CENTRAL-FILM-PALAS T Samstag, Songtag und Montag Das grofartigste Tonfilmwerk d. Js. Ein Bomben schlager. Ein Snitzentonfiim, den slch leder bestimmt ansehen wird. Mägra FCCER Hans floss ER · 4 PETE 10 0 55 7* Die erfolgreichste und herrlichste Ionfülm- Operette 00 aut be de Muſik und ſpannenden Handlung und her 9 2 2 der aber ten en Dig Blume von Hawai Sämtliche populären Schlager der weltbekannten Bühnen- Operette u. zwar:„Ein Paradies am Meeresſtrand“.„Will Dir die Welt zu Füßen legen“.„My golden Baby“.„Blume von Hawai“.„Kann nicht küſſen ohne Liebe“.„My little Boy“. „Heut hab ich ein Schwipſerl“.„Ich hab ein Diwanpüppchen“. „Bin nur ein Jonny“.„Ich will die Mädels von Java ſehen“ hören Sie jetzt auch im Tonfilm. Moladten dle jeder Rennt und immer ugder hören uulll. 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Volksblatt) Anzeigenpreiſe: bei Wieberh Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., olung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Nummer 294 0 Japaniſcher Chriſtbaumſchmulk Es iſt wiederholt auf das Vordringen Ja⸗ pans in die Abſatzgebiete der europäiſchen Induſtrie hingewieſen worden. Beſonders die engliſche Textilinduſtrie ſpürt das Heran— wachſen eines gefährlichen Konkurrenten. Aber auch andere Fertigfabrikate werden aus dem Fernen Oſten zu erſtaunlich niedri— gen Preiſen auf die Weltmärkte geworfen. Erregten bereits vor langem die Lieferun— gen fapaniſcher Röhren an eine hollän— diſche Gemeinde Aufſehen(eben wird ein neuer Auftrag, zu einem 25 Prozent unter der deutſchen Exportofferte liegenden Preiſe gemeldet), ſo ſind es heute Fahrräder und andere Artikel, die in Europa trotz der Vorfrachtbelaſtung billiger angeboten wer— den. Inzwiſchen wird bekannt, daß dem Thüringer Cheri ſt baum ſchmuck durch die Japaner ein unliebſamer Konkurrent er— wächſt. Die Aufzählung ließe ſich verviel— 17 7058 Neuerdings iſt eine Unterſuchung, es Internationalen Arbeitsamtes in Genf über die Induſtriearbeit in Japan erſchienen, ein Beweis dafür, daß dieſes Problem eine allgemeine Bedeutung gewonnen hat. Nach dieſer Unterſuchung hat ſich die japaniſche Produktion von 1909 bis 1929, alſo im Lau⸗ 0 von 20 Jahren, verzehnfacht. Die Zahl er Fabrikarbeiter vermehrte ſich von 800 000 im Jahre 1929 auf etwa zwei Mil⸗ tionen im Jahre 1928. Japan ſelbſt will allerdings nicht begrei⸗ fen, daß die anderen Länder über„unfai⸗ ren“ Wettbewerb reden und behaupten, daß er durch Staatsbeihilfen und Schutzzölle er⸗ möglicht werde, ganz abgeſehen von dem nied⸗ rigen Stande der Währung. Dieſer niedri⸗ ge Stand werde durch die hohen Koſten der Einführung von Rohſtoffen neutrali⸗ ſiert, und es ſei doch auffallend, daß die Aus⸗ fuhren nach denſelben Märkten noch von niedrigeren Währungsſtänden gegenüber den japaniſchen zuſammenſchrumpfen. Was Re⸗ gierungsunterſtützungen anlange, ſo ſei es Tatſache daß die Seide⸗Ausfuhr bei ſolcher Unterſtützung keine Expanſion zeige, daß aber gerade die Ausfuhren von Baumwolle⸗ Stoffen ohne ſolche Subventionen eine, enor⸗ me Steigerung gegenüber allem. Wettbe⸗ werb zeigten. Der Hauptgrund dieſer Ent⸗ wicklung liege jedoch in dem vorgeſchrittenen Stadium der japaniſchen Induſtrie, insbe⸗ ſondere in ſeiner wirkſamen„Rationaliſie⸗ rung“. In dieſem Begriff iſt die höchſtmög⸗ liche wirtſchaftliche Ausnutzung der Arbeit, oder in Japan hauptſächlich der Frauen arbeit eingeſchloſſen, und man kann ruhig behaupten, daß kein Land des Weſtens ebenſo billige wie leiſtungsfähige Frauen⸗ arbeit erhalten und ausnutzen kann wie Ja⸗ pan. Japans hauptſächlicher Vorteil gegen⸗ über den Nationen des Weſtens beſteht in den niedrigen Lohnſätzen und Koſten des Arbeiterperſonals im allgemeinen. Millio⸗ nen von jungen M äd chen warten ſtets darauf, zur Arbeit in den Spinnereien und Fabriken herangezogen zu werden, zu 10 geringen Lohnſätzen, wie ſie die Eltern nur annehmen müſſen und die Direktoren bezah⸗ jen wollen. Die Landbevölkerung iſt infolge der niedrigen Reispreiſe und ihrer ſtarken Verſchuldung ſo verarmt, daß ſie gezwungen ſſt, ihre Töchter auszuleihen. ſo niedrigen Lohn ſie auch bekommen. 1 Hoge 5 japaniſche Darſtellung. Tat⸗ ſache ſſt, daß dieſes Land unſere mühſam ge⸗ machten Erfahrungen einfach übernehmen kann, daß es die modernſten Produ aß, lagen bauen kann, ohne erſt veraltete ab⸗ schreiben zu müſſen, daß es damit einen 15 türlichen Vorſprung hat(der ſich mit 15 Zeit verliert), daß es eine ſo ziale Strun⸗ Fur aufweiſt, die für eine ſolche Politik 100 geſchaffen iſt und daß außerdem noch der Vorteil des Währungsdumpings hinzu⸗ kommt. Dabei gehen die Japaner außere n dentlich geſchickt vor, durch einen d reichen Kundendienſt feſſeln ſie die Abneh⸗ mer an ſich und bereiten ihre neu zu er⸗ ſofork unſer 6 kan ren Seite der Polizeiminiſter. Annoncen Expeditionen Beutſchlauds u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſteren und des Polizeiamtes Wlatzvorſchriften bei Anzeigen werben nach Möglichkeit berückſichtigt.— Fur die Aufnahme e vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewühr nicht übernommen werden 50. Jahrgang Torglers Verteidiger ſpricht Reihtsauwalt Dr. Satt beantragt Freispruch—„Dieſer Prozeß iſt deutſche Geſchichte Der Nationalſozialiſt und der Kommuniſt Leipzig, 17. Dezember. Die Samstagſitzung des Reichstags⸗ brandprozeſſes begann mit dem Plädoyer Rechtsanwalt Dr. Sacks, des Verteidigers des Angeklagten Torgler. Als uns, führte er aus, am 27. Februar abends die Kunde wurde, daß der Reichstag in Brand geſetzt war, da war wohl jeder von uns Deutſchen betroffen. Er mußte betroffen ſein, denn er mußte ſich ſagen: Wie weit iſt die geiſtige Verwirrung in Deutſchland ge⸗ kommen, daß das höchſte Gut, das der Deut⸗ ſche hat, nicht ſicher war vor der Hand eines Frevlers. Für jeden politiſch denkenden deut⸗ ſchen Volkgenoſſen war es klar: g Jetzt iſt der Zeitpunkt gekommen, daß endlich dieſer geiſtigen Verwirrung geſteuerk werden muß. Auf der einen Seile hal das Führer erkannt, auf der ande- Der Prozeß hat gezeigt, daß auch im neuen Staate Adolf Hitlers die Richter unabhängig ſein ſollen. Der Prozeß wird uns zeigen, daß das Wort, das Hitler am 23. März ge⸗ ſprochen hat, daß dieſer neue deutſche Staat ein Rechtsſtaat auf nationalem Voden iſt, durch die nachfolgenden Geſcheh⸗ niſſe geheiligt worden iſt. Zuſofern iſt dieſer Prozeß deulſche Ge⸗ ſchichle, ein Prüfſtein für uns Deutſche, in uns zu gehen, und ein Prüfſtein nach außen. Man hat verſucht, den Ob erreichs an walt in eine ſchiefe Lage zu bringen und auch die erkennenden Richter vor der Welt in eine ſchiefe Lage zu bringen. Man hat letzten Endes jeden Dreckkübel, den man hatte, über mich ausgegoſſen. Man hat ge⸗ ſagt, daß ich ein Doppelſpiel triebe, daß es mir darauf ankäme, Torgler zu verraten, weil zwei Weltan ſchauungen uns trennen, nämlich meinen Klienten, den Kommuniſten Torgler, von mir, den natio, nalſozialiſtiſchen Verteidiger. Dieſe Leute konnten ſich nicht vorſtellen, 5 daß ein anſtändiger Nationalſozialiſt es über ſich bringt, anſtändig, fair, kor; rekt einen Menſchen von enigegengeſet⸗ ker Geſinnung zu verteidigen. Rechtsanwalt Dr. Sack verlieſt ein Tele⸗ gramm, das ihm in der letzten Nacht von dem ſogenannten„Verteidigungskomitee zugegangen iſt und in dem es heißt: „Ankrag des Oberreichsanwaltes gegen Torgler beweiſt, daß Sie mit der Füh- rung Ihrer Verkeidigung, insbeſondere mit der Ablehnung jeder politiſchen Ver. teidigung Ihren Mandanten an die An- klagebehörde und die Regierung verra⸗ ten haben.“ Alles das hat nicht vermocht, das zu errei⸗ chen, was angeſtrebt war, nämlich Mißtrau— en zu ſäen zwiſchen dem kommuniſtiſchen An geklagten Torgler und ſeinem nationalſozia⸗ liſtiſchen Verteidiger. Ich darf ſagen. daß ich in dieſem Prozeß mich Torgler als Men⸗ ſchen genähert habe. Ich bin mir der Verankworkung, was ich damit ſage, bewußt, aber die Verant- wortung werde ich mit meiner ganzen Perſon zu kragen wiſſen. Wir haben erleben müſſen, daß frühere deutſche Volksgenoſſen erklärten, das Reichs⸗ gericht als unabhängiger Hort der Rechts⸗ pflege ſei nicht mehr da. D eutſche im Auslande, die ſo gar kein Verantwor⸗ tungsgefühl mehr für ihr Tun haben und ſich noch Deutſche nennen, ſind für mich nichts anderes, als potenz ierte Lan⸗ desverräter. Ich ſpreche das hier in aller Oeffentlichkeit aus. Hurtig ſind dieſe eigenen Volksgenoſſen von früher dabei, ſich im Auslande gegen ihr eigenes Land zu ſtellen und mit Eifer greift das Ausland dieſe Arbeit auf. Wir werden um unſer Recht kämpfen. So ſehr er, Dr. Sack, unerſ hütterliches Vertrauen habe, daß das Urteil der Volksge⸗ meinſchaft den notwendigen Anſpruch auf Vergeltung bringe und daß auf der anderen Seite Torgler ein gerechtes Urteil werde, ſo ſehr ſei er aber auch von der Beſorgnis er⸗ füllt, ob trotzdem dieſem gerechten Urteil die Welt gerecht gegenüberſtehen werde. Daran könne man nach den Erfahrungen der letzten Zeit faſt verzagen, aber es werde hoffentlich doch noch dahin kommen, daß man einſt ſa— gen werde: Das Reichsgericht hat dem neuen deuk⸗ ſchen Rechlsſtaat Hitlers den ſuriſtiſchen Halt gegeben und damit der Welt die moraliſche Verpflichtung auferſegt rochk⸗ lich Verkrauen zu Deukſchland zu haben. Der Verteidiger erklärt dann, auf Prozeß: Stoff ſelbſt eingehen zu wollen. (Dimitroff: Gott ſei Dank) In kann mir den CCC FTCCVCCTCCCTCVCTCCVCTTTTVCCCCCCTCTCCCTTTTTTTTTTT 8 obernden Märkte mit allen pſychologiſchen Mitteln(nach den Ergebniſſen von Studien⸗ kommiſſionen) vor. Sie ſind in der Lage, oft hohe Zollmauern zu überſpringen. Unter⸗ ſtützt wird dies alles durch eine außerſt ziel⸗ ſtrebige Handelspoli tik. Man hat ei⸗ nen Zehnjahresplan für die lateinamerika⸗ niſchen Märkte vorbereitet. Handelsmuſeen, Bankfilialen, verbilligte