* Viernheimer Viernheimer Zeitung Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage Bezugspreis äg t— monatl. 1,40 Mk., frei ins Haus gebracht.— Gratis-Beilagen: wöchentlich den glare Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Ziernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt a. M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. D. A. II. 34 1250 Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Sams tags⸗Ausgabe 10 Pfg. 5 4 5 05 erſchien von Petrus Camper im Jahre 1786. 6 ſich Hunderte von Aerzten in immer lauter gem rufen für das Thema„Schönheit und Pflege geſetzt. Und immer klarer wurde die Erkenzsklis, daß wir eigent⸗ lich alle ſchöne und geſunde Füße haben nnten, wenn— ja, wenn wir nicht ſelbſt ſo leichtſinnig t würden, was unſere Füße mißgeſtaltze und unſchön macht. Wir ſind nämlich leichtſinnig, wenn wiß uns Schuhe kaufen und da⸗ bei nur an Schönheit und Pre denken. Schuhe haben nicht ig zu ſein und den Fuß vor — Schuhe müſſen den Fuß noch ſchützen: vor dem Krankwerden, vor Deutſcher Arbeitsverband des J mittelgewerbes. Berbandskrejß Mannheim Am Donnerstag, den 8. Mär s. Js., abends 8 Uhr findet in Viernheim im Lokal„Ig roten Löwen“ eine In früheren Zeiten war es hauptſächlich die Geiſtlichkeit, die ſich für die Geſundheit der Füße ſehr intenſiv einſetzte. Indem nämlich von der Kanzel herab gegen den modiſchen Un⸗ fug der hohen Abſätze und des ſpitzen Schuhwerks geſprochen wurde, wurde indirekt für richtige Fußpflege plädiert. Direkter wurden natürlich die Zuſammenhänge zwiſchen Fuß und Schuh erſt von der Aerzteſchaft geſchildert. Die erſte Schrift darüber f „Wiernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) angehörenden N Verbandskreisleiter wird über das Thema: „Kraft durch Err“ und über das Geſetz zur Ordnung der nationale Krbeit“ ſprechen. Alle Angehörigz des Deutſchen Arbeitsverbandes des Nahr⸗ ungsmittelgeykbes, die der Verſammlung nicht beiwohnen, haben den Anschluß aus der Deutſchen Arbeitsfront zu gewärtigen. Ich würdg es begrüßen, wenn auch in dieſer Verſammlung ſämtliche Bäcker⸗ und Metzgermeiſter anweſend wären. Wutſcher Arbeitsverband des Nahrungs⸗ mittelgewerbes, Verbandskreis Mannheim Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter-Zeile 2 Pfennig, Retlame 9 Pfenni bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vp mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen⸗-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands 9 5 1 31 Hoſſiſchorn Nin. 175 1 7 N 1 1 Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglic ückſichti Für di f rf i Anzeis*) Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme Gebe tine vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernomnien werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim iſt immer der geſunde Fuß. Und den Fuß anderes, als ihn vor Krankheit bewahren! tsſchuhe“ ſind alſo im eigentlichen Sinne Mittel, zu erhalten. Das iſt die eine Aufgabe von Ge⸗ Daß aber Geſundheitsſchuhe noch weitere Auf⸗ Der ſchöne pflegen, heißt „Geſu den Fuß füllen können, das zeigt uns die Betr ſo hekännten Medicus⸗Geſundheitsſchuh-Syſtems. ſind nicht nur anatomiſch einwandfrei gebaut, e beſonders durchdachte Leiſtenform verfügen, „darüber hinaus ſo konſtruiert, daß ſie dem Fuß die natürliche Daß die Fußbewegungen nicht gehindert werden, das empfinden die Träger als beſonders bequem. Auf der anderen Seite aber behalten dieſe Spezialſchuhe trotzdem Den krankhaften Veränderungen des Fußes geben Ein derartig hergeſtellter Beweglichkeit erhalten. ihre Form. ſie nämlich nicht nach. logiſcherweiſe den Vorteil, daß er beim Tragen am Fuß ſitzt wie bei der erſten Anprobe. Teil der Fußkrankheiten vorbeugenden Wirkung. wird noch unterſtützt durch verſchiedene Einricht ſtütze, ein roſtfreies Stahlgelenk, um Fußſenkun eine Polſterbrandſohle ermöglicht elaſtiſches Ge vornehm aus. Man ſieht ihnen von außen „Schönheit und Pflege des Fußes“— Induſtrie gelang, nunmehr Schuhe herzuſtellen, erkennen. Hier liegt ſchon ein So beſitzen Medicus⸗Geſundheitsſchuhe eine doppelſeitige Gelenk- Eine verlängerte Hinterkappe beugt der Knöchelknickung vor und dieſer orthopädiſchen Vorteile ſehen dieſe Schuhe elegant und wichtigen ſanitären Einrichtungen innen verborgen ſind. alſo engſtens mit der Beſchuhungsfrage verquickt, achtung des jetzt Dieſe Schuhe indem ſie über ſie ſind vielmehr Schuh hat ebenſo angenehm Dieſe Wirkung ungen im Schuh. g zu verhindern. hen. Trotz aller nicht an, welche dieſes Thema iſt daß es der welche eine jahr⸗ hundertalte Forderung erfüllen— das wollen wir dankbar an- Groh, Verbandskreisleiter. Klavier- Unterricht auf theoretiſcher Grundlage Liſſt Schlatter langjährige Leh⸗ rerin an d. Hoch⸗ ſchule für Muſik. suundenboperar Ill. 1.50. Näneres ſlannelmersir. ag Jolla Die Singſtunde muß umſtän⸗ dehalber heute abend im „Löwen Der Dirigent. Al U. Verkauf 14.20 fanngeim einschließlich BAN Angriff genompe Anfragen Sof. greifb. u. bald zuteilungsreife rell. pate der Urt. Hraditkssse in Stuttgart von 200 bis 5000 RM. an rasch- entschlossene Interessenten zu vergeben. Ausk. gegen Rück- porto durch die Hafirfs- Mrekten kllannhelim, Winumüntstrage 25. „, Druckſachen aller Art, werden ſchnell, ſauber u. billig angefetztigt in der Druckerei des Uiernheimer Anzeiger Rührige Vertreter gesucht. Beſucht die große Veranſtaltung des Keichsluſt⸗ chutzbundes am Montag abend im Freiſchütz! Mitglieder Versammlung undd Schu⸗ lungs⸗Abend der.S. D. A. P., Ortsgruppe Viernheim Die erſte Mitglieder⸗Verſammlung unter Teilnahme aller Formationen und Unterglieder⸗ ungen am vergangenen Montag im Gaſthaus „Gold. Engel“ war überaus ſtark beſucht. Nach kurzer Begrüßung des Ortsgruppenleiters Pg. Franz ke ſprach der Schulungsobmann Pg. Schweigert über Sinn und Zweck dieſer Schulungsabende, die notwendig ſind, damit je⸗ der Volksgenoſſe weiß, was der Nationalſozial⸗ ismus von ihm als Menſchen verlangt. Was unſer Führer will und was er nicht will, das kann nur durch ſtete Schulung erreicht werden. Es iſt noch ſoviel liberaliſtiſchen Denkens vor⸗ handen, das ausgelöſcht und an deſſen Stelle der deutſche Sozialismus, das Gedankengut der deutſchen Volksgemeinſchaft eintreten muß. Wir beurteilen den Wert eines Menſchen zuerſt nach ſeiner Leiſtung und ſeiner Hingabe für die Be⸗ wegung, wir unterſcheiden nach ſeiner Opferwil⸗ ligkeit und wenden uns von denen ab, die ein nationalſozialiſtiſches Lippenbekenntnis ablegen, dabei die chriſtliche Nächſtenliebe vollkommen ver⸗ geſſen. Wer, wie bei der Brotſammlung des Jungvolks noch nicht einmal einige Groſchen für ſeinen hungernden Volksgenoſſen übrig hatte, dabei ſogar Geſchäftsleute, ſcheidet von ſelbſt aus unſerer Volksgemeinſchaft aus. Es nützt nichts, wenn man nur in die Kirche läuft und draußen die Liebe zum Nächſten vergeſſen hat. Dieſe Leute vergeſſen und haben ſchon vergeſſen, wo ſie und ihre Geſchäfte wären, wenn ein Adolf Hitler und ein 5. März 1933 nicht geweſen wären. Dagegen iſt es leichter, Schwätzereien in der Oeffentlichkeit zu machen, die Ortsgruppen leitung verſuchen herabzuwürdigen, die Mitar⸗ beiter der Bewegung zu verleumden und[die Schlammkübel über ſie auszugießen. Was man damit erreichen will, wird nicht eintreten, wir werden nur das eine Ziel für unſere Arbeit vor uns haben: Für unſeren Führer und die deut⸗ zu helfen. ſche Volksgemeinſchaft, unſer deutſches Vaterland bis zum Letzten zu arbeiten. Die Schwätzer und Denunzianten werden letztmalig gewarnt und die Mitglieder der PO, der Formationen und Untergliederungen erſucht, was ihnen zu Ohr kommt ſofort ſchriftlich dem Ortsgruppenleiter zu melden. Wir werden auch in Viernheim nicht eher ruhen bis alle das nationalſozialiſtiſche Ge- dankengut in ſich aufgenommen haben. Seitens kinderreicher Familien wird Klage darüber geführt, daß Hausbeſitzer dieſe Familien, auch wenn ſie als gute Mietzahler bekannt ſind, nicht aufnehmen wollen. Appell an das moraliſche Empfinden der Haus⸗ beſitzer, ſolchen Familien ebenfalls Wohnungen zu vermieten und damit auch ſeinem Nächſten Es beſteht nunmehr die Möglichkeit, als Mitglied dem Opferring der Partei beizutreten, worauf beſonders hingewieſen wird. gliedſchaft im Reichsluftſchutzbund ſollte von allen Volksgenoſſen erworben werden. ſchriftlichen Eingaben nach Darmſtadt und Berlin, ebenſo um Rechtsauskunft an den Kreis⸗Rechts⸗ berater iſt der Weg über die Ortsgruppenleitung vorgeſchrieben.— Zum Vertrauensmann für die Reichsſtelle für deutſches Schrifttum wird Herr Lehrer Mohr beſtimmt. Im Anſchluß an dieſe Bekanntgaben ſprach Pg. Reinhardt über„Innenpolitik der letz⸗ ten 14 Tage“ und Pg. Kirchner über„Außen⸗ politik der letzten 14 Tage“. Pg. Reis ſprach über das Thema„Volks- und Sozialwirtſchaft⸗ liche Gedanken im alten und neuen Reich“. Schulungsobmann Pg. Schweigert behan⸗ delte in einem längeren Referat das Thema „Staatsbürger, Staatsangehörigkeit und Unter⸗ tan“ ſowie und Gefolgſchaft“. Die vier Vorträge hatten ſo lebendigen In⸗ halt, daß man erwarten kann, durch ſolche Schu⸗ lungsabende immer mehr die Idee unſeres Füh⸗ rers und ſeiner Bewegung in das Volk zu pflanzen und dadurch die wahre Volksgemein⸗ ſchaft und Verbundenheit zu fördern und zu ſtärken. Im Gedenken an unſeren Führer und ſeine Mitarbeiter ſchloß ſammlung. kanzler. der, Wir richten daher den Die Mit⸗ Bezüglich der „Warum Disziplin, Unterordnung Pg. Franzke die Ver⸗ ſteine geſetzt. Lokales Viernheim, 7. März. * Empfangsabend beim Vize⸗ Der Vizekanzler Papen veranſtalteten am Montag im Hotel Kaiſerhof in Berlin einen Empfangsabend, an dem mehrere Miniſter des Reiches und der Län⸗ zahlreiche Mitglieder des diplomatiſchen Korps, Biſchof Bares von Berlin und Ver- treter der Wiſſenſchaft ſowie prominente Mit⸗ glieder der N. S. D. A. P. teilnahmen. * Zur Feldbereinigung. Heute haben wieder eine Anzahl von Arbeitskräften bei der Feldbereinigung die Arbeit aufgenommen. wird eine rege Tätigkeit entwickelt. Abmeſſungen werden vorgenommen und bereits neue Grenz⸗ Bis 1936 wird die Faldbereinig⸗ ung entgültig durchgeführt ſein, zumal es auch erforderlich ſein wird neue Feldwege anzulegen. * Auszeichnung auf dem Matt⸗ haiſemarkt. Herr Sattlermeiſter Fritz Bläß, Holzſtraße, erhielt für ſeine auf dem Matthaiſe⸗ markt in Schriesheim zur Ausſtellung gebrachten Pferdegeſchirre eine beſondere Auszeichnung in Form eines Ehrenpreiſes. ſamen Meiſter unſeren herzlichſten Glückwunſch. »Die Abgabe der Gaſtwirtſchaften beim letzten Eintopfgerichtſonntag betrug hier 37.47 Mk., ſodaß, zuzüglich der Hausſammlung von 551.70 Mk. insgeſamt ein Betrag von 589.17 Mk. hier zu Gunſten der Winterhilfe aufgebracht wurden. * Schnakenvertilgung. Um die große Schnakenplage zu verhindern, wird bereits jetzt mit den Bekämpfungsmaßnahmen begonnen. Im Auftrage der Gemeinde beſuchen zwei Mann alle Gehöfte um die Jauchegruben, Sickerlöcher, Dunggruben und ſonſtige Feuchtigkeit anſammelnde Ecken uſw. mit Saprol zu beſpritzen, um ſo zu erreichen, daß die Larven abgetötet werden. Es iſt ſelbſtverſtändlich Pflicht aller Hausbeſitzer, alle derartigen Plätze anzugeben, damit dieſelben eine Beſpritzung erfahren, und ſo die Schnaken⸗ bekämpfung wirkungsvoll durchgeführt werden kann. * In Schutzhaft genommen wurde nach Mitteilung des W. H. W.