TTTTTTTTTTTCVVTCVTVVVTTTTTTT NN NS.⸗ Bekanntmachungen (Parteiamtliche Veröſfentlichungen der NSDalP., Ortsgr. Viernheim und der Unterſormationen). NSDAP., Ortsgruppe Viernheim Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtraße 19. Geſchäftsſtunden⸗ Einteilung: N. S. B. O. und Deutſche Arbeitsfront: Jeden Montag, Mittwoch u. Freitag, abends 7—9 Uhr Ortsgruppenleitung: Jeden Montag und Donnerstag, abends 7—9 Uhr Kaſſenverwaltung der Ortsgruppe: Jeden Donnerstag, abends 7—9 Uhr N. S. Kriegsopferverſorgung. Ich gebe hiermit bekannt, daß die Geſchäftsſtunden der N. S. Kriegsopferverſorgung in den Geſchäfts⸗ räumen der hieſigen Ortsgruppe der N. S. D. A. P. ſtattſinden und die Zeit im Laufe dieſer Woche noch veröffentlicht wird. Ich erinnere an den am Donnerstag 8. 2. 34 laufenden Film„Der Sieg des Glaubens“ zu dem unſere Kameraden verpflichtet ſind reſt— los beizuwohnen. Eintrittskarten ſind zu haben bei Kamerad Jakob Niebler, Luiſen— ſtraße 25 ſowie an der Abendkaſſe des Cen- tral⸗Film⸗Palaſt. Eintritt 0,40 Mk. In komm. Vertretung: Seelinger. N. S. Frauenſchaft. Der Singchor ſteht pünktlich und vollzählig um 815 Uhr in der Vorhalle des Central-Theaters, Der Leiter. Bekanntmachung. Betr.: Brotausgabe. Die nächſte Ausgabe der Brotgutſcheine findet am Freitag, den 9. Februar in nachfolgender Ordnung ſtatt: vormittags 8—9 Uhr W—3 6 9—10 S 275„ M- R . I nachmittags 2—3 „ 3— 4„ „ 4—5 5 Das Brot muß am Freitag und Samstag bei den Bäckereien abgeholt werden, da die Gut— ſcheine am Montag verfallen ſind. Bei der Aus— gabe der Gutſcheine ſind Meldekarten des Ar— beitsamtes bezw. Wohlfahrtsausweis vorzulegen. Wir ſetzen bei den Selbſtverſorgern ſo viel ſoziales Verſtändnis voraus, daß ſie ihre Gut— ſcheine den Bedürftigſten zukommen laſſen. Heil Hitler! N. S.⸗Volkswohlfahrt Ortsgruppe Viernheim. 1 Schulungsabend am Freitag, den 9. Februar 1934 Am kommenden Freitag findet im Gaſthaus zur Vorſtadt der 1. Schulungsabend für Februar ſtatt. Beginn pünktlich ½9 Uhr. Die Parteige- noſſen ſind zum Erſcheinen verpflichtet. Alle Volksgenoſſen ſind herzlich eingeladen. Thema: Die ſittlichen Grundlagen der deut⸗ ſchen Arbeit! Vorreferate: Arbeitsbeſchaffung Innen- und Außenpolitik der letzten Wochen! Heil Hitler! Ortsgruppenſchulungswart. Aus Anlaß der feierlichen Veranſtaltungen zum Film„Der Sieg des Glaubens“ be⸗ teiligen ſich die Freiwillige Feuerwehrkapelle und der Frauen⸗Singchor. Zu dieſer heutigen Veranſtaltung ſtehen der Bevölkerung noch zirka 150 Plätze zur Verfügung. Lokales Viernheim, 7. Februar. Es hat ſich in der Zeit geirrt. Heute wurde uns ein Schmetterling, der in einem hieſigen Haus gefangen wurde, auf die Redaktion gebracht. Scheinbar iſt der Geſelle durch irgend einen beſonderen Umſtand, durch ein warmes Kamin uſw,, vorzeitig aus ſeiner Winterruhe geweckt worden und wird erſtaunt geguckt haben, als draußen noch Schnee lag. * Maskenball des Geſangver⸗ eins„Liederkranz“. Der im„Fürſten Alexander“ am Sonntag, den 4. Februar ſtatt— gefundene Maskenball war in allen ſeinen Teilen als gut zu bezeichnen. Die Kapelle Schwarz- Weiß ſorgte unermüdlich für Stimmung und Tanz. Jeder kam auf ſeine Rechnung, das ſah man an den frohen Geſichter vom Einzug des Prinzen Karnevals bis zum Schluß. Allen die mitgeholfen haben ſei auf dieſem Wege herzlichſt gedankt und möge die ungetrübte Stimmung auch weiter beſtehen zum Wohle des Geſangvereins „Liederkranz“. * Leſerwettbewerb. Wir beginnen heute mit der Veröffentlichung der preisgekrönten Artikelſerie aus dem Deutſchen Journaliſtenwett— bewerb„Mit Hitler an die Macht“. Unſere Leſer ſollen die Reihenfolge der Preiszuteilung feſtſtellen und an den Reichsverband der Deutſchen Preſſe, Berlin W 10 Tiergartenſtraße 10 ein- ſenden. Insgeſamt werden 5 Artikel veröffent— licht. In unſerer heutigen Ausgabe finden ſie betreits 2 Folgen und zwar Artikel A in der Beilage und Artikel B auf der 3. Seite. Alles Nähere iſt bei den Artikeln zu erſehen. Vom Arbeitsamt. Am 1. Februar des Jahres wurden beim hieſigen Arbeitsamt 986 Unterſtützungsempfänger gezählt. Dieſe verteilen ſich wie folgt: 48(63) männ⸗ liche und 11(13) weibliche Alu., 198(208) männliche und 45(48) weibliche Kru., 667 (660) männliche und 17(15) weibliche Wolu. Die Zahlen in Klammern bedeuten das Er— gebnis vom 15. Januar 1934. An Arbeits- ſuchende ſind hier insgeſamt gemeldet: 1086 männliche und 89 weibliche Perſonen. Heddesheim. Am letzten Montag wurde hier der letzte Tabak 1932er Ernte, ca. 150 Zentner, zum Preiſe von 102 bis 105 RM. verwogen. (1007) „Der Sieg des Glaubens“ Ein Film⸗Denkmal des Neuen . Deutſchlands. Die erſte Aufführung des hinreißenden Film⸗ werks„Der Sieg des Glaubens“, welche geſtern Abend im Central⸗Film⸗Palaſt erfolgte, war ein gewaltiger Erfolg. Der geräumige Central⸗Film⸗ Palaſt war dicht beſetzt, ja, viele mußten ſtehen und zahlreiche wieder umkehren, da ſie keinen Platz mehr erhalten konnten, ſo groß war das Intereſſe an dieſem packenden Filmwerk. Nach einem ſinn⸗ und lehrreichen Beiprogramm, wir ſahen und hörten Wiſſenswertes von dem Fern- lenkſchiff und Erbauendes von unſerem Dichter⸗ fürſten Goethe, und nachdem die Vereinigte Feuer- wehrkapelle, der SA.-⸗Spielmannszug ſowie der Frauenchor der NSDAP. ihr ſchönes Können in den Dienſt der guten Sache geſtellt hatten, begann das eigentliche Abendprogramm. Als erſtes ſahen wir den Film„Blut und Boden“, der erſchütkernd die deutſche Bauernnot und ihre trau⸗ rigen Urſachen ſchildert und uns zum Schluſſe überzeugt, daß nur Schaffung eines geſunden deutſchen Bauernſtandes uns vor Ueberfremdung ſchützt und Wohlſtand für unſer Deutſchland be⸗ deutet. Herrn Beigeordneten Schweigert ob⸗ lag es, uns in einer karzen Anſprache auf den höheren Sinn des„Glaubensfilms“ hinzuweiſen. Sie haben in dem Film„Blut und Boden“ ge— ſehen, welche neue Wege beſchritten werden müſſen, daß unſer Volk weiterlebt. In der Zeit, als das deutſche Volk verzweifeln wollte, als alles drunter und drüber ging, erſtand unſerem Volk ein von Gott geſandter Führer, der in uner⸗ ſchütterlichem Glauben an Deutſchland, um Deutſch⸗ land kämpfte, ſo lange kämpfte, bis ſein Glauben ſiegte Und dieſen Glauben an eine neue deutſche Zukunft teilten erſt Hunderte, dann Tauſende und zum Schluſſe Millionen, und dieſer felſen⸗ feſte heilige Glauben, er mußte ſiegen. Wir er⸗ leben heute, wie ein Volk einen gemeinſamen, gewaltigen Kampf gegen Not und Elend auf— nimmt. Unſer Glaube an Deutſchlands Erneue⸗ rung iſt uns zur Religion, zum Evangelium ge— worden, wofür wir allezeit bereit ſind zu kämpfen. Verſprechen Sie daher heute, wenn Sie dieſen Siegesfilm geſehen haben, unſerem Führer: ſelbſt⸗ los und uneigennützig bereit zu ſein, mitzuhelfen an dem großen Aufbau unſeres geliebten Vater landes, damit die Jugend dermaleinſt ein Reich übernehmen kann, das ſo feſtgefügt iſt, daß es Jahrhunderte überdauern wird. 2 Millionen Helden ſtarben im Weltkriege für dieſes Deutſch⸗ land, 400 Tote haben wir in den Kampfjahren zu beklagen. Sie haben ihr Leben geopfert für Weib und Kind, für das Vaterland, für ihren Glauben ſind ſie geſtorben, und dieſer Glaube er hat geſiegt. Sorgen wir daſür, daß Deutſchland das werden wird, wie wir es wollen, darum: Deutſchland, Deutſchland über alles, über alles in der Welt! Die Muſik ſpielte das Lied und begeiſtert wurde in ſeine Worte eingeſtimmt. — Nun ſahen wir in machtvollen, hinreißenden Bildern, das wunderbare Geſchehen anläßlich des 1. Parteitages der N. S. D. A. P. im Jahre des Durchhruchs 1933, in der alten ehrwördigen Stadt Nürnberg. Den Führer mit all ſeinen Getreuen ſehen und bören wir, wir werden Zeuge von denkwürdigen, hiſtoriſchen Stunden, die ewig der Nachwelt erhalten bleiben werden. All das zu beſchreiben, was uns der Film bietet, iſt un⸗ möglich. Wir verweiſen auf den Aufruf in geſt⸗ riger Nummer, in welchem vieles, jedoch noch lange nicht alles geſagt iſt, was über dieſen Film zu berichten wäre. Jeder deutſche Volks⸗ genoſſe muß ſich dieſen Film anſehen, damit er in ſpäteren Jahren, im hohen Alter noch als lebendiger Zeuge von dieſem mächtigen Geſchehen, von dieſer wundervollen Einigung aller Deutſchen berichten kann, die das Werk eines großen, un⸗ ſterblichen Deutſchen, das Werk unſeres Volks kanzlers Adolf Hitler iſt. Heil Hitler! Das Fahnenlied der Partei, mit erhobenem Arm, von allen Beſuchern kräftig geſungen, be⸗ ſchloß dieſen weihevollen Abend, der für alle ein packendes Erleben bedeutete, aber auch allen ein mächtiger Anſporn ſein wird, mitzuhelfen in dieſem ſchönen neuen gläubigen Geiſte, mit⸗ zuhelfen, als ehrlicher aufrichtiger Kämpfer, am Aufbau des Neuen Deutſchland, das uns allen Schirm und Hort ſein ſoll, in dem wir zu freien, aufrichtigen und glücklichen Menſchen werden wollen. Heil Deutſchland! Heil Hitler! *Die Zuſammenſetzung des Pacht- ſchiedsgerichtes für den Kreis Heppen⸗ heim. Auf Grund der Schiedsgerichtsordnung für Parzellenſtreitigkeiten wurde der jeweilige Keisbauernführer zum Obmann des Pachtſchieds⸗ gerichtes beſtellt. Vom Landesbauernführer wurde Obmannſtellvertreter Franz Emig, Stäöckels⸗ bergerhof bei Kocherbach, ernannt. Als Ver⸗ pächterbeiſitzer wurde Bürgermeiſter Mit ſch, Hambach, ernannt. Sein Stellvertreter iſt Bürger⸗ meiſter Knapp, Mörlenbach. Püchterbeiſſtzer iſt Heinrich Queck, Mackenheimerhof, ſein Stell⸗ vertreter Oskar Fellmann, Bad Wimpfen. Vereins⸗Anzeiger. Krieger⸗ u. Soldatenverein„Teutonia“ Heute Mittwoch abend 9 Uhr im Lokal. Uebungs⸗ ſtunde der Schießabteilung und Freiübungen für die Jungſchützen. Sportanzüge ſind mit ⸗ zubringen. Der Vereins führer. 1 11 Blätter des Aufklärungsamtes für Bevölkerungspolitik und Naſſenpflege Die große, neue Zeitſchrift für Volks und Raſſenpflege, mit 40 neuartigen Bildern Bezugspreis vierteljährlich 75 Pf. Jeder, der helſen will, muß„Neues Vol!“ leſen Verlag der Deutſchen Arzteſchaft Berlin W335, Poſtſcheckkonto Berlin 407 85 1 Zur 10 Winter- fütterung unſerer Standvögel empfehle: Fulter fur Wildubgel Pfund 20 Pfg. 5 Ferner: Hanfſaat, Leinſaat Kanarienſaat, Mohnſaat, Haferkerne. freiwillige Feuerwehr v'heim für den Pflichtjahrgang 1909 ſtatt. Erſcheinen iſt Pflicht. Wer unentſchuldigt fehlt, wird zur Anzeige gebracht. Begründete Entſchuldigungen werden nur beim 1. Kommandanten Kempf ent⸗ gegengenommen. Am Freitag, den 9. Fehruar 1934 abds. 8 Uhr findet in der Schillerſchule ein„Belehrungs- Abend“ über Gas- und Luftſchutz Das Kommando. golmischtes vogelulter Pfund 30 Pfg. 2% Rahatt En jeder gibt + 555* N „ Gedenket der hungernden Vögel! wic eder haben Spenden für das deutſche Winterhilfswerk durch alle Banken, Sparkaſſen und Poſtanſtalten oder Poſrſchecklonto: Winterhilfswerk Berlin 77 ioo fn dle Bebblmepun9 Uiernpgims ſlas gigantische Film-Eteignis v. Reichsparteitag 1 tler N. S. D.. P. in Nürnnerg U ler jeg des 5 2 ö 5 2 n r Gl I FN eee Wie 5 Ne Nene— 8 1 n 955 fur 2 Tage 1 A neute Mittwoch und Donnerstag N im bentral-Film-Palast Nur geschlossene Vorstellungen. Anfang ½9 Uhr. Jugendliche haben zu allen Vorstellungen Autritt. Heule iwoch haben nur baue Rapfen Sölnpelt. Auch sind ap der Kasse zu jeder Vorstellung noch Karten erhältlich.