Schiffahrtsreiſen, Exportorganiſationen, mit all dieſen Hilfs⸗ mitteln dringt man vor. Allerdings iſt der japaniſche Anteil am Südamerikageſchäft zur⸗ zeit noch recht gering, die Ausgleichsmöglich⸗ keiten ſüdamerikaniſcher Waren nicht ſehr groß, aber trotzdem bleibt dieſes planvolle Vorgehen eine Gefahr für den eur o: päiſchen Induſtrie⸗ Export. Auch das Vordringen in die Türkei, nach Paläſti⸗ na, Aegypten, Oſtafrika und Perſien, haupt- ſächlich mit Textilien, iſt beachtenswert. Wohl ſind noch die Mengen gering, aber ſie wirken doch marktſtörend. Trotz all dieſer Tatbeſtände iſt es intereſſant, daß Deut ſch⸗ land ſeine Ausfuhr nach Aſien erhöhen konnte. Die Folgerung, daß Japan vielleicht gewiſſermaßen der Schrittmacher auf noch amerſchloſſenen Märkten für unſere hochwer⸗ tigen Fertigwaren ſein könnte, i) leicht nicht allzu kühn. Nachdem aller Kampf der Verbände und Organiſationen beendet iſt, all die Zerrungen der Intereſſen— Gruppen vorbei ſind, müßte es bei dem an⸗ erkannten Organiſationstalent möglich ſein, eine große gemeinſame Linie zu finden. Die in vielen Generationen geſammelten Erfah— rungen der hanſeatiſchen Ex hortkaufleute dürfen nicht mehr brachliegen. Erfreulicher— weiſe regt ſich ein neuer Geiſt. Man hat be⸗ reits Kollektivreiſende hinausgeſchickt, Ge— meinſchaftspropaganda gemacht, gemein— ſchaftliche Muſterausſtellungen eingerichtet. Nicht eine bürokratiſche Außenhandelsſtelle ſoll alles Leben und jede perſönliche Initia— tive erſticken, ſondern durch Zuſammenſte— hen wird das möglich, was die Kräfte des Einzelnen überſteigt. Es iſt deshalb beſon⸗ ders erfreulich, wenn jetzt die Reichsregie⸗ rung durch die Berufung des Außenhandels— rates vorangeht. Alle Kräfte ſollten zuſam⸗ menwirken, um eine Export⸗Offenſi⸗ ve ganz großen Stiles aufzuziehen, denn mit jeder Sendung deutſcher Waren, die in die Welt hinausgeht, finden deutſche Qualitäts- arbeiter und Kaufleute Beſchäftigung. feindliche ö k in den verſchiedenſten harmloſen und gefähr⸗ de. Beſonders denken, ſo erklärt Dr. Sack, daß meine Worie dem Herrn Dimitroff nicht gerade angenehm geklungen haben.(der Vorſitzen de verwarnt Dimitroff ernſtlich, während des Plädoyers ſich jeder Aeußerung zu ent⸗ halten und muß dieſe Mahnung bei weiteren Einwürfen Dimitroffs noch zweimal wieder⸗ holen.) Wenn eine wenig kritikreiche und primitive Oeffentlichkeit der Meinung iſt, daß dieſer Herr Dimitroff vielleicht der [Verteidiger ſei, ſo brauchte ich mich mit dieſer ſimplen Anſchauung hier nicht erſt lange auseinanderzuſetzen. „Politiſcher Senſationsprozel“ Anſer Prozeß iſt ein ausgeſprochen poli⸗ tiſcher Senſationsprozeß. Solche Prozeſſe ber⸗ gen beſondere Gefahren für die Richter, wie für den Verteidiger. Aufgabe des Verkeidi⸗ gers iſt es, Gefahrenquellen in einem ſolchen Prozeß aufzudecken. Rechtsanwalt Dr. Sach ſchildert, wie es zur Uebernahme der Verteidigung des ſo ſchwer beſchuldigten Kommuniſtenführers Torgler durch ihn, den eingeſchriebenen National ſozialiſten, gekommen ſei und fährt dann fort: Der Verl uf der Din- ge hier hat gezeigt, daß Torgler mir in allen ſeinen Informationen niemals die Anwahrheit geſagt hat. ahre des politiſchen Senſationsprozeſſes iſt die wech⸗ Hauptg fahrenquelle ſelſeitige Suggeſtion der Zeugen, die wir hier lichen pſychologiſchen Spielarten kennen gelernt haben und die immer wieder falſche Bilder entſtehen läßt. U. a. erwähnt Dr. Sack den Fall des Kellners Hellmer vom „Bayernhof“, der plötzlich ein ganzer Belaſtungskomplex wur⸗ unterſtreicht er die Wider⸗ ſprüche in den Ausſagen des Zeugen Gro⸗ the, eines Wichtigtuers und Tendenzlügners. Auf der anderen Seite werde dem Ange⸗ klagten Torgler bei geringfügigen Widerſprü⸗ chen ohne Rückſicht auf ſeinen Seelenzuſtand, der ſolche Widerſprüche erkläre, ein Vorwurf gemacht. Der Vorſitzende unterbricht die Aus⸗ führungen des Verteidigers mit der Frage, ob darin ein Vorwurf gegen ihn, den Senatspräſidenten und gegen ſeine Art der Verhandlungsleitung enthalten ſein ſolle: Dr. Sack erwidert, daß er niemanden Vor— würfe mache, ſondern lediglich die Eigentüm⸗ lichkeiten und Gefahren eines politiſchen Sen⸗ ſationsprozeſſes herausſtellen will. Dr. Sack fährt dann in ſeiner Verteidi⸗ gungsrede fort: Die Frage muß ſein: Iſt Torgler ſchuldig oder iſt er nicht ſchuldig? Der Verteidiger geht dann auf die ein⸗ zelnen Zeugenausſagen ein und be⸗ ginnt mit den Ausſagen der drei Zeugen Karwahne, Frey und Kroyer. Dr. Sack führt dazu aus: Anterſtellen wir die Richtigkeit oieſer Ausſagen, ſo folgt daraus die Tatsache, daß am 27. Februar nachmit⸗ tags gegen 4 Uhr der Zeuge Karwahne den Angeklagten Torgler mit van der Lubbe ge⸗ ſehen hat. Daraus folgt: Dieſe Beiden kön⸗ nen über alles Mögliche ſich unterhalten haben. Damit ſind wir aber ſchon auf dem Gebie⸗ te der Vermutungen angelangt. Reicht dieſer Tatbeſtand aus, um Feſtſtellungen zu treffen, die tragbar ſind für den Tenor des Urteils: Der Angeklagte Torgler iſt ſchul⸗ dig? Der Oberreichsanwalt meint, Torg⸗ ler habe um die Tat gewußt. Er habe ſie gebilligt und er habe an ihr teilgenommen. Aber ich frage den Oberreichsanwalt: Woher weiß er denn das und kann er das belegen? Nach deutſchem Strafrecht müſſe dem Ange⸗ klagten die Schuld nachgewieſen wer⸗ den, und es ſei nicht umgekehrt die Aufgabe des Angeklagten, ſeine Unſchuld zu be⸗ weiſen. Dr. Sack geht weiter ausführlich auf die Ausſagen von Karwahne und Kroyer ein und kommt zu der Anſicht, daß Karwahne von der beſten Abſicht beſeelt ſei, die Wahrheit zu ſagen, daß ſeine Ausſage aber objektiv un⸗ richtig ſei. Bei der nächtlichen Ausſage von Karwahne, Kroyer und Frey auf dem Poli⸗ zeipräſidium liege der typiſche Fall wechſelſeitigen Suggeſtion unter der Einwirkung einer Senſationsmeldung vor. Aus der zunächſt einheitlichen Geſamtbe⸗ laſtung des Angeklagten Torgler fielen dann Frey und Kroyer aus. Nur Karwahne blieb übrig. Bei aller menſchlichen Vollkom⸗ menheit ſei es aber nicht möglich, nament⸗ lich angeſichts der Lichtverhältniſſe im Ober⸗ geſchoß des Reichstages, eine ſolche Wieder⸗ erkennung feſtzuſtellen, wie ſie Karwahne behauptet habe. 1 Rechtsanwalt Dr. Sack beſchäftigt ſich dann weiter mit den vom Oberreichsanwalt ge— führten Belaſtu ngsmomenten gegen Torgler. Mit Zeugenausſagen vom Schlage desVerbrechers Leber mann brauche man ſich nicht auseinanderzuſetzen. Grothe ſei zwar unbeſtraft, aber nach ärztlicher Aus⸗ kunft ein Pſychopath mit hyſteriſchem Ein⸗ ſchlag. Keine ſeiner Behauptungen habe der Nachprüfung ſtandgehalten. Dr. Sack wendet ſich weiter gegen Vorwurf, daß ſich Torgler verſtecken wollte, als er nachts nicht nach Karlhorſt zurückfuhr, ſondern in der Wohnung des Parteiſekretärs Kühne nächtigte. Ebenſo vertritt er entſchie⸗ den die Auffaſſung, daß Torgler ſich freiwil⸗ lig geſtellt habe. Er hatte nichts zur Abreiſe vorbereitet, er beſaß keinen falſchen Paß aus der Paßfälſcherzentrale, keine falſche Woh— nung zum Tarnen. Dieſer gute Trot⸗ tel, möchte ich beinahe ſagen, mußte hier⸗ bleiben, hat ſich in ſeiner Einfältiakeit ge⸗ ſtellt und trat für ſeine Idee ein. Was die— ſer Mann in drei Monaten durchgemacht hat, wird zu einer Läuterung dieſes Man⸗ nes dienen. Wenn nur ein geringes Bindeglied zwiſchen Lubbe und Torg⸗ ler beſtehen würde, dann wäre es beſtimmt in der Verhandlung einmal zu Tage getre⸗ ten. Torgler hat mir gegenüber immer auf⸗ rechterhalten, er wiſſe, daß er Gott ſei Dank als Deutſcher an dieſem Verbrechen nicht be⸗ teiligt ſei. der Antrag des Verteidigers Rechtsanwalt Dr. Sack ſchloß ſeine Ver. digungsausführungen mit der an den Senal gerichteten Bitte, den Angeklagten Torgler aus menſchlichen und rechtlichen Gründen freizuſprechen. Es iſt nach dem Schluß dieſes Verteidi⸗ gungsvortrages eine Pauſe von zwel Stunden Dauer eingelegt worden. 1 van der Lubbe lächelt Während der Ausführungen des Vertei- digers ſah man van der Lubbe zeilwei⸗ den ſcheinung, die im Juhörerraum lebhafte Be. wegung hervorrief. Replik der Anklagebehörde Neſchsanwalt Dr. Par'ſius erwidert den Ver⸗ teidigern. Die Nachmittagsſitzung wird mit Repliken der beiden Vertreter der Anklagebehörde ein⸗ geleitet. Landgerichtsdirektor Dr. Partſius kommt kurz auf die Beweismittel des Rechts⸗ anwalts Dr. Seuffert zurück. Der Auffaſſung des Verteidigers, es ſei nicht erwieſen, daß van der Lubbe die Brandſtiftung begangen habe, um einen Aufruhr herbeizuführen, könne er unter keinen Umſtänden beitreten. Wenn etwas in dieſem Prozeß feſtgeſtellt ſei, ſo die Tat⸗ ſache, daß die Brandſtiftung im Reichstag nicht von Lubbe allein, ſondern von meh— reren Tätern ausgeführt worden ſei. Es könne van der Lubbe nicht davor ret⸗ ten, wegen Hochverrats und aufrühreri⸗ ſcher Brandſtiftung verurteilt zu werden. Ein ſo gemeingefährlicher Verbrecher, der es fertig gebracht habe, in drei Tagen vier öffentliche Gebände anzuzünden, ſei wirklich alles andere als ein weitherziger und gutmütiger Menſch. Ein ſolcher Ver⸗ brecher verdiene, für alle Zeiten unſchäd⸗ lich gemacht und aus der menſchlichen Ge⸗ ſellſchaft beſeitigt zu werden. Wenn man ſage, Lubbe hätte immer Gewalt gegen den Einzelnen abgelehnt, ſo ſei auch das nicht ohne Einſchränkung richtig. Richtig ſei ſicher, daß Lubbe kein gemeiner Brandſtifter ſei. Die Hintergründe waren politiſcher Art. Die Erklärung des Oberreichsanwaltes. Die Erwiderung des Reichsanwalts Dr. Werner gegen die Ausführungen der Vertei⸗ diger im Reichstagsbrandſtifterprozeß ging im weſentlichen dahin: Mit den Ausführungen des Landgerichtsdirektors Pariſius gehe ich voll einig. Ich füge ihnen aber noch bei:„Ich kann nicht die Anſicht über den Charakter van der Lubbes teilen wie Rechtsanwalt Dr. Seuf⸗ fert ſie gequßert hat. Er wollte nicht aur zerstören, nicht nur pro⸗ teſtferen; er wollte