RS.- Bekanntmachungen rteiamtliche Veröffentlichungen der NSDAP., tsgr. Viernheim und der Unterformationen). N S DO AP., Ortsgruppe Viernheim Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtraße 19. Geſchäftsſtunden⸗ Einteilung: N. S. B. O. und Deutſche Arbeitsfront: Jeden Montag, Mittwoch u. Freitag, abends 7—9 Uhr Ortsgruppenleitung: Jeden Montag und Donnerstag, abends 7—9 Uhr Kaſſenverwaltung der Ortsgruppe: Jeden Donnerstag, abends 7—9 Uhr Deutſche Arbeitsfront, Betriebsgruppe Metallarbeiter. Freitag, den 16. Febr. findet im Gaſthaus„Zum Deutſchen Kaiſer“ ſehr wichtige Mitgliederverſammlung ſtatt. Das Erſcheinen zu dieſer Verſammlung iſt Pflicht. Lokales Viernheim, 14. Februar. *Der Faſching iſt zu Ende. Nun⸗ mehr iſt auch Faſtnacht 1934, die auch in un⸗ ſerem Viernheim toll gefeiert wurde, zu Ende. Der geſtrige Faſtnachtdienstag brachte noch eine Fülle von Veranſtaltungen, die zum Faſchings⸗ auskehr nochmals gut beſucht waren. Das Faſchingstreiben auf der Straße blieb in dieſem Jahre gegenüber den Vorjahren etwas zurück. Trotzdem war recht reger Betrieb auf den Orts- ſtraßen, wozu insbeſonders das ausnahmsweis ſchöne Wetter einen erheblichen Teil dazu beitrug. Die Sonne lachte mit ihren freundlichen, ſchon ſchön warmen Strahlen, zu uns herab und freute ſich mit uns zum Karneval. Der Hauptbetrieb beim Maskentreiben wickelte ſich in der Adolf Hitlerſtraße, insbeſonders Nähe des Rathauſes ab, wo man auch geſtern Nachmittag faſt nicht durchkommen konnte. Die Ranzengarde des C. d. G. zog in einem flotten Marſch durch die Straßen. Der„Käſebrotklub“ eine fröhliche Ge⸗ ſellſchaft von Di Klern, zog mit einem Wagen durch die Ortsſtraßen mit ausgelaſſener Faſt⸗ nachtsſtimmung. Auf dem DI ⸗Stadion wurde ein närriſches Spiel zwiſchen der DIK.⸗Mann⸗ ſchaft und einer Gaiſeviertelmannſchaft ausge⸗ tragen. Sehr zahlreich waren die Kindermasken zu ſehen. Die Kleinen tollten fröhlich durch die Ortsſtraßen. Nach all dem frohen Getrubel der letzten Wochen kommt nun eine ſtille Zeit der Einkehr und zwar die Faſtenzeit vor Oſtern. Sie iſt die Zeit, in der uns die Natur den Frühling bringt mit all ſeinem hoffnungsvollen Knospen und Sprießen. * Hohes Alter. Frau Apollonia Bei⸗ kert 3. Witwe geb. Rettig kann in beſter Ge⸗ ſundheit in geiſtiger Friſche morgen Donnerstag, den 15. Februar ihr 79. Lebensjahr voll⸗ enden. Auch unſere herzlichſten Glückwünſche! *Der Gemeinde Bensheim iſt von den zuſtändigen Stellen der Bau eines neuen Schlachthauſes genehmigt worden. Man hofft, daß auch die Metzger der umliegenden Orte daun in Bensheim ſchlachten. * In Büttelborn warde der Unterricht der Freidenkerkinder aufgehoben. Alle Kinder nehmen wieder am Religionsunterricht teil. Im letzten Jahre ſind 11 Männer, 7 Frauen und 3 Kinder wieder in die Kirche eingetreten. 5 Kechtſchreiben ſchwach. Ein Ge⸗ ſchäftsmann aus dem Bezirk Tettnang, der durch Zeitungsanzeige einen Lehrling ſuchte, erhielt u. a. folgendes Angebot:„Gehrter Herr! Ich habe in der Zeitung geleſen, das ſie ein Lehrjuge ſuchen. Ich hätte luſt und freude in dieſes Fach einzu⸗ treten. Ich bin 18. Jahre alt und habe ſchon drei Jahre Stallarbeiten verrichtet. Wenn ſie noch keinen haben dan ſchreiben ſie mir kleich Antwort. Dan far ich hien und ſtell mich vor. Der junge Mann wohnt in Leutkirch„im Allkäu“, wie er weiter noch angibt. * Submiſſionsblüte. Bei der Aus⸗ ſchreibung der Waſſerleitungsarbeiten von Bür⸗ ſtadt ergab ſich ein Unterſchied zwiſchen dem niedrigſten und dem höchſten Angebot von über 100 C000 RM.! Den Zuſchlag erhielt das zweit⸗ niedrigſte Angebot einer Firma von Kronberg i. T. zum Preiſe von 217000 RM. » Geſangswettſtreite dürfen im Deut⸗ ſchen Sängerbund nicht mehr abgehalten werden. Es dürfen in Zukunft nur noch: Wertungsſingen ſtattfinden. Die Verbreitung des Chriſtentums. Nach einer Statiſtik, die die Zentralleitung des hl. Jahres herausgab, zählt Europa in ſeiner Ge⸗ ſamtbevölkerung 202 Millionen Katholiken(43 Prozent), 234 Millionen Chriſten anderer Kon⸗ feſſionen(50 Prozent), 31 Millionen Nicht⸗ chriſten(7 Prozent); Nordamerika 52 Millio⸗ nen Katholiken(23 Prozent) der Geſamt⸗ bevölkerung, 85 Millionen andere Chriſten(54 Prozent), 21 Millionen Nichtchriſten(13 Pro⸗ zent); Südamerika 73 Millionen Katholiken (97 Prozent), 0,5 Millionen andere Chriſten (1 Prozent), 1,5 Millionen Nichtchriſten(2 Prozent); Afrika 5 Millionen Katholiken(4 Prozent), 9 Millionen andere Chriſten(I Prozent), 125 Millionen Nichtchriſten(88 Prozent); Aſien 17 Millionen Katholiken(2 Prozent), 9 Millionen andere Chriſten(1 Prozent), 970 Millionen Nichtchriſten(97 Pro⸗ zent). Sportnachrichten Nüllſchau auf den Sonntag Deutſchland Eishockey⸗Europameiſter.— A. Stoll Deutſcher Slimeiſter 1934.— Dietl (München) Sprunglaufſieger.— Schalle 04 erſter Gauligameſſter.— Deutſcher Kombina⸗ tionsſſeg in Wengen. Das Wochenende brachte nicht nur mit den Deutſchen Skimeiſterſchaften in Berchtesgaden den glanzvollen Höhepunkt der deutſchen Win⸗ terſportſaiſon, ſondern auch mit der Teil⸗ nahme deutſcher Spitzenkönner an wertvollen Wettbewerben im Ausland aufſchlußreiche Ver⸗ gleichsmöglichkeiten für den Standard unſe⸗ res Sports. Erfreulich iſt dabei die Feſtſtel⸗ lung, daß die deutſchen Sportler überall, wo ſie mit Ausländern in Konkurrenz lagen, ſehr gut abgeſchnitten haben. Im Fußball gab es den erſten deutſchen Gauliga-Meiſter, da Schalke 04 jetzt durch die Niederlage ſeines Verfolgers Höntrop jetzt nicht mehr einge— holt werden kann. In den meiſten anderen Gauen allerdings werden erſt die letzten Spiele die Entſcheidungen bringen, die auch hinſicht⸗ lich der Abſtiegsfrage wohl zumeiſt erſt mit dem Abſchluß der Verbandsrunden fallen wer⸗ den. Fußballergebniſſe Süddeutſchland: Ein⸗ tracht Frankfurt— Kickers Offenbach 2:2, SV. Wiesbaden— Wormatia Worms 11, KK. Pirmaſens— AO. Worms 4:0, Phönix Karlsruhe— Bf. Nedarau 7:1, Stuttgarter Kickers— SC. Stuttgart 1:1, VfB. Stutt⸗ gart— 1. SSV. Ulm 3:1, FC. Birkenfeld — Union Böckingen 0:1, FC. 05 Schweinfurt — 60 München 0:0, Würzburger FV.— Bayern München 1:4. Im Ausland gab es einen etwas über⸗ raſchenden 4:2⸗Sſeg Oeſterreichs über Italien i 92 0 Rom ſchlug Budapeſt ebenfalls mit 4:2. Handball. In Süddeutſchland gab es auch am Sonn⸗ tag noch nicht, wie eigentlich zu erwarten war, den erſten Gruppenmeiſter, denn das Spiel der Darmſtädter Polizei gegen ihren Ortsriwalen SV. 98 fiel den ſchlechten Platz⸗ verhältniſſen zum Opfer. Auch in den an⸗ deren Gauen und Gaugruppen gab es zahl⸗ reiche Spielausfälle. In Württemberg leiſte⸗ ten ſich die führenden Mannſchaften unerwar⸗ tete Niederlagen, während in Südbayern im einzigen Spiel des Tages 60 München der Gruppenmeiſterſchaft wieder einen Schritt nä⸗ hre kam. Schwimmen. Heilbronn war Austragungsort einiger Olympia⸗Prüfungskämpfe des Gaues Würt⸗ temberg, bet denen die 200 Meter Bruſt von Schwarz⸗Göppingen in 2:43,3 Min. die be⸗ merkenswerteſte Leiſtung waren. Dieſe hervor⸗ ragende Zeit kann leider als deutſcher Re⸗ kord nicht anerkannt werden, weil die Bahn nicht vorſchriftsmäßig war. Vom Winterſport iſt zunächſt die Deutſche Skimeiſterſchaft zu erwähnen, die am Samstag und Sonntag in Berchtesgaden ſportliche Höhepunkt hatte. Den großen Staffellauf der Verbände über 40 tm holte ſich am Samstag Bayern überlegen mit ſeinen beiden erſten Mannſchaften, wobei Willi Bogner als Schlußmann der 1. Bayern⸗ mannſchaft ein ausgezeichnetes Rennen lief. Am Sonntag hatte der Traunſteiner dann das Pech, beim Sprunglauf 1 ſtürzen, ſo daß er um ſeine berechtigten Ausſichten auf den Deutſchen Meiſtertitel kam. Dieſen holte ſich Alfred Stoll⸗Berchtesgaden. Leupold⸗Bres⸗ lau wurde vor Motz⸗München und Eisgruber⸗ München Zweiter, während den Sonderſprung⸗ ef der junge Münchener Karl Dietl gewann. Beſonders erfreulich waren die Sprunglauf⸗ Leiſtungen der Jugendlichen; erzielte doch der erſt 14-jährige Sieger der Jungmannenklaſſe eine Bewertung, die ihn im Meiſterſchaftslauf ätte Vierter werden laſſen. Bei den Welt⸗ und ropameiſterſchaften in Mailand gewann im Endſpiel um die Europameiſterſchaft Deutſch⸗ land vor der Schweiz. Wohl niemand hätte von unſeren Leuten ein derart gutes Abſchnei⸗ den erwartet und umſo höher iſt ihre Leiſtung zu bewerten. gewinnt noch an Bedeutung, wenn man be⸗ denkt, daß ſie bei ſchwierigen Schiedsrichter⸗ Entſcheidungen nicht immer gerade vom Glück begünſtigt war und auch im Endſpiel in der erſten Verlängerung ein regulär erzieltes Tor abgeſprochen bekam. Gauliga⸗Tabellen: Gau 13(Südweſt): Kickers Offenbach 16 FK. Pirmaſens 16 Wormatia Worms 15 FSV. Frankfurt 15 1. FC. Kaiſerslautern 16 Eintracht Frankfurt 18 FSV. 05 Mainz 17 SV. Wiesbaden 16 Phönix Ludwigshafen 17 Boruſſia Neunkirchen 16 Sfr. Saarbrücken 16 AO. Worms 14 33:25 47:23 31:29 32:30 40:39 33:29 32:41 28:29 32:39 33239 28:34 20:32 Freiburger FC. Der Sieg unſerer Mannſchaft Gan 14(Baden): SV. Waldhof VfR. Mannheim Germania Brötzingen Phömm Karlsruhe 31:20 30:18 3226 30:18 21126 19:27 23:26 17:18 23:26 18:44 Karlsruher FV. VfL. Neckarau VfB. Mühlburg 1. FC. Pforzheim SC. Freiburg Gau 15(Württemberg): Union Böckingen 14 Stuttgarter Kickers 14 VfB. Stuttgart 14 SV. Feuerbach 14 Sfr. Stuttgart 13 1. SSV. Ulm 14 Ulmer FV. 94 13 FC.. Birkenfeld 14 SC. Stuttgart 13 VfR. Heilbronn 13 41:28 30:26 46:30 30:23 26:28 33:42 35:39 29:37 19:31 21:33 Einen neuen Weltrekord erzielte die Holländerin Willie den Duden. Sie durchſchwamm am Freitag in Kopen⸗ hagen die 150 Pards Freiſtil in 1:39, Mig. und unterbot damit den von der Amerikanerin Helen Madiſon mit 1:40 Min. bisher ge⸗ haltenen Rekord. Scott? Gemeindekaſſe. Morgen Donnerstag Vormittag wird an Receßholz für 1934 weiter abgegeben: Großes Los holz: geb. von Leonh. Martin 1. 26. 8. bis Peter Bugert 3. 25. 12. Kleines Los holz(Scheit) von Mich. Haas 5. 20%. bis Andr. Bugert 3. 2, 1,79 Aleines Losholz(Knüppel) von Heinx. Hofmann 1. 9. 87 bis Jakob Lang 2. 3. 1. 89 Ergänzungsholz: von Phil. Frank 2. 21. 10. 66 bis Adam Dieter 1. 11. 5. 69 Windfallholz: von Joh. Mandel 28. 22. 2. 96 bis Adam Winkler 10. 20. 10. 96 Eichen⸗ Knüppel: von Ph Hrch. Kempf 1. 18. 6. 03 bis Joh. Lang 10. 25. 5. 04 Riefern · Wellen: von Joh. Martin 10. 26. 8. 65 bis Nikl. Gutperle 4. 27. 11. 72 Das Holz und Wellen dieſer Abgabe ſitzen faſt ausnahms⸗ los auf der Autoſtraße und ſin d ſchnellſtens abzu⸗ fahren. Jöller. autsch. fotineringe 10 81. 95 on vouneriage 10 81 68.3 dismarxneringe, Romops bratheringe, Heringe in delee in der beliebten preiswerten Liter-Dose Oelsardisen Dose 55. 45, 40, 30 u. 20 Auflage RM. 24.— Sehr preiswert Füliheriage l. Tomatensos88 Doſe 35 Pfg. Hoöringssalat mii Malonnatse g/ Pfund 18 Pfg. Flelschsalat mit mafonnalse % Pfund 20 Pfg. Molnereidutter Pfund 1.50 Schwenerkase/ f 29 u. 28 Camomneri Schachtel an 20 Aug Stenzenkäse ¼ Fid. 11 Eler-Abschlag ſchöne ſchwere Ware Stück 10, 1, 12 Pfg. Tabakbauverein III. Vereins⸗Anzeiger Mittwoch abend ½9 Uhr Generalverſammlung in der Sonne. Vollzähliges Erſcheinen erwünſcht. Der Führer: Lahres. Gemeindelkaſſe. Morgen Donnerstag von 10 bis 12 Uhr Auszahlung der Militär⸗Zuſatzreuten. Die Zei! von 8 bis 10 Uhr wolle man wegen der Holz⸗ abgabe möglichſt meiden. Zwei ſchöne Einleg⸗ Schweine zu verkaufea. Hansstr. 23 S Zu Verkanen. 300 Lentner ftst, 8 Hnlegschwelne, 1 Fritsche, und densgenger- Wagen nebst Woß ſagt d. Vlg. Dynamos 0 fachmann 1 mit Ausnahme weniger Arne! anllr- Papier zu haben im Verlag ds. Bl. Aagagacggggggaaggggmaghngononſgpen Achtung, Radfahrer l Große Auswahl in elektrischen fahrrad. Beiguchlungen und Carbidlampen Hatteriehlenden Mk. 1.