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Pfennig bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Vevölkerungsproblem und Wirtſchaft Von Profeſſor Dr. Otto Mo ſt. Die Grundtatſache iſt bekannt: Ein ſeit den 70er Jahren anhaltender Geburtenrück⸗ gang, der zunächſt vom Rückgang der Sterb— lichkeit ausgeglichen wurde, dann aber die⸗ ſen überholte und zu einem Jahr für Jahr größeren Rückgang des natürlichen Wachs— tums und deutſchen Volkes führte. Die Um— wandlung in einen Ueberſchuß der Sterbe— fälle über die Geburten kann bei einem Gleichbleiben der bisher wirkſamen Kräfte mit mathematiſcher Sicherheit vorausgeſagt werden. Wachſende Völker tragen natürlich Span— nungen in ſich, zugleich u. a. vor allem aber Kraft und Willen zum Leben und zur na— tionalpolitiſchen Geltung. Der Wandel der wirtſchaftlichen Konjunktur iſt für den bis— lang unbekümmert darum ſtetig fortſchrei— tenden Rückgang der Geburten ohne Bedeu— tung geweſen. Umgekehrt aber iſt der durch ihm hervorgerufenen pas und der Welt deutlich parallel gegan— gen die Verſchiebung der wirtſchaftlichen Kraft⸗ und der politiſchen Machtverhältniſſe. Auch andere Zuſammenhänge innerhalb von Staat und Wirtſchaft werden ſofort deutlich: ſo die Auswirkung eines Nachwuchsſchwun⸗ des auf gewiſſe Induſtrien und Zweige der Landwirtſchaft, damit ſehr weſentliche Fol⸗ gen für die Handelspolitik, weiter auf das geſamte Schulweſen und ähnliches mehr. Die mannigfachen Berechnungen dagegen über die künftige Geſtaltung des Arbeitsmarktes als Folge der Bevölkerungsvorgänge ſind unſicherer. Ihr Wert iſt aber ohnehin nicht zu überſchätzen, weil das ganze Problem kein wirtſchaftliches Rechenexempel iſt, ſon⸗ dern in der Frage nach der Tendenz der in der Bevölkerungsentwicklung waltenden Kräfte beruht: Müde Reſignation oder Glaube an ſich und die Zukunft der Nation. Irrig iſt es, die Abnahme oder Zunahme der Konſumenten infolge der Geburtenbewe— gung als ſchlechthin entſcheidend anzuſehen. Das Beſondere der heutigen Regierungs⸗ maßnahmen liegt gerade darin, daß ſie plan— mäßig verbindet: 1. Ausweitung und Dau⸗ erſicherung der Produktionsmöglichkeiten mit 2. Hebung der Geburtenzahl, damit Vermehrung der Konſumenten und zugleich Sicherung der für ſpäter notwendigen Pro⸗ duktionskräfte. f 3 Die Verbindung von den beiden erſt iſt wirklich organiſche Bevölkerungspolitik. Mindeſtens ſo wichtig wie die Verände⸗ rung der Zahl der Konſumenten iſt die Verſchiebung in ihrer Zuſammenſet⸗ zung als Folge des Geburtenrückganges. Der Fachmann unterſucht unter dieſem Ge⸗ ſichtspunkt die Auswirkungen auf die Woh⸗ nungswirtſchaft, die Induſtrie und die Landwirtſchaft. Hier ſind bereits weſentliche Strukturverſchiebungen eingetreten. Viel⸗ leicht zeigen ſich nunmehr mancherlei Rück⸗ bildungsmöglichkeiten. Weiter ergeben ſich wichtige Ausblicke auf die künftige Bevölke⸗ rungsentwicklung in den Großſtädten und insbeſondere dem rheiniſch⸗weſtfäliſchen In⸗ duſtriegebiet. Von 51 Großſtädten des Deutſchen Reichs hatten(ſoweit dafür ſchon die Unterlagen vorliegen) im Jahre 1933 11 ein Mehr der Sterbefälle gegenüber den Geburten, 46 einen Wanderungsverluſt, 4¹ bei Zuſammenfügung beider Faktoren eine tatsächliche Bevölkerungsabnahme. Der Wan⸗ derverluft des rheiniſch⸗weſtfäliſchen Indu⸗ ſtriegebietes hat in den letzten Jahren weit über 200 000 betragen. Die Bedeutung die⸗ ſer Vorgänge, die nicht konjunkturell ſon⸗ dern ſtrukturell bedingt ſind, für Kommunal⸗ politik und Wirtſchaft ſind ſehr hoch einzu⸗ ſchätzen und verlangen ſorgſamſte Beachtung. Umgekehrt iſt für den Oſtraum die planmä⸗ ßige Verbindung einer Agrar⸗ und Gewerbe⸗ Siedlungspolitik bevölkerungs⸗ und ſtaats⸗ politiſch von gar nicht hoch genug zu ver anſchlagendem Wert. Verſchiebung des Schwergewichtes in der Bevölkerung Euro- froher und tapferer fürs Leben „Daily Mail“ veröffentlicht eine Unterre— dung des Reichskanzlers Hitler mit ihrem Sonderberichterſtatter Ward Price. Der Korreſpondent bat Hitler zunächſt, ihm ſeine Anſichten über die öſterreichi⸗ ſche Lage zu geben. Hitler habe geantwortet, einige Leute glaubten, daß die deutſchen Nationalſoziali⸗— ſten etwas mit den Unruhen in Oeſterreich zu tun hätten. Dies ſei vollkommen falſch. „Wir ſympalhiſieren weder mit herrn Dollfuß noch mik ſeinen Gegnern. Beide Sei⸗ ten wenden falſche Methoden an. Nichls Skändiſches kann durch die gewallſa⸗ men Methoden erreicht werden, zu denen ſie gegriffen haben.“ Es ſei für die öſterreichiſchen Sozialiſten unmöglich geweſen, durch ihr Vorgehen die Macht zu erreichen. Gleicherweiſe ſei es für Dollfuß unmöglich geweſen, die Gegner durch die von ihm angewandten Mittel auf ſeine Seite hinüber zu ziehen. Überzeugen, nicht niederkartätſchen Jedermann wiſſe, daß man Häuſer durch Granatenfeuer niederlegen könne, aber ſolche Praktiken würden einen Gegner nicht über⸗ zeugen, ſie würden ihn nur verbittern. Der einzige Weg, in einer Revolulion Erfolg zu haben, beſtehe darin, daß man ſeine Gegner faſſe, indem man ſie N überzeuge. „Das iſt es, was wir in Deutſchland erzielt haben. Herr Dollfuß auf der anderen Seite hat verſucht, einen Staatsſtreich durchzufüh⸗ ren. Er hat die Verfaſſung verletzt und ſeine Methoden waren von Anfang an zum Fehl⸗ ſchlag verurteilt“. Angenommen, man wäre in Deutſchland in ähnlicher Weiſe zu Werke gegangen, was wäre dann das Ergebnis ge⸗ weſen? In Oeſterreich ſeien 1600 Perſonen getötet und 4000 bis 5000 Perſonen verwun⸗ det worden. Deutſchlands Bevölkerung ſei elf⸗ mal ſo groß wie die Oeſterreichs, ſo daß in Deutſchland die Verluſte 18 000 Tote und 50 000 Verwundete betragen haben würden. „Wie ſind die Tatſachen? Die Geſamtzahl unſerer in Unruhen ge- löleten Gegner betrug 27, und die Jahl der Berwundeten 150. Unter ihnen befanden ſich weder eine Frau noch ein Kind. Auch iſt kein Haus zerſlört, kein Laden geplündert wor⸗ den. Wenn man den Unkerſchied zwiſchen dem gegenwärtigen Regime in Oeſterreich und der nakionalſozialiſtiſchen Regierung in Deutſch⸗ land ſehen wolle, dann brauche man nur eine Photographie von Berlin mit einer Pho⸗ ournaliſten mit Adolf Hitler Die Kritiker Deutſchlands werden ſagen: „O ja, aber die öſterreichiſchen Sozialiſten waren ſchwer bewaffnet!“ Auch die deutſchen Kommuniſten ſeien dies geweſen, fuhr Hit⸗ ler fort. Man habe alle menſchenmöglichen Waffen in ihrem Beſitz gefunden. Der Grund, warum die deutſchen Kommuniſten ſie nicht benützten, beſtehe darin, daß ſie durch Ueberzeugung zu der Sache der Na— tionalſozialiſten gewonnen worden ſeien. Be— weis dafür ſeien die Wahlen vom vergange⸗ nen November, bei denen nur zwei Millio— nen Menſchen gegen das neue Regime in Deutſchland ſtimmten, während die deutſchen Kommuniſten früher ſechs Millionen und die Sozialdemokraten ſieben Millionen zählten. Die übrigbleibenden elf Millionen der früheren Gegner des Nationalſozialis- mus ſeien nicht unterdrückt, ſondern be⸗ kehrt worden. Der Korreſpondent fragte den Kanzler, ob die Entwicklungen in Oeſterreich die Haltung Deutſchlands zu OHeſterreich beeinfluſſen werden. Hitler ankwortete:„Keineswegs. Die Po- litik, die ich führe, wird nur von deutſchen Inkereſſen beherrſcht.“ verſtändlich aus den Ereigniſſen dieſer Woche ergeben, daß die gegenwärkige öſterreichiſche Regierung ihr Anſehen geſtärkt finden werde, aber auf der anderen Seike würden die öſter⸗ reichiſchen Nalionalſozialiſten an Zahl zu- nehmen. Er drücke nur ſeine private und per⸗ ſönliche Anſicht aus, aber es ſei ſeine Ueber- zeugung, daß beſonders die Arbeiler Oeſter⸗ reichs ſich der nationalſozialiſtiſchen Sache anſchließen würden, als natürliche Reaktion gegen die Gewaltmethoden, die die öſterrei⸗- chiſche Regierung gegen ſie ausgeübt habe. der Friedenspakt mit Polen Der Korreſpondent ſagte weiter dem Kanz— ler, daß der deutſche Friedenspakt mit Polen als eine große Ueberraſchung gekommen ſei, und daß einige Leute ihn als Abſicht auslegen, die Grundlage für einen gemeinſamen Angriff Deutſchlands und Polens auf Rußland mit einem Hinblick auf Gebietserwerbung zu bilden. Hitler habe hierauf ungläubig gelacht und geſagt:„Was, wir ſollen Gebiet von Ruß— land nehmen? Lächerlich.“ Der Korreſpondent fügt hier ein, daß Hit— ler zwar in ſeinem vor zehn Jahren ge— ſchriebenen Buch„Mein Kampf“ den Er— werb neuen Gebietes in Rußland als Heime für zukünftige deutſche Siedler empfohlen hatte, daß aber der ſeither ſtattgefundene kographie des Wien von heute zu vergleichen.] Rückgang in der Geburtenziffer die Ausdeh— Es werde ſich ſelbſt⸗ nung der deutſchen Bevölkerung abgeſtoppt habe, ſodaß die Notwendigkeit für ein ver— größertes Gebiet weniger wichtig ſei. Im weiteren Verlauf der Unterredung habe Hitler geſagt:„Alle Verſuche, die Grundlage für einen dauernden Frieden in Europa zu legen, ſeien bisher fehlgeſchlagen, da die öffentliche Meinung der Anſicht gewe⸗ ſen ſei, daß Polen und Deutſchland unver⸗ ſöhnliche Feinde wären. Er habe niemals dieſe Anſicht gehabt. Das erſte, was er gekan habe, als er zur Macht gekommen ſei, ſei geweſen, daß er Schritte zur Eröffnung von Verhandlungen mit den Polen ergriffen habe. Er habe ge- funden, daß die polniſchen Staatsmänner ſehr großzügig ſeien und genau ſo friedlich geſinnt wie er ſelbſt. Die Kluft, die man für unüberbrückbar gehalken habe, ſei überbrückt worden. Die beiden Nationen ſeien einander nahegekommen, und er hoffe ernſtlich, die neue Verſtändigung werde bedeuken, daß Deutſchland und Polen endgültig alle Ge⸗ danken, zu den Waffen zu greifen, nicht nur für zehn Jahre, ſondern für immer auf⸗ gegeben hälten. Recht und Gerechtigleit in Deutſchland Zur inneren Lage Deutſchlands habe der Kanzler geſagt, daß viele Tauſende aus den Konzentrationslagern bereits wieder freige— laſſen worden ſeien, und er hoffe, daß noch mehr freigelaſſen würden. Sie ſeien nicht aus Motiven der Rache interniert worden— wie in Oeſterreich— ſondern weil dieſe Geg⸗ ner nicht die Wiederherſtellung der politiſchen Geſundheit Deutſchlands ſtören ſollten. Man habe ihnen Zeit gegeben, ihre Anſicht zu än⸗ dern. Sobald ſie bereit ſeien, ſich zu verpflich⸗ ten, ihre feindſelige Haltung aufzugeben, würden ſie entlaſſen werden. Der Berichterſtatter ſragte hierauf:„Iſt es Ihre Abſicht, daß Dimitroff, Po⸗ poff und Taneff freigelaſſen werden ſollen?