. — 7 5 e lein Spieglein er Wand gin Spiegel hat die Aufgabe, Ihr Bild in kristallklarer Schärfe deutlich und lebens- echt Wiederzugeben, damit Sie sich ein unbesfechliches Urteil bilden und danach nandeln können. Ein Zerrspiegel jedoch erfüllt nicht nur nicht seine eigentliche Aufgabe, sondern verkehrt sie geradezu ins Gegenteil. Auch die Werbung soll ein getreues Spiegelbild der Ware sein. Wollte man diese Aufgabe dem möndlichen Weitersagen, dem Gerücht überlassen, wörde bald ein Zerrbild entstehen, das jeden Erfolg unterbinden Wörde. Die Anzeige in der Jagespresse dagegen wirkt Wie ein exakt geschliffener Kristollspiegel: Sie erlaubt dem Fabrikanten oder Geschäftsinhaber, mit an- schaulichen Bildern und treffenden Worten die öberlegene Beschaffenheit und Preiswördigkeit seiner Ware herquszumeißeln und so alle Welt mit diesen Vor- zügen vertraut zu machen. Schaben Sie recht oft und fief in diesen Warenspiegel- er dankt es lhnen durch Warenkenntnisse und gönstige Einkävfe. Zeitungs-Anzeigen helfen leaufen und verkaufen jernheimer Anzeiger (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal-⸗Anzeigeblatt in Viernheim 11 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt rankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige P etitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor— mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plaßvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Schutz gegen Gewohnheitsverbrecher Bon Reichsjuſtizminiſter Dr. Fr. Gürtner. Das neue Reichsgeſetz gegen ge⸗ fährliche Gewohnheitsverbre⸗ cher bezieht ſich, wie ſchon ſeine Ueberſchrif erkennen läßt, auf den Gewohnheitsverbre— cher, der grundſätzlich das Verbrechen der ehrlichen Arbeit vorzieht und ſo den Rechts- bruch gewiſſermaßen zum Beruf, zu einer laufenden Einnahmequelle zu machen ſucht. Man hat dieſen Typ von Verbrechern mit Recht den Berufs verbrecher genannt. Das neue Reichsgeſetz hat die Bezeichnung Gewohnheitsverbrecher beibehalten. Nach dem Wortlaut bezieht ſich das Geietz auf Gewohnheitsverbrecher ſeglicher Art. An ſich kann jede Straftat zur Anwendung des Geſetzes führen. Praktiſch aber ſetzen ſich die gemeingefährlichen Gewohnheitsver— brecher zum weitaus größten Teil zuſammen aus Dieben(jeglicher Art) und Betrü— gern, zum weitaus kleineren Teil aus Er— preſſern, Hehlern, Sittlichkeitsverbrechern, Mördern u. a. Das hängt damit zuſammen, daß der Gewohnheitsverbrecher das Verbre— chen als Lebenserwerb betrachtet und Diebſtahl und Betrug die normalen Verbre— chensformen ſind, mit denen der Täter ohne Arbeit Geld zu erwerben trachtet. Für den gemeingefährlichen Gewohnheits— verbrecher ſieht das neue Geſetz zunächſt ei— le Straf verſchärfung, vor. Eine Strafverſchärfung allein, ſo ſehr man ihr auch eine gewiſſe abſchreckende Wirkung zuſpre— chen darf, iſt aber, wie die Erfahrung deut— lich zeigt, noch kein wirkſames Kampfmittel gegen das hartnäckige Gaunertum; denn auch die verſchärfte Strafe iſt zeitlich be— grenzt. Nach ihrer Verbüßung muß ſelbſt der gemeingefährlichſte Verbrecher wieder auf die Menſchheit losgelaſſen werden, und zwar auch dann, wenn nicht der mindeſte Zweifel beſteht, daß er ſeine Freiheit ſofort wieder zu neuen Verbrechen mißbraucht. Das Geſetz ſieht deshalb für Verbrecher, deren Vorleben ein beſonders hartnäckiges Verharren im Rechtsbruch beweiſt des weiteren die Sicherungsverwah⸗ dung vor. Der Zweck dieſer Maßnahme iſt die dauernde Sicherung des Volkes gegen den Verbrecher, der grundſätzlich nicht in der Lage oder nicht des Willens iſt, ſich in die Rechts- und Geſellſchaftsordnung einzufü— gen. Die Sicherungsverwahrung hat viele Vorbilder in ausländiſchen Rechten Frankreich, England und viele andere). Im Gegenſatz zu den früheren deutſchen Straf— geſetzentwürfen iſt die Sicherungsverwah⸗ rung nach dem neuen Geſetz grundſätzlich zeitlich unbegrenzt. Das Gericht prüft von 3 zu 5 Jahren, ob der Zweck der Siche— rungsverwahrung erreicht iſt. Nur wenn dieſe Frage bejaht werden kann, d. h. wenn feſtſteht, daß der Verwahrte ohne Gefähr— dung der Geſamtheit wieder der Freiheit überlaſſen werden kann, darf er entlaſſen werden Eine dritte vom praktiſchen Standpunkt aus beſonders wichtige Neuerung iſt die, daß der Beſitz von Ddiebeswerkzeug künftig einen ſelbſtändigen ſtrafbaren Tatbe— ſtand bildet, wenn der Beſitzer wegen ſchwe— ren Diebſtahls im Rückfall, Raubes, ge— werbs⸗ oder gewonheitsmäßiger Hehlerei oder wegen Hehlerei im Rückfall rechtskräf⸗ tig verurteitl worden iſt und ſich nicht aus den Umſtänden ergibt, daß das Werkzeug nicht zur Verwendung bei ſtrafbaren Hand⸗ lungen beſtimmt iſt. Auch wer ſolches Werk— zeug bewußt für einen anderen verwahrt oder ihm überläßt, wird mit Gefängnis be⸗ ſtraft.(Es kommen hier hauptſächlich Ka— ſchemmenwirte und Dirnen in Betracht.) Dieſe Beſtimmung hat ein Vorbild im gel— tenden engliſchen Recht und iſt in Deutſchland ſeit vielen Jahren von kriminal⸗ polizeilicher Seite dringend empfohlen wor— den. Die Polizei konnte nach bisherigem Recht. wenn ſie etwa bei einer Razzia einen ihr wohlbekanten„ſchweren Jungen“ im Be— ſitz von Einbruchswerkzeug antraf, nicht mit den Mitteln des Strafrechts vorgehen. Sie mußte abwarten, bis abermals ein Einbruch geſchah. Jetzt iſt dieſe Lücke im Strafgeſetz geſchloſſen, und Dietriche, Brechſtangen, Schweißapparate uſw. können verbrecheri— ſchen Händen entwunden werden, bevor die Geldſchränke wieder geplündert werden. An eine kraft- und maßvolle Handhabung dieſes Geſetzes darf die Erwartung geknüpft werden, daß damit der Kampf gegen das Ge— wohnheits- und Berufsverbrechertum mit größerem Erfolg geführt werden kann als nach dem bisherigen Rechte, das über die Beſtrafung des Einzelfalles hinaus keine wirkſame Abwehr ſticherheitsgefährlicher Elemente gekannt hat. Ueberall, wo die Si— cherungsverwahrung eingeführt worden iſt. waren die Folgen erhöhter Rechtsſchutz, auffallendes Abſinken der ſchweren Krimina— lität, Entlaſtung der Polizei und Juſtizbe— hörden von fruchtloſer Arbeit und Einſpa— rung erheblicher Koſten auf dem Gebiet der Strafverfolgung und des Strafvollzuges. Nach den Beobachtungen in anderen Län— dern iſt nicht daran zu zweifeln, daß auch in Deutſchland dieſer Erfolg ſichtbar werden wird. Die Kriſis Das neue Deutſchland Berlin, 23. Novembes. Der bekannte nationalſozialiſtiſche Außenpo— litiker Alfred Roſenberg ſprach in der Hochſchule für Politik über das bedeutſame Thema:„Die Kriſis Europas“. Unter Europa verſtehe man heute nicht nur eine Konſtruktion innerhalb eines univerſalen Sy— ſtemms, vielmehr glaube man, daß das Ge— heimnis Europas gerade in ſeiner Vielheit he gründet ſei. Vier Nationen hätten hier eine beſtimmte Idee des Nationalismus ausge— prägt. Das faſchiſtiſche Italien verſtehe un— ter Nation den Staat. Der Nationalismus Frankreichs wurzele in ſeinem Boden. Dies Geheimnis habe Frankreich immer wieder ſtark gemacht in allen Prüfungen ſeiner Ge— ſchichte. Unter dem britiſchen Nationalis⸗ mus verſtehe man überwiegend die Geſellſchaft, die Summe der ungeſchriebenen Geſetze. Das Geheimnis des deutſchen National⸗ gefühls ſei auf ſeinem Blutgefühl gegeün⸗ det. Die Tragik des europfiſchen Daſeins liege darin, daß die Dynamik dieſer vier Völker oft gegeneinander geſtanden habe. Da das franzöſiſche Volk nicht mehr imſtande ſei, den ihm zur Verfügung ſte⸗ henden Raum auszufüllen, vollziehe man eine gefährliche Gieichſetzung zwiſchen Wei⸗ ßen und Megern, bie die Gefahr für Frankreich mit ſich bringe, zum Vor⸗ poſten Afrikas zu werden. Italien wolle ſeine Bevölkerung nicht mehr in Amerika, ſondern rund um das Mutterland anfledeln. Die eng liſche Miſſion beſtehe immer noch darin, den weißen Menſchen im Lebensintereſſe aller europäiſchen Vöiler auf dem Erdball zu ſchirmen. Die Dynamik Deutſchlands liege vor allem in in⸗ nerpolitiſchen Fragen, und aus dieſem Gedanken des Blutes ſei eine neue Geſetzge— bung entſtanden. Die Raſſeufrage ſei nicht Raſſenverhetzung, fondern Raſſenachtung. Im Hinblicd auf die Vorgänge im Oſten Euro⸗ pas ſeit der ruſſiſchen Revolution ſeien die öſtlichen Randſtaaten ſchickſalhaft mit dem übrigen Weſteuropa verbunden. Trotz aller bitteren Erfahrungen mit dieſen Staaten wolle das Deutſchland anerkennen. In der Nachbarſchaft Deutſchlands be⸗ ginne ſich ein zweiter Lebensraum fühlbar zu machen: der Donauraum, deſſen Staa⸗ ten gezwungen ſeien, miteinander zu wir⸗ ken, wenn nicht eine neue Kataſtrophe kommen werde. Deutſche Tagesſchan Poſtperſonal und Winkerhilfe. Der Ruf des Reichspoſtminiſters an das geſamte Perſonal der Deutſchen Reichspoſt zu einer gemeinſamen Sammlung von Barſpenden für das Winterhilfs— werk des deutſchen Volkes hat großes Ver— ſtändnis gefunden. Von dem Perſonal der Deutſchen Reichspoſt wird dem Winterhilfs— werk 1933/34 vorausſichtlich ein Betrag von 3,5 Miblionen Mark zufließen. Auflöſung des Studentenkampfbundes „Deutſche Chriſten“. Der Führer der Deutſchen Studentenſchaft Dr. Stäbe! hat angeordnet, daß auf allen Hochſchulen des Reiches Studentenkampf— bund„Deutſche Chriſt aufgelöſt wird, eine der einheitlichen Linie der Studen— tenſchaft zuwiderlaufende Sonderpolitik ge trieben hat. Das Vermögen des Studenten— kampfbundes fällt der Glaubensbewegung Chriſten“ zu. Die fachliche theolo giſche Arbeit der Studentenſchaften wird aus ſchließlich von den theologiſchen Fachſchaften geleiſtet werden. Europas und ſeine Nachbarn Die europäiſchen Völker können nur gerettet werden, wenn ſie ihr Leben organiſch auf einer ihnen gemäßen Gedankenwelt aufbauen könnten. * Es dämmert in Frankreich! Abfuhr für die jüdiſchen und marxiſtiſchen Emigranten. Paris, 23. November. In dem Blatt„Paris Midi“ wendet ſich Louis Thomas gegen die ſtark übertrie— benen und meiſt abſichtlich irreführenden Er— zählungen deutſcher Emigranten über die Begleiterſcheinungen der nationalen Revolution. Die deutſchen Flüchtlinge in Paris, die methodiſch die Redaktionsſäle der Pariſer Zeitungen belagern, ſetzen ähnliche Gerüchte wie ſeinerzeit die antifaſchiſtiſchen Emigranten in Umlauf. Man