- an 4. an Formschüne Gronhlenden In verchromter Ausführung Berko- Hilux, das Neueste mit Auto- Abblendsystem Jaschenlamnen— Feuerzeuge— Hatterlen— Glählamnen Georg Wunder 6. Lorsch Carhidlamnen Mk. 2.50 an (-Messing) vernickelt Brenner von 9 Pfg. an Sümtl. Ersatzteile für l amnen Bosch-lebellampe n nt ummernbelenentg l. 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Staatsſekretär Dr. Reinhardt führte im einzelnen aus: Eine allgemeine Sen⸗ kung der auf Produktion, Ver⸗ brauch und Beſitz ruhenden Steuerla⸗ ſten wird eingeleitet. Mit der Kompliziert⸗ heit des Steuerreſtes wird Schluß gemacht und mit der Vielheit der Steuern. Die Bü r— gerſteuer wird verſchwinden. Wir können nach dem Geſetz vom 30. Ja⸗ nuar die Vereinfachung des deutſchen Steu— erweſens ſo radikal durchführen, wie es un⸗ fere Sehnſucht geweſen iſt. Wir werden die Landesſteuerver⸗ waltungen mit der Reichsſteuer⸗ verwaltung zuſammenlegen. Die Schlachtſteuer wird zunächſt leider noch weiter erhoben werden müſſen. Bei der Einkommenſteuer, der Vermögensſteuer und der Erbſchaftsſteuer wird den bevölkerungs⸗ politiſchen Grundſätzen des Nationalſozia⸗ lismus entſprochen werden, d. h. wir wer⸗ den eine ſehr erhebliche Ermäßigung der Einkommenſteuer den Kinderreichen gewähren. Bei der Vermögensſteuer ſoll gleichzeitig der Sparſinn gefördert wer⸗ den. Wir denken daran, bei der Vermögens⸗ ſteuer 10 000 Mark für Mann, Frau und jedes Kind ſteuerfrei zu laſſen. Bei der Er b⸗ ſchaftsſteuer befaſſen wir uns mit der Frage, ſie weſentlich zu ſenken und möglichſt zu beſeitigen, ſo weit es ſich um die Beſteue⸗ rung des Gattenerbes und des Kindeserbes handelt. Die Steuervereinfachung wird zu einer weſentlichen Senkung der Verwal⸗ tungskoſten führen und der eingeſparte Be⸗ trag zu Steuerſenkungen zur Verfügung ſtehen. Einleitend hatte Staatsſekretär Dr. Rein⸗ hardt betont, daß die Finanz⸗ und Steuerpo⸗ litik, ſolange es Arbeitsloſe gebe, in erſter Linie auf die Verminderung und Be⸗ ſeitigung der Arbeitsloſigkeit abgeſtellt ſei. Es ſtehe außer Frage, daß es gelingen werde, die Arbeitsloſigkeit in weni⸗ gen Jahren ſo gut wie zu beſeitigen. Von der einen Milliarde Mark aus dem Arbeitsbe⸗ ſchaffungsprogramm vom 1. Juli 1933 ent⸗ fielen 70 Millionen auf Aufgaben, die durch das Reich in bar finanziert wurden. Von den übrigen 930 Millionen waren am 31. Januar Wechſel in Höhe von nur 112 Millionen ge⸗ zogen. Das Reich ging alſo mit einem Ar⸗ beitsvorrat von mehr als 800 Millionen in das Jahr 1934 hinein. Die 500 Millionen Mark aus dem Ge⸗ bäudeinſtandſetzungsgeſetz, die zu einem Ge⸗ ſamtumfatz von zwei Milliarden Mark ge⸗ führt haben, ſind bereits reſtlos in An⸗ ſpruch genommen worden. Das Kraft- fahrzeugſteuergeſetz hat zur Folge Kat, daß die Stückzahl der erzeugten raftfahrzeuge und die Zahl der in der Kraftfahrzeuginduſtrie beſchäftigten Perſo⸗ nen ſich verdoppelte. Als Folge des Geſetzes über die Steuerfreiheit für Erſatzbeſchaffun⸗ gen hat der Beſchäftigungsgrad in der Ma⸗ ſchinengeräte⸗ und Werkzeuginduſtrie ſich von Monat zu Monat geſteigert. Von der Mög⸗ lichkeit, mit rückſtändigen Steuern Ergän⸗ zungs⸗ und Inſtandſetzungsarbeiten ausfüh⸗ ren zu laſſen, iſt ſehr ausgiebig Gebrauch gemacht worden. a Das Geſetz zur Ueberführung weibli⸗ cher Arbeitskräfte in die Hauswirt⸗ ſchaft hat 0 Folge gehabt, daß die Zahl der Hausgehilfinnen bis Ende 1933 um rund 100 900 geſtiegen iſt. Von Auguſt 1933 bis Januar 1934 find 183 000 Eheſtands⸗ e gewährt worden. Das Reichs⸗ finanzminiſterium hat ſich daher entſchließen müſſen, vorübergehend den Durchſchnittsbe⸗ trag auf 500 Mark ſahzuſchen Die Ehe⸗ Kandsdarleben ſollen ſolange gegeben wer⸗ imer Anzeiger Viernheimer Zeitung (Biernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Donnerstag, den 15. Februar 1934 Aufhebung des Reith Auch die Vertretungen der Länder beim Reich fallen weg— Ein neuer wichtiger Schritt zum deutſchen Einheitsſtaat Berlin, 15. Februar. Der Neuaufbau des Reichs wird folgerichtig weitergeführt. Unter dem 14. Fe⸗ bruar hat die Regierung ein Geſetz verkün⸗ det, das den Reichsrat— die bisherige Vertretung der Länderregierungen beim Reich — aufhebt. Das Geſeßz über die Aufhebung des Reichsrats hat folgenden Wortlaut: § 1. Der Reichsrat wird aufgehoben. Die Vertretungen der Länder beim Reich fallen fort.§ 2. Die Mitwirkung des Keichsrates in Rechtſetzung und Verwaltung fällt fort. de, kriit an ſeine Stelle der zuſtändige Reichsminiſter oder die von dieſem im Be⸗ nehmen mit dem Keichsminiſter des Innern beſtimmte Stelle. die Mitwirkung der Be⸗ vollmächkigten zum Reichsrat in Körperſchaf⸗ ten, Gerichten und Organen jeder Art fällt forl.§ 3. Die zuständigen Reichsminiſter werden ermächtigt, im Einvernehmen mit dem Reichsminiſter des Innern ergänzende Beſtimmungen zu kreffen und bei der Be⸗ kanntmachung einer Neufaſſung geſetzlicher Vorſchriften die aus dieſem Geſetz ſich erge- benden Aenderungen zu berückſichkigen. Das Geſetz trägt das Datum des 14. Fe⸗ ö bruar 1934 und iſt unterzeichnet vom Reichs⸗ kanzler Adolf Hitler und Reichsminiſter Dr. Frick. Vegründung Die Mein eh gibt zu dem Geſetz über die Aufhebung des Reichsrats folgende Begründung bekannt:„Aufgabe des Reichs⸗ rates war nach der Weimarer Verfaſſung die Vertretung der deutſchen Länder bei der Geſetzgebung und Verwaltung des Reiches.“ Nachdem durch das Geſetz vom 30. Januar 1934 die Hoheitsrechte der Länder auf das Reich übergegangen und die Landesregie⸗ rungen der Reichsregierung unterſtellt ſind, bleibt für eine mit den Befugniſſen des Reichsrates ausgeſtattete Körperſchaft kein Raum mehr. Bei der durch das Ermächti⸗ gungsgeſetz vom 24. März 1933 eingeführten vereinfachten Geſetzgebung wirkt der Reichs⸗ rat nicht mehr mit, auch nicht bei den zur Ausführung der Regierungsgeſetze ergehen— den Verwaltungsvorſchriften. Die etwa not⸗ wendige Information der Landesregierun— gen geht nicht mehr über den Reichsrat, ſon⸗ dern über die Reichsſtatthalter. Es verblieb ſonach nur die Mitwirkung des Reichsrales bei Ausführungsvorſchrif⸗ len zu den früheren Parlamenksgeſetzen und den, als es heiratsreife Volksgenoſſinnen im Arbeitnehmerſtande gibt. 5 Wie der Vortragende weiter ausführte, 295 das Reichsfinanzminiſterium für das rbeits beſchaffungs programm 1934 eine ganze Reihe von Maßnahmen in Vorbereitung. Es werden 2,3 Milliarden Mark aus dem alten Programm und dem Gebäude⸗Inſtandſetzungsgeſetz verfügbar, für Autobahnen werden 500 Millionen Mark mehr ausgegeben als 1933. Von den ſon⸗ ſtigen Maßnahmen erwähnen wir noch: Steuerfreiheit für neuerrichtete Kleinwoh⸗ nungen und Eigenheime; Steuerfreiheit für Aufwendungen zu Zwecken des zivilen Luft⸗ 9 55 und des zivilen Sanitätsdienſtes in nduſtrie⸗ und Bergbetrieben: Steuerver⸗ ünſtigung für die Einſtellung von Hausge⸗ hilfinnen: Geſetz zur Förderung der Ehe⸗ ſchließungen und Steuerfreiheit für Heirats⸗ beihilfen. Es wird ferner erwogen, im Laufe des res 1934 die Abgabe zur Arbeitsloſenhilfe weſentlich zu ſenken. Mit Wirkung ab 1. April fällt Soweit der Reichsrat ſelbſtändig kärig wur⸗ den Notveroronungen, ferner die Mitwir⸗ kung bei den Verwaltungsakten. Auch dieſe dem Reichsrat bislang noch vorbehaltene Tätigkeit hatte ſich aufgrund der geänder⸗ ten Geſchäftsordnung in den letzten Monaten faſt ausschließlich in der Form eines ſchrift⸗ lichen(Umlauf-) Verfahrens abgeſpielt. Bei den Befugniſſen, die dem Reichsrat vor allem auf dem Gebiete der Verwal⸗ tung verblieben, iſt zu unterſcheiden zwi⸗ ſchen der Mitwirkung des Reichsrates und ſeiner ſelbſtändigen Betäti⸗ gung. Ueberall da, wo der Reichsrat neben einem Reichsorgan, meiſt der Reichsregie— rung oder einem Fachminiſter tätig wurde, fällt dieſe meiſt in der Form der„Anhö⸗ rung“,„Zuſtimmung“ oder„Genehmigung“ ſich vollziehende Mitwirkung erſatzlos fort. Das gleiche gilt für die Fälle, in denen dem Reichsrat ein Vorſchlagsrecht für die Be⸗ ſetzung von Beamtenſtellen und dergleichen zuſtand. In den Fällen der ſelbſtändigen Be⸗ tätigung des Reſchsrates, die auf dem Ge⸗ biete der Verwaltung durch„autoritative Feſtſetzung“, durch„Verleihung“,„Ernen— nung“,„Wahl“, durch den Exlaß von Gebo— ten oder Verboten, durch Entziehung von Rechten, durch die Feſtſetzung von Bedingun⸗ gen uſw. in Erſcheinung trat, bedarf es für den fortfallenden Reichsrat der Beſtimmung eines Erſatzes; an ſeine Stelle tritt der zu⸗ ſtändige Reichsminiſter oder die von dieſem im Benehmen mit dem Reichsminiſter des Innern beſtimmte Stelle. In zahlreichen Körperſchaften und Organen der verſchieden— ſten Art war die Mitwirkung von Bevoll⸗ mächtigten zum Reichsrat vorgeſehen. Die Mitwirkung der Bevollmächtigten zum Reichsrat entfällt in Zukunft. Einſt und jetzt Der Reichsrat war der Nachfolger des Bundesrats aus dem früheren Kaiſer⸗ reich. Der Reichsrat hielt früher nahezu allwöchentlich Vollſitzungen ab. In den let⸗ ten beiden Jahen iſt er nur noch ſelten ver— ſammelt worden. Im neuen Reich wurden die umſtändlichen Vollſitzungen faſt völlig aufgegeben. l Die letzte Sitzung, die am Jahreslage der Machtübernahme durch den Nationalſozialis- mus am 30. Januar dieſes Jahres gleich nach der denkwürdigen Reichstagsſitzung ſtaktfand, erhielt hiſtoriſche Bedeukung durch die ein · ſtimmige Annahme des Geſetzes über den Neuaufbau des Reiches. 51. Jahrgan Burch die Schaffung der Reichsemheit ur der Reichsrat als beſondere Vertretung der Länder überflüſſig geworden. * Vollsgemeinſchaft und Steuerpflicht Vorausſetzungen für die Durchführung einer Steuerreform. Im Reichsſteuerblatt macht der Staats⸗ ſekretär des Reichsfinanzminiſteriums, Pg. Reinhardt, bemerkenswerte Ausführun⸗ gen über„Volksgemeinſchaft und Steuer- pflicht“. Staatsſekretär Reinhardt macht dar⸗ auf aufmerkſam, daß im erſten Hitlerjahr im Gegenſatz zu früher keinerlei Steuererhöhungen, wohl aber verſchiedene erhebliche Steuerer⸗ leichterungen erfolgt ſind. Die Steuerreform, die im Laufe des Jahres 1934 Geſetz wer⸗ den wird, wird nach den Mitteilungen Rein⸗ hardts erſtmalig auf das Einkommen für 1934 Anwendung finden und eine Fortſetzung des Abbaues von Steuern in ſich ſchließen. Allerdings ſtellt Reinhardt zwei Voraus- ſetzungen auf für die raſche Durchführung dieſer Steuerreform: Die erſte iſt pünktliche Erfüllung der laufenden Steuerverpflichkun⸗ gen, die zweite iſt, daß alle Volksgenoſſen wieder ſteuerehrlich werden. Ein neuer Erlaß zur Flüſſigmachung rück⸗ ſtändiger Steuern für Zwecke der Ar⸗ beitsbeſchaffung wird, wie Reinhardt ausdrücklich betont, weder jetzt noch ſpäter erfolgen. Bei der Abgabe der Steuererklä⸗ runng werde der einzelne Volksgenoſſe Ge⸗ legenheit haben, zu beweiſen, wie es um ſeine Treue zum heutigen Staat beſtellt iſt. Wer die Steuererklärung bereits abgegeben habe und nachträglich feſtſtelle, daß ſeine An⸗ gaben teilweiſe oder ganz falſch ſeien, könne ſich vor Strafe dadurch bewahren, daß er die Erklärung berichtigt oder durch eine neue erſetzt. Sobald die Veranlagung abgeſchloſſen ſei, kämen unnachſichtlich die Skrafvorſchriften zur Anwendung. Wer glaube, mit falſchen Angaben aus früherer Zeit belaſtet zu ſein, könne ſich noch bis zum 31. März durch eine freiwillige Spende zur Förderung der na⸗ tionalen Arbeit der Strafe entziehen. Nach dieſem Termin ſei die Strafe in keine m Falle mehr abwendbar. auch die freiwillige Spende zur Forderung der nationalen Arbeit fort, die den Betrag von 120 Millionen Mark ergeben hat. Dieſe Maßnahmen allein genügen bereits, um im Laufe dieſes Jahres auf zwei Millio⸗ nen ſtatiſtiſch erfaßte Arbeitsloſe herunterzu— kommen. Das ſind aber nicht die einzigen Maßnahmen. Hinzu kommen weitere, die im Laufe der nächſten Wochen und Monate erſt geboren bzw. zur Durchführung gebracht werden. Alle dieſe Maßnahmen werden durch die Generalmaßnahme zur Geſundung von Wirtſchaft und Finanzen ergänzt wer⸗ den, die in der Steuerreform beſtehen wird. Auf die Lage der Reichsfinanzen eingehend, erklärte der Staatsſekretär zum Schluß, daß das Steueraufkommen im Rech⸗ nungsjahre 1933 um rund 300 Millionen Mark höher ſei als im Jahre 1932. Im Jahre 1934 werde ſich das Bild noch weſent⸗ lich günſtiger geſtalten. Die Einnahmen und Ausgaben des Reiches haben ſich bisher die Waage gebalten. Das mird auch in Zukunft der Fall ſein. Kaſſenſchwierigkeiten haden ſich nicht ergeben und werden ſich nicht er⸗ geben. Ehrenführer des Süngerbundes Alfred Roſenberg übernimmt die Ehren · führerſchaft des Deutſchen Sängerbundos. Berlin, 15. Februar. Die Führung des Deutſchen Sän⸗ e r b 115 es beſuchte am Mittwoch den Peauftragten des Führers zur Ueberwachung der geiſtigen und weltanſchaulichen Erzte⸗ hung der geſamten nationalſozialiſtiſchen Bewegung, Reichsleiter Alfred Roſen⸗ berg, und erſuchte ihn, die Ehrenfüh⸗ re cha des Bundes zu übernehmen. Reichsleiter Roſenberg enkſprach dieſer 111 5 hat ſich eine Million deulſcher Sänger unker die Betreuung durch Pg. Ro- ſenberg geſtellt. 