Lokales Viernheim, 15. Nov. Der Ausklang der Kirchweihe. Der geſtrige Kirchweih⸗Dienstag hat uns beſon⸗ ders ſchönes Kirchweihwetter beſcheert. Der Juxplatz war dieſerhalb auch ſehr gut beſucht. Karuſſell und Schiffſchaukel hatten regen Zu⸗ ſpruch. Das elektriſche Namenſpiel, wo„für 10 Pfg. 3 mal gewonnen wurde“ hatte beſon⸗ dere Anziehungskraft, namentlich für Kinder- herzen. Die hier gewonnenen Hunde ſahen allerliebſt aus. Weiter oben konnte man ſich im Schießen üben und hierbei ebenfalls ſchöne Preiſe erzielen. Der Todesfahrer auf dem Motorrad erregte berechtigtes Aufſehen. Seine Leiſtung wurde durch reichen Beifall und guten Beſuch gelohnt. Kurz und gut, es war für Kurzweil reichlich geſorgt, man konnte ſich ſchön amüsieren.— In den Lokalen wurde zum Teil noch getanzt, zum Teil wurden die Gäſte mit komiſchen Vorträgen uſw. unterhalten. Doch bald nach Mitternacht ging es überall zu Ende, das Geld und auch das Vergnügen. Heute Mittwoch kann ruhig überall die Geldbeutel. wäſche vorgenommen werden, es wird kein Geld mehr dabei verdorben. Nunmehr iſt einige Tage Ruhe, um dann am nächſten Sonntag froh Nachkirchweihe zu feiern. * Sterbetafel. Geſtern Vormittag ver- ſchied in Mannheim⸗Käfertal nach kurzer Krank- heit eine gebürtige Viernheimerin und zwar Frau Maria Kempf geb. Buſalt im Alter von 64 Jahren. Die Beerdigung fin det morgen Donners⸗ tag nachmittag 3 Uhr in Käfertal ſtatt. »Beigeordnetenwechſel in Viern⸗ heim. Herr Beigeordneter Carl Brügel, hat in Stuttgart eine Berufsſtelle angenommen und ſcheidet deshalb durch ſeinen Wegzug aus dem Gemeindeplenum und ſeinem Amte als Beige⸗ ordneter unſerer Gemeinde aus. Die Gemeinde- verwaltung und die Ortsgruppenleitung verliert in Herrn Brügel eine tüchtige Kraft und wird der Abgang des Herrn Brügel ſehr bedauert. Wir wünſchen Herrn Brügel in ſeinem neuen Wirkungskreis alles Gute und die beſten Erfolge. „Nachtrag— Dank an die Wahl⸗ helfer! Der geſtrigen Dankſagung iſt noch hinzuzufügen: Der Sanitätskolonne Viernheim ſei beſonders der Dank der Ortsgruppenleitung für ihre geleiſtete Tätigkeit abgeſtattet. * Die„Odonen“, die bekannte Spiel⸗ ſchar des Bannes Odenwald der Hitler-Jugend, veranſtaltet, zuſammen mit der Viernheimer H. J., am Samstag, den 18. Nov., abends halb 9 Uhr, im Saale zum„Kaiſerhof“ einen groß angelegten Werbeabend. Glänzende theatraliſche Darbietungen werden im Rahmen eines auser- leſenen Programms für einen ſchönen und unter- haltenden Abend ſorgen. Die ganze Viernhei- mer Einwohnerſchaft, beſonders die Eltern der Viernheimer Jugend ſind dazu herzlich einge⸗ laden.(Näheres ſiehe morgen.) » Jugendſpieler. Auf das Inserat der Sportvereinigung in heutiger Ausgabe wer⸗ den die Jugendſpieler beſonders hingewieſen. —— Die Wahl in Viernheim. Das Ergebnis aus den einzelnen Wahlbezirken: Zur Volksabſtimmung: Bezirk! 945 Ja 75 Nein 1027„ 49 945 37 13 1080 60 15 955 80 15 845 100 24 962 84 23 6759 Ja 485 Nein 132 Ungültig 21 Ungültig 21 1 Zur Reichstagswahl: Bezirk 1 923 N S. D. A. P. 114 Ungültig 994 98 3 922 73 4 1057 98 5 965 84 6 776 104 7 9932„ 137 9529 N. S. D. A. P. 708 Ungültig Stimmberechtigt: 7631, Abgeſtimmt: 7392 Wahlſcheine wurden ausgegeben: 118 Mit Wahlſcheinen haben hier gewählt: 214. Vereins ⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mt⸗ glieder ⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Kaninchen- und Geflügelzuchtverein 1916. Diejenigen Mitglieder, welche auf der Allge- meinen Ausſtellung(für Kaninchen) am 3. Dezember in Weinheim ausſtellen wollen, können dies bis ſpäteſtens Freitag beim Schrift- führer Baus anmelden. Standgeld pro Nr. 1.50 Mk., Katalog 40 Pfg.— Unſere Ge⸗ flügelzüchter machen wir darauf aufmerkſam, ſich beim Zuchtkollegen Jakob zu erkundigen, betreffs Abtransport der Tiere nach der großen „HeſſenſchauB“ des Gaues in Butzbach, am 18.—19. November. Der Führer. Säuger⸗Einheit. Uhr Singſtunde. tet. Donnerstag abend um ½9 Reſtloſes Erſcheinen erwar- Der Vorſitzende. Turnverein von 1893 e. V. Heute Mittwoch ab 4 Uhr Traiaing der Handballer auſ Platz 1. Freitag abend von 8 bis 9 Uhr Hallen- training der 1., 2., Privat- und Jugendmann⸗ ſchaft im Lokal. Erſcheinen iſt Pflicht. Die Spielleitung. Vorſchau für Sonntag: T. V. Käfertal 1. — T. V. Viernheim 1. T. V. Viernheim Igd. — D. J K. Grünweis Mannheim Jugend. Anſchließend Spielerverſammlung. 45 1. Hau a. S. A.⸗Reſ.⸗Mot. 32/0 Donnerstag, den 16. ds. Mts. abends 9 Uhr Zuſammen⸗ kunft im Gaſthaus zum Pflug. Das Er⸗ ſcheinen jedes einzelnen Kameraden iſt Pflicht. F. Adler komm. Scharführer. 6 Amicitia 09 E. V. V'heim Gy V Sportplatz im Wald mit 1 e Reſt.„Zur Waldſchenke“ Alle Jugeudſpieler, die die diesjährigen Verbandswettſpiele mit⸗ machen wollen, müſſen ihre Namen mit Ge⸗ burtsdatum bis ſpäteſtens morgen Donners-⸗ tag mittag 4 Uhr bei Herrn Sutter, Wein- heimerſtraße Nr. 30 angegeben haben, da Herr Sutter die Jugendſpielerliſte in der am Donnerstag abend in Mannheim ſtattfinden⸗ den Jugendſitzung abgeben muß, um für die Jugend neue Päſſe zu erhalten. Was Schwarze ertragen können Die Eingeborenen Oſtafrikas, beſonders aber die Bewohner des Somalilandes, zei⸗ gen im Ertragen von Schmerzen eine an Stumpfheit der Nerven grenzende Gleichgül⸗ tigkeit, die dem Europäer unfaßbar erſcheint. Ein bekannter engliſcher Großwildjäger hatte Gelegenheit, auf ſeinen afrikaniſchen Jagd⸗ fahrten ſich mit einem engliſchen Arzt namens Macintosh, der ſeine Praxis im Buſch aus⸗ übte, über dieſen merkwürdigen Gegenſatz zwiſchen ſchwarzen und weißen Patienten zu unterhalten.„Er war“, ſo ſchreibt er,„einer der geſchickteſten engliſchen Chirurgen, der aus Gründen, die ihm allein bekannt ſind, ſeine einträgliche Praxis aufgegeben hatte, um ſich auf irgendeinem verlorenen Poſten im Somalilande eine neue Exiſtenz zu grün⸗ den, die ihn gerade von der Hand in den Mund leben ließ.„Freilich“, ſo antwortete er auf meine diesbezügliche Frage,„iſt es im Buſch gelegentlich unumgänglich notwendig, weltenfern von dem Komfort eines Opera⸗ tionsſaales, Amputationen vorzunehmen. Wenn ich ohne Betäubungsmittel zu arbei⸗ ten gezwungen bin, ſcheint das dem ſchwar⸗ zen Patienten nichts auszumachen. In ſolchen feſte. bin ich von uns beiden der aufgereg— eſte.“ „Ich ſelbſt habe dieſe ſtoiſche Unempfind— lichkeit gegen Schmerzen bei afrikaniſchen Eingeborenen oft genug beobachten können. Da ſah ich z. B. einmal einen Eingebo— renen von einem wütenden Büffel, den er verwundet hatte, ſcharf bedrängt. Er ſuchte unter einem Felſenvorſprung Schutz vor der anſtürmenden Beſtie. einem Felſenvor— ſprung, der groß genug war, um ſeinem Kör⸗ per Deckung zu bieten. Der Büffel verſuchte immer wieder, ihn aus ſeinem Verſteck her— auszuziehen. Da er aber in dem vorliegen⸗ den Falle von ſeinen Hörnern keinen Ge⸗ brauch machen konnte. zwänate er ſeine Schnauze unter den zelſen und ſchabte in al⸗ ler Gemächlichkeit mit ſeiner langen rauhen Zunge das Fleiſch von den Beinen des Man⸗ nes bis auf den Knochen ab. Der Schwarze lag dabei ruhig und erduldete alle Qualen. Als die Beſtie endlich ihre Rache befriedigt hatte und davongetrollt war, kroch der blu⸗ tende Schwarze auf allen Vieren nach ſeinem 0 Dorfe zurück und befand ſich wohl genug, um ſein Abenteuer in aller- Ausführlichkeit zu ſchildern.“ i Päſſe für Kanarienvögel Jeder Vogel, der aus dem Ausland in die Vereinigten Staaten eingeführt wird, be⸗ darf eines Paſſes, der von einer Spezialab⸗ teilung der Zollbehörde genaueſtens überprüf wird. Dr. Theodore Palmer, der Leiter der biologiſchen Inspektion, ſtellt Tag für Tag mehr als 1000 Vogelpäſſe aus, die dem amerikaniſchen Fiskus jährlich die runde Sum⸗ me von 250 000 Dollars einbringen. Die Vö⸗ gel, die auf 5 Dollar Wert geſchätzt werden, zahlen 50 Cents, die übrigen müſſen Paß⸗ gebühren erlegen, die bis zu 20 Prozent ihres Wertes gehen.„Kein anderes Land hat die⸗ es Syſtem“, bemerkte Dr. Palmer zu einem Interviewer,„nur wir verlangen für jeden Vogel, der zu Lande, zu Waſſer, oder im Flugzeug bei uns eingeführt wird, einen Paß“. Das Syſtem kommt aus Weſtauſtralien, und es hat ſich in vierzig Jahren bewährt. Es wurde notwendig, weil unſere beliebten hei⸗ miſchen Vögel gegen die unerwünſchten, vor allem gegen die Stare und Sperlinge, ge⸗ ſchützt werden mußten, die um das Jahr 1880 in großen Scharen eingeführt wurden. Am 25. Mai 1900 wurde das Geſetz Lecey ſo genannt nach dem Antragſteller, Wirklichkeit Seitdem hat Dr. Palmer nicht aufgehört, Vogelpäſſe auszustellen. Die weitaus größte Zahl entfällt auf die Kanarienvögel, von de⸗ nen etwa 75 000 jährlich, größtenteils aus dem Harz, eingeführt werden. Freilich unter⸗ liegt auch die Vogelhaltung modiſchen Ein⸗ flüſſen. Nach den Kanarienvögeln kommen die Papageien und Kakadus, etwa 50 000 Stüc im Jahr. Die Hauptzeit für die Vogelein⸗ fuhr ſind die Wochen vor Weihnachten. Dr. Palmer und die Zollinſpektoren in den Häfen müſſen hölliſch aufpaſſen, um den Schmuggel mit unerwünſchten Vögeln zu ver⸗ hüten. So verſuchte ein Importeur einmal, einen Vogel, der zu einer auf der ſchwarzen Liſte ſtehenden und daher zur Einfuhr nicht zugelaſſenen Art gehörte, durch die Zollüber. wachung zu bringen, indem er ihn in einen großen Käfig mit Kanarienvögeln ſetzte und ſeinen Namen auf der Zulaſſungsliſte unter die anderen miſchte. Obwohl Palmer den Paß ausgehändigt hatte, entdeckte doch das wach⸗ ſame Auge eines Inſpektors inmitten von Hunderten von Kanarienvögeln den uner— wünſchten Eindringling. N Aus der Welt des Wiſſenz Ein Doppelzentner Getreide kann für den. ſelben Frachtſatz auf der alten Landſtraße 100, auf der Chauſſee 400, auf der älteren Eiſenbahn 1500, auf der neueren 4500 und auf den Ozeandampfern 25000 Kilometer weit befördert werden. ———— PPP futtermittel Qualitätsware und billig! per Pfund Welzenkleie 7 Pig. 