lodes-Auzelge. Gott, dem Allmächtigen, hat es ge⸗ fallen, meinen lieben Mann, unſeren guten Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Herrn Peter Bugert 8. plötzlich und unerwartet, im Alter von 75 Jahren, zu ſich in die Ewigkeit abzurufen. Wir bitten ſeiner im Gebete zu gedenken. Viernheim, Wenings/ Obh., den 20. Febr. 1934. Die trauernden Hinterhliebenen. Die Beerdigung fiudet morgen Mittwoch nachmitta 5 Uhr vom Trauerhauſe, Bürſtädterſtr. 21 70 ſtatl Haih. Mirchenchor Cäeilia Unſer langjähriges Ehrenmitglied, einer unſerer Gründer und lang⸗ jähriger Rechner, Herr Peter Bugert wurde ſchnell und unerwartet in die Ewig⸗ keit abgerufen. Die Beerdigung findet am Mittwoch um ½5 Uhr ſtatt. Die Sänger und Sängerinnen verſammeln ſich um 3/ Uhr vollzählig im Lokal„Zum Freiſchütz“ Trauerkleidung Trauerhüte-Trauerschleier stets in großer Auswahl Fischer- Riegel MANNHEIM— Paradeplatz Verlag. 3 Ammer dusschnelden! 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Fe⸗ bruar, nachm. 2 Uhr, werden auf frei⸗ willigen Antrag des Eigentümers in deſſen Hof⸗ reite, Kirſchenſtraße 20 dahier verſchiedene landwirtſchaftliche Geräte wie: Federrolle, Bordwagen, Kultuvator, Pfuhl⸗ faß, Häckſelmaſchine, Egge, Saategge, Pflug, Heuleitern mit Zubehör, Ernte⸗ rechen, Rieferechen öffentlich meiſtbietend verſteigert. Die Gegen- ſtände können am Verſteigerungstage von 13 Uhr ab beſichtigt werden. Viernheim, den 19. Februar 1934. Heſſ. Ortsgericht Viernheim Alter. Bekanntmachung. Betr.: Eier⸗Verwertungsgenoſſenſchaft, Sammel⸗ ſtelle Viernheim, hier geſetzliche Regelung der Eierbewirtſchaftung. Die geſamte Eierbewirtſchaftung Deutſch⸗ lands iſt mit Wirkung vom 1. Januar 1934 auf Grund der vom Reichskabinett am 20/21. Dezember 1933 erlaſſenen Geſetze monopoliſiert und die ſtaatliche Reichsſtelle für Eier errichtet worden. Durch dieſes Geſetz wird die geſamte Erzeugung an inländiſchen Eiern und die Ein⸗ fuhr ausländiſcher Eier der Ueberwachung einer Reichsſtelle für Eier übertragen. Der Zweck dieſer Regelung iſt, die Einfuhr ausländiſcher Eier einzuſchränken bezw. unnötig zu machen, die Preiſe gerechter zu geſtalten, da⸗ durch einen Anreiz zu erhöhter einheimiſcher Er⸗ zeugung zu ſchaffen, wodurch der Bauer und Hühnerhalter auch wieder mehr laufend Barein⸗ nahmen hat. Die Sorge um den Abſatz zu ge⸗ rechten Preiſen wird dem Hühnerhalter durch die berufsſtändige Abſatzorganiſation der genoſſen⸗ ſchaftlichen Eierverwertung abgenommen. Da das Geſetz der Eierbewirtſchaftung, wie oben ſchon erwähnt, am 1. Januar 1934 in Kraft getreten iſt und die Uebergangszeit bereits am 15. Februar 1934 abgelaufen war, wird dieſe Woche mit der Eierablieferung begonnen. Es ergeht daher an ſämtliche Eiererzeuger die Aufforderung, ſämtliche Eier(Eigenverbrauch und Bruteier jedoch nicht) an die hieſige Eier⸗ ſammelſtelle bei Nikolaus Adler 19., Bismarck⸗ ſtraße 12, abzuliefern. 5„Die Bezahlung der Eierlieferungen erfolgt jeweils 8 Tage nach Ablieferung. Die Eier werden nicht nach Stückzahl, ſondern nach Kilo- gewicht bezahlt. Die Ablieferung ſchmutziger, gewaſchener, ſchlechter Eier ſowie Brucheier iſt verboten. Es iſt zuläſſig, daß der Erzeuger direkt an den Verbraucher Eier abſetzt, jedoch nicht an Wiederverkäufer. Letzteres iſt verboten. Er- wähnt ſei noch, daß entweder ſämtliche Eier direkt an den Verbraucher verkauft werden, oder aber an die Sammelſtelle abgeliefert. Es kann daher nur eines der Fall ſein. Weitere Auskunft erteilt der Ortsfachbe⸗ rater für Geflügelzucht, Herr Michael Reinhardt, Steinſtraße ſowie der Sammelſtellenleiter, Herr Viernheim, den 19. Februar 1934. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel Bekanntmachung. Betreffend: Feldbereinigung in der Gemarkung Viernheim. Die bei der Feldbereinigung benötigten 25 em langen, 5 mal 2½ em. breiten Pflöcke, am Ende lang zugeſpitzt, ſollen an den Wenigſt⸗ nehmenden vergeben werden. Angebote ſind bis Samstag, den 24. Februar 1934, vormittags 11 Uhr bei uns— Zimmer 5— einzureichen. Betr.: Steuerſprechtag des Finanzamts Heppen⸗ heim. Der nächſte Sprechtag des Finanzamts wird am Donnerstag, den 1. März 1934 auf dem hieſigen Rathaus ſtattfinden. Diejenigen Steuerpflichtigen, die an dieſem Tage vorſprechen wollen, müſſen ſich bis ſpäteſtens Montag, den 26. Februar 1934, mittags 12 Uhr bei uns, Zimmer Nr. 21, melden und genau an- geben, in welcher Sache die Beſprechung mit dem Finanzamt gewünſcht wird. Später Anmeldende können auf Erledigung ihrer Steuerangelegenheit an dem betr. Sprech- tag nicht rechnen. Viernheim, den 19. Februar 1934. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Bechtel. Bekanntmachung. Gefunden wurden eine Hornbrille und verſchiedene Schlüſſel. Viernheim, den 20. Februar 1934. Heſſiſches Polizeiamt: J. V. Kühne. NS.⸗Bekanntmachungen (Parteiamtliche Veröffentlichungen der NSDAP., Ortsgr. Viernheim und der Unterformationen). NSDAP., Ortsgruppe Viernheim Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtraße 19. Geſchäftsſtunden⸗ Einteilung: N. S. B. O. und Deutſche Arbeitsfront: Jeden Montag, Mittwoch u. Freitag, abends 7—9 Uhr Ortsgruppenleitung: Jeden Montag und Donnerstag, abends 7—9 Uhr Kaſſenverwaltung der Ortsgruppe: Jeden Donnerstag, abends 7—9 Uhr Achtung! Zweiter Schulungsabend der Ortsgruppe! Am kommenden Mitt⸗ woch, den 21. Februar abends 9 Uhr findet im Gaſthaus zum deutſchen Kaiſer der zweite Schulungsabend der Ortsgruppe ſtatt. Erſcheinen aller Parteigenoſſen iſt Pflicht! Namentliche Kontrolle! Schriftliche Entſchuldigung iſt dem zuſtändigen Blockwart einzureichen. Thema: Die Geſchichte des deutſchen Arbeiters! Vorreferate: Innen⸗ und Außenpolitik, Ar⸗ beitsgeſetz. Alle der Bewegung Naheſtehenden ſind hierzu herzlichſt eingeladen! Pünktliches Erſcheinen wird dringend erwartet! Heil Hitler! gez. Franzke, Ogruf. Achtung! Dienſtanzug! Für alle, die ſich zur Zeit neue Stiefel anſchaffen, iſt von Intereſſe, daß dieſelben ſchwarz ſein müſſen, alſo nicht mehr wie bisher braun. Alte braune Stiefel dürfen aufgetragen werden. Dies gilt für alle Amtswalter, gleich welchen Ranges. Heil Hitler! gez. Franzke Ogruf. Bekanntmachung. Betr.: Brotausgabe. Die nächſte Ausgabe von Brotgutſcheinen erfolgt am Donnerstag, den 22. Februar in nachſtehender Reihenfolge im Sitzungsſaal des Rathauſes: Gruppe A u. B von 8—9 Uhr C— G„ 9-10 f en „„ in R„ 2— 3 — V„ 3—4 „ 9— 8 7 4—5 1 Die Gutſcheine verlieren am Samstag ihre Gültigkeit. Die Bäckereien liefern, ſoweit noch nicht geſchehen, die bereits verfallenen Gutſcheine am Mittwoch, den 21. ds. Mts. 2—4 Uhr im Sitzungsſaale des Rathauſes ab. N. S. Volks wohlfahrt, Ortsgruppe Viernheim B. D. M. Vollzähliges Erſcheinen ¼9 Uhr Schillerſchule. Schreibmaterial mitbringen! Die Leiterin. Arbeitsfront. Sel.- u. SS.⸗Männer zahlen nur die halben Beiträge. Der Beitragsein⸗ zug iſt ſo geregelt, daß die erwähnten Mit⸗ glieder einen Monat den vollen Beitrag be⸗ zahlen, der folgende Monat bleibt beitragsfrei. Der Beitrag für erwerbsloſe SA. oder SS. Männer wird nicht reduziert, ſondern muß jeden Monat voll(20 Pfg.) bezahlt werden. Mitglieder der NSKOV.(Kriegsopfer⸗ verſorgung). Bis zur Beitragsklaſſe 7 zahlen die Mitglieder der N. S. K. O V. den Arbeits⸗ front⸗Beitrag eine Stufe niederer, gegenüber ihrem Einkommen, z. B. Monatseinkommen: RM. 100.—. Das Mitglied müßte den Beitrag von RM. 1.60 bezablen(Stufe 4). Als Mitglied der NSKOV. zahlt es jedoch den Beitrag von Stufe 3= RM. 1.20. Heil Hitler! Gegen Gerüchte. Ich erkläre hiermit, daß der frühere N. S. B.O.-Obmann Sax Philipp ſeinen Poſten im Einverſtändnis mit der zu⸗ ſtändigen Kreisleitung wegen privater Arbeits- überlaſtung niedergelegt hat. Hiermit fallen alle ſonſtwie daran geknüpfte Schlußfolgerungen in ſich zuſammen. Ich warne dringend vor Verbreitung irgendwelcher unwahrer Gerüchte und werde gegebenenfalls unnachfichtlich ein⸗ ſchreiten. Heil Hitler! gez. Franzke, Ogruf. Lokales Viernheim, 20. Februar. *Die Eier⸗Berwertung. Im In⸗ tereſſe der Volkswirtſchaft iſt man dazu überge⸗ gangen auch eine geſetzliche Regelung der Eier bewirtſchaftung vorzunehmen. Es ſoll damit er⸗ zielt werden, die Eiereinfuhr aus dem Ausland abzudämmen u. daß den Erzeugern ein angemeſſener Betrag für die Eier bezahlt wird. Aus dieſem Grunde wurde auch hier eine Eierſammelſtelle errichtet und zwar bei Herrn Nikl. Adler, Bis⸗ marckſtraße 12. Hier ſind die Eier, ſoweit ſie nicht im eigenen Haushalt verbraucht oder an Verbraucher verkauft werden, in ſauberem Zu⸗ ſtande abzuliefern, wo ſie nicht nach der Stück⸗ zahl, ſondern nach dem Kilogewicht bezahlt werden. Wir machen alle Intereſſenten auf die Bekannt ⸗ machung der Bürgermeiſterei in vorliegender Ausgabe aufmerkſam, aus welcher das notwendige zu erſehen iſt. Fportnachrichten Nükſchau auf den Jonntag Das Wochenende ſtand im Zeichen zahlrei⸗ cher Auslandsſtarts deutſcher Sportler. An allen Fronten ſtanden Deutſchlands Spitzenkönner im Kampf mit den Beſten der Welt, in erſter Linie natürlich die Winterſportler, bei denen es am Samstag und Sonntag Europa- und Weltmeiſterſchaften zu gewinnen gab. Auch die Fußballer fehlten nicht; Nordmark und Weſtdeutſchland hatten ſich in Frankreich ſtarke Regionalmannſchaften zu Gegnern ausgeſucht. Aber auch in Deutſchland ſelbſt war noch, Leung“ los. Das gilt beſonders wieder für en Fußball. Zwar erlitten in manchen Gauen die Mei⸗ ſterſchaftsſpiele durch allgemeines Spielverbot 3. T. eine Unterbrechung, dafür aber füllten Repräſentativſpiele das Programm. Von ihnen ſind die beiden Spiele Weſtdeutſchlands und des Gaues Nordmark die wichtigſten. In Lille kam eine ſtarke weſtdeutſche Auswahl gegen Nordfrankreich noch zu einem etwas glück⸗ lichen Unentſchieden, während die Nordmark⸗ leute mn Rouen gegen eine Mannſchaft der Normannia knapp 0:1 verloren. Dabei muß allerdings berückſichtigt werden, daß in beiden Fällen die Franzoſen zahlreiche ausländiſche Berufsſpieler in ihren Reihen mitwirken ließen, ſo daß eigentlich von rein franzöſiſchen Mann⸗ ſchaften als den Gegnern unſerer Fußballer nicht geſprochen werden kann. Erfreulich iſt die ausgezeichnete Aufnahme, die den deut⸗ ſchen Spielern überall von zahlreichen Zuſchau⸗ ern zuteil wurde. In Kaſſel und Hannover trat am Samstag und Sonntag Württem⸗ bergs Gauelf in die Schranken. Zwei ſchöne Siege der nicht einmal ſtärkſten Schwabenelf ſprechen doch für den guten Standard des württembergiſchen Fußballs. Bei den Punkte⸗ ſpielen geht es jetzt mit Rieſenſchritten auf die Entſcheidungen los. Ueberraſchungen ſind bet dem harten Ringen ſo ſehr an der Tages⸗ ordnung, daß ihr Ausbleiben als die größt⸗ mögliche Senſation angeſprochen werden müßte. Wichtige Spiele im Reich waren: SV. Kaſſel — Hanau 93 2:1, FSV. Frankfurt— FK. Pirmaſens 3:3, Kickers Offenbach— Phönix Ludwigshafen 0:0(1), Sfr. Saarbrücken— Wormatia Worms 1:2, 1. FC. Pforzheim— SV. Waldhof 4:1(), VfR. Mannheim— Phömr Karlsruhe 5:0(!), Freiburger SC. — Germania Brötzingen 3:1. Im Handban hat Süddeutſchland ſeit Sonntag zwei Grup⸗ pen⸗ bezw. Gaumeiſter. Polizei Darmſtadt wurde in Gruppe Main⸗Heſſen des Gaues Südweſt durch einen 11:3⸗Sieg über SV. Wiesbaden Meiſter, während 9 Waldhof mit einem 7:3⸗Erfolg über TSV. Nußloch Sb. Waldhof 13 Phöntr Karlsruhe 13 Of. Mühlburg 13 Vereins⸗Anzeiger Turnverein von 1893 E V.(Hoferſpielproben) Heute abend 1. Teil, Freitag abend 2. Teil in der Schule. Morgen Mittwoch abend 8 Uhr Singſtunde für Geſamtchor im Karpfen. Die Leitung. Geſangverein„Sängertreue“. Heute Dienstag abend ½9 Uhr Singſtunde für 1. Tenor u. 2. Baß. Bitte vollzählig zu erſcheinen. Der Vorſtand. Winterſpotrt gab es in St. Moritz die Abfahrts- und Slalom⸗Rennen der FIS.