habe den Franzoſen ein in Feuer ind Blut getauchtes Berlin, endloſe Ver- folgungen, Toke und Verwundeke geſchil— dert. Die Angſt erzeugt Phankaſien. Die deutſchen Sozialiſten ſind jedenfalls un⸗ beſtreilbar die größten Angſtmeier der Welt und ſicher unfähig, die Fußtritte, die ihnen von den Nationaliſten verab- reichk wurden, zahlenmäßig feſtzuſtellen. Thomas erwähnt hierbei eine nationalſoziali— ſtiſche Broſchüre über den Kommuniſten— aufſtand, in der die Photographien er— mordeter Nationalſozialiſten beſonders in— tereſſant ſeien. Angeſichts dieſes Schauſpieles begreife man, daß die Kameraden der Toten hart zugeſchlagen hätten. In Deutſchland wie in Italien habe es auf beiden Seiten der Barrikaden Tote gegeben. Aber die Beſieg— ten brauchten ſich nur über eines zu be— klagen, nämlich darüber, zu flau geweſen zu ſein, um ſiegen zu können. Im übrigen iſt Thomas der Auffaſſung. daß die nationale Revolution ſo gut wie gar keine Begleiter— ſcheinungen mit ſich brachte, die für Revolu— tionen im bisherigen Sinne charakteriſtiſch waren. * Revolte im Gefängnis Philadelphia, 23. November. Im Skaatsgefängnis von Philadelphia brach eine ſchwere Meuterei aus. In der Er- holungspauſe auf dem Gefängnishof, wo ſich 1300 Sträflinge befanden. liefen 75 von ang ihnen plötzlich in die Werkſtätten, wo Baum- wollgewebe hergeſtellt werden und ſteckken ſie in Brand. Das Feuer griff auf die Küche und die Waſchanſtalt des Gefängniſſes über. Wäh- rend ſich die anderen Sträflinge freiwillig in ihre Jellen zurückbegaben, wurden die 75 Meuterer durch Maſchinengewehrfeuer und Revolverſchüſſe in eine Ecke des Gefängnis- hofes gekrieben und dann in ihre Zellen zu— rückgebracht. Studenten gegen Polizei Bukareſt, 22. November. Studenten hat— ten von der Univerſität aus einen Propagan— damarſch angetreten, um gegen das Verbot des Blattes„Calenderul“ zu demonſtrieren, das ſich als ausgeſprochene Tageszeitung der politiſchen Rechten ſchon von jeher ſtark für Deutſchland eingeſetzt hatte. Als die Poligei verſuchte, die Demonſtranten zu zerſtreuen, kam es zu einer großen Prügelei. Einem Po— lizeioffizier wurde der Schädel eingeſchlagen, ein Auto des Ueberfallkommandos umgeworfen und zertrümmert. Der P präfekt erſchien ſpäter mit Verſtärku denen es gelang, die Demonſtranten zung zu zerſtreuen. Später fingen die Kundgeb gen wieder an. Die Wahl in Spanien 234 Abgeordnete in Spanien gewählk. Madrid, 23. November. Nach einer Mitteilung des Innenminiſteri— ums können 234 Abgeordnete als gewählt gelten: Rechtspartei 100, baskiſche Tradi— tionaliſten 20, Sozialiſten 21. Radikale 63 Republikaniſche Aktion 4, Unabhängige St⸗ berale 2, Demokratiſche Liberale 7, Unabhän⸗ gige 4, Kommuniſten 1, Fortſchrittsp konſervative Republikaner 11. Der Innenminiſter hat der Preſſe erklärt, daß die Wahlergebniſſe aus Madrid des- halb nicht vorlägen, weil anſcheinend Un- regelmäßigkeiten bei der Wahl vorgekommen ſeien. Eine Unkerſuchung ſei im Gange und nötigenfalls würde mit Strafen eingeſchrit⸗ len werden. Die Sozialiſten behaupten, daß die Wahl ihrer Kandidaten in Madrid nicht angefochten werden könne und daß ſie einen zw Wahlgang verhindern würden. Der Vollzi ausſchuß des Allgemeinen Arbeiterverbande ſoll bereits Vorbereitungen hierfür getroffen haben In Sankander hat die Polizei 270 Bomben, Tauſende von Zündern und Revolverpatro- nen, ſowie eine Menge von Exploſivpſtoffen enköeckt. 1 5 Politiſches Allerlei Berlin, 23. Nopy. Im Haag iſt Baron von Eckardſtein im 71. Lebensjahr ge— ſtorben. Eckordſtein wurde von Bismarck in l iplomatiſchen Dienſt berufen. Er war häftsträger in London und hatte beſon s gute perſönliche Beziehungen zu König Edward VII. Kattowitz. Nach polniſchen.. dungen ſoll zwiſchen Polen und Italien ein Vertrag auf Liefer von 1,6 Millionen Tonnen oſtoberſchle er Kohlen an Ita⸗ lien abgeſchloſſen worden ſein. Blättermel 1 Nufſiſches Großflugzeug verbrannt 17. Tole! Moskau, 23. November. Aus Charkow wird amtlich gemeldel, daß dort das Flugzeug„K 7“ aus bisher noch nicht bekannten Gründen abgeſtürzt iſt. 17 Perſonen, die ſich an Bord befanden, ſind ge⸗ kötel. Das Flugzeug verbrannke. Die Regie- rung hat einen Unten ungsausſchuß, beſte⸗ hend aus Mitalledern der Arbeſter⸗ und Bauerninſpektioan der Op und zwei Skaalsanwällen eingeſetzt. 5 In kurzen Wotten: Der Unterſuchungsausſchuß für das deut⸗ ſche Bankenweſen hat ſich gegen eine totale Verſtaatlichung der Banken erklärt. Der Führer der Deutſchen Studentenſchaft, Dr. Stäbel, hat den„Studentenkampfbund Saen Chriſten“ aufgelöſt, da er eine Sonderpolitik getrieben habe. Die Gegenſätze zwiſchen der engliſchen und italieniſchen Auffaſſung und den franäöſiſchen Forderungen in der Abrüſtungsfrage ſind bisher nicht überbrückt worden. Die engliſche Preſſe hebt die Iſolierung hervor, in der ſich Frankreich in Genf be— findet. Alle ſieben Mitglieder der kommuniſtiſchen Parlamentsfraktion Lettlands wurden ihrer Immunität für verluſtig erklärt und wegen Untergrabung der Sicherheit des Staates verhaftet. Durch das Verſehen eines Arztes, der eine falſche Medizin verſchrieben hatte, kamen wei Säuglinge einer Sosnowicer Familie ims Leben. Auf den ehemaligen japaniſchen Miniſter— präſidenten Wakatſuki iſt noch ein zweiter Anſchlag verübt worden. Der Täter wurde verhaftet. Der Hauptausſchuß der Abrüſtungskonfe— renz wurde bis Ende Januar 1934 vertagt. Ausſprache und —— Verſtändigung Der Kanzler über die deutſch-franzöſiſchen Beziehungen. Paris, 23. November. Der Außenpolitiker des franzöſiſchen Wirt— ſchaftsblattes„L' Information“ hatte mit dem Reichskanzler Adolf Hitler eine Unterre⸗ dung, über die im„Main“ berichtet wird. Der Preſſevertreter betont die zwangloſe Auf— nahme durch den Kanzler, der im Gegenſatz zu anderen Staatsmännern jedes Zeremo— niell und jedes Inſzeneſetzen vermeidet, deſ— bin inneres Feuer aber belebend zum Aus— ruck komme. Der Reichskanzler habe erklärt, daß ſeine Einſtellung ſtets die gleiche ſei. Er wünſche die Ausſprache und Verſtändigung, weil er darin die Garantie für den Frieden erblicke. Er wolle, daß dieſer wahrhafte Friede s wiſchen loyalen Gegnern geſchloſ— fen werde. Er habe dies wiederholt erklärt, aber man habe ihm immer nur mit miß⸗ trauiſchen Worten geantwortet. Sein Wille habe ſich jedoch nicht gewandelt. Ich glaube, ſo erklärte der Reichskanzler, daß das Ergebnis der Volksabſtimmung mei⸗ nem Wunſche eine neue Kraft gibt. Wenn rüher Streſemann und Brüning verhaͤndel⸗ en, ſo konnten ſie ſich nicht darauf berufen, daß das Volk hinter ihnen ſtehe. Ich aber habe ganz Deutſchland hinter mir! Ich habe dem Volke nicht verheimlicht, was ich wollte. Das Volk hat meine Politik gebilligt. Das Geſpräch ging dann auf das deutſch— franzöſiſche Problem über. Hitler glaubt, ſo ſchreibt de Brinon, an die Notwendig⸗ keit einer deutſch⸗franzöſiſchen Verſtändi⸗ gung: Ich habe die Ueberzeugung, ſo erklärte er Reichskanzler, daß, wenn die Frage des Saargebietes, das deutſches Land iſt, einmal geregelt iſt, nichts Deutſchland und rankreich in Gegenſatz zu einander bringen ann. Elſaß⸗Lothringen iſt keine Str eitfrage. Aber wielange noch wird man wiederholen müſſen, daß wir weder ab— ſorbieren wollen was nicht zu uns gehört, noch daß wir uns von irgendjemand lieben laſſen wollen, der uns nicht liebt! In Europa beſteht nicht ein einziger Streitfall, der einen Krieg rechfferkigte. Alles läßt ſich zwiſchen den Regierungen der Völker regeln; wenn ſie das Gefühl ihrer Ehre und ihrer Verantwortlichkeit beſitzen. Es gibt ein von vaterländiſchem Geiſt beſeel— tes Polen und ein nicht weniger an ſeinen Traditionen hängendes Deutſchland. Zwiſchen ihnen beſtehen Differenzen und Rei⸗ bungspunkte, die auf einen ſchlechten Ver⸗ trag zurückgehen, aber nichts, was wert wäre, das koſtbarſte Blut zu vergießen, denn es ſind immer die Beſten, die auf den Schlachtfeldern fallen. Deshalb iſt zwiſchen Deutſchland und Polen ein gut-nachbarliches Abkommen möglich. Krieg nicht zu rechtfertigen Man beleidigt mich, ruft der Reichs— kanzler aus, wenn man weiterhin erklärt, daß ich den Krieg will. Sollte ich Wahnwitziges wollen? Den Krieg? Er würde keine Regelung brin- gen, ſondern nur die Weltlage verſchlech kern. Er würde das Ende unſerer Raſſen bedeuten, die Elite ſind, und in der Folge der Zeiten würde man ſehen, wie Aſien auf unſerem Hontinent ſich feſtſetzt und der Bolſchewis⸗ mus triumphiert. Wie wollte ich einen Krieg wünſchen, während doch die Folgen des leßz⸗ ten Krieges noch auf uns laſten und ſich noch 30 oder 40 Jahre lang füblbar machen wer⸗ den. Ich denke nicht für die Gegenwart, ſon⸗ dern ich denke an die Zukunft. Ich habe vor mir eine lange innerpolitiſche Arbeit. Ich habe dem Volke den Begriff ſeiner Ehre wiedergegeben. Ich will bensfreude wieder ſchenken. Wir bekämpfen das Elend. Schon haben wir die Arbeitsloſigkeit zurückgedrängt, aber ich will Beſſeres leiſten! Ich werde noch Jahre brauchen, um dahin zu gelangen. Glauben Sie, daß ich meine Arbeit durch einen neuen Krieg zunichte machen will? Der Verichterſtatter wies in dieſem Zu⸗ ſammenhang auf die äußeren Aufmachungen hin, die man in Deutſchland finde: Die Freude an der Verherrlichung der Kraft. Der Reichskanzler erwiderte darauf, daß Deutſchland fähig ſein müſſe, ſich zu verteidi⸗ gen. Sein Programm laſſe ſich folgender— maßen präziſieren: Kein Deutſcher für einen neuen Krieg, aber für die Verteidigung ſeines Vaker⸗ landes das geſamte Volk. Wenn die Jugend in Deutſchland in Reih' und Glied marſchiert, wenn ſie die gleiche Kleidung trägt ſo deshalb, weil ſie die neue Ordnung und ihre Garantie verkörpere. Was will Frankreich? Das Geſpräch wandte ſich ſodann den Mitteln zu, durch die das deutſch-franzöſi⸗ ſche Problem bereinigt werden könnte. Der Reichskanzler führte nach der Schilde— rung de Brinons aus: Wie kann die Verſtändigung zwiſchen gleich— berechtigten Nachbarländern verwirklicht werden? Mein Vaterland iſt nicht eine zweitrangige Nation, ſondern, eine große Nation, der man eine unerträgliche Behandlung aufgezwungen hat. Wenn Frankreich ſeine Sicherheit