“ Hitler antwortete:„Das Gericht hat geſprochen, der Spruch wird erfüllt.“ Dies ſei der genaue Wortlaut der Antwort Hitlers geweſen, unterſtreicht der Korreſpon— tend. „Glauben Sie,“ ſo fragte der Korreſpon⸗ dent weiter,„daß dieſe Leute freigelaſſen und außerhalb der deutſchen Grenzen ge— bracht werden?“ Hitler habe geantwortet, das werden ſie ſicherlich. Obgleich er glaube, habe Hitler ge⸗ ſagt, daß ihre Freiſprechung nicht der Mei⸗ nung des deutſchen Volkes entſprochen habe, werde der Spruch des Gerichts erfüllt wer— den. Als Ergebnis iſt feſtzuſtellen: 1. Bevöl⸗ kerungsrückgang bedeutet unheilvol⸗ les Nachlaſſen der nationalen Stärke: 2. die ſichmehrende Bevölkerung muß gleich⸗ zeitig auch zunehmen an echter Produktions- und e im wirtſchaftlichen und geiſtigen Sinne. Ziel iſt nicht Nach⸗ wuchs ſchlechthin, ſondern geſunder, leiſtungs⸗ fähiger Nachwuchs. Quantitäts⸗ und Qualitätspolitik müſſen ſich darum verbinden. Dem Verkennen dieſes Grund⸗ Be ind zahlreiche Fehlgänge der früheren Wirtſchafts⸗ und Sozialpolitik zuzuſchrei⸗ ben. Die entſchiedene Abwendung gerade hiervon iſt einer der wichtigſten Vorgänge des Jahres 1933. Wirtſchafts⸗ und Produk⸗ tionsſteigerung ſind nicht Selbſtzweck. Letztes Ziel iſt ſchließlich, die Menſchen und aus frohen und tapferen Menſchen ein ſtarkes, lebensbejahendes Volk zu machen. Nur auf ſolchem Boden wird wieder die Freude am werdenden und wachſenden Leben erſtehen. Dunkle Pläne mit Oeſterreich Internationale Garantie der„Anabhängigleit“ der Donaulande— Pariſer Bemühungen, aber England macht nicht mit Die blutigen Ereigniſſe in Oeſterreich ha- ben in Frankreich die Hoffnung aufkommen laſſen, irgend eine neue inkernalionale Si- cherung gegen einen möglichen und irgend- wie gearkelen Juſammenſchluß der deutſchen Südoſtmark mit dem Reich ſchaffen zu kön⸗ nen. Der Quai d' Orſay iſt, ſeiidem Barthou als neuer Außenminiſter dort eingezogen iſt, fieberhaft nach dieſer Richtung bemüht und es haben forklaufend Konferenzen mit den Pariſer Verkretiern Englands und Italiens und dem unvermeidlichen Herrn Beneſch ſtatlgefunden. Miniſterpräſident Doumergue har in dieſem Juſammenhang den öſterrei⸗ chiſchen Geſandten in Paris empfangen. Die Fühler nach England In Paris hat man wohl gewußt, daß ein franzöſiſcher Vorſchlag, die„Unabhängigkeit“ Oeſterreichs durch die drei Mächte England, Frankreich und Italien garantieren zu kaſ⸗ ſen, auf wenig Gegenliebe ſtoßen werde. Se verſuchte man die Sache ſo zu lanzieren, als ob die Anregung von Italien ausgehe. Aber auch in dieſer Faſſung ſtößt der Plan in London auf wenig Gegenliebe. „Evening Standard“ betrachtet die Mit⸗ teilung über einen angeblich geplanten Schritt als einen Verſuch, Großbritannien in einen europäiſchen Streit hineinzuziehen und bezeichnet Italien als den Hauptdrahtzieher in den eifrigen Bemühungen, Großbriton⸗ nien eine neue europäiſche Bindung aufzu⸗ erlegen. Dem Blatt zufolge habe der ilalieniſche chafter in London, Grandi, dem briti⸗ ſchen Staatsſekretär des Aeußern, Sir John Simon, einen Enkwurf der vorgeſchlagenen Erklärung unterbreitet. Ein Gedankenaus⸗- tauſch über dieſe Frage ſei jetzt zwiſchen London, Paris und Rom im Gange. Der Pariſer„Times“-Berichterſtakter mel⸗ det zu der angeblichen ikalieniſchen Anre- gung einer Dreimächteerklärung für die Un⸗ Ae Oeſterreichs, man glaube, daß die engliſche Regierung erklärt habe, ſie ſei nicht gewillt, einen ſolchen Schrilk zu unker⸗ nehmen. London lehnt ab Keine Verpflichtung auf dem Feſtland.— Kein Einſpruch gegen deutſch-öſterreichiſche Jollunion. London, 18. Februar. „Daily Telegraph“ nimmt in einem Leit⸗ aufſatz ſehr energiſch gegen den Vorſchlag einer engliſch-franzöſiſch-italieniſchen Ga⸗ rantie der öſterreichiſchen Unabhängigkeit Stellung. Ein Kardinalpunkt der engliſchen Außenpolitik ſei, ſo ſchreibt das Blatt, daß England keine weiteren Verpflichtungen auf dem Feſtlande übernehme. Selbſt wenn die tragiſchen Ereigniſſe in Wien nicht ſtattge⸗ funden hätten, würde das in Paris erörterte Projekt keine Ausſicht auf eine Annahme von England gehabt haben. Die Revolte und ihre Unterdrückung, die Bombardierung und die Menſchenopfer hätten ſogar eine Erörte— rung dieſes Projektes unmöglich gemacht. Die engliſche Regierung habe bereits be- kannktgegeben, daß ſie keinen Einwand er- heben werde, wenn Deutſchland und Oeſter⸗ reich eine Zollunion abſchlöſſen. Auch würde ſich England nicht zur Einmiſchung veranlaßt fühlen, wenn Oeſterreich durch eine Volks- abſtimmung nationalſozialiſtiſch würde und enktſchloſſen wäre, ſein Geſchick mit dem des nalfionalſozialiſtiſchen Deutſchland zu verbin— den. „Das Hindernis beim Foreign Office“ Die Pariſer Blätter zu den Plänen. Paris, 18. Februar. Die Morgenpreſſe beſchäftigt ſich einge— hend mit. dem angeblichen Plan einer Erklä— rung Englands, Frankreichs und Italiens zugunſten der Unabhängigkeit Oeſterreichs. „Echo de Paris“ ſchreibt, die beabſichtigte Erklärung der drei Mächte hätte normaler— weiſe früher aufgeſetzt werden ſollen. Jetzt bezeichne man eine Verzögerung um 24 oder 48 Stunden als unvermeidlich. Das Hindernis fie beim Foreign ce. Macdonald habe nämlich zu der Erklärung einen Zuſatz vorgeſchlagen, der zum Aus— druck bringen ſolle, daß die drei Mächte die Erklärung nicht als Billigung der in Oeſter— reich ergriffenen Gewaltmaßnahmen ausge— legt ſehen wollten.„Oeuvre“ ſchreibt, die Maſſakrierung der Sozialdemokraten in Oeſterreich mache heutzutage jede Demarche beim Völkerbund unmöglich.“ „Figaro“ orakelt, wenn die Erklärung der drei Mächte ſo platoniſch ausfallen werde, wie die früheren Erklärungen, ſo könne man ſicher ſein, daß der Anſchluß unverzüglich verwirklicht werde. Nicht überall einmiſchen Paris, 18. Februar. In der„Victolre, empfiehlt Guſtav Herve Frankreich, ſich in der öſterreichiſchen Frage der engliſchen Zurückhaltung anzuſchließen und nicht zu glauben, daß es etwa gezwun— gen ſei, ſeine Naſe in alle europäiſchen An— gelegenheiten hineinzuſtecken. Den Anſchluß Oeſterreichs an Deutſch— land, der doch eines Tages kommen werde, verhindern zu wollen, würde wie nach 1866 zu m Kriege führen. Frankreich bedanke ſich dafür, zwei oder drei Millionen ſeiner Söhne töten zu laſſen, um Deutſchland daran zu hindern, an der Donau ſeine nationale Einigung unter Anwendung des auch für Frankreich geltenden Nationali— tätengrundſatzes zu vollziehen. Was Frankreich von Italien erhofft Der Anſchluß ſoll verhindert werden. Paris, 18. Februar. Welcher Zweck mit den in Paris zurzeit gepflogenen Verhandlungen über die öſter— reichiſche Frage verfolgt wird, enthüllt deut— lich eine Preſſeſtimme des„Journal“, in der es heißt: „Das einzige Mittel, zu verhindern, daß die öſterreichiſchen Zuckungen zu Gunſten Deutſchlands ausgehen, beſteht darin, Doll⸗ fuß durch eine inkernakionale Aktion zu un⸗ lerſtützen. Sonſt kann Oeſterreich der deut. ſchen Umklammerung nur durch die Annahme der ilalieniſchen Schutzherrſchaft enkgehen, die ihrerſeils eine Reaktion in der Tſchecho⸗ ſlowakei und in Südflawien auslöſen würde. Man muß Muſſolini die Gerechtiakeit wi⸗ derfahren laſſen, daß er ſich der Notwendig⸗ keit bewußt iſt, die Gefahren einer Einzel⸗ handlung zu vermeiden. In dieſem Sinne ſind die Meldungen aus Rom auszulegen, nach denen Italien den Augenblick für eine internationale Aktion für gekommen hält und wonach es trotz ſeines Mißtrauens gegen den Völkerbund bereit ſei, nach Genf zu gehen, damit von dort aus ein feierliches Anrufen des Protokolls von 1922, durch das die Unabhängigkeit Oeſterreichs garantiert wird, erfolgt. Man möchte hoffen, daß Un⸗ terſtaatsſekretär Eden Englands Zuſtimmung zu dieſem Plan überbringt. Vereidigung auf den Führer Feierlicher Alt in München und im ganzen Reich. Am 24. und 25. Februar findet in ganz Deutſchland die feierliche Vereidigung der politiſchen Leiter der NSDAP., der Hitler⸗ jugendführer und der Führerinnen des BdM. ſtatt. Der Zeitpunkt iſt ſo gewählt, daß er zufammenfällt mit dem Tag des 14jährigen Beſtehens der NSDAP. Gleichzeitig iſt der 25. Februar der Tag der deutſchen Totengedenkfeier. Der Zentralpunkt der Feier iſt München, wo am 24. und 25. Februar auch der Gauparteitag München-Oberbayern ſtattfindet. i Aus dem vorläufigen Programm der Feier iſt zu entnehmen, daß am Samstag, 24. Februar, um 17.15 Uhr, eine Kranznieder— legung am Kriegerdenkmal verbunden mit To— tenehrung ſtattfindet. um 18 Uhr beginnt mit Sondertagungen der Generalappell der Partei. Am 20.30 Uhr iſt Parteigründungsfeier und Kongreß der Alten Garde im hiſtoriſchen Hof⸗ bräuhausfeſtſaal am Platzl. Die 2000 älteſten Kämpfer des Gaues München⸗Oberbayern ha⸗ ben Teilnahmeberechtigung. Der Führer ſpricht zu ſeinen alten Kampfgenoſſen. Am Sonntag, 25. Februar, um 11 Uhr findet die feierliche Vereidigung ſämtlicher po⸗ litiſcher Leiter des Gaues München⸗Oberbay⸗ ern ſowie der Führet der HJ. und des BdM. auf dem Königsplatz ſtatt. Der Stellvertreter des Führers Rudolf Heß nimmt die Ver⸗ eidigung auf den Führer Adolf Hitler vor. Die Feier wird im Radio übertragen und überall, in ganz Deutſchland, vollzieht ſich der gleiche Treueakt wie in München. Verſchwörung in Aruguan Paris, 18. Febr. Nach einer Havas-Mel— dung aus Buenos-Aires verlautet aus Mon— tevideo, daß die Regierung einer neuen Ver— ſchwörung auf die Spur gekommen ſei. Sieben Verſchwörer, darunter ein ehemaliger Offizier, ſeien verhaftet worden. König Albert verunglückt Der beigiſche König auf einer Bergtour töd⸗ lich abgeſtürzt. Brüſſel, 19. Februar. i König Albert von Belgien iſt bei einer Bergtour bei Mars les Dames in der Nähe von Namur ums Leben gekommen. Der König wollte einen Gipfel beſteigen. Als er nach einer Stunde nicht zurückkehrte, telefonierte der Kam⸗ merdiener, nachdem er ſchon ſelbſt nach dem Vermißten geſucht hatte, nach Brüſſel. Eine Rettungserpedition fand dann den Monar⸗ chen am Fuße des Felſens tot auf. König Albert, der ein leidenſchaftlicher Berg— ſteiger war, hatte ſich am Samstag nachmittag in einem von ihm ſelbſt geſteuerten Kraftwa⸗ gen, nur von ſeinem Kammerdiener begleitet, in die Nähe von Namur begeben. Der König verließ dann den Wagen und erklärte dem Die⸗ ner, daß er den etwa 200 Meter hohen Fel— ſen Mar⸗Dames beſteigen wolle und in etwa einer Stunde wieder zurück ſein werde. Als jedoch der König nach der angegebenen Zeit nicht zurückgekehrt war, wurde der Kammer— diener unruhig und telefonierte von der nächſt— gelegenen Ortſchaft aus, nachdem er zunächſt vergeblich nach dem Monarchen geſucht hatte. 