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Er hat einfach das alte Lied wieder angeſtimmt, das wir von ſeinen Vorgängern her kennen. Dem neuen Geiſt, der aus den Worten des deutſchen Kanzlers ſpricht, wußte er nichts entſprechendes gegen— überzuſtellen. Man leſe nur einmal, was er zu den wiederholten deutſchen Angeboten ſagte. Hier die betreffenden Stellen aus der Rede des franzöſiſchen Miniſterpräſiden— ten: Auf die Erklärungen, die Reichskanz⸗ ler Hitler im Namen der deutſchen Regie⸗ rung abgegeben habe, antworte er freimü⸗ tig, klar und entſchieden: Sie betonen Ihren Friedens- und Verſtändigungswunſch; dieſer Wunſch iſt auch der Wunſch Frankreichs, Es hat ihn ſeit langem vorgebracht. Frank⸗ reich hat dieſem Wunſche Opfer gebracht, ei⸗ nem Wunſche, der ſtets die Politik Briands beſeelte. Frankreich wünſcht weiterhin die Verſtändigung, die Einigung und die Annä⸗ herung mit einem Lande, das Frankreich we— der erniedrigen noch bedrohen und morden will. Frankreich wünſcht mit dem ihm eige⸗ nen Adel, daß Deutſchland ſeinen richtigen Platz im friedlichen Konzert der Nationen habe. Es iſt gegenüber dem deutſchen Leiden nicht unempfindlich Wir müſſen loyal und ehrlich die Frage der Gleich berechtigung regeln. Deutſchland fordert die Gleichberechtigung, in⸗ dem es erklärt, Frankreich hat ſie ihm ver⸗ ſprochen. Gleichheit ja, aber auch Sicherheit! Dieſes Wort findet ſich in der Erklärung, auf die Deutſchland ſich be⸗ ruft. Die Vertreter Frankreichs und die ande⸗ ren Unterzeichner haben dieſer Erklärung nur unter der Bedingung der Sicherheits⸗ garantie zugeſtimmt. Deutſchland verlangt nun Gleichberechtigung, es läßt die Sicher- heit beiſeite und hat die Abrüſtungskonferenz verlaſſen. Der Gleichberechtigung ohne Ge⸗ genleiſtung ſetzt Frankreich das Nein ent⸗ gegen. Die anderen Unterzeichner der er⸗— wähnten Erklärung können nichts anderes ſagen als Frankreich. Frankxeich iſt bereit, zu verhandeln, aber unter zwei Bedingungen: 1. daß die Verhandlungen in vollem inter⸗ nationalen Tageslicht geführt werden, und 2. daß dieſe Verhandlungen auf norma lem. Wege vorbereitet werden. Frankreich werde mit Deutſchland oder ohne Deutſchland das Werk der Organiſierung des Friedens fortſetzen, und die Welt wird die Loyalität Frankreichs anerkennen. Die Regierung wünſcht das Vertrauensvotum nicht ihrer ſelbſt willen, ſondern damit die Welt und Deutſchland das Geſicht eines ſtarken Frank- reichs ſehe, das für den großen Frieden ar⸗ beite, der die Sicherheit aller gewährleiſten wird. Soweit der franzöſiſche Miniſterpräſident Sarraut. An einer anderen Stelle seiner Rede ſagte er noch, Frankreich werde heute noch weniger als geſtern das in Genf veran⸗ kerte Terrain aufgeben, das Terrain des Völkerbundes, der Abrüſtungs⸗ konferenz und der Zusammenarbeit aller Völker für die Verteidigung des Friedens. Das iſt ſehr deutlich: wenn alſo Deutſchland den Franzoſen die Hand entgegenſtre kt. dann ſchlagen dieſe nicht einfach ein, ſondern ver⸗ weiſen auf— Völkerbund und Abrüſtungs⸗ konferenz, alſo auf jene beiden iniernationa⸗ len Organiſationen, die bis jetzt in allen gro- ßen Fragen ſo glänzend verſagt aben. We⸗ nigſtens denkt die franzöſiſche Regierung ſo. Daß nicht die ganze Oeffentlichkeit ihr folgt, zeigt ein Blick in die Pariſer Preſſe, die unter dem Eindruck der deutſchen Abſtim⸗ mung vom 12. November zu direkten Ver⸗ handlungen zwiſchen Deutſchland und Frank⸗ reich rät. Man muß hoffen, daß ſich dieſe Auffaſſung auch in Reglerungskreiſen all⸗ mählich durchſetzt. er Zeitung (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Fur die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden ovember 1933 5 Kriſe der Abrüſtungsle Der Rütktritt des Präſidenten— Vor einer wichtigen Veſprechung— Eine Rede Muſſolinis— Amerika rüſtet auf Genf, 16. November. Es iſt kein Zweifel mehr darüber möglich: die Abrüſtungskonferenz befindet ſich in einer ſchweren Kriſe. Der Pra⸗ ſident der Konferenz, der frühere engliſche Außenminiſter Henderſon, iſt tatſächlich amtsmüde, was man ihm nicht verdenken kann, wenn man ſich vergegenwärtigt, wie kläglich die Konferenz verſagt hat. Hender— ſon hat erklärt, wenn keine größere Entſchloſſenheit ge⸗ zeigt werde, die Abrüſtungsfrage zu för⸗ dern, ſo werde ihm nichts anderes übrig bleiben, als ſich dem Völkerbundsrat zur Verfügung zu ſtellen, durch den er zum Präſidenten der Abrüſtungskonferenz ernannk worden ſei. Daß der Rücktritt Henderſons das Fi as“ ko der Abrüſtungskonferenz offenkun⸗ dig machen würde, iſt ſelbſtverſtändlich. Es fehlt daher auch nicht an Verſuchen, auf Henderſon einzuwirken, im Amte zu bleiben. Einladung der verantwortlichen Miniſter? Präſident Henderſon ſoll beabſichti— gen, die Regierungen einzuladen, zum 22. November die verantwortlichen Mint ſter oder Führer der Delegatio⸗ nen nach Genf zu entſenden, damit im Büro der Konferenz die gegenwärtige Lage und insbeſondere die politiſche Seite der Probleme beſprochen werden können. Andererſeits wird verſichert, daf; die vom Büro für gewiſſe Fragen ernann- ten Berichterſtakter beabſichtigen, eine Erklärung zu verfaſſen, wonach die Ab⸗ weſenheik der bevollmächtigten Vertreter eines Teiles der Mächte(es wird 4. a. auf Italien und Griechenland angeſpielt) ihnen die Möglichkeit nehme, der ihnen übertragenen denen gerecht zu wer⸗ en. Durch eine ſolche Erklärung ſoll die Demiſ⸗ ſionsdrohung des Präſidenten Henderſon un. terſtützt und die öffentliche Meinung auf die gegenwärtige kritiſche Lage der Welt hin— gewieſen werden. Ein Vertrauensvotum Paris 16. November. Als Abſchluß der außenpolitiſchen Debatte hat die Kammer in einer Nachtſitzung eine Tagesordnung Delbos angenommen, für die die Regierung Sarragt die Vertrau⸗ ensfrage geſtellt hatte. Dieſe Tagesord. nung enthält zwei Teile, über die getrennt abgeſtimmt wurde. Der erſte Teil„Die Kammer macht ſich zum Dolmetſch der fried— lichen Gefühle des Landes und beteuert ihre Treue zu den Grundſätzen des Völkerbundes, der die Freiheiten und das Recht wahrt, iſt beſorgt, die Freundſchaften Frankreichs zu erhalten und zu erweitern“, wurde mit 544 gegen 11 Stimmen angenommen, während der zweite mit 395 gegen 194 Stimmen an— genommen wurde. Dieſer laute:„Die Kammer billigt die Er⸗ klärungen der Regierung und verkraut ihr, damit ſie, ohne aus ihrer Wachſamkeit her⸗ aus zutretlen, eine Polikik der internationalen Solidarität weiterverfolgt, die darauf ab⸗ zielt, allen Völkern eine gleiche Sicherheit zu gewährleiſten dadurch, daß eine konkrollierie und garantierte Abrüſtung wird.“ f verwirklicht 6 Vertagung? In den Kreiſen der Abrüſtungskonferenz herrſchte am Mittwoch eine ſehr peſſi⸗ miſtiſche Stimmung. Der Vizepräſident der Konferenz, Poli- tis, keilte mit, daß er Genf verlaſſen wer⸗ de, um nach Paris zurückzukehren, wo er den Poſten eines griechiſchen Geſandken einnimmk. Alle Berichterſtatter ſind mit der gegenwär— tigen Situation ſehr unzufrieden und haben ſich um Mittwoch im Büro des Präſidenten Henderſon verſammelt und nach eingehendem Meinungsaustauſch beſchloſſen, den Konfe⸗ renzpräſidenten zu erſuchen, an die Regie⸗ rungen der im Büro der Konferenz vertre⸗ tenen Mächte ein Schreiben zu richten, in in dem dieſe auf die ſchwierige Lage auf⸗ merkſam gemacht werden. In Konferenzkreiſen nimmt man an, daß, wenn die Situation ſich nicht in nächſter Zeit ändern ſollle, die Arbeiten auf lange Sicht verkagt werden. Der Völkerbund hat verſagt Wie aus Rom gemeldet wird, hat Muſ— ſolini in einer großen Rede im Korpora⸗ tionsrat auch außenpolitiſche Fragen behandelt und ſich insbeſondere über das Verſagen des Völkerbundes aus⸗ geſprochen. Muſſolini führte u. a. aus, er ſehe das eigentliche politiſche Problem für Europa darin, daß Japan mit Rieſen⸗ ſchritten nach Weſten vorrückt. Europa, ſo ſagte Muſſolini, iſt nicht mehr der Kontinent der die ziviliſierte Menſchheit leitet, wie das einmal der Fall war. Es kann noch verſu⸗ chen, das Steuer der ziviliſierten Menſch— heit wieder an ſich zu reißen, vorausgeſetzt, daß es wieder ein Minimum von politiſcher Einheit erlangt. Dieſe politiſche Verſtändigung in Euro- pa kann jedoch nicht erreicht werden, wenn nicht zuvor große Angerechkigkei⸗ ten wieder gutgemacht werden.(Skärk⸗ ſter Beifall.) Der Völkerbund hat alles verloren, was ihm polikliſche und ge— ſchichkliche Bedeutung geben konnke, wie denn auch ſein Frfindor ſinomoinf iſt Amerikal) ihm gar nicht erſt beige⸗ treten iſt.(Große Heiterkeit.) Um den Viererpakt iſt in der letzten Zeit ein großes Schweigen eingetreten. Nie⸗ mand ſpricht von ihm, aber alle denken an ihn.(Langer lebhafter Beifall.) Und gerade deswegen haben wir nicht die Abſicht, Ini⸗ tiativen wieder aufzunehmen oder das Tem⸗ po einer Lage zu beſchleunigen, die logiſch und mit der Sicherheit eines Naturgeſetzes heranreifen muß. „Abrüſtung“ in der Praxis valtiges Floktenrüſtungsprogramm der Vereinigten Skaaten. London, 16. November. Ueber das neue amerikaniſche Flottenbau⸗ programm hat der Marinekorreſpondent des „Daily Telegraph“ folgende Einzelheiten von amtlicher amerikaniſcher Seite erhalten: Das Programm, deſſen Durchfüh⸗ rung zu Beginn des Jahres 1937 beendet ſein wird, umfaßt folgende Bauten: Zwei Flugzeugmutterſchiffe„Vorktown“ und„Enkerpriſe“ zu je 20 000 Tonnen, zwei Kreuzer zu je 10 000 Tonnen mit einer Beſtückung von je neun 20-Jenti. meter-Geſchützen, vier weitere 10 000 Tonnen-Kreuzer mit je 12 oder 15 Zentimeker-Geſchützen, 1850Tonnen⸗- Flotillenführer-Boole mit ſchwerer Be- waffnung, 24 Jerſtörer zu je 1500 Ton- nen, vier Unterſeeboote zu ſe 1500 Ton- nen und zwei große Kanonenbooke. Zu dieſer Tonnage müſſe eine Anzahl weite! rer Schiffe von früheren Programmen hin⸗ zugezählt werden, die zurzeit noch im Bau ſind. Ferner wird die geſamte aus 15 Dreadnoughts beſtehende amerikaniſche Schlachtflotte vollſtändig moderniſiert. wobei für jedes Schiff eine Summe von rund 40 Millionen Mark ausgegeben wird. Zu Beginn des Jahres 1937 werde Amerika eine allen anderen Staaten überlegene Flort⸗ te von annähernd einer Viertel Million Ton⸗ nen beſitzen, die u. a. die modernſten Schlacht⸗ ſchiffe, das größte Perſonal und die größte Marineluftflotte umfaſſen werde. Deutſche Kultur vor neuem Anfang Eröffnung der Reichstulturkammer Berlin, 16. November. In feierlichem Rahmen wurde am Mitt— woch mittag die Reichs kulturkam⸗ mer eröffnet. Dem feierlichen Akt, der im großen Saal der Philharmonie abgehalten wurde, wohnte der Kanzler mit den übrigen Mitgliedern der Reichsregierung, das diplo— matiſche Korps, der Oberbürgermeiſter von Berlin, der Dichter Gerhart Hauptmann und zahlreiche andere Ehrengäſte bei. Es war alles verſammelt, was Deutſchlands geiſtige Entwicklung und kulturellen Aufſtieg fördern will. Unter lautloſer Skille betrat Reichskanz- ler Hiller mit den Mitgliedern der Reichsregierung, während alles von en Plätzen ſich erhob und den Arm zum Deutſchen Gruß reckte, den Sagal. Muſikvorträge durch das Philharmoniſche Orcheſter und Kammerſänger Schlus nas und Rezitationen leiteten die Feier ein. Dann nahm Reichspropagandaminiſter Dr. Gobpvers das Wort zur Eröffnungskebe: „Die deutſche Kultur vor neuem Anfang.