* wer am 12. November nicht„Ja“ ſagt, iſt ein verräter an Deutſchland! 7 Vereins ⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands-, Mit⸗ glieder ⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Sünger⸗Einheit. Die Stimmkontrolleure wollen ſchon ab 7¼ Uhr im Freiſchütz ſein und eine genügende Anzahl Stühle reſerviert halten. Die Sänger erwarte ich reſtlos, zumal dies- mal der Bundesvorſitzende des H S. B. ſelbſt zur Wahlverſammlung ſpricht. Heil Hitler! Zöller, 1. Vorſ. Deutſche Stenografenſchaft e. V. Ortsgruppe Viernheim. Alle Mitglieder mit ihren An- gehörigen beſuchen heute Abend die Wahlkund⸗ gebung. Münkel, Ortsgruppenleiter. Vereinigte Feuerwehrkapelle. Die Mitglieder der Feuerwehrkapelle, weiſen wir an dieſer Stelle nochmals darauf hin, ſich heute Abend punkt 8 Uhr im Freiſchütz mit Inſtrument einzufinden. Um vollzähliges Erſcheinen wird gebeten. Heil Hitler! An die Mitglieder der Kathol. Vereine. Wir bitten unſere Mitglieder ſich vollzählig an der heutige Wahlkundgebung zu beteiligen. Die Vorſitzenden. Krieger- und Soldatenverein Teutonia. Ver⸗ bandsbefehl: Die Vereinsführer ſind mir da⸗ für verantwortlich, daß die Kameraden mit ihren Angehörigen an den Kundgebungen für den 12. November geſchloſſen teilnehmen. v. Oidtmann. Demgemäß verſammeln ſich ſämtliche Mit- glieder mit ihren Angehörigen heute Montag abend halb 8 Uhr im Lokal zum Schützenhof und marſchieren gemeinſam zur Wahlkundge- bung. Der Führer. Freiwillige Feuerwehr. Zu der heute Montag abend um halb 9 Uhr ſtattfindenden großen Wahlkundgebung in den Sälen Freiſchütz, Engel, Kaiſerhof und Central⸗Theater laden wir unſere werten Mitglieder nebſt ihren wahl berechtigten Angehörigen um reſtloſe Teil nahme höflichſt ein. Antreten punkt 3/8 Uhr am Spritzenhaus. Anzug 1. Garnitur, i Das Kommando. Klub der Gemütlichen 1915. Heute Abend be⸗ teiligen wir uns an der Wahlkundgebung Zu- ſammenkunft 28 Uhr im Lokal. Der Führer. Turnverein von 1893. Anläßlich der hente abend ſtattfindenden Wahlverſammlung tritt die Turnerwehr in Uniform um 8 Uhr am Lokal an. Ebenſo haben alle wahlpflichtigen Mitglieder die Verſammlung zu beſuchen. Ich mache darauf aufmerkſam, daß es Pflicht iſt, reſtlos und pünktlich zu erſcheinen Der Führer. Krieger⸗ u. Soldatenverein„Teutonia“ Mon⸗ tag abend findet die zweite Kundgebung der N. S. D. A. P. ſtatt. Die Mitglieder verſam⸗ meln ſich wie bei der erſten Kundgebung mit ihren Angehörigen im Lokal und marſchieren geſchloſſen zum Verſammlungslokal, das noch bekannt gegeben wird. Es fehle niemand. Der Führer. Odeuwaldklub(Ortsgruppe Viernheim). Wir beteiligen uns geſchloſſen an der großen Wahlkundgebung im Freiſchützſaal. Zuſammen⸗ kunft und Abmarſch um 3/8 Uhr im Klublokal. Vollzähliges Erſcheinen mit An⸗ gehörigen iſt Pflicht. Friſch auf! Heil Hitler! a Der Führer. Sportvergg. Amicitia 09 E. V. Viernheim Zur Wahlkundgebung am Montag, den 6. Nov. verſammeln ſich unſere ſämtlichen Mitglieder mit wahlberechtigten Angehörigen im Lokal zum Stern zwecks gemeinſamen Abmarſchs um ½8 Uhr nach dem Freiſchütz. Der Führer. Militär⸗Krieg er⸗Verein„Haſſia“ Viernheim. Am Montag, den 6. November, abends 17-49 Uhr, findet in den Sälen„Freiſchütz“,„Engel“, „Kaiſerhof“ und„Centraltheater“ eine große Wahlkundgebung ſtatt. Die Kameraden wer⸗ den höflichſt und ſtreng gebeten, um 93748 Uhr pünktlich und reſtlos im Lokal zur Sonne zu erſcheinen, um geſchloſſen nach einem der betr. Säle zu marſchieren. Der Führer. Evangel. Verein. Diejenigen Mitglieder, welche nicht Mitglied der N. S. D. A. P. oder einer Unterorganiſation ſind, ſammeln ſich zur 2, großen Wahlkundgebung am Montag, den 6. Nov., abends 7¾ Uhr, im Nebenzimmer des Freiſchütz zur gemeinſamen Teilnahme an der Kundgebung. Heil Hitler! Stockert, Vorſitzender. N. S.⸗Kriegsopferverſorgung. Bei der am Montag, den 6. Nov., ſtattfindenden Wahl⸗ verſammlung haben ſich die Kriegsbeſchädigten und Hinterbliebenen reſtlos zu beteiligen. Heil Hitler! Der Obmann: Hanf. Gewerbeverein. Alle Handwerker beteiligen ſich reſtlos an der Wahlkundgebung am Mon⸗ tag Abend. Die Herren Innungsführer mache ich verantwortlich, daß alles zur Stelle iſt. Heil Hitler! Der Führer: Wunderle. Geſang⸗Vereine. Am Montag, den 6. 117 abends ½9 Uhr, findet die 2. Wahlkundge⸗ bung ſtatt. Die Geſangvereine gehen ge⸗ ſchloſſen in den Freiſchütz und ſitzen nach Stimme geordnet. Jeder Verein hat um 8 Uhr von jeder Stimme einen Mann zu ſchicken der die Plätze freihält. Geſungen wird: Deutſchand Dir mein Vaterland und Maienſonntag. Erſcheinen iſt Pflicht. J. A. Schloſſer. Am 12. November: „Ja!“ I luden der fon N. S.⸗Volkswohlfahrt. Zu der am Montag, den 6. November ſtatt⸗ findenden zweiten großen Wahlkundgebung, lade ich alle Mitglieder nebſt Angehörigen dringend ein. Die Kundgebung findet in 4 Sälen ſtatt. Heil Hitler! N Zöller, Ortsgruppenleiter. Kämtliche Vereinsführer werden gebeten, ihre Mitglieder zu der am Montag, den 6. November, abends ½9 Uhr in den Sälen Freiſchütz, Engel, Kaiſerhof u. Central⸗Theater ſtattfindenden großen Wahlkundgebung zur Teilnahme aufzufordern. Die Vereine ſammeln ſich wieder in ihren Lokalen und marſchieren geſchloſſen zu den Verſammlungsräumen. Die Feuerwehr wird gebeten, ſich um s Uhr im Freiſchützſaal einzufinden. gez. Franzke, Betr.: SARM 2/221 Unter Mitwirkung des Ogruf Franzke und des Truppführers Strubel von Lampertheim löſte ſich am vergangenen Samstag der hit⸗ ſige Auto⸗ und Motorradklub auf um ſeinen Mitgliedern die Gelegenheit zu geben, den Reſerveſturm der Motor- SA beizutreten. Zum kommiſſariſchen Scharführer wurde Irz. Adler, Viernheim, Weinheimerſtraße 38 er nannt. Volksgenoſſen, die gewillt ſind, dieſer For⸗ mation beizutreten, melden ſich bei dem vor⸗ genannten Scharführer Adler. Letzter An⸗ meldetermin: 10. November 1933. gez. Schweigert, ſtellv. Ogruf. Ogruf. 2. groge Montag, 6. Movember, abends ½9 Uhr. Es spricht Die gesamte Viernheimer Einwohnerschaft demonatrier. Massenkundgebung der NSDAP. Ministerialrat Pg. Ringshausen- Darmstadt über das Thema:, 4 für Deutschlands Ehre, Frieden, Arbeit und Gleichberechtigung! Viernheimer Männer in den Sälen„Freischütz“,„Gold., Engel“, „Kaiserhof“, u., Central-Theater“(Schulstr.) Adolf Hitlers Kampf und Frauen, erscheint geschlossen zu dieser Kundgebung. (NB. Die Parteimitglieder, Unter formationen usw., — Eintritt frei! die Vereine etc. finden die Einteilung im lok. Teil) Heil Hitler! SDAP., Ortsgruppe Viernheim Der Propagandaleiter: C. Brügel. fensterduslagen bedchten! Geräumige 3-Zimmer-⸗ Wohnung mit Ballezimmer u. Mans ardle in ruhiger Lage, zu mieten geſucht.— Angebote unter„A 100“ an den Verlag dieſer Zeitung. Eicheln⸗ Ankauf! Annahmeſtelle bei joseph fetsch verl. 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Geſchäftsſtellee Viernheimer Zeitung Biernheimer Anzeiger „ Olernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Glerubelmer Bürger-Big.— Biernb Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., rſchriften bei Anzeigen werden bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 u r, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme 0 an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Rummer 259 Ein Schickſalstag Nun ſind es nur noch ein paar Tage bi zum 12. Nopembe 1 9999 920 5 ßen Abſtimmung über die Politik des Führers und ſeines Kabinetts. Die Bedeutung dieſes politiſchen Aktes iſt in zahlreichen Kundgebungen des Kanzlers und ſeiner Mitarbeiter dem deutſchen Volke klar⸗ gemacht worden. Und täglich trugen und tragen die Aetherwellen die Kunde davon in jedes deutſche Haus. Die Zeitungen verbrei⸗ ten ebenfalls Reden und Aufrufe, von den Häuſern in Stadt und Land rufen Transpa⸗ rente zur Erfüllung der Wahlpflicht r e e Das Ziel „Wir kennen nur ein Ziel auf der Weli: Nicht Haß anderen Völkern, ſondern Liebe zur Deutſchen Nation!“ o ſprach der Reichskanzler Adolf Hitler in ſeiner großen Friedensrede. Bekenne Dich am 12. November mit derſelben Liebe zu Deinem Volke und ſtim⸗ me mit„Ja!“ EF e e Der 12. November iſt ein Schickſars⸗ tag für das deutſche Volk. Denn die ganze Welt blickt geſpannt auf das Ergebnis der Abſtimmung. Die ganze Welt frägt: Hat der Führer und Kanzler das deutſche Volk hinter ſich? Wir ſelber wiſſen ſchon längſt, daß dies der Fall iſt. Aber nun müſſen und ſollen wir es auch dem Ausland zeigen. Die Welt ſoll ſehen: Führer und Volk ſind im deutſchen Reich eins geworden, ſind verbunden in un⸗ trennbarer Schickſalsgemeinſchaft. Das ganze Deutſchland ſol! es ſein und das ganze Deutſchland wird es ſein! Die Volksbefragung am kommenden Sonntag erfolgt alſo aus au ßenpoliti⸗ chen Gründen: Deutſchland hat ſeinen Austritt aus dem Völkerbund erklärt und hat die Abrüſtungskonferenz verlaſſen, weil ihm dieſe beiden Inſtitutionen die Gleichbe⸗ rechtigung verſagt haben. Die Gleich berechtigung nehmen aber heißt nichts ande⸗ res, als uns die Ehre rauben. Deshalb mußte ſich Deutſchland aus Genf zurück⸗ ziehen. Das deutſche Volk kennt dieſe Zu⸗ ſammenhänge und billigt daher die Entſchei⸗ dung ſeiner Regierung. Es wird am 13. No⸗ vember wie ein Mann hinter ſeine Regie⸗ rung treten und ihr folgen im Kampfe um die Ehre und Würde der deutſchen Nation. Der preußiſche Miniſterpräſident Göring hat den Sinn des 12. November ſo formu⸗ liert:„Es iſt ein Tag von ungeheurer Ent⸗ ſcheidung. An ihm ſieht die ganze Welt auf Deutſchland. Hier wird ein Exempel gemacht und die Probe, ob Deutſchland wieder ein Volk und eine Nation geworden iſt. Der Kampf geht nicht um Genf oder die Abrü⸗ kungskonferenz und um den Völkerbund, um Truppen, Kanonen und Flugzeuge, Unſer Kampf geht um unſere Ehre, um Gleich⸗ berechtigung und damit um unſeren Frieden.