etwas für ſich und etwas für die Arbeitetſchaft; er wollte, daß die Ar⸗ bieterſchaft an die Macht kommt. einer —— ——— Durch die Sümmierung der Brandfälle ſoll⸗ te Erreggung im Volke hervorgerufen werden. Dieſe Erregung ſollte ſich aus Berlin hinaus⸗ tragen ins weite Land. Der Oberreichsanwalt kam dann zur rechtlichen Seite. Wenn auch der Paragraph 307 Abſatz 2 gegen van der Lubbe Anwendung finde, müſſe doch die To⸗ desſtrafe erfolgen, weil eben die Verordnung vom 28. Februar ds. Is. die Todesſtrafe als Erſatz für die bisher geltende Strafandrohung vorgefehen habe Der Oberreichsanwalt ſprach dann noch über ſeinen Antrag für die Bulgaren. Er hätte auf Freiſpruch zu erkennen gebeten, weil die Beweiſe für die Schuld nicht voll er⸗ bracht ſeien. Es bleibe aber ein erheblicher Verdacht gegen die Bulgaren beſtehen. Volle Gewißheit habe allerdings nicht herbeigeführt werden können. f Kurze Replik der Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Seuffert. Hier ha⸗ ben wir es nur mit van der Lubbe zu tun. geklagten bitte ich zu berückſichtigen, zumal dei Prüfung der Frage, ob die Tat der Brand⸗ ſtiftung an ſich mit„lebenslänglichem Zucht⸗ haus“ bedroht war, ſo daß dann nach dem verſchärften Geſetz eine Umwandlung in Todes⸗ ſtrafe erfolgen kann. Ich muß an meiner Auf⸗ faſſung und an meinem Antrage feſthalten. Rechtsanwalt Dr. Sack wirft nochmals die Frage auf, ob der Sachverhalt ausreiche, um den Angeklagten Torgler der Mittäterſchaft für ſchuldig zu befinden. Ein nach außen hin erkennbares Moment der Teilnahme an der Brandſtftung habe der Oberreiichsanwalt aus der Hauptverhandlung nicht anführen können. Das ſei die große Lücke in der Beweisführung zur Schuldfrage gegen Torgler. Das Schluß wort der Angellagten van der Lubbe verzichtet. Die Schlußvorträge im Reichstagsbrandſtif⸗ terprozeß ſind beendet. Der Vorſitzende hat mach der Strafprozeßordnung den Angeklagten der Reihe nach anzubieten, ſich ſelbſt zur Sache noch einmal zu äußern. van der Lubbe hat erklärt, er wolle von dem Necht, des letzten Wortes keinen Ge⸗ brauch machen. Er habe nichts mehr zur Sache zu erklären. Der Angeklagte Torgler wollte nicht als⸗ bald das Wort nehmen und bat, ihn erſt nach den anderen Angeklagten zu Worte kom⸗ men zu laſſen. Dieſer Bitte wurde entſprochen. Dimitroffs Nede Er beantragt Freiſpruch und Entſchä digung. Mit einem großen Aktenbündel bewaffnet, begann ſodann Dimitroff ſeine Rede. Zu⸗ nächſt ſpricht er von ſeinem Entſchluß, ſich ſelbſt zu verteidigen, den er damit begründet, da er„weder den Honig, noch das Gift einer fremden Verteidigung“ haben wolle. Er ver⸗ teidigt ſeine„revolutionäre Ehre“, ſeine Ideen und ſeine Geſinnung. Seine mit kühnen Bildern geſchmückte Rede wirkt gerade zuerheiternd. Er teilt auch ſeine unmaßgebliche Meinung über den Hergang des Brandes mit. van der Lubbe ſei kein Kommuniſt und kein Anarchiſt, er ſei ein re⸗ bellierender„Lumpenproletarier“, Mit dem ganzen Saal ſchüttelt ſich auch van der Lubbe vor Lachen. Er kann ſich faſt gar nicht halten. Als er mit einem Zitat von Goethe gerade fertig iſt und ausruft:„Du mußt Ambos oder Hammer ſein“, fällt ihm der Vorſitzende un⸗ a ö ter ſchallender Heiterkeit mit der Erklärung ins Gerade auch die Perſönlichkeit des An⸗ Wort:„Sie haben jetzt noch gerade drei Minuten. Der Antrag geht ſchließlich dahin, daß er als unſchuldig freigeſprochen wird. Er verlangt weiter eine Entſchädigung für verloren gegangene Zeit. Als dann Dimitroff nach bald eineinhalb⸗ ſtündiger Rede trotz vielfacher Ermahnungen auf das Gebiet der Phyſik kommt und unter ſtürmiſcher Heiterkeit von Galilen zu ſprechen anfängt, zieht ſich der Senat zurück und be⸗ ſchließt, daß Dimitroff aufhören muß. Popoff und Taneff bitten um Freiſpruch. Das letzte Wort des Angeklagten Popoff lautet etwa: Ich habe an keiner innerdeutſchen politiſchen Tätigkeit teilgenommen und habe auch nicht einen Aufſtand vorbereitet oder den Reichstag angezündet. Ich bin weder Aben⸗ teurer noch Provokateur. In dieſem Prozeß bin ich völlig unſchuldig. Ich bitte um meine Freiſprechung. Auch der Angeklagte Taneff gibt eine kurze Erklärung gleichen Inhalts ab. Torgler betont ſeine Anſchuld Der Angeklagte Torgler ſprach ſeinem Ver⸗ teidiger wärmſten Dank als Angeklagter und als Menſch aus. Der Antrag des Ober⸗ reichsanwaltes auf Todesſtrafe treffe ihn als einen völlig Unſchuldigen. Ich habe, ſchloß Torgler, von dem Plan der Neichstagsbrandſtiſtung nichts geahnt, ſonft würde ich mit allen Kräften dieſer Neue Neichsgeſetze Berlin, 18. Dezember. Von den neuen Geſetzen, die das Reichs⸗ kabinett in ſeiner letzten Sitzung vor Weih⸗ nachten verabſchiedet hat, hat eine ganze An⸗ zahl große wirtſchaftliche Bedeutung. Da iſt vor allem die Neuregelung der Einfuhr lig auffallend vor ſich hinlachen, eine Er- und des Vertriebs von Butter. Käſe und Eiern zu nennen, die eine einſchnei⸗ dende Aenderung darſtellt. Dieſe Erzeugniſſe der Landwirtſchaft werden in Zukunft durch eine Art Reichsmonopol bewirtſchaftet. Ueber die Durchführung werden noch beſon— dere Beſtimmungen ergehen. Von den wei— teren Geſetzen ſind folgende zu nennen: Geſetz gegen Waldverwüſtung Das Geſetz gegen Waldverwüſtung iſt ein weiterer Schritt der nationalſozialiſtiſchen Regierung für die Sicherſtellung und Steige⸗ rung des Ertrages der deutſchen Forſten. Es verhütet die vorzeitige Ausnut⸗ zung hiebreifer und verbietet, gemeſſen an den jeweiligen Betriebsgrößen, eine flächenmäßige Uleber— nützung. Um auch zu verhindern, daß auf dem Wege übertriebener Durchforſtungs— hiebe ein Zuſtand geſchaffen wird, der der Waldverwüſtung gleich- oder nahekommt, ſind in Zukunft auch Eingriffe in einen Baumbeſtand verboten, die ſeine Beſtockung auf weniger als die Hälfte des normalen Be— ſtandes herabſetzen. Ges Geſetz beſtimmt weiter, daß der ent⸗ gegen den neuen Beſtimmungen abgeholz⸗ te Wald auf Koſten des Eigentü⸗ mers oder des Verfügungsberechtigten bin— nen zwei Jahren oder mit beſonderey Zu⸗ ſtimmung der zuſtändigen Behörde mit einer Friſt bis zu vier Jahren wieder aufzuforſten iſt. Das Geſetz gilt für alle nichtſtaatlichen Waldungen. Infolge der Notlage innerhalb des nichtſtaatlichen Waldbeſitzes kommen jetzt immer wieder Abnutzungen vor, die über das nach forſtlichen Geſichtspunkten zuläſſige Maß weit hinausgehen. Insbeſondere pflegen aber Güterſchlächter und ſolche Waldbeſitzer, die nur aus Speku latlonsgründen ſich den Beſitz von Jorſten verſchafft haben, in der Kegel keine ord- nungsmäßige Waldwirtſchaft zu belreiben. Das Geſetz Sadie Waldverwüſtung wird von nun an volks verhindern. Keine Ländernstenbanken mehr Das Geſetz zur Aenderung des Privatno⸗ tenbankgeſetzes ſieht vor, daß die Befugniſſe Nadelholzwaldbeſtände wirtſchaftlich ſchädliche Eingriffe in unſere Waldungen im ganzen Reichsgebiet ſchließli 1 0 Notenausgabe unt 5.1. Dezember 1930 erlöſchen, ohne daß daraus ein Anſpruch auf Entſchädigung entſteht. Im Hinblick auf die zu ſchaffende Reichsverfaſſungsre⸗ form wäre die Beibehaltung der zehnjäh⸗ rigen Kündigungsfriſt des Notenbankprivi⸗ legs nicht erträglich. Auch vom Standpunkt der Wirtſchaft iſt ein Bedürfnis für eine langzeitige Erhaltung der Sonderſtel⸗ lung der ſüddeutſchen Länder und Sachſens auf dem Gebiete der Verſorgung mit Notenbankkredit nicht anzuerkennen, da die Reichsbank ohne Schwierigkeit in der Lage iſt, die genannten Wirtſchaftsgebiete mit Notenbankkredit ausreichend zu verſor⸗ gen. Die Notenbanken brauchen jedoch nicht zu liquidieren, ſondern können in anderer orm als Regionalbanken oder in Anleh⸗ nung an beſtehende Kreditinſtitute weiter beſtehen. Anlagen an den Reichsautobahnen „Das Geſetz zur Aenderung des Geſetzes über die Errichtung eines Unternehmens „Reichsautobahnen“ ſieht vor, daß das Un⸗ ternehmen„Reichsautobahnen“ das aus⸗ e Recht zum Bau und Betreiben der Kraftfahrbahnen und der auf ihnen be⸗ findlichen Nebenbetriebe erhält. Nach dem Geſetz dürfen auf den längs der ſabeſchadet bahn gelegenen Grundſtücken unbe chadet weitergehender reichs⸗ oder landesrechtlicher Beſtimmungen auch Anlagen jeder Art in einer Entfernung bis zu ſechs Metern, auf der Innenſeite von Kurven in einer ode bis zu 11 Metern, weiterhin Betriebe, die ihrer Art nach Nebenbetriebe der Kraftfahrbahnen darſtellen, außerhalb 5 0500 Ortſchaften in einer Entfernung is zu 500 Metern nur mit Genehmi⸗ ung des Generalinſpekteurs für das deutſche Straßenweſen errichtet wer⸗ den. Bei Nebenbetrieben der Kraftfahrbahn kann die Erteilung der Genehmigung von Gegenleiſtungen abhängig gemacht werden. Der Generalinſpekteur für das deutſche Straßenweſen kann ſeine Genehmi⸗ gungsbeſugnis auch auf andere Behörden übertragen. Das Unkernehmen„Reichsautobahnen“ hal zur Erfüllung ſeiner Aufgabe das Ent. eignungsrecht, wobei die Eniſchädigung für die Entziehung des Eigentums augemeſſen ſein ſoll. Das Unternehmen 0 nen“ kann, ſofern die Zuläſſigkeit der Ent eignung feſtſteht, die für den ſoforkigen Be⸗ inn der Arbeit benöligten Grundſtücke in eſitz nehmen. wahnſinnige Verprechen verhindert haben, weil dieſe Brandſtiftung nur zu einem n Schlag geh die KPD füh⸗ ten konnte. Ich habe dieſen Lubbe zum erſten Male in meinem Leben am 28. Fe⸗ bruar im Pollzeipräſidium geſehen. Ich bin völlig unſchuldig auf dieſe Anklage⸗ bank gekommen und bitte Sie deshalb um Freiſprechung. Senatspräſident Dr. Dünger ſchließt darauf die Verhandlung. Arteilsverkündung am Famstag Das Urteil im Reichstagsbrandſtifterp ozeß wird, wie Senatsprüſ dent Dr. Bünger mit⸗ teilte, am Samstag, den 23. Dezember 1933 9 Uhr vormittags verkündet werden. Deutſche Tagesschau Berufung im Röchling⸗Prozeß. Der Oberſtaatsanwalt hat im Auftrage der Regierungskommiſſion des Saargebietes in dem Prozeß gegen den Kommerzienrat Röch⸗ ling Berufung eingelegt, obwohl der Ober⸗ ſtagtsanwalt ſelbſt in allen Punkten Frei⸗ ſprechung beantragt hatte. Der Prozeß wird daher in Kürze vor dem Oberſten Gerichtshof in Saarlouis aufs neue aufgerollt werden. Verächtlichmachung des Hakenkreuzes. Die Strafkammer Köln verurteilte den katholiſchen Prieſter Joſef Schmitz wegen Verächtlichmachung des Hoheitszeichens der deutſchen Regierung zu drei Monaten Ge⸗ fängnis. Der Verurteilte hatte aus Anlaß der Fronleichnamsprozeſſion im Kirchenblatt von Quadrath einen Artikel veröffentlicht, in dem es hieß,„die Gläubigen ſollten die Häu⸗ ſer einfach ſchmücken und zieren. Fahnen mit heidniſchen Symbolen und verbogenen Kreuzen paßten nicht zur Fronleichnams⸗ prozeſſion.