Lokale Nachrichten Die parteiamtlichen Veröffent⸗ lichungen der NSDAP., Ortsgruppe Viern⸗ heim, aller Unterformationen, der Untergliede⸗ rungen, Fachſchaften uſw. bringen wir in Zukunft an erſter Stelle des lokalen Teiles gemäß der Anordnung der Ortsgruppenleitung, zwecks beſſerer und einheitlicher Ueberſicht. Es wird dazu der nachſtehende Kopfeindruck verwendet: NS.⸗Bekanntmachungen (Parteiamtliche Veröffentlichungen der NSDAP., Ortsgr. Viernheim und der Unterformationen). Der deutſche Gruß iſt Heil Hitler! Mit dem Ausſprechen iſt auch gleichzeitig die rechte Hand zum Gruß zu erheben. Was macht das für einen Eindruck, wenn man dabei nicht die Hand aus der Hoſentaſche nimmt oder ſo ein Rudel junger Leute an der Straßenecke ſteht, einem Vorbeigehenden ſeinen Heil Hitler ⸗ Gruß erwidert und von den 10 Bengels erhebt keiner die Hand. Iſt das Euer Reſpekt vor dem deutſchen Gruß! Die Erziehung der Kinder im na⸗ tionalſozialiſtiſchen Sinne iſt ausſchließlich Auf⸗ gabe von Hitler⸗Jugend und Bund deutſcher Mädchen. Seitens des Leiters des Preſſeamts der N. S. D. A. P., Ortsgruppe Viernheim, wird hiermit im Sinne des obigen Textes die Anord⸗ nung der Ortsgruppenleitung für alle Parteige⸗ noſſen und die Mitglieder ſämtlicher Unterfor⸗ mationen, wie in dem Erlaß in der Montags- ausgabe bekanntgegeben, aufgeklärt. Die Kinder der Parteigenoſſen uſw. gehören zur Erziehung im Geiſte unſeres Führers in unſere NS ⸗Or⸗ ganiſationen, die dafür geſchaffen ſind. In dieſen Abteilungen gibt es auch Gelegenheit zu Spiel und Sport. Soll das Kind dann außerdem noch in einem anderen Verein eine ſportliche Vetäti⸗ zung haben, ſo entſcheiden darüber die Eltern des Kindes. Zuerſt aber gehört die Jugend im nationalſozialiſtiſchen Geiſte erzogen und ausge— bildet, damit ſie dermaleinſt Träger des Volkes für das Hakenkreuz werden. Den Geiſt Adolf Hitlers ſoll das Kind aus H. J. und B. D. M. hinein in die Familie tragen und dort mit ſeinem flammenden Herzen für deutſchen Sozialismus werben. Das iſt unſere Forderung an all die Männer und Frauen, die in Partei, Ge- werkſchaften, Verbänden uſw. Mitglieder ſind. Die Friſt läuft bis zum 20. Januar 1934. * Alte Leute in Viernheim. Daß es auch in Viernheim viele alte Leute gibt, das haben die Meldungen an dieſer Stelle ſchon ge⸗ zeigt. So können wir heute wieder berichten, daß unſere wohlachtbare Mitbürgerin Frau Anna Hoock geb. Winkenbach, Ludwigſtraße 36, morgen Donnerstag, den 11. Januar, ihren 80. Geburtstag feiert. Die Jubilarin erfreut ſich noch beſter Geſundheit. Sie kann noch täg⸗ lich den Gottesdienſt beſuchen. Unſeren beſten Glückwunſch! *Holz⸗Verſteigerung. Morgen Donners⸗ tag Vormittag 9 Uhr findet im„Deutſchen Kaiſer“ eine Holzverſteigerung durch das hieſige Forſtamt ſtatt. Wir machen die Intereſſenten hierauf beſonders aufmerkſam. * Jung⸗KKB. Wir verweiſen auch an dieſer Stelle, auf die heute abend in der „Vorſtadt“ ſtattfindende Verſammlung, in der der bekannte Redner H. H. Prof. Stolz, Mann⸗ heim ſprechen wird. Erſcheinen iſt Pflicht. » Einlöſung der Winterhilfsgut⸗ ſcheine über Grieß und Bohnen. Die vom Winterhilfswerk im Gebiet des Volksſtaates Heſſens ausgegebenen grünen Gutſcheine, auf die 2 Pfd. Weizengrieß und 1 Pfd. weiße Bohnen zu verausgaben ſind, werden mit RM. 0.66 vom Landesverband des Heſſiſchen Einzel⸗ handels, Darmſtadt, Ludwigsplatz 8, einge⸗ löſt. An dieſe Adreſſe ſind die Scheine geſammelt zu ſenden und zwar durch die Ortsgruppen des Verbandes. die einzelnen Geſchäfte die Scheine direkt ein. Die Beträge werden überwieſen. Kan. und Geflügelzuchtverein. Am Sonntag fand in Worms die große Gau⸗ ausſtellung ſtatt. 20 Nr. Kaninchen beteiligten ſich unter ſchwerer Konkurrenz und erhielten folgende Preiſe: 5 Ehrenpreiſe, 5 1., 4 2., 4 3. Auf zur großen Schau am Sonntag im„Kai⸗ ſerhof“ J. B. * Die Landesfilmſtelle Südweſt der NSDAP. Frankfurt am Main, Bürgerſtraße 9—11, erſucht auf Anordnung der Reichsfilm- kammer alle Perſonen, Geſellſchaften, Vereine, Stiftungen, Körperſchaften, Anſtalten, Wander⸗ vorführer, Filmvortragsreiſende und ſolche Firmen, die Werbefilme vorführen, zwecks Anmeldung zur Reichs vereinigung Deutſcher Lichtſpielſtellen ihre Anſchrift ſo fort bekanntzugeben und Anmelde- formulare anzufordern. Im Auftrag der Reichs⸗ leitung: Knies, Kreisfilmwart. Sitzung des Gemeinderats am 9. Januar 1934. Zur erſten Sitzung im neuen Jahre waren die Ratsmitglieder vollzählig erſchienen. Den Vorſitz führte Herr Bürgermeiſter Bechtel, das Protokoll Herr Verw.⸗Inſp. Alter. Nach der üblichen Begrüßung durch den Vorſitzenden, der die Ratsmitglieder und die Preſſe willkommen hieß, führte Herr Bürgermeiſter Bechtel anläß⸗ lich des Weihnachtsfeſtes und der Jahreswende aus, daß wir zum erſten Male, nach langen Jahren des Kampfes, dieſe beiden Feſte mit frohen Hoffnungen feiern konnten, daß es wieder aufwärts geht mit unſerem lieben Vaterlande. Dank hierfür unſerem Führer, dem es mit eiſerner Tatkraft gelungen iſt, unſer deutſches Volk aus Jahren des Elends und der Not herauszuführen, einer lichteren Zukunft entgegen. Unſeren Dank wollen wir beweiſen, indem wir mithelfen, den gigantiſchen Kampf zur Wiedergeſundung unſeres Volkes zu führen. Keiner darf beiſeite ſtehen. Unſer Deutſchland und ſein Volk waren krank. 1932 war das Kriſenjahr. 1933 das Jahr der Ge— ſundung und 1934 ſoll das Jahr der Geneſung ſein. Als 1. Punkt der Tagesordnung erfolgte die Einführung des kommiſſariſchen Beigeordneten Herrn Robert Schweigert. Durch das Ver- trauen und auf Vorſchlag des Miniſteriums wurde Pg. Schweigert zu dem Amte des Beigeordneten unſerer Gemeinde berufen, anſtelle des durch Wegzug aus ſeinem Amte ausgeſchiedenen Pg. Brügel. Durch Handſchlag wurde Pg. Schweigert zu ſeinem Amte verpflichtet, nachdem er an Eides⸗ ſtatt gelobt hatte, ſein Amt uneigennützig und voll ſtrengſter Pflichterfüllung zum Wohle der Gemeinde und ſeiner Einwohner zu verwalten. (Wir benützen dieſe Gelegenheit, um Herrn Schweigert zu ſeiner ehrenvollen Berufung unſere herzlichſten Glückwünſche auszuſprechen und ihm eine lange, ſegensreiche Tätigkeit zu wünſchen. Die Redaktion.) Punkt 2, Steuerbefreiung für neu errichtete Wohngebäude. Der Gemeinderat ſchließt ſich hier dem Vorgehen von Staat, Provinz und Kreis an, wonach für neu errichtete Wohngebäude, die bis 31. Mai 1934 bezugsfertig ſind, die Grundſteuer erlaſſen wird. Puukt 3, Fluſſigmachung von Steuerrück⸗ ſtänden für Arbeitsbeſchaffung. Auch hier ſchließt ſich der Rat dem Vorgehen von Staat, Provinz und Kreis an, wonach auch die Steuerrückſtände an die Gemeinde, vor dem 1. Januar 1933 erlaſſen werden, wenn nachweisbar der Steuer- ſchuldbetrag für Arbeitsbeſchaffung verwendet wird. Die Steuerraten pro 1933 müſſen natür⸗ lich bezahlt ſein.(Die Ausführungsbeſtimmungen zu Punkt 2 und 3 ſind durch uns hinlänglich bekannt gemacht. Wichtig bei den beiden Punkten iſt nur, daß ſich auch die Gemeinde dem Vor- gehen des Staates anſchließt und ſomit auch der Steuerrückſtand der Gemeinde für Arbeitsbe⸗ ſchaffung verwendet werden kann. Die Red.) Punkt 4, Gewerbeſteuer der Genoſſenſchaften, Laut Verfügung des Kreisamts wird bei Ge⸗ noſſenſchaften neben dem Gewerbekapital auch die Guthaben der Genoſſen zu Gewerbeſteuer heran⸗ gezogen. Für hier kommen die Baugenoſſenſchaſt, der Creditverein, die Spar⸗ und Abſatzgenoſſen⸗ ſchaft ſowie evtl. die Milchgenoſſenſchaft in Be⸗ tracht. Es iſt jedoch dieſen Vereinigungen die Möglichkeit gegeben, durch entſprechenden Antrag Erlaß aus Billigkeitsgründen für dieſe Steuer zu erhalten. Punkt 5, Durchführung des Gemeindeum- ſchuldungsgeſetzes. Dieſer Punkt wurde zur nicht⸗ öffentlichen Sitzung verwieſen. Punkt 6, Rattenplage in Viernheim. Herr Chriſt. Adler 2., Lorſcherſtraße, beantragt in einer Eingabe an den Gemeinderat wegen der ſtark überhand genommenen Rattenplage, daß ein gemeinſamer Kampf gegen dieſe Quälgeiſter die einen enormen Schaden verurſachen, aufge⸗ nommen wird. Der Gemeinderat iſt von der Notwendigkeit dieſer Rattenrazzia überzeugt und verweiſt dieſe Angelegenheit an den Bauausſchuß der einen Feldzugsplan und auch einen Koſten⸗ voranſchlag ausarbeiten ſoll. Die Koſten ſollen durch eine Umlage auf die Hausbeſitzer im Be⸗ Wo solche nicht beſtehen, ſenden trage von 50 Pfg. bis 1.— Mk. aufgebracht werden. g ö Punkt 7, Dreſchplätze im Ort. Auf Veran- laſſung des Herrn Gemeinderats Lorenz Reiß wird eine Verlegung der Dreſchplätze, die ſich innerhalb des Ortes befinden, beſprochen. Der Gemeinderat iſt auch der Anſicht, daß dieſem unhaltbaren Zuſtande ein Ende zu bereiten iſt. Den Dreſchmaſchinenbeſitzern wird nahegelegt, ſich Dreſchplätze außerhalb des Ortes zu beſchaſſen, was auf Grund der jetzt durchgeführten Feldbe⸗ reinigung leicht möglich iſt. Es dürfte damit zu rechnen ſein, daß bis zur nächſten Ernte dieſe Maßnahmen durchgeführt find, die von den Anwohnern der ſeitherigen Dreſchplätze, die ſehr unter dieſen Mißhelligkeiten zu leiden hatten, ſicherlich freudig begrüßt werden. Punkt 8 Ergänzung des Finanzausſchuſſes. An Stelle des aus dem Ausſchuß ſcheidenden Mitgliedes Herrn Schweigert, der zum Beige⸗ ordneten ernannt wurde, tritt Herr Gemeinderat Julius Blaeß. Zum Schluſſe werden die anweſenden Ver⸗ treter der beiden hieſigen Zeitungen gebeten, da- rauf hinzuweiſen, daß Beſuche bei den Ratsmitgliedern in ihren Privat⸗ wohnungen in irgend welchen Ge⸗ meindeangelegenheiten zu unterlaſſen ſind. Wir tun dies hiermit und empfehlen, derartige Beläſtigungen zu unterlaſſen. wo ihm die nötige Auskunft erteilt wird. in ihren Wohnungen wehren. Nach einem„Sieg Heil“ die öffentliche Sitzung geſchloſſen. Vereins⸗Anzeiger Männergeſangverein 1846. Sämtliche Spieler innen und Spieler vom Hochturiſt werden ge⸗ beten am Freitag abend 8 Uhr zur General probe im Lokal zu erſcheinen. Der Vorſtand Krieger- und Soldatenverein Teutonia. Mor⸗ gen Donnerstag 8 Uhr im Lokal Uebungs ſtunde für die Jungſchützen und die Schieß⸗ abteilung. Gleichzeitig Probe für alle Theater ſtücke. Der Vereinsführer. Klub der Geflügelzüchter 1926. Donnerstag abend 8 ½ Uhr Mitgliederverſammlung im Lokal Stern. Der Vorſtand. Kaninchen- u. Geflügelzuchtverein 1916. Melde⸗ ſchluß der Tiere zur Ausſtellung am Mittwoch bei Gg. Hofmann. Der Führer. Jung-KKV. Heute 8 ½ Uhr in der„Vorſtadt“ Verſammlung mit Vortrag von H. H. Prof. Stolz.(Man erwartet vollzähliges Erſcheinen). Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt: 268 Stück Verkauft: 232 Stück Milchſchweine das Stück 6—12 Mk. Läufer das Stück von 13—20 Mk. Marktverlauf gut. Schnell verkauft ſchnell vermietet ſchnell bekannt gemacht iſt alles, was die große Oeffentlichkeit wiſſen ſoll.— Der einfachſte, billigſte und beſte Wegweiſer hierzu iſt das Zeitungs ⸗Inſerat! Anm er möbliert u. auch leer z. vermieten Heinrich Klee Pandureng. 