e fee Kirchweihe 1933 Die hiesigen Saalwirte halten während den Kirchweihtagen ihre N 5 e Gaſthaus zum Ochſen Sonntag, montag u. Dienstag ſowie hachkirchweihe grosse i Stimmungs⸗ 5 Konzerte Gute Speiſen und Getränke! Stimmung!—— Humor! Zum Waldſchlößzchen Wir empfehlen während den Kirchweihtagen unſer Lokal zum angenehmen und gemütlichen Aufenthalt Radio⸗-Konzert 14 Speiſen und Getränke! Biernheimer Anzeiger (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Um geneigten Zuſpruch bittet watthäus Kempf und Frau — „Zum Gold. Lamm“ Kirchweih⸗ Sonntag, montag, Dienstag Sowie Hachkirchweih ausgeführt von der Kapelle Mack⸗ Mannheim nn ff. Speiſen und Getränke Es ladet freundlicbst ein Ludwig Blömker und Frau. e ö Gaſthaus zum Eichbaum ibaber Wit Wunder Ueber die Kirchweihe täglich ab 5 Uhr nachmittags ö ö ö Original Bayerische 0 g 0 ene i mit humoristischen Einlagen Es ladet frdl. ein Der Bayernsepp .. wm Wir sind in jeder Hinsicht gerüstet! unnd Tanzstätten bestens empfohlen. Die Viernheimer Einwohnerschaft sowie Umgegend laden wir herzlichst ein. Die Saalwirte von Vheim emen guad gamma * Gasthaus Wir empfehlen unser Lokal während den Kirchweihtagen zum angenehmen Aufenthalt. Für schöne Unterhaltung it Gorge getragen. Es ladet freundlichst ein Familie Michael Beihert. m Anker Ueber die Rirchweihtage Stimmungs⸗ Es ladet freundlichſt ein Der Wirt 5 Zum halben Mond Z ur K re h Weihe finden Sie angenehmen Aufenthalt im Schiller ⸗Calé. Gut gepflegte Weine, gute Speiſen u. friſche Backwaren werden verab- reicht.— Es ladet höfl. ein Familie Joh. Klee Honzerte Gute Speisen u. Getränke Aim pllgem Jord ueber die Kirchweihe gaſtiert der Hahne ⸗Schorſch mit ſeiner Truppe und Summungs- Kapelle W bei uns. Wir laden hierzu recht freundlichſt ein ber Schorsch und der Wirt. * 2 2 Eichbaum Bier!! Gepflegte billige Weine!! Es ladet freundlichſt ein nik. Martin, Frau Sl Se„e * Während den Kirchweihtagen findet gutbeſetzte⸗ Konzert einer erſtkl. Künſtlerkapelle dal. 8 ͤͤ—U— ˙ Porzügliche Speiſen u. Getränke Es ladet herzlichſt ein Familie Peter Buſalt. Achtung! Achtung! Zum Deulſchen Michel An den 3 Kirchweihtagen groß. Stimmungs Komiker. Der benannte Bapern-Soph Eintritt frei!— Gute Küche ff. Weine la. Biere Es laden freundlichſt ein Die Wirtin. Der Bayern ⸗Sepz. Arenwel-Momag Frunschonnennozer Rippchen mit Kraut. — Aufruf! Enttäuſchung ſein.— weihe das, was es ſein ſoll ein Feſt der wahren Heil Hitler! — Gaſtwirte⸗Verein. R. E.V. Ortsgruppe Viernheim. Die Viernheimer Gaſtwirte wenden ſich an die geſamte Be⸗ völkerung mit der Bitte der reſtloſen Unterſtützung auf Kirchweihe. Wir werben um Sie! Beſuchen Sie während der Kirchweihe die Viernheimer Gaſt. ſtätten, vergeßt nicht unſere notleidenden Kollegen.— Das Jahr der Wiedergeburt des deutſchen Volkes darf für die Gaſtwirte keine Macht deshalb aus der Viernheimer Kirch- nationalen Volksgemeinſchaft! Gastwirte ⸗Uerein Viernheim. eee Ualtin Brechtel und Frau 12 85 Achtung! Web — .. ˙—. BSahnhofs⸗Keſtaurant== Rirehweih⸗Sonntag, Montag, Dienstag 5 f N Julbeseliles Honzert: ja. Getränke. Speisen aus eigener Schlachtung. Franz Schneider und Frau. ———— ̃— Es ladet freundlichſt ein S D „Die Wand des Todes“ in Viernheim vom 12.14. November zur Kirchweihe. Nie wiederkehrende Gelegenheit, den tollkühnſten aller Motorradfahrer an der ſteilen Wand zu bewundern! Achtung! Zur Gambrinus halle“ N J gemütliches Verkehrslokal—— 0 Während den Hirchweintagen gutheselztes KONZERT durch eine erstklassige Künstlerkapelle. Zum Besuche ladet freundlichst ein 1—. ‚———— SSS 0 Familie Michael Faltermann. 0 W Forzügiche NHüche.: Prima Cetränke. 0 0 ö S οανοοοπονοονοννοονπνπ τπα/ꝰꝗοοοννονονο Zur Kirehweihe wieder dchmis belleble ſowie die bekannte Es ladet freundlichſt ein Der Unternehmer d D D οοο eingetroffen: 8 Ralo-Aobiesse 1 wieder Spezialitäten in ſüämtlichen Narben ſchokoladen ſowie ſtets friſche 8 . S Auch in dieſem Jahre iſt zur Rirchweihe die Conditorei Neitz an weſen d eigene Fabrikation. — Um geneigten Zuſpruch bittet Der Beſitzer . S SS Kennen Sie die Gebrüder Mallbaeh 2 5 8— U e ein lam Hirehner. e Sonntag, Montag und Dienstag ö UI u baden ul Uber dn Mchwole 17 7.30 Uhr ab in der Wirtſchaft „zum neuen Bahnhof Dort gaſtiert die bellehte Komikertruppe ue lusügen Lerchen vo Ten 2 Damen! 2 Herren! Der Apparat brummt! Zu einem freundlichen Beſuche ladet ergebenſt ein Die Direktion Mich. Faltermann u. Frau am Montag Vorm. Founschoppenkonzert bei Rippchen mit Kraut. Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal-Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 2 Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Maren 1 e Viernheimer Zeitung Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor— mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriſten bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Nummer 264 Montag, den 13. November 1933 50. Jahrgang eutſchlands„Ja“ zum Nuf des Führers die Antwort an die Welt— Höchſte Wahlbeteiligung und allgemeine Zustimmung— Das Velenntnis zu Volk und Ehre Fahnen heraus! Der Sieg der deutſchen Einigkeit. Berlin, 13. November. Zur Feier des überwältigenden Bekenntniſſes des deutſchen Volkes zu Adolf Hitler und ſei⸗ ner Politik des Friedens und der Ehre hat die Reichsregierung für den Montag Beflag⸗ gung der Dienstgebäude angeordnet. Das Reichspropagandaminiſterium erſucht die ge⸗ ſamte Bevölkerung, dem großen Sieg der deut⸗ ſchen Einigkeit durch allgemeine Beflaggung feſtlichen Ausdruck zu verleihen. Vorläufiges Geſamtergebnis Berlin, 13. November. Die vorläufige Zählung aller zu den Wah⸗ len abgegebenen Stimmen ergab: Reichstagswahl: Abgegebene Stimmen NSDAP. Ungültig Volksabſtimmung: Abgegebene Stimmen 43 464 420 Ja 40 618 147 Nein 2 025 366 Angültig 790 910 43 007 877 39 625 288 3352 289 der Wahltag im Neich Ruhe, Ordnung und ſtärkſte Beteiligung. Der Wahltag unterſchied ſich von den frühe⸗ ren Wahlen. Während früher das Straßenbild ſehr ſtark von der Polizei beherrſcht war, ſah man diesmal nur ſehr wenig davon. Auch das ſonſt ſo bunte Bild des„Fahnenkrieges“ hat ſich diesmal erheblich gewandelt. Es iſt kein„Fahnenkrieg“ mehr, es iſt allüberall ein leuchtendes, wogendes Fahnenmeer ge⸗ worden, das den Beſchauern in unzähligen Mengen von allen Häuſern und Fenſtern die Symbole des alten und des neuen Deutſch⸗ land zeigt. Ein eindringliches Zeichen für den geſchloſſenen Willen des deutſchen Volkes. In der Neichshauptſtadt flatterten aus beinahe allen Fenſtern die ſchwarz⸗weiß⸗roten und die Hakenkreuzfah⸗ nen, Ueber die Straßen ſpannten ſich Spruch⸗ bändern. Bereits nach Eröffnung der Wahl⸗ lokale um 9 Uhr ſetzte ein Andrang ein, wie er bisher um dieſe Zeit noch nicht beobachtet wurde. Bald ſind die Straßen angefüllt mit Menſchen, die alle ſtolz die Abſtimmungsna⸗ del mit dem„Ja“ tragen. Einen beſonderen Anziehungspunkt bildeten wie immer die Jahllokale, in denen der Reichspräſident und die Mitglieder der Reichsregierung wählen. Diesmal war das zuſtändige Lokal für die Vertreter der Reichsregierung die Gaſtſtätte „Zum Fürſten Bismarck“ in der Jägerſtraße. Eine nach Tauſende zählende Menſchenmenge hatte hier bereits kurz nach 8 Uhr ſich einge⸗ junden, und als der Reichspropagandamini⸗ ſter Dr. Göbbels am Lokal vorfuhr, wur⸗ de er mit brauſenden Heilrufen begrüßt. Punkt 9 Uhr gab der Miniſter als erſter in dieſem Wahllokal ſeine Stimme ab. Der Keichspräſidenk wählt. Dem Reichspräſidenten, der von dem Staatsſekretär Dr. Meißner begleitet war, wurden bei ſeinem Erſcheinen vor dem hllokal gleichfalls begeiſterte Kundgebun⸗ gen dargebracht. Vor ſeinem Eintritt begrüß⸗ e er noch eine Reihe von Schwerkriegsbeſchä⸗ digten, die ſich teilweiſe in ihren Rollſtühlen tten herfahren laſſen. Eine Schar kleiner Kinder überreſchte dem Reichspräſidenten einen Blumenftrauß; ſie waren voller Freu⸗ de, als ſich der Reichspräſident kurze Zeit mit ihnen unterhielt. Dann ſchritt der erſte e des Deutſchen Reiches zur Stimmab— gabe. Der Wahlvorſteher und die Beiſitzer neh⸗ men ſlehend den Wahlumſchlag des Keichspräſidentlen entgegen, der in der Wahlliſte unter der 1 982 geführt wurde. Mit einem klaren markigen„Guten Mor— gen, verabſchiedete ſich der Generalfeldmar⸗ 0 vom Wahlvorſtand und den Anweſen— en. Die Kabinetksmitglieder. Gegen 10.15 Uhr erſchien die Gattin des Oberſten von Hindenburg, der— da ja die Reichswehr kein Wahlrecht beſitzt— als akti⸗ ver Reichswehroffizier nicht wählen kann, und gleich darauf Außenminiſter von Neu⸗ rath mit ſeiner Gattin. Auch er mußte, wie der Reichsjuſtizminiſter, der mit ſeiner Gattin und ſeinen drei kleinen Jungen das Wahllokal aufſuchte, den Angriff der vielen Preſſephotographen über ſich ergehen laſſen. Auch Vizekanzler von Papen und ſeine Gattin ſowie Staatsſekretär Feder gaben in demſelben Wahlraum ihre Stimme ab. In dem anderen Lokal innerhalb des Re⸗ gierungsviertels in der Taubenſtraße wähl⸗ ten Reichsverkehrs- und Poſtminiſter El z⸗ Rübenach, der preußiſche Juſtizminiſter Staatsrat Kerrl, der preußiſche Kultusmi— niſter Ruſt und Kapitularvikar Stein⸗ mann, das augenblickliche Haupt der Diözeſe Berlin. In den Mittagsſtunden erſchien Mi— niſterpräſident Göring in Begleitung ſei— nes Staatsſekretärs Körner. Beſonders eindrucksvoll war ein Propa— gandazug von Schwerkriegsbeſchädigten, die in ihren Rollſtühlen durch die Straßen ge— fahren wurden. Sie führten Plakate mit der Inſchrift„Deutſcher, haft Du ſchon gewählt? Wenn nein, dann ſind unſere Opfer um— ſonſt!