darauf aufzu⸗ bauen gedenke, daß es Deutſchland unmög— lich ſei, ſich zu verteidigen, dann iſt nichts zu machen, denn die Zeiten, in denen das mög— lich war, ſind zu Ende. Wenn Frankreich aber ſeine Sicherheit in einem Abkommen finden will, bin ich bereit, alles anzuhören, alles zu begrei- fen, alles zu unternehmen. Man weiß ziemlich genau worin die von Deutſchland geforderte Gleichheit beſteht Moraliſch handelt es ſich um ein abſolut gleiches Recht. Die praktiſche Durchfüh⸗ rung kann etappenweiſe erfolgen und man kann über die Einzelheiten verhandeln Aber man ſagt mir: Gewiß, Gleichheit, je— doch keine Gleichheit ohne Gegenleiſtung. Welche Gegenleiſtung? Man müßte end- lich den Inhalt des franzöſiſchen Workes Sicherheit kennen! Auf den Hinweis de Brinons, in Frank— reich möchte man auch die Gewißheit haben, daß nach endgültiger Regelung der Diffe— renzen nicht neue Schwierigkeiten auftauchen, erwiderte der Kanzler: Ich allein entſcheide über die Politik Deutſchlands, und wenn ich mein Wort gebe, dann bin ich ge— wöhnt, es zu halten. Was iſt alſo noch not— wendig? Ich habe keinen Thron geerbt, ich habe aber eine Lehre aufrechtzuerhalten. Ich bin ein Menſch, der handelt und der ſeine Verantwortung übernimmt. Ich bürge mit meiner Perſon für das Volk, das ich führe und das mir die Kraft gibt. Aber ſprechen wir von der franzöſiſchen Sicherheit! Wenn man mir ſagen wür- de, was ich für ſie kun kann, würde ich es gern lun, wenn es ſich nicht um eine Unehre oder um eine Drohung für mein Land handelt. Ein engliſcher Journaliſt hat mir geſchrieben, daß man zur Beruhigung Europas eine Ver— ſtändigung zwiſchen Deutſchland und Frank— reich herbeiführen und Frankreich die zuſätz— liche Sicherheit eines Verteidigungs- bündniſſes mit England geben müſſe. Wenn es ſich um ein derarkiges Bündnis handelt, will ich es gern unkerſchreiben; denn ich habe keineswegs die Abſichk, meinen Nachbar anzugreifen. Polen ſieht das jetzt ein, aber weil Polen öſtlicher liegt als Frank- reich, kennt es uns beſſer! a Nicht mehr nach Genf! Auf die Frage, ob Deutſchland nach Genf zurückkehren werde, habe der Reichskanzler wie de Brinon berichtet, geantwortet: Als ich Genf verließ, habe ich eine notwendige Handlung vollzogen, und ich glaube, damit zur Klärung der Lage beigetragen zu haben. Wir werden nicht nach Genf zurückkehren. Der Völkerbund iſt ein internationales Par— lament, in dem die Mächtegruppen im Ge— genſatz zueinander ſtehen. Die Mißver⸗ ſtändniſſe ſind dort verſchärft wor⸗ den, anſtatt gelöſt zu werden. Ich bin ſtets bereit, und ich habe das bewieſen, Verhand⸗ lungen mit einer Regierung aufzunehmen, die mit mir ſprechen will. de Brinon zieht aus ſeiner Unkerredung mit dem Reichskanzler den Schluß, daß das Urteil des engliſchen Journaliſten Ward Price zutrifft, der aufgrund einer Unkerre⸗ Au mit dem Reichskanzler von deſſen Aufrichtigkeit überzeugt wurde. ihm auch die Le⸗ Flugzeugabiturz Jeruſalem, 23. November. Wie durch ein Wunder kamen 18 eng⸗ liſche Flieger und Soldaten mit dem Leben davon, als am Montag eines der großen engliſchen Militärflugzeuge auf dem Wege von Ramleh nach der trans⸗ jordaniſchen Haupſtadt Amman in den Hügeln von Judäa abſtürzte Infolge dichten Nebels raſte die Maſchine in einen Baumgipfel und überſchlug ſich derart, daß die 18 Inſaſſen eingeſchloſſen waren. g Einem Flieger gelang es jedoch, ſich mit einem Meſſer zu befreien, worauf er ſeine 17 Mitfahrer mit Hilfe herbeigeeilter Araber aus ihrer unangenehmen Lage befreien konnte. 15 der Inſaſſen wurden leicht ver ⸗ letzt. Die Urſache, daß niemand gekötet wur⸗ de, lag in dem glücklichen Umſtand, daß das Flugzeug nicht Feuer gefangen hatte. Aus Verſehen vergiftet Kaltowitz, 23. Nov. Durch das Verſehen eines Arztes kamen zwei Säuglinge einer Soßnowicer Familie ums Leben. Die Mutter der beiden Kinder hatte ſich für dieſe eine kräftigende Medizin verſchreiben laſſen. In der darauffolgenden Nacht fanden die Eltern die Säuglinge kot auf. Die ſofort angeſtellten Erhebungen ergaben, daß der Tod durch Ver⸗ abreichung einer falſchen Medizin herbeige; führt worden war. Der fragliche Arzt wurde verhaftet. 5 Millionen Franken gewonnen Paris, 23. Nov. Das große Los der fran⸗ zöſiſchen Staatslotterie in höhe von 5 Mil. lionen Franken iſt von einem Kohlenhändler in Avignon gewonnen worden. Nach Mar- ſeille ſind nicht weniger als für drei Millio- nen Gewinne gefallen. In Paris iſt ein Los von einer halben Million Franken von einem Laſtträger gewonnen worden. Die Gefunũhait iſt das größte Glück/ Wer Zathreiner trinkt. der bleibt geſund Verurteilte Hochverräter. Der Werkzeugmacher Karl Ultſch aus Nürn— berg wurde vom Oberſten Landgericht Mün- chen wegen Vorbereitung zum Hoch ver— rat zu zwei Jahren fünf Tagen Gefängnis verurteilt. Wegen des gleichen Verbrechens erhielt der Glaſer Hermann Brehme ein Jahr ſechs Monate Gefängnis und wegen Beihilfe die 25jährige Johanna Schmitt acht Monate Gefängnis. Die Angeklagten, die der Kom— muniſtiſchen Partei angehört hatten, hatten ſich nach dem Verbot dieſer Partei noch im Sinne dieſer Pertei betätigt. Auslands⸗Nundſchau Skandalöſes Urteil. Das tſchecho-flowakiſche Kreisgericht in Pilſen verurteilte den Schneider Georg Kohl wegen Teilnahme am Nürnberger Parteitag zu einem Jahr ſchweren Kerkers.— Wegen angeblichen Verſtoßes gegen das Republikſchutzgeſetz wurden vier deutſche Studenten in Prag verhaftet. Nachwahl in England. Bei den Nachwahlen Stamford wurde der konſervative Kandidat Lord Willoughy mit 14605 Stim⸗ men gewählt. Der Kandidat der Arbeiterpar⸗ tei erhielt 12 808 Stimmen. Bei den letzten Wahlen hatten die Konſervativen in dieſem Wahlkreis nur 11640 Stimmen aufgebracht. Die leltländiſche kommuniſtiſche Parlamenks- fraktion verhaftet. Wie aus Riga gemeldet wird, hat das lettländiſche Parlament nach lebhafter Debat⸗ te mit 57 gegen 23 Stimmen entſprechend einer Forderung der Regierung beſchloſſen, die Immunität aller ſieben Mitglieder der kommuniſtiſchen Fraktion aufzuhe⸗ ben. Die ſieben Kommuniſten, die beſchuldigt ſind, eine die Sicherheit des Staates unter— grabende Tätigkeit entfaltet zu haben, wur⸗ 0 nach Schluß der Sitzung ver⸗ haftet. Ein zweiter Anſchlag auf den ehemaligen ſa⸗ paniſchen Miniſterpräſidenlen. Wie ſich ſetzt herausſtellt, wurde auf den ehemaligen japaniſchen Miniſterpräſidenten Wakatſuki, auf den bekanntlich auf dem Bahnhof in Tokio ein erfolgloſer Anſchlag verübt wurde, ein zweiter Anſchlag in der Nähe ſeines Hauſes verübt, als er das Haus betreten wollte. Der Täter gehört ebenfalls der japaniſchen faſchiſtiſchen Partei an. Der Attentäter Mazui wurde ins Polizeipräſidium gebracht, wo er erklärte, daß er Wakatſuki erſchlagen wollte. in Ruthland⸗ ö 7 N 4A „Der Sieg des Glaubens Ein Jilm vom Reichsparteitag 1934. g Berlin, 23. November. Der Film vom Reichsparteitag 1933 iſt unter der künſtleriſchen Geſtaltung von Leni Riefenſtahl ſoweit geformt, daß die erſte feierliche Aufführung dieſes do⸗ kumentariſchen Werkes am 1. Dezember im Berliner Ufa⸗Palaſt am Zoo ſtattfinden kann. Waren die äußeren Umſtände der eigentlichen Aufnahmen in Nürnberg bereits außerordentlich, ſo überſchreitet auch die planmäßige künſtleriſche Ueberarbeitung des geſamten Filmmaterials die gewohnten For⸗ men der Reportagen und Filmberichte über viele hohe Ereigniſſe der Bewegung. Eine Symphonie aus Bild, Führerwort und muſikaliſchem Ausdruck iſt geformt wor. den. Alles iſt getan, um unſerem Volke, das im Geiſte und zumeiſt durch Vermittlung des Rundfunks am Parteitag keilnehmen konnte, nun auch die unvergeßliche Größe und Vielgeſtaltigkeit des Geſchaulen und Se. henswerten vor Augen zu bringen. 32,5 Millionen Geldſtraſe Der größte deuiſche Schmuggelprozeß. Papenburg. 23. November. Im Prozeß gegen die Hümminger Schmuggelbande, die tonnenweiſe Tabak, Tee und Kaffee über die deutſch⸗hollän⸗ diſche Grenze geſchmuggelt hatte, wurde das Urteil gefällt. a Danach iſt für die 21 Angeklagten auf eine Geſamigeldſtrafe von 32 529 000 Reichsmark und auf eine Geſamtgefängnisſtrafe von 16 Jahren erkannt worden. die höchſte Geld. ſtrafe für einen Angeklagten belrägt 4 685 000 Reichsmark, die höchſte Gefängnisſtrafe ein Jahr ſechs Monake. Der Prozeß wurde vom Staatsanwalt und den Nebenklägern als der größte Schmuggelprozeß in der bisherigen deulſchen Jollgeſchichte bezeichnet. Amerika und Nußland Die Fragen der ruſſiſchen Schulden grund. ſätzlich geregelt. Waſhingkon, 23. November. Hohe Beamte des Schatzamtes äußer— ten ſich nach einer Konferenz zwiſchen dem ruſſiſchen Außenkommiſſar Litwin ow und dem Schatzſekretär Morgenthau über die Frage der ruſſiſchen Schulden in den Vereinigten Staaten ſehr optimi⸗ ſtiſch. Sie ſagten, daß die Schuldenfrage grund ſätzlich geregelt ſei und Einzelheiten ſpäteren diplomatiſchen Verhandlungen überlaſſen werden. Es verlaulet, daß die Verhandlungen. mit Litwinow am heuligen Donnerstag ab- geſchloſſen werden. Litwinow werde noch am Freitag in Neuyork weilen und am Sams- kag aus Amerika abfahren. Aus dem Fernen Oſten Ruſſiſch-mandſchuriſcher Grenzzwiſchenfall. London, 23. November. Ein neuer ruſſiſch-mandſchuriſcher Grenz. zwiſchenfall wird aus der mandſchuriſchen Hauptſtadt Tſchangtſchung gemelbet. Ruſſiſche Truppen werden von den mand⸗ ſchuriſchen Behörden beſchuldigt, 2,5 Kilome⸗ ter tief in manſchuriſches Gebiet eingedrun— gen und auf mandſchuriſche Soldaten ge: ſchoſſen zu haben, Neue Wirren in China Schanghai, 23. November. Bekanntlich hat General Tiaitingka! die Unabhängigkeit der ſüdchineſiſchen Pro⸗ vinz Fukien ausgerufen. Jetzt bereitet der frühere Diktator Chinas, General Tſchi⸗ angkaiſchek einen Angriff auf Gene ⸗ ral Tſaitingkai vor. Mit der Eröffnung der Feindſeligkeiten wird in der nächſten Woche gerechnet. Das Programm der unabhängigen Regierung von Fukien umfaßt eine vollſtän dige Zoll-Autonomie für China, Abſchaffung ungleicher Verträge mit den Weſtmächten, Streikfreiheit. Religionsfreiheit, Verſtaat⸗ lichung des Landbeſitzes und erhöhten Wider⸗ ſtand gegen Japan.. Die Aufſtändiſchen haben zwei Bokaillone