Statt Karten! e Miernheimer Anztit Viernheim Weihnachten 1933 Viernheimer Zeitung Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feierta i 1 0 ge.— Bezugspreis monatl. 1 frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achſeltige e 10 uelle, intereſſants„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ lender.— Annahme von Abonnements kägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Als Verlobte grüßen 1. 2 ch ene den. ct Vb, Mert e Nr. 21677 Amt Kati Wiegand Fritz Rödel Weihnachten 1935. ERNA RUOER SHA SEN OE eb. WALTER BUTTNER Die Verlobung ihrer Kinder Erna und Walter beehren sich hierdurch er- gebenst anzuzeigen VERL ORTE Viernheim Ulernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Semnitätsreat Dr. Karl Rudersbhausen(iernhetmer Bürger- Ztg.— Wiernh. Celkeblat9 Lehrer Seorg Büttner und Frau Weihnachten 1833 bei Wieberholung abgeſtufter Rabatt.— Innahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen eutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plaßvorſchriften bei Anzeigen werden nach Mbglichteit berückſichtigt. Für die Aujnahme in geſtnt Vorgeſchrlabenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Anzei 1 0 Die einſpaltige een koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., Statt Marten! ———— ſ—ů— Tas thabs L. Deutschen Hatser Am 2. Weihnachtsfeiertag von Nachmittags ab Tanz Es ladet freundlichſt ein Der Wirt: Gg. Mandel Die Kapelle: Schwarz ⸗Weiß heute 5 Blätter 20 Seiten Gall Aarien ——᷑———— s Mittwoch, den 27. Dezember 1933 50. Jahrgang Das Arteil in Leipzig Todesſtrafe für van der Lubbe, Freiſpruch Torglers und der Bulgaren Leipzig, 23. Dezember. eing im Präſidentenpalais, von der aoſrchr⸗ lich vorzeitigen Entlaſſung der Angeſtellten Nummer 300 hre Verlobung beebren sich anzlgeigen Maria Jloodt Hernbatd Meidner Ein dürſtiges Ergebnis Unmittelbar vor den Weihnachtsfeiertagen hat der engliſche Außenminiſter Sir John Simon auf der Durchreiſe nach Itglien in Paris Halt gemacht und die franzöſiſche Regierung beſucht. Er hatte eine Aasſprache mit dem Miniſterpräſidenten Chau⸗ temps und dem Außenmeinſter Paul⸗ Boncour. Heipnacbten 1933 Viernheim dent Dr. Bünger eröffnete ſofort die Ver⸗ Ammer u. Küche m. Zubehör zu vermieten Die Welt hatte von dieſer Beſprechung, die dem ganzen Komplex der Europapolitik insbeſondere der Abrüſtungsfrage galt, eini⸗ Im Reichskagsbrandſtifterprozeß verkün⸗ dete der Vierte Skrafſenat des Reichsgerich⸗ tes folgendes Urteil. handlung und forderte die Angeklagten auf, ſich von den Plätzen zu erheben. „Im Namen des Reiches“ verkündete der Präſident ſodann das Urteil.. des Reichstages, von der Sabotage des Ret⸗ tungswerkes im Reichstag und von ſo man⸗ chem anderen. Gati ANarien! Aaßhbatina inſcler Mfolaus Hood Herlobte Weinheimsrstr. 78 die Angellagten Torgler, di mi⸗ troff, Popoff und Taneff werden ſreigeſprochen. der Angellagte van der Lubbe wird wegen Hochverrates in Tateinheit mit aufrühreriſcher Brandſtiſtung und verſuchter einfacher Brandſtiſtung zum Tode verurteilt. Die Koſten des Verfahrens fallen, ſo⸗ Das halbamtliche franzöſiſche Nachrichten. weit Verurkellung erfolgt iſ, dem verur⸗ büro Havas bringt über die Miniſterkonſe. delten, im übrigen der Reichskaſſe zur renz eine längere Auslaſſung, die deutlich Laſt. Es heiß läßt, 1 dürftig das Ergebnis iſt. N s heißt in dem Havasbericht zunächſt Zur Urteiisverkündun n dg i e 4 erkü g im Reichstags⸗ daß erſt nach der Rückkehr Sir John Si. brandſtifterprozeß, die von der ganzen Welt mons nach London die engliſche Regierung mit großer Spannung erwartet würde, war ihre Stellungnahme gegenüber den verſchie: der Andrang beſonders ſtark. Schon um 8 denen ſchwebenden internationalen Proble![übr begann der Zuſtrom der zugelaſſenen men, namentlich hinſichtlich der Frage einer Zuhörer und der Preſſevertreter, die aus deutſchen Aufrüſtung feſtlegen könne. Man Heutſchland und dem Auslande in großer habe alſo nicht damit rechnen können, daß Jahl erſchienen waren. Auch die Jahl der in Paris wirkliche Entſcheidungen getrofſen. Regierungsvertreter, der höheren Beamten, würden; immerhin habe die Ausſprache eine der Vertreter der Juſtizverwaltungen und völlige und vertiefte Prüfung des politiſchen[der Anwaltſchaft, die dieſem letzten Akt eines Horizonts erlangt. Die Aussprache habe in J Prozeſſes beiwohnten, der drei Monate einer herzlichen Atmoſphäre ſtattgefunden. lang die Welt in Spannung gehalten hat, und es ſei ein offenkundiges Verſtändnis] war ſehr groß. die Ange h öbrigen der Englands für die franzöſiſchen Anſichten[bulgariſchen Angeklagten, die Mutter feſtzuſtellen. g 55 Dimitroffs, ſeine Schweſter und die Vraut Hervorzuheben ſei eine Uebereinſtimmung Taneffs, waren ebenfalls wieder in Leipzig der engliſchen und franzöſiſchen Anſichten] eingetroffen. Auch Frau Torgler war hinſichtlich des Völkerbundes. Die engliſche in der Verhandlung anweſend. Die Karten⸗ Regierung ſtehe dankenswerterweiſe auf kontrolle und Waffendurchſuchung wurden dem Standpunkt, daß die ins Auge gefaßten beſonders ſtreng durchgeführt. Im Verhand⸗ Reformen nicht die Grundlagen der Gen⸗ lungsſaale ſelbſt waren Zuhörer- und Preſ— ges erwartet. Denn man wußte, daß Eng- land gerade in der Abrüſtungsfrage einen durchaus vernünftigen Standpunkt ein⸗ nimmt und nahm daher an, daß der britiſche Außenminiſter auf die franzöſiſchen Staats⸗ männer, die bekanntlich den Abrüſtungsge— danken planmäßig ſabotieren, einwirken würde, um ſie zu einer Aenderung ihrer ſtu— ren Haltung zu bewegen. Aber die Erwar— tungen, die man auf die Pariler Beſpre— chungen ſetzte, wurden wieder einmal gründlich enttäuſcht. Der politiſche Hintergrund Es galt aber auch weiter, in dieſem Pro- zeß, und das hat den größten Teil der Zeit erfordert, die politiſchen Hintergründe des abzuurteilenden Verbrechens zu klären. Es iſt durch dieſen Prozeß erwieſen, daß die Mittäker und Aufkraggeber Lubbes im Lager r ee ſtehen, d die Reichstagsbrandſtiftung ein Werk der Kom- fühls mäßigen Einſtellung durchaus muniſten und der ihnen naheſtehenden und ferngehalten. Die ſorgſame Prüfung gleichzuſetzenden Organisationen Jur Ber- und u 91 1 ande 1 5 We er des id ge oa de e ol wie ſie die ſelbſtverſtändliche Pficht jedes Es iſt erwieſen, daß das deu ſche Volk im gewiſſenhaften Richters iſt, erforderte na⸗ Frühjahr dieſes Jahres wor der Gefahr ſei⸗ kürlich bei der Fülle des von den Prozeß⸗ ner Auslieferung an den Kommunismus und beteiligten vorgebrachten Materials eine ge— damit vor dem Abgrund geſtanden hal und wiſſe Zeit. Zeitraubend wirkte auch die Not⸗ daß es im letzten Augenblick von dieſem Ab⸗ wendigkeit, ſich mit fer Sich mn fh r. grund zurückgeriſſen worden iſt. lungen tendenziöſer Schmähſchrif⸗ 9 nd ben aus einenderzülfetzen, die verſuchten, Der Brand durch ungeheuerliche Verdächtigungen füh— render deutſcher Männer die Wahrheitsfin— dung zu verſchleiern oder zu vereiteln. Die Widerlegung, die die in ihrer Quelle f allzu duͤrchſichtigen Verſuche einer Verdre— hung der Tatſachen im Laufe des Verfahrens erfahren haben, iſt von den Prozeßbeteiligten vielfach mit Recht hervorgehoben und von der Weltöffentlichkeit, ſoweit ſie überhaupt die Wahrheit hören will, vernom— dern in bewußlem und gewolltem Zu⸗ men worden. ſammenwirken mit anderen gelegt hal. Es genügt, an dieſer Stelle hervorzu. JDas Bild, das die Zeugen von dem Verlauf heben, daß das erkennende Gericht auch des Brandes entwicklten, zeige deutlich, daß ſeinerſeiks dieſe Verleumdungen für reſt⸗ es ſich nicht um eine Brandlegung normaler los widerlegt erachtet. Art handelte, und gutachtliche Auslaſſungen Das gilt insbeſondere von jener unſinnigen n, der Sachverſtändigen ergaben, daß Brand⸗ n 8 N Legende über die Beteiligung füh⸗ materialien in das Gebäude hineinge— fer Inſtitution ändern dürften. Die⸗ ſeplätze von dem übrigen Verhandlungsraum ren der Regierungs mätglieder, bracht und verteilt ſein mußten. Solche ſer Gedanke der Wahrung des Völkerhundes durch eine Stuhlreihe getrennt, die von 12 deutſcher Männer, an dem vorliegenden Vorbereitungen habe der Angeklagte 1. Rüſtzeug der e e Polizeibeamten beſetzt war. Verbrechen, wie auch von jenen falſchen Be— in 150 1 der leinen en en 105 tik. Um zu vermerden daß das ak e 78 Neno“ hauptungen über das Zuſammentreffen Lub⸗ unmöglich neben ſeinen onſtigen Brandle- b 10 d 0 at ut und 115 Kelbogga pa kt 9000 Mann 11 gien b bes i attend in Sörnewitz und gungen bewerkſtelligen können. geſchwächt würden, habe Paäul⸗Bonebur Kurz nach 9 Uhr wurden die Angeklagten[Hennigsdorf, von Lubbes an eblich durch. 3 0 übrigens ſtark geſtutzt curch die ürzliche Ben. in den Saal geführt. Um 9,10 Uhr betrat deulſche Behörden gefälſchten Paß, 100 dem Die Nolle Torglers ratung des auswärte g n Musſchuſſes der der. Gerichtshof zulammen mit der u nterirdiſchen Gang von der Stabs⸗ Der Anklage gegen Torgler, fuhr der Kammer, wie ſicher auhuneh en ſei, erklärt, Reichsanwaltſchaft' den Saal. Senatspräſi-! und Leibwache des Miniſterpräſidenten Gö⸗ Vorſitzende fort, iſt durch die nicht volle Er⸗ daß die deutſche Anregung e er auf zehn weisbarkeit der Tatſache, daß er am Brand⸗ Nah beſchränkten Richt angels“ tage mit van der Lubbe im Reichstag ge⸗ pakts für ihn nicht tragbar ſei. weſen iſt, die bei weitem weſentlichſte Stütze . l N 1 Die Havasauslaſſung verweiſt in dieſem entzogen worden. Die Anklage gegen Popoff, mit Lewis Stone/ Eine vietor- Sleming Produktion 78, Zufammenhang auf den Locarno pakt der mit Torgler im Reichstage geſehen und 5 W K und geht ae auf die Abrüſtungs⸗ um 9 Uhr aus dem Portal 2 herausgelaufen W 8. N frage ein, Paul⸗Boncour habe gewiß, ſo ſein ſoll, iſt durch die überaus leichte Ver⸗ heißt, es in dem Artikel, ſeine 0 wechſlungsmöglichkeit und viele andere Tat- en eine Aufrüſtung Deutſchlands kundgetan. ſachen ſtark erſchüttert worden. ie Ziele der Abrüſtungskonferenz ſeien Ausführlich beſchäftigte ſich der Vorſitzende durch den Verſailler Vertrag ſelbſt feſtge⸗ mit den Bekundungen der Zeugen Kar⸗ legt worden; ſie haben die Herabſetzung und wahne, Kroyer und Frey und kommt Beſchränkung der Weltrüſtungen zum Ge⸗ zu dem Schluß, daß die Ausſagen dieſer drei genſtand. Es könne alſo nicht die Rede da⸗ e 5 Zeugen, die an und für ſich von grundlegen⸗ von ſein, zu einer erlaubten Erhöhung der bgerilſtet der Bedeutung und Wichtigkeit für den Pro⸗ militäriſchen Streitkräfte einer