Niernheimer Anzeiber Viernheimer Zeitung Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk, frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten)(Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- pisp Srusn Ini pn A inlag, findet teral Jokal. hliges nd. beten Uhr lung. heinen nd. ar. Ver⸗ 1 wegen ſſung. ſerat e ſich ei ge⸗ iltniſ⸗ Nm. nkerte einem 2000 zehn erver⸗ 9, der dem einer 15 die Marl fgege⸗ war. Würz⸗ r das h hö⸗ s zu Als er die einen e we⸗ e ihn rlitte- e die Der über⸗ hardt 5 und Intrag Hericht gebnis hatte, N fts⸗ vom eßung in den 5. Fe⸗- Maß⸗ e Be⸗ rbeits⸗ 0 1 Ar⸗ Zäcker⸗ Die n Er⸗ häftigt ohne ein⸗ mand „ daß gab. Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle 1 59 den Boten Aelteſte Tageszeitung am Platze— Erfolgreiches Inſertionsorgan Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt am Main, Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. D. A. 1250. Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. Nummer 27 Ein neues Neich Der 30. Januar 1934, der Tag, an dem ſich die Machtübernahme durch Adolf Hitler zum erſten Male jährte, wird auch in der Verfaſſungsgeſchichte des Deutſchen Reichs ein Markſtein ſein: das Geſetz über den Neuaufbau des Reichs, das eine völlige Neugeſtaltung der Reichsverfaſſung einleitet, trägt das Datum dieſes denkwürdigen Tages, an dem ihm der Reichstag einmütig zuſtimmte. Dieſes neue Geſetz gibt der Reichsregierung die Möglich— keit, eine neue Reichsverfaſſung zu ſchaffen und im Rahmen dieſer Reichsverfaſſung einen völligen Neubau des Reiches vorzunehmen. Die Möglichkeiten des Geſetzes ſind ſo groß, daß der Reichsregierung Schranken kaum geſetzt ſind. SSO DSO So SO S Am Fonntag, 4. Februar, Eintonfgericht! Deutsche Hausfrauen, Eure spende für die Armen und Hungernden! SOD S SSS d Ser Der Artikel 1,„Die Volksvertretungen der Länder werden aufgehoben,“ beſtätigt einen bereits ſeit dem 14. Oktober 1933 beſtehen⸗ den Zuſtand. Der Artikel 2 hebt die Ho⸗ heitsrechte der Länder auf und beſeitigt damit praktiſch eigentlich auch die Staats- angehörigkeit. Allerdings bedarf es zur Einführung einer deutſchen Reichsange— hörigkeit naturgemäß einer beſonderen An— ordnung. Er unterſtellt ferner die Landes- regierungen der Reichsregierung und macht ſie ſozuſagen zu Verwaltungsabtei⸗ lungen derſelben, da nunmehr die Reichs⸗ regierung nicht mehr zu erſuchen braucht, ſondern an die Länder bindende Anordnun— gen geben kann. Der Artikel 3, der die Reichsſtatthalter der Dienſtauf⸗ ſicht des Reichsminiſters des In⸗ nern unterſtellt, ſtärkt dieſe im Artikel ge⸗ ſchaffene Zentralgewalt noch weiter. Der Ar⸗ tikel 4 gibt der Reichsregierung die Möglich⸗ keit zur Schaffung einer neuen Reichs ⸗ verfaſſung und damit freie Hand für einen Umbau des Reiches in jedem ge— wünſchten Ausmaß. Mit dieſem Geſetz iſt ein ungeheurer Schritt im Leben des Deutſchen Reiches vor⸗ wärts getan. Das, woran Generationen ge— ſcheitert ſind, iſt nun zur Tatſache geworden. Oftmals ſchon in der deutſchen Geſchichte wurden Anſätze gemacht zur Schaffung eines einheitlichen Deutſchen Reiches, aber immer wieder ſcheiterten dieſe Verſuche an der Un⸗ zulänglichkeit der Methoden oder an dyng⸗ ſtiſchen Prinzipien. So ging das Jahr 181 vorbei, ohne den erſehnten Zuſammenſchluß um Deutſchen Reich zu bringen, die groß⸗ eutſche Welle von 1848 verpuffte wirkungs⸗ los, Bismarck gelang es 1871 zwar, einen Bundesſtaat zu ſchaffen, aber auch das nur unter großen Zugeſtändniſſen an die Monar⸗ chen der Länder, ohne die Schaffung der er⸗ ſehnten ſtarken Zentralgewalt durchſetzen zu können. Das Jahr 1918, das die Throne der deut⸗ ſchen Bundesſtaaten freimachte, hätte wenig⸗ ſtens l einen Erfolg zeitigen können: die Auflöſung der Länder und die Schaffung eines einheitlichen Deutſchen Reiches. Da⸗ mals aber brauchte man Poſten und Pöſt⸗ chen, um die Genoſſen unterbringen zu kön⸗ nen, und ſo ſcheiterten auch damals die An⸗ ſätze zu einer grundlegenden Reichsreform an der Unzulänglichkeit und Unfähigkeit der da⸗ maligen Beherrſcher Deutſchlands. Im Laufe der letzten 14 Jahre ſind dann immer wieder Verſuche gemacht worden, eine Reichsreform in Gang zu bringen, allerdings in einer Weiſe, die auf eine völlige Zentrali⸗ fierung des geſamten Verwaltungsapparates in Berlin hinausging und den notwendigen Spielraum für das kulturelle Eigenleben der deutſchen Stämme vermiſſen ließ. Es bildete ſich jener Bund zur Erneuerung des Reiches unter dem früheren Reichsbankprä⸗ denten Luther, der in großen Diskuſſionen mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim 51. Jahrgang ü Weltecho der Führerrede Begeiſterte Zuſtimmung in Deutſchland— In allen Hauntſtädten der Welt wird die Berlin, 1. Februar. Die große Rede des Führers am Jahres— tag des Sieges der deutſchen Revolution hat nicht nur im Reichstag rückhaltloſe Zuſtim⸗ mung gefunden, ſondern wird auch in der geſamten Preſſe begeiſtert aufgenommen. Ein Blick in die Blätter der Reichshaupt⸗ ſtadt zeigt, daß die Kanzlerrede einen tie⸗ fen Eindruck gemacht hat und überall. im ganzen deutſchen Volke, Zuſtimmung fin⸗ det. Im Mittelpunkt der Preſſebetrachtungen ſteht das Geſetz über den Neuaufbau des Reichs. Die Blätter betonen da⸗ zu, daß es Deutſchland zum Einheilsſlaat mache. Der„Völkiſche Beobachter“ ſchreibt u. a.„Die Worte Adolf Hitlers waren nach innen gerichtet, die Worte eines bewußten Revolutionärs, der Ausdruck von der natio⸗ nalſozialiſtiſchen Revolution wurde von ihm nunmehr als Staatsgrundſatz proklamiert und daraus dann die Folgerungen nach allen Seiten gezogen. Jenſeits des Gezänkes von Föderalismus und totem marxiſtiſchem Ein⸗ heitsſtaat vollzog ſich nun auch formal der bereits beſtehende deutſche National⸗ ſta at.“ Die„Kreuz⸗Zeitung“ ſagt:„Der Schmied des Dritten Reiches hat einen neuen Schlag getan. Die Rede, die der Kanzler am Jahrestage ſeiner Berufung hielt, war eine neue Tat. Sie leitet einen neuen Abſchnitt unſerer Staatswerdung ein. Die Abſage des Führers an die Bundes- ſtaaten und damik an die Wiederkehr der bundesſtaaklichen Dynaſtien iſt endgültig. Jetzt erſt ſind die deuiſchen Fürſten endgülkig enkthronk.“ Die übrigen Blätter äußern ſich ähnlich. Der„Lokalanzeiger“ weiſt dabei darauf hin, daß die Annahme des Geſetzes eine Vertrau— enskundgebung ſei, größer vielleicht als alle bisherigen. Adolf Hitler habe unumſchränkte Vollmacht, das Geleiſtete zu ſichern und jeder neuen Forderung der Zeit zu begegnen. Unbelehrbare in Wien— Wien, 1. Februar. Die Reichstagsrede des Führers, die ſeit Tagen von der öſterreichiſchen Oeffentlichkeit und beſonders von den Regierungskreiſen mit der allergrößten Spannung erwartet worden war, wird von der geſamten Wiener Preſſe in ſpaltenlangen Auszügen an erſter Stelle gebracht. Die Aufnahme der Erklärungen des Reichs kanzlers über die deutſch⸗öſterreichiſche Frage iſt im weſenklichen durch eine ablehnende amtliche Stellungnahme beſtimmk. Die Preſſe erklärt daher, die Aeußerung des Reichs kanzlers ſei keineswegs eine Ankwork auf die an Deutſchland geſtellte Frage der öſter⸗ reichiſchen Regierung. Sie ſei daher kein FJortſchritt und könne nicht als Entſpannung der Lage oder als Löſung des Problems an- geſehen werden. dieſes Problem zur Debatte ſtellte, ohne le⸗ doch praktiſch auch nur das geringſte auf die⸗ ſem Wege erreichen zu können. Nach der nationalſozialiſtiſchen Revolution verſchwand auch dieſer Bund zur Erneuerung des Rei⸗ ches ſang- und klanglos von der politiſchen Bildfläche. Der Nationalſozialismus hat das Problem der Reichsreform vorſichtig und abwartend behandelt. Er hat die Dinge nicht überſtürzt, ſondern langſam und organiſch reifen laſſen. Zunächſt würden die Länder durch die Ein⸗ ſenzung der Reichsſtattbalter enger Kanzlerrede ſtark beachtet Selbſtverſtändlich ergehen ſich die unter jüdiſchem oder ausländiſchem Einfluß ſtehen⸗ den Zeitungen wie üblich in wüſten Be⸗ ſchimpfungen des Reichskanzlers. — und in Paris Paris, 1. Februar. Die Bedeutung, die man der Rede des Reichskanzlers beimißt, kommt ſchon in der Aufmachung der franzöſiſchen Preſſe zum Ausdruck. Die Rede wird in ſpaltenlan— gen Auszügen wiedergegeben. Hervorgeho— ben werden beſonders die außenpolitiſchen Stellen. Die erneute Friedenserklärung des Reichskanzlers wird neben der Erklärung, daß Deutſchland für die Gleichbere ch⸗ tigung unermüdlich weiterkämpfen wer⸗ de, von vielen Blättern als Ueberſchrift zu dem Wortlaut gegeben. Der Berliner Be— richterſtatter des„Matin“ will eine„eigen⸗ artige Entwicklung in der Politik des Kanz⸗ lers nach links“, auf jeden Fall aber„revolu— tionäre Gedankengänge“ feſtſtellen können und außenpolitiſch Verſchärfung des Kampfes um die bereits bekannten Grundſätze. Für den Berichkerſtalter des„Journal“ iſt die Anrede an Frankreich ein ſchöner Traum, der durch eine kalte Duſche zerſtörk worden ſei, nämlich durch die Erklärung, daß das deutſche Volk Anſpruch auf milikäriſche Gleichheit habe und daß niemand auf die Dauer das deutſche Volk verhindern werde, dieſe Gleichheit zu erhalten. Daß die ſozialiſtiſchen Blätter die Rede ablehnen, iſt nicht weiter verwunder— lich.— Die Rechtsblätter fordern den Reichskanzler auf, zunächſt einmal den Be⸗ weis für ſeine Friedensbeteuerungen anzu— treten. Zweifellos iſt es eine geſchickte Rede, ſchreibt der„Figaro“, die ſehr großen Ein— druck im Auslande machen wird. Man wird ſicher, wie ſchon ſo oft ſagen, Hitler will den Frieden, aber man wird immer wieder ant— worten, daß der Reichskanzler uns nur zu täuſchen ſucht. Es ſei möglich, ſo fährt das Blatt fort, daß er in der gegenwärtigen Stunde nicht den Krieg wolle, aber die pan— germaniſtiſche Raſſenidee müſſe ihn zwangs— läufig dazu bringen,„ſich der Gebiete zu be⸗ mächtigen, die anderen Völkern gehören. Wenn nicht heute, dann werde es morgen ſein. Es müſſe alſo ein jeder der Alliierten und Freunde Frankreichs darüber nach⸗ denken.