Lokales Viernheim, 14. Nov. * Der Kirchweih⸗Montag brachte uns nochmals überall regen Kerwebetrieb. Auf dem Jupplatz herrſchte fröhliches Treiben. Die Tanzlokale waren gut beſetzt. Auch in den ſon⸗ ſtigen Gaſtſtätten, in denen Konzerte, komiſche Vorträge uſw. ſtattfanden, war ebenfalls Hoch⸗ betrieb. So wurde überall in Viernheim froh Kirchweih gefeiert. Beſonders hervorzuheben iſt noch, daß keinerlei Zwiſchenfälle zu melden ſind, alles iſt ruhig und friedlich verlaufen. Heute Dienstag iſt faſt überall nochmals luſtige Unterhaltung, wozu wir recht viel Vergnügen wünſchen. „» Bäckerei⸗Empfehlung. Herr Fritz Rödel hat die Bäckerei Harnaann, Ludwigſtr., nach ihrer Renovierung übernommen und wird ſie morgen eröffnen.(Siehe Inſerat.) „Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 1 wegen Werfen von Gegenſtänden auf Menſchen, 1 wegen Vergehen gegen das Kraftfahrzeuggeſetz, und 1 wegen Nichtanmeldung des betriebenen Gewerbes. * Ein Manteldieb am Werk. Geſtern Abend wurde im Saale eines hieſigen Tanzlokals ein Herren-Mantel und Hut ent⸗ wendet. Die ſofort nach dem Diebe angeſtreng⸗ ten Ermittlungen hatten Erfolg und es gelang den Dieb, einen jungen Mann aus Käfertal zu ermitteln und durch die dortige Polizei verhaf⸗ ten zu laſſen. Der geſtohlene Mantel und Hut konnte wieder erbracht werden. Verne will Groß⸗Stadt weren. Unter dieſem Motto veranſtaltet der Klub der Gemütlichen heute Dienstag im„Anker“ ſeine 0 alljährliche Kerwe⸗Sitzung. Für Stimmung und Humor iſt geſorgt. Parole am Dienstag ⸗ Abend hin zu den Gemütlichen. Etſte Viernheimer Tonflmſchau Der große u. luſtige kirchweih⸗ Schlager „Zwei gute Kameraden“ noch heute im Central⸗Film⸗Palaſt. Der ſchönſte Kehraus unſerer Kirchweih iſt noch heute ein Beſuch des hieſigen Central⸗Film⸗ Palastes. Wer noch nicht dort war, mus un⸗ bedingt heute hin. Fritz Kampers und Paul Hörbiger, dieſe beiden gute Kameraden muß man unbedingt geſehen und gehört haben. Alle Hochachtung! Herr Fieger bringt jedes Jahr auf Kirchweihe ganz vortreffliche Filmwerke, ſo daß es ein Qualitäts-⸗Programm iſt, das beweiſt der gewaltige Beſuch von Geſtern und Vorgeſtern. Und heute wird noch mit einem ganz großen Beſuch gerechnet. Ohne den Kirchweih ⸗ Schlager im Central geſehen zu haben iſt eine Kirchweih unmöglich. Findet man doch die ſchönſten und billigſten Abendunterhaltungen im Central-Film. Palaſt. Heute Dienstag letzter Tag. Wir beide ſind beſtimmt da. Zwei gute Kameraden. Harry Piel im U. I.- Fmmafag Heute Kirchweih⸗Dienstag wartet der UT. Filmpalaſt mit einem neuen Programm auf. Es wird der prächtige Senſations⸗ und Alpen⸗ film„Der Sprung in den Abgrund“ mit dem beliebten Filmkünſtler Harry Piel gezeigt. Es wird heute Abend wieder ein gewaltiger Zu- ſpruch zu erwarten ſein, weshalb frühzeitiges Kommen zu empfehlen iſt. Darum alles auf zu Harry Piel. „Zwei gule Mameraden“ Zum Kirchwelh-Kehraus Heute Kirchweih- Dienstag nochmals ein volmrener ersten Ranges aur Pell Harry Pe! J Der gewaltigste Sensationsschlaver!! 5 Harry Piel. der Name bürgt und ſind weitere Worte überflüſſig. Wunderbares Beiprogramm. Anfang 7 Uhr, zweite Vorſtellung 9½¼ Uhr, Ende 12 Uhr.— Wir bitten, ſich heute Abend Plätze zu ſichern, der Andrang wird groß. ſſoüſd müllag UT grobe Hnder-Uorsteln. Heule aues aul zu Harry Piel! IH ungen der ldi. Bekanntmachung der N. S. D. A. P. Die Abrechnung der Reſtbeträge aus dem Ab⸗ zeichen ⸗Verkauf für das Winterhilfswerk und von den Mittwoch Das Winterhilfswerk bei Abend um 6 Uhr erledigt ſein. Schweigert. Schweigert NS Dalp⸗Kaſſenwart gez. Zöller Wahlplakette muß bis ſpäteſtens Ortsgruppenwart Zöller, die Wahlplaketten bei Kaſſenwart Paul Hörbiger Fritz Kampers Schnell! Sennell! Wir werden im Central⸗ Theater erwartet. Das Publikum will wieder einmal von Herzen lachen. Ueber Fritz Kam⸗ pers u. Paul Hör⸗ biger in in dem urkomiſchen Aafa⸗ Militärſchwank —— Zum goldenen Engel eee 1 2 Heute, Kirchweih⸗ f FN Dienstag, abends ab F 7 uhr großer Kirchweih⸗ Rummel mit Tanz Tanzen 50 Pfg. 1 8— Eintritt frei! F Getränke nach Belieben. Zum Beſuche ladet freundlichſt ein Der Wirt Die Kapelle S SS KG Eckwirtſchaft mit großem Nebenzimmer als Vereinslokal ſofort zu ver⸗ pachten. Näheres unter Nr. H. G. 105 an den Verlag ds. Bl. heute ins Centra! Jeſſie Vihrog Paul Hörbiger EIRNauar tiert bei der reizenden Reſſi Vihrog! Da kann Paul Hör⸗ biger lachen. So und noch mehr lacht jeder über den neuen zwerch⸗ fellerſchütternden Militärfilm im Central⸗Film⸗ Palaſt „Zwei gute Kameraden“ Verdienst Acme Bäckerei⸗Deueröffnung. Fritz Kampers Margot Walter „Marsch, marseh! ins Contrat!“ Sagt Fritz Kam⸗ pers zu der nied⸗ lichen. Margot Walter. Zum urkomiſchen! Aafa⸗Militär⸗ ſchwank Iniang 7 Uhr 1. Vorstellung, ab 10/ Uhr 2. Vorstellung. Heute Mittag große Jugen d- umd XKindervorst. L 0 A kinden Sie durch An-] feitigung v. Pullovein,) Strümpfer und son- stigen Strickwaren àuf 0 unseren 90 Strick- Maschinen. eine Votkenntnisse nötig.- Kostenlosef unterricht zu Hause. Ratenzahlung! veflengen Sſe noch, neute àusf. Angebot.) ſacgangganmmmamamammacnman 4 Es wird mein Beſtreben ſein, m N N nur beſter Ware zu bedienen und bitte ich um geneigte Unterſtützung. U Der geehrten Einwohnerſchaft, insbeſondere werten Nachbarn und Gönnern die ergebene Mitteilung, daß ich die 5 Bartmann, Ludwigſtraße, nach ihrer Neurenovierung mit 8 dem morgigen Tage wiedereröffnen werde. 5 Empfehle alle Backwaren — n. 2 wie Brot, Brötchen, Kaffee, Tee- u. Weingebäck. Bäckerei meine geehrte Kundſchaft mit 8 Hochachtungsvoll Fritz Rödel. — Marin Decker 15 G. m. b. H. 15 5 Mannheim, N 2, 12 9 Zur Gambrinusballe heute Kirehweih⸗ Dienstag grosse Süümmungs⸗ Fonzerte der Rapelle„Rheingold“. Es ladet freundlichſt ein ggg —— Familie Michael Faltermann Els de. Hellen Schlafzimmer, Polster, Stahlmatr. an jeden, Teilzahl. Kat. frei. Fisenmöbellabrin Sun. In. Klavier- Unterricht auf theoretiſcher Grund. 1 lage Lissi Schlatter langjährige Lehrerin an der Hochſchule für Muſik. Stundenhonorar 4 1,50 Näheres: Maunheimerſtr. 44 und Humoristen. Anfang 8,11 Uhr. ſind höflichſt eingeladen. NS. Ortsgruppenwart cc gerwe⸗Dienstag im ,ſAnker . Sitzung d. Elfer-Rats Auftreten von besten Büttenrednern Freunde und Gönner, ſowie Mitglieder mit Angehörigen ber hohe Rat. cdl Straßer neu verpachtet worden. nommene Neurenovierung und Umgeſtaltung des Warte- ſaals, iſt dem Publikum der Aufenthalt angenehm ge— macht. Ebenſo gibt der Pächter die Gewähr, den Wünſchen des Publikums in jeder Hinſicht zu ge⸗ nügen. ö Reuverpachtung! Die Lahnhofswirtſchaft des O. E. G. Bahnhofs, Manuheim⸗Neckarſtadt, iſt an Herrn Indwig Durch die vorge— —— Das Inserat als Werdende ist im heutigen fakter! Geschäftsleben ein unentbehrlicher — A1. „MoRBEI. auf Ehestands-Darlehel nur im möszLuabs . R. Bachmann? au 2, 9 Pg. u. 88- Mann Ou 2, — Biernheimer Anzeiger (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis äg 0 5 zugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achiſeltige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim rnſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkont ranffurt a. M.— Schriftleitung, Druck u Verlag: 300 Marte,. e Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) del Wichern Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plagvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Nummer 266 Die erſten Auswirkungen Geradezu gewaltig iſt der Eindruck des deutſchen Regierungswahlſieges draußen in der Welt. Daß eine ſtarke Wahlbeteili⸗ gung zu erwarten war, wußte man, daß aber im Durchſchnitt faſt 96 v. H. erreicht wurden, ſteht ohne Beiſpiel da. Der Erfolg der Nationalſozialiſten, die 92,2 v. H. aller abgegebenen Stimmen auf ihre Liſten ver⸗ einigten, mußte auch im Auslande als rein Vertrauensbeweis einer ganzen Ration gewertet werden. Noch größer iſt dieſer Eindruck bei der Volksabſtimmung. Hier haben 40,5 Millionen Wähler und Wäh⸗ lerinnen durch ihr„Ja“ zum Ausdruck ge— bracht, daß ſie ſich zu einer Politik der Ehre und des Friedens bekennen. Nur zwei Mil⸗ lionen, alſo nicht einmal 5 Prozent haben den Neinzettel abgegeben. Man geht wohl nicht fehl in der Auffaſſung, daß es ſich hier um kommuniſtiſche Reſte handelt, alſo um eine Gruppe, die in Deutſchland heute völlig bedeutungslos geworden iſt. Schon zeigen ſich nun die erſten Aus⸗ wirkungen der denkwürdigen Abſtim⸗ mung. Der engliſche Premierminiſter Mac⸗ donald, der gern jede Gelegenheit zu in⸗ ternationalen Initiativen wahrnimmt, hat ſchon am Tage nach der Wahl poſitive An⸗ regungen zur Wiederaufnahme des Mei⸗ nungsaustauſches unter den Großmächten gemacht. Er hat nämlich, wie bereits bekannt, in Unterhaus erklärt, die engliſche Regierung erſache Deutſchland, an den internationalen Verhandlungen über den engliſchen Vertrags⸗ entwurf zur Abrüſtung wieder teilzunehmen. Seine Erklärung, daß die Gleichberechtigung im Prinzip bereits gewährt ſei, enthält aber Richtiges und Falſches zugleich. Unter Mit- wirkung Macdonalds wurde vor elf Monaten die berühmte Fünfmächte⸗Erklärung ausge arbeitet, in der Deutſchland theoretiſch die Gleichberechtigung zuerkannt wird. Nun hat ſich indes— und darauf kommt es doch ſchließlich an— die Genfer Abrüſtungskon⸗ ferenz ſo wenig an dieſe Erklärung gehalten. daß ſchließlich nicht einmal die grundſätzliche Anerkennung der Gleichberechtigung Deutſch⸗ lands gewahrt blieb. Macdonalds jetzt formulierter Vorſchlag, eine neue Sicherheitsgarantie dadurch zu ſchaffen, daß die Mächte in feierlicher Form den Verzicht auf Gewaltanwen⸗ dung ausſprechen, iſt bekanntlich nicht neu; die Frage bleibt aber offen, ob die fran⸗ zöſſſchen Sicherheitswünſche, die weder durch den Völkerbundspakt noch durch Lo⸗ carno noch den Kelloggpakt zu befriedigen waren, durch dieſe neue Erklärung endgül⸗ tig erledigt werden können. Am wichtigſten iſt in der Rede Macdonalds aber das an deutſchland gerichtete Angebot zu Verhand⸗ lungen mit den anderen Mächten, für die er, ſoweit erſichtlich, keine Klauſeln und Vorbe— dingungen aufſtellt. Auch hier wird es wich⸗ tig und intereſſant ſein, das Reagieren der franzöſiſchen Politik zu beobachten. Damit kommen wir zu einer weiteren Aus⸗ wirkung der deutſchen Abſtimmung: Frank⸗ veich hat bekanntlich die Anregung des Kanzlers auf direkte deutſch⸗franzöſiſche Verhandlungen bisher konſequent unbeachtet gelaſſen— ſetzt aber, unter dem Eindruck des Bekenntniſſes des ganzen deutſchen Volkes zu dem Führer und ſeiner Politik, ſcheint ſich eine mſchwenkung anzubahnen. So ſchreibt bei⸗ ſpielsweiſe ein vielgeleſenes Pariſer Blatt, er„Paris Sor“: Das deutſche Volk wird nur tun, was Hitler will. Iſt Hitlers Politik nicht die des Friedens, nicht