5 Fracht⸗ briefe 2 kleine Großzes Losholz: bis Georg Wunder 1. erhältlich im Riefern⸗ Knüppel: Verlag dieſes Blattes. bis Georg Knapp 13. een e ängerbesang-Verein dle J. gegründet 1846. wird im Engelſaale LLL 5 Der Relnertrag wird dem Winterhiliswerk zugeführt. Eintritt 30% Karten im Vorverkauf bei Franz Hofmann u. bei den Sängern. HKeln Wirtschaftsbe trieb. Tnheim Sonntag abend 8 Uhr „Jer Hoentourist' in 3 Akten) für die Oeffentlichkeit aufgeführt. Hierzu laden wir die Einwohnerſchaft herzlich ein. Kiefern ⸗Stöcke: Eichen ⸗ Knüppel: bis Auguſt Beyer 1. Kiefern ⸗Reißknüppel: Kiefern ⸗ Wellen: von Wilhelm Klee 1. Eichen ⸗Stöcke: von Wolf Mayer 1. Eichen ⸗ Wellen: Aannunmmummummnunununmuumunnnnmimmunninunmmnuunuuununn — Gemeindekaſſe. Morgen Donnerstag, nur vormittags, wird an Receßholz für 1934 weiter abgegeben: von dem älteſten Ortsbürger bis Philipp Winkenbach 3. 5. Kleines Losholz:(Kiefern⸗Scheit) von Andreas Bugert 2 aller Art, geboren: Auflag RM. Druckſachen werden ſchnell, ſauber u. billig angefertigt in der Druckerei des Viernheſmer Anzeiger e Zu Winter- fütterung 10. 53 24.— 20. 11. 56 2. 64 1 L. Winnenden Horst Wesselstr. 7 Erstklassige Ausführung aller Photo- Arbeiten! unſerer Standvögel empfehle: Fuller für Widvögel Pfund 20 Pfg. Ferner: Hanfſaat, Leinſaat Mohnſaat, Kanarienſaat, Wer in irgend einer Angelegenheit etwas wiſſen will, hat ſich an das Bürgermeiſteramt zu wenden, Die Ratsmitglieder ſind durch ihre Tätigkeit im Rate ö und in den Ausſchüſſen genügend belaſtet, wes⸗ halb ſie ſich mit Recht gegen das Ueberlaufſen auf unſeren greiſen Reichspräſidenten und den verdienſtvollen Führer, Herrn Reichskanzler Adolf Hitler, wurde von Georg Jakob Hanf 1. 30. 1. 79 von Valentin Haas 3. 0 bis Nikolaus Franz Martin 1. 97 von Sally Gernsheimer 1. 6 902 von Heinrich Jakob Winkler 1. 5. 7. 10 bis Nikolaus Pfenning 6. 30. 10. 10 bis Franz Xaver Lantz 1. bis Adam Faltermann 4. von Nikolaus Brechtel 7. bis Adam Martin 12. Zöller. Haferkerne. komisentes wogellulter Pfund 30 Pfg. 3% Nahatt elbe Anfertigung v. Lichtbildern preiswert und schnell! CCC Bekanntmachung. Gefunden wurde eine Handtaſch ee und 02 ö eine Geldbörſe. a Viernheim, 8. Januar 1934. Heſſiſches Polizeiamt. J. V. Kühne. Aunage- inen Zallel auf theoretiſcher 1 Grundlage vorrätig in der[ giſſt Exp. ds. Blattes 28. 82 96 Taler 5 zu haben im ſere Verlag ds. Bl. J Erinnerung. Gedenket Achlatter angjährige 175 Ohne Reklame, kein Name! Stungennegorar Al. 1.58. Mneres Mannelmerstr. 48 den Vögel! le der hungern⸗ (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht. — Gratis-Beilagen: wböchentlich den„Illuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Aelteſte Tageszeitung am Platze— Erfolgreiches Inſertionsorgan Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt am Main, Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. D. A. 1250. Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags-Ausgabe 10 Pfg. Anzeiger Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die I12geſpaltene Millimeter-Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor— mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Nummer 51. Jahrgang Und dennoch! Die Bevölkerung des Saargebiets oll bekonntlich im nächſten Jahr darüber ab⸗ ſtimmen, ob dieſes Stück kerndeutſchen Lan⸗ des auch formal wieder dem Reich einge⸗ gliedert werden ſoll. Je näher der Abſtim⸗ mungstermin rückt, deſto nervöſer werden die Franzoſen, weil ſie wiſſen, daß es zu einem überwältigenden Bekenntnis zum Deutſchtum und zum Deutſchen Reich kom— men wird. Und nervös wird auch die unter ſtarkem franzöſiſchen Einfluß ſtehende Re⸗ gierungskommiſſion des Saar⸗ gebiets. Sie hat in der letzten Zeit eine Reihe von Maßnahmen getroffen, die ſich zweifellos gegen das Deutſchtum richten. Die Deutſche Front hat gegen dieſe Politik der Saarregierungskommiſſion beim Völkerbund proteſtiert und dieſe hat darauf jetzt in eingehenden Ausführungen geant— wortet. In dieſer Antwort verſucht die Saar⸗ regierung ihr Verhalten durch den Hinweis zu rechtfertigen, daß die Zahl der von den Nationalſozialiſten begangenen„Terrorakte“ im letzten Viertelſahr zugenommen habe und daß der Saarregierung täglich Klagen aus den verſchiedenſten Teilen der Bevölkerung, Unterbreitet würden. Es gehe nicht an, die Verantwortung für dieſe Ausſchreitungen ſogenannten unverantwortlichen Elementen zuzuſchieben. Die Antwort drückt dann das außerordentliche Bedauern der Regierungs- kommiſſion aus, daß die Herren Röchling und Levacher, die ſeit 14 Jahren eng mit dem politiſchen Leben des Saargebiets ver⸗ bunden ſeien, die Eingabe der Deutſchen Front mitunterzeichnet und ihre Parteien kürzlich nach langem Zögern der NSDAP, unterſtellt hätten. Die Regierungskommiſſion dann mit der Frage der verbote und betont, daß geſchloſſene Ver⸗ ſammlungen grundſätzlich erlaubt ſeien. Wegen zahlreicher Zwiſchenfälle jedoch ſeien nicht nur die geſchloſſenen nationalſozialiſti⸗ ſchen, ſondern auch die kommuniſtiſchen Ver⸗ ſammlungen, alſo für beide„extremen Par⸗ teien“ verboten worden. Die NSDAP aber, befaßt ſich heißt es in der Antwort weiter, verſuche die Verbote zu umgehen, indem ſie unter der Bezeichnung„Elternabende“,„Heimat⸗ abende“ uſw. Verſammlungen veranſtalte, in deren Verlauf einflußreiche Mitglieder der Partei das Wort ergriffen hätten, um über politiſche Ereigniſſe zu ſprechen. In der Antwort der Regierungskommiſ⸗ ſion wird zum Schluß betont, daß die Regie⸗ rung keine Beſtimmungen der Notverord⸗ nungen zu bereuen oder abzuſchwächen brauche, zu deren Erlaß ſie vor einigen Wo⸗ chen gezwungen worden ſei. Sie habe das feſte Vertrauen, daß ſie die Lage meiſtern werde; ſie vertraue auch auf die tatkräftige Unterſtützung des Völkerbundes, die der Re⸗ gierung noch niemals gefehlt habe. Schließ⸗ lich wird in der Denkſchrift noch feſtgeſtellt, daß ſie die Zuſtimmung ſämtlicher Mitglie⸗ der der Saarkommiſſion gefunden habe; nur das ſaarländiſche Mitglied habe ſei⸗ nen abweichenden Standpunkt beibehalten. (Aha!) Soweit der Bericht der Regierungskom⸗ miſſion des Saargebiets an den Pölker⸗ bundsrat. Der Bericht iſt getragen von aus⸗ geſprochenem Haß gegen die natio⸗ Rnalſozialiſtiſche Bewegung, was Mahuialur- Belpedar!? ſchäftigte, in Deutſchland ſeit von Druckſachen bringen wir un ruckerei in nicht zu verwundern iſt, wenn man weiß, daß der in der Regierungskommiſſion be⸗ einiger Zeit ſtrafrechtlich verfolgte frühere Oberregle⸗ rungsrat Ritzel an der Abfaſſung des Be⸗ richks maßgebend beteiligt ift. Das allein kennzeichnet die Tendenz und auch die Do⸗ kumente, auf die ſich die Denkſchrift ſtützt. Die Unterlagen, einſeitig zuſammengeſtellt, ſind kürzlich von einem anderen ebenfalls von der Regierungskommiſſion angeſtellten Emigranten namens Lehnert in ſeiner Eigenſchaft als Polizeikommiſſar in Neunklr⸗ chen ſichergeſtellt worden. Obwohl dieſe Do⸗ Verſammlungs⸗; van der Lubbes Hinrichtung gühne für das Vrandattentat auf das Neichstagsgebäude— Brandſtifter van der Lubbe durch das Fallbeil enthauptet Leipzig, 11. Januar. Ueber die am Mittwoch erfolgte Hin⸗ richtung des Reichstagsbrandſtifters van der Lubbe wird folgende Meldunz ausgegeben: Die durch das Urkeil des vierten Straf- ſenals des Reichsgerichts vom 23. Dezember 1933 gegen den Maurer Marinus van der Lubbe aus Leyden(Holland) erkannte To- desſtrafe iſt, da der Herr Reichspräſidenk von ſeinem Begnadigungsrecht keinen Ge⸗ brauch gemacht hat, am Mittwochmorgen um 7.30 Uhr in einem Hofe des Landge⸗ richksgebäudes zu Leipzig mitklels Fallbeil vollſtreckt worden. Zu der Hinrichtung van der Lubbes wird von maßgebender Stelle der NSDAP. mit⸗ geteilt, daß an ſich der wegen Hochver⸗ rats in Tateinheit mit vorſätzlicher Brandſtiftung verurteilte van der Lubbe den Tod durch den Strang ver⸗ wirkt hatte. Bei den maßgebenden Stellen der Partei ſteht man jedoch auf dem Stand⸗ punkt, daß dieſe beſonders ſchimpfliche Strafart gemeinen Verbrechern, insbeſonde⸗ re Landes- und Volksverrätern vorbehalten iſt. Bei van der Lubbe handelte es ſich ſroh ſeiner gemeinen Tat immerhin um Ueberzeugungskäkerſchaft. Selbſtverſtändlich iſt, daß es ſich bei der Auswahl der Todesart um keinerlei Strafmilderung gehandelt hat. Das Ende des Brandſtiſters Der Reichsgerichtsdienſt des Deutſchen Nachrichtenbüros meldet zu der Hinrichtung des 25 jährigen Maurers Marinus van der Lubbe noch nachſtehende Einzelheiten. Dem Delinquenten wurde die Mitteilung von der bevorſtehenden Enthauptung am Dienstag⸗ nachmittag durch den oberſten Anklagever⸗ treter, Oberreichsanwalt Dr. Werner, in der Gefängniszelle gemacht. van der Lubbe nahm die Mitteilung unbewegt entgegen und lehnte auf Be- fragen geiſtlichen Juſpruch ab. Auch machte er keinen Gebrauch von dem Anerbieten, Briefe an ſeine Angehörigen zu ſchreiben und äußerte keinen weiteren Wunſch. Die Vollſtreckung des Urteils wur⸗ de Mittwochmorgen 7.30 Uhr im umſchloſ⸗ ſenen Lichthof des Landgerichts in der Harkortſtraße in Leipzig in Anweſenheit des Oberreichsanwalts Dr. Werner und des Sachbearbeiters Landgerichtsdirektor Par- riſius vollzogen. Vom Reichsgericht waren Senatspräſident Dr. Bünger ſowie drein weitere Mitglieder des erkennenden vierten Strafſenats anweſend. Ferner wohnten zwölf vom Rat der Stadt Leipzig abgeord— nete Gemeindemitglieder der Hinrichtung bei, ſowie der Verteidiger des Angeklagten, Rechtsanwalt Seuffert, der holländiſche Dolmetſcher Meyer⸗Collings, Kreis⸗ hauptmann Dön icke, der Gefänanisdirek— kumente erſt jetzt bekannt geworden verſucht die Regierungskommiſſion, mit ihnen nachträglich ihre ſeinerzeitigen Ver⸗ ordnungen zu rechtfertigen. Unverhohlen geht aus jedem Wort der Denkſchrift die Verärgerung hervor, daß das bewußte Deutſchtum an der Saar ſich gemäß der Neuordnung der Dinge in Deutſchland ohne Unterſchied der Partei mit dem Nationalſo⸗ zialismus in der Deutſchen Front zuſam⸗ mengefunden hat. Der Verſuch der Denk⸗ ſchrift, trotz dieſer Einigung die Führer der früheren Parteien gegen den Nationalſozia⸗ lismus auszuſpielen, zeigt am beſten, wie ſind, wenig Sinn die Regierungskommiſſion für die geiſtige und vaterländiſche Einigung im Reich und an der Saar aufbringt. Allein der Umſtand, daß die Regierungs⸗ kommiſſion bei ihren Maßregeln National⸗ ſozialismus und Kommunismus als„extre⸗ me Parteien“ einander gleichſtellt, genügt als Zeugnis für die ſubjektive Einſtellung der Regierungskommiſſion. Sie glaubt, die Förderung der Beziehungen des Saar⸗ deutſchtums mit dem Reich als geſetzwidrige Machenſchaften einer politiſchen Partei brandmarken zu können, die ſich auf ihre „auswärtigen Beziehungen“ berufe. Auch das iſt ein Zeichen für die mangelnde Ob— jektivität der Saarregierung; denn laut Saarſtatut iſt die Saarregierung als Treu⸗ händer einer Bevölkerung eingeſetzt, die auch heute nicht ihre deutſche Staatsange— hörigkeit verloren hat. Das deutſche Volk an der Saar wird trotz dieſer Provozierung durch eine ihm aufge⸗ drungene landfremde Regierungskommiſſion ſich in ſeiner vorbildlichen Ruhe und ſeinem Ordnungsſinn nicht wankend machen laſſen. Alle wenig verſchleierten Verſuche, die Saarbevölkerung in ihrer Einigkeit zu er⸗ ſchüttern, werden ſie nur noch feſter zuſam⸗ menſchließen im Kampf um die Wieder⸗ vereinigung mit dem Vaterlande. Und dennoch! deutſchen ö tor, der Gefängnisgeiſtliche und zwei Ge— richtsärzte. Preſſevertreter waren nicht anweſend. Oberreichsanwalt Dr. Werner verlas den Urteilstenor und gab dann die Entſchlie⸗ zung des Herrn Reichspräſidenken bekannt, wonach er ſich dafür eniſchieden habe, von ſeinem Begnadigungsrecht keinen Gebrauch zu machen. Darauf übergab der Anklage⸗ vertreter van der Lubbe dem Nachrichter. Der Keichskagsbrandſtifter gab keine Er— klärung vor ſeinem Ende ab. Die Hinrich kung wurde von dem Scharfrichter Enget⸗- hardt-Schmöll durch Fallbeil vollzogen und verlief ohne jeden Jwiſchenfall. Nach voll- dener Hinrichtung ſtellte der Gerichtsarzt en Tod feſt. Hühne für politiſchen Mord Hamburg, 11. Januar. Der Mörder des Polizeimeiſters Perjke, Rudolf Ernſt Lindau, der durch Urteil des Hanſeatiſchen Sondergerichts vom 30. Dezember v. Is. zum Tode verurteilt wor- den war, iſt am Mittwoch morgen durch Enthauptung hingerichtet worden. Lindau hatte am 27. Auguſt 1931 dem auf dem Wege zum Dienſt befindlichen Poltzeꝛ⸗ meiſter Perſke in der Nähe des Hammer⸗ parks aufgelauert und ihn hinterliſtig er- ſchoſſen, um ihn ſeiner Waffe zu berau⸗ ben. Die Lage des Arbeitsmarktes Bericht der Neichsanſtalt für dezember Zugang entfiel in erſter Linie auf die Ar— beitsloſenverſicherung(Stand rund 554009) und Kriſenfürſorge(Stand rund 1 175 000). Durch die Reichsanſtalt wurden ſomit ins- geſamt rund 1729 000 Hauptunterſtützungs⸗ Berlin. 