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Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Nummer 24 1 5 Hitlers europäiſche Tat Die deutſch-polniſche Berſtändigung. Während die übrigen Mächte reden, hat Adolf Hitler, des Deutſchen Reiches Kanzler, gehandelt und ſtellt die ganze Welt vor eine vollendete Tatſache, eine Tatſache, die höchſte Ueberraſchung und tiefſte Befriedi⸗ gung hervorruft. Wer hätte je gedacht, daß Deutſchland und Polen, noch vor einem Jahr geradezu erbitterte Gegner, den erſten Ver— ſtändigungspakt miteinander abſchließen! Dies iſt eine Tat nicht nur von europäiſcher, nein, von weltpolitiſcher Bedeutung. Kann es einen beſſeren Beweis geben für die Frie⸗ densliebe und den aufrichtigen, ja geradezu er 5 Friedenswillens Adolf Hitlers? Wer von den anderen europäiſchen Staats⸗ männern hätte in der letzten Zeit einen ähn⸗ 16 Beitrag zur Befriedung der Welt ge— leiſtet? Das Echo, das der Abſchluß des deutſch-pol⸗ niſchen Verſtändigungspaktes in aller Welt findet, iſt denn auch ein gewaltiges. In Polen, wo der friſch⸗entſchloſſene, die Di⸗ plomatie alter Schule verachtende Oberſt Beck die Außenpolitik leitet, hat die Verſtändigung große Befriedigung ausgelöſt und wird überaus freundlich begrüßt. Beſonders wird der Umſtand unterſtrichen, daß der Pakt nicht von dem Beſtehen irgendwelcher internatio⸗ naler Inſtitutionen(Völkerbund) ab⸗ hängig gemacht worden iſt, zumal dieſe Stel⸗ len einem wechſelvollen Schickſal unterliegen können. Ferner wird geſagt, daß die nun⸗ mehr erfolgte Befriedung der Beziehungen zwiſchen den beiden Nachbarländern auch eine Stärkung des europäiſchen Friedens bedeute. Nicht zuletzt wird die große Zeit— ſpanne von zehn Jahren, für welche dieſes Abkommen abgeſchloſſen worden iſt, als be— deutſame Tatſache auch von wirtſchaftlicher Tragweite angeſehen. In der polniſchen Preſſe wird das Abkommen als Tatſache be— zeichnet, die in der neueſten Geſchichte Polens einzig daſteht. Der regierungsfreund⸗ liche„Kurjer Poranny“ ſchreibt u. a., daß das Abkommen in die deutſch⸗-polniſchen Be⸗ ziehungen eine tiefe und dauerhafte Befrie⸗ dung hineintrage. Die Feſtigung des Frie— dens ſei eine bedeutſame Etappe auf dem Wege der Befriedung von ganz Europa. Bei der tatſächlichen und moraliſchen Be— deutung des Abkommens gerade für das ver— leumdete Deutſchland iſt es zu verſte⸗ hen, daß es von der geſamten Preſſe mit Freude und Genugtuung begrüßt wird. Der „Völkiſche Beobachter“ weiſt darauf hin, daß der Pakt mit Polen die Politik des Friedens und der offenen Ausſprache fortſetzte, die der Führer als ſein außenpolitiſches Programm vor dem deutſchen Volk und der Welt ge⸗ kennzeichnet hat. Es iſt noch nicht ſo lange her, fährt das Blatt fort, daß ſich beide Ver⸗ tragspartner zu widerholten Malen vor dem Forum des Völkerbundes gegenüber— ſtanden, ohne einen Weg der gegenſeitigen Perſtändigung zu finden. Das nationalſozia⸗ liſtiſche Deutſchland hat ſich mit einem klaren Entſchluß aus dieſer verwickelten Atmoſphäre der internationalen Diplomatie gelöſt und es iſt eine mutige Tat, daß ebenſo die polniſche Regierung ſich über alle Quertreibereien hin⸗ wegſetzte und in direkter perſönlicher Aus⸗ ſprache den Weg der Annäherung ſuchte, der in Genf immer wieder von intereſſierten Kräften verſtellt wurde. Die neue europä⸗ iſche Politik hat mit dieſem Tag den erſten großen Erfolg errungen. Der„Lokal⸗ anzeiger“ ſchreibt, die Welt werde nun aner⸗ kennen müſſen, wie ernſt der Friedenswillen Deutſchlands und ſeines Führers iſt. Auf die Dauer wird dieſe Erkenntnis überall den Nebel der Lüge und Verhetzung verjagen. Die„Deutſche Zeitung“ ſchreibt u. a. Das nationalſozialiſtiſche Deutſchland beweiſt mit dieſem Abkommen, daß es allen Widerſa⸗ chern zum Hohn wirklicher, großer epoche⸗ machender Friedenslaten fähig iſt. Das Aus⸗ land hat den Reichskanzler oft aufgefordert, ſeinen friedliebenden Worten die Tat fol⸗ gen zu laſſen. In dem deutſch⸗volniſchen Die größte Madrid. 28. Januar. Die größte ſpaniſche Zeitung, das Madri— der„ABC“, bringt einen Leitartikel mit der Ueberſchrift:„Ein Jahr Hitlerherrſchaft“. Die Tatſache, daß eine ſpaniſche Zeitung zum erſten Male reſtlos und vorbehalt⸗ los die Errungenſchaften des neuen Deutſchland anerkennt, läßt die Wie— dergabe der wörtlichen Ueberſetzung ange— bracht erſcheinen. Das„ABC“ ſchreibt: „Nun wird es ein Jahr, daß der Präſi— dent Hindenburg die Demiſſion des Gene— rals von Schleicher annahm und Adolf Hit— ler zum Reichskanzler ernannt hat. Man kann ſagen. daß am Nachmittag des 30. Ja— nuar 1933 etwas Neues begonnen hat nicht nur in der Geſchichte Deutſchlands, ſondern in der ganzen Welt. Die Beziehungen des Reiches mit den übrigen Ländern haben ſich geändert, und der Nationalſozialismus bil— det ein allgemeines Gärungsmittel. Wie ſieht die Bilanz des erſten Jahres der Hiklerherrſchaft aus? Sogar die Feinde des neuen Regimes müſſen anerkennen, daß die⸗ ſes Deutkſchland und ſchließlich die ganze welt- liche ZJiviliſakion vor einer großen Gefahr errettek hat: Vor dem Kommunismus! Mit 100 Abgeordneten im Reichstag und mit mehr als ſechs Millionen Wählern droh— ten die Bolſchewiſten ſich in die zweitgrößte Partei im Reichstag zu verwandeln. Was wäre paſſiert, wenn die abtrünnigen Sozia— liſten die marxiſtiſche Union erreicht hätten? eee eee ſpaniſche Zeitung welchen Einfluß würde ein bolſchewiſtiſches Deutſchland mit 65 Millionen Einwohnern im Herzen Europas ausüben? Das Serſchlagen des Marxismus iſt ein Verdienſt hitlers, das ihm niemand mehr nehmen kann. Man kann auch nicht leugnen, daß der Chef des Nationalſozialismus, Adolf Hitler, es verſtanden hat. der deutſchen Nation und insbeſondere der durch ihre falſchen Hirten ſo oft betrogenen Arbeiterklaſſe ein neues Ideal, neue Hoffnung und neuen Glauben an ihre Kraft und an das Schickſal des Rei— ches zu geben. Die betrogenen, verratenen und erbitterten Arbeiter haben ſich in Pa— trioten verwandelt, in begeiſterte Deutſche, die ihr Vaterland wie eine Mutter lieben und die wiſſen, daß ihr Schickſal untrennbar iſt von dem der Nation und die infolgedeſſen auf den verwüſtenden Klaſſenkampf verzichtet haben. Sie haben darauf nicht nur verzich⸗ ſondern auch, weil ſie die bisherigen Erfolge nur von zwölf Monalen erkannt haben: die Zahl der Arbeitsloſen iſt um die Hälfte verringert worden von ſechs Millio— nen auf drei Millionen; die Regierung hat eine wundervolle Winterhilfe or⸗ ganiſiert, ſowie kulturelle und ſportliche Oer— ganiſationen für die Arbeiter⸗ ſchaft ins. Leben gerufen. wie 2. B. Kraft Verſtändigungsvertrag ſind dieſe Worte zur Tat geworden. Die„Voſſiſche Zei⸗ tung“ nennt das Abkommen die ſchärf ſt e politiſche Wendung in der Nachkriegs⸗ zeit. Mit ſauerſüßer Miene wird der Pakt in Frankreich aufgenommen. Man erklärt in politiſchen Kreiſen— es erinnert an den Fuchs mit den Trauben— die franzöſiſche Politik habe den Ausbau ſolcher Pakte ſtets willkommen geheißen und gefördert, denn alles, was in Europa den Frieden zu feſtigen verſuche, ſei mit Genugtuung aufzunehmen. Deshalb könne man ſich auch zu dem Abſchluß des deutſch⸗polniſchen Abkommens nur be⸗ glückwünſchen. Denn das Frankreich befreun— dete und verbündete Polen liefere ſo einen Beitrag zum Friedenswerk und feſtige ſeine Stellung durch neue Sicherheiten. Wenn man von franzöſiſcher Seite auch betont, daß dieſer Vertragsabſchluß nicht ganz über⸗ raſchend gekommen ſei, ſo fragt man ſich im Grunde genommen doch nach den Wirkungen dieſes aäußenpolitiſchen Ereigniſſes. Der Berliner Vertreter des„Journal“ erklärt, die Unterzeichnung des deutſch-polniſchen Ab⸗ kommens habe in diplomatiſchen Kreiſen ei⸗ nigermaßen überraſcht und bei der öffent⸗ lichen Meinung eine wahre Senſa⸗ tion hervorgerufen. Obwohl beiderſeits große Schwierigkeiten beſtehen blieben, habe ſich doch der deutſch⸗ polniſche Himmel aufgeklärt. Der Verliner Berichterſtatter des„Matin“ bezeichnet den Vertragsabſchluß als Ereignis von beträcht⸗ licher Tragweite.„Excelſior“ ſchreibt: Die franzöſiſche öffentliche Meinung werde, ohne ſich Illuſionen zu machen, dieſes Abkommen günſtig aufnehmen, das für die Gegenwart die an der Weichſel vorhandenen Sturmzei⸗ chen zerſtreue.„Le Jour“ ſchreibt: Bisher iſt die Frage Korridor—Pole n Danzig—Schleſien international ge⸗ weſen. Wenn die direkten deutſch-polniſchen Verhandlungen einen Sinn haben, dann neh⸗ men ſie Europa das Aufſichtsrecht und die Interventionspolitik in dieſer Frage. Wenn auch das alte Suſtem der Geſchmeidiakeit tet, weil ſie an die neuen Männer glauben, über das neue Deutschland Wie würde heute Deutſchland ausſehen? Und. durch Freude“, billige Erholungsreiſen uſw. Statt der ſterilen Verſprechungen der Mar— xiſten bietet der Nationalſozialismus den Arbeitern eine wirkliche Verbeſſerung ihres Lohnes, und verſchafft ihnen dazu ein erhöh— tes Geiſtesleben. Das gleiche kann von der Landbevölkerung geſagt werden.— Ferner hat Adolf Hitler wirklich das Dritte Reich geſchaffen, das große geeinte Vaterland aller Deutſchen anſtelle der alten Konföderation von König— reichen. Großherzogtümern und Fürſtentü⸗ mern. Hitler hat den Traum der deutſchen Romantiker verwirklicht, den Fichte und ſei— ne Schüler ſchon hatten. In der internationalen Politik beſteht er auf dem Recht Deutſchlands auf Freiheit, Ehre und Gleichberechtigung. Er bricht mit der Erfüllungspolitik eines Stre— ſemann, die lediglich zur Verarmung des deutſchen Volkes geführt hat. Aber gleich⸗ zeitig wiederholt er unaufhörlich ſeinen Wunſch, die Beziehungen zu den Nachbarn des Reichs zu verbeſſern. Mit Polen hat er es ſchon erreicht. Im allgemeinen kann man ſagen, daß die in einem Jahr auf allen Gebieken geleiſtele Arbeit ſo umfangreich iſt, daß es Mühe ke⸗ ſtet, ſie ſchritlweiſe zu verfolgen. Nur ganz ſelten hat ein Regime in ſo kurzer JZeik all das erfüllt, was es von der Oppoſition aus gepredigt hatte, wie das Regime Hitler“. entpeyrte, is hat es doch ben ſtatus quo mit tauſend Bürgſchaften umgeben. Das neue Syſtem gibt Polen zwar ſeine Bewegungs— freiheit wieder. aber es iſoliert es auch. England nimmt den Pakt mit einem Gefühl der Erleichterung auf.