die der Verſtändigung mit Frankreich? Hat der Reichskanzler das nicht wiederholt in der letz ten Zeit erklärt? Er hat keinen Grund, jetzt plötzlich umzufallen. Was ſoll Frankreich ſetzt bei dieſer Lage tun? Soll es verneinen? Warum denn nicht anhören und gleichzeitig wachſam bleiben? Warum nicht vom Führer eine Präziſierung deſſen verlangen, was er unter ſeiner Friedenspolitik verſteht? Mittwoch, den 15. November 1933 50. Jahrgang ee Schluß mit der Vergangenheit! Deutſche Arbeitsfront zieht den Schlußſtrich— Der Marxismus iſt tot! Arbeiterschaft und neuer Staat Berlin, 15. November. In einer Stellungnahme der Deutſchen Arbeitsfront zu dem Ergebnis des hi— ſtoriſchen 12. November wird hervorgehoben, daß an dieſem Tage der deutſche Arbeiter dem Marxismus eine Abſage erteilte, wie man ſie ſich gründlicher nicht vorſtellen könne. Der deulſche Arbeiter habe nun in ſeiner Geſamtheit ſich von dem Irrkum der Vergangenheit abgewendet und der 12. November ſei der Tag des Begräbniſſes für den Marxismus. Damit ſei auch den marxiſtiſchen Emigran— ten im Auslande für ihre Hetze gegen das neue Deutſchland jeder Schein der Berechti⸗ gung entzogen. Der deutſche Arbeiter habe ſeinen Irrtum der Vergangenheit wieder gutgemacht. Frei und ſtolz könne er nun jedem ande⸗ ren Volksgenoſſen ins Angeſicht ſehen. Nunmehr müſſe auch die Vergangenheit liquidiert werden. Alte Wunden dürfen nicht wieder aufgeriſſen werden. Was war, müſſe begraben ſein. Niemand wer- de künftig noch Vorwürfe gegen andere Bolksgenoſſen erheben, weil ſie früher an andere Ziele glaubten. Wer das dennoch tue, wiſſe nicht, wie man ſich in einer wirklichen Volksgemeinſchaft zu benehmen habe. Die deutſche Arbeitsfront werde auf ihrem Wege fortſchreiten. Der deutſchen Arbeit werde nun auch nach außen der Weg zur Freiheit gebahnt. Los von internationaler Bindung Die aus der Löſung des internationalen Denkens der deutſchen Arbeitnehmerſchaft folgende Löſung von Verbandsverbindungen internationaler Art iſt ſoeben durch den Aus⸗ tritt des Verbandes ſeemänniſcher Angeſtell— ter in der Deutſchen Arbeitsfront aus der in⸗ ternationalen Vereinigung von Schiffsoffi⸗ zieren der Handelsmarine(Sitz Antwerpen) vervollſtändigt worden. Die ſonſt in der Deutſchen Arbeiksfronk zuſammengeſchloſſenen deulſchen Arbeit- nehmer hatten alle marxiſtiſchen inker nationalen Weg ſchon längſt be⸗ eiligt. In dieſem Zuſammenhang ſei mitgeteilt, daß auch die deutſche Gruppe des Interna— tionalen Nen⸗Klubs“ leine Journa⸗ eee eee 5 Soweit der„Paris Soir“, Andere Pariſer Blätter ſchreiben ähnlich. Ihre Aeußerun⸗ gen ſind durchweg auf den Ton geſtimmt, daß es beſſer wäre, u nmittelbar und allein mit Deutſchland zu verhan⸗ deln. So ſehr das franzöſiſche Publikum an dieſen Gedanken auch noch gewöhnt werden muß, eine direkte deutſch⸗franzöſiſche Aus⸗ ſprache erſcheint gerade nach der Rede Mac⸗ donalds dem größten Teil der franzöſiſcher Preſſe als das„kleinere Uebel“ gegenüber einer Beratung im Kreiſe der Großmächte wo Frankreich, wenn nicht iſoliert, ſo dock, ſtark in die Devenſive gedrängt wäre. Die erſten Auswirkungen der deutſcher Wahl auf die internationale Politik ſind ſo⸗ mit ſehr günſtige: es bahnt ſich bereits eine Entſpannung der internationalen At; moſphäre an. Das Bekenntnis des deutſcher Volkes zur Friedenspolitik ſeines Führer hat ihren Eindruck nicht verfehlt. liſten⸗ und Schriftſtellerorganiſation) ihren Austritt erklärt hat, nachdem auf der Sitzung des internationalen Exekutivkomitees des Pen⸗Klubs in London gegen die Stim⸗ me des deutſchen Delegierten die Aufnahme von kommuniſtiſchen Schriftſtellern in den Pen⸗Klub als Pflicht beſchloſſen wur⸗ de. Wie weiter verlautet, wird die deutſche Gruppe ſich vom internationalen Pen⸗Klub löſen, jedoch, neu konſtruiert, ſich an die na⸗ tionalbewußten Dichter und Schriftſteller in anderen Ländern wenden, die bereit ſind, unter Wahrung und Achtung der nationalen und volksgemäßen Eigenart des dichteriſchen Schaffens der Völker über die Ländergren⸗ zen hinweg für den Frieden der Welt und den Austauſch der geiſtigen Güter der Natio— nen zuſammen zu arbeiten. der Weg der Deutſchen Arbeitsfront Der Führer der Deutſchen Arbeitsfront, Dr. Ley, veröffentlicht im„Deutſchen“ einen ausführlichen Artikel unter der Ueberſchrift: „Der Weg der Deutſchen Arbeitsfront“, in dem er ausgehend von dem ſchweren Kampfe der NS-Betriebszellen einſt in den Betrie⸗ ben, feſtſtellt, daß der Geiſt des neuen Kamp⸗ fes der Klaſſe gegen Klaſſe überwunden ſei. Die Gewerkſchaften, der größte Akkiv⸗ poſten der internationalen Feinde gegen Deutſchland, ſeien auf Befehl des Jüh⸗ rers rückſichtslos beſetzt und mik neuem Geiſt erfüllt worden. Abgeſehen von einigen unbedeutenden Aus⸗ nahmen ſei alles reſtlos in die Deutſche Ar⸗ beitsfront übergeführt worden. Die Deutſche Arbeitsfront habe ihren Zweck hundertpro— zentig erfüllt, der deutſche Arbeiter ſei zu ſeinem Vaterland zurückgekehrt. Durch die Uebernahme der Gewerkſchaften, die faſt ausnahmslos vor dem Zuſammenbruch ge— ſtanden hätten, hätte die Deutſche Arbeits⸗ front das Mißtrauen der Mitglieder in Ver⸗ trauen gewandelt. Die Deutſche Arbeiksfronk wolle den Marxismus, wenn er noch irgendwo vorhanden ſein ſollte, im letzten Schlupf⸗ winkel ſtellen; ſie wolle die Menſchen, denen ihre marxiſtiſche Welt wie ein Harfenhaus zuſammengebrochen ſei, aufrichlen und ehrlich verſuchen, das Geröll und den Schult all der Vorurteile, geboren aus Dünkel und Klaſſenhaß, zwiſchen Unkernehmer und Arbeiker auf- räumen. 77277 ͤ Nene Zeugen gegen der Neichstagsbrandſtifterprozel Berlin, 15. November. Der Prozeß um den Re ichstags⸗ brand wurde am Dienstag fortgeſetzt. Der Angeklagte van der Lubbe ſaß wie am Mon⸗ tag aufrecht in der Anklagebank und beſah ſich lebhaft die Umgebung. Lilör, oder.. Als erſter Zeuge wurde aus dem Konzen⸗ vationslager Brandenburg der Kommuniſt Kämpfer vorgeführt, in deſſen Wohnung nach zahlreichen Zeugenausſagen im Som⸗ mer 1932 der Angeklagte Popoff verkehrt haben ſoll. Der Zeuge, der bei ſeinen erſten Verneh⸗ mungen niemand wiedererkennen woll te, gab jetzt zu, daß der Angeklagte Po- voff in den Monalen Mai. Juni. Juli Die Löſung der ſozialen Frage ſei keine Lö⸗ ſung von ſchönen Konſtruktionen, ſondern allein eine Frage der Schulung und der Erziehung zur nationalſozialiſtiſchen Welt⸗ anſchauung. Mit dieſem Wort Adolf Hitlers aue be Arbeitsfront hinein in die Be— riebe. Der Führer Ehrenbürger von Verlin Ueberreichung der Arkunde. Berlin, 15. Novem Eine ſtädtiſche Delegation hat am Dienstag dem Reichskanzler die Ehrenbürgerurkunde der Stadt Berlin überbracht. Nach der Anſprache des Oberbürgermeiſters Dr. Sahm und der Ueberreichung der Urkunde dankte der Kanzler in herzlichen Worten: Dieſe Ehrung ſei ihm eine beſondere Freude, als er ſteis ein ſtarkes Intereſſe an der Jortenwicklung und künftigen Blüte der Keichshaupkſtadt bekundet ha⸗ be und dieſes Inkereſſe auch in Zukunft kätig zum Ausdruck bringen werde. Anſchließend übergab Staatskommiſſar Dr. Lippert den Ehrenbürgerbrief ſeiner Heimat⸗ ſt t, des Taunusbades Schwalb a“, dem Kanzler, der auch hierüber ſichtlich erfreut dankte.— Oberbürgermeiſter Dr. Sahm führte in ſeiner Anſprache u. a. aus: Wir kommen in einer ſchickſalsſchweren Zeit zu dem Führer des deutſchen Volkes. Die Abſtimmung des vergangenen Sonnkags mit ihrem überwältigenden Ergebnis hat gezeigt, daß auch die Reichshaupkſtadt ebenſo wie alle Gaue des Reiches in bedingungsloſer Gefolg⸗ ſchaftskreue und eiſerner Geſchloſſenheit ſich hinter den Führer und ſeine Bewe⸗ gung ſtellt und ihm damit zugleich begei⸗ ſterk zuſtimmt zu ſeiner kraftvollen Wah⸗ rung der Ehre des deutſchen Volkes und zu ſeinem ſtaatsmänniſchen Bemühen um die herſtellung eines ehrlichen Frie- dens zwiſchen den gleichberechtigten Völ⸗ kern der Welt. »Wir werden ehrlich bemüht ſein, im Sinne unſeres Führers, im Sinne der nationalen Wiedergeburt die Verwaltung der Reichs⸗ hauptſtadt wieder zu Ehren zu bringen und Berlin zu einem Begriff für deutſches We⸗ ſen, Sparſamkeit, Sauberkeit und Sachlichkeit zu geſtalten. die Bulgaren und Novemver 1932 jeweils mehrere Ta- ge in ſeiner Wohnung geweſen iſt. Ex war ihm von der Kommuniſtiſchen Partei als Emigrant zugewieſen worden. Was Po⸗ poff dort trieb, habe er nicht gewußt, aber er habe beobachtet, daß er auf ſeinem Zimmer auch Flaſchen hatte und mit Flüſſigkeiten ar⸗ beitete. Popoff habe einen Koffer und eine dicke Aktentaſche gehabt. Einmal ſei eine Fiſte angekommen, angeblich mit Büchern, und Popoff habe dann immer die gefüllte Aktentaſche aus der Wohnung mitgenommen. Wahrſcheinlich habe er den Inhalt der Kiſte fortgetragen. Auch Taneff hat der Zeuge wiedererkannt. Auf Fragen erklärte der Jeuge, daß es ach bei den Flaſchen angeblich um Likör gehandelt haben ſoll, Popoff habe aber einmal ein Waſſerglas in der Küche ausgegoſſen und es ſei dann eine Stun ⸗ de lang ein benzolarkiger Geruch in der Küche geweſen. Der Zeuge erklärte, daß er aus Angſt vor Strafe und aus Angſt vor ſeinen eigenen Genoſſen früher nichts ausgeſagt habe. Er nehme auf ſeinen Eid und habe keinen Zwei⸗ fel, daß Popoff und Taneff in ſeiner Woh⸗ nung geweſen ſeien. Auf Veranlaſſung des Verteidigers Dr. Teichert wird feſtgeſtellt, daß der Zeuge Kämpfer wegen Diebſtahles und Rückfalldiebſtahls insgeſamt zu ſechsein⸗ halb Jahren Zuchthaus und anderthalb Jah⸗ ren Gefängnis verurteilt worden iſt und die letzte Zuchthausſtrafe 1926 abgeſeſſen hat. Er hat auch unter Polizeiaufſicht geſtanden. Zeugin Frau Kämpfer Zeugin Frau Kämpfer weinte bei ih⸗ rer Vereidigung und war ſo erregt, daß zu⸗ nächſt eine Pauſe eingelegt werden mußte. Nach dieſer Pauſe hat ſie ſich etwas beruhigt. Frau Kämpfer erklärte auf die Frage, ob ſie Popoff kenne, er komme ihr bekannt vor, er komme ihr auch nicht bekannt vor. Die Zeugin ſagt dann, als der Vorſitzen⸗ de ſie unter hinweis auf ihren Eid noch- mals eindringlich fragt, ob Popoff in ihrer Wohnung geweſen ſei, ſie glaube, daß es Popoff geweſen ſei. Das ihr geſtern vorgelegte Bild des Popoff ſei ihr freilich ähnlicher erſchienen als heute der perſönliche Eindruck. Der Angeklagte Popoff hält der Zeugin vor, daß er nach amtlicher Auskunft im Juli 1932 in Ruß- land geweſen ſei. Frau Kämpfer bleibt bei ihrer Ausſage.