1 5 7 105 nach Bruſſel, von wo ſofort eine Hilfsespedi⸗ tion abging. Gegen 2 Uhr früh fand dann die Expedi⸗ tion, die von Ortskundigen und Gendarmerie Unterſtützt wurde, König Albert am Fuße eines Felſens tot auf. Die Leiche wies am Nacken eine ſchwere Verletzung auf. Nach den erſten Feſtſtellungen ſcheint der Tod auf der Stelle eingetreten zu ſein. Die Leiche wurde gegen halb 4 Uhr mor⸗ gens nach Schloß Lacken übergeführt. Der Königin hatte man zunächſt nur ſchonend mit⸗ getielt, daß ihr Gemahl einen Autounfall er⸗ liten habe. Erſt gegen 6 Uhr wurde ihr die volle Wahrheit geſagt. Die Leibärzte des Königs haben die Aufbahrung der Leiche im Schloß vorgenommen. Prinz Leopold, der Thronfolger, der in der Schweiz weilte, iſt ſofort telegraphiſch verſtändigt worden und traf Sonntag abend in Brüſſel ein. Noch im Laufe der Nacht haben ſämtliche Miniſter mit Ausnahme von Sap und Pierlot, die in Holland bezw. Luxemburg weilen, dem toten Monarchen die letzte Ehre erwieſen, und ſind dann zu einer Kabinettsſitzung zuſammen⸗ getreten. Die bei dem Miniſterrat gefaßten Beſchlüſſe werden aber erſt nach der Rück⸗ lehr des Prinzen Leopold veröffentlicht wer⸗ den. Bis zur Vereidigung des neuen Königs übermmmt auch der Miniſterrat die Regie— rungsgeſchäfte. Der Hergang des Anglück⸗ Ueber den Hergang des tragiſchen Ereigniſ— ſes werden noch folgende Einzelheiten bekannt: Der Sturz des Königs ſcheint aus einer Höhe von 12 Metern auf die direkt unter dem Felſen führende Straße erfolgt zu ſein. An der Anglücksſtelle iſt die Straße ſehr eng. Die Felſen, die ſie überragen, erreichen teilweiſe eine Höhe bis zu 200 Meter. Der König hielt ſich faſt jedes Jahr einige Zeit in den Schweizer Bergen auf. Oft ſuchte der König, wenn ſeine längere Abbweſenheit von Brüſſel nicht möglich war, die lano— ſchaftlich reizvolle Gegend bei Namur auf, wo er— meiſt ganz allein— längere Fußwande— rungen und kleine Felsbeſteigungen unternahm. Er hielt ſich hier incognito unter dem Namen eines Grafen von Rethy auf. Die Nachricht von dem Unglücksfall wurde in der hieſigen Gegend erſt in den Morgen— ſtunden durch Radio bekannt. Die Bevölkerung merkte allerdings ſchon in der Nacht, daß ſich etwas Außergewöhnliches ereignet haben muß— te. Dauernd trafen aus der Richtung Brüſſel Automobile ein, deren rieſige Scheinwerfer das Dunkel der Nacht druchdrangen. Insbeſondere in der Gegend von Arenberg war ein dauern— des Kommen und Gehen, was der Bevölke- rung verdächtig vorkam. Ueber den wirklichen Grund dre Aufregung ahnte allerdings nie— mand etwas. der König der Belgier König Albert J., König der Belgier, wurde am 8. April 1875 als zweiter Sohn des Prin⸗ zen Philipp von Flandern und ſeiner Gemahlin Maria geb. Prinzeſſion von Hohenzollern in Brüſſel geboren. Sein Vater war ein Sohn des Königs Leopold J. aus deſſen zweiter Ehe mit Luiſe, Prinzeſſin von Orleans, alſo ein Bruder Leopold II. Da der einzige Sohn, der aus der Ehe Leopolds II. mit Maria Henriette, Erzher— zogin von Oeſterreich, hervorgegangen war, im frühen Alter ſtarb, wurde die Thronfolge zu— nächſt dem Prinzen Philipp von Flandern übertragen und ging von dieſem auf Prinz Al⸗ bert über. Dieſer beſtieg am 17. 12. 1909 als Nachfolger König Leopold II. den belgi⸗ ſchen Thron. Schon bet ſeinem Regierungsan— tritt genoß er eine große Popularität, die ſpäter noch zunahm. In der inneren Politik ſeines Landes, die in den Jahren bis zum Krieg durch große Arbeitsſtreitigkeiten und Kämpfe zwiſchen Liberalen und Katholiken ge— kennzeichnet wurde, trat er wenig hervor. Als der Krieg ausbrach, trat der König an die Spitze der Armee und mußte ſich dann bald mit dieſer nach Antwerpen zurückziehen. Am 7. 10. 1914, vor dem Fall der Feſtung, begab er ſich nach Oſtende und von dort weiter e nach Le Havre. Er bewährte ſich als tapferer Soldat und wurde auch einmal, gelegentlich eines Fluges über den deutſchen Linien, ver⸗ wundet. Nach dem Abzug der Deutſchen hielt 0 wieder ſeinen feierlichen Einzug in Brüſ⸗ el.. Seit dem 2. Oktober 1900 war König Al⸗ bert J. mit Eliſabeth, Herzogin von Bayern (geboren 25. Junt 1876), vermählt. Er hat drei Kinder. Beileid des Kanzlers Berlin, 19. Febr. Anläßlich des Ablebens des Königs der Belgier hat im Auftrag des Reichskanzlers und des Reichsminiſters des Auswärtigen der Chef des Protokolls, Ge⸗ ſandter Graf von Baſſewitz, dem belgi⸗ ſchen Geſandten, Graf de Kerchove, einen Be⸗ ſuch abgeſtattet und ihm das Beileid der Reichsregierung ausgeſprochen. Der Reichsminiſter des Auswärtigen, Frei⸗ herr von Neurath, hat an den belgi⸗ ſchen Außenminiſter Hymans ein in herzlichen Worten abgefaßtes Beileidstelegramm gerich⸗ tet. Das Auswärtige Amt, die Reichskanzlei, und der Reichstag haben alsbald nach Bekannt⸗ werden der Trauernachricht die Dienſt⸗ flaggen auf Halb maſt geſetzt. Hindenburgs Beileid Der Herr Reichspräſident hat aus An⸗ laß des Todes Seiner Mäjeſtät des Königs der Belgier an die Königin folgendes Tele- gramm gerichtet: „Tief erſchüttert durch die Nachricht von dem plötzlichen Tode Seiner Majeſtät des Königs der Belgier bitte ich Sie, die Verſiche⸗ rung meines aufrichtigen Mitgefühls und den Ausdruck tiefempfundenen Beileids ent— gegennehmen zu wollen.“ Arbeitsfront und Reichsnährſtand Eine Vereinbarung zwiſchen Dr. Ley und Walther Darre. Berlin, 19. Februar. Zyuwiſchen dem Führer der Deutſchen Arbeits⸗ front, Dr. Robert Ley, und dem Reichs⸗ bauernführer R. Walther Darre iſt folgende Vereinbarung getroffen worden. 1. Die Mitglieder des bisherigen Deutſchen Landarbeiterverbandes ſowie des bisherigen Verbandes der land⸗ und forſtwirtſchaftlichen Angeſtellten ſind mit allen ihren Rechten und Pflichten Mitglieder des Reichsnährſtandes. 2. Der Reichsnährſtand iſt körperſchaftliches Mitglied der Deutſchen Arbeitsfront. Wieder Schießerei in Wien Veränderte Methoden beim Schutzbund. Mien, 18. Februar. Der geſchlagene und angeblich bereits völ⸗ lig vernichlete Republikaniſche Schutzbund hat ſich am Sonnkag wieder gerührk. In den Abendſlunden feuerten Schutzbündler von einem Dach in der Nähe des Reumann- Ho- fes mehrere Schüſſe auf Polizei und Heim- wehrleute, die ihrerſeits das Feuer erwider⸗ ken. Das zahlreiche Publikum auf den Stra- ßen flüchtele in die Nebenſtraßen. Eine ſofort vorgenommene Hausſuchung verlief ergeb- nislos. Dieſer Vorfall beſtätigt die in der Bevölke⸗ rung allgemein vertretene Auffaſſung, daß entgegen den offiziellen Erklärungen der Schutzbund entſchloſſen iſt, ſeine Tätigkeit mit veränderten Methoden fortzuſetzen. Schutzbundführer Walliſch verhaftet Der bekannte kommuniſtiſche Schutzbundfüh⸗ rer Koloman Walliſch, der bei dem Aufſtand eine führende Rolle in Steiermark geſpielt hatte, iſt jetzt im Gebirge in der Nähe von Leizen durch eine Poltzeipatrouille feſtgenom⸗ men worden. Auf die Ergreifung Walliſchs war eine Belohnung von 5000 Schilling aus⸗ geſetzt. Es iſt damit zu rechnen, daß er ſofort vor das Standgericht geſtellt und unmittelbar nach dem Urteil gehängt werden wird. Der Wiener„Goethe Hof“ von heute. Unſer Bild zeigt das vollſtändig zerſchoſſene und ausgebrannte Café „Goethe⸗Hof“ in Wien⸗ Kaiſermühlen, das einen Hauptſtützpunkt der Aufſtändiſchen bei den Kämpfen um den Ge⸗ meindewohnbau „Goethe⸗Hof“ darſtellte. Vertrauen Wenn bei des Blitzes grellem Licht, Bei Sturmes Ungewiktern Selbſt Erd' und Himmel zittern, Mein Golt! ich zitt're nicht. Wenn mir das Unglück Kräaze flicht, Und Gram und Schmerz mich ſiechen. Und ſolli' ich auch erliegen, Mein Goki! Ich klage nicht. Wenn alle meine Freunde nicht Die Alien bleiben wollen, Und meine Feinde grollen, Mein Gott! ich bebe nicht. Und wenn ſelbſt Jene ihre Pflicht Verletzen könnle, die ich liebe: Und wenn auch ſonſt kein Troſt mehr bliebe, Mein Goll! ich weine nicht. Wenn meines Lebens Anker bricht, Kein Licht mir will mehr blinken. Und alle Slerne ſinken, Mein Gott! ich wanke nicht. Keren An der Düna Februar 1919 Von Joſef Peler Kiendl. Es war Wut— hilfloſe Wut! Sie hatten alle drei eine plötzliche, brauſend aufſteigen— de, laute, grelle, blitzende Wut. Der eine der drei erinnerte ſich ungenau, als Kind vor ſchweren Gewittern ähnlich Hilfloſes emp— funden zu haben. Der zweite fühlte ſo etwas wie eine krampfhafte Benommenheit und dabei das bleierne Gefühl in den Gliedern, wie einmal vor Jahren im Fieberrauſch der Malaria— drunten in Mazedonien. Der dritte— der Patrouillenführer, wußte aber ganz genau, daß es dasſelbe Gefühl ſei, wie vor drei Jahren bei Verdun— im verſchüt— teten Unterſtand— es war— hilfloſe Wut! Erbärmlich kähmende— ſchreckhafte