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Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes 50 rſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jeboch eine Gewähr nicht übernommen werden November 1933 50. Jahrgang Was it mit Nußland? Wieder einmal kommt ſeltſame Mär aus dem Reich der Bolſchewiken. Eine neue Pa⸗ role durchbrauſt das gewaltige Reich und findet im Ausland freundliche, ja zuweilen begeiſterte Aufnahme. Die Zeit der Not ſei vorbei, heißt es in der ruſſiſchen Preſſe, jetzt werde das ruſſiſche Volk für die Jahre der Entbehrung den wohlverdienten Lohn er⸗ halten. Jetzt gelte der Kampf der Hebung der ruſſiſchen Kultur, für die die Jahre vorher nur ſehr wenig geſchehen konnte. Die Ernte ſei ausgezeichnet ausgefallen, der Bau⸗ er könne ſich jetzt Dinge zulegen, an die er während des Fünfjahresplanes wie an un⸗ erfüllbare Wünſche gedacht hatte, wie Seife, Raſiermeſſer, Porzellan, Radio uſw. Jeder Bauer werde ſich wieder eine Kuh halten können, Hühner, Schweine. Die Straßen ſollen erneuert werden, behagliche Wohnhäu⸗ ſer, Klubs werden eine Selbſtverſtändlichkeit ſein, kurz es wird ſich zeigen, wie richtig der Weg des Volſchewismus geweſen ſei, der zwar das Volk erſt durch eine Wüſte hätte führen müſſen, um zu den geſegneten Gefil⸗ den zu gelangen, die jetzt endlich erreicht ſeien. Wie ſehr man auch im Ausland die Lage Rußlands als günſtig anſieht, geht aus der amerikaniſchen Preſſe hervor, die Mitteilungen über einen Kredit von 500 Millionen Dollar macht, der Rußland einge⸗ räumt werden ſoll. Von dieſen ſollen 400 Millionen für den Ankauf von Maſchinen und Eiſenbahnſchienen dienen, der Reſt zum Ankauf von Baumwolle, Baumwollgarn u. a mehr. Inzwiſchen iſt ja die Anerkennung Rußlands durch Amerika erfolgt. Die Fran⸗ zoſen dagegen werden— ſo heißt es— Fachleute in die ruſſiſche Sowjetinduſtrie ent⸗ ſenden. Die Ruſſen ſollen ſich angeblich ent⸗ ſchloſſen haben, die kleinen Beſitzer ruſſiſcher Vorkriegspapiere in Frankreich zu befriedi⸗ gen. Liegt hier nicht ein gewaltiger Trugſchluß vor? Was hat ſich denn in den letzten Monaten in Rußland ereignet, um einen Optimismus zu rechtfertigen, wie er zurzeit in der franzöſiſchen und amerikani- ſchen Preſſe ſich breit macht? Gewiß, die Ernte in Rußland iſt in manchen Gebieten ausgezeichnet, in anderen iſt ſie es nicht. Schon in den Jahren zuvor verdarb das Ge⸗ treide in den Gegenden mit Rekordernten, weil es nicht abtransportiert werden konnte. Man hat nicht davon gehört, daß die ruſſi⸗ ſchen Verkehrsverhältniſſe ſich auch nur um ein Jota gebeſſert hätten. Die ruſſiſche Großinduſtrie iſt nicht einmal in der Lage, den Bedarf an Schienen im eigenen Lande ſelbſt zu decken. Die Preſſe der Sow⸗ jets, die unter ſtrengſter Zenſur ſteht, war angeregt worden, zu verkünden, daß das Verſagen des Fünfjahresplanes den militäri⸗ ſchen Vorbereitungen im Fernen Oſten zuzu⸗ ſchreiben wäre. In Wirklichkeit iſt die Lage des ruſſi⸗ ſchen Reiches unverändert ſehr ern ſt, wenn ſie ſich auch außenpoli⸗ tiſch weſentlich gebeſſert hat. Die Kriegsge⸗ fahr ſcheint durch die amerikaniſch⸗xuſſiſche Verſtändigung zunächſt gebannt. Mit faſt allen Nachbarſtaaten ſind Nichtangriffspakte geſchloſſen, handelspolitiſche Vereinbarungen getroffen worden. Doch die innere Lage ſſt es gerade, die Rußland nötigt, ſich mit dem Ausland glattzuſtellen, neue Kredite auf⸗ zunehmen, um eine Kataſtrophe zu verhü⸗ ten. Stalin, der ebenſo unerbittliche wie kluge Diktator, hat erkannt, daß der Bogen in ſeinem Reſche nicht überſpannt werden dürfe. Auch die Geduld eines ſo e, loſen und geduldigen Volkes wie es die Ruſ⸗ ſen ſind, hat ihre Grenzen und dieſe ſind er⸗ reicht. Die Doktrin des Bolſchewismus ge⸗ ſtattet nicht, Konzeſſionen zu machen. Er iſt „unfehlbar“, und, wenn er bisher nicht zu den Ergebniſſen geführt hat, die für ſeden läubigen Bolſchewiken nur eine Frage der eit ſind, ſo liegt das angeblich an den ande⸗ ren, den aus⸗ und inländiſchen Feinden des Volſchewismus. Aber der Bolſchewismus iſt in ſeiner Politik elaſtiſch und weiß aus jah⸗ ö Amerika und Nußland Die Aufnahme der Beziehungen— Fopwjetruſſiſche Zugeſtändniſſe Newyork, 19. November. Präſident Rooſevelt und der ſowjetruſſi⸗ ſche Außenkommiſſar Litwinow ſind überein- gekommen, daß die Vereinigten Staaten von Nordamerika und Sowjekrußland normale diplomatiſche Beziehungen aufnehmen. Die Aufnahme normaler diplomatiſcher fee ce wurde in einem Brief wech⸗ ſel zwiſchen Rooſevelt und Litwinow feſt⸗ gelegt. Der Austauſch von Botſchaf⸗ tern iſt in einigen Wochen zu erwarten. Als amerikaniſcher Votſchafter in Moskau wird Unterſtaatsſekretär William C. Bul⸗ litt genannt. Präſident Rooſevelt erklärte auf die Frage, ob der Beſchluß über die Auf⸗ nahme diplomatiſcher Beziehungen gleichbe⸗ deutend mit der offiziellen Anerken⸗ nung ſei, daß dieſe techniſche Frage vom Staatsdepartement entſchieden werde. Er ſehe ſedoch die Anerkennung Sow⸗ jetrußlands praktiſch als vollzogen an. Es wird ergänzend bekannt, daß ſich die Sowjetregierung verpflichtet hat, keine kommuniſtiſche Propaganda in den Vereinigten Staaten zu dulden, ameri⸗ kaniſchen Bürgern in Rußland Religions- freiheit und Schutz zu gewähren und keine Schadenerſatzanſprüche auf Grund der amerikaniſchen Teilnahme an der Sibi⸗ rienexpedition in den Jahren 1918 und 1921 zu erheben. Weiter wird den Amerikanern Sonderſchutz bezüglich der Anklage wegen Induſtrieſpionage zugeſtanden. Litwinow wird noch mehrere Tage in 1 bleiben, um die Einzelheiten der Abmachungen mit den zuſtändigen Stel- len zu beſprechen. „Mein lieber Herr Litwinow!“ Briefwechſel zwiſchen Rooſevelt und Lit⸗ winow. Die amtliche Telegraphenagentur der Sowjetunion veröffentlicht den Briefwechſel der zwiſchen Präſident Rooſevelt und Außen⸗ kommiſſar Litwinow in Waſhington ſtattge⸗ funden hat. In dem Brief Rooſevelts an Litwinow heißt es: „Mein lieber Herr Litwinow! Ich bin ſehr glücklich, Ihnen milteilen zu können, daß als Ergebnis unſerer Beſprechungen die Regie rung der Vereinigten Staaten die Wieder herſtellung der diplomaliſchen Beziehungen mit der Sowjetunion und dem Auskauſch von Botſchaftern beſchloſſen hat. Ich hoffe, daß die Beziehungen zwiſchen unſeren Ländern, die wir damit wiederhergeſtellt haben, für immer freundſchaftlich bleiben werden und dan unjere Nationen ab jent zum aegenſei⸗ tigen Wohle und für die Aufrechterhaltung In Friedens in der Welt zuſammenarbei⸗ en.“ Litwinow antwortete auf dieſen Brief: „Mein lieber Herr Rooſevelt! Ich bin ſehr er— freut, Ihnen mitzuteilen, daß die Sowjet⸗ regierung die Wiederaufnahme der norma⸗ len diplomatiſchen Beziehungen zu der Ver⸗ einigten Staaten beſchloſſen hat. Ich teile Ihre Hoffnung, daß die Beziehungen zwi⸗ ſchen unſeren Völkern ſtets freundſchaftlich bleiben werden und daß die beiderſeitigen Nationen in Zukunft zuſammenarbeiten werden, um den Frieden der Welt zu be— wahren.