“— Man ſieht, die Preſſe dieſer Art hat nichts gelernt und nichts vergeſſen. Sie ſingt das alte Lied weiter und iſt für jede neue Idee unzugänglich. Verſtändige englische Kommentare London, 1. Februar. Der Inhalt der Rede des Reichskanzlers wird in der ganzen Preſſe mit größter Aus⸗ führlichkeit gemeldet. In den Ueberſchriften und im Druck des Textes wird beſonders die Stelle hervorgehoben, in der Frankreich zu einer Verſtändigung eingeladen wird. 715 „News Chronicle“ überſchreibt ſeinen Be— richt:„Hitlers Aufruf an Frankreich, die Streitaxt zu begraben.“„Morningpoſt“: Hit⸗ lers Botſchaft an Europa: Wir wollen eine Verſtändigung mit Frankreich.— Andere Punkte, die in den Blättern Beachtung fin⸗ den, ſind beſonders die Ankündigung über die Reichsreform, die Aeußerungen zur Frage der Monarchie, die Bezugnahme auf Oeſterreich und den Locarnopakt, die Saar, Polen, Italien uſw. Der Berliner Berichlerſtatter des„Daily Expreß“ nennt es ein erſtaunliches Schau- ſpiel, daß die deutſchen Parlamenksmitglie⸗ der den freundlichen Worken, die an Frank- reich gerichtet waren, ſtürmiſchen Beifall ſpendeken. Auch in den anderen Bläkkern wird dieſer Beifall beſonders erwähnt. Das Blatt der Arbeiterpartei, der„Daily Herald“ ſtellt feſt, daß Hitler den Weg zu einem Einvernehmen mit Frankreich geebnet habe. Die einzig mögliche Grundlage fried— fertiger Beziehungen mit irgendeinem Staat ſei die, mit ihm unter der Vorausſetzung ge⸗ genſeitiger Ehrlichkeit zu verkehren. Wür⸗ den Hitlers Zuſicherungen in Paris ange- nommen, dann würde die Möglichkeit einer franzöſiſch⸗deutſchen Verſtändigung gegeben ſein. die Aufnahme in Amerika Neuyork, 1. Februar. Die Ausführungen des Reichskanzlers wer— den von der amerikaniſchen Preſſe ſehr aus— führlich wiedergegeben. Die„Times“ und die„Neuyork Herald Tribune“ heben in ihren Ueberſchriften auf der erſten Seite beſonders den verſöhnlichen Ton der Rede, ſowie die Neuorganiſierung des Reiches entſprechend den alten Stammeseigenſchaften hervor. Sie ſtellen weiter eine weſentliche Beſſerung der Beziehungen zwiſchen Deutſchland und Ame⸗ rika feſt. Hitler habe es verſtanden, Deulſchland zu einer unvergleichlich leiſtungsfähigeren, al⸗ lerdings daher auch gefährlicheren Einheit e als es jemals geweſen ei. Im übrigen wird die Radio-Wiedergabe der Hitlerrede allgemein als die beſtverſtänd⸗ liche von allen bisherigen Uebertragungen aus Deutſchland bezeichnet. Dank des Kanzlers Berlin, 1. Februar. Der Reichskanzler veröffentlicht nach⸗ ſtehende Kundgebung:„Zum Jahrestag der nationalen Revotfution ſind mir aus dem In- und Ausland ſo zahlreiche Glück und Segenswünſche zugegangen, daß es mir lei⸗ der nicht möglich iſt, die guten Wünſche im Einzelnen zu beantworten. Ich bitte daher alle, die meiner in Treue gedacht haben, mei⸗ nen aufrichtigen Dank auf dieſem Wege ent⸗ gegenzunehmen. Reichskanzler Adolf Hitler.“ an das Reich herangeführt und mit ihm ver⸗ bunden. Das Führerprinzip wurde durchgeführt und im Herbſt 1933 wurden die Volksvertretungen der Länder beſeitigt. Da⸗ mit war die Weimarer Verfaſſung, jenes verworrene Notgebilde aus dem Jahre 1919, praktiſch nicht mehr vorhanden, und der 30. Januar 1934, der Jahrestag der national⸗ ſozialiſtiſchen Revolution, hat daraus nun die Konſequenzen gebracht, indem mit dem Geſetz über die eichsreform verbunden wurde die Ankündigung eines neuen Verfaſ⸗ ſunasrechtes für das Deutſche Reich. Es wäre müßig, an die Verabſchiedung des Gefetzes nun ſchon Kombinationen über die nächſten und weiteren Schritte knüpfen zu wollen. Der Führer wird rechtzeitig entſchei⸗ den, was weiter geſchehen ſoll, und das deut⸗ ſche Volk kann die weitere Entwicklung in Ruhe und in der erhebenden Gewißheit ab⸗ warten, daß hier Männer die Zügel in der Hand haben, die im richtigen Augenblick die richtigen Maßnahmen zu treffen wiſſen und die ſich voll und ganz klar darüber ſind, was ſie wollen. Nückſchau und Ausblitk Reichsminister Dr. Göbbels über das Jahr der deutſchen Revolution Berlin, 1. Februar. Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Goebbels, hielt in einer gewaltigen Kundgebung im Sportpalaſt eine Rede über das Jahr der deutſchen Revolu— tion. Der Miniſter erinnerte zunächſt an die Zeit, da Berlin überhaupt nicht mehr den Charakter einer deutſchen Stadt hatte, in der die Zeitungen, die Theater, die Konzerte, die Kinos uſw. jüdiſch waren. Damals, ſo ſagte Dr. Goebbels weiter, drohte das Reich auseinanderzufallen und außen⸗ politiſch war die Lage ſo, daß wir mit allen Ländern in Feindſchaft lagen.„Wir waren ein Volk ohne Waffen und Wille. Ausgeliefert der Willkür und dem Diktat der Gegner. Heute iſt das deutſche Volk ein an⸗ deres geworden. Wir haben uns am 30. Ja— nuar an die Arbeit gemacht, und ich glaube, wir brauchen uns heute nicht dieſer Arbeit zu ſchämen.“ Reichsminiſter Dr. Goebbels gab dann einen großen Ueberblick über das was die Reichsregierung im vergangenen Jahr im Einzelnen geleiſtet hat. Die edelſte Form der Demokratie Innerpolitiſch, ſo fuhr Dr. Goeb⸗ bels fort, ſteht das Reich in unerſchütterlicher Autorität da. Dienstag nachmittag erſt hat der Reichstag ein Geſetz von weiteſtgehender Bedeutung angenommen, wonach von jetzt ab für alle Zeiten die Länderparlamente auf— gelöſt werden, die Länderregierungen der Reichsregierung untergeordnet werden, die Reichsſtatthalter unter der Dienſtaufſicht des Reichs innenminiſters ſtehen und die Regie— rung das Recht hat, von nun an ohne Be— fragung des Reichstages die Verfaſſung um— zuändern. Anſere Regierung iſt nicht nun etwa eine Diktatur, ſondern ſie iſt die edelſte Form von Demokratie. Kein Staat in Europa kann ſich ſo auf das Volk berufen wie wir. Wir haben ferner eine Einheit ſchen Partei und Staat Das ſoll nicht heißen, daß jeder in der Partei ſein muß. Jeder ſoll nationalſozialiſtiſch den— ken, empfinden und handeln. Aber er braucht nicht Parteigenoſſe zu ſein, genau ſo wie nicht jeder, der ins Theater geht, auf der Bühne mitzuſpielen hat. Kein Krieg— aber Gleichberechtigung Außenpolitiſch ſtanden wir vor einem Abgrund, den vielleicht eine ſpä⸗ tere Geſchichtsſchreibung mit Schaudern ſchil⸗ dern wird. Der Reichsminiſter erwähnte den ſoeben mit Polen abgeſchloſſenen Verſtändi⸗ Ja h eine Tat, die man vor einem Jahr noch für unmöglich hielt. Er erklärte mit aller Deutlichkeit, wir laſſen von unſerer Forderung nach Gleichberechtigung nicht ab. Wir wollen keinen Krieg, aber auch keinen Verkrag, der unſere Ehre ſchändel. Wir ge⸗ hen nicht wieder nach Genf, es ſei denn, man nimmt uns als abſolut gleichberechkigten Partner auf. Wir haben zwar keine Waffen, aber einen geſchloſſenen Willen, mit dem wir uns auch in der Welt durchſetzen werden. Die nächſten Aufgaben Dr. Goebbels warf dann einen Blick in die Zukunft. Wir werden im Sommer wei— tere zwei Millionen Arbeitsloſe unterbrin— gen. Wir werden die große ſtändiſche Glie— derung unſeres Volkes mehr und mehr ihrer Vollendung zuführen. Das kulturelle Leben werden wir durch die Freiheit des Schaffens befruchten. Die ſtraffe Jenkralgewalt wird das Pro- blem der Neugliederung des Reiches weiter- treiben, ſo daß wir am Ende in Deutſchland ſo, wie wir ein einheitliches Volk haben, auch nur noch ein einheitliches Reich haben. Ein drittes innerpolitiſches Problem iſt die noch innigere Verklammerung von Partei und Staat. Wir werden auch mit den aro— ßen außenpolitiſchen Problemen fer— tig werden, nämlich den Frieden Europas zu garantieren und Deutſchland ſeine Gleichbe— rechtigung und den ihm gebührenden Platz an der Sonne zu geben. Gegen die inneren Feinde Reichsminiſter Dr. Goebbels richtete dann ſeine Worte an gewiſſe innere Feinde in Deutſchland. Er führte u. a. aus: Wenn ſich heute in der Wirtſchaft„im Namen des Führers“ liberaliſtiſche Gedankengänge auf⸗ friſchen zu können glauben, ſagen wir: Alles ſei erlaubt. nur nicht: den Namen des Füh⸗ rers zu Unrecht im Munde zu führen. Wir werden den kapitaliſtiſch-liberaliſtiſchen Kapi⸗ tolshütern den Arbeiter nicht als Ausplünderungs⸗ objekt überlaſſen. Der Miniſter wandte ſich hierauf gegen die monarchiſtiſche Propaganda:„Mag ſein, daß monarchiſtiſche Propaganda national iſt, aber es darf keine Propaganda geben, deren Ziel ſich der Staat nicht ſelbſt zu eigen gemacht hat. Und erlauben wir die Propa⸗ ganda der einen Seite, müßten wir ſie auch der anderen erlauben.“ z wi⸗ Ein Wort an die Kirchen Reichsminiſter Dr. Goebbels fuhr fort: „Aehnlich iſt es auch mit der Sabotage aus Kreiſen der Kirche. Es gibt nichts infame⸗ res als die Sabotage an dem Staat mit dem lieben Gott in Verbindung zu bringen. Ich habe kein Verſtändnis dafür, daß die Kirchen in einer ſolchen Notzeit wie der heutigen ihre Kraft in orthodoxen Streitigkeiten zer⸗ fleiſchen, anſtatt ſozial und caritativ das zu tun, was ihr göttlicher Lehrmeiſter ihnen aufgegeben hat. Wenn ich ſtatt in die Po⸗ litik in eine Kirche hineingetrieben worden wäre, ich hätte die Kirche zu anderen Zielen geführt. Ich hätte dann nicht zugelaſſen, daß der Staat ein Winterhilfswerk aufbaut, ſondern das hätte ich von den Kirchen auf— bauen laſſen. Wenn ich hoher Biſchof oder Erzbiſchof ge⸗ weſen wäre, dann wäre ich bei Beginn des Herbſtes zur Regierung gegangen und hätte geſagl:„Herr Kanzler, Sie ſind mit außen⸗ olifiſchen Sorgen belaſtet, Sie haben wirk- chaftliche Sorgen, Sie haben poliliſche Sor- gn die ſozialen Sorgen nehmen wir Ihnen ab.