“ Ueber den Verlauf des Wahlaltes im Reich liegen u. a. folgende Meldungen vor: In Eſſen leitete um Mitternacht feier— liches Glockengeläut Deutſchlands entſcheiden— den Tag ein. Nach den bis in den frühen Nachmittagsſtunden vorliegenden Meldungen aus allen Städten des rheiniſch-weſtfäliſchen Induſtriegebietes, vom Niederrhein, der Ruhr und dem Land der roten Erde hatten bereits in den Mittagsſtunden durchweg 80 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimmen abgegeben. Schon einige Stunden vor Schluß der Wahlhandlung wußte man es, das rhei— niſch⸗weſtfäliſche Induſtriegebiet, das Herz Deutſchlands, ſteht ohne Vorbehalt hinter der Regierung Hitler. In Trier hatten kurz nach 13 Uhr faſt 90 Prozent der Wähler in einzelnen Wahl— lokalen ihr Stimmrecht ausgeübt.— Aus Luxemburg kamen viele Hunderte dort wohnender Reichsdeutſcher nach Trier, um hier zu wählen. Hier an der Grenze iſt gegen früher ein wahrhaft begeiſterter An— drang zur Wahlurne feſtzuſtellen. Schon in den erſten Wahlſtunden krafen auf dem Aachener Bahnhof die Mitglie- der der Botſchaft in Paris, die deutſchen Vertretiungen in Brüſſel, Lüttich und Antwerpen ein, um ihrer Wahlpflicht zu genügen. Die deutſche Kolonie von Lüttich kam ge⸗ ſſchloſſen nach Aachen, aus Antwerpen kamen drei große Autobuſſe an. Aus Holland kamen Aachen gefahren waren, um ihre Stimme ab— zugeben. In den Wahllokalen herrſchte zeit⸗ weiſe ein beängſtigendes Gedränge. Bei den Dutzenden von Wahlgängen der letzten 15 Jahre hatte Köln ſtets eine der niedrigſten Wahlbeteiligungen. Wie anders war das Bild aber heute, ja der Anblick vor den Wahllokalen hatte ſich gegen früher der— art verändert, daß ſogar der gelaſſenſte Köl— ner beim Betreten des Lokals ein verdutztes Geſicht machte. Gegen Mittag ſtauten ſich die Stimm— berechtigten in Schlangen vor den Wahllokalen in München. Die Kriegsopfer marſchierten geſchloſſen zur Stimmabgabe. In Augsburg rief Trommelwirbel die Wählerſchaft bereits um 7 Uhr morgens auf. Aus Oeſterreich ſind im Grenzbahnhof Paſſau bereits zur Miktlagsſtunde rund 1000 keichsdentſche Mähler zur Abſtim⸗ mung eingetroffen. Ein Sonderzug um 12.25 Uhr brachte 800 in Oeſterreich anſäſſige Deutſche, darunter das Perſonal der deutſchen Geſandtſchaft in Wien. In Breslau ſetzte frühmorgens ſtar— kes Schneetreiben ein, das den ganzen Tag über anhielt. Gleich nach Beginn der Wahlzeit ſetzte in den Wahllokalen ein ſo ſtarker Betrieb ein, daß mit ſehr viel höherer Wahlbeteiligung als bisher zu rechnen iſt. Die begeiſterte Zuſtimmung der Bevölke— rung Oſtpreußens an der Wahlpropa— ganda der letzten Wochen zeigte Oſtpreußen auch diesmal als eine Hochburg des Natio— nalſozialismus. Reichsbiſchof Ludwig Müller, der gegen- wärtig in Königsberg weilt, gab in einem dorkigen e ſeine Skimme ab. Die Stadt Magdeburg hat do eifrig ge— wählt wie noch nie. Hitlerjugend und Er— wachſene hatten ſich in Sprechchöre vereinigt und durchzogen die Straßen. Bereits um 11.30 Uhr ſetzte überall der Schlepperdienſt ein. Auffallend ſtark war die Zahl der Kraft— wagen, die zur Verfügung geſtellt wurden. Ganz Mitteldeutſchland ſtand im Zeichen einer beiſpielloſen Begeiſterung. In Dresden, Leipzig, Halle war kaum ein Haus ohne Fahnenſchmuck. In Leipzig erinnert vom Hochhaus am Auguſtus-Platz allſtünd⸗ lich das minutenlange Heulen einer ber die ganze Stadt vernehmbare Sirene an die Pflicht, für Reich und Nation zu ſtimmen. der Führer wählt in Siemensſtadt Berlin, 13. November. Reichskanzler Adolf Hitler hal ſeine Stim- me nicht in dem kraditionellen Wahllokal des Regierungsviertels abgegeben. Der Führer iſt am Nachmittag nach Siemensſtadt gefah⸗ ren und hat dork im Kaſino ſeiner Wahl- pflicht genügt. Hollanddeutſche an der Wahlurne Emden, 13. Nov. Aus Holland trafen viele Auslandsdeutſche in den deutſchen Grenz⸗ orten ein, um dort ihrer vaterländiſchen Pflicht zu genügen. So trafen in Grönau(Weſtfalen) nachmittags gegen 5 Uhr etwa 900 auslands⸗ deutſche Wähler, u. a. aus Rotterdam und Amſterdam ein. Das NS KK. holte einen Teil von ihnen an der Grenze ab. In dem oſt⸗ frieſiſchen Grenzſtädtchen Bunde wählten bis halb 4 Uhr nachmittags 69 Auslandsdeutſche aus der holländiſchen Provinz Groningen, in Nordhorn(Grafſchaft Benthen) etwa 20. Abſtimmung auf der Iſtſee Neval, 13. Nov. Von den in Eſtland wohn⸗ Wähler, die eigens von Amſterdam nach palten Reichs deutſchen. deren Zabl etwa 700 beträgt, haben etwa 323 ihrer Wahlpflicht genügt, und zwar auf dem Dampfer„Danzig“, der zu dieſem Zwecke in die neutrale Zone des Finniſchen Meerbuſens hinausgefahren war. Bei der Reichstagswahl wurden 315 Stimmen für die Einheitsliſte abgegeben. Sechs Zettel waren ohne Vermerk und zwei ungültig. Bei der Volksabſtimmung wurden 320 Ja-Stim⸗ men und eine Nein⸗Stimme abgegeben, wäh⸗ rend zwei ungültig waren. Die Wahl dauerte mehrere Stunden, da hoher Seegang herrſchte. Ihrer Wahlpflicht haben auf dem Dampfer u. a. die deutſchen Geſandten in Reval und Riga genügt. Im höchſten Wahllokal München, 13. Nov. Das erſte Ergebnis im Reich lag bereits am Sonntag um 3 Uhr nachmittags vor. Auf dem höchſten Wahl⸗ lokal, und zwar auf dem Schneeferner⸗ haus auf der Zugſpitze wurden abgegeben: Reichstagswahl 107, davon NS. 103, ungültig 4 Volksabſtimmung: abg. St. 107, davon 106 Ja, ungültig 1. Im Kreuzeckhaus wurde gewählt: Reichs tag: abg. Stimmen 74, davon NS. 67, ung. 7; Volksabſtimmung: abg. St. 74, da⸗ von Ja 70, ung. 4. Kloſter ſtimmt 100 Prozent Ja München, 13. Nov. Im Kloſter„Zum gu⸗ ten Hirten“ in München wurden abgegeben: Reichstagswahl abg. Stimmen 202, davon NS. 200, ung. 2; Volksabſtimmung abg. 202, Ja 202. Wie Kislau wählte Im Konzentrationslager Kislau iſt das Er⸗ gebnis der Volksabſtimmung und Reichs⸗ tagswahl bei 32 Wahlberechtigten folgendes: Volksabſtimmung: 18 Ja, 11 Nein, 3 ungültig. Reichstagswahl: NS. 16, 16 ungül⸗ tig. * München, 13. Nov. Auf Wunſch der politi⸗ ſchen Polizei München wurde für die Schuz⸗ haftgefangenen in der Strafanſtalt Sta⸗ delheim und im Polizeigef ängnis ein fliegender Stimmbezirk eingerichtet. Dabe: ſtimmten 116 Inhaftierte mit Stimmſcheinen ab. Bei der Reichstagswahl ſtimmten 97 füt NS., während 23 Stimmen ungültig waren. Beim Volksentſcheid ſtimmten 102 mit Ja, 10 mit Nein, während 4 unqültig waren. Hindenburgs Wahlappell Kundfunkanſprache des Keichspräſidenken. Reichspräſident von Hinden burg hielt am Samstag eine Rundfunkanſprache, die durch ſämtliche deutſche Sender und zahlrei⸗ che ausländiſche Stationen verbreitet wurde. Der Herr Reichspräſident ſagte u. a.: Deutſche Männer und Frauen! Laſſen Sie auch mich in dieſer Stunde, da es um Lebensfragen deutſcher Gegenwart und Zukunft geht, einige Worte der Mah⸗ nung an Sie richten. Ich und die Reichsregierung, einig in dem Willen, Deutſchland aus der Zerriſſenheit und Ohnmacht der Nachkriegsjahre emporzufüh⸗ ren, haben das deutſche Volk aufgerufen, morgen ſelbſt über ſein Schickſal zu entſchei⸗ den und vor aller Welt zu bekunden, ob es die von uns eingeſchlagene Politik billigen und zu ſeiner eigenen Sache machen will. Lange Jahre ſchwächender Uneinigkeit liegen hinter uns. Dank der mutigen, zielbewußten und kraftvollen Führung des am 30 Januar von mir berufenen Reichskanzlers Hitler und ſeiner Mitarbeiter hat Deutſchland ſich ſelbſt wiedergefunden und die Kraft gewonnen, den Weg zu beſchreiten, den ihm ſeine natio⸗ nale Ehre und ſeine Zukunft vorſchreiben. um erſten Male nach langen Jahren der erſplitterung ſoll das deutſche Volk als ge⸗ chloſſene Einheit vor die Welt hintreten, einig in der Bekundung eines Willens zum Frieden, einig aber auch in ſeiner Forderung nach Ehre, Gleichberechtigung und Achtung der anderen. Arbeit und Neuaufbau im In⸗ nern. Friede, Ehre und Gleichberechtigung nach außen, das ſind die Grundpfeiler, auf denen Deutſchland ſein ſtaatliches Leben feſt errichten will. Wir wollen unſere Ehre wahren, aber wir wünſchen und erſehnen dabei einen wahrhaften Frieden. Es iſt Lüge und Verleumdung, wenn man uns im Ausland kriegeriſche Ausſichten un⸗ terſtellt. Niemand in Deutſchland verſpürt den Drang nach gewaltſamer Auseinander⸗ ſetzung. Wer, wie ich, in drei Feldzügen die Schreckniſſe des Krieges ſelbſt erlebt hat, wird keinen neuen Krieg wünſchen können und die Erhaltung des Friedens als ernſteſte Pflicht gegenüber dem deutſchen Volke und der gan— zen Welt anſehen. Die Reichsregierung hat durch den Mund des Reichskanzlers feierlich vor den anderen Völkern verſichert, daß wir aufrichtig die Verſtändigung wünſchen. Er hat wiederholt unſere Vereitwilligkeit ausgeſprochen, jeder tatſächlichen Abrüſtung der Welt freudig zuzuſtimmen und ſich auch zur vollſtändigen Entwaffnung bereit erklärt, inſofern ſich die anderen Völker zum Gleichen entſchließen. Mit unſerem ganzen Herzen wollen wir den Frieden, aber einen Frieden in Ehren und Gleichberechtigung. Wir haben die Abrüſtungskonferenz und den Völkerbund verlaſſen, nicht um damit gegen den Gedan⸗ ken der friedlichen Verſtändigung unter den Völkern zu demonſtrieren, ſondern um der Welt zu zeigen, daß es mit der bisherigen Methode der Unterſcheidung zwiſchen Sie⸗ gern und Beſiegten, zwiſchen gerüſteten und ahgerüſteten Staaten, zwiſchen freien und unfreien Völkern nicht weitergehen kann, um zu bekunden, daß eine wirkliche Verſtändi⸗ Rang und ein wahrer Frieden nur auf dem Boden der Gleichberechtigung möglich iſt. Wahllreisergebniſſe (Im 3. Abſatz die Ergebniſſe der Wahl vom 5. März.) Wahlkreis 1: Oſtpreußen. Reichstagswahl: abg. Stimmen 1407 443, NS. 1 368 906 ung. 38 537. Volksabſtimmung: abg. Stimmen 1415 661, Ja 1372 716, Nein 32 786, ung. 10 159. NSDAP. 697 600, SPD. 179 978, KPD. 107 087, Zentrum 80 794, Dn. 139 283. Wahlkreis 5: Frankfurt a. d. O. Reichstagswahl: abg. Stimmen 1 105 610, NS. 1045 718, ung. 50 905. Volksabſtimmung: abg. Stimmen 1 102 594, Ja 1052 605, Nein 36 103, ung. 13 886. NSDAP. 