“ So iſt es in der Tat. Außenpolitik, Genf Abrüſtung uſw. uſw. ſind die gewiß wichti⸗ gen und bedeutungsvollen äußeren Motive für die Frage an das deutſche Volk:„Billig du deutſcher Mann und du deutſche Frau. N Aber darüber hinaus hat die Abſtimmung noch einen tieferen Sinn: ſie ſoll eine gewal⸗ lige 1 und Demonſtration des in heißer Liebe zu ſeinem Vaterland und in treuer Gefolgſchaft zu ſeinem Führer geein⸗ ten deutſchen Volkes werden. N d Dazu helfe feder deutſche Mann, helfe jede eutſche Frau. Tragt in den paar Tagen, die uns noch von der Wahl trennen, die Aufklä⸗ rung dorthin, wohin ſie trotz aller Bemü⸗ hungen bisher noch nicht d ſein ſoll⸗ te. Und dann tut am 12. November Eure 1„Ja“, ſei die Parolel Es iſt ein Schickſalstag für die Nation. Es geht Dienstag, den 7. November 1933 Berlin, 7. November. Der Montag war der 32 Verhandlungstag im Prozeß gegen die Reichstags brandſtifter. die Zeugenvernahme wurde fortgeſetzt. Zunächft wurde Polizeiprä— ſident Heines⸗Berlin gehört, der aus Italien zurückgekehrt iſt und noch nachträglich zu den im Braunbuch gegen ihn erhobenen Vorwürfen ausſagen wird. Die Angeſtellten des Hotels„Haus Oberſchleſien“ in Gleiwitz hatten bereits als Zeugen bekundet, daß Hei⸗ nes zur Zeit des Reichstagsbrandes in Glei— witz geweilt hat. Der Angeklagte Dimi— troff iſt für die heutige Sitzung noch aus— geſchloſſen. Heines ſagt aus Polizeipräſident He ines⸗Breslau er⸗— klärt u. a.: Was in dem Braunbuch über mich behauptet wird, ſind nichts anderes als un⸗ glaubliche Lügen. Ich glaube, durch die vorher vernommenen Zeugen aus Gleiwitz iſt ſchon nachgewieſen worden, daß ich am 27. Februar in Gleiwitz war. Ich war ſchon am Samstag in Gleiwitz und habe dort abends eine Parade abgenommen. Die Berichte und Photographien davon ſind in der„Gleiwitzer Zeitung veröffentlicht worden die ich hier mitgebracht habe. Am nächſten Morgen hatte ich einen großen Aufmarſch abzunehmen. Ich war den ganzen Tag über, auch am Sonntag und Montag, in Gleiwitz. Am Mon⸗ tag, den 27. Februar, abends 8 Uhr, habe ich in einer Verſammlung in der„Neuen Welt“ in Gleiwitz geſprochen. Ich bin erſt am 28. Februar von Gleiwitz abgefahren. Vom Reichstagsbrand erfuhr ich in Gleiwitz nach meiner Verſammlung am 27. Februar nachts. Der Zeuge erklärt dann: Ich fühle mich hier auch als Vertreter der SA. und deshalb will ich das eine ſagen, daß die SA. kaum mehr verſteht— und das muß auch einmal gegenüber dem Auslande zum Ausdruck gebracht werden—, mit welchem Langmut die Angeklagten hier behandelt werden. Der Vorſitzende uaterbricht den Zeu⸗ gen und erklärt, daß dies nicht hierher ge⸗ höre. Der Prozeß ziehe ſich im weſentlichen deshalb in die Länge, weil ſehr viele Fragen geſtellt werden. Es komme hinzu, daß die ganze Angelegenheit mit ausgedehnt werde auf die Frage, inwieweit der Kommunismus überhaupt ſchuld ſei an derartigen Vorkomm⸗ niſſen. Das erfordere ſelbſtverſtändlich eine gründliche weitgehende Erörterung. Wenn es ſich nur um van der Lubbe gehandelt hät⸗ te, wäre es ſchneller gegangen. Der„konziliante“ Torgler Zeuge Heines: Es iſt im Prozeß mehr⸗ mals geſagt worden, daß Torgler konzi⸗ liant ſei. Ich muß ſchon ſagen, daß ich Torg— ler auch oft in anderer Weiſe kennengelernt habe. Torgler iſt der Zyniker, dem ich abſo⸗ lut die Teilnahme an der Brandſtiftung ohne weiteres zutraue. Er hal wohl manchmal beſſere Formen als andere Kommuniſten, aber in Wirk- lichkeit war er immer der, der die Hetze anſchürte. Wenn irgendetwas war, ſah man Torgler immer, wie er die anderen vorwärts krieb. Er war nicht derjenige, der geſchrieen hat, ſondern der hinken ſtand und ankrieb. Auf Frage des Vorſitzenden erklärte der Zeuge nochmals unter Eid, daß er in der kri⸗ kiſchen Zeit in Gleiwitz war und mit dem Reichstagsbrand in keiner Weiſe etwas zu tun hat.— Angeklagter Torgler wendet Der Ning wird enger Der groe Brandſtiſtervrozeß— Polizeipräſident Heines gegen die Vraunbuchlügen Die bulgariſchen Angeklagten durch neue Zeugen ſchwer belaſtet ü ſich gegen die Bemerkung des Polizeipraſt⸗ denten Heines, er, Torgler, ſei der Hetzer ge— weſen, und erklärt, gerade er habe zu wie— derholten Malen verhindert, daß es zu ir⸗ gendwelchen Prügelſzenen im Reichstag ge⸗ kommen iſt. Bei dem letzten Zuſammenſtoß am 6. Dezember hinter dem Präſidententiſch bin ich hingerannt und habe verſucht, eine Prügelei zu verhindern. Zeuge heines: Ihre Kolle war nicht ſo zurückhaltend. Sie war nach meiner Mei- nung abſolut ſo, daß Torgler mitten da⸗ bei war und keineswegs beſchwichkigke, ſondern abſolut bei denen war, die die Schlägerei inſzeniert halten. Damit iſt die Vernehmung des Polizeiprä— ſidenten Heines abgeſchloſſen. Velaſtungszeuge gegen Taneff Als Belaſtungszeuge gegen Taneff wird dann der Kaufmann Bannert vernom⸗ men. Er bekundet, daß er früher Mitglied der KPD. und bis zum November 1928 bei der Roten Hilfe tätig geweſen ſei und dort in der Zeit vom Oktober 1927 bis Oktober 1928 wiederholt Taneff geſehen habe. Der Angeklagte Taneff erhebt ſich auf Anweiſung des Vorſitzenden, der Zeuge ſieht ihn an und erklärt: Jawohl, das iſt derſelbe Mann. Auf eine Frage des Vorſitzenden gibt der Zeuge Bannert an, daß er 1924 vom Staats- gerichtshof wegen Beihilfe zum Hochverrat verurteilt worden ſei. Es habe ſich damals um ein Waffenlager gehandelt. Die Strafe ſei aber durch die Amneſtie gelöſcht worden.— Der Angeklagte Taneff bleibt bei ſeiner ſchon öfter abgegebenen Erklärung, daß er zum erſten Male am 24. Februar 1933 nach Deutſchland gekommen ſei. Noch ein Belaſtungszeuge Der Zeuge Kratzert war zehn Jahre lang Mitglied der KPD. und als techniſcher Angeſtellter im Karl Liebknecht⸗-Haus und auch in der Nachrichtenabteilung beſchäftigt. Er iſt 1931 aus der Partei ausgetreten we— gen verſchiedener Differenzen. Aufgrund der Bilder hat er geſagk, daß er Popoff und Dimitroff ſchon einmal geſehen haben müſſe und daß er auch mit Taneff wiederholt zu kun gehabt haben müſſe. Er erinnere ſich aber nicht mehr wann und wo. Es komme die Zeit zwi⸗ ſchen 1927 und 1929 in Frage. Es ſei möglich, daß er mit Taneff auch geſpco⸗ chen habe. Er hielt ihn für einen Ruſſen Deutſch ſprach er wohl nicht, vielleicht ein paar Worte.— Angeklagter Torgler: Hatten Sie den Eindruck, daß es der Partei ernſt war mit der Bekämpfung jeder tercoriſtiſchen Einſtel⸗ lung? Der Zeuge bejaht dies— Torgler: Sind nicht organiſatoriſſhe Maßnahmen ge⸗ gen ſolche Perſonen oder Gruppen getroffen worden? Zeuge: Sie wurden immer ge⸗ troffen, aber die Unterfunktionäre haben ſie nicht immer ſo durchgeführt, wie ſie durchge⸗ führt werden mußten. Der Angeklagte Ta⸗ neff läßt durch den Dolmetſcher erklären: Die Aeußerung, die ich vorhin getan habe mit Bezug auf den Zeugen Bannert gilt auch für den Zeugen Kragert. Kommuniſtiſche Agitationszentrale Als nächſter Zeuge wird der Steuerberater Jung vernommen. Der Vorſitzende teilt ihm mit, daß zwei ruſſiſche Zeuginnen bekundet haben, Popoff habe ſich von Mitte Mai bis Ende Oktober in Rußland aufgehalten. 50. Jahrgang Der Zeuge erklärt, er müſſe dennoch bei ſeiner ſchon vor dem Unkerſuchungsrich⸗ ier unter Eid gemachten Bekundung blei- ben, daß er Popoff mindeſtens 30 bis 40 Mal als Beſucher der Wohnung des Kommuniſtenführers Kämpfer in der Zechliner⸗ Straße geſehen habe. Er ſelbſt wohne ſchräg gegenüber von Kämp⸗ fer. Er habe beobachtet, wie von Mitte oder Ende Mai bis Mitte oder Ende Juli Popoff mit einer großen Aktentaſche ſehr oft vor⸗ mittags aus der Kämpfer'ſchen Wohnung f weggegangen und abends wiedergekommen ei. Dann ſei Popoff längere Zeit ver⸗ ſchwunden geweſen und erſt im Oktober und November ein paar Mal wieder zu Kämpfer gekommen. Kämpfer ſei immer die treibende Kraft bei den kommuniſtiſchen Zuſammenrot⸗ tungen im Norden Berlins geweſen, aber er habe ſich ſelbſt bei ſolchen Zuſammenſtößen im Hintergrund gehalten. Bei Kämpfer ſeien auch einmal zwei Ki⸗ ſten abgegeben worden, die nach ihrer Jorm und ihrem Gewicht darauf ſchlie⸗ ßjen ließen, daß ſie Maſchinengewehre enthielten. Auf die Frage des Vorſitzenden, woran der Zeuge Popoff wiedererkenne, gibt der Zeuge Jung ganz beſtimmte Merkmale in der Ge⸗ ſichtsbildung des Angeklagten an. Er habe bei der Gegenüberſtellung mit den drei Bulgaren ſofort Popoff als den Mann erkannt, der im⸗ mer zu Kämpfer kam. Der Angeklagte Po⸗ poff erklärt, er betone nochmals, daß er 1932 in Moskau gelebt habe. Er fragt, ob dem Zeugen die Beſuche bei Kämpfer ver⸗ dächtig erſchienen ſeien? Zeuge: Jawohl. Popoff: Warum haben Sie ſich nicht gleich bei der Polizei ge- meldet? Zeuge: Weil ich der Polizei da⸗ mals ſelbſt nicht traute. Von ins iſt ein. mal eine Anzeige gemacht worden und am nächſten Tage wußten ſchon die Kom- muniſten davon. Zeugin Frau Jung, Ehefrau des Zeugen Jung, beſtätigt die Angaben ihres Mannes. Sie erklärt auf Befragen, daß ſie ihre Be⸗ obachtungen über die Kämper'ſche Wohnung mit dem Feldſtecher gemacht habe.— Vorſitzender: Ihr Gatte war ja im Nachrichtendienſt beſchäftigt und er hatte ſich die Aufgabe geſtellt, nach der Richtung Be⸗ obachtungen anzuſtellen, ſo daß das nicht nur Neugier war. Zeugin: Nein!— Der Vor⸗ ſitzende ſtellt noch feſt, daß der Kommuniſt Kämpfer nicht als Zeuge erſcheinen wer⸗ de. da Kämpfer und ſeine Ehefrau ver⸗ ſchwunden ſeien.— Die nächſte Zeugin, Frau Büttner, iſt die Schweſter von Frau Jung und wohnt ebenfalls in der Zechliner⸗ ſtraße, der Kämpfer'ſchen Wohnung gegen— über. Sie gibt an, ſie habe Popoff im Sommer 1932 drei- oder viermal auf der Skraße, aber auch durch die Fenſter in der Rämp⸗ ferſchen Wohnung geſehen. Sie habe nach dem Bild und bei der Gegenüber⸗ ſtellung vor dem Anterſuchungsecichler Popoff beſtimmt wiedererkannt. Line Täuſchung in der Perſon halte ſie Für ganz ausgeſchloſſen Der nächſte Zeuge, der Maſchinenbauer Hermann Müller, bekundet ebenfalls, daß Popoff bei Kämpfer mehrere Mongte vom Mai bis Auguſt oder September 1932, faſt täglich verkehrt habe. Kämpfer habe er bei verſchiedenen Demonſtrationen geſehen, wie er von hinten die Leute anfeuecte, gegen die Nationalſozialiſten vorzugehen. In ſener Zeit wurden faſt täglich in jener Gegend die La⸗ S D Derr rr Am was es geht Durch Ehre zur Freiheit, Durch Freiheit zum Frieden, Durch Friede zu Arbeit und Brok! um dieſes Ziel kämpft am 12. November mit Adolf Hitler! DDr ternen ausgelöſcht, um die heimkehrenden Nationalſozialiſten überfallen zu können. Der Zeuge erklärt mit aller Beſtimmtheit, daß er auch heute Popoff wiedererkenne.