“ Ein Nichtangriffspakt? Außenkommiſſar Litwinoro hat die Preſſe empfangen. Er äußerte ſich ichtlich er⸗ leichtert und glücklich über den erfolgrei⸗ chen Abſchluß ſeiner Miſſion. Er gelobte, wirkliche und nicht nur formelle Be⸗ ziehungen zwiſchen den beiden Ländern herzuſtellen. Auf die Frage, ob ſeine eingehenden Ver⸗ icherungen in der Frage der kommuniſti— ſchen Propaganda und die Vereinbarungen gegen die Zulaſſung bewaffneter Truppen zwecks eines Angriffes auf Rußland eigentlich einen Nichtangriffspakt darſtellten, erklärte Litwinow ausweichend, ein Nichkangriffspakt ſei zwiſchen Ame⸗ rika und Rußland nicht nökig, aber doch wünſchenswerk, denn ein ſolcher Pakt bedeute in Wirklichkeit die Zuſicherung einer friedlichen und freund— ſchaftlichen Geſinnung. Die Auffaſſung der Ruſſen über den Sinn des Verſprechens der Nichtzulaſſung bewaff— neter Truppen geht offenbar mehr dahin, daß Amerika ſich verpflichte, die Bildung weißgardiſtiſcher ruſſiſcher Gegenorganiſatio⸗ nen gegen die Sewjetregierung auf amerika⸗ niſchem Boden nicht zu billigen. Amerilaniſche Hoffnungen In der Umgebung Rooſevelts hofft man, daß die Wiederaufnahme der diplomatiſchen Beziehungen zur Sowjetunion zu einer Ausfuhr amerikaniſcher Waren nach Rußland im Werte von etwa 350 Mil⸗ lionen Dollar im Laufe des Jahres führen wird. Ein großer Teil dieſer Ausfuhr werde wahrſcheinlich durch amerikaniſche Regie rungskredite finanziert werden. Die Haupk⸗ nachfrage werde nach amerikaniſchen land- wirkſchaftlichen Erzeugniſſen und nach Ma⸗ ſchinen beſtehen. relanger Erfahrung, daß ber Weg einer Vik⸗ tatur nicht in gerader Linie, ſondern im Zickzack verläuft. Er weiß, daß Umwege ge⸗ macht werden müſſen, daß man zuweilen ſo⸗ gar die Pflöcke zurückſtecken muß, doch nur vorübergehend— das Ziel wird dabei nicht aus den Augen gelaſſen. Schon einmal ſchien es, als wollte Rußland ſeinen bisherigen Kurs verlaſſen. Das war, als es den Nep (Abkürzung„Neue ökonomiſche Politik) ee Er wurde eingeführt, als der ſogenannte Kriegskommunismus die ruſſi⸗ ſche Wirtſchaft an den Rand des Abgrundes ebracht hatte. Das Experiment gelang voll⸗ ommen, in überraſchend kurzer Zeit erholte ſich die ruſſiſche Wirtſchaft, entſtand ein neu⸗ es Bauerntum, bildete ſich ein neues Staats⸗ bürgertum kleinbürgerlichen Charakters. Auch damals gang es Rußland auf dieſen Trick hin aus dem Ausland neue Kredite zu erhalten; ſcharenweiſe begannen damals In⸗ genieure und Techniker aller Länder auf die glänzenden Angebote, die ihnen von Ruß⸗ land gemacht wurden. dortbin au aieben. In⸗ kme iſt der größte Teu von ihnen mit itteren Erfahrungen in die Heimat zurück- ekehrt. Mit ihrer Hilfe hat ſich der Sowjet⸗ ſtaat eine gewaltige Induſtrie aufgebaut und, wenn ihre Leiſtungen nicht den Erwar⸗ tungen entſprechen, ſo liegt das nicht an ir⸗ gend einer„Sabotage“ der Ausländer, ſon⸗ dern allein daran, daß ſelbſt der ruſſiſche Menſch innerlich nicht in wenigen Jahren umzumodeln iſt. Als die ſich erholende Wirt⸗ ſchaft dem ruſſiſchen Kommunismus gefähr— lich zu werden drohte, weil ſie ſeine Theſen aufs ſchlagendſte widerlegte, wurde der „Nep“ wieder aufgehoben und es begann die furchtbare Zeit des Fünfjahresplanes. Wieder ſteht Rußland vor einer inneren Kataſtrophe und wieder ſchlägt es andere Saiten an. Rußland muß ſeine Völker durch einen unerhört harten Winter hindurchbrin⸗ gen und kann ihnen wenig mehr als Hoff- nungen und Illuſionen bieten, wobei ihm die Mitwirkung des Auslandes höchſt gele⸗ gen kommt. nicht kommenden; Rückgabe der Archive. Der Sowjet⸗Regierung wurde aus dem Weißen Hauſe mitgeteilt, daß alle Archive der früheren ruſſiſchen kaiſerlichen Botſchaft in Amerika, die bisher im Beſitze ruſſiſcher Emigranten waren, vom Waſhingtoner Außenamt in Obhut genommen werden, um be der Sowjet⸗Regierung ſpäter zu überge— en. Das Staatsdepartement hat dem ehemali⸗ gen Finanzattache des ruſſiſchen Kabinetts Kerenſki und drei ruſſiſchen Konſuln aus der Zarenzeit mitgeteilt, daß die Vereinigten Staaten ſie nicht mehr als Beamte Rußlands betrachten könn⸗ ten.— Befriedigung in Rußland Die„Isweſtija“ ſchreibt, die Wiederher⸗ ſtellung der diplomatiſchen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten ſei ein großer po⸗ litiſcher und wirtſchaftlicher Erfolg. Trotz aller Schwierigkeiten ſei es gelungen, eine Verſtändigung herbeizuführen und den Be⸗ weis zu erbringen, daß dieſe Freundſchaft ſich gegen kein anderes Land richte, ſondern die Aufgabe habe, den Frieden zu wahren. Bei der beſonderen Lage im Jernen Oſten gewinne dieſer Schritt Lilwinows eine au- ßerordentlich politiſche Bedeutung. Die An⸗ erkennung der Sowjetunion durch Amerika werde ſich auch auf die geſamte welkwirk⸗ ſchaftliche Lage auswirken. Amerika mit ſeinen großen Beſtänden an Induſtrieerzeugniſſen und ſonſtigen Waren und Rußland mit ſeinem Bedürfnis nach die⸗ ſen Erzeugniſſen würden einen Weg finden, um auch eine Verſtändigung über die wirt⸗ ſchaftlichen Fragen zu erzielen Dem Telegrammwechſel zwiſchen Rooſevelt und Kalinin iſt nach knapp vier Wochen die Verwirklichung der darin angekündigten Wie⸗ deraufnahme der Beziehungen zwiſchen den beiden Ländern erfolgt. Die Verhandlungen, die Litwinow in den letzten 14 Tagen in Waſhington geführt hat, ſind nicht ohne Zwi⸗ ſchenfälle und Stockungen verlaufen; das er⸗ zielte Ergebnis enthält demgemäß noch nicht die Geſamtregelung der zwiſchen Amerika und Rußland ſchwebenden alten und neuen Fragen. Es hat in der Hauptſache politiſchen Charakter, indem es ſich als ein Tauſch⸗ eſchäft zwiſchen amerikaniſchen und ruſſiſchen ugeſtändniſſen auf verſchiedenen Gebieten dar⸗ ſtellt. Die Zeitungen 455 der Kanonenkönige Franzöſiſcher Offizier kämpft für die Wahr- heit. Paris, 19. November. Der Kampf für die Wahrheit wird von dem ehemaligen franzöſiſchen Frontofſizier Louis Thomas im„Midi“ mit einer Ener⸗ gie aufgenommen, die Bewunderung wecken muß und auch dem franzöſiſchen Volke, ſo⸗ weit es ſeinem Empfinden geſund geblie⸗ ben iſt, die Augen öffnen ſollte. Dieſes Ziel hat ſich Thoma geſteckt, wenn er ſchreibt: „Warum verheimlicht man Frankreich, wie Deutſchland in Wirklichkeit ausſieht. Seit Wochen,“ erklärt er,„um nicht zu ſagen, ſeit Monaten, wolle die Pariſer Preſſe die Wahr⸗ heit über die Einſtellung und die Erklärun⸗ en der führenden deutſchen Kreiſe weder ehen noch ſagen. Der Grund dieſer abſicht⸗ lichen Blind⸗ und Taubſtellung ſei unge⸗ heuerlich: Wenn das Mißtrauen zwiſchen Frank- reich und Deulſchland nicht aufhöre, würden die franzöſiſchen Ariegsliefe ranten weiterhin die gewalkigen Ge⸗ winne einſtecken, die ſie ſeit zwei Jahren eingeſteckt hälten. Ihnen komme es auf die politiſche Auswir⸗ kung nicht an, denn gerade in Kriſen⸗ und Kriegszeiten verdienten die Kanonenhänd⸗ ler im meiſten. Da ſie über mehrere Zeitungen verfügten und durch ſie zum Worte kämen, ſei Frankreich in völliger Un⸗ kenntnis über den Geiſteszuſtand in Deutſch— land. Aber dieſes Komplott gegen die Wahrheit müſſe aufhören. Das franzöſiſche Volk werde durch alle Mittel wie Preſſe, öf⸗ fentliche Verſammlungen, politiſche Agita⸗ tion, die Wahrheit erfahren. Wer ſolle Frankreich führen? Die ver nünftig denkenden ehemaligen Fronkkämp- fer, die den Frieden wünſchten und in allen Problemen klar ſehen möchten, oder die Nutznießer, die während des Krieges zu Geld gekommen ſeien, die Heuchler, die Zyniker, die Beton- und Stahllieferanten und ihre liebedieneriſche Preſſe? Damit ruft Thomas die Entſcheidung des franzöſiſchen Volkes an und iſt überzeugt,; daß dieſes in ganz kurzer Zeit ſeine Wahl getroffen haben wird. 5 Deutſchland iſt nicht das Land, erklärt er, das von dem Teil der Pariſer Preſſe geſchil— dert wird, der ſeit Monaten einen verderb⸗ lichen Einfluß auf die franzöſiſche Oeffentlich— keit ausübt und eine wahre Kriegspſychoſe geſchaffen hat. Warum verſchweigen die Pariſer Blät⸗ ter das unerhörte und neue Phänomen eines die Freundſchaft mik Frankreich ſuchenden und friedenshungrigen Deukſchland? Warum erklären ſie, wenn ſie davon zu ſprechen geruhen, daß das ein Roman, eine Lüge ſei? Ich, der ich dreißigmal ſeit 1905 nach Deutſchland gekommen bin, habe nie— mals derartige Bekenntniſſe des Friedens- willens bei allen Deutſchen gehört wie gera— de heute. Thomas beginnt dann mit ſeinem eigent⸗ lichen Bericht, in dem er die Eindrücke ſchil— dert, die er aus der Rede des Reichs⸗ kanzlers in Siemensſtadit gewon⸗ nen hat. Er ſchildert die perſönliche Wir— kung Adolf Hitlers auf einen unvoreinge— nommenen Ausländer. Wenn man den Reichskanzler aus der Nähe ſehe, ſagte et, falle ſein liebenswürdiges, offenes Weſen auf. Entgegen den Behauptungen ſeiner Gegner habe dieſer Politiker nichts E'ties und Böſes an ſich. Der erſte Eindruck dei, daß Hitler ein Herz habe und daß der Unterhändler glücklich ſein müßte, der den Weg zu dieſem Herzen finden könnte. Wieder nach Leipzig Ende der Berliner Verhandlungen im Reichs⸗ tagsbrandprozeß. Berlin, 19. November. Zu Beginn der Samstagsſitzung wird der Beſchluß über die zahlreichen