gamypſlied Heſſen⸗Naſſau. Es brach uns an ein neuer Morgen, Erwachtes Volk, von Neid umdroht! Sind allen nicht dieſelben Sorgen? Umſchließt uns nicht die gleiche Not? Uns hat der Führer neu geeint. So ſtehet auf, Tretet ein In das Glied! Die Rettung lag in unſrer Kraft. Wir fühlen neu den Geiſt der Ahnen, Wir ſind aus Fieberſchlaf erwacht. Was geſtern galt, iſt heut vergangen, Jetzt fort mit allem, was uns trennt. Viel falſche Lehren hielt gefangen Manch Herz, das ſich nach Brot geſehnt. Doch unſer Morgen bricht nun an. So ſtehet auf, Tretet ein In das Glied! Was falſch war, konnten wir vernichten, Daß ein beſſeres Deutſchland nun ſei. So ſtehet auf, Tretet ein In das Glied! Verräter, gebt die Straße frei. Das braune Heer iſt nicht zu halten, Es zwang noch ſtets den Sieg herbei! Einſt graut ein Tag, wo wir marſchieren. Im Frührot wird die Fahn entrollt. Durch Saatengrün und Reih'n zu Vieren Brauſt Sturm um blonder Häupter Gold. Und alle eint das gleiche Blut. So bleibt erwacht, Tretet ein In das Glied! Geballt die Fauſt am Fahnenſchaft, So bricht das Volk der tauſend Siege Mit Blutes Kraft des Goldes Macht. (Dem Reichsſtatthalter Gauleiter Pg. Sprenger gew.) Bitte ausſchneiden! Gemeinſames Lied zur Weih⸗ nachtsfeier der N. S. D. A. P., Ortsgruppe Viernheim, am Samstag, den 6. Januar 1934. Lokales Viernheim, 4. * Als neuer Beigeordneter wurde der ſeitherige Gemeinderat und ſtellvertretende Ortsgruppenführer, Herr Robert Schweigert, Januar durch das Heſſ. Staatsminiſterium in ſein Amt eingeſetzt. Herr Schweigert tritt an Stelle des wegen Wegzug zurückgetretenen Beigeordneten Herrn Carl Brügel. Wir beglückwünſchen Herrn Schweigert zu dieſer ehrenvollen Berufung und wünſchen ihm in ſeiner Tätigkeit vollen Erfolg. * Perſonalien. Mit Wirkung vom 1. Januar 1934 wurde Herr Polizeiverwaltungs⸗ oberſekretär Oskar Kraus beim Polizeiamt in Viernheim zum Polizeiverwaltungsſekretär er⸗ nannt.— Herr Oberpoſtſchaffner Bickel beim Poſtamt in Viernheim tritt ab 1. Januar 1934 in den wohlverdienten Ruheſtand. * Carneval 1934. Die Regierungs- präſidenten des Rheinlandes gaben ihre Zu- ſicherung den Carneval in dieſem Jahre nach dem Muſter der Vorkriegszeit wieder aufleben zu laſſen. Auch in Mannheim und Umgebung wurde den Carnevalsgeſellſchaften die größtmög⸗ lichſte Unterſtützung von Seiten der höchſten Be⸗ hörden zugeſagt. Bei dem Gratulationsmarſch der Ranzen- und Prinzengarde am Neujahrstag in Mannheim verſprach der Landeskommiſſar von Baden ebenfalls weitgehendſte Unterſtützung. Die Carnevalsgeſellſchaft Viernheim rüſtet be⸗ reits ebenfalls für die kommende Saiſon. Es ſoll wiederum eine großartige Fremdenſitzung hier vom Stapel laufen, die benachbarten Car⸗ nevalsgeſellſchaften haben bereits ihre Zuſicher⸗ ung zur Mitwirkung gegeben. Auch die beliebte Viernheimer Faſtnachtszeitung wird in den näch⸗ ſten Tagen in Druck gehen und allerhand Wiſſens⸗ wertes in witziger Form zum Beſten geben. Das Transportauto für die Freiw. Sanitätskolonne vom Noten Kreuz in Viernheim. Geſtern Abend erfolgte im Spritzenhaus des Rathauſes die feierliche Uebergabe des von der Sanitätskolonne vom Roten Kreuz in raſt⸗ loſer Tätigkeit und Liebe zur guten Sache ſelbſt umgebauten Sanitätsautos, das in ſeiner nun- mehrigen Aufmachung, ein vorbildlicher Kranken- transportwagen darſtellt, der ſich zum Nutzen und Frommen beim Transport unſerer Kranken und Verunglückten auswirken wird. Herr Prov. Inſpektor Dr. Simmet, Birkenau, der Beauf— tragte des Heſſ. Landesverbandes vom Roten Kreuz, gratulierte in einer kurzen, markanten Anſprache der ſtrebſamen Kolonne zu ihrer Er— rungenſchaft auf die ſie in jeder Beziehung ſtolz ſein kann. Bei dieſer Gelegenheit habe er auch den ehrenvollen Auftrag, einige Mitglieder der Kolonne für 25jährige treue Dienſtzeit auszu⸗ zeichnen. 25 Jahre ſind eine geraume Zeit. 1 Hochachtung vor dieſen Männern, die ihrem Ideal treu geblieben ſind. Den Jungen ſollen ſie ein Vorbild ſein, aktive und tätige Mitglie⸗ der zu ſein, die regelmäßig und pünktlich zur Stelle ſind, wenn ſie gerufen werden. Mit dem Ehrenzeichen am rotweißen Band für 25jährige Tätigkeit wurden ausgezeichnet: Herr Mich. Beikert, Ehrenkolonnenführer Herr Adam Schmitt 1. Herr Michael Wunder Herr Georg Babylon Herr Nik. Kühlwein Herr Cornelius Kirchner, inakt. Mitglied ferner der Kolonnenarzt Herr Dr. med. Günther. Für gjährige aktive Dienſtzeit erhielt Herr Kolonnenführer Franz Winkler und Herr Adam Brechtel eine Auszeichnungslitze. Der Kolonne herzlichen Glückwunſch zu ihrer ausgezeichneten Stamm⸗Mannſchaft. Auszeichung verpflichtet und ſo war das Schlußwort des Herrn Dr. Simmet ein flammender Aufruf, weiterzuarbeiten und mitzuwirken im Sinne des Wahlſpruchs:„Alle⸗ zeit hilfsbereit.“— Herr Bürgermeiſter Bechtel ſprach aufrichtige Worte der Anerkennung für die Kolonne, gratulierte ihr, daß endlich ihr Wunſch, einen eigenen Krankentrausportwagen zu beſitzen in Erfüllung gegangen ſei und übermittelte den Ausgezeichneten ſeinen Glückwunſch zur erhal- tenen wohlverdienten Ehrung. Herr Ehrenkolonnen⸗ führer Beikert, der auch die Grußworte an die Kolonne und die erſchienenen Gäſte gerichtet hatte, ſagte im Namen der Geehrten herzlichen Dank und verſicherte auch weiterhin Treue und Aufopferung. Herr Ogruf Franzke verwies auf das gute Zuſammenwirken der Kolonne mit der Partei und ſicherte auch weiterhin Förder⸗ ung der Kolonne zu. Sein Glückwunſch galt den Ausgezeichneten. Bei Beſichtigung des Trans- portautos konnte man ſehen, daß die Kolonne mit großer Begeiſterung hier etwas Vorbildliches ge- leiſtet hat, worauf ſie mit Recht ſtolz ſein kann. Aus einem Privatauto wurde dieſer ſchöne Krankenwagen, in welchem zwei Verletzte und die Begleitung Platzfindet, geſchaffen. Der Wa- gen wiegt 52 Zentner. Zwei Fahrer ſtehen zur Verfügung. Der ſtrebſamen Kolonne zu ihrem Trans- portwagen auch unſere beſten Wünſche und den ſo ehrenvoll Ausgezeichneten unſeren herzlichen Glückwunſch. BCC Gedenket der hungernden Vögel! Neues aus aller Weit Eine Lokomotive fährt durch eine Mauer. Beim Rangieren zweier Lokomotiven im Lo⸗ komotivhaus des Bahnhofes Oberſtdorf kam eine Maſchine in Fahrt und rannte eine 50 Zentimeter ſtarke Mauer ein, dann blieb ſie im Schnee ſtecken. Durch einen Zufall wurde der Pfeiler, der das Dach mitträgt, nicht mitgeriſſen, ſo daß ein Einſturz des Daches glücklicherweiſe nicht erfolgte. Verhängnisvoller Scherz. Vor einiger Zeit leiſteten ſich in einer Wirtſchaft in Wildenſtein(Bayern) mehrere Gäſte den Scherz, unter dem Stuhl, auf dem der 57 Jahre alte Landwirt Johann Hummel ſaß, Streichhölzer anzuzünden. Die Kleider Hummels, die mit Harz beſchmiert waren, fingen ſofort Feuer. Als die Gäſte ſich be⸗ mühten, die Flammen zu erſticken, wurde der Hund des Wirtes durch den. entſtandenen Lärm aufgeſchreckt, er ſtürzte ſich auf Hum⸗ mel und brachte ihm Bißwunden bei. Spä⸗ ter ſtellte ſich eine Infektion ein, die den Tod des Mannes zur Folge hatte. Küchenboden ſtürzt in den Keller. In Venwegen bei Aachen gab der Fußboden einer Küche plötzlich nach und ſtürzte in den Keller, wobei die ſich im Raume aufhalten⸗ den Perſonen ſowie die Möbelſtücke mit in die Tiefe geriſſen wurden. Ein Mädchen trug durch die aus dem Ofen herausfallende Feu⸗ erung erhebliche Brandwunden davon. Die übrigen Perſonen kamen wie durch ein Wunder ohne Verletzungen davon. Poſtraub. Ein eigenartiger Poſtraub wurde im Poſtamt der Gemeinde Kundl (Tirol) verübt. Das Poſtamt befindet ſich in einem Gaſthaus. Während dort die Syl⸗ veſterfeier abgehalten wurde, erbrachen bis⸗ her unbekannte Täter den Amtsraum des Poſtamtes und raubten daraus einen Be⸗ trag von 15 971 Schilling. Schwere Autobusunfäue. Zwiſchen St. Etienne und Firminy ſtießen in der Nacht zwei Autobuſſe zuſammen. Alle 15 Inſaſſen wurden verletzt, einige von ihnen lebensgefährlich. Ein weiteres Autobusun⸗ glück, bei dem acht Perſonen zum Teil ſehr ſchwer verletzt wurden, ereignete ſich in der Nähe von Autun. Ein vollbeſetzter Auto⸗ bus geriet durch Glatteis ins Rutſchen und fuhr in voller Fahrt gegen eine Mauer. Ausbruch von Gefangenen. Neun Inſaſ⸗ ſen des Strafgefängniſſes in Coimbra (Portugal) ſind aus dem Gefängnis ausge- drochen. Sie durchbrachen den Fußboden ihrer Zelle, ließen ſich vier Meter herab und öffneten die Schlöſſer von vier Türen ge⸗ waltſam. Nachdem ſie dann noch eine Mau- er durchbrochen hatten, gelangten ſie ins Freie. N. S. D. A. ortsgrunne Viernheim Am Samstag, den 6. Jannar abends den„Ereiſchützſälen“ Weihnachtsfeier verbunden mit Fahnenweihe, unter Anweſenheit des Herrn Miniſterialrats Ringshauſen-Darmſtadt. Wir laden hierzu unſere Mitglieder nebſt Angehörigen ſowie die Vorſtände der uns befreundeten Vereine frdl. ein. Als Unkoſtenbeitrag werden pro Perſon 20 erhoben. N. S. D. A. P. Ortsgruppe Viernheim gez. Franzke. Zwangs⸗ verſteigerung. Morgen Freitag, den 5. Jan. 1934 verſteigere ich in Viernheim teilweiſe im Verſteigerungslokal und teilweiſe an Ort und Stelle öffentlich, zwangsweiſe, meiſtbietend gegen Barzahlung: Mobilien, Einrichtungs- und Ge⸗ brauchsgegenſtände aller Art da⸗ runter insbeſondere 1 Kleiderſchrank, 1 Büffet, 1 Kredenz, 1 Schreibtiſch, 1 Bücher⸗ ſchrank,! Tiſch mit 6 Leder- ſtühlen, 1 Sofa mit Umbau, 1 Trummeaux⸗Spiegel, 1 Speiſe⸗ zimmer⸗Einrichtung, 1 Standuhr, 1 Piano, 1 Blumenkrippe, 1 Nähmaſchine, 1 Kaſtenwagen, 1 Kraſtwagen, 1 Partie Damen⸗ ſchuhe, Laſchenſchuhe, Leder- und Filzpantoffel u.a. Zuſammenkunft der Steiglieb⸗ haber nachm. 2 Uhr im Gaſthaus N 8 Uhr in Die Kinderbeſcheerung findet am gleichen Tage nach⸗ Bei dieſer Feier wird gebeten, daß mittags halb 4 Uhr ſtatt. mit jedem Kind nur eine Begleitperſon erſcheint. zum Pflug, Weinheimerſtraße. Lampertheim, 4. Jan. 1934. Köhler, Gerichtsvollzieher in Lampertheim Im Einverſtändnis mit dem Ortsgruppen⸗ leiter lade ich Sämtliche, die ſich an der drUndung eines Meiersturms beteiligen wollen heute Donnerstag abend halb 9 Uhr in die„Burg Windeck“ zu einer Besprechung Reinhard. Werlang Fische Int, wird alt! peute Donners⸗- N e tag u. morgen n hHreitag Seefri⸗ 8 5 5 ſcher Cabliau, 7 0 und Filet zum Tagespreis.— Ferner Apfelwein Liter 25 Pfg. Johann Lang., Jlerander g. 1 Gebetzeiten derjüd. Gemeinde 6. Januar Sch mos 19. Tewes Sabatt⸗Anfang 4.30 Uhr „ Morgen 8,30 Uhr „ Nachm. 3,30„ „ Abend 5.30„ Wochentag⸗Abend 6,00„ „ Morgen 7,00„ 4 N eee N ide . Bekanntmachung. Betr.: Den Gewerbebetrieb der Schauſpielunter⸗ nehmer; hier: die Aufführungen der Vereine. Die häufig wiederkehrenden Anträge von Vereinen und Geſellſchaften auf Erlaubnisertei⸗ lung für Theater⸗Operettenaufführungen und ähn⸗ liche Veranſtaltungen veranlaßt uns, darauf hin⸗ zuweiſen, daß Vereine zum Theaterſpielen der Genehmigung nach§S 32 der Gewerbeordnung bedürfen, wenn ſie die Aufführungen gewerbs⸗ mäßig betreiben. Gewerbsmäßigkeit liegt immer daan vor, wenn die Einnahmen der betreffenden Veranſtaltungen die Ausgaben überſteigen. Da; bei ſpielt es keine Rolle, daß der Ueberſchuß für Vereinszwecke allgemeiner Natur oder für Wohl⸗ tätigkeits einrichtungen des Vereins oder anderer Art Verwendung finden ſoll. Mit Rückſicht hierauf haben wir Anweiſung erhalten, künftig jedem Verein im Laufe eines Kalenderjahres die polizeiliche Erlaubnis für nur eine Vorſtellung der gedachten Art zu erteilen. Wiederholte Anträge werden von uns zurückge⸗ wieſen. Viernheim, den 3. Januar 1934. Heſſiſches Polizeiamt Viernheim. Junges, kinderloſes Ehepaar ſucht 2 Ammer und Auene in gutem Hauſe evtl. mit trockenem Arbeitsraum. Offerte unter R 105 an den Verlag dieſes Bl. erbeten. Fracht⸗ Aale; brieſe Il. erhältlich im Verlag dieſes J vorrätig in der Exp. ds. Blattes Milchabſatz⸗Genoſſenſchaft s zen Die neuanzuſchaffenden Milchkannen u. Geräte müſſen von der Firma Ahlhorn, Hildesheim oder Fabrikat Geißweit ſein, müſſen mit Namen verſehen ſein und können von den hieſigen Händlern be⸗ zogen werden. Die vorſchriftsmäßigen Seitücher beſorgt die Genoſſenſchaft. Roo Ss. Sofortige Anſchaffung iſt Pflicht. Hofmann. Vereins⸗Anzeiger Geſangverein„Sängerbund.