chineſiſcher Matroſen in Amoy entwaffnet und die Telegraphen- und Funkſtationen in Jutſchau beſeßzt. Die deutſchen Vanlen Gegen eine kokale Verſtaallichung des Bank⸗ weſens. Berlin, 23. November. In der Sitzung des Unterſuchungs⸗ ausſchuſſes für das Bankweſen ſtellte Reichsbankpräſident Dr. Schacht als Ergebnis der Ausſprache feſt, daß von einer totalen Verſtaatlichung des Bankweſens abger a, ten werden müſſe. Eine geſunde Bankpolitik ſei nur im Rahmen einer geſunden allgemei⸗ nen Wirtſchaftspolitik möglich. Zwiſchen der ſtaatlichen Wirtſchaftspolitik und der geſam⸗ ten Privatwirtſchaft müſſe ein harmoniſches Verhältnis 1 00 Dr Schacht gab ſodann bekannt, daß ſich die Reichsbank bemüht habe. 7 Feſtanzug für die Arbeitsfront Das Preſſeamt der Deutſchen Arbeitsfront teilt folgende Anordnung des Führers der Deutſchen Arbeitsfront mit: Für die Mitglie⸗ der der Deutſchen Arbeitsfront wird ein Feſt⸗ anzug geſchaffen, der von ihnen bei allen Veranſtaltungen der Deutſchen Arbeitsfront getragen wird, ebenſo ein Abzeichen, das immer zu tragen iſt. Der Feſtanzug iſt von dunkelblauer Farbe und beſteht aus einem zweireihigen Rock und langer Hoſe, dazu eine blaue Tellermünze, in der Form der Schirm⸗ mütze der alten Armee, an der ſich anſtelle der Kokarde das geſtickte Abzeichen der Deut⸗ ſchen Arbeitsfront befindet. Das Abzeichen beſteht aus einer runden Plakette, ein Zahn⸗ rad darſtellend, in dem ſich das Hakenkreuz befindet. Zu dem Anzug wird ein weißes Oberhemd und Kragen mit ſchwarzem Bin⸗ der getragen. Schwarze Schuhe vervollſtän⸗ digen den Anzug. Wie es in einer weiteren Anordnung heißt, ſoll dieſes Ehrenkleid den ſchaffenden deutſchen Menſchen ohne Unterſchied des Standes als Mitglied der deutſchen Volksgemeinſchaft kenn⸗ zeichnen und damit ſeine Stellung als voll— wertiges Glied der Geſellſchaft feſtlegen. Verſchiedenes 700 Jahre Kölner Karneval. Bereits vor dem 11. November, dem„Elften im Elften“, der im allgemeinen im Rheinland die erſten großen Karnevalsſitzungen bringt, hatte die Große Kölner Karneval-Geſellſchaft ihre Freunde zur Hauptverſammlung gerufen, um in großen Zügen das Programm für den Karneval 1934 bekanntzugeben. Da der Kölner Karneval im nächſten Jahre auf ſein 700jähriges Beſtehen zurückblicken kann, ſoll dieſes große rheiniſche Volksfeſt 1934 in be⸗ ſonderer Weiſe gefeiert werden.„700 Jahre Kölner Karneval“ ſoll auch Leitſpruch und Thema des Roſenmontagszuges ſein. Mehr denn je ſollen die Karnevalsveranſtaltungen des kommenden Winters im Zeichen der Wohltätigkeit ſtehen. Was die Oper Lully verdankt Der Florentiner Giovanni Battiſta Lully, ber als vierzehnjähriger Junge mit leidlichen muſikaliſchen Vorkenntniſſen nach Paris ge— kommen war und ſich dort in einen Jean— Baptiſte Lully verwandelt hatte, war mit allen Wurzeln ſeines Weſens im Boden ſeines neuen Vaterlandes ſo feſt verwachſen, daß der Ita⸗ liener der Begründer des nationalen franzöſi— ſchen Opernſpiels wurde. Dem Glanz und der Prunkliebe des Zeitalters Ludwigs XIV. hat Lully in der Tat den klaſſiſchen Ausdruck ge— geben. Lully, ein Müllersſohn aus Florenz, war 1646 nach Paris gekommen und hatte als Küchenjunge im Haushalt des Fräuleins von Montpenſier Stellung gefunden. Da er in ſeinen Mußeſtunden das Geigenſpiel lernte, avancierte der Küchenjunge bald zum Muſik⸗ pagen und fand Aufnahme in das königliche Kammerorcheſter der 24 Violons. Dort lenkte er durch ſein Spiel und ſeine Kompoſitionen bald die Aufmerkſamkeit des Sonnenkönigs auf ſich, der ſeinetwegen die neue Elitekapelle der 16 Violons ſchuf, die unter Lullys Leitung bald die berühmten 24 Violons überholte. Die wachſende Gunſt ſeines königlichen Gön⸗ ners wußte der italieniſche Muſiker ſo trefflich zu nutzen. daß er 1653 ſeine Ernennung zum Jutendanten der königlichen Muſik durchſetzte. Als Hofkapellmeiſter ſchrieb dann Lully für die Hoffeſte zahlreiche Ballette, in denen der „önig wiederholt perſönlich mittanzte. Lud⸗ wig XIV. verſchmähte es ſogar nicht, neben ſeinem Lieblingskomponiſten aufzutreten, der auch ein hervorragender Tänzer und Mime war. So wuchs Lully immer mehr in die Gunſt des Königs hinein und brachte es 1669 ſogar fertig, daß ſein Gönner das an Perrin und Cambert erteilte Patent zur Errichtung einer königlichen Akademie der Muſik, des ſpäteren Theatre de l'Opera, widerrief und auf Lully überſchreiben ließ. Damit beginnt die Herrſchaft Lullys über die franzöſiſche Oper, die er in mufikaliſch-ſtiliſtiſcher Hinſicht von der Abhängigkeit der Italiener befreite und zur Nationaloper großen Stils umbildete. Wie ſich das franzöſiſche Drama nach den Geſetzen des Altgriechiſchen zu bilden ſuchte, ſo ſtand auch Lullys Muſik dem antiken Muſik⸗ drama unaleich näher als die zeitgenöſſiſchen Italiener, deren Tonkunſt ſich auch in der Oper von dem antiken Einfluß längſt frei⸗ gemacht hatte und eigene Wege gegangen war. Einen geiſtesverwandten Helſer und Weg⸗ bereiter fand der Muſiker Lully in dem Dich⸗ ler Quinault, von dem der Jeſuitenpater Ar⸗ teaga, der erſte Geſchichtsſchreiber der Oper, mit Recht rühmte:„Es iſt gewiß, daß Quinault dem poetiſchen Ungeheuer, das man Oper nennt, eine Regelmäßigkeit und Form gab, deren ſie niemand für fähig gehalten hätte.“ Lully wußte auch ſehr gut, was er an ſeinem Textdichter hatte, und wenn er ihn auch ſei— nem jähzornigen Charakter entſprechend tyran— niſierte, ſo zahlte er ihm doch für ſeine Zeit ungewöhnlich hohe Honorare. Wenn Lullys Muſik auch hinſichtlich ihres Gehalts und ihrer Erfindungskraft hinter der gleichzeitigen Muſik Italiens und Deutſchlands zurückblieb, war ſie doch in ihrem Streben nach dramatiſch lebendigem Ausdruck für das Leidenſchaftliche und nach ſinngemäßer De— klamation und Rhetorik von bahnbrechender „Verfuchsſtraßen voſtigleit und Widerſtand Nachdem das deutſche Kraftfahrweſen durch geſetzgeberiſche Maßnahmen eine ſtarke Förderung erfahren hat und mit dem erſten Spatenſtich für die Autobahn Frankfurt a. M.— heidelberg der erſte Schritt zur Ver⸗ wirklichung des großangelegten Planes der Reichsautobahnen getan worden iſt, wird der Kraftwagenverkehr in Deutſchland zweifel— los einen beträchtlichen Aufſchwung nehmen. Damit zugleich werden die Anforderungen an das geſamte deutſche Straßennetz um ein bedeutendes wachſen; es gilt, alle Kräfte ein— zuſetzen, um dieſen Anforderungen gerecht zu werden. Wie auf vielen Gebieten, ſo lei⸗ ſtet auch hier die Wiſſenſchaft der Praxis wertvolle und unentbehrliche Hilfe. Bei den heutigen großen Geſchwindigkei— ten und Radlaſten werden an die Befeſti— gungen der Kraftwagenſtraßen beſonders hohe Anſprüche geſtellt, die ſich in erſter Li— nie auf die Haltbarkeit und den Fahrwider— ſtand erſtrecken. Die weſentliche Bedeutung des letzteren bringen die Unfälle infolge Schlüpfrigkeit von Straßendecken der Oef— fentlichkeit leider nur zu häufig zum Be— wußtſein Um den Zuſtand von Straßen be— werten zu können, ſind zwei Arten von Prüf— verfahren entwickelt worden: Bei den ſoge— nannten„Prüfbahnen“ wird die Güte der Straßendecken durch Befahren mit einem ei— gens konſtruktierten, dem Kraftwagen nach— gebildeten Fahrwerk ermittelt. Solche Bah— nen beſtehen in Deutſchland beim Inſtitut für Straßen- und Eiſenbahnweſen an der Techniſchen Hochſchule zu Karlsruhe und an der Materialprüfungsanſtalt der Tech— niſchen Hochſchule Stuttgart in Cannſtadt. Die andere Art der Straßenunterſuchung wird auf „Verſuchsſtraßen“ durchgeführt, die entweder mit Kraftwagen befahren werden, deren Be— reifung, Belaſtung und Fahrgeſchwindigkeit geregelt ſind, oder von den üblichen Ver— ohrsmitteln, zum Teil auch Fuhrwerken be— wützt werden. Hierzu gehört in Deutſchland die Verſuchsſtraße des Deutſchen Straßen- bauverbandes bei Braunſchweig. Dieſe im Jahre 1925 erbaute Verſuchs— ſtraße dient der Unterſuchung des Einfluf— —— egal „Wenn ich wiſſen dürfte. „Das ſicher! Ernſt ſehnt ſie weigert ſich, zu kommen!“ „Wie herzlos!“ entfuhr es Ignis. „Vielleicht verletzte Frauenwürde. Sie liebt Ernſt. Und eine liebende Frau wird ſchwer verzeihen, was man ihr von Ernſt hinterbracht zu haben ſcheint!“ „Treuloſigkeit?“ fragte Ignis kenneriſch. Heinrich nickte finſter. „Geklatſch, natürlich“, ſagte Ignis wegwerfend, ohne zu ahnen, daß ſie es war, die die Grundurſache des Ge— rüchts über Ernſt Cornelius geliefert.„Ja, wenn ſie ihn lieb hat, wird es ihr das Herz zerreißen.“ Mir, dachte ſie, iſt es freilich nicht von großer Bedeutung, wenn die Spatzen Wiens von Joſephs Liebchen zwitſchern. Wenn ich den Herrn Gemahl nicht ſehe, bin ich zufrieden mit ihm „Man müßte ihr noch einmal ſchreiben, daß er im Sterben liegt.“ „Sie weiß das!“ Ignis ſchüttelte den Kopf. „Ich verſtehe ſie doch nicht. Wenn er nach ihr ver⸗ langt, ſo iſt es doch ein Zeichen, daß er ſie lieb hat!“ Heinrich Cornelius ſenkte den Kopf. Mit dem kleinen Stöckchen, das er in der Hand trug, malte er leichte Zeichen in den Sand. „Wenn die Frau Fürſtin es verſuchen wollte...“ Ignis wurde rot. Sie— der trotzenden Braut? Und wenn ſie dann käme einer Braut. Und abſeits... jungen Dame!“ für ſie empfand. Rolle ſpielte. Hände. Stein lächelte bitter. verbannt.“ Mannes. und— ſie, Ignis, müßte erleben... und ſtände wieder im Hintergrunde? wußte ſie, was ſie tun wollte! Verſuchen, dem Kranken die Braut vergeſſen zu machen, zu erſetzen. Einem Sterbenden! Einem ſo ſchwer Leidenden! Eine ſtille, reine, ſeeliſche Liebe— wer könnte ihr die verbieten? „Das“, ſagte ſie mehr verlegen als ſchroff,„iſt doch untunlich. Ich weiß nicht einmal genau den Namen der An Ernſts Krankenbett, an eben dieſem Nachmittag, lernte Ignis Stein kennen. Sie hätte ſeine Tochter ſein können. Aber der Menſchenkenner ſah ſogleich in der kind— lichen Hülle den Charakter und die Gaben der jungen Fürſtin. Er begegnete ihr mit der ganzen Achtung, die er Ihre gemeinſame Liebe, Deutſchland— ihr gemein— ſamer Haß, Napoleon, brachten ſie ſchnell einander näher. Durch Stein wurde Ignis in die Geſetze und Regel— mäßigkeiten der Politik, in die Möglichkeiten und Not⸗ wendigkeiten der Lage eingeführt. Sie begriff raſch. Durch ihn wurde ſie zu jener ſcharfen Gegnerin der Metternich— ſchen Politik, als die ſie ſpäter in Wien eine Zeitlang eine Entfeſſelung der Volkskräfte durch Gewährung von Rechten und Recht! Wie klar, wie eindeutig das klang. Warum nur wollten es die Völker nicht begreifen?