Lokales Weihnachten 1933. Drei Feſttage waren mit dem diesjährigen Weihnachtsfeſte verknüpft. Der 4. Adventſonn⸗ tag, welcher zugleich„Goldener Sonntag“ und Beſcheerungstag geweſen iſt, leitete das Feſt ein. Nachmittags wurden noch fröhlich Einkäufe ge⸗ tätigt und beſonders die hieſigen Geſchäfte waren ſehr gut frequentiert. Und Abends, da kam das liebe Chriſtkindlein, das uns all die mehr oder weniger nützlichen Dinge unter den Weihnachts⸗ baum legte. Wie strahlten ſie ſo hell, die Augen der lieben Kleinen, bei dem hellen Lichterſchein und all den bunten gewünſchten und überraſchen⸗ den Herrlichkeiten. Bei vielen fanden auch Fa⸗ milienfeſtlichkeiten ſtatt. Wurden doch unterm Weihnachtsbaum die Verlobungsringe gewechſelt und zahlreiche gute Vorſätze für das Leben ge⸗ faßt. Mögen ſie alle in Erfüllung gehen.— Die Chriſtmette ſah viele fromme Chriſten unſer Gotteshaus bevölkern, die voll des freudigen Glaubens an den heiligen Handlungen teilnah⸗ men. Auch die übrigen Aemter in den hieſigen Gotteshäuſern wurden von den Gläubigen mächtig beſucht.— Auf dem Waldſportplatz war Nach- mittags V. f. L. Lampertheim mit dem Cxviern⸗ heimer Vallendor zu Gaſt. Den„Grünen“, die in veränderter Aufſtellung antraten gelang es, mit Ach und Krach 2:1 zu gewinnen, trotzdem die Mannſchaſt weitaus überlegen ſpielte. Cirka 500 Zuſchauer wohnten dem Spiele bei.— Die Weihnachts veranſtaltungen der Vereine waren ſehr zahlreich. Am 1. Feiertage abends feierten die„50⸗Jährigen“ ihre Jubelfeier im Engel⸗ ſaale, die N. S. B O. und Deutſche Arbeitsfront hatte Weihnachtsfeier im Karpfen, die Kriegs- opfer hatten ihre Winterveranſtaltung im Frei⸗ ſchütz und im Kaiſerhof wurde durch die Operetten⸗ und Theatergeſellſchaft die Operette„Zwei rote Roſen“ aufgeführt. Am 2. Weihnachtstag hielt der Kath. Männerverein und die Jünglingsſo⸗ dalität gemeinſam ihre Weihnachtsfeier im Frei⸗ ſchütz. Der Geſangverein Liederkranz feierte im Engelſaale und die„Sängertreue“ veranſtaltete in ihrem Vereinslokal zum Schützenhof einen luſtigen Abend, während die hieſigen Handwerker mit ihren Familienangehörigen im Karpfenſaale gemütlich beiſammen waren. Wie wir erfuhren, waren alle abgehaltenen Veranſtaltungen gut, ja zum Teil ſehr gut beſucht. Die gebo⸗ tenen Programme, bei denen die Vereins⸗Dille⸗ tanten wieder in jeder Hinſicht hervorragendes leiſteten, unterhielten die Gäſte jeweils ſehr gut, ſodaß alle Veranſtaltungen einen ſchönen har⸗ moniſchen Verlauf nahmen. Am 2. Feiertag wurde auch in verſchiedenen Tanzlokalen das Tanzbein geſchwungen und die Jugend vergnügte ſich froh bei leichten Tanzweiſen.— Auf dem Dg.⸗Stadion waren Nachmittags die„Jor⸗ tunen“ aus Heddesheim zu Gaſte, die gegen die Blauweißen einen glücklichen 3:4 Sieg erringen konnte. Die Dcler hatten Pech, ſonſt könnte das Reſultat umgekehrt ſein. ——— Die Jubelfeier der Fünfzigjährigen wickelte ſich programmgemäß ab. In der Früh- meſſe verſammelten ſich die Jubilare am Tiſche des Herrn. Ein feierliches Te Deum beſchloß die erhabene Feier. Bei Saalöffnung um 7 Uhr füllten ſich ſchnell die Räume des Gaſthauſes zum goldenen Engel. Vorſorglich hatte man nur 450 Karten ausgegeben. So war der Saal dicht beſetzt, aber nicht überfüllt. Die Saalkontrolle wurde von der Ss freundlich aber beſtimmt durchgeführt. Als gegen 8 Uhr die Ehrengäſte eingetroffen waren, eröffnete ein formvollendet geſprochener Prolog den Abend. Der Leiter der Veranſtaltung begrüßte Jubilare mit ihren Angehörigen und die geladenen Gäſte, die alten Lehrer, Herrn Lehrer Boxler, Worms und Rektor i. R. Mayr, Herrn Bür⸗ germeiſter Bechtel mit Frau und Ortsgruppen⸗ leiter Herrn Franzke, Den früheren Lehrern ſagte er herzlichen Dank für alle aufgewendete Mühe und Arbeit. Beſonderen Dank für ihr Kommen trotz des Alters. Herr Bürgermeiſter Bechtel und Frau wohnten zum erſtenmale einer Jubelfeier der Fünfzigjährigen in Viernheim bei. Warme Begrüßungsworte waren ihm gewidmet und aufrichtige Anerkennung gezollt, für die geleiſtete Arbeit in unſerer Heimatgemeinde. Der Ortsgruppenleiter Herr Franzke, als Vertreter der NS DA, konnte den Dank buchen, daß die diesjährigen Weihnachtsfeiern und auch die Ju⸗ belfeier der Fünfzigjährigen nur möglich ſind durch die jahrelange aufopfernde Tätigkeit der NSDAP. Wäre Adolf Hitler nicht gekommen, heute erſtrahlte der Saal wohl nicht im Lichter⸗ glanze und alle die frohen Menſchen ſäßen ver⸗ ſcheucht zu Hauſe. Das immer ſchöne Singſpiel „Heimweh“ ging über die Bretter. Die erſten Viernheimer Kräfte waren zuſammengezogen eine Glanzleiſtung wurde geboten. Ein kleiner Streit zwiſchen einer Fünf und einer Null, vorgetragen von 2 Töchtern der Jubilare, löſte ſich in Wohl⸗ gefallen auf. Die geladenen Gäſte ließen es ſich nicht nehmen, für die freundliche Einladun⸗ Teil der Veranſtaltung erledigt. gen zu danken und den Jubilaren noch alles Gute zu wünſchen für den kommenden Lebens⸗ weg. Die Hochw. Geiſtlichkeit war wegen der Ueberarbeit der Feiertage entſchuldigt, Herr Pfarrer Roos ließ den Jubilaren ſeine beſten Wünſche übermitteln. Somit war der eigentliche Ein richtiger Familientanz hielt alle noch lange zuſammen. Die vorzügliche Bewirtung durch Frau Fieger trug nicht wenig zum günſtigen Verlauf des Feſtes bei. Ebenſo die reichlichen Spenden, die es ermöglichten, mehr als 20 Jubilare zu unter⸗ ſtützen. Es war ein einfaches und ſchönes Feſt, eine richtige Familienfeier. —— Turnverein von 1893 e. N. Handball: T. V. 62 Weinheim— TV. Viernheim 76 Die Turnerelf die geſtern in Weinheim gaſtierte, hinterließ bei dem Publikum, das die Schranken des Spielfeldes dicht umſäumte, nach ſchönem Kampf einen guten Eindruck. Beide Mannſchaſten waren ſich ebenbürtig und wäre ein Ausgleich, der lange Zeit in der Luft hing verdient geweſen. Ja es dürfte nur eine von den nützt werden. Doch Pech klebt feſt.— Unſere Jugend hatte ſich einen Schnitzer geleiſtet und iſt auf Einladung gegen D. J K. 2. Mannſchaft angetreten. Stark geſchwächt kämpft ſie dennoch mutig und unterlag ehrenvoll. N. B. Das geplante Nothilfe⸗Städteſpiel am Neujahrstag Viernheim(komb.)— Weinheim(komb.) mußte auf ſpäteren Termin verlegt werden. Vorausſichtlich 7. 1. 34. leute Mittwoch Verlängerung! Bekanntmachung. Betreffend: Erlaß von Steuerrückſtänden zur Ar⸗ beitsbeſchaffung. Zum Zweck der Arbeitsbeſchaffung haben Das Inserat als Der Riesenerfolg in Viernheim! Der größte und ſchönſte Standartfilm des Jahres. Alles iſt begeiſtert über dieſes einzigartige Prachtwerk 1. Ranges. Verſäumen auch Sie nicht den herrlichſten Film.— Anfang heute 1. Vorſtellung 7 Uhr, 2. Vorſtellung 9 Uhr. Des großen An⸗ dranges wegen, bitten wir, die 7 Uhr Vorſtellung zu beſuchen. Sichert euch Plätzel jim Union-Film-Palast wird, wie Aufſtockungen, Einziehen von Wänden, Einbauen von Heizungs- und Lüftungsarbeiten u a. Inſtandſetzungen, Gonizianer Manke Mitielstrate 18 Matratzen aus eigener Werkſtätte Hetiiedern, 6 Schlat- und Stenpdecken Gegen Bedarfsdeckungsſcheine auf Eheſtandsdarlehen Im am Meßplatz Reichs- und Heſſ. Landesregierung weitgehende Vergünſtigungen durch Tilgung älterer Steuer- rückſtände zugeſagt. Dieſe Vergünſtigungen werden denjenigen Volksgenoſſen gewährt, die in der Zeit vom 1. Dezember 1933 bis 31. März 1934 Erſatzbeſchaffungen für landwirtſchaftliches oder gewerbliches Anlagekapital ſowie Inſtandſetzungs⸗ und Ergänzungsarbeiten an Gebäuden vornehmen. In Frage kommen alſo hauptſächlich Landwirte, Gewerbetreibende im weiteſten Sinne und Hausbeſitzer. Für Landwirte und Gewerbetreibeude bietet die Maßnahme eine günſtige Gelegenheit zum Erſatz alter Maſchinen und Geräte durch neue. Dies können ſein: Pflüge, Eggen, Drillmaſchinen, Sämaſchinen, Heuwender, Milchentrahmungsma⸗ ſchinen, Elektromotoren, Zugmaſchinen, Kraftwagen, Drehbänke, Bohrmaſchinen, Teigknetmaſchinen, Rundfunkapparate oder Spielwerke in Gaſtwirt⸗ ſchaften, Einrichtungsgegenſtäude aller Art in Verkaufs⸗ oder Büroräumen, wie Schränke, Regale, Schreibmaſchinen u. a. Dagegen kommt der Er⸗ ſatz an lebendem Inventar hier nicht in Frage. Aber auch Inſtandſetzungen und Er⸗ gäuzungen von Betriebsgebänden(auch Scheunen und Ställen) fallen unter dieſe neuen Maßnahmen, alſo: Ausbeſſerungen aller Art am Außeren und Inneren der Gebäude, Inſtallationsarbeiten an Heizungsanlagen, an Gas-, Waffer-⸗ und elektr. Leitungen, ferner Ergänzungsarbeiten, durch die der Wert des Gebäudes auf die Dauer erhöht Den Hausbeſitzern ſoll die Vornahme von Ergänzungen, Wohnungstei⸗ lungen, Um- oder Ausbauten von Wohnungen weiter erleichtert werden. Die Vergünſtigung tritt alſo zu den ſonſtigen weitgehenden Vergünſtig⸗ ungen durch Barzuſchüſſe und Zinsverbilligungs⸗ ſcheine noch hinzu. Hier kommen in Frage: Aus⸗ beſſerungen aller Art, Ausbau von Wohnungen, Anlage von Treppenbeleuchtungen, Anbringung von Doppelfenſtern, Erſatz veralteter Badeein⸗ richtungen, Einbau von Warmwaſſerſpeichern uſw. Die Vergünſtigungen beſtehen darin, daß in der Höhe, in der die erwähnten Aufwen⸗ dungen bis zum 31. März 1934 gemacht werden, Reichsſteuern(mit Ausnahme der Lohn- ſteuer), Landesſteuern und, ſoweit die Gemeinden ſich dieſem Verfahren anſchließen, auch Gemeinde⸗ ſteuern, die aus der Zeit vor dem 1. Januar 1933 noch rückſtändig ſind, erlaſſen werden. Die Maßnahme bedeutet für die in Frage kom⸗ menden Kreiſe eine ſich nicht wieder bietende Gelegenheit, ſich von alten Steuerſchulden zu be⸗ freien und dadurch die eigene Kreditfähigkeit zu erhöhen. Um dieſer Vergünſtigungen teilhaftig zu werden, iſt es erforderlich, daß bis ſpäteſtens zum 31. Dezember ds. Is. beim Finanz⸗ amt ein entſprechender Antrag geſtellt wird. Merkblätter können bei uns, Zimmer 18, in Empfang genommen werden. Viernheim, den 22. Dezember 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim werbende ist im heutigen Geschäftsleben ein unentbehrlicher faktor! Gulenberhens 15 — durch Seiden⸗ n W raupenzucht. Vorarb. jetzt. Einfache, leichte Zucht für Alle. Proſp., Anleit. koſtenlos. Rückporto erbeten. Be⸗ ratungsſtelle f. Ueuulsonen Seidenbau, Senllebfach 22 Welnhönla, Sa. vielen Chancen in den letzten Minuten ausge- Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtanbs⸗, Mit⸗ g glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Sänger⸗Einheit. Heute Mittwoch abend 8 Uhr, ſpieler. Turnerwehr. Der Vorſitzende. 25 Jahre) am Lokal. wird worgenomen. Der Turnerwehrführer J. V.: Adler. Probe für Kleinchor und ſämtlicher Theater- Freitag abend 8 Uhr Antreten ſämtlicher Pflichtturner aller Sparten(17— Strenge Kontrolle I edupben der sbür. Weihnachtsfeier am 6. Januar. Probe zu erſcheinen. Der Propagandaleiter: Riehl. Die Theaterſpielerinnen und Spieler werden gebeten, heute abend pünktlich um 8 Uhr zur Evisa Wermutwein Appetitanregend Verdauungsfördernd Liter 95 Pig. ſollte in keinem Haushalt fehlen Radio- Anlagen Lieferung sämtlicher Marken, Volksempfänger bis zu 6 Monaten. Math. Ringhof bequeme Teilzahlung bis zu 10 Monaten Kühnerstrage 19 fülnaus-Drogerte Peter Moskopp e e Jungvolk Viernheim. Einladung. am Freitag, den 29. Dez., abends 8 Uhr. Hält das dungvolk eine kleine ab.