Sprenger ging von dem Sprichwort„Handwerk hat gol; denen Boden“ aus. Dieſes Wort ſtammt aus der Blütezeit des Handwerks, die lange e rückliegt. Zu Nu der lebenden Generation ing es dem Handwerk ſchlecht, da die Ma- 1 chinen an Boden gewannen. Der Redner er“ Welt und Wiſſen Sie wittern Morgenluft. Wir lachen über den„gebildeten Maurerpolier“, der ſeine Leute antreibt, mit einem falſch angewandten chil⸗ lerſchen Zitat:„Immer arbeiten, arbeiten, meine Herren, was tun! ſpricht Zeus.“ Die Umwandlung der Frage zum Befehl führt hier zu demſelben komiſchen Migßverſtändnis, wie umgekehrt die Frageform für den Ausruf von Aegyptens König:„Mein Freund kannſt du nicht länger ſein?“— Daß aber durch Gedankenloſigkeit in der Anwendung geflü⸗ gelter Worte der Sinn des Wortes tatſächlich in das Gegenteil verkehrt werden kann, beweiſt das Beiſpiel der häufig gebrauchten Redewen⸗ ung:„Sie wittern Morgenluft!“ Wer das von ſeinen Gegnern ſagt, meint gewöhnlich: ſie glauben, ihr Tag ſei gekommen, ſie füh⸗ len ſich obenauf! Genau das Gegenteil meint aber der Dichter Bürger, wenn er in ſeiner „Leonore“ den Geiſt des toten Wilhelm ſei⸗ nem Geſpenſterroß zurufen läßt:„Rapp, Rapp, ich wittere Morgenluft, Rapp, tummele dich von hinnen!“ Der helle Morgen wirft die Geſpenſter wieder in die Gruft zurück, darum ſpornt der Geiſt ſein Roß zur Eile an. Wer alſo vermeiden will, daß der alte Bürger im Grabe rotiert, der laſſe künftig nur die⸗ jenigen Leute„Morgenluft wittern“, die das Ende ihrer Herrſchaft herannahen fühlen, und deshalb im Dunkel der Geſpenſterſtunde noch zuſammenraffen, was ſie können. der Sternſchnuppenregen Ein namhafter Frankfurter Aſtronom, Profeſſor Dr. Alfred Gerlach, ſtellt uns auf Grund eigener Beobachtungen folgende Aus⸗ führungen über den ſeltenen Sternſchnup⸗ penfall am Montag abend zur Verfügung: Wer das Glück hatte, am letzten Montag abend den Himmel zu beobachten, der wurde reichlich belohnt durch ein Brillantfeuerwerk, wie es der Himmel ſeit vielen Jahren den Aſtronomen nicht wehr beſchert hat. Viele Tauſende von Sternſchnuppen zogen in ma⸗ jeſtätiſchen Bogen am Himmel dahin uno verſetzten den Beſchauer immer von Neuem in Erſtaunen. Ein Sternſchnuppen⸗ fall war es, wie er nur ganz ſelten zu be— obachten iſt. In der Zeit gegen 21 Uhr konn⸗ te ein Beobachter im Stadtgebiet durchſchnitt⸗ lich 30 Sternſchnuppen in der Minute zäh— len. Im Freien, wo das Licht und der Dunſt der Stadt nicht ſtören, mag die Zahl noch erheblich größer geweſen ſein. Es gehört dieſer Sternſchnuppenfall zu den bedeutendſten Erſcheinungen dieſer Art. Als Mayilmum wird 100 Sternſchnuppen im Durchſchnitt pro Minute angegeben. Wenn man die Bahnen der Sternſchnuppen rück⸗ wärts verlängert, ſo kam man ſtets nach ei⸗ nem Punkte am Himmel in der Nähe des Sternes Gamma im Drachen, alſo ganz in der Nähe des Poles der Ekliptik. Dieſer Punkt, von dem die Sternſchnuppen herzu— kommen ſcheinen, heißt der Radiant. Nach ihm werden die Sternſchnuppenſchwärme benannt. So liegt der Radiant der Perſei⸗ den(9.—11. Auguſt) im Perſeus, der Ra⸗ diant der Leoniden(13.—15. November) im Löwen. Unſerem neuen Oktoberſchwarm dürfen wir alſo wohl mit Recht den Namen Drakoniden zulegen, weil der Radiant im Drachen liegt. Was iſt nun ein ſolcher geheimnisvoller Sternſchnuppenſchwarm? Zahlreiche Beob— achtungen ſolcher Schwärme haben gezeigt, im Bauernhauſe und in der Bauernſtube ge— daß es ſich hier um ungezaylte kleine Kor⸗ erchen handelt, die wie ein Komet in gro⸗ en, meiſt elliptiſchen, langgeſtreckten Bak⸗ nen ſich um die Sonne bewegen. Sie erfül⸗ len den Raum aber keineswegs mehr dicht. Man hat berechnet, daß ſelbſt bei den bedeu⸗ tendſten Schwärmen auf eine Million Kubik⸗ kilometer nur ein bis vier Körperchen kom⸗ men. Wenn die Erde auf ihrem Wege zur Sonne in die Nähe eines ſolchen Schwarmes kommt, dann fallen die im Anziehungsbe⸗ reich der Erde befindlichen Körperchen zur Erde nieder, ſie erwärmen ſich auf dem We⸗ ge durch die Lufthülle, leuchten auf und ver⸗ dampfen. Die Bahnen der Sternſchnuppen ſind untereinander parallel, ſie erſcheinen dem Beobachter aber aus Gründen der Perſpek— tive nicht parallel, ſondern gehen ſtrahlen— förmig von einem Punkte aus(Flucht⸗ punkt). Um ſich das klar zu machen, verge— genwärtige man ſich nur das Bild, das ein Strang paralleler Eiſenbahnſchienen dem Be— ſchauer bietet. Die Beobachtung des Auguſt— ſchwarmes führte zuerſt Schiaparelli zu der Ueberzeugung, daß ein Sternſchnuppen⸗ ſchwarm ehemals ein zuſammenhängender Körper, ein Komet, war, der durch die auf— löſende Kraft der Sonne zerteilt wurde. „Nun heißt es für die Aſtronomen und auch für alle, die Freude an der Aſtronomie ha⸗ ben, in den nächſten Tagen weiterbeobachten. Die günſtigſte Stunde, d. h. die Stunde, in der man am meiſten Sternſchnuppen beob⸗ achten kann, iſt die ſechſte Tagesſtunde, aber für die Liebhaberaſtronomen iſt doch wohl eine Abendſtunde angenehmer. Wiſſen Lie das? Viele Bakterien ertragen ohne Schädigung Kältegrade bis zu minus 87 Grad Celſius, die Hefepilze können ſogar bei minus 100 Grad Celſius noch lebensfähig ſein. „Die deutſche Landwirtſchaft verbraucht all⸗ jährlich für etwa 400 Millionen Mark künſt⸗ liche Düngemittel. In der Regel liegt die linke Niere höher im Körper und iſt ſchmäler und dicker aus die richte Niere. Es iſt erwieſen, daß rotes Licht nervöſe Men⸗ ſchen noch mehr erregt, dagegen blaues Licht erregte Menſchen beruhigt. Ein argentiniſcher Arzt will gefunden haben, daß Zuckerkranke von S. krankheit verſchont bleiben. Die Spinnſtube Alte deutſche Volksſitten leben wieder auf Die Arbeit auf dem Felde hat nach einge— brachter Ernte und daran anſchließender Feldbeſtellung und Ausſaat eine Ruhepauſe. Es beginnt die Zeit beſchaulicherer Arbeit im Hauſe, die Arbeit bei Licht. Das Spinnen bildet einen wichtigen Beſtandteil der länd—⸗ lichen Winterarbeit. Es iſt unſeren Frauen eine altvertraute Kunſt, die am Fürſtenhofe, übt wurde. Bis in unſere Zeit war der Lei— nenſchatz ein Stolz der Bauernfrauen und der Bauerntöchter. Vielfach ſteht noch heute auf dem Ausſteuerwagen der Braut des ge— ſchmückte Spinnrad