— Es ist Ehrenpflicht eines jeden Deutschen, sich diesen Film Der Sieg des Glaubens anzusehen u. den tapferen Helden im Geiste zu gedenken Ausschneiden! Guterhaltene Mäntel 1 Stamm jung. el vollſtändiges leghühner 586 und zwei 15 5 Miichziegen f tragend zu verk. 9 0 gut erhalt, we⸗ e, Unzüge Sandſtraße 10 gen Platzmangel Kittel, Hoſen, Metzgerei f Schuhe, Leder 4 3 e ee jacken, Smoking, 1 deutſcher Wo? ſagk d. lg. Hochzeltsanzuge (auch leihweiſe), Wan 0 5 teldſtecher hren, leg kin⸗[ ſehr w 0 Makurater- ſtrumenie, Koffer Paple⸗ 17jährig 1 zu verkaufen. In ll. UüpRau! Zu erfragen,] zu haben im 1,20 Manngelim J im Verlag. Verlag ds. Bl Nur 40 Pfg. koſtet nach der neuen Anzeigen Regelung eine Kleinanzeige in unſerer Zeitung. Wer alſs ettbas zu verkaufen hat, kann ſchon für dieſes Geld inſerieren. Der Erfolg einer derartigen Kleinanzeige iſt ebenſo ſicher! Wer dieſes pro⸗ biert, wird unſere Angaben beſtätigt finden. Eine Kleinanzeige uh. eune zu verkaufen Näh. in d. Exp. die 40 Pfg. Roſtet! jernheimer Anzeiger (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 140 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Aelteſte Tageszeitung am Platze— Erfolgreiches Inſertionsorgan Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt am Main, Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. D. A. 1250. Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Nummer 33 Donnerstag, den 8. Februar 1934 51. Jahrgang Zwieſpältiges England Das engliſche Unterhaus hatte wieder ein⸗ mal eine außenpolitiſche Debatte. Selbſtverſtändlich drehte ſie ſich vor allem um die Frage der deutſchen Gleichbe⸗ vechtigung, denn dieſe Frage beherrſcht heute die europäiſche Politik. Der engliſche Außenminiſter Sir John Simon, hat in einer großen Rede den Standpunkt der engliſchen Regierung dazu dargelegt: er hat erklärt, man könne ſich dem deutſchen An⸗ ſpruch auf Gleichberechtigung der Rüſtungen nicht widerſetzen. Man begrüßt in Deutſch⸗ land dieſe Erklärung, darf aber nicht über⸗ hen, daß im weiteren Verlauf der Aus— ſprache von einem ſehr angeſehenen und ein⸗ lußreichen Abgeordneten weſentlich andere Töne angeſchlagen wurden und daß der Außenminiſter ſelber ſeine Ausführungen ſpäter in wichtigen Punkten einſchränkte. Der konſervative Abgeordnete Sir Au⸗ ſten Chamberlain— früher Außen⸗ miniſter und als ſolcher Urheber des Lo— carno⸗Paktes— erklärte nämlich in einer Debatterede, er habe es nie für möglich ge— halten, daß man von den nicht durch den Perſailler Vertrag gebundenen Mächten lalſo von England, Frankreich uſw.) eine Abrü⸗ ſtung auf den Stand der beſiegten Mächte fordern werde. Er habe niemals Deutſch⸗ land das Recht auf volle Gleichheit mit den nicht vom Verſailler Vertrag betroffenen Mächten zugeſtanden. Abrüſtung bedeute nicht nur Rüſtungsherabſetzung, ſondern nachbarliche Beziehungen zwiſchen den Staa⸗ ten. In dieſemzuſammenhang drückte Cham— verlain ſeine Befriedigung über das deutſch⸗polniſche Abkommen aus. Dies ſei eine große Sache für die Welt, aller⸗ dings immer unter der Bedingung, daß es von den früheren Verpflichtungen nichts wegnehme, ſondern ihnen etwas hinzufüge. Er wäre jedoch viel befriedigter geweſen, wenn Deutſchland ſich bemühte, dasſelbe mit Oeſterreich zu tun, was es mit Polen getan habe. Was die Zugeſtändniſſe an Deutſchland betreffe, ſo ſei er der Anſicht, daß man bereits ziemlich weit gegangen ſei.(22) Die Zeit ſei gekom⸗ men, wo man ganz klar andeuten müſſe, daß es Grenzen gebe. Chamberlain glaubt dann den Satz Sir John Simons als„gefähr⸗ lich“() bezeichnen zu ſollen, daß die deut⸗ ſchen Gleichberechtigungsforderungen nicht verweigert werden können. Er wünſche vor Abſchluß der Debatte eine Erklärung dieſes Satzes. Er forderte, daß Simon jede etwa da⸗ hingehende Auslegung ſeiner Worte, daß er die deutſche Gleichheit zur See an⸗ genommen habe oder annehmne wolle, zu⸗ rückweiſe. Er halte es für ſehr wichtig, daß Deutſchland in dieſer Angelegenheit keinem Mißverſtändnis unterliege. Chamberlain fuhr dann fort, nach ſeiner Anſicht ſei es ſehr wichtig für den Frieden, daß der Charakter der entmilitariſierten Zone(alſo der bekann⸗ ten Zone längs des Rheins!— Red.) auf⸗ recht erhalten bleibe. Hier griff der Außenminiſter ein und erklärte, es ſei nichts in den Abſichten der Regierung oder in dem, was er geſagt habe, was irgendeine Aenderung der Lage hinſicht⸗ lich der entmilitariſierten Zone mit ſich bringe. Wenn er die Bezeichnung„Rü⸗ ſtungsgleichheit“ benutzt habe, dann müſſe das irrtümlicherweiſe geſche⸗ hen ſein. Die Bezeichnung, die er im Sinne tte und die im Weißbuch benutzt ſei, heiße „Gleichheit der Rechte in der Angelegenheit der Rüſtungen“ Er beabſichtige nicht, dar⸗ über hinauszugehen.„Was die Frage der Seerüſtungen, wie überhaupt aller Rü⸗ ſtungen betrifft, ſagte der Außenminiſter, o hoffen wir, in der Lage zu ſein, über ein 810 Abkommen zu 1 diese 5 Flottenrüſtungen angeht, ſo ſin ieſe i engliſchen Welßbuch(Abrüſtungsdenkſchrift) als ein vollſtändig getrennter Gegenſtand und als Gegenſtand für völlig getrennte Verhandlungen darſtellt.“ An die de. it he Jugend! Eine bedeutſame Rede des Führers— Feierliche Verlündung der neuen Verfaſſung Berlin, 8. Februar. In einer großen Studenten-Kund⸗ gebung verkündete am Mittwoch mittag Reichsinnenminiſter Dr. Frick die neuen Verfaſſungen der Deutſchen Studentenſchaft, der Deutſchen Fachſchulſchaft und der Reſichs⸗ ſchaft der Studierenden an den deutſchen Hoch⸗ und Fachſchulen. Der feierliche Akt er— hielt ſeine beſondere Weihe durch die Anwe— ſenheit des Führers, der ſich in einer großen Rede han die deutſche Studenten— ſchaft wandte. Zu der Kundgebung, die in der Philharmonie ſtattfand, waren die der SA und SS angehörenden Studenten in feierlichem Zuge marſchiert. die Rede des Führers Reichskanzler Adolf Hitler führte in ſeiner Rede etwa folgendes aus: Während der langen Jahre des Kampfes der national⸗ ſozialiſtiſchen Bewegung in Deutſchland um die Macht wurde von vielen und keineswegs immer übelwollenden Kreiſen oft bedauert, daß damit eine neue Erſchütterung in unſer geſamtes Leben gebracht werde. Beſonders beklagenswert erſchien es, daß bis hinein in das Innere der Familien Probleme getra— gen wurden, die nur zu ſehr geeignet ſeien, die eheliche Verbundenheit der beiden Gat— ten in vielen Fällen eher zu löſen als zu ſtärken. Am allermeiſten aber erſchrack man über die Tatſache, daß beſonders die Jugend von der Kraft der neuen Ideen in einem Umfang erfaßt zu werden ſchien, daß ſie von den anderen, wie man glaubte, wichtigeren Aufgaben des Tages weggezogen würde und damit nur zu häufig in einen Ge— genſatz ſowohl zum Elternhaus als auch zur Schule gebracht zu werden drohte. Man kann von denen abſehen, die durch ſolche Klagen nur ihrer eigenen politiſchen Bedrängnis Luft zu machen verſuchten. Es hat nie an Gründen ſowohl einer vermeintlichen Ver⸗ nunft wie noch öfter einer heuchleriſchen Mo⸗ ral gefehlt, um einen wenn auch tauſendmal im Recht befindlichen Angreifer als Schäd⸗ ling an den höheren Intereſſen der Gemein⸗ ſchaft und insbeſondere des Staates hinzu— ſtellen. Allein in dieſem Falle waren es der Deutſchen Studentenſchaft nicht ſelten tatſachlich ernſte, aufrichtige und gutgläubige Menſchen, die aus wirklich tief— innerſter Ueberzeugung heraus die Erſchei— nungen des nationalſozialiſtiſchen Kampfes um die Macht beklagen zu müſſen glaub— ten, weil ſie in ihnen nur Zeichen eines neuen Zerfalls unſeres Volkes und ſeines inneren und öffentlichen Lebens zu erblicken vermeinten. Kann nun die ausſchließliche In⸗ anſpruchnahme eines ganzen Volkes durch eine beſtimmte Idee und deren Auswirkun— gen als ſchädlich angeſehen werden oder nicht? Die Frage iſt leicht zu beantworten. Nicht in der fanaliſchen Hingabe eines Volkes an eine Idee an ſich kann etwas Schädliches liegen, ſon⸗ dern nur in den Auswirkungen einer. Idee, die falſch und damit als ſolche ſchädlich iſt. So wie die Tätigkeit auf den zahlloſen Ge⸗ bieten des Lebens normal ſeiner friedlichen Erhaltung dient, wird das Wollen und die Tätigkeit im Kriege beherrſcht ſein von den Gedanken und den Aufgaben der Zerſtörung und Vernichtung. Das Volk. das ſich im Kriege befindet, konzentriert ſein ganzes Denken, ſeinen Willen und alle ſeine Kräfte ausſchließlich auf dieſe eine Abſicht und die⸗ ſen einen Vorgang, und die Wahrſcheinlich⸗ keit der ſiegreichen Beendigung eines ſolchen Kampfes wird umſo größer, je unbedingter ſich eine Nation in einer ſolchen Zeit dem Kriege und ſeinen Erforderniſſen hingibt. Wer will der Jugend eines Volkes, das ſich in einer ſolchen Not befindet, einen Vorwurf machen, weil ſie an dieſer Not einen heißen, ja verzehrenden Anteil nimmt. Unbewußt wird das unverbildete Gemüt und der Sinn dieſer jungen Menſchen überwältigt von der Erkenntnis, daß nunmehr eine Entſcheidung getroffen wird, vielleicht für Jahrzehnte, vielleicht auch für Jahrhunderte des ſpäteren gebens der Nation. Wem kann es ernſtlich einfallen, das Ausrücken der jungen Lehr⸗ gänge unſerer Univerſitäten im Jahre 1914 wegen der damit verbundenen Unterbre— chung des Studiums zu bedauern oder gar zu beklagen? Es gibt im Völkerleben Jahre, in denen die Entſcheidung über Sein oder Nichtſein für kommende Jahrbunderte fällt. In dem Umfange aber, in dem ein Volk in allen ſeinen Lebensaltern und Lebens- ſchichten einer ſolchen Jeik und ihren Anfor- derungen gerecht wird und ſie ſelbſtlos er- füllt, wird es der dieſer Zeit eigenen Auf- gabe genügen und damit allein auch ſeiner Zukunft nützen können. Daß die Völker um uns dies beſſer begriffen haben als viele Menſchen in unſerem deukſchen Volk, hat ih- nen den Sieg gegeben und uns die Nieder- lage gebracht. Was bedeutet es, fuhr der Kanzler fort, wenn in dem Kampf um eine neue Weltanſchau— ung vorübergehend Spannungen innerhalb verſchiedener Kreiſe des Volkes eintreten, am Ende aber daraus die Zukunft der Na— tion eine unerhörte Stärkung erfährt? Was bedeutet es, wenn junge Menſchen vorübergehend in Gegenſatz geraten zu ihren Ellern, allein durch ihr Eintreten mithelfen den Bau einer neuen Gemeinſchaft zu errichten für Jahrhunderte und damit beitragen für eine neue Stärkung des künftigen Lebens und ſei— ner Zellen der Familien? Was hat es ſchon zu ſagen, wenn Lehrer und Schüler ſich in einem Augenblick vielleicht nicht mehr ver— ſtehen, allein wenn aus der Sturm- und Drangzeit einer begeiſterten Jugend die Grundlagen einer neuen Bildung für die Zu— kunft erwachſen? Alle wahrhaft großen welkbewegenden Ideen haben die Menſchen fanatiſiert. Reli⸗ giöſe Vorſtellungen konnten Jeikalker mit ihrem Eifer ſo erfüllen, daß alle anderen Le- bensvorgänge demgegenüber weil in den Hintergrund kraten. So bedauerlich dies dem geruhſamen Mitbürger oder Beobachter ei— ner Zeit auch für den Augenblick erſcheinen mochke, ſo ſind doch dadurch allein für das geſllſchaftliche Zuſammenleben der Menſchen für viele Jahrhunderke Grundlagen geſchaf⸗ fen worden, ohne die der Aufbau und der Beſtand größerer menſchlicher Gemeinſchaf⸗ ken einfach undenkbar wäre. Dies gilt aber für alle wirklichen Revolutionen mit welk⸗ anſchaulichem Charakter. Der Zuſammenbruch des Jahres 1918 war keine Niederlage im Felde, ſon— dern, wie ſchon die Bezeichnung ſagt, etwas Chamberlain erwiderte darauf, daß die ſo⸗ eben abgegebene Erklärung Simons ſeiner Anſicht nach große Folgen habe. Abſchlie⸗ ßend erklärte Sir Auſten Chamberlain, er halte die im Weißbuch von England aufge⸗ ſtellte Forderung, Deutſchland ſolle in den Völkerbund zurückkehren, für ſehr bedeutſam. Nach ſeiner Meinung ſollte England ein Ab⸗ rüſtungsabkommen nicht unterzeichnen, wenn Deutſchland dieſe Forderung nicht er— füllen wolle. a 1 Man ſieht, daß es in der Auffaſſung über die deutſche Gleichberechtigung ein zwie⸗ ſpältiges England gibt: man möchte gerne Deutſchland entgegenkommen, möchte gerne zwiſchen Deutſchland und Frankreich vermitteln, aber man hat eben doch noch ge⸗ wiſſe Hemmungen gegen eine völlige Aner⸗ kennung der deutſchen Forderung. Für Deutſchland aber iſt die Gleichberechtigung eine Lebensfrage.. a Bemerkenswert waren ſchließlich noch die Aeußerungen des Lordſiegelbewahrers Eden in der Unterhausdebatte.