“ Reichsminiſter Dr. Göbbels: Der Sinn der Revolution, die wir ge— macht haben, iſt die Volkwerdung der deut⸗ ſchen Nation. Wir haben durch unſere Re⸗ volution eine Vergangenheit deutſcher Ohn⸗ macht überwunden, das deutſche Volk hat, ſich in ihr ſelbſt wiedergefunden, ſie hat dem deutſchen Weſen einen neuen Charakterzug aufgeprägt. Die Kunſt iſt kein abſoluter Be⸗ griff. Sie gewinnt erſt Leben im Leben des Volkes. Das war vielleicht das ſchlimmſte Vergehen der künſtleriſch ſchaffenden Men⸗ ſchen der vergangenen Epoche, daß ſie nicht mehr in organiſcher Beziehung zum Volke ſelbſt ſtanden und damit die Wurzel verlo⸗ ren, die ihnen täglich neue Nahrung zu⸗ führte. i Der Künſtler krennte ſich vom Volk. Er gab dabei die Quelle ſeiner Fruchtbarkeit auf. Von hier ab ſetzt die lebensbedro⸗ hende Kriſe der kulturſchaffenden men- ſchen in Deulſchland ein. Verliert der künſtleriſche Menſch einmal den feſten Boden des Volkstums, dann iſt er da⸗ mit den Anfeindungen der Ziviliſation preis⸗ gegeben, denen er früher oder ſpäter erlie⸗ gen wird. Der Aufmarſch, den wir begonnen und vollendet haben, iſt ein Aufmarſch der Gesinnung. dieſe Geſinnung hat nichts gemein mit dem gleichlautenden Begriff, den wir aus der Vergangenheit nur noch in verächtlicher Erinnerung haben. Es iſt eine Geſinnung der Tat, die eine Umwer⸗ tung der Werte eingeleitet hat, um ihre Neu⸗ wertung vorzubereiten. Der Durchbruch die— ſer Geſinnung iſt überall im öffentlichen wie im privaten Leben ſpürbar. Niemand von uns iſt der Meinung, daß Geſinnung Kunſt erſetzen könnte. Nur geweihte Hände haben das Recht am Altar der Kunſt zu die— nen. Was wir wollen iſt mehr als das dra— matiſierte Parteiprogramm. Ans ſchwebt ein Ideal vor, eine kiefe Vermählung des Geiſtes, der heroiſchen Lebensauffäſſung mit den ewigen Geſet⸗ zen der Kunſt. Wir wollen nicht aus Gründen tendenziöſer Propaganda jenem Dilettantismus das Feld freigeben, der noch immer die wahre, edle Kunſt zu Tode geriſſen hat und damit auch einer echt verſtandenen Propaganda nur Schaden zufügen konnte. Vielleicht wird ſich die Kunſt früher oder ſpäter der Stoffe oder Probleme bemächtigen, die wir aufgeworfen haben. Niemand befiehlt, daß die neue Ge— ſinnung über die Bühne oder Leinwand marſchiere. Wo ſie aber darüber marſchiert, da müſ— ſen wir eiferſüchtig dafür ſorgen, daß ſie auch in ihrer künſtleriſchen Formung der Größe des hiſtoriſchen Prozeſſes ent- ſpricht, den wir in der deutſchen Revo- lution durchgeführt haben. Darüber hin- aus aber wollen wir nur die guten Schutzpatrone der deulſchen Kunſt und Kultur auf allen Gebieten ſein. Kein Vorwurf hat uns der Vergangenheit ſo tief zu treffen vermocht, wie der, daß der Nationalſozialismus geiſtige Barbarei ſei und am Ende zur Vernichtung des kulturel— len Lebens unſeres Volkes führen müſſe. Wir haben die ſchöpferiſchen Kräfte der deut— ſchen Nation wieder freigelegt. Sie mögen ſich ungehindert entfalten und reiche Früchte tragen am Baum ei— nes neuerſtandenen Volkstums. Das iſt auch der Sinn der Keichskulturkammer, die wir dem Geſetz entſprechend heute feierlich eröffnen und konſtituieren. Der neue Staat hat ſeine eigenen Geſetze. Ihm unterliegen alle vom Erſten bis zum Letzten. Auch der Künſtler hat die Pflicht, ſie anzuerkennen und zur Richtſchnur ſeines ſchöpferiſchen Handelns zu machen. Darüber hinaus aber iſt er frei und ungebunden. Seine Phantaſie kann wieder in die ewigen Räume der Unendlichkeit vorſtoßen. Was deutſch und echt, das ſoll die Welt aufs Neue erfahren. Die deutſche Kunſt, die zum Volk zurück- kehrt, wird den ſchönſten Lohn dadurch empfangen, daß das Volk wieder zu ihr urückkehrt. Jeder, der dem neuen Staaf ſeine Kraft zur Verfügung ſtellt, iſt uns willkommen. Der Dank aber der Männer der Revolution gebührt all den deutſchen Künſtlern, deren begnadetes Schaffen uns in den vergangenen Jahren Troſt in der Trübſal und Stärke im Kampf gab. Auch ſie waren Wegbereiter des neuen Staates, der nun beglückende Wirklich— keit geworden iſt. Die Konſtituierung Reichsminiſter Dr. Göbbels erklärte ſo— dann, daß er kraft des Geſetzes die Führung der Reichskulturkammer insgeſamt überneh— me und gab hierauf die Namen der Präſi— denten der Einzelkammern bekannt. Der Miniſter ernannte: Zum Vizepräſiden⸗ ten. der, Roichg-Gulturk er. i 1 tär W Alter Funk. r F rc ibente kber Reichsmuſikkammer Generalmuſik— direktor Dr. Richard Strauß; Staatsrat Dr. Furtwängler wurde zum Mitglied des Präſidialrates dieſer Kammer ernannt. Präſident der Reichstheaterkammer wurde Miniſterialrat Laub inger, Präſi⸗ dent der Reichspreſſekammer Ver⸗ lagsdirektor Amann, Präſident der Reichs— rundfunkkammer Miniſterialrat Horſt Dreßler.— Alle Einzelkammern ſind in der Reichskulturkammer zuſammen⸗ geſchloſſen, deren Präſident Dr. Göbbels iſt.— Nicht endenwollendes Händeklatſchen und begeiſterte Zuſtimmung, an denen ſich mit den Anweſenden auch der Volkskanzler beteiligte, dankten Miniſter Dr. Göbbels für ſeine geiſtvollen Ausführungen. Die Be— kanntgabe der Ernennungen zu Präſidenten und Präſidialmitgliedern der einzelnen Kammern wurde mit lebhaftem Händeklat⸗ ſchen aufgenommen. Die Feier ſchloß mit dem„Wacht auf“⸗-Chor aus den Meiſter⸗ ſingern von Richard Wagner. Der Vrandſtifter⸗Prozeß Die Mittwochverhandlung. Berlin, 16. November. Die Mittwochſitzuna im Reichstaas⸗ brandſtifterprozeß wurde vom Vor⸗ ſitzenden, Senatspräſident Dr. Bünger, mit der Mitteilung eröffnet, daß die von Rechtsanwalt Dr. Sack beantragte Verleſung einer Rede des Abg. Torgler vor dem preußiſchen Staatsrat im Februar ds. Js. während des politiſchen Teiles der Verhand⸗ lungen erfolgen ſoll. Als erſter Zeuge wird der aus der Schutzhaft vorgeführte frühere kommuniſtiſche Landtagsabgeordnete Kerfſ vernommen. Er erklärt im Gegenſatz zu der Bekundung des Zeugen Kuntſchak, über eine Geheimverſammlung kommuniſtiſcher Funk⸗ tionäre in Düſſeldorf, an der der Angeklagte van der Lubbe teilgenommen haben ſoll, daß er van der Lubbe am Dienstag zum erſten Mal geſehen habe.— Eine weitere Zeugin, Frau Ryſchkowſki aus Berlin, von der Verteidigung geladen, kann ſich zwar nicht erinnern, daß Popoff bei ihr gewohnt hat, ſie hält es aber für möglich, daß er in einem abgelegenen Zimmer lüdiſche Emigranten aus Ungarn, Polen uſw., die ihr von der Roten Hilfe überwieſen worden waren, be⸗ ſucht hat.— Der kommuniſtiſche Schriftſteller Jakob Rosner aus Prag, ein geborener Pole, iſt ebenfalls auf Wunſch der Verteid:⸗ gung geladen worden, weil er wahr cheinlich im Bayernhof mit van der Lubbe verwechſelt worden wäre. man muß es aber für ausgeſchloſſen halten, daß dieſer kleine ſchwächliche Mann mit van der Lubbe verwechſelt werden kann. Faſt jede Frage, die ihm vorgelegt wird, beankworket er mit der Erklärung, daß er ſich nicht mehr enk⸗ ſinnen könne. Van der Lubbe habe er in ſeinem Leben überhaupt nicht geſehen. Der Zeuge Wehner vom„Bayernhof“, dem Roſner gegenübergeſtellt wird, er- klärt, eine Verwechſlung Roſners mit van der Lubbe ſei ganz ausgeſchloſſen, er kenne Roſner ebenfalls und wiſſe, daß er im Bayernhof geweſen ſei. Es wird dann der frühere kommuniſtiſche Abg. Dr. Neu- bauer nochmals als Zeuge vernommen zu der Bekundung des Fahrſtuhlführers auf— mann, daß Dr. Neubauer am ſpäten Nach mittag des 23. oder 25. Februar 1933 im Fahrſtuhl zuſammen mit ſeinem Sohne und dem Angeklagten Dimitroff gefahren iſt. Dr. Neubauer, dem gegenüber der Zeuge Kauf— mann ſeine frühere Bekundung miederholt, erklärt dazu, er könne ſich nicht erinnern, ob er an dieſem Tage im Reichstag geweſen ſet und den Fahrſtuhl benutzt habe. Ec wiſfe aber beſtimmt, daß er nicht mit Dimitraff zu— ſammen gefahren ſei. Dimitroff habe er überhaupt erſt im Laufe dieſes Prozeſſes ge— ſehen. Der Angeklagte Dimitroff fragt den Zeugen Kaufmann ob er ſeine Aus'age nach immer aufrecht erhalte und ob nicht die steh einer Perſonenverwechſlung be— ehe. Zeuge Kaufmann: Ich kann meiner Ausſage nichls hinzuſetzen, ich halte eine Verwechflung nicht für möglich. Die ruſſiſche Aerztin Dr. Liſſiſchewa ſagt aus, daß das Ehepaar Popoff vom 3. Auguſt 1932 bis 13. September in einem Sanatorium auf der Krim geweſen ſeien.— Als weiterer Zeuge wird der frühere Ange— ſtellte das Karl-Liebknecht-Hauſes, Rudolf Bernſtein, aus dem Konzentrationslager vorgeführt. Der Zeuge kammt für die Ver— wechflung mit dem Angeklagten Taneff in Frage. Der Zeuge Weberſtedt hatte bekun— det, daß an einem Tage vor dem Brande ein großer Mann mit einer Kiſte durch das Obergeſchoß ging, in deſſen Begleitung ein auffallend kleiner Mann war. Nach der Ausſage Weberſtedts ſollen das van der Lubbe und Taneff geweſen ſein. Der Zeuge Bernſtein bekundet, er ſei zuletzt am Tage nach der Schließung des Karl-Liebknecht— Hauſes im Reichstage geweſen, um Torgler eine Abſchrift der polizeilichen Verfügung zu überbringen. Das ſei alſo am 24. Februar geweſen. Taneff wird neben den Zeugen Bern- ſtein geſtellt, damit das Gericht die Ver- wechſlungsmöglichkeiten prüfen kann. Bernſtein iſt noch kleiner als Taneff. Bernſtein erklärt, daß er damals einen dunk— len Wintermantel trug, der beſonders lang war. Er bekundet weiter auf Fragen, daß er allein in den Reichstag gekommen ſei und daß er ſich auch nicht an einen Mann mit einer Kiſte erinnern könne, den er vielleicht zu— fällig getroffen hätte.— Als Zeugin wird hierauf die Bulgarin Tſchikalikova ver⸗ nommen. Der Porſitzende vernimmt die Zeugin zunächſt unvereidigt. Er macht ſie darauf aufmerkſam, daß ſie als Verlobte des Angeklagten Taneff ihr Zeugnis verweigern könne. Die Zeugin erklärt aber, daß ſie aus ſagen wolle. Sie bekundet, daß Taneff vom Nopember 1931 bis zum Januar 1932 bei ihr in Philippopel und von dieſem Zeitpunkt ab bis zum 21. September 1932 in Sofia mit · i“ zuſammengelebt habe. Nächſte Woche wieder in Leipzig Darauf wird die Verhandlung auf Freitag vertagt. der Donnerslag bleibt ſitzungsfrei Der Vorſitzende keilt mit, daß der Strafſenat am Freitag und nötigenfalls auch noch am Samstag in Berlin verhandeln werde, daß aber zu Beginn der nächſten Woche die Ver⸗ eee auf jeden Fall wieder in Leip⸗ zig ſtaltfinden. Der Angeklaate Dimitroff letzung der dem Senat den Antrag, zu verſchiedenen Fra⸗ gen politiſcher Natur auch den Vorſitzenden der früheren KPD., Thälmann, zu ver⸗ nehmen. Der diesbezügliche Beſchluß des Senats wird vorausſichtlich am Freitag ver⸗ kündet werden. Frühzeitige Lohnzahlung Gleichmäßige Verteilung des Weihnachls⸗ geſchäftes. 5 Berlin, 16. November. Um eine gleichmäßige Verteilung des Weihnachtsgeſchäftes auf eine längere Zeit⸗ ſpanne zu erreichen, hat die Hauptgemein⸗ ſchaft des deutſchen Einzelhandels ihren Mitgliedern empfohlen, bei der Auszahlung von Löhnen und Gehältern folgendermaßen vorzugehen: Gehaltsvorſchüſſe ſollen nach Möglichkeit ſchon Mikte Dezember ausgezahlt werden, ebenſo Weihnachtsgratifikaflionen. Arbeit- nehmer, die in Wochenlohn ſtehen, ſollen nach Möglichkeit in der letzten Lohnwoche vor Weihnachten ſpäteſtens am Donnerstag, 21. Dezember, ausgezahlt erhalten. Die Hauptgemeinſchaft hat die Spitzenver⸗ bönde der Wirtſchaft, die Reichs⸗ und Lan⸗ desbehörden gebeten, ebenfalls in dieſer Weiſe zu verfahren. Amtsenthebung Eine Maßnahme des Reichsbiſchofs. 