als Sinnbild des häus— lichen Fleißes. In der herbſtlichen und winterlichen Ab⸗ geſchiedenheit des Dorfes ſoll der Segen der Arbeit dem Landvolk auch die geſunde Freude und Fröhlichkeit des Dorflebens bringen. Dafür war früher die beliebteſte und beſonders geeignete Stätte die Spinnſtu— be. Mag ſie auch ihrem urſprünglichen Zweck nach in erſter Linie der Arbeit gegol— ten haben, ſo iſt doch das vertrauliche Zu— ſammenſein der beiden Geſchlechter wohl immer das Anziehendſte an ihr geweſen; bot ſie doch eine günſtige Gelegenheit zur Anknüpfung zarter Bande. Die Beziehun- gen der Spinnſtuben zur Pflege der Geſel⸗ ligkeit werden auch durch die landſchaftlich wechſelnden Bezeichnungen angedeutet. In Thüringen ſprach man vom„Spinnengehen“ und nannte die Mädchen und Burſchen, die in den Spinnſtuben zuſammentrafen, „Spinnmäkens“ und„Spinnknechte“. In der Rhön hieß die Bäuerin, die gerade die Spinnſtube hielt, die„Spinnfrau“. In der Altmark bildeten die zu einer Spinnſtube vereinigten Mädchen eine„Spinnkoppel“, im Lüneburgiſchen einen„Spinnklumpen“. Süddeutſche Ausdrücke ſind„Kunkelſtube“ und„Rockenſtube“. In anderen Benennun— gen kommt das Zuſammenſein am Abend, bei Licht, bei der Kerze zur Geltung:„Licht— Die Oktoberſonne, durch die breiten teale der ungeheuren Mitgift! Wengers hatte allen Grund, glücklich zu ſein. Er wußte es und widmete ſeiner jungen Braut die zarteſte Aufmerkſamkeit. So vergaß er ganz, nach der Gräfin Montbillard zu fragen, oder auch nur darüber ihm viele andere zur Gratulation er⸗ nachzudenken, warum ſie ſcheine. nicht Die Eltern hatten Sidonie ausführlich inſtruiert: Helene iſt krank. Sehr krank! So krank, daß ſie auch zu deiner Hochzeit nicht erſcheinen kann. Ignis Montbillard hatte Zeit, in ihrer ſtrengen Ver⸗ bannung auf Schloß Pickdorf darüber nachzudenken, was es einbringt, für die Unterdrückten zu kämpfen und den Herrſchenden die Wahrheit, mit viel Temperament noch dazu, ins Geſicht zu ſagen. Seit fünf Tagen— genau ſo lange, wie es her war, daß ſie ſich trotz allem zu den Bauern bekannt— war ſie verbannt. Nicht Mademoiſelle war ihr zur Begleitung beigegeben. Mademoiſelle hätte ihrem Liebling die Strafe ganz un⸗ willkürlich verklärt und verſchönt. Man hatte„tante Susette“ holen laſſen— die reiche, geizige, böſe„tante Susette“, die keine liebere Be⸗ ſchäftigung kannte, als mit tauſend wirtlich genial er⸗ dachten Nadelſtichen das Leben ſchwerzumachen. Fenſter des Spiegelſalons auf das junge Paar fallend, ließ Sidonies verführeriſches Goldhaar in kupfernen Reflexen blitzen und blinken. Und zu dieſem ideellen Gold kam das höchſt zwei— und eine vernünftigere Befehlen. längſt Riegel. wieder hergeſtellt ſeien. bewährt. oder indirekt. ſtanden ihnen bevor. als irgendwelche Niederlagen. den Armen nittzen. verzogen!— hatte eine ſtrenge und dauernde Lektion nötig. Und man traute ſich ſelbſt nicht, ihr dieſe mit dem nötigen Nachdruck beizubringen. Schwäche gegenüber dieſen offenen Augen, dieſem pathe— tiſchen, fordernden, ſanft-entſchloſſenen Geſicht. Ein Monat, mit all der Ließe und Zärtlichkeit, die man für ſie emp— fand, überſchüttet und verwöhnt werden. Tante Suſette, eingeweiht und zu aller erzieheriſchen Bosheit mit Genugtuung bereit, würde ihren„guten“ Einfluß nicht umſonſt anwenden. Uebrigens ſchlug man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: außer Ignis unterſtand Bertel„Tante Suſettes“ Man hatte Bertel bisher vom Zwangsdienſt befreit, weil ſie des Vaters einziges Kind und ihm zur Haus— haltsführung nötig ſei. Jetzt aber ſaß Schmieder und mit wieder Franzöſiſche Soldaten— der Vogt, um ſeine Stellung bangend, hatte ſie noch am Abend hergeführt— lagen im Dorf und auf den Gehöften: bis„Ruhe und Ordnung“ Eine teure Sache... Aber in Reußendorf hatte ſie ſich Und ſchließlich waren es die Bauern ſelbſt, die die Rute, mit der man ſie züchtigte, bezahlen mußten— direkt Die Gefangenen waren nach Hirſchberg abtransportiert. Spießruten, Stockſchläge und noch Schlimmeres vielleicht In den kahlen und kalten Geſängniſſen hatten ſie Zeit und Ruhe, über ſich und ihre Rechte nachzudenken und einzuſehen, daß es Siege gibt, die böſere Folgen haben Ignis und Bertel litten mit ihnen. Wenig konnte es Ignis und Bertel hatten ſelbſt böſe Tage und bäumten tube“,„Lichtgang“,„Zum Lichten gehen. Wie in den Namen, ſo tritt auch in der Ausgeſtaltung der Sitte eine große Mannig— faltigkeit hervor. Die Zuſammenkünfte fan— den im allgemeinen der Reihe nach in den verſchiedenen Häuſern ſtatt. In den größeren Dörfern bildeten ſich oft mehrere Spinnſtu— ben, ſei es nach den Teilen des Dorfes, ſei es nach Unterſchieden des Lebensalters; manch— mal hielten bei den Mädchen die Jahrgänge der früheren Schulzeit zuſammen. Auch die verheirateten Frauen bildeten ſtellenweiſe eine beſondere Spinnſtube. Jedenfalls bil— deten die Spinnſtuben eine gute und treue Kameradſchaft. In der Spinnſtube wurden— immer na⸗— turlich bei der Spinnarbeit— die Tages— neuigkeiten durchgenommen, wobei auch al— lerlei kleiner Dorfklatſch mit unterlief. Es wurden Geſchichten erzählt, Märchen und Schnurren, auch Rätſel gelöſt. Vor allem er— klangen beim Schnurren der Räder Volkslie— der und Rockenlieder; vielfach ſind ſie ja gleichbedeutend. Auch wurden wohl kurze Be⸗ ſuche in anderen Spinnſtuben abgeſtattet und befreundete Häuſer heimgeſucht, nament— lich wenn irgendwo ein Schlachtfeſt eine Ga— be erhoffen ließ. Am Abend ſtellten ſich die Burſchen ein, und dann wurde es erſt ein richtiges„Gelach“(Gelage, Geſellſchaft). Wo Mädchen und Burſchen ſich zuſammenfinden, wird viel gelacht und geneckt. Man macht ein Pfänderſpiel oder auch ein Tänzchen. All— mählich wird die Luſtigkeit zur Ausgelaſ— ſenheit und nimmt wohl auch bedenkliche Formen an, namentlich wenn das Licht aus⸗ gelöſcht wird. Allzu eifrige Sittenprediger haben denn auch gegen die Spinnſtuben ge— zetert, ſo daß ſie vielfach verboten oder we— ſentlich eingeſchränkt wurden. Andererſeits herrſchte auch wieder eine gewiſſe Selbſtzucht in ihnen, und unter Umſtänden wurden an— ſtößige Perſonen ausgeſchloſſen. Das Abkommen der Spinnſtuben iſt na⸗ mentlich