— Popoff ſagt, der Zeuge Kämpfer habe heute eine falſche Ausſage ge⸗ macht, um aus dem Konzentrationslager herauszukommen. Kämpfer weiſt dieſe Behauptung erregt zurück und ſagt, er habe im Gegenkeil bei ſeiner erſten e Urnehmung gelogen, um nicht in die Sache hineingezogen zu werden, und weil er Angſt vor ſeinen eigenen Genoſſen hatte. Er habe auch nach Frankreich flüchten wollen, um nicht als Zeuge im Reichstagsbrandpro- zeßz vernommen zu werden. In Zwei brücken ſei er aber verhaftet und dann ins Konzenkrationslager gebracht wor- den. Der Oberreichsanwalt beantragte, den Zeugen Kämpfer zu vereidigen. Es ent— ſpann ſich darüber eine Auseinanderſetzung zwiſchen Verteidiger und Anklagevertreter. Das Gericht beſchließt dann, Kämpfer nicht zu vereidigen, weil er der Teilnahme an der Tat verdächtig iſt. Die Sprengverſuche in der Wuhlheide Ein Kinoangeſtellter ſagte hierauf aus, er habe am 27. Februar im Ufa-Pavillon am Nollendorfplatz am Eingang geſtanden, aber er könne ſich nicht erinnern, Popoff geſehen zu haben. Dann wird als Zeuge der frühere kommuniſtiſche Reichstagsabgeordnete Wil- helm Kaſper vernommen, der ſich jetzt in einem Konzentrationslager befindet. Kaſper ſoll nach den Bekundungen des Zeugen Kun— zak gemeinſam mit Torgler an kommuniſti⸗ ſchen Sprengſtoffverſuchen in der Wuhlheide teilgenommen haben. Kunzaks Ausſage wird de mZeugen vorgehalten, Kaſper wird darauf aufmerkſam gemacht, daß er ſich nicht ſelbſt durch eine Ausſage zu belaſten brauche, ſon— dern in dieſem Falle die Ausſage verweigern könne. Er erklärt, Kunzaks Ausſage ſei, ſo⸗ weit ſie ihn betreffe, von A bis Z unwahr. Auf Vorhalt des Reichsgerichtsrates Dr. Cönders gibt Kaſper zu, davon geleſen zu haben, daß andere Kommuniſten Sprengſtoffe beſchafft haben und des- wegen beſtraft worden ſind. Er ſelbſt aber habe davon nie etwas birekt gehört. Dem Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Sack beſtätigt der Zeuge, daß Torgler im⸗ mer ſeine Aktentaſche mit Zeitungen über⸗ mäßig vollſtopfte. Auf eine Frage Torglers beſtätigt Kaſper, daß er mit Torgler zuſam⸗ men am 19. Januar 1933 mit dem damali⸗ gen Reichskanzler von Schleicher verhandelt habe, um zu verhindern, daß aus der natio⸗ nalſozialiſtiſchen Demonſtration auf dem Bü⸗ Werne ein Blutvergießen entſtehe.— Di⸗ mitroff läßt ſich von dem Zeugen beſtätigen, daß Dimitroff nach ſeiner Kenntnis nie an Sitzungen der deutſchen Kommuniſten teilge⸗ nommen habe.— Am Schluſſe der Diens⸗ tagsſitzung gibt der Vorſitzende bekannt, daß von der Amſterdamer Verſicherungsbehörde eine Auskunft darüber eingeholt werden ſoll, ob van der Lubbe im Oktober 1932 ſei⸗ ne Rente perſönlich abgehoben hat. Die Ver⸗ handlung wurde dann auf Mittwoch vertagt. Die Militärgerichtsbarkeit Die neue Militärſtrafgerichtsordnung. Berlin, 15. November. Bekanntlich wird am 1. Januar 1934 die eigene Militärgerichtsbarkeit wie⸗ der eingeführt, während bisher auch die An⸗ gehörigen der Reichswehr von den bürger⸗ lichen Gerichten abgeurteilt wurden. So⸗ eben werden dazu die nötigen Durchfüh⸗ rungsverordnungen erlaſſen. Es intereſſiert daraus folgendes: Gerichtsherren, die die Militäragerichtsharkeit auysſihen, ſind die re, die der Reichs we Befehlshaber und Kommandeu⸗ hrminiſt er dazu Richterliche Militärjuſtizbeamte Oberkriegsgerichtsräte beſtimmt. ſind die und die müſſen zum Richteramt befähigt ſein und werden vom Reichspräſidenten ernannt. Er⸗ kennende Gerichte ſind die Kriegsgerich⸗ te als, Gerichte erſter Inſtanz, die Ober⸗ kriegsgerichte und das Reichs ⸗ kriegsgericht. Als Beiſitzer ſind jeweils zwei Soldaten vorgeſehen, von denen ei⸗ ner der Rangklaſſe des Angeklagten angehö⸗ ren muß. Von Inkereſſe iſt u. a. noch die Regelung der Strafvollſtreckung. Danach iſt die Todes ſtrafe bei den der Militärgerichtsbarkeit un⸗ terſtehenden Verurteilten durch Erſchießen zu vollſtrecken, wenn ſie wegen eines milikä⸗ riſchen Verbrechens, im Felde auch dann, wenn ſie wegen eines nichkmilitäriſchen Ver⸗ brechens erkannt worden iſt. Die Todesſtrafe durch Erſchießen vollzieht die Militärbehörde. Was deutschen Frauen frommt Der Reichsleiter der NS- Frauenſchaft zum Muckererlaß des Stabschefs Röhm. Berlin, 15. November. Der Reichsleiter der NS-Frauenſchaft, Dr. Krummacher, nimmt in einer Veröf⸗ fentlichung Stellung zu dem Erlaß des Stabschefs der SA, Staatsrat Röhm, worin der SA befohlen wurde, dem Muckertum keine Handlangerdienſte zu leiſten. Dr. Krummacher bemerkt, er bitte, den Erlaß des Chefs des Stabes der SA über das Muckertum ſo aufzufaſſen, daß es der SA naturgemäß nicht zuſtehe, in Frauenangele⸗ genheiten hineinzureden. Der Reichsleiter der NS⸗Frauenſchaft fährt dann fort:„Es iſt die Auffaſſung der deutſchen Männer wie der deutſchen Frauen, daß Frauen, die ſich die Augenbrauen abraſieren, die ſich ſchmin⸗ ken und die Haare färben und die in der Oeffentlichkeit durch exzentriſche Manieren aufzufallen ſuchen wie z. B. durch Rauchen, Pudern uſw. einer älteren Generation ange— hören, deren Zeitalter im Vergehen iſt. Der Hinweis, daß die jüngere Generation derartige Dinge ablehnt, wobei Jugend hier nicht nach Jahren, ſondern nach Herzenskraft gewertet werden muß, dürfte gerade dieſe Frauen in größte Verlegenheit bringen. menn ſie meinen, ſich ſung machen zu können, während ſie ſich gerade durch ſolche Dinge einer vergehenden und abgewirkſchaftelen nberalterten Weltanſchauung und Welkanſchauungszeit zurechnen. Jung ſein heißt natürlich ſein und die Mah⸗ mungen und Anforderungen einer großen Zeit verſtehen.“ Kriſe in Genf Was beabſichtigt Henderſon mit ſeiner Kück. trittsdrohung? Genf, 15. November. Die Ankündigung der engliſchen Preſſe von dem bevorſtehenden Rücktritt des Prä— ſidenten der Abrüſtungskonferenz, Hen⸗ derſon, hat in Genf einen äußerſt pein⸗ lichen Eindruck hervorgerufen. Henderſon ſoll in perſönlichen Unterredungen ſeine be— vorſtehende Abſicht damit begründet haben, daß die Großmächte zu den gegenwärtigen Ausſchußverhandlungen nur nicht verant⸗ wortliche Beamte entſandt hätten und die Ausſchußverhandlungen einen allzu ſchlep— penden Gang nähmen. Die tiefere Arſache dieſer plötzlichen Rück- ktrittsdrohung liegt jedoch zweiſellos in der gegenwärtigen geradezu kroſtloſen Lage der Abrüſtungskonferenz, die heute weder leben noch ſterben kann. In den letzten Verhand. lungen haben nicht nur die Italiener und Ungarn, ſondern auch Japan übereinſtim. mende Erklärungen abgegeben, daß fachliche Berhandlungen und Beſchlüſſe in der gegen⸗ wärtigen Lage unmöglich ſeien. Die jkalieni⸗ ſche Parole von der Zweckloſigkeit und Sinn- loſigkeit der gegenwärtigen Konferenzver⸗ handlungen beherrſcht die Lage. Die Rück. trittsdrohung Henderſons richtet ſich jedoch nach Beurteilung unkerrichteker Kreiſe in er⸗ 5 Linie als Druckverſuch an die Großmäch⸗ fe. Der vom Büro der Abrüſtungskonferenz b eingeſetzte Ausſchuß zur Prüfung der im bri— tiſchen Entwurf enthaltenen allgemeinen Be— ſtimmungen über eine Abrüſtungskon⸗ vention und der Beſtimmungen über Kontrolle und Sanktionen hat ſeine Beratun⸗ gen aufgenommen. Es wurde beſchloſſen, die Vertreter Oeſterreichs und Rumäniens einzu⸗ laden, an den Arbeiten teilzunehmen. Erklärung Henderſons Der Präſident der Abrüſtungskonferenz. Henderſon, beantwortete am Dienstag in Genf Preſſevertretern gegenüber Fragen über die Gerüchte, daß er ſein Amt als Prä⸗ ſident der Abrüſtungskonferenz niederzulegen beabſichtige. Die Zuſammenkünfte vom Frei⸗ tag und Samstag hätten ihn peinlich berührt. Er erhalte nicht die notwendige Unterſtüt⸗ zung. Er könne unter dieſen Umſtänden nicht auf unbeſtimmte Zeit in Genf bleiben. Wenn ſich kein Wille zeige, katſächlich Jork rilte zu verwirklichen, ſei er gezwungen, lein Mandat als Nräident der Mbenkttungs Kriegsgerichtsräte. Sie konferenz dem Völkerbund zur Verfügung zu ſtellen. 00 0 10 g Engliſche Parlamentsreden i London, 15. November. Im Verlauf einer Unterhausdebatte über die Abrüſtung erklärte der engliſche Außen⸗ miniſter Sir John Simon u. g.: Wir hoffen noch immer, durch Verhandlungen das erſte Abrüſtungsſtadium zu erreichen. Auch hoffen wir, daß eine Gleichheit für Deutſchland hergeſtellt wird durch eine ſo weit wie möglich gehende und ſehr nahe an das Inde eiche deutſche Niveau heran⸗ kommende Herabſetzung der Rüſtungen. Eine Verſtändigung dieſes internationalen Ab- kommens iſt aber noch kein Abkommen. Wir können nur Erfolg haben, wenn wir die Welt dazu bewegen, mit uns zu handeln. Wir müſſen mit allen Mitteln um ein Ab⸗ kommen kämpfen. Wir müſſen kämpfen für eine Herabſetzung der Weltrüſtungen auf das niedrigſt mögliche Niveau. Wir müſſen kämpfen, daß eine Begrenzung der Nüſtun⸗ gen in jedem Lande erreicht wird durch ein Abkommen, dem die Länder freiwillig bei kreten können. Ein von der Arbeiterpartei einge⸗ brachter Mißtrauensantrag gegen die Regie⸗ rung wurde mit 409 gegen 54 Stimmen a b⸗ gelehnt. Deutſche Tagesschau Die Aufgabe einer Deutſchen Reichskirche. Auf der überfüllten General⸗-Mitglieder⸗ verſammlung des Gaues Groß-Berlin Bran⸗ denburg der Deutſchen Chriſten ſprach Gauobmann Dr. Krauſe über die Auf⸗ 5817 einer Deutſchen Reichskirche im Geiſte r. Martin Luthers. Inmitten der Volk⸗ werdung dieſer Tage werde jetzt die völkiſche Sendung des Reformators klar. Heute gelte es, eine deutſche Volkskirche zu ſchaffen. Dem deutſchen evangeliſchen Heute ſei es nicht um eine neue Verfaſſung und neue Kirchenämter zu tun geweſen, ſondern um die Vollendung der völkiſchen Sendung Martin Luthers in einer zweiten deutſchen Reformation, deren Ergebnis eine deutſche Volkskirche ſein wer⸗ de. Die Reichskirche könne ihre Aufgabe nur erfüllen, wenn ſie eine völkiſche iſt. Neuer SA⸗Dienſtanzug. Der Chef des Stabes, Röhm, hat eine Verfügung erlaſſen, die beſtimmt, daß ab 15. November 1933 für Dienſtmütze, Dienſt⸗ rock und Stiefelhoſe eine neue Farbe einge⸗ führt wird. Die bisher in brauner(heller und dunkler) Farbe hergeſtellten Dienſtanzüge können weiter⸗ und aufgetragen werden. Eben⸗ ſo können Stücke verſchiedener(alter und neuer) Farbe zuſammen getragen werden, je⸗ doch müſſen Dienſtrock und Dienſtmütze in den Farben übereinſtimmen. trinkt Kathreiner. den Kneipp-Malzkaffee Auslandsdeutſche feiern den Sieg des Führers. Der Leiter der Auslandsabteilung der NS.⸗ DAP., Bohle, hat an den Führer folgendes Telegramm gerichtet: Mit einer Flut von Te⸗ legrammen feiern die Reichsdeutſchen im Aus⸗ lande den grandioſen Sieg des Führers und danken dem Manne, der ihnen nach 14jähriger Schmach ein Vaterland der Freude und Ehre wiedergab. Sie geloben unverbrüchliche Treue und eifrigſte Mitarbeit am Ringen um den Frieden der Welt. ö ö Denkmalskrieg in Frankreich. Das Ende 1927 in Paris errichtete Denk⸗ mal für Paul Deroulede, der als Dich⸗ ter und Sänger den franzöſiſchen Nationa⸗ lismus nach 1870/71 inſpirierte, wurde von einem gewiſſen Leretour, der die Bewegung der Kriegsdienſtverweigerer lei⸗ tet, durch mmerſchläge ſchwer beſchädigt. Der Mann iſt verhaftet worden. Er erklärte, ſeine Handlung ſei die Erwiderung auf die Beſchädigung des Briand⸗Denkmals in Terbeuden durch Anhänger der Action Francaiſe. Die amerikaniſchen Goldankäufe werden forigeſetzt. 