abgerüſteten icht 6 1e 1b 10 zu egg 1 91 Nation zu gelangen. Ebenſo werde es ni klagten Torgler ni zu egründen vermö⸗ möglich 0 deeſes Problem innerhalb gen. Die Bekundung dieſer Zeugen beruhe eines beſchränkten Ausſchuſſes zu regeln auf einem Wiedererkennen des ihnen bis da⸗ außerhalb des qualifizierten internationalen hin unbekannten van der Lubbe. Zeugenaus⸗ Organismus. Die Abrüſtungskonferenz ſei ſagen, die ein Wiedererkennen von Perſonen im Grunde genommen nur ein er we iter⸗ zum Gegenſtand haben, ſeien jedoch nur mit ter Völkerbundsausſchuß. größter Vorſicht zu benutzende Beweismit⸗ Dieſe Achtung des Vorrechts der Genfer kel, weil hier dem Zeugen unbewußt häufig Inſtitution leite auch die franzöſiſche Regie⸗ Fehler unterlaufen. rung in der Saarfrage. Frankreich ſtehe Die Gefahr einer Voreingenommenheit auf dem Standpunkt daß das Saargebiet und unbewußten pfychologiſchen Befangen⸗ ein internationales Gebiet ſei und heit könne auch darauf beruhen, daß ein der Verwaltung des Völkerbundes unter⸗ Zeuge ſehr mit dem Herzen bei der Sache ſtehe und daß es mithin nicht von Frank⸗ ſei und in anerkennungswerter Weiſe be⸗ reich und Deutſchland abhänge über dieſes müht ſei, zur Aufklärung des empörenden ceblet zu verfügen. Nach Anſicht der franzö⸗ Die Urteilsbegründung Senatspräſident Dr. Bünger führte zur Begründung des Urteils aus: Bei Fällung des ſoeben verkündeten Ur— teilsſpruches hat ſich der Senat nicht nur,! wie ich es im Laufe des Verfahrens mehrfache; zu betonen gezwungen war, von äußeren Einflüſſen, ſondern auch von jeder ge— Heute Samstag abend letzter Tag! Des gewaltigen Erfolgfilms. Lon Changy„lie chene U Urwald Das herrlichste u. schönste Weihnachisgeschenk. 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Fisenmöpenabrit Sun, In. Vernbeim Veihnacbten 19383 5 Statt Harten! e Der Vorſitzende beſchäftigt ſich dann mit dem Reichstagsbrand ſelbſt u. erklärt, das Ge⸗ richt habe keine Zweifel, daß der Angeklagte van der Lubbe ſeinen Brandweg im weſent⸗— lichen ſo genommen hat, wie er ihn in der Vorunterſuchung beſchrieben und in der Hauptverhandlung beftätigt habe. Das Ge⸗ richt ſei aber auch der Ueberzeugung, daß Lubbe den Brand nicht allein, ſon⸗ Als Verlobte grüßen Berta Vath Georg Dewald Weihnachten 1935. allch Viernheim JJJͤ — Statt Karten! Als Verlobte grüßen Anna Hofmann Wilhelm Holzwarth Weinheim, Viernheim Weihnachten 1955 nimmt, durch den engliſchen Außenmintſter in keinem weſentlichen Punkte beeinflußt worden iſt. Die Rückſicht auf die angekündig⸗ ten Beſuche Simons in Rom und Berlin verbietet es den Teilnehmern der Aus⸗ ſprache, in der Oeffentlichkeit. von feſten Miniſterbeſprechung. Man erkennt daraus: Vereinbarungen zu ſprechen. Immerhin be⸗ Frankreich hat nichts gelernt und nichts deutet die Betonung der Autorität des Völ⸗ vergeſſen; es hält an ſeinem alten Stand⸗ kerbundes in dem offiziellen Kun punkt feſt und verhindert dadurch jeden mehr als eine Verfahrensfrage. Sie 8 wirklichen Fortſchritt in Europa, Die Aus⸗ tet auch nach Meinung der engliſchen un ſprache zwiſchen dem engliſchen Außenmini⸗ der franzöſiſchen Blätter eine Anerkennung ſter und den franzöſiſchen Kabinettsmitglie⸗ der franzöſiſchen Haltung. wonach nur 11 dern hat für die Entwicklung der Abrü— Genf unter Beteiligung aller mne en a ſtungsfrage zweifellos eine ähnliche Bedeu⸗ glieder, d. h. unter maßgeblicher 1 0 ung tung gehabt wie die Zuſammenkunft, die der Verbündeten Frankreichs, Beſchlüſſe vor drei Monaten am gleichen Ort zwiſchen über die Abrüſtung gefaßt werden können. Sir John Simon und den Mitgliedern des Paul⸗Boncour ſcheint die Zuſtimmung damaligen Kabinetts Daladier ſtattgefunden[ Englands zu dieſer Politik dadurch herbeige; hat. In beiden Fällen hatte Simon die Ab⸗ führt zu haben, daß er wieder einmal mit ſicht, die franzöſiſche Regierung für eine einem ſelb ſtändigen Vorgehen inner⸗ maßvolle und alle Einigungsmöglichkeiten J halb des Völkerbundes drohte, wodurch offenhaltende Politik zu gewinnen. Es ſtellte ngland vor die Notwendigkeit einer Option ſich aber im Laufe des September und Okto: zwiſchen Deutſchland und Frankreich geſtellt ber heraus, daß er im Gegenteil für den worden wäre. Es bleibt abzuwarten, wie franzöſiſchen Gedanken einer achtjährigen[die anderen engliſchen Kabinettsmitgiederl Probezeit gewonnen worden war. Was das die in 57 Zeit eine ſehr ſelbſtändige Linie jetzige Ergebnis betrifft, ſo kann mit Sicher- in der brüſtungsfrage verfolgt haben, die 125 geſagt werden, daß die Haltung, die offenbar von Simon gemachten Zugeſtänd⸗ rankreich jent in der Abrüſtungsfrage ein⸗ niſſe an Frankreich aufnehmen werden. ſiſchen Regierung müſſe jede internationale Regelung in Genf herbeigefährt werden. Dieſe Stellung ſei in ſich geſchloſſen und lo⸗ giſch. Es ſcheine, daß Sir John Simon ſtark dadurch beeindruckt worden ſei.. Soweit der Havasbericht über die Pariſer Frieda Geier Ludwig Fieger Gemeinderechmer Die Höchſtleiſtung der Darſtellungskunſt! Ein prächtiges Erlebnis. Wunderbares Beiprogramm. Dick und Doof„Pech muß man haben“ Tierfamilien Die beſte Ton⸗Wochonſchan der Welt Jox tönende Wochenſchau. Täglich 2 Vorſtellungen 7 und 9½¼ Uhr, Man ſichere ſich rechtzeitig Plätze. Ueber die Feiertage große Kindervorſtellungen. Der Uiernheimer Einwohnerschaft ein reeht frohes Welhnachtskest! Auf heujahr startet der Spitzentonfilm! Ramon Novarro„Der Sohn des Rajah Der beſte Film des Jahres! zeigen ihre Verlobung an Hiernheim Hessen eihnadiien 1933 1 Blitze die ideale Beleuchtungsquelle fur Helmaulnaumen Photo buen Horst Wesselstr. ———̃— Molar 8. K- Trupg M Mernneim Morgen Sonntag Vorm. 11 Uhr Antreten im Deutschen Halser zu einem Kurzen Unnell. Erſcheinen aller iſt Pflicht. 2 guterhaltene Bettstellen mit Rost zu verkaufen. Die Führung.] Wolahelmerstrade 8. Verbrechens beizutragen, wie denn über⸗ haupt gegen Karwahne, Frey und Kroyer und gegen jeden anderen Zeugen dieſer Art der Vorwurf der Leichtfertigkeit in kei⸗ ner Weiſe erhoben werden ſolle. Auch die anderen gegen Torgler geltend emochten Verdachtsgründe halte der Senat für nicht erwieſen oder für nicht durchſchlagend. Die Torgler belaſten⸗ den Zeugen halte das Gericht nach dem per⸗ ſönlichen Eindruck und unter Berückſichtigung ihrer Vorſtrafen für unglaubwürdig. Die Bekundungen des 0 85 Weber⸗ ſtedet über ein Zuſammenſein van der Lub⸗ bes und Torgler ſowie von Dimitroff und Torgler im Obergeſchoß ſeien von der An⸗ klagebehörde nicht für ausſchlaggebend an⸗ geſehen worden. Dimitroff Was Wa betreffe, äußerte der Vor⸗ ſitzend« weiter, ſo ſchließe ſeine Ab weſen⸗ heit von Berlin am Brandtage eine Mittäterſchaft und geiſtige Urheberſchaft kei⸗ neswegs aus. Vor allem bleibe er verdächtig, ſich trotz ſeiner gegenteiligen Behauptungen mit Angelegenheiten der Kommuniſtiſchen Partei Deutſchlands befaßt zu haben. Ein ſchlüſſiger Beweis jedoch, in welcher Weiſe er für die KPd tätig geweſen iſt, laſſe ſich ebenſowenig führen wie der Beweis, wieweit er an der Brandſtiftung mittätig war und wieweit er mit Lubbe be⸗ konnt iſt. Die Bekundungen des Zeugen Helmer, daß ein wiederholtes Zuſammenſein Dimitroffs mit Lubbe im Bayernhof ſtatt⸗ idee habe, unterlägen höchſt erheblichen zedenken. Vor allem gabe dagegen die Tatſache, daß van der Lubbe ſich in der von Helmer angegebenen Zeit größtenteils in olland b hat. Die beſtimmte Er⸗ klärung Helmers, ein Irrtum ſei ausgeſchloſ— 5 ändere nichts an der Unwahrſcheinlichkeit einer Bekundung. Popoff und Taneff Auch Popoff erſcheine nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme nicht ausrei⸗ chend überführt. Auch gegen ihn be— Bale der Verdacht, in Deutſchland außer den Intereſſen ſeiner bulgariſchen Parteigenoſſen auch andere unaufgeklärte Ziele verfolgt zu haben. Die Zeugenausſagen könnten jedoch nicht den Beweis ſtützen, daß Popoff mit van der Lubbe zuſammen geweeſn ſein ſoll. Ein ausreichender Beweis für die Betei— ligung Taneffs am Reichstagsbrand ſei gleichfalls nicht erbracht. Wenn danach, bekonke Dr. Bünger, die angeklagten Bulgaren und Torgler als Mit kälter nicht überführt werden konnken, ſo beſteht doch kein Zweifel, in welchem Lager ſich die Mittäter befunden haben. Die näheren Ausführungen werden im ſchriftlichen Urteil erfolgen. Hier ſei nur Folgendes geſagt: Eine politiſche Tat! Unzweifelhaft war der RKeichslagsbrand eine politiſche Tat. Die ungeheure Größe die- ſes Verbrechens weiſt auf die Größe und Gewalligkeit des Kampfobjektes hin, und 101 0 kann nur der Beſitz der Macht geweſen ein. Wie Reichsminiſter Dr. Goebbels als Zeuge mit Recht ausführte, hat die NS DAN vor dem 5. März infolge ihrer ſtarken Ueber— macht und ihres ſchnellen Anwachſens ſchon den Wahlerfolg in der Taſche 9 Sie hatte nicht nötig, durch ein Ver— rechen ihre Wahlausſichten zu verbeſſern. Auch geſinnungsmäßige Hemmun— gen der Partei ſchließen einen derartigen verbrecheriſchen Verſuch, wie er von gewiſ— ſenloſen Hetzern der Partei zugeſchoben wird, von vornherein aus. Die dahingehenden Behauptungen von Schmähſchrif⸗ ten ſind auch durch die verantwortliche Vernehmung in der Hauptverhandlung boll widerlegt worden. Es kann ſich nur um eine Tak links- radikaler Elemente handeln, die ſich von ihr wahrſcheilich die Möglichkeit einer Re⸗ gierungs- und Verfaſſungsſturzes und ihre Machterkämpfung verſprachen. Die KPd hat ſolche hochverräteriſchen Ziele in ihrem Programm. Sie iſt die Partei des Hochverrates und hat ſich oft als dieſe bezeichnet. Die Annahme, daß die Mit⸗ arbeiter van der Lubbes in den Reihen der KP zu ſuchen ſind, verſtärkt ſich dadurch, daß van der Lubbe in der Tat ſeiner Geſinnung und Betätigung nach auch jetzt noch Kommuniſt iſt. Mag er ſich eine kommuniſtiſche Spielart ausgedacht haben, ſo ſpielt das gar keine Rolle. Es kommt darauf an, ob van der Lubbe den Grundprin⸗ zipien der Kommuniſten zuſtimmt und ob er ſich nach dieſer Richtung betätigt hat, und das nimmt der Senat an. Die Bedeutung ſeines Austritts aus der Partei darf keineswegs überſchätzt werden. die Kd— Das Fanal Die Behauptung der Angeklagten, die Partei verwerfe den individuellen Terror, iſt abzulehnen. Dahingeſtellt ſei, wieweit die Paroſe„Schlagt die Faſchiſten...