deshalb zu bedauern, weil ſie auch Träger der Volkstradition waren und Sage und Lied von Geſchlecht zu Geſchlecht fort⸗ pflanzten. In grauer Heidenzeit ſchon hat die deutſche Frau die Kunſt des Spinnens geübt, und die Spindel iſt mit dem Volks⸗ glauben aus der Heidenzeit noch eng verwebt. Die Spindel iſt das Sinnbild der urdeutſchen Göttin, der Frau Holle, der Beſchützerin des häuslichen Herdes, der Wächterin über die häusliche Ordnung. Als das germaniſche Sinnbild weiblicher Schönheit, fraulichen An⸗ mut und Sinnigkeit war ſie die Göttin der Liebe und des Eheglücks. Sie hat ihre heid⸗ niſchen Feſteszeiten, und dieſe leben in der Erinnerung des Landvolkes fort als verbo⸗ tene Spinntage. Es darf nicht gesponnen werden am Donnerstag-⸗ und Samstag⸗ abend; die Spinnerin muß am Samstag ihre Kunkel leer geſponnen haben, ſonſt ſpin⸗ nen die Hexen oder haſpelt der Teufel am Sonntag Im Mondſchein darf man nicht ſpinnen, denn ſolches Garn hält nicht, oder die Spinnerin ſpinnt die Leinwand zu ihrem, Leichentuch. f Der Frau Holle oder Holde minnigliches Gedächtnis lebt aber auch fort im neckiſchen Spiel der Spinnſtuben. Wie ein Mäsck den Hanf ſpinnt, einen ſolchen Moe kommt ſie; ſpinnt ſie immer nur wenig: einen kleinen, ſpinnt ſie viel: einen großen, ſpinnt ſie dick: einen dicken— und ſo fort, je nach der Auslegekunſt und Lachluſt. Ein al⸗ tes Bauernwort ſagt: Töchter machen Ge⸗ lächter. Soll ſo bleiben in der Spinnſtube! Das Lachen iſt des Lebens liebſtes Kind. In den Sitten und Bräuchen, die ſich an den Gang des menſchlichen Lebens anſchließen, erkennt man die Art des Volkes. Wer unſer Volk kennen will, ſoll Verſtändnis haben für unſere Volksbräuche. Die Spinnſtube war Bauernleben reich an ſittiger Freude. war ein Stück dörflicher Poeſie. Neues aus aller Welt Mit 65 Jahren die erſte Eiſenbahnfahet. Eine 65jährige Frau von Rohenſaas bei Höch⸗ ſtadt a. A.(Bayern) hatte dieſer Tage ihre erſte Eiſenbahnfahrt unternommen. Sie unter⸗ zog die Eiſenbahnwagen einer gründlichen Mu⸗ ſterung und ſprach ſich ſehr lobend über die bequeme Inneneinrichtung aus. Kind von einem Löwen lebensgefährlich verletzt. Bei der Beſichtigung der Tierſchau in einem Wanderzirkus in Benrath kam ein ſechsſähriges Mädchen zu nahe an den Lö⸗ wenkäfig heran und wurde durch einen Tatzenſchlag des Löwen im Geſicht ſchwer verletzt. Das Kind liegt in ſehr bedenklichem Zuſtande darnieder. 5 Laſtwagen raſt in Menſchenmenge. Ein ſchweres Kraftwagenunglück, das vier Per⸗ ſonen das Leben koſtete und bei dem 10 Per⸗ ſonen zum Teil ſchwer verletzt wurden, ereig⸗ nete ſich in der Nähe von St. Brieux(Frank⸗ reich). Ein Händler machte mit einem teuen Laſtkraftwagen zum erſten Mal eine Probe⸗ fahrt. Dabei verſagten die Bremſen und der Wagen fuhr mit voller Geſchwindigkeit in eine Menſchenmenge hinein. 5 Zwei japaniſche Bombenflugzeuge ins Meer geſtürzt. Bei Okuſamura ſtießen über dem Meer zwei japaniſche Bombenflugzeuge zuſam⸗ men. Die Flugzeuge verſanken mit fünf Mann Beſatzung im Meer. erhofft. Man fürchtete die eigene gröbſter Arbeit. Ignis konnte von neuem hinter Schloß und Denn Ignis— jetzt ſah man ein, wie ſehr man ſie ſich auf gegen die Fuchtel, die man über ſie ſchwang. Ver⸗ geblich hatten ſie einen Troſt aus der Gemeinſamkeit Tante Suſette beſchäftigte Bertel im Stall mit at Ignis— Helenee, rief die Tante ſie, durfte nur Sette an Seite mit ihr Hof oder Park betreten, dieſen ſchönen und märchenhaften Pickdorfer Park, in dem hohe Buchen rauſchten und verſchwiegene Ecken zu fröhlich-harmloſen Extravaganzen aufforderten. Eine alte Zofe Tante Suſettes bediente Ignis, deren Zimmer Seite an Seite mit dem der faſt ſechzigjährigen Tante, einer Schweſter des Grafen Thiel, lag. Ignis hatte Humor und war klug. Geſtrenge Herren werden doppelt ſchnell müde, dachte ſie. Sie ſuchte und erſpähte bald die ſchwachen Seiten der gefürchteten Tante: Schlaf und ein Schnäpschen. Zunächſt galt es, ſie durch Gefügigkeit ſicher zu machen. Hernach... Pickdorf lag um vieles näher bei Streunitz als Thiel. Darauf ſetzte Ignis ihre Hoffnung. Eines Tages würde ſie entſchlüpfen und erfahren können, ob der Oberförſter ſein Wort gehalten. Ach ja, der Oberförſter... Ihm konnte es Ignis danken, wenn ihr die Ver— bannung nicht ganz ſo hart, die Gegenwart der immer regulierenden Tante nicht ganz ſo unerträglich wurde, wie man in guter, beſter Abſicht für ſie wünſchte.„Gedauken ſind zollfrei!“ Ignis benutzte dieſe unſichtbaren Mä reichlich und ausgiebig. „Cornelius, Ernſt Cornelius...“ flüſterte ſie zuweilen verträumt vor ſich hin. In dieſem Namen lag für ſie Muſik, auf dieſen Namen ſetzte ſie all ihr Vertrauen. Wenn ſie ihn nur dachte, ſah ſie vor ſich das ſtolzgeſchnittene Profil, das ſie ſo entzückt hatte. Während Tante Suſette ſchalt, nörgelte, ſchikanierte — auftrags⸗ und neigungsgemäß!—, pflog ſie in der Phantaſie lange, kluge, edle Unterhaltungen mit ihm, die a zueveilen, ſehr zum Erſtaunen der jungen Dame, in einer i regelrechten Liebeserklärung endigten. (Fortſ. folgt.) eee ee eee J Nachdruck verboten. Der Bär von Wilſach hatte das alles bewerkſtelligt. Was für eine Macht beſaß er, den groben Herrn Lehnert derart kurieren zu können? Aber wie gut das nun war! Auch der neue Hund hatte gleich ſeine Vorteile davon und ſchien höchſt zufrieden zu ſein. Und Harras? Der arme, alte Harras? Der ſo viele Jahre hier ein elendes Daſein gefriſtet hatte? Der war jetzt im Walde. Der war frei! Der wurde für die qualvollen Jahre ent- ſchädigt! Und alles durch die Güte eines Mannes, den ſie ſich ganz, ganz anders vorgeſtellt, nach dem, was ſie über ihn gehört hatte. Und ſie hatte vieles gehört! Ungeniert unterhielten ſich die Kuſinen über ihn, ſagten dies und das, erzählten ſich die tollſten Sachen, wenn ſie unter ſich waren. Und die kleine Urſula zählte ja nicht. Die konnte das ruhig hören. Die war Luft, denn ſie würde ja den Bären von Wilſach nie kennenlernen. Und nun kannte Urſula den Bären eben doch! Aber niemand wußte es! Wie gut das war, daß das niemand wußte; denn was für Vorwürfe hätte ſie be— kommen, wenn ſie es gewußt hätten! Und Urſula dachte mit Herzklopfen an