“ Zur 1. Sing⸗ ſtunde im neuen Jahr am Freitag abend bitte ich alle Sänger um ihr Erſcheinen. D. Vorſ. Klub der Gemütlichen. Samstag abend Mit⸗ gliederverſammlung im Lokal. Der Führer. D. J. K. Viernheim. Freitag abend 8 Uhr in der Sporthalle Eltern⸗Abend, wozu alle Eltern und Angehörige unſerer Schüler herzlichſt ein⸗ geladen ſind. Die Sportleitung. 1 leeres un Aaahulalur- Anme e zu vermieten zu haben im Jahnstr. 9 Mohnung 2u mleten gesucht. 2 Ammer und Rüeche möglichſt in Dorfmitte zum 1. Februar Schnell verkauft ſchnell vermietet ſchnell bekannt gemacht iſt alles, was die große Oeffentlichkeit wiſſen ſoll.— Der einfachſte, billigſte und beſte Wegweiſer hierzu iſt das Zeitungs ⸗ Inſerat! Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt: 274 Stück Verkauft: 236 Stück Milchſchweine das Stück 5— 11 Mk. Läufer das Stück von 15—27 Mk. Verlag ds. Bl. gut. Angebote an die Geſchftsſt. d. Ztg. Unmer Alle Druckarbeiten und Küche zu vermieten. . 5 Handwerk, Industrie, Vereine, Private 9 schnell und billig Heute und morgen Freitag ſeefriſcher Mau h. rat. sowie fllei bei J. V. Kühne Hügelſtraße 12. Adolf Hitlerstrage 36 Buchdruckerei Johann Martin Telefon 117 Marktverlauf (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feier B Sprei t täg mit Ausnah 1 Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1240 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illustrierten onntag„ halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Aelteſte Tageszeitung am Platze— Erfolgreiches Inſertionsorgan Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Fr e a are Vic im.. Nr. 21577 Frankfurt am Main, Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. D. A. 1980 2 Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg, Samstags-Ausgabe 10 Pfg. Nummer 4 Anzeigenpreiſe: (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Die 12geſpaltene Millimeter-Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor— mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Freitag, den 5. Januar 1934 51. Jahrgang Die Wirtſchaftswoche Um 10 Milliarden höhere Amſätze.— Bele⸗ bung der Weltwirkſchaft.— Der Erfolg in Deutſchland.— Aufgaben im neuen Jahr? Der Jahreswechſel gab Veranlaſſung, ſo⸗ wohl die Ergebniſſe des verfloſſenen, als auch die Aufgaben des neuen Jahres zu beleuch— ten. Das iſt auch in bezug auf die deutſche Wirtſchaft der Fall, wo das Erreichte und das Erſtrebenswerte in Zahlen ausgedrückt werden können. Von den verſchiedenſten Seiten und mit den verſchiedenſten Blick— richtungen und Einſtellungen werden ſolche Betrachtungen in dieſen erſten Tagen des Jahres 1934 angeſtellt. Bemerkenswert iſt da vor allem ein Rückblick und Ausblick des bekannten, initiativfreudigen und tatkräfti— gen Staatsſekretärs im Reichsfinanzminiſte⸗ rium, Reinhardt. Er weiſt darauf hin, daß die Umſätze in der deutſchen Volkswirt⸗— ſchaft im Kalenderjahr 1933 um mindeſtens 1 0 Milliarden Mark geſtiegen ſeien. Fünf Milliarden davon ſtellten neue Volkseinkommen dar. Im Jahr 1934 würden die Umſätze in der deutſchen Volkswirtſchaft wahrſcheinlich um weitere 12 bis 14 Milliarden und das Volkseinkommen um weitere 6 bis 7 Milliarden Mark ſtei⸗ gen. Die Folge dieſer Entwicklung werde ſein, daß die Arbeitsloſenziffer im Laufe des Jahres 1934 wahrſcheinlich um weitere 2 Millionen ſinken und das Auf⸗ kommen an Steuern, Abgaben und Sozial— verſicherungsbeiträgen im Jahre 1934 zu noch weſentlich höheren Ziffern ſteigen wer— de als 1933. Die Geſamtausſichten für das Jahr 1934 ſeien denkbar gün⸗ ſtei g. Die ſoziale, wirtſchaftliche und finan⸗ zielle Geſundung werde im Jahre 1934 noch weſentlich größeren Umfang erreichen als im Jahre 1933. Die Hauptſache werde ſein, daß alle Volksgenoſſen im Rahmen der von der Reichsregierung aufgegebenen Richtlinien nach wie vor unentwegt ihre Pflicht tun. Die freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit hat Ende Dezember 100 Millionen Mark überſchritten. Die Zahl der bis Ende Dezember gewährten Ehe⸗ ſtandsdarlehen beträgt 150 000. Die Nachfrage nach Eheſtandsdarlehen iſt nach wie vor außerordentlich groß. Im Jahr 1934 ſollen 200 000 bis 250 000 Eheſtandsdarle⸗ hen gewährt werden. Einen guten Ueberblick über die nationale und die Weltwirtſchaft gibt die Reichskre⸗ ditgeſellſchaft in ihrem Jahresbericht. In eingehender Weiſe werden die Geſtaltung von Produktion und Abſatz, die Verhältniſſe auf dem Arbeitsmarkt, Preis- und Einkom⸗ mensentwicklung, und die Verhältniſſe auf dem Kapital⸗ und Geldmarkt behandelt. Die Ergebniſſe der Unterſuchung werden in ei⸗ nem Ausblick zuſammengefaßt, in dem feſt⸗ geſtellt wird, daß die Weltwirtſchaft in ihren wichtigſten Teilen im Verlaufe des Jahres 1933 die wirtſchaftliche Stagna⸗ tion überwunden hat. In zahlreichen Ländern, ſo heißt es weiter, iſt an die Stelle der auf tiefem Niveau verharrenden Depreſ⸗ ſion von Mitte 1933 eine eindeutige Be⸗ lebung getreten; insbeſondere gilt dies neben Deutſchland für England einſchließ⸗ lich der Länder des Pfundblockes, für die Vereinigten Staaten und für Japan. Die Ueberwindung der Wirtſchaftserſtarrung war nur möglich auf der Grundlage einer ſtark aktivierten ſtaatlichen Wirtſchaftspoli⸗ tik. Je nach der Lage und Struktur der ein⸗ zelnen Länder iſt dieſe Aktivität verſchieden intenſiv und den nationalwirtſchaftlichen Vorausſetzungen jeweils angepaßt geweſen. Ein gemeinſamer Grundzug kennzeichnet je⸗ doch— und dies in ſcharfem Unterſchied zu früheren Weltkonjunkturbewegungen— die Maßnahmen faſt aller Länder. Mehr oder 1 Je ausgesprochen haben ſich alle gro⸗ ßen Induſtrieländer zunächſt auf die eige⸗ nen nationalen Kräfte und die der angeſchloſſenen Gebiete zurückgezogen und fürs orſte bewußt die internationalen Wirt- Berlin, 5. Januar. Nach einem vorläufigen Jahresrück⸗ blick der Deutſchen Reichsbahn wird das Jahr 1933 vorausſichtlich mit dem gleichen Ergebnis wie das Vorjahr abſchlie— ßen, während in den Jahren 1930 bis 1932 regelmäßig ein beträchtlicher Einnahmerück— gang zu verzeichnen war. Die Betriebsleiſtungen der Reichsbahn ſind infolge der Wirkſchaftsbelebung 1933 bereits höher geweſen als im Vor- jahr, die Einnahmeentwicklung hat damit jedoch nicht Schritt gehalten, weil die Beförderungs⸗ leiſtungen aus ſozialen Gründen und zur Unterſtützung der Regierungsmaßnahmen in erheblichem Umfange frachtfrei oder zu er⸗ 9 Frachtſätzen ausgeführt worden Erſt im Jahr 1934 wird mit einem der Verkehrsbelebung enkſprechenden An- ſtieg der Einnahmen gerechnet werden können. Die Geſamteinnahmen des Berichts— jahres werden etwa dreiviertel der Einnah— men des Jahres 1931 von 3849 Millionen Mark erreichen. Verblieben die Geſamtein— nahmen etwa auf dem Stande des Vorjah— res, ſo glitten die Einnahmen aus dem Perſonen⸗ und Gepäckverkehr ge⸗ genüber 1932 um 7 v. H. auf vorausſichtlich 840 Millionen Mark(i. V. 901 Millionen Mark) ab. Im Güterverkehr iſt ſeit 1929 erſtmalig eine Einnahmeſteigerung ein— getreten. Gegenüber dem Jahre 1932 ergibt ſich eine Zunahme um rund 3 v. H. innenmarktes zurückgeſtellt. In keinem Land der Welt iſt jedoch die Wirtſchaft in ſtärkere Belebung geraten als in Deutſchland. Auch derjenige, der ſewohnt iſt, die wirtſchaftlichen Zuſammen⸗ Je ganz nüchtern zu betrachten und ſich ohne jedes Pathos über die wirtſchaftlichen Verhältniſſe auszuſprechen, muß die ſichtba⸗ ren und zahlenmäßig meßbaren wirtſchaft⸗ lichen Erfolge der Reichspolitik feſtſtellen. Die Aufgabe des Jahres 1934 iſt daher weniger eine wirtſchaftspolitiſche Aufgabe, die der Regierung geſtellt iſt, ſondern eine wirtſchaftliche Aufgabe, die dem deutſchen Volke und ins⸗ beſondere dem deutſchen Unternehmertum geſtellt iſt. Es kommt nunmehr darauf an, daß die ſo erfreulich entwickelte Initiative und Riſikobereitſchaft des deutſchen Unter⸗ nehmertums in den kommenden Monaten anhält, wächſt und dadurch neue Impulſe auch für die nicht unmittelbar an der Füh⸗ rung der wirtſchaftlichen Dinge Beteiligten ſchafft. Daß das Letzte keine mechaniſch⸗ma⸗ terielle Angelegenheit iſt, ſondern eine Fra⸗ ge des Geiſtes, der den Einzelnen beherrſcht, hat der Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Schmitt klar und verſtändlich geſagt. Es iſt ihm beizupflichten, daß auch in der Wirt⸗ ſchaft die Inſtitutionen, das, was ſie ſind, immer nur durch die Menſchen ſind, die ſie tragen, und daß infolgedeſſen eine dem Ganzen dienende Entwicklung der Wirtſchaft, ſelbſt wenn ſie weiteſtgehend von der Initia⸗ tive des Unternehmertums im engeren Sinne abhängt oder gerade weil ſie davon ab⸗ hängt, wertvolle Ergebniſſe nur dann zei⸗ tigt, wenn der Geiſt geſund iſt, von dem die Initiative ausgeht. Wir erwarten vom Reichsbahn und Arbeitsbeſchaffung „Die Reichsbahn mußte eine Erhöhung ihre 15 Ausgaben in Kauf nehmen, wenn ſie die Maßnahmen der Reichsreqie— rung zur Bekämpfung der Arbeitsleſigkeit tatkräftig unterſtützen wollte. Alle: Voraus⸗ ſicht nach wird ſich infolgedeſſen der wichtigste Ausgabepoſten, der Perſonalauf⸗ wand, der etwa 70 o. H der Geſamteue— gaben ausmacht, entſprechend oem Anwach— ſen des durchſchnittlichen Jahreskopfſtandes auf etwa 603 000 Mang erhöhen. Die Reichs— bahn führte zunächſt zu Beginn des Jahres das im Vorjahr in Angr'ff genommene zu— ſätzliche Arbeitsbeſchaffungsprogramm von 280 Millionen Mark in vollem Umfange durch und erweiterte es ſpäter auf insgeſamt 336 Millionen Mark. Nach dem Siege der nationalſozialiſtiſchen Bewegung wurde ein neues zuſätzliches Pro- gramm von 560 Millionen Mark aufgeſtellt, das zum größeren Teil auf 1934 entfällt. Um im Winker 1933—1934 der Arbeitsloſig- keit erfolgreich zu begegnen, wird ein beſon⸗ deres Vinterhilfsprogramm zuſätzlicher Ar- beiten von 25 Millionen Mark durchgeführt. g Für zuſätzliche Arbeiten im Jahre 1934 ſind noch weitere 40 Millionen Mark vorgeſehen. Der Geſamtbetrag des zuſätzlichen Arbeits- beſchaffungsprogramms 1933—1934 beläuft ſich ſomit auf 625 Millionen Mark. Für 1934 ſind im ganzen ebenſo wie 1933 rund 1.4 Milliarden Mark für Arbeitsbeſchaffun⸗ gen vorgeſehen. Der Bericht behandelt ferner den Bau der neuen Reichsautobahnen, der mit den Mit⸗ 10 110 Reichsbahn gefördert und finanziert wird. ſchaftsbeziehungen hinter die Belebung des Jahre 1934 für die Wirtſchaft kein Wunder, ſondern wir erwarten mit einer gewiſſen Selbſtverſtändlichkeit, daß ſie im Zeichen der Stabilität der ſtaatlichen Verhältniſſe auf der Grundlage einer genügend weit fortge— ſchrittenen bilanzmäßigen Konſolidierung die privatwirtſchaftlichen Forderungen des Tages erfüllt. Schon durch die Sicherheit hinſichtlich der Stabilität der Regierung und Berlin, 5. Januar. Der Reichsminiſter des Innern hat über die Einführung des deutſchen Grußes bei allen Bevölkerungs- kreiſen an den Deutſchen Indu⸗ ſtrie⸗ und Handelstag ein Schreiben gerichtet, in dem er einleitend darauf hin⸗ weiſt, daß über die Art der Ausführung des deutſchen Grußes für die Beamten, Angeſtell— ten und Arbeiter des Reiches erläuternde Beſtimmungen bereits bekanntgegeben und daß die Landesregierungen, ſowie die Hauptverwaltung der Deutſchen Reichsbahn⸗ geſellſchaft und des Reichsbamkdirektoriums gebeten worden ſind, für ihren Geſchäftsbe⸗ reich gleiche Anordnungen zu treffen. Den deutſchen Gruß als Ausdruck der inneren Geſchloſſenheit der Nakion bei allen ftreiſen des deutſchen Volkes einzu · führen, ſei eine Aufgabe der Volksauf⸗ klärung. Der Miniſter ſei überzeugt, daß die gro⸗ Ben Verbände und Organiſasonen der Wirt- Der Abſchluß der Reichsbahn Höhere Vetriebsleiſtungen im Jahre 1933— Die Entwicklung der Finanzen und des Verkehrs— Die Reichsbahn als Wirtſchaftsbarometer Die Vetriebsrechnung Die Ausgaben der Betriebsrech— nung werden ſich 1933 vorausſichtlich auf etwas über 3000 Millionen Mark belaufen. Die Reichsbahn wird ihre ganze Sorge dar— auf richten müſſen, wenigſtens einen buch⸗ mäßigen Rechnungsausgleich für 1933 zu finden. Im Geſchäftsjahr 1933 ſind keine neuen Anleihen begeben worden. Die Eingänge an Steuergutſcheinen von rund 181 Millionen Mark dienen zur teilweiſen Deckung des zuſätzlichen Arbeitsbeſchaffungs⸗ programmes. Die Reichsbahn hatte ein⸗ ſchließlich eines Betrages an das Reich von jährlich 70 Millionen Mark Ende 1933 an politiſchen Laſten im ganzen 472 Mil⸗ lionen Mark, das ſind rund 16 v. H. der Be⸗ triebseinnahmen, zu tragen. Günſtige Verkehrsentwicklung Im Geſamtperſonenverkehr werden nach den bis anfangs November vor⸗ liegenden Ziffern die Einnahmen aus dem Perſonen⸗ und Gepäckverkehr 92,5 v. H., die Zahl der beförderten Perſonen 93,5 v. H. und die Zahl der geleiſteten Perſonenkilometer 96,0 v. H. der Ergebniſſe von 1932 aus⸗ machen. Die Entwicklung des Güterverkehrs bie⸗ let zum erſtenmale ſeit 1929 ein erfreu⸗ licheres Bild. Die Tagesleiſtung an Jug⸗ kilometern aller Gükerzüge iſt gegenüber dem Vorjahre um 3,9 v. 9. geſtiegen. Im Jahre 1932 betrug die Kopfzahl des Perſonalſtandes 600 595; ſie wird für das Jahr 1933 vorausſichtlich auf durch ſchnittlich 602 619 ſteigen. Im Laufe des Geſchäftsjahres wurden rund 62 000 Zeitar⸗ beiter und rund 7500 Werkſtättenarbeiter neu eingeſtellt. damit des wirtſchafts- und finanzpolitiſchen Kurſes wurde für die Wirtſchaft ungeheuer viel gewonnen. Selbſt ohne die zuſätzliche Wirkung der allgemeinen Begeiſterung für die Aufbauarbeit zu berückſichtigen, iſt die Gewißheit der Stabilität der Reichsgewalt ein wirtſchaftspolitiſches Faktum von gar nicht zu unterſchätzender Bedeutung. — Für den deutſchen Gruß Ein bemerlenswerter Erlaß des Reichsinnenminiſters ſchaft ihre Mitwirkung zur Erreichung dieſes Zieles nicht verſagen würden und es ſer zu begrüßen, wenn ſich dieſe Verbände und Or⸗ ganiſationen für die Ausführung des Gru— ßes der für die Reichsbehörden getroffenen Regelung anſchließen würden. Hierbei ver— weiſt der Reichsminiſter des Innern auf eine Bekanntmachung des Stellvertreters des Führers vom 3. November vorigen Jahres, in der es u. a. heißt: Demgemäß wird aus⸗ drücklich jede Anwendung kleinlicher Schi⸗ kanen unterſagt. Dies bezieht ſich auch auf den Verſuch, bei der Hiſſung von Fahnen oder bei der Anwendung des deutſchen Jru⸗ ßes außerhalb amtlicher Veranſtaltungen. gegenüber Nichtparteigenoſſen einen Druck auszuüben. Der Tag wird kommen, an dem jeder Deutſche es als ſelbſtverſtändliche Ehrensache anſieht, ausſchließlich den deukſchen Gruß zu verwenden. Der Tag wird umſo früher kom- men, je weniger in der Oeffenklichkeit der Eindruck enkſteht, daß der Gruß aufgezwun⸗ gen werden ſoll.— b Sozialdemokratiſcher Verrat Zuſammenarbeit der Sozialdemokratie des Sgargebiets mit der Regierungskommiſſion. Saarbrücken, 5. Januar. Die„Volksſtimme“ des SPD. ⸗Führers Max Braun hatte in letzter Zeit ſcharf gegen das Sammeln von Unterſchriften zur Abſtim⸗ mung durch die Einwohner des Saargebietes gehetzt. Die Regierungskommiſſion hat ſich daraufhin beeilt, ihre berüchtigten„Verord⸗ nungen“ am 22. Dezember um eine weitere zu vermehren, in der den Saarländern das Sammeln von Unterſchriften zur Abſtimmung glatt verboten wird. Dieſe„Verordnung“ muß bis zum 10. Januar verabſchiedet ſein. Die „Volksſtimme“ hat ſich am 29. Dezember über den deutſchen Film vom Stuttgarter Turnfeſt entrüſtet. Eine Stunde nach Er⸗ ſcheinen dieſer Nummer des ſozialdemokrati⸗ ſchen Hetzblattes war ſchon das Verbot des Filmes für das Saargebiet erreicht. In Sulz bach(Saar) verurteilte der Schnellrichter nach den neuen Aufnahmeverordnungen der Regie⸗ rungskommiſſton einen Kaufmann zu 1000 Franken Geldſtrafe, weil er verſehentlich ein Parteiabzeichen der RS DAP. im Schaufenſter liegen gelaſſen hatte. Die Regierungskommiſſion des Völlerbundes in Saarbrücken ſcheint eben keinen anderen Ehr⸗ geiz zu kennen als das gehorſame Werkzeug der Sozialdemokraten und der Franzoſen zu ſein. Es kann nicht wundernehmen, wenn ſich unter dieſen Umſtänden die deutſche Saarbe⸗ völkerung nach einer anderen, einer deutſchen Regierung ſehnt. Um die deulſche Buttereinfuhr Noch kein Einfuhrkontingent für 1934. Berlin, 5. Januar. Durch die Preſſe gingen in den letzten Ta⸗ gen Meldungen, wonach die Buttereinfuhr für das Jahr 1934 auf 35000 Tonnen bemeſſen werden ſolle. Dieſe Meldungen ſind in dieſer Form nicht richtig. Nachdem bekanntlich im vergangenen Jahr eine Marktordnung geſchaf— fen worden iſt, die die Einfuhr von Butter nach Deutſchland nicht etwa nach dem bisheri— gen Kontingentſyſtem feſtlegt, ſondern nach den Bedürfniſſen des deutſchen Marktes geſtaltet, können im Augenblick gar keine Jiffern darüber gegeben werden, wie hoch die Buttereinfuhr im Jahre 1934 ſich geſtalten wird. Sollte ſich ergeben, daß durch die Auswir⸗ kungen der Arbeitsſchlacht un nächſten Jahre, alſo dadurch, daß ein erheblicher Teil der heute Arbeitsloſen wieder in die Arbeit zurückge⸗ führt wied, eine erhebliche Steigerung des Butterkonſums eintritt, ſo iſt es ſelbſtverſtänd⸗ lich, daß zur Deckung des deutſchen Butterbe⸗ darfs auch Butter eingeführt werden muß, dies beſonders dann, wenn die deutſche But⸗ tererzeugung mit dieſer Arbeitsſteigerung nicht ſtandhalten ſollte. Andererſeits würde ſelbſt⸗ verſtändlich, wenn die Buttererzeugung in Deutſchland ſelbſt ſteigen ſollte, eine Verrin⸗ gerung der Buttereinfuhr eintreten. Politiſches Allerlei München. Reichsminiſter Dr. Göbbels ſtattete dem Reichsſtatthalter, Ritter v. Epp, dem bayeriſchen Miniſterpräſidenten Siebert, ſowie den Staatsminiſtern Eſſer und Wagner Beſuche ab, in denen reſſortmäßige Fragen eingehend beſprochen wurden. London. Die neuen franzöſiſchen Ein⸗ Ap b e haben in England un⸗ liebſame Aeberraſchung hervorgerufen. Die bri⸗ tiſche Handelskammer in Parts hat bereits erklärt, daß die Wirkung chaotiſch ſein werde. Kattowitz. Auf drei Kohlengruben im Dom⸗ browaer⸗Revier ſind die Belegſchaften, etwa 3000 Arbeiter, in einen Proteſtſtreik ge⸗ treten. Der Einſpruch der Arbeiter richtet ſich gegen das neue polniſche Verſicherungs⸗ geſetz. Tagung der Kriegsopfer Ein Gaſt aus Frankreich. München, 5. Januar. Vertreter der Kriegsopfer aus dem gan— zen Reich waren zur erſten Reichstagung der nationalſozialiſtiſchen Kriegsopferverſorgung in München verſammelt. Reichsführer Oberlindober ſprach über die Bedeu— tung der Kriegsopfer und ihre Stellung im Reiche Adolf Hitlers ſowie über die große und bedeutſame Rolle des Frontſoldaten bei der Erringung und Erhaltung des wirklichen Friedens. Oberlindober gab ſeiner beſonderen Freude und Genugtuung darüber Ausdruck, einen Angehörigen der franzöſiſchen Kriegsopfer⸗ verbände Herrn R. E. Rufenacht-Le Havre begrüßen zu können und in ihm einen fran⸗ zöſiſchen Kameraden wieder zu treffen, der ihm einſt bei Fleury gegenüber lag. Ober lindober betonke, wie ſehr Frontſoldaten und Kriegsopfer einander würdigten und bat Herrn Kufenacht den Geiſt, den er hier ken⸗ nenlerne, hinüber zu kragen zu den Gegnern von ehedem. In ſeiner Erwiderung erklärte Herr Ru⸗ fenacht, wenn die Männer der Front ihren Willen und ihre Kraft auf die Wiedergene⸗ ſung Europas richteten, dann werde Europa wieder geſunden. Nieſendeſizit in AA Sorgen des amerikaniſchen Jinanzminiſters. Waſhington, 5. Januar. Der Jahresbericht des Fin anzmint⸗ ſters über das Ende Juni 1933 abgelau⸗ fene Etatsjahr weiſt(alle folgende Zahlen in Millionen Dollar) an Einnahmen 2079 Mil⸗ lionen Dollar und an Ausgaben 5143 Mil⸗ lionen Dollar auf. Der Stand der öffentlichen Schuld beträgt 22 538 Millionen Dollar, d. 10 Millionen Dollar mehr als im Vor⸗ jahr. Das Etatjahr 1934—1935 dürfte nach der Schätzung des Finanzminiſters das bisher für unglaublich gehaltene Defizit von 6630 Millionen Dollar erreichen und die Verſchul⸗ dung der amerikaniſchen Bundesverwar⸗ kung auf insgeſamt 28 680 Millionen Dollar ſteigern. An Kriegsſchulden würden von den Alli⸗ ierten im letzten Etatsjahr 110 Millionen Dollar, teilweiſe in Silber, eingenommen. Von Deutſchland gingen lediglich Verzugs⸗ zinſen auf die Juni 1930 vertagten Abzah⸗ lungen auf die Konten der Mixedelaims und der Beſatzungsarmee ein. Die Zolleinnah⸗ men ſind im Berichtsjahr auf 251 Millionen Dollar gegenüber 602 Millionen Dollar im Jahre 1929 zurückgegangen. Das unruhige Spanien Revolutionäre Arbeitsfront? Madrid, 5. Januar. Madrider Blätter melden, die ſoziali⸗ ſtiſche Gewerkſchaft in Spanlen ſei mit den Gewerkſchaften der Syndikaliſten und der Anarchiſten übereingekommen, ſich zur revolutionären Arbeitsfront zuſammenzuſchließen. Ihr Ziel ſei die ge⸗ meinſame Erkämpfung der Macht im Staate zur Durchführung der ſozialen Revolution. Wenn dieſe Meldung richtig iſt, zu welcher Annahme das beharrliche Schweigen und die Geheimniskrämereien im Madrider ſoziali— ſtiſchen Hauptquartier berechtigen, dann be⸗ deutet dieſe Maßnahme die reſtloſe Kapitula⸗ tion der ſpaniſchen Sozialdemokratie vor der Linken, die ſie bisher ſcharf bekämpft hat und 115 baldiges Aufgehen im Anarcho⸗Syndika⸗ ismus Damit wird jedoch die politiſche Lage im Lande außzerordenklich ernſt und man wird nicht fehlgehen, wenn man die weikere Auf⸗ rechterhalktung des Alarmzuſtandes in Spa⸗ nien durch die Regierung auf dieſe Erkenni⸗ nis zurückführt. Raubltaaten⸗Blüne Eine Verdächtigung des deutſchen Friedens ⸗ willens. Reval, 5. Januar. Nach finniſchen und eſtniſchen Blättermel⸗ dungen haben Rußland und Polen ſich nach Helſingfors und Reval gewandt, mit dem Vorſchlag, die Selbſtändigkeit der beiden Staaten zu garantieren, falls die Unabhän⸗ gigkeit einer der beiden Staaten von irgend einer Seite bedroht werde. Insbeſondere von Finnland ſei eine beſchleunigte Antwort auf dieſen Vorſchlag verlangt worden. So⸗ wohl die finniſche wie die eſtniſche Regierung lehnten jedoch einen ſolchen Vorſchlag ab. Meldungen über ein polniſch⸗ruſſiſches Sicherheitsſyſtem in den Randſtaaten mit der Spitze gegen angeblich deutſche Pläne werden auch durch den Londoner„Daily He— rald“ verbreitet. Dazu wird von Stelle gemeldet: Der Inhalt der Meldungen dürfte den Abſichten maßgebender Kreiſe in Ruß- land und Polen enkſprechen. Trotz der wiederholten Erklärungen des Herrn Reichskanzlers und ſonſtiger maßgebender Stellen der Reichspolitik werden immer wie⸗ der dieſelben fadenſcheinigen Vor⸗ wände zum Anlaß genommen, um die friedliebende Politik Deutſchlands zu ver— dächtigen. ö Deutſche Tagesſchau Deutſch-franzöſiſches Jugendkreffen. Das fünfte deutſch-franzöſiſche Jugendtreffen wurde in Berlin mit einem ſchlichten Frühſtück im nationalſozia⸗ liſtiſchen Klub von 1929, zu dem die Reichs⸗ jugendführung eingeladen hatte, eröffnet. Die franzöſiſche Jugend iſt durch Angehörige aller politiſchen Gruppen vertreten. Sie ſteht unter Führung von Bertrand de Jouveneille. Obergebietsführer Nabersberg richtete herz⸗ liche Begrüßungsworte an die Gäſte. Beteiligung der Franzoſen am Keitturnſer in Berlin. Zu dem vom 26. Januar bis zum 4. Fe⸗ bruar anläßlich der Grünen Woche in Berlin ſtattfindenden Internationalen Reittur⸗ nier ſind u. a. auch die Franzoſen eingeladen worden, Der franzöſiſche Kriegs⸗ miniſter hat eine Abordnung franzöſt⸗ ſcher Offiziere beauftragt, an dem Ber⸗ liner Internationalen Reitturnier teilzu— nehmen., unterrichteter Berliner Keine Hoffnung auf Nettung Das Grubenunglück in Böhmen— die Klopfzeichen haben aufgehört Feuer und Giftgaſe in den Schächten Brüx, 5. Januar. Die Arbeiten zur Rettung der 116 in den, Nelſon⸗Schächten im nordböhmiſchen Grubenrevier noch eingeſchloſſenen Bergleute werden mit größtem Eifer fortgeſetzt, geſtalten ſich aber ſehr ſchwierig. 