⸗Darmſtadt ein älterer Dem jungen, ſtreb⸗ Diplom-Ingenieur, der am Sonntag anläßlich der Sammlung das WHW. verächtlich gemacht hat. * Nach Oſthofen gebracht. Wie der Wormſer Polizeibericht meldet, wurde ein Arzt in Oſthofen auf einige Zeit dem Konzen⸗ trationslager zugeführt, weil er durch ſein un⸗ ſoziales Verhalten ſeinen Dienſtperſonen gegen⸗ über in der Oeffentlichkeit Aergernis erregte. *Angeregte Bautätigkeit. In un⸗ ſerer Gemeinde hat ſich in letzter Zeit eine rege Tätigkeit beſonders in Hausreparaturen und Um⸗ bauten bezw. Aufſtockungen von Gebäuden ent⸗ wickelt. Der Segen der Bauzuſchüſſe macht fich hier insbeſonders für die Bauhandwerker gut bemerkbar. Auch für die Bauherren ſind dieie Zuſchüſſe von Vorteil, gewinnt doch ihr Anweſen an Wert und das Reich hat ſein Geld nicht ſinnlos hinausgeworfen, ſondern die Wirtſchaft belebt und Werte von bleibender Dauer geſchaſſen. * Ueber 400 Nundfunkhörer in Viernheim. In unſerer Gemeinde befinden ſich etwas über 400 Rundfunkhörer. Hiervon gehören ca. 120 dem Reichsverband der dent⸗ ſchen Rundfunkhörer an. Der Reichsverband entfaltet jedoch weiterhin eine rege Werbetätig⸗ keit, um zu erreichen, daß alle Rundfunkhörer reſtlos Mitglied werden. Die beſonderen Vor⸗ teile beim Reichs verband der Rundfunkhörer ſind: Koſtenloſe Beratungen in genheiten des Rundfunks, Geräte und Röhren⸗ prüfungen uſw. Sprechſtunden Dienstags und Freitags in der Geſchäftsſtelle„zum Freiſchütz“ von 6—8 Uhr nachmittags. und Frau von Es allen Angele⸗ Klein- Anzeigen haben im Viernheimer Anzeiger immer guten Erfolg. Nummer 1 Keine Maſſierung Wirkſchafts⸗Standork als Problem. Die modernen Kriegsführungsmethoden haben die bisher allein maßgebenden öko⸗ J nomiſchen Erwägungen über den Standort der Wirtſchaft merklich in den Hintergrund gedrängt. Innerhalb weniger Nachtſtunden kann ein feindliches Flug⸗ zeuggeſchwader 500 Kilometer tief in ein benachbartes Land eingedrungen ſein und empfindliche Gebiete eines Gegners mit ver⸗ nichtenden Bomben belegen. Solche emp⸗ findlichen Stellen ſind neben der eigentlichen Kriegsinduſtrie: Großſtädte, Hafen⸗ und Werftanlagen, Bergwerks⸗ und Induſtrie⸗ zentren, Brücken uſw. Deutſchland iſt in der unangenehmen Lage, daß ſeine wichtigſten Induſtrie⸗ und Bergwerksgebiete(Ruhr, Sachſen und die Reichshauptſtadt) innerhalb des 200⸗Kilometer⸗Gürtels längs der Grenze liegen. Die Verpflanzung von Bergwerksge⸗ bieten iſt natürlich ausgeſchloſſen. Auch die Standortänderung in der Induſtrie iſt aus techniſchen und finanziellen Gründen nur be⸗ grenzt möglich. Etwas anderes iſt es, ob und wieweit man Sicherheitserwägungen bei der Errichtung neuer Werke Einfluß einräu⸗ men kann. Aber noch in anderer Beziehung werden wir den Standort der Wirtſchaft künftig be⸗ urteilen müſſen. Je maſſiger die Unter⸗ nehmungen ſind, deſto lohnender iſt das Ziel, das ſie feindlichen Bombenflugzeugen oder fernwirkenden Geſchützen bieten. Man wird daher Sorge tragen müſſen, daß die Anla⸗ gen keine zu großen und deutlichen Ziele bilden, und daß ſie keine Sprengwirkung auf Nachbaranlagen ausüben. Man wird alſo ähnliche Rückſichten nehmen, wie ſie für Behelfsbauten hinter einer kämpfenden Front gebräuchlich geworden ſind. Von dieſem Standpunkt aus geſehen, ſind Großſtädte mit ganzen Induſtrievor⸗ ſtädten hächſt unzweckmäßig. Man wird ſo⸗ gar in der geſamten Städtepolitik nach neuen Grundſätzen verfahren, die ſich übri⸗ gens in ihrer Anwendung nicht ſehr von den modernen Vorſtellungen über geſundes und behagliches Wohnen unterſcheiden. An die Stelle der gehäuften Mietskaſernen wird lockeres Wohnen in niedrigen oder mäßig hohen Ein⸗ und Mehrfamilienheimen treten. Aber nicht nur militäriſche Erwägungen, ſondern auch Forderungen des ſozialen Kampfes— d. h. des Kampfes gegen die Arbeitsloſigkeit— werden unſere künftigen Vorſtellungen über den Standort der Wirt⸗ ſchaft entſcheidend beeinfluſſen. Zwiſchen den Ländern, Provinzen und Gauen iſt ein Wettbewerb entbrannt, wer es im Kampf 0 0 die Arbeitsloſigkeit am weiteſten bringt. Dabei hat ſich in den landwirtſchaft⸗ lichen Bezirken herausgeſtellt, daß die Ver⸗ wertbarkeit anfallender Produkte wie Kar⸗ toffeln, Gemüſe, Obſt, Rohr, Weidenruten, Fiſche und manches andere bedeutend erhöht werden kann, wenn Aufbereitungs- und Kon⸗ ſervierungsbetriebe in der Nähe der Erzeu⸗ gungsſtätten errichtet werden. Häufig ſchaf⸗ jen ſich die an anderer Stelle neu erzeugten Waren anderwärts einen aufnahmefähigen Markt. Welcher Art die ſich ergebenden praktiſchen Probleme ſein können, ergibt ſich aus einer Mitteilung, die anläßlich eines Preſſeempfanges von einem Vertreter des Gaues Pommern der NSDAp gemacht wurde: Deutſchland hat einen jährlichen Ein⸗ fuhrbedarf an Rohr im Ausmaß von 80 000 Tonnen. In Pommern verfaulen aber jähr⸗ lich gewaltige Mengen dieſes für Flecht⸗ 8 benötigten Rohſtoffs an den Ufern der een. Etwas anders liegt das Problem beim Standort von wirtſchaftlichen Unternehmun⸗ gen, deren Erzeugniſſe für den ländli⸗ chen Markt. ſind. Bisher galt 100 uneingeſchränkt der Satz, daß die Fertig⸗ induſtrie zu den Stätten der Roh⸗ und Hilfs⸗ ſtoffe wandern müſſe, wenn ſie das Höchſt⸗ maß von Rentabilität erreichen wolle. Man werwies dabei auf die Tatſache, daß die Roh⸗ niſche Jollkrieg endgültig Donnerstag, den 8. März 1934 eit ſtatt Kampf 51. Jahrgang Das deutſch⸗polniſche Wirtſchaftsablommen unterzeichnet— Ende des Wirtſchaftskriege⸗ Warſchau, 8. März. In Warſchau iſt durch den polniſchen Außenminiſter Beck und den deutſchen Ge- ſandken von Moltke ein Abkommen unter- zeichnet worden, durch das der deutſch-pol⸗ i aufgehoben und die Grundlage für einen normalen Ausbau der beiderſeitigen Handelsbeziehungen ge ſchaffen wird. Das in Form eines Proko- kolls gekleidefe Abkommen ſoll ſobald als möglich ratifiziert werden. Jedoch werden ſeine Beſtimmungen unabhängig hiervon bereiks vom 15. ds. Mis. an in Anwendung kommen. Das deutſch⸗polniſche Wirtſchaftsabkom— men bedeutet einen entſcheidenden Schritt in der Richtung auf eine wirtſchaftliche Zuſam⸗ menarbeit zwiſchen den beiden Ländern im Sinne der freundſchaftlichen Verſtändigung, wie ſie durch die Erklärung vom 26. Ja⸗ nuar eingeleitet wurde. Durch den Ab⸗ ſchluß des vorliegenden Abkommens wird allerdings nur der ſeit 1925 mit abwechſeln— der Heftigkeit andauernde Wirtſchaftskrieg aufgehoben. Dieſer Kriegszuſtand darin, daß auf beiden Seiten die Einfuhr verſchiedener Waren durch Kampfzölle oder Verbote verhindert und überdies auf pol⸗ niſcher Seite der deutſche Zwiſchenhandel und die deutſchen Schiffahrtslinien aus dem Wurde Einfuhrgeſchäft ausgeſchaltet wurden. Das Abkommen bedeutet nicht den Ab— ſchluß eines regulären Handelsvertrages, da es weder die Meiſtbegünſtigungsklauſel, noch Zollabreden enthält. Im Jahre 1930 iſt ein Handelsvertrag mit Polen zuſbandegekom— men, der aber niemals in Kraft geſetzt wur— de, weil ſich zwiſchen dem Abſchluß und ſeiner Ratifizierung durch Polen die wirt⸗ ſchaftlichen Verbältniſſe. namentlich in ſtoffe, wie Erze, Holz uſw. im Rohzuſtand viel totes Gewicht enthalten, das nicht mit⸗ transportiert werden braucht. Dagegen iſt zu ſagen, daß ſich Halbfabrikate häufig am beſten zum Transport eignen, und daß ſperrige Waren wie landwirtſchaftliche Ma⸗ ſchinen nur unter Raumverſchwendung, ho⸗ hen Verpackungskoſten und erheblicher Ge⸗ fahr für die gute Beſchaffenbeit der Ware W ee ee Grubenunglüt beſtand f Oeutſchland, derart verſchlechtert hatten, daß die deutſchen Zugeſtändniſſe auf dem Gebiet der polniſchen Kohle- und Schweineausfuhr nach Deutſchland nicht mehr aufrecht erhal— ten werden konnten. Da ſich die Lage ſeither in keiner Weiſe verändert hat, konnte der Abſchluß eines Handelsvertrages in dem Ausmaße wie bei⸗ ſpielsweiſe im Jahre 1930 noch nicht in Be— tracht gezogen werden. Durch das jetzige Abkommen wird der zwar beſcheidenere, aber praktiſch allein zweckmäßige Weg be— ſchritten, um aus dem wirtſchaftlichen Kriegszuſtand zum etappenweiſen Aufbau der gegenſeitigen Wirtſchaftsbeziehungen zu ge— langen. Es beſteht die begründete Ausſicht, daß ſchon das vorliegende Abkommen zu ei— ner erheblichen Erweiterung der beiderſei— tigen Handelsbeziehungen führen wird und daß an die Stelle eines faſt zehnjährigen Kampfes eine für beide Teile nützliche Zu⸗ ſammenarbeit auf wirtſchaftlichem Gebiet treten wird. Einzelheiten des Ablommens Das zwiſchen Deutſchland und Polen un— terzeichnete Protokoll über die Beendigung des Wirtſchaftskrieges beſtimmt, daß die Kampfmaßnahmen, d. h. Einfuhrverbote und Maximalzölle auf polniſcher Seite ſowie Obertarif auf deutſcher Seite aufgehoben werden, wobei ſich beide Teile die Gewäh— rung der beſtehenden autonomen Zollnach— läſſe zuſichern. Bei dem komplizierten Syſtem der polni— ſchen Handelspolitik bedeutet dies, daß die Einfuhr der in Polen benötigten Waren, die an ſich durch den prohibitiven Zolltarif un— möglich gemacht wird, vermittels autono— mer Gewährung von Zollnachläſſen doch er⸗ möglicht wurde. Dieſe Möglichkeit bildet eine der bedeutſamſten Beſtimmungen des Protokolls. ſelbſt auf weite Strecken transportiert wer— den können. Daraus ergibt ſich, daß manche Fabrikation,— wie die landwirtſchaftlicher Maſchinen, Werkzeuge und Geräte,— in die Agrargegenden verpflanzt werden kann, wo ſie die Mannigfaltigkeit und dadurch die Kriſenbeſtändigkeit der Geſamtwirtſchaft er⸗ höhen können. EEEPC Erdbeben Elf Vergarbeiter verschüttet— Bisher ein Schwerverletzter und drei Tote geborgen Beuthen, 8. März. Auf der Karſten-Centrum⸗Grube ereig- nete ſich ein ſchwerer Gebirgsſchlag, wobei zwei Zuführungsſtrecken zu einem Pfeiler zum Einſturz kamen. Ein Steiger und 10 Bergleute wurden von der Außenwelt abge⸗ ſchnikten. Es iſt bisher gelungen, einen Ver- lezten und drei Tote, darunker den Skeiger, zu bergen. Die Rettungsarbeiten werden mik Einſatz aller Kräfte weitergeführt. Zwei leiklende Beamte der Bergbehörde von Bres- lau ſind in die Unglücksgrube eingefahren, um die Reklungsarbeiten zu überwachen. Die Verwaltung der Karſten-Centrum⸗ Grube gibt über den Unglücksfall folgenden Bericht heraus, in dem es heißt: als Folge einer Erſchütterung, die ſich auf das ganze oberſchleſiſche Revier auswirkte, wurden auf der Karſten⸗Centrum⸗Grube zwei Zugangsſtrecken zu einem Stollen im Flöz 14 durch Hochpreſſen der Sohle ver⸗ ſchüttet, wodurch die Bergleute abgeſchnitten wurden. Die Bergbehörde befindet ſich an der Unfallſtelle und leitet das Rettungswerk. Auch in Oſtoberſchleſien Vier Bergleute durch Gebirgsſchlag verſchükket. Kaktowitz, 8. März. In der gleichen Jeit wie auf der Karſten⸗ Centrum-Grube bei Beuthen ereignete ſich auf der Gieſche⸗Grube in Janom in Oſtober⸗ 1 e Gebirgsſchlag. Im Richthofen⸗ chacht löſten ſich rieſige gohlenmaſſen und verſchükteten vier Bergleute, die in einem Pfeiler arbeiteten. Nach mehrſtündigen Rettungsarbeiten konnfen die vier Verun⸗ glückten lebend, aber mit ſchweren Verletzun⸗ gen geborgen werden. Iwei von ihnen lie⸗ gen hoffnungslos darnieder. N J WSchiffahrtslinien, boberſchleſiſchen den veterinärpolizeilichen Durchfuhrmöglichkeiten von Tieren und tie⸗ Für Waren, die einem allgemeinen Ein⸗ fuhrverbot unterliegen und bisher außerdem. noch von einem ſpeziellen antideutſchen Ein⸗ fuhrverbot erfaßt waren, erhält Deutſchland Kontingente, ſo daß nach Aufhebung der Spezialverbote auch trotz Weiterbeſtehens der allgemein polniſchen Einfuhrverbote ei⸗ ne gewiſſe Ausfuhr dieſer deutſchen Waren nach Polen ermöglicht wird. Deutſchland ge— währt Polen unter Wahrung der beſtehen— Erforderniſſe die riſchen Erzeugniſſen aus Polen über Deutſch⸗ land nach den weſteuropäiſchen Märkten. Das Abkommen gilt für unbeſtimmte Zeit, wobei jedem der vertragſchließenden Teile jederzeit die Möglichkeit gegeben iſt, die Auf⸗ nahme von Verhandlungen zu verlangen, wenn ſich die Auswirkungen des Protokolls für einen der beiden Teile unbefriedigend geſtalten ſollten oder wenn einer der Teile ſich durch wirtſchaftliche Maßnahmen des anderen Teiles benachteiligt erachtet oder ſchließlich, wenn ein Teil die in dem Proto⸗ koll niedergelegten Zuſagen