den großen, blonden Rieſen, der ſofort Werſtändnis gehabt hatte für ihren Kummer. Der Tier⸗ guälereien auch nicht mochte. Er war ein guter Menſch! Beſtimmt war er das! Mochten ſie ſonſt erzählen, was ſie wollten. „Er wird ſich mit der Dalomuts verloben. Natürlich, wann fiele denn ein Mann nicht auf ſolch ein raffiniertes Frauenzimmer herein“, hatte Tante Eugenie einmal am Kaffeetiſch geſagt. Und ſie hatte damit den Bären von Wilſach gemeint. Urſula hatte ſtill dabeigeſeſſen. Es hatte ſie nicht im mindeſten intereſſiert, was man da vermutete. Was ging der Bär von Wilſach ſie an? Sie kannte ihn nicht. Und wenn ſie ihn gekannt hätte, dann wäre es dasſelbe geweſen. Ein begehrter, reicher Mann, der mit den Frauen ſpielte, ſie liebte, ſie wegwarf, wie ſolche Männer das eben zu tun pflegen. Die Mama und Tante Lydia hatten ſie ſchon ſehr früh auf ſolche Gefahren aufmerkſam gemacht. So einer alſo würde der Bär von Wilſach auch jein. Und das, was ſie über ihn hörte, beſtärkte ſie in dieſem Glauben. „Eigentlich iſt's ein Skandal“, hatte Tante Eugenie noch geſagt.„Denn man muß ſich doch nur dabei vor Augen halten, daß die Dame früher Schauſpielerin war, und man hat ſich offen erzählt, daß Prinz Friedrich— hm! Na ja.“ Tante Eugenie hatte lächelnd geſchwiegen. Aber einige Seitenblicke auf die Mädels taten kund, daß haar— ſträubende Dinge paſſiert ſein mußten. Sophie und Gitta ſaßen mit ſittſam zu Boden ge— ſchlagenen Augen dabei. Aber ſie hatten dieſe Dinge in Urſulas Anweſenheit offen durchgehechelt. Urſula dachte an ihren Vater, der ja auch Sänger geweſen war, und an eine Freundin Tante Lydias, die ſchöne Hermine Selina! Gab es eine beſſere, zärtlichere (Gattin und Mutter als ſie? Sie lebte in Budapeſt und war allgemein geachtet und beliebt. Warum tat Tante Eugenie alle Künſtler mit einer Handbewegung ſo ver— ächtlich ab? War das Unkenntnis oder war das Bosheit? Urſula wußte auch, daß dieſe Tante es war, die dafür ſorgte, daß ſie immer fernbleiben mußte, wenn Gitta und Sophie hier oder dort hingingen. Aber es tat ihr nicht weh; denn ſie ſehnte ſich nicht nach Vergnügen. Sie ſehnte ſich einzig nach einem Menſchen, der ſie manchmal ſtreicheln würde, der ſie lieb hatte. Ob die Frau Oberförſter ſie ein bißchen lieb hatte? Wie gut das wäre! Oh, wie gut! Da ſchob ſich der Bär von Wilſach in ihre Gedanken. Sie ſah ſeine rieſige Figur, ſah die blonden Haare, die hellen Augen. Urſula dachte erſchauernd: Wie muß das ſein, wenn er jemand lieb hat? Jetzt, in dieſem Augenblick dachte ſie es, als Tante Eugenie wieder zum Kaffee da war. Und ſie hörte des⸗ wegen auch nicht, daß Tante Eugenie ungehalten ſagte: „Soſo— die Genzmern! Was der auf einmal einfällt, möchte ich wiſſen. Sie hat doch lange genug auspoſaunen laſſen, daß ſie dringend Ruhe braucht und aus dieſem Grunde wenig in Geſellſchaft gehen kann. Merkwürdig!“ Am andern Tage ging Urſula neben der Tante her. Der Weg am Waldrande hin war herrlich. Das tiefe Schweigen ringsum tat Urſula wohl. Und die Tante ſprach auch nicht viel. Aber ſie war gütig und freundlich wie immer zu Urſula. In der Oberförſterei roch es ſchon nach gutem Kaffee, und eine ganze Anzahl goldbrauner Dackel rollte ihnen mit wütendem Gekläff entgegen. Ein Pfiff, und die Dackel raſten zurück. Sie ſchwiegen dann, rollten aber die Augen fürchterlich und beobachteten die beiden Gäſte mit höchftem Mißtrauen. Da der Oberförſter aber auf den Stufen ſtand, hatten ſie zu parieren und mußten es bei dem Augenrollen bewenden laſſen. Frau Mellendorf und Urſula wurden herzlich auf⸗ genommen. Lecker duftete ſelbſtgebackener Kuchen auf dem Tiſch, und ſchönes, altes Porzellan blinkte. Man ſaß recht gemütlich in dem freundlichen Zimmer, und der Oberförſter beobachtete mit heimlichem Wohl- wollen das junge, reizende Mädel. Er ſah in den Ver⸗ hältniſſen nicht klar, aber er war mit allem einverſtanden, was ſeine gute Frau ſich vorgenommen hatte. Die Frau Oberförſter richtete es ſo ein, daß Urſula ihr irgend etwas helfen ſollte. Und da führte ſie das junge Mädel in den Hof. Dort ſaß Harras in der Sonne zwiſchen zwei un⸗ geheuren Holzſtößen. „Ihre Frau Tante braucht ihn nicht zu ſehen; er rennt ſonſt immer mit draußen herum und wird nicht müde. Wir haben den alten, braven Kerl lieb.“ Urſula ging zu dem Hunde. Er zuckte zuſammen, blickte ſie ängſtlich an. Vielleicht glaubte er, ſie wolle ihn zurückholen in das alte Elend. Dann aber wedelte er mit dem Schwanz und rieb den Kopf an ihren Knien, als ſie ihn zärtlich ſtreichelte. Und wieder dachte Urſula an den Bären von Wilſach, der ein guter Menſch ſein mußte, weil er Tieren half. Urſula ging dann mit der Frau Oberförſter wieder zurück. Unterwegs ſagte die alte Dame noch: „Wollen Sie nicht auf einige Wochen zu uns heraus— kommen? Sie gehen täglich mit meinem Mann in den Wald. Da werden Sie bald rote Backen bekommen. Wollen Sie?“ Und Urſula ſchmiegte ihre weiche Wange an die Hand der alten Dame und flüſterte: „Wenn Sie mich haben wollen, ich komme gern. Oh, ſo gern!“ Da nickte Frau Oberförſter ſehr befriedigt. Da der Oberförſter den ſtaatlichen Forſt verwaltete, kam in der Mellendorfſchen Familie kein Gedanke an den Bären von Wilſach auf, als es ſich darum handelte, Urſula in die Förſterei hinauszugeben. Und ſo kam es, daß Urſula eines Tages ſich für vier Wochen in der Oberförſterei einquartierte. Und nun ging ſie entweder mit dem Oberförſter früh in den Wald, oder ſie tollte mit Harras vor der Oberförſterei umher. Auch heute ſpielte ſie wieder im Freien mit Harras. Sie bemerkte nicht, wie jemand ſie ſchon ſeit längerer Zeit beobachtete. Aber dann wurde der Hund aufmerk⸗ ſam, ſchlug an, fletſchte drohend die Zähne. Urſula blickte auf. Zuckte zuſammen, wurde blaß. Der Bär von Wilſach ſtand dort drüben und blickte mit lachenden Augen zu ihr herüber. Dann grüßte er, kam den ſchmalen Weg bei den Birken herauf. „Guten Morgen! Das laß ich mir gefallen. Na, da ſind die zwei Freunde alſo vergnügt beiſammen. Iſt's recht ſo?“ „Ja! Ich danke Ihnen nochmals herzlich für alles, was Sie getan haben.“ „Nicht der Rede wert. Wenn es Ihnen nur gefällt.