“ ernſtlich bekämpft worden ſſt. Der Verlauf der Kämpfe namentlich des Jahres 1932 und die zahlreichen Blutopfer der RS DA ſprechen eine beredte Sprache dagegen. Ent⸗ ſcheidend iſt jedoch, daß es ſich beim Reichs⸗ tagsbrand garnicht um individuellen Terror handelt. ſondern um einen Akt des Maſſen⸗ 8 terrors, der der Auftakt zum politiſchen Maſſenſtreik und Maſſenaufſtand ſein ſollte, Die Behauptung, es habe eine revolutionäre Situation zur Zeit des Reichstagsbrandes gefehlt, und die Kp habe ſich in der Ver⸗ teidigung befunden, iſt ebenfalls abzulehnen, denn für ein Zurückweichen der KP nach Uebernahme der Macht durch die NSDAP am 30. Januar ohne den geringſten Verſuch, das jahrelang vorbereitete und erſtrebte politi⸗ ſche 9 zu erreichen, lag nicht der mindeſte Anlaß vor. Im Gegenteil, war es für die KPd die letzte Möglichkeit, das Ziel zu er⸗ reichen. Auch die rischen dear dien⸗ 91 5 hochveräteriſchen Angriffszielen der Die Entwicklung der Dinge war augen⸗ ſcheinlich ſo gedacht, daß man durch ein weithin ſichtbares Fanal ein die Arbei⸗ terſchaft bis in die Reihen der en demokratie in ihren Tiefen aufrülkeln⸗ des Zeichen gab, ſie damit aufrühreri⸗ ſchen Maſſenaktionen über die noch zö⸗ Race ſozialdemokraliſchen Führer inweg geneigt machen wollte und im Aue des Gelingens e Planes durch usgabe der Generalſtreikloſung die Dinge zum bewaffneten Aufſtand und zum Ziele der Machtergreifung krieb. Ihre Angriffspläne hat die KPD ſeit 1932 nicht nur nicht aufgegeben, ſondern in verſtärktem Maße propagiert und vorbe⸗ reitet. Das in der Hauptverhandlung vorge— tragene Material iſt überreich. Der Vor⸗ ſitzende wies auf die ununterbrochene An⸗ ſammlung von Waffen bei den Kommuni⸗ ſten hin und betonte, daß es ſich bei dem Reichskagsbrand um ein hochverräteriſches Unkernehmen der AP im Sinne des Paragraphen 81 des StGB. gehandelt hal. Lubbe hat bei der Inbrandſetzung des Reichstages zuſammen mit ſeinen Mittätern das hochverräteriſche Ziel der KPd verfolgt, durch Erregung der Maſſen und Anzettelung des Generalſtreiks zum gewaltſamen Um⸗ ſturz zum Zwecke der Errichtung der Dikta— tur des Proletariats überzugehen. Hieraus ergibt ſich, erklärte der Vorſitzende, die Feſtſtellung, daß ſich die Brandſtiftungen beim Wohlfahrtsamt, Rathaus und Schloß als eine auf einem gemeinſamen Vorſatz be⸗ ruhende fortgeſetzte Handlung darſtellen. van der Lubbe war daher nach Nummer 2, 82, 30% 307, 43 und 73 des Strafgeſetzbu⸗ ches zu beſtrafen. Die ſtrafrechtlichen Be⸗ ſtimmungen über die aufrühreriſche Brand— ſtiftung ſind nach der Verordnung vom 28. Februar 1933 zum Schutze von Volk und Staat in Verbindung mit den Geſetzen vom 24. und 29. März 1933 dahin abgeändert worden, daß die Todesſtrafe vorgeſchrieben iſt.— Zum Schluß geht der Präſident ſo— dann auf die Frage der Rückwirkung ein, deren Anordnung er im Wege eines Regierungsgeſetzes für zuläſſig erklärt. Die Befugnis zu einer ſolchen nachträglichen Strafverſchärfung, die an ſich von dem Grundſatz des Paragraphen 2 des StGB. abweiche, ſtehe außer Frage, ſofern, wie hier, die Strafbarkeit der Handlung zur Zeit der Strafbeſtimmung gegeben war. Danach war gegen van der Lubbe die Todesſtrafe zu verhängen. Außerdem wurde der Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit ausgeſprochen. Damit ſchließt der Präſident die Begrün— dung ſeines Urteils. Als der Senat im Begriffe iſt, den Saal zu verlaſſen, ſpringt Dimitroff auf, um noch eine Erklärung abzugeben. Er kommt aber nicht mehr zum Wort, da die Senatsmitglieder bereits den Saal verlaſ— ſen haben. Die Angeklagten werden ſodann abgeführt. Arteil rechtskräftig Mit der Entſcheidung des Reichsgerichtes iſt das Todesurteil gegen van der Lubbe rechtskräftig geworden, da es ein Rechts⸗ mittel lerbiggs nicht gibt. Die Todesſtrafe darf allerdings nicht vollſtreckt werden, be⸗ vor die Gnadeninſtanz erledigt iſt. Für einen Gnadenakt kommt in vorliegendem Falle nur der Reichspräſident in Frage. In Schutzhaft! Nach Schluß der Verhandlung im Reichs⸗ tagsbrandprozeß wurden die vier freigeſpro⸗ chenen Angeklagten, Torgler, Dimitroff, Po⸗ poff und Taneff, von der Leipziger Polizei in Schutzhaft genommen. Wie perlautet, wird der Verteidiger van der Lubbes vorausſichtlich kein Gnadengeſuch einreichen. Galgen oder Veil? Wie wird die Strafe an van der Lubbe vollzogen? Die des eidung darüber, in 1 die Todesſtrafe an dem Neichstagsbrandſti ter van der Lubbe vollzogen werden ſoll, liegt bei der Reichsregierung. Nach der Ver⸗ ordnung zum Schutze von Volt und Staat kann die Todesſtrafe, die ein Gericht über einen Volksſchädling verhängt hat, durch den Strick volliogen werden. Die Anordnuna die⸗ 2 er Todesſtraſe iſt aber nicht den Gekichten iberlaſſen, ſondern der Reichsregierung und den Länderkegierungen. Da das Arteil über van der Lubbe vom Reichsgericht geſprochen worden iſt, ſo iſt in dieſem Falle für die Art des Vollzugs der Strafe wie auch für etwaige Gnadenaktionen die Reichsregierung zuſtändig. Todesurteil in Hamburg Hamburg, 26. Dezember. Im Prozeß gegen die kommuniſtiſche Ter⸗ rorgruppe, die am 3. Dezember 1930 bei einer Demonſtration den Polizeihauptwachtmei⸗ ſter Knies überfiel und ihn durch einen Stich in den Hals tötete, fällte das Hanſeatiſche Sondergericht das Urteil. Der Hauptangeklagte Sander wurde wegen Mordes zum Tode verurteilt. Wegen ſchwe⸗ ren Aufruhrs erhielten fünf Angeklagte Ge⸗ fängnisſtrafen von zwei und zweieinhalb Jah⸗ die Aufgabe von 1934 Umformung des deutſchen Menſchen. Berlin, 26. Dezember. Im„deutſchen Volkswirt“ veröffentlicht Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Schmitt unter der Ueberſchrift„Die Aufgabe für 1934“ einen Artikel, in dem es u. a. heißt: „Ueberall, wo Menſchen wirken und ſchaf⸗ fen, iſt der Erfolg ihrer Tätigkeit von der Tüchtigkeit, von dem Fleiß, von Ehrlichkeit, Pflichtbewußtſein und einem gewiſſen geſün⸗ den Ehrgeiz abhängig. Das Entſcheidende iſt immer der Menſch ſelbſt und ganz be⸗ ſonders der leitende Menſch, der Führer. In klarer Erkenntnis dieſer Dinge iſt der natio⸗ nalſozialiſtiſche Staat zu dem Leiſtungs⸗ und Führerprinzip gekommen, zu dem großen Suchen nach dem deutſchen Menſchen in der Politik ebenſo wie im Wirtſchaftsleben. Das große Problem der nationalſozialiſtiſchen Wirtſchaft iſt nicht nur eine neue Konſtruk⸗ tion des Wirtſchaftsgebäudes, ſondern es iſt die Schaffung und Erneuerung des wirtſchaft⸗ lichen Menſchen. Das Streben, der Geſamt⸗ heit zu dienen, hat alle Volksgenoſſen er⸗ faßt. Wenn unſere Enkel einmal von unſerer Gegenwart ſprechen, dann werden ſie den Na⸗ men Adolf Hitler nennen. Er wird ihnen die Verkörperung des neuen Zeitalters ſein. 1933 wurde unſerem ſtaatlichen Leben die neue, deutſche Form gegeben, 1934 wird in erſter Linie der Umformung des deutſchen Menſchen gewidmet ſein. Aus ihnen werden uns die Führer erwachſen, mit denen die neue Ordnung des wirtſchaftlichen Lebens der Na⸗ tion vollendet werden kann. Heſfiſche Schulanordnungen Darmſtadt, 27. Dezember. Das Staatspreſſeamt teilt folgendes Aus⸗ ſchreiben der Miniſterialabteilung für Bil— dungsweſen mit: 1. Schüler ſollen nicht der S A angehören. Im Benehmen mit der Füh⸗ rung der SA ſollen nunmehr auch in Heſſen nach dem Vorangehen Preußens Schüler grundſätzlich nicht mehr in die SA aufgenom- men werden. Die bereits der SA angehö— renden Schüler ſind zu veranlaſſen, ſich um⸗ gehend bis zur Beendigung ihrer Schulzeit beurlauben zu laſſen. 2. Einjähriger Probediennſt für Schulamtsanwärter. Studierende ſo⸗ wie Anwärter des höheren Schuldienſtes, die ur Ausbildung und zum Beruf als Volks— lehrer übergehen, haben anſtelle des ſeit⸗ her eingeführten halbjährigen Probedienſtes an der Volksſchule einer Kreisſtadt einen ganz⸗ jährigen Probedienſt abzuleiſten. 3. Keine Freiſtellen für nichet⸗ ariſche Schüler. Mit Wirkung vom neuen Schuljahr an dürfen unter keinen Umſtänden Freiſtellen an nichtariſche Schüler und Schü⸗ lerinnen verliehen werden. Es iſt ſelbſtver⸗ ſtändlich, daß im nationalſozialiſtiſchen Staat öffentliche Mittel nur an Volksgenoſſen ge⸗ geben werden können, insbeſondere wenn es in öffentlichen Belangen wünſchenswert er⸗ ſcheint, unbemittelten Schülern und Schülerin⸗ nen mit beſonderer Begabung den Weg zu einer höheren Ausbildung zu bahnen. Ueber 2,5 Millionen Einwohner in Heſſen⸗ Naſſau. ** Frankfurt a. M., 22. Dez. Nach der Volkszählung vom 16. Juni 1933 hat Heſſen⸗ Naſſau(die Zahl von 1925 nach dem jetzi⸗ gen Gebietsumfang umgerechnet) in dieſen acht Jahren um 108 433 Einwohner gleich 4,38 Prozent zugenommen. Damals wurden 2475 064 Einwohner gezählt, jetzt 2 583 497. Im Regierungsbezirk Wiesbaden betrug die Wohnbevölkerung 1925 gleich 1 376 113, 1933 leich 1 435 107, im Regierungsbezirk Kaſſel 1925 gleich 1 098 951, 1933 gleich 1148 390. f N Kaiser- Natron“ besonders milde jm GesSõοmνν und seht dehöômmlioh. Hit sofort gegen Sodbfennen, Magensdure. 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Zwei Züge raſen ineinander Nebel und Verſpäkung ſind ſchuld! Das Eiſenbahnunglück, das ſich in der Nähe des Bahnhofs Lagny ereignete, iſt das größte, das Frankreich ſeit Jahren getrof⸗ fen hat. 1 Die Kataſtrophe iſt einerſeits auf die Unregelmäßigkeit im Zugverkehr, die das Weihnachtsfeſt mit ſich bringt, und andererſeits auf den dichten Nebel zu⸗ rückzuführen, der ſeit zwei Tagen Mittel- frankreich bedeckt. Faſt alle Züge erlitten am Samstag ſtarke Verſpätungen. So war auch der Eilzug nach Nancy, der den Pariſer Oſtbahnhof fahr⸗ planmäßig um 17 Uhr 49 Minuten hätte ver⸗ laſſen ſollen, erſt um 19.25 Uhr abgefahren, und da ein Vorortszug vor ihm abgelaſſen worden war, mußte der Zug zwiſchen den Stationen Vaires—-Torey und Lagny— Thorigny in der Nähe der Ortſchaft Pom⸗ ponne anhalten, um abzuwarten, daß die Strecke freigegeben wurde. Plößtlich tauchte hinter ihm aus dem Nebel der D-Zug nach Straßburg auf, der fahrplanmäßig um 18.16 Uhr aus Paris hätte abfahren müſſen und über eine Stunde Verſpätung hatte. Der ug hatte eine Geſchwindigkeit von über 100 tundenkilometer, als der Lokomotivführer zu ſpät bemerkte, daß ein anderer Zug vor ihm hielt. Der Juſammenſtoß erfolgte mit furcht⸗ barer Gewalt. Die Wagen des ſtehen⸗ den Eilzuges mit Ausnahme nur des vorderſten wurden buchſtäblich zermalmk. Der Straßburger Zug blieb in den Trüm⸗ mern faſt unverſehrt ſtehen. Faſt alle Op⸗ fer der Kataſtrophe ſind Paſſagiere des, Zu⸗ ges nach Nancy. Lokomotivführer und Hei⸗ zer des aufgefahrenen D-Zuges werden ver⸗ mißt. Obgleich ſofort mit den Hilfsmaßnah⸗ men für die Toten und Verletzten begonnen wurde, ſchritten die Bergungsarbeiten, die unter der Leitung des ſofort nach Lagny ge⸗ eilten Miniſters für öffentliche Arbeiten ſte⸗ hen, in der Dunkelheit und dem Nebel nur langſam vorwärts. Der erſte Transport von Verletzten, darunter 28 Schwerverletzten, wurden gegen Mitternacht in einen Hilfszug nach Paris zurückgebracht und in verſchie⸗ dene Krankenhäuſer eingeliefert. Auf dem Transport und im Krankenhaus ſind bereits mehrere Verwundete geſtorben. Bis? Uhr früh wurden 180 Toke gezählt. Daß das Unglück nicht ein noch größeres Ausmaß annahm, wurde allein durch die Geiſtesgegenwart des Lokomotivführer eines dritten Zuges verhindert, der unmittel⸗ bar nach dem Zuſammenſtoß der beiden Schnellzüge auf dem gleichen Gleis heran- kam. Dieſem Lokomotivführer gelang es ſeinen Zug 100 Meter vor dem Unglücksor— durch rückſichtsloſes Bremſen zum Stehen zu bringen. 