(Der Mann mit dieſem altmodiſchen Titel iſt ein einfluß⸗ reiches Mitglied des engliſchen Kabinetts.) Er ſagte u. a., wenn ſich auch die Lage in Oeſterreich ſeit dem 21. Dezember ge⸗ ändert habe, ſo hätten ſich doch die Grund⸗ ſätze der engliſchen Politik gegenüber Oeſter⸗ reich micht geandert. Augenblicklich wiſſe die engliſche Regierung noch nicht, welches die genaue Form der öſterreichiſchen Anrufung des Völkerbundes ſein werde, oder wie die Beweiſe beſchaffen ſein würden, auf die die öſterreichiſche Regierung ihre Klage gegen Deutſchland ſtützen wolle. Auf die Aeuße⸗ rungen des Arbeiterabgeordneten Cock, daß Deutſchland bereits aufrüſte, ſagte Eden: Wenn dies richtig wäre, wäre es dann nicht gerade ein Beweisgrund, um den Ab⸗ ſchluß einer Vereinbarung zu verſuchen, an⸗ ſtatt den Verſuch verzweifelt aufzugeben? Wenn alles, was Cocks befürchtet, richtig wäre, dann würden wir genauer informiert ſein, wenn wir die internationale Ueberwa— chung hätten, die wir zurzeit nicht haben. Cocks warf hier ein: Wir werden ſie auch niemals bekommen. Eden erwiderte: Bis— her hat die deutſche Regierung das nicht ge⸗ ſagt, ſondern im Gegenteil erklärt, daß ſie die Ueberwachung annehmen wolle, falls ſie allgemein angenommen werde. Wir müſſen vorwärts ſchreiten in der Annahme, daß die Erklärung der deutſchen Regierung als das angenommen werde, als was ſie ſich gibt. Auf die Frage eines Sozialiſten, ob die eng⸗ liſche Regierung bereit ſei, auf den deut⸗ ſchen Stand abzurüſt en, wenn andere Reaierungen dazu bereit wären, erwiderte Eden, die Politik des engliſchen Vereinva⸗ rungsentwurfes gehe in gewiſſer Hinſicht auf den deutſchen Stand herab. Wenn aber der Frageſteller meine, ob die engliſche Re⸗ gierung dafür ſei, die engliſche Flotte mor⸗ gen zu verſenken, dann laute die Ant⸗ wort: Nein! Eden ſagte, die engliſche Regierung habe es ſtets klar gemacht, daß ſie eine achtmona⸗ tige Dienſtzeit für die Armee mit allgemeiner Dienſtpflicht vorziehe. Aber angeſichts der Stellungnahme anderer Mächte ſage die engliſche Denkſchrift nur, daß, wenn ein Ab⸗ kommen über eine zwölfmonatige Dienſtzeit erreicht werde, England zuſtimmen würde. Zur Frage der Rückkehr Deutſchlands in den Völkerbund erklärte Eden, er möchte die Auf⸗ merkſamkeit darauf lenken, daß nicht nur die engliſche Regierung dieſer Anſicht ſei, ſon⸗ dern auch die Muſſolinis, der geſagt habe, das grundlegende Gegenſtück zu der Annah⸗ me der deutſchen Forderungen würde ein Verſprechen Deutſchlands ſein, nach Genf zu—⸗ rückzukehren.. Auch die Eden⸗Rede zeigt die Zwieſpältig⸗ keit der engliſchen Politik deutlich auf: immer iſt ein einerſeits— andererſeits. Auf dieſe Weiſe iſt ein Fortſchritt in den dringlichſten Fragen der europäiſchen Politik aber kaum möglich! anz anderes, eine ſeit vielen Jahrzehnten ſich in Deutſchland vollziehende Zerſetzung. Daß dieſe Gefahr nur von einem Bruchteil der deutſchen Geiſtigkeit früher richtig er⸗ kannt und eingeſchätzt wurde, zeigt, wie äu⸗ ßerlich und oberflächlich das ſogenannte ſtaatspolitiſche Denken der Vorkriegszeit war. Man dachte an Staatsgeſchichte und hatte keine Ahnung von den volklichen und raſſiſchen Grundlagen des menſchlichen Ge⸗ meinſchaftslebens. Das deutſche Volk ſelbſt ſtellt ein Konglomerat aus verſchiedenen raſſiſchen Grundelementen dar. Die dement⸗ ſprechenden im einzelnen ſehr weit ausein— andergehenden Veranlagungen geben dem Geiſtes⸗ und Kulturleben unſeres Volkes das ihm eigene beſondere Gepräge. Es gibt kaum ein Volk der Erde mit weiter geſpann⸗ ten Fähigkeiten, wie ſie unſer deutſches Volk beſitzt. In dieſer Vielgeſtaltigkeit des deutſchen Geiſtes und damit unſeres Lebens liegt ebenſo ſehr unſere internationale Stärke begründet, wie umgekehrt aber leider auch unſere nationale Schwäche. Wie ſehr wir auch dieſe mannig⸗ faltigen Gebilde unſeres Volkes lieben kön— nen und an ihm hängen, ſo groß ſind die Sorgen, die es umgekehrt bereitet. Wir ſind ebenſo ſtolz auf das Poſitive, das wir auf ſo vielen Gebieten unſeres nationalen Lebens feſtſtellen können, wie wir traurig ſind über die uns bekannten Schwächen. Eines aber muß uns allen klar ſein: Wenn wir auf die Erhaltung der Gemeinſchaft des deutſchen Volkes überhaupt Wert legen, müſſen wir die politiſche Führung aukorikär jenem Beſtandteil übertragen, der nicht nur hierzu von Nakur aus geeignet iſt, ſondern auch durch ſeine geſchichtliche feſtſtellbare Tä⸗ tigkeit die Bildung des deutſchen Volkes er- möglichte und vollzog. Die Vergangenheit redet hier eine warnende und deutliche Sprache. Als Bis— marck die ſtaatspolitiſche Einigung der deut— ſchen Stämme und Einzelſtaaten vollzog, wurde von der geſamten bürgerlichen Welt leider überſehen, daß in derſelben Zeit ſich ſchon die Erſcheinungen eines Prozeſſes an— kündigten, der allerdings nicht das Deutſche Reich wieder in ſeine Stämme und Einzel— ſtaaten, ſondern das deutſche Volk in ſeine Grundelemente aufzulöſen drohte. Denn die marxiſtiſche Parole„Prolekarier aller Länder vereinigt Euch“ iſt nichts anderes als der Verſuch, innerhalb der einzelnen Staten und ihrer Völker je— nen Raſſenbeſtandteilen nachzuſpü⸗ ren, die ohne weiteres ſeit Jahrtauſenden miteinander verſchmolzen ſein können, deren Abgrenzungen aber auch heute für den Tie— ferblickenden noch deutlich ſichtbar ſind. Nur der oberflächliche ſogenannte Völkiſche, kann glauben, dieſe Beſtandteile in der Haupt— ſache an Aeußerlichem feſtſtellen zu können. Es iſt aber wichtig zu begreifen, daß man nicht nur vom Aeußeren auf die innere Ver— anlagung, ſondern genau ſo von der inneren Veranlagung auf das geſamteWeſen und ſeine Herkunft zu ſchließen vermag. Wenn auch die ſtaatsbildende Herrenraſſe im Laufe der Zeit ſich mit den Unterworfe— nen zu einem neuen Volk verſchmolzen hat, ſo iſt doch im einzelnen der Prozeß nicht im⸗ mer ſoweit abgeſchloſſen, daß ein Rückfall in die urſprünglichen Beſtandteile einfach als unmöglich erſcheint. Dieſe Erweckung der früheren Raſſenkerne erfolgt aber keines— wegs durch ein bewußtes äußeres Sortieren der Völker nach ihren beſonderen ſichtbaren phyſiſchen Merkmalen, als vielmehr durch die Einwirkung eines beſtimmten geiſtigen Appells auf die, dank einer analogen Veran— lagung daraufhin entſprechend reagierenden Raſſenzellen. Die marxiſtiſche Lehre iſt ein einziger Appell an einen raſſenmäßig mehr oder weniger genau begrenzten Beſtandteil faſt aller Völker der Welt. Je mehr dieie Beſtandteile untereinander von einer gemein— ſamen Wurzel abzuſtammen ſcheinen, umſo— mehr iſt damit die Internationalität dieler Lehre und ihrer Auswirkungen natürlich ge— geben. Das tiefſte Weſen und der Sinn des kom- muniſtiſchen Prozeſſes aber liegt in dem Ver- ſuch, die aus verſchiedenen Kaſſekernen zu— ſammengeſetzten Völker aufzuſpalten und den bisher politiſch und welkanſchaulich führen⸗ den Teil durch eine neue, in dieſem Jalle jüdiſche Herrenſchicht zu erſetzen. Daß aber ein ſo ungeheuerlicher Vorgang das Geſamtleben eines Volkes bis in das Tiefinnerſte berührt und aufwühlt, iſt ſelbſt— verſtändlich. Die Größe der Auswirkung die— ſer Zerſtörungsarbeit aber mag man an der Tatſache ermeſſen, daß die erſt einmal auf— geweckten zentrifugalen Urinſtinkte dieſer Raſſenzellen eines Volkes in kurzer Zeit die Tendenzen und die Kraft der Erhaltung der Gemeinſchaft weitaus überwiegen. Ja, es muß dann ſoweit kommen, daß die Parole der internationalen Gemeinſamkeit ähnlicher Raſſenzellen eine größere Kraft aufweiſt, als der Wille zur Erhaltung des ſich nunmehr innerlich fremd gewordenen früheren gemein— ſamen Volkskörpers. So konnte es geſche⸗ hen, daß in derſelben Zeit, do Bismarck die ſtaatspolitiſche Einigung der deutſchen Stämme und Länder tatſächlich vollzog, der Klaſſen⸗ ſprich Raſſenzerfall unſeres Volkes Sic eee eee, eil ber Protlamation der beiden großen Sammelbegriffe„Proletariat“ und „Bourgeoiſie“ verſuchte die intellektuelle Führung der mar⸗ xiſtiſchen Lehre die Aufſpaltung unſeres Vol⸗ kes genau ſo wie die anderer Nationen in die großen weſentlichen Grundbeſtandteile herbeizuführen. Dieſer Verſuch war bis zum ahre 1918 ſchon ſoweit gelungen, daß im⸗ merhin Millionen Menſchen unſeres Volkes bei Ausgang dieſes furchtbaren Krieges an der Erhaltung des Reiches als den ſichtbaren Ausdruck der völkiſchen Einheit kein lebendi— ges Intereſſe mehr finden konnten. Wäh— rend das deutſche Volk unter den furchtbar⸗ ſten geſchichtlichen Schlägen zuſammenbrach, verbrüderte ſich die internationale Führung des ſogenannten deutſchen Proletariats mit den Erſcheinungen ähnlicher Art in den an⸗ deren Ländern. Zu welchen entſetzlichen Folgen das endgül⸗ tige Gelingen eines ſolchen Verſuches führen muß, liegt auf der Hand. Wenn die kommu- niſtiſche Jerſetzung der in einem Jahrkauſende währenden geſchichklichen Prozeß enkſtande⸗ nen europäiſchen Völker gelingen würde, und die bisherige führende und damit wahr⸗ haft tragende Kaſſenſubſtanz einer neuen international-jüdiſchen Oberſchicht zum Opfer fiel, wäre das Ende in ganz kurzer Zeit nicht nur der Verfall unſerer kauſendjährigen Kul- kur, ſondern eine ſteigende vollkommene Ver- fön ee dieſen Kullurwerten gegen- über. Der Kommunismus würde bei ſei— nem Siege in Europa in dem kommenden halben Jahrtauſend zwangsläufig zu einer vollſtändigen Ausrottung auch der letzten Ueberreſte der Schöpfungen jenes ariſchen Geiſtes führen, der als Kulturſpender ſeit den uns geſchichtlich aufgehellten Jahrtau— ſenden in ſeinen vielfältigen Veräſtelungen und Zweigen der heutigen weiten Welt die allgemeinen kulturellen und damit wahrhaft der en Grundlagen gegeben hat. Daß er Kampf gegen eine ſolche Entwicklung aber nun ebenfalls zu den tiefſten und ein⸗ ſchneidendſten Ereigniſſen gehören wird und gehören muß, kann nur den verwundern, der keine klare Vorſtellung über die Größe der drohenden Gefahr und der damit geſtellten Aufgabe beſitzt. Wer daher in der national— ſozialiſtiſchen Bewegung nichts anderes ſieht als eine politiſche Partei, die um einen beſtimmten Einfluß im ſtaatlichen Leben kämpft, hat weder aus der Vergangenheit etwas gelernt noch die Aufgaben der Zu⸗ kunft begriffen. Die Ereigniſſe der letzten Jahrzehnte haben mit erſchreckender Deut⸗ lichkeit gezeigt, daß erſtens die natürliche und mithin raſſiſch bedingte Führung der Nation auf dem Gebiete der politiſchen Geſtaltung unſeres Lebens mehr und mehr zurücktrat gegenüber den Einflüſſen einer aus ganz an— deren Bedingungen erwachſenen bürger— lichen Geſellſchaft. Ihrer Entſtehung liegen zum größten Teil ökonomiſche Momenke zu Grunde. Dieſe, an der eigenen Berufung oft ſelbſt zweifelnde