— Fürch teten ſich die Regierungen? Ihres böſen Gewiſſens wegen, lehrte ſie Stein. Der Weg zur Wahrheit und zum Fortſchritt der Welt iſt immer verbaut durch die Schuld einzelner oder ganzer Stände, die nicht wagen, nicht ein⸗ mal vor ſich ſelbſt, zu bekennen, einzugeſtehen, umzukehren. Ignis, für Wahrheit und Recht entbrannt, rang die „Und kann man denn nichts— nichts tun?“ „Wer die Gerechtigkeit liebt und das Böſe haßt, wird Ignis beugte ſich, tüßte die Hand des alternden ſes, den die verſchiedenen Kräftwagenberei— ſungen, die verſchiedenen Gewichte der Kraftwagen und deren Geſchwindigkeiten, ſowie die Mitführung von Anhängefahrzeu— gen und auch des Geſpannverkehrs auf die Uünlichen Fahrbahndecken ausüben. Um den Huſtand der Straßendecke laufend verfolgen zu können, ſind in regelmäßigen Abſtänden Beſichtigungen durch einen beſonderen Aus— ſchuß eingeführt worden. Eine wichtige Aufgabe iſt ferner die genaue Ermittlung der Unterhaltungskoſten für jede einzelne Deckenart und die Feſtſtellung des Straßen— zuſtandes aus den Erſchütterungen beim Be— fahren. Zu dieſem Zweck werden auf einer Schleppachſe Beſchleunigungsmeſſer Inge— bracht und die auf die Achſe ausgeübten Stöße aufgezeichnet. Auch das Verhalten der Straßendecken gegenüber Erwärmung und Abkühlung wird durch Temperaturvermeſſungen, die über ei— nen langen Zeitraum in mehreren Schichten der Decken vorgenommen werden, geklärt. Im Jahre 1931, als auf den einzelnen Fahr— bahnen ein Geſamtverkehr von bis zu drei Millionen Tonnen erreicht war, ging man daran, die verſchiedenen Srraßendecken hin— ſichtlich ihrer Wirtſchaltlichleit zu vergleichen. Es zeigte ſich dabei, daß die Kleinpflaſter-, Beton⸗ und Asphaltdecken am beſten ab— ſchnitten. Die Verfahren, mit denen man verſacht. Einblick in die Beziehungen zwiſchen Rad und Fahrbahn, zwiſchen Gebrauchseigenſchaſ— ten und Stoffprüfung zu gewinnen, ſind mannigfaltig. Jede Straßenbelagart ver— langt eigentlich ihr beſonderes Prüfverfah— ren; die Ableitung allgemeingültiger Er— kenntniſſe und die Aufſtellung von Normen kann daher nur mit großer Vorſicht erfol— gen. Stets wird im Straßenbau eine Men— ge techniſcher Kleinarbeit zu leiſten ſein, die nur auf der Grundlage genauer Kenntnis die Eigenarten des Verkehrs, der jeweiligen bodenkundlichen und klimatiſchen Verhält— niſſe, der Straßenbauverfahren, der Bau— ſtoffprüfung und nicht zuletzt der wirtſchaft— lichen Erforderniſſe möglich iſt. Nein! Mit einem Male „Wien? reichs. der Zar...“ lächelte er. die anderen. Ernſt Cornelius lauſchte den beiden. Augen waren dunkel und ſeltſam leuchtend. „Irdiſche Dinge. mehr ſo wichtig. Alles geht unter in dem Tod. Und das Nichtſein iſt ſüß...“ Dennoch hatte auch er noch nicht den Frieden, den er erhoffte und pries. Ignis umgab ihn mit der zärtlichen Sorgfalt einer Schweſter. Er dankte ihr mit freundlicher Höflichkeit. Aber vergeblich hoffte ſie auf einen jener zärtlichen Blicke, die ihr aus den geliebten Augen eine ſo unendliche Seligkeit bedeutet hätten, die letzte und höchſte Erfüllung ihres Lebens vielleicht. 8 Ignis' Arzt hatte ihr keine Zweifel gelaſſen. Mit den erſten Herbſtſtürmen werde dies Daſein erlöſchen, das nur noch eine ſeltſame, verborgene Lebenskraft erhielt. Heinrich Cornelius war abgereiſt. Pflichten riefen ihn. Er wollte, auf Ignis' Bitten, alles tun, um Bertels Verlobten aus dem Gefängnis freizumachen, bis an die höchſten Inſtanzen gehen— ihn und wenn möglich auch Wirkung. Auch darin bekundete ſich die Selb⸗ ſtändigkeit des Wahrheitsſuchers, daß er auf enge Verſchmelzung von Wort und Ton be⸗ dacht war und deshalb auch der geſanglichent Koloratur der Italiener, unter deren Ueppig⸗ keit der melodiſche Ausdruck erſtickte, in ſek⸗ nen Werken keinen Platz gönnte. Lullys beſonderes Verdienſt iſt aber die rein muſikaliſche Geſtaltung des inſtrumentalerr Teils ſeiner Opernpartituren, wie der Ballett⸗ einlagen, die ſeither in der franzöſiſchen Gro⸗ ßen Oper einen weſentlichen Beſtandteil des Ganzen bilden, und der Chorgeſän ge, die bei Lully die Monotonie der pathetiſchen Deklamation der Solopartien bannten. Rich⸗ tunggebend iſt Lully endlich auch durch die Geſtaltung der großangelegten Ouvertüre geworden, der er als erſter die feſtumriſſene Form und Einteilung gab, die die deut⸗ ſchen Meiſter Telemann, Händel, Bach und andere übernahmen. Dieſe Inſtrumentalteile ſeiner Oper wurden von ihm zum erſtenmal zu ſelbſtändigen Orcheſterſuiten zuſammenge⸗ faßt, die fortan ein wichtiges Element der Konzertmuſil bilden. Mögen ſich die Zeitgenoſſen auch einer kle⸗ dertreibung ſchuldig gemacht haben, wenn ſie Lully den„Göttlichen“ nannten, ſo bleibt doch auch vor der Nachwelt ſein weitreichen⸗ des Verdienſt ungeſchmälert, zwiſchen Pgeſie, Muſik und Bühnendarſtellung das richtige Gleichgewicht hergeſtellt zu haben. Durch diefe Elemente muſikaliſch charakteriſtiſcher Drama⸗ tik, die die Oper dem wirklichen Muſikdrama näherbrachten, erſcheint Lully als Vorläufer der Opernreform Glucks. Auf dem Wege zur muſikdrama iſchen Ausdruckkunſt hat er des⸗ halb weit über Frankreich hinaus einen tief⸗ gehenden Einfluß ausgeübt, der ſich bis ins erſte Vierlef des 18. Jahrhunderts hinein he⸗— ſonders in Süddeutſchland und England be— hauptete. * Frankfurt a. M., 22. Nov. Der Senn der Frankfurter Univerſität hat Prof.„tete einſtimmig zur Ernennung zum Rektor des Johann Wolfgang Goethe-Univerſität vorge⸗ ſchlagen, und von ſeinem Recht, drei Perſonen vorzuſchlagen, nicht Gebrauch gemacht. Der preußiſche Miniſter für Wiſſenſchaft, Kunſt und Volksbildung hat demzufolge die Ernennung Prof. Kriecks zum Rektor ausgeſprochen. P Krieck war bereits im Frühjahr einſtimmig Senat gewählt worden und war damit erſte nationalſozialiſtiſche Hochſchulrettor. Mit dem neuen einſtimmigen Vorſchlag bekunde: der Senat, daß er geſchloſſen hinter Prof. Krieck ſteht und die Leitung der Frankfurter Aniverſität bei ihm in den beſten Händen weiß. In Kürze wird nun Prof. Krieck die einzelſten Dekane ernennen, die gleichfalls nicht mehr ge— wählt werden. Frankfurt a. M., 22. Nov.(Gas vec⸗ giftung durch Rohrbruch.) In Seck— bach wurde ein 70 Jahre alter Mann Jon Angehörigen bewußtlos aufgefunden. In der Annahme, daß der alte Mann krank ſei, holten die Angehörigen eine Pflegerin, die an ſpäter zuſammen mit dem Sohn des elt Mannes ebenfalls bewußtlos auffand. Ein Arzt ſtellte Gasvergiftung feſt. Während die Pflegeſchweſter und der Sohn nach Verbrin⸗ gung ins Krankenhaus ſich wieder erholen konnten, war der alte Mann bereits der Gasvergiftung zum Opfer gefallen. Es wurde feſtgeſtellt, daß ein Gasrohr vor dem Haufe gebrochen war und ſo das Gas in das Had eingedrungen iſt. „Wo, irgendwo in der Welt muß doch Platz ſein für einen Mann wie Sie... Wenn ich wieder in Wien bin...“ Napoleon wird der Schwiegerſohn Oeſter— Oeſterreich iſt ausgeſchaltet, verloren. Vielleich: Seine großen Zuweilen Mir erſcheint das alles gar nicht Er hatte ſich bezwungen und von dem Bruder lächelnd Abſchied genommen, hatte geſagt:„Auf Wiederſehen!“ „Glaubſt du daran?“ hatte Ernſt Cornelius gefragt. Jedes Poſthorn, herübertönte, trieb ihm das Blut in das bleiche Geſicht, weitete ſeine Augen zu großem Erwarten. Unruhig blickt er zuweilen nach der Tür, wenn leichte Schritte erklangen Müde und reſigniert, ein bißchen enttäuſcht ſelbſt, wandte er den Kopf, wenn andere als die Gehoffte eintraten. An einem erſten nebeligen Oktobertag packte ihn jäh eine quälende Atemnot. Sein Geſicht färbte ſich bläulich, hilf⸗ los griffen ſeine Hände ins Leere. das von der nahen Landſtraße (Fortſetzung folgt.) f Koma von Fritz Jermann Gläſer 2 Zwei Söhne und ein Hof 12. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Er trank und trank und ſchob das Glas nach jedem Trunk der Wirtin zu. Alle Gäſte drängten ſich um dieſen Tiſch. Der eine warnte, der andere ermunterte die Spieler. Nur der Würſtenbinder ließ ſich nicht aus ſeiner Ruhe bringen, spielte mit Ueberlegung und trank nichts mehr. „Ich hab' kein Glück und hab' auch keine Luſt!“ Wütend warf der Forſtner⸗Franz die Karten auf den Tiſch. f Ein dröhnendes Gelächter war die Antwort. „Angſt haſt du! Du haſt keine Courage, Sandhofbauer! Willſt du dich von einem Bürſtenbinder unterkriegen laſſen?!“ „Angſt?! Ich hätte Angſt?! vorm Teufel keine Angſt!“ „Und dann wirfſt du die Karten hin?! Mitten im Spiel?! Das iſt feige! Das iſt lumpig!“ „Feige?! Lumpig?! Ein Sandhofbauer iſt kein Lump! Daß du das weißt, du großfreſſiger Bürſtenbinder! Ich will dir ſchon dein liederliches Mundwerk ſtopfen.— Da, mein ganzes Geld! Um den vollen Einſatz geht's! Du oder ich! Die Karten ſollen es entſcheiden!“ Er griff mit zlitrigen Händen nach dem Blatt. Es flimmerte ihm ſchon vor den Augen. „Brüderlein, ich nehme dich beim Wort! Du ſollſt nicht jagen, daß ein Bürſtenbinder feige iſt!“ Liſtig und ver⸗ ſchlagen blickte der Bürſtenbinder ſeinen Gegner an. Das Spiel war ſchnell beendet, die Karten hatten raſch entſchieden. Der Sandhofbauer hatte ſein ganzes Geld verloren. „Du biſt ein Lump! Ein Gauner!“ ſchrie der Forſtner wütend. „Das magſt du ſchon ſagen, Brüderlein! Ich nehm' dir das nicht krumm. Wir kennen uns.— Du ſiehſt, beim Spiel verdient man noch mehr als beim Handel. Jetzt gabe ich dir den Kaufpreis für das Pferd und deinen Verdienſt noch dazu abgewonnen. Du haſt ganz recht: die Bauerei und das Bürſtenbinden bringen heutzutage nichts mehr ein. Man muß ſich ſchon an andere Möglichkeiten halten.“ Er lachte und trank und machte ein pfiffiges Geſicht. „Womit willſt du die Zeche jetzt bezahlen?“ Mahnend and die Wirtin vor dem Sandhofbauer. „Mein Name iſt dir gut dafür!“ „Aber bares Geld wäre mir jetzt lieber! Es iſt doch wirklich unerhört! Den ganzen Tag wird hier herum— geſoffen, und wenn es aus Bezahlen geht, da iſt das ganze Geld verſpielt! Laß dir vom Bürſtenbinder eine Summe geben! Ich hab' nicht Luſt, bis morgen auf das Geld zu warten.