549 838, SPD. 185 579, KPD. 74 102, Zentrum 59 303, Dn. 110 087. Wahlkreis 6: Pommern. Reichstagswahl: abg. Stimmen 1230 004, NS. 1 171 734, ung. 58 270. Volksabſtimmung: abg. Stimmen 1234 778, Ja 1174774, Nein 44 229, ung. 15 575. NSDAP. 612 398, SPD. 176 376, KPD. 82 442, Zentrum 12 463, Dn. 184 614. Wahlkreis 7: Breslau. Reichslagswahl: abg. Stimmen 1068 853, NS. 1011359, ungülkig 57 494. Volksabſtimmung: abg. Stimmen 1076 263 Ja 1023 081, Nein 39 269, ungültig 13 913. NSDAP. 588 196, SPD. 225 542, KPD. 96 282, Zentrum 156 008, Dn. 83 671. Wahlkreis 9: Oppeln. Reichstagswahl: abgg. 874 627, Wahlbet. 95 Prozent, NSDAP. 835 723, un⸗ gültig 38 904. Volksabſt.: abgg. 879 179, Wahlbet. 96 Prozent, Ja 842 698, Nein 25 804, ungültig 10 677. NSDAP. 337075, SPD. 53 819, KPD. 72 097, Zentrum 252 016, Dn. 58 469. Wahlkreis 10: Magdeburg. Reichstagswahl: abg. Stimmen 1 126 483, NS. 1028 241, ung. 98 242. Volksabſtimmung: abg. Stimmen 1 135 509, Ja 1037 039, Rein 74 518, ung. 23 952. NSDAP. 497 824, SPD. 290 692, KPD. 111 200, Zentrum 19 271, Dn. 112 087. Wahlkreis 11: Merſeburg. Reichslagswahl: abg. Stimmen 976 165, NS. 901 550, ungültig 73 989. Volksabſtimmung: abg. Stimmen 985 623, Ja 912 358, Nein 54 202, ungültig 19 065. NSDAP. 417 666, SPD. 147 541, KPD. 193 465, Zentrum 13 810, Dn. 106 670. Wahlkreis 19: Heſſen-Naſſau. Reichstagswahl: abg. Stimmen 1724 093. NS. 1629 572, ungültig 94 521. i Volksabſtimmung: abg. 1 732 619, Ja 1672 605, Nein 39 590, ungültig 20 424. NSDAP. 775 972, SPD. 294 613, KPD. 141 258, Zentrum 219 087, Dn. 76 309. Wahlkreis 20: Köln-Aachen. Reichstagswahl: abg. Stimmen 1510 663, Voltsabſtimmung: abg. Stimmen 1524 225, Ja 1 407 674, Nein 83 376, ung. 33 175. NSDAP. 396 216, SPD. 158 736, KPD. 188 051, Zentrum 472 824, Dn. 7 921. Wahlkreis 21: Koblenz ⸗Trier. Reichstagswahl: abg. Stimmen 828 736, NS. 774 511, ungültig 54 225. Volksabſtimmung: abg. Stimmen 828 736, NS. 774 511, ungültig 54 225. Volksabſtimmung: abg. Stimmen 834 001, Ja 800 760, Nein 18 785, ungüllig 14 456. NSDAP. 283 065, SPD. 52 118, KPD. 44 298, Zentrum 301 020, Dn. 44 571. Wahlkreis 25: Niederbayern. Reichstagswahl: abgg. 839 565, NSDAP. 789 707, ungültig 49 858. Volksabſt.: abgg. 843 664, Wahlbet. 97 Prozent, Ja 811396, Nein 21312, ungültig 10 956. NSDAP. 281072, SPD. 67113, KPD. 37 492, Bayeriſche Volksp. 269 902, Du. 14 208. Wahlkreis 27: Pfalz. Reichstagswahl abgg. 639 974, NSDAP. 619 952, ungültig 20 022. 1 1 Volksabſtimmung abgg. 643 762, Ja 625 000, Nein, 14931, ungültig 3831. NSDAP. 273 581, SPD. 89 404, K Pd. 53 153, Zentrum 133 402, Dn. 14 592. Wahlkreis 28: Dresden-Bautzen. Reichstagswahl: abg. Stimmen 1322 811, NS. 1210 523, ung. 112 283. Volksabſtimmung: abg. Stimmen 1339 670, Ja 1256 116, Nein 55 539, ung. 28 015. NSDAP. 538 330, SPD. 350 683, KPD. 164 997, Zentrum 24103, Dn. 94 656. Wahlkreis 31: Württemberg. Reichstagswahl: abgg. 1 825 452, NSDAP. 1 729 724, ungültig 95 728. Volksabſt.: abgg. 1836 799, Ja 1776 008, Nein 38 792, ungültig 21999. NSDAP. 662 354, SPD. 231 925, KPD. 144 343, Zentrum 279 948, Dn. 80 560. Wahlkreis 32: Baden. Reichstagswahl: abg. Stimmen 1567 176, NS. 1452311, ung. 114 865. Volksabſtimmung: abg. Stimmen 1580 424, Ja 1503 893, Nein 49 417, ung. 27 114. NSDAP. 627 276, SPD. 164965, KPD. 134 722, Zentrum 350 495, Dn. 50 387. Wahlkreis 35: Mecklenburg. Reichstagswahl: abg. Stimmen NS. 345 348, ung. 62 857. Volksabſtimmung: abg. Stimmen 616 834, Ja 551 714, Nein 51 108, ung. 14 012. NSDAP. 267 633, SPD. 147 974, KPD. 41 439, Zentrum 4450, Dn. 83 016. Frankfurt a M.⸗Stadt. Reichstagswahl: abgg. Stimmen 410 000, NSDAP. 368 000, ungültig 49 000. Volksabſtimmung: abgg. Stimmen 415 000, Ja 387000, Nein 28000 und un— gültig. 608 205, Stadt Stuttgart. a Volksabſt.: Wahlbeteiligung 304 655, Wahlber. 315 855, Ja 289 486, Nein 11 122, ungültig 4047. Reichstags w.: Wahlbet. 301433, Wahlber. 315855. NSDAP. 278 500, NSDAP. in Prozent der Wahlbet. 92,6, ungültig 22 933. s, MlARl L Der Wahltag in Baden Für Ehre, Freiheit und Recht. In allen badiſchen Städten und Dörfern flatterten die Fahnen zum Zeichen der Freude über die endlich gelungene deulſche Einigung. An den Häuſerfronken und quer über die Skraßen gezogenen Transparenten wird das allen Deutſchen ſelbſtverſtändliche„Ja“ für Hitlers Politik verkündet. In Acht und Bann iſt die unſelige Zwietracht der Parteien. In heiliger vaterländiſcher Stimmung vollzog ſich im ganzen badiſchen Lande das Ringen mit dem Stimmzelkel um Deutſchlands Ehre, glei- ches Recht und Freiheit. So wurde der Gang lh Wahlurne zu einer vaterländiſchen Wall⸗ ahrt und der 12. November zu einem natio- nalen Feiertag mit imponierender Größe, der aller Welt die Anerkennung und Achtung ab- ringen muß und glückhaft den Weg in die deutſche Jukunft weiſt. Die Landeshauptſtadt wählt Karlsruhe, 13. November. Fanfarenklänge und Trommelwirbel laſſen in Karlsruhe in den frühen Morgenſtunden das Signal zu dieſer einzigartigen Schlacht des Friedens und der Arbeit ertönen. Während Sprech⸗ chöre der Hitlerjugend durch alle Stadtteile zogen, eilten die Wähler ſchon am Vormittag ſich dort oft Hunderte in langen Schlangen war ſchon nahezu hundertprozentig gewählt worden. Auch aus den Städten 0 Ettlingen, Durlach und Raſtakt, wie auch aus den Ortſchaften wurde über eine ſehr ſtarke Wahlbeteiligung berichtet, die 195 Vormittag bereits 60⸗ und mehr prozen⸗ ig war. Mannheim im Zeichen der Wahlen Starke Beteiligung, keine Zwiſchenfälle. Mannheim, 13. November. Mit Trompetenſignalen und Böllerſchüſ⸗ ſen wurde die Bevölkerung Mannheims NS. 1350 014. una. 160 349. eine Fli ſeiner Politik, die Ehre, Friede, Freiheit, Ar⸗ in ſolchen Scharen zu den Stimmlokalen, daß anreihten. Bis in die erſten Mittagsſtunden ſchon ver Tagesgrauen an re Wame! flicht erinnert. Sprechchöre zu Fuß und ie Hitlerjugend auf Laſtkraftwagen durchzogen werbend die Straßen, während erſtaffel während des ganzen Vor⸗ ahlaufrufe abwarf, Um 9 Uhr be⸗ reits ſetzte in allen Wahllokalen lebhafter Andrang ein, keiner wollte der Letzte ſein, ſeine Stimme für des Reiches Frieden und Freiheit abzugeben. Viele Vereine marſchier⸗ ten vor dem Kirchgang geſchloſſen zur Wahl. Um 11 Uhr vormittags war bereits eine Wahlbeteiligung von 50 bis 60 Prozent zu verzeichnen. Auch der Kranken und Gebrech⸗ lichen hatte man gedacht. Nationale Ver⸗ bände und Vereine ſorgten für ihre Beför⸗ derung zur Wahlurne. g Zwiſchenfälle irgendwelcher Art ereigneten ſich nicht. Ganz Mannheim, das kann ſchon vor der endgültigen Feſtlegung des Wahler⸗ gebniſſes geſagt werden, ſteht geſchloſſen hin⸗ ter ſeinem Volkskanzler Adolf Hitler und mittags beit und Brot will. der Wahltag in Freiburg Freiburg. 13. November. Auch Freiburg zeigte am Tage der Volks⸗ abſtimmung und der Reichstagswahl das gleiche Bild wie die Landeshauptſtadt. In der Feſthalle ſprach am Samstag abend noch ein⸗ mal Reichsſtatthalter Robert Wagner zu mehreren Tauſend Wählern. Am Wahltage verſammelten ſich die ſtädtiſchen Angeſtellten und Arbeiterſchaften noch zu einer großen Kundgebung. Zu den Wahllokalen herrſchte ſchon in den Vormittagsſtunden ein ungeheu⸗ rer Andrang. Bis um die Mittagsſtunden hatten bereits 75 Prozent der Wahlberech— tigten ihrer Wahlpflicht genügt. 7 Fanderzüge aus der gchweiz In Lörrach traf kurz nach Mittag der Extrazug mit den aus Genf, Bern, Luzern und Baſel mitgekommenen über Tauſend Deutſchen ein, von der ſpalierbildenden Be— völkerung mit Heilrufen begrüßt. In einem beſonders für die Auslands- deutſchen eingerichteten Wahllokal wurde gruppenweiſe der Wahlakt vollzogen. An⸗ ſchließend fand in der Lörracher Jeſthalle ein Heimatabend ſtatt. Das gleiche freudig be⸗ wegte Bild bot die Stadt Waldshut, wo mit zwei Extrazügen, die in Zürich, Davos, Gla⸗ rus, Schaffhauſen uſw. lebenden Deutſchen eingetroffen waren. Auch die Rhein- und Grenzorke Koblenz(bei Waldshut), Säckin⸗ gen und Rheinfelden hatten ſtarken Beſuch der Auslandsdeutſchen, die überall Gegen- ſtand herzlicher Aufmerkſamkeit waren. Wahlkreis Baden Reichstagswahl: Wahlberechtigt Abgegebene Stimmen NSDAP. Ungültig Volksabſtimmung: Jae Stimmen a Nein Ungültig Einzelergebniſſe Stadt Karlsruhe. Amtl. Geſamterg.: Reichstagswahl: abg. St. 109 062, NS. 98 821, ung. 10741.— Volks⸗ abſtimmung: abg. St. 110 295, Ja 103 498, Nein 4662, ung. 2135. Stadt Mannheim. Reichstagswahl: Wahlber. 204837, abg. St. 188 828, NS. 168 987, ung. 19 841.— Volksabſtimmung: abg. Stimmen 190 862, Ja 176 796, Nein 10398. ung. 3668. Pforzheim. Reichstagswahl: abg. Stimmen NS. 52 106, ung. 2689.— Volksabſtimmung: Ja 54 253, Nein 853, ung. 779. Baden⸗Baden. Reichstagswahl: NS. 19 331 ung. 1550.— Volksabſtimmung: Ja 20312, Nein 584, ung. 348. Heidelberg⸗Stadt. Wahlb. 57793 und 3631 Stimmſcheine. Reichstagswahl: abg. Stimmen 58 902, NS. 53 877, ung. 5025.— Volks⸗ abſtimmung: Ja 55 968, Nein 2526, ung. 1028. Bezirk Meßkirch. Reichstagswahl: NS. 9119, ung. 594.— Volksabſtimmung: Ja 9347, Nein 392, ung. 225. Bezirk Pfullendorf: Reichstagswahl: NS. 6052, ung. 367.— Volksabſtimmung: Ja 8237, Nein 99, ung. 115. Bezirk Ueberlingen: Reichstagswahl: NS. 18 627, ung. 1113.— Volksabſtimmung: Ja 19 031, Nein 391, ung. 358. Bezirk Müllheim. Reichstagswahl: NS. 13 591, ung. 613.— Volksabſtimmung: Ja 13 915, Nein 202, ung. 214. Bezirk Ettlingen: Reichstagswahl: 20077, ung. 1821.— ol Vksabſtimmung: Ja 20 752, Nein 795, ung. 508. Bezirk Tauberbiſchofsheim. Wahlber. 24 119. Reichstagswahl: NS. 23 073, ung. 775.— Volksabſtimmung: Ja 23 510, Nein 134, ung. 268. Heidelberg⸗Land. Wahlbet. 95 Prozent. Reich babe NS. 35 214, ung. 2707.