„Times“ ſchreibt in einem Leitartikel u. a.: Seitdem Adolf Hitler zur Macht gekommen ſei, hät⸗ ten ſich die Beziehungen zwiſchen Deutſchland und Polen ſtändig gebeſſert. Der Reichskanz⸗ ler habe von neuem gezeigt, daß er zwiſchen einem Agitator und einem Staatsmann einen Unterſchied mache. Die Ereigniſſe ermutigen zum mindeſten zu der Hoffnung, daß Deutſchland bei einer ſowohl praktiſchen wie grundſätzlichen Anerkennung ein guter Nachbar ſowohl nach Weſten als nach HOſten hin ſein werde.„Daily Telegraph“ be— zeichnet den Vertrag als den wichtigſten Beitrag des nationalſozialiſtiſchen Deutſch— land zur Sicherung des Friedens in Europa. Reuter ſpricht von einer Entwicklung, die weitreichende Folgen für den europäiſchen „Frieden haben könne.„Daily Mail“ ſchreibt: Was Hitler und Pilſudſki getan haben, ſcheint beinahe ein Wunder zu ſein. Das Abkommen iſt der unmittelbaren Interven— tion Hitlers und Pilſudſkis zuzuſchreiben. In der Berliner Meldung der„Morning Poſt“ heißt es, man hoffe, daß das Abkom— men zu einer friedlichen Regelung der Kor— ridorfrage führen werde.„Hitlers 10“ Jahrespakt mit Polen“, ſo ſchreibt„Daily Expreß“, iſt von allererſter Bedeu⸗ tung. Er iſt die Konſolidierung der Ge— winne einer einjährigen Diplomatie. Im gegenwärtigen Augenblick wird die neue „deutſch⸗polniſche Freundſchaft“ ungeheuer wirken. Sie wird Frankreich verdrie⸗ ßen, da Frankreichs Unvermögen, ſeinen öſtlichen Verbündeten zu halten, auch in Oeſterreich eine Reaktion hervorrufen werde. Hitler zieht durch den Vertrag Frankreich weiter von Polen ab und ſchwächt den„Ring von Stahl“, mit dem die franzöſiſchen Staatsmänner Deutſchland umgeben hatten. In den Ländern der Kleinen Enten⸗ te wird das Abkommen mit gemiſchten Ge— juylen aufgenommen. In Prag meint man, es handle ſich um kein Oſtlocarno, da dazu zum mindeſten auch die Tſchechoſlowakei ge⸗ hören würde. Mit einem Seitenhieb auf Polen wird erklärt, daß die Prager Außen⸗ politik nur im Rahmen des Völkerbundes ein ähnliches Abkommen mit Deutſchland ſchließen würde. Dieſe Bemerkung zeigt deutlich die grund⸗ ſätzliche Bedeutung des deutſch-polniſchen Paktes: Der Völkerbund iſtumgan⸗ gen, ganz ausgeſchaltet. Hitlers Außenpo⸗ litik iſt konſequent, und er darf jetzt den er⸗ ſten, wohlverdienten Erfolg ſeiner klaren Li⸗ nie auf außenpolitiſchem Gebiet einheimſen. geldte über Hitler „Ein großes Glück für Deukſchland.“ Berlin, 28. Januar. Aus Anlaß des 30. Januar, des Jahres— tages der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler, gewährte Reichsarbeitsmini⸗ ſter Seldte einem Mitarbeiter des Vöz⸗ Büros eine Unterredung über die Ergebniſſe des erſten Jahres nationalſozialiſtiſcher Re— gierung in Deutſchland. Der Miniſter äußer⸗ te ſich bei dieſer Gelegenheit auch über die Perſönlichkeit des Führers und über die Einordnung des Stahlhelms in die NSDAP. Er erinnerte daran, daß Adolf Hitler faſt gleichzeitig mit ihm ſelbſt begon⸗ nen habe, eine politiſche Bewegung zu ſchaf— fen. „Für unſer Volk bedeutet es ein großes Glück, daß uns dieſer Mann geſchenkt wor⸗ den iſt“, ſo erklärte der Miniſter,„der er⸗ ſtens ein Mann aus dem Volke, zweilens auch Soldat iſt und außerdem dieſe unerhör⸗ te intuitive Begabung. gepaart mit großſem Fleiß, beſitzt. Er hat den Inſtinkt des Spä⸗ hers und des Jägers dem Schickſal und der Politik gegenüber, der dem Deutſchen im ill gemeinen fehlt. Hinter dem Neichsbiſchof Eine Erklütung det Kitchenführet. Berlin, 29. Januar. Det Reichsbiſchof hat, wie vom Büro des Reichsbiſchofs gemeldet wird, Samstag die ze amten Kirchenführer der Deutſchen Evangeli⸗ ſchen Kirche zu einer Beſprechung eingeladen. Als Ergebnis der längeren, in völliger Ein— mütigkeit verlaufenen Ausſprache wurde von den Führern aller deutſchen evangeliſchen Lan⸗ deskirchen folgende gemeinſame Erklärung ab— gegeben: Anter dem Eindruck der großen Stunde, in der die Kiechenführer der Deutſchen Evange⸗ liſchen Kirche mit dem Herrn Reichskanzler verſammelt waren, bekräftigen ſie einmütig ihre unbedingte Treue zum Dritten Reich und ſeinem Führer. Sie verurteilen aufs ſchärfſte alle Piachenſchaften der Kritik an Staat, Volk und Bewegung, die geeignet ſind, das Dritte Reich zu gefährden. Insbeſondere verurteilen ſie es, wenn die auslündiſche Preſſe dazu be⸗ nutzt wird, die Auseinanderſetzung in der Kir⸗ che fälſchlich als Kampf gegen den Staat dar⸗ zustellen. Die verſammelten Kirchenführer ſtel⸗ len ſich geſchloſſen hinter den Reichsbiſchof und ſind gewillt, ſeine Maßnahmen und Vekord⸗ nungen in dem von ihm gewünſchten Sinne durchzuführen, die Kirchenpolitiſche Oppoſition gegen ſie zu verhindern und mit allen ihnen verfaſſungsmüßig zuſtehenden Mitteln die Au⸗ toritüt des Reichsbiſchofs zu feſtigen. Notverordmmg des Neichsbiſchof⸗ Der Reichsbiſchof hat in ſeiner Eigenſchaft als Landesbiſchof der Evangeliſchen Kirche der altpreußiſchen Union eine Notverordnung zur Sicherung einheitlicher Führung der evangeli— ſchen Kirche der altpreußiſchen Union erlaſſen. Die Befugniſſe des Kirchenſenates der Evan⸗ geliſchen Kirche der altpreußiſchen Union wer⸗ den durch den Landesbiſchof ausgeübt. Der Landesbiſchof iſt berechtigt, den evangellſchen Oberkirchenrat und den ihm nachgeordneten Stellen der allgemeinen kirchlichen Verwaltung Weisungen zu erteilen, ebenſo dem Konſiſtorium der Kirchenprovinz. Entgegen⸗ ſtehende Beſtimmungen der Verfaſſung der Evangeliſchen Kirche der altpreußiſchen Anion bleiben für die Geltungsdauer dieſer Verord⸗ nung außer Anwendung. Die presbyterial⸗ ſynodale Ordgung der kirchlichen Selbſtverwal⸗ tungsverbände bleibt unberſhrt. Unzuläſiige Anweiſungen Klarſtellung für die Preſſe. Berlin, 29. Januar. Amtlich wird mitgeteilt: In letzter Zeit ſind wiederholt Fälle vorgekommen, in denen die Preſſe von unberufenen Stellen, von Or— ganiſationen, Verbänden uſw. angewieſen wor— den iſt, über beſtimmte Fragen entweder in beſtimmter Weiſe zu berichten, oder nicht zu berichten, oder auch Aufſätze über beſtimmte Fragen den betreffenden Stellen, Organiſatio— nen, Verbänden uſw. vor der Veröffentlichung zur Prüfung vorzulegen. Ein derartiges Verfahren iſt unzuläſſig. Zu Anordnungen an die Preſſe ſind ausſchließlich die vom Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda gehörige Preſſeabteilung der Reichsregierung, ſowie die im Einvernehmen mit dieſer arbejtenden behördlichen Preſſe⸗ ſbellen befugt. Anordnungen anderer Stellen brauchen von der Preſſe nicht befolgt wer⸗ den. 0 F.. Kernſtahlhelm und 3A Völlige Verſchmelzung. München, 29. Januar. Die Oberſte SA⸗Führung gibt im„Völki⸗ ſchen Beobachter“ bekannt, daß der bisher noch in der SA R Il weiterbeſtehende Kernſtahl⸗ heim mit der SA böllig verſchmolzen wird und unetr den Befehl des SA⸗Gruppenführers tritt, in deſſen Vereich die Einheiten der SA N 1 liegen. Hand in Hand mit dieſer orga⸗ nifatoriſchen Maßnahene legt der bisherige »iernſtahlhelm den felhgrauen Rock ab. Sämt⸗ liche SA⸗Gliederungen tragen nunmehr künftig eiuheitlich das braune Ehrenkleid. Der Stahlhelm, Bund der Frontſoldaten, bleibt in Anerkennung ſeiner Verdienſte nach dem Willen des Führers und des Stabschef, mit ſeinem ſozialen Apparat, mit ſeinen ft— nanztechniſchen Einrichtungen, mit ſeiner Preſſe uw. unter Führung ſeines Gründers, des Reichsarbeitsminiſters Franz Seldte, erha— ten. Jeder Stahlhelmkamerad, der aus be— ruflichen oder körperlichen Gründen eine ak⸗ tive Tätigkeit in der SA-Reſerve nicht ausüben kann, hat alſo die Möglichkeit, als Mitglied einer Ortsgruppe des Stahlhelm auch weiterhin in der nationalſozialiſtiſchen Be— wegung verbunden zu bleiben. Die Steriliſterung Und die katholiſche Kirche. Berlin, 29. Januar. In letzter Zeit ſind durch katholiſche Kanzel⸗ ankündigungen Zweifel erweckt worden, ob das Geſetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchſes gemäß den eindeutigen Erklärungen der Reichsregierung durchgeführt wird. Bet meſen Ankündigungen handelt es ſich lediglich um eine lehrmäßige Stellungnahme der katholſchen Kirche, die den Staat nicht hin⸗ dern wied, das von ihm für notwendig er⸗ kanute Geſetz in vollem Amfange auszuführen. Kundgebungen, die einer Aufforderung zum Ungehorſam gegen das Reichsgeſetz gleichkom⸗ men, werden unterbunden. Neue Lügen Gemeine Verleumdung der NS DA Berlin, 29. Januar. Das Außenpolitiſche Amt der NSDAP teilt mit: In letzter Zeit hat die ausländiſche Preſſe erneut gegen die NSDAP die uner⸗ hörteſten Verleumdungen verbreitet. So ſollte ſie an der Ermordung des rumäniſchen Miniſterpräſidenten Duca ſchuldig ſen, Mi⸗ litärkonſpirationen gegen andere Staaten vor⸗ bereiten uſw. Soeben bringt ein internationa⸗ les Blatt in Wien,„Telegraaf“, einen Bericht, wonach die politiſchen Attentate in Süd⸗ [lawien auf das Außenpolitiſche Amt und ſeinen Leiter Alfred Roſenberg zurück gehen ſollen. Das iſt eine neue Verleumdung, die wir als ſolche hiermit öffentlicht als ſkrupelloſeſte Völ⸗ kerverhetzung brandmarken. Ziel dieſer vee⸗ leumderiſchen, gemeinſam in den verſchiedenſten Staaten zuſammenwirkenden Tätigkeit iſt. tien Frieden in Europa nicht aufkommen zu eaſ⸗ ſen, die Nationen gegen das neue Deutſchland aufzureizen. Neuer Kyffhäuferbund⸗Führer General von Horn zurückgetreten. Berlin, 29. Januar. Reichspräſident von