5 —— Was wird in Oeſterreich? Dritter Tag des Bürgerkriegs— Das Blutbad von Wien— Das erſte Todesurteil eines Standgerichts— Auslandsſtimmen Wien, 15. Februar. In den erſten Vormittagsſtunden des Mittwoch ſetzten die Kämpfe in Wien, die während der Nacht geruht hatten, wieder ein. Man hörke wieder Artillerie- und Mi⸗ nenfeuer. Gegen Mittag wurde von der Re- Aan mitgeteilt, daß die Regierung in inz, Bruck a. d. Mur, Kapfenberg, Steyr und Wiener-Neuftadt Herr der Lage ſei. In allen dieſen Orten herrſche Ruhe. Die Säu. berungsaktion im Wiener Kampfabſchnilt ſolle jetzt endgültig vollendet werden. Die weikere Entwicklung der innerpolitiſchen 5. Oeſterreichs iſt noch nicht abzuſehen. er Straßenbahnverkehr iſt keilweiſe wie⸗ der aufgenommen. der Kampf in Wien Die Kämpfe am Mittwoch gingen haupt⸗ ſächlich um das Arbeiterviertel Florids-⸗ dorf. Die Regierungstruppen nahmen nach längerer Artillerievorbereitung die Garten— ſtadt ſowie einen größeren Gemeindebau. Der übrige Teil von Floridsdorf wurde als— dann von Regierungstruppen eingeſchloſ— ſen, die den Marxiſten ein Ultimatum ſtellten. In den Mittagsſtunden wurde amt— lich mitgeteilt, daß die marxiſtiſchen Schutz⸗ bündler ihre Stellung geräumt hätten. Sie haben die weiße Fahne gehißt und ſich ergeben. Auch in anderen Bezirken haben ſich die Marxiſten ergeben. Bei der Beſetzung wurden Mengen von Waffen und Munition aufgefunden. Da die Polizei zum Abtransport der Gefangenen nicht ausreich— te, wurden die in der Umgebung liegenden Magazine beſetzt und die Gefangenen dort eingeſperrt. Die Truppen haben am Mittwoch eine ſy— ſtemaliſche Durchſuchung ſämtlicher roker Ge— meindehäuſer vorgenommen, die von den ſo— zialdemokratiſchen Gemeindeverwalkungen ſeik Jahren mit öffenklichen Mitteln als ſtrategiſche Stützpunkte für einen etwaigen Bürgerkrieg hergerichtet waren. Die Zahl der Schutzbündler, die ſich in Floridsdorf verſchanzt hatten, wird mit 3000 angegeben. Amtliche Berichte ſprechen aber nur von 100 Gefangenen, die gemacht wor— den ſind. Mittwoch nachmittag entbrannte im Bezirk Meidling ein neuer Kampf. Die Regierungstruppen feuerten in das Gemein— dehaus aus Maſchinengewehren. Schließlich wurde ein Panzerwagen eingeſetzt. Vor Er— öffnung des Feuers war den Frauen und Kindern geſtattet worden, mit ihren Sachen das Ge— meindehaus zu verlaſſen. Von den Schutz— bündlern wurde aus allen Fenſtern das Feu— er heftig erwidert. Eine Frau wurde durch Querſchläger getötet. Flugzeuge über Wien Flugzeuge der Regierung haben am Mitt— woch nachmittag Flugzettel über Wien abgeworfen, in denen die Arbeiterſchaft auf— gefordert wird, die Ruhe zu bewahren und ſich der allgemeinen Aufbauarbeit der Re— gierung anzuſchließen. Eine Prager Mel— dung ſtellt die Angelegenheit jedoch anders dar. Ein Extrablatt des tſchechiſchen ſozial— demokratiſchen„Pravo Lidu“ teilt nämlich mit, daß aus Flugzeugen der Aufſtändiſchen über Wien Flugzettel abgeworfen wurden, in denen die Arbeiterſchaft unter dem Ver— ſprechen baldiger Hilfe vom Lande her zum Ausharren aufgefordert wurde. Es heißt dann weiter: Unſer Berichkerſtat⸗ ker erklärt, daß die Führer des Aufſtandes, D. Deulſch und Dr. Bauer, in Heſterreich ſind und daß Dr. Deukſch die militäriſche Ak- kion der Arbeiterſchaft leitet. den Ork ihres Aufenthaltes können wir aus begreiflichen Gründen nicht angeben. Furchtbare Verluſtliſte Noch immer iſt keine Klarheit darüber zu erlangen, was das Blutbad von Wien bis jetzt an Todesopfern gekoſtet hat. Man ſpricht zwar von 364 Token, jedoch wird behauptet, daß dieſe Angabe aus linksgerichteten Kreiſen ſtammt und daß ſie als reine Kombination aufzufaſſen ſei(9). Aus Linz wird berichtet, daß das Bundes⸗ heer bei Kämpfen um Waldegg ſchwere Ver— luſte erlitten haben ſoll. Ein Leutnant des 8. Alpenjägerregiments verſuchte mit vier Mann in einem Kraftwagen die Kampfline zu durchſtoßen, wurde jedoch in ſchweres Ma⸗ ſchinengewehrfeuer genommen. Alle fünf wurden getötet. Im Schlingerhof(Florids— dorf), der von den Regierungstruppen mit Minen beſchoſſen worden war, ſind jetzt 50 Tote aufgefunden worden. Todesurteil vollſtreikt Das Standgericht Wien fällte am Mittwoch das erſte Todesurteil. Der Angehörige des Republikaniſchen Schutzbundes Karl Munſch⸗ reiter, der in den letzten Kämpfen ſchwer ver. Wwulori ivovrn wur uno auch im Kranken- haus vor das Skandgericht gebracht wurde, iſt zum Tode durch den Strang verurkeilt worden. Das Todesurteil iſt Mittwoch nach- mittag 16.40 Uhr durch den Strang vollzo⸗ gen worden. Am Nachmittag ſind drei weitere Stand⸗ gerichte zuſammengetreten. Angeklagt iſt u. d. der Kommandant der Hauptfeuerwache in Floridsdorf, Ingenieur Weiſel. Von dieſer Wache wurde die Polizei wiederholt beſchoſ⸗ ſen, wobei zehn Wachbeamte, darunter der Stabshauptmann Friedrich, getötet wurden. Verhaftungen Außer dem ehemaligen Bürgermeiſter von Wien, Seitz, ſind jetzt über 50 ſozial⸗ demokratiſche Führer verhaftet worden, un— ter denen ſich der ehemalige General und Schutzbundführer Theodor Körner, zwei Bundesräte, fünf Stadträte, zahlreiche Gemeinderäte und Bürgermeiſter uſw. be⸗ finden. Die Wiener Arbeiterbank iſt polizeilich geſchloſſe N Was das Ausland ſagt Aeberall ſcharfe Kritik an Dollfuß. Die Preſſe aller Länder beſchäftigt ſich na— türlich ſehr eingehend mit den Vorgängen in Oeſterreich. Das Vorgehen der Regberung Dollfuß wird überall ſcharf getadelt. Sehr bemerkenswert iſt, daß jetzt auch die Pariſer Preſſe, die bisher ihre ſchützende Hand über Dollfuß gehalten hat, kritiſche Worte findet.„Echo de Paris“ bringt eine intereſſante Enthüllung: Dollfuß habe ſchon lange eine Aktion gegen den Marxismus vorgehabt, der Einſpruch der franzöſiſchen Regierung aber habe die Durchführung dieſer Abſicht bis jetzt verhindert. Der neue fran— zöſiſche Außenminiſter Barthou habe den Einſpruch ſeines Vorgängers Paul-Voncour ausdrücklich beſtätigt. Als am Montag die erſten beunruhigenden Nachrichten aus Wien eingelaufen ſeien, habe das franzöſiſche Aus⸗ wärtige Amt aber keine Verbindung mehr mit ſeinem Vertreter in Wien bekommen können. Auch die Londoner Blätter leh⸗ nen das Vorgehen der Regierung Dollfuß ab.„News Chronicle“ will wiſſen, die Mäch⸗ te hätten die Abſicht, durch ihre diplamati⸗ ſchen Vertreter in Wien Dollfuß nahezu⸗ legen, die Feindſeligkeiten zu beenden, die in einigen Bezirken zur Abſchlachtung Unbe— waffneter, darunter auch Frauen, geführt hätten. „Daily Mail“ hebt den Anterſchied zu Deukſchland hervor. Hitler habe ſein Ziel ohne Lärm und beinahe ohne Verluſt an Menſchenleben erreicht und dies bei einem Volk von 66 Millionen Menſchen. Der öſter⸗ reichiſche Kanzler habe nicht die glänzenden Eigenſchafken Hitlers gezeigt. Nach Informationen des Wiener Vertre— ters des engliſchen Nachrichtenbüros Reuter dürfte die Zahl der Todesopfer in ganz Oeſterreich nicht unter 500 anzuſetzen ſein.— Wiener Flüchtlinge berichten in Preß⸗ burger Blättern über Schreckensſzenen während der Kämpfe um die Wiener Arbei— terviertel. Unter den Hunderten von Toten und Verwundeten befinden ſich zahlreiche unſchuldige Opfer, die an den Kämpfen überhaupt nicht beteiligt und die ſelbſt Antimarxiſten waren. Die polniſche Preſſe verfolgt mit aller— größter Aufmerkſamkeit die blutigen Vor— gänge in Oeſterreich. Einigen Blättermeldun⸗ gen zufolge, waren die letzten Eiſenbahnzüge, die in Warſchau aus Wien eintrafen, über— füllt, was darauf zurückgeführt wird, daß die Juden in großen Scharen Wien verlaſ— ſen und zum Teil nach Polen flüchten. Dollfuz an die Arbeiter Ein Aufruf der Vakerländiſchen Front. Wien, 15. Februar. Die Vaterländiſche Front des Herrn Doll— fuß hat in Wien und in den öſterreichiſchen Bundesländern ein Flugblatt verteilen laſ— ſen, das folgenden Wortlaut hat: „Auf die Barrikaden ſchicken ſie Euch, Eure Führer, die im Aulo flüchteten. Toke und Verwundete ſind das Ergebnis dieſer ſchweren Stunden. Ihr wurdet ſchmählich im Sklich gelaſſen. Arbeiter Oeſterreichs, denkt an Eure gemordeken und gemeuchellen Brüder im Dritten Reich. Denkt an die Jerkrümmerung aller ſozialen Rechle und Errungenſchaften durch den Nakionälſozialismus. Was Eure ver⸗ brecheriſchen Führer verſuchten, iſt ſchmäh⸗ licher Verrat an Euch, Eurem Leben, an Eurer Heimat Oeſterreich. Jetzt gilt es, ſich kla zu enkſcheiden. Der einzige der Euch hilft 0 Dollfuß. Arbeiker Oeſterreichs, vereinigt Euch mit allen gulen Oeſterrei⸗ chern in der Stunde der Gefahr. Oeſter⸗ 177 braucht Euch, ihr braucht Heſter⸗ re 0 f Augenzeuge berichtet u. a.: Dieſer Aufruf des Herrn Dollfuß wird auch dem letzten öſterreichiſchen Arbeiter die Augen öffnen. Erſt läßt Herr Dollfuß mit Kanonen die Arbeiterwohnhäuſer zuſammen⸗ ſchießen, dann läßt er ein Blutbad anrich⸗ ten, das 500 Tote fordert, darunter zahl⸗ reiche unſchuldige Frauen und Kinder. Im gleichen Augenblick appelliert derſelbe Herr Dollfuß an die Arbeiter, ſich zu ihm zu be⸗ kennen nach dem Grundſatz:„Zuckerbrot und Peitſche!