— 1647 452 1 567 176 1452 311 114 865 1580 424 1 503 893 49 407 27 114 NS. Die Pfalz tat ihre Pflicht! Das Ja zum Ruf des Führers. Wie im ganzen Reich ſo ſind auch in der Pfalz der Wahlſonntag in Ruhe und Ordnung und der Wahlakt unter größter Anteilnahme der Bürger verlaufen. Es gab keinen Ort in der Pfalz und in den Orten wohl kein Haus, die nicht feſtlich geſchmückt waren. Pflichtgefühl und vaterländiſche Begeiſterung trieben alle, dem Ruf des Führers zu folgen und mit dem Stimmzettel und ihrem„Ja“ ein⸗ 1 8 für Deutſchlands Ehre und die deut⸗ che Zukunft. Ludwigshafen falt hundertprozentig Ludwigshafen, die pfälziſche Großſtadt, die Stadt der großen Induſtriewerke, der Ich. Farben, der Maſchinenfabriken, feierte den 12. November als einen Großtag der Nation. Als um 9 Uhr die Wahllokale ihre Pforten öffne⸗ ten, ſtanden die Menſchen ſchon Schlange vor den Urnen, ſchritten Hunderte unter einem wo⸗ genden„nie geſehenen Fahnenmeer zur Wahl. Das riß nicht ab. Unaufhörlich, ohne ſichtbare Verminderung drängte man ſich, wartete man vor den Wahllokalen, um dem Ruf des Kanzlers und Führers Gefolgſchaft zu leiſten. Um 4 Ahr nachmittags ſchon konnte feſtge⸗ ſtellt werden, daß gut 95 Prozent der Ge⸗ ſamtbevöllerung ihrer Wahlpflicht nachge⸗ kommen waren, manche Bezirke meldeten eine faſt 100prozentige Wahlbeteiligung. Um 12 Uhr mittags riefen die Glocken ſämt⸗ licher Kirchen zum Wahlkampf, zu einem Wahl⸗ kampf, zu einem Wahlkampf allerdings, der für die Stadt Ludwigshafen wie für die ganze Pfalz und die ganze große deutſche Volksge⸗ meinde mehr einem Feſte glich, denn einem Kampf, riefen auf zum Geſchehen des einen, einzig großen 12. November 1933. In Speyer waren wie die Bittgottesdienſte am Samstag auch die Gottesdienſte beider Konfeſſionen am Wahltag außerordentlich gut beſucht. In den Straßen drängte ſich den ganzen Tag eine freudig bewegte, blunte Volksmenge. Gegen Mittag zogen die Kriegsopfer und Arbeitsinvaliden auf, begleitet von zahl⸗ reichen Wagen des RSKK. mit den Schwerkriegsbeſchädigten. Kirchheimbolanden und Bezirk. Die Wahlſtimmung freudig! Bis 11 Uhr hatten in den meiſten Orten des Bezirks die aufmarſchierten Korporationen und Vereine gewählt. Es durchziehen immer noch die Sprechchorgruppen die Straßen, um die letzten Säumigen aufzufordern. Am 2 Uhr hatten mit wenig Ausnahmen alle wahlberechtigten Bürger gewählt. Zum Schluß wurden nur noch die Kranken und die wenigen, die ihrer Pflicht noch nicht genügt haben, zur Urne ge— holt. Wahlkreis 27(Pfalz) Das vorläufige amtliche Wahlergebnis für den Wahlkreis 27(Pfalz) ſtellt ſich wie folgt: Reichstagswahl: Skimmberechligt Abgegebene Stimmen NSDAP. Ungültig Volksabſiimmung: 34 Skimmen a Nein Ungültig 654 502 639 974 619 952 20 022 643 762 625 000 14931 3831 * Im Verhältnis der Zahl der Wahlberech⸗ tigten beträgt die prozentuale Beteiligung det pfülzichen Wähler 98,53 Prozent, eine Pro⸗ zentzahl, die bisher bei keiner Wahl auch nur annähernd erreicht wurde. Die Reichstags⸗ wahl ergab eine Beteiligung von 96,87 Pro⸗ zent, ungültig 0,13 Prozent. Die Volksabſtim. mung brachte eine Beteiligung von 98, Prozent, davon Ja 97,7 Prozent, Nein 2335 Prozent, ungültig 0,60 Prozent. Einzelergebniſſe in der Pfalz Ludwigshafen⸗Stadt. Reichstagswahl: Wahlber. 74 896, abg. St. 72 197, NS. 65 515, ung. 6682. Nein 3914, Volksabſtimmung: Ja 68 179, ung. 102. Oggersheim. 1 Reichstagswahl: abg. Stimmen 7384, Ns. 6789, ung. 349. Volksabſtimmung: Ja 6785, Nein 419, ung. 82. Speyer⸗Stadt. Reichstagswahl: Wahlber. 18 904, abg. St. 18 060, NS. 16 409, ung. 1651. Volksabſtimmung: abg. Stimmen 18 304, Ja 16 942, eRin 1061, ung. 301. Frankenthal⸗Stadt. Reichstagswahl: Wahlber. 17 086, 15 631, ung. 1056.. a Ja 15 976, Nein 553, NS. Volksabſtimmung: ung. 221. Neuſtadt⸗Stadt. Reichstagswahl: Wahlber. NS. 15 777, Volksabſtimmung: Volksabſtimmung: Ja 35 799, Nein 1762, ung. 641. e 85 15 124, ung. 346. 5 8 Ja 15 52, Nein 4“, ung. 61. 1 Aus gemeindepolftiſchen Kreiſen wird uns geſchrieben: Eine Generalbilanz der kommungien Fi⸗ nanzen hat von der Tatſache auszugehen, daß von dem Geſamtrückgang des öffentlt⸗ chen Finanzbedarfs von 20,9 auf 145 Mu⸗ liarden Mark allein 2,6 Milliarden Mark (oder rund 40 Prozent) auf die Gemeinden entfallen. Eine auf die Jetztzeit abgeſtellte Zwiſchen⸗ bilanz hat in der Hauptſache dre Fragen zu berückſichtigen: Die Laſten aus der Er⸗ werbsloſenfürſorge, Schuldendienſt bezw. Schuldenrückſtände, künftige Geſtallung der Einnahmen. Die Inanſpruchnahme der Kom⸗ munalfinanzen aus der Erwerbsloſen⸗ fürſorge wird für das laufende Rech⸗ nungsjahr auf 1220 Mill. Mark veranſchlagt, von denen die Gemeinden rund 600 Mill. Mark aufzubringen haben; die ſchon längſt fällige Geſamtreform der Arbeitsloſenhilfe iſt wie unmöglich macht, da auch die Kontroll⸗ inſtanzen(3. B. kommunale Rechnungs⸗ oder Repiſionsämter) dem„Gemeindeführer“ un⸗ terſtehen, dieſer ſich alſo gewiſſermoßen durch ſich ſelbſt kontrolliert. Da aber erfahrungs⸗ gemäß ohne eine ausreichende Finanz⸗ kontrolle jede Verwaltung zur Entar⸗ zung neigt, wird es notwendig ſein, künftig die Kommunalfinanzen entweder der Ober⸗ kontrolle eines vom„Gemeindeſührer“ völlig unabhängigen, beſonders ſachverſtändigen Ausſchußtes von Cemweindeangehörigen zu unteren d dis Gemeindefinanzen von ming des Slaa⸗ tes abhängig zu machen. Am beſten wäre die Heranziehung der erſten Alternative, da der Eingeſeſſene(bei richtiger Auswahl) beſon⸗ ders ſachkundig und intereſſiert iſt und da man den Staat nicht mit zu viel Kleinigkeits⸗ aufgaben belaſten ſollte; daß in dieſem Fall der Staat ſich eine Generalkontrolle vorbe⸗ hält, iſt ſelbſtverſtändlich. rechtzeitig, d. h. vor Beginn des künftigen Rechnungsjahres, durchzuführen. Der Schul⸗ dendienſt der Gemeinden hat aus dem Um⸗ ſchuldungsgeſetz eine jährliche Entlaſtung von rund 70 Mill. Mark erfahren; abgeſehen von der eigentlichen Verſchuldung machen ſich drückend bemerkbar die Zahlungsrückſtände im Betrage von 580—600 Mill Mark; der Umſchuldungsbedarf der deutſchen Gemein⸗ den beträgt 2,5 Milliarden Mark. Was die künftigen Einnahmen angeht, ſo dürfte bei den gemeindlichen Realſteuern(Gewerbe— ſteuer, Grundvermögenſteuer) die Voran⸗ ſchlagsſchäzung annähernd erreicht werden. Die Entwicklung der gemeindlichen Verkehrs— ſteuern und Verbrauchsabgaben iſt ſehr un⸗ terſchiedlich; in einzelnen Fällen hat ſich z. B. eine geringe Verbeſſerung des Grund— erwerb-Steueraufkommens ergeben; dage⸗ gen dürfte bei anderen Steuern(z. B. bei der Vergnügungsſteuer) ein Ausfall entſte— hen. Bei den gemeindlichen Betrieben und Unternehmungen ſcheint die tiefſte Depreſſion überwunden zu ſein, ſo daß die veranſchlag⸗ en Ueberſchüſſe auch wohl eingehen werden. Insgeſamt dürfte der vorausſichtliche Jah— resfehlbetrag 1933 für die Geſamtheit der Gemeinden mit etwa 350 Mill. Mark zu ſchätzen ſein. Die künftige Kommunalbilanz kann nur dann aktiv ausfallen, wenn den Gemeinden eine neue Grundlage für eine ordnungsmä⸗ zige Führung ihrer Geſchäfte gegeben wird. Bisher konten auch die Finanzen ſolide ge— führter Gemeinden durch Einnahmekürzun— gen oder durch Aufgaben- und Ausgabenzu⸗ weiſungen, die kurzerhand von oben verfügt wurden, jederzeit in Unordnung gebracht werden, während durch Eingriffe von unten auf der Grundlage der parlamentariſchen Maſſendemokratie eine ähnliche Unordnung ebenfalls ſtets möglich war. Die Grundlage für die Gemeindeverwaltung der Zukunft bildet— dieſer Plan ſteht ganz eindeutig ſeſt— das Führerprinzip, nachdem in einer Uebergangszeit der totale Staat auch die kommunale Selbſtverwaltung ſeinen hö⸗ heren Zielen ſich unterſtellen mußte. Eine Verwaltung dieſer Art iſt organiſatoriſch zweckmäßig, da ſie einerſeits die bürokrati⸗ chen Hemmungen von innen und anderſeits planloſen Dazwiſchenregieren von außen un⸗ kberbindet. Finanziell hat dieſe Regelung aber den Nachteil, daß ſie die öffentliche Kontrolle üher die kͤmmimale Finanzgebarung ſo aut Standrecht in Oeſterreich Sofortige Einführung der Todesſtrafe. Wien, 12. November. In Oeſterreich wurde das Standrecht über das ganze Bundesgeriet für das Verbrechen des Mordes, der Brandlegung und der öf⸗ fenklichen Gewalttätigkeit durch Beſchädigung fremden Eigentums verhängt. Für dieſe Verbrechen kann mit ſofortiger Wirkung die Todesſtrafe ausgeſprochen werden. Zu der Einführung der Todesſtrafe ſchreibt die Amtliche Nachrichtenſtelle u. a:: In Oeſterreich iſt die Einführung der Todes⸗ ſtrafe infolge der verfaſſungsrechtlichen Be⸗ ſtimmungen im ordentlichen Verfahren nicht möglich. Eine Reihe von ſchwerſten Verbrechen, die geeignet ſind, Ruhe und Ord— nung und den wirtſchaftlichen Aufbau des Staates zu gefährden, kann keine entſpre— chende Sühne finden. Der Bundeskanzler hat ſich daher im Einvernehmen mit dem Juſtiz⸗ miniſter entſchloſſen das ſtandrechtliche Ver⸗ fahren bei Verbrechen des Mordes, der Brandlegung und der öffentlichen Gewalt— tätigkeit durch böswillige Beſchädigung fremden Eigentums für das ganze Bundes— gebiet anzuordnen, das mit der Kundma— chung in Kraft tritt. Die Strafprozeßordnung wurde dahin geändert, daß die Durchführung des ſtandrechtlichen Verfahrens dem Straf— landesgericht Wien für das ganze Bundes— gebiet übertragen wurde. Heimwehrpolizei beſchoſſen 1 Toter, 1 Schwerverletzter. Wien, 13. November. Am Samskag gegen 1 Uhr früh wurden zwei heimwehrleute, die auf der Landſtraße in Lochau(Vorarlberg) als Aſſiſtentengen⸗ darmen Patkrouillendienſt machken, von drei Unbekannten aus einer Piſtole beſchoſſen. Der eine der Heimwehrleute war ſofork kot, der zweite durch einen Schuß in die linke Schläfe ſchwer verletzt. Außerdem wird aus Bregenz gemeldet, daß in das Haus des Landtagsabgeordneten Rupp ein Sprengkörper geworfen wurde. Hierdurch wurde die Einrichtung des Büros, in das der Sprengkörper fiel, zerſchlagen. Auch die Wände wurden ſtark beſchädigt. An⸗ ſcheinend im Zuſammenhang mit dieſen Vorfällen hat der Sicherheitsdirektor von Vorarlberg eine Lndmachunsd erlaſſen, die FE händen. „Herr Vater, ſehen Sie!