Hindenburg, der Schirm⸗ herr des Deutſchen Reichskriegerbundes Kyff⸗ häuſer, hat den Rücktritt des Kyffhäuſer⸗Bun⸗ desführers, General der Artillerie a. D. von Horn, genehmigt. a General von Horn führte ſeit ſieben Jahren den Kyffhäuſerbund und es iſt ihm gelungen, dieſe große Einheit ehemaliger Soldaten ge— ſchloſſen dem Volkslanzler des neuen Deutſchen Reiches, Adolf Hitler, zu unterſtellen. Der Reichspräſident hat General Horn in einem Handſchreiben herzlichen Dank ausgeſprochen. Die in Berlin zuſammengekommenen Lan⸗ desführer des Kyffhäuſerbundes haben einſtim⸗ mig den Oberſtlandesführer der SA R 2, Oberſt a. D. Reinhard, gebeten, die Füh⸗ rung des Kyffhäuſerbundes zu übernehmen. Der Oberſtlandesführer erklärte ſich dazu be⸗ reit und ſicherte zu, den Kyffhäuſerbund in ſeinem Beſtande zu erhalten. Profeſſor Adams Vortrag Amtliche Mißbilligung. Stuttgart, 29. Januar. Von zuſtändiger Stelle wird mitgeteilt: Der württembergiſche Kultusminiſter hat nach ge— nauer Prüfung der Sachlage dem Profeſſor der katholiſchen Theologie, Dr. Adam, in Tü— bingen, wegen einiger aus politiſchen Grün⸗ den zu beanſlandender Stellen ſeines Vortra— ges in der Stadthalle ſeine Mißbilligung aus— geſprochen. Nachdem er nunmehr erwarten darf, daß Profeſſor Adam ſich in ſeinen Aeußerun— gen künftig größte Zurückhaltung auf⸗ erlegen wird, wird ihm die Wiederauf—⸗ nahme feiner Vorleſungen geſtattet. Ein ſtaatliches Eingreifen in die gegenwärtige welt— anſchauliche und religiöſe Auseinanderſetzung hat nicht ſtattgefunden und iſt auch nicht be— abſichtigt. Ein Kabinett Herriot? Paris, 29. Januar. Der Rücktritt des Kabinetts Chautemps iſt nunmehr endgültig erfolgt. Nach der Beſpre⸗ chung mit dem Präſidenten der Republik er⸗ klärte. Chautemps, daß dieſer ibe gebeten ba⸗ ve, die neue Regierung zu bilden. Er, Chau⸗ temps, habe aber abgelehnt. In den Wandelgängen der Kammer ſpricht man von Herriot als der Perſönlichkeit, die unter den gegenwärtigen Umſtänden die ſchwere Nachfolge Chautemps zu übernehmen geeignet ſei. Sonntag empfing der Präſident der Re⸗ publil, Lebrun, zunächſt den rechtsſtehenden Abgeordneten Tardieu, der für einen neuen Mann an der Spitze der Regierung und unter Umſtänden für Auflöſung der Kammer, eintrat. Anschließend wurden Her⸗ riot, Barthou und Caillaux vom Staatspräſidenten empfangen. Chautemps hatte am 27. November 1933 als Nachfolger des Uebergangskabinetts Sar— raut die Regierung übernommen. Er ſtellte ſich am Dezember mit einem faſt rein radikalen Kabinett der Kammer vor. Gleich— zeitig brachte er eine neue Finanzvorlage ein. Es war ihm beſchieden, im Laufe der Verhand— lungswochen in der Kammer und im Senat einen Erfolg zu erzielen, der ſeinen Vorgängern verſagt geblieben war. Die Regierung konnte Frankreich eine von beiden Kammern verab— ſchiedete Finanzvorlage auf den Weihnachtstiſch legen, die den Fehlbetrag im Haushalts⸗ plan um 4 Milliarden Francs verringerte. Der„Sowjetgemüſegarten“ Und die japaniſche„Schweineſchnauze“.— Drohungen Skalins. Moskau, 29. Januar. Auf der 17. Tagung der kommuniſtiſchen Partei der Sowjetunion hielt Stalin eine mehrſtündige Rede über die geſamte innen— und außenpolitiſche Lage. Ueber Japan er— klärte er: Die Beziehungen zu Japan verdienten die größte Aufmerkſamkeit. Die japaniſche Ab⸗ lehnung, mit der Sowjetunion einen Nicht⸗ angriffspakt abzuſchließen, ſei ein feindſeliger Akt geweſen. Ein Teil der japaniſchen Militär— partei rufe offen zur Beſitzergreifung der ruſſiſchen Küſtengebiete auf und die japani— ſche Regierung halte es nicht einmal für not— wendig, ſie zur Ordnung zu rufen. Wir wollen den Frieden, betonte Skalin. Wir müſſen aber das Land vor Ueberra- ſchungen ſchützen und auf einen Angriff ge⸗ faßt ſein. Wir fürchten uns nichk vor Dro- hungen und wir ſind bereiet, jeden Schlag mit einem Gegenſchlag zu beantworten. Die⸗ jenigen, die es verſuchen wollen, uns zu über⸗ fallen, werden einen Denkzettel bekommen, daß ſie jede Luſt verlieren werden, ihre Schweineſchnauze noch einmal in den Sow⸗ jekgemüſegarken zu ſtecken. 10990 Tote! Rieſenüberſchwemmung in China. London, 29. Januar. Wie Reuter aus Schanghar meldet, iſt der Hoan⸗Ho über ſeine Ufer getreten und hat weite Gebiete, beſonders in der Provinz Ho— nan, überſchwemmt. Soweit den bishe rin Schanghai einlal⸗ fendne Nachrichten zu entnehmen iſt, handelt es ſich um eine Kataſtrophe größten Ausmaßes. Etwa 10000 Menſchen ſollen in den Fluten umgekommen ſein oder den Tod des Erxfrie⸗ rens erlitten haben. Tauſende von Menſchen irren in den Aeberſchwemmungsgebieten ob⸗ dachlos umher. Die Rettungsarbeiten werden durch den Eis— gang erſchwert. Mehrere Boote, die mit Le— bensmitteln, Kleidern und Medikamenten un— terwegs waren, und den Eingeſchloſſenen Hilfe bringen wollten, zerſchellten an Eisſchollen. Den ſpärlich eingehenden Berichten der Lokal— behörden iſt zu entnehmen, daß die Kata— ſtrophe noch größere Ausmaße annehmen dürfte, da die Flulen immer noch in ſtarkem Steigen begriffen ſind. Deutſche Tagesschau Vereidigung der politiſchen Leiter. Die 14. Wiederkehr des Tages, an dem die NSDAP die erſte große Verſammlung in München abgehalten hatte, und an dem Adolf Hitler das Programm der Partei ver⸗ kündete(25. Februar 1920), iſt— wie die NS meldet— als Zeitpunkt für eine 100055 liche Vereidigung der politiſchen Leiter ſämt⸗ licher Gaue beſtimmt worden. Alle Gaue halten am 24. und 25. Februar Gaupartei⸗ tage ab, in deren Mittelpunkt der feierliche Akt der Vereidigung ſtehen wird. Nach einer Anſprache des Stabsleiters der Oberſten Lei⸗ tung der PO, Dr. Ley. wird der Stellvertre⸗ ter des Führers, Rudolf Heß, die Vereidi⸗ gung auf den Führer vornehmen. Die Kanzel mißbrauchk. Der Vikar Alex Miria Holtermann in Caſtrop⸗Rauxel wurde von der Dortmunder Strafkammer zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Vikar Holtermann hatte in einer Predigt auf der Kanzel u. a. geſagt:„Nicht die, die auf der Straße Dolche und Revolver führen, ſind die wirklichen Mörder, ſondern die Führer, die die Menſchen gegeneinander— hetzen. Das kann auch nicht dadurch gutge⸗ macht werden, daß man Staatsbegräbniſſe veranſtaltet und mit Silber beſchlagene Sär⸗ ge auf Staatskoſten anfertigen läßt.“ Kein Interdikt über Traunſtein. Halbamtlich wird aus München mitgeteilt: Die in der Oeffentlichkeit verbreiteten Ge⸗ rüchte, die auch in einem Teil der Auslands- preſſe Aufnahme gefunden haben, daß über Traunſtein ein kirchliches Interdikt verhängt ſei, entbehren jeder Grundlage.— Beſonders in der Schweizer Preſſe fanden ſich Meldun⸗ gen, wonach Kardinal Faulhaber über Traunſtein den Interdikt verhängt habe, es ſollten keine Glocken läuten, keine Orgel ſpie— len, keine Sakramente ausgeteilt und nur noch ſtille Meſſen geleſen werden, bis der Stadtpfarrer von Traunſtein, ein Geiſtlicher Rat, aus der Haft entlaſſen ſei. Das iſt alſo eine der bekannten Lügen über deutſche Ver— hältniſſe. Nur noch Offiziersverband. Der Nationalverband Deutſcher Offiziere und der Deutſche Offiziersbund haben ſich mit ſämtlichen übrigen Offiziersverbänden zum„Reichsverband Deutſcher Offiziere“ zu⸗ ſammengeſchloſſen. Ehrenführer ſind, wie die„Kreuzzeitung“ meldet, Generalfeldmar⸗ 91 von Mackenſen und Generaloberſt von utier. Regelung des Verbokes von Aufführungen. Amtlich wird mitgeteilt: Die einheitliche Linie der vom Reich verfolgten Kulturpoli⸗ tik iſt bisher auf dem Gebiete des Theater- weſens teilweiſe dadurch geſtört worden, daß von örtlichen Polizeibehörden die Ver— bote von Theateraufführungen uneinheitlich gehandhabt wurden. Es iſt vorgekommen, daß das gleiche Stück in einer Stadt verboten und in der anderen erlaubt wurde. Um in Zukunft eine ſolche Uneinheitlichkeit zu ver⸗ hindern, hat der Reichsminiſter für Volks⸗ aufklärung und Propaganda die Landesre— gierungen erſucht, ihm vor dem Verbot eines Theaterſtückes Gelegenheit zur Stellungnah— me zu geben. Auslands⸗Nundſchan FJlugmanöver bei Singapur. Zu der britiſchen Flottenkonferenz im Ha— fen von Singapur(Hinterindien) ſind ſechs Bombenflugzeuge aus dem Iral eingetroffen, die einen Verſuchsflug ausführen. Die täg⸗ lichen Uebungen zweier Torpedo-Bomben— flugzeuggeſchwader zuſammen mit Flugzeu— gen des im Hafen liegenden engliſchen Flug⸗ zeugmutterſchiffes„Eagle“ rufen bei der Be— völkerung lebhaftes Intereſſe hervor. Franzöſiſche Reiter ⸗ offiziere in Berlin. An dem Reitturnier im Rahmen der Berliner Grünen Woche nehmen erſtmals auch franzö⸗ ſiſche Reiteroffiziere teil. Von links nach rechts: (ſtehend) Leutnant Bi⸗ zara, Leutnant Ca⸗ vaille, Leutnant Caskis, Kom. de Laiſſardier, Capt. Claire;(zu Pfer⸗ de): Leutnant de Bar⸗ tillat, Leutnant Gudin le Vallerin, Capt. De⸗ nom, Leutnant Mancheon. Eröffnung der „Grünen Woche“ „Blut und Boden ſind die Grundlagen der deulſchen Zukunft.