1 In Waſhingtoner politiſchen Krei⸗ ſen verlautet, daß Rooſevelt mit den bisheri⸗ gen Ergebniſſen der Goldankaufspolitik nicht zufrieden ſei. Er habe jedoch nach mehrtägigen 61 mit ſeinen Finanz beratern beſchloſſen, die Goldankäufe bis auf weiteres fortzuſetzen. Falls dieſe Maßnahme im Laufe von 60 Tagen keine greifbaren Ergebniſſe bezüglich einer Erhö⸗ hung der Rohſtoffpreiſe gezeitigt hätten, würde er nicht zögern, andere Wege einzu⸗ ſchlagen. Ilt das die 2 Paul. our über des angebot. c Paris, 15 November. In der Kammer machte bei der außenpo⸗ liclſegen Ausſprache der franzöſiſche Außen⸗ miniſter Paul⸗Boncour längere Ausführun⸗ gen über die Beziehungen Frankreichs zu den anderen Mächten und zum Pölkerbund. zweiten Teil behandelte er das Verhält⸗ n Frankreich—Deutſchland. Er erklöcte, das Ergebnis des 12. November be nicht überraſcht, aber es ſei nicht dazu angetan den franzöſiſchen Standpunkt zu ändern. Gleichviel welche wiederholten Friedensbe⸗ teuerunge Frankreich im Reben gegeben werden, gerade die Auffaſſun en., auf denn di. Bewegung, die triumphier' babe, beruhe, ſchlöſſe Gefahren in ſich, auf die die Außen⸗ politik der Nachbarländer Rückſicht nehmen müſſe. Nach einer langen Depreſtion glaube das deutſche Volk in dieſer Aufreizung(ö) des Nationalgefühls einen Grund zum Leben und Hoffen gefunden zu haben. Jrankreich ſei bereit ſich auszuſprechen, ſo⸗ viel man wolle. e habe in Berlin einen Bolſchafter, Deutſchland habe in Paris einen Bokſchafter. Jeder konkrete Vorſchlag, der Frankreich unterbreitet werde, werde ge. wiß von Frankreich mit dem Ernſt geprüft werden, den es ſtets bei Verhandlungen mit einem großen Lande bewieſen habe, von dem Dune ſehr wohl wiſſe, daß ſeine Bezie. ungen zu ihm zum größten Teil die Auf. rechkerhaltung des Friedens in Europa be. dingten. 6 Alle Sonder abmachungen zwiſchen Deutſchland und Frankreich müßten in den Völkerbund ausmünden. Unter dieſem Vorbehalt ſtrikter Loyalität ſei Frankreich überall zur Stelle und bereit, zu verhandeln. Der Reichskanzler erkläre, daß nichts Deutſchland und Frankreich trenne aufzer der Saarfrage. Man müßte eigentlich ſagen: Nicht einmal die Saarfrage. Man werde ſtets mit Deutſch⸗ land verhandeln müſſen. Weder Frankreich, noch Deutſchland, noch das Saargebiet könn⸗ ten auf wirtſchaftliche Beziehungen unterein— ander verzichten. Das Saargebiet habe das Recht der Selbſtbeſtimmung. Das Saarge— biet ſei als internationales Gebiet der Kon⸗ trolle des Völkerbundes unterworfen. Zugendliche Diebesbande Köln, 15. November. In Köln kamen vier 12⸗ und 13⸗jährige Jungen zur Anzeige, die ſich zu einer Diebes⸗ bande zuſammengeſchloſſen hatten, um ge⸗ meinſam Fahrräder, Fahrradteile u. a. zu ſtehlen. An zwei aufeinanderfolgenden Sonntagen ſind ſie in ein Fabrikgebäude ein⸗ gedrungen, haben die Tür gewaltſam erbro⸗ chen und aus einer Werkſtatt Schrauben und Nägel im Werte von zirka 50 Mark entwendet. Das geſtohlene Gut haben die Jungens bei Althändlern für einige Pfen— nige verkauft und dieſe für Süßigkeiten aus gegeben. Auf den geſtohlenen Fahrrädern haben ſich die Jungens aus Köln entfernt. Zwei woll ten eine mehrtägige Tour machen und die beiden anderen wollten nach Frankreich. die ſer Plan wurde durch das Erſcheinen der Po⸗ lizei zerſtört. Die Jungens landeten in ſiche⸗ rem Gewahrſam eines Eifelſtädtchens. Märkte und Vörſen Vom 14. November. (Ohne Gewähr.) Deviſennotierungen. London, 1 Sterl., G. 13,46, B. 13,50, New york, 1 Dollar, G. 2,587, B. 2,593; Hol⸗ land, 100 Guld., G. 169,18, B. 169,52; Ita⸗ lien, 100 Lire, G. 22,09, B. 22,13; Kopen⸗ hagen, 100 Kr., G. 60,09, B. 60,21; Oslo, 100 Kr., G. 67,88, B. 67,82; Paris, 100 Fr. G. 16,40, B. 16,44; Prag, 100 Kr., G. 12,41 B. 12,43; Schweiz, 100 Fr., G. 81,12, B. 81,28; Spanien, 100 Peſ., G. 34,12, B. 34,18. Stockholm, 100 Kr., G. 69,48, B. 69,5“ Wien, 100 Schill. G. 48,05, B. 48, 15. Reichs, bankdiskont 4 Prozent, Privatdiskont 3,875 Prozent. Mannheimer Schlachtviehmarkt. 1 159 Ochſen, 107 Bullen, 303 Kühe, 345 Färſen, 797 Kälber, 74 Schafe, 2005 Schweine. Preiſe: Ochſen 28 bis 31, 22 bis 25, 24 bis 27; Bullen 28 bis 29, 23 bis 25, 21 bis 23; Kühe 22 bis 26, 18 bis 22, 14 bis 18, 10 bis 13; Färſen 30 bis 32, 26 bis 28, 23 bis 25; Kälber—, 40 bis 42, 34 bis 38, 28 bis 32, 20 bis 25; Schafe—, 22 bie 25; Schweine—, 51 bis 52, 50 bis 53, 4 bis 52. Mannheimer Pferdemarkt. Angefahren waren 117 Arbeſts⸗ und 15 Schlachtpferde. Arbeitspferde erzielten 300 bis 900, Schlachtpferde 25 bis 115 Rm. pro Stüd. Karlsruher Schlachtofehmarkt.. Zufuhr: 44 Ochſen, 39 Bullen, 58 Kühe 154 Fätſen, 255 Kälber und 831 Schweine. Preiſe: Ochſen 27 bis 31, 25 bis 27, 24 bis 26. 22 155 19 bis 225 Bullen 28 bis 29. u kurzen Worten: [Dem Führer und Kanzler Adolf Hitler e am Dienstag der Ehrenbürgerbrief der Stadt Berlin überreicht. Der Führer der Deutſchen Arbeitsfront erklärt in einer Veröffentlichung, durch den Wahlausfall des 12. November ſei der Mar⸗ pismus in Deutſchland erledigt. Der Chef des Stabes der SA hat eine Verfügung erlaſſen, wonach ab 15. Novem⸗ ber 1933 für die Dienſtmütze, den Dienſt⸗ rock und die Stiefelhoſe der SA eine neue Farbe eingeführt wird. Staatsſekretär Pfundtner erklärte auf der Beratung des Sachverſtändigen⸗Beirates für Bevölkerungs⸗ und Raſſenpolitik, daß Fra⸗ gen der Ausbildung und Erziehung der Ju— gend in raſſenpolitiſcher Hinſicht im Vorder— grund ſtünden. Im Reichsbrandſtifter-Prozeß wurden am Dienstag wieder verſchiedene Zeugen ver— nommen, darunter neue Belaſtungszeugen gegen die bulgariſchen Angeklagten. Von mehreren Pariſer Blättern wird der Gedanke einer unmittelbaren Ausſprache zwiſchen Frankreich und Deutſchland erör— tert. Die Rücktrittsdrohung des Präſidenten der Abrüſtungskonferenz, Henderſon, wird von ihm mit der ablehnenden Haltung der italie— niſchen und ungariſchen Regierung bei den Abrüſtungsverhandlungen begründet. Bei einem Kunſtſammler in Stockholm wurde ein großer Einbruchsdiebſtal, verübt, wobei ein Rembrandt⸗Gemälde im Werte von etwa 400 000 Kronen geſtohlen wurde. Dem Einiger Deutſchlands! Ehrung des Kanzlers in der Sitzung des Reichskabinelts. Berlin, 15. November. In der Dienstag⸗Sitzung des Reichskabi⸗ netts hielt vor Eintritt in die Tagesordnung Vizekanzler von Papen folgende Anſpra— che an den Reichskanzler Adolf Hitler: Herr Reichskanzler! Im Namen aller Mitglieder der Reichsre— gierung habe ich die Ehre, in der erſten Sit⸗ zung, die das Kabinett nach dem denkwür⸗ digen 12. November vereint, Folgendes auszuführen: Wir, Ihre nächſten und engſten Mitarbei- ler, ſtehen noch vollkommen unter dem Ein- druck des einzigartigſten, überwältigendſten Bekennkniſſes, das jemals eine Nation ihrem Führer äbgelegt hat. In neun Monaten iſt es dem Genie Ihrer Führung und den Idea⸗ len, die Sie neu vor uns aufrichtelen, ge⸗ lungen, aus einem innerlich zerriſſenen und Fe e Volk ein in Hoffnung und Glauben an ſeine Zukunft geeinkes Reich zu ſchaffen. Damit iſt die nakionalſozialiſtiſche Bewegung zum kotalen Staat geworden, mit allen Rechlen und Pflichten, die ſich daraus ergeben. Auch die, die bisher noch abſeits ſtanden, haben ſich nun eindeulig zu Ihnen bekannt, weil ſie fühlten, daß es ihr großer Vunſch war, alle Volksgenoſſen— gleich wo ſie früher ſtanden— unker Ihrer Führung zu vereinen. Gleich wie die anderen großen Völker nach dem Weltkriege dem unbekannten Soldaten als Sumbal ihrer Tapferkeit. Ebre und Mür. 25 5 ieee „Ich laſſe den Fürſten bitten, eine kleine Weile zu warten“, ſagte ſie alſo in gewohntem Gehorſam, und übergab ſich den Händen ihrer Zofe, die ſie in einer knappen Viertelſtunde dem Geſchmack des jungen Mannes entſprechend herausgeputzt hatte. Ignis ſchüttelte lächelnd den Kopf. Das alles kam ihr unſäglich komiſch vor, ohne daß ſie recht gewußt hätte, weshalb. „Ei, ei“, ſagte Windiſchgrätz, nachdem er ſie zeremoniell begrüßt,„Sie ſehen gut aus, Helene. Sie haben ſich erholt in Wien! Iſt Ihnen die Zeit nicht lang geworden— ſo allein?“ Ignis ſah ihn groß an. Der Ton, den er anſchlug, ſo liebenswürdig er war, befremdete ſie durch ſeine Ober⸗ flächlichkeit. „Aber Sie?“ fragte ſie dagegen, ſeine Aufmerkſamkeit von ſich ablenkend.„Schwere Tage liegen hinter Ihnen. Und Napoleon iſt immer noch nicht beſiegt! Oeſterreich war die Hoffnung der Welt— und nun? Sie werden verſtehen, daß ich bittere Tränen geweint habe, als ich die Nachricht erhielt, daß die großen Attacken bei Wagram nicht zum Ziel geführt haben und daß Seine Kaiſerliche Majeſtät den Frieden anbieten mußten. Aber ich habe Gott gedankt, daß er Sie verſchont gelaſſen hat von Ver⸗ letzungen und Krankheit“, fügte ſie ein wenig gezwungen hinzu, denn eigentlich hatte ſie des Gemahles herzlich „Sie werden mir gewiß ein wenig und geſehen wenig gedacht. N 0 erzählen von allem, was Sie gehört haben?“ de ein Denkmal errichteten, hal das deulſche Volk gewünſcht, vor der Welt ein 11 55 hörbares Bekenntnis ſeiner eigenen Ehre und Würde abzulegen, indem es ſeinem un ⸗ bekannten Soldaten, der einſt bei ve Barque für ſein Volk blutete und nun ſein Jührer geworden iſt, einen überwälligenden Vertrauensbeweis darbrachte. Die Sehnſucht unſeres Jeldmarſchalls und großen Führers aus dem Weltkriege, das Vaterland in Einigkeit zuſammenſtehen zu ſehen, iſt durch Sie, Herr Reichskanzler, er⸗ füllt worden. Wohl noch nie in der Geſchich⸗ ke der Nation iſt einem Staatsmann ein ſol⸗ ches Maß gläubigen Verkrauens entgegenge⸗ bracht worden. Das deulſche Volk hat damit zu erkennen gegeben, daß es den Sinn der Zeiten wende begriffen hat und dem Führer auf ſeinen Wegen 0 folgen enktſchloſſen iſt. Aus hiſtoriſcher Perſpektive dieſer Tage be⸗ krachket, wird der 12. November ein Wende⸗ lag der deulſchen Geſchichte ſein, weil von hier aus innere, ſoziale Wirkungen im Kampf für die abendländiſche Kultur weit über die deulſchen Landes geeazen hinaus ausſtrahlen werden— aber auch— weil die Jotwendig⸗ keit einer friedlichen Neuordnung Europas nach dem Geſetz von Recht und Gerechtigkeit nunmehr in ein entſcheidendes Stadium ge⸗ kreten iſt. i Der Traum von den zwei Deulſch⸗ land, die man gegeneinander ausſpielen könne, iſt endgültig ausgeträumt. Die Um- welt findet an deſſen Stelle eine Nation, die mehr wie je entſchloſſen iſt, für ihre Wellgel⸗ kung, für ihr Recht und für den Frieden wie die Wohlfahrt Europas zu kämpfen. Wir wiſſen, daßßz Sie, Herr Kanzler, den alten Worten huldigen:„Nach dem Siege binde den Helm feſter“. In dieſem Sinne iſt das Ka- binett glücklich, zu einer ſolchen stunde unker des Feldmarſchalls und Ihrer Führung für Deutſchland arbeiten zu dürfen. Der Führer dankt Reichskanzler Adolf Hitler dankte in be— wegten Worten den Mitgliedern des Reichs— kabinetts, die ſich in einer ſpontanen Kundgebung von ihren Plätzen erhoben hatten, für die treue Mitarbeit und das unerſchütter— liche Vertrauen, das man ihm in den ver— floſſenen Monaten entgegengebracht hat Der Reichskanzler gedachte in dieſem Augenblick ebenfalls in Worten herzlichſten Dankes des Herrn Reichspräſidenten von Hinden⸗ burg, der durch die Berufung dieſes Kabi— netts die Vorausſetzungen für den gewalti— gen Sieg der deutſchen Einigkeit geſchaffen habe. Die allerſchwerſte Arbeit des Reichskabi⸗ nekts, die innere Formung des Volkes ſelbſt, ſei jetzt, wie das Ergebnis der Volksabſtim⸗ mung und der Wahl des letzten Sonntags zeige, gelungen. Geſtützt auf dieſes Ergebnis, könnten nun die weiteren Arbeilen im In⸗ nern und nach außen leichter und beſſer in Angriff genommen werden als früher. Papen Saarbenollmächtigter Sodann wurde ein Kabinettsbeſchluß her— beigeführt, wobei Vizekanzler von Papen zum Saarbevollmächtigten der Reichsregie— rung ernannt wird. Als ſolchem ind Herrn von Papen die Sachbearbeiter der Saarfra— 3 A en Windiſchgrätz andere. bei uns. der Kunſt!