8 Berlin, 16. November. Der Reichs biſchof übergibt durch den Evangeliſchen Preſſedienſt eine Erklärung der Oeffentlichkeit, in der es heißt: Auf der Kund⸗ gebung des Gaues Groß-Berlin der Glau— bensbewegung„Deutſche Chriſten“ hat der Führer dieſes Gaues eine Rede gehalten, und eine Entſchließung durchgeſetzt, die mit Recht in weiten Kreiſen unſerer Kirche tiefſte Beun⸗ ruhigung und Erregung hervorgerufen hat. Anſchauungen, die der Redner vorgetragen habe, ſeien nichts anderes als ein unerträglicher Angriff auf das Bekenntnis der Kirche. Sol— chen Geiſt lehnt die Leitung und Führung der Deutſchen Evangeliſchen Kirche mit aller Schärfe ab, wie ich überzeugt bin, daß auch die lebendigen Glieder unſerer Gemeinden mit ſolchem Geiſt nichts zu tun haben wollen. Ich werde nie und nimmer zulaſſen, daß der⸗ artige Irrlehren ſich in der evangeliſchen Kirche breitmachen. Der Reichsbiſchof hat ſchließlich den Red⸗ ner— Studienaſſeſſor Dr. Krauſe— von allen kirchlichen Aemtern entbunden. e Deutſche Tagesſchan Die Handelsbilanz im Oktober. Wie amtlich mitgeteilt wird, ſind Ein- und Ausfuhr von September zu Oktober um an⸗ nähernd den gleichen Betrag geſtiegen. Die Einfuhr hat ſich von 337 auf 347 Millionen Mark, d h. um rund 3 Prozent, erhöht, Die Ausfuhr hat von 442 auf 445 Millionen Mark, das ſind ebenfalls 3 Prozent, zuge— nommen die Handelsbilanz ſchließt im Oktober mit einem Ausfuhrüber⸗ ſchuß von 98 Millionen Mark gegen 95 Millionen Mark im Vormonat ab. Wie im September ds. Is. iſt der Ausfuhrüberſchuß auch im Oktober höher als im gleichen Vorjahrsmonat, in dem die Aktivität nur 84 Millionen Mark betrug. Reiche ank und Auslandsgläubiger. Die Reichsbank hat die ausländiſchen Gläubiger langfriſtiger und mittelfriſtiger Kre⸗ dite zu einer Ausſprache auf den 5. Dezem⸗ ber nach Berlin eingeladen. Da die Voraus⸗ ſetzu gen für das Transfermatorium auch weiterhin beſtehen, iſt nach Anſicht der Reichsbank eine Ausſprache mit den Vertretern der Gläubigerſchaft Deutſchlands erforderlich. Bekanntlich iſt für die Durchführung des Trans⸗ fermatoriums eine Regelung zunächſt nur bis zum 31. Dezember d. J. getroffen worden. Entziehung des Doktorgrades bei Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte. Der preußiſche Kultusminiſter Ruſt hat auch für Preußen die Möglichkeit für die Entziehung des Doktorgrades geſchaffen, die in Bayern vor einiger Zeit gegeben wurde. Der Erlaß des Miniſters Ruſt ordnet an, daß der Doktorgrad einer preußiſchen Hochſchule denjenigen Perſo⸗ nen wieder zu entziehen iſt, die unter Ver⸗ Treuepflicht gegen Reich und Volk feindſeliger Propaganda gegen dellſche land Vorſchub leiſten, oder die das deutſche Anſehen oder die Maßnahmen der nationa⸗ len Regierung herabwürdigen. Politisches Allerlei Berlin. Der neue deutſche Botſchafter in der Sowjetunion, Nadolny, hat die Rei⸗ ſe nach Moskau zur Uebernahme ſeines neu⸗ en ee angetreten. Berlin. Im Rahmen des internationalen Programmaustauſches der Weltſender fand am Mittwoch über den Deutſchlandſender und den von Tokio ein deutſch⸗japani⸗ ſcher Freundſchafts⸗Austauſch ſtatt. Der ſapaniſche Botſchafter Nagai und der deutſche Botſchafter in Tokio, Dr. Vo⸗ Aber ta retzſch, hielten Anſprachen. In lurzen Worten: Reichsminiſter Dr. Göbbels eröffnete am Mittwoch Mitag in Anweſenheit des Füh⸗ pers feierlich die Reichskulturkammer mit ei⸗ ner großen grundſätzlichen Rede. Die Reichsbank hat die ausländiſchen Gläubiger zu Besprechungen auf den 5. De⸗ zember nach Berlin eingeladen. Die Berliner Tagung im Reichstagsbrand⸗ ſtifterprozeß wird noch dieſe Woche zu Ende geführt werden. Die nächſte Woche überſie⸗ delt das Gericht wieder nach Leipzig. Die Ausſichten der Abrüſtungskonferenz werden ſehr peſſimiſtiſch beurteilt. Man rech⸗ net mit einer langfriſtigen Vertagung. Die franzöſiſche Abgeordnetenkammer nahm einen Vertrauensantrag für das Kabi⸗ nett Sarraut an. 8 Verhandlungen mit Polen Bedeutſame deukſch⸗polniſche Ausſprache. Berlin, 16. November. Der Reichskanzler empfing am Mittwoch vormittag den polniſchen Geſandten, der ihm ſeinen Antrittsbeſuch machte. Die Ausſprache über die deutſch-polniſchen Beziehungen ergab volle Uebereinſtimmung beider Regierungen in der Abſicht, die die beiden Länder berührenden Fragen auf dem Wege unmittelbarer Verhandlungen in An. griff zu nehmen und ferner zur Jeſtigung des Friedens in Europa in ihrem Verhällnde zueinander auf jede Anwendung von Gewall zu verzichten. Auch Winterurlaubskarten Neueingeführt bei der Reichsbahn. Berlin, 16. November. Die Reichsbahn führt für die Zeit vom 1. Dezember 1933 bis zum 15. April 1934 Win⸗ terurlaubskarten nach dem Muſter der um 20 Prozent ermäßigten Sommerurlaubskar- ten ein. Dieſe Karten bieten gegenüber den bisherigen Sommerurlaubskarten den Vor— teil, daß auf der Rückreiſe Umwege bis zu ein Drittel Mehrlänge gegenüber der Hin— reiſe zugelaſſen und außerdem bei Entfernungen über 400 km leinfache Pagel größere Ermäßigungen mit fal- ender Skaffel(30 bis 60 Prozent) ge- währk werden. Damit macht die Reichsbahn den Volksge— noſſen, die ihren Urlaub auf die Wintermo⸗ nate verlegen müſſen, die gleiche Fahrpreis⸗ ermäßigung zugänglich, die ſie im Sommer gewährt. Dieſe Maßnahme wird dazu bei— vagen, die weitere Ausbreitung des Winter⸗ ſports zu fördern. Aus finanziellen Grün⸗ den und zur Sicherung gegen Mißbrauch müſſen die bei den Sommerurlaubskarten getroffenen Einſchränkungen— Mindeſtentfernung 200 km, Sperrfriſt vo/ ſieben Tagen für den Antritt der Rückfab /t und Zulaſſung nur einer Unterbrechung uf der Hinfahrt— aufrecht erhalten bleiben Vom Auto erfaßt Verkehrsunglück bei Rüſſe)sheim. Groß⸗Gerau, 16. November. Drei Opelarbeiter fuhren mit Rädern auf der Landſtraße Hof Schönau— Rüſſelsheim, als ein Omnibus, der Arberacher Aebeiter nach Rüſſelsheim bringt, ſie erfaßte. Einer von ihnen, der 30jährige Schloſſer Heinrich Grebe aus Trebur wurde auf der Stelle ge⸗ tötet. Die beiden andern, die aus Mainz⸗ Ginsheim ſtammen, der 25jährige Arbeiter Dörr und der 40jährige Arbeiter Keller, wur⸗ den ſchwer verletzt, Dörr mit Kopfverletzun⸗ gen und Keller mit einem Oberſchenkelbruch, ins Mainzer Krankenhaus gebracht. Aus Heſſen und Naſſau Sitzung der Bevollmüchtigten der Landes⸗ kirchen Heſſen⸗Darmſtadt, Naſſau und Frank⸗ furt. * Frankfurt a. M., 16. Nov. Anter dem Vorſitz des Reichsbiſchofs fand in Berlin eine Sitzung der Bevollmächtigten der Landes⸗ kirchen Heſſen⸗Darmſtadt, Naſſau und Frank- furt am Main ſtatt, die Mitte September den Zuſammenſchluß ihrer Kirchen beſchloſſen hatten. An der Sitzung nahmen u. a. Mi⸗ niſterialdirektor Jäger als Präſident des Naſ⸗ ſauiſchen Landeskirchentages teil. Die Beteili⸗ gung der drei Landeskirchen an der künftigen Landesſynode der neuen großheſſiſchen Kirche wurde in dem Verhältnis 16(Darmſtadt), 9 Naſſau), 5(Frankfurt am Main), feſtgeſetzt. ie Einberufung der Landesſynode der neuen Landeskirche Naſſau⸗Heſſen wurde auf den 28. November 1933 beſchloſſen. Die Tagung, zu der der Reichsbiſchof ſein perſönliches Erſcheinen zugeſagt hat, wird in Mainz ſtattfinden. Ne Betreuung der Jugend Einrichtung von Werkkurſen für Arbeitsloſe. Nach einem Erlaß des Präſidenten der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung an die Landesarbeitsämter ſind Betreuungsmaßnah⸗ men der arbeitsloſen Jugend im Sinne der Anregungen von Reichsminiſter Dr. Göbbels bei Verkündung des Winterhilfswerkes durch⸗ zuführen. Die ihrem Beruf entfremdeten, durch län⸗ gere unfreiwillige Feiern in ihrer Lei⸗ ſtungsfähigkeit und Uebung herabgemin⸗ derten Kräfte ſollen für die Munftige Wie⸗ deraufnahme der Berufsarbeit vorbereitet werden. Es ſind Werkkurſe vorgeſehen in Form von praktiſchen Aebungsgängen von größtmöglicher Berufs⸗ und Wirklichleits⸗ nähe. Die Werkkurſe ſollen möglichſt in unbenützten Räumen von Induſtrie⸗ und Handwerksbe⸗ trieben durchgeführt werden, die verantwort⸗ lichen Träger der Lehrgänge können u. a. auch Induſtriebetriebe ſelbſt ſein, die dann auf die in ihren Werkſtätten mit finanzieller Hilfe der Reichsanſtalt vorgeſchulten Arbeits ſoſen zurückgreifen. Für Angehörige der Wehr— verbände können beſondere Kurſe eingerichtet werden. Bei Mädchenkurſen iſt eine Umſtellung auf das Gebiet des ſtädtiſchen oder ländlichen Haushaltes zu pflegen. Neben der beruflichen Fortbildung ſoll die politiſche Schulung der arbeitsloſen Jugend mit dem Ziele der Er⸗ ziehung zur nationalſozialiſtiſchen Weltanſchau— ung in enger Gemeinſchaft mit der für die politiſche Schulung berufenen örtliche Stelle er⸗ folgen. Den Teilnehmern an Werkſtattkur⸗ ſen ſoll unter Mithilfe des örtlichen Winter⸗ hilfswerkes eine warme Mahlzeit gegeben wer⸗ den. 2 1 2. 4 der Eichelhäher als Forſtmann Der aufmerkſame Beobachter der Natur kann im Walde ſehr häufig wahrnehmen, wie namentlich in Kiefernbeſtänden unter dem Stangenholz junge Eichenpflanzen her⸗ vorwachſen, ohne daß in der Nähe ein Mut⸗ terbaum ſich befindet, der ſeinen Samen dort— hin ausgeſtreut haben könnte. Auch der Forſtmann iſt ſicher nicht überall zwuchen den jungen und alten Kiefern herumgekro— chen, um hier und dort eine ſunge Eiche, zu pflanzen oder Eicheln einzuſtufen. Hier iſt der Eichelhäher am Werk geweſen, der ſchreckliche Schreier, der Feind des Jä⸗ gers, weil er ihn allzu häufig beim Anpir⸗ ſchen des Wildes durch ſein Schreien verrät und ſchon ſo manche Jagdfreude verdorben hat. Aber als Forſtmann verdient er Aner⸗ kennung. Namentlich in Maſtjahren kann man beobachten, daß ſich in alten Eichenbe— ſtänden eine große Anzahl dieſer banten Vö⸗ gel einfinden, eifrig über die Eichenmaſt her⸗ fallen und immer wieder ziwiichen auch ent⸗ fernter gelegenen Kiefer- und Laubholzbe⸗ ſtänden hin- und herfliegen. Hier ſieht man dann, wie ſie auf dem Boden herumhüpfen und wahllos zwiſchen Moos und Humus die mitgebrachten Eicheln verſtecken. Mag es ſein, daß ein natürlicher Trieb ſie bewegt, Vorrat für den Winter einzuſammeln, ein großer Teil der auf dieſem Wege eingeſtuf⸗ len Eicheln wird jedenfalls nicht wiederge⸗ funden und keimt im Frühjahr ſoweit nicht Wild und Mäuſe den Samen aufgenommen baben. Man will ſogar beobachtet haben, daß der Eichelhüher auf eine Entfernung 15 dagen Kilometer die Eicheln im Kropf weg⸗ rägt und ſpäter auskröpft, ſo daß ſelbſt in⸗ mitten reiner Kiefernreviere ſich nicht ſelten auf dieſe Weiſe dorthin gelangte Eichenpflan⸗ zen finden. Der Forſtwirt iſt über ſolche„Häherſaa⸗ ten“ meiſt recht erfreut, weil auf dieſe Weiſe häufig gute und erwünſchte Miſchbeſtände zuſtandekommen, ein abwechſlungsreiches Waldbild geſchaffen wird, und weil das alles ohne Kulturkoſtenaufwand geſchieht. Die älteſten Wälder Europas Die früheren Bewohner Schwedens, die kurz nach der Eisperiode das Land bewohnten, hatten auf ihrer täglichen Speiſekarte große Maſſen ſchmackhafter Haſelnüſſe, da ausge⸗ dehnte Haſelwälder den Boden bedeckten. Das iſt eins der hochintereſſanteſten Reſultate der einzigartigen Unterſuchungen des bekannten ſchwediſchen Forſchers Profeſſor Leunart von Poſt, der es verſucht hat, die Vegetation Schwedens und Europas in der Epoche, die unmittelbar auf die Eiszeit folgte, wiederher⸗ zuſtellen. Auf Grund ſorgfältiger mikroſko⸗ piſcher Analyſen foſſiler Pollenſchichten, die im Boden gefunden worden ſind, hat Profeſſor von Poſt Diagramme und Karten über die Ausbreitung und Zuſammenſetzung der erſten Wälder Europas entworſen. Als Schweden zuerſt von der Eisdecke be— freit worden war, hatte das Land den Cha— rakter der typiſchen ſibiriſchen Tundra. Die nacheiszeitliche Wärmeperiode rief aber ſchon den Waldwuchs hervor, indem zuerſt ſpärliche Birken und Kiefern, dann aber auch Eichen und dichtes Haſelgebüſch aufkamen. Was das übrige Europa anvetriſſe, hat Profeſſor von Poſt gefunden, daß die damaligen Wälder geographiſch ganz ungleich der heutigen Be⸗ waldung waren, indem Nadelwälder, Kie⸗ fern und Fichten gemiſcht mit Birken den größten Teil des Kontinents bis zum Atlan⸗ liſchen Ozean bedeckten. Die Kiefer wuchs auch reichlich in Weſtengland und Irland und die gegenwärtige nordeuropäiſche Kiefer war auch der charakteriſtiſche