⸗Wettbewerbe, die als Europameiſterſchaften galten. Am erfolg⸗ reichſten ſchnitten dabei die deutſchen Damen ab, die nicht nur in Chriſtel Cranz(Freiburg) die Siegerin des Slalomlaufes und der Kom⸗ bination ſtellten, ſondern ſich auch ſonſt ſo gut plazierten, daß ſie den Kampf der Na⸗ tionen im Geſamtergebnis ſicher gewannen. Fr. Pfnür(Schellenberg) holte ſich den Sieg im Slalomlauf und wurde damit nach ſeſ⸗ nem zweiten Platz im Abfahrtslauf Kombi⸗ nationszweiter. In Stockholm ſtanden die Eis⸗ kunſtläufer im Kampf um die Weltmeiſter⸗ ſchaft. Deutſchlands Meiſter Ernſt Baier wurde hinter dem mehrfachen Wiener Welt. meiſter Karl Schäfer Zweiter vor Erdss (Wien) und Nikkanen(Finnland). Rugby und Hocken hatten wieder einmal regen Spielbetrieb. Die Spiele mit dem eirunden Ball ergaben in Süd⸗ deutſchland durchweg Favoritenſiege; zahlreiche Ausfälle verzeichnete wieder die Liſte der Hol. keyſpiele, wovon in erſter Linie die wichtigeten Begegnungen betroffen wurden. Gauliga⸗Tabellen. Gan 13(Südweſt): Kickers Offenbach 17 ormatia Worms 17 K. Pirmaſens 17 SV. Frankfurt 16 FSV. 05 Mainz 18 1. FC. Kllautern 16 Eintracht Frankfurt 17 Phönix L'hafen 18 Bor. Neunkirchen 17 SV. Wiesbaden 16 Sfr. Saarbrücken 15 Gan 14(Baden): VfR. Mannheim 15 33:25 33:30 52:26 35:33 39:43 40:39 36:36 32:29 43:40 27:29 21:35 35:18 32:24 26:25 34:29 30:22 19:19 15 19:27 15 23:26 13 27:27 „ FC. 13 rm. Brötzingen 15 die Gaumeiſterſchaft in Baden ſicherte. Im 15 19:46 iernheimer Anzeiger (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Viernheimer Zeitung Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonne und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 7 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäſtsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt a. M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. D. A. II. 34 1250. Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags-Ausgabe 10 Pfg. Nummer 44 „Anabhängiges“ Oſterreich? Die Regierungen von Frankreich, England und Italien gaben bekannt, daß ihre Beſprechungen über die öſter⸗ reichiſche Frage dazu geführt hätten, zu er⸗ klären, die genannten Staaten hielten an der„Unabhängigkeit und Integrität Oeſter⸗ reichs“ gemäß den geltenden Verträgen feſt. Man kann das öſterreichiſche Problem erſt dann richtig verſtehen, wenn man ein⸗ mal genau unterſucht, was es mit dieſer öſterreichiſchen„Unabhängigkeit“ eigentlich auf ſich hat. Laſſen wir Tatſachen ſpre⸗ chen! Der allgemeine Wunſch der Oeſterreicher nach Ende des Weltkrieges war der An⸗ ſchluß an das deutſche Reich. In der Verfaſſung der Republik Oeſterreich vom 12. November 1918 beſtimmte der Artikel 2: „Deutſch⸗Oeſterreich iſt ein Beſtandteil der Deutſchen Republik.“ Doch ſchon wenige Tage ſpäter, am 21. November, nahm die proviſoriſche Nationalverſammlung des Landes einſtimmig einen Antrag an, in dem es heißt:„Das deutſche Volk in Heſterreich iſt entſchloſſen, ſeine künftige ſtaatliche Ordnung ſelbſt zu beſtimmen, einen ſelb⸗ ſtändigen öſterreichiſchen Staat zu bilden und ſeine Beziehungen zu den anderen Nationen durch freie Vereinbarungen mit ihnen zu regeln.“„Jeder Annexion von Gebieten, die von deutſchen Bauern, Arbeitern und Bür⸗ gern bewohnt werden, durch andere Natio⸗ nen wird ſich der deutſch⸗öſterreichiſche Staat widerſetzen.“ Was jedoch die Tſchechen und Südſlawen nicht hinderte, ſchon ei⸗ nige Wochen ſpäter in öſterreichiſchem Ge⸗ biet einzubrechen. Der bewaffnete Wider⸗ ſtand der betroffenen Bevölkerung wurde von der Wiener Regierung, beſonders von dem ſozialdemokratiſchen Heeresminiſter Dr. Deutſch ſabotiert. Am 3. Juni 1919 wurde Oeſterreich im „Friedensvertrog“ von Saint Ger⸗ main ein deutſches Bundesgebiet mit vier Millionen Deutſchen geraubt und der Anſchluß an das Deutſche Reich verbo⸗ te a. Die öſterreichiſche Delegation ſchluckte widerſtandslos dieſe Vergewaltigung und auch die Regierung fand ſich ohne weiteres mit ihr ab. Auch das Deutſche Reich wurde durch das Verſailler Diktat gegenüber Oeſterreich feſtgelegt. Noch eindeutiger iſt das Anſchlußverbot im Vertrag von St. Germain formuliert. Die Bezeichnung„Deutſch⸗Oeſter⸗ reich“ wurde von der Entente verboten. Nicht verbieten konnte man jedoch das An⸗ wachſen des großdeutſchen Gedankens, der gerade infolge der Diktate der Feinde ſich rapid verbreitete. 1922 nahm Oeſterreich eine tſchechiſche Anleihe auf im Be⸗ trag von 500 Millionen Kronen— der Be⸗ ginn einer Borg⸗Aera, die das Land von Anleihe zu Anleihe immer mehr von ſeinen Gläubigern, zu denen in erſter Linie natürlich Frankreich gehörte, abhängig machte. Im Genfer Protokoll vom 22. No⸗ vember 1922 verpflichtete ſich Oeſterreich in Ergänzung des Artikels 88 des Vertrages von St. Germain, daß es ſich jeder wirt⸗ ſchaftlichen Bindung enthalten werde, die ge⸗ eignet wäre,„die Unabhängigkeit direkt oder indirekt zu beeinträchtigen.“ Frankreich ſchließt 1924 und 1925 Freundſchaftspakte und ein Militärbündnis mit der Tſchecho⸗ flowakei, alles zur indirekten Stärkung der „Unabhängigkeit“ Oeſterreichs. In einem neuen Vertrag einige Jahre ſpäter verpflich- tet ſich die Tf ſlowakei Frankreich ge⸗ genüber nochmals, den Anſchluß mit allen Mitteln zu bekämpfen. Die Leitung der tſchechiſchen Armee wurde wohl auch für dieſen Zweck 10 Jahre einer franzöſi⸗ ſchen Militärkommiſſion über ⸗ tragen. Ferner ward beſtimmt, welches Ge⸗ biet gegebenenfalls von den Tſchechen in Oeſterreich zu beſetzen iſt. g ie ſtillen Gegner des Anſchluſſes inner⸗ halb der öſterreichiſchen Politik ſetzten eine weſentliche Stärkung der Staatsgewalt durch, um o eine etwaige Ummandlung in (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt! Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter-Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor— mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden * Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Mittwoch, den 21. Februar 1934 Wir wollen Gleichb erechtigung! Eine Anterredung mit General Göring— Deutſchland hat leine Luftwaffe Die Friedensliebe der deutſchen Staatsmänner Berlin, 21. Februar. Die„Daily Mail“ veröffentlicht eine lan— ge Unterredung ihres Sonderberichterſtat⸗ ters, Ward Price, mit General Gö⸗ ring. Der preußiſche Miniſterpräſident ſagte dabei u. a.: Deutſchland muß eine defenſive Luffflokle haben, falls die anderen Großmächte nicht bereit ſind, ihre Bombenflugzeuge aufzuge— ben, und ich glaube nicht, daß ſie dazu be⸗ reit ſind. Wir haben gemeinſame Grenzen mit Frankreich, Belgien, Polen und der Tſchechoſlowakei. Ich muß zwiſchen 30 und 40 v. H. der geſamten Flugzeugſtärke dieſer Länder haben. dies iſt die beſcheidenſte de⸗ fenſive Luftſtreitmacht, die die nationale Sicherheit Deutſchlands ſchützen würde. Wir haben keine Militärflugzeuge und auch keine Flugzeugabwehrgeſchütze. Dieſe Tatſache macht die Reichswehr und die kleine deutſche Küſtenverteidigungsflotte ſogut wie zweck⸗ los. Denn wenn es einem unſerer Nachbarn einfiele, uns anzugreifen, ſo könnken feine Flugzeuge unſere Bevölkerung vernichlen und unſer Gebiet zerſtören, ohne daß er ei⸗ nen einzigen Soldaten über die Grenze ſchickt. Aus dieſem Grunde verlange ich eine defenſive Luftſtreitmachk, die aus Kampf- flugzeugen beſteht, und eine angemeſſene Ausrüſtung mit Flugzeugabwehrgeſchützen. Auf eine Frage des Korreſpondenten er⸗ klärte er die Behauptung, daß die Opel⸗ Werke bereits Ueberſtunden machen, um Flugzeugmotoren herzuſtellen, für völlig unrichtig, und fügte hinzu, daß die Opel⸗ Werke die Herſtellung ſolcher Motoren ein⸗ geſtellt haben. 300 Zivilflugzeuge in Deutſchland Der General ſchilderte dann die Lage, die er bei Uebernahme des Luftfahrtminiſte⸗ riums vorgefunden hatte: Es gab keine ſech⸗ erſtklaſſigen modernen Maſchinen in ganz Deutſchland. Unſer Perſonal iſt von beſter Qualität. Unſere Organiſation auf der Erde iſt wahrſcheinlich die beſte in der Welt. Aber unſer Flugzeugmaterial bleibt an Beſchaf⸗ fenheit noch weit hinter dem anderer Na⸗ tionen zurück. Als ich ins Amt kam, fand ich daß die deutſchen Luftverkehrslinien Maſchi⸗ nen benutzten, die zehn und elf Jahre alt waren. Ich habe darauf beſtanden, daß die Betriebsſicherheit in den Vorder⸗ rund der Erwägungen geſtellt wurde. Alle ſſagiermaſchinen haben jetzt mehrere Mo⸗ toren. Wir bauen jetzt nur erſtklaſſige Paſſagiermaſchinen und haben einige im Auslande, beſonders in den Vereinigten Staten, gekauft. Auf die Frage, ob nicht die Reſerve an ausgebil⸗ deten Flugzeugführern ſehr groß ſei, erwi⸗ derte General Göring: Wir haben getan, was uns möglich war, um die Aufmerkſam⸗ keit der deutſchen Jugend auf die Wichtigkeit der Luftfahrt zu lenken. Alle Länder können einen deutſchen Bundesſtaat nach Moglich⸗ keit zu erſchweren. Es gelang, die Heim ⸗ wehr, die 1927 noch großdeutſch dachte, in eine andere Richtung zu bringen und Frank⸗ reich erließ zur Unterſtützung dieſer neuen Richtung Oeſterreich alle Kriegsſchulden. Das Zollunionsprojekt zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich vor 1931 wurde von Frankreich brutal nie- dergeſchlagen. Der Sturz der öſterreichiſchen Kreditanſtalt im Mai 1931 war nicht zuletzt Frankreichs Werk, er war der Anfang zu einer Kette von Kriſen. Dann tauchte zur weiteren Knebelung Oeſterreichs der„Tar⸗ 1 fahrt. ihre Piloten in ihren Luftſtreit kraf⸗ ten ausbilden. Wir können dies nur durch Sport tun. Unſere jungen Männer haben den Gleitflug mit Begeiſterung aufgenom- men und die beſten Leiſtungen der Welt da— bei erzielt. Im Fliegen im Nebel haben un⸗ ſere Flugzeugführer ebenfalls nicht ihres— gleichen. Aber die Tatſache, daß wir keine Lufk⸗ ſtreitmacht haben, beraubt uns vieler Vorkei⸗ ie bei der Entwicklung der deutſchen Luft- Eine angemeſſene Luftflotte für die Verteidigung Deutſchlands mik unſeren eigenen Hilfsmitteln zu bauen, würde zwei Jahre erfordern, da wir unſere Fabriken würden umwandeln müſſen. Alke Typen eingeſchloſſen, beſitzt Deutſchland jetzt 300 Jivilflugzeuge. Der Gedanke, daß ſie für ei⸗ nen Angriff auf ein anderes Land benutzt werden könnten, das eine Luftſtreitmachk be⸗ ſitzt, iſt abſurd. Vor allem kann ein Zivil- flugzeug nicht ſchnell genug aufſteigen. Man kann einen Kraftwagen für militä— riſche Zwecke geeignet machen, wenn man ein Maſchinengewehr hineinſtellt. Aber ein ſol⸗ cher Kraftwagen würde gegen einen regulä— ren Panzerwagen nichts ausrichten können. Dasſelbe gilt auch von den Flugzeugen. Deutſchland will keinen Krieg Der Berichterſtatter fragte: Glauben Sie als einer der großen Flieger des letzten Feldzuges, daß das Flugzeug eine ent⸗ ſcheidende Waffe im Kriege iſt? Der General erwiderte: Gegen ein Land ohne Luftverteidigung wie Deutſchland iſt ſie ſicher entſcheidend. Die Frage, ob er einen Krieg in Europa für wahrſcheinlich halte, beantwortete der General: Ich bin kein Prophet. Aber niemand kann leugnen, daß es eine ungeheure Menge von eventuellen Kriegsurſachen gibt. Ich hoffe, es ſind noch Menſchen am Leben, die ſich an den letzten Krieg erinnern und ſich klarmachen, daß ein neuer Krieg, wo er auch beginnen wür⸗ de, ſich ausbreiten würde, bis die europäiſche Ziviliſation in einem allgemeinen Blutbade zugrunde ginge. Wenn alle europäiſchen Staatsmänner wirkliche Führer wären wie die in Deukſch⸗ land, anſtalt unter der Herrſchaft demokra⸗ tiſcher Parkeien und parlamenkariſcher Cliquen zu ſtehen, dann würde der Weltfrie⸗ den ſicher ſein. denn dann würden ſie er⸗ kennen, daß Krieg keine Vorteile bringen würde. Ich ſage mit allem Nachdruck, daß die europäiſche Solidarität außerhalb des Völkerbundes geſucht werden muß, der nie⸗ mals ſeinen Charakter als Bund der Sieger gegen die Beſiegten und als Bündnis zum Schutz der Siegesbeute verloren hal. Am beſten wäre es, wenn alle Staatsmän⸗ ner in Europa alte Frontſoldaten wären. Der Friedenspakt, den wir kürzlich mit Polen abgeſchloſſen haben, war nur möglich, weil die Führer auf beiden Seiten Krieg aus perſönlicher Erfahrung kennen und wünſchen, ihren Ländern die Schrecken des Krieges zu erſparen. Deutſchland und England Der Berichterſtatter fragte, ob General Höring einen neuen Krieg zwiſchen Ddeutſchland und England z. B. we⸗ gen der Kolonien für wahrſcheinlich halte? Der General lachte geringſchätzig und ſag⸗ te: Wer daran denkt, muß wahnſinnig ſein. Auch haben wir kein Gefühl der Rachſucht gegen England. Die Engländer ſind Angel- ſachſen und nahe Blutsverwandke der Deuk⸗- ſchen, ein Punkt, auf den wir Deulſche gro- ßes Gewicht legen. 