“ Berlin, 28. Januar. In den Ausſtellungshallen am Kaiſer⸗ damm wurde die„Grüne Woche Berlin 1934“, die Große Schau deutſchen Bauern⸗ tums, in Anweſenheit zahlreicher Reichsmini⸗ ſter und Vertreter des diplomatiſchen Korps eröffnet. Der Feſtakt fand in der Ehren⸗ halle der Ausſtellungshalle 1 ſtatt, von deren Stirnwand ein großes Bild des Führers grüßte. Vor dieſem Bild ſtand ein rieſi⸗ ger Pflug, das Wahrzeichen deutſchen Bauernfleißes. Ueber dem Bild ſtand in gro⸗ ßen Lettern das Leitwort der Ausſtellung „Blut und Boden ſind die Grundlagen der deutſchen Zukunft“. In ſeiner Begrüßungsanſprache hob Staatskommiſſar Dr. Lippert u. a. her⸗ vor: Der Bauer kommt heute zum erſten Male in ſeiner neuen Geſtalt in die Stadt. Er werbe für ſich, aber er werbe nicht mehr wie früher für ſeine Erzeugniſſe, ſondern für ſich ſelbſt, für ſeinen Stand und die mit in ihm liegenden ſittlichen Gedanken, Anſtelle des alten geſchäftlichen Sinnes der Grünen Woche ſei ein neuer morali⸗ ſcher und politiſcher Gehalt getreten. Staatskommiſſar Dr. Lippert ſchloß mit einem Dank an den Reichsbauernführer Darre. Eröffnungsrede Darres Nach Worten des Regierungsrats Karl Metz, des Leiters der Hauptabteilung Wer⸗ bung im Stabsamt des Reichsbauernführers, hielt Reichsernährungsminiſter Walther Darre die Eröffnungsrede. Er führte u. a. aus: Die grünen Wochen der vergangenen Jahre waren eine typiſche Erſcheinung libe⸗ raliſtiſcher Wirtſchaftsauffaſſung. Man be⸗ nutzte die Grüne Woche als Mittel zum Zweck. Man mußte die unrentablen Aus⸗ ſtellungshallen auch in den Wintermonaten beſetzen. Man zog die Landbevölkerung in einer geſchäftsſtillen Zeit für acht Tage nach Berlin, in der Hoffnung, daß der deutſche Bauer nur in Berlin für kurze Zeit Ent⸗ ſpannung und Vergnügung ſuchen würde. Die Grüne Woche, die ich heute zu eröff⸗ nen die Ehre habe, krägt ein anderes Ge⸗ ſicht. Zum erſten Male werden Lebensfra⸗ en, die weit wichtiger ſind als die wirtſchaft⸗ lichen Sorgen des Bauerntums, im großen Rahmen einer Ausſtellung der Reichshaupt⸗ stadt gezeigt. i 15 g Wir müſſen uns darüber klar ſein, daß eine derartige Schau, die den Quellen unſe⸗ rer Volkwerbdung, der Entwicklung unſeres Bauerntums und damit unſeres Reiches nachſpürt, erſt in einem nationalſozialiſti— ſchen Deutſchland mit ſeinem geeinten Bauerntum möglich war. Die Zerriſ⸗ ſenheit des Bauerntums i ſt überwunden. Der Bauer weiß, wo heute ſeine- Gegner und wo ſeine Freunde ſitzen. Erſt in einem nationalſozialiſtiſchen Deutſchland kann ein Wort wie das von der Schickſalsverbundenheit von Stadt und Land einen lebendigen Inhalt bekommen. Der Bauer weiß, daß er mit ſeinen Volksgenoſ⸗ ſen in der Stadt, insbeſondere dem deutſchen Arbeiter, auf Gedeih und Verderb verbunden iſt. Denn eins haben wir erreicht: Gerade der deutſchen Arbeilerſchaft iſt in den letzten Monalen klar geworden, daß vor allem ihr Los aufs engſte mit der Jukunft unſeres Bauernkums ver- knüpft iſt. Dem Arbeiter beginnt in wachſendem Maße bewußt zu werden, daß auch ſeine Wurzeln im Bauerntum liegen, und daß unſer Volk nichts iſt ohne ſeine Bauern. Aus dem Munde unſeres Führers ſtammt jenes Wort, daß ein deutſcher Staatsmann auf hoff⸗ nungsloſem Poſten ſtoßt. der vergißt, daß im deutſchen Bauerntum immer der Schwerpunkt jeder Politik liegen muß, wenn das Volk, dem ſeine ganze Sorge gilt, nicht verloren ſein ſoll. Das deutſche Volk iſt ſeit dem Tage ſeines Eintritts in die Geſchichte ein bodenſtändiges Bauernvolk geweſen. Wenn wir in allen Volksſchichten um einen neuen völkiſchen Lebensſtil ringen, ſo müſſen wir zu den ewig ſprudelnden Quellen der altgermaniſchen Kultur uns zurückfinden. Zerrissenes Land Es geht uns darum, endlich mit der immer wieder auftauchenden Lüge aufzuräumen, als ob unſere Vorfahren kulkurloſe Barbaren geweſen wären, die erſt ſeit jener Zeit, die mit der Einführung des Chriſtentums zu⸗ ſammenfällt, für das weſtliche und ſüdliche Kulturleben erſchloſſen worden wären. Gerade dieſe Teile der Ausſtellung, wie ſie in der Ehrenhalle des deutſchen Bauern vereinigt ſind, dürfen als weſentliches Binde⸗ 10 05 vom Bauerntum zum Menſchen in der tadt gelten. Ueber allem aber ſteht die Erkenntnis: Dieſes Zurückfinden zu der Urquelle unſeres völkiſchen Daſeins, befreit von dem volk⸗ zerſtörenden Liberalismus, verdanken wir nur einem Manne, unſerem Führer und Kanzler Adolf Hitler! Ich eröffne hiermit die Grüne Woche Ber- lin 1934, die erſte im nakionalſozialiſtiſchen Deutſchland, mit einem dreifachen Siegheil auf unſer deulſches Vaterland und unſeren Jührer Adolf Hitler! Krach im Saarparlament Kommuniſtenausſchreitungen im Landtssat. Saarbrücken, 28. Januar. Die Samstagſitzung des Landesrates wurde durch den kommuniſtiſchen Redner Detjen ge⸗ ſtört, ſo daß der Präſident die Sitzung unter⸗ brechen mußte. g Obwohl der Aelteſtenrat beſchloſſen hatte, nur die Vorlage für die Beſteuerung von Treibmitteln für Verbrennungsmaſchinen zu beſprechen, verlangte der Kommuniſt die Er⸗ örterung des„Terrors des Regimes der Deut— ſchen Front und des Völkerbundes“. Detjen wurde das Wort entzogen. Er ſprach aber trotzdem weiter, worauf der Präſident die Sitzung ſchloß. Die Abgeordneten der Deut— ſchen Front verließen den Saal und der Kommuniſt wurde von zwei Poliziſten aus Der neue Hat dem Saal gefuhrt. Die Sitzung nahm ſpat⸗ ihren Fortgang. „Deutſch bis zum Herzen“ Engliſche Stimmen über die Saar. London, 28. Januar. „Daily Telegraph“ veröffentlicht wieder einen längeren Bericht von Noel Panther über die Lage im Saargebiet. Darin heißt es u. a., daß ſelbſt die Saarländer, die ſich keinen Illuſionen über den Nationalſozialis⸗ mus hingäben, immer noch für eine Rück⸗ gliederung des Saargebietes an Deutſchland ſeien. Sie betrachteten die ihnen geſtellte Frage mit Recht als eine der Nationalität und nicht als eine der Politik. Die Saarländer ſeien deutſch bis zum Herzen. Der Berichkerſkakter hält es für ſehr unwahrſcheinlich, daß das Saarvolk ſich für ein Weilerbeſtehen des Völkerbundsregimes enkſcheiden würde. Die Natloſigkeit in Wien „Säuberung der Veamtenſchaft“. Wien, 28. Januar. In einer mehrſtündigen, zum Teil recht leb⸗ haften Sitzung beſchäftigte ſich der Miniſterrat eingehend mit einem Bericht über die Maß⸗ nahmen für die weitere Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe und Ordnung. Der Miniſterrat beſchloß eine Verordnung, nach der die rechtskräftige Beſtrafung wegen beſtimmter Verſtöße gegen Regierungsverord⸗ nungen für Perſonen, die in einem öffentlich⸗ rechtlichen Dienſtverhältnis ſtehen, oder aus einem ſolchen Verhältnis heraus ein Ruhege⸗ halt beziehen, den Verluſt ihres Amtes und aller daraus ſchließenden Anſprüche zur Folge hat, wenn das Bundeskanzleramt den Eintritt dieſer Rechtsfolgen beſtimmt. Der Profeſſor für katholiſche Theo⸗ logie an der Aniverſität Graz, Dr. Theodor urchegger, iſt verbaftet worden. Er dwerkerführer Ein bedetlungsvoller Tag für das deutſche Handwerk Berlin, 28. Januar. Der Reichswirtſchafksminiſter hat, ausge- hend von dem Gedanken, daß ein Hand- werksmeiſter ſelbſt der Führer des Deut- ſchen Handwerks ſein müſſe, hierzu Speng- lermeiſter Schmidt, Mö R.⸗Wiesbaden, und zu ſeinem Skellverkreter den bisherigen Vizepräſidenten des Reichsſtandes des Deuk⸗ ſchen Handwerks, Karl Jeleny, ernannt. Im Wirtſchaftsminiſterium fand die feier— liche Einführung der neuernannten Führer des Deutſchen Handwerks in ihre Aemter ſtatt. Dabei hielt Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Schmitt eine Anſprache, in der er zu- nächſt dem bisherigen Führer des Reichs— ſtandes des Deutſchen Handwerkes, von Rentelen, den Dank der Reichsregierung ausſprach. Sodann führte er u. a. aus: Ich möchte die Gelegenheit benutzen, zu betonen, daß wir hier in der Regierung in dem deutſchen Handwerk einen der ſtärkſten Pfeiler unſeres deutſchen Volkstums und des deutſchen Menſchen ſehen und daß wir uns bewußt ſind, daß dieſe Kraft, die darin ſteckt, gepflegt und gefördert werden muß. Das deutſche Handwerk zeigt wie kaum ein anderer Beruf, wie ſehr das Können und das Anpacken des Einzelnen für das Schickſal des ganzen Berufes entſcheidend ſind. Ganz be— ſonders im Handwerk haben wir das Lei— ſtungsprinzip im wahrſten Sinne ver— ankert. Dieſes Leiſtungsprinzip, dieſes Her— ausſtellen der Perſönlichkeit, dieſes Können darf aber nicht dazu führen, daß der Ein— zelne damit Willkür treiben kann. Jeder muß den Eigennutz hinter den Ge⸗ meinnutz zurückſtellen. Der nationalſozia— liſtiſche Staat ſorgt dafür, daß die Grenzen und Fähigkeiten der verſchiedenen Berufe ge— geneinander ſo abgeſtimmt werden, daß kei— ner auf dem Rücken des anderen, ſondern alle nebeneinander ſich nach beſtem Können entſalten können. Der nationalſozialiſtiſche Staat lehuk da⸗ rum auch alle Intereſſen vertretungen und allen Inkereſſenkampf ab, denn im Drikten Reich iſt die Regierung da, die die Dinge ſieht, wie ſie ſind und ſie gegeneinander ab- wügt. Auf dieſer Linie müſſen wir und muß das deuiſche Handwerk den übrigen Teilen unserer Wirtſchaft die Hand reichen. Die, die Gerdas Abteil. Roman von Lisa Honroth-Loewe 1 Cöbpyrigbt by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) An dem geöffneten Fenſter des D-⸗Zugabteils lehnte Gerda. Den linken Arm hatte ſie voller bunter Herbſt⸗ blumen. Den rechten ſtreckte ſie zu dem Fenſter heraus und ſchüttelte immer wieder allen draußen die Hand. Frau Plüddemann gab ihrem Bruder einen Wink. „Wit wollen uns mal einen Augenblick rückwärts kon⸗ zentrieren, mein lieber Georg.“ Sie zog Helga ein Stückchen beiſeite und gab Stanek einen Stups. 148 dabei: „Vergeſſen? Kommen Sie bald!“ Ferne. FF ͤ ²˙ az e— 1 e n 5— n N 5— ee 92 0 Nun ſtand der Rechtsanwalt Lukaſchek allein vor Ich glaube, Sie werden mir fehlen. Die dunkle Schlange des Zuges war aus der Bahn⸗ hofshalle geglitten, nun wehte nur noch eine kleine Rauchfahne, ein winziger ſchwarzer Punkt war in der „Kommen Sie mit uns?