Baum der Alpenge⸗ biete von Mitteleuropa. Vegabung und Vererbung Gegen alle Beſtrebungen, die auf das von der Reichsregierung herausgebrachte Steriliſationsgeſetz hinzielten, wurde lange Zeit immer wieder der Einwand vorge— bracht, daß gerade die Genies oft von pa⸗ thologiſcher Herkunft ſeien und daß man durch Steriliſation von Trinkern, Epilepti— kern uſw. bielleicht der Welt eine Reihe von genialen Menſchen vorenthalte. Dieſe Ein— ſtellung iſt grundfalſch und zeigt nur, wie wenig man von den Erkenntniſſen der Ver— erbungswiſſenſchaft berückſichtigt hakt. Man; hätte lieber daran denken ſollen. daß viele gerade der genialſten Menſchen— man Friedrich den Großen, Kant und Bismarck — aus Familien mit zahlreichen Kindern ſtammten, und nach den erbbiologiſchen Ge— ſetzen hätte Goethe ſein Genie mit Wahr— ſcheinlichkeit weiter vererbt, wenn er mit einer erbgeſunden Frau ſechs oder acht Kin⸗ der in die Welt geſetzt hätte, anſtatt ſich mit dem einen Sohn Auguſt zu begnügen. So. mie nach den Erbgeſetzen bei der Abenteuerliche Forſchungsreiſe In Inneraſien verschollen— Erlebniſſe eines ſchwediſchen Jorſchers Ein Stockholmer Blatt veröffentlicht den Bericht über eine Unterredung mit Dr. Am— bolt von der Sven Hedin-Expedition. Der Forſcher war monatelang in Inneraſien ver— ſchollen und man befürchtete das Schlimmſte. Dr. Sven Hedin hatte bereits eine Hilfs— expedition ausgerüſtet. Dr. Ambolt berichtete, daß er ſich ſchon im Mai 1932 an der Grenze zwiſchen Tibet und Turkeſtan von ſeinen Kameraden trennte. Ambolts Abſicht war, das tibetaniſche Hoch— gebirge zu überſchreiten und an dem berühm— ten wandernden See vorbei nach Peking zu kommen. Auf dem Weg geriet er mehrfach in Lebensgefahr. Ein Wolkenbruch verwandelte das Tal. in dem er marſchierte, in einen See. In. folge der großen Kälte— das Thermo- meker ſank auf minus 40 Grad— und der dünnen Luft in mehr als 6000 Me- ker Höhe, gingen die meiſten Tiere der Expedition ein, die beim Skark aus 90 Eſeln, 40 Pferden und 3 Mauleſeln be- ſtanden habe. Einige eingeborene Be- gleiter liefen weg, weil ſie glaubten, daß die Expedition verloren ſei. Dr. Ambolt führte jedoch ſeine wiſſenſchaft— lichen Beobachtungen weiter aus. Als aber ein Tier nach dem anderen einging, mußte er ſchließlich den urſprünalichen Plan aufgeben und ſich in nördlicher Richung nach Turke⸗ tan in Sicherheit bringen. Er mußte das Hauptteil des Gepäcks alle Aufzeichnungen ſeiner fünfjährigen aſiatiſchen Forſchungs— reiſen, ſowie die Inſtruwmente im Siich laſ— 2 „Schauns, ſchauns, für ſolcherlei Dinge hat die Frau Fürſtin Intereſſe“, ſagte er halb ſpöttiſch, halb miß⸗ billigend.„Und junge Leutnants protegiert ſie. Und ich habe gedacht, ſie ſei weiß und rein wie ein Lämmchen. Wer iſt denn der Glückliche, dem ſo holde Gunſt be⸗ ſchieden wird?“ Ignis verſtand nicht recht ſein Gerede. Es war ihr auch höchſt gleichgültig. Sie wollte über ihren heimlichen Helden Auskunft haben. »Es iſt ein Preuße, der Oberförſter Cornelius!“ „Der Oberförſter Cornelius?“ ſagte verwundert der Fürſt und vergaß, Abſchied zu nehmen. Er zog wieder ein Tabourett heran, ſetzte ſich rittlings darauf und machte ein verdutzt⸗ſpöttiſches Geſicht.„Ich will nicht hoffen, daß Sie die Dame ſind, mit der er zuſammengebracht wurde. Freilich, wenn man ſo Ihr Lärvchen ſieht, ſollt' man's hoch nimmer meinen. Aber trau einer den Weibern... War ſchlecht angeſchrieben, der Leutnant Cornelius. Soll eine Liaiſon gehabt haben mit einer adeligen Dame— nächtliche Beſuche, gewaltſame Entführung, gebrochenes Ehrenwort... Soll ſeinen Nebenbuhler hinterrücks er⸗ mordet haben“, berichtete er getreulich und mit Behagen den Regimentsklatſch. Aber Ignis helles Lachen ließ ihn verſtummen. „Nein, das iſt nun und nimmer der Cornelius, den ch meine. Der iſt ein Ehrenmann, das kann ich bezeugen. Er iſt durch Nacht und Nebel hingeritten zur Grenze, wie ich eben ſchon erzählt habe, und hat den Freiherrn ge⸗ warnt..“ in dem Regiment gegeben Cornelius— ja?“ „Ja!“ nickte Ignis. Aufgaben eingeſetzt. 148 bringe...“ doch wiſſen.“ zurück. Murghan wurde eine neue „Und doch iſt's derſelbe! Es kann nicht zwei Preußen haben. „Der wird gewiß nicht mehr am Leben ſein“, machte ſorglos der Fürſt.„Er wurde ein paarmal zu ſchweren Der Oberſt hat ſich allemal ge— wundert, wenn er geſund wiederkam.„Den Kerl', hat er einmal geſagt, ſchützt der Deubel. Dabei hab' ich Auf- trag, dafür zu ſorgen, daß er nit lebendig wieder heim— kommt. Zähes Leben hat der Kerl. Ich kann ihn doch nicht von hinten'rum erſchießen laſſen... Würd' ſich auch keiner zu finden, hieß es damals, iſt ein ſeiner Kamerad und bei dem gemeinen Mann beliebt wie kein anderer. Der Oberſt hat gelacht und alles für Scherz hingeſtellt. Aber ich weiß, daß man den Cornelius gewarnt hat. Her nach, nach der Schlacht, ehe der Waffenſtillſtand perfekt wurde, hat man ihn auf eine gefährliche Patrouille ge— ſchickt. Und ich weiß, daß er nicht zurückgekommen iſt. Das iſt alles. Bedaure, wenn ich knappe und ſchlechte Kunde „Das kann nicht ſein“, ſagte Ignis, mit blaſſen Lippen. „Ernſt Cornelius kann nicht tot ſein— ich müßte das Fürſt Windiſchgrätz zog bedenklich die Augenbrauen „Schauns, ſchauns, Frau Fürſtin, mir ſcheint, wir haben einander nichts vorzuwerfen...“ Dann verabſchiedete er ſich, eine verwunderte Ignis zurücklaſſend. Sie hatte ſeine Worte nicht verſtanden und dachte nicht darüber nach. Aber alle Mittel, die ihr zur Verfügung ſtanden, bot ſie auf, um über Cornelius' Geſchick etwas zu erfahren. Sie wußte, daß die Brüder Cornelius mit Stein bekannt und befreundet ſeien. Sollte der Freiherr etwas über ihn wiſſen? Sie wagte es, nach Troppau zu ſchreiben— und ſie bekam ſchnell Nachricht Die Freifrau vom Stein antwortete auf ihre Bitte um Auskunft. So erfuhr Ignis die ſeltſamen Schickſale ihres ſen. Dieſe konnten jedoch ſpater von eimer Hilfsexpedition aufgefunden werden. Nach— dem beinahe alle Tiere eingegangen waren kam die Expedition ccließlich in Gegenden, wo es Wieſen und Waſſer gab In Dalai Karawane zu— ſammengeſtellt. In Oſtturkeſtan herrſchte je doch ein Gouverneur, der große Sch erigkeiken bereitete. Monatelang mußte Dr. Ambolt ohne Verbindung mit der Außenwelt auf Antwort warten, ob er weiter reiſen dürfe. Inzwiſchen brach die Revolution aus und jetzt bekam er die Erlaubnis, ſowohl von den alten wie von den neuen Herren. Die Revolutio— näre ſtatteten ihm dann aber einen Beſuch ab und vor dem Hauſe verſammelten ſich 500 Menſchen, die zuſehen wollken, wie Dr. Ambolt hingerichtet wurde. Man tat ihm aber nichts, ſondern ließ ihn weiter wandern. In Chotan wurde für den ſchwediſchen Forſcher ſpäter ſogar eine Mili— tärparade abgehalten und die dortige Regie— rung unterſtützte ihn mit Geld und allem nö— tigen. Als die Machthaber ihn baten, ihnen ein Zeugnis für die engliſche Regierung über die gute Behandlung auszuſtellen, konnte Dr. Ambolt eine private Mitteilung über ſich ein— ſchmuggeln und dadurch zum erſten Male ein Lebenszeichen von ſich geben. Erſt am 16. Auguſt 1933 erreichte er Leh in Klein⸗ Tibet, wo er die Möglichkeit hatte ein Te— learamm aufzugeben geführt. genommen. Obwohl er worden. nehmen. Eigenſchaften mitgeben können, ganz allgemein Verpflichtung. Che zwiſchen einem vlauaugigen Mann aid einer dunkeläugigen Frau bei nur einem Kind die Wahrſcheinlichkeit lediglich ein Viertel beträgt, daß dieſes Kind gerade blaue Augen hat, während bei 4 Kindern mit ziemlicher Sicherheit eines zu erwarten iſt, das dieſe Eigenſchaft des Vaters zeigt, ſo verhält es ſich entſprechend natürl mit den ſeeliſchen Eigenſchaften. Wenn die Erbverhältniſſe günſtig liegen, d. h. wenn beide Eltern ihren Kindern die gleichen dann ent ſtehen unter Umſtänden Generationen, die immer wieder dieſelben Talente zeigen, wie 3. B. die Muſikerfamilien Bach und Strauß nzw. Liſzt, Wagner oder die Mathematiker⸗ familie Bernoulli und das berühmte Aſteo⸗ nomengeſchlecht Herſchel. So laſſen ſich zahl⸗ reiche Beiſpiele für die Tatſache anführen, daß Begabung von der Natur nicht als Zu⸗ fallsprodukt entwickelt wird, ſondern giel mehr mit Naturgeſetzlichkeit nach ſtrengen. erbbiologſchien Regeln entſteht. N Gewiß ſoll damit nicht behauptet werzen, daß man Genies züchten könne, denn Bega⸗ bung iſt noch nicht Genie, und der gentale Menſch iſt immer ein Geſchenk des Himmels, 8 3 eine! 1 ei ch unter der denke an Napoleon, Mozart, Vach oder an; eine Ausnahmeerſcheinung auch unter den großen Talenten. Das Genie muß wie ein [Meteor ſpurlos untergehen, wenn es lacht auf dem Voden einer hohen Kultur wächſt, non der ſeine Leiſtung getragen wird und die ſein Werk fortentwickelt und ſeine Lei⸗ ſtung der Nachwelt erhält. Die Kulturhähe eines Volkes aber hängt ausſchließlich ab von der Durchſchnittsbegabung ſeiner Glie⸗ der. Entſcheidend für die Exiſtenz eines Volkes iſt allo neben der Notmendiakeit der Erhal⸗ tung und Vermehrung der Anzahl ſeitzer Glieder, daß ſein begabter Teil ſeinen Be⸗ ſtand mindeſtens nicht verringert. Nicht nur „das Volk“ muß ſich vor dem Abſinken der Geburtenziffer hüten, ſon⸗ dern es muß darüber hinaus vor allem ga⸗ für geſorgt werden, daß ſeine wertpolleren Glieder ſich genügend fortpflanzen, d. h. die Begabtenfamilien müſſen erhalten werden. „Das wird an folgendem Beiſpiel dargetan: Man nehme an, das Geſamtvolk beſtünde aus zwei zahlenmäßig völlig gleichen ka⸗ ſten, von denen die erſte mit 20 Jahren hei⸗ ratet und durchſchnittlich vier Kinder ga, während die zweite mit 30 Jußren heiratet und ſich mit drei Kindern begnügt. Schon nach 100 Jahren wird die erſte Kaſte 82,5 Prozent und die zweite nur 17,5 Prozent des Geſamtvolkes ausmachen und nach 300 Jahren iſt die zweite Kaſte ſo gut wie aus⸗ geſtorben. Schlagender kann man die an⸗ geheure Gefahr eines Rückgangs der Kin⸗ derzahl bei den Begabtenfomilien nicht dar⸗ tun. Ein Talent iſt alſo gleichzeitig auch eine Das Volk, in dem eine Be⸗ gabung entſtanden iſt, hat ein Recht darauf, daß die Begabung auch in ſpäteren Genera⸗ tionen erhalten bleibt. Denn es iſt damit noch nicht getan, daß die Regierung des na⸗ tionalen Deutſchland in voller Erkenntuis der raſſenhygieniſchen Gefahr des Gehur⸗ tenrückgangs mit allen ihr zur Verfügung ſtehenden geſetzgeberiſchen Mitteln die kin⸗ derreichen Familien wirtſchaftlich ſtützt, wenn nicht gerade auch in den wertvollen Mitgliedern der Volksgemeinſchaft zer Wille zum Fortleben in einer zahlreichen Nachkommenſchaft wieder ſtark und grotz wird. Protegés, die ſie ſich, nach den Worten ihres Gemahls, Oberförſter Ernſt leicht verſtändlich machen konnte. a Ein Zug Verwundeter, der für Brünn beſtimmt ge— weſen war und vor den Nachſtellungen verſtreuter fran— zöſiſcher Kommandos weiter und weiter nach Norden ge— zogen und endlich erſt in Troppau gelandet, hatte unter— wegs, nicht allzu fern vom franzöſiſchen Hauptquartier, den Leutnant als Schwerverletzten in einem einſamen Bauerngehöft gefunden und auf Bitten der Leute mit— Die ſelbſt hatten im nahen Walde den Un— glücklichen erſt wenige Tage zuvor entdeckt und auf— bei der Ankunft in Troppau faſt ein Sterbender geweſen ſei, habe ſeine ſtarke Natur, ſein reines Blut den Tod überwunden, ohne daß doch die— Kräfte ſeines Körpers genügten, Heilung und Geſundung herbeizuführen. Sein Geiſt ſei klar. Seine Verwundung ſchildere er ſo: Bei einer Patrouille habe er ſich plötzlich von ſeinen Mannſchaften getrennt gefunden, aus dem Hinterhalt ſei ein Schuß auf ihn abgegeben, der ihn am Bein verletzt habe, vor Schmerz ſei er ohnmächtig ge⸗ Als man ihn aber gefunden, habe er außer der Schuß⸗ verletzung einen Bajonettſtich in der Bruft gehabt, der die Lunge ſchwer verletzte. „Ich habe ein zähes Leben“, pflege er bitter lächelnd zu ſagen.