5 General Göring fügte noch u. a. hinzu: Sie können es ſich leiſten, uns zu vertrauen. Ein Mann, der erreicht hat, was Adolf Hit⸗ ler vollbracht hat, verdient, daß man ſeinem Worte Glauben ſchenkt. Seine Politik iſt Frieden mit Gleichberechligung. Er hat Deutſchland gewonnen, weil er ſei⸗ nen Verſprechungen immer loyal und treu geblieben iſt. Die kommuniſtiſche Gefahr Sodann ſtellte der Korreſpondent eine Frage über die kommuniſtiſche Ge⸗ fahr. General Göring erwiderte: Sie be⸗ ſteht noch immer. Sie iſt nur unter die Erde getrieben. Die kommuniſtiſche Gefahr wird ſolange ſchwelen, wie ſie nicht in anderen Ländern ausgelöſcht iſt. Die Konzenkralionslager waren nokwen⸗ dig. Wenn wir den Kommunismus nichk ge⸗ brochen häkten, ſo würde er uns gebrochen haben.. Ich würde niemals erlauben, daß Gandhi in meiner Gegenwart als ein Freiheitsheld geprieſen wird; denn ich betrachte ihn als einen England feindlichen bolſchewiſtiſchen Agenten in Indien. Vor Jahren habe ich es abgelehnt, einen ſeiner Kollegen zu empfan⸗ gen, den mir bei einem zufälligen Zuſam⸗ mentreffen jemand anders vorſtellen wollte. Dimitroff hinter Schloz und Riegel Nach Dimitroff gefragt, ſagte der Ge⸗ neral: Dimitroff hat vielleicht den Reichstag nicht in Brand geſteckt. Aber er hat ſein Beſtes getan, um das deutſche Volk zu ent⸗ flammen. Er war der tätigſte bolſchewiſtiſche Agent in Deutſchland. Ich habe ihm im Ge⸗ richtshof geſagt, daß er den Galgen verdiene. ſei es auch nur wegen ſeiner verbrecheriſchen und aufrühreriſchen Tätigkeit in Deutſchland vor dem Reichstagsbrand. Das iſt noch im⸗ mer meine private Anſicht. Wenn ſeine Sei⸗ te gewonnen hätte, dann würde ſie uns ohne Gnade aufgeknüpft haben. Ich ſehe keinen Grund, warum wir nachſichtiger ſein ſollen. 0. Jetzt iſt er ſicher hinter Schloß und Riegel. Er wird dort auf jeden Fall vorläuſig blei⸗ ben. Dork iſt er am beſten aufgehoben. Ein ſolcher Mann iſt zu gefährlich, als daß man ihn auf die Geſellſchaft loslaſſen könnte. Sein Leben und ſeine Geſundheit ſind nicht in Gefahr und er befindet ſich ſo wohl, wie es im Gefängnis möglich iſt. dieuplan“ auf, der bas Land in die„Kleine Entente“— bekanntlich das Staatenbünd⸗ nis Tſchechoſlowakei, Südſlawien. Rumä⸗ nien— eingliedern wollte. Der Plan wurde zwar nicht Wirklichkeit, aber in der Konfe⸗ renz von Lauſanne von 1932 übernahm Oeſterreich eine neue Anleihe, deren even tuelle Rückzahlung jedoch nicht durch Geld von dritter Seite erfolgen darf, alſo nicht durch deutſches Geld. Zur weiteren Schwä⸗ chung nach außen wird von Oeſterreich die Umwandlung ſeines kleinen Heeres in eine Miliztruppe von ſeinen Geldgebern ge⸗ fordert. Die Bemübungen, Oeſterreich in die Kleine Entente zu bringen, werden un⸗ vermindert fortgeſetzt. Ja, ſelbſt die Habs⸗ burger Frage muß herhalten Oeſterreich im⸗ mer tiefer zu einem Vaſallenſtaat ſei⸗ ner mächtigen„Freunde“ zu geſtalten. Dieſe Aufſtellung macht keinen Anſpruch auf Vollſtändigkeit, aber ſie dürfte zur Auf⸗ deckung der freundlichen Abſichten gewiſſer Mächte Oeſterreich gegenüber genügen. So ſieht in Wahrheit die vielzitierte öſterreichi⸗ ſche„Unabhängigkeit“ aus. Sie iſt aller⸗ ſchlimmſter Trug einem deutſchen Stamme gegenüber, den man glaubt, mit Gewalt auf die Dauer niederhalten zu können. 14 Jahre Kampf Wichtige Gedenktage. Berlin, 21. Februar. Der„Völkiſche Beobachter“ ſchreibt: Wie bereits angekündigt, werden die Tage vom 23. bis 27. Februar als Ghrentage der Bewegung begangen werden. Am 23. Februar ſtarb vor vier Jahren Hor ſt Weſ— ſel, am 24. Februar 1920 ſprach Adolf Hitler in der erſten großen Verſammlung der NSDAp in München; in dieſer Ver⸗ ſammlung wurden die 25 Theſen der NSdDaAP ſverleſen und programmatiſch ver— kündet. Der 24. Februar 1920 iſt daher für die Bewegung für alle Zeiten einer der denk— würdigſten Tage. Am 26. Februar 1925 er⸗ ſchien nach der damaligen Aufhebung des Parteiverbotes der„Völkiſche Beobachter“ wieder, zunächſt als Wochenzeitung. Auch der 27. Februar iſt ein Gedenktag beſonde— rer Art. Nach ſeiner Feſtungshaft ſprach am 27. Februar 1925 der Führer zum erſten Male wieder in München. An demſelben Tage wurde die NSDAP in München wie— der ins Leben gerufen. Wie angekündigt, werden die Ehrenkage der Bewegung ihre beſondere Weihe durch die Vereidigung der politiſchen Leiter der NSA, der Hitler-Jugendführer und der Führerinnen des BD am 24. Februar im ganzen Reich erhalten. Der Schwerpunkt der Veranſtaltungen wird ſelbſtverſtändlich in der Geburtsſtaͤdt des Nationalſozialismus, in München, liegen. Aufbau des Neichsnährſtandes Handel⸗ und Gewerbetreibende im Reichs- nährſtand. Berlin, 21. Februar. Der Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft und der Reichswirtſchafts— miniſter haben auf Grund des Reichsnähr— ſtandgeſetzes eine„Dritte Verordnung über den vorläufigen Aufbau des Reichsnährſtan— des“ erlaſſen, in welcher die Einzelheiten über die Eingliederung von Handel- und Gewerbetreibenden in den Reichsnährſtand feſtgelegt werden. In Paragraph 1 wird ein genaues Verzeichnis der Betriebe gegeben, die als Landhandel und Be- und Verarbei— tung landwirtſchaftlicher Erzeugniſſe im Sin— ne der erſten Verordnung über den vorläu— figen Aufbau des Reichsnährſtandes vom 8. Dezember 1933 anzuſehen ſind. Es handelt ſich um zehn Gruppen: Wirtſchaft mit Ackerbauerzeugniſſen, Vieh- wirkſchaft, Brauwirkſchaft, Juckerwirtſchaft, Stärke- und Brannkweinwirtſchaft, Fiſch⸗ wirkſchaft, Fett- und Milchwirtſchaft, Lebens⸗ und Genußmiltel, Holzwirtſchaft und ſonſti⸗ ger Lebensmikteleinzelhandel. Der Reichser⸗ nährungsminiſter kann im Einvernehmen mit dem Keichswirkſchaftsminiſter Aende⸗ rungen und Ergänzungen der Liſte vorneh— men. „Eine nach dieſer Liſte begründete Zuge— hörigkeit zum Reichsnährſtand ſchließt die Zugehörigkeit zu anderen Standes- oder Be— rufsvertretungen aus. Das Zuſammenfallen der Beitragserhebung darf nicht zu einer Er— höhung der Belaſtung der Unternehmungen führen. Die Ernennung der Führer der In— nungen von Bäckern, Schlächtern, Müllern und Konditoren und der übergeordneten fachlichen Gliederungen dieſer Handwerks— zweige bedarf der Zuſtimmung des Reichs— bauernführers. Berlin. Reichspräſident von Hinden— burg empfing am Dienstag eine Abordnung der Stadt Brandenburg zur Ueberreichung des Sido ausgeſtatteten Ehrenbürgerbriefes der Stadt. Budapeſt. Der italieniſche Unterſtaatsſekre— tär Su vich iſt in Budapeſt eingetroffen. Deu ſchland und Polen Polniſches Lob für das neue Deutſchland.— Kritik an Frankreich. Warſchau, 21. Februar. Vor führenden Perſönlichkeiten des kon— ſervativen Lagers des Regierungsblockes in Krakau ſprach der Vorſitzende des Ausſchuſ— ſes des Sejm, Abgeordneter Fürſt Radzi— will, über innen- und außenpolitiſche Fra⸗ den unter beſonderer Berückſichtigung der Nachbarſtaaten. Fürſt Radziwill kündigte an, daß das deutſch-polniſche Abkommen noch im Laufe dieſer Woche ratifiziert wer— de. Das Abkommen dürfe in ſeiner Bedeu— tung weder unter- noch überſchätzt werden. Durch ſeine Unterzeichnung ſeien natürlich die Gegenſätze noch nicht beſeitigt worden. Es ſei jedoch dadurch eine andere Einſtellung in den deutſch-polniſchen Beziehungen herbei— geführt worden. Das zehnjährige Abkommen habe den gro- ßen Mut des Reichskanzlers Hitler bewieſen, der beim Gegner Sympathie und Hochach⸗ tung hervorrufe. Die durch den Reichstag angenommene KReichsreform habe ein neues Deulſchland geſchaffen, was wiederum als Anzeichen dafür zu werken ſei, daß die Poli- tik des neuen Reiches unter der Führung Aooif Hiners andere Wege gewählt habe als das frühere Deutſchland, das durch das Preußen der Junker und durch die Hohen⸗ zollern'ſche Hausidee vertreten geweſen ſei. Radziwill führte dann Klage gegen die unloyale Politik des franzöſiſchen Ka⸗ pifals in Polen, die zahlreiche Schwierigkei⸗ ten verurſache. Desgleichen erhob er bittere Vorwürfe gegen franzöſiſche Politiker, die in Polen ein Hindernis und eine Beunruhi⸗ gung erblicken möchten. Polen werde alles tun, um die Beziehungen ſo günſtig wie mög⸗ lich zu geſtalten. Der Kölner Prozeß Der frühere Reichstagsvizepräſident Eſſer vor Geeicht. Köln, 21. Februar. Die Dienstagverhandlng des Haundwerks⸗ kammerprozeſſes diente in der Hauptſache da⸗ zu, die Beteiligung des früheren Reichstagsvize⸗ präſidenten Thomas Eſſer an den Kre⸗ ditgewährungen feſtzuſtellen. Mit unermüo⸗ licher Geduld verſucht der Vorſitzende klare Antworten zu erhalten, während die Angeklag— ten ſich zumeiſt in leeren Redewendungen er⸗ gehen und es gefliſſentlich vermeiden, direkte Ausſagen zu machen. Der Angeklagte Eſſer will ſich damit ent⸗ laſten, daß er durch ſeine zahlreichen Aemter die Ausführung der einzelnen Beſchlüſſe nicht habe überwachen können. Er muß aber zu⸗ geben, daß er Bilanzen der Wirtſchaftsſtelie genehmigt hat, obwohl er wußte, daß große Beträge, die von der Wirtſchaftsſtelle fälſch⸗ lich als„ſtille Reſerven“ geführt wurden, aber in Wirklichkeit Geheimfonds darſtellten, nicht in der Bilanz erſchienen ſind. Die Verhandlung wurde ſchließlich auf Mitt⸗ woch vormittag vertagt. Deutſche Tagesſchau Der neue Dienſtanzug der politiſchen Leiter der NSDAP. i f Anſchließend an die Veröffentlichung der Vorſchriften der RSD gibt der Stell— vertreter des Führers, Rudolf Heß, im„Völ— liſchen Beobachter“ bekannt, daß der Führer dieſen politiſchen Leitern bis einſchließlich Orts— gruppenleitern das Recht verliehen hat, zum Dienſtanzug eine Piſtole zu tragen. Der engliſche Beſuch in Berlin. Auf einer Rundreiſe durch die euröpäiſchen Hauptſtädte traf der engliſche Großſiegelbe— wahrer Eden in Berlin ein. Am Dienstag vormittag hatte er eine Beſprechung im Aus- wärtigen Amt. Anſchließend nahm er an einem Frühſtück teil, das Reichsaußenminiſter Freiherr von Neurath ihm zu Ehren gab. Reichspreſſechef Dr. Dietrich gibt eine wiſſen⸗ ſchaftliche Fundamentierung des National- ſozialismus. Reichspreſſechef der NSDAP, SS-Grup⸗ penführer Dr. Dietrich, ſprach in der Neuen Aula der Univerſität vor einer Fülle be— kannter deutſcher Wiſſenſchaftler über das Thema„Neue Sinngebung der Politik“. Er gab zum erſtenmal eine wiſſenſchaftliche Fundamentierung der nationalſozialiſtiſchen Politik. Dr. Dietrich ging dabei von einem ſchon oft betonten Grundſatz aus, daß nämlich, wer das Gedankengut des Nationalſozialis— mus erfühlen und erfaſſen will, rückſichtslos mit allen überlebten Anſchauungen und Be— griffen brechen und ſich innerlich völlig um— ſtellen muß. Was bisher als Grund- und Leitſatz für die Sinngebung der Politik galt, muß über Bord geworfen werden. Schon der Beariff Belgiens neues Königspaar. Dem auf ſo tragiſche Weiſe aus dem Leben geſchiedenen König Albert J. von 1. folgt ſein älteſter Sohn, Kron⸗ i 1 Thron. Unſer Bild zeigt den Kron⸗ prinzen und ſeine Gattin, Kronprinzeſſin Aſtrid, eine ſchwe⸗ prinz Leopold, auf dem der poliur ist ein anderer, als man ihn bis⸗ her definierte. Die Politik iſt keine Wiſſen⸗ ſchaft, ſondern eine Kunſt, aber ſie iſt nicht die Kunſt des des e— das falſch ver⸗ ſtandene Wort des Altreichskanzlers iſt zum 9 jeder Art politiſcher Entſchlußloſig⸗ eit der Nichtkönner und der Kompromißler geworden— ſie iſt für den Nationalſozialis⸗ mus geradezu umgekehrt die Kunſt, das un⸗ möglich Erſcheinende möglich zu machen. Nach ihm ſind wahre Politiker, Seher und Propheten ihres Volkes, die nach den Ster⸗ nen greifen, wenn es ihnen gelingt, dieſes Volk willensmäßig zu einem Block zu orga⸗ niſieren. Das Geſetz des Willens iſt eines der fundamentalſten Erkenntniſſe, die der Nationalſozialismus dem deutſchen Volke ge⸗ bracht hat. Und die Macht des Willens, ge⸗ boren aus dem Willen eines Einzelnen, er⸗ weckt in Millionen Herzen und verſchmolzen zur geſchloſſenen Volksgemeinſchaft, iſt das letzte Geheimnis der nationalſozialiſtiſchen Bewegung. Mit ſeeliſchen Energien hat ſie den Kampf um die Macht im Staate geführt. Hier lag ja in der meiſterlichen Beherrſchung der Pſychologie die Kunſt der Politik. Auf dieſer politiſchen Logik, die der Führer lehr— te, waren Zuverſicht und Selbſtbewußtſein gegründet. Die Wahrheit der nationalſozialiſtiſchen Idee, die in der Erkennknis liegt, daß ſie dem innerſten Weſen des Volkes enkſpricht, mußz⸗ ke nakurnotwendig zum Siege führen. Für ſie gab es keine Grenzen ihrer Willenskraft, weil ſie ihren Antrieb aus den unverwüſtba⸗ ren Quellen des volklichen Daſeins zieht. Dem Führerprinzip auf der einen ent⸗ ſpricht die Politiſierung des Volkes auf der anderen Seite. Adolf Hitler verlangt nicht vom Einzelnen, daß er Politik treibt, aber er verlangt, daß er volitiſch denkt und fühlt und die Bedeutung der Volksgemeinſchaft erkennt. Als höchſten Wertmaß ſetzt der National- ſozialismus das Volk als einzig reale und organiſch gewachſene Ganzheit ein. Politik iſt Schickſal, und damit verlangt er, daß ſich jeder Volksgenoſſe mit ſeinem eigenen und 1700 Schickſal ſeiner Volksgenoſſen beſchäf⸗ igt. Das politiſche Denken, zu dem er das Volk erzieht, iſt einfach, klar und einheiklich. Der Nationalſozialismus iſt keine politiſche Herr⸗ ſchafksform, die ſich abſtrakt lehren läßt, ſon⸗ dern die Weltanſchauung des deutſchen Vol⸗ kes ſchlechthin und als Staatsform keine Dik⸗ katur im Sinne des aufgezwungenen Despo⸗ kismus, ſondern eine ganz neue Form nalio⸗ naler Demokratie, in der der oherſte Führer der Vollſtrecker des immanenten Willens zur Selbſtbehauptung iſt. der jedem Volke bluts⸗ mäßig innewohnk. Eines der weſentlichſten Prinzpien des Nationalſozialismus iſt das Geſetz der Ho— mogenität von Voalk, Staat und Führung. Das lebendige Bindeglied iſt die Partei, die alle Lebensfunktionen ſtaatlichen Gemein⸗ ſchaftslebens in ſich ſelbſt entwickelt hat, die die politiſche Lebensform und Kraftquelle der Nation zugleich iſt und die Einheit von Volk und Staats verbürgt. Das Volk als Kraftquelle erſchließen und aus ihm Kräfte entwickeln, mit denen das unmöglich Erſcheinende möglich zu machen iſt, darin beſteht die Kunſt. Rein theoretiſch läßt ſie ſich ſchwer verſtändlich machen; ſie offenbart ſich nur in und aus der Perſönlich⸗ keit, die die ſchöpferiſchen Ideen hervorge— bracht hat. Die Macht der Perſönlichkeit des Führers Adolf Hitler kann, ſo ſagt Dr. Dietrich, nur ſo begriffen werden, daß das deutſche Volk ſich ſelbſt in der Perſönlichkeit des Führers wiederfindet. Ueber das Perſönliche hinaus hat der Na⸗ tionalſozialismus durch ſeine Führer der eu— ropäiſchen Politik ganz neue konſtruktive Ideen gegeben, eine neue Auffaſſung des ö% 5 5 ten. In kurzen Worten Der preußiſche Miniſterpräſident, General Göring, äußerte ſich gegenüber einem eng⸗ liſchen Journaliſten offen und entſchieden über die deutſche Auffaſſung zu einer Reihe politiſcher Tagesfragen.. Der engliſche Großſiegelbewahrer Eden hatte am Dienstag vormittag eine Beſpre⸗ chung im Berliner Auswärtigen Amt. In Wien fand am Dienstag für die Ge⸗ fallenen der Bundesexekutive die Trauer⸗ feier ſtatt. Bundeskanzler Dollfuß kündigte in ſeiner Gedenkrede an, daß das Standrecht am Mittwoch für ganz Heſterreich aufgeho— ben werde. Der vom Standgericht Leoben zum Tod verurteilte Marxiſtenführer Walliſch wurde durch den Strang hingerichtet. Nach einer Meldung aus Sevilla ſind in der Provinz Cordoba zwei Perſonenzüge zu— ſammengeſtoßen. Bisher wurden fünf Tote geborgen. Ueber 100 Perſonen wurden ver— letzt. PPP ĩðâ2jw b ðͤ menſchlichen Gemeinſchaftslevens und. damit eine Ueberwindung des imperialiſtiſchen Ge— dankens von innen heraus durch eine dyna— miſche Staatsauffaſſung, die die Beziehun— gen der Staaten zueinander dauerhafter her— ſtellt, wenn das Geſicht der Nation klar und geſchloſſen, wenn die Führung verantwort⸗ lich und autoritär im Volke verwurzelt iſt. Mit der Aufzeigung des Grundſätzlichen iſt auch eine politiſche Zukunftsfrage beaut⸗ worket, die Frage nämlich, ob dieſe für das deutſche Volk ſo ſegensreiche neue Sinnge⸗ bung nicht an die Perſönlichkeit des Schoͤp⸗ fers ſelbſt gebunden iſt. Der Führer ſelbſt hal dazu geſagt, daß die nationalſozialiſtiſche Bartei als der Sauerteig der welkanſchau⸗ ichen Durdringung und Durchknekung unfe— res Volkes zugleich auch die Inſtitution iſt. die als feſtgegründete Führungshierarchie den nationalſozialiſtiſchen Staat für fernſte Zukunft zu gewährleiſten in der Lage iſt. Die Führerfolge wird für alle Zukunft aus der nicht weniger zeitloſen Hierarchie der Partei erwachſen. Und eine Krone zu erben, ſagt Adolf Hitler, muß man Erſtgeborener ſein, um eine Krone zu erwerben, iſt es not⸗ wendig, Auserwählter zu ſein. Wenn Stillſtand Rückſchritt und Vergrei— ſung Tod bedeutet, wird ſich die nationalſozia⸗ liſtiſche Führerausleſe nach Grundſätzen voll⸗ ziehen, die die nachfolgenden Geſchlechter un— aufhörlich zu lebendigem Einſatz zwingen. Das iſt der weltanſchauliche Wurzelboden des deutſchen Volkes. Zu ihm verlangt der Staat kein Lippen-, ſondern ein Herzensbe— kenntnis. Die deutſche Geiſtigkeit iſt wieder auf den Boden der Tatſachen gebracht. Der Nationalſozialismus hat den Weg gewieſen, der auch die Wiſſenſchaft freigemacht hat. Iſt es nicht ſein gutes Recht, wenn er von ihr und der ganzen deutſchen Geiſtigkeit ver— langt, daß ſie nicht nur ernten, ſondern die Pflugſchar zu geiſtiger Ackerarbeit führen ſoll, damit der neugewonnene Boden immer wieder fruchtbar werde für die kommenden Geſchlechter? Ausland ⸗⸗Nundſchau Sonderbeſteuerung ausländiſcher Arbeiter in Frankreſch. In dem vom Finanzausſchuß der franz ö— ſiſchen Kammer verabſchiedeten Haus— haltsporanſchlag befindet ſich ein Ar⸗ tikel über die Sonderbeſteuerung ausländiſcher Arbeiter in Frankreich. Danach ſollen aus— ländiſche Arbeiter, die weniger als 10 Jahre in Frankreich anſäſſig ſind, mit einer Son— derſteuer von zehn vom Hundert ihres Ein— kommens belegt werden. Für die nordfranzö— ſiſchen Induſtrie- und Grubenbezirke, in denen es an einheimiſchen Arbeitern mangelt, ſoll jedoch eine Ausnahme gemacht werden. diſche Prinzeſſin, mit der er ſeit 1926 vermählt iſt. — Albert J., König der Belgier, f. der unweit von Namur bei einer Bergbeſteigung einem Unfall zum Opfer fiel. ö Die Wiege unſerer Kultur Nicht Aſien, die Arltis? Daß aus dem Orient alles Licht und alles Heil zu uns gekommen iſt, gehörte bisher zu den geheiligten Dogmen jeder Kulturge⸗ ichte. Bis zum Beginn dieſes Jahrhun— derts verlegte kaum eine ernſt zu nehmende Theorie die Wiege der großen Kulturen an einen anderen Ort als nach Zentralaſien. Es bedeutete ſchon eine gewaltige Revolution als die berühmten Turfan⸗Expeditionen A. von Le Cogs und anderer den deutlichen Beweis dafür brachten, daß weſentliche Elemente der bisher für bodenſtändig gehaltenen chineſiſchen Kultur griechiſchen Urſprungs ſind und daß der Buddhismus durch den Zug Alexanders des Großen und ſeine Folgen mit helleniſtiſchen Einflüſſen durchtränkt worden iſt. In den letz⸗ ten Jahrzehnten iſt ein Teil der Anthropo— logen ganz neue Wege gegangen, und zwar im Verein mit der Vorgeſchichtsforſchung, de— ven Befunde über den europäiſchen Steinzeit— menſchen doch ein ganz anderes Licht auf die rätſelvolle Frage nach der Entſtehung der Menſchheit warfen. Dieſe und die Blutsgrup— penforſchung haben den Gedanken nahegelegt, daß das Menchſengeſchlecht an mehreren Stel— len der Erde gleichzeitig entſtanden ſei, und die Vorſtellung einer einheitlichen„weißen Raſſe“ ſcheint immer weniger abſurd. Von einer völlig neuen Seite iſt das Pro— blem der Entſtehung der älteſten europäiſchen Kulturen jedoch aufgerollt worden: durch die Eskimoforſchung, beſonders durch die Forſchungen des vor kurzem verſtorbenen Dä— men Knud Rasmuſſen. Die Eskimos ſcheinen nach den neuen Feſtſtellungen Rasmuſſens und anderer eine ganz überraſchende Rolle in der Vergangenheit unſeres Erdteils gespielt zu ha⸗ ben. Als im Jahre 982 der Isländer Erich der Rote, wegen Totſchlags auf drei Jahre verbannt, beſchloß, das„Land im Weſten' fernt, ſchon 200 Jahre früher von W̃ ſchiffen geſichtet worden ſein ſoll, f mach einem alten isländiſchen Bexi wohl öſtlich als weſtlich im Lande von Kähnen und bearbeitete Ste Schon damals müſſen alſo d die Eskimos Frönland gelangt ſein. Noch früher ſind aber vielleicht die Normannen im Vinland— dei ſagenhaften„Weinland“ an der Küſts dors— mit Eskimos zuſammengeſtoße; ein Reiſebericht erzählt von den„Skrählin— gern“, mit denen die Nordmänner zuſammen— trafen, womit offenbar die Eskimobevöllerung gemeint iſt. Die Eskimos waren alſo in hiſto— riſcher Zeit die Urbevölkerung der nördlichen Zonen von Grönland bis nach Kanada hin— ein. Ihr Gebiet reicht noch heute über 10000 Kilometer von Oſtgrönland bis zur Nordoſt— ſpitze Aſiens und nach Süden bis zu einer Tiefe von mehr als 1000 Kilometer. Auf dieſer ungeheuren Fläche wohnen heute nicht mehr als 37000 Eskimos. Die Raſſenzugehörigkeit der Eskimos iſt vor⸗ äufig noch nicht geklärt. aſchend iſt die große Gleichförmigkeit der imodialekte, die von Grönland bis zur Beringſtraße kaum eine Abweichung zei der tritt eine Sprachſcheide auf, jenſeits deren ſich lefte unterſcheiden niſch. Noch älter ſind! h. diejenigen i etwa Kultur iſt die primiti aber 80 Prozent ihrer Beſtandteile finden ſich bei allen Die Reiserbank schlieſtt die Schalter Urſprünglich waren alſo die Eskimos Renn⸗ tierjäger. Die Erde ſelbſt hat anſcheinend durch große Landſenkungen die weitere Entwicklung der Eslimokultur begünſtigt. Die rieſigen Meer⸗ ſäugetiere kamen jetzt mehr in die Jagdge⸗ biete der Eskimos. Durch weitere Wanderung an der Nordweſtküſte Amerikas wurde die dritte, jüngſte Eskimokultur gegründet und ver— breitet. Damals gelangten die Eskimos bis zur Weſtlüſte Grönlands und von dort über die Südſpitze nach Oſtgrönland und in die Gegend vom Scoresbyſund, wo Erich der Rote ihre Spuren ſand. Zwiſchen der Kultur der Renntiereskimos, alſo der Vertreter der älteſten Eskimokultur, und dem, was wir vom Menſchen der euro— päiſchen Eiszeit wiſſen, laſſen ſich nun zahl⸗ reiche Aehnlichkeiten finden. Die Behauptungen Hermann Wirths über die Wanderungen der voreiszeitlichen Raſſe, die er Atlantier nennt, könaten jedoch mit den Feſtſtellungen über die Eskimos in einem ge— wiſſen Einklang gebracht werden. Demnach wären die Vorfahren der weißen Raſſe ur— ſprünglich dunkelhäutig geweſen. Veranlaßt durch eine ungeheure Naturkataſtrophe— Wirth nimmt den allmählichen Untergang von Atlantis an— wäre Hein Teil von ihnen vor der Eiszeit nach Norden abgewandert, und während