11. Januar. Der Arbeitsmarkt ſtand— wie die Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung berichtet, im De— zember unter dem Einfluß des außerge⸗— wöhnlichen Kälteeinfalls in der erſten Hälfte des Monats, der ſich— Tiefenwir— kung des Froſtes— in der ganzen Berichts— zeit hemmend bemerkbar machte. Die Au⸗ ßenarbeiten mußten daher im erheblichen Umfange eingeſtellt werden und eine ſtarke Belaſtung des Arbeitsmarktes blieb unver⸗ eidbar. 343 000 bisher beſchäftigte Arbeit⸗ nehmer wurden wieder in die Betreuung der Arbeitsämter übernommen. In den vorhergehenden Jahren waren die Steige- rungen im Dezember erheblich höher(1930 gleich plus 685000, 1931 gleich plus 608 000, 1932 gleich plus 418 000). In Anbekracht des Umſkandes, daß ge- genüber dem November 1932 rund eine Million Arbeiksloſe mehr in den Au- ßenberufen Arbeit gefunden hat und dadurch eine höhere Gefährdung des Arbeitsmarktes beſtand, iſt die Zunah⸗ me in dieſem Jahre gering. Von dem Geſamtzugang ſind rund 300 000 Angehörige der Außenberufe. Da aber ge— rade in den Außenberufen auch für die Fol⸗ gezeit durch die Arbeitsbeſchaffungsmaßnah⸗ men Arbeitsmöglichkeiten in außerordent⸗ lich ſtarkem Umfange zur Verfügung ſtehen, ſo wird es im weſentlichen von der Witte⸗ rung abhängen, wann die entlaſſenen Ar⸗ beitskräfte wieder zur Einſtellung kommen. Bei den Arbeitsämtern wurden Ende Dezember rund 4058 000 gegen 3 715 000 Arbeitsſoſe Ende Nonomper geaäüplt Der empfänger betreut neben 1410 000 aner⸗ kannten Wohlfahrtserwerbsloſen. Die Zahl der von der Reichsanſtalt geförderten Not⸗ ſtandsarbeiter iſt infolge des Froſtes um 123 000 auf 278 000 gefallen. Die Entwicklung des Arbeitsmarktes „Der Deutſche“, das Organ der Deut⸗ ſchen Arbeitsfront, beſchäftigt ſich in einem Kommentar mit den ſoeben veröffentlichten neuen Arbeitsloſenzahlen. Wenn eine Stei⸗ gerung der Arbeitsloſenziffer zu vermerken ſei, ſo beruhe das in der Hauptſache auf Naturgewalten, denen gegenüber die tapferſte Regierung und ihre beſten Maß⸗ nahmen nichts vermögen. Der Einbruch des icharfen Froſtes in der erſten Hälfte des ver⸗ gangenen Monats habe zwangsläufig zu einer Stillegung in vielen Zweigen des Nr— beitsmarktes geführt und ſo ſei es zu er⸗ warten geweſen, daß dieſes Mal eine wei⸗ tere Beſſerung nicht eintreten konnte. Das Blatt erinnert daran, daß es ſich immer auf das Energiſchſte dafür eingeſetzt habe, durch eine geſunde Wirtſchaftspolitik, Senkung der Preiſe und Belebung des Marktes durch großzügige Ausgaben den zu erwartenden Rückgang in der Tendenz des Arbeitsmark⸗ tes in möglichſt engen Grenzen zu halten, und ſagt dann weiter: Wer ſich ſetzt durch die vorübergehende Verſchlechterung enkmutigen läßt, der wür⸗ de damit zeigen, daß er vom nakionalſozia⸗ liſtiſchen Geiſte noch wenig verſpürt har Gerade jetzt gilt es, doppelt ſo ſtark zuſam⸗ men zuhalten, alle kräfte anzuſpannen und unbedingt weiter dem Endziel zuzuſtreben. Schon die Pai Zeit wird mit einer Beſſe rung der itterungsverhältniſſe dieſen Rückgang, ſchneller als man denkt, mieder rückgängig machen. und der kommende Sommer wird die Ziele verwirklichen, die der Führer ſich und uns geſetzt hal. Appell an das Handwerl Der Reichsarbeitsminiſter weiſt in einem Schreiben an den Reichsſtand des Deutſchen Handwerks darauf hin, daß das Rei chdie erheblichen Mittel zur Gewährung von Zuſchüſſen für Inſtandſetzungen und Umbauten in erſter Linie deshalb bereitge⸗ ſtellt habe, um eine Entlaſtung der Arbeits- marktlage und der Arbeitsloſenhilfe zu er— reichen. Bei örtlichen Nachprüfungen habe ſich ergeben, daß in den Mittel. und Klein- ſtädten, namentlich aber auf dem Lande eine Neueinſtellung von Arbeitskräften nicht oder kaum erkennbar ſei. Man könne daher vermuten, daß im Einzel- fall Handwerker durch erhöhte perſön⸗ liche Arbeit oder vermehrte Arbeitslei⸗ ſtung ihrer Jamilienmitglieder und der vorhandenen Arbeitskräfte, die an ſich erforderlich werdenden Neueinſtellun- gen zu vermeiden ſuchen. Der Reichsarbeitsminiſter bittet den Reichs⸗ ſtand, auf die Gewerbetreibenden und Handwerksmeiſter mit allem Nachdruck da⸗ hin einzuwirken, baß ſie die Reichsregierung mit aller Kraft unterſtützen und, wo nur ir⸗ gendeine Möglichkeit beſteht, arbeitsloſe Handwerker uſw. einſtellen. 29 000 jugendliche Erwerbsloſe untergebracht München, 11. Januar. Der bayeriſche Miniſterpräſident hat ſich in ſeinem Arbeitsbeſchaffungsprogramm zum Ziel geſetzt, die jugendlichen Erwerbs— loſen bäuerlicher Herkunft aus den Städten auf das Land zurückzuführen und ſie in bäuerlichen Betrieben einzuſtellen. Dieſes Arbeitsbeſchaffungsprogramm des Miniſterpräſidenten kan als vorläufig ab— geſchloſſen betrachtet werden. Auf dieſem Gebiet konnte ein bedeutſamer Erfolg erzielt werden. Zuſammen mit den durch die gleichlaufen⸗ den Maßnahmen des Reiches erſchloſſenen Arbeitsplätzen kounlen rund 26 000 Land- helferſtellen mit jugendlichen Erwerbsloſen beſetzt werden. Für faſt 3000 weitere ju⸗ gendliche ledige Erwerbsloſe waren Ar- beitsplätze bereitgeſtellt, doch haben diese die Rückkehr auf das Land abgelehnt und lieber auf die öffenkliche Unterſtühung ver⸗ zichtet. Ihr Ankerkommen iſt offenbar auf andere Weiſe ſichergeſtellt. Insgeſamt konn- ten alſo rund 29 000 erwerbsloſe Jugend. liche in Bayern von der Landhilfe erfaßt werden. „Kraft durch Freude“ Gemeinſchaftskagung der Amtsleikung mit den Gauwarten. Berlin, 11. Januar. Wie das Propaganda-Amt der NS-Ge⸗ meinſchaft„Kraft durch Freude“ mitteilt, fand am Mittwoch morgen in den Räumen der Deutſchen Arbeitsfront wieder eine Ta— gung aller Amtsleiter von„Kraft durch Freude“ ſtatt. Bei dieſer Gelegenheit wur— den nochmals in ausgiebiger Ausſprache die zu löſenden Aufgaben umriſſen. Organiſa— tionsleiter, Pg. Selzner, verwies wieder auf die am 13. Januar in Weimar ſtattfin⸗ dende große Tagung, in der der Führer der Deutſchen Arbeitsfront und Stabsleiter der PO., Dr. Ley, in ausführlicher Weiſe zu dem NS⸗-⸗Gemeinſchaftswerk„Kraft durch Freude“ Stellung nehmen wird. Am 20. Januar wird dann eine Gemein⸗ ſchaftskagung ſämklicher Amksleiler von „Kraft durch Freude“ in Berlin ſkattfinden, an der auch ſämtliche Gauwarte für„Kraft durch Freude“ teilnehmen werden. Von der Klaſſenfotterie Starke Vermehrung der Mittelgewinne bei der Preußiſch⸗Süddeutſchen Klaſſenlotterie. Berlin, 11. Januar. Die Generaldirektion der Preußiſch⸗ Süddeutſchen Staatslotte rie gibt jetzt den Gewinnplan zur 43. Preußiſch⸗Süd⸗ deutſchen Klaſſenlotterie bekannt, der eine er⸗ hebliche Vermehrung der Mittelgewinne bringt. Während die Zahl der Gewinne in den erſten vier Klaſſen die gleiche bleibt, ent⸗ hält die fünfte Klaſſe 50 Gewinne zu 10 000 Mark bisher 40, 1000 Gewinne zu 2000 Mark(bisher 600), 2000 Gewinne zu 1000 Mark(bisher 1000) und 5000 Gewinne zu 500 Mark(bisher 3000). Dieſe Gewinne ſind zufätzlich in den Ge⸗ winnplan eingeſtellt worden, ohne daß ande⸗ rerſeſts etwa eine Verringerung der boben Gewinne erfolgt iſt. Das Spfelkapital iſt in⸗ folge der Vermehrung der Mittelgewinne um über drei Miflionen Mark auf rund 66,4 Milhonen Mark erhöht worden. Polen und Danzig Vor direkten Verhandlungen über die Streitfälle. Danzig, 11. Januar. Der Vertreter Polens gab in Zuſam⸗ menhang mit den kürzlich in Warſchau ge⸗ führten Beſprechungen zwiſchen dem Präſi⸗ denten des Danziger Senats und Vertretern der polniſchen Regierung zwei Erklärungen ab. Marſchall Pilſudſki ließ im beſonderen erklären, daß er die von Präſident Dr. Rauſchning bezüglich des Verkehrs zwiſchen Danzig und Polen aufgeſtellten Grundſätze für beſſere Formen des Verhältniſſes zwi⸗ ſchen Danzig und Polen für geeignet hält. Er hält es weiter für erwünſcht, daß eine ſtufenweiſe verſtändnisvolle Beſeitigung der beſtehenden Schwierigkeiten die Normaliſte— rung der Danzig-polniſchen Wirtſchaftsbe— ziehungen ermögliche Der polniſche Außenminiſter Beck ließ Vorſchläge über eine Bereinigung der be⸗ ſtehenden Streitfälle in unmiktelbaren Ver- handlungen überreichen. Zu den zwei zu behandelnden Fragen gehören u. a. die Ent⸗ wicklung der kulturellen und wirkſchaftlichen Inkereſſen der polniſchen Bevölkerung in Danzig. Mit Aufnahme der Verhandlungen iſt ſo— fort nach Beendigung der am 15. Januar beginnenden Fragen des Völkerbundsrats zu rechnen. gaarfragen in Genf Vorbereitung der Volksabſtimmung durch den Völkerbundsrat. Genf, 11. Januar. Die in der nächſten Woche beginnende 78. Tagung des Völkerbundsrates, die unter dem Vorſitz des polniſchen Außenminiſters Beck ſte t, und an der für England Sir John Simon und für Frankreich Paul-Boncour teilnehmen werden, iſt die erſte Tagung des Rates ſeit dem Austritt Deutſchlands aus dem Völker— bund. Hauptgegenſtand der Tagung wird die Volksabſtimmung im Saargebiet ſein, zu der jetzt der Rat die Vorbereitungen zu treffen hat. Vor allem ſoll der Rat den Zeitpunkt der Abſtimmung feſtſetzen. Eine Verlautbarung des Völkerbundes erinnert daran, daß der Rat nach dem Verſailler Vertrag„die Freiheit, das geheime Vorgehen und die Ehrlichkeit der Abſtimmung zu ſichern habe“. Außerdem habe der Rat, wie es in der Verlautbarung weiter heißt, nach der Abſtimmung durch Mehrheitsbeſchluß die Staatszugehörigkeit des Saargebietes zu beſtimmen, indem er dem durch die Abſtimmung ausgedrückten Wunſch der Bevölkerung Rechnung tragen werde. * Ein Brieſwechſel Saarbrücken, 11. Januar. Die Blätter veröffentlichen einen Brief— wechſel, der ſich nach dem Röchling-Prozeß wegen der Schulfrage zwiſchen Röchling und dem Generaldirektor der franzöſiſchen Saargrubenverwaftung— Guilleaume, entwickelt hatte. Die Behauptung Guil— leaumes, daß er ſich entgegen der Ausſage Röchlings im Prozeß nicht mit Röchling über Schulfragen unterhalten habe, wird von Röchling zurückgewieſen. Röchling weiſt nochmals darauf hin, daß, laut Zeugenaus— ſagen im Prozeß. im Bereich der Berg⸗ werksdirektion ein Druck auf die Eltern aus⸗ geübt worden iſt, die Kinder in franzöſiſche Schulen zu geben. Röchling erklärt, wer für perſönliche Schickſale die Berankworkung krage, habe dafür zu ſorgen, daß nicht nachgeordnete Beamte nach Willkür einen Teil der Beleg. ſchaft mit Frau und Kindern vor die Wahl ſtellen, entweder zu hungern oder ihr Vaterland zu verraten. 