“ „Bürſtenbinder! Leg die Zeche von dem gewonnenen Ein Sandhofbauer hat Geld aus! Es bleibt dir trotzdem noch genug.“ „Das, Brüderlein, das kannſt du von mir nicht ver⸗ langen! Das ſchmälert deinen Geſchäftskredit! Du kannſt dir doch kein Geld von einem Bürſtenbinder borgen! Bewahre, Brüderlein! Gott bewahre!“ Er hatte ſchon ſeine Mütze in der Hand. Zwinkerte allen liſtig zu— und war im nächſten Augenblick ver— ſchwunden. „Ein Gauner iſt der Bürſtenbinder! Ein Galgenſtrick!“ Wütend ſchlug der Forſtner mit den Fäuſten auf den Tiſch. „Ihr Mannsleute ſeid alle ſo! Was ſpielſt du erſt mit ihm! Jetzt mach', daß du nach Hauſe kommſt! Für Gäſte, die nicht mal bezahlen können, will ich nicht obendrein noch Licht verbrennen!“ Die Wirtin war enttäuſcht über den Ausgang des heutigen Geſchäfts. Wütend ging der Sandhofbauer hinaus. Voll Zorn ſchlug er draußen auf die Pferde ein. Die armen Krea⸗ turen, die in Wind und Kälte eine halbe Nacht vor dem Wirtshauſe ſtanden und nichts anderes anzufangen wußten, als mit den Hufen zu ſcharren und alle Unbill zumm zu ertragen, bekamen jetzt den maßloſen Zorn des Mannes zu ſpüren, der durch ſeine eigene Schuld ſein valbes Vermögen verloren hatte. Er ſchlug noch immer auf die Tiere ein, als ſie ſchon zitternd vor dem Tore des Sandbauernhofes ſtanden.— Am anderen Morgen brachten die Zeitungen die ſenſa— zonelle Nachricht, daß eine andere Währung eingeführt würde. Eine ſtabile Gold- oder Feſtmark, die immer ihren vollen Wert behalte. Das papierene Inflationsgeld müſſe in neues Goldgeld umgewechſelt und aufgerechnet werden. . 15*. Auf dem Schindelwigh-Hofe war die Feldarbeit für dieſes Jahr getan. Kartoffeln und Rüben waren ge— erntet, die Stoppeläcker ſchon umgepflügt, und die Winter⸗ ſaat war lange ausgeſtreut. Trübe und feuchte Spät⸗ herbſttage ſchlichen unfreundlich und träge dahin— jene Tage im November, die keine Sonne und nur wenig Freude bringen. Und dennoch liebte Frau Hedwig dieſe Zeit, die wie ein ſtilles und verdientes Ausruhen iſt. Beſonders liebte ſie jene Stunde, in der es noch zu hell zum Licht anſtecken, und ſchon zu dunkel iſt, um im Hauſe oder im Hofe noch dieſes oder jenes ſchaffen zu können. Sie gönnte ſich vieſe kurze Spanne Zeit, denn ſie wußte, daß ſie den Frühling und den langen Sommer hindurch nicht eine freie Stunde finden würde. Nun kounte ſie ſtill am Fenſter ſitzen, konnte die Hände einmal ruhen laſſen und ihre Blicke und ihre Gedanken weit über den Hof und über die Felder hinweg, in die weite Welt hinaus wandern laſſen. Konnte ſich endlich einmal Antwort geben auf die vielen auftauchenden Fragen, die in ihr waren. Sie könnte es leichter haben, die Schindelwigh⸗ Bäuerin. Bei Gott, das könnte ſie! Denn auf dem Schindelwigh⸗Hoſe gab es keine Not. Die Kinder ge⸗ viehen, beſonders der Junge, der nun auch ſchon zu Flappern und zu fragen anfing. i. So könnte man glauben, daß es müßige Fragen waren, die die Bäuerin beſchäftigten. Ob ſie ihr Leben der Arbeit und der Pflicht ſo weiterleben wollte? Oder ob ſie ſich wiederverheiraten wollte, um die Sorge und die Bürde um den Hof lieber auf die Schultern eines Mannes zu laden? Um teilhaft zu werden eines Lebens der Geſellig⸗ keit und um die Sehnſucht zu ſtillen— die Sehnſucht nach Glück und Freude, die in ihr war? Gefehlt! Weit gefehlt! Die Fragen waren es nicht, die ſie beſchäftigten. Denn dieſe Fragen waren von ihr ſchon lange beantwortet und längſt vergeſſen. Heiraten? Den bankrotten Hanke⸗Stellner vielleicht, der freilich ſchon lange nach ihr und ihrem Hofe ſtrebte? Oder den liederlichen Burkart Otto, der durch ſein Trinken und ſeine Liederlichkeit bereits drei ſchöne Höfe vertan und zwei tüchtige Frauen unter die Erde gebracht hatte? Oder den grauhaarigen und klapprigen Elsner etwa, der ſein morſches Alter an ihrer Stattlichkeit noch einmal wärmen und verjüngen möchte? Sie dachte im Traum nicht daran! Den Hof verkaufen, Pflicht und Arbeit von ihren Schultern werfen, wie es ihr der und jener raten möchte, und irgendwo in der ſchönen Welt da draußen ein be⸗ quemes und luſtiges Leben beginnen? Gewiß, das könnte ſie! Aber ſie mußte ſchon lachen, wenn ſie nur an dieſen Vorſchlag dachte. Der Hof ſollte ihren Kindern erhalten bleiben, den beiden Mädchen, und niemand ſollte ſagen können, daß ſie ihnen ihr väterliches Erbe ſchlecht verwaltet oder gar geſchmälert habe. Dem Jungen aber, der niemals ein richtiger Schindel⸗ wigh werden ſollte, wollte ſie durch ihrer Hände Arbeit einen anderen Hof verdienen. Jawohl, durch ihrer Hände Arbeit! Denn ſie mühte ſich wie ein Knecht auf dieſem Hofe, ſie ſparte und rechnete, wie ſie es früher nicht getan hatte. Ein Bauer ſollte der Junge werden! Ein freier Bauer auf freiem Hofe! Sie hatte den Grundſtein zu des Jungen Hof ſchon gelegt. Als der Sandhofbauer ſeinen Acker verkaufen wollte, hatte ſie ſchnell zugegriffen. Zwanzig Morgen Land vom alten Sandbauerngut! Ein dürftiger und trockener Boden, mit dem nicht allzuviel anzufangen war, ſo meinten die Nachbarn und die anderen Bauern. Der beſte Teil des alten Forſtner-Hofes, auf dem die Forſtners geſeſſen und herangewachſen waren, um den ein Forſtner zugrunde gegangen und den ein anderer Forſtner nicht zu erhalten gewußt hatte, ſo dachte Frau Hedwig und zahlte gern den hohen Preis dafür. Denn— wiederum ein Forſtner war es, der ihn ſpäter betreuen und verwalten ſollte. Genau wie die Menſchen, ſo haben auch die Höfe ihre Geſchichte. Und das ſind niemals gute Menſchen, die einen Hof, der ſie genährt und erzogen hat, um eines armſeligen Vorteils willen losſchlagen und verſchachern. Treue und Aufrichtigkeit im Menſchen ſind die Eigenſchaften, die den Wert eines Menſchen beſtimmen. Treue gegen ſich ſelbſt, Treue gegen andere und Treue der Heimat! Die engſte Heimat aber iſt ein Hof. auf dem ſchon die Väter geſeſſen, um den ſchon die Väter gedarbt und geſorgt haben. Aber das war es nicht, was Frau Hedwig bewegte und ruhelos machte. Da las ſie von der Strandung eines Fiſchdampfers an der norwegiſchen Küſte. Ausführlich und in großer Aufmachung berichteten die Zeitungen von jener furcht⸗ baren Kataſtrophe und von der heroiſchen Rettungstat des Seemanns Karl Forſtner, ſchilderten die ſchrecklichen Tage auf dem Eiland und die endliche Rettung der Ueber- lebenden durch einen däniſchen Fiſchkutter. Frau Hedwig wußte zwar nicht, wohin Karl Forſtner ſich damals gewandt hatte. Weder ſie noch ſeine Familie hatten ſeit ſeiner Flucht aus der Heimat ein Lebenszeichen von ihm erhalten. Aber ſie ahnte, daß der tapfere See⸗ mann und ihr geliebter Hans Glück ein und derſelbe waren. Es war ſchon anzunehmen, daß Karl Forſtner auf der Unendlichkeit des Ozeans eine Zuflucht geſucht hatte. Die grenzenloſe Selbſtverleugnung jenes See⸗ manns bei ſeinem kühnen Rettungswerk, das Pochen ihres eigenen Herzens beim Leſen der Nachricht ſagten es ihr immer wieder: Er iſt's! Er iſt's! Das machte ſie froh und traurig zugleich. Aber— dann ſchwiegen die Zeitungen, der Name Karl Forſtner war wieder vergeſſen, und Frau Hedwig hatte nichts als die Unruhe und die Ungewißheit um ſein ferneres Schick⸗ ſal zurückbehalten. Noch jetzt machte ſich Frau Hedwig die bitterſten Vorwürfe darüber, daß ſie es eigentlich war, die dieſen jungen Menſchen aus der Bahn ſeines Lebens geriſſen hatte. Gutmachen möchte ſie an ihm, was ſie einmal un⸗ bewußt und in der Aufwallung ihrer Gefühle gefehlt hatte. Ihn heilen und pflegen! Denn wenn einer jahrelang Heimat und Familie mied, dann war er in ſeinem Innern wund und zerriſſen, und Sehnſucht und Bitternis niſteten wie eine ſchwere Krankheit in ihm. Sie wußte, daß er die Heimat ſuchte und die Heimat brauchte! Sie wußte, daß er niemals ein Seemann werden und auch auf der Unendlichkeit der Meere keine neue Heimat finden konnte! Und keine Ruhe und keine Zufriedenheit! Sie wußte, daß er ſich trotzig und ver⸗ bittert oder elend und krank in der Fremde verbarg. Und daß er Heimweh, raſendes, bitter wehes Heimweh wie eine verzehrende Flamme in ſich trug. Wenn er doch müde und verbittert nach Hauſe käme! Elend und krank! Wenn er doch käme! Sie wollte ihn bald geſund pflegen und ihn wieder froh und zufrieden machen! Wollte ſeine Sehnſucht ſtillen und ihm alle Bitternis aus der Seele ſcheuchen! Und würde ihn nicht wieder aus der Heimat laſſen! Was auch die Leute reden mochten, ſie würde ihn nicht von ſich Bereute es, daß ſie nicht damals mit ihm gegangen war, als er ſie bat und flehte und um ſie warb. In ihr hätte er eine Heimat gefunden. Hätte für ſie gelebt und geſtrebt und wäre in dieſem Leben und Streben gut und zufrieden und ſtark und tüchtig geworden. ö Und wiederum war eine Stimme in ihr, die immer wieder wiſſen wollte: Er kommt nach Hauſe! Einmal kommt er doch nach Hauſe! Wer ſo gut und treu und zu⸗ verläſſig iſt, muß einmal nach Hauſe kommen! Dann war ſie wieder froh und zufrieden. War fröh⸗ lich und ausgelaſſen, wie eine Braut, die ſehnſüchtig auf ihren Liebſten wartet. Oder auch ſo bekümmert wie eine Mutter, die ihren verlorenen Sohn erſehnt. 1 5 * Beim Reinert-Bauer ſollte gepfändet werden. Er war bis jetzt der einzige Bauer im Dorfe, bei dem der Gerichts⸗ vollzieher noch nichts zu tun gehabt hatte. Dem Elsner im Oberdorſe hatte man den letzten Ochſen aus dem Stalle geholt. Und dem Forſtner vom Sandbauernhofe waren Pferd und Wagen fortgenommen worden. Er ſaß jetzt wie ein Graf in ſeinem neuen Hauſe und würde bald nichts zu beißen und zu knacken haben. Ganz ſchlimm war es dem Hillmer⸗Bauer ergangen. Dem hatte man die reifende Ernte ſchon auf dem Halme gepfändet. Mitten ins Getreidefeld hatte ihm der Gerichts- vollzieher den Kuckuck geſetzt. Und nun wuchs das Korn dem Fiskus ſozuſagen in den Hals hinein. Steuerſchulden! Nichts als Steuerſchulden! Wenn das ſo weiterging, dann würde im nächſten Jahre überhaupt kein Feld bebaut. Denn wenn die Bauern ſchon zugrunde gehen ſollten, dann ſollte gleich alles zum Teufel gehen! „Wir ſind ja Ochſen, daß wir's uns gefallen laſſen!