nicht einzuhal⸗ ten in der Lage wäre. N Gleichzeitig mit dem Wirtſchaftsabkom⸗ men ſind zwei privatwirtſchaftliche Abkom⸗ men getroffen worden. Das eine zwiſchen den Eiſeninduſtrien beider Länder über Zulaſſung von polniſchem Eiſen und Stahl nach Deutſchland, wobei eine Störung des deutſchen Marktes vermieden wird. Da⸗ für wurde eine beſchränkte Ausnahme von dem deutſchen Ausfuhrverbot über Schrott nach Polen gewährt, da die polniſche Indu⸗ ſtrie dringend Schrott benötigt. Das zweite Abkommen wurde zwiſchen den deutſchen Schiffal die zwiſchen den Nordſeehäfen und den polniſchen Häfen fah⸗ ren und der polniſchen Seeſchiffahrt über eine Zuſammenarbeit getroffen Man vermutkek, daß auch dieſer Gebirgs- ſchlag auf die gleiche Arſache, wie das Un- glück auf Karſten-Centrum in Beuthen, auf ein Erdbeben, zurückzuführen iſt. Zum zweitenmal heimgeſucht Die Kakaſtrophe vom Januar 1932. Zu der Grubenkataſtrophe wird noch be— richtet: Das Beuthener Bergrevier iſt von einem außerordentlich heftigen Erdſtoß heimgeſucht worden, der auf der Grube Karſten-Cen⸗ trum und den Nachbargruben befonders ſtark verſpürt wurde. Auf Karſten-Centrum wurden im Flöz 14 die Sohlen yon zwei 50 Meter voneinander entfernt liegenden, gleichlaufenden Strecken emporgepreßt. Auf den Nachbargruben wurde größerer Scha— den, wie bisher bekanntgeworden iſt, nicht angerichtet. die anderen Gruben blieben ohne Schäden. Wie wir von fachmänniſcher Seite erſay. ren, handelt es ſich bei dem gewalkigen Erd- ftoßz um ein kekkoniſches Beben, wie ſie im Bergrevier nicht ſelten ſind. Die Erdſtöße, die erdbebenähnlichen Charak- ker haben, kreten von Zeit zu Zeil auf und erreichen beſonders im Gebiet der Stadt Beuthen die flärkſte Auswirkung. Abgeſehen von den Erdbewegungen, die infolge des kektoniſchen Aufbaues des Untergrundes des oberſchleſiſchen Bergbaureviers durch den Bergbau ſelbſt künſtlich hervorgerufen wer⸗ den, hal dieſes Revier noch mik jzuſätzlichen Druckſpannungen in der Erdrinde zu rech⸗ nen. Dieſe Eigenart des Reners hal bisher eine wiſſenſchaftliche Klärung noch nicht er⸗ fahren. N Bereits im Januar 1932 wurde die Kar⸗ ſten⸗Centrum⸗Grube von einem ſolchen tek⸗ toniſchen Veben hart betroffen. Damals wurden 14 Bergleute von der Außenwelt abgeſchnitten. Erſt nach 144 Stunden auf⸗ opfernder Arbeit, als man bereits alle Hoff⸗ nungen auf Bergung der Verunglückten auf⸗ egeben hatte, konnten die Bergungsmann⸗ ſchaften zur Unglücksſtelle vordringen und noch ſieben Bergleute lebend bergen. Ganz Deutſchland erlebte damals den herbiſchen Kampf der Rettungsmannſchaften mit und dankte ihnen mit zahlreichen Ehrenbeweiſen. Der jetzt auf dem Schlachtfeld der Arbeit gefallene Steigerſtellverkreter Spallek, der in der vergangenen Nacht geborgen wur⸗ de, war an den Rettungsarbeiten im Jahre 1932 hervorragend beteiligt und wurde ſei⸗ nerzeik mit der Rektungsmedaille ausgezeich⸗ net. Die Rettungsmannſchaft arbeitet Aber noch keine weikere Bergung. Auf den Fördertürmen der Grube Kar⸗ ſten⸗-Centrum wehen die Fahnen auf Halb⸗ maſt. Sonſt deutet nichts im äußeren Bild der Schachtanlagen darauf hin, daß in faſt 800 Meter Tiefe tapfere Bergleute mit den äußerſten Kräften um das Leben von ſieben Arbeitskameraden ringen. Werden ſie noch am Leben ſein? Dieſe bange Frage liegt auf den Geſichtern der ein- und ausfahrenden Bergleute und derer, die über Tage ihrer Arbeit nachgehen. Die Grubenverwaltung kann auf jede Frage nur immer die unbe⸗ ſtimmte Antwort erteilen: Wir wiſſen nichts. Die Rettungsmannſchaften kun ihr Men- ſchenmöglichſtes. Kolonnen gehen nun von zwei Seiten der zu Bruch gegangenen Skrek- ke zu Leibe. Wann ſie an die Unglücksſtelle gelangen werden, iſt nicht vorauszuſehen. Erklärung des Keichsfinanzminiſte- riums. Berlin, 8. März. In einigen Blättern des Weſtens iſt eine Notiz erſchienen, in der ausgeführt iſt,„daß infolge den Identität der NSDAP mit dem nationalſozialiſtiſchen Staat ein Steuerge— heimnis gegenüber den Dienſtſtellen der Partei nicht exiſtiere“. Das Reichsfinanzminiſterium teilt dazu mit: Das Steuergeheimnis iſt durch die Reichs- abgabenordnung gewährleiſtel. Es wird auch bei einer ekwaigen Abänderung der Reichs- abgabenordnung beſtehen bleiben. Das Steuergeheimnis gilt nicht nur gegenüber Privatperſonen, ſondern auch gegenüber Behörden und anderen öffenklichen Körper ſchaften, infolgedeſſen auch gegenüber den Dienſtſtellen der NSDAP. Ausnahmen ſind dem geltenden Recht gemäß nur zuzulaſſen, wenn ein zwingendes öffentliches Inkereſſe vorliegt. Ein zwingendes öffentliches In- tereſſe iſt nur in ganz beſonderen Ausnah- mefällen gegeben, ſo z. B. bei der Durchfüh- rung von gerichtlichen Strafverfahren. Es iſt bei einem Finanzamt verlangt wor— den, Auskunft darüber zu erteilen, in wel— cher Höhe ſich beſtimmte Perſonen an der freiwilligen Spende zur Förderung der na— tionalen Arbeit und an der Winterhilfe und anderen Spenden beteiligt haben. Alle dieſe Spenden beruhen auf Freiwilligkeit. Dieſe Freiwilligkeit darf durch unmittelbaren oder mittelbaren Zwang in keiner Weiſe beein— trächtigt werden. Es darf infolgedeſſen auch die erbetene Auskunft über die Höhe der ge— leiſteten Spenden durch das Finanzamt nicht erteilt werden. Jeder Finanzbeamte, der ohne zwingendes öffentliches Intereſſe ir— gendwelche Auskunft über die Angelegen— heiten beſtimmter Perſonen erteilen würde, würde gegen ein ausdrückliches dienſtliches Verbot verſtoßen und ſich der Gefahr eines Dienſtſtrafverfahrens ausſetzen. Mißbrauch von Amtsbezeichnungen Berlin, 8. März. Amtlich wird mitgeteilt: Es hat ſich neuerdings die Unſitte eingebür— gert, daß alle möglichen Verbände ſich der Bezeichnungen„Führer“,„Reichsleiter“ (Reichsleitung),„Gauleiter“(Gauleitung), „Kreisleiter“(Kreisleitung) für ihre Organe bedienen. Dieſe in der NSDAP eingeführ— ten Bezeichnungen müſſen auch ihr allein vorbehalten bleiben. Die anderen Verbände werden hiermit darauf hingewieſen, ihre Organe anders zu benennen. Der Reichs⸗ miniſter des Innern hat an die Landesregie⸗ rungen einen entſprechenden Runderlaß ge— richtet. Auch Yumans für Deutſchlands Gleichberechkigung.— Bel⸗ giens Standpunkt. Brüſſel, 8. März. Außenminiſter Hymans ſprach Mittwoch nachmittag im Rahmen der außenpolitiſchen Ausſprache im Senat über die Abrüſtungs⸗ frage. Nachdem der Miniſterpräſi⸗ dent am Dienstag die grundſätzliche Hal⸗ tung der belgiſchen Regierung zu dieſer Fra⸗ ge in großen Linien dargelegt hatte, entwik⸗ Eine 1 ö kelte der Außenminiſter ausführlich und im Einzelnen die Geſichtspunkte, die die Haltung der belgiſchen Regierung beſtim⸗ men. Ebenſo wie de Brocqueville bekannte ſich Hymans zu der Auffaſſung, daß die Gefahr eines Rüſtungswetltlaufes nicht durch irgend⸗ welche JIwangsmiltel gegen Deutſchland, ſondern nur auf dem Verhandlungswege durch den Abſchluß eines internationalen Abkommens ausgeſchaltet werden könne. Dieſe Abſicht müſſe, ſo führte Hymans aus, von der Großmächte⸗Erklürung vom 11. De⸗ zember 1932 über die Gleichberechtigung Deutſchlands ausgehen. Er ſtellte feſt, daß die praktiſche Verwirk⸗ lichung der Gleichberechtigung in der Weiſe daß alle Staaten auf den Stand der entwaff⸗ neten Staaten abrüſten, von keiner der Großmächte vorgeſchlagen worden ſei und bezweifelte auch unter dem beſonderen Geſichtspunkt der belgiſchen Militärintereſ⸗ ſen die praktiſche Durchführbarkeit dieſes Syſtems Die belgiſchen Grenzbefeſtigungen. Unter den Fragen, die Außenminiſter Barthou in Brüſſel mit dem belgiſchen Au⸗ ßenminiſter Hymans beſprechen wird, befin⸗ det ſich neben dem Abrüſtungsproblem auch, wie„Notre Temps“ erklärt, die Frage der belgiſchen Grenzbefeſtigungen. Ein Großkampftag Am 21. März beginnt die Frühjahrsoffen- ſive.— Die Wirkſchaftsführer bei Göbbels. Berlin, 8. März. Auf Einladung des Reichsminiſters Dr. Göbbels waren am Mittwoch die Führer der deutſchen Induſtrie, des Handels und des Handwerks im Reichsminiſterium für Volks— aufklärung und Propaganda zu einer Aus— ſprache über die Arbeitsbeſchaffungsmaß— nahmen im Frühjahr und Sommer dieſes Jahres verſammelt. An dieſer Beſprechung nahm auch Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Schmitt teil. Reichsminiſter Dr. Göbbels machte über die in Vorbereitung befindlichen Wirt- ſchaftspläne der Reichsregie⸗ rung einige Ausführungen und betonte, daß zu Beginn der Arbeitsſchlacht im Früh⸗ jahr alle Kräfte eingeſetzt roerden müſſen, um die Arbeitsloſigkeit weiterhin mit Erfolg zu bekämpfen und den Volksgenoſſen, die noch von Unterſtätzungen leben weitgehend wieder Arbeitsplätze zu beſchaffen. Dieſe Ausführungen fanden bei den an der Be— ſprechung teilnehmenden Vertretern der Wirtſchaft vollſte Zuſtimmung. Der Führer des Reichsſtandes der deut⸗ ſchen Wirtſchaft, Krupp von Bohlen und Halbach, und Generaldirektor Dr. Vögler brachten zum Ausdruck, daß es der Wirtſchaft gelungen iſt, auch über die Wintermonate hindurch die aufwärts füh— rende Linie aufrechtzuerhalten, und daß die Wirkſchaft auch bei ſach⸗ licher Betrachtung der wirkſchaftlichen Vorgänge heute beim Beginn der Früh- jahrskampagne mit größker Zuverſicht in die Zukunft ſehe. Die deutſchen Wirtſchaſtsführer werden auch im Jahre 1934 dem Willen der Regierung entſprechend, ſich mit aller Kraft für die wei⸗ tere Geſundung der wirtſchaftlichen Verhält⸗ niſſe Deutſchlands und für die Wiederein— ſchaltung neuer Arbeitskräfte in den Pro— duktionsprozeß einſetzen. Für die Ausgeſtaltung des Groß— kampftages der Arbeitsſchlacht 1934 am 21. März wurden ſodann vom Reichsmini— ſter Dr. Göbbels Einzelheiten bekannt— gegeben, für deren Durchführung ſowohl der Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Schmitt wie auch die Herren aus der Wirtſchaft praktiſche Vorſchläge machten, die zu einer völligen Uebereinſtimmung der Anſichten führten. Die weiteren Beratungen hierüber werden im Reichswirtſchaftsminiſterium fortgeſetzt. Am der Talſache, daß das ganze deutſche Volk unter Anſtrengung aller Kräfte nach Ueberwindung der Winkersnot mit vollſter Zuverſicht im Frühjahr erneut an die Arbeit gehen wird, Ausdruck zu geben, werden am 21. 1 5 in allen Teilen des Reiches große neue Arbeitsvorhaben der öffenklichen Hand in 0 5 genommen, oder bereits begon⸗ 90% in ihrer Durchführung geſteigerl wer⸗ en. Auch die Privatwirtſchaft wird an dieſem Tage einen Ueberblick über die erweiterten Beſchäſtigungsmöglichteiten im Frühjahr und Sommer dieſes Jahres geben können. Es werden an dieſem Tage die Zahlen der vorausſichklich im Frühjahr zur Neueinſtel⸗ lung kommenden Arbeikskräfte bekannkgege⸗ ben werden. Die während der Wintermonate bis zum Jrühjahrsanfang neueingeſtellten Arbeiter werden zu beſonderen Veranſtaltungen ver⸗ ſammelt werden. Der Jührer ſelbſt wird an einer der Bauſtellen der Reichsautobahnen erſcheinen um ſich vom Skande der Arbeiten zu über zeugen. Er wird im une an die Beſich⸗ kigung an die verſammelten Arbeiter ein. Rede halten, die auf alle deutſchen Sender übertragen werden wird. um vas ganze ſchaffende Volk an dieſer bedeutungsvollen Stunde teilnehmen zu laſſen, werden in allen Belrieben die Arbeiter, Angeſtellten und Vetriebsfüh⸗ rer an den Lautſprechern zuſammen⸗ kommen, um in gemeinſamer Verbundenheit und Schickſalsgemeinſchaft die kommenden Aufgaben vom Führer entgegen zu nehmen. Konferenz der Wirtſchaftsminiſter Beim Reichswirtſchaftsminiſter. Berlin, 8. März. Der Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Schmitt empfing Mittwoch die Wirtſchaftsminiſter der Länder, um ihnen nach der erfolgten Vereinheitlichung des Reiches in einer über anderthalbſtündigen, freimütig alle Fragen der deutſchen Wirtſchaftspolitik behandeln⸗ den großen Rede die gegenwärtige Lage und ſein Progamm darzulegen. g In einer vom Vertrauen in die Wirk- ſchaftsführung des Keichsminiſters gekrage⸗ nen Ausſprache wurde völlige Einmütigkeit feſtgeſtellt, die Miniſter Eſſer in ſeinem herzlich gehaltenen Schlußwork zum Aus- druck brachte. Politiſches Allerlei Prag. Der Prager deutſche Geſandte, Dr. Koch, überbrachte in ſeiner Eigenſchaft als Doyen des Prager diplomatiſchen Korps in perſönlicher Audienz dem Präſidenten der Tſchechoſlowakiſchen Republik, Maſaryk, an⸗ läßlich ſeines 84. Geburtstages die Glück⸗ wünſche des Prager diplomatiſchen Korps. Paris. In der Hafenſtadt Coueron bei St. Nazaire kam es infolge der Verdrängung der Sozialiſten bei den Ergänzungswahlen zum Gemeinderat aus ihrer Vormachtſtel— lung durch die Neuſozialiſten zu ſchweren Ausſchreitungen der ausländiſchen Arbeiter, meiſtens Polen, Ruſſen, Tſchechen und Ita⸗ liener. In einem Hotel, im Pfarrhaus, in der Gemeindeſchule und in der Ortskirche wurden die Fenſterſcheiben demoliert. Neuyork. In der Kraftwageninduſtrie von Detroit in Cleveland iſt es zu Lohnſtrei⸗ tigkeiten gekommen. Dieſe haben ſich jetzt ſo zugeſpitzt, daß man mit einem Streik rech⸗ net. Mehr als 30 000 Angeſtellte werden da⸗ von betroffen. Für Mutter und Kind Die Karlsruher Majolika⸗Plaketle eröffnet am Sonntag den Kampf. „Mutter und Kind ſind das Unterpfand für die Unſterblichkeit eines Volkes.