“ Dann brauchten die Kirchen auch nicht über Mangel an Tuchfühlung mit dem Staat zu klagen und liefen auch nicht Gefahr, daß das Volk ihnen davonläuft, ſondern dann würde das Volk auch wieder in den Kirchen die Heimſtätten nicht nur des chriſtlichen Wor⸗ tes, ſondern auch eine chriſtliche Tat ſehen. Man ſoll mir von dieſer Seite nicht vor⸗ werfen, daß ich Sabotagearbeit am Chriſten— tum triebe. Ich glaube, die Organiſation des Winterhilfswerks iſt die chriſtlichſte Tat geweſen, die ſeit langem geleiſtet worden iſt. Der Miniſter ſchloß mit einem begeiſterten Bekenntnis zum Führer, auf den die Ver— ſammlung ein brauſendes„Sieg-Heil“ aus— brachte. Vom Bnndesſtaat vollzogen.! zum Einheitsſtaat Reichsminiſter Frick über das neue Geſetz. Berlin, 1. Februar. Reichsinnenminiſter Dr. Frick ſprach am Mittwochabend im Rundfunk über den Neu⸗ aufbau des Reichs. Der Miniſter führte u. a. aus: Der 30. Januar 1934, der für das deutſche Volk ein Tag des Rückblicks auf ein äußerſt arbeitsreiches und nicht minder erfolgreiches Jahr bedeutet, wird zugleich als der Beginn einer neuen, ſo Gott will, ſegensreichen Ent— wicklung in die Geſchichte des deutſchen Vol⸗ kes einziehen. Denn das auf Grund der Erklärungen des Führers in der vom Reichs- tag einſtimmig angenommene„Geſetz über den Neuaufbau des Reichs“ bringt dem deut⸗ ſchen Volk endlich die langerſehnte ſtaatliche Einheit. So lange es Deutſche gibt, ſo lange beſteht wohl auch die Sehnſucht des deutſchen Menſchen, ſeinem Leben als Volk auch die äußere geſchloſſene ſtaatliche Form zu geben. Der ſchwerſte Fehler des Zweiten, von Bismarck errichteten Reiches war es, daß man es trotz weitgehender materieller Für— ſorge nicht verſtand, die Maſſen der deutſchen Arbeiterſchaft innerlich dem Staate zu verbinden und ſie zuſammen mit dem deut⸗— ſchen Bauern zu Trägern des neuen Staates zu machen. An dieſem Fehler zerbrach letzten Endes am 9. November 1918 das Zweite deutſche Reich. Zu dieler Zeit begann der ſchlichte deutſche 0 Menſch Adolf Hitler ein veroiſches Ringen um die Seele des deutſchen Volkes. 14 Jahre lang, unermüdlich, allen Wider⸗ ſtänden zum Trotz, eiſern, zäh und unbeirr⸗ bar, faſt alleinſtehend, weckte er in immer neuem Anſturm das deutſche Volk und gab ihm wieder den Glauben an ſich, ſeine Kraft und ſeine Zukunft. Wohl die größte eh des Führers im vergangenen Jahre aber iſt die Einigung, die Zuſammenſchweißung des deulſchen Vol⸗ kes ju einer Nation! Es iſt klar, daß dieſe neue Einigkeit im deukſchen Volk gebieleriſch auch nach der ihr gemäßen äußeren Form des volklichen Juſammenlebens verlangt. Die hi⸗ ſtoriſche Aufgabe unſerer Zeit iſt die Schaf⸗ fund des kraftvollen nakionalen Einheilsſtaa⸗ tes anſtelle des bisherigen Bundesſtaates. Für Länder im bisherigen Sinne und für Landesgrenzen iſt im neuen Deutſchland kein Platz mehr! Niemand wird verkennen, daß auch die Länder ſich geſchichtliche Verdienſte, beſonders auf kulturellem Gebiet, erworben haben. Aber ebenſo ſelbſtverſtändlich iſt es, daß eine neue Zeit ihre eigenen Ausdrucksformen ver⸗ langt. Wollen wir den ſtarken geſchloſſenen völkiſchen Staat, ſo dürfen wir nicht aus Pie⸗ tät, Sentimentalität oder lieber Gewohnheit an Einrichtungen und Formen feſthalten, die 90 anderen Zeiten und unter anderen orausſetzungen geſchaffen wurde, deren Zeit aber nun erfüllt iſt. Sie können heute als Anreiz zu volks feindlichen monar⸗ chiſtiſchen Parteibeſtrebungen ſogar ſchädlich wirken. Dieſer Wille, der jetzt nach Geſtaltung ringt, entſpricht der uralten tau⸗ ſendjährigen deutſchen Sehnſucht nach dem ſtarken einheitlichen Staat. Das„Geſetz zum Neuaufbau des Reiches“ gibt dieſem Willen den äußeren ſtaatsrechtlichen Ausdruck. Der Miniſter erläuterte dann dieſes Ge— ſetz. Wenn auch die Weimarer Verfaſ⸗ ſüng, ſo erklärte er, die Rechte der Bun⸗ desſtaaten der Bismarckſchen Verfaſſung ganz erheblich beſchnitt, ſo ließ ſie doch im⸗ merhin dieſe Gebilde trotz Beſeitigung der Dynaſtien als Länder mit einer gewiſſen ſelbſtändigen Staatsgewalt beſtehen. Von heute an gibt es keine ſelbſtändige Landeshoheit mehr. Träger der geſamken Staatsgewalt iſt ausſchließlich das Reich. Für alle Zeiten iſt damit irgendwelchen ſeva⸗ ratiſtiſchen oder föderaliſtiſchen Beſtrebungen ein a ee Riegel vorgeſchoben. Deulſchland iſt aus einem Bundesſtaat zum Einheitsſtaal geworden, auch wenn die pral⸗ liſche Durchführung des neuen Geſetzes noch Jahre erfordern wird. Die Landesregierun⸗ gen ſind von heute an nur noch Ausführungs. organe des Reichs.. Mit dieſem Geſetz iſt der Reichsregierung nach dem Willen des deutſchen Volkes eine Machtbefugnis in die Hand gegeben, wie ſie keine Regierung vor ihr je gehabt hat. Sie wird auf Grund des Geſetzes die Maß⸗ nahmen treffen, die z um Neuaufbau des Reichs erforderlich ſind und die der inneren Wandlung des Volkes zur Nation entſpre⸗ chen. Sie wird ſich aber bei allen ihren Schritten leiten laſſen von dem Gefühl tiefſter ſittlicher Verantwortung vor Vergangenheit, 1 und Zukunft des deutſchen Vol⸗ es! 0 An das ganze Volk aber ergeht der Kuf, den Führer und ſeiner Regierung in den kommenden Monaten und Jahren ſo kreu zun Seite zu ſtehen, wie in dem ſetzt abgelaufe. nen Jahr. Deutſche Tagesſihau Die Grenzyfähle heraus! Am Jahrestage der nationalſozialiſtiſchen Revolution marſchierten etwa 400 Jungens der Lübecker Hitlerjugend zur Grenze zwi⸗ ſchen Oldenburg und Lübeck. Ziel war, die Grenzſteine zwiſchen Oldenburg und Lübeck zu beſeitigen. Auch die oldenburgiſche Hitlerjugend hatte ſich eingefunden, um Zeuge des feierlichen Aktes zu ſein. Beim Schein lodernder Fackeln begann des Graben und Hacken. Die Steine ſaßen tief und feſt in der hart gefrorenen Erde. Erſt nach zwei Stunden anſtrengender Arbeit waren gegen Mitternacht die Steine heraus. Reichsrichtzahl für die Lebenshaltungskoſten Die Reichsrichtzahl für die Lebenshal⸗ tungskoſten(Ernährung, Wohnung, Hei— zung, Beleuchtung, Bekleidung und„ſonſtiger Bedarf“) iſt für den Durchſchnitt des Monats Januar 1934 mit 120.9(1913⸗14 gleich 100) gegenüber dem Vormonat unverändert geblieben. Eine ritterliche Geſte Übergabe der ſchottiſchen Trommeln im Neichswehrminiſterium Berlin, 1. Februar. Am Mittwoch fand im großen Saal des Reichswehrminiſteriums die feierliche Ueber⸗ reichung der Trommeln der Gordon Highlanders durch den Reichswehrmini⸗ ſter, Generaloberſt von Blomberg, an ihren Regimentschef Sir John Hamil⸗ ton ſtatt. Die Trommeln fielen 1914 in Oſtende, wo ſie bei der Landung der eng⸗ liſchen Truppen in Verwahrung gegeben waren, in deutſche Hände. Ihre jetzige Rück⸗ gabe erfolgt— einem engliſchen Wunſche entſprechend— mit Genehmigung des Herrn Reichspräſidenten. Generaloberſt von Blom- berg hob in ſeiner Anſprache die Achtung der Soldaten vor jedem ritterlichen, tapferen Gegner hervor, und die ſoldatiſchen Gefühle innerer Verbundenheit in dem hohen Be⸗ ruf der Verteidigung von Land und Volk „Sie ſind heute in ein Deutſchland gekom— men, ſo ſchloß der Reichswehrminiſter, das nach langen dunklen Jahren des Unglücks, der Zerriſſenheit und der Schande ſich wie⸗ dergefunden hat. Mögen Sie hier erkennen, daß das deutſche Volk keinen anderen Wunſch hat, als in einem ehrenvollen Frieden als Wieder Titelverleihungen An verdiente Beamte und Angehörige der freien Berufe Berlin, 1. Februar. Die Verleihung von Titeln und Orden war bekanntlich durch die Weimarer Reichs⸗ verfaſſung abgeſchafft worden. Vor eini⸗ ger Zeit hat die nationalſozialiſtiſche Regie⸗ rung ſodann dieſe Verfaſſungsbeſtimmung durch ein beſonderes Geſetz aufgehoben. Jetzt veröffentlicht das Reichsgeſetzblatt eine Verordnung des Reichspräſidenten über Titelverleihungen an Beamte und Angehörige der freien Be⸗ rufe, die ſich ein beſonderes Verdienſt um Volk und Staat erworben haben. Die Ver⸗ leihung geſchieht durch Aushändigung einer Urkunde, die vom Reichspräſidenten oder von den von ihm ermächtigten Stellen vollzogen wird. In jedem Fall erfolgt die Verleihung im Namen des Reichspräſidenten auf Vor⸗ ſchlag des Reichsinnenminiſters. Sie er⸗ ſtreckt ſich nicht nur auf noch im Dienſt ſte⸗ hende Beamte, ſondern auch auf ſolche, die ſich bei Inkrafttreten der Verordnung bereits im Ruheſtand befinden. Die Verleihung der Titel, von der im übrigen ſparſamer Ge⸗ brauch gemacht werden ſoll, an Beamte er⸗ folgt in der Regel erſt, nachdem der Beamte ein beſtimmtes Geſamtdienſtalter er⸗ reicht hat. Bei beſonderem Anlaß kann je⸗ doch die Reihenfolge der Titelverleihung zu Gunsten bes Beamten durchbrochen werden. Wie aus der Anlage zu dieſer Verordnung hervorgeht, kann Profeſſoren ſtaallicher Hochſchulen und Leitern wiſſenſchafklicher Staatsinſtitute der Titel„Geheimer Rat“ verliehen werden. Auch für die höheren Be⸗ amten iſt die Wiedereinführung des Geheim ralskitels vorgeſehen. Die Beamten der Beſoldungsgruppe A 2 (Reich) und der Gruppe A 3, ſowie die Lehr⸗ perſonen und die Kriminalkommiſſare der preußiſchen Beſoldungsgruppe A 4a können je nach ihrer Dienſtſtellung den Titel Land⸗ meſſerrat, Schulrat, Rechnungsrat, Ober⸗ polizeirat uſw. erhalten. Weiter ſind die Titel Amtsrat, Amtsinſpektor oder Bergin⸗ ſpektor, ferner die Titel Oberamtsſekretär, oder ein aus der Amtsbezeichnung unter Hinzufügung„Ober“ gebildeter Titel vor⸗ geſehen. Büro⸗ und