5 ü Aufgrund ſchon der erſten Nachrichten, die in Paris einliefen, haben ſich außer dem Mi⸗ niſter für öffentliche Arbeiten auch der Mi⸗ niſterpräſident und andere Mitglieder des Kabinetts alsbald nach Schluß der Kammer⸗ ſitzung an den Ort der Kataſtrophe begeben. Am Ort der Kataſtrophe Paris, 27. Dezember. Das Eiſenbahnunglück bei Lagny iſt wohl des ſchwerſte, das in Europa in den letzten Jahrzehnten ſich ereignet hat. Wem die traurige Aufgabe zufiel, ſich an Ort und Stelle ein Bild von dem Ausmaß der furcht⸗ baren Kataſtrophe zu machen, wird kaum je wieder die ſchrecklichen Eindrücke vergeſſen, die ſich ihm da boten. Auf einer Strecke von 200 Melern ſieht man nichts als Trümmer. Nur große, eiſerne Räder und verkrümmte Fahrge⸗ ſtellllreſte deuten darauf hin, daß hier einmal ein Jug ſtand, der noch vor we⸗ nigen Stunden über 400 hoffnungsfrohe Reiſende beherbergte. Im rötlichen Schein der Feuer, die mit den Holzteilen der zertrümmerten Wagen an⸗ gezündet wurden, und im grelleren Licht der Scheinwerfer der Hilfszüge ſind Hun⸗ derte an der Arbeit, um die Opfer des ent⸗ Das Olympia⸗Stadion Der neue Plan, den der Kanzler verwirklicht 10 N haben will. b Reichskanzler Adolf Hitler hat ſich von Regierungsbaumeiſter Werner March, dem Sohn des Erbauers des Deutſchen Stadions in Berlin, zwei neue Pläne für das Olympiſche Stadion vorlegen laſſen, und dann nach Aus⸗ wahl des beſten jene Erklärung herausgegeben, in der er ſeine Genehmigung zur Durchführung der Bauten gibt. Der neue Plan, der den Ideen des Füh⸗ rers am nächſten kommt und von Adolf Hitler genehmigt iſt, ſieht das ganze Gelände der Refinbahn Grunewald als Bauplatz vor. Da die Bauten von ungeheurem Umfang ſein werden, iſt auf keinen Fall anzunehmen, daß die Rennbahn noch einmal wieder erſtehen wird. Das Olympiſche Stadion ſoll ein Werk für lange Jahre werden und wird auch für die nächſte Zeit das gewaltigſte auf der ganzen Welt. Da auf dem Gelände, außer dem Stadion auch alle anderen Kampfplätze und ⸗hallen ver⸗ einigt werden ſollen, wird es 1936 möglich ſein, ſämtliche olympiſchen Wettbewerbe auf dieſem Platz zu konzentrieren. Infolgedeſſen mußte man vor allem für ein Aufmarſchge⸗ lände ſorgen, das den zu erwartenden unge⸗ heuren Zuſchauerſtrom leicht faßt. Die alte Rennbahnſtraße wird über den Knick an dem jetzigen Reſtaurant hinaus bis zum Hauptpor⸗ tal durchgeführt werden, außerdem führt eine 1100 Zufahrtsstraße vom U-Bahnhof zum I. dur Sta bion. f e Das Hauptſtadion wird genau in der Mitte des Geländes liegen. Die Tribünen ſollen ca. 100 000 Zuſchauer faf⸗ ſen. Nördlich des Stadions wird die Schwimmbahn erbaut, ein Waſſerbaſſin 20 Meter mal 50 Meter in ſeinen Aus⸗ n. 1985 umläumt von. Tribünen, die ca. 6000 Züſchauern Platz bieten ſollen, aber bis auf 10 000 erhöht werden können. Im Weſten bleiht ein großes Aufmarſchgelände frek, ferner ein Platz für eine Freilicht⸗ bühne und ein großes Turniergelän⸗ de, das ungefähr dort angelegt werden wird, wo heute die Waage und das Ziel der Renn⸗ bahn liegen. Im Nordoſten, in der Nähe des U-Bahn⸗ hofs Stadion, ſoll die Radrennbahn er⸗ ſtehen, nach internationalen Anforderungen ge⸗ baut, eine 333,33 Meter⸗Bahn, eingerahmt von einer etwa 15 000 Zuſchauer faſſenden Tribüne. f Dicht daneben wird ein Tennis ⸗Stadion erbaut. Die Tennisſpiele werden alſo weder auf den Rot⸗Weiß⸗, noch auf den Blau-Weiß⸗ Plätzen ausgetragen werden, denn das Olyni⸗ piſche Tennis⸗Stadion ſoll die beiden bekann⸗ ten Berliner Anlagen weit übertreffen. Es ſoll Raum für 10 000 Zuſchauer geſchaffen werden. Dort, wo der alte Plan die Errich⸗ tung des„Hauſes des deutſchen Sports“, der gedeckten Schwimmhalle uſw. vorſah, werden b ende auch nach dem neuen Plan ie Gebäude entſtehen. Ein Unterkunftshaus wird weit über 500 Sportlern Wohnmöglich⸗ keiten bieten. Für Oſtern 1936 iſt die Eröffnung vorge⸗ ſehen. Die Leichtathletik⸗Bahn wird möglicherweiſe ſchon einen Sommer vorher fertig und in Gebrauch genommen werden. Mit den Arbeiten wird im Frühjahr, wahrſchein⸗ lich Anfang März 1934, mit einem Aufgebot von etwa 1500 Arbeitern begonnen. Das Armenreiht Von Juſtizoberſekretär Wedewer⸗Eſſen. Arme und Reiche ſind vor dem Geſetz Ga und haben gleichen Anſpruch auf den chu des Geſetzes. Nicht ſelten fehlen aber einer Partei die zur Prozeßführung erfor⸗ derlichen Geldmittel. Deshalb wird die ar⸗ me Partei unter gewiſſen Vorausſetzungen ohne Erhebung von Koſten zur Prozeßfüh⸗ rung zugelaſſen. Dieſe Vergünſtigung heißt das Armenrecht. Es wird nur demjeni⸗ gen gewährt, der nicht in der Lage iſt, ohne Beeinträchtigung des für ihn und ſeine Fa⸗ milie notwendigen Unterhalts die Koſten des Rrozeſſes zu beſtreiten. Bedürftigkeit allein Lahrt nech nicht zur Bewilligung des Armen⸗ rechtes. Es müſſen noch zwei ſehr wichtige Bedingungen erfüllt werden: Der beabſichtig⸗ te Prozeß muß hinreichende Ausſicht auf Er⸗ folgeähaben und er darf nicht mutwil⸗ lig angeſtrengt werden. Dieſe Beſtimmun⸗ gen, die ſchon die Notverordnung vom 6. 10. 1931 in ähnlicher Form enthielt, dienen dazu, einen Mißbrauch des Armenrechtes zu ver⸗ hindern. Durch das neue Zivilprozeßgeſetz vom 27. 10. 1933 ſind ſie jetzt endgültig in die Zivilprozeßordnung eingebaut werden. Die Frage, wann eine„hinreichende Er⸗ folgsausſicht“ vorliegt, beantwortet Miniſte⸗ rialdirektor Dr. Volkmar in einem Aufſatz in der Juriſtiſchen Wochenſchrift dahin, die Er⸗ folgsausſicht müſſe ſo groß ſein, daß eine wohlhabende Prozeßpartei das Riſiko der Prozeßführung bei vernünftiger und vor⸗ ſichtiger Prüfung auf ſich nehmen könnte. Als mutwillig iſt die Prozeßführung insbe⸗ ſondere dann anzuſehen, wenn eine nicht das Armenrecht beanſpruchende Partei mit Rück⸗ ſicht auf die für die Beitreibung des An⸗ ſpruchs beſtehenden Ausſichten von einer Prozeßführung ganz abſehen oder nur ei— nen Teil des Anſpruchs geltend machen würde. Wer das Armenrecht beantragen will, muß ſich zunächſt bei der zuſtändigen Behör⸗ de(Polizeiverwaltung, Wohlfahrtsamt uſw.) ein ſogenanntes Armutszeugnis aus⸗ ſtellen laſſen, worin beſtätigt wird, daß er zur Beſtreitung der Prozeßkoſten nicht in der Lage iſt. Das Geſuch um Bewilligung des Armenrechtes iſt ſodann unter Beifügung des Armutszeugniſſes bei dem Prozeßgericht ſchriftlich einzureichen. Es kann auch auf der Rechtsantragſtelle eines jeden Amtsgerichtes unentgeltlich zu Protokoll erklärt werden. In dem Antrage muß der geſamte Sachverhalt unter Angabe der Beweismittel eingehend erörtert werden. Das Gericht kann eine Glaubhaftmachung der tatſächlichen Angaben fordern. Außerdem ſoll das Gericht in der Regel den Gegner hören und erforderliche Erhebungen anſtellen, und es kann ſogar un⸗ ter Umſtänden vor Bewilligung des Armen— rechtes Zeugen und Sachverſtändige verneh— men. Durch die Bewilligung des Armenrechtes erlangt die arme Partei einſtweilige Befrei⸗ ung von Zahlung der Gerichts- und Gerichts⸗ vollziehergebühren und der Auslagen. In Prozeſſen vor dem Landgericht und den hö— heren Inſtanzen wird der armen Partei auf Staatskoſten ein Rechtsanwalt beigeordnet, weil hier jede Partei durch einen Anwalt vertreten ſein muß. In Prozeſſen vor den Amtsgerichten kann bei ſchwierigen Fällen oder bei weiter Entfernung der Partei vom Sitze des Gerichts ein Rechtsanwalt beigeord— net werden. Das Gericht kann in amtsge⸗ Zerrissenes Land fFoman von Lisa Honroth-Loewe mütig: Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) „Ich muß leider gleich fort! Entſchuldige mich, Doſcha! Verzeihen Sie auch, Fräulein Donatus, wenn ich Sie nicht nach Hauſe begleite! Man wartet auf mich. Da iſt eine ärgerliche Geſchichte paſſiert— natürlich hat ſie die Preſſe Ein junger Menſch, der zur Militärerziehungsanſtalt ſollte, iſt ohne Paß und Ge⸗ nehmigung der Behörden über die Grenze entkommen.“ Gerda fühlte, wie die Teetaſſe in ihrer Hand zitterte. Haſtig führte ſie ſie zum Munde; ſo konnte man einen Augenblick das Geſicht verbergen und die jähe Angſt, die in ihr hochſchoß. Sie war Doſcha geradezu dankbar, die mit ihrer gleichgültigſten Stimme zwiſchen zwei Biſſen wieder zuerſt erfahren. Kuchen meinte: „Ich weiß nicht, Jadſchek, worüber ihr euch alles auſ⸗ regt. Offenbar wollte der Junge nicht in die Militär⸗ anſtalt. Ich kann es ihm nicht verdenken. Ich möchte auch nicht hin. Laßt ihn doch ruhig woanders ſein Glück ver⸗ ſuchen. Auf einen Hungerleider mehr oder weniger kommt es doch nicht an. Haben ihn die Deutſchen eben auf dem Halſe. Oder iſt er zu den Bolſchewiken gelaufen?“ a „Zu den Deutſchen!“ ſagte Rodſchinſky ſcharf.„Und es kommt zwar nicht auf einen Hungerleider an, teure Doſcha, aber auf die Tatſache der Deſertation kommt es an. Das iſt das Entſcheidende. Die Regierung in Warſchau iſt wenig entzückt von den heimlichen Grenzübertritten der Bevölte⸗ rung hier. Um ſo ſtrafſer wird Warſchaa die Zügel an⸗ ziehen. Das eine iſt ſicher: Wenn es ſich herausſtellt, daß jemand dieſem Jungen geholfen hat, wird es ihm übel bekommen. Ja, übrigens, Fräulein Donatus, da fällt mir ein: Sie kennen ihn ja überhaupt. Dieſer Junge, dieſer Stanek Spledy—“ Gerda ſetzte ihre Taſſe mit einem klirrenden Laut auf 21 einen Zloty verdient, zuſchaute.— nicht ſein. fragte: heiteren Geſicht den Kopf. den Tiſch. In ihre Angſt miſchte ſich eine jähe Freude, daß der Junge, der ſich ihr anvertraut, gerettet war. Ihre Stimme klang wie aus weiter Ferne, ganz kühl und gleich— „Um den Stanek Spledy handelt es ſich, Herr Doktor? Natürlich kenne ich den. Er hat ſich ja bei mir manchmal! wenn er Beſorgungen für machte. Der Stanek ſoll weg ſein?