“ Weihnachtsanſprache von Rudolf Heß. Der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, hält am Heiligen Abend um 21 Uhr eine Weihnachtsanſprache, die von allen deutſchen Sendern übertragen wird. Stabschef Röhm auf Capri. München, 18. Dez. Der„Völkiſche Beob⸗ achter“ meldet aus Rom: Der Stabschef der SA, Röhm, iſt auf dem Weg nach Capri, wo er einen kurzen Urlaub verbringt, im Flugzeug in Rom gelandet. Entſprechend dem privaten Charakter ſeiner Italien⸗ reiſe iſt er ohne Fühlungnahme mit italieni⸗ ſchen Stellen ſofort im Kraftwagen nach Neapel weitergereiſt und wird auch bei ſei⸗ ner Rückkehr nach Deutſchland in Rom nicht Aufenthalt nehmen. Politiſches Alerlei Berlin. Der Reichskanzler empfing den Oberregierungsrat Dr. Ziegler zu einem Vor. trag über die Stiftung für die Opfer der Arbeit. München. Der Leiter des italieniſchen Au— ßenminiſteriums, Staatsſekretär Suvich, traf von Köln kommend, in der Landeshauptſtadt Bayerns ein. Haſt Du ſchon Dein Pakenkind? Wenn nicht, dann melde Dich ſofort bei dem Winker Bitte der Regierung Darmſtadt, 17. Dez. Das heſſiſche Staate⸗ preſſeamt teilt mit: Die geſamte Vepölke⸗ rung Heſſens, insbeſondere derſenige Tei der noch ein einigermaßen annehmbares Ein kommen hat, wird herzlichſt gebeten, ſich zum Weihnachtsfeſte der Aermſten der Ar men. insbeſondere der Kinder dieſer dadurch anzunehmen daß ihnen am Weihnachtsabend ein mit Weihnachtsgebäck geſchmücktes Bäumchen und vielleicht warme Kleidungs⸗ ſtücke uſw persönlich vom Geber oder ſe inen Kindern überbracht wird. Wenn jede nationallozialiſtiſch eingeſtellte Familie, die noch etwas von ihrem Einkom— men erübrigen kann, in erſter Linie höhere und obere feſtbeſoldete Beamte, durch Nach rage beim Winterhiliswerk, bei den Wahl⸗ ahrtsämtern, Fürſorgeſtellen(Gemeinde chweſtern uſw.) ſich eine bedürftige Familie namhaft machen läßt und ſich der Mühe un⸗ terzieht, dieſe in ihrer Wohnung aufſzuſu⸗ chen, dann bin ich überzeugt, daß auf der Geber⸗ und Nehmerſeite gleich große Freude erzeugt wird. Hier zeigt ſich die wahre, von jedem Ka⸗ ſtengeiſt befreite Rächſtenliebe die einen Ech⸗ pfeiler alles nationalen und zugleich ſozia⸗ ley Handelns bildet und die die Grundlage für die Volksgemeinſchaft im nationalſozia⸗ liſtiſchen Staake darſtellt. Deshalb bitte ich nochmals alle Nele e Volksgenoſſen, die eine echte Volksgemeinſchaft im nat lonalſo⸗ zialiſtiſchen Staate herbeiführen wollen, un mittelbar zur Tat zu ſchreiten, trotz allet zu leiſtenden ſonſtigen Spenden, insbeſonde⸗ re für das Winterhilfswerk und die Ne. Volkswohlfahrt. Heute weiß jeder. Ausgelachte Erfinder Aber die Praxis eniſchied ſich für ſie. Noſetgen wurde als kleiner Junge von einem Bauern zur Wallfahrt nach Maria⸗ bons mitgenommen. Als der Alte von oben en erſten dampfenden Eiſenbahnzug ſah, rief er aus:„Schau, ein ſchwarzer Wurm, der Tabak raucht!“—„Wir hatten uns vor⸗ geſtellt,“ erzählt Roſegger,„daß an die Maſchine nur ſo etliche Steiererwäglein ge⸗ ſpannt ſein würden. und nun hingen ganze Stadthäuſer dran, zu deren Fenſtern leben⸗ dige Leutköpf herausſchauten.“ Aber freilich, bei einem„Teufelswerk“, wofür das ganze galt, war alles möglich. Gar mancher kratzte ſich hinter den Ohren und meinte„Beim Dompfwagen iſt doch der Teufel dabei!“ Das glaubten auch jene Theoretiker, die haarſcharf„bewieſen“ hatten, daß eine dau⸗ ernde Bewegung von Stahlrädern auf Stahlſchienen unmöglich ſei. Daß überhaupt eine Fortbewegung mittels Dampfkraft undenkbar ſei, begründete der franzöſiſche Phyſiker Bernoulli mathematiſch. Seine Ar⸗ beit wurde zwar von der Pariſer Akademie preisgekrönt— aber die Eiſenbahn fuhr dennoch. Der Bernoulli des Damyſfſchiffes hieß Lardner. Dieſer engliſche Profeſſor wies wiſſenſchaftlich nach, daß man eher zum Monde fahren könne, als mit dem Dampfer auf dem Ozean. Ein Jahr darauf, 1819, fuhr der erſte Dampfer, die„Sa⸗ vonna“, über den Ozean. Als Benjamin Franklin(ungefähr 1740) den, Blitzableiter erfand, dichtete man noch keinen lateiniſchen Hexameter auf ihn, der beſagte, er habe„dem Himmel den Blitz enttiſſen“, ſondern lachte ihn weidlich aus. Murdoch, der Erfinder des Leuchtgaſens in England, hatte nicht das gleiche Schickſal, wohl aber der franzöſiſche Ingenieur Le⸗ bon, der die Gasbeleuchtung in Paris ein⸗ führen wollte, weil dieſer dumme Kerl eine Lampe ohne Docht brennen wollte. Damals glaubte man den Gelehrten mehr als den eigenen Augen, ſonſt hätte ſich ganz Paris von der Brennbarkeit des Gaſes überzeugen können. Lebon zeigte nämlich vom 1. Brumaire 1801 an jedem 10. Tag ge⸗ gen ein Eintrittsgeld von drei Francs ſeine Thermolampe, in der Gas ſogar ohne Docht brannte. Sein Anerbieten, aus Wald⸗ bäumen Leuchtgas zu machen, wurde abge— lehnt. Er felbſt wurde am Morgen der Krö⸗ nung Napoleons, dem 2. Dezember 1804, in den Champs Elyſees erſtachen, und ſo kam es, daß in Paris erſt im Jahre 1818 Gas- laternen brannten, während ſich Birming⸗ ham ſchon ſeit dreizehn Jahren dieſer Er⸗ rungenſchaft erfreute. Berlin kam allerdings noch ſpäter dran. Meteorſteine fal⸗ len vom Himmel. Vor anderthalb Jahrhun⸗ derten wußten das ſelbſt die gelehrteſten Männer nicht, und als einer der Pariſer Akademie die Entdeckung vom himmliſchen Urſprung dieſer Mineralien unterbreitete, erklärte man ihn für einen Eſel. Jeder wiſſe, daß es im Himmel keine Steine gebe, dar⸗ um können auch keine von dort herunter⸗ fallen. Das war doch ſonnenklar. Das Vo⸗ tum wurde ſo entſchieden verlautbart, daß Muſeumsdirektoren ſolche aus der Höhe ge⸗ fallenen Maſſen einfach wegwarfen, um ſich nicht zu blamieren So ageſchah es in Paris Zerrissenes Land mit den Steinen, die 17/08 zu Luce und 1790 zu Barbotan fielen. Erſt als es zu Laigle in der Normandie im Jahre 1803 Me⸗ teorſteine hagelte, war es dem franzöſiſchen Phyſiker Biot möglich, das Vorurteil der Akademie endgültig zu zerſtreuen. 8 „Etwa um dieſelbe Zeit, als man in Paris über die„Wahnidee“ der vom Himmel ge⸗ fallenen Maſſen lachte, machte man ſich über den Arzt und Forſcher Jeal. Andre Peyſon⸗ nel luſtig. Dieſer hatte nämlich die hirn⸗ verbrannte Idee vertreten, die Korallen ſeien Tiere, während ihre Pflanzennatur doch der gelen Akademie, ſamt ihrem Vorſitzenden Reaumur, klar war. Peyſonnel erlebte den Triumph ſeiner Entdeckung ebenſowenig, wie ſpäter Lobon. Im Ausla⸗ chen war die Körperſchaft überhaupt groß. Demſelben Schickſal verfiel bei ihr Ediſons, Sprechmaſchine. Als Dr. de Mouzel der Pariſer Akademie zum erſtenmal dieſe Erfindung vorführte, ſtürzte ſich der hervor— ragende Humaniſt Bouilleaud wütend auf den Referenten und ſchrie ihn an, die illuſtre Verſammlung laſſe ſich nicht von Bauchredner zum Narren halten. Davon ließ er ſich nicht abbringen, und noch ein halbes Jahr ſpäter erklärte er, es ſei völlig ausgeſchloſſen, daß ein elendes Metallſtück den edlen Klang der menſchlichen Stimme nachahmen könne. Und hat man ſich nicht noch um die Jahr⸗ hundertwende über die Luftſchiffer luſtig gemacht? Eine reizende Zeppelinanek⸗ dote erzählt der Wiener Schauſpieler Dr. Rudolf Tyrolt:„Als ich im Jahre 1899 auf Gaſtſpiel in Stuttgart weilte, fiel mir eines Abends in einer Ecke des Speiſeſaales mei⸗ nes Hotels ein äußerſt lebhafter alter Herr auf, der mehreren Offizieren etwas zu de⸗ monſtrieren ſchien. Ich fragte meinen Tiſch⸗ nachbarn, ob er den Herrn kenne. Darauf antwortete der biedere Schwabe, indem er mir im Tone gutmütigen Bedauerns zuflü⸗ ſterte:„Dös iſcht a Narr! Ein Graf Zeppe⸗ lin! Der guat Ma moint, er kenn durch d' Luft fahre!“ einem Die deutſche Weihnachtsſtadt Der alldeulſche 1 lebt wie⸗ er auf. Nürnbergs Weihnachtsmarkt, der in ver⸗ gangenen Jahren zu einer nüchternen Weih⸗ nachtsmeſſe geworden war, wird in dieſem Jahre dank der Initiative des Nürnberger Oberbürgermeiſters Willy Liebel zum erſten Mole wieder in der beinahe in Vergeſſenheit geratenen Form des altdeutſchen Chriſt⸗ kindlesmarkles durchgeführt, wie er ſeit 1697 Jahrhunderte hindurch ſtattfand und wie es dem Weſen der Stadt des Spielzeugs und der Lebkuchen entſpricht. Am Abend des 4. Dezember wurde der Chriſtkindlesmarkt mit Kinder⸗ und Poſaunenchören eröffnet, die auch während der ganzen Dauer all⸗ abendlich bei Anbruch der Dunkelheit muſi⸗ zieren. a Wie in früherer Zeit gibt wieder der Adolf⸗Hitler-Platz, der einſtige Hauptmarkt, mit dem Schönen Brunnen und dem Nep⸗ tunsbrunnen, mit dem gotiſchen Pracht⸗ werk der Frauenkirche, an deſſen Giebel all⸗ täglich mit dem Glockenſchlage zwölf der Reigen der ſieben Kurfürſten um Kaiſer Karl IV. zic,. künſtleriſch geſchmückt von rieſigen Girlan⸗ den, die die Straßen überſpannen, grüßen große Nürnberger Rauſchgoldengel und an⸗ dere Weihnachtsſymbole. Für die ganze Dauer des Marktes wurde die elektriſche Straßenbeleuchtung ausgeſchaltet: nur Ker⸗ zen⸗ und Budenbeleuchtung hüllen den Platz in ſtimmungsvolles Halbdunkel. In langen Reihen ſind auf dem Markt 135 Buden und Stönde verteilt. Jede ein⸗ zelne Bude iſt in Farbe, Wirkung und weih⸗ nachtlichem Zauber von Nürnberger Künſt⸗ lern durchgearbeitet und mit den ſchönen al⸗ ten Nürnberger Weihnachtslampen in den Stern⸗ und fahnen und Engeln geſchmückt. Eine Bude des deutſchen Chriſtbayms zeigt. mie unſere Die Erlebnisse zweier junger Mädchen, die als Gesellschafterinnen auf ein Gut an der sächsisch- tschechischen Grenze verpilichtet werden. Auf Schloß Maltstein gehen unerhörte Dinge vor sich: das Leben der jungen Mädchen wird völlig aus dem Gleichgewicht geworfen.