Kanzleibeamte können den Titel Amtsſekretär bzw. Oberamtsſekre⸗ tär verliehen erhalten. Perſonen der freien Wiſſenſchaft und Kunſt können bei beſonderem Anlaß den Titel Pro- fe erhalten; An 160 55 der freien Aerzle · chaft den Titel Sanitätsrat und Geheimer Sanitätsrat; a elne der Rechtsanwalt ſchaft den Titel Rechtsrat bzw. Geheimer Rechtsrat und Architekten und Ingenieure den Titel Baurat oder Geheimer Baurat. freies und gleichberechtigtes Volk, ſeinen Platz im Kreiſe der Nationen einzunehmen. Sodann empfing Reichspräſident von Hin. denburg Sir John Hamilton. Der General ſprach ſeinen Dank für die auf ſeinen Wunſch und auf Anordnung des Herrn Reichspräſi. denten erfolgte Rückgabe der im Jahre 1914 bei der Einnahme von Oſtende in deukſchen Beſitz gelangten, ſeither im Berliner Jeug⸗ haus aufbewahrten Trommeln ſeines Regi- ments aus. Sir John Hamilkon war von dem ſetzigen Kommandeur des zweifen Bataillans der Gordon Highlander, Oberſtleulnant Me Clintock, ſowie dem hieſigen britiſchen Mili⸗ tärattache, Oberſt Thorne, begleitet. Der neue Neithswehrthef Aufrufe an das Reichsheer. Der Chef der Heeresleitung General der Infanterie Freiherr von Hammerſtein hat aus Anlaß ſeines Ausſcheidens aus dem Reichsheer folgenden Aufruf erlaſſen: Am Tage meines Ausſcheidens danke ich jedem einzelnen Offizier, Unteroffizier und Mann für ihre Arbeit, für ihre Leiſtung und für ihre Geſinnung. Mein Dank gilt in gleicher Weiſe allen jenen, die als Beamte, Ange⸗ ſtellte und Arbeiter für das Heer wirken. So⸗ lange das Heer dem deutſchen Volke vorlebt in Diſziplin und Hingabe, wird unſer Weg aufwärts gehen.— Der neue Chef der Hee⸗ resleitung, General der Artillerie Freiherr von Fritſch, gibt bekannt: Durch das Vertrauen des Herrn Reichspräſidenten, Ge⸗ neralfeldmarſchall von Hindenburg, an die Spitze des Heeres berufen, übernehme ich mit dem heutigen Tage den Befehl. Ich tue dies in dem feſten Willen, das Heer ſo zu führen, daß es, ruhmreicher Ueberlieferung folgend, auch zukünftig in ſelbſtloſer und vorwärtsſtrebender Pflichterfüllung das feſte Rückgrat unſeres neugeeinten Reiches iſt. gchweres Kraftwagenungllitk Bad Freienwalde, 1. Februar. In der Nacht eceignete ſich zwiſchen Straus⸗ berg und Prötzel ein furchtbares Kraftwagen⸗ unglück, dem der Führer des Sturmbann 4⸗ 207, Sturmbannführer Kurt Hückel aus Wrie⸗ zen, und ſein Adjutant, Sturmführer Ernſt Klee aus Wriezen, die ſich auf einer Dienſt⸗ fahrt befanden, zum Opfer fielen. Sturm⸗ bannführer Hückel wurde ſchwer verletzt ins Strausberger Krankenhaus gebracht, wo er bald darauf ſtarb, Sturmfſihrer Klee war S tot. Der deltte Ache des Wagens, SA⸗Mann Petzold, wude ſchwer vetlezt. 450 Meter dickes Eis Eetlebuiſſe im Polatgeviet— Veiuahe ein Eisbär als Netter Vor ungefähr einem Jahr kam von einer Polarerpedition, die auf der Nordinſel von Nowaja 0 arbeitete, die Meldung, daß der deutſche Geophyſiker Dr. Franz Wölcken t durch das vereiſte Innere verſchollen ne Entſatzerpedition fand nach einiger Zeit den jungen Forſcher wieder auf, der krank, ohne Proviant, tagelang in einem Schneeloch gelegen hatte. Mit Unterſtützung der Notgemeinſchaft Deutſcher Wiſſenſchaft hatte Dr. Wölcken Anterſuchungen über die Eisdecke des Inlandeiſes der Nordinſel ourch⸗ zuführen und Meſſungen über die Fortpflan⸗ zung des Schalls in der Polarnacht zu machen. Er arbeitete im Rahmen einer ruſſiſchen For⸗ ſchergruppe, die ſechs Mann ſtark war und ihr Standquartier in der Bucht„Ruſſiſcher Ha⸗ fen“ aufgeſchlagen hatte. Etwas nördlich da⸗ von ſollte einer Gruppe von Pelzjägern, die dort die ergiebige Jagd auf Polarfüchſe, Eis⸗ bären und Robben betrieb, eine feſte Station gebaut werden. Infolge frühzeitiger, ſtarker Eisbildung kamen nun die Holzarbeiter nicht mehr rechtzeitig fort. Ein Eisbrecher, der ſie abholen ſollte, machte viermal vergeblich den Verſuch, die Inſel zu erreichen. Es mußte alſo ein Dutzend Menſchen mehr überwintern, für die weder Proviant noch Ausrüſtung vorhan⸗ den waren. Anfang Februar wurde die Lage allmählich kritiſch. Trotz aller Einſchränkungen drohte der Proviant zu Ende zu gehen. Deshalb ent⸗ ſchloß ſich Dr. Wölcken mit zwei Begleitern mit Hilfe des Propellerſchlittens, der nach dem Vorbild der deutſchen Grönlandexpedition für Inlandeisfahrten verwendet wurde, nach dem im Norden gelegenen Kap Shelania vorzuſto⸗ ßen, wo ein Notdepot mit Proviant lagerte. Ungefähr in der Mitte zwiſchen dem Expe⸗ ditionslager und Kap Shelania mußte der Tank aus den mitgenommenen Benzinvorräten neu gefüllt werden. Als man weiterfahren wollte, war der Schlitten rettungslos feſt⸗ gefroren. Bei den tagelangen Startverſuchen wurde das ganze Benzin verbraucht und ſchließ⸗ lich ſtanden die drei Forſcher 100 Kilometer von jeder Station entfernt hilflos in der Eis⸗ wüſte. Inzwiſchen hatte eine Entſatzgruppe „des Hauptlagers viermal den vergeblichen Ver⸗ ſuch gemacht, mit Hilfe der ausgeſteckten ſchwar⸗ zen Fahnen zu ihnen vorzudringen, das ſchlechte Wetter zwang ſie immer wieder zum Umkeh⸗ Jen, Als der geringe Proviant zu Ende ging, mußte der kleine Trupp nun verſuchen, zu Fuß mit zwei Gefährten bei einer Propellerſchlit⸗ 100. i Hoffnung und wenn nicht, dann waren wir ſo wie ſo verloren.“. So blieb der Kranke, ausgerüſtet mit. dem Wenigen, was die beiden anderen bei ſich führten, in einem raſch gegrabenen Schneeloch zurück. Eine der ſchwarzen Fahnen bezeichnete die Stelle. Nach zwei Tagen halbwachen Da⸗ hindämmerns wurde Dr. Wölcken von einem Eisbären geweckt. Zuerſt glaubte er, ſeine Retter kämen und rief laut: Hallo! Plötzlich wurde ihm mit einem Ruck die Decke weggeriſ⸗ ſen. 1 f„Auf kaum einen Meter ſah ich mich einem Eisbär gegenüber, der mindeſtens ebenſo hung⸗ rig war wie ich. Nun hatte ich aber doch bützſchnell meine ene en zur Hand und ſchoß zweimal. Ich traf den Eisbär in der Schul⸗ ter, er brummte unwillig und humpelte dann davon. Leider— ich hatte mich ſchon auf ſein friſches Fleiſch und auf ſein Blut geſreut; mit ſeinem Fett hätte ich den Kocher heizen können, kurz, ich wäre gerettet gewesen. Ein Eisbär im Polargebiet iſt ein ganzes Depot, wenn man ihn hat.“ W Inzwiſchen waren die beiden Begleiter Dr. Wölckens in einem Gewaltmarſch, bei dem ſie 55 Kilometer in zwölf Stunden zurückgelegt batten, nach Kap Shelania gelangt. Sie hat⸗ ten noch an Hand einer Karte den Platz ange⸗ geben, wo ſie den Kranken verlaſſen hatten, bann waren ſie zuſammengebrochen.— Eine Sucherpedition von vier Mann wurde nun ſofort ausgeſchickt, die Dr. Wölcken ſchließlich auffand. Dr. Wölcken hat eine Eisdicke bis zu 450 Meter gemeſſen, und dabei die Feſtſtellung ge⸗ macht, daß der Felsuntergrund der Inſel z. T. 200 Meter unter dem Meeresſpiegel liegen muß. Eine Ueberraſchung waren Treibholz⸗ ſpuren im Eis. Sie beweiſen, daß die ganze Inſel ſich im ſchnellen Auftauchen befindet, denn die jetzt ſehr hochgelegenen Fundſtellen des Treibholzes müſſen ja einmal in gleicher Höhe mit dem Meeresſpiegel gelegen haben. Dr. Mölcken iſt mit ſeinen wiſſenſchaftlichen Forſchungsergebniſſen ſehr zufrieden, er konnte ſein Programm vollkommen durchführen. Dr. P. Lücke. Volkslieder großer Komponiſten Nicht alle Muſik iſt der Maſſe des Volkes in gleichem Maße zugänglich. Dieſe Be⸗ ſchränkung ergibt ſich dadurch, daß unſere großen Komponiſten meiſt in den kunſtvollen Formen der Orcheſter- und Kammermuſik geſchrieben haben, die ohne beſonderes Mu— ſikverſtändnis des Zuhörers verhältnismä— ßig wenig zu Herzen ſprechen werden. Sieht man aber von der kunſtvollen Satzweiſe und Durchführung ab. löſt man einmal die Me⸗ mes miterlebt, wie aus dem lodie ais eiwas Seiptanbiges aus dem ret⸗ chen Stimmennetz heraus, do findet man daß dieſe Melodſe ſo schlicht klingt wie ein ales, lied; ein Beweis dafür, daß des Künſtlers Schaffenskraft aus ſeinem volkstümlichen, Jſchlichten Muſikempfinden ſtrömt. Das Volk hatte von jeher ein geſundes Ge⸗ fühl für die Verbundenheit genialen Muſik⸗ ſchaffens mit eigener bodenſtändiger Muſik. Wo die Umſtände günſtig lagen, nahm es die ſchlichten Weiſen in ſeinen Liederſchatz auf. Das war natürlich nur da möglich, wo ir⸗ gendeine Geſangsform vorlag. So iſt der Chor eines Oratoriums von Händel zu dem vielgeſungenen Weihnachtslied„Tochter Zion, freue dich“ geworden. Haydn hat uns die Melodie des Deutſchlandliedes geſchenkt. „Brüder, reicht die Hand zum Bunde“ wird. auf eine Melodie Mozarts geſungen. Der große Klaſſiker Beethoven, der Meiſted der Sinfonie, des Quartetts und der Sonate, hat mit ſeinen ſchlichten Liedern„Ach Schiffer, lieber Schiffer“ und„Die Flamme lodert“ ebenfalls Eingang ins Volk gefunden. Por allem aber hat das Volk ſich aus den Gellert⸗ liedern den Hymnus„Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ zu eigen gemacht. Carl Maria von Weber ſchrieb„Lützows Jagd“ und„Du Schwert an meiner Linken“. Am bekannteſten dürfte ſein Wiegenlied„Schlaf Herzensſöhnchen“ ſein. Das beſte Beiſpiel für die Aneignung und Umformung eines Kunſtliedes iſt Schuberts Lindenbaum.„Am Brunnen vor der Tore“ gehört zu unſerem ſchönſten Volksliedergut. 0 Von den Komponiſten der Neuzeit iſt Brahms mit ſeinem Wiegenlied„Guten Abend, gute Nacht“ zu nennen. Brahms hat auch durch Bearbeitung in Vergeſſenheit geratenen Volksliedergutes dieſes wieder le⸗ bendig gemacht, z. B.