Wut. So war den dreien ums Herz, als der Scheinwerferkegel von drüben ſie gierig in fletſchende Lichtflut gefaßt hatte und nicht mehr losließ. Gleich darauf bellte ein Ma— 8 e los. Singend pfiff der eiſerne Tod über ſie weg. Starr preßten ſich die Körper der drei an den klitſchigen Boden. Ein Wort des Patrouillenführers taſtete zu den zwei Gefährten. Die drei ſchnellten kurz hintereinander hoch und ſtürzten haſtend aus dem Bereich des gierigen Lichtarmes. Das MG. bellte bös⸗heiſer auf— der Lichtkegel blitze bos 1 ſuchend hoch— dann ſeit— wäfkts— ruückweiſe— aber die drei konnten gerade das Weghäuschen an der Chauſſee erreichen, in dem früher Straßenwärter friedlich ihr Werkzeug bargen. Jetzt lag die— ſes Wetterhäuschen troſtlos einſam, genau zwiſchen den feindlichen Stellungen. Por und hinter dieſem breitete ſich das Gelände wie ein Schachbrett— nur das Bretterhäuschen ſtand darin, wie ein ver— geſſener Turm im Spielbrett. Und jetzt wiſchte grell der Lichtkegel heran. Das Strahlenbündel ſaugte ſich an dem Weg— häuschen feſt, taſtete nach rechts, dann links 5 Die Reiserbank und blieb dann vou und ſtarr und grell auf dem Holzwürfel haften. Die drei Gehetzten lagen vor Aufregung geſchüttelt an der Rückſeite des Bretterhäuschens. Der Boden, an dem ſie gepreßt lagen, war im Schatten der Rückſeite des Häuschen. Links und rechts und über ihnen brandete das kalte unbarmherzige Licht des Scheinwerfers. Die Augen ſchmerzten. Vor ihnen, wenn ſie den Lichtkegel verfolgten in ſeiner ſich verjüngen— den Lichtflut blendete all das künſtliche Licht den Blick, nur ſchemenhaft unterſchied man rieſengroße Schatten von verdorrten Gras— halmen und flirrend unnatürlich große, hoch— gewirbelte Blätter, die der Nachtwind aus den modernden Laubhügeln hochfegte. Da— hinter war in ſtarrer Finſternis die Nacht und der lauernde Tod. Hinter ihnen aber war die Rettung— das Leben. Nur etwas war dazwiſchen, das hinter ihnen— zwi— ſchen der eigenen Stellung, den Kameraden grell glitzernd lockte und drohte— der Fluß. Und wie müde und bleiſchwer waren die Füße von dem jagenden Springen und Lau— fen und wie erhitzt die fiebergeſchüttelten Körper; und ſtoßweiſe, ſchmerzend pochte das Herz und der Atem pfiff röchelnd durch den fiebertrockenen Hals. Und drüben, vor ihnen, hämmerte erbar— mungslos das MG., hinter ihnen blitzte im fahlen, unnatürlich kalten Licht des Schein— werfers— höhniſch— der Fluß und wurde unnatürlich breit und bleiern ſchäumend, und dahinter ſtieg auf und ſchloß ſich wieder noch jäher eine verſchwimmende Lichtrakete. Die Kugeln ſchlugen und peitſchten hart wie Hagelkörner durch die Bretterbude. Die Ge— ſchoßgarben des MG. glitſchten fetzend in den regennaſſen Boden. Durch die grelle, jähe Nacht pfiff ſuchender Tod. Jeder Nerr im Gehirn ſchmerzte und rauſchte und bebte in grellem, zuckendem, hilfloſen Zorn. Nur der Lichtkegel ſtand noch bleich um die Patrouille, wie ein Leichenfinger drehte er durch die gierige Nacht. Und der Fluß ächzte in nachtſchweren Fluten und Waſzen und verſchlang eine heilige Wut vorn pflichtharten Soldatenherzen. Erſte Kunde von Amerila Bei dem römiſchen Schriftſteller Pomponius Mela findet ſich folgende Stelle:„Außer den Naturforſchern und Homer ſetzt Cornelius Ne— pos, ein jüngerer und darum zuverläſſiger Schriftſteller auseinander, daß die ganze Erde vom Meer umfloſſen ſei. Als Zeugen hierfür führt er Quintus Metullus Celer an, der berichtet habe, daß ihm als Prokonſul in Gal— lien einige Inder vom König der Sueven zum Geſchenk gemacht worden ſeien. Beſ jei— ner Nachforſchung, woher ſie gekommen, habe er erfahren, daß ſie durch Sturmesgewalt aus den indiſchen(weſtindiſchen) Gewäſſern verſchlagen und nach Durchmeſſung der dazwi— ſchenliegenden Meeresräume endlich an der Küſte von Germanien gelandet ſeien.“ Die Annahme, daß es ſich bei dieſen an— geblichen Indern um Eingeborene von Ame— rika handelte, erſcheint um ſo wahrſchein— licher, als aus ſpäterer Zeit verſchiedene Fälle bekannt ſind, in denen Eskimos mit ihren Kajaks an die europäiſche Küſte verſchlagen wurden, teils lebend, teils als Leichen. Das ereignete ſich beiſpielsweiſe an der deutſchen Nordſeeküſte in den Jahren 1153 und 1160 Aeußerlich ſtreng, wies Dorothea Reiſer auf einen unter der Regierung bes zrmſers Barvparoſſa. An der franzöſiſchen Küſte bei Rouen wurde 1507 ſogar ein Kajak mit ſechs toten und einem lebenden Eskimo angetrieben. Es iſt bekannt, daß Kolumbus zu ſeiner erſten großen Weſt⸗ fahrt ganz beſonders durch zwei Leichname einer gänzlich unbekannten Menſchenraſſe ange⸗ regt wurde, die von Weſten her über das Meer nach den Azoren getrieben waren. Spä⸗ ter fiel dem Entdecker der Neuen Welt auf, daß die Bewohner der Kanariſchen Inſeln unverkennbare Aehnlichkeit mit denen der An⸗ tillen zeigten. Arbeit des Nachrichters Die verſchiedenen Hinrichtungsarten. Die Hinrichtung der Mörder geſchieht durch Erhängen in England, Ungarn, Bulgarien, Türkei, Polen, Japan, Kanada und in einem Teil von Nordamerika, ebenſo in Oeſterreich ſeit neueſter Zeit; und in Deutſchland mit ge⸗ wiſſen, im Geſetz beſtimmten Vorausſetzungen. Durch Enthauptung außer in Deutſchland noch in Frankreich, Belgien, Luxemburg, emigen Kantonen der Schweiz, Finnland und Grie— chenland. In Deutſchland wird die Enthauptung auf verſchiedene Art ausgeführt: durch das Fall— beil in Bayern, Württemberg, Sachſen, Ba— den, Heſſen, Oldenburg und Hamburg, durch das Handbeil in Preußen und Braunſchweig, durch das Schwert in Mecklenburg, Bremen und Anhalt. Das Erſchießen iſt vorgeſehen in Italien, Rußland, Jugoſlavien, Litauen und einigen nord- und füdamerikaniſchen Staaten ſowie in Deutſchland bei Vergehen gegen das Mi— litärſtrafgeſetz unter beſtimmten Vorausſetzun— gen. In Spanien beſtand die dem Erhängen ähnliche Einrichtung der Würgſchraube. In Nevada(Amerika) wird Giftgas angewandt, in den anderen amerikaniſchen Staaten der elektri⸗ che Stuhl. 0 ———— Buntes Allerlei Schiangengift als Htiemittel. iche Ge⸗ lehrte ſind der Anſicht, daß die Giftſchlangen, die in der Vergangenheit Millionen Menſchen getötet haben, in Zukunft noch viel mehr Mil— lionen Menſchen retten werden, wenn wir nämlich erſt verſtehen, ihr Gift bei der Be handlung von Krankheiten richtig anzuwen⸗ den. Schon jetzt hat man Erfolge erzielt. Zu Beginn dieſes Jahrhunderts nämlich, als in Indien die Peſt wütete, bekam ein Poli- zeibeamter im letzten Stadium der gefürch— teten Krankheit eine Kobra-Gift⸗Einſpritzung. Niemand hatte geglaubt, daß der Mann wie— der geſund werden würde, aber nach vier Wo— chen war er ſchon wieder im Amt. Man wandte das Mittel jedoch nicht in größerem Maß⸗ ſtabe an, da man ſeiner Wirkung noch nicht ganz ſicher war. Am Paſteur-⸗Inſtitut un⸗ terſucht man nun die Wirkungen des Mit— tels genau und ſteht auf dem Standpunkt, daß die günſtige Einwirkung auf eine Krank⸗ eit dadurch zuſtandekommt, daß das Gift im Körper heftige Reaktionen hervorruft, die die Krankheit beſeitigen. Man hofft ſchon bald die Unterſuchungen abſchließen zu kön⸗ nen und dann für die Praxis wertvolle neue Erkenntniſſe zu gewinnen. Wie verbringen die Vögel die Nacht? An Wache Aufmerkſamkeit kam in Dorotheas Züge. Un⸗ einem Morgen, an dem man in die eisige Winterluft hinaustritt, wundert man ſich, wenn man einzelner Vögel anſichtig wird, daß dieſe trotz der zeitweiſe ſcharfen Nachtfalte noch leben. Man kann es faſt nicht begreifen, wie dieſe kleinen zarten Lebeweſen die eisbalten Nächte lebendig überſtehen fönnen, und man frägt ſich unwillkürlich, wo und wie dann die kleinen Tiere die Nacht verbringen, um nicht dem Todeshauch zum Opfer zu fallen. Der natürliche Inſtinkt läßt die Vögel nachts alle möglichen gegen Wind und Kälte geſchatzten Verſtecke aufſuchen. Tief liegende, windge⸗ ſchützte Hecken, Mauervorſprunge und Mauer⸗ niſchen, Dachlucken, Jalouſien und nicht ſelten auch Kamine dienen den Vögeln zum nächt⸗ lichen Anterſchlupf. Des öfteren kann man Vögel, beſonders Spatzen, ſehen, die ganz rauch⸗ und rußgeſchwärzt ſind, ein Zeichen, daß ſie an oder in einem Kamin Schutz vor der Kälte geſucht haben. Alſo, erbarmt Euch der hungernden und frierenden Vögel! Luftige Ee „Man kann über zu kleine Schuhe ſagen was man will... einen Vorteil haben ſie jeden⸗ falls... man vergißt darüber alle anderen Sorgen!“ * Kaufmann:„Wie kommt es nur, daß Sie als Hauſierer ſo großen Erfolg haben?“ Hauſierer:„Die erſten ſechs Worte, die ich ſage, wenn die Hausfrau die Tür öffnet, ſind: „Fräulein, iſt Ihre Mutter zu Haufe?“ * Er:„Fräulein Irmgard, wenn Sie nan ins Waſſer fielen und wenn ich Sie retten würde — würden Sie mir Ihr Jawort geben, wenn ich dann um Ihre Hand anhielte?“ Sie:„Iſt es denn unbedingt nötig, daß ich vorher ins Waſſer falle?“ * Arzt:„Ziehen Sie ſich aus.— Derweil er⸗ zählen Sie mir mal, was Sie trinken.“ Patient:„Zu reizend von Ihnen, Herr Dok⸗ tor. Dürfte ich um einen Kognak bitten?“ * Sie ſoll zum Stelldichein kommen, erſcheint aber viel zu ſpät. Er fragt:„Iſt deine Uhr nachgegangen?“ Sie ſagt:„Nein, aber mein Vater.“ Aus der Welt des Wiſſens Um die Jahrhundertwende hat es in Deutſch⸗ land etwa 8000 Abiturientenzeugniſſe im Jahre gegeben, 1932 waren es 43 006; die Zahl der Neu-Immatrikulierten hat zu Oſtern 1931 29 700, zu Oſtern 1932 24 700 betragen. * Bei den Türken beſtand früher der Glaube, daß die Möven, die lautlos über dem Bos⸗ porus ſchwebten, die Geiſter der Frauen ſind, die Aziz, der Böſe, gemordet hat. * ote Meer iſt ſechsmal ſo ſalzhaltig zeane, weshalb kein Menſch im ihm 0 ſtets hat dort die Tempera⸗ Das T wie die O ertrinken kann; 5 tur des Waſſers denſelben Wärinegrad wie die Luft. * Caruſo trat zum erſtenmal im Jahre 1903 in Amerika auf; ſeit dieſem Auftreten in der Metropolitau-Oper in Rigoletto war er der berühmteſte Tenor der Welt; die berähm⸗ teſten Sänger der Gegenwart ſind der Ruſſe Schaljapin und der Italiener Gigli. PPP 00 ͤ Pc Schließt die Schalter ROMAN VON P. WILD Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 18 „Ja, Liebſter“, überlegte ſie. Und dann fanden ſie ein kleines Café in der Nähe des Friedhofs. Etwas obſkur; dahin verirrte ſich keiner ihrer Bekannten. Das beſtimmte ſie zum Treffpunkt. Ein haſtiger Abſchied, dann war Hanny allein. 