0 Die Haltung Italiens und Englands. Paris, 11. Januar. Zu der Nachricht, daß Muſſolini den franzöſiſchen Botſchafter emp⸗ fangen hat, um ihn über ſeine Ausſprache mit dem engliſchen Außenminiſter Sir John Simon zu unterrichten, weiß der Vertreter des„Matin“ in Rom zu melden, daß der Duce erneut den Wunſch ſeiner Re⸗ gierung betont habe, möglichſt ſchnell zu einem, wenn auch beſcheidenen Abrüſtungs⸗ abkommen auf einer für alle Länder an⸗ nehmbaren Grundlage zu gelangen. Eng⸗ land halte an der allgemeinen progreſſiven kontrollierten Abrüſtung auf der Grundlage des Macdonald-Planes feſt. Italien trete für die allgemeine Beibehal⸗ tung der Rüſtungen auf ihrem gegenwär⸗ tigen Stand und die praktiſche Anwendung der militäriſchen Gleichberechtigung für Deutſchland ein. Die engliſche Auffaſſung habe ſich alſo in Rom nicht durchſetzen kön- nen. Der Völkerbundsreſormplan kreke ge- genwärtig etwas in den Hintergrund. Wahrſcheinlich werde Italien keine enkſpre⸗ chenden Vorſchläge machen. Nach Meldungen aus London ſoll die auf den 21. Januar feſtgeſetzte Tagung des Büros der Abrüſtungskonferenz verſcho⸗ ben werden. i Neuner Terror in Memel? Gewalktſame Beſeitigung der Aukonomie. Tilſit, 11. Januar. Nach hier vorliegenden Nachrichten aus Litauen beabſichtigen die Litauer, in den nächſten Tagen neue Gewaltmaßnahmen ge⸗ gen das autonome Memelland durchzufüh— ren. Wie es heißt, ſollen die litauiſchen Jung- ſchützen und die litauiſche Grenzpolizei die Abſicht haben, ſämkliche Landräke, Amts- und Gemeindevorſteher feſtzunehmen und für abgeſetzt zu erklären. Bei dieſer Gele- genheit ſoll auch die memelländiſche Landes- Polizei entwaffnet werden. Die auf dieſe Weiſe freigewordenen Stellen würden dann mit Litauern beſetzt werden. Ebenſo will man das Direktorium Schreiber zum Rück- tritt zwingen. Im Memelgebiet haben dieſe litauiſchen Pläne größte Beunruhigung hervorgerufen. Man erwartet, daß vor allem auch die Un— terzeichner des Memelabkommens(England, Frankreich, Italien, Japan) rechtzeitig eingreifen, um die Litauer von dieſer ſchweren Vertragsverletzung, die einer Be— ſeitigung der Memellandauto⸗— nomie gleichkommen würde und deren Folgen nicht abzuſehen wären, abzuhalten Nußland und Frankreich Aus dem Handelsabkommen. Paris, 11. Januar. Nach dem franzöſiſch⸗ſowjetruſſiſchen Han⸗ delsabkommen, das heute unterzeichnet wird, gewährt die franzöſiſche Regierung allen Erzeugniſſen, die keine Konkurrenz für franzöſiſche Erzeugniſſe darſtellen, Zollbe— handlung nach dem Mindeſttarif. Die Sowſekunion verpflichtet ſich, im Laufe dieſes Jahres Aufträge in Höhe von 250 Millionen Franken an Frankreich zu vergeben. Frankreich hat ſich bereit gefun⸗ den, der Sowſetunion Kredite zu gewähren. Die Sowjetunion darf eine offizielle Han⸗ delsverkretung unterhalten. Letzte Nathrichten Katholikentag in Gleiwitz Gleiwitz, 11. Januar. Als Feſtſtadt für den diesjährigen Katholikentag iſt endgültig Gleiwitz beſtimmt worden. Der genaue Zeit⸗ punkt der Tagung wird auf einer Beſpre⸗ chung in Berlin feſtgelegt werden. Hayotte ſtellt ſich Paris, 11. Januar. Der Direktor des Em⸗ pire⸗Theaters, Hayotte, gegen den in Zu⸗ ſammenhang mit der Staviſky⸗Angelegen⸗ heit ein Haftbefehl erlaſſen war, hat ſich der Polizei in Begleitung ſeines Verteidigers geſtellt. Ich habe die Abſicht, ſo erklärte er, in voller Offenheit zu ſprechen, da ich meiner Unſchuld ſicher bin. Mit dem Auto gegen einen Baum Weinheim, 11. Januar. Der mit einem Perſonenkraftwagen aus Richtung heidel⸗ berg kommende Ingenieur Ernſt Baumann aus Heidenheim bei Ulm fuhr zwiſchen Großſachſen und Lützelſachſen gegen einen Obſtbaum. Baumann wurde der Bruſtkorb eingedrückt, der Unglückliche war ſofork kot. Die Ehefrau erlitt ſchwere Kopfverletzungen, ihr Zuſtand iſt hoffnungslos. Mord und Selbſtmord. Günzburg, Schwaben, 11. Jan. In Lan⸗ genau hat ein Arbeiter die Gaſtwirtswitwe Braun, deren Mann vor drei Jahren bei Weißenhorn mit dem Motorrad verunglückt war, in deren Wirtſchaft erſtochen und dann Selbſtmord verübt. Ehrung des Miniſters Dr. Frick durch den Führer. f Wie der„Völkiſche Beobachter“ erfährt, hat der Führer dem Reichsminiſter Dr. Frick, der ſoeben aus dem Urlaub zurück⸗ gekehrt iſt, zu Weihngchten in Anerkennung ſeiner großen Verdienſte ſein Bild mit ei⸗ genhändiger Widmung überreicht. Die Wid⸗ „Herrn Miniſter Dr. Frick Herzlichſt mung lautet: in aufrichtiger Adolf Hitler.“ Freundſchaft. Zwei Reihtsanwälte verhaftet Berlin, 11. Januar. Nach einer ſtelle Berlin iſt der frühere Berliner Rechts- anwalt und Notar Max Goldſtücker auf Grund eines richterlichen Haftbefehls feſtge⸗ nommen und in das Unkerſuchungsgefäng nis überführt worden. Goldſtücker hat nach eigenem Geſtändnis von einem ihm zur Ver. waltung anverkrauten Nachlaß mindeſtens 30 000 Mark widerrechtlich für perſönliche Zwecke verwandt. Ferner iſt auch gegen den und Notar Dr. Friedrich Bieber ein Ermikklungsverfahren früheren Rechtsanwalt wegen Verunkreuung von Mandankengel dern in Höhe von 35 000 Mark eingeleitet worden. Dr. Bieber wurde ebenfalls feſt genommen. Flucht aus der Fremdenlegion Tanger, 11. Januar. Einen erfreulichen Erfolg hatte die auf moderner Grundlage ſorgfältig vorbereitete Flucht einer Gruppe Fremden legionäre. Ein in Offiziers-Uniform verkleideter Unbekannker war mit einem Auto bei einer der Kaſernen der Fremdenlegion vorgefah⸗ ren und hatte durch ſeinen Chauffeur die Abkommandierung einer Gruppe nament- lich gufgeführter Legionäre zu einer fingier⸗ ten militäriſchen Veranſtaltung verlangt. Die Betreffenden wurden vom Dienſttuen⸗ den anſtandslos für die angebliche Veran- ſtaltung freigelaſſen. Der Streich gelang vor⸗ trefflich, ſo daß die den verſchiedenſten Na⸗ kionglifäten angehörenden Leute, darunker ein Deutſcher, nach der ſpaniſchen Zone enk⸗ kommen konnten. Die Beiſetzungsfeier in Oſſegg. Unſer Bild zeigt die Beiſetzung der 13 bis⸗ her geborgenen Todes⸗ opfer der Grubenkata⸗ ſtrophe in Dux auf dem Friedhof in Oſſegg. Mitteilung der Juſtizpreſſe⸗ Auſtuf des WH W Ueberlaſſung der Ertkügniſſe von Stiftungen. as Winterhilfswerk des deutſchen Vol⸗ les 1933⸗34 bittet die Verwaltungen aller deutſchen Stiftungen, die im Jahre 1933 und in den vorigen Jahren Ausſchüttungen nicht vorgenommen haben, die Erträgniſſe ihrer Stiftungen der Reichsführung des Winter⸗ hilfswerkes Berlin, Reichstag, bekannt zu ge⸗ ben. Soweit dies möglich iſt, ſollen die ge— ſamten Erträgniſſe dieſer Stiftungen dem Win⸗ ſerhilfswerk zur Verfügung geſtellt werden, damit auf dieſe Weiſe brachliegendes Volks⸗ vermögen zum Kampf gegen Hunger und Kälte angeseht werden kann. Das Lied einer Nacht Die Melodien der deutſchen Sender in der Nacht zum 15. Janlar. Entſprechend dem Luzerner Wellenplan wer— den die Sender der einzelnen Länder in der Nacht zum 15. Januar auf die neuen Wel⸗ len umgeſtellt. Damit ſich in dieſer Nacht die einzelnen europäiſchen Rundfunkſender leichter verſtändigen können, iſt für jeden einzelnen Sender eine beſonders charakteriſtiſche Melodie beſtimmt worden, die zu wiederholten Malen durchgegeben wird. Damit iſt den Hörern die Möglichkeit gegeben worden, ihre Tabellen abzuſtimmen. Die deutſchen Sender behalten felbſtverſtändlich ihre alten Pauſenzeichen. Die Melodien werden in der Zeit vom 14. Januar 23 Uhr bis zum 15. Januar 8 Uhr vormit— tags durchgegeben. i Für Königswuſterhauſen, Berlin und Königsberg ſind Volksweiſen beſtimmt worden, nämlich für Königswuſterhauſen„Ueb'? immer Treu und Redlichkeit“, für Berlin „Gold und Silber lieb' ich ſehr“ und für Königsberg„Horch, was kommt von drau— ßen rein“. Schubert⸗Lieder werden von den Sendern Frankfurt und Mühlacker durchgegeben und zwar„Unter einem Flie— derbaum“ und„Am Brunnen vor dem Tore“. Breslau wird den Hohenfriedberger Marſch von Friedrich dem Großen ſenden. Für Glei— witz iſt vorgeſehen„Mein Schleſierland“, für Köln„Ein rheiniſches Mädchen“, für Mün- chen„O du mein Edelweiß“, für Leipzig„In einem kühlen Grunde“, für Hamburg„Auf der Reeperbahn“, für Heilsberg das Maſuren— lied(„Wild flutet der See“), für Hanno⸗ ver„Die luſtigen Drei“, für Nürnberg„Glüh— würmchen⸗Idyll“ und für Augsburg„Die Heine Garde“, der Anker Das kleine Anglerboot wurde mit ruhigen Schlägen nach Hauſe gerudert. Der See wurde leer und ſtill. Im Boot lag eine hüb— ſche Beute an Hechten. Und doch waren die drei Angler nicht zufrieden. „Wir hätten mehr haben können,“ ſagte Rentier Schaſt,„der Wind trieb uns wie— der ab!“. „Ja“, antwortete der kleine, dicke Meiſter Schinkuwat, der am liebſten platt ſprach, „det helpt nu allens niſcht, wi möt dem nee— ge Oanker keepe“. Der Dritte dem Bunde, Herr Schikopenſky, nahm einen tiefen, nach— denklichen Zug aus der Pfeife und ſtimmte dann zu. Abends ſaß man noch lange bei einem ſteifen Glaſe Grog und erwog die Neuanſchaffung hin und her. Auch am fol⸗ Zerrissenes Land genden abend war es evenſo, nur veronch⸗ tete ſich ſchon etwas das Bild des neuen An⸗ kers und umſchwebte den Tiſch wie eine Fa⸗ ta morgana. War es dieſer Spuck oder war es der ſteife Grog— irgend etwas umnebel⸗ te die braven Gemüter. Aber dann war der Entſchluß gereift, der Anker wurde beſtellt. Als er angekommen war, trug man ihn ſtolz und glücklich ins Boot. Da es ein küh⸗ ler Morgen war, nahm man auch einige Flaſchen Korn mit, außerdem gehört zu einer Ankertaufe auch guter Korn. In der Bucht am Walde ſollte die Taufe vor ſich gehen und dann wollte man dort vor Anker gehen. Vor lauter Feierlichkeit ſchwankten die Geſtalten ſchon etwas, aber Herr Schaſt hielt trotzdem eine würdige Taufrede.„Und ich taufe dich auf den Na⸗ men„Halte feſt!“ Die Flaſche kreiſte. Die Feierlichkeit ſtieg. „So verſenke ich Dich zum erſtenmal tief in den Seegrund. Halte feſt unſer Boot gegen Sturm und Wind. Halte feſt! Mache deinem Namen Ehre.“ Des Obmanns Kommando klang hell über den See:„Anker, über Bord!