“ ſtraße. TEN Copvrighit B N „Einmal wird ſie untergehen und die Wahrheit ſiegen, Herr vom Stein“, ſagte die Gräfin Lanskoronska und legte ihre Hand auf den Arm des Erregten.„Es iſt nun einmal der Lauf der Dinge, daß die, die das gelobte Land der Zukunft geſtalten, es ſelbſt nicht mehr betreten. Sie, lieber Freund, ſind einer der ganz Großen. Erſt die Nach⸗ welt wird Ihnen gerecht werden. Was Sie erſtreben, werden andere Zeiten als ſelbſtverſtändlich empfinden. Aber es wird nicht vergeſſen werden, daß Sie einer der erſten waren, die für wahre und geſetzgegründete Freiheit eintraten!“ „Erfolg“, warf Pozzo di Borgo ein,„hat die Süße des Augenblicks. Ruhm erntet, den der Augenblick ver⸗ ſchmäht. Ihr Widerſacher hat Sie unſterblich gemacht, Freiherr vom Stein. Sie ſind der erſte und einzige Ein⸗ zelne, dem Napoleon den Krieg anſagte.“ »Ich denke nicht an mich“, ſagte mit jener Schroffheit, die es ſogar ſeinen Freunden ſchwer machte, immer ge⸗ duldig mit ihm zu bleiben, der verbitterte Maun.„Mag mein Name ausgelöſcht werden. Wer bin ich? Aber meine Erkenntniſſe! Meine Einſichten! Sollen ſie unter⸗ gehen und keinem nützlich werden?“ „Sie ſollten Sie niederſchreiben, Freund“, erinnerte die Gräfin. „Ich habe es getan, aber— wer beachtet in dieſen un⸗ tuhigen Zeiten die ſtillen Worte einer kleinen Schrift!— Leſeſſelt ſein, gefeſſelt.., furchtbares Schickſal für den Starken!“ ſagte er ſchwer. Die kleinen Mädchen kamen herangeſprungen. folgt Ihnen auf dem Fuß!“ ſchienen. auch wenn ſie hart ſind. ſagte ſie einfach. trieben. Sie hatten eine hinter ſich. 1 Die Blumen welkten ſchon in den heißen Kinder— Ihre erhobenen Arme wieſen in die Richtung Ein langer Zug kam langſam daher. „Verwundete!“ ſagte voller Mitleid die Gräfin Lans— koronska.„Verwundete auch hier... wie voll die Lazarette und ſelbſt die Kirchen und private Häuſer in Brünn von dieſen Unglücklichen waren. Nun flüchteten Sie hierher— und das Schrecknis des Krieges „Ich bin nicht vor den Verwundeten geflohen, ſondern vor den Häſchern der Franzoſen!“ wehrte rauh Stein ab. Seiner Natur, hart gegen andere, aber am härteſten gegen ſich ſelbſt, widerſprach der Gedanke ſolcher verzärtelter Gefühlsmäßigkeit. Der Krieg war ihm Notwendigkeit er— Und Notwendigkeiten muß man reſpektieren, „Wollen wir zu ihnen?“ fragten die Kinder.„Wollen wir ſie beſuchen und tröſten, wie in Brünn?“ „Euch“, ſagte Porzo di Borgo zu den Kindern,„hat es in Brünn gewiß beſſer gefallen als hier?“ Die älteſte der beiden, Henriette, ſah ihn erſtaunt an. „Wo der Herr Vater iſt, da fühlen wir uns wohl“, Stein lächelte melancholiſch. O ja, er liebte ſie zärtlich, ſeine ſtille, treue Frau, ſeine kleinen Mädchen. Aber niemals konnte das enge Glück der Familie, das er endlich einmal genießen durfte, ihn tröſten über das große Wirken, aus dem man ihn ver⸗ „Ja!“ ſagte er zu den Kindern.„Kommt! Wir wollen ſehen, wo wir helfen können! Vielleicht, daß wir auch neue Kunde vom Kriegsſchauplatz erfahren.“ Auf dem Marktplatz des Städtchens hielten die Wagen, auf denen man die Verwundeten herbeigeſchafſt. N ſehr lange, jümtliche Veranſtouungen in Bregenz, Lo⸗ chau, Höbranz und Hohenweiler 6 7 Vollſtändige Grenzſperrung Außerdem wurde vom Samstag 12 Uhr an Grenze gegen Bayern geſperrt. Es dür⸗ der 1 0 ee ie ie die Grenze über⸗ „die mit einem Stimm i Wahl verſehen waren. fee Hitler schafft Arbeit! Weitere bewilligte Maßnahmen im Arheits⸗ beſchaffungsprogramm. Errichtung eines Anbaues an das Rathaus zweds Unterbringung der Wohnung für den Rathausmeiſter, Einrichtung eines Werkraumes und einer Trinkanlage ſowie eines Fahrrad⸗ unterſtellraumes für die Schüler der Stein⸗ ſchule und Unterbringung der ortsgeſchichtlichen Sammlung der Stadt Ems mit 1056 Tage⸗ werken. Verſorgung des Gemarkungsteils„Hof Weh— neberg“ mit Waſſer, Neulegung von P45 15 90 ape Verſtärkung von Gasleitun— gen, Kabelverlegungen der Stadt Hersfel mit 3600 geen. 1 655 Neu⸗ und Umbau der Kanaliſation und Neubau einer Kläranlage im Stadtteil Allen⸗ dorf mit 3200 Tagewerken. Kanaliſation und Oberflächenwiederherſtel— 1018 der Gemeinde Roßdorf nit 2300 Lage. werken. Aus Heſſen und Naſſan Gelockerte Polizeiaufſicht für einige marxiſti⸗ ſche Funktionäre. Darmſtadt, 12. Nov. Das Staatspreſſeam: teilt folgendes Ausſchreiben der Miniſteriat— abteilung 1a(Polizei) mit: Neun Monate nationalſozialiſtiſche Aufbauarbeit haben del einer großen Anzahl ehemaliger Verfechter marxiſtiſcher Ideologien einen geiſtigen Um— bruch hervorgerufen. Um dieſen Volksgenoſ⸗ ſen Gelegenheit zu geben, ſich in den ſchick— ſalsſchweren Tagen des Kampfes Deutſchlands Ehre und in die vorderſte Front einzureihen und 0 ihre Abkehr von der Politik nationaler Wür⸗ deloſigkeit zu beweiſen, werden die zuſtän⸗ digen Behörden ermächtigt, im Einverneh-⸗ men mit den Kreisleitern die ſeiner Zeit über die marxiſtiſchen Funktionäre verhängte Po⸗ lizeiaufſicht weiterhin zu lockern. Diejenigen Meldepflichtigen, die nicht beſonders orga⸗ niſatoriſch hervorgetreten ſind— z. B. Mit⸗ glieder von Gemeindevertretungen, tionäre von Gewerkſchaften, von Ortskran⸗ kenkaſſen und anderen öffentlichen Einrich⸗ tungen— können gänzlich befreit eine beſondere Rolle geſpielt haben, iſt eine völlige Aufhebung der Meldepflicht noch nicht erwünſcht. den Polizeidirektionen überlaſſen, eigener Zuſtändigkeit zu treffen. Pflege dee Mutterſprache in den heſſiſchen i Schulen. Darmſtadt, 12. Nov. Miniſterialrat Rings⸗ hauſen hat an ſämtliche heſſiſchen Schulen eine Verfügung erlaſſen, wonach zur Schärfung des Sinnes für klare, fremdwortfreie Ausdrucks⸗ weiſe und Zur Entfachung des Glaubens an mere Lebenden. der Land- Sie haben erzählt, pflegerin. keiten. wäre...“ anſtrengende Reiſe 7 die Sendung der deutſchen Sprache der Bezug des vom Deutſchen Sprachverein heraus gebenen Monatsblattes„Die daa empfohlen wird. Das Blatt ſoll vol allen Lehrern regelmäßig in Umlauf geſetzt und ge⸗ eignete Aufſätze daraus im Unterricht behan⸗ delt werden. Die Schüler der mittleren und oberen Klaſſen der höheren Schulen ſollen zum Bezug der Zeitſchrift angeregt werden. Fer⸗ ner werden in dieſer Verfügung die Deutſch⸗ lehrer auf einen Aufſatz von Dr. Karl Berg⸗ mann„Sprachbetrachtung als Mittel völkiſcher Erziehung“ in Nummer 3 des„Nationalſozia⸗ liſtiſchen Erziehers“ hingewieſen. Senkung der Zinsſätze bei den heſſ. Sparkaſſen. Darmſtadt, 12. Nov. Das Staatspreſſeamt teilt mit: Die Senkung der Zinsſätze bei den heſſiſchen öffentlichen Sparkaſſen hat in letzter Zeit wesentliche Fortſchritte gemacht. Einzelne Sparkaſſen konnten die Zinsſätze für Gemein⸗ dedarlehen und für Hypothekendarlehen auf 5 Prozent, teilweiſe ſogar auf 4,5 Prozent herabſetzen, ohne dabei irgend welche Zuſchläge oder Proviſionen nebenher zu erheben. Wenn andere heſſiſche Sparkaſſen auch noch nicht ſo weit gehen konnten, ſo ſteht auch bei ihnen zu erwarten, daß ſie demnächſt an weitere Zins⸗ ſenkungen herantreten werden. Der Zinsſen⸗ kung kommt bekanntlich eine ganz beſondere Bedeutung zu, zumal, wenn ſie, wie im vorlie⸗ genden Falle, ohne geſetzlichen Eingriff er⸗ folgt iſt. Sie iſt ein untrügliches Zeichen für 85 e ee der Wirtſchaft im neuen Staat. Arbeiksvermikllung durch nichtgewerbsmä⸗ ßige Arbeitsnachweiſe. * Frankfurt a. M., 12. Nov. Das Lan⸗ desarbeitsamt Heſſen teilt mit: Der Präſi⸗ dent der Reichsanſtalt für Arbeitsvermitt⸗ lung und Arbeitsloſenverſicherung hat in einem Rundſchreiben an die Landesarbeits⸗ ämter und Arbeitsämter darauf hingewreſen, daß die Zuſammenarbeit der Arbeitsämter e um Gleichberechtigung Funk⸗ . 55 werden. Bei denjenigen Meldepflichtigen jedoch, die in den ehemaligen marxiſtiſchen Organiſationen Es wird den Kreisämtern und ö n, hier die notwendigen Ueberwachungsmaßnahmen in Nichts war vorbereitet. Transport gedacht. „Es ſind ganz leicht Verletzte, die in ein paar Tagen werden zur Truppe zurückkehren können“, ſagte der Leiter des Zuges,„und ein halbes Dutzend Hoffnungsloſer, die man ſaſt hätte am Wege abladen und dort ihrem Schickſal überlaſſen können. Wenn man nicht ein Chriſtenmenſch mit den nichtgewerbsmäßigen Arbeltsnach⸗ weiſen außerhalb der Reichsanſtalt ſich auf der Grundlage der Gleichberechtigung und des gegenſeitigen Vertrauens zu vollziehen hat. Es hat weiter darauf hingewieſen, daß die Vermittlungseinrichtungen, die den frühe ren Gewerkſchaften geſetzlich zugelaſſen wa⸗ ven, mit dieſen in den neuen Verbänden der Arbeitsfront aufgegangen ſind und daher von dieſen Verbänden weiterhin unterhalten werden dürfen. 1 50 * Frankfurt a. M., 12. Nov.(Fran k⸗ furt verliert ſeine Pädagog⸗ ſche Akademie.) Der preußiſche Kultur⸗ miniſter teilt mit, daß die Staatliche Pädago⸗ giſche Akademie(jetzt Hochſchule für Lehrer⸗ bildung) am 1. April 1934 nach Wilburg ver⸗ legt werden ſoll. Die Anſtalt ſollte ur⸗ ſprünglich in Frankfurt in einen Neubau verlegt werden, der ſeit 1928 in großem Maßſtab errichtet, aber aus Manget an Mitteln nicht fertiggeſtellt wurde. ** Frankfurt a. M., 12. Nov.