“ Der Bär von Wilſach ging ins Haus, um die Frau Oberförſter zu begrüßen. Der Oberförſter kam auch gerade von einem dienſtlichen Gange nach Hauſe, und ſo wurde Dittrich von Wilſach gleich herzlich zum Frühſtück eingeladen, was er nicht abſchlug. Die Herren tranken einen guten Tropfen, und das tiefe, ſchöne Lachen des Bären von Wilſach ſcholl ein paarmal durch den alten, ſchönen Raum, der mit zahl- reichen Geweihen geſchmückt war. f Und Urſula dachte: Wie leicht und froh einem wird, wenn man Herrn von Wilſach lachen hört! Er verabſchiedete ſich nach einer Stunde und verſprach, in den nächſten Tagen wieder einmal mit hereinzukommen. Und Urſula blickte ihm nach. „Er wird ſich mit Geraldine Dalomuts verloben.“ Ganz deutlich hörte ſie das. Geraldine Dalomuts! Eine ſchöne Frau, die er liebte! Zu der er ging! Urſula Bingen drückte beide Hände auf das Herz, das ſo laut und ſchmerzhaft ſchlug. Was iſt— mit mir? Was geht es mich an, was der Bär von Wilſach tut?— dachte ſie angſtvoll. Die Frau Oberförſter rief nach ihr. Sie blickte mit wiſſenden, gütigen Augen auf das junge Mädchen, aber ſie ſagte nichts. Erwähnte den Bären von Wilſach nicht. Eines Abends aber meinte der Oberförſter: „Herr von Wilſach hat ſich verlobt. Mit Frau Geraldine Dalomuts. Es ſoll eine ſchöne Frau ſein. Nun, das hat man ſich ja immer denken können, daß der Bär ſich hier nicht an irgendeines der jungen Mädchen binden wird. Er iſt ſehr verwöhnt, was Frauen anbetrifft, und für mich ſtand es immer feſt, daß er ſich etwas Beſonderes wählen würde. Nun, er iſt alt genug und ein unruhiger Geiſt. Jetzt wird er wohl für immer in Wilſach bleiben.“ Der Oberförſter ließ ſich ſeine Eier auf Schinken treff⸗ lich ſchmecken, und er hatte gar keine Ahnung, der gute alte Herr, was für einen Dolchſtoß er jetzt einem jungen Menſchenherzen verſetzt hatte. Urſula fühlte, wie ihre Hände eiskalt wurden und wie ihr das Herz erſtarrte. 0 Frau Oberſörſter ſah liebevol in das blaſe Mädchen geſicht. Dann ſagte ſie:. 1850 „Es ſchmeckt Ihnen nicht, Kindchen? Dann laſſen Sie das Eſſen ſtehen und laſſen Sie ſich von Minna ein Glas friſche Milch draußen geben!“ Urſula ſtand auf. 5 f f „Mir iſt nicht ganz gut. Ich will mich hinlegen.“ Der Herr Oberförſter ſah erſtaunt auf. Dann glitt ſein Blick über all die guten Sachen, die auf dem Tiſch ſtanden. Aber er meinte doch: i 1 9 50 „Genieren Sie ſich ja nicht, Kindel, und legen ſie ſich hin. Das kommt vor, daß einem mal nicht ſo iſt.“ Haſtig verabſchiedete ſich Urſula und ging hinaus. „Was war denn nur?“ fragte der alte Herr verdutzt. Seine Frau ordnete ihre Serviette. Dabei ſagte ſie: „Sie liebt den Bären!“ „Allmächtiger!“ Der Oberförſter ſchob ſeinen Seſſel zurück. Ihm ſchmeckte es plötzlich nicht mehr, und er hatte ein Gefühl, als ſei er überſatt. „Mütterchen, das war— ein Scherz?“ „Es wäre mir lieber, es wäre ein Scherz, obwohl du genau weißt, daß ich ſolche Scherze nicht mache. Urſula liebt Herrn von Wilſach. Und du brauchſt dir durchaus keine Vorwürfe zu machen. Erfahren hätte ſie ſeine Ver⸗ lobung doch ſowieſo. Und Hoffnung hat ſie ſich auch keine gemacht.“ Der Oberförſter brannte ſich eine Zigarre an; er legte ſie aber nach zwei Zügen wieder weg. Sie ſchmeckte ihm nicht. Langſam ſtand er auf. „Was ſoll nun geſchehen, Mütterchen?“ „Nichts! An ſolche Wunden rührt man nicht“, ſagte ſeine Frau und ſah ihn groß an. Dann ſetzte ſie hinzu: „Uebrigens, Urſula hat ſich bis heute vielleicht ſelbſt nicht verſtanden. Sie wird es jetzt erſt wiſſen, nachdem ſie ihn an eine andere verloren hat.“ „Wie traurig das iſt!“ ſagte der alte Herr nachdenklich. „Ja, doppelt traurig! Denn das arme Mädel iſt inner lich ganz vereinſamt, ſo viel weiß ich längſt. Wenn es hätte ſein können— ich meine das mit dem Bären—, dann wäre es ein großes Glück für ſie geweſen. Aber er hat ſicherlich nie daran gedacht, denn er behandelt ſie wie ein Kind, dem er eben hilft, wenn es weint.“ „Ja, da iſt ja auch nichts zu machen.“ „Nein! Sie muß ihn vergeſſen.“ Es war nun ganz dunkel, und im Walde ſtießen die Bäume aneinander. Es wurde abends immer ſchon ſehr kalt, und meiſtens war es ſtürmiſch. Urſula ſtand in ihrem Zimmer. Sie hörte die junger. Eleven lachen, ſie hörte die beiden Mädchen kichern. Und durch die Ritzen des Fenſters drang ein ſcharfer Luftzug. Der Winter kommt!, dachte Urſula und kroch fröſtelnd zuſammen. „Der Winter!“ Urſula flüſterte es, und dabei dachte ſie an Dittrich von Wilſach. Nun würden ſeine ſchönen braunen Hände die Frau ſtreicheln, die er liebte. Immer würde er bei ihr ſein! Urſula dachte nicht darüber nach; aber ſie wußte, daß ſie etwas Köſtliches verloren hatte. Verloren? Verlieren konnte man nur, was man beſeſſen hatte. Und ſie hatte kein auch noch ſo kleines Anrecht an dem Bären von Wilſach. Denn auch ſeine freundliche Güte gegen ſie war doch eben etwas ganz anderes als das, was er für Geraldine Dalomuts empfand. Urſula ſchlug die Hände vor das zuckende junge Geſicht. „Ich habe dich lieb. Ich habe dich ſo lieb!“ Draußen heulte es jetzt. Langſam kleidete ſich Urſula aus. Die Glieder waren ihr ſeltſam ſchwer, und im Kopfe war ein dumpfes Gefühl. Wenn ich doch ſterben könnte!, dachte die kleine Urſula und legte ſich müde auf ihr Lager. Aber bis in ihre Träume hinein verfolgte ſie ein grauſames Bild: Der Bär von Wilſach, wie er eine ſchöne Frau küßte! In den nächſten Tagen mußte Urſula wieder nach Hauſe. Sie dachte: Wie undankbar ich doch gegen meine Verwandten bin, weil ich mich vor dieſer Heimkehr fürchte! Die Tante holte ſie ab, und Urſula mußte verſprechen, jede Woche einen Tag in die Oberförſterei heraus— zukommen. Sie nahm ſich auch feſt vor, dieſes Verſprechen zu halten. Frau Oberförſter aber machte in den nächſten Tagen bei manchen Familien Beſuch. Und ſie ſorgte dafür, daß man von jetzt ab auch die Nichte des Herrn Landgerichts⸗ direktors Mellendorf mit einlud. Tante Eugenie ſchäumte. „Was ſpielt die ſich ſo auf? Das habt ihr nun davon! Jetzt müßt ihr ſo tanzen, wie ſie pfeift. Na, ich kümmere mich um nichts mehr. Seht zu, wie ihr fertig werdet!