“ fraate Frau Plüddemann das deuiſche Handwerk am beſten verſtehen und das größte Herz und den größten Mut haben, müſſen an die Führung dieſes Berufs- ſtandes kommen. Noch ein Wort über die vor uns liegende Aufgabe: den Aufbau des deutſchen Handwerks. Ich freue mich, daß ein Mann. der aus dem Handwerk herausgewachſen iſt, an die Spitze des Handwerks geſtellt werden konnte, denn gerade er weiß wohl am beſten, wie der Handwerker denkt und fühlt. Es wird eine der nächſten Aufgaben ſein, die Innungen mit der Zwangsmitglied⸗ ſchaft auszuſtatten, ſo daß wir alle Hand— werker in dieſen Innungen haben. „Ein neuer Markſtein“ In einer Preſſebeſprechung im„Kaiſerhof“ machte der Generalſekretär des Reichsſtandes des Deutſchen Handwerks, Dr. Schild, grundſätzliche Ausführungen über die beſondere Bedeutung der Ernennung eines Reichshand— werksführers für das Deutſche Handwerk. Er betonte, daß damit im gewerblichen Sektor der Wirtſchaft das Führerprinzip zum Durchbruch gekommen und ſtaats- und verwal⸗ tungsrechtlich verankert ſei. Der Reichswirt⸗ ſchaftsminiſter habe mit der Ernennung den Stand des Deutſchen Handwerks als ſolchen anerkannt. Durch die Ernennung des Reichs⸗ handwerkerführers ſei, wie Dr. Schild weiter betonte, nunmehr eine hundertprozentige na- tionalſozialiſtiſche Standes⸗ und Wirtſchafts⸗ vertretung des Deutſchen Handwerks garan- tiert. In dieſem Zuſammenhang kam der Redner auf die ungeheure Organiſati⸗ onsarbeit zu ſprechen, die des Handwer— kerführers harre: Mitglieder aus 20 000 Handwerkerinnungen, mehr als 500 Fachverbände, 68 Gewerbe⸗ und Handwerkerkammern müßten nach dem Führerprinzip umgeſtaltet werden. Die Durch⸗ führung dieſer Aufgabe ſolle aber nicht n Haſt, ſondern nach wohlerwogenen Eutſcheidun⸗ gen vollzogen werden. — Abſchließend wies Dr. Schild darauf hin, daß der Tag der Ernennung des Reichshand— werksführers einen neuen Markſtein im Verlaufe der nationalſozialiſtiſchen Revolution darſtelle. lieber—“ Hoffnung. ö gen dargelegt wird. Jol Aeußerungen über die Verfolgung der Na⸗ tionalſozialiſten gemacht haben, die eine ver⸗ botene abfällige Kritik an den Maßnahmen der Regierung darſtellen. Heimwehrſturmfahne entführt! Huſarenſfück öſterreichiſcher Nalionalſozia⸗ liſten. München, 28. Januar. Die Tiroler Nationalſozialiſten haben— wie der„Völkiſche Beobachter“ meldet— wieder einmal ein Huſarenſtück geleiſtet, das an Kühnheit nicht viel hinter der Befreiung des Tiroler Gauleiters 900 zurückſteht. Es gelang ihnen, aus der von Slarhem⸗ bergs Jägern ſcharf bewachten Haupkkanzlei der Heimwehrlandesleitung in der Wilhelm Greil- Straße in Innsbruck die Sturmfahne der Heimwehr⸗Gauſturmkompag vie Hölting, der ſogenannlen„Penzplatte“, zu entführen. Ueber die Nordketie brachten ſie dieſe über die Grenze. Bei der ſchwierigen Ueberquerung der Ge⸗ birgsketten glitt der Fahnenträger vor dem Ziel aus und ſtürzte ſo unglücklich, daß er ſich am Knie erheblich verletzte. Seine Kame⸗ raden mußten ihn auf zuſammengebundenen Skiern über die Schneefelder ſchleifen. Auch Neichsrat einberufen Erſte Vollſißzung am 30. Januar. Berlin, 28. Januar. Der Reichsrat iſt jetzt zu ſeiner erſten Vollſitzung für Dienstag, den 30. Januar 5,30 Uhr nachmittags, nach dem Reichstags⸗ gebäude einberufen worden. Auf der Ta- gesordnung ſlehen nur drei Punkte, und zwar zunächſt die Feſiſtellung der Nieder- ſchrift der letzten Sibhung, ferner die Be- kannigabe der in der Zeit vom 22. Septem- ber 1933 ab im Umlauf erledigten Sachen und als dritter Punkt Verſchiedenes. Der 30. Januar, der Jahrestag der Be— ſieht alſo den Reichsrat und den Reichstag ſieht alſo den Reichsrat und den Reiechstag zu feſtlichen und bedeutungsvollen Sitzungen vereinigt. Auf der Tagesordnung des Reichstags ſteht bekanntlich die Entgegen⸗ nahme einer Erklärung der Reichsregierung. Politisches Allerlei Berlin. In der Zeit vom 81. nu bis 2. Februar 1934 findet— der NS zu⸗ folge— in Berlin eine Gauleitertagung ſtatt. Paris. Im Laufe der Nacht haben iich die Straßenkundgebungen, die abends vor dem Kammergebäude ſtattfanden, nach den großen Boulevards der Innenſtadt hingezogen. Einige Demonſtranten trugen Plakattafeln mit Auf⸗ ſchriften, die auf die Staviffy-Angelegenheit Bezug hatten. London. Die engliſche Botſchaft in Paris hat der franzöſiſchen Regierung eine Mitteil übermittelt, in der der engliſche Standpunkt der Frage der franzöſiſchen Kontingentskürzun⸗ 2 Amerikas Luftrüſtung Das größte Cufigeſchmader der Weit. Waſhingkon, 29. Januar. Der amerikaniſche Kriegsminiſter hat einen neuen Fünfjahresplan für den Ausbau der Luftſtreitkräfte des Landheeres bekanntge— geben. Die bisherige Sollſtärke von 1800 Flug- zeugen ſoll um 1000 vermehrt werden. Wei⸗ ter iſt die Bildung eines fliegenden„Haupt⸗ quarlier-Geſchwaders“ beabſichtigt, das aus 900 Flugzeugen beſtehen ſoll. Nach den An⸗ gaben des Kriegsamtes wird Amerika hier⸗ mik das größte Luftgeſchwader der Welt ha⸗ ben. Eiferſuchtsdrama Die Geliebte und ſich ſelbſt erſchoſſen. Frankfurt a. M., 29. Januar. Am Bahnhof Oberliederbach ereig⸗ nete ſich am Samstag eine ſchwere Bluttat. Ein 37jähriger Arbeiter, der mit einem 22⸗ jährigem Mädchen ſeit einigen Jahren ein Verhältnis unterhielt, lauerte ſeiner Braut auf und begleitete ſie bis zum Bahnhof Oberlie⸗ derbach. Als ſich die beiden trennen wollten, zog der Mann einen Revolver und gab aus nächſter Nähe einen Schuß auf das Mädchen ab. Dieſes ſank mit einem Kopfſchuß zu Boden und ſtarb bald darauf. een Rechtsanwalt Lukaſcher.„Mein Bruder würde ſich herzlich freuen— nicht wahr, Georg?“ „Grüßen Sie Fräulein Baſchowſka, Gerda, und leben„Sie ſind Sie wohl. Vergeſſen Sie mich nicht ganz!“ „Zurücktreten!“ rief der Schaffner. Der Zug fuhr langſam an. 5 Da ſagte Gerda ganz ſchnell, und ſie wurde rot N ſehr gütig; aber ich möchte jetzt doch. Der Rechtsanwalt Lukaſchek ſagte nicht, was er liebe wollte. Er ſchüttelte nur nacheinander Frau Plüddemann Böhme, Helga herzlich die Hand, fuhr Stanek einmal wie zärtlich über den kurzgeſchoͤrenen roten Kopf und ging zum anderen Bahnſteig. „Einſteigen in Richtung Gleiwitz— Kattowitz— Kandrzin!“ rief der Beamte. Der Rechtsanwalt Lukaſchel ſtieg in das Abteil des Zuges, der ihn der oberſchleſiſchen Grenze entgegenführen ſollte. Und auf ſeinem Geſicht war ein Ausdruck von — Ende.— * 1 Schäfers Gundula! EACEACErCrCrCCrCrCCCCCCCCCCCrCCCCCCCCCCCCTCTCTCTCTCTCTCTCTCTCTCTCTCTCT(TTe Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 6. Fortſetzung dieſer Blick gefragt: Ja, tanzen Sie denn auch noch? 1 Köpfchen. Sie liſpelte: „Zu liebenswürdig, Herr Profeſſor.“ Aber den raſchen Blick konnte ſie nicht mehr zurück— nehmen. 5 41 5 5 Sigurds Beziehungen zu der Valentin konnten der Klaſſe nicht verborgen bleiben. Eine Schulklaſſe iſt eine durchaus feſte Lebensgemeinſchaft. 5 Sigurds Klaſſe hatte einen ſehr guten Geiſt. Man liebte die Natur, man ſuchte die Kunſt verſtehen zu lernen; man lehnte die Wiſſenſchaft nicht ab, zeigte Duldſamkeit den Lehrern gegenüber und fühlte ſich gewarnt vor dem „Weib“. Es galt nicht als ſchneidig, eine Liebſchaft zu haben. 4 Sigurd ſelbſt hatte an jenem Abend den feſten Ent— ſchluß gehabt, die„Beſtie“, wie er die Valentin nicht übel bezeichnete. nicht mehr aufzuſuchen. Aber dann reuten ihn die leichtfertig und in einem halben Rauſch verſchenkten Hundert Mark. Die waren ſchließlich kein Pappenſtiel. Er wollte denn doch auch etwas davon haben, alſo ſozuſagen „ubeſſen“. 2 Die Valentin lauerte ihm eines Tages in der Wennder— ſtraße auf. Sigurd begrüßte ſie nicht mehr mit der reſt⸗ loſen Begeiſterung wie jenes erſte Mal. „Grüßen Sie mich doch nicht ſo vertraulich, Sie blamieren mich ja.“ „Wo kann ich dich ſprechen, Herzchen— und wann?“ Sigurd wußte eine verſchwiegene Ecke auf dem Wall. „Ich komme gleich dorthin.“ 16 Er ließ ſie doch eine ganze Weile warten. Mit Abſicht. Zum Glück war er ohne ſeine Mitſchüler geweſen, als ſie ihn„angerempelt“ hatte. Es kam ihm vor, als ob ſie heute ramponterter, verſchoſſener ausſah als früher, faſt ein bißchen verkommen. 5„Na, was denn?“ begrüßte er ſie wenig zuvorkommend, während ſie ſich ungeniert unterhakte und ihn noch tiefer ins Dunkel zog. 55 Herzchen, wir müſſen doch unſeren Abend be— raten „Wieſo?“ f„Weißt du denn nicht mehr, kleiner Schäker? Ich ſorge für die Mädels, und du ſchaffſt mir Jungens herzu.“ f Ach ſo, ja. Immerhin, allein ſetzte er keinen Fuß mehr auf die gottverfluchte Bude, wo einem das Geld ſo mir nichts dir nichts aus der Taſche gezogen wurde. „Wann alſo, Schatzi?“ 0„Ich bin Ihr Schatzi nicht. In drei Deubels Namen: Benehmen Sie ſich nicht ſo kindiſch oder ich laß Sie laufen!“ „Aber Bubi!“ 8 Die Valentin änderte ihre Taktik. Ihr war dieſer Junge kein Rätſel. Sie hatte ihn durchſchaut, ſowie ſie ihn in Hannover in dem Cafe erblickt. Ein ſchwacher Charakter, wie geſchaffen zur Ausbeutung. „Aber Herr Willberg, Sie haben keinen Sinn für Humor“, ſcherzte ſie, zu ihm herauf girrend.„Ich weiß doch, was ich einem vornehmen jungen Herrn ſchuldig bin. Alſo im Ernſt: Werden Sie kommen und ein paar nette Kameraden bei mir einführen?“ „Ich will's verſuchen“, knurrte der Junge. Man verabredete den Tag. i „Nicht vergeſſen“, fühlte ſich Sigurd gewarnt. „Nein, nein, ich komme ſchon.“ f Er lud ein paar Mitſchüler ein. „Ich kenn' da ſo ein Mädel— wollt ihr mal mit?“ So und ſo— er nannte Ort und Zeit. 85„Bleib da weg, Willberg“, warnten einige,„du biſt der Jüngſte unter uns! Bei ſo was kommt nichts'raus als Aerger Sei vernünftig!“ Andere zuckten nur die Achſel. Mal ſehen— vielleicht! Zwei oder drei— nicht die angenehmſten— ſagten zu. i Es wurde ein wüſtes Gelage. Kreiſchende Mädchen, die kühne Attacken wagten Schlechter, alkoholiſierter Wein, der den Jungens die Beſinnung nahm. Man rettete ſich nur mühſam vor ſo viel Verführung. Wäre ſie nicht ſo furchtbar grob geweſen, wer weiß, ob es nicht gelungen wäre? Aber dies warnte vor ſich ſelbſt. i „Was für eine Närrin!“ ſetzte man Sigurd zu.„Menſch, mach dich frei davon; das iſt doch wirklich nichts für deines Vaters Sohn!“ Ja, wenn die klebrig-zähe Art dieſes Weſens nicht geweſen wäre, mit der ſie— halb ſchmeichelnd, halb drohend— ihn umklammert hielt. Sigurd ſchnitt ſie, wenn ſie ihm auf der Straße begegnete. Aber ſie lauerte ihm an den dunklen Ecken am Hainholzweg auf. „Ich wollte gerade zu dir, mein Engel“, pfiff ſie ſchmachtend wie eine Amſel.