der Eiszeit ſollen dann die„wei⸗ ßen Menſchen“ durch Bleichung der Haut bei dem jahrtaufendelangen Aufenthalt auf dem ewigen Eis entſtanden ſein. Zweifellos ſind vorläuſig die Theorien um die Entſtehung der weißen Raſſe noch nicht ausreichend ezakt begründet. Vielleicht wird die Archäologie Grönlands in dieſer Richtung neues Material liefern. Dort finden ſich, ver⸗ mutlich vergraben unter den gewaltigen Eis⸗ maſſen, die Beweisſtücke, die heute noch fehlen. die Sorge um das kommende Geſchlecht Es iſt neuerdings feſtgeſtellt worden, daß der Gesundheits- und Leiſtungszuſtand unſerer Jugend ſich auf einer recht mangelhaften Stufe befindet. Dr. Hoske, der beratende Arzt u des Jugendamtes der Deutſchen Arbeitsfront, meint, man müſſe nach ärztlichen Unterſu— chungen an verſchiedenen Orten und in ver— ſchiedenen Berufen damit rechnen, daß ein Drittel der Jugendlichen nicht voll leiſtungs— fähig iſt. Damit iſt nicht geſagt, daß dieſe nun alle berufsuntauglich ſind. Sehr viele vermögen an ihrem Arbeitsplatz ſchlecht und recht ihre Tätigkeit zu verrichten, aber ſie ſind nicht in der Lage, hochwertige Arbeit zu leiſten. Sie beſitzen auch nicht genügend Spannkrafk, um Fortbildungsmöglichkeiten für ſich auszunutzen, ſich zu entwickeln und vor— wärts zu kommen. Allen gemeinſam iſt ein Zurückbleiben der körperlichen Entwicklung. Oft genug weiſen 16- und 17-Jährige das Aus ſehen von 13- bis 14 Jährigen auf. Manch— mal ſind auch die geiſtigen Kräfte nicht aus— reichend entwickelt. Dabei handelt es ſich nur zu einem geringen Teil um Menſchen von minderwertiger Erbanlage. Vielmehr ſind das die Auswirkungen der liberaliſtiſchen Wirt— ſchaftsordnung, für die der Menſch nur ein Inſtrument im Produktionsprozeß war, das man verbrauchte, wie eine Maſchine, um ſich dann nach neuem Menſchenmaterial umzuſehen. Der Nationalſozialismus hat dieſe„Men— anderen. ſchenwirtſchaft“ durch die ſittliche Anſchauung überwunden. die den Volksgenoſſen als einen * eee een eee Wort fiel, klang Dorotheas Stimme. 1 „Nein“, ſchnitt ſie alles Weitere mit ihrer hochmütigen Gebärde ab,„davon kann keine Rede ſein. Ich weiß, was lebenswichtigen Beſtandteil des Ganzen und als den größten Reichtum eines Landes be⸗ trachtet. Nur leiſtungsfähige Menſchen vermö⸗ gen Qualitätsarbeit zu leiſten. Die wichtigſte Sorge der nächſten Zukunft beſteht darin, eine beſſere Arbeitsordnung zu ſchaffen und das deutſche Volk pfleglich zu betreuen. Abgeſehen davon, daß unſere ganze Wirtſchaſtspolitik und das Arbeitsrecht in dieſem Sinne gehand⸗ habt werden muß, wird es die beſondere Auf⸗ gabe der NS-Polkswohlfahrt ſein, in dieſer Hinſicht bahnbrechend zu wirken. Dazu be⸗ dürfen wir jedoch der tätigen Mitarbeit aller Volksgenoſſen. Vor allem während des Winters muß da— für geſorgt werden, daß unſer Nachwuchs nicht weiteren Schaden an ſeiner Geſundheit leidet. Die wirkſamſte Winterhilſe iſt die Ueber⸗ nahme einer Patenſchaft für das Kind eines bedürftigen Elternpaares durch ein linderloſes oder kinderarmes Ehepaar. 2 U Euch noch heute bei der Ortsgr Volkswohlfahrt zur Uebernah 0 ſchaft für die Dauer des Winterhilfswerkes! Tretet ein in die Kampffront der Volkswohlfahrt und werdet Mitglieder! Die Aufnahmegebühr beträgt 50 Pfennig. Der Mindeſtmonatsbeitrag beträgt für Partei— genoſſen 50 Pfg., für Nichtparteigenoſſen 1 Nm. Ng 1 ee Schönheit tut not 1111 ig Im Informationsdienſt der Deutſchen beitsfront bejaht Dr. M. Garnich die Frage ob die deutſche Frau Schönheitspflege trei ben ſolle. Er ſagt, daß es Frauen gebe, di die Schönheits e Luxus und„un⸗ deutſch“ bezeichneten. Manche bildeten ſich ein, wegen dieſes Irrtums d frau⸗ enhaft und beſonders deutſch zu ſein. In Wirklichkeit ſei die Sache ſo, daß Anmut rr 5. N N. 1 148 No Der Richter ſah ſie verwundert an. Ehe ein weiteres 1120 9910 der letzten Poſt. „Darum kam 5 Dorothea grell auf, daß beide entſetzt herumfuhren; dann und Gepflegtheit uns nicht nur als e ter, ſondern ſogar als unbedingt wicht! ger Schmuck zum Bilde der deutſch ö 45 A 18— 1100 Frau erſchienen. Leider tteten nue und Gepflegtheit ſeien aber erſtrebenswertes Ziel für; [ohne Geſundheit nicht In eingehenden Verfaſſer darauf 5 10 1 aue en ſich an der Schönheitspflege be teiligten, indem ſie z. B. wie der Römer Pli— nius berichtet, ihren Körper mit Butter und Helen einrieben und Buc Haarfärben benutzten. zum Schluß, daß pflege allerdings e bevorzugen müſſe, und daß land wirklich nicht ausländif nötig hätten, da an wiſſenſchaftlicher Zuver— läſſigkeit und Sorgfalt herſtellung das deutſche kosmetiſche Erzeugnis Weltruf be— ſitze. in 9 daß e 177 che zum nt betont 3 br. 38 14 2 1 Ledigenſtener im alten Nom Auguſtus hatte die ihn erſchreckende Ehe— ſcheu und Geburtenbeſchränkung ſeiner ⸗ tertanen aufhalten wollen. Er erließ daher im Jahre 18 v. Chr. ein Geſetz über Ehe— bruch und Keuſchheit und ein Geſetz über den Eheſtand; ihnen folgte im Jahre 9 n. Chr. ein weiteres das den eheloſen Männern 1 1 0 ——Uà—öe2.—— zwiſchen 20 und 00 Jayren und den ehelo⸗ ſen Frauen zwiſchen 20 und 50 Jahren ver⸗ mögensrechtliche Benachteiligung androhte Die gleichen Beſtimmungen richteten ſich ge⸗ gen Verwitwete beiderlei Geſchlechts, die nach Ablauf einer gewiſſen Friſt keine neue Ehe eingingen. Alle dieſe ſollten fortan kein Erbe mehr antreten dürfen, und diejenigen, welche weniger als drei Kinder hatten, ſoll⸗ ten nur die Hälfte eines ihnen zufallenden Erbes erhalten. Fiel einem Junggeſellen ein Erbe zu, ſo hatte er eine Friſt von 100 Tagen, ſich zu verheiraten, nach deren Ablauf er des Erbes verluſtig ging. Solche Geſetze mußten alſo auf die be⸗ ſitzenden Schichten wirken, auf deren Erhal⸗ tung es dem Kaiſer allein ankam. Es ſcheint auch, daß ſie vorübergehend einen gewiſſen Erfolg hatten. Sie hätten vielleicht eine größere und anhaltendere Wirkung gehabt. wenn ſie unter der Launenherrſchaft ſpäte⸗ rer Kaiſer überhaupt noch durchgeführt wor— den wären. Die Kaiſer erteilten manchen ihnen naheſtehenden Unverheirateten das „Recht dreier Kinder“, wodurch ein Bei piel zur Umgehung des Geſetzes durch kak ſerliche Gunſt gegeben war. Auch gelang es manchem Junggeſellen, das Geſetz durch Scheinadohtionen zu umgehen. Doch war Auguſtus weit mehr als ihm folgende Kaiſe! ernſtlich beſorgt um den Beſtand des Volkes Auf ſeinen Reiſen pflegte er ärmere, kinder. reiche Bürger mit 1000 Seſterzen(etwa 215 Mark) für jedes Kind zu beſchenken. Aber die ſittliche Zerſetzung war auf die Dauer mächtiger als Geſetze und führte ſchließlich⸗ den Untergang des Reiches herbei. Wiſſen Sie das? In Deutſchland gibt es ungefähr 18 Mik— lionen Haushaltungen. In den Vereinigten Staaten wurden im Jahre 1933 nur 20 Einkommen über eine, Million Dollar verſteuert, während es 1929. noch 513 waren. 5 Einer neuen Zählung zufolge gibt es auf— der ganzen Erde 672 Vulkane, davon aber nur 270 in Tätigkeit ind. Die Goldproduktion auf der ganzen Erde beträgt jährlich rund 1600 Millionen Mark. * Der mohammedaniſche Kalender ſtimmt— mit dem unfſrigen nicht überein; das Jahr bei den Mohammedanern 355 Tage, da⸗ im von 201 em Zeit die allo, weil rund In jedem tuum mobile f achtung eingereicht. neue Perpe⸗ zur Begut⸗ to beſteht aus etwa 16 000 Teilen. * Forſcher haben feſtgeſtellt, daß die Erd— rinde mit jedem Jahre um 3 Millimeter dicker wird; im ganzen iſt die Rinde 100 Ki lometer dick; geht man davon aus, daß ſi ſtändig in gleicher Schnelligkeit gewachſen iſt, ſo kommt man zu dem Ergebnis, daß ſie 33 Millionen Jahre gebra hat, um ihre jetzige Dicke zu erreichen; dieſe Zahl würde ungefähr das Alter der Erde angeben. er mir ſagte, ſoeben— alſo auf alle Fälle mit er, um Klarheit zu ſchaffen“, lachte ROMAN VON P. WILD Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 20 „War er allein im Zimmer?“ a 71*.— 1 Verwundert hob ſie den Kopf:„Ja. „Und Sie erkannten ihn gleich?“ Das war ein Ueber⸗ fall; etwas warnte ſie. 1 5 1 „Nein“, bekannte ſie verwirrt und fuhr bedächeggger fort:„Ich nahm es an, als ich ſeine Trauer ſah. Wer ſollte es ſonſt geweſen ſein? Aber die Gewißheit hatte ich nicht.“ 118 14 „Hm!“ Glaubte ihr der Richter— oder nicht? N 5 1 3 1 5„ 10 „Die Aehnlichkeit mit Vater iſt groß«„ N „Bemerkten Sie das ſogleich?“ Er ſah ſie fegen 0 „Als er aufſah, glaubte ich, die Augen Vaters zu fegen J 20 „Trotzdem das Zimmer verdunkelt war? Sie zuckte die Achſeln. 5 „Haben Sie hier mit ihm geſprochen i „Nein, ich zog mich zurück. Es wäre taktlos geweſen, ihn in jenem Augenblick zu ſtören. e 1 5 en Sie Herrn Alex Reiſer wieder— en Wann haben Sie Herrn Alex l geſehen?“ 1 Nach der Beerdigung— ein Zufall.“„ „Zuf 0 iſers Sti e ſchrillte höhniſch. „Zufall!“ Dorothea Reiſers Stimme ſchri 0 Wirklich nur ein Zufall?“ 5 5 d 0 5 Ueberraſcht blickte der Unterſuchung srichter, von 115 Frau zur andern, ſuchte. Was lag zwiſchen 1 und welche Zuſammenhänge gab es mit den Ereigniſſen W 1 Haben Sie ſpäter Herrn Reiſer nochmals geſehen? „00„Etwas wie Trotz war in der Stimme, als ſie ſich an die Mutter wandte, die Gegenwart des Fremden vergaß.„Wir haben uns wiedergeſehen, alle Tage und heute.“ Sie ſchluckte.„Dann“, ſie ſtieß die Worte hervor, baben wir uns verlobt.“ 12“ er wollte: Ausgehorcht hat er dich, und du haſt ihm alles verraten.“ 5 „Mutter, wozu dies ſchreckliche Mißtrauen?!“ 5 „Mißtrauen? Jetzt wird mir vieles klar. Die Kette der Merkwürdigkeiten verliert ihr Dunkel. Herr Unter- ſuchungsrichter, wiſſen Sie, was jener Herr behauptet?“ Sie lachte überſchrill.„Er will heute— ich ſage heute“, betonte ſie ſcharf,„einen Brief meines Mannes erhalten haben. Und in dieſem Brief bietet mein Mann nicht mehr und nicht weniger als die Teilhaberſchaft an!“ Sie holte tief Atem. 15 Unwilltürlich wich der Unterſuchungsrichter vor dieſem drohenden Haß zurück. „Sie wundern ſich, Herr Unterſuchungsrichter! Aber alles das iſt ja ſo einfach, ſchrecklich einfach. Da hilft eben der Zufall, der iſt immer der beſte Kuppler. Zu⸗ fällig kommt der Amerikaner zurück, zufällig ſtirbt mein Mann am Herzſchlag, zufällig iſt das Teſtament gefälſcht, — 7 71 fil, 5 1. inte „Gnädige Frau, hat Herr Reiſer 1 9 07 von einem ſolchen Brief geſprochen?“ unterbrach er ihre hyſteriſche Erregung. 1 1 40 e „Sie glauben mir nicht? Fragen Sie meine Tochter, ſie hat es mir ſoeben erzählt. Es klingt ja wahnſinnig— und es iſt zum Wahnſinnigwerden.“ Sie griff mit beiden Händen zum Kopf, preßte die Hände klammernd um die Stirn. f. Fragend ſah der Unterſuchungsrichter, Hanny an. „Ig err Alex Reiſer hat ſoeben dieſen Brief er⸗ halten. Darum kam er, um mit Mutter zu ſprechen, Klarheit zu ſchafſen.“ g Klarheit!“ 1 „Damit wäre allerdings ein neues Moment 0 die Sachlage gekommen. Wann hat Herr Reiſer den Brief erhalten, gnädiges Fräulein?“ legte ſie gebrochen den Kopf auf den Tiſch und brach in Tränen aus. Wie furchtbar mußte die Verzweiflung der Mutte— ſein, daß ſie ſich ihr ſo offen hingab! Angſt beklemmts Hanny, und ein drückendes Bangen ließ ſie neues Unglück fürchten. g „Mutter!“ Sie legte den Arm um die Weinende. Als habe ein häßliches Reptil ſie berührt, fuhr Doro— thea Reiſer bei der Berührung herum. 15 „Rühr mich nicht an!“ Sie ſah ihr Kind mit irren Augen an.„Du töteſt mich— das will er ja, mich ver- nichten!“ gellte es ſchaurig durch den Raum.„Herr Unterſuchungsrichter, warum greifen Sie nicht zu— ich — ich habe ja das Teſtament gefälſcht.“ f 1 Erſchöpft ſank ihr Kopf hintenüber, kreidige Bläſſe bedeckte ihr Geſicht. i 1 Der Unterſuchungsrichter erhob ſich, ſeine Fragen mußten jetzt ſchweigen. Doch ſchien ihm ein neuer Ver— dacht zu kommen. 