Geſellſchaftsſchicht muß⸗ te aber zwangsläufig die Gewalt über die Maſſen des Volkes verlieren. Denn wenn dieſe Schicht ihre Unfähigkeit ſelbſt auch nicht bewußt erkennt, ſo fühlt ſie aber der primi— tive Menſch umſo inſtinktiver. Der Verluſt einer innerlich berechtigten Führung des Vol— kes führt nach kurzer Zeit zum Verluſt der inneren weltanſchaulichen Geſetzgebung. Wie ſoll ein Volk zu Leiſtungen für die Aufrecht— erhaltung ſeiner Freiheit und Unabhängig— keit begeiſtert werden können, wenn das größte Verbrechen, nämlich der Verrat am Volk und Reich, ungeſtraft zum politiſchen Ideal geſtempelt werden kann und die Treue zu Beiden als reaktionäre und klaſ— ſenmäßig beſtimmte Dummheit gelten darf? Wie will man noch von einer Moral reden, wenn man alle Grundlagen dieſer Moral von vornherein leugnet und ihr die Mehr— heit der Nation entfremdet hat? Die Ver— gangenheit hat uns eindeutig gezeigt, daß auch die eifrigſte Geſchäftigkeit einer Staats— führung verſagen muß, wenn auf ſolche Weiſe alle Grundlagen des Gemeinſchafts— lebens erſt einmal ausgehöhlt oder bereits ſchon zuſammengebrochen ſind. Daraus er— gibt ſich aber auch in äußerſter Klarheit das, was in der Zukunft zu geſchehen hat: 1. Die Aufrichtung einer wirklich berufe nen Führung des Volkes und 2. die Wieder herſtellung ſolcher Grundlagen für unſer Ge⸗ meinſchaflsleben, die nach menſchlicher Er- fahrung bisher noch immer die Voraus- ſetzung für die Größe der Völker und Reiche waren. Indem die nationalſozialiſtiſche Bewegung dieſe Aufgabe löſt, nimmt ſie den Kampf auf gegen eine ganze Welt ſpießerlicher, falſcher oder ſchlechter Vorſtellungen, ſowie ihrer Auswirkungen zu Gunſten einer Welt ande⸗ rer Auffaſſungen, die ewig gültig waren und damit ſtets jung ſein werden. Was hätte es aber für einen Sinn, eine ſolche Arbeit für die Zukunft der Nation zu beginnen, wenn ſie nicht in erſter Linie die Jugend des Volkes für dieſe neue Welt zu gewinnen verſuchte. Gerade desyalp richtet der Nationalſoziaus⸗ mus an die Jugend ſeinen ſchärfſten und ein⸗ dringlichſten Appell. So wie aus ihr die ſpäteren Berufsgruppen des Volkes erwach⸗ ſen, die Führungen auf den verſchiedenſten Gebieten des Lebens einnehmen, ſo muß ſie auch dereinſt der Nation in einer Ausleſe fähigſten und geeignetſten Menſchentums die natürlich erleſene und damit beſtimmte po⸗ litiſche Führung ſicherſtellen helfen. Sie muß vor allem zwei Grundwahrheiten erkennen: 1. Die politiſche Führung einer Nation muß die weſenllichſte Unkerſcheidung vom übrigen Volk nicht in einem höheren Genuß ſuchen, ſondern in einer härteren Selbſtzucht. Wer ſelbſt Sklave iſt der primitivſten leib⸗ lichen Bedürfniſſe, kann auf die Dauer kein Herr ſein über die geborenen Sklaven. Der Primitive wird kein Verſtändnis beſihen für die Bedürfniſſe des Geiſtes, allein er neidet ſie niemanden. Alle die Millionen kleiner und ſchwer arbeitender Mikbürger eines Volkes verlangen nicht, daß der Weiſe ſich ihrem Wiſſen anpaßt oder der zur Kunſt Be⸗ gnadete mit ihrer Kultur vorlieb nimmk. Sie gönnen ihm immer das Seine, allein ſie ver⸗ langen mit Recht, daß ihnen für ihre Mit⸗ arbeit an der Gemeinſchaft das gegeben wird, was ihres Weſens iſt. Und daher muß eine wahrhaft überlegene Führung einer po- litiſchen Nation innerlich erfüllt ſein von einem hohen ſozialen Verſtändnis. 2. Alles was an Menſchenwerken ſchön auf dieſer Welt iſt, verdankt ſeine Entſtehung und Vollendung dem Juſammenwirken in⸗ kuikiver geiſtiger Erfindung und geſtaltender Kraft. Dieſe Vermählung aber wird auf die Dauer nur dann aufrechterhallen werden können, wenn die Kraft den Geiſt reſpektiert und der Geiſt einſichtsvoll die Kraft fördert. Sie, meine jungen Freunde, die Sie das Glück beſitzen, an einer großen geſchichtlichen Wende der deutſchen Nation als lebendige Zeugen teilnehmen zu dürfen, werden der⸗ einſt dann Zeuge ſein des inneren Glücks, das jedem Volke zuteil wird, dem es ver⸗ gönnt iſt, in Friede und Freiheit die Kraft ſeines Geiſtes und ſeines Körpers arbeiten zu laſſen nicht nur zur Erhaltung des Leibes, ſondern auch an den Werken einer wahrhaft unſterblichen Kultur.(Stürmiſcher, haltender Beifall!) langan— Die Neichsangehöxigleit Alte Zöpfe werden beſeitigt. Berlin, 8. Februar. Durch eine Verordnung der Reichsregie⸗ rung iſt, wie vereits bekannt, die Reichs⸗ angehörigkeit an die Stelle der bis⸗ herigen Staatsangehörigkeit getreten. Die Verordnung beſeitigt eine Reihe alter„Zöpfe“ auf dem Gebiete des Perſonenſtandrechts. Sie verfügt nämlich, daß, ſoweit es nach gel⸗ tenden Geſetzen rechtserheblich iſt, welche deut⸗ ſche Landesangehörigkeit ein Reichsangehöri⸗ ger beſitzt, von nun an maßgebend iſt, in wel⸗ chem Lande der Reichsangehörige ſeme Nie— derlaſſung hat. Das bedeutet eine weſentliche Erleichterung z. B. für die Eheſchlie⸗ ßung, die Ehelichkeitserklärung, die Beſchaf⸗ fung von Heiratsdispenſen und andere Per— ſonenſtandsfragen, wo bisher der Geburtsſtaat auch dann zuſtändig war, wenn der Volksge⸗ noſſe bereits ſeit einem halben Menſchenalter in einem ganz anderen Einzelſtaat wohnte. In allen weſentlichen Perſonenſtandsſachen iſt nun nur noch der Gang auf das Amt des Ortes notwendig, in dem der Betreffende wohnt. Was die Frage der Päſſe anlangt, ſo iſt mit einem Nunderlaß des Reichsinnenmini⸗ ſters zu rechnen, der dieſe Angelegenheit und die übrigen wichtigen Einzeldinge der neuen Staatsangehörigleitsverordnung regelt. Es iſt anzunehmen, daß die ausgegebenen rechts⸗ gültigen Päſſe auch weiterhm bis zu ihrem normalen Ablauf gültig bleiben. Es iſt nur nicht ausgeſchloſſen. daß die neue deutſche Staatsangehörigleit anſtelle der bisherigen Einzel⸗Landesangehörigleit durch einen Poli⸗ zeiſtempel im Paß vermerkt werden wird. Bei Neuausſtellung von Päſſen wird natürlich die Rubrik Staatsangehörigkeit nur noch mit dem Vermerk„deutſche“ aus⸗ gefüllt, wenn man ſie nicht überhaupt für über⸗ flüſſig hält, da ja der deutſche Reichspaß nur den deutſchen Staatsangehörigen ausgehändigt wird. f Auslands⸗Nundſchau Durchführung des zweiten ruſſiſchen Fünf⸗ jahresplanes. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat der 17. Parteikongreß dem zweiten ruſſi⸗ chen Fünfjahresplan zugeſtimmt und die Notwendigkeit betont, ſeine Durch⸗ führung ſofort in Angriff zu nehmen. Studenkenunruhen in Havanna. Nach einer Meldung aus Havanna ſtie⸗ ßen 3000 Studenten, die gegen die Abſchaf⸗ fung der Todesſtrafe demonſtriert hatten, nach der Kundgebung mit Polizeikräften zu⸗ ſammen. Die Polizeibeamten machten von der Schußwaffe Gebrauch. Acht Studenten und ſechs Poliziſten wurden verletzt. Ein Unbeteiligter wurde von einer verirrten Kugel getötet. Jn lurzen Worten: Bei der Verkündung der neuen Verfaſ⸗ ſung der Deutſchen Studentenſchaft hielt Reichskanzler Hitler eine groß angelegte Re⸗ de an die deutſche Jugend. Der öſterreichiſche Schritt beim Völkerbund wird ſich nach den neueſten Meldungen aus Wien noch verzögern. 4 Bundeskanzler Dr. Dollfuß iſt am Mitt⸗ woch zum Beſuch der ungariſchen Regierung in Budapeſt eingetroffen. Die franzöſiſche Regierung Daladier iſt nach nur achttägiger Amtsdauer zurückgetre⸗ ten. Die Demonſtrationen in Paris führten zu wahren Straßenſchlachten. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat der 17. Parteikongreß dem zweiten ruſſiſchen Fünfjahresplan zugeſtimmt. doumergue nimmt an Zur Regierungsbildung bereit. Paris, 8. Februar. Um 7 Uhr Mittwoch abend wird bekannt, daß der frühere Präſident der Republik, Gaſton Doumergue, ſich bereit erklärt hat, den Auftrag zur Regierungsbildung zu über⸗ nehmen. Die Frontkämpfer proteſtieren Beſuch bei Lebrun.— Kammerauflöſung gefordert. Eine Abordnung ehemaliger Frontkämp⸗ fer und Kriegsopfer hat ſich ins Elyſee be⸗ geben, um dem Präſidenten der Republik, Lebrun, eine einmütig angenommene Ent⸗ ſchließung zu überreichen, die folgenden In⸗ halt hat: Ehemalige Frontkämpfer, zumeiſt Ver⸗ wundete aus der Kriegszeit, waren friedlich zuſammen gekommen, um gegen die ſchäd⸗ lichen Skandale, die alle Tage aufgedeckt werden, zu proteſtieren und die ſo ſehr er⸗ ſehnte Auflöſung der Kammer zu verlangen. Sie wurden ohne Grund von der mobilen Garde umſtellt, verwundet, zurückgetrieben, geſchlagen, ja ſogar getötet und dieſes alles auf Anweiſung des Innenminiſters und des Polizeipräfekten, ohne irgendwelche Provo⸗ zierung ſeitens der Frontkämpfer. Die Entrüſtung iſt groß. Friedlich und oh⸗ ne Waffen ſind ſie auf die Skraße gegangen, aber angeſichts dieſer Herausforderung wer⸗ den ſie morgen mit Granaten und alten Kriegserinnerungen bewaffnet auf die Stra- ßzen gehen. Dann wird man ſie nicht zurücr⸗ halten können. Wir bitten Sie, Herr Präſi⸗ dent, um die Wiederholung dieſer ſchmerz⸗ lichen Iwiſchenfälle zu vermeiden, vom Se⸗ nat die Auflöſung der Kammer zu verlan⸗ gen und eine ſtarke, ſaubere Regierung mit anſtändigen Männern zu bilden, um die 1 und das Anſehen Frankreichs zu ratten. Paris wieder unruhig In den Straßen von Paris herrſchte am Mittwoch nachmittag wieder lebhafte Unru⸗ he. An verſchiedenen Stellen der Stadt, be— ſonders auf dem Opernplatz, dem Concor⸗ dienplatz und an der Börſe iſt es in den frü⸗ hen Nachmittagsſtunden zu den erſten Zu— ſammenſtößen mit der Polizei und der Re⸗ publikaniſchen Garde gekommen, wobei es auf beiden Seiten Verletzte gab. Mehrere Perſonen wurden verhaftet. Beſonders auf dem Concordienplatz hatten ſich ſchon um die Mittagszeit Hunderte von Menſchen an⸗ geſammelt, die gegenüber der beritlenen Garde eine immer drohendere Haltung ein— nahmen. Am Börſenplatz ſah man die Fran⸗ ciſten in ihrer Uniform die neueſte Ausgabe ihres Parteiorganes verkaufen. Bei den Demonſtranken handelk es ſich im Augenblick nur um Angehörige der rechls⸗ gerichteten Organiſationen. Der General- ſekrelär der Allgemeinen Arbeitervereini⸗ gung, Jouhaux, hat ſich jedoch kurz nachmit⸗ lag zum Miniſterpräſidenten begeben und ihm erklär daß die Mitglieder der Vereini⸗ gung, die an den geſtrigen Kundgebungen nicht keilgenommen hätten, heute demonſtrie⸗ ren würden. Jouhaux drohte außerdem mit dem Generalſtreik als Proteſt gegen die Kundgebungen von rechts. Im Juſtizminiſterium herrſchte den gan⸗ zen Tag rege Tätigkeit. In gut unterrichte⸗ ten Kreiſen erklärt man, daß verſchiedene Verhaftungen und Hausſuchungen bevorſte⸗ hen. Die erſte dieſer Verhaftungen iſt gegen 2.30 Uhr durchgeführt worden. Sie richtete ſich gegen den Chefredakteur der„Action Francaiſe“, Charles Maurras. Halbmaſt in Paris Auf Anordnung des Innenminiſters ha⸗ flag alle öffentlichen Gebäude Halbmaſt ge⸗ aggt. Auf dem Convordienplatz ſammellen ſich in den Mittwoch⸗Abendſtunden erneut elwa 15—20 000 Menſchen an. Die mobile Garde wird ſtändig verſtärkt und iſt diesmal mit Karabinern ausgerüſtet. An der Pariſer Börſe wurde zur Ehrung der Opfer eine Mi⸗ nuke Skille gewahrt. Vor der mediziniſchen Fakultät der Uni⸗ verſität kam es in den Nachmittagsſtunden ebenfalls Gn einem heftigen Zuſammenprall zwiſchen Studenten und Polizei. Als letztere die Menge zerſtreuen wollte, wurde ſie mit Steinwürfen empfangen. Mehrere üſſe wurden gewechſelt, wobei ein Hauptmann und ein Soldat verlent murden f Kabinett Daladier zurückgetreten Eine Regierung des öffentlichen Wohls wird gebildet.