„Weshalb nur verweigert ſich mir der Tod?“ Aber der Freiherr und ſeine Freunde, voll Teilnahme am Schickſal des ſo jungen, ſchönen Mannes, täten ihr Möglichſtes, die Leiden zu mindern. keinen Tag vergehen, an dem er nicht eine Stunde oder mehr am Lager des Schwergeprüften zubringe. Ihre kleinen Mädchen erachteten es als beſondere Gunſt, ihm Blumen und Früchte bringen zu dürfen. Die Fürſtin dürfe indeſſen kaum hoffen, ihren Schütz ling am Leben erhalten zu wiſſen. Seine Tage ſeien ge⸗ zählt. Mutter und Bruder des Aermſten ſeien benach richtigt und würden kommen, von ihm Abſchied zu Ihr Gatte laſſe (Foriſetung folat) 5. Fortſetzung.. Nachdruck verboten. In den Straßen war es dunkel und geheimnisvoll. Die Laternen waren zertrümmert und die Lichtleitungen durch⸗ schnitten worden. Man demolierte, raubte und plünderte, war nicht Menſch, ſondern nur noch ein wildes Tier, das, angegriffen und bedroht, wie raſend ſchrie und um ſich ſchlug. 5 Ein kurzer Pfiff ſchrillte durch die Nacht, ein helles Kommando, ein Stampfen und Schreien: die Polizei ſetzte zum Sturme ein, mit Gummiknüppeln und mit blanker Waffe. N Die Menſchen flüchteten wie gehetztes Wild, ſuchten einen Ausweg und Unterſchlupf, drückten die Türen ein und drängten in die dunklen Häuſer, drangen in Woh⸗ nungen ein—, flüchteten in die Keller und bis unter die Dächer, ſtanden wie Schlachtvieh zuſammengedrängt, zitterten und zeterten, duckten ſich in ihrer Angſt wie unter einem ünſichtbaren Schlag, der aus dem Dunkel auf ſie niederpraſſeln mußte. Die Polizei räumte gründlich auf. Wer nicht flüchtete und die Straße räumte, wurde unbarmherzig nieder— geknüppelt; wer ſtürzte, wurde überrannt und zu Boden geſtampft, wurde aufgegriffen und weggeſchafft. Im Nu waren Straßen und Plätze geräumt; rückſichts⸗ los hatte man die Ruhe wieder hergeſtellt, jene gefährliche Ruhe vor dem Sturm, die durch Schüſſe und Schreie bald gufs neue unterbrochen wurde. Von Dächern und Giebeln aus bekämpfte man ſich jetzt. Wie Raubwild wurde ein jeder abgeſchoſſen, der ſich auch nur am Fenſter zeigte. Mit Steinen wurde die Polizei beworfen, Straßen wurden aufgeriſſen und Barrikaden aufgebaut, Autos und Straßenbahnen dabei umgeriſſen und als Bruſtwehr und Deckungsſchutz benutzt, Bäume umgeſägt und quer über die Straße geworfen. Das war kein Kampf, das war hinterliſtiges Morden; dies war keine Schlacht, ſondern ein Schlachten. Karl Forſtner wußte nicht, wie er aus dieſer Hölle her— ausgekommen war. Verſtört, durchſchwitzt und blutig— geriſſen ſtand er dann an dem Landungsſteg. Er hatte ſo manchen ſchweren Kampf im Felde mit— gemacht und alle Leidenſchaften erlebt und geſehen, doch jo viel Wut und Haß und Niedertracht hatte er bis jetzt noch nicht erlebt. Und dies im Herzen einer Stadt, in der der Sekt an anderer Stelle floß. Dies alles um das hundsgemeine eld! N Die größte Not der großen Städte hatte er miterlebt, die tiefſte Armut aller Armen und Beſitzloſen; all jener Menſchen, die nur von heute auf morgen leben und keinen ſeſten Boden unter ihren Füßen haben, die Freiwild jeder Naot und aller Armut waren. Die keinen feſten Boden unter ihren Füßen hatten... Karl Forſtuer ahnte und fühlte hier unwillkürlich, daß alle Menſchen, die ein Stückchen Boden ihr Beſitztum nennen, ganz anders denken und ganz anders handeln können, viel ſicherer im Leben wurzeln und auch viel feſter ſtehen. Er hatte Verſtändnis für das Großſtadtelend, für jene Lebensnot und jene Armut, die ſich nicht weg— leugnen und auch nicht niederknüppeln läßt... So war Karl Forſtner nach dem allen jetzt recht froh. daß er noch am ſelben Tage mit dem Schiff in das Aus— land machte. Er hatte plötzlich Sehnſucht nach dem freien Meer, nach ſeiner Stille und nach ſeiner Ausgeglichenheit. 1 15 21 „Mach' Feierabend, Vater! Laß die Diſteln ruhig weiterwachſen! Der ganze Sandberg iſt verkauft. Ein anderer mag ſich auf dem dürren Boden mühen und zu— ehen, wie er dem alten Rücken einen Profit abringt.“ „Der Sandberg iſt verkauft?“ „Natürlich, Vater! Der Boden taugt beim Teufel nichts! Warum ſollen wir uns mit dem Sande lahm und hungrig ſchinden!“ „Das ſagſt du mir erſt jetzt? Der Sandberg iſt ver— kauft...!“ Der alte Forſtuer wollte ſeinen eigenen Ohren nicht trauen. „Ich habe ein prächtiges Geſchäft gemacht! Zehn— tauſend Taler bringt der alte Rücken; das iſt noch einmal ſo viel, als wie der ganze Hof wert iſt!“ „Du biſt nicht recht geſcheit, glaub' ich, den Sandberg zu verkaufen! Wie willſt du denn bloß die Sandfuhren machen?!“ f „Die laß jetzt machen, wer da Luſt hat! Hahaha! Als ob das Sandfahren jemals reiche Leute machte! Laß die Leute ſehen, woher ſie ihren Sand bekommen! Ich mache keine Fuhre mehr!“ „Du machſt keine Sandfuhre mehr? Biſt du denn über⸗ haupt ein Sandhofbauer, wenn du keinen Sand mehr fährſt?“ „Ich will auch nicht mehr Sandhofbauer ſein! Hahaha! Du biſt zu rückſtändig mit deiner Anſicht! Ich kaufe Weizenboden hinzu. Ich will ein Weizenbauer werden!“ „Wenn das ſo ginge! Als ob ein guter Weizenboden nur ſo feilgeboten würde!“ „Für das Geld, das ich in der Taſche trage, iſt der beſte Boden zu bekommen.“ „Wenn du den Weizenboden lieber in der Taſche hätteſt als das verlogene und verfluchte Geld!“ „Mit dir iſt in der Sache nicht zu reden! Laß mich nur machen! Ich weiß ſchon, wie ich es anzufangen habe!“ „Wenn du ſo weiter machſt, dann behältſt du von dem ganzen Sandbauernhofe bald nichts mehr, und wirſt noch einmal Knecht auf deinem eigenen Boden!“ „Wollen ſehen, wer einmal recht behält! Du brauchſt dich auch nicht mehr zu plagen! Was wir jetzt noch an Acker haben, kann ich mit dem Knecht zuſammen leicht be⸗ ſtellen. Ich habe dir deshalb ſchon im Oberdorf ein Stüb⸗ chen gemietet; dort ziehſt du hin, dort kannſt du ausruhen und kannſt jeden Tag ſpazieren gehen. Die Leute ſollen nicht ſagen, daß ich's nicht gut mit meinem Vater meine.“ Noman 101 2 Hermann 2— Zw ei * „Ich— ſoll... Ich foll im Oberdorf in einem frem⸗ den Hauſe wohnen?! Ich— ein Bauer— ſoll bei frem⸗ den Leuten und auf fremdem Boden...“ „Nun ſieh doch nicht gleich alles von der Seite an! Das läßt ſich einmal nicht vermeiden. Morgen wird das alte Wohnhaus abgebrochen. Wir ziehen einſtweilen zum Hielſcher-Gaſtwirt auf den Saal, bis der Neubau fertig iſt.“ „Was für ein Neubau fertig iſt?“ „Das alte Wohnhaus kann nicht ewig ſtehenbleiben! Und dann iſt es auch viel zu klein! Es iſt auch jetzt die beſte Zeit zum Bauen!“ „Das Wohnhaus ſtänd' noch hundert Jahre..“ „Die ſtänd' es wohl! Aber warum ſollen wir denn nicht in einem neuen Hauſe wohnen? Jetzt haben wir es ja dazu. Das Baugeld trage ich ſchon in meiner Taſche.“ „Das Baugeld trägſt du in der Taſche? Ich denke, du willſt dir Weizenboden dafür kaufen?“ „Das hat ja auch noch etwas Zeit, denn ich bekomme ja noch zwei Raten Kaufgeld ausgezahlt. Die erſte Rate iſt ſchon für die neuen Möbel beſtimmt und für die zweite Rate wird dann guter Ackerboden angekauft. Das habe ich alles überlegt und ſchon im voraus richtig eingeteilt.“ „Dann wird die zweite Rate auch nicht mehr zum Ackerkaufen langen. Du ſollteſt wenigſtens zuerſt den Boden kaufen. Der Neubau und die Möbel ſind weit weniger wichtig.“ „Du redeſt, wie du es verſtehſt! Warum ſollen wir uns jetzt ſchon mit dem Acker plagen, wo wir doch mit dem Neubau noch genug zu tun bekommen. Laß mich nur machen! Das muß jetzt alles wie am Schnürchen gehen!“ „Und gib nur acht, daß dir das Schnürchen nicht zer⸗ reißt und du das kurze Ende in der Hand behältſt!“ „Du biſt ſchon alt und alles ſoll bei dir im altgewohn⸗ ten Geleiſe gehen!“ „Das muß ein ſonderbarer Käufer ſein, der dir das alles für den alten Sandberg bezahlt!“ „Dreißigtauſend Mark habe ich dafür bekommen! Das iſt gerichtlich feſtgelegt. Zehntauſend Mark hat er ſofort bezahlt; die zweite Rate wird in einem halben Jahre fällig und die dritte Rate in zwölf Monaten.“ „Wenn's dann noch Boden zu kaufen gibt!“ „Du biſt rein kindiſch mit deiner Aengſtlichkeit! Lächer⸗ lich! Kein Boden zu verkaufen! Die Bauern wollen am liebſten überall verkaufen! Die Landwirtſchaft bringt ja nichts ein! Sogar im Niederdorfe, wo der Acker faſt ſo gut wie Boden aus einem Blumentopfe iſt. Die Schindel— wighbäuerin muß ganz beſtimmt verkaufen! Wie will das Weib allein das große Gut beſtellen? Die wird noch froh ſein, wenn ſie einen Käufer findet, der ihr den Acker und die Arbeit abnimmt!“ Der alte Forſtner hörte ſchon nicht mehr hin. Er war ſchon wieder beim Diſtelnſtechen. Aber die Hände waren plötzlich recht zittrig geworden. Oder die Diſteln ſaßen jetzt feſter im Boden?! Es machte ihm viel Mühe, das zähe Unkraut herauszubekommen. Manchmal griff er mit der freien Hand nach ſeinem Rücken; die alten Knochen ſchmerzten vom vielen Bücken. Er wiſchte ſich die Schweiß tropfen von der Stirn, die gar ſo dick und gar ſo reichlich vorhanden waren. Franz Forſtner ſchüttelte jetzt mit dem Kopfe, als er den Vater ſich ſo plagen ſah. „Der Alte wird ſchon wunderlich! Sticht Diſteln auf einem Acker, der uns gar nicht mehr gehört!“ Lachend ging er dem Dorfe zu. Am Grabenrain mußte ſich der Alte ſetzen. Es fiel ihm wirklich gar zu ſchwer. Aber er wollte auch wiederum nicht halbe Arbeit leiſten. Man ſollte nicht ſagen, daß die Sand— hofbauern ihren Acker von den Diſteln freſſen ließen. Und dann ging ihm alles wieder durch den Kopf. Dem Alten machte es ſchwere Sorgen, daß der Sohn den Acker verkauft hatte. Wenn es auch nur Sandboden war.— Aber da war ja auch die große Sand- und Kiesgrube, aus der ſie ſchon ſeit Jahr und Tag die vielen Sandfuhren machten. Dem Alten war es wie ein Verrat, den man dem Sandbauernhofe angetan hatte. Natürlich war er ſelber daran ſchuld, daß es ſoweit ge— kommen war! Weshalb blieb er nicht Herr auf ſeinem Hofe?! So wie die Diſteln mußte man ſein, ſo zäh und anſpruchslos und ſtachelig; die wurden mit dem Sand und mit jedem anderen Boden fertig. Wo die erſt Wurzeln ſchlugen, ließen ſie ſich nicht ſo leicht wieder verdrängen. Und er? Von dummen Reden hatte er ſich betölpeln laſſen: Er ſei nun alt genug, habe genug gearbeitet in ſeinem langen Leben. Nun möge er beizeiten Feierabend machen, und Jüngere für ſich arbeiten und auch ſorgen laſſen... Er ließ ſich wirklich überreden und übergab dem Sohn ſeinen Hof— ſeinem älteſten Sohn Franz, denn der andere, Karl, der Taugenichts, der kam dafür natürlich gar nicht in Betracht. Wer wußte, wo der ſich in der Welt herumtreiben mochte... Lüge! Lüge! Alle jene Worte! Ausruhen laſſen— und ſie ſtechen dir die Wurzel ab! Feierabend machen— und ſie heben dich aus deinem alt⸗ gewohnten Boden und laſſen dich vertrocknen und zu⸗ grunde gehen! Auch der Menſch iſt eine Pflanze, iſt Un⸗ kraut oder manchmal eine andere Frucht, die ihren Boden, ihre Sonne, ihren Regen und ihre Arbeit braucht. Wenn es der Himmel gut mit einer ſolchen Menſchenpflanze meint, dann läßt er ſie in ihrem altgewohnten Boden ſterben— unentwurzelt: das iſt der ſchönſte Bauerntod! In der Dürre ſterben oder auch im Herbſt, wenn alle Pflanzen ſterben müſſen. N Jeder Menſch und jeder Bauer wurzelt feſt in ſeinem Boden— mit Leib und Seele! 