— Anny von panhuys schildert das Schicksal dieser zwei, von denen die eine die Frau des Gutsherrn wird. in selten fesselnden Kapiteln. Ein Roman, der weichen, einſechmeichelnden Roman von Lisa Honroth-Loewe Nerven ganz leiſe zitterten. durchgemacht.“ Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Und als jenſeits verſtändlich, einzuſteigen und mit blühenden Sommertag zu fahren. Rodſchinſkty hatte den des Braunen in die Hände legte. hatte mit einem Blick erkannt, daß Gerda ſtand. Und auch der glänzende Braune, der ſi erſtaunt mähneſchüttelnd umgeſchaut hatte, und ſchnell unter Gerdas leiſem Anruf. Gerda war glücklich. Der Weg führte zwiſe Birken. — nun wieder aus den warmen Nadeln. Der Weg lief wie ein helles weißes Band immer hinaus in das weite dann kamen ein paar Tannen hindurch, N Waldweiher herum ſtanden um einen al g 5 Tannen; es duftete ſüß und ſchwer weiter hinaus in die blaue Ferne, Land, dorthin, wo der Fluß ſtrömte. „Wie gut Sie die Zügel halten, Nodſchinſty ſah von der „Das iſt wie Heimat, Gerda.„Wie oft bin ich ſo durch die Felder gefahren, ale Kind damals, als das Gut uns noch gehörte—“ Sie brach ab. der Stadt, ſchon am Rande des Waldes, Rodſchinſkys kleiner Wagen wartete, neben dem ein junger Burſche Wache ſtand, da war es ihr ganz ſelbſt⸗ li Rodſchinſkty durch den Burſchen nach Hauſe „Ich denke, es iſt angenehmer, ſo zu fahren!?“ hatte er fragend zu Gerda geſagt und wollte ihr hineinhelfen. „Darf ich ſelbſt kutſchieren?“ fragte Gerda, und ihre Augen leuchteten, als Rodſchinſky ihr wortlos die Zügel Zu zweit ſaßen ſie nun auf dem ſchmalen Kutſcherbock, im Fond hatte ae Gerdas Jacke und ihre kleine Handtaſche verſtaut. Er i zu fahren ver⸗ ch einmal wie lief zufrieden ſchen dunklen Fräulein Donatus!“ Seite in ihr Geſicht, das ſchön und klar, von der wehenden Sommerluft ein wenig erhitzt, und voll aufgeſchloſſener Freude neben ihm war. 0 0 100 wie Kinderzeit“, antwortete „Jad 115 Aber ſchon fuhr Rodſchinſky fort:„Halten Sie mich nicht für taktlos, Fräulein Donatus, wenn ich das erwähne! Sehen Sie, Stadt wie der unſeren ſind ja die Menſchenſchickſale ſehr ſchnell bekannt, und ich glaube, die Dinge hier mit größerer Einſicht betrachten. Eine Ein⸗ ſicht, die leider vielen Ihrer Landsleute ſehlt. Aber da kommen wir ſchon wieder ins Politiſche“— er ſchüttelte den Kopf wie in einer leiſen Unzufriedenheit—,„und der Tag iſt doch heute wirklich viel zu ſchön dazu. Ich möchte wohl mehr von Ihnen wiſſen, Fräulein und nicht nur“— ſeine Stimme ſenkte ſich, und es war Gerda, als rückte er unmerklich ein wenig, ein wenig nur näher an ſie heran—„politiſch mit Ihnen ſprechen.“ Gerdas Hände zitterten leicht. Sie fühlte die Nähe des„Hätten wir nicht bei Pikorcz.. atemlos, denn ſie hatte ſowohl Augſt vor dieſem plötzlichen „Fräulein Gerda“— das ſie eigentlich hätte zurückweisen Rodſchinſky ihr damals un- müſſen—, als auch vor einem Picknick im Walde. Wo war ihre Sicherheit hin, ihr Trotz, mit dem ſie geſtern Roh. ſchinſtys Einladung angenommen? N „Bei Pitorcz...“ Die Männerſtimme klang etwas ge dehnt und zögernd.„Es iſt beſſer, wir vermeiden das. Sin kennen die Verhältniſſe hier noch nicht, Fräulein Gerda der gute Pikorcz iſt trotz ſeines erzpolniſchen Namens ein ſogenannter Polenfreſſer. Es iſt weder möglich für mich, dort einzukehren, wie für uns beide empfehlenswert, dort geſehen zu Gerda“— er fuhr ſchneller fort, denn er ſah ſehr wohl, daß Gerda einen Einwand machen wollte—,„ſind wir nicht heute herausgefahren, um hier das Land zu ſehen? Wir wollen bis zur Oder hinnunterfahren. Ich weiß de eine Waldlichtung am Ufer, ein idealer Picknickplatz, Fräu geſchickt. Mannes, ſie fühlte die über ſie, die ſie geſpürt, als Erlen dunkles Geſicht, „Sie ſtammen wohl aus dem Poſenſchen, Fräulein Donatus?“ Rodſchinſkys Stimme hatte jetzt wieder ihren Klang, „Sie haben vie Gerdas Stimme verſuchte eine leiſe Abwehr. leiſer und wie ehrerbietig ſüße geſchwängerten Waldluft; wieder kam jene ſüße Betäubung erwartet bei dem Kinderfeſt gegenüberſtand. Das Zittern in ihren Händen wurde ſtärker. Wie um ſich feſtzuhalten, faßte ſie heftiger nach den Zü „Hallo!“ Rodſchinſty griff ſchnell nach der Leine, denn der nervöſe Braune ſtieg von dem jähen, unerwarteten Ruck in die Höhe.„Ich glaube, Fräulein Donatus, Sie überlaſſen die Führung jetzt einmal mir.“ Es waren ganz leicht hingeſagte, alltägliche Worte: aber Gerda ſpürte unter dieſen Worten ſehr wohl eine tiefere Bedeutung, vor der ihr Herz in ſchnellen, angſt⸗ vollen Schlägen zitterte. Aber ſie vermochte nichts zu er⸗ widern. Ganz ſtill ſaß ſie neben Rodſchinſty und ſah nur immer wieder heimlich von der Seite in ſein fremdes, geln. — ũꝗ——— die Leser mit aller Macht packt. Gerdas Schweres unter dem den Rahmen für den Chriſt⸗ kindlesmarkt. Auch die Zugangsſtraßen ſind Pieleckformen, mit Weihnachts⸗ Vorväter dieſes deutſche Symbol der Wen⸗ nacht zierten, eine andere bringt den guten Nürnberger Zinnbehang wieder zu Ehren. Gelbgießer zeigen in anderen Ständen ih⸗ ren Weihnachtsſchmuck, auch eine Bude des Hitlerſungen mit all' ſeinen Weihnachtswün⸗ ſchen fehlt nicht. Die Deckenbude, mit jener köſtlichen Spezialität Nürnberger Puppen, die altdeutſche Marzipan⸗ und Eierzucker⸗ bude, dazu das Vielerlei der Weihnachts⸗ geſchenke und des Nürnberger Spielzeugs werden durch die Herſteller in einer einzig ⸗ artigen Schau geboten. Zum erſten Male breiten auch die Nürnberger Zinnſiguren⸗ gießer ihre bunten Sächelchen voll Kunft und Volksüberlieferung wieder aus. Hinter der Frauenkirche werden die viel- begehrten Nürnberger Zwetſchgenmännlein, luſtige Bauern- und Teufelsfiguren, Männ⸗ lein und Weihlein aus Dörrobſt dargebo⸗ ten. Selbſtverſtändlich fehlen auch die welt⸗ berühmten Nürnberger Leckereien, die Leb⸗ kuchen und Süßbackwerke der verſchieden⸗ ſten Art mit ihrem Honigdufte nicht; denn das ganze weihnachtlich tätige Nürnberg, das deutſchen Weihnachtszauber in die Welt ſendet, beteiligt ſich am Chriſtkindlesmarkt. Am 24. Dezember wird das Chriſtkind ſelbft von der Empore der Frauenkirche herab das Ende des Marktes verkünden; wie zur Er⸗ öffnung wird auch die Schlußfeier mit Weihnachtsliedern, von Kinderchören geſun⸗ gen, umrahmt werden.. 3 0 5 Wiſſen zie dass Der Bernſtein iſt ein Millionen Jahre altes 1 J f Harz und wird in der Hauptſache im Tageban bei Palmnicken und Krartepellen und im Samland gefördert; die letzte Station, die bor dem einzigen Bernſteinwerk der Welt an der oſtpreußiſchen Küſte iſt, heißt Sorgenau. Die engliſche Zeitung„Daily Expreß“ hatte im Durchſchnitt des Monats Oktober eine käg⸗ liche Auflage von 1850 000 Exemplaren. Der Wirt von Fährhaus Pikorcz ſtand im Garten und nagelte etwas an dem Geſtänge der großen grünen Holz⸗ ſchaukel, die nach dem Kinderfeſt offenbar einer keinen Erneuerung bedurfte. Leiſe quietſchend ſchwang das un⸗ gefüge Ding unter Pikorcz' Hand hin und her. Und ſo⸗ gerade hier in der kleinen gerade das Ihre läßt Sie Donatus, Walde? gebracht.“ Schwere der ſonnen- zuſammen lein Gerda.“ —————— gefühlen bewegt, ein hohes hätte. Pikorcz, auf ſeiner Leiter ſtehend, ſah mit runden Augen den Wagen vorüberfahren. 1 Das iſt doch die deutſche Lehrerin!, dachte er. Un neben dem Polacken? Er ſchüttelte den Kopf und kletterte etwas mühſelig mit ſeinen ſteifen Rheumabeinen, die die Nähe des Waſſers ihm eingetragen, herunter. Er mußte mit Marie dieſe merkwürdige Sache bereden. „Wo wollen wir frühſtücken, Fräulein Gerda?“ Rod⸗ ſchinſty war ſchnell an Pikorez' Gaſthaus vorbeigefahren. „In einem Reſtaurant, oder machen wir ein Picknick im Die notwendigen Dinge hätte er das Rollen des Wagens faſt überhört, wenn nich vor dem Garten der Braune, von Frühling?“ Wiehern in die Luft geſande dazu habe ich mit, .“, ſagte Gerda etwas werden. Außerdem, Fräulein (Fortſetzung ſolgt.) „ OMAN vo N „ AN e ANliuvs. 8 3 Ne eier 5 n Ann Nn 8 10 ö verboten. Bei Blitz und Donnerſchlag! Es dämmerte früh, obwohl es ſchon Frühling war; aber in der rauhen Oberlauſitz kümmert ſich der Lenz nicht um den Kalender, da zieht er immer erſt ſpät ein. Die Wolken hingen dunkel und ſchwer am Himmel, ver— däſterten das Landſchaftsbild. Die Abteile des Zuges, der von Dresden kam, waren 755 erleuchtet. Zwei Damen ſaßen in einem der Wagen ſrittet Klaſſe. Sie hatten bisher wenig Notiz vonein⸗ ander genommen: als es jetzt aber ſtark zu regnen anfing, ſeufzte die eine— ſie war rotblond und zart—:„Welch dpſcheuliches Wetter!“ Die ihr Gegenüberſitzende lächelte ein wenig. „Negen iſt auch ſchön. Beſonders angenehm iſt es, wenn man im molligen Zimmer ſitzt und hört ihn draußen an die verſchloſſenen Läden klopfen oder aufs Dach. In der Stadiiſt Regen oft unangenehm, aber auf dem Lande Rugt er eine andere Melodie, finde ich.“ Die Notblonde fragte:„Sie wohnen auf dem Lande?“ Die andere, unter deren Hütchen ſich dunkekbraunes Welock zeigte, hob den Blick. Ungewöhnlich große tief— Maue Augen hatte ſie. Sie beantwortete die Frage. „Ich wurde auf dem Lande groß. Richtiger, in einer Keinen Stadt. Aber das iſt beinahe dasſelbe.“ Die Rotblonde ſagte:„Ich war noch nie längere Zeit auf dem Lande.“ Sie zögerte ein wenig und ſetzte hinzu: „Ich fahre jetzt zu Bekannten auf ein Gut in der Oberlauſitz.