— Die Eltern des Jungvolks sowie Freunde und Gönner des Jungvolks sind herzlichst eingeladen. Eintritt frei! Der Führer. . ö 0 Woiſinaclils- Foior 0 0 . SSS rr 2 Großes Lager Wesch und chlackteſel Schloſſerei Hooch In kommiſſariſcher Vertretung: Bechtel. Ludwigſtraße Wiernheimer Anzeiger Biernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) 77 9 täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. aktuelle, bean t a. M.— ng, u. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie een Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim recher 117.— Telegramme: 1 a5 90 Mark e Nr. 21577 Amt Verlag: Ma— Viernheimer Zeitung bei Wieder eſtimmt vorgeſehri (Viernheimer Bürger-⸗Zig.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg. i lung abgeſtufter Rabatt.— K 50 Phe mittags 8 Uhr, großere Artikel einen Tag vorher— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes ae bei a e werden nach Möglichkeit berücksichtigt.— Für die Aufnahme an enen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- Nummer 301 Donnerstag, den 28. Dezember 1933 50. Jahrgang Die Arbeitsloſigkeit Rückblick und Ausblick. „Die Arbeitsloſigkeit iſt die große Sorge unſerer Zeit. Die nationalſozialiſtiſche Regierung hat deshalb auch von der erſten Stunde der Amtsübernahme an die Be⸗ kämpfung dieſes Uebels als vordringlichſte Aufgabe der Staatsführung erklärt und da⸗ nach gehandelt. Alles, was von behördlicher Seite getan werden konnte, um Arbeit zu ſchaffen, iſt geſchehen. Nichts blieb unver⸗ ſucht. Mittelbar und unmittelbar wurde ein⸗ gegriffen, um die Wirtſchaft zu beleben und dadurch brach liegende Arbeitskräfte wieder zu beſchäftigen. Sr rer Aufwärts aus eigener Kraft! des Deutſchen Loſungswort am Neujahrstag SSS rere re Der Erfolg aller dieſer Bemühungen und Maßnahmen iſt erfreulich groß: vom höchſtſtand der Arbeitsloſigkeit an ge⸗ rechnet bis jetzt ſind 2.6 Millionen Er⸗ werbsloſe wieder in den Praoduktions⸗ prozeß eingeſchaltet worden; die Zahl der Unterſtützungsempfänger hat ſich um mehr als 43 Prozent vermindert; insge⸗ amt hat ſich in dieſem Jahr die Beſchäf⸗ tigung um 22 Prozent gehoben. Eine zriſenbedingte Verſchlechterung des Arbeitsmarktes iſt in dieſem Wipter nicht nehr zu befürchten. Dagegen muß nach An⸗ icht des Reichsarbeitsminiſteriums an ſich nit einer ſaiſon mäßigen Zunahme der Arbeitsloſigkeit gerechnet werden. Ihr nor⸗ nales Ausmaß kann theoretiſch ſo hoch ge⸗ ſchätzt werden wie die Zunahme der Ar⸗ beitsloſigkeit in den Saiſonberufen im Win⸗ 932/33, alſo auf rund 700 000. Auch bei Eintreffen dieſer ſehr vorſichtigen Schätzung wäre ſchon ein Erfolg erzielt, wie ihn noch vor einigen Monaten niemand für möglich gehalten hätte. Umſo notwendiger iſt es, die naturgegebe— den Grenzen im weiteren Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit klar zu ſehen, damit nicht aus übertriebenen Optimismus ein Rückſchlag entſteht. Denn Arbeitsloſigkeit iſt letzten En des nicht nur abhängig von Arbeitsbeſchaf— ungsmaßnahmen und vom politiſchen Wol— len, ſondern vor allem auch von den großen ntwicklungskurven der Wirtſchaft und der Fechnik. Man denke nur an die Geſchichte des ziſenbahnweſens. Bereits um die Wende dieſes Jahrhun— ſerts war das deutſche Eiſenbahnnetz o ausgebaut, daß die deutſche Induſtrie uf dem Eiſenbahngebiet des Inlandes keine zeſchäftigung mehr fand und deshalb ins lusland gehen mußte. Da ſich ähnliche Ent⸗ vicklungen auch in anderen Induſtrieländern ſeigten, entſtand aus der zuſammengeballten nternationalen Konkurrenz um den Ausbau her Eiſenbahnen die erſte Weltkriſe die⸗ es Jahrhunderts. In der Fortſetzung dieſes konkurrenzkampfes kam es zu Unterbietun⸗ zen, zu Rationaliſierungen uſw., die auch hne den Weltkrieg zu ſchwerſten Erſchütte⸗ ungen geführt hätten. Jetzt kann das inter⸗ ationale Eifenbahnnetz für abſehbare Zeit ls ſo gut ausgebaut gelten, daß auf dieſem Bebiet Arbeitsmöglichkeiten, wie ſie in frü⸗ ſeren Jahrzehnten ſelbſtverſtändlich waren, icht mehr vorhanden ſind. Auf anderen Ge⸗ 1 20 ſind ähnliche Entwicklungen zu beob⸗ chten. Für den Grad der Arbeitsloſigkeit ſpeziell Europa iſt nicht zuletzt beſtimmend ge⸗ veſen die Verlagerung des wirtſchaft⸗ chen Schwergewichts von der alten zur euen Welt. Sie kommt am beſten zum lusdruck in der Tatſache, daß die Maſchi⸗ enkräfte der Vereinigten Staaten PS ausgedrückt ſich ſeit 1918(ohne Au. be) faſt verdoppelt haben kndalich en 80 Smits zes Vündnis? Gerüchte über ein Vündnisangebot Frankreichs an Moslau— Was Moskau dazu ſagt Wichtiger franzöſiſcher Miniſterrat Moskau, 28. Dezember. In politiſchen Kreiſen der lettiſchen Hauptſtadt Riga wird die Nachricht ver— breitet, die franzöſiſche Regierung habe dem ruſſiſchen Botſchafter in Paris ein Bünd— nisangebot über militäriſche und po⸗ litiſche Zuſammenarbeit zwiſchen Rußland und Frankreich als Ergänzung des franzö⸗ ſiſch⸗ruſſiſchen Nichtangriffspaktes gemacht. Dieſe Meldung wird in Moskauer ausländi⸗ ſchen Kreiſen ſehr kritiſch beurteilt. Ab⸗ geſehen davon, daß in der letzten Zeit ein ſolcher Meinungsaustauſch zwiſchen amt⸗ lichen ruſſiſchen und franzöſiſchen Stellen nicht ſtattgefunden hat, meint man, daß es ſich bei dieſer Meldung um einen Ver⸗ ſuchsballon handelt. Es iſt nicht abzu⸗ leugnen, daß in der letzten Zeit gewiſſe Annäherungsverſuche zwiſchen ruſſiſchen und franzöſiſchen Militärſtel⸗ len gemacht worden ſind, die aber bisher mehr geſellſchaftlichen oder theoretiſchen Charekter hatten und daß es jetzt noch zu früh iſt, von einem formellen Angebot Frankreichs an Rußland zu ſpre⸗ chen. Falls ein ſolches Angebot überhaupt von Frankreich gemacht werden ſollte, ſo wird betont, daß die ruſſiſche Regierung nur unter gewiſſen Vorausſetzungen ein ſolches Angebot annehmen würde und zwar, daß die franzöſiſche Regierung Rußland gegen⸗ über im Falle ernſtlicher Verwicklungen im 7 f Fernen Oſten gewiſſe Verpflichtungen über— nimmt. Es wird ſehr bezweifelt, ob ſich das fran⸗ zöſiſche Volk auf ſolche Verpflichtungen ein⸗ laſſen würde. Deswegen wird erklärt, daß die Nachrichten über ein Bündnisangebot Frankreichs mehr als überkrieben ſind. Die eingangs erwähnten Rigaer Meldun— gen ſprechen davon, daß das Angebot Frank— reichs Anfang Dezember erfolgt ſei. Es ſoll ſich dabei um die Anregung zu einem Ver— trag handeln, der Frankreich und Rußland verpflichten ſoll, im Falle eines Angriffs ei ner dritten Macht auf einen der vertrag— ſchließenden Staaten dem anderen Teil zu helfen. Man will in Riga wiſſen, daß auch Polen in das Bündnis einbezogen wer⸗ den ſoll. Die polniſche Regierung ſoll der franzöſi⸗ ſchen Anregung ſehr ſympathiſch gegenüber— ſtehen. Deutſchland und Frankreich Beratungen in Paris. Paris, 28. Dezember. Am Mittwochnachmittag fand ein fran⸗ zöſiſcher Miniſterrat ſtatt, der ſich mit den deutſchen Anregungen auf Einlei— tung direkter deutſch⸗franzöſiſcher Verhandlungen befaßte. Zur Vorbe⸗ Millionen auf 162 Millionen); in Curopa dagegen kaum um 50 Prozent(von 94 Mil⸗ lionen auf 135 Millionen); in der ubrigen Welt haben ſich die PS von 31 Millionen auf 93 Millionen genau verdreifacht, in die⸗ ſer Ziffer kommen die neuen Induſtrien Aſiens, Südamerikas, Afrikas uſw. zum Ausdruck, die ſämtlich Konkurren⸗ ten der alten europäiſchen Induſtrien ſind. Rechnet man die Summe der Maſchinen⸗ PS auf Menſchen um(1 PS gleich 12 Menſchen), ſo ergibt ſich einſchließlich der tä⸗ tigen Menſchen ſelbſt für Europa eine Stei⸗ gerung des Kraftwertes von 650 Millionen Menſchen im Jahre 1928, in den Vereinig⸗ ten Staaten eine ſolche von 500 Millionen Menſchen auf 2200 Millionen und im Reſt der Welt eine ſolche von 750 Millionen auf 1400 Millionen. In dieſem Zuſammenhang ſei auch noch die Tatſache erwähnt, daß die europäiſchen Induſtrieſtaaten und die Vereinigten Staa⸗ ten zur Induſtrialiſierung anderer Länder über 1000 Milliarden Mark inveſtiert haben. Alle dieſe Kräfte drücken nunmehr ſchon ſeit Jahren zuſammengeballt auf den europä⸗ iſchen Arbeitsmarkt; die nachteiligen Folge⸗ erſcheinungen können erſt allmählich beſeitigt werden. Hier ſtoßen wir auf das von der Reichsregierung ebenfalls bereits tatkräftig in Angriff genommene Problem der Rück⸗ ſiedelung der in der Großſtadt arbeits⸗ los gewordenen Zugewanderten aufs platte Land. Sie können, auch bei einem Konjunk⸗ turaufſchwung, gar nicht mehr alle in der Induſtrie beſchäftigt werden, weil ihr— aus den eben angeführten Gründen— der Aus⸗ landabſatz fehlt. Dieſe Elemente auf dem Lande anzuſiedeln wird natürlich nicht von heute auf morgen möglich ſein, es iſt Auf⸗ gabe von Jahrzehnten. Daß ſie jetzt ener⸗ giſch begonnen wurde, iſt außerordentlich zu begrüßen. Nähe von Lahny reitung dieſes Miniſterrats die Miniſter der militäriſchen Reſſorts— Kriegsminiſter, Marineminiſter, Luftfahrt⸗ miniſter, Kolonialminiſter— zu einer Kon⸗ ferenz zuſammengetreten, der auch der Au— ßenminiſter Paul-Boncour anwohnte. Ueber dieſe Vorkonferenz wird in der Pa— riſer Preſſe ausführlich berichtet. Ueberein⸗ ſtimmend wird erklärt, daß Frankreich die Fortſetzung des informatoriſchen Meinungs- austauſches nicht ablehne, daß es aßer ge⸗ gen direkte deutſch⸗franzöſiſche Verhandlun— gen ſei. Alle Beſchlüſſe hinſichtlich des deutſchen Programms könnken nur im Fahmen des Völkerbundes gefaßl werden. Der ſozialiſtiſche„Populaire“ erklärt, daß die ablehnende Haltung, die der Auffaſſung Paul⸗Boncours waren zungcher entſpricht, nicht mühelos durchdrang, denn einer der Miniſter, der an der Beſprechung teilnahm, ſei für direkte Verhandlungen geweſen. Dieileicht werde der franzöſiſche Botſchafter in Berlin eine Denkſchrift zur Uebermittlung an die deutſche Regie⸗ rung erhalten. Wie von anderer Seite ver⸗ lautet, haben die Miniſter gegen direkte Beſprechungen, das heißt ſolche von Regie⸗ rungschef zu Regierungschef, Stellung ge⸗ nommen und ſeien für die Fortſetzung der „informatoriſchen Beſprechungen“ durch Ver⸗ mittlung des franzöſiſchen Botſchafters in Berlin eingetreten. Die Katastrophe von Laguy Das größte Eiſenbahnunglück des Jahrhunderts— 201 Tote und über 300 Verletzte Paris, 28. Dezember. Die Eifenbahnkataſtrophe, die ſich in der Nacht von Samstag auf Sonntag in der ereignete, iſt noch viel ſchrecklicher, als man urſprünglich angenom⸗ men hat. Je weiter nämlich die Aufräu⸗ mungsarbeiten fortſchreiten, um ſo mehr Opfer wurden zutage gefördert. Während die offiziellen Feſtſtellungen von 201 Token und rund 200 Verletzten ſprechen, ſollen der Kataſtrophe nach ei⸗ ner anderen Meldung nicht weniger wie 220 Toke und über 300 