27: 15 Nach kurzem Pochen trat Berg ein. „Die gnädige Frau läßt gnädiges Fräulein zu ſich bitten.“ f „Ja.“ Sie nickte und räumte unnötigerweiſe mit taſtenden Händen ein paar Bücher von einer Stelle zur andern, um dem Blick des Mannes zu entgehen. Sie fühlte, wie hämiſch und unſympathiſch ſeine Züge waren. Eine plötzliche Müdigkeit überkam ſie. Ausruhen, ſich hinlegen und ſchlafen— da gewahrte ſie die Anweſenheit des Dieners. „Worauf warten Sie noch, Berg?“ fragte ſie knapp. „Die gnädige Frau bat, ſofort zu kommen“, wieder holte er. „Es iſt gut. Gehen Sie!“ Wie ein Schatten glitt der Diener aus dem Raume. Sinnend ſah ſie ihm nach. Quälende Frage kroch in ihr hoch. Wer war dieſer Mann, vor dem ſie Furcht empfand? Keine Schleier verhüllten mehr die Zerriſſenheit ihrer Gefühle. Schmerzliche Not war in Mutter und Tochter und ungeſehene Liebe, mit der ſie einander quälten. Ihre Blicke gingen übereinander her, jeder ſchauderte vor den Malen des Leides im Antlitz des andern. Mitleid ſtieg auf. 1855 dich, ich habe mit dir zu reden.“ Stuhl. Eine Sekunde überkam ſie der Wunſch, ihr Kind einfach in die Arme zu nehmen, ſie an ſich zu ziehen, gute Worte zu ſagen. Doch die Gewohnheit des Abſtandes war ſtärker. In herbem Zurücklehnen legte ſie den Kopf gegen die Seſſellehne, ſpielte mit gekünſtelter Gleichgültigkeit mit den Ringen an ihrer Rechten, die Stille um ſie dehnend. Oder wartete ſie, daß Hanny mit dem Sprechen beginnen würde? „Es wird Zeit, daß Klarheit zwiſchen uns wird“, nahm ſie endlich das Wort,„der Auftritt von eben war ungeheuerlich. Inzwiſchen wirſt du Zeit gefunden haben, das einzuſehen...“ Sie wartete vergeblich auf eine Ant— wort Hannys.„Oder ſollte ich mich irren? Auf alle Fälle erbitte ich eine präziſe Erklärung deines unquali- fizierbaren Tuns.“ Die Worte verhallten ohne Echo. Hanny von Hochſtedt hatte die Lippen ſeſt aufeinander gepreßt. Schweigend hob ſie langſam die Augen, und Dorothea erſchrak vor dem troſtloſen Ausdruck. Dennoch verſteckte ſie ihre Zärtlichkeit hinter ſtarrer Richtermiene. „Zum wenigſten biſt du mir eine Erklärung ſchuldig“, wiederholte ſie vorwurfsvoll. „Mutter!“ Aller Groll Hannys ſchmolz; empfand ſie die leiſe Zärtlichkeit?„Seit Vaters Tode iſt alles ver— worren in mir und ſo viel Schreckliches hat ſich daran⸗ gereiht. Zuerſt meinte ich immer, wenn eine Tür aufging, er tritt herein; überall ſuchte ich ihn, immer ſuchte ich ſeine Augen, ſeine Stimme. Es war furchtbar, ohne Ent⸗ rinnen. Am Morgen nach Vaters Tod ertrug ich im erſten Schmerz dies qälende Suchen nicht mehr, ſuchte Schutz bei dir. Du hatteſt Beſuch, Herrn Bremer; da trieb es mich zum Vater. Ich holte ein paar Blumen, öffnete die Tür zum Arbeitszimmer, wo er aufgebahrt war, und erſchrak beim Anblick eines Fremden.“ Rührung überkam ſie; ſie preßte die Rechte aufs Herz, fuhr weh⸗ mütig fort:„Sieh, Mutter, Alex war dort, nahm von ſeinem toten Vater Abſchied...“ beſtimmte Gedanken ſuchten Richtung. Dann hatte ſie das Chaos ihres Hirns in Ordnung gebracht. „Alſo er war der Unbekannte, von dem Bremer ſprach, der in Vaters Zimmer eingedrungen ſein mußte.“ „Wieſo?“ „Du ſagſt es ſoeben. Weißt du, was es heißt, un⸗ berechtigterweiſe ein fremdes Zimmer zu betrete „Ein fremdes Zimmer, Mutter?“ „Ja“, klang es beſtimmt, hart. Irgendwie fühlte ſich Hanny durch dieſe kalie Aeuße— rung außer Faſſung gebracht. Schatten verdichteten ſich. 17 1 Nervpös ſtrich ſie mit beiden Händen an ihrem Kleid ent- lang, als ſtreife ſie etwas Häßliches von der ſeidenen Glätte. „Ein Sohn iſt kein Fremder, Mutter. War es nicht ſein Recht, Abſchied vom toten Vater zu nehmen?“ „Vergiß nicht, was zwiſchen den beiden lag.“ „Mutter, wenn du ihn geſehen hätteſt, gehört, wie er weinte...“ Sie biß ſich auf die Lippen, um nicht auf⸗ zuſchreien in der Erinnerung. 6 „Komödie— alles Komödie!“ unterbrach Dorothea ſie.„Da taucht unvermutet dieſer Sohn aus Amerika auf, dringt in einen fremden Raum ein, ſpielt dort...“ „Mutter, Alex Reiſer war vorher bei dir!?“ „Das war er und hinter meinem Rücken iſt er dorthin gegangen.“ Sie ſtellte es mit verkniffenen Lippen feſt. „Du wollteſt ihn nicht anhören?“ „Wer ſagte dir das?— Vielleicht ſtimmt es. Ich wüßte nicht, was wir uns zu ſagen hätten. Defto ſchlimmer für ihn, im Hauſe herumzuſchleichen.“ „Herumzuſchleichen? Mutter, hatte er ſich nicht bei dir offiziell melden laſſen?“ „Das hat er, aber hernach?“ „Vielleicht hat Berg ihn in Vaters Zimmer geführt?“ „Das werden wir gleich hören.“ Frau Reiſer klingelte. Die Miene des Dieners war glatt, undurchſichtig wie immer. (Fortſetzung ſolgt.) pp e 7 5 8 8 3 2 an der Mühle und machte das Angelgerät fertig. Er hatte ſtraße. Brand ar Roman von Liesbet Dill Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle Saale). 2 For tset. Nachdruck verboten. Eines Morgens ſtand Ulrich in hohen Waſſerſtiefeln ſeiner Mutter zu Mittag Backfiſche verſprochen. Da ſah er von der Seite, wo die Kuhſtälle lagen, ein Mädchen her⸗ kommen, das eine Pappſchachtel trug. Er pfiff ihr. „He! Hier hat niemand was zu ſuchen! Dort geht es ins Dorf!“ Er wies mit der Angelrute nach der Land⸗ Das Mädchen blieb ſtehen. Sie war bäueriſch, aber mit einer gewiſſen Sucht, aufzufallen, gekleidet; ihren ſchwar⸗ zen Strohhut ſchmückte eine brennende Mohnranke, die rote Wollbluſe umſpannte eine volle Bruſt, über dem blauen Rock ſaß ein ſchwarzer Gürtel mit einem goldenen Schloß. Sie trug zierliche Schuhe mit hohen, ſchiefgetrete⸗ nen Abſätzen. Er betrachtete ſie, wie er ſeit ſeinem vierzehnten Jahre alle Mädchen anzuſchauen pflegte. „Wo kommen Sie denn her?“ „Aus Monſelfeld. Ich will zu der Madam“, ſagte das Mädchen.„Ich bin die Ami, das neue Zimmermädchen.“ Sie lächelte ihn an „Ach ſo!“ Ulrichs Lächeln verſchwand.„Dann gehen Sie durch den Weinberg.“ Er nahm alsdann die Würmer von dem Brett uz befeſtigte ſie an die Angelhaken. Dea Mädcheſf ſtieg den ſteilen, ausgetretenen Pfad zwiſchen den Weinbergen hinauf, zierlichen und leichten Schrittes. Gar nicht wie ein Bauernmädel, dachte er. Als ſie oben an dem Pförtchen angekommen war, drehte ſie ſich herum und warf ihm einen raſchen, blitzenden Blick zu; dann war ſie verſchwunden. Gegen Mittag kam Ulrich mit ſeinen gefangenen Fiſchen an der Küche vorüber und ſah hinein. Die neue Magd hatte ſich umgezogen. Sie trug ein ſauberes, blau und weiß geſtreiftes Kattunkleid und deckte gerade den Tiſch für das Geſinde. Er winkte ihr mit dem Netz. „Kommen Sie mal her“, ſagte er, und entleerte das ganze Netz voll kleiner, zappelnder Fiſche in den Waſſer— trog. Das Mädchen kam heraus, beugte ſich über den Trog. Ulrich griff in das klare Waſſer und ließ die ſilbernen, glänzenden Fiſche aus einer Hand in die andere ſchnellen. Die Ami verſuchte es auch, aber ſie rutſchten ihr alle aus der Hand. Es machte beiden Spaß, im Waſſer zu pläntſchern. Ihre Hände begegneten ſich. Er griff einen größeren Fiſch und ließ ihn über den Rand ſchnellen. Zappelnd lag er in der Sonne. Das Mädchen lachte, und um ihren Spaß noch zu erhöhen, ließ er nun das ganze Netz großer und kleiner Fiſche über den Steintrog ſchnellen. „Aber was macht ihr denn da?!“ rief Frau Entges, die in die Haustür getreten war.„Was für eine Kinderei!“ jagte ſie ärgerlich. Man mußte nun die Fiſche alle noch einmal einfangen. Als Ami des Mittags zum erſten Male das Eſſen auf- trug, wagte ſie den jungen Herrn nicht anzuſehen. Sie fühlte ſich von dem Blick der Hausfrau bewacht. Ulrich tat, als ſähe er ſie nicht. Er hörte nur das Kniſtern des ge⸗ ſtärkten Waſchkleides, wenn ſie durch das Zimmer ging— und das leichte Klirren der Teller in ihrer Hand. Sie trug ein ſchwarzes Samtband um den Hals. Das gekrauſte röt— liche Haar ſtand ihr wie eine lichte Flamme um das blühende weiße Geſicht. Ein paar Löckchen waren in die Stiru gekämmt. Amis Bewegungen waren ſicher und leicht. Gar nicht wie eine Magd, dachte er wieder. „Gott, wie vornehm wir geworden ſind“, ſagte der Vater, kurz nachdem ſich die Tür hinter dem Mädchen geſchloſſen hatte.„Ein Stubenmädchen mit Simpelfranſen. Das wird den Knechten ſchon gefallen. Da wird man ja! näichſtens einen Gehrock anziehen müſſen.“ Er warf einen Seiteublick auf den geſchniegelten Scheitel ſeines Sohnes. Entges hatte ſich nicht die Mühe gemacht, ſeine Joppe zu wechſeln, in der er aus dem Weinberg gekommen war. Er verbauert ganz, dachte der Sohn. Mit ſeinem grünen wittel ſetzt er ſich an den Tiſch; ſeine Schuhe ſtinken nach Miſt. Und der Vater ſah ſeines Sohnes ſeidene Krawatte, ſeinen hohen blanken Kragen und den Bierzipfel mit ver- üchtlichen Blicken an. „Ein ſchöner Landwirt das.“ Unterdeſſen ſaß die neue Magd in der Küche unter den Knechten und Mägden beim Eſſen. Die Grete ging hin und her, ſtellte die große Schüſſel mit gebackenen Fiſchen und Kartoffelſalat auf den Tiſch, trug die Linſenſuppe ab und ſchüttete den Reſt in den Schweinebottich unter den Spültiſch. Sie behielt das neue Mädchen im Auge. Ihre Stöckelſchuhe und die kleinen Löckchen auf der Stirn hatten ihr Mißtrauen erweckt. Irgend etwas an dem Mädchen gefiel ihr nicht... Die Stallmägde hatten die braunen Ellenbogen auf er ihren leichten Schritt hörte und ſie ihm die Schuhe vor „Wat habt Ihr denn da int Haus gekricht?