— Ange⸗ klagter Torgler: Die Tätigkeit Popoffs war Ihnen verdächtig erſchienen. Weshalb haben Sie das nicht der Polizei mitgeteilt? Zeuge: Weil die Polizei damals ſo mar⸗ xiſtiſch verſeucht war, daß das keinen Wert halte. Der Zeuge erklärt, daß er damals, weil nachts überall in den Haus⸗ eingängen die kommuniſtiſchen Terror gruppen ſtanden, zweimal auf der Poli- zeiwache geweſen ſei, um Schutz zu er⸗ halten. Der Buchhalter Fritz Arendt gehörte ebenfalls zu den nationalſozialiſtiſch organi⸗ ſierten Anwohnern der Zechlinerſtraße. Auch er erklärt, er habe bei der Gegenüberſtellung den Angeklagten Popoff ſogleich als den Mann bezeichnet, der im vorigen Sommer im Hauſe des Kommuniſten Kämpfer ein⸗ und ausgegangen ſei. Bei Kämpfer, ſo ſugt der Zeuge weiter, hätten in jener Zeit bis nachts 2 Uhr Geheimſitzungen ſtattgefunden, in denen die Internationale und andere Kampflieder geſungen worden ſind. Der An⸗ geſtellte Althaber, der Zellenwart bei der NSDAP. iſt, bekundet gleichfalls als Zeuge, daß viele Ausländer bei Kämpfer verkehr⸗ ten. Popoff hat er im Sommer 1932 öſeers dort geſehen. Der Zeuge Vogel, aus dei⸗ ſen Wohnung heraus der Zeuge Althaber ſeine Beobachtungen gemacht hat, erklärt, auch er habe da u. a. einen Herrn geſehen, der dem Angeklagten Popoff zum mindeſten täuſchend ähnlich ſehe. Vorſitzender: Kann das Popoff geweſen ſein, oder iſt das ausgeſchloſſen? Zeuge: Ausgeſchloſien iſt es nicht, Herr Präſident! Als letzte Zeugin der heutigen Sitzung wird Fräulein Quop⸗ pel vernommen. Sie war im Juni 1932 be⸗ ſuchsweiſe in Berlin und hat in der Jung'⸗ ſchen Wohnung an jenem Abend, als Frau Jung mit dem Feldſtecher in die Kämpfer'ſche Wohnung hinüberſchaute, hinter Frau Jung Hamar Die Zeugin ſagt aus, in der ämpfer'ſchen Wohnung habe ein ſchlanzer Menſch mit dunklem Haar und ſchmatem Ge⸗ ſicht an einer Maſchine herumhantiert Die Zeugin erklärt, der Mann könne Popoff geweſen ſein, beſtimmt könne ſie es aber nicht ſagen.— Rechtsanwalt Seuffert: Der Zeuge Bannert iſt aus der Haft vorgeführt worden. Verbüßt er jetzt eine Strare? Zeuge Bannert: Ich verbüße jetzt die Strafe, die ich erlitten habe wegen der Cliquenwirt⸗ ſchaft in der Roten Hilfe, wo ich der Unter⸗ ſchlagung von Organiſationsgeldern beſchul⸗ digt worden bin. Der Zeuge äußert ſich in er⸗ regter Weiſe gegen die Leute in der Roten Hilfe. Dr. Teichert: Der Zeuge iſt alſo ausgeſchieden, weil ihm der Vorwurf der Unterſchlagung von Parteigeldeen gemacht wurde. Gleichwohl iſt er rechtskräftig ver⸗ urteilt. Zeuge Bannert: Ich konnte mich nicht reinigen von dem Vorwurf, weil die be⸗ treffenden Funktionäre mich vollkommen ausgeplündert hatten, auch meine Woh nung, und mir jede Möglichkeit einer Rechtfertigung nahmen. Ich wurde da⸗ mals mehrere Tage im Karl Liebknecht⸗ haus feſtgehalten und in dieſer Zeit wur⸗ den sämtliche Belege, die ch über die Or⸗ ganiſationsgelder halle, beiſeitegeſchafft. Dr. Teichert: Sie ſind einmal vom Staatsgerichtshof beſtraft, bas zweitemal wegen Betruges und wie iſt es beim dritten⸗ mal? Zeuge Bannert: Wegen Konkurs⸗ vergehens und Betruges zwei Monate und zwei Wochen.— Die Weiterverhandlung wird auf Dienstag vertagt. Stadt im Dunkeln Zwiſchenfall bei einer Dollfuß-Rede. Klagenfurt, 7. November. Als Bundeskanzler Dr. Dollfuß in einer Kundgebung ungefähr eine Viertelſtunde ge⸗ ſprochen hatte, erloſch im Verſammlungsſaal das elektriſche Licht. Um eine Panik zu ver⸗ hüten, ſprach Bundeskanzler Dr. Dollfuß noch einige Worte in der Finſternis des Saals zu den Verſammelten, mußte aber dann ſeine Rede abbrechen. Die Verſammlung wurde aufgehoben. Auch in der ganzen Stadt erloſch die elektriſche Be. leuchtung. Die Stadt war in vollkommene inſternis gehüllt, der Verkehr faſt lahmge⸗ egt. Ungefähr eine Stunde nach dem Zwi⸗ ſchenfall funktionierte die öffentliche Beleuch⸗ tung wieder.. Im Zuſammenhang mit dem Anſchlag auf die Lichtleitung während der Anweſenheit des Bundeskanzlers Dr. Dollfuß ſind 10 Per⸗ ſonen in Haft genommen worden. Unter nh⸗ nen befindet ſich der Reichsdeulſche Zahntech⸗ niker Duttenhofer, ſowie der ebemalige 1 des ausgewieſenen Landesleiters von Cothen. am 3. November Flüge japaniſcher Militär⸗ Die Halenkreuzſahne flattert Wien, 7. November. Während einer Heimwehrgelände⸗ übung in der Nähe des Schloſſes Liechten⸗ ſtein am Wiener Wald wurde auf dem Schloßturm eine Hakenkreuzfahne ge⸗ hißt, welche lange Zeit fröhlich ins Land flat⸗ terte, ehe ſie von den überraſchten Starhem⸗ bergjüngern heruntergeholt werden konnte. Auch aus anderen Gegenden aus ganz Oeſterreich wird lebhafte nationalſozialiſtiſche Betätigung gemeldet. Andererſeits gehen die Vehörden mit Verhaftungen, Strafen und Aberkennung der Staatsangehörigkeit gegen die Nationalſozialiſten weiter rigoros vor. So wurden in Imſt in Tirol der ſtädkiſche Arzt und der Apotheker als geiſtige Urheber zweier Hakenkreuzfeuer zu je vier Wochen Arreſt und 1000 Schilling Geldſtrafen verur- teilt. Falls in Imſt nicht bald Ruhe eintritt. ſoll auf Koſten der Nalionalſozialiſten eine Schutzkorpsabkeilung dorthin gelegt werden. Feindliche Brüder Spaltung der Sozialiſtiſchen Partei Frank- reichs. Paris, 7. November. Die ſchon lange erwartete Spaltung innerhalb der Sozialiſtiſchen Partei iſt nunmehr endgültig vollzogen. Der Lan⸗ desrat der Partei hak nach zweitägiger Sit⸗ zung den Abgeordneten Renaudel und ſechs ſeiner politiſchen Freunde ausge ⸗ ſchloſſen und den übrigen 21 Abgeord⸗ neten, die bei der letzten Abſtimmung in der Kammer für die Regierung Daladier ſtimm⸗ ten, einen Verweis erteilt und ſie aufgefor⸗ dert, einen neuen Treueſchwur für die Partei abzulegen. Die Ausgeſchloſſenen vereinbarken ſofork die Gründung einer eigenen Partei. Als Gründungskag wurde der 3. Dezember ange ſetzt. Die Neuſozialiſten fordern im ganzen Lande zur Schaffung von Jean Jaures-Ver⸗ einigungen auf, die den Grundſtock zu der neuen Partei bilden ſollen. Außerdem wird die neue Partei wegen des Ausſchluſſes der ſieben neuſozialiſtiſchen Abgeordneten eine Eingabe an die Zweite Inkernakionale ma- chen und die politiſche Seite des Problems der Spalfung der franzöſiſchen ſozialiſtiſchen Partei aufwerfen. Die aus der Partei ausgeſchloſſenen Abge— ordneten ſind die gemäßigten Elemente in der franzöſiſchen Sozialdemokratie. Ihr Führer, der Abgeordnete Renaudel, hat wiederholt ſtark nationale Töne ange⸗ ſchlagen und auch verſucht, den deutſchen Na⸗ tionalſozialismus und den italieniſchen Fa⸗ ſchismus gerecht zu beurteilen. Die Spaltung der Partei iſt ein weiteres Zeichen für die fortſchreitende Zerſetzung des internationalen Marxismus. Nußland und Japan Japaniſche Bombenflugzeuge über ruſſiſchem Gebiet? Moskau, 7. November. Aus Wladiwoſtok wird gemeldet: Südweſtlich von Wladiwoſtok, über den auf Sowjetgebiet gelegenen Dörfern an der Weſt⸗ küſte der Amur⸗Bucht Slawjanka, Barabaſch. Mramorncje und Owtſchinnikowo erfolgten flugzeuge, die 25 bis 30 Kilometer tief in das Minifterpräſident Zur Beſichtigung der Berlin, 7. November. Der preußiſche Miniſterpräſident Göring iſt mit dem Oberpräſidenten von Heſſen, Prinz zu Heſſen, Staatsſekretär Körner, Major Boden⸗ ſchatz und einigen anderen Herren zu der ſchon ſeit längerer Zeit geplanten Beſichtigung ber preußiſchen Inſtitute in Rom am Montag morgen dorthin abgeflogen. Er wird für Mitt⸗ woch in Berlin zurückerwartet. Die Ankunft in Nom Rom, 7. November. Der preußiſche Miniſterpräſident und Reichsluftfahrtminiſter Göring iſt Montag nachmittag 2.45 Uhr nach vorzüglichem Flug und bei ſchönſtem Herbſtwetter auf dem rö⸗ miſchen Militärflughafen Centocelle mit dem ſelbſtgeſteuerten Flugzeug„Manfred von Richthofen“ gelandet. Zur Begrüßung waren erſchienen Unter⸗ ſtaatsſekretär Suvich vom Auswärkigen Amt und der Chef des Prokokolls, Conte Senni, ferner der neue Unterſtaatsſekre⸗ tär im Luftfahrtminiſterium, General Valle, mit einer Reihe höherer Flieger offiziere. Außerdem war Bolſchafter von Haſſell mit dem geſamten Perſonal der Boiſchaft zum Empfang auf den Flug- platz gekommen. Der preußiſche Miniſterpräſident Göring, der in Begleitung des Prinzen Philipp von Heſ⸗ ſen und Staatsſekretär Körner nach Rom ge⸗ kommen iſt, wird am Mittwoch vormittag den Rückflug nach Deutſchland antreten. Sowjetgebiet eindrangen. Unter dieſen Flug⸗ zeugen befanden ſich acht Erkundungsflug⸗ zeuge und ein Bombenflugzeug. Das Oberkommando der Roten Armee im ſche Oſten keilt mit, daß eine Gruppe chwerer ſapaniſcher Bomben und Jagdflug⸗ zeuge über dem Gebiet von Wladiwoſtok er. ſchienen ſei und verſucht habe phokographiſche Aufnahmen zu machen. Die geſamte ſowjetruſſiſche Preſſe nimmt zu dem japaniſchen Fliegerbeſuch im Küſtenge⸗ biet Stellung. Die„Isweſtija“ ſchreibt: Das Vorgehen der Japaner beweiſe, daß man in Japan eine neue Provokation gegen Ruß⸗ land beabſichtige. Die innerpolitiſche Lage Ja⸗ pans biete den führenden japaniſchen Per⸗ ſönlichkeiten viele Möglichkeiten dazu. Japan weiß von nichts Tokio, 7. November. Das japaniſche Kriegsminiſterium erklärt. abgeſehen von der halbamtlichen Moskauer Meldung liege ihm keine Nachricht über den Flug japaniſcher Flugzeuge über ſowjekruſ—⸗ ſiſchem Gebiet vor. Deutſche Tagesſchan Ernennungen in der SA. Aus München wird gemeldet: Zum perſönlichen Adjutanten des Chefs des Sta⸗ bes wurde ernannt: der bisherige erſte Ad— jutant Brigadeführer Robert Bergmann: zum erſten Adjutanten des Chefs des Stabes: Sturmbannführer Graf Spreti⸗ Weil⸗ bach, bisher zur Einteilung bei der Gruppe Schleſien. Mit der Führung der Gruppe Nie⸗ derſachſen wurde beauftragt Brigadeführer Joachim Meyer⸗Quade unter Enthebung von ſeiner bisherigen Dienſtſtelle als Führer der Brigade 16(Schleswig). Arbeſtsbeſchaffung. Das Reichsarbeitsminiſterium weiſt dar⸗ auf hin, daß die Deutſche Renten⸗ bank⸗Kreditanſtalt aus dem Ar⸗ beitsbeſchaffungsprogramm vom 1. Juni 1933 bereits Darlehen von rund 64 Millionen Mark bewilligt und damit etwa zweidrittel des ihr zur Verfügung ſtehenden Geſamtbetrages vergeben hat. Zuletzt hat der Kreditausſchuß der RK A. Bewilligungen in Höhe von 15,8 Millionen Mark ausgeſpro⸗ chen. Davon entfielen rund 6 Millionen Mark auf Bayern für äußerſt arbeitsintenſive Flußkorrektionen und Forſtkulturarbeiten. Straßenkämpfe in Irland Polizei fährt Panzerwagen auf. Belfaſt, 7. November. In Belfaſt fanden ſchwere Straßen⸗ kämpfe zwiſchen Mitgliedern der iriſchen republikaniſchen Partei und der Polizei ſtatt. Die Polizei verſuchte im Zentrum von Belfaſt eine Proteſtverſammlung der Repu⸗ blikaner aufzulöſen. Die Menge nahm jedoch eine äußerſt feindſelige Haltung ein gegen⸗ über den Schutzleuten, bewarf ſie mit Stei⸗ nen und rief:„Es lebe Devalera, es lebe die Iriſche Republip.