“ Mit feierlichem Schwunge flog der Anker über Bord und verſank majeſtätiſch in den Fluten des Sees. 9. Bernhard auf dem Himalaja Die Bedeutung des Klosters an der Alpenſtraze Faſt 2000 Jahre lang führte der Weltver⸗ kehr über die Alpen. Erſt die Zeit der Ent⸗ deckung der neuen Seewege gaben ihm eine an— dere Richtung. Deutſchland war nicht mehr das Durchgangsland für den Warenverkehr von Norden nach Süden, von Oſten nach Weſten. Immerhin blieben die Straßen über die Alpen noch bis in die neueſte Zeit hin⸗ ein die wichtigſte Verbindung zwiſchen Deutſch— land und Italien, und ſo ſind unzählige Wan— derer, ja ganze Heereszüge auch über den Großen St. Bernhard gewandert. Heute fährt man in der Eiſenbahn raſcher und bequemer über die Alpen, und die Reiſe im Auto hat vollends die Fußwanderung zu einem Ver— gnügen von Sonderlingen gemacht. So ſind die Mönche vom Hoſpiz St. Bern— hard„arbeitslos“ geworden. Faſt ein Jahr⸗ tauſend wirken die frommen Brüder in die— ſer berühmteſten Zufluchtsſtätte der Hochalpen, auf dem dritthöchſten Alpenort, auf dem ſcch Menſchen das ganze Jahr hindurch aufhal— ten. Ihre Aufgabe war weniger das beſchau— liche Daſein der Ordensleute, als die Für⸗ ſorge für die verirrten und müden Wanderer. Stets hielten es die Mönche für ihre heiligſte Pflicht, um Schneeſturm aufzubrechen und nach den Verirrten zu ſuchen. Die ſchönen Geſchich— ten von den mächtigen Bernhardinerhunden, die ſich nachts allein auf den Weg machen, um halberſtarrte Menſchen ins Kloſter zu ſchleppen, ſind freilich gut erfunden. Die Hunde wurden und werden nur in Beglei— tung der Mönche in den Sturm hinausgelaſ— ſen; dennoch haben die Bernhardiner, die ſeit dem 14. Jahrhundert gezüchtet wurden, zu Beginn des vorigen Jahrhunderts aber eingin— gen, manches Leben gerettet. Man hat mehr— mals verſucht, geeignete Hunderaſſen zu kreu— zen, um wieder die alten Bernhardiner zu be— kommen; allmählich iſt dies auch geglückt. Die neue Raſſe iſt den alten Bernhardinern kör— perlich durchaus überlegen. Täglich werden die Hunde dreſſiert und angeleitet, in Schnee und im Geſtein Spuren zu Verirrtenn, verfolgen. Das Hoſpiz auf dem Großen St. Bern— hard, in 2472 Meter Höhe gelegen, iſt eine Gründung des heiligen Bernhard von Men— thon, der im Jahre 1008 ſtaxb, und deſſen Standbild unweit des Hoſpizes vor einem Bergſee auf einer Felsplatte ſteht. In dem Hoſpiz leben 12 Auguſtiner-Chorherren. Das Kloſter ſelbſt beſteht aus zwei größeren Ge— bäuden, deren älteres, aus dem 16. Jahr— hundert ſtammend, die Wohnungen der Mön— che und die Gaſtzimmer beherbergt, während der Neubau kurz vor der Jahrhundertwende entſtand. ſomie der Kirche aus dem Jahr mehr, als ſie brachten. diesmal Roman von Lisa Honroth-Loewe Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Vierzehntes Kapitel. Gerda Donatus hatte nur kurze Zeit nötig gehabt, um ſich in das Gleichmaß des neuen Lebens im Hauſe Böhme einzuordnen und doch dieſem Gleichmaß etwas von ihrem eigenen Willen zu geben— wenigſtens, ſoweit es ihre Pflicht in dem Hauſe und den beiden jüngeren Kindern gegenüber entſprach. Die paſſive Reſiſtenz der alten Köchin und des Haus— mädchens hatte ſie zu beſeitigen vermocht. Weder hatte ſie verſucht, ſich mit ihnen vertraulich zu ſtellen, wie das an— ſcheinend ihre Vorgängerinnen getan, noch hatte ſie ſich die Rolle der nur dirigierenden und überheblichen Haus— dame zu eigen gemacht. Vom erſten Tage an hatte ſie mit zugegriffen und ge— zeigt, daß ſie alles verſtand. Aber ebenſo entſchieden hatte ſie in ihrer ruhigen und freundlichen Weiſe keinen Zweifel gelaſſen, daß ihre Anordnungen reſpektiert werden mußten. Der alten Köchin gelang es auch nicht mehr, Gerd gegen das neue Fräulein aufzuputſchen, denn ſeit jenem Ge⸗ ſpräch auf dem Boden hatte Gerd eine rauhe, aber herzliche Liebe zu Gerda gefaßt. Und auch das Neſthälchen, das kleine Dorli, hatte mit Sicherheit des kindlichen Inſtinkts ſehr ſchnell erkannt, daß man zu der neuen Tante Vertrauen haben könnte. Den Landgerichtsrat bekam Gerda wenig zu ſehen. Das Frühſtück nahm er für ſich allein ein, ebenſo das Abendbrot, das er ſich meiſt in ſein Zimmer bringen ließ. Im allgemeinen ſaß er nur an dem Mittagstiſch mit den Kindern zuſammen, wobei er einen freundlichen, aber meiſt etwas abweſenden Eindruck machte. Er hatte ſich für die Gerichtsferien ein paar wiſſenſchaftliche Arbeiten vor⸗ genommen, zu denen er ſonſt, wie er ſagte, keine Zeit hatte. lich neuen Ablenkungen. irgendwelche Verabredungen Fußball, Radpartien und nehmungen. Fluſſes, zu Gerd durfte. denen öffnen, ſtaubbedeckte So waren die Kinder auf Gerda angewieſen, um ſo Dies war Gerda nicht unlieb, denn es war natürlich viel leichter, in der gewohnten Umgebung in nähere Be— ziehung zu den Kindern zu gelangen, als in der Unruhe 33 einer Sommerfriſche oder eines Badeortes mit ſeinen täg- Für Gerds Ferienvergnügen brauchte man nicht ſehr viel zu ſorgen. Er hatte täglich mit Kameraden, gemeinfamen Aber Gerda verſtand es doch, einen Zuſammenhang zwiſchen ſeinen Ferienfreuden und der Familie zu ſchaffen. Sie inſzenierte kleine Sommerpicknicks am Strande des einige Wenn Gerds Freunde ins Haus kamen, ſo gab es kein Brummeln und Schelten der alten Köchin mehr über Tür— Korridorläufer Gerda hatte für die Jungens immer ein luſtiges Wort, irgend etwas zu eſſen oder ein Buch, von dem ſie wußte, daß es ſie intereſſieren würde. Als ſie ſogar einmal die Zigarettenreſte hinten in der Laube nicht nur überſah, ſondern am Abend zu Gerd ſagte: „Gerd, wenn denn ſchon geraucht ſein muß, dann mache ich dir einen Vorſchlag: wir einigen uns darauf, daß ihr nur zweimal in der Woche raucht und dafür eine beſſere Marke. Wenn es dir recht iſt, will ich dafür ſorgen.“ Seit⸗ dem ſie das geſagt hatte, war ſie der Freund und der heimliche Schwarm der Jungens. Nur mit Helga konnte Gerda Donatus keine Fühling gewinnen. Wohl ſah ſie in Helgas dunklen Augen etwas wie einen wärmeren Schein, wenn die kleine Dorlie jauch— zend auf Gerda zulief. Oder wenn es Gerda gelang, durch ein Scherzwort oder einen Blick die Tertianerrüpelei Gerds gegen die älteſte Schweſter zu mildern. Aber all dieſe An⸗ näherungen verwandelten ſich in mißtrauiſche Kälte, ſowie Gerda in irgendeinem Geſpräch mit dem Vater war. 1686. Die gaſtlichen Meonche von St. Bern⸗ hard nehmen jeden Wanderer unentgeltlich auf und gewähren ihm für eine Nacht Obdach und Verpflegung. Dafür ſpendet der Reiſende einen angemeſſenen Betrag in den Opferſtock. Frei— lich wird die Gaſtfreundſchaft weidlich ausge⸗ nutzt, denn von den etwa 22 000 Reiſenden, die jährlich im Hoſpiz Unterkunft finden, zah⸗ len kaum 3000 etwas. Die Koſten, die der Betrieb und die Unterhaltung des Hoſpizes verſchlingen, werden denn auch heute noch wie in früheren Jahrhunderten durch milde Spenden beſtritten, die jährlich in der Schweiz geſammelt wurden. Früher waren es die Für— ſten und reichen Kaufleute, von denen man— cher ſein Leben den Mönchen von St. Bern— hard verdankte, und die zugunſten des Klo— ſters große Stiftungen machten. Der Weg über den Großen St. Bernhard iſt in der Geſchichte mehrfach Schauplatz be— deutſamer Ereigniſſe geweſen. Dort zog Bren— nus mit ſeinen Scharen gegen Rom, römiſche Legionen marſchierten über den Paß nach Norden, die Heereszüge der Langobarden und Karls des Großen, der deutſchen Kaiſer, Kö— nige und Kirchenfürſten, die Warenzüge der Kaufleute gelangten über dieſen Weg ins Land Italien oder nach Deutſchland. Zum letzten Mala zog im Jahre 1800 eine Armee unter Napoleon über den Paß. Noch heute er— innert am Eingang zum Speiſeſaal eine latei— niſche Inſchrift daran. Später änderte ſich der Aufgabenkreis des Hoſpizes vollſtändig. Die neue Jeit, die Eisenbahnen, elektriſches Licht, Zentralheizung und Telefon mitbrachte, ging nicht ſpurlos an dem Werk des heiligen Bernhard vorüber. Trotzdem bleiben ſie ihren alten Pflichten treu, und wenn aus den Tälern der Aufbruch von Touriſten gemeldet wird, gehen ihnen die Mönche entgegen, um ihnen mit Rat und Tat beizuſtehen. Aber das genügt ihnen nicht mehr. In Europa können ſie ihre alte Tradition, die ihnen als wichtigſte Ordensregel Herzens ſache iſt, nicht aufrechterhalten. So hat ſich denn vor zwei Jahren eine Expedition von Auguſtinermönchen aus dem berühmten Klo ſter nach Aſien auf den Weg gemacht, um in dem von der modernen Technik noch unbe rührten Tibet eine neue Niederlaſſung zu ſu— chen. Auf den Höhen des Himalaja gibt es noch Päſſe und Saumpfade genug, die in ab— ſehbarer Zeit durch Autoſtraßen oder Eiſen— bahnen nicht überflüſſig werden dürften. Hin— derniſſe ſcheinen dieſem Vorhaben nicht im Wege zu ſtehen, denn es ſind bereits Mönche nach Tibet abgereiſt, um den Auftrag ihres Stifters im fernen Aſien auszuführen. herrſchte. lebte in Knabenunter— auf ang. Es geſchah ab die Sommerferien daheim ver- rat Böhme einen weilte, gelöſt und Behaglichkeit, die Halte feſt! Oh, der würde ſchon halten! So ein Prachtſtück von Anker! Nun keunte man einmal angeln... Donnerwetter ſo recht in aller Ruhe... trotz des auf⸗ kommenden Windes. Plötzlich... nur flüſternd ſagte es Meiſter Schinkuwat:„Menſch, ök glom, wi driewe Aber ausgeſchloſſen! Mit dem Anker! So angelte man ruhig weiter. Aber dann keun⸗ te man ſich der ſonderbaren Tatſache nicht mehr verſchließen, man— trieb— ab. Und dann ſtellte ſich die bitterſte Wahr⸗ heit heraus: man hatte vor lauter Feierlich⸗ keit vergeſſen— den Anker am Boot zu be⸗ feſtigen! Wahrſcheinlich träumt„Halte feſt“ auch heute noch auf tiefem Seegrund den ſchönen Traum der feierlichen Taufe. 0 Frieda Buſch. Welt und Wiſſen Merkwürdige Taxe. Ein Ballettmeiſter aus Charbin verließ ſeine Wohnung, um Freunde zu beſuchen, die auf der anderen Seite des Fluſſes wohnten. Da er von ſeinem Beſuch nicht zurückkehrte, fürchtete ſeine Frau, daß er bei der Ueberfahrt ertrunken wäre. Ein paar Tage ſpäter jedoch erhielt ſie einen Brief von einer Verbrecherbande, die nach amertka⸗ niſchem Muſter ihren Mann entführt hatte, um ein Löſegeld von den Angehörigen zu erpkeſ⸗ ſen. Sie verlangten die beträchtliche Summe von 500 Pfund und gaben als erſtaunlich korrekte Räuber an, wie ſie dieſen Betrag errechnet hatten. Der Ballettmeiſter hatte 10 goldene Zähne im Munde. Jeder Zahn wurde mit 60 Pfund in Rechnung geſetzt. Der Entführte habe alſo einen Geſamtwert von 600 Pfund. Faſt 250 000 ländliche Siedler ſeit 1919. Wie das Statiſtiſche Reichsamt feſtſtellt, ſind im Jahre 1932 rund 9000 Neuſtedlerſtellen der ländlichen Siedlung errichtet worden. Die auf ihnen untergebrachten Siedler hatten zu⸗ ſammen 31200 Familienangehörige, ſe daß der Perſonenkreis der Siedlerfamilien mit Ein⸗ ſchluß der Siedler ſelbſt rund 40000 Perſonen umfaßt, gegenüber 39 000 im Vorjahre. Die durchſchnittliche Familienſtärke der ländlichen Neuſiedler betrug 4, Perſonen. Die geſamte, den Kreis der Siedlerfamilie umfaſſende Be⸗ völferungszahl, die durch die ländliche Sied⸗ lung der Landwirtſchaft bezw. dem Lande ge⸗ wonnen oder erhalten wurde, betrug vom In⸗ krafttreten des Reichsſiedlungsgeſetzes im Jahre 1919 ͤ an bis Ende 1932 insgeſamt 248 060 Perſonen. Globus für Blinde. Durch die Staatliche Blindenanſtalt in Berlin-Steglitz kann ein Glo— bus bezogen werden, der von dem Blinden— oberlehrer Hildebrandt konſtruiert und ſo ein— gerichtet iſt, daß Blinde und Sehſchwache ihn zu einer möglichſt genauen Orientierung über die Verhältniſſe unſeres Erdballes venutzen können. Der Globus hat einen Durchmeſſer von 48 Zentimetern. Das Feſtland iſt gegen die Meeresflächen klar abgegrenzt und von— einander unterſcheidbar, die Flüſſe, Gebirge und Städte ſind deutlich taſthar, das Material geſtattet das Einſchlagen kleiner Nägel oder an— derer Bezeichnungen zur Feſthaltung von Punkten, die beſonders wichtig erſcheinen. Für Sehſchwache ſind zur beſſeren Anterſcheidung der Einzelheiten leuchtende Farben verwandt. und zu doch, daß der Landgerichts— Augenblick länger am Familientiſch erwärmt durch die Atmoſphäre der ſeit Gerdas Anweſenheit im Hauſe In ſolchen Momenten aber war in Helgas mageren und klugem Geſicht ein Spähen, eine jähe Feindſeligkeit. Gerda konnte ſich dieſen Ausdruck nicht erklären; aber daß es irgendwie mit Helgas Vater zuſammenhängen mußte, war offenſichtlich.