“ Ein Stück aus dem Tollhaus aber eradezu iſt es, wenn Herr Dollfuß, der 500 rbeiter abſchlachten ließ gleichzeitig nach der Methode„Haltet den Dieb“ auf Deutſchland hinweiſt und von den angeblich in Deutſch⸗ land gemordeten und gemeuchelten Arbei⸗ terbrüdern ſpricht. Herrn Dollfuß kann nur geſagt werden daß die deutſche Revolution bei einer Bevölkerung die elfmal ſo groß wie die Oeſterreichs iſt, nicht einen Bruch⸗ teil der Todesopfer gefordert hat, die Doll⸗ fuß' verbrecheriſcher Verzweiflungskampf ge⸗ gen die öſterreichiſche Arbeiterſchaft zur Folge hatte. Die öſterreichiſchen Arbeiter werden wiſſen, was ſie von dem falſchen Haben, des Herrn Dollfuß zu halten gaben. Was ein Bugenzeuge berichtet Preßburg, 15. Februar. Von einem Mitarbeiter der Wien in den Abendſtunden des Mittwoch verlaſſen hat, werden über die blutigen Kämpfe in Wien neue, äußerſt intereſſante Einzelheiten be⸗ richtet, die in der amtlichen Berichterſtattung vollkommen verſchwiegen werden. Der Die Regierung Dollfuß⸗Jey verkündete Mittwoch vormiktag, daß auf einer Reihe von Wohnhausblocks von den Aufſtändiſchen zum Zeichen der Waffenſtreckung weiße Fahnen ausgehängt worden ſeien. Als dar⸗ aufhin Militär und Polizei in die Gebäude eindrang, wurden ſie von den Aufſtändiſchen niedergemetzelt. Entgegen den amtlichen Meldungen iſt die Lage im Bezirk Floridsdorf ungeklärt, in dem den Regierungstruppen und der Polizei nur Teilerfolge beſchieden waren. Vollſtändig falſch iſt der amtliche Bericht über die Lage in Steyr, in das angeblich der Heimwehrfüh⸗ rer Starhemberg eingezogen ſein will. Es gelang lediglich, einen von den Aufſtändiſchen nicht beſetzten Vorort von Steyr, Ennsleiten, zu„erobern“. Weiteres Blutvergiezen Immer noch ſehr ernſte Lage in Oeſterreich. München, 15. Februar. Die weiteren Meldungen aus Oeſterreich laſſen die Lage als ſehr ernſt bezeichnen. In der Stadt s keyr in Oberöſterreich ſind die Aufſtändiſchen immer noch Herr der Lage. Eine Gendarmerieabteilung wurde von den Marxiſten überfallen und ließ elf Tole im Platze zurück. Im Salzburger Bahnhof wurde eine Lokomotive vor dem Lokomotivpſchuppen umgeſtürzt, ſodaß die anderen Lokomotiven nicht ausfahren konnten. Der Bahnhof wurde ſpäter von einer Abteilung des Schutzkorps beſetzt. In der Nähe von Puch ſprengten die Marxiſten einen Elektrizitäts⸗ maſt der wichtigen Bahnſtrecke Salzburg— Biſchofshofen, ſodaß der Verkehr nur noch eingleiſig aufrechterhalten werden kann. Die Stadt Graz war ohne Licht. Der % der berittenen Polizei iſt gefal⸗ en. In Eggenberg bei Graz wurden die Kaſernen der Gendarmerie und Polizei ge⸗ ſtürmt. Was ſich zur Wehr ſetzte wurde nie⸗ dergemacht, die übrigen gefangen genom⸗ men. Je ein Ueberfallauto der Polizei und der Gendarmerie, die zur Hilfe geeilk waren, mußten ſich nach kurzem Handgemenge er⸗ geben. Später wurden Alpenjäger und weitere Verſtärkungen der Gendarmerie eingeſetzt, woauf ſich die Sozialdemokraten in der Richtung auf Goeſting zurückzogen. Auf Sei⸗ ten der Marxiſten wurden hier in den Stra— ßenkämpfen auch Minenwerfer benutzt, die unter den Regierungstruppen verheerend gewirkt haben ſollen. Schließlich wurde Ar⸗ tillerie eingeſetzt. Die Glasfabrik Goeſting iſt nur noch ein Trümmerhaufen. Bisher wurden über 60 Tote gezählt. Entſpannung in Wien? Allgemeiner Lagebericht aus Wien. Im Laufe des Mittwoch iſt eine gewiſſe Entſpannung eingetreten. Jedoch wird all⸗ gemein mit einer längeren Dauer der ge⸗ ſamten Säuberungsaktion gerechnet. In den großen bisherigen Kampfabſchnitten Ottak⸗ ring, Meidling und Simmering finden ge⸗ genwärtig noch Einzelkämpfe ſtatt. Die Regierung iſt am Mittwoch mit den verſchiedenſten Maßnahmen vorgegangen, um die bisherige Stellung der Sozialdemo⸗ kralie im Staake und beſonders in Wien 0. brechen. In dieſer Richtung liegt die Auflö⸗ ſung der Gewerkſchaften, der übrigen ſoziali⸗ ſtiſchen Verbände die Schließung der Arbei- kerbank die außerordentlich zahlreichen Ver⸗ hafkungen ſozialiſtiſcher 15 hrer die noch im Gange ſind, ſowie die Be nahme der Bermögenswerle ſozialdemokralſſcher Führer. beitsdienſtes. In kurzen Worten: Die Reichsregierung hat ein Geſetz verkün⸗ det, durch das der Reichsrat aufgehoben wird. Der Stagtsſekretär des Reichsfinanzmini⸗ ſteriums, Reinhardt, kündigt eine Senkung der Steuerlaſten an, Vorausſetzung ſei aber, die Wiederkehr der Steuerehrlichkeit bei der Veranlagung. 1„ 5 Der bekannte nationalſozialiſtiſche Politi⸗ ker Alfred Roſenberg hat die Ehrenführer⸗ ſchaft des Deutſchen Sängerbundes übernom⸗ men. Die Pariſer und Londoner Preſſe kritt⸗ ſiert— zum Teil ſehr ſcharf— das Vorgehen der öſtereichiſchen Regierung. g In Wien iſt am Mittwoch durch ein Stand⸗ gericht das erſte Todesurteil gefällt worden. Das Urteil wurde bereits vollzogen. 35 Der ruſſiſche Eisbrecher„Tſcheljuſkin“ iſt im Polarmeer geſunken. Beim Untergang des chineſichſchen Damp⸗ fers„Fulljen“ zwiſchen Schanghai und Han⸗ kau ſind 148 Menſchen ertrunken. Der Deutſche Gemeindetag Die Einheiksorganiſation für das Reich. Berlin, 15. Februar. Bei der Einweiſung des Vorſtandes des Deutſchen Gemeindetages hielt Reichsinnen⸗ miniſter Dr. Frick eine Anſprache, in der er u. a. ausführte: Durch das Vertrauen des Führers iſt der Verband der deutſchen Gemeinden und Ge⸗ meindeverbände, der Deutſche Gemeindetag, zu einer Körperſchaft des öffentlichen Rechtes erhoben und in den Neubau des Reiches ein⸗ gefügt worden. Ein Band umſchließt alle 50 000 deutſchen Gemeinden und Gemeinde— verbände. Aufgabe des Deutſchen Gemeindetages iſt es, die Gemeinden und Gemeindeverbände in den großen und kleinen Fragen gemeind⸗ licher Arbeit zu beraten und der Reichs re⸗ gierung ſowie den Regierungen der Länder, wenn ſie ſich des Rates des Deutſchen Ge— meindetages verſichern wollen, mit ſeinen reichen Erfahrungen zur Seite zu ſlehen. Zu den neuen Grundlagen der Gemeinde— wirtſchaft gehört die Neuordnung der Gemeindefinanzen. Die Reichsregierung will den Gemeinden und Gemeindeverbänden die Verantwortung für ihre Einnahmen und Ausgaben wieder⸗ geben. ö die neuen Männer Reichsminiſter Dr. Frick hat auf Vorſchlag des Vorſitzenden des Deutſchen Gemeinde⸗ tages den Vorſtand berufen. Unter den Mit⸗ gliedern befinden ſich u. a. Bürgermeiſter Linder⸗Frankfurt am Main, Oberbürgermei⸗ ſter Dr. Strölin⸗Stuttgart, Kreisdirektor und Bürgermeiſter Ritter⸗Bingen, Bürgermeiſter Heß⸗Dannenfels(Pfalz), Gemeindevorſteher Faut⸗Bühlertal, Amtsbezirk Bühl⸗Voden, Miniſterialreferent Schindler Kartsruhe, Ba⸗ diſches Miniſterium des Innern. Vorſitzender des Deutſchen Gemeindetages iſt Oberbürgermeiſter Fehler- München, ſtellvertretender Vorſitzender Ir Weide mann-⸗Halle. Politisches Allerlei Berlin. Der Reichspräſident emp⸗ fing am Mittwoch den Reichsminiſter des Auswärtigen, Freiherrn von Neurath, zum Vortrag.. London. Lordſiegelbewahrer Eden wird am 16. Februar nach Paris abreiſen. Er be⸗ abſichtigt, ſich am 19. Februar nach Berlin und am 21. Februar nach Rom zu begeben. — Die Rundreiſe dieſes einflußreichen Mit— glieds der engliſchen Regierung, erfolgt zur Einholung von Informationen über die Ab— rüſtungsfrage. „Ein Volk, ein Staat, eine Kirche!“ Reichsbiſchoff Müller ſprach in einer Kundgebung der Deutſchen Chriſten zu Dresden und ſagte u. a., das Ziel der neuen Kirchenpolitik ſei eine einheitliche Reichskirche mit einer einheitlichen Lithurgie, ſo daß der deutſche Menſch überall, wohin er komme, ein Stück Heimat finde. Nicht mit Theologen und Wiſſenſchaftlern ſei dem deut⸗ ſchen Volke gedient, ſondern der Heiland und ſeine einfache Wahrheit müßten dem Mann im Braunhemd gepredigt werden, dem Bau⸗ ern, der hinter dem Pflug ſtehe, und der Mutter, die fünf Kinder ſatt zu machen habe, Zu dieſen Menſchen müſſe man ſtolz ſpre⸗ chen. Mit dem Rufe„Ein Volk, ein Staat, eine Kirche!“ ſchloß der Reichsbiſchof ſeine Ausführungen. Reichstagung des Arbeits dienſtes. Unter dem Vorſitz des Reichsarbeitsdienſt⸗ führers, Staatsſekretär Hrerl, findet gegen⸗ wärtig in Eiſenach eine Reichstagung des Arbeitsdienſtes ſtatt, die am Mittwoch mit internen Beratungen begann. Die Beſpre⸗ chungen vereinten auf der Wartburg die 1105 rer der 30 Arbeitsgaue ſowie die engſten Mit⸗ arbeiter aus dem Stabe des Reichsführers. Sie dienten der Herausgabe einheitlicher Richt⸗ linien für die Frühjahrsarbeit des Reichsar⸗ m Donnerstag nehmen die Beſprechungen ihren Fortgang. Die Hindenburg⸗spende Der ehrenamtliche Geſchäftsführer der Hin⸗ denburg⸗Spende, Miniſterialrat Dr. Kar⸗ ſtedt, veröffentlicht einen längeren Bericht über die Leiſtungen dieſer Einrichtung, der erſtmals über die bisherigen zahlenmäßigen Darſtellun⸗ gen hinausgeht. Die Hindenburg⸗Spende ent⸗ ſtand aus der großen Sammlung, die zum 80. Geburtstag des Generalfeldmarſchalls und Reichspräſidenten im Jahre 1927 erfolgte. Der Reichspräſident hatte die ihm übergebenen Mittel, die ſich auf ungefähr 650 000 Rm. für Klein⸗ und Sozialrentner und etwa 8 Millio⸗ nem für Kriegsbeſchädigte und Kriegerhinter— bliebene beliefen, in eine förmliche Stiftung öffentlichen Rechts eingebracht, die am 29. Februar 1928 ins Leben trat. Der Beſtand der Stiftung erhöhte ſich vor allem durch die anlählich des 65. Geburtstages des Herrn Reichspräſidenten im Jahre 1932 veranlaßte klemere Sammlung, die rund 650 000 Rm. erbrachte. Es entſtanden für die Verwaltung ein 14föpfiges Kuratorium, zu dem als 15. Mitglied und als ſein Vorſitzender der Reichs— präsident von Hindenburg trat. Der Bedeu⸗ tung des Vorſitzenden und der Abſicht der am Aufkommen der Stiftung beteiligten Bevöl— kerungskreiſe entſpricht es, daß in den Satzun⸗ gen ausdrücklich die Beſtimmung feſtgelegt iſt, daß ein Beſchluß gegen die Stimme des Reichs— präſidenten nicht gefaßt werden kann. Die Organiſationen der Krliegsbeſchädigten hatten damals an dieſer Stiftung nicht direkt mugewirlt. Das wurde erſt anders, als in⸗ folge Freiwerdens eines Sitzes im Kuratorium der Herr Reichspräsident den Leiter des Amtes für Kriegsopſerverſorgung bei der NSDAP. berief. In der Regel ſtanden für Ausſchüttun⸗ gen bisher jährlich 850 000 Rm. zur Verfü⸗ gung. Davon wurden 425 000 Rm. regel⸗ mäßig am Geburtstag des Herrn Reichspräſi⸗ denten zur Auszahlung gebracht. Der Reſtbe— trag in gleicher Höhe wurde auf 8 bis 9 Mo— natstermine aufgeteilt, ſo daß in dieſer Zeit annähernd je 50000 Rm. zur Ausſchüttung kamen. g Auf die Hauptverſorgungsämter entfiel das Vorſchlagsrecht für 480 Fälle. Gleichzeitig hak⸗ ten die Hauptfürſorgeſtellen das Recht zum Vorſchlag von 4854 Fällen. Im einzelnen ent— fielen davon auf Oſtpreußen 206, die Stadt Berlin 288, Rheinprovinz 536, Bayern 528, Freiſtaat Sachſen 406, Thüringen 128, Ham— burg 80, Braunſchweig 48 uſw. Der Herr Reichspräſident hatte von vorn— herein die Auffaſſung vertreten, daß die von ihm aus der Spende zu gewährenden Unter— ützungen ſo hoch ſein ſollten, daß ſie den Bedachten eine fühlbare und nachhaltige Er— haltung ihrer Wirtſchaftslage brächten. Des— halb wurde in den erſten Jahren für die ter⸗ mmimäßigen Ausſchüttungen in der Regel an dem Satz von 200 Nm. feſtgehalten. Seit 1933 wurde infolge des geſtiegenen Geldwer— tes der Richtſatz auf 150 Rm. feſtgeſetzt. Bis⸗ her gelangten rund 7 Millionen Rm. zur Auszahlung. 32200 Kriegsbeſchädigte bezw. ihre Hinterbliebenen ſind daran beteiligt ge— weſen. Das noch vorhandene Vermögen be— läuft ſich einſchließlich der Zinſen und Kurs⸗ gewinne auf 3,8 Mill. Rm. Ende 1933. Die Hindenburg⸗Spende dürfte auf ihrem Gebiete das größte karitative Werk darſtellen, machdem andere ältere Emrichtungen zum gro— hen Teil ein Opfer der Inflation gewor⸗ den ſind. Die Reiserbank schlient die Sehalter ROMAN VON P. WILD Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Dorothea Reiſer aber brach nicht zuſammen, wie die andern fürchteten, ſondern ein harter Ausdruck kam in ihre Augen: „Das iſt Alex Reiſers Werk. Ah, wie ich ihn haſſe!