“ ſo ſchimpften und ſo wetterten ſie.„Keinen Pfennig dürfen wir bezahlen! Wir müſſen es machen wie die Bauern im Nimptſcher Kreiſe, die ſich zu einer Notgemeinſchaft zu⸗ ſammengeſchloſſen haben.“ „Wahrſcheinlich auch nur ein Verein, der doch nichts ſchafft und nichts erreicht!“ wetterte ein anderer da— zwiſchen.„Nein! Wie die Bauern in Holſtein müſſen wir's machen, die ſich ſchon wieder um ihre alte Bauern⸗ fahne ſcharen. Um die ſchwarze Fahne am drohenden Senſenſtiel, die Florian Geyer ſchon einmal geſchwungen hat. Sie jagen jeden Gerichtsvollzieher und Gendarm davon und zahlen weder Steuern noch Zinſen.“ „Wir ſollten es hier genau ſo machen, dann hätten wir bald andere Zeiten!“ „Die Zeiten ſind für jeden ſchwer, ganz gleich, welchem Beruf und welcher Schicht er angehört!“ wagte ein Be⸗ ſonnener einzuwenden.„Wenn niemand ſeine Steuern bezahlen und jeder gleich zu ſkandalieren anfängt, wenn er zum Steuerzahlen gezwungen werden ſoll, dann würde es bald traurig um unſer Volk und um unſer Land aus⸗ ſehen. Denn damit richten wir jedes Stagatsweſen und ſchließlich auch uns zugrunde.“ „Nun rede du den Halsabſchneidern noch das Wort! Können wir ohne Vieh und ohne Saatgetreide unſeren Hof erhalten?“ „Natürlich iſt es grundverkehrt, daß uns die Regierung ſo wenig Verſtändnis entgegenbringt und rückſichtslos dazu übergeht, dem Bauer das letzte Stück Vieh vom Hofe zu nehmen. Dem müſſen wir mit allen zuläſſigen Mitteln entgegentreten! Aber— gibt es nicht auch viel böſen Willen unter der Bauernſchaft?! Gibt es nicht Bauern, die es um ein paar Taler willen darauf ankommen laſſen, nur weil ſie mit dem Geſicht der jeweiligen Regierung nicht einverſtanden ſind? Die Regierung iſt der Willens⸗ ausdruck des geſamten Volkes. Und wir haben des— halb auch kein Recht, Quertreibereien zu machen, wenn wir mit dieſem Volke eins ſein wollen.“ „Papperlapapp! Du redeſt wie der Herr Finanzrat in höchſt eigener Perſon!“ ſchrie ein Wütender dazwiſchen. „Muß man für das uns abgeſchundene Geld wahre Staatspaläſte bauen?! Finanzämter, die faſt wie Kirchen protzen?! Wir haben nichts mehr zu pfänden und zu verkaufen! Die Steuern mag bezahlen, wer ſie erdacht und ausgeklügelt hat! Die Laſten ſind zu groß! Die Umſtellung der Währung iſt zu einem für uns ſehr ungünſtigen Zeit⸗ punkt erfolgt. Die meiſten Bauern hatten ihre Ernte ſchon verkauft, als die neue Goldmark endlich kam. Und nun müſſen ſie ſich bis zur neuen Ernte ſchlecht und recht durchs Leben ſchlagen. Und es iſt nicht unſere Schuld, wenn wir jetzt ausgepowert und nicht zahlungsfähig ſind.“ „Deshalb: Wir bezahlen überhaupt nicht mehr! Keinen Pfennig bezahlen wir dem Steuerſäckel! Wie die Bauern im Nimptſcher und im Münſterberger Kreiſe wollen wir's machen! Nicht bezahlen und ruhig pfänden laſſen!“ „Und was hat der Gepfändete davon?“ „Kannſt du das denn noch nicht begreifen? Der hat in Wirklichteit ſehr viel davon. Ich meine nämlich: Ruhig pfänden laſſen— aber ja nicht bieten! Und wenn bei einer Pfändung nicht geboten wird, dann kann der Gerichts vollzieher auch nichts machen. Muß unverrichteter Sache wieder von dannen ziehen und muß dem Bauer das Vieh im Stalle laſſen.“ „Und wenn dann einer doch die Pfändungsſtücke billig kauft?! Denn wo einem das Fell über die Ohren gezogen wird, da ſind noch immer welche, die zu ihrem Teil daran ziehen helfen. Des einen Uhl iſt des andern Nachtigall, das iſt nun einmal ſo!“ „Das muß natürlich unter allen Umſtänden unter⸗ bunden werden! Und es iſt keinem anzuraten, auf ſolch einer Bauernpfändung auch nur ein einziges Stück zu kaufen. In Schlaupitz hat man ſolch einen Bannbrecher ſchon grün und blau geſchlagen. Und auch bei uns ſoll er die Bauernfäuſte zu ſpüren bekommen!“ „Recht ſo! Das machen wir! Wir laſſen es uns in Zukunft nicht gefallen, daß man uns das Saatgetreide vom Boden und das letzte Stück Vieh aus unſeren Ställen pfändet! Wir haben nichts zu pfänden und zu verkaufen! laſſen! Wit haben nichts!“(Fortſetzung folgt.) det Kriſenzeit erlitten habe, ſei Banken kaum mehr verloren, als an dem öf⸗ rend ſich die öffentlichen Inſtitute von dieſen ..—— leſcaffungsprogramm: letzungsarbeiten an ſtädtiſchen Gebäuden in Wiesbaden mit 10800 Tagewerken; Wieder⸗ bei Driedorf mit 80 000 Tagewerken. choſſen, den Haupkausſchuß der Abrüſtungs⸗ par, bis Ende Januar 1934 zu vertagen. In er Zwiſchenzeit ſollen diplomdliſche ichen Gegenſätze ſtattfinden. der Sitzung des Präſidiums der Abrü— igskonferenz, die Ften ſtattfand, wurde der Uulagen Gegenſätze in den verſchiedenen be Kab ſcgsvollen politiſchen Fragen zu liefge. 1b seien, als daß irgendwelche Hoffnungen ache im Haupkausſchuß beſtänden. Jeſe Kompromißformel Henderſons wur— ae ohne jede weitere Erklärung ange— emmen. 1 d uf franzöſiſcher Seite wird erklärt, ende Kabinettskriſe mit einem ſoforti⸗ Beginn der diplomatiſchen Beſprechun⸗ nicht zu rechnen ſei. eman auf das Energiſchſte von neuem Einberufung einer diplomatiſchen Konfe— erörterte diplomatiſche Konferenz München, 23. Nov. bhann(Tirol) wurde ein Nationalſozialiſt Spital gebracht werden mußte, wo er mit me Berbküſte in den verſchiedenen Spar len des Bankweſens zu ermitteln. Es ſei viel eigner geweſen, die erforderlichen ſtatiſtiſchen Angaben von den Privatbanken zu erhalten, ale gon den öffentlichen Inſtituten. Der Verluſt, den das Privalbankweſen in i von der Reichsbank auf etwa 12 Prozent der Bilanz- ſumme errechnet worden. Bei den öffenk⸗ ichen Anſtalten betrage er etwa 7,5 Prozent. Die öffentliche Hand habe an den privaten lichen Banweſen. Es müſſe auch noch be⸗ rückſichtigt werden, daß die Privatbanken 1 größere Riſiken getragen hätten, wäh— Rinten bedeutend ſtärker hätten fernhalten föimen. rr Du mußt opfern! Arbeite mit am WSW. Hitler ſchafft Arbeit! Jbeitere bewilligte Maßnahmen im Arbeits— Inſtandſetzungsarbeiten an verſchiedenen Ge⸗ bälden in Bensheim mit 3200 Tagewerken; awtiterung des Gas-, Waſſer- und Strom— in Sprendlingen mit 300 Tagewerken; idſetzungsarbeiten an ſtädtiſchen Gebäu— in Bad Nauheim mit 3000 Tagewerken; uutandſetzungen von Wohngebäuden, bürger— Hoſpizien Mainz mit 2400 Tagewerken; rtung der Bauhofkaſerne in Mainz mit 950 Tagewerken; Umbau des Kreiskranken— halles in Langen mit 7000 Tagewerken; Um- ban und Erweiterung der Leichenhallen in Wiesbaden mit 700 Tagewerken; Inſtand⸗ ausbau des ſtädtiſchen Feſthauſes in Worms mt 10 000 Tagewerken; Bau einer Talſperre Letzte Nachrichten Vertagt haupkausſchuß der Abrüſtungskonferenz erſt Ende Januar. 15 Genf, 23. November. das Präſidium hat am Mittwoch be— konferenz, der zum 4. Dezember einberufen g Ver- ungen zur Ueberwindung der grundſätz⸗ „In welcher Richtung und auf undlage dieſe Verhandlungen verlaufen und von welcher Seite die Initiative ergriffen werde, wird in der Entſchlie⸗ ing des Präſidiums der Abrüſtungskonfe— enz mit keinem Wort erwähnt. 5 Hinter verſchloſſenen Türen welcher hinter verſchloſſenen Vertagungsbe— in der Form eines Berichtes des Prä— en„Henderſon vorgelegt. Henderſon in ſeinem Bericht auf die letzten diplo— chen Beſprechungen mit den Vertretern kreichs, Italiens, Englands und der gten Staaten, ſowie dem Generalbe— rſtatter der Konferenz hin, in denen die zenwärtigen Schwierigkeiten und Gefah— en eingehend erörtert worden ſeien. Es ſei anerkannt worden, daß die gegen- einen erfolgreichen Ausgang einer Aus- zur allgemeinen Ueberraſchung vom Prä— i Nach kaum 10 Minuten war die ung bereits zu Ende. Weder Paul-Bon⸗ . noch die Vertreter Englands oder Ita— gaben irgendwelche Erklärungen ab. N in f daß hinblick auf eine möglicherweiſe bevor— Beſonders demen— . Auch auf engliſcher Seite wird die ſo 6 e. vor⸗ 108 als höchſt unſicher und fraglich er— U etrteſchiſcher Nationalſozialiſt meuchlings niedergeſtochen. ere Die Landesleitung ſerreich der NSDAP. teilt mit: In St. lich dem Heimwehrmann durch einen Meſ⸗ ich meuchlings ſo ſchwer verletzt, daß er rode ringt. Die amtlichen öſterreichi⸗ Nachrichtenſtellen haben bisher über den des Arbeitsbeſchaffungsprogramms. ſich hier um das Kanalprojekt und die Unter⸗ bringung des Abwaſſers der Gemeinde. Angelegenheit iſt noch nicht ſpruchreif, weshalb dieſelbe zurückgeſtellt wird. der Auflage. wie Verwaltungsksſten uſw. ſind 12617 Mk. erforderlich. Weiter iſt ein Defizit aus der Allmendauflage im Betrage von 4500 Mk. zu decken, ſodaß alſo durch die Holzauflage ſamt 17117 Mark aufzubringen ſind. Aus die- ſem Grunde wird die Auflage wie folgt erhöht: Großes Losholz Kleines Losholz 1300 Ergänzungsholz 50 Windfallholz 40 Eichenknüppel Stöcke Lokales Viernheim, 23. Nov. Veranſtaltungen danach richten. noſſen beſtehenden Notlage. Abteilung Propaganda. ſtadt an dieſem Tage verboten. des Tages angepaßt ſind. ſportkommiſſars nicht ſtatt. erlaubt. »Wertungsſingen. kampf zwiſchen den Vereinen T. V. Auerbach TV. Birkenau und TV. Viernheim ſtatt. a eee ſetzen ſich zuſammen aus Reck: Barren, Pferd Kür⸗ und Kürfreiübungen. Jeder Verein wird mit ſeinen beſten Kräften antreten, um als Sieger aus dem Kampf her— vorzugehen. ſehr gute Geräteturner verfügen, was die letzten Kämpfe der beiden Vereine gezeigt haben, wird es ſchon deshalb ein überaus ſpannender Punkte— kampf geben. Der Turnverein von 1893 e.V. Viernheim wird durch beſondere Einlagen der Turnerinnen den Abend verſchönern. Wir machen deshalb die Mitglieder des Turnvereins ſowie alle Freunde der edlen Turnerei auf dieſe her— 8 Uhr findet im Freiſchützſaale ein Mannſchafts- empfehlen deren Beſuch. Gemeinderats⸗Sitzung am Mittwoch, den 22. November 1933. reinigung Herren vom Miniſterium Kulturbauamt anweſend waren, um ungsausſchuß unſerer Gemeinde, der Tagesordnung: behandeln. folgendes beraten und beſchloſſen wurde: Punkt 2. Geſuch um Genehmigung Weiterbetrieb der Wirtſchaft„zur friſchen Quelle.“ Die Peter Roſchauer 1. Frau Weiterführung von Wirtſchaften, bei denen die Gewähr nicht geboten iſt, daß der Pächter ſich ernähren kann, ſoll nicht mehr gebilligt werden. Der G.