16 Tote konnten bis jetzt geborgen werden. Klopfzeichen der Eingeſchloſſenen ſind nicht mehr zu hören, Die Ausſichten auf eine Ber⸗ gung der Eingeſchloſſenen ſind ſehr gering, weil die rieſigen Slichflammen eine große Hitze entfalten. Alle Zugänge zum Unglücks ſchacht ſind verſchülket. Aus den Schächten ſteigen giftige Gaſe auf, von denen einige am Ausgang des Schachtes arbeitende Rek⸗ kungsmannſchaften betäubt wurden. Im Schacht 7 und 9 iſt jetzt ebenfalls Feuer aus- gebrochen. Nach einer Mitteilung des Direktors der Schachte iſt es den Rettungsmannſchaften gelungen, bis zum Füllort vorzudringen. Man habe aber nicht an den Stollen weiter vorſtoßen können, da bereits der Zugang von Trümmern und Geröll angefüllt ſei. Man ſei beſtrebt, an den Unfallort ſelbſt auf zwei Wegen zu gelangen; einmal ſei man augenblicklich dabei, die Trümmer beiſeite zu räumen, zum anderen iſt eine Rettungs⸗ mamnſchaft beauftragt worden, das verram— melte Gebiet zu umgehen. Sollte das der Rettungsmannſchaft gelingen, dann werde ſie den Abſchnitt des Stollens, der verram⸗ melt ſei, und aller Wahrſcheinlichkeit nach in Flammen ſteht, durch Ziehung einer Mauer zu iſolieren verſuchen. Die Arſache des Anglütk⸗ ſteht noch nicht feſt. Es kann ſich um eine Exploſion brennbarer Gaſe, aber auch um eine Exploſion des Dynamitlagers handeln. Die Fachleute erklären, daß im Nelſon⸗ Schacht ſchon ſeit einigen Tagen ein Gruben⸗ brand wütete, den man mit größter Mühe, aber vergeblich einzudämmen verſuchte. Die⸗ ſem Grubenbrand ſchreibt man die Exploſion e Pericht der Geretteten Die nier geretteten Arheiter haben ſich ſoweit erholt, daß ſie ihre erſten Eindrücke von der Kataſtrophe ſchildern können. Sie halten plötzlich im Schacht einen dich⸗ ken Qualm bemerkt und halten verſucht, zum Jörderſchacht zu gelangen. Als ſie aber infolge des Rauches nicht weiter konnken, kehrten ſie um. Es gelang ihnen, durch den Nokausgang des Schachkes 7 auszufahren. Das Trümmerfeld von Oſſeg Noch immer ſteigen aus den Oeffnungen des Nelſon⸗Schachts ſchwarze Rauchwolten hervor, die ganze Gegend in Giftdunſt hül⸗ lend. Wo der Förderturm einſtürzte, tür⸗ men ſich Steine, Geröll, geborſtene Eiſenſtan⸗ gen. Aus dem Chaos ragen die geſchwärz⸗ ten Reſte der Eiſenkonſtruktion des einge⸗ ſtürzten Förderturmes in den Nebel. Vor dem Zechentor haben ſich Tauſende von Men⸗ ſchen angeſammelt. In einer kleinen Zechen⸗ 19 liegen die erſten vier geborgenen Lei⸗ n 68 Deutſche unter den Opfern Wie aus Brüx gemeldet wird, wurde auf den Gruben Nelſon 7 und 8 mit der Ein⸗ mauerung begonnen, da die Gefahr beſtand, daß ſich das Jeuer, das das eingeſtürzle Holzgerüſt ergriffen hat, ausbreiten würde. Von den eingeſchloſſenen Bergleuten ſind 68 Deutſche, die anderen Tſchechen. Atem⸗ luft befindet ſich nicht mehr im Stollen, eine heruntergelaſſene Lampe erloſch ſofort. Wunderbare Rettung. Geradezu wunderbar iſt die Rettung des einen der vier mit dem Leben davongekom⸗ menen Bergleute, des Bergmanns Dalibor Sykora. Etwa in der Mitte des Schachts, noch 150 Meter unterhalb der Erdoberfläche, verließen ihn die Kräfte. Die zu Tode er⸗ ſchöpften Kameraden hätten ihn ſeinem Schickſal überlaſſen müſſen, als in demſel⸗ ben Augenblick der Umkreis eines Mannes auftauchte, der auf den Leitern des Lüf⸗ tungsſchachtes eilends herabſtieg. Der Ret⸗ ter packte den taumelnden Sykora und ſchleppte ihn mit Hilfe der anderen die Lei⸗ ter herauf bis ans Tageslicht. Es war der Bruder des Geretteten, der Bergmann Franz Sykora. In kurzen Worten: Aus dem vorläufigen Jahresrückblick der Deutſchen Reichsbahn für das Jahr 1933 geht u. a. hervor, daß die Betriebsleiſtungen der Reichsbahn infolge der Wirtſchaftsbele⸗ bung bereits höher geweſen ſind als im Jahre 1932. Der Reichsminiſter des Innern hat in einem Schreiben an den Deutſchen Induſtrie⸗ und Handelstag den Wunſch ausgeſprochen, daß die großen Wirtſchaftsverbände bei der Einführung des deutſchen Grußes als allgemeine Grußform des geſamten Volkes mitwirken ſollten. An der erſten Reichstagung der national⸗ ſozialiſtiſchen Kriegsopferorganiſation nahm auch ein Vertreter der franzöſiſchen Kriegs⸗ opferorganiſation teil. Der engliſche Außenminiſter Sir John Simon wird am heutigen Freitag von Rom abreiſen; er wird direkt nach London zurück⸗ reiſen. CCC ͤĩ³ĩ²¹ Tagung der Nod AP⸗Führer Keine Aufhebung der Mitgliederſperre. München, 5. Januar. Im Braunen Haus traten am Donnerstag unter dem Vorſitz des ſtellvertretenden Füh⸗ rers die Reichsleiter, die Amtsleiter der ober⸗ ſten Leitung der PO und die Gebietsinſpek⸗ teure zu einer Tagung zuſammen. Die Tagung begann mit einer Beſpre⸗ chung der Reichsleiter, in der neben internen Fragen der Parteileitung und Par⸗ teiorganiſation, insbeſondere auch die Aus⸗ geſtaltung des Verhältniſſes von Partei und Staat eingehend behandelt wurde. In der ſich anſchließenden gem Linſa; men Sitzung der Reichsleiter mit den Gebietsinſpekteuren und den Amtsleitern der oberſten Leitung der Pd erſtatteten die Gebietsinſpekteure Bericht über die Ent⸗ wicklung des Parteilebens in den einzelnen Gebieten des Reiches. Im weiteren Verlauf der Sitzung wurden insbeſondere behandelt die F rauen⸗ frage unter Zurückweiſung kleinlicher Ge⸗ ſichtsppunkte und das Verhältnis der NS- Frauenſchaft, weiter organiſatoriſche Probleme der Ausgeſtaltung des Ar beits⸗ dienſtes ſowie eine Reihe wichtiger par⸗ teiorganiſatoriſcher Fragen. 0 Reichs ſchatzmeiſter Schwarz keilte dabei mii, daß die letzte Million Aufnahmeankräge aus dem April v. J. bis zum 1. März 1934 ihre parteimäßige Erledigung finden werde. Mit einer Aufhebung der vorläufigen Mit⸗ gliederſperre ſei vorerſt nicht zu rechnen, da zunächſt infolge des Millionenzuwachſes eine Sichtungs⸗ und Säuberungsakkion in Aus⸗ ſicht genommen ſei. ————— Die zweite Unterredung Der Schlüſſel zur Lage. Rom, 5. Januar. Nach der zweiten Unterredung zwiſchen Muſſolini und Simon am Donnerstag wurde eine amtliche Mitteilung über den Inhalt der römiſchen Beſprechungen herausgegeben, die freilich nur in allgemeiner Form die ge⸗ meinſamen Geſichtspunkte der italieniſchen und engliſchen Regierung herausſtellt. Unter den großen politiſchen Blättern Roms iſt diesmal die„Tribuna“ an der Reihe, den inſpirierten Leitartikel zu brin⸗ gen. Ihr Direktor, Mitglied des Großen Fa⸗ ſchiſtiſchen Rates, weiſt darauf hin, daß es jetzt, wenn es zu handeln gelte, nicht mehr die Ausrede gebe: Wir gehen nach Genf, wo dann erſt recht nichts geſchah. Heute gebe es nur die Verantwortlichkeit der Regierun⸗ gen, Frankreich habe bei einer ſolchen Politik, durch die es keineswegs iſoliert würde, alles zu gewinnen. Iſoliert wäre Frankreich. wenn es ſcheinbar als Schutzherrin, in Wirk⸗ lichkeit aber als Vaſallin der Kleinen En⸗ 1 auftrete. Das ſei der Schlüſſel zur age. Auslands⸗Nundſchau Republik Andorra ſchafft ein ſtehendes Heer. Nach Meldungen aus der kleinen Repu⸗ blik Andorra ſoll der Generalrat die Schaffung eines ſtehenden Heeres beſchloſ⸗ ſen haben, an deſſen Spitze ein Oberbefehls⸗ haber, vier Offiziere und ſechs Unteroffiziere geſtellt werden ſollen. Außerdem trage man ſich mit der Abſicht, eine Bürgergarde zu ſchaffen, in der alle jungen Leute, die über die bürgerlichen Ehrenrechte verfügen, Dienſt tun ſollen. Die Angehörigen des Heeres und der Bürgergarde ſollen auf ihren Rockauf⸗ ſchlägen den Wahlſpruch tragen„Rühre mich an, wenn du es wagſt“. Dieſe Deviſe ſtammt aus dem Jahre 1819, als Andorra ſeine Unabhängigkeit erklärte. Der Sohn Gandhis aus dem Gefängnis enklaſſen. „Der Sohn Gandhis, Devidas Gandhi, iſt, wie aus Bombay gemeldet wird, nach Verbüßung ſeiner Gefängnisſtrafe freige⸗ laſſen worden. Er habe— wie verlautet— auf die weitere Beteiligung an dem Feldzug des bürgerlichen Ungehorſams verzichtet. Moderne Schatzgrüber Seltſame Zeremonien waren es, die im Mittelalter dem Schatzgräber den Nimbus beſonderer Kräfte und hohen Zaubers ga⸗ ben. Heute braucht es ihrer nicht mehr, 0 die Leiſtungen unſerer Schatzgräber, die in den Tiefen der Erde wertvollen Stoffen nachſpüren, als etwas Außergewöhnliches zu erkennen und zu achten. War es bei geringerem Bedarf zuerſt noch möglich, die Oberfläche der Mineralien und Geſteinen abzuſuchen, ſo machte der ge⸗ ſteigerte Bedarf Tiefbohrungen erforderlich. Die Tiefbohrtechnik wurde vor allem in Deutſchland entwickelt. Auf dieſer Grund⸗ lage haben dann die Amerikaner die größ⸗ ten Einzelleiſtungen erzielt. Das liegt aller⸗ dings auch daran, daß in Deutſchland die an⸗ gelegten Bohrlöcher die geologiſchen Ver⸗ hältniſſe eines Gebietes klären ſollen und im Dienſte des Bergbaues ſtehen, ſoweit das nicht mit geophyſiſchen Methoden er⸗ reicht werden konnte, die ja gerade in den letzten Jahren außerordentlich verfeinert worden ſind. In Amerika dienten die tief⸗ ſten Bohrlöcher der Suche nach Petroleum. Der Tiefenweltrekord iſt, wie R. Hundt mit⸗ teilt, dabei vor kurzem von der kaliforni— ſchen Bohrung Lillis Welſhel mit rund 3254 Metern erreicht worden. Vorher hatte Me⸗ ziko das tiefſte Bohrloch mit 3226 Metern. Kalifornien beſitzt noch eine Reihe von Boh— rungen, die eine Tiefe von über 2000 Me⸗ tern aufweiſen. Das gleiche gilt von Texas, Pittsburg und Pennſylvanien. Das tiefſte Bohrloch Deutſchlands liegt bei Czuchow in Oberſchleſien mit rund 2240 Metern. Es gibt in Deutſchland noch weitere Gruben, die über 2000 Meter tief ſind, und zahlreiche an— dere, die zwiſchen 1000 und 2000 Metern liegen. Es ſind nicht nur hervorragende techni— ſche Vorausſetzungen, die die Erreichung ſolcher Tiefen möglich machen, und natür— lich erſtklaſſiges Material, ſondern auch die Art des Geſteins iſt wichtig, das klüftig und zu hart iſt. Die Koſten einer ſolchen Bohrung ſind natürlich groß, wenn man bedenkt, daß ein Meter der Bohrung in Czuchow auf 216 Mark und ein Meter der Vohrung in Texas auf 231 Mark zu ſtehen kam. BVuntes Allerlei Römiſche Waſſerleitung enkdeckk. Daß der Boden in der Nähe der alten Römerſtadt Trier immer noch bemerkenswerte Reſte aus römiſcher Zeit enthält, bewieſen die Funde, die dieſer Tage beim Bau der Straße von dem bäuerlichen Vorort Feyen nach Maria— hof gemacht wurden. Dort ſtieß man auf eine Waſſerleitung römiſchen Urſprungs, die anſcheinend von den Höhen von Pellingen her das kleine römiſche Feſtungswerk Veſtia— cum(Feyen) mit Trinkwaſſer verſorgte. Die Leitung beſaß auch Klärbecken, wie ſolche oft bei römiſchen Waſſerverſorgungsbauten vor— gefunden werden. Beim weiteren Ausgraben entdeckte man nämlich eine ſolche Kläranlage, deren zwei Meter tiefer Schacht ganz in Schieferſtein ausgehauen war und mit einer Platte aus Sandſtein abgedeckt wurde. Der Boden des Waſſerſchachtes beſtand aus einem — ebenfalls in Sandſtein gehauenen viereckigen Trog. Die Waſſerleitung, die nach beiden Seiten, bergaufwärts und talabwärts meiter— We Zerrissenes Land nicht zu ſührte, ſcheint unterwegs durch friſches Quellwaſſer geſpeiſt worden zu ſein, da die Kläranlage mehrere Waſſerzuführungen aus dem umliegenden Gelände in Geſtalt kleiner Tonröhren aufwies. An der Stelle, wo das geklärte Waſſer in die Waſſerleitung abfloß, befand ſich ein ſiebartiger Durchlaß. Die Aus⸗ grabung zeigte erneut, mit welch großem techniſchen Verſtändnis die Römer unter voll⸗ ſtändiger Auswertung der einfachſten Mittel ihre baulichen Anlagen konſtruierten, die heute noch dem Fachnann Staunen und Be⸗ wunderung abringen können. 