“ Es gibi Augenblicke im Leben, in denen der Menſch ſich gleichſam in zwei Weſen ſpaltet. Das eine handelt, das andere ſchaut zu. So ging es Gerda auch jetzt. Sie ſaß da und ſprach und ſah den geliebten Mann an. Aber daneben war eine andere Gerda, die mit einer beinahe eiſigen Neugierde der Lüge und der Verſtellung Das war es wieder, die Unmöglichkeit, von Menſch zu Menſch zu ſprechen, mit offenem Herzen, mit Wahrheit und Hingebung. Da war ſie wieder, die Grenze: der Geliebte ſtand dort, ſie ſtand hier. An dem Schickſal des kleinen Stanek Spledy, dieſem winzigen Schickſal, ſchien ſich auch das ihre entſcheiden zu wollen. Später, in einer Stunde des Alleinſeins, der Zärtlich⸗ keit, würde ſie dem geliebten Manne alles erklären. Sie würde ihm Staneks Not ſchildern, das Elend ſeines Zu⸗ hauſe, das brennende Verlangen des jungen Geiſtes. All das, was ihn vielleicht noch mehr zur Flucht getrieben als die Furcht vor dem Zwang, in den man ihn preſſen wollte. Sie mußte nur die richtige Stunde abwarten, um dem Ge⸗ liebten das alles zu ſagen. Aber jetzt durfte ſie es noch nicht. Und als Rodſchinſky nach einer Pauſe noch einmal „Ihnen hat doch dieſer Spledy nichts verraten, Fräu⸗ lein Donatus?“, da ſchüttelte Gerda mit einem beinahe Aber als Rodſchinſky ſich zum Abſchiedskuß ſehr korrekt erſt über Doſchas Hand, dann über Gerdas Hand gebeugt, als die Tür hinter ihm mit einem leiſen Geräuſch zu⸗ gegangen war, fühlte Gerda, wie die Anſpannung ihrer richtlichen Prozeſſen aver auch als Vertreter einen nichtrichterlichen Juſtizbeamten oder Referendar beſtellen. Von dieſer Beſtim⸗ mung wird beſonders häufig in Arbeits; gerichtsſachen ſowie in Unterhaltsſa⸗ chen Gebrauch gemacht. Als Vertreter wer⸗ den(neben e faſt ausſchließlich Rechtspfleger beſtellt. f% 8 B05 Aienkenh kann zu jeder Zeit wie⸗ der entzogen werden, wenn es ſich ergibt, daß die Vorausſetzung für die Bewilligung nicht mehr vorhanden iſt. Wird alſo die ar⸗ me Partei wieder zahlungsfähig oder ſtellt ſich nach Erhebung von Beweiſen heraus, daß der Prozeß ausſitatslos iſt, ſo kann da⸗ gericht das Armenrecht wieder entziehen. Eishilfsdienſt durch Flugzeuge Wie in jedem Jahre hat auch in dieſem Winter die Deutſche Luft⸗Hanſa einen um⸗ fangreichen Eishilfsdienſt organiſiert, der ſo⸗ fort bei Eintritt der jetzigen Froſtperiode ſeine Tätigkeit aufnehmen konnte. Auf Grund der in den letzten Jahren und vor allem in dem kalten Winter 1928-29 geſammelten Erfah⸗ rungen hat die Luft⸗Hanſa in Gemeinſchaft mit der Deutſchen Seewarte in Hamburg und der Deutſchen Verkehrsfliegerſchule Vorkehrun⸗ gen getroffen, die drei verſchiedene Arten des Eishilfsdienſtes vorſehen. So werden für den Fall, daß Treibeis den Schiffsverkehr unterbindet, die Oſtfrieſiſchen Inſeln von Hage oder Norderney, die Inſeln Pellworm und Amrum von Huſum aus mit Poſt, Lebensmitteln und ſonſtigen lebensnot⸗ wendigen Dingen verſehen. Die Deutſche Luft⸗ Hanſa hat zu dieſem Zweck auf Norderney ein Verkehrsflugzeug ſtationiert, das im Be⸗ darfsfalle auch zu ſehr niedrigen Sätzen Paſſa⸗ giere befördert. Dieſes Flugzeug hat bereits am 5. und 6. Dezember eine ganze Reihe von Flügen durchgeführt, auf denen am 5. Dezember allein 26 Fluggäſte befördert wor⸗ den ſind. Große Bedeutung kommt auch dem Eisdienſt in der Oſtſee zu. Bei zunehmendem Treib⸗ eis wird in Zuſammenarbeit mit der Deut⸗ ſchen Seewarte in Hamburg durch Flugzeuge der eisfreieſte Weg für die Schiffahrt erkundet, der Seewarte durch Funkſpruch übermittelt und von dort durch Funktelegraphie an die Schiffe weitergegeben. Um dieſen Eisdienſt reibungslos abzuwickeln, wurde die Oſtſeeküſte in vier Abſchnitte eingeteilt: Die Kieler Bucht, die Mecklenburger Bucht, das Warnemünder Seegebiet und die Pommerſche Bucht werden von Warnemünde durch die Deutſche Ver⸗ kehrsſliegerſchule und von Stettin aus durch die Luft⸗Hanſa erkundet. Hierfür iſt alles bis ins Kleinſte vorbereitet, ſo daß im Bedarfs⸗ falle unverzüglich die umfangreiche Schiffs⸗ ſicherung gegen Treibeis aufgenommen werden kann. Die letzte, nicht minder wichtige Aufgabe des Eishilfsdienſtes der Deutſchen Luftfahrt iſt die Unterſtützung eingefrorener Schiffe. Die Baſis dieſes Dienſtes liegt bei den gleichen Stellen, die die Treibersſicherung durchführen. Auch hier kann die Arbeit jederzeit einſetzen. Damit haben die Deutſche Luft⸗Hanſa, die Deutſche Seewarte und die Deutſche Ver⸗ kehrsfliegerſchule alles getan, was in ihren Kräften ſteht, um ſowohl den Bewohnern der durch das Eis vom Feſtland abgeſchnittenen Inſeln, als auch der Schiffahrt während der Wintermonate zu helfen. Vatkwerk im Julmond Von Gerhard von Steibeck. Der Julmond iſt der dunkelſte des gruen Jahres, die Sonne macht ſich ſo var 1 nie. Es wäre alſo nach dieſet oberfl 1 Feſtſtellung die Zeit der Finſternis, der Prüb⸗ l Aber nein, er iſt eher das Gegenteil! Denn in dieſem Monat wendet ſich der Jah⸗ reslauf der Sonne wieder von der andern Erdhälfte uns Nördlichen zu. Der Krzeſte Tag des Jahres iſt die Geburtsſtunge des neuen Lichtes: Sonnenwend und Chriſtgeburt! In dieſen dunklen und lichtbringenden Monat haben die Menſchen eine Fülle von Festen geſtreut: Barbara⸗Feſt und Nikolaus ceſt, Mariä Empfängnis und Sankt Lucie, die Tage des Heiligen Thomas und des Heiligen Johan es, des Leblingsjüngers Chriſti, Wine ſonnenwend mit den Heiligen Nächten, Heilig⸗ abend und Weihnacht, und am Tote des neuen Jahres Silveſter. Wir wollen über das Brauchtum in die⸗ ſem Monat sprechen, aber wir haben ficht ſo viel Raum, daß wir uns an die Summe der Sitten und Bräuche heranwagen dürften, wir müſſen aus dem Ganzen ein Kleines heraus⸗ gering, es iſt Zeit zur Geſelligkeit, zu Haus- mond. Die Abende ſind lang, die Arbe iſt gerign; es iſt Zeit zur Geſelligteit, zu Haus- ſeſten. Sie wird genutzt, und das verführt zu ſonſt nicht üblichen Genüſſen: Pullſchen, Bowlen, Leckereien, Backwerk und aßherem Schmaus. Selbſt die das Eigenleben ſceder⸗ walzende Zeitflucht der Stadt hält ein wenig an und läßt Muße zu dem, was ſonſt in den großen Wohnplätzen ſo ſelten geworden iſt: zur Brauchtumsübung. Eigentümliches Backwerk gibt es gleich in den-erſten Tagen des Julmonds zum Nikolaus- feſt; man formt den Teig zu Mannsfitzuren. Kloſen oder Klaskerle nennt man ſie. Sie erinnern an den mildtätigen Biſchof Nikolaus, der die Verhungernden ſpeiſte. Mit Roſſſen und Zuckerguß wird den Weckfigunen ein freundliches Ausſehen gegeben. Die dem Niklastage zuſtehenden Backwerks⸗ formen hat in vielfachem Umfange ſpäter auch die Weihnacht übernommen, hat ſie in Form und Stoff erweitert. Marzipan und Schokolade werden zu den verſchiedenſtet For⸗ men verarbeitet. Küchlein und Krapfen kreten dazu, vor allem aber die Darſtellung der Griſt⸗ lichen Engelein und der berühmte Chriſtſtollen. Zu Neujahr gibt's Brezel und Platzen. Brezel vor dem Backen gekocht oder geflochten, hält man zum Neujahrsgruß dem Verwandten, dem Freunde oder Nachbarn hin:„Nun zieh!“ Jeder ſteckt die Hand in eine Schlaufe der Brezel und wer beim Ziehen das itittlere Stück, dort, wo die beiden Enden zuſammen⸗ geflochten ſind, erhält, bekommt die ganze Brezel. Wem man beſonders zugetan iſt, dem ſchenftt man einen Platzen, einen Kuchen aus roſinengeſchmücktem Teig, mit anderem Teigwerk oben verziert zu Girlanden and! gu⸗ ten Neujahrswünſchen. Ein Stück Platzen oder rheiniſchen Spekulatius, das verachte mir kei⸗ ner zum dampfenden Punſch in der Silpeſter⸗ nacht! ö Zu Silpeſter und Neujahr wird in manchen Gegenden noch ein Backwerkegebäcken, das uns in die Geſchichte weiſt. Vielerorts bringen Taglöhner, Kätner und Inſteſt zur Jahreswende kleine Kuchen auf den Hof, bil⸗ lige Geschenke, aus denen nur die Treue zu altem Brauchtum ppricht, eine Verpflichtung, die darum nicht minder bindet: Alte Etin⸗ nerungen an Zehent und Kurmud. a Nerven nachließ. Es war ihr, als ob ſie plötzlich friere. Sie zog die Schultern enger zuſammen und ſaß mit einem wie erloſchenen Geſicht in dem Schatten, der ſich jenſeiig der Lampe mild in das abendliche Zimmer breitete. mich Aber das konnte ja auf polniſch. ſichtig! „Darling!“ In die Stille hinein klang Doſchas Stimme Und dieſe Stimme hatte nichts mehr von der Gleichgültig keit, nichts von ö Baſchowfka ſonſt gern die Dinge des Lebens nahm. Die: Stimme war auf einmal voll behutſamer Zärtlichkeiß, „Darling! Du haſt meinen Vetter natürlich angeſchwindelt Gib es ruhig zu! Dieſer Splady oder Spledy, wie er heißt, dieſer Unglücksjunge, hat dich natürlich mit ſeinem Vertrauen beehrt.“ 5 Gerda verſuchte eine ſchwach abwehrende Bewegung mit der Hand. Aber ſchon ſprach Doſcha weiter: 15 „Weißt du, Gerduſchka, eigentlich ſind doch die Ränne; furchtbar dumm. Mein Vetter Rodſchinſky, den ich en, übrigen für einen der Klügſten halte, macht darin keine Ausnahme. Man braucht dich doch nur anzuſehen, und, man weiß, daß ein armer, kleiner Teufel wie dieſer Spladſ oder Spledy dir ſein ganzes Herz ausſchütten wird, wenn er nur in deiner Nähe iſt. Doſcha plötzlich mit einer ganz tiefen, zärtlichen Stimme dem Spieleriſchen, mit dem Doſche Mütterchen, kleines!“ ſagte „Siehſt du, Gerduſchka, ſo habe ich dich auch in der Penſion genannt, wenn ich dir mein Herz ausſchütte te. Wenn ich nicht weiter wußte vor Kummer über das, was ſich daheim zwiſchen meinem Vater und meiner armen Mutter im Elternhaus abſpielte. Und ſind wir nicht alle zu dir gekommen mit unſeren großen und kleinen Sorgen! Selbſt die Verwöhnteſten und Behütetſten unter um⸗ Mädels? Und da ſollte ſo ein armes, herumgeſtoßenee Etwas, ſo ein kleiner, polniſcher Junge es nicht getan haben? Gerduſchka, du kannſt reden, was du willſt. Aber du redeſt gar nicht, weil du weißt, Doſcha hat das Richtige geſagt. Aber ſie ſagt es nur zu dir, Gerduſchka. In übrigen weiß und hört ſie nichts von der ganzen Ge ſchichte. Nur das eine, Gerduſchka, das eine: Sei vor (Foriſetzung folgt e MNVVON DUV Nachdruck verboten. Als ſie die Halle betraten, kam ihnen Roberta Olbers entgegen. Ste blieb vor ihnen ſtehen, ſagte läſſig:„Da ich Ihnen vochin anſcheinend doch nur eine Freude damit weg⸗ genommen habe, will ich vom Bücherordnen zurücktreten. Sie dürfen Ihre Beſchäftigung wieder aufnehmen, ich werde Sie nicht dabei ſtören.“ Sie ſah Marlene faſt her⸗ ausfordernd an und ging dann ſofort weiter, war ſchon ur Tür hinaus, ehe Marlene noch antworten konnte. „Wahrſcheinlich iſt ihr die Arbeit doch zu langweilig geworden“, meinte Olga,„und da wir jetzt Zeit haben, lönnen wir alſo weiterſchaffen.