“ Als die Polizei auf die Menge mit dem Gummiknüppel einhieb, kam es zu einem er⸗ bitterten Handgemenge, bei dem beide Sei ⸗ ſſen Verluſte erlitten. Die Behörden mußten ſogar Panzerwagen auffahren laſſen, um die Ruhe wiederherzuſtellen, was erſt nach drei- ſtündigem Kampfe gelang. Göring in Nom preutziſchen Inſtitute Miniſterwechſel in Italien Der italieniſche Marineminiſter, Admiral Sirianni und der Luftfahrtminiſter Bal⸗ bo haben ihre Demiſſionen eingereicht. Ebenſo ſind die Unterſtaatsſekretäre Ruſſo vom Marinemimniſterium und Niccardi vom Luft⸗ fahrtminiſterium von ihren Poſten zurückgetre⸗ ten. Der König hat die Demiſſion angenom⸗ men und die beiden Miniſterien der Marine und der Luftfahrt dem Regierungschef Mufſolini übergeben. Zum Anterſtaatsſe⸗ kretär des Luftfahrtminiſteriums iſt Geſchwa⸗ dergeneral Valle und zum Unterſtaatsſekretär im Marineminiſterium Admiral Cavagnari be⸗ rufen worden. Marſchall Balbo iſt zum Gouverneur von Lybien ernannt worden, während Admiral Si⸗ rianni Präſidentſchaft und Leitung der Indu⸗ ſtrieunternehmung Cagne übernimmt. Alle drei militäriſchen Miniſterien in Muffolinis Hand Muſſolini hat, nachdem er durch die Uebernahme des Kriegsminiſteriums bereits den erſten Schritt zur Vereinheitlichung der drei militäriſchen Miniſterien gemacht hatte, nunmehr den zweiten Schritt vollzogen. Er übernimmt durch einen 1 vom Montag ſowohl das Marine. als auch das Luftfahrtminiſterium ſelbſt. Damit iſt das Verteidigungsweſen Italiens konzentriert: ſein oberſter f iſt Muſſolini, der Chef der geſamten Staatsverwaltung. * Salzgurken Gedenktag 7. No v ember 1810 Der Dichter Fritz Reuter in Stavenha⸗ gen geboren. 1818 Der Naturforſcher E. Du Bois⸗Rey⸗ mond in Berlin geboren. 1913 Der engliſche Naturforſcher Alfred Ruſ⸗ ſel Wallace in Old Orchard we. 1924 Der Maler Hans Thoma in Karlsruhe geboren. Prot. und kath.: Engelbert Sonnenaufg. 7.07 Sonnenunterg. 16.20 Mondunterg. 12.27 Mondaufg. 19.25 Ins Innere der Natur 1 Dringt kein erſchaffner Geiſt. Glückſelig! wem ſie nur Die äußere Schale weiſt! J. W. v. Goethe. Reif und Sonne Früh geht der Tag zur Neige, aber rein und klar. Wo das Auge an den Himmel ſtößt, da ſpringt aus dem aufflammenden Hori⸗ zont die rot⸗goldene Flut der ſinkenden Sonne. Dünne, feine Nebel ſteigen auf vom Boden. Man ſchließt den Mantel feſter, denn mit einem Mal wird es kalt. Ueber dem mil⸗ chigen Schleier aber ſtehen blitzend und blin⸗ kend die Sterne am nächtlichen Himmel. Dem jungen Tag entſtrömt ein faſt win⸗ terlicher Atem. Kein Wunder: In der Nacht iſt Reif gefallen. Eine ſilbergraue Schicht glänzt im kalten Frühdämmern an Hecken und Zäunen und überzieht die Wieſen und Dächer. Raſcher fällt das dürre Laub, und von den letzten Blumen in den Gärten löſt ſich das letzte Blatt. Der Todeshauch der ſpätherbſt⸗ lichen Nacht hat ſie zerſtört. Bald aber iſt der Tag wieder funkelnd von Sonne und Bläue. Der Reif iſt ſchnell verſchwunden. Der warme Hauch und die freundliche Liebkoſung einer milden Herbſt⸗ ſonne hat ihn verſcheucht. Bis eines Tages Schnee ſtatt Reif auf den Dächern liegt. Die Geſetzmäßigkeit im All kennt keinen Stillſtand. Unaufhaltſam vollzieht ſich der Wechſel der Jahreszeiten. Wir Menſchen müſ— ſen uns beſcheiden. Aber: Noch ſcheint die Sonne und einen jeden dieſer ſchönen und prachtvollen Tage empfinden wir als ein Glüch und als ein Geſchenk. * Die Wahl des Vornamens. Geſetzlich hat der Vater bezw. der Vormund das Recht, den Namen des Kindes zu beſtimmen. Iſt der Vater vor der Geburt verſtorben, ſo geht die. ſes Recht auf die Witwe über, ſelbſt wenn ſie noch minderjährig ſein ſollte. Bei einem unehelichen Kinde hat die Mutter das alleinige Recht zur Namensbeſtimmung. Die Schreib⸗ weiſe des eingetragenen Namens oder der Ruf⸗ name darf ſpäter nicht mehr geändert werden. Hierzu gehört auch, daß der in der früheren Schreibweiſe eingetragene Vorname(3. B. Berta— Bertha) auf Urkunden oder amt⸗ lichen Schriftſtücken nicht willkürlich moder⸗ niſiert werden darf. * Verbotene Verwendung von Viehſalz. Das Reichsgeſundheitsblatt veröffentlicht ein Rundſchreiben des Reichsinnenminiſters, in wei chem die mit der Ueberwachung des Lebens mittelverkehrs betrauten Behörden und Sach verſtändigen erſucht werden, die geſetzwidrige Verwendung von Viehſalz zu verhindern. Vieh⸗ ſalz darf z. B. nicht zum Reinigen und zum Entſchleifen von Aalen, zum Einlegen von und von Sauerkraut, zum Pö⸗ keln von Fleiſch oder bei der Herſtellung von Backwaren verwendet werden. Der Minſſter macht darauf aufmerkſam, daß bereits Ver urteilungen deswegen aufgrund des Nah. rungsmittelgeſetzes erfolgt ſind und daß dabe auch ein Steuergrund vorliege. e Weinleſe in Baden beendet. Die Lese in den badiſchen Weinbaugebieten iſt im all, gemeinen beendet. Infolge der in letzter Zeit ſtark aufgetretenen Fäulnis war ein Hinaus⸗ ſchieben der Leſe nicht mehr länger möglich. Die Ernte war quantitativ je nach Lage und Sorte ſehr verſchieden. Ueberall gab es meht oder weniger große Ausfälle, dagegen iſt die Qualität ſehr gut. Im Markgräflerland war die eingebrachte Ernke überall ſpärlich. Die Preiſe bewegten ſich dort für das Ohm ſ50 Liter) zwiſchen 90 und 100 Rm. Aus der Welt des Wiſſens ; a 1 J„ nicht Die engliſche Goldmünze, die heut! nich mehr in Gebrauch iſt, die Guinee, hat 5 Namen davon, daß das meiſte Gold, 0 dem Münzen gemacht werden, damals vol der Küſte von Guinea kam. * Der Wiſent, der früher häufig mit 9115 Auerochſen zuſammen vorkam, wird noch heu f in ganz kleinen Beſtänden im Nordoſten 900 pas unterhalten. Im Krieg wurden die 5 Bialowizer Forſt ſorgſam gehegten Wiſen faſt alle abgeſchoſſen. 1 Alljährlich werden etwa 75 Kubiklilome, Holz zu Papier verarbeitet; der Anteil de Holzes an der 1 e e ſtieg von 8 Prozent im Jahre 1880 auf 63 Prozen im Jahre 1927; 1915 wurden 2 Milli Holz für Kunſtſeideerzongung verwendet, 4 Jahre 1927 etwa s Minenen kg An lutzen Worten: Im RNeichstagsbrandſtifterprozeß wurde am Montag Polizeipräſident Heines⸗Bres⸗ lau als Zeuge vernommen. Der Senat der Freien Stadt Danzig hat die Beziehungen zum Danziger Zentrum abgebrochen wegen des ſtaatsgefährlichen Verhaltens dieſer Partei. Die Spaltung innerhalb der franzöſiſchen Sozialiſtiſchen Partei iſt endgültig vo 10 15 und der Grundſtein für die Schaffung der Neuſozialiſtiſchen Partei gelegt. Miniſterpräſident Göring iſt Montag nachmittag in Rom mit dem Flugzeug ein⸗ getroffen. Muſſolini hat ſämtliche militäriſchen Mi⸗ niſterien auf ſich vereinigt. In Belfaſt kam es am Sonntag zu ſchwe⸗ ren Straßenkämpfen zwiſchen Mitgliedern der iriſchen republikaniſchen Armee und der Polizei. Bei dem Taifun, der über der Küſte An⸗ nam tobte, ſind 30 Perſonen getötet worden. Deutſchlands Entſchlußz Ein Vorkrag des Reichsaußenminiſters. Berlin, 7. November. Reichsaußenminiſter Frhr. v. Neurath hielt am Montag abend im Deutſchen Klub einen außenpolitiſchen Vortrag. Er ging aus von Deutſchlands Austritt aus dem Völker⸗ bund und erklärte, es ſei falſch, zu glauben, daß es ſich um eine plötzliche Wendung der Politik oder um taktiſche Erwägungen handle Der Aufruf der Reichsregierung vom 14. Oktober zeige, daß es um die Grundlagen un⸗ ſerer geſamken Außenpolitik gehe, die ſetzt zur Enkſcheidung ſtehen, der Verſuch, unſern Enkſchluß als eine Politik der Verärgerung oder der Angſt vor der Genfer Kritik hinzu⸗ ſtellen, ſei zu lächerlich und abwegig, als daß man es nötig hätte, ihn noch beſonders zu enkkräflen. Der zur Stimmungsmache gehörende un⸗ haltbare Vorwurf, daß Deutſchland die Abrü⸗ ſtungskonferenz ſabotieren wolle, um die Hände für die Aufrüſtung freizubekom⸗ men, war zu erwarten; er bildet eine voll⸗ kommene Verdrehung der wahren Sachlage. Der Mißerfolg der Abrüſtungs⸗ konferenz ſtelle nur einen letzten, allerdings entſcheidenden Punkt in einer 14 jährigen Entwicklung der Völkerbundspolitik dar. Der Völkerbund blieb mit demGGrund⸗ übel des Verſailler Vertrags behaftet, der die damals den Regierungen geſtellte welt⸗ hiſtoriſche Aufgabe, das zerrüttete Europa wieder leiſtungsfähig aufzubauen, ungelöſt gelaſſen hat. Die Siegermächte haben ſich einen Apparat zu dem offen eingeſtandenen brutalen Zweck der dauernden Niederhaltung des Beſiegten geſchaffen. Der Reichsaußenminiſter entrollte alle die trüben Kapitel der Völkerbundspolitik, die ſich ſtets gegen Deutſchland gerichtet hat. Er nannte u. a. Eupen⸗Malmedy. Oberſchleſien, Danzig, die Duldung des Ruhreinbruchs, die Behandlung der Saarfrage, die Mandats⸗ und Kolonialfrage. Der Mimiſter ſchloß: Das Jiel, das die Reichsregierung mit ihrem Entſchluß verfolgt, iſt nicht, der Frie. denspolitik den Rücken zu kehren, ſondern im Gegenteil. einer wahren ind fruchtbaren ee eigen neuen Impuls zu ge⸗ n. Sie hofft, mit ihrem Schritl, wenn nicht dem Genfer Völkerbund, ſo doch dem 1 50 Völkerbundsgedanken einen Dienſt zu er⸗ weiſen. Sie appelliert von dem beſtehenden Völkerbund an einen beſſeren Völkerbund. Die Erfahrung hat bewieſen, daß das enfer Völkerbundsverfahren kein geeignetles Mitiel iſt, die aus Verſailles herrührenden politi- chen Spannungen zwiſchen den europäiſchen Mächten zu beſeiligen. Dieſe Erfahrung zwingt dazu und muß deen führen, daß jetzt andere Meihoden angewandt werden, an de⸗ nen es bei gutem Willen der beteiligten Re. gierungen nicht fehle. Erſt wenn es gelungen iſt, das Feld der europäiſchen peſitft zu be⸗ reinigen, daß ſich die führenden Mächle wirklich auf prinzipiell gleichem Fuße gegen⸗ überſtehen, kann mit Ausſicht auf Erfolg der Verſuch wieder aufgenommen werden, im Rahmen einer weltumfe fenden Organiſation an die gemeinſamen Aufgaben der Völker heranzugehen. Dr. Leys Deutſchlandreiſe Gewaltiger Ausklang bei Krupp. 