„In ſtiller Nacht, zur erſten Wacht“. Eine ebenſo dankenswerte Bearbeitertätigkeit, die ein feines Empfin⸗ den für deutſche Volkstümlichkeit vorausſetzt, kennen wir von Max Reger, Georg Schu— mann und Paul Graener, deren Bemühun⸗ gen um die Erhaltung und Vermehrung des Volksliederſchatzes hoffentlich reiche Früchte tragen werden. i Von dem letzgenannten Komponiſten, Graener, wurde vor kurzer Zeit eine Ma⸗ rienkantate uraufgeführt, die ſo volkstüm⸗ liche Weiſen enthält, daß ſie in wenigen Jah⸗ ren heimiſch geworden ſein ſind. Dann hät⸗ ten wir einmal ſelbſt dazu beigetragen und Schaffen eines großen Komponiſten ein Volkslied wird.. Irmgard Otto. Berlin in Zahlen Berlin hat nach der letzten Volkszählung 4.2 Millionen Einwohner; es ſteht nach Rew⸗ Kap Shelania zu erreichen. Leider waren aber die Karten falſch, und nach drei Tagen Marſch befanden ſie ſich immer noch in der Etswäſte, obwohl ſie nach ihrer Berechnung nach die Küſte längſt erreicht haben mußten. Kräfte, als ſie schließlich die Küſte erreichten. Petroleum und Proviant waren zu Ende. Nicht einmal mehr Tee konnte gekocht werden. Dr. Wölcken war ſehr fußkrank und außerſtanbe, weiterzugehen. ſich jedoch, ihn allein zu laſſen; alle drei woll— ten zuſammen das Ende erwarten! ſtändig bitten“, verſichert Dr. Wölcken,„doch allein ihr Heil zu verſuchen. Wenn ſie durch⸗ kamen, dann gab es auch für mich eine geringe Die drei Männer waren faſt am Ende ihrer Die beiden Ruſſen weigerten „Ich mußte meine Begleiter lange und in⸗ Die Reiserbank schlieſit die Schalter ROMAN VON F. WILD Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 3 „Herr Doktor, dahinter ſteckt irgend etwas. Warum die Frage nach dem Schlafpulver?“ „Ich ſagte es ſchon— um mich ein wenig zu orien- tieren. Alſo geſtern war Ihr Herr Gemahl noch wohl?“ „Ja. Er fuhr nach dem Abendeſſen noch in den Klub.“ „Wer hat den Toten gefunden?“ „Hanny— meine Tochter“, verbeſſerte ſie ſich, wandte ſich dem Diener zu:„Nicht wahr, Berg?“ Der ſtand in reſpektvoller Haltung an der Tür. „Ja, das gnädige Fräulein fragte nach dem Herrn, ging ins Zimmer und fand den gnädigen Herrn tot“, bebte die Stimme des Mannes. „Wann iſt der gnädige Herr dieſe Nacht nach Hauſe gekommen, Berg?“ fragte ſie weiter. „Ich kann es nicht ſagen, denn ich hatte Urlaub. Als ich heute früh im Arbeitszimmer aufräumen wollte, ſah ich unter der Tür Licht. Sonſt weiß ich nichts, gnädige rau.“ f„Ja— ja“, ſagte ſie gedehnt und trat verſunken an den Schreibtiſch, ſah mit bewegtem Ausdruck über die Papiere, beugte ſich tiefer, vielleicht um das Zucken ihrer Mundwinkel vor den andern zu verbergen. Plötzlich haftete ihr Auge auf dem Schriftſtück in der Schreibmappe, weitete ſich, als ſie las: Mein Teſtament! „Alles Ende iſt Anfang“, begann ſie zu leſen. Las weiter, immer weiter, ohne Begreifen, grübelte unwillkür⸗ lich 1 des Anfangs nach. Was wollte er damit ſagen: Alles Ende iſt Anfang... Nun hatte ſie die gelte Seite zu Ende geleſen, ſah die Unterſchrift. Ein äftigen Züge und hinter dem R.., war die N Ice in ihr; das waren nicht die gewohnten 0 Schrift abgebrochen. Ein paar verſpritzte Tintenkleckſe Zeerdigunge ging man, mit leicht geſenktem Kopf, ſeierlich in Schwarz, machte Zum Gedächtnis Gunther Plüſchords. Am Grabe des„Fliegers von Tſingtau“, Gunther Plü— ſchow, auf dem Parkfriedhof in BVerlin⸗Lichterfelde fand aus Anlaß ſeines 3. Todestages eine Gedächtnisfeier ſtatt. Auf unſerem Bild ſehen wir den 15jährigen Sohn Plüſchows mit der Fahne der HJ. am Grabe ſeines Vaters. mmm lagen darum. Freund Hein hatte ihm die Feder aus der Hand genommen. Reglos ſtand ſie. Schwer und laſtend wurde die Stille, ſie auf das Papier, über das lichte Strahlen hinzuckten. hork, Tokio und London an der vierten Stelle der Weltſtädte. Es hat 880 qkm Flächen⸗ ausdehnung. Man müßte acht Tage lang täglich acht Stunden marſchieren, um das Weichbild Berlins mit ſeinen 225 km Aus⸗ dehnung zu umwandern. Die Bevölkerung Berlins übertrifft an Zahl die der ganzen Schweiz und macht vier Fünftel der geſamten Einwohnerzahl Sachſens aus. Jeder 15˙ Deut⸗ ſche und jeder 9. Preuße iſt ein Berliner. Seit 1930 verliert Berlin jedoch dauernd an Bevölkerung durch Todesüberſchüſſe, Gebur⸗ tenrückgang und Wegzug der Bewohner. Wäh⸗ rend im Jahre 1900 auf jede dritte deutſche Frau unter 45 Jahren eine Geburt kam, bringt heute nur noch jede 8. Frau ein Kind zur Welt und in Berlin ſogar erſt jede 17. Frau. Er kannte das alles. Auch dieſe Beerdigungen. Da eine ernſte Miene und ſprach mit halblauter Stimme— von der beginnenden Hauſſe oder Baiſſe der die keiner zu ſtören wagte. Mit erloſchenen Augen ſchaute Börſe, von wirtſchaftlichen Schwierigkeiten, der Größe der Erbſchaft und ein wenig Klatſch. Je nachdem. „Mutter!“ Hanny trat neben ſie, legte den Arm um ſie.⸗ Da faltete ſie das Papier zuſammen, erſchauerte. Witwe vollkommen überflüſſig. „Hanny, was heißt das: Alles Ende iſt Anfang!“ Sie wartete keine Antwort ab, ſondern ſah ſinnend das Licht* deter kaun das Unabänderliche gefaßt trug und ihm für ſeine Hilfs an, ſchloß die Augen, öffnete ſie wieder, trat zum Fenſter und zog mit eigener Hand die Sonnenſtores zu. 4 21. . Wenige Stunden ſpäter. „Herr Bremer“, meldete der Diener. „Ich laſſe bitten.“ Ein mit modiſcher Eleganz gekleideter Herr, in den Fünfzigern ſtehend, trat faſt unmittelbar darauf ein. Mit⸗ fühlende Erſchütterung ſtand in ſeinen Zügen, während er mit halblauter Stimme ſeine Teilnahme ausſprach. Höflich erkundigte er ſich nach den Einzelheiten des plötz⸗ lichen Todes ſeines Teilhabers, mit dem er noch am vorhergehenden Nachmittag zuſammen geweſen war. Er war in aller Morgenfrühe heute nach Weſtdeutſch⸗ land geflogen, zwecks einer geſchäftlichen Beſprechung, hatte dort die radioübermittelte Todesnachricht ſeines Teilhabers erfahren und das ſoeben ſtartbereite Flugzeug zum Rückflug beſtiegen. Für ihn war es ſelbſtverſtändlich, der Witwe ſeines Freundes und Teilhabers in den ſchweren Stunden zur Seite zu ſein. Die Pflicht dünkte ihm hart. Bankier Bremer war ein lebensluſtiger Mann, dem ernſte Situationen, ſofern ſie nicht Geſchäftliches be⸗ trafen, durchaus unſympathiſch waren. Ein Kondolenz⸗ beſuch an ſich war ihm verhaßt, und vor dieſem hatte ihm direkt gegraut. b Trauer war etwas Greuliches und Unehrliches, denn im Hintergrund freute ſich doch ein jeder, daß nicht er es war, der den Schlußſtrich unter die Lebenskomödie ge⸗ macht hatte. ö Hier war ſeine Furcht vor einer Trauerſzene der 5 Es gab keine Tränen, keine Nührſzene, keine peinlichen Schmerzausbrüche. Sie war auch hier große Dame, die in vollendeter Haltung bereitſchaft warm dankte. N g Eine wundervolle Frau, lobte Bremer und dachte inn stillen, daß ſie nun frei war, ganz frei. Die notwendigen geſchäftlichen Fragen waren erledigt. Ein Schweigen war eingetreten, deſſen Bedeutung Bremer wohl kannte.. Ich muß jetzt gehen, überlegte er. Dennoch zögerte er, räuſperte ſich, bis er zu einem feſten Entſchluß ge⸗ kommen war. „Darf ich Sie um Beantwortung einer Frage bitten?“ „Selbſtverſtändlich“ wunderte ſie ſich, was er noch zu fragen hatte. ö „Liegt ein Teſtament vor?“ Er ſah an ihr vorbei, um die Spannung ſeiner Züge zu verbergen. „Ja“, nickte ſie müde. „Ich meine“, ſtockte er und fluchte innerlich ob ſeine: Taktloſigteit, die er begehen mußte,„mißverſtehen Sie mich nicht, wenn ich ein peinliches Gebiet ſtreife“, wartet er einen letzten Augenblick.„Ich denke an den Sohn aus Otto Reiſers erſter Ehe. Sind dieſe eventuellen Erd anſprüche auch geregelt?“ „Ja.“ Ein Schein von Farbe trat in ihr Geſicht.„Si wiſſen um das Verhältnis der beiden und werden der Schritt meines Mannes verſtehen. Alex Reiſer iſt teſta mentariſch enterbt.“ Unſichtbar atmete ihr Gegenüber erleichtert auf. „Sind Sie deſſen gewiß, gnädige Frau?“ „Ich habe es ſchwarz auf weiß.“(Fortſetung ſolat. y 9. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Holſtermann war noch im Geſchäft. Der Boy weigerte ſich, ſie zu melden.„In Privatangelegenheiten!“ flötete die Rottweiler und holte eine Mark aus der Taſche.„Im Auftrage von Fräulein Willberg!“ Der Bankier kam ſelber heraus. „Ah, Fräulein, Sie?“ Er redete ſie ſtets mit dieſer für hannoverſche Höflichteitsbegriffe wenig erfreulichen Titu⸗ latur an. Bei ihm ſtörte es ſie nicht; es paßte zu ſeinem unbekümmerten, herriſchen Weſen.„Was iſt denn los?“ Noch in der Tür brachte ſie ihr Anliegen vor. Er bat ſie herein. Sie betrat mit einer gewiſſen Scheu das elegante Büro. Sie gab ſich unwillkürlich ſchüchtern und beſcheiden. Holſtermann wußte Beſcheid. Er telephonierte das Rathaus an— ein Perſonalausweis mußte beſchafft werden. Man verſprach, ihn ſogleich auszuſtellen— in einer Stunde könnte er abgeholt werden. „Dann“, riet der Bankier,„fahren Sie am beſten vor— aus nach Köln! Ich habe dort Bekannte, die ſich mit der engliſchen Beſatzung gut verſtehen; ich werde ſie ſofort an⸗ rufen— ſie bereiten alles vor. Sie holen das Viſum und reichen es Fräulein Willberg in den Zug, und zwar..“ Er hatte den Fahrplan ſchon in der Hand— da und da, dann und dann. Sie habe am Abend um ſieben Uhr mit dem D-Zug abzufahren. Oh, die Regiebahnen funktio— nierten jetzt tadellos! Er wußte alles, beſtimmte alles, pirigterte ſie in Aktivität hinein— es gab keine Möglich⸗ keit eines Widerſpruchs. Alles wurde notiert, die Zettel in ihre Hand gelegt. „So— jetzt beſtelle ich meinen Wagen. Benutzen Sie ihn, ſolange Sie ihn brauchen!“ Hertha fühlte die Zurückhaltung in ſeinem Weſen. „Wie gut Sie ſind“, ſagte ſie ſo warm, als es ihrer kühlen Art möglich war.„Der Profeſſor ſollte Ihnen wirk- lich dankbarer ſein.“ „Ach, Mumpitz, man iſt doch Menſch! Und dieſe blaſſe Blume von Sieglinde kann einem leid tun. Sollte dieſer prachtvolle Holk Woermann draufgehen, machen Sie ſich barauf gefaßt, Fräutein, ich ſetze alles daran, Ihr Schwiegerſohn zu werden.