“ Marlene nickte nur, und nachdem ſie ihre Mäntel abgelegt, fruchten ſie die Mioliothek auf. „Donnerwetter!“ entfuhr es Olga beim Eintritt.„Die Tunte ſcheint ja merkwürdige Begriffe vom Aufräumen zu haben. Sie hat die Unordnung nur noch vermehrt. Man meint faſt, ſie hätte die Bücher erſt recht gründlich durcheinandergeworfen. Kein Buch hat ſie inzwiſchen in das Regal geſtellt. Es befindet ſich noch nicht ein einziges mehr darin als vorher. Ich erinnere mich deutlich, wie Düse Regal ausſah, als ich die Bibliothek verließ.“ Marlene nickte.„Sie ſoll doch eine ganz ſchlimme Leſeratte ſein. Wahrſcheinlich hat ſie ſich in irgendeinem Buch feſtgeleſen und darüber die Luſt zur Weiterarbeit verloren.“ Sie hockten ſich auf den Fußboden und begannen wieder mit dem Ordnen. Ein Diener trat ein. „Ich ſah die Damen zurückkommen. Die gnädige Frau bittet Fräulein Werner zu ſich.“ „Alſo mache ich mich zunächſt allein ans Werk“, lächelte Olga. Marlene aber folgte dem Diener auf dem Fuße. In ihrem Wohnzimmer, das mit braunen Samt⸗— möbeln etwas altfränkiſch, doch behaglich eingerichtet war, ſeß Frau von Malten in einem Armſtuhl. Sie hob den Kopf.„Ich kann heute wieder gar nicht einſchlafen und brauche den Nachmittagsſchlaf ſo nötig, weil ich auch nachts ſchlecht ſchrafe. Mir hat Ihr Geſang ſo gut gefallen, liebes Fräulein Werner! Bitte, ſingen Sie mir noch etwas vor. Ich hatte vorhin das beſtimmte Gefühl, Ihre Muſik beruhigt ſehr. Vor allem Ihr Geſang. Bitte, gehen Sie nebenan, und laſſen Sie die Tür wait auf.“ Marlene ſpielte und ſang ja ſo gern. Die Aufforderung war wie eine Belohnung für ſie. Lächelnd ging ſie in den ſaalartigen Raum, in dem ſich der Bechſteinflügel befand, geſchützt von der roten, dick mit Gold geſtickten Seidendecke. Koſtbare geſchnitzte Schränke umd Truhen ſtanden hier— Gegenſtände aus längſt ver— gangenen Jahrhunderten. Gegenſtände von Muſeums— wert. Ein ſehr großes Bild bedeckte faſt die Hälfte einer Wand Man ſah darauf ein ſchlankes, ſchneeweißes Pferd und auf ſeinem Rücken eine ſchmale Frau in langem, weißem Reitkleid. Es wirkte ſehr, das eigenartige Ge— mälde. »Marlene war das Bild bei ihrem erſten Aufenthalt im Muſikſaate mertwürdigerweiſe gar nicht aufgefallen; letzt aber drängte es ſich vor. Unheimlich lebeuswarm waren Pferd und Dame. Blond war die Dame, ihr Geſicht kühl und hochmütig. Marlene wußte ſofort: das mußte ſie ſein, die weiße Reiterin, von der man behauptete, ſie laſſe ſich manchmal nachts in der Nähe des Schloſſes ſehen. Es mußte jene Frau ſ pon Malten ſein, die ihr Pferd ſo über alles geliebt, daß ſie keine Ruhe im Sarge gefunden und noch jetzt, ein paar Rücken ihres treuen Tieres über den Heimatboden ritt. Marlene ſſetzte ſich an den Flügel und ſang, ſich mit herzwarmen Akkorden begleitend:„Am Brunnen vor dem Tore“ fallen hatte. Sie ſang den Refrain: Du biſt wie ein Wunder, das zu mir kommt, Das mir in Not und Jammer frommt, Auf das ich gewartet ſeit Jahr und Tag. Weil niemand ſonſt mich erlöſen mag, Weil niemand die Kraft hat. Nur du, nur du! Du biſt mein Wunder, mein Glück, meine Ruh'! Roberta in Wut! um zu fragen, ob Frau von Malten noch ein Lied zu hören wünſchte. Sie mußte lächeln. Da ſaß die Schloß⸗ frau, den Kopf feſt gegen die braune Samtlehne ihres Stuhles gepreßt und ſchlief. Schlief feſt und ruhig. Ganz leiſe ſchlich ſich Marlene hinaus. Sie wollte in die Bibliothek und dort weiterarbeiten. Sie mußte an det Außentür des Muſikſaales vorbei und auch an der Tür zum Arbeitszimmer Achim von Maltens. Sie horchte auf, denn eben klang hinter der zweiten Tür die Stimme Jahrhunderte nach ihrem Tode, nachts auf dem Biegſam und klangvoll war die Altſtimme, einfach und doch bewegend der Vortrag. An dieſes Lied reihte ſich gleich ein zweites an, deſſen ſchlichte innige Melodie ſie ſelbſt gefunden zu einem Text, der ihr ge⸗ — des Schloßherrn:„Du biſt wie ein Wunder, das zu mir kommt!“ Ganz laut und deutlich vernahm Marlene die Worte. Sie ſtellte feſt, Achim von Malten hatte von ſeinem Zimmer aus ihren Geſang ganz deutlich hören müſſen. Sie ging weiter, da öffnete ſich die Tür, und weil ſich Marlene unwillkürlich umblickte, ſah ſie Achim von Malten an. Er grüßte und ſagte:„Sie haben meiner Mutter wieder vorgeſungen. Sie ſingen ſehr ſchön. Beruhigend iſt wohl der richtige Ausdruck dafür. Ich glaube, Sie paſſen gut hierher, meine Mutter ſprach ſehr günſtig von Ihnen. Auch von der Baroneſſe— ja, aber Ihr Geſang hates ihr beſonders angetan.“ Sie war ſtehengeblieben, und ihre Augen durchforſchten ſein Geſicht. Qualvolles Mitleid ſpürte ſie, weil ſie die bitteren Falten um Augen und Mund des Mannes ſah, die ihm das Leid um unverdiente Schmach eingezeichnet. Er lobte:„Das letzte Lied war beſonders melodiös und eigen und ſo gewinnend warm.“ Sie geſtand:„Ich komponierte es, weil mir die Verſe gefielen.“ Seine Augen waren erſtaunt auf ſie gerichtet. „Wie vielſeitig ſind Sie denn eigentlich, Fräulein Werner? Wenn ich nicht irre, ſchrieben Sie in Ihrem Bewerbungsſchreiben auch, daß Sie außer der deutſchen Sprache noch vier andere Sprachen beherrſchen.“ Sie erwiderte einfach:„Vater pflegt zu ſagen, heut— zutage ſeien Sprachen ſehr wichtig. Ich ſpreche Franzö— ſiſch. Engliſch, Italieniſch und Spaniſch.“ Er nickte und dachte: Was für wunderbare Augen hat die neue Hausgenoſſin! Er hatte Lila von Born, die arme Ermordete, ſehr gern gehabt; vielleicht hätte er ſich eines Tages in ſie verliebt. Vielleicht! Sicher war es nicht. Ihre Augen hatten ihm beſonders gefallen. Marlene Werners Augen glichen denen der Toten ſehr, aber ſie waren ſchöner; Lilas Augen waren kälter geweſen. Er ſagte bittend:„Vielleicht ſingen Sie heute abend noch einmal. Ich glaube, es würde nicht nur meiner— Mutter, ſondern auch mir gut tun.“ Er neigte ſeine hohe Geſtalt ein wenig zu ihr nieder. Von ganz nahe blickten ſie ſich beide an, und es war, als ſtröme ein geheimes Fluidum von ihr zu ihm, von ihm zu ihr. Ueber Marlenes Geſicht legte es ſich wie ein ſpinnweb— ſeines Roſenrot, und ſie antwortete etwas befangen: „Ich ſinge ſehr gern. Doch verzeihen Sie, Herr von Malten, darf ich bei der Gelegenheit jetzt eine Bitte äußern? Sie iſt vielleicht dreiſt, aber ich möchte wenig— ſtens einen Verſuch machen, armen Menſchen zu helfen!“ Er öffnete die Tür zu ſeinem Zimmer. „Treten Sie, bitte, einen Augenblick ein. Gang iſt es ungemütlich zugig.“ Ein Zimmer in matt Eiche, ſehr gediegen ausgeſtattet, aber nicht mit Möbeln überladen. Einen Schreibtiſch gab es, ein paar Klubſeſſel und einen kleinen Bücherſchrank mit Maltens Lieblingsautoren. Er bot ihr Platz an. Sie ſetzte ſich ein wenig ſchüchtern. Sie wußte nicht recht, wie ſie mit ihrer Bitte heraus- kommen ſollte. Er rückte ſeinen Schreibtiſchſtuhl zurecht, ſaß ihr nun ſchräg gegenüber. Sie erhob ſich wieder. „Verzeihen Sie, Herr von Malten, ich ſehe eben ein, ich habe kein Recht zu der Bitte, weil ſie nichts mehr und nichts weniger bedeutet als eine Einmiſchung in Ihre Angelegenheiten. Sie könnten dreiſt finden, wozu mich nur mein etwas ſentimental eingeſtelltes Herz drängt. Verzeihen Sie gütigſt, ich gehe lieber.“ Sie ſchritt ſtracks auf die Tür zu. Er war raſch an ihrer Seite. Ihm war, als höre er noch immer ihre weiche, beſtrickende Stimme wie vorhin ſingen: Du biſt wie ein Wunder, das zu mir kommt, Das mir in Not und Jammer frommt. Auf dem Er höelt ſie ganz leicht am Arme feſt. „Sagen Sie mir doch Ihre Bitte. Ich freue mich, daß meine Mutter mit Ihnen ſo beſonders zufrieden iſt. Wenn Sie nichts Unmögliches von mir verlangen, iſt Ihre Bitte ſchon gewährt, ehe ich ſie kenne.“ Marlenes Augen ſtrahlten den Mann ganz glücklich an. „Oh, das wäre herrlich! Ich wäre Ihnen ſehr, ſehr dankbar!“ Sie hatte einen Augenblick alle Scheu verloren, weil um den Mund des Mannes ein ſo gütiges Lächeln lag. Sie begann lebhaft von ihrer Begegnung mit Frau . 5 a 1 Wollner zu erzählen; aber ſie unterließ, irgend etwas zu Marlene erhob ſich und trat in die Verbindungstür, wiederholen, was dieſe über Roberta Olbers geäußert hatte. Sie ſchilderte nur, in welcher Verzweiflung die Frau geweſen war und welche beſonders große Angſt ſie vor der Zukunft hätte, um ihrer Kinder willen. Achim von Malten machte keinen Verſuch, Marlene zu unterbrechen; aber das Lächeln um ſeinen Mund ſchwand bald, und ſchließlich ſagte er ſehr zögernd: „An dieſe Bitte habe ich nicht im entfernteſten gedacht, ſonſt wäre ich nicht ſo vorſchnell geweſen. Ich geſtehe Ihnen offen, Fräulein Werner, ich habe meiner Inſpek⸗ torin auf ihre Anfrage erlaubt, den Menſchen zu entlaſſen; aber ich verſprach Ihnen jetzt Gewährung Ihrer Bitte, wenn es ſich um nichts Unmögliches handelt, und ich halte mein Verſprechen.“ a Er hatte es faſt ein wenig unwillig geſagt. Doch davo merkte Marlene nichts; ſie hörte nur, daß die Familie Wollner Maltſtein nicht zu verlaſſen brauchte, daß der Knecht hier weiter ſein Brot verdienen durfte. Sie erinnerte ſich an die erregte Frau, und ihr Geſicht war überſonnt von der reinen Freude, ein gutes Werk getan zu haben. Impulſiv griff ſie nach der Rechten Achim von Maltens und drückte ſie ganz feſt. i 6 „Vielen herzlichen Dank, Herr von Malten! Ich freue mich ganz unbeſchreiblich.