“— Anter dieſem Leitwort des Herrn Reichsminiſters Dr. Göbbels ſteht das große Hilfswerk für den Sommer der NS-Volkswohlfahrt. Dieſes Hilfswerk ſetzt zielbewußt den Weg der be⸗ völkerungspolitiſchen Aufklärung und Erzie⸗ hung fort, der von den Vorausſetzungen eines geſunden Nachwuchſes zu der Verpflichtung hinführt, den Heroismus der Mutter öffentlich anzuerkennen. Punkt 21 des NSDAP lautet: „Der Staat hat für die Hebung der Volksgeſundheit zu ſorgen durch den Schutz der Mutter und des Kindes.“ Wenn die NS-Volkswohlfahrt nach Abſchluß des Winterhilfswerkes mit der Einleitung einer Parteiprogrammes dec neuen Hilfsaktion„Mutter und Kind“ be⸗ ginnt, ſo ſetzt ſie damit einen Programmpunkt der Bewegung in die Tat um. Die Zukunft Deutſchlands und den Beſtand der Nation gilt es zu ſichern und zu feſtigen. Dieſen Kampf, der unter dem Motto„Mut⸗ ter und Kind“ durchgeführt wird, eröffnet das Amt für Volkswohlfahrt der NSDAP, Gau Baden, am Sonntag, den 11. März, in ganz Baden mit dem Verkauf der Karlsruher Majolika⸗Plalette. Dieſe Majolika⸗Plakette, die aus einem ſchö⸗ nen Böttcher-Ton hergeſtellt iſt, iſt ein kleines Kunſtwerk von bleibendem Wert. Sie zeigt das Bild der Mutter mit dem Kind. Nuc 20 Pfennig iſt der Preis für dieſe Plakette. Der Reinerlös fließt der Aktion„Mutter und Kind“ zu.— Die Herſtellung der Plakette erfolgt unter Berückſichtigung der Arbeitsbe⸗ ſchaffung und zwar der Förderung der heimi⸗ ſchen Arbeitsbeſchaffung. Bewußt wurde die Maſchine bei der Herſtellung ausgeſchaltet, ſo daß die Plakette nur als Handpreſſung gelie⸗ fert wird. Außer der Stammbelegſchaft der Karlsruher Majolika⸗Manufaktur konnten 25 Arbeiter drei Wochen lang beſchäftigt werden. In manche Familie iſt hierdurch Brot ge⸗ geben worden. Und nun ſoll der Verkauf der Plakette dazu beitragen, die große Auf⸗ gabe, die durch die Aktion„Mutter und Kind“ gegeben iſt, erfolgreich durchzuführen. Lokales 8. März. 1823 Der Ad Staatsmann Graf Ju⸗ lius Andraſſy in Kaſchau geboren. 1917 Graf Ferdinand Zeppelin geſtorben. Sonnenaufg. 6.23 Sonnenunterg. 17.50 Mondaufg. 2.03 Mondunterg. 8.48 Prot.: Philemon. Kath.: Johann de Deo Haſt du zur Arbeit gerade Mut, Geh ſchnell daran, ſo wird ſie gut; Fällt dir was ein, ſo ſchreib es auf, Iſt heiß das Eiſen, hämmre drauf! Reinick. 0 Wenn der März ins Land zieht. Der März iſt ins Land gezogen und mit ihm ein neues Erwachen, hoffnungsfreudiges Erwarten, Auferſtehung. März! Frühlings⸗ oder Lenzmonat nannte ihn ſchon Karl ver Große. Nachwinter und Vorfrühling haben ihr Turnier ausgefochten, der Lenz iſt Sie⸗ ger geblieben und Frühling wird's nun überall. Mit Befriedigung bemerkt man jetzt ſchon ein ſtarkes Zunehmen des Tageslichtes. Der Tag wächſt bereits um über anderthalb Stunden. Von ſchwieligen Bauernhänden werden Pflug und Egge über die Felder geführt, die Erde atmet den warmen Duft des neuen Werdens und heimelig nimmt Mutter Erde das Saat⸗ korn auf in die tiefen Furchen. Mehr und mehr erwacht die Natur, das Gras treibt grüne Spitzen, in der Tierwelt regt es ſich und die Vögel, die durch die Niederung ſtreifen, kün⸗ den jubelnd den Frühling. Setzt in den erſten Märzentagen noch ſtärkerer Schneefall ein, ſo iſt der Bauer nicht davon entzückt, denn„Mär⸗ zenſchnee, tut den jungen Saaten weh“. Nach dem hundertjährigen Kalender ſoll der März rauh, kalt und windig, vom 8. März an ſehr kalt ſein. Die letzten 10 Tage ſollen bald warm, bald kalt und trüb ſich zeigen. in Berlin , Gehalts⸗ und Lohnzahlung vor Oſtern. Die Dienſt⸗ und fonſtigen Bezüge für die erſte Hälfte des Monats April 1934 würden nach den allgemeinen Beſtimmungen am Sams⸗ tag, den 31. März, auszuzahlen ſein. Da aber an dieſem Tage als dem Oſterſamstag die Banken geſchloſſen ſind, hat ſich der Reichs⸗ finanzminiſter damit einverſtanden erklärt, daß die Bezüge für die erſte Hälfte des Monats April bereits am Donnerstag, den 29. März, gezahlt würden. Der am Freitag, den 30. März, fällige Lohn der Arbeiter des Reiches darf gleichfalls bereits am Donnerstag, den 29. März, ausgezahlt werden. * Keine beſonderen Studenten⸗Arbeitsla⸗ ger. In der Preſſe war verſchiedentlich die An⸗ ſicht aufgetaucht, daß für die Studenten be⸗ ſondere Arbeitsdienſtlager eingerichtet wür⸗ den. Demgegenüber wird betont, daß die Stu⸗ denten nicht in eigenen Studentenarbeitslagern untergebracht, ſondern daß ſie auf die verſchie⸗ denen Arbeitslager verteilt werden. Eine Zu⸗ ſammenballung der Studenten in eigenen Ar⸗ beitslagern ſoll auf jeden Fall vermieden wer⸗ den. Im Gegenteil ſoll ja gerade erzielt werden, daß die jungen Leute ſich in die Volks⸗ gemeinſchaft einfühlen, für ſie Verſtändnis fin⸗ den und nicht Sondergruppen bilden. Die Neuordnung der Krankenverſiche⸗ rung. Die fünfte Verordnung des Reichs⸗ arbeitsminiſters zur Neuordnung der Kran⸗ kenverſicherung iſt erlaſſen mit Rückſicht auf die im Gange befindlichen Vorarbeiten für die Reform der Sozialverſicherung. Um dieſer Re⸗ form nicht vorzugreifen, ſchreibt die Verord⸗ nung vor, daß die Vereinigung von allgemei⸗ men Ortskrankenkaſſen mit beſonderen Orts⸗, Land⸗, Betriebs⸗ oder Innungskrankenkaſſen ſowie die Vereinigung von allgemeinen Orts⸗ krankenkaſſen oder Landkrankenkaſſen, die in verſchiedenen Verſicherungsamtsbezirken liegen, bis auf weiteres nur mit Genehmigung des Reichsarbeitsminiſters erfolgen darf. Auch für die Auflöſung und Schließung von Kranken⸗ laſſen iſt dieſe Genehmigung vorgeſchrieben. Setzt Tiere nicht aus! Mancher Tier⸗ beſitzer iſt gezwungen, ſich von ſeinem Tier zu trennen, ſei es, daß er die Steuer nicht mehr zahlen kann, oder daß in der neuen Wohnung keine Haustiere gehalten werden dürfen. Wer ſein Tier verkaufen oder ver⸗ ſchenken will, tue es aber nicht, ohne ſich vorher zu überzeugen, daß es wirklich in gute Hände kommt. Findet man für ſein Tier keine gute Stelle, ſo laſſe man es ſchmerzlos töten. Grauſam aber iſt, ein Tier an einem frem⸗ den Ort auszuſetzen und es ſeinem Schicha! u überlaſſen. Wer ein eigenes Haustier aus⸗ ſetzt, um ſich des Tieres zu entledigen, ver⸗ bi gegen das Reichstierſchutzgeſetz vom 24. ovember 1933 und wird mit Geldſtrafe bis zu 150 Mark oder mit Haft beſtraft. Einheitliches Reichsrecht auf den Stra⸗ ßen. Im Reichsverkehrsminiſterium wird zur⸗ zeit eine Reichsſtraßenverkehrsordnung vorbe⸗ reitet, die einheitliche Vorſchriften für den ge⸗ ſamten Verkehr auf der Straße, alſo nicht nur für den motoriſierten Verkehr, ſondern auch für Fahrräder, Fuhrwerke, Straßenbah⸗ nen, Fußgänger, marſchierende Abteilungen usw. e oll. Zugleich wird auch das bisherige Kraftfahrzeugrecht neu geſtaltet; die Vorſchriften über Bau, Zulaſſung und Füh⸗ rung von Kraftfahrzeugen ſind von Grund auf umgearbeitet und vereinfacht worden. Die Allerarbeit beginnt Wenn der Sehnee gewichen iſt, und die er⸗ ſten Regungen der nahenden milden Jahres⸗ zeit, alſo gleichſam die erſten Pulsſchläge des wiedererwachenden Lebens in der Natur, ſich bemerkbar machen, wächſt der Frühling ganz leiſe aus dem März hervor. Dann be⸗ ginnt die ſchwere Arbeit des Bauern, der den Silag durch das Ackerland führt und die Scholle vorbereitet zur Aufnahme der Saat. Das Pffügen iſt gewiſſermaßen eine heilige Handlung, Unter dem Zeichen des Pfluges, der das älteſte Wappen⸗ und Ehrenzeichen unſeres Volkes iſt, ſteht die bäuerliche, die wurzelechte deutſche Kultur. Uralte Gebräu⸗ che knüpfen ſich an den erſten Pfluggang. Sie ſind dort, wo die Maſchine noch nicht alle Arbeit macht, auch heute nicht ganz erloſchen. Im Weſtfäliſchen ſchnitt die Großmutter oder Mutter auf dem Pflug einen Laib Brot in zwei Stücke und gab davon eines dem Ackermann, das andere jedem der Zugtiere zu gleichen Teilen. Dadurch ſollte das Acker⸗ feld ſegenbringend werden. Ein anderes ge— artetes und recht anmutiges Opfer und zu⸗ gleich Zaubermittel für kommenden Ernteſe⸗ gen wird in Baden ausgeübt. Nach alter Sitte muß der Pflüger beim erſten Ackern eine Jungfrau küſſen. Wahrlich, die alten Deutſchen wußten ſchon, was Glück bringt und Freude macht. „Als Fruchtbarkeitszauber iſt das vielerorts übliche Begießen des zuerſt ausziehenden Pflügers, des Pfluges, und auch der Zug⸗ tiere mit Waſſer zu deuten. Der Brauch, der zudem eine gern genutzte Gelegenheit zu Spaß und Neckerei bringt, wird auch bei der Heimkehr vom erſten Pflügen häufig geübt. Namentlich ſind es die Dorfſchönen, die ſich beſonders den Pflüger zur Zielſcheibe für die Waſſergüſſe nehmen, zumal wenn er noch zu haben iſt. Der Waſſerguß als Symbol und Zauberformel für die Vegetation kommt auch beim erſten Säen zur Anwendung. Wenn der Säemann vom Felde heimkehrt, wird er an der Hoftür von den weiblichen Hausgenoſſen begoſſen, damit der nicht vertrocknet. Der rechte Bauer ſtreut ſelbſt den Samen aus oder geht wenigſtens mit dem Säemann über das Saatfeld. Der erſte Samen wird in Kreuzesform geſät. An die Heidenzeit und an die germaniſche Sonnenverehrung erinnert der Brauch, daß die erſten drei Würfe der Saat gegen die Morgenſonne über die rechte Schulter gewor— fen werden. Man muß das Saatkorn recht hoch werfen, je höher es fliegt, deſto länger wird das Stroh. Im übrigen darf der Säe— mann nicht reden; auch gilt es für unſchick⸗ lich, ihn zum Sprechen zu veranlaſſen. Im Oldenburgiſchen ſoll man bei der Ausſaat auch nicht lachen, ſonſt muß man bei der Ernte weinen. Auch das Rauchen ſoll ver⸗ mieden werden,„damit der Weizen nicht brandig wird“ Bei der Weizenſaat hatte in der Gegend von Bamberg der Bauer einen goldenen Ring am Finger. damit der Wei⸗ Die ganze Zeit der Ausſaat iſt eine„hilli— ge“ Zeit. Aller Uebermut und alle rauſchen⸗ den Luſtbarkeiten ſind verpönt. Im Weſt⸗ fäliſchen wird während der Saatzeit eine Woche lang jeden Vormittag um 11 Uhr drei Minuten lang mit der kleinen Glocke geläu— tet, um die Saat vor Ungewitter und Scha— den zu ſchützen. Beim Säen und Pflanzen zen ſchön gelb würde. 5 „Meinen Sie ernſtlich, die Staatsanwaltſchaft handelte Sie hat Beweiſe, und dieſe Frau ſcheint ſehr erheblich in die Schuldfrage verwickelt.