-R. kann aus dieſem Grunde führung dieſer Wirtſchaft nicht gutheißen, wes- halb in dieſem Sinne dem Kreisamt berichtet wird. die Fort; Punkt 3. Ernennung eines Vertreters der Gemeinde bei der Gemeinnützigen Baugenoſſen— ſchaft. Beigeordneten Brügel erforderliche Neubeſetzung wird durch G. R. Neff vorgenommen. Die durch das Ausſcheiden des Herrn Punkt 4. Durchführung und Finanzierung Es handelt Dieſe 5. Losholzabgabe pro 1934; Feſtſetzung Für Hauer⸗ und Setzerlöhne ſo— insge- ſeither jetzt 335 Loſe 16.% 24. 1.50„ 4.— 3.—„ 5.— 1.— 2.— „ ee ee 195 600 fall nichts berichtet. Wellen 960 N Weihnachtsfeier der NSDAP. Ortsgruppe Viernheim am 6. g 1934. Die Vereine werden auf die Veranſtalt⸗ ung hingewieſen und wollen die Feſtlegung ihrer Dabei ſei auf den Erlaß des Gauleiters Sprenger hingewieſen, daß ſo wenig wie möglich Feſtveranſtaltungen, Unterhaltungsabende uſw. durchgeführt werden in Anbetracht der noch bei vielen unſerer Volksge— NSDAP., Ortsgruppe Viernheim Die Feier des Totenſonntags. Um einen würdigen Verlauf der Totenſonntags- feiern zu gewährleiſten ſind Luſtbarkeiten aller Art durch das heſſiſche Staatsminiſterium Darm— f 0 Vorführungen in Theatern und Lichtſpielhäuſern können zuge- laſſen werden, ſoforn ſie dem ernſten Charakter N Sportliche Veran- ſtaltungen finden nach Anordnung des Reichs— Werten ö Wettſpiele deren Reinerlös der Winterhilfe zugute kommt, ſind g Am Sonntag, den 26. Nov. 1933, nachm., findet in Mörlen— bach(Schweſternhaus) das Wertungsſingen der Cäcilienvereine des Bezirks Heppenheim ſtatt. Großer Gerätemannſchaftskampf Am Sonntag, den 3. Dezember 1933, abends Weiter wird feſtgeſetzt, daß daß der Stich⸗ tag zur Holzabgabe von nun an der 1. Dezbr. und nicht mehr wie ſeither der 1. Januar ſein ſoll, damit mit der Holzabgabe, die in dieſem Jahre bereits im Dezember einſetzen wird, frü⸗ her h werden wird. Um Härten zu vermeiden, ſollen die evtl. Erben erſatzpflichti gemacht werden. fee Punkt 6. Feſtſetzung der Ortslühne. Per- ſonen über 21 Jahre: männl. verheiratet Mk. 4.80, ledig Mk. 3.10 pro Tag: weiblich Mk. 2.25. Von 16—21 Jahre: männl. Mk. 1.50 bis Mk. 2.90, weiblich Mk. 1.40 bis Mk. 2.20 pro Tag. Punkt 7. Beitritt zum Kommunalarbeit⸗ geberverband. Der Beitritt zum Rhein⸗Maini⸗ ſchen Bezirksarbeitgeberverband wird beſchloſſen. Jahresbeitrag 64.75 Mk. Punkt 8. Die Allmend⸗Wieſenloſe. Das Heugraserträgnis iſt 8613 Mk., das Oehmd— graserträgnis 1727.50 Mk, zuſammen 10340,50 55 Dieſen Einnahmen ſtehen Ausgaben gegen- über: für Dünger ſür Düngerfracht für Arbeitslohn Schuhe⸗Erſatz Leihgebühr für Düngermaſchine Umſatzſteuer Verwaltungs koſten / Schützengehalt Zinsverluſt 1405.19 Mk. 22.45 63.73 34.— 70.— 206.81 310,21 400.— 65 61 . Geſamtausgaben 2578.—„ ſodaß alſo 7762.50 Mk. zur Verteilung an 185 Großallmendierte zur Verfügung ſtehen. Es kommen alſo auf jeden 41.50 Mk., im vorigen Jahr waren es 45.— Mk. N die Reichsautobahn. ſerer Gemarkung werden unter- bezw. überführt. Weiter enden diverſe Feldwege ſtumpf gegen die Autobahn. Die Da Auerbach nnd Birkenau über der ſich nochmals eine nichtöffentliche Sitzung anſchloß. Zum Schluſſe wird noch kurz berichtet über Verſchiedene Wege in un⸗ Hiermit war die öffentliche Sitzung beendet, „Die Drei von der Tauhſtelle“ kommt Freitag und Samstag nochmals in den Das ſchönſte Ufa⸗-Tonfilmwerk aller Zeiten vorragende Sportveranſtaltung aufmerkſam und Die Sitzung begann bereits geſtern Nach— mittag um ¼3 Uhr, da bezüglich der Feldbe— und vom zuſammen mit den Ratsmitgliedern und dem Feldbereinig— den Punkt 1 Feldbereinigung; hier Be— ratung des allgemeinen Meliorationsplanes, zu Dieſe Angelegenheit erforderte eine ausgedehnte Debatte und wurde in nichtöffent— licher Sitzung beraten. Die Oeffentlichkeit wurde erſt nach 5 Uhr wieder hergeſtellt, worauf noch zum beantragt die Fortführung der Wirtſchaft zu genehmigen. Die Central⸗Film⸗Palaſt! Auf vielſeitigen Wunſch, alles aerlangt noch- mals den unvergeßlichen Ufa-Tonfilmſchlager „Die Drei von der Tankſtelle“ zu ſehen. Es iſt fürwahr eines der allerſchönſten Tonfilmwerke der Weltproduktion. Immer und immer wieder kann man ſich dieſen Film anſehen und immer hat man wieder ſeine helle Freude daran. Mit „Die Drei von der Tankſtelle“ iſt es wie früher mmit„Die Herrin der Welt“ der drei mal in Abſtänden von zwei Jahren immer wieder mit dem allergrößten Erfolg gezeigt werden konnte. Welt“ 3 und 4 mal angeſehen, ſo geht es auch mit„Die Drei von der Tankſtelle“. Iſt es doch das luſtigſte, herzerfriſchenſte, und bezaubernſte Jungenstrio das je auf die Welt losgelaſſen wurde. Es tollt und wirbelt, tanzt und ſchwingt, ſingt und klingt in faſzinierenden Rhythmen und Melodien, es liebt, ſcherzt und überſchlägt ſich vor lauter Uebermut in dieſer köſtlichen Tonfilm— Operette. Dazu das reichhaltige Beiprogramm. Auf zu„Die Drei von der Tankſtelle“. Niemand verſäume dieſen ſchönſten Tonfilmſchlager der Welt. Vereins⸗Anzeiger Unter dteſer Rubrik»yſchernen Norſtands⸗, Mit- glieber⸗ u. Generalverſemmluugen u. Singſtunden Turnverein von 1893. Freitag abend 8 Uhr Turnſtunde der Geräteturne c. In Anbetracht des bevorſtehenden Geräte-Mannſchaftskampfes iſt vollzähliges Erſcheinen unbedingt erforderlich. Die Turnleitung. 5 Handballabteilung. Freitag abend 8 Uhr Training ſämtlicher Handballer im Lokal unter Leitung Auguſt Helfrich. Reſtloſes Erſcheinen erwartet. Die Leitung. Gebetzeiten derjüd. Gemeinde 25. Nov. Wajeze 7. Kislew Sabatt⸗Anfang Uhr -Morgen Uhr -Nachm. 1 „ Abend Wochentag⸗Abend 4.30 8,30 3,30 5.20 6,00 Die meiſten Leute haben ſich„Die Herrin der Eine ſchwimmende Ausſtellung Die„Ulmer Schachtel“ mit den ſieben Schwa⸗ ben in Frankfurt a. M. Frankfurt a. M., 23. Nov. Auf dem Main, an der Adolf⸗Hitler-Brücke, legte ein überaus ſchmuckes Waſſerfahrzeug, die ſoge— nannte„Ulmer Schachtel“, an. Der etwas ominöſe Name beruht auf alter Tradition, denn ſchon vor langer Zeit bauten die biederen Ulmer Schwaben beſonders breite Schiffe, de— nen ſie treffſicher den Namen„Schachtel“ ver⸗ liehen. Sieben wackere Deutſche aus dem Schwabenland befinden ſich ſeit acht Wochen auf ihrer zweiten Wikingerfahrt, die zunächſt durch ganz Deutſchland und ah nächſtes Jahr ſogar bis in den Orient führen ſoll. Sie werben für deutſche Qualitätsarbeit in aller Welt und wollen zugleich durch Ausſtellung deutſcher Wertarbeit in ihrem ſchmucken Schiff ausländiſchem Boykott deutſcher Ware wirk— ſam begegnen. Das Schiff iſt von den wackeren jungen Leuten ſelbſt erbaut und höchſt wohnlich eingerichtel worden. Im Ausſtellungsraum grüßen deutſche Erzeugniſſe, Stoffe, Bücher, Suppenwürfel, Trikotagen, Spiralbohrer uſw. Der„Heimatgruß“ aus Ulm hat eine Länge von 20 Meter, eine Breite von 3,30 Meter, einen Tiefgang von etwa 90 Zentimeter und legt 12 bis 15 Stundenkilometer, bei ſtarker Strömung auf See 5 bis 6 Stundenkilo— meter zurück. Das Schiff wird etwa acht Tage in Frankfurt bleiben und kann jederzeit beſichtigt werden. Aus der Heimat Gedenktage 1 2 3. November. 912 Kaiſer Otto J., der Große geboren. 1719 Johann Gottlieb Immanuel Breitkopf, Buchdrucker und Verleger in Leipzig geboren. 1845 Der Bildhauer Karl Begas in Berlin geboren. Prot. und kath.: Klemens Sonnenaufg. 7.35 Sonnenunterg. 15.58 Mondaufg. 12.45 Mondunterg. 22.33 Die Tat iſt die Bedingung der Welt. gonne im November! Wenn man eigentlich ſo denkt, was alles geſchieht, um uns in Schwung und Stimmung zu halten! Da hat man ſich gebangt vor dem November, dieſer unſeligen Zeit des ewi⸗ gen Dunkels, der wallenden Nebel und der grauen und trüben Himmel, da hat man ſich gefürchtet vor dieſen Wochen der Melancholie, der tiefen Bedrückung und entmutigenden Stimmung im Naturbild. Und nun leuchtet Tag für Tag von einem ganz unherbſtlichen blauen Himmel die Sonne, die echte, warme, beglückende Sonne. Schon über dem Vormittag liegt ein goldner Glanz und über den Mittag und die erſten Nachmit⸗ tagsſtunden geht der warme Hauch und die freundliche Liebkoſung einer Spätſommerſonne hin. Die Leute, die um dieſe Jahreszeit oft ſchon um krachende Buchenſcheite ſaßen, ſtrecken ſich ſtill und beglückt auf den ſonnigen Anlagebänken, die Kinder ſpielen im Sand, wie wenn es Märzen wäre, Tiſche und Stühle werden noch einmal ins Freie geſtellt, Pelze und winterliche Schals wirken unzeitgemäß und unvornehm, das Thermometer klettert auf ſchwindelnde Höhen: Man meint, es geht dem Frühling entgegen. Wenn man ſich vorſtellt, wie arm und dürftig jetzt, gerade jetzt das Naturbild aus⸗ ſehen lönnte, dann fühlt man erſt ſo ganz das Geſchenk, die Schönheit, das Glück und das Wunder dieſer Novembertage. Wir wol— len mutig ſein und voll fröhlichen Glaubens. Denn in dieſen verklärten Tagen eines Endes liegt die ſtrahlende Gewißheit eines neuen Anfangs. Einheitlicher evangeliſcher Gottesdienſt. In Zukunft wird im Gebiet der Deutſchen Evangeliſchen Kirche an jedem erſten Sonntag im Monat ein einheitlicher Gottesdienſt ſtatt⸗ finden. In allen Kirchen wird die gleiche Predigt gehalten werden, deren Text vom Reichsbiſchof beſtimmt wird. Auch das Haupt⸗ lied für dieſen Sonntag wird in allen Gemein— den das gleiche ſein. Für den erſten dieſer Gottesdienſte, am Sonntag, den 3. Dezember d. J., an dem auch der Reichsbiſchof in ſein Amt eingeführt wird, iſt als Predigttext be⸗ ſtimmt: Joh. 18, 37; als Hauptlied:„Macht hoch die Tür, die Tür macht weit“. Ferner iſt vorgeſehen monatlich einmal in einem Hauptgottesdienſt jede evangeliſche Schule zum Singen in der Kirche heranzuziehen. ö Gegen die„häßliche Konjunktur“ in Ar⸗ beitsdienſtliedern. Von der Reichsleitung des Freiwilligen Arbeitsdienſtes wird in einer vom Staatsſekretär Hierl unterzeichneten Verfügung angeordnet, daß alle Liedertexte und Kom⸗ poſitionen, die ſich mit dem Arbeitsdienſt be⸗ ſchäftigen, der Reichsleitung zur Prüfung ein⸗ gereicht werden müſſen, ehe ſie einem Muſika⸗ lienverlag oder einer Zeitung angeboten wer⸗ den. Dies ſei erforderlich, damit das im Ar⸗ beitsdienſt entſtehende Liedgut nicht den ethi⸗ ſchen und erzieheriſchen Wert des Arbeitsdien⸗ ſtes verfälſche. Es habe ſich unter den Muſi⸗ kalienverlegern„eine häßliche Konjunktur in Partei⸗, S A- und Arbeitsdienſtliedern entwil⸗