Verletzte zum Opfer gefallen ſein. Weiterhin iſt eine ziemlich große Anzahl der Verunglückten ſo ſchwer verletzt, daß mit noch weiteren Toten gerechnet werden muß. Der Pariſer Oſtbahnhof, von dem der Un⸗ glückszug abgefahren war, bot am Mitt⸗ woch den Anblick einer großen Leichenhalle. Eine Reihe von über 200 Särgen war dort aufgeſtellt. Hier fanden ſich dann am Mitt⸗ wochvormittag der franzöſiſche Miniſterprä— ſident Chautemps mit der geſamten Re⸗ gierung ein und auch die Präſidenten der Kammer und des Senats ſowie Vertreter der Stadt Paris und aller zuſtändigen Be⸗ hörden waren erſchienen, um an den Bahren der Opfer der Trauerfeier beizuwoh⸗ nen, die von der franzöſiſchen Regierung veranſtaltet wurde. Hierbei hielten der Mi⸗ niſter für öffentliche Arbeiten, dem in Frank⸗ reich das Eiſenbahnweſen unterſteht, und der Vorſitzende der Oſtbahngeſellſchaft eine kurze Anſprache, in der ſie betonten, daß das Un⸗ glück das ganze franzöſiſche Volk betroffen habe. Im Laufe des Nachmittags wurden dann etwa 80 Särge den Angehörigen zu— geführt, während die übrigen auf Koſten der Eiſenbahngeſellſchaft beigeſetzt werden. Höhere Gewalt als Urſache? Die Unterredung über die Urſache des Un⸗ glücks dauert fort. Nachdem die erſten Ver⸗ höre abgeſchloſſen ſind, werden nun die Sach⸗ verſtändigen ihre Berichte einreichen. Zu⸗ nächſt handelt es ſich darum, den geſamten Zugverkehr auf der betroffenen Strecke an jenem Abend zu überprüfen, eine lange mühſame Arbeit, da faſt alle Züge damals mit Verſpätung verkehrten. Ferner muß feſtgeſtellt werden, ob der Signalapparat normal funktioniert hat. Die bisherigen Verſuche haben noch kein einwandfreies Er— gebnis gezeitigt. Und ſchließlich muß die Frage geklärt werden, ob auf der Unglücks⸗ ſtrecke an dieſem Abend andere Störungen erfolgt ſein können. Dem„Journal“ zufolge ſoll das Ergebnis der gerichtlichen Unterſuchung über die Ur⸗ ſache der Eiſenbahnkataſtrophe von Lagny die Beteuerungen des verhafteten Lokomo⸗ tivführers und des verhafteten Heizers be⸗ ſtätigen, wonach die verſchiedenen Signal⸗ und Schutzvorrichtungen nicht in Ordnung waren, ſondern auf freie Fahrt hätten ſchlie⸗ ßen laſſen. Entſprechend dieſer Jeſtſtellung hat denn auch der Unkerſuchungsrichker die Freilaſ⸗ ſung des Lokomokivführers und des Heizers des verunglückten Zuges veranlaßt. Nach privalen Meldungen hal die Probefahrt ei- nes beſonders zuſammengeſtellten Zuges zu r Jeftſtellung geführk, daß die Signale auf der Strecke katſächlich ſchlecht funktioniert haben. Die Probefahrt hat insbeſondere keine Klarheit darüber gebracht, ob die Signale bei der Ankunft des Zuges geöffnet oder ge— ſchloſſen waren. Insbeſondere über dieſen Punkt widerſprachen ſich die Angaben der Zeugen Ein Augenzeugenbericht Der Augsburger Ingenieur Georg Mül⸗ ler, der ſich im Auftrage der„MAN.“ auf einer Dienſtreiſe befand, iſt Augenzeuge der Eiſenbahnkataſtrophe bei Lagny geweſen. Müller, der mit dem D-Zug Paris—Straß⸗ burg um 19.18 Uhr von Paris abfuhr, be— richtet darüber u. a:: Unſer Zug war außerordentlich ſtark be— ſetzt und mußte mit einem Vor- und einem Nachzug gefahren werden. Ich fuhr mit dem erſten Zug und hatte von vornherein ein Gefühl peinlichen Unbehagens. Nach halbſtündiger Fahrt gab es einen furchtba⸗ ren Krach. das Licht erloſch, das Gepäck ſtürzte herunter und kurz darauf ſtand der Zug mit einem furchtbaren Ruck. Die Paſſa⸗ giere taumelten durcheinander und wurden zu Boden geſchleudert. Niemand wußte, was geſchehen war. Es herrſchte ſtarker Nebel, auf zwei Meter Entfernung war ſchon nichts mehr zu erkennen. Allmählich flammten Leuchtfeuer auf. Wir ſahen uns inmikten eines Trümmer feldes. Die Wagen des Eilzuges, auf den un⸗ ſer Jug aufgefahren war, waren vollkom- men zerſchmettert. Es dauerte zwei Stun- den, bis der Hilfszug kam, der das notwen⸗ dige Rettungsmaterial herbeibrachte und die unverletzten Paſſagiere weiterbeförderte. Der Hilfsdienſt war ſehr ſchlecht organiſiert. Berſchiedene Anordnungen kreuzten ſich, kei⸗ ner der Verantwortlichen wußte aus und ein. Mir wurde nicht erlaubt, nach Hauſe zu kelegraphieren. Ailer ſchafft Arbeit Weitere bewilligte Maßnahmen im Arbeits⸗ beſchaffungsprogramm. l. Darmſtadt, 28. Dezember. Ausbau des Seemenbaches und Herrichtung von Ent⸗ und Bewäſſerungsgräben in der Gemeinde Wolferborn mit 3100 Tagewerken; Hutweidemelioration in der Gemeinde Freien— ſteinau mit 3500 Tagewerken: Hutweideme— liorationen in der Gemeinde Meiches mit 1100 Tagewerken; Regulierung des Hörlenbaches, Gemeinde Oberhörlen mit 1100 Tagewerken; Ausbau der Vorflutgraben und Verbeſſerung der Wieſen in der Gemeinde Roth mit 2380 Tagewerken; Bachregulierung und Wieſendrä— nung in der Gemeinde Weidelbach mit 1600 Tagewerken; Wieſenmelioration und Bachregu⸗ lierung in der Gemeinde Kleingladenbach mit 1800 Tagewerken. Lehrperſonen in Nebenümtern Darmſtadt, 28. Dez. In einer Verfügung der Miniſterialabteilung für Bildungsweſen wird beſtimmt: 1. Die Ausübung von Rechnerämtern wird grundſätzlich unterſagt. Ausnahmsweiſe kann die Uebernahme des Kirchenrechnerdienſtes einer kleinen Diaſporagemeinde geſtattet werden, in der ſich bei der gewöhnlich kleinen Mitglieder⸗ zahl, die ſich vielfach noch in der Hauptſache aus Beamtenfamilien zuſammenſetzt, eine ſon⸗ ſtige geeignete Perſon für die Uebernahme des Dienſtes nicht findet. 2. Die Verſehung des Organiſtendienſtes ſo⸗ wie die Leitung von Kirchengeſongvereinen und ſonſtigen Kirchenchören wird geſtattet. 3. Grundſätzlich wird die Leitung nur eines weltlichen Geſangvereins geſtattet. Zur Lei⸗ tung von mehreren Geſangvereinen iſt von Fall zu Fall unſere Genehmigung einzuholen. Werden bei Ausübung einer Nebenbeſchäf⸗ tigung Vergütungen aus öffentlichen Mitteln gewährt, ſo ſind ſie jeweils alsbald der vor⸗ geſetzten Dienſtſtelle zur Mitteilung an uns anzuzeigen. Die uns vorliegenden Geſuche um Genehmigung der Ausübung von Nebenbe⸗ ci en ſind durch dieſes Ausſchreiben er— ledigt. Ein 19 Jahre alter Erpreſſer * Frankfurt a. M., 28. Dez. Der An⸗ geklagte ſteht vor dem Jugendgericht, denn er iſt erſt 19 Jahre alt. Er iſt aber eines der ſchwerſten Verbrechen angeklagt, der räu⸗ beriſchen Erpreſſung. Er hat einem Villenbe—⸗ ſitzer in ſeinem Heimatort Lorsbach t. Ts. einen Brief geſchrieben und darin 60 Mark verlangt mit der Drohung, der Sohn der Familie müſſe ſonſt ſterben. Die Polizei ver⸗ haftete ſchnell den jungen Briefſchreiber, der leugnete. Beim Leugnen blieb er auch vor Gericht. Aber durch das Gutachten des Scheift⸗ ſachverſtändigen wird er überführt. Schließlich gab er zu, daß er auf Wunſch eines Bekann⸗ ten, der Brieftaubenzüchter iſt, den fraglichen Zettel geſchrieben habe. Der Belannte habe geſagt, daß er der Villenbeſitzerin eine Brief⸗ taube mit der Poſt zuſchicken wolle, und daß die Frau dann den Geldbetrag an die Taube feſtbinden ſollte. In Wirklichkeit hatte aber der Angeklagte dem Freund dieſen Vorſchlag gemacht, der ihn aber ablehnte. Das Gericht verurteilte den Angeklagten wegen räubeeiſcher Erpreſſung zu 15 Monaten Gefängnis. In kurzen Worten: Der Reichspräſident verlieh dem Alter; tumsforſcher Profeſſor Dr. Dörpfeld den Adlerſchild des Deutſchen Reiches. Reichspräſident von Hindenburg hat dem ehemaligen Verwalter der Handzeichnungen und Stiche des Britiſchen Muſeums, Camp⸗ bell Bodgſon, die Goethemedaille verliehen. Der Chef der Heeresleitung, General von Hammerſtein, hat im Einvernehmen mit der Reichsregierung ſeinen Abſchied zum 1. Fe⸗ bruar 1934 erbeten; der Reichspräſident hat das Geſuch genehmigt. Der Reichsjuſtizkommiſſar Dr. Frank hat in einer Verſammlung der Reichsgruppen⸗ fachleiter, der ſämtlichen Berufsgruppen des deutſchen Juriſtentums den deutſchen Rechts⸗ ſtand proklamiert. Die niederländiſche Regierung hat die Reichsregierung gebeten, die im Reichstags⸗ brandſtifterprozeß gegen van der Lubbe aus⸗ geſprochene Todesſtrafe in eine mildere Strafe umzuwandeln. Der ehemalige ruſſiſche Volkskommiſſar für Bildung und Künſte, Lunatſcharſky, der dieſen Poſten von 1917 bis 1928 bekleidete, iſt in Frankreich geſtorben. In politiſchen Kreiſen Rigas iſt das Ge⸗ rücht verbreitet, Frankreich habe Sowjet⸗ rußland ein Militärbündnis angetragen. Der franzöſiſche Miniſterrat beſchäftigte ſich am Mittwoch mit der Frage der unmit⸗ telbaren deutſch-franzöſiſchen Verhandlun— gen. An die Amtswafter! München, 28. Dezember. Der Stabsleiter der Oberſten Leitung der Po, Dr. Robert Ley, erläßt, wie die Reichs⸗ preſſeſtelle der RS DAP. mitteilt, folgenden Aufruf: „Politiſche Leiter! Amtswalter! Ein Jahr des Sieges liegt hinter uns. Adolf Hitler hat die Macht. Das Jahr 1933 bedeu⸗ tet den Beginn einer Weltenwende. Ihr politiſchen Leiter der NSDAP. und Amtswalter der gleichgeſchalteten Verbände habt durch Eure Opferbereitſchaft, Euren zähen Arbeitswillen und Eure unerſchütter⸗ liche Diſziplin dieſes Werk mit zum Erfolg geführt. Euer Ringen verdient Dank und Anerkennung. Was ſeit 2000 Jahren in der Geſchichte Deutſchlands als unmöglich erſchien, nüm⸗ lich die Schaffung einer politiſchen Führung, iſt jetzt Talſache geworden. Dieſe Tat unſe⸗ res Führers wird einſt zu den größten Lei- ſtungen der Geſchichte gehören. Erſt dadurch. daß wir den polikiſchen Unkeroffizier und Offizier geſchaffen haben, wird der Erfolg der nationalſozialiſtiſchen Reoslution für alle Zukunft geſichert ſein. Politiſche Leiter! Ihr ſeid ein Typ gewor⸗ den, der Typ des Predigers und Soldaten zugleich. Arbeiten wir weiter in dieſer zä⸗ hen Verbiſſenheit um die Vollendung unſeres Wollens. Dem Schickſal danken wir, daß es uns auf dieſen Platz geſtellt hat, und unſeren Jüh⸗ rer Adolf Hitler lieben und verehren wir. Mit ihm vorwärts in ein neues Jahr! Heil Hitler! Neue Bezeichnung Eine Anordnung der Oberſten Leitung der PO beſagt, daß die Leiter der po liti⸗ ſchen Organiſationen in Zukunft nicht mehr Amtswalter, ſondern politiſche Leiter heißen. Dagegen heißen alle, die mit einem Amt in den gleichgeſchalteten Verbänden, wie Deutſche Arbeitsfront uſw. betraut ſind, Amtswalter. Dieſe Trennung wird deshalb durchge— führt, um jede Verwechslung zu vermeiden und um den Charakter des politiſchen Führers der NSDAP. klar zum Aus⸗ druck zu bringen. Aufwärts aus eigener Kraftl Die Neujahrsbetrachtungen früherer Jahre ſchloſſen meiſt mit der verzagten Bemerkung, daß im vergangenen Jahre viele Wünſche un⸗ erfüllt geblieben ſeien, die man an ſeinem Be⸗ ginn gehegt hatte. Zu derartigen Aeußerun⸗ gen beſteht in dieſem Jahr kein Anlaß: das Jahr 1933 hat die kühnſten Erwartungen weit übertroffen. Selbſt frühere Gegner der neuen Regierung müſſen zugeben, daß ſie von den Ereigniſſen des Jahres 1933 auf das Ange⸗ nehmſte enttäuſcht worden ſind. Auf allen Gebieten des öffentlichen und privaten Leb ens hat ſich der Amſchwung der Geiſter vorteilhaft bemerkbar gemacht. Mit einer Geſchwindigkeit, die ſelbſt alte Nationalſozialiſten niemals für möglich gehalten hätten, hat ſich Adolf Hitler das Vertrauen des ganzen Volkes erworben. Vom 30. Januar, an dem der Führer der ſtärkſten Oppoſitionspartei zum Leiter der Reichsregierung ernannt wurde, bis zum 12. November, an dem ſich das ganze Volk ein⸗ mütig hinter ſeinen Kanzler ſtellte— welch einzig daſtehender Siegeszug! Zwei Maßnahmen des Führers haben ihm vor allem das Vertrauen des werktätigen Vol— kes verſchafft: einmal das Bekenntnis zum Arbeitertum, das am 1. Mai abgelegt wurde, und die anſchließende Arbeitsbeſchaf⸗ ö fung, die mehr als 2,5 Millionen Arbeitsloſe wieder in Lohn und Arbeit brachte: zum an⸗ dern das umfaſſende Winterhilfswerk für die Bedürftigen, von deſſen Wohltaten niemand ausgeſchloſſen iſt, ob er vor einem Jahre noch Kommuniſt war, ob er im Reichs⸗ banner organiſiert war oder in der SPD. Was aber iſt die tiefere Urſache dieſer Er⸗ folge geweſen? Das Rezept war im Grunde genommen ſehr einfach, wie alle großen Dinge. Der Nationalſozialismus legte nicht die Hände in den Schoß und hoffte auf eine ſchöne Zu⸗ kunft, ſondern er rief das verzweifelte Volk zur Selbſthilfe auf. Er ließ nicht alles geſchehen und alles gehen, wie es eben wollte, ſondern er wandte ſich von dieſem blödſin⸗ nigen Dogma des Liberalismus ab und er⸗ kannte, daß man ſich alles ſelbſt erringen und erarbeiten müſſe.