01 Berlin, 7. November. eit ſieben Wochen fährt der Führer der Deutſchen Arbeitsfront, cet de 92 5 durch das deutſche Land. Tag für Tag hat er in dieſen ſieben Wochen die Stätten der deut— ſchen Arbeit beſichtigt. Nicht den Fabrikanlagen und Maſchi— nen galt ſein Beſuch. ſondern nur und aus- ſchließlich dem Menſchen. der in dieſen Werk- anlagen und an dieſen Maſchinen ſteht. Das Ziel, das dieſem Propagandafeldzug der Deulſchen Arbeitsfront vorſchweble, iſt voll erreicht. Die Beſichtigungsreiſe des Führers der Deutſchen Arbeitsfront fand ihren Höhepunkt Mund Abſchluß mit dem Beſuch der Krupp⸗ Werke in Eſſen. Die Rieſenkundgebung auf dem Fabrikhof war ein Sinnbild des er⸗ wachten Deutſchen Reiches. Dr. Ley führte aus, daß die deutſche Induſtrie eine herrliche Gemeinſchaft der Arbeit ſei. Der National⸗ ſozialismus werde nicht dulden, Gemeinſchaft jemals wieder durch Einflüſſe von außen her geſchwächt werde. Im Betrieb gehörten Führer und Gefolgſchaft zuſammen. Görings Ausſage Jalſche Darſlellung im Ausland. Berlin, 7. November. i In der ausländiſchen Preſſe wird eine Aeußerung ſtark kommentiert, die Miniſter— präſident Göring im Reichstagsbrandprozeß gemacht hat und die dahin ging, wie das Urteil auch immer lauten werde, er die Sch ul digen beſtrafen werde. Gegen— über falſchen Auslegungen muß darauf hin⸗ gewieſen werden, daß dieſe Aeußerung nich! aus dem Zuſammenhang geriſſen werden darf. Nach dem amtlichen Stenogramm lau— tete die Ausſage Görings folgendermaßen: „Ich möchte aber weiter betonen. wenr Eröffnung der„Kamera“ in Berlin. In Berlin wurde die große photographiſche Ausſtellung „Die Kamera“ feierlich eröffnet. Unſer Bild gibt einen Ueberblick über eine der Ausſtellungshallen. „Redensarten!“ Und dann in ſchneidender Kälte:„Die Gräfin Montbillard iſt eine reiche Erbin. Wußten Sie das?“ Cornelius tat ſich Gewalt an. „Ich— bin verlobt und liebe meine Braut Ganz dicht trat der Graf vor Cornelius hin. „Sie ehrloſer Schuft!“ Und mit kaltem Lächeln, ganz gelaſſen, aufregungslos und zielbewußt, hob Ernſt Cornelius die Hand und ſchlug den anderen ins Geſicht. i Thiel packte zu, verſuchte eine körperliche Denn ſeine Wut war wild und ſchäumend; ſtumm blieb, war nichts anderes als ein Nebermaß von Gen Zorn. Aber die elaſtiſche Kraft des Jüngeren zwang ihn mit wenigen Griffen. Cornelius öffnete die Tür und hieß den Grafen, mit einer Bewegung ſeiner Hand, hinausgehen. Bleich und ſchweratmend folgte der Aeltere der wort⸗ Der Vater des für Ignis beſtimmten Bräutigams machte dem befreundeten ſchleſiſchen Feudalherrn den Vorſchlag, Verlobung und Vermählung der Komteſſe Helene Montbillard mit ſeinem Sohn ſchon jetzt und noch vor Ausbruch des bevorſtehenden Feldzuges gegen Napo— loſen Weiſung. An der Schwelle trafen ſich ihre Blicke. Cornelius verſtand den Ausdruck in den Grafen. Was er in ihnen ſah, das war nicht Haß, das war Mord Allein an ſeinem Schreibſekretär ſitzend, überlegte er die Situation. Er mußte ſort. Nicht nur um ſeinetwillen. Oeſterreich rüſtete zum Kriege gegen Napoleon. Als Freund und teilweiſe Schüler Steins, ſah er in der Bekämpfung der franzöſiſchen Vorherrſchaft auf dem 10 Züchtigung. und daß er Augen des bewußten Deutſchen. 140 hinüber. nelius. die Hand. Sie iſt eine ſo reine Seele.“ davon. Liede nach. Oeſterreich, das Napoleon. An eben dieſem Tage neue Verwirrung ſtürzte. leon ſtattfinden zu laſſen. Kontinent die höchſte und nächſte Aufgabe jedes pflicht— Ernſt Cornelius wußte, daß es gegen den gemeinſamen Haß der Adelsclique, der ſich ihm zuwenden würde, keine Rettung gab. Wollte er nicht auch den Bruder verderben, mußte er verſchwinden. Er ordnete ſeine Angelegenheiten, ſchrieb kurz und erklärend, was und ging, ſobald es völlig ſinſter war, nach Streunitz er konnte, an ſeine Braut Lange und eingehend beredete er ſich mit Heinrich Cor— Als der Morgen dämmerte, beſtieg er das Pferd, das ihm der Bruder zur Verfügung ſtellte, und reichte ihm „Wenn du kannſt, Heinrich, ſorge dafür, daß auf den Ruf der kleinen Gräfin Montbillard kein Schatten bleibt. „Wenn ich kann!“ gelobte der ältere. Ohne von der Mutter Abſchied zu nehmen, ritt er Gen Oeſterreich will ich fahren, dachte er, einem alten bedeutete für lief auf Schloß Thiel ein Schreiben aus Wien ein, das das gräfliche Ehepaar in Der Graf habe die eigene Tochter ja auch bereits ver⸗ mählt. Er anerkenne alſo die Not und die Beſonderheit der Zeit. Was aber dem Grafen Wengers recht ſei, das teile, die er erhoffte und erſtrebte, er ſtellte aber auch Ignis ſei ſeinem Sohne billig. Er folge, mit dem Sohn, dieſem 5 Briefe auf dem Fuß. Man könne mündlich Näheres be⸗ reden und den Ehekontrakt aufſetzen. Nach großen Feſt⸗ D ihn: gegen ſinden berichtet. daß dieſe das Gericht hier die Aufgabe hat, die Zchui⸗ digen an dieſemeinen ee ſo iſt es meine Aufgabe, die Schuldigen und die Drahtzieher der geſamlen furchtbaren Berhetzung unſeres Volkes feſtzuſtellen. Mag der Prozeß ausgehen, wie er will, die Schui⸗ digen werde ich finden und werde ſie ihrer Strafe zuführen. Neue Verſuche der Reichsbahn Erhöhte Geſchwindigkeiten in den Kurven. Berlin, 7. November. In ſeinem Vortrag auf einer Tagung der höheren techniſchen Reichsbahnbeamten hatte der Direktor der Deutſchen Reichsbahngeſell⸗ ſchaft, Dr. ing. e. h. Leibbrand⸗Berlin aus⸗ geführt, daß es möglich ſein werde, bei Fahr⸗ zeugen mit tiefliegendem Schwerpunkt die Geſchwindigkeiten in Krümmungen noch nen⸗ nenswert zu ſteigern. Dieſe Annahme wurde durch eine Verſuchsfahrt mit dem Schmell⸗ triebwagen von Berlin nach Nordhauſen und zurück beſtätigt. Die Geſchwindigkeilen in den Krümmun⸗ gen konnten um 20 bis 30 Prozent über das derzeitige Maß hinaus geſteigerk werden. Auf gerader Strecke wurde eine Geſchwindig⸗ keit von 170 Kilometern in der Stunde er⸗ reicht. Die Strecke Nordhauſen— Berlin wurde in 2,5 Stunden durchfahren. Die Fahrzeit des ſchnellſten Zuges bekrägt zur⸗ zeit 4 Stunden. der Führer in Kiel Kiel, 7. November. Reichskanzler Adolf Hitler, der Montag abend in einer großen Kundgebung der ſchleswig⸗holſteiniſchen Wählerſchaft in der Nordoſtſeehalle ſprach, traf gegen 20 Uhr mit dem Kraftwagen ein. Der Kanzler hat den urſprünglich bis Kiel beabſichtigten Flug we⸗ gen des ſtarken Nebels in Travemünde be⸗ enden müſſen. Der Kanzler wurde von der auf den Straßen ſeit Stunden ausharrenden Menſchenmenge ſtürmiſch begrüßt. Jagdpächler erſchießt Wilddieb. Kaſſel, 7. Nov. Als ein Kaſſeler Jago päch⸗ ter im Gemeindewald von Klein-Calden ſich auf ſeinem Hochſitz befand, trat plötzlich aus den Tannen ein Mann, der ſein Gewehr auf den Jagdpächter in Anſchlag brachte. Dieſer kam ihm jedoch zuvor und tötete den Mann durch einen Kopfſchuß. Bei dem ge⸗ töteten Wilddieb handelt es ſich um einen Ar⸗ beiter aus dem benachbarten Mönchehof. Ueberfall däniſcher Kommuniſten auf deulſche Nationalſozialiſten vor Gericht. In der Strafſache wegen des Zuſammen⸗ ſtoßes zwiſchen Kommuniſten und Sozialde⸗ mokraten einerſeits und Nationalſozialiſten andererſeits, bei dem es eine Anzahl zum Teil erheblich Verletzte gegeben hatte, hatte das Gericht in Tendern(Dänemark) beide Parteien für ſchuldig erklärt und alle Angeklagten zu 40 Kronen Geldſtrafe verur⸗ teilt, einen Kommuniſten zu 300 Kronen. Das Landgericht in Viborg als Berufungsin⸗ ſtanz ſprach die Deutſchen frei und er⸗ höhte die Strafen ihrer Gegner von 40 auf 100 Kronen. Es ſtellte ausdrücklich feſt, daß die Kommuniſten die deutſchen Nationalſo⸗ zialiſten planmäßig überfallen haben. lichkeiten ſei niemand zumute. Es ließe ſich wohl gar die Eheſchließung ſogleich vollziehen, damit ſein Sohn wie die Gräfin Montbillard in den Genuß der gegenſeitigen Rechte und Zuwendungen gelange. Lange beriet das Ehepaar. Man zog den Geiſtlichen und Mademoiſelle hinzu. Der Pfarrer war es, der riet, die Sache nicht auf die Spitze zu treiben. Es beſtehe doch immerhin die Möglichkeit, daß in jener Nacht nichts Ent⸗ ſcheidendes geſchehen ſei. Thiel runzelte die Brauen. f Und wenn auch, dachte er, dieſer Oberförſter Corne— lius wird nicht mehr lange die Oberfläche der Erde ver— unzieren. Ehrenhändel? Mit einem bürgerlichen Empor⸗ kömmling? Ich, der Graf Thiel? Sein Förſter würde Anweiſung erhalten. Wilddiebe gab es nicht zu wenig in den ſtaatlichen Forſten. Und eine Kugel konnte ſich leicht verirren. Mund geſchloſſen, der plaudern konnte. Und der junge Fürſt Windiſchgrätz würde den Reichtum ſeiner Frau nicht weniger wertvoll finden, ſelbſt wenn er wüßte. Er war ein Lebemann und hatte wenig Vorurteile... Aber er würde nie erfahren!... Auch hatten die Damen Beruhigendes über Ignis' Be⸗ Dann war der Vielleicht war dies ſo die beſte Löſung. Als Ignis und Joſeph Windiſchgrätz ſich einige Tage ſpäter zum erſten Male gegenüberſtanden, empfanden ſie beide eine ſo wohltuende und abſolut unerſchütterliche Gleichgültigkeit gegeneinander, daß ſie hoffen konnten, eine glückliche Ehe miteinander zu führen. Nie würde er Ignis hindern, ihren melancholiſchen und doch ſüßen Träumen nachzuhängen... Nie würde Ignis forſchen, mit was für Spiel, mit welchen Weibern er ſich die Zeit vertrieb. Der Ehekontrakt ſicherte ihm alle die materiellen Vor⸗ völlig ſicher, im Falle der Gemahl allzu leichtſinnig die zugebrachten Gelder noblen Paſſionen opfern würde. (Fortſetzung folgt) 0 8 eee e err f 8 e 8 2—— 8 8——— 5 Margit war den Weg ſchnell gelaufen. zugrunde zu richten— weißt du das? 19 Nachdruck verboten. i Sie wußte nicht, wie ſie die nächſten Stunden verbringen ſollte. In ihr tobte ein Aufruhr, der wie Feuer brannte. Als ſie in der Halle aufatmend ſtill ſtand, blickten die Diener mit ſcheuen Augen auf ſie. Plötzlich wandte ſie ſich wieder dem Ausgang zu. „Mein Reitpferd!