“ In Herthas Augen traten ehrliche Tränen. Sie war— weiß Gott!— in dieſen kraftſtrotzenden Emporkömmling verliebt— und man vergeſſe nicht: er beſaß doch auch Ver— mögen— und nicht zu wenig. „Herr Holſtermann. Sie tun mir weh!“ würgte ſie wie aus zugeſchnürter Kehle heraus. „Tatata— öffentliches Geheimnis.“ „Oeffentlicher Klatſch.“ „Daß er in Sie verliebt iſt, zeigt der Profeſſor ſehr un— verblümt.“ Hertha ſchüttelte den Kopf. „Mir— nicht 70 „Na, na. Fräulein! In verſchwiegenen Stunden...“ „Sie— beleidigen mich...“ „Wieſo? Das iſt doch menſchlich und natürlich!“ „Ich bin doch auch ein Menſch— und müßte wollen.“ „Fräuletu, er iſt eine Partie.“ „Aber— ſo alt... und die großen Kinder!“ „Alt?— Na, ganz jung ſind Sie auch nicht mehr!“ Hertha ſtand auf. „Ich danke Ihnen— im Namen von Fräulein Will— berg!“ Mit ſeiner runden und weichen Hand— wie verſchieden von Willbergs frauenzarten, durchgeiſtigten Gelehrten— händen— griff er ungeniert zu und legte ſie vertraulich um das ſchmale Kun der Dame. Gott, bis jetzt war ſie ja ſchließlich nur Angeſtellte, wie ſeine Tippfräuleins auch! Da brauchte man nicht ſo etepetete zu ſein. Was kaufte man ſich für den Papa General! Hatte ja keinen Kurs mehr, ſo was.. ö „Böſe. Fräulein? Sind— weiß der Deubel!— ein leckerer Happen, friſch wie neugebackene Semmel. Hat Ge⸗ ſchmack, der Herr Profeſſor! Alſo, hätte nicht viel gefehlt— ich hätte auch angebiſſen.“ Er ſchob ſich ſo nahe an ſie heran, daß ſeine Vorderlinie ſie beinahe berührte.„Aber— er hat den Vortritt!“ „Sie irren ſich, Herr Holſtermann!“ Die Tochter des Generals ließ ſich die Vertraulichkeit des Bankiers gefallen, obgleich etwas in ihr dagegen rebellierte.„Ich bin nicht mit dem Profeſſor verlobt und denke nicht daran, mich mit ihm zu verloben— ſelbſt, wenn er es wollte!“ Er ſchob ſie zur Tür hin, und während ſie ein bißchen hilflos und ohne recht zu wiſſen, was tun, wie ihn über⸗ zeugen. ſich dirigieren ließ, riskierte er eine diskrete Zärt— lichkeit auf ihre Rückſeite, die ſie noch mehr verwirrte. Es war beſtimuit unpaſſend, aber trotzdem nicht unangenehm. Und konnte man ſich eine letzte Chance durch übertriebene Prüderte verſcherzen? Sie war klüger geworden ſeit der Zeit, da ſie in dem Herrengeſchäft in Hannover ihre erſten Verſuche gemacht hatte, das Leben zu meiſtern. Außerdem, es wußte ja niemand! Dann ſaß ſie in dem eleganten Wagen, der neue Sehn⸗ ſüchte in ihr erweckte, und fragte ſich, ob ſie wohl einen Schritt weitergekommen ſei mit ihm. Sie wußte es nicht. Holſtermann rieb ſich die Hände hinter ihr her, wie er zu tun pflegte, wenn er ein gutes Geſchäft gemacht hatte. Er witterte mit ſeiner rundlichen Naſe das feine Parfüm, das ihre Anweſenheit in ſeinem Arbeitszimmer zurück⸗ gelaſſen hatte. ö N „Netter Käfer! Aber gleich heiraten? So was kann man doch auch billiger haben.“ Sein jüngſtes Tippfräulein war auch nicht übel— und gewiß zwanzig Jahre jünger. * 0 * Sieglinde hatte Gundula zum Abſchied geküßt. Auf dem Bahnhof. Vor allen Leuten. Nie würde Gundula ihr das vergeſſen. Sie war in das Profeſſorenhaus zurück⸗ gekehrt wie ein Knappe, den man unvermutet zum Ritter hatte das Reich allein— den folgenden Tag und ſicher auch den übernächſten. 5 Die Rottweiler war ſchon abends zuvor vorausgefahren Hannover auf der Rückreiſe ein paar Tage zu beſuchen. Der Profeſſor hatte es ihr nicht abſchlagen können.„Es wird ſehr einſam ſein für mich“, hatte er geſeufzt und ſie bedeutungsvoll angeſehen. Sie war ſeinem Blick aus⸗ gewichen. „Ohne Fräulein Linde“, hatte ſie erwidert. „Ohne Sie, den guten Engel meines Hauſes.“ Er hatte ihre ſüße Hand— wie er ſie liebte, dieſe ſchmale, weiße, gepflegte Hand mit den perlmutternen Nägeln— an ſeine Lippen gezogen. „Der gute Engel dieſes Hauſes, das iſt doch wohl eher die Gundula“, war ſie ausgewichen. Nein, ſie war nicht kokett. Sie ſagte ehrlich, was ſie erkannte und meinte. 2. 1 N Das Fräulein von Rottweiler kam an dem Tage wieder, an dem Sigurd ins Mündliche ſtieg. Nein, man hatte ihn nicht dispenſiert. In letzter Zeit wären ſeine Leiſtungen zurückgegangen, die Arbeiten nicht beſſer als genügend. Aber dann kam er vergnügt zurück: Beſtanden! Der Profeſſor gratulierte, flüchtig und geiſtesabweſend. Er hatte eben die ſanft-melodiſche Stimme der Haus⸗ dame gehört. Es verlangte ihn, ſie zu begrüßen. Sigurd war in ſeinem Weſen gehalten und verſtändig. „Du haſt gewiß zu tun, Vater— heute abend?“ „Warum?“ Weil— nämlich, die offizielle Feier iſt ja erſt ſpäter— bloß, wenn es dir recht wäre. Wir wollten eine kleine Privatkneipe veranſtalten.“ „Die ganze Klaſſe?“ „So ziemlich alle!“ „Na denn! Haſt du Moneten?“ „Och. das weniger! Aber es braucht nicht viel zu ſein. Wir kommen früh zurück.“ „Alſo, ich verſtehe!“ Der Profeſſor griff in die Taſche und gab einen größeren Schein in die diskret geöffnete Hand ſeines Jungen.„Schön, daß du ſo weit biſt, Sigurd. Mutter würde ſich freuen. Und bleib' nüchtern, Sigurd!“ Gundula brachte die Abendpoſt. Sie hörte die letzten Worte. „Will der Sigurd ſchon wieder kneipen gehen? Herr Profeſſor, wenn ich mir ein Wort erlauben dürfte, laſſen Sie ihn erſt mal ausſchlafen. Er iſt noch im Wachſen und was käſig— und denn... ſo eine übermütige Geſellſchaft zuſammen. Wenn das man gut geht!“ Sigurd ſchoß wütende Blicke. e „Sie tun es alle, Papa.“ 17 „Der junge Nörenbald zum Beiſpiel nich“, berichtigte Gundula. „Ja, der...“, meinte Sigurd wegwerfend. Willberg überlegte. Er hatte ſich ſchon auf den Abend mit Hertha gefreut. Drei Tage ohne ſie! Gewiß, es hatte ihm an nichts gefehlt und den Kindern auch nicht; aber: ſie hatte ihm gefehlt, ihr Scharm, ihre Schönheit, ihre ſtille Anmut! „Laſſen Sie ihn laufen, Fräulein Rougemont! Wiſſen Sie: Wir ſind auch mal jung geweſen!“ „Der Herr Profeſſor muß es wiſſen“, wurde kratzbürſtig erwidert. Willberg zwinkerte ſeinem Jungen verſtändnis⸗ voll zu. Er, ſollte das heißen, verſtände ihn. „Was haben Sie alte Schaute ſich in meines Vaters Anordnungen zu miſchen? Müſſen Sie Ihre Naſe überall reinſtecken?“ verſuchte Sigurd das Mädchen zu ärgern, als ſich die Tür des Zimmers hinter ihnen ſchloß. Gundulo maß ihn mit verachtungsvollem Blick. „Steckt da wieder eine Valentin dahinter?“ „Frechheit!“ ziſchte Sigurd.„Dienſtbotenfrechheit!“ Gundula zuckte die Achſeln. Sie gehörte nicht zu den Leuten, die das letzte Wort behalten müſſen. Willberg las die wenigen Zeilen, die Sieglinde ge— ſchrieben. Es war die erſte Poſt von ihr, flüchtig hin⸗ geworfene Zeilen vom Stuhl am Lager des Verlobten aus, gleich nach der Ankunft zu Papier gebracht. Nachdenklich ließ er den Bogen niederſinken. Hinder— niſſe über Hinderniſſe! Die Verletzung Holks war ernſter, als Sieglinde gefürchtet. Ein Propellerbruch, durch un⸗ erwartet einſetzenden Wirbelſturm— ein Sturz aus be— trächtlicher Höhe. Der eine der Inſaſſen auf der Stelle tot, ein anderer leicht verletzt— Holk hatte beide Beine ge⸗ brochen; man ſchien innere Verletzungen zu vermuten. Ihr war nichts Beſtimmtes geſagt worden. Man ſprach hoff⸗ nungsvoll. Jedenfalls ein langes Krankenlager. „Die Fliegerei wird für immer ein Ende haben. Ich bin froh, wenn Holk am Leben bleibt und ein Leben führen kann, das ihn befriedigt. Er wird in das Geſchäft ſeines Vaters eintreten. So eine große Exportfirma, iſt das nicht intereſſant genug? Gewiß wird er ſich an den Gedanken gewöhnen. Nicht wahr, ich darf ſo lange hier⸗ bleiben, bis er mit mir nach Hamburg reiſen kann— auch wenn es Monate dauert?“ Und ich?, fragte ſich Willberg. Ich bin nicht mehr ſo jung wie die beiden, die noch Geduld zum Warten haben können, denn das Leben liegt noch bor ihnen. Mir iſt jeder Tag koſtbar. Ich ſtehe Angeſicht zu Angeſicht mit dem Alter— mir bleiben nur wenige Jahre noch zum Glück! An mich denkt niemand. Mit dem Egoismus der Jugend bauen ſie ihr Daſein aus und erwarten von mir, daß ich ihnen helfe, ohne eigene Wünſche, ohne eigene Hoffnungen. Was würde Sieglinde ſagen, wenns ich jetzt, in ihrer Ab⸗ weſenheit, mit Hertha ſpräche— ſie an mich bände? Aber da regte ſich der Trotz in ihm: Muß ich denn wirk⸗ lich dieſe quälenden Rückſichten nehmen? Bin ich nicht ſchließlich auch ein Menſch, ver ein Eigenleben führt? Muß ich meinen Kindern alles opfern? Er vermied den Gedanken an ſeine Frau. Sie— natürlich— würde von geſchlagen— ſo ſelig⸗verwundert, ſo glücklich⸗ſtolz. Sie und hatte die Erlaubnis bekommen, ihre Verwandten in 2 Noman e Sonneborn(Erika Jorſt) 5 ö S ch d fe r V G u n du 1 15 5 Copyright by 1 Feuchtwanger, Halle(Saale) Er ſtand auf und trat vor den kleinen Wandſpiegel, der diskret und nur für gelegentlichen Gebrauch in einer Ecke hing. Es war noch kein weißes in dem goldenen Blond ſeines reichen Haares. Er mußte ſich geſtehen, daß ſein Durchgeiſtigung ſehr gut ausſah. Dieſe hohe Stirn! Die blauen, ſtrahlenden Augen! Er hatte noch nie eine Brille gebraucht. Nein, nein, auch die Pflichten gegen andere hatten ihre Grenzen. i „Ich will!“ dachte er entſchloſſen.„Niemand kann mich überzeugen, daß ein Unrecht dabei iſt. Linde wird mich vielleicht doch verſtehen. Liebt ſie nicht ſelbſt? Und die anderen geht es nichts an.“ Bei der Abendtafel begrüßte er Hertha. So jung und lieblich war ſie ihm noch nie vorgekommen. Sie trat ſehr beſcheiden auf, beſtellte Grüße von Sieglinde, die ſie richtig an richtigem Ort zu beſtimmter Zeit an dem von Holſtermann angegebenen Zeichen gefunden; ſie be⸗ ſtellte Empfehlungen von ihrer Tante in Hannover. f Gundula lauſchte mit großen Augen, als Willberg von Sieglindes Mitteilungen erzählte. „Man ein Glück, daß ſie ihn noch lebend getroffen!