“ Ihr Ausdruck wechſelte. Er glaubte ihr einfach nicht. Wie bequem machen ſich die Menſchen ihre Feſtſtellungen! Eigentlich glauben ſie nur, was ihnen genehm iſt, darum gehen ſie an der Wahrheit im Leben ſo oft vorbei. Die Erfahrung von Stunden verdichtete ſich in ihr zur Reiſe von Jahren. Sie wuchs über ſich ſelbſt hinaus durch auf vage Gerüchte? die Macht der Liebe. Gut, entſchloß ſie ſich, ihn bei der Annahme zu laſſen, daß ſie dieſe Dame nicht geweſen ſein könnte. Vielleicht war er ſo offener ihr gegenüber. Sie wollte die Einzel— heiten über Alex Reiſers Verhaftung erfahren. „Was iſt heute nachmittag geſchehen, Herr Bremer?“ Forſchend ſah er zu ihr hin, lächelte in ſich hinein. Es war, wie er annahm: Sie hatte ſich ihm gegenüber mit der Identifizierung der Geheimnisvollen ein wenig inter— eſſant machen wollen. Die ſchöne Geſte einer empfind— ſamen Frauenſeele! Es iſt ſo, Frauen kommen ſich immer heroiſch vor, wenn ſie ſich opfern. „Hm! Ja“, blinkerte er ein wenig mit den Augen,„dieſe Dame fand bei ihrem unmotivierten Beſuch einen Frem— den in Reiſers Zimmer. Nachher entdeckte der einen zurückgebliebenen Stock, der eine merkwürdige Kon— ſtruktion aufwies. Mit dieſem Stock ſoll ſie den Fremden geſchlagen haben.“ „Ja?“ Sie hob die Hand, als er abbrach, und ſah ihn geſpannt an. „Hm— ja. Dieſer Stock war ſinnvoll graphiſcher Apparat konſtruiert, ſogar mit künſtlichem Licht Hafer wird ſorgſam auf die richtige Zeit geachtet. Der Mond ſpielt dabei eine be ondere Rolle, Alles, was ſeine Frucht unter der Erde trägt, muß bei abnehmendem, alles, was über der Erde trägt, bei zunehmendem Mond geſät und gepflanzt werden. Es iſt eine Heit der Sorge und Hoffnung, wenn die erſte Acker⸗ arbeit getan wird. Mit ihr verband ſich m germaniſchen Bauerntum allezeit ein religiö⸗ ſer Kult. Und heute noch hält das Landvoll an den ſinnigen Sitten in traditioneller Ge— bundenheit feſt. Dr. Boetticher. Wie alt werden die Tiere? Nach dem Bibelwort ſind es 80 Jahre, die der Menſch leben kann. Tatſächlich iſt die Zahl derjenigen Menſchen, die noch älter als 80 Jahre werden, im Verhältnis zur Geſamt⸗ bevölkerung gering. Wir können das Lebens alter des Menſchen erſt richtig einſchätzen, wenn wir das Alter anderer Lebeweſen daneben ſtellen. „Von den Säugetieren kommen dem Für die mittelalterliche Rechtspflege mit ihren öffentlichen Körperſchaften und dem warnenden Zurſchauſtellen von Uebeltätern war der Pranger von der gleichen Wichtig— keit wie der Galgen. Während urſprünglich nur die Herzöge im Beſitz der Gerichtsbar— keit geſtanden hatten, ging dieſes hohe ſpäter an die örtlichen Gerichtsherren über. Jede Stadt, die etwas auf ſich hielt, und je— der Standesherr bemühte ſich, recht ſchnell die Obergerichte ſeines Bezirkes in ſeine Hand zu bekommen. Das äußere Zeichen da— für, daß das Gericht„über Hals und Hand“ auf einen ortsanſäſſigen Standesherrn über— gegangen war, war ſtets die Errichtung einer Staupſäule und eines Galgens. Mag dem— nach die Zahl der Staupſäulen einmal ſehr groß geweſen ſein und ſich nach der Anzahl der einzelnen Gerichtsſprengel gerichtet ha— ben, ſo wurden die meiſten dieſer ehemaligen gerichtlichen Hoheitszeichen mit Beginn des Zeitalters der Aufklärung als menſchenun— würdig erklärt und faſt allgemein beſeitigt— In Deutſchland haben ſich nur ſehr wenig Schandpfähle aus alter Zeit erhalten. Die meiſten von ihnen finden ſich in der Pro— vinz Niederſchleſien. Während ſich im Ausland, beſonders in England, auch heute noch die alten Pran— ger aus Holz befinden, ſind die Schandſäulen in Deutſchland ausſchließlich aus Stein ge— hauen und ſtehen gewöhnlich in der Mitte Reiserbank schliegt die Schalter ROMAN VON P. WII Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) eines Marktplatzes oder in der Nähe des Gerichtskretſchams. Im allgemeinen ſind die Pranger ſchmuck— loſe, meiſt etwa zwei Meter hohe Steinſäu— len, die auf einem Sockel ruhen und außer der kugel⸗ oder mützenförmigen Bekrönung Ketten und Ringe aufweiſen, in die die De— linquenten eingeſchloſſen wurden. Die Spitze der ausnahmsweiſe kunſtvoll gezierten, etwa 20 Fuß hohen Staupfſäule, die ſich vor dem Breslauer Rathaus befindet und dem Jahre 1492 entſtammt, ſchmückt die ſteinerne „Weiter“, nickte ſie. „Bei der eingehenden würdigen Stockapparates 22 Einatmen fallen iſt.“ ſie nicht erwartet. D „Du?“ mich zu ihm zwang.“ Amerikaner zerreißend. als photo— aß äber Menſchen nur wenige gleich. Aelter wird der Elefant mit einem Höchſtalter von 110 Jah⸗ ren. Dann aber ſind die langlebigſten Säugetiere nur noch Pferd, Rind und Bär mit einem ungefähren Höchſtalter von 50 Jah⸗ ren. Der Löwe, der König der Tiere, wied nicht viel älter als der Biber, nämlich höchſtens 20 bis 25 Jahre. Das Höchſtalter der übri⸗ gen Säugetiere liegt meiſt zwiſchen 10 bis 20 Jahren. Viele wird es überraſchen, daß das Höchalter der Vögel das der Säuge⸗ tiere weit übertrifft. Adler und Hausgans kön- nen ein Alter von 60 bis 80 Jahren erreichen. Das Alter der Schildkröte iſt ſprich⸗ wörtlich; es reicht, wie das des Elefanten, noch weit über 100 Jahre hinaus. Hecht und Karpfen gehören im wahrſten Sinne des Wortes zu den bemooſten Häuptern; auch ſie können 100 Jahre und noch älter werden. Ganz erſtaunlich aber iſt das Alter, das die wirbelloſen Tiere niedrigſter Ordnung erreichen können. So hat man feſtgeſtellt, daß die Flußperlmuſchel über 50 Jahre leben kann. und ſelbſt ein unſcheinbarer Wurm, wie der PJigür des machrichters, der einen verſehen, ſo daß auch im Dunkeln Aufna men von feinſter Präziſion gemacht werden konnten.“ Unterſuchung ſtellte ſich heraus. In einem Gummiball, der ſcheinbar zur Belich— 33 tung diente, fand ſich ein geheimnisvolles Pulver, deſſen Vergiftungsmomente ſprechender Doſierung tödlich waren. Man nimmt an, daß mein Freund einer ſolchen Vergiftung zum Opfer ge-„Du?“ klang „Vater iſt vergiftet worden“, ſtöhnte ſie. „So iſt es! Und nun werden Sie verſtehen, daß die ins Auffindung dieſes Stockes im Zimmer des Amerikaners Veranlaſſung zur Verhaftung Alex Reiſers gab.“ „So iſt er verhaftet, endlich!“ klang Dorotheas Stimme Du verurteilſt mich ungehört. Jeder Verurteilte darf ſich voll triumphierender Genugtuung. Sie war bei den letzten verteidigen; willſt du mir dasſelbe Recht zubilligen?“ 25 Worten Bremers ins Zimmer getreten. Spr 8 cher az „Nein“, ſagte Hanny dumpf, beugte den Oberkörper ſeltſam ſchwer und ſteif gegen den Tiſch, als habe ſie nicht die Kraft, ſich aufrecht zu halten.„Ich ſelbſt habe dieſen Stock in Alex Reiſers Zimmer gefunden.“ Grenzenloſes Erſtaunen gab dem Wort eine bedeutſame Betonung.„Du biſt bei— ihm geweſen?“ „Ja, Mutter“, antwortete ſie feſt. unſer Haus verboten; es war etwas ſehr Wichtiges, das „Wichtiges? Biſt du denn ehr- und pflichtvergeſſen, vergißt die Grenzen einfachſter Schicklichteit, gehſt zu dieſem Mann, konſpirierſt gegen deine Mutter?“ „Mutter, höre mich doch an!“ „Beantworte, mir eine Frage: Viſt du im Hotel, im Zimmer dieſes Mannes geweſen?“ Regenwurm, kann bis zu 20 Jahre alt werden. Mittelalterliche Neihtspflege Pranger, Staupfäule und Schandpfahl 0 Staup⸗ beſen hochhält und in der Linken ein zwei⸗ händiges Schwe führt. Es ſtimmt ein wenig verwunderli daß im Mittelalter ſelbſt dieſer Ort der Erniedrigung von Künſt— lerhand ſchmuckvoll geſtaltet worden iſt. Den gleichen Zweck wie die Staupſäulen verſahen die an Kirchen oder Rathäuſern an— gebrachten Halseiſen, in denen der Verurteilte ange chloſſen und eine beſtimmte Zeit öffent⸗ lich ausgeſtellt wurde. In Ochſenfurt befin⸗ det ſich ein ſolcher Pranger am alten Rat⸗ haus in der Höhe des erſten Stockwerkes. Der Delinquent wurde hier von dem Henker ker durch eine kleine Tür auf die geländer— loſe Baluſtrade geführt und ins Eiſen ein— geſchloſſen, ſo daß er für jedermann weithin ſichtbar über dem Platz ſtehend ſeine Strafe abbüßen mußte. Beim Stäupen, das meiſt mit der Verwei— ſung des Sträflings aus dem Bereich des betreffenden Kirchenſprengels verbunden war wurde der Verurteilte mit dem Geſicht gegen die Säule geſtellt und ſeine nach oben ge— ſtreckten Arme angebunden, worauf der Henker mit dem Rutenbeſen auf den entblöß— ten Oberkörper des Deli Nach einer beſt nten Zahl von Hieben wurde der Geprügelte losgebunden und vom 1„ 5 8 ‚ 9157 65 I nicht giftig. Giftig iſt die vielgefürchtete Ta— Henker aus dem Ort geleitet. Das im 16. und 17. Ausſtellen am Schandpfahl und Einſpannen ins Halsei ir kleinere Vergehen in Gar— ten und Fe hatte keinen ſo ernſthaften Charakter einem roten Kopfſchild war das beſtrafte en in Schrift und Bild dargeſtellt. Zur d icheren Kennzeichnung gab man den Sä Schnapsflaſche, den Dieben ein Brecheiſen bei und hängte den Pferdedieben einen Tierſchwanz um. Das Einſchließen wurde in dieſen leichteren Fäl- len vom Gerichts er beſorgt. Bei ſchweren Straftaten übte der Henker jedoch noch im⸗ ö mer ſein 2 um den Schimpf zu! Amt Alis bk, Reer vergrößern, dem Verbrecher einen gelben Hut aufſetzte. Nicht ſelten wurden auch den Frauen zur Brandmarkung die Haare aoge⸗ ſchnitten und die Stelle der geſchorenen Haut bisweilen ſogar mit einer ätzenden Flüſſig⸗ keit beſtrichen, um das Nachwachſen der Haare zu verhindern. Beſonders empfindlich mag für die Betroffenen die gegen Adlige und angeſehene Bürger verhängte Strafe des Straßenkehrens und anderer niedriger Ner— richtungen geweſen ſein. N Während man ſich im 17. Jahrhundert in Deutſchland bereits von der Strafe des Prangerſtehens loskaufen konnte, war zur gleichen Zeit in der Schweiz noch die ſoge⸗ nannte„Tülle“ im Gebrauch, ein enger Kä⸗ fig, der bis zu ſchwindelnder Schnelligkeit um ſeine eigene Achſe gedreht wurde, bis der herumgeſchleuderte Eingeſperrte ohnmächtig zu Boden ſank. Bis zur Aufhebung der öffent⸗ lichen Strafen war es in allen europäiſchen Staaten üblich, die Flucht eines Verbrechers dadurch kenntlich zu machen, daß man den Uebeltäter„in contumaciam“ verurteilte. Mit großen Lettern ſchrieb der Henker den Na— men des Flüchtigen am Schandpfahl an und gab der Oeffentlichkeit durch dieſe„Anpran— gerung“ den Frevler preis. Verſchiedenes Ein urgeſchichtlicher Zeuge. Im Kretsort Klein-Karben in Oberheſſen wurde in eihter Sandgrube eine Perle gefunden, die nach Feſt⸗ ſtellungen geologiſcher Sachverſtändiger aus der jüngſten Braunkohlenzeit ſtammt, als noch der Arm eines Meeres die ſüdliche Wetterau überflutete. Es iſt bisher nur ein Fall in Deutſchland bekannt geworden, daß eine Perle aus einer ſo frühen Zeit in der Erde gefun— den wurde, und zwar 1836 in den Kreidegbta⸗ gerungen in Weſtfalen. Die Perle der Wet— terau iſt wundervoll erhalten und zeigt noch den einſtigen Perlmutterſchimmer. Sie iſt durch das Gehäuſe, in dem ſie entſtand, bis jetzt geſchützt worden. Die Perle iſt von weißer Farbe und hat einen Durchmeſſer volt etwa 3 mm. Der Finder, Adolf Zilcher-Offenbach, hat den Fund dem Senckenbergiſchen Muſeum in Frankfurt a. M. übergeben. Gifige Spinnen Die bei uns vorkommenden Spinnen geben uns nur eine ſchwache Vorſtellung von den wirklich unheimlichen Tieren, die man in den Tropen findet. Auf Ceylon z. B. gebt es rieſige, ſchiefergraue Spinnen, die einen ganz weichen Pelz haben. Auch die große Wolfs— pinne in Südamerika iſt kein beſonders ange— nehmer Geſelle. Sie fängt in ihren Netzen linquenten einſchlug. Jahrhundert übliche! „Ich verzichte ſchlug in jähe, hilfloſe Verzweiflung um; ſie barg Mäuſe, junge Vögel und ſogar Fiſche. Aber ſo ſchreckenerregend ſie ausfieht, iſt ſie doch rantel, von der ſchreckliche Geſchichten er— zählt werden. Sie ſoll den Menſchen anſprin⸗ gen und ihn beißen. Daraufhin wi der Menſch wahnſinnig und ſtirbt unter furchtbaren Qualen. Das iſt jedoch nur ein Märchen. In der Tat iſt die Wirkung eines Tarantelbiſ⸗ ſes nicht viel ſchlimmer als die eines Mücken— ſtiches und keinesfalls ſo unangenehm, als wenn eine Horniſſe ſticht. Die giftigſte aller Spinnen iſt jedoch eine ſehr kleine, ſchwarze, die in Südafrika vorkommt. Ihr Biß ruft eine Entzündung hervor, und der Gebiſſene verliert für einige Tage völlig den Appetit, ſo daß alſo alle Anzeichen einer Blutvergif⸗ tung gegeben ſind. auf weitere Einzelheiten.