“ fragte an dieſem Abend Buttich, und er ſchnalzte mit der Zunge. Ulrich, der ſonſt gern Buttichs Aeußerungen beiſtimmte, ſagte kurz: 5 b „Ich weiß nicht, was Sie an der finden—“ Die Stallmägde betrachteten dieſe Schuhmacherstochter mit ihrem aufgeputzten, armſeligen Kattunfähnchen und den Simpelfranſen über die Achſel. Sie waren Bauern⸗ töchter. Zwiſchen ihnen und Ami war eine tiefe Kluft. Die Grete ſpionierte immer hinter der Ami her. Sie war flink und auffallend geſchickt, aber ſie war zerſtreut und die Knechte reckten die Hälſe nach ihr. Und das ſchien ihr in den Kopf zu ſteigen... Nur eins ſöhnte ſie wieder mit allen Fehlern aus: das Mädchen konnte wunderſchön bügeln. Ulrich war zum erſten Male mit ſeinen Kragen zufrieden, die ihm bis dahin keine Büglerin der Umgegend recht ge— macht hatte. J Ulrich hatte bis dahin den Frauen keine ſonderliche Be— achtung geſchenkt. Seine erſte Liebe war die ſchöne Laura Weitz, die einzige Tochter des reichſten Weingutsbeſitzers aus Duſemond, eine flüchtige Bekanntſchaft von der letzten Kirmes. Aber Laura war eben in Bonn in Penſion. Auf dem Sekretär ſeiner Mutter lag Amis fleckiges Dienſtbuch. Da ſtand:„Augen grau, Naſe gewöhnlich; beſondere Merkmale keine.“ Die Polizei war immer raſch fertig mit ihren Attributen. Augen grau? Konnte man das von dieſen leuchtenden Augen ſagen, die in der Sonne grün ſchillerten? Wenn das Mädchen lachte, wurden ſie blau. Einmal, als er ihr des Abends auf der Treppe be— gegnete und ſie zurücktrat, um ihn vorbeizulaſſen— die Treppe war eng—, ſah ſie ihn einen Augenblick voll an, daun funkelten dieſe Augen faſt ſchwarz. Naſe gewöhnlich? Wie konnte man das von einer ſo niedlichen, weißen, vorwitzigen Naſe ſagen, einem Stumpf⸗ näschen, das immer in die Luft guckte, und dieſem weißen Geſicht etwas Verwegenes, faſt Leichtſinniges gab? Drei Sommerſproſſen ſaßen ihr auf der Naſe, und unter dem linken Auge hatte ſie ein ganz kleines, dunkles Fleckchen; das eine Auge war etwas kleiner wie das andere, was ihrem Katzengeſichtchen aber ausgezeichnet ſtand. Am Nachmittag war er auf den Boden geſtiegen, um nach ſeinen Experimenten zu ſehen. Die Mägde ſchliefen hier; die Türen ihrer Kammern ſtanden gewöhnlich offen. Er wollte ſie zuſchlagen, als er in einem Zimmer die Ami erblickte. Sie kniete auf ihrer buntbemalten hölzernen Lade und brannte ſich die Locken vor einem faſt blinden Spiegel. Ein Duft nach Spiritus und Moſchusſeife drang ihm entgegen. Er ſah einen geöffneten Hutkarton, aus dem bunte Bänder, Spitzen und Hutformen quollen; vor dem Bett lagen die Kleider, wie ſie das Mädchen vor- hin abgeworfen hatte. 1 Mit einem erſchrockenen„Ach Gott!“ fuhr das Mädchen herum und bedeckte den Hals mit ihrem Arm. Er ging weiter, wie betäubt. Das Bild hatte ſich ihm eingeprägt: dieſer feſte, weiße Hals, aus dem die roten Löckchen auf⸗ ſtrebten, der volle runde Arm, der das rauchende Eiſen hielt, und ihr blutübergoſſenes, halb verlegenes, halb lachendes Geſicht. Er behielt das Bild in der Mägdekammer mit allen Einzelheiten im Gedächtnis. Sein Leben bekam durch die Anweſenheit dieſes Mäd—⸗ chens plötzlich einen eigenen Reiz. Wenn er des Morgens im Hof ein Pferd beſtieg, war er ſicher, einen blonden Kopf hinter den Scheiben zu erblicken, der ihm nachſchaute; kam er zurück, ſo öffnete ſie ihm die Tür und nahm ihm den Mantel ab, wobei ihn ihre Hand leicht ſtreifte. Bei Tiſch erregte ihn ſchon das leiſe Kniſtern ihres Kattunkleides, wenn ſie hinter ſeinem Stuhl ſtand. Des Morgens, wenn die Tür ſtellte, hielt er den Atem an. Das Blut ſtieg ihm in den Kopf, das Herz ſchlug ihm hämmernd. Er wollte aufſpringen, die Tür aufreißen und Ami bei den Händen nehmen; aber ſobald er öffnete, war ſie ihm entſchlüpft. Was habe ich eigentlich von ihr gewollt? dachte er dann wütend.. Er konnte über ſie hinwegſehen, als wäre ſie Luft. Aber das Unheimliche und Ungewiſſe, das das Mädchen wie in einen leichten Nebel einhüllte, ihr unſicherer Blick, der ſich vor ihm duckte, wie ein Hund, der Schläge erwartet, rührte ihn. Dann war er wieder verwirrt von dieſem zierlichen Weſen, das vor ſeinen Augen hin und her glitt, ihn zu locken ſchien und— auf etwas zu warten... *. 14*. Es war ein glühendheißer Julitag. Auf den Wieſen wurde Heu gemacht. Heute mußte alles mit hinaus. Ueber— all ſah man die weißen Kopftücher der Frauen, die das Heu wendeten, die Hemdsärmel der Männer, die es auf⸗ den Tiſch geſtemmt und aßen ſchweigend, die Knechte ſchnauften vor Behagen; gebackene Fiſche waren ihr Leib⸗ gericht. Die Ami aß zierlich und beſcheiden und ſaß mit leeren zurück. Alles war beſchäftigt, fertig zu werden, ehe das drohende Gewitter ausbrach. Die Knechte hatten niedergeſchlagenen Augen am Tiſch. Als ſie fertig waren, ſchob der Joſef ſeinen Fuß unter dem Tiſch an den der Ami. Letzterer ſchoß das Blut in den Kopf, aber ſie wehrte ſich nicht... Am anderen Morgen, als Ulrich beim Kaffee ſaß, hörte er den hellen Aufſchrei einer Frauenſtimme und gleich dar⸗ auf ein Platſchen und Klatſchen auf der Treppe. Er öffnete das Feuſter und ſah die neue Magd, zwei Milcheimer auf den Schultern, die Treppe heraufkommen, lachend, mit verwirrtem Haar. Die halbe Treppe war mit über⸗ geſchwappter Milch bedeckt. Unten entfernte ſich gerade der alte Hannes. „Et is gar neiſt, Här!“ rief er herauf.„Dat dumme Fraaminſch hat ſich verſchrock, eich han et en bißchen ent Bein gepitſcht, handhöch über der Waad.“ gabelten und auf die Leiterwagen packten. Hochgeladene Heuwagen fuhren in den Hof. In raſcher Fahrt kehrten die Mützen und Jacken an den Baum gehangen, die Mägde hatten die Oberröcke abgelegt; ſie arbeiteten in ihren baum⸗ wollenen Hemden und den kurzen Röcken und ſchwangen die Rechen. Auch die Ami ſtand unter den ſchweißtriefenden Mäg⸗ den. Neben ihr machte ſich der Joſef zu ſchaffen. Sein heißes Geſicht tauchte immer neben ihr auf. So oft ſie ein⸗ ander in den Weg kamen, lachten ſie ſich verſtohlen zu. Der Joſef hatte die Mütze in den Nacken geſchoben. Herrje, war das heiß Während der Arbeit ließ die Ami ihre Blicke überall umherſchweifen, als ob ſie jemand ſuche. Aber dieſer Je⸗ mand war nicht auf die heiße Wieſe gekommen, ſondern Er hatte ſich eine kleine Walderdbeerbowle angeſetzt, die in einem mit Eisſtücken gefüllten Eimerchen auf dem Klapptiſch in der Ecke ſtand. Während er von Zeit zu Zeit einen Trunk aus dem beſchlagenen Glas nahm, beluſtigte er ſich über die Ami, der die Arbeit ſichtlich ſchwer wurde. Was für prachtvolle weiße Arme das Mädchen hatte, wie ſanft und geſchmeidig ihre Bewegungen waren, wenn ſie ſich bückte, um das Heu zu ſtechen, wie flink und ge⸗ wandt ſie dem Joſef auswich. Genau ſo wich ſie ihm aus, wenn ſie ihm des Abends auf dem Weg nach ihrer Kammer begegnete, die Schlange... Wußte ſie nicht, daß er ſtundenlang am Fenſter wartete, bis ihre feſten kleinen Schritte auf der Treppe erklangen? Ihr koketter kleiner Aufſchrei, wenn er aus dem Dunkel auf ſie zutrat, amüſierte ihn und verſetzte ihn gleichzeitig in zornige Ungeduld. Sie wich ihm aus g Nun war wieder dieſer aus der Eifel ſtammende Joſef bei ihr. Sie ſtanden dicht nebeneinander und ruhten aus. Sie wiſchte ſich das heiße Geſicht; ihre weiße Bluſe war am Hals geöffnet. Nun ſtreifte ſie wieder die Aermel auf und ging mit dem Joſef hinter den Heuwagen. Ulrich legte das Glas hin, ſetzte den Hut auf und ſchlen⸗ derte nach den Wieſen. Ein ordentlicher Grimm auf den jungen Knecht überkam ihn. Der Joſef war ein hübſcher, frecher Burſche. Er wußte eine Menge Anekdoten. Abends klimperte er den Mädchen auf der Zither Lieder vor und die Mägde ſangen dazu. Und über allen Stimmen ſchwebte die helle Sopranſtimme der Ami. Ulrich reckte ſeine Hünengeſtalt. Nun, ſo ein Bauer Ein voller Heuwagen ſchwankte eben herein. Der Joſef führte das Pferd. Die Luft war dick und flimmerte. Die Wege waren von weißem Staub bedeckt und die gemähten Wieſen waren hart. Ein kräftiger Heugeruch zog ihm ent⸗ gegen; er mußte nieſen. Faſt brachte er die Augen nicht auf, ſo blendete die Sonne. Kein Schatten war weit und breit. Der Wald ſchien weiter zurückzutreten, das ganze Wieſental, die Weinberge, die Dächer und Gärten glühten unter der Sonne. Die Heumacher ſaßen beim Kaffee unter den Pappeln. Es kam ihm vor, als ſähen ſie ihn mit ſpöttiſchem Er⸗ ſtaunen nach, als er vorüberging. Ulrich ſchob den Hut in den Nacken und ging weiter. Der alte Hannes kam ihm, ſeinen Rechen über der Schulter, mit den Frauen entgegen. „Wie weit ſeid ihr jetzt?“ fragte er den Knecht. „Das dritte Fuder hätten wir.“ Der Mann begann mit großen Strichen das ausgebreitete und bereits gewendete Heu zuſammenzuſtreifen. „Wenn et kein Gewitter gibt“, miſchte ſich eine alte Frau mit flacher Bruſt und dürren braunen Armen ein,„dann kriegen wir et noch all.“ Sie begannen den leeren Wagen mit Heu zu füllen, ohne ſich um den jungen Herrn zu kümmern. „Sie müſſen mehr Heu auf die Gabel nehmen“, ſagte er im Vorbeigehen zu der jüngſten Kuhmagd, einem ver⸗ wachſenen Mädchen, das mit der Heugabel ungeſchickt in das Heu ſtach.„Höher werfen, nicht ſo ſchwach... Himmel Herrgott noch einmal, höher... ſag' ich!“ „Jo, ich maa— chen et ſchon“, ſagte das Mädchen mit unterdrücktem Lachen. N Auf einem Wieſenſtreifen neben der Brücke lag das Heu noch in kleinen Haufen. „Warum wird denn das Heu dort nicht umgewendet?“ herrſchte er den Joſef an.„He, macht euch mal dran“ „Dat können wir nit“, erwiderte die erſte Stallmagd ſpöttiſch. „Was heißt das?“ fuhr er ſie an. „Weil's nit unſer is“, platzten die Weiber heraus. Ulrich ſah mit zuſammengekniffenen Augen nach der Brücke.„Ach ſo! Natürlich! Das gehört ja dem Förſter!