“ Ignis lauſchte geſpannt. voraus. ſönlichen Erlebniſſen?“ ſchaftsminiſteriums zog ein Geſicht. Es galt ſeiner Frau, die mit ſo ſchwerem Geſchütz das Wiederſehen eröffnete. Sie war nicht häßlich, gewiß nicht. Wäre ſie ein ein- ſaches Mädel aus dem Voll geweſen, er hätte ſich wahr— haftig in ſie verlieben können, in ſie ſo gut wie in jede Aber als ſeine Frau, als Fürſtin Windiſchgrätz, war ſie ihm nicht nur gleichgültig, ſondern auch läſtig. „Gott“, ſagte er und verfiel in den gemütlichſten Wiener Caféhausdialekt,„ſchauns, bei uns iſt halt alles um ein paar Jahrzehnt zu alt. Der Karl hat gleich zu Anfang erklärt, er wolle nichts wagen. Und dem Napoleon gegenüberſtehen und nichts wagen, das iſt ſo, als ob's ein Großfeuer mit einer Nachtmützen ausſchlagen wollen. Der Johann kommt zu ſpät. Wie er da iſt, iſt die Schlacht aus, nichts mehr zu tun. Napoleon iſt ſchon fertig mit dem Sieg und wir mit der Niederlagen. Iſt alles zu alt Wenn man uns Junge machen ließ... zuwegen! Das geht nach der Würden und nimmer nach Alles in allem vertraute ſie ihrem angetrauten Gatten, ohne recht über ihn nachzudenken. Es war ihr natürlich, wahr zu ſein— und ſie ſetzte dasſelbe auch bei anderen „Davon weiß und verſtehe ich nichts“, ſagte ſie be⸗ ſcheiden, aber intereſſiert.„Ihr Regiment war auch in der Schlacht. Vielleicht erzählen Sie mir von Ihren per⸗ „Was iſt da groß zu erzählen? Man tut ſeine Pflicht!“ erwiderte der Fürſt mit einer gewiſſen Verlegenheit, denn ſeine Pflichten während dieſes Feldzuges waren nicht überwältigend geweſen. Er hatte ſeinen Rang als Oberſt genoſſen und ſeiner Wiener Geliebten die Treue mit mehr als einem hübſchen, drallen Landmädchen gebrochen. „Sie ſind zu beſcheiden“, ſagte Ignis mit aufleuchten⸗ den Augen. Gerade dieſe Eigenſchaft hätte ſie bei ihrem Gemahl nicht vorausgeſetzt.„Andere werden mir von Ihren Leiſtungen erzählen müſſen.“ ge in den einzelnen Miniſterien Unterſtellt, und er hat das Recht des unmittelbaren Ge⸗ ſchäftsverkehrs in dieſen Angelegenheiten. Weitere Kabinettsbeſchlüſſe Erledigt wurde im weiteren Verlauf der Beratungen des Reichskabinetts ein Geſetz⸗ entwurf zur Aenderung des Gemeinde⸗ umſchuldungsgeſetzes vom 21. Sep⸗ tember 1933, das eine Verlängerung der Friſtbeſtimmungen und einige Ergägzungen vorſieht, ferner der Entwurf eines Geſetzes über die Außerkraftſetzung des Mineral⸗ waſſerſteuergeſetzes und des Schaumwein⸗Steuergeſetzes. Dos letztere geſchieht lediglich aus bem Grunde, um den drohenden Entlaſſungen einer größe⸗ ren Zahl von Arbeitern vorzubeugen und um neue Arbeitsmöglichkeiten zu erſchlietzen. Auf Grund einer Denkſchrift des Reichs⸗ arbeitsminiſteriums und des Reichswirt⸗ beſchäftigte ſich das Reichskabinett mit den von dieſen beiden Mi⸗ niſterien aufgeſtellten Grundſätzen in der Frage des Doppelverdienertums, die gutgeheißen wurden. Angenommen wurde ferner ein Geſetz über Preis nach⸗ laſſe(Rabatte), das die auf dieſem Gebiet zutagegetretenen Mißſtände beſeitigen ſoll. Den größten Raum in den Vera⸗ tungen des Reichskabinetts nahmen drei Ge⸗ ſetzentwürfe des Reichsjuſtizminiſters ein, die die Einſchränkung der Eide in Skraf⸗ verfahren, die Beſeitigung der Mißbräu⸗ che bei der Ehe und der Annahme an Kindesſtatt, ſowie Maßnahmen gegen gefährliche Gewohnheiksverbrecher zum Gegenſtande haben. Hierbei handelt es ſich einmal um eine Be⸗ ſeitigung des Uebermaßes der Eide in Straf— verfahren, das nicht der Wahrheitserfor⸗ ſchung dient, ſondern es ſchädigt. Es ſoll die Vereidigung aller Zeugen in Fällen von ganz untergeordneter Bedeutung und bei belangloſen Privatklagen nicht mehr obligatoriſch ſein. Das geltende Recht zwingt vielfach dazu, einen Zeugen zu vereidigen trotz der klaren Erkenntnis., daß der Zeuge ſich in offenbare Widerſprüche verſtrickt hat. Dieſen Zuſtand ſoll das nun beſchloſſene Ge⸗ ſetz ein Ende bereiten. Das zweite Geſetz bezweckt die Bekämp— fung von Verfallserſcheinungen auf fami⸗ lien rechtlichem Gebiet. Danach ſoll grundſätzlich jede Ehe nichtig ſein, wenn ſie ausſchließlich oder vorwie⸗ gend zu dem Zweck geſchloſſen iſt, der Frau die Führung eines Familienna⸗ mens zu ermöglichen, ohne daß eine eheliche Lebensgemeinſchaft ge⸗ gründet werden ſoll. Ebenſo ſoll die Beſtäti⸗ gung einer Annahme an Kindes⸗ ſtatt überall da verſagt werden, wo be— gründete Zweifel daran beſtehen, daß durch! die Annahme ein dem Eltern- und Kindes- verhältnis entſprechendes Familienband her— geſtellt werden ſoll. Das Geſetz gegen gefährliche Gewohn⸗ heitsverbrecher geſetzliche Grundlage für eine ſchafft die N Wirkſan gerbrecherbekämpfung. deren Er— füllung bis zum Inkrafttreten des neuen Deutſchen Strafgeſetzbuches nicht mehr hin— ausgeſchoben werden kann. Es ſieht eine weſentliche Strafverſchärfung für gefährliche Gewohnheitsverbrecher ſowie erer ſprechung... wünſchen.“ intereſſieren.“ Aber frage? unter den Maßregeln der Sicherung und 1 Beſſerung auch die Entmannung gefährlicher Sittlichkeitsverbrecher, die Unterſagung der Berufsausübung, die Sicherung, Verwah⸗ rung und die Arbeitspflicht der Unterge⸗ brachten ſowie ſchließlich eine Reichs⸗ verweiſung zu. 1 Nach dieſem Geſetz werden ferner Straf⸗ kalen, die in Trunkenheit begangen wer⸗ den, voll geahndet. 15 Schließlich ſtimmte das Reichskabinett grundſätzlich einem Geſetzentwurf zum Schutz der Tiere zu, das Tierquälerei in jeder Form ſcharf beſtraft und beſonders ſchwere Strafen für die Viviſektion feſtlegt. Letzte Nachrichten Diſziplinarverfahren gegen drei Pfarrer. Berlin, 15. Nov. Von unterrichteter Seite wird dem VD3⸗Büro mitgeteilt:„In Ver⸗ folg der für die Neuordnung innerhalb der evangeliſchen Kirche erforderlichen Maßnah⸗ men wurden die Pfarrer Niemöller⸗Dahtem⸗ von Rabenau⸗Schöneberg und Scharf⸗Sach⸗ ſenhauſen bei Berlin mit ſofortiger Wirkung ihres Amtes enthoben. Gegen die Genann⸗ ten ſind Ditſziplinarverfahren eingeleitet, weil ſie gegen den nationalſozialiſtiſchen und deutſch⸗chriſtlichen Geiſt am notwendi⸗ gen Neuaufbau der deutſchen evangeliſchen Kirche Widerſtand geleiſtet haben.“ Der völkiſche Aufbau Förderung d. blutsmäßig wertvollen Volks⸗ teile. ö Berlin, 15. November. Im Sachverſtändigenbeirat für Bevölke⸗ rungs⸗ und Raſſenpolitik beſchäftigte ſich Mini⸗ ſterialrat Dr. Lütt beſonders mit der Be⸗ deutung der Erziehungsfragen für die Raf⸗ ſenpolitik. Da der Führer immer wieder be⸗ tone, daß er die Raſſenpolitik, d. h. die Sorge für die Vermehrung der wertvollen deutſchen Volksgenoſſen, die Erbgeſundheit und Raſſen⸗ reinheit des Volkes als die Hauptſache anſehe, ei es Pflicht aller berufenen Stellen, auch im eigenen Leben mit guten Beiſpielen vor⸗ anzugehen und die Lebensbedingungen für die deutſche Familie zu verbeſſern. Die Reichsregierung ſei ſich klar darüber, daß es mit der Ausmerze und Ausleſe der Erbkranken und Fremdraſſigen nicht getan fei, wenn es nicht gelinge, den blutsmäßig wertvollen Volksteil zu för⸗ dern und ihm die Erziehung einer aus⸗ keichenden Kinderzahl zu ermöglichen. So wie die nationalſozialiſtiſche Bewegung mit Mut und Entſchloſſenheit den neuen Staat geſchaffen habe, müſſe nun der nationalſozia⸗ liſtiſche Staat nunmehr auch die Vorausſet⸗ zung für den völkiſchen Aufbau ſchaf⸗ fen. Neben die berufliche Leiſtung müſſe die Verpflichtung zur biologiſchen Leiſtung für Volk und Staat treten. Im Anſchluß daran ſprach Regierungsrat Dr. Aſadel über die Erziehungsfragen bei der Hitlerjugend, Senator von Hoff über die be⸗ abſichtigte Schulreform und der Rektor der ege einer Reform der Sochſchulen. Prof. off machte als Leiter der Deutſchen Ge⸗ ft zur Bekämpfung der Geſchlechtskrank⸗ Vorſchläge zur Aenderung des gleich⸗ namigen Geſetzes. „Da ſei Gott vor“, rief der junge Menſch ehrlich ent— ſetzt.„Im übrigen, die Frau Fürſtin werden verzeihen, wenn ich meinen Abſchied nehme. Eine wichtige Be— Jetzt, wo man daheim iſt, kaum hat man die Naſe voll Wiener Luft, gleich kommens alle und wollen was von einem...“ Ignis lächelte. „Das kann ich mir denken! Ich hoffe, Sie werden aber auch für mich manchmal ein Stündchen übrig haben!“ „So oft“— der Herr Vater befehlen, wollte er ſagen, aber er verbeſſerte ſich ſogleich— „die Frau Fürſtin „Ich habe nichts zu wünſchen. Aber wenn Sie ſich für unſere Arbeit für die Verwundeten und Hinterbliebenen „Laſſeus mich aus“, wehrte er, ehrlich entſetzt.„Hab' genug davon geſehen. Jetzt, wo ich wieder in Wien bin, möcht' ich...“— mein Leben noch ein biſſel kräftiger ge⸗ nießen, wollte er ſagen; aber wieder beſann er ſich— „andere Geſchäfte erledigen.