“ Sie dachte, was ging es die Mitreiſende an, daß ſie auf dem Gut eine Stelle als Geſellſchafterin autrat? Eigentlich hätte ſie gar nichts zu ſagen brauchen, aber die kleine Unwahrheit war ihr faſt wider Willen entſchlüpft. Die Dunkethaarige mit den feinen, doch unregel— mäßigen Zügen nickte nur und blickte hinaus in die Land⸗ ſchaft, die ſo ſpukhaft verwiſcht vorbeizog. Dämmerung und Regen färbten alles grau in grau: die Häuſer der leinen Dörfer und den Wald, die Berge und Felder. Grau der Himmel, grau die Erde und grau, was da in unzählbaren Regenſchnüren die grauen Wolken mit der grauen Erde verband. Beide gaben ſich jetzt ihren Gedanken hin. Gedauken, die ganz verſchieden voneinander waren. Die zwei ver— gaßen faſt, daß ſie ſich ſchon ein wenig unterhalten hatten, ſie ſchlenen mit offenen Augen zu ſchlafen. Nur wenn der Bummelzug auf einer kleinen Station hielt, verſuchten veide durch die vom Regen ſchon ſehr angelaufenen Scheiben feſtzuſtellen, wie der Ort hieß. Einmal ſahen beide zufällig gleichzeitig auf ihre Uhr, und dann wurde die Rotblonde unruhig. Sie begann an ihrem Köfferchen herumzuhanttieren. Ein wenig ſpäter beſchäftigte ſich die Dunkelhaartge mit ihrem ziemtich großen Koffer. Die Rotblonde dachte flüchtig: Wie dumm, daß ſie vorhin geſagt hatte, ſie führe zu Bekannten auf ein Gut! Die Mitreiſende ſchien auch auf der nächſten Station aus— ſteigen zu wollen. Vielleicht verkehrte ſie in Schloß Malt⸗ ſtein und würde dann natürlich bald erfahren, daß ſie nur eine Geſellſchafterin war. Sie beruhigte ſich jedoch gleich wieder. hatte die andere keinerlei Beziehungen zu von Maltſtein, und man ſah ſich nie wieder. Der Zug hielt. Die Rotblonde ſtieg zuerſt aus. Sie grüßte beim Ausſteigen flüchtig. Die Dunkelhaarige erwiderte den Gruß und folgte ihr ſofort. der Herrin Sonſt waren auf der Station nur ein paar Bauern J— N 15 11. 0 ö 5 rate einer von Ihnen, freiwillig zurückzureiſen. In einer ausgeſtiegen. Sie beeilten ſich, durch den Regen zu kommen und das Stationsgebäude zu erreichen. Auch die beiden jungen Damen liefen ſo ſchnell, wie ſie konnten, um ein Dach über den Kopf zu bekommen. Sie ſtanden dann plötzlich wieder nebeneinander und ſtutzten, als ſie heide einen Brief aus der Taſche zogen, um ihn in betont auffallender Weiſe in die rechte Hand zu nehmen. Aber ehe ſie noch dazu kamen, gegenſeitig ihrem Erſtaunen Ausdruck zu verleihen, ſtand ein Mann vor ihnen, deſſen Figur ganz in einem Wettermantel untertauchte, deſſen Umeriſſe darin verſchwanden. Eine Schirmmütze bedeckte vollſtändig den Kopf. Eine tiefe Stimme fragte kurz:„Da beide Damen ſich nit einem Brief als Erkennungszeichen bewaffneten, bitte ich, mir zu ſagen, welche von Ihnen die heute erwartete Geſellſchafterin der Frau von Malten auf Schloß Malt⸗ ſtein iſt, die ich abholen ſoll?“ Ein greller Blitz zuckte nieder, gab den Geſichtern etwas Lebloſes, Starres. Ein Donnerſchlag folgte, der ſich in Knittern und Knattern löſte. Es dauerte faſt eine Minute, ethe die beiden Gefragten antworten konnten. Doch dann Wahrſcheiulich 9 2 * AA 8 S erfolgte die Antwort wie aus einem Munde:„Ich bin die erwartete Geſellſchafterin!“ Beide ſahen ſich einander fragend an. ſtehende Männergeſtalt ſchien ſich zu verändern, das Geſicht auch. Es waren da mit einem Male weibliche Umriſſe, und nun nahm eine ſchmale, feſte Hand die Mütze ab, und die beiden Geſellſchafterinnen erkannten, es war eine Frau, die vor ihnen ſtand, und nun kurz, faſt befehlend ſagte:„Begleiten Sie mich in den Warteraum, damit wir feſtſtellen, welche von Ihnen ich nach Maltſtein fahren muß.“ Einander mit verwundert fragenden Blicken meſſend, folgten beide der im weiten Wettermantel von grobem Tuch Voranſchreitenden. Der Warteraum lag in matter Beleuchtung. Er ent⸗ hielt nur ein paar Tiſche und Stühle. Der Wettermantel flog über eine Stuhllehne, und eine knabenſchlanke große Dame, mit kräftiger Geſichtsfarbe und kühner Adlernaſe, wies auf ein paar Stühle.„Nehmen Sie Platz. Wir müſſen ſowieſo mit der Fahrt warten; das Wetter iſt zu hölliſch geworden.“ Im ſelben Augenblick zuckte ein Blitz nieder, der den kleinen Raum in unheimliche Helle riß. Jetzt ſaßen ſie zu dritt am Tiſch. Erſt als der Donnerſchlag verhallt war, begann die Frau: „Ich heiße Roberta Olbers und bin die Inſpektorin von Gut Maltſtein. Ich kam, um die Geſellſchafterin der gnädigen Frau abzuholen. Da Sie beide behaupten, es zu ſein, bitte ich um Beweiſe.“ Zwei Briefe wurden der hochgewachſenen Frau ent⸗ gegengehalten. Sie nahm beide in Empfang, zog beide aus den Umſchlägen und las den kurzen Inhalt beider. Sie murmelte etwas vor ſich hin, was wie ein Fluch klang, und ihre ſchwarzen Augen muſterten beide junge Damen. Sie mochte nur ein paar Jahre älter ſein als die zwei, aber ihr ſcharf geſchnittenes Geſicht ließ ſie älter erſcheinen, vielleicht lag es auch nur an ihren ſicheren Bewegungen, ihrer etwas befehlenden Sprechweiſe. Sie eutſchied: „Es bleibt nichts übrig, als Sie beide mit nach Malt⸗ ſtein zu nehmen. Dort mag Frau von Malten weiter beſtimmen. Irgendein Irrtum muß ſchuld ſein, daß ſtatt einer Geſellſchafterin gleich zwei Damen antreten.“ Sie brummte:„Nach meiner Anſicht iſt eine ſchon überflüſſig.“ Sie hüſtelte, wurde ſich wohl erſt jetzt ihrer Unhöf— lichkeit bewußt. Es blitzte und donnerte weiter. Eine Reihe von Blitzen riß den kleinen Warteſaal immer wieder in ein kaltes bläuliches Licht, und die Geſellſchafterinnen fröſtel— ten und zitterten. Ihre hoffnungsvolle Fahrt in die Oberlauſitz fing an, ſich ſehr unerfreulich zu geſtalten. Der Rotblonden fiel ein: ſie hatte ſich noch nicht vor⸗ geſtellt. Sie lächelte ein wenig: „Frau Inſpektor, wie Sie aus dem an mich gerichteten Brief erſahen, heiße ich Olga Zabrow, Baroneſſe Zabrow, mit vollem Namen.“ Die Dunkelhaarige ſagte leiſe:„Sie laſen wohl, daß ich Marlene Werner heiße.“ Dann herrſchte wieder Schweigen. klopfte Roberta Olbers mit den Fingern der Rechten auf den Tiſch. „Eine blöde Geſchichte iſt das mit Ihnen beiden, aus der ich nicht klug werde.“ Auf ihrer ſehr geraden Stirn, über der das glattanliegende, zurückgebürſtete Haar wie ſchwarze Seide glänzte, zeigte ſich eine tiefe Falte.„Ich Die vor ihnen halben Stunde iſt ein Zug nach Dresden fällig. Ich glaube, die gnädige Frau rechnet nur mit dem Kommen Fräulein Werners.“ Olga Zabrow zupfte ſpieleriſch an den rotgoldenen Löckchen über ihrem einen Ohr. „Ich trete freiwillig nicht zurück. Ich bin ſchriftlich engagiert worden und beſtehe auf meinem Recht.“ Zunächſt antwortete ihr nur ein Achſelzucken der ſchlanken Inſpektorin, aber nach einem Weilchen meinte ſie läſſig: „Klammern Sie ſich nicht zu feſt an Ihr Recht. Es handelt ſich ja ſowieſo nur um einen ſehr vorüber— gehenden Auſenthalt im Schloß. Bis jetzt ſind alle Ge⸗ ſellſchafterinnen bald wieder fortgegangen. Die gnädige Frau iſt tiefſinnig, der Sohn menſchenſcheu, und wenn Sie erſt mal nachts die weiße Reiterin geſehen haben werden, vergeht Ihnen ſicher der letzte Reſt der Lebens⸗ freude, die Sie mit nach Maltſtein bringen.“ »Ich fürchte mich weder vor der tieſſinnigen Dame Nach einer Weile noch vor ihrem menſchenſcheuen Sohn“, erwiderte in etwas trotzigem Ton Olga Zabrow und ſetzte hinzu:„Wer aber iſt die weiße Reiterin?“ Marlene Werners Augen fragten auch. Die Inſpektorin verzog ein wenig den Mund. „Die weiße Reiterin iſt der Maltſtein.“ 5 Beide Mädchen lachten unwillkürlich, aber ein Blitz ließ das Lachen auf ihren Geſichtern erſterben, und ihre Hände zuckten nach den Ohren, als es jetzt mit ſolcher Gewalt donnerte, daß man meinte, im nächſten Augenblick müſſe alles zuſammenkrachen. 5 geworden, ſprach die Dritte am Tiſch tief und betont: „Ich ſah die weiße Reiterin von Maltſtein ſchon mehrmals, und andere ſahen ſie ebenfalls; auch Frau von Malten ſchreckte der Spuk. Die weiße Reiterin iſt eine Vorfahrin der Familje von Malten. weißes Pferd war ihr Lieblingstier, als ſie noch lebte, und ſie war eine verwegene Reiterin. Sie ſtarb auf einem ihrer wilden Ritte am Herzſchlag, und ſeitdem, es iſt zweihundert Jahre her, ſieht man ſie zuweilen um das Schloß reiten. Sie trägt ein langes, weißes Reitkleid und zeigt ſich immer, wenn der Familie Malten eine Gefahr droht.“ Sie erhob ſich brüsk.„Wir können hier nicht länger herumſitzen, und das Auto wird ja auch durch dieſes Wetter kommen.“ Marlene Werner entfuhr es:„Ich bitte Sie, bei dem Gewitter können wir doch nicht fahren.“ „Ich fahre jetzt fort“, war die ſchroffe Erwiderung. „Ihnen ſteht es natürlich frei, hierzubleiben.“ Marlene Werner dachte an ihre leere Börſe und daran, wie ſehr ſie ſich gefreut, eine Stellung gefunden zu haben. Sie rief überſchnell:„Selbſtverſtändlich werde ich mlt⸗ fahren!“ N Die ſchlanke Frau warf den Wettermantel wieder um, ſetzte die Mütze auf und ging voran, dachte nicht daran, den beiden, die ihr folgten, etwas von ihrem Gepäck ab⸗ zunehmen. Draußen, in dem kleinen Bahnhofsgebäude, befand ſich niemand mehr. Schräggegenüber war eine Wirtſchaft. gekommenen Fahrgäſte geflüchtet. Eine elegante Limouſine ſtand unter dem vorragenden Schutzdach des Hauſes, und Roberta Olbers öffnete den Schlag.„Steigen Sie ein! In zwanzig Minuten ſind wir, wenn alles gut geht, im Schloß.“ Es klang ein wenig beängſtigend, dies: Wenn alles gut geht! Sehr wohl fühlte ſich Olga Zabrow nicht, ebenſowenig Marlene Werner. Sie ſaßen nun neben⸗ einander in den weichen Lederkiſſen; zu ihren Füßen lag ihr Gepäck. Der Wagen ſchoß ſo plötzlich los, daß die beiden Mädchen gegeneinandertaumelten, und ſo fuhren ſie durch den tollen Regen, durch die Blitzillumination und das Donnerkrachen. Es war ihnen, als führe man ſie beide geradeswegs in die Hölle hinein. Olga Zabrow ſagte leiſe:„Ich erzähtte Ihnen im Zugabteil, ich ginge zu Verwandten auf ein Gut. Ich redete das ſo hin, ohne zu überlegen.