“ „Nee, dem Buttich“, verbeſſerte ihn der Joſef unde muſterte ihn mit einem dreiſten Blick. Ulrich drehte ſich um und ging weiter. f „Famoſes Futter“, murmelte er. Einen Halm zwiſchen⸗ den Lippen, pfiff er Nero und trieb ihn nach dem Mühl⸗ bach. Der Hund kam in langen Sätzen über die Wieſen gejagt und ſprang ins Waſſer, daß es hoch aufſpritzte. „Famoſes Futter“, ſpotteten die Weiber hinter ihm her. Ein ausgezeichneter Landwirt, der noch nicht einmal wußte, wo ſein eigenes Land lag. „Entges junior muß noch auf die Ackerbauſchul“, grinſte der alte Hannes,„dat tät em gaut.“ Die Ami war nirgends zu ſehen. Ulrich ging langſam weiter, pfiff ſeinem Hund und ließ ihn in den Bach ſprin⸗ gen, warf ihm einen Stock hin und ließ ihn herbeibringen Während er weiterſchlenderte und ſich von den Pappeln der Mühle entfernte, ſah er plötzlich, daß ſich hinter einer Weide am Bach etwas Weißes bewegte. Er ging darauf zu. Etwa zehn Schritte vor ihm ſtand die Ami. Sie hatte ihr Oberkleid abgelegt und tauchte das Taſchentuch in den klaren, kühlen Bach, um es dann über den heißen Hals aus⸗ zudrücken. Kräftig wuchs ihre ſchlanke Geſtalt aus dem weißen Hemd, ihre reifen Formen zeichneten ſich unter dem. ſtraffen Mieder ab, die kräftigen Arme waren vom Ellen⸗ bogen ab ſchneeweiß, im Nacken ringelte ſich das rotblonde Haar zu feinen Löckchen. Als ſich das Mädchen jetzt noch, einmal bückte, um das naſſe Tuch auf ihrer Bruſt auszu⸗ drücken, wandte es ſich um und ſtieß einen Schrei aus. „Jeſſes Maria!“ Sie ſchauten ſich atemlos an. Er ſah den Joſef mit den leeren Heuwagen eben in voller Fahrt die Wieſe durch queren. Ueberall lauerten Augen, konnte jemand ſteher und ſie belauſchen. ö „Komm her!“ befahl er. Sie trat einen Schritt zurück, aber nur, um ſich hinte die grüne Weide zu ducken. Dorthin kam er ihr nach. Mi einem Auflachen warf ſich das Mädchen in ſeine Arme unt Ulrich warf das Fenſter zu und würdigte die Ami und zu mit einem Fernglas nach den Arbeitern auf der keines Blickes. Alſo ſo eine war ſie! lag in ſeiner kühlen Giebelſtube im Fenſter und ſah ab Wieſe herunter. Er nannte das„Inſpektor erſetzen“. küßte ihn, daß ihm der Atem verging. 20. 10 Fortſ. folg roch nach Miſt und Schweiß... Im Tor mußte er warten. Aus der Heimat Gedenktage 19. Februar 1473 Der Aſtronom Nikolaus Kopernikus in Thorn geboren. 1731 Frau Rat Goethe, Goethes Mutter, in Frankfurt a. M. geboren. 1865 Der Forſchungsreiſende Sven von He⸗ din in Stockholm geboren. Prot.: Suſanna— Kath.: Gabinus Sonnenaufg. 7.10 Sonnenunterg. 17.19 Mondaufg. 8.35 Mondunterg.—.— Ein Held iſt, wer ſein Leben Großem opfert. 1 Grillparzer. Kinder auf dem Fahrdamm Die Zahl der Verkehrsunfälle, deren Op— fer Kinder werden, zu vermindern, iſt eine dringende Aufgabe. Sie kann aber nicht vom Kraftfahrer allein gelöſt werden. Es wird leider noch immer nicht berückſichtigt, daß die Hauptſchuld auf Seiten der Erzie⸗ her liegt, die verſäumt haben, den Kindern die Gefahren der Straße vorzuzeichnen und eindringlich klarzumachen. Hier muß die ſyſtematiſche Verkehrsſchulung der Kinder einſetzen, eine Schulung, für ie ſowohl das Elternhaus als auch die Lehrerſchaft ver— antwortlich ſind. Notwendig iſt, daß in alle Arbeit am Ver— kehr die Jugend mit eingegliedert wird. Die Verkehrserziehungswochen, die, örtlich ver⸗ ſchleden, von der Verkehrswacht oder der Polizei durchgeführt werden, ſind gerade auch für die Schuljugend, wenn ſie mitwir⸗ ken darf, guter Anſchauungsunterricht. Schon mit dem Spielzeug kann beim Kind Zas Intereſſe am Verkehr geweckt werden. Lange bevor das Kind zum erſten Male ſelbſtändig ohne Aufſicht die Straße betritt, muß immer wieder der Erziehungsruf ertö— nen:„Haltet Euch vom Fahrdamm fern!“ In dieſem Satz liegen faſt alle Erziehungs— aufgaben umriſſen. Selbſtverſtändlich hat der Kraftfahrer allen Anlaß, beſonders ſcharf aufzupaſſen, wenn er ſich auf der Fahr⸗ ſtraße ſpielenden Kindern nähert. Es iſt ei⸗ ne Erfahrungstatſache, daß ſpielende Kin— der unvermutet achtlos über den Fahrdamm laufen, um zu den auf der anderen Seite der Straße befindlichen Kindern zu gelangen. Sehr beachtenswert iſt in dieſem Zuſammen⸗ change das Urteil eines Landgerichts, wo— nach bei Straßenunfällen ein Mitverſchulden bei Kindern unter ſieben Jahren nicht in Frage kommt. * e Kampf mit den Nagern. Jetzt iſt die beſte Zeit für die Bekämpfung der ſchäd⸗ lichen Nagetiere, beſonders der Ratten, Ka⸗ ninchen und Mäuſe. Gegen die Feldmäuſe⸗ plage, die in dieſem Jahre faſt überall groß ſiſt, wird mit großem Erfolg Giftgetreide an— gewendet. Dabei muß aber ſo verfahren werden, daß keine Vögel Schaden nehmen. Die Giftkörner müſſen deshalb möglichſt tief in die Mäuſelöcher gebracht werden. Dies iſt mit den Legeröhren oder ſogenannten Legeflinten leicht möglich. Die mit Gift be—⸗ legten Löcher müſſen offenbleiben und ſind keinesfalls zuzutreten. Zugetretene Löcher werden nämlich von den Mäuſen wieder aufgegraben, die dabei die Giftkörner mit herauswühlen, ſo daß ſie dann für die Vö⸗ gel zugänglich herumliegen. Völlig unzu⸗ läſſig iſt es, das Gift breitwürfig auszu⸗ ſtreuen. 193435 noch keine neuen Schulbücher. Die Neufaſſung der Lehrpläne hat nicht ſo ſchnell erfolgen können, daß die Herausgabe guter neuer Schulbücher ſchon zum Beginn des Schuljahres 193435 möglich wäre. Der preußiſche Kultusminiſter hat daher in einem Etnlaß die Weiterbenutzung der bisher geneh⸗ migten Bücher auch im Schuljahr 1934.35 verfügt. Damit jedoch die aus der nationalen Erneuerung ſich ergebende unterrichtlich-ſtoff⸗ ache Umgeſtaltung auch jetzt ſchon in den Schulen in genügender Weiſe berückſichtigt wer⸗ den kann, beabſichtigt Kultusminiſter Ruſt, die . Verwendung einzelner Ergänzungshefte zu den bisher genehmigten Schulbüchern zu geſtatten. Schriften, die nur rein äußerlich der neuen Zeit angepaßt ſind, werden nicht genehmigt. Keine vorzeitige Einſtellung der Vogel⸗ fütterung. Vorzeitige Einſtellung der Vogel⸗ 5 ſütterung bringt beim Eintritt erneuten Fro⸗ 1 nin beſondere Gefahr, wenn ſie dieſe Hilfe au dringendſten braucht. Wo die Winter⸗ 1 1 tes unſere Kleinvogelwelt häufig gerade dann fütterung Kindern überlaſſen iſt, ſoll man hierauf beſonders achten, denn gerade deren Ausdauer hält nicht allzu lange vor. Am be⸗ guemſten läßt ſich der Futterverbrauch kontrol⸗ lieven und der Futtervorrat rechtzeitig ergän⸗ zen, wenn man ſogenannte Fettfutterſteine ver⸗ wendet. Vierhundert Jahre Lutherbibel. Auch das Jahr 1934 iſt ein Lutherjubiläumsjahr. N 400 Jahre ſind vergangen, ſeit die vollſtändige deutſche Lutherbibel erſchien, nachdem ſchon 12 Jahre früher die ſogenannte September⸗ bibel des Jahres 1522, die aber nur das neue Teſtament umfaßte, vorgelegt worden mar. Das Jubiläum gibt der evangeliſchen Kirche Veranlaſſung, ſich auf den Wert des Bibelbuches zu beſinnen und zugleich die Frage 50 beantworten, was geſchehen kann, um die Lutherbibel in allen deutſch⸗epangeliſchen Häu⸗ ſern wieder ſo heimtſch werden zu laſſen, wie es jetzt nur in verhältnismäßig wenig Familien der Fall iſt. Anträge auf Verdeutſchung fremd klin⸗ gender Namen. Die preußiſche Regierung macht darauf aufmerkſam, daß Anträge auf koſten⸗ loſe Verdeutſchung fremd klingender Namen nur von den Regjerungspräſidenten, in Bec⸗ lin vom Polizeipräſidenten, entſchieden wer⸗ den, und daß durch direkte Einreichung an die Miniſterien nur Verzögerungen eintreten. Lediglich preußiſche Staatsangehörige, die außerhalb Preußens wohnen, haben ihre An⸗ träge an den Miniſter des Innern zu richten. kn Die Bevölkerung in Konfeſſionen. Nach Konfeſſionen geſchieden beträgt der Prozentſatz in der Welt: 19 Prozent Katho— liken, 16 Prozent Konfutſeanhänger, 13 Prozent Mohammedaner, 12,1 Prozent Hin— dus, 10,8 Prozent Buddhiſten, 8,9 Prozent Proteſtanten, 7,1 Prozent Schismatiker, 6,6 Prozent Anamiten, 4,1 Prozent Religions— loſe, 0,9 Prozent Juden. Aus Heſſen und Naſſau Entlaſtung beſonders notleidender Hausbeſitzer. Darmſtadt, 18. Febr. Von zuſtändiger Seite erfahren wir, daß das Reich dem Lande Heſſen einmalig Mittel zur Verfügung ge— ſtellt hat, mit deren Hilfe es möglich iſt, ſol— chen Hausbeſitzern, die ſich in ganz beſonderer Notlage befinden, eine vorübergehende Ent— laſtung zuteil werden zu laſſen. Da die Mittel ſehr beſchränkt ſind, können aber grundſätzlich nur ſolche Schuldner berückſichtigt werden, de— ren Einkommen nachweislich nicht höher iſt als der gehobene Fürſorgerichtſatz. Bei Berech— nung des Einkommens können die Ausgaben. abgezogen werden, die durch den Beſitz des Hauſes entſtehen, wie Steuern, Zins- und Til⸗ gungsbeträge und Hausunterhaltungskoſten. Die Erleichterung, die in begründeten Fällen den betreffenden Neuhausbeſitzern gewährt werden kann, beſteht darin, daß die Zins⸗ und Tilgungsbeträge für die ſtaatlichen Bau— darlehen für eine gewiſſe Zeit ausgeſetzt bezw. erlaſſen werden. Etwaige Geſuche ſind in den Landgemeinden durch Vermittlung der zuſtän— digen Bürgermeiſtereien an die Miniſterial⸗ abteilung 3(Arbeit und Wirtſchaft), in den Städten an die Bürgermeiſtereien ſelbſt zu richten. Vürgermeiſter ernannt: Im Kreis Erbach: Peter Kaiſer in Air— lenbach, Philipp Lenz in Erbach, Ludwig Sauerwein in Hainſtadt, Valentin Meixner in Haſſenroth, Adam Göttmann 4 in Höchſt, Heinrich Scior in Hummetsroth, Johann Kredel in Hüttenthal, Adam Klinger in Kirch⸗Brombach, Georg Grünewald in Lüt— zel⸗Wiebelsbach, Georg Müller 5 in Momart Philipp Balthaſar Ripper in Pfaffen-Beer⸗ furth, Wilhelm Scior in Pfirſchbach, Johan— nes Fleck in Sandbach, Leonhard Lenz in Steinbuch, Heinrich Gölz in Unter-Moſſau, Johann Siefert in Vielbrunn, Philipp Ohl 2 in Wald⸗Amorbach, Johann Wilhelm Flechſenhaar in Würzberg, Leonhard Schonz 2 in Zell; Im Kreis Heppenheim: Adam Steffan in Gorxheim, Wilhelm Steinmann in Ham— melbach, Joſef Karl Belzner in Hirſchhorn, Nikolaus Schaab 3 in Mitlechtern, Georg Wilhelm in Ober-Schönmattenwag, Peter Treuſch 1 in Rimbach, Adam Huy in Unter— Schönmattenwag, Hans Georg Bechtel in Viernheim, Franz Sattler in Wahlen. Im