110 „Vielleicht darf ich Sie nachher noch einmal um einige Mitteilungen bitten, gnädiges Fräulein. Jetzt braucht Ihre Frau Mutter Sie, und vor allem braucht ſie Ruhe. Ich gehe 1 „Bleiben Sie!“ Dorothea ſprach matt, aber feſt. „Hanny, noch einmal frage ich dich hier in Gegenwart des Herrn Unterſuchungsrichters: Willſt du jede Beziehung zu dieſem— Manne abbrechen?“ Sie vermied den Namen Alex. „Ich liebe Alex.“. b „So verbiete ich dir jedes Zuſammentommen, jeder Zuſammenhang mit ihm. Herr Unterſuchungssrichter — ſie richtete ſich mit gewaltiger Energie auf—,„ich klage Alex Reiſer der Teſtamentsfälſchung an, begangen in der Todesnacht meines Mannes, und bitte, ihn ſofort zu ver⸗ haften.“(Fortſetzung folgt.) PPPPPPVPPPPPCPTPCCCCGGCCCTVVTVTVTVTVTVVTT—T—P—P——TT—T———TVVTVTVTTTP e Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Sag! SS ben eee —— o man von Liesbet Dill i 1 8 ortſe bung. Nachdruck verboten. Das Mitleid mit Ami ſchwoll mächtig in ihm auf. Man mußte ihr helfen und würde helfen. Aber wie konnte man das? Eine Heirat? Dazu war es, nachdem ſie ihm ihre Lage ſo lange verheimlicht hatte, zu ſpät. Eine Frau heiraten, die ohne Kranz zur Kirche ging? Heiraten, wie die Bauernburſchen in dem Dorfe ihre Schätze? Um dann von der Geſellſchaft ausgeſtoßen zu werden und ein⸗ ſam auf ſeinem Hof leben und ſterben.. Ja, ſo muß es ſein, dachte er trotzig. Aber etwas in ſeinem Innern lehnte ſich gegen dieſen Verzicht auf. Das Bild der großen, eleganten Laura Weitz erſchien vor ihm, wie ſie ihn hochmütig gemuſtert hatte. Das Blut ſtieg ihm in den Kopf. Hatte ſie nicht recht gehabt? Aber was ſollte er mit einer ſolchen Dame auf ſeinem einfachen Gutshof anfangen? Er brauchte eine Arbeitskraft, eine Frau, die mit beiden Händen zugriff. Die Ami war Arbeit gewohnt, ſie würde ſeiner Mutter eine tüchtige Stütze ſein. Er wußte nicht, auf welchen Grund er dieſe Annahme ſtützte, aber es ſchien ihm nichts klarer, als daß Leute, die aus einfachem Stande plötzlich in ein reiches, bequemes Leben geſtellt werden, die früheren Tugenden und Eigen— ſchaften beibehalten. Und ſchließlich, das Mädchen war keine Stallmagd, nian konnte ſie zu ſich heraufziehen. Aber, er rückte an der Krawatte, die ihm den Hals einſchnürte... Er warf ſich in die Bruſt. Nein, feig war er nicht. Morgen wollte er mit ſeiner Mutter ſprechen... Doch ſchon bei dem Gedanken, daß ſie weinen könnte, zog ſich ihm das Herz zuſammen. Hatte er ein einziges Mal an ſeine Mutter gedacht? Ulrich blickte ſich um; dort, an der blaugetünchten Wand, über dem geſchweiften grünen Ripsſofa, ſahen in ein— fachem, ſchwarzem Rahmen die Bilder ſeiner Großeltern und Verwandten auf ihn herab. Die Frauen vom Philippsborner Hof, einfache, freundlich lächelnde Frauen, glattgeſcheitelt, in ehrbaren ſchwarzen Sonntagskleidern, flachbrüſtig, ſteif und vor der Zeit alt geworden. Auf der anderen Seite ſahen ihn die Großväter und Onkels an, die Hände in den Rocktaſchen, ungerührt und ſelbſtbewußt; faſt ſchien es ihm, als ob ſie eine feindliche Abwehr in ihren Blick legten. Die kannten keine Konflikte— Jetzt ſtehe ich mitten drin. Ein grauſamer Gläubiger war das Leben Während er in das neblige Tal hinunterblickte, kam ihm zum erſten Male der Gedanke an Sterben und Tod. Er wußte nur einen Ausweg: Wenn ſein Vater wirklich nicht mehr geſund würde, dann war er Herr und konnte über ſein Leben frei verfügen. Und dann konnte alles noch zu einem guten Ende kommen. Und während er den vom Weinen heißen, ſtrubbligen, blonden Kopf der Ami zu ſich heranzog, fand er endlich Worte, die ſie aufrichteten, ſo daß ſie weinend ſeinen Hals umſchlang. Bis er ſie fortſchickte.„Jetzt geh.“ Die rieſeluden Tränen mit dem Handrücken abwiſchend, in der freien Hand ihre Schuhe, ſchlich ſie auf den Strümpfen nach ihrer Kammer. Die alten Dielen des Speichers, wo das Korn aufgeſchüttet war, krachten, wie immer. Daun klinkte leiſe eine Tür und wurde geſchloſſen. Er wartete noch eine Weile. Alles blieb ſtill. Auf den Dächern fauchte eine wilde Katzen. Dann riß er ſich zuſammen und ging, ſeine Mutter wecken und ihr alles zu ſagen. 15: 15 N Eutges war mit ſeinem Sohn abgereiſt. Es regnete in Strömen. Am Abend kam Buttich herüber, um ſich Brote zu holen, die ihm ausgegangen waren. Aber die Küche lag ſtill und dunkel. Die Mägde waren ſchon zu Bett gegangen. Da— gegen ſah er in der Wohnſtube, deren Tür nach dem Flur offen ſtand, Licht. Von der Hängelampe hell beleuchtet, ſaß Frau Entges am Ofen und weinte. „Ho je, Madame, wat is dann paſſiert?“ forſchte er, nähertretend. Tränen bei Frau Eutges? Das war etwas Unerhörtes. Er hatte gar nicht gewußt, daß die harte Frau auch weinen konnte. Er zog ſich einen Stuhl herbei, das lange Stehen ver— trug er nicht, und ſetzte ſich neben ſie. „Was iſt dann los?“ forſchte er. Hatte ſie Sehnſucht nach ihrem Manne? Oder fürchtete ſie, er würde nicht mehr geſund? Da ſollte ſie die Aerzte nur ſchwatzen laſſen; er hatte doch auch oft Atemnot, und ſchon vor zehn Jahren hatte ihm der Sanitätsrat das Trinken verboten. Und da ſaß er heute noch auf dem Stuhl und wurde jeden Tag dicker. Der Herr mußte unbedingt einmal zum Wunder— doktor nach Dudweiler fahren.„Der gift em en gut Tränkche und dann es er geſond.“ Aber ſie ſchüttelte betrübt den Kopf zu dieſen leeren Troſtſprüchen... Es war nicht der Herr, um den ſie ſich Sorgen machte, der Ulrich war es... „Aha!“ Buttich ließ ſeine runden kleinen Aeuglein auf der weinenden Mutter ruhen. Er nickte vor ſich hin. Hatte er ſich das doch ſchon lange gedacht, daß es ſo kommen würde. Es ſteckte natürlich ein Frauenzimmer dahinter, und für ihn war es gewiß nicht ſchwer zu raten, wer. Er wies mit dem Daumen nach der Gegend, wo die Küche lag. Natürlich die— Ami? Nie hätte ſie gedacht, daß ſie einmal dieſen dicken Päch⸗ ter zum Mitwiſſer eines Geheimniſſes machen würde, das ihr das Herz zerriß. Aber er hatte ſie weinend an⸗ getroffen, ſein Verdacht war erwacht, und er wußte, wie ſie ſah, ſchon alles; er hatte eine Naſe, die ſolche Geheim⸗ niſſe lange witterte, ehe ſie der Welt bekannt wurden. Und dieſes durfte nicht bekannt werden, ihr Mann durfte um Gottes willen jetzt nichts erfahren, und erſt recht nicht die Familie Weitz, dieſe hochmütige Geſellſchaft. Ach, niemals würde dann ihr Sohn eine nette Frau bekommen; ſeine Zukunft hatte er ſich ruiniert, denn er wollte ja dieſes Frauenzimmer heiraten, hatte er geſagt. „Dat hätt' der Jung' geſagt?“ Buttich reckte ſich auf. Er lachte laut heraus.„Macht keinen Unſinn, Madame.“ Sie ſchluchzte auf. Da legte Buttich ſeine kurze breite Hand auf den Tiſch. „Das geſchieht nit, ſo ſicher ich hier ſitze. Dafür ſteh' ich ein. Hören Sie emal, ich hab' Ihnen was anderes zu vermelden.“ 5 Im vergangenen Sommer hatte er an einem Sommer⸗ abend ein Paar in ſeiner Scheune im Heu angetroffen. Er hatte es auseinandergetrieben— die Ami und den Joſeph nämlich. Er erzählte nun, wie ſie erſchrocken aufgeſprungen und davongerannt waren. Seitdem konnte ihm die Ami nicht mehr in die Augen ſehen, und der Streit in der Brauerei mit den Knechten war deshalb entbrannt, weil dieſe auf ſein Verhältnis anſpielten, das damals gerade von der Ami gelöſt worden war... Frau Entges ſah ihn ſtarr an.„Und das könnten Sie beſchwören?“ „Beſchwören vor Gericht“, ſagte Buttich, und der Joſeph würde auch nicht leugnen können.„Und wann ich gewollt hätt', Madame.“ Er zeigte auf ſeinen fleckigen, braungewürfelten Schlips, der das Vorhemdchen ſchmückte „Um mich hat ſie lang' genug herumgeſchwenzelt, ich hätt' nur zuzugreifen brauchen. Und jetzt rufen Sie mir ein⸗ mal die Ami und laſſen Sie mich mit dem Mättchen reden.“ Die Tür flog auf und die Ami ſtand auf der Schwelle; ſie kam aus ihrer Kammer auf den Strümpfen angelaufen, hatte gedacht, die Madame ſei krank. Sie ſah verweint aus, und ihr rotes Haar war verwirrt. Als ſie den dicken Buttich erblickte, der breitbeinig im Stuhl ſaß und ſie mit ſeinen kleinen Maulwurfsaugen anzwinkerte, blieb ſie er— ſchrocken ſtehen und entfärbte ſich... „Nur näher, Mamſell“, forderte ſie Buttich freundlich auf.„Wir haben ein Wörtchen miteinander zu reden—“ 2 1 1 Am anderen Morgen in der Frühe verließ die Ami das Haus, von Frau Entges verſorgt mit Kleidern und Wäſche und einem Körbchen mit Brot und Fleiſch. Frau Entges ſtand auf der ſteilen Treppe, die nach den Weinbergen hinunterführte, und ſah dem Mädchen nach, das mit ſeiner Pappſchachtel und dem feſtverſchnürten Körbchen dieſe Treppe hinabſtieg. Endlich war ſie unten, nun kam noch die Mühle.. aber der Müller zeigte ſich nicht. Die Räder klapperten, das Mühlrad rauſchte und ſprühte das Waſſer über den Weg. Es war ein trüber Herbſttag mit ziehenden Wolken und jener unbeſtimmten Stimmung, in der ſich alles grau anſieht... Dort unten ging das Mädchen in ſeinen zu eng ge— wordenen Röcken dem Dorfe zu. Auf der Brücke ſah es ſich noch einmal um, dann ging es weiter, und der Staub wallte hinter ihr her. In dieſer grauen Wolke ging und entſchwand die Ami endlich ihren Blicken. Oben auf der Terraſſenbrüſtung lag Buttich und ſah der wandelnden Wolke nach... Jeden Sonnabend nachmittag ritten die Studenten der Verbindung, in die Ulrich eingetreten war, in die Heide. Die Woche hindurch wurden Vorleſungen beſucht, ge— arbeitet, alles das nachgeholt, was man in den Bummel— jahren verſäumt hatte. Und Ulrich hatte viel nachzuholen. Das merkte er erſt, ſeit er in der Univerſitätsſtadt lebte unter Studenten, die ſchon ein paar Semeſter hinter ſich hatten, alle einen Beruf, ein Ziel vor ſich ſahen, und ſich beeilten, ſo raſch wie möglich dieſem Ziele näherzu— kommen. Die Ritte in die Heide, die in dieſer flachen Rüben— ackerlandſchaft eine Oaſe bildete, waren beſonders dem an Bewegung im Freien gewöhnten Ulrich ein Genuß. Er wohnte mit ſechs anderen Studenten in einem altmodi— ſchen Hauſe in der Wilhelmſtraße, nicht gerade ſehr komfor— tabel, aber bequem gelegen im Zentrum der Stadt, und nicht zu teuer. Entges senior hielt zwar darauf, daß ſein Sohn, wie er, die landwirtſchaftliche Hochſchule beſuchte, und ſich die neuen Methoden, die für den Landwirt nützlich waren, einimpfen ließ, mit Hilfe derer er dann ſpäter den Hof übernehmen konnte; aber er verſäumte nie, am Rande auf der Poſtanweiſung, die er am Erſten ſchickte, hinzuzu⸗ fügen:„Die Zeiten ſind ſchlecht, der Weinhandel geht zurück, nur die Löhne ſteigen; nächſtens mehr.