“ 2*. * 24 1 Hanny von Hochſtedt war allein. Eine große Not war in ihr. Die Einſamkeit quälte ſie, das Bewußtſein, von niemandem verſtanden zu ſein. Ein verwirrendes Gefühl bemächtigte ſich ihrer. Sie und ihre Mutter wanderten verſchiedene Wege, die aneinander vorbeiglitten; ihre Zärtlichkeit war ohne Tiefe. Seit ihr Stiefvater fortgegangen, war ſie ſeltſam einſam. Wer verſtand ſie? Eigentlich verſtand ſie ſich ſelbſt nicht, vermochte die eigenen Gefühle nicht zu enträtſeln, geſtand ſie ſich kläglich. „. Und dann ſtand ein Bild vor ihr. Einer war da, der ihm ähnlich war. Alex Reiſer hatte die Augen, die Stimme und die Geſtalt des Vaters. In quälender Freude ſtiegen Fragen in ihr hoch, auf die ſie keine Antwort wußte. Eine überſtarke Sehnſucht drängte zu ihm. Ihn ſehen dürfen, den Klang ſeiner Stimme hören, träumte ſie, und in ſeinen ſtarken Armen Frieden finden. Erſchreckt hob ſie den Kopf. Ein Pochen an der Tür weckte ſie zur Gegenwart. Ein peinliches Gefühl überkam ſie beim Eintritt des Dieners, als ſei ein Unbefugter Zeuge ihrer Gedanken geworden. Berg überreichte ihr eine Karte. „Alex Reiſer.“ Wie ſeltſam, dachte ſie, und jähe Glut flammte über ihr Geſicht. Jubel. Hatten ihre Gedanken ihn gerufen? Neues aus aller Welt Zwei Kinder im Eis eingebrochen. In oſenheim vergnügten ſich die Brüder Alfred und Albert Straninger mit einem an— deren Jungen beim Eishockeyſpielen auf ei⸗ nem Stauweiher. Die beiden Brüder brachen ein. Während ſich Albert ſelbſt retten konnte, ging der 12 Jahre alte Alfred Stra⸗ minger unter und konnte erſt nach 2 Stun— den als Leiche geborgen werden. „Jurchtbares Familiendrama. In dem bel— giſchen Orte Wasmes hat ein an hochgra⸗ diger Nervoſität leidender Bergmann ſeine Frau und ſeine drei Kinder durch Revolver— ſchüſſe getötet. Ein viertes Kind wurde le— bensgefährlich verletzt. Der Täter beging nach der Tat Selbſtmord. Schiffsuntergang. Der griechiſche 4000 Tonnen-Dampfer„Meandros“ iſt im Aer— melkanal bei St. Catherine Point im dichten Nebel mit dem engliſchen 4000⸗ Tonnendampfer„Dartford“ zuſammengeſto— zen und geſunken Nur ein Mitglied der 24 Mann ſtarken Beſatzung des griechiſchen Schiffes wurde gerettet. Ueber das Schickſal der Uebrigen iſt nichts bek⸗ Eigenart Ein uvier„Spaß. In den Tagen, als die Raubmörder Sandweg und Velte die Bevölkerung in Baſel und Umgebung ſtark beunruhigten, hielten zwei 17 jährige Bur⸗ ſchen nachts auf der Landſtraße bei Nun⸗ ningen einen Fabrikarbeiter an, gaben ſich als die Raubmörder Sandweg und Velte aus. Als der Fabrikarbeiter um ſeine Frei⸗ laſſung flehte, veranlaßten ihn die Burſchen, zu ſchwören, daß er niemand davon erzähle, mit Sandweg und Velte zuſammengetroffen zu ſein. Die Burſchen trugen über dem Ge— ſicht Taſchentücher, ſo daß man ſie nicht er— kennen konnte. Ferner hielten ſie dem Fa⸗ brikarbeiter ihre Geldbeutel in einer Art auf die Bruſt, daß der Arbeiter glaubte, daß es ſich um Revolver handle. Das Amtsgericht Dorneck⸗Thierſtein verurteilte jetzt die Burſchen wegen groben Unfugs und Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung zu je acht Tagen Gefängnis, zu einer Ent— ſchädigung von 120 Franken an den Staat Solothurn, einer ſolchen von 80 Franken an den Kanton Baſel-Land und zur Entrichtung einer Entſchädigung von 100 Schweizer Franken an den in mutwilliger Weiſe in To⸗ desſchreck gejagten Fabrikarbeiter. Außer— dem müſſen die Gerichtskoſten und eine Ur— teilsgebühr von 15 Franken bezachlt merden. dentſcher Vauernkultur auerliche Kunſt und Wesensart— Ausbreitung des Germanentums Während auf allen früheren„Grünen Wochen“ die Schaunummern des Reit- und Fahrturniers überragende Mittelpunkte der abendlichen Veranſtaltungen waren, nah⸗ men auf der diesjährigen„Grünen Woche“ die Volkstumsabende einen mindeſtens eben— ſo breiten Rarm im Intereſſe der Beſucher ein. Schon die erſten Abende, der Pfälzer Heimatabend, das Heimatfeſt der Heſſen und Thüringer und der Niederſachſenabend ha— ben gezeigt, daß gerade ſtädtiſche Kreiſe ſich bemühen, ernſthaft in die landechaftliche Ei— genart deutſcher Bauernſtämme ſich einzule— ben. Vielfache Aeußerungen ſtädtiſcher Be— ſucher der Sonderausſtellung über„Väuer— liche Kultur“ haben gezeigt, daß ſie über die Vielfältigkeit der Erſcheinungen bäuerlichen Kunſtwillens in hohem Maße überraſcht ge— weſen ſind. Das große Erſtaunen ſtädtiſcher Veſucher— kreiſe über die kunſtvolle Bewegtheit und Fformvolle Gegliedertheit bäuerlicher Kunſt— werke und das ſtaunende Erkennen der gro— ßen Zuſammenhänge zwiſchen deutſchem Bauerntum und deutſchem Geſchichtsablauf darf uns darum nicht wundernehmen. Aber gerade weil hier zum erſtenmal in anſchau— lichſter und überſichtlichſter Weiſe den dem Bauerntum bisher verhältnismäßig fremd gegenüberſtehenden Volksſchichten dieſe Zu— ſammenhänge klar gemacht wurden, iſt die Bedeutung der Sonderausſtellung über „Bäuerliche Kultur“ ſo überragend und be— deutungsvoll. Eindrucksvoll iſt die geſchichtli— che Entwicklung des Bauerntums, wo— zum Zweck größter Anſchaulichkeit— das Bauerntum als eine Kurve und die bauern— feindlichen Mächte als herabdrückende, die bauernfreundlichen Mächte als aufſtrebende Pfeile gekennzeichnet ſind. Mit einem Blick läßt ſich damit die Entwicklung des Bauern— tums vom germaniſchen Freibauerntum über das Frondaſein unter Karl dem Großen. den Hochmütig befahl ſie: feingewölbten Lippen. zu küſſen. hatte. dachte ſie. funden worden?“ „Ja.“ anders als ſonſt...“ der Tod.“ „Führen Sie den Herrn zu mir!“ „Eine Angelegenheit von äußerſter Wichtigkeit führt mich zu Ihnen, gnädiges Fräulein“, begann er, als ſich die 15 Tür hinter Berg geſchloſſen hatte. Ohne Erſtaunen ſagte ſie erlöſt: „Ich habe Sie erwartet.“ Ihre Hände fanden ſich, ihre Augen grüßten ſich ein— ander mit beſonderem Ausdruck. Zärtlich glitt ſein Blick über das weiche, feine Oval de ſchimmernden Glanz ihrer be Unmer tra ſeufzte er, denn ihn überkam ein unwiderſtehlicher Wunſch, dieſe roten Lippen Statt deſſen ſaßen ſie in tadelloſer Haltung einander gegenüber, nichts von Liebe war in dem, was er zu ſagen „Seit geſtern iſt Furchtbares geſchehen“, Stimme. Forſchend ſah er ſie an, ehe er fortfuhr: Herren vom Gericht ſind hier geweſen?“ „Ja“, brachte ſie mit blaſſen Lippen hervor. 1 „Weil das aufgefundene Teſtament eine Fälſchung iſt?“ „Ja“, nickte ſie wie ein Automat. Wozu die Fragen?, „Es iſt gefälſcht“, fuhr er mit leicht erhobener Stimme fort, als habe ſie ſeine Worte nicht gehört. i „Haben Sie Beweiſe dafür?“ fragte ſie zaghaft Teſtament iſt doch auf dem Schreibtiſch des Toten ge— „Und es trug Vaters Unterſchrift“, ſetzte ſie hinzu. „Dieſe Unterſchrift iſt gefälſcht wie das ganze Teſta⸗ ment“, begann er.„Als ich mir das Schriftſtück vorlegen ließ, machte mich die Unterſchrift zunächſt ſtutzig; ſie war „Vergeſſen Sie nicht: über dem Schreiben kreiſte ſchon Bauern- und den jährigen Krieg bis zu Stein und Har g, der Niederg unter dem vergangenen Syſtem und 6 endliche Bauernbefreiung im nationalſozia— liſtiſchen Deutſchland erkennen. Eine gewiſſe Parallelität zu wicklung fanden wir in den Beziehungen zwiſchen Bauerntum und Dichtung, die ebenfalls eine eingehende Darſtellung ge— funden haben. Die älteſten Zeugniſſe bäuer— licher Weſensart finden wir in den„Zauber— ſprüchen von M rg“. Die damit be— gonnene, vielverſpreche Entwicklung iſt durch die Einwirkungen der Chriſtianiſie— rung vernichtet worden, da das Dichten zu einem Vorrecht der Geiſtlichen wurde, die ihre Aufgabe in der Schaffung einer religiö— ſen Zweckliteratur ſahen. Erſt im 11 Jahr— hundert tritt uns wieder ein Werk„der Ruodlieb“ entgegen, das uns zum erſten Male wieder Einblick in das Leben des Bau— erntums gibt. Im Mittelalter liegt die Dich— tung vollkommen in Händen des Rittertums, und der Vauer iſt darin höchſtens Gegen— ſtand ſpöttiſcher Verachtung. Der ritterlichen Dichtung folgt die Poeſiegeſ dieſer Ent⸗ eſiegeſtaltung des rei— chen Bürgertums, die in Hans Sachs ihren Höhepunkt findet. Einſam ſteht lange Zeit der„Simplicius Simpliciſſimus“ von Grim— melshauſen, bis endlich im 19. Jahrhundert in Hebbel, Kleiſt, Immermann, Raabe, Kel— ler, Ludwig u. a. m. doch wieder bäuerliche Dichter beginnen, den bäuerlichen Menſchen darzuſtellen. Der gewaltige Umſchwung un— ſerer Zeit wird am deutlichſten, wenn wir die Fülle literariſcher Erzeugniſſe neueſter Zeit lehen, die dem Vauerntum eine gerech— te Würdigung zuteil werden laſſen. Adolf Hitler, R. Walther Darre, Hans F. K. Gün— ther ragen hier als bedeutendſte Autoren hervor. Eine andere Abteilung der Sonderausſtel- lung gab uns Kunde von der Wohn- und Baukultur, wie ſie in unſeren Vorfahren ge⸗ lebt hat und wie ſie ſich in unſerer deutſchen Landſchaft darſtellt. Die verſchiedenen Arten der Dorfanlage, die Beziehungen zwiſchen Dorf und n e die charakteriſtiſchen Beſonderheiten der Wohnkultur und auch die ſtammesartliche Ausſchmückung, entweder durch beſonderes Baumaterial oder durch formvolle Ornamentierung, werden in ihrer Vielgeſtaltigkeit eingehend darſtellt. Le- bensecht, mit warmer Empfindung aufge⸗ nommene Bilder zeigen uns die Bedeutung der bäuerlichen Feuer- und Herdſtätte, die dieſe heute noch als Mittelpunkt des bäuer⸗ lichen Lebens hat. Anſchauliche Kartenbilder gaben uns eine eingehende Darſtellung des Urſprungs und der Ausbreitung des Germanentums. In vier großen Wanderungswellen hat ſich das Germanentum auseinandergeſchoben 500 v. Chr. zum erſten, in der großen Völker⸗ wanderung zum zweiten Mal, wobei kes dann den größten Teil Europas überflutet. Die dritte Wanderungswelle wird von den Wi⸗ kingern getragen und mit der vierten und letzten Welle geſtaltet die germaniſche Raſſe die große oſtdeutſche Koloniſation. Aber trotz aller Wanderungen bleibt das Germanen⸗ tum ſeiner kulturellen Eigenart treu. Davon zeugen die uns erhalten gebliebenen Zeugen nordiſchen Formwillens, die in mannigfa⸗ chen Formen und Dingen im Rahmen der Ausſtellung gezeigt werden. Es wäre ein unſinniges Veginnen, die Reichhaltigkeit dieſer Sonderausf 3 Zäuerliche Kultur“ im Rahmen eines Auf ſatzes zu würdigen. Aber auch jeder kleinſte Teilabſchnitt daraus beweiſt uns immer wie⸗ der aufs eindringlichſte die Reinheit und Urſprünglichkeit germaniſch-deutſchen Volks tums, das im nationalſozialiſtiſchen Deutſe land nach jahrhundertelanger Ur kung und Verkennung endlich geee digung gefunden hat und zur unſeres ſtaatlichen und volklichen baues erklärt worden iſt. Kh. Backhaus. RNeuçuf⸗ Buntes Allerlei Wanderungsverluſte in Süddeutſchland. In dem Zeitabſchnitt zwiſchen den beiden Volks⸗ zählungen von 1925 und 1933 hat Süd⸗ deutſchland einen Bevölkerungsverkufſt bon 153 000 Perſonen zu verzeichnen gehabt. Bay⸗ ern iſt daran mit einer Einbuße von 115 000 Einwohnern beteiligt. Wanderungsgewinne von Bedeutung weiſen in Süddeutſchland ledig⸗ lich der Regierungsbezirk Oberbayern mit einer Zunahme von 34200 und der ehemalige Neckarkreis mit einem Zugang von 28 600 Perſonen auf. Der Zuwachs in Oberbayern iſt ſtark beeinflußt durch die Anziehungskraft der Stadt München. Das Gebiet der 0 riſchen Oſtmark iſt am ſtärkſten von dem Bepskke⸗ rungsabgang betroffen und damit in ähnlicher Weiſe bevölkerungspolitiſch gefährdet wie die preußiſchen gebiete. Aber auch Ober⸗ und Unterfrank aben bedeutende Wandevungs⸗ verluſte erlitten. So ſchließt Oberfrankens Be⸗ völkerungsbilanz mit einem Paffſivſaldo von 19 300(2,5 v. H.), Unterfranken mit einem Minus von 18 000(2,4 v. H.) ab. Weſent⸗ lich günſtiger ſind die Verhältniſſe in Mittel⸗ franken gelagert, das nur einen Verluſt von 3700 Perſonen(0,4 v. H.) zu beklagen hat. Wußte er—, brach ſie jäh die Gedankenkette ab, als ſie ein„Glauben Sie das?“ verhaltenes Grinſen im Geſicht des Dieners bemerkte.„Es iſt ſo— tragiſch“, nickte ſie. „Nein, es iſt ein Betrug“, bebten ſeine Worte. das nicht.“ gmädchengeſichts, den Haare, die ſchmalen, bebte ſeine L Vater. „Das war. Film. Sie fuhr zuſammen. „Das werden Sie beweiſen müſſen.