160 Bergleute eingeſchloſſen! Die Exploſionen in der brennenden Grube Nelſon III haben auf alle drei Abteilungen der Grube übergegriffen, die unkerirdiſch miteinander verbunden ſind. Alle Abteilun⸗ gen haben nur zwei Ausgänge, die durch die letzten Exploſionen faſt vollſtändig ver⸗ ſchültet wurden. Die Reltungsarbeiten ſind außerdem durch das andauernde Entweichen brennender und giftiger Gaſe erſchwerk. Aus dieſem Grunde konnken auch keine weiteren Leichen geborgen werden. Nach den letzten Wie wird geholfen Meldungen ſind in den vrennenden Gruven im Ganzen noch 160 Bergleute eingeſchloſſen. Es beſteht wenig Hoffnung, ſie zu rellen. Bei dem Unglück handelt es ſich um eine der größten Grubenkataſtrophen, von denen Böhmen ſeit langem betroffen worden iſt. Alle Anlagen über der Erde ſind ver⸗ nichtet. Die Fenſterſcheiben in den Häuſern der ganzen Umgebung ſind durch die Ge⸗ walt der Exploſion eingedrückt worden. Der Feuerſchein iſt weithin ſichtbar. Großreinemachen in Nevyork. Der neue Bürgermeiſter von Neuyork, La Guar⸗ dig, der anſtelle des bekannten Walker ſeine Tätigkeit jetzt aufgenommen hat, geht mit großer Energie an das Säuberungswerk in der Verwaltung. In der Neujahrsnacht hatte er den vorgeſchriehenen Eid abgelegt. Seine erſte Amtshandlung beſtand darin. daß er 10 000 unnötige Paſten aufhob, die lediglich zu gewinnſüchtigen Zwecken eingerichtet waren. berden? Die Anterbringung der Abiturienten 1934 Von unterrichteter Seite wird zu den Maß— nahmen zur Begrenzung des Hochſchulſtu— diums u. a. mitgeteilt: Heute ſteht man vor der ungeheuer wich— tigen und verantwortungsvollen Aufgabe, alle die Abiturienten, denen nach den Vor— ſchriften des Reichsinnenminiſters die Be— rechtigung zum Studium nicht gegeben wer— den darf, und das iſt mehr als die Hälfte aller Abiturienten und Abiturientinnen, in ſogenannte praktiſche Berufe unter— zubringen. Soll aus dieſer Notwendigkeit weder für den einzelnen Jugendlichen, noch für die Geſamtheit nicht nur kein Schaden, ſondern im Gegenteil möglichſt großer Nut— zen erwachſen, dann müſſen die Schwierig— keiten klar erkannt werden. Da iſt es zunächſt auch notwendig, daß die erforderlichen Hilfsmaßnahmen nicht dem Zufall überlaſſen bleiben und mehr oder we— niger planlos durchgeführt warden. Zu die— ſem Zwecke hat die Reichsanſcalt fär Arbeits— vermittlung und Arbeitsloſenverſicherung dem Reichsinnenminiſter folgenden Orga— niſationsplan unterbreitet, der die Zuſtim— mung des Miniſters gefunden hat. 1. Für die allgemeine Aufklärung über die gegenwärtigen beruflichen und wirtſchaft— lichen Verhältniſſe werden in den höheren Lehranſtalten Vorträge für die abgehende Schüler eingerichtet. Zu dieſen Veranſtal tungen ſind ganz beſonders auch die Eltern der Schüler einzuladen 2. An die allgemeine Aufklärung hat ſich eine eingehende, gründliche und ſorgſame Einzelberatung anzuſchließen. Sie muß mit der Unterbringung in eine geeignete Lehr— oder Ausbildungsſtelle abgeſchloſſen werden. 3. Soweit die Schüler nicht Oſtern 1934 in Lehr- und Ausbildungsſtellen untergebracht werden können, müſſen ſie bis zum Zeit— punkte der Vermittlung: kurſusähnlichen Veranſtaltungen zuſame und eine für die ſpätere Berufsausbildung Roman von Lisa Honroth-Loewe fenſter aus ſah, Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Bahn.“ Rechtsanwalt Lukaſchek beugte ſich tief, ſehr tief auf Gerdas Hand und ging, ohne ſich umzuſehen. An dieſe Worte Rechtsanwalt Lukaſcheks mußte Gerda immer und impier wieder denken, als am nächſten Vor— mittag der Zug ſie der Grenze zutrug. Rechtsanwalt Lukaſchek hatte ſich nicht gefürchtet; er hatte neben Frau Plüddemaun, neben Frau Dornſeld und den anderen Damen der deutſchen Kolonie geſtanden. Neben dem faſſungsloſen Herrn Franzke, der im letzten Augenblick etwas hinkend und feuerrot angerannt kam, einen Strauß aus bunten Sommerblumen, untermiſcht mit nickenden Kaiſerherzchen in der Hand haltend. Neben all denen, die Gerda das Abſchiedsgeleit ge— geben, hatte der Rechtsanwalt Lukaſchek geſtanden, als ob er dazu gehörte. Und Gerda mußte denken, wie anders der Abſchied von Rodſchinſky geweſen. Stunden um Stunden hatte ſie geſtern auf ihn ge⸗ Und als kein Wort, kein Zeichen von ihm ge— kommen, war ſie in der Dunkelheit nach dem Abendbrot von Plüddemanns fortgelaufen. Wie eine Beſinnungsloſe fortgelaufen. Nur eine letzte Scheu hatte ſie zurückgehalten, in Rodſchinſtys Wohnung hinaufzugehen, deren Fenſter erleuchtet waren. Auf einen Anruf vom Automaten aus war er heruntergekommen. Haſtig im Dunkel der Anlagen hatten ſie Abſchied genommen. Und ſie hatte ſehr wohl geſpürt, daß unter aller wilden Leidenſchaft, mit der er ihr Glut durch den Körper jagte, etwas war wie eine wartet. Sorge, eine Angſt um ſich ſelbſt. Glut. bald eine Nachricht zu gebeu. gehalten werden . eee Und ſo wußte ſie denn, daß dies hier in dieſer Stadt das letzte Wiederſehen ſein würde. Als ſie Rechtsanwalt Lukaſcheks dunklen Kopf zum letzten Male vom Abteil var ein bitterer Schmerz in ihr. Der Mann, den ſie liebte, hatte nicht den Mut gehabt, ſich in dieſer Abſchiedsſtunde zu ihr zu bekennen. Das einzige, a 28 was ſie mitnahm, war die verzehrende Sehnſucht und „Damit haben Sie recht, Fräulein Donatus, ſie würde ö 5 U a recht, D Und das haſtige Verſprechen Rodſchindſkys, ihr nichts nützen. Wenn Sie geſtatten, bin ich morgen an der Zwölftes Kapitel. Der Landgerichtsrat Böhme ſaß Gerda gegenüber und ſah mit etwas zurückhaltender Freundlichkeit in ihr Geſicht. Gerda Donatus ſah ihn wieder an. Das war ein Geſicht, wie ſie es kannte. Ein typiſches Juriſtengeſicht mit aus- gearbeiteter Stirn und einem ſkeptiſchen Munde. Hinter der zurückhaltenden Freundlichkeit war etwas Prüfendes, Wägendes. Das Geſicht, etwas bleich, wie bei allen Menſchen, deren Leben ſich zwiſchen den Wänden eines Büros oder eines Arbeitszimmers abſpielt, war ſtreng. Aber Gerda, die vom Leben genug herumgeworſen„Sie war, hatte den Gedanken: Dieſe Strenge war nur eine Abwehr gegen eigene Weichheit. Frau Plüddemann hatte ihr ja an dem letzten Abend in ihrem Hauſe etwas mehr von den Schickſalen des Bruders erzählt, an dem ſie offenbar mit großer Liebe hing. Landgerichtsrat Böhme hatte den Tod ſeiner Frau innerlich nicht überwunden. Sie war vor drei Jahren bei einem Sommeraufenthalt an der See plötzlich beim Vaden vom Herzſchlag getroffen worden. Auf ſeinen Armen hatte der Mann eine Tote an den Strand getragen. Seit dieſem Tage hatte ſich Landgerichtsrat Böhme in die Arbeit geſtürzt, wie um Zuflucht und Schutz vor ſich ſelbſt in ihr zu finden. Den Kindern hatte er immer mit einer etwas hilfloſen Liebe gegenübergeſtanden. Die ver— mittelnde Sicherheit der Frau fehlte, von deren klarem und heiterem Weſen das Bild zeugte, das Gerda als einziges auf dem Schreibtiſch dieſes Zimmers ſah. zweckmäßige und möglichst praktiſche Unter— weiſung erfahren. Zahl der Oſtern 1934 unter⸗ zubringenden Schüler macht es notwendig, mit den Organiſationen aller Berufe darüber zu verhandeln, inwieweit neue Ausbildungs⸗ wege, bei denen auf die Vorbildung und das Alter Rückſicht genommen wird, geſchaffen werden können 5. Eine beſondere berufsberateriſche Be— treuung müſſen die Abiturienten erhalten, denen die Studienberechtigung zugeſprochen werden wird N Ra 907 6. Bei der Ji Iyng 4. Die große 5 Unterbringung von Schülern im Werkhalbjahre iſt von Anfang an Verbin⸗ dung mit der Berufsberatung zu halten. Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, daß die Beratung und beſonders die Beſchaffung von Lehr- und Ausbildungsſtellen und die Unterbringung der in Frage kommenden Abiturienten umſo erfolgreicher iſt, je mehr alle dazu erforderlichen Maßnahmen einheit— lich durchgeführt werden und zwar ſo, wie es der pflichtgemäßen Aufgabe der Reichs- anſtalt entſpricht. Dad Daß die Unterbringung der Abiturienten und Abiturientinnen, denen die Berechti— gung zur Ergreifung eines akademiſchen Studiums nicht erteilt werden konnte, mit Schwierigkeiten verbunden iſt, darüber be— ſteht kein Zweifel. Dieſer Schwierigkeiten wegen die Einſchränkung der Studienberech— ligung zu unterlaſſen, wäre der Jugend und dem Volk gegenüber geradezu unverantwort— lich. Es iſt unmöglich, einen beſonders ge— ſchulten und ausgebildeten, geiſtig und kör— perlich wertvollen Teil der deutſchen Jugend einem Schickſal entgegenzuführen, das man wohl am treffendſten als geiſtige Proletari— ſierung bezeichnet hat. Wenn es möglich ge— weſen iſt, im Laufe von wenigen Monaten 2 Millionen Arbe: f unterzubringen, warum ſollte» gelingen, für eine An⸗ zahl von etwa 20000 junger Leute Lehr— und Ausbildungettellen zu finden? eee Bei der Eingliederung der Abiturienten in das Wirtſchaftsleben iſt noch mit allem Nachdruck auf eines hinzuweiſen: Die Unter⸗ bringung der Abiturienten darf nicht als eine augenblickliche caritative Hilfe angeſe⸗ hen werden. Das Ziel muß vielmehr ſein, dieſe jungen Menſchen ſo in das Wirtichafts⸗ leben einzugliedern, daß die von ihnen ver⸗ körperte Summe von Begahung eine für die Geſamtheit möglichſt erſprießliche und dau⸗ ernde Anwendung findet. Denn„ſo große Bedeutung im völktchen Staate die körper⸗ liche und geiſtige Erziehung haben wird, ebenſo wird auch die Menſchenudsleſe an lich und für ihn ſein.“ Dieſe Forderung des Führers möge die Deviſe ſein, unter der die Hilfsmaßnahmen für die Abiturienten und Abiturientinnen zon Oſtern 1934 begonnen und durchgeführt werden. Jagd und Fischerei im Januar Mit Jahresbeginn hat das Rehwild in ſämtlichen deutſchen Ländern Schonzeit. Rot⸗ und Damhirſche dürfen nur noch in Baden bis 15. Januar geſchoſſen werden, während Rot⸗ und Damtiere und Käbber mit Ausnahme Bayerns, Württembergs und Thüringens noch in allen anderen deut⸗ ſchen Ländern Schußzeit haben. Mitte Ja⸗ nuar endet faſt überall die Haſenjagd. Wild⸗ muß namentlich bei gänſe und Wildenten können faſt noch über⸗ all erlegt werden, doch geben bei letzteren einige Länder, wie Preußen, Anhalt, Braunſchweig, im Januar nur die Erpel frei. Sauen rauſchen noch, ſind dabei beſon⸗ ders wanderluſtig und erſcheinen daher oft in Revieren, wo ſie ſonſt nicht vorkommen. Die weiter zunehmende Vereiſung der Gewäſſer macht den Entenfall und die Pirſch an den wenigen offenen Stellen immer loh— nender. Die Linderung der Not des Wildes iſt im Januar die vornehmlichſte Aufgabe des Weidmanns. Eine zielbewußte Fütterung verharſchtem Schiee dafür ſorgen, daß die Lücken, die jeder ſtrenge Winter in den Wildſtand reißt, nicht zu groß werden. Der Jagdſchutz muß ſich beſonders den Futterplätzen und den am meiſten begangenen Wechſeln zuwenden; denn gerade in der Notzeit bilden in unbe⸗ aufſichtigten Revieren Schlingenſteller und wildernde Hunde eine ernſte Gefahr. Im Laufe des Januar beginnt die Ranz⸗ zeit des Fuchſes und das Sprengen aus dem Bau ſowie Riegeljagden liefern dern eifrigen Raubwildjäger noch manchen guten Balg aufs Spannbrett. Der Huchen wird in großen Flüſſen jetzt mit der Spinnangel gefangen. Die Bac⸗ ſorellen genießen noch geſetzliche Schon: Dagegen ſind Lachſe, Seeforelle und B ſaibling ſowie alle Renkenarten mit de Januar dem Fang freigegeben. Die R laicht noch. 1 7 8 Wiſſen Lie das? Auf je 100 jüdiſche Ehen kommen 169 Kinder; dagegen auf 100 evangeliſche Ehen 195 und auf 100 katholiſche Ehen 275 Kinder. 