„Weshalb haſt du mich nicht gegrüßt?— Nicht geſehen? Ach, flunkere doch nicht. Du wollteſt bloß nicht— ich bin ganz aus der Faſſung. Gerade wollte ich dich in deinem Heim aufſuchen. Deinem Vater möchte ich ſowieſo kennenlernen.“ „Unterſtehen Sie ſich nicht!“ Sigurd wurde es heiß und kalt bei dem Gedanken, daß dies Weſen ſeinem„alten Herrn“ gegenüberträte.„Hier, nehmen Sie...“ i Er ſchüttete ihr in die Hand, was er bei ſich hatte. Sie zierte ſich und ließ es doch bald in ihrer Taſche ver⸗ ſchwinden. 0„Ich kann nicht viel Worte darüber machen, Liebling. 935 Grunde e ſind das ja ſolche Kleinigkeiten; und wenn dein Herz dich zwingt, mich zu b i e ich aue ee e Ihn ekelte vor dieſer„Perſon“. Längſt hatten ſeine Augen ſich geöffnet, und er ſah die dicke Schminke auf ihren Wangen liegen, die Untermalung der Augen. Längſt Nachdruck verboten. Da paſſierte der gewandten Hertha ein Schnitzer. Sie ſah ihren Profeſſor ſo erſtaunt an, daß ihm die Röte in das feine Gelehrtengeſicht ſtieg. Gar zu deutlich hatte Das Fräulein von Rottweiler ſenkte das hübſche mit großen Augen. ererbte unüberwindliche Abſcheu vor Häßlichem— ganz unphiloſophiſch vor körperlich Häßlichem— bewahrte ihn vor dem Schickſal, das ſein haltloſer Charakter ihm leicht hätte bereiten können. Er hatte außerdem gemerkt, daß er nicht der einzige war, dem ſie anhing. Gerade gegenüber ihrer Wohnung lag eine Metzgerei. Der bärenſtarke Schlächtergeſelle ſtand zuweilen vor der Tür und blinzelte ſelig-verſchwommen zu dem Dachgeſchoß des fraglichen Hauſes hinauf. „Ich kenne ihn vom Einkaufen“, erklärte die Valentin. Ihm, Sigurd, war es ja ſonſt gleichgültig. Es erhöhte nur ſeinen Abſcheu und ſeinen Haß gegen die Banden, in denen er gehalten wurde. Die Valentin war ebenſo geriſſen und erfahren, wie Sigurd dumm war. Sie wußte, wie ſie ihn in der Hand hatte. Wußte, was ihm drohte, wenn ſein Verkehr mit ihr, ſein mehrmaliger Aufenthalt in ihrem Zimmer ſeinen Lehrern bekannt wurde. Damit, kalkulierte ſie, konnte man ſogar aus dem Vater noch allerlei herausholen. Nur freilich war bis jetzt wenig Poſitives geſchehen. Sie mußte ihn erſt ganz anders an der Kandarre haben,„den hoch— mütigen Affen“, wie ſie Sigurd heimlich bezeichnete. Es ging nicht ſo leicht, wie ſie anfangs gehofft. Seine Weigerung, zu ihr zu kommen, erſchwerte jeden Fortſchritt. Sie grübelte über Mittel nach, ihn zu zwingen. Es fiel ihr noch nichts Brauchbares ein. Ihr armſeliges, an Lügen und Intrigen gewöhntes Gehirn arbeitete fieberhaft. Alles in allem hatte Göttingen ihre Erwartungen ent— täuſcht. Der„fette Profeſſorenſohn“, wie ſie den über⸗ ſchlanken Sigurd von ihrem Geſichtspunkt aus bezeichnete, mußte es bringen. Die hundert Mark, die Sigurd auf dem Altar ſeiner relativen Freiheit wiederum geopfert— oh, Onkel Herbert, wenn du wüßteſt!—. ſtachelten ſie eher auf, als daß ſie ſie„abfanden“, wie Sigurd heimlich gehofft. Wo ſo viel iſt, war auch noch mehr zu holen. Ein paar Tage freilich genoß ſie ohne weitere Anſtrengungen das gute Leben, ließ den Jungen Jungen ſein. Dann aber regte ſich von neuem der Geſchäftsſinn in ihr. A 11 1 8 Willberg vernachläſſigte ſeine Wiſſenſchaft ein wenig. Die Tage— es wurden Wochen—, da Sieglinde in Ham— burg weilte, benutzte er, Herthas Nähe zu genießen. Seine Pläne für die Zukunft nahmen feſtere Geſtalt an; er be— gann ſogar, praktiſch zu denken. Sie würde ihn gewiß nicht ausſchlagen. Er beſann ſich, daß ſie ſehr arm ſein müſſe. Was wäre aus ihm geworden, wenn nicht der Schwager in Duisburg ſein Vermögen für ihn durch die Inflation gerettet, ſogar vermehrt hätte? Willberg be— rechnete, wann Sieglinde heiraten könnte. Und hernach 5 dann? In dieſen Wochen erquickte ihn ihre wunderſame Schönheit. Er ſagte keine Einladung mehr ab. Wenn ſie zuſammen im Wagen ſaßen— Seite an Seite, faſt ſchon wie Mann und Frau—, mußte er ſich alle Gewalt antun, daß er ſie nicht auf irgendeine Art, und ſei ſie auch noch ſo vorſichtig und unmerklich, liebkoſe! Vor⸗ ſorglich legte er ihr die Decke über die Knie, wenn es kühl war, reichte ihr die Hand beim Ein- und Ausſteigen, um ihr behilflich zu ſein, ſuchte ihr kleine Dienſte zu leiſten, eine flüchtige Berührung ihres Kleides auch nur zu er— haſchen. „Ich bin ein Narr“, ſagte er ſich in lichten Augenblicken, „verliebt wie ein Primaner mit meinen faſt ſiebenund— vierzig Jahren...“ Ach, es iſt eine alte Weisheit: Trockenes Holz brennt am hellſten. Er liebte nicht nur ihre Schönheit. Er berauſchte ſich auch an den Vorſtellungen von ihrer Seele. Sie war ſchweigſam, wortkarg, zurückhaltend. Bei den Geſellſchaften litt er alle Qualen der Eifer— ſucht. Grotefin bemühte ſich ſehr um ſie. Ob auch er? Willberg konnte eine Anſpielung nicht unterlaſſen. „Gefällt Ihnen meine Hausdame?“ „Exzellente Perſon.“ „Sie werden ſie mir doch nicht wegkapern wollen?“ Die Schwäche Willbergs für ſeine ſchöne Angeſtellte war natürlich in den betreffenden Kreiſen Göttingens längſt ein Gegenſtand heimlicher Geſpräche. Grotefin winkte ab. a„Ich nicht, Herr Kollege. Schönheit allein tut's auch nicht!“ Schönheit allein— wieſo? Grotefin brauchte doch auf Geld nicht zu ſehen? Auch noch andere ſchienen Willberg verdächtig. Un— angenehm war beſonders der dicke Holſtermann. Ein Uebel, daß man den überhaupt in der Geſellſchaft dulden mußte. Er machte Hertha diskret aufmerkſam. „Was ſagen Sie zu dem Bankmenſchen? Iſt er Ihnen auch ſo gegen die Natur? Er ließ Sie ja nicht aus den Klauen...“ Die Rottweiler antwortete mit einem fragenden Blick. b„Ich meine“— der Profeſſor verhedderte ſich—,„Sie wiſſen doch, wie er zu ſeinem Geld gekommen iſt?“ „Er iſt reich?“ f„Wie man ſieht! Ein Kerl mit Diamanten behängt— nicht mein Geſchmack. War ein ganz kleiner Bankier vor der Inflation, hielt ſich ſo eben hin. Ja, und dann hat er — weiß der Himmel, wie— in der Inflation fabelhafte Geſchäfte gemacht. Als der Berg Papiergeld im Feuer der Stabiliſierung verbrannte und manch einer vor dem Nichts ſtand, was glauben Sie, da enthüllte es ſich, daß unter dem ſeinen ein ſtattlicher Haufen Dollar lag— ein ſehr ſtatt⸗ licher ſogar. Im übrigen: ein ekelhafter Menſch...“ Das Geſpräch fand bei Tiſch ſtatt. Gundula lauſchte eee zweifelte er an der Ehrſamkeit ihres Gewerbes. Menſen⸗ diecken? Haha 1 die Gymnaſtik dieſer Dame ſchien eigener Art zu ſein. Nie nannte er ſie„Du“, nie mehr berührte er ſie auch nur mit der äußerſten Fingerſpitze. Die vom Vater 2 ener N= 0 un kreiſen...“ Die ſchöne Hertha ſagte es halb nachdenklich, halb fragend. „Der Kerl hat ſich furchtbar'ran zu ſchmeißen gewußt. Er hat einer ganzen Anzahl Kollegen vor und während der Kataſtrophe geraten und geholfen. Mit ſeinem ge⸗ riſſenen Schacherſinn hat er ihnen ihr Vermögen erhalten.“ „Wenn's erlaubt iſt, auch ein Wort zu ſagen“, miſchte ſich Gundulas ſonore Stimme ins Geſpräch,„ſo tut der Herr Profeſſor meiner Anſicht nach dem Manne unrecht. Er muß doch woll ehrlich und geſchickt ſein, wenn er ſein und anderer Leute Geld— vielleicht auch das vom Herrn Profeſſor!— gerettet hat. Ich wüßt' manch einen, der ſo einem auf den Knien danken tät'. Es können doch nicht alle Menſchen Gelehrte ſein— es ſind ja auch nicht alle Schafe weiß—, es muß doch auch Leute geben, die vom Leben was verſtehen.“ „Ich leugne nicht die Geſchicklichkeit des Mannes“, er⸗ widerte der Profeſſor nach kurzer Geſprächspauſe.„Er iſt mir nut perſönlich unangenehm.“ „Deshalb kann er doch ein netter Mann ſein“, meinte Gundula, ſich ereifernd.„Ich kenn' den Herrn ja nich, er is mir auch eingal; aber mich macht das fünſch, wenn einer über einen, der nich dabei is, ſolche Reden führt.“ In dem Profeſſor kochte es. „Schon gut!“ winkte er ab. Aber Gundula war beharrlich und rechthaberiſch. „Na, hab' ich nich geſagt, wie's is, Fräulein von Rott⸗ weiler?“ fuhr ſie fort.„Mag das einer mit anhören, wenn ſo...“ Die Rottweiler zwinkerte mit den Augen. „Liebes Fräulein Rougemont, Sie mißverſtehen den Herrn Profeſſor.“ f Gundula ſchwieg. Möglich! Sie war in ein ſeltſames Haus geraten. Stets hieß es, das verſtehe ſie nicht. Alles ſchien anders, als der einfache Sinn der Worte vermuten ließ. Es machte ſie unſicher, etwas zaghaft. Aber eins wußte ſie, eins hatte ſie gleich den erſten Tag ſozuſagen gewittert, und es war ihr deutlicher und deutlicher geworden: Etwas war nicht richtig hier, etwas ſtimmte nicht. Sie würde es ſchon herausbekommen, und dann.. Brummi erhob ſie ſich. Baldur lief ihr in die Küche nach. „Ach, Gundel, lach doch!“ b Sie hob den kleinen Mann auf und drückte ihn zärtlich. „Mein Sonnenſcheinchen“, ſagte ſie ſo zärtlich, wie man es ihr gar nicht zugetraut.„Sei man ruhig, die Gundel paßt u ſchon auf.“ g f Sieglinde kam zurück. Sie war bleich und müde, von einer nervöſen Hoffnungsloſigkeit. Ihre alte Furcht, ihre quälende Ahnung rüttelte an ihrer Seele, ſeit ſie Holk nicht mehr bei ſich hatte. Der Aufenthalt in Hamburg ohne ihn war ihr zur Marter geworden. Niemand, der ihre Sorgen teilte, auch nur verſtand. Weder Holks Vater, noch Holts ſo gütige Mutter. Nicht einmal Tante Bertha. f „Aber Kind, da wird doch nichts unbedacht unter— nommen. Alles wird vorher berechnet, alles aufs Beſt— mögliche vorbereitet...“ „Und das Unberechenbare?“ Man hatte ſie für ein ganz klein wenig überſpannt ge— halten. Sie merkte es und verſchloß ſich. „Vater, Vater“, ſagte ſie und hielt die feinen Hände des Profeſſors in ihren Kinderfingern.„Wenn ich ihn nun nicht wiederſehe...“ „Aber Kind, wer denkt an ſowas?“ Fräulein von Rottweiler hörte Sieglinde geduldig und verbindlich zu, wenn dieſe von ihren Aengſten und Sorgen ſprach. Das gehörte ja zu ihren Verpflichtungen. Sieglinde glaubte an Teilnahme. Bis ſie eines Tages das unter⸗ drückte Gähnen ſah. Heiß ſchlug ihr das Blut ins Geſicht. .