“ Sie kam auch wirklich vierzehn Tage nicht, und der Herr Landgerichtsdirektor freute ſich der ſehr gemütlichen Kaffeeſtündchen, die ohne ſeine Schweſter abgehalten wurden. Gitta hatte alle Hoffnung, ſich Peter Lorenz zum Manne zu angeln. Er hatte zwar noch kein Wort geſagt; aber er hatte am letzten Geburtstage ſetner Mutter ſehr viel mit Gitta getanzt. Man ſteckte bereits die Köpfe zu⸗ ſammen, und Gitta war in letzter Zeit ſtill und verträglich geworden. Sophie hatte ſich rettungslos in Doktor Arndt verliebt. der aber auf der Hut blieb... g Landgerichtsdirektors gaben die erſte winterliche Zu⸗ ſammenkunft. In Geſtalt eines kleinen Tanzabends in ihrem Heim. Und Herr Mellendorf hatte darauf beſtanden, daß Urſula auch mit da war. 5 8 Doktor Arndt ſah ſie zum erſten Male und verliebte ſich ſofort in das liebreizende, junge Mädchen. f Cortſetung folat.) ſunert an den Handwerkerkongreß, der 1848 in der Paulskirche den Verſuch machte, das Handwerk neu zu feſtigen. Der Verſuch miß⸗ lang. Wie das Bauerntum, ſo iſt auch das Handwerk jetzt ſichergeſtellt und hat neue Impulſe empfangen. In dem Handwerk, das mit 1 300 000 Betrieben mehr als pier Millionen Menſchen Brot gibt, ruht die ſtarke Kraft des Einzelmenſchen. Der Meiſter ſoll ein Vorbild ſein und nichts ſoll den Lehrling ſtolzer machen, als das Bewußtſein, daß er bei einem anerkannten Meiſter in der Lehre iſt. Wenn das Handwerk nach der Zuſage Hit⸗ lers jetzt Arbeit bekommt, ſo ſoll der Gewinn aber nicht dem Einzelnen reſtlos in die Taſche fließen, ſondern es ſollen weitere Arbeiter eingeſtellt werden, um die Arbeitsloſigkeit zu vermindern. Wenn in dieſem Sinne gehandelt wird, ſo wird ſich die Gründung des Rhein⸗ Mainiſchen Handwerkstags günſtig auswirken. Der Reichsſtatthalter überreichte dann den beiden Präſidenten Schmidt⸗Wiesbaden und Müller⸗Darmſtadt die goldene Amtskette mit dem Bild des Führers. Geführt vom Reichsſtatthalter, begaben ſich die Gäſte dann in ſeierlichem Zug nach der Paulskirche von deren Empore die Fahnen des Reiches wehten. Vor dem Altar ſtand die alte Zunft— lade. Feierlich brauſte der„Wach auf⸗Chor“ aus den Meiſterſingern durch den Raum. Die beiden Handwerkskammerpräſidenten von Frankfurt und Darmſtadt traten dann hinter die Zunftlade und Präſident Schmidt eröff⸗ nete den Feſtakt mit den Worten: Gott ſchütze das ehrbare Handwerk! Nach einem Wechſel— geſpräch mit zwei Jungmeiſtern wird die Lade geöffnet. Die Zunftgeſetze werden herausge— nommen. Die feierlichen Worte eines alten Steinmetzſpruches erſchallen, und dann wendet ſich der Redner an den Reichsſtatthal⸗ ter und überreicht ihm, dem Vorkämpfer für das Handwerk im rhein-mainiſchen Bezirk, den fünſtleriſch ausgeführten Ehrenbrief„in Aner— kennung ſeines zielbewußten und erfolgreichen Kampfes für den Nationalſozialismus und die Schaffung eines einheitlichen Rhein-Main-Ge— biets“. Reichsſtatthalter Sprenger dankte mit den Worten: Durch meine Vorfahren mit dem Handwerk verbunden, werde ich mich allzeit dieſer meiner Herkunft würdig erweiſen. Es folgte dann die Ehrung von zwei Alt— meiſtern und die Freiſprechung von 25 Meiſtern und 25 Geſellen in der alten feier— lichen Zunftform. An die heſſen-naſſauiſchen und heſſiſchen Obermeiſter wurde die ſilberne Amtstette gegeben. Mit einem Gedenken an die Toten und den Heſang des Deutſchland- und des Horſt-Weſſel⸗ liedes ſchloß die Feier. Starkenburger Jungmeiſtertag Darmſtadt, 24. Okt. Zum Abſchluß der Handwerkswoche fand in der feſtlich ausge— ſchmückten Woogsturnhalle die Ueberreichung der Meiſterbriefe an 230 Jungmeiſterinnen und Jungmeiſter der Provinz Starkenburg ſtatt. Ein Vorſpruch, von Frau Malermeiſter Kraus verfaßt, und dem Schauſpieler Göbel Men geſprochen, ermahnte die jungen Meiſter: Seid fröhlich im Leben, wenns auch 5 oft ſchwer, Mit Frohſinn und Freude ſchafft man a viel mehr! und ſchloß mit einem Bekenntnis zu Deutſch— land und ſeiner Führung. . Sbermeiſter Georg Kraus, Vorſitzender der Meiſterprüfungskommiſſion, ſprach von der Be⸗ deutung dieſes ſonnenüberglänzten Tages für die jungen Meiſter. Kammerpräſident Müller ſorderte Hingabe und Liebe zu Beruf und Daterland. Für die heſſiſche Regierung ſprach Dr. Lindemann der Prüfungskommiſſion den Dank für ihre Arbeit aus. Vorausſichtlich belde das handwerkliche Prüfungsweſen in Heſſen von der Staatsaufſicht entbunden und 1 10 Selbſtverwaltung des Handwerks über⸗ führt. Die feierliche Ueberreichung der Mei⸗ 1 durch die Prüfungsmeiſter ſchloß ſich Aufgellärter Aeberfall Der Räuber vom Titiſee feſtgenommen. „Neustadt i. Schw., 24. Okt. Die Gendar⸗ darmerie in Stühlingen hat einen gewiſſen Karl Lederle aus Blaichach in Bayern feſtge⸗ zommen, der zugegeben hat, den Raubüber⸗ all auf den Hotelier Wolf in Titiſee ausge⸗ führt zu haben. Er iſt 19 Jahre alt und ſchon wegen Körperverletzung vorbeſtraft. 198 ſeiner Gegenüberſtellung mit Frau Wolf A er ſofort als der Burſche wiederer⸗ e der am Tage vor dem Ueberfall um Clean gebettelt hatte. Der Täter wollte den 6918 auch nicht verübt haben, um etwa 115 zu ſtehlen, ſondern nur, um ſich Lebens⸗ 8 el zu holen. Nach dem Ueberfall auf Hotelier Wolf war er in Richtung Bonndorf gallächtet und hatte die Nacht über in einem denlſtoch geſchlafen. Als er am nächſten Mor⸗ 0 in Richtung Stühlingen weiterging, wurde 0 einem Landwirt angehalten, der von ' ſeine Papiere verlangte. Dieſer übergab hn dann der Gendarmerie. In kurzen Worten: Für die Reichstagswahl am 12. November wird in jedem Wahlkreis nur ein einziger Wahlvorſchlag aufgeführt, den der Reichs⸗ kanzler fü en wird. Im Reichstagsbrandſtifterprozeß wurden am Montag die Sachverſtändigen gehört, die die Brandſtiftung beurteilten. g Die Gewerkſchaften und Berufsverbände des Saargebiets, die für die bedingungsloſe Rückgliederung des Saargebietes ſind, haben ſich zu der Deutſchen Gewerkſchaftsfront zu⸗ ſammengeſchloſſen. Der Verwaltungsrat des Internationalen Arbeitsamtes und der Mandatsausſchuß des Völkerbundes traten am Montag ohne Betei— ligung deutſcher Vertreter zuſammen. Das engliſche Kabinett hat ſich am Montag mit der Lage der Abrüſtungskonferenz be— faßt. Man rechnet mit einer Vertagung der Konferenz. In der Revolutionsausſtellung von Rom ſprach Muſſolini zu 35 000 Faſchiſten aus Florenz. Die amerikaniſche Arbeitsloſenziffer iſt um etwa 30 Prozent auf rund 10 Millionen zu— rückgegangen. Aus der Heimat Gedenktage 24. Oktober 1648 Weſtfäliſcher Friede zu Münſter und Osnabrück: Ende des 30jährig. Krieges. 