neuen Beweisan— träge verkündet. Auf Antrag des Rechtsan— waltes Dr. Sack ſollen zahlreiche neue Zeugen vernommen werden, u. a. über das Funktionieren der Hausanſchlüſſe im Reichs— tags gebäude über die Anweſenheit des Abgeord— neten Torgler im Reichstage am Brandtag uſw. Schließlich ſollen die über den Zeugen Grothe vorhandenen Akten herangezogen werden. Es folgt dann die Vernehmung des Zeu— gen Paul Kempner, der aus der Unter— ſuchungshaft vorgeführt und unter Ausſetzung der Vereidigung vernommen wird. Er erklärt auf Befragen, daß er Mitglied der Kommu— niſtiſchen Partei ſſei und zwar ſeit Anfang 1926. Darauf wird dem Zeugen die Ausſage des am Freitag vernommenen Zeugen Grothe vorgehalten, der behauptet hat, er habe mit Kempner am 5. oder 6. April 1933 auf der Straße ein Geſpräch gehabt, bei dem Kempner ihm die erſten Mitteilungen über die Beteiligung der Kommuniſten an der Reichstagsbrandſtiftung gemacht habe. Der Zeuge Kempner erklärt, er habe Grothe ſeit Beginn des Jahres 1932 nicht mehr geſprochen, ja nicht einmal zufällig auf der Straße getroffen. Er ſei auch niemals im Büro det Noten Hilfe geweſen. Von der Exi⸗ ſtenz des Bulgaren Popoff habe er erſt im Verlaufe der Unterſuchung erfahren. Der Vorſitzende weiſt auf die Ausſage Grothes hin, daß 14 Tage nach dem erſten Geſpräch eine zweite Unterredung zwiſchen Grothe und Kempner ſtattgefunden habe, bei der Kempner nähere Einzelheiten über die Reichstagsbrandſtiftung mitgeteilt habe. Der Zeuge Kempner erwidert, daß er bereits am 8. April aus dem Bett her aus ver⸗ haftet worden und ſeit dieſer Zeit nicht wie⸗ der auf freiem Fuß geweſen ſei. Damit ſei die Unmöglichkeit der Behauptung Grothes er— wieſen. Auf Fragen des Reichsanwaltes Parri- ſius antwortet der Zeuge, er habe in der Partei keine Funktion innegehabt; nur in der Zeit, als er mietefrei bei Grothe ge— wohnt habe, habe er im Dienſte Grothes bei einigen Kommuniſten die Beiträge kaſſiert und Flugblätter verteilt. Als Zeugen werden dann die Reichstaasbe⸗ amten Jankowſki und Kaſten vernom⸗ men. Beide haben am Brandtage von 8 Uhr früh bis 2 Uhr nachmittags am Portal 2 in der Garderobe und in der Pförtneranlage Dienſt gehabt. Sie erklären mit großer Be⸗ ſtimmtheit, daß in dieſer Zeit der Ange⸗ klagte Torgler den Reichstag nicht verlaſſen habe, ſie hätten es ſonſt bemerken müſſen. Auf Fragen der Verteidigung erklären beide Zeugen, daß ſie den Angeklagten van der Lubbe niemals im Reichstage geſehen hätten. Der aus dem Lager Sonnenburg als Zeuge vorgeführte Sekretär Dittbender von der Roten Hilfe erklärt mit großer Beſtimmtheit, es ſei ganz ausgeſchloſſen, daß Dimitroff, Popoff oder Taneff jemals ſeit 1927 in der Roten Hilfe geweſen ſeien. Nach einer kurzen Verhandlungspauſe wird auf Erſuchen des RA. Dr. Teichert der Zeuge Grothe noch einmar in den Saal gerufen. RA. Dr. Teichert hält dem Zeugen weitere Widerſprüche in ſeinen Ausſagen vor. Der Vertreter Dr. Sacks, Rechtsanwalt Pelkmann regt bei der Reichsanwalt⸗ ſchaft an, gegen den Zeugen Grothe ebenſo einzuſchreiten wie ſeinerzeit gegen den Zeu— gen(der im Gerichtsſaal unter dem Ver⸗ dacht des Meineides verhaftet worden iſt.) Der Oberreichsanwalt erklärt da— zu, er beabſichtige nicht, dieſer Anregung des Verteidigers ſtattzugeben, da bisher noch kein Verdacht eines Meineides vorliege. Der nächſte Zeuge, der kommuniſtiſche An⸗ geſtellte Koch, der von 1929 bis 1933 Kaſ⸗ ſierer im Verliner Büro der Roten Hilfe war, erklärt mit Beſtimmtheit, er kenne kei— nen der drei bulgariſchen Angeklagten. Darauf wird die Verhandlung geſchloſſen Der Vorſitzende ſtellt feſt, daß bis auf we— nige Zeugenvernehmungen, die in Leip- zig erfolgen können, der für Berlin vorgeſe— hene Teil der Verhandlung erledigt ſei. Der Prozeß wird am Donnerstag 9.30 Uhr in Leipzig fortgeſetzt. Inſtandſetzungskredite Gewährung durch Kreditgenoſſenſchaften. Berlin, 20. November. Der Deutſche Genoſſenſchaftsverband e. V. Berlin reibt: Zur Durchführung der In— ſtandſetzungs- und Ergänzungsarbeiten an Ge⸗ bäuden jeder Art hat das Reich Reichszuſchüſſe zur Verfügung geſtellt. 5 5 Um die hierbei auftretenden Schwierigkeiten der Beſchaffung des Reſtbetrages zu überwin⸗ den, iſt von kreditgenoſſenſchaftlicher Seite die Bere. igkeit direkter Kreditgewährung an den Hausbeſitz ausgeſprochen worden, ſofern die notwendigen bankmäßigen Vorausſetzungen gegeben ſind. 5A und Sammeltätigkeit Ein Verbot des Stabschefs Röhm. Berlin, 20. November. Stabschef Röhm, der ſchon wiederholt zu Zeiterſcheinungen Stellung genommen und damit der Volksmehrheit aus dem Herzen ge⸗ ſprochen hat, hat laut„NSK“ einen Erlaß gegen den Mißbrauch des SA-Dienſtanzuges herausgegeben. Er bekonk darin, daß das Sammeln von Geld ſowie das Werben für alle möglichen Schriften und ſonſtige Erzeugniſſe bei allen Gelegenheiten und an allen Orken einen oft unerkräglichen Amfang angenommen habe und manchmal zu einer wahren Landplage geworden ſei. Es gehe auf die Dauer a an, daß das Publikum auf der Straße, in Gaſtſtäkken, Theatern oder an ſonſtigen Stätten, wo es Erholung und Ablenkung ſuche, immer wieder durch ſammelnde oder verkaufende SA-Männer unker moraliſchen Druck geſetzt werde. a Abgeſehen davon, daß darunter die Be⸗ liebtheit der SA im Volke leidet, untergrabe jede Verquickung von SA⸗Zugehörigkeit mit geſchäftlichen Angelegenheiten das An⸗ ſehen der SA in der Heffentlichkeit und ſchä⸗ dige in jeder Beziehung ihren Geiſt. Stabs⸗ chef Röhm verbietet daher allen ihm unterſtellken Einheiten grundſätzlich ein- für allemal: 1. Jegliche Sammeltätigkeit im Dienſt. anzug— gleichviel zu welchem Zweck und f welche gebung fe ſie erfolgt. a Jede Werbung für Zeitungen und Zeit⸗ fete de Bücher oder induſtrielle Erzeugniſſe, owie deren Verkauf im Dienſtanzug. 3. Die Ausſtellung von dienſtlichen Aus⸗ weiſen für Sammel-, Werbe- oder Verkaufs- wecke. 5 4. Jegliche Abgabe von Gulachten oder Empfehlungen für irgendwelche literariſche oder induſtrielle Erzeugniſſe. Gegen Vereinsmeierei Auch gegen die Vereinsmeierei wendet ſich Stabschef Röhm in einem Erlaß, in dem es u. a. heißt: Unter dem Eindruck der in letzter Zeit ge⸗ feierter Jeſte und Erinnerungskage habe ſich eine Reihe von Bünden neu aufgekan und zu⸗ ſammengeſchloſſen, andere überhaupk erſt gebildet. Ich verbiete den Führern und Män⸗ nern der SA, Ss und der SA-R die Juge⸗ hörigkeit zu den jetzt neu hervorſproſſenden Bünden und Vereinen. Die Feier des Luthertages Der Feſtgottesdienſt im Berliner Dom. Berlin, 20. November. Im Berliner Dom fand anläßlich des Lu⸗ thertages ein großer Feſtgottesdienſt ſtatt, an dem auch zahlreiche Mitglieder der Reichsre⸗ gierung, u. a. Innenminiſter Frick und Fi⸗ nanzminiſter von Schwerin⸗Kroſigk teilnahmen. Vor den Eingängen zum Dom hatte ſich eine große Menſchenmenge eingefunden, die nicht mehr in den Dom gelangen konnte. Jubelnd von der Menge begrüßt erſchien Reichs prä⸗ ſident von Hindenburg. Am Haupt⸗ eingang zum Dom wurde der Reichspräſident von Reichsbiſchof Müller und der Geiſtlichkeit empfangen. Er erwiderte die Grüße mit herz⸗ lichem Händedruck und nahm dann dicht vor dem Altar Platz. Die Feſtpredigt hielt Pfarrer lic. Rich- ter. Dann folgte eine kurze Anſprache des Reichsbiſchofs Müller, in der er aus⸗ führte, Luther habe ohne Gott nicht ſein wol— len und nicht ſein können. Der Kampf um die Wahrheit ſei Luthers ganzes Leben. Das ſei das typiſche Deutſche im Menſchen Luther. In dieſem deutſchen Kampf habe Luther die Wahrheit wieder für das deutſche Volk ent⸗ deckt. Dadurch ſei er Inbegriff des deutſchen Menſchen geworden. Beim Verlaſſen des Gottesdienſtes wurden der Reichspräſident und die Mitglieder der Reichsregierung erneut von der Menge ſtür⸗ miſch begrüßt. Aalen, apfel,. 4 erden behoben dureh Kaiser-Natron, Miſde, im Oeschmacl, seht bekömmlich. Mach dem Essen 2 JTeeſöffe/ voll æd hehe. 