5 So dachte der alte Forſtner, als er jetzt gar ſo elend und ſo müde über ſeinen alten Acker kroch, auf dem er nichts mehr zu verlieren und auch nichts mehr zu ſuchen hatte. 1 4 a*. Söhne und ein Hof h Auf dem Schindelwighhof fehlte es an Armen und Händen. Die Bäuerin kam nicht zur Ruhe. Sie mußte den Haushalt führen und auch die Feldarbeit beſtimmen, ſtand am Herd und war auch in den Ställen— war Bauer und Bäuerin in einer Perſon. Der ſchwere Schickſalsſchlag hatte ſie zuerſt recht klein und zaghaft werden laſſen Sie nahm ſich mehr als ein⸗ mal vor, den Hof zu verkaufen und das Dorf zu verlaſſen, um irgendwo ein neues Leben anzufangen. Sie würde, wenn Karl Forſtner ſie jetzt wieder fragen ſollte, ob ſie mit ihm durchs Leben gehen wollte, ſich ſeinem Wunſche gern und willig fügen. Den Schimmel und das Sattelzeug hatte ſie ihm in die Stadt geſchickt, hatte das Tier in dem Gaſthof eingeſtellt, in dem die Forſtners von jeher verkehrten. Der Schimmel ſollte ihm ausgehändigt werden. Aber er wurde nicht ab⸗ geholt. Karl Forſtner war ſeit jenem Tage nicht mehr ge— ſehen und geſprochen worden. Nach Wochen ließ ſie dann das Tier verkaufen. Sie wußte, daß all ihr Hoffen jetzt umſonſt und daß ſie ihre Liebe nun zu Grabe tragen mußte... Und dann fühlte ſie ſich Mutter werden... Das machte ſie unausſprechlich froh. Das ſöhnte ſie aus mit ihrem düſteren Frauenſchickſal und ließ ſie doch vor Angſt und Bangen ſtill und klein wie auch furchtſam werden. Frau Hedwig ſchämte ſich ihres Mutterwerdens nicht. Sie ließ die Leute ruhig klatſchen, ließ die Knechte und die Mägde hinter ihrem Rücken tuſcheln und auch höhniſch lachen. In Duldſamkeit trug ſie es. In ſtiller Demut ging ſie ihrer ſchweren Stunde entgegen. Und dieſer Frauenmut und Mutterſtolz ließen allen Spott und allen Hohn verſtummen. Ein böſer Mund ſchloß ſich bald nach dem anderen. Man hatte ſchon Mitleid mit der hartgeprüften Frau und brachte ihr menſchliches Ver— ſtehen entgegen. Wie träumend ging Frau Hedwig durch die Zeit, fühlte weder An. och Scham und Unfreude, die ſie bei ihrem früheren Mutterwerden ſtets gefühlt. Jauchzend unter⸗ warfen ſich jetzt ihr Leib und ihre Seele ihrem jungen Mutterhoffen. Mit ſechzehn Jahren kam ſie auf den Hof in den Dienſt, aus einem Elternhauſe, das vor Armut, Unfrieden und hungrigen Kindern nur ſo ſtrotzte. Der Vater trank viel lieber, als er arbeitete. Die Mutter bekam jedes Jahr ein Kind. Machtlos ſtand die verhärmte, verarbeitete und ver— brauchte Frau aller Armut und allem Elend gegenüber. Da mußte ſie, die Aelteſte, natürlich ſich ihr Brot recht— zeitig ſelbſt verdienen. Sie war ſchon froh, daß ſie auf dieſem Bauernhofe ein Unterkommen fand. Sie fühlte ſich ſogar geſchmeichelt, daß der reiche Bauer unter allen Mägden ausgerechnet ſie mit Redensarten auszeichnete und verlegen werden ließ. Sie war als junges Ding noch viel zu unſelbſtändig und zu dumm, um zu begreifen, daß ſie das Beſte ihres Frauen— tums zerbrach und ſich zertreten ließ, als ſie dem Bauern willig wurde. Was wußte ſie von ihrem Frauentum, das unerſchloſſen, unbeachtet und unverſtanden in ihr war! Sie war ſelbſt noch Kind, als ſie ihr erſtes Kind ſchon unter ihrem Herzen trug, und mußte alle Not und alle Bitternis erfahren, die eine Frau und Mutter je erfahren kann. Zu ihren Eltern konnte ſie in ihrer Not nicht gehen. Der Vater hätte ſie davongejagt, die Mutter würde ihr nicht helfen können. Der Bauer war jetzt grob und nieder— trächtig und wollte von dieſer ganzen Geſchichte überhaupt nichts wiſſen. Verdächtigte ſie in gemeiner Art und riet ihr zu noch gemeineren Sachen. Der Bauer wollte ſie auf ſeinem Hofe nicht mehr dul— den. Am liebſten hätte er ſie mit den Hunden davongejagt. Er beſchimpfte und verhöhnte ſie obendrein und beredete jetzt ſchon das Brot, das er ihr und ihrem Kinde würde geben müſſen... In einer Demut, die erſchütternd wirkte, ließ ſie alle Schmach und alle Niederträchtigkeiten über ſich ergehen. Ihr Magdſein wurde grenzenlos. Sie tat unermüdlich ihre Pflicht und ſchlich ſich abends ſcheu und müde in ihre Kammer. Hier weinte ſie mitunter die halbe Nacht oder ſtierte, wenn ſie gar ſo troſtlos und ſo niedergedrückt war, mit offenen Augen in das unergründliche Dunkel, ohne eine Hoffnung oder einen Ausweg zu finden. Ausharren mußte ſie und all das Aufgezwungene und Widerwärtige über ſich ergehen laſſen. Wortlos legte ſie ſich dann zu ihrer ſchweren Stunde nieder, auf ihrem dürftigen Lager in der armſeligen Mägdekammer— wie ein Stück Vieh, das ſich nicht helſen und das nur ſtumm erdulden kann. Bis eine Magd aus Mitleid nach einer Hebamme lief, einer energiſchen und fürſorglichen Frau, die ihr endlich Beiſtand und Hilfe brachte. Wenn ſie auch glaubte, daß ihr junger Leib jetzt berſten oder zugrunde gehen müſſe— die Schmerzen und die Wehen waren nicht ſo groß, um die Scham über ihre troſt⸗ loſe Armut vergeſſen zu machen. Sie hatte nicht ein Zipfel⸗ chen Leinen, das Kind notdürftig bekleiden zu können. So gab ſie ihr eigenes Hemd vom Körper, um das Neu⸗ geborene nicht auf das blanke Stroh hinlegen zu müſſen. Und das erſte bißchen Glück, das ſie endlich empfand, war nicht die Freude über das Kind, ſondern darüber, daß ſie nun endlich jemand gefunden, der ihr, ohne Vorwürfe und in menſchlichem Verſtehen, in ihrer tiefſten Not zur Seite ſtand; der ihr auch ſpäter noch lange und uneigen⸗ nützig half. Nicht in ihrer eigenen Mutter und erſt recht nicht in dem Vater ihres Kindes, durch deſſen Schuld ſie zu guter Letzt dieſe ſchwere Prüfung ertragen mußte, ſondern in der wildfremden Frau hatte ſie endlich den helfenden und verſtehenden Menſchen gefunden. Sie wußte nicht, wohin mit ihrem Kinde. Der Bauer ſchrie es immer wieder durch das Haus, daß er den Schrei⸗ hals bald nicht mehr länger dulden wollte. Wer aber nahm eine Magd mit einem kleinen Kinde auf?(Fortſ. ſolat.). ulaſſen, daß von irgend einer Seite vorgegrif⸗ es anordnen wird, wird es gerecht ſein und nären Anflug, der ein Recht der Jugend iſt ſtrengen Urteil hierüber kommen. nährſ Menſchen Die Kaktoffelernte in Heſſen. Darmſtadt, 16. Nov. Die diesjährige Hack⸗ fruchternte reicht zwar nicht an die vorjährige Relordernte heran, iſt aber immer noch als gute Mittelernte zu bezeichnen. Im Land Heſ⸗ ſen wurden nach den amtlichen Schätzungen im ganzen 98 000 Früh- und 849 000 Tonnen Spätkartoffeln geerntet. Durchſchnittlich er⸗ brachte ein Hektar 130 Doppelzentner Frühkar⸗ toffeln bezw. 152 Doppelzentner Spätkartof⸗ feln, was ungefähr dem Reichsdurchſchnitt ent— ſpricht. * Frankfurt a. M., 16. Nov.(Frauen und Spiel.) Im Juni d. J. wurde bei der Innungskrankenkaſſe der Bäcker eine plötz⸗ liche Reviſion vorgenommen. Dabei ergab ſich, daß der Geſchäftsführer 2000 Mark veruntreut hatte. Als ſeine Familie von ſeiner Entlaſ— ſung erfuhr, ging die Frau in die Nidda. Die Ermittlungen ergaben, daß das unterſchla— gene Geld für Pferdewetten und Frauen ver⸗ ausgabt worden war. Das Schöffengericht er— kannte auf ein Jahr Gefängnis und erließ Haftbefehl. In der Arteilsbegründung heißt 4s, daß ſtrafverſchärfend die Blutſchuld gewer— tet werden mußte, die der Verurteilte mit dem durch ſeine Schuld verurſachten Selbſtmord einer Frau auf ſich geladen hatte. Groß⸗Gerau, 16. Nov.(Das beſte Wahlergebnis in Heſſen.) Das beſte Wahlergebnis in Heſſen hat wohl die über⸗ wiegend katholiſche Gemeinde Haßloch im Kreiſe Groß-Gerau aufzuweiſen. Hier gingen lle 283 Wahlberechtigten zur Wahl, ſie ſtimm⸗ ten ſämtlich für die NS DAqp und mit Ja für die Volksabſtimmung. 1 Laudenbach, 16. Nov.(Reim Brem— en ſchwer verunglückt.) Der Motor⸗ radfahrer Friedrich Schmitterer aus Lauden— bach ſah am Abend vom Scheinwerfer eines egenkommenden Autos geblendet, plötzlich e Radfahrer vor ſich. Beim ſtarken Bremſen ſchlug er mit dem Kopf auf die Lenk⸗ ſtange auf und erlitt einen Schädelbruch. In bedenklichem Zuſtande liegt er im Weinheimer Krankenhaus. Heppenheim, 16. Nov.(Unerwarte⸗ ter Tod.) Die allſeits verehrte Oberin des lädtiſchen Krankenhauſes Heppenheim, Schwe— ter Richarda, iſt im 60. Lebensjahr einem Heri 6 Herzſchlag erlegen. Unerwartet fand man ſie morgens tot in ihrem Zimmer- Fragen des Nährſtandes Die erſte Sitzung des Heſſen⸗Naſſauiſchen Bauernſtandes. * Frankfurt a. M., 16. November. Im Rathaus fand die erſte Sitzung des Heſſen-Naſſauiſchen Bauernſtandes ſtatt. Nach einem Muſikvortrag hielt Oberbürgermeiſter * 10 Krebs-Frankfurt die Begrüßungsan— ſprache. Reichsſtatthalter und Gauleiter Sprenger führte u. a. aus: Einer der erſten Stände, der praktiſch die polit' hen Richtlinien der Par⸗ dei in die Tat un ſetzte, war der Reichsnähr— ſtand; er iſt der Stand, der auch zuerſt prak— iich die Ueberbrückung der Mainlinie in die Tat umgeſetzt hat. Die Bevölkerung an hein, Main und Neckar iſt eins; keine Schran— len können in Zukunft mehr in dieſem Ge⸗ biet aufgerichtet werden. Der rhein-mainiſche Nährſtand hat alſo die Probe beſtanden. Die Entwicklung in Bezug auf das, was zuſam⸗ mengehört, hat aber ihr Ende noch nicht ge— funden. Dem Führer muß es vorbehalten bleiben, die endgültige Regelung zu treffen. Ich werde, ſo erklärte der Reichsſtatthalter, es niemals 80 oder auch nur Forderungen geſtellt werden. det Führer wurzelt im Volk und ſo, wie er bon uns anerkannt werden. „Die Zeichen eilen manchmal voraus, ſo am Grund; wo die Jugend in Begeiſterung die I de J überbrücken verſuchte, ſo wie es 1 11 e Jugend auslegt. Anverſtändlich viel⸗ icht manchem, nicht rechtmäßig wird der Ju— liſt agen, aber immerhin in jenem revolutio— zd wer jung bleibt, wird nicht zu einem Wir alle aber wollen uns mit dem Reichs- 15 ſtand verbunden fühlen, denn in ihm liegt 15 Zukunft unſeres Volkes und unſeres Staa⸗ Im Namen der heſſiſchen Regierung ſprach zaun Staatsminiſter Jung, der betonte, daß kun erſten Male der Bauernſtand in ſeiner anſendjährigen Geſchichte einig ſei und zwar Feld geworden durch die Nationalſozialiſtiſche ilch che Arbeiterpartei. Der Bauer wiſſe, daß ned nur ſeine eigenen Intereſſen vertreten erden dürften, ſondern daß es noch andere nen k gebe, auf die er Rückſicht zu neh⸗ Auth habe. Gerade in dieſer Stunde ſei es 10 endig, dieſes Bekenntnis des Bauerntums auszuſtellen, nämlich das Bekenntnis zum galzen deutſchen Voll. ſweßſennn ſprach ein Vertreter des Oberprä— 0 Gel, und des Regierungspräſidenten, der brüße Preußens überbrachte. Landesbauernführer Dr. Wagner Ne dann u. a. aus: Die kommende Ar⸗ une auf die Bekämpfung folgender For⸗ were en gerichtet ſein: Reſtloſe Bejahung ali us mit unzähligen Opfern der Kameraden Faallpften neuen Staates und Treue dem Der Kampf gegen das Doppelverdienertum iſt auch unsozial, inſoweit er den erhüb⸗ Ueberführung des nur einen völkiſchen Sinn hat, wenn ſie Neu⸗ bildung deutſchen Bauerntums bedeutet. Dr. Wagner ſtreifte dann kurz das Reichs⸗ erbhofgeſetz und kam dann auf die Or⸗ ganiſation des heſſen⸗naſſauiſchen Landſtandes zu sprechen, die kein ſchematiſches, auf dem Papier ſtehendes Gebilde ſei. Uebergehend zum Siedlungsproblem er⸗ klärte der Redner, bei der Durchführung der Landesplanung in den drei Provinzen Starkenburg, Rheinheſſen und Oberheſſen werden etwa 23 100 Hektar Neuland zur Beſiedlung gewonnen werden. 