1796 Der Dichter Auguſt Graf von Platen— Hallermund in Ansbach geboren. 1892 Der Liederkomponiſt Robert Franz in Halle a. d. S. geſtorben. Prot.: Salome— Kath.: Raphael Sonnenaufg. 6.41 Sonnenunterg. 16.47 Mondaufg. 13.28 Mondunterg. 20.25 Der ſeltene Mann will ſeltenes Vertrauen. Gebt ihm den Raum, das Ziel will er ſich ſetzen. Friedr. v. Schiller. Der Herbſtwind brauſt Knüpf den Mantel feſter, Wandersmann! der Serbſtwind brauſt, die braunen Blätter fallen. Durch ſommermüde Wälder jagt das Wuotesheer. Buchekkernſaatzeit iſt. Das Eich⸗ horn ſammelt ein und füllt mit braunen Ker⸗ nen, Eicheln und Haſeln, ſeine feſtgeſtützten Winterneſter. Auf leeren Wieſen huſcht das weißgewordene Wieſel Feldmäuſen nach und ſtillt die tolle Blutgier. Die Dachſe wintern ein und ſcharren ihre Höhlen tiefer. Der Fuchs trägt Vorrat in den warmen Keſſel. Der Igel ſucht ſich ein geſchütztes Lager und rollt zur Kugel ſich, den Winter zu durchſchlafen. Na⸗ tur erſtirbt. Im Garten welken letzte Roſen. Nur weiße Winteraſtern leuchten noch als Schmuck für liebe Gräber. Der Herbſtwind brauſt. Auf allen Straßen tanzen welke Blät⸗ ter wilde Todesreigen. Tagwind pfeift heiſer, Nachtwind ſtöhnt und heult. Das Jahr iſt alt geworden. Der wilde Jäger der Volks⸗ ſage reitet übers öde Feld.„Die Unholden gehen um“, belehrt die alte Ahne ihre En— kelkinder. * , Anſtellung Schwertriegsbeſchädigter als Reichsbahnbeamte. Von der Altersgrenze füt die planmäßige Anſtellung als Beamter bei der Reichsbahn kann in ſolchen Fällen abge— wichen werden, in denen die Verſagung der Anſtellung eine ganz ungewöhnliche Härte be— deutet. Die Reichsbahnhauptverwaltung hat im Benehmen mit dem Hauptbeamtenrat be— ſchloſſen, die Ausnahmevorſchrift all⸗ gemein— alſo ohne Rückſicht auf die Lage des Einzelfalles— auf Schwerkriegsbeſchä⸗ digte, nämlich Schwerkriegsbeſchädigte, ſchwer— geſchädigte frühere Angehörige der Wehrmacht oder der Schutzpolizei und durch Unfall im Eiſenbahndienſt Schwerbeſchädigte ſowie auf Inhaber des Silbernen oder Goldenen Ver⸗ wundetenabzeichens anzuwenden. * Kalte Füße. Gegen das Gefühl der kal⸗ ten Füße beim Autofahren im Winter, aber auch ſonſt, iſt dünnes, weiches Seidenpapier ein recht gutes Schutzmittel. Man ſchneidet 4—6 em breite Streifen und umhüllt damit zwei⸗ bis dreimal jede einzelne Zehe; das oben herausſtehende Papier wird leicht über der Zehenkuppe zuſammengedrückt oder umge⸗ legt. In den Schuh ſelbſt legt man zum Schutz gegen die Feuchtigkeit eine Korkſohle ein und über dieſe wieder eine dreifache Lage von Seidenpapier. Auf dieſe Weiſe bleiben die Füße warm. % Rur ariſche Ehen für Reichsbeamte. Die Reichsleitung des Arbeitsdienſtes hat in einem Rundſchreiben zur Kenntnis gebracht, daß nun⸗ mehr jeder Reichsbeamte, der eine Ehe ein⸗ gehen will, nachzuweiſen habe, daß die Perſon, mit der er die Ehe ſchließen will, ariſcher Ab⸗ ſtammung iſt. Der Nachweis iſt durch Vorlage von Urkunden zu erbringen, wobei die Ge⸗ burtsurkunde der zukünftigen Gattin oder die Heiratsurkunde der Eltern der Braut als Beiſpiele erwähnt werden. Wettervorherſage: Vorwiegend trockenes und zeitweicle heiteres Wetter. * Karlsruhe, 23. Oktober. ſtelle beim Staatsminiſterium mitteilt, mußte der Kohlenhändler und Spediteur Heinrich Ochs, Karlsruhe, Gellertſtraße 26, in Schutz⸗ haft genommen werden. Es wurde feſtge⸗ ſtellt, daß Kohlenkörbe, die 1 Zentner enthal⸗ ten ſollten, von Ochs mit einem Minderge⸗ wicht bis zu 21 Pfund verausgabt wur⸗ den. Nach ſeinem eigenen Geſtändnis hat der Betrüger es verſtanden, aus einem Waggon mit 300 Zentnern auf dieſe Art und Weiſe Lieferung in einer Geſamthöhe von 380 Zentner zu machen. Unter den auf dieſe raf⸗ finierte Art und Weiſe Geſchädigten befin— den ſich auch viele Volksgenoſſen aus notlei— denden Kreiſen. Mannheim, 24. Okt.(Das Ende der Filsbach.) Die Quadrate der Innenſtadt, die ſogenannte Filsbach, ſollen abgeriſſen und umgebaut werden. Es kommen zuerſt die H— und J⸗Quadrate in Betracht. Dort iſt die Bau- und Bevölkerungsdichte am größten und eine Auflockerung am notwendigſten. Je vier Baublöcke ſollen zuſammengezogen und ein- heitlich überbaut werden. Bei den vier Qua- draten handelt es ſich um etwa 620 Woh— nungen. Durch das Projekt würden etwa 4500 Arbeiter Beſchäftigung und Brot finden. Die Geſamtkoſten für dieſes umfangreiche Baupro— gramm ſind auf zweidreiviertel Millionen Rm. veraaſchlagt. Feſtzug in Freiburg. Freiburg, 24. Okt. Die Handwerkerwerbe⸗ woche in Freiburg fand ihren Ausklang mit einem gewaltigen Feſtzug. War ſchon der Feſtzug anläßlich des Erntedankfeſtes am 1. Oktober ein Erlebnis, ſo wurde er doch von dem Feſt der Handwerker in ſeiner Vielſeitig⸗ keit und Mannigfaltigkeit noch übertroffen. Man muß ſchon ſagen, die Freiburger Innun⸗ gen haben ſich die erdenklichſte Mühe gege— ben, um in etwa 50 Gruppen der Freibur⸗ ger Bevölkerung den Wert ſolider Handwerks- arbeit zu zeigen. Nach Vorbeimarſch des Zu— f fand auf dem Miniſterplatz eine Feier tatt. Konſumvereine werden verpachtet Mittelſtandskundgebung in Mannheim. Mannheim, 24. Okt. Auf einer Mittel⸗ ſtandskundgebung, die den Abſchluß der Hand— werkerwerbewoche bildete, machte der Landes— leiter der GEG. für Südweſtdeutſchland, van Ray, Mitteilungen über die Pläne mit den Konſumvereinen, die in die Reichsverbraucher— genoſſenſchaft zuſammengefaßt und deren Filialen an Einzelhändler verpachtet werden ſollen. Aus den Pachtzinſen werden die Ar— beitereinlagen zurückbezahlt. In der vergan— genen Woche wurde in Wuppertal die erſte Verpachtung vorgenommen. Das zweite Bei— ſpiel dieſer Art ſoll in Baden zur Durchfüh— rung kommen. Nach dieſen mit Beifall aufgenommenen Ausführungen ſprach der Führer der Hitler— jugend, Friedhelm Kemper. Die deutſche Frei⸗ heit ſei nur dann geſichert, wenn die Gleich— heit unſerer Nation beſtehe, ſie ſei die Grund— lage für den wirtſchaftlichen und politiſchen Aufſtieg. Mit dem Wort„Alles für Deutſch— land, nichts für uns“ ſchloß der Redner ſeine oft von zuſtimmendem Beifall unterbrochene. Anſprache. Auf der Flucht erſchoſſen Karlsruhe, 24. Okt. Das badiſche Geheime Staatspolizeiamt teilt mit, daß in der Nacht vom 20. zum 21. Oktober Auguſt Doſenbach aus Karlsruhe beim Aeberſchreiten der Grenze feſtgenommen wurde. Er war als einer der rührigſten Funktionäre der KPD bekannt. In ſeinem Beſitz wurde eine größere Menge ille— galer kommuniſtiſcher Schriften vorgefunden. Doſenbach, der von den ihn begleitenden Be⸗ amten vorher daraus aufmerkſam gemacht wur de, daß bei einem F. htverfuch geſchoſſen wür— de, bat unterwegs einen Stein aus ſeinem Schuh entfernen zu bücfen. Dieſe Gelegenheit benutzte Doſenbach zur Flucht. Die Beamten gaben mehrere Schüſſe auf den Fliehenden ab, die dieſen köblich mafen. 