“ „Ja, ich kann es beweiſen!“ „Man wird Sie einen Verleumder ſchelten...“ „Vielleicht noch Schlimmeres. Was tut's!? Mich trifft „Sie ſind verbittert!“ „Habe ich keinen Grund dafür?“ Seine Augen öffneten, ſich weit, und er ſah ſie groß an.„Aber das iſt vorbei“, wiſchte er im nächſten Augenblick mit einer energiſchen Be— wegung durch die Luft.„Ich will nicht rückwärts ſehett, ſondern vorwärts. Immer ſpielt das Schickſal mit uns im Guten und Böſen; nicht wir formen es, ſondern es formt uns— ſo erwächſt aus ſcheinbaren Sinnloſigkeiten oft ein beſonderer Sinn.“ „Wie ſeltſam Sie ſprechen!“ ö „Seltſames kann man nicht in ein Alltagskleid zwängen, Die gnädiges Fräulein. eigenen Wege. Immer läuft das Schickſal ſeine Sehen Sie, da drüben packte es mich, ſchüttelte mich. Heimweh nach Deutſchland— es zwang mich her, aller Vernunft, allem Trotz entgegen. Ich wollte Frieden machen mit der Vergangenheit, Frieden mit dem e Da drüben“— er wies mit der Hand in die Ferne—„die Menſchen, ihr Weſen iſt und bleibt uns im tiefſten Grund fremd. Ich verlobte mich mit einer ſmarten, flotten Vollblutamerikanerin, glaubte ſie zu lieben. Ein prachtvoller Kamerad war ſie, aber nicht die Frau, die ein Deutſcher liebt vom Heute zum Morgen und für immer.“ Er ſchwieg. „Sie waren nicht glücklich?“ 90 „Nicht glücklich? Nein. Ich war enttäuſcht; aber alles war ruhig, ſchmerzlos, ſachlich, als wir den Irrtum er. kannten, die gläſerne Wand zwiſchen uns hochgeſtiegen Man iſt ja nicht ſentimental drüben, außer im (Fortſetzung folgt.) 21. Fortſetzung. Nachdruck verboten. „Sie wiſſen, Gundula, daß Otto in der Schenkungs⸗ urkunde den Satz hatte einfügen laſſen, daß er Ihnen die Hälfte ſeines Vermögens überlaſſe, daß er aber hoffe, es würde durch Heirat ſeiner Familie erhalten bleiben... Ja, ja, ich weiß, was er meint“, wehrte er Gundulas Ein— ſpruch ab.„Aber Otto ſtarb. Sie weigern ſich, ſeinen Willen zu erfüllen, weil er nicht rechtsgültig niedergelegt iſt, weil die letzte Unterſchrift vor Zeugen ausſteht. Ja, ja, auch noch aus anderen Gründen. Aber, ſehen Sie, im Alten Teſtament, da war es Sitte, weun ein Mann aus der Familie ſtarb, ſo nahm ein anderer, ein Vetter oder ſonſtiger Verwandter, ſeine Frau...“ „Aber, Herr Profeſſor! Das Alte Teſtament, das iſt doch wirklich ein bißchen außer Mode“, unterbrach ihn Gundula, mit vollſter Ueberzeugung in der Stimme.„Und verheiratet— verheiratet war doch Otto nun erſt recht nicht.“ „Gundula!“ rief der Profeſſor, dem der helle Schweiß auf der Stirn ſtand.„Es iſt furchtbar, wenn Sie etwas nicht verſtehen oder nicht verſtehen wollen. Alſo kurz und gut: Ich möchte Sie bitten, meine Frau zu werden.“ Gundula ſah in ſprachloſem Erſtaunen ihren Pro— feſſor an. „Nur— nur um des Geldes willen, das ich doch gar nicht beanſpruche, noch beanſpruchen kann!?“ rief ſie faſt entſetzt. „Nein“, ſagte der Profeſſor und trocknete ſich die Stirn.„Gundula, wenn Sie mir denn nichts erſparen wollen— nicht nur deshalb, auch nicht etwa des Haus— halts wegen, damit Sie nicht gleich noch weiter exami— nieren— und ſelbſt Balders wegen nicht allein und nicht größtenteils, ſondern— das heißt, das habe ich meiner Schweſter nicht geſagt; aber ich glaube, ſie hat es gemerkt. Sie iſt nicht ſo entſetzlich begriffsſtutzig, wie Sie, Gun— dula, ſind oder ſich ſtellen.“ „Ich mache mich gewiß nicht anders, als ich bin, Herr Profeſſor!“ rief Gundula, faſt dem Weinen nahe.„Ich kann doch nichts dafür, wenn ich dumm bin!“ „Ach— den Deubel ſind Sie dumm, Gundula. Nur... nur— ſo, na, laſſen wir's gut ſein... Aber, Gundula, ich möchte alſo vor allem, daß Sie...“ „... daß Sie meine Frau werden“, hatte er ſagen wollen. Aber er kam nicht dazu. Baldur kam herbei— geſtürmt, ſtürzte ſich auf Gundula und hatte viel zu er— zählen... Der Profeſſor ging ſchweigend ins Haus. Die Unter⸗ reduug war für lange Zeit hinausgeſchoben. 225 1 * Baldur, der dafür geſorgt hatte, daß aus der Werbung des Prof s nichts wurde, gab neuen Auseinanderſetzungen. Baldur zeigte, mit dem ſeltſamen Gefühl der Kinder für Situationen, Gundula ſeine Liebe immer verſchwende— riſchet, und am liebſten in des Vaters Gegenwart. „Er wird Ihnen ja läſtig. Laſſen Sie ſich doch das nicht gefallen“, ſchalt er eines Tages übellauniſch und zänkiſch, als Baldur ſie vor ſeinen Augen abküßte. Sie ſah ihn an und er merkte, daß ſie ihn gründlich mißverſtand. So war es ihm ſäaſt recht, daß der, Kleine, ſchlauer wie ſeine Gundula, unartig und übermütig rief: „Ach, Papa, nur keinen Neid nicht...“ Gundula ſtrafte ihn freilich mit ernſten Worten. Will⸗ berg aber ſchwieg, rief ſeinen Jungen zu ſich und küßte die 3 1 die Veranlaſſung zu friſchen Kinderlippen, die Gundulas Wangen umſpielt hatten. Die ſah ihn zornig an. Auf dieſe Weiſe würde 5 ſie freilich ihren Einfluß auf Baldur verlieren. Und aus irgendeinem Trotz heraus, ließ ſich der Herr Profeſſor jetzt manchmal herab, Baldurs kleine Unarten zu unterſtützen. Er ſah, daß es Gundula, weh tat; es be⸗ reitete ihm ein törichtes Vergnügen, ſie ein bißchen zu quälen und ihr ab und zu den Herrn fühlen zu laſſen. Er ſuchte und fand kleine Nachläſſigkeiten in der Haus⸗ haltführung und rügte ſie rückſichtslos und weit über ihre Bedeutung hinaus Ausſprache kommen würde. Aber ſie hatte gelernt, ſich zu beherrſchen, und nur an einem ſchnellen Erröten und Erbleichen ſah man ihre innere Erregung. Es war inzwiſchen September geworden. Frau Bertha hatte aus Hamburg geſchrieben und ihren Bruder getadelt. „So faſſe doch endlich einen Entſchluß. Dein ewiges Zaudern und Ueberlegen iſt doch ſo wecklos. Ich bin Du haſt noch kein Wort zu dem Mädchen überzeugt, geſagt.“ Baldur war unartig geweſen und hatte auf Gundulas „Ich gehe ſtrenge Worte mehr neckend als frech erwidert: zu Vater, und da bekomme ich recht.“ Aber Gundula war in der Stimmung, es eruſt zu nehmen— gereizt durch des Proſeſſors Weſen und Art ihr gegenüber. Und ſie war immer noch die alte Gundula— ein wenig geduldiger, weil ihr Herz wacher und weicher geworden war, aber ſchnell in Entſchlüſſen wenn es ihr notwendig ſchien zu handeln. Sie ſchob Baldur von ſich und ließ den verblüfften Buben ſtehen. Mit wenigen Schritten war ſie vor Willburgs Tür und pochte Er war tief in die Arbeit verſunken. Aber, als er, auf⸗ blickend, ſie auf der Schwelle ſtehen ſah, wurde ihm ſofort klar, daß ſie voll Zorn zu ihm kam. „Was gibt es?“ fragte er, ſich zurücklehnend und ſie ſo kühl wie möglich muſternd. „Hert Profeſſor, ich...“ Gundula ließ es ſich ſchweigend und mit einem geniſſen Hochmut gefallen. Aber er ſah, wie es in ihr kochte. Ach, wenn ſie doch einmal heftig geworden wäre wie in früherer Zeit. Vielleicht, daß es dann zu einer „Wollen Sie nicht Platz nehmen, Gundula?“ „Es iſt nicht nötig. Ich habe nur wenige Worte zu ſagen, Herr Profeſſor. Ich bitte um meine Entlaſſung. Es hat keinen Wert, daß ich hier bleibe, wenn Herr Profeſſor mir überall entgegenwirkt.“ „Das iſt doch wohl recht übertrieben ausgedrückt“, er⸗ widerte er, ſeine Ueberlegenheit genießeriſch auskoſtend. „Wenn ich hier und da mal anderer Meinung bin als Sie zum Beiſpiel in Erziehungsfragen, ſo ſteht mir doch wohl frei, das zu äußern.“ „Es hat ja keinen Zweck, lange zu reden. Der Herr Profeſſor weiß ſo gut wie ich, wie es auf Kinder wirkt, wenn ſie einen Rückhalt haben bei ihren Ungezogenheiten. Ich bitte, zum Oktober gehen zu dürfen.“ Willberg zuckte mit den Achſeln. „Wenn Sie abſolut wollen— ich hindere Sie nicht!“ „Es iſt gut. Ich danke!“ Das klang ſehr hart und trotzig, und die Tür ſchloß ſich hinter ihr. Gundel, dachte Willberg weich, du Liebe! Warum nur ſeine häßliche Luſt, ihr weh zu tun? Ac er verſtand ſich nur zu gut. Er wußte um ſeine Eiferſuch, ſeine ſchmähliche, abſcheuliche Eiferſucht— einem Toten gegenüber. Die Stimmung zum Arbeiten war verflogen. Er ging im Zimmer auf und ab, unruhig, und in dem Wunſche, ſich mit ihr auszuſprechen. Was machte jetzt der Trotztopf? Würde er etwa wieder Hals über Kopf die Sachen packen und Reißaus nehmen? Eine plötzliche Angſt packte ihn. Es war doch beſſer, nach ihr zu ſehen, ein fröh— liches„Vergib!“ zu ſprechen und Beſſerung zu geloben. Er ſtieg die Treppe zum zweiten Stock hinauf und klopfte an ihre Tür. Einmal, zweimal. War ſie nicht in ihrem Zimmer? Er hatte ſie doch die Stufen hinaufſteigen hören? Diskret öffnete er die Tür und ſchaute hinein. Am Fenſter ſtand Gundula, in tiefe Gedanken verſunken, traurig und niedergeſchlagen. Ihre Hände hielten ein Bild umſchloſſen, die Photographie Ottos, die auf ihrem kleinen Schreibtiſch zu ſtehen pflegte. Willberg räuſperte ſich— Gundula drehte ſich raſch herum. „Herr Profeſſor?!“ „Gundula, ich komme, um Verzeihung zu erbitten und Beſſerung zu geloben.“ „Ach, Herr Profeſſor, das iſt nicht erſt ſeit heute. Es iſt ſchon beſſer, ich gehe fort. Sie haben kein Vertrauen mehr zu mir und Sie mögen ja wohl recht haben— ſo wie Herr Profeſſor die Sache anſieht.“ „Gundula!“ Sie ſchüttelte mit dem Kopfe. „Gundula! Sie tun mir das nicht an. Sie werden mir doch nicht nachtragen, daß ich Sie...“ Er zögerte. Sollte er ihr ſagen: So töricht und eiferſüchtig lieb— gewonnen habe?—„Daß ich eben harte und ungerechte Worte ſagte, die ich ſelbſt nicht ſo meine?“— wurde es ſtatt deſſen. „Ich trage gewiß nichts nach. Aber ich ſehe ein, es iſt beſſer, ich gehe...“, beharrte ſie in gedämpftem Trotz. Willberg kam faſt ſchüchtern näher. „Wenn Balder ungezogen war— und Sie wünſchen es— ſo... ich habe noch nie eins meiner Kinder ge— ſchlagen— aber ich will ihn eigenhändig verhauen dafür. Seien Sie nur wieder gut!“ „Ach, mit dem Verhauen iſt doch nichts geholfen, wenn Balder keinen Reſpekt und bald auch keine Liebe mehr zu mir hat“, ſagte ſie reſigniert und in echter Hoff— nungsloſigkeit, die ihn rührte.„Auch iſt es ja wirklich nicht ſeine Schuld, wenn er unartig iſt.“ „Früher drückten Sie das weniger höflich aus.“ „Es iſt mir nicht zum Scherzen“, erwiderte Gundula herb.„Es wäre ſchon beſſer geweſen, wenn ich damals überhaupt nicht wieder hergekommen.“ Sie ſchluchzte auf und bedeckte ihre Augen mit den Händen... Beim Abendbrot ſah der Profeſſor ſie wieder mit deut— lichen Tränenſpuren im Geſicht, aber gehalten, höflich-ernſt und verſchloſſen. Es lag eine ungewollte und unbewußte Hoheit und Würde in ihrem Weſen, wie aus einem reinen und edlen Schmerz geboren. Man ſprach über harmloſe, alltägliche Sachen. Baldur, der ja nun auch dabei war, plauderte ein bißchen ge— zwungen. Er hatte ein ſchlechtes Gewiſſen. Seine großen, leuchtenden Augen wanderten zuweilen nach Gundula hinüber. Sie ſchien es nicht zu merken. „Vater“, ſagte der Kleine, als ſie nach Tiſch hinaus⸗ ging und bedeutete„Gute Nacht“ zu wünſchen.„Ich bin unartig geweſen, und Gundel iſt traurig!“ „Ich auch“, antwortete der Profeſſor mit einem guten Lächeln.„Wir wollen es wieder gut machen!“ „Was ſoll ich tun?“ fragte Baldur zweifelnd. „Gib ihr ein Küßchen und ſage: Gundel, ich hab' dich ja ſo lieb!“ Baldur nickte. „Und was machſt du?“ „Ich— werde es nicht ſo leicht haben“, lächelte der Profeſſor. Kleine nackte Füße hörte man über den Flur laufen. Baldur, im Nachthemd, ſchlüpfte zum Vater herein. „Du, ich habe es gemacht— aber es hat nichts genützt!“ „War ſie böſe?“ „Ach— ſie hat mich feſt in den Arm genommen und hat mir einen Kuß gegeben und hat geſagt: Mein Herz⸗ blatt!— Aber das macht ſie man ganz ſelten. Sie hatte geweint.