(Main⸗ Taunuskreis ſpendet 8620 Zenut⸗ ner Kartoffeln.) Dieſe Woche gehen aus dem Main⸗Taunuskreis 2600 Zentner Kartoffeln ab, die vom Landvolk für das Winterhilfswerk geſpendet wurden. Die Kar⸗ toffeln werden nach Bad Homburg v. d. H. verladen. Der Main⸗Taunuskreis hat nun⸗ mehr insgeſamt 8630 Zentner Kartoffeln geſpendet. Mehrere waren der Fahrt nicht gewachſen geweſen. Man ſonderte die Toten von den Lebenden und— noch Fiebernde rieſen klagend nach einem Trunk Waſſer. Das Stöhnen der Verwundeten unterbrach die friedliche Stille des weltfernen Städtchens mit einer ſchrecklichen Er— innerung an das, was draußen vor ſich ging. Mitleidige Bürgersfrauen eilten aus den Häuſern herbei, brachten Getränke, Leinwand und Scharpie, ſuchten zu lindern, was zu lindern war. Mit Befriedigung ſah Stein ſchon von weitem die ſchlanke, feine Geſtalt ſeiner Frau. Sie war immer die erſte, wenn es galt, Gutes zu tun: durch keine Vorurteile gebunden, verſtand ſie es, zu— zugreifen und Hand anzulegen wie eine gelernte Kranken— Die Unterbringung der Verwundeten machte Schwierig— Niemand hatte an einen Oh, über das Schickſal, das mich arm gemacht hat, haderte im ſtillen Stein, daß ich ihnen nicht allen belfen kann, nicht allen. Aber einen, einen will ich mir wählen und dafür ſorgen, daß ſeine letzten Stunden wenigſtens leichte und gute ſeien... Er ging durch die Reihen der Bahren entlang, auf denen die Sterbenden lagen. Die anderen hockten am Wegrande, auf den Schwellen der Häuſer, legten ſich, ermüdet und bis zum letzten er⸗ ſchöpft, einfach auf das rauhe Pflaſter. Ein wildes Bild bot der Marktplatz, das anmutete wie ein einziger gellender Schrei der Not. (Fortſetzung folgt.) g Roman von Fritz 222 Släſer 255 Zwei Söhne und ein 9 of 5 1 3. Fortſetzung. Nachdruck verboten. „So ein Wald iſt wie ein Märchen, man muß hinein⸗ borchen in ſein verhaltenes Schweigen wie in ein tiefes Geheimnis, das viel, viel mehr wie eines Lebens Weis⸗ beit birgt.“ „Du biſt ein wunderſames Menſchenkind.“ Sie ſuchte ſeine Augen und fand in ihrer Verträumt⸗ heit die eigene Märchenfreude wieder. Tiefer und wärmer Hang ihre Stimme: „Heute iſt alles ſtark und gut in mir... Heute iſt ja zo ein wunderſamer Tag— ein Sonnentag, wie es nur wenige in meinem Leben gibt“, ſetzte ſie dann etwas ernſter hinzu.„Heute iſt ein Stern in mein Leben ge⸗ allen! Ich habe die Hände ausgeſtreckt und den Stern, den mir der Himmel geſandt, gern und freudig aufgefangen.“ Das klaug ſo klar und ſo zufrieden, und ſie blickte dankbar zu dem Manne auf. „Hedwig!!“ Er zerbrach ſaſt ihre Hände zwiſchen ſeinen Fingern. Ihre Augen ſtrahlten. Er nahm ihren Arm. So ſchritten de weiter. Und wieder war das verhaltene Geheimnis des Waldes um ſie. Sie hörten erregt ihr warmes Blut Dutch die Pulſe klopfen, fühlten ihre Jugend aus jedem Schlag. Liebkoſend zog er ihren ſchlanken Frauenleib an ſich. Sie wehrte ihm nicht. „Was ſoll aus uns werden?“ Karl Forſtner hatte die Frage leiſe, doch nicht traurig ansgeſprochen. „Was werden ſoll? Hans Glück, das fragſt du mich?“ Das klang ein wenig vorwurfsvoll, aber die blanken Frauenaugen lachten. „Du mußt von deinem Manne gehen!“ Die Frau ſchloß ihm ſchnell den Mund. „Das kann ich nicht, Karl. Was Gott zuſammenfügt, das ſoll der Menſch nicht trennen.“ „Und wir?! Und wir beide?!— Wir gehen weg von hier und fangen irgendwo ein neues Leben an.“ Frau Hedwig ſagte kein Wort dazu. Es war ſo ſchön, ſo raſend ſchön, dem jungen, dummen Pläneſchmieder zuzuhören. Aber es durfte nicht ſein! ** Am ſelben Tage kam der Schindelwigh aus dem Krankenhauſe zurück. Er fluchte und wetterte, als er von der Magd erfuhr: die Bäuerin ſei mit dem jungen Forſt⸗ ner davongefahren. Er lungerte durch den Hof und horchte das Geſinde aus. Er verwünſchte die beiden. Am Abend ging er nach dem Wirtshaus. Hier traf er auf ein Weſpenneſt. Man hatte ſchon lange über ihn und die Bäuerin geſprochen. Nun bot ſich Stoff zu neuer Unterhaltung. Man ſtichelte und hänſelte ihn. Taktlos und wenig rückſichtsvoll trug man ihm den Klatſch der letzten Wochen zu. Man lachte vor Mißgunſt und vor Schadenfreude. „Schindelwigh!, dein Weib hat einen Stellvertreter angenommen!“ „Einen jungen, feinen Stellvertreter hat die Bäuerin gefunden!“ „Du biſt großzügig in ſolchen Sachen! Der Neid muß dir das laſſen, Schindelwigh!“ „Solch junges Weib will Unterhaltung haben, ſelbſt⸗ verſtändlich!— Und ein Kutſchpferd haſt du ihr dazu ge— ſchenkt!“ „Nobel! Wirklich äußerſt nobel!“ „Seid ſtill, ihr ſchlechten Läſtermäuler!“ Er ſuchte ſich in der überfüllten Gaſtſtube einen Platz. „Komm, Bruderherz!, bei mir kannſt du noch Zuflucht finden!“ Damit ſchob der tolle Heider, Viehhändler und Schweinetreiber von Beruf, ihm einen ſchweren Wirts— hausſchemel zu. „Davor ſoll mich der Böſe ſchützen! Da wäre ich aus dem Regen in die Traufe gekommen! Lieber vor der Schwelle bleiben, als wie mit einem Schweinetreiber zu— ſammen an einem Wirtshaustiſch ſitzen!“ Lachend und renommierend ging er nach der anderen Seite der Gaſtſtube, um zwiſchen Bauern und Stellnern einen Platz zu finden. Dem Heider fuhr das mächtig in die Krone. Er ärgerte ſich darüber und würde dem Schindelwigh nicht lange die Antwort ſchuldig bleiben. „Du, Schindelwigh, ſieh dich nur vor, daß dich der Kavalleriſt bei deinem Weibe nicht noch aus dem Bette hebt— Verzeihung!— aus dem Sattel natürlich! Aus dem Sattel wollte ich ſagen! Oder dachteſt du...?! Nun, Bauer, ſetz dich ſchon! Natürlich wiſſen wir's, alle Bauern aus dem Kreiſe wiſſen's, daß du der Herr auf deinem Hofe biſt, das heißt, wenn die Bäuerin zufällig nicht zu Hauſe iſt! Ich ſag's, wie es iſt! Ich lache nicht!— Und das Reitpferd— nein, Bauer, das haſt du nicht zum Spazierenfahren und reiten für deinen.. deinen deinen Stellvertreter angeſchafft— beileibe nicht! Auf dem willſt du noch einmal das Reiten lernen! Selbſtver⸗ ſtändlich! Schindelwigh, das wiſſen wir! Du biſt ja der geborene Reitersmann, du mit deinen ſchönen Säbel⸗ beinen! Ich ſag's, wie es iſt! Du biſt der Herr auf deinem Hofe— von deines Weibes Gnaden!— Hahaha! Das biſt du, Schindelwigh! Das können wir dir alle bezeugen! Das können wir!“ Die Worte des Schweinetreibers polterten durch die Wirtshausſtube. Ein rohes Lachen vernahm man von allen Tiſchen her. Grobe, rote Bauerngeſichter mit ver⸗ ſchmitzten Augen, aus denen Spott und Schadenfreude blitzten, wandten ſich dem Bauer zu, der alles über ſich er⸗ (gehen laſſen mußte. „Und du?! Du Schweinetreiber?! Du Ehrabſchneider?! Du treibſt dich mit jeder Magd herum! Und deine Ferkel, wie Hungerratten, die kaufe ich dir doch nicht ab!“ Kurz und verbiſſen wehrte ſich der Schindelwigh. Das Sachen der Bauern kollerte dazwiſchen. „Schindelwigh! Die Ferkel laß hier aus dem Spiell, die verkaufe ich dir überhaupt nicht mehr! Ich danke ſchön für eine Kundſchaft, die ſich ſelbſt die Preiſe macht!— Natürlich treibe ich mich herum! Ein ſchlechter Schweine⸗ treiber, der's nicht macht! Was aver biſt du denn für ein Kerl? Du nimmſt dir dieſes ſchwarze Weib ins Haus, mit Augen wie Karfunkelſteine. Die magſt du roter Fuchs wohl leiden— der vollen Bluſe wegen magſt du ſie!— Natürlich ſag' ich's, wie es iſt! Und ein paar Jahre geht es gut. Beim Schindelwigh kommen noch Kinder. ſchwarz wie die Nacht, grad wie die Mutter; vom Vater haben ſie nur wenig mitbekommen. Doch mit'nem Jungen, rot⸗ haarig, knochig und mit Säbelbeinen!,— verdammt!, da⸗ mit könnteſt du uns imponieren!— Das iſt jetzt aus! Jetzt haſt du dir einen Kalfakter angeſchafft, den mußt du haben, Bauer, ſelbſtverſtändlich! Mindeſtens doch die Bäuerin! Ich ſag's, wie es iſt!— Jag' ihn vom Hof, wenn du es kannſt! Aber das kannſt du nicht! Deshalb, Bauer, ſag' kein Wort! Laß den Kalfakter mit der Bäuerin ſpazierenfahren! Laß die Schweinetreiber andermal in Ruh'!“ Der Heider trank ſein Schnapsglas aus, ſchob es zur Seite und wiſchte ſich den Bart mit dem Handrücken trocken. Sein Redeſchwall ſchien nun erſchöpft. Er hatte dem Schindelwigh Beſcheid geſagt.— Verdammt!, wie ihn das ärgern konnte. Die Bauern machten hämiſche Geſichter. Sie zwinker⸗ ten ſich ganz heimlich zu. Der Schweinetreiber hatte kein ſchlechtes Mundwerk. Der gab's ihm wirklich ungeſchminkt. Aber dem Schindelwigh, dem gönnten ſie's! Es war ja eine Schande mit dem ſchwarzen Weib. Es lag doch auf der Hand, daß ſie den Schindelwigh betrog, den alten, groben, rotköpfigen Knacker! Das ganze Kirchſpiel wußte davon, deshalb geſchah es ihm ſchon recht, daß ihm die Augen gehörig geöffnet wurden. Der Schindelwigh ſaß wutverbiſſen auf ſeinem Platz. Geſicht und Schopf waren rot wie eine Flamme. Am lieb⸗ ſten wäre er dem Schweinetreiber an den Hals geſprungen. Erwürgen hätte er ihn mögen! Die ganze Wirtsſtube ſaß voll Leute. Und da erzählte der Händler dieſe unver— ſchämten Sachen. Er trieb es wirklich gar zu toll! „Ich jag' das Bürſchchen und die Bäuerin vom Hof! Daß du es weißt, du großfreſſiger Schweinetreiber!“ „Das machſt du nicht!“ „Noch heute jage ich ſie davon! Sollſt ſehen— die werden Beine machen!“ Da kam der alte Forſtner mit ſeinem Sohn Franz dazu. Der alte Sandhofbauer wollte ſich am Sonntagabend auch ein Gläschen gönnen. Bereitwillig machte man den beiden Platz. Von anderen Tiſchen reckten ſie die Hälſe. Die Sache wurde jetzt eruſt und konnte noch hochdramatiſch werden. Der Schindelwigh hatte ſie bemerkt. Jetzt hatte er jemand gefunden, auf den er ſeinen Zorn abladen konnte. „Das Bürſchchen iſt an allem ſchuld!“ ſchrie er nun wutentbrannt dazwiſchen.„Was iſt er denn, der Kavalleriſt, der Wachtmeiſter?! Ein Lump! Ein Tauge⸗ nichts! Ein Faulenzer und Schürzenjäger!, der unſerem Herrgott den Tag ſtiehlt und nur dem Weibsvolk nach⸗ lungert, um ihm die Köpfe zu verdrehen!“ Jetzt war es mäuschenſtill geworden. Das Drama näherte ſich dem Höhepunkt. Ein jeder horchte und war geſpannt, was wohl die beiden Forſtner ſagen würden. „'s iſt eine ſeine Sippe, wirklich eine feine Sippe! Genau ſo billig und ſo ſchlecht wie der Sand und Boden iſt, auf dem die Hungerleider ſitzen! Sie müſſen anderen ins Gehege geh'n! Müſſen anderen Frauen nachjagen und mit fremden Pferden ihre Faulenzer-Allüren betreiben! Der Teufel hol' das ganze Pack...!“ „Sag' doch den Namen, Schindelwigh!