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SO SDS SSS SSS S SSS Hitler ſchafft Arbeit Nachſtehend weitere bewilligte Maßnahmen im Arbeitsbeſchaffungsprogramm: Herſtellung von Schmutz- und Tagewaſſer⸗ kanälen in Dillenburg mit 4300 Tagewer— ken; Inſtandſetzungsarbeiten an öffentlichen Gebäuden in Bad Homburg mit 2116 Tage— werken; Inſtandſetzungsarbeiten am Schloß Schönfeld ſowie an ſtädtiſchen Wohngebäu— den in Kaſſel mit 9750 Tagewerken; In⸗ ſtandſetzungs- und Ergänzungsarbeiten an öffentlichen Gebäuden des Kreiſes und kreis— angehöriger Gemeinden im Main-Taunus⸗ kreis mit 3447 Tagewerken; Inſtandſetzung vorhandener Dränagen in der Gemeinde Obbernhofen mit 400 Tagewerken; Inſtand⸗ ſetzung des Seemenbaches in der Gemar⸗ kung Lindheim mit 6000 Tagewerken; Re⸗ gulierung einer Teilſtrecke der Modau von Kilometer 12,648 bis Kilometer 14,425 zwi⸗ ſchen dem Sandbachwehr und Wehr der Eſchollmühle in Eberſtadt mit 7500 Tagewer— ken; Ausführung der JPA. der Kanaliſation und Kläranlage der Stadt Oberurſel mit 24300 Tagewerken; Verbreiterung des Salzbaches in Wiesbaden-Biebrich vom Damm des Gütergeleiſes bis zur Kaſteler— ſtraße in Wiesbaden mit 6300 Tagewerken; Wieſen⸗ und Ackerdränagen, Entwäſſerun— gen in Neunbrunslar mit 1750 Tagewerken. Aus Heſſen und Naſſau Gewährung von Hypolheken-Darlehen. Darmſtadt, 18. Nov. Bezüglich der Ge⸗ währung von Hypotheken-Darlehen für Ei⸗— genheimbauten im Sinne der Beſtimmungen des Reichsarbeitsminiſters vom 22. 9. 1933 und für Gebäudeinſtandſetzungsarbeiten und Wohnungsumbauten im Sinne der Beſtim⸗ mungen des Reichsarbeitsminiſters vom 9. Oktober 1933 hat die Heſſiſche Landeshypo⸗ thekenbank AG. in Darmſtadt Mittel zunächſt bis zum Betrag von 250 000 Mark bereitge- ſtellt. Auch die Heſſiſche Landesſtaatsbank in Darmſtadt hatte zur Förderung des Ar⸗ beitsbeſchaffungsprogramms der Reichsregie⸗ rung insbeſondere für Gebäudeinſtandſet⸗ zungsdarlehen 300 000 Mark zur Verfügung. Dieſe Mittel ſind in den letzten Wochen bis auf einen kleinen Betrag vergeben worden. Es beſteht aber noch die Möglichkeit auf der Grundlage von Wechſeln Inſtandſetzungsdar⸗ lehen zu gewährleiſten. Jalſche Gerüchte über die Univerſität Gießen Gießen, 18. Nov. Der Rektor der Heſſiſchen Landesuniverſität Gießen, Profeſſor D. Bornkamm, veröffentlicht folgende Mittei⸗ lung:„Weite Kreiſe der Landesuniverſität, der Stadt Gießen und Heſſens ſind in jüng⸗ ſter Zeit durch unverantwortliche Gerüchte, daß eine Aufhebung der Landesuniverſität geplant ſei, beunruhigt worden. Mit aus⸗ drücklicher Ermächtigung des Herrn Staats- miniſters Jung ſtelle ich feſt, daß an dieſen Gerüchten kein wahres Wort iſt.“ Aus der Heimat Gedenktage 20. November. 1802 Der Maler Wilhelm v. Kügelgen in St Petersburg geboren.. 1858 Der ſchwediſche Schriftſtellerin Selma Lagerlöf in Marbacka geboren. 1879 Der Schriftſteller Heinrich Lilienfein in Stuttgart geboren.. 1910 Der Schrifkſteller Graf Leo Tolſtoi in Aſtapowo geſtorben. Sonnenaufg. 7.29 Sonnenunterg. 16.01 Mondaufg. 11.20 Mondunterg. 18.06 Prot.: Amos. Kath.: Felix von Valois Genießen! Gefährliches Wort! Wir leben, um uns auszubilden. Storm. n St. Korbinianstag. Am Montag, den 20. November, wird das Gedächtnis des hei— ligen Korbinian begangen, der beſonders in der Erzdiözeſe München-Freiſing als der Be— gründer und erſte Biſchof und deshalb als ihr Patron gefeiert wird. Korbinian war Biſchof in Freiſing von 724— 730, alſo ſchon 400 Jahre vor der Gründung von München. Seine letzte Ruheſtätte fand der Heilige in Obermais bei Meran. Biſchöf Aribo holte die Leiche von dort zurück und ſetzte ſie im Mariendom bei, den er auf dem Freiſinger Berg erbaute. * Die Zeit der Barbarazweige. Nun kommt die Zeit der Barbarazweige heran.“ Faſt in allen Ländern Europas kennt man die alte Sitte, am Barbaratag Kirſchenzweige zu ſchneiden und dieſe im friſchen Waſſer im warmen Zimmer aufzuſtellen. Bis Weihnach— ten ſollen ſie ſich dann in blühende Zweige verwandeln. In verſchiedenen Gegenden ſagt man dem Hauſe für das kommende Jahr Glück voraus, je mehr und je ſchöner ſich die Zweige entwickeln. n Ein Ehrenzeichen für die alten Stahl⸗ helmkämpfer. Die„Kreuzzeitung“ veröffent⸗ licht einen Aufruf des Bundesführers des Stahlhelm, Reichsarbeitsminiſter Franz Seldte, in dem dieſer allen Kameraden für ihre Mit wirkung an dem Erfolg des 12. November ſeinen kameradſchaftlichen Dank ausſpricht und gleichzeitig die Stiftung eines beſonderen Ehrenzeichens aus Anlaß des 15. Jahrestages der Gründung des Stahlhelms bekannt gibt. Das Ehrenzeichen kann jeder alte Kämpfer au perſönlichen Antrag erwerben. Mannheimer National⸗Theater Im Nationaltheater: Montag, 20. November, Miete§ 9, Son⸗ dermiete H 5: Die Kickers. Vollsſtück von Fritz Peter Buch. Anfang 19.30, Ende gegen 22.15 Uhr. Dienstag, 21. November, Miete E 9: Venus in Seide. Operette von Robert Stolz. Anfang 19.30, Ende 22.30 Uhr. Mittwoch, 22. November, Schülervorſtel— lung für die Schüler höherer Lehranſtalten (ohne Kartenverkauf): Die Zauberflö⸗ te. Oper von Mozart. Anfang 15, Ende 18 Uhr.— Abends Miete M9: Suſan⸗ na oder Der Menſchenſchutzver⸗ ein. Komödie von Robert Walter. Anfang 20, Ende 22 Uhr. Donnerstag, 23. November, Miete C 9: Luther(Die Nachtigall von Wittenberg). Deutſche Hiſtorie von Auguſt Strindberg. Anfang 19.30, Ende 22 Uhr. Freitag, 24. November, Miete F 9, Son— dermiete F 5: Martha. Oper von Fr. Flotow. Anfang 19.30, Ende 22 Uhr. Samstag, 25. November, Miete G 8, Son⸗ dermiete G 4: Uraufführung: Das Huhn auf der Grenze. Anfang 19.30, Ende etwa 22 Uhr. Sonntag, 26. November, Vormittags Veranſtaltung: Totengedenkfeier. Anfang 11.30, Ende etwa 13 Uhr. Abends Miete A 9: Triſtan und Iſol⸗ de von Richard Wagner. Anfang 18, Ende 22.30 Uhr.(Eintauſch von Gutſcheinen auf— gehoben). Vereins ⸗Anzeiger. Sänger⸗Einheit. Zwecks Darbringung eines Ständchens verſammeln ſich die Sänger am Dienstag abend um 8 ¼ Uhr im Tannhäuſer, Erſcheinen Pflicht. Der Vorſitzende. Turnverein von 1893. Turnerwehr! Heute Montag abend 8 Uhr Uebungsſtunde der Turnerwehr im Lokal, Erſcheinen iſt Pflicht. Die Leitung. Dienstag nachmittag 5 Uhr Turnſtunde der Schüler im Lokal. Reſtloſes Erſcheinen er⸗ wartet. Michael Koob, Turnwart. Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt: 350 Stück Verkauft: 265 Stück Milchſchweine das Stück 4—8 Mk. Läufer das Stück von 12— 27 Mk. Marktverlauf mittel. Zwei Todesurteile Für beſtialiſche Doppelmörder. Greifswald 18. November. Das Schwurgericht verurteilte die Melker Fritz und Kurt Exler aus Kenz wegen ge⸗ meinſchaftlichen Mordes in Tateinheit mit ſchweren Raubes je zweimal zum Tode. Die Verurteilten hatten am 4. Oktober ds. Is. in Kenz den 82 Jahre alten Kaufmann Wil⸗ helm Erich und ſeine 42 Jahre alte Tochter Marie auf beſtialiſche Weiſe ermordet und beraubt. —— der Plaidter Naubmörder verhaſtet Als er bei ſeiner Geliebten klopfte. Andernach, 19. November. Der fra Raubmörder Kreyer, der die Chefrau Frank in Plaidt im Hofe ihres Hauſes mit einem Beil niedergeſchlagen, in ſeinem Schlafzimmer durch ſechs Meſſer⸗ fliche getötet und dann beraubt hatte, wurde in Plaidt von zwei SA-Leuten verhaftet. Kreyer hatte ſich am Montag nach der Tat, wie die Vernehmung ergab, mit einem Auto nach Koblenz fahren laſſen. Dort über— nachtete er in einer Wirtſchaft. Dienstagmor⸗ gen legte er den 25 Kilometer langen Weg nach dem Tatort Plaidt zu Fuß zurück, wo er in einem Schuppen nächtigte. Auf die Mit⸗ ſeilung eines Einwohners hin, daß er den Mörder in der Nähe des Ortes geſehen habe, unternahmen die SA, der Stahlhelm und Mitglieder der NSBO eine umfang⸗ reiche Suchaktion, die aber keinen Erfolg hatte, da Kreyer es verſtand, ſich in den Wäldern verſteckt zu halten. Freitag morgen gegen 6,30 Uhr klopfte der Mörder an die Ehefrau eines Arbeiters. Anſtatt der Frau erſchien der Mann am Fenſter, der Kreyer ſofort erkannte und daraufhin den Eigentü— mer des Hauſes weckte. Dieſer riß das Fen— ter auf und ſchrie laut um Hilfe. Der in der Nähe weilende SA-Mann Engelbert Nonn hörte die Rufe, eilte herbei und leuchtete dem Verbrecher mit einer Taſchenlampe ins Ge— icht. Nonn zog im gleichen Augenblick ſeine Piſtole und forderte den Mörder auf, ſich zu ergeben, andernfalls er von der Waffe gebrauch machen müſſe. Kreyer ergab ſich einem Schickſal und wurde mit Hilſe ande— rer SA-Männer, die herbeigeeilt waren, der Polizei übergeben. der Führer in Berchtesgaden Berchtesgaden, 20. November. Reichskanzler Adolf Hitler begab ſich zu kur⸗ zem Aufenthalt nach dem Oberſalzberg bei Berchtesgaden. In ſeiner Begleitung befand ſich u. a. der Stellvertreter des Führers, Ru⸗ dolf Heß. Vor der Dollarſtabiliſierung? Ein angeblicher Plan Rooſevelts. Waſhington, 20. November. Höchſte amerikaniſche Regierungskreiſe wollen wiſſen, daß Rooſevelt die Stabiliſierung des Dollers zum 1. Januar 1934 plant, d. h. noch vor dem Wiederzuſammentritt des Kon⸗ greſſes. Die Stabiliſierung ſoll auf der Baſis von 50. v. H. des gegenwärtigen Dollarwer⸗ Sertklolgen, Die Goldankäufe ſollen vorläufig N Fenſterſcheibe des Hauſes ſeiner Geliebten, der fortgeſetzt werden. Einzelheiten der Stabili⸗ ſierungspläne ſind noch unbekannt. Auto raſt in 5A.