Hs. Bekanntmachungen (Parteiamtliche Veröffentlichungen der NSDAP,, Ortsgr. Viernheim und der Unterformationen). NS D AP., Ortsgruppe Viernheim Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtraße 19. Geſchäftsſtunden⸗ Einteilung: N. S. B. O. und Deutſche Arbeitsfront: Jeden Montag, Mittwoch u. Freitag, abends 7—9 Uhr Ortsgruppenleitung: Jeden Montag und Donnerstag, abends 7—9 Uhr Kaſſenverwaltung der Ortsgruppe: Jeden Donnerstag, abends 7—9 Uhr Deutſche Arbeitsfront. Die monatlichen Beitrage der Deutſchen Arbeits- front ſind bei einem monatlichen Einkommen von: 1. Erwerbsloſe monatl. Beitrag 0,20 Mk. bis 50.— 5 0,80 s 80, 6 1,20 100.— 0 1,60 150.— 7 2.— 200.— 50 3.— 250.— i 4— 300.— 5 4.80 400.— 0 91 500.— 5 10. 5 600.— 5 16 13„ 700 f ee 13. über 700.— Mindeſtbeitrag 20.— In den nächſten Tagen wird mit der Einkaſſierung der Beiträge begonnen. Wir bitten die Mitglieder, die Beiträge bereit halten zu wollen. Die Kaſſierer ſind nicht verpflichtet, zweimal wegen dem Beitrag vorzuſprechen, da die Kaſſierer ihr Amt ehrenamtlich ausüben. Die Beiträge ſind dem Einkommen entſprechend zu zahlen. Un- richtige Angaben können den ſofortigen Ausſchluß aus der Arbeitsfront zur Folge haben. Letzteres gilt auch bei Nichtbezahlung der Beiträge. N. S. B. O., Ortsgruppe Viernheim. Lokales Viernheim, 18. Januar » Flaggenſchmuck anläßlich des Jahrestages der Reichsgründung. Heute Donnerstag, den 18. Januar 1934, ſind es 63 Jahre, ſeit der„eiſerne Kanzler“ Fürſt Bismarck das deutſche Volk in allen ſeinen Stämmen geeinigt hat, und das einige deutſche Reich gründete. Aus Anlaß dieſes nationalen Gedenktages tragen die öffentlichen Gebäude heute Flaggenſchmuck und wurde auch in den Schulen in kurzen Feiern auf die Bedeutung dieſes Tages hingewieſen. * Berufswahl, Berufs vertretung. Nicht die ſoziale Stellung und das Einkommen machen den Wert eines Berufes aus, ſondern Geſinnung und Leiſtung adelt jede Arbeit, wo immer ſie auch getan wird. Deshalb deutſcher Junge erſtrebe in deiner Lehrſtelle immer die beſte Arbeit zu leiſten. Nur als Qualitätsar⸗ beiter wirſt Du es im Leben zu etwas bringen. Deine Lehrzeit verlangt Einſatz Deiner ganzen körperlichen und geiſtigen Kräfte. Beherzige was Dir der Berufsberater des Arbeitsamts in in der Schulbeſprechung geſagt hat. * Gleich in Oſthofen behalten. Als ein Biebesheimer dieſer Tage ſeinen Bruder im Konzentrationslager in Oſthofen beſuchte, wurde er gleich dortbehalten, weil er ſich im Gefange⸗ nenlager aufreizend benommen hatte. 1. Kurſusabend des Reichs⸗ luftſchutzbundes in V'heim. Der erſte Kurſusabend der hieſigen Orts- gruppe des Reichsluftſchutzbundes e. V., gehalten durch Pg. Dr. Griesheimer⸗ Lampertheim, ge⸗ ſtaltete ſich zu einem hoffnungsvollen Auftakt. Der Referent verſtand es meiſterhaft, die er⸗ ſchienenen Zuhörer, unter denen ſich auch die politiſche Leitung der N. S. D. A. P. befand, in ſeinen Bann zu ziehen. In begeiſternden Wor- ten wurde den Kurſusteilnehmern Zweck und Ziel des Reichsluftſchutzbundes vor Augen ge⸗ führt, und mit ganz anderen Augen wird mancher der Zuhörer die Arbeit dieſes Schutzbundes nun betrachten und freudig an der Erfüllung der großen Aufgabe, die der Reichsluftſchutzbund be⸗ wältigen will, mithelfen. Wenn Pg. Dr. Griesheimer betonte, daß der zivile Gas- und Luftſchutz in Deutſchland, in Anbetracht der vor Luftſtreitkräfte ſtrotzenden Nachbarn, heute mehr denn je eine nationale ſchutz zur Pflicht. Deutſchland tatenlos bleiben! beſuchen. einem praktiſchen Uebungsabend. übrig haben. ſchule. nommen. luftſchutzbundes! und dem badiſchen Goundibezirk. 53 und 69,60 Mark. paſſio oder gar ablehnend verhält, ein Verbrecher an der Volksgemeinſchaft ſei, ſo kann man dieſe Schlußfolgerung nur unterſtreichen. Selbſt unſere ehemaligen Gegner, die doch über eine große Luftſtreitmacht verfügen, machen den zivilen Luft⸗ Und da ſoll unſer wehrloſes Möge auch hier in Viernheim die Bevölker⸗ ung, wie anderswo, die Wichtigkeit des zivilen Gas- und Luftſchutzes erkennen und reſtlos die nnentgeldlichen Aus bildungskurſe der hieſigen Ortsgruppe des Reichsluftſchutzbundes Ein Kurſus erſtreckt ſich über 3 theore⸗ tiſche Aufklärungsvorträge mit je 2 Stunden und Dieſe Zeit wird wohl Jeder für eine ſo wichtige Sache Nächſter Kurſusabend für Kurſus⸗ Anfänger Dienstag, den 23. ds. Mts., abends 1/8 Uhr, in der Schiller⸗ Anmeldungen werden dort entgegenge⸗ Luftſchutz iſt Selbſtſchutz! Werdet Mitglied des Reichs⸗ Erſte diesjährige badiſche Tabakverkaufsſitzung. In den letzten Tagen fand eine Einſchrei⸗ bung in Bruchſal ſtatt, über Tabake aus dem Bruhrain und Neckargebiet, Württemberg, Heſſen Einer Zu⸗ ſammenſtellung nach wurden verkauft: in Bruhain und Neckar 36424 Zentner, in Würtemberg 3978 Zentner, im Goundibezirk 13085 Zentner, in Heſſen 1405 Zentner, zuſammen 54892 Ztr. Die Tendenz im Markt war für Zigarren⸗ tabake feſt, es wurden ſchöne Preiſe angelegt, während die Tendenz für Schneidegut gedrückt war. Für Zigarrengut lagen die Preiſe zwiſchen Dieſen beſten Preis er⸗ zielte Mauer Verein 2. Die Preiſe für Schneide⸗ material bewegen ſich zwiſchen 50 und 55 Mk. Die Ergebniſſe für die verkauften heſſiſchen Ta⸗ bake liegen zwiſchen 51 und 54 Mark, die württembergiſchen Preiſe zwiſchen 50 und 66,90 Mark, 191 Der Umſatz der Einſchreibung wird ſich auf rund 3,5 Millionen belaufen. Der Abſatz war bei regem Kaufintereſſe flott. Nur ganz kleine Partien ſind zurückgegangen. Es handelt ſich dabei um die fermentierten Sandblätter der Tabakbaugemeinde Seckenheim. Großkäufer des Tages waren Katz und Marx. Rotag, M. E Hornung, Schorer und Mayer, J. u. L. Hirſch, Joſef Lußheimer, Mannheim, Jakob Mayer und Co., Joſef Schwarz, Landau, und Odenheimer und Co., Mannheim, ſowie Weißmann, Viernheim. Rampf gegen Kunger 2 und Rälte 1 8 DDS NX. N n 8 ob 9 170 5 0* 2 2 a 5 2 2 2 Spenden fur das deutſche Winterhilfswerk es alle Banken, Sparkaſſen und Poſtanſtalten oder Poſiſcheckkonto: Winterhilfswerk Berlin 77100 Neues aus aller Welt Frecher Diebſtahl. Bei der Ablöſung den ketpoſtamts während der Mittagszeit wurde ein Geldbetrag von 2450 Mark entwendet Der Täter drang durch eine nur für Beamte beſtimmte Türe in den Schalterraum ei, zwickte einige Drähte des Schutzgitters ab und nahm durch die entſtandene Lücke daz am Tiſch liegende Papiergeld an ſich. Hermann Bahr geſtorben. deutſche Dichter und Schriftſteller Hermann Bahr iſt im 71. Lebensſahr in München geſtorben. Unzahl ſeiner Schauſpiele und Komödien wird noch ſtesgeſchichte ſeiner Zeit gegeben hat. vi nnover wegen erntäzgtelt aberkannt worden iſt. Ihn wurde das Verfügungsrecht über ihren 9 entzogen und zum Teil der Frau für Kinder übertragen. Gefängnis wegen verheimlichker beſchäfligung. Das Schöffengericht alten Gendarmeriewachtmeiſter Angeklagte hatte nach ſeiner Penſionier! eine Stelle als Amtsſekretär in einer meindeverwaltung angenommen und dem ihm vorgelegten Fragebogen die Fr nach einer Nebenbeſchäftigung verneint.! dieſe Mark geſchädigt worden. ner Meldung aus Doorn zufolge ſoll 75 jährige Geburtstag des ehemaligen d ſchen Kaiſers am 27. Januar ſo. einfach möglich und nur im Familienkreiſe geſe werden. Der Kaiſer muß zurzeit das H hüten, da er an einem Rheumatismus⸗ fall leidet. Man glaubt aber, daß er zu nem Geburtstag wiederhergeſtellt ſein wi gelöſt werden. man ſich noch nicht einig. des Bodens hemmen würden. nicht ganz zu. gefährdeten, tiefer liegenden Grundſtücke. Vorteile für ſich, Gemeinde und Staat. vorteile. vor dem Kriege. Fürſorgelaſten als unſere Gemeinde. Volksmund ſagt. waren dabei. haben, die brachen Aecker umzuroden. goſſen haben, preisgeben? das wir erhalten wollen. wertung der Allmenden. nießung ihrer Rechte kommen. gelegenheit. abzuwälzen. lich ihre Stellungnahme zu übermitteln. Wir ſind der Meinung: Allmendgelände unter die Bürger verteilt. wenigen Händen und der Großteil der Bürger hat nichts mehr. Auch erzieheriſch hat unſere Ortsbürgernutzung gewirkt. Zugriffsrecht der Gemeinde auf die Nutzungen ſäumiger Ortsbürger bei Zahlungsverzug, haben dieſe ſich beſtrebt, ihre Schulden zu be⸗ zahlen, um ja nicht unter den großen Schirm zu kommen, wie der Man vergißt auch ganz, daß das Allmendgelände vorher Hutweideland und Sumpfland war. „Halte feſt, was Du ererbt von Verteidige es, um es zu beſitzen.“ Der Ausschuss zur Wahrung der Ortsbürgerrechte: Im Auftrag: Adam Träger. Ortsbürgerfragen. Wie aus Preſſeartikeln erſichtlich iſt, ſollen die Allmenden ab⸗ In welcher Form dieſes geſchehen ſoll, darüber iſt Man begründet die Maßnahme damit, indem man erklärt, daß die Allmenden eine richtige Bewirtſchaftung Das trifft für unſere Gemarkung Der vorurteilsfreie Beobachter muß zugeben, daß die in Nutznießung übergebenen Aecker gerade ſo gepflegt ſind, wie die in Privateigentum befindlichen, ausgenommen die von Waſſer Wenn dafür geſorgt wird, daß das Waſſer des Landgrabens immer abfließt und ſich nicht mehr ſtaut, dann wird auch dieſes Gelände bald in gutem Kulturzuſtand ſein. Der wirkliche Grund zur Ablöſung der Allmenden liegt tiefer. Man gönnt den Ortsbürgern und den Ortsbürgerswitwen nicht ein⸗ mal die ſpätere Nutznießung eines oder mehrere Aecker. Aber ſelbſt⸗ verſtändlich findet man, wenn ein Freiherr von Heyl oder Graf Berckheim tauſende von Morgen ihr Eigen nennen. Aber es ſind nur Schein⸗ Den ſozialen Charakter der Allmend würdigt man nicht genügend. Wer ſich davon überzeugen will, möge Einſicht nehmen in die Fürſorgeausgaben der Gemeinde Lampertheim und Viernheim Die Gemeinde Lampertheim hatte doppelt ſoviel Dort hat man früher das Heute iſt dasſelbe in Auch öde Sandflächen In den letzten 80 Jahren haben unſere Eltern und Großeltern aus dieſem Gelände Kulturland geſchaffen. genug Leute unter uns, die mit der Rodhacke ihren Eltern geholfen Sollen wir das Nutzungs⸗ recht dieſes Geländes, auf dem unſere Voreltern ſoviel Schweiß ver⸗ Es iſt auch ein Stück Heimatgeſchichte, Wir haben nichts gegen eine beſſere Ver⸗ Auch haben wir abſolut nichts einzuwen⸗ den, wenn Allmendland in Dauer- oder Erbpacht an angemeſſenem Pachtpreis abgegeben wird. alſo den Anſpruch auf den Pachtpreis abzüglich der darauf ruhenden Laſten, muß unferen Ortsbürgern geſichert bleiben. dafür geſorgt werden, daß die jüngeren Ortsbürger früher in Nutz⸗ Das iſt unſere Anſicht in dieſer An⸗ Wir übergeben dieſelbe der Oeffentlichkeit, um den Vor⸗ wurf der Ortsbürger, wir würden ihre Rechte nicht richtig vertreten, Wir bitten alle intereſſierten Ortsbürger, uns ſchrift⸗ Aber die Nutznießung, Deinen Vätern, Bekanntmachung. Betr.: Die Regelung des Aus- verkaufsweſens. Durch, Verfügung des Heſſ. Kreisamts Heppenheim wird für die Durchführung der diesjähr⸗ igen Winter⸗, Saiſonſchluß⸗ und Inventurausverkäufe die Zeit vom 27. Januar bis 5. Februar 34 einſchließlich beſtimmt. Die be⸗ reits vor einiger Zeit im lokalen Teil des Blattes erſchienene No- tiz, wonach der Beginn der Aus- verkäufe auf 22. Januar 1934 beſtimmt ſei, wird hiermit für ungültig erklärt. Viernheim, 17. Januar 1934. Heſſiſches Polizeiamt. J. V. Kühne. Tum Rneingold Morgen Freitag 8.11 Uhr großer wozu närriſchſt einld. i Johann Lantz und Frau Kapelle Hanf- Blank. ee, pla F möglichſt Mitte Zimmer des Ortes, zu und Küche kaufen geſucht. Näh. in der Ex. 