“ entfuhr es ihr. Willberg ſah ſie entſetzt an. „Nur— weil— ein Schaf mit den Verletzungen— das wird nicht wieder“, wollte ſie ſich korrigieren und machte die Sache noch ärger. Willberg zuckte die Achſeln. Seltſam, wie zuwider ihm die Rougemont war, ſobald Hertha wieder in dem Kreiſe weilte. Er war feſt entſchloſſen, mit dem Fräulein von Rott⸗ weiler ins reine zu kommen— an dem Abend noch. „Sie bleiben noch ein Weilchen bei mir?“ fragte er mit vor Erregung leiſe zitternder Stimme. Seine Blicke glühten über ſie hinweg. „Wenn der Herr Profeſſor erlauben— ich bin ſehr er⸗ ſchöpft und möchte mich gern gleich zur Ruhe begeben!“ „Es iſt allerdings von Wichtigkeit— ein Entſchluß 8740 „Ohne Fräulein Linde ſind ganz wichtige Sachen ja doch nicht zu entſcheiden.“ Die Rottweiler ahnte, was der Profeſſor wollte. Ach, noch keine Bindung— der blieb ihr immer! „Ich bitte Sie!“ flehte der Profeſſor faſt, Gundulas Anweſenheit vergeſſend. Oh, die durchſchaute das Spiel. „Und wenn in dieſem Augenblick die Linde ihren Bräu⸗ tigam verliert?“ ſagte ſie dunkel, mit dem Antlitz einer Sibylle. „Herr Gott, Sie Unglücksmenſch!“ brauſte Willberg los. Gundula ſtand auf. „Ich gehe ſchon. Der Herr Profeſſor muß wiſſen, was er tut!“ „Ja, ganz gewiß weiß ich das, und ich verbitte mir Ihre Einmiſchungen!“ fuhr er auf. Sie ſchloß ſachte die Tür hinter ſich und flüchtete an Baldurs Bett. „Gott bewahre euch armen Kinder!“ dachte ſie. Und ketzeriſch fügte ſie hinzu:„Im Notfalle bin ich auch noch da — und ich verlaſſe euch nicht!“ Willberg bebte vor Empörung. „Dieſe— dieſe— Perſon!“ Hertha war noch nie Gundula ſo dankbar geweſen wie eben jetzt. „Sie iſt ſo— treu!“ erinnerte ſie mild. „Der Teufel hole dieſe anmaßende Perſon!“ „Herr Profeſſor“, mahnte die Rottweiler, vom Scheitel bis zur Sohle Generalstochter.„Im übrigen: ich ſtehe zur Verfügung!“ Sie wußte: es war nichts mehr zu befürchten. „Ich danke! Ein andermal!“ Mit ſanft geflötetem„Gute Nacht— angenehme Ruh'!“ verſchwand die ſchöne Hertha. Nein, ſie war nicht boshaft. Wie hätte ſie das ſein ſollen? Es war die ihr natürliche Art. Draußen begegnete ſie Gundula. Sie nickte ihr freund⸗ lich zu, reichte ihr ſogar die Hand. „Das arme Fräulein Linde! Sie fürchten tatſächlich?“ fragte ſie. 5 Gundula ſchluchzte auf. f „Ich habe es von Anfang an gewußt— und der Olle...“ „Pſt!“ machte die ſchöne Hertha und zog ſich in die Einſamkeit ihres Zimmers zurück. Sie ſchlief vorzüglich dieſe Nacht. So oder ſo— ihre Zukunft ſchien ihr ge⸗ ſichert. . 4* Ganz genau wußte Sigurd ja nicht, wie er vergangenem Abend nach Hauſe gekommen. Er fand ſich— durchaus nicht regelrecht entkleidet— gegen Morgen auf ſeinem Bett wieder. Weshalb nur, fragte er ſich, ſchmerzte ſeine linke Hand ſo heftig? Woher die Steifheit am ganzen Körper? Nach kurzem, taumeligem Sichbeſinnen war er wieder im Bilde. Er erhob ſich, legte ſeine Kleider ab, wuſch ſich und ſtreckte ſich von neuem in die kühlenden Kiſſen. Verfluchte Geſchichte! In drei Deubels Namen! Hoffentlich kam nichts weiter danach. Mit der ſchönen Gleichmütigkeit, die ihn nur ſelten ver⸗ ließ, machte er es ſich gemütlich und ſchlief nun erſt recht ein, um für viele Stunden nicht wieder zu erwachen. Aber das Schickſal ſchlief nicht. Es wachte und wirkte— in mancherlei Formen und Zwiſcheninſtanzen. Das Reſultat ſeines Wirkens aber war eine fette Ueberſchrift in dem lokalen Skandalblättchen, das dem Profeſſor ſowieſo nicht ganz grün war: Raufereien zwiſchen Abiturienten und Metzgergeſellen. Rädelsführer der Sohn eines Theologleprofeſſors unſerer 5 Früh krümmt ſich, was ein Häkchen werden w Untertitel: ihm gefordert haben: Lebe den Kindern! 5 5 (Fortſetzuna folat.) regelmäßiges Geſicht— trotz?— vielleicht wegen ſeiner Deutſchland auch der deutſche durch freiwillige ſtet der Wiſſenſchaft einen großen Zn lurzen Worlen: Der Reichskanzler hat eine Erklärung ver⸗ öffentlicht, worin er allen, die ihm zum Jah⸗ ö 115100 10 nationalen Revolution Glück⸗ zwünſche überſandt haben, ſeinen Dank über⸗ mittelt. Die große Reichstagsrede des Führers hat im ganzen Volk begeiſterte Zuſtimmung ge— funden und findet auch im geſamten Ausland 1 ſtärkſte Beachtung. Reichsminiſter Dr. Göbbels hielt in einer 0 großen Kundgebung im Berliner Sportpalaſt eine bedeutſame Rede. Das Reichsgeſetzblatt veröffentlicht eine Verordnung des Reichspräſidenten über Ti⸗ telverleihungen an Beamte und Angehörige der freien Berufe, die ſich ein beſonderes Verdienſt um Volk und Staat erworben ha— Aus der Heimat Gedenktage 1. Februar 1874 Der Dichter Hugo von Hoffmannsthal in Wien geboren. 1905 Der Maler Oswald Achenbach in Düſ— ſeldorf geſtorben. Prot.: Brigitte— Kath.: Ignatius Sonnenunterg, 16.45 Mondaufg. 18.57 Sonnenaufg. 7.43 Nondunterg. 8.18 Nur wenn ihr alle ſelbſt eins werdet im Willen, Deutſchland zu retten, kann in Menſch ſeine Rettung finden. 5 i i Hitler. Mariä Lichtmeß Der Lichtmeßtag iſt ein uralter Bauern— eiertag. Mit ihm endet das Bauernjahr. Das Feſt ſoll im 6. Jahrhundert entſtanden ſein. Die katholiſche Kirche pflegt an dieſem + Tage die Kerzen zu weihen, die im kommen— den Jahre für den brauch benötigt werden. Auch das Volk, be⸗ ſonders auf dem gottesdienſtlichen Ge— Lande, läßt zu Lichtmeß Kerzen und Wachsſtöcke weihen, die dann zu Hauſe bei Gewittern, in der Geburts- und Sterbeſtunde angezündet werden. In früheren Zeiten hat der Lichtmeßtag als Zahl- und Ziehtag eine große Rolle ge⸗ ſpielt. Früher gab es für die ländlichen Dienſtboten nur einen Jahreslohn in Bar⸗ geld und Gewand und nur zu Lichtmeß ſtan⸗ den die Dienſtboten aus, um nach einigen freien Tagen den Dienſt beim neuen Bauern anzutreten. Im Laufe der Zeit hatten ſich da und dort förmliche Lichtmeßmärkte her⸗ ausgebildet, auf denen die Dienſtboten aller Art gedungen werden konnten. Der Wandel der Zeiten und die ganze ſoziale Entwicklung Waben zwar dieſe Bedeutung des Lichtmeß⸗ tages bedeutend eingeſchränkt, aber in nan⸗ chen Gegenden kommt ihm als Ziehtag ffir die landwirtſchaftlichen heute noch eine Rolle zu. Arbeitskräfte auch Am Lichtmeßtag iſt der Tag bereits um ö eine volle Stunde gewachſen. Wenns einmal Lichtmeß iſt, dann geht es ſchnell, ſagen die Bauern. Auch für die Wetterdeutung iſt Bedeutung: Wenn es an Lichtmeß ſtürmt und ſchneit, dann iſt der Frühling nicht mehr weit, wenn es aber klar und hell, kommt der Lenz noch nicht ſo ſchnell. 1 Achtet auf beringte Vögel. Ueber 430 00⁰⁰ freilebende Vögel ſind im Laufe der Jahre mit Ringen der Vogelwarte Helgoland, meiſt 5 Mitarbeiter, überall in Deutſchland, auch in Bayern, markiert W r den, davon faſt 53 000 allein auf der Inſel Helgoland. Dieſe Leiſtung ſtellt die Vogel⸗ warte Helgoland an die Spitze der europäi⸗ ſchen Beringungszentralen. Jeder, der einen beringten Vogel findet, und dies meldet, lei⸗ beringten Vogel findet, 1 Dient Aeber die Möglichkeit zur Mitarbeit kann man bei der Vogelwarte Helgoland Näheres er— fahren. e Wie bringt man einen Baum zum Ab⸗ ſtetben? Wenn im Frühjahr in dem Gar⸗ ten geräumt und geändert wird, wirft ſich manchmal auch die Frage auf, wie bringt man am beſten einen Baum, der aus irgend wel⸗ chen Gründen verſchwinden ſoll, zum Abſtec⸗ ben. Das zuverläſſigſte Mittel iſt natürlich, daß man ſeine Wurzeln bloslegt. Manchem iſt dieſe Mühe zu groß. Wenn man aber die Erde am Baum öfter ſtark mit kräft⸗ tiger Salzlöſung durchfeuchtet, ſo nehmen die feinen Saugwurzeln des Baumes das Salz auf und ſterben dadurch ab. * Polkstr zuertag 1934. * Frankfurt a. M., 1. Febr. Der Volks⸗ ö bund Deutſche Kriegsgräberfürſorge als der Vorkämpfer für die Einſetzung des Volks- trauertages hat die Vorbereitungen zur wür⸗ digen Durchführung des Volkstrauertages am eg ante(25. Februar) als Ge⸗ denktag für die Toten des Krieges und der Freiheitsbewegung begonnen. Einzelhriten über die Ausgeſtaltung der Gedächtnisfeier⸗ lichkeiten werden noch bekanntgegeben. Aufhebung der Allmendgut⸗Neihte Durch neues heſſiſches Geſetz. Darmſtadt, 1. Februar. Der Fortgang der Arbeiten in Durchfüh— rung 995 Meliorationsardeits: und Sied⸗ lungsprogramms erforderte dringend eine den Zeitverhältniſſen entſprechende geſetzliche Re⸗ gelung dahingehend, daß eine Aufhebungs— möglichkeit beſtehender Ortsbürgerrechte am Allmendgut geſchaffen wurde. Die Bewirt⸗ ſchaftung der als Allmendfelder ausgewieſe⸗ nen Grundſtücke war häufig mit den heu⸗ tigen Anſchauungen über eine intenſive Wirt⸗ ſchaftsführung nicht mehr zu vereinbaren. Die Regelung des Ortsbürgernutzens am All⸗ mendgut trug den nationalſozialiſtiſchen An⸗ ſchauungen über die Nutzung von Grund und Boden und den heutigen Wirtſchaftsverhält— niſſen nicht mehr Rechnung. f Ein heſſiſches Geſetz vom 27. Januar ſieht anſtelle einer Ablöſung von Ortsbürgerrech⸗ ten am Allmendgut deren Aufhebung durch den Staatsminiſter in einer Kann-Vorſchrift vor. Soweit die Aufhebung erfolgt, erlöſchen die Nutzungsrechte der Berechtigten am All⸗ mendgut. Den Berechtigten ſteht ein Anſpruch auf eine Entſchädigung nicht zu.. Ueber die Verwendung des durch die Auf— hebung von Nutzungsrechten freigewordenen Allmendguts dürfen die Gemeinden nur nach Weiſung des Staatsminiſters oder der von ihm beauftragten Stellen verfügen. Die Ver⸗ wendung kann in Richtlinien des Staatsmini— ſters des Näheren geregelt werden, wobei auf die wirtschaftlichen und ſozialen Bedürfniſſe der durch