“ ö „Habe Geduld, Balder— und hilf mir, wenn's not tut. Du mußt wie ein Engel ſein in den nächſten Tagen.“ „Schwierige Sache“, meinte der Kleine. „Nun lauf', damit ſie nichts merkt.“ „Bloß nicht!“ * 1 5 „Fräulein Rougemont! Darf ich Sie auf mein Zimmer bitten?“ Der Profeſſor ſprach ſehr höflich und ſehr förmlich; aber ſein Herz klopfte ſtürmiſch. Es wurde ihm erſt in dieſem Augenblick recht klar, was er getan hatte, weſſen er ſich ausgeſetzt. „Sofort, Herr Profeſſor.“ Sie folgte ihm ruhig, blaß, verſchloſſen, wie in all dieſen Tagen. eee etuvge „Wollen Sie, bitte, Platz nehmen“, bat er formell. Feige bin ich, dachte er, ſchrecklich feige. Aber was wird ſie ſagen? f Sie ſetzte ſich und ſah ihn groß und offen an. Es war unheimlich viel Rebellion in ihrem Blick. Aber noch mehr: ein tiefes, ehrliches, über alles Kleinliche erhabene Ge⸗ kränktſein. „Fräulein Rougemont“, begann Willberg, ſich ihr genüber ſetzend.„Ich habe Sie gekränkt..“ „Oh!“ wehrte ſie ab.„Ich bin ja dankbar, daß Sie ſo aufrichtig waren.“ „Liebes Fräulein Rougemont! Sie irren. Ich war eben das keineswegs. Ich... Ja, es iſt ſehr ſchwer mit Ihnen zu reden, wenn Sie ſo überlegen und ruhig auf die armen Sünder herabſehen.“ Sie warf ungeduldig den Kopf zurück. 5 „Lange hat der Herr Profeſſor die Laſt mit mir ja nicht gehr“, ſagte ſie herb. f „Ich bin vollſtändig in Ihrer Hand“, fuhr er nervös fort.„Ihrem uneerbittlichen Geſicht gegenüber erſt wird mir klar, was ich getan habe. Ich komme vom Standesamt und habe dort unſere Vermählung vorbereitet, das Auf⸗ gebot beſtellt und ſo weiter. Ihre Unterſchrift iſt noch nötig, aber ſie kann... Gundula!, Gundulal, was iſt Ihnen?!“ Sie ſaß ſo bleich und ſtarr ihm gegenüber, daß er auf⸗ ſprang und zu ihr hineilte. Er umfing ſie mit ſeinen Armen und zog ſie nahe an ſich heran. Ach, wie lange hatte er ſich danach geſehnt, ihr eine Zärtlichkeit erweiſen, ſie auch nur berühren zu dürfen... Sie wehrte ſich heftig, faſt verzweifelt. Aber er ließ ſich nicht ſo leicht einſchüchtern. Er hatte ihr doch bewieſen, wie hoch er ſie einſchätzte. „Herr Profeſſor! Wie konnten Sie... Wie konnten Sie...!“ rief ſie voll innerer Not.„Ich habe den Otto geliebt und habe niemand lieb als ihn.“ „Gundula, das iſt hart für mich zu hören. Aber genügt nicht vielleicht zuerſt, wenn ich dich recht herzlich lieb habe? Ach, Gundel, du Liebe, Friſche, Natürliche, du Gute und Edle— ſo lieb, ſo töricht lieb und ſo ſüß lieb.“ „Und was werden alle die Kollegen vom Herrn Pro— feſſor ſagen, wenn ſie von der ungebildeten Perſon hören.“ „Gundula, Sie wiſſen alle, wie ſtandhaft du dich weigerteſt, das Geld von Otto anzunehmen, und ſie achten dich alle hoch. Ich glaube, es iſt ihnen allen nur ver— wunderlich, daß wir nicht ſchon längſt...“ „Es iſt alſo nur wegen des Geldes?“ „Gundula, ſoll ich noch mehr vor dir bekennen, wie lieb ich dich habe, trotzdem du eben erſt werſicherſt haſt, du hätteſt niemanden lieb als— den anderen?“ „Ach, Herr Profeſſor, ich kann nicht. Warum haben Sie das getan? Nicht wahr, Sie werden es zurück⸗ ziehen?“ Willberg ſetzte ſich auf den Rand des Seſſels und zog Gundulas Kopf an ſeine Schulter. Ganz unwillkürlich und unbewußt bettete ſie ſich dort ein, als ob auch über ſie ein Gefühl der Geborgenheit käme. Willberg merkte es beglückt und hoffnungsvoll. „Du wirſt mich nicht in aller Leute Mund bringen und zum Narren in der Stadt machen wollen?“ fragte er zärtlich. Sie ſchwieg. „Gundula“, und er beugte ſich ganz nahe an ihr Ohr und ſprach ganz leiſe und ganz zart.„Ich verſpreche dir, nichts von dir zu fordern, was du nicht geben kannſt, und will nur, daß du zu mir gehörſt, daß du mir ſicher biſt und daß du mir zuweilen eine kleine und ganz zarte Zärt⸗ lichkeit erlaubſt, bis eines Tages du mir vielleicht doch von ganzem Herzen gut ſein kannſt.“ Gundula— mit einer ſcheuen und ungewohnt ſauften Bewegung— ergriff die Hand des Profeſſors und küßte ſie zärtlich. „Alſo ſind wir eines Sinnes?“ a „Ich muß ja wohl...“, ſagte ſie.„Ich kann doch den Herrn Profeſſor nicht zum Stadtgeſpräch machen, obwohl er es eigentlich verdient hätte.“ „So?“ Und ſeines Verſprechens von gerade eben un⸗ eingedenk, hob er, in ihre Locken faſſend, ihr Geſicht zu ſich empor und küßte ſie mitten auf ihren zuckenden Mund. „Nanu!“ tönte es überraſcht von der Tür her, und Baldur ſchaute mit großen Augen herüber.„Ich ſuche Gundel— und...“ „Findeſt ſie hier, mein Junge“, unterbrach ihn der Profeſſor.„Komm mal her. Wir haben eben einen kleinen Strauß ausgefochten, Gundula und ich. Und es iſt eine neue Situation geſchaffen. Balder, Gundula wird meine Frau und deine Mutter.“ „Meine Mutter? Das iſt ſie ſchon lange“, berichtete der kleine Burſche und ſprang fröhlich auf Gundulas Schoß. Sie umfing ihn mit beiden Armen und drückte ihn herzlich an ſich. Er küßte und ſtreichelte ſie und reichte über ihre Schulter hinweg dem Vater die Hand. „Alſo endlich“, meinte er altklug.„Ich habe mir das ſchon lange gedacht, aber ich wollte es man nicht ſagen; denn ſchließlich iſt das eure Sache, und bei ſo was kann man als Dritter keine Verantwortung übernehmen.“ — Ende.— An jeder deutſchen Haustür die FJebruarplalette des Winterhilfsmer⸗ les„Für das tägliche Vrot“ Sr rr rer Aus der Heimat Gedenktage 15. Februar 1564 Der Phyſiker und Aſtronom Galileo in Piſa geboren. 1763 Der Friede von Hubertusburg beendet den Siebenjährigen Krieg. 1781 Der Dichter Gotth. Ephraim Leſſing in Braunſchweig geſtorben. 1915 Deutſcher Sieg über die Ruſſen in der „Winterſchlacht in Maſuren“(7.—15.). Prot. und kath.: Fauſtinus. Sonnenaufg. 7.18 Sonnenunterg. 17.12 Mondaufg. 7.40 Mondunterg. 19.29 Nur gemeinſame große Taten für die Idee des Vaterlandes halten ein Volk in— merlich zuſammen. Treitſchke. Faſtenzeit Die Faſtenzeit dauert von Aſchermittwoch bis Karſamstag und erinnert an das 40⸗ tägige Faſten Jeſu in der Wüſte. Zählt man die Tage am Kalender, ſo erhält man vom 14. Februar bis 31. März 46 Tage. Davon gehen aber die ſechs Sonntage ab, die nicht als Faſttage gelten. Die Sonntage der Faſten⸗ zeit werden im Kalender mit beſonderen la⸗ teiniſchen Namen bezeichnet und heißen In⸗ vocavit, Reminiſcere, Oculi, Lätare, Judica und Palmarum. Die Worte ſind entnommen dem Eingangsgebet der jeweiligen Sonntags- meſſe. In einigen Gegenden heißt man den Sonn- tag Lätare auch Brotſonntag, weil an ihm das Evangelium von der Speiſung der Fünf— tauſend mit wenigen Worten verleſen wird. Der vorletzte Sonntag vor Oſtern, Judica, heißt im Voll Paſſionsſonntag, in Tirol Schwarzer Sonntag, weil da der Herr ſein Leiden und Sterben vorausgeſagt hat. Pal— marum iſt der Palmſonntag. Die lateiniſchen Faſtenſonntagsnamen kommen auch in einem alten Jägerſpruch vor. Da in der Faſtenzeit die Schnepfen kom— men und ziehen, ſagen die Jäger: Oculi, da kommen ſie, Lätare, das iſt das Wahre, Judica, ſie ſind auch noch da, Palmarum, trum, larum. ar Das SA⸗ Sportabzeichen. Das im Vor⸗ jahr von Stabschef Nöhm geſchaffene SA— Sportabzeichen liegt jetzt, wie der Beobachter“ meldet, in ſeiner Ausführung vor. Es iſt von Oberſturmbannführer Glöckler ent— worfen und ſtellt das geſchmackvolle Ehren— zeichen eines SA⸗Mannes in Form eines von einem Lorbeerkranz umgebenen Halkenkreuzes init ſenkrechtem Schwert dar. Das Abzeichen kann als Abſchluß einer vielſeitigen Ausbil— dung durch eine Leiſtungsprüfung erworben werden. Zum Erwerb des SA-⸗Sportabzei⸗ chens ſind auch Nichtangehörige der SA be— rechtigt, ſofern ſie raſſiſch und weltanſchaulich den SA⸗mäßigen Vorausſetzungen entſprechen. *** Verfütterung von Zucker an Miilztar⸗ pferde. Aus Kreiſen der Landwirtſchaft, des Handels und der Induſtrie werden dem Reichs- wehrminiſter immer wieder Anträge vorge— legt, die die allgemeine Verwendung von aus Juckerrüben hergeſtellten Futtermitteln im Heere zum Ziele haben. Der Miniſter weiſt, wie wir erfahren, aus dieſem Anlaß nochmals darauf hin, daß die allgemeine Verfütterung von Zuckerfuttermitteln an Heerespferde an⸗— ſtelle von Hafer, Heu und Stroh nicht in Betracht kommt und daß etwaige Anträge von prater Seite von den Truppen- und Ver⸗ waltungsdienſtſtellen in dieſem Sinne zu erle— digen ſind. Natürlich iſt die Verwendung von Zuckerfuttermitteln als diätiſche Futtermit— tel auch weiterhin zuläſſig. e Möbeleinzelhandel in die Reichskultur⸗ kammer eingegliedert. Der Präſident der Reichskammer der bildenden Künſte gibt fol— gendes bekannt: Der Deutſche Möbelfachver— band e. V., die Spitzenorganiſation und Standesvertretung des deytichen Möbeleinzel⸗ handels in wirtſchaftlicher, kultureller und ſozialer Hinſicht, iſt in die Reichskammer der bildenden Künſte als Fachverband für den Möbelhandel eingegliedert worden. Da die Eingliederung in die Kammer die Vorausſet⸗ zung für die künftige Berufsausübung iſt, find alle ſelbſtändigen Gewerbetreibenden des Möbelemzelhandels verpflichtet, unverzüglich ihre Mitgliedſchaft beim Deutſchen Möbelfach— verband zu beantragen. Anmeldepflichtig ſind alle ſelbſtändigen Gewerbetreibenden, die den letzten Verbraucher mit Großmöbeln aller Art, Klein⸗ und Polſtermöbeln beliefern. Die An⸗ meldung muß ſofort ber der Reichsgeſchäfts⸗ ſtelle des Deutſchen Möbelfachverbandes Ber⸗ lin SW. 11, Anhalterſtraße Nr. 12 erfolgen. Wettervorherſage: Trocken und heiter, ſtellenweiſe wieder kälter. „Völliſche Miniſterpräſident Köhler über die Wirtschaft Karlsruhe, 15. Febr. In einem Aufſatz im „V. B.“ weiſt Miniſterpräſident Köhler auf die Schwierigkeiten Badens als Grenzland hin. Die nationalſozialiſtiſche Regierung habe ihre vornehmlichſte Aufgabe darin erblickt, das als Vorausſetzung für eine Belebung der Wirt⸗ ſchaft notwendige Vertrauen der Wirtſchaft in die Staatsführung herzustellen. Dazu habe beſonders die Schaffung einer Wirtſchafts⸗ Abteilung gedient. Die Arbeitsſchlacht in Baden werde unter folgenden Geſichtspunkten zu führen fein: 1. Die badiſche Induſtrie müſſe in die Lage verſetzt werden. ſich auf dem Binnenmarkt behaupten zu können, trotz ihrer frachtungün⸗— ſtigen Lage. 2. Alle Kräfte ſeien auf eine Hebung der badiſchen Ausfuhr nach dem Aus⸗ land abzuſtellen. Nur eine ſtarke Ausfuhr könne der badiſchen Induſtrie die lebensnot⸗ wendige Beſchäftigung geben. 3. Die Land⸗ wirtſchaft müſſe beſonders gepflegt werden, ebenſo der Obſt⸗ und Weinbau. 4. Regſte Auf⸗ merkſamkeit ſei auch der Fremdeninduſtrie zu— zuwenden. 5. Schließlich werde die Regierung dafür ſorgen, daß durch eine mittelſtands⸗ freundliche Politit eine Stärkung dieſes Stan— des, beſonders des Handwerks und des Haus— beſitzes, erreicht werde. Aus Baden Heidelberg, 15. Febr.(Auto ver⸗ brannt.) Am Ortsausgang von Ziegelhau— ſen geriet der faſt neue Vierſitzer-Perſonenwa⸗ gen des Gaſtwirts Rack aus Waldkatzenbach in Brand. Der Wagen, in dem ſich glücklicherweiſe niemand befand, brannte bis auf das Gerippe aus. Der Beſitzer ſoll nicht verſichert ſein. Heidelberg, 15. Febr.(Das Winter⸗ hilfswerk kritiſiert.) Festgenommen wurde ein lediger Fabrikarbeiter von hier, der ſich abfällig über das Winterhilfswerk ge— äußert hatte. Karlsruhe, 15. Febr.(Schwerer Ver⸗ kehrsunfall.) An der Ecke Durmersher— mer⸗ und Jeppelinſtraße ſtieß ein Perſonen⸗ kraftwagen mit einer Radfahrerin zuſammen. Die Radfahrerin wurde dabei erheblich ver— letzt; Lebensgefahr beſteht nicht. Der Perſonen— kraftwagen wurde ſichergeſtellt. Die Schuld an dieſem Unfall trifft angeblich beide Teile. Weinheim, 15. Febr.