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Verbandsſpiel 3 Uhr. 3/ 2 Uhr.——— Mannſchaftskampf der Geräteturner in Wo Abfahrt mit Auto Samstag abend ½ 7 am Lokal. Die Turnleitun Sonntag vormittag 10 Uhr Trommler Pfeiferkorps auf dem Waldſportplatz. Der Stabfü Spargelbauverein. Heute Donnerstag A 8 Uhr im Gaſthaus z. Ochſen wichtige gliederverſammlung. Auch ſolche die“ anlagen beſitzen und Mitglied werden w ſind herzlich eingeladen. Der Vorſta Turnverein Igd.— M. F C. 08 Geſangverein„Liederkranz.“ Heute Don tag abend Singſtunde des Frauenchors. ö Der Vorſitzen munen men aeg ö — 53 1 1 N 2 2 Schalterbeamten eines Münchener Pg. Der bekannte! Ueber ſein Lebenswerk in went gen Worten zu berichten iſt unmöglich. de übertroffen von ſeinen Eſſays, denen er ein getreues Spiegelbild der Ge Ehrloſen Bauern der Hof aberkannk. Deaf Landesbauernführer von Rheden(Hau nover) hat in 9 Jh Vi 9 b 4 1 emacht, daß ſechs Bauern der Pro ie He 5 Ehrloſigkeit die Bau Neben Bet lin verurteilte den penſionierten 56 Jahr Balzer we gen Betrugs zu 10 Monaten Gefängnis. de Weiſe iſt der Fiskus um rund bol Der Geburtskag des früheren Kaiſers.( Turnverein 1893 1.— Tſchft. Käfertal e jernheimer Anzeiger siernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Aelteſte Tageszeitung am Platze— Erfolgreiches Inſertionsorgan Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt am Main, Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. D. A. 1250. Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. Viernheimer Zeitung Anzeigenpreiſe: (Vieruheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere k Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Nummer 16 Freitag, den 19. Januar 1934 51. Jahrgang Die Wirtſchaſtswothe ſederſter Stand der Wechſelproleſte.— je Beſſerung des Kapilalmarktes.— Die itte Phaſe der Arbeilsſchlacht.— Die Welt⸗ arbeitsloſigkeit. Wenn auch die Arbeitsloſigkeit, wie nicht ders zu erwarten war, infolge der für alle beit im Freien ungünſtigen Witterung Prübergehend etwas zugenommen hat, ſo id doch viele andere Anzeichen vorhan— n, die, ſtatiſtiſch erfaßbar, zur Hoffnung H eine weitere Beſſerung der Wirtſchafts— ge berechtigen. So ſind, um nur etwas her⸗ lszugreifen, im November 1933 rund 50 000 echſel im Betrag von rund 7 Millio— n Mark weniger zu Proteſt gegangen s im Vormonat. Damit haben Anzahl und keſamtbetrag der Proteſtwechſel den bisher ſedrigſten Stand erreicht. Dies iſt ein Aus⸗ ſuck einer allgemeinen Beſſerung der Kre— iſicherheit. Außerdem dürfte aber auch der gechſelkredit bei beſonders riſikoreichen Ge— jäften immer weniger in Anſpruch genom— en und gewährt worden ſein. Der Rück— ing der Proteſtquote erklärt ſich daneben elleicht auch daraus, daß der Anteil ſolcher zechſel, die ihrer Natur nach nicht oder doch chſt ſelten zu Proteſt gehen(Bankakzepte d dergleichen), am Geſamtbetrage der mo⸗ ſein lichen Wechſelziehungen 5 15 als früher. m Geldmarkt wirkte ſich die Mo⸗ atsmitte weniger in einem großen Geldbe— irf, als vielmehr in einer Zurückhaltung der fer in erſtklaſſigen Anlagen aus. Die eichsbank zeigt ſich aber kräftig entlaſtet, d der Abſatz der einjährigen Reichsſchatz— weiſungen ging ſo flott vonſtatten, daß ſre Verzinſung mehrmals, zuletzt auf vier— eiachtel Prozent, herabgeſetzt werden konn— Die Beſſerung des Kapital⸗ zarktes zeigte ſich auch in der ſtarken Er— hung des Pfandbriefumlaufs. Der Ab— uf des bisherigen Stillhalteabkom⸗ lens wirft ſchon ſeinen Schatten voraus. m 29. Januar verſammeln ſich die Still⸗ ültegläubiger in London zur Vorbereitung er offiziellen Konferenz, die das Abkommen brlängern ſoll. Es iſt wohl auch kein Zwei⸗ , daß der Vertrag auf ein Jahr erneuert d; die deutſchen Unterhändler werden da⸗ i darauf beſtehen müſſen, daß die Kredite cht gekürzt werden. [Gegenwärtig bereitet ſich die deutſche zirtſchaft auf die dritte Phaſe der Arbeits⸗ hlacht vor. Dieſe dritte Phaſe ſoll, wie das größer Mititut für Konjunkturforſchung hervorhebt, Iterſtützt vom Saiſonaufſchwung der Wirt⸗ haft, erneut eine entſcheiden d e Ent⸗ ſtung des Arbeitsmarktes herbeiführen. 5 wird nun entſcheidend darauf ankommen, er den Saiſonanſtieg hinaus zu ei⸗ ir dauernden, d. h. konjunkturellen 0 Noduktionsſteigerung zu gelangen. Staats⸗ kretär Reinhardt zieht aus der Entwick⸗ g des Jahres 1933 mit ihrem um 12—14 killiarden höheren Umſatz und mindeſtens Milliarden höheren Volkseinkommen den ſchluß, daß im Jahre 1934 die Umſätze der zutſchen Volkswirtſchaft ſich in demſelben aße noch einmal beſſern und die Arbeits⸗ ſenziffern daher im Laufe dieſes Jahres um eitere 2 Millionen ſinken werden. le Wirtſchaft, die unter der Laſt der ſoge⸗ aͤnnten feſten Koſten ſeufzt, wird mit Ge⸗ gtuung die Ankündigung aufnehmen, daß r Verwaltungsrat der Reichsbahn ſich mit ner Senkung der Perſonentarife, allerdings och nicht der Frachttarife, befaſſen ſoll. Die Aufhebung der Sektſteuer dt ſich als ein wirtſchaftspolitiſcher Erfolg ir Reichsregierung dargeſtellt. Der Verſand er deutſchen Sektfabriken im Dezember 1933 Par doppelt„ groß wie im Dezember 1932. er Umſatz har ſich alſo in vier Wochen der N teuerfreihest am 100 Prozent erhöht. Auch n Nebenbeieben der Sektfabriken, Ki⸗ enſchre ner eien, Glasbläſereien, der Korkin⸗ fegen u. a. wurden große Aufträge zuge⸗ ieſen. Italieniſcher in Wien Stantsſekretär Suvich beſucht die öſterreichiſche Regierung— Anerwarteter Empfang des italieniſchen Gaſtes— die erſten Veſprechungen Wien, 19. Januar. Am Donnerstag iſt der italieniſche Staats— ſekretär Suvich zu Beſprechungen mit der öſterreichiſchen Bundesregierung in Wien eingetroffen. Bei der Ankunft gingen in der Nähe des Südbahnhofs zwei Papierböl— ber hoch, die jedoch keinen Schaden anrichte— ten. Von einem in der Nähe des Südbahn— hofs gelegenen Hoteldach wurden mit einem Wurfgeſchoß Hakenkreuzfahnen in der Richtung des Südbahnhofs abge- laſſen. Bei den außerordentlich ſtrengen Abſper— rungsmaßnahmen auf der ganzen Linie der Abfahrt des Staatsſekretärs vom Südbahn— hof zu ſeinem Hotel, wurde eine Reihe von Perſonen verhaftet. Staatsſekretär Su⸗ vich ſtattete dem Bundespräſidenten Mik— las und dem Bundeskanzler Dollfuß den üblichen offiziellen Beſuch ab, der ſodann vom Kabinettsdirektor des Bundespräſiden⸗ ten und dem Bundeskanzler Dollfuß im Ho— tel Imperial erwidert wurde. Bundespräſi— dent Miklas gab zu Ehren des italieniſchen Gaſtes ein Frühſtück. Die ſachlichen Beratun— gen zwiſchen Suvich und Dollfuß, an denen von öĩſterreichiſcher Seite der Leiter der Po— litiſchen Abteilung des Außenminiſteriums, Geſandter Hornboſtel, teilnahm, begannen in den Nachmittagsſtunden. Zu den Programmpunkten der Beſpre— chung gehören, wie verlaukek, wirtſchafls⸗ politiſche Fragen, die Förderung der italie⸗ niſchen Wein- und Früchkeausfuhr nach Oeſterreich ſowie die Ausfuhr öſterreichiſcher Agrar-, Holz- und Induſtrieprodukte nach Ikalien, die Errichtung einer Freihafenzone für Oeſterreich und darüber hinaus die Re- gelung der wirkſchaftspolitiſchen Fragen in Mitteleuropa aufgrund des bekannken ika⸗ lieniſchen Memorandums vom 28. Sepkem- ber vorigen Jahres. Die Beſſerung am Arbeitsmarkt, die in faſt ſämtlichen Ländern zu Beginn des Früh⸗ jahrs 1933 kräftig eingeſetzt hatte und teil— weiſe durch konjunkturelle Auftriebstenden— zen wirkſam unterſtützt wurde, hat in der Mehrzahl der Länder u. a. in Frankreich, Belgien, Schweden, Oeſterreich, Polen, der Schweiz und, ſoweit ſich nach den Schätzun⸗ gen des amerikaniſchen Gewerkſchaftsbundes ergibt, auch in den Vereinigten Staaten von Amerika bis zum September, in Deutſchland und Großbritannien ſogar bis in den No— vember hinein angehalten. Wenn auch jah— reszeitliche Einflüſſe in den letzten Monaten teils eine nachhaltige Beſſerung der Be— ſchäftigungsverhältniſſe nicht aufkommen lie— ßen, teils wieder zu einer Zunahme der Er— werbsloſenzahl führten, ſo iſt doch im gan— zen erſtmalig wieder eine Belebung eingetre— ten, wie ſie ſeit dem Jahre 1929 in dieſem Umfang nicht zu beobachten war. Für Anfang Oktober 1933 dürfte die Geſamtzahl der Ar⸗ beitsloſen in der Welt, ſoweit ſie ſich über⸗ haupt ſtatiſtiſch mit einiger Zuverläſſigkeit er⸗ mitteln läßt, auf etwa 22 bis 23 Millionen zu veranſchlagen ſein. Gegenüber dem Stand am Ende des 1. Halbjahres 1933 iſt ſomit — entgegen der ſaiſonmäßig zu erwartenden Bewegung— eine weitere Verminderung um 3 Millionen eingetreten. In der Reihe der Länder, deren Erfolge im Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit die Geſamtentwicklung ent⸗ ſcheidend beeinflußten, ſtehen vor allem Deutſchland, ferner die Vereinigten Staaten von Amerika und Großbritannien. Hetztätigkeit der übrigen Emigranten ten ſeien. Am Abend gab Bundeskanzler Dollfuß zu Ehren Suvichs ein Eſſen, an das ſich ein offi— zieller Empfang anſchloß. Die erſte Unterredung mit Dollfuß Ueber die erſte Unterredung zwiſchen Un— terſtaatsſekretär Suvich und Bundeskanzler Dr. Dollfuß wird am Donnerstag mittag amtlich mitgeteilt: Unterſtaatsſekretär Su— vich ſtattete Donnerstag mittag Bundeskanz⸗ ler Dr. Dollfuß einen Beſuch ab. Die Beſpre— chung, die einen außerordentlich herzli— chen Charakter trug, dauerte über eine Stunde. Von italieniſcher Seite wird erklärk, daß der Beſuch des Slaatsſekretärs Suvich in er ſter Linie als eine Erwiderung auf die drei Beſuche des Bundeskanzlers Dollfuß beim italieniſchen Regierungschef aufzufaſſen ſei. Es iſt begreiflich, daß man auf öſterrei⸗ chiſcher Seite den italieniſchen Beſuch als bedeutungspoller hinſtellen möchte, als er in der Tat iſt. Umſo wichtiger iſt, daß ihn die Italiener nur als Erwiderung der Beſuche des Bundeskanzlers Dollfuß hinſtellen. Wirtſchaftliche Vereinbarung? Der Korreſpondent des engliſchen Nach— richtenbüros Reuter in Rom weiß zu mel— den, daß eine wirtſchaftspolitiſche Vereinba— rung zwiſchen dem Präſidenten der öſter⸗ reichiſchen Staatsbahnen, General Vau— goin, und dem italieniſchen Verkehrs⸗ miniſter Ciano getroffen worden ſei, die Großbritannien auf Koſten Mitteleuropas zugute kommen werde. Die Vereinbarung betreffe einen Aus- fauſch von öſterreichiſchem Nutzholz haupffächlich für Skützpfeiler in Berg- werken gegen britiſche Kohlen. Allerdings ſei noch die Zuſtimmung des ita⸗ lieniſchen Finanzminiſters für eine zollfreie Einfuhr britiſcher Kohle erforderlich. Dieſe Zuſtimmung werde binnen kurzem erwartet, zumal Oeſterreich aufarund des Friedens— Die Emig vertrages Xrieſt als Freihafen benutzen dürfe. den dürſe. * Verhaftungen in Oberöſterreich Linz, 19. Januar. Gegen das Landhaus in Linz, dem Sitz der oberöſterreichiſchen Landesregie— rung, wo auch die Kanzleien des neuernann— ten Sicherheitsdirektors, Freiherr von Ham— merſtein, untergebracht ſind, wurde von un— bekannten Tätern ein Papierböller ge— worfen. Durch die Exploſion wurde eine Reihe von Fenſterſcheiben zertrümmert. Die von der Regierung vor kurzem aufgebotenen Schutzkorps- und Hilfspolizeiabteilungen wurden zur verſchärften Bewachung der öf— fentlichen Gebäude herangezogen. Obgleich die in der Nacht von Polizei und Kriminalbeamlen vorgenommenen zahlreichen Hausdurchſuchungen bei vermeink- lichen Mitgliedern der aufgelöſten NS DA. in allen Fällen ergebnislos verliefen, wür⸗ den gegen 30 Verhaftungen vorgenom- men, wobei feſtgeſtellt werden muß, daßz die Verhafteten nik dem An- ſchlag nicht nur in keinerlei Verbindung ſtehen, ſondern daß ihnen nicht einmal eine Verbindung mit der 15 DA P. nachgewieſen werden konnte; ſie ſtehen lediglich im Ver- dacht nakionaler Geſinnung. In der gleichen Nacht ſind auch in Ried und Enns Papierbölleranſchläge verübt worden, ohne daß es bisher gelang, die Tä— ter zu ermitteln. In ganz Oberöſterreich ſind anſcheinend über den Kopf des Sicherheits— direktors hinweg durch unmittelbaren Auf— trag der Wiener Zentralregierung zahlreiche Verhaftungen und Geiſelfeſtnahmen erfolgt. In dem Linzer Vorort Klein-München iſt es in den letzten Tagen zu Anſammlun— gen von Arbeitsloſen gekommen, die durch Ueberfallkommandos der Polizei zerſtreut wurden. In der Bevölkerung macht ſich eine wachſende Unruhe und Gärung bemerkbar. bt T rantenverfügung Keine ſcharenweiſe Nücklehr der Emigranten— Gegen Gerüchtemacher Berlin, 19. Januar. Der Inſpekteur der Geheimen Staaispoli— zei, Miniſterialrat Diels, gab einem Ver— treter des„Angriff“ bemerkenswerte Erklä— rungen über die Bedeutung des neuen Eme— grantenerlaſſes des preußiſchen Me— niſterpräſidenten ab. Der Erlaß bezwecke, die durch die kürzlich erfolgte Aufhebung des Sichtvermerks entſtandene Gefahr einer völ— lig ungeregelten Emigrantenrückwanderung abzuwenden und das Eindringen unlaute— rer und ſtaatsfeindlicher Elemente, ſowie einen etwaigen Pendelverkehr im Dienſte der Hetzpropaganda im Auslande zu verhin— dern. Denjenigen Perſönlichkeiten jedoch, die lediglich aus Ueberängſtlichkeit unbegründet die Flucht ergriffen und ſich im Auslande ohne ſtaats- und volksfeindliche Betätigung aufgehalten hätten, wolle der Erlaß die Möglichkeit einer Rückkehr in das Vaterland eröffnen, jedoch beſtände für ſie die Verpflich⸗ tung, einen unzweifelbaren und ausreichen⸗ den Beweis dafür zu erbringen, daß ſie der tat⸗ kräftig und als gute Deutſche entgegengetre⸗ Die Befürchtung, daß die Emi⸗ granten jetzt etwa in Scharen zurückkehren würden, ſei völlig unbegründet. Denjenigen, denen es mik einer Heim- kehr ernſt ſei, würde der Beweis eines takkräftigen Eintretens für die Inkereſ⸗ ſen ihres Heimaklandes nicht leicht ge machk. Die Geheime Skaatspolizei ſei über jeden einzelnen der Emigranken, der ſich auch nur das geringſte habe zu— ſchulden kommen laſſen, auf das ge— naueſte informiert. Miniſterialrat Diels erklärte weiter, das be⸗ ſondere Intereſſe ſeines Amtes ſei vor allem auch darauf gerichtet, mit allen Mitteln ge— gen die Gerüchtemacherei und Denunziation, der ſich verſteckte Wühler gegen national— ſozialiſtiſche Programmpunkte und Einrich⸗ tungen in der letzten Zeit befleißigten, vorzu⸗ gehen. Beſonders der ſtillen Sabotage auf wirtſchaftlichem Gebiete bleibe man ſtändig auf der Spur. Genaueſtens beachtet werde auch die lärmende Geſtikulation, die ſich manche Pfarrer der evangeliſchen wie der ka- tholiſchen Kirche angelegen ſein ließen. Zum Schluß erklärte der Leiter der Gehei⸗ men Staatspolizei, daß alle ſtaatlichen Maß⸗ nahmen die Erziehung des Volkes im Sinne des Nationalſozialismus und beſonders die Selbſterziehung der Nationalſozialiſten kei⸗ nesweas überflüſſig machen könnten. Mobiliar der Villa Wels beschlagnahmt Das Geheime Staatspolizeiamt hat auf⸗ rund des Geſetzes über die Einziehung taats⸗ und volksfeindlichen Vermögens die Einziehung einer Reihe von Vermögenswer⸗ ten flüchtiger Marxiſten und marxiſtiſcher Organiſationen verfügt. A. a. ſind auch die Einrichtungsgegen⸗ ſtände des früheren SpPD.⸗Führers Otto Wels eingezogen worden, der in Friedrichshagen bei Berlin eine Villa bewohnte. Ferner wurden eingezogen Einrichtungsge— genſtände des berüchtigten„Kritikers“ Al fred Kerr, des Vorſitzenden des ehemali— gen Rotfrontkämpferbundes Willi Leow, der früheren ſozialdemokratiſchen Reichs— tagsabgeordneten Frau Wurm und des jü— diſchen Schriftſtellers Arnold Zweig. Unter den neuerdings eingezogenen beſchlag— nahmten marxiſtiſchen Büchern befinden ſich auch 50 Exemplare des Buches von Erich Maria Remarque„Der Wege zurück“. Gegen die Wiederwahl Knox Einmülige Ablehnung im Saargebiek. Saarbrücken, 19. Januar. Der Völkerbundsrat hatte in geheimer Sitzung die Regierungskommiſſion wiederge— wählt. Dieſe Wahl findet im geſamten Saargebiet einſtimmige Ablehnung. die „Saarbrücker Zeitung“ ſchreibt zu dieſer Wahl u. a.: Die Bevölkerung iſt nicht in der Lage, das Vertrauen, das der bishe— rigen Regierungskommiſſion damit ausge— ſprochen wurde, von ſich aus zu beſtätigen. Sie kann ſich noch weniger dem Dank an— ſchließen, den der Völkerbund zum Ausdruck gebracht hat. Die Erfahrung des letzten Jahres zwingk ſie vielmehr dazu, die Regierungskommiſſion in ihrer jetzigen Zuſammenſetzung mit aller gebokenen Deutlichkeit und Ehrlichkeit inner- lich abzulehnen. Sie wird und kann in Ge— fühl und Geſinnung mit der neubeſtätigken Regierungskommiſſion nichts gemeinſam ha— ben, ſie ſteht ihr fremd und in geſchloſſener Abwehr gegenüber. Wir wollen nicht verhehlen, daß unſere ſchwerſten Bedenken aus der Tatſache reſul— tieren; daß auch der jetzige Präſident Knox wieder beſtätigt worden iſt. Die nationalſozialiſtiſche„Saar-Front“ hebt hervor: Herrn Knox iſt mit der Verlän— gerung ſeiner Beamtung zugleich Dank und Anerkennung ausgeſprochen worden im glei— chen Zeitpunkt, da in der Völkerbundshaupt— ſtadt ſelbſt die berufenſten Vertreter der„Un— tertanen“ ihre in drei Denkſchriften nieder— gelegte Beſchwerde, insbeſondere gegen die— ſen Präſidenten, mündlich zu erläutern und zu verteidigen erſchienen ſind. Für ſchnelle Regelung der Saarfrage In einem Leitaufſatz nimmt„Daily Tele— graph“ zur Saarfrage Stellung. Das Blatt gibt zu, daß über das Ergebnis der Volks— abſtimmung im Saargebiet kein Zweifel be— ſteht. Es ſei ſicher, daß ſich, wie auch die Abſtim⸗ mung geregelt werde, eine überwältigende Mehrheit für die Rückkehr zu Deukſchland er- klären werde. Dies werde nirgendswo beſtritten, und da die Saar die einzige unerledigte territoriale Frage zwiſchen Frankreich und Deutſchland bilde, ſei es ein Gebot der Klugheit, ſie ſo— bald wie möglich aus dem Wege zu ſchaffen. „Schlag gegen den Völkerbund“ „Daily Mail“ ßezelchnet Deutſchlands Weigerung, nach Genf zu gehen, als einen neuen ſchweren Schlag für den Völkerbund. Die britiſche Regierung ſollte vorſichtig ſein. Es ſei bedauerlich, daß ſie die Wiederernen— nung Dr. Knox zum Vorſitzenden der Saar— regierungskommiſſion zugelaſſen habe. Gegen den deutſchen Gruß An dem Saarbrückener Realgymnaſium wurde eine Verfügung des Saarbrückener Un— terrichtsminiſters Zoritſch verleſen, die die Anwendung des deutſchen Grußes in den Schulen verbietet. Am Reichsgründungstag hat die Regierungskommiſſion auf Antrag der Stadtverwaltung den ſtädtiſchen Gebäu— den geſtattet, Flaggenſchmuck zu tragen. Heute Abſtktimmung in Genf? Aus unterrichteten Völkerbundskreiſen verlautet, daß die Ratstagung über die Saar— fragen unter Umſtänden ſchon am Freitag nachmittag ſtattfinden wird. Sie wird ſehr wahrſcheinlich öffentlich ſein. Die Verfaſſung der Arbeit Das Geſetz zur Ordnung der nationalen Arbeit. Berlin, 19. Januar. Die Veröffentlichung des Geſetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit iſt erſt zu Beginn der nächſten Woche zu erwarten. Der weſentliche Inhalt des Geſetzes ergibt ſich be⸗ reits aus den Mitteilungen des Reichsar⸗ beits- und des Reichswirtſchaftsminiſters Es handelt ſich um ein Grundgeſetz, eine Arbeitsverfaſſung, die bewußt auf die Rege⸗ lung von Einzelheiten verzichtel. Die Führer der Betriebe und die Betriebsangehörigen ſelbſt werden dieſes Geſetz mit Blut und Leben erfüllen müſſen. So ſind in dem Geſetz zwar die Strafar⸗ ten und für Ordnungsſtrafen in Geld auch eine Höchſtgrenze feſtgeſetzt, es ſind aber keine juriſtiſch ſcharf umriſſenen Tatbeſtände aufgeführt, aufgrund deren die eine oder die andere Strafe verhängt werden müßte. Auch die Rechtsfolgen der etwaigen Ab— erkennung der Eigenſchaft eines Betriebs— führers ſind nicht genau feſtgelegt. Erſt die Praxis wird alles weitere ergeben. Eine geſetzliche Feſtlegung von Einzelhei— ten erübrigt ſich, ſchon deshalb, weil die Ein— richtung der Treuhänder der Arbeit dafür bürgt, daß die Durchführung der neuen Ar— beitsverfaſſung im nationalſozialiſtiſchen Gei— ſte erfolgt. Die Handelsbilanz Der Abſchluß für das Jahr 1933. Berlin, 19. Januar. Die Handelsbilanz ſchließt im Dezem— ber mit einem Ausfuhrüberſchuß von 49,4 Millionen Mark gegen 42,9 Millio- nen Mark im November ab. Die Einfuhr belief ſich auf 374,4 Millionen Mark; ſie hat gegenüber dem Vormonat um 23 Millionen Mark oder 6,6 Prozent zugenommen. Am ſtärkſten geſteigert war die Einfuhr von Roh— ſtoffen und halbfertigen Waren mit 208,1 Millionen Mark gegen 195,1 Millionen Mark im Vormonat. Die Einfuhr von fertigen Waren erhöhte ſich von 53,5 auf 59,9 Mil— lionen Mark. Die Ausfuhr ſtieg von 394,3 Millionen Mark auf, 423,8 Millionen Mark gleich 7,5 Prozent. Die Steigerung der Aus— fuhr entfällt faſt allein auf fertige Waren, deren Ausfuhr von 302,5 auf 331,4 Millio— nen Mark ſtieg. Im Jahre 1933 hat die Aus— fuhr von 5739,2 Millionen Mark im Vorjahr auf 4871,4 Millionen Mark abgenommen. Der Rückgang iſt teils auf geſunkene Preiſe, teils auf niedrigere Mengenumſätze zurück— zuführen. Die Einfuhr verminderte ſich von 4666,5 Millionen Mark im Vorjahr auf 4203,6 Millionen Mark. Mengenmäßig hat die Einfuhr den Vorjahresſtand nur wenig unterſchritten. Der Ausfuhräberſchuß war mit 668 Mil- lionen Mark um mehr als eindrittel niedri- ger als im Vorjahr und um dreivierkel nie— driger als im Jahre 1931, dem Jahre des größten Ausfuhrüberſchuſſes. Deutſche Tagesſchan Verleumdung des Jugendführers durch einen Pfarrer. Der Waldenburger Pfarrer Weichenheim iſt, wie die Juſtizpreſſeſtelle Breslau bekannt gibt, wegen einer ganz ungeheuerlichen Verleumdung des Reichsjugendführers Baldur von Schirach in Schutzhaft genommen worden, weil er be— hauptet habe, der Reichsjugendführer ſei ein Jude und heiße eigentlich Baruch Meyer. Der Wechſel des Bauern verſchwindet. Das gefährlichſte Inſtrument im Geldver— kehr des deutſchen Bauernſtandes iſt bis jetzt wohl der Wechſel geweſen. Der Genoſſen⸗ ſchaftsbank zu Halle a. d. S., der provin— zial-ſächſiſchen Ausgleichsſtelle für den Geld— verkehr der ländlichen Genoſſenſchaften, iſt es nunmehr gelungen, ihr Eigenkapital und die Einlagen der angeſchloſſenen Spar- und Darlehenskaſſen durch unaufhörliche Wer— bung ſo zu erhöhen, daß ſie von der Deut— ſchen Zentralgenoſſenſchaftskaſſe finanziell vollſtändig unabhängig geworden iſt. Die Genoſſenſchaftsbank hat bekanntgegeben, daß ſie gegenüber den ländlichen Spar- und Darlehenskaſſen für die Zukunft auf die Hereinnahme von Wechſeln verzichtet. Geſuche um Aufnahme in die SA. zwecklos. Im„Völkiſchen Beobachter“ iſt eine Be— kanntmachung der Oberſten SA.-Führung veröffentlicht, wonach ihr täglich Geſuche um Aufnahme in die SA. zugehen. Die Oberſte SA.