Zwangs⸗ Versteigerung. Die untenſtehend bezeichneten Grundſtücke, die zur Zeit der Eintragung des Verſteigerungs⸗ vermerks auf den Namen des Georg Peter Renner des Erſten in Viernheim im Grundbuch eingetragen waren, ſollen Freitag, den 2. März 1934, nachmittags 2% Uhr durch das unterzeichnete Gericht auf dem Rat⸗ haus in Viernheim verſteigert werden. Die Verſteigerung erfolgt im Wege der Zwangs vollſtreckung. Der Verſteigerungsvermerk iſt am 8. Nov. 1933 in das Grundbuch eingetragen worden. Lampertheim, den 6. Januar 1934. Heſſiſches Amtsgericht. gezeichnung der Grundſtüce: Grundbuch für Viernheim, Band XVII, Blatt 1162 1. Flur J, Nr. 8137¼⁰0, Hofreite Mannheimerſtraße, 3648/0 qm. Betrag der Schätzung Mk. 4800.— Flur l, Nr. 81393/100, Straßen- gelände daſelbſt, 167/10 qm. Betrag der Schätzung. Mk. Flur IV, Nr. 50/0, Grab⸗ garten, der neue Sand neben dem Schlöthweg, 871 qm., Betrag der Schätzung Mk. 180.— Grundb. für Viernheim, Band XXVII, Blatt 1846 1. Flur J, Nr. 8134/10, Einfahrt Mannheimerſtr.(gemeinſchaftl.) 624¾1:j qm., Schätzung 2. Flur J, Nr. 8138 7/100, Straßen- gelände daſelbſt, 98,10 qm., Be- trag der Schätzung.. Mk. 2.— Von den in Blatt 1846 eingetragenen Grundſtücken kommt nur die dem Georg Peter Renner des Erſten zugeſchriebene ideelle Hälfte zur Verſteigerung. Einheitswert ſämtl. Grundstücke: 6400 RM. 3.— Mk. 15.— F ür die uns anläßlich unſerer Silbernen Hochzeit in ſo reichem Maße übermittelten Glückwünſche und Geſchenke ſagen wir hierdurch herzinnigen Dank! Friedrich Rohn u. Frau Viernheim, Keichsbahnhof. Fe K be. amelig alu, ꝛs.-Hibn. VD le, e, eee, Al. kum. Sof. greifb. u. paldzuteilungsreife der Württ. Aredxasse in Stutigart von 200 bis 3000 RM. an rasch- entschlossene Interessenten zu vergeben. Ausk. gegen Rück- porto durch die Baiirhs- Direkten Iannneim, Windmunsstrage 26. Rührige Vertreter gesucht. Nuprogrumme— Unterhaltung „Land und Siedlung“ „Hier und Dort“ Senderliste, Kritik, Bilder, Gelesen auch im kleinsten Ort. Das ist Funk poſt“ Stets 76 Seiten starſe (Zweieinhalb Groschen kost die Nummer, Im Monat macht's noch nicht ne Mark) Bei Postabonnement sogar nur G Pfennig und 6 Pfennig Zustellgebühr * Für Rundfunkhörer Probeheft unverbindlieh und kosten- los vom Verlag, Berlin N 24 Paolo L. Minnenbach Horst Wesselstr. 7 Erstklassige Ausführung aller Photo-Arbeiten! Anfertigung v. Lichtbildern preiswert und schnell! Neun Pertr sos „Der Oeutſche Rundfunk“ (Evt. Teilz. ge · 0 0 10 0 5 5 a 0 g 5 Ne, i e 1 10 9. 1. 2 12 1 1. essische Bauernscenart. Durch Verfügung des Milchversorgungs- Verbandes Nordbaden ist N a 1 7 verpflichtet, jeder Kuhhalter e, Milchabsatzgenossenschaft anzuschlieben.— Wir fordern die noch Fernstehenden hiermit letzmals auf, der Genossenschaft beizutreten, da die letzte Frist zur Anmeldung am Sonntag, den 25. dieses Monats incl. verstrichen ist. Es wurde festgestellt, daß verschiedene Landwirte keine Ausgleichsbeiträge entrichten, oder nicht regelrecht die- selben abliefern. Eine weitere Aufforderung erfolgt nicht mehr und haben die Säumigen die bereits veröffentlichen Strafen zu gewärtigen. Holt. Zucherrübenpauande L andwirlg. 2e en 2. 1934, nachmittags findet in Worms in den Zwölf Aposteln die Jahreshaupf- Versammlung der Zuckerrübenpflanzer statt, wozu wir die hiesige Pflanzerschaft einladen. Der Ortsbauernführer: Ro os. 7 Vereins-Anzeiger W K. K. V. Donnerstag, den 22. Februar 8½ Uhr abends im Löwen Vortragsabend. Redner Hochw. Herr Kaplan Schwarz über„Eugenik“ Mitglieder und Angehörige ſind hierzu herz- lichſt eingeladen. Der Vorſtand. Teutonia Viernheim. Wegen des Schulungs- abends der NSDAP. findet die Uebungsſtande für die Schützen erſt am Donnerstag abend halb 9 Uhr ſtatt. Der Vereinsführer. M. G. V.„Harmonie“. Samstag, 24. Febr., abends ½9 Uhr Jahresverſammlung. Die geſamte Mitgliedſchaft iſt herzlichſt eingeladen. Der Vorſitzende. — Kauft am Platzel statt.) Schrfkt!. Anfr. u. Nr. 4 Fracht⸗ briefe erhältlich im Verlag dieſes Blattes. Guterhaltenes Speisezimmer erſtes Fabrikat, dunkel, Eiche, be⸗ ſtehend aus Büffett Credenz, Aus⸗ ziehtiſch und 6 Lederſtühle, ſowie dv. Schränke, Betten etc. preiswert zu verkanfen. bei Flegenheimer, Mannheim Tullastrage 16 p. rechis S NS.⸗ Bekanntmachungen (Parteiamtliche Veröffentlichungen der NSDAP., Ortsgr. Viernheim und der Unterformationen). MS D AP., Ortsgruppe Viernheim Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtraße 19. Geſchäftsſtunden⸗ Einteilung: N. S. B. O. und Deutſche Arbeitsfront: Jeden Montag, Mittwoch u. Freitag, abends 7—9 Uhr Ortsgruppenleitung: Jeden Montag und Donnerstag, abends 7—9 Uhr Kaſſenverwaltung der Ortsgruppe: Jeden Donnerstag, abends 7—9 Uhr N. S. Frauenſchaft. Heute Mittwoch, den 21. Februar, abends 8 Uhr Heimwabend. Pünktliches und vollzähliges Erſcheinen. E. Blaeß. Achtung! Zweiter Schulungsabend der Ortsgruppe! Am heutigen Mitt⸗ woch, den 21. Februar abends /9 Uhr findet im Gaſthaus zum deutſchen Kaiſer der zweite Schulungsabend der Ortsgruppe ſtatt. Erſcheinen aller Parteigenoſſen iſt Pflicht! Namentliche Kontrolle! Schriftliche Entſchuldigung iſt dem zuſtändigen Blockwart einzureichen. Thema: Die Geſchichte des deutſchen Arbeiters! Vorreferate: Innen⸗ und Außenpolitik, Ar⸗ beitsgeſetz. Alle der Bewegung Naheſtehenden ſind hierzu herzlichſt eingeladen! Pünktliches Erſcheinen wird dringend erwartet! Heil Hitler! gez. Franzke, Ogruf. Achtung! Dienſtanzug! Für alle, die ſich zur Zeit neue Stiefel anſchaffen, iſt von Intereſſe, daß dieſelben ſchwarz ſein müſſen, alſo nicht mehr wie bisher braun. Alte braune Stiefel dürfen aufgetragen werden. Dies gilt für alle Amtswalter, gleich welchen Ranges. Heil Hitler! gez. Franzke Ogruf. * Evangel. Gemeinde. Heute Mitt⸗ woch, den 21. Februar abends 8 Uhr ſpricht in der 2. Paſſionsandacht die blinde Reiſeſekre⸗ gärung, ſpäteſtens jedoch bis zum 1. März des auf die Ernte folgenden Jahres ſtattzufinden. Sollten einzelne Tabakpflanzer jetzt noch Lokales Viernheim, 21. Februar. Donners⸗ tag: 7 Uhr beſt. Jahresgedächtnis für Jakob Doo 12., ¼8 Uhr beſt. E.-⸗A. fur ledig f Eliſabeth Wunder, Bruder Adam, Großeltern * Gottesdienſtordnung. Wunder und Bauer und Angehörige. tärin der Berliner Blindenmiſſion über den Leidensweg der Blinden im Orient. Dazu wird herzlichſt eingeladen. Die blinde Elſe Schulz hat vor 2 Jahren uns ſchon einmal ſehr intereſſant berichtet. * In den Nuheſtand verſetzt. Auf Grund des 8 5 Abſatz 2 des Geſetzes zur Wie⸗ derherſtellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 wurde Herr Verwaltungsoberſekretär Oskar Kraus vom hieſigen Polizeiamt mit Wirkung vom 1. Mai 1934 in den Ruheſtand verſetzt. * Schulungsabend. Heute Mittwoch findet im„Deutſcheu Kaiſer“ ein Schulungsabend der NSDAP. ſtatt, wozu alle Intereſſenten freundlichſt eingeladen ſind. Es wird über hoch⸗ intereſſante Themen geſprochen, weshalb der Be⸗ ſuch dieſes abends ſehr wertvoll ſein wird. Zei⸗ tungsberichte über dieſe Abende ſind nicht zu erwarten, daher iſt es Pflicht eines Jeden, da⸗ ran teilzunehmen. * Ein Firmenſchild weggeriſſen. Heute Vormittag wurde durch ein mit Stroh be⸗ ladenes Fuhrwerk, welches hart rechts von der Adolf Hitler⸗ in die Schulſtraße einbog, das auf der Ecke hängende Reklameſchild des Herrn Buch⸗ bindermeiſters Franz Hofmann herabgeriſſen, Durch den Aufprall auf dem Boden iſt das wertvolle Schild, ca. 50.— Mk., total zertrüm⸗ mert worden. Die polizeilichen Feſtſtellungen werden die Schuldfrage zu klären haben. * Jeder Kuhhalter muß ſich der Milchgenoſſenſchaft anſchließen. Wir verweiſen auf die Bekanntmachung der Bauern⸗ ſchaft in vorliegender Ausgabe, wonach jeder Kuhhalter verpflichtet iſt, ſich der Milchgenoſſen⸗ ſchaft anzuſchließen. Anmeldungen ſind bis zum 25. Februar zu tätigen. Wir machen alle Kuh⸗ halter darauf aufmerkſam. * Schulungslehrgang für die Landwirtſchaft. Am Freitag, den 23. Febr. finden den ganzen Tag über im Engelſaale Vor- träge über verſchiedene ſehr wichtige Angelegen⸗ heiten, die beſonders die Landwirtſchaft ſehr intereſſieren ſtatt. Wir machen die Landwirte heute ſchon darauf aufmerkſam und empfehlen auch die diesbezügliche Bekanntmachung in vor⸗ liegender Ausgabe zu beachten. * Perſonalien. Auf Grund des 8 5 des Geſetzes zur Wiederherſtellung des Berufs⸗ beamtentums vom 7. April 1933 wurde mit Wirkung vom 16. Februar 1934 Herr Krimi⸗ nalhauptwachtmeiſter Wilhelm Hainer zu Fried- berg zum Polizeihauptwachtmeiſter zurückverſetzt. Herr Hainer war vor etwa 3 Jahren beim hie⸗ Aulicher Teil. Bekanntmachung. Betreffend: Abhaltung eines landwirtſchaftlichen Schulungslehrganges. Das Landwirtſchaftsamt Heppenheim ver- anſtaltet am kommenden Freitag, den 23. Februar 1934, in Viernheim im Gaſthans zum goldenen Engel einen landwirtſchaftlichen Schulungslehrgang mit nachſtehender Vortragsfolge 9.00 Uhr: Eröffnung. 9.15— 10.15: Die Tuberkuloſe des Rindes u. ihre Bekämpfung. Vet. Rat Dr. Schmidt⸗Heppenheim. 10.15 10.45: Ausſprache. 10.45-11.30: Pflege u. Behandlung der Saat⸗ beete und Düngung des Tabaks. Dr. Schmidt, Geſchäftsführer des Heſſ. Tabakbauverbandes. Ausſprache. : Spargelbau. Diplom. Garten⸗ bauinſpektor Doermer von der Hauptabteilung 11 des Heſſen⸗ Naſſauiſchen Landes bauernſtan⸗ des Frankfurt a. M. Ausſprache. Entſchuldungsgeſetz und Reichs⸗ erbhofgeſetz. Dümas von der Hauptabteilung 1 des Heſſen⸗ Naſſauiſchen Landes bauernſtan⸗ des Frankfurt a. M. 11.30 12.00: 14.00— 15.00 15.00— 15.30: 15.30— 16.30: Betreffend: Feldbereinigung in der Gemarkung Viernheim. Die bei der Feldbereinigung benötigten 25 em langen, 5 mal 2½ em. breiten Pflöcke, am Ende lang zugeſpitzt, ſollen an den Wenigſt⸗ nehmenden vergeben werden. Angebote ſind bis Samstag, den 24. Februar 1934, vormittags 11 Uhr bei uns— Zimmer 5— einzureichen. Betreffend: Holzabfuhr. Die Empfänger der Kiefern Stangenwellen von Rauſchenſchlag Abt. 20(Nr. 7086— 7179) werden nochmals zur ſofortigen Abfuhr aufgefordert. Auch für alles Brennholz von der Auto⸗ ſtraße in Rauſchenſchlag 17 und 20 zwiſchen den Nummern 5150— 559 iſt raſche Abfuhr erſorderlich, da dieſe mit dem baldigen Beginn der Erdarbeiten unmöglich wird. Betr.: Verwiegung des Tabaks 1933er Ernte. Gemäß 8 24 Abſ. 1 des Tabakſteuergeſetzes vom 12. 9. 1919 hat die Verwiegung des im im Beſitze von Tabak ſein, ſo werden ſie zur Vermeidung von Weiterungen hiermit aufgefor⸗ dert, denſelben ſpäteſtens am Mittwoch, den 28 Februar 1934 zwiſchen 8 und 10 Uhr an der amtlichen Verwiegungsſtelle(Rathaus) zur Ver⸗ wiegung zu ſtellen. Viernheim, den 20. Februar 1934. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel. Verſchiedenes Lolomotippfeifen gibt es ſeit rund hundert Jahren. Sie kamen im Jahr 1833 auf; die erſte wurde von einem Inſtrumentenmacher in Leiceſter hergeſtellt. Die erſte Lokomotive, die damit ausgerüſtet wurde, war„Samſon“— in den Anfängen der Eiſenbahn pflegte man den Lokomotiven Namen zu geben— die Lo⸗ komotive Nr. 3 der Eiſenbahn Leiceſter— Swanning. Am 4. Mai 1833 war bei einem Bahnübergang unweit von Thronton der Zug mit einem Bauerngefährt zuſammengeſtoßen, das Eier und Butter auf den Markt von Lei⸗ teſter bringen wollte. Der Wagen wurde um⸗ geworfen, und die Eier gingen zu Bruch. Dieſer Vorfall gab den Anlaß zur Einführung lauter Signalpfeifen, die von weitem die An⸗ mäherung des Zuges anzeigten. Sie wurden nach der Lokomotive allgemein Samſon ge⸗ nannt. Welt und Wiſſen Ein faſt 100 Jahre alter Karpfen. Unter den Fiſchen gibt es Arten, die ein ganz außergewöhnlich hohes Alter erreichen. Hier- zu gehören insbeſondere die Karpfen. So wird aus einem jugoſlawiſchen Orte an der Donau gemeldet, daß ein dortiger Fiſcher die⸗ ſer Tage einen Karpfen im Gewicht von nahezu 25 Pfund fangen konnte. Inter- eſſant war dabei die Feſtſtellung, daß auf einem anhängenden Ring die Jahreszahl 1837 zu entziffern war. Der Fiſch hatte alſo ein Alter von nahezu 100 Jahren erreicht. Die Zunahme der Bevölkerung. Inner⸗ halb von dreihundert Jahren iſt die Menſch⸗ heit um das Vierfache, die europäiſche Be⸗ völkerung aber um das fünffache gewachſen. Im Jahre 1650 betrug die Bevölkerung der Erde 465 Millionen(wovon auf Europa 100 Millionen entfielen), im Jahre ö Millionen(140 Millionen in Europa), im Jahre 1850 1130 Millionen(266 Millionen in Europa), im Jahre 1929 1820 Millionen (478 in Europa), im Jahre 1933 2030 Mil. lionen(500 Millionen in Europa). Von der geſamten Menſchheit entfallen heute auf die weißen Völker 678, auf die gelben Völker 999, auf die W Völker 140 und auf ſigen Kriminalpolizeiamt tätig. Inlande geernteten Tabaks vor Beginn der Ver⸗ die Jo 0 1105 213 Millionen, zuſam⸗ men alſo 2030 Millionen. 1750 692 (Liernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugsprei täg 6 i a zugspreis monatl. 1,40 Mk., frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illustrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt a. M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. D. A. II. 34 1250. Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags-Ausgabe 10 Pfg. Nummer 45 Ein Reich— eine Schule Das Geſetz über den Neuaufbau des Reichs hat den Weg jetzt auch in ſtaats— rechtlicher Hinficht freigemacht für eine zielſichere und erfolgverheißende Schulpo— litik. Nach dem Uebergang der Staats— hoheit der Länder auf das Reich iſt der frü— here umſtändliche Weg der„Länderverein— barungen“ über kulturpolitiſche Fragen überflüſſig geworden. Das alleinige Geſetz— gebungsrecht ſteht dem Reiche zu, die Lan— desregierungen dürfen es nur noch kraft Uebertragung ausüben. Für das Reich iſt jetzt ein Leichtes, eine weiter auseinander— ſtrebende Entwicklung der Länder im Schulweſen zu verhüten und den Verein— heitlichungsprozeß kraftvoll voran— zutreiben. In Auswirkung des Geſetzes vom 30. Ja— nuar 1934 wird man im weiteren Verlauf eine planvolle und ſchöpferiſche Reichs⸗ ſchulgeſetzgebung erwarten dürfen, die dem deutſchen Volke auch ein einheitliches Schulrecht beſcheren wird. Die ſchwierigen weltanſchaulichen Fragen können einer feſten Löſung zugeführt werden. Mannigfaltigkeit und Bodenſtändigkeit der deutſchen Kultur werden unter einer zentral ordnenden Reichsgewalt ebenſowenig Schaden leiden, wie zum Beiſpiel in dem größen Lande Preußen, das ja auch ſein Schulweſen nicht einfach ſchabloniſiert hat. Die Vielgeſtaltigkeit des deutſchen Kultur— lebens iſt immer ein großer Vorzug gewe— ſen. Und niemand will haben, daß dieſer Vorzug verſchwindet und daß künftig einfach alles ſchematiſiert wird. Aber etwas ande— res muß geſchehen: auf keinem Gebiet öf— fentlicher Wirkſamkeit herrſcht noch heute von Land zu Land eine derartige verwirren— de Buntſcheckigkeit, wie gerade im Schulweſen und Schulrecht; es iſt eine Wirrnis, die kaum mehr überblickt wer⸗ den kann— hier aber muß Wandel geſchaf— fen werden. Man braucht nicht, alles zu uni⸗ formieren, aber die deutſche Schule muß in Süd und Nord einheitlich aufgebaut ſein. Im Rahmen einer ſolchen Schulreform wer⸗ den zahlreiche wichtige Fragen ihre Löſung finden müſſen, ſo die Neugeſtaltung der Volkſchule, denen die künftige Stellung der preußiſchen Mittelſchule als Vor⸗ bildungsſtätte für die praktiſchen mittleren Berufe— eine Schulgattung, die es in an⸗ deren deutſchen Ländern nicht mehr gibt, obwohl ſie ſehr wichtig iſt—, die weitere Frage, inwieweit neben dieſer Mittelſchule noch höhere Schulen als Nichtvollan⸗ ſtalten weiterbeſtehen ſollen, die Verein⸗ fachung und Vereinheitlichung des inneren Aufbaus der höheren Schule, die in ihrer übermäßigen Typen⸗Vielgeſtaltigkeit ſtark erneuerungsbedürftig iſt, den Wechſel von Ort zu Ort erſchwert und die Schul⸗ unterhaltung unnötig verteuert. Auch die Vereinheitlichung des Fortbildungs- und Berufſchulweſens iſt dringend nötig. Bei einer umfaſſenden Neuordnung wird es darauf ankommen— der Deutſche Ge⸗ meindetag hat darauf mit Recht hingewie⸗ ſen— die Kräfte der Gemeindeſelbſtverwal⸗ lung und aller anderen örtlichen Schulbetei⸗ ligten, Elternſchaft, Kirchen, Lehrerſchaft, Jugendführung, Wirtſchaft— durch eine wohlabgewogene Verteilung von Verantwor- tung, Pflichten und Rechten zum Beſten der Jugenderziehung ſtark wirkſam zu machen. Die Löſung dieſer großen bildungspsoliti⸗ ſchen Aufgaben verträgt natürlich keine Ueberſtürzung und kein Experimentieren; ſie kann nur organiſch und Schritt für Schritt erfolgen. Zunächſt iſt durch die reichsein⸗ A9 Neuordnung die notwendige Voraus⸗ etzung für die Neuordnung auf den einzel- nen Berwaltungsgebieten geſchaffen. Feſt 17 daß auch für das deutſche Bildungs⸗ weſen die endliche Befreiung aus hoffnungs⸗ loſer Zerriſſenheit in die Nähe rückt. präſident von (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter-Zeile 2 Pfennig, R zfenni zei: Die 1 0 9 eter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfenni bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen 155 mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblätt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme Alt Heſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Donnerstag, den 22. Februar 1934 Fonntag, 25. Februar, Berlin, 22. Februar. Der Sonntag„Reminiscere“— zu deutſch: „Erinnert Euch!“— wird von nun an auf Anordnung der Reichsregierung im ganzen Reichsgebiet als Heldengedenktag ge⸗ feiert. Bisher war dieſer Tag inoffiziell in einigen deutſchen Ländern als Volkstrauer— tag begangen worden, während Länderregierungen beſondere Gedenktage? für die Kriegsgefallenen eingeführt hatten. Nun iſt auch dieſer Vielheit ein Ende ge— macht: der kommende Sonntag. 25. Fe— bruar, iſt der deutſche Heldenge⸗— denktag. Er wird in Berlin durch einen feierlichen Staatsakt der Reichs⸗ regierung begangen, an dem auch der Reichspräſident teilnimmt. Das Pro— gramm für dieſen Staatsakt, der in der Staatsoper Unter den Linden ſtattfindet und mittags 12 Uhr beginnt, ſieht vor: 1. Coriolan⸗Ouuertüre von Beethoven, 2. anbete ö Gedenkrede des Herrn Reichswehrminiſters Generaloberſt von Blomberg, 3. Ich halt' einen Kameraden, 4. Trauermarſch aus „Gökkerdämmerung“ von Richard Wagner, 5. Deukſchlandlied— Horſt Weſſel-Lied. Der Staatsakt wird durch eine große Laut— ſprecheranlage auf die Straße Unter den 51. Jahrgang jer Heldengedenktag gedenkt das deutſche Volk ſeiner Helden— Feierlicher Stagtsakt der Neichregierung Linden vom Luſtgarten vis zum Branden- burgertor übertragen. Nach den Feierlich— keiten in der Staatsoper, denen der Herr Reichspräſident beiwohnen wird, findet vor dem Ehrenmal Unter den Linden eine Parade ſtatt, an der eine Fahnenkompagnie und drei Kompagnien Reichswehr ſowie drei Hun— dertſchaften Polizei teilnehmen werden. Die Formationen marſchieren nach der Parade in Richtung Brandenburgertor auf der Mit— telpromenade der Straße Unter den Linden. Der Herr Reichspräſident wird in Beglei— tung der Reichsregierung an dem Ehrenmal einen Kranz niederlegen. Nach der Parade fährt der Reichspräſident auf der nördlichen Fahrbahn der Straße Unter den Linden in ſeine Wohnung zurück. Im übrigen Reich Im ganzen Reich ſind für den Heldenge— denktag alle Luſtbarkeiten verboten. Die Be— hörden flaggen halbmaſt. Es wird er— wartet, daß auch die Bevölkerung dieſem Beiſpiel folgt. Der Staatsakt in Berlin, der. wie bereits erwähnt, mittags 12 Uhr be— ginnt, wird Das öſterrei Wien, 22. Februar. Wie ſchon angekündigt, hat der Polizei— Wien das Standrecht für Wien aufgehoben. Gleichzeitig wurden damit alle mit dem Standrecht zu— ſammenhängenden Anordnungen wie Ver— bot von Verſammlungen und Umzügen, Schließung von Gaſtſtätten und Wohnhäu— ſern aufgehoben. Damit iſt das Standrecht für sämtliche öſterreichiſche Bundesländer gefallen. Mit der Aufhebung des Standrechts entfallen auch die Rechtsgrundlagen für die Skandge⸗ richtsbarkeit beim Verbrechen des Aufruhrs. Noch ſchwe⸗ bende derartige Standgerichtsverfahren wer⸗ den daher eingeſtellt und den ordentlichen Gerichten zur Weiterführung überwieſen. Aus Steiermark liegen bereits Meldungen über ſolche Ueberweiſungen vor. Es ſei je⸗ doch ausdrücklich hervorgehoben. daß das durch eine frühere Verordnung feſtgeſetzte Standrecht für beſondere Verbrechen(Mord, Brandſtiftung und öffentliche Gewalttätig— keiten) aufrechterhalten bleibt. der Bundespräsident amtsmüde? Eine Pariſer Nachrichtenagentur ver⸗ öffentlicht eine Meldung aus Wien, wo⸗ nach der öſterreichiſche Bundespräſident Miklas demnächſt zurücktreten wer⸗ de. Er ſei durch die blutigen Ereigniſſe tief betrübt und von den Todesurteilen und den Vollſtreckungen ſtark beeindruckt. Er wolle zurücktreten, jedoch nicht gegen ⸗ wärtig, weil dies eine Desavouierung Doll ⸗ fuß“ bedeuten würde. Deshalb wolle er für ſeinen Rücktritt einen ee Augenblick abwarken. Im Falle ſeines Rücktrittes wer ⸗ de Dollfuß Bundespräſident werden. Soweit die Meldung des Pariſer Büros. Unwahrſcheinlich klingt ſie gerade nicht; man kann ſich vorſtellen, daß es dem Staatsober⸗ auf alle deutſchen Sender übertragen, ſo daß das ganze deutſche Volk dieſe Feierſtunde miterleben kann. Ueberall dort, wo am Sonntag die politiſchen Leiter der NSDAP vereidigt werden, hören dieſe gemeinſam die Radioübertragung des Staatsaktes an. 0 „Ehrenführer der deutſchen Luftfahrt“ Der Reichsminiſter für Luftfahrt, Gö— ring, hat in ſeiner Eigenſchaft als Schirm⸗ herr der Deutſchen Luftfahrt und als Ehren— präſident des Deutſchen Luftſportverbandes dem Miniſterialdirektor Brandenburg die Ehrenmitgliedſchaft des Luftſportverban— des mit der Bezeichnung„Ehrenführer der Deutſchen Luftfahrt“ verlie⸗ hen. Mit der Verleihung iſt das Recht zum Tragen der Bekleidung des Deutſchen Luft⸗ ſportverbandes und dem Gradabzeichen ei— nes Fliegercomodore verbunden. Miniſterialdirektor Brandenburg, Ritter des Ordens pour le merite, während des Krieges Führer des Bombengeſchwaders 3, war der erſte Organiſator der Zivilluftfahrt nach dem Kriege. rreich haupt durchaus nicht wohlmiſt, wenn er ſteht, wohin die Gewaltpolitik des Kanzlers ge— führt hat. Heimwehrführer ſeines Poſtens enthoben Der Landeshauptmann von Vorarlberg, Miniſter Dr. Eder, hat den Landesführer der Vorarlberger Heimatwehr, Dr. Michael Mohr, von ſeinem Poſten enthoben. Gleichzeitig übertrug der Landeshauptmann die Landesführung dem bisherigen militä— riſchen Leiter des Heimatſchutzes, dem Lehrer Ulmer. Die Enthebung des bisherigen Landesführers wird damit begründet, daß Dr. Mohr in letzter Zeit ſcharf gegen die Chriſtlich⸗ſoziale Partei, vor allem gegen die Landesregierung, Stellung genommen habe. Scharfe Worte Die bulgariſche Preſſe verurteilt ſehr ſcharf das Vorgehen der Regierung Dollfuß. Beſonders bemerkenswert iſt ein Artikel der konſervativen„Mir“. Er ſchreibt, daß die öſterreichiſchen Vorgänge unendlich viel tragiſcher ſeien, als die Wiener amtlichen Stellen wahrhaben möchten, deren Verluſt— ziffern der Wahrheit ins Geſicht ſchlügen. Das Blutbad der Herren Dollfuß, Starhem— berg und Jey habe mit Recht den Proteſt der ganzen Kulturwelt hervorgerufen. Hoffentlich ließe ſich die öſterreichiſche Re gierung nun nicht noch verleiten, in ähn⸗ licher Weiſe gegen den Nationalſozialismus vorzugehen. Dollfuß, der ſich an die Rock- ſchöße 79 0105 Mächte gehängt habe, um ſei⸗ ne Poſition zu befeſtigen, müſſe endlich ver⸗ tehen lernen, daß dem kleinen Oeſterreich, eſſen Tragik darin liege, daß es nach dem Weltkrieg nicht mit dem deulſchen Bruder⸗ volk vereinigt worden ſei, nicht mehr mit internationalen Injektionen zweifelhafter Natur geholfen werden könnke. g Pariſer Sabelgeraſſel Die Pariſer Blätter befaſſen ſich er⸗ neut mit dem öſterreichiſchen Problem. Ziemlich wild gebärdet ſich dabei der„Figa⸗ ro“. Man dürfe die Zeit nicht mehr mit lee⸗ ren Worten vergeuden. Die letzte Erklä— rung der drei Großmächte habe in Deutſch— land überhaupt keinen Eindruck gemacht. Dort rechne man auf den üblichen Zwieſpalt zwiſchen Frankreich, England und Italien. Man wiſſe, daß beſonders England vielleicht überhaupt nicht geneigt ſei, einzugreifen, und daß Italien über die Neuorganiſierung Mitteleuropas nicht die gleiche Auffaſſung habe wie die Kleine Entente. Die Unabhängigkeit Oeſterreichs, die man vor einiger Zeit noch auf diplomakiſchem Wege hätte ſicherſtellen können, werde in Zukunft vielleicht durch Waffengewalt ge⸗ ſichert werden müſſen.(1) Die Tariflöhne Keine Senkung beabſichtigt. Berlin, 22. Februar. Der Treuhänder der Arbeit für Branden⸗ burg, Engel, erklärt:„Aus zahlreichen Mel— dungen erſehe ich, daß allgemein bei den Be— legſchaften und auch den Werksleitungen die Beſorgnis beſteht, nach dem 1. Mai keine ſta— bilen Lohn⸗ und Gehaltsgrundlagen mehr zu haben. Viele Werksangehörige befürch— ten, daß die Löhne und Gehälter willkürlich geſenkt werden könnten. Nach Mitteilungen ſollen auch Werksleitungen gegenüber den Betriebsvertretungen ſich in dieſer Richtung geäußert haben. Dadurch iſt Unruhe in die Wirtſchaft gebracht worden. Um all dieſen Abſichlen und all dem Gere⸗ de wirkſam enkgegenzukreken, gebe ich be⸗ kannt, daß die mit dem 30. April ablaufen⸗ den Tarifverkräge ab 1. Mai als Tariford⸗ nung gelten. Die auf Grund der alten Ta- rife oder Werksvereinbarungen gezahlten Cöhne, Gehälter und Depukate gelten ab 1. Mai als Grundrichkung, das heißt als Min⸗ deſtgrenze. Darüber hinaus kann enllohnk werden. Eine Unterſchreitung ohne die ZJu⸗ ſtimmung des Treuß änders der Arbeit iſt in keinem Jall geſtaflet. i In furzen Worten: An dem Staatsakt der Reichsregierung aus Anlaß des Heldengedenktages wird auch der Reichspräſident teilnehmen. Der Reichsminiſter für Luftfahrt Göring hat den Miniſterialdirektor Brandenburg zum e der Deutſchen Luftfahrt“ ernannt. Der Reichsbiſchof hat das Kirchliche Amt für Auswärtige Angelegenheiten bei der Deutſchen Evangeliſchen Kirche errichtet, das die enge Verbindung mit den evangeliſchen 1910 55 im Auslande pflegen und feſtigen oll. Auf der Generalverſammlung des Mün— chener Diözeſenprieſtervereins hielt Kardi— nal Faulhaber eine Anſprache, in der er zur Zuſammenarbeit zwiſchen Kirche und Staat mahnte. a Zur Teilnahme an den Beiſetzungsfeier⸗ lichkeiten für König Albert iſt der frühere deutſche Geſandte in Brüſſel, von Keller, der den Reichspräſidenten und die Reichsregie— rung vertritt, in Brüſſel eingetroffen. Das Standrecht über Oeſterreich iſt am Mittwoch wieder aufgehoben worden. Nach den Pariſer Morgenblättern laufen Gerüchte um, daß gewiſſe Anzeichen auf ei⸗ ne weitere Ausdehnung des Staviſky-Skan⸗ dals hindeuteten. Danach ſoll Staviſky ſeine guten Beziehungen zu den höchſten Stellen auf ausgenutzt haben, um Spionage zu trei— ben. Deutſchland und die Abrüſtungsfrage Was kann und was muß geſchehen. Berlin, 22. Februar. Unter der Ueberſchrift„Notwendiger Rea— lismus“ beſchäftigt ſich die Deutſche Diplo⸗ matiſche Korreſpondenz mit den internatio— nalen Bemühungen um eine Verſtändi— gungs- und Verhandlungsgrundlage in der Abrüſtungsfrage. Zu dem engliſchen Memo— randum vom 29. Januar ſchreibt die Kor— reſpondenz u. a.: Deutſchland ſieht in dem Plan an ſich eine brauchbare Diskuſſionsgrundlage, es iſt ſo— gar mit den meiſten ſeiner Einzelbeſtimmun— gen einverſtanden. Dieſe Zuſtimmung iſt na— turgemäß dadurch bedingt, daß die Voraus⸗ ſetzungen des engliſchen Planes, ſo wie er ſie ſelbſt unmißverſtändlich bezeichnet, praktiſch vorhanden ſind. Der engliſche Plan will die Abrüſtung, er lehnt ausdrücklich eine Löſung ab, die zwar die Begrenzung der Rüſtungen vorſehen, aber nichts für ihre Einſchränkung tun wür— de. Angeſichts der in den letzten Tagen wie— der beſtätigten Haltung Frankreichs wäre es leider eine nicht länger zu rechtfertigende Illuſion, im gegenwärtigen Augenblick ir— gendeine Art von Abrüſtung, die dieſen Na— men verdient, zu erwarten. Dem engliſchen Plan ſtellt die Korreſpon— denz den italieniſchen Vorſchlag vom 31. Ja- nuar gegenüber,„der von Anfang an den Grundſatz vertrat, daß die hochgerüſteten Mächte entweder nicht den Willen oder die Möglichkeit haben, zu erheblichen gemeinſa— men Abrüſtungsmaßnahmen zu gelangen“ und bezeichnet ihn als die einzige realpoli— tiſche Löſung, die ihn in den Vordergrund des. Intereſſes treten läßt. Uu die Hoffnung auf weitere Fortſchritte ſo wenig wie möglich zu beeinträchtigen, ſo fähre die Deutſche Diplomatiſche fort, wäre es angezeigt, die Vertragsdauer nicht, wie es das engliſche Memorandum vorſieht, auf 10 Jahre feſtzuſetzen, ſondern die ſchon reich⸗ lich bemeſſene ſechsjährige Friſt des Muſſo⸗ lini⸗Planes als Maximum zu betrachten. Innerhalb dieſer Friſt müßte eine neue Be⸗ handlung der Abrüſtungsfrage vorgenom⸗ men werden.. Die Berliner Veſprechungen Eden wieder beim Reichskanzler. Berlin, 22. Bebruar. Die Beſprechungen des Reichskanzlers mit dem Lordſiegelbewah⸗ rer Eden über die Abrüſtungsfrage wurden am Mittwoch in Gegenwart des britiſchen Botſchafters und des Reichsaußenminiſters fortgeſetzt. Die Unterhaltungen werden vor⸗ ausſichtlich Donnerstag zum Abſchluß gelan— gen. 58. Gruppenführer geidel⸗ Dittmarſch geſtorben Berlin, 22. Februar. SS-Gruppenführer Seidel-Dittmarſch, bis vor kurzer Zeit Leiter des Führungsamles der Reichsführung der Ss und zuletzt In⸗ ſpekteur Mitte der Oberſten SA-Führung, Mitglied des Reichskages und preußiſcher Skaatsrat, iſt nach kurzem ſchweren Leiden im 48. Lebensjahre verſtorben. Seidel-Diltmarſch iſt einer der bekannke⸗ ſten SS-Jührer Deulſchlands geweſen und hat am Aufbau der SA und beſonders der SS großen Ankeil. Miniſterpräſident Göring hat zum Tode des preußiſchen Staatsrats und SS⸗ Gruppenführers Seidel-Dittmarſch dem Bruder des Verſtorbenen, ſowie dem Stabs⸗ chef Röhm und dem Reichsführer der SS, Himmler, telegraphiſch ſein herzlichſtes Bei— leid ausgeſprochen. In Anbetracht der hohen Verdienſte des Verſtorbenen um die nationalſozialiſtiſche Revolution und das deutſche Volk findet in der Lutherkirche zu Berlin-Schöneberg, Den— newitz-Platz, eine Ehrentrauerfeier ſtatt, an der Vertreter der Regierung, ſowie Forma⸗ tionen der Polizei, SA und SS teilnehmen werden. Im Anſchluß daran erfolgt die Bei— ſetzung auf dem St. Matthäi-Friedhof in Berlin⸗ Schöneberg, Großgörſchenſtraße. Brüſſeler Beiſetzungsfeierlichkeiten auf allen deutſchen Sendern. Die Beiſetzungsfeierlichkeiten für den ver⸗ ſtorbenen König von Belgien werden am Donnerslag von 12 Uhr bis ungefähr 12.30 Uhr von allen deulſchen Sendern übertragen. Politisches Allerlei Berlin. Am nächſten Sonntag, 25. Fe⸗ bruar, werden mit den politiſchen Leitern der NSA, den Führern der Hitler-Ju⸗ gend und den Führerinnen des Bundes Deutſcher Mädchen auch die Unterführer des Freiwilligen Arbeitsdienſtes vereidiat. Staat und Kirche Eine Friedens rede des Kardinals Faulhaber. München, 22. Februar. Kardinal Faulhaber hat an der Ge⸗ neralverſammlung des Diözeſen⸗Prieſterver⸗ eins München teilgenommen und dort eine Anſprache gehalten. Ueber die Verhältniſſe von Kirche und Staat ſagte er, daß ſich nach dem Abſchluß jedes Konkordates Schwierig⸗ keiten ergeben hätten. Es müſſe ein friedliches Juſammenwirken zwiſchen Skaak und Kirche zu beiderſeitigem Wohle werden. Als eine beſondere Sorge des Episkopals bezeichnete der Redner die Einſchränkung des Hochſchulſtudiums, die ſich für den ktheologiſchen N chs ſehr ſchmerz · lich auswirke. Wie ſchon früher, ſo ſchärfte auch bei dieſer Gelegenheit der Oberhirte der Erzdiözeſe München ſeinem Klerus ein, als Katholiken und als katholiſche Prieſter mi dem Skaate zuſammenzuarbeiten. Er warnte vor unbedachken e die für Kir. che und Skaat Schwierigkeiten ſchafften. Watlere Auslands deutſche Das Winkerhilfswerk der Donauſchwaben. Berlin, 22. Februar. Wie der Schwäbiſch⸗Deutſche Kulturbund aus Neuſatz in Südſlawien berichtet, hat auch das Winterhilfswerk der Do⸗ nauſchwaben zu einem großen Erfolg ge⸗ führt. In 80 Sammelſtellen wurden bisher Spenden im Werte von 300 000 Dinar ge⸗ ſammelt. Aus dieſen Spenden wurden u. a. auch die deutſchen Hungergebiete in Bosnien und Slawonien verſorgt. Beſonders rührend iſt es aber, daß aus dieſen Spenden wirkſchaftlich durchweg ſchlecht geſtellter Volksgenoſſen auch des gro- ſzen Winkerhilfswerkes des Deutſchen Reiches gedacht worden iſt. Das zeigt die Bereitſchaft aller Deutſchen, die Reihen der Volksgemein⸗ ſchaft über alle politiſchen Grenzen hinweg zu ſchließen und im Rahmen dieſer Volksa⸗⸗ meinſchaft ihre Pflicht zu kun. Deutſche Tagesschau Deviſenbeſchränkung für Paläſtina-Aus⸗ 5 wanderung. Die Reichsſtelle für Deviſenbe⸗ wirtſchaftung betont in einem Rund⸗ erlaß, daß wie für die Auswanderung im allgemeinen die angeſpannte Deviſenlage im beſonderen auch für die Abwanderung nach Paläſtina gewiſſe Beſchränkungen erfor⸗ derlich macht. Da die Vereitſtellung der Vor⸗ zeigegelder von 1000 Paläſtina⸗Pfund für jeden Auswanderer erhebliche Deviſenbeträ⸗ ge erfordert, ſoll in Zukunft bei der Aus⸗ wanderung einer mehrköpfigen Familie das Vorzeigegeld möglichſt nur einmal in Anſpruch genommen werden. Ein Pfarrer in Schutzhaft. Das Bezirksamt Bad Aibling teilt mit: Pfarrer Bergmeier von Großkaroli⸗ nenfeld wurde auf Anordnung des Sonder⸗ kommiſſars bei der Regierung von Ober⸗ bayern in Schutzhaft genommen, weil in der von ihm herausgegebenen Beilage zum „Aiblinger Tageblatt“ ein Aufſatz des Mi⸗ chael Hirſchvogel erſchienen iſt, in dem dieſer bei der Schilderung ſeiner Kriegserlebniſſe ſich in kränkenden Schilderungen der Offi⸗ ziere der alten Armee ergeht. Die Heraus⸗ Gründung des Landesverbandes des 2 teut⸗, Sattler⸗ und Tapezier gewerbes. * Fraulfurt a. M., 22. Febr. In Anwe⸗ ſenheit ſämtlicher Innungsführer des Rhein⸗ Maingebiers wurde unter Leitung des Ver⸗ bandsführers Peter Frölich⸗Darmſtadt eine einheitliche und kraftvolle berufsſtändiſche Ver⸗ tretung des Dekorateur⸗, Sattler⸗ und Tape⸗ tergewerbes für das Rhein⸗Mainiſche Wirt⸗ ſchaftsgebiet gegründet. Der Präſident des Reichsfachverbandes, Paul Scholz⸗Berlin, un⸗ terſtrich die Selbſthilfe des Handwerks bei dem organiſatoriſchen Zuſammenſchluß. Der Prä⸗ ſident der Heſſiſchen Handwerkskammer, Fritz Müller⸗Mainz, ſtellte bei den Begrüßungswor⸗ ten, die er dem neuen Verband widmete, be⸗ rufsſtändiſche und völkiſche Betrachtungen in den Mittelpunkt ſeiner Anſprache. Der Treu⸗ händer der Fachverbände, Dr. Spitz⸗Wies⸗ baden, ſagte der Vereinheitlichung und Erwei⸗ terung des Verbandsgebietes ſeine Anterſtüt⸗ zung zu. Zur Mitgliedſchaft des neuen Ver⸗ bandes bekannten ſich alle anweſenden In⸗ nungsführer. Um die einheitlichen Auffaſſun⸗ gen der beiden Kammern Darmſtadt und Wiesbaden zum Ausdruck zu bringen, wurde eine Entſchließung an den Führer des Reichs⸗ ſtandes des deutſchen Handwerks, Präſident Schmidt⸗Berlin, gerichtet. Naubmord an einer 74 jährigen Frau * Frankfurt a. M., 22. Februar. Morgens gegen 8.30 Uhr wurde die 74⸗ jährige Ehefrau Eller, deren Mann ſich zur⸗ zeit im Krankenhaus befindet, in ihrer Woh⸗ nung tot aufgefunden. Es liegt vermutlich Raubmord vor. Als die im gleichen Hauſe wohnende Toch— ter der Frau Eller mit ihrem Mann nach der alten Frau ſehen wollten, erhielten ſie auf ihr Klopfen keine Antwort. Die Tür wurde gewaltſam geöffnet und man fand Frau Eller tot in ihrem Bett liegen. In der Woh⸗ nung waren alle Behältniſſe durchwühlt. Die Mordkommiſſion iſt mit der Aufklärung der Angelegenheit beſchäftigt. Aus Heſſen und Naſſau 1100 Arbeiter aus Heſſen⸗Naſſau fahren in Arlaub! Frankfurt a. M., 22. Febr. Am 3. März dieſes Jahres fährt der erſte Urlaubs Sonderzug der NS⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ in Heſſen⸗Naſſau nach dem Erzgebirge. Es ſtehen der Landesleitung 1100 Plätze zur Verfügung, wovon 300 auf ven Gau Heſſen⸗ Naſſau und 300 auf Kurheſſen entfallen. Die Abfahrt erfolgt am Samstag, den 3. März dieſes Jahres, nachmittags um 5 Uhr, ab Frankfurt am Main, während die Rückfahrt am Donnerstag, den 15. März, vor ſich geht. Die Koſten für den Teilnehmer betragen pro Tag 2 Mark. Die Unterbrinaung erfoſlat in Gaſthöfen und Penſionen des landſchaftlich herrlich gelegenen Schwartenberg⸗Bezirks im Erzgebirge. Die Mitfahrer ſind ausſchließlich Arbeiter, denen die Möglichkeit eines aus⸗ gedehnten Urlaubs in anderen Landesteilen unſeres Vaterlandes aus finanziellen Gründen nie möglich war. 0 Die Reiserbank N schlieſt die Schalter ROMAN VON F. WILD Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 21 „Gnädige Frau“, unterbrach er die Uebererregte, „Ihre Anklage ſoll nachgeprüft werden, aber verhaften — ſo einfach iſt das nicht, dazu brauchen wir konkrete Beweiſe.“ „Soll der Verbrecher ſich durch Flucht ſeiner Strafe entziehen?“ „Das wird er nicht; nur müſſen wir erſt wiſſen, wer der Schuldige iſt.“ „Das fragen Sie noch?“ „Sie klagen an. Uns obliegt es, Schuld und Schuldige zu ſuchen. Gnädiges Fräulein, wollen Sie mir dabei helfen?“ Sie preßte verzweifelt die Rechte gegen die Stirn und lächelte traurig. „Was ſoll ich tun? Ich habe Angſt, ihn zu verraten. Nein, ich ſage nichts, ich werde ihn ſelbſt fragen— ja!“ Sie erhob ſich, wie befreit durch einen feſten Entſchluß. „Jetzt gehe ich zu ihm, wenn ich ihn finde.“ „Du bleibſt!“ Hanny ſchien nichts zu hören. „Ich tue, was mir die Pflicht vorſchreibt!“ Sie wandte ſich zur Tür; keiner hielt Hanny zurück. a 10. Es war auf der Landſtraße. Ein Motorrad fuhr mit lärmendem Geknatter daher, nahm in zu knapp berechneter Schärfe eine Wegbiegung, prallte mit gewaltſamem Stoß gegen einen Chauſſeeſtein und ſchleuderte den Fahrer in hohem Bogen in einen Graben. Trotz des ſchmutzigen Waſſers war es ein günſtiger Zufall, denn der Aufprall war ſtark abgeſchwächt. Im erſten Augenblick ſchluckte der Geſtürzte von der verſchlammten Feuchtigkeit, ſpie ſie mit dem Ausdruck un⸗ geheuren Entſetzens wieder aus, richtete ſich auf, klomm aus dem Graben und ſchüttelte ſich wie ein naſſer Hund. Sekundenſchnell hatte ſich der Unfall abgeſpielt. Erſt jetzt, da er feſten Boden unter den Füßen ſpürte, kam er zum Bewußtſein des Geſchehens. Ein Sturz! Sorgſam taſtete er die Glieder ab, bewegte ſie einzeln und wunderte ſich, daß alles weiter funktionierte. Ein paar Schrammen und blaue Flecke, ein bißchen Steifheit— das war alles. Aber das Rad? Unbeweglich lag die Maſchine, ſanft zum Grabenrand geneigt, neben dem Stein. Zunächſt begann eine Unterſuchung; zögernd taſteten die Hände an den Ventilen. Dennoch gelang das Werk: die Zündung funktionierte, der Motor lärmte. Aber was war nur? Das Rad bewegte ſich nicht von der Stelle. Aergerlich blickte ſich der Fahrer um, ſah eine dunkle Lache die Stelle bezeichnen, wo er geſtanden, lachte kurz, hell, empfand jäh die naſſe Kälte, fühlte Waſſer in den Nacken rinnen, nahm die Haube ab. In dieſem Augenblick kamen drei Radfahrer an der Unglücksſtelle vorbei, hielten die Räder an. Ehrliche Ver⸗ wunderung kam in ihre Augen. „Der Fahrer is ein Mädchen“, rief einer. „Fräulein, haben Sie den Sozius verloren?“ ſagte ein anderer. Gleichzeitig aber erwachte auch der Kavalierinſtinkt der Hilfsbereitſchaft einer Dame gegenüber, beſonders wenn ſie jung und hübſch iſt. Was tut ein Mann nicht für ein Lächeln von Frauenlippen? „Laſſen Sie man, Fräulein“, lächelte ein Sachverſtän⸗ diger,„das Hinterrad iſt verbogen und kaputt.“ Die drei Kavaliere machten ſich ans Werk. Bald ſchien alles in ſchönſter Ordnung. Inzwiſchen hatte die Dame die ſchlimmſten Spuren des unfreiwilligen Moorbades abgewiſcht, dankend wollte ſie aufſteigen. „Einen Augenblick, Fräulein, dat müſſen wir mal eben erſt probieren“, warnte ein Helfer.„Ich bin nämlich Monteur in den W⸗Werken— Hubert Bell“, ſtellte er ſich mit einer elegant ſein ſollenden Verbeugung vor.„Und der da iſt der Heinrich Münker und der Hannes Schmitt⸗ weg.“ Das Zeremoniell war beendet. Die Sportlerin hatte jedem zugelächelt mit jener Evakunſt, die jedem ſagt: Dies Lächeln gilt dir allein, ganz allein. Der Motor knatterte, Herr Bell ſtieg auf.„Zſſſchhh— hhſſſchhhhh“, machte das Rad, und der Reifen platzte mit einem Knall wie eine Granate. Herr Bell ſtieg ab. „Wir müſſen abmontieren, Fräulein, da iſt nix zu wollen. Ich dachte es mir ſchon ſo halbwegs. An der Ecke im Schwarzen Schwengel' haben ſie'ne Motorrad⸗ pumpe. Heinrich, die holſt du eben“, kommandierte er, und Heinrich Münker ſtieg auf. „Inzwiſchen, wenn das Rad in Ordnung gebracht wird, lade ich Sie zu einem Gläschen Bier ein, Fräulein“, bat Herr Schmittweg mit einer todſchicken Verbeugung. Die Dame muſterte die Herren mit lächelnder Miene. „Danke, es iſt ſehr gut gemeint, aber ich habe große Eile.“ „Wohl ein Rendezvous, Fräulein?“ ſcherzte einer. „Schade“, ſtellte er feſt,„aber der Unbekannte hat natür⸗ lich die Vorhand. Aber bei'ner anderen Gelegenheit, Fräulein, geben Sie uns die Ehre?“ „Aber gern“, verſicherte ſie. „Red nicht, hilf lieber, wenn das Fräulein es ſo eilig hat“, mahnte der Monteur.„Nun, iſt die Pumpe noch nicht da.“ f Ein Motorradfahrer kam näher, ſah, daß etwas nicht ſtimmte, ſprang ab. „Famos, nun haben wir alles!“ lobte Herr Bell. Bald war die Pumpe abgeſchraubt, ein großer Fleck auf den Radreifen gekittet, dann wurde er prall auf⸗ gepumpt. Dankend reichte ſie den Helfern die Hand, ſaß auf und knatterte in ſichtlicher Eile los. Die Helfer erzählten dem Motorradfahrer noch, was geſchehen. 15 l „Die hat Glück gehabt. Die verdammten Dinger, dieſe Chauſſeeflöhe, die bringen die Leute um. Und dann immer Tempo. Da im Waſſer hat ſie gelegen.“ (Fortſetzung folgt.) nterhaltung⸗Wiſſen⸗Kun 7. Dieſe junge, hübſche Dame iſt ein bißchen ſehr„von oben herab“ auf— genommen. 1 1 Wie ein„Urtier“ erſcheint dieſer verkehrt aufgenommene brave Gaul. HBartholomy die ſchöne, leichtfertige wiſſen die J Köpfe verſpotten zu la ſtadt in de und G mit der weſen wa „Ein hundertprozentiger arbeiter.“ Schwer⸗ Bartholompy hat Qualitäten zu finden. Gefallen an f 1 angenehm Aix zurückkam, war ſein Liebesneſt leer und das Täubchen von Die Lulu von Air. Liebe, die den Tod bringt. Die ſchöne Anna Perrier aus Aix in Südfrankreich, um deren Namen ſich eine vielbeſprochene Kriminalaffäre rankt, hatte ſchon ihre Geſchichte. Sie war das ſchönſte der Stadt; mit achtzehn Jahren hatte ſie aber au zwei Unterpfänder der Liebe. die ſie bei der Männe Aix erweckte. Warum ſich gerade der grämliche alte Anna zur Fr Pſychiater. Die Bürger der 2 ſtändnislos den Kopf und gingen dem In den Kaffeehäuſern und Reſtaurants ſteckte i zuſammen, wenn die beiden ſich ſehen el.Meiſter es ſchließlich ſatt, ſich von den lieben Nächſten Er fuhr nach Vin on, einer kleinen Kur⸗ und mietete ſich dort bei einem Kaufmann 5 France zwei nette Zimmer, in denen er a Perrier die Flitterwochen ungeſtört zu a l ichte. Alles wäre nach Wunſch verlaufen, wenn nicht ein er Ma der Sohn des Wirtes, im Hauſe ge⸗ Kichel France, ſo hieß er, ſtand in der Gegend gefährlichen Don Juan. Er brauchte t, um im Herzen der ſchönen Anna Eingang erklärte ihm ſelbſt ihre Liebe; ſie fand mehr ner Jugend, als es ihrem rechtmäßigen Freund Als Meiſter Bartholomy eines Tages aus verbring im Rufe war. dem jungen Galan entführt. Der Uhrmacher ſchwor Tod und Rache, zunächſt allerdings nur platoniſch, denn die Ausreißer waren nirgends zu ent⸗ decken. Irgendwo im Gebirge, in einem verſteckten Forfſthauſe, verlebte die 0 die ſchöne Anna mit ihrem neuen Herzensfreund aufs beſte die Flitterwochen. Einige Tage vergingen, dann wurde dem jungen Manne das Geld etwas knapp. Er mußte in das Tiefland hinabſteigen, um ſich neue Subſidien zu ver⸗ ſchaffen. Heimlich klopfte er an die Haustür der väterlichen Wohnung; aber Vater France empfing den Sprößling mit einer tüchtigen Tracht Prügel. Michel ſchlich ſich davon, un⸗ bemerkt, wie er glaubte. Aber der Uhrmacher Bartholomy war dem Rivalen auf der Spur. Er folgte ihm bis in das Forſt⸗ haus, in dem die ſchöne Anna wartete. Es kam zu einer ſchreck⸗ lichen Szene. Mit dem Revolver in der Hand, zwang Barthe⸗ lomy die beiden ihm nach Vinon in das Tal zu folgen. Ohne . * Die verkehrt photographierte Selbſtbildnis aus „ſchlanke Linie“. Modiſche Unterkleidung. Zur eleganten Wirkung der modernen Kleidung iſt es erforderlich, daß auch die Unterkleidung immer dünner wird. Die Hemdhoſe, ſaſt das Hauptſtück der modernen Unter- kleidung, wird meiſt aus dem Seidenſtoff des Abendkleides gefertigt, unten mit Stickereien verziert und durch Tüllvolants zuſammengehalten und mit abzuknöpfender Klappe verſehen. Für den Winter erfreut ſich die reinſeidene Wäſche größter Be— liebtheit, weil ſie ſehr warm hält; Kombinationen aus Crépe de Chine ſieht man in einfacher und eleganterer Ausführung, nur mit einfachen Hohlſäumen und leichter Stickerei oder mit reicherer Stickerei, Spitzen, Tüllvolants und Anſätzen verziert. Auch ſeidene Schlüpſuntertaillen mit langen Aermeln und tiefem Ausſchnitt werden der wollenen Wäſche vorgezogen, ſchon aus dem Grunde, weil Wolle nicht jeder vertragen kann. Wer ſich aber vor Erkältungen ſchützen muß, wählt die ſehr feinen, dünnen Kombinationen aus Wolle und zieht dieſe auch unter der feinen Batiſt- oder Kuuſtſeidenwäſche an, oder be— gnügt ſich mit einem Paar kurzer Schlüpfhöschen aus Wolle, deren Aehnlichkeit mit den Windelhöschen unverkennbar iſt. Staates der nordamerikaniſchen Union, vollbracht. Das Nachthemd wird ebenſalls aus Crepe de Chine getragen: die breite Paſſe iſt reich geſtickt oder mit Tüll eingefaßt. Wer feine Batiſtwäſche vorzieht, reich mit Spitzen beſetzt, bedient ſich gern eines Nachtjäckchens oder einer Schlafjacke aus Wolle, zu deren Garnitur Schwan oder Marabu ſehr beliebt iſt, wenn nicht ein mir der Hand gehäteltes oder geſtricktes Jäckchen den Vorzug erhält. Die eleganten Pyjamas aus zwei ab⸗ weichenden Stoffen ſind mit langen Hoſen und jumperartigen Jacken ſowohl in Seide als in feiner Wolle in den extra⸗ vaganteſten Ausführungen beliebt; auch kariert oder in Muſter geſteppte Schlafjacken werden für kühle Nächte gern getragen. während für den Morgen der wattlerte Kimono mit reichen japaniſchen oder indiſchen Stickereien an ihre Stelle tritt. Anne Beer. Berühmte Schwinmer in alter Zeit. Die zahlreichen Wettſchwimmen, die in Deutſchland ſowohl wie in anderen Ländern ſtattfſanden, rufen die Erinnerung wach an Perſönlichteiten, die ſich in dieſem Sport auszeich⸗ neten, der ſchon von den Griechen und Römern als der vergnüglichſte und geſündeſte geprieſen wurde, 1 Der erſte Meiſterſchwimmer war unſtreitig der legendäre Leanper, der, um ſeine Geliebte Hero, die Prieſterin der Aphrodite zu Seſtos am Hellespont, zu beſuchen, jede Nacht der Regenwurm— Perſpektive. * über Cloelia verdient Erwähnung, Die falſch aufgenommene Redner— poſe oder der Mann, der mit ſeinem Kopfe Kegel ſchieben könnte. eee eee eee den Hellespont ſchwamm. Sowie die Sonne gegangen war, entzündete Hero bekanntlich eine auf dem am Ufer aufgeſteckte Fackel, damit ſie dem Geliebten al weiſer diente. Eine Zeitlang ging alles gut. In einer Gericht.. Leben Annas ein Ende machen. aber, als Leander bei winterlichem Sturm hinüberſchwamm, verlöſchte die Fackel; er verirrte ſich auf hohem Meere, die Kräfte verließen ihn und er ertrank. Die Wellen warfen ihn tot an den Fuß des Turmes, wo Hero, von Angſt gefoltert, r ſeiner harrte. Beim Anblick des Leichnams ſtürzte ſie ſich, von Schmerz überwältigt, von der Höhe des Turmes auf und ſtarb, ihn mit ihren Armen umſchließend. Opfer des Schwimmſports! Unter den Römern gab es zahlloſe hervorragende Sek mer, und viele hinterließen dauernde Spuren ihrer 5 taten. Wir wollen nur einige nennen: Horatius Cocl der, als die Etrusker 507 v. Chr. Rom angriff die P brücke[Pons sublicius), die über den Tiber zur ihn hinab Ein erſtes 1, die dt fuhr gegen die andringenden Feinde erſt mit zwei Genoſſen, daun daß die Bewohner etwas bemerkten, traf der ſeltſame Zug gegen Abend hier ein und verſchwand im Hofe des Gaſthauſes. In ſeinem Zimmer ſaß Bartholomy über die Schuldigen zu Er drohte Michel zu erſchießen, er wollte auch den eben Annas ein Durch den Lärm aufgeſchreckt. eilte ſchließlich die ganze Familie des Gaſtwirts herbei. Von einem plötzlichen Wutanfall ergriffen, gab Bartholomy ſieben unter⸗ dee Turm f Weg- Verwandter wurde ſchwer verletzt. Die ſchöne Anna und izt Nacht Schüſſe auf die Zuſchauer der nächtlichen Szene ab. Der alte Gaſtwirt France und ſeine Tochter lagen tot am Boden. Ei: Liebhaber, um derentwillen alles geſchah, kamen wie durch ein Wunder unverletzt davon. f Es gab noch eine wilde Jagd auf den Mörder 50 Gendarmen und Soldaten nahmen die Uhrmachers auf. Endlich, am anderen Morgen, ig graute, konnte er völlig erſchöpft in einer abgeleger hlucht feſtgenommen werden. Er wehrte ſich nicht, ch von ſeinem geladenen Revolver nicht den ein Mörder aus Eiferſucht in Frankreich ſonſt na durck machen pflegt. Völlig gebrochen, offenbar geiſtesgeſtört der Uhrmacher Bartholomy in die Irrenanſtalt in Rians ein geliefert, wo er ärztlich beobachtet wird allein ſo lange verteidigte, bis ſie hinter ihm abgebrochen war, und ſich dann durch Schwimmen zu den Seinen hinüber— rettete, die ihn durch ein Standbild auf dem Comitium ehrten c und mit ſo viel Land, als er an einem Tage umpflügen konnte. Cäſar nicht zu vergeſſen, der ſchwimmend aus beſchenkten. C N 1 Alexandrien floh und dabei l ö 0 ei ſeine„Commentarii“ mit der einen Hand über Waſſer hielt. Auch die römiſche Jungfrau dle, dem König Porſenna als Geiſel ausgeliefert, heimlich zu den Ihrigen zurückkehrte, indem ſie den Tiber durchſchwamm. Sie wurde von P D- ſenna, dem ſie der Senat wieder zurückſchickte, in Anerkennung ihres durch die Schwimmleiſtung bewieſenen Mutes wieder freigegeben. In außergewöhnlichem Maße haben ſich zu allen Zeiten die Inſelbewohner als Schwimmer ausgezeichnet. Zur Zeit der Kriege Karthagos gegen Syrakus ſtürzten die Be wohner von Meſſina ſich ins Meer, um die Küſte von Italien zu erreichen, mit einer Kaltblütigkeit, als ob es ſich um die einfachſte Sache der Welt handelte. Eine von den phänomenale Indianern Leiſtung wurde im 16. Jahrhundert Floridas, des heute 1539 warfen ſich 900 von ihnen. die von von Florida ausgerüſteten Expedition verfolgt wurden, in einen ungeheuren Binneuſee, in der Meinung, ſich auf dieſe Weiſe vor den Spaniern retten zu können. des Ufers auf und durchbohrten jeden, der ſich dem Ufer näherte und in den Bereich ihrer Pfeile kam. Die Indianer aber, ein kriegeriſcher und mutiger Volksſtamm, blieben den Feinden die Antwort nicht ſchuldig: Vier oder fünf von ihnen mußten ganz dicht nebeneinander ſchwimmen, und einer ſtieg auf ihre Schultern wie auf eine lebendige Plattſorm, ſpannte ſeinen Bogen und ſchoß auf die Spanier. So erhoben ſich binnen kurzem an die hundert Schützen über dem Waſſer, und der Kampf wurde auf beiden Seiten mit Erbitterung geführt. So verging ein ganzer Tag, bis die heroiſchen Floridaner, am Ende ihrer Kräfte angelangt, ſich ergeben mußten. Ein ganz berühmter Schwimmer war Lord Byron. Der berühmte engliſche Dichter wollte, als er ſich am 3. Mai 1810 in Konſtantinopel befand, die legendäre Heldentat Leanders wiederholen, und ſo durchſchwamm er, begleitet von ſeinem Freunde Elenhead, in wenig mehr als einer Stunde, die 1970 Meter, die die Ufer Europas von denen Aſiens trennen. Hämiſche Geſellen aber waren der Meinung, daß dieſe„Par⸗ forcetour“ der Leiſtung Leanders nicht an die Seite geſtellt werden könnte, da dieſer ja dieſelbe Strecke zweimal(hin und zurück) in einer Nacht zurückgelegt hätte. Byron verſchaffte ſich demgegenüber aber Genugtuung, indem er im Jahre 1818 vom Lido nach Venedig ſchwamm. Ein engliſcher Freund und der Italiener Megaldo waren mit von der Partie. Der letztere aber mußte entkräftern unmittelbar vor dem Kanal Grande die Tour aufgeben; der andere erreichte die Höhe von Rialto, mußte aber, von der Kälte arg mitgenommen, auf die Fortſetzung ebenfalls verzichten, Byron erreichte allein glücklich das Ziel. Er war vier Stunden und zwanzig Minuten ge⸗ ſchwommen— eine recht beachtenswerte Leiſtung, zumal wenn man bedenkt, daß der Dichter des„Childe Harold“ krumme Beine hatte. Etwa 90 Jahre ſpäter aber wurde Byron über⸗ troffen von einem Italiener, Profeſſor Zennero, der dieſelbe Leiſtung in nur vier Stunden vollbrachte. Ma. ſüdlichſten Im Jahre Truppen der vom ſpaniſchen Conquiſtadore Hermandez de Soto zur Eroberung Da dieſe ſie mit ihren Pfeilen nicht erreichen konnten, ſo ſtellten ſie ſich längs Die ſchöne Anna Perrier, die Urheberin dieſer blutigen Tragödie, iſt wieder nach Aix zurückgekehrt. Sie lebt t rgendwo verborgen, denn öffentlich wagt ſie ſich ni zeigen. Wenigſtens vorläuſig noch nicht. Im Süden die Herzen ſchneller; man vergißt bald. E i dauern, bis die Lulu von Aix „Alſo Stelle dr Flüſſigkeit reiben Sie ein!“ dem Eſſen, Herr Doktor?“ es dir zum letzten Lieschen— du ſo mmer ſolche Purzel ſchießen! 1 Lehrer vor ſieht er doch deine weißen Höschen!“ Lieschen: Mutti, habe ich chen ausgezogen: der gute Onkel nichts ſehen!“ Der Häßliche. Von Eberhard v. Wenn der 5 Weittenhiller. Die Leute ſahen ſich um, als ich mit ihm durch die Straßen ging. Er war ganz ausnehmend häßlich, hatte einen hohen Rücken und Geſichtszüge von unendlicher Einfalt. Aber er tänzelte ſtolz wie ein Adonis. Da begegneten wir einem Verwachſenen von nicht minder großer Häßlichteit. Und mein Begleiter ſprach:„Es muß en. ſetzlich ſein, ſo häßlich durchs Leben zu wandeln! Ich würde mich erſchießen...!“ Und die Leute drehten ſich weiter nach ihm unt—— nach mir.. det — Der Brand auf dem — 112 Noman von Liesbet Dill Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale). 7 10 4 7 1 — 8. 5. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Er hatte ſich auf die Reiſe einen Schlauch mitgenommen, in den er, ſobald ihm der Wirt den Rücken kehrte, den Wein hineinlaufen ließ, um ihn dann heimlich vor der Tür auszuſchütten. Er kam erfriſcht und nüchtern von der Reiſe zurück. Sein Vater hatte ſich umſonſt auf dieſe erſte Rückkehr gefreut. Ja, die Jungen waren jetzt ſo ſchlau, viel klüger als die Alten, und wenn er jetzt noch einmal von vorn an— fangen müßte, würde er ſeinen Sohn um Rat fragen. Aber er hatte leider keine Zeit mehr dazu. Deshalb ging er aber doch nicht von ſeiner Meinung ab:„Ein Lump, der ſeine Flaſche Wein nicht mehr verträgt.“ Wenn die alten Freunde heraufkamen zum Skat, die Herren Weitz, deren mächtige Körper ſich in den letzten Jahren ſtark gerundet hatten, der neue Herr Paſtor aus dem Dorfe, ein kugelrunder, vergnügter Herr, ein Samm— ler von guten und ſchlechten Witzen, der Förſter mit dem eisgrauen Bart, und Buttich, der aſthmatiſch und dick wie ein Faß über den Hof rollte, dann wurde feſt getrunken wie in alten Tagen... Da war im Dorfe ein Schulmeiſter, der ſich von Jugend auf ängſtlich vor dem Wein gehütet hatte, denn er hatte ſich in den Kopf geſetzt, er wollte ſo alt werden wie der Kerl, wie hieß er doch, na ja, Mathuſalem... Na, und als er vierzig Jahre alt geworden war, blieb er mit dem Beine an der Kellertür hängen und purzelte die Treppe hinunter und ſtand nicht mehr auf. „Mein Sohn, wiſſen Sie“, ſagte Entges senior zu den Herren,„der gründet ſpäter einen Verein zur Bekämpfung des Alkohols; das Weingeſchäft läßt er eingehen, in die Weinberge ſetzt er Kartoffeln, billige Volksernährung für die Brüder vom Blauen Kreuz. Leider bin ich an dieſer vortrefflichen Erziehung nicht einmal ſchuld“, fügte er hin— zu.„Die hat meine Frau beſorgt, Spezialfach von ihr: Erziehung von Söhnen.“ eee eee,. eee 1 Seit ihm der Arzt das Trinken verboten hatte, war Entges senior ſchlechter Laune. Ein Halstuch um⸗ geſchlungen, ſaß er in ſeiner alten Joppe im Lehnſtuhl am Fenſter nach dem Hof. Des Nachts rang er in den Kiſſen pfeifend nach Atem, und am Tage durfte er zuſehen, wie da draußen in den Weinbergen die Trauben an den Stöcken reiften; er ſah, wie ſie gepflückt wurden im Herbſt, ſah ſie in Körben von den Weibern zum Hof hinuntertragen, an ſeinem Fenſter vorbei, ſah, wie Fäſſer geſchwenkt wurden, und roch den! Schweſelgeruch, den Geruch nach Teer und den ſäuerlichen Weingeruch. Und die Bekannten kamen, um ihm zu erzählen, daß es ein großartiger Jahrgang werden ſollte, der feinſte ſeit zehn Jahren. In den kalten Novembernächten dachte er daran, wie er ſich früher auf den Federweißen gefreut hatte. Er hörte draußen die Knechte johlen und die Mägde singen. Er hatte ſich aber doch ein paar gute Flaſchen beiſeite geſchafft, und wenn es zu ſchlimm wurde, dann ging er an den Wandſchrank, ſchloß mit zitternder Hand auf und erfreute ſich an ſeinem Wein. „Den neuen möcht' ich noch probieren und den Bahnhof— bau erleben“, ſagte er. Sieben Jahre hatte er darum peti— tioniert, jedes Jahr war er deshalb nach Trier gefahren, und immer noch kam die Genehmigung nicht. Er, der niemals vom Sterben geſprochen hatte, ſprach jetzt immer davon oder ſpielte darauf an. Als ſich einmal ſeine Frau einen bequemen Seſſel auf ihren Fenſtertritt gekauft hatte, kam Entges dazu. „Ah“, ſagte er, mit einem Blick auf den Seſſel,„haſt du dir ſchon den Witwenſitz zurechtgemacht?“ Einmal, als ſie ſich zu Tiſch ſetzten, ſagte er:„So, wenn wir fertig ſind, wollen wir einmal gleich die Liſte für meine Beerdigung aufſetzen.“ Im Winter erkrankte er von neuem. Seine dunkelgelbe Weſichtsfarbe, ſein aufgeſchwemmter Körper verrieten ſehlimme Veränderungen der Leber. Entges senior er— probte den„neuen“ nicht mehr und erlebte auch den Bahn— bofbau nicht mehr. Weihnachten, in der zweiten Feiertagsnacht, ging es mit ihm zu Ende. Es war ein langer Kampf, bis der Tod dieſen kräftigen Körper überwunden hatte. 2. 5. Einige Wochen ſpäter kam die Genehmigung der Bahn heraus. Das Dorf bekam eine Halteſtelle und der Hof einen kleinen Bahnhof mit Stationsgebäude und Warte— ſaal, der gleichzeitig auch noch für die beiden Dörfer dienen ſollte, die weiter ab von der Strecke lagen. In der Brauerei wurde einmal gründlich gelüftet und aufgeräumt. Ein neuer Brauer kam herein und drei neue Knechte, ſtatt der ſechs alten— und Buttich bekam eine große Terraſſe nach dem Weinberg hinaus und eine neue Kegelbahn. Ueberall wuchſen jetzt plötzlich Weingüter aus der Erde. Wer ein paar Morgen Weinberg hatte, machte ein Geſchäft daraus, und aus den engen Kellern rollten dann eine Menge großer Fäſſer. Die Weinhändler bauten Keller wie Burgen ſo hoch und feſt, mit elektriſchem Licht, mit wehen— den Fahnen und Türmen. Aber das brauchte man doch nicht gleich alles nachzu⸗ machen, fand Frau Entges. Dieſe unnötige Terraſſe brachte dem Buttich nur neue Gäſte. Jeden Abend ſangen und lärmten ſie nun da drüben, und das Gebrüll, wenn ſie ſich bei den Köpfen kriegten... Und ein Grammophon erklang vom Morgen bis in die Nacht. Sie hatten dieſer Terraſſe ſogar ein Stück des Wein⸗ bergs opfern müſſen. Es war, als habe man ihr in die Hand geſchnitten, als ſie dieſe herausgeriſſenen Weinſtöcke im Hof liegen ſah... Frau Entges war weiß geworden in dieſem letzten Jahr, da ſie allein mit dieſem Sohn war, der baute und niederriß und Land kaufte und Maſchinen. Die alte Grete ſchüttelte den Kopf, als ſie, die Hände über der Schürze, die Veränderungen beſichtigte. „Je, uns Här, wat der nur micht.“ Auch ihr taten am weheſten die herausgeriſſenen Reben, die ſie in der Waſch⸗ küche verbrannte...„Wein verbrennen! Jeß Maria und Joſeph, wenn dat nur kein'n Schaden gift!“ * 10 1. In Ulrichs Kopfe entſtanden unaufhörlich neue Pläne; er rechnete, rechnete, und ſaß oft bis in die Nacht hinein in ſeinem Bureau über den Kontobüchern. Das letzte Jahr mit ſeinem naſſen Frühjahr und dem Regenſommer hatte die Ernte ſtrichweiſe vernichtet, den Hafer unheimlich in die Höhe getrieben. Man hatte den Wein halb faulig von den Stöcken genommen, und er ver⸗ kaufte ſich ſchlecht. Solange ihm aber ein ſchlechtes Wein⸗ jahr, die Reblaus oder eine vernichtete Ernte derartige Breſchen ſchlagen konnten, ſtand er noch nicht als Herr auf ſeinem Hof. Die unvermeidliche Hypothek hatte er nicht leichten Herzens aufgenommen. Er ſann nur darauf, wie er ſie wieder abtragen könne. Man mußte ſich eine regelmäßig fließende Einnahme⸗ quelle verſchaffen, die unvorhergeſehene Verluſte wieder ausglich. Das Weingeſchäft war bisher nur im großen betrieben worden. Wenn die Fuder im Keller lagen, kamen die Weinhändler und kauften ſie auf. Dieſe ſogenannten Wein⸗ fabriken waren beſſer auf den Kleinverkauf eingerichtet, und ihre hohen Weinkeller lagen an der Bahn, während man hier bis jetzt jedes Faß von dem Hof erſt auf dem Wagen nach Wengerohr auf den Bahnhof hatte fahren müſſen. Es war mit dem Wein wie mit den Quellen, die ſich zu Flüſſen ſammelten und ins Meer mündeten. Wenn der reine Wein des Philippsborner Hofs in die großen Fabri⸗ ken kam, wurde er mit den vielen anderen Sorten gemiſcht, verſchnitten und nachher womöglich als Brauneberger ver— kauft. Er wollte ſeinen feinen Wein nicht mehr im Fuder verſchleudern, nur, um ihn ſo raſch wie möglich aus dem Keller zu haben, nach Entges senjiors Rezept, ſondern ſich mit Kaſinos, Gaſtwirten und Reiſenden in Verbindung ſetzen. „Wenn wir einmal den Bahnhof haben“, hatte Entges senior immer geſagt. Nun ſtand ja der neue Bahnhof hundert Meter vor ſeiner Tür, und er hatte die Poſthilfs— ſtelle mit Telegraph und Telephon im Hauſe. Im Frühjahr verkauften ſie auf dem Hof zum erſten Male nicht nur ganze Fuder, ſondern ſchloſſen mit Reiſen— den, Berliner Wirten und Kaſinos ab. Des Sonntags ſaßen die Leute Kopf an Kopf auf der „unnötigen“ Terraſſe, die Biergläſer klangen, und das dumpfe Rollen der Kegel rönte herüber, und Buttich er— zählte ſchmunzelnd, daß er ſchon das zweite Faß an⸗ geſtochen hatte. Die Wirtſchaft war wieder flott im Gange; die Wirte kamen mit ihren Beſtellungen zurück, und man konnte Buttich die Pacht erhöhen. Als Ulrich an Silveſter die Bücher abſchloß, konnte er der Mutter dieſe Einnahme zeigen. Es war das erſtemal, daß Ulrich ſeiner Mutter wieder ein Lächeln abnötigte, als er ihr ſchwarz auf weiß bewies, daß die Terraſſe Geld gebracht hatte. Man war ein Stück vorwärts gekommen, und der Hof bekam einen Namen auf den ſtädtiſchen Wein⸗ karten. 5 0 4 Die Milchwirtſchaft war eingerichtet, der Umſatz im Weingeſchäft hatte ſich gehoben. Das alte Kloſter mit ſeinen dicken Mauern und den vielen neu verkitteten kleinen Fenſtern erhob ſich ſtattlich auf ſeiner Höhe, im Weinberg leuchteten in geraden Reihen die neuen Stöcke, und überall rieſelten die reinen, kalten, klaren Waſſerquellen in ge— reinigte Tröge und neugefaßte Behälter. Der Hof war ſeiner vielen Quellen und ſeines guten Gartenlandes wegen berühmt; die Mönche hatten wohl gewußt, wo ſie ſich anſiedelten. Im Stalle ſtanden geſunde Pferde, und vor den Hofeingängen brannten hohe Spiritusflammen. Es war merkwürdig, welche reinigende Wirkung ſie aus— übten. Früher hatten ſich in den dunklen Ecken hinter den Scheunen gern Zigeuner, Scherenſchleifer und herum— ziehendes Volk angeſammelt, das dort nächtigte; dabei war immer allerlei mit ihnen verſchwunden. Seit die hellen Lampen brannten, war alles leer geworden. Und wie dieſe neuen Flammen gleichſam alles licht— ſcheue Geſindel vertrieben hatten, ſo waren auch Unord— nung und Schlendrian endlich von dem Hof fortgezogen. Vor dem neuen Herrn gab es keine Unterſchlupfe, und er ließ nie in gutmütiger Weinlaune irgend etwas durch, da er niemals in Weinlaune war. Dafür aber bekam man ſeinen Lohn immer pünktlich am Erſten, und wenn Ulrich Knechte nötig hatte, ſo brauchte er ſie nicht erſt in die Eifel ſuchen zu gehen, ſie kamen nun von ſelbſt. Das war nun alles gut und ſchön, und Frau Entges war ſtolz auf ihren Jungen. Doch zuweilen, wenn des Nachmittags im Hauſe alles ſo ſtill war, daß man auf dem Hausgang die Schwarzwälder Uhr ticken hörte und ſie in ihrem Lehnſtuhl mit dem Strickſtrumpf hinter den blühen⸗ den roſa Primeln ſaß, daun kam ihr oft eine unbeſtimmte Angſt, daß dieſer Frieden einmal geſtört werden könne... Es ſtieg ein Tag vor ihr auf, da der Sohn verſtört vor ihr ſtand, entſchloſſen zu allem— die ſchlafloſe Nacht, der Morgen, als ſie die Koffer packten und ihr Mann zum erſten Male— und zum letzten Male in ein Bad reiſte.. der Abend, als Buttich hier vor ihr geſeſſen und ſie ge⸗ weint hatte. Dann flog die Tür dort auf, dieſelbe Tür mit den gelben Fächern und der gemalten Roſenranke, die längſt verwaſchen und verblichen war, und das Mädchen ſtand vor ihr, verſtört, mit verwirrtem Haar... die Ami... Und jener Morgen, als ſie dort unten ging, die Pappſchachtel in der Hand... in der Staubwolke.. An der Brücke hatte ſie ſich noch einmal umgeſchaut... Dieſer Blick ging ihr oft nach. hatte ſie heiraten ſollen, ſo hatten ſie geglaubt. Aber die Tante im Dorfe, die alte Büglerin, hatte neulich in der Küche erzählt, der Joſeph ſei längſt mit einer anderen Bauerntochter in der Eifel verheiratet, und die Ami lebe bei ihren Eltern in Monſelfeld mit dem Kinde. Und an dieſes Kind— ein Mädchen— dachte ſie immer... Hatte das ihr Sohn vergeſſen? Oder beſtand noch eine geheime Beziehung zwiſchen ihm und der Ami... Wenn ſie nun einmal wiederkehrte und dann Gewalt über ihren Sohn bekam.., ſie hatte ja nun doppelte Gewalt... Dieſer Gedanke überfiel ſie oft wie ein böſer Traum, und ſie konnte dann, das Strickzeug im Schoß, lange hinausſtarren auf den ſtaubigen Weg mit der Brücke. Am Fluſſe ſtand das neue Badehaus, die Enten ſchnatterten dort, aus dem Hof fuhren die ſchweren, mit Fäſſern beladenen Laſtwagen zur Bahn, der kleine Zug mit den fünf Wagen kam langſam und bimmelnd durch das Wieſental einhergefahren, und vor dem Stationsgebäude leuchtete die rote Mütze des Vorſtehers in der Sonne... Das ſah ſie alles nicht, ſie dachte nur nach... Es mußte eine junge Frau auf den Hof... Ulrich hatte bisher ſeiner Arbeit gelebt, in der er bis an den Hals wie ein Ertrinkender geſtanden hatte. Jetzt war er ſo weit, daß er frei atmen und ſich umſchauen konnte. Wenn er durch ſeine neuen Keller ging, ſeine ruhig mahlende Mühle, die vollen Scheunen, ſeine ſauber geord— Ueten Weinberge und ſeine blühenden Felder ſah, malte er ſich aus, was„ſie“ wohl dazu ſagen würde, wenn ſie jetzt einmal an ſeinem Hof vorüberkam... Ja, ſie... der Tag in dem Rokokoſalon mit den vielen roten Kamelien hatte ſich ihm eingeprägt... Er konnte ſie nicht vergeſſen, die blonde, kühle Lore Hilt... Wenn er auf ſeinem ſtillen Hof abends in ſein altes Haus kam und ihn niemand weiter empfing wie ſeine alt⸗ gewordene Mutter und die Grete mit dem zahnloſen Mund und den tauben Ohren, dann fühlte er wohl, daß er dieſe Einſamkeit auf die Dauer nicht ertragen könne, und daß er ſeinem Leben einen anderen Inhalt geben müſſe. Liebe— leien ſah er dafür nicht mehr an. Es war ſo furchtbar anſtrengend, gleichgültigen Perſonen zu ſagen, daß man ſie liebte, und die meiſten verlangten das. Und die jungen Mädchen, mit denen er einige Male im Winter in Geſell⸗ ſchaften in Trarbach oder Wittich zuſammenkam, waren friſch und hübſch, aber mit achtzehn Jahren war jedes junge Mädchen hübſch, und Laura Weitz war eine ſtolze Schönheit geworden; aber wenn er ihre Mutter ſah, dieſe altmodiſche, in Seide gepreßte Dame mit den blauroten Apfelbäckchen und dem Hundert-Kilo⸗ Gewicht... Nein es ging nicht. Zu einer Vernunftehe konnte er ſich nicht entſchließen. Laura war ſehr liebenswürdig zu ihm. Vor zehn Jahren noch wäre der Beſitzer des Hofs Philippsborn nicht für Laura Weitz in Betracht gekommen, da mußte es ein Regie— rungsaſſeſſor ſein oder ein Attaché. Aber es war keiner an die Moſel gekommen... zu Laura. Nein, er konnte ſich nun nicht mehr in eine Laura verlieben. Er wollte keine„Partie“ machen. Lieber ganz allein bleiben... Ja, ſo waren die Entges. Sie konnten ſich nie ent— ſchließen. Man konnte auch zu ſpät heiraten, faud Frau Entges. Und ihr Sohn wurde dieſen Sommer ſchon ſiebenundzwanzig Jahre... Man mußte es ihnen leicht machen.* 4 15 5 In dem großen Saal, in dem das ganze Jahr die Läden geſchloſſen waren, wurden auf einmal friſche Gar— dinen aufgeſteckt und der grüne Teppich mit den roten Roſengirlanden geklopft. Frau Entges gab einen großen Kaffeetag. In dem niedrigen, kühlen Saale waren die Tafeln ge— deckt, auf dem blendenden Damaſt ſtand das feine, rot— geränderte Porzellanſervice, das ſonſt nur zu Hochzeiten und Taufen hervorgeholt wurde, auf jedem Gedeck lag eine Roſe, und am unteren Ende, wo die jungen Mädchen ſitzen ſollten, ſtanden blühende Myrtenſtöckchen„zum Mit⸗ nehmen“. Frau Entges war eine große Blumenzüchterin. In ihrem ſchwarzſeidenen Kleid, das vergilbte Brüſſe⸗ ler Spitzenhäubchen auf dem Scheitel, ein Hochzeitsgeſchenk ihres Mannes, ſah ſie ſtattlich und würdevoll aus; ſie war ein wenig erregt. Als die erſten Wagen auf den Hof rollten, durften erſt die friſchgebackenen Mirabellenkuchen, die geſchlagene Sahne und das noch warme Spritzgebackene aufgeſtellt werden, und ſie ging raſch noch einmal mit dem Staubtuch von Stuhl zu Stuhl, öffnete das alte Tafelklavier und ſah nach. Alles blinkte und glänzte. Auf die alten Möbel ſchien die Sonne, und die weißen Gardinen blähten ſich im Sonnenwind. Es war ein ſchöner, warmer Tag,„eine gute Vorbedeutung“, dachte ſie. Punkt vier Uhr kamen die Wagen angefahren von Mühlheim her. Die meiſten Gäſte kamen mit dem Vier⸗ Uhr⸗Zug. Aus den Autos, den Landauern und Jagd⸗ wagen ſtiegen korpulente Damen in ſchwarzſeidenen Kleidern und junge Mädchen in weißen Mull⸗ und bunten Organdinkleidchen. „Heut' werde ich verſchachert“, ſagte Laura Weitz zu ihrer kleinen Kuſine Sabine, während ſie aus dem Wagen ſtiegen und die ſteile Treppe durch den heißen Weinberg hinaufgingen. „Gott, wie du das ſo ruhig ſagen kannſt.“ Laura zuckte die Achſeln.„Einmal werden wir es ja alle. Selbſt Lore Hilt hat das geſagt. Und die hatte es doch heraus...“ „Ja, das glaube ich“, bewunderte Sabine. Sie war nicht in Penſion geweſen. Max Weitz hatte och Kindet, ſie wurde im Haushalt zur Unterſtützung der Mama ge⸗ braucht, und hatte ihre kleineren Geſchwiſter aulziehen helfen. 5 Fortſetzung ſolgt. Letzte Nachrichten 21 Perſonen an Lungengrippe geſtorben. Würzburg, 22. Februar. In dem kleinen Derfe Marhoß in der Rhön wütet, wie das „Jränkiſche Volksblatt“ meldet, ſeit Wochen eine gefährliche Lungengrippe, der bereits 21 Perſonen, zum Teil Erwachſene, zum er gefallen ſind. An einem Tage ſiarben kürzlich fünf Perſonen. Wegen Anſteckungs⸗ gefahr iſt jeglicher Verkehr mit dem Dorfe unterbunden, mit Ausnahme der Aerzte. Gefängnisſtrafen für fünf Berliner kommu- niſten. Leipzig, 22. Februar. Das Reichsgericht verurteilte am Mittwoch nach zweitägiger Verhandlung wegen Vorbereitung zum Hoch⸗ verrat den früheren kommuniſtiſchen Reichs⸗ dagsabgeordneten Arthur Vogt zu drei Jah⸗ ren Gefängnis und vier weitere ehemalige kommuniſtiſche Funktionäre aus Berlin zu Gefängnisſtrafen in Höhe von zwei Jahren ſechs Monaten bis zu einem Jahr neun Mo— naten Gefängnis. Unter Leitung von Vogt, der Organiſationsleiter für den Bezirk von Berlin und Brandenburg war, hatten die Angeklagten verſucht, den organiſatoriſchen Zuſammenhalt der verbotenen KP und der illegalen„Roten Hilfe“ aufrecht zu erhalten. Wegen Sabokage des Winterhilfswerks in Schutzhaft. Berlin, 22. Februar. Im Auftrage des Reichstagsabgeordneten Stöhr, des Lan— desleiters des Winterhilfswerks Kurmark, iſt der Inſpektor von Hübſt aus Rohrbeck wegen Sabotage des Winterhilfswerkes am Mittwoch in Schutzhaft genommen worden. von Hübſt hatte unwahre Behauptungen und Angriffe gegen die Leiter des Winterhilfs— werkes gerichtet und die Arbeit der Organi— ſation zu ſtören verſucht. Naubmord Weimar, 22. Februar. Der 19 jährige landwirtſchaftliche Arbeiter Schlegel auf dem Gute in Lochſtedt hat ſeinen 21 jährigen Mitarbeiter Johann Lorc ermordet und beraubt. Wie Schlegel vor der Polizei geſtand, war er am Sonntag in Camburg, um ſich dort neue Kleidung anmeſſen zu laſſen. Da er für die Beſchaffung dieſer Bekleidung nur geringe Miktel zur Verfügung halle, beſchloß er, ſeinen Arbeitskollegen zu erſchlagen, um deſſen Barmittel zu erlangen. Als ſich der Mörder überzeugt hakte, daß Lorc feſt ſchlief, habe er einen großen Stiefelknecht genom- men und damit auf den im Belt Liegenden eingeſchlagen. Mit Bindegarn und einem Skrick ſchnürke er dann dem Ueberfallenen den Hals zu und nahm ihm den Geldbeutel mit 44 Mark Inhalt ab. Unter blauem Wimpel Der zweite Opfertag des Volksbundes für das Deutſchtum im Ausland findet Freitag, den 23. Februar, ſtat. Im ganzen Reiche werden auch diesmal mehr als 500 000 Schü⸗ ler und Schülerinnen für die Winterhilfe des deutſchen Volkes ſammeln, auf Straßen und Plätzen, in Häuſern, Betrieben und Gaſt— ſtätten. Der erſte Opfertag ſtand im Zeichen der blauen Kornblume. Der zweite wird im Zei— chen des VdA⸗Wimpels ſtehen. Der Wim⸗ pel erſcheint auf einer weißen Metall-Pla— kette mit der Umſchrift:„Volksgenoſſe hilf! VD A⸗Opfertag für das Winterhilfswerk des deutſchen Volkes.“ Kornblume und Wimpel gehören zuſammen, ſie verkörpern beide eine einzige Symbolik— die der Treue. Als Zeichen der Treue zum Mutterlande trugen die kämpfenden Auslandsdeutſchen die blaue Kornblume. Das Blau der Kornblume wur— de die Farbe des VDA⸗Wimpels und im Zei⸗ chen dieſes Wimpels ſuchte der VꝰdA die Treue des Auslandsdeutſchtums zu vergel— ten. Jetzt aber gilt es, Treue zu bekunden den Aermſten im deutſchen Volke. 7 aulit el. Betreffend: Abhaltung eines land wirtſchaftlichen Schulungslehrganges. Das Landwirtſchaftsamt Heppenheim ver- anſtaltet am kommenden Freitag, den 23. Februar 1934, in Viernheim im Gaſthaus zum goldenen Engel einen landwirtſchaftlichen Schulungslehrgang mit nachſtehender Vortragsfolge 9.00 Uhr: Eröffnung. 9.15 10.15: Die Tuberkuloſe des Rindes u. ihre Bekämpfung. Vet. Rat Dr. Schmidt⸗ Heppenheim. Ausſprache. Pflege u. Behandlung der Saat— beete und Düngung des Tabaks. Dr. Schmidt, Geſchäftsführer des Heſſ. Tabakbauverbandes. Ausſprache. Spargelbau. Diplom. Garten⸗ bauinſpektor Doermer von der Hauptabteilung 11 des Heſſen⸗ Naſſauiſchen Landesbauernſtan⸗ des Frankfurt a. M. Ausſprache. Entſchuldungsgeſetz und Reichs- erbhofgeſez. Dümas von der Hauptabteilung 1 des Heſſen— Naſſauiſchen Landesbauernſtan⸗ des Frankfurt a. M. 10.15-10.45: 10.45— 11.30: 11.30-12.00: 14.00 15.00: 15.00— 15.30: 15.30-16.30: Betreffend: Feldbereinigung in der Gemarkung Viernheim. Die bei der Feldbereinigung benötigten 25 em langen, 5 mal 2½ em. breiten Pflöcke, am Ende lang zugeſpitzt, ſollen an den Wenigſt⸗ nehmenden vergeben werden. Angebote ſind bis Samstag, den 24. Februar 1934, vormittags 11 Uhr bei uns— Zimmer 5— einzureichen. Betreffend: Holzabfuhr. Die Empfänger der Kiefern Stangenwellen von Rauſchenſchlag Abt. 20(Nr. 7086— 7179) werden nochmals zur ſofortigen Abfuhr aufgefordert. Auch für alles Brennholz von der Auto— ſtraße in Rauſchenſchlag 17 und 20 zwiſchen den Nummern 5150— 5596 iſt raſche Abfuhr erſorderlich, da dieſe mit dem baldigen Beginn der Erdarbeiten unmöglich wird. Bekanntmachung. Betr.: Verwiegung des Tabaks 1933er Ernte. Gemäß 8 24 Abſ. 1 des Tabakſteuergeſetzes vom 12. 9. 1919 hat die Verwiegung des im Inlande geernteten Tabaks vor Beginn der Ver— gärung, ſpäteſtens jedoch bis zum 1. März des auf die Ernte folgenden Jahres ſtattzufinden. Sollten einzelne Tabakpflanzer jetzt noch im Beſitze von Tabak ſein, ſo werden ſie zur Vermeidung von Weiterungen hiermit aufgefor⸗ dert, denſelben ſpäteſtens am Mittwoch, den 28. Februar 1934 zwiſchen 8 und 10 Uhr an der amtlichen Verwiegungsſtelle(Rathaus) zur Ver— wiegung zu ſtellen. Viernheim, den 20. Februar 1934. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel. Bekanntmachung. Betr.: Verſteigerung von Allmendgrundſtücken. Am Samstag, den 24. Februar 1934, vorm. 9 Uhr, werden im Sitzungsſaale des Rathauſes nachſtehende Allmendgrundſtücke öffent- lich verſteigert: Oberlück 6. Gew. Nr. 34 Oberlück 13. Gew. Nr. 61 Großer neuer Garten Nr. 21 Mittelgarten, Kurzgewann Nr. 3 Brunnenacker 3. Gew. Nr. 4 Kleine Striehten Nr. 37 Kleinbruchfeld 2. Gew. Nr. 63 Kl. Neuenacker im Gr. Nr. 53 Allmen Nr. 34 Allmen Nr. 143 Dreiruthen Nr. 92 Mittlere Lange Theilung Nr. 12 Krottenwieſe(A) Nr. 17 Oberbruchweide 4. Gew. Nr. 29 Kleinbruchfeld 1. Gew. Nr. 21 Oberlück 10. Gew. Nr. 37 ſofort anzutreten Vierruthen Nr. 64 Schloth Nr. 134 Schloth Nr. 9 Betr.: Verſteigerung der Weiden und Brennholz. Anſchließend an die Grundſtücksverſteigerung werden die Weiden an den gemeinheitlichen Gräben ſowie ca. 150 Rm. Kiefern, Scheit und Knüppel gegen Barzahlung verſteigert. Viernheim, den 21. Februar 1934. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Bechtel. Bekanntmachung. Gefunden wurde eine Aktenmappe. Viernheim, den 22. Februar 1934. Heſſiſches Polizeiamt: J. V. Kühne. Gebetzeiten derjüd. Gemeinde 24. Februar Sabatt⸗Anfang ⸗Morgen ⸗Nachm. „»Abend Wochentag⸗Abend „ Morgen T'zawe 9. Ador 5.30 Uhr 8,30 Uhr 3,30 6.45 6,30 7,00 Heddesheim, 22. Febr.(Ungetreuer Ratsſchreiber.) Wegen Verbrechen und Vergehen im Amte hatten ſich zu ber— worten der Z4jährige verheiratete Ratsſchrei— ber Kari Stürmer, der 23jährige Ratsſchrei— bergehilfe Friedrich Nerz und der 46jährige Bürgermeiſter Johann Moos. Der Rats— ſchreiber und ſein Gehilfe ließen ſich in ge— genſeitiger Zuſammenarbeit mehrfach Unter— ſchlagungen zuſchulden kommen, die ſie auf teilweiſe raffinierte Art zu verdecken verſtan⸗ den und die eine recht beträchtliche Höhe er— reichten; allein aus Verſicherungsbeiträgen ver— ſchafften ſich die beiden etwa 2070 Mark, davon der Ratsſchreibergehilfe allein 1800 Rm. als„Nebeneinnahme“. Dem Bürgermeiſter wird zur Laſt gelegt, um die Unredlichkeiten der beiden Beamten gewußt und die vor ſchriftsmäßige Erſtattung der Strafanzeige ab— ſichtlich unterlaſſen zu haben. Während Buüc⸗ germeiſter Moos einen Freiſpruch erzielte, ver— urteilte das Gericht den Ratsſchreiber Stür— mer zu einer Geſamtzuchthausſtrafe von einem Jahr neun Monaten und 200 Mark Geld— ſtrafe, erſatzweiſe weitere 10 Tage Zuchthaus und ſeinen Gehilfen Nerz zu einer Gefängnis⸗ ſtrafe von einem Jahr ſechs Monaten. Die deutſch-engliſche Unſer engliſchen Bewahrer, Bild Ausſprache. zeigt den Lordſiegel— Earl Eden (mit Stock), bei ſeiner Ankunft in Berlin auf dem Bahnhof Friedrich— ſtraße. Neben ihm der engliſche Botſchafter in Berlin, Sir Eric Phipps. Ausländer über Deutschland Ein engliſches Urkeil. London, 22. Februar. Der vor kurzem von einem Beſuch in Deutſchland nach London zurückgekehrte kon⸗ ſervative Abgeordnete Sir John Sande— man Allen ſchilderte in einem Rundfunk⸗ vortrag die Bemühungen der deutſchen Re— gierung, der Landwirtſchaft zu helfen. Er erklärte, daß alles in Deutſchland weitgehend organiſiert ſei. Eines der weſentlichſten Ele— mente dieſer Politik ſei der Frieden, denn ein Krieg würde alles zerſtören. Weiter bekonle der engliſche Abgeordnete, es ſei ein reiner Anſinn, zu ſagen, daß das allgemeine Tragen von Uniformen in Deutſchland auf die Vorbereitung zu einem Kriege hindeute. Der Deutſche liebe die Uni- form eben. Der Hauplgrund aber ſei, daß Hitler ſich bemüht habe, die Schranken zwi⸗ ſchen den Klaſſen niederzubrechen, und die Aniform ſei ein großer Gleichmacher. Aus der Heimat Gedenktage 2 2. Februar. 1732 George Waſhington, Begründer der Unabhängigkeit Nordamerikas, in Weſt⸗ moreland geboren. 1788 Der Philoſoph Arthur in Danzig geboren. 1810 Der Komponiſt Frederic Chopin in Zelazowa Wola bei Warſchau geboren. 1857 Der Phyſiker Heinrich Hertz in Ham— burg geboren. Sonnenaufg. 7.04 Sonnenunterg. 17.25 Mondunterg. 3.21 Mondaufg. 9.59 Prot. und kath.: Petri Stuhlfeier. Schopenhauer Der Mathiastag Als Mathiastag iſt der 24. Februar für den Landmann ein bedeutender Wetterprophet, denn an dieſem Tag ſoll ſich der immer nach dem Winter erwartete Umſchwung der Witte⸗ rung vollziehen, und zwar ohne Rückſicht dar⸗ auf, ob es bisher kalt oder wärmer geweſen iſt. ueberall in Stadt und Land kennt man die alte Bauernregel:„Mathias bricht's Eis, find' er kein's, ſo macht er ein's“. Und wenn ſich auch dieſe alte Wettererfahrung nicht im⸗ mer genau an das Datum des Mathiastages hält, ſo iſt doch mit ziemlicher Sicherheit auf die Gültigkeit dieſer Wetterregel für die vor— letzte oder letzte Februarwoche zu rechnen. Hof— fentlich macht der Winter uns nicht noch ein⸗ mal einen Strich durch die Rechnung. Am Mathiastag ſollen bereits die Knoſpen an den Bäumen und Kräutern zu ſchwellen beginnen. In den letzten Jahren konnte wie⸗ derholt das Auge des Wanderers um dieſe Zeit über das leuchtende, zarte, junge Grün der Winterſaaten ſtreifen. Aus den Ackerfur⸗ chen heraus aber tönte das erſte zaghafte Lied der jungen Lerchen. Hoffen wir, daß mit dem Mathiastag langſam aber unaufhaltſam der neue Lenz ſeinen Siegeszug beginnt! »»NMeuregelung der Fayrpreisermaßigung für Jugendorganiſatjionen. Der Reichsminiſter des Innern hat mitgeteilt, daß vom 1. April 1934 ab nur noch den Organiſationen der Hit⸗ ler-Jugend und den dem Reichsſportfühcer unmittelbar unterſtellten Sportvereinen Be— ſcheinigungen über die Anerkennung als Ju— gendpflegeverein zur Erlangung der Fahrpreis⸗ ermäßigung bein der Reichsbahn ausgeſtellt wer— den dürfen. Dieſe Anerkennung wird für die Einheiten der Hitlerjugend und für die Sport— vereine künftig nicht mehr von Behörden und ſtaatlichen Jugendpflegeorganiſationen, ſon— dern ausſchließlich von den Gebietsführern der Hitler-Jugend und den Bezirksbeauftragten des Reichsſportführers ausgeſprochen. Die An— erkennung wird wie bisher ſchriftlich mitge— teilt. Die Fahrpreisermäßigung für Fahrten zur Schulpflege bleibt von dieſer Regelung unberührt. Die Unterrichtsverwaltungen ſind erſucht, den VDA.-Schulgemeinden die Fahr⸗ preisermäßigung auf dem erfür vorgeſehe— nen Wege zu beſchaffen. Im Kampf gegen Hunger und Kälte. i Die März⸗Plakette für das Winterhilfswerk zeigt den Ritter St. Georg, der den Drachen tötet.