1 1155 Milderung der Schlachtſteuer? Berlin, 24. Oktober. Hier begann die große Schlachtſteuerkonfe⸗ renz der Länder, für die zunächſt eine Sit⸗ zungeperiode von drei Tagen vorgeſehen iſt. In dieſer Konferenz werden in der Haupt⸗ ſache die Vorſchläge zur Diskuſſion ſtehen, die der Deutſche Fleiſcherverband den Län⸗ derrregierungen unterbreitet hat, um die ſich aus der Erhebung der Schlachtſteuer ergeben— den Härten zu mildern. Ainrichtung Stuttgart, 24. Oktober. Der am 19. Juni dieſes Jahres vom Schwurgericht wegen Mordes zum Tode verurteilte ledige Tapezier Robert Grötzin⸗ ger von Neckarweihingen, Oberamt Ludwigs burg, iſt am Montag früh im Hofe des Ju⸗ ſtizgebäudes hingerichtet worden. Grötzinger halte Ende März dieſes Jahres ſeine von ihm ſchwangere Geliebte, deren er überdrüſſig ge worden war, in den Weinbergen am Neckar von einem Hang hexabgeſtürzi und dann die vom Skurz ſchon ködlich Verletzte durch Stein⸗ würfe völlig umgebracht. Wie die Preſſe⸗ 8 a 9 An alle deutſchen Funkhändler und Beſitzer von Lautſprecher⸗Anlagen! Alle Beſitzer von Lautſprecher⸗Anlaten wollen umgehend ihre genaue Anſchrift ſo⸗ wie die Zahl der zur Verfügung ſtehenden Apparate ebenſo den Leihpreis bei der Gau⸗ Propagandaleitung, Adolf Hitler-Haus, zur öffentlichen Bekanntgabe anmelden. Der Gaupropagandaleiter. olitiſches Allerlei Berlin. Wegen ſeiner beruflichen Tüchtigkeit und beſonderen Fachkunde auf dem Gebiete der Getreide- und Mühlenwirtſchaft iſt der bis⸗ herige Leiter der Hauptabteilung 4 des Reichs- nährſtandes, Herbert Daßler, als Beauf— tragter des Reichsminiſters für Ernährung und Landwirtſchaft für das Mühlengewerbe in Ausſicht genommen worden. Klagenſurt. Die Polizei hat den verhaf⸗ teten Prinzen Bernhard von Sachſen-Meinin⸗ gen zu einer Arreſtſtrafe in der Dauer von ſechs Wochen wegen verbotener politi— ſcher Betätigung verurteilt. Waſhington. Der Präſident des amerika⸗ niſchen Arbeiterverbandes, Green, erklärte, ſeit März dieſes Jahres hätten 3600 000 Ar- beitsloſe Beſchäftigung gefunden. Ueber 10 Millionen ſeien aber noch immer ohne Arbeit. f Letzte Nachrichten Ohne Deutſchland. Genf, 24. Oktober. Am Montag begann die Herbſttagung des Verwaltungsrates des Internationalen Arbeitsamtes, auf der Deutſchland nicht vertreten iſt. Beim Na⸗ mensaufruf der Mitglieder gab der Direktor des Internationalen Arbeitsamtes, Butler, eine kurze Erklärung ab, der bisherige deut— ſche Vertreter im Verwaltungsrat, Staats⸗ ſekretär Dr. Krohne, habe ihm mitgeteilt, er könne zu ſeinem Bedauern an der jetzigen Tagung nicht teilnehmen. Zuchthaus wegen Spionage. Berlin, 24. Oktober. Der erſte Strafſenat des Kammergerichtes verurteilte einen ehe⸗ maligen Marineangehörigen wegen vollen— deten Spionageverbrechens zu acht Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverluſt. Ueberfahren. Gotha, 24. Oktober. D-Zug 8 Weißenfels — Bebra überfuhr bei Wandersleben das Fuhrwerk eines Geflügelhändlers. Ein Mit⸗ fahrender und das Pferd wurden getötet. Caſtauko mit Skahlhelmern verunglückt. Oppeln, 24. Oktober. Zwiſchen Friedrichs⸗ felde und Turawa ereignete ſich ein ſchwerer Verkehrsunfall. Ein mit 30 Stahlhelmern beſetztes Laſtauto fuhr aus bisher ungeklär— ter Urſache gegen einen Baum und ſtürzte in den Chauſſeegraben. Die Inſaſſen wurden herausgeſchleudert. Zwei Stahlhelmer wur⸗ den ſchwer verletzt und mußten nach dem Adalbert-Hoſpital in Oppeln geſchafft werden. Fünf weitere Stahlhelmer erlitten leichtere Verletzungen. Wüſte Schlägerei Kaktowitz. 24. Oktober. Nach einem grofjen Trinkgelage kam es zwiſchen arbeitsloſen Haldenbewohnern, die dort in nokdürftigen Bretterverſchlägen hauſten, zu einer ſchweren Schlägerei. Mit eiſernen Stangen, Steinen und Lakten wurde aufeitender eingeſchlagen. Auch der Brekterverſchlag wurde angezündet und brannte ab. Einer der Beteiligten wurde erſchlagen, ein weiterer liegt mit eingeſchla- gener Schädeldecke hoffnungslos im Kranken- haus. Außerdem wurden noch drei weitere Perſonen ſchwer verletzt, die jedoch von den Angehörigen weggebracht wurden. Märkte und Börſen Vom 23. Oktober. (Ohne Gewähr.) Maunheimer Produktenbörſe. Offizielle Preiſe per 100 Kilo in Rm., wag⸗ gonfrei Mannheim: Weizen inl. 19,60 bis 19,80, Feſtpreis Bez. 9 per Okt. 18,80, Bez. 10 19, Bez. 11 19,30; Roggen ſüdd. 16,25 bis 16,50, Feſtpreis Bez. 9 15,80, Bez. 8 15,50; Hafer inl. 14,25; Sommergerſte inl. 18 bis 19,50; Pfälzer Gerſte 19 bis 20; Futtergerſte 16,50 Mais m. S. 18,25 bis 18,50; Erdnußkuchen 16,25; Soyaſchrot 14,50 bis 14,75; Rapskuchen 12; Palmkuchen 14 bis 14,25; Kokoskuchen 17; Seſamkuchen 16; Leinkuchen 16,75; Biertreber m. S. 16,50; Rohmelaſſe 8; Trockenſchnitzel 8,75; Wieſenheu loſe 5,40 bis 5,80; Rotkleeheu 5,80 bis 6; Luzernekleeheu 7 bis 7,50; Roggen- und Wei⸗ zenſtroh gepr. 2, geb. 1,40 bis 1,70; Hafer⸗ und Gerſteſtroh gepr. 1,80 bis 2, geb. 120 bis 1,40; Weizenmehl Spezial Null m. Aust. 29,25, per Nov. 29,40, per Dez. 29,55, aus Inl. 27,75, per Nov. 27,90, per Dez. 28,05; Roggenmehl nordd. 22 bis 23, ſüdd. und pfälz. 22,75 bis 23,75; Weizenkleie feine 9 bis 9,25, grobe 9,50 bis 9,75; Roggenkleie 8,50 bis 9,25; Weizenfuttermehl 10,40; Roggenfutter⸗ mehl 9,50 bis 11,50; Weizennachmehl 14 bis 15,50. Tendenz: ruhig.