“ 1 0 Die andere erwiderte flüchtig:„Das iſt ja gar nicht wichtig, die Hauptſache iſt, daß wir lebendig ankommen. Die Frau fährt wie ein Satan.“ Ja, wie ein Satan fuhr die Frau, die am Steuer ſaß. Sie dachte daran, daß Frau von Malten geſagt:„Noch einmal, zum letzten Male verſuche ich es mit einer Geſell⸗ ſchafterin. Wenn ſie auch diesmal nicht aushält, daun. bleibe ich allein mit meinem Sohn, dann mache ich keinen Vorſuch mehr, junges, frohes Leben in unſere triſten Tage zu locken. Dann ſoll es nicht ſein!“ Und ſie dachte weiter, während ſie durch das Unwetter nach Maltſtein raſte: Eine von den beiden da drinnen würde morgen ſchon wieder weggeſchickt werden; der anderen aber beabſichtigte ſie den Aufenthalt gründlich zu verleiden. Sie wollte die einzige Geſellſchaft der Gutsfrau und ihres Sohnes bleiben— ſie wußte Beſcheid mit ihnen; ſie kannte ihre Schwächen und konnte ſie aus⸗ nützen. Sie wollte keinen Meuſchen in der Nähe, der ſich vielleicht lieb Kind machte und ihre ehrgeizigen Pläne ſtörte. Sie wußte, was ſie wollte, und ließ ſich nicht von ihrem Weg abbringen. i Zu Gut und Schloß Maltſtein gehörte ungeheurer Reichtum. Jetzt war er in den Händen zweier Menſchen, die ihn nicht mehr zu nützen wußten. Sie ſelbſt würde das trefflich verſtehen. Sie lächelte vor ſich hin. Ja, ſie wußte, was ſie wollte. Sie war vom Kopf bis zum Fuß konzentrierteſter Wille. N Viel hatte ſie ſchon erreicht dadurch, daß ſie nach dem Tode ihres Vaters, des Gutsinſpektors in Maltſtein, ſein Amt und ſeine Pflichten hatte übernehmen dürfen. (Fortſetzung folgt.) Spuk von Schloß Nachdem es wieder ſtill Ein ſchnee⸗ Dorthin hatten ſich die mit dem Zug an⸗ 0 Lokales Gedenktage 18. Dezember. 1736 Der Geigenbauer Antonio Stradivari in Cremona geſtorben. 5 1786 Karl Maria v. Weber in Eutin geboren. 1803 Der Dichter Johann Gottfried v. Her⸗ der in Weimar geſtorben. 1844 Der Volkswirt Luſo Brentano in Aſchaf⸗ fenburg geboren. Sonnenaufg. 8,07. Mondaufg. 9,53. Sonnenunterg. 15.46. Mondunterg. 17,04. 1 Kannſt du nicht allen gefallen durch deine Tat und dein Kunſtwerk, Mach es wenigen recht, vielen Gefallen iſt ſchlimm. Schiller. Heimlichleiten Ja, die Weihnachtsheimlichkeiten! Wenn du es dir einfallen laſſen wollteſt, um dieſe Zeit, wie es ſonſt der Brauch, bei guten Freunden einmal unverſehens hereinzuſchneien, ſo kann es dir geſchehen, daß du dabei in eine Mords⸗ verwirrung hereingerätſt— eine Verwirrung, die faſt an das Drum und Dran von Groß⸗ Reinemache⸗Tagen erinnert! Freilich ohne de⸗ ren obligate Weltuntergangsſtimmung, zum Glück. Da ſitzt denn, wo ſonſt um den großen Familientiſch herum die holdeſte Eintracht herrſcht, ein jeder für ſich und in ſtrenger Klau⸗ fur. Die Mutter mag ſich mit Vorbedacht das Küchenbereich vorbehalten haben; vielleicht, daß ſie noch ein paar ganz beſondere Leckereien herzuſtellen gedenkt, von denen niemand wiſ⸗ ſen ſoll. Der Vater wieder muß, wenn man ſeinen Ohren trauen darf, den in feinem Allerheiligſten zum Baſteltiſch aus⸗ erkoren haben, denn man hört es von dort her hämmern und feilen und weil der Hans ſich für ſeine Laubſägerei die Wohnſtube aus⸗ erkoren hat, mußte die Grete mit der Näh⸗ maſchine ins Schlafzimmer wandern. Ja, rüttle nur an welcher Tür du willſt: Sie iſt verſchloſſen! Und dies Gewerke und Gewirt⸗ ſchafte würde gewiß ſo weitergehen, bis in die Nacht hinein, wenn nicht die Mutter doch einmal der Unermüdlichkeit energiſch Einhalt gebieten und zum Abendbrot mahnen würde. Doch wenn dann endlich alle— lange genug mag es wohl gedauert haben— um den wohl⸗ gedeckten Tiſch verſammelt ſind, dann ſchwingt durch all das Necken und Foppen und Wich⸗ tigtun eine große Liebe hindurch, und die roten Backen des jungen Volkes verraten noch von dem Eifer des frohen Schaffens. Und in aller Augen iſt ein leuchtender Glanz, ein unbändiges Freuen auf das Feſt, das da kommen wird und das geſchmückt ſein ſoll mit den Früchten all der vielen— Weih⸗ nachtsheimlichkeiten! % Fahrtrichtungsanzeiger. Am 1. Januar 1934 treten die Vorſchriften über die Fahrt⸗ richtungsanzeiger in Kraft, wonach die ſog. Kapſel⸗ oder Gehäuſeanzeiger nicht mehr zu⸗ läſſia ſind. Es dürfen dann nur noch die ſog. Winter verwendet weroen, d. h. Fahrt⸗ richtungsanzeiger, die ſo beſchaffen ſind, daß das Zeichen in eingeſchaltetem Zuſtand an der Seite des Kraftfahrzeuges, nach der abge⸗ bogen werden ſoll, erſcheint und dabei den Amriß des Fahrzeuges verändert. 8 * Freigabe der zweiten Klaſſe für Schwerkriegsbeſchädigte. Die vom Genetal⸗ direktor der Deutſchen Reichsbahngeſell⸗ ſchaft, Dorpmüller, angekündigte Fahrpreis⸗ ermäßigung für Schwerkriegsbeſchädigte, die urſprünglich erſt mit dem 1, Januar 1934 in Kraft treten ſollte, wird, wie bereits ge⸗ meldet, ab 20. Dezember wirkſam. Von die⸗ ſem Zeitpunkt an können Schwerkriegsbe⸗ ſchädigte, die 50 v. H. und mehr beſchädigt ſind, auf der Reichsbahn die zweite Wagen⸗ klaſſe mit Fahrtausweiſen dritter Klaſſe be nutzen. Vorausſetzung iſt lediglich, daß der Arzt des Fürſorgeamts beſcheinigt, daß ihr körperlicher Zuſtand die Benutzung der zweiten Wagenklaſſe rechtfertigt. e Rücdgabe der Steuerkarte 1933. Nach einer Verordnung des Neichsfinanzminiſters ſind die Steuerkarten für 1933 von den Ar⸗ beitgebern für die am 31. Dezember d. 00 bei ihnen beſchäftigten Arbeitnehmer nach Ab⸗ ſchluß des Steuerjahres mit einer Beſcheim⸗ ung über die gezahlte Lohnſteuer bis ſpäte⸗ tens zum 15. Februar 1934 dem Finanzamt einzureichen. Dabei iſt zu berückſichtigen, daß als Steuerabzug vom Arbeitslohn auch der im Kalenderjahr 1933 für die Zeit vom 1. Januar bis 30. Juni erhobene Ledigenzuſchlag gilt. Der entſprechende Betrag iſt beſonders kenntlich zu machen. Arbeitnehmer, die am 31. Dezember 1933 in keinem Dienſtverhältnis ſtehen, und ſich daher an dieſem Tage im Beſitze ihrer Steuerkarte 1933 befinden, haben die Steuerkarte unter genauer Angabe der Wohnung, die ſie am 10. Oktober 1933 inne⸗ hatten, bis zum 15. Februar 1934, dem Fi⸗ nanzamt einzuſenden, in deſſen Bezirk ſie am 10. Oktober 1933 ihren Wohnſitz innehatten. e Opferappell an die Beamtenſchaft zum Welche Der Leiter des Amtes 10 5 Be⸗ amte bei der oberſten Leitung der PO. und Führer des Reichsbundes der deutſchen Beam⸗ ten, Hermann Neef, richtet einen Valh eu an die Beamtenſchaft. anläßlich des Weihnachts⸗ Schreibtiſch ginn feſtes in verſtarttem Maße zu Opfern für die notleidenden Volksgenoſſen bereit zu ſein. Die⸗ jenigen in Stellung und ausreichender wirt⸗ ſchaftlicher Sicherung müßten ein beſonderes Opfer bringen, damit der Gabentiſch der ſechs Millionen bedürftigen Volksgenoſſen gedeckt werden könne. Der Leiter des Winterhilfs⸗ werks, Pg. Hilgenfeldt, wende ſich durch den Führer der Beamten, Neef, an die deutſchen Beamten. Jeder deutſche Mann, jede Frau und jedes Kind ſollen wenigſtens ein Paket für einen bedürftigen Volksgenoſſen zur näch⸗ ſten Sammelſtelle des Winterhilfswerkes brin⸗ gen. * Keine Benachteiligung von Kriegsbeſchä⸗ digten gegen SA⸗Männer. Der Präſident der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung hat es den Arbeitsämtern nochmals zur beſonderen Pflicht gemacht, der Unterbringung von Kriegsbeſchädigten ihre dauernde Aufmerkſam⸗ keit zuzuwenden. Es iſt z. B. in einem Falle ein jüngerer SA⸗Angehöriger bevorzugt ver⸗ mittelt worden, da der Vermittler von der irrigen Annahme ausging, Kriegsbeſchädigte dürften erſt dann berückſichtigt werden, wenn alle Bewerber, die zu dem für die Sonder⸗ aktion in Frage kommenden Perſonenkreis ge⸗ hören, in Arbeit gebracht ſeien. Der Präſident der Reichsanſtalt erklärt eine ſolche Aus⸗ legung ſeines Erlaſſes ausdrücklich für falſch. Der Bauernhof verſorgt die Städte. Die tatiſtiſchen Ermittlungen, vor allem von Dr. Fenſch, Abteilungsleiter in der Hauptabtei⸗ 19 0 2 des Reichsnährſtandes, haben ſeit Jah⸗ ren bewiesen, daß der Bauernbetrieb, entſpre⸗ chend ſeiner landwirtſchaftlichen Nutzfläche, ge⸗ nau ſo viel Lebensmittel zum Verkauf bringt, wie der Großbetrieb. Es ergibt ſich, daß rund 70 v. H. des aus deutſcher Erzeu⸗ gung an den Markt gebrachten Brotge⸗ kreides aus bäuerlichen Betrieben ſtammt, daß alſo ſchon jetzt der weitaus entſcheidende Teil des in Deutſchland verbrauchten Brot⸗ getreides bäuerlicher Herkunft iſt. Bei Kar⸗ toffeln iſt die Marktleiſtung der einzelnen Betriebsgrößenklaſſen ſehr ähnlich wie beim Getreide. Von dem an den Markt gebrach⸗ ten Lindvieh ſtammten ſogar 85,8 v. H. aus bäuerlichen Betrieben, nämlich aus Betrieben unter 100 Hektar Größe, von den Schweinen ſogar 87,5 v. H. Der Schuljahrswechſei Vor reichsgeſetzlicher Regelung. München, 18. Dezember. Wie der„Völkiſche Beobachter“ erfährt, wird in allernächſter Zeit die Entſcheidung des Reichsinnenminiſters über die Neure⸗ gelung des Schuljahreswechſels erwartet. ür die Volksſchüler ſoll das Ende des Schulſahres auf den 15. Juli und der Be⸗ es neuen Schuljahres auf den 1. Sep- tember verlegt werden. Bei den höheren Schulen, den Berufs- und Forkbildungsſchu⸗ len wird die Enklaſſung im April wahr- ſcheinlich beibehalten werden, doch dürfte eine ſtärkere Einſchaltung des Arbeitsdien⸗ ſtes zwiſchen Schulenklaſſung und Weiterbil- dung oder Stellenſuche zu erwarien ſein. Vom Sonntag. Der geſtrige„Silberne Sonntag“ war wieder ein rechter Wintertag Als vorletzter Sonntag vor Weihnachten, wird dieſer Sonntag der„Sil⸗ berne“ genannt, um damit zu ſagen, daß gute Weihnachtsgeſchäſte gmacht werden. Die Laden⸗ geſchäfte waren in der Zeit von 1—6 Uhr ge⸗ öffnet und war der Zuſpruch ein recht guter.— Die Jugend hat auch in der kalten Winterzeit ihre Freuden. Auf dem Eiſe, das eine beacht⸗ liche Dicke hat, wurde froh getollt.