„Deutſches Volk, ich glaube nicht, daß das Problem der Arbeitsbeſchaf⸗ fung in den Sternen gelöſt wird!“, ſo rief der Führer am 1. Mai uns zu. Nach dieſem Grundſatz wird auch in Zukunft alles behan— delt werden, was es in Deutſchland zu tun gibt. Viel iſt im Jahre 1933 geleiſtet worden, unendlich viel mehr bleibt noch zu tun übrig. Darum blicken wir nicht mit ſatter Zufrieden⸗ heit auf die Erfolge des vergangenen Jahres zurück, ſondern nur, um neuen Mut zu neuen Taten zu ſchöpfen. Das Werk der Winterhilfe iſt erſt halb getan. Noch liegen die ſchwerſten Wintermonate vor uns. Drei Monate lang hat das deutſche Volk geopfert und immer wieder geopfert, aber drei weitere Monate lang müſſen täglich Millionen von Mark zuſammengebracht werden, um die mehr als ſechs Millionen Bedürftigen gegen Hun— ger und Kälte zu ſchützen. Aus dieſem Grunde rufen wir nach dem Weihnachtsfeſte, das eine Feier von nie dage- weſener Erhabenheit geweſen iſt, zu weiteren Opfern auf. Deutſche Volksgenoſſen! Ihr müßt jetzt be⸗ weiſen, daß Ihr Euch nicht nur mit dem Stimmzettel, der nichts koſtet, zu Adolf Hitler belennt, ſondern daß Ihr wirklich National⸗ ſozialiſten ſeid! Nationalſozialismus aber be⸗ deutet: Opfer bringen. Wenn die aufſteigende Kurve der Entwicklung, die mit der politiſchen Wandlung begonnen hat, andauern ſoll, dann muß der Opfergeiſt wach bleiben und auch die abſeits Stehenden ergreifen. Darum ſei un— ſer Loſungswort am Neujahrstag: „Aufwärts aus eigener Kraft!“ Eine Adolf-Hitler-Glocke. In der Grüningerſchen Glockengießerei in Villingen wurde im Auftrage der badiſchen Gemeinde Mietersheim die erſte auf den Namen des Wet getaufte Glocke in Auftrag gegeben. f Lokales Gedenktage 28. Dezember. 1856 Woodrow Wilſon, Präſident der Ver⸗ einigten Staaten, in Staunton gebo⸗ ren. 1908 Erdbeben zerſtört die Städte Meſſina Alexander und Reggio. 1923 Der franzöſiſche Ingenieur Guſtav Eiffel, Erbauer des Eiffelturms, in Paris geſtorben. Sonnenaufg. 8.11 Sonnenunterg. 15.52 Mondunterg. 5.26 Mondaufg. 12.50 Prot. und kath.: Unſchuldige Kindlein. Das neue Heilpraktilergeſetz Das neue Heilpraktikergeſetz wird mit dem bisherigen Rechtszuſtand, daß jeder auch ohne Vorkenntniſſe und ohne perſönliche und charakterliche Eignung den verantwortungsvol— len Heilberuf ausüben kann, brechen. Im Einverſtändnis mit der ärztlichen Führung und der der Heilpraktiker wird neben dem Arzt eine ganz beſtimmte, zahlenmäßig nicht über⸗ mäßig bedeutende Gruppe von Perſonen die Befugnis zur Ausübung der Heiltätig— keit erlangen. Die Behandlung, Beratung und Feſtſtellung von Krankheiten beim Men⸗ ſchen wird den Heilpraktikern nur inſoweit ge⸗ ſtattet ſein, als ſie nicht durch ſchon beſtehende Geſetze oder durch die geplante Neuregelung behandlungsberechtigten Aerzten vorbehalten bleibt. Hierzu gehört insbeſondere die Reichs- verſicherungsordnung, auf derem ganzen Ge⸗ biet ausſchließlich die approbierten Aerzte tätig ſein dürfen. Hierzu gehört ferner die Behandlung von Geſchlechtskrankheiten, die Ausübung der Geburtshilfe und der Chirurgie ſowie die Verſchreibuſg oder Anwendung ſtark wirkender Gifte oder ſtark wirkender Arznei— mittel. Die Anerkennung der Heilpraktiker wird an wichtige Vorausſetzungen geknüpft ſein. Die Befähigung für den Beruf muß vor einer Prüfungskommiſſion unter Beweis geſtellt werden. Hauptberufliche Tätigkeit mit feſtem Wohn- und Praxisſitz iſt Vorſchrift. g. Vom Büro des Reichsſtatthalters. Das Buro des Herrn Reichsſtatthalters Sprenger, Darmſtadt, bleibt in der Zeit vom 27. 12. 33 bis 2. 1. 34 für den öffentlichen Verkehr geſchloſſen. * Ortsbriefe über 20 Gramm richtig frei- machen! Wie die Oberpoſtdirektion Frankfuct a. M. mitteilt, werden Ortsbriefe über 20 bis 250 Gramm noch vielfach nur mit 15 Rpfg. freigemacht. Die Gebühr für dieſe Sen⸗ dungen beträgt ſeit dem 1. Dezember 16 Rpf. Nichtraucher in der Heimat des Tabaks. Das türkiſche Tabakmonopol hat Sorgen. In Angora hat eine Demonſtration gegen das Rauchen ſtattgefunden. In der dortigen Han⸗ delshochſchule iſt ein Vortrag über die üblen Folgen übermäßigen Nikotingenuſſes gehalten worden, und als die Studenten das Gebäude verließen, haben ſie demonſtrativ ihre Ziga⸗ rettenſchachteln und ihre Streichhölzer wegger worfen. Bisher waren die Türken die ſtärkſten Raucher überhaupt, was nicht weiter verwun⸗ derlich iſt, denn die Türkei iſt ja die Heimat des Tabaks. In den letzten Jahren haben ſich ſogar Frauen und junge Mädchen an den Zigarettengenuß gewöhnt, aber viele von ihnen haben es ſchon wieder aufgegeben. e Neue Beitragsmarten für die Invall⸗ denverſicherung. Der Wert der Beitragsmarken der Lohnklaſſe 7 a 200 Pfennig iſt mit Wir⸗ kung vom 1. 1. 1934 aufgrund des Geſetzes vom 7. 12. 33 zur Erhaltung der Leiſtungs. fähigkeit der Invaliden-pp.⸗Verſicherung auf 2.10 Mark erhöht worden. Dieſe Lohnklaſſe gilt nun für einen Wochenverdienſt von mehr als 36 Mark bis zu 42 Mark. Außerdem iſt eine neue Lohnklaſſe 7 a 2.40 Markl fil einen Wochenverdienſt von mehr als 42 Mark gebildet und für die freiwillige Beitragsent. richtung die Beitragsklaſſen 8 a 2,70 Mark und 9 a 3 Mark hinzugefügt worden. Die bisherigen Beitragsmarken der Lohnklaſſe 0 a 200 Pfennig haben nur noch Gültigkeit bis zum 31. 12. 33 und werden nach dieſem Tage von den Verkaufsſtellen nicht mehr ab⸗ gegeben. Es iſt deshalb im Intereſſe der Al- beitgeber und freiwillig Verſicherten gelegen, noch vor dieſem Zeitpunkt die erforderlichen 1 dieſer Lohnklaſſe zu erwer— ben. n Spielautomaten genehmigungspflichtig. Die Reichsregierung hat eine Aenderung dei Gewerbeordnung beſchloſſen, wodurch die Auf ſtellung von Spielautomaten genehmigungs⸗ pflichtig wird. Wer gewerbsmäßig auf dl fentlichen Wegen, Straßen, Plätzen oder an anderen öffentlichen Orten mechaniſch betrie⸗ bene Spiele und Spieleinrichtungen, die die Möglichkeit eines Gewinnes bieten, aufſtel⸗ len will, bedarf nach dem neuen Geſetz daz der Genehmigung der Ortspolizeibehörde. Das Geſetz tritt am 1. April 1934 in Kraft. Wettervorherſage: Ueberwiegend bewölkt, zeitweiſe auch Nie⸗ derſchlag, Temperaturen um den Nullpunkt, leicht neblig. Wieder ein ö f Berlin, 28. Dezember. Am 29. und 30. Dezember findet in Mün⸗ chen öffentlich die Ziehung der„weiten Geldloiterie für Arbeitsbeſchaffung“ ſtalt. Reichsſchatmeiſter Schwarz wird den Zie⸗ hungsakt, der als Abſchluß der Lolterie wie ⸗ der Millionen für Arbeitsbeſchaffung bringt, mit einer Anſprache eröffnen. Dieſe Lotterie wird nicht nur ſymboliſch das alle Jahr ab· ſchließen und Mittel für Arbeitsbeſchaffung im neuen Jahr zur Verfügung ſtellen, ſie wird auch noch im alten Jahr über 280 000 glückliche Gewinner ice denn ſchon am Sylveſterkag kann man durch die Preſſe und Rundfunk erfahren, auf wen das große Los gefallen iſt. Deutſche Tagesſchau Der Deulſche Rechisſtand proklamiert. Aus Anlaß des Abſchluſſes der organiſa⸗ toriſchen Arbeiten des Aufbaues der Deut⸗ ſchen Rechtsfront und des Bundes National⸗ ſozialiſtiſcher Deutſcher Juriſten verſammelte der vom Führer Adolf Hitler eingeſetzte Reichsjuriſtenführer. Reichsjuſtizkommiſſar Dr. Frank, die Reichsgruppenfachleiter der ſämtlichen Berufsgruppen des deutſchen Juriſtentums im Hauſe der Deutſchen Rechtsfront. Nachdem Dr. Frank ſeinen Mit⸗ arbeitern ſeinen Dank ausgeſprochen hatte, proklamierte er, geſtützt auf die vom Führer Adolf Hitler am 30. Mai 1933 ſchriftlich er⸗ teilte und wiederholt beſtätigte Vollmacht, den nunmehr einheitlich organiſierten, gleich- berechtigt neben die anderen Stände des deutſchen Volkes tretenden und als ſolchen reichs⸗ wie parteiamtlich anerkannten Deut⸗ ſchen Rechtsſtand. Der Ehrenring der SS. Der Reichsführer der SS, Heinrich Him m— ler, hat, wie der„Angriff“ meldet, für ver⸗ diente SS⸗Führer und-Männer den„To⸗ tenkopf⸗ Ring der SS“ geſchaffen. In der Ehrenurkunde, die anläßlich des Weih⸗ nachtsfeſtes zum erſten Male an die älteſten und verdienteſten Mitglieder der SS 7verlie— hen wurde, heißt es u. a.: Der Totenkopf iſt die Mahnung, jederzeit bereit zu ſein, das Leben unſeres Ichs einzuſetzen für das Leben der Geſamtheit. Die Runen dem Totenkopf gegenüber ſind Heilzeichen unſerer Vergan⸗ genheit, mit denen wir durch die Weltan⸗ ſchauung des Nationalſozialismus erneut ver— bunden ſind. Die beiden Sieg-Runen ver⸗ ſinnbildlichen den Namen unſerer Schutzſtaffel. Hakenkreuz und Hagal-Rune ſollen uns den nicht zu erſchütternden Glauben an den Sieg unſerer Weltanſchauung vor Augen halten. Schüler dürfen Sportvereinen angehören. In den Richtlinien, die der Reichsinnen⸗ miniſter für den Jugendführer des Deut⸗ ſchen Reiches erlaſſen hat, iſt angeordnet, daß die Selbſtändigkeit der einzelnen Ju⸗ gendverbände nicht angetaſtet werden darf. In einem Rundſchreiben an die Länderre⸗ gierungen erklärt nun der Reichsinnenmini⸗ ſter, daß dies auch für die Jugendgruppen der Sportverbände gilt, die dem Reichsſportführer unterſtehen und auch im Führerrat des Reichsjugendfübrers als Sportgruppe vertreten ſind. Der Reichs⸗ innenminiſter hält es mit dieſen Richtlinien nicht für vereinbar, wenn die Unterrichtsver⸗ ) grozes Werk walrungen einzeiner Länder durch aus⸗ ſchließliche Empfehlung beſtimmter Jugend⸗ verbände die Beteiligung von Schülern an den dem Reichsſportführer unterſtellten Ju- gendgruppen der Turn⸗ und Sportverbände erſchweren oder verbieten. Zur Förderung des deutſchen Sportweſens