“ Das kühlte ab. Und das ſchützte auch vor unnützen Geldausgaben. So fand wenigſtens Herr Entges. Er wußte allerdings nicht, daß der Wechſel für ſeinen Sohn ſo knapp bemeſſen war, daß er ohne die heimlichen Sendun— gen der Mutter kaum gereicht hätte. Mit barem Geld rück⸗ ten die Entges ungern heraus. Seit Ulrich unter den jungen Leuten lebte, war eine Wandlung mit ihm vorgegangen. „Ohne akademiſche Bildung iſt man nur ein Stümper“, hatte ihm ein älteres Semeſter erklärt. N Das Wort hatte ſich bei ihm feſtgeſetzt. Er hatte viel nachzuholen, was er in der Jugend verſäumt hatte. Und er ſah viele Lücken in ſeiner Bildung, ſeit er Kollegs be⸗ ſuchte. Es begegneten ihm hier genug hübſche Mädchen und ſchöne Frauen, aber er hielt ſich ihnen fern.. Seit jenem Tage, da er die Nachricht von Amis Weg⸗ gang erfuhr, war in ihm eine völlige Ernüchterung ein⸗ getreten. Er hatte es zwar ganz in der Ordnung gefunden, daß ſeine Mutter dieſe ziemlich ſchwierige Aufgabe zur allgemeinen Zufriedenheit gelöſt hatte, ohne daß ſein Vater etwas davon erfuhr, und ohne daß die Gerüchte, die ſich nach Amis plötzlicher Abreiſe erhoben, an ſein Ohr drangen. Oder vielmehr ſchien es ſo. Jetzt, in der Entfernung, ſuchte er ſich darüber klar zu werden, ob dieſe Neigung eine rein perſönliche war. Hätte es nicht ebenſogut eine andere ſein können? Vermutlich. In der Einſamkeit waren ihm ihre ſtädtiſche Kleidung, ihre weiße Haut und ihre kleinen Hände, die von den groben Formen der Bauernmägde abſtachen, als etwas Begehrenswertes erſchienen. Es war alſo nur der Mangel an etwas Beſſerem geweſen und eine Frucht der Lauge⸗ weile. Nun, ſeit er in dieſer geſchäftigen, rührigen, arbeiten⸗ den Stadt lebte, ſtanden neue Bilder vor ihm. Er wußte nun, es gab nur drei Wege: entweder lebte man der Arbeit und hielt ſich den Frauen fern, oder man ſtürzte ſich mit geſchloſſenen Augen in den Strudel... das dritte, ſich frühzeitig an irgendein Weib zu binden, ſich ihr auf Lebenszeit zu verpflichten, hielt er für das Unſinnigſte, ja Verderblichſte. Wenn ſich die anderen in prahleriſchen Erzählungen überboten, ſchwieg Ulrich. Er hatte nichts zu berichten. Er ſah kein Weib mehr an, eine wahre Furcht vor dieſer Gefahr hatte ihn erfaßt. Das Weib ſei ihm gleichgültig, behauptete er. 1 19 21: 8 Nur eine gab es in der Stadt— aber gerade vor der hütete er ſich. Sie galt als das ſchönſte Mädchen der Stadt. Er ſah ſie zum erſten Male auf dem Tennisplatze, blond, ſchlank, in einem weißen Kleide: Lore Hilt Er hatte ſich ihr genähert. Er war anfangs kühl auf— genommen worden. Lore Hilt liebte die Konverſation, ſie freute ſich über geiſtreiche Bemerkungen und behende Plänkeleien. Sie quittierte mit ſpöttiſchen Fineſſen, wenn ſie merkte, daß der Partner auf irgendeinem Gebiet nicht feſt im Sattel ſaß. Aber Entges ließ nicht locker. Er war bis über beide Ohren in das ſchöne Mädchen verliebt, und allmählich brachte er es auch dahin, daß man ihn zu den bevorzugten Kavalieren der Hilt zählte. Als er ihr nach vielen durchwachten Nächten und müßi— gen Grübeleien einen Heiratsantrag machte, tat ſie, als habe ſie ihn nicht verſtanden, und antwortete in philo— ſophiſchen Betrachtungen. Er wurde noch deutlicher, und ſchließlich entgegnete ſie:„Dies alles iſt nicht ſo einfach.. Es iſt jedenfalls nicht von der Hand zu weiſen... Man muß es ſich durch den Kopf gehen laſſen...“ Als er acht Tage darauf nochmals auf das Thema zu ſprechen kam und ſie wieder ausweichen wollte, erinnerte er daran, daß ſie ihm doch immerhin Hoffnungen gemacht habe. Sie ſtrich ſich mit der Hand eine Locke von der Stirn zurück.„Wie kann man ſich einer Dame gegenüber auf Worte berufen? Das iſt gerade, als kämen Sie mit einem Schein ins Haus, auf den ich einmal unvorſichtigerweiſe meinen Namen geſchrieben hätte, ohne zu wiſſen, was darauf ſtand, und wollten nun meine Schuld ein— löſen...“ Entges war es, als habe man ihm einen Schlag auf den Kopf verſetzt; es drehte ſich alles um ihn im Kreiſe. Er ſchlug die Hacken zuſammen, verbeugte ſich gegen ſie und ging.— Taumelnd, wie von einem Keulenſchlage auf Stirn und Kopf getroffen, ging er dahin. Ihre Worte klangen ihm im Ohr. Er fühlte an dem Herzen einen feinen, nagenden Stich... Mit hämmernden Schläfen und einem brauſen— den, dumpfen, leeren Kopf kam er in der Wilhelmſtraße an, um ſeine Koffer zu packen. Etwas Leuchtendes war erloſchen, etwas Glänzendes zerbrochen.. 4 15 1. Seit der junge Herr von der Hochſchule zurück war, war ein anderer Zug in den Schlendrian auf dem Hof gekommen. Zunächſt merkten das die Knechte in den Ställen. Der junge Herr ſtand mit der Sonne auf, ſein Blick war geſchärft, und er hatte einen gewiſſen kurzen Kommandoton, den ſie von den Soldaten her kannten und den mißzuverſtehen nicht geraten war. Ulrichs erſter Eindruck, als er den Hof wiederſah, war eine Enttäuſchung geweſen. Erfüllt von dem Gelernten und dem Drang, mitzuarbeiten, war er heimgekommen, aber er ſtieß auf ſeines Vaters zähen Widerſtand. Ueber den Betrieb der Landwirtſchaft konnten ſie ſich nicht eini⸗ gen, und in das Weingeſchäft ließ Entges ſich nichts hineinreden. Maſchinen anſchaffen, Wendemaſchinen, Pflugmaſchinen und eine Dreſchmaſchine? Entges hielt nichts von künſtlichem Dung. Experi⸗ mente, Geldverſchwendung. Es kam nichts dabei heraus, Menſchen waren billiger als Maſchinen. Das beſtritt wieder Ulrich, denn die Löhne waren ſehr geſtiegen, und die Leute machten Anſprüche an beſſere Koſt.„Nur kein Riſiko“, war Parole bei Entges senior. Frau Entges ſuchte zu vermitteln, aber da war nicht viel zu machen; es war das alte und das neue Syſtem, die ſich aneinander rieben.„Wo wollen die Jungen ihre Er⸗ fahrungen geſammelt haben?“ 0 Und Ulrich dachte: Er hält an allem eigenſinnig feſt, weil es alt iſt. Das einzige, was Entges an ſeinen Sohn abgab, waren die Kundentouren in die Eifel. „Nimm dich nur in acht“, mahnte Entges senior, als er, die Zigarre im Mundwinkel, an der Treppe vor der Mühle ſeinem Sohn zuſah, wie er die Kiſten im Wagen verſtaute,„daß mir unterwegs kein Malheur paſſiert mit dem Wagen.“ Auf ſeiner letzten Tour hatte der Kutſcher den Weg verfehlt und ſie waren ſamt dem Wagen kopf⸗ über eine Böſchung hinabgepurzelt. Ein Wunder, daß man noch ſo davongekommen war. Nüchtern mußte man ſein, beſonders auf dem Heimwege. Aber Ulrich hatte nicht umſonſt Vorleſungen über Hygiene gehört und Ausſtellungen beſucht, er hatte Bier- herzen geſehen, Lebern von Trinkern und die Lungen von Rauchern. Vaxtfetung eta, Die Voltsgeſundheit fördern, heißt Elend verhüten. Werdet Mitglieder der RS⸗Volls⸗ wohlſahrt! SSS Aus der Heimat Gedenktage 2 1. Februar. 1677 Der Philoſoph Benediktus de Spinoze im Haag geſtorben. 1862 Der Dichter Juſtinus Kerner in Weins— berg geſtorben. 1866 Der Mediziner Auguſt von Waſſer⸗ mann in Bamberg geboren. Sonnenaufg. 7.06 Sonnenunterg. 17.23 Mondunterg. 2.12 Mondaufg. 9.22 Prot. und kath.: Eleonora. O nimm die Stunde wahr, eh' ſie entſchlüpft; So ſelten kommt der Augenblick im Leben, Der wahrhaft wichtig iſt und groß. Schiller. Winterhilfspatenſchaften Wo für zwei gekocht wird, wird auch der Dritte ſatt. Leider ſcheinen viele Volksgenoſſen den Sinn der Winterhilfspatenſchaften noch nicht recht erfaßt zu haben. Wohl ſind zahlreiche Meldungen eingegangen, aber die meiſten, die ſich gemeldet hatten, haben dabei zu ſehr ihre eigene Bequemlichkeit im Auge gehabt. Das geht ſchon daraus hervor, daß vielfach nur tageweiſe Angebote gemacht worden ſind. Da— mit iſt weder dem Winterhilfswerk noch den darbenden Kindern gedient. Man verſetze ſich doch einmal in das Gemüt eines ſolchen armen Kindes hinein! Tag für Tag ſoll es an einer andern Tür anklopfen. Das iſt ſchlimmer, als betteln, und nur ganz beherzte Kinder wer— den dieſe Art von Verpflegung längere Zeit ertragen. Viele werden ſich, durch die Not ohnehin ſchon ſcheu gemacht, ganz in ſich zu— rückziehen und ſchließlich zu Feinden aller an— deren Menſchen werden. Und doch ſollen dieſe Kinder ſpäter an ihrer Stelle mit dazu bei— tragen, unſere Zukunft neu zu geſtalten und unſer Deutſches Reich wieder aufbauen! Es kommt bei den Winterhilfs-Patenſchaften darauf an, daß den bedürftigen Eltern für eines oder mehrere ihrer Kinder bis zum Beginn des Frühjahres die Sorge um die Er— nährung und die Bekleidung abgenommen wird. Auf welche Weiſe das am beſten geſchieht, kann mur für den Ernzelfall entſchieden werden. Am beſten iſt es, wenn das Kind in der Familie ſeiner Eltern bleiben kann und wenn der Pate nur dafür Sorge trägt, daß die notwendigen Mittel, möglichſt in Form von Ware, zur Verfügung ſtehen. In anderen Fällen kann das Kind als regelmäßiger Tiſch⸗ gaſt zu den Pateneltern kommen oder es wird für einen Freitiſch an anderem Orte geſorgt. Die Paten brauchen ſelber nicht wohlhabend zu ſein, und es iſt auch gar nicht notwendig, daß ſie alles aus eigenen Mitteln geben. Es genügt, wenn ſie die Verpflichtung überneh— men, für das Kind zu ſorgen. Es iſt doch gewiß leichter, für ein Kind eines bedürftigen Volksgenoſſen bei Freunden und Verwandten um Gaben zu bitten, als für ſich ſelbſt. Darum Ihr alle, deutſche Männer und Frauen, die Ihr Euch regelmäßig einer war⸗ men Mahlzeit am eigenen Tiſch erfreuen könnt, denkt an diejenigen, die in Gefahr ſind, zu hungern und zu frieren! Prüft alle, ob Ihr nicht in den nächſten Wochen und Monaten an Eurem Tiſch oder durch Eure tätige Mit⸗ hilfe noch ein Kind ſatt machen köngt. Sagt doch ſchon ein altes Sprichwort:„Wo für zwet gekocht wird, wird auch der Dritte ſatt!“ Nur der Wille muß da ſein, dann findet ſich auch ein Weg. Macht die Augen der Kinder ünſerer Aermſten wieder erſtrahlen, und Ihr werdet die Genugtuung haben, auch von Eurer Seite am Wiederaufbau mitgeholfen zu haben. * Vorausſfetzungen für die weitere Gewäh⸗ Tg von Zuſchüſſen zur Gebäudeinſtandſet⸗ zung. Wie wir erfahren, werden im allge— meinen Zuſchüſſe für Gebäudeinſtandſetzungs⸗ arbeiten über den 31. März hinaus nicht mehr gewährt Es gibt aber zwei Ausnahmen: 1. wenn die in Angriff genommenen Arbeiten derart ſind, daß ſie innerhalb der Friſt nicht bewerkſtelligt werden konnten; 2. wenn durch Froſt und ähnliche Ereigniſſe die rechtzeitige Arbeitsdurchführung unmöglich geworden iſt. Befreiung von der Wiederzulaſſungsge⸗ bichr bei Verwendung im Dienſte der Winter⸗ hilfe. Im Intereſſe einer ſchnellen und wir— kungsvollen Durchführung des Winterhilfswer⸗ les hat der Reichsverkehrsminiſter die Landes⸗ regterungen erſucht, ſofort im Verwaltungs- wege zu veranlaſſen, daß alle gegenwärtig nicht zugelaſſenen Laſt⸗ und Perſonenkraftwa⸗ gen ſowie Krafträder von den Gebühren für die Wiederzulaſſung befreit werden, wenn ſie vorübergehend und ausſchließlich zur Beför⸗ derung von Spenden für die Winterhilfe be⸗ nutzt werden und dies von dem für den An⸗ tragſteller zuſtändigen Gauwalter der NS⸗ Volkswohlfahrt unter Beidrückung des Dienſt⸗ ſtempels bescheinigt wird. Wettervorherſage: Vielfach bedeckt, meiſt trocken, mäßig kalt. Deutscher Wald— deutſches Holz Stgatsminiſter Jung eröffnet eine Holzwerbe⸗ tagung. Darmſtadt, 21. Februar. Auf einer Holzwerbetagung ſprach Staats⸗ miniſter Jung: Zu meinem großen Bedauern habe ich im Laufe der Jahre feſtſtellen müſ⸗ ſen, daß der gemiſchte Wald faſt gänzlich verſchwunden iſt. Weichhölzer und Eichenſchäl⸗ waldungen verſchwinden immer mehr und die Bäume ſtehen wie die Grenadiere in einem preußiſchen Regiment, ſchön gerade ausgerich— tet, keine Blöße, kein grüner Fleck mehr, höch⸗ ſtens ein paar Kahlhiebe. Ich habe ſchon mit dem Herrn Landforſtmeiſter darüber ge— ſprochen, wie es möglich wäre, die Schönheit des Waldes, die wahrſcheinlich auch viel an— dere vermiſſen, wieder herzuſtellen. Das iſt das eine, was ich ſagen möchte. Das andre iſt: die Nutzbarleſt und Wietſchaftlichkeit des deutſchen Waldes muß gehoben werden! Wir wiſſen, daß der Wald nicht in vollem Amfang ausgenutzt werden kann, weil die Möglichkeit fehlt, das Holz zu verwerten. Dar— an iſt zum Teil eine Modetorheit ſchuld, in die das deutſche Volk verfallen iſt. Ar— chitekten, Bauhandwerker, auch Bauherren glaubten jahrelang, daß man nur ſog.