⸗Gruppe Ein SA.⸗Mann getötet, zwei ſchwer verletzt. Köln, 20. November. In Dellbrick raſte ein Perſonenkraftwagen in eine Gruppe von 50 radelnden SA.⸗Mün⸗ nern. Ein SA.⸗Mann wurde auf der Stelle getötet, zwej lebensgefährlich verletzt. Hitler⸗Jugerd für das WH W. Der Reichspräſident nagelt einen Hitler⸗ Jugend⸗Wappenſchild. Berlin, 20. November. Im ganzen Reich warb die Hitler-Jugend mit der Nagelung der Hitler⸗Jugend⸗Wappen⸗ ſchilde für die Winterhilfe. Durch jeden Nagel floſſen der Winterhilfe 5 Pfennig zu. Am Platz vor dem Reichstag und vor dem Bran— denburger Tor erſchienen zahlreiche Regie— ee i e um die Nagelung vorzuneh— en. Ein Abteilung des Unterbannes hatte ſich in die Vorhalle des Reichspräſidentenpalais 70 77 185 18 105 e ee ſeinen zeigte, mit der Jugend gegen Hunger und Kälte zu kämpfen. 1 e Der Anschlag auf Dollfuß 5 Jahre ſchweren Kerkers für den Titer. Wien, 20. November. Rudolf Dertil, der die Schüſſe auf den Bun⸗ deskanzler Dr. Dollfuß abgab, durch die der Kanzler verletzt wurde, wurde wegen verſuch⸗ ten Mordes zu fünf Jahren ſchweren Keckers mit einem Faſttag vierteljährlich und mit Duünkelarreſt an jedem 3. Oktober veturtellt. a In der Arteilsbegründung erklärte der Vor— ſitzende, daß nach dem Beweisverfahren und dem wenn auch abgeſchwächten Geſtändnis Der— tils eine andere Abſicht als die zur Tötung nicht angenommen werden konnte. Erſchwe⸗ rend ſei für die Strafbemeſſung die ausführ— liche Vorbereitung ſowie die bei der Ausübung der Tat angewandte Liſt und ferner, daß die Schüſſe auf den Bundeskanzler abgegeben wur⸗ den, wodurch im Falle des Gelingens eine ſchwere Beunruhigung in Oeſterreich hätte her— vorgeru en werden können. Als mildernd wurde die bisherige Unbeſcholtenheit und das Ge— ſtändnis Dertils angenommen, ſowie der Um— ſtand, daß es bei dem Verſuch eines An— ſchlags geblieben ſei. Auf die Frage des Vorſitzenden, ob er das Urteil annehme, behielt ſich Dertil eine Be— denkzeit von drei Tagen vor. * Ausnahmezuſtand in Innsbruck Innsbruck, 20. November. Aehnlich wie in Dornbirn in Vorarlberg iſt auch in Innsbruck der Ausnahmezuſtand ver— hängt worden. Auf Anordnung des Sicher— heitsdirektors Steidle müſſen die Haustore um 19 Uhr geſchloſſen werden. Außerdem wurde das Fahren mit Motor- und Fahrrädern im Stadtgebiet von 18 Uhr abends bis 5 Uhr früh verboten. Weil in Innsbruck in den letz⸗ ten Tagen Papierböller explodierten, wurden mehrere Perſonen der NSDAP. als Geiſeln zur Verfügung der Polizei geſtellt. Falls die Störungen ſich wiederholen, ſollen dieſe Gei— ſeln in Konzentrabensle mir gebracht werden. „Nicht die, die wir Feinde nennen.. Sind ſie's denn? Wir kennen einander nicht. Wie können wir Feinde ſein? Sie ſterben für ihre Ziele— wir für unſere. Kann keiner was dazu, wenn er auf der anderen Seite der Pfähle geboren iſt, die Länder trennen. Nein, unſere Leute. Die Oeſterreicher!“ „Du hatteſt doch keine Feinde?“ fragte ſanft Heinrich der faſt an eine Wahnidee des Leidenden Cornelius, glaubte. „Ich habe das auch gemeint. Es fiel mir wohl auf, daß, wo etwas ſehr Gefährliches zu ſchaffen war, der wurde. war ich nicht ein Landfremder? Ich ſchob es darauf. And daß ich als einziger Bürgerlicher in dem feudalen Regiment ſozuſagen Freiwild war. Aber dann warnte mich ein Kamerad: In halber Trunkenheit habe der Oberſt ſeltſame Reden geführt... Und dann dies Kom⸗ mando, nachdem die Waffen eigentlich ſchon niedergelegt waren— und lauter fremde Leute, Leute mit ein wenig fragwürdigen Geſichtern... Und der ſich über mich beugte, mit den Stich verſetzte, der trug zwar das Geſicht verhüllt, aber ich erkannte doch die Uniform... Das war keiner Leutnant Cornelius immer kommandiert von denen, die wir Feinde nennen!“ „Und warum, Ernſt, warum?“ »Ich weiß es nicht!“ erwiderte hoffnungslos der Kranke, um nach kurzer Pauſe fortzufahren: damit Irenes Weigerung zuſammenhinge, zu mir zu kommen? Ich denke an Graf Thiel. Die Fürſtin Windiſch⸗ grätz iſt ſeine Nichte. Ich habe den Konflikt mit ihm ge— habt. anzunehmen?“ Ernſt nickte. haben ſie mich überführt!“ in dem bleichen Geſicht. Aber iſt Qual!“ „Wenn nun der in den Worten lag. Wenn er nun doch glaubte... Wiſſer loswerden wollte?“ „Herrgott, Ernſt— das wäre denkbar! du dich ſo lange geſträubt, das Anerbieten der Fürſtin „Und das danke ich ihm. Du haſt es ſo gut hier, lieber Junge. Aber wenn ich dächte, wenn ich dächte... Ich könnte dieſen Thiel erwürgen“, ſtöhnte er. Leutnant Cornelius lächelte. Müde und ſchwach war das Lächeln, und ſehr rührend „Wozu, Heinrich? Wir alle ſind ja nur Objekte. Das Schickſal nimmt uns vor, einen nach dem anderen, tut uns in ſeine gewaltige Schleuder und ſpielt mit uns, wie wir als Knaben mit kleinen Steinen ſpielten. Ehre und Ehrgeiz, Rache und Genugtuung, Krieg und Sieg— wie klein das alles iſt, wie gering, von der Perſpektive aus geſehen, von der ich ſchaue. Tod iſt Reife, Tod iſt Er— füllung. Je näher man ihm kommt, deſto geringer ſind ſeine Schrecken— und ſchließlich gleitet man wohl gern über die kleine Schwelle in das große Meer, aus dem man kommt, zurück. Nur vollbracht muß man haben, was das Leben von einem fordert. Unvollendet ſterben— das Sie „Wie recht, mein kluger, edler Freund!“ ſprach eine klare, feſte Stimme von der Tür her. Der Freiherr ſtand auf der Schwelle. „Heinrich Cornelius, ich hörte, daß Sie geſtern an— gekommen ſind. Ich habe Sie vergeblich erwartet— und da Sie nicht zu mir kommen, ſuche ich Sie auf!“ „Sie werden verſtehen, Herr Freiherr, daß ich bei meinem Bruder bleibe“, ſagte Heinrich, die Hand des Freiherrn ſchüttelnd, den leiſen Vorwurf zurückweiſend, Sport vom Sonntag Fußball in Süddeutſchland. Pflichtſpiele der Gauliegen. Gau 13(Südweſt): Boruſſia Neunkirchen— SV. Wiesbaden 110. FSV. Mainz— FK. Pirmaſens 2183. FSV. F— Sportfreunde Saarbrücken Alemannia-Olympia Worms— Eintracht Frankfurt 3:8. 1. FC. Kaiſerslautern— Kickers Offenbach 218. Gau 14(Baden): Karlsruher FV.— Phönix Karlsruhe 02. Vf. Neckarau— SV. Waldhof 111. Freiburger Fc.