— Nun, man mußte weiter um Helga werben, geduldig, unempfindlich gegen Ablehnung und Herbheit. Es würde ja vielleicht auch einmal die Stunde Freunde mitbringen in ihr geweſen. und Mehrarbeit. bekämpfen. kommen, wo Helga ſich Gerda nähern würde. So hätte Gerda mit Zuverſicht ihr Leben hier geſtalten können, wäre nicht der Schmerz und die Trennung ums Rodſchinſky wie eine leiſe, unabläſſig ſtrömende Quelle In dieſen Wochen hatte ſie auf der Poſt drei kurze Briefe von Rodſchinſky vorgefunden. hatten ſie noch mehr bedrückt. waren heiß, leidenſchaftlich und ihre eigene Sehnſucht auf— wühlend. Aber ſie vermieden alles, was auf keine Klärung ihres Verhältniſſes hätte hindeuten können. war viel zu ſtolgz, Klärung zu dringen. a Auch von einer Zuſammenkunft ſchrieb Rodſchinſky ſehe unbeſtimmt. Nach ſeinen Worten waren im Augenblick ſo dringende Arbeiten im Gange, daß er nicht abkommen konnte. Reiſen nach Warſchau, über deren Grund er ſich nicht ausließ, wären ihm dazwiſchen gekommen.— Alles, was er über Gerda und ſich ſagte, ſchien von jener Vor⸗ ſicht diktiert, die Gerda ſchon am letzten Abend vor ihrer Abreiſe ſo tief verletzt hatte. a Aber immer wieder verſuchte ſie, Angſt und Zweifel zu Aber dieſe Briefe Die Worte des Mannes Und Gerdes um in ihren Antworten auf dieſe „Vielleicht wird alles beſſer“, ſagte ſie immer wieder zu ſich ſelbſt,„wenn erſt die Spannung im Lande ſien etwas gelöſt hat.“ (Fortſetzung folgt.) Nachdruck verboten. Und Roberta Olbers erwiderte überzeugungs voll: „Durch den Dolch wird der Mörder gefunden werden! Ich glaube es beſtimmt.“ Wenn ſie es wirklich geglaubt hätte, dann wäre ſie freilich geflohen, ſo weit ſie ihre Füße nur trugen. Frau von Malten war jetzt meiſt ſehr ſchwach. Ihre Atembeſchwerden ſtellten ſich viel öfter ein als vordem, und ſie lebte in ſtändiger Angſt vor einem Anfall. Der Arzt riet zu einem mehrwöchentlichen Aufenthalt in Meran oder an der Riviera; aber ihr Mutterherz brachte es nicht über ſich, jetzt den Sohn zu verlaſſen, jetzt, wo es in nächſter Zeit für ihn doch vielleicht oft erregende Vernehmungen gab. Nein, jetzt gehörte ſie zu ihm, an ſeine Seite. Roberta Olbers redete ihr zu: „Reiſen Sie doch, gnädige Frau! ſympathiſche Pflegerin wird Sie begleiten.“ Sie dachte, mit Achim allein im Schloß, gelänge es ihr vielleicht ſchnell, an das erſehnte Ziel zu kommen. Wenn ex lediglich auf ſie angewieſen wäre, konnte es doch kaum noch ſchwer ſein, ihn ſo weit zu bringen, wie ſie wollte. War ſie aber erſt ſeine Frau, würde ſie auch bald ſeine Witwe ſein. Und die Mutter würde nicht mehr lange ſtören. Sie brauchte die alte Dame nur ein paarmal ordentlich aufzuregen, dann räumte ſie wohl eines Tages für kmmer ihren Platz. Häßlich, wie Ungeziefer in maren die Gedanken Robertas. verſeuchtem Erdreich, Frau von Malten blieb jedoch bei ihrem Entſchluß; vorläufig wollte ſie ihren Sohn nicht verlaſſen. Vielleicht ſpäter, wenn es ging. Im Hochſommer oder im Herbſt. Roberta arbeitete jetzt mehr als je, war tüchtiger als zwei gute Inſpektoren, und obwohl Achims Gedanken nur zu oft zu Marlene flogen, mußte er doch ſehen, was jeder auf Maltſtein ſah: Roberta Olbers war einfach bewun— derungswürdig fleißig. Die Tage vergingen und ſchoben ſich zu vielen Wochen zuſammen, aber die Polizei fand trotz gründlichen Suchens weit und breit keine Spur von dem Beſitzer des Dolches. Achim von Maltens Hoffnungen ſauten allmählich wieder zuſammen, und er fiel in ſeinen alten Stumpfſinn zurück, der ihn umfangen, bis Marlene in ſein Leben getreten. Selten nur ritt, fuhr oder wanderte Roberta jetzt über die Grenze. Und wenn, dann mit der größten Vorſicht. Manchmal traf ſie ſich nachts mit Bernd Bruſſak im Gartenſaal ganz am Ende des Parkes. Von dem linken Flügel, in dem niemand außer ihr wohnte, führte eine ſchmale Treppe direkt in den Park. Bernd Bruſſak war ungeduldig, wiederholte immer wieder: „Unterſchlage ſo viel, wie du kannſt. Mache einen ordentlichen Coup, klaue der Alten eine Handvoll Brillan— ien und nix wie los. Dann türmen wir. Die Welt iſt groß. Uns fängt man nicht, verlaß dich darauf. Und der ſtumpfſinnige Malten läßt dich überhaupt nicht verfolgen. Faſſe doch Mut! So kommen wir nicht weiter! Alles dauert endlos lange. Ich mag nicht mehr warten.“ Sie beharrte: „Ich werde entweder Maltens Frau, oder die beiden ſetzen mich zur Erbin ein. Beides iſt jetzt in erreichbare Nähe gerückt. Die Zwei tun im allgemeinen nur noch, was ich anrate.“ Er brummte: „Damit tröſteſt du mich immer wieder! Ich habe es aber ſatt, ſo in der Ecke mein Leben hinzuöden!“ Sie höhnte: „Meinetwegen haſt du doch die alte Bude, in der du wie ein Einſiedler hauſt, nicht gekauft. Wir haben uns ja erſt kennengelernt, als du ſchon fleißig deiner Tätigkeit nachgingſt.“ „Ich habe die Tätigkeit jetzt aber über und über ſatt“, ſeufzte er.„Bis zum Halſe ſteht ſie mir ſchon, und ich will! mit dir in Ruhe zuſammenleben.“ Sie nickte.„Nur noch ein bißchen Geduld, Bernd! Glaube mir doch, du wirſt noch Gutsherr von Maltſtein!“ Ste war ſich darüber klar, das ſollte er nie werden. Er⸗ reichte ſie ihr Ziel, wollte ſie ihn bald für alle Zeit zum Schwelgen bringen. Aber ſie ließ ſich noch von ihm küſſen und herzen, ſpielte zuweilen noch die Verliebte von früher, weun die Klugheit es gebot, und hielt ihn ſo in Schach, weil er ihr gefährlich werden konnte und weil ſie ihn vlelleicht noch brauchte. Roberta las der alten Dame jetzt zuweilen vor. Das tat ſie auch an einem Spätabend anfangs Auguſt. Sie las ein wenig eintönig, und Frau von Malten erinnerte ſich ſehuſüchtig an die angenehme Art von Olga Zabrows Notleſen. So melodiſch, ſo unaufdringlich war es ge⸗ wefen, und doch ſo gut betont. Lebendig wurden die Worte in ihrem Munde. Man glaubte eine Erzählerin zu hören, die Selbſterlebtes widergab. Robertas ein⸗ königes Leſen reizte Frau von Malten oft zum Nicht⸗ zuhören. So dachte ſte auch eben an alles mögliche und ſuvc zuſammen, als draußen ein paar widerlich ſchrille Aftſfc ertönten. 6 e ſoeiße Reiterin!“ murmelte ſie entſetzt von dem Eine gute und Gedanken, die Sagengeſtalt von Maltſtein künde neues Unheil an. Der Atem ſtockte ihr. Dennoch erhob ſie ſich von ihrem bequemen Stuhle, eilte an das Fenſter und riß den Vor⸗ hang zur Seite. Richtig, da jagte ſie gerade vorüber, die geſpenſtiſche Reiterin! Und gleich ertönte noch einmal ein ſchriller, Mark und Bein durchdringender Pfiff. Frau von Malten war, als ſähe ſie eine Rieſenhand, die ſich ihrem Halſe nähere, und ſchrie laut auf vor Angſt. Die Rieſenhand drückte ihr ſchon die Kehle zu; ſie röchelte, ſank hintenüber. Roberta fing ſie in ihren Armen auf, trug die kleine, ſehr ſchmächtige Frau zum Sofa. Achim von Malten ſtand im Türrahmen. Er ſtürzte auf die Mutter zu, klingelte wie raſend, ſchrie den Diener an:„Frau Helm ſoll kommen.“ Die gute Dicke erſchien ſchnell, ſie hielt ſich vor Auf— regung kaum auf den Beinen. Sie jammerte:„Der Spuk hat die Gnädige zu ſehr erſchreckt. Früher ſah man ihn ſelten; jetzt gibt er nicht lange Ruhe.“ Sie flog an allen Gliedern; aber ſie be⸗ mühte ſich um ihre Herrin. Sie wußte bei Anfällen am beſten mit ihr umzugehen. Frau von Malten kämpfte diesmal mit ſehr ſchweren Erſtickungsanfällen. „Könnte man dem gottverfluchten weißen Unhold nur eine Kugel durch die Rippen jagen!“ entfuhr es Achim zornig. Auguſte ſchüttelte den Kopf.„Geiſter ſind unverwund— bar, Herr von Malten! Menſchen zwingen keine Geiſter.“ Roberta war übereifrig bemüht, mit Auguſte zuſammen Frau von Malten Erleichterung zu verſchaffen. Achim ſtrich leiſe über das graue Haar ſeiner Mutter. „Die arme Frau, ſie kommt aus den Aufregungen gar nicht heraus.“ Das Räucherkraut, das langſam glimmend verbrannte und deſſen Rauch Frau von Malten immer ſo gut tat, kniſterte leiſe während des Verbrennens auf dem Kupfer- teller. Nun warf Auguſte ein Aſthmapulver in ein Glas, miſchte es nit etwas Waſſer und hielt es der Leidenden an die Lippen. Frau von Malten trank, und ein paar Minuten ſpäter ſchlug ſie langſam die Augen auf, ſah in das beſorgte Geſicht ihres Sohnes und zwang ſich mühſam zu einem Lächeln. Oh, wie ungläubig lag das Lächeln um ihren Mund! Er fragte beſorgt:„Fühlſt du dich beſſer, Mutter?“ Sie bejahte:„Viel beſſer, Achim, und ich ſchäme mich, daß ich ſo ein Angſthaſe geweſen bin. Die Atemnot iſt dreiviertel Nervoſität. Immer, wenn mich etwas aufregt und erſchreckt, ſetzt ſie ſo ſtark ein. Darum ſollte ich etwas kuragierter ſein.“ „Ich bleibe dieſe Nacht bei Ihnen, gnädige Frau!“ erbot ſich die Wirtſchafterin. Frau von Malten wehrte ab. „Nein, liebe Auguſte, nein! Sie ſind ſo mit Aber⸗ glauben geladen, daß wir beide die ganze Nacht nicht von dem Thema der weißen Reiterin loskämen. Roberta ſoll bei mir bleiben. Sie brauchen Ihren Schlaf. Sie ſind älter!“ Auguſte ärgerte ſich, daß Roberta ihr vorgezogen wurde; aber ſie ſagte nichts. Ihr gefiel es überhaupt nicht, daß die Inſpektorin ſich jetzt hier bei Mutter und Sohn ſo feſt einniſtete. Achim von Malten ging bald, nachdem ter ſeiner Mutter noch herzlich eine gute Nacht gewünſcht hatte. Er flüſterte Roberta an der Tür zu:„Wenn du irgend etwas willſt oder Mutter noch nach mir Verlangen hat, komm, bitte, nur zu mir. Ich kann vorläufig doch nicht ſchlafen und gehe vor dem Morgengrauen wohl kaum zu Bett. Du findeſt mich in meinem Arbeitszimmer.“ Roberta neigte nur den Kopf. Sie nannten ſich jetzt, wenn kein Dritter zugegen war, immer du. Es hatte ſich letzthin ganz von ſelbſt ſo ergeben. Roberta ſagte zu Frau von Malten, nachdem Achim ſich entfernt, wenn ſie erlaube, möchte ſie nur noch einmal in ihre Wohnung gehen und es ſich ein wenig bequem machen für die Nacht. Frau von Malten hatte nichts dagegen. „Gewiß, Roberta, gehen Sie nur! Auguſte hilft mir derweil ins Bett und macht Ihnen auf der Chaiſelongue in meinem Schlafzimmer ein Lager zurecht.“ Roberta eilte in ihre Wohnung. Sie hatte das Ge— fühl, ihrem erſehnten Ziel noch in dieſer Nacht ſehr nahe⸗ kommen zu können, wenn ſie es klug anfing. Sie beſaß einen eleganten Schlafanzug, den ſie ſich einmal in Dresden gekauft, aber noch nie getragen hatte. Er war aus moosgrüner Seide mit weißer Blumenſtickerei, war tief ausgeſchnitten und ärmellos. Die Beinkleider waren ſehr weit, formten ſich zum knappen Rock. Sie wechſelte ihre derben Strümpfe, zog hauchdünne mattroſa Strümpfe an und tief ausgeſchnittene ſchwarze Schuhchen. Dann trat ſie vor den Spiegel. Sie ſah ſehr hübſch aus. Das etwas Derbe, das ihr im Alltag manchmal anhaftete, war wie fortgewiſcht, ſie ſah aus wie eine raſſige, ſportgeſtählte junge Frau von Welt. Sie lachte leicht auf. Es klang verächtlich, und verächt⸗ lich war auch der Klang ihrer Stimme, als ſie gegen das Spiegelglas murmelle:„Muß unſereins zu Weibchenliſte greifen, um vorwärts zu kommen! Pfui Teufel!