39 neue Dörfer mit ca 4000 Bauern können ent⸗ ſtehen. Das Reichsbausnngeſetz komme in ſei⸗ nen Zielen am beſten in einem Wort des Reichsbauernfen Darre zum Ausdruck: Die unlösbare Verbundenheit von Blut und Boden iſt die unerläßliche Vorausſetzung für das geſunde Leben eines Volkes. eingehend die wirtſchaftlichen Fragen und er— wähnte beſonders ftlichen Fragen und er die Neuordnung am Milchmarkt. In der bäuerlichen Erzeugung ſtehe die Milch— produktion an der Spitze. Dem Staat iſt jetzt die Möglichkeit gegeben, unter Voranſtel— lung des Gemeinwohls Erzeugung, Preisbil— dung und Abſatz zu ordnen und zu überwachen gegen jede Störer des Wirtſchaftsfriedens. Die Zuſammenfaſſung der Genoſſenſchafts⸗ verbände Frankfurt und Darmſtadt zu einem Genoſſenſchaftsverband Rhein-Main- Neckar mag im übrigen von dem Wollen der Das Reichskabinett billigte in ſeiner letz— ten Sitzung Grundſätze über das Dop per ver di enertum. Dazu werden folgende Einzelheiten bekannt: Die Schwierigkeiten, die in dem Kampf gegen das Doppelverdie— nertum liegen, ergeben ſich bereits aus der Begriffsbeſtimmung. Will man einen Dop— pelverdienſt erfaſſen, ſo muß man die Vor— frage klären. was als einfacher Verdienſt an— zuſehen iſt. Das führt aber zwangsläufig zu einer Aufſtellung von Einkommensſätzen für jeden Menſchen und jede Arbeitskategorie, für eine Art Beſoldungsordnung, deren Un— ſinnigkeit auf der Hand liegt. Ohne eine derartige Einkommensbegren— zung iſt die Handhabung des Doppelverdie— nerbegriffs aber unbrauchbar, da lediglich die äußere Tatſache eines Doppelverdienſtes das entſcheidende Problem nicht erfaßzt. Der übliche Kampf gegen das Doppelverdienertum hal ferner die Gefahr heraufbeſchworen, daß das Leiſtungsprinzip immer mehr in den Hinkergrund gedrängt wird. So ſind es gerade oft die beſten und lei— ſtungsfähigſten Menſchen, die auf dem Weg über den„Doppelverdienſt“ verſuchen, durch erhöhte Anſtrengungen ſich einen erhöhten Lebensſtandard oder ihren Kindern eine beſſere Ausbildung zu verſchaffen. Manche Familien konnten überhaupt erſt gegründet werden, daß Mann und Frau weiterhin ei— nen Beruf ausüben. Neben dem geſunden Trieb einer Familie, einen erhöhten Lebens— ſtandard zu erreichen wird auch das Streben nach einer beſſeren Ausbildung des Nach— wuchſes durch den Kampf gegen das Doppel— verdienertum beeinträchtigt. Wenn die Tatſache, daß ein Vater noch im Berufsleben ſteht, entſcheidend dafür ſein ſoll, daß ein Sohn oder eine Tochter keine Arbeik annehmen darf, ſo werden hier den Kindern berufliche Enkwick— lungsmöglichkeiten für die Zukunft ver— baut. tung der noch vorhandenen echten Bauern⸗ familien auf ihrer angeſtammten Scholle, 1 Siedlungsgedan⸗ kens in den Grundgedanken, daß Siedlung Der Landesbauernführer behandelte dann Bauernſchaft Heſſens und Naſſaus zeugen. Stets wird oberſter Grundſatz bleiben, die Pflichten gegenüber dem Ganzen als echte Nationalſozialiſten zu erfüllen. Dank an die Preſſe! Ich habe vor der Volksabſtimmung öffent— lich darauf verwieſen, daß neben der RS DA nunmehr die geſamte Preſſe Gelegenheit habe zur unüberheblichen und ernſten Wahrung der nationalen Ehre und zur Ermöglichung eines auch die kühnſten Erwartungen übertreffenden Ergebniſſes des 12. November. Die rhein⸗ mainiſche Preſſe iſt der Volksabſtimmung nichts ſchuldig geblieben an Raum und Auf⸗ merkſamkeit. Sie hat ſich voll und eindeutig poſitiv eingeſetzt und die Verbundenheit zwi— ſchen Voll und Führung feſtigen helfen. Der Erfolg des 12. November iſt auch ihr Erfolg. Ich weiß, daß ohne die allgemein zu beob— achende Bereitwilligkeit der Redaktionen der Erfolg des Zuſammenarbeitens zwiſchen Partei und Preſſe nicht im vorliegenden Umfang möglich geweſen wäre. Darum gebührt der Preſſe auch verdienter Dank, den ich hier mit zum Ausdruck bringe. Der Führer des Landesverbandes Rhein— Main im Reichsverband der Deutſchen Preſſe gez. Woweries. Letzte Nachrichten Das Münchener Ehrenmal. München, 16. Nov. Der bayeriſche Mini— ſterrat hat auf Antrag des Miniſterpräſidenten beſchloſſen, die Koſten des Heldenmals an der Feldherrnhalle auf die bayeriſche Führer 5 1 7 gühret bis zum Tod, bedingungsloſe Erhal⸗ Ein Ehrenzeichen für alte Stahlhelmkameraden. Die dem Stahlhelm ſeit 1919 angehörenden Frontkameraden erhalten das von dem Bundesführer Franz Seldte verliehene oben abgebildete Ehrenzeichen.. Staatskaſſe zu übernehmen. Wer iſt Doppelverdiener? Eine bemerkenswerte Denkſchrift der Reichsregierung ten Leiſtungswillen eines Menſchen oder ei— ner Familie beſtraft, während der Doppel— verdienſt, der mit Kapitalanlagen verbunden der Kapitalbildung muß. Der Kampf gegen das Doppelverdiener— kum verſtößt alſo ſehr häufig gegen ein- ſchneidende ſoziale Grundſätze, ſo gegen den Grundſatz der Leiſtung, der Fa— milie und ihrer geſunden Bevölkerungspoli— tik. Hinzu kommt, daß er oft auch wirt- ſchaftliche Irrwege beſchreitet. Es gibt zahlreiche Tätigkeiten(wiſſenſchaftliche, ſchriftſtelleriſche, künſtleriſche Arbeiten), die nur in Zuſammenhang mit einem Hauptbe— ruf ausgeübt werden können. Bei einem Verbot der Doppelverdienſte wäre auch nicht zu erwarten, daß ſtets andere, bisher er— werbsloſe Perſonengruppen, deren ausfal— lende Funktionen übernehmen könnten. unberückſichtigt bleiben Aus dieſer Betrachtung des Doppelver- dienertums ergibt ſich, daß eine geſetz⸗ liche, alſo behördliche Regelung des Dop- pelverdienertums, mehr Schaden als Nutzen bringen würde. Die Entſcheidung darüber, ob ungerechtfertigter Doppel- verdienſt vorliegt, hat n bei Behörden allein der Leiter, in der Privatwirkſchaft allein der Betriebsinhaber. Die Frage wird in der Regel nur auftau— chen, wenn Neueinſtellungen oder Entlaſſun— gen von Arbeitnehmern notwendig werden. Dabei iſt es Pflicht des Arbeitgebers, bei Neueinſtellung erwerbsbedürftige Volksge— noſſen zu bevorzugen. Eine Auswechſlung von Perſonen ihres Doppelverdienertums wegen wird ſich auf beſonders kraſſe Fälle beſchränken müſſen. Jeder Eingriff unberechkigker Stellen, mögen ſie auch von den beſten Abſichten ge. leitek ſein, hat hals unvereinbar mit den Grundſätzen des neuensSkaakes in Zukunft zu unkerbleiben. Aus der Heimat Gedenktage 16. November. 1831 Der preußiſche General und Militär⸗ ſchriftſteller Karl v. Clauſewitz in Bres— lau geſtorben. 1852 Friedrich Auguſt, Großherzog von Ol— denburg, in Oldenburg geboren. 1869 Der Geſchichtsforſcher Hermann Oncken in Oldenburg geboren. Sonnenaufg. 7.22 Sonnenunterg. 16.06 Mondaufg. 5.51 Mondunterg. 14.40 Prot.: Ottomar. Kath.: Edmund. Das Gleiche taugt nicht für alle, Weil nicht alle gleich viel taugen. St. Auguſtinus. 8 Kaufmann und Kunde Wie der Großkaufmann ſeine Geſchäfts⸗ verbindungen nicht gern wechſelt, ſo ſoll auch der Konſument im Kleinen ſeinem Kaufmann treubleiben. Er genießt als„Stammkunde“ gewiſſe Vorteile, er wird bevorzugt bedient und erhält gar manchen guten Rat. Der Konſument kennt die Waren, die ſein Kauf— mann führt, und der Kaufmann kennt wie— derum die Wünſche ſeines Kunden ſo gut. daß er genau weiß, was er ihm feilbieten darf. Allmählich ergibt ſich aus der Treue, die ſich Kaufmann und Konſument halten, ein gewiſſes gegenſeitiges Vertrauensverhält— nis. Der Kunde kann wählen und wünſchen, ſo wie er es errechnet und ausgedacht hat. Die Treue zum Kaufmann hat auch noch eine witrſchaftlich ſehr bedeutſame Zeite Der Kaufmann hat heute einen ſchweren Stand. Die Kaufkraft der Kunden bleibt hinter der früherer Zeiten immer noch weit zurück. Da muß der Kaufmann wenigſtens einen be— ſtimmten Kundenkreis haben, auf den er rechnen kann. Wenn heute nur dieſe und morgen jene Käufer kommen, ohne daß ein feſter Stamm vorhanden iſt, kann der Kauf— mann nicht disponieren, und er wird aus Vorſicht manchen Artikel nicht führen, der ihm ſonſt vielleicht eine kleine Einnahmequel— le verſchafft hätte. Alſo auch aus dieſen wirt— ſchaftlichen Erwägungen heraus ſollte jeder Kunde ſeinem Kaufmann treu bleiben. * ** Wurzelgemüſe nicht zu früh ernten. Viele Gartenbeſitzer werden bei den erſten Nacht— fröſten, mit denen man in der Regel von Oktober an rechnen muß, ängſtlich und haben nichts Eiligeres zu tun, als nun ſchleunigſt ſämtliche Wurzel-, Knollen- und Kohlgewächſe aus der Erde zu nehmen. Alle dieſe Gemüſe⸗ arten halten aber, da der Boden meiſt von den Blättern noch reichlich geſchützt wird und deshalb nicht gleich gefriert, 2—3 Grad Luft— kälte ohne Schaden aus. Sie ſollten ſolange als irgend möglich draußen bleiben. Das Herausnehmen der Gewächſe aus der Erde an ſich bedeutet ſchon eine Störung und beein⸗ flußt die Haltbarkeit nachhaltig, weil durch das Bloßlegen der Knollen und Wurzeln die Feuchtigkeit viel raſcher verloren geht. Ein möglichſt langes Abhärten bedeutet Verlän— gerung der Haltbarkeit. ** Beitragserſtattung aus der Angeſtell⸗ tenverſicherung bei Heirat. Die Gerüchte, es beſtehe die Abſicht, die Vorſchriften über die Beitragserſtattung aus der Angeſtelltenverſiche— rung an weibliche Verſicherte bei Heirat(Pa— ragraph 62 des Angeſtelltenverſicherungsgeſet— zes) aufzuheben, entbehren jeder Grundlage. Die Beitragserſtattung nach Paragraph 62 des Angeſtelltenverſicherungsgeſetzes iſt aber nur zuläſſig, wenn bei der Heirat die Warte⸗ zeit bereits erfüllt iſt. Die Wartezeit beträgt 60 Beitragsmonate. Sind aber weniger als rungspflicht erfüllt, ſo beträgt die Wartezeit 120 Beitragsmonate. Märkte und Vörſen Vom 15. November. (Ohne Gewähr.) Deviſennotierungen. London 1 Sterl. 13,43; Newyork 1 Dollar 2,512; Holland 100 Guld. 169,23; Brüſſel 100 B., 500 BF. 58,46; Danzig 100 Guld. 81,62; Italien 100 Lire 22,10; Kopenhagen 100 Kr. 59,99; Liſſabon 10 Eskudo 12,67; Oslo 100 Kr. 67,53; Paris 100 Fr. 16,40; Prag 100 Kr. 12,41; Schweiz 100 Fr. 8 1,14; Spanien 100 Peſ. 34,02; Stockholm 100 Kr. 69,28; Wien Schill. 48,05. Reichsbankdiskont 4 Prozent, Privatdiskont 3,875 Prozent. Frankfurter Produktenbörſe. Amtliche Preiſe in Rm., je 100 Kilogramm. Es notierten: Weizen 19,35; Roggen 16,20 bis 16,30; Sommergerſte 18,10 bis 18,85; Hafer 14,30; Weizenmehl m. Aust. 28,75 bis 29,65, ohne Aust. 27,25 bis 28,15; Roggen⸗ mehl 22,50 bis 23; ſüdd. Weizenkleie 10,25; Roggenkleie 9,50; Tendenz: ſtetig. e einige Jropfen Mage Würre verbesseyn qos einfachste ESSen.