„Mutter“, dachte ſie,„Mutter.“ Sie ging hinaus zum Kirchhof und weinte an deren Grabe.„Ich bin ſo allein Mutter...“ f 5 Sie hatte Gundula ein wenig vergeſſen, und Gundula drängte ſich nicht auf. Aber ſie ſah mit ſtillen Augen das junge Leid— und ſie teilte es. Gundula hatte etwas von dem tiefen Blick der Niederſachſen. Ob Holk leben würde oder ſterben, das wußte ſie nicht. Aber daß er dies Haus nicht wieder betreten würde, das war ihr gewiß. 5 27. 19 21: Längſt hatte die Rottweiler die Schwäche ihres Brot— herrn gemerkt; ſie überlegte und hielt ſich zurück: Einen Witwer mit Kindern— endloſe Unbequemlichkeiten und Schwierigkeiten. Das Glück ſchien ihr noch einmal eine Chance zu bieten, es hieß klug ſein. Nichts verſcherzen, nichts verſchmähen! Je mehr Eiſen im Feuer, deſto beſſer. Aber dieſen Willberg mit ſeinen großen Kindern und den vielen Folianten— nur im Notfalle... Holſtermann bemerkte eines Tages den Solitär an ihrer feinen Hand. „Ein gutes Steinchen— Familienerbſtück?“ 1 „Ach, Herr Holſtermann, die ſind alle verſetzt in der ſchweren Zeit, die hinter mir liegt.“ Hertha ſeufzte mit ſchönem Augenaufſchlag.„Ich war allein und hatte nie⸗ mand, der mir riet...“ Mit Holſtermann war ſie nicht ſo ſchweigſam. „Es iſt ein Geſchenk vom Herrn Profeſſor.“ „Immerhin ein Wert von dreihundert Mark! Von mir können Sie einen zu dem dreifachen Preis haben; wenn Sie wollen, ganz umſonſt.“ Hertha lächelte nachdenklich. „Verſchwender?“ „Sonſt verdammt nicht. Aber mit ſolchen Augen— kleine Kröte“, raunte er ihr heiß ins Ohr. Die ſchöne Hertha erſchauerte leicht. Dieſe urwüchſige Leidenſchaft des Tones überwältigte ſie. Die T es Gene gte ſie. e Tochter des — noch war's ihr unklar— was bot der Bankier? Er⸗ fahrungen während der Zeit ihrer Verſuche, ſich ſelb⸗ kapitulierte vor den Millionen. Indeſſen Aber er verkehrt hier in den exkluſiven Profeſſoren⸗ ſtändig zu 10 hatten ſie gewitzigt. *.* FCFortſ. folgt.) In Kürze Der Landesführer des Luftſchutzbundes für lz und Baden, Major z. D. von Laer as Karlsruhe ſprach in Zweibrücken über die Notwendigkeit des zivilen Luftſchutzes. An Gaben für die Lutherſtiftung gingen in der Pfalz im letzten Jahr rund 2300 Mark ein, darunter als höchſter Betrag von Ludwigshafen 419 Mark. In einer Bekauntmachung weiſt Gauamtslei⸗ ter Kniſſel darauf hin, daß Vertreter und Rei⸗ ſende in Uniform genau wie andere Geſchäfts⸗ reiſende zu behandeln ſind. Als Nachfolger des aus Speyer geſchiedenen Negierungsdirektors Erb hat der dienſtälteſte Oberregierungsrat bei der Kammer der For⸗ ſten in Speyer, Oberregierungsrat Deininger, die Stellvertretung übernommen. * Ein auf dem Flugplatz Lachen-Speyerdorf unternommener Startverſuch eines flügel- und ſchwanzloſes Flugzeuges mißglückte. Deutſcher Gruß im Schriftverkehr. Darmſtadt, 28. Januar. Der Heſſiſche Staatsminiſter hat alle unterſtellten Behör⸗ den angewieſen, im innerdeutſchen Schrift⸗ verkehr in Fällen, in denen bisher am Schluß bekondere Höflichkeitsformen üblich waren, die Worte„Heil Hitler“ anzuwenden. Die Kreisämter werden beauftragt, den Ge⸗ meindebehörden entſprechende Weiſung zu erteilen. —— Aus Heſſen und Naſſau Tabalſchmuggel vor Gericht Darmſtadt, 28. Januar. In einer viel⸗ ſtündigen Sitzung verhandelte das Bezirks⸗ ſchöffengericht gegen ſechs Schmuggler, die an der Saargrenze bei Ober-Aubach einen großen Tabakſchmuggel betrieben hatten. Einer der Angeklagten war in Lampertheim feſtgenommen worden und man fand in ſei⸗ mem Auto kommuniſtiſche Zeitſchriften auf⸗ hetzeriſchen Inhalts. Das Gericht verhängte folgende Strafen: Der Autoſchloſſer Hans Naumann aus Neunkirchen erhielt fortgeſetzten Tabakſchmuggels und Verge⸗ hens gegen die Zoll⸗ und Steuergeſetze eine eldſtrafe von 25 000 Mark und ein Jahr Gefängnis, der Tüncher Bernhard Herle we— gen Bandenſchmuggels 11 000 Mark Geld⸗ trafe, ein Jahr drei Monate Gefängnis and Werterſatz von 2400 Mark, der Dach⸗ decker Philipp Heiſer 3000 Mark Geldſtrafe, gehn Monate Gefängnis und Werterſatz von 760 Mark, Karl Vorger aus Pfungſtadt 3000 Mark Geldſtrafe, ein Jahr und drei Monate Gefängnis und Wreterſatz von 3000 Mark, Georg Hilsheimer 3000 Mark Geld- ſtrafe, vier Monate Gefängnis und Wert⸗ erſatz von 400 Mark, der Kaufmann Philipp Fückel aus Nieder-Ramſtadt 12 000 Mark Geldſtrafe und zwei Monate Gefängnis. Die Unterſuchungshaft wird den Angeklagten nicht angerechnet, da ſie durch ihr fortgeſetz— tes Leugnen die Unterſuchungshaft in die Länge gezogen haben. Reichs zuſchüſſe für Inſtandſetzungsarbeiten und Umbauten. Darmſtadt, 28. Januar. Das Staatspreſſeamt teilt mit: Es wird darauf hingewieſen, daß bei Anträgen auf Gewährung eines Zuſchuſſes, die ſpäter als am 31. Januar 1934 geſtellt werden, mit den Arbeiten erſt begonnen werden darf, wenn ein Vorbeſcheid erteilt iſt. Anträge ſind in den Städten an die Bürgermeiſte⸗ reien, in den Landgemeinden an das zuſtän⸗ dige ſtaatliche Hochbauamt zu richten. An⸗ träge, die an andereStellen gerichtet werden, ſind zwecklos. Namentlich können Anträge, die beim Reichsarbeitsminiſterium oder bei dem Heſſiſchen Staatsminiſterium eingehen, nicht in Behandlung genommen werden. Flaggenerlaß zum 30. Januar. Darmſtadt, 28. Januar. Das Staatspreſſe⸗ omt gibf tolgende Anordnung des Heſſiſchen Staaksminiſters bekannt: Am 30.Januar ha⸗ ben die öffentlichen Gebäude die Fahnen des Reiches zu hiſſen. Auch die Kirchen beider Konfeſſionen haben beide Fahnen des Rei⸗ ches aufzuziehen. Sie ſollen dadurch ihre Verbundenheit und ihre Dankbarkeit dem Staat bezeugen, der ſie vor der Zerſtörung durch den Bolſchewismus bewahrt hat. Das Recht der Kirchen, daneben die kirchlichen Fahnen zu hiſſen, bleibt unberührt. Es muß aber angemeſſene Möglichkeit zum Hiſſen der deutſchen Reichsfahnen gegeben werden. Die Erhebung des Brandverſicherungsbeitrags für das Jahr 1933. Darmſtadt, 28. Jan. Die Heſſiſche Brand⸗ verſicherungskammer gibt bekannt: Zur Dek⸗ kung der Ausgaben der Brandverſicherungs⸗ taſſe für das Jahr 1933 iſt mit Genehmi⸗ gung der Miniſterialabteilung Ib(Innere wegen alſo 1 Hektar Buchenwald täglich 5480 Liter ums vom 8. Januar 1934 auf je 100 Rm. Umlagekapital ein Betrag von 5,5 Reichs⸗ pfennig umzuſchlagen und in einem Ziele bis zum 15. Februar 1934 zu erheben. Als Min⸗ deſtbeitrag für eine Hofreite ſind 75 Pfennig zu zahlen. Die für die heſſiſchen Staatsſteuern geltenden Vorſchriften über Verzugszinſen fin⸗ den auf die Brandverſicherungsbeiträge ent⸗ ſprechende Anwendung. Die Erhebung von Verzugszinſen erfolgt ab 1. April 1934. Darmſtadt, 28. Jan.(Unterbringung in eine Heilafſtalt verfügt.) Die Große Strafkammer verhandelte gegen den früheren Rechtsanwalt Auguſt Meon aus Bensheim, der im vorigen Jahr wegen Un⸗ treue und Unterſchlagung zu vier Monaten Ge⸗ fängnis verurteilt worden war. Im Wieder⸗ aufnahmeverfahren wurde ihm nach der ärzt⸗ lichen Feſtſtellung der Paragraph 51 für ſein früheres Vergehen zugebilligt, ſo daß der An⸗ geklagte einen Freiſpruch erzielte. Das Gericht verfügte jedoch gleichzeitig ſeine Unterbringung in eine Heilanſtalt, da ſeine damaligen Ver⸗ gehen, zu denen er immer wieder fähig ſein könne, zweifellos eine große Gefahr für die Oeffentlichkeit darſtellten. Bürſtadt, 28. Jan.(Arbeitsbeſchaf⸗ fung.) In Bürſtadt kam wieder ein Teil der Arbeitsloſen bei der Riedentwäſſerung un— ter. Mit dem Baubeginn der Waſſerleitung wird die Gemeinde arbeitsloſenfrei werden. Mainz, 28. Januar.(Invalide ver⸗ unglückt.) Ein 72 jähriger Invalide aus Mainz⸗Bretzenheim ſtürzte abends in Zayl⸗ bach in den Wildgraben. Mit einem Schädel⸗ bruch kam der Greis ins Krankenhaus. Worms, 28. Jan.(Milchpantſcher.) Zwei Offſteiner Landwirte haben in den letz- ten Tagen Milch nach Worms geliefert, die nach dem Gutachten des Unterſuchungsamtes bis zu 53 Prozent mit Waſſer verfälſcht war.! Pfeddersheim, 28. Januar.(Ehren⸗ preiſe.) Auf der Reichsausſtellung der Ge⸗ flügelwirtichaft erhielt der Pfeddersheimer Züchter Prior unter 20 000 Bewerbern zwei Ehrenpreiſe. Nierſtein, 28. Januar.(Rege Nach⸗ frage nach Wein.) Lebhofte Nachfrage beſteht nach 1933 er Weinen. Die Winzerge— noſſenſchaft Nierſtein hat aus ihren 1933 er Weinbeſtänden bereits Verkäufe bis zu 12 000 Mark je Stück getätigt. Der Waſſerverbrauch des Waldes Es iſt durch Meßverſuche feſtgeſtellt wor⸗ den, daß die Bäume einen erheblichen Teil der Niederſchläge bereits in ihren Kronen auf⸗ nehmen. Bei Fichten bleibt faſt zwei Drit⸗ tel, bei Buchen ein Drittel, bei Eichen etwa die Hälfte des Regenguſſes in der Krone hän⸗ gen. Bei Kiefern und Birken mit ihren ſchüt⸗ teren Kronen iſt es entſprechend weniger. Kaum vorſtellbar iſt der Waſſerverbrauch des Wal⸗ des. Für die Buche iſt errechnet worden, daß jeder Quadratmeter Blattfläche jährlich 60 Liter, alſo etwa 5 normale Eimer Waſſer verbraucht. 1 Hektar Buchenwald haucht in einem Jahr eine Waſſermenge von 1800— 2000 Kubikmeter durch ſeine Blätter in die Atmoſphäre.(2000 Kubikmeter entſprechen 2 Millionen Liter Waſſer. Dies auf den Tag umgerechnet ergeben 5480 Liter. Es würde — Waſſer ausatmen. 