“ Sie warf noch einen leichten grauen Mantel um und knöpfte ihn vollſtändig zu. Niemand konnte ſehen, wele einen raffimier“n Schlafanzug Roberta Olbers trug. * ö Der grünſeidene Schlafanzug! Alles war totenſtill im Schloß. Draußen, vom Park her, hörte man zuweilen den Wind, der mit den Baum⸗ zweigen ſein Spiel trieb, und dieſes eigentümliche Ge⸗ räuſch machte die Stille faſt noch ſtiller. In den grauen Mantel gehüllt, kauerte Roberta au der Chaiſelongue, auf die Auguſte ein paar Kiſſen und eine dicke, warme Decke gelegt, und lauſchte angeſtrengt auf die Atemzüge, die vom Bett herkamen. Frau von Malten ſchien endlich feſt eingeſchlafen. Noch vor wenigen Minuten hatte ſie mit ihr geſprochen. Aber endlich mußten ſie die Schwäche nach dem Anfall und die Müdigkeit doch überwältigt haben. Seitlich vom Bett brannte eine kleine elektriſche Lampe. Sie war mit einem roten Seidenſchirm bedeckt, und ihr Licht, bis aufs äußerſte abgedämpft, erhellte nur ſchwach den nächſten Umkreis des Bettes. Vom Gang unten ſchlug die Uhr. Es war ein Uhr. Roberta fröſtelte. Sie zog die Decke über ſich und ſann nach. Sollte ſie tun, was ſie ſich vorgenommen? Oder ſollte ſie ſich hinlegen und zu ſchlafen verſuchen? Nein, ſie durfte ihrer Bequemlichkeit nicht nachgehen. Die Gelegenheit, ihrem Lieblingsplan einen ordentlichen Stoß nach vorn zu geben, war zu günſtig. Sie lauſchte wieder auf die Atemzüge und ſtellte feſt: die alte Dame ſchlief tief und ſchwer. 5 Sie verließ lautlos die Chaiſelongue, ſchlich ſich in das Nebenzimmer und von dort auf den Flur hinaus. Hier brannte nachts immer eine matte Ampel, und Roberta ging ſchnell auf Achims Arbeitszimmer zu, drückte auf die Klinke und atmete auf— die Klinke gab nach. Achim ſaß in einem der bequemen Lederſtühle und rauchte. Er war tief in allerlei düſtere Gedanken verſunken und begriff erſt gar nicht, daß Roberta mitten in der Nacht zu ihm kam. Ihm fiel aber gleich ein, was er ihr geſagt hatte— und er ſprang auf. „Iſt meiner Mutter wieder ſchlechter geworden?“ Sie verneinte.„Deine Mutter ſchläft, und ich habe lange mit mir gekämpft, ob ich zu dir gehen ſollte; aber ich fand keine Ruhe. Ich wußte, du wachſt, und du tateſt mir leid. Ich wollte dich nur bitten, ſchlafen zu gehen, Achim. Du mußt ruhen. Du brauchſt viel Ruhe und ſuchſt ſie ſo wenig. Deine Mutter ſchläft. Ich wache zuverläſſig bei ihr, aber bitte, halte dich ihr zuliebe geſund und gehe ſchlafen!“ Ihr Mantel ſiel jetzt wie zufällig auseinander. Achim von Malten blickte ein bißchen verwundert. „Ich habe dich noch nie in einem ſo eleganten Kleide geſehen, Roberta. Du trägſt ja eine richtige Abendtoilette.“ Sie lächelte.„Aber, Achim, eine Abendtoilette! Das iſt doch nur ein Schlafanzug, und ich zog ihn an, um es während der Nacht bequem zu haben.“ Sie ſchlüpfte ge⸗ ſchickt aus dem Mantel, warf ihn über einen Stuhl.„Sieh dir einmal die Abendtoilette genau an! Sie hat Bein⸗ kleider.“ Er lächelte ſchwach. „Von Damenſachen verſtehe ich nicht viel. Aber hübſch ſiehſt du in dem Ding aus.“ Er war ein wenig verblüfft. Daß Roberta klug war, wußte er, daß ſie hübſch war, auch; aber es umwitterte ſie immer ein Hauch von Männlichkeit. Heute zum erſten Male ſchien ſie ganz und gar fraulich. Sie hob ihm die gefalteten Hände entgegen. „Oh, ſage es bitte noch einmal, daß du mich hübſch findeſt in dem Anzug! Bitte, Achim, es macht mir ſo viel Freude, wie du dir gar nicht vorſtellen kannſt.“ Er dachte, die Freude konnte er ihr gönnen, ſie ver⸗ langte wirklich nicht zuviel. Ehrlich wiederholte er ſeine Worte von vorhin. Sie ſah ihn mit ſtrahlenden Augen an. „Achim, das iſt die ſchönſte Stunde meines Lebens!“ Sie haſchte nach ſeiner Rechten und küßte ſie, wie ſie die Hand ſchon einmal geküßt. Dann hob ſie die Arme und warf ſie mit jäher Bewegung um ſeinen Hals, küßte ihn mit Lippen, die vor Liebe und Verlangen verdurſte: ſchienen, und er, der, von ihren Küſſen überrumpelt, erſt dageſtanden wie eine Statue, wollte ſie jetzt ſanft von ſich ſchieben. Doch Roberta klammerte ſich nur noch feſter an ihn an, flüſterte: „Verzeihe mir, Achim! Jage mich meinetwegen morgen von hier fort für immer; aber gönne mir noch ein paar Minuten, gönne mir für ein paar Minuten die Ein⸗ bildung, daß ich ein Recht dazu beſitze, dich zu küſſen! Ich habe dich ja ſo toll, ſo unſagbar lieb und weiß nicht mehr, was ich tue!“ Wieder legten ſich ihre Lippen feſt auf ſeinen Mund. Es wäre ihm gar nicht möglich geweſen, zu antworten, wenn er es auch gewollt, und er hätte kräftig zupacken müſſen, wenn er dieſen ſich feſt an ihn klammernden Körper hätte von ſich löſen wollen. Und Roberta hatte küſſen gelernt bei dem ehemaligen Zirkuskünſtler Bernd Bruſſak! Sie gebrauchte ihr Wiſſen, und die Stille der Nacht, ebenſo wie ihr ſchlanker, ſchmieg⸗ ſamer Frauenleib in der dünnen, moosgrünen Hülle, halfen ihr, die Sinne des Mannes zu erwecken. Er vergaß flüchtig alle düſteren Gedanken, vergaß Marlene, die ihn ſo bitter enttäuſcht, und nahm den Augenblick wahr, ließ ſich von ihm unterjochen. Er erwiderte Robertas Küſſe und zog ſie feſt und feſter an ſich. Er war ja noch jung und als Kind Robertas treueſter Ritter geweſen. In dieſen Minuten gab er ſich faſt der Illuſion hin: er liebe ſie und hatte es nicht gewußt, er liebe Roberta, und die Liebe zu Marlene wäre ein Irrtum geweſen. 5 (Fortſetzung ſolat.) ten ſind 29 000 Jwbeitsloſe In kurzen Worten: Der Reichstagsbrandſtifter van der Lubbe iſt am Mittwoch durch Fallbeil hingerichtet worden. Der Arbeitsmarkt im Dezember ſtand un⸗ ter dem Einfluß des außergewöhnlichen Kälteeinfalls, der ſich in der ganzen Be⸗ Mrichtszeit hemmend bemerkbar machte. Auf Grund des Arbeitsbeſchaffungspro⸗ gramms des bayeriſchen Miniſterpräſiden⸗ jugendliche bayeriſche Ar⸗ bäuerlicher Herk ft aus den Städten wieder auf dem Lande unterge— bracht worden. Die Geſamtzahl der Rundfunkteilnehmer in Deutſchland betrug am 1. Januar 5 052 607, was einer Zunahme von 215 058 Teilnehmern im Dezember gleichkommt. Die Barke„Mopelia“, die frühere„Va⸗ terland“ des Grafen Luckner iſt in Bremer— haven feierlich eingeholt worden. In 26 Tagen hat der Segler die Reiſe Neuyork— Bremerhaven zurückgelegt. Die öſterreichiſche Regierung hat eine zweite Notverordnung zur Hilfeleiſtung für die notleidende Fremdenverkehrsinduſtrie erlaſſen, durch die Konkurseröffnungen ad— gewieſen werden ſollen. Gedenktage 11. Januar. 1871 Der Koloniſator und Verlagsbuchhänd— ö ler Hermann Mayer in Hildburghau— ſen geboren. 1882 Der Naturforſcher Theodor in Köln geſtorben. Prot. und kath.: Hyginus. Sonnenaufg. 8.07 Sonnenunterg. 16.08 Mondaufg. 3.48 Mondunterg. 11.36 Schwann ſeltene und Man findet Von allen Tugenden die ſchwerſte iſt die Gerechtigkeit. 0 zehn Großmütige gegen einen Gerechten. 60 9 Grillparzer. 1* Wilder Plalatanſchlag verboten Der Werberat der deutſchen Wirtſchaft, alſo eine Reichsbehörde, hat den„wilden“ Pla⸗ katanſchlag verboten.„Wilder“ Plakatanſchlag iſt der Anſchlag von Plakaten an Häuſern, Zäunen, Bäumen uſw., ſowie der Aushang von Plakaten in Schaufenſtern. Geſtattet iſt der Anſchlag bezw. Aushang nur„an der tte der eigenen Leiſtung“ und an„eigens dafür beſtimmte Stellen“.„Eigens dafür be⸗ stimmte Stellen“ ſind die öffentlichen Pla⸗ katſäulen und Anſchlagtafeln. 6 „Eine Stätte der eigenen Leiſtung iſt für einen Grundſtücksbeſitzer ſein eigenes Grund⸗ ſtück, für einen Ladeninhaber ſein eigener La⸗ den und ſein eigenes Schaufenſter. Das daran angebrachte bezw. darin ausgehängte Plakat muß ſich jedoch inhaltlich auf dieſe„eigene Leiſtung“ beziehen. So darf z. B. ein Seifen⸗ händler ein Plakat mit einer Werbung für pon ihm verkaufte Seifen in ſeinem Schau⸗ fenſter aushängen, jedoch nicht für Zigaretten der Lichtſpielvorführungen. Das Verbot er Wirtſchaftswerbung durch Plakate außer an der„Stätte der eigenen Leiſtung“ oder an zeigens dazu beſtimmten Stellen“ bezieht ſich loſtverſtändlich auch auf Vereine, Ver⸗ tinigungen, Verbände, Clubs uſw. e Gegen betrügeriſche Machenſchaften bei Anträgen auf Gewährung von Inſtandſei⸗ zungszuſchüſſen. Bei den Anträgen auf Ge⸗ währung eines Reichszuſchuſſes für Inſtand⸗ ſetzungs⸗ und Umbauarbeiten ſoll verſchiedent⸗ ch der Verſuch gemacht worden ſein, durch falſche Angaben einen höheren Zuſchuß zu er⸗ alten, als er nach den Beſtimmungen zuläſſig t. Der Reichsarbeitsminiſter weiſt darauf hin, 9 iß bei derartigen verſuchten oder vollendeten 1 5 2 etrugsfällen mit den allerſchärfſten Maßnah⸗ den gegen die Perſonen vorgegangen wird, e aus Eigennutz die Intereſſen der Volks⸗ ſamtheit ſchädigen und die Auswirkung der Kaßnahmen der Reichsregierung ſabotieren. ben der ſtrafrechtlichen Verfolgung werden e Name der Betreffenden in der Preſſe be⸗ Fanntgegeben. 0 Weitere Erleichterung der Autohaltung. Eefahrungsgemäß werden im Frühjahr in er⸗ blichem Umfang Kraftfahrzeuge wieder in rieb genommen, die hauptſächlich aus Er⸗ arnisgründen zeitweilig nicht verwendet und t der Zulaſſungsſtelle abgemeldet worden find. Bisher war die erneute Inbetriebnahme dann verhältnismäßig einfach, wenn das Fahr⸗ ug nicht mehr als acht Monate ſtill gelegen 0 War dieſer Zeitraum überſchritten, ſo bedurfte es einer Wiederholung des Zulaſ⸗ ſungsverfahrens mit all ſeinen Umſtändlichkei⸗ zen und Koſten. Die demnächſt wieder in Be⸗ rieb kommenden Fahrzeuge ſollen ohne Rück⸗ icht auf den Zeitraum ihrer zurückliegenden Auhe. im vereinfachten Verfahren wieder be⸗ utzt werden können. Eine endgültige Rege⸗ ang wird allerdings erſt im Zuge der grund⸗ genden Umgeſtaltung der Vorſchriften vorge— ommen werden. * Wettervorherſage: Mehrfach trübes, aber vorwiegend krockenes äßig kaltes Wetter. Hunger und Kälte bedrohen die Familie. Opfert für das Winterhilfswerk. Hitler ſchafft Arbeit Weitere bewilligte Arbeitsbeſchaffungsmaßnah⸗ men im Nhein⸗Main⸗Gebiet. J. Darmſtadt, 11. Januar. Aufforſtung in der Gemarkung Großop⸗ pertshauſen mit 2830 Tagewerken; Dränage von Ackerländereien mit 2334 Tagewerken; Profilerweiterung des Ortenberggrabens mit Errichtung von hochwaſſerfreien Schutzdämmen mit 730 Tagewerken; Entwäſſerung von Grundſtücken durch Dränage in Schwabenrod mit 2200 Tagewerken; Ausführung eines Drehſtromkabels zum Neubau des Städtiſchen Krankenhauſes Bad⸗Nauheim mit 400 Tage⸗ werken; Dränage und Bachregulierungen Ge— meinde Lohrheim mit 1620 Tagewerken; Auf⸗ forſtung in der Oberförſterei Reichenſachſen mit 143 Tagewerken; Entwäſſerung von Acker⸗ und Wieſenländereien Gemeinde Kilianſtädten mit 5500 Tagewerken; Entwäſſerung eines Ortsteils durch Kanaliſierung und Entwäſſe⸗ rung von Wieſen Hüttengeſäß mit 1360 Ta⸗ gewerken; Verbeſſerung der Trinkwaſſerverſor⸗ gung, Rohrreinigung und Verſorgung von Kleinſiedlungen mit Trinkwaſſer in Harleshau— ſen mit 2800 Tagewerken. Die Tragödie in Offenbach Der erſte Selbſtmordverſuch bereits im Sommer. Offenbach, 11. Januar. Zu der furchtbaren Familientragödie, die ſich im Hauſe Ziegelſtraße 27 abgeſpielt hat, er— fahren wir noch folgende Einzelheiten: Die 38 Jahre alte Ehefrau Auguſte Braun, Mutter von fünf Kindern, ſtürzte ſich aus ihrer im zweiten Stock gelegenen Wohnung in die Ziegelſtraße, wo ſie bewußtlos liegen blieb. Die Rettungswache brachte die Frau ins Städ— tiſche Krankenhaus, wo ein Unterſchenkelbruch, ein Schädelbruch und ſchwere innere Verletzun— gen feſtgeſtellt wurden. Ihre Verletzungen ſind lebensgefährlich. Als Kriminalpolizei in die Wohnung eindrang, bot ſich ihr ein furcht— barer Anblick. In einem Zimmer lagen die beiden zwei und vier Jahre alten Kinder der Frau leblos am Boden. Anſcheinend ſind die beiden Kinder von ihrer Mutter erwürgt worden; darauf hinweiſende Merkmale konnten am Halſe der Kinder gefunden werden. Man ſchaffte auch ſie ins Krankenhaus, doch konnte dort nur der Tod der beiden Kleinen feſtgeſtellt wer⸗ den. Die drei übrigen Kinder waren vom Hauſe abweſend. Ueber die Arſache der furchtbaren Tat iſt noch nichts bekannt. Die Frau hatte im letzten Sommer bereits ſchon einmal einen Selbſt— mordverſuch unternommen, indem ſie ſich mit ihren beiden Kindern in den Main ſtürzte. Dieburg, 11. Jan.