Kreis Alzey: Philipp Ludwig Hoch— ſtein in Albig. Im Kreis Oppenheim: Peter Anton Sau— er in Bodenheim. Im Kreis Worms: Johann Deginther in Gundheim, Ernſt Schmidt in Horchheim. Der große Gauparteitag g. In acht Tagen findet, wie bereits be— kanntgegeben, der große Gauparteitag in den 38 Kreisſtädten des Gaues ſtatt. Die Größe der Parter machte dieſe Dezentraliſation im Gau Heſſen⸗Naſſau notwendig. In Frankfurt, dem Sitz der Gauleitung, wird ſich nur die alte Garde des Gaues mit dem Gauleiter und einer Anzahl Kreisamtsleiter der Po. zu Sondertagungen zuſammenfinden. Dieſe Veranſtaltungen beginnen bereits am 24. Februar. Am Abend des Samstag wird von! München eine Rede des Führers übertragen und im ganzen Reich von den verſammelten politiſchen Leitern und Amtswaltern gemein— ſam angehört. Am Sonntag morgen wird die Hitlerjugend um 7 Uhr früh in den Kreisſtädten den Tag der Vereidigung der politiſchen Leiter mit einem großen Wecken einleiten, worauf um 8 Uhr die Aufſtellung der politiſchen Leiter der Partei und der Amtswalter der Sonder⸗ gliederungen erfolgt. Die Vereidigung wird um 11 Uhr durch den Rundfunk vom Stell⸗ vertreter des Führers, Pg. Rudolf Heß, vorgenommen. Hierbei werden ſämtliche politi⸗ ſchen Leiter der Partei, ſämtliche Amtswalter der Sondergliederungen und ſämtliche Hitler⸗ jugend⸗Führer Deutſchlands mit der Formel vereidigt:„Ich ſchwöre Adolf Hitler unver⸗ brüchliche Treue, ihm und den mir beſtimm⸗ ten Führern unbedingten Gehorſam.“ Eiſenbahnſabotage in Salzburg Wie aus Salzburg gemeldet wird, wurden in Oberndorf a. d. Salzach die Bahngleiſe von unbekannten Tätern geſprengt. Der Zug⸗ verkehr mußte daraufhin eingeſtellt werden. Schärſſte Verurteilung in London London, 18. Febr. Engliſche amtliche Kreiſe haben beſtätigt, ſo meldet„Daily Telegraph“, daß die englische Regierung dem öſterreichi⸗ ſchen Bundeskanzler Dollfuß angeraten habe, Milde gegen ſeine geſchlagenen Widerſacher auszuüben.„Daily Herald“ meldet: Bei Be⸗ obachtung vollſtändiger diplomatiſcher Korrekt⸗ heit, ſeien ſowohl in London wie in Wien Mit⸗ tel gefunden worden, der öſterreichiſchen Re⸗ gierung vor Augen zu führen, daß die Ereigniſſe der vergangenen Woche in London mit ſchärfſter Verurteilung be⸗ trachtet werden. Auch andere Blätter berichten, daß der engliſche Geſandte in Wien in perſönlicher Eigenſchaft dahingehende Andeutungen ge— 1 der öſterreichiſchen Regierung gemacht at. Kimfmannslehrlinge werden geprüft! Alle männlichen und weiblichen Kauf— mannslehrlinge, die Oſtern aus⸗ lernen, müſſen eine Prüfung ablegen. Der für das Rhein⸗Mainiſche Wirtſchaftsgebiet eingeſetzte„Hauptausſchuß für Berufserzie⸗ hung“ verpflichtet alle Auslernenden durch eine vom Treuhänder der Arbeit genehmigte Prüfungsordnung zum Ablegen dieſer Prü— fung. Im Handwerk iſt die Prüfung ſeit altersher eine Selbſtverſtändlichkeit. Es hat ſich gezeigt, daß die Prüfung auch im kauf- männiſchen Beruf für eine ordentliche Nach⸗— wuchserziehung nicht entbehrt werden kann. Dieſe Prüfung ſoll aber nicht etwa eine Ausleſe der Beſten und Begabteſten vor— nehmen. Sie ſoll vielmehr eine Feſtſtellung des Mindeſtwiſſens und der Mindeſtleiſtung ſein, die von einem Kaufmannsgehilfen im Kontor oder hinterm Ladentiſch verlangt werden müſſen. Neben der Prüfung der er— lernten praktiſchen Fertigkeiten ſoll der Lehr— ling auch Auskunft geben können über ein— fache und grundlegende Zuſammenhänge des Wirtſchaftslebens und über Grundfra— gen der nationalſozialiſtiſchen Volksgemein— ſchaft. Zur Abnahme der Prüfung ſind an den wichtiaſten Plätzen des Rhein⸗Mainiſchen Wirtſchaftsgebietes ortliche Prufungsaus— ſchüſſe eingeſetzt. Anmeldepflicht des Lehrherrn: Die Lehrherren ſind nach der Prüfungs— ordnung verpflichtet, den örtlichen Prü⸗ fungsausſchüſſen die auslernenden Lehrlin— ge zu melden. Mit der Meldung ſind vom Lehrherrn folgende Unterlagen einzureichen: das Schulentlaſſungszeugnis, alle Zeugniſſe der Berufs- und Fachſchule, der Lehrver— trag, eine Beſcheinigung des Lehrherrn über die Dauer der Lehrzeit, ein kurzer Bericht des Lehrherrn über Ausbildungsgang und Leiſtungen des Lehrlings, ein vom Lehrling ſelbſtgeſchriebener Lebenslauf. Zeitpunkt der Meldungen: Die Meldungen müſſen ſpäteſtens bis Samstag, den 10. März ds. Is., erfolgt ſein. Die Meldungen ſind zu richten an den Prü— fungsausſchuß bei der Induſtrie- und Han— delskammer. Prüfungsgebühr: Mit der Meldung iſt vom Lehrherrn für jeden Lehrling an den zuſtändigen Prü— fungsausſchuß eine Prüfungsgebühr in Hö— he von 3 Mark zu entrichten. Die Gebühr hat der Lehrling aufzubringen. Der Lehrling erhält nach beſtandener Prüfung einen Kaufmannsgehilfenbrief. Dieſer Kaufmannsgehilfenbrief ſoll dem jun— gen Gehilfen als Zeugnis ſeiner Zugehörig— keit zum Berufsſtand vom Prüfungsaus⸗, ſchuß als einem Beauftragten des Treuhän— ders der Arbeit oder der Deutſchen Arbeits— front ausgehändigt werden. Die Aufnahme der Auslernenden in die Gehilfenſchaft ſoll am Vorabend des 1. Mai vor aller Oeffent— lichkeit in einer beſonderen Feier erfolgen. Sport vom Sonntag Fußball in güddeutſchland Gau 13(Südweſt): FSV Frankfurt— F 03 Pirmaſens 318 FSV Mainz 05— Eintracht Frankfurt 718 Kickers Offenbach— Phönix Ludwigshafen 0: Boruſſia Neunkirchen— AO Worms Sfr Saarbrücken— Wormatia Worms 1:2 Gau 14(Baden): 1. FC Pforzheim— S Waldhof 411 Freiburger FC— Germania Brötzingen 3:1 Bf Mannheim— Phönix Karlsruhe 510 VfB Mühlburg— SC Freiburg 21 Gau 15(Carttemberg): Keine Spiele. Gau 16(Bayern): 1. FC Nürnberg— Spyog. Fürth 31:2 Bayern München— Wacker München 5:0 FC München— FC Bayreuth abgeſagt Jahn Regensburg— 1860 München 1:2 Würzburger FV 04— Schwaben Augsburg 92 ASV Nürnberg— FC 05 Schweinfurt 2:3 U 6 Sport und Spiel Viernheim— Sandhofen 3:2 Nach den Niederlagen der letzten Zeit und dem Formrückzang der„Grünen“ gab man geſtern Viernheim wenig Chancen das Verbandsſpiel gegen Sandhofen zu gewinnen. Doch die„Grünen“ haben ſich endlich darauf beſonnen, daß ſie auch Fußballſpielen können und nur einem großen Fußballpech war es zuzuſchreiben, daß das Spiel noch 5 Minuten vor Schluß 1:2 verloren war. Doch noch einmal riß ſich die Mannſchaft zu- ſammen, eifrig angefeuert von den begeiſterten Zuſchauern, und im Nu hieß es 2:2, und zwei Minuten darauf 3:2. Das Spiel war gewonnen. Die Umſtellungen in der Mannſchaft haben ſich recht gut bewährt und es muß unbedingt darauf geſehen werden, daß die Mannſchaft ſo beiſammen bleibt, damit ihr Gelegenheit gegeben wird, ihre „Wertbeſtändigkeit“ zu beweiſen. Am nächſten Sonntag gegen den M. F. C. Phönix in Mann- heim das Verbandsrückſpiel ausgetragen. Man darf geſpannt ſein, wie die Mannſchaft dort ab- ſchneidet Durch die Spielbehörden wurde für am kommenden Sonntag wegen des Totenſonn- tags kein Spielverbot angeordnet. Die Mann⸗ ſchaften haben mit den Zuſchauern nach der Halb- zeit eine ſtille Gedenkminute abzuhalten und mit dem deutſchen Gruß der Toten des Weltkrieges zu grüßen. Reſultate Viernheim— Sandhofen Friedrichsfeld— 08 Mannheim 07 Mannheim— Altrip Käfertal— Feudenheim Wallſtadt— Phönix Mannheim Die Tabelle: Vereine Spiele gew. unent. verl. Tore Pkt. 08 Mannheim 13 28:17 19 Friedrichsfeld 14 37:13 19 Altrip 14 35:25 18 Sandhofen 14 37:22 15 Viernheim 14 6 5 38:31 15 Feudenheim 14 e 31:30 14 Phönix Mannheim 14 4 21:24 13 Käfertal 14 21:34 12 Wallſtadt 13 21:46 7 07 Mannheim 14 4 10 14:38 6 Das Reichsſportblatt iſt da! Die erſte Nummer des Reichsſportblattes, des amtlichen Organs und Nachrichtenblattes des Reichsſportführers, liegt jetzt vor. Es erſcheint allwöchentlich in Form einer reich illuſtrierten Zeitſchrift, voll von Beiträgen, die jeden Turner und Sportler, darüber hinaus jeden Freund der Leibesübung angehen und intereſſieren werden. Das Reichsſportblatt ſoll die Verbundenheit aller deutſchen Männer und Frauen, Jungen und Mädel, die Leibesübungen treiben, betonen und feſtigen. Es ſoll Führer und Berater ſein und den Gedanken des deutſchen Olympia 1936 pflegen. 2 25 4 22 He 5 5 Förderung der Winterhilfe Ein Aufruf der wirtſchaftlichen Spitzenver⸗ bände. ö Berlin, 19. Februar. Die wirtſchaftlichen Spitzenverbände veröf⸗ fentlichen einen neuen Aufruf zur Förderung des Wimterhilfswerkes, in dem darauf hin— gewieſen wird, daß trotz der bisher erzielten; Erfolge der nationalſozialiſtiſchen Regierung die Not immer noch andauert. Darum müſſe die gewerbliche Wirtſchaft ihre Opferbereitſchaft! noch verſtärken. Dies gelte insbeſondere für jene Unternehmungen, die bis jetzt noch nicht bis zur Grenze des Möglichen gegangen ſeien“ und die aus den bisherigen Maßnahmen der Reichsregierung Vorteile gezogen haben. Die Spitzenverbände rufen daher dazu auf, zu prüfen, ob zu den bisherigen Opfern nicht noch ein weiteres Opfer gebracht werden könne und regen an, die bisherigen Leiſtungen zu verdoppeln, damit dem Winterhilfswerk zu einem vollen Erfolge verholfen werden könne. 480 Stundenkilometer? Ein neuer Rennwagen.— Deutſcher Ent⸗ wurf. Ein Londoner Blatt meldet, die äußere Hülle des neuen rieſigen Rennwagens, der, für Sir Malcolm Campbell gebaut werde, ſei von deutſchen Fliegern ent⸗ worfen worden. Die ursprünglich vorgeſehene Hülle habe etwa die Geſtalt eines Haifi— ſches gehabt, habe aber den Luftdruck nicht genügend vermindert. Die von den beiden Deutſchen entworfene Hülle habe zunächſt all— gemeine Heiterkeit erregt. Sie ließ ſich etwa mit einem rieſigen Käfer mit einem Höcker und zwei ſeitlichen Auswüch⸗ ſen vergleichen. Bey Verſuchen in einem Wind⸗ tunnel habe es ſich herausgeſtellt, daß dieſes Modell dem engliſchen überlegen wat. Camp⸗ bell hoffe, mit ſeinem neuen Wagen im Auguſt auf dem teockenen Salzſee in Utah in den Vereinigten Staaten eine Durchſchnittsge⸗ 1 ſchwindigieit von 480 Kilometern in der Stunde zu erreichen.