— VfB. Mühlburg 1:1. Gau 15(Mürktemberg): VfB. Stuttgart— Stuttgarter Kickers 4:1. Ulmer FV. 94— Union Böckingen 5:2. FC. Birkenfeld— VfR. Heilbronn 212. Deutſcher Sieg in Zürich Länder piel St— Deutſchland 0:2(0:0). Der 13. Fußball⸗Länderkampf Deutſchland — Schweiz, der am Sonntag bei herrlichſtem Wetter und vor faſt 30 000 Zuſchauern auf dem Platz des Graßhoppers⸗Clubs in Zürich vor ſich ging, endete mit einem ſchönen deut⸗ ſchen Erfolg Nach einem recht ſpannenden Spiel, in dem die deutſchen Spieler ſich vor allem in techniſcher Beziehung als die Beſſeren erwieſen, ſiegte Den! nd mit 2:0 Toren. Beide Treffer wurden in der zweiten Halbzeit erzielt. Deutſchlands Sieg war durchaus verdient, er hätte eigentlich nock höher ausfallen müſſen, aber vor der Pauſe verſtand es der Sturm nicht, die zahlreichen Chancen auszuwerten. Schon beim Wechſel hätte Deutſchland eine 2:0-Führung haben müſſen. Auch in der zwei⸗ ten Hälfte dauerte es eine volle halbe Stunde, ehe Lachner aus einem Gedränge heraus den erſten Treffer anbringen konnte. Wenige Mi⸗ nuten vor Schluß erzielte dann der kleine Münchner noch den zweiten Erfolg. Die deutſche Mannſchaft ſpielte in der vorgeſehenen Aufſtellung, da— gegen mußten die Schweizer ihren ausgezeich— neten Torhüter Sechehaye durch den Graß— hoppers-Hüter Huber erſetzen. Schon in der erſten Hälfte hatte Deutſchland mehr vom Spiel. Sehr gut ſchlug ſich die Hintermann— ſchaft, auch die Läuferreihe ſpielte überraſchend gut, jedenfalls beſſer, als man es erwartet nicht ſo recht, aber von Minute zu Minute lief das Spiel beſſer. Bei den Eidgenoſſen zeigte ſich eine überraſchende Unſicherheit der beiden Verteidiger; die Läuferreihe ſpielte zu defenſiv und der Sturm konnte ſich auch nicht zuſammenfinden. Nach der Pauſe ſpielte die deutſche Elf gleich wieder leicht überlegen. Nach 25 Minuten ſtand das Spiel immer noch 0:0. Die Schweiz ſpielte jetzt etwas überlegen, konnte aber nur eine Ecke erzielen. Dann endlich fiel der erſte Treffer für Deutſchland. Bald darauf wagte Raſſelnberg einen Weitſchuß, der von Huber prächtig gehalten wurde, dann fiel aber ſchließ— lich doch noch ein Tor für Deutſchland. Die deutſche Ländermannſchaft, die nach den Spielen gegen Belgien und Norwegen erſt— malig wieder in der Hauptſache aus ſüddeut— Und den läſtigen „Schon gut. Auf dieſe Weiſe hörte ich unſeres Ernſts ſchen Spielern beſtand, hat einen ſehr ſchop Erfolg errungen. Die Schweizer von Heute 1 nicht mehr der ſchwache Gegner, der vor und vier Jahren von Deutſchland 7:1 und 53 geſchlagen wurde. Sie haben ſich inzwiſche wieder beträchtlich verbeſſert. Selten haben es aber die Schweizer ein deutſchen Mannſchaft ſo ſchwer gemacht, diesmal. Die Roten kämpften mit einer voc bildlichen Hingabe, ſie boten aber auch ei gute Geſamtleiſtung. Umſo höher iſt der Sieſ unſerer Mannſchaft einzuſchätzen. VfL. Neckarau— SV. Waldhof 111. Etwa 5000 Zuſchauer erlebten zu Veginſf einen wirklich erſtklaſſigen Kampf, der 19 nach dem Wechſel ſehr hart wurde und Fork men annahm, die mit Sport nichts mehr zu tun hatten. Herrmann und Lauer waren 9 Leidtragenden hierbei. Man ſah auf beiden Seiten ein ſehr ſchönes, ebenbürtiges⸗ kom binationsreiches Feldſpiel, jedoch in Tores“ nähe verſagten die beiden Stürmerreihen ii entſcheidenden Moment. Die körperliche Anz terlegenheit der Mittelſtürmer machte ſich be ſonders bemerkbar. Neckarau zeigte eines ſeine beſteff Spiele der Saiſon und war kaunf ſchlechter als der Exmeiſter. Freiburger FC.— VfB. Mühlburg 111. Die noch nicht 2000 Zuſchauer bekamen eit Spiel zu ſehen, das in keiner Weiſe den A ſprüchen der Gauliga entſprach. Die Mähl⸗ burger konnten in der 10. Minute durch ihren Rechtsaußen Schwörer mit 1:0 in Führung gehen. Im weiteren Verlauf der erſten Halbz zeit ereignete ſich nichts Beſonderes. Nach den Wechſel änderte ſich das Bild inſofern, als jetzt Freiburg tonangebend war. Aber erſt nach drei Lattenſchüſſen glückte nach einem Straf⸗ ſtoß der Ausgleich. 5 Karlsruher FV.— Phönix Karlsruhe 0, Das Spiel ſelbſt wurde für die 7000 Ju, ſchauer zu einem ſchönen Erlebnis. Phönix bot in den erſten 45 Minuten ein ausgezeichnetes Spiel und übertraf den KFV. nahezu um eittg Klaſſe. Der KFV. wurde durch das über⸗ raſchende Fallen der beiden Tore in der erſten Viertelſtunde vollkommen aus dem Konzept gebracht. Nach dem Wechſel änderte ſich das Bild, als Phönix begann, ſeine Halbſtürmer nach einer Viertelſtunde Spielzeit zurückzu⸗ ziehen. Der KFV. kam dadurch mächtig auß und geſtaltete ſeine Ueberlegenheit drückende In den letzten 30 Minuten ſah man nur noch ein Spiel im Strafraum des Phönix, aber die zahlreiche Verteidigung des Phönix einerſeits 18 1 1 und das Schuß s KF V.⸗Sturmes a hatte. Im Sturm dagegen klappte es noch und das Hchußvech des Kerstan an dererſeits ließen am Ergebnis keine Aenderung mehr eintreten. Alemannia⸗Olympia Worms— Eintracht Frankfurt 3:3. Auch in ihrem zweiten Gaſtſpiel in Worms mußte die Eintracht wieder Federn laſſen. Sie ſpielte vor 3000 Zuſchauern weſentlich beſſen als ſeinerzeit gegen Wormatia, aber das Un⸗ entſchieden entſpricht dennoch dem Spielver⸗ lauf. Das Treffen wurde beiderſeits recht hart durchgeführt. Worms ging ſchon in der 4. Mi⸗ nute in Führung, acht Minuten ſpäter glich Trumpler aus. Aber ſchon eine Minute ſpäter holte Worms erneut die Führung und es dauerte bis fünf Minuten vor der Pauſe, bis erneut der Ausgleich für die Gäſte fiel. Nach der Pauſe ereignete ſich nichts Beſonderes mehr. Erſt glückte Worms der dritte Erfolg, und er kurz vor Schluß holte Stubb noch den Ausgleich. 1 1 wahres und kluges Wort: Unvollendet ſterben, das iſt Darum haſt Qual. Aber weiß man denn, wann man vollendet iſt und worin die Vollendung liegt?“ „Ich glaube, das fühlt man“, ſagte traurig Ernſt D Cornelius.„Der „Es ſchien mir wie eine Beſtätigung. Und ich wollte den Ruf der warmherzigen jungen Fürſtin ſchonen. Aber der Freiherr ließ nicht nach. Faſt gegen meinen Willen ringen, wir haben...“ Cornelius. Es klopfte. rötete ſich. mißbrauchend. ihres Fluges geht hoch und iſt lang gezogen. Unbekannten, wir bereit, wenn wir ein kleines, erſehntes Glück genoſſen Weg der Großen iſt weit. Die Parabel Wir Ge— fühlen uns fertig und „Und dieſes Glück, mein lieber Junge, iſt Ihnen noch nicht geworden?“ fragte Stein mit unendlicher Güte, ſich — 2 neben ihn auf einen Stuhl ſetzend. „Irene möchte ich noch einmal ſehen“, ſagte leiſe Ernſt „Sie iſt Ihrer nicht wert“, entſchied hart der Freiherr, „kümmern Sie ſich nicht mehr um ſie!“ „Wenn ſich mein Herz nur gebieten ließe“, flüſterte er— mattet der Verwundete. Bertel trat ein. Sie trug auf Tablett Erfriſchungen für alle drei. In ihrem weißen Kleid, das ihr Ignis geſchenkt, ſah ſie aus wie eine Dame. Leiſe ordnete ſie das Geſchirr, zog in unauffälliger Sorgfalt die Decke glatt, die über dem Kranken aus— gebreitet war, und blendete das Fenſter ab, weil die Strahlen der Sonne zudringlich wurden. hatte die einem letzten Worte gehört. Ihre Stirn Ohne daß Ignis es ahnte, hatte ſie das Geheimnis ihres Herzens erſpäht und glaubte, auch Ernſt Cornelius zu verſtehen. Denn es ſchien ihr unmöglich, daß jemand ihre ſüße Herrin kennen und nicht lieben könne— außer dem Fürſten, den ſie im ſtillen einen Tropf nannte, den ſie haßte, ſeit ſie geſehen, wie er einmal, die Gemahlin höflich vorangehen laſſend, hinter ihrem Rücken einem hübſchen, frechen Zimmermädchen zärtliche Augen gemacht, das ruhige Vertrauen der reinen Seele ſeiner Frau dreiſt (Fortſetzung folgt.) 9. Fortſetzung. Dann warf ihn die Brandung wie einen toten Fiſch durchs Waſſer. Er ſchlug mit ſeinen Füßen auf; die Hände klammerten ſich um etwas Feſtes, rutſchten an der glatten Fläche ab— und unbarmherzig wurde er wieder abgetrieben... Ein grauſames, ein teufliſches Spiel, das jetzt das Waſſer mit ihm trieb. Die Kälte drang ihm bis ans Herz. Verkrampft, ge— fühllos waren die ſteifen Glieder. Es müßte eine Er— löſung ſein, ſich in das Meer verſinken zu laſſen... Da war das Tau, um das ſich andere Hände klammer⸗ zen! Leben war Pflicht! Leben war Kampf! Und immer wieder ſtreckte er ſeine Arme aus, duckte ſeinen Körper wie zum Sprung, und ſchnellte dann jedes⸗ mal ein gutes Stück nach vorn. Da— wieder fühlte er etwas Feſtes in der Hand—, ſchlug auf, krampfte ſich daran feſt und ließ nicht wieder davon los, was auch das Tau und was die Wellen an ihm reißen mochten! Mit aller Gewalt hielt er ſich jetzt feſt, ſprang vor, als ihm die Brandung eine Atempauſe ließ, warf ſich zu Boden... Gott ſei gedankt! Er hatte jetzt feſten Boden unter ſeinen Füßen!— ſprang auf und warf ſich wieder hin Gerettet? Noch lange nicht. 