“ herrſchte ſie den Stallknecht an. Der rannte davon, um den Befehl der jungen Herrin aus⸗ zuführen. Wenig ſpäter ſtand der Rappe geſattelt vor ihr. Sie ſtrich mit der Hand leicht über den ſchönen Kopf des Tieres. Sie wollte noch einen wilden Ritt unternehmen, weil ſie ſich dabei am beſten beruhigen konnte. Ihr mußte jedes Mittel recht ſein, um den Brand in ihrem Innern zu löſchen. Und wenn ſie heim kam, dann wollte ſie ſchlafen, ſchlafen. Ohne die Hilfe des Reitknechtes in Anſpruch zu nehmen, ſaß ſie im Sattel. Und dann ſtob das Pferd davon. Der Reitknecht ſtarrte der Herrin mit offenem Munde nach, dann ſchüttelte er den Kopf und ging in den Stall zurück, wo er ſich noch um„Mira“ kümmern mußte. „Mira“ war das Reitpferd des alten Herrn von Alſen, und es hatte ſich vor einigen Tagen am linken Vorderfuß verletzt. Margit aber jagte dahin. Das Pferd, einige Tage im Stall gelaſſen, war wild und ſtörriſch. Aber es freute ſie, daß ſie es bändigen konnte. Hiebe vertrug es nicht. Aber Margit in ihrer Aufregung und in ihrer getäuſchten Liebe hieb auf den Rappen ein. Der bäumte ſich hoch auf, warf den Kopf zurück, ſchnaubte und löſte ſich dann von der zügelnden Hand. Dahin ſtob es wie ein Ge⸗ ſpenſtertier, reagierte auf nichts mehr, war frei, wild, ungebändigt, furchtbar! Die Frau im Sattel dachte: Ich wollte doch Urſula vernichten? Und nun ver⸗ nichtet das Schickſal mich! Ich will nicht ſterben. Nein! Noch einmal riſſen ihre ſchönen Hände mit ungeheurer Energie die Zügel feſt. Der Rappe ſchnaubte, ſtutzte einen Augenblick und ſchoß weiter. Den ſteilen Weg binauf über Stock und Stein— dort drüben auf der anderen Seite, dort war der jähe Abſturz in die Steinbrüche, die zum Beſitz der Alſens gehörten. Der raſende Lauf des Tieres bedeutete auch bei einem Abſprung ſicheren Tod. Alſo mußte Margit nur noch hoffen, daß das Pferd ſelbſt vor dem Abhang haltmachte und dann ſeitlich weiterraſte. Aber der Rappe war maßlos gereizt durch die Hiebe, die auf ihn niedergeſauſt waren. Er ſprang! Ein furcht⸗ barer Schrei! Dann war alles ſtill. Totenſtill! * 15* Am andern Tage gegen Abend fand man ſie erſt, nach⸗ dem man den ganzen Tag geſucht. Vollkommen zer⸗ ſchmettert der ſchöne Menſchenleib. Auch das Pferd hatte ſich das Genick gebrochen. Die Eltern Margits waren außer ſich vor Schmerz, denn ſie hatten ihre ſchöne Tochter ſehr geliebt.. Eine große Unterſuchung war nicht nötig. Der Reit⸗ knecht bezeugte unter Eid, daß das gnädige Fräulein ſehr aufgeregt geweſen ſei. Und die Auffindung, die Wunden von Roß und Reiterin klärten glatt dieſen furchtbaren Unglücksfall auf. Die ganze Umgegend ſprach davon. Nun mengte man doch noch das Verſchwinden der jungen Frau von Wilſach in dieſe ganze Tragik mit hinein. Man hatte von Urſula keine Spur gefunden, trotzdem doch alles aufgeboten worden war. Daß Urſula der leidenſchaftlichen, enttäuſchten Margit zum Opfer gefallen war, daran zweifelte der Bär von Wilſach nicht mehr, weiß, was ſich Sie drohte allen Ernſtes eine alte Jungfer zu werden. nachdem er wußte, daß Urſula im Jagdhaus geweſen war. Der Sohn des Waldhegers hatte ihm die ganze Wahr⸗ heit geſagt. Er kannte Margit von Alſen nicht, aber er hatte die junge Frau von Wilſach ins Jagdhaus bitten müſſen. Alſo war für den Bären alles klar. Und ſein Urſelchen war tot!“ Margit hatte ihre furchtbare Drohung wahrgemacht. Aber wo war Urſula? Tagelang, wochenlang war alles abgeſucht worden. Nichts! N Und nun hatte er die Hoffnung aufgegeben, wenigſtens die tote Urſula noch einmal zu ſehen. Er wurde hart, grauſam, unnahbar, menſchenfeindlich und verſchloſſen. Als dieſe Epiſode vorüber war, ſpielte der Bär von Wilſach! Vergeudete ſich an Frauen, verlor ſein Geld an berüchtigte Spieler. Und war er einmal daheim in Wilſach, dann waren ſeine Nächte voll wildeſter Sehnſucht und Verzweiflung nach dem ſchlanken, jungen Weibe, deſſen reine, große Liebe ihn vollſtändig gezähmt und in Banden gehalten hatte. Die Kuhnerten wurde alt und wacklig. Und ihre Augen verloren die Sehkraft vom vielen Weinen. Aber auch ſie durfte dem Bären nichts mehr ſagen. Und ſie hätte es auch nicht mehr gewagt; denn wie der jetzt ausſah! Zum Fürchten! Und dabei dieſes Leben, das Die Nachbarn kamen nicht mehr. Die Bürgerfamilien auch nicht mehr. Der Bär von Wilſach war geächtet. Und vielleicht gab man ihm insgeheim ganz offen die Schuld an dem Verſchwinden ſeiner jungen Frau. Wer da alles an Fürchterlichem abgeſpielt viel Geſprächsſtoff bei den Kaffeekränzchen und Skatabenden. Von der Familie Mellendorf erfuhr man auch nichts. Das hatte ſeinen einfachen Grund, weil dieſe Familie nicht mehr wie alle anderen wußten. Gitta ging mit blaſſem, enttäuſchtem Geſicht umher. haben mochte. Es gab Gleich nachdem Urſula damals verſchwunden war, hatte ſie ſich noch einmal Hoffnung auf den Bären gemacht, die hochblonde Gitta. Aber er ſtellte bald genug ſeine jetzige Weltanſchauung deutlich vor allen auf. Er war als Gatte nicht mehr wünſchenswert, denn er verlor ungeheure Summen im Spiel. War er einmal daheim, dann hatte ihn dieſer oder jener zwar geſehen, aber dann war er immer auf ſeinem Pferde vorübergeraſt. Und meiſt war das noch in der Nacht geweſen, ſo daß auch keiner ſein Geſicht hatte ſehen können. Die einzige Familie, in der man mit heißem Mitleid an den Bären dachte, das waren die Alſens! Gerade ſie! Denn ſie allein hatten ja gewußt, wie un⸗ beſonnen ihr Kind geweſen war. Und ſie wußten ja auch, daß Margit eine ſchwere Schuld mit ins Grab genommen; denn ſie hatte mit voller Abſicht die Ehe des Bären von Wilſach zerſtört! An eine weitere, noch größere Schuld glaubten die Eltern Margits nicht. Und ſie wagten auch nicht, davon zu ſprechen; aber ſie waren überzeugt, daß Urſula von Wilſach ihren Mann verlaſſen hatte, als ſie ihn mit Margit im Jagdhauſe ſah. Viel⸗ leicht hatte ſie ſich dann ſelbſt das Leben genommen in ihrer Verzweiflung. Und das— ja, das allerdings war dann Margits ungeheure Schuld! In der Oberförſterei ſaßen zwei alte Leute und dachten an Urſula. Dachten an ein übergroßes Glück und ſaßen nun vor der erſchütternden Tatſache, daß dieſes Glück in Stücke gebrochen war, unſagbares Unheil nach ſich ziehend. Denn der Bär von Wilſach richtete ſich abſichtlich zu⸗ grunde! Das wußten ſie, die ihn kannten, wie ſonſt wohl nur noch ſeine alte Kuhnerten ihn kannte. 5 5 1 Zwei Jahre waren nun ſchon dahingegangen ſeit jenem friſchen Morgen, da der Bär zuſammen mit dem Oberförſter die Wälder nach Urſula abſuchte. Jetzt hieß es, Wilſach ſei verreiſt. Er ſchreibe nicht. Das brauchte nun nicht wahr zu ſein; denn die Kuhnerten hatte von jeher nichts geſagt, was ſie nicht ſagen wollte und was nach ihrer Meinung niemandem etwas anging. Aber ihr graues, eingefallenes, leidvolles Geſicht verheimlichte nichts. Und ſo mochte es ſchon ſo ſein, wie ſie geſagt hatte. Es war wieder Frühſommer, und ſtill und ſchön lag der Park von Wilſach in der Mittagsſonne da. Und die runde Kuppel des Teehauſes mit den Türmen und Ver⸗ zierungen leuchtete aus dichtem Grün. Auf dem Wirt⸗ ſchaftshof herrſchte reges Leben. Felder und Wieſen wurden bebaut mit größtem Fleiß. Der alte Inſpektor ſaß manchmal noch gegen Mitternacht bei der Kuhnerten, und ſie rechneten und grübelten, wie ſie wohl alles am beſten ordneten; denn das Schloßrentamt mußte immer und immer wieder hohe Summen an die Bank abführen, die dem Bären die Gelder nachſchickte. Eines Tages war es ſo weit, daß der alte Inſpektor ſagte: „Kuhnerten, noch ein halbes Jahr ſo weiter, und Wilſach kommt unter den Hammer.“ Die Kuhnerten wankte nach vorn. „Das— gibt es nicht. Das iſt— nicht möglich.“ „Doch, Kuhnerten. Ich kann es nicht mehr ſchaffen. Dazu die Steuerlaſten. Es iſt aus, Kuhnerten.“ Da tropften bittere Tränen auf die verarbeiteten, runzligen Hände der Alten. Der Inſpektor ging. Aber die Kuhnerten fand noch teinen Schlaf. Sie ging hinüber in den ſchönen, langen Saal, wo die Bilder der Wilſachs hingen. Mit gefalteten Händen hielt ſie vor dem Bilde des letzten Wilſach. Hoch, blond, breitſchultrig, mit jungem, frohem Geſicht und blitzenden Augen blickte er ſie an. Und die Kuhnerten ſagte ganz laut: „Du biſt der erſte Wilſach, der an einer Frau zugrunde geht. Der am Leid zugrunde geht! Schämſt du dich nicht, Bär?“ Dreizehntes Kapitel. „Ich begreiſe dich nicht! Wie kannſt du dich körperlich 1 * Der Bär von Wilſach lachte laut auf. In ſeinen Augen war etwas Wildes. Dann ſagte er: f „Finanziell geht es ſchneller, alter Freund. Aber mein Körper, der iſt nicht ſo leicht zu ruinieren. Leider!“ „Du biſt irrſinnig. Du haſt kein Recht, dich freiwillig Es könnten immerhin Verhältniſſe eintreten, die es dich ſchwer bereuen ließen, ſo gewirtſchaftet zu haben. Verſtehſt du?“ „Nein! Verzeihe meine Begriffsſtutzigkeit, aber ich verſtehe dich wirklich nicht.“ „Geſtatte dann, daß ich mich deutlicher ausdrücke. Urſula floh vor deiner Untreue, da ſie dich im Jagdhaus mit jener Margit ſah. Durch den Sohn des Waldhegers weißt du, daß man auch ſie dorthin geholt hatte, damit ſie dich mit der anderen ſah.“ b „Alten, warum quälſt du mich?“ Der Bär von Wilſach ſah aus, als wolle er ſich auf den Freund ſtürzen. Der fuhr ganz ruhig, ganz bedacht fort: „Urſula floh vor deiner vermeintlichen Untreue. Wer ſagt dir denn aber, daß ſie tot iſt? Die beiden Frauen brauchen ſich doch wirklich nicht begegnet zu ſein in jener Nacht, als Urſel floh und die enttäuſchte Margit auf ihrem Rappen durch die Nacht jagte.“ Der Bär ſchüttelte den Freund an beiden Schultern. „Mach' mich nicht wahnſinnig, du! Was ſollen deine Reden?“ „Ich will dich bloß warnen. Urſula kann irgendwo verborgen ihr Leben friſten. Wenn ſie eines Tages er⸗ führe, daß alles nur Schein war, daß du tatſächlich auch nur ins Jagdhaus gelockt wurdeſt und die ſchöne Ver⸗ führerin von dir wieſeſt— wenn Urſula dann wiederkäme, was dann? Dann biſt du arm und heimatlos, dann haſt du ſie mit unzähligen Frauen betrogen. Letzteres würde ſie dir verzeihen müſſen, denn ſie hat dich eben doch verlaſſen. Aber der wirtſchaftliche Ruin? Willſt du ſie denn im Elend an deiner Seite wiſſen?“ „Bernhard, Urſula lebt nicht mehr. Meine kleine, zarte Urſula hätte das Leben draußen nicht ertragen. Sie hätte ſich auch gar nicht zurecht gefunden.“ „Das kannſt du nicht behaupten. Manchmal ſind ſolch kleine, zarte Frauen ſtärker als der ſtärkſte Mann, wenn es darauf ankommt, ungeheures ſeeliſches Leid zu tragen. Ich glaube, deine kleine Urſula gehört zu dieſen Frauen“, ſagte Alten feſt. „Alten, du willſt mich nur aufrütteln— nicht wahr? Vielleicht hat die Kuhnerten einen letzten Notſchrei an dich gerichtet? Du überlegſt dir aber wohl nicht, daß ich eine irrſinnige Hoffnung in mir nähren würde, die ſich ja dann doch nie erfüllen könnte, eben weil ich Urſula niemals wiederſehe?“ „Zunächſt wäre mir das ganz gleich, ob du eine Hoffnung irrſinnig nennſt und ſie trotzdem in dir hegſt. Mir iſt es darum zu tun, daß du dich aufraffſt aus deinem jetzigen Leben. Schämſt du dich denn nicht vor dem Andenken an deine Eltern?