bittet er ferner, die dem Reichsſportführer unterſtellten Ju⸗ gendorganiſationen der Sportver⸗ bände von Vergünſtigungen, die der Hitlerjugend gewährt werden, nicht auszu⸗ ſchließen. Letzte Nachrichten Brüderpaar von Kohlenoxydgaſen gelötet. Kohlſcheid bei Aachen, 28. Dez. Zwei Brüder im Alter von 16 und 17 Jahren, die eine Hühnerfarm zu überwachen hatten und des Nachts infolge der ſtarken Kälte den Ofen unvorſichtig heizten, wurden am Mor⸗ gen tot aufgefunden. Man vermutet, daß ſie von ausſtrömenden Kohlenoxydgaſen b e⸗ täubt und getötet worden ſind. Die„Harkungſche Zeitung“ ſtellt ihr Erſchei⸗ nen ein. Königsberg, 28. Dez. Eine der älteſten deutſchen Zeitungen, die im Jahre 1640 ge⸗ gründete„Königsberger Hartungſche Zei⸗ tung“, ſtellt nach einer Mitteilung des Ver⸗ lages mit dem 31. Dezember dieſes Jah⸗ res ihr Erſcheinen ein. Wie der Verlag wei⸗ ter mitteilt, hat er ſich entſchloſſen, ſeine Ar⸗ beit in Zukunft auf das„Königsberger Ta— geblatt“ zu konzentrieren. Ein Ort von der Umwelt abgeſchnitten. Wien, 28. Dez. Der niederöſterreichiſche Ort Schwarzau im Gebirge, der in ei⸗ nem engen vom Schwarzafluß durchzogenen Tal liegt, iſt durch La winenſtürze voll⸗ ſtändig von der Umwelt abgeſchnitten wor⸗ den. Es wurden zwar ſofort Hilfskolonnen eingeſetzt, um die Wege wieder gangbar zu machen, jedoch wurden die Aufräumungs⸗ arbeiten durch neue Lawinenſtürze aufgehal⸗ ten. Man kann mit dem Ort nur durch den Rundfunk verkehren. So wurde den Bewoh⸗ nern von Schwarzau im Gebirge auf draht⸗ loſem Wege mitgeteilt, daß die Rettungs⸗ arbeiten bereits im Gange ſind. Nationalſozialismus der Tat Beiſpielgebend haben die Angeſtellten der NDS Ap. München zu Weihnachten 5000 Loſe der zweiten Geldlotterie für Arbeitsbe— ſchaffung erworben. Schwere Kraftwagenunglüke Ein SA-Mann getölet. weiden(Oberpfalz), 28. Dez. Auf der Straße von Weiden nach Tir⸗ ſchenreuth ereignete ſich ein ſchweres Kraftwagenunglück. Ein mit SA⸗Männern beſetzter Laſtkraftwagen ſtürzte in einer Kurve die acht Meter hohe Vöſchung hinab. Ein SA⸗Mann wurde ſo ſchwer verletzt, daß er bald nach ſeiner Einlieferung ins Kran⸗ kenhaus verſtarb. Fünf Inſaſſen wurden teils ſchwerer teils leichter verletzt. Die Ur⸗ ſache des Unglücks dürfte auf die Vereiſung der Fahrſtraße zurückzuführen ſein. Vier Todesapfer Amſterdam, 28. Dezember. Ein ſchweres Kraftwagenunglück das vier unbeſtimmte Furcht gelegen. Zerrissenes Land ee Ihr Umfall war ſo offenſichtlich, daß es auch dem 7 Roman von Lisa Honroth-Loewe Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Sei vorſichtig in allem, was du tuſt! hier, die Deutſchen wie die Polen, haben alle eine Art Ver⸗ Nur daß die Polen zu dem Verfolgungs— Alſo, ſei auf der Hut, ſolgungswahn. wahn noch die Macht dazu haben. Gerduſchka! Du darfſſt von der Flucht Bengels nicht das Geringſte gewußt haben. — 2 eines, Darling!“ gebildet, er iſt ſogar ſchön. 2 Jahre alt war. Aber man f glaubt hatte. 2 Zehntes Kapitel. Rechtsanwalt Lukaſchek ging mit ſorgenvollem Geſicht vom Büro nach Hauſe. Da war eine endloſe Grenzſtreitig⸗ keit zwiſchen dem Beſitz eines Deutſch-Oberſchleſiers und eines Polen, die nun ſchon einen Rattenkönig von Pro⸗ zeſſen hervorgerufen hatte. Es hatte eben vor Gericht eine Prozeßgegner, beides harte, oberſchleſiſche Bauernſchädel, waren mit wütendem Ein paar Zeugen, Mandanten, den Deutſch⸗ Oberſchleſier, feſt gerechnet hatte, waren im letzten Augen⸗ ugen hatte eine wilde Szene gegeben. Die beiden Schimpfen aufeinander losgefahren. auf die Lukaſchek für ſeinen blick umgefallen. In den Augen dieſer Ze Sie zögerte einen Augenblick. teurer Vetter Rodſchinſky, er iſt amüſant, er iſt klug, er iſt Man kann ſich in ihn ver⸗ lieben. Ich habe das ſelbſt einmal getan, als ich fünfzehn ollte ihn nicht lieben.“ Gerda Donatus ſaß ganz ſtill da.„Und wenn ich ihn liebe?“ fragte ſie ganz leiſe in die Dämmerung hinein. Da ſtand Doſcha Baſchowſka auf, machte ein paar Schritte. Und nun ſtand ſie neben Gerda, ſtreichelte ganz ſtill ihre Hand. Und auch in ihren Augen lag der gleiche Ausdruck von Angſt und Sorge, wie Gerda ihn ſchon ein⸗ mal in den Augen von Frau Plüddemann zu ſehen ge— 22 der Pole recht. Die Menſchen dieſes kleinen Und noch „Mein was ſollte man tun? Zuſammenſtöße über in das Dunkel hinaus. 1 1 Todesopfer forderte, ereianete ſich bei Al⸗ Richter hätte auffallen müſſen. Lukaſchek ſeufzte wieder. Eine undankbare Geſchichte, ein ſolches Mandat! Zum Schluß bekam doch faſt immer Man hätte hier die ganze Praxis längſt aufgeben ſollen. Man war ja reich geuug, weil man klug geweſen, vor Beginn des Krieges das Geld in einer ſicheren Währung anzulegen, als es die deutſche und die polniſche waren. Man könnte jetzt da drüben in der Schweiz ſein, ein ſchönes Häuschen am See haben, irgendwo in Veltlin, ein paar Weinberge dazu. Könnte internationales Leben ſehen, internationale Geſichter, Heiterkeit und Freiheit. deſſen lebte man hier in dieſem Winkel, wo die Menſchen wie wilde Tiere einander belauerten, wo jeder jedem miß⸗ traute und jeder den anderen abzuwürgen trachtete. Aber Man hing nun einmal an dieſem Stück Land. man hatte ſo etwas wie eine törichte Hoffnung, daß es einem doch einmal gelingen könnte, ein klein wenig von dem Haß, dem Mißtrauen, dem Machthunger und der Ver— zweiflung abzutragen, die hier wie ein zwiſchen Deutſchen und Polen ſchwebten. ſah es im Augenblick ſchlimmer denn je aus. Eine dumpfe Unruhe lag über dem Lande. War es Zufall, war es Abſicht— die Nachrichten über zwiſchen Deutſchen und Polen in den Dörfern, in den kleinen Landſtädten mehrten ſich. Auch hier hielten die aufſtändiſchen Uebungen ab. Elegante Herren mit ausgeſprochenem War— ſchauer Akzent kamen immer häufiger herüber. Und die Lichter des polniſchen Klubs der Aufſtändiſchen, der gegen— der Wohnung des Rechtsanwalts Lukaſchek lag, brannten die ganze Nacht hindurch. durch ſtanden Autos vor der Tür des Klubs und fuhren Der Rechtsanwalt Lukaſchel hatte ſo ſeine Quellen. Er melo. Ein mit ſieben Perſonen beſeßtter Wagen fuhr infolge der Glätte der Straße gegen einen Baum und überſchlug ſich vier⸗ mal. Von den Inſaſſen wurden vier ſo ſchwer verletzt, daß ſie bald nach dem Unfall ſtarben. Drei weitere Perſonen wurden gleichfalls verletzt. geltſamer Selbstmord Mit dem Auto in die Spree. Berlin, 28. Dezember. Am Mittwoch bemerkten Paſſanten in der Hermann Göring⸗Straße unweit des Reichs⸗ tagsgebäudes, wie ein kleines Lieferauto plötzlich in voller Fahrt von der Fahrbahn abwich und in die Spree hineinfuhr. Der Wagen verſank ſofort in den Fluten. Eine Frau, die ſich aus dem Wagen hatte befrei⸗ en können und ſchwimmend im Waſſer um⸗ hertrieb, wurde von der Feuerwehr gerettet. Erſt nach längerer Zeit konnte das Auto ge⸗ hoben werden und der Führer des Wagen, der ertrunken war, geborgen werden. Es handelt ſich um einen 28 Jahre alten Gemüſehändler und ſeine 32 Jahre alte Che⸗ frau. Die Frau iſt kurz nach ihrer Einliefe⸗ rung in das Krankenhaus einem herzſchlag erlegen. Es konnte weiter ermiklelt wer⸗ den, daß wahrſcheinlich Selbſtmord vorliegt. Drei Streilenarbeiter überfahren Bom Schnellzug Vannes Paris. Paris, 28. Dezember. Her Schnellzug Vannes— Paris iſt am Mittwoch in eine Gruppe von Streckenarbei- kern gefahren, von denen drei gelöket und einer ſchwerverletzt wurden. Der dichte Nebel. der immer noch in ganz Frantreich herrſcht, hatte es dem Motten⸗ führer unmöglich gemacht, das Herannahen des Schnellzuges rechtzeitig zu bemerken. Mord und Selbſtmord. Stade, 28. Dez. Der hieſige Tierarzt Bauer erſchoß in der vergangenen Nacht, während ſich ſeine Frau bei ihrer Mutter aufhielt, ſeinen 10 Jahre alten Sohn und tötete ſich dann ſelbſt. Als man Vater und Sohn auffand, gaben ſie zwar noch Lebens— zeichen von ſich, doch ſind ſie kurze Zeit ſpäter im Krankenhaus verſtorben. Der erſte Neichsbauerntag nom 19. bis 21. Januar.— Vorläufiges Programm. Berlin, 25. Dezember. Oer aufgrund des reſtloſen Einſatzes des deutſchen Bauern im Wahlkampf verſchobene erſte Reichsbauerntag findet nunmehr end⸗ gültig vom 19. bis 21. Hartung 1934 in Weimar ſtatt. Unter dem Vorſitz des Reichsbauernführers und Reichsminiſters für Ernährung und Landwirtſchaft R. Wal⸗ ther Darre werden ſich hier im Herzen von Deutſchland alle deutſchen Bauernführer zum erſten Mal geſchloſſen im Dritten Reich zuſammenfinden, um in zahlreichen Arbeits tagungen Grundfragen des Bauerntums zu klären und ein machtvolles Bekenntnis der Aufgaben und Ziele des Reichsnährſtandes im Reiche Adolf Hitlers abzulegen. Am Freitag findet ein Empfang der Ehrengäſte und Bauernführer in der Weimarhalle ſtat. Die Spitzen der Roichs⸗ Sie hatten plötzlich erklärt, regierung und der Partei ſind als Ehren gäſte geladen. Der eigentliche Reichsbauern⸗ tag wird am Samstag um 9 Uhr in der Weimarhalle durch den Stellvertreter des Reichsbauernführers, Staatsſekretär im preußiſchen Landwirtſchaftsminiſterium, Willikens, eröffnet. Für das Land Thüringen wird Reichsſtatthalter Saucke! und im Namen der thüringiſchen Bauern⸗ ſchaft der Landesbauernführer Peukert ſprechen. Im Anſchluß daran wird der vom e des Reichsbauernführers herge⸗ 'ellte Jilm„Blut und Degen“ gezeigt werden. Im Mittelpunkt der Sams ⸗ tagtagung ſtehen die grundlegenden Ausfüß⸗ rungen des Führers des Stabsamtes beim Reichsbauernführer, Dr. Reiſchle, über das Reichsnährſtandgeſetz. Land⸗ gerichtsrat Dr. Saure vom Reichsernäh⸗ rungsminiſterium ſpricht über das Reich?