Aufhebung der Nutzungsrechte Be⸗ troffenen Rückſicht zu nehmen iſt. Grundſätz⸗ lich ſoll das freigewordene Land abzüglich eines nicht unter ein Fünftel betragenden Tei⸗ les, über den die Gemeinde ſelbſt verfügen kann, zur Aufrundung von Ackernahrungen, gegebenenfalls ſonſtigen Bereitſtellungen von Siedlungsgelände Verwendung finden. Der der Gemeinde zur ſelbſtändigen Verwendung überlaſſene Teil des freigewordenen Landes ſetzt die Gemeinde in die Lage, bedürftigen Ortsbürgern Grundſtücke koſtenlos oder ge⸗ gen geringes Entgelt zur Nutzung zu über— laſſen. Mißbraucht und verraten * Frankfurt a. M., 1. Febr. Die Polizei hat die Hausangeſtellte Lina Weis und ihren Geliebten Paul Straßner feſtgenommen und dem Richter vorgeführt. Die W. war ſeit dem Jahre 1930 in verſchiedenen Stellungen als Hausangeſtellte tätig. Bei ihren jeweili⸗ gen Arbeitgebern führte ſie bei paſſenden Ge— legenheiten fortgeſetzt Diebſtähle aus und übergab das Diebesgut ihrem Geliebten. Die⸗ ſer machte die Beute zu Geld. Da die W. die geldlichen Bedürfniſſe des St. nicht befrie— digen konnte, löſte ſie das Verhältnis. Dar⸗ aufhin machte ihr Geliebter verſchiedene Ge⸗ ſchädigte auf die von der W., die vollſtän⸗ dig unter dem Einfluß des St. ſtand, aus— geführten Diebſtähle aufmerkſam. Das ge— ſchah aus dem Grunde, um von den Ge⸗ ſchädigten für ſeine Angaben noch Geld zu erhalten. In einem Falle iſt ihm das auch gelungen. Die W. iſt nicht mehr in der Lage anzugeben, was ſie alles entwendet hat. Aus Heſſen und Naſſau Spendet kranken Volksgenoſſen Nadioapparate. Heute, wo durch Hilfe der Volksgemein⸗ ſchaft dem Hunger und der Kälte ſchärſſter Kampf angeſagt iſt, gilt es auch der Volks⸗ genoſſen zu gedenken, die ſchwer erkrankt das Bett hüten müſſen; ihre Krankheit verhin⸗ dert ſie, tätigen Anteil an den großen Er— eigniſſen der nationalen Erhebung zu neh— en. Aber ſie ſollen wenigſtens von dem 11 10 was 10 10 Deutſchland vor ſich geht. b Es ergeht daher die Bitte, den, Kranken, die aus Bett gefeſſelt ſind, durch die Spende von Radioapparaten Freude und Erholung zu verſchaffen. Spenden von Radioapparaten nimmt ent⸗ gegen die Gauführung des Winterhilfswerks Frankfurt a. M., Taunusſtraße 11. Störungen beim Rundfunkempfang. * Frankfurt a. M., 1. Febr. Die Preſſe⸗ ſtelle der Oberpoſtdirektion teilt mit: Die von der Deutſchen Reichspoſt in Baden-Baden un⸗ ter Mitwirkung der Reichsrundfunklammer, der Stadtverwaltung und der Induſtrie, durchge führten Arbeiten zur Beſeitigung der Stö⸗ rungen des Rundfunkempfangs ſind Mitte De⸗ zember abgeſchloſſen worden. Der Verſuch hat gezeigt, daß es techniſch nicht ſchwer iſt, ſolche Störungen auf ein erträgliches Maß zurück zuführen. Weiter hat ſich jedoch ergeben, daß es einer beſonderen geſetzlichen Regelung be darf, um den Rundfunk wirkſam vor Stö⸗ rungen durch andere Anlagen zu ſchützen. Die Reichspoſt iſt damit befaßt, zuſammen mit dem Miniſterium für Volksaufklärung und Propaganda und der Reichsrundfunkkammer ein Rundfunkſchutzgeſetz auszuarbeiten, das in Kürze den beteiligten Stellen zur Stellung— nahme zugeleitet werden wird. Handel, Handwerk und Gewerbe 3 Reichsbetrjebsgruppen. Berlin, 1. Februar. In Ausführung der Anordnungen des Füh⸗ rers der Deutſchen Arbeitsfront hat der Amts— leiter der NS-Hago, Dr. von Renteln, be⸗ ſtimmt, daß der Geſamtverband deutſcher Handwerker, Kaufleute, und Gewerbetreibender in eine Reichsbetriebsgruppe Handel, eine Reichsbetriebsgruppe Handwerk und in eine Reichsbetriebsgruppe Gewerbe in der Deutſchen Arbeitsfront umgewandelt wird. Zunächſt wer⸗ den entſprechende Ortsbetriebsgruppen, Kreis⸗ betriebsgruppen und Gaubetriebsgruppen ge⸗ bildet, in denen der Mitgliederſtand des GSG auf Grund ſeiner Berufszugehörigkeit zuſam⸗ mengefaßt wird. Sobald die Vollzugsmeldun⸗ gen bei der Reichsführung vorliegen, wird die Reichsführung den Zeitpunkt der Auflöſung des GHG beſtimmen. Gleichzeitig werden Anordnungen über die Tätigkeit der NS⸗Hago ergehen, um eine reibungsloſe Zuſammenarbeit mit den Reichs⸗ betriebsgruppen zu ſichern, wobei der NS⸗ Hago als einer Unterorganiſation der Portei die politiſche Führung in den Reichsbetriebs⸗ gruppen obliegen ſoll. Allen politiſchen Leitern der NS⸗-Hago wird zugleich engſte und ka⸗ meradſchaftlichſte Zuſammenarbeit mit den po⸗ litiſchen Leitern der RSB zur Pflicht ge⸗ macht. Politiſches Allerlei Berlin. Wie die Reichsſendeleitung mitteilt, wird die Rede des Reichsbauernführers und Reichsminiſters Walther Darre vom erſten Reichsbauerntag in Weimar am 1. Fe⸗ bruar 22.15 Uhr im Deutſchlandſender auf Wachsplatten wiederholt. Saarbrücken. Die Straßen der Saarhaupt⸗ ſtadt bildeten am Erinnerungstag der natio— nalen Revolution ein flutendes Meer von Fahnen und Flaggen. Faſt alle Häuſer trugen Tafeln mit Inſchriften und Bildern der Führer der nationalen Bewegung, vor al⸗ lem des Reichskanzlers Adolf Hitler und des Reichspräſidenten. eichsinnenminiſter Dr. Frick vor der Studenlenſchaft. Der 0 F Neuſch Waffenring veranſtaltete gemein⸗ ſam mit der Deutſchen Studentenſchaft im Berliner Sport- palaſt eine Weiheſtunde. Reichsinnenminiſter Dr. Frick ſprach über die Aufgaben der Studentenſchaft im neuen Reich. Letzte Nachrichten „Kaiſertreue Jugend“ löſt ſich auf. Berlin, 1. Febr. Der Jugendführer des Deutſchen Reichs, Abteilung Jugendverbände, teilt mit, daß ſich der Verein„Kaiſertreue Jugend e. V.“ unter Leitung des Geſandten Dr. Kracker von Schwartzenfeldt aufgelöſt hat. Göring vereidigt den Biſchof von Berlin. Berlin, 1. Febr. Miniſterpräſident Göring empfing am 31. Januar vormittags in Aus⸗ übung der ihm von dem Reichskanzler über— tragenen Befugniſſe des Reichsſtatthalters den neuen Biſchof von Berlin, Dr. Nikolaus Bares, um von dieſem den im Reichskonkordat feſt⸗ gelegten Treueid entgegenzunehmen. Bei der feierlichen Handlung wechſelten der Miniſter⸗ präſident Göring und der Biſchof von Berlin kurze Anſprachen. Staatsrat von Morozowicz⸗Wuhden 5. Frankfurt a. d. O., 1. Febr. Rittmeiſter Staatsrat von Morozowicz-Wuhden iſt im Krankenhaus Frankfurt-Oder den ſchweren Verletzungen erlegen, die er ſich bei einem Kraftwagenunfall vor einigen Tagen zugezogen hatte. Morozowicz war bekannt als Landes⸗ führer des Stahlhelms, der ſich beſonders an der Herſtellung eines engeren Verhältniſſes zwiſchen SA und Stahlhelm hervorragend be⸗ teiligte. Im Auguſt 1933 wurde er in den Preußiſchen Staatsrat berufen und zum Grup⸗ penführer beim Stabe der Oberſten SA-Füh— rung ernannt. Die Stratoſphärenflieger abgeſtürzt Alle drei Inſaſſen kok. Moskau, 1. Februar. Die drei Inſaſſen des ſowjekruſſiſchen Skra⸗ koſphärenballons ſind am Miklwoch in der abgeſtürzten Gondel des Ballons kot aufge⸗ funden worden. Die Jundſtelle befindet ſich in der Nähe des Dorfes Pokiuſky an der Bahnlinie Moskau Kazan. Anſcheinend iſt die Gondel vom Ballon abgeriſſen und zu Boden geſtürzt. 9 5 Der ruſſiſche Stratoſphärenballon war be⸗ kanntlich am Dienstag in Moskau aufgeſtie⸗ gen. Die Funkenverbindung mit dem Ballon war zunächſt gut; der Ballon hatte bald eine Höhe von 20 600 Meter erreicht und funkte, daß er weiter ſteige. Das letzte Funkgeſpräch ſoll am Abend des Dienstag geführt worden ſein. Dann riß die Verbindung plötzlich ab und es gelang trotz aller Bemühungen nicht, ſie wiederherzuſtellen. Am Mittwoch früh lie⸗ fen in Moskau die erſten Meldungen ein, daß die Stratoſphärenflieger tot aufgefun— den worden ſein. Es hieß, der Ballon ſei in der Nacht zum Mittwoch abgeſtürzt. Wie ſich dann herausſtellte, iſt zwar nicht der ganze Ballon, wohl aber die Gondel mit den Inſaſſen abgeſtürzt. Berufswettkämpfe der Jugend 16 000 Ausbildungslehrgänge. Berlin, 1. Febr. Für das kommende Früh⸗ jahr iſt vom Sozialen Amt der Reichsjugend⸗ führung gemeinſam mit dem Jugendamt der Deublchen Arbeitsfront ein Berufswettkampf der Jugend geplant, an dem ſich außer der Arbeitsfrontjugend zum erſten Male auch die Hitlerjugend beteiligen wird. Im Rahmen einer„Woche des Berufes“ werden in allen Orten Deutſchlands an allen Wochentag-Nach⸗ mittagen und Sonntagvormittag die verſchie⸗ denen Berufsgruppen der erwerbstätigen Ju⸗ gendlichen zum Wettkampf um die beſte be⸗ rufliche Leiſtung antreten. Am 1. Mai, dem Tage der nationalen Arbeit, ſollen die Sie— ger all dieſer Wettkämpfe geehrt werden. Nachdem die Hitlerjugend, in die die Ar⸗ beitsfrontjugend eingegliedert iſt, auch die Be⸗ rufsausbildung der Jugend übernommen hat, werden bereits umfangreiche Vorbereitungen zur Durchführung dieſer Aufgabe getroffen. * Der Millionen⸗Skandal Früherer Finanzminiſter ſchwer belaſtet. In parlamentariſchen Kreiſen hat die Ver⸗ öffentlichung gewiſſer Schriftſtücke durch den „Amt du Peuple“ großen Eindruck gemacht. Es handelt ſich um urkundliche Belege dafür, daß der Finanzminiſter des zurückgetretenen Kabinetts Chautemps, Bonnet, auf Empfeh⸗ lung des verhafteten Direktors der„Volonte“, Dubarry, einen Mitarbeiter in ſeinem Kabi⸗ nett angeſtellt hat, während Bonnet von der Kammertribüne aus bei der Ausſprache über den Staviſky⸗Skandal in Abrede geſtellt hat, den Betreffenden, es handelt ſich um einen Rechtsanwalt, überhaupt zu kennen. Die An⸗ gelegenheit iſt dem Vorſitzenden der Pariſer Anwaltskammer übergeben worden. Andererſeits veröffentlicht„Le Jour“ einen geheimen Polizeibericht, der vor dreieinhalb Jahren abgefaßt iſt, aus dem hervorgeht, daß bereits damals die Pariſer Polizei die Staatsanwaltſchaft auf die Umtriebe Sta⸗ viſktys und ſeine Beziehungen zu bekanaten Perſönlichkeiten aufmerlſam gemacht hat. 1