6 Er ſtemmte die Füße ins Geröll, riß an dem Tau, das wie eine Schlange aus dem Meere kroch. Zwei Hände kamen zum Vorſchein, zwei Arme, ein Kopf tauchte auf. Vor ſeinen Füßen lag ein Menſch— ſteif und verkrampft; eine Hände wollten nicht von dieſem Tau laſſen. Dann einer, der ſich noch auf ſeinen Füßen hielt: Herings-Othje, der lange Koch, und noch fünf andere wurden an Land gezogen. Die meiſten lagen regungslos da. Der Steuermann war bei Beſinnung. Mit vereinten Kräften verſuchten ſie, die anderen ins Leben zurückzu⸗ rufen. Ein mühevolles Werk! Ein übermenſchliches Beginnen! Beides gelang zum Teil doch, bis auf zwei von dieſen acht Männern, die hielten die Augen für immer geſchloſſen. Dann dachten ſie an die eigene Not, an eine Not, die rieſengroß war. Sie konnten ſich der Kälte nicht erwehren. Klappernd ſchlugen ihre Zähne aufeinander. Karl Forſt⸗ ner nahm ſich von den Toten ein Paar Stiefel, aber aus den Kleidern tropfte das Waſſer. Der Sturm heulte auf. Sie rannten hin und her, ſprangen auf und ab, ſchlugen ihre Arme um den Leib, um ihren Pulsſchlag anzutreiben. Sie liefen in die Finſternis hinein, ſuchten ſich einen Schutz, ſtolperten, ſtürzten, rafften ſich auf und liefen wieder vorwärts— bis ſie vor Müdigkeit zu Boden ſanken. Sie krochen zuſammen. Einer von ihnen über⸗ nahm die Wache. Aber die Kälte ließ ſie nicht zur Ruhe ommen. Wer nicht aufwachte, den weckten die anderen, denn wer erſt einſchlief, ſchlief vielleicht für immer! Dann ging auch dieſe Nacht vorüber. Als hätte der Sturm ſich ausgeraſt, als hätte das Meer ſeine Wildheit vergeſſen! Die jagenden Wolken verteilten ſich am Himmel; ſtrahlende Helle brach durch die zerfetzten Gebilde. Die Sonne ſtieg zu königlicher Herrſchaft auf. Sonne und Wärme! Licht und Tag! Hoffnung und neues Leben! Die Augen der Schiffsbrüchigen wandten ſich der Sonne zu. Sie dehnten und reckten ihre verkrampften Glieder, ließen ihre Blicke über das Meer und über das troſtloſe Eiland hinſchweifen, ſuchten das Wrack oder die Trümmer der„Helga“... Vergebens. Suchten ein Boot oder ein Floß und den Reſt der Beſatzung. Es war alles um— ſonſt...! Fünfundzwanzig Mann waken ſie an Bord— jetzt waren es nur noch ſechs, die ſich hierher gerettet hatten— und zwei Tote, die ihnen das Meer gelaſſen hatte. Es fehlten noch ſechzehn Mann und der Kapitän; im ganzen alſo neunzehn Mann Verluſt— neunzehn Mann, die den Seemannstod gefunden hatten. Und ſie, die Geretteten, waren auch noch lange nicht geborgen. Sie wußten nicht, welch hartes Schickſal ſie er— wartete. Ein Felſen war es, auf den ſie ſich gerettet hatten, nackt und kahl, und wenig Schutz gewährend. Als ſei er ihretwegen in das Meer verſenkt. losgeriſſen von der nor— wegiſchen Küſte, die hinter jenem fernen Horizonte lag. Hungrige Möwen ſchrien um ſie herum, Stürme brachen ich an ihm, das Meer umſchmeichelte und umpeitſchte ſie dauernd. N Vielleicht, daß Schiffe hier vorüberkamen... Viel⸗ leicht! Den Toten zogen ſie die Hemden aus, knüpften die Leinwand zuſammen und benutzten ſie als Notſignal. Aber ie hatten nicht einmal einen Stock, um dieſen Elends— wimpel an ihm hochzuziehen. So breiteten ſie das leuchtende Tuch auf einen Fels⸗ vorſprung, ſtellten zwei Mann Wache aus, die den Hori— zont abſuchten, um nach einem Maſt oder einem Schorn⸗ ſtein Ausſchau zu halten. Dort hinten ahnten ſie das Land mit Menſchen und Häuſern, in denen es zu eſſen und zu trinken gab und trockene Kleider. Dort gab es flinke Schiffe und hilfs⸗ bereite Männer, die ſie mit Leichtigkeit erretten könnten. Sie ſtarrten immer wieder auf das weite Meer hinaus, in Hoffnung oder verbiſſenem Trotz, oder ſie wagten an einen Herrgott zu denken, an einen Herrgott im Himmel, der doch mit ihrem Elend Einſehen haben und ſie aus ihrer Not erretten müßte. ö Sie froren, durſteten und hatten einen furchtbaren Hunger! Sie wagten nur mit Angſt daran zu denken, was mit ihnen werden mußte, wenn ſie ihren Hunger nicht ſtillen und ihren Durſt nicht löſchen konnten. Das Riff hatten ſie völlig abgeſucht. Ein paar an⸗ getriebene und verfaulte Fiſche, einige ſchlechte Müömeneier waren das einzige, was ſie auf diesen D finden konnten. Nachdruck verboten. Sie nahmen Steine und warfen nach den Möwen, die müde und apathiſch auf dem Felſen hockten. Als ſie end⸗ lich einen Vogel trafen, da wußten ſie nichts mit ihm an⸗ zufangen. Sollten ſie den rohen Vogel eſſen? Wie ein Tier, das andere zerreißt? Sie ſchüttelten ſich und wollten lieber weiter hungern... Und nahmen dann den toten Vogel dennoch mit— vielleicht, daß ſie ſich morgen ſchon um dieſes Stück Aas zanken und ſtreiten würden. Am Abend ſahen ſie eine Rauchwolke am Horizont auf⸗ tauchen. Sie liefen alle ſechs zuſammen, winkten mit dem hellen Tuch, ſchrien— und wußten, daß ſie nicht gehört und nicht geſehen wurden. Die Sonne ſank, die Nacht folgte ihr faſt auf dem Fuße. „Karl Forſtner, teil' die Wachen ein!“ Ihm hatten ſie ſich unterſtellt. Sie wußten, daß ſie ihm ihr Leben zu verdanken hatten— ein Elendsleben, das ſie vielleicht bald von ſich werfen würden. „Wenn wir wenigſtens Holz hätten und ein Feuer machen könnten!“ ſprach einer, und er meinte, daß ſie ſich dann die Glieder wärmen würden. „Ein Feuer— als Signal!“ griff Karl Forſtner gleich dieſe Worte auf, und lief davon, rannte zu den Toten und wühlte noch einmal ihre Taſchen durch. „Hurra!“, ſchrie er,„wir haben wirklich Streichhölzer bei uns!“ „Was nutzen uns die Streichhölzer, wenn wir nicht ein Stück Holz zum Feueranmachen haben? Willſt du mit den Hölzern Lichtſignale geben? Die ſind wahrſcheinlich naß und werden überhaupt nicht brennen.“ „Naß ſind ſie, aber der Wind wird ſie uns trocknen.“ Achtſam breitete er die Hölzer aus, blies ſie mit ſeinem Atem an, zählte ſie und war von neuer Zuverſicht erfüllt. Die anderen ſtanden um ihn herum. Neugierig und nicht wiſſend, was er mit dieſen Streichhölzern beginnen wollte. Dann nahm er einem der toten Kameraden die noch verbliebenen Kleider vom Leibe, ſchwenkte ſie im Winde und prüfte ſie auf ihr Trockenſein. Die anderen hatten ihn begriffen. Sie halfen ihm, riſſen die Kleider in kleine Fetzen und ſuchten das Trockene darunter hervor. Dann zündeten ſie dieſe an. Ein kleiner Feuerſchein flammte auf und verglomm, denn die Kleiderfetzen waren noch zu ſehr naß. „Morgen vielleicht...!“ Bis morgen— das war eine lange Zeit für ſie, die ohne Nahrung und Trinkwaſſer waren. Am anderen Morgen war auch der tote Vogel verſchwunden. Die ver— ſtreuten Federn bewieſen, daß er zerriſſen und— ver— ſchlungen worden war. Die Lage der ſechs Männer auf dem Eiland wurde ver⸗ zweifelt. Durſt und Hunger wühlten in den Eingeweiden, daß ſie nicht zur Ruhe kamen. Verſtört und übernächtig ſahen ſie aus. Sie blickten ſich mit fieberheißen Augen an, waren nervös, gereizt und unberechenbar. Am liebſten wollten ſie ſich, ohne daß ſie Gründe wußten, einer auf den anderen ſtürzen. Sie jagten jetzt den Möwen nach, und wer ein Tier zur Strecke brachte, bohrte ſeine Zähne in den zuckenden Kadaver... Mit Abſcheu wandte ſich Karl Forſtner ab, fühlte einen zentnerſchweren Druck im Kopfe und war ſo müde und matt, daß er ſich kaum auf ſeinen Füßen hielt. Er mochte und konnte faſt überhaupt nicht ſprechen, denn die Zunge ſchien ihm im Schlunde anzutrocknen. Er hatte nur Sorge, die Kleiderfetzen zu trocknen, denn dieſe Nacht, das fühlte er, mußte endlich die Hilfe kommen, wenn ihnen überhaupt geholfen werden ſollte. Oder... Karl Forſtner wagte den Gedanken gar nicht auszu- denken. In dieſer Nacht zündeten ſie dann das Feuer an. Stück auf Stück der Kleiderfetzen warſen ſie in die Flammen. Sie waren darauf bedacht, das Feuer möglichſt lange hin⸗ zuhalten. Als ſie nichts mehr zu verbrennen hatten, warfen ſie von ihren eigenen Kleidungsſtücken in die Flammen, was ſie irgendwie entbehren konnten. Dann löſchte der Wind, die feuchte Luft und der Mangel an jeglichem Brennſtoff auch noch dieſes Feuer aus. Un⸗ barmherzig ſank die Finſternis auf ſie. Grauſam erſtarb die letzte Hoffnung in ihnen. Es war die fünfte oder gar die ſechſte Nacht, die ſie auf dieſem Riff verbrachten— doch den ſechs Männern wollte es ſcheinen, als ob ſie ſchon ein halbes Leben lang auf dem gottverlaſſenen Eiland hunger⸗ ten. Nun konnte es nicht mehr allzu viele Nächte dauern. Am frühen Morgen wurden ſie geweckt. Die beiden Wächter ſchrien ihnen einen heiſeren Schrei ins Ohr: „Ein Schiff in Sicht! Heiho! Ein Schiff in Sicht!