(Das gefährliche Glatteis.) Auf der Spachbrücker Land- ſtraße wurde eine Frau aus Groß-Zimmern von einem Dieburger Motorradfahrer überfah— ren. Beim Ausweichen blieb auf der durch Eis glatten und abſchüſſigen Straße der Fah— rer nicht Herr über ſein Fahrzeug. Glücklicher— weiſe wurde die Frau nur von dem Bei— wagen erfaßt. Ober⸗Beerbach, 141. Jan.(Auto über- ſchlägt ſich.) Ein Arzt aus Jugenheim, bei dem eine Frau von hier im Auto mitfuhr. fuhr in der Nähe von Schmal⸗Beerbach infolge des Glatteiſes die Straßenböſchung hinab, ſo oaß ſich der Wagen überſchlug. Es gab jedoch erfreulicherweiſe keine ernſten Verletzungen. Lampertheim, 11. Jan.(Bürgermei⸗ ſterwechſel.) Bürgermeiſter Dr. Köhler, der ſeit 15. Mat vorigen Jahres die Geſchicke unſerer Gemeinde erfolgreich leitete, iſt mit ſofortiger Wirkung nach Vilbel, Kreis Fried⸗ berg, als Bürgermeiſter verſetzt worden. Die Bevölkerung ſieht ihn ungern ſcheiden. Bis auf weiteres hat der 1. Beigeordnete Zöller die Bürgermeiſtereigeſchäfte übernommen. Es verlautet, daß der bisherige Bürgermeiſter von Vilbel nach Lampertheim berufen werden ſoll. Vaubeginn am Schutter⸗Kanal Miniſterpräſident Köhler vollzieht den erſten Spalenſtich. Lahr, 11. Januar. Miniſterpräſident K öhler hat im Beiſein von Vertretern der ſtaatlichen und kommunalen Behörden ſo— wie der Bevölkerung in Lahr inglingen den erſten Spatenſtich zum Schutter-Ent⸗ wäſſerungskanal vorgenommen. Kurz nach 11 Uhr traf der Miniſterpräſi⸗ dent an der Arbeitsſtätte ein. Nach dem Ge— ſang der Arbeitsdienſtlieder überreichte der Vertreter des Kulturamtes Offenburg, Bau— rat Kiefer, dem Miniſterpräſidenten den Spaten. Miniſterpräſident Köhler begrüßte in ſei— ner Anſprache den freiwilligen Arbeitsdienſt als Mitſtreiter beim Aufbau des neuen Deutſchland. 100 000 Tagewerk ſollen hier geleiſtet werden, rund eine Million Mark werden dafür aufgewendet. Der Dank ge⸗ bühre allen die die Vorbedingungen für das Werk geſchaffen haben, namentlich auch den. Berliner Stellen und der Rentenbankkredit— anſtalt, die die Verwirklichung des Planes erſt ermöglicht hat.„Möge die Arbeit im neuen Geiſte geleiſtet werden und jeder an ſeinem Platze ſeine Pflicht erfüllen.“ In dieſem Sinne vollzog der Miniſterpräſident den erſten Spatenſtich, während das Deutſch— landlied erklang. Gauarbeitsführer Helff wies darauf hin, daß durch das neue Werk 800 Mann Beſchäftigung finden. Das Projekt, das wie— der Hunderten von Volksgenoſſen Arbeit und Brot geben ſoll, wird eine Reihe Ge— meinden von ſchwerer Sorge der Ueber— ſchwemmungsgefahr entheben. Es kommt jetzt zur Durchführung dank der Tatkraft der nationalſozialiſtiſchen Regierung, insbe— ſondere des Miniſterpräſidenten Köhler. Der Gauarbeitsführer tat dann unter dem Geſang des Horſt-Weſſel-Liedes den zwer— ten Spatenſtich. Die Feier ſchloß mit einem von einem Arbeitsdienſtwilligen geſprochenen Gelöb— nis„Für Arbeit, Volk und Staat“ und mit einem Hoch auf den Führer und die badiſche Regierung. Drei Kinder das Opfer ausſtrömender Orndgaſe Königsberg i. Pr., 11. Januar. In dem Dorf zu Thurowken im Kreiſe Oſterode er- eignete ſich ein furchtbares Unglück. Die Frau des Beſitzers Golombiewſki halte den Ofen im Schlafzimmer ihrer Kinder geheizt und die Ofenklappe zu früh geſchloſſen. Im Laufe der Nacht bildeten ſich Kohlenoxyd⸗ gaſe, wodurch die drei Kinder im Alter von 5, 14 und 16 Jahren, vergiftet wurden. Als die mutter am Morgen die Kinder wecken wollte, waren dieſe bereits kot. Für deutſches Anſehen Die Werbearbeit des Luckner⸗Schiffes„Mopelia“ Bremerhaven, 11. Januar. Im neuen Hafen wurde die Barke„Mo⸗ pelia“ die frühere„Vaterland“ des Grafen Luckner feierlich eingeholt. In 26 Tagen hat der Segler die Reiſe NeuyorkBremer— haven gemacht. In Rekkordzeit jagte ihn der Sturm durch den Kanal, ſo daß er in Bre⸗ merhaven rund anderthalb Tage früher als erwartet eintreffen konnte. Graf Luckner hatte ſich zuſammen mit dem Leiter der Deutſchen Arbeitsfront in Niederſachſen, Ca— rius⸗-Hannover und dem Kreisleiter der NSBO. Remmers-Vremerhaven, die die Vorarbeiten für die feierliche Einholung der „Mopelia“ geleitet haben, ſowie dem Kreis— leiter der Abteilung Seefahrt in der Aus⸗ landsabteilung der NSDAP., Wittekind⸗ Bremerhaven und anderen Herren, an Bord begeben. Die Gräfin Luckner, die von Juni 1929 bis November 1933 in Amerika geweilt und die in dieſer Zeit teils mit ihrem ihrem Gaklen, keils allein, 411 amerika ⸗ niſche Städte beſucht hatte, gab eine Schilderung von der Werbearbeit, die ſie drüben für 0 4 geleiſtet hal⸗ en. Als ſich abends die Beſatzung um den Grafen und ſeine Gattin ſowie die Gäſte verſammelt hatten, richtete der Leiter der Deutſchen Arbeitsfront für Niederſachſen, Carius, an die Manſchaft, unter denen ſich neben Deutſchen auch Amerikaner, Schotten und Dänen befinden, eine Anſpra⸗ che. Er ſprach von dem, was fruher gewe— ſen und von dem, was der Führer mit ſei— nen Männern in einem Jahr geſchaffen hat, vom Ehrenplatz des Arbeiters in der neuen Nation, von der großartigen Eindämmung der Arbeitsloſigkeit und vom neuen Geiſt der Hilfsbereitſchaft und der Volksverbun— denheit. Als er geendet hatte, fiel die Be— ſatzung ſpontan in das Deutſchlandlied ein und ſang es nach dem Beiſpiel der anderen mit erhobener Hand mit. Der Empfang Nachdem zwei Schlepper den Segler lang— ſam an den Pier bugſiert hatten, traten Graf Luckner, Kapitän und Beſatzung an die Reeling und Oberbürgermeiſter Loren— zen begrüßte als Vertreter des erſten deut— ſchen Hafens, den die„Mopelia“ angelau— fen hat, die Beſatzung mit herzlichen Wor— ten. Graf Luckner dankte ſichtlich gerührt für den herzlichen Empfang und richtete Worte des Dankes an Kapitän Lauterbach und ſeine Beſatzung. Kapitän Lauterbach erklärte, die Beſat⸗ zung freue ſich, nach langer Abweſen⸗ heit in das neue, wieder geſundele Deutſchland zurückkehren zu können. Oberbürgermeiſter Lorenzen brachte dann ein Heil auf den Grafen Luckner, Kapitän Lauterbach und ſeine Mannſchaft aus. Ein Angehöriger der„Mopelia“-Beſatzung gad ſeiner Freude über den warmen Empfang in der Heimat Ausdruck. Illegale Drullſchriften verbreitet Hohe Zuchthausſtrafen für SPD.⸗Anhänger. Frankenthal, 11. Januar. Vom pfälziſchen Sondergericht wurden eine Anzahl Anhänger der früheren SPD. zu hohen Zuchthausſtrafen wegen Verbreitung verbotener Druckſchriften verurteilt und zwar der 37jährige Arbeiter Alois Schneider aus Pforz zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverluſt; der 37jährige Arbeiter Otto Reiſch aus Pforz zu zwei Jahren Zuchthaus und drei Jahren Ehrver⸗ luſt; der 36jährige Arbeiter Wilh. Offen⸗ bacher aus Berg zu anderthalb Jahren 14 Tagen Zuchthaus und zwei Jahren Ehrver⸗ luſt; der 45jährige Arbeiter Jak. Bretten⸗ meier aus Hagenbach zu einem Jahr Zucht⸗ haus und zwei Jahren Ehrverluſt. Die beiden Ehefrauen Reiſch und Offenbacher erhielten je ſechs Monate Gefängnis. Bei den Angeklagten handelt es ſich um frühere SPD.⸗Anhänger, die ſeit September 1933 im Auftrage des früheren SPD.⸗Stadt⸗ rates Weil in Karlsruhe nach einem wohl⸗ durchdachten Plan mehrere Pakete marxiſtiſcher Druckſchriften, z. B.„Neuer Vorwärts“,„So— zialiſtiſche Aktion“ uſw. über die Grenze bei Lauterburg aus dem Elſaß hereingebracht und an den Weik abgeliefert hatten, der ſie in Tauſenden von Exemplaren nach ganz Deutſch⸗ land weiterverbreitete. Die Hereinbringung der Druckſchriften aus Frankreich über die elſäſſiſche Gernze ging in der Weiſe vor ſich, daß der Angeklagte Offenbacher die Druckſchriften in Lauterburg in der Wirtſchaft zum Schwan abholte und in ſeine Wohnung nach Berg brachte. Dort wurden ſie von Brettenmeier abgeholt und nach Hagenbach gebracht, von wo ſie wieder Schneider und Reiſch nach Pforz holten und von dort aus wurden ſie durch Mittelsmänner des Weik nach Karlsruhe ge— bracht. Weik wurde ebenfalls verhaftet und ſieht ſeiner Aburteilung entgegen. Es war alſo eine förmliche Kette gebildet von Frank⸗ reich bis Karlsruhe, von wo aus dann das übrgie Deutſchland mit dieſer marxiſtiſchen Hetzliteratur überſchwemmt wurde. Im Gegenſatz zu ihren früheren Ausſagenn, bei der Gendarmerie wollen die Angeklagten bei ihrer Vernehmung in der Verhandlung jetzt nicht gewußt haben, daß es ſich bei den Druck— ſchriften um illegales Material gehandelt hat. Durch die Ausſagen der Gendarmeriebeamten von Neulauterburg und Wörth wurden die Angeklagten einwandfrei überführt. In der Urteilsbegründung betonte der Vor— ſitzende, Landgerichtsdirektor Göpfert, daß das Vorgehen der Angeklagten nahe an Hochver⸗ rat grenze und deshalb ſchwere Strafen ge⸗ gen die Angeklagten ausgeſprochen werden mußten. * Verlaufen und halb erftoren. Neuſtadt a. d. H., 11. Jan. beiden acht⸗ und zehnjährigen Kinder des Arbeits— loſen Blaſius Baumgartner Helmut Baum— gartner und der Stiefſohn Valent. Hartmann, von hier wollten allein einen Ausflug auf die Kalmit machen. Als die Kinder abends 10 Uhr noch nicht zurückgekehrt waren, ver⸗ ſtändigten die Eltern die Polizei, worauf eine Abteilung Feuerwehrleute Streifen unternah— men. Es gelang, die beiden Knaben im Fin⸗ ſtertal aufzufinden, wo tiefer Schnee liegt. Der jüngere Knabe war ſchon halb erfroren, erholte ſich aber bald wieder. Märkte und Vörſen Berliner Deviſenkurſe 1 Pfund Sterling 13.655, 1 Dollar 2.682, 100 holl. Gulden 168.58, 100 Belga 58.24, 100 Lire 21.98, 100 dän. Kronen 60.94, 100 norw. Kronen 68.63, 100 franz. Francs 16.41, 100 tſchech. Kronen 12.46, 100 Schwei⸗ zer Franken 81.12, 100 Peſetas 34.52, 100 ſchwed. Kronen 70.43, 100 öſterr. Schilling 47.20. Reichsbankdiskont 4 Prozent; Priwat⸗ diskont 3.875 Prozent. Frankfurter Getreidegroßmarkt. Weizen 197, Roggen 173.50, Gerſte 177.50 bis 180, Hafer 146 bis 149 je Tonne; Wei⸗ zenmehl mit Austauſchwetzen 29.10 bis 29.65, ohne 27.60 bis 28.15; Roggenmehl ſüddeut. ſches 24, Weizenkleie 10.85, Weizenfuttermehl 12, Roggenkleie 10.75, Soyaſchrot 15.35 bis 15.45, Palmkuchen 15.60 bis 15.80, Erdnuß⸗ kuchen 16.75 bis 17.10, Treber 17.65 bis 17.75, Trockenſchnitzel 10.25 bis 10.40, Stroh drahtgepreßt 2.20 bis 2.30. Karlsruher Getreidegroßmarkt Es notierten: Weizen inl. 20 bis 20.20. Sommerweizen ohne Angebot; Inlandsroggen 17 bis 17.25, Sommergerſte 18 bis 19, Win⸗ tergerſte ohne Angebot, Sortier- und Fut⸗ tergerſte 16 bis 17.75, deutſcher Hafer gelb oder weiß 15 bis 15.50, Weizenmehl Baſis Spezial Null mit Austauſchweizen 29.40,(per Februar 30 Pfennig Zuſchlag), Inlandsmah⸗ lung 27.90,(Februar 30 Pfennig Zuſchlag), Roggenmehl 23.25 bis 23.50,(Februar 30 Pfennig Zuſchlug), Weizenmehl IV B 16.50 bis 16.75, Weizennachmehl 15.25 bis 15.50, Weizenbollmeh!(Weizenfuttermehl) 12, Wei⸗ zenkleie feine 10.75 bis 11, grobe 11.25 bis 11.50, Biertreber 17.75, Trockenſchnitzel loſe 10, Malzkeime 13.75 bis 14, Erdnußkuchen loſe 13.75 bis 14, Palmkuchen 15 bis 15.25, Soyaſchrot ſüdd. Fabrikat 15 bis 15.25. Lein⸗ kuchenmehl 18.50 bis 18.75. Die