“ Er hatte noch eben mit einem peinlichen Gefühl an doberta Olbers gedacht; aber dieſem glücklichen Geſicht gegenüber ſchien es ihm mit einem Male nicht mehr wichtig, wie Roberta es aufnehmen würde, daß er eine Maßnahme von ihr wieder umſtieß. f 05 a Er ſtand noch lange auf demſelben Fleck, nachdem Marlene ſich längſt entfernt hatte, und ihm war noch immer, als umſpannten ſchmale, warme Finger ſeine Rechte, als lächle ein reines Mädchenantlitz zu ihm auf, als ſähen ihn die ſchönſten Blauaugen der Welt dankbar an. Und wieder glaubte er die ſo überaus ſympathiſche Altſtimme ſingen zu hören: Du biſt wie ein Wunder, das zu mir kommt, Das mir in Not und Jammer frommt— Er legte die Rechte gegen die Stirn, beſann ſich. Wie ging das Lied eigentlich weiter? Er beſaß doch ein aus⸗ gezeichnetes Gedächtnis, behielt leicht, was ihm beſonders gefiel, ſelbſt wenn er es erſt einmal gehört hatte. Ach ja, jetzt erinnerte er ſich. i Leiſe ſprach er vor ſich hin: Auf das ich gewartet ſeit Jahr und Tag. Weil niemand ſonſt mich ertöſen mag. 5 Weil niemand die Kraft hat. Nur du, nur du! Du biſt mein Wunder, mein Glück, meine Ruh'! Er trat an ſeinen Schreibtiſch zurück, und ihm war, als fühle er ſich merkwürdig leicht und frei. Zum erſten Male nach langer Zeit. Es ſchien, als ſei der ſtändige Alpdruck, den er ſeit dem furchtbaren Geſchehnis vor zwei Jahren immer mit ſich herumtrug, etwas gewichen. Er empfand die Laſt nicht mehr ſo überſchwer, ſo dumpf und marternd. Ihn beherrſchte Dankbarkeit gegen Marlene Werner, und er dachte, wie gut es doch war, daß ſie der Zufall nach Maltſtein geführt hatte. Vielleicht half ſie, die finſteren Schatten verjagen, die ſich hier eingeniſtet hatten. Ein leichtes Frohgefühl erfüllte ihn und Hoffnung auf etwas glücklichere Tage. Einen Moment lang war er freilich wieder verſtimmt, als er an Roberta dachte. Er wollte die unangenehme Sache lieber ſofort erledigen. Aber er wußte nicht, wo ſich Roberta augenblicklich befand. Ihm fiel ein, ſie war wohl noch in der Bibliothek. Sie hatte doch durchaus die Bücher ordnen wollen. Er ging deshalb in die Bibliothek, fand aber zu ſeinem Erſtaunen die beiden Geſellſchafterinnen ſeiner Mutter dort. Marlene berichtete ihm, daß Roberta Olbers keine Luſt mehr gehabt hatte, die Bücher zu ordnen. Er ſah ſich befremdet um. f e „Ich meine faſt, ſo wirr hätte es hier nicht ausgeſehen, nachdem das Regal umgefallen.“ Olga lachte:„Fräulein Olbers hat alles noch mehr durcheinandergebracht.“ Er nickte:„Es ſcheint mir auch ſo!“ Er ging wieder. Draußen, auf dem Wege zu den Pferdeſtällen, kam ihm Roberta entgegen. Er blieb ſtehen.„Ich ſuche Sie, ich habe Ihnen etwas zu ſagen, Fräulein Olbers!“ Sie ſah ihn fragend an.„Bitte, Herr von Malten!“ Er ſpürte eine leichte Verlegenheit, fuhr aber ſchnell fort:„Ich habe es mir überlegt und bitte Sie, dem Knecht Wollner nicht zu kündigen!“ ö Robertas Brauen bewegten ſich nervös. „Herr von Malten, ich habe dem aufſäſſigen Menſchen bereits gekündigt!“ N „Dann machen Sie die Kündigung rückgängig.“ „Dadurch würde ich mich um den Reſpekt bringen“, entgegnete ſie, und er hörte deutlich Aerger in ihrer Stimme. „Damit vergeben Sie ſich gar nichts. Im Gegenkeit, man wird Ihnen die Meinungsänderung hoch anrechnen“, beharrte er auf ſeinem Willen.„Wollner wird ſichtwahr⸗ ſcheinlich von nun an zuſammennehmen und—“ Er unter⸗ brach ſich:„Da kommet er ja gerade. Alſo kann ich die Sache gleich ſelbſt ins reine bringen.“ Er achtete nicht auf das, was ihm Roberta Olbers zuflüſterte, ſondern winkte dem Knecht. Der ſchob ſich mit derbem Schritt heran. Sein Geſicht war gutmütig, aber ein wenig leichtſinnig. In ſeinen wimperloſen Augen war ein Funkeln, das der Inſpektorin galt. Er ſtand vor ſeinem ſchlanken Herrn wie ein plumper, breiter Bär. Achim von Malten begann:„Sie dürfen auf Ihrem Poſten bleiben, Wollner; aber lernen Sie, Ihren Mund nicht überflüſſig oft aufzumachen, weil ja doch nichts Ge⸗ ſcheites rauskommt. Fräulein Olbers will es noch einmal mit Ihnen verſuchen. Es hat jemand für Ihre Frau und Kinder gebeten; deshalb will Fräulein Olbers noch ein⸗ mal Gnade für Recht ergehen laſſen.“ ö Roberta Olbers biß auf ihrer Unterlippe herum. Das war ja eine ſchöne Geſchichte! Schon ſeit langer Zeit lag ihr beſonders daran, Wollner loszuwerden. Immer hatte Achim von Malten widerſprochen, und nun es endlich ge⸗ glückt wäre, ja, bereits geglückt war, wurde alles wieder hinfällig. Am liebſten hätte ſie jetzt geflucht wie der derbſte aller Knechte, aber ſie mußte ruhig ſein und ſich dem fügen, was Achim von Malten beſtimmte. (Fortſetzung folat.) ſetzlichen Unglücks zu bergen. Es iſt ein ewi⸗ ges Kommen und Gehen mit und f die lange Reihe der Toten und Verwun⸗ deten zu beiden Seiten des aufgewühllen Bahndammes will kein Ende nehmen, obgleich Krankenautos und Sonderzüge ſeit!“ 10 Uhr abends hier einen regelmäßigen Ab⸗ transport in die Krankenhäuſer der benach⸗ barten Ortſchaften und von Paris ſorgen. Die Frage der Verantwortung, zu deren Aufklärung der zuſtändige Unterſuchungs⸗ richter eingetroffen iſt, iſt noch offen, wenn auch, wie geſagt, feſtſteht, daß der Nebel eine der entſcheidenden Urſachen der Kata⸗ ſtrophe geweſen iſt. die Zahl der Verunglückten 196 Tote, über 200 Verletzte. Bei den Aufräumungsarbeiten werden im⸗ mer noch Tote geborgen. a Die Zahl der Toten wird jetzt mit 196 angegeben, die Zahl der Verletzten dürfte 200 fberſteigen. Die meiſten Inſaſſen der Unglückswagen wur⸗ den ſofort getötet oder ſo ſchwer verletzt, daß 5 10 dem Transport zu den Krankenhäuſern arben. Im Pariſer Oſtbahnhof ſind 178 Tote aufgebahrt. Ein Teil der Toten iſt ſo verſtümmelt, daß er noch nicht identifiziert werden konnte. Die Verletzten wurden in die Krankenhäuſer der umliegenden Ortſchaften oder in die Kliniken nach Paris überführt. Das Lokomotioperſonal verhaftet Nach dem Anfall wurden der Lokomotiv⸗ führer und der Heizer des aufgefahrenen D— Zuges Paris— Straßburg vermißt. Sie konn⸗ ten ſchließlich ermittelt werden und wurden ten ſchließlich ermittelt werden und wurden 190 1 des Unterſuchungsrichters ver⸗ haftet. Der Lokomotivführer ſteht bereits 22 Jahre im Dienſte der Eiſenbahngeſell⸗ ſchaft; der Heizer hat eine neunjährige Dienſtzeit hinter ſich. Beide ſollen bisher zur vollſten Zufriedenheit gearbeitet haben. die Arſache des Anglüts Die Urſache der Kataſtrophe konnte bisher noch nicht einwandfrei geklärt werden. Je⸗ denfalls ſteht ſoviel feſt, daß de r dichte Nebel eine der entſcheidenden Urſachen ge⸗ weſen iſt. Sonſt ſteht vorläufig noch Aus— ſage gegen Ausſage. 5 Der verhaftete Lokomotivführer und ſein Heizer erklären, daß ihnen freie Fahrt gegeben war, während von Augenzeugen berichtet wiro, daß das Signal auf Halt geſtellt war. In parlamentariſchen Kreiſen ſcheint man die Anſicht zu vertreten, daß die Schuld an dem Unglück weniger das Zugperſonal als die mangelhafte Organiſation der Eiſenbahngeſell⸗ ſchaft trage. Die Aufräumungsarbeiten konn⸗ ten noch im Laufe der Nacht beendet wer⸗ den, ſo daß die Strecke noch Weihnachten wieder für den Verkehr freigegeben werden konnte. Vä ileidskundgebungen aus aller Weit Bei der franzöſiſchen Regierung ſind aus aller Welt Beileidskundgebungen eingegangen. Der deutſche Botſchafter hat der fran⸗ zöſiſchen Regierung im Namen der Reichs⸗ regierung und in ſeinem eigenen Namen das Beileid zum Ausdruck bringen laſſen. Reichsverkehrsminiſter Freiherr von Elz⸗ Rübenach hat an den franzöſiſchen Mini⸗ ſter für öffentliche Arbeiten folgendes Tele⸗ gramm gerichtet:„Tiefbewegt von der er⸗ ſchütternden Nachricht des ſchweren Zugun⸗ glücks bei Lagny ſpreche ich Ihnen im Namen der deutſchen Reichsverkehrsverwaltung aufrich⸗ tigſtes Beileid aus.“ Generaldirektor Dr. Dorpmüller hat an den Generaldirektor der franzöſiſchen Oſtbah⸗ nen wie folgt telegraphiert:„Tieferſchüttert durch die Kunde von dem furchtbaren Eiſen⸗ bahnunglück, das Ihr Unternehmen betrof⸗ ſen hat, ſpreche ich Ihnen namens der Deut⸗ ſchen, Reichsbahn meine herzlichſte Anteilnahme aus.“ Das Echo des Arteils von Leipzig Die NS. ſchreibt: Die Nationalſozialiſtiſche Korreſpondenz ſchreibt unter der Ueberſchrift:„Das Lei p⸗ ziger Fehlurteil“ u. a.:* Das Urteil im Keichstagsbrandprozeß iſt nach dem Rechtsempfinden des Vol ⸗ kes ein glattes Jehlurkeil. Wir können uns nicht einmal die formal⸗ juriſtiſchen Gründe des Gerichtes zu eigen machen, da ſie ſelbſt dem heutigen ſtaats⸗ politiſchen Rechtsempfinden in Deutſchland in keiner Weiſe entſprechen. Wenn das Ur⸗ teil nach dem wahren Recht, das im neuen Deutſchland wieder ſeine Geltung haben ſoll und im Volksempfinden ſeine Wurzel hat, aeſprochen worden wäre, hätte es anders Tragbaren, gelautet. Dann wäre auerdings ſchon die ganze Prozeßanlage und die Prozeßführung eine andere geweſen.. Wenn man überhaupt von einem für das deutſche Volk poſitiven Ergebnis dieſes Pro⸗ zeſſes ſprechen will, dann kann höchſtens hingewieſen werden auf die eindrucksvolle Widerlegung der verleumderiſchen Behaup⸗ tungen, mit denen die antideutſche Greuel: propaganda gerade den Reichstagsbrand zum 1 beiſpielloſer Hetzfeldzüge genom⸗ men hat. Nicht ein Schimmer der e en der Gegenſeite konnte aufrecht erhalten werden. Mit umſo größerer Ueberraſchung wird das deutſche Volk von dem Freiſpruch Torglere und der übrigen ausländiſchen vaterlands⸗ loſen Drahtzieher Kenntnis nehmen, nachden es in den einzelnen Stadien des Prozeſſe; immer erneut ein Bild von der Größe und Brutalität der bolſchewiſtiſchen Gefahr er halten hat und immer wieder die Erkenntnis vertieft wurde, daß das furchtbare Chaos den Staatsvernichtung und des Bruderkrieges nur durch das verantwortungsbewußte ent; ſcheidende Handeln des nationalſozialiſtiſcher Staates in letzter Stunde abgewendet wurde Wäre in Deutſchland der Kommunis⸗ mus nicht von der nationalſozialiſtiſchen Revolulion niedergeſchlagen und ſeine Träger nicht unſchädlich gemacht worden — durch ſolche falſchen juriſtiſchen Ver⸗ fahren wie das ſoeben geendigte, wäre die kommuniſtiſche Gefahr in Deutſchland niemals beſeitigt worden. So iſt gerade dieſes Urteil ein Fehlurteil, das mehr vielleicht als jedes andere die Not⸗ wendigkeit einer grundlegenden Reform un⸗ ſeres Rechtslebens mit aller Deutlichkeit er— weiſt. Die Verliner Preſſe Die Berliner Blätter beſchäftigen ſich alle ſehr ausführlich mit dem Leipziger Urteil. Uebereinſtimmend wird betont, daß der Frei⸗ ſpruch Torglers und der drei Bulgaren in keiner Weiſe eine Widerlegung der Anſchau⸗ ung bedeute, daß die KPD. in der frag⸗ lichen Zeit einen gewaltſamen Umſturz ver⸗ ſucht habe. Das Urteil ſei rein formal ge⸗ gen die Perſonen der Angeklagten gefällt und beziehe ſich auf die Frage der Brandſtiftung. Es ſei aber kein Urteil darüber gefällt wor⸗ den, daß nicht tatſächlich der bolſchewiſtiſche Aufſtand kurz vor dem Ausbruch geſtanden die Aufnahme in Paris Die Pariſer Linksblätter hatten ihre Anhän⸗ ger im Falle der Verurteilung Torglers zu Maſſenkundgebungen aufgerufen. Durch den Freiſpruch brauchte die vorſorglich aufgebo— tene Polizei nicht in Tätigkeit zu treten. „Paris Midi“ erklärt, daß der Freiſpruch Torglers von vornherein keinem Zweifel un⸗ terlegen habe. Es bleibe die Frage offen, ob Torgler als Chef der KPD. nicht in ein Konzentrationslager überführt werde. Das Blatt wendet ſich dagegen, daß der Reichstags— brandprozeß, der eine innerpolitiſche Angele⸗ genheit Deutſchlands ſei, von franzöſiſchen Füh— rern der Linken zu politiſchen Zwecken ausge⸗ beutet werde. Wenn man die Propaganda⸗ tätigkeit der marxiſtiſchen Kreiſe in Frank⸗ reich beobachte, ſo habe man den Eindruck, als ob ſie die gleichen Kundgebungen wiederholen wollten, die ſich gelegentlich der Verurteilung Saccos und Vanzettis in Paris abgeſpiel Schweizer Preſſeſtimmen Die geſamte Schweizer Preſſe begrüßt das Urteil. So ſchreiben die„Baſeler Nachrich— ten“ u. a.: Das Urteil wird in der ganzen Welt mit einem Gefühl der Entſpannung und der Genugtuung aufgenommen werden, weil es dem Reichsgericht zur Ehr e ge⸗ reicht, das den Ruf der deutſchen Juſtiz nicht aus den Augen verloren hat. Freilich: Das Rätſel des Reichstagsbrandes bleibt ungelöſt. Die„Nationalzeitung“ ſchreibt: Das Ur⸗ teil des Reichsgerichtes wird dem Auslande neues Vertrauen in die deutſche Rechts⸗ ſicherheit einflößen. Ein däniſches Blatt Die Zeitung„B. T.