⸗Führung macht darauf aufmerkſam, daß derartige Geſuche zwecklos ſind. Sie blei— ben in jedem Falle unbearbeitet. Ge⸗ ſuche um Aufnahme in die SA. können nach Aufhebung der zurzeit beſtehenden Aufnah- meſperre an die zuſtändigen örtlichen SA. Dienſtſtellen gerichtet werden, die über die 1 in eigener Zuſtändigkeit entſchei— en. Auslands⸗Nundſchau Die franzöſiſchen Eiſenbahnanlagen werden moderniſiert. Wie aus Paris gemeldet wird, erſtattete der Miniſter für öffentliche Arbeiten, Papa⸗ gon, vor dem Kammerausſchuß für öffentliche Arbeiten Bericht über die Maßnahmen, die er nach dem ſchweren Eiſenbahnunglück von Lagny im Intereſſe einer größeren Sicher⸗ heit auf den franzöſiſchen Eiſenbahnen zu ergreifen gedenkt. Das Programm des Mi⸗ niſters ſieht Ausgaben in Höhe von rund awei Milliarden Franken vor, die land geweſen. (tigkeit und Kraft einzelner Großer. auf ſieben oder acht Jahre verteilt werden ſollen. 256 Millionen ſollen davon bereits für das laufende Jahr zur Verfügung geſtellt werden, um das Signalſyſtem zu ver⸗ beſſern, Stahlwagen anzuſchaffen und vier⸗ gleiſige Strecken zu bauen. Kommuniſten planen neuen„Hungermarſch“ auf London. „Morning Poſt“ zufolge hat die kommu⸗ niſtiſche Partei Großbritanniens Vorberei⸗ tungen getroffen, um einen neuen„Hun⸗ germarſch“ von Arbeitsloſen aus ver⸗ ſchiedenen Landesteilen nach London zu ver⸗ anſtalten. Der letzte Hungermarſch fand im Dezember 1932 nicht ohne Zwiſchenfälle ſein Ende. Kommuniſtiſcher Amſturzverſuch in Porkugal geſcheitert. Nach einer Meldung aus Liſſabon iſt in der Nacht zum Donnerstag eine kommu⸗ niſtiſche Umſturzbewegung aufgedeckt wor⸗ den. Die Regierung war ſchon ſeit mehreren Tagen davon unterrichtet, daß die kommu— niſtiſchen Arbeitergewerkſchaften Donners— tag früh den Generalſtreik ausrufen wollten und hatte entſprechende Vorkehrungen ge— troffen. Eine Reihe verdächtiger Perſonen, die ſich im Veſitz von Revolvern und Bom— ben befanden, iſt verhaftet worden. Die Feier des 18. Jannar Die Veranſtaltungen in der Reichshauptſtadt. Berlin, 19. Januar. Anläßlich der 63. Wiederkehr des Tages der Reichsgründung haben die Dienſtgebäude Preußens und der Stadt Flaggen geſetzt. Bereits in den frühen Morgenſtunden haben eine Reihe von politiſchen Verbänden und Kriegervereinen am Denkmal Bismarcks vor dem Reichstag und am Nationaldenkmal, dem Denkmal des erſten Kaiſers, Kränze niederge— legt. um 12 Uhr zog die Wache des Wach— regiments in Stärke einer Kompagnie vor dem Ehrenmal Unter den Linden auf, wo das Muſikkorps das Deutſchland- und das Horſt— Weſſellied intonierte, die die nach Tauſenden zählende Zuſchauermenge mit erhobenem Arm mitſang, während die Truppe das Gewehr präſentierte. der Feſtalt in der Aniverſität Den Höhepunkt der Feiern bildete der Feſt— akt in der Univerſität. Zu der Feier waren zahlreiche Vertreter der Reichs-Staatsbehör— den, der Wehrmacht, der Polizer und der nationalſozialiſtiſchen Verbände erſchienen. Un⸗ ter den Klängen des Triumphmarſches von Beethoven vollzog ſich der Einmarſch der Profeſſorenſchaft, die feierlichen Ornat trug. Den Feſtvortrag hielt Profeſſor Bäumler. Der Tag von Verſailles, ſo führte er aus, ſei früher der höchſte Feſttag im Vorkriegsdeutſch— In den letzten Jahren aber habe er im Schatten eines anderen Verſailles geſtanden. Erſt der 30. Jaunar habe es ermöglicht, den Tag der Reichsgründung in der alten Weiſe wieder zu begehen. An die Stelle Bis⸗ marcks ſei nun Adolf Hitler getreten. Auch er ſei von Vielen als der Verwirklicher eines Ein⸗ heitstraumes betrachtet worden. Kein anderer Tag fordere ſo zum Nachdenken über die Miſſion Hitlers auf, wie gerade der 18. Januar. Die großen geſchichtlichen Ereigniſſe ſeien nicht das Ergebnis unzähliger Einzelhandlun— gen, ſondern ſie ſeien geknüpft an die Hellſich— Was Bismarck und Hitler heraushebe, ſei ihr ein— zigartiges Verhältnis zum Schickſal, das aus der Größe ihres Charakters entſpringe. Auch an der Handelshochſchule, an der Tier— ärztlichen Hochſchule und an der Landwirt— ſchaftlichen Hochſchule wurde der Reichsgrün— dungstag feſtlich begangen. Staat und Wehrmacht Dr. Goebbels vor Offizieren der Reichswehr. Jüterbog, 19. Januar. Vor dem Offizierkorps und den Schülern der Artillerieſchule in Jüterbog ſprach Reichs⸗ miniſter Dr. Goebbels nach einem Empfang durch die Generäle Grün und Sachſe. Der Miniſter entwickelte die nationalſozialiſtiſche Weltanſchauung. Er wies darauf hin, daß die nationalſozialiſtiſche Revolution eine Re— volution von unten ſei und daher vom Vol— ke getragen werde. Man habe vorher Ver— ſuche gemacht, eine Revolution von oben einzuleiten, jedoch habe eine ſolche Revolu— tion, weil ſie nicht im Volk verankert ſei, keine Ausſicht auf einen Dauererfolg gehabt. Der Nakionalſozialismus ſei eine Revolu⸗ tion der Weltanſchauung. Der Reichsminiſter bekonte weiter die ſelbſtverſtändliche Ver- bundenheit der kragenden Ideen des neuen Staates mit dem Grundgedanken der Wehr- macht. Der Reichsminiſter begab ſich ſodann zu den Reithallen, wo er an die Unteroffiziere und Mannſchaften einige Worte richtete. Die Rede des Miniſters würde überall mit gro⸗ ßem Beifall aufgenommen. In ſeiner Erwiderung betonte der General Grün, daß jeder Soldat gern bereit ſei, für die Politik, die der Reichsminiſter im Auf⸗ trag des Führers vorgezeichnet habe, mit ganzem Herzen einzutreten. In lurzen Worten: l N* Der ſächſiſche Reichsſtatthalter hat d, Reichsführer der SS, Himmler, zum Kon, mandeur der ſächſiſchen Politiſchen Poli ernannt. 5 Der Tag der Reichsgründung wurde vg ſämtlichen Hochſchulen feierlich begangen. Der italieniſche Unterſtaatsſekretär de Aeußeren, Suvich, iſt zu einem offizielle Beſuch bei der öſterreichiſchen Regierung Wien eingetroffen. 5 Durch Lawinen wurden im Allgäu vie Touriſten verſchüttet, ſie konnten bis auß zwei tot geborgen werden. Zwei Reich wehrangehörige aus Konſtanz liegen not unter den Schneemaſſen. 5 Die Todesopfer des Erdbebens, das z Beginn dieſer Woche ganz Nordindien heimgeſucht hat, werden von den Behörden auf etwa 10 000 geſchätzt. 5 15 amerikaniſche Kriegsſchiffe mit run 300 Marineſoldaten an Bord liegen einſaß bereit in den kubaniſchen Gewäſſern. Danzig⸗Debatte in Genf „Kein Anlaß, auf die Angelegenheit ein. zugehen.“ Genf, 19. Januar. In der öffentlichen Ratsſitzung am Do nerstag nachmittag wurden die Eingabe behandelt, die von einigen Perſonen wege der Verbote von Zeitungen und der Ve hängung von Schutzhaft an den Völke bundskommiſſar gerichtet worden waren. Als Berichterſtatter verlas der engliſch Außenminiſter Simon einen langen Berick in dem der zur Behandlung ſtehende Strei fall in aller Breite dargelegt wird. Zuſan menfaſſend ſtellte er feſt, daß von Seite Danzigs die Rechtsgültigkeit der Danzig Verfaſſung in keiner Weiſe beſtritten werde Da auch die verbokenen Zeitungen wied erſcheinen, liege für den Rat kein Anla vor, weiter auf die Angelegenheiten einzu gehen. Simon ſchlug aber vor, die frühe Erklärung des Rates zu wiederholen, wong ſich das ſtaatliche Leben Danzigs ſtets i Rahmen der Verfaſſung halten müſſe. Hierauf betonte Senatspräſident d Rauſchning, daß ſich die Danziger R gierung wie in der Vergangenheit ſo auch Zukunft bei allen Maßnahmen der Geſetzg bung und Verwaltung im Rahmen de Verfaſſung halten werde. Das Eingab recht der Danziger Staatsangehörigen bleib nach wie vor unangetaſtet. Bittſteller wür! den in Ausübung dieſes Eingaberechts keine Behinderung erfahren. Simon begrüßte die Erklärung des Da ziger Senatspräſidenten. Außenminiſter, Paul⸗Boncour beglückwünſchte den Berichterſtatter dazu, daß er über die ver⸗ faſſungsmäßige Lage in Danzig Klarheit ge— ſchaffen habe. Märkte und Vörſen Berliner Deviſenkurſe 1 Pfund Sterling 13,485; 1 Dollar 2,6 100 holl. Gulden 168,83; 100 Belga 58,39 100 Lire 22,02; 100 dän. Kronen 58,54 100 norw. Kronen 65,83; 100 franz. Fran 16,44; 100 tſchech. Kronen 12,465; 100 Schu Franken 81,07; 100 Peſetas 34,72; 10 ſchwed. Kronen 67,58; 100 öſterr. Schilli 47,20; Reichsbankdiskont 4, Privatdisko 3,875 Prozent. Frankfurter Schlachtviehmarlt. Auftrieb: 15 Ochſen, 3 Bullen, 9 Küh 9 Färſen, 1018 Kälber, 104 Schafe, 11 Schweine. Preiſe: Kälber: 40 bis 42, 32 b 39, 26 bis 31, 20 bis 25; Hämmel:—, bis 30, 26 bis 28, 24 bis 25; Schafe bis 26, 22 bis 24, 19 bis 21; Schweine: bis 47, 45 bis 47, 44 bis 46, 42 bis 45. Marktverlauf: Kälber, Hämmel und Scha ruhig, ausverkauft; Schweine ſchleppend, Ueber ſtand. Mannheimer Getteidegroßmarkt. Amtlich notierten: Weizen inl. 19,90, Feſtp Bez. 9 19,20, Bez. 10 19,40, Bez. 11 19,7 Roggen inl. 17, Feſtpr. Bez. 8 16,10, Be 9 16,40 Hafer inl. 15; Sommergerſte u Pfälzer Gerſte 18 bis 19; Futtergerſte in 17,25 bis 17,50; La Plata⸗Mais m. S 19,50; Erdnußkuchen 16,75 bis 17; Soye ſchrot 15 bis 15,25; Rapskuchen 14,50; Paln kuchen 15,50 bis 15,75; Kokoskuchen 17,50) Seſamkuchen 17; Leinkuchen 17,25 bis 17,50, Biertreber getr. inl. m. S. 17,75; Malzkeime 14,50; Rohmelaſſe 8,50; Steffenſchnitzel 11,2 Trockenſchnitze! 10; Wieſenheu loſe 6,60 b 1 Rotkleeheu 6,80 bis 7,20; Luzernekleehe 8 bis 3,20; Roggen⸗ und Weizenſtroh gepr. 2, geb. 1,40 bis 1,60; Hafer⸗ und Gerſte⸗ ſtroh gepr. 1,80 bis 2, geb. 1,20 bis 1,40, Weizenmehl, Spezial Null, ſüdd., m. Aust. 29,40, Febr. 29,70, März 30, m. Inl. 27,90, Febr. 28,20, März 28,50; Roggenmehl nordd. 22,50 bis 24, ſüdd. und pfalz. 23,25 bis 24,25; Weizenkleie feine 10,75, grobe 11,25 Roggenkleie 10,50 bis 11,50; Weizenfutter⸗ mehl 12; Roggenfuttermehl 11,50 bis 12,75 Rauhe Haut: Penaten · Creme 90 u. Drog. 0. 60,. 0 0 Sicherungsweſen der Reichsbahn Einzelheiten über die elektromagnetiſche(indultive) Zugbeeinfluſſung Signaleinrichtungen bei der Reichsbahn. Die ſtändige Steigerung der Fahrge— ſchwindigkeiten auf der Deutſchen bahn ſtellt auch an die Signal- und Siche⸗ rungseinrichtungen erhöhte Anforderungen. Die Signaleinrichtungen der Deutſchen Reichsbahn dürfen für ſich in Anſpruch neh— men, klar, einfach und eindeutig durchgebil— det zu ſein. Auf der freien Strecke ſind die Signaleinrichtungen durch Aufſtellung von Vor⸗ und Hauptſignalen gekennzeichnet. Die Vorſignale ſtehen etwa 700 bis 1200 Meter vor den Hauptſignalen und zeigen dem Lo— komotivführer an, in welcher Stellung er das Hauptſignal zu erwarten hat. Wie wird das Ueberfahren der Halteſignale verhülek? Hierher gehört unter anderem die Ent— wicklung einer Einrichtung, die einen Zug, der ein auf Halt ſtehendes Signal überfährt, ſelbſttätig abbremſt. Derartige Einrichtungen werden als Zugbeeinfluſſung bezeichnet. Die erſten Verſuche in Deutſchland vor faſt 30 Jahren erſtreckten ſich vorwiegend auf Einrichtungen mit mechaniſcher Uebertra— gung, das heißt auf Einrichtungen, bei de— nen eine körperliche Berührung eines beſon— deren Uebertragungsteiles an der Lokomo— tive(Hebel oder Schleifbügel) mit einem von der Signalſtellung abhängigen oder unab— hängigen Streckenanſchlag ſtattfand, je nach— dem man die Stellung der Signale oder le— diglich den Signalſtandort zu übertragen be— abſichtigte. Bei Fernbahnen, auf denen künftig Züge mit Geſchwindigkeiten bis 160 Kilometer in der Stunde verkehren ſollen, ſind hier Ein— richtungen zweckmäßig, die namentlich hin— ſichtlich der Uebertragungsteile eine größt— möglichſte klimatiſche Umempfindlichkeit auf— weiſen und die in der elektromagnetiſchen Zugbeeinfluſſung gefunden ſind. Gerade im Winter bei Froſt, Rauhreif, Nebel und Schneegeſtöber muß eine