“ Der Schweine— treiber lachte ſich eins. Da ſtand der junge Sandhofbauer auf. Feſt und ruhig ging er mitten durch die Stube Schindelwighs. „Du brauchſt den Namen nicht zu nennen! Verſtehe dich, bei Gott, auch ſo... Was du mit meinem Bruder haſt, geht mich nichts an! Er iſt ja mündig, und du kannſt ihn ſelbſt belangen... Wenn du jedoch den Sandhof— bauer und ſeine Sippe beſchimpfſt, dann ſollſt du es vor mir verantworten! Wir ſteh'n den Schindelwighs wahr⸗ haftig nicht zurück! Entweder, du widerrufſt den Aus— druck Lumpenſack', Schindelwigh, oder ich ſetze dir meine Fauſt ins Geſicht...“ Im„Kretſcham“ war es plötzlich ſtill geworden. An allen Tiſchen horchte man geſpaant, und die hinterſten machten ſchon lange Hälſe. Der Schindelwigh rückte ängſt⸗ lich zur Seite und druckſte und drückte und murmelte etwas in ſeinen Bart. „Mußt Farbe bekennen!“ rief der Schweinetreiber und lachte dazu recht ſchadenfroh. „Nun, wird es bald?“ drohte jetzt der junge Sandhoſ— bauer. Der Schindelwigh wurde kreidebleich; ſcheu und ſeige maß er ſeinen Gegner.„Dich und den Vater, Forſtner, hab' ich nicht beſchimpfen wollen.“ So ſchwer wie Steine rollten ihm die Worte über die Zunge. „Dann mußt du deine Rede vorher beſſer überlegen, Bauer! Zum andernmal könnt' ich's, weiß Gott, viel kürzer nie ſprach der junge Sandhofbauer, drehte ſich herum aus ſetzte ſich ruhig an ſeinen Platz zurück, ohne den Schindelwigh noch eines Blickes zu würdigen. Der„Kretſcham“ war zum Berſten voll. Neugierig hatte man dieſem Streite zugehört. Dem Schindelwigh gönnte man die Niederlage. Ihm war es ſchon recht! Im ganzen Dorfe war er unbeliebt. Verbiſſen ſpülte der Bauer ſeinen Zorn hinunter. Die Adern lagen ihm wie blaue Stränge an der Stirn. „Trinkſt dir wohl Mut zu, Brüderlein?!“ mußte ihn der Schweinetreiber wieder hänſeln und wieherte wie ein Bierd dazu. 1 Bis vor den Tiſch des „Halt du dein Maul, großfreſſiger Schweinetreiber!“ ſchrie der Gekränkte. Aber er konnte ſeine Lage damit nicht verbeſſern. Die Bauern ſprachen abfällig über ihn und lachten alle. Der Schindelwigh merkte das ſehr gut. Das machte ihn nur noch wütender. Er warf das Geld für die Zeche auf den Tiſch. Und ſeinen Hund, der ihn freudig umwedelte, ſchlug er mit ſeinem Stock im Zorn. „Dein Weib mußt du verprügeln! Dein ſchwarzes Weib! Und nicht den armen Hund!“ gröhlten ihm noch die Männer nach. Dann krachte die Tür ſchon ins Schloß. Und unwillkürlich ging ihm jeder aus dem Wege, der ihm begegnete an dem Tage. Dann kam die Bäuerin nach Hauſe. Der Knecht, der ſchon nichts Gutes ahnte, ging dem Gefährt ein Stück entgegen. Neugierig und ängſtlich ſtanden die Mägde an den Fenſtern. i Da rollte der Wagen in den Hof. Im langen Stech⸗ ſchritt ging der Schimmel, vom weiten Wege war ihm nichts anzumerken. Kaum daß der Wagen hielt, donnerte die ſchwere Haustür auf. Wie ein gereiztes Tier, läſternd und fluchend und eine Stallgabel in den ſchweren Händen haltend, ſtürzte der Bauer aus dem Hauſe. Die Frau war wie erſtarrt. Karl Forſtner hatte jetzt das Pferd zu halten. Da trat der Bauer fehl. und ſeinem Haß verblendet. Trat fehl, ſtolperte die Stufen herab— und ſtürzte ſelber in das Eiſen, das er ſo drohend in den Händen hielt. Ein Fluch. Ein fürchterlicher Schrei. Ein Röcheln. Karl Forſtner und die Frau, der Knecht und die Mägde ſprangen hinzu. Der Bauer war ſo ſchwer und unglücklich geſtürzt, daß ſie ihm alle nicht mehr helfen konnten. Sie trugen ihn ins Haus. Karl Forſtner jagte nach einem Arzt und ſchonte den Schimmel wirklich nicht. Sie kamen aber doch zu ſpät. Der Bauer war von ſeinem ſchweren Sturz nicht wieder aufgeſtanden und nicht wieder aufgewacht. Von ſeinem Zorn verwirrt wehes Wie ein Lauffeuer verbreitete ſich die Nachricht im Dorfe. Man bemitleidete den Schindelwigh und redete nichts Gutes über die Frau. Ja, es tauchte hier und da ſogar der Gedanke auf, daß die Frau und der junge Forſtner den Bauer vielleicht gar in den Tod getrieben hätten. Karl Forſtner wollte Frau Hedwig tröſten und fand doch kein rechtes Wort. Er wollte ihr in der ſchweren Zeit, die für die Frau jetzt kommen mußte, auf jeden Fall zur Seite ſtehen. Er ahnte das Golgatha, durch das die Frau würde ſchreiten müſſen. Beſtimmt und ruhig wehrte ſie ab. Sie war erſtauu⸗ lich ſtark geworden. So ruhig und ſo ſtark, daß man nicht ahnte, welch wehe Angſt ſich hinter ihrem Mut verſteckte. „Geh jetzt nach Hauſe, Hans Glück! Vergiß die Stunde und den Tag! Geh in die Welt! Und mach' dein Glück! Wir werden uns nicht wiederſehen! Ich will mein Schickſal tapfer tragen! Es ſtraft mich ſchwer, viel ſchwerer, als ich je geſündigt habe! Den Schimmel nimm nur mit! Vielmehr: ich ſchick' ihn in die Stadt. Dort kannſt du ihn dir holen. Der Schimmel und das Ghücl, die ſollen immer bei dir ſein! Geh jetzt, Hans Glück! Der Sonnentag ging ſchnell zu Ende. Es werden lange, trübe Jahre folgen...“ Still und bedrückt ging er davon. Er wußte, daß er nicht helfen und nichts ändern konnte. Und bitter ſtieg es da in ſeiner Kehle auf. So klein und ſo bedrückt halte er ſich lange nicht gefühlt Es war ſchon heller Tag, als er nach Hauſe kam. Den Vater traf er auf dem Felde. Dem Alten ſaß noch der Aerger vom Abend zuvor in der Kehle. Unwirſch ſah er ſeinem Sohne entgegen, unfreundlich gab er ſeinen Gruß zurück. „Jetzt treibſt du dich auch ſchon die Nächte herum. „Es iſt das letzte Mal, daß du dich an mir ärgern ſollſt.“ 5 „So, ſo! Was hat dich denn ſo plötzlich zur Vernunft gebracht?“ „Ich gehe noch heute weg von hier...“ „Wenn das mal was Vernünftiges wird.“ 13 „Nach Vernunft und Unvernunft geht es jetzt nicht. Ich muß, Vater— ich muß!“ „Du mußt— noch heute— von hier fort?“ Neid forſchend ſah der Alte ſeinem Sohne ins Geſicht. „Der— Schindelwigh— iſt tot! Iſt geſtürzt und hat ſich das Genick gebrochen...“ Gott ſei gedankt! Nun war es endlich ausgeſprochen. Jetzt ſah der alte Forſtner erſt, wie fahl und bleich der Junge war. „Haſt du... biſt du an ſeinem Tode ſchuld?“ „Ja, Vater, ja— und wiederum auch nicht... „Du— du, ein Forſtner— an dem Tode des andern ſchuld?“ Karl Forſtner hatte ſich auf den Rain geſetzt. Die Spannung und Aufregung der letzten Stunden ließen ihn plötzlich ſchwach und müde werden. Er mußte die Augen ſchließen, die den vorwurfsvollen Blick des Alten nicht ertragen wollten. 998 05 „Und deshalb willſt du— mußt du fort von hier? Karl Forſtner ſagte kein Wort dazu. „Mach', daß du mir jetzt aus den Augen kommſt— du Taugenichts, du Vagabund! Nie wieder will ich dich vor meinen Augen ſehen!— Und gehe zugrunde, wie du es verdienſt!“ Der Alte ſtieß es hart hervor, hart und unverſöhnlich. Nahm ſeine Hacke und ging davon, noch immer ſchimplend und ſtolprig, wobei die Worte„Faulenzer“ und„Jauge“ nichts“ noch öfter über ſeine Lippen kamen.(Fortſ. Jolge) E. Neue Landwirtſchaftsſchulen Zunächſt in Hockenheim, Wertheim und Säckingen. Karlsruhe, 12. Nov. Die Preſſe⸗ und Pro⸗ pagaf eee der Badiſchen Bauernkammer eilt mit: 6 Der Neuaufbau des deutſchen Volkes auf der Grundlage der Landwirtſchaft verlangt dringend eine beſſere Schulung der Bauern. Es iſt erfreulich, daß ſchon in dieſem Herbſt in Baden auf Veranlaſſung des Herrn Fi⸗ nanzminiſters und mit Unterſtützung der je⸗ weiligen Kreisverwaltungen drei neue Land⸗ wirtſchaftsſchulen ins Leben treten können, pon denen zwei— eine in Hockenheim und eine in Wertheim— bereits eröff⸗ net wurden, während die dritte in Säckin⸗ gen ebenfalls geſichert iſt und noch im Mo⸗ nat November aufgemacht wird. Von beſonderer Bedeutung wird die Schu⸗ le in Säckingen werden, weil ſie mit dazu helfen ſoll, der durch Wegfall des Verdien— ſtes der Induſtrie ſehr notleidenden Bevöl⸗ kerung des Hotzenwaldes ducch beſſeren Be— trieb der Landwirtſchaft neue Lebensmöglich⸗ keiten zu ſchaffen. Die Gründung dieſer Schule erfolgt durch die perſönliche Anre- gung des Herrn Reichsſtatthalters, der bei ſeiner Reiſe durch den Hötzenwald zugeſagt hatte, alles mögliche zu tan, um die Land— wirtſchaft dieſes von früheren Regierungen beſonders vernachläſſigten Gebietes zu heben. Mit der Errichtung dieſer drei Schulen iſt ein guter Anfang gem weitere Schulen werden im nächſten Iihr folgen müſſen. Nach den bis ſetzt vorlegenden Anmeldun— gen iſt mit einem recht guten Beſuch zu rech⸗ nen. Wer die Landwirtſchaftsſchulen beſu— chen will, wende ſich ſofort an ſeinen zuſtän— digen Landesökonomierat oder Kreisbauern— führer. Im erſten Winterhalbjahr des Drit⸗ ten Reiches muß ein ſtarker Beſuch der Land— wirtſchaftsſchulen den Willen des Bauern— ſtandes zur Selbſthilfe bekunden. Hilfe für den Hotzenwald Karlsruhe, 12. Nov. Wie die Landesſtelle Baden⸗Württemberg des Reichsminiſteriums für Volksaufklärung und Propaganda mitteilt, ſoll nunmehr durch das Winterhilfswerk die Not im Hotzenwald ſyſtematiſch bekämpft und niedergerungen werden. Die Landesführung hat in den Hotzenwald und nach dem Zoll⸗ ausſchlußgebiet zwei ſchwere Laſtkraftwagen⸗ zuge mit geſammelten Liebesgaben verſandt. Zur Verteilung kommen Kleidung, Wäſche⸗ ſtoffe, Schuhe, Bettzeug uſw. Die Liebesgaben⸗ endung wird vervollſtändigt durch einen Eiſen⸗ bahnwagen Brotmehl. Die Landesführung iſt gerne bereit, auch in Zukunft Sach- und Geldſpenden für den Hotzenwald entgegenzunehmen und zu vermit⸗ teln. Die Not iſt dort ſehr groß und jede Mithilfe wird darum herzlich entgegengenom⸗ men. Geldſpenden werden erbeten auf Poſt⸗ ſcheckkonto Karlsruhe 360, Landesführung, aue Sachſpenden werden auf Wunſch gern abgeholt. Geldhamſtern iſt Sabotage Karlsruhe, 12. Nov. Die Zahl der Verbre— chen hat, ſeitdem die nationalſozialiſtiſche Re⸗ gierung am Ruder iſt, eine ſtarke Abnahme erfahren; nur ein ſchwerwiegendes Vergehen an der deutſchen Wirtſchaft iſt immer noch in Blüte. Noch immer ſind, wie Zeitungsnotizen über Brände oder Einbrüche verraten, erheb⸗ liche Geldbeträge in den Wohnungen aufbe⸗ wahrt. Damit werden der deutſchen Wirt⸗ ſchaft die Kapitalien vorenthzalten, die ſie zum Einſatz im Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit dringend benötigt und die man in ihrer Höhe nicht unterſchätzen darf. Der unbekannte Julius Neue Belaſtung der Bulgaren im Reichs⸗ kagsbrandprozeßz.