“ Wilſach wandte ſich brüsk um, trat ans Fenſter, ſah auf den Platz hintunter, wo ſich das elegante Publikum Monte Carlos ein Stelldichein gab. Seine Lippen waren feſt zuſammengepreßt. In ſeiner Kehle brannte es. Mutter!, dachte der Bär von Wilſach. Mutter! Lange ſtand er ſchweigend abgewandt. Und Bernhard Alten ſaß ruhig hinter ihm, ſtörte ihn nicht. Aber beobachtend ruhte ſein Blick auf dem Freunde. Der Bär von Wilſach dachte: Urſelchen, wenn Alten recht hätte? Wenn du gar nicht tot wäreſt? Wenn du noch einmal zu mir zurückkämſt? Urſelchen, wäre das Glück auszudenken? Dittrich von Wilſach wandte ſich herum. „Alten, vielleicht haſt du recht. Aber es dürfte doch wohl bereits zu ſpät ſein. Mein Rentmeiſter ſchrieb mir, daß Wilſach wohl unter den Hammer käme.“ „So weit iſt's alſo bereits? Nun, dann haſt du ja nicht mehr viel zu verlieren.“ „Nein! Nur das bißchen Leben. als Schlußeffekt aufgehoben.“ „Unſinn! Denke doch: Es handelt ſich hier darum, daß du dich nicht vor deinen Eltern zu ſchämen haſt und daß— Urſula nicht heimatlos iſt, wenn ſie doch noch einmal kommen ſollte. Zürnen dürfteſt du ihr nicht. Die Intrige war ſo gut ausgetüftelt, daß Urſula von deiner Untreue überzeugt ſein mußte.“ „Alten, mir iſt, als wüßteſt du etwas. Bernhard, ſei barmherzig! Du weißt etwas!“ Ernſt und durchdringend ſah Alten ihn an. „Ich weiß nichts. Und wenn ich tauſendmal wüßte, wo Urſel iſt, dir würde ich ſie jetzt nicht zuführen. Dir nicht, Bär von Wilſach, daß du es weißt!“ Schweigen! Dann ſagte der Bär: „Vielleicht— war— dieſer— ſcharſe Schnitt— gut, Bernhard. Vielleicht kann ich es dir einmal danken. Wenn Urſel nicht mehr kommt, dann ſoll— dieſe Stunde— aber verflucht ſein, denn— ich weiß ja nicht— mehr, wofür ich— lebe!“ Jedes Wort klang ſo, als ringe Wilſach es ſich uur mühſam von den Lippen. Seine rieſige Figur war dem Freunde entgegengebeugt, und die hellen blauen Augen ſtanden fiebernd in dem ſchönen braunen Geſicht, in das das Leben der letzten Monate ſeinen Griffel gezeichnet hatte. In Begleitung Bernhard Altens reiſte der Bär nach Hauſe zurück. Und Alten, der gerade genug Sorgen daheim hatte, blieb noch einige Wochen, um erſt abzuwarten, daß es den Freund nicht noch einmal aus dem Geleiſe warf. Die Kuhnerten, alt, wacklig, ſchneeweiß, mit einem Geſicht voll Runen, ſchaffte mit letzter Kraft. Sie ſollte es nicht. Aber ſie lächelte glücklich. Das hatte ich mir macht mich ja wieder jung.“ Er ſtreichelte ſie liebevoll. und finanziell derart zugrunde richten?“ er fübrte! Die Kuhnerten betete jeden Abend für ihn. Bernhard Alten ſah den Freund vorwurfsvoll an. „Du Gute!“(Schluß folgt.) meinen ausgezeichnet geklappt. pfle ebe und das Können eines Meiſters ſtecke ringen. „Daß Sie man wieder da ſind, gnädiger Herr, das Letzte Nachrichten 400 O00 mal Volksempfänger. Berlin, 7. Not. Die Nachfrage nach dem Bolksempfänger iſt ſo ſtark, daß in einer Konferenz am Montag die vierte Auf lage des Volksgerätes beſchloſſen wurde. Die Auflage des e ee beträgt alſo nunmehr Sportflugzeug abgeſtürzt. Berlin, 7. Nov. Während eines Uebungs⸗ fluges ſtürzte das Sportflugzeug D 2433 in ber Nähe des Flughafens Leipzig ab. Der Flugzeugführer blieb unverletzt, während der zweite Inſaſſe, Becker, ſeinen ſchweren Ver⸗ letzungen erlegen iſt. Landesbauernführer Luber wird Erbhof. bauer. München, 7. Nov. Aus Anlaß ſeines 40. Geburtstages wurde dem Landesbauernfüh⸗ rer und Staatsſekretär für Landwirtſchaft, Georg Lu be r, zum Dank für ſeinen uner⸗ müdlichen zähen Kampf für die Idee Adolf hitlers und für den Gedanken von Blut und Boden der Erbhof Hirſchwang, Gemeinde Schwabmünchen in Schwaben, als Ehrenge⸗ chenk der bayeriſchen Bauernſchaft übereig⸗ net. der Erfolg des Eintopf⸗Bonntags Berlin, 7. Nov. Der bisher als Ergebnis des zweiten Einkopfſonntags bei der Ber- liner Zenkrale des Winterhilfswerks einge- gangene Spendenbetrag beläuft ſich auf rund 400 000 Mark. Das endgültige Ergebnis kann aus lechniſchen Gründen erſt in einigen Ta⸗ gen bekannkgegeben werden. 130 000 Samm- ſer haklen ſich in den Dienſt der Sache ge- ſtelll. Die rieſige Organiſation hat im allge⸗ Die Keichs⸗ haupiſtadt hat am vergangenen Sonntag ihre Eintopfſpende gegenüber dem erſten Einkopfſonnkag verdreifacht. Bauernlundgebung in Gießen Gießen, 7. Nov. Wohl an 30 000 Bauern aus dem Vogelsberg und Weſterwald, vom Taunus, von der Kinzig und der Fulda und aus der Schwalm ſtrömten in Gießen zuſam⸗ men, wo in einem Rieſenzelt auf dem Trieb vor einem Wald von Haken kreuzfahnen Lan⸗ desbauernführer Dr. Wagne die Kundgebung eröffnete. Reichsſtatthalter Sprenger ſprach padend von dem Kampf des neuen Deutſchland um ſeine Ehre, von den Leiſtungen des Natio⸗ nalſozialsmus in der Bekämpfung der Ar⸗ beitsloſigkeit und der Sicherung des Bauern- ſtandes. Unter großem Beifall ſchloß er mit der Parole: lein Reich. Reichsminiſter Darre ſprach vom Kampf des deutſchen Volkstums gegen den Liberalismus. Die Börſe habe einſt die Wirtſchaft beherrſcht. Ein Volk, ein Führer, Der Reichsbauernführer und Rcht die Rentabilität ſtehe im Vordergrund der Geſetze zur Rettung des Bauerntums, ſon⸗ dern deſſen Sicherung ſei notwendig zur Er⸗ haltung des Volksganzen. Die Durchführung des Reichserbhofgeſetzes werde der Selbſtver⸗ Tualtung der Bauernſchaft überlaſſen. Seine Rede klang in einem begeiſtert aufgenommenen 6 Treuebekenntnis zu Adolf Hitler aus, dem ſich 15 Geſang des Horſt⸗Weſſelliedes an⸗ chloßh. Nur deutſches Holz eröffnung der Ausſtellung„Deutſches Holz in Haus und Heim“. Darmſtadt, 7. November. n Ausſtellung im Gewerbemuſeum, die pe Werbung für das deutſche Holz dient und 5 die vielſeitige Verwendbarkeit deutſchen Hol⸗ es und ſeine Ebenbürtigkeit mit ausländiſchen Hölz 1 5 e 7 5 in vielfacher Hinſicht zeigt, wurde pe einem Gremium von Vertretern der Be⸗ A von Forſtleuten, Lehrern, Architekten 5 Handwerkern in einem Feſtakt ein ſtatthalter Sprenger eröffnet. f ber Jung legte die Bemühun⸗ gen der heſſiſchen Regierung für die Verwen⸗ durch ung einheimischen Holzes kurz dar. Der bcheſtatthalter wies auf die Bedeutung ge⸗ gter Perkſtücke hin, in denen die ganze 10 die, an die Nachfahren vererbt, Tradition frei Freiwillige Selbſthilfe müſſe das ſche Holz im Volke wieder zur Geltung Landforſtmeiſter Dr. Heſſe k 90 ö ſter Dr. Heſſe klagte von der 0 des deutſchen Waldes in den letzten Jah⸗ 10 Die falſche Handelspolitik ſei nun glück⸗ Ian d die wichtigſte Quelle der deut⸗ 11.9 olkskraft, der Wald, bleibe uns erhal⸗ iche Be bel Müller legte die arbeitspädago⸗ dabei 1 edeutung der Ausſtellung dar und hob Pynb as Holz als natürlichen Werkſtoff und Mbolträger beſonders hervor. e Ausſtellung zeigt neben Zimmereinrich⸗ Fulgen, die die Schönheit deutſcher Holzarten an lochig und unverbildet zur Geltung brin⸗ agb le Verwendung des Holzes im Flug⸗ prägt Proben von feuerhemmendem und then derten Holz, die Möglichkeiten der tech⸗ m gi Verarbeftung des Holzes und ſchließlich l ne hof des Muſeums eine Fülle alten ſunfſerſi gediegenen Hausrates, der von der ſchen rtigkeit und Erfindungsgabe des heſ⸗ Handwerks Zeugnis ablegte. Kein wildes Bemalen der Bürgerſieige und Häuſerfronten. der Gruppe Heſſen der SA, Gruppenführer A.§, Beese, weiſt darauf hin, daß 1 1 85 Bemalen der Bürgerſteige, Häuſerfronten uſw. mit Aufrufen zum Zwecke der Wahlpropa⸗ ganda ſeitens der SA zu unterbleiben hat. Frankfurt a. M., 7. Nov.(Kinderals Diebe und Einbrecher.) Mehrere Jun⸗ gen im Alter von 11 bis 12 Jahren haben in den letzten Monaten eine Unmenge Dieb⸗ ſtähle ausgeführt. Sie verübten ſogar einen Einbruch in die eigene Schule. Sie ſtahlen wahllos Fahrräder von der Straße, ſtiegen in Keller ein und entwendeten Kohlen, ſtah⸗ len Schlüſſel und Werkzeuge. Spielwaren aus Frankfurt a. M., 7. Nov. Der Führer Warenhäufern, Verbandskäſten aus Auros uſw. Das geſtohlene Gut wurde teilweiſe in der elterlichen Wohnung wiedergefunden. Un⸗ verſtändlich bleibt, daß die Eltern ihren Kin⸗ dern angeblich glaubten, daß die Sachen ge⸗ funden ſeien. Die Jungen ſind inzwiſchen in Fürſorgeerziehung untergebracht worden. Wiesbaden, 7. Nov.(Weitere Zu⸗ ſchüſſe für Wiesbaden.) Für den Be⸗ reich der Stadt Wiesbaden ſind weitere erheb⸗ liche Reichszuſchüſſe für Inſtandſetzungs⸗ und Ergänzungsarbeiten an Gebäuden zur Ver⸗ fügung geſtellt worden. Die Zahl der An⸗ träge iſt außerordentlich groß. Für die Am⸗ geſtaltung der Kochbrunnenanlage ſind etwa 50 Entwürfe eingegangen. In Kürze wird das Preisgericht zuſammentreten und die Prämi⸗ ierung vornehmen. Dann werden die Ent⸗ würfe im Neuen Muſeum ausgeſtellt werden. In den feſtlich geſchmückten Sälen„Frei- ſchütz, Engel, Kaiſerhof und Central⸗Theater“ wurde die 2. Wahlkundgebung der NS DA, Ortsgruppe Viernheim, für Jedermann ein be⸗ ſonderes Erleben, ein Erleben nur in dem einen Sinn: es kann am 12. November im ganzen Reich nur eines geben: Ja und nochmals Ja! Für den neuen Reichstag! Die Vgte. Feuer- wehrkapelle, die ſich erneut bereitwilligſt in den Dienſt dieſer hohen deutſchen Sache geſtellt hat, vertrieb durch ſchneidige Märſche die Zeit bis zum Verſammlungsbeginn. Die Radidübertrag⸗ ung— Apparate vom Radiohaus Hanf— wurde in allen dichtbeſetzten Sälen ausgezeichnet verſtanden. Die von der SS gut vorgetragenen Sprechchöre dürften ihre Wirkung nicht verfehlt haben. Nach dem Einmarſch der Fahnen und Begrüßung des Referenten, aller Anweſenden, dem Geſangsvortrag der hieſigen Geſangvereine, die mit dem deutſchen Sängergruß ihren Bun⸗ desvorſitzenden begrüßten, einem ſchönen Prolog . Hilde Hofmann, führte Min Rat Pg. Ringshauſen etwa folgendes aus:„Der Kampf des Führers um ſein Volk!