derartige zuſätz— liche Sicherungseinrichtung unbedingt zuver— läſſig arbeiten. Die Zugbeeinfluſſungsein— richtung ſoll im übrigen ſo durchgebildet ſein, daß der Lokomotivführer in ſeiner verant— wortlichen Tätigkeit als Führer des Zuges keinesfalls behindert wird, denn der Loko— motivführer iſt und bleibt Träger der Sicher— heit des fahrenden Zuges. Nur dann, wenn der Lokomotivführer als Menſch verſagen ſollte, ſoll die Zugbeeinfluſſung in Tätigkeit treten. Wirkungsweiſe der elektromagnekiſchen Zug- beeinfluſſung. Die ſichere Uebertragung des Streckenim— pulſes auf die Lokomotive ſtellt das eigent— liche Problem der Zugbeeinfluſſung dar. Auf der freien Strecke ſind weder Stromquellen erforderlich, noch ſind bewegliche Teile mit Ausnahme der Signalſtromſchließer vorhan— den. Auf der Lokomotive befindet ſich ein Reſonanzſtromkreis, in dem der Sender der Energieſtrahlung, der Lokomotivmagnet, liegt. Während der Fahrt werden unauf— hörlich elektromagnetiſche Kraftlinien von be— Zerrissenes Land Reichs⸗ ſtimmter Frequenz ausgeſtreut. Treffen nun dieſe Kraftlinien bei halt⸗ und warnungzei⸗ genden Signalen auf einen am Signal ſeit⸗ lich des Gleiſes in einem beſonderen Gehäuſe untergebrachten Gleismagneten, deſſen Schwingungskreis auf gleiche Frequenz ab⸗ geſtimmt iſt, dann tritt durch Induktion und Rückwirkung eine Energieentziehung und da— mit eine Stromſchwächung im Lokomotiv— ſtromkreis ein. Hierdurch wird die gewünſch⸗ te Wirkung auf der Lokomotive(Bremſung, Ertönen einer Hupe oder eines Klingelzei— chens) ausgelöſt. Bei Fahrtſtellung des Sig— nals wird durch den Signalſtromſchließer der Gleisſtromkreis ſo geſchaltet, daß eine Rückwirkung auf den Lokomotivſtromkreis nicht eintreten kann. Selbſttätige Bremſung. Eine Beeinfluſſung auf der Lokomotive wirkt ſich wie folgt aus: Bei auf Fahrt ſte— henden Signalen werden keinerlei Wirkun— gen von der Strecke auf die Lokomotive übertragen. Sollte ein Lokomotioführer ein Vorſignal in Warnſtellung unachtſam über— fahren, ſo tritt nach etwa 10 Sekunden eine ſelbſttätige Zwangsbremſung ein. Erkennt der Lokomotivführer die Warnſtellung und drückt nach Vorbeifahrt des Signals inner— halb dieſer 10 Sekunden eine Taſte, die Wachſamkeitstaſte, dann wird die Lokomo— tiveinrichtung wieder in ihre Grundſtellung gebracht und eine Zwangsbremſung vermie— den. Das Drücken der Taſte wird regiſtriert Bei Ueberfahren eines Geſchwindigkeitsmag— neten mit zu großer Geſchwindigkeit ertönt im Führerſtand ein Klingelzeichen. Das Ueberfahren eines Hauptſignals in Haltſtellung löſt eine ſofortige ſelbſttätige Zwangsbremſung aus. Bei den großen Geſchwindigkeiten der Fahrtgeſchwindigkeit nicht auf ein vorge— Schnelltriebwagen und Schnellzugslokomoti— ven wird die Triebwagen- bzw. dieLokomotiv— einrichtung ſo ausgebildet, daß ein in Warn— ſchaltung überfahrener Vorſignalgleismagnet noch eine weitere Wirkung auslöſt. Sollte nämlich der Führer nach Drücken der Wach— ſamkeitstaſte aus irgend einem Grunde die Fahrgeſchwindigkeit nicht auf ein vorge— ſchriebenes Maß ermäßigen, dann tritt etwa 10 bis 15 Sekunden nach erhaltener Beein— fluſſung trotz des Drückens der Taſte die Zwangsbremſung ein. Die Lokomotiveinrichtung iſt weiter ſo ausgebildet worden, daß ein Ueberfahren ei— nes geſtörten Hauptſignals, das ſich in Halt— ſtellung befindet, auf beſonderen Befehl mög— lich iſt. Der Lokomotivführer kann in dieſem Falle durch Drücken einer Taſte, der Be— fehlstaſte, die unter Plombenverſchluß liegt, den Streckenimpuls ausſchalten. Skand der Ausrüſtung. Im ganzen ſind zurzeit rund 2600 Kilome⸗ ter Gleis mit induktiver Zugbeeinfluſſung ausgerüſtet. Der großzügige Ausbau dieſer wichtigen Sicherheitseinrichtung iſt in vollem Gange. Der auf der Strecke Berlin—Ham— burg verkehrende Schnelltriebwagen erhielt unn pornberein dieſe Einrichtung. Sechs in Tr 2 ĩðVw0ꝙ0wß)ẽ5k ich darf nicht fort.“ Roman von Lisa Honroth-Loewe Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Gerdas Hand, die ſchon die Schlüſſel aus dem Schloß von außen herausziehen wollte, fiel herunter wie gelähmt. Sie wußte nichts mehr, ſie dachte nichts mehr. Wie von einer Welle geſchleudert, fiel ſie an die Bruſt des Mannes, der da im Dunkel der Nacht dicht vor der Haustür ſtand. Sie ſprachen kein Wort. Rodſchinſky ſchob ſeinen Arm Sie zitterte am ganzen Körper. Und dies ſchweigende Daſein des Mannes, nach dem ſie ſich ſo verzweifelt geſehnt, war wie ein glühendes Fieber unter den von Gerda. in all ihren Nerven. Rodſchinſky führte das Mädchen von dem Hauſe fort über die Straße. Jenſeits wartete ſein Auto. ich habe es nicht mehr ertragen.“ Vor Gerdas Augen war es wie ein feuriger Nebel. Die Nacht ſchwand, die Welt ſchwand, ihre Gedanken wußten nichts mehr als den Mann, der ſie umſchlungen hielt. Und als er nun ſagte: „Komm, ich habe nur eine Stunde, komm!“— da ließ ſie ſich zu dem ſchon bereitſtehenden Wagen ziehen. Erſt als Rodſchinſty den Motor ankurbelte, erwachte ſie aus der Verzauberung der Leidenſchaft: Es war ſehr ſtill, die Bäunie der Promenade ſtanden ſchwarz und in ungewiſſen Konturen gegen den Nachthimmel. Es rauſchte ganz leiſe in den Bäumen unter dem ſternenloſen Himmel. Die Luft war ſchwer von Wärme zuſammengeballt; ganz in der Ferne grollte es leiſe, wie von einem fernen Gewitter. Hier im Dunkel der Promenadenbäume riß Rodſchinſky das zitternde Mädchen an ſich. Zwiſchen den Liebkoſungen und Zärtlichkeiten, die wild fordernd und verſengend über ſie hinfluteten, ſagte Rodſchinſky leiſe und haſtig: „Ich mußte kommen, Liebling, ich mußte dich ſprechen, die Augen ſchloß. hinaus. faßte das Steuerrad feſter. gekommen?“ Sturme. ſollte. Mar. T etil mollte „Nein, nein, ich kann nicht! Rodſchinſky antwortete nicht. er Gerda anſah, war etwas Gefährliches, das Gerda noch nicht kannte und vor dem ſie mit einem tiefen Erſchrecken Dieſen Moment benutzte Rodſchinſky, 40 um Gas zu geben; mit einem Ruck ſprang der Motor an, der Wagen raſte in die Biegung und auf die Landſtraße Der Wind, der vorhin nur leiſe die Kronen der Bäume bewegt hatte, kam jetzt ſtärker und ſtoßweiſe. Eine Fleder— maus flog angſtvoll und zackig unter den letzten Bäumen hin, und nun kam die freie Chauſſee und mit ihr das ſtoßweiſe Sauſen des nahenden Gewitters. Gerda, ganz wach geworden, legte angſtvoll ihre Hand auf Rodſchinſkys Arm. Der machte eine kurze, ungeduldige Bewegung und „Du bleibſt jetzt bei mir“, ſagte er hart zwiſchen zu— ſammengebiſſenen Zähnen.„Glaubſt du, ich bin umſonſt Gerdas Geſicht war angſtverzerrt. „Aber ich muß nach Hauſe. Bedenke doch, ich darf doch nicht mitten in der Nacht....“ „Morgen früh biſt du längſt zu Hauſe. Nur ein paar Stunden, Gerda, nur ein paar Stunden komm mit.“ „Wohin?“ Sie ſchrie es faſt in dem lauter werdenden Ein jähes Licht von einem erſten Blitze warf ſich zuckend über Rodſchinſkys Geſicht. „Wohin, wohin? Wo wir einmal miteinander reden können, wo ich dich küſſen kann, dich in den Armen halten. Wehre dich doch nicht, ich weiß ja, du ſehnſt dich doch ebenſo ſehr wie ich. In einer halben Stunde ſind wir an der Grenze. Da iſt ein Haus, ich kenne den Wirt...“ Er konnte nicht vollenden, Gerdas Hände hatten ſich mit einem ſo gewaltigen Griff in die ſeinen gekrampft, daß Rodſchinſky mit einem Fluche das Steuer fahren ließ, nach der Schaltung griff. Ehe der Wagen noch zum Halten kam, war Gerda mit einem Sprung heraus. Sie fiel auf Auftrag gegebene Schnelltriebwagen, die auf den Strecken Berlin Köln, Berlin Leipzig und Berlin— Dresden verkehren ſollen, wer⸗ den mit induktiver Zugbeeinfluſſung ausge⸗ rüſtet, desgleichen die vorgenannten Strek⸗ ken, ſoweit ſie noch nicht ausgerüſtet ſind. So wird bei der Deutſchen Reichsbahn alles getan, was nach dem gegenwärtigen Stand der Technik getan werden kann, um dem Grundſatz gerecht zu werden: Erſt Si⸗ cherheit, dann Schnelligkeit und Bequemlichkeit. Miſſionen im Polargebiet Die„Biſchöfe des Nordpols“ berichten. Um die Feiertage weilten die beiden„Bi- Beſuche in Rom: Mgr. Turquetil, apoſtoliſcher Vikar von Hudſonbay und Mgr. Fallaize, apoſtoli⸗ ſcher Vikar von Mackenzie. Beide gehören ſchöfe des Nordpols“ zu ihrem dem Orden der Oblaten an. Aus dem von ihnen erſtatteten geht hervor, daß von den 32 000 Eskimos erſt rund 8000 der Jurisdiktion dieſer beiden 5 i unterſtehen. Die langſamen Fortſchritte in den Miſſionsgebie⸗ unge- biſchöflichen Miſſionare ten des hohen Nordens ſind in der wöhnlich geringen Bevölkerungsdichte die— ſer Gebiete und daneben in kaum vorſtellba— ren Schwierigkeiten begründet. So teilte Mgr. Turquetil mit, daß er auf ſeiner er— ſten Reiſe an der Hudſonbay im Jahre 1902 auf einer Strecke von 800 Kilometern mehr als fünf Eskimos zu Geſicht Nach Ueberſtehung einer ſchweren heit wiederholte er im Jahre 1906 den Miſ— ſionsverſuch und ebenſo in den folgenden hren bis 1933. Es gelang ihm, eine An— bekam. 584 Katechumenen zu gründen. In der Hud— ſonbay konnten von 1778 dort lebenden Es— kimos mehr als die Hälfte für den katholi— ſchen Glauben gewonnen werden. theoretiſch auch der Nordpol wahrſcheinlich die größte der Welt, denn ſie iſt mehr als ein Dutzend mal ſo groß wie Deutſchland. Die nördlichſte ihm unterſtehen— Miſſionsſtation der Erde, befindet 0 dem 73. Breitegrad im Gebiet von Baffin. das Gebiet— Feſtland, Meer und Inſeln— während 9 bis 10 Monaten des Jahres mit! Schnee und Eis bedeckt ſind. Temperaturen dieden in von 50 bis 60 Grad unter Null den Wintermonaten die Regel. Das ſchwierigſte Problem zur Miſſionie— rung dieſer arktiſchen Gebiete beſteht nicht darin, Miſſionare zu finden, die hier zu ar— beiten bereit ſind(obwohl während der er— ſten 25 Jahre dieſes Jahrhunderts eine ganze Reihe von ihnen der Kälte zum Opfer gefallen iſt) ſondern in der Heranſchaffung des Proviants während der wenigen Wo— chen, in denen das Eismeer hier iſt. Die Schiffahrt iſt auch während dieſer Zeit mit großen Gefahren verbunden. Sie kann nur mit kleinen Eisbrechern erfolgen, die ſich mühſam und langwierig einen Weg zu bahnen verſuchen müſſen, da in den „Sommermonaten“ gewöhnlich dichter Nebel herrſcht. Mgr. Turquetil hat ein derartiges Fahr- zeug erworben, die„Santa Tereſa“, die im Sommer 1932 ihre erſte Fahrt machen eee Ich bin allein im Hauſe, Bericht nicht Krank⸗ n 5 An⸗ tergebracht zahl von Miſſionsſtationen mit gegenwärtig retten, ruft Oberbürgermeiſter itſchle ichſte ihm unterſtehen⸗ durch öffentliche Bekanntmachung zu Geld— de Miſſionsſtation, gleichzeitig die nördlichſte ſich aut befahrbar zu ſtehlen. Als das ſeine Viſita⸗ tlonsreiſe mit dieſer Fahrt verbinden. Der Verſuch mißlang aber, Infolge eines Motor⸗ ſchadens trieb das Schifflein elf Tage lang ſteuerlos umher. Da die Miſſionare auch nur bei dieſer Gelegenheit Poſt erhalten können, mußten ſie zwei Jahre lang ohne ein Le⸗ benszeichen von der übrigen Welt und— was ſchlimmer iſt— ohne Verſorgung mit dem Notwendigſten zum Lebensunterhalt bleiben. Glücklicherweiſe ſeien, ſo fügt Mgr. Tur⸗ quetil hinzu, die Miſſionare an jede Art von Opfern gewöhnt und auch daran, genau ſo primitiv wie die Eskimos ihr Leben zu fri— ſten. Wiſſen ie das? Tibet iſt das einzige Land der Erde, das noch keine Eiſenbahn und keine Autoſtraßen hat; es iſt viermal ſo groß wie Deutſchland, hat