— Blutige Straßenſchlachten in Paris. Paris, 8. Februar. Die blutigen Straßenſchlachten in Paris dauerten bis in die friihen Morgenſtun⸗ den des Mittwoch fort. Es gab Tote und viele Verwundete. Am Mittwoch nachmittag gab Miniſterpräſident Daladier den Geſamt⸗ rücktritt der franzöſiſchen Regierung bekannt. Er wird damit begründet, daß man weiteres Bleitvergießen vermeiden wolle. In politi⸗ ſchen Kreſſen erwartet man die Bildung einer Regierung des öffentlichen Wohls. Der Rücktritt des Kabinetts Daladier, das nur acht Tage im Amt war, beleuchtet blitz⸗ artig die ernſte Lage Frankreichs: noch am Dienstag nachmittag hatte die Regierung von der Kammer ein Vertrauensvotum er⸗ halten, aber die Volkswut gegen das ganze politiſche Syſtem war ſo groß, daß auch das Parlament die Regierung nicht mehr retten konnte. Die Demonſtrationen, die zu den Straßenkämpfen führten, waren der dieſer Volkswut, die ſchließlich des Kabinetts führte. Nicht N lament, ſondern das ſe lber hat dieſes Mal die Negier ung ge⸗ „ 1. ſtürzt! ioo gan ergue Nachſo Als Nachfolger Daladiers wird wiederum der 1 2 5 l t Rücktritt Par⸗ it, der bekanntlich „ Nin n Jar Bildung der nge Unterre ent Lebrun umergue gehabt hat. Doumergue hatte wegen ſeines hohen Alters abgelehnt 1 5 Mrs Kabinett zu bilden. bergan eichnend iſt, daß„Echo weiß, D zen an die ildung geinüpft Kammer und 2. iht vor ſechs lein micht Die Plutbilanz Das Innenminiſtertum gibt folgende Mit⸗ leilung über die Verluſtziffern der Kundgebungen bekannt: Sechs Tote auf Stiten n, ſechs Tote bei dee Rep de; die Leichen dec letzter Demonſtranten in die Seine geworfen. 8 170. Verletzte ſind auf Seiten der Demon⸗ ſtranten, 180 auf Seiten der Polize., 130 bei der Republikaniſchen Garde und 100 bei der Garde mobile zu verzeichnen. 1 5 5 Die Julammenſtö ße Der Hauptſchauplatz der blutigen Unruhen war der Pariſer Concordienplatz. Dort ging die Republikaniſche Garde immer wieder gegen die Demonſtranten vor, aus deren Rei⸗ hen ſie mit allen möglichen Wurfgeſchoſſen bombardiert wurde. Auf den großen Boule⸗ vards kam es zu Zuſammenſtößen zwiſcher dem Frontkämpferverband und Kommuniſten. „Chiappe muß ins Gefängms!“ war der Kampfruf der Kommuniſten,„Daladier muß erſchoſſen werden!“ riefen die anderen Demon⸗ do Mans“ 71 de Patris“ mi ln We NR OMAN VON P. WILD Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 1 „So einſam iſt Vater geſtorben, ganz allein?“ dunkelte Trauer in der Stimme des Mannes. Sie nickte. Sprechen konnte ſie nicht. Stelle ſuchte. Rollender Donner zerriß jäh die Stille, Wie ein leuch— tender Pfeil aus unbekannten Fernen ſchoß der erſte Blitz graziöſen Frauengeſtalt mit bewegtem Ausdruck nach, und ſein Stolz duckte ſich und ſein Haß. Ein leiſer Schmerz zuckte in ſeiner Hand. in feuriger Lohe über das Firmament. Alltag. Wirklichkeit. Trennung. „Ich muß heim, Mutter ſorgt ſich um mich.“ Es war geſchehen, was ſie bis dahin klug vermieden: Der Name der Mutter war gefallen, lag wie ein Feind— liches zwiſchen ihnen, ſchuf eine neue Atmoſphäre, gab Abſtand. „Mein Wagen iſt draußen. fahren?“ wollte ſie gutmachen. Jäh verlöſchte die Weichheit ihrer Züge. Wohin . ˙ V —— ———— X— Die Reiserbank Sehlieſbt die Sgshalter Nur ihre Augen ſanden zu ihm und ſeine zu ihr, und ihre Sprache war beredt, gaben ihm den Frieden, den er an dieſer heiligen darf ſtranten. Ver neue Ponzeipraſerr von Paris, Bonnefoy⸗Sibour, erklärte, daß er 10 000 Mann zum Schutze von Paris zur Verfü⸗ gung habe, aber noch mehr einſetzen werde, wenn es in den nächſten Tagen nötig ſein ſollte. Der inzwiſchen zurückgetretene Mini⸗ ſterpräſident Daladier erklärte um Mitternacht, es ſet durch die Perſonalien der verhafteten Manifeſtanten der Beweis erbracht worden, daß es ſich um einen bewaffneten Anſchlag gegen die Sicherheit des Staates gehandelt habe. Die Unruheſtifter hätten aber ihr Ziel nicht erreicht. Die Pariſer Bli Toten und Verte! nen müſſe. Ein Vertreter des Deutf richtenbüros, oer ſich in Ausübung Dienſtes auf dem Concordienplaß wurde ebenfalls leicht verhaftete ihn, er der auf freien tum aufgeklärt 7 1 „Nacht des Eme„Nacht des Bürger überſchreiben viele Blätter ihre die ſchweren Pariſer niemand verkenm un! wirkungen noch nie Blätter bedauern, ihrer Landsleute v de Paris“ ſchreibt: WI! ſichts der Verletzten verletzt. Di Karte, die Frantreich noch in der Hand hat, ausgeſpielt wird: Die nationale Einigung. In der„Victoire“ ruft Guſtave Herve der Regierung ein dreifaches„Mörder!“ zu und bemerkt: Dieſer arme Daladier erinnert trotz ſeines eigenſmnigen Kinns an den König Lud⸗ wig XVI. Um die in der Kammer vor Angſt ſchwitzenden Polftiler zu ſchützen, haben die Truppen mit Maſchineng wehren auf die Ma⸗ nifeſtanten geſchoſſen. Der ſozialiſtiſche„Po⸗ pulaire“ triumphiert, daß der Gewaltſtreich der Faſchiſten geſcheitert ſei. Die„Etre Nou⸗ velle“, das Blatt Hec jots, ſpricht von einer durch die Rechtsparteien provozierten bluti⸗ gen Meuterei. Im„Petit Bleu“ wird die Lage wie folgt gekennzeichnet: Auf der einen Seite das Par⸗ lament, auf der anderen Seite die Nation. Die Trennung iſt vollzogen. Man ſoll nich von berufsmäßigen Agitatoren ſprechen. M muß die einmütige Kundgebung und die ſterte Zuſtimmung der Menge miterlebt ha ſie verſtehen zu können. Paris h Parlament ſeinen Willen zum Ar : is ſpeit auf die Part Regierung. n FFC Neurologiſches Inſtitut in Breslau. Mit Hilfe einer großzügigen Spende der Rockefeller-Stiftung in Höhe von 50 000 Dollar konnte ein Teil des Neubaues des Neurologiſchen Inſtituts in Breslau fertiggeſtellt und in Anweſenheit des amerikaniſchen Konſuls ſeiner Beſtimmung übergeben werden. „komme ich wieder.“ ſchweren Maſſen hernieder. Alex Reiſer ſtand * ſeine Hand Kuab' ein Röslein ſtehn... ich Sie Mein Wagen!, höhnte es in ihm, der Wagen Otto 10 Reiſers, meines Vaters! Seine Haltung wurde ſteif, als ſei plötzlich alles Ver⸗ trauen zwiſchen ihnen verlöſcht, und doch wußte er, daß er Was konnte ſie für das Tun ihrer ihr unrecht tat. Mutter? Empfand ſie, was er dachte? Mitfahren zu wiederholen. „Bleiben Sie noch längere Zeit in der Stadt?“ Faſt ſchien es ſo, denn ſie ſenkte traurig den Kopf; ſchmerzlicher Zorn gegen ſich ſelbſt kam in ihr hoch, entpreßte ihren Lippen leiſe Worte: „Immer iſt das Geld, der Beſitz das Feindliche zwiſchen den Menſchen. Ich wollte Ihnen nicht wehtun“, fuhr ſie gleichſam entſchuldigend fort, ohne die Aufforderung zum „Gewiß! lachte er heiſer ſcharf nach. „Ich weiß es nicht“, zuckte er unſchlüſſig die Achſeln. „Vielleicht iſt es beſſer, ich gehe— hier iſt Fremde.“ „Ich hätte Ihnen noch vieles zu erzählen von Ihrem Vater“, überredete ſie weich, in ſcheuer Bitte. Er aber preßte die Lippen zuſammen und ſchwieg. Donner grollte. Die erſten Tropfen fielen, groß, ſchwer. 19. Hanny von Hochſtedt bückte ſich, entnahm dem Strauß, den ſie auf den Hügel gelegt hatte, eine wundervolle, tief- rote Roſenknoſpe, reichte ſie ihm. „Morgen um dieſe Zeit“, ſah ſie auf die Armbanduhr, Dann eilte ſie fort, denn der Regen ſtürzte jetzt in barhaupt und ſah kürlicher Bewegung hatte er die Fauſt um die Roſe geballt; ein Dorn ritzte ihn, langſam tropfte Blutgerinnſet über Mit verzerrtem Lächeln ſah er darauf nieder, wie aus weiter Ferne kam ihm die alte Melodie: Sah ein „Nein“, ſagte er ganz laut,„nichts von Liebe!“ legte die rote Roſe behutſam in das Portefeuille. Ein Andenken an Vaters Grab, betrog er ſich ſelbſt. „Alſo die Sache iſt die, gnädige Frau, der Amerikaner hat das Teſtament angefochten“, erklärte Alwin Bremer mit ſchneidender Stimme der Witwe ſeines Teilhabers. „Aber wie darf er, es iſt doch unanfechtbar“, grollte ſie. Trotzdem behauptet der Amerikaner, nicht Sie, meine Gnädige, ſondern er ſei Univerſalerbe.“ Dabei und verfolgte geöffneter Lidſpalte, Dorotheas Ausdruck. Eine kurze Weile hielt ſie die Augen geſchloſſen, dachte „Wie kommt er dazu, Herr Bremer, und was verlangt er?“ wandte ſie ihm den Kopf zu. Vorwand.“ „Recht? der ſchlanken, In unwill⸗ W zu ſchützen?“ „Nicht Und gefangen.“ ſie kühl. blinzelnd, unter halb- Ermeſſen ihren Zügen. Philoſophie klar, und das Recht liegt einwandfrei vor aller „Er wird verſuchen, dieſes heilige Recht durch Para— graphen zu Fall zu bringen.“ „Sind die Paragraphen nicht geſchrieben, um das Recht „Dem Sinne nach, ja. ſie es oft genug mit einem Stacheldraht.“ „Unmöglich! Recht iſt Recht“, miderſprach ſie. das Recht iſt ein ſehr Begriff, wird oft genug im Irrgarten der Paragraphen doch: gen die auf dem Wearrtplatz verſammelte be⸗ rittene Polizei. Mehrere Pferde wurden bon Menge, gegen die die Polizei antritt, durch Meſſerſtiche ſchwer verletzt. In Nancy durchzogen Anhänger der Action Frau caiſe und der patriotiſchen Jugendverbände die Straßen. Auch hier wurde berittene Pollzei eingeſetzt und von den Demonſtranten mit Geſchoſſen aller Art empfangen. In Bou⸗ logne ſur Mer veranſtalteten 500 bis 600 Arbeitsloſe einen Straßenumzug. Sie in⸗ gen dabei die Internationale und verlan en Arbeit oder Brot. Ein Poltzeikommiſſar, der ſich den Demonſtranten entgegenſtellte, wurde niedergeſchlagen. Eine Perſon wurde verhaf⸗ tet. Selbſt in Algier kam es zu Zuſammen⸗ ſtößen zwiſchen patriotiſchen Jugendverbände und Polizei. Auf beiden Seiten gab es Ver⸗ letzte. Bet allen dieſen Kundgebungen ſind diele Verhaftungen vorgenommen worden. 7 54K* F Deutſche Tages ſchau Reichsminiſter Dr. Göbbels vor Heer und Marine. N Am 6. Februar hi 5 Reichsminiſter Dr. G0 b Unteroffizieren erung von Kündigungsfriſten Hüttenmä werden. 2 eſe neuen Beſtimn . 1 5 5 Kraft treten, immer en ſind die Be, gebung im Lauf 0 den Ermäßigung der Ja taxen wird für die ſchon bezahlten höheren Taxen ein nyrochen!. Mug allo 0 ſprechender Ausgleich vorge Zeitungswifſenſchaft in Heidelberg Promo⸗ tionsfach. — Heidelberg, 8. Durch Erlaß des Badiſchen Miniſters des Kultus, des Unter⸗ richts und der Juſti urde Zeitungswiſſen⸗ ſchaft zum Promo in der Philoſo⸗ phiſchen Fakultät de rſität Heidelberg erklärt und die 1 Promotionsord⸗ 1 5 Doktorgrades ber entſprechend ergänzt. ——— „Das Erbe“, kam die laͤkouiſche Antwort. „Aber Otto— mein Mann“, verbeſſerte ſie,„hat das Teſtament doch in der ſprach ſie dem Unbegreiflichen. ö„Dennoch hat er es angefochten, gnädige Frau, und zwar dient ihm die unvollendet gebliebene Unterſchrift als Todesnacht geſchrieben“, wider— „Was hat die mit dem Willen des Toten zu tun? Der Tod ſelbſt hat ihm ja die Feder aus der Hand genommen, ehe er den Namen vollendet hatte.“ „Gnädige Frau, er pocht auf das Recht.“ Ich denke, die Tatſache an ſich ſpricht doch Augen.“ In Wirklichkeit aber umziehen komplizierter 1 „Dann ift es kein Recht mehr, Herr Bremer“, meinte „Kennen Sie das Recht ſo genau, gnädige Frau?“ „Das Fundament des Rechts iſt die Wahrheit. Was gehen mich Paragraphen an, wenn mein Gefühl mir ſagt, wo das Recht liegt!“ „Das Recht des Gefühls und das juriſtiſche Recht ſind oftmals Antipoden, gnädige Frau.“ „Wozu die Umſchweife, Herr Bremer!“ erregte ſie ſich über ſein ſtarres Feſthalten am Thema.„Iſt nach Ihrem die Sachlage die, daß Mannes im Recht, ich meine, im juriſtiſchen Recht iſt?“ Sie ſah ihn ſcharf an. Als er ſchwieg, trat ſie ans Fenſter, ſah lange hinaus. Als ſie ſich umwandte, lag ein energiſcher Ausdruck in jener Sohn meines (Fortſetzung folgt.) FVVFPPPPPPCVCTPCTCPTTVTPVCCDTCTCTCCTCTCTCTCTCTCTCCCCTVTVTDTCTVTVTVTVTVTVTDPVVPVTVDPTVDPVPVPVVVVVVVVVCVVCVCVCVVVVVVVVVVVVVV—V—T— 15. Foriſetzung. 