(NS⸗Wander⸗ heim.) Das auf der Tromm, einem der ſchönſten Plätze des heſſiſchen Odenwalds ge— legene ehemalige Naturfreundehaus wurde nun von der Kreisleitung der NS DA Heppen— heim in Verwaltung genommen. Deutſche Tagesſchau Nur 10000 Maͤrk-Transfer für deulſche Auswanderer. Schon bisher hatte die Reichsſtelle für De— viſenbewirtſchaftung Auswanderern in der Regel nur 10000 Mark in bar und den Reſt in Form des mittelbaren Transfers durch Waren oder Wertpapiere bewilligen laſſen. Nach einem neuen Runderlaß der Reichsſtelle ſollen künftig grundſätzlich nicht mehr als 10 000 Mark in bar bewilligt werden. Eine Erhöhung der Barzuteilung von 10000 Mark kann u. a. erfolgen, wenn an der Auswande— rung im Einzelfalle ein beſonderes deutſches Intereſſe beſteht, z. B. Auswanderung in die ehemaligen deutſchen Kolonien, oder wenn ſonſtige Umſtände in der Perſon des Aus— wanderers, z. B. Frontkämpfer-Eigenſchaft, angeſehene Stellung als Wiſſenſchaftler uſw., eine beſondere Behandlung gerechtfertigt erſcheinen laſſen. 50zialiſten gegen Doumergue Scharfe Kampfanſage an das Kabinett. Paris, 15. Februar. Die ſozialiſtiſche Kgammerfraktion hat eine Enkſchließung angenommen, die eine äußerſt ſcharſe Kampfanſage an das Kabinett Hou- mergue bedeutet. Die Fraktion will Don- nersklag gegen die Regierung ſtimmen und die ſoforlige Auflöſung der Kammer fordern. Dr. Ley 44. Jahre München, 14. Februar. Am 15. Februar begeht der Stabsleiter der PO und Führer det Deutſchen Arbeitsfront Staatsrat Dr. Robert Ley ſeinen 44. Gelb,artstaa. Dr. Ley hat nach dem Beſuch der Oberrealſchule in Elberfeld zuerſt Chemie ſtudiert. Bei Kriegsausbruch trat er als Freiwilliger bei der Fußartillerie in Straßburg ein und er— hielt als erſter Kriegsfreiwilliger ſeines Ar— meekorps an der Front das EK Zweiter. Im Jahre 1917 wurde er als Fliegerleutnant bei Ypern abgeſchoſſen und geriet ſchwerver⸗ wundet in franzöſiſche Gefangenſchaft. Erſt 1920 konnte er auf Krücken in die Heimat zurückkehren. Mit ungeheurer Zähigkeit nahm er ſein Studium wieder auf, promo⸗ vierte noch im gleichen Jahre zum Dr. phil. und trat bei der JG Farben als Chemiker ein. 1925 wurde er bei der Wiederbegrün⸗ dung der NSDAP ſtellvertretender Gaulei⸗ ter und kurz darauf Gauleiter des Gaues Rheinland. 1928 wurde Dr. Ley preußiſcher Landtagsabgeordneter und 1930 Reichstags⸗ abgeordneter. Welt und Wiſſen Kleine Urſachen— große Wirkung! Achtlos geht man durch die Küche, wenn der Waſ⸗ ſerhahn tropft. Was kann das ſchon ſein? Und doch, wenn der Hahn in einer Stunde 3. B. 500 mal tropft, ſo gibt das bereits einen halben Liter Waſſer. Wenn in 1000 Küchen je ein Waſſerhahn einen Tag lang tropft, ſo ergibt das eine Verſchwendung von bereits 12000 Litern! Und nun rechne man ſich aus, was für eine Waſſerverſchwendung entſteht, wenn z. B. in München in der Hälfte aller Küchen oder im Bade, oder in der Werk— 1175 der Waſſerhahn nicht richtig zugemacht wird! Die größte Ahr der Welt beſitzt unſtreitig Paris auf dem Eiffelturm; an deſſen Seite befinden ſich Zifferblätter von 20 Meter Durch— meſſer. Große Uhren befinden ſich noch in folgenden Städten: Charlottenburg 7 Meter, Philadelphia 7 Meter, Weſtminſter 7 Meter, Liverpool 7,5 Meter, Hamburg, 7,8 Meter, Zürich 8,65 Meter, Malines 11,7 Meter, Yer— ſey City 16 Meter Durchmeſſer. Pflanzt Walnußbäume. Der Bedarf un⸗ ſerer Volkswirtſchaft an Walnüſſen wird über— wiegend durch Einfuhr aus dem Auslande ge— deckt, obwohl der Genuß von Walnüſſen für die Volksgeſundheit namentlich unter dem Ge— ſichtspunkte einer mehr naturgemäßen Ernäh— rung von größter Bedeutung iſt. Auch liefert der Walnußbaum ſelbſt ein ſehr geſuchtes Tiſch⸗ lerholz. Durch den ſtrengen Winter 1929 iſt der Beſtand an alten Nußbäumen in Deutſch— land, beſonders in Norddeutſchland, vernichtet worden. Die ſeit langem erfolgte Einbür— gerung des Walnußbaumes in Europa und der frühere größere Beſtand an alten Wal— nußbäumen in Deutſchland läßt jedoch darauf ſchließen, daß ſo verderbliche Witterungsver— hältniſſe wie 1929 nicht häufig vorkommen und daher ein erneuter allgemeiner Anbau durch- aus wieder gefordert werden kann. Der An⸗ bau von Walnüſſen muß deshalb in Dorflagen und Gärten und an Wegen überall dort auf das tatkräftigſte betrieben und gefördert wer— den, wo die Boden- und ſonſtigen Verhältniſſe es irgend zulaſſen. Die Millionäre in Engiand. Die Zahl der Millionäre in England iſt von 133 im Jahre 1932 auf 150 im Jahre 1933 geſtiegen. Um als Millionär ſtatiſtiſch erfaßt zu werden, muß man in England ein Mindeſtjahreseinkommen von 100 000 Pfund beſitzen. Aber intereſſant iſt, daß im abgelaufenen Jahr 1933 kein ein⸗ ziger Millionär zu dieſer Kategorie gehörte, Der ärmſte Millionär verfügte über ein Jah— reseinkommen von 200000 Pfund. Das iſt bei dem heutigen Stand des engliſchen Pfunos immerhin noch ein ſchöner Haufen Geld. Auch die Zahl derjenigen, die im Jahre„nar“ 50 000 Pfund verdienen, iſt ſehr geſtiegen. Dann gibt es auch die„Armen unter den Reichen“, d. h. diejenigen, die im Jahre zwi— ſchen 10000 und 50 000 Pfund einheimſen. Das ſind rund 10000 Engländer. Bei dieſer Statiſtik handelt es ſich wohlgemerkt lediglich um das europäiſche Mutterland. Wiſſen Sie das? Die Störe gehören zu den fruchtbarſten Fiſchen, die man kennt; der Eierſtock der Weibchen wiegt oft mehr als ein Viertel ihres Geſamtgewichts; bei einem Hechtweibchen, das 4 kg ſchwer iſt, hat man 150000 Eier ge— zählt. Die kälteſte Stadt der Erde iſt wohl das 12 000 Einwohner zählende Jalutſk in Nord⸗ oſtſibirien; dieſer wichtige Handelsumſchlag— platz mißt alljährlich die für uns unvorſtell— bare Temperatur von 64 Grad unter Null. * Die größte Uhrenfabrik der Welt befindet ſich in Schramberg. 1 Unter den arbeitenden Frauen Amerikas ſind 4 Millionen verheiratet; das ſind 37 Prozent aller arbeitenden Frauen. Neues aus aller Welt Schwerer Unfall eines Neunzigjährigen. Der 90 jährige Landwirt Reindl in Rot⸗ tenburg(Niederbayern) half beim Sprengen von Baumſtümpfen mit. Als ei— ne Pulverladung nicht explodierte, ſchaute er nach. In dieſem Augenblick erfolgte die Exploſion. Ein Stück Holz ſchlug dem Greis mit ſolcher Wucht auf die Füße, daß ſie ihm oberhalb der Knöchel abgeſchlagen wurden. Im Schlaf erfroren. In der Nähe von Moosberg wurde das fünfjährige Söhn— chen des Schuhmachers Brunner an einem Wegrain erfroren aufgefunden. Das Kind war mit einem Dienſtknecht eines Nachbarn mit auf den Acker gefahren und ſpielte dort längere Zeit. In der Zwiſchenzeit hatte ſich der Dienſtknecht wieder entfernt und den Knaben zurückgelaſſen, in der Annahme, daß er allein nach Hauſe kommen würde. Vom Spielen müde, ſetzte ſich das Kind auf einen Wegrain und ſchlief ein. Infolge der Kälte mußte es erfrieren. b on dem Geliebten ſeiner Frau ermordet. Am 27. Oktober war der 23 jährige Maſchi⸗ nenheizer Richard Enigk in einem Graben in der Nähe von Harburg tot aufgefun⸗ den worden. Es wurde ſeinerzeit feſtgeſtellt, daß der Tod durch Erſticken erfolgt iſt. Durch die Ermittlungen der Kriminalpolizei wur⸗ den nach einiger Zeit die 33 jährige Ehefrau Enigk und deren Geliebter, der Arbeiter Guſtav Weidner, feſtgenommen. Beide ha⸗ ben; jetzt ein Geſtändnis abgelegt, nach dem Weidner Enigk im Verlaufe einer Ausein⸗ anderſetzung ein Taſchentuch tief in den Mund geſteckt hat, wodurch der Erſtickungs⸗ een 5 Die Leiche hat man dann inſam auf einem Handwagen fortge— ſchafft. e ſtind ſtürzt in kochendes Waſſer. In Saar lo uis hatte die 16 Jahre alte Toch⸗ ter einer Familie einen Kübel kochendes Waſſer auf den Zimmerboden geſtellt. Das zweieinhalb Jahre alte Brüderchen ſprang in dem Zimmer herum und ſtürzte in das Waſſer. Obwohl man das arme Weſen ſo⸗ fort herauszog, hatte es ſich doch ſo ſchwere Verbrühungen zugezogen, daß es alsbald verſtarb. Kraftwagenunfall beim Karnevalsumzug. In Viareggio, der Stadt der traditio- nellen berühmten Karnevalszüge, kam es zu einem ſchweren Kraftwagenunfall. Ein mit 30 Perſonen beſetzter Autobus fuhr zur Zeit des lebhafteſten Straßenverkehrs in voller Fahrt auf einen Perſonenwagen auf, der völlig zertrümmert wurde. Dabei erlitten 15 Perſonen zum Teil ſchwere Verletzungen. Im Eiſe eingebrochen. Auf der zugefrore— nen Cren ga, einem Fluß in Ungarn, bra— chen zwei Schlitten mit einer aus ſechs Per⸗ ſonen beſtehenden Familie, die von einer Tauffeſtlichkeit zurückkehrte, ein. Alle ſechs ertranken. Neue Erdſtöße in Indien. In Pat na wurde ein ſtarker Erdſtoß verſpürt. In Sit⸗ amari(Provinz Bihar und Oriſſa) bildeten ſich Spalten im Voden, mehrere Häuſer ſtürzten ein. Ein leichterer Erdſtoß ereigne⸗ te ſich auch in Carbhanga. 5 ö Beſatzung gerettet. dem englischen Kü— ſtendampfer„Eleth“ gelang es, die 27 Mann von der Beſatzung des griechiſchen Dampfers „Meandros“ zu retten, der nach einem Zu⸗ ſammenſtoß mit dem engliſchen Dampfer „Dartford“ bei der Isle of Wig int ge⸗ ſunken war. i Max Schmeling geſchlagen. In der Nacht zum Mittwoch wurde in Philadel phia zwiſchen Max Schmeling und dem Amerika— ner Steve Hamas ein Kampf ausgetragen. Etwa 16 000 Zuſchauer füllten die Convent⸗ Halle. Bald war Steve Hamas im Angriff, bald der Deutſche. So ging es bis zur neun— ten Runde, in der Max Schmeling am Auge derart geſchlagen wurde, daß es ſtark an⸗ ſchwoll und Schmeling dadurch im Kampf ſtark behindert war. Er hielt zwar bis zur zwölften Runde ſtandhaft durch, mußte aber eine Punktniederlage hinnehmen. Betrügeriſcher Bankier verurteilt. Halle, 15. Februar. Der frühere Bankier Pepolt iſt wegen fortgeſetzten Betruges, De— potunterſchlagung und Bilanzverſchleierung zu einer Gefängnisſtrafe von einem Jahr ſechs Monaten und zu einer Geldſtrafe von 5000 Mark verurteilt worden. Eisbrecher„Tſcheljuskin“ geſunken. Moskau, 15. Februar. Einer der größten ruſſiſchen Eisbrecher„Tſcheljuskin“, der ſich ſeit längerer Zeit in Schwierigkeiten befand, iſt nach einer Funkmeldung im Polarmeer, 155 Meilen vom Nordkap entfernt, geſunken. Vörſen und Märkte Vom 14. Februar. (Ohne Gewähr.) Berliner Deviſenkutſe. 1 Pfund Sterling 12,70; 1 Dollar 2,522; 100 holl. Gulden 168,43; 100 Lire 21,98; 100 franz. Francs 16,46; 100 Schweizer Fran— ken 80,02; 100 öſterr. Schilling 47,20. Frankfurtec Getreide-Großmarkt. Welzen 19,50 bis 19,60; Roggen 17,25 bis 17,30; Sommergerſte 17,50 bis 17,75; Hafer 14,80 bis 14,80; Weizenmehl m. Aust. 29,40 bis 29,95, ohne Aust. 27,90 bis 28,45; Roggenmehl 23,50 bis 24, ſüdd. 24; Wei—⸗ zenkleie 10,35; Weizenfuttermehl 11,45; Rog— genkleie 10,50 bis 10,60; Soyaſchrot 14,90 bis 15,15; Palmkuchen 15 bis 15,15; Erdnuß— kuchen 16 bis 17,20; Treber 16,50; Trocken⸗ ſchnitzel 9,80; Heu ſüdd. 6,50 bis 6,75; Wei— zen- und Roggenſtroh gepr. 1,90 bis 2, geb. 1,90 bis 2 Rm. Karlsruher Getreidegroßmarkt Inlandsweizen 19,85 bis 19,95, Feſtpr. 19,85; Inlandsroggn 16,75 bis 16,90, Feſtpr. 16,60; Sommergerſte 18 bis 19; Sortier- und Futtergerſte 16 bis 17,75; deutſcher Hafer 15,50 bis 16; Weizenmehl Spezial Null m. Aust. 29,70, März 30. Inlandsmahlung 28,20, März 28,50; Roggenmehl 23,50, März 23,80; Weizenmehl 4b 16,55; Weizennach— mehl 15,30; Weizenbollmehl 11,75; Weizen— kleie feine 10,50 bis 10,75, grobe 11 bis 11,25; Biertreber 17 bis 17,25; Trockenſchnit⸗ zel loſe 10; Malzkeime 14 bis 14,50; Erdnuß⸗ kuchen 16,75 bis 17; Palmkuchen 15,25; Soya⸗ ſchrot 15; Leinkuchenmehl 18,40 bis 18,60; Speiſekartoffeln gelbe 5,40 bis 5,60, weiße 5,30; Wieſenheu loſe 6,60 bis 7; Luzerneklee⸗ heu 8 bis 8,25; Weizen⸗ und Roggenſtroh drahtgepr. 2,25 bis 2,50,