aber nur 6 Millionen Einwohner; es iſt das abgeſchloſſenſte Land der Erde und liegt zwiſchen Bergen, die bis zu 8000 Meter hoch ſind. Neues aus aller Welt Zwei finder das Opfer eines Brandun⸗ glückes. Von drei Kindern, die bei einem Brande in einer Küche in Nürnberg ſchwere Brandwunden erlitten hatten, find zwei ihren Verletzungen erlegen. Das dritte Kind ſchwebt in Lebensgefahr. Ueber 40 Schafe verbrannt. Während des Dreſchens brach in der Scheuer des Landwir⸗ tes Götz in Steig bei Landshut Feuer aus, bei dem 43 Schafe, die ein Schäfer dort un⸗ hatte, verbrannten. Auch ein Dreſchwagen und andere landwirtſchaftliche Geräte wurden ein Raub der Flammen. Jirkus in Nok. Infolge Unterbrechung der Spielzeit iſt der in Köln-Braunsfeld m Glaube f N gaſtierende Zirkus Gleich in derartige Finanz⸗ Die Diözeſe von Pater Turquetil, zu der gehört, iſt ſchwierigkeiten geraten, daß er für ſeine zahl⸗ reichen Tiere kein Futter beſchaffen kann. Um die dem Hungertode geweihten Tiere zi Ir. 18g Dr. Rieſen ſpenden auf. Ludwig Renn zu Gefängnis verurteilt. den 3 ö 8 af Das Reichsgericht in Leipzig verurteilte Sie trägt den Namen„Unſere liebe Frau vom Schnee“, der umſo paſſender iſt, als den früheren Hauptmann Arnold Vieth von Gölſenau, der den Schriftſtellernamen Lad— wig Renn angenommen hat, wegen Vorbe— reitung des Hochverrats zu zweieinhalb Jah— ren Gefängnis unter Anrechnung von elf Monaten und eine Woche der Unterſuchungs— haft auf die Strafe. Wie in der Urteilsbe— gründung ausgeführt wurde, iſt der Ange— klagte in ſeinem in der Zeitſchrift„Aufbruch“ veröffentlichten Artikel für die ideologiſche Zerſetzung der Reichswehr und Polizei ein— getreten. Warenlager unker dem Mankel. Eine De⸗ tektivin überraſchte in einem Berliner Kaufhaus in der City ein Diebespar, den 28 jährigen Kurt H. und ſeine 43 jährige E frau Elli bei dem Verſuch, einen Pelzkragen Diebespaar, das ſchon vorbeſtraft iſt, auf der Polizei unterſucht wurde, fand man unter den Mänteln ein ganzes Warenlager verborgen: mehrere Oberhemden, Schuhe und Schals. Faſſadenkleiterer. Faſſadenkletterer dran— gen in der Nacht in die Wohnung eines Di— rektors in Berlin-Dahlem ein. Di Diebe ſtahlen Juwelen und Goldſachen ſowie Garderobe im Werte von 10000 Mark. eee eee die Knie, ſie taumelte, aber ehe Rodſchinſty den Motor noch ganz zum Stehen gebracht, hatte ſich Gerda einfa— In dem Blick, mit dem verſchwunden. zu hören. die Böſchung der Landſtraße herabfallen laſſen und we Rodſchinſky wendete das Auto und fuhr langſam, in. dem Scheinwerfer den Weg ableuchtend, die Straße zurück Aber Gerda blieb verſchwunden. Er mußte das Suchen aufgeben. Mit wütendem Geſicht ſetzte er ſich wieder in ſeinen Wagen und wartete. Wenig ſpäter tönte das Knattern eines Motorrades aus der Dunkelheit hinter ihm. Rodſchinſky gab mit dem Schein⸗ werfer ein kurzes Lichtſignal, der Fahrer fuhr langſamer, ſtoppte. Er ſtieg ab, ſprach ein paar Worte mit Rodſchinſky und gab ihm einen zuſammengerollten Gegenſtand. Der Landgerichtsrat Böhme wurde mitten in der Nacht D auf dem Gute ſeines Freundes Scholla angerufen. Die angſtvolle und aufgeregte Stimme der Köchin Berta war „Was?“ Böhme fragte es ungläubig, dann ging ein Erſchrecken über ſein Geſicht.„Das iſt doch nicht möglich? Haben Sie die Polizei benachrichtigt? Schicken Sie mir Fräulein Donatus ans Telephon.— Wie? Was iſt los? Fräulein Donatus iſt nicht im Hauſe? Wo iſt ſie denn?“ Er horchte eine Weile auf die aufgeregte Stimme, die ihm aus der Leitung entgegenklang. „Ich laſſe ſofort anſpannen und komme zurück.“ Zwei Stunden ſpäter kam der Scholkaſche Gutswagen mitten im ſtrömenden Gewitterregen vor dem Hauſe des Landgerichtsrats an. mehr, als er ging, auf das Haus zu. Es war drei Uhr morgens. Aber das Haus war taghell erleuchtet. Auf der Schwelle ſtanden ein Polizeikommiſſar, Geſicht von Frieda auf. Neben ihr ſtand die dicke Köchin Berta in einer grotesken roten Flanelljacke, die dünnen Zöpfe hingen zu beiden Seiten des fleiſchigen Geſichtes. Böhme ſtieg ſchnell aus; er lief Gendarm und ein hinter ihnen tauchte das erſchreckte (Fortſetzung folgt.) OMAN VON t NVVON DMV 26 Nachdruck verboten. Auch in Olga regte ſich jetzt Mitleid, und ſie dachte wieder an Marlenes letzten Brief. Darin gab es einen Satz; der war das Bekenntnis ihrer noch immer ſtarken Liebe zu Achim von Malten. Und ſie dachte weiter: Was würde wohl Marlene tun, wenn ſie ſeine Selbſtanklagen gehört hätte, wenn ſie ihn ſähe in der gebrochenen Haltung? N Aus dieſen Gedanken heraus ſagte ſie:„Verzeihen Sie, Herr von Malten, wenn ich mich mit Herrn Werner ein paar Minuten in ein anderes Zimmer begebe; ich möchte etwas mit ihm beſprechen.“ Achim von Malten nickte und blieb ſtill ſitzen. Er ſchien es kaum zu merken, daß die beiden die Wohnſtube verließen. Draußen zog Olga den alten Herrn, der ſie wie eine Tochter behandelte, einfach in die Küche, raunte:„Der arme Menſch tut mir leid, und man darf ihn vielleicht gar nicht ſo ſcharf beurteilen. Er war ja damals auch in einer verteufelten Lage, da wird der Glaube an anſtändige und gute Menſchen wohl tüchtig erſchüttert. Im letzten Briefe von Marlene ſteht: Ich kann Achim nicht vergeſſen, ſoviel Mühe ich mir auch gebe. Manchmal träume ich von ihm, und dann iſt mein ganzer Tag zwar traurig, aber doch wunderſchön!“ Paul Werner ſah ſie groß an. „Und er hat ſie auch noch lieb, da ſollte man—“ Olga echote:„Da ſollte man—?“ Aber das Echo war fragend. „— da ſollte man alles tun, um die beiden wieder zuſammenzubringen“, vollendete der alte Herr, und Olga nickte begeiſtert und echote auch begeiſtert. „Alſo ſoll er die Adreſſe haben“, entſchied nun Paul Werner. Sie kehrten zu Achim von Malten zurück. Der ſaß auf ſeinem Stuhl wie ein ganz müder Menſch, und der Spitz, der im Zimmer geblieben, ſtand vor ihm und leckte ihm die Hände. Das gab bei dem alten Herrn den Ausſchlag. Wer ſeinem Liebling, ſeinem Flock, ſympa— thiſch war, an dem gab es kein ſchlechtes Fädchen. Er zog ſich einen Stuhl herbei, begann:„Die Baroneſſe und ich haben Kriegsrat gehalten— Sie ſollen die Adreſſe bekommen. Notieren Sie ſie nur gleich.“ Achim von Malten atmete tief auf. Gottlob, nun war ſein Weg hierher doch kein vergeblicher geweſen. Eben hatte er ſeiner Brieftaſche ein Kärtchen entnommen und wollte ſchreiben, da klingelte es zweimal ſcharf an der Tür. Der Spitz fing an zu bellen wie toll, und Olga eilte hinaus; Paul Werner aber ſaß wie wartend da, ſchien vergeſſen zu haben, daß er eben noch eine Adreſſe diktieren wollte. Er murmelte:„Es ſcheint Poſt zu ſein— vielleicht iſt es ein Brief von Marlene.“ Nun nahm auch Achim von Malten eine wartende Haltung an. Olga erſchien ſchon wieder; ſie hielt ein Telegramm in der Hand, reichte es dem alten Herrn. Der drückte erſt eine Brille auf die Naſe, öffnete und las leiſe für ſich: „Bin in den nächſten Tagen bei Euch. Engagement Wintergarten, Berlin, telegraphiſch eingeſchobeu. Auf Wiederſehen. Marlene.“ Er reichte die Depeſche Olga, deren Hände plötzlich leiſe zitterten. Marlene kam nach Berlin, und nun kam auch Ramon Vega nach Berlin. Sie würde ihn wieder- ſehen, wenn auch nur vom Zuſchauerraum aus. Sie empfand ein ganz tolles, berauſchendes Glück bei dem Ge⸗ danken. Nur ſehen, nur ihn ſehen und ſeine Stimme hören, das war ſchon Seligkeit übergenug. Sie zwinkerte dem alten Herrn zu, ſagte lächelnd zu Achim von Malten:„Nun brauchen Sie Marlenes Adreſſe gar nicht mehr, ein Zufall fügt es, daß ſie ſchon in den nächſten Tagen hierher kommt.“ Er fragte erregt:„Glauben Sie, daß ſie ſich von mir ſprechen läßt?“ Olga lächelte weiter.„Wenn Sie noch ein paar Tage in Berlin bleiben könnten, würde ich Ihnen Marlene zu⸗ nächſt erſt von weitem zeigen, und danach wird ſich alles Sonſtige finden.“ Sie wurde ernſt:„Vielleicht wollen Sie ſelbſt Marlene dann gar nicht mehr ſprechen.“ Paul Werner verſtand Olga ſofort. Und er dachte, wenn Achim von Malten die Art, wie Marlene ſich ihr Brot verdiente, ſtören könnte, dann hätte Marlene nichts an ihm verloren. Achim von Malten erwiderte verwirrt:„Das klingt alles geheimnisvoll und befremdend, Baroneſſe, aber das weiß ich ſchon jetzt: wie und wo Sie mir auch Marlene zeigen, werde ich ſie ſprechen wollen, um ihr zu danken und ſie um Vergebung zu bitten. Ich bleibe gern in Berlin und wohne dort im Hotel Adlon.“ Olga nickte.„Ich werde Sie in Kürze anrufen oder ſelbſt zu Ihnen kommen. Aber halten Sie ſich immer ab ſechs Uhr abends im Hotel auf!“ Er verſicherte:„Ich bin dann beſtimmt im Hotel an⸗ zutreffen.“ Sie nickte wieder.„Alſo alles abgemacht!“ Er erhob ſich, hatte das Gefühl, zu ſtören, wenn er jetzt noch bliebe. — i Er verabſchiedete ſich mit warmen herzlichen Hände⸗ drücken, fuhr nach, Berlin zurück und dachte unaufhörlich über die Rätſelworte der Baroneſſe nach. Warum wollte ſie ihm Marlene erſt von weitem zeigen und meinte, viel⸗ leicht wolle er ſie danach gar nicht mehr ſprechen? Er fand keinen Sinn hinter den Worten; aber er war glücklich, Marlene ſehen zu dürfen. Sein Herz pochte froh. In dem kleinen Wohnſtübchen aber beſprachen Paul Werner und die Baroneſſe dasſelbe Thema. Olga meinte: „Er wird ſtutzen, weun er Marlene als Argentinierin ſieht.“ Der alte Herr lächelte:„Endlich werde auch ich mein Mädel ſo ſehen; ich freue mich auf Marlenes Auftreten in Berlin.“ Beide verabredeten, Marlene dürfe nichts von Achim von Maltens Beſuch erfahren. Erſt ſollte er ſie auf der Bühne ſehen. Am nächſten Tage in aller Frühe depeſchierte Marlene ſchon von Leipzig aus:„Komme zu Euch, treten heute abend ſchon in Berlin auf!“ Da erklärte Olga dem alten Herrn:„Friſche Fiſche, gute Fiſche! Ich möchte gleich heute nach Berlin, und nach ſechs Uhr ſuche ich Herrn von Malten im Adlon auf.“ Der alte Herr hatte nichts dagegen. „Ich ſchaue mir die vier Argentinier erſt an, wenn Marlene hier bei uns geweſen iſt.“ Olga war froh, allein fort zu können; ſie ſehnte ſich danach, Ramon Vega zu ſehen, ſeine dunklen Augen und ſeinen heißen Mund, der ſie geküßt und mit ſeinen Küſſen über Abgründe von Glück und Qual geführt. Die Argentinierin! Olga fragte im„Adlon“ nach Achim von Malten. Es war halb ſieben Uhr. Sie mußte ein wenig warten, und dann erſchien er, lud ſie zum Tee ein. Sie wehrte ab:„Es wird ſpät werden, ehe Sie Mar⸗ lene ſehen können— wie wäre es, wenn wir die Zeit bis dahin im ‚Wintergarten' verbrächten?— Ich ſehe Varieténummern gar zu gern.“ Er erwiderte zögernd:„Ehrlich geſtanden, Baroneſſe, bin ich für ſo etwas nicht in der richtigen Stimmung.“ Sie lächelte:„Die Stimmung findet ſich ſchon ein. Nebenbei bemerkt, kann Marlene erſt morgen nach Hauſe zu ihrem Vater kommen; doch Sie und ich, wir werden ſie heute noch ſehen.“ Er blickte ſie verſtändnislos an. „Was iſt denn nur mit Marlene? allem nicht klug.“ Sie erwiderte:„Sobald Sie Marlene, wenn auch nur von weitem, geſehen, wiſſen Sie viel, wiſſen Sie alles.“ „Das Geheimnis erſcheint mir jetzt noch geheimnis⸗ voller“, gab er zurück.„Aber wenn Sie in den ‚Winter⸗ garten“ möchten, führe ich Sie natürlich dorthin; ich bin Ihnen ja vielen Dank ſchuldig und darf meine Stimmung nicht in den Vordergrund ſchieben.