0 Ein Blitz durchläuft ſeine Bahn mit einer Geſchwindigkeit von 180 Kilometer in der Sekunde. 0 Der vierte Teil aller von der Reichsbahn Gerda hatte auch ſchon die Kinder geſehen. Mädchen vierzehn-, der Junge zwölfjährig, hatten mit feindſeliger Neugierde die neue Hausgenoſſin gemuſtert— Gerdas freundliche Fragen waren ſo knapp beantwortet worden, daß ſie fühlte, hier war Reſerve. aber ebenſogut in Feindſeligkeit umſchlagen konnte. Kleinſte, ein blondes, rundes, pummeliges Geſchöpfchen zu dem der Name Dorli herrlich paßte, war mit einen: transportierten Güter ſind Steinkohlen. 3 Reſerve, 1 unbefangenen, ſtrahlenden Lächeln auf das Schokoladen— paketchen zugeſtürzt, das Tante Plüddemann Gerda zue man ſehen; im haben Donatus?“ A 10 „Id. „Alſo Donatus. wollen...“ Menſchen. Einführung mitgegeben hatte. gerichtsrat!“ Ge Mit dem Jungen mußte allgemeinen war es Gerda gerade mit Knaben immer gut geglückt. „Ja, alſo Fräulein Donatus, meine Schweſter hat mir ſo warm von Ihnen geſchrieben— wenn wir es nun mit— einander verſuchen wollen?“ „Wenn Sie es wiit mir verſuchen wollen, Herr Laud— da uh ihn offen und vertrauensvoll au. „Ich wäre glücklich, wenn ich...“ Sie ſchwieg. In die etwas wärmerer Schein. müden grauen Augen Böhmes kam ein viel Schweres durchgemacht, Fräulein Es lag Dankbarkeit, aber auch Scheu in dieſem knappen, Wort. Böhme ſtand auf und gab Gerda die Haud. willkommen in Wenn Sie ſich jetzt Ihr Zimmer zeigen laſſen meinem Hauſe, Fräulein Landgerichtsrat Böhme ſah Gerda nach, wie ſie zum, Zimmer hinaufging. fallen. Es paßte zu dieſem blonden, zuſammengeſchloſſenen Eine andere Frau hätte vielleicht auf dies Zeichen der Teilnahme an ihrem Geſchick ſich zu einer langen Erzählung verleiten laſſen. Und der Landgerichts⸗ rat Böhme haßte nichts ſo ſehr, wie Gefühle vor anderen Menſchen auszubreiten. Man konnte nur leben, wenn man auch das Schwere in ſich zuſammenhielt. Dies knappe„Ja“ hatte ihm ge⸗ (Fortſetzung folg.) 141 Nachdruck verboten. Sein Geſicht hatte ſich, während ſie ſprach, ſehr ver⸗ ündert. Der weiche Zug um ſeinen Mund war verſchwun⸗ den, und Marlene ſchien ſein Geſicht hart und fremd. „Du haſt alſo, nachdem du den Dolch gefunden, an meine Schuld geglaubt und angenommen, das Vorhan⸗ denſein der Waffe würde genügen, meine Schuld feſt⸗ zuſtellen— nicht wahr?“ Sie wehrte ſich faſt heftig. a „Bewahre! Ich nahm nur an, der Dolch könne dir vielleicht gehören, und wenn auch ein anderer damit den Mord beging, beſtand doch die Gefahr, man könnte in dem Dolch eine Art Beweis für deine Schuld ſehen. Ich wußte ja ſelbſt nicht, was ich tun ſollie, und ich bin glücklich, jetzt zu wiſſen, daß der Dolch nicht dir gehört.“ Sie wollte ihn anlächeln; aber ihr Lächeln zerbrach an ſeinem zurückweiſenden, kalten Blick. Achim von Malten ſchlen im Verlauf von wenigen Minuten um Jahre älter geworden zu ſein. Auch ſeine Stimme war verändert. Es war nicht mehr dieſelbe Stimme, die noch vor kurzem zärtliche Liebesworte zu ihr geſprochen hatte. Hart und brüchig klang nun die Stimme: „Briuge doch den Mut zur Wahrheit auf! Du haſt den gefundenen Dolch verſteckt, ſtatt ihn abzugeben, wie ſich das gehört hätte, weil du mich aus irgendeinem Grund nicht mehr in Gefahr bringen und in einen zweiten Prozeß verwickelt ſehen wollteſt.“ Seine Stimme ſchien ſchärfer zu werden.„Aus welchem Grunde du das tateſt, iſt nicht beſonders wichtig. Ob es— du behaupteſt es— aus Liebe oder Mitleid geſchah, iſt gleich. Ob du den Dolch für mein Eigentum hielteſt oder nicht, iſt auch gleich. Einen derartigen Gegenſtand behält man einfach nicht; man macht ſich nicht dadurch zum Komplicen des Mörders. Und vor allem, darauf kommt ses bei uns beiden ja nur an: du warſt nicht ſicher, ob ich nicht doch der Mörder war. Du warſt nicht von meiner Schuldloſigkeit überzeugt. Nein, du warſt es nicht, ſonſt wäreſt du mit der Waffe zu mit gelaufen, ſo ſchnell, wie du nur konnteſt. Aber du ahnteſt wohl ſchon mit der richtigen Witterung, hier in dieſem Hauſe gab es Ausſichten für ein armes Mädchen. Und wozu ſich ſeloſt den Weg erſchweren? Du ſagteſt mir auch, als ich dir erklärte, nur eine Frau, die vollkommen an mich glaube, könne neben mir durchs Leben gehen, du glaubteſt an mich. Wie ein Schwur klang es, und du wußteſt doch dabei, du verbargſt den Dolch, den du für nmiein Eigentum hielteſt.“ Er war während des Sprechens etwas in ſich zu⸗ ſammengeſunken; jetzt nahm er die Schultern zurück, ſtand ſehr ſtolz und gerade da.„Ich brauchte einen Menſchen, der an mich glaubte, und fand ein Mädchen, das mich mit ſeiner Liebe belog, das mich überhaupt belog. Marlene, Den Dolch, den ich nie! bier vor den anderen höre es: vor dem heutigen Tage geſehen hatte, werde ich ſelbſt dem Gericht abliefern, da es ſich wahrſcheinlich um die lange geſuchte Mordwaffe handelt. Du aber verlaß Malt⸗ ſtein, denn ich könnte deinen Anblick nicht länger ertragen. Du haſt nir mehr Leid zugefügt, als ich durch den un⸗ erlitt.“ ſeltgen Prozeß Marlene hatte ihn mehrmals unterbrechen wollen, doch ſetn Blick hatte ſie immer wieder davon zurückgehalten. Se wollte ihm jetzt klarmachen, daß er irrte, ſie und ihr! Tun ungerecht beurteilte. Sie begann, noch ganz erſchöpft von ſeinen kalten Worteit:„Du ſiehſt ja alles falſch, Achim. Ich fand den Dolch, und da ich ſofort zu dem Schluß kam, er müſſe f die Mordiwvaffe ſein, verbarg ich ihn, nur, um dich nicht it neue Gefahr zu bringen. Wenn dir der Dolch ge— hörte—“ Et unterbrach ſie ſchroff:„Das alles haſt du mir ſchon vorhin erzählt. Darauf kommt des aber gar nicht an. Du glaubteſt nicht reſtlos an meine Schuldloſigkeit, was ich dit nicht verüble, weil du mich, als du den Dolch fandeſt, ja kaum kannteſt; aber du hielteſt ihn weiter verborgen, nachdem du meine Braut geworden warſt. Du haſt nicht einen Augenblick reſtlos an mich geglaubt; aber mein Reichtum half dir über den peinlichen Gedanten weg, vielleicht die Braut eines Mörders geworden zu ſein. Laß gut ſein, Marlene, unſere Wege müſſen ſich trennen. Ich glaubte einen treuen, wahrhaften Lebenskameraden in dir gewonnen zu haben; du aber haſt mich kleinlich be⸗ logen.“ f Er ging zur Tür. Seine Mutter folgte ihm, ſagte vittend:„Biſt du nicht zu hart, Achim? Könnte nicht alles ſo ſein, wie es Marlene darſtellt.“ Er nahm ihre Hand.„Marlene iſt unwahr. Sie war von meiner Schuldloſigkeit nicht überzeugt, belog mich alſo.“ Olga Zabrow ſtellte ſich mit blitzenden Augen vor ihn hin:„Ich kenne Marlene länger als Sie, Herr von Malten! Das aber weiß ich, es gibt keinen wahreren und aufrichtigeren Menſchen als ſie.“ Er öffnete die Tür, als hätte niemand geſprochen, und ſeine Mutter ſah Marlene mit einem Blick an, der verriet: ſie teilte im Grunde genommen des Sohnes Auffaſſung. Roberta Olbers folgte Mutter und Sohn; ſie hatte bisher tein einziges Wort geäußert. Hinter den dreien ſchloß ſich die Tür. Marlene ſtand mit ſchlaff niederhängenden Armen da. Ihr war zumute, als ſei es nun für ſie mit Glück und Freude für immer und ewig aus. Olga wollte die völlig Gebrochene tröſten. Doch ehe ſie noch ſprechen konnte, klopfte es, und Achim von Malten trat wieder ein. „Ich vergaß die Hauptſache.“ Er bückte ſich nach dem Dolch, ſteckte ihn mit einer Gebärde des Abſcheus in die Bruſttaſche ſeines Rockes und wandte ſich ſofort wieder der Tür zu. „Achim!“ Wie ein mühſam unterdrückter Schrei brach ſein Name über Marlenes Lippen. Sie hob die Arme, als wollte ſie den Mann damit feſthalten. Er wandte leicht den Kopf, warf ihr über die Schulter zu:„Wir zwei haben einander nichts mehr zu ſagen!“ Nun war er wieder gegangen, und die beiden Mädchen ſahen ſich einander mit großen, bangen Augen an. Marlene fiel ganz in ſich zuſammen, und wäre wohl zu Boden geſunken, wenn Olga Zabrow ſie nicht feſtgehalten und zu dem breiten Korbſtuhl am Fenſter geführt hätte. „Weine, Marlene, weine dich aus!“ bat Olga. Sie begriff nicht, daß Marlenes Augen ſo trocken waren. Einen Weinkrampf hätte ſie jetzt viel eher begriffen. Marlene ſchüttelte wie abweſend den Kopf, aber ihre Lippen blieben geſchloſſen. Sie war ganz durcheinander, und alles um ſie herum ſchien feſt eingebettet in graue, dichte Nebel zu ſein. Es gab keine Vergangenheit und teine Zukunft mehr, es gab nur eine ſchreckliche, unfaßbar ſchreckliche Gegenwart. Wie einen Ausſchnitt aus einem wüſten Traum, ſah ſie die Szene mit Achim jetzt vor ſich, und ihr armer Kopf kounte nicht damit fertig werden, daß der geliebte Mann das, was ſie getan, ſo völlig falſch aufgefaßt hatte. Olga Zabrow ſtrich ihr ſanft über das Haar. „Komm zu dir, Marlenelein, bitte, komm zu dir. Du weinſt nicht, aber du klagſt auch nicht, und das iſt unnatür⸗ lich. Laß gut ſein, Marlenelein, ich gehe mit dir zuſammen von hier weg. Keine Macht der Welt könnte mich hier feſthalten, wo ein törichter, verbohrter Menſch das liebſte Mädel der Welt ſo völlig verkennt. Wo ſeine Mutter genau ſo töricht und verbohrt in ſein Horn zu ſtoßen ſcheint und das Mannweib Roberta mitmarſchiert im gleichen Schritt und Tritt. Wie ein lebendig gewordenes Femegericht aus dem Mittelalter kamen mir die drei, die hier noch eben im Zimmer ſtanden, am Schluß vor, und als der Herr des Hauſes den Dolch in die Bruſttaſche ſteckte, hätte ich ihm das Schauerinſtrument am liebſten aus der Hand geriſſen und in weitem Bogen zum Fenſter hinausgeworfen—“ Sie brach ab. Bis jetzt hatte ſie mechaniſch Marlenes Haar weitergeſtreichelt; doch nun ſank ihre Hand herab, ſie ſagte erregt:„Du, Marlene, bitte, höre mir zu. Mir iſt mit einem Male, als falle eine Binde von meinen Augen. Den Dolch kenne ich ja, beſtimmt kenne ich ihn Es iſt derſelbe Dolch, von dem ich hier in der erſten Nacht wäumte. Ich erzählte dir ja den ſeltſamen Traum. Aber er war ganz nach hinten gerutſcht in meiner Erinnerung. Unbegreiflich, daß ich den Dolch nicht ſofort erkannte! Jetzt ſteht mit einem Male alles wieder deutlich vor mir. In meinem Traum reichte dir Herr von Malten den Dolch, deſſen Griff an einer Stelle eine Einbuchtung auf— wies, als fehle dort etwas.“ Marlene ſchien aus ihrer Benommenheit wieder völlig zu ſich gekommen zu ſein, ſie blickte zu Olga auf, ſchien deren Erzählung zu folgen. Olga fuhr fort:„Du ſtarrteſt mit allen Zeichen des Entſetzens auf den Dolch, und ver⸗ wahrteſt dich ſeht lebhaft dagegen, die mit künſtleriſchem Griff verſehene Waffe anzufaſſen.“ Sie hob Marlenes Kopf ein wenig.„Der Traum iſt wahr! Jedenfalls exiſtiert der myſteriöſe Traumdolch.“ Marlene holte tief Atem. „Ich kann deinen Traum noch vervollſtändigen durch den Traum, den ich in der erſten Nacht hier hatte. Ich träumte, Achim von Malten reichte mir einen Anhänger in Form eines vierblätterigen Kleeblattes, das vollſtändig mit grünen Steinchen überſät war. Alles andere war wie in deinem Traum. Ich wies das Schmuckſtück mit Wider⸗ willen zurück.“ Sie ſtand auf.„Das Seltſamſte aber an dieſen beiden Träumen iſt: das Kleeblatt, das ich im Traum geſehen habe, müßte auf die leere Stelle des Griffes paſſen, die am Dolch wirklich vorhanden iſt. Man ſieht nämlich an dem, den ich gefunden, deutlich die Umriſſe eines vier⸗ blätterigen Kleeblattes, das früher dort angebracht ge— weſen iſt.“ Sie lächelte müde und traurig.