“ Ihr Hochneut Geſicht in den Händen.„Otto, warum haſt du mich allein dieſes noch ein merk⸗ gelaſſen? ergab, die bei ent— die er ehrerbietig en VV gewichen, eine re Sie hatte ſich für ſtärker gehalten. Nun fuhr ſie doch zurück; ihre flatternden Hande ſuchten Halt an der Seſſel— lehne, klammerten ſich krampfhaft daran ſeſt. Das hatte D nicht.“ „Du richteſt u „Du hatteſt Alex 0 Nun habe ich niemand mehr...“ zweites„Liebe anädige Frau“, beugte ſich Bremer zu ihr,„ver— geſſen Sie nicht, ich bin Ihr Freund.“ „Ja, Sie“, lächelte ſie matt und reichte ihm die Rechte, „Der- küßte,„ich vergaß Sie.“ „Und ich, Mutter?“ es müde. Alle Härte war aus dem To U ſignierte Wehmut lag darin.„Um Tate kann man trauern, aber um die, die das Leben uns rau gehört, Mutter.“ „Das ſagſt du, „Schämen, Mutter? Waſſer nachſpringt, um ihn zu retten, fragt ker auch nicht, ob es der Konvention entſpricht. Er handelt. Und was ich Alex Reiſer zu bringen hatte, war s⸗lebenswichtig. ohne dich zu ſchämen?“ Wenn einer einem Ertrinte den „Sprich“, nickte Dorothea, ohne die Tochter anzuſehen. Hanny erzählte. Von dem Fund, den der Fremde ihr gebracht, ihr, weil die Mutter leidend war und ungeſtökt ſein wollte. Dann ſprach ſie vom Inhalt der Papiere. „Haſt du die Papiere, Hanny?“ „Ja, ſie liegen in meinem Schreibtiſch.“ Bremers Augen hafteten mit einem undefinierbaten Ausdruck von gefährlicher, berechnender Spannung auf ihr. Er war blaß geworden, und Schrecken lag in ſeinen Augen, ein böſes Glimmen. zögerte. Die Bitte klang herz,. ihm...“ „Zeig mir dieſe Papiere!“ befahl Dorothea, als Haun „Das darf ich nicht, denn ſie gehören nicht mir, ſondern „Ah ſo!“ Ironie höhnte.„Wenn es dir paßt, verſteckſt du dich wieder hinter Diskretion. f Papiere durchſahſt?“ Röte ſtieg in Hannys Stirn. Und als du diefe — (Fortſetzung folgt.) Bc n Roman von eiesbet il e Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale). 17. Fortſetzung. Mit ſchwankenden Knien ging ſie hinaus. auf dem Sekretär ſeine kleine Geige liegen ſehen, die er als Kind gezimmert hatte und die ſeine Mutter wie ein Heitigtum aufbewahrte. Oh, ſie war ſo unglücklich. Teppich werfen mögen, um laut zu weinen. Da droben waren die beiden Frauen und ſahen zum Fenſter hinaus; ſie ſchwatzten mit den Fuhrleuten, die oben ihr Bier tranken, oder mit den Knechten, die im Weinberg arbeiteten. Die Ami kehrte den Hof gerade noch vor der Tür, alles andere ſah verkommen, ſchmutzig und herrenlos aus. Am liebſten ſaß ſie an einem Fenſter und ſtrickte, während Maria drinnen auf dem Bett lag und Romane las. „Was ſollte das arme Kind denn auch hier auf dem langweiligen Hofe anderes treiben?“ ſagte die Mutter. Jeden Abend ſchrie das Orcheſtrion mit ſeiner blechernen Stimme in den Abend hinaus. Die ſahen nicht nach der untergehenden Sonne und ſchüttelten kein Barometer, letzt, da jedermann ſich Sorgen machte über das verdorrte Land; ſelbſt die Knechte blickten beſorgt nach dem Himmel. Die Angſt um die Ernte erfaßte alle Menſchen. Nur die beiden da oben fragten nicht danach. a: In dieſem Sommer wechſelte Philippsborn ſeinen Bürgermeiſter. Mathieſſen, der die Stellung nur als einen Uebergang betrachtete und ſich ſchon lange um eine beſſere Stelle beworben hatte, war ſo eifrig weggelobt worden, daß er endlich die Stelle in Pommern erhielt. Das Dorf war durch den Bau der neuen Schulhäuſer, der Waſſer— leitung und durch die Wohlfahrtseinrichtungen tief in Schulden geraten. Man hatte wohl die Steuern erhöht, aber das half wenig. „Der hat uns ſchön hereingeritten“, ſagten die Bauern. Ein reicher Bauer wurde zum Bürgermeiſter gewählt, von dem man wußte, daß er ſparſam war. Wieviel auch die großartigen Verbeſſerungen wert waren, man mußte ſie auch bezahlen können. Frau Mathieſſen kam auf den Hof, um ſich von ihrer Freundin zu verabſchieden. Sie war glücklich über die Ausſicht, wieder nach dem Norden zu kommen. Aber ſie hatte keinen guten Tag gewählt. Es war heute der Ge— burtstag Entges. Sabine hatte des Morgens den Früh— ſtückstiſch mir Blumen und Geſchenken geſchmückt, aber Ulrich hatte kaum einen Blick dafür gehabt: „Stelle das weg. Es iſt jetzt keine Zeit, ſich Geſchenke zu machen...“ Frau Mathieſſen entwarf begeiſterte Schilderungen der neuen Heimat, der ſchönen Stadt, der ausſichtsreichen Stellung. „Liebſte Freundin, auch Sie ſind bewegt“, ſagte Frau Mathieſſen und nahm Sabines beide Hände.„Wir beide haben doch etwas fertig gebracht. Wie muß ſein Ge— wiſſen jetzt beruhigt ſein, daß Sie alles in das rechte Ge— leiſe gebracht haben. Es war doch eine Tat! Was für glück— liche Tage werden Sie erſt haben, wenn Sie dieſes kluge, aufgeweckte Mädchen einmal ganz in Ihr Haus nehmen können. Sie wird Ihnen die fehlenden Kinder—“ Sabine machte ihre Hand los. „Das Mädchen?!“ rief ſie mit flammenden Augen. „Nie nehme ich die in mein Haus. Ich wünſchte über- haupt“, fuhr ſie empört fort,„Sie hätten mich in Ruhe gelaſſen; Sie— Sie haben mich krank gemacht!“ Sabine legte den Kopf in die Kiſſen des Sofas und weinte laut auf. Als Frau Mathieſſen mit ihrem Gatten und den über die Veränderung frohen Kindern den Zug beſtieg, ſagte ſie zu ihrem Manne: „Ich bin um eine Erfahrung reicher geworden, Emil. Frau Eniges, die ich für etwas Beſonderes gehalten habe, hat mich bitter enttäuſcht. Es iſt eine Frau wie die meiſten Frauen. Weiter nichts. Und er— nun, er iſt ein Bauer. Das ſah ich am erſten Tage.“ Aber Emil, der mit dem Gepäck beſchäftigt war und ſeine Blicke über die Koffer ſchweifen ließ, die in den Zug geworfen wurden, antwortete nur: „Liebe Chriſtine! Ich habe dir immer geſagt, man ſoll (in die Anſichten einfacher Menſchen nicht ſtörend einzu— [greifen verſuchen.“ Niemand begleitete ſie zur Bahn. Nur ein paar Bauern, die mit demſelben Zug zur Stadt fuhren, rückten zornig ihre Mützen; keiner kam und drückte den Scheiden— den noch die Hand. Der Nachfolger Mathieſſens war nicht gan die Babn gekommen; er war im Heu. f„Gott ſei Dank!“ ſagte Frau Mathieſſen, als der Zug ſich in Bewegung ſetzte.„Aus dieſes Lebens Enge wären wir heraus. Es war die höchſte Zeit. Unſere Kinder nahmen ſchon Bauernmanieren an und ſprachen Dialekt, Denke nur, wenn ſie den Moſeldialekt behalten hätten.“ So fuhren Mathieſſens ihrer neuen Heimat entgegen. Die Philippsborner, undankbar, wie Menſchen ſind, waren froh, ihren fortſchrittlichen Bürgermeiſter los zu ſein. *** In der Wirtsſtube ſaß der Reiſende aus Nordhauſen in kariertem Anzug und kornblumenblauem Schlips, den eine Koralle ſchmückte. Er hatte ſein Frühſtück beendet. Vor ihm ſtand auf der rotgewürfelten Kaffeedecke kalter Kaffee, Käſe und Brot und ein von Fliegen umſurrtes Glas Bier. Maria ſaß in einem koketten grünſeidenen Jumper mit einer Häkelarbeit auf dem Fenſtertritt. Der Reiſende be⸗ trachtete gedankenvoll ihre prallen Beine und die kleinen Lackſchuhe. Es war trotz der frühen Vormittagsſtunde heiß im Zimmer. „Was gibt denn das?“ fragte er, auf die Handarbeit deutend. Nachdruck verboten, ſchon in Monſelfeld angefangen und kam nicht recht vor⸗ Sie hatte wärts damit. Sie hätte ſich auf den ſagte er; dabei griff er nach der Häkelei in ihren Händen. „Und für wen, wenn man fragen darf?“ 1 0 „Man darf aber nicht fragen“, ſagte ſie ſchnippiſch. Sie ſchlug ihn mit der Häkelnadel auf den Arm. „Laſſen Sie das gefälligſt!“ „Haben Sie noch immer nichts für mich übrig, Maria?“ „Ich heiße Fräulein Kunz. Bitte.“ „Nun ja, denn alſo: gnädiges Fräulein. Ich rede Sie ſogar mit Durchlaucht an, wenn es ſein muß. Aber los⸗ laſſen— nee... Alſo, Maria, wie ſteht's?“ Sie zog den Faden lang und begann wieder zu häkeln. „Laſſen Sie mich, ich verzähle mich ſonſt und dann wird die Weſte nicht richtig——“ „Damit ſtimmt es ſchon jetzt nicht!“ lachte er. „Au!, wie unverſchämt, einen ſo zu zwicken!“ Sie griff nach ihrem Arm.„Laſſen Sie ſich erſt Ihren Bart ſchneiden. Der wächſt Ihnen ſonſt durch den Tiſch; es geht Ihnen dann ſo wie dem Barbaroſſa.“ Sie ſah nach der Mutter hinüber, Schanktiſch Gläſer ſpülte.„Aber nicht zu nahe, Sie!“ „Alſo, ich wollte Ihnen das jetzt einmal mit der Nord— häuſer Wirtſchaft auseinanderſetzen. Mein Projekt iſt per⸗ fekt. Sehen Sie, ich bin dichteriſch veranlagt, ein begabter Menſch.“ Das Geld bekam er von einem Freund, die Kon⸗ zeſſion hatte er, die Lage war glänzend.„Nähe des Bahn⸗ hofs... feines Viertel. Halb wird Automatenreſtaurant eingerichtet, halb Weinreſtaurant. Fein, was?“ Er ſah ſie mit halbgeſchloſſenen Lidern an.„Und da hinein gehört nun eine patente Frau.“ Er legte ſich in den Stuhl zurück, faltete die Hände über der zerknitterten weißen Weſte und ſchaukelte mit dem Stuhl.„So eine, wie ſie da auf dem Fenſtertritt ſitzt.“ „Pah! Das ſoll wohl ein Kompliment ſein?“ „Ehrenwort. Ich mache keine leeren Verſprechungen; dafür muß man mich doch allmählich kennen. Was? Und wenn ich die Wirtſchaft einmal habe, dann——“ „Ja, wenn Sie ſie einmal haben!“ Maria dehnte ſich und ſtrich den hellen Seidenrock an den prallen Hüften glatt. „Nun, das iſt nur noch eine Frage der Zeit.“ „Iſt denn in Nordhauſen etwas los?“ „Oho! Der Verkehr! Die vielen Touriſten, die da täg— lich durchkommen; das geht ſo das ganze Jahr im Harz. Im Winter iſt es am tollſten, dann kommen die Schnee— ſchuhläufer und Rodler an und die vielen Sportvereine.“ Maria antwortete nicht. Sie zeichnete mit dem Häkel— knäuel Zahlen in den Staub auf der Fenſterbank und ſah dabei in den Weinberg, der ſich ihren Blicken darbot. Ein junger Knecht war damit beſchäftigt, das Laub zu ſpritzen. Sein Rücken, die Beine, der Kopf und die Hände waren über und über mit grünen Flecken bedeckt... Pfui!, wie häßlich. Immer dieſe Reblausgeſchichten und die Sorge, ob das Futter gut oder ſchlecht wurde... Gott, wie ſie das Leben hier ſatt hatte Sie wollte in die Stadt. Leben, Menſchen, Muſik! Hier ſah man die ganze Woche niemand als ein paar ſchmutzige Knechte und Fuhr⸗ leute, die Schnaps tranken. Ach ja, neulich waren ſogar ein paar Bonner Studenten hier geweſen; ſie kamen von einer Moſeltour. Schneidige, flotte Kerls. Und getanzt hatten ſie bis zum Morgen. Ja freilich. Er wußte ſchon, daß ſie es ihr angetan hatten; aber Studenten waren nur zum Amüſieren da, die heirateten nicht... Pah! Wer dachte denn auch gleich daran?„Aber an den Rhein möchte ich auch noch einmal. Die Mutter klebt hier feſt... Die hat ja ewig Angſt...“ „An den Rhein machen wir die Hochzeitsreiſe, Maria“, ſagte er und tätſchelte ihren Arm. „Nein, laſſen Sie mich!“ Sie riß plötzlich ihren Arm los. So dumm wie andere war ſie nicht. Dabei warf ſie der Mutter einen Blick zu, den dieſe falſch verſtand. Dieſe nahm die Gläſer und verſchwand damit aus dem Zimmer. Maria ſtampfte mit dem Fuß auf und ſah ihr zornig nach. Gerade jetzt hätte ſie hierbleiben ſollen. Aber die Mutter verſtand ja niemals, eine Situation auszunutzen. Sie hatte Stunden, in denen ſie die Mutter verachtete. Sich ſo ausnutzen zu laſſen und dann noch nicht einmal fertig— zubringen, daß einem ein einfacher Knecht heiratete. Der Joſef, der als ihr Vater im Kirchenbuch ſtand, war längſt mit einer Bäuerin auf dem Hochwald verheiratet. Sie machte der Mutter oft bittere Vorwürfe darüber; die Mutter weinte dann immer. Maria weinte niemals. Sie ſah das Leben anders an. Vom erſten Tage an, als ſie hier die Hutſchachteln auf den geſcheuerten Tiſch ſtellte, hatte ſie gedacht: Wenn ich nur erſt wieder hier heraus wäre. Und ſie wollte die erſte beſte Gelegenheit dazu benutzen. Gott ja, er hatte einen roten Bart. Männer mit einem Bart mochte ſie nicht; aber er konnte ſich den Bart ja ſchneiden laſſen. Sobald die Mutter fort war, ſprang der Reiſende auf. Das Feld war frei. Nun ging er von den Plänkeleien gleich zum Sturm über. Sie wich ihm aus und wehrte ſich. Sie wußte ganz genau: der Anfang war ſchnell gemacht, nachher gab es keine Hemmniſſe mehr. Er wohnte im Hauſe. Die Mutter war kein Schutz, im Gegenteil.. Nein, nein. Sie blitzte ihn böſe an und rieb ſich den Arm, der voll und rund durch den Aermel der Bluſe ſchimmerte. Blaue Flecke hatte ihr der grobe Menſch ge— macht. Er nahm ihre Hand und ſtreichelte ſie. „O weh!