1 1 22 Schäfers Gundula!üʒðév 2X Nachdruck verboten. „Linde“, meinte Willberg mit gelaſſener Ruhe,„ich fann doch nicht Kindermädchen ſpielen! In dieſem Falle trifft mich, glaube ich, einmal kein Verſchulden. Du ſollteſt endlich dieſes unnütze Trauern ſein laſſen. Es gibt doch Pflichten gegen die Lebenden.“ O ja, gewiß— lehre du uns Pflichten gegen die Lebenden!“ „Linde!“ wies er ernſt ihren ungehörigen Ton zurück. „Ja“, fuhr ſie leiſe fort, denn man ſtand am Bett des beſinnungsloſen, kleinen Jungen,„lehre du uns Pflichten! Haſt du jemals an anderes als an dich und an deine Wiſſen⸗ ſchaft gedacht? Hat nicht Mutter gedarbt neben dir? Haſt du dich jemals um unſere Seelen gekümmert? Nicht wäh⸗ zend Mutter lebte— nicht einmal nachher! Oh, ich glaube gern, daß ich verkehrt denke— ſchlecht meinetwegen, ſelbſt⸗ ſüchtig. Aber woher? Nach weſſen Vorbild? Von wem pererbt? Von unſerer Mutter nicht. Das weißt du ſelbſt. Ja, ja, wir bedürfen der Erziehung. Aber wenn man keinen Menſchen hat, der einem leiten könnte, dann ſchickſt du ihn weg.“ „Linde, willſt du wieder— hängſt du immer noch an dieſer— Magd?“ unterbrach ſie empört der Profeſſor. „Was heißt Magd?“ fuhr Sieglinde unerbittlich fort. „Sie hatte ein Herz! Sie verſtand, Wärme und Ordnung um ſich zu verbreiten— ſie hätte uns wohl geben können, was uns noch fehlte. Nicht mit ſchönen Worten und Phraſen und wohldurchdachten Reden— durch ihr Tun, durch ihr Vorbild, durch ihre Liebe.“ „Sieglinde, ſchämſt du dich nicht, zu behaupten, daß dies ungebildete Mädchen dich— dich hätte erziehen zönnen— dieſe häßliche Perſon?!“ „Häßlich iſt ſie allerdings!“ ſagte Sieglinde mit der ganzen Bosheit eines geauälten Herzens.„Und die Rott⸗ weiler iſt ſehr ſchön!“ „Linde!“ ſchrie der Proſeſſor auf. Er packte ſeine junge Tochter am Handgelenk und ſchüttelte ſie.„Linde, dazu haſt du kein Recht!“ Mit heftiger Gebärde machte ſie ſich los; aber noch ehe ſie etwas erwidern konnte, begann das kranke Kind ſich zu regen, fing leiſe an zu wimmern. „Schicke mir Anna!“ befahl der Profeſſor ſtreng.„Laß mich mim meinem Kiyde allein!“ Er fühlte den Blick der Tochter über ſein Antlitz gleiten. Es war ein Blick des Trotzes und der Auflehnung. Dann verließ ſie, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, das Zimmer. Willberg ſtöhnte leiſe, als er ſich allein fühlte. Ein heißer Schmerz— wie ein ſaugendes, würgendes Weh— zog durch ſein Herz, und ein paar große Tränen liefen langſam über ſein Geſicht. Galten ſie ſeinem kleinen Jungen? Seiner großen Tochter? Galten ſie der eigenen Silfloſigkeit? Er wußte es ſelber nicht. 5 „Wo iſt Otto?“ beſann ſich Sieglinde auf der Schwelle zu ihrem Zimmer, in das ſie ſich einen Augenblick hatte zurückziehen wollen, um ihrer Erregung Herr zu werden. Sie lief in den Garten; doch ſein Stuhl war leer. „Herr Willberg iſt ſchon lange im Hauſe!“ ſagte ihr Martens. Sieglinde ſtieg die Treppen hinauf in die zweite Etage und klopfte an Ottos Tür. Sie klinkte auf, als ſie keine Antwort erhielt. Sie ſah den Vetter auf dem Teppich liegen, grau-bleich, mit ge⸗ ſchloſſenen Augen— ſein Atem pfiff, ſein Herz ſchlug in raſenden und doch unheimlich oberflächlichen Schlägen. „Natürlich“, dachte Sieglinde,„auch das noch!“ In dieſem Augenblick empfand ſie nichts anderes als Mitleid mit ſich ſelbſt. Sie war noch ſehr jung, die kleine Sieglinde. Tage der Not und des Grauens. Die ſchwarzen Flügel des Todes umſchatteten das Haus in dem blumigen Garten. Würden ſie über den kleinen Baldur zuſammen⸗ ſchlagen? Würden ſie den leidenden Otto hinwegtragen? Die Schweſter kam und half. Aber Sieglinde blieb bei Otto, ſo oft ſie konnte. Er zitterte vor der Fremden, die ihre Pflicht ſehr pünktlich erfüllte— aber eben als Pflicht, ſehr genau, aber nie ein wenig zugab an Liebe, an perſön⸗ licher Anteilnahme. Sieglinde wurde bleicher dabei, als ſie je zuvor geweſen — ein Schatten ihrer ſelbſt. Aber ſie vergaß es, zum Kirch⸗ hof zu gehen; ſie empfand, daß Leben dennoch troſtreicher war als Tod— ſie rang um das Daſein eines anderen. Willberg wich nicht vom Bett ſeines Sohnes. Zuweilen kam Sigurd zu ihm, der an dem verhängnisvollen Tage erſt ſpäß von einer Wanderung zurückgekehrt war, und mahnte ihn:„Vater, leg' dich ein bißchen hin! Du biſt ja ſeit Tagen nicht zum Schlafen gekommen.“ Willberg lächelte dann wohl ſchmerzlich. „Es tut nichts, mein Sohn!— Mein jüngſtes Kind wenigſtens ſoll, wenn es zum Denken kommt, mir nicht vorwerfen können, ich habe es vernachläſſigt“, ſagte er einmal. „Ach, Papa!“ wehrte Sigurd ab. Er machte ſich nicht ſchlecht, der Junge, in dieſen Tagen. Er half, wo es ging, ließ ſich ſogar zu allerlei Arbeiten anſtellen, die er ſonſt tief unter ſeiner Würde gehalten hätte. Die Tragik, die über dem Hauſe lag, wurde auch ihm fühlbar, wirkte auch auf ihn und gab ihm größeres Verantwortungsgefühl. N „Der skleine iſt außer Gefahr“, erklärte der Arzt eines Tages,„wenn es auch langer Schonung und vieler Pflege noch bedarf, ehe er wieder das muntere Kind von vordem wird.“ „Und ſein Verſtand?“ fragte der Vater, ſorgenſchwer. „Je länger er ihn ſchont, deſto weniger iſt dafür zu be⸗ fürchten. Dieſes Jahr darf er noch nicht zur Schule.“ „Und mein Neffe?“ fragte er weiter. Der Arzt zog die Brauen zuſammen. „Das ſchwache Herz iſt durch dieſe Attacke noch mehr geſchwächt. Es iſt Glücksſache. Er kann ſich vielleicht mit 1 den Jahren erholen und ein alter Mann werden; aber— er kann bei einem Schreck, bei einem Zufall umfallen und auslöſchen wie ein Licht. Und dann, lieber Profeſſor, Ihre Linde— ſie iſt nur noch ein Hauch, ein zitterndes Nervenbündel, das keine Berührung mit der Außenwelt mehr erträgt. Und ſie hat eine ſchwache Lunge. Gott, es iſt noch nichts in dieſem Augenblick zu befürchten— aber es gilt vorzubeugen!“ „Ich werde alles tun, was in meinen Kräften ſteht“, ſagte der Profeſſor, und der Arzt wunderte ſich über den feierlichen Ton. 1. 1 21 Willberg und Sieglinde waren ſich ausgewichen in dieſen zehn ſchweren Tagen. Zwiſchen ihnen ſtand das Geſpräch am Bett Baldurs. Nun erhob ſich Willberg und ging zu ſeiner Tochter hinüber. Sie ſaß bei Otto, hielt deſſen bleiche Hand feſt und ſtarrte müde vor ſich hin. Der Profeſſor ſtrich liebevoll über ihre dunklen Löckchen, die ein wenig unordentlich über ihre Stirn hingen. „Linde!“ ſagte er ernſt, und zwang ſie, ihm in die Augen zu ſehen; er merkte wohl, daß ihr Herz noch immer trotzig war.„Ich muß auf ein paar Tage verreiſen— zwei, höchſtens drei. Es wird ſich machen laſſen?“ „Gewiß— wenn du verreiſen mußt...!“ Es lag eine Frage nach dem Warum in ihrem Ton. Und es war ein bewußter Stolz auch bei ihm, wenn er ausweichend antwortete: „Balders Pflege hat mich ſehr angegriffen. Ich brauche Ausſpannung.“ In ihr Antlitz trat die reſignierte Frage: Und ich? Aber ſie nickte nur und ſagte leiſe und reſigniert:„Es iſt gut!“ „Sorge für deine Schweſter“, bat Willberg ſeinen älteſten Sohn,„und ſchau nach Balder!“ Und nur dem Kleinen flüſterte er zu:„Bübchen, der Vater läßt dich kurze Zeit allein. Er fährt fort, um dir etwas Wunderſchönes mitzubringen.“ In den langen und einſamen Stunden am Baldurs Krankenbett war der Entſchluß in ihm gereift. Unter hartem Nein, das ſein Stolz ihm in den Weg warf, unter Niederkämpfung einer ſtarken— ach, er geſtand es ſich—, ungerechten Abneigung, unter mühſeligem Unterdrücken eines immer wieder aufſteigenden Gefühls der Empörung, der Scham Die Fahrt aber war dann erfüllt von einer Ruhe und Verantwortungsloſigkeit, die ihm unendlich wohltat. Er dachte nicht vorwärts, nicht zurück. Er genoß das Für-ſich⸗ ſelbſt⸗ſein mit der Hingabe an den Augenblick, den nur der keunt, der in tiefſter Seele ein Einſamer iſt. * 5*. Ueber der Heide lag der Sonnenſchein des Frühmai. Es hatte geregnet, aber nun, gegen Abend, brach die Sonne durch und übergoß das weite, brache Land mit den feinſten Paſtellfarben. Der Weg von dem kleinen Bahnhof in den Ort hinein war lang und führte über die Brücke eines winzigen Baches zum Paſtorat. Aber Willberg ſchritt vorüber und ſuchte den Pfad, den man ihm angegeben, vorbei am Kirch— hof, weiter und weiter durch die Felder in die unbeſtellte Heide hinein. Das weiße Häuschen leuchtete ſchon von weitem ziel— angebend zu ihm herüber— das rote Ziegeldach, die hohe Eiche, die, noch kahl, das Anweſen zu ſchützen ſchien. Wie einſam es lag— vom Dorfe entfernt, ganz abgetrennt, eine Welt für ſich. Ein paar hundert Schritte weiter: der Schafſtall, windſchief, unter einem gedunkelten Strohdach, die Tore weit offen, daß man hindurchblicken konnte und die Landſchaft ſich ausdehnen ſah bis ins ſcheinbar Un⸗ begrenzte. Waſſerlachen und Pfützen überall am Wege. Aus dieſer Landſchaft und ihrer herben Welt— abgeſchiedenheit heraus verſtand der Profeſſor ein wenig das Mädchen: Wer in dieſer Umgebung aufwuchs, mußte notwendig anders ſein als andere— zäher, treuer und härter. Seine Kinder hatten ihr Herz an dieſe Magd gehängt und verlangten nach ihr wie nach einer Mutter. Gut denn— er war gewillt, ſein Letztes zu tun, ſeine eigenen Empfindungen, ſeinen innerſten Stolz zu opfern; er war gewillt, dieſes Mädchen zu bitten, wieder den alten Platz in ſeinem Hauſe einzunehmen— er machte ſich bereit, ſich herabzulaſſen, mit ihr zu kämpfen um die Seele ſeiner Tochter, ſeines kleinen Sohnes. Er ſchritt langſamer, je näher er kam. Die letzten Minuten waren faſt die ſchwerſten; ihm ſchwindelte beinah vor innerem Widerwillen. Ich tue viel für euch, Kinder! Werdet ihr es je zu würdigen wiſſen? Ach, kaum! Aber danach durfte der rechte Vater nicht fragen. Es galt, den Verſuch zu machen. Vielleicht würde gerade nach der Rückkehr der Magd bemerkbar werden, daß ſie denn doch nicht ſolch ein unentbehrliches Juwel war, wie ſie in der Abweſenheit erſchien. Er raffte alle Kraft zuſammen. Das grobe, häßliche Geſicht mit dem mürriſchen Ausdruck wiederſehen zu müſſen, in dieſes hinein ſeine Bitte zu tragen, vielleicht neue Demütigungen, wohl gar eine Ab⸗ lehnung ſeines Begehrens einſtecken ſollen. Er kam von der Rückſeite heran und ſchritt um das kleine Gebäude herum der Haustür zu. Auf einer Bank neben ihr ſaß ein junges Mädchen. Es bemerkte ihn nicht, denn es kehrte ihm den Rücken zu. Die große und kräftige Geſtalt erinnerte an Gundula. Aber ſie trug ein anmutiges Dirndlkleid, ein ſchlichtes blaues Mieder und einen weiten, blau⸗ und gelbgeſtreiften Rock— und vor allem: hier klebte kein farbloſes Haar wie ein Brett eng und hart unt den breiten Kopf. Weiches, ſtark gelocktes, aſchblondes Haar legte ſich in natürlichem Fall um die friſche, rote Backe, die vom Profil ſichtbar war; die dicken Zöpfe waren in einen ſchönen Kranz um den Hinterkopf gelegt bis in den Nacken hinein, der ſehr weiß und gutgeformt aus dem tiefen Ausſchnitt des Kleides hervorſah. „Eine jüngere Rougemont“, dachte der Profeſſor,„und ſcheinbar eine anmutigere.“ „Verzeihung, Fräulein!“ ſagte er, den Hut ziehend. „Iſt Fräulein Gundula—?“ Aber er kam nicht weiter. Das Mädchen drehte ſich um— und obwohl er nach dem veränderten Ausſehen der jungen Perſon immer noch geneigt war, an eine Schweſter der Geſuchten zu glauben, ließ ihn das erſchreckte und erſtaunte Aufblitzen der Augen ſeines Gegenübers erkennen, daß es Gundula ſelbſt war, die, aufſpringend, das junge Kätzchen, mit dem ſie geſpielt, auf den Boden fallen ließ— und, verwirrt zugleich und kampfbereit, ihm trotzig entgegenſah. ö i: 15 debe* d Als Gundula an jenem Abend mit ihren beiden Papp⸗ ſchachteln das elterliche Anweſen betreten hatte und kurz und bündig ertlärte:„Da hinten bin ich fertig. Ich bleib' nu erſt mal'nen biſchen hier...