“ Er beugte ſich ſchon über ihre Hand, ſie zum Abſchied zu küſſen, als ihr einfiel, daß er vielleicht etwas von dem Leutnant Cornelius wiſſe, über den ſie ſeit Wochen nichts mehr hatte erfahren können. Ihres Gatten Regiment, das war alles, was ſie wußte, hatte in derſelben Armee wie das geſtanden, dem Cornelius zugehörte. e Er blickte ein wenig verwundert, als ſie nach dem Regiment fragte. Gewiß, es habe immer ſozuſagen mit dem ſeinen zuſammen manövriert. Weshalb ſie danach Ignis erzählte ohne Rückhalt, daß ſie ſich für einen jungen Leutnant intereſſiere, der ihr einmal einen großen Dienſt erwieſen. Sie hielt auch nicht damit zurück, worin derſelbe beſtanden. In Wien, in Oeſterreich, das wußte ſie, ſchätzte und verehrte man den Freiherrn vom Stein. Sie nahm an, daß auch ihr junger Gemahl zu ſeinen Ver⸗ ehrern gehöre und ihren Schritt billigen werde. Der machte große Augen. (Fortſetzung ſolgt.) i . Fortſetzung. Nachdruck verboten. f Mit„Helga“ ging es anderntags in See. Die Be⸗ ſatzung war nicht allzu groß: Kapitän, Steuermann, zwei Maſchiniſten, Koch, Schiffsjunge und zwölf Leicht⸗ matroſen. Auf der Ausfahrt hatten letztere faſt nichts zu tun. Ihre Arbeit ſollte erſt ſpäter kommen. Die Zeit wurde mit Kartenſpiel und Schlafen hingebracht. So hatte Karl Forſtner reichlich Muße, ſich an das Leben an Bord und an ſeine neuen Kameraden zu gewöhnen. „Käppen“ und„Stüermann“ waren zwei Seebären von biederem Schlag; ſie löſten ſich in der Führung der „Helga“ ab. Eine wichtige Perſon war natürlich der Koch, der mit Unterſtützung des Schiffsjungen für das leibliche Wohl der Beſatzung zu ſorgen hatte, und zwar war dieſes Herings⸗Otje, jener lange Kerl, der unbeſchränkt und ſelbſtherrlich in ſeiner kleinen Kombüſe herrſchte. Er kochte eine herzhafte Koſt und wußte noch viel herz⸗ haftere Witze, ſo daß er beliebt bei der ganzen Beſatzung war. Karl Forſtner freundete ſich bald mit ihm an, der offenherzig und kameradſchaftlich war, ihm dieſen und jenen guten Rat und ſo manchen guten Biſſen zukommen ließ. f Nach fünf, ſechs Tagen wurde die„Helga“ für den Fiſchfang vorbereitet. Der Dampfer hatte das Großfang⸗ gebiet nordweſtlich der däniſchen Küſte erreicht. Mit Planken und Brettern wurde das geräumige Vorderdeck in viele Fächer, mit einem Hauptfach in der Mitte, aufgeteilt. Schwere Maſten wurden quer über Bord gelegt, zwei große Schleppnetze nun zum erſten Male ausgeworfen. Die Maſchine ging mit voller Kraft. Alle vier Stunden wurde eines der Netze eingeholt, hoch⸗ gewunden und der zappelnde und quabbelnde Inhalt in das Mittelfach auf Vorderſchiff gebracht. Nachdem das Netz gereinigt und aufs neue ausgeworfen war, ging es ans Sortieren und Abſchlachten der reichen Beute. In Lederjacken und beinlangen Stiefeln, den Südweſter über die Ohren gezogen und das Fiſchmeſſer in der Hand, machte ſich die Mannſchaft an die Arbeit. Das heißt, der Dienſt, der anſtrengend war, wurde in geteilter Schicht getan. Nur die halbe Mannſchaft war an Deck, während die andere Hälfte ſchlief und Ruhezeit hatte. Nach je acht Stunden erfolgte der Wechſel und die Ablöſung. Ein Mann ſtand mitunter bis an die Hüften in dem Haufen Fiſche. Er griff zu, ſortierte den Fang und warf ſeinen Kameraden, die ſich an den kleineren Fächern um ihn herum verteilten, eine veſtimmte Fiſchſorte zu: Schollen, Flundern, Makreelen, Heringe, Zungen, Schell— fiſche. Das Unbrauchbare ging gleich wieder über Bord. Die Leute faßten Fiſch auf Fiſch. Ein harter Griff, ein kunſtgerechter Schnitt, und im Handumdrehen war das Tier getötet und entleert. Große Körbe wurden voll ge— ſammelt, die ſpäter im Laderaum des Schiffes, zwiſchen Schichten von Salz und Eis, verſtaut und aufgeſpeichert wurden. So ging der Dienſt jetzt Tag um Tag, wochen- und monatelang. Netz auf Netz ergoß ſich über Deck. Unermüd⸗ lich, unbarmherzig riß die Mannſchaft mit den kurzen Meſſern Tauſende weißer Fiſchleiber auf, wühlte in Fiſch⸗ blut und in Eingeweiden. Korb auf Korb verſchlang der Laderaum, bis jeder Winkel des Schiffes ausgefüllt und ſelbſt das Vorderdeck von Fiſchen überſchüttet war. Dann ging es dem nächſten Hafen zu, zumeiſt nach einem engliſchen oder däniſchen Anlegeplatz, wo die ganze Ladung verkauft, das Schiff geleert, Kohle und Proviant an Bord genommen wurde. Das dauerte höchſtens ein oder zwei Tage, dann ging es aufs neue hinaus aufs Meer— aufs Meer, das unerſchöpflich in ſeinem Reich⸗ tum war, das wahllos gab und wahllos nahm. Karl Forſtner hatte ſich an den Dienſt gewöhnt und auch die Seekrankheit ſo ziemlich überſtanden, trotzdem die „Helga“ ſtampfte und ſchlingerte, bei Sturm und ſchwerem Seegang haushohe Wellen über das Vorderſchiff gingen, die ſich nicht ſelten die ſoeben geſpendete Beute zurück— holten und gierig verſchlangen. Dann banden ſich die Männer vorn am Schiffe feſt. Die Wellen ſchlugen über ſie hinweg. Sie hatten keinen trockenen Faden mehr am Leibe und bekamen Kleider und Stiefel mitunter wochen— lang nicht von den Gliedern. Kalt und naß und hunde⸗ müde lagen ſie in ihren Kojen. Trockneten die Kleider am Leibe unten im heißen Maſchinenraum oder lagen und ſchliefen, wo ſie vor Kälte und Müdigkeit gerade hinfielen und liegenblieben. Bis die Schiffsglocke plärrte und ſie aufs neue ans Netz und an ihre Arbeit mußten. eh 9 1. a Nach Monaten kamen ſie endlich nach Hamburg zurück. Seit ihrer damaligen Abfahrt hatte ſich hier an⸗ ſcheinend viel geändert. Nicht am Bild der Stadt, aber im Leben und Treiben, das in ſeinen Mauern und Straßen heerrſchte. Der Krieg war zwar ſchon längſt zu Ende. Aber ein neuer Krieg— ein Krieg des Hungers und des falſchen Geldes— ſchien ausgebrochen zu ſein, Inflation nann⸗ ten es die Leute. Alle Laſter und Leidenſchaften wurden aufgepeitſcht. Aller Sitte, allem Anſtand, aller Ehrlichkeit wurde höhnend ins Geſicht geſchlagen. Die große Stadt war jetzt ein Hexenkeſſel, in dem es gärte und gärte und tauſend Teufelskünſte brieten. Karl Forſiner und ſeine Kameraden hatten Goldgeld in der Taſche. Gute engliſche Pfunde, mit denen ſie ihre monatelange Arbeit bezahlt bekamen. Das war ein großes Glück für ſie. Mit ein paar Pfunden Heuer waren ſie unermeßlich reich. Und dieſer ungewohnte Reichtum machte ſie leichtſinnig und übermütig. . Da war Sankt Pauli in der Hafenſtadt. Ein ganzes Stadtviertel, allein dem Leichtſinn und Vergnügen ge⸗ weiht. Mit Gaſſen und Straßen, in denen man nur Caſés d Kneipen, Tanzdielen und Ballokale, Schießbuden und Hippodroms, Kinos und Vorſtadttheater— und liederliche auensperſonen findet. Das eintönige Leben auf dem Schiff, der anſtrengende Dienſt, das Fehlen jeder Unterhaltung, monatelange Ab⸗ geſchloſſenheit und nun— die plötzliche Freiheit und das viele Geld in der Taſche, das waren Gründe genug, um auch einen ruhigen und verſtändigen Seemann kopflos und leichtſinnig werden zu laſſen. Von einem Lichtmeer wurde Sankt Pauli überflutet, während die Altſtadt und die Gegend ringsum, Woh⸗ nungszentrum der Arbeiter und der armen Leute, es wie ein drohender, dunkler Gürtel umſpannten. Herings⸗Otje, Karl Forſtner und ein paar Kameraden waren ſtets zuſammen. Ganze Bündel Banknoten be⸗ kamen ſie für ein einziges engliſches Pfund eingewechſelt, jede Note mit phantaſtiſchen Zahlen, die von Tag zu Tag noch phantaſtiſcheren Ziffern weichen mußten. Sie ſtreuten das Geld mit vollen Händen aus und konnten, wenn ſie wollten, den Teufel dafür tanzen laſſen. Eines Tages waren ſie im Hippodrom. Ein großer Raum mit Tiſchen und Niſchen ringsum und einer Reit⸗ bahn in der Mitte. Ein halbes Dutzend müder Gäule, gezäunt und geſattelt, umkreiſte die Bahn nach Blechmuſik und Peitſchenknall. Es ritt alles, was da reiten und auch nicht reiten konnte. Seeleute und Matroſen, vor allem aber liederliche Frauenzimmer, die hier die beſte Gelegenheit fanden, ihre Beine vor den gierigen Augen der Zuſchauer ins rechte Licht zu ſetzen.. Karl Forſtner ſollte natürlich reiten. Seine Kameraden wußten, daß er Kavalleriſt geweſen war. Aber da war ein Schimmel dazwiſchen, ein klappriges und abgejagtes Tier, immerhin ein Schimmel— und da war dem Forſtner mit einem Male die Luſt für den ganzen Abend ver— gangen.. Die Kameraden waren dafür deſto luſtiger geſtimmt. Vor allem Schollen-Hein und Herings-Otje, die ſogar ver⸗ ſuchten, den widerſpenſtigen und bockigen Eſel zu reiten, bei welchem Wagnis es das größte Gelächter und die verwegenſten Purzelbäume gab. Herings-Otje brachte das Kunſtſtück dennoch fertig, ſchon aus dem Grunde, weil es ihm dank der außerordentlichen Länge ſeiner Beine ein leichtes war, im Sattel zu ſitzen, ohne die Füße vom Erd— boden zu bringen. Und ſo umrundete er denn auch, ſtolz wie ein Ritter und unter dem kreiſchenden Gelächter aller Zuſchauer, tapfer die Bahn. Danach waren ſie in Chineſenkneipen und Negerbudi— ken. Immer von Frauenzimmern umlungert und von liederlichen Weibern umringt. Dieſe und jene ließen ſie mit an ihrem Tiſche ſitzen. Gaben ihnen zu trinken und hörten ſich ihre Zoten an. Mitunter war auch eine Deern dazwiſchen, die ſo ein Seemann ganz gern haben mochte. Nur Karl Forſtner konnte ſich für die Frauen nicht er— götzen. Fühlte ſich von ihrer Geldgier angewidert und von ihrer Laſterhaftigkeit beſchmutzt. Und nun wollten ſie nach einem Ballokal, denn andern— tags ging es ſchon wieder in See. Morgen— in See... Aber heute, heute wollten ſie noch einmal luüſtig ſein. Heute wollten ſie das Leben noch einmal genießen! Wer lonnte wiſſen, was ihnen draußen auf den Wellen blühte... So gingen ſie nach einem Mitternachtslokal, das im Herzen des Vergnügungsviertels lag. Ein Rauſch von Farben und Lichtern tanzte vor ihren Augen auf. Jazz⸗ muſik, von Negerhänden aufgepeitſcht, jagte wie eine Brandung unabläſſig durch den Saal. Alle Sinne wurden aufgehetzt, und tauſend Wünſche wurden wachgerüttelt. Scheinwerfer ſtreuten bunte Lichter in den Saal, und eine Fontäne ſprudelte unterhalb der Decke. Mitten im Raum ſtand eine Bühne, die nach allen Seiten offen war. Man ſah über ſie hinweg in einen anderen Raum, der wie eine in Flammen gebadete Grotte dalag. Wilde, gehackte Rhythmen, melancholiſche Tangos und flotte Walzer ſtreuten die Kapellen über die Menſchen aus. Hunderte umſchlangen ſich im Tanz, als ob man ſich nicht wieder voneinander löſen wollte. Ein Gongſchlag zitterte durch den Raum. Artiſten traten auf und zeigten ihre Teufelskünſte: Boxer, Ringer, Zauberer und wilde Springer. Sie ſtanden mitten unter dem Publikum, oder ſie tummelten ſich unter der hohen Decke. Tänzerinnen tanzten einzeln oder ſcharenweiſe auf der Bühne. Waren jung und ſchön und ſehr geſchmeidig. Sie ſchienen junge Göttinnen zu ſein, ſo ſchön und herr⸗ lich waren ſie anzuſchauen. Die tolle Stunde einer halben Nacht brach an. Wilder wurde der Tanz und nervenaufpeitſchender die harten Rhythmen. Neue Senſationen gekündigt. Ein Löwenzwinger war jetzt auf der Bühne. Die Beſtien peitſchten die dicken Eiſenſtäbe. Da riß man eine Falltür auf. Ein junges Weib wurde durch die Tür geſtoßen. Die Katzen heulten auf. Das Weib ſtand un⸗ bewaffnet unter ihnen. Die Löwen ſchlichen ſich davon. Sie zogen den Duft des jungen Frauenleibes in die offenen Nüſtern, und wagten nicht, dieſen anzuſpringen. Die Gäſte ſaßen wie erſtarrt da. Selbſt die Kapelle ſchwieg, und nur Scheinwerferkegel blitzten. Karl Forſtner riß die Augen auf. Die Kameraden waren verblüfft. Zum Schluß brach heller Jubel los. Trompeten ſchrien auf, die wilden Katzen knurrten— und in fünf Minuten war das alles ſchon vergeſſen. Es wurde Wein und viel Sekt getrunken. Hier rollte das Geld, hier wurde nicht nach dem Preiſe gefragt. Auch an Karl Forſtners Tiſche geizte man nicht. Die Kameraden tanzten und waren in beſter Stimmung. Karl Forſtner ſaß noch immer ſtill am Tiſche. Der Eindruck war zu zwingend und faſt lähmend. Da zupfte ihn eine Frauenhand am Ohr: ein junges Weib mit weißer Haut und dunklen Augen. Es war die Lu, die ſchwarze Lu, wie ſie ſie alle nannten. ö „Wollen wir nicht einmal zuſammen tanzen?