„aſt⸗ freies Holz“ in ſeinen Bauten verwenden dürfe, auch an Stellen, wo nachher das Holz wieder zugedeckt wurde mit Tünche oder Oel⸗ farbe. So kam es, daß man aus dem Aus- lande erhebliche Mengen aſtfreien Holzes ein⸗ führte. In ähnlicher Weiſe verſündigten ſich auch die Möbelindustrie und der Möbelhandel. Es muß dafür geſorgt werden, daß der Deutſche den Glauben und das Empfinden hat, das auf dem deutſchen Boden gewach⸗ ſene Holz iſt das ſchönſte Holz und das Holz, das allein ich in meinem Haushalt dulde. Sie wiſſen, daß die Zellſtoffinduſtrie, wenn ich nicht irre, jährlich 7—8 Millionen Kubik⸗ meter Holz verbraucht. Von dieſer Holzmenge werden etwa 50 Prozent aus dem Auslande eingeführt, zum größten Teil Fichtenhölzer, weil in Deutſchland nicht in dieſen Mengen vorhanden und weil die Induſtrie glaubt, daß andere deutſche Hölzer— Kiefern⸗ und vor allen Dingen Buchenholz— für ihre Zwecke nicht verwendbar ſeien. Ich bin der Auffaſſung, daß es der deutſchen Wiſſenſchaft unbedingt gelingen muß, auch dafür zu ſor— gen, daß in ausreichendem Maße aus Kiefern— und vielleicht auch aus Buchenholz Zellſtoff hergeſtellt werden kann. Vor einigen Monaten hörte ich, daß ein deutſcher Erfinder ins Ausland, nach Belgien, gehen mußte, ein Mann. der in der Lage ge⸗ weſen ſein ſoll, aus deutſchem Buchenholz Zell— ſtoff herzuſtellen. Man hat ihn ins Ausland. gehen laſſen müſſen, weil es der Induſtrie nicht möglich war, den Mann zu halten, oder weil ſie zu bequem war, ſich auf ein anderes Verfahren umzuſtellen. Wir müſſen dafür ſorgen, daß der Wald wieder ſeine alte Schönheit erhält, wir müſſen gleichzeitig dafür ſorgen, daß das deutſche Volk bei größter Sparſamkeit der Forſtwirt⸗ ſchaft den größtmöglichen Nutzen aus dem Walde holt. Für 10 Millionen Reichsmark Aufträge an das Handwerk Auswirkung des Arbeſtsbeſchaffungsprogramms der Reichsregierung in Heſſen. Darmſtadt, 21. Februar. Das Staatspreſſeamt teilt mit: In der Zeit vom 1. bis 31. Januar 1934 wurden 10978 Aufträge auf Bewilligung von Reichs— zuſchüſſen genehmigt. Die Summe der in die— ſer Zeit bewilligten Reichszuſchüſſe beträgt ins- geſamt rund 2514000 Rm. Die mit dieſen Reichszuſchüſſen dem heſſiſchen Handwerk zu— geführten Aufträge erreichen in dieſem einen Monat den anſehnlichen Betrag von annähernd 9 900 000 Rm. In der Zeit vom 15. Oktober 1933 bis 31. Januar 1934 wurden 6873 000 Nm. Reichszuſchüſſe bewilligt, womit dem heſ— ſiſchen Handwerk über 27805 000 Rm. Auf⸗ träge zugeführt worden ſind. Eiszeitliche Kulturen im Odenwald Gießen, 21. Febr. In einem Vortrag, den der Direktor des Geologiſchen Inſtituts der Antverſität Gießen, Profeſſor Dr. Harraſſo— witz und ſtud. rer, nat. Völzing im Geologi— ſchen Inſtitut hielten, wurden intereſſante Mit⸗ teilungen über neuentdeckte Kulturen der eis— zeitlichen Menſchen im Odenwald gemacht. Die Funde wurden von ſtud. rer. nat. Völzing, der mit Profeſſor Dr. Harraſſowitz eng zu— lammenarbeitet, im Jahre 1929, dann aber hauptſächlich 1933 in Ausgrabungen bei Groß— Umſtadt zutage gefördert, wobet die Gießener Hochſchulgeſellſchaft, der rheinheſſiſche Denk— malspfleger Profeſſor Dr. Behn-⸗Mainz und die Bürgermeiſterei Groß⸗Umſtadt der wiſſen⸗ ſchaftlichen Forſchung wertvolle Unterſtützung zuteil werden ließen. Die Ausgrabungen im Jahre 1933 zeigten an einer Stelle fünf verſchiedene gut getrennte Kulturgeſchichten, zu denen der Eis- zeitmenſch immer wieder an die Stelle der jetzigen Funde zurückgekehrt ſein muß. Nach den bisherigen Feſtſtellungen handelt es ſich bei den Funden um Werlplätze, die zur Anfertigung von Werkzeugen dienten, für die der ſonſt an keiner Stelle im Odenwald vor⸗ kommende einzigartige Quarzit das Rohmate⸗ rial lieferte. In Tauſenden von Stücken lie⸗ N gen vie Spuren der einſtigen Tätigkeit auf den alten Werlplätzen noch vor. Bisher wurde noch keine Wohnſtätte gefunden, ſondern nur ausgeſprochene Werkplätze. Das Alter der bisherigen Funde wird auf 150175 000 Jahre vor der Gegenwart an⸗ genommen. An keinem Fundpunkt in Deutſch⸗ land ſind bisher ſo lückenloſe Uebergänge feſt⸗ geſtellt worden. Die Ausgrabungen ſollen mit Unterſtützung des rheinhefſiſchen Denkmalpfle⸗ gers im Frühjahr 1934 in größerem Umfang fortgeſetzt werden, um die Fundſtelle dann vollſtändig zu erſchließen und das bisherige Bild völlig abzurunden. 1 berführung in die 5A⸗Neſerve Bingen, 21. Febr. Hier fand die feierliche Ueberführung der Stahlhelm-Kreisverbände Starkenburg und Rheinheſſen in den Lan— desverband Weſtmarkt-Süd der SA.-Reſerve 1 ſtatt. Die Bevölkerung nahm an dem Akt lebhaften Anteil, als die Feldgrauen auf der Rheinanlage zur Parade Aufſtellung nahmen. Gruppenführer Steinhoff nahm hier die Mel— dungen entgegen und ſchritt unter den Klängen der Muſikkapellen die Front ab. Nach der Uebergabeanſprache des bisherigen Stahlhelm— Landesführers Keßler übernahm der Landes⸗ führer Weſtmark⸗Süd, General a. D. Thon, die ſeitherigen Kreisverbände Rheinheſſen und Starkenburg des Stahlhelms in die SA Rel. 1 und hieß die Kameraden herzlich willkom men. Gruppenführer Steinh off betonte, daß die Zeit des Kampfes und der Zwie— tracht unter den deutſchen Brüdern vorber ſet. Durch die beiſpielloſe Tat des Führers ſei die Eintracht in Deutſchland wiederherge— ſtellt worden. Das mache zur Notwendigkeit, daß auch die politiſchen Kämpfer um dieſe Einigkeit unter einheitlichem Willen ſtehen. Wer ehrlich und ganz auf ein großes Ziel hinſteuere, der werde dieſes Ziel erreichen, ſelbſt wenn der Weg dazu von dem einen oder anderen nicht als der richtige verſtan— den werde.. Letzte Nachrichten Oberbürgermeiſter in Schutzhaft a Bamberg, 21. Februar. Die Politiſche Po⸗ lizei teilt mit: Oberbürgermeiſter Dr. Weeg— mann-Bamberg mußte am Dienstag vormit— tag in Schutzhaft genommen werden, weil 55 einen Gauleiter der NSDAP beleidigt hat. Selbſtmord eines Kriminalbeamten. Schleswig, 21. Februar. Der Leiter der Schleswiger Kriminalpolizei, Kriminalſekre— tär Krüger, der bereits längere Zeit ſchwer nervenleidend war, hat ſich er— ſchoſſen. Der Generalrat der öſterreichiſchen National- bank verhaftet. Wien, 21. Februar. Der Generalrat der Nationalbank, Hofrat Stern, der jahrelang Finanzberater der Sozialdemokratiſchen Partei war und im Bankweſen eine erheb— liche Rolle geſpielt hat, iſt von der Polizei verhaftet und ins Gefängnis abgeführt worden. Gefängnis wegen Schädigung des Staats⸗ kredites. Paris, 21. Febr. Der Inhaber eines in Nizza erſcheinenden Blattes und der Chef— redakteur des Blattes wurden vom Straf— gericht wegen Schädigung des Staatskredites zu 30 bezw. 20 Tagen Gefängnis verurteilt. In ihrem Blatt war ein Artikel mit unwahren Mitteilungen über die Sparkaſſe in Nizza er⸗ ſchienen. Dieſer Artikel hatte zu einem Maſſen— ſturm auf die Kaſſe geführt, die in wenigen Tagen über 15 Millionen Franken auszahlen mußte. 10 Frauen bei lebendigem Leibe verbrannt. Brookville(Penſylvanien), 21. Februar. In einem Feierabendheim, das für die An⸗ gehörigen von früheren Kriegsteilnehmern errichtet worden war, brach ein Brand aus, der mit raſender Schnelligkeit um ſich griff. Sämtliche Löſchverſuche ſcheiterken, da die Hydranten infolge der grimmigen Kälte ein- gefroren waren. Zehn Frauen, Angehörige von Kriegskeilnehmern, ſind bei lebendigem Leibe verbrannt. Eden beim Reichskanzler Ausſprache in freundſchaftlichem Tone. Berlin, 21. Februar. Im Auswärtigen Amt fand die erſte Beſprechung zwiſchen dem Reichsaußenminiſter Herrn von Neu— rath und dem Lordſiegelbewahrer Eden un— ter Beteiligung des britiſchen Botſchafters ſtat des Reichswehrminiſters von Blomberg att. Der Reichskanzler empfing Herrn Eden und den britiſchen Botſchafter heute nachmit⸗ tag im Beiſein des Reichsaußenminiſters und des Reichswehrminiſters zu längerer Ausſprache. Die in ſehr freundlichem Tone eführten Beſprechungen hatten die Rege- ung der Abrüſtungsfrage zum Gegenſtand und knüpften an die in den diplomatiſchen Verhandlungen der letzten Monate entwickel⸗ ten deutſchen Vorſchläge, ſowie an das kürzlich veröffentlichte Memorandum der engliſchen Regierung an. Sie werden morgen fortge⸗ ſetzt werden. Zum Tode König Alberts Die Ueberführung. Brüſſel, 21. Februar. Die feierliche Ueberführung der Leiche des Königs von Schloß Laeken in das Schloß zu Brüſſel war ſehr eindrucksvoll. Der mit einer Fahne bedeckte große Sarg ruhte auf einer Lafette, die von ſechs ſchwarzver⸗ hüllten Pferden gezogen wurde. Rechts und links gingen die Adjutanten des Königs. Hinter dem Sarg folgten die Prinzen Leo⸗ pold und Karl. Ihnen ſchloſſen ſich die übri⸗ gen Mitglieder des königlichen Hauſes und die Würdenträger des Hofes an. Eine Rei⸗ terſchwadron ſchloß das Trauergeleit. Am Grabe des unbekannten Soldaten machte der Zug eine Minute Halt. Am Schloß in Brüſ— ſel wurde der Sarg von der Geiſtlichkeit un⸗ ter Führung des Kardinalerzbiſchofs von Mecheln in Empfang genommen und dann ins Palais gebracht, wo der König bis zu bung Beiſetzung am Donnerstag aufgebahrt Wird. Bei der Trauerfeier in der Abgeordneken⸗ kammer hatten ſich auch die Sozialdemokra⸗ ken von ihren Plätzen erhoben. Die Kommu- niſten und die flämiſchen Nalionaliſten wa⸗ ren der Veranſtaltung ferngeblieben. der tödliche Anfall „Ueber den tödlichen Unfall des belgiſchen Königs erfährt die„Nation Belge“, daß be⸗ reits am vorigen Mittwoch der König denſel⸗ ben Felſen ohne Zwiſchenfall beſtiegen hatte, obſchon ſich bereits damals gefährliche Mo- mente durch Löſen von Geſteinsmaſſen in⸗ folge des Froſtes gezeigt hätten. Vor ſeinem jetzigen tragiſchen Aufſtieg, den der König mit einer beſonderen Anſeilvorrichtung un— ternommen hatte, erklärte er ſeinem Diener, daß der Anſtieg nicht gefährlich ſei und er im übrigen vorſichtig ſein würde. Kapitalverſchiebung verhindert Die Zollfahndungsſtelle paßt auf. Düſſeldorf, 21. Februar. Der Düſſeldorfer Zollfahndungsſtelle ge— lang es, eine große Kapitalverſchiebung— es handelte ſich um einige Hundert⸗ tauſend Mark— rechtzeitig zu verhin— dern. Der Bankier und Warenhausbeſitzer Luſtig aus Neuſtadt a. d. Saale, der ins Ausland geflüchtet iſt, hat mit größter Ge— riſſenheit verſucht, den Erlös aus ſeinen Effekten und Immobilien aus Deutſchland herauszuziehen und ins Ausland zu verſchie— ben. Nach mühevoller Arbeit konnte die hieſi⸗ ge Zollfahndungsſtelle die Einzelheiten der geplanten Kapikalverſchiebung aufdecken und die Ausführung der Tat verhindern. Leider konnken die Mithelfer des Luſtig, die Pferde- händler Grünbaum-Frankfurt und Bon- gartz-Veſe über die holländiſche Grenze ent- kommen. Schweres Eiſenbahnunglük Sevilla, 21. Februar. Am Dienstag iſt bei Villanueva de la Rei- na in der Provinz Cordoba ein Sonderzug, in dem ſich 1900 Juſchauer der am Sonnkag in Madrid veranſtalketen Fußballwettſpiele auf der Heimreiſe befanden, mit dem D-Zug Madrid— Sevilla zuſammengeſtoßen. Nach den erſten Meldungen ſoll die Jahl der To- ken fünf, die der Verletzten 100 bekragen. Pörſen und Märkte vom 20. Februar 1934. (Ohne Gewähr.) Berliner Deviſenkurſe 1 Pfund Sterling 12.855, 1 Dollar 2.527, 100 holl. Gulden 168.53, 100 Lire 22.01, 100 franz. Francs 16.49, 100 Schweizer Fran— ken 80.78, 100 öſterr. Schilling 47.20. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Zufuhr: 134 Ochſen, 113 Bullen, 392 Kühe, 305 Färſen, 677 Kälber, 24 Schafe, 1751 Schweine, 1 Ziege. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewich!: Ochſen 29 bis 32, 22 bis 24, 25 bis 29, Bullen: 27 bis 30, 24 bis 27, 22 bis 24, Kühe: 25 bis 27, 21 bis 24, 16 bis 20, 11 bis 15, Färſen: 30 bis 32, 26 bis 29, 23 bis 25, Kälber: 42 bis 45, 39 bis 42, 35 bis 38, 30 bis 34, Schafe: e) 29 bis 30, Schweine:—, 50 bis 52, 49 bis 52, 47 bis 51. Marktverlauf: Großvieh mit⸗ tel, geräumt; Kälber lebhaft, geräumt; Schwet⸗ ne lebhaft geräumt. Karlsruhee Schlachtviehmarkt. Zufuhr: 31 Ochſen, 37 Bullen, 53 Kühe, 339 andere Kälber, 883 Schweine, 122 Färſen. Preiſe von 50 Kilogramm Lebendgewicht: Och⸗ ſen a) 27 bis 31, b) 25 bis 27, c) 24 bis 26, d) 22 bis 24, e) 19 bis 22; Bullen a) 28 bis 29, b) 23 bis 28, c) 22 bis 23, d) 19 bis 22; Kühe a)—, b) 22 bis 23, c) 16 bis 20, d) 11 bis 16; Färſen a) 27 bis 33, b) 24 bis 27, c) 22 bis 24, d) 19 bis 22; Kälber a) 36 bis 39, b) 33 bis 36, c) 29 bis 33, d)—, Schweine a)—, b) 51 bis 53, c) 50 bis 52, d) 47 bis 50, e) 45 bis 47, )—, 7 37 bis 42. Marktverlauf: Großvieh langſam geräumt; Kälber mittelmäßig ge⸗ räumt; Schweine langsam, Ueberſtand.