“, do hatte niemand ge⸗ fragt oder eine Bemerkung gemacht. Denn alle im Hauſe, der alte Schäfer ſelbſt, der nie begriff, wie er zu ſeinen großen und kraftſtrotzenden Kindern gekommen, die reſo⸗ lute, aber ſeit Jahren etwas kränkliche Mutter und ſelbſt⸗ redend die Geſchwiſter, erkannten ohne weiteres an: Was Gundula tut, iſt immer recht. Es war außerdem die Zeit geweſen, in der die jungen Lämmer zur Welt kommen, eine„hille“ Zeit für den Schäfer, und Gundulas tüchtige und geſchickte Hilfe war nur allzu willkommen geweſen. Doch es blieb im Dorfe nicht lange unbekannt, daß „Schäfers Gundula“ zurückgekommen ſei. Das Gerücht drang auch in das Paſtorat. Dort wunderte man ſich zwar. daß der Profeſſor Gundula nicht mim aller Macht zu halten verſucht hatte, indeſſen traf die Paſtorin faſt das Richtige, als ſie meinte:„Gewiß hat Herr Willberg in einer an ſich vernünftigen Sache, die ſie durchſetzen wollte, nicht nach⸗ gegeben und der Starrkopf iſt eigenſinnig auf und davon gegangen.“ „Jedenfalls paßt es mir prachtvoll, daß ſie da iſt. Denn, Fritz, ich möchte wohl endlich mit den Kindern nach Halle. Vater und Mutter ſchreiben in jedem Brief darum; aber ich konnte meine beiden Lämmer“— ſie meinte damit ihren Gatten und Erna, ſeine Schweſter, die in ihrem Hauſe nach dem Tode der Eltern Roſen eine zweite Heimat gefunden hatte und in Celle das Lyzeum beſuchte—„doch nicht allein laſſen. Gundula iſt aber ein guter Hirte und wird euch zu weiden wiſſen.“ ö Die Frau Paſtor hatte Gundula aufgeſucht und ihre Zu⸗ ſtimmung erhalten. Nach dem, was in Göttingen paſſiert war, hatte ſie vorſichtshalber nicht gefragt, und Gundulas „ich bin da fertig!“ als genügenden Grund akzeptiert. Die Frau Paſtor war abgereiſt, ſobald das Mädchen die kleine Fremdenſtube im Oberſtock des Hauſes bezogen hatte. Erna Roſen und Gundula verſtanden ſich ganz vor⸗ züglich. Wenn freilich Gundula die friſche, frohe Erna mit der blaſſen Lilie Sieglinde verglich, ſo geſtand ſie ſich doch: au Sieglinde reichte Erna nicht heran. Gegenſätze ziehen ſich an; man liebt immer ſeinen Gegenpol am heißeſten. Den⸗ noch mußte ſich Gundula allen Zwang antun, ihrer Sieg— linde nicht ein bißchen die Treue zu brechen. Nein, dazu lag keine Gefahr vor. Aber ihr die Treue etwas weniger er- bittert, eigenſinnig und verbiſſen zu halten, als ſie es für richtig empfand. Wenn Gundula ihr Herz an irgend jemand gehängt hatte, ſo gab ſie es reſtlos, fraglos, ohne irgendeinen Rück- halt. Kritik an einen geliebten Menſchen ſchon hätte ſie als ſchamloſeſte Untreue empfunden. Nein, zwei Herren konnte ſie auch nicht dienen. Sieglinde liebte ſie— um ſo zäher, als ſie plötzlich und wider ihren Willen von ihr getrennt worden war. Die Kehrſeite von ſolcher bedingungsloſen Zuneigung und innerer Hingabe iſt ein unbedingter Haß, eine fanatiſche Abneigung; mit einer ſolchen bedachte das im tiefſten Herzen ſo leidenſchaftliche Mädchen den Pro⸗ feſſor. Aber gern haben durfte man natürlich auch mal einen anderen Menſchen. Gundula konnte ſich nicht verbieten, die übermütige, ſchelmiſche Erna von ganzem Herzen gern zu haben. Erna gelang es auch, ohne daß ſie es gewollt hätte, Gundula zu gelegentlichen Aeußerungen über die Ereig⸗ niſſe in Göttingen zu veranlaſſen und einige erbitterte Ausfälle der Gekränkten gegen das wunderſchöne Fräu⸗ lein von Rottweiler, die bis elf Uhr im Bett lag und ſouſt nichts tat, als den alten Leuten die Köpfe zu verdrehen, beantwortete ſie mit der Neckerei, daß es eine ſeltſame Paſſion wäre,„alten Leuten“ dieſen Liebesdienſt zu er⸗ weiſen. Dann aber fragte ſie ganz ſpontan: „Aber, Gundula, weshalb machen Sie ſich eigentlich immer ſo häßlich?“ f Niemand könnte ſich anders machen, als er eben aus⸗ ſähe, fand Gundula, leicht verärgert. Nein, aber ſie, Gundula. N Warum nur trüge ſie immer dieſe abſcheulichen grauen Kleider, die eine normale Großmutter verſchmähen würde? Die Kleider ſeien vom allerbeſten Stoff, der zehn und, mehr Jahre halte Aber in Göttingen habe ſie doch dieſe Eulengewänder nicht angehabt? Was denn Fräulein Willberg dazu ge⸗ ſagt habe? „Linde?“ erwiderte Gundula nachdenklich.„Linde is 'in vernünftiges Mädchen, die danach nicht guckt, was einer an hat; die hat nur Blick für das, was in dem Menſchen drinſteckt. Un in dieſem Kleid und mein'n alten Mantel un Hut, wo ſo'n Affending wie du woll auch über lachen tut. Darin hat ſie mich den Tag auf dem Bahnhof, vor all 1 N den Leuten, geküßt!“ 15 „Als du abreiſteſt?“ 5 5 7 „Als ſie abreiſte! Das war ein ganz biſchen eher...“ (Fortſetzung folgt.) Gedenkklage 8. Februar 1587 Hinrichtung der Königin Maria Stuart von Schottland in Fotheringhay. 1874 Der Theolog David Friedrich Strauß in Ludwigsburg geſtorben. 1906 Der Geograph Alfred Kirchhoff in Mok⸗ kau bei Leipzig geſtorben. 1920 Der Dichter Richard Dehmel in Blan⸗ keneſe geſtorben. 5 1930 Der Kulturphiloſoph Rudolf Maria Holzapfel in der Elfenau bei Bern geſt. Prot.: Salomon Kath.: Johann von Matha Sonnenaufg. 7.32 Sonnenunterg. 16.58 Mondaufg. 2.54 Mondunterg. 10.07 Das Notwendigſte und Härteſte in der Muſik iſt das Tempo. 4 W. A. Mozart. Los vom Wechſel Das gefährlichſte Inſtrument im Geldverkehr des deutſchen Bauernſtandes iſt bis jetzt wohl der Wechſel mit all ſeinen unerfreulichen Be⸗ gleiterſcheinungen geweſen. Drohend kündigte ſich zum 1. des Monats immer die Sorge an, woher der Bauer für den fälligen Wechſel die Mittel nehmen ſollte, um den daraus hervor⸗ gehenden Zahlungsverpflichtungen nachzukom⸗ men. Gar oft war er deshalb gezwungen, Getreide und Vieh loszuſchlagen, ohne daß der Markt dafür aufnahmefähig war oder die Preiſe dem Werte der Ware entſprachen. Viel Aug euck iſt den proteſtierten Wechſeln ſchon gefolgt. Darum:„Los vom Wechſel!“ ki Rückgang der Abmeldung von Kraft- fahrzeugen. Bei den Zulaſſungsſtellen wa⸗ ren am 3. Januar nach den neueſten Ermitt— lungen des Statiſtiſchen Reichsamtes vor— übergehend abgemeldet 144818 Krafträder, 125.835 Perſonenkraftwagen und 27858 Laſtkraftwagen. Gegenüber dem gleichen Zeitpunkt des Vorjahres waren damit vor— läufig aus dem Verkehr gezogen 23 Prozent weniger Krafträder, 20 Prozent weniger Perſonen⸗ und 6 Prozent weniger Laſtkraft— wagen. Die günſtige Entwicklung hat ſich alſo nicht auf die Perſonenkraftfahrzeuge be— ſchränkt, die durch die Steuerfreiheit für neue Jahrzeuge und die Möglichkeit der Steuer— ablöſung beſonders begünſtigt worden wa— ren. Die tatſächliche Entwicklung iſt noch günſtiger, da ſich durch die außerordentliche Steigerung der Neuzulaſſungen der Kraft- Fahrzeugbeſtand erheblich vergrößert hat und deshalb der diesjährige Anteil an den vor— übergehenden Stillegungen gegenüber den Vorjahren weſentlich ſtärker als die Zahl der Abmeldungen zurückgegangen ſein muß. Jetzt die Schuhe gut behandeln! Bei dem naſſen Schneewetter iſt eine beſonders gute Behandlung der Schuhe erforderlich, um ſich vor naſſen und kalten Füßen und damit vor Erkältungen zu ſchützen. Die Schuhe dür⸗ fen nun nicht gewichſt, ſondern ſie müſſen ein⸗ geölt oder gefettet werden. Hart gewordenes Sportſchuhzeug muß man zuerſt mit einem feuchten Tuch abwiſchen, darauf mit Schuhöl anweichen und dann mit Fett behandeln. Auch joll man nicht vergeſſen, wenn man zu feuch— ten oder kalten Füßen neigt, nach der Heim⸗ lehr möglichſt die Strümpfe zu wechſeln. Schöne warme Füße ſind der beſte Gradmeſſer für Wohlbefinden und Geſundheit. n Anordnung über Tragung des Schul⸗ terriemens. Der Reichsminiſter des Innern macht darauf aufmerkſam, daß das Tragen des Schulterriemens zur Uniform nur den hen ter der Regierung der nationalen Eche⸗ bung ſtehenden Verbänden(SA und ihre Gliederungen, Hitlerjugend, Luftſportverband, Reichsluftſchutzbund) ſowie den Mitgliedern der deut Reichsinnenminiſterium unterſtellten tech⸗ niſchen Nothilfe geſtattet iſt. Großer Einheit⸗ Maskenball. Am Samstag abend findet in den kunſtvoll deko— rierten Freiſchützſälen der diesjährige große Ein⸗ heit Maskenball ſtatt. Prinz Karneval mit ſeiner Garde rüſten eifrig, um den Abend ſchwungvoll und gemütlich närriſch zu geſtalten. Eine Ver⸗ loſung unter den Masken bringt große Ueber- raſchung. Die Kapelle ſpielt zum Tanz auf und wird durch ihre bezaubernden Weiſen dem Abend die richtige Stimmung geben. Wer alſo einige Stunden des Frohſinns und des Humors im närriſchen Kreiſe verbringen und die Alltags- ſorgen vergeſſen will, komme zum großen Ein- heit⸗Maskenball. Es kommt keiner zur kurz. — Mach's. 1. Deutſchlandſchau in Leipzig. Der Reichsverband deutſcher Kaninchenzüchter e. V. veranſtaltete am Sonntag, den 4. Februar in Leipzig die 1. Reichsſchau. Sie war beſchickt mit 6450 Kaninchen aller Raſſen. Auch vom Kaninchen- und Geflügelzuchtverein 1916 betei⸗ ligten ſich 2 Züchter mit 4 Nr. Kaninchen und erhielten folgende Preiſe: Jakob Rohrbacher mit 9,2 Weiſe Rieſen 294 Punkte, 2 mal 3. Preis. Jakob Baus mit 1,1 Schwarzloh 95 Punkte 1. Preis. Alſo ein Zeichen, daß auch Viern⸗ heim mit ſeinem Material auf der größten Schau mit an der Spitze ſteht. Den Züchter ein drei⸗ fach„Zucht Heil!“ * Kaufmannsgehilfenprüfung. In dieſem Frühjahr ſoll zum erſten Male im Bezirk der Wormſer Induſtrie- u. Handelskammer auf Grund der Prüfungsordnung für die Kaufmanns gehilfenprüfung im Wirtſchaftsgebiet des Rhein⸗ Mainiſchen Induſtrie- und Handelstags eine Kaufmannsgehilfenprüſung(Lehrlingsprüfung) ſtattfinden und zwar vorausſichtlich eine Woche nach Oſtern. Die Meldungen für die Teilnahme an der Prüfung ſind bis zum 26. Februar 34 bei der Geſchäftsſtelle der Heſſiſchen Induſtrie⸗ und Handelskammer Worms einzureichen. Sämt⸗ liche Lehrherrn ſind verpflichtet, der genannten Stelle die in dieſem Frühjahr auslernenden kauſmänniſchen Lehrlinge beiderlei Geſchlechts zu dieſem Termin zu melden. Mit der Meldung ſind vom Lehrherrn einzureichen: 1. das Schul- zeugnis, 2. alle Zeugniſſe der Berufs- und Fach- ſchule, 3. der Lehrvertrag, 4. eine Beſcheinigung des Lehrherrn über die Dauer der Lehrzeit, 5. ein kurzer Bericht des Lehrherrn über Ausbil⸗ dungsgang und Leiſtungen des Lehrlings, 6. ein vom Lehrling ſelbſtgeſchriebener Lebenslauf Außerdem iſt mit der Meldung vom Lehrherrn für jeden Lehrling eine Prüfungsgebühr von Rm. 3.