„Unſere Träume ſind ſonderbar und unbegreiflich. Den Dolch, von dem du träumteſt, ſahen wir beide, und es iſt wirklich eine leere Stelle am Griff vorhanden, wo früher eine Ver⸗ zierung in Form eines vierblätterigen Kleeblattes geſeſſen haben muß. Mit dem Dolch geht Achim von Malten nun zut Polizei, und da er ihm nicht gehört, kommt man dadurch vielleicht auf die Spur des Mörders. Ich wünſche ihm von Herzen, ſeine Unſchuld möge durch den Dolch erwieſen werden.“ Es klang alles ein bißchen ſtumpf und farblos. Die Baroneſſe nahm Marlenes Hände. „Kaum zu glauben iſt das mit unseren Eraumen, aver 9 0 Nebenſache ſind ſie jetzt. Tue mir doch, bitte, endlich den Gefallen, und rege dich ordentlich auf. Deine Ruhe fällt, mir auf die Nerven. Wirf doch irgend etwas entzwei, vielleicht die Vaſe da drüben.“ f Marlene fuhr ſich mit beiden Herzen. „Du, da drinnen tut es ſchrecklich weh! Aber weinen kann ich jetzt nicht, nicht toben— nein, Olga, das liegt mir nicht. Ich kann nur denken, nun iſt das große Glück, das ſo überwältigend mächtig und ſo wunderlieb mit einem Male da war, ſchon wieder zu Ende. Alles andere iſt unwichtig. Ich ſtehe vor einem Rätſel, weil Achim mein Verhalten nicht begreift und nun alles falſch und ſchief ſieht. Von ſeinem Standpunkt aus ſieht er eben alles, und ich bin machtlos. Hier tut es jämmerlich weh, daß ich am liebſten auf der Stelle ſterben möchte.“ Sie preßte die Hände feſt auf das Herz— in einer Weiſe, daß es ausſah, als zeige ſie dorthin. f Olga legte die Arme um Marlenes Hals. „Ich möchte am liebſten ganz laut weinen vor Kummer über dein verlorenes Glück, und vor Wut— ja, auch vor Wut über den Menſchen, der ſich ſo verſtändnislos be⸗ nommen hat. Aber damit verheule ich mir bloß die Augen und entſtelle mein Geſicht. Ich rate dir, Marlene, jetzt zu packen, damit wir hier ſobald wie möglich abſchwirren können. Unſere Zeit hier iſt vorbei.“ Marlene ſchüttelte den Kopf.„Meine Zeit iſt vorbei; aber von dir will doch niemand etwas.“ „Wer dich kränkt, kränkt mich mit“, gab Olga betont zurück,„und wenn ich im erſten beſten Nachtaſyl unter⸗ kriechen müßte, hier bliebe ich nicht mehr.“ Es klopfte. Ein Diener erſchien. „Frau von Malten bittet Fräulein Werner zu ſich.“ Er verſchwand. „Ich gehe gleich mit dir!“ entſchied Olga, und Marlene war ihr dankbar. Sie fürchtete ſich jetzt vor Achims Mutter, die ſie faſt ſo ſchnell verworfen, wie er es getan. Müde ſchritt ſie an Olgas Arm die Treppe hinunter. Bitteres Auseinandergehen! Frau von Malten ſaß in ihrem Armſtuhl, als die Freundinnen eintraten, und am Fenſter ſtand Achim, mit deſſen Gegenwart Marlene gar nicht gerechnet hatte. Er ſtand aber anſcheinend ſo teilnahmslos da, als ginge ihn gar nichts an, was man hier ſprach. Frau von Malten begann mit deutlich wahrnehmbarer Erregung:„Mein Sohn wird den hier im Schloſſe Be⸗ ſtohlenen allen Schaden erſetzen und die Polizei gar nicht von dem Diebſtahl unterrichten, denn er iſt dem Dieb dankbar. Ohne dieſen Menſchen hätte er nie etwas von dem Dolch erfahren, der vielleicht— nein, hoffentlich be— ſtimmt!— dazu dienen wird, den Mörder aufzuſpüren. Du handelteſt nicht, wie du hätteſt handeln müſſen, Marlene, und ich bedaure es ſehr. Doch es iſt unnütz, darüber zu klagen, ich nehme es wie einen Schickſalsſchlag. Und nun wollen wir ganz nüchtern reden. Hier iſt dein Gehalt für ein halbes Jahr, ich wünſche dir das Allerbeſte für die Zukunft. Heute mittag um zwei Uhr fährt ein Zug in der Richtung Dresden, der dort gleich Anſchluß nach Berlin hat. Unſer Auto kann dich rechtzeitig an die Bahn bringen.“ Marlene griff nicht nach dem ihr entgegengehaltenen Umſchlag mit dem Geld. Sie warf auch keinen Blick zu Achim von Malten hinüber, ſagte nur leiſe:„Ein Gehalt von ſechs Monaten ſteht mir nicht zu. Wenn ich um das Gehalt von vierzehn Tage bitte, geſchieht es nur, weil ich ſonſt nicht Reiſegeld genug hätte und mir ſo raſch nichts von Vater ſchicken laſſen kann.“ Frau von Malten machte eine Bewegung der Ab⸗ lehnung. „Nimm nur das Geld. Du warſt ja für ein halbes Jahr engagiert!“ Olga ſagte laut:„Und ich bitte auch um mein Gehalt für vierzehn Tage.“ Frau von Malten zog die Brauen hoch. „Wenn Sie Geld brauchen, Fräulein Zabrow, ſteht es Ihnen zur Verfügung. Im übrigen wünſche ich, daß Sie hier bleiben. Ich habe mich an Ihre angenehme Art, vor⸗ zuleſen, gewöhnt!“ Olga ſchüttelte heftig den Kopf. Ihre rotblonden Locken, die ſie nachtsüber ſorgfältig wickelte, flogen wie leuchtende Korkzieher um das ſchmale feine Geſicht. „Nein, gnädige Frau, ich kann nicht bleiben! Die Gegenwart von Menſchen könnte ich nicht ertragen, die meine liebe, gute Marlene beleidigt haben. Ihnen als Mutter nehme ich alles ja gar nicht ſo krumm, aber immerhin hätten Sie Ihrem Sohne ſchon ein bißchen Gegenpart halten dürfen. Mütter brauchen nicht jede Tor⸗ heit ihres Sohnes richtig zu finden.“ Marlene faßte nach Olgas Arm.„Bitte, ſchweige!“ Vom Fenſter her trat Achim ein wenig näher. „Sie vergreifen ſich im Ton meiner Mutter gegenüber, Baroneſſe!“ ö Olga Zabrow nickte.„Sie mögen recht haben; aber im Ton gegen Sie, Herr von Malten, würde ich mich be⸗ ſtimmt nicht vergreifen. Und damit Sie ſich davon über⸗ zeugen können, will ich Ihnen raſch erklären: Sie haben gegen Marlene gehandelt wie ein ganz kleines Krämer⸗ ſeelchen, das jenſeits jedes großen Verſtehens lebt. Statt zu begreifen, von welchen grundedlen Motiven geleitet Marlene getan hat, was ſie tat, ſpielen Sie ſich auf wie ein Dramenheld. Statt Marlene ans Herz zu ziehen und zu ſagen: Du armes Ding, wie ſchwer muß dich dein Ge⸗ heimnis belaſtet haben!— behandeln Sie die Aermſte wie eine Verbrecherin. Teufel noch mal! Ein richtiger Mann hätte alles ganz anders angeſchaut. Sie wiſſen von wahrer Liebe nicht einmal die erſten Buchſtaben des Alphabets, und Ihre Handlungsweiſe gegen Marlene iſt einfach un⸗ moraliſch. So, nun wiſſen Sie, Herr von Malten, wie ich über Sie denke, und wenn ich von hier in irgendein graues Elend hineinliefe, bliebe ich nicht hier.“(Foriſ. folgt.) Händen nach dem a von Ausbauſiedlungen 31. Dezember 1934 nachzuzahlen. Deutſche Frauen! tut Eure Pflicht! Sonntag ſpendet zum Eintopfgericht Aus der Heimat Gedenktage 5. Januar 1643 Der Phyſiker, und Aſtronom Iſaac Newton in Woolsthoecpe geboren. 1846 Der Philoſoph Rudolf Eucken in Aurich geboren. 1929 Der Philoſoph und Philolog Erich Be— cher in München geſtorben. Prot.: Simeon— Kath.: Telesphorus Sonnenaufg. 8.10 Songenunterg. 16.90 Mondunterg. 10.10 Mondaufg. 21.08 Am Abend wird man klug für den vergan— genen Tag, Doch niemals klug genug für den, der kom⸗ men mag. Friedrich Rückert. unn Der Preisſchilderzwang bleibt. Durch Notverordnungen aus dem Dezember 1931 und dem Januar 1932 war der ſogenannte Preisſchilderzwang für eine beſtimmte Kate⸗ gorie von Einzelhändlern, beſonders Lebens⸗ mittelgeſchäfte, eingeführt worden. Einige Gewerbekammern hatten ſich an den Reichs- wirtſchaftsminiſter gewandt mit der Bitte, dieſe Sonderbeſtimmungen für die erwähnte Kategorie des Einzelhandels aufzuheben. Der Reichswirtſchaftsminiſter hat dieſes Erſuchen abgelehnt und verfügt, daß es bis auf weite⸗ res beim Preisſchilderzwang verbleibe. Der Miniſter betont in ſeiner Stellungnahme, daß die Verbraucherſchaft gerade gegenwärtig Intereſſe und Bedürfnis an einer Unterrich⸗ tung über die Preiſe für Waren des tägli⸗ chen Bedarfs durch die Preisſchilder hat. e Poſtwurfſendungen. Es iſt verſuchsweiſe zugelaſſen worden, die Gebühren für Poſtwurf⸗ ſendungen durch Freiſtempler auf den Sendun⸗ gen ſelbſt zu verrechnen. Bisher war den Be⸗ ſitzern von Freiſtemplern nur geſtattet, auf der Einlieferungsliſte die Gebühren für Poſt⸗ wurfſendungen durch Freiſtempler zu ver⸗ rechnen. Nach dem neuen Verfahren kann jede einzelne Sendung einen Freiſtempel erhalten. Auf dieſe Weiſe wird den Sendungen ohne Zweifel eine größere Werbekraft gegeben wer⸗ den. Zur Unterſcheidung von anderen Poſt⸗ ſendungen müſſen freigeſtempelte Poſtwurfſen⸗ dungen in der Aufſchrift augenfällig als„Poſt⸗ wurfſendungen“ bezeichnet werden. Wichtig für Siedler Freijahre, Zinsſenkung und Stundung der i Leiſtungen. Darmſtadt, 5. Januar. Nach einer Mitteilung des Landesbauern— führers iſt zur Amſchuldung der Landwirtſchaft durch beſondere Erlaſſe und Ausführungsbe— ſtimmungen der zuſtändigen Miniſterien für die Siedler beſtimmt worden, daß alle Neu- und Anliegeſiedler im Sinne des Siedlungsgeſetzes, die in der Zeit vom 1. April 1920 bis 31. Dezember 1933 mit Hilfe von Reichs- oder Staatskrediten angeſetzt ſind, für die Zeit vom 1. Jun 1930 bis 31. De⸗ zember 1933 von allen Jahresleiſtungen für die Kredite der öffentlichen Hand befreit werden. Für das Kalenderjahr 1934 gelten für alle Siedler ſoweit ſie in der Zeit vom 1. April 1924 ab ihre Stellen übernommen haben, folgende ermäßigte Jahresleiſtungen: in Zone 2 und 3, zu denen unſere Heimat gehört, 1,75 Prozent für Neuſiedler, 2,25 Prozent für Anliegerſiedler. Inhaber und Oed⸗ landſiedlungen zahlen im Jahre 1934 nach Ablauf des ihnen zugebilligten Freijahres, früheſtens ab 1. Januar 1934, die Hälfte der vorſtehend angeſetzten Sätze. Rückſtän de aus der Zeit bis 30. Juni 1931 gelten als geſtundet und ſind bis zum Zahlungen der Siedler aus der Zeit vom 1. Juli 1931 bis 31. Dezember 1933 werden gutgebracht und zur Regelung ſonſtiger Schulden verwendet. Im Kalenderjahr 1934 wird die Jahresleiſtung der Siedler für die Zeit ab 1. Januar 1935 neu feſtgeſetzt werden. Für die Anträge ſind beſondere Vordrucke feſtgelegt. Hitler schafft Arbeit J. Darmſtadt, 5. Jan. Bewilligte Maß⸗ nahmen des Arbeitsbeſchaffungsprogramms im Rhein⸗Maingebiet: Profilerweiterung des See⸗ menbaches in der Gemeinde Düdelsheim mit 3280 Tagewerken; Vorflutregulierung des Breitenbaches im Ort und Herſtellung eines Auslaßbauwerks am Rückhaltebecken in der Gemeinde Wenings mit 700 Tagewerken; Er⸗ weiterung der Gemeindewaſſerleitung Brauns⸗ hauſen, Erneuerung der Waſſerleitung der Wandererarbeitsſtätte, Erweiterung der Kana⸗ liſation in Rotenburg, Oberſuhl und Weite⸗ rode im Kreis Rotenburg mit 6400 Tagewer⸗ den; Umbau der Kläranlage in der Stadt Gießen mit 6300 Tagewerken; Ableitung von Abwäſſern in der Kreisabdeckeret der Stadt Gießen mit 2000 Togewerken; Aufforſtungs⸗ arbeiten in der Preußiſchen Staatsförſterei Neuſtadt mit 564 Tagewerken. Billige Fahrt zur Reichshauptſtadt. Aus Anlaß der Eröffnung der Pfalz⸗Ausſtellung in Berlin wird am 19. Januar eine Geſell⸗ ſchaftsfahrt aus der Pfalz nach Berlin ver⸗ anſtaltet, an der jedermann teilnehmen kann. Die Fahrpreisermäßigung beträgt je nach der Teilnehmerzahl 33eindrittel bis 40 Prozent. Um einen Ueberblick über die Teilnehmerzahl zu gewinnen, iſt es unbedingt notwendig, daß ſich die Intereſſenten umgehend beim Pfalz⸗ werbeamt Neuſtadt a. d. H.(Telefon 2604) anmelden. Anſchlag auf Lokalzug Frankfurt a. M., 5. Jan. Die Reichs⸗ bahndirektion Frankfurt a. M. teilt mit: Am Mittwoch abend mußte kurz hinter dem Ein⸗ fahrtsſignal in den Frankfurter Lokalbahnzug ein Zug von Offenbach halten, weil zwei eiſerne Schwellen quer über den Gleiſen lagen. Da der Zug ſchon langſam fuhr, ſchob die Lokomotive die Schwellen ein Stück vor ſich her und ſtieß ſie dann zur Seite. Ein Ent⸗ gleiſen erfolgte nicht und auch Perſonen wur⸗ den nicht verletzt. Die Bahnpolizei hat mit Hunden ſofort die Spuren aufgenommen. Aus Heſſen und Naſſau Frankfurt a. M., 5. Jan.