“ Ihr Blick war bittend, und er folgte ihr willig. wurden an⸗ Ihr ſchlanker Leib ſchmiegte ſich berauſchend an ihn. Das Blut ſtieg ihm zu Kopfe, die Pulſe hämmerten, ſo daß er nicht ein Wort über die trockenen Lippen brachte. Nun ſaßen ſie bei Wein am Tiſche. „Biſt du ein Seemann?“ fragte die Dunkle zweifelnd. „Noch nicht ſo lange— doch ich will's noch werden.“ „Das ſieht man deinen Händen an. Die eignen ſich nicht recht dazu.“ „Und— du?“ Karl Forſtner mußte ſich zu dem Duz⸗ wort zwingen. „Davongelaufen!“ „Den Eltern?“ „Selbſtverſtändlich! Spießern.“ „Und nun?“ „Jetzt tanze ich hier im Ballett.“ „Lohnt das denn ein Zerwürfnis mit den Eltern?“ „Lohnt— lohnt— was für'ne Frage!— Soll ich denn einen Schuſter heiraten? Oder Zigaretten drehen und Schokolade einpacken? Ich halt's nicht aus in ſolcher Enge!“ War nicht auszuhalten bei den Natürlich war das zu verſtehen. Sie trank gern Wein, noch lieber Sekt. Sie trug ein feines Kleid und ſeidene Strümpfe. Die junge Haut war gepudert und die Lippen waren rot geſchminkt. 155 Und dann die Nächte im Lokal. Man war ja jung, man fand ſchon ſeine Verehrer. Da fiel manch Geldſtück dabei ab und manchmal auch ein warmes Abendbrot. Es lohnte ſchon, daß man dafür tanzte. Ganz gleich, ob auf der Bühne oder im Parkett. An freche Augen konnte man ſich gewöhnen. Zudringlichkeiten mußte man ſich vom Leibe halten. „Nun ſei nicht prüde! Laß uns tanzen! Und dann— nicht wahr, dann trinken wir noch Sekt? Die Katja und die Mana ſollen vor Neid heut platzen...“ Sie tranken und tanzten, tranken ſich den Wein ins Blut; tanzten, wie hier alle tanzten. Dann wurde das Tanzparkett geräumt. Ein Nacht⸗ ballett tanzte jetzt im Saal. Es tanzten zehn, zwölf knoſ⸗ penhafte Tänzerinnen, halbnackt. Die ſchwarze Lu war auch dabei. Sie tanzte kokett und raffiniert. Sie ließ den jungen und verführeriſchen Leib in grellſtem Rampenlichte leuchten und warf den Männern dreiſte Blicke zu. Karl Forſtner wurde auf einmal nüchtern. In ſeinem Innern fühlte er ſich verletzt. Er hätte ſich der Scham⸗ loſigkeit dieſes jungen Weibes halber ſchämen mögen. Die Tänzerinnen, gut gedrillt, waren junge, nur zur Schau geſtellte Frauenleiber, ohne Seele, ohne Keuſchheic. Das alles war vielleicht Senſation, doch keine Kunſt und kein Erleben. Spekulation und raffiniertes Geſchäft. Karl Forſtner fühlte ſich von dem allen abgeſtoßen, war ſatt und müde, fühlte ſich fremd und einſam unter dieſen Menſchen. Er hätte jetzt durch ſtille Wälder wandern, hätte irgendwo im Schatten hoher Bäume ruhen mögeg, um ſich von ihrem Rauſchen tröſten zu laſſen, um Falter und Sonnenkäfer zu haſchen; ein junges Weib in ſeinen Armen halten mögen, in Glück und Liebe und in keuſcher Selbſtvergeſſenheit... Erinnerungen wurden in ihm wach, Erinnerungen au jene Stunden, die gar ſo glücklich und ſo erdgelöſt für ihn verliefen. Er vergaß dabei den Tanz, die Lu und dieſes ganze Ballokal. So war es kein Wunder, daß die anſpruchsvolle Lu ihn langweilig und fade fand, daß ſie mit anderen kokettierte, mit anderen tanzte, mit anderen trank und auch an ande⸗ ren Tiſchen ſaß. Sie trank mit dem, der ihr das Beſte bot, lachte mit jedem, der ihr dreiſte Witze ſagte, tanzte mit allen, die da mit ihr tanzen wollten... Karl Forſtner fühlte ſich angewidert. Längeres Ver— bleiben wäre Selbſtbetrug geweſen. So ſtand er, als im Saale alles tanzte, haſtig auf, bezahlte ſeine Zeche und ging davon— ging ohne Gruß und Abſchiedsworte... Es herrſchte ein ſonderbares Treiben in der Stadt. Es fieberte und gärte unter den Menſchen. Am hellen Tage kamen ſchon Unruhen und Zwiſchen⸗ fälle vor. Die Menge, ausgepowert und empört, ſtürmte verſchiedene Lebensmittelgeſchäfte. In einem Zeitraum von nur wenigen Stunden änderten ſich drei- oder vier⸗ mal die Preiſe. Phantaſtiſche Zahlen wurden für das Dürftigſte gefordert. Viele Geſchäfte blieben überhaupt geſchloſſen; die anderen ließen ihre Waren gar nicht erſt zum Vorſchein kommen. Da und dort ſchlug man Scheiben ein, nahm mit Ge⸗ walt, was man für ſein verlogenes Geld und auch für gute Worte nicht bekommen konnte, voll Gier— und raubte nicht ſelten, was man niemals würde gebrauchen können. Die Polizei ſchritt eifrig ein, ließ die Gummiknüppel auf die Hungrigen und die Empörten niederſauſen. Sie wollte Ruhe und Ordnung erzwingen und brachte die Empörung nur aufs neue zum Ausbruch. Und in der Altſtadt kam ſie überhaupt nicht mehr zur Ruhe; hier in den alten Gängen und engen Straßen. wo die Arbeiter und armen Leute wohnten. 5 Der Groß⸗Neumarkt wurde zum Kampfgebiet. Die Polizei ſetzte ſich hier feſt, wurde vertrieben und gewann abermals die Oberhand. Schmähungen wurden aus⸗ geſtoßen, Steine und andere Wurfgeſchoſſe hagelten überall auf ſie herab. Die Polizei konnte ſich nur in ſtarken Trupps behaupten und machte nicht ſelten von der blanken Waffe Gebrauch. In dieſen Aufruhr war Karl Forſtner hineingeraten, ſtand mitten in einem Rudel Menſchen, die Not und Empörung zuſammengetrieben. Eine dunkle und drohende Menſchenmaſſe war es, die Aermſten der Armen, die Heſe der Großſtadt. Menſchen, die in unwürdigen Löchern hauſten, die außer ein paar Lumpen und etwas Hausrat nur eine Schar hungriger Kinder beſaßen; dieſe revoltler⸗ ten aus Not, Haß und Niedertracht.(Fortſetzung folgt.) ö Geſchäftliche Mitteilungen Aus der Heimat Gedenktage 15. November. 1630 Der Aſtronom Johannes Kepler in Re⸗ gensburg geſtorben. 1730 Der Generalinſpektor der amerikaniſchen Armee Friedrich Wilhelm von Steuben in Magdeburg geboren. 1787 Der Komponiſt Chriſtoph Willibald Rit⸗ ter von Gluck in Wien geſtorben. 1862 Der Dichter Gerhart Hauptmann in Salzbrunn geboren. 1910 Der Dichter Wilhelm Raabe in Braun— ſchweig geſtorben. Sonnenaufg. 7.21 Sonnenunterg. 16.08 Mondaufg. 4.22 Mondunterg. 14.32 Prot. und kath.: Leopold. Dein Schickſal ruht in deiner eigenen Bruſt. Friedrich v. Schiller. Grauer Herbſt Vorwinterliche Zeit! Graue und trübe Tage ſind bei uns eingekehrt. Vorbei des Herbſtes farbenfrohes Fanal, vorüber jene milden, ſon⸗ nigen Stunden, die uns mit dem Heimgang der Natur ſo oft verſöhnten! Des ſchöneren Herbſtes Zeit iſt abgelaufen, nun kommt ſeine ganze Schwere, ſeine unergründliche Melancho⸗ lie, ſeine Unbeſtändigkeit über uns. Nebel⸗ umfangen beginnen die Tage und im Nebel gehen ſie früh und immer früher unter. Re⸗ gen- und Schneeſchauer und kalte Winde to⸗ ben ſich aus und das weite, ausgedehnte ſtille Land harrt in ſeiner grenzenloſen Ver⸗ laſſenheit und ſtummen Ergebenheit auf den Winter, der ſchon ſeine erſten Vorboten ſandte. So ſtehen denn die Bänke, im Sommer viel⸗ geſuchte Plätze, wieder einſam und verlaſſen und verlaſſen ſind auch jene Wege und Pfade, auf denen einſt fröhlicher Wandergeſang fah— render Geſellen erklang; gemieden ſtehen die Wälder, durch die Wipfel kniſtert das Ra⸗ ſchein fallender vergilbter Blätter. So manches Tal, ſo manche Höhe ſah im Sommer viele, viele entzückte und begeiſterte Menſchen, nun liegen ſie vereinſamt und wie abgeſchieden da. Geht man über Land, ſo meint man, alles Leben ſei erſtorben. Nur der Krähen Ge— kreiſch erklingt dann und wann mit heiſerem häßlichen Schrei. Da möchte uns denn manchmal dieſe trübe Stimmung der Natur ſchwer aufs Herz fallen. Unſer deutſches Weſen neigt ohnehin gern zu ſchwermütigen Empfindungen und gedanken⸗ vollen Grübeleien. Doch wenn die Sonnen da draußen nicht mehr leuchten, dann müſſen innere Sonnen ſcheinen, dann muß im Innern alles in Ordnung, alles in Bereitſchaft ſein dann können Stürme kommen, wir werden ſie überdauern. * Jugendaktion für die Winterhilfe Der kommende Sonntag ſoll im Rahmen des Winterhilfswerkes ein Tag der Jugend— aktion für die Winterhilfe werden. Zu dieſem Zweck werden am kommenden Sonntag Jun⸗ gens und Mädels in ganz Deutſchland in aller Oeffentlichkeit das Abzeichen der Hitlerjugend als Wappenſchild nageln laſſen. Nationaltracht für Skiläufer. Die Füh⸗ zung des Deutſchen Ski-Verbandes hat eine Verfügung erlaſſen, nach der die Kleidung derjenigen deutſchen Skiläufer, die bei offi⸗ ziellen oder inoffiziellen Anläſſen im Ausland kämpfen, einheitlich geregelt wird. Der An⸗ zug iſt marineblau, mit marineblauem Pullo⸗ der, langer Hoſe für Springer, Knickerbocker für Läufer, hellgrauen Strümpfen und ſoge⸗ annter Norwegermütze. Die Nationalmann⸗ ſchaft trägt auf der linken Bruſtſeite den Reichsadler, am linken Oberarm befindet ſich in Flaggenform ein Zeichen„ſchwarz⸗weiß⸗rot.“ Wettervorherſage: Meiſt bedeckt, aber vorherrſchend trockene Witterung. Vergiftung. Meumünſter, 15. Nov. Das junge Arbeiter- Ehepaar Martens und deſſen zweieinhalb lähriges Töchterchen erkrankten nach dem Ge⸗ e einer Reisſuppe, die die Frau unter Verwendung von Wurſtbrühe hergeſtellt hat⸗ te. Der von den Nachbarn herbeigerufene Arzt ordnete die ſofortige Ueberführung der ſchwerkranken Familie in das Krankenhaus an, wo das Kind etwa 10 Minuten ſpäter an dergiftung geſtorben iſt, während ſich ie Eltern in Lebensgefahr befinden. Um⸗ ſangreſche Ermittlungen ſind angeſtellt wor⸗ —— — 1 RM. 30000.— für das Winterhilfswerk 195 deutſchen Volkes wurden auch in dieſem Jahre 65 der Chlorodont⸗Fabrik Leo⸗Werke Nut b. d. in Dresden zur Verfügung geſtellt.— ußerdem wurden von der Belegſchaft der Leo⸗ f erke noch monatliche Sonderbeiträge mit Pla⸗ ettenerwerb gezeichnet. Als Eheſtandsbeihilfe gewähren auch die Leo⸗Werke ihren weiblichen tbeitnehmern je RM. 300.