1 ar 54,80 Liter Waſſer). Ein geſchloſſener Beſtand von 1 ha mehr als hundertjähriger Buchen trinkt im Laufe eines Jahres einen See von 100 m um. Quadrat und 30 em Tiefe. Der Waldbeſtand der Erde ſetzt alljährlich ein Meer von Waſſer in Umlauf, das durchſchnittlich 10 m tief und mit rund 640000 Quadratkilometern an Fläche größer iſt als die Nordſee. Das ſind gewal⸗ tige Zahlen, die wohl eine Vorſtellung davon geben, daß der Wald imſtande iſt, den Grund⸗ waſſerſtand entſcheidend zu beeinfluſſen, und daß mit ſeinem Verſchwinden die emporquel⸗ lenden Waſſer der Tiefe den Menſchen von Haus und Hof treiben können. All das be⸗ weiſt wieder einmal, daß der Wald allein durch ſein Daſein ein unſchätzbares Kleinod iſt, das behütet und gepflegt werden muß. Wenn der Wald gedeiht, dann gedeiht auch der Acker, und aus beidem erwachſen immer wieder neu die Lebenskräfte des Volkes. Aus der Welt des Wiſſens Es gibt zwei Säugetiere, die Eier legen, nämlich das Schnabeltier und der auſtraliſche Ameiſenfreſſer; dieſe Tiere bilden das Binde⸗ glied zwiſchen Reptilien und Vierfüßler, das Schnabeltier hat einen entenähnlichen Schna⸗ bel und Füße, die ſowohl Schwimmhäute wie Krallen beſitzen; bei den Ameiſenfreſſern hebt die Mutter ihr Ei mit dem Maul auf und legt es in eine Falte ihres Fells, bis es aus⸗ gebrütet iſt. 1 Die Erbauung des erſten Dampfſchiſſes wird Robert Fulton zugeſchrieben, aber es hat ſchon vor ſeiner Zeit Dampfſchiffe gegeben, wenn ſie auch keine große Rolle geſpielt haben; im Jahre 1801 ſchon baute William Suming⸗ ton ein Dampfſchiff, das als Schleppdampfer auf dem Forth⸗Glyde⸗Kanal benutzt werden ſollte, aber die Behörden behaupteten, das Schiff würde das Waſſer in heftige Bewegung ſetzen, ſo daß die Ufer des Kanals zerſtört würden; auf dieſe Befürchtung hin wurde das Dampfſchaf in Brennholz zerkleinert. Verwaltung) des Heſſiſchen Staatsminiſteri⸗ 1466 Beſtätigung der 1763 Der Dichter Johann Gottfried Seume 1860 Der Dichter Ernſt Moritz Arndt in ſtelle der NSDAP. oder in allen ſtaatlichen prämie Lokales Gedenkklage 29. Januar. Leipziger Meſſen Kaiſer Friedrich III. durch in Poſerna geboren. Bonn geſtorben. 1873 Der Forſchungsreiſende Ludwig Ama⸗ deus, Herzog der Abbruzzen, in Ma- drid geboren. Prot.: Valerius— Kath.: Franz von Sales Sonnenaufg. 7,48. Sonnenunterg. 16,39. Mondaufg. 15,14. Mondunterg. 7,30. 0 So raffe denn dich eilig auf!—, Du biſt ein junges Blut,— In deinen Jahren bat man Kraft— Und zum Erwerben Mut. Goethe. E 8 1 2* Freude macht hilfsbereit Das hat ganz richtig die Straßenlotterie der Winterhilfe erfaßt. Sie ſchickt freundliche, ſchmucke graue Pelerinemänner in die Stadt, die mit vergnügten Geſichtern und fröhlichen Worten die glückverheißenden braunen Los— briefe des Winterhilfswerkes verkaufen. Der Gewinnentſcheid iſt ſofort. Und der Gewinn— plan verrät anſehnliche Summen. Das be— ſcheidene 50 Pfennig-Los kann 5000 Mark gewinnen, die ſofort in der Lotterie-Geſchäfts⸗ Banken, Sparkaſſen und öffentlichen Lotterie⸗ geſchäften auszahlbar ſind. Schließlich bleibt noch jedem Lotteriebeteiligten— auch wenn er vorläufig eine Niete zog— der rechts am Los befindliche Prämienſchein, der bis zur Verloſung im März aufgehoben werden muß, da er die Ausſicht hat, noch eine Geld⸗ von 5000 Mark zu erzielen, 30 Serienloſe ſind im Umlauf. Dreißigmal be— ſitzt man die Möglichkeit, zweimal Mark zu gewinnen. Jeder ſchlichte braune Losbrief verſchafft Mittel zu tatkräftiger Hilfe der ärmſten Deutſchen während der rauhen Winterszeit. * Ein Rundfunkſchutz. Die Verſuche der Reichspoſt in Baden⸗Baden zur Beſeitigung der Störungen des Rundfunk⸗ empfangs ſind Mitte Dezember abgeſchloſſen worden. Der Verſuch hat gezeigt, daß es tech⸗ niſch nicht ſchwer iſt, ſolche Störungen auf ein erträgliches Maß zurückzuführen. Weiter hat ſich jedoch ergeben, daß es einer beſonderen geſetzlichen Regelung bedarf, um den Rund⸗ funk wirkſam vor Störungen durch andere Anlagen zu ſchützen. Die Reichspoſt iſt damit befaßt, zuſammen mit dem Miniſterium für Volksaufklärung und Propaganda und der Reichsrundfunkkammer ein Rundfunkſchutzge⸗ ſetz auszuarbeiten, das in Kürze den beteilig— ten Stellen zur Stellungnahme zugeleitet werden wird. Mebermäßige Beanſpruchung der Schul⸗ jugend durch Vereinsmeierei. In den„Leit⸗ gedanken zur Schulordnung“ ſind die Anſprüche der Schule und der Hitlerjugend auf die Schü⸗ ler und die Rechte des Elternhauſes auf Er⸗ haltung des Familienlebens abgegrenzt wor⸗ den. Aus verſchiedenen Vorſtellungen entnimmt jedoch der Reichsinnenminiſter, daß die Schul⸗ jugend von den verſchiedenſten Organiſationen und Vereinen in einer oft geradezu geſund⸗ heitſchädigenden Weiſe in Anſpruch genommen wird. Die Schüler werden dabei zu öffent⸗ lichen Kundgebungen, Vereinsfeſten, Theater⸗ aufführungen uſw. bis in die ſpäten Nacht⸗ ſtunden herangezogen. Der! Reichsinnenmini⸗ ſter erklärt in einem Schreiben an die Lan⸗ desregierungen dies für einen Raubbau an der Geſundheit der Schüler. Er bittet daher, einer ſolchen mißbräuchlichen Ausnutzung der Schuljugend ohne Rückſicht auf die betreffende Organiſation entſchieden entgegenzutreten. § Der Bauernverein, weicher ſeit Jahrzehnten eine ſegensreiche Tätigkeit ausübte, beſchloß, wie an anderer Stelle der heutigen Ausgabe erſichtlich, ſeine Auflöſung. Die hieſige Zweigſtelle des heſſ. Bauernvereins wurde ſchon vor Jahren in eine„Landw. Geld⸗ und Waren- genoſſenſchaft“ umgeſtellt. Am Samstag hielt dieſe ihre ordentliche Generalverſammlung im „Schützenhof“ ab. Der Vorſitzende, Herr Mich. Mandel, konnte um 9 Uhr die Verſammlung eröffnen. Begrüßen konnte er auch den Orts- bauernführer Herrn Roos ſowie Herrn Ver- bandsreviſor Geißmer⸗Darmſtadt. Der Rechner Herr Adam Brechtel gab den Rechenſchaftsbericht bekannt. Nachdem alles in Ordnung befunden wurde, konnte dem Vorſtand Entlaſtung erteilt werden. Aus dem Reingewinn konnten 30.— Mark dem Winterhilfswerk überwieſen werden. Im abgelaufenen Jahre fanden 9 Vorſtands⸗ und 4 Aufſichtsratsſitzungen ſtatt. Der Vor⸗ ſitzende Herr Mandel ſtellte ſein Amt zur Ver⸗ fügung, dieſem und den übrigen Vorſtandsmit⸗ gliedern wurde Dank gezollt. Als neuer Vor⸗ ſitzender fungiert Herr Gemeinderat Julius Blaeß,(bis zur entgültigen Regelung), während dem Dank an die Verſamnmlung wurde dieſe geſchloſſen mit dem Gelöbnis, dem Bauernſtand wieder geſündere Grundlagen zu erringen. Wichtige Lohnſteuerbeſtimmungen. 1. Bei Abführung der Lohnſteuer in bar oder durch Ueberweiſung: a) Arbeitgeber, die im Kalenderjahr 1933 die Lohnſteuer ihrer Arbeitnehmer in bar oder durch Ueberweiſung abgeführt haben, müſſen für jeden am 31. Dezember 1933 bei ihnen be⸗ ſchäftigt geweſenen Arbeitnehmer dem Finanzamt die Steuerkarte 1933 mit der vollzogenen Lohn⸗ ſteuerbeſcheinigung auf der zweiten Seite derſelben überſenden. Die Ueberſendung hat bis zum 15. Februar 1934 an das Finanzamt zu erfolgen, in deſſen Bezirk die Steuerkarte 1934 ausge- ſchrieben worden iſt. Die Steuerkarten dürfen alſo dieſen Arbeitnehmern nicht ausgehändigt werden. d) für die übrigen im Jahre 1933 bei ihnen beſchäftigt geweſenen, aber vor dem 31. Dezember 1933 ausgeſchiedenen Arbeitnehmer müſſen die Arbeitgeber bis zum gleichen Zeit⸗ punkt den Finanzämtern, in deren Bezirk die Steuerkarte 1933 ausgeſchrieben worden iſt, Lohnſteuer⸗Ueberweiſungsblätter überſenden. Die Ausſchreibung und Ueberſendung von Lohnſteuer⸗ Ueberweiſungsblättern hat dann zu unterbleiben, wenn der Arbeitgeber bereits beim Ausſcheiden des Arbeitnehmers eine vollſtändige Lohnſteuer⸗ beſcheinigung auf der zweiten Seite der Steuer⸗ karte 1933 ausgeſchrieben hat. Vordrucke zu den Lohnſteuer⸗Ueberweiſungsblättern werden von den Finanzämtern unentgeldlich abgegeben. 2. Bei Verwendung von Steuermarken: Arbeitnehmer, für die im Kalender- jahr 1933 Steuermarken verwendet worden ſind, ſind verpflichtet, die in ihrem Beſitz befindlichen Steuerkarten 1933 mit den mit Marken bekleb- ten Einlagebogen bis zum 15. Februar 1934 bei dem Finanzamt abzuliefern, in deſſen Bezirk ſie am 10. Oktober 1933 gewohnt haben. 3. Alle Arbeitnehmer, die am 31. Dezember 1933 in keinem Dienſtverhältnis ſtan⸗ den, ſind verpflichtet, die in ihrem Beſitz befind- lichen Steuerkarten 1933 bis zum 15. Februar 1934 bei dem Finanzamt abzuliefern, in deſſen Bezirk ſie am 10. Oktober 1933 gewohnt haben. Nähere Auskunft erteilen die Finanzämter. Großzügige Winterhilfsaktion am erſten Jahrestage der nationalſozialiſt. Nevolution. Aus Anlaß des erſten Jahrestages der nationalſoz. Revolution hat die Regierung Adolf Hitler eine großzügige Winterhilfsaktion be⸗ ſchloſſen. Neben den ſeitherigen Zuweiſuugen an Kohlen, Brot uſw. wird am morgigen Tage die doppelte Anzahl Kohlenſcheine und außer ⸗ dem die gleiche Anzahl Lebensmittelſcheine aus- gegeben. Damit hat die Regierung wiederum bewieſen, daß ſie beſtrebt iſt, ihr gegebenes Wort einzulöſen und allen Ernſtes darangeht, den Armen und Bedürftigen in ihrer Not zu helfen. Wie aus dem Inſerat hervorgeht, er- folgt die Ausgabe morgen in der üblichen Reihen- folge. Es wird dringend gebeten, dir Reihen⸗ folge genau einzuhalten, damit die Ausgabe ſtörungsfrei erfolgen kann. Ausweiskarte iſt mitzubringen. J ðVud0 b heute Montag letzter Tag. „Der Kaiſerwalzer“ oder„Beute macht die Welt Sonntag für mich“ Central-Film-Palast. Marta Eggert, Szöke Szakall, Willi Eich⸗ berger, Paul Hörbiger, Fritz Kampers, Hanſi Nieſe und Trude Berliner in den Hauptrollen. Ein luſtiger feſcher Tonfilm. Eine reizende Tonfilm⸗Operette ganz großen Stils, die die Zu- ſchauer auf das angenehmſte unterhält— Ort der Handlung das ſchöne Iſchel die Perle des Salzkammergutes— Ja im Salzkammergut da kann man gut fröhlich und luſtig ſein. Die Preſſe schreibt: Ein Tonſilm der zu den beſten ſeiner Art gehört.— Ueberall brauſender Beifall.— Ueberall ein großer Erfolg. Wollen Sie einige vergnügte Stunden verleben, dann dann kommen Sie mit zu dem Ausflug nach dem Salzkammer⸗ gut, das kann man gut,— man braucht nur in den Central-Film⸗Palaſt zu gehen. Heute montag letzter Tag. Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt: 438 Stück Verkauft: 308 Stück. Milchſchweine das Stück 8— 12 Mk. Läufer die ſeitherigen Vorſtände noch verbleiben. Mit das Stück von 15— 23 Mk. Marktverlauf gut.