— Im „Freiſchütz“ hielt der Turnverein ſeine Weih- nachtsfeier mit ſeinen Schülerinnen und Schülern ab. Ueber 100 Buben und ca. 250 Mädchen weiſt die Schülerabteilung des Turnvereins auf, ein Beweis dafür, mit wieviel Liebe und Sorg⸗ falt die Kinder in dieſem rührigen Verein be⸗ treut werden. So hat auch die geſtrige Weih⸗ nachtsfeier eine ſtattliche Schar Buben und Mädchen mit ihren Eltern im Freiſchützſaale ver⸗ einigt, um einige frohe Stunden in der glück⸗ lichen, ſeeligen Weihnachtszeit zu feiern. Zwei Weihnachtslieder wurden geſungen. Herr Michael Koob, der eifrige Jugendführer des Vereins, ſprach herzliche Begrüßungsworte, worauf von Zwergen, Nixen und Elfen„Die Zwergenpoſt“ ſehr ſchön geſpielt wurde. Zum Schluſſe war Beſcheerung. Wie froh leuchteten die Augen der Kinder, bei all dem weihnachtlichen Glanze und wie herzlich freuten ſie ſich über ihre Geſchenk— düte, die allerlei Leckereien enthielt. Die Eltern werden dem Vorſtand des Vereins herzlichen Dank wiſſen für die prachtvolle Erziehungsarbeit, die unermüdlich und voll Idealismus in dieſem Turnverein geleiſtet wird, und werden frohen und leichten Herzens dem Turnverein ihre Kinder anvertrauen, wo ihnen ſo viel Schönes und Gutes geboten wird.— Auch im Engelſaale wurden für die Kinder eine Weihnachtsfreude bereitet. Der Männergeſangverein hat mit Kindern ſeiner Mitglieder ein Märchenſpiel eingeübt, das geſtern aufgeführt wurde. Auch bier wurden den Kindern einige frohe Stunden der Weihnachtsfreude be— ſcheert und wir freuen uns darüber feſtſtellen zu dürfen, daß man allenthalben ſo bemüht iſt, den Kindern, dieſen Trägern der deutſchen Zukunft, ihre Kinderzeit verſchönern zu helfen und ſie ſo durch die Freude anzuſpornen, gute und tüchtige Menſchen zu werden.— Auf dem D. J K.⸗Sta⸗ dion waren die Bezirksligiſten aus Feudenheim zu Gaſt. Bezirksliga konnte hier gegen 2. Kreis- klaſſe nur einen 0:1 Sieg erringen. Die Blau- weißen hatten es oft in der Hand, dieſes Spiel für ſich zu entſcheiden. » Geſangverein„Sängertreue“. Wie wir erfahren, hält der Verein am 2. Weih- nachtsfeiertag ſeine Weihnachtsfeier ab. Ein autes Programm und bekannte Spieler wie Pfeyning, Wiegand, Haas ſorgen dafür, daß es für jeden Beſucher einen angenehmen Abend ſein wird. Karten zu 30 Pfennig ſind erhältlich im Lokal zum„Schützenhof“ und bei den Mitgliedern. Die Nheinſchiffahrt lahmgelegt Der ganze Fluß vereiſt— 100 Kilimeter Moſeleis Koblenz, 17. Dezember. Die Eisverhällniſſe auf dem Rhein und ſeinen Nebenflüſſen haben ſich weſentlich ver⸗ ſchärft. Die feſte Eisdecke auf dem Rhein hat ſich, wie die Eiswachtſtelle mitteilt, nunmehr von der Loreley bis oberhalb Oberweſel fortgeſetzt. Die Schollen decken faſt den ge ſamten Waſſerſpiegel zu. Auf dem unkeren Lauf des Rheins iſt die ganze Oberfläche mit dicken Eisſchollen überſät, ſo daß jeglicher Schiffahrts⸗ und Fährbetrieb unkerbrochen werden muß. 5 Von der Moſel wird gemeldet, daß die Eisdecke den Flußlauf auf etwa 100 Ki⸗ lo meter verſchließt. Ein Ueberfahrtſchiff in Not. Neuwied, 17. Dez. Auf dem Neuwieder Ueberfahrtsſchiffchen ſetzte mitten auf dem Rhein der Motor aus. Das Schiff wurde vom Strom mitgeriſſen und drohte den Rhein hinabzutreiben. Man ließ ſofort den Anker allen, zufällig fand er aber keinen Grund, o daß das Boot weiter abtrieb. Der Ka⸗ pitän warf jetzt kurz entſchloſſen den Handanker, der an einem Drahtſeil befeſtigt iſt. Dabei wurde er vom Seil über Bord geriſſen. Im letzten Augenblick konnte er ich noch am Bordrand des Schiffes feſthal⸗ en. Ein Matroſe ſprang ſchnell hinzu und hielt mit Gewalt das Seil am Schiffsgelän⸗ der feſt. Dabei zog er ſich an den Fingern erhebliche Quetſchungen zu. Durch die Rufe der beiden Verunglückten wurden die Inſaſ⸗ ſen gerufen, die mit einer Axt das Drahtſeil Furchſchingen ſo daß die beiden Schiffsleute aus ihrer unglücklichen Lage befreit wurden. Wild in Not! Grauſige Tiertragödien hat die Kälte in den Wäldern des Hunsrück heraufbe⸗ 5 55 Der hartgefrorene Schnee hat den ieren des Waldes die Möglichkeit der Aeſung genommen und das Wild dem unger preisgegeben. Die Wild⸗ tterungen, die die Jaadvächter mit Wa ⸗ genlabungen von Kaſtanien begonnen ha⸗ ben, erfüllen bei weitem nicht den Zweck. Vor allem iſt das Rotwild durch den Hun⸗ er von jeder Scheu vor den Menſchen be⸗ freit Aus verſchiedenen Ortſchaften des Hunsrück und auch ſtellenweiſe vom We⸗ ſterwald wird gemeldet, daß zahlreiche Rehe beobachtet wurden, wie ſie ſich bis in die Dörfer hineinwagen. In einem Hunsrückdorf brachen 15 Wildſauen in einen Bauernhof ein fraßen das Hühnerfulter, das in einer Kanne im Hof aufbewahrt wurde. Nicht ſelten kann man ganze Ru⸗ del Hirſche beobachten, die ſich in den Gärten der Dörfer aufhalten und dort die letzten hartgefrorenen Gemüſepflanzen auf⸗ freſſen. Rehe in Villengärten. Tutzing, 17. Dez. Die große Kälte und der ſtarke Schneefall in den letzten Tagen treiben die Rehe aus den Wäldern zu den menſchlichen Behauſungen. In den letzten Tagen wurden in vielen Fällen Rehe in Villengärten und Fußwegen des Ortes be⸗ obachtet, die der Hunger dazu getrieben hat, alle Scheu abzulegen. Beim neuen Fried⸗ hof wollte jedenfalls ein Reh über die Um⸗ zäunung ſpringen, wobei es ſich ſchwer ver⸗ letzte. Es wurde in dieſem Zuſtand aufge⸗ funden und mußte getötet werden. Hochwaſſer in Venedig 15 Menſchen ertrunken. Rom, 17. Dez. Venedig und Umgebung ſind von einer furchtbaren Wolkenbruchkata— ſtrophe heimgeſucht worden, in deren Verlauf das Waſſer in den Kanälen und Flüſſen um faſt eineinhalb Meter geſtiegen iſt und Stra⸗ ßen und Plätze überſchwemmt hat. In dem ſüdlich von Venedig an der Lagune gelegenen Ort Chioggia ſind 15 Menſchen in den Flu⸗ ten umgekommen. *Ketten⸗ und Ziehhunde. Dem Kettenhund, der als feinfühlendes Weſen der Freiheit beraubt iſt und von morgens bis abends nichts als die Sehnſucht nach Freiheit und Be⸗ wegung empfindet, iſt ein hartes Los beſchieden. Dieſes harte Los wird auch vielfach noch durch die Nachſä ſigkeit der er ausgeſetzt iſt, verſchärft. Nicht ſelten beſteht eine Hütte nur aus morſchen, ſogar auseinander klaffenden Brettern, die weder Schutz gegen Winterkälte, noch gegen Regen und Schnee bieten. Der Wind ſauſt durch die Spalten und Riſſe und über den vor Kälte zit⸗ ternden Leib des durchnäßten Tieres. A ich die Umgebung der Hundehütte ſtarrt meiſt von Schmutz uſw. Neues Stroh wird ſelten aufge⸗ ſchüttet. Gebadet werden die Hunde wohl bei den wenigſten Beſitzern, ſodaß ſie Ungeziefer dauernd quält. Oft beſteht das Halsband aus einem ſchmalen Riemen, der das Tier bei jeder heftigen Bewegung würgt. Der Saufnapf iſt im Winter eingefroren, im Sommer leer oder voll Schmutz. Dieſe Zuſtände werden in Zu⸗ kunft mit aller Schärfe bekämpft werden, denn ſowohl der Ketten- wie der Ziehhund unterſteht dem behördlichen Schutze. Gleichzeitig weiſen wir nochmals darauf hin, daß die Beſitzer von Ziehhunden dauernd eine Unterlage(Decke) und einen Saufnapf auf dem Hundewagen mit ſich zu führen haben. Die Polizei hat ihre Beamten angewieſen, bei ihren Dienſtgängen die Hof., Ketlen und Ziehhunde nachzuprüfen, ob die Be— ſitzer ihre Tiere untergebracht und verpflegt haben. *Verſteigerung Bergſträßer Do⸗ mänenweine. Bei der Spätjahrs⸗Natur⸗ weinverſteigerung der Heſſiſchen Staatlichen Weinbaudomäne in Mainz erzielten die Weine des Weingutes Bergſtraße folgende Preiſe: 10 Halbſtück 1933er Seeheimer Hahnenberg 470.— RM.; Auerbacher Fürſtenlager 450.—, 470.— RM.; Schönberger Herrnwingert Riesling 570.—, 580.— RM.; Bensheimer Strichling Rieſel 660.—, 720.— RM.; desgl. Riesling Spät⸗ leſe 850.—. Heppenheimer Riesling Spätleſe 840.— RM., durchſchnittlich 644.— RM. Erde Ulernhelmer Tonlumschau Das großartigſte Tonfilmwerk ds. Is. „Die Blume von Hawai“ auf das alle Filmfreunde ſchon lange warten! heute Montag letzter Tag. „Die Blume von Hawai“, ein reizender Tonfilmſchlager, an dem man ſich nicht ſattſehen kann. Immer wieder möchte man dieſen wunder- baren, ja herrlichen Südſeefiim ſehen und die entzückenden Schlager höcen z. B.„Ein Para- dies am Meeresſtrand“ oder„Blume von Hawai“ oder„Ich kann nicht küſſen ohne Liebe“ und ſo noch viele mehr. Es gibt kein Filmfreund, der ſich nicht„Die Blume von Hawai“ anſieht. Es iſt ein Meiſterwerk von Richard Oswald des deutſchen Meiſter⸗-Regiſſeurs. Wollen Sie einen Abend auf Hawai erleben, dem Paradies der reizenſten aller Südſee⸗Inſeln mit all den herr⸗ lichen und bezaubernden Schönheiten der Südſee. In jeder Szene eine feſſelnde Handlung. Melo⸗ dien die jeder kennt und immer wieder hören will. Die erfolgreichſte Tonfilm Operette mit dem allergrößten Erſolg. Man tut gut, ſchon die Werktags vorſtellungen zu beſuchen, da mit dem allergrößten Beſuch zu rechnen iſt. Die Darbietung iſt erſtklaſſig, der Aufenthalt ange— nehm, die Wiedergabe vortrefflich. Die billigſten und obendrein die ſchönſten Abendunterhaltungen findet man im Central. Alles beſucht dieſe Woche:„Die Blume von Hawai“. heute Montag letzter Tag. Vereins ⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſchetnen Vorſtands-, Mir. glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunder Kaninchen- und Geflügelzuchtverein 1916. Allen Mitgliedern zur Kenntnis, daß ſämtliche Ausſtellungstiere 94, 95 und 96 Punkte nach der Kreisausſtellung Heppenheim angemeldet werden müſſen. Standgeld legt die Kaſſe vor. Transport geht per Auto, Samstag 2 Uhr ab bei Schriftführer Baus, alles dort um 1 Uhr ſammeln. Letzter Meldeſchluß Montag 5 Uhr bei Georg Hofmann. Der Führer. Turnverein von 1893. Dienstag abend 8 Uhr vollzählige Turnſtunde aller Geräteturner im früh geheizten Nebenſaal. Die Turnleitung. Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt: 155 Stück Verkauft: 75 Stück Milchſchweine das Stück 3.50— 4 Mk. Läufer das Stück von 10— 20 Mk. Marktverlauf mittel. Die ſchwache Zufuhr iſt auf die Kälte zurückzuführen.