— Die geheimnisvolle Zu⸗ ſammenkunft im Zimmer 70. 9175 Berlin, 12. November. „Die Beweisaufnahme im Reichstagsbrand⸗ ſtifterprozeß wird in Berlin eraeſch lch Ende nächſter Woche abgeſchloſſen werden. Der politiſche Komplex wird dann in Leipzig verhandelt. Man rechnet damit, daß das Urteil etwa um den 10. Dezember herum geſprochen werden kann. Zu Beginn der Verhandlung am Sams⸗ tag wird zunächſt auf Vorſchlag des Ge— richts im Einverſtändnis mit dem Oberreichs— anwalt auf die Vernehmung eines Zeugen Wingold einſtweilen verzichtet. Taneff hatte behauptet, er habe bei Wingold feſte Wohnung gehabt. Der in der Vorunterſu— chung vernommene Wingold hat dies als unrichtig hingeſtellt. Taneff hat dann auch zugegeben, die Unwahrheit geſagt zu haben. Als erſter Zeuge wird Kriminalaſſiſtent Gaſt vernommen, der nachträglich Ermitt— lungen nach dem Aufenthalt van der L u b bes in der Nacht zum 27. Februar in Hennigsdorf angeſtellt hat. Er hat feſt— geſtellt, daß van der Lubbe am 26. Februar abends in Hennigsdorf geweſen iſt. Er hat im Obdachloſenaſyl übernächtet und iſt am 27. Februar um 7.45 Uhr dort entlaſſen worden. Dann iſt er aus Hennigsdorf ver— ſchwunden und anſcheinend nach Berlin zu— rückgegangen. Wichkig iſt, daß die polizeilichen Ermikk⸗ lungen ergeben haben, daß van der Lubbe in Hennigsdorf in den Kreiſen der dortigen Kommuniſten Bekannke ge— habk hat. Er iſt im Hauſe eines gewiſſen Schmidt, der eine Funktionärrolle in der KP bekleidet, geſehen worden, auch in Begleitung der Schweſter dieſes Schmidt. Dimitroff will u. a. wiſſen, ob dort auch Nationalſozialiſten wohnten. Der Zeuge erklärt, daß jedenfalls zur Zeit des Brandes dort ſehr viele Kommuniſten gewohnt haben und der Oberreichsan— walt meint zu Dimitroff: Montag werden Sie es ja wiſſen. Morgen wird gewählt.(Hei— terkeit). Der Amtsgehilfe Kaufmann, Fahrſtuhl— führer am Portal 5 im Reichstag, dem— wie überhaupt dem ganzen Perſonal des Reichstages— vom AUnterſuchungsrichter Bil— der vorgelegt worden ſind, hat bei dem Bild Dimitroffs geglaubt, daß er dieſen Mann ſchon einmal im Reichstag geſehen hat. Er bat aber noch um eine perſönliche Gegenüber— ſtellung, die auch am 11. Mai zuſammen mit vielen anderen Perſonen erfolgte. Er hat dabei Dimitroff mit Beſtimmtheit wiedererkannt. Er habe am 23. oder 25. Februar Dimi⸗ troff in Begleitung des kommuniſtiſchen Neichstagsabgeordneten Dr. Neubauer mit dem Fahrſtuhl gefahren. Vorſitzender: Bleiben Sie auch heute dabei, daß Sie ihn beſtimmt wiedererkennen? Zeuge: Es iſt kein Zweifel. Einen Irrtum halte ich für ausgeſchloſſen. Dimitroff: Ich habe Dr. Neubauer zum erſtenmale hier im Saale geſehen und bin ſeit 1921 nicht im Reichstagsgebäude geweſen. Rechtsanwalt Dr. Teichert weiſt dar— auf hin, daß Dr. Neubauer erklärt habe, er kenne keinen der angeklagten Bulgaren. Torgler ſagt: Seiner Ueberzeugung nach war es der erwähnte Julius von der Inprekor. Zu einem Antrag des Verteidigers, Dr. Neubauer und deſſen Sohn darüber zu hö— ren, daß ſie am Tage vor dem Brand nicht mit Dimitroff, ſondern mit dieſem Julius den Fahrſtuhl benutzt haben, ſtellt Landgerichts direktor Parriſius feſt, daß es ſich auch bei dieſem Julius wieder um einen Zeugen han⸗ dele, der im Ausland oder ſonſt wo ſei. Er habe noch vor kurzem nicht ermittelt werden können. Der Hilfsbeamte Mrertſchink bekun⸗ det, er habe einige Zeit vor dem Brande im Obergeſchoß des Reichstages an einem ſit— zungsfreien Tage einen Mann ohne Hut und Mantel geſehen, in dem er Dimitroff zu erkennen glaubte. Dieſer Mann ſei in Begleitung von noch 7 oder 8 anderen ihm unbekannten Perſonen geweſen Er erklärt auch heute wie bei ſeiner früheren Vernehmung, daß eine Ahnlichkeit vorhanden ſei; mit Beſtimmtheit könne er aber nicht ſagen, daß es derſelbe ſei. Ein auffallender Vorgang Der Hilfsamtsgehilfe Otto Enke ſchil⸗ dert einen ſehr auffälligen Vorgang, den er etwa 14 Tage vor dem Reichstagsbrand be— obachtet hat. Der Zeuge hatt“ das zweite Obergeſchoß des Reichstages zu betreuen und hatte zu ſämtlichen dort gelegenen Ar— beitszimmern der Abgeordasten einen Haupt— ſchlüſſel. Das dort liegende Zimmer 70 ge— hörte dem Angeklagten Torgler. Torgler erklärt dazu, daß er dieſes Zimmer nie bezogen habe, da er inzwiſchen das Zimmer 9b bekommen hatte. Der Zeuge Enke hat denn auch Torgler nie dort oben geſehen. Als er aber eines Tages, etwa 14 Tage vor dem Brande, das Zimmer betreten wollte, war es voller Herren. Als der Zeuge eintrat, ſtutzten ſie; die Sitzen— den rückten zuſammen und die ſtehenden ſtell⸗ ten ſich davor. Das ſei dem Zeugen ſehr auffällig vorgekommen. Eine weitere Be— obachtung des Zeugen geht dahin, daß er eines Tages im Zimmer 88, bei Profeſſor Halle, den Angeklagten Popoff geſehen hat. Schon einige Tage vorher habe er Popoff ein— mal im Gang getroffen. Bei der Gegenüber— ſtellung vor dem Unterſuchungsrichter habe er den Angeklagten Popoff wiedererkannt. Auf Weiſung des Vorſitzenden erhebt ſich Popoff; der Zeuge betrachtet ihn und er— klärt: Das iſt der Mann! Der Angeklagte Popoff wiederholt ſeine Erklärung, daß er vor ſeiner Verhaftung nie im Reichstagsgebäude geweſen ſei. Der Angeklagte Torgler meint, die Leute, die der Zeuge im Zimmer 70 geſehen hat, ſeien wahrſcheinlich Mieter geweſen, die mit einem Abgeordneten über Mieterfragen ver— handelten. Der Mann, den der Zeuge für Popoff hielt, ſei wahrſcheinlich der Jour- naliſt Nordon geweſen, der oft mit der kommuniſtiſchen Fraktion zu tun hatte und Popoff ſehr ähnlich ſehe. Dimitroff, der Funktionär Nach der Pauſe wird als Zeuge der Zucht— hausgefangene Otto Wihle vorgeführt, der ebenſo wie der ſpäter vernommener Zuchi— hausgefangene Hermann Krauſe ausſagt, Dimitroff ſei, als man in einer Freiſtunde im Unterſuchungsgefängnis Moabit ein illu— ſtriertes Blatt betrachtet und Dimitroff dar⸗ auf aufmerkſam gemacht habe, daß ſein Bild dort zuſammen mit mehreren Bildern zu ſe— hen ſei, in ängſtliche Erregung geraten. Di— mitroff beſtreitet ſehr erregt dieſe Szene. Kriminalkommiſſar Dr. Braſchwitz äu⸗ ßert ſich dann ſehr eingehend über die in der Wohnung des Angeklagten Dimitroff ge— machten auffallenden Materialfunde. Er ſei beſtimmt ein höherer Funktionär der interna⸗ tionalen kommuniſtiſchen Partei geweſen. Auf den Einwurf des Vorſitzenden, daß der Angeklagte Dimitroff behaupte, er habe nur für die bulgariſche kommuniſtiſche Partei ge⸗ arbeitet, erwidert der Zeuge, daß dieſe An⸗ weiſungen nicht nur für ein einzelnes Land Gültigkeit hätten, ſondern für alle Länder. Die Stoßkraft von Dimitroffs Tätigkeit ſei ganz offenbar gegen Länder gerichket, die vom kommuniſtiſchen Standpunkt be⸗ krachtet als faſchiſtiſche Regierungen an- geſehen werden. „Berlin in der Taſche“ Kriminalkommiſſar Braſchwitz äußert ſich dann auch über die Auffindung des Taſchen— atlaſſes„Berlin in der Taſche“, das erſt im Juni 1932 herausgekommen iſt. Es waren dork auf einem Karkenblakt Reichstag und Schloß ganz dünn ange. kreuzt. Dieſer Plan iſt in Dimitroffs Steglitzer Woh— nung gefunden und ſofort unter Verſchluß genommen worden. Sodann ſchildert Kriminalaſſiſtent Stein⸗ bach, wie er in der Steglitzer Wohnung Di— mitroffs das Material mit anderen Beamten zuſammen beſchlagnahmt hat. Vorſitzender: Dimitroff hat behaup— tet, daß beſtimmte Stücke ſich überhaupt nicht in ſeinem Beſitz befunden hätten, ſo z. ein Flugblatt, das von der Reichstagsbrandſtif— tung als von einem Provokateurſtück der Na— tionalſozialiſten ſpricht. Dieſes Flugblatt war von der Preſſeſtelle des Zentralkomitees der KPD. unterſchrieben. Zeuge: Wir haben eine ganz gründliche Durchſuchung des Zimmers in Gegenwart der Wirtin vorgenommen. Es iſt kein Stadi— um eingetreten, in dem jemand anders als ein Beamter zu dieſen Sachen Zutritt hatte. Auf eine Frage des Oberreichsanwalts Werner beſtätigt der Zeuge noch einmal ausdrücklich, daß es ganz ausgeſchloſſen iſt, daß unbefugte Perſonen an dieſe Papiere herangekommen ſind. Die Verhandlung wird dann auf Mon— tag vertagt. die Vertagung in Genf Erklärung des ikalieniſchen Vertreters Genf, 13. November. Das Präſidium der Abrüſtungskonferenz hat ſich mit der Einſetzung der zwei Sonder- ausſchüſſe für Effektiv- und Kontrollfragen und der Einſetzung der ſechs Berichkerſtatter unter denen ſich Beneſch und Politis befin- den, bis auf weiteres verkagt. Die Berichterſtatter und die Sonderaus- ſchüſſe ſollen bis zum 29. November dem Präſidium ihre Berichte einreichen. In der Geheimſitzung hat der italieni⸗ ſche Vertreter Marquis Soragna eine Er⸗ klärung über den grundſätzlichen italieniſchen Standpunkt abgegeben, dem hier weittragen— de Bedeutung beigemeſſen wird. Faſt 20 Milliarden! Die Rüſtungsausgaben der Well. Berlin, 11. November. Wie aus einem Bericht des Inſtituts für Konjunkturforſchung hervorgeht, haben die Staaten der Welt im Jahre 1930/31 rund 18 bis 20 Milliarden Mark für ihre Rüſtungen ausgegeben. Dabei hat ſich die Sachgütererzeugung der Welt vom Jahre 1929 bis 1932 in Werten gerechnet etwa um die Hälfte verringert. Die Rüſtungsausgaben ſind dagegen noch um 7 v. H. geſtiegen. Gegenwärtig werden faſt 5 v. 5. des Wertes der internationalen Sachgüter⸗ erzeugung für Rüſtungen. egeben. Das schönste Soldatenstück das je da war: Zwei gute Erste Vorstellung ab 7 Uhr Ein jeder weiss es. Das schönste und billig. Kirchweihoergnügen ist ein Besuch Humor, Stimmung undd grösster Lacherfolg! Kameraden Zweite Vorstellung ab o Uhr Heute nachmitlag 3 Uhr Kinder⸗Uorstellung