—, ſofern ſie ihren Arbeitspoſten freimachen. Hiller schafft Arbeit Weitere bewilligte Maßnahmen im Arbeits⸗ beſchaffungsprogramm. Erweiterung der Waſſerverſorgungsanlage in den Gemeinden Kirchberg, Grifte und Freuden⸗ thal mit 4500 Tagewerken; Entwäſſerung und Kultivierung von Gemeindeflächen in Fiſch⸗ born mit 2400 Tagewerken; Entwäſſerung von Gemeindewieſen mittels offener Gräben in Ge— meinde Niedermittlau mit 3200 Tagewerken; Regelung von Waſſerläufen in Gemeinde Al⸗ tenhaßlau mit 2200 Tagewerken; Ausführung einer Ackerdränage in Gemeinde Oberahr mit 1001 Tagewerken; Endabſchnitt der Kuhbach— regulierung in Corbach mit 1475 Tagewerken; Ackerdränage in der Gemarkung Altenkirchen mit 1475 Tagewerken; Wieſenentwäſſerung in Gemeinde Neuenſchmitten mit 1100 Tagewer⸗ ken Oedlandkultivierung in Müſtwillenroth mit 500 Zage e ken; Wee enentwä ſe ung in Gonds⸗ roth mit 1400 Tagewerken; Dränung von Ge— meindewieſen in Hailer mit 1030 Tagewerken. Erlaß rückſtändiger Domanialgefälle Darmſtadt, 15. Nov. In einem Erlaß des Staatsminiſteriums(Forſtabteilung) an die Forſtämter heißt es u. g.: Wir haben mur Ermächtigung des Herrn Staatsminiſters be⸗ ſchloſſen, auch die rückſtändigen Domanialge⸗ fälle teilweiſe zu erlaſſen. Durch dieſe Maß⸗ nahme ſoll das Beſtreben der Reichsregierung, die Wirtſchaft und namentlich die Landwirt⸗ ſchaft einer Geſundung entgegenzuführen, un⸗ terſtützt, zum anderen den Schuldnern ein An⸗ reiz gegeben werden, ihren Verpflichtungen gegenüber dem Staat nachzukommen, der zur Erfüllung ſeiner vielfältigen Aufgaben auch ö auf den Eingang der Domanialgefälle ange- wieſen iſt. Es werden erlaſſen: Domanialgefälle, die bis zum 15. November 1933 noch nicht beglichen ſind, und zwar aus dem Wirtſchaftsjahr 1930(1. 10. 1929 bis 30. 9. 1930) und frü heren Wirtſchaftsjahren in Höhe von 33,33 v. H.; aus dem Wirtſchaftsjahre 1931 in Höhe von 20 v. H.; aus dem Wirtſchaftsjahre 1932 in Höhe von 10 v. H. Ferner werden erlaſſen alle Zins rückſtände für Domanialge— fälle aus dem Wirtſchaftsjahr 1932(1. Okto⸗ ber 1931 bis 30. September 1932) und den früheren Wirtſchaftsjahren. Der Erlaß wird erſt wirkſam, wenn aus dem Wirtſchaftsjahr 1930 und früheren Wirt— ſchaftsiahren 66.66 Prosent, aus Der Führer dankt. ö Als das Wahlergebnis bekannt wurde, ſammelte ſich vor den Reichskanzler⸗Palais in der Wilhelmſtraße in Berlin eine gewaltige Menſchenmenge an, die ſtürmiſch Adolf Hitler zu ſehen verlangte. Der Führer entſprach den Wünſchen und grüßte die Menge freudig von einem Fenſter aus. Der größte deutſche Neithstag Nur ariſche Abgeordnete— Keine Frauen— Sitzungen bei Kroll Da nur ein Wahlvorſchlag vorlag und jede Stimmverſplitterung durch kleine Parteigrüpp⸗ chen vermieden wurde, ſo iſt das Ergebnis des 12. November gleichzeitig die Wahl des bisher größten Reichstages überhaupt. Nach den vorläufigen amtlichen Ergebniſſen beſteht der Reichstag aus 661 Abgeordneten. Dieſe Zahl dürfte ſich bei der endgültigen Berechnung im Büro des Reichswahlleiters kaum noch weſentlich ändern. Der vorige Reichstag, der am 5. März dieſes Jahres gewählt worden war, hatte nur eine Stärke von 566 Mitglie— dern, zu denen allerdings noch etwa 80 Kom- muniſten hinzugerechnet werden müſſen, die von vornherein zu den Sitzungen nicht einbe— rufen worden ſind. Da in allen Wahlkreiſen nur eine Einheits— liſte gewählt worden iſt, ſo wird die Verteilung der Mandate auf die einzelnen Wahlkreiſe etwas mehr Mühe machen als bei früheren Wahlen. Trotzdem rechnet man damit, daß die Vorbereitungen für den Zuſammentritt des neuen Reichstages nicht länger dauern als nach den letzten Wah⸗ len, nämlich etwa 16 Tage. Der neue Reichs— tag würde demnach ſchon Ende November oder Anfang Dezember zu ſeiner erſten Sitzung einberufen werden können. Der neugewählte Reichstag iſt ein Parla⸗ ment von beſonderer Bedeutung. Während in den bisherigen Reichstagen zahlreiche Juden und Jüdinnen vertreten waren, gehören dem neuen Reichsparlament nur Männer ariſcher Abſtammung an. Auch Frauen ſind in dem neuen Reichstag nicht mehr zu finden. Der Reichstag vom 12. November 1933 macht einen ſehr jugendlichen Eindruc. Das Durchſchnittsalter liegt erheblich niedriger, als in den vorhergehenden Reichstagen. Schätzungsweiſe kann man annehmen, daß die meiſten Reichstagsabgeordneten ſich in den Al⸗ tersgruppen von 30 bis 45 Jahren befinden. Der älteſte Reichstagsabgeordnete iſt General Litzmann, der 83 Jahre alt iſt. Dieſes Alter legt ihm keine beſondere Bürde mehr auf, denn das Amt des Alterspräſidenten iſt bekanntlich abgeſchafft worden. Die Konſtituierung des neuen Reichstages erfolgt unter Leitung des bisherigen Reichstagspräſidenten Göring. Zu den jüngſten Parlamentariern gehören u. a. die Abgeordneten Baldur von Schirach. der 26 Jahre alt ist, und der Abgeordnete Ludin, der 28 Jahre zählt. Die Unterbringung der Abgeordneten bei Kroll am Königsplatz gegenüber dem Reichs— tagsgebäude wird keine Schwierigkeiten berei— ten. Der ehemalige Theaterſaal hatte 1200 Sitzplätze. Durch den Einbau von Gängen iſt zwar ein Teil dieſer Sitze fortge— fallen, immerhin waren aber nach dem Umbau 670 Abgeordnetenplätze vorhanden, von denen ein Teil wieder entfernt wurde, weil die Kom— muniſten ausfielen. Jetzt wird es nötig ſein, die drei letzten Sitzreihen wieder einzubauen, eine Arbeit, die in wenigen Tagen erledigt werden kann. Etwas mehr Zeit nimmt die Nachprüfung der Legitimationen der neuen Abgeordneten durch das Büro des Reichstages, die Aus— ſtellung der Fahrkarten und Ausweiſe in An— ſpruch, aber auch dadurch wird die Friſt von etwa 16 Tagen nicht verlängert werden. Das frühere Reichstagsgebäude, deſſen großer Sitzungsſaal durch das Ver— brechen der Brandſtiftung zerſtört worden iſt, kommt einſtweilen für die Arbeiten der neuen Volksvertreter nicht in Frage. Die große Glas— kuppel, die den Saal überwölbte und durch den Brand vernichtet worden war, iſt zwar längſt wieder hergeſtellt, ſo daß die Innen⸗ räume des Gebäudes vor den Unbilden der Witterung geſchützt ſind, auch iſt der Brand— ſchutt längſt weggeräumt, und in der letzten Zeit macht ſich auch der Brandgeruch, der noch lange in den weiten Räumen hing, nicht mehr bemerkbar. Der große Sitzungsſaal ſteht jedoch innen immer noch im Rohbau da, und es iſt bisher auch noch nicht Beſchluß gefaßt über die Form, in der er wieder aufgebaut werden ſoll. Die Beamten des Reichstages ſind in den letzten Monaten, in denen faſt gar keine Par⸗ lamentsſitzungen ſtattfanden, dennoch nicht mü⸗ ßig geweſen. So ſteht zum Beiſpiel die Be⸗ ratungsüberſicht für den Etat 193132 vor der Vollendung, die noch in der Reihe der Veröffentlichungen des Reichstages fehlte. Es handelt ſich dabei um die Aufgliederung der ſachlichen Verhandlungen des Haushaltsaus⸗ ſchuſſes des Reichstages nach Stoffgebieten, die wertvolle Unterlagen für die Etatsar⸗ beiten der Miniſterien bietet. dem Wirt⸗ ſchaftsſahr 1931 80 Prozent; aus dem Asirr⸗ ſchaftsjſahr 1932 90 Prozent bezahlt und die aus dem Mirtſchaftsjahr 1933 fälligen Doma⸗ nialgefälle bis zum 1. Dezember 1933 und neu entſtehende Domanialgefälle friſtgerecht be⸗ glichen werden. Beträgt hiernach der Rückſtand aus 1930 und früheren Jahren 180 Rm., ſo ſind nur zu zahlen 120 Rm.; bei einem Rückſtand aus 1934 mit 180 Rm. ſind zu zah⸗ len 144 Rm., bei einem ſolchen aus 1932 mit 180 Rm. ſind zu zahlen 162 Rm. Die Abtragung der rückſtändigen Domanial⸗ gefälle hat nach einem feſten Plan zu erfol⸗ gen. Solange dieſer Plan pünktlich eingehal⸗ ten wird, gelten die Rückſtände zinslos geſtun— det. Von dieſer Regelung werden alle Doma— nialgefälle erfaßt, mit Ausnahme von For⸗ derungen aus Pachtverträgen über Jagd und Fiſchereien, aus Grundſtücksverkäufen, Losholzverkäufen und Darlehen, ſowie mit Ausnahme der rückſtändigen Beiträge zu den Koſten der Staatsforſtverwaltung ſowie der Mieten aus ſtaatlichen Miet- und Dienſt⸗ wohnungen. Kredite durch Sparlaſſen Einſchaltung der heſſiſchen Sparkaſſen in die Arbeitsbeſchaffung. Darmſtadt, 15. November. Das Staatspreſſeamt teilt mit: Um die heſ⸗ ſiſchen Sparkaſſen möglichſt weitgehend in die Arbeitsbeſchaffung einzuſchalten hat das heſ— ſiſche Staatsminiſterium im Einvernehmen mit dem Herrn Reichswirtſchaftsminiſter die die Kreditgewährung ſéitens der Sparkaſſen einengenden Beſtimmungen weſentlich gelockert, ähnlich wie das jetzt auch ſeitens der anderen Länder geſchehen iſt. Die heſſiſchen Sparkaſſen ſind dadurch in die Lage verſetzt, den groß— zügigen vom Deutſchen Sparkaſſen- und Giro⸗ verband ausgearbeiteten Plan der Eingliede⸗ rung des gewerblichen Mittelſtandes in die Arbeitsbeſchaffung mit den ihnen zufließenden Mitteln mit Nachdruck zu unterſtützen. Durch den Heſſiſchen Sparkaſſen- und Giro⸗ verband ſind die heſſiſchen Sparkaſſen von dieſem Plan bereits eingehend unterrichtet worden, und er wird mit ihnen in dieſer Woche auch mündlich durch den Herrn Treu— händer der Arbeit im Wirtſchaftsgebiet Heſ— ſen durchgeſprochen werden. Das Nähere über den Plan wird der Oeffentlichkeit noch un⸗ terbreitet werden.— Zu hoffen iſt nur, daß nun auch unſere Sparer durch fleißige Ein⸗ zahlungen den Sparkaſſen für dieſe Zwecke neue Mittel zuführen und dadurch ihrerſeits dazu beitragen, dem Plan zu einem vollen Er⸗ folg zu verhelfen. Es ſind alle Maßnahmen ſo getroffen, daß die Sicherheit des neuen Kredits gewährleiſtet bleibt. — Erſter Spatenſtich für den Heidelberger Klinik⸗ Bau. Heidelberg, 15. Nov. Auf der künftigen Bauſtelle des neuen Heidelberger Klinikvier⸗ tels im Stadtteil Neuenheim, auf dem jetzt zuerſt mit dem Bau eines Teiles der neuen chirurgiſchen Klinik begonnen werden ſoll, fand am Dienstag vormittag der feierliche Akt des erſten Spatenſtiches ſtatt. Dazu erſchienen um halb 12 Uhr an der Spitze der 40 Arbeiter, die vorläufig hier mit Erdarbeiten beſchäftigt werden, Kultusminiſter Dr. Wacker zuſammen mit Miniſterialrat Fehrle, Bürgermeiſter Wet— zel, dem Rektor der Univerſität und zahlrei⸗ chen anderen Vertretern der Hochſchule und Studierenden auf der Bauſtelle. Der Kul— tusminiſter hielt eine kurze Anſprache, in der er auf die Bedeutung der kommenden Bau— ten für die älteſte deutſche Hochſchule hinwies und an deren Schluß er dem Bau gutes Ge⸗ lingen wünſchte. Dann ſprachen noch Bürger— meiſter Wetzel, der Rektor, Prof. Dr. Groh, der Studentenführer Scheel und ſchließlich nah⸗ men dann der Miniſter und die übrigen Be— hördenvertreter den erſten Spatenſtich vor. Hierauf wurde die Arbeit am neuen Klinik— bau begonnen. 8 Mannheim, 15. Nov.(Die Verkaufs- ſonntage vor Weihnachten.) Die Po⸗ lizeidirektion teilt mit: Nach der derzeitigen Regelung für die Stadt Mannheim dürfen die Ladengeſchäfte an den letzten drei Sonn— tagen vor Weihnachten in der Zeit von 13— 18 Uhr, die Zigarrengeſchäfte in der Zeit von 11—18 Uhr für den geſchäftlichen Verkehr of⸗ fen gehalten werden. Auf Antrag der Han⸗ delskammer hier wird für dieſes Jahr die Offenhaltung von ſolchen Ladengeſchäften, die ausſchließlich oder überwiegend Lebens- und Genußmittel, Tabakwaren, Wein, Spirituoſen, Papier- und Schreibwaren oder Blumen ver— kaufen, am Sonntag, den 10. Dezember 1933 geſtattet. An dieſem Tage— 10. 12. 35— gilt für die genannten Ladengeſchäfte die all⸗ gemeine Sonntagsruhe. Hinſichtlich der Ver⸗ kaufszeit am 31. Dezember 1933 gilt dasſelbe wie für die Verkaufsſonntage vor Weihnachten. Die Warenhäuſer werden von dieſer Regelung nicht berührt. 5 Weige und gesunde zähne Chlorodont 0 die Gualitäts Erzeugnisse