(Gefäng⸗ nis wegen Tiermißhandlung.) Im Sachſenhäuſer Landwehrweg beobachtete man am 6. November 1933, daß ein mit zwanzig Zentner Dung aus dem Klärbecken beladener aſtenwagen eingeſunken war und der Fuhr⸗ mann Richard Rathgeber ſich über zwer Stun⸗ den bemühte, das mit einem Pferd beſpannte Gefährt wieder flott zu machen. Der Gaul war abgemagert und konnte beim beſten Wil⸗ len nicht weiter, auch die Peitſchenhiebe des Fangt das Jahr mit Opfern an, daun wird es mit Segen enden! Fuhrmanns halfen nichts. Eine Frau forderte den Fuhrmann auf, die Laſt um die Hälfte zu vermindern und zweimal zu fahren, darauf wurde der Fuhrmann ausfällig gegen die Fr zu. Das Amtsgericht verurteilte den Fuhrmann wegen Tiermißhandlung zu zwei Wochen Ge⸗ fängnis. Das Delikt wurde darin erblickt, daß er dem Pferd eine zu große Laſt zumutete und es obendrein mit Peitſchenhieben trak— tierte. * Frankfurt a. M., 5. Jan.(Schatzſu⸗ cher im Mainbett.) Der niedrige Waſ⸗ ſerſtand hat wieder die Schatzſucher im Main⸗ bett ſcharenweiſe herbeigelockt. Sie haben ſchon alle mögliche, zum Teil recht wertvolle, Beute gemacht. Ein Fiſcher holte am Mainkai aus dem Mainbett eine Kaſſette mit 2000 Mark Inhalt. Der Fund dürfte zweifellos von einem Diebſtahl herrühren. Ein anderer glücklicher Schatzſucher fand am Eiſernen Steg im Schlamm eine goldene Damenuhr. Frankfurt a. M., 5. Jan.(Schaufen⸗ ſtereinbrecher weiter am Werk.) Vor einigen Tagen wurde gemeldet, daß zurzeit eine Schaufenſtereinbrecherbande ihr Unweſen treibt. Bisher haben die Einbrecher 20 Schaufenſter⸗ ſcheiben eingeſchlagen und die Auslagen be— raubt. Darmſtadt, 5. Jan.(Aus dem Ge⸗ richtsſaal.) Die Große Strafkammer ver⸗ handelte gegen zwei Landſtreicher, die nach Ausſage eines dritten, bereits verurteilten Komplizen, an einem Einbruch in ein Waſſer⸗ häuschen zwiſchen Bürſtadt und Lorſch teil— genommen haben ſollen. Das Gericht kommt jedoch zu einem Freiſpruch mangels Beweiſes und verurteilt lediglich einen wegen Bettelns zu einer Woche Haft.— Das Bezirksſchöffen— gericht verurteilte den Vertreter einer Darm— ſtädter Weinhandlung wegen Untreue und Un⸗ terſchlagung von 2300 Mark zu drei Monaten Gefängnis. Der Angeklagte war ſchon drei Jahre bei der Firma beſchäftigt und hatte ſich eines groben Vertrauensbruches ſchuldig gemacht.— Ein Aſſiſtent der Darmſdädter Hochſchule wurde zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, weil er einen Schul- und Studien— freund kurz vor deſſen Aſſeſſorenexamen bei der Prüfungskommiſſion zu verleumden und ſchlecht zu machen ſuchte Mainz, 5. Jan.(„Grüße aus A me⸗ rita“.) Ein gemeiner Betrüger iſt der vorbe⸗ ſtrafte 37jährige Küfer Friedrich Weſtermann aus Biſchweiher in der Pfalz. Jedes Jahr taucht er als„Amerikareiſender“ auf, der die angeb⸗ lichen Grüße und Wünſche von Deutſchameri⸗ kanern an die Verwandtſchaft in Deutſchland übermittelt. Ueber die Familienverhältniſſe iſt der Schwindler ſtets genau unterrichtet. Er ſchildert die Verhältniſſe in Amerika nicht ſo roſig und läßt ſich dann für die Deutſchameri⸗ kaner kleine und größere Geldbeträge, Eß⸗ und Rauchwaren aushändigen. So tauchte er im Mai und Juni vergangenen Jahres in Worms, Gimbsheim und Nordheim im Ried als„Amerikareiſender“ auf. In Worms konnn« er gefaßt und vom Bezirksſchöffengericht in fünf Fällen zu drei Jahren Zuchthaus, 100 Mark Geldſtrafe und fünf Jahren Ehrverluſt verurteilt werden. Er iſt nicht weniger als 17 Mal wegen Betrugs vorbeſtraft. Gegen das Urteil legte der Angeklagte Berufung ein, unter der Schutzbehauptung, in großer Not ge⸗ handelt zu haben. Die Berufungsinſtanz er⸗ mäßigte die Zuchthausſtrafe auf zwei Jahre. Letzte Nachrichten Mutter erſchießt ihren Sohn. Buxtehude, 5. Januar. Die Ehefrau des Schlächtermeiſters Tidemann in Lühe hat in einem Anfall von Hyſterie ihren 14jährigen Sohn durch einen Piſtolenſchuß in die Schlä⸗ fe getötet und die Waffe gegen ſich ſelbſt gerichtet. Infolge einer Ladehemmung, die ſie nicht zu beſeitigen vermochte, wurde ſie jedoch an der Ausführung des Selbſtmordes gehindert. Simon fährt direkt nach London. Der Korreſpondent der„Morningpoſt“ in Rom meldet in Beſtätigung einer ſchon in Pariſer Blättern aufgetauchten Vermutung, daß der engliſche Außenminiſter Sir John Simon ſeine Heimreiſe in Paris nicht un⸗ terbrechen, ſondern direkt nach London fahren wird, wo er Samstag früh einzutref— fen gedenkt. Furchtbare Bluttat Bromberg, 5. Januar. Eine entſetzliche Bluttat ereignete ſich in der Oberförſterei Leſche im Kreiſe Bromberg. Dort wurde der 39jährige Ar— beiter Wroblewſki plötzlich von reii⸗ giöſem Wahnſinn befallen und er⸗ ſchlug dabei ſeinen Freund, den 45jährigen Arbeiter Muſtal. Beide bewohnten in der Oberförſterei ein Zimmer. Als ſie vor dem Zubettgehen das Abendgebet ſprachen, anter— brach Wroblewſki plötzlich ſeinen Freund mit dem Bemerken, er ſpräche ſein Gebet falſch. Als Muſtal dieſer Bemerkung kein Gehör ſchenkte, ſprang Wroblewſk: plötzlich auf, er— griff einen Hammer und ſchlua dem beten— den Freunde die Schädeidecke ein. Muſtal war ſofort tot. Nach dieſer in einer Anwandlung religiö⸗- ſen Wahnſinns begangenen Tak geriet Wroblewſki vollſtändig in geiſtige Amnach⸗ kung. Er legte den Leichnam auf den Fuß- boden und nagelte hände und Füße des Er- ſchlagenen in der Lage eines Gekreuzigien an die Bretter des Fußbodens an. Durch das Klopfen wurden die Bewohner der Oberför⸗ ſterei wach. Sie drangen in das Zimmer ein und konnten erſt nach heftiger Gegenwehr den Wahnſiinnigen bändigen. Gift und Spionage Geſtändnis einer Giftmörderin. Helſingfors, 5. Januar. Man erinnert ſich, daß vor einigen Tagen der Leiter der finniſchen Patronenfabrik in Lappo, Oberſt Asplund, vergiftet wurde. Sein Dienſtmädchen, Anttilla. die ſofort verhaftet wurde. hat jetzt geſtanden, Asplund vergiftet zu haben. Die Polizei verfolgt weitere ſieben Fälle von Giftmorden oder Giftmordverſuchen an techniſchen Leitern der finniſchen Armeever⸗ waltung, die wahrſcheinlich zum größten Teil gleichfalls auf das Konto der Ankkilla kommen. Dagegen konnte noch kein beſtimm⸗ ter Zuſammenhang mit dem Pariſer Spio⸗ nagefall nachgewieſen werden, obwohl die feige auch in dieſer Richtung Spuren ver- olgt. Wieder ein Eiſenbahnunglück Paris, 5. Januar. In der Nacht ereignete ſich in der Nähe von Epinal ein Eiſenbahnunglück, bei dem 12 Soldaten mehr oder weniger ſchwer verletzt worden. Eine Lokomotive, die zwei Eiſenbahnwagen abſchleppen ſollte, in denen ſich Soldaten eines Jägerregiments befanden, fuhr ſo ſtark auf einen der beiden Wagen auf, daß er aus den Schienen ſprang und zum Teil zertrümmert wurde. 12 Sol⸗ daten erlitten dabei zum größten Teil Quetſchungen und mußten ins Militärlaza— rett übergeführt werden. Der franzöſiſche Vankkrach Angriffe auf den Kolonialminiſter. Paris, 5. Januar. Die Rieſenbetrügerei bei der Kom mu⸗ nalkreditbank von Bayonne be⸗ ſchäftigt die Pariſer Preſſe immer noch. Die Angelegenheit zieht tagtäglich weitere Kreiſe Während ſie bisher rein krimineller Natur war, wird ſie jetzt auch auf das politiſche Gebiet gezogen. Die Angriffe eines Teiles der Preſſe richten ſich beſonders gegen den Kolonialminiſter Damulier. Man macht ihm den Vorwurf, in ſeiner Eigenſchaft als Arbeitsminiſter des Kabinetts Herriot 1932 in einem Schreiben an die Sozialverſiche— rungsgeſellſchaften darauf hingewieſen zu haben, daß ein gewiſſes Intereſſe daran be⸗ ſtünde, verfügbare Gelder für den Ankauf von Bonds der ſtädtiſchen Leihhäuſer zu verwenden. Gerüchtweiſe verlautet, daß ſich der Haupt. ſchuldige im Bayonner Finanzſkandal, der Ruſſe Staviſkty, in London nach Venezuela eingeſchifft habe. Miniſterpräſident Chau⸗ temps erklärte, daß die Gerichle mit unbeug⸗ ſamer Strenge narnchon mürden Monn 100 Lire wirklich irgendwelche Perſönlichkeiten nach⸗ weislich kompromitlierf ſein ſollken, würde 10 Regierung energiſch ihre volle Pflicht er⸗ üllen. gühne für den Königsmord 14 Todesurteile. Kabul, 5. Januar. Ein Sondergericht, dem auch einige Mit⸗ glieder des afghaniſchen Kabinetts angehör⸗ ien, hat 14 Perſonen wegen Beteiligung an dem Mordanſchlag gegen Nadir Khan zum Tode verurkeill Anker den Verurkeilten be⸗ finden ſich der Vater, der Onkel und einige Freunde des Mörders Abdul fhalik, ferner ein Offizier des Heeres und ein Lehrer der Schule, wo Abdul Khalik und ſeine Mittäker ſtudiert hatten. Der König hat die Todesur⸗ teile bereits beſtätigt. Deutſcher Dampfer geſunten Rolkterdam, 5. Januar. Der deutſche Dampfer„Ceres“(660 To.) Riſt nach einem Zuſammenſtoß mit dem eng⸗ liſchen Dampfer„Sagres“ geſunken. Die Beſatzung konnte gerettet werden bis auf den erſten Steuermann, der über Bord ge⸗ ſpült wurde. Die„Sagres“, ein engliſcher Bananendampfer, ſcheint nicht ſtark beſchä⸗ digt zu ſein. Der Dampfer„Ceres“ gehörte der Neptunlinie. Flugzeug gegen Junkmaſt.— Zwei Tole. Braunſchweig, 5. Jan. Auf der Rückkehr von einem Uebungsflug ſtieß in unſichtigem Wetter ein Flugzeug der Deulſchen Ver- kehrsfliegerſchule Braunſchweig bei der Lan ⸗ dung gegen einen Funkmaſt und ſtürzle ab. Die beiden Inſaſſen, Flugzeugführer Schrö⸗ i Werkmeiſter Huhndorf wurden ge- öket. 3 Tole bei Sauerſtoffexploſion. Paris, 5. Jan. In einer Fabrik in St. Juery bei Albi in Südfrankreich explodierte eine große Sauerſtofflaſche. Durch die um⸗ herfliegenden Eiſenſplitter wurden drei Ar⸗ 9815 getötet und drei lebensgefährlich ver— etzt. Märkte und Vörſen Vom 5. Januar. (Ohne Gewähr.) Berliner Deviſenkurſe 1 Pfund Sterling 13,595; 1 Dollar 2,667; 100 holl. Gulden 168,23; 100 Belga 38,14; 22,00; 100 dän. Kronen 60,64; 100 norw. Kronen 68,28; 100 franz. Francs 16,42; 100 tſchech. Kronen 12,425; 100 Schw. Franken 81,02; 100 Peſetas 34,47 100 ſchwed. Kronen 70,08; 100 öſterr. Schilling 47,45; Reichsbankdiskont 4, Priwpatdiskont 3,875 Prozent. Frankfurter Schlachtviehmarlt. Auftrieb: Rinder 1171, darunter 359 Och⸗ ſen, 97 Bullen, 336 Kühe, 379 Färſen; außer⸗ dem 826 Kälber, 270 Schafe und 2784 Schweine. Preiſe: Ochſen 31 bis 32, 29 bis 30, 26 bis 28, 23 bis 25; Bullen 30 bis 31, 27 bis 29, 25 bis 28, 22 bis 24; Kühe 26 bis 28, 22 bis 25, 17 bis 21, 12 bis 16; Färſen 32 bis 33, 29 bis 31, 25 bis 28, 22 bis 24; Kälber 40 bis 42, 384 bis 39, 28 bis 33; Weidemaſthammel 27 bis 28; Schafe 21 bis 22, 18 bis 20; Schweine 52 bis 58, 50 bis 52, 50 bis 52, 47 bis 52, 44 bis 49. — Marktverlauf: Rinder ruhig, Ueberſtand; Kälber, Hammel und Schafe mittelmäßig, aus⸗ verkauft; Schweine rege, ſpäter abflauend, ge⸗ räumt. Mannheimer Kleinviehmarkt. Angebot: 8 Kälber, 25 Schafe, 17 Schweine nicht notiert; 378 Ferkel und 225 Läufer. Preiſe: Ferkel bis ſechs Wochen 7 bis 9, über ſechs Wochen 13 bis 18; Läufer 19 bis 20 Rm. pro Stück.— Marktverlauf: in Fer⸗ keln und Läufern mittel. Mannheimer Produkten⸗Großmarlt. Weizen inl. 20 bis 20,10 Feſtpr. Bez. 9 19,20, Bez. 10 19,40, Bez. 11 19,70; Sommer⸗ weizen 20,10 bis 20,30; Roggen inl. 17 bis 17,20, Feſtpr. Bez. 8 16,10, Bez. 9 16,40: Hafer inl. 14,75 bis 15; Sommergerſte 18, pfälz. 18 bis 18,50; Futtergerſte inl. 17,25 bis 17,50; La-Platamais m. S. 19,75 bis 20; Erdnußkuchen 16,75 bis 17; Soyaſchrot 15 bis 15,25; Rapskuchen 14,50; Palmkuchen 15,50 bis 15,75; Kokoskuchen 17,50; Seſam⸗ kuchen 17; Leinkuchen 17,25 bis 17,50; Bier⸗ treber getr. 17,75; Malzkeime 14,50; Trockep⸗ ſchnitzel 9,75 bis 10; Rohmelaſſe 8,50; Stez⸗ fenſchnitzel 11; Wieſenheu loſe 6,60 bis 77 Rotkleeheu 6,80 bis 7,20; Luzernekleeheu 7,60 bis 8,20; Roggen⸗ und Weizenſtroh, gepr. 2, geb. 1,40 bis 1,70; Hafer und Gerſteſtroh gepr. 1,80 bis 2, geb. 1,20 bis 1,40; Weizen⸗ mehl Spezial Null m. Aust. 29,40, Febr. 29,70, März 30, m. Inl. 27,90, Febr. 28,20, März 28,50; Roggenmehl nordd. 22,50 bis 23,50, ſüdd. und pfälz. 23,50 bis 24,50; Raube Haut: Penaten. Creme n Apoth. u. Drog. 30, 60,. 20