— zu entrichten,“die von dem Lehrling getragen wird. Weitere Bekanntmachungen er— folgen demnächſt. Prüfungen für heſſ. Gemeinde⸗ beamten. Der von dem Vorſtand des Heſſ. Gemeindetages mit der Bearbeitung des Prüf ungsweſens beauftragte Ausſchuß hat die Not- wendigkeit der Abhaltung von Verwaltungsprüf⸗ ungen im Laufe des Jahres 1934 bejaht und als geeigneten Zeitpunkt hierfür den Monat Mai in Ausſicht genommen. Die Prüfung erſtreckt ſich auf die heſſiſchen Städte, Landgemeinden, Kreiſe und Provinzen. Die Prüfungsgebiete ſind die gleichen wie früher unter ſelbſtverſtändlicher Be— achtung der neuen Geſetze des nationalſozialiſti⸗ ſchen Staates. * Provinzialfeuerwehrtag. Als Tage der Abhaltung des diesjährigen Provinzial feuerwehrtages der Provinz Starkendurg in Rüſſels- heim wurden der 14., 15. und 16. Juli feſt⸗ geſetzt. Die Stadt Rüſſelsheim verbindet damit ein größeres Feſt. Letzte Nachrichten Zwölf Jahre Papſt. Rom, 8. Februar. Am Dienstag jährte ſich zum zwölftenmal der Tag, an dem Pius Kl. vom Kardinalskollegium zum Papſt gewählt wurde. Amtlich wird das Ereignis jedoch erſt am kommenden Montag, dem Jahrestag der Krönung des Papſtes, gefeiert. Auf den 12. Februar fällt auch die 5. Wiederkehr des Ta— ges, an dem im Lateranpalaſt der Vertrag zwiſchen dem Vatikan und dem italieniſchen Staat unterzeichnet wurde, der die Ausſöh— nung bedeutete. Landesbischof Dr. Dietric⸗ * Franlfurt a. M., 3. Febr. Der Evange⸗ liſche Preſſedienſt teilt mit: Der Reichsbiſchof hat am 6. Februar 1934 den Pfarrer lit., Dr. Dietrich in Wiesbaden zum Landesbiſchof der Evangeliſchen Landeskirche Naſſau⸗-Heſſen berufen. Vörſen und Märkte Vom 7. Februar. (Ohne Gewähr.) Berliner Deviſenkurſe 1 Pfund Sterling 13,005; 1 Dollar 2,587; 100 holl. Gulden 168,03; 100 Lire 21,95; 100 franz. Francs 16,41; 100 Schweizer Fran⸗ ken 80,94; 100 öſterr. Schilling 47,20. Frankfurter Getreide⸗-Großmarkt. Weizen 19,50 bis 19,60; Roggen 17,25 bis 17,30; Sommergerſte 17,50 bis 17,75; Hafer 14,60 bis 14,80; Weizenmehl 29,40 bis 29,95, ohne Aust. 27,90 bis 28,45; Rog⸗ genmehl 23,50 bis 24; ſüdd. 24; Weizen⸗ kleie 10,40; Weizenfuttermehl 11,50; Noggen⸗ Kleis 1050 bis 10.60: f Leserwettbewerb Arbeit C Im Kleinkampf der Winterhilfe NSK. Neben der weltgeſchichtlichen Tat der deutſchen Führung vom 14. Oktober, der kühnen Zerreißung des Genf-Verſailler Lü— gengewebes, wirkte kein Gedanke, keine Handlung der wiedererſtandenen nationalen Kraft des deutſchen Volkes ſo überzeugend nach innen und nach außen, wie das Rieſen— werk des Kampfes gegen Hunger und Kälte, das ausgelöſt worden iſt durch die einfache Willenskundgebung des Führers:„Niemand ſoll hungern und frieren!“ Blättert in der Preſſe aller Zungen: Ihr findet über das deutſche Ringen mit den Geſpenſtern des Kummers und des Elends Stimmen der Achtung, Klänge kaum verhaltener Bewun— derung und auch— Töne eines leiſen Neids auf dem Hintergrund der neuen internatio— nalen Klageweiſe: Vorbei, vorbei! Die Zeit iſt wirklich vorbei, in der man dieſes Volk niederdrücken, ſchinden und erpreſſen konn— te. Aus allen Zeilen über das deutſche Win— terhilfswerk ſprach uns jedoch zunächſt der Zweifel an: Werden ſie hinter der Führung, die ſo gewaltige Dinge ausſpricht, gleichen und feſten Trittes in den Kampf marſchieren? Und dieſe Frage wird bejaht, als die erſten Streiche der Frauen und Männer, der Mädel und Jungen eines Heeres von Zehntauſen— den, von Hunderttauſenden und ſchließlich von einer Million gegen Hunger und Kälte fielen, als das ganze Volk, nicht taſtend, ſtol— pernd, zaghaft, ſondern ſicheren Willens ſeine erſten Eintopfſonntage beging. Ja, aus dem bitteren Ernſt der Forderung und der hingebungsvollen Bereitſchaft des Opfers wurde ein Feſt, ein neues deutſches Fami— lienfeſt. Und wichtiger vielleicht als alles Auslandslob iſt der Dank aus den Reihen jener Millionen, denen wir helfen wollen. Deshalb bat ich einen aus der neuen Front dieſes Werkes, mich bei ſeinem Wege als ehrenamtlicher Wohlfahrtspfleger und Helfer mitzunehmen. Ich traf ihn unver— ſehens im Treppenhaus im Geſpräch mit einer putzigen ältlichen Frau, rund heraus einer„alten Jungfer“, und hörte, wie er ſagte:„Aber nein, Fräulein, kein Almoſen! Nichts, wegen deſſen Sie ſich ſchämen müß⸗ ten. Es iſt ein Geſchenk Adolf Hitlers für Sie!“ Später erklärte er mir:„Dieſen ver⸗ ſchämten Armen muß man die Winterhilfs⸗ ſpende regelrecht aufdrängen! Es ſind in Ehren grau und arbeitsuntüchtig gewordene, hilfsbedürftige Volksgenoſſen, immer noch eiſern gewillt, ſich mit buchſtäblich nichts in der Hand ſelbſt zu helfen. Und gerade dieſe ſollen ſpüren, daß ſie nicht verlaſſen ſind.“ Dann ging ich mit ihm ein paar Häuſer durch. Sah und hörte. Sah Elend und Jam⸗ mer, der auch euch das kalte Grauen vom Scheitel bis zur Fußſohle jagte, wenn ihr ibnen Auge in Auge gegenüberſteben wür⸗ det. Say aver uno rann aufrichtig ſprechen auch von der neuen Zuverſicht. die ihre erſten zartgrünen Keime durch den Schmutz der Vergangenheit in das Licht des neuen Tages hineinreckte. Da war ein düſterer Hintergang. Treppen, Wände, vernachläſſigt, verſchmutzt, vergrämt, wie zerfreſſen und zernagt von den Sorgen, die ſich hier heraufſchleppten und keinen Ausweg wiſſen, ſozuſagen die Wände vor Verzweiflung hinankriechen. Eine Tür ging auf und ein Mann trat vor:„Zu mir. Kommen Sie herein! Brauchen keine Angſt zu haben vor„Mief“. Iſt gelüftet. Wir kön— nen ja heizen. Zum erſtenmal ſeit dreieinhalb Jahren. Der erſte Zentner Kohle iſt da. Und alle haben wir Bauchweh gehabt von dem Kartoffelpuffer. Ladungsweiſe kam er aus der Küche. Das, das iſt wirkliche Hilfe, hätte ich nicht mehr für möglich gehalten!“ Nebenan klappert zu unſerer Ueberraſchung eine Schreibmaſchine. Wir ſehen durch die Tür einen Mann bei der Arbeit.„Ich übe! Die Maſchine borgte mir ein mitleidiger Nachbar. Irgendwann gibts doch nun auch wieder Arbeit und da muß man auf dem Kieker ſein!“ Er begann uns ſofort etwas vorzuklappern. Das hörten ſich ſeine Frau und vier kleine Kinder, zwei weitere waren in der Schule, mit lachenden Augen an. Win— terhilfsglück!„Aber wir wollen gar nicht zu Ihnen“, ſagt mein Begleiter. Es geht einen Stock höher. Auf dem Wege wendet er ſich zu mir:„Haben Sie geſehen, der Junge hat doch wieder Mut.“ Und dann kam etwas Herzzerreißendes. Eine Treppe höher wurde bei einer jungen Mutter, Witwe, unterernährt, mit hohlen Wangen, heißen verzweifelten Augen, ein Antrag nachgeprüft. Mein Begleiter gab der Frau ſeine Frühſtücksſtulle. Und das Kind, ein zweijähriges liebes, kleines Mädchen mit anklagenden und tief ins Herz blickenden, ſehr traurigen Kinderaugen, bekam ein Stückchen Schokolade. Die Kleine biß hinein, kaute, lutſchte und— ſpie den Brei wieder aus, rieb erregt darauf mit den Füßen herum, als wollte es eine eklige Sache austilgen. Die Mutter entſchuldigte:„Sie kennt noch keine Schokolade! Iſt doch was Gutes, Marta! Sieh einmal, wie mir das gut ſchmeckt.“ Das Mädelchen aber ſchüttelte mit dem Kopf. „Wirſt ſchon Schokolade eſſen lernen, Kleine. Unbeſorgt!“ lacht mein Begleiter. Aber iſt es nicht herzzerreißend, daß... Doch, was gibt's hier noch zu ſagen. Was man hier ſieht, ſagt doch alles! Schriebe ich über dieſe Erlebniſſe weniger Stunden an der Seite unſeres Mannes ein Buch, ihr würdet es mit Tränen der Trauer und Tränen der Freude von der erſten bis zur letzten Zeile leſen, auch wenn es mir nur ſchlecht geriete. Aber warum nur darüber ſchreiben, Was ſoll ich tun? fragte ich den Soldaten der neuen Front. Er lächelte ein wenig ſpitzbübiſch: Lauf ſelbſt ein wenig mit. treppauf, treppab! Wir ſind ſchon jetzt eine runde Million! Es gibt noch viel zu tun für die weniger glücklichen Volksgenoſſen! Aufruf! Das gigantiſche Tonfilmwerk vom Nürnberger Parteitag der N. S. D. A. P. Der Gieg des Glaubens eee in Viernheim Es iſt Ehrenpflicht eines jeden Deutſchen den Film anzuſehen. Triumphtage einer großen Bekennerſchar, gewaltige Bildſinfonie des neuen Deutſchland, das endlich von einem einheitlichen Willen zuſammen⸗ gehalten wird. Männer von beſonderem Werte mit einer beſonderen Zuverſicht und von einem unbeugſamen Aufbauwillen beſeelt, ſind in Nürn- berg zuſammengekommen, um den Kongreß des Sieges zu feiern. Nürnberg war das Gewitter⸗ grollen, das am 12. November zum gigantiſchen Donner eines vierzigmillionenfachen„Ja“ geführt hat. Ein„Ja“ für den Frieden, für die gleiche Berechtigung unter den Nationen, für die Ehre und für die Arbeit.— Das Dokument der nationalſozialiſtiſchen Bewegung iſt für alle Zeiten filmiſch feſtgehalten worden. Einzigartige Sicht- barmachung des ganzen Volkes im braunen Friedensheere Adolf Hitlers. Alle Generationen dabei, die Alten, die Männer, die Jugend. Ihr impoſantes Zuſammentreffen ein Mahnmal an alle lebenden Deutſchen: Seid einig und bleibt einig! Herrliche Begeiſterung kann nicht immer Begeiſterung bleiben. Sie muß in den Tag der Beſinnung und der Arbeit übergehen. Aber dieſe Triumphtage von Nürnberg werden wie eine große ſchöne Erinnerungsfahne über dem ganzen Leben der Dabeigeweſenen und— nun durch das Filmdokument— auch aller Nichtdabeige⸗ weſenen wehen.— Nürnberg erwacht. Seine Zinnen liegen im Morgengrauen. Langſam löſt ſich über den Dächern mit dem erſten dünnen Rauche das Leben. Dann quellen die vielen Brunnen auf, die vertrauteſte Stadt ſchüttelt den Schlaf aus den Augen. Gaſſen, Häuſerfronten werden ſichtbar. Die rieſigen Bauten der ſchnell aufgebauten Holz⸗Tribünen ſtehen zwiſchen den altehrwürdigen gotiſchen Gebäuden. Sächſiſche S. A. hat es ſich nicht nehmen laſſen, in Fuß⸗ märſchen die Stadt zu erreichen. Wir ſehen ſie, vom Jubel der Einwohner begrüßt, in die Straßen einmaſchieren. Frauen, Kinder, Greiſe, Mütter ſtehen an den Straßenrändern, um den erſten Beſuchern herzliche Begrüßungsworte zu— zurufen. Das Rathaus mit ſeinem ſchönen Feſt⸗ ſaal wird gezeigt. Die Begrüßungsworte des Bürgermeiſters tönen auf. Der Führer dankt mit kurzen Worten. Die Zeppelinwieſe, der Luitpold Hain, die Kongreßhalle, das Stadion für die Hitlerjugend, der Adolf Hitler-Platz ſind bereits Begriffe geworden, die bis tief in das Volk einge— drungen ſind. Hier ſpielten ſich die Ereigniſſe ab.— Die Kamera begleitet den Führer erſt— malig vom Führerwagen aus. Ueberbrückungen werden ſichbar, ſo die ausgeſtreckte Hand des Führers, über die Hitlerjugend gebreitet, nicht mehr ein ſtereotyper Gruß, ſondern das Symbol des Segens, das über die Kinder ausgeſchüttet wird. Klar und feſt kommen ſeine Worte:„Ihr werdet dann einmal ſein ein Volk, genau ſo feſtgefügt, wie ihr es jetzt ſeid als Deutſche Jugend, als unſere ganze Hoffnung, als unſeres Volkes Zuverſicht und unſer Glauben!“„Sieg des Glaubens“ iſt der Unterton ſeiner Rede. Ihre Kernworte gibt uns der Film. Die Führer— reden ſtehen naturgemäß im Mittelpunkt.— Der Abſchluß der Feierlichkeiten in der Kongreßhalle beſonders ergreifend. Die vieltauſendfache Menge ſingt ſtehend, barhäuptig:„Wir treten zum Beten“. Hitler ſchreitet die große Freitreppe herunter, von ſeinem Stab gefolgt. Wie ein König, aber nicht mehr ein König der Krone, ſondern ein König der Ar— beit u. Pflichterfüllung. Alles iſt auf Einigkeit, auf Friedenswillen und auf eine große weihevolle Verehrung der Toten geſtimmt.— Eins der monumentalſten Bilder der nationalen Bewegung iſt jenes, wo Hitler und ſein Stabschef allein an den langen Mauern ſeiner Getreuen vorbei⸗ ſchreiten bis zum Totenehrenmale, um dort einige Minuten im ſtummen Gebet zu harren. — Die Rede des Italieners charakteriſtiſch, auch er preiſt den Segen eines geeinten Volkes, der ſich in dem Friedens willen unſeres großen Führers ſo herrlich manifeſtiert. — Immer wieder werden die ungeheuren Mengen des braunen Friedensheeres ſichtbar, wie ein gigantiſches Blumenfeld, über dem wie phan⸗ taſtiſche Vögel die großen Fahnen der nationalen Erhebung wehen.— Bildſinfonie des Parteita- ges: Hitler iſt Deutſchland und Dentſchland iſt Hitler, eine neue Eroica iſt entſtanden, ein film⸗ iſches Denkmal iſt geſchaffen. Großer Auftakt für die neue deutſche Einigung, die ſich unter dem Ruf„Friede, Brot u. gleiche Berechtigung“ vollzieht.