“, die Mittagsausgabe der„Berlingſke Tidende“, Kopenhagen, ſtimmt in ihrem Leitartikel dem Leipziger Ur⸗ teilsſpruch voll zu. Das Blatt ſchreibt: Das Urteil zeigt, daß die Furcht oder richtiger die Inſinuation, das deutſche Reichsgericht werde nicht aus juriſtiſchen, ſondern aus poli⸗ tiſchen Beweggründen urteilen, ſich als hin⸗ fällig erwieſen hat. Das Urteil iſt eine Stär⸗ kung des Vertrauens in die deutſche Rechtspflege in der ganzen Welt. Holländiſche Vorſtellungen? Haag, 27. Dezember. Wie halbamtlich verlauket, wird wahr⸗ ſcheinlich der niederländiſche Geſandtle in Berlin wegen des Todesurkeils gegen van der Lubbe Vorſtellungen erheben mit der Begründung, daß das Geſetz, aufgrund deſſen van der Lubbe zum Tode verurteilt wurde, erſt verkündet wurde, nachdem die Brand- ſtiftung begangen war. Dazu iſt zu bemerken, daß die Frage der rückwirkenden 10 0 der geſeßlichen Strafe bereits von der Verteidigung aufge⸗ worfen war und von dem erkennenden Ge⸗ richt in ſeiner Entſcheidung eingehend gewür⸗ diat worden iſt. Arbeitsbeſchaffung durch Steuererlaßz Antrag bis ſpäteſtens 31. Dezember beim Finanzauit. Zum Zweck der Arbeitsbeſchaffung haben Reſchs⸗ und heſſiſche Landesregierung weit⸗ gehende Vergünſtigungen durch Tilgung älterer Steuerrückſtände zugeſagt. Dieſe Vergünſtigun⸗ gen werden denjenigen Volksgenoſſen gewährt, die in der Zeit vom 1. Dezember 1933 bis 31. März 1934 Erſatzbeſchaffungen für land⸗ wirtſchaftliches oder gewerbliches Anlagekapi⸗ tal ſowie Inſtandſetzungs- und Ergänzungs⸗ arbeiten an Gebäuden vornehmen. In Frage kommen alſo hauptſächlich Landwirte, Ge⸗ werbetreibende im weiteſten Sinne und Haus⸗ bdeſitzer. Für Landwirte und Gewerbetreibende bietet die Maßnahme eine günſtige Gelegenheit zum Erſatz alter Maſchinen und Geräte durch neue. Aber auch Inſtandſetzungen und Ergänzun⸗ gen von Betriebsgebäuden(auch Scheunen und Ställen) fallen unter dieſe neuen Maßnahmen. Den Hausbeſitzern ſoll die Vornahme von In- ſtandſetzungen, Ergänzungen, Wohnungsteilun— gen, Um⸗ oder Ausbauten von Wohnungen weiter erleichtert werden. Die Vergünſtigungen beſtehen darin, daß in der Höhe, in der die erwähnten Auf⸗ wendungen bis zum 31. März 1934 gemacht werden, Reichsſteuern(mit Ausnahme der Lohnſteuer), Landesſteuern und, ſoweit die Gemeinden ſich dieſem Verfahren anſchließen, auch Gemeindeſteuern, die aus der Zeit vor dem 1. Januar 1933 noch rückſtändig ſind, erlaſſen werden. Um dieſer Ver günſtigungen teilhaftig zu werden, iſt es erforderlich, daß bis ſpä⸗ teſtens zum 31. Dezember d. J. beim Finanzamt ein entſprechender Anteag ge⸗ ſtellt wird. Dieſer Antrag hätte etwa folgendermaßen zu lauten: „Ich beabſichtige, bis ſpäteſtens 31. März 1934 zum Erſatz veralteter Maſchinen(dieſe ſind genau anzugeben!) neue zum Preiſe von Rm. zu erwerben, deren Lieferung zum(Datum)...... in Ausſicht ge⸗ nommen iſt. Oder: Ich beabſichtige, für mein Wohn— haus,(meine Werkſtatt, Scheune uſw.) e .......... Straße folgende Aufwendun⸗ gen zu machen:(die beabſichtigten Aufwen— dungen ſind genau zu bezeichnen unter An- gabe des Preiſes oder Voranſchlags). Die Arbeiten ſollen etwa am. .......„ ßbegonnen werden und bis„„ .......(t(etzter Termin 31, März 34) beendet ſein. Antrag auf Gewährung eines Zuſchuſſes im Rahmen des Gebäudeinſtandſetzungsgeſetzes vom 21. September 1933 iſt bein. (Behörde) geſtellt. Ich bitte, in Höhe des angegebenen Be— trags meine aus der Zeit vor dem 1. Januar 1933 noch rückſtändigen Steuern zunächſt zins⸗ los zu ſtunden und, nachdem ich den Nach⸗ weis der Aufwendungen erbracht habe, zu erlaſſen. Ich ſchulde an Steuern, die vor dem 1. Januar 1933 fällig geworden ſind, noch: 1. Reichsſteuern(möglichſt im einzelnen zu bezeichnen) im Betrage von Rm. fällig am: ...... mit Zinſen und Zuſchlägen in Höhe von... Rm.(wenn möglich angeben), 2. Heſſ. Staatsſteuern: im Betrage von Rm. fällig am: .......„ mit Zinſen und Zuſchlägen in Höhe von. Rm. 3. Gemeindeſteuern: im Betrage von.. Rm. fällig am: .....„mit Zinſen und Zuſchlägen in Höhe von Rm. Ich verpflichte mich, den Nachweis der Auf— wendungen bis ſpäteſtens 15. April 1934 durch Vorlage der Rechnungen zu erbringen. Ich verſichere, daß ich wegen des gleichen Gegen— ſtandes einen Antrag auf Erlaß weder bei einem anderen Finanzamt noch bei der Steu— erbehörde eines Landes oder einer Gemeinde geſtellt habe oder ſtellen werde. Unterſchrift.“ Bedingung für die Stundung und den ſpä⸗ teren Erlaß von Landes- und Gemeindeſteuern (nicht auch von Reichsſteuern) iſt weiter, daß die inzwiſchen fällig gewordenen Steuern für 1933 entrichtet ſin d. Der Antrag iſt, auch ſoweit er Gemeindeſteuern betrifft, in Heſſen nur beim Finanzamt einzureichen. Der Antragſteller erhält vom Finanzamt nach Prüfung ſeines Antrags Nachricht. Falls die Vorausſetzungen gegeben ſind, erteilt das FA. einen Vorbeſcheid, durch den die rückſtän⸗ digen Steuern bis auf weiteres geſtundet wer⸗ den. Sobald ſpäter der Nachweis erbracht iſt, daß die beabſichtigten Aufwendungen bis 31. März 1934 gemacht ſind, werden dem An⸗ tragſteller in Höhe der Aufwendungen rück— ſtändige Steuern erlaſſen. Jeder Volksgenoſſe, der noch alte Steuer⸗ 50 0 hat, ſollte ſich dieſe Gelegenheit der reinigung ſeines Steuerkontos nicht entge⸗ u laſſen. Indem er ſich ſeiner Schulden entledigt, verbeſſert er ſeine wi tſchaft iche Lage. Er vermehrt weiter ſein Vermögen. indem wurde. a ö und Werksfeiern mit künſtleriſchem Beipro⸗ * er Geld in ſeinen Betrieb oder in ſein Haus hineinſteckt, und er erfüllt eine natio⸗ nale Pflicht zur Mitarbeit im Kampf ge⸗ 110 1 Arbeitsloſigkeit, gegen Hunger und älte heute Mittwoch Verlängerung. Der Rieſenerfolg in Viernheim. „Die weiße Schweſter“ 4 2 Im Union⸗Film⸗Palaſt. Wie es nicht anders zu erwarten war, hatte der größte Film des Jahres einen Bom⸗ benerfolg zu verzeichnen ganz Viernheim iſt be- geiſtert überall wird erzählt von dem herrlichen Prachtwerk„Die weiße Schweſter“ wirklich eine Meiſterleiſtung ein Koloſſalwerk wie man es nur ſelten zu ſehen bekommt fragen ſie die vielen Beſucher die unſern Spitzenfilm geſehen haben, da erhalten Sie die richtige Antwort. Gehet hin ſehet euch dieſen herrlichen der herrlichſten Filme an, das habt Ihr noch nicht geſehen mit Recht der größte Film des Jahres den noch viele Viernheimer ſehen wollen. Die Nachfrage iſt ſo ſtark das wir heute noch zwei Vorſtellungen geben 7 und 9 Uhr. Heute wird noch mit einer weit größeren Beſucherzahl gerechnet, der Andrang wird gewaltig ſichert euch Plätze. Ver⸗ ſäume kein Viernheimer„Die weiße Schweſter“ Ein Film der jeden Erlebnis wird. CC ¶TPVVVFwTTVVccCCcccccfccpccccccccccc Aus der Heimat Gedenktage . 27. Dezember 1525 Der italieniſche Kirchenkomponiſt Gio— vanni Pierluigi da Paleſtrina in Pa⸗ leſtrina geboren. 1571 Der Aſtronom Johannes Kepler in Weil der Stadt, Württemberg, geboren 1822 Der franzöſiſche Chemiker Louis Pa— ſteur in Dole geboren. 1890 Der Altertumsforſcher Heinrich Schlie— mann in Neapel geſtorben. Prot.: und kath.: Johannes(Evangeliſt) Sonnenaufg. 8.11 Sonnenunterg. 15.51 Mondunterg. 4.12 Mondaufg. 12.25 Hab einen wahrhaftigen Mund, einen rei⸗ nen Leib und eine liebende Seele! Dieſen Weg und dieſen Rat ſollſt Du verſtehen. Dietrich Eckart. Nachklang Nach langen Vorbereitungen und ſpan— nenden Wochen ſind die Feiertage ſehr ſchnell, man iſt geneigt zu ſagen viel zu ſchnell vergangen, aber die Weihnachtsſtim⸗ mung hält uns doch noch gefangen, weil Weihnachten, das deutſche Familienfeſt, von uns mit beſonderer Innigkeit gefeiert wird und daher am längſten nachklingt, auch wenn am ſogenannten dritten Feiertag die Pflicht wieder ruft. Nur die Kinder haben noch Ferien und können daher die Freude ganz auskoſten. Aber die Feſttage waren auch für die meiſten der Erwachſenen nach ſau⸗ ren Wochen frohe Tage, die Erholung und Erbauung brachten, ſo daß wir mit friſchem Mut wieder an die Arbeit gehen können. Wie ſtets zu Weihnachten ſind auch in die— ſem Jahre viel Verlobungen gefeiert wor— den, denn die vom Vater Staat zugedachten Eheſtandsbeihilfen bilden doch einen gewiſ⸗ ſen Anreiz und für Viele überhaupt erſt die Möglichkeit an eine Heirat zu denken. Man⸗ che gut gebratene Gans und mancher Haſe haben ihr Leben laſſen müſſen und ſind in der Bratpfanne gelandet, als äußeres Zei— chen des Feſtes. So wollen wir hoffen, daß die Feſttage für jeden einzelnen eine Freude geweſen ſind, und mögen ſi wunden und zerriſſenen Herzen wieder den Frieden gebracht haben. Dann haben die Weihnachtsglocken nicht ver— gebens geläutet. * Genehmigungspflicht für Veranſtaltungen „Kraft durch Freude“. Gaubetriebszellenob⸗ mann Reichstagsabgeordneter Johlitz weiſt darauf hin, daß Veranſtaltungen der NSBO und der Deutſchen Arbeitsfront unter dem Motto„Kraft durch Freude“ nur dann ſtatt⸗ haft ſeien, wenn das Programm durch die Organiſation„Kraft durch Freude“ genehmigt Ebenſo ſeien Kameradſchaftsabende gramm genehmigungspflichtig. Die Genehmi⸗ gung werde erteilt von der zuſtändigen Kreis⸗ detriebszellenabteilung in Verbindung mit der Organiſation„Kraft durch Freude“. Es ſei zwecklos, für eine einmal von der zuſtändigen Kreisbetriebszellenabteilung verbotene Veran⸗ ſtaltung die Genehmigung etwa beim Gau ein⸗ holen zu wollen. Wer gegen dieſe Anord⸗ nung verſtößt, ſetze ſich der Gefahr eines endgültigen Verbotes der Veranſtaltung aus. Außerdem werde der Veranſtalter verantwort⸗ lich gemacht. Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt: 201 Stück Verkauft: 174 Stück Melchſchweine das Stück 5—15 Mk. Läufer das Stück von 15— 22 Mk. Marktverlauf gut.