“ Erſt ging man noch eine Taſſe Kaffee trinken, dann ſchlug man den Weg nach dem„Wintergarten“ ein. Olga ſah dort ſofort die Bilder der vier Argentinier und führte Achim von Malten ſo geſchickt, lenkte ihn durch Plaudern ſo ab, daß er gar nicht dazu kam, die Bilder zu betrachten. Wahrſcheinlich hätte er auch ohne Olgas Bemühungen den Bildern keinen Blick geſchenkt. Das Varietéprogramm intereſſierte ihn gar nicht. Beide ſaßen dann ziemlich nahe der Bühne, und als die Vorſtellung begann, achteten beide kaum darauf. Der Sinn des Mannes war bei Marlene. Er hätte lieber in einem ſtillen Winkel abgewartet, bis ihn die Baroneſſe dorthin brächte, wo er Marlene ſähe. Olga aber fieberte der Nummer entgegen, in der ſie Marlene und Ramon Vega wiederſehen würden. Manchmal heuchelte Olga Intereſſe, behauptete, die Tänzerin oder der Zauberkünſtler wären hervorragend. Und immer war Achim von Malten ihrer Meinung. Er fragte einmal: „Liegt Ihnen ſehr viel daran, das ganze Programm zu ſehen, Baroneſſe?“ Sie antwortete:„Ich möchte wenigſtens noch Los quatro Argentinos' hören; ſie ſollen ſehr gut ſein.“ Er neigte den Kopf.„Ganz, wie Sie wünſchen, Baro⸗ neſſe“; aber keine innere Stimme ſagte ihm, daß die vier Argentinier ſeine ganze Aufmerkſamkeit feſſeln würden. So kam nach der Pauſe die Nummer dran. Olga preßte die Linke auf das Herz, das ſich gar ſo auf⸗ rühreriſch gebärdete, und ſie ſaß ganz ſtarr, ſah wohl Marlene; aber noch mehr, viel mehr ſah ſie den Mann, den ſie liebte, nach dem ſie ſich in Sehnſucht verzehrte. Da ſtand er, ſchlank und ſtolz. Olgas Blick ſaugte ſich feſt an ſeinem tiefbrünetten Geſicht, ſeinen Augen und ſeinem leicht ſpöttiſchen Lächeln. Ihr Körper, ihre Seele gehörten dem Manne, der ſo ſelbſtbewußt über alles Weibliche hinweglächelte, und Olga war es, als müſſe ſie aufſpringen und zu ihm emporrufen: Hier bin ich, nimm mich noch einmal in deine Arme wie damals, ich komme ja nicht mehr los von dir! Sie vergaß ganz, auf Achim von Malten zu achten. Der hatte kaum flüchtig auf die Bühne geſchaut; er ſah Ich werde aus vor ſich hin, die Vorſtellung langweilte ihn. Run ſangen die vier da oben, und aus dem Geſang hob ſich eine Frauenſtimme. 0 WV Jetzt horchte Achim von Malten auf; die Stimme kannte er. Unter Tauſenden von Stimmen hätte er ſie heraus⸗ gekannt. Er ſtutzte und muſterte forſchend die dunkel ge⸗ puderte Argentinierin in dem grauen beſtickten Gaucho⸗ anzug. ie Augen, die übergroßen dunkelblauen Augen kannte er, wie er die Stimme kannte. Mit einem Male gab es keine Rätſel mehr. Er begriff, was die Baroneſſe mit ihren Rätſelworten gemeint hatte, und begriff, weshalb ſie durchaus in den„Wintergarten“ mit ihm gewollt. Alles war ihm jetzt klar. f Er ließ keinen Blick mehr von Marlene; aber dann ſah er unwillkürlich auch die drei Herren da oben genauer an. Hübſch waren ſie alle; aber der eine, der jetzt ſeinen Stuhl vorgerückt hatte und allein ſang, ſchien ihm wie ein Feind. Welche gefährlichen Augen, welche Figur, welch fremd⸗ artig reizvolles Geſicht hatte der Menſch, und wie blinkten die Raubtierzähne, als er nun einen weichen und doch von Leidenſchaft durchgluteten Tango ſang. Quälend war das Gefühl, das ihn erfaßt hatte; er er⸗ ſchien ſich ſehr unbedeutend und flach neben dem auffallen⸗ den Sänger, in deſſen Nähe Marlene jetzt lebte, mit dem ſie durch die Welt zog und leidenſchaftliche Liebeslieder ſang. Er wollte etwas zu ſeiner Begleiterin ſagen und merkte erſt jetzt, mit welcher Inbrunſt und Hingebung die Augen der Baroneſſe an dem Sänger hingen. Es ſah aus wie Fanatismus, wie Liebe, die vor Verlangen laut aufſchreien möchte. Aber das war wohl nichts Beſonderes; die meiſten Frauen ſchauten ja in ähnlicher Weiſe nach der Bühne— der dunkelhaarige Menſch verdrehte hier gleich allen in Bauſch und Bogen den Kopf. Wie aber ſtand es um Marlene? Vielleicht galt ihr der Sänger wirklich etwas, weil ſie ſich zu dieſer Truppe gefunden. Er erwachte wie aus einem Traum, als die vier nach tobendem Beifall von der Bühne verſchwanden, und er ſtarrte noch immer auf die Stelle, wo er ſie geſehen. Sie erſchienen noch einmal. Die drei Männer begannen mit Gitarrenſpiel. Marlene trat vor, ſang mit ihrer weichen, bezaubernden Stimme:„Du biſt wie ein Wunder, das zu mir kommt!“ 5 Sie ſang das kleine Lied als Zugabe, und das Publi⸗ kum faßte die Zugabe ſo auf, wie ſie aufgefaßt werden ſollte. Als Dank für den Beifall ſchenkte ihnen die Argen⸗ tinierin ein deutſches Lied. Die melodiöſe, einfache Weiſe gewann die Herzen, und von Beifallswogen umbrandet, ſtand Marlene da oben und verneigte ſich mit leichtem Lächeln immer wieder. Achim von Malten lag das Herz zentnerſchwer in der Bruſt. Marlene ſchien ihm fern, ſo nahe ſie ihm in Wirk⸗ lichkeit auch war. Sie gehörte jetzt einer Welt an, die er nicht kannte, und dieſer Partner mit dem dämoniſchen Aeußeren hatte ſie vielleicht vergeſſen laſſen, daß es einen Mann gab, den ſie zu lieben geglaubt und der ſie gar ſo bitter ſchwer gekränkt. Er flüſterte Olga zu:„Nun können wir wohl auf⸗ brechen?“ Sie erhob ſich ſchon, und ehe die neue Programm- nummer auftrat, hatten ſie den Ausgang erreicht. Draußen ſahen ſie ſich beide wie fragend an, und ſtumm gingen ſie die Georgenſtraße hinunter. Die Friedrich⸗ ſtraße war ihnen zu belebt. Plötzlich blieb Olga ſtehen. „Was ſagen Sie nun, Herr von Malten? Iſt Mar⸗ lene nicht eine wundervolle Künſtlerin geworden?“ Er blickte ernſt und traurig. „Jetzt wage ich mich nicht mehr mit meiner Bitte um Verzeihung an Marlene heran.“ Eiferſucht ſaß ihm im Blut, und er faßte Olgas Hand:„Baroneſſe, bitte, die Wahrheit! Was bedeutet dieſer Menſch, der mit dem Spottlächeln und der Zigeunerhaut, für Marlene? Gibt es da Zuſammenhänge?“ Ganz ſcheu wurde nun ſeine Stimme:„Liebt ſie ihn etwa? Es iſt ein gefährlicher Menſch für Frauen, glaube ich. Sagten Sie deshalb, wenn ich Marlene geſehen, würde ich ſie vielleicht von ſelbſt gar nicht mehr ſprechen wollen?— Die Wahrheit, Baroneſſe! Sagten Sie es deshalb?“ Olga war betroffen von ſeiner Auffaſſung und ſchüt⸗ telte heftig den Kopf. „Nein, nein, bewahre! Ich meinte nur, wenn Sie Marlene in dieſem fremden Milieu ſähen, gegen das Sie vielleicht ein Vorurteil haben, wollten Sie Marlene mög⸗ licherweiſe gar nicht mehr ſprechen. Der Mann, der Sänger, iſt für Marlene nicht gefährlich. Er iſt ihr Chef, nicht mehr. Er reſpektiert Marlene wie nur irgendeiner.“ Sie zog ihn weiter.„Der braucht Marlene nicht; er iſt zu geſchäftstüchtig, ſie zu vergraulen— ſolche Kraft findet er nicht alle Tage wieder. Und dann, dem rennen die Frauen und Mädel nach wie nicht geſcheit. Da fiſcht er ſich heraus, was ihm behagt.“ Ihre Stimme war wie ein Weinen.„Eine Marlene macht ſo einer nicht unglücklich; 1 iſt er ſchon für die Sorte Weib, zu der ich ge⸗ öre Hallo! Achim von Malten begriff. Das ſchmale, rot⸗ blonde Baroneßchen liebte den Sänger, und irgend etwas ſpielte zwiſchen ihm und ihr, was ihr die Worte eben erpreßt. Er aber fühlte ſich leichter. Für Marlene beſtand keine Gefahr. Er ſagte leiſe:„Arme Baroneſſe!“, und nach einem Weilchen:„Ich wäre glücklich, Marlene ſprechen zu dürfen!“ Olga dachte: Vielleicht gelang es wirklich, zwei, die ſich liebten, wieder zu vereinen, und ſie antwortete: „Wollen irgendwo in der Nähe ein ſtilles Eckchen ſuchen, ich gehe dann in den Wintergarten“ und verſuche in Mar⸗ 8 lenes Garderobe zu kommen. Ich bringe ſie Ihnen dann, das heißt, wenn ſie mitkommen will.“ f 0 a Schluß folgt.) 8 8 2 D SNN Wer ſeinen Dank der ſoziglen Regierung durch die Tat abtragen will, opfere am 21. Ja⸗ nuar für das Winterhilfswerk! r e Aus der Heimat Gedenktage 19. Januar 1576 Der Schuhmacher und Poet Sachs in Nürnberg geſtorben. 1836 Der Generalfeldmarſchall Graf Gottlieb von Haeſeler auf Harnekop geboren. 1863 Der Nationalökonom Werner Sombart in Ermsleben geboren. 1871 Schlacht von St. Quentin. 1874 Der Dichter Auguſt Heinrich Hoffmann von Fallersleben in Korvei geſtorben. Prot.: Sara— Kath.: Kanut Sonnenaufg. 8.00 Sonnenunterg. 16.21 Mondaufg. 9.35 Mondunterg. 22.01 Freude im Werktag Nach den frohen Stunden eines Feſtes emp⸗ finden wir doppelt ſchwer des Alltags Laſt. Noch ſtehen wir unter dem Eindruck weihnacht⸗ Hans ücthen Geſchehens, noch iſt das Echo der Chriſt⸗ locken nicht in uns verhallt, da fordert der Werktag gebieteriſch ſein Recht. Wir können nun einmal nicht ganz auskommen ohne die leinen Freuden, die uns den Arbeitstag— und wäre er noch ſo hart und mühſelig— beſſer ertragen laſſen. trüben Tagen nach einer Stunde voll Licht; Wir ſehnen uns in unſer ganzes Leben iſt erfüllt mit tiefer Sehn— ſucht nach Entſpannung und Freude, ohne die wir erſprießliche Arbeit auf die Dauer nicht zu leiſten vermögen. Nicht immer gerade, wenn wir das Be— dbürfnis nach Freude und Ruhe haben, ſtehen uns Feſttage zur Verfügung. Das iſt aber die 1 große Kunſt des froh ſchaffenden Menſchen, ſich ſeinen Werktag zum Feſttag zu geſtalten. Einmal dadurch, daß er ſeine Hand- oder Kopfarbeit nicht als drückenden Zwang auf— faßt, und daß er zum anderen das Auge offen— hält für die lichten Strahlen, die auch in den dunkelſten Tag hineinleuchten. Wie in eines unſcheinbaren Steines Maſſe das edle Metall ruht, wie der geringſte unſerer Mitmenſchen geadelt ſein kann durch edle Geſinnung, ſo können wir auch jedem Tag in unſerem Leben eine kleine Schönheit oder eine kleine Freude abgewinnen, wenn wir mit offenem Auge und Herzen durch den Werktag ſchreiten! * Im Januar 42,7 Millionen Rm. Neichs⸗ wohlfahrtshilfe. Im Monat Januar 1934 werden aus Mitteln der Reichswohlfahrtshilfe nach Abzug der Eigenlaſt der Bezirksfürſorge⸗ verbände insgeſamt rund 42,748 Millionen Nm. an die Geſamtheit der deutſchen Länder ausgeſchüttet. Für den Monat Januar ver⸗ fügen die Bezirksfürſorgeverbände zunächſt den gleichen Betrag wie für den Monat Dezem⸗ ber 1933. In den Fällen, in denen die Zahl der anerkannten Wohlfahrtserwerbsloſen ge⸗ genüber dem Stande vom 31. Oktober 1933 geſtiegen iſt, bekommen die Bezirksfürſorgever— ände noch eine weitere Reichswohlfahrtshilfe. Die Familien werden kleiner. Nach der Statiſtik gehörten zu einer Haushaltung im Jahre 1871 4,7 Perſonen, im Jahre 1910 „5, im Jahre 1925 4,1 und im Jahre 1933 3,7 Perſonen. Die Zahl der Perſonen, die durchſchnittlich auf einen Haushalt entfällt, iſt demnach ſtändig zurückgegangen. Von 1870— 10, alſo in 4 Jahrzehnten, hat ſich die Lage zur wenig verändert. Von 1910-1925 iſt be⸗ reits eine verhältnismäßig ſtarke Abwärtsbe— wegung ſeſtzuſtellen. In den letzten acht Jah— ten iſt dann der Rückgang in beſchleunigtem empo vor ſich gegangen. Die Abnahme der eburten wirkt ſich auch in der Zuſammenſet—⸗ zung und dem Amfang der Haushaltungen aus. Von beſonderer Bedeutung iſt, daß in Gemeinden unter 10000 Einwohnern noch durchſchnittlich 4,1 Perſonen auf einen Haus⸗ halt entfallen. In den Großſtädten über 00 000 Einwohnern(ohne Berlin) dagegen kommen nur 3,4 Perſonen auf einen Haus⸗ halt, in der Reſchshauptſtadt Berlin ſogar nur 9 Perſonen. Ordnung und Sauberkeit in den Zügen. i Von der Reichsbahn wird mitgeteilt: Aus den Kreiſen des reiſenden Publikums wird erneut auf die Rückſichtsloſigkeit ſolcher Reiſenden hin⸗ ewieſen, die ohne ſchützende Unterlage ihre Füße mit der beſchmutzten Fußkleidung auf Bänke und Polſter legen, unbekümmert darum, Pag die Kleidung anderer Reiſender beſchmutzt oder die Einrichtung der Wagen beſchäoigt wird. Durch eine verſtändnisvolle Mitarbeit aller Reiſenden bei der Bekämpfung dieſer lei⸗ der immer noch weitverbreiteten Anſitte würde die Reichsbahn in ihrem Streben nach Auf⸗ echterhaltung von Ordnung und Sauberkeit weſentlich unterſtützt werden und mancher Nei- lende würde dadurch, ohne daß die Reichsbahn ſelbſt zu ſchärferen Maßnahmen ſchreite müßte, zu etwas mehr Rückſichtnahme auf ſeine Mitreiſenden und auf das Eigentum der Reichsbahn, das ja zugleich auch Eigentum r Allgemeinheit iſt, erzogen werden können. 