“ Sie ſprangen auf, liefen an das Meer, warfen ihre Arme in die Luft, ſchrien und winkten wie beſeſſen, wein⸗ ten und lachten, daß die Tränen über ihre Wangen rannen. Ein Fiſchkutter fuhr dort vorüber. Man hatte die Schiffbrüchigen jetzt bemerkt, drehte bei und hielt direkten Kurs auf ſie. „Ein Schiff in Sicht! Heiho! Ein Schiff in Sicht!“ Ein Boot wurde ausgeſetzt, bemannt und mit ſtarken Ruderſchlägen vorwärtsgetrieben. Das Boot legte an. Die Männer liefen durch den Giſcht der Brandung, ſie ſprangen jauchzend in das Boot, fielen ihren Rettern zu Füßen, umarmten ſie, lachten und weinten, weinten und lachten. Zwei Arten Zungen ſprachen durcheinander, in Frage und Antwort, in Dank und männlicher Bewunde⸗ rung. Die Worte verhallten und wurden nicht verſtanden, aber die Männer verſtanden ſich doch. An Bord des Schiffes verſtändigten ſie ſich mit Hilfe einiger engliſcher und deutſcher Brocken. Die Retter waren däniſche Fiſcher, die zu neuem Fang ausführen. Ausnahmsweiſe hielten ſie dieſen Kurs, denn in der letzten Nacht bemerkten ſie ein Licht in dieſer Richtung, das ihnen unbekannt und deſſen Urſache ſie erforſchen wollten.. —— Dann wurden die Schiffbrüchigen verpflegt und muß⸗ ten erzählen. Heißhungrig fielen ſie über das Eſſen und Trinken her. Gierig ſchlangen ſie das Gebotene hinunter und ſtillten den quälenden Durſt, der ihnen die Eingeweide vertrock⸗ nen ließ. Der betäubende Druck im Kopf ließ nach, die Spannung und die Ueberreiztheit der Nerven fielen ab, die fürchterliche Angſt und Ungewißheit um ihr Schickſal wurden zu Schatten, die ſie jetzt nicht mehr ſchrecken konn⸗ ten. Sie wurden ruhiger und ſehr müde. Sie verfielen in einen tiefen Schlaf, in einen ſchweren und traumloſen Schlaf, der ſie das fürchterliche Erlebnis der letzten Tage am beſten vergeſſen und verſchmerzen ließ. Der däniſche Kapitän ſchmunzelte zufrieden, drehte bei und hielt jetzt Kurs auf den Heimathafen. * 15 4 Die deutſchen Schiffbrüchigen waren bei den däni⸗ ſchen Fiſchern in den allerbeſten Händen. Wie Söhne wurden ſie von ihnen aufgenommen, gepflegt und betreut. i Ein jeder wohnte bei einer anderen Fiſcherfamilie, und der ganze Ort, ein typiſches, däniſches Fiſcherdorf, nahm Anteil an ihrem Schickſal. Sie wurden einmal von dieſem und ein andermal von jenem eingeladen und nunmehr überall wie Helden gefeiert. Karl Forſtner war bei Ols Olſen zu Gaſt, der nicht nur der größte Grundbeſitzer des Ortes, ſondern auch der Kapitän des gemeinſamen Fiſchdampfers war. Ols Olſen war hoch angeſehen, denn er war ja auch der Ur⸗ heber und Verwirklicher der Idee, die früher beſtehende Seglerflotille, die ein mühſames und gefahrvolles Brot gewährte, aufzulöſen und dafür gemeinſam einen ſee— tüchtigen Dampfer zu erſtehen, mit dem ſie größere und lohnendere Fahrten unternehmen konnten. Eine Idee, der der ganze Ort einen ſchönen Wohlſtand verdankte. Ols Olſen war ſeitdem der erſte Mann im Orte und wurde als Führer gern und freudig anerkannt. Ols Olſen war Witwer ſeit der Geburt ſeiner Tochter Greta, die jetzt ein junges, ſtrammes Weibsbild war, vom Typ der blonden, helläugigen Frieſin, weil ihre Mutter eine Schleswig-Holſteinerin war. Ols Olſen war nicht wenig ſtolz auf ſeine Deern. Sie führte ihm nicht nur den Haushalt, ſorgte auch für ſein leibliches Wohl und ein bißchen Bequemlichkeit, war auch im Weſen und Charakter ein getreues Abbild ihrer Mutter, die in Ols Olſens Gedächtnis noch bis jetzt in ungetrüb⸗ tem Glanze beſtand. In dieſem Hauſe hatte es Karl Forſtner gut. Der blon⸗ den Greta war der Gaſt des Vaters ſehr willkommen, wie überhaupt alles, was etwas Abwechſlung in das ge⸗ ruhige Leben brachte. Am Sonntag fand in der kleinen Kirche ein Gottes- dienſt ſtatt, an dem die Schiffbrüchigen und alle Bewoh⸗ ner des Ortes teilnahmen Es waren Fiſcher, die in dieſem Orte wohnten, alle mit dem Meere verwachſen und dieſem Meere und ſeinen Launen unterworfen. Das Kirchlein war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Schiffbrüchigen ſaßen in den vorderen Reihen, ſowie der Kapitän des Dampfers, der die wenigen Ueberlebenden retten konnte. Vor dem Altar lag ein großer Kranz, mit einem ſchwar⸗ zen Flor durchzogen, den neunzehn Männern zugedacht, die in der Tiefe des Meeres ruhten... Voll und dunkel erklangen die Orgeltöne durch den Raum, ernſt und feierlich des Pfarrers Worte, der von dem großen Weltenlenker ſprach und von den kleinen und zaghaften Menſchlein, deren nichtiges Schickſal in der Hand des Ewigen ruht. Von der Heimat, die auch die Seeleute, die Heimatloſen, haben müſſen; von dem feſten Boden, den ein jeder im Leben unter ſeinen Füßen wiſſen muß. Die Worte ergriffen Karl Forſtner ſehr. Es war lauge her, daß er nicht mehr in einer Kirche war, und noch viel länger, ſchien es ihm, daß er keinen feſten Boden mehr unter ſeinen Füßen hatte. Ja, keinen feſten Boden unter ſeinen Füßen...! Wunderliche Gedanken befielen ihn. An den Sandhof mußte er plötzlich denken, der zu klein war, um ihm und ſeinem Bruder Raum zu geben, und den der Sandhof— bauer auch nicht unter ſeine Söhne teilen wollte. An den Vater mußte er denken, der ihn ſchalt, daß er nicht Bauer und auch nichts anderes werden wollte, Und an Frau Hedwig, die er in ſein unſicheres und unſtetes Leben am liebſten mit hineingeriſſen hätte. Was wohl der Vater, der Bruder und die Frau jetzt machten? Er mußte in den letzten Tagen ſo viel an den Sandhof und an die Heimat denken. Er fühlte, daß er niemals im Leben ein rechter Seemann werden würde; ſo einer wie Herings-Okhje zum Beiſpiel, der ſchon ſeinen richtigen Gang auf dem Lande verloren hatte. Karl Forſtner hingegen mußte feſten Boden unter ſeinen Füßen haben! Das war es, was er mit heißer Sehnſucht aus den Worten des Pfarrers riß. Er war zum Bauer und nicht zum Seemann geboren. Irgendwo wollte er ein Stückchen Land beſitzen, wollte arbeiten, ſich ſchinden, ſo wie ſein Vater vielleicht, der als Sandhofbauer klein und beſcheiden angefangen. Er hatte plötzlich ein raſendes Verlangen, ſeinen Vater und die Heimat wiederzuſehen und jenen Boden unter ſeinen wandermüden Füßen zu wiſſen, dem er mit ganzer Seele angehörte... „Du Taugenichts!“, hatte ihm ſein Vater zugerufen! Gewaltig ſchoß ihm das Blut zu Kopf. Der Tag erloſch vor ſeinen Augen. Gleiſende Ringe tanzten vor ihm durch die Nacht, ſo daß er plötzlich, allen Halt verlierend, vorn⸗ überſtürzte und bewußtlos und ſchwer auf den harten Boden der Kirche aufſchlug... * f 1 5(Fortſ. folgt.) 7 Fee,— 5 e. 3 1. 6 u amal, 1 e 10 1 N ö . 5 0 N 2 J 6—— Nur wer Vertrauen gibt, darf Vertrauen erwarten Haben Sie ſehon einmal verſucht, fremden Kindern Bonbons zu ſchenken? sie nehmen ſie gar nicht an! Und der Grund dafür iſt nicht etwa bloße ziererei Es iſt der geſunde Inſtinkt der Kleinen, der ſie warnt, von Fremden ohne nähere Bekanntſchaft nicht einmal etwas geſehenkt zu nehmen. Die kinder werden größer, aber ihr Mißtrauen gegen das Unbekannte iſt nicht geringer geworden. Zwar kommt niemand mehr gelaufen, der ihnen etwas ſchenken will, doch deſto mehr möchten ihnen etwas verkaufen. Und es gibt nur einen Weg, mit krfolg etwas zu verkaufen, und der heißt: Vertrauen erwecken. Zunächſt einmal muß man durch Anzeigen in der Tagespreſſe beweiſen, daß man ſelbſt Vertrauen zu ſeine! Ware hat. Es iſt ja das gute Recht des Käufers, jedes Riſiko abzulehnen, ſich ert dann einen Artikel an⸗ 1 wenn er ihn guf die bequemſte Art genau kennengelernt hat, wenn er ihn in Anzeigen ſeiner eitung Punkt für Punkt mit andern verglichen und als den günſtigiten anerkannt hat. Zeitungs-Anzeigen helfen kaufen und dee ben ——