“ Was ein Jahrzehnt nicht glauben wollte, was die ganze Welt nicht faſſen konnte: daß nur ein Mann das zerklüftete deutſche Volk in allen Ständen, Klaſſen, Berufen zu einen vermochte! Es war eine befreiende Tat und dafür muß ſich jeder Deutſche ihm, dem Führer anvertrauen, im un⸗ beugſamen Vertrauen und in Ehre! Das heu- tige Deutſchland iſt ein Deutſchland der Ge— ſchloſſenheit, das ſich in 8 Monaten auf ſich be- ſonnen hat, auf die Tat Adolf Hitlers geſtützt, an der die Welt nicht mehr vorbei gehen kann! Es entſtehen heute neue Werte in unſerem Volk, keine materielle, ſondern ideelle. Wir beurteilen den Menſchen nicht nach ſeinem Kleid, ſeinem Geld oder ſeinem Stand, ſondern nach ſeinem Charkterwert in der Volksgemeinſchaft, in der Nation! Iſt das Volk verloren, iſt auch der Mann verloren. Nicht Kanonen, nicht Maſchi⸗ nengewehre verlangen wir, wir verlangen Sicher— heit und Gleichberechtigung für unſer Volk! Damit wir nicht untergehen! Wie war es 1918! Man ſprach von Freiheit und die Knechtſchaft kam! Man ſprach von einem Parlamentarismus und er ging bankrott! Wir gingen in den letzten 15 Jahren von einer Konferenz zur anderen: und nach je— der Konferenz wurde es ſchlechter! Die Ver— zweiflung wurde größer, das Vertrauen entzog ſich aus dem Volkskörper. Endlich: am 30. Januar 1933, als unſer Volk faſt ganz am Boden lag, da beauftragte der greiſe Reichsprä⸗ ſident den beſten Deutſchen: Adolf Hitler: Wie war es doch zuvor? Wo waren die hohen Ideale der vielen Parlamegtarier, worin beſtand ihr Ideal: nur im Geldverdienen und den Schädel hielt die Maſſe der Arbeiter hin, während dieſe Sorte von„Führern“ den Zylinder aufſetzten und verdufteten im Ausland, um dort der deutſchen Arbeiter geypferten Gelder zu ver— praſſen. Der Kampf für Adolf Hitler und ſeine Getreuen war ſchwer, ſchwer gegen faſt 100 Jahre Liberalismus, gegen jahrzehntlange Korruption, aber er hat ihn aufgenommen, weil er glaubte, Deutſchland muß errettet werden! Der einfachſte und ſchlichteſte Menſch kam zuerſt, er folgte der Stimme ſeines Herzens: die ihn auf den rechten Weg verwies! Und wer kam zuletzt: die In⸗ telektuellen mit ihrem Bildungsdünkel und Kaſten⸗ geiſt! Und dieſer war es, der rechts und links trennte, der das Volk gegeneinander in Groll verſetzte. Und ſo ſah man beiden Seiten nicht, daß das Volk dabei zugrunde ging. Da kam der Nationaſozialismus! Eine ganze Welt ſtand gegen ihn! Der alte Staat wurde von ihm übernommen— und als wir hinein ſchauten, ſah er noch trauriger aus als wir glaubten. Der alte Staat hatte keine Fundamente, der nat. ſoz. Staat hat dagegen ein ſtarkes Funda⸗ ment Viernheim ſteht in deutſcher Treue zu„Ja“ Die 2. Maſſenkundgebung. Was hat der Führer getan: er hat Deutſch⸗ land aus dem Chaos der faſt 3 Dutzend Par⸗ teien gerettet, die uns nach außenhin als ein Volk zeigten, das in ſeiner Zerriſſenheit kein Weltfaktor mehr darſtellte! Man erinnere ſich an den 1. Mai, den Tag der deutſchen Ar- beit, an den 1. Oktober, den Tag des Land- wirts und an den Tag des Handwerks! Keine Dividende darf verteilt werden, ſolange noch Volksgenoſſen arbeitslos ſind! Wir bekennen uns zum Nationalſozialismus, weil wir verlan⸗ gen, daß einer dem andern hilft und fordern, daß ſich jeder Deutſche zu ſeinem Vaterland be⸗ kennt! Selbſterhaltung und Gerechtigkeit, das iſt Sozialismus! So haben wir das große Winterhilfswerk ins Leben gerufen, vom deutſchen Staate aus, der verpflichtet iſt und ſich ver⸗ pflichtet fühlt für all ſeine Volksgenoſſen! Nur mit Vertrauen, Glauben und Hoffnung wird Adolf Hitler das deutſche Volk höher führen, zum Anſehen in der Welt wieder bringen. Glück und Segen wird niemals durch Hinterofenſitzen zu erreichen ſein, ſondern nur durch Kampf und immer wieder Kampf, denn der Feind ſchläft nicht Deshalb muß das Volk wach ſein und kämpfen, für Ehre und Freiheit! So muß der Kampf freudig geführt werden. Worin liegt dieſe freudige Kraft zum Kampf und zum endgültigen Sieg? In dem Willen, dieſes neue Reich auf ewigen, natürlichen Werten aufzubauen und auf Jahrtauſende zu feſtigen. Der Glaube an Gott, die Liebe zum Vaterland, die Heimat, die Mutter, das iſt der Inbegriff deutſchen Weſens! Der Führer ſagte: wer im Himmel keinen Gott hat, hat auch auf Erden kein Vaterland! Das muß der Inbegriff werden für unſer Volk. Wer Pflichten erfüllt, hat auch Rechte. Aber am Anfang ſteht die Pflicht. Und die muß freudig und freiwillig ſein. Damit wird die Freiheit erkämpft— im Symbol des Hakenkreuzes, unter dem Hunderte ihr Leben ließen. Darunter ſoll der Kampfgeiſt lebendig bleiben, damit unſere Jugend ihn erfaſſe in dem Gedanken: Alle für einen, einer für Ake! Sie ſoll das Symbol des Kampfes, das lebendige Braunhemd in ſich aufnehmen in Treue und Ehre! Wer Charakter hat, hat Ehre, wer keinen Eharakter hat iſt ein Lump! Es geht nur um die deutſche Ehre! Der Führer ſagt, meine Kraft ſeid Ihr, meine Volksgenoſſen, ich brauch keine Waffen! Wir ſind kein Volk zweiter Klaſſe! Darum geht es am nächſten Sonntag! Die Welt will ein ſtarkes Geſchlecht im deutſchen Land, ein lebendigen Geiſt im Sinne des Führers! Wir ſind abgerüſtet, die Anderen ſind bis an die Zähne bewaffnet! Warum, weil wir wehr⸗ los ſind! Und der deutſche Michel mußte all die Jahre herhalten, wenn die hochgerüſteten Staaten im Völkerbund gegeneinander rüſteteten, denn ſie trauen ſich ja ſelbſt nicht! Wir wollen unſere Ehre, wir wollen unſere Gleichberechtig⸗ ung wahren: und dafür ſteht Adolf Hitler! Er ſagt dem Völkerbund: nein, weil er die Rettung der Nation will! Der Führer ruft dazu auf am 12. November. Jeder Deutſche muß hinter dem Führer ſtehen und wer es nicht tut iſt ein Verräter am Volk! Er wird danach bemeſſen werden. Das deutſche Weſen, die deutſche Heimat, dieſe Werte der völkiſchen Verbundenheit ſollen am Sonntag ihre Entſcheidung erfahren. Mit innerer Glut muß jeder Deutſche am 12. Nov. eintreten: für ſeine Ehre, für ſein Vaterland, damit die Welt ſagen kann: Deutſchland, Deutſch land über alles! Mit tiefer Ergriffenheit wird das Nationallied geſungen! Ein Liedervortrag des Maſſenchors„Maienſonntag“ ſchließt ſich an. Ortsgruppenleiter Pg. Franzke dankte Pg. Ringshauſen für ſeine vortrefflichen Ausführungen, die gewiß für die Wahl das beſte erhoffen laſſen. Ein dreifaches„Sieg Heil“ auf die verdienten, alten Kämpfer wurde freudig aufgenommen. Allen herzlichen Dank, die an dieſem Abend ſich zur Verfügung ſtellten. Mit dem Kampf⸗ lied Horſt Weſſel's nahm dieſe erhebend mäch⸗ tige Kundgebung ihr Ende in einem dreifachen „Sieg Heil“ auf Führer und Reichspräſidenten. Ula Cart Ff Wintern. Wie ſeit Jahren, hilft auch dieſes Jahr in noch größerem Maße Herr Carl Fritz, Inhaber der bekannten, rein ariſchen Schu h- firma Carl Fritz& Cie, Mannheim, durch Schenkung von 400 Paar guter, warmer Schuhe an ältere, arme Leute. Ausgabe erfolgt durch die Vermittlung des Fürſorgeamtes an 4 beſtimmten Tagen im Geſchäft He 1, 8, Breiteſtraße. 5 Jahre Zuchthaus für Gakltenmord. Mannheim, 7. November. Vor dem Mannheimer Schwurgericht hatte ſich am Montag der Kaſſenbote Lorenz Endlich aus Ludwigshafen, wohnhaft in Mannheim, wegen Totſchlags zu verantwor— ten. Der Angeklagte hatte am Morgen des 7. Auguſt während einer Auseinanderſetzung eine Frau mit einer Armeepiſtole erſchoſ⸗ ſen. Der Streit war entſtanden, weil End— lich die eheliche Treue nicht gehalten und ihm ſeine Frau deswegen Vorwürfe gemacht hatte. Nach der Tat hatte ſich Endlich der Po⸗ lizei ſelbſt geſtellt. In der Verhandlung gab der Angeklagte an, ſeine Frau habe ihn töd⸗ lich beleidigt, ſodaß er nicht nur ſie erſchoß, ſondern auch ſich habe erſchießen wollen. Daß er das nicht getan habe, ſei nur darauf zu⸗ rückzuführen, daß die Piſtole zweimal verſagt habe. Endlich mußte zugeben, daß er ſeiner Frau die eheliche Treue nicht gehalten und ſie ſogar mit einer Krankheit, die er ſich bei anderen Frauen zugezogen hatte, ange— ſteckt habe. Der Staatsanwalt beantragte ge— gen den Angeklagten acht Jahre Zuchthaus, das Gericht verurteilte ihn zu fünf Jahren, drei Monaten Zuchthaus, wobei es ihm mil— dernde Umſtände verſagte. Märkte und Börſen vom 6. November 1933. (Ohne Gewähr.) Frankfurter Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 878 Ochsen, 108 Bullen, 490 Kühe, 447 Färſen, 394 Kälber, 236 Schafe und 4031 Schweine. Marktverlauf: Großvieh ruhig, Ueberſtand: Kälber langſam; Schafe rege, geräumt; Schweine gedrückt, Ueberſtand. Schweine über Notiz verkauft wurden 2 Stück zu je 54, 39 Stück zu 83, 127 Stück zu 52 Mark per 50 Kilo Schlachtgewicht. Preiſe: Ochſen a) 1. 29 bis 31, a) 2. 26 bis 28, b) 20 bis 25; Bullen a) 27 bis 30, b) 23 bis 26 Kühe: a) 23 bis 27, b) 19 bis 22, c) 15 bis 18, d) 11 bis 14; Färſen a) 29 bis 32, b) 26 bis 28, c) 22 bis 25; Kälber, Sonderklaſſe ohne Notiz, a) 35 bis 39, b) 29 bis 34, c) 24 bis 28, d) 20 bis 23; Schafe: e) 26 bis 28, f) 23 bis 28, g) 18 bi 22; Schweine b) 48 bis 51, c) 47 bis 80, d) 43 bis 49 Mark per 50 Kilogramm Schlachtgewicht. Frankfurter Getreidegroßmarkt. Es notierten: Weizen 193, Roggen 161 bis 162, Sommergerſte 181 bis 183.50, Hafer inl. 37.50, alles per Tonne, Weizenmehl Spe⸗ zial Null mit Austauſchweizen 28.75 bis 29.65, dito ohne Austauſchweizen 27.25 bis 28.15, Roggenmehl 22.50 bis 23, dito ſüddeutſches 23.50, Weizenkleie 9.75, Roggenkleie 9.25, Soyaſchrot 14.65 bis 15, Palmkuchen 14.30, Erdnußkuchen 16.30 bis 16.65, Heu ſüdd. 6, Weizen⸗ und Roggenſtroh drahtgepreßt 2 bis 2.25, dito gebündelt 1.60 bis 2, Treber 16.50. Mannheimer Produktengroßmarkt. Offizielle Preiſe des Mannheimer Groß⸗ marktes für Getreide und Futtermittel per 100 Kilo waggonfrei Mannheim: Weizen inl. 19.50 bis 19.60, Feſtpreis Bezirk 9 18.90, Bezirk 10 19.10, Bezirk 11 19.40, Roggen füdd. 16.40 bis 16.50, Feſtpreis Bezirk 9 15.90, Bezirk 8 15.60, Hafer inl. 14, Sommer⸗ gerſte inl. 18 bis 19, Pfälzergerſte 18.50 bis 19.50, Futtergerſte 16.75 bis 17; Mais mit Sack 18.50, Erdnußkuchen 16.25 bis 16.50, Soyaſchrot 14.50 bis 14.75, Rapskuchen 12 bi 12.25, Palmkuchen 14.25, Kokoskuchen 17, Seſamkuchen 16.50, Leinkuchen 17, Biertreber mit Sack 16.50, Trockenſchnitzel 8.75 bis 9, RRohmelaſſe 8.25 bis 8.50, Wieſenheu loſe⸗ 5.40 bis 5.70, Rotkleeheu 5.70 bis 6, Lu⸗ zernekleeheu 7, Preßſtroh Roggen und Weizen 2, Hafer und Gerſte 1.80 bis 2, Preßſtroh gebündelt Roggen und Weizen 1.40 bis 1.70, Hafer und Gerſte 1.20 bis 1.40, Weizenmehl Spezial Null mit Austauſchweizen 29.40, De⸗ zember 29.55, Januar 29.70, Weizenmehl Spe⸗ zial Null aus Inlandsweizen 27.90, Dezem⸗ ber 28.05, Januar 28.20, Roggenmehl nordd. 21.50 bis 22.50, pfälziſches und ſüddeutſches 22.75 bis 23.75, Weizenkleie feine mit Sack 9.75, grobe 10.25, ee 8.75 bis 9.50, Weizenfuttermeh! 10.75, Roggenfuttermehl 10.25 bis 12.50, Weizennachmehl 14.50 bis 15.75. Tendenz: Getreide und Mehl ruhig, Futtermittel ſtetig.