8 Wettervorherſage: Meiſt unbeſtändig bei milder Temperatur. g Chautemps zur Außenpolitik Verſteckte Verdächtigungen Deutſchlands Paris, 19. Januar. Im Senat erklärte Miniſterpräſident Ehautemps, er bedauere, daß das franzöſiſche Volk nicht mit größerer Aufmerkſamkeit der außenpolitiſchen Aussprache im Senat ge⸗ folgt ſei, weil es gegenwärtig durch bedauer⸗ liche Skandale zu ſehr abgelenkt werde. Er wolle die Ergebniſſe der franzöſiſchen Poli⸗ tik rechtfertigen, die in der Erweiterung der Freundſchaften Frankreichs beſtünden. Man habe vieles über die deutſche Innen- politik vorgetragen; Frankreich aber habe zu große Achkung vor allen anderen Völkern, als daß es ſich in die innerpolitiſchen Ange- legenheiten ſeiner Nachbarn einmiſche. Es verſtehe nichtdeſtoweniger die Beunruhi⸗ gung, die dieſe Politik auslöſen könne. Eine Lehre, die an ſich eine ſolche Auf⸗ peitſchung der nationalen Leidenſchaften bringe, laufe Gefahr, ſich im Auslande aus— zuwirken. Der plötzliche Austritt Deutſch⸗ lands aus dem Völkerbund ſei ungerechtfer— tigt. Frankreich habe ſo viele Zugeſtändniſſe gemacht, um ſeinen Friedenswillen zu be— kunden. Frankreich habe außerdem niemals daran gedacht, einem ſo großen Lande mit ſo glor- reicher Vergangenheit, das mit ſeinem gro- ßen Genie dem internationalen Leben viel Nutzen bringen könnte, im Rahmen der an— deren Völker den Platz zu verwehren, der ihm zukomme. Da aber Deutſchland plötzlich den Völker— bund verlaſſen habe, und gerade in dem Augenblick, als ein Abrüſtungsvorſchlag ein— gebracht worden ſei, mit dem faſt ſämtliche Staaten einverſtanden waren, könne man nicht überraſcht ſein, daß dieſe Haltung in der ganzen Welt und beſonders in Frank⸗ reich Beunruhigung ausgelöſt habe. Die Po— litik, die die franzöſiſche Regierung betreibe, ſei eine Politik der Zuſammenarbeit, dazu beſtimmt, Frankreichs Freundſchaften zu be— feſtigen. Auf die deutſch⸗franzöſiſchen Be— ſprechungen anſpielend, erklärte Chau— temps, daß die zu behandelnden Fragen alle Länder angingen. Sie könnten auch nicht fortgeſetzt werden, wenn ſie auf Wiederauf— rüſtung hinausliefen. Nach der Rede wurde der Regierung mit 257 gegen 3 Stimmen für ihre Außenpoli— tik das Vertrauen ausgeſprochen. Sturm in der Kammer Wegen des Staviſkyſkandals. Abbruch der Sitzung. Paris, 19. Januar. In der Kammer hat der Juſtizminiſter die ſofortige Ausſprache über den von der Regierung eingebrachten Geſetzentwurf ver— langt, der allen denjenigen, die ſich Ver— fehlungen zum Schaden der Sparer haben zu Schulden kommen laſſen, den Handel mit Wertpapieren verbietet. Die Interpellation des rechts gerichteten Abgeordneten Henriot über die gericht— liche Unterſuchung des Falles Staviſky ver— urſachte gleich zu Veginn einen wahren Sturm. Der Kammerpräſident hatte zeit— weiſe Mühe, die Ruhe wiederherzuſtellen. Es zeigt ſich, daß dieſe Angelegenheit auch parlamenkarik) noch nicht begraben iſt. In dem Geklapper der Pultdeckel, den Zwi— ſchenrufen und dem Klatſchen der Abgeord— neten, mit dem ſie jeweils ihre ſprechenden Geſinnungsgenoſſen zu unterſtützen verſuch— ten, verhallte ab und zu ſogar die Glocke des Präſidenten. Es gab eine erregte Aus— einanderſetzung zwiſchen dem Interpellanten und dem Finanzminiſter. Immer wieder griffen einzelne Abgeord⸗ nete von ihren Bänken in die Ausführungen Henriots ein. In dem Hin und her zwiſchen rechts und links war minutenlang kein Wort zu verſtehen, ſo daß der Kammerprä⸗ ſident ſchließlich die Sitzung abbrach. Letzte Nachrichten Drei Todesurteile Wegen der Ermordung eines Hitlerjungen. Hamburg, 19. Januar. Am Donnerskag nachmittag wurde unter Anweſenheit des Reichsſtalthalters in dem Prozeß wegen der Ermordung des Hambur- i Okto Bloecker das Urteil ge— a Der Hauplangeklagte Jiſcher, der nach ei— genem Geſtändnis die verhängnisvollen Schüſſe abgegeben hat, ferner die Angeklag- ten Dellmer und Helbig wurden zum Tode verurteilt. Drei Angeklagte wurden freigeſprochen. Zwei Angeklagte erhielten Gefängnisſtrafen von drei bzw. zwei Jahren. Die übrigen 20 Angeklagten bekamen Juchthausſtrafen von zwölf bis vier Jahren. Der Hitlerjunge Bloecker war bei einem kommuniſtiſchen Feuerüberfall auf ein Lokal im Stadtteil Hoheluft am 26. Februar vori— gen Jahres erſchoſſen worden. Ein anderer Hitlerjunge war ſchwer verletzt worden. Bekrügereien. Lübeck, 19. Januar. Aufgrund vieler An— zeigen und Beſchwerden über eine hieſige Spar- und Darlehensgeſellſchaft wurde auf Anordnung der Staatsanwaltſchaft der Ge— ſchäftsbetrieb dieſes Unternehmens einer eingehenden Prüfung unterzogen. Dieſe er— gab ſo ſchwerwiegende Verdachtsmomente ſtrafbarer Handlungen, daß das Polizeiamt gegen die beiden Geſchäftsführer und Ge— ſellſchafter, Gebrüder Lübcke, ſowie den Organiſationsleiter Schultz die Schutz— haft verhängte. Nichtfeſt bei der Riedentwäſſerung Darmſtadt, 19. Jan. Zur Vollendung der erſten Etappe der Riedentwäſſerung fand bei Goddelau nahe an der Bahnlinie ein Richtfeſt eigener Art ſtatt. In Anſprachen wurde die Fertigſtellung eines etwa vier Meter unter dem Boden liegenden 2200 Meter langen Ent— wäſſerungskanals, der einen Durchmeſſer von 1.20 Meter hat, feſtlich begangen. Er dient der Entwäſſerung des zwiſchen Griesheim und Goddelau liegenden ſumpfigen Gebietes und leitet das dort hochſtehende Grundwaſſer in den Altrhein ab, ſo daß wertvolles Kultur— und Siedlungsland geſchaffen wird. Staatsminiſter Jung wies darauf hin, daß zwar das ganze Riedprojekt auf alten Plänen beruhe, aber daß die Ausführung gerade jetzt dem nationalſozialiſtiſchen Staat zu verdanken ſei, und das Hauptverdienſt Herrn Kulturrat Reich gebühre, der unter der Leitung des Landesbauernführers uner— müdlich dafür tätig ſei. Staatsminiſter Jung hob die Verbilligung der Meliorationsarbei— ten gegenüber früher hervor, dankte den beiden Herren für ihre Leiſtung und gab der Hoff— nung Ausdruck, daß die Vollendung dieſes wichtigen Werkes auch im Reich Beachtung finden möge. Reichsſtatthalter Sprenger er⸗ kannte lobend die Vorbildlichkeit der geleiſte— ten Arbeit an und verſicherte, auch den Führer darüber unterrichten zu wollen. Es handele ſich um ein Werk nationalſozialiſtiſcher Aufbau— arbeit, das aus eigener Kraft und mit eige— nen Mitteln trotz der Unbilden des Wetters von den Arbeitern in der vorgeſchriebenen Zeit vollendet worden ſei. In einer Miſchung aus Humor und Ernſl bemerkte er: Wenn man einmal die Arbeitsweiſe der„blinden Heſſen“ in Preußen eingeführt habe, würden auch die Arbeiten im Weſterwald einen raſcheren Fort— gang nehmen. Sein Dank galt allen Beteilig— ten. Den Zweck und die techniſchen Einrichtungen legte darauf Landesbauernführer Dr. Wagner dar. Der Kanal ermöglicht es, im Einzugsgebiet des Scheidgrabens und des Kich— lergrabens den Grundwaſſerſtand um mehr als einen Meter zu ſenken. Zu den Arbeiten wa— ren 10000 Tagewerke nötig, etwa 20 000 Kubikmeter Erde wurden ausgehoben. rund gegen, 130 Arbpeiter, wovon 85 Prozent ſeither ar⸗ beitslos waren, fanden auf vier Monate loh⸗ nende Beſchäftigung. Erfreulicherweiſe kam es zu keinem ernſten Unfall. Erwieſene Unschuld Die angeblichen Betrügereien im Rabattſpar⸗ verein. Frankfurt a. M., 19. Jan. Die Erſte Strafkammer ſprach den früheren Geſchäfts⸗ führer des Rabattſparvereins, Nichard Gegen⸗ wart und den früheren Vorſitzenden J. G. Betz, die des Betrugs und der Unterſchla gung beſchuldigt waren, wegen erwieſener Anſchuld frei. Im April vorigen Jahres fand gegen die Beſchuldigten ein wahres Keſſeltreiben ſtatt, da vermutet wurde, daß ſie ſich grober Verfeh⸗ lungen ſchuldig gemacht hätten und von ihnen eine Mißwirtſchaft ſondersgleichen betrieben worden ſei. Die Treibereien führten ſogar zur Verhaftung des Angeklagten Gegenwart. Die Beweisaufnahme geſtaltete ſich dereert günſtig für die Angeklagten, daß ſogar der Staatsan— walt Freisprechung beantragen konnte. Die Verteidiger forderten Freiſprechung wegen erwieſener Unſchuld und Auferlegung der Ko— ſten der Verteidigung auf die Staatskaſſe. Das Gericht folgte allen dieſen Anträgen und ſtell⸗ te feſt, daß Unterſchlagung nicht in Frage kom⸗ me, da hier die Anſchuld klar auf der Hand liege. Auch hinſichtlich der Anklage des Be— trugs ſei die nolle Anſchuld der Angeklagten er⸗ wieſen, weil das Gericht nach dem Verhandlungser— gebnis die Ueberzeugung habe, daß keiner der Angeklagten den Vorſatz hatte, den Verein zu schädigen. Das Gericht bedauere das Verfahren in dieſer Sache eröffnet zu haben, aber die Umſtände lagen damals, als dies ge⸗ ſchah anders, denn das Gericht war an das er— ſtattete Gutachten des Buͤcherſachverſtändigen gebunden. Die es Gutachten war beeinflußt von einer Seite, die aus zivilprozeſſualen Gründen den Angeklagten feindlich geſinnt war. Das Gericht legte auch die Koſten der Verteidigung der Staatskaſſe auf. Keine Meldepflicht der Fſterreicher Wie das Heſſiſche Staatspolizeiamt mit⸗ teilt, wird die Aufforderung, nach der ſich öſterreichiſche Staatsangehörige ſofort bei den zuſtändigen Polizeibehörden zu melden haben, zurückgezogen. Aus Heſſen und Naſſau Straßenſammlung am 21. Januar. l. Es wird ſchon jetzt darauf hingewieſen, daß das Winterhilfswerk des deutſchen Vol⸗— kes am 21. Januar eine Straßenſammlung durchführen wird. Das Abzeichen des Monats Januar, ein dreiblättriges Eichenblatt mit Ei— cheln, wird an die Spender verteilt werden. * * 1. Hanau, 19. Jan.(Sechs Monate Gefängnis wegen fahrläſſrger Tö— tung.) Der Kaufmann Andreas Simon aus Großauheim wollte am 23. September vori— gen Jahres auf der Fahrt nach Frankfurt in der Nähe von Dörnigheim mit ſeinem Per— ſonenauto ein vor ihm herfahrendes Laſtauto, überholen. Als Perſonen- und Laſtauto auf gleicher Höhe ſich befanden, kam aus entgegen geſetzter Richtung ein Motorrad heran und ſtieß ſeitlich gegen das Perſonenauto. Motor— radführer Heinrich Werner und Soziusfahrer Friedrich Sünder, beide aus Obererlenbach, wurden ſchwer verletzt und ſtarben auf dem Transport nach Hanau. Der Autofahrer Si— mon erhielt wegen fahrläſſiger Tötung ſechs Monate Gefängnis. Darmſtadt, 19. Jan.(Uutofahrer ver⸗ unglückt.) In der Heidelberger Straße fuhr ein Perſonenkraftwagen aus Wetzlar auf ein Darmſtädter Perſonenauto. Der 48jäh⸗ rige Kraftwagenführer Otto Schenck aus Wetz⸗ lar, und ſein Beifahrer, der 35jährige Fritz 1 aus Borken, wurden erheblich ver— (RI. Das furchtbare Flug- zeugunglück bei Corbigny. Das franzöſiſche Rekord— flugzeug„Smaragd“ iſt, von Indochina kommend, zwiſchen Lyon und Paris bei Corbigny im Sturm abgeſtürzt. Zehn Perſonen, darunter der Generalgouverneur von Indochina, kamen ums Leben. Unſer Bild zeigt die Trümmerſtätte.