⸗ erbhofgeſetz. Reichskommiſſar Metz ner wird Grundfragen bäuerlicher Kultur und ländlichen Bildungsweſens erläutern. Die Führerin der Reichsbäuerin⸗ nenſchaft, Frau von Rheden, wird über die Aufgaben der Bäuerinnen im Drit⸗ ten Reich ſprechen. Ueber die Ordnung der Milchwirtſchaft als Beiſpiel einer Marktordnung auf der Grundlage de— Reichsnährſtandes ſpricht Reichskommiſſar Freiherr von Kanne. Reichshauptab⸗ teilungsleiter 2, Dr. Kräutle, ſpricht im weiteren Verlauf der Tagung über die Bo⸗ denſtändigkeit der Bauernwirtſchaft. und der Reichsbeauftragte bei der wirt⸗ ſchaftlichen Vereinigung der Roggen⸗ und Weizenmühlen, Reichskommiſſar Daßler, wird über aktuelle Fragen ſeines Arbeits⸗ gebietes berichten. Den Schluß des Tages bildet ein grundlegender Vortrag von Mini⸗ ſterpräſident a. D. Granz o w über die „Neubildung des deutſchen Bauerntums“. Den höhepunkt des Keichsbauernkages bildet am Sonntag die Rede des Reichs⸗ bauernführers und Reichsminiſters für Er⸗ nährung und Landwirtſchaft R. Walther Darre über Ziele und Aufgaben national⸗ ſozialiſtiſcher Bauernpolitik. Die Rede des Reichsbauernführers wird vorausſichtlich über alle deutſchen Sender übertragen wer— den. Neben dem Reichsbauernführer wird der Reichsobmann der bäuerlichen Selbſt⸗ verwaltung, Staatsrat Meinberg über den„Bauern im Dritten Reich“ ſprechen. Der Nachmittag iſt für eine gewalkige Bauernkundgebung in ſämtlichen Sälen der Stadt Weimar vor⸗ geſehen, auf der neben dem Reichsobmann und dem thüringiſchen Landesbauernführer auch der Reichsbauernführer das Wort er⸗ greifen wird. Mit dem Reichsbauerntag ſind eine Reihe von Sondertagungen der Preſſerefe⸗ 1 0 für bäuerliches Brauchtum verbun⸗ Jen. An Rahmenveranſtaltungen iſt für Sams⸗ tag in ſämtlichen Räumen der Weimarhalle ein Thüringer Heimatabend vor⸗ geſehen. Das thüringiſche Bauerntum wird hier durch muſikaliſche Darbietungen und Volkstänze ein Bild der thüringiſchen Hei⸗ matkunſt geben. Ab 10. Hartung befindet ſich im Walther⸗ Darre-Haus in Weimar ein Organiſations⸗ amt, an das alle Anfragen zu richten ſind. wußte von erbitterten Beſchwerden Deutſchſtämmiger, die, ſeit Jahren anſäſſig, nun plötzlich in den Wahlliſten nich: zu finden waren. Er ſelbſt hatte eine ganze Reihe ſolcher Beſchwerden in ſeinem Büro zur Beratung entgegen- Statt Und giftiges Gas Freilich, jetzt Verbände immer häufiger zurempeln. Die ganze Nacht hin⸗ ſtärken mußten. nehmen müſſen. Immer wieder hatte er pflichtmäßig die Ratſuchenden auf die behördlichen Inſtanzen hingewieſen. Ach, er kannte dieſen Inſtanzenweg. Wenn es irgend— N— einem Amtsvorſteher ſo in den Kram paßte, war dieſer Inſtanzenweg eben plötzlich verrammelt. Es gab tauſend 7 Gründe, um einen Wähler, den man nicht wollte, aus der Wahlliſte auszuſchließen. Das Geſicht des Rechtsanwalts Lukaſchek wurde immer ernſter, als er daran dachte. Er kannte die Menſchen hier viel zu genau, um zu wiſſen, wie ſich die Spannungen ver⸗ Und ſo ging er denn mit einem ganz ab⸗ weſenden, faſt finſteren Geſicht durch die Straßen und ſah gar nicht, daß der Drogiſt Franzke von der Ladentür her ſeinen Gruß anzubringen ſuchte. Aha!, dachte Franzke und ſah Rechtsanwalt Lukaſchek mit einem verbiſſenen Blick nach. ſchon nicht mehr! Ja, ja, wenn die Wahlen kommen, iſt es aus mit der Deutſchfreundlichkeit. Haut für uns zu Markte tragen. Er zog mit empörtem Schwung den Eimer mit der grünen Schmierſeife, den er ſoeben von einem Handwagen abgeladen, in die Tür ſeines Geſchäftes hinein. So konnte er auch nicht ſehen, daß, die ganze Straßen⸗ ſeite einnehmend, ein Trupp junger Burſchen in der Uni⸗ form des aufſtändiſchen Verbandes die Straße entlang auf Rechtsanwalt Lukaſchek zukam. Als ſie Lukaſchek ſahen, fingen ſie an zu pfeifen und machten Miene, ihn an⸗ Der kennt einen auch Da mag keiner ſeine „Verräter, deutſcher Spion!“ ſagte einer ganz laut und ſpuckte vor dem Rechtsanwalt Lukaſchek aus.„Wart' nur, dir zahlen wir es auch noch mal heim!“ Der Rechtsanwalt Lukaſchek tat, als hörte und ſähe er nichts. Er ging keinen Schritt ſchneller, er wich nich: zur Seite. Nur ſein Geſicht war ſehr bleich, als er an den Burſchen vorbeigekommen. (Fottſetzung ſolgt.) Nachdruck verboten. Wollner hatte ſich inzwiſchen von ſeinem freudigen Schreck erholt. Er ſtotterte zufrieden:„Na, denn is ja allens jut, Herr von Malten; meine Olle war ja janz verrückt vor Uffregung, ick dachte ſchon, ick würde ihr in die Irrenanſtalt bringen müſſen. Et hat alſo ein Menſch ſor meine Frau un Kinder jebeten? Fein! Ick weeß boch ſchon, wer det jeweſen is. Meine Frau hat mir erzählt, ſie hat die beeden neuen Fräuleins jetroffen und beſonders die eene davon ihr Leid jeklagt. Die eene, die ſo'ne mächtig jroße Oogen hat, ſagt meine Olle.“ Achim von Malten dachte an dieſe„mächtig jroßen Oogen“ und lächelte verſonnen. Roberta Olbers ſchrieb das Lächeln auf das Schuld⸗ onto Marlenes, und daß ſie es fertiggebracht, Achim von Malten zur Wiedereinſtellung Wollners zu bewegen, notierte ſie auf das gleiche Schuldkonto. Sie riß ſich zuſammen. „Alſo, Wollner, wir wollen es noch einmal miteinander verſuchen, und nun können Sie gehen—“ „Ick möchte mir boch bei det Fräulein bedauken, Herr von Malten.“ Achim von Malten nickte:„Sie werden ſie ſchon ge⸗ legentlich ſehen. Vorläufig werde ich es ihr beſtellen.“ „Ja, ſei'n Sie ſo jut, Herr von Malten, und ſagen Sie ihr man, an mir hat ſie een' Ritter jefunden, der ſich vor ihr in Stücke hauen läßt, wenn et nötig iſt.“ Er ging. Als er außer Hörweite war, mußte Achim vachen. Ganz laut und luſtig. Es war zu drollig geweſen, daß ſich Wollner einen Ritter genannt hatte. Verwundert ſah Roberta ihn an. Ein lautes Lachen hatte ſie ſeit zwei Jahren nicht mehr von dem Jugend⸗ freund gehört. Das Lachen ſchien er dieſer Geſellſchafterin zu verdanken, dieſem Nichts mit dem Alltagsgeſicht und den gräßlichen Rieſenaugen. Sie konnte, obwohl es klug geweſen wäre, ihren Groll nicht ſtumm hinunterſchlucken. Sie ſagte:„Es kränkt mich, daß ich plötzlich beiſeite geſchoben werde wie eine Ueber— flüſſige. Es muß mich tränken, weil meine Ratſchläge unbeachtet bleiben, weil ich eben vor dem Lumpen lächer⸗ lich gemacht worden bin.“ Faſt ſchien es Achim von Malten, als hätte Roberta recht. Nie hatte er bisher daran gedacht, eine Angelegen— heit, die ſie, noch dazu mit ſeiner Zuſtimmung, endgültig georduet, wieder umzuſtoßen. Sie bewirtſchaftete Malt⸗ ſtein zu ſeiner vollſten Zufriedenheit; er ſelbſt hatte in den letzten zwei Jahren kein Intereſſe dafür gehabt, war froh geweſen, daß er ſich um nichts zu kümmern brauchte. Er antwortete:„Sie haben ſich ſo, wie ich die An⸗ gelegenheit jetzt gedreht habe, gar nichts vergeben, Fräu— lein Olbers, und das iſt die Hauptſache!“ Er grüßte freundlich und wandte ſeine Schritte dem Park zu. Er verſpürte zum erſten Male ſeit langer Zeit Verlangen, im Park ſpazierenzugehen. Spätnachmittag war es, und die Sonne machte ſchon ein müdes Geſicht, ließ aber all ihr Gold, das ſie für heute noch übrig hatte, niederträufeln auf das kleine Stückchen Erde an der böhmiſchen Grenze. Roberta war ſtehengeblieben und begriff nicht, daß Achim von Malten den Park aufſuchte, den er ſeit langer Zeit ebenſo mied wie Wanderungen in die Nachbarſchaft. Er ſaß nur immer in ſeinem Zimmer und fing Grillen, ſpann ſich ebenſo in Verzweiflung ein, wie ſeine Mutter Es war nicht ſchwer, den Grund dazu zu exraten. Marlene Werner nannte er ſich, und es hieß aufpaſſen, ſonſt war es aus es tat. Ganz verwandelt ſchien er ihr heute. mit ihren Plänen. Sie ging dem Hauſe zu. Im linken Seitenflügel be— wohnte ſie drei Zimmer. Niemand wohnte ſonſt noch hier. Ein Mädchen Frau von Maltens hatte das Sauberhalten der Wohnung übernommen, und das Eſſen wurde aus der Früher, als Robertas Vater Inſpektorhaus in der Kolonie ihr Heim geweſen; aber nach dem Tode ihres Vaters durfte zuckte die Achſeln.„Iſt ja auch allerhand, was er durch⸗ Herrſchaftsküche ſerviert. noch lebte, war das ſie ins Schloß ziehen. Roberta ſchloß ihre Wohnung auf und riegelte hinter ſich zu. Sie durfte ſich nicht überraſchen laſſen; ſie wollte ihrem Zorn Luft machen. Sie brauchte das. Ihre herrſch— ſüchtige Natur vertrug kein Unterducken. ein Unterducken. Sie ſtampfte mit dem Fuße auf, feſt, ganz feſt, wie ein Mann es nicht beſſer gekonnt hätte; ihre hohen Stulpen⸗ ſtiefel vertrugen dergleichen gut. Dann ſtieß ſie eine Taſſe vom Tiſch; das Klirren der Scherben tat ihr gut. ſofa, auf dem ihr Vater immer ſein Mittagsſchläſchen gemacht hatte, und begann nachzudenken. Marlene Werner und ſie wollte vor ihr auf der ſchien äußerſt gefährlich, Hut ſein. Auf irgendeine Weiſe mußte ihr der Aufenthalt ſo wie heute weiterging, erwachte er bald vollſtändig aus ſeiner Lethargie, und ihr ſchöner Traum, hier Herrin zu werden, durch Heirat oder Teſtament, war ausgeträumt. Sie hatte ſich ſchon für völlig unentbehrlich gehalten; ſeit vorhin jedoch empfand ſie Zweifel, ob ſie es wirklich war. Und daß ſie Wollner wieder hatte annehmen müſſen, bedeutete für ſie ſich Olga wieder aufmerkſam im Spiegel. Achim von Malten aber wanderte durch den Park, der ſich mit dem erſten Grün geſchmückt hatte. Er atmete tief und langſam, pumpte die herbe Luft in ſeine Lungen, und ihm war, als atme er Kraft ein. Er blickte zum Himmel empor, der einem dunkelblauen geheimnisvollen See glich. Die Wölkchen waren den kleinen Booten vergleichbar, die mit weißen Segeln fern über das Mittelländiſche Meer zogen. Er blickte ſich um. Er befand ſich allein. Da reckte er die Arme hoch auf; das Kraftgefühl in ihm wollte ſich betätigen, und er dachte mit Verlangen an einen Ausritt. Wie lange hatte er auf keinem Pferde mehr geſeſſen! Daß er es überhaupt ausgehalten hatte, er begriff es jetzt nicht. Morgen früh ſollte man ihm ſein Pferd ſatteln, morgen früh wollte er endlich wieder einmal hinausreiten bis an die Grenzen ſeines Gutes. Er drehte um, es drängte ihn, Marlene Werner die Dankesworte Wollners zu über⸗ mitteln. Er ſehnte ſich danach, ihre wundervollen Augen noch einmal ſo freudig aufſtrahlen zu ſehen wie vorhin, als er ihr verſprochen, die Entlaſſung des Knechtes rück⸗ gängig zu machen. Aber Marlene befand ſich nicht mehr in der Bibliothek. Sie war mit Olga nach oben gegangen, um ſich für den Abend umzuziehen. Auguſte war vorhin in der Bibliothek geweſen und hatte geſagt:„Die gnädige Frau bittet die Fräuleinchens, ſich für das Nachteſſen ein wenig feſtlich anzuziehen. Hier auf Maltſtein macht die Herrſchaft näm⸗ lich abends immer ein bißchen Toilette. Es iſt alte Ge⸗ wohnheit hier.“ Die zwei Mädchen waren nach oben gegangen, und Olga ſeufzte nun:„Außer ein paar Bluſen habe ich nur meine Alltagsfummels; ſo was wie ein Abendkleid habe ich ſeit langem nicht mehr beſeſſen.“ Marlene überlegte und erklärte:„Ich beſitze ein weißes Tuch⸗ und ein ſchwarzes Taftkleid, ich habe darin ein paar⸗ mal in Vereinen gegen Honorar geſungen. Ich leihe Ihnen das ſchwarze Kleid, bis Sie ſich eins kaufen können, Olga!“ Sie packte das Kleid aus, und es paßte der anderen, ſtand ihr ausgezeichnet zu ihrem rotblonden Haar. Olga warf ſich im Spiegel von Marlenes Schlafzimmer eine Kußhand zu. „Das Kleid iſt eine Männerfalle. Schade, daß es hier anſcheinend keine Beſucher gibt, ſonſt verknallte ſich bald einer rettungslos in mich.“ Sie lachte vergnügt, aber mit einem Male ſiel ſie Marlene um den Hals und ſchluchzte herzzerbrechend. Der ſchroffe Uebergang vom Lachen zum Weinen erſchreckte Marlene. Sie ſtreichelte die Weinende und ſprach beruhigend auf ſie ein. Plötzlich lachte Olga ſchon wieder. „Ich mußte eben weinen— vor Glück, weil ich nach langer Zeit wieder ein hübſches Abendkleid auf dem Leibe habe. So, wie früher bei meinen Eltern.“ Sie wirbelte im Kreiſe herum und rief dabei:„Sie ſind ein patentes Menſchenlind, eins von der Sorte, die man mit der Laterne ſuchen kann.“ Sie hatte ihren Wirbeltanz be— endet und ſtaunte:„So was hat zwei Abendkleider und gibt mir armen Luder eins davon ab. Aber das ſoll Ihnen unvergeſſen bleiben!“ Sie umfaßte Marlene wieder.„Wollen doch, bitte,„Du“ zueinander ſagen, wenn wir uns auch erſt ſeit geſtern lennen. Nachdem ich das Kleid angezogen habe, kann ich nicht mehr Sie“ zu dir ſagen. Ich meine, ich muß Sie duzen. Ach was, ich meine, ich muß dich duzen.“ Ein Kuß drängte ſich auf Marlenes Mund, und dann betrachtete „Das Kleid ſteht mir zum Verlieben. Hoffeutlich ſieht mich ein un— beweibtes Männchen darin.“ Sie wurde ernſt.„Herr von Malten ſieht ſo etwas wie ein hübſches Damenkleid gar nicht, glaube ich“, ſchwatzte ſie weiter.„Aber für ihn könnte ich mich auch nicht be⸗ geiſtern, er ſieht zu ernſt aus, und an den Schläfen ſind ſeine ſchwarzen Haare ſchon ganz ſilbern übertupft.“ Sie gemacht hat, und ich verſtehe, daß ſein Haar ergrauen mußte.“ Marlene neigte nur den Kopf, und das Mitleid, das ſie für Achim von Malten empfand, war wie ein großer Schmerz, der ſie ſtumm machte. Die weiße Reiterin! Die beiden Geſellſchafterinnen betraten das Speiſe— : zimmer. Nach dieſer Heldentat warf ſie ſich auf das alte Leder⸗ Olga Zabrow ſah ſehr ſchön aus in dem ſchwarzen Kleid. Ihr milchweißer Teint, die goldbraunen Augen, das leuchtende Flimmerhaar hätten ihr auf einer Schön⸗ heitskonkurrenz leicht einen Preis eingetragen, und doch ö i glitt Achim von Maltens Blick achtlos über ſie hinweg, hier verleidet werden. Wenn das mit Achim von Malten blieb an Marlene hängen, deren unregelmäßiges Geſicht⸗ chen von den machtvollen Blauaugen beherrſcht wurde. Ihr braunes Haar war kurz geſchnitten; nur über Ohr und Wangen lag es ziemlich lang, bildete breite Wellen. Das weiße Tuchkleid war ſchlicht und geſchmackvoll ge⸗ arbeitet, beſaß lange Aermel und einen herzförmigen Halsausſchnitt, den ein Veilchentuff ſchmückte. Veilchen aus Seidenſtoff. Frau von Malten trug ein dunkelgraues Damaſtkleid mit ſchwarzen Spitzen. Viel zu ſchwer ſchien es für ihre kleine, ein wenig gebeugte Geſtalt. Marlene mußte denken, das Kleid war ſicher gearbeitet worden, als die Schloßherrin noch ſtraff aufgerichtet gegangen und noch nicht ſo mager geweſen, ſo traurig mager und ſo zuſammengefallen war. Achim von Malten trug einen ſchwarzen Abendanzug; er ſah ſehr vornehm darin aus. Er ging Marlene ein paar Schritte entgegen. „Der Knecht Wollner läßt ſich Fräulein Werner; bei Gelegenheit wird er es perſönlich tun! Er iſt ſehr glücklich.“ Marlene ſtreckte ihm die Rechte entgegen. „Er iſt ja nur Ihnen Dank ſchuldig, Herr von Malten! Aber ich freue mich, daß ich Sie aufmerkſam machen durfte, und danke Ihnen für Ihre Güte.“ f Frau von Malten blickte fragend, und als man dann am Tiſch ſaß, berichtete Achim ſeiner Mutter von der Entlaſſung Wollners und der Fürſprache Marlenes. Wohlwollend nickte die Dame ihr zu. „So iſt's recht! Man ſoll helfen, wo man kann. Ich habe mich früher auch um allerlei ſolche Dinge gekümmert; aber ich bin zu ſtumpf und teilnahmslos geworden.“ Der Diener erſchien, und das Geſpräch wurde ab— gebrochen. ö Nach dem Eſſen ging man in das Muſikzimmer, und Frau von Malten, die in der Nähe des großen Bildes ſaß, zeigte darauf. „Das iſt der Spuk von Maltſtein. Das weiße Pferd und ſeine Reiterin! Man ſagt, wenn ſie ſich zeigt, künde ſich hier ein Unglück an. Ich habe ſie auch ſchon geſehen; aber ganz gläubig bin ich deshalb noch nicht, ganz noch nicht. Ich lege es mir ſo zurecht, daß mir meine Phantaſie mehrmals einen Streich geſpielt hat. Auguſte behauptet allerdings, dasſelbe Phantom geſehen zu haben wie ich; doch pechſchwarze Nacht, flatternde weiße Zeugfetzen können uns irritiert haben. Allerdings ſtimmten auch die gellen Pfiffe. Die habe ich gehört, und die haben mich am meiſten verwirrt. Die geſpenſtiſche Frau von Malten, die ſich als Spukgeiſt von Maltſtein aufſpielt, iſt nämlich nicht nur zu ſehen, ſondern auch zu hören. Sie ſoll bei Leb⸗ zeiten ihr Pferd mit gellen Pfiffen regiert haben, und die Gewohnheit hat ſie nach ihrem Tode beibehalten. Ein originelles Geſpenſt— nicht wahr?“ Sie ſah Marlene und Olga an. Sie hatte das Thema abſichtlich und gegen ihr eigenes Empfinden ein klein wenig ſpöttiſch behandelt. Sie wollte nicht, daß den neuen Hausgenoſſinnen breit und wichtig von dem Spuk erzählt wurde. zuvor zu ihrem Sohne geſagt.„Ich wäre froh, wenn ſie ein Weilchen blieben. Spiel und Geſang der einen, das frohe Geſicht, das nette Vorleſen der anderen tun mir wohl wir wirkſame Medizin.“ Marlene, der das Bild ſchon am Nachmittag auf⸗ gefallen war, ſagte nachdenklich:„Die weiße Reiterin ſieht kühl und hochmütig aus.“ Olga lächelte:„Draußen im Freien möchte ich ihr nicht begegnen, aber vom Fenſter aus ſähe ich ſie einmal, ſo um Mitternacht herum, ganz gern. Ich habe in meinem Leben noch nicht das kleinſte Geſpenſt geſehen. So ein richtiger feudaler Spukgeiſt wie die weiße Reiterin könnte mir ſicher zu angenehm gruſeligem Herzklopfen verhelfen.“ Achim von Malten zuckte die Achſeln. „Verſchiedene höchſt glaubwürdige Perſonen ſchwören darauf, die weiße Reiterin geſehen zu haben; aber ich glaube, ſie alle irren. Suſa von Malten, geborene Reichs⸗ gräfin Brunsberg, iſt lange tot und kann nie mehr ihr Pferd beſteigen, das ja ebenſo tot iſt wie ſie ſelbſt. Sie war eine wilde, verwegene Reiterin, und über ihre tollen Ritte und mutigen Springkunſtſtücke gehen hier noch viele Sagen um. Sie ſoll zum Beiſpiel oft über die böhmiſche Grenze geritten ſein, und man behauptet, ſie reite auch jetzt noch zuweilen hinüber.“ Er brach ab, ſagte nach einem Weilchen:„Sie verſprachen mir, heute abend wieder zu ſingen, Fräulein Werner. Mutter hört ſie ſo gern.“ Mutter hört ſie ſo gern! Marlene erinnerte ſich, daß er am Nachmittag zu ihr geſagt: Vielleicht ſingen Sie heute abend noch einmal. Ich glaube, es würde nicht nur meiner Mutter, ſondern auch mir gut tun! Sie ſtand gleich darauf am Flügel, und Achim von Malten betrachtete mit einem Gefühl von Freude die ſchmale Geſtalt in dem gutſitzenden weißen Kleid. Selt⸗ ſam, wie ſehr ſich ſeine Gedanken ſchon mit Marlene Werner beſchäftigten, durchzuckte es ihn. Sie nahm Platz, und ihre ſchlanken, ringloſen Hände glitten über die Taſten, zupften die Töne aus dem In- ſtrument, daß es wie Harfenklang war. Sie begann mit einem Rheinlied. Friſch und klingend war es und niachte warm, brachte ſo, wie es vorgetragen wurde, den ganzen Zauber der Rheinlandſchaft mit ſich. Frau von Malten liebte den Rhein. Das erſte Ziel ihrer Hochzeitsreiſe war er einmal geweſen, und ihr Sohn hatte in Bonn ſtudiert. Beide lauſchten, als hätten ſie noch nie vordem ein rheini⸗ ſches Lied gehört. Rebenreiche Berge hoben ſich vor ihnen, und ſchimmernde Wogen zogen vorbei mit Dampfern, darauf lachende frohe Menſchen ſtanden und winkten. Alte Burgen ſahen ſie und verträumte Städtchen, Klöſter, tief in Bäume eingebettet, ſprachen von ſtillem Vergeſſen, und Studenten mit jungen Lippen und blitzenden Augen lachten in die Welt, lachten gegenwartsglücklich. a Als Marlene geendet, ſagte Frau von Malten ver⸗ ſonnen:„Ich habe mich eben an den Rhein geträumt. Mit meinem Manne, gleich nach der Hochzeit, fuhr ich dorthin. Es waren ſonnige, glückliche Tage.“ Achim von Malten holte tief Atem. „Ich dachte eben an meine Studentenzeit. Philoſophie habe ich ſtudiert. Die Tage von damals lagen wie be⸗ graben in mir; nun leben ſie wieder, und ich denke an viele frohe Stunden.“(Fortſetzung folgt.) bei Ihnen bedanken, N „Die beiden Mädels gefallen mir“, hatte ſie noch kurz + Todesfall. Ein bekannter hieſiger Eiſen⸗ bahner, Herr Lokomotivführer Hug o Nocky, der über ein Menſchenalter bei der O. E. G. in Dienſten ſtand, wurde am 2. Weihnachtstag zur großen Armee abgerufen. Herr Nocky erreichte das ſeltene Alter von 79 Jahren; für ſeine Angehörigen, die er mit großer Liebe betreute, kam ſein Tod doch überraſchend. Ohne beſonders krank zu ſein, hat ihn ein Schlaganfall ereilt. Herr Nocky lebte ſchon eine Reihe von Jahren im wohlverdienten Ruheſtand. Es war wohl einer mit der erſten, der den damaligen Dampf bahnbetrieb auf der Nebenbahn gefahren iſt. Mit ſeltener Hingabe und Pflichttreue hing Herr Nocky an ſeinem verantwortungsvollen Dienſt. Ein Eiſenbahner iſt mit Herrn Nocky heimge⸗ gangen, der ein Vorbild ſeiner Kollegen war, die ihn alle verehrten und auch bei ſeiner Arbeit⸗ geberin in hohem Anſehen geſtanden hat. Die Beiſetzung findet morgen Freitag 3 Uhr vom Trauerhauſe, Weinheimerſtraße 33 aus, ſtatt. * Nadfahrer⸗Verein„Eintracht.“ Am Sonntag, den 31. ds. Mts., am Silveſter⸗ abend, ladet der Verein ſeine Mitglieder, deren Angehörigen, Freunde und Gönner zu einer ge⸗ müklichen Unterhaltung mit Tanz und Reigen⸗ fahren im Saale zum Fürſt Alexander ein. Die Veranſtaltung iſt der Zeit entſprechend mit kei- nen großen finanziellen Ausgaben verbunden, ſo⸗ daß allen Beſuchern die Möglichkeit geboten iſt, im trauten Bekanntenkreis einen gemütlichen Silveſterabend zu verleben. —— Landwirte. Nach den Anordnungen des Milchwirtſchaft⸗ lichen Zuſammenſchluſſes Nordbaden haben ſich ſämtliche Milcherzeuger unverzüglich genoſſen⸗ ſchaftlich zu organiſieren. Zur Lieferung von Milch im Zuſammenſchlußgebiet Nordbaden, gleichgültig ob an eine Sammelſtelle oder an den Verbraucher iſt künftig nur zugelaſſen, wer als Mitglied einer das Milchgeſchäft betätigenden Genoſſenſchaft angehört. Der milchwirtſchaft⸗ liche Zuſammenſchluß brachte den immer wieder um ſich greifenden Preisſturz für Friſchmilch zum Stillſtand und bot der planloſen Wirtſchaft bei der Milchverſorgung Einhalt. Die Milch- wirtſchaft iſt, was vielfach nicht bekannt und auch angenommen wird, ein Hauptwirtſchafts⸗ zweig. Denn der Wert der Milcherzeuger be⸗ läuft ſich heute auf ungefähr 4 Milliarden jähr⸗ lich Es war daher eine Regelung der Milch bezüglich des Verkehrs und des Preiſes umſo- mehr notwendig, da der Preis in den verſchie⸗ denſten Gebieten unſeres Vaterlandes ganz enor⸗ men Schwankungen unterworfen war. Wenn nicht durch Regierungsmaßnahmen Ordnung in die Verhältniſſe gekommen wäre, wäre es in Milchwirtſchaft zu einer Kataſtrophe gekommen. Die Maßnahmen der Regierung waren: „Verbot der Preisunterbietung, „Neufeſtſetzung der Handelsſpanne, 3. Nichterteilung neuer Konzeſſionen, Zweckmäßige Verwendung der Milch in den einzelnen Verſorgungsgebieten, „Die Zentralen müſſen alle verfügbare Milch annehmen.(Jetzt wird auch aus ſolchen Ge⸗ bieten Milch abgenommen, die ſeither noch keine Milch geliefert haben.) Die Viernheimer Bauern haben ſich eben⸗ falls einer Milchabſatzgenoſſenſchaft anzuſchließen. Die Gründungsverſammlung findet am kd. Frei⸗ tag ſtatt. Ein Fernbleiben iſt nicht möglich, da wie oben bereits erwähnt jeder Milcherzeu⸗ ger, der Milch in den Verkehr bringt, ſich ge⸗ noſſenſchaftlich zu organiſieren hat. Es iſt da⸗ her Pflicht eines jeden Landwirts, daß er der Gründungsverſammlung beiwohnt. Viernheimer Bauer, Deine Parole iſt da⸗ her für Freitag: Beſuche die Gründungsver⸗ ſammlung der Milchabſatzgenoſſenſchaft. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder u. Generalperſammlungen u. Singſtunben Turnerwehr. Freitag abend 8 Uhr Antreten ſämtlicher Pflichtturner aller Sparten(17 25 Jahre) am Lokal. Strenge Kontrolle wird worgenomen. Der Turnerwehrführer: J. V.: Adler. Krieger- und Soldatenverein Teutonia. Heute Abend 8 Uhr im Lokal Muſikprobe nur für die alten Spielleute. Gleichzeitig Theater- probe für alle Spieler. Der Vereinsführer. Säuger⸗Einheit. Heute abend punkt 7 Uhr, Singſpiel im weißen Röß'l. Ab 10 Uhr, die Schwiegermutter im Schilderhaus! Keiner fehle! Alle Mitwirkende des Singſpieles wol⸗ len auf den frühzeitigen Beginn Wert legen, da ab 8 ¼ Uhr die Bühne anderweit beſetzt iſt. Der Vorſitzende. Turnverein von 1893 e. V. Heute Donners⸗ tag punkt 8 Uhr vollzählige Turnſtunde aller Geräteturner. Die Turnleitung. Weihnachtsfeier des K. K. V. Am 2. Weihnachtsfeiertag veranſtaltete im gutbeſetzten Saale der„Vorſtadt“ der K.K. V. ſeine diesjährige Weihnachtsfeier, die in der Güte und Fülle des Gebotenen nichts zu wünſchen übrig ließ. Die Vereinskapelle unter Leitung von A. Beller mit Unterſtützung aus⸗ wärtiger Künſtler erüffnete die Feier mit einer flotten Ouvertüre. Fräulein M. Alter trug ein Gedicht aus dem 16. Jahrhundert:„Aus hartem Weh die Menſchheit klagt“ ſinnvoll und markant vor. Herr Hch. Hofmann begrüßte die Erſchie⸗ nenen und hielt eine dem Sinne der Weihnachts- feier entſprechende, eindrucksvolle Anſprache. Eine tiefe, weihevolle Stimmung zog ein, als das Quartett der„Sänger Einheit“ die herrliche „Hymme an die Nacht“ von L. van Beethoven in rhythmiſch, ſowohl als auch in ſchöner dyna⸗ miſcher Nuancierung gut zu Gehör brachte, wo⸗ rauf das Orcheſter ein Potpourri„Im Glanz der Kerzen“ ganz ausgezeichnet darbot. Herz- liche Worte richtete der Geiſtl. Beirat des Ver- eins, Hochw. Herr Kaplan Schmitt an die An⸗ weſenden, in denen er beſonders auf die Bedeut⸗ ung des Feſtes des Friedens in der heutigen Zeit hinwies. Beethoven'ſche Muſik klingt auf. Ein Trio, Sauer⸗Weinheim Violine, Roth-Mann⸗ heim Cello, A. Beller Klavier, bringt das ge⸗ tragene, einſchmeichelnde Adagio Op. 81 in zarter Empfindung zum Vortrag. Im Mittel- punkt der Feier ſtand das Weihnachtsſpiel des bekannten Dichters Walter Ekart:„Das Spiel von der Geburt des hl. Chriſt“. Es möge dem Spielleiter, Herrn J. Neudörfer, zu be— ſonderem Lob geſagt ſein, daß er es verſtand, das einfache ſchlichte Spiel, in ſeiner feierlichen Sprache, zu einem Erlebnis zu geſtalten, das nicht nur zum Ohr, ſondern zum Herzen drang. Ohne Künſtlerei wurde dieſes Spiel in ſeiner weihevollen, tief religiöſen Schlichtheit, dank der Hingabe der ca 25 jugendlichen Spieler, für alle ein frohes, inniges und unvergeßliches Erlebnis. Der 2. Teil wurde eingeleitet durch das Quartett der„Sänger Einheit“ mit dem wirkungs⸗ vollen Chor:„Lilienmädchens Wiegenlied“ und einem Gedicht, vorgetragen von Frl. Beikert. Dann folgte ein Celloſolo und ein Trio, deren prächtige, klangreine Wiedergabe es zu einer Freude machte, die Muſik der großen Meiſter deutſcher Tonkunſt in ſolch ſchöner Vollendung zu hören. Ein Lichtbildervortrag der Hochw. Herren Schmitt und Schwarz:„Weihnacht in der deutfchen Kunſt“ zeigte in farbenfrohen Bildern wie unzählige Maler u. a. M. Schieſtl, H. Salze- moos, Rheintaler, ihre ganze Kunſt, ihr be⸗ gnadetes Schaffen in den Dienſt eines großen Geſchehens ſtellten; Weihnacht, Geburt des hl. Chriſt.— Die gemeinſam geſungenen Weihnachts- lieder zeigten wie tief die Gemütswerte geweckt waren, daß ſie inneres Erleben bildeten. Herr Sauer ließ ſich mit einem Violinſolo, und der einheimiſche Künſtler J. Müller mit einem Violaſolo hören. Beide boten in muſikaliſcher Auffaſſung und Einfühlung künſtleriſch Wert- volles. Der Beifall war beſonders herzlich und verdient. Herr Beller war allen Soliſten ein feinfühliger Begleiter am Klavier. Dann brachte das Orcheſter mit dem„Nibelungenmarſch“ nach Motiven aus R. Wagners„Ring der Nibe— lungen“ den Abſchluß dieſer ſo feierlichen Ver- anſtaltung, die tief im Glauben verwurzelt, zu ernſter, weihevoller, künſtleriſcher Höhe empor— ſtrebte. I elunben der sb An alle Blockwarte! Zum letztenmale weiſe ich darauf hin, daß die geſamten Mitgliederbeiträge, ſoweit ſie kaſſiert ſind, bis Samstag, den 30. Dezember nachmittags 3 Uhr abge⸗ rechnet ſein müſſen. Wer kein Verzeichnis der Rückſtände zuſam⸗ men mit einer Endabrechnung abliefert, wird von mir dem Kreis gemeldet werden müſſen. Heil Hitler! gez. Schweigert Kaſſenwart. Wochenplan der Sport⸗ Vereinigung Amieitia 09 e. V. Donnerstag 7 Uhr: Hallentraining für ſämtl. Aktive, beſonders 1. und 2. Fußballmann⸗ ſchaft im Vereinsheim auf dem Waldſport⸗ platz. Der Vorſtand. Rechnungs- formulare liefert ſchnellſtens der Verlag dieſes Blattes. Amtlicher Teil Bekanntmachung. Betr.: Gründung einer Milchabſatzgenoſſenſchaft. Die Milcherzeuger(Kuhhalter) in der Ge⸗ meinde Viernheim werden hiermit zur Gründung einer Milchabſatzgenoſſenſchaft auf Freitag, den 29. Dezember 1933, abends 8 Uhr in das Gaſthaus„Zum goldenen Engel“ eingeladen. Erſcheinen ſämtlicher Pflicht. Viernheim, den 27. Dezember 1933 Heſſ. Bürgermeiſterei: Der Ortsbauernführer: In komm. Vertr. Roos. Bechtel. Bekanntmachung. Betr.: Feldbereinigung Viernheim. In der Zeit vom 29. Dezember 1933 bis einſchließlich 6. Januar 1934 liegen auf der Bürgermeiſterei zu Viernheim 1) 15 Abſchätzungshandriſſe und zwar: Flur 3 Abt. B 12 A 13 A 14 B, C, D 15 A 16 A u. B 17 D u. E 18 D 70 19* B, C U. D 2) Beſchluß über die Feſtſetzung der Bodenklaſſen für die landwirtſchaftliche Bodenabſchätzung, 3) Protokoll über die Geländeſtellung der Kraft- fahrbahn, 4) Verzeichnis über die Abſchätzung des ange⸗ ſchnittenen Spargelgeländes, 5) Verzeichnis über die Abſchätzung der in die Kraftfahrbahn fallenden Obſtbäume zur Einſicht der Beteiligten offen. Einwendungen hiergegen ſind bei Vermei- dung des Ausſchluſſes während der Offenlegungs⸗ zeit ſchriftlich und mit Gründen verſehen bei der Bürgermeiſterei Viernheim einzureichen. Darmſtadt, den 20. Dezember 1933. Der Heſſiſche Feldbereinigungskommiſſar Schnittſpahn, Oberregierungsrat. Bekanntmachung Betr.: Enthebung von Neujahrsgratulationen. Auch in dieſem Jahre werden wieder Karten zur Enthebung von Neujahrsgratulationen gegen Entrichtung von wenigſtens 2.— RM. ausge⸗ geben. Die Namen derjenigen Perſonen, die von dieſer Entrichtung Gebrauch machen, werden in den hieſigen Zeitungen am 31. ds. Mts. veröffentlicht. Wir bitten um rege Beteiligung, da der Erlös der Winterhilfe zugeführt wird. Schluß der Einzeichnung Samstag, vormittags 10 Uhr. Viernheim, den 28. Dezember 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. In komm. Vertretung: Bechtel. Bekanntmachung. Betr.: Steuerſprechtag des Finanzamts Heppen- heim. Der nächſte Sprechtag des Finanzamts wird am Donnerstag, den 4. Januar 1934 auf dem hieſigen Rathaus ſtattfinden. Diejenigen Steuerpflichtigen, die an dieſem Tage vorſprechen wollen, müſſen ſich bis ſpäteſtens Dienstag, den 2. Jau. 1934, vormittags 11 Uhr bei uns, Zimmer Nr. 21, melden und genau an- geben, in welcher Sache die Beſprechung mit dem Finanzamt gewünſcht wird. Später Anmeldende können auf Erledigung ihrer Steuerangelegenheit an dem betr. Sprech— tag nicht rechnen. Viernheim, den 27. Dezember 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim In komm. Vertretung: Bechtel. Milcherzeuger iſt Bekanntmachung. Betreffend: Verbot von Abgabe von Feuer⸗ werkskörpern. Im Hinblick auf den bevorſtehenden Jahres- wechſel machen wir auf die Vorſchrift der Ver⸗ ordnung, den Verkehr mit Sprengſtoffen betreffend vom 21. September 1905, beſonders auf 8 26 dieſer Verordnung aufmerkſam. Hiernach iſt die Abgabe von Sprengſtoffen an Perſonen, von welchen ein Mißbrauch zu befürchten iſt, beſon⸗ ders an Peſonen unter 16 Jahren, verboten. Dies gilt beſonders auch von ſolchen Feuer⸗ werkskörpern, mit deren Verwendung eine er⸗ hebliche Gefahr für Perſonen oder Eigentum verbunden iſt— Kanonenſchläger, Fröſche, Schwärmer und dergleichen. Zuwiderhandlungen ſind nach 8 36 der genannten Verordnung ſtrafbar. Wir haben unſere Beamten angewiefen die Beachtung dieſer Vorſchriften ſtreng zu über- wachen und bei Uebertretungen Strafanzeigen zu erſtatten. Viernheim, den 27. Dezember 1933. Heſſiſches Polizeiamt Viernheim. J. V. Kühne. Entführte und Entführer Liebesgeſchichten enden vor Gericht. Ftankfurt a. M., 28. Dez. Vor Gericht ſtand der 24jährige ungariſche Muſiker Kirn⸗ lay, ein hübſcher, flotter Menſch, dem ſein gutes Ausſehen und einnehmendes Weſen zum Verhängnis geworden iſt. Er iſt angeklagt der Entführung und der Verführung einer Min⸗ derjährigen.. Der erſte Fall lag vier Jahre zurück. Der Angeklagte pumpte ſich 50 Mark und begab ſich mit einem Mädchen ins Fuldaer Land. Bald war das Geld ausgegeben und die Reiſe ins Blaue konnte nicht fortgeſetzt werden. Fie⸗ berkrank lag das Mädchen im Hotel. Ihr Beſchützer benachrichtigte den Vater, der die Tochter wieder nach Hauſe holte. Der zweite Fall betraf ein Mädchen, das das 16. Lebensjahr noch nicht vollendet hatte. Das junge Ding wollte vom Vater fort. Es flüchtete durchs Fenſter und wurde von einem Freund des Angeklagten zu einem verabrede⸗ ten Treffpunkt geleitet. Dann fuhr der An⸗ geklagte mit dem Mädchen in einen Taunus⸗ ort. Im Taunus knüpften ſich die Bande enger und intimer. Das Gericht verurteilte den Angeklagten wegen Entführung und Verführung zu neun Monaten Gefängnis. Der Staatsanwalt hatt: ein Jahr Gefängnis beantragt. Mürkte und Vörſen Vom 27. Dezember. (Ohne Gewähr.) Berliner Deviſenkurſe. 1 Pfund Sterling 13,67; 1 Dollar 2,66; 100 holl. Gulden 168,38; 100 Belga 58,29; 100 Lire 21,95; 100 franz. Francs 16,40: 100 Schweizer Franken 80,92; 100 öſterr. Schilling 48,05. Maunheimer Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 121 Ochſen, 95 Bullen, 257 Kühe, 244 Färſen, 522 Kälber, 29 Schafe, 1346 Schweine. Preiſe: Ochſen 30 bis 82, 23 bis 25, 26 bis 29, 23 bis 25; Bullen 28 bis 30, 24 bis 27, 22 bis 24; Kühe 26 bis 29, 22 bis 25, 17 bis 20, 12 bis 163 Färſen 30 bis 36, 26 bis 29, 23 bis 25; Kälber—, 42 bis 45, 37 bis 40, 30 bis 36, 22 bis 28; Schafe 22 bis 27; Schweine 51 bis 53, 51 bis 53, 50 bis 52,—,—, 44 bis 49.— Marktverlauf: Großvieh mit⸗ tel, geräumt; Kälber und Schweine lebhaft, geräumt.— Der nächſte Markt findet am 3. Januar ſtatt. Mannheimer Pferdemarkt. Dem Pferdemarkt waren 81 Arbeits- und 25 Schlachtpferde zugeführt. Es erzielten pro Stück: Arbeitspferde 300 bis 900, Schlacht— pferde 25 bis 120 Rm. — Vergeſſen Sie nicht Ihren Gäſten, Kunden, Verwandten, Freunden und Bekannten beim Jahres- wechſel zu gratulieren.— Am einfachſten und billigſten iſt ein Glückwunſch in der Zeitung.— Denken Sie daran, daß auch Ihr Name und Firma im Glückwunſchanzeiger der Sylveſter⸗Ausgabe zu leſen iſt.