“ Es tat ihm leid. Dafür gab es doch auch Mittelchen.„Sehen Sie mal her, Maria“, ſagte er mit ſeiner immer heiſeren Stimme.„Da habe ich etwas.“ Er die hinter dem hören hat meine erſte Frau getragen. Ich habe ihn aufgehoben Wenn Sie ihn wollen...“ In Marias Geſicht kämpften Begehrlichkeit und Schlauheit. Der Ring war ſicher hundert Mark wert. „Machen Sie ſie auf alle Fälle ein bißchen weiter“, Wenn er mir den ſchenkt, dachte ſie, dann will er etwas 5 i b dafür. Und wenn ich den Ring annehme, ſage ich damit ja. Er iſt Witwer. Das iſt mir gleich. Keine Kinder um ſo beſſer. Aber wenn ſie ja ſagte, wollte ſie auch klipp und klar wiſſen, was er wollte. So ſagte ſie endlich, indem, ſie ihm einen Blick aus halbgeſchloffenen Augen zuwarf: „Haben Sie denn ſchon die Wirtſchaft?“ „Wenn ich will: morgen.“ Er ſtand mit geſpreizten Beinen vor ihr, die Hände in den Taſchen. 1 4 „Nun, dann kaufen Sie ſie doch.“ „Na endlich! Haſt du jetzt Luſt, mitzukommen?“ Er zog ſie zu ſich empor. Sie tat, als widerſtrebte ſie und wollte ſich losreißen, aber er zwang ſie mit kräftigen Händen auf ſeine Knie. N f g ab 195* 1 16 01 Mit dem Nachmittagszug fuhr der Reiſende ab. Als der kleine Zug an dem Hofe vorbeiglitt, ſchloß Entges gerade oben im Saal die Fenſterläden. Er ſah einen Mann in kariertem Anzug am Abteilfenſter ſtehen und herauf—⸗ winken. ö Oben auf der Terraſſe flatterte ein weißes Tuch. Wem winkt denn die wieder da oben?, dachte er. Seine Stimmung war wie die Gluthitze des Tages, die der glas— blaue, ſtrahlende Himmel nur noch verſchlimmerte. Es durchfuhr ihn der Gedanke, einmal nach drüben zu gehen und Umſchau zu halten. Daß er nichts Erfreuliches fin⸗ den würde, davon war er überzeugt. Faſt war es ihm recht ſo; es war auch der richtige Tag, ein Tag, an dem man des Morgens mit Kopfſchmerzen die Augen öffnete. Als er aus dem Hauſe trat, prallte ihm die Glut entgegen wie aus einem geheizten Backofen. Der Hof lag mit Heuſpuren beſtreut in der Sonne. Vor dem zweiten Hauſe hielt gerade ein Leiterwagen. Das Heu wurde in den oberen Raum gebracht. Ein Knecht warf es hinauf und ſtopfte mit der Heugabel nach. In der Fenſter⸗ luke ſah man den braunen dürren Arm einer Magd, die das Heu hereinholte. Entges Blick ſtreifte über den Hof mit dem umher— geſtreuten Heu, den trockenen Nußbaumblättern und dem läſſig zuſammengekehrten Schmutz, der vor den Haustüren lag. Im Gemüſegarten war kein Unkraut ausgerupft und kein Waſſer gegoſſen. Das Gemüſe war verdorrt. Auf den Wegen wucherten kniehoch die Brenneſſeln. Er ging zum erſten Male geradeaus über den Hof auf das mittlere Haus zu und rief zum Fenſter hinein: „Ami!“ Sie kam zögernd an das Küchenfenſter, ſich dabei die Hände an der Schürze abtrocknend. Sie wuſch und ent⸗ ſchuldigte ſich mit vielen Worten; ſie ſah ihn ſcheu an. „Was iſt das mit dem Garten? Der ſieht ja ſchweine— mäßig aus!“ „Ach Gott, der hat immer ſo ausgeſehen“, antwortete ſie und wandte ſich wieder dem Waſchfaß zu.„Was hier nur immer für ein Spektakel gemacht wird um ſo ein biß⸗ chen Land. Das Gemüſe, das dort wächſt, iſt längſt ver⸗ dorrt. Da können wir doch nichts dafür.“ Entges trat dicht an das Fenſter; die Hände zitterten ihm.„Wenn ihr den Garten nicht beſſer bewirtſchaftet, wird er auch nichts anderes tragen als Unkraut. Aber hier wird nicht mehr gegoſſen, nicht mehr gegraben, nichts mehr geſät.“ „Man tut ſchon, was man kann!“ erwiderte ſie vom Waſchfaß her, ohne ſich umzudrehen,„aber der Menſch kann ſich doch nit ſo abſchinden.“ Ihr Atem flog, ſie rieb die Wäſcheſtücke heftig gegen das Brett, daß der Seifen⸗ ſchaum ſpritzte. Sie war noch nicht angezogen und trug einen kurzen braunen Wollrock, der, hinten hochgeſchürzt, ihre blauen Strümpfe und die abgetretenen Pantoffeln ſehen ließ.„Das iſt ja gerad', als wenn man im Zuchthauſe unter dem Aufſeher ſtünde. Ich waſche und ſcheure von morgens bis abends, und verdienen tut man auch nix hier auf dem traurigen Hofe, wo kein Menſch hinkommt. Die ganze Woch' iſt die Wirtsſtube leer!“, rief ſie weinend. „Wenn ihr den Hof verdrecken laßt, braucht ihr euch nicht zu wundern“, ſagte er. In dieſem Augenblick tauchte Marias grüner Jumper in der Haustür auf. Sie aß eine Birne und hatte dem Wortwechſel neugierig gelauſcht. Als ſie Entges ſah, verſteckte ſie die Birne. „Da“, er ſchob mit dem Stiefel den Beſen zur Seite.“ „Heb' den Beſen auf und mache Ordnung hier!“ „Ich danke ſchön; ich bin kein Knecht!“ erwiderte ſie und ſchlug die Tür zu. Mit großen Schritten kam er ihr nach. Ihm kochte das Blut. Er fühlte in ſich eine tieriſche Wut aufſteigen, alles niederzuſchlagen und zu zerſtören. Maria war in die Wirtsſtube geflüchtet, hinter den Schanktiſch. Es war das erſte Mal, daß ſie ihm wieder gegenüberſtand. Seit dem Sturz der alten Frau Entges hatte ſie ihn nicht wieder geſehen. Sie hatte ſich immer vor ſeinem Blick gefürchtet; jetzt aber ſahen ſie ſeine Augen ſchrecklich an. Sie lief um den Schanktiſch und rief die Mutter zu Hilfe, hell auf⸗ ſchreiend ſtieg ſie über den Tiſch. Er aber packte ſie am Arm und zog ſie herunter. ö „Willſt du mir gehorchen, wenn ich dir befehle?!“ „Jeſus, Maria Joſef!“ kreiſchte die Mutter in der Tür.“ Mit gellender Stimme begann ſie um Hilfe zu rufen. „Laßt das Kind los, mein Kind, ſchämt Euch wat!“ ö Er ſtieß Maria hin und her, ſeine Augen quollen förm⸗ lich aus den Höhlen. Er hörte nichts mehr, ſtieß ihr den Kopf mit den Locken auf den mit Staub bedeckten Fiſch der Wirtsſtube, daß die Kämme umherflogen, und nohm ihre Hände mit dem klirrenden ſilbernen Armband und ſchlug ſie auf den von Fliegen befleckten Tiſch, we anch die . N „ne ſeid'ne Weſte“, ſagte Maria. Sie hatte die Arbeit machte von ſeiner Uhrkette einen goldenen Ring los:„Den halbleeren Gläſer ſtanden. Fortſetzuge ſolgt⸗ Deutscher Du musst wissen, dass der Reſchsluftschutzbund eine haterländische Bewegung ist, dessen Mitglied zu sein, Dir eine Ehrenpflieht sein muss dae ee Aus Baden Verſtaatlichung der OEG. Mannheim, 8. März. Wie die Oberrhei⸗ niſche Eiſenbahn⸗Geſellſchaft mitteilt, iſt eine Meldung, wonach die Bahnlinien der OCG. mit ſofortiger Wirkung verſtaatlicht werden, nicht richtig. Wohl hat die Stadt Mannheim bei der Hauptverwaltung der Deutſchen Reichsbahn beantragt, die Oc. möge in die Reichsbahn eingegliedert werden. Die Hauptverwaltung der Deutſchen Reichsbahn hat die zuſtändigen Stellen mit Erhebungen hierüber beauftragt. Zu welchem Ergebnis die ſchwebenden Verhandlungen aber führen werden, ſteht noch dahin. Urteile des Badiſchen Sondergerichts. Mannheim, 8. März. Der ſchwerſte Fall, der bis jetzt am Sondergericht erfolgten Ab⸗ ürteilungen war die Verhängung einer Zucht⸗ hausſtrafe von 2 Jahren 6 Monaten über den 28jährigen Hilfsarbeiter Friedrich Werner aus Schaffhauſen, einem ſchweizer Staatsan⸗ gehörigen, der Ende Oktober vorigen Jahres durch den gleichaltrigen Schloſſer Wilhelm Wenger und den 28jährigen Arbeiter Anton Volz, beide von Biberach, drei Koffer und ein Paket lommuniſtiſcher Literatur, Zeitungen, Bücher und Broſchüren mit Greuelberichten und den Lügen über den Reichstagsbrand nachts bei Füzen(bei Waldshut) über die Grenze bringen ließ. Im Januar und April vorigen Jahres hat Werner außerdem zwei Schreibmaſchinen-Wachsmatrizen mit kommuni⸗— ſtiſchem Propaganda-Inhalt nach Tiengen ver⸗ bracht. Wenger und Volz erhielten je drei Jahre Gefängnis. 8 * Mannheim, 8. März.(Rü ckgang der Erwerbsloſigkeit.) Im Januar wur⸗ den 1800 Volksgenoſſen wieder in Arbeit un— tergebracht; im Februar fanden 2200 Erwerbs⸗ loſe wieder Beſchäftigung. Seit dem 31. 1. 1933 bis heute wurden 13316 Erwerbsloſe in Mannheim wieder in den Arbeitsprozeß eingeſchaltet. Heidelberg, 8. März.(Tödlicher Ver⸗ kehrsunfall.) Abends wurde der in den 0er Jahren ſtehende Joſef Reeger aus Mann— heim auf der Landſtraße zwiſchen Doſſenheim und Schriesheim von einem nach Schries⸗ heim fahrenden Zug der Oc. erfaßt und ſofort getötet. Heidelberg, 8. März.(Auf Sicherungs⸗ berwahrung erkannt.) Die gegen den jährigen Schroſſer Fr. Wilhelm Kern aus Anterſchwarzach vom Schöffengericht ausge⸗ ſprochene Sicherungsverwahrung wird ſeiner Abentzuerlaufbahn vorläufig ein Ende bereſten. Bereits 1922 zählte er zu den ſchweren rück⸗ fälligen Verbrechern. Die Strafverbüßung un⸗ terbrach ein Ausbruch aus der Strafanſtalt Kaſſel. Wenige Jahre ſpäter deſertierte er mach 18 Monaten Dienſtzeit aus der franzö⸗ ſiſchen Fremdenlegion und kehrte nach Deutſch— land zurück, wo er die Zahl ſeiner Straftaten auf 13 erhöhte. Weinheim, 8. März.(Starker Rück⸗ gang der Arbeitsloſigkeit.) Der Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit hatte im verfloſſenen Monat einen guten Erfolg auf⸗ zuweiſen. 3865 Arbeitsloſen am 81. Januar ds. Is. ſtanden 3552 am 28. Februar ds. Is. gegenüber. Das bedeutet eine Abnahme von mehr als 8 v. H. Gegenüber dem gleichen Tag des Vorjahres iſt die Zahl der Arbeitsloſen im Arbeitsamtsbezirk Weinheim um mehr als 4600 oder rund ein Drittel zurückgegangen. Die Zahl der Unterſtützungsempfänger ſank im Monat Februar von 3171 auf 2538 oder um 20 Prozent. Buchen, 8. März.(motorradunfall) Auf der Fahrt von Hardheim nach Höpfin⸗ gen erlitt Gemeinderat Joſef Hollerbach von Dornberg einen Motorradunfall. Beim Aus⸗ weichen in der anſteigenden Kurve unterhalb der Joſefskapelle geriet er in voller Fahrt auf die Straßenböſchung, wobei er vom Rad geſchleudert wurde. Er' trug ſchwere Verlet⸗ zungen davon. Karlscuhe, 8. März.(Für unzuläfſig erklärt.) Auf Grund des Geſetzes zum Schutze der nationalen Symbole vom 19. Mai 1933 wurden folgende Gegenſtände für unzu⸗ läſſig erklärt und dürfen daher im Handel nicht erſcheinen: durch den badiſchen Landes⸗ kommiſſär in Mannheim mit Entſcheidung vom 9. Januar 1934 bezw. 2. Dezember 1933: Zellhorngruppe in SS⸗Uniform, hergeſtellt durch die Rheiniſche Gummi- und Zelluloid⸗ fabrik in Mannheim⸗Neckarau, Stocknägel mit der Aufſchrift„Deutſchlands nationale Erhe⸗ bung“ und der ſchwarz⸗weiß⸗roten und der Halenkreuzfahne, Herſteller unbekannt, be⸗ chlagnahmt bei der Firma Einheitspreisge⸗ ſchäft Methlow in Heidelberg; durch den ba⸗ diſchen Landeskommiſſär Freiburg mit Ent⸗ ſcheidung vom 29. September 1933:„Führer⸗ ſpiel“ unter Verwendung des Halenkreuzes als Spielfeld, Herſteller Ernſt Blum, Real⸗ lehrer in Lörrach. — Karlsruhe, 8. März.(Die Ein gliede⸗ rung der evangeliſchen Jugend.) Im großen Feſthalleſaal wurde die Einglie⸗ derung der evangeliſchen Jugend Karlsruhe in die HJ vollzogen. Dabei waren u. a. zugegen die Oberlirchenräte Dr. Bender, Dr. Dörr und Voges. Landesjugendpfarrer Schil⸗ ling unterſtrich die Bedeutung dieſes Ereigniſ— ſes, worauf Gebietsführer Kemper dem Lan— desbiſchof für ſein verſtändnisvolles Entgegen⸗ kommen dankte und die evangeliſche Jugend im kameradſchaftlichen Geiſte willkommen hieß. Kehl, 8. März.(Rechtskräftiges Ur- teil.) Der im Offenburger Steriliſationspro⸗ zeß verurteilte Bezirksarzt und Medizinalrat Dr. Merk hat die gegen das Arteil beim Reichsgericht eingelegte Reviſion nunmehr zu⸗ rückgenommenen. e Offenburg, 8. März.(Ein Arzt zu Zu chthaus verurteilt.) In mehrtäg; ger Sitzung verhandelte das Offenburger Schwurgericht gegen den praktiſchen Arzt Dr. Rauchales und gegen ſechs mitangeklagte Frauen. Der Arzt war der gewerbsmäßigen Abtreibung, die Frauen lediglich der Ab⸗— treibung angeklagt. Während vier der Frauen zu je drei Monaten und die beiden anderen Angeklagten zu je ſechs Wochen Gefängnis verurteilt wurden, ſprach das Gericht gegen Dr. Rauchales eine Zuchthausſtrafe von drei Jahren aus, womit zugleich der Verluſt der Approbation verbunden iſt. Gaggenau, 8. März.(Es geht vor⸗ wärts.) Bei den Daimler-Benz⸗Werlen in Gaggenau konnten neuerdings zahlreiche Ar— beitskräfte eingeſtellt werden, da der Auf— tragseingang bei dem Werk ſich weiter gehoben hat. Die Arbeitsloſigkeit in dem Induſtrie orte des vorderen Murgtals nimmt daher ſichtlich weiter ab. Auch die übrige Murgtal— induſtrie iſt nach den letzten Berichten gut beſchäftigt und einzelne holz⸗ und papierver arbeitende Werke haben Aufträge zu erledigen, die ſie auf mehrere Monate in Anſpruch nehmen. Kürzel!(Amt Lahr), 8. März.(Unter— ſchlagung.) Wegen Anterſchlagung im Amte und Arkundenfälſchung, verübt in den letzten Monaten, wurde hier ein verheirateter Ratſchreiber feſtgenommen und ins Amtsge— fängnis eingeliefert. f Gundelfingen(Amt Freiburg), 8. März. (Verunglückt.) Bei einer Uebung der hie— ſigen Löſchmannſchaften ereignete ſich ein be— dauerlicher Anfall. Beim Beſteigen des Sprit⸗ zenwagens wurde dem Schmiedemeiſter Karl Winkler durch die in Bewegung befindlichen Druckhebel ein Bein gebrochen. Er wurde nach der chirurgiſchen Klinik Freiburg verbracht. Lörrach, 8. März.(Falſchgeld.) In Lör⸗ rach ſind in letzter Zeit mehrfach falſche Zwei⸗ markſtücke und falſche Fünfzigpfennigſtücke in den Verkehr gebracht worden. Die Polizei fordert die Einwohnerſchaft auf, die Dinge genau im Auge zu behalten, damit endlich gegen die Verbreiter von Falſchgeld eingeſchrit— ten werden könne. Geislingen b. Waldshut, 8. März.(Sch hä— gerei zwiſchen Meiſter und Knecht) Zu einer ſchweren Schlägerei kam es zwiſchen einem hieſigen Wirt und ſeinem Knecht. Der Meiſter lauerte dem Knecht hinter der Stall— türe auf und griff ihn dann von hinten mit der Miſtgabel an. Der Knecht erwies ſich je— doch als der Stärkere und bearbeitete ſeinen Meiſter derart, daß dieſer einen Schädelbruch 110 ſonſtige ſchwere Kopfverletzungen davon— rug. Schopfheim, 8. März.(270 000 Holz— löffel verkauft.) Die Sonderaktion des Winterhilfswerks in Baden für die Holz⸗ ſchnitzer des Schwarzwaldes hat im ganzen Lande große Aufmerkſamkeit gefunden. Die über die Handelskammer Schopfheim geliefer— ten 270 000 Holzlöffel wurden faſt reſtlos ab— geſetzt. 300 Schnitzerfamilien aus dem hin— teren Wieſental, aus Präg, Todtmoos und vor allem aus Bernau konnte eine wertvolle Hilfe gebracht werden. Für jeden Holzlöf— fel wurden ſechs Pfennige bezahlt. Das größte Kreuz der Welt. Das größte Kreuz der Welt wurde auf dem Mount Da⸗ vidſon bei San Franzisco als Erſatz für das auf myſteriöſe Weiſe durch Feuer zerſtörte Holzkreuz errichtet. Es iſt etwa 100 Meter hoch und von maſſiver Konſtruktion. Der Aufſtellungsplatz des Kreuzes bildet ſeit Jahren den Schauplatz der Pilgerzüge am Vorabend des Oſtertages. Nachts wird das Kreuz elektriſch beleuchtet und dadurch im Umkreis von 50 Meilen ſichtbar ſein. Iſt Trier iter als Nom? Inkereſſanke vorgeſchichtliche Funde im Alt- bachkal. Trier, 8. März. Am„Roten Hauſe“ in Trier befindet ſich eine Inſchrift aus dem Jahre 1684, die beſagt, daß die Stadt 1300 Jahre älter als Rom ſei. Die Altertumsfor⸗ ſcher haben die Inſchrift vis letzt belächelt. Aber neue Grabungen, die im Altbachtale neuerdings vorgenommen wurden, haben die Richtigkeit der Inſchrift beſtätigt. Trier darf nach den Grabungsergebniſſen auf das hohe Alter von wenigſtens 4500 Jahren zu— rückblicken. Unter den freigelegten Kultur— ſchichten aus der Hallſtattzeit(1000 v. Chr.) fand man noch Werkzeuge, die in die Stein— zeit(2500 v. Chr.) hineinreichen. Obgleich die Grabungen noch lange nicht abgeſchloſſen ſind, kann man die ſeitherigen Ergebniſſe als die bedeutſamſten Bodenſor⸗ ſchungen nördlich der Alpen anſehen. Es konnken bisher mehr als 90 Kapellen und Tempel, ein Theater, Wohnungen mit Waſ⸗ ſerleitungen freigelegt werden. Dieſe neue enkdeckte„Götterſtadt“ über— trifft bei weitem den Tempelbereich von Delphi und die Akropolis. Nicht weniger als ſieben Kulturſchichten legte man hier frei, deren älteſte aus der Steinzeit ſtammk. Die Menge der Junde von Gökterbildniſſen und Standbildern und ſonſtigen Gegenſtänden iſt faſt unerſchöpflich. FDS rr „Jeder muß die Hausplalkette bis zum 10. März erwerben!“ S tee Meldeſtelle für Verſorgungsanwärter Eine Zentralſtelle fü: alle Behörden. Darmſtadt, 8. März. Das Perſonalamt des Heſſiſchen Staatsminiſteriums gibt bekannt: Im Rahmen der Verwaltungsvereinfachung hat das heſſiſche Staatsminiſterium eine Ver⸗ ordnung vom 23. 3. 34 nebſt Ausführungsbe— ſtimmungen erlaſſen(Reg. Bl. Nr. 7 vom 7. 3. 34), wonach mit Wirkung vom 1. April 1934 beim Perſonalamt des Heſſiſchen Staats⸗ miniſteriums eine Landesmeldeſtelle für Ver— ſorgungsanwärter(LMSt.) eingerichtet wird. Damit iſt die Vielheit der ſeitherigen etwa 40 Vormerkungsſtellen mit rund 10 000 Vor— merkungen beſeitigt. Die Landesmeldeſtelle iſt dem Perſonalamt des Heſſiſchen Staatsmimi⸗ —— gen der Zivilverſorgung(Anſtellungsgruno⸗ ſätze) in Heſſen von einer Stelle aus bearbei— ten zu können. Außerdem iſt eine gleichmäßig! Behandlung aller Fragen der Zivilverſorgung gewährleiſtet. Die Landesmeldeſtelle für Ver ſorgungsanwärter befindet ſich im Landtags- gebäude. Die Anſchrift lautet: Heſſiſche Lan— desmeldeſtelle für Verſorgungsanwärter, Darmſtadt, Rheinſtraße 10. Die Zuſtändigkeit erſtreckt ſich auf die den Verſorgungsanwärtern vorbehaltenen Beam— ten⸗ und Angeſtelltenſtellen des Landes, oer heſſiſchen Gemeinden, Krankenkaſſen, Genoſſen— ſchaften der Unfallverſicherung und ſonſtigen Anſtalten und Körperſchaften des öffentlichen Rechts. Verſorgungsanwärter, die bereits vor dem 1. April 1934 vorgemerkt ſind, haben auf Grund der Verordnung zurzeit nichts zu veran— laſſen. Geſuche von Verſorgungsanwärtern ſind ab 1. April 1934 mit den vorgeſchriebenen Unter— lagen ausſchließlich an die LMSt. zu richten. Es genügt nunmehr ein Bewerbungsgeſuch in vierfacher Ausfertigung. Dieſe werden be nötigt, um bei Beſetzung von Beamten- und Angeſtelltenſtellen gleich mehreren Anſtellungs behörden Bewerbungsgeſuche zuſtellen zu kön— nen. Die Verſorgungsanwärter können ſich vor— merken laſſen: a) unbeſchränkt für alle Stellen einer Laufbahn, wenn ſie bereit ſind, ohne Rückſicht auf Verweadung, Art und Anſtel⸗ lungsbehörde jede ihnen angetragene Stelle der Laufbahn(zum Beiſpiel als Kanzleiaſſi— ſtent) anzunehmen, b) im Staatsdienſt für Stellen beſtimmter Verwaltungszweige(Fi nanzverwaltung, Innere Verwaltung, Juſtiz— verwaltung uſw.), wenn ſie ſich nur dafür bewerben wollen, c) im Dienſte der Gemein- den, Krankenkaſſen, Genoſſenſchaften der Un— fallverſicherung und ſonſtigen Körperſchaften und Anſtalten des öffentlichen Rechts für be⸗ ſtimmte Stellen, wenn ſie nur bei beſtimmten Anſtellungskörperſchaften angeſtellt werden wollen. Steuerabbau für Kinos Die Luſtbarkeitsſteuer ſoll verſchwinden. * Frankfurt a. M., 8. März. In der Ge⸗ neralverſammlung des Landesverbandes der Lichtſpieltheaterbeſitzer von Heſſen und Heſſen⸗ Naſſau gab der Führer des Reichsverbandes, Fritz Bertram⸗Berlin, Aufklärung über alle grundlegenden Fragen des Lichtſpielgewerbes. Nunmehr ſei auch die Entſcheidung in dem ſeit Monaten um die Luſtbarleſtsſteuer geführ⸗ ten Kampf gefalten. Nach einer Erklärung des Reichsminiſters Dr. Göbbels ſtehe die völlige Abſchaffung diefer Steuer in den nächſten Wo⸗ chen bevor. Die Beſeitigung dieſer Sonderbelaſtung ſei eines der ſchönſten Geſchenke, die der neue Staat bereits im zweiten Jahre ſeines Be⸗ ſtehens mache. Der Redner dankte den ſtaat⸗ lichen Organen für ihr Verſtändnis und Be⸗ freiung der deutſchen Filmtheater von dieſer Droſſelungs- und Knebelungsſteuer. Eine Sen⸗ kung der Eintrittspreiſe ſei mit dem Fortfall der Vergnügungsſteuer nicht verbunden, die Entlaſtung ſolle allein den Theaterbeſitzern zugute kommen. Ein weiterer erfreulicher Um⸗ ſtand für das Lichtſpielgewerbe ſei, daß alle Prozeſſe um Tantiemegebühren eingeſtellt wür⸗ den. Für die abgelaufene Zeit ſind Zahlun⸗ gen nicht zu leiſten. Ab 1. April dieſes Jah⸗ res werden von den einzelnen Theatern nach der Anzahl der Sitzplätze geſtaffelte Gebühren erhoben. 5 — ſteriums angegliedert, um dadurch alle Fra- Aus Heſſen und Naſſau Warnung an Verlehrsſünder. 8 Frankfurt a. M., 8. März. Der Frank⸗ furter Polizeipräſident erläßt folgende War⸗ nung: In den letzten Tagen erlebten wir in Frankfurt a. M. wiederum einige Verkehrs- unfälle, die allein durch das verkehrswiorige Verhalten der Beteiligten herbeigeführt wur⸗ den. In einigen Wochen werden wir durch Erziehungsmaßnahmen verſuchen, die Bevöl— kerung zur Unterſtützung der polizeilichen Vor⸗ kehrungen heranzuziehen. Ich möchte aber heute ſchon erklären, daß ich nicht gewillt bin, in Zukunft weiterhin undiſziplinierte Men⸗ ſchen auf den Straßen austoben und das Le⸗ ben ihrer Mitmenſchen dadurch in Gefahr bringen zu laſſen. Feuerwehr in die Ortspolizeiverwaltung ein⸗ gegliedert. Fraakfurt a. M., 8. März. Die Preſſe⸗ und Werbeſtelle der Stadt Frankfurt a. M. teilt mit:„Auf Grund eines Miniſtertalee⸗ laſſes iſt die Berufsfeuerwehr in die kommu— nale Ortspolizei⸗Verwaltung eingegliedert. Dement prechend hat der Herr Oberbürgermei— ſter das ſtädtiſche Feuerlöͤſchweſen dem Bau— dezernenten, Stadtrat Niemeyer, als Arbeits- gebiet zugewieſen. Die Geſchäfte der Feuer⸗ wehr werden im gleichen Sinne wie bisher verwaltet, unter Beibehaltung des bisherigen Leiters.“ f Reitinger hat Gnadengeſuch eingereicht. Freut a. M., 8. März. Nachdem das Reichsgericht die Reviſion des zum Tode ver— urteilten Kochlehrlings Reitinger verworfen hat, hat dieſer ein Gnadengeſuch eingereicht. Zentralſtelle für Grundſtückswirtſchaft. Frankfurt a. M., 8. März. Am 3. März wurde beim Rhein⸗-Mainiſchen Induſtrie- und Handelstag eine Zentralſtelle für Grundſtücks⸗ wirtſchaft errichtet. In ſeiner Begrüßungs⸗ anſprache führte der Präſident des Rhein-Mai⸗ niſchen Induſtrie- und Handelstages, Dr. Lüer, aus, heute ſei es möglich, die Frage des ſtädtiſchen Grundbeſitzes, alſo die Frage des Heimes der vielen Millionen Volksgenoſ⸗ ſen, die in den Städten leben, von dem Boden einer umfaſſenden volkswirtſchaftlichen Geſamt⸗ anſchauung aus in Angriff zu nehmen. Die⸗ en Erwägungen verdanke die beim Rhein⸗ Mainiſchen Induſtrie- und Handelstag geſchaf— fene Zentralſtelle für Grundſtückswirtſchaft ihr Entſtehen; ſie werde nunmehr den Boden füt gemeinſame Arbeiten aller am ſtädtiſchen Grundbeſitz intereſſierten Kreiſe bilden. **. Vörſen und Mürlte Vom 6. Mätz. (Ohne Gewähr.) Berliner Deviſenkurſe 1 Pfd. Sterling 12,70; 1 Dollar 2,51; 100 holl. Gulden 168,88; 100 Lire 21,55; 100 franz. Francs 16,50; 100 Schweizer Fran⸗ ken 80,92; 100 öſterr. Schilling 47,20. Mannheimer Schlachtpiehmarlt. Auftrieb: 150 Ochſen, 109 Bullen, 366 Kühe, 269 Färſen, 816 Kälber, 50 Schafe, 1903 Schweine. Preiſe: Ochſen 29 bis 32, 23 bis 26, 25 bis 29; Bullen 28 bis 30, 25 bis 27, 23 bis 24; Kühe 25 bis 27, 21 bis 24, 17 bis 20, 12 bis 15; Färſen 30 bis 33, 26 bis 29, 23 bis 25; Kälber 43 bis 46, 38 bis 42, 35 bis 37, 30 bis 34; Schafe 29 bis 35; Schweine—, 49 bis 52, 48 bis 52, 46 bis 50, 